meilenstein: 50 jahre findhorn

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meilenstein: 50 jahre findhorn
Kurzmitteilungen
Meilenstein: 50 Jahre Findhorn
Vor 50 Jahren wurde die Findhorn-Community gegründet und vor
25 Jahren nahm mein Leben dort eine Wende – aber dazu hätte
ich gar nicht hinfahren müssen.
Doch alles schön der Reihe nach: Die Geschichte von Findhorn
beginnt 1962 mit der Entlassung von Peter und Eileen Caddy, die
das abgewirtschaftete Cluny Hill Hotel im schottischen Forres in
der Nähe von Inverness zu neuer Blüte führten und sich mit den
Eigentümern überwarfen. Peter (1917 bis 1994), ein Rosenkreuzer,
diente 15 Jahre lang als Versorgungsoffizier im Rang eines Majors
in der englischen Luftwaffe. Eileen (1917 bis 2006), Tochter eines
englischen Bankers in Ägypten, war spiritistisch veranlagt. Zusammen mit ihrer Familie und der Hotelsekretärin Dorothy McLean
(*1920), zogen sie am 17. November 1962 in einen Caravanpark in
den Dünen des nahe gelegenen Fischerdörfchens Findhorn. Die
drei hatten herausragende, zum Teil ungewöhnliche Fähigkeiten:
Peter war ein ausgezeichneter Organisator mit starkem Vorwärtsdrang. Eileen hörte die Stimme «Gottes», was immer man als aufgeklärter Mensch darunter verstehen mag. Und Dorothy konnte
mit den Devas, den Pflanzengeistern sprechen. Diese Mischung,
bzw. die 20 Kilo schweren Kabisköpfe, die sie auf dem sandigen
Boden kultivierten, brachte sie schon nach kurzer Zeit in die nationalen Schlagzeilen und zog Menschen an. In den 70er Jahren
transformierte der Amerikaner David Spangler Findhorn in eines
der wichtigsten Begegnungszentren des New Age.
Dorthin zog ich 1987, um als Wirtschaftsjournalist über eine
Konferenz «From Organisation to Organism» zu berichten. Im Kopf
trug ich schon seit längerer Zeit die Idee eines Newsletters mit mir
herum, mit dem ich mich von den Mainstream-Medien unabhängig
machen und neue Werte in der Wirtschaft thematisieren konnte.
Wie in Findhorn üblich, musste ich am ersten Konferenztag aus
einem Korb eine Engelkarte ziehen, die mich durch die Woche begleiten würde. «Willingness» – Bereitschaft, war genau das, was mir
zur Umsetzung der Idee noch fehlte. Nach fünf Minuten hätte ich
heimfahren können. Zum Glück bin ich geblieben: Ich lernte wunderbare Leute kennen, wie Godric Bader, Kriegsdienstverweigerer
und Präsident der englischen Chemiefirma Scott Bader, die den
Angestellten übertragen wurde. Oder Anita Roddick, Gründerin
des Body Shop, die für ihre Mitarbeiterinnen soziales Engagement
bis zu ihrem Tod zur Pflicht machte. Und nicht zuletzt Margrit und
In diesem Caravan und mit riesigen Kohlköpfen begann vor 50 Jahren die Erfolgsgeschichte
von Findhorn. (oben)
Das verlotterte Golfhotel «Cluny Hill» (unten links) brachten Peter und Eileen Caddy zu neuer
Blüte, bevor sie entlassen wurden. Jahre später kaufte die Findhorn-Gemeinschaft das Haus und
nutzt es für ihre Zwecke. Der grösste Teil der Gemeinschaft lebt in einem Ökodorf in den Dünen,
u.a. in kleinen Häusern aus alten Whisky-Fässern (unten)
Fotos: Findhorn Foundation
Declan Kennedy, die mir das grundlegende Wesen von Geld und
Zins eröffneten.
Findhorn habe ich seither noch zweimal besucht und dabei
die grossen Veränderungen in ein Ökodorf beobachten können.
Heute hat der Ort an globaler Strahlkraft verloren. Aber viele
Gemeinschaften auf der ganzen Welt lernten von den Pionieren
aus Schottland und ihrem grossartigen Experiment – das mit einer
Entlassung begann.
Christoph Pfluger
Die Schweiz, wie sie sein müsste – und ist
Sie ist schöner und jünger als der Zeitpunkt und hat mehr Anzeigen – Gründe
genug, als Verleger neidisch zu werden
auf «Transhelvetica – das Schweizer
Magazin für Reisekultur». Aber ich bin
es nicht. Ich freue mich vielmehr, dass
es dem Herausgeber Jon Bollmann, von
Haus aus Jurist, gelungen ist, ein an-
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regendes Magazin über die vielfältigen
Entdeckungen vor unserer Haustüre zu
lancieren. Transhelvetica ist nicht kritisch,
aber es zeigt den kritischen Zeitgenossen
all die wunderbaren Orte, die ihr Leben
rund und voll machen – Naturschauspiele,
der Globalisierungswüste abgetrotzte Oasen und die vielen Inseln, in denen das
bessere Leben nicht nur geträumt, sondern gelebt wird. Eine Aboempfehlung
ohne Einschränkung!
CP
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jeweils Mitte der geraden Monate, kostet Fr. 10.– und Fr. 50.– im Abo.
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