Die Konzeption des Konfirmanden Ferienseminars

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Die Konzeption des Konfirmanden Ferienseminars
Die Konzeption
des Konfirmanden-Ferien-Seminars
(KFS)
Ein Papier des
Arbeitskreises Konfirmanden-Ferien-Seminar
in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Prolog "Wir machen Konfirmandenunterricht zusammen"
Einleitung
1. Religionspädagogische Grundüberlegungen
1.1 Konfirmandenunterricht verfolgt Ziele
1.2 Konfirmandenunterricht braucht ein besonderes Profil
1.2.1 Gemeinsames Leben
1.2.2 Lerngemeinschaft religiöser Subjekte
1.2.3 Integration von Konfirmandenunterricht und Jugendarbeit
1.2.4 Lernen im Glauben als ganzheitlicher Zusammenhang
2. Methodischer Grundansatz für die KFS-Arbeit
2.1 Methodische Nähe zur Themenzentrierten Interaktion
2.2 Phasen der Entwicklung des KFS
3 Arbeitsbereiche des Projekts und Seminars KFS
3.1 Rahmenbedingungen für das Seminar KFS
3.2 Seminar KFS in Gemeindegruppen aus KonfirmandInnen und
TeamerInnen
3.2.1 gabenorientiert
3.2.2 themenorientiert
3.2.3 orientiert an den Personen und ihren Lebensgeschichten
3.2.4 gemeinschaftsorientiert
3.2.5 erlebnisorientiert
3.2.6 prozessorientiert
3.3 KFS in der Teamarbeit mit Ehrenamtlichen einer Gemeinde
3.3.1 verantwortliche Leitung
3.3.2 Rolle der PfarrerInnen im Team
3.3.3 Vorbereitung des Seminars KFS
3.3.4 Durchführung des Seminars KFS
3.3.5 gemeinsamer Arbeitsprozess
3.4 KFS im Arbeitskreis KFS der Landeskirche
3.4.1 thematisch-theologische Arbeit
3.4.2 Zusammenarbeit bei TeamerInnenfortbildungen und Pastoralkollegs
3.4.3 Kooperation im organisatorischen Bereich
3.4.4 Offene Struktur
3.4.5 Geben und Nehmen
3.4.6 Feedback
4. Projekt KFS - eine Kultur des Konfirmandenunterrichtes in
unserer Landeskirche
4.1 KFS prägt Gemeinden und MitarbeiterInnen
4.2. Austausch, Vernetzung und Kooperation zwischen Gemeinden
4.3 Unser "Logo"- das KFS-Zeichen
4.4 KFS - Ein Impuls für die Kirche
Epilog: Zur Entstehung dieses Textes
Literaturnachweise
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#Literaturnachweise
#Materialien
104
Materialien zum Projekt KFS
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Prolog: Wir machen Konfirmandenunterricht zusammen
„... und hatten alle Dinge gemeinsam ... und brachen das Brot hin und her in den Häusern“
(Apostelgeschichte 2, 44+46)
Es ist ein paar Jahre her. In der Kirchengemeinde Denstorf denkt das Team über die
Losung für das KFS1 nach: „Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, will ich
mich von euch finden lassen, spricht der Herr.“ (Jeremia 29, 13+14). Es entsteht die
Idee, das Vorbild asiatischer Glückskekse, die in ihrem Inneren eine Botschaft enthalten,
für das KFS abzuwandeln. Es wäre doch schön, an jeden Tag im KFS zeichenhaft mit dem
Suchen nach Gott zu beginnen, indem biblische Worte aufgefunden werden. Die
TeamerInnen tragen zusammen, welche Bibelworte ihnen in ihrer Beschäftigung mit
dem Thema in den Sinn kommen und wichtig werden.
Für jeden Tag im KFS werden im Vorfeld biblische Worte in Salzteigbrötchen
eingebacken. Dieser „Losungskeks“ wird im KFS in Südtirol von KonfirmandInnen im
Rahmen eines morgendlichen Rituals im Umfeld des Hauses gesucht. Der aufgefundene
Tagestext aus der Bibel eröffnet den Tag als Kommentar zum Losungswort und
geistlicher Impuls für das gemeinsame Tun und Erleben.
Von den Erfahrungen damit und dem mit der Aktion verbundenen Aufwand berichtet die
Pfarrerin aus Denstorf im Arbeitskreis KFS anlässlich der Auswertungstagung aller am
Projekt KFS beteiligten Gemeinden. .
Im Dezember 2001 sitzen bei Keksen im Gemeindehaus St. Stephani in Goslar Mitglieder
des Arbeitskreises KFS als Team zusammen. Sie machen sich Gedanken zur Gestaltung
eines Fortbildungswochenendes für TeamerInnen zur KFS-Losung 2002: "Jesus Christus
spricht: Ich bin das Brot des Lebens." (Joh. 6, 51). Wichtig wird der Gedanke: „Der
Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das vom Munde
Gottes ausgeht." Brot und Wort müssten zusammenkommen. Es geht um die Frage, in
welcher Weise bei diesem Seminar mit dem Leitwort ‘Brot’ auch das Essen von Brot in
den Arbeitseinheiten eine Rolle spielen sollte oder könnte. Und wie es sinnfällig in einen
Zusammenhang mit dem treten kann, was uns 'Lebensbrot' ist.
Und dann ist auf einmal die Erinnerung an den Denstorfer Losungskeks wieder da. Als
‘Materialien’
kommen
dem
Team
Backoblaten
in
den
Sinn,
die
mit
Lebensmittelfarbstiften beschriftet werden könnten. Es wird beschlossen, in jedem Fall
ausreichend davon mit zum Fortbildungswochenende zu nehmen, ohne dass die Ideen
zum Umgang damit schon bis zu Ende gereift sind.
1
KFS = Konfirmanden-Ferien-Seminar. Der näheren Umschreibung dessen, was mit diesem
Ausdruck bezeichnet wird, dient diese Konzeption.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Nach
anderthalb
Tagen
intensiver
bibliodramatischer
Beschäftigung
mit
der
Speisungsgeschichte in Johannes 6 und mit johanneischen Jesusworten und beeindruckt
von literarischen Texten zu den Leitworten ‘Ich - Brot- Leben’, die von den
SeminarteilnehmerInnen verfasst und in einem Brotkorb gesammelt wurden, bringt das
Leitungsteam in einen gemeinsam vorbereiteten Gottesdienst die folgende Aktion ein:
Eingeleitet durch das zum Thema neu entdeckte Lied „Wir haben Hunger, Gott, nach
einem Bissen Glück“ schreiben die TeilnehmerInnen des Wochenendes zu meditativer
Musik für sich persönlich auf eine Backoblate, was für sie oder ihn Brot des Lebens ist:
Worte wie ‚Wärme’, ‚Gesang’, ‚Freunde’ und anderes werden notiert. Die auf einem
Teller zusammengetragenen Oblaten werden dann vom Team mit den Worten „Brot des
Lebens für dich“ ausgeteilt und von den TeilnehmerInnen des Gottesdienstes gegessen.
Jeder bekommt Anteil an persönlichen Beiträgen eines Anderen. Wir erleben diesen Teil
des Gottesdienstes als besondere Variante des Ausdrucks ‚Feed-back’.
Zurückgekehrt vom Fortbildungswochenende berichten die TeamerInnen in ihren
Gemeinden von ihren Erlebnissen. Im Arbeitskreis kommen die Rückmeldungen noch
einmal zur Sprache. In der Mehrheit bewerten die TeilnehmerInnen die Aktionsform als
starkes
Symbol
und
gute
praktische
Anregung
für
das
KFS
mit
ihrer
KonfirmandInnengruppe. Im KFS, in Südtirol werden nun ausgehend von diesem Impuls
allerlei Varianten im Umgang mit Backoblaten und Lebensmittelfarbe entwickelt und
durchgeführt.
An diesem Beispiel aus der jüngsten Zeit scheint uns der Gesamtzusammenhang KFS,
den wir hier konzeptionell beleuchten möchten, sinnfällig sichtbar zu werden. An einer
Idee, die in einem Team einer Gemeinde vor Jahren entstand, partizipieren viele über
den Austausch im Arbeitskreis KFS der Landeskirche , durch das Aufgreifen in einem
Ausschuss, Verwendung bei einer Fortbildung und durch Varianten, die nun in vielen
Gemeindegruppen mit KonfirmandInnen daraus entstehen. Viele geben etwas von sich
hinein in diesen Prozess und nehmen etwas daraus für sich mit. Ein Konfirmand aus
Immenrode erlebt im Jahre 2002 in Südtirol im KFS etwas mit Brot und Worten, weil
zuvor in Denstorf vor Jahren ein Teamer Mühe auf die Umsetzung eines Gedankens zu
einem
Wort
des
Propheten
Jeremia
verwandt
hat
und
dieser
Gedanke
weiterkommuniziert wurde.
In einem solchen Austauschprozess in der Gemeinschaft, in dem in unserem Beispielfall
sogar das Lebensmittel Brot, biblische Worte und persönliche Statements Einzelner eine
prominente Rolle spielen, wird erkennbar, wie wir KFS und Konfirmandenunterricht
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
zusammen machen. Wir deuten diese Erfahrung als Segen, der zuweilen auf unserer
Arbeit liegt.
Auf die Frage, was denn KFS sei, wird ein Beteiligter in aller Regel sagen, eigentlich
lasse sich das nur miterleben. "Du musst einmal dabei sein!" Wer anderen eine
Vorstellung von dem geben möchte, was KFS bedeutet, wird vielleicht anstelle
teilnehmender Beobachtung Dias oder ein Video zeigen2 und dazu eine Reihe von
Geschichten oder Begebenheiten erzählen, die einen Eindruck vom KFS vermitteln
könnten. Dieser "Prolog" kann solches Miterleben nicht ersetzen und wird an den
Eindruck, den lebendige Erzählungen im Gespräch hinterlassen können, nicht
heranreichen.
Es war uns wichtig, zu Beginn einer Darstellung von KFS in Schriftform anzudeuten: KFS
ist vor allen Dingen eine in unseren Gemeinden, Gruppen, Teams und auf der Ebene des
Arbeitskreises
KFS
stattfindende
Praxis
der
Arbeit
miteinander.
Arbeit
mit
KonfirmandInnen im "Gespräch" mit biblischen Texten und Themen. KFS ist 'Kirche in
Bewegung'. Es wird in jedem Jahr neu von Menschen auf ihre je eigene Weise gestaltet
und erfahren. Seit den Anfängen 1968 ist es in einen Prozess des Wachsens, der
Veränderung und Auseinandersetzung einbezogen. KFS steht für eine geprägte Kultur des
Konfirmandenunterrichtes, die sich in unserer Landeskirche entwickelt hat.
Wenn das vorliegende Papier den Ausdruck 'Konzeption' verwendet, bezeichnet das also
keinen erst zukünftig zu realisierenden Entwurf und nicht eine normative Vorgabe. Wir
möchten den Ausdruck 'Konzeption' gerne vom lateinischen Wort concipere her
verstehen Es bedeutet "zusammenfassen" oder auch "begreifen", und wird gelegentlich
auch verwendet, um Vorgänge auszudrücken wie "Flüssigkeiten einsaugen", "Feuer
fangen" oder "Luft einziehen".3 Uns gefällt diese metaphorische Richtung des Wortes,
weil dabei das "konzipieren" damit zu tun hat, mit einer eigenständigen, elementaren,
in Bewegung befindlichen Wirklichkeit in Verbindung zu kommen.
Wir erleben KFS tatsächlich als etwas, das im Fluss ist, von dem ein Feuer ausgeht. Es ist
ohne Übertreibung ein Teil der Atmosphäre, die uns umgibt und eine Luft, die wir
atmen. Die hier schriftlich dargelegte Konzeption möchte helfen, etwas davon zu
begreifen und möchte das, was uns wichtig daran ist, zusammenfassen.
#Inhaltsverzeichnis
2
Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2005 präsentieren wir das KFS mit einer kurzen
Powerpoint-Präsentation, Bildern und anderen Materialien auf dem Markt der Möglichkeiten.
3 J. M. Stowasser, Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch, 2. Verbesserte Auflage, Wien 1969
213. Wir meinen, die Übersetzungsmöglichkeit ‘Übeltaten aushecken’ trifft unsere Sache nicht.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Einleitung
„Das Evangelium wurde von seinen Ursprüngen her durch personale Medien vermittelt.
Die durch Jesu Evangelium angeregte Neuorientierung kann wohl nur durch eine
glaubwürdige Face-to-face-Kommunikation vermittelt werden, wobei dieser Prozess –
wie schon ein Blick auf Jesu Wirken zeigt – eine partizipatorische, nicht eine
instrumentelle Kommunikation erfordert.“4
Wo ChristInnen zusammenkommen, geschieht auf unterschiedliche Art ‚Kommunikation
des
Evangeliums’.
Eine
besondere
Weise
dieses
Zusammenkommens
und
Kommunizierens ist der Konfirmandenunterricht. In der Evangelisch-lutherischen
Landeskirche in Braunschweig organisiert eine größere Anzahl von Gemeinden.5 einen
Teil des Konfirmandenunterrichtes in der Form des Konfirmanden-Ferien-Seminars (KFS).
Zur Selbstverständigung darüber, welche Grundüberlegungen dahinter stehen und wie
diese in der Praxis umgesetzt werden, und zur Darstellung des Modells KFS für
Interessierte
versucht
das
vorliegende
Papier
die
Konzeption
des
Konfirmandenunterrichtes als KFS zu umschreiben.
Im
Gespräch
mit
religionspädagogischen
Grundüberlegungen
zum
Konfirmandenunterricht zeigen wir die Herausforderungen und Anforderungen an
gelingenden Konfirmandenunterricht auf, denen sich das KFS stellen möchte. Das
besondere Profil des Konfirmandenunterrichtes als einer Form, wie ChristInnen
zusammen
kommen,
kennzeichnen
wir
dabei
im
1.
Teil
dieser
Konzeption
Religionspädagogische Grundüberlegungen zum Konfirmandenunterricht mit den
Stichworten
gemeinsames Leben,
Lerngemeinschaft religiöser Subjekte
Lernen im Glauben als ganzheitlicher Zusammenhang.
Um dem besonderen Profil des Konfirmandenunterrichts gerecht zu werden, haben sich
für die Beteiligten am KFS in der Praxis Grundgedanken der Themenzentrierten
Interaktion (TZI) zum lebendigen Lernen in der Gruppe als sinnvoller Rahmen zur
Ausrichtung der methodischen Grundhaltung und Reflexion der eigenen Arbeit erwiesen.
4
C. Grethlein. Mediengesellschaft. Eine Herausforderung für Praktische Theologie, in:
Evangelische Theologie 63. Jg. 6 (2003) ,S. 425.
5
Eine Liste mit Anschriften der beteiligten Gemeinden findet sich im Anhang unter den
Materialien.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Wir befassen uns im 2. Teil dieser Konzeption Methodischer Grundansatz für die KFSArbeit mit den Einsichten zur Wechselbeziehung zwischen
einem Thema,
der Gruppe
und dem Einzelnen,
wie auch mit der Frage, welche Haltung geeignet ist, dieser Wechselbeziehung
Rechnung zu tragen.
Der 3. Teil dieser Konzeption Arbeitsbereiche des Seminars und Projekts KFS versucht
zu skizzieren und darzustellen, wie die Arbeit konkret aussieht und gestaltet wird.
KFS findet auf mehreren Ebenen, besser gesagt in mehreren Arbeitsbereichen statt. Sie
sind einander zugeordnet und zugleich einem intensiven Austauschprozess aufeinander
bezogen. Die drei Arbeitsbereiche, in denen KFS stattfindet sind:
Die gemeindliche KonfirmandInnengruppe
das das Seminar vorbereitende und leitende Team
und der Arbeitskreis KFS
Im Zusammensein mit den KonfirmandInnengruppen versuchen wir weitreichende
Partizipationsmöglichkeiten für alle Beteiligten zu schaffen. Im KFS sind ehrenamtliche
TeamerInnen maßgeblich und unverzichtbar in die Erarbeitung und Durchführung des
Konfirmandenunterrichtes eingebunden. Über die Teamarbeit in der Einzelgemeinde
hinaus kooperieren die für den Konfirmandenunterricht und das KFS Verantwortlichen
der Kirchengemeinden miteinander im Arbeitskreis Konfirmanden-Ferien-Seminar.
Die Vernetzung der Konfirmandenarbeit und ihrer Beteiligten (KonfirmandInnen,
TeamerInnen, PfarrerInnen) und der differenzierte Austauschprozess zwischen den
verschiedenen Arbeitsbereichen sind die wesentlichen und eigentümlichen Kennzeichen
des
Konfirmandenunterrichtsmodells
“KFS”
in
der
Evangelisch-lutherischen
Landeskirche in Braunschweig.6
Ein Teil des Konfirmandenunterrichtes wird in Form gemeinsamen Zusammenlebens über
drei Wochen als Seminar organisiert, in dem unterschiedliche Arbeitsformen und
Gelegenheiten für Lernprozesse verdichtet sind.
6
Das KFS ist im Zuge von Reformbemühungen zum Konfirmandenunterricht Ende der sechziger
Jahre in der Landeskirche entstanden und wird seit über 35 Jahren in vielen Gemeinden
durchgeführt. Unseres Wissens ist es in dieser Form einmalig in der Bundesrepublik. Begründet
wurde diese Arbeit von den Pfarrern Hans-Jörn Hasse, Martin Quandt (beide Landeskirche
Braunschweig) und Conrad Albrecht (Landeskirche Hannover). Schnell stießen weitere zu dieser
Arbeit hinzu.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Ursprünglich bezieht sich der Ausdruck "KFS" auf diese dreiwöchige Maßnahme
Konfirmanden-Ferien-Seminar. Mit der Vorbereitung und Durchführung des Seminars eng
verbunden ist aber seit 35 Jahren auch die Arbeitsweise in Teams, die Fortbildung der
MitarbeiterInnen,
die
Vernetzung
im
Arbeitskreis
KFS,
und
eine
Kultur
der
Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, die sich nicht auf diesen Zeitraum von drei
Wochen beschränkt. Wie wir zeigen möchten, gehört dies alles mit hinein in die
Konzeption, für die die Abkürzung KFS steht. Wenn wir das dreiwöchige Seminar in
Südtirol allein meinen, benutzen wir hier den Ausdruck ‚Seminar KFS’. Sprechen wir
vom Gesamtzusammenhang, kennzeichnen wir das durch den Ausdruck ‚Projekt KFS’.
Wir stellen unsere Arbeitsweise dar und versuchen Antwort zu geben auf die Fragen:
Welche Rahmenbedingungen bestimmen das Seminar KFS mit?
Welche Grundorientierungen sind uns dabei im Projekt und Seminar KFS beim
Zusammensein von KonfirmandInnen und TeamerInnen wichtig?
Wie arbeiten wir im Projekt und Seminar KFS?
Welche Bedeutung messen wir dabei wir der vorbereitenden und begleitenden
Teamarbeit bei?
In welcher Form ist diese Konfirmandenarbeit innerhalb der Landeskirche durch
den KFS-Arbeitskreis vernetzt?
Wir verstehen das Projekt KFS als Ausformung einer Kultur des Konfirmandenunterrichts
in unserer Landeskirche, die die beteiligten Personen und Gemeinden prägt und die
einen Impuls für die Kirche darstellt. Aspekte dieser Kultur sprechen wir im
abschließenden
4.
Teil
dieser
Konzeption
Projekt
KFS
-
eine
Kultur
des
Konfirmandenunterrichts in unserer Landeskirche an.
Im Epilog ist etwas zu Vorgeschichte und Entstehung dieser schriftlich niedergelegten
Konzeption gesagt.
In
einem
Materialteil
sind
unterschiedliche
Dokumente,
Fotos
und
Berichte
zusammengestellt, die weitere Einblicke zu Einzelheiten und verschiedenen Aspekten
des Projekts und Seminars KFS erhellen und illustrieren können. Ebenso eine kurze
Power-point-Präsentation, mit dem das Projekt Konfirmanden-Ferien-Seminar durch den
Arbeitskreis auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover 2005 auf dem
Markt der Möglichkeiten vorgestellt wurde.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Religionspädagogische Grundüberlegungen
zum Konfirmandenunterricht
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
1.
1.1
Religionspädagogische7 Grundüberlegungen zum Konfirmandenunterricht
Konfirmandenunterricht verfolgt Ziele:
Peter Hennig gibt in der neuesten überarbeiteten Auflage des Handbuches für die Arbeit
mit KonfirmandInnen
einen Überblick über die im 20. Jahrhundert entwickelten
Konzeptionen zum Konfirmandenunterricht8. Es zeigt sich dabei, dass jede Konzeption
Leitvorstellungen von den Zielen des Konfirmandenunterrichts, von der Rolle der
Unterrichtenden, der Jugendlichen und eventuell anderer beteiligter Personen im
Unterrichtsprozess und vom Lernen im Glauben hat. Die verschiedenen Ansätze haben
einander
nicht
einfach
abgelöst,
sondern
bestimmen
miteinander
heutige
Zielformulierungen für den Konfirmandenunterricht und entsprechende Überlegungen zu
seiner Gestaltung. Natürlich wirken auch die unterschiedlichen Erwartungen der am
Konfirmandenunterricht Beteiligten (KonfirmandInnen, Konfirmandeneltern, Gemeinde,
Kirchenvorstand, Landeskirche und unterrichtende PfarrerInnen) auf Konzeption und
Gestaltung ein.9
In den 'Rahmenrichtlinien für den Konfirmandenunterricht in der Evangelischlutherischen Landeskirche in Braunschweig' heißt es dazu:
“Konfirmandenunterricht geschieht auf der Grundlage des lutherischen Bekenntnisses
in der Verantwortung der Kirche, Zuspruch und Anspruch des Evangeliums
weiterzusagen. Die Konfirmanden sollen lernen, was es bedeutet, als Christen in
unserer Zeit zu leben."10
Im Anschluss daran werden in den Rahmenrichtlinien drei Akzentsetzungen besonders
aufgeführt:
“- Die Konfirmanden sollen zentrale Gehalte des christlichen Glaubens kennen- und verstehen
lernen.
7
Wir gebrauchen hier den Ausdruck ‚religionspädagogisch’ in einem nicht auf schulischen
Religionsunterricht verengten Sinne. Vgl. dazu M. Meyer-Blanck, Kleine Geschichte der
evangelischen Religionspädagogik. Dargestellt anhand ihrer Klassiker, Gütersloh 2003, besonders
die Einleitung S. 9-12.
8
vgl. P. Hennig Vom Katechismusunterricht zur offenen Konfirmandenarbeit: ein Überblick über
die Konzeptionen des 20. Jahrhunderts, in: Handbuch für die Arbeit mit Konfirmandinnen und
Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, Gütersloh 1998,
S. 407-428
9
vgl. V. Elsenbast/ K. Großmann, Zielfindung in der Konfirmandenarbeit im Spannungsfeld von
Erwartungen und gemeindlichem Selbstverständnis, in: Handbuch für die Arbeit mit
Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein KUPraxis, Gütersloh 1998, S.146- 164
10
vgl. Rechtssammlung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, im Auftrage
des Landeskirchenamtes hg. v. Oberlandeskirchenrätin Dr. Karla Sichelschmidt und
Landeskirchenamtsrätin Anja Schnelle, Neuwied, (RS 335), S. 1
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
- Die Konfirmanden sollen in der Gemeinde heimisch werden, indem sie Lebensformen des
christlichen Glaubens erfahren und mitvollziehen.
- Die Konfirmanden sollen befähigt werden, als Christen in der Welt zu leben, indem sie die
Bedeutung des christlichen Glaubens für den persönlich-individuellen und den politisch-sozialen
Bereich erkennen.”
In den Rahmenrichtlinien wird deutlich, welche religionspädagogischen Folgerungen aus
solcher Zielsetzung zu ziehen wären: Es wird darauf hingewiesen, dass Jugendliche sie
verstehende, annehmende Begleiter brauchen, dass sie eigene religiöse Kompetenz
einbringen und mit gestalten möchten, dass ein ganzheitlich orientierter Unterricht eine
große Variationsbreite an Arbeitsformen umfassen sollte, dass Freizeiten oder Seminare
anzustreben und für manche Lerninhalte besonders geeignet sind und dass die
Beteiligung weiterer Personen am Unterricht von Vorteil ist.11
Wir möchten diese Überlegungen zu einem für den Konfirmandenunterricht notwendigen
besonderen Profil in der folgenden Darstellung mit den Stichworten: ‘gemeinsames
Leben, Lerngemeinschaft und Subjektorientierung, Ganzheitlichkeit von Lernprozessen’
aufnehmen.
Wir sehen das KFS als ein Modell des Konfirmandenunterrichtes an, das sich diesen
Anforderungen stellt und sie in seinen Arbeitsformen umzusetzen bemüht ist. Dies
wollen wir im Folgenden in einem ersten Schritt im Gespräch mit religionspädagogischer
Literatur verdeutlichen.12
#Inhaltsverzeichnis
1. 2
Konfirmandenunterricht braucht ein besonderes Profil
1.2.1 Gemeinsames Leben
“Christliche Erziehung und Unterweisung ist in erster Linie eine Dimension des Lebens
in der Gemeinschaft (in Familie, Gruppe, Ortsgemeinde). Erst in zweiter Linie handelt
es sich um eine besondere Aufgabe, die durch spezialisierte Institutionen, Methoden,
Funktionen, gedrucktes Material usw. erfüllt wird. Diese Einsicht gilt es auch im Lernen
mit Konfirmanden zu berücksichtigen. Die Erfahrung der Gemeinschaft, gemeinsam ein
Stück Leben zu teilen, ist sowohl in dieser Altersstufe wie auch im Sinne des
Evangeliums Voraussetzung und Ziel eines fruchtbaren Lernprozesses.”13
11
vgl. dazu besonders ebd., S. 2-6
Dabei scheinen uns das 'Handbuch für die Konfirmandenarbeit, hg. v. Comenius-Institut in
Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, 2. Aufl. Gütersloh 1985' und die überarbeitete und
veränderten Entwicklungen Rechnung tragende Neuausgabe: 'Handbuch für die Arbeit mit
Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein KUPraxis, Gütersloh 1998' den Stand der Diskussion ausführlich und gut gebündelt zu erfassen.
Daher verweisen wir im Folgenden bei vielen Aspekten auf diese beiden Schriften.
13
Zitat und Schlußfolgerung bei H. B. Kaufmann, Lernen mit Konfirmanden in: Handbuch für die
Konfirmandenarbeit, hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, 2. Aufl.
Gütersloh 1985, S. 345. Vgl. ders., Konfirmandenarbeit in gemeindepädagogischer Verantwortung
in: Handbuch für die Konfirmandenarbeit, hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein
KU-Praxis, 2. Aufl. Gütersloh 1985, S. 407-424.
12
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Erziehung im Glauben vollzieht sich danach in einem wesentlichen Sinne zuerst im
Zusammenleben, als gelebter Glaube, an dessen Vollzügen Lernende teilnehmen und in
dessen Vollzüge sie einbezogen sind. Gewiss gilt dies für die in aller Regel in der
Konfirmandenzeit
obligatorische
regelmäßige
Teilnahme
am
Gottesdienst
der
Gemeinde, der eine Form des gemeinsamen Lebens im Glauben darstellt. In verstärktem
Maße gilt dies für alle Elemente im Konfirmandenunterricht, in denen KonfirmandInnen
an gemeindlichem Leben partizipieren (etwa durch Praktika in Arbeitsfeldern der
Gemeinde) und wo sie mit den Unterrichtenden und anderen gemeinsam Zeit verbringen
(ganztägige
Unterrichtsformen,
Wochenendfreizeiten,
längere
Freizeiten
oder
Seminare). Einzelne wöchentliche Konfirmandenunterrichtsstunden oder Doppelstunden
können diesem Aspekt des "gemeinsamen Lebens" in nur sehr eingeschränkter Weise
Raum geben.
Weil das Erleben von Gemeinschaft und Erproben gemeinsamen Lebens eine zentrale
Bedeutung
für
Lernen
im
Glauben
hat,
empfehlen
die
Richtlinien
für
den
Konfirmandenunterricht der meisten Landeskirchen schon seit Jahrzehnten die
Durchführung von Freizeiten.14
“Sehr wichtig ist aber die Chance, während einer Konfirmandenfreizeit Gemeinschaft
erfahren zu können und in christliche Lebensformen einzuüben, ein Ziel, das so von
keiner anderen Arbeitsform angestrebt werden kann.”15
In einem verstärkten Sinn gilt dies für Ferienseminare über längere Zeiträume, in denen
auch wesentliche Teile des Unterrichtes konzentriert werden.16
Grundlegende Handlungsvollzüge christlicher Glaubenspraxis wie: ‘feiern’, ‘miteinander
und füreinander beten’, ‘teilen’, ‘Anteil geben’, ’in Auseinandersetzungen eintreten’
brauchen Gemeinschaft und bewähren sich überhaupt erst in Formen der Gemeinschaft
auf längere Zeit.
14
vgl. die Übersicht von F. Schmitthenner und H. Siegel, Freizeit mit Konfirmanden, in:
Handbuch für die Konfirmandenarbeit, hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein
KU-Praxis, 2. Aufl. Gütersloh 1985, S. 80f. In den Rahmenrichtlinien unserer Landeskirche heißt
es: “Jeder Konfirmandenjahrgang sollte mindestens eine Freizeit erfahren.” Rechtssammlung
der Evangelisch-lutherischen
Landeskirche in Braunschweig, im Auftrage des
Landeskirchenamtes
hg. v. Oberlandeskirchenrätin Dr. Karla Sichelschmidt und
Landeskirchenamtsrätin Anja Schnelle, Neuwied, (RS 335), S. 6
15
F. Schmitthenner u. H. Siegel, Freizeit mit Konfirmanden, in: Handbuch für die
Konfirmandenarbeit, hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, 2. Aufl.
Gütersloh 1985, S. 82.
16
vgl. D. Gerts/ K. Hahn/ R. Starck, Organisationsformen der Konfirmandenarbeit, in: Handbuch
für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Prägende Impulse des Glaubens für das Zusammensein von Menschen wie: ‘Umgang mit
Stärken und Schwächen’, mit ‘Schuld und Vergebung’, ‘friedliche Lösung von Konflikten’
haben ebenfalls ihren Ort im gelebten Leben einer Gemeinschaft und bedürfen der
Erprobung und Einübung.
Wenn es im Konfirmandenunterricht also um das Kennenlernen und Erproben solcher
Elementarvollzüge des Glaubens gehen soll und wenn Themen, die damit im
Zusammenhang stehen, Gegenstand des Konfirmandenunterrichts sein sollen, ist der
genuine Ort zum Lernen immer auch der erprobende Vollzug in der Gemeinschaft. Man
kann nicht von Glaube und Kirche reden, ohne dass stattfindet, wovon gesprochen wird.
In jüngster Zeit wird dies in didaktischen Überlegungen mit dem Ausdruck ‚Begehungen’
gekennzeichnet und eingefordert, der das Erlernen christlicher Religion wesentlich in
Vorgängen der Partizipation an Handlungsvollzügen und der damit zu verbindenden
Möglichkeit zur reflektierenden Distanznahme verortet.17
Der Ausdruck “gemeinsames Leben” wird damit zu einem Synonym für eine Erfahrung
mit Gemeinde.
“Die Gemeinde wird in unserer Gesellschaft immer stärker der fast einzige Ort, wo
Erfahrungen mit dem Glauben der Christen greifbar werden. Hier kann man erwarten,
Menschen zu begegnen, die sich zum Glauben bekennen und die versuchen, ihn in eine
Beziehung zu ihrem Leben zu setzen. Deshalb spielt auch für den
Konfirmandenunterricht die Begegnung mit Menschen, die den Glauben repräsentieren
und sich dem Gespräch darüber stellen, eine große Rolle.”18
Die Chance des Zusammenlebens auf Zeit, das als ein genuiner Ort des Lernens im
Glauben verstanden werden kann, haben wir durch die Konzeption des KFS ergriffen und
versuchen, alle dabei gegebenen Möglichkeiten zu nutzen. Wir fahren miteinander
(PfarrerInnen, TeamerInnen, KonfirmandInnen und teilweise weitere Jugendliche) weg.
Dabei geht es uns um ein Stück exemplarisches Gemeindeleben; Gemeinde auf Zeit,
wenn man so will, Zudem ist die Begegnung von KonfirmandInnen mit ‘Menschen, die
dem Verein KU-Praxis, Gütersloh 1998, bes. S. 215f., wo das KFS zu Recht dem von der
Konfirmandenfreizeit zu unterscheidenden Begriff des Konfirmandenseminars zugeordnet wird.
17
Vgl. dazu etwa B. Dressler, Schule und Gemeinde – Religionsdidaktische Optionen, in: B.
Dressler/Th. Klie/ C. Mork (Hg.), Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung, Hannover
2001, S. 133-151. Im selben Sammelband formuliert I. Schoberth, Vom Zusammenhang gelehrter
und gelebter Religion im Konfirmandenunterricht, ebd., S. 25-42, Einsichten dazu, was solches
Lernen in Bewegung für Lehrende und Lernende und ein Bewusstsein für die Anfänglichkeit des
Glaubens bedeuten könnte.
18
V. Elsenbast/ K. Großmann, Zielfindung in der Konfirmandenarbeit im Spannungsfeld von
Erwartungen und gemeindlichem Selbstverständnis, in: Handbuch für die Arbeit mit
Seite 13 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
den Glauben repräsentieren und sich dem Gespräch darüber stellen’ durch die
Mitwirkung von ehrenamtlichen TeamerInnen im KFS fest verankert.
In neueren Veröffentlichungen wird die im Projekt KFS seit mehr als 35 Jahren geübte
Arbeit mit ehrenamtlichen Teams heute als erreichter „Stand der gültigen und
wesentlichen Praxisentwicklung in der Konfirmandenarbeit“19 bezeichnet.
„Konfi-Teams sind ‚state of the art’. Dabei geht es längst nicht mehr um die punktuelle
Assistenz im Beiprogramm der Freizeit, sondern um die kontinuierliche Präsenz in der
Gruppe in einer eigenständig unterrichtenden Rolle.”20
#Inhaltsverzeichnis
1.2.2 Lerngemeinschaft religiöser Subjekte
“In den letzten Jahren hat sich die Bereitschaft durchgesetzt, den Fragen und Impulsen
der Jugendlichen mehr Raum zu geben.”21
Diese
Formulierung
fasst
eine
deutliche
Tendenz
in
der
Theorie
des
Konfirmandenunterrichtes zusammen, die aus hermeneutischen Gründen eine stärkere
Einbeziehung der Interessen und Lebenssituationen Jugendlicher in das Geschehen des
Konfirmandenunterrichtes fordert. F. Schweitzer und A. Fincke bezeichnen mit den
Stichworten
'Lebensbezug
und
Subjektorientierung'
eine
religionspädagogische
Grundhaltung, die Jugendliche als Individuen und selbständige Partner ernst nimmt. Sie
bezeichnen diese Grundhaltung als "Bedingung der Möglichkeit, heutige Jugendliche
überhaupt zu erreichen"22.
Neben
Reflexionen
zu
Inhalten,
Methoden
und
Organisationsformen
des
Konfirmandenunterrichts wird damit „die Aktivität der Lernenden als das konstitutive
Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein KUPraxis, Gütersloh 1998, S. 146-164.
19
R. Starck u.a., Grundkurs KU, Gütersloh 2004, in ihren konzeptionellen Vorbemerkungen, S. 5.
20
R. Starck im Heft Never walk alone… mit Ehrenamtlicher in der Konfirmandenarbeit, KU Praxis
47 Gütersloh, S. 4. „Never walk alone“ ist ein Titel, der diese Erkenntnis schön erfasst. Das
Projekt Konfirmandenferienseminar hat Notwendigkeit und Chancen gemeinsamen
Unterwegsseins sowohl im realen Sinn (drei Wochen Fahrt, Bergtouren) als auch im übertragenen
Sine eines gemeinsamen Prozesses früh ergriffen und die Unabdingbarkeit der Begleitung durch
ehrenamtliche TeamerInnen erkannt.
21
So ein Fazit von P. Hennig in seinem Beitrag Vom Katechismusunterricht zur offenen
Konfirmandenarbeit: ein Überblick über die Konzeptionen des 20. Jahrhunderts, in: Handbuch
für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit
dem Verein KU-Praxis, Gütersloh 1998, S. 428.
22
F. Schweitzer/ A. Fincke, Wie religiös sind die Konfirmandinnen und Konfirmanden? in:
Handbuch für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in
Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, Gütersloh 1998, S. 75.
Seite 14 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Element jedes Lernprozesses“23 neu in den Mittelpunkt didaktischer Überlegungen
gerückt. Es geht darum, Interessen und Fähigkeiten Jugendlicher in den Formen des
Lernens Raum zu geben, Kompetenzen Jugendlicher als BibelleserInnen vorauszusetzen
und vielfältige Gelegenheiten und Anlässe zur Gewinnung eigener Glaubenseinsichten zu
ermöglichen. Das Ziel, Jugendlichen Wege zum eigenen Glauben erschließen zu wollen,
wird ihnen religiöse Autonomie zugestehen und Räume eines religiösen Pluralismus
zulassen.24 Wenn „der individuelle Glaube das Kennzeichen evangelischen Glaubens
ist“25 werden eigenständige Antworten der Jugendlichen in Auseinandersetzung mit dem
Evangelium auch als eine Art Bekenntnis ernst zu nehmen sein. Pointiert formuliert M.
Meyer-Blanck in Überlegungen dazu, wie solche Freiheit zur eigenen Auskunft gedeutet
werden kann:
„Die Stimulation von Häresie ist der gegenwärtig einzig mögliche Weg, um die
Identifikation mit der Institution zu ermöglichen – und dieser Weg ist vom
protestantischen Kirchenverständnis her gerade keine Notlösung, sondern liegt in
dessen Freiheitsverständnis begründet.“26
Im Lerngeschehen soll also individuelle Beteiligung ermöglicht, Freiheit zur persönlichen
Aneignung
von
Sprachfähigkeit
Glaubensinhalten
Jugendlicher
und
gefördert
religiöser
Praxis
eröffnet,
die
eigene
werden, um in Konfrontation mit der
Gemeinschaft der Kirche, biblischen Texten und Positionen anderer, einer ‚Didaktik der
Selbstklärung’27 folgend individuell-persönliche Prozesse der Entdeckung des eigenen
Glaubens zu fördern, auch wenn in diesem Alter vielfach noch eine konventionelle
23
So die Herausgeber in der Aufsatzsammlung ‚Konfirmandenunterricht. Didaktik und
Inszenierung hg. v. B. Dressler / Th. Klie / C. Mork, Hannover 2001, S. 17, in ihrer Einleitung zu
den Beiträgen. Beiträge mehrerer AutorInnen, die gut ein Drittel des Sammelbandes ausmachen,
widmen sich unter der Kapitelüberschrift ‚Perspektiven’ unter anderem solchen Fragen.
24
Vgl. dazu F. Schweitzer, Den eigenen Glauben entdecken – Konfirmandenzeit als
Biografiebegleitung, in: C. Mork (Hg), Konfirmandenzeit als Biografiebegleitung. Arbeitshilfen KU
Nr. 22, Rehburg-Loccum 2001, S. 6-12. M. Kumlehn, Vom Lesetext zum Lebenstext. Bibeldidaktik
im Konfirmandenunterricht, In: ‚Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung hg. v. B.
Dressler / Th. Klie / C. Mork, Hannover 2001, S. 59-72 spricht etwa von ‚Lesepluralismus’ und
der notwendigen Beachtung, die den Lesarten Jugendlicher zu schenken sei. Konkrete
Anregungen im Umgang mit der Bibel liefern R. Hübner / E. Langbein, Biblische Geschichten in
der Konfirmandenarbeit. Leibhaft glauben lernen. Modelle mit Ansätzen des Bibliodrama und des
Bibeltheaters, Hamburg 1997.
25
M. Meyer-Blanck, Häresie – Identität – Institution: Jugend und Bekenntnis, in: Kaum zu
glauben. Anregungen und Bausteine zum Glaubensbekenntnis, KU-Praxis Nr. 38, S. 103.
26
Ebd., S. 103.
27
F. Schweitzer, Den eigenen Glauben entdecken – Konfirmandenzeit als Biografiebegleitung, in:
C. Mork (Hg), Konfirmandenzeit als Biografiebegleitung. Arbeitshilfen KU Nr. 22, RehburgLoccum 2001, S. 11.vgl. auch F. Schweitzer, Die Lebenswelt und religiöse Entwicklung der Kinder
und
Jugendlichen
im
Konfirmandenunterricht
in
didaktischer
Perspektive,
in:
‚Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung hg. v. B. Dressler / Th. Klie / C. Mork,
Hannover 2001, S 73-87.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Gruppenorientierung vorherrschen mag. Sie sollen in der Subjektwerdung unterstützt
werden, indem sie immer schon als Subjekte anerkannt werden.
„In gewisser Weise begegnen wir hier der für alle Pädagogik grundlegenden Paradoxie,
dass Selbständigkeit von Kindern und Jugendlichen anerkannt werden muß, obwohl sie
noch gar nicht vorhanden ist, und dass sie – darin liegt die Paradoxie – nur unter dieser
Voraussetzung ausgebildet werden kann.“28
Dabei wird Erkenntnissen Rechnung zu tragen sein, dass Jugendliche eine eigene, ihrer
Lebensphase entsprechende Form von Religiosität in den Unterrichtsprozess mitbringen
und einbringen können. Wenn dies im Grundsatz ernst genommen wird, geht es nicht
einlinig darum, dass einige Lehrende andere Lernende 'erreichen', sondern darum, dass
miteinander der Glaube in seinen unterschiedlichen Äußerungsformen gelebt und
miteinander und voneinander gelernt werden kann.
Auch theologische Gründe lassen sich dafür ins Feld führen, eine partnerschaftliche
Kommunikationsform im Unterricht anzustreben und das Zusammensein von Lehrenden
und Lernenden als Lerngemeinschaft zu begreifen. Pointiert formuliert von H. B.
Kaufmann mit den Sätzen:
“Der Unterrichtende bleibt - auch da wo er die Schrift auslegt, erzieht oder lehrt - vor
Gott ein Empfangender.”
“Gegenüber dem, was Konfirmanden und Unterrichtenden vor Gott gemeinsam ist, sind
die Unterschiede relativ.”30
Didaktische und theologische Gründe sprechen dafür, daraus die Konsequenzen für das
Rollenverständnis auch der ‚Lehrenden’ und den gemeinsamen Weg im Lerngeschehen
zu ziehen, weil Lehrende und Lernende immer auch neu Anfangende im Glauben sind
und Glauben-lernen als Bewegung christlichen Glaubens überhaupt sichtbar wird.31
28
F. Schweitzer, Den eigenen Glauben entdecken – Konfirmandenzeit als Biografiebegleitung, in:
C. Mork (Hg), Konfirmandenzeit als Biografiebegleitung. Arbeitshilfen KU Nr. 22, RehburgLoccum 2001, S. 10f.
29
vgl. F. Schweitzer/ A. Fincke, Wie religiös sind die Konfirmandinnen und Konfirmanden? in:
Handbuch für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in
Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, Gütersloh 1998, S. 68f.
30
Beide Zitate bei H. B. Kaufmann, Lernen mit Konfirmanden, in: Handbuch für die
Konfirmandenarbeit hg. vom Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, 2.
Auflage Gütersloh 1985, S. 346.
31
Vgl. I. Schoberth, Vom Zusammenhang gelebter und gelehrter Religion im
Konfirmandenunterricht, in: ‚Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung hg. v. B.
Dressler / Th. Klie / C. Mork, Hannover 2001, S. 25-42.
Seite 16 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
“Der Konfirmandenunterricht wird zum Teil zu komplexen Gefügen von Formen und
Gelegenheiten
gemeindlichen
Lernens
und
Lebens
mit
Jugendlichen
weiterentwickelt.”32
Der Hinweis auf komplexere Organisation von Lerngegenständen und Gelegenheiten zu
lernen verweist auf die Bemühung, alle am Lernprozess Beteiligten als gemeinschaftlich
Lernende zu verstehen. Ch. Grethlein spricht für die Bildungsarbeit von der
Herausforderung, mehr ‚symmetrische Kommunikation’ zu ermöglichen, so dass es „zu
einem Austausch im Horizont des Evangeliums kommt“.33
Das Zusammensein von Unterrichtenden und Jugendlichen im Konfirmandenunterricht
gewinnt unter diesem Aspekt den besonderen Charakter von Gemeinde, in der das
Evangelium
kommuniziert
wird
und
in
der
die
Beteiligten
in
einen
Kommunikationsprozess eintreten, in dem sie sich miteinander für die Botschaft des
Glaubens und ihre Bedeutung für das persönliche Leben zu öffnen versuchen. Die
'Lehrenden' werden damit zu PartnerInnen und BegleiterInnen eines gemeinsamen
Prozesses. Dabei nehmen die Lehrenden als Involvierte mit Vorbildcharakter am Prozess
in selektiver Authentizität teil, weil sie bei intensiver Partizipation auch als LeiterInnen
für kritische Wahrnehmung und Steuerung des Prozesses verantwortlich bleiben.
Verstärkt
und
unterstützt
wird
der
Aspekt
des
Konfirmandenunterrichtes
als
Lerngemeinschaft religiöser Subjekte, wenn die Chancen zur Begegnung mit weiteren
Gliedern der Gemeinde genutzt werden und diese am Lernen im Zusammensein beteiligt
werden. Denn sie bringen neben den PfarrerInnen glaubwürdige, zur Auseinandersetzung
anregende Authentizität ihrer Person und eine Variationsbreite an Identifikations- und
Orientierungsfiguren ein und bereichern die Lerngemeinschaft überdies durch die ihnen
eigene religiöse Sprache und religiösen Ausdrucksformen.
B. Dressler34 spricht von ‚Menschen im Raum’, die als Personen etwas von Religion
zeigen, indem sie als „Mitteiler und Darsteller von Religion“ erkennbar werden. Spricht
er vorwiegend von den PastorInnen, die als konfirmierende den Grund aufzeigen, warum
überhaupt Unterricht stattfinde, da sie Religion präsentieren. Er vertritt darüber hinaus
die an vielen Orten benannte Überzeugung, „dass es dem Konfirmandenunterricht
32
Einleitung zum Handbuch für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v.
Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, Gütersloh 1998, S. 10.
33
Ch. Grethlein, Mediengesellschaft. Eine Herausforderung für Praktische Theologie, in:
Evangelische Theologie, 63. Jg, Heft 6 (2003), S. 433.
34
Vgl. zum Folgenden B. Dressler, Schule und Gemeinde. Religionsdidaktische Optionen, in:
‚Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung hg. v. B. Dressler / Th. Klie / C. Mork,
Hannover 2001, S. 133-151.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
zumeist gut tut, wenn die Fülle der pädagogischen und religiösen Charismen einer
Gemeinde auch personell im Konfirmandenunterricht eingebracht wird“.35
“Die Entdeckung des pädagogischen Potentials jüngerer und älterer Gemeindeglieder
und die phantasievolle Umsetzung der sich daraus ergebenden Möglichkeiten gehören
zu den wichtigsten Entwicklungen in der Konfirmandenarbeit der letzten 20 Jahre.”36
Das
Projekt
KFS
nutzt
das
‘pädagogische
Potential
jüngerer
und
älterer
Gemeindeglieder’ in der Weise, dass ehrenamtliche und hauptamtliche TeamerInnen die
Maßnahme in gemeinsamer Arbeit mit PfarrerInnen vorbereiten und erarbeiten und als
Leitungsteam durchführen. Dabei verstehen sich schon diese Teams als solche
Lerngemeinschaft, die gemeinsam in persönliche Auseinandersetzung mit Themen und
Inhalten eintritt, wodurch Stoffe und Arbeitsformen bereits geprägt werden. Diese
Teamarbeit erschließt schon in der Vorbereitung eine Fülle von Zugängen zu Themen
und zu Wegen der Umsetzung und bedeutet eine pädagogische Bereicherung der
Konfirmandenarbeit.
In der Durchführung des Seminars KFS fließen dann auch die Impulse ein, die von den
KonfirmandInnen selbst ausgehen. In vielen Gemeinden kommt der besondere Effekt der
Teilnahme oft hoch motivierter, interessierter und engagierter, bereits konfirmierter
Jugendlicher hinzu.37
Das pädagogische Potential aller Beteiligten und die Form des Lernens miteinander in
der Gruppe nutzen zu wollen, setzt voraus, größtmögliche Partizipation von
TeamerInnen und KonfirmandInnen in der Gestaltung des Unterrichtes zu ermöglichen.
Das KFS ist für uns eine Form, die der Teilnahme und Teilgabe viel Raum geben kann
und gibt.
#Inhaltsverzeichnis
1.2.3 Schritte zur Integration von Konfirmandenunterricht und Jugendarbeit
Bereits einige Jahre nach der Anfangsphase des KFS-Modells wurde in den Gemeinden
deutlich, dass bereits konfirmierte Jugendliche verstärkt nach der Möglichkeit fragten,
ein weiteres Mal am Seminar KFS teil nehmen zu können. Dies resultierte auch aus der
programmatisch verstandenen Verschränkung von Konfirmandenarbeit und Jugendarbeit
35
B.
Dressler,
Schule
und
Gemeinde.
Religionsdidaktische
Optionen,
in:
‚Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung hg. v. B. Dressler / Th. Klie / C. Mork,
Hannover 2001, S. 149.
36
C. Witting, Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Konfirmandenarbeit, in:
Handbuch für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in
Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, Gütersloh 1998, S. 123. Zum Gewinn, der sich aus der
Beteiligung jüngerer und älterer Ehrenamtlicher im KU für Konfirmandinnen und Konfirmanden
ergibt, vgl. Ders., S. 105ff.
Seite 18 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
in
den
Gemeinden,
die
ihren
Ausdruck
unter
anderem
im
Angebot
von
Jugendgruppentreffs, geleitet von TeamerInnen aus der KFS-Arbeit, im Anschluss an die
Konfirmandenzeit fand. Dieser Trend zur Nachfrage älterer Jugendlicher nach Teilnahme
am Seminar KFS ist seitdem ungebrochen. Seit Jahrzehnten lassen Gemeinden
sogenannte “ZweitfahrerInnen” als reguläre TeilnehmerInnen am Seminar KFS erneut
teilnehmen.
Die Erfahrungen damit haben gezeigt, dass für einen größeren Teil dieser Jugendlichen
diese Teilnahme das erste Erleben vertieft, und diese motivierten Jugendlichen
besonders im Bereich der thematisch-inhaltlichen Arbeit und für das Gruppenklima und
die angestrebten Lernprozesse als intensivierende Faktoren und Personen besonders
bereichernd ins Gewicht fallen.
Auf die wechselseitigen positiven Impulse, die eine Verschränkung von Jugendarbeit und
Konfirmandenarbeit für beide Felder bedeuten kann, weist I. Holzapfel hin. Besonders
prägnant scheinen uns dabei die Sätze:
“Jugendarbeit entsteht vielfach dadurch, dass konfirmierte Jugendliche als “KonfiHelfer” bzw. Teamer in der Konfirmandenarbeit mitarbeiten. … Diese Mitarbeit kann
für diese Jugendlichen zu einer Konfirmationserfahrung auf einer zweiten Ebene
werden im Sinne einer Bestärkung im Glauben.” 38
Dies entspricht genau den Erfahrungen, die wir mit TeamerInnen und auch mit vielen
“ZweitfahrerInnen” im KFS machen.
In solchen Integrationsversuchen dieser Integration wird der Gedanke vom lehrendlernenden Zusammensein von KonfirmandInnen, Konfirmierten und erwachsenen
TeamerInnen
als
Lerngemeinschaft
auf
besondere
Weise
eingelöst.
Welchen
KonfirmandInnen wird in einer sonst eher kirchlich distanzierten Umwelt völlig
gleichgültig sein, dass ihnen hier junge Erwachsene oder Jugendliche, die gerade einmal
ein paar Jahre älter sind, erkennbar motiviert, freiwillig und persönlich engagiert in
kirchlichem Rahmen begegnen und in ihrer Denk- und Handlungsweise beobachtet und
befragt werden können?
Das entfaltete Konzept des Projekts KFS zielte im Kern immer schon auf die
Verschränkung mit Jugendarbeit. Dies zeigt sich in der Praxis durch personelle
Kontinuität zwischen TeamerInnen im KFS und Jugendgruppenleitung bei an die
Konfirmandenzeit anschließenden Angeboten in den Gemeinden. Außerdem wurden
37
Wir verwenden hier den Ausdruck "ZweitfahrerInnen". Mehr dazu im folgenden Abschnitt.
Seite 19 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Arbeitsformen evangelischer Jugendarbeit in die Arbeitsweise der Gemeindegruppen im
KFS integriert.
Gegen die Mitnahme noch älterer Jugendlicher im KFS spricht bei größeren Gemeinden
ebenfalls
wenig,
in
kleineren
KonfirmandInnengruppen
erweisen
sich
der
Altersunterschied und die Bedürfnisse der so genannten “DrittfahrerInnen” allerdings
auch als problematisch. Daher wurden in verschiedenen Jahren im Verbund mit dem KFS
und beauftragt vom KFS-Arbeitskreis für diese Altersgruppe gemeindeübergreifend
Jugendferienseminare
(JFS)
angeboten,
die
von
ihrer
Konzeption
durch
die
Leitungsteams her und auch entsprechend den Wünschen teilnehmender Jugendlicher
zentrale Grundelemente des KFS beibehielten. Auch hier wird deutlich, wie
Konfirmandenarbeit und Jugendarbeit miteinander verknüpft sind.
Uns erscheinen der ausdrückliche Wunsch konfirmierter Jugendlicher , sich erneut
einem doch relativ verbindlich geregelten Leben und einer inhaltlich stark geprägten
Maßnahme aus freien Stücken noch einmal anzuschließen, und die Tatsache, dass Eltern
bereitwillig auch ein zweites Mal den Teilnehmerbeitrag für ihre Kinder zahlen, als
unbedingt förderungswürdiger und erfreulicher Umstand. Darüber hinaus ist die
Integration solcher Jugendlicher in das KFS ein Beitrag zur Jugendarbeit in Gemeinden
und Landeskirche.
Diese projektorientierte Beteiligungsform an kirchlicher Arbeit hat unseres Erachtens
Zukunft und bedarf der Unterstützung, da die zeitgenössische Freizeitforschung eine
immer stärker abnehmende Bereitschaft zu kontinuierlicher (etwa wöchentlicher) oder
vereinsmäßiger Betätigung von Jugendlichen verzeichnet. Jugendliche und junge
Erwachsene
lassen
sich
eher
in
zeitlich
begrenzte
Formen
der
Arbeit
mit
Projektcharakter einbinden. Die Teilnahme am KFS eröffnet solch eine Möglichkeit.
ZweitfahrerInnen sind nicht einfach „sonstige“ TeilnehmerInnen, ihre Teilnahme
gewinnt eine besondere Qualität. Denn sie nehmen freiwillig und oft ausgesprochen
motiviert und motivierend für die Gruppe unter denselben Bedingungen und Regeln am
Seminar KFS teil.
Erfahrungen zeigen, dass es sinnvoll ist, die Gesamtzahl solcher KFS-TeilnehmerInnen in
ein angemessenes Verhältnis zur Größe der Gruppe aus KonfirmandInnen und
TeamerInnen zu setzen. Dieses Verhältnis wird durch Faktoren wie Größe des
Gruppenhauses, Gesamtkosten u.a. mitbestimmt.
38
Vgl. I. Holzapfel, Konfirmandenarbeit und Jugendarbeit, in: Handbuch für die Arbeit mit
Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein KUPraxis, Gütersloh 1998, S. 342-354, Zitat S. 347.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Erfahrungen zeigen, dass die Anzahl der TeamerInnen im Team entsprechend der Zahl
weiterer TeilnehmerInnen erhöht werden muss. Der bewährte Schlüssel 5:1 wird dabei
häufig angewandt.
Die Mitnahme solcher TeilnehmerInnen hat sich (auch historisch) ergeben aus mehreren
Motiven: Einmal gab und gibt es eine große Nachfrage von Jugendlichen und Eltern
danach, ob eine zweite Teilnahme am Seminar KFS möglich sei. Die positiven
Erfahrungen mit der Teilnahme konfirmierter Jugendlicher, die zuweilen gleichsam wie
ein motivierender „Sauerteig“ für eine Gemeindegruppe im Seminar KFS wirken,
sprachen für diese Option. Im Sinne eines weiterführenden konfirmierenden Handelns
hat die Beteiligung von „ZweitfahrerInnen“ aus unserer Sicht durchaus eine
missionarische Dimension, weil darin sich darin ein Stück konfirmierendes Handeln der
Kirche über die Konfirmation hinaus realisieren kann.
In Jahren mit kleineren KonfirmandInnengruppen können Gemeinden für ihr Seminar KFS
durch
solche
weiteren
TeilnehmerInnen
vorübergehende
Engpässe
in
der
Häuserbelegung bewältigen. Es kann sich also aus der Mitnahme von „ZweitfahrerInnen“
ein organisatorischer Nutzen ergeben. Für die erneute Mitnahme besonderer einzelner
Konfirmierter
spricht
Lebenssituation.
Die
zuweilen
drei
die
Wochen
Kenntnis
Seminar
ihrer
KFS
heimatlichen
lassen
sich
desolaten
häufig
auch
als
seelsorgerliches Angebot verstehen.
Nicht selten erwachsen die zukünftigen TeamerInnen für das KFS und auch für die
Jugendarbeit
in
Gemeinden
und
Propsteien
gerade
aus
der
Gruppe
der
“ZweitfahrerInnen”. Der Aufgabe jedes Kirchenvorstandes und der PfarrerInnen, für
kirchliche Arbeitsbereiche ehrenamtliche MitarbeiterInnen zu gewinnen, Gaben zu
wecken und sie für die Arbeit zuzurüsten, bedeutet im Blick auf das Projekt KFS die
Notwendigkeit, zur langfristigen Sicherstellung der Arbeit von Teams Nachwuchs zu
fördern. Dem kommt in Person der ZweitfahrerInnen eine oft hochmotivierte Klientel
entgegen. Wir nutzen die Chance, potentiellen Nachwuchs auch für die KFS-Arbeit in
atmosphärischer Nähe zu dieser Arbeit, in Südtirol, im dortigen Prozess dabei zu haben
und in das Projekt KFS einzubinden.
Wir
sehen
die
Teilnahme
weiterer
TeilnehmerInnen
am
KFS
im
Sinne
des
konfirmierenden Handelns als Beitrag zur Jugendarbeit, Nutzung einer „missionarischen
Gelegenheit“,
Angebot
der
Seelsorge
und
insbesondere
auch
als
gezielte
Nachwuchsförderung für zukünftige Teamarbeit Im Projekt KFS, auch für Mitarbeit in
der Jugendarbeit und in anderen Bereichen der Gemeindearbeit an. Überlegungen zur
Seite 21 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Berücksichtigung dieses Aspektes konfirmierenden Handelns in der Festsetzung des
Gesamtbudgets für das Projekt KFS liegen darum Interesse der Gemeinden.39
#Inhaltsverzeichnis
1.2.4 Lernen im Glauben ist ein ganzheitlicher Zusammenhang
“Lernen im Bereich des Glaubens betrifft den ganzen Menschen, nicht nur seinen Kopf.
Deshalb müssen auch im Hinblick auf den Glauben Lernangebote im Bereich des
Verstandeslernens gleichgeordnet zusammengehen mit solchen, die Lernen auf der
Gefühls- und Gemütsebene oder Lernen durch Tun, also im Handlungsvollzug
ermöglichen (lernen mit Kopf, Herz und Hand)”40
Lernen im Glauben kann nicht auf kognitive Aspekte reduziert werden und ist sogar in
wesentlicher Hinsicht nicht nur ein kognitiver Vorgang. Das hat Auswirkungen auf die
Methoden und Formen des Lernens. Eine durchgeführte Erntegabensammlung (Handeln)
unterstützt wesentlich alle Reflexionen über den Sinn von Diakonie. Lernen ereignet
sich auch im Tun und Erleben, wenn Erfahrungsmöglichkeiten erschlossen und diese
gedeutet und reflektiert werden können.
Es geht beim Lernen im Glauben also auch darum, Gemüt und Erleben anzusprechen und
Beteiligung
an
Handlungsvollzügen
zu
ermöglichen.
So
unterschiedliche
Lernmöglichkeiten wie z.B. ‘einen Text verstehen’, ‘etwas mit Ton gestalten’, ‘durch
eine Landschaft laufen’, ‘miteinander feiern’ sollten im Konfirmandenunterricht
zusammengeführt sein. Jede Aufnahme dafür geeigneter Elemente in den Unterricht wie
z.B. Formen des Bibeltheaters, gemeinsames Singen, Angebote für Stille und Gebet,
Malen, Gestalten oder Projekte, kommt der Beförderung eines Lernprozesses entgegen.
Das alles sind inzwischen auch weitgehend selbstverständlich akzeptierte Arbeitsformen
für den Konfirmandenunterricht. Gerade in zeitgenössischen Veröffentlichungen, die
39 Eine mögliche adäquate Bezuschussung aller dieser TeilnehmerInnen liegt seit Bestehen des
KFS im Interesse aller Gemeinden liegen, die solche Teilnahme ermöglichen. In jüngerer Zeit
verabschiedete
Grundsätze
unserer
Landeskirche
zur
Förderung
von
Konfirmandenferienseminaren und besonderen Förderung des Projekts KFS erlauben allerdings
keine Bezuschussung der ZweitfahrerInnen. In manchen Fällen ist daher der Teilnehmerbeitrag
gegenüber KonfirmandInnen höher, gelegentlich wird er noch durch Mittel in der Gemeinde
aufgefangen. Trotz solcher Kosten ist das Interesse bei dieser Gruppe von Jugendlichen am
Seminar KFS ungebrochen hoch und kann teilweise auf Grund von Gruppengrößen oder
schwieriger werdender Finanzsituation nicht in allen Gemeinden ausreichend befriedigt werden.
Darum gibt es immer häufiger in den Herbstferien Angebote von Segelfreizeiten in den
Niederlanden für diese Altersgruppe, die von der Sache her zwar einen anderen Charakter als das
Seminar KFS haben, zum Teil aber von denselben TeamerInnen begleitet werden, so dass die
„Sichtung“ von Jugendlichen, die auf zukünftige Teamarbeit ansprechbar wären, auch mit „KFSAugen“ möglich wird.
40
K. Hahn: Konfirmandenarbeit braucht Mitarbeiter zit. nach D. Gerts, Arbeits- und Sozialformen
Abschnitt 6.2 des Handbuch für die Konfirmandenarbeit, hg. v. Comenius-Institut in Verbindung
mit dem Verein KU-Praxis, 2. Aufl. Gütersloh 1985, 350.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Anregungen für die Gestaltung von Konfirmandenunterricht anbieten, werden verstärkt
solche Elemente vorgestellt. Dennoch wird aber diese Art des Lernens und der
Unterrichtsgestaltung oft in Gemeinden nur begrenzt umgesetzt. Entweder weil es an
Vorbereitung oder dafür notwendiger Mitarbeit Anderer fehlt, oder wegen zu knapper
Zeitbudgets
bei
der
Vorbereitung
oder
mangelnder
persönlicher
Gaben
des
Unterrichtenden in solchen Feldern.
Will man diesen Unterrichtsformen den ihnen angemessenen Raum verschaffen, muss
ein ausreichender zeitlicher Rahmen geschaffen werden (eine Stunde reicht oft nicht),
müssen
MitarbeiterInnen
gewonnen
werden
und
liegt
eine
Veränderung
der
Organisationsform eines Teiles der Unterrichtszeit in Richtung auf gemeinsames
Zusammenleben nahe, weil sich dann unterschiedliche Lerngelegenheiten zu einem
ganzheitlichen Zusammenhang zusammenfügen lassen.
Die hier dargestellten Grundüberlegungen werden gestützt durch einen Blick auf
Materialien zur Vorbereitung des Konfirmandenunterrichtes, die auf dem Buchmarkt
erhältlich sind. Neben den beiden Handbüchern für die Konfirmandenarbeit aus dem
Comenius-Institut, die vor allem Rahmenbedingungen und Grundsatzfragen reflektieren
und auf die wir in unseren religionspädagogischen Grundüberlegungen hier häufig
verweisen, gibt es einen reichen Markt an unterschiedlichen Unterrichtsmaterialien die
zum Teil schon seit Jahrzehnten regelmäßig überarbeitet herausgebracht werden oder
in jüngerer Zeit neu erschienen sind.
41
Themenwahl und Arbeitsvorschläge vieler dieser Gestaltungshilfen sind an kognitiv
ausgerichteten
Unterrichtsformen
orientiert
(viele
Arbeitsblätter
mit
Text,
Schreibaufgaben). Allerdings werden zusätzlich allerlei kreative Bearbeitungsformen der
Stoffe, der Einsatz von Medien und andere Arbeitsformen angeregt (Video, Dias, Film,
41
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit nennen wir hier:
Ernst Scheibe, Christ sein läßt sich lernen. Unterrichtsmodelle für die Arbeit mit Schülern und
Konfirmanden, 2. veränd. Aufl., Berlin 1988
Heinz Gerlach, Auf dem Weg zur Konfirmation, Marburg 1990 Hans Gerhard Maser/ Hans H.
Reimer, Lebendige Konfirmandenarbeit, 2. überarb. Aufl. Gütersloh 1991
Christsein heute FUNDAMENTE Ein Unterrichts- und Arbeitsbuch, 6. Aufl. Neukirchen-Vluyn 1992
Ursula Plote, Konfirmandenzeit erleben. Ein Handbuch aus der Praxis für die Praxis,
Gorxheimertal 1995
Hans-Martin Lübking, Kursbuch Konfirmation Ein Arbeitsbuch für Konfirmandinnen und
Konfirmanden und ders., Kursbuch Konfirmation Ein Praxisbuch für Unterrichtende in der
Konfirmandenarbeit , 1. Aufl. Düsseldorf 1995
Hermann Mahnke, Komm und sieh! Konfirmandenkurs Praxisentwürfe und Materialien, Stuttgart
1997
Hans und Hille Hentschel, Aufgefischt Handbuch für die Konfirmandenarbeit, Stuttgart 2001
Reiner Starck u.a., Grundkurs KU. Unterrichtsideen zu 12 zentralen Themen für Konfirmandinnen
und Konfirmanden, Gütersloh 2004
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
kreatives Gestalten, Exkursionen und Kontakte), ohne dass dies unbedingt konzeptionell
grundlegend wäre. Allerdings wird deutlich, dass der Aufwand an Materialien, die Fülle
möglicher
Themen
und
die
Umsetzung
der
Unterrichtsanregungen
bereits
zu
Neugliederung auch der Unterrichtszeiten und –konzeptionen tendiert und häufig nur
dann ausgeschöpft werden kann, wenn längere Unterrichtsblöcke, Freizeiten und auch
die Beteiligung von Ehrenamtlichen am Unterrichtsgeschehen ins Auge gefasst wird.
Zahlreiche Anregungen für kreativen Methoden zur Gestaltung der Arbeit mit
KonfirmandInnen bietet ein Buch mit dem bezeichnenden Titel 'KU mit Hand und Fuß'42.
Verschiedene
Praxismodelle
zur
Entdeckung
von
Religion
in
der
Lebenswelt
Jugendlicher, die zum Beispiel an die Bedeutung von Musik, Medien und Körperstyling
bei Jugendlichen anknüpfen, finden sich in einer Reihe unter dem Titel 'Knockin' on
Heaven's Door'43.
Es gibt außerdem zwei großen Zeitschriftenreihen mit regelmäßig mehrmals im Jahr
erscheinenden Einzelheften, die kleine Beiträge enthalten oder als Themenhefte
konzipiert werden.44
Dass dieser Markt offensichtlich in den 90er Jahren einen Boom erlebt, ist ein Hinweis
auf die Suche Unterrichtender nach geeigneter Neuorientierung im Bereich des
Konfirmandenunterrichtes und der Konfirmandenarbeit.
Das
Buch
“Lebendige
Konfirmandenarbeit”
möchte
Konfirmandenunterricht
als
Confirmatio in der Verschränkung von Glaubensweg und Lebensweg verstehen und sieht
die zentrale Aufgabe in einer Hilfe bei der Identitätsfindung.45 Außerdem werden viele
Arbeitsvorschläge an didaktischen Erkenntnissen orientiert, die zeigen, dass 'selbst
erleben', 'in der Gruppe besprechen', 'etwas tun' das Lernen fördern46. Das Handbuch
“Aufgefischt” bietet nachdrücklich Anregungen für die Gestaltung von Freizeiten,
42
G. Törner, KU mit Hand und Fuß. Kreative Methoden zur Gestaltung der Konfirmandinnen- und
Konfirmandenarbeit, Gütersloh 1998.
43
Knockin' on Heaven's door: Mit Jugendlichen die Religion ihrer Lebenswelt entdecken Praxismodelle für KU-RU-Jugendarbeit, hg. v. S. Dogerloh und M. Hentschel, Gütersloh 1997;
Knockin' on Heaven's Door 2: Mit Jugendlichen die Dimensionen der Schönheit ihrer Lebenswelt
wahrnehmen, hg. v. M. Hentschel, G. Törner u. B. Weindl, Gütersloh 2000;
Knockin' on Heaven's Door 3, "Satt kenn ich nicht" - Gier nach Leben, hg. v. M. Hentschel, G.
Törner u. B. Weindl, Gütersloh 2001;
Knockin’ on Heaven’s Door 4: „Stirb und werde“ – den Rhythmus des Lebens gestalten, hg. v. G.
Törner und B. Weindl, Gütersloh 2003
44
Die Reihe 'KU Praxis' hg. v. G. Adam u.a. erscheint in Gütersloh. 'Konfer Normal' wurde
herausgegeben von G. Törner, Arbeitsstelle für Konfirmandenunterricht, Kassel.
45
Vgl. H.G. Maser/ H. H. Reimer, Lebendige Konfirmandenarbeit. Planen – Anregen- Unterrichten
mit dem Konfirmandenbuch „Leben entdecken“, 2. überarb. Aufl, Gütersloh 1991, S. 13-15.
46
Vgl. Ebd., S. 11-12.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Projekten, Eltern- und Gemeindearbeit an, weil die Autoren diese Elemente offenbar für
einen guten Konfirmandenunterricht für wesentlich halten.47
Die Veröffentlichungen von 'KU-Praxis und 'Konfer normal' auch 'Knockin on Heavens
Door' befassen sich auch mit Varianten zur Bearbeitung herkömmlicher Themen, vor
allem aber mit Anregungen zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen und
Medien sowie Themen, die im Erleben der Jugendlichen eine wichtige Rolle spielen. Hier
ist eine konzeptionelle Orientierung an der Lebenswelt Jugendlicher und ganzheitlich
ausgerichteten Arbeitsformen prägnant sichtbar. Viele dort vorgestellte und erprobte
kreative Methoden setzen eine andere zeitliche und räumliche Strukturierung des
Konfirmandenunterrichtes und die Einbeziehung weiterer MitarbeiterInnen voraus.
Weiter in Richtung Umschreibung einer ausführlich dargestellten Neukonzeption des
Konfirmandenunterrichtes gehen drei andere Veröffentlichungen.48 Veit49 kommt von
Erfahrungen mit Konfi-Camps des Jugendwerkes in Württemberg her (3) und verfolgt mit
seiner Praxishilfe den Impuls zu einer Neuorientierung des Konfirmandenunterrichtes,
den er zu einem Schwerpunkt gemeindlicher Arbeit (7+8) gemacht sehen möchte.
Grundansatz ist dabei die Orientierung an den KonfirmandInnen als Subjekten (9), wozu
ein konturiertes Bewusstsein für die Situation der Jugendlichen und eine Verstärkung
der seelsorgerlichen Komponente des Konfirmandenunterrichts gehöre (21). Außerdem
geht
es
Veit
um
eine
gesamtgemeindliche
Verantwortung
für
den
Konfirmandenunterricht, an der Laien beteiligt sind. (10) Offen bleibt, in wieweit die
MitarbeiterInnen als Team arbeiten. Diese Konzeption greift erlebnispädagogische
Ansätze auf und möchte einen ganzheitlichen Konfirmandenunterricht gestalten helfen,
der wesentlich über rein kognitiv orientierte Ansätze hinausgeht (10f). Es plädiert für
eine
Verzahnung
KonfirmandInnen
mit
als
der
Jugendarbeit
Gegenüber
im
(integrierter
Lernprozess
KU)
und
Personen
möchte
anbieten
den
(11).
Konfirmandenunterricht und Gemeindeaufbau werden miteinander verbunden. Aus der
Konzeption folgen eine Reihe von Anregungen zu räumlich, personell und zeitlich neu
strukturierten Unterrichtsformen, die
von Gemeindepraktika über Hauskreise bis zu
überregionalen Konfi-Camps reichen.
47
Vgl. Hans und Hille Hentschel, Aufgefischt. Handbuch für die Konfirmandenarbeit, Stuttgart
2001, zur Einführung und Organisation S. 5-22.
48
vgl. Hans Veit, Mit Konfirmanden einsteigen, Stuttgart-Vaihingen 1996; Walter Bohris,
Begleitender Konfirmandenunterricht Erfahrungen und Reflexionen, Hamburg 1994; Sven-Olaf
Lütz, Andreas Quattlender, Erlebnisorientierte Konfirmandenarbeit. Konzeption und Gestaltung,
2. Aufl. Düsseldorf 2000
49
Hans Veit, Mit Konfirmanden einsteigen, Stuttgart-Vaihingen 1996. Die folgenden
Seitenanzahlenangaben im Text beziehen sich darauf.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Bohris50 orientiert sein Konzept am Gedanken der Sozialisationsbegleitung, bezieht
gruppendynamische Erkenntnisse konzeptionell mit ein und sieht das Thema Exodus als
Leitmodell an. Eine Freizeit ist Bestandteil des Modells.
Das sogenannte 'Möckmühlener Modell' erlebnisorientierter Konfirmandenarbeit von Lütz
und Quattlender51 präsentiert ein in einer Gemeinde entstandenes und praktiziertes
Konzept, das bewusst andere Akzente als kognitiv orientierter Unterricht setzen
möchte. In der Organisationsform werden Konfirmandenabende, Konfirmandentage und
-wochenenden, das den Gottesdienst begleitende Konfirmandenfrühstück und Praktika
miteinander verbunden. Zu diesem Konzept gehört die Arbeit mit einem Leitungsteam,
an dem ehrenamtliche Gemeindeglieder für einen bestimmten Projektzeitraum beteiligt
sind. Die erlebnispädagogische Orientierung, die man auch ganzheitlich nennen könnte,
wird ausdrücklich von überkommener Unterrichtspraxis, die zu viel schulischen
Charakter habe, abgegrenzt.52
‚Praxismodelle für handlungsorientierte Konfirmandenarbeit’, in denen Raum für eine
bewusste Mitarbeit von ehrenamtlichen Teams geschaffen und vor allem das Lernen
über die Herstellung von „Produkten“ gefördert werden soll, bietet die Veröffentlichung
‚Konfis auf Gottsuche’.53 Sie versteht Konfirmandenarbeit so, dass sie eigentlich nichts
anderes sei „als der Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden über dieses
Affiziert-Sein durch Gottes Wirklichkeit.“54
Dabei mündet die Konfirmandenarbeit immer wieder ein in die Herstellung von
Produkten, in denen KonfirmandInnen „eine von ihnen selbst erarbeitete Botschaft zum
Thema des Lernprozesses zur Darstellung bringen.“.55 In diesem Modell soll über den
Werksinn an eigene Kompetenzen und Erfahrungen der KonfirmandInnen angeknüpft
werden. Die Produkte helfen Lerngegenstand und Lernprozess zu organisieren. In immer
neuen Variationen werden die Produktbotschaften einer Öffentlichkeit vorgestellt.
„Man kann sozusagen gar nicht genug dafür tun, dass Konfis Lust an der Arbeit
bekommen. Hier kommt die Öffentlichkeit ins Spiel: Bei jeder neuen
Themenerarbeitung kündigen wir unseren Konfis immer an, in welche Öffentlichkeit ihr
50
Walter Bohris, Begleitender Konfirmandenunterricht Erfahrungen und Reflexionen, Hamburg
1994
51
Sven-Olaf Lütz, Andreas Quattlender, Erlebnisorientierte Konfirmandenarbeit. Konzeption und
Gestaltung, 2. Aufl. Düsseldorf 2000
52
"Wir meinen, dass der Unterricht in die Schule gehört, aber in der Arbeit mit Konfirmanden
keinen Platz (mehr) hat. Reine Wissensvermittlung gibt es mehr als genug.", O. Lütz/ A.
Quattlender, Erlebnisorientierte Konfirmandenarbeit, 2. Aufl. Düsseldorf 2000, S. 18.
53
H.-U. Keßler/ B. Nolte, Konfis auf Gottsuche. Praxismodelle für eine handlungsorientierte
Konfirmandenarbeit, Gütersloh 2003.
54
Ebd., S. 30.
55
Ebd., S. 45.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Produkt im Laufe des Lernprozesses gestellt werden wird. Regelmäßig erleben wir
dadurch einen Motivationsschub. Die Aussicht, anhand einer Produktbotschaft
befragbar, identifizierbar zu werden, verleiht der eigenen Arbeit einen Zweck.
Anderen (in der Gruppe, der Schule, der Zeitung usw.) zu zeigen, zu sagen und zu
erklären, was ich mir bei einem Produkt gedacht habe, gibt dem Lernprozess so etwas
wie einen ‚sekundären’ Sitz im Leben.“56
In eine unserem Projekt KFS vergleichbare Richtung vernetzter und in Form eines
längeren Ferienseminars organisierter Konfirmandenarbeit geht das Konzept des
KonfiCamps des Dekanates Augsburg, das seit einigen Jahren in Lignano, Italien,
stattfindet.57 Die dort gemachten Erfahrungen und für die Arbeit entwickelten
Grundpositionen berühren sich in vielen Punkten mit den im KFS zu verzeichnenden
Erfahrungen und für unsere Arbeit wesentlichen Überlegungen zur Frage der
Teamarbeit, der Einbeziehung von Ehrenamtlichen, der Vernetzung von Gemeinden, der
zeitlichen und räumlichen Möglichkeiten, um kreative Methoden einzusetzen, der
Öffentlichkeitswirkung für die Kirche und der Möglichkeit, Jugendlichen intensive
Erlebnisse zu vermitteln und sie in einem Prozess des Zusammenlebens nah an den
eigenen Erfahrungen und Krisen und Höhepunkten solcher Zeit begleiten zu können.
Auch in anderen Regionen wird der Konfirmandenunterricht ähnlich organisiert. So etwa
durch ein 14-tägiges längeres Seminar in den Sommerferien und eine kürzere
Osterferienfreizeit, die Gemeinden der Stadt Bremen unter dem Stichwort „Abenteuer
Religion“ veranstalten. Auch dort ersetzt die Teilnahme einen Teil der wöchentlichen
Unterrichtsstunden und wirken ehrenamtliche Betreuerteams mit.58
Ob die leitenden Stichworte nun ‚Erlebnis’ oder ‚Handlung und Produkte’ lauten, ob
eher vom klassischen Stoff des Unterrichts her gedacht oder von der Lebenswelt
Jugendlicher her geschaut wird, ob Vorschläge eher vom wöchentlichen Unterricht und
zusätzlichen Freizeiten oder von ganz anders konzipierten Modellen ausgehen. Im
Grundsatz wird Lernen im Glauben immer deutlicher als ganzheitlicher Zusammenhang
und Vorgang verstanden.
An diesen Gestaltungsideen und Konzepten wird die Bewegungsrichtung neuerer
Überlegungen zum Konfirmandenunterricht deutlich, die wir in diesem Gespräch mit
56
Ebd., S. 50.
vgl. die Selbstdarstellung in F. Graßmann/ Th. Zugehör, Buon Giorno KonfiCamp.
Glaubenswerkstatt unter freiem Himmel. Erfahrungen und Anleitungen, Claudius-Verlag 2001, in
der auf die Inspiration durch das KFS in unserer Landeskirche verwiesen wird, ebd., S. 20.
57
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
religionspädagogischer Literatur zu vergegenwärtigen und zu bündeln versucht haben.
Wir haben sie mit den Stichworten ‘gemeinsames Leben, Lerngemeinschaft und
Subjektorientierung, Ganzheitlichkeit von Lernprozessen’ skizziert. Mehr und mehr
bewegen sich die auf dem Markt erreichbaren Materialien für Konfirmandenunterricht
hin auf veränderte Unterrichtskonzepte (mehr Zeit, Mitarbeit ehrenamtlicher Teams,
Freizeiten). Vermutlich spiegeln sie zugleich eine in der Unterrichtspraxis entstandene
Bewegung zu neuen Ufern und fordern solche Reformen ein und ermutigen dazu, sie
umzusetzen.
„Vom KonfirmandInnenunterricht zur KonfirmandInnenarbeit zur KonfirmandInnenzeit –
das signalisiert das Bemühen um einen ganzheitlichen Ansatz. Dazu gehören vielfältige
Angebote über das engere unterrichtliche Geschehen hinaus. (…) Das Bemühen um
erfahrungsorientierte Ansätze ist ja nicht deshalb so nachhaltig, weil es irgendwie im
Trend liegt, sondern weil es notwendig ist. Es geht darum, in dieser ersten längeren
und intensiveren Begegnung mit christlichem Glauben und Tradition, wie sie die
Konfirmandinnenzeit darstellt, eine Grundlage zu bilden. Und diese wird gebildet in
einer Verbindung von Erfahrung und Sprache: mit Herzen, Mund und Händen. (…)
Aktuelle KonfirmandInnenarbeit geht deshalb von Beziehungsarbeit aus und ist
gruppenpädagogisch orientiert.“59
Das Projekt KFS hat schon in seinen Anfängen Ende der sechziger, Anfang der siebziger
Jahre Wege beschritten, die jetzt auch verstärkt in der Literatur für den
Konfirmandenunterricht favorisiert werden.
Die
intensiven
Lernprozesse
des
Drei-Wochen-Seminars
KFS,
die
konsequente
Teamarbeit und die ausgebildete Kultur einer übergemeindlichen Zusammenarbeit in
Reflexion, Materialentwicklung und Schulung gehen dabei über die in der Literatur
vorfindlichen Anregungen noch einige Schritte hinaus.
R. Hübner und E. Langbein formulierten 1997 als grundlegende Ziele Beheimatung und
Begleitung in das fremde Gelände Kirche und Gemeinde.60 Das Seminar KFS ist dabei
gegenüber Wegen der Kontinuität eher der Kategorie der Intensität zugeordnet, wobei
ja mehr als ein Jahr weitere Konfirmandenzeit in den Gemeinden hinzutreten. Beide
Autoren
verdeutlichen,
dass
längere
Zeiträume,
Elemente
geistlichen
Lebens,
Orientierung an Individualität (d.h. vorhandenen Gaben und Kompetenzen der
KonfirmandInnen)
und
die
Einbeziehung
von
Projektphasen darum zeitgemäße
58
Das Projekt wird vorgestellt im Heft 82, Nr. 05/2003 der Reihe Konfer Normal, hg. V. G.
Törner, Kassel. Zu weiteren ähnlichen Projekten vgl. das Heft KU-Praxis 47 Never walk alone…
mit Ehrenamtlichen in der Konfirmandenarbeit.
59
E. Langbein, Zum Verhältnis von KonfirmandInnenarbeit und Jugendarbeit. Differenzieren statt
gleichsetzen – ein Plädoyer, in KU-Praxis 47, Never walk alone… mit Ehrenamtlichen in der
Konfirmandenarbeit, S. 75.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Anforderungen an die Gestaltung der Konfirmandenarbeit bedeuten, wie es nun schon
mehrfach deutlich geworden ist. Konsequenterweise fordern sie denn auch eine
gemeindepädagogisch verantwortete verbreiterte Basis für Konfirmandenarbeit durch
Beteiligung
weiterer
Mitarbeitender.
Sie
versprechen
sich
von
solcher
Art
Konfirmandenarbeit Impulse zum Gemeindeaufbau und regen an Arbeitspartner vor Ort
zu suchen.
„Organisation und Gestaltung (ergänze: der Konfirmandenarbeit) können nicht dem Zufall
überlassen bleiben. Sie bilden nicht nur einen äußeren Rahmen, sondern habe gerade
darin eine inhaltliche Relevanz.“61
Die dargestellte Reflexion über Aspekte der Gestaltung von Lernprozessen im
Konfirmandenunterricht, die das Lernen im Glauben wesentlich fördern können,
ermutigt dazu und fordert dazu heraus, weitere Personen am Konfirmandenunterricht zu
beteiligen und gemeinsam Zeit zu verbringen, in der Menschen miteinander durch
Begegnung, Gemeinschaft, Auseinandersetzung mit Texten Erprobung von Elementen
einer Praxis des Glaubens in ganzheitlicher Weise in Lernprozesse eintreten. Die
Seminarform über drei Wochen und die Beteiligung ehrenamtlicher TeamerInnen sind
gerade aus solchen Überlegungen heraus konstitutive konzeptionelle Merkmale des
Projekts und Seminars KFS geworden.
#Inhaltsverzeichnis
60
Vgl. zum Folgenden R. Hübner/E. Langbein, Biblische Geschichten in der Konfirmandenarbeit.
Leibhaft glauben lernen, Hamburg 1997, bes. S. 224-231.
61
R. Hübner/E. Langbein, Biblische Geschichten in der Konfirmandenarbeit. Leibhaft glauben
lernen, Hamburg 1997,S. 224.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
2. Methodischer Grundansatz
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
2. Methodischer Grundansatz
2.1
Methodische Nähe zur Themenzentrierten Interaktion
Eine wegweisende Erkenntnis für die Arbeit im Projekt und Seminar KFS war und bleibt
für uns der enge Zusammenhang zwischen:
Thematischer Arbeit
Beziehung des Einzelnen zum Thema
Zusammensein und Leben in der Gruppe
eingebettet in das persönliche, lokale und gesellschaftliche Umfeld.
Diesen Zusammenhang bemühen wir uns im Projekt und Seminar KFS durchgängig zu
beachten. Im Hintergrund steht dabei die Aufnahme von und Auseinandersetzung mit
Grundeinsichten, die aus der Themenzentrierten Interaktion (Ruth Cohn) stammen.
62
Wir haben feststellen können, dass sich unsere Erfahrungen in der Vorbereitung und
Durchführung des Projekts und Seminars KFS immer wieder mit diesen Grundeinsichten
berühren. Darum sind für die MitarbeiterInnen im KFS Ruth Cohns Überlegungen zum
“lebendigen
Lernen”
in
Arbeitsgruppen
über
Jahrzehnte
zu
einem
wichtigen
Referenzrahmen zum Verstehen und Überdenken der eigenen Arbeit geworden. Wir
möchten diese Berührungspunkte kurz aufzeigen:
Arbeitsgruppen,
wie
Ruth
Cohn
sie
vor
Augen
hat,
sind
keine
reinen
63
Selbsterfahrungsgruppen , sondern Gruppen, die sich mit einem Thema beschäftigen
oder eine Aufgabe zu lösen haben. Insbesondere spielt die Bemühung um “lebendiges
Lernen” in solchen Gruppen eine wesentliche Rolle.
Gerade dies macht Cohns Grundeinsichten für uns bedeutsam. Denn für das Seminar KFS
gilt dies durchgängig. Es gibt ein Thema: 'der christliche Glaube und unser (Zusammen-)
Leben', besonders akzentuiert in einer für jedes Seminar KFS als Thema gewählten
62
Eine kurze Darstellung der wesentlichen Grundeinsichten der Themenzentrierten Interaktion
findet sich in P.R. Wellhöfer, Gruppendynamik und soziales Lernen, 2. überarb. und erw. Aufl.,
Stuttgart 2001, S. 110-118. Vgl. als Überblick außerdem P. Matzdorf/ R. C. Cohn, Das Konzept
der Themenzentrierten Interaktion, in: TZI. Pädagogisch-therapeutische Gruppenarbeit nach
Ruth C. Cohn, hg. v. C. Löhmer u. R. Standhardt, 2. Aufl. Stuttgart 1993, S. 39-92, und das
schmale Bändchen C. Löhmer / R. Stanhardt, Themenzentrierte Interaktion (TZI). Die Kunst, sich
selbst und eine Gruppe zu leiten, Manheim 1992.
63
Allerdings sind wesentliche Impulse zur Gestaltung des Konfirmandenunterrichtes „mit der
Tendenz zur Selbsterfahrungsgruppe“ in der Anfangszeit des KFS von Überlegungen ausgegangen,
wie sie 1973 D. Stoodt formuliert hat. Vgl. D. Stoodt, Kirchliche Begleitung Jugendlicher in der
puberalen Ablösephase durch den Konfirmandenunterricht (1973) in: Konfirmandenunterricht
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
biblischen Losung und jeweils formuliert in geplanten oder aufgrund der Situation sich
ergebenden Unterthemen oder Aufgabenstellungen eines Tages, einer Gesprächseinheit.
Und wir möchten in dem oben skizzierten Sinne im Seminar KFS lebendig miteinander
lernen.
Die Themenzentrierte Interaktion geht davon aus, dass ich als Person zugleich als ein
Individuum und eingebettet in meine Umwelt lebe. Die Sache, die mir wichtig ist, habe
ich nur in Beziehung und Kommunikation mit anderen Menschen. Es gibt eine enge
Beziehung
und
Wechselwirkung
zwischen
Autonomie
und
Interdependenz.
Die
Anwesenheit anderer Personen hat, wie Untersuchungen zur Gruppendynamik gezeigt
haben, einen bestimmenden und positiven Einfluss auf das Verhalten der Einzelnen.
Für das Seminar KFS gilt dabei: Wir versuchen die positive Dynamik des Zusammenseins
in einer Gruppe zu nutzen. Wir sind zusammen mit allem, was an Beziehungen,
Anteilnahme oder Störungen der Kommunikation im gruppendynamischen Prozess
möglich wird und sich ereignet. Es gehört zu unserer Beschäftigung mit dem Thema, ein
Auge auf das zu haben und bewusst zu machen, was unter uns und zwischen uns
geschieht. Die Arbeit ist themenzentriert und findet im Medium von Interaktion statt.
Die Interaktionsvorgänge können dabei selbst zum Thema werden.
Ruth Cohn sieht als Ziel der Interaktion das persönliche Wachstum des Einzelnen. Ziel
der Arbeit im Seminar KFS ist aus unserer Sicht ebenso die Förderung der persönlichen
Entwicklung:
Ich
habe,
entdecke
und
suche
immer
wieder
meinen
persönlichkeitsspezifischen Bezug zur Sache und meine Verbindung zu den anderen.
Vielleicht lässt sich das im Zusammenhang des Seminars KFS auch umschreiben als
Arbeit auf dem Weg zu einem “persönlichkeitsspezifischen Credo”.64
Der Prozess der Beschäftigung mit dem Thema im Spannungsfeld zwischen der
Einzelperson und der Gruppe ist dabei immer eingebettet in den von Ruth Cohn so
genannten Globe. Gemeint sind damit alle Umweltbedingungen, die auf das “Hier und
Jetzt” einwirken. Bezogen auf das Seminar KFS ist dies zuerst natürlich die Umgebung in
Südtirol und das Gesamtangebot an Erfahrungsmöglichkeiten und Erlebnissen in den
gemeinsamen drei Wochen. Konkret geht es bei der Berücksichtigung des Globe auch um
die
Strukturierung
lebensgeschichtlich
der
Zeit
und
bedeutsamen
der
Räumlichkeiten.
Erfahrungen
mit
Hinzu
Familie,
kommen
die
Schule
und
Lebensverhältnissen, die KonfirmandInnen, TeamerInnen und PfarrerInnen als Prägung
und Konfirmation. Texte zu einer Praxistheorie im 20. Jahrhundert, hg. v. Ch. Bäumler u. H.
Luther, München 1982, S. 297-309 hier S. 307.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
ihrer Person mit in die gemeinsame Zeit bringen. Es spielt für das Seminar KFS auch eine
prägende Rolle, dass wir im Rahmen der Kirche unterwegs sind und als Gemeinde auf
Zeit miteinander leben wollen. Und natürlich wirken gesellschaftliche Entwicklungen auf
die einzelnen Jugendlichen und das Zusammensein ein und verlangen Beachtung.65
Unsere Erfahrungen mit diesen Zusammenhängen korrespondieren mit den Einsichten
von Ruth Cohn: Auf Dauer gelingt lebendiges Lernen als gemeinschaftliche Beschäftigung
mit einem Thema für alle Einzelnen nur, wenn die hier kurz umrissenen beteiligten
Faktoren (Thema, Ich, Wir und Umfeld) Beachtung finden und dabei ein Gleichgewicht
der Faktoren angestrebt wird.
Gelungene Interaktion setzt voraus, dass ich für mich selbst und zugleich für die
anderen und den Gruppenprozess Verantwortung übernehme. Die Eigenverantwortung
schließt ein, dass ich entscheide, wann, was und wie ich mich einbringe. Sie beinhaltet
zugleich ein Bewusstsein für Umstände, die meine Teilnahme behindern oder stören. Aus
diesen beiden Aspekten erwachsen zwei leitende Anweisungen:
Eine fordert zur bewussten Selbständigkeit auf. In Ruth Cohns Leitsätzen formuliert:
“Sei deine eigene Chairperson”. Daneben tritt die zweite: ”Störungen haben Vorrang”,
weil nur ihre Bearbeitung das Gelingen des Gruppenprozesses weiter voran bringen
kann.
Ruth Cohn fordert eine disziplinierte Spontaneität im Umgang mit den eigenen Impulsen
und Gefühlen. Für das Seminar KFS geben wir darum der Arbeit in kleinen
interaktionsfähigen (Gesprächs-) Gruppen Raum und ermuntern als GruppenleiterInnen
dazu, sich in diesem Sinne selbst verantwortlich zu beteiligen. Eine Orientierung an
dieser Haltung kommt dem Bemühen um eine Gestaltung des Konfirmandenunterrichtes
als Lerngemeinschaft von Subjekten aus unserer Sicht sehr entgegen. Sie setzt voraus,
nach Wegen größtmöglicher Partizipation für KonfirmandInnen und TeamerInnen im
Seminar KFS zu suchen.
64
Mit dem Ausdruck “persönlichkeitsspezifisches Credo” bezeichnet K. Winkler sein Verständnis
vom “Proprium der seelsorgerlichen Arbeit”. vgl. dazu K. Winkler, Seelsorge, Berlin - New York
1997, S. 267-269
65
Wir haben dabei zum Beispiel vor Augen, dass mehr und mehr KonfirmandInnen in ihren
Familien Erfahrungen mit der Scheidung der Eltern mitbringen, als Kinder Alleinerziehender oder
in so genannten „Fortsetzungsfamilien“ leben. Immer mehr Eltern von KonfirmandInnen sind
nicht mehr Kirchenmitglieder. Wir denken an die Zunahme von Gewalterfahrungen, die
Jugendliche in ihrem Alltag und der Schule machen, an verstärkte Faszination für „okkulte
Praktiken“, an die diagnostizierte Veränderung der Jugendkultur, die sich in der so genannten
‘Tribalisierung’ äußert, an Umschreibungen gesellschaftlichen Verhaltens, die etwa mit dem
Ausdruck ‘Erlebnisgesellschaft’ zu einem Schlagwort geworden sind. Zu denken wäre auch an die
Zunahme körperbezogener Probleme bei Jugendlichen (Essstörungen) oder die Zunahme
medikamentöser Behandlung von Hyperaktivität oder Aufmerksamkeitsstörungen (etwa durch
Retalin).
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Ruth Cohn versteht ihre Überlegungen als Hilfen zur Einübung einer Haltung, die der
Beachtung des Zusammenhangs der verschiedenen Pole innerhalb themenzentrierter
Interaktion dienlich ist. Zu dieser Haltung gehört die Aufmerksamkeit für den Prozess
selbst. Diese wird geschärft, wenn der Prozess von Zeit zu Zeit gewissermaßen
“angehalten” wird und ein Schritt zur Klärung erfolgt, wo jeder einzelne, wo wir
miteinander und mit der Sache gerade stehen. Darum spielt Feedback zur Sache, zum
Fortgang des Gruppengeschehens und zur Selbstklärung der eigenen Befindlichkeit und
Klärung von Beziehungen immer wieder eine wichtige Rolle im Gruppengeschehen des
Seminars KFS.
Das Bemühen um ein gut austariertes Gleichgewicht der drei Pole des Zusammenhanges
folgt dabei weniger einer Theorie als vielmehr der Einsicht, dass die Ziele der
Maßnahme sich nur dann gut erreichen lassen, wenn alle Aspekte beieinander gehalten
werden.
Außerdem kann an dieser Skizze deutlich gemacht werden, in welcher Weise der von
Ruth Cohn so benannte “Globe”, das Umfeld, die Arbeitsprozesse mit bestimmt: Die
“Rahmenbedingungen” eines dreiwöchigen Zusammenlebens nehmen Einfluss auf die
Gestaltung der “Unterrichtsthemen”, gesellschaftliche und kirchliche Entwicklungen
finden ihre Berücksichtigung in der Orientierung an neuartigen theoretischen Konzepten
und
in
Aufnahme
neuerer
methodischer
Anregungen.
Natürlich
haben
die
Arbeitsbedingungen der Teams in den Ortsgemeinden und die Entwicklungen im KFSArbeitskreis und die sich immer weiter entfaltende 'Kultur' der Konfirmandenarbeit, die
mit dem KFS verbunden ist, Einfluss bis hinein in die Interaktion in den Gruppen. Zum
Globe
zählen
auch
die
Herausforderungen,
die
veränderte
Problemlagen
bei
Jugendlichen für den Umgang mit ihnen und die Bemühungen, dies in das
Lebensgeschehen und die Reflexion der Gemeinschaft einfließen zu lassen, mit sich
bringen.
Die
angedeuteten
Grundüberlegungen
zum
lebendigen
Lernen
haben
sich
als
Referenzrahmen bewährt, um den skizzierten religionspädagogischen Anforderungen
begegnen zu können. Denn Themenzentrierte Interaktion versucht eine Zusammensein
einer Lerngemeinschaft von Subjekten zu ermöglichen, die ganzheitlich miteinander
einen Prozess des Lernens durchschreiten.
Wir versuchen die Hinweise auf fundamentale Grundeinsichten zur Arbeit mit Gruppen
und zum lebendigen Lernen in allen Arbeitsbereichen des Projekts KFS aufzunehmen und
zu beachten: Bei der Durchführung des Seminars KFS in der gemeindlichen Gruppe aus
KonfirmandInnen und TeamerInnen und der das Seminar KFS begleitenden Teamarbeit,
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
in der Vorbereitung und Erarbeitung des Seminars KFS im gemeindlichen Team, bei der
Fortbildung der TeamerInnen in TeamerInnenschulungen und – soweit es die Größe der
Gruppe zulässt – in Ansätzen in der Kooperation der Gruppenverantwortlichen im
Arbeitskreis KFS.
#Inhaltsverzeichnis
2.2
Phasen der Entwicklung des KFS66
In seiner Diplomarbeit in der Fachrichtung Psychologie hat E. Winter 198167 eine für
unseren Zusammenhang aufschlussreiche Skizze der Entwicklung des KFS gegeben, deren
Phaseneinteilung sich auch auf die verschiedenen Grundpole der TZI beziehen lässt.
Winter sieht von 1968-1981 folgende Schwerpunktorientierungen das KFS bestimmen.
.
1. Die ersten drei Jahre bis 1970 lassen sich auch mit den Worten „traditioneller
Konfirmandenunterricht im neuen Rahmen” umschreiben. Das unterrichtliche
THEMA bestimmte das KFS. Wenn man so will, wurde der „GLOBE” des
Unterrichtsgeschehens dafür verändert, um geeignetere Bedingungen für das
Lernen zu schaffen.
2. Unter dem Einfluss der erlebten Gruppendynamik und der Einsichten und
Theorien zur Gruppendynamik schien dann zwei Jahre lang das „WIR” fast selbst
das Thema zu sein. Thematische Impulse traten hinter die Beschäftigung mit
dem Zusammenleben in der Gruppe zurück. Es hatte sich gezeigt, dass das
Zusammensein in der Gruppe die Bedingungen des Lernens entscheidend mit
prägt und bewusst in der Organisation der Lernprozesse Beachtung finden muss.
3. 1973-1977 konzentriert sich die KFS-Arbeit vor allem auf den Aspekt des
einzelnen ICH in der Gruppe. Konzepte eines sozialisationsbegleitenden
Konfirmandenunterrichtes, der Seelsorgeaspekt im Zusammensein mit den
einzelnen Jugendlichen, das Bemühen um Ich-Findung und Ich-Stärkung, und
entsprechende
Übungen
aus
therapeutischen
Traditionen finden hier verstärkte Anwendung im KFS.
und
gruppendynamischen
68
66
Im Folgenden wird eine Entwicklungslinie des Projekts und Seminars KFS in Beziehung zur
Themenzentrierten Interaktion kurz beleuchtet. Eine "Geschichte des Konfirmanden-FerienSeminars" kann und soll im Rahmen dieser Konzeption nicht entfaltet werden, es gibt aber
Überlegungen, dazu eine umfangreiche Dokumentation zu erstellen.
67
vgl. E. Winter, Zur Veränderung des Selbstkonzeptes von Jugendlichen Gruppenmitgliedern
eines 3-Wochen-Seminars - eine empirische Studie mit dem Selbstkonzept-Gitter-Test von Peter
Orlik, (Diplomarbeit Fachbereich Psychologie), unveröffentlichtes Manuskript Göttingen 1981
68
vgl. zu Grundüberlegungen in eine solche Richtung D. Stoodt, Kirchliche Begleitung
Jugendlicher in der puberalen Ablösephase durch den Konfirmandenunterricht (1973) in:
Seite 35 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
4. Winter sieht dann seit 1978 eine neue Gewichtung thematischer Inputs in der
KFS-Arbeit: Die Beschäftigung mit einer Losung, mit biblischen Texten etwa in
Form des Bibliodrama kreisen vor allem um das THEMA des einzelnen ICH und
seiner religiösen Entwicklung.69
An dieser Übersicht lässt sich erkennen, wie über eine längere Zeit die Berücksichtigung
der drei Pole (THEMA, ICH, WIR) jeweils mit besonderer Akzentuierung diese Arbeit
bestimmt und starke Verschiebungen hin zur Gewichtung nur eines Poles in der
Auswertung der damit gemachten Erfahrungen bewusst zu einer Neuorientierung auf die
dadurch vernachlässigten Aspekte geführt hat. Das Bemühen um ein gut austariertes
Gleichgewicht der drei Pole des Zusammenhanges folgt dabei weniger einer Theorie als
vielmehr der Einsicht, dass die Ziele der Maßnahme sich nur dann gut erreichen lassen,
wenn alle Aspekte beieinander gehalten werden.
Außerdem kann an dieser Skizze deutlich gemacht werden, in welcher Weise der von
Ruth Cohn so benannte “Globe”, das Umfeld, die Arbeitsprozesse mit bestimmt: Die
“Rahmenbedingungen” eines dreiwöchigen Zusammenlebens nehmen Einfluss auf die
Gestaltung der “Unterrichtsthemen” und des Lernens, gesellschaftliche und kirchliche
Entwicklungen finden ihre Berücksichtigung in der Orientierung an neuartigen
theoretischen Konzepten und in Aufnahme neuerer methodischer Anregungen. Zum
Globe
zählen
auch
die
Herausforderungen,
die
veränderte
Problemlagen
bei
Jugendlichen für den Umgang mit ihnen und die Bemühungen, dies in das
Lebensgeschehen und die Reflexion der Gemeinschaft einfließen zu lassen, mit sich
bringen.
So ließe sich auch über 1981 hinaus die Fortentwicklung des Projekts und Seminars KFS
in Phasen mit Akzentsetzung auf einem der Pole (THEMA, ICH oder WIR) beschreiben.
Der Einfluss einer neuen Beschäftigung mit dem Thema »Spiritualität«, neue Formen des
Umgangs
mit
der
Bibel,
die
Wahrnehmung
eines
Trends
zur
verstärkten
Individualisierung unter Jugendlichen oder die Frage, wie sehr Ich-bezogene Menschen
Konfirmandenunterricht und Konfirmation. Texte zu einer Praxistheorie im 20. Jahrhundert, hg.
v. Ch. Bäumler u. H. Luther, München 1982, S. 297-309. Stoodt meint, ein solcher Unterricht
gewinne eine „Tendenz zur Selbsterfahrungsgruppe“ (ebd. S. 307)
69
Spielte in den ersten Jahren im KFS in Folge der Konzentration auf gruppendynamische
Einsichten die Beschäftigung mit der Bibel keine besonders hervorgehobene Rolle, so änderte
sich dies Mitte der siebziger Jahre. Imogen und Helmut Liersch (damals Groß Elbe), nahmen im
Oktober 1977 teil an einer Experimentier- und Diskussionswerkstatt der Evangelischen Akademie
Arnoldshain, einer der ersten Veranstaltungen, in denen Gedanke und Praxis des Bibliodrama in
Deutschland bekannt gemacht wurde. Anregungen von dort wurden in den Fortbildungsseminaren
für TeamerInnen dann aufgegriffen. Diese verstärkte Hinwendung zur Arbeit mit der Bibel kommt
etwa zum Ausdruck in einem Bericht über das KFS in der Evangelischen Zeitung 1981.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
gemeinschaftsfähig werden, wirken sich auf die Gestaltung des KFS ebenso aus wie die
im Laufe der Jahre von einzelnen Mitgliedern des KFS-Arbeitskreises erworbenen
Zusatzqualifikationen oder die Zusammenarbeit mit ReferentInnen für die Fortbildungen
der TeamerInnen und Pastoralkollegs zur Fortbildung. Es lässt sich darin eine
durchgängige Bemühung erkennen, sich für die unterschiedlichen Aspekte und
Akzentsetzungen der Arbeit theoretisch und praktisch immer neu zu qualifizieren.70
#Inhaltsverzeichnis
70
Die Qualifikation Einzelner und die gemeinsamen Fortbildungen erstrecken sich etwa auf die
Bereiche und Themenfelder: Pastoralpsychologie, Themenzentrierte Interaktion, Bibliodrama,
Körperarbeit, Umgang mit Sexualität und Aggression bei Jugendlichen, Familienkonstellationen,
Okkultismus und Magie bei Jugendlichen, Beschäftigung mit der eigenen Sprache und
Ausdrucksfähigkeit, Spielpädagogik, Mediation, Seelsorge und Beratung, Themenzentrierte
Interaktion, gruppendynamische Selbsterfahrung. Die unterschiedlichen Kompetenzen kommen
über die intensive Zusammenarbeit im KFS-Arbeitskreis immer wieder dem gesamten Projekt KFS
zu Gute.
Seite 37 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
3. Arbeitsbereiche
des Seminars und Projekts KFS
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
3. Arbeitsbereiche des Seminars und Projekts KFS
Ursprünglich bezieht sich der Ausdruck "KFS" auf diese dreiwöchige Maßnahme
Konfirmanden-Ferien-Seminar. Mit der Vorbereitung und Durchführung des Seminars eng
verbunden ist aber seit 35 Jahren auch die Arbeitsweise in Teams, die Fortbildung der
MitarbeiterInnen,
die
Vernetzung
im
Arbeitskreis
KFS,
und
eine
Kultur
der
Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, die sich nicht auf diesen Zeitraum von drei
Wochen beschränkt. Wenn wir das dreiwöchige Seminar in Südtirol allein meinen,
benutzen
wir
hier
den
Ausdruck
‚Seminar
KFS’.
Sprechen
wir
vom
Gesamtzusammenhang, kennzeichnen wir das durch den Ausdruck ‚Projekt KFS’.
Der Kernbereich der Konzeption des Konfirmandenunterrichts als 'Konfirmanden-FerienSeminar' ist das in den ersten drei Wochen der Sommerferien durchgeführte Seminar KFS
in Gemeindegruppen mit KonfirmandInnen und TeamerInnen.
In einem ersten Schritt zeigen wir, welche Voraussetzungen das Seminar KFS
mitbestimmen und prägen. Es handelt sich dabei um für die gemeinsame Zeit im
Seminar KFS und unser Vorhaben sinnvolle und nützliche Rahmenbedingungen, die wir
gefunden haben:
der Zeitraum von drei Wochen
die Sondersituation gemeinsamen Wohnens im Gruppenhaus
Südtirol und Bergwelt als bedeutsame Umgebung
MitarbeiterInnenschlüssel
geschäftliche Partnerschaften
die Eingliederung des Seminars KFS in die Konfirmandenzeit
#Inhaltsverzeichnis
3.1 Rahmenbedingungen für das Seminar KFS
Zeitraum: drei Wochen
“Die z.B. immer noch die Konfirmandenarbeit weithin prägende Stundenstruktur ist
von daher ungünstig, zeitlich offenere und damit auch die traditionelle Hierarchie von
Lehrenden und Belehrten auflockernde Formen lassen eher erwarten, dass es zu einem
Austausch im Horizont des Evangeliums kommt. (…) „Es gilt ‚Frei-Zeiten’ zur Verfügung
zu stellen, die nicht ökonomisch oder durch den Drang, Zeit zu sparen, bestimmt sind,
sondern Gelegenheit zur Selbstbesinnung und zum gegenseitigen Austausch geben“71
71
C. Grethlein, Mediengesellschaft. Eine Herausforderung für Praktische Theologie, in EvTh 63.
Jg. 6 (2003) ,S. 421-434, hier: S. 433. Da das Evangelium von den Ursprüngen her durch
personale Medien vornehmlich in Face-to-Face-Kommunikation kommuniziert werde, müssten
dem
auch
heute
in
der
Bildungsarbeit
das
Streben
nach
symmetrischen
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Wir verreisen zusammen. Wir fahren in den Sommerferien für den Zeitraum von 23
Tagen,
volle
drei
Wochen
inklusive
An-
KonfirmandInnengruppen unserer Gemeinden weg.
und
72
Abreisetag,
mit
den
„Drei Wochen sind bereits ein
Lebensabschnitt, ein Stück Alltag“73, der sich einspielt. Dieser verhältnismäßig lange
Zeitraum ermöglicht es, nach einer Phase der Eingewöhnung Bedingungen dafür zu
schaffen, dass alle sich auf das Miteinander und das Thema in Ruhe einlassen. Es
ermöglicht, durch ausgewählte und vorbereitete thematische Inputs Lernprozesse und
Reflexionsprozesse zu initiieren und das Miteinander als wechselvollen Prozess zu
erleben. Es ermöglicht gegen Ende des Seminars, sorgfältigen Überlegungen zum
Transfer von Erfahrungen und Gelerntem in den Alltag in Haus, Schule und Gemeinde als
auch dem Abschied aus dieser besonderen Form des Zusammenseins Raum zu geben.
Diese drei Phasen, die letztlich den Prozess auch kürzerer Freizeiten (10 Tage, Woche,
Wochenende) bestimmen, gewinnen durch ihre Ausführlichkeit die Intensität, die wir für
unsere Arbeit wünschen. Wir glauben, dass dieser gemeinsame Zeitraum prägende Kraft
im Leben der KonfirmandInnen und der anderen Beteiligten entfalten kann.74
Sondersituation: Zusammen wohnen im Gruppenhaus
Durch die Fahrt nach Südtirol und die Länge des Seminars schaffen wir eine
Sondersituation: Der/ die Einzelne ist für eine bestimmte Zeit den sonst prägenden
Umgebungen (Familie, Cliquen, Schulalltag), die nicht unbedingt für die Unterrichtsziele
aufgeschlossen sind, entzogen. In überschaubarer und geschützter Atmosphäre kann
etwas von den Angeboten zum Christ-Sein als Bereicherung des eigenen Lebens erprobt
werden. Es gelingt leichter, Einzelne dazu zu ermutigen, sich mit den eigenen Fragen
des Glaubens und Lebens zu befassen.
Diese Situation der Ferne von der Ursprungsfamilie greift die in der Pubertät beginnende
Auseinandersetzung mit der eigenen familiären Herkunft und Umorientierung auf
Peergroups auf und versucht, sie für Lernschritte im Glauben fruchtbar zu machen.
Kommunikationssituationen entsprechen. Dafür brauche es, so Grethlein in seinem Beitrag
solcher Art eingeräumte Zeiten.
72
Dass Reisen als Thema praktisch-theologischer Besinnung in seiner religiösen Dimension in
jüngster Zeit verstärkt entdeckt wird, zeigen die Beiträge in Helga Kuhlmann, Martin Leutzsch,
Harald Schroeter-Wittke (Hg.), Reisen. Fährten für eine Theologie unterwegs, Münster 2003.
73
D. Hinzpeter/E. Hasse, Frömmigkeitsformen im Konfirmanden-Ferien-Seminar, in: Gott dem
Herrn Dank sagen. Festschrift für Gerhard Heintze hg. V. Freundeskreis der Braunschweiger
Kirchen- und Sozialgeschichte, Wuppertal 2002, S. 142.
74
Nicht ohne Grund wird dieses Zeitintervall auch im Kurbetrieb als Mindestzeit für eine
erfolgreiche Maßnahme angesehen und für die Etablierung einer „überalltaglichen“ Kulturform
favorisiert.
Seite 40 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Jede der das Seminar KFS durchführenden Gemeindegruppen wohnt in Südtirol für drei
Wochen in einem Gruppenhaus, das aus dem Angebot privater Anbieter für
Gruppenübernachtungen und –reisen oder über darauf spezialisierte Unternehmen
angemietet wird. Die KonfirmandInnen wohnen in Mehrbettzimmern (zumeist 4-5 Betten
mit Dusche und WC), zusammen. Auch die TeamerInnen wohnen in 2- oder
Mehrbettzimmern. Viele Häuser bieten neben Speisesaal und Tagesraum kleinere
Gruppenräume, auch Tischtennisräume an. Oft richtet sich das Team ein Teamerzimmer
ein, wenn die Gegebenheiten es erlauben. Die Gruppe ist beim Tischdienst (Speisen und
Geschirr auftragen und abräumen, Tische reinigen) zimmerweise beteiligt.
Interessant scheint uns, dass auch andernorts schon früh die Chance eines solchen
Zusammenlebens auf Zeit erkannt und für Konfirmandenarbeit genutzt wurde: Ebenfalls
in
den
siebziger
Konfirmandeneltern,
Jahren,
die
parallel
sich
im
zum
so
KFS,
führten
genannten
Überlegungen
„Braunschweiger
von
Kreis“
zusammengefunden haben, zu einem Projekt eines von Eltern entwickelten und
durchgeführten Konfirmandenunterrichts während einer längeren Freizeit in Dänemark,
an deren Ende dort die Konfirmation gefeiert wurde.75 In gewisser Weise wird mit
solchen inzwischen mehr und mehr verbreiteten Modellen eines längeren gemeinsamen
Zusammenlebens eine im Baltikum schon Anfang des 20. Jahrhunderts vorhandene Form
der Internatskonfirmation weitergeführt und zugleich modifiziert , von der Elisabeth
Josephi in ihrem Pfarrhausroman „Unser Pastor“ eine eindrückliche Skizze gibt:
„Die Eltern brachten ihre Söhne und Töchter zum Pastor. Bis auf den letzten Platz war
die Kirche gefüllt. Achtundsechzig Konfirmanden waren eingeschrieben worden und
zogen nach dem Gottesdienst in das Konfirmandenhaus ein. Es war ein langgestrecktes,
einstöckiges Holzhaus mit zwei großen Räumen. In einem Saal schliefen die Jungen, in
dem anderen die Mädchen. Sechs Wochen lang würden sie da wohnen. Die gefüllten
Strohsäcke, die sie von zu Hause mitgebracht hatten, lagen schon in Reih und Glied auf
dem Fußboden, so daß jeder seine eigene Schlafstelle hatte(…) Sie mußten sich ihren
Proviant einteilen, denn er mußte bis zum nächsten Sonntag reichen, dann wurde er
wieder durch die Kirchenbesucher aufgefüllt. Ohne zwingenden Grund fuhren die
Konfirmanden während der Lehrzeit nicht nach Hause. Während dieser sechs Wochen
sollten sie sich ganz der Besinnung und der Vorbreitung auf den Ernst der Stunde
widmen. Hier bauten sie das Fundament für ein christliches Leben.“76
Der einmaligen Situation, die Konfirmandenunterricht schafft, dass nämlich Jugendliche
aller Schultypen einander begegnen, wird durch das intensive Zusammenleben Gewicht
75
Vgl. den Reader „Eltern übernehmen den Konfirmandenunterricht ihrer Kinder, Erfahrungen
mit einem Ferienprojekt“, hg. vom Braunschweiger Kreis, Nettlingen 1997 (unveröffentlichtes
Manuskript)
76
Elisabeth Josephi, Unser Pastor, Frankfurt/Main – Berlin, 1990 S.38.
Seite 41 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
verliehen. Die Integration zu einer Gruppe und von Außenseitern in eine Gruppe wird
dadurch erheblich gefördert.
Das alte Sozialmodell des ‚Hauses’, das über Jahrhunderte in Europa eine in
Landwirtschaft und Handwerk verbreite Form der Arbeits- und Lebensgemeinschaft
einer Großfamilie mit weiteren Mitarbeitenden war, erfährt im Zusammenleben von
Hauseltern, Teams, KonfirmandInnen und zuweilen auch mitgereisten Kindern der
Mitarbeitenden in gewissem Sinne eine episodische Renaissance. Uns scheint das nicht
ohne Bedeutung, zumal immer häufiger KonfirmandInnen als Einzelkinder oder in
„zerrissenen“ Familien mit allein erziehenden Eltern leben und kaum die klassische
Familienstruktur, und noch viel weniger weiter greifende Modelle des Zusammenlebens
erleben. Leben, lernen, Arbeiten und Fürsorge gingen im ‚Haus’ eine enge Verbindung
ein. Martin Luther setzt als Ort der Befassung mit dem Katechismus solche
Hausgemeinschaft auch als religiös miteinander lernende Gemeinschaft voraus. Es ergibt
sich für alle in einer KFS-Gruppe miteinander lebenden Personen für eine Weile eine
Nähe zu dieser Form des Zusammenseins und damit eine Gesellungsform, die im Alltag
sonst so nicht vorkommt.
Das Gruppenhaus, das Gemeinden für ihr Seminar KFS in der Regel gerne auch in
Folgejahren wieder belegen, weil Vertrautheit mit den räumlichen Gegebenheiten,
Hauseltern und dem Umfeld und seinen Möglichkeiten von nicht unerheblicher
Bedeutung ist, gewinnt besonders für die mehrere Jahre in Folge beteiligten
PfarrerInnen und TeamerInnen häufig schnell den Charakter einer emotional wichtigen
„zweiten Heimat“ in Südtirol. Durch die gemeinsame wird es auch zu einem mit
geistlichem Leben erfüllten nicht bloß funktional errichteten und stundenweise
genutzten
zweiten
„Gemeindehaus“.
Nicht
zuletzt
wird
die
schützende
und
Geborgenheit vermittelnde Funktion, die das Wohnen in Häusern in der Geschichte
immer hatte77, im Gegenüber zu den Erlebnissen in der Ausgesetztheit des Hochgebirges
bei Bergtouren im alpinen Gelände im Rahmen des Seminars KFS viel bewusster
wahrgenommen als zu Hause.
Südtirol und die Bergwelt als bedeutsame Umgebung
Seit 1970 nehmen die meisten am KFS beteiligten Gemeinden Quartier im Ahrntal am
Südhang der Zillertaler Alpen in Südtirol und in eng benachbarten Tälern.78 Diese
77
vgl. dazu etwa den Abschnitt ‚Häuser’ in Ferdinand Seibt, Die Begründung Europas. Ein
Zwischenbericht über die letzten tausend Jahre, 2. Aufl. Frankfurt am Main 2002, S. 146-190.
78
Es gab und gibt auch Gemeindegruppen, die andere Regionen für das Seminar wählten: Dem
Arbeitskreis verbunden war lange Zeit die Gemeinde Lehre, die ein etwas variiertes Modell von
Seite 42 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Landschaft bietet neben guten heilklimatischen Gegebenheiten (Allergiker sind oft
beschwerdefrei) großartige Möglichkeiten, die Natur zu erleben und zu genießen. Eine
Besinnung auf die christliche Rede von der Schöpfung lässt sich in solcher Atmosphäre
einsichtig mit den körperlichen und seelischen Erfahrungen verbinden.
Die Gruppenhäuser der Region sind seit Jahrzehnten auf Kinder- und Jugendtourismus
eingestellt. Die deutsche Landessprache erleichtert den Kontakt zu den Einheimischen
und die Verständigung in Fällen notwendiger medizinischer Versorgung durch Ärzte oder
Krankenhäuser.
Die
ausgeprägte
römisch-katholische
Religiosität
der
Südtiroler
Bevölkerung zählt mit zu den Eindrücken, die KonfirmandInnen dort in sich aufnehmen.
Zu den örtlichen Pfarreien besteht ein guter Kontakt. Sie heißen KFS-Gruppen bei der
Teilnahme an Messen freundlich willkommen und laden die begleitenden evangelischen
PfarrerInnen immer wieder auch zur Beteiligung an Lesungen im Gottesdienst ein. Sie
gewähren den KFS-Gruppen die Möglichkeit, in Kirchen und Kapellen Gottesdienst, auch
Taufen und das Heilige Abendmahl zu feiern. In St. Johann im Ahrntal wird die große
Pfarrkirche für den gemeinsamen Jugendgottesdienst der meisten KFS-Gruppen zur
Verfügung gestellt. Die Kollekte fließt zumeist der örtlichen Jugendarbeit der dortigen
Gemeinden zu.
Das Seminar KFS als Unternehmung muss berücksichtigen, dass sie in der Ferienzeit der
Jugendlichen stattfindet. Hierfür hat sich die Südtiroler Bergwelt auch unter
touristischen Aspekten bewährt: die Landschaft bietet (in Verbindung mit den nahe
gelegenen Dolomiten) unzählbare Möglichkeiten für Bergwanderungen bis hin zu
hochalpinen Berg- und Klettertouren und weitere Möglichkeiten für attraktive
Freizeitaktivitäten. Die Bergtouren spielen dabei für das Seminar KFS eine besondere
Rolle. Wir begreifen Berge als Herausforderung für das Fühlen, Denken, Glauben und die
Bewährung von Gemeinschaft. Wir teilen die von vielen beobachtete und umrissene
Einschätzung, dass das Hochgebirge als Landschaft auch die Qualität einer besonderen
spirituellen Umgebung gewinnen kann. Zahlreiche Veröffentlichungen stellen ein
Zusammenhang zwischen Bergerleben und Religion her oder deuten Erfahrungen am
Berg als Symbole für das Leben oder christliche Existenz:
KFS in Schweden durchführte. Die Übernachtungsform in Blockhäusern und die Versorgung durch
mitfahrende Küchenteams war dabei ein wesentlicher Unterschied. In Österreich findet das KFS
der Kirchengemeinden aus dem Bereich Dransfeld aus der hannoverschen Landeskirche statt, die
an der Arbeit des Arbeitskreises KFS teilnehmen. Seit 2002 fährt die Kirchengemeinde Kreiensen
zur Durchführung des Seminars KFS nach Polen. Auch diese Umgebung verändert das Modell
durch die Integration der Beschäftigung mit deutscher Geschichte in die Arbeit (Besuch des KZ
Auschwitz) und entstehende Jugendbegegnungen auf Gegenseitigkeit mit polnischen
Jugendlichen.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
„Weit, hoch, herrlich der Blick
Rings ins Leben hinein!
Vom Gebirg zum Gebirg
Schwebet der ewige Geist,
Ewigen Lebens ahndevoll.“ 79
Der ehemalige Jugendseelsorger und Bischof von Innsbruck Reinhold Stecher spricht in
einem schönen Band von der ‚Botschaft der Berge’80: Ihr Schweigen ist ein Stück
Therapie für abgelenkte und gehetzte Menschen. Der Berg holt in die Ruhe durch
langsames Auftauchen von Umgebungen. Er bietet die Chance zur Begegnung, Menschen
rücken zusammen. Berge schenken Erlebnisse, sie fordern Anstrengung ab und schaffen
ein Bewusstsein für Gefahr und Grenzen. Ökologische Zusammenhänge, die Mahnung der
Relikte der Weltkriege und zahlreiche Symbole wie Wegweiser, Fels, Seil, Quelle und
Gipfelkreuz lassen sich auch als Gegenstände der Meditation und Verweis auf
Lebenszusammenhänge oder Aspekte des Glaubens deuten. Dies geschieht, wenn
TeamerInnen oder KonfirmandInnen in der Gestaltung von Andachten oder Bildern zu
Erlebnissen und Themen, die uns beschäftigen, solche Bildwelten aufgreifen - auch ohne
Kenntnis solcher Literatur.
Das Umfeld kommt unserem Vorhaben entgegen und wird intensiv einbezogen. Zwar ist
eine
Bergtour
‚Gottesdienst’,
Symboltheorie
weder
‚Konfirmandenunterricht’
andererseits
wahrlich
zu
geben
denken
sie
81
im
ganz im
und
zu
engeren
Sinne
noch
ein
Sinne von Überlegungen zur
lernen82.
Unsere
Bemühung
um
Ganzheitlichkeit von Lernprozessen kann und will – auch im buchstäblichen Sinne – an
den Bergen nicht vorübergehen.
“Viele Wege führen zu Gott, einer führt über die Berge“.83
Ohne Übertreibung können wir unsere Erfahrungen damit und die ‚Verheißung’, die
darin enthalten ist, in diesem Motto wiederfinden, das R. Stecher seinem Buch voller
Betrachtungen vorangestellt hat.
79
J.W. v. Goethe, zitiert in U. Mann, Überall ist Sinai. Die heiligen Berge der Menschheit,
Freiburg im Breisgau, 1988S.226, wo tiefenpsychologisch orientiert Berge als Symbol für den Berg
der Erkenntnis gedeutet werden. Vgl. auch F. Ritzhaupt, Wegzeichen. Bergsteigen und
christliche Existenz, Bozen 1980 und R. Stecher, Botschaft der Berge, Innsbruck- Wien 10. Aufl.
1994.
80
Vgl. zum Folgenden R. Stecher, Botschaft der Berge, 10.Aufl Innsbruck – Wien 1994.
81
J. Scharfenberg, Einführung in die Pastoralpsychologie 2. Aufl., Göttingen 1994, S. 44f. unter
Verweis auf P. Ricoeur.
82
Vgl. P. Biehl, Symbole geben zu lernen. Einführung in die Symboldidaktik anhand der Symbole
Hand, Haus und Weg, 2. Aufl. Neukirchen-Vluyn 1991 (Wege des Lernens Bd. 6).
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
MitarbeiterInnenschlüssel
Bewährt hat sich für unsere Arbeit und das Unternehmen eines Zusammenlebens auf
Zeit bei der Bemessung der Mitwirkung von TeamerInnen ein Verhältnis von mindestens
1:5 zur TeilnehmerInnenzahl. Einige Gemeinden favorisieren sogar einen Schlüssel, der
noch niedriger liegt. Die Organisation und Durchführung der Fahrt, die Arbeitsweise in
Kleingruppen, eine Betreuung von Zimmergruppen und die im Seminar KFS gegebenen
und erwünschten Gelegenheiten zur Begleitung Einzelner mit ihren Schwierigkeiten und
Besonderheiten - die seelsorgerliche Dimension der TeamerInnentätigkeit - all dies
erscheint uns nur mit einer Anzahl TeamerInnen möglich, wie sie sich über Jahrzehnte
als bewährt erwiesen hat. Zu kleine Teams leiden überdies in ihrer Arbeitsfähigkeit: sie
können KonfirmandInnen nicht die Zeit und Kraft widmen, die notwendig ist; bei Ausfall
durch Krankheit und ähnlichem gerät die Durchführung mancher Aktivitäten in
Schwierigkeiten, die rechtlich geordnete Aufsichtspflicht und die im Seminar KFS
gewünschte
Nähe
und
Zuwendung
werden
problematischer.
Diesen
MitarbeiterInnenschlüssel und zusätzliche Personen für die Leitung der Gesamtgruppe
legen wir auch bei der Bezuschussung aus Mitteln des Gesamtbudgets zu Grunde.
Geschäftliche Partnerschaften
Der Arbeitskreis KFS kann für das Seminar KFS auf eingespielte und Jahrzehnte
währende Partnerschaften mit Gruppenhäusern und den sie betreibenden Familien
zählen. In Ahrntal und Umgebung stehen ausreichend geeignete, preisgünstige
Gruppenhäuser zur Verfügung, die auf Jugendtourismus eingestellt und zum Teil seit
Jahrzehnten mit den Arbeitsformen des KFS vertraut sind. Dies gilt auch für das im
Jugendtourismus führende Unternehmen Alpetour, das bei der Häuserbeschaffung und,
der Organisation des Bustransfers vom Bahnhof Bruneck zu den Gruppenhäusern, eine
wichtige Rolle spielt.84
Ähnliches galt lange für die Kontakte mit der Deutschen Bahn, seit ein paar Jahren
inzwischen für die private Centralbahn AG, für das Zusammenwirken mit dem Südtiroler
Verkehrsverein, mit dem Busunternehmen Oberhollenzer in Sand in Taufers, sowie für
gute Kontakte mit Berghütten und den katholischen Pfarreien betreffend die Benutzung
83
R. Stecher, Botschaft der Berge, 10.Aufl Innsbruck – Wien 1994.
Die Partnerschaft mit Alpetour fand im Jahre 2002 ihren Ausdruck in der Anfrage von Alpetour
an den Arbeitskreis KFS, ob ein neu in Berlin errichtetes Jugendhotel des Unternehmens von
jemand aus diesem Kreis kirchlich eingeweiht werden könne. Diese Aufgabe hat Pfarrer Ekkehard
Hasse (Immenrode) übernommen. Im Jahr 2003 fand in den dortigen Räumen ein vom
Arbeitskreis KFS veranstaltetes Pastoralkolleg statt.
84
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
dortiger kirchlicher Räume. Solche Zusammenarbeit fand ihren Niederschlag z.B. in der
Würdigung des Beitrages des KFS zur Förderung des Tourismus in der Region bei einem
Jubiläum des Verkehrsvereins, in der Unterstützung eines Flyers über das KFS durch
Alpetour und DB, in Gesprächen über Zusammenarbeit mit der neu begründeten
‚Ferienregion Ahrntal’ im Jahr 2000.85
Eingliederung des Seminars in die Konfirmandenzeit
Das Seminar KFS ist auf verschiedene Weise nach örtlicher Praxis in die Gesamtzeit des
Konfirmandenunterrichts
eingegliedert.
Wöchentlicher
Unterricht,
Unterricht
in
Blocktagen, Phasen des Gemeindepraktikums, weitere kürzere Freizeiten treten je nach
Gestaltungsform der Konfirmandenzeit in den Gemeinden hinzu. In einigen Gemeinden
wird auch in der übrigen Gestaltung der Konfirmandenzeit mit den ehrenamtlichen
TeamerInnen gemeinsam der Unterricht erarbeitet und gestaltet.86 Als Standard werden
im Rahmen des Seminars KFS in den Gemeinden etwa 50 Stunden des Gesamtvolumens
Konfirmandenunterricht in Form von Einheiten themenzentrierter Gruppenarbeit
geleistet. Das Seminar KFS ersetzt damit den Umfang von einem Jahr regulären
Unterricht.87 Ein Nachweis darüber erfolgte früher in Abschlußberichten der Gemeinden
an das Landeskirchenamt, seit 2002 als Nachweis gegenüber dem Arbeitskreis KFS. Diese
Dokumentationen der Arbeit der Gemeinden werden zentral gesammelt, sie werden im
Hinblick auf thematische Grundschritte und inhaltliche Besonderheiten und im Blick auf
durchgeführte Bergtouren, Andachten, Tauf- und Abendmahlsfeiern und einige andere
Aspekte durch ein zusätzliches Formblatt statistisch ausgewertet und in einem
gemeinsamen mehrseitigen Bericht an das Landeskirchenamt zusammengestellt.88
Finanzierung und Kirchliche Förderung
85
Wir finden es bezeichnend, dass ein im Sommer 2002 in einer regionalen Zeitschrift
erschienener Artikel über "Bruneck, die jugendlichste Stadt Südtirols" Fotos von der Ankunft des
KFS-Sonderzuges zur Bebilderung verwendet.
86
Beispiele für Eingliederungen des Seminars in die gesamte Konfirmandenzeit finden sich unter
#Materialien .
87
Als Konsequenz daraus haben sich unterschiedliche Strukturierungen der gesamten
Konfirmandenzeit in den Gemeinden ergeben: Einige beginnen nach der Anmeldung etwa zwei
Jahre vor der Konfirmation mit einer einige Monate dauernden Unterrichtsphase, dann wird der
wöchentliche Unterricht ausgesetzt und nach dem Seminar KFS bis zur Konfirmation fortgeführt.
Andere haben die gesamte Konfirmandenzeit auf ein kompaktes Jahr reduziert. Entweder
verläuft es von der Anmeldung im Frühjahr, Unterrichtszeiten in der Gemeinde, Seminar KFS,
Unterricht in der Gemeinde bis zur Konfirmation nach Ostern im folgenden Jahr oder es beginnt
die Konfirmandenzeit im Herbst mit Unterrichtsstunden ist zum Seminar KFS im Sommer und es
schließt sich die Konfirmation dann bereits im September an das Seminar KFS an.
88
Vgl. ein Beispiel des Projektberichts und weitere Übersichten zum Seminar KFS bei
#Materialien
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Nach langer Zeit der landeskirchlichen Erprobung wurde das KFS als besonders
förderungswürdiges Modell der Konfirmandenarbeit in unserer Landeskirche bis 2000
finanziell unterstützt durch Bereitstellung von Fahrtkostenzuschüssen in Höhe von 6,DM/Tag/Teilnehmer und Bereitstellung von Sonderanteilen Kirchensteuermittel für KFS
in Höhe von 6,50 DM/Tag/Teilnehmer. Diese Förderung wurde den teilnehmenden
Kirchengemeinden auf Antrag und gegen Nachweis der geleisteten Arbeit und
unterschriebener Teilnehmerlisten zur Verfügung gestellt. Sie wurde aufgrund der
Verabschiedung neuer Richtlinien in dieser Form nicht mehr aufrechterhalten.
Insbesondere die bis dahin übliche Förderung aller TeilnehmerInnen (auch NichtKonfirmandInnen oder bereits Konfirmierter, sogenannter. “ZweitfahrerInnen”) wurde
erheblich gekürzt. Seit 2002 wird die besondere Förderung des Projekts und Seminars
KFS durch eine pauschale Sonderbudgetierung zu Gunsten des Arbeitskreises KFS
geregelt. Dazu wurden im Arbeitskreis Kriterien der Zugehörigkeit zum Arbeitskreis KFS
und der Verteilung der Mittel entwickelt. In der Aufstellung des Budgets berücksichtigt
ist ein Beitrag zur Förderung der Schulung und Qualifizierung von TeamerInnen, die im
Rahmen des Projekts KFS geleistet wird, und zur Förderung von Nachwuchs für die
Teamarbeit.
In den Gemeinden werden zur Finanzierung des Seminars KFS Eigenbeiträge der Eltern
abgerufen wo möglich, kommunale Zuschüsse einbezogen. Eine Unterstützung des
gesamten Projekts KFS durch Mittel der Kirchengemeinde erfolgt weiterhin durch
Bereitstellung von Material und zusätzliche Zuschüsse der Gemeindekasse. Die
Ermöglichung der Teilnahme von finanziell schwächer gestellten KonfirmandInnen wird
seit je her durch Bereitstellung von Mitteln der Diakoniekassen oder andere Spenden
sichergestellt.89,
Da
Ort,
Zeit,
Organisationsform
und
Finanzierung
besonderer
Vorhaben
des
Konfirmandenunterrichtes zu den wesentlichen Rahmenbedingungen gehören, die auf
Gelingen und Förderung des Konfirmandenunterrichtes Einfluss haben, sehen wir das
KFS-Modell als eine gelungene Form an, diese Rahmenbedingungen so zu beeinflussen,
zu gestalten und zu verändern, dass für den Unterricht förderliche Strukturen bereit
89
Abhängig von örtlich unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten der Unterstützung durch die
Kirchengemeinde, den differierenden Kosten für die Hausanmietung in Südtirol und der Höhe
nutzbarer kommunaler Zuschüsse für Fahrten und Lager unterschieden sich von Gemeinde zu
Gemeinde die Elternbeiträge. Sie liegen derzeit (2005) etwa durchschnittlich bei 440,- bis 450,€.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
stehen. Die Pflege dieser Rahmenbedingungen ist einer unserer Beiträge zu einer für
den Konfirmandenunterricht förderlichen Kultur.90
Ein Blick in die verschiedenen drei Arbeitsbereiche soll verdeutlichen, in welcher Weise
wir uns um die Umsetzung der zuvor dargestellten Grundeinsichten im Rahmen der
aufgezeigten Voraussetzungen methodisch und inhaltlich bemühen.
#Inhaltsverzeichnis
3.2 Seminar KFS in der Gemeindegruppe aus KonfirmandInnen und TeamerInnen
91
Im ersten Teil unseres Papiers haben wir religionspädagogische Überlegungen, die die
Konzeption von KFS mit bestimmen, durch die Stichworte ‘gemeinsames Leben,
Lerngemeinschaft und Subjektorientierung, Ganzheitlichkeit von Lernprozessen,’
umschrieben.
Im zweiten Teil haben wir unseren Grundansatz durch Rückbezüge auf Grundeinsichten
der Themenzentrierten Interaktion zum Zusammenhang von 'Thema, Ich, Wir und
Umfeld' zu verdeutlichen versucht, weil uns damit eine Grundhaltung angedeutet
scheint, die es ermöglicht, die genannten Anforderungen in den Blick zu nehmen und im
Blick zu behalten.
Nun umschreiben wir unsere Arbeitsweise mit den Gruppen im Seminar KFS im
Folgenden durch die Ausdrücke:
‘gabenorientiert,
themenorientiert,
orientiert an Subjekten und Lebensgeschichte,
gemeinschaftsorientiert,
erlebnisorientiert.’
Dabei versucht jeder dieser Ausdrücke zugleich einen Grundzug der Ausrichtung des
Seminars KFS im Ganzen sichtbar zu machen und Teilaspekte unserer Arbeit im
Gesamtzusammenhang einzuordnen.
Das Leitwort 'Orientierung' verweist darauf, dass es uns darum geht, bestimmte Wege zu
beschreiten, Ziele zu verfolgen und Ausrichtungen unserer Arbeit wahrzunehmen, denen
wir nachgehen möchten. Es mag auf den ersten Blick merkwürdig erscheinen, in
verschiedene Richtungen weisende ‘Wegweiser’ nebeneinander zu stellen. Zur
Orientierung im Gelände erweist sich allerdings eine Umschau und Wahrnehmung
verschiedener Orientierungspunkte durchaus als nützlich.
90
Zum Stichwort ‚Kultur’ vgl. weiter Teil 4 der vorliegenden Konzeption.#Kap4l
Der Ausdruck „TeamerInnen“ schließt im Folgenden PfarrerInnen immer mit ein, wenn diese
nicht ausdrücklich erwähnt werden.
91
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Es geht uns um verschiedene, nebeneinander aufgeführte Perspektiven auf dieselbe
Arbeit, die sich im Einzelnen überschneiden können. ‘Perspektive’ meint, dass wir die
damit verbundene Profilierung unserer Arbeit unter einem bestimmten Gesichtspunkt im
Blick behalten möchten. Alle miteinander umschreiben gleichsam wie unterschiedliche
Vektoren das Feld, in dem wir uns bewegen möchten.
#Inhaltsverzeichnis
3.2.1 gabenorientiert
KonfirmandInnen begegnen uns weder im Konfirmandenunterricht in der Gemeinde noch
während des Seminars KFS voraussetzungslos. Sie bringen etwas mit: sich selbst als
Individuum und eine sie prägende Lebensgeschichte und Sozialisation, religiöse
Erfahrungen oder Bedürfnisse, persönliche Gaben und Fähigkeiten, alterstypische
Problemlagen und Verhaltensmuster. Wir setzen uns mit diesem Zugang bewusst ab von
einer Sicht auf die KonfirmandInnen, die vor allem Defizite wahrnimmt: dass an wenig
explizites Wissen und Vertrautheit mit dem christlichen Glauben angeknüpft werden
kann, dass Fertigkeiten wie flüssiges Lesen oder längere ruhige Aufmerksamkeit oft
gering ausgeprägt sind. Zustimmend möchten wir H.-U. Kessler und B. Nolte zitieren:
“Konfis bringen vielleicht kein Wissen über Psalm 23, die Zehn Gebote oder das
Glaubensbekenntnis mit. Sie sind wahrscheinlich in nur geringem Maße spezifisch
christlich sozialisiert. Und doch bringen sie eine 12-jährige Geschichte des AffiziertSeins durch Gottes Wirklichkeit mit in den KU (die auch im Moment des Betretens des
KU-Raums nicht aufhört. In dieser theologischen Tatsache sehen wir die Grundlage für
eine nicht-defizitäre Konstruktion von Lernenden.“92
Dasselbe gilt selbstverständlich für die TeamerInnen.
Wir zielen auf ein Bewusstsein bei allen Beteiligten, dass sie als Subjekte ihren eigenen
unverwechselbaren Beitrag zu unserem gemeinsamen Tun und Nachdenken beitragen
können. Wir möchten dazu ermuntern, sich verantwortlich und kreativ auf eigene Weise
einzubringen. Darum versuchen wir den Gaben und Fähigkeiten der Einzelnen Raum zu
geben und zu verschaffen. Das nennen wir gabenorientiert.
Das gilt nicht nur für KonfirmandInnen, sondern auch für das Team. In Vorbereitung und
Durchführung des Seminars zeigt sich immer wieder, dass einzelne TeamerInnen in
bestimmten
Bereichen
über
besondere
Talente
verfügen
(Fähigkeiten
einiger
TeamerInnen im alpinen Bergwandern und Klettern, musikalische Fähigkeiten, kreative
Fertigkeiten oder auch besondere Gaben im Umgang mit KonfirmandInnen). Manche sind
durch mehrjährige Teilnahme am KFS erworben worden, manche in ganz anderen
92
H.-U. Kessler/ B. Nolte, Konfis auf Gottsuche. Praxismodelle für eine handlungsorientierte
Konfirmandenarbeit, Gütersloh 2003, S. 30f.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Zusammenhängen (Hobbys, berufliche Ausbildung). Das prägt und verändert je nach
Teamzusammensetzung die Gestaltung des Seminars KFS von Jahr zu Jahr. Wir
erkennen, dass wir nur das einbringen und tun können, was uns liegt und wofür wir
Ressourcen haben. Wir erkennen zugleich, wie sich dort neue Arbeitsformen oder
Schwerpunkte unserer Arbeit erschließen, wo Raum dafür da ist, die Begabungen
einzusetzen und zu entfalten.
Im Seminar KFS geht es uns darum, im Rahmen der drei Wochen Ferienseminar als
Ganzem und durch Schwerpunktbildung in bestimmten Phasen, Felder zu eröffnen, in
denen die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Begabungen von KonfirmandInnen und
TeamerInnen zum Tragen kommen können. Dabei ergibt sich für sie oft die Möglichkeit,
einmal in ganz anderen Bereichen als den gewohnten die eigenen Gaben zu entdecken
und zu erproben. Zudem meinen wir mit dieser Orientierung unserer Arbeit der Tatsache
Rechnung tragen zu können, dass Menschen auf unterschiedlichen „Kanälen“ Zugänge zu
etwas finden: einigen erschließen sich Dinge schnell auf kognitivem Wege über Texte,
Worte, Gespräche, andere sind eher haptisch orientiert oder brauchen Visualisierungen,
bei wieder anderen ist die Beteiligung am stärksten, wenn Körpererfahrungen
einbezogen werden und ihre Körperkraft oder Beweglichkeit zum Einsatz kommen
kann.93
Es geht uns in einem tieferen Sinne dabei auch darum, allen KonfirmandInnen dazu zu
verhelfen, ihren persönlichen Zugang zum Glauben zu suchen und zu entdecken, und
dafür Ausdrucksformen und eine Sprache zu finden. Zugleich greift die Orientierung an
unterschiedlichen Gaben den Gedanken der verschiedenen Charismen im Leib Christi
auf, wie er im Neuen Testament als Bild für Gemeinde Ausdruck findet.
Weil uns solche Orientierung an den Gaben der Einzelnen wichtig ist, gehören zum
Seminar KFS Elemente wie:
Kreativangebote, die die manuellen Fähigkeiten entdecken helfen und
fördern (Workshops)94;
Musikalische Angebote wie gemeinsamer Gesang, Musik-Workshops;95
93
Aus diesem Grund gibt es etwa Überlegungen, zirkuspädagogische Ansätze in den Schulalltag
zu integrieren Vgl. dazu J.W. Ziegenspeck (hg.), Zirkuspädagogik. Grundsätze - Beispiele Anregungen, Lüneburg 1997.
94
Dazu zählen etwa Angebote wie Batiken, Freundschaftsbänder knüpfen, Maskenbau, töpfern,
Arbeit mit Speckstein, Gipsmasken fertigen, Arbeit mit Encaustic-wachs
95
Musik hören spielt eine wichtige Rolle im Leben Jugendlicher. Schon frühzeitig haben sich
Gemeinden im KFS daher dem an popularmusikalischen Strömungen orientierten 'neuen
geistlichen Lied' zugewandt. Nach ersten Experimenten mit Jazzmusik in Kirchen und
Wettbewerben zur Schaffung neuer geistlicher Lieder in den sechziger Jahren haben besonders
die Kirchentage mit ihren Beatmessen und liturgischen Nächten solche Musik in die Gemeinden
hineingetragen, vgl. dazu H. Handt u. R. Hartmann, Neues Geistliches Lied. Standortbestimmung
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Angebote zur kognitiven Auseinandersetzung mit Themen96;
Angebote, die Körperkraft, -einsatz und -gefühl entwickeln97;
Angebote
von
gottesdienstlichen
Vollzügen
und
die
Einbeziehung
der
98
KonfirmandInnen in die Gestaltung gottesdienstlicher Vollzüge ;
Angebote
zur
Mitwirkung
und
eigenen
Gestaltung
bei
Aktionen
im
Freizeitbereich (Spiele, bunte Abende, Theatergruppen);
Auseinandersetzungen mit biblischen Texten mit Hilfe von Elementen aus der
bibliodramatischen Tradition;99
Herstellung
von
‚Produkten’,
die
Ergebnisse
der
Arbeit
festhalten
(‚Glaubenstücher’ in der Tradition der Hungertücher, Kreuze, Installationen,
Filme etc.)100
Sorgen alle Gemeinden im Rahmen ihrer Tagespläne und Wochenpläne für die drei
Wochen des Seminars101 für einen möglichst ausgewogenen Wechsel in der Verwendung
solcher Momente, so bewegen sich mehr und mehr Gemeinden in die Richtung, solche
Elemente noch enger miteinander zu verzahnen. Die Arbeit am Thema wird phasenweise
auf dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung, in: Neue Geistliche Lieder. Töne - Texte Temperamente, Heft Nr. 02/2002 der Arbeitsstelle Gottesdienst Hannover, S. 4-23. Die Musik der
Kirchentage von Musikgruppen wie Peters Janssens Orchester und anderen wurde im KFS zuerst
mit den entsprechenden Schallplatten als Begleitung aufgegriffen bis mehr und mehr
MitarbeiterInnen sich diese Musik angeeignet hatten und auf Gitarren oder Keyboards selbst
begleiteten. Bis heute nehmen Gemeinden umfangreiche Liederhefte zur Verwendung in
Andachten und Gottesdiensten mit in das Seminar, in die auch neuestes Liedgut der Kirchentage
und aus anderen Quellen Eingang findet. Unter dem Einfluss einer Neubesinnung auf spirituelle
Formen wurden auch die einfachen mehrstimmigen Gesänge aus Taize verstärkt aufgegriffen. Zu
manchen Themen im KFS entstanden eigene Musikstücke aus dem Kreis der TeamerInnen , viele
Teams entwickeln zum Ende des Seminars zu populären Melodien ein Lied, in dem Begebenheiten
des Dreiwochenseminars anklingen. In Südtirol, anders als in den Gemeinden zu Hause, sind die
KonfirmandInnen beim Singen leicht zu begeistern, einige wirken mit Flöte oder Gitarre auch
musikalisch mit.
96
Dazu zählen wir die Auseinandersetzung mit Texten der Bibel und anderen Texten, Anregungen
zu einer Art Schreibwerkstatt oder zum Tagebuchschreiben, das ausgiebig eingesetzte Medium
des Gesprächs, die Verwendung von Arbeitsblättern
97
Dazu zählen Angebote wie Entspannungsübungen, Tanz, sportliche Angebote (Fußball,
Volleyball, Indiaca) oder Jonglieren, vor allem die Bergtouren im Hochgebirge mit ihren
intensiven Körpererfahrungen. Wir begreifen die Berge als Herausforderung an Körper und Geist.
98
Einige Gemeinden haben gute Erfahrungen damit gemacht, Andachtselemente, die den Tag
strukturieren, in die Hand der KonfirmandInnen zu geben. Vgl. dazu R. Brückner, Stille lehrt
Beten - Stille Zeiten mit Konfirmandinnen und Konfirmanden, in: KU-Praxis Nr. 30 „Wenn ihr
betet...“, 7-9. Vgl. auch D. Hinzpeter/ E. Hasse, Frömmigkeitsformen im Konfirmanden-FerienSeminar, in: Gott dem Herrn Dank sagen. Festschrift für Gerhard Heintze, hg., v. Freundeskreis
der Braunschweiger Kirchen. Und Sozialgeschichte, Wuppertal 2002, bes. S. 143-144.
99
Vgl. zu solcher Arbeitsweise R. Hübner/ E. Langbein, Biblische Geschichten in der
Konfirmandenarbeit, Hamburg 1997
100
vgl. zu Produkten mit Botschaften, die auch einer Öffentlichkeit (Gesamtgruppe,
Kirchengemeinde) vorgestellt werden können die methodischen Überlegungen in: H.-U. Kessler/
B. Nolte, Konfis auf Gottsuche. Praxismodelle für eine handlungsorientierte Konfirmandenarbeit,
Gütersloh 2003, S. 45-51.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
in Form von Projekten durchgeführt. Sie wählen die künstlerische und kreative
Gestaltung von Symbolen, Rollenspiel, Musik oder andere Medien als Feld der
Beschäftigung mit dem Thema und Umsetzung der dabei gewonnenen Einsichten. So
versuchen sie, unterschiedliche Gaben für die Lernprozesse fruchtbar zu machen. Immer
deutlicher zeigt sich, dass diese Gabenorientierung eine profilierte Form vielseitiger
Partizipation an der Gestaltung des KFS ermöglicht: in Form des Einübens in Vollzüge,
Bewegung weg vom Konsumieren hin zum Selbermachen, Entfaltung einer eigenen
(Symbol)-Sprache der KonfirmandInnen.
Mit einem Stichwort aus dem Grundansatz (vgl. Kapitel 2) formuliert, dient diese
Orientierung besonders einer Aufmerksamkeit für das ICH der einzelnen Beteiligten: Ich
erlebe und erprobe, was ich kann und wie ich mich ausdrücken kann. Zugleich wird das
WIR der Gemeinschaft dadurch gestärkt, dass sich eine Vielfalt an Möglichkeiten
eröffnet, an dieser Gemeinschaft zu partizipieren und zu ihrer Entwicklung etwas
beizutragen. Dabei beobachten wir, dass einerseits die Befassung mit einem THEMA
förmlich bestimmte Begabungen geradezu hervortreten lässt, und umgekehrt die
Orientierung an den unterschiedlichen Gaben dem THEMA für eine Gruppe eine
unverwechselbare Konkretheit verleiht.
#Inhaltsverzeichnis
3.2.2 Themenorientiert
Wir sind zusammen unterwegs und beschäftigen uns mit einem Thema, insofern arbeiten
wir themenorientiert. Das Generalthema für jedes KFS könnte umschrieben werden: der
christliche Glaube und mein Leben und unser Zusammenleben. Eine spezielle
Ausrichtung erfährt dieses Thema für jedes neue KFS-Jahr durch ein jeweils gewähltes
biblisches Leitwort. Dabei orientieren wir uns häufig an der Jahreslosung, an den
Themen des Deutschen Evangelischen Kirchentages, gelegentlich auch an den biblischen
Monatssprüchen für die Sommermonate. Die Diskussion und Wahl des Themas vollzieht
sich zuerst in theologischer Debatte im KFS-Arbeitskreis.102
In
der
Beschäftigung
mit
einem
biblischen
Thema
kommt
zum
Ausdruck:
Konfirmandenunterricht geschieht als Zuspruch und Anspruch des Evangeliums und der
Botschaft der Heiligen Schrift, wie es die Sprache der Rahmenrichtlinien unserer
101
Beispiele dafür finden sich unter #Materialien.
Eine Aufstellung der Themenformulierungen
ThemenlisteKFS.doc
102
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der
letzten
dreißug
Jahre
unter
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Landeskirche formuliert.103 Konfirmandenunterricht geschieht im KFS als KonfirmandenFerien-Seminar.
In der Bearbeitung des Themas im Arbeitskreis KFS , bei den gemeinsamen
TeamerInnenfortbildungen und in der Vorarbeit in den Teams in den Gemeinden sowie in
der Durchführung des Seminars KFS mit den KonfirmandInnen fächert sich dieses
Leitwort in viele Einzelfragen, Aufgabenstellungen und Aspekte auf. Das Thema gewinnt
in unterschiedlicher Akzentsetzung als „unser Thema“ oder „mein Thema“ persönliche
Bedeutung und wird auf diese Weise angeeignet. Dabei fließt jeweils ein, was im
gemeinsamen Tun als Thema „in der Luft liegt“ oder zum Thema wird.
Die Erfahrungen mit der Auseinandersetzung mit einem biblischen Themenwort zeigen,
dass sie unsere Arbeit ausrichtet und ihr ein eigenständiges Profil verleiht. Je intensiver
die Bearbeitung des Themas vorangetrieben wird, desto größere gestaltende Kraft geht
von den biblischen Worten für die Arbeit und Freizeiten aus. Bis hinein in die Details der
Gestaltung, in Arbeitsformen und Grundstimmung wirkt sich die Themenwahl für das
jeweilige KFS aus. Je nach dem, ob durch die biblische Losung der Gedanke der Suche
nach Gott, der Aspekt der Liebe im Sinne Jesu, die Frage nach dem, wovon wir leben,
oder die Fragestellung, in welchen Räumen wir leben und was uns Weite schenkt, in den
Blickpunkt unseres Nachdenkens gestellt wird104, prägen unterschiedliche Grundsymbole
unsere gemeinsame Zeit, und stehen Worte und Symbole zur Deutung unserer
Erfahrungen zur Verfügung. Wir haben dankbar erfahren, wie stark diese biblische
Orientierung Impulse für das gemeinsame Leben freisetzt und in vielfältiger Weise einen
Deutungsrahmen und Fokus für unsere Erfahrungen bereitstellt.105
Dieser Themenorientierung der Arbeit dienen im KFS in besonderer Weise:
das Bemühen, einzelne Arbeitsschritte in der Planung und Durchführung des
Seminars KFS als Entfaltung eines Themas zu formulieren;
die Bearbeitung von im Zusammenhang mit der Losung entwickelten
Einzelarbeitsschritten in der Kleingruppenarbeit;
103
vgl. Rechtssammlung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, im Auftrage
des Landeskirchenamtes hg. v. Oberlandeskirchenrätin Dr. Karla Sichelschmidt und
Landeskirchenamtsrätin Anja Schnelle, Neuwied, (RS 335), S. 1
104
Wir deuten hier den Bezug zu Losungsworten der zurückliegenden Jahre an: "Wenn ihr mich
von Herzen suchen werdet, will ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr" (Jer. 29,
13+14). "Lebt in der Liebe wie auch Christus euch geliebt hat" (Eph. 5, 2). "Jesus Christus spricht:
Ich bin das Brot des Lebens." (Joh. 6, 35 Losung 2002) "Du stellst meine Füße auf weiten Raum."
(Ps. 31,9).
105
vgl. dazu die genau auf solche Erfahrungen zielenden Eingangsbemerkungen von R. Hübner/ E.
Langbein, Biblische Geschichten in der Konfirmandenarbeit, Hamburg 1997, S. 9-17.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
die Auseinandersetzung mit Texten aus der Bibel und christlicher Tradition,
die uns in den ersten Schritten der Durcharbeitung des Themas wichtig
geworden sind;106
für das jeweilige KFS-Jahr aufgegriffene und ausgewählte themenbezogene
Lieder, die ihren festen Ort in den gemeinsamen drei Wochen gewinnen.
besondere Aktionsformen und Arbeitsschritte, die im Zusammenhang mit
der Arbeit an der Losung entwickelt wurden.
Wir nennen als Beispiele für solche aus dem Thema entwickelten Schritte etwa die
Verwendung kleiner Teppiche als Makom (hebräisch = Raum, Ort) und Gestaltung eines
großen Kirchenwandteppiches zu Ps. 31, die Gestaltung von Glaubenstüchern in
Anlehnung an die Tradition der Hungertücher, oder die Gestaltung einer als Triptychon
gestalteten Altartafel aus lauter Fliesenscherben, auf denen in der Auseinandersetzung
mit der Frage nach guten Regeln des Zusammenlebens zuerst die 10 Gebote formuliert
waren und die dann in Anlehnung an die Geschichte vom Tanz um das Goldene Kalb
zerschmettert und neu zusammengesetzt worden waren.
Im Jahre 2003 wurde zum Thema „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht
das Herz an“. (1. Sam 16.7) die Arbeit mit Gesichtsmasken aus Gips in vielen Gemeinden
in intensiver Weise bedeutsam. Auch unter dem Aspekt des „Sichtbar-machens“
entstand wieder ein Mosaik. Mit Hilfe von Digitalkameras konnten „vordergründige“
Alltagsszenen aus dem Leben der KonfirmandInnen festgehalten werden. Auf der
Rückseite der Fotografien hielten diese in Texten fest, was gerade nicht vor Augen ist,
aber ihr persönliches Leben stark bestimmt und ihr Herz bewegt oder beschwert: etwa
die Trennung der Eltern, der Tod eines Familienangehörigen. Der Einsatz von Medien
(Film und Fotografie), gewann durch dieses Thema eine besondere Akzentuierung.
Zum Thema des KFS 2004 „Jesus Christus spricht: Himmel und Erde werden vergehen,
meine Worte aber werden nicht vergehen.(Mk 13,31) erarbeiteten viele Gruppen im
Seminar KFS besondere Gestaltungen des Kreuzes: Einzelne Blöcke aus Holz, die zu von
KonfirmandInnen ausgewählten Bibelversen individuell beschriftet, geschnitzt und
106
Vgl. Überlegungen zur Didaktik der Bibelverwendung bei M. Kumlehn, Vom Lesetext zum
Lebenstext. Bibeldidaktik im Konfirmandenunterricht, in: B. Dressler/Th. Klie/ C. Mork (Hg),
Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung, Hannover 2001, S. 59-72, die für eine
Variabilität an Zugängen und einen rezeptionsästhetisch orientierten „Lesepluralismus“ und eine
sparsame, dafür intensive Auseinandersetzung mit biblischen Texten eintreten. Ähnlich spricht I.
Schoberth von der Notwendigkeit, in Verbindung mit lebensgeschichtlichen Hintergründen
KonfirmandInnen als kompetente Bibelleser ernst zu nehmen. Vgl. I. Schoberth, Vom
Zusammenhang gelehrter und gelebter Religion im Konfirmandenunterricht, in: B. Dressler/Th.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
bemalt wurden, wurden zu einem ‚sprechenden’ Kreuz zusammengefügt. Eine Gruppe
gestaltete ein Kreuz aus fünf großen mit fester transparenter Folie bespannten
Holzkästen, in denen Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen durch Figuren, Mobiles und
andere Gestaltungen eingebaut waren. Das Herzstück des Kreuzes bestand aus einer
drehbaren zylindrischen Trommel, auf der das Vater Unser in Einzelbuchstaben
aufgeklebt war. In dieser Trommel wurden persönliche Gebete der KonfirmandInnen am
Ende des Seminars gesammelt, die durch das Sprechen des Vater unser weiter ‚bewegt’
werden und dadurch etwas Bleibendes bekommen.
Zum Thema Vergänglichkeit und Bleibendes stellte eine Gruppe Gedenkkugeln aus Glas
her, die mit persönlichen Gestaltungen zu Ereignissen aus der Lebensgeschichte gefüllt
wurden und das Zelt der Stille dieser Gruppe schmückten.
Im Jahr 2005 rückt in der Arbeit an der Jahreslosung „Jesus Christus spricht: Ich habe
für dich gebet, dass dein Glaube nicht aufhört“ (Lk 22,32) verstärkt die Arbeit am
Vaterunser und am Glaubensbekenntnis in den Blick.
Die Fülle der in den vielen am KFS beteiligten Gemeinden entwickelten Symbole,
Glaubenstücher und Umsetzungsformen des Umgangs mit der Losung, die wir hier nur
andeuten können, legt ein beredtes Zeugnis der gestaltenden Kraft des Themas für
unsere Arbeit ab.
Der Begriff „themenorientiert“ bezieht sich nicht allein auf die im Sinne der
Themenzentrierten Interaktion durchgeführten Arbeitseinheiten im Rahmen des DreiWochen-Seminars. Er umschreibt vielmehr im Sinne der beschriebenen Grundhaltung
den durchgängig anwesenden und berücksichtigten Pol des Themas als spannungsvolles
Gegenüber zu und in Verschränkung mit unserem Erleben als Einzelperson und Gruppe.
Bei der Beschäftigung mit der Frage, was Menschen vor Augen ist und was Gott in
unseren Herzen sieht (Jahreslosung 2003 aus 1. Sam 16,7) wurde natürlich die
Wahrnehmung der Umgebung in Südtirol oder das, was „unter den Augen der Gruppe“
auch an problematischen Verhaltensweisen Einzelner geschah zum Thema in der
Gruppe.
Im Blick auf die in Kapitel 2 dargestellte Grundhaltung ist hier das Augenmerk besonders
darauf gelegt, was das THEMA uns bedeutet und zu sagen hat und was im Prozess des
Zusammenseins zum Thema wird. Dabei kommen das ICH und das WIR in der Weise ins
Spiel, dass die Einzelnen entdecken, was ihr persönlicher Zugang zur Sache ist, dass sich
Klie/ C. Mork (Hg), Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung, Hannover 2001, S. 25- 42
bes. S. 39-42.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
jeweils spezifische Aspekte des Themas in der jeweiligen Gruppe und ihrer Dynamik
erschließen, verstärkt durchsetzen und zum Tragen kommen.
#Inhaltsverzeichnis
3.2.3 orientiert an den Personen und ihren Lebensgeschichten
Der Versuch, biblische Texte und persönliche Lebensgeschichte sowie Ereignisse im
Gruppenprozess miteinander ins Gespräch zu bringen, basiert auf der hermeneutischen
Grundüberzeugung, dass biblische Texte dann ihr Potential an Lebensvergewisserung
und problemlösender Kapazität freisetzen können, wenn sie in Korrelation mit dem
„Material“ der Lebensfragen und Gruppenkonflikte gebracht werden.107
Die oben umschriebene Grundhaltung hat uns gelehrt, die persönlichen Bezüge zum
Thema stark zu machen. Bedeutsam und erhellend wird für mich etwas, wenn ich es in
Beziehung zu meiner Person und meinen Erfahrungen setzen kann. Und meine
Lebensgeschichte, auch die bisherige religiöse Sozialisation, prägt entscheidend mit,
was mir wichtig wird oder wogegen ich mich abgrenze, wonach ich suchen möchte und
welche Beziehungsmuster im Umgang mit anderen wirksam werden. Darum arbeiten wir
orientiert an der Lebensgeschichte und der Person der KonfirmandInnen und
TeamerInnen. Wir möchten ihnen helfen, sich die eigene Lebensgeschichte und
prägende Erfahrungen bewusst zu machen und als ihren Weg zu begreifen. Wir suchen
danach, Erfahrungsräume zur Entdeckung der eigenen Stärken und Schwächen,
Problemlagen und Ressourcen bereit zu stellen, wozu auch die Arbeit an Feedback zur
eigenen Person und die Erprobung der eigenen Fähigkeit zum Feedback gegenüber
anderen gehört.
Der Bemühung, dieser Orientierung nachzugehen, dienen im KFS:
die verstärkte Arbeit im geschützten und von Vertrauen geprägten Raum der
Kleingruppe;
methodische und thematische Impulse in der Kleingruppenarbeit, die sich mit
Fragen der eigenen Identität und Lebensgeschichte, mit Übungen zur Selbstund Fremdwahrnehmung und Aspekten der Wahrnehmung gruppendynamischer
Prozesse und der eigenen Rolle dabei befassen;
107
Wesentliche Impulse verdankt das Projekt KFS in diesem Zusammenhang den Versuchen,
Grundanliegen der Pastoralpsychologie zu rezipieren und fruchtbar zu machen. Vgl. etwa die
Darlegungen von J. Scharfenberg, Einführung in die Pastoralpsychologie, 2. Aufl. Göttingen 1994,
bes. S. 44-105, zu einem Verständnis des Menschen als Wesen, das mit ‚Konflikten’ umgehen
muss,
weil
es
sich
in
Grundambivalenzen
bewegt
(Progression/Regression,
Autonomie/Partizipation, Anpassung an die Wirklichkeit/Phantasie). In besonderer Weise sieht
Scharfenberg christliche Symbole geeignet dafür an, mit Ambivalenzen klärend umzugehen und
Konflikte bearbeiten zu lernen. „Das Kennzeichen religiöser Praxis (…) ist es, Symbole so wirken
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
die grundsätzliche Entscheidung im Rahmen des Konfirmandenunterrichtes an
den persönlichen und eigenen Zugängen zu thematischen Fragen zu arbeiten;
das Angebot von Beziehung von Seiten der TeamerInnen, das direkten
persönlichen Kontakt über eine längere Zeit und Gelegenheiten zum
Einzelgespräch umfasst und sein Profil auch in dem von den TeamerInnen
eingebrachten Lebens- und Umgangsstil zeigt;
Insbesondere unter diesem Aspekt sehen wir das Seminar KFS als ein Element
sozialisationsbegleitender Hilfe zur Identitätsfindung an. Es wird dadurch auch in seiner
seelsorgerlichen
Dimension
erkennbar.
Seelsorge
wird
dabei
als
eine
Handlungsdimension von ChristInnen im Zusammenleben ihres – mitunter schwierigen –
Alltagslebens verstanden und damit dem Bereich des ‚Hauses’, in dem sich solches
Alltagsleben mit seinen Konflikten und Erfahrungen abspielt zugeordnet. 108
„Im Prinzip ist ein jeder und eine jede in der Lage und gefordert, in diesem Sinne
Seelsorger und Seelsorgerin zu sein.“109
Die Zuwendung zu den Personen und ihren Lebensgeschichten führt immer wieder auch
hinein in die Begegnung mit den Schwierigkeiten des Lebens. Das Seminar KFS ist eben
nicht eine vor allem touristisch ausgerichtete Freizeitveranstaltung, sondern bedeutet
auch Begegnung mit sich selbst, Arbeit am Zusammensein und trägt darin die Chance,
persönlich zu wachsen. .
„Die Sehnsucht nach einer Rückkehr in eine harmonische, konfliktfreie ‚paradiesische
Lebenssituation ist immer trügerisch. Man soll die ‚Scheiße am Schuh’ nicht
fürchten“110
Wie wir hier und da bei der Rückkehr vom Weg auf die Berge buchstäblich am Hacken
der Bergstiefel Reste eines Kuhfladens mit uns tragen und dies als Bestandteil solcher
Art des Unterwegsseins erfahren, kann sich auch in der Beschäftigung mit der eigenen
Person und Lebensgeschichte ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass zu ‚meinem Weg’
auch das gehören mag, was ich an problematischen Erfahrungen mit mir ‚herumtrage’.
zu lassen, dass sie zu denken geben, dass sie einen verborgenen Sinn erschließen, der vorher
noch nicht manifest war.“ Ebd, S. 45.
108
Vgl. dazu H.M. Gutmann, Und erlöse uns von dem Bösen. Die Chance der Seelsorge in Zeiten
der Krise, Gütersloh 2005, bes. S. 45-116 mit einer Anknüpfung an Luther: „Seelsorge ist in
diesem Verständnis Luthers danach eine nicht-rigide, durch Einfühlung, Wärme und Zuwendung
gekennzeichnete Kommunikation im öffentlichen Lebensbereich, stellt also gewissermaßen eine
Verlängerung der intimen Kommunikationsform des privaten Lebensbereiches (als der den
Frauen und ihrer Beziehungsarbeit zugeschriebene gesellschaftliche Ort) im öffentlichen
Lebensbereich als der ‚Welt der Männer’ dar. Ebd., S. 111.
109
ebd., S. 115
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Bezogen auf den Grundansatz in Nähe zur themenzentrierten Interaktion stärkt diese
Orientierung das Bemühen, sich mit der eigenen Person (ICH) zu befassen. Dabei spielt
aber der Umgang und Austausch mit den Anderen (WIR) eine bedeutsame Rolle und
eröffnet das jeweilige THEMA stets neue und unterschiedliche Wege, sich mit der
eigenen Person und Lebensgeschichte zu befassen.
#Inhaltsverzeichnis
3.2.4 Gemeinschaftsorientiert
Wir haben schon mehrfach darauf hingewiesen, wie bedeutsam uns für unser Seminar
das Zusammenleben im Gruppenhaus erscheint. Leben ereignet sich immer im
Zusammensein meiner Person mit anderen Menschen in der Gemeinschaft. Christlicher
Glaube zielt auf Gemeinschaft, in deren Beziehungsgeschehen ich meinen persönlichen
Weg gehen lerne. Mit einem Wort aus dem Gesangbuch „Keiner kann allein Segen sich
bewahren.“ (EG 170, 2): Die Organisationsform des Seminars KFS mit dem gewählten
Setting:
gemeinsames Leben auf Zeit unter einem Dach;
Wohnen in Zimmergruppen
Zusammensein als Gemeinschaft bei den Mahlzeiten;
Zusammenkommen zu Andachten;
Arbeit im Team
stellt auch einen Versuch dar, als Gemeinde zusammen zu sein. Dies alles gibt dem KFS
schon im gewählten Setting eine Ausrichtung, die wir gemeinschaftsorientiert nennen
möchten.111
Wir arbeiten darüber hinaus bewusst an Fragen der Gemeinschaft, indem wir versuchen,
Lernprozesse zu organisieren, in denen es etwa um kooperatives Verhalten geht. Gezielt
richten wir von Zeit zu Zeit den Blick auf das, was zwischen uns geschieht und wie wir
110
ebd., S. 113.
Auch in Beziehung auf das gesamte Projekt KFS nehmen wir das schöne Motto ‚Never walk
alone’ des Themenheftes KU Praxis Nr. 47 zur Arbeit mit Ehrenamtlichen in der
Konfirmandenarbeit immer wieder auf. Auch in der vorbereitenden Teamarbeit durch
gemeinsame Wochenenden, bei den Wochenenden zur TeamerInnenschulung und der
Organisation mehrtägiger Pastoralkollegs für den Arbeitskreis KFS selbst in der Einbeziehung
eines gemeinsamen Essens bei den Arbeitskreistreffen
zeigt sich die Tendenz sich zu
vergemeinschaften, d.h. gemeinsam längere Zeit zu verbringen auch dem Aspekt Beziehungen zu
pflegen, sich auf verschiedene Weise auszutauschen und zu erleben nicht bloß,
Tagesordnungspunkte abzuarbeiten. Die TeamerInnen verschiedener Gemeinden verstärken diese
Tendenz durch informelle Verabredungen und Kontakte untereinander außerhalb der Mitarbeit
im Projekt.
111
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
zueinander stehen (Soziogramme). Bewusst befassen wir uns mit Fragestellungen wie:
Wer bin ich im Zusammensein mit anderen? Was tut uns gut und ist hilfreich, was
verletzt und behindert gelingendes Zusammensein? Welche Wirkung hat mein Tun auf
andere?
Dabei greifen wir auf den Schatz bewährter Einsichten und Instrumente der
Gruppendynamik zurück. Wir bemühen uns darum, bei den Einzelnen und der Gruppe ein
Bewusstsein dafür zu entwickeln, was im Zusammensein geschieht, welche Chancen
gemeinsames Tun bietet, welche Anforderungen an das eigene Handeln das
Zusammensein mit anderen stellt, welche Impulse für gelingende Gemeinschaft der
christliche Glaube anbietet und freisetzen kann.
In dem dargestellten Sinne geht es uns bei der Orientierung auf Gemeinschaft einerseits
um Beheimatung, andererseits darum, Prozesse zu fördern, die in der Literatur
gegenwärtig mit dem Stichwort Förderung der Individuation bezeichnet werden.112
„Für den Konfirmandenunterricht und die in ihm unternommenen Begehungen gilt es
daher, bei den vielfältigen Begegnungen in den jeweiligen religiösen Lernprozessen
eine fortschreitende bezogene Individuation im Rahmen des begrenzten Lehr- und
Lerngeschehens zu ermöglichen. (…) Die Beteiligten können auf diesem Weg der
Individuation sowohl das Gefühl von Freiheit und Autonomie erleben als auch die
Erfahrung eigener Abhängigkeit machen – sowohl in Bezug auf die menschliche wie die
nichtmenschliche Umwelt.“113
Wir pflegen das gemeinsame Tun durch Spiele, Gesang und das gemeinsame Essen in der
Gruppe, erhebliche Bedeutung – auch unter dem Aspekt des Lernens hat für uns auch
das Unterwegssein als Wandergruppe (besonders intensiv als Seilschaft bei Kletter- und
Gletschertouren) in den Bergen. Dabei werden nämlich – wenn auch unter besonderen
Bedingungen
–
wie
in
einem
Brennpunkt
gebündelt
Aspekte
von
Hilfe
und
Verantwortlichkeit füreinander in der Gruppe, notwendige Regeln, die Verbindung von
Einzelnem und Gemeinschaft (etwa in der Frage des Tempos bei Bergtouren) erfahrbar.
112
Zu Beheimatung und Individuation vgl. etwa, R. Hübner/E. Langbein, Biblische Geschichten in
der Konfirmandenarbeit, Hamburg, 1997, S. 224-231 oder C. Mork, Allen alles lehren – Begehung
als Konstruktion christlicher Religion im Konfirmandenunterricht, in: B. Dressler/Th. Klie/ C.
Mork (Hg), Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung, Hannover 2001, S. 296-316.
113
C. Mork, Allen alles lehren – Begehung als Konstruktion christlicher Religion im
Konfirmandenunterricht, in: B. Dressler/Th. Klie/ C. Mork (Hg), Konfirmandenunterricht.
Didaktik und Inszenierung, Hannover 2001, S. 305f. Unter Verweisen auf systemischkonstruktivistische Ansätze verdeutlicht Mork dies am genannten Ort als Förderung der Fähigkeit
und Bereitschaft, eigene Wahrnehmungen, Rechte, Wünsche von denen anderer unterscheiden
zu lernen und Spannungen beim Versuch, eigene Ziele im Zusammensein mit anderen
durchsetzen zu wollen, und eigene Widersprüchlichkeit ertragen zu lernen.
Seite 59 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
„Das Bergsteigen übt und fördert eine Menge Eigenschaften, die wichtig sind und
immer wichtiger werden für das Zusammenleben in unserer Gemeinschaft. (…) In der
Gruppe setzt der schwächste das Maß. Wir lernen Rücksichtnahme und Einordnung, wir
lernen Entbehrungen gelassen ertragen, wir lernen den anderen verstehen und
respektieren, wir lernen, dem anderen zu helfen, wo immer er der Hilfe bedarf“.114
Ein besonderes Augenmerk verleihen wir der Bedeutung der Gemeinschaft auch durch
das
spezifisch
gemeinschaftlich
ausgerichtete
Zusammensein
bei
Andachten,
Abendausklängen und Gottesdiensten. In vielen Gemeinden werden die Taufen von
KonfirmandInnen in der Gemeindegruppe in Südtirol gefeiert und hat das erste
Abendmahl in der Konfirmandenzeit seinen Ort im Seminar KFS.
Zu der von uns angestrebten Form von Gemeinschaft gehört, dass sie auf Gemeinde hin
transparent wird, in der geistlich der Alltag gelebt und gedeutet wird. Denn
selbstverständlich bedeutet auch die Sondersituation des Ferienseminars in der Gruppe
und fern von Schule und Familie dennoch im sich einspielenden oder eben von Störungen
begleiteten Rhythmus des Seminars, dass alltägliche Situationen und Konflikte an den
Tag treten. Das Seminar wird keineswegs vorrangig als außeralltäglicher Urlaub oder
Ferienaufenthalt erlebt, da neben den besonderen Erlebnissen in den Arbeitsgruppen
und in der Bergwelt. Die üblichen Auseinandersetzungen mit den Regeln für das Leben
in der Gruppe und mit den TeamerInnen, die dafür eintreten, Schwierigkeiten des
Zusammenlebens
mehrerer
Jugendlicher
auf
einem
Zimmer,
alle
typischen
Gruppenphänomene wie Zusammenschluss und Ausgrenzung, Freundschaft, Streit,
Verliebtheit eben zum Alltag dieser Zeit werden. Die Qualität der Alltagsbewältigung
wird auch erkennbar in den dieses Zusammenleben begleitenden Elementen geistlichen
Lebens.115
In Beziehung zu den Grundgedanken der TZI gesetzt, kommt bei dieser Orientierung
besonders der Aspekt des WIR zum tragen und soll zugleich das persönliche Wachstum
114
zitiert aus F. Ritzhaupt, Wegzeichen. Bergsteigen und christliche Existenz, Bozen 1980, S.
109. Zwar bezieht sich das Buch vor allem auf das ausdrückliche Bergsteigen (Klettern mit Seil),
es stellt aber zahlreiche Bezüge zwischen Bergerleben und Lebensdimensionen her, die wir
immer wieder vor Augen haben: Es kann zu einer großen „Intensität des Erlebens“ kommen
(ebd., S. 53), Bergerfahrung ermöglicht Schritte zur Selbstfindung und kann christliche Existenz
interpretieren, in der es auch um Freiheit und Sehnsucht, Ausgesetztheit und das Leben in
Polaritäten wie Fern- und Heimweh, Glück der Erfüllung und des Unerfüllten, Bewegtheit und
Ruhe geht. (vgl. Ebd, bes. S. 69-88).
115
Vgl. dazu D. Hinzpeter/ E. Hasse, Frömmigkeitsformen im Konfirmanden-Ferien-Seminar, in:
Gott dem Herrn Dank sagen. Festschrift für Gerhard Heintze, hg., v. Freundeskreis der
Braunschweiger Kirchen. Und Sozialgeschichte, Wuppertal 2002, S.141-145. Dort wird aus der
Erfahrung mit dem Seminar KFS heraus dieser Zusammenhang verdeutlicht und an konkreten
Beispielen der Gestaltung im Seminar KFS aufgezeigt.
Zu weiteren Anmerkungen zu diesem Teil unserer Arbeit vgl. auch R. Brückner, Stille lehrt Beten
- Stille Zeiten mit Konfirmandinnen und Konfirmanden, in: KU-Praxis Nr. 30 „Wenn ihr betet...“,
Seite 60 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
des Ich gestärkt werden. Das gemeinsame THEMA ermöglicht aus unserer Sicht immer
wieder Bezüge zum einen und zum anderen.
#Inhaltsverzeichnis
3.2.5 erlebnisorientiert
Einen großen Teil unseres gemeinsamen Unternehmens können wir verstehen und
beschreiben als experimentierende Einübung von gemeinschaftsförderlichen Haltungen,
als Erprobung spiritueller Praxis und als Bemühung, Sprache für den Glauben zu finden.
Wir versuchen, das Lernen zu verorten in vorgängigen Handlungsvollzügen und
Erfahrungen und Reflexion der gemachten Erfahrungen. Viele Aspekte des KFS können
als
erlebnisorientiert
bezeichnet
werden,
wenn
damit
die
Organisation
von
Lernprozessen in Form von Handlung und Besinnung, in der Dimension von Körperlichkeit
und gelebter Gemeinschaft als Alternative zu Konsumverhalten verstanden wird. 116
Gewiss zählen zu einer solchen Orientierung, die wir bewusst pflegen, das intensive
Körpererleben
bei
den
für
Jugendliche
ungewohnten
Anstrengungen
einer
Tagesbergtour, das damit gegebene Erlebnis urwüchsiger Natur, auch das Erleben von
Angst, von Kraft und Schwäche, Ausdauer und Geduld bei Bergtouren.
„Der Berg holt in die Ruhe. Beim Wandern am Berg tauchen die Umrisse langsam auf,
verschieben sich allmählich Kulissen und Horizonte, anders als beim Blick aus dem Auto
oder dem Schnellzug. Der Berg zwingt uns zum Gesetz der bedächtigen Schritte, der
geduldigen Serpentinen, des Überlegens von Griff und Tritt.“ 117
Eine ganz andere Dimension des Erlebens wird angesprochen durch die Bemühung um
ernsthaftes Gespräch miteinander, durch Erfahrungen des Zusammenlebens auf kleinem
Raum im Zimmer und in großer Gruppe, das KonfirmandInnen in dieser Form aus
Elternhaus und Schule wenig kennen. Wir schaffen Möglichkeiten des Erlebens
spiritueller Ausdrucksformen bei zahlreichen Versuchen, eine gemeinsame Spiritualität
zu entwickeln (Gebet, Lesungen, Lieder, Kerzenschein und Schweigen, Zelte der Stille
7-9, und R. Kurtzweil/A. Piper, Kreuzmeditation. Ein Ritual zwischen Tagesauswertung und
Gebet, in KU-Praxis Nr. 45 Räume – Zeiten - Rituale. Elemente für die Unterrichtskultur, S. 20.
116
S.-O Lütz und A. Quattlender fassen ihre Darstellung des sogenannten Möckmühlener Modells,
insgesamt unter die Überschrift „Erlebnisorientierte Konfirmandenarbeit“ und erläutern ihr
Verständnis dieses Terminus vgl. S.-O Lütz und A. Quattlender, Erlebnisorientierte
Konfirmandenarbeit. Konzeption und Gestaltung, Düsseldorf, 2. Aufl. 2000, bes. 24-28. Den dort
aufgefächerten Grundannahmen und Grundoptionen für die Konfirmandenarbeit stehen die hier
vorgetragen Aspekte nahe. Allerdings sehen wir die Erlebnisorientierung nur als eine Dimension
unserer Arbeit an und verwenden das Wort in diesem Sinne.
117
R. Stecher, Botschaft der Berge, 10. Aufl. Innsbruck- Wien 1994, S. 17 u. 20. Stecher, früherer
Jugendseelsorger und später Bischof von Innsbruck, verdeutlicht an vielen Stichworten in seinem
Buch die spirituelle aber auch lebenspraktische und emotionale Botschaft der Berge. Viele seiner
Beschreibungen können wir auch eigenem Erleben teilen.
Seite 61 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
usw.). Erlebnisorientierung meint also, bestimmten Erfahrungen und dem Nachdenken
über das Erleben Raum zu geben. Keinesfalls erschöpft sich dieses Verständnis von
Erlebnisorientierung in der Einbeziehung von Outdooraktivitäten oder in Form besonders
spektakulärer Aktionen. Eine gemeinsame Mahlzeit, die miteinander vorbereitete und
gefeierte Taufe eines Konfirmanden, das Erreichen eines schneebedeckten Gipfels im
Juli werden allerdings sehr wohl als Erlebnis und in gewisser Weise im Kontrast zu
Alltagserfahrungen der KonfirmandInnen auch als spektakulär wahrgenommen.118.
Und das persönliche Erleben von neu geschlossener Freundschaft, Verliebtheit und
Heimweh,
Streit
und
Versöhnung,
Auseinandersetzung
mit
der
Autorität
der
TeamerInnen stellt eine Fülle von Erfahrungen in den drei Wochen gemeinsamen Lebens
bereit, die sich vor dem Hintergrund unseres Zusammenseins als 'Gemeinde' auch zu
einem Erlebnis mit dem Zusammenhang von Glaube und seiner Relevanz für die Deutung
und Gestaltung der eigenen Erfahrungen verdichten können.
#Inhaltsverzeichnis
3.2.6 prozessorientiert
Das Seminar KFS ist durchzogen von geordneten Formen der Zwischenauswertung und
des persönlichen und sachlichen Feed-back. Dazu gehören:
Anregungen, ein persönliches Tagebuch zu schreiben;
Experimente mit einem Gruppentagebuch;
das Element eines „Plenum“ oder „Tageskonferenz“ oder "Tagesbesprechung"
genannten Zusammenseins, in dem Raum zur Besprechung auftauchender Probleme,
zur Lösung von Fragen des Zusammenlebens, zur Stimmungsäußerung und Beteiligung
an der weiteren Planung eröffnet wird;
Feedback in den Kleingruppen am Ende jeder Einheit ;
ein Stimmungsbarometer am Ende des Tages, aus dem eine „Stimmungskurve“
erstellt wird;
118
Im Zusammenhang seiner Überlegungen zur Frage, wie Religion in einer von der populären
Kultur bestimmten Wahrnehmungswelt der Jugendlichen gelehrt werden kann, verweist H.-M.
Gutmann auf die Chancen, die Partizipationsmöglichkeiten in einer Kirchengemeinde eröffnen.
Er verweist darauf, dass etwa bei Reisen, in denen die alltägliche Lebenswelt verlassen werden
kann, intensive Erfahrungen von "Fluß und Communitas" gemacht werden können, "die in ihrer
Intensität populärkulturellen Begehungen keineswegs nachstehen und darüber hinaus die
Chance von Kontinuität und Reflexivität beinhalten", vgl. H.-M. Gutmann, Der Herr der
Heerscharen, die Prinzessin der Herzen und der König der Löwen. Religion lehren zwischen
Kirche, Schule und populärer Kultur, Gütersloh 1998, S. 234. In einer Fußnote bezieht sich
Gutmann hier ausdrücklich auf eigene Erfahrungen mit dem KFS, ebd. Fußnote 267.
Seite 62 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Erprobung
liturgisch
eingebundener
Elemente
der
Tagesreflexion
(Kreuzmeditation);119
Gespräche am Tagesabschluss mit den ZimmerTeamerInnen ;
begleitende Tagesrückschau im Team
sind bewusste Schritte, die Feedback und Evaluation des Erlebens ermöglichen sollen.
Grundausrichtung dieser Elemente ist der Versuch, nicht einfach „ein Programm
durchzuziehen“,
sondern
den
erlebten
Tag
und
seine
Ereignisse
auch
als
Ausgangsmaterial für die Überlegungen zur Gestaltung des kommenden Tages in den
Blick zu bekommen und möglichst viele an der Fortentwicklung des gemeinsamen
Zusammenseins partizipieren zu lassen.
Wir arbeiten an dem gemeinsamen Prozess, indem wir als Team in der begleitenden
Planung des Seminars den Prozess der Gruppe in den Blick nehmen. Wir gestalten die
drei Wochen Zusammensein als Durchschreiten der Phasen: Ankommen, Hiersein,
Abschied, mit ihrer eigenen Dynamik. In Team und Gruppe mühen wir uns um eine
Nachbereitung
und
Analyse
der
Vorgänge
des
Tages
in
Südtirol.
Zu
dieser
prozessorientierten Arbeit gehört weiterhin die Nachbereitung der Maßnahme nach dem
Seminar KFS durch Auswertungsschritte in der Gruppe, in den gemeindlichen Teams und
durch einen Tag zur Auswertung in gemeinsamer Bemühung im Arbeitskreis KFS. In
diesem gegliederten Auswertungsprozess wird deutlich, was für Jugendliche jeweils
gerade „dran“ ist, und der Berücksichtigung für die zukünftige Arbeit bedarf oder
Anknüpfung ermöglicht.
Die hier unter 3.2 dargestellten Orientierungen an den Gaben der TeilnehmerInnen, an
einem (biblischen) Thema, an den Personen und Lebensgeschichten, an der
Gemeinschaft, an Erlebnissen und am Prozess helfen uns, die Felder und Landschaft
abzustecken, in der wir miteinander einen Weg gehen möchten. Sie erfassen als
ineinander verwobene Aspekte die wesentlichen Prägungen unserer Arbeit im Seminar
KFS. Jede Gruppe gestaltet das Seminar KFS in je eigener Gewichtung dieser
Orientierungen von Jahr zu Jahr neu.
Die besondere Form der Gemeinschaftsbildung auf Zeit und der Bemühung um Konvivenz
ermöglichen das Eintreten in einen exemplarischen, sozialisationsbegleitenden Prozess,
in dem KonfirmandInnen und TeamerInnen mit ihren Lebensgeschichten, Gaben und
119
Diese im KFS bedachte Form wird kurz dargestellt in: Kurtzweil, R./ Piper, A..,
,Kreuzmeditation’. Ein Ritual zwischen Tagesauswertung und Gebet, in KU-Praxis Nr. 45 Räume –
Zeiten - Rituale. Elemente für die Unterrichtskultur, S. 20.
Seite 63 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
religiösen Bedürfnissen in Interaktion treten und die spezifischen thematischen Impulse
und die pädagogischen Angebote und Erlebnismöglichkeiten einen Beitrag zur Ausbildung
eines ‚persönlichkeitsspezifischen Credos’ leisten wollen.
Wir halten diesen Ausdruck, den K. Winkler im Rahmen seiner Seelsorgelehre entwickelt
hat,120 für geeignet, auch das zu bezeichnen, worauf Konfirmandenarbeit und
konfirmierendes Handeln der Kirche ausgerichtet sein sollte: KonfirmandInnen Assistenz
und Gelegenheiten zu geben, das am Glauben zu entdecken, was in ihrem Leben
tragfähig bleiben könnte und dafür auch Ausdrucksformen und Sprache zu finden.
Natürlich kann das Seminar KFS über den Zeitraum von drei Wochen solches Ziel nur
eingebettet in die biografische Begleitung leisten, die die Konfirmandenzeit überhaupt
anbietet. Trotz entwicklungspsychologisch anzumeldender Skepsis gegenüber der
Betonung der einzelnen Person für diese Altersgruppe, wird doch Zielbestimmung immer
nur ein protestantisches Verständnis von Glaube sein können nach dem Glaube letztlich
und wesentlich ‚mein Glaube’, die von mir angeeignete und in meinem Leben
bedeutsame Wahrheit sein kann.121 Das scheint uns jedenfalls in der Konsequenz aller
grundlegenden religionspädagogischen Überlegungen zum Konfirmandenunterricht in
den letzten Jahren und im Rahmen der Reflexion unserer Arbeit im Projekt KFS zu
liegen.
Die Darstellung der Orientierungsgesichtspunkte für unsere Arbeit mit der Gruppe und
den Einzelnen in den Gemeinden zeigt, in welcher Weise wir die Grundhaltung einer
Bemühung um eine sinnvolle Balance zwischen thematischen Fragen, persönlichem
Bezug des Einzelnen, gemeinsamer Interaktion und Berücksichtigung der Bedingungen im
Umfeld umzusetzen und fruchtbar zu machen versuchen.
3.3
#Inhaltsverzeichnis
KFS in der Teamarbeit mit Ehrenamtlichen einer Gemeinde
3.3.1 verantwortliche Leitung
Im interaktionellen Gruppenprozess kann die “Führung” der Gruppe in einer bestimmten
Phase
prinzipiell
von
jedem
Gruppenmitglied
wahrgenommen
werden.
Davon
unterschieden werden kann die “Leitung” von Gruppen, die an bestimmte Personen
120
Vgl. K. Winkler, Seelsorge, Berlin – New York 1997, bes. S. 266-269.
Vgl. F. Schweitzer, Die Lebenswelt und religiöse Entwicklung der Kinder und Jugendlichen im
Konfirmandenunterricht in didaktischer Perspektive, in: B.Dressler/ Th. Klie/ C. Mork (Hg),
Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung, Hannover 2001, S. 82ff. An anderem Ort
spricht er von einer ‚Didaktik der Selbstklärung’ bei der ‚Suche nach eigenem Glauben’. Vgl. F.
Schweitzer, Den eigenen Glauben entdecken – Konfirmandenzeit als Biografiebegleitung, in: C.
121
Seite 64 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
geknüpft ist. Die verantwortliche Leitung des Seminars KFS wird gemeinsam vom Team
einer Gemeinde wahrgenommen. Diese Leitung erstreckt sich auf organisatorische und
thematische Vorbereitung der Maßnahme, auf die Leitungsaufgaben in Kleingruppen, im
Team selbst und im Gruppengeschehen in Südtirol. Zur verantwortlichen Leitung zählt
auch
die
“Außenvertretung”
des
Teams
gegenüber
Eltern,
Kirchenvorstand,
Landeskirchenamt, den Häusern und Geschäftspartnern und gegenüber dem Arbeitskreis
KFS.
In vielen gemeindlichen Teams haben sich Einzelne bestimmter Leitungsaufgaben
angenommen und sich darauf “spezialisiert”. TeamerInnen nehmen die Gestaltung von
Informationsabenden mit Eltern und KonfirmandInnen in die Hand, sie übernehmen
Vorbereitung und Leitung der Bergtouren, kümmern sich um den Materialeinkauf für die
Maßnahme oder übernehmen die Leitung der Teamsitzung. Insofern wird die
verantwortliche Leitung kollegial und in mancher Hinsicht arbeitsteilig wahrgenommen.
#Inhaltsverzeichnis
3.3.2 Rolle der PfarrerInnen im Team
Die in der Gemeinde mit dem Konfirmandenunterricht beauftragten PfarrerInnen, zum
Teil auch DiakonInnen, die in der Regel auch die nicht im Rahmen des KFS angebotenen
Lernprozesse
in
der
KonfirmandInnengruppe
begleiten,
sind
oft
der
erste
Ansprechpartner für die KonfirmandInnengruppe, Eltern und KirchenvorsteherInnen.
Ihnen obliegt aufgrund der berufsspezifischen theologischen Kompetenz, die in das
Team und die Arbeit mit der Gruppe eingebracht wird und eingebracht werden soll, eine
entscheidende Verantwortlichkeit für eine sorgfältige und sachgemäße inhaltliche
Gestaltung des Konfirmandenferienseminars und Zurüstung der Mitarbeitenden. Diese
Leitungsfunktion wird durch methodische und inhaltliche Impulse für das Team
wahrgenommen.
In
gottesdienstlichen
Zusammenhängen
und
seelsorgerlichen
Situationen in der Durchführung des KFS werden die verantwortlichen Leiter auch in
ihrer besonderen Rolle als SeelsorgerInnen und PfarrerInnen oder DiakonInnen
erkennbar.
Sie stehen auch für Aufgaben der Geschäftsführung in Verbindung mit dem KFS zur
Verfügung und erfüllen ihre Rolle vor allem dadurch, dass sie umfassend informiert sind
und für die Kommunikation und Integration aller Beteiligten am KFS Sorge tragen.
Obwohl sich dadurch eine gewisse Sonderrolle der PfarrerInnen im Team anzeichnet,
wird die Leitung des Gruppengeschehens im Seminar KFS in größtmöglicher Partizipation
Mork, Konfirmandenzeit als Biografiebegleitung. Arbeitshilfen KU Nr. 22, Rehburg-Loccum 2003,
S. 6-12.
Seite 65 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
von den TeamerInnen miteinander wahrgenommen. TeamerInnen im KFS sind keine
“Helfer” für den Konfirmandenunterricht, sondern Gewährsleute für ihren eigenen
Glauben in ihrer eigenen Lebensgeschichte122, MitarbeiterInnen, die in einem großen
Maß eigenständig Verantwortung übernehmen. Dies erstreckt sich auf Vorbereitung und
Durchführung des Seminars KFS.
#Inhaltsverzeichnis
3.3.3 Vorbereitung des Seminars KFS
In der Vorbereitung des Seminars vollzieht sich die Arbeit des Teams in inhaltlicher
Auseinandersetzung mit einem biblischen Oberthema (in der Regel Jahreslosung oder
Kirchentagslosung), in Vorbereitung von mindestens 40 Stunden Konfirmandenunterricht,
die im Rahmen des KFS in unterschiedlichen Arbeitsformen integriert sind, in Gestaltung
eines
dreiwöchigen
„Programms“,
das
Bergtouren
im
Hochgebirge,
Freizeitunternehmungen, Spieleabende, workshops (Kreativangebote) und geistliche
Angebote umfasst (tägliche Andachten zu Mahlzeiten, Gottesdienste, Taufen, Feiern des
Heiligen Abendmahles, stille Zeiten und Abendausklänge in Zelten).123
Die gemeindlichen Teams investieren dafür enorme Zeit (monatliche mehrstündige
Teamtreffen, z.T. mit einem oder mehreren teaminternen Vorbereitungswochenende).
Ohne diese Teamarbeit ist das KFS nicht denkbar. Diese Erarbeitungen, Preparationen
und Erprobungen beginnen in der Regel im Herbst oder um den Jahreswechsel herum,
d.h. 6-9 Monate vor dem Seminar KFS. Dies geschieht in den Ortsgemeinden. Auch
dadurch ist das Projekt KFS in den Gemeinden beheimatet. Diese Teamarbeit wird
begleitet von der kontinuierlich notwendigen Information der KonfirmandInnen und
Eltern über für das Seminar wichtige Vorbereitungen (Grundinformation zur Anmeldung,
gezielte Vorgaben für notwendige Kleidung in Bezug auf Bergtouren, ausführliche
Besprechung der während des Seminars geltenden Regeln über die Aufsichtspflicht etc.).
Über die Einbindung dieser das Seminar KFS vorbereitenden Bestandteile des Projekts
KFS in die Gemeindearbeit ist im Abschnitt 4 unserer Konzeption mehr zu erfahren.124
122
„Christliche Identität bildet sich an christlichen Personen aus.“ Christian Krause/Dieter
Rammler, Kooperationsmodelle. Eine Dokumentation und ein Diskussionsbeitrag zur
Kirchenreform in der Braunschweiger Landeskirche, Hannover 1995, 59.
123
Das Stichwort „Programm“ ist insofern irreführend, als es sich eher um eine gezielt überlegte
Anordnung von Lerngegenständen und Lerngelegenheiten und die entsprechenden Impulse in
Verbindung mit der gemeinsam gelebten Zeit handelt. Programmieren lässt sich da letztendlich
nicht viel, zumal die Orientierung am Prozess in der Gruppe einerseits und die Abhängigkeit von
Wetterbedingungen im Gebirge andererseits immer wieder auch zu Umstellungen der
ursprünglich geplanten Abläufe zwingt oder auch im Laufe des Seminars noch neue Anregungen
sich entwickeln, die den weiteren Gang der Dinge verändern. Beispiele für solche ausgearbeitete
Grundlagenpapiere für das Seminar KFS finden sich unter. #Materialien
124
Vgl. zur Einbindung des Projekts KFS in gemeindliche Abläufe Übersichten im Materialteil.
Seite 66 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
#Inhaltsverzeichnis
3.3.4 Durchführung des Seminars KFS
In der Durchführung des Seminars tragen die TeamerInnen wesentlich die Arbeit durch
eigenständige Leitung von Kleingruppen, Gesprächskontakt als ZimmerteamerInnen , als
Organisator des Tages im KFS, bei der Leitung von Bergtouren, in der Anleitung der
Kreativangebote und Gestaltung von Andachten. Dabei bringen die TeamerInnen ihre je
unterschiedlichen Gaben und Kompetenzen ein und prägen dadurch das jeweilige
gemeindliche KFS auf unverwechselbare Weise. Die in ihrer Ausbildung oft noch
hauptsächlich als “Einzelkämpfer” sozialisierten beteiligten PfarrerInnen üben ihre
Teamfähigkeit immer neu ein. Die Orientierung an vorhandenen Gaben und die
Bedeutung der Person in den Teams verlangt auch, dass bei der Zusammensetzung eines
Teams eine sinnvolle Kombination im Verhältnis von Männern und Frauen und Personen
unterschiedlicher Altersgruppen und Bildungswege Beachtung findet.125 Auch Beachtung
braucht
wegen
der
Hochgebirgstouren,
dass
ein
Stamm
von
bergerfahrenen
TeamerInnen jeder Gruppe zur Verfügung steht.126
#Inhaltsverzeichnis
3.3.5 Gemeinsamer Arbeitsprozess
Zu der Wahrnehmung dieser Art verantwortlicher Leitung begeben sich die TeamerInnen
in selektiver Authentizität sowohl mit hinein in den Prozess der persönlichen
Auseinandersetzung mit dem Thema als auch in den Interaktionsprozess innerhalb des
Teams und der Gruppe. Die TeamerInnen steuern etwas von ihrer Lebensgeschichte,
ihren Lebenserfahrungen und ihrem persönlichen Bezug zum Thema bei. Sie treten in
Interaktion mit den GruppenteilnehmerInnen ein und bringen dabei einen geprägten
Umgangsstil ein. Sie stellen ihre Zeit in der Teamarbeit und im Zusammenleben im
Gruppenhaus zur Verfügung.127 Sie fungieren im Blick auf die große Palette an
Beteiligungs- und Betätigungsangeboten im Seminar KFS in gewissem Sinne auch als
Animateure. Sie bieten sich als pädagogisches Gegenüber zur Auseinandersetzung an und
bringen in besonderer Weise Impulse zum Thema ein. Duie Begleitung der
KonfirmandInnen
und
des
Zusammenlebens
im
125
Gruppenhaus
hat
auch
eine
Wir verkennen allerdings nicht, dass die anspruchsvollen Erwartungen an TeamerInnen und
ihre Kompetenz und an ihre Zeitbudgets mit eine Ursache dafür ist, dass in größerem Maße
längerfristig vor allem GymnasiastInnen und Studierende sich in dieser Arbeit engagieren. Für
berufstätige MitarbeiterInnen bedeutet das Engagement für das KFS häufig, dass sie einen
erheblichen Teil ihres Jahresurlaubes dafür hergeben.
126
Eine nicht geringe Anzahl der TeamerInnen im KFS hat über diese Mitarbeit auch Zugänge zu
Aktivitäten und Schulungen der Sektionen des Deutschen Alpenvereins in unserer Region gesucht.
Seite 67 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
seelsorgerliche Dimension. TeamerInnen bringen sich ein als Menschen, denen der
Glaube etwas bedeutet. Nicht nur PastorInnen, sondern gerade auch die ehrenamtlichen
TeamerInnen werden dadurch zu ‚Mitteilern und Darstellern von Religion’.128
Mit dem Stichwort ’selektive Authentizität’, das wir aus dem Sprachgebrauch der
Themenzentrierten Interaktion aufnehmen129 wird dabei die Einsicht umschrieben, dass
zur eigenverantwortlichen Beteiligung am Gruppengeschehen immer Spontaneität und
Selbstbescheidung in ein der Situation angemessenes Verhältnis gesetzt werden müssen.
Bei Gruppen mit fester Leitungsrolle, die die TeamerInnen wahrnehmen, geht es dabei
um die Verhältnisbestimmung von Partizipation und Leitungsaufgabe.
Zu der Wahrnehmung der verantwortlichen Leitung auch die besondere Reflexion der
eigenen Rolle und des Gruppengeschehens gehört. Außerdem ein erhöhtes Bewusstsein
für den Vorbildcharakter und die Bedeutung der TeamerInnen als Identifikationsfiguren
für KonfirmandInnen, auch für den Umgang mit der Autoritätsrolle gegenüber den
KonfirmandInnen,
zu
der
auch
die
Wahrnehmung
der
Aufsichtspflicht
zählt.
TeamerInnen nehmen einen Teil des seelsorgerlichen Auftrages der Bemühung um
Sorgen und Nöte der KonfirmandInnen und eine missionarische Funktion als im Sinne der
Initiierung religiöser Lernprozesse wahr.130 Im Leitungsgeschehen bemühen sie sich um
eine gemeinsame Wahrnehmung des Prozesses und Kompetenz zu geeigneter Initiierung
von Lernprozessen und sachgemäßer Intervention im Gruppengeschehen. Trotz
grundsätzlicher Orientierung an dem Postulat der Themenzentrierten Interaktion, alle
TeilnehmerInnen an der Arbeit in Lernprozessen mögen sich selbst als ‚chairperson’ für
ihr eigenes Verhalten verstehen und somit ebenfalls Leitungsfunktionen übernehmen,
bedeutet die Mitarbeit in der Gruppenleitung eine erhöhte Zumutung an die
TeamerInnen, zu entscheiden, welchen Impulsen sie nachgehen, wie sie Vorgänge
versuchen in Gang zu setzen und oder zu intervenieren. Dadurch bringen sie selektiv ihr
Erleben in das Gruppengeschehen ein, sie haben abseits möglicher gruppendynamischer
Rollenverteilungen in dem Fall die Rolle der formellen Leitung inne.
127
Die Tage in Südtirol beginnen mit dem Wecken (in der Regel um 7.45 Uhr, bei
Tagesbergtouren kann es auch erheblich früher sein) und erstrecken sich bis zum Abschluss der
Teamsitzung am Abend (nach der Bettruhe gegen 22.30 Uhr) bis zumeist mindestens 24.00 Uhr.
128
Mit einem Ausdruck von Dressler, B.. Schule und Gemeinde – Religionsdidaktische Optionen,
in: B. Dressler/Th. Klie/ C. Mork (Hg.), Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung,
Hannover 2001, S. 150.
129
Vgl. Matzdorf, P./ Cohn, R. C., Das Konzept der Themenzentrierten Interaktion, in: TZI.
Pädagogisch-therapeutische Gruppenarbeit nach Ruth C. Cohn, hg. v. C. Löhmer u. R.
Standhardt, 2. Aufl. Stuttgart 1993, S. 76f.
130
In mehreren Gemeinden wird dies durch eine ausdrückliche Beauftragung und Segnung bei den
Reisesegengottesdiensten öffentlich zum Ausdruck gebracht.
Seite 68 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Die TeamerInnen begeben sich miteinander in der Vorbereitung und Durchführung des
Seminars KFS in einen persönlichen Lernprozess, der eigene Zugänge zur Thematik und
Anregungen zur methodischen Gestaltung befördert und sich um “Qualitätssicherung” im
Hinblick auf die Aufgabe verantwortlicher Leitung bemüht. Dem dienen die thematische
Teamvorbereitung in den Gemeinden ebenso wie die vom Arbeitskreis KFS angebotenen
Fortbildungsveranstaltungen und Seminare und die regelmäßigen Teambesprechungen
im KFS selbst.131
Es versteht sich von selbst, dass bei einer solchen Arbeitsweise der Prozess der
Teamfindung sich nicht auf einen Zeitpunkt der Zusammenstellung eines Teams
beschränkt, sondern eine durchgängige Bemühung um gelingende Zusammenarbeit und
Klärung von Beziehungen und Störungen der Kommunikation umgreift.
Da in aller Regel nicht nach einem vollendeten Projektjahr KFS das komplette Team
wechselt, sondern viele über Jahre der Arbeit verbunden bleiben, entscheiden die
vorhandenen Teams in der Auswertung ihrer Arbeit nach dem Seminar KFS und nach
Klärung, wer im Team verbleiben möchte und soll, auch darüber, welche Personen für
die Mitarbeit im Team neu angesprochen werden sollen. Eine Festlegung solcher
Entscheidungen allein durch die PfarrerInnen oder einen Kirchenvorstand widerspricht
den Grundsätzen der Teamarbeit.132
Die kurze Darstellung der wesentlichen Aspekte unserer Teamarbeit in den Gemeinden
zeigt, in welcher Weise die Grundorientierung an einer sinnvollen Balance zwischen
thematischen Fragen, persönlichem Bezug des Einzelnen, gemeinsamer Interaktion und
Berücksichtigung der Bedingungen im Umfeld in dieser Arbeit Berücksichtigung findet
und umgesetzt wird. Besonders deutlich dürfte sein, dass die Zusammenarbeit mit
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen überhaupt erst diese Arbeitsweise ermöglicht und
einen hohen Stellenwert hat. Schon in den Anfangsjahren des Projekts KFS und bis heute
131
Insofern entspricht in der Erarbeitung des Seminars und Teamarbeit während des Seminars in
den Grundsätzen den Strukturierungsvorschlägen, die A. Klein, Der Teamarbeit Struktur geben.
Hinweise zur Durchführung von Teamsitzungen in: KU Praxis 47, Never walk alone… mit
Ehrenamtlichen in der Konfirmandenarbeit, S. 33-34 knapp auf den Punkt bringt. Zwar ist das
dort geschilderte Vorgehen eher an einer regelmäßigen Beteiligung in der Konfirmandenarbeit
orientiert, die von Baustein zu Baustein jeweils vorbereitet wird. Dennoch gehören die Schritte
‚Reflexion des Gewesenen’, ‚Sichtung möglicher Inhalte und Methoden für den nächsten Schritt’,
‚Erprobung eines Bausteins’, ‚konkrete Planung’ zu den Erfordernissen, um in Beteiligung an
Entwicklung der Ziele, der Grundgedanken und Handlungsschritte TeamerInnen auch wirklich zu
eigenverantwortlicher Durchführung zu befähigen. Teamarbeit in diesem Sinne verstanden
unterscheidet sich grundlegend von der Beteiligung von Ehrenamtlichen als „Helfer“ in der
Ausführung von Vorschlägen und Schritten, an deren Konzeption diese nicht beteiligt waren.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
ist dabei der Anteil der maßgeblich mitwirkenden Frauen (PfarrerInen, Pfarrfrauen,
Frauen und Mädchen aus der Gemeinde) immer sehr bedeutsam gewesen.
#Inhaltsverzeichnis
3. 4 KFS im Arbeitskreis KFS in der Landeskirche
Der Arbeitskreis KFS ist ein auf freiwilliger Grundlage gebildeter Zusammenschluss von
Gemeinden, die das KFS durchführen, und die vertreten werden durch PfarrerInnen oder
andere Personen. Dieser Arbeitskreis besteht, seit es das Modell KFS gibt. Er ist seit dem
Jahr 2000 als Arbeitskreis der Landeskirche offiziell mit Kontaktpersonen im
Pfarrerkalender aufgeführt133. Seitdem das Projekt und Seminar KFS durch ein diesem
Arbeitskreis zur Verfügung gestelltes und an die am Projekt beteiligten Gemeinden in
jeweiligen Anteilen weiterzuleitendes Gesamtbudget von der Landeskirche unterstützt
wird, verlangt der Wunsch, an diesen Zuwendungen teilzuhaben, von Gemeinden auch
zwingend die Mitarbeit im Arbeitskreis KFS und die Bestätigung ihrer Anerkennung als
Mitglied in diesem Arbeitskreis durch die übrigen am Projekt beteiligten Gemeinden.
VertreterInnen aus den am Projekt KFS beteiligten Kirchengemeinden treffen sich
regelmäßig das ganze Jahr über einmal im Monat zu einer dreieinhalbstündigen
Sitzung,134 zusätzlich zu einer eintägigen Auswertungstagung mit Supervision.
Dieser Arbeitskreis stellt einen Rahmen zur Verfügung, der unsere Arbeitsweise
ermöglicht und unterstützt, und ist zugleich ein Arbeitsbereich, in dem ein Teil des
Projekts KFS stattfindet. Das besondere Profil und die Stärke dieses Zusammenschlusses
besteht für uns darin, dass über die Arbeit in den jeweiligen Gemeindegruppen und
Teamarbeit in der Ortsgemeinde hinaus eine landeskirchenweite Vernetzung der an
einer solcherart gestalteten Arbeitsweise Beteiligten aus unterschiedlichen Gemeinden
gegeben ist und wir auch auf dieser Ebene nach denselben Grundsätzen zu arbeiten
132
Dies verdient besondere Beachtung, wenn etwa VikarInnen einem Mentor oder einer Mentorin
zugeordnet sind, die im Projekt KFS engagiert sind, und Gelegenheit haben sollen, das KFS
kennen zu lernen.
133
Adressen aktueller AnsprechpartnerInnen sind in der jeweiligen Ausgabe des Pfarrerkalenders
zu finden. Derzeit sind es: Pfarrer Reinhard Brückner, Goslar, und Pfarrer Ralf Ohainski, GroßFlöthe.
134
Die ersten eineinhalb Stunden steht die gemeinsame Arbeit am biblischen KFS-Thema für das
Projektjahr auf der Tagesordnung. Nach einer Pause mit gemeinsamem Imbiss und Gesprächen
werden konzeptionelle Fragen, zahlreiche Aspekte der Gesamtorganisation und –koordination des
Projekts und Seminars KFS und Auswertungen zu organisierten TeamerInnenfortbildungen
besprochen und notwendige Beschlüsse gefasst. Am Ende steht eine „Blitzlicht“ - Runde mit der
Möglichkeit zum Feedback zu der Arbeit des Tages. Zwei für ein Projektjahr Beauftragte leiten
den Arbeitskreis, abwechselnd schreibt einer der Anwesenden ein ausführliches Protokoll, das
zusammen mit der folgenden Tagesordnung allen Gemeinden per e-Mail oder Post zugeht.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
versuchen, die für die Arbeit mit den KonfirmandInnengruppen und in den Teams der
Gemeinden dargestellt wurden.
#Inhaltsverzeichnis
3.4.1 Theologisch-thematische Arbeit
Das Modell KFS geht über den gelegentlichen oder fest verabredeten Austausch mit
NachbarpfarrerInnen hinaus. Das ganze Jahr über kommen Verantwortliche für das
Projekt und Seminar KFS aus den Gemeinden (mehrheitlich PfarrerInnen) monatlich zu
einer dreieinhalbstündigen Sitzung des Arbeitskreises KFS zusammen. Hier kommt es zu
intensiver thematisch-methodischer Zusammenarbeit. Hier wird die Wahl des in allen
Gemeinden bearbeiteten Losungswortes beraten und beschlossen. Ausgehend von dieser
Auseinandersetzung über die Entscheidung für ein biblisches Oberthema (in der Regel
Jahreslosung oder Kirchentagslosung) gehören eineinhalb Stunden jeder Sitzung der
theologischen und religionspädagogischen Erarbeitung dieses Themas und möglicher
Gestaltungsformen der Arbeit in den drei Wochen Seminar.
Bei der Beschäftigung mit den Perspektiven, die sich für das Seminar KFS aus dieser
Themenwahl ergeben, arbeiten wir mit ähnlichen Arbeitsformen wie sie auch in der
Teamarbeit in den Gemeinden und in der Gruppenarbeit mit den KonfirmandInnen
Anwendung finden. Es geht auch im Arbeitskreis um eine Ebene, auf der ein Prozess der
persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema angestoßen und vorangetrieben wird,
in dem jeder Einzelne Bezüge zur eigenen Person und Lebensgeschichte entdecken und
in Interaktion mit den anderen TeilnehmerInnen des Arbeitskreises eintreten können
soll.
Der Arbeitskreis ist dadurch ein Forum und Ort theologischer Debatte in unserer
Landeskirche,
bei
dem
durchaus
unterschiedliche
Positionen
in
theologischen
Grundfragen doch in der Arbeit an einer gemeinsamen Sache zusammenfinden. Er ist ein
Ort offenen und kritischen Austausches über erarbeitete Arbeitsformen, ein Ort
wechselseitiger Information über von einzelnen erkundete Methoden und Arbeitsformen,
ein kreativer Ort.
Ideen werden zusammen entwickelt und entfaltet, in einer Gemeinde erfolgreich
erprobte Arbeitsformen finden schnell Verbreitung, kreative Varianten ergeben sich. Ein
Teilnehmer am Arbeitskreis ist immer dicht an aktuellen Entwicklungen auf einem
Gebiet, allen kommt dies zu Nutze, weil im Forum des Arbeitskreises eine große Fülle
von Anregungen, Hinweisen, Materialien und Perspektiven zusammengetragen wird. Wir
Seite 71 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
erfahren dabei wie gut es tut, in einem schwierigen Feld kirchlicher Arbeit nicht allein
zu stehen, wenn Kooperation und Partizipation gelingen.
Der intensive thematische Arbeitsprozess im Arbeitskreis KFS fließt über die beteiligten
VertreterInnen zurück in die Teams vor Ort, umgekehrt kommen Anregungen aus den
Gemeindeteams allen im Arbeitskreis zu Gute.
#Inhaltsverzeichnis
3.4.2 Zusammenarbeit bei TeamerInnenfortbildungen und in Pastoralkollegs
TeamerInnen im KFS (einschließlich PfarrerInnen) bedürfen für ihre Arbeit und zur
Erhaltung und möglichen Verbesserung der Qualität der Arbeit nach unserer Erfahrung
und Auffassung beständig der Zurüstung und Schulung. Diese Zurüstung und Schulung
geschieht auf unterschiedliche Weise:
Der herausragende und wesentliche Ort der Schulung ist zunächst die Teamarbeit in
Vorbereitung, Durchführung und Auswertung des Seminars KFS. Denn hierbei üben
TeamerInnen miteinander Grundhaltungen ein, die uns für die Arbeit wichtig sind:
themenzentrierte Interaktion, d.h. ein Ineinander von (biblischem) Thema, persönlichen
Bezügen, Miteinander in der Gruppe und Berücksichtigung der mitbestimmenden
Faktoren. Dazu gehört das Feedback von Person zu Person, zur Sache, zu gebrauchten
Methoden. In der Teamarbeit werden methodische Schritte vom Team selbst erprobt
und reflektiert, es werden kreativ Ideen zur Umsetzung entwickelt und es wird
miteinander ein Thema durchdrungen und entfaltet. Hilfreich ist dabei, dass jede
Person
im
Team
grundsätzlich
oder
planmäßig
Gelegenheit
erhält
auch
die
Leitungsfunktion zu übernehmen, d.h. den Prozess zu begleiten und durch Inputs und
Interventionen zu steuern. Im Seminar KFS in Südtirol kommt dieser Aspekt besonders zu
tragen: nie lerne ich mehr über mein Verhalten, hilfreiches oder problematisches
Agieren, meine Verantwortlichkeit, als in der Praxis der Gruppenleitung mit den
KonfirmandInnen und in der anschließenden Reflexion (Rückmeldung durch den CoLeiter, im Team).
Zurüstung und Schulung geschieht über die Arbeit in den Teams hinaus ("learning by
doing") aber durch das Angebot von drei zentralen TeamerInnenfortbildungen auf dem
Hessenkopf im Tagungshaus der Landeskirche, „Haus Hessenkopf“ in Goslar für
TeamerInnen aller Gemeinden. Ein jeweils für ein Jahr als „Ausschuss“ des Arbeitskreis
KFS sich zusammenfindendes Fortbildungsteam bereitet diese Wochenendseminare vor
und leitet sie. Häufiger werden für eines der Wochenenden auch ReferentInnen in
Vorbereitung und Leitung hinzugezogen. Qualifizierung für die Arbeit im Seminar KFS
geschieht hier als Teil des Gesamtprojekts KFS vor allem durch Hilfen zur persönlichen
Seite 72 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Auseinandersetzung
mit
dem
Thema
und
Einarbeitung
in
das
Thema
unter
Berücksichtigung der oben genannten Grundhaltungen, außerdem durch Erleben, Kennen
lernen und Reflektieren methodischer Schritte, insbesondere, wenn Seminare dort
besonders auf Verbesserung der Methodenkompetenz ausgerichtet werden.135
Diese Fortbildungen, an denen pro Wochenende etwa 40-50 TeamerInnen aus den am
Projekt
KFS
beteiligten
Gemeinden
teilnehmen136,
tragen
zur
Zurüstung
der
TeamerInnen und der Inspiration der Arbeit in den Gemeinden bei und sorgen auf
diesem Wege auch für eine Sicherung der Qualität unserer Arbeit. In aller Regel
geschieht die Arbeit bei diesen TeamerInnenfortbildungen nach den bisher bereits
dargestellten Grundsätzen unserer Arbeit. Es wird in Kleingruppen themenzentriert
interaktionell gearbeitet. Teilweise werden erarbeitete Arbeitsformen erprobt und dann
in den Gemeindeteams in Varianten fürs Seminar KFS übernommen. Die regelmäßigen
Zusammenkünfte des Arbeitskreises erlauben auch ein zeitnahes Feedback in Bezug auf
die Fortbildungen, so dass Angebote verbessert und Anregungen schnell aufgegriffen
werden können. Der Arbeitskreis KFS gewinnt unter diesen Aspekten den Charakter eines
"Marktes der Möglichkeiten", eines Forums, das den Austausch, die Gemeinsamkeit und
die Partizipation nicht nur der TeilnehmerInnen an den Sitzungen, sondern auch der mit
ihnen verbundenen MitarbeiterInnen in den Gemeinden fördern und ermöglichen will.
Für die PfarrerInnen und andere TeilnehmerInnen am Arbeitskreis KFS bedeutet die die
Kooperation in Arbeit am Thema und an organisatorischen und anderen Fragen im
Arbeitskreis KFS und für wechselnde Ausschüsse für gemeinsame Veranstaltungen
(TeamerInnenschulungen,
Ahrntalgottesdienst)
natürlich
auch
den
Charakter
„Schulung“, weil sie sich an denselben Grundsätzen für die Arbeit orientiert. Insofern
sind diese Arbeitsbereiche des Projekts KFS ein Lernfeld, denn geschult und eingeübt
wird gezielt auch die Teamfähigkeit und Teamarbeit, d.h. arbeitsteilige, vertrauensvolle
und zugleich kritische Zusammenarbeit, und die Erarbeitung und Strukturierung von
Schritten der Themenarbeit und methodischen Überlegungen.
Fortbildung und Zurüstung geschieht außerdem für die PfarrerInnen und andere
ArbeitskreisteilnehmerInnen in vom Arbeitskreis KFS in Zusammenarbeit mit dem Amt
für Fortbildung unserer Landeskirche organisierten Pastoralkollegs. Dort suchen wir die
135
Dafür wird besonders die Arbeit mit ReferentInnen genutzt. In den letzten Jahren etwa
arbeiteten wir mit Imogen Liersch, ausgebildet in der Leitung von Bibliodrama, Pfarrer Andreas
Lohrey, der eher künstlerisch orientiert mit Licht und Lichtinszenierungen in Räumen mit Hilfe
von Overheadprojektoren arbeitet, mit ReferentInnen des Vereins „Erlebnispädagogische
Programme e.V.“ oder zuletzt mit Pfarrer Sef Paßlick, Mitarbeiter im „Haus der Stille“ in
Drübeck, zum Thema Gebet und Meditation.
136
Die Kosten erstatten die Gemeinden dem die Gesamtrechungen begleichenden Arbeitskreis
KFS entsprechend der Anzahl der TeilnehmerInnen.
Seite 73 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Zusammenarbeit
mit
ReferentInnen,
bei
denen
im
Wesentlichen
methodische
Anregungen erforscht oder Bedingungen des Globe (Gesellschaft, Lebenssituation
Jugendlicher, bestimmte Problemstellungen) reflektiert werden.
Die eine Woche dauernden Pastoralkollegs, deren Themenstellung sich aus der
Auswertung von Erfahrungen im Zusammensein mit den KonfirmandInnen oder Interesse
an neueren Entwicklungen im Umfeld unserer Arbeit ergibt, befasste sich in den letzten
Jahren etwa mit den Schwerpunkten: Bibliodramaarbeit (Heidemarie Langer, Doris
Immich), TZI, Okkultismus und Magie bei Jugendlichen (Professor Heinz Streib),
Sexualität und Aggression im Jugendalter und Familienkonstellationen (Zusammenarbeit
mit ProFamilia), „zur eigenen Sprache finden“ (Arbeit mit dem Schriftsteller Heinz
Kattner), Religion in der Moderne wahrnehmen (mit Professor Hans-Martin Gutmann)
gruppendynamische Selbsterfahrung (mit Professor Hermann Steinkamp).
Schulung und Zurüstung Einzelner in den Teams ergibt sich bei Teilnahme an externen
Veranstaltungen (Propsteijugendleiterscheine, DRK-Kurs, Kurse zum Verhalten im
Gebirge, Seminare der evangelischen Jugend) oder bei Teilnahme an beruflicher
Qualifikation, wo diese in einem weiteren Sinne Persönlichkeit, Teamfähigkeit oder
methodische Kompetenz schult. Auch für solche Einzelaspekte im Zusammenhang mit
dem Projekt KFS zusätzlich zur ’Grundhaltung’ streben wir an, dass eine Schulung in
diesen Bereichen sichergestellt bleibt.
Unsere Auffassung von ‚Ausbildung’ orientiert sich also kaum an vorab zu erlernenden
formalen Kompetenzen, sondern an den in der Arbeit selbst zu erlernenden und immer
neu zu schulenden Grundhaltungen und -kompetenzen, die uns in der besonderen
Qualität unserer Arbeit wichtig sind: permanentes "Training" unserer Arbeitshaltungen in
der Arbeit und für die Arbeit.
"Ausbildung" f ü r Teams nicht i n Teams geschah in manchen Jahren weiterhin in zentral
beauftragten
MAS
(MitarbeiterInnenSchulungen)
mit
Anbindung
an
das
Gruppengeschehen in Südtirol. Dabei ging es um Grundlagen für die Arbeit, die
erfahrungsbezogen angeeignet werden sollen. Gefördert werden sollen dadurch
Jugendliche, die als möglicher „Nachwuchs“ für unsere ehrenamtlichen Teams in den
Gemeinden in Frage kommen.137 Diese Maßnahmen lassen sie aber zukünftig kaum noch
finanzieren. Um so bedeutsamer ist es für viele Gemeinden, motivierte und interessierte
konfirmierte Jugendliche als ZweitfahrerInnen erneut am Seminar KFS teilnehmen zu
137
Diese grundsätzliche Ausbildungserfordernis und Notwendigkeit von Nachwuchsförderung
wurde von unserer Landeskirche durch Berücksichtigung eines Anteils finanzieller Mittel in der
Gesamtbudgetierung anerkannt.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
lassen, weil damit in engster Verbindung zum Projekt KFS ein Potential an
Nachwuchskräften erschlossen werden kann.
Peter Hennig verzeichnet in der Konfirmandenarbeit ein weitgehendes Nebeneinander
von Praxis und Theorie138. Beide kommen aus unserer Sicht in der im Arbeitskreis KFS
praktizierten Arbeitsweise auf spezifische Weise enger zusammen, da sich hier
"Praktiker"
des
Konfirmandenunterrichtes
zugleich
auch
um
Analyse
der
Rahmenbedingungen, um konzeptionelle Ansätze und Entwicklung von Materialien und
um Reflexion der eigenen Arbeit bemühen. Das vorliegende Papier ist selbst eine Frucht
solcher Bemühungen. Die Aus- und Fortbildung beteiligter MitarbeiterInnen als
Bestandteil des Projekts KFS zu betrachten, zu organisieren und durchzuführen und
gemeinsam in Pastoralkollegs weiter zu lernen, was für die Arbeit wichtig werden
könnte, verzahnt dabei ein Stück Theoriearbeit mit der Praxis unseres Seminars KFS.
#Inhaltsverzeichnis
3.4.3 Kooperation im organisatorischen Bereich
Dass wir in dem geschilderten Sinne das Projekt KFS zusammen betreiben, hat neben der
angedeuteten intensiven Austauschebene auf theologischem Gebiet eine starke
arbeitsteilig-kooperativ organisierte Seite, indem pragmatisch gemeinsame Lösungen für
mit dem KFS verbundene Aufgabenstellungen gesucht werden.139
Gemeinsam wird die Fahrt nahezu aller KFS-Gemeinden nach Südtirol in einem
Sonderzug organisiert (800-900 TeilnehmerInnen). Für den Arbeitskreis kümmern sich
Beauftragte in Verhandlungsteams mit dem Hauptgeschäftspartner Alpetour um die
Organisation der Gruppenhäuser. Einzelne übernehmen nach Bedarf die Beschaffung von
Materialien für alle interessierten Gemeinden in großen Stückzahlen. Vertreter des
Arbeitskreises halten Kontakt zur Landeskirche, die das KFS nach Erprobung über viele
Jahre
als
anerkanntes
besonderes
und
besonders
förderungswürdiges
Konfirmandenunterrichtsmodell unterstützt.
Zur Präsentation des KFS-Modells für interessierte Gemeinden z.T. auch außerhalb der
Landeskirche (u.a. Stadtkirchentag Braunschweig, Propsteitag Bad Harzburg, Tag der
138
Vgl. P. Hennig, Vom Katechismusunterricht zur offenen Konfirmandenarbeit : Ein Überblick
über die Konzeptionen des 20. Jahrhunderts, in: Handbuch für die Arbeit mit Konfirmandinnen
und Konfirmanden, hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, Gütersloh
1998, 407
139
Unter dem Leitwort "Kooperation" verzeichnen auch der frühere Landesbischof Christian
Krause und Pfarrer Dieter Rammler das KFS als eine in unserer Landeskirche weit entwickelte
Form regionaler und überregionaler Zusammenarbeit in Form der Arbeitsgemeinschaft. vgl. dazu
Christian Krause/Dieter Rammler, Kooperationsmodelle. Eine Dokumentation und ein
Diskussionsbeitrag zur Kirchenreform in der Braunschweiger Landeskirche, Hannover 1995, 55-60.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
evangelischen Jugend Wolfenbüttel, Kirchentag 1983 Hannover, Bundestagung KU in
Goslar, Kirchenkreis Göttingen, Steinhuder Meer, Region Nürnberg, Kirchentag 2005 in
Hannover), für Kontakte zu Tagungshäusern und ReferentInnen finden sich aus dem
Arbeitskreis immer wechselnd freiwillig Mitglieder bereit. Jährlich bildet der
Arbeitskreis aus seiner Mitte ein Gottesdienstteam zur Vorbereitung eines gemeinsamen
Jugendgottesdienstes in Südtirol (700 TeilnehmerInnen).
Arbeitskreisprotokolle, die Diskussionsverläufe und Absprachen festhalten, werden in
wechselnder Reihenfolge der Mitglieder verfasst. Die Kooperation erstreckt sich auch
auf die Finanzierung. KFS-Gemeinden zahlen in ein gemeinsames Konto Umlagen zur
Finanzierung der notwendigen schriftlichen Kommunikation, zur Ermöglichung von
Fortbildung und zur Absicherung von Risiken der Großunternehmung ein.
Durch die neue Form der gemeinsamen Sonderbudgetierung des Projekts KFS durch die
Landeskirche wuchs dem Arbeitskreis von 2002 an auch die Aufgabe zu, eine Organisationsform
für die Verteilung und Abrechnung der Zuschüsse für die einzelnen Gemeinden zu finden. Dazu
befasst sich der Arbeitskreis einmal jährlich mit der Frage der Zugehörigkeit von Gemeinden zum
Projekt KFS, die anhand einer Aussprache für jedes Projektjahr neu bestätigt werden muss. Für
diese Klärung wurden gemeinsam einige Kriterien aus der vorliegenden Konzeption abgeleitet,
deren Erfüllung über die Zugehörigkeit mit entscheidet. Die Mitarbeit am Arbeitskreis KFS,
begründet in der angestrebten und notwendigen Partizipation und Kooperation vieler Beteiligter
gehört mit zu diesen Kriterien.
Auf der Grundlage des gewährten Gesamtbudgets wurden außerdem gemeinsame Regelungen für
die Verteilung von Zuschüssen an die am Projekt KFS beteiligten Gemeinden entwickelt, die je
nach Sacherfordernis im Arbeitskreis KFS auch diskutiert und modifiziert werden.
Unsere Landeskirche ermöglicht den am Projekt KFS beteiligten Gemeinden auf diese
Weise eine weitgehende Autonomie im Umgang mit kirchlichen Geldern. Dies bedeutet
für den Arbeitskreis als besondere "mittlere Ebene" zwischen Kirchenverwaltung und
Gemeinden eine neue Herausforderung und Chance.
#Inhaltsverzeichnis
3.4.4 Offene Struktur
Der Arbeitskreis KFS vergibt jedes Jahr neu die angedeuteten Beauftragungen für diese
unterschiedlichen
Aufgaben
(koordinierendes
Büro,
Leitung
der
AK-Sitzungen,
Fortbildungsteam, Zugorganisation, Finanzausschuss, Materialbeschaffung). Bezeichnend
scheint uns dabei, dass es auch noch nach mehr als dreißig Jahren Projekt KFS kaum
institutionalisierte Verkrustungen gibt, nicht einmal eine Satzung, sondern gemeinsame
Grundüberzeugungen, die immer wieder im Medium des Gespräches geklärt werden und
gefestigt werden müssen, und verbindliche Beziehungen zwischen den Mitgliedern und
TeilnehmerInnen, die Partizipation und Feedback ermöglichen sollen und auch
brauchen.
Der Arbeitskreis versteht sich nicht hierarchisch und hat gegenüber den einzelnen
TeilnehmerInnen und am Projekt KFS beteiligten Gemeinden auch tatsächlich keine
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
“Weisungsbefugnis”. Allerdings werden auch Beschlüsse mit Konsequenzen für die
Grundbedingungen der jeweiligen Arbeit gefasst. Etwa über Zugehörigkeit zum Projekt
KFS, über Zuschussverteilung und Koordinationserfordernisse für Reise, Fortbildungen
und anderes. Bei aller Gemeinsamkeit ist die Vielfalt der in den jeweiligen Gemeinden
gestalteten Ausprägungen des Seminars KFS nicht unerwünscht, sondern ein von allen
geschätzter Reichtum. Unterschiedliche Personen und Gestaltungsformen haben ihren
Platz im Verbund der Gemeinden.
Der Rahmen der aufgezeigten entwickelten Standards für Arbeitsweise und Austausch
untereinander zielt keineswegs auf eine "Standardisierung" des in verschiedenen
Gemeinden gestalterisch unterschiedlich durchgeführten Seminars KFS, sondern
ermöglicht vielmehr auf der Grundlage großer Gemeinsamkeit die individuellen
Ausprägungen des Seminars KFS in den Gemeinden vor Ort in der Einbindung in das
gesamte gemeinsame Projekt KFS.
Nicht Gleichförmigkeit der Gestalt des Seminars KFS, sondern Übereinstimmung in
Zielen und Grundansätzen der Arbeit und Teilhabe an der Vernetzung der verschiedenen
Arbeitsbereiche des Projekts markieren wesentliche Kriterien der Zugehörigkeit zum
Projekt KFS.
#Inhaltsverzeichnis
3.4.5 Geben und Nehmen
Über Jahrzehnte hat der Arbeitskreis KFS einen hohen Grad von Kooperation entwickelt
und damit gute Erfahrungen gemacht. Innerhalb solcher Kooperation gelingt es,
Aufgaben und Probleme zu bewältigen, die die Möglichkeiten des Einzelnen übersteigen.
Die Kooperation lebt dabei vor allem von der Bereitschaft der Beteiligten, sich für das
gemeinsame Projekt zeitweise besonders zu engagieren, von der Fähigkeit, über eigene
Gemeindegrenzen hinweg den Austausch von Ideen zu pflegen, Zeit, Kraft und auch
finanzielle Mittel einzubringen und gemeinsam einzusetzen. Es kommt zu neuen Wegen
der Verteilung von Arbeit und der gemeinsamen Verteilung der Lasten auf viele
Schultern. Diese Zusammenarbeit wird von vielen beteiligten PfarrerInnen und anderen
MitarbeiterInnen als wohltuende Alternative zu in anderen Zusammenhängen erlebtem
Konkurrenzverhalten und “Einzelkämpfertum” erlebt. Die Kooperation fördert darum
auch die Kollegialität in anderen Arbeitsbereichen unserer Kirche.
Das Projekt und das Seminar KFS leben vom Engagement, vom Geben und Nehmen aller
engagierten TeilnehmerInnen. Der Arbeitskreis lebt davon, dass Einzelne für die
Anderen Aufgaben übernehmen und die gemeinsame Sache vertreten. Und dabei finden
sich für die einzelnen Bereiche jedes Jahr Einzelne in neuen Konstellationen zusammen
Seite 77 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
und üben sich dadurch beständig in einer Grundhaltung der Teamarbeit und
Kooperation.
Aufgrund dieser Herangehensweise kommt der Bemühung um eine Pflege guter
Beziehungen untereinander und um Entwicklung von gegenseitigem Vertrauen und
Teamfähigkeit eine besondere Bedeutung zu. Die gemeinsame Arbeit lebt davon, dass
Zugehörigkeit von Gemeinden nicht in formeller Mitgliedschaft, sondern in verlässlicher
Präsenz Gestalt gewinnt, weil wir die Gaben und die persönlichkeitsspezifischen
Beiträge und Sichtweisen der einzelnen mitarbeitenden VertreterInnen aus den
Gemeinden. für wichtig erachten.
Natürlich verspüren die Beteiligten durchaus die Mühe, die eine so offene Struktur
macht. Aber die Bereitschaft, sich auf Veränderungsprozesse einzulassen, gehört
unabdingbar zum Projekt KFS. In gewisser Hinsicht ist “nach dem durchgeführten
Seminar KFS auch wieder vor dem Seminar KFS.” Von Jahr zu Jahr brechen die Teams in
der Gemeinde mit neuen KonfirmandInnen und neuem Thema und auch die
Mitarbeitenden im Arbeitskreis erneut auf. und begeben sich immer wieder auf zum
Teil unbegangene Wege.
'Offen' und in einem Prozess ständiger Weiterentwicklung begriffen bleibt der
Arbeitskreis auch deswegen, weil etwa in größeren Pfarrstellen die dortigen
PfarrerInnen von Jahr zu Jahr abwechselnd die Koordination der KFS-Arbeit in der
Gemeinde übernehmen und sich daher in der Beteiligung am Arbeitskreis abwechseln.
Ähnlich
handhaben
es
einige
der
stellenteilenden
Pfarrerehepaare.
Durch
Pfarrstellenwechsel und neu beginnende Beteiligung von Gemeinden am Projekt KFS
stoßen neue TeilnehmerInnen zum Arbeitskreis hinzu. Da die Arbeit von der Pflege der
Beziehungen und von den Impulsen der Beteiligten lebt, verlangen solche Wechsel und
solches Hinzukommen, ebenso auch das Ausscheiden von TeilnehmerInnen aus der
Arbeit, von allen Beteiligten Offenheit und Bereitschaft, sich auf Veränderungen
einzulassen.
Insofern erleben wir gerade im Zusammenhang mit dem Projekt und Seminar KFS
“Kirche in Bewegung” als Herausforderung und Chance.
#Inhaltsverzeichnis
3.4.6 Feedback
Zur Regulierung dieses aufwendigen Kooperationsprozesses gehört Feedback. Im Seminar
KFS selbst mit den KonfirmandInnen und in den Teams in der Gemeinde ist dies fest
verankert. Durchgeführte TeamerInnenfortbildungen und die erlebten drei Wochen
Seminar KFS werden in den Teams und im Arbeitskreis ausführlich nachbereitet. Daraus
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
ergeben sich dann Konsequenzen für zukünftige thematische-religionspädagogische
Herausforderungen, Veränderung von Arbeitsformen und Fortbildungsbedarf. Auch
während der Durchführung des Seminars KFS in Südtirol kommen die Teilnehmenden am
Arbeitskreis KFS zu einer Andacht und gemeinsamen Zwischenbesprechung zusammen.
Dabei werden auch mit der Firma Alpetour, die einen Großteil der Gruppenhäuser zur
Verfügung stellt, Probleme mit den Häusern angesprochen und Vorabsprachen über
Hausbelegungen für das Folgejahr vorgenommen.
Feedback geben sich die TeilnehmerInnen des Arbeitskreises auch in Form einer einmal
jährlich in Anspruch genommenen Supervision mit externen Supervisoren. Sie dient einer
methodisch kontrollierten Ermöglichung eines Blickes auf die in der Zusammenarbeit
geschehen gruppendynamischen Prozesse und der Reflexion von Gelingen und
Schwierigkeiten in der Kooperation. Außerdem bemühen wir uns, auch im Fortgang
unserer
Zusammenarbeit
Interaktionsprozesses
oder
übers
der
Jahr
darum,
Beziehungen
Störungen
untereinander
zu
innerhalb
des
bearbeiten
und
auszuräumen, um die Arbeitsfähigkeit in ihrer erreichten Qualität zu erhalten und zu
verbessern.
Diese
Zusammenarbeit
gewährleistet
bei
allen
strukturbedingten
“Reibungsverlusten” einen hohen Grad an Mobilität und Flexibilität. Da diese Form der
Zusammenarbeit,
trotz
Institutionalisierungen
zusammengehalten
als
wird,
einiger
eingespielter
durch
muss
um
Strukturen,
den
lebendigen
die
Bereitschaft
weniger
persönlichen
zur
durch
Austausch
Gemeinsamkeit
und
Auseinandersetzung von den Beteiligten immer neu gerungen werden.
In Beziehung zu den Grundbegriffen aus der TZI gesetzt (vgl. Teil 2 unseres Papiers),
möchten wir auch die Arbeitsweise des Arbeitskreises als ein Feld beschreiben, in dem
wir uns um eine Balance der Faktoren 'Thema, Ich, Wir und Berücksichtigung des Globe'
bemühen und an einer entsprechenden Haltung zu arbeiten versuchen.
#Inhaltsverzeichnis
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
4. Projekt KFS - eine Kultur des
Konfirmandenunterrichts
in unserer Landeskirche
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
4. Projekt KFS - eine Kultur des Konfirmandenunterrichts in unserer
Landeskirche
Zunehmend zeigt sich in Überlegungen zur Herausforderung, die Konfirmandenunterricht
heute für Kirchengemeinden und besonders die Unterrichtenden bedeutet, dass mehr
Gemeinsamkeit in diesem Felde sinnvoll und hilfreich wäre, um nicht an den
Herausforderungen zu scheitern, sondern sich gegenseitig zu stützen und zu stärken.
“Deshalb bedarf es einer 'förderlichen und hilfreichen Kultur' für diejenigen, die
Konfirmandenunterricht erteilen."140
Die Autoren, die wir hier zitieren, verweisen als Anregungen zur Entwicklung solch einer
Kultur auf die Notwendigkeit von Austausch zwischen Unterrichtenden, die Chancen der
Beteiligung von weiteren Mitarbeitenden und Möglichkeiten von Kooperation.141
Wir sehen das Modell KFS in unserer Landeskirche als eine weit über solche Anregungen
hinaus entfaltete Kultur des Konfirmandenunterrichtes an.142 Dabei ist die Nähe des
Ausdrucks 'Kultur' zum Bild einer geprägten Landschaft durchaus geeignet, diese Kultur
zu beschreiben. Denn im engeren Sinne spielt die alpine Landschaft Südtirols für unsere
Arbeit eine nicht zu unterschätzende Rolle und in einem übertragenen Sinne hat diese
Kultur in unserer Landeskirche die „Landschaft“ im Bereich Konfirmandenunterricht mit
geprägt.143
"A very special programme of the church is the vacation seminar for confirmands in
Southern Tyrolia, a highlight that has been offered by the Church in Braunschweig for
nearly thirty years and draws an attendence of almost 1000 youngsters annually.144
140
H.-M. Lübking/ V. Elsenbast, Pfarrer und Pfarrerinnen in der Konfirmandenarbeit, in
Handbuch für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden, hg. v. Comenius-Institut in
Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, Gütersloh 1998, 85.
141
vgl. dies., S. 89-92
142
Ein jüngeres Heft der Reihe „KU-Praxis“ Nr. 45 bieten zwar unter dem Titel „Räume- ZeitenRituale. Elemente für die Unterrichtskultur“ Anregungen für die Arbeit mit
KonfirmandInnengruppen. Perspektiven auf eine mögliche Kultur der Vorbereitung und
Zusammenarbeit der Unterrichtenden ergeben sich hier nicht.
143
vgl. den Hinweis von Chr. Krause / D. Rammler, Kooperationsmodelle. Ein Dokumentation und
ein Diskussionsbeitrag zur Kirchenreform in der Braunschweiger Landeskirche, Hannover 1995, S.
56, dass seit 1968 über 100 Gemeinden in unserer verhältnismäßig kleinen Landeskirche einmal,
vor allem aber über längere Zeit am KFS beteiligt gewesen sind.
144
Auszug aus dem englischsprachigen Prospekt "The open Church", mit dem sich die Evangelischlutherische Landeskirche in Braunschweig vor allem ausländischen Gästen oder Partnern
vorstellt.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Zu dieser Kultur des Konfirmandenunterrichtes gehören die Folgerungen, die wir aus
religionspädagogischen Überlegungen zum Konfirmandenunterricht für die Organisation
von Lernprozessen zu ziehen versuchen. (Kapitel 1) Es gehört dazu ein methodischer
Grundansatz für die Arbeit in Anlehnung an die Themenzentrierte Interaktion (Kapitel
2). Da Ort, Zeit, Organisationsform und Finanzierung besonderer Vorhaben des
Konfirmandenunterrichtes zu den wesentlichen Rahmenbedingungen gehören, die auf
Gelingen und Förderung des Konfirmandenunterrichtes Einfluss haben, sehen wir das
KFS-Modell als eine gelungene Form an, diese Rahmenbedingungen so zu beeinflussen,
zu gestalten und zu verändern, dass für den Unterricht förderliche Strukturen bereit
stehen. Die Pflege dieser Rahmenbedingungen ist einer unserer Beiträge zu einer für
den Konfirmandenunterricht förderlichen Kultur. (Kapitel). Für die methodische
Ausrichtung
haben
wir
die
Grundorientierungen
im
Arbeitsstil
mit
KonfirmandInnengruppen, in Teams in der Gemeinde und in Vernetzung durch den
Arbeitskreis KFS dargelegt, die immer wieder bedacht und weiterentwickelt werden
wollen. (Kapitel 3).
Zu dieser Kultur gehören darüber hinaus weitere Aspekte, die in diesem 4. Kapitel kurz
dargestellt werden sollen.
Zu dem für unsere Arbeit bedeutsamen Umfeld gehört, dass Konfirmandenunterricht in
einer Gemeinde vor Ort geschieht und von seinem Ansatz her ein gemeinsames Anliegen
einer Gemeinde und der Kirche ist. Zu einer Kultur des Konfirmandenunterrichtes zählen
wir deshalb unseren Beitrag, den das KFS in Gemeinde und Kirche leistet. Dies soll im
Folgenden umrissen werden.
#Inhaltsverzeichnis
4. 1
KFS prägt Gemeinden und MitarbeiterInnen
Die Durchführung des KFS basiert nach landeskirchlicher Ordnung145 auf Beschlüssen
örtlicher Kirchenvorstände in ihrer Mitverantwortung für die kirchliche Unterweisung.
Das bedeutet, dass PfarrerInnen die Mitverantwortung der Kirchenvorstände für die
Gestaltung des Konfirmandenunterrichtes ernst nehmen. Ob in einer Kirchengemeinde
KFS durchgeführt wird, ist keine einsame Entscheidung der PfarrerInnen. Für die
Durchführung des Seminars KFS und Beteiligung am Projekt KFS liegt in den
Ortsgemeinden ein Beschluss des Kirchenvorstandes vor, der dieses Modell als
Bestandteil des Konfirmandenunterrichts in der Praxis der Gemeinde verankert. Damit
145
vgl. Rechtssammlung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, im Auftrage
des Landeskirchenamtes herausgegeben von Oberlandeskirchenrätin Dr. Karla Sichelschmidt und
Landeskirchenamtsrätin Anja Schnelle, Neuwied, (RS 335), S.5, mit dem Hinweis auf “das in der
Landeskirche allgemein anerkannte Konfirmandenferienseminar”.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
verbunden ist eine Selbstverpflichtung der Verantwortungsträger in der Gemeinde, auch
notwendige finanzielle Bezuschussung der Maßnahme aus Mitteln des gemeindlichen
Haushaltes bereitzustellen sowie gegebenenfalls Fördermittel der Diakoniekassen für
finanzschwache TeilnehmerInnen bereitzuhalten.
Grundlage dieser Beschlüsse sind ausführliche Vorstellung und Darstellung und Beratung
des Modells im Kirchenvorstand. Mitverantwortung braucht Transparenz. Und diese
Transparenz wird auch immer wieder hergestellt. Allein schon aufgrund des finanziellen
Engagements
beteiligter
Gemeinden
werden
Gestaltung,
Sinn
und
Ziel
der
Konfirmandenarbeit regelmäßig zum Thema in Kirchenvorständen, die für das KFS
votiert haben.
Die Mitverantwortung von Kirchenvorständen für den Konfirmandenunterricht wird in
unterschiedlicher Weise in Verbindung mit dem KFS auch dadurch umgesetzt, dass
einzelne Kirchenverordnete in den KFS-Teams mitarbeiten, dass sie an Elternabenden
teilnehmen oder etwa bei einem Reisesegengottesdienst für die KFS-Gruppe mitwirken.
Die Möglichkeiten der Begegnung mit KonfirmandInnen der Gemeinde werden durch das
KFS erweitert.146
Organisation, Vorbereitung und Durchführung des KFS lassen diese Arbeit zu einem
Schwerpunkt der pfarramtlichen Tätigkeit und der Gemeindearbeit werden. Dies gilt
schon im Hinblick auf den damit verbundenen Zeitaufwand.147 Darüber hinaus fördern
die konsequente Arbeit in Teams mit Ehrenamtlichen, der Austausch im Arbeitskreis und
das gemeinsame Leben unter einem Dach in Südtirol eine Haltung der Kooperation und
Kommunikationsfähigkeit, die auch die Auffassung von der pfarramtlichen Rolle prägt. In
einigen Propsteien der Landeskirche gab es darum Ansätze, die Durchführung des
Seminars
KFS
und
Beteiligung
Pfarrstellenbelastungsplänen
zu
am
Projekt
berücksichtigen.
auch
Viele
in
möchten
den
die
geltenden
Form
der
Teamarbeit und Kooperation, die im KFS geübt wird, nicht mehr missen und suchen nach
Wegen, dies auch in anderen Arbeitsbereichen umzusetzen.
146
Dass ein Nachdenken über mögliche Umsetzung der gemeinsamen Verantwortung für den
Konfirmandenunterricht in Gang ist, belegt etwa die Tatsache, dass sich die Propsteisynode der
Propstei Seesen dieser Frage im Mai 2002 mit einer Themensynode gewidmet hat.
147
Die Mitarbeit im KFS verlangt PartnerInnen und Familien beteiligter PfarrerInnen allerdings
ein gehöriges Maß an Unterstützung der Arbeit ab, da sie zeitintensiv ist und zum Beispiel die
Möglichkeiten zum gemeinsamen Familienurlaub in den Sommerferien einschränkt. Einige
Pfarrfamilien verbringen die Zeit des KFS ohne den/die am KFS Beteiligten zu Hause, andere
nehmen an der Fahrt nach Südtirol teil. Insbesondere stellenteilende Pfarrerehepaare wählen
diese Lösung. In jedem Fall bedarf das Engagement im KFS auch eines Rückhaltes und
besonderen organisatorischen Aufwandes durch die Familie. Berufsspezifische Spannungen in der
Koordination von Beruf und Familie werden im Zusammenhang mit KFS noch einmal wie in einem
Brennpunkt gebündelt erfahren.
Seite 83 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Nicht nur für beteiligte PfarrerInnen bedeutet KFS einen Arbeitsschwerpunkt, es hat
auch unzählige Gemeinden in ihrem Profil geprägt und trägt auf seine Weise zur
Beheimatung in der Landeskirche bei. Kirchliche Unterweisung wird durch das KFS
stärker in Gemeinde und als Aufgabe von Gemeinde verankert. Über Informationen und
Beschlüsse zur Finanzierung sind Kirchenvorstände eingebunden, in der Arbeit selbst
ehrenamtliche MitarbeiterInnen. Diese Organisationsform des Konfirmandenunterrichtes
verlangt intensivierte Kontakte zu den Konfirmandeneltern, weil aufgrund der
Kostenbeteiligung über Sinn und Inhalt der Arbeit immer neu Rechenschaft abgelegt und
Auskunft erteilt werden muss. Zudem müssen über organisatorische Fragen Absprachen
getroffen werden und finden durchweg auch Berichte über die gemeinsame Zeit in Form
von Diaabenden oder Präsentationen per Beamer statt. Dadurch ergeben sich für Eltern
vertiefte Einblicke in das Unterrichtsgeschehen.
Auch im weiteren Feld einer Gemeindeöffentlichkeit stellt sich die Aufgabe, für das KFS
zu werben, den Aufwand der Arbeit zu begründen und die Arbeit darzustellen und ins
Bewusstsein zu heben. Dies geschieht durch Berichte in Gruppen oder Gemeindebriefen,
durch
erstellte
Dokumentationsmappen,
Diaserien,
Videos,
die
z.B.
bei
Konfirmationsjubiläen oder Vorträgen in Gemeindegruppen Einblick in heutigen
Konfirmandenunterricht geben. In Verbindung mit dem KFS von KonfirmandInnen
mitgestaltete Gottesdienste, nicht zuletzt die Berichte beteiligter KonfirmandInnen im
Familienkreis
entfalten
eine
Wirkung
des
KFS
in
die
Gemeinde
hinein.
Konfirmandenarbeit ist Öffentlichkeitsarbeit. 148 Manche kreative Aktion zur Beschaffung
zusätzlicher Finanzmittel für das KFS gehört überdies zum festen Jahresprogramm von
Gemeinden.149
Zudem werden oft im KFS entwickelte Arbeitsformen auch in anderen Feldern der
Gemeindearbeit
Mütterkreise,
aufgegriffen
Frauenhilfen,
und
in
Gemeindegruppen
Gottesdienste,
Kirchenvorstand)
(Kinder,
Jugendliche,
umgesetzt.
Dadurch
werden über die Arbeit mit KonfirmandInnen hinaus Ansätze zum lebendigen Lernen im
Glauben entfaltet, die das Profil einer Kirchengemeinde mitbestimmen und prägen.
Viele Gemeinden haben der Jugendarbeit durch das KFS starke Impulse geben können,
aus der der Nachwuchs für die Teams hervorgeht. Solche Gemeinde prägende Wirkung
148
„Sie erreicht überwiegend kirchlich distanzierte Jugendliche und ihre Eltern und beteiligt sie
für ein oder zwei Jahre am engeren kirchlichen Leben“. R. Starck u.a., Grundkurs KU
Unterrichtsideen zu 12 zentralen Themen für Konfirmandinnen und Konfirmanden, Gütersloh
2004 S5.
149
Etwa Basare in der Kirchengemeinde "St. Peter und Paul zum Frankenberge" in Goslar oder die
Bestimmung des freiwilligen Kirchgeldes oder einiger Kollekten für das KFS in den
Kirchengemeinden Immenrode und Weddingen.
Seite 84 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
des KFS wird etwa sichtbar, wenn mit dem KFS verbundene Fragestellungen mit zum
Gegenstand von Visitationen werden.150
Wir erkennen in den Wirkungen, die die Durchführung des KFS in unseren Gemeinden
hat, einen gemeindeaufbauenden Zug dieser Arbeit. Und wir betrachten den Impuls, den
KFS längerfristig in der Gemeindearbeit setzt, auch als einen Beitrag zur kirchlichen
Öffentlichkeitsarbeit, in dem deutlich wird, wofür Kirche steht und wofür Geldmittel
eingesetzt werden. Wenn KonfirmandInnen, Konfirmandeneltern, TeamerInnen und
Gemeindeglieder positive Eindrücke mit dieser Berührungsfläche mit der Kirche
verbinden, ist es gelungen, auf einem Feld die Kommunikation über Kirche, Glauben und
damit zusammenhängende Fragen wieder ins Gespräch zu bringen. Wir sind überzeugt,
das Projekt und Seminar KFS ist ein Beitrag dazu.
Wir sehen bei beteiligten MitarbeiterInnen immer wieder, wie von dieser Mitarbeit eine
persönlichkeitsprägende langfristige Wirkung vom KFS ausgeht. Die Erfahrungen in der
Mitarbeit und dabei erworbene Kompetenzen führen zu berufsprägenden Überlegungen
(Pfarramt, sozialer Bereich, pädagogischer Bereich). Die Verbundenheit mit der
Ortsgemeinde und Kirche zeigt sich z.B. in späterer Mitarbeit in Kirchenvorständen oder
bei anderen Aufgaben in der Gemeinde. Beteiligung am Projekt KFS kann Biografien
prägen.151
Häufig entwickeln sich im Laufe der Jahre in den Gemeinden auch profilierte
Erwartungen an NachfolgerInnen bei einem Pfarrstellenwechsel. Gemeinden, die das KFS
als Bestandteil ihres Profils betrachten, machen auch bei Pfarrstellenwechsel die
Fortführung dieser Arbeit mit zu einem Anforderungskriterium für die NachfolgerInnen
und verbinden damit oft mehr als allein die Option für ein bestimmtes Modell des
Konfirmandenunterrichtes, nämlich den Wunsch, mehr Partizipation Gestalt gewinnen
zu lassen und das Miteinander von haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen zu
fördern. KFS mag in vieler Hinsicht vom Einsatz und der Begeisterung der PfarrerInnen
150
Dies hat sich etwa bei der in den letzten Jahren in der Propstei Seesen durchgeführten Form
der Kurzvisitation in einigen Gemeinden gezeigt.
151
In einer Reihe von Biografien könnte eine Geschichte mit Kirche und christlichem Glauben
auch als Geschichte in Verbindung mit dem KFS erzählt werden. Vielleicht haben schon die
Eltern als MitarbeitInnen oder KonfirmandInnen am KFS teilgenommen. Jetzt erlebt jemand das
KFS als KonfirmandIn, als ZweitfahrerIn, als TeamerIn, vielleicht auch in einer anderen als der
Heimatgemeinde. Vielleicht sind bei gemeinsamer Fortbildung Freundschaften gewachsen.
Möglicherweise engagieren sich die erwachsen gewordenen im Kirchenvorstand oder haben eine
Lektorenausbildung begonnen. Natürlich ist das nicht der Normverlauf von Biografien, in denen
KFS vorkommt, aber auch kein Einzelfall. KFS wird zutreffend als Biografien prägend
wahrgenommen von Ch.Krause/D. Rammler, Kooperationsmodelle: Eine Dokumentation und ein
Diskussionsbeitrag zur Kirchenreform in der Braunschweiger Landeskirche, Hannover 1995, S. 59.
Seite 85 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
mitbestimmt sein. Es ist aber im Kern eine gemeindliche Aktivität, die nicht an einer
Person allein hängt, sondern von einer Gemeinde getragen wird.
#Inhaltsverzeichnis
4. 2
Austausch, Vernetzung und Kooperation zwischen Gemeinden
Über die Wirkung des KFS auf MitarbeiterInnen und eine einzelne Gemeinde hinaus, die
ein kulturelles Umfeld für den Konfirmandenunterricht darstellt, entfaltet sich durch
das KFS auch zwischen Gemeinden eine Kultur der Kooperation. Ein Medium der
Verbindung zwischen Gemeinden und der Vernetzung der Arbeit ist der Arbeitskreis KFS,
wie dargestellt wurde. Als „Umschlagplatz“ von Überlegungen, Ideen und Gedanken
treten vermittelt über die Mitglieder des Arbeitskreises auch die gemeindlichen Teams
miteinander in Verbindung. Dies wird verstärkt und gefördert durch die vom Arbeitskreis
für TeamerInnen aller Gemeinden angebotenen Fortbildungen. Über diese Wochenenden
entsteht auch zwischen TeamerInnen verschiedener Gemeinden der Landeskirche über
Jahre ein Netz von Menschen, die sich dem KFS und der Kirche als einer die
unterschiedlichen Menschen verbindenden Sache zugeordnet wissen und ein Bewusstsein
der Zusammengehörigkeit zwischen Groß Twülpstedt und Greene (als Beispiele für in
unserer Landeskirche weit auseinanderliegende Gemeinden bzw. Orte). Auch darüber
hinaus
sind
viele
freundschaftliche
Verbindungen
gewachsen.
Dieses
Zusammengehörigkeitsbewusstsein stärkt die einzelnen TeamerInnen auch, wenn ihnen
aus ihrem Umfeld in Schule und Freundeskreis Anfragen und zuweilen auch Spott über
das kirchliche Engagement entgegengebracht werden.
Seit Anfang der siebziger Jahre begeben sich die am Projekt KFS beteiligten
Kirchengemeinden gemeinsam in den ersten drei Wochen der niedersächsischen
Sommerferien mit einem Sonderzug nach Südtirol. In diesem Zug reisen alle Gemeinden
mit KonfirmandInnen, TeamerInnen und PfarrerInnen gemeinsam an und ab. Zusätzlich
führen einzelne Gemeinden PKW und Kleinbusse mit. Zeitweise wurde für das
Gruppengepäck152
ein
gemeinsamer
Gepäckwagen
mitgeführt
oder
wurden
die
Kleinbusse auf angehängten PKW-Transportwagen der Bahn im Zug mitgenommen.
Aufgrund der Personen- und Waggonzahl wurden zeitweilig zwei Sonderzüge notwendig.
Seit dem Jahre 2001 wurde die Bahnfahrt wegen erheblicher Kostensteigerungen der
Deutschen Bahn AG erstmals in Verbindung mit einem privaten Bahnunternehmen
(Centralbahn AG, Basel) durchgeführt. Die Hauptverantwortung für die Zugorganisation
152
Für die dargestellte Arbeitsweise benötigen wir in jeder Gemeindegruppe natürlich eine
Menge Materialien (Papier, Arbeitsblätter, Stifte, Farben, alle Materialien für workshops,
Andachten und Freizeitaktivitäten.) Auch Bergausrüstung (Seile, Karabiner, Helme und Gurte)
Seite 86 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
trug 16 Jahre Pfarrer Brückner, Goslar, seit 2002 hat Pfarrer Jens Höfel, Greene, diese
Aufgabe übernommen.
Tatsächlich ist der Sonderzug als unser Verkehrsmittel, mit dem wir nach Südtirol
aufbrechen, auch eine Verkörperung des Miteinanders von Einzelgemeinden mit
KonfirmandInnen, TeamerInnen und PfarrerInnen und der gemeinsamen “Bewegung”,
ein realer Ausdruck der besonderen Form der Kooperation. Ein gemeinsamer
Gepäckwagen,
ein
reger
Besuch
und
Austausch
zwischen
Teams
und
KonfirmandInnengruppen auf den Gängen während der Fahrt, vielfache gegenseitige
Hilfe bei Be- und Entladung des Gepäcks und nicht zuletzt der Eindruck, den der
fahrende Zug auf die Mitfahrer und der eintreffende Zug auf Eltern und Andere an
Bahnsteigen macht, zeigen die übergemeindliche Verbundenheit. Der Sonderzug macht
uns leiblich bewusst, dass KFS und damit unsere Gemeinden und wir als Mitarbeitende
miteinander “in Bewegung” sind und bleiben wollen.153 Unter dem Motto “KFS - ein
guter Zug der Kirche” wurde das KFS auf dem Markt der Möglichkeiten auf dem
Deutschen Evangelischen Kirchentag 1983 in Hannover mit einem Eisenbahnabteil
präsentiert. Wir denken, dass dieses Symbol für das Projekt und Seminar KFS immer
noch zutreffend ausdrückt, was uns verbindet, und wie wir in unserer Kirche etwas in
Bewegung gebracht haben.154
In Südtirol selbst fördert der gemeinsam vorbereitete und gefeierte Jugendgottesdienst,
zu dem die Mehrzahl der KFS-Gruppen zusammenkommt, die Verbundenheit. Hinzu
treten Begegnungen zwischen Gemeinden bei Busfahrten und Bergtouren, auch bei
gemeinsamen Aktionen und Verabredungen (Fußballspiele, Feten usw.).
Eine weiter gehende Verbindung bis hin zur Partnerschaft zwischen Gemeinden ergibt
sich dort, wo Gemeinden in fester Arbeitskooperation miteinander das KFS durchführen
(gemeinsames Team, gemeinsame Fahrt und gemeinsames Wohnen in einem Haus als
eine Gruppe). Kooperation von Gemeinden für das Projekt und Seminar im KFS ergibt
sich aus unterschiedlichen Gesichtspunkten (Nachbarschaft, Freundschaft, Umstände,
die zur Veränderung der Gruppengröße drängen oder zwingen, etwa um ein Haus finden
zu können, aus Verabredungen über gemeindliche Zusammenarbeit auch über das KFS
und bei vielen Gemeinden Jurten oder Zelte als zusätzliche Räumlichkeiten oder „Raum der
Still2“ gehören dazu.
153
Besonders gefreut hat uns deswegen, dass der neu gewählte Landesbischof unserer Kirche, Dr.
Friedrich Weber, im Jahr 2002 die Abfahrt des Sonderzuges auf den Haltestationen im Bereich
der Landeskirche von Braunschweig bis Kreiensen mit begleitet hat. Im Februar 2003 nahm der
Landesbischof an einem Abend an einem der Fortbildungswochenenden für TeamerInnen teil,
2004 verbrachte er mehrere Tage Ahrntal in Südtirol besuchte einzelne Gemeindegruppen und
nahm an deren Aktivitäten teil.
Seite 87 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
hinaus). Kooperation bleibt dabei ein projektorientiertes Bündnis auf Zeit, das
prinzipiell nach Auswertung der Erfahrungen auch wieder lösbar sein soll. Deshalb
bemühen sich Gemeinden, die so arbeiten, ihre relative Selbständigkeit und
Unabhängigkeit
auch
in
der
„Verwaltung“
KFS
(etwa
Organisation
von
Elterninformationen vor Ort, Öffentlichkeitsarbeit, Aufstellung von Finanzierungsplänen,
Beantragung von kommunalen Zuschüssen, Aufstellung des Haushaltsplanes) und
Repräsentanz nach Außen möglichst beizubehalten. Es nimmt nicht bloß ein Vertreter
am Arbeitskreis teil. Es wird oft nach Wegen gesucht, TeamerInnen aus beiden oder
mehreren kooperierenden Gemeinden im Team zu haben, um in der eigenen Gemeinde
Mitarbeiterschaft weiter zu fördern oder aufzubauen. Es wird nach Wegen gesucht, dies
auch beim Nachwuchs oder bei der Neuaufnahme ins Team zu berücksichtigen.
Kooperation wird gewählt und fortgeführt wegen ihrer Vorteile (Kompetenz- und
Gabenbündelung,
Synergieeffekte,
Lastenverteilung
und
Arbeitsteilung,
größeres
Reservoir an MitarbeiterInnen) und trotz ihrer Probleme (erhöhter Zeitaufwand durch
Fahrten, Fahrtkosten, Schwierigkeiten in der Koordination von Terminen und
unterschiedlichen gemeindlichen Abläufe
und Traditionen, erhöhter Bedarf an
Absprachen, notwendige Herstellung von Akzeptanz im Dorf für die Zusammenarbeit
über größere Entfernung hinweg schließlich auch Sorge vor Auswirkungen des Scheiterns
einer Zusammenarbeit auf die Beziehungen derer, die sie oft vor dem Hintergrund auch
persönlicher Freundschaften eingegangen sind. Zu den Synergieeffekten tritt im
Zeitalter der Budgetierung auch die gemeinsame Nutzung von Mitteln. Insofern ist
Kooperation ein diffizil gefüllter Begriff und eine komplexe Wirklichkeit Der für das
Projekt KFS geltende Grundsatz „Wir machen Konfirmandenunterricht zusammen“
gewinnt hier auch für das Seminar KFS eine spezifische Gestalt. Wir erleben dabei, dass
auch nach dem KFS der Kontakt zwischen KonfirmandInnen unterschiedlicher
Gemeinden, die sich befreundet haben, nicht abreißt.
Die übergemeindliche Verbindung zwischen den am Projekt KFS beteiligten Gemeinden
kommt auch darin zum Ausdruck, dass immer wieder TeamerInnen nach Mitarbeit in
einer Gemeinde in Teams anderer Gemeinden wechseln oder sich dafür zur Verfügung
stellen.
Auch
konnte
es
gelingen,
durch
über
den
Arbeitskreis
vermittelte
Unterstützung, das KFS in Gemeinden während Vakanzsituationen weiter fortzuführen.
Dabei übernehmen oft ehrenamtliche auch im Bereich der Gesamtverantwortung für das
Unternehmen gegenüber Eltern und Kirchengemeinde erhebliche Verantwortung und tun
dies mit erstaunlichem Einsatz und Engagement.
154
Ein Beispiel für die Aufteilung der Abteile im Sonderzug siehe unter Übersicht Sitzverteilung
Seite 88 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Natürlich ist das alles nicht über zu bewerten. Es gibt vieles, was ChristInnen und
Gemeinden wesentlicher verbindet als das Projekt KFS. Aber das Wissen „die machen
dort auch KFS" rückt etwas Gemeinsames in den Blickpunkt und unterstützt das wichtige
Bemühen, Kirche auch „über den eigenen Kirchturm hinaus" in ihrer verbindenden Kraft
wahrzunehmen.
#Inhaltsverzeichnis
4.3 Unser Logo - das KFS-Zeichen
Ein äußeres Zeichen dieser gemeinsamen Verbundenheit ist
ein seit Jahren in Briefköpfen, auf Aufklebern, T-Shirts oder
Kugelschreibern sichtbares Logo, das KFS-Zeichen.155
Menschen,
die
ein
solches
Zeichen
wahrnehmen,
interpretieren es oft als Abgrenzungssignal gegenüber
anderen. Für uns bedeutet es vor allem ein Identifikationssymbol für uns selbst.
Durch Anlehnung an das Wappen der Gemeinde Ahrntal in Südtirol (stilisierte
Bergsymbole und Fluss) drückt das KFS-Logo die enge Verknüpfung mit dieser Region
aus, die sich über Jahrzehnte ergeben hat. Das Kreuz als Christuszeichen stellt das KFS
in seinen kirchlichen Kontext hinein. Die Berge als Verweis auf Höhen und Tiefen und
zahlreiche Wege und der Fluss als Sinnbild fließender Bewegung symbolisieren für uns
auch, dass wir das KFS als Einladung zum Unterwegssein begreifen und als (Lern)Prozess, der sich beständig verändert und der Weiterentwicklung bedarf. Insofern
umschreibt das Logo Grundgedanken und eine Grundhaltung des KFS als Kultur mit dem
Motiv einer elementarisiert dargestellten Landschaft.156
Das Kreuz als christlich-kirchliches Symbol ist dabei auch nicht bloß an diese Landschaft
von Außen herangetragen, begegnen wir doch in Südtirol einer noch immer stark
traditionell römisch-katholisch geprägten Bevölkerung. In jedem Speiseraum unserer
Gruppenhäuser, Eisdielen, Postämtern, Gaststuben und Berghütten findet sich der
Herrgottwinkel mit einer Kruzifixdarstellung, an zahlreichen Wegkreuzungen begegnen
uns Kruzifixe, in der Nähe der Häuser bestehen eine ganze Reihe kleinster
Familienkapellen. Nicht zuletzt erheben sich
auf den von uns bei Bergtouren
Sonderzug.doc .
155
Erdacht 1986 von Helmut Liersch.
156
Der Südtiroler im Ahrntal lebende und arbeitende Künstler Jakob Oberhollenzer hat anlässlich
des 25.-jährigen Jubiläums des KFS dieses Logo in 3000 Meter Höhe oberhalb der
Schwarzensteinhütte, die viele KFS-Gruppen erwandern, in Stein geschlagen. Das Kunstwerk
wurde zu einem Altar geformt und von Helmut und Imogen Liersch gemeinsam mit Hans-Jörn
Hasse eingeweiht. In dieser Weise hat das Projekt KFS auch in der Landschaft, die wir bereisen
Spuren hinterlassen.
Seite 89 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
bestiegenen Gipfeln Gipfelkreuze, des Öfteren versehen mit ausdrücklichen christlichen
Bezügen. So erblickt man nach Durchstieg eines Klettersteiges auf dem Gipfel des
Paternkofel im Gebiet der Drei Zinnen in den Dolomiten einen großen dornengekrönten
Christuskopf mit der Aufschrift: „Mich dürstet nach dem Heil der Menschen.“
Zur Landschaft in Südtirol gehören Kapellen an markanten Orten, die Kirchen in den
Dörfern und verschiedene Besinnungswege mit christlichen Stationen. Diese Orte werden
von den Gruppen im Seminar KFS bei Ausflügen besucht,157 bei Bergtouren erreicht und
begangen158 und selbstverständlich für Andachten und Besinnungen bei Bergtouren, für
Gruppengottesdienste und die Feiern von KonfirmandInnentaufen oder Heiligem
Abendmahl genutzt.
Neben der symbolischen Bedeutung und dem Verweis auf wichtige Begegnungen mit der
Landschaft Südtirol ist das KFS-Zeichen ein Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit. Es kann zur
Nachfrage und zum Gespräch anregen. Es trägt ein Symbol kirchlicher Praxis in Häuser,
Schulen und als Aufkleber auf Autos auch durch die Lande. KonfirmandInnen, Eltern und
anderen Gemeindegliedern wird an der Verbreitung des Zeichens deutlich, dass sie in
einen größeren Zusammenhang mit anderen eingebunden sind.
Zudem hat sich die Verwendung des Logos als Aufkleber auf Gepäckstücken,
Materialkisten, eigens gefertigten Kofferanhängern und Kleinbussen auch als hilfreich
bei der logistischen Bewältigung des Transportes nach Südtirol erwiesen. Ein
versehentlich stehen gebliebener Rucksack in einem Zugabteil oder auf dem Bahnhof
wird von einer anderen Gemeindegruppe in Obhut genommen und geht nicht verloren.
Unsere Partner im Touristikunternehmen, bei der Bahn, in den Gruppenhäusern oder
Berghütten und viele Menschen in Südtirol verbinden mit dem Logo eine Vorstellung von
dem, was sie erwarten dürfen, und dies erleichtert die Kommunikation.
#Inhaltsverzeichnis
4. 4 KFS - ein Impuls für die Kirche
Das räumlich auf einer Landkarte der Landeskirche darstellbare und eine Vielzahl von
Personen umfassende Netzwerk KFS ließe sich auch in einer zeitlichen Dimension
beschreiben. Das Projekt und die Seminarform KFS wurde und wird seit den Anfängen
immer weiter entwickelt. Die Initiatoren des KFS vor über dreißig Jahren sind
inzwischen im Ruhestand, manche sind schon verstorben. Ehrenamtliche TeamerInnen
157
z.B. das Kloster Neustift
Seite 90 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
scheiden nach Jahren auch immer wieder aus der Arbeit aus. Weitere Generationen von
PfarrerInnen und MitarbeiterInnen in den Gemeinden aber spinnen den Faden und das
Netz weiter. Ehemalige KonfirmandInnen oder TeamerInnen, die am Seminar KFS
teilgenommen
haben,
führen
die
Maßnahme
inzwischen
als
PfarrerInnen
der
Landeskirche weiter. Ehemalige TeilnehmerInnen am Seminar KFS erleben als Eltern,
dass ihre Kinder im Konfirmandenunterricht daran teilnehmen. Und immer wieder
kommt bei Kontakten zu Gemeindegliedern in unserer oder anderen Landeskirchen das
Gespräch auf die erlebte Zeit im KFS.159 Insofern erleben wir uns als „Wanderer durch
die Zeiten“, wie ein modernes Kirchenlied sagt. Der Impuls, den wir mit dem KFS in
unseren Gemeinden und im Erleben der daran teilnehmenden Menschen setzen, setzt
sich in unsere Kirche hinein weit über die Konfirmandenzeit hinaus fort.
Christian
Krause
und
Dieter
Rammler
nehmen
das
KFS
„Kooperationsfeld regionale Arbeitsgemeinschaften“ in den Blick
unter
160
dem
Aspekt
. Mag der Begriff des
Regionalen auch eher von außen an das KFS herangetragen sein, so ist in der Darstellung
doch
der
Aspekt
der
Kooperation
als
moderne
Organisationsform
christlicher
Gemeinschaft in der Kirche im Netzwerk KFS richtig erkannt. Als wesentliche Aspekte
der kooperativen Arbeitsweise im KFS führen die Autoren an:
1. Kooperation an der Basis: Möglichst viele sollen persönlich am ganzen Prozess
partizipieren.
2. Das KFS wird durch persönliches Engagement und einen hohen Grad an Identifikation
der MitarbeiterInnen getragen, die sich aus der Ermöglichung von Partizipation
speist. Es sind daher kaum Strukturen und institutionalisierte Regeln nötig.
3. Die Grundsätze des Modells von Arbeitsgemeinschaften werden berücksichtigt: a)
langfristige Arbeitsplanung, die b) gemeinsam erarbeitet und c) durchgehalten wird;
zudem wird d) arbeitsteilig gearbeitet.
4. Kooperation wird als Haltung eingeübt. Fortbildung und Arbeitsweise ermöglichen es
(besonders den Leitenden) zunehmend rollenflexibel zu agieren (z.B. als Lehrende
und Lernende).
158
z.B. Latzfonser Kreuz, Walfahrtskapelle Klausen, Besinnungsweg zum Sonnengesang des
heiligen Franziskus in Sand in Taufers, Kapelle Heilig Geist mit Kreuzwegstationen am Talende
im Ahrntal
159
Nicht selten wird ein Stück Erleben im KFS zum Gegenstand gemeinsamer Verständigung und
Anknüpfungsmöglichkeit wenn etwa Kasualgespräche mit ehemaligen KonfirmandInnen geführt
werden.
160
Vgl. zum Folgenden Christian Krause/Dieter Rammler, Kooperationsmodelle: Eine
Dokumentation und ein Diskussionsbeitrag zur Kirchenreform in de Braunschweiger Landeskirche,
Hannover 1995, S. 55-60.
Seite 91 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
In dieser Analyse können wir vieles von dem wiederfinden, was uns in unserer
Konzeption wichtig ist und prägt. Wenn die beiden Autoren dann diese Form der Arbeit
als einen wegweisenden nützlichen Impuls für die Fortentwicklung kirchlicher Arbeit
deuten und bezeichnen , entspricht dies durchaus unserem Erleben und Wollen: KFS
trägt für uns mit dazu bei, 'Kirche in Bewegung' zu sein und wirkt sich in vielfacher
Weise über den Konfirmandenunterricht hinaus auf unsere Arbeit und unsere Weise, den
christlichen Glauben in Gemeinden zu leben und ihm Gestalt zu geben, aus. Diese Kultur
möchten wir darum weiter gerne pflegen. Die hier vorgelegte schriftliche Konzeption
will ein Beitrag dazu sein, indem sie den beteiligten Gemeinden und allen an diesem
Projekt Interessierten dazu verhelfen kann, sich ein Gesamtbild von Zielen,
Hintergrundüberlegungen und Arbeitsweise des Projekts und Seminars KFS zu
verschaffen und daran weiter zu denken und es weiter zu entwickeln.
#Inhaltsverzeichnis
Seite 92 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Epilog - Zur Entstehung dieses Textes:
Der vorliegende Text versucht zu umschreiben, was diejenigen unter dem Modell
Konfirmanden-Ferien-Seminar (KFS) verstehen, die diese Maßnahme als Projekt und
Seminar KFS derzeit durchführen oder dieser Arbeit eng verbunden sind.
Immer begleitete die Arbeit im Projektzusammenhang KFS auch die gemeinsame
Klärung, was KFS will, wie dies zu erreichen sei, später auch die Frage, was in diesem
Sinne zutreffend mit dem Kürzel KFS bezeichnet werden kann.
Neben die Selbstklärung und Reflexion der eigenen Praxis trat immer wieder auch die
Notwendigkeit der Außendarstellung: es ging darum, in einigen Linien zu vermitteln und
darüber Auskunft zu geben, was wir tun, wenn wir KFS machen und welche
Überlegungen dahinter stehen.
Selten sind in der Vergangenheit die Bemühungen solchen Nachdenkens über interne
Papiere, Notizen oder Protokolle hinaus schriftlich festgehalten worden, zum Teil auch
aus prinzipiellen Gründen heraus nicht. Es sollte in Bewegung und im Gespräch bleiben
können, was sich bewegte und veränderte. Außerdem ergab sich immer wieder die
Schwierigkeit, die Fülle von Zusammenhängen, die mit dem Ausdruck KFS verbunden
sind, in eine geschlossene Darstellung zu überführen. Zudem geht es bei dem Modell KFS
in erster Linie um die Praxis und nur bezogen auf diese auch um theoretische
Überlegungen.
Dennoch lagen schriftliche Voraussetzungen für unser Papier vor, die in früheren
Jahrzehnten in enger Verbindung mit der Teilnahme am KFS entstanden sind und
einzelne Aspekte dieser Arbeit beleuchteten, zum Beispiel Arbeiten von Helmut Liersch
(heute Propst in Goslar)161, Ekkehard Winter (Psychologe)162 und verstreute Beiträge von
anderen, auf die wir zum Teil in diesem Papier hingewiesen haben. Im ‚Kurier’ der
Landeskirche wurde im Jahr 1977 eine mündliche Darstellung des KFS dokumentiert, die
Pfarrer
Lothar
Mischke
bei
einer
Tagung
der
Landessynode
zum
Thema
Konfirmandenunterricht vorgetragen hatte.163
In den siebziger Jahren gab es ein internes Konzeptionspapier aus der Feder von Helmut
Liersch, in dem unter Rückbezug auf D. Stoodt die Konfirmandenzeit als Begleitung in
161
H. Liersch, Theologische Erwägungen zum Einsatz gruppendynamischer Verfahren in der
Konfirmandenarbeit, hg. v. Amt für Jugendarbeit und Amt für Religionspädagogik der Ev.-luth.
Landeskirche in Braunschweig, 1975
162
E. Winter, Zur Veränderung des Selbstkonzeptes von Jugendlichen Gruppenmitgliedern eines
3-Wochen-Seminars - eine empirische Studie mit dem Selbstkonzept-Gitter-Test von Peter Orlik,
(Diplomarbeit Fachbereich Psychologie) unveröffentlichtes Manuskript 1981
Seite 93 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
der "puberalen Ablösephase" in den Mittelpunkt der Arbeit gestellt wurde. Es liegt ferner
ein immer einmal wieder geringfügig aktualisiertes Kurzpapier vor, das für einen Stand
auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover 1983 verfasst wurde (Helmut
Liersch, überarbeitet von Ulrich Winn). Es gab eine schriftliche Stellungnahme des
Arbeitskreises KFS zur Pfarrstellensituation 1996, auf deren Grundlage ein Papier von
Dietmar Schmidt-Pultke einige Grundgedanken zum KFS zusammenfasste. Reinhard
Brückner hat das KFS auf einer bundesweiten Tagung zum Konfirmandenunterricht 1999
in Goslar vorgestellt. Dies wurde in einem internen Sonderheft der Reihe ‚KU-Praxis’
dokumentiert.164
Im Jahr 2000 wurde von einer kleinen Redaktion ein Flyer präsentiert (Reinhard
Brückner, Thomas Möbius), der sich auf ein Minimum an Text und Kernworte
verständigen musste und sicher zur Zeit das am weitesten öffentlich verbreitete Medium
einer Darstellung des KFS in Schriftform ist.
Seit Sommer 2000 hat sich ein vom Arbeitskreis dafür beauftragtes Konzeptionsteam
(Reinhard Brückner, Ekkehard Hasse, Tim-Florian Meyer, Dietmar Schmidt-Pultke) mit
Überlegungen und dann Textentwürfen für dieses Papier befasst und im Herbst 2002
dem Arbeitskreis KFS einen ersten gemeinsam formulierten und verantworteten Text
vorgelegt.165 Dieser Text wurde diskutiert, und in seiner damals vorliegende Fassung
haben die TeilnehmerInnen am Arbeitskreis KFS sich als zutreffende Beschreibung der
Konzeption ihrer Arbeit per Akklamation zu Eigen gemacht. Auf der Grundlage dieser
Debatte, einiger kritischer Anmerkungen und Ergänzungen einzelner Mitglieder des KFSArbeitskreises sowie der Einarbeitung aktueller Entwicklungen und konzeptioneller
Klärungen wurde die damalige Fassung von der Redaktionsgruppe erneut bearbeitet. Die
vorliegende definitive Fassung wurde zur Präsentation des Projekts KFS auf dem Markt
der Möglichkeiten beim Deutschen Evangelischen Kirchentag im Mai 2005 in Hannover
fertiggestellt.
Schon beim ersten Treffen konnten wir in der für die Schriftfassung zuständigen
Arbeitsgruppe zwischen uns zwar schnell Übereinstimmung erzielen, mit welchen
Kernbegriffen wir die große Linie der Darstellung umschreiben würden und was wir für
163
L. Mischke, Konfirmandenunterricht als Ferienseminar, in: Kurier der Landessynode der Ev.luth. Landeskirche in Braunschweig, Heft Juli 1977, S. 22-25
164
R. Brückner, Konfirmanden-Ferien-Seminar (KFS - ein Modell der Braunschweiger
Landeskirche, in KU-Praxis Dokumentation: Wahrnehmen - Verstehen - Gestalten.
Konfirmandenarbeit für die Zukunft. Hg. v. V. Elsenbast, P. Hennig u. R. Starck, 1998 , S. 76- 81
165
2001 erschien eine Darstellung von Dietmar Schmidt-Pultke unter der Überschrift: "Wir
machen Konfirmandenunterricht zusammen" in 'Kirche von Unten' Heft 102/103 November 2001,
S. 49-53, in die bereits viele Grundgedanken des vorliegenden Papiers eingeflossen waren.
Seite 94 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
die entscheidenden Elemente und leitenden Stichworte zum Thema KFS halten. Dennoch
mussten wir den Text mühsam gemeinsam entwickeln und redigieren und eine sinnvolle
Gliederung finden.
Wir haben erlebt, dass wir auch beim Schreiben und Diskutieren dieses Textes letztlich
nicht anders verfahren konnten und wollten, als wir es im Zusammenhang KFS tun.
Auch, wie wir über das KFS sprechen und schreiben und welche Akzente wir dabei
setzen, wird bestimmt von unserem persönlichen Zugang und Stil, von dem Hintergrund
unserer Team- und Gruppenerfahrungen, vor dem wir sprechen, und von der Bemühung,
uns mit den Auffassungen der jeweils anderen auseinander zu setzen und Konflikte im
Gespräch für die gemeinsame Sache wieder fruchtbar zu machen. Wir können wirklich
sagen, dass wir „mit Herzblut" bei der Sache waren. Und das brauchte Zeit. Und – um im
Bild zu bleiben – das Bemühen am ‚Puls’ der Zeit und der Weiterentwicklung und
Veränderung des Projekts KFS zu bleiben, erforderte bis zum Abschluss der Arbeit schon
in diesen wenigen Jahren immer wieder Ergänzungen oder Eingriffe in den Text, die aus
weitergeführter Reflexion, Diskussion und vorgenommenen Klärungen herrührten.
Andererseits hat uns die gemeinsame Aufgabenstellung, unser Thema, jeweils persönlich
zur Reflexion der eigenen Arbeit und Auffassung angeregt und dabei bereichert. Wir
haben erlebt, wie die fruchtbare Spannung zwischen Sache, Ich und unseren
Beziehungen untereinander uns dazu verhilft, auf allen Ebenen zu lernen und zu
wachsen.
Wir haben uns bemüht, zugleich eine Grundlage zur gemeinsamen Selbstverständigung
und eine Darstellung gegenüber einer interessierten Öffentlichkeit zu versuchen. Wir
haben angestrebt, die verschiedenen Aspekte der praktischen Arbeit, auch zahlreiche
scheinbar zufällige Faktoren, in einem Zusammenhang mit Grundfragen zu beleuchten.
„Konfirmandenunterricht geschieht vor Ort, Woche für Woche, mehr oder weniger gut.
Daneben wird über diesen Unterricht nachgedacht; die Rahmenbedingungen werden
analysiert, Materialien erarbeitet, Konzeptionen entwickelt.”166
Diese Bemerkung von Peter Hennig meint natürlich keinesfalls, Unterrichtende
gestalteten ihren Konfirmandenunterricht ohne nachzudenken. Sie umschreibt allerdings
das Nebeneinander von Praxis und Theorie des Konfirmandenunterrichtes, die beide
ihren kirchlichen und gesellschaftlichen Ort haben.
166
P. Hennig, Vom Katechismusunterricht zur offenen Konfirmandenarbeit: Ein Überblick über
die Konzeptionen des 20. Jahrhunderts, in: Handbuch für die Arbeit mit Konfirmandinnen und
Konfirmanden, hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, Gütersloh 1998,
S. 407
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Ohne eine ausführliche Verhältnisbestimmung und Zuordnung von Theorie und Praxis
vornehmen zu wollen, möchten wir für das hier vorliegende Papier allerdings in
Anspruch nehmen, dass es als Frucht einer aus der Praxis erwachsenen, diese
begleitenden und reflektierenden Auseinandersetzung auf theoretischem Niveau und im
Rahmen einer Kultur des Konfirmandenunterrichts entstanden ist. Wir danken allen, die
sich durch Diskussionsbeiträge, Ergänzungsvorschläge und Bereitstellung von Materialien
am Zustandekommen dieses Papiers beteiligt haben.
Wir betrachten dieses Papier als einen Beitrag zu der im Arbeitskreis KFS auch zukünftig
zu führenden Debatte über die Grundlagen und Konturen unserer Arbeit.
Reinhard Brückner, Ekkehard Hasse, Tim-Florian Meyer und Dietmar Schmidt-Pultke
Für den Arbeitskreis KFS in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig
April 2005
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Literaturnachweise
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Literaturnachweise
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Christsein heute FUNDAMENTE Ein Unterrichts- und Arbeitsbuch, 6. Aufl. Neukirchen-Vluyn 1992
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Gutmann, H,-M., Und erlöse uns von dem Bösen. Die Chance der Seelsorge in Zeiten der Krise,
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Handbuch für die Konfirmandenarbeit, hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein
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Handbuch für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in
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Knockin' on Heaven's door: Mit Jugendlichen die Religion ihrer Lebenswelt entdecken Praxismodelle für KU-RU-Jugendarbeit, hg. v. S. Dogerloh und M. Hentschel, Gütersloh 1997
Knockin' on Heaven's Door 2: Mit Jugendlichen die Dimensionen der Schönheit ihrer Lebenswelt
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Knockin' on Heaven's Door 3, "Satt kenn ich nicht" - Gier nach Leben, hg. v. M. Hentschel, G.
Törner u. B. Weindl, Gütersloh 2001
Knockin’ on Heaven’s Door 4: „Stirb und werde“ – den Rhythmus des Lebens gestalten, hg. v. G.
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Never walk alone… mit Ehrenamtlicher in der Konfirmandenarbeit, KU Praxis 47 Gütersloh
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„Räume- Zeiten- Rituale. Elemente für die Unterrichtskultur“, KU-Praxis“ Heft Nr. 45
Reader „Eltern übernehmen den Konfirmandenunterricht ihrer Kinder, Erfahrungen mit einem
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Ritzhaupt, F., Wegzeichen. Bergsteigen und christliche Existenz, Bozen 1980
Scharfenberg, J. Einführung in die Pastoralpsychologie, 2. Aufl. Göttingen 1994
Scheibe, E., Christ sein läßt sich lernen. Unterrichtsmodelle für die Arbeit mit Schülern und
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Konfirmandenarbeit, hg. v. Comenius-Institut in Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, 2. Aufl.
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Schoberth, I., Vom Zusammenhang gelehrter und gelebter Religion im Konfirmandenunterricht,
in: B. Dressler/Th. Klie/ C. Mork (Hg.), Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung,
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Schweitzer, F., Den eigenen Glauben entdecken – Konfirmandenzeit als Biographiebegleitung, in:
Mork, C. (Hg.) Konfirmandenzeit als Biografiebegleitung. Arbeitshilfen KU Nr 22, RehburgLoccum 2003, S. 6-12
Schweitzer, F., Die Lebenswelt und religiöse Entwicklung der Kinder und Jugendlichen im
Konfirmandenunterricht in didaktischer Perspektive, in: B. Dressler/Th. Klie/ C. Mork (Hg.),
Konfirmandenunterricht. Didaktik und Inszenierung, Hannover 2001, S. 73-87
Schweitzer, F./ Fincke, A., Wie religiös sind die Konfirmandinnen und Konfirmanden? in:
Handbuch für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in
Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, Gütersloh 1998, S. 58-76
Seibt, F., Die Begründung Europas. Ein Zwischenbericht über die letzten tausend Jahre, 2. Aufl.
Frankfurt am Main 2002
Starck, R. u.a., Grundkurs KU. Unterrichtsideen zu 12 zentralen Themen für Konfirmandinnen
und Konfirmanden, Gütersloh 2004
Stecher, R., Botschaft der Berge, 10. Aufl. Innsbruck- Wien 1994
Stoodt, D., Kirchliche Begleitung Jugendlicher in der puberalen Ablösephase durch den
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Praxistheorie im 20. Jahrhundert, hg. v. Ch. Bäumler u. H. Luther, München 1982, 297-309
Stowasser, J. M., Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch, 2. Verbesserte Auflage, Wien 1969
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Törner, G., KU mit Hand und Fuß. Kreative Methoden zur Gestaltung der Konfirmandinnen- und
Konfirmandenarbeit, Gütersloh 1998
TZI. Pädagogisch-therapeutische Gruppenarbeit nach Ruth C. Cohn, hg. v. C. Löhmer u. R.
Standhardt, 2. Aufl. Stuttgart 1993
Veit, H., Mit Konfirmanden einsteigen, Stuttgart-Vaihingen 1996
Wellhöfer, P.R., Gruppendynamik und soziales Lernen, 2. überarb. und erw. Aufl., Stuttgart 2001
Winkler, K., Seelsorge, Berlin - New York 1997
Winter, E., Zur Veränderung des Selbstkonzeptes von Jugendlichen Gruppenmitgliedern eines 3Wochen-Seminars - eine empirische Studie mit dem Selbstkonzept-Gitter-Test von Peter Orlik,
(Diplomarbeit Fachbereich Psychologie), unveröffentlichtes Manuskript Göttingen 1981
Witting, C., Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Konfirmandenarbeit, in:
Handbuch für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden hg. v. Comenius-Institut in
Verbindung mit dem Verein KU-Praxis, Gütersloh 1998, S. 99-126
Ziegenspeck, J.W. (Hg.), Zirkuspädagogik. Grundsätze - Beispiele - Anregungen, Lüneburg 1997
#Inhaltsverzeichnis
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Materialien
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
#Inhaltsverzeichnis
Materialien
Der vorliegenden Konzeption haben wir einige ausgewählte Materialien beigefügt, die
über den Arbeitskreis KFS, Ablauf und Inhalte von TeamerInnenfortbildungen,
Einbindung des Seminars KFS in die Konfirmandenzeit und Arbeitspläne für das Seminar
aus verschiedenen Gemeinden als exemplarische Beispiele Auskunft geben und
Eindrücke vermitteln können. Die Materialien sind in der Fassung beigefügt, in der sie
ursprünglich erstellt wurden. Über die Navigationsfelder können entsprechende Dateien
oder im Anschluss aufgeführte Dokumente angesteuert werden.
PowerpointPräsentation KFS und Bilder zum Kirchentag 2005 Hannover
Liste
der
aktuell
am
KFS-beteiligten
Gemeinden
(Stand
2005)
und
Kontaktadressen KFS AK Adressliste.doc
Liste Themen für das Projekt KFS seit 1968ThemenlisteKFS.doc
Beispiel Zugplan Sonderzug Übersicht Sitzverteilung Sonderzug.doc
Informationspapier Konfirmandenzeit aus Gemeinde Gittelde#M3
Merkblatt (Packliste für das KFS) für einen Elternabend #M4
Informationen über TeamerInnen für Elternabend#M5
Verlaufsplan KU (Gemeinde Salzgitter Bad)Verlaufsplan KU(Gemeinde SalzgitterBad).doc
Übersicht Seminarverlauf KFS 2004 (Gittelde/Gielde/Immenrode/Weddingen)#M6
Bericht KFS 2004 (Gittelde/Gielde/Immenrode/Weddingen)#M7
KFS 2004 Verlauf (Gemeinde Salzgitter-Bad)KFS 2004 Verlauf (Gemeinde
Salzgitter-Bad).doc
Bilderserie zum Verlauf KFS 2004 Salzgitter-Bad Bilderserie KFS 2004 (SZ-Bad)
Programmplanung KFS 2004 (Gemeinde Schlewecke- Göttingerode) #M8
Themenplanung
Einzelschritte
KFS
2004
(Gemeinde
Göttingerode-
Schlewecke#M9
Plan KFS 2003 (Gemeinde Stephani, Goslar)PlanStephaniKFS2003.pdf
Grundgedanken
Themen/Arbeitsweise
KFS
2003
(Gemeinde
Goslar)DieACHTGrundgedankenStephani KFS2003.pdf
Plan KFS 2004 (Gemeinde Stephani, Goslar)PlanStephaniKFS2004.doc
Protokoll Auswertung KFS 2004 im Arbeitskreis KFS#M13
Ergebnis Statistische Auswertung KFS Arbeitskreis für 2004#M14
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Stephani,
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Gesamtbericht des Arbeitskreis KFS an die Landeskirche für das Projekt KFS 2004
#M15
Bericht über durchgeführte TeamerInnenfortbildungen (drei Wochenenden) im
Jahr 2005#M16
#Inhaltsverzeichnis
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde
St. Mauritius und St. Johannes, Gittelde – Teichhütte
Pfarramt Lange Str. 42, 37534 Gittelde
FON 05327-4243 FAX 05327 859263 E-MAIL [email protected]
Konfirmandenunterricht in Gittelde - Informationen und Verabredungen
1. In Übereinstimmung mit den Richtlinien unserer Landeskirche umfasst der
Konfirmandenunterricht in Gittelde 80 Unterrichtsstunden (60 Minuten), die im
Laufe von knapp zwei Jahren erteilt werden.
2. Die verantwortlichen Pfarrer und der Kirchenvorstand in Gittelde glauben, den
Zielen des Unterrichts am besten dadurch zu dienen, dass als fester Bestandteil der
Konfirmandenzeit das Konfirmanden-Ferien-Seminar in Südtirol angeboten wird. Da
dort ein großer Teil Unterricht in moderner Form geleistet wird, fällt in den Monaten
Dezember bis ca. April für die Teilnehmer an der Fahrt der wöchentliche Unterricht
weg.
2. Der übrige wöchentliche Konfirmandenunterricht findet 1 Stunde am
Dienstagnachmittag statt, wenn nicht Schulferien sind. Es können aber auch Stunden
in einem Konfirmandensamstag in Blockunterricht zusammengefasst werden.
Bestandteil des Konfirmandenunterrichtes sind gemeinsam durchgeführte Projekte:
Beteiligung an den Haussammlungen zum Erntedankfest, Erarbeitung und Darbietung
eines Krippenspiels am Heiligen Abend, Mitwirkung an Gottesdiensten im zweiten
Konfirmandenjahr Vorbereitung und Gestaltung eines Gottesdienstes zur
Konfirmation (Vorstellungsgottesdienst)
3. Als verbindliche Verabredung zur Teilnahme am Konfirmandenunterricht gehört
die regelmäßige Teilnahme am Gottesdienst der Gemeinde. Alle 14 Tage sollte diese
Teilnahme gewährleistet werden. Natürlich sollten besondere Gottesdienste (Im
Grünen und zu den christlichen Festen: Osterzeit, Weihnachtszeit) dazugehören.
Eltern sind selbstverständlich im Gottesdienst ebenfalls willkommen.
4. Wer am Unterricht wegen Krankheit oder sehr dringlicher anderer Termine nicht
teilnehmen kann, muss sich vorab selbst oder durch die Eltern entschuldigen.
5. Als Unterrichtsmittel werden benötigt:
eine Stabile Heftmappe DIN A4 - Ringbuch
Schreibgeräte
eine eigene Konfirmandenbibel. Wir verwenden in der Regel die Übersetzung der
„Guten Nachricht“. Die Kirchengemeinde übernimmt gerne eine Sammelbestellung
der Bibel, die die Kirchengemeinde mit etwa 1,50 € pro Exemplar sponsert. Die
übrigen Kosten sind selbst zu tragen.
Der Besitz eines eigenen Evangelischen Gesangbuches ist empfehlenswert.
Wir glauben, wir haben ein gutes Konzept für den Konfirmandenunterricht gefunden
und wünschen allen Beteiligten eine gute Zeit.
Kirchenvorstand Gittelde, Pfarrerin Katharina Pultke, Pfarrer Dietmar SchmidtPultke
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Zeitliche Übersicht KONFIRMANDENZEIT :
Beginn Konfirmandenunterrichtes im August 2003
Wöchentlicher Unterricht: August 2003- ca. Ende November 2003
In dieser Zeit:
Begrüßungsgottesdienst
Projekt Erntedanksammlung
kein wöchentlicher Unterricht bei KFS- Teilnahme Dezember 2003- ca April 2004
Wöchentlicher Unterricht: April/ Mai 2004 - Sommerferien
Konfirmanden-Ferien-Seminar 07. Juli 2004 (Abreise) – 29. Juli 2004 (Rückkehr)
mit Kirchengemeinden Gielde und Immenrode/Weddingen in Kooperation
Wöchentlicher Konfirmandenunterricht: August 2004- Frühjahr 2005 (Konfirmation)
In dieser Zeit
gemeinsamer Konfirmandentag
Vorstellungsgottesdienst
Konfirmationstermin: Sonnabend/ Sonntag nach Ostern 02. und 03. April 2005
Elternabende/Aktionstage
Abgesehen von dem heutigen Informationsabend für KonfirmandInnen und Eltern zur
Anmeldung zum Konfirmandenunterricht und zum KFS werden wir zu mindestens zwei
weiteren Elterabenden mit Konfirmandinnen zur Vorbereitung und Vorbesprechung
des KFS, sowie einem weiteren gemeinsamen Elternabend vor der Konfirmation
einladen.
Es wird vor dem KFS eine gemeinsame Wanderung unserer Gruppe mit den
KonfirmadInnen und TeamerInnen aus den anderen Gemeinden geben, mit denen wir
zusammen in ein Haus nach Südtirol fahren.
Am Vorabend des KFS findet ein Reisesegengottesdienst in unserer Gemeinde statt.
Nach den Sommerferien berichten wir bei einem gemeinsamen Diaabend mit
KonfirmandInnen und Eltern aus den kooperierenden Gemeinden von unserem
Seminar.
Im Frühjahr vor der Konfirmation kommen wir noch einmal zu einem Konfirmandentag
mit der Gruppe aus Gielde und Immenrode/Weddingen zu einem Konfirmandentag
zusammen, bei dem Elemente des Vorstellungsgottesdienstes erarbeitet werden.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
MERKBLATT „Ausrüstung“ (als Packliste verwendbar!)
für das KONFIRMANDEN-FERIEN-SEMINAR in SÜDTIROL
- UNVERZICHTBAR: (Bei Fragen bitte vorher mit uns sprechen!)
-f e s t e, knöchelhohe BERGSTIEFEL mit Profilsohle
-Wandersocken ( Vorsicht bei Kunstfasern- Blasengefahr, am besten reine Baumwolle oder
dicke Wolle)
-guter Regenschutz (Jacke/Poncho)
-Kopfbedeckung zum Sonnenschutz ( z.B. Sonnnenhut, Baseballkappe hell, möglichst mit
Schirm sinnvoll)
- Hose zum Wandern (strapazierfähig, bequem - keine Jeans, aber z.B. Bundeswehrhose oder
ähnliches,
Radlerhose, Leggins)
Wollmütze, Handschuhe
- Sonnenbrille + - Sonnenschutzmittel (hoher Schutzfaktor)
- Rucksack ( es soll Proviant, Regenzeug und Reservekleidung zum Wechseln hineinpassen)
Schultergurt beachten
- Trinkflasche ( mind. 1 Liter, am besten mit Schraub oder Bügelverschluß)
- Notwendige, verschriebene regelmäßig einzunehmende Medikamente und Hilfsmittel (Brille,
Zahnspangen etc.)
Für eine allgemeine Reiseapotheke wird vom Betreuerteam gesorgt!
ES GEHT BEI DIESEN DINGEN NICHT UM SCHÖNHEIT ODER TEURE MARKENWARE !
- Die Konfirmandenbibel
- DINA A HEFTMAPPE
- Schreibzeug
Eingepackt sollte werden:
- Handtücher und Waschzeug
- Schlafanzug/ Nachthemd ( k e i n e Bettwäsche)
- Unterwäsche zum Wechseln
- Sommerkleidung
- auch wärmere Kleidung : Lange Hose(n), Pullover, dicke Strümpfe
(dies ist wichtig bei eventuellen Regentagen (1000m Höhe) oder kühlem Wetter, zum Teil bei den
Hochgebirgswanderungen als Reserve)
EMPFEHLENSWERT
-Badehose/ Badeanzug
- Sportschuhe - „Haus“schuhe
- Brustbeutel für Geld
-- 1 einfaches weißes T-Shirt zum Färben/Bemalen (wer will) oder Stoffwindel
- vielleicht Schuhputzzeug (zimmerweise absprechen)
- Für Brillenträger: Sicherheitsbändchen
Es k a n n mitgenommen werden:
- Fotoapparat, Discman, Cassettenrekorder, Musikinstrumente, CDs, Spiele
- alle Dinge, die für den Einzelnen wichtig scheinen
NÜTZLICH: Zitronentee oder andere Getränke zum Anmixen, spart Geld!
BITTE VORHER BIS ZUM LETZEN ELTERNABEND BEI PFARRAMT in
unverschlossenem Umschlag ABGEBEN:
1) gültiger Kinderausweis
2) Impfpaß
3) Anrechtsschein der Krankenkasse zur eventuellen Auslandsbehandlung (ITALIEN)
4) 1 Foto der Konfirmanden aus heutiger Zeit
Reiseproviant für die Zugfahrt (ca. 21.00 Uhr bis 10.00 Uhr Nicht so viel!)
Im Gepäck bitte 1x deutliche Angabe über Name, Adresse zuhause, Adresse in Südtirol
Adresse in SÜDTIROL: Haus Waldheim
St. Johann im Ahrntal Provinz Bozen -Südtirol -Italien
Tel.: 0039/0474 /671 185 (die NULL vor der Ortsvorwahl muß
mitgewählt werden)
Bitte nur um 13.00 Uhr oder 19.00 Uhr (Essenszeitraum) und nur in dringenden Fällen anrufen.
Wir werden ein ausgefülltes Programm haben. Bitte keine Pakete oder Päckchen schicken. Der
Transport dauert oft Wochen!
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Kurzinformation zum Betreuerteam KFS 1999
Die Fahrt wird organisatorisch und inhaltlich in vielen Teambesprechungen seit
dem Frühjahr 1999 vorbereitet und vom Betreuerteam gemeinsam geleitet.
Antje Hain, 18 Jahre alt, Gymnasiastin aus Gittelde, Teilnehmerin am KFS 1994
und 1995, Jugendgruppenleiterausweis der Ev. Jugend der Propstei Seesen,
Teilnehmerin an einer Teamerschulung aller KFS-Kirchengemeinden in Südtirol
1998, neu im Betreuerteam 1999.
Nadine Kronjäger, 18 Jahre alt, Gymnasiastin aus Gittelde, Teilnehmerin KFS 1994
und 1995, Jugendferienseminar 1996 in Südtirol, Jugendgruppenleiterausweis der
Ev. Jugend der Propstei Seesen, im Betreuerteam seit 1997.
Inken Reese, 21 Jahre alt aus Gielde, arbeitet zur Zeit in einer Einrichtung der
Lebenshilfe, Berufsziel: Sonderschulpädagogik, Teilnahme am KFS als
Konfirmandin 1991, im Betreuerteam Gittelde seit 1996.
Jan Frerich Eilers, 21 Jahre alt aus Münchehof, Student der Forstwissenschaft,
Erfahrungen als Teilnehmer am KFS in Münchehof 1990-1993 Im Betreuerteam
1996, 1997
Hinnerk Eilers, 19 Jahre alt, Gymnasiast aus Münchehof, Erfahrungen als
Teilnehmer im KFS Münchehof seit 1993, Jugendferienseminar 1996,
Jugendgruppenleiterausweis der Ev. Jugend der Propstei Seesen, im
Betreuerteam Gittelde seit 1998
Katharina
Pultke,
35
Jahre
alt
aus
Gittelde,
Pastorin,
gelernte
Kinderkrankenschwester, Mitarbeit im Betreuerteam KFS Gittelde seit 1994
Dietmar Schmidt-Pultke, 37 Jahre alt, Pastor Erfahrungen mit dem KonfirmandenFerien-Seminar als Konfirmand und „Zweitfahrer“ 1975 und 1976 in Goslar,
danach als Teamer 1977-1981 in Goslar, sowie im Vikariat 1991 und 1992 in
Salzdahlum. Leiter der Fahrt in Gittelde seit 1994.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Seminarverlauf Kooperation Gielde/Gittelde/Immenrode/Weddingen KFS 2004
Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen. Mk 13,31
Donnerstag 8-7
E
Ankommen (Zimmerverteilung Essen
+ Hausregeln
TEH 1 KG Kreuz-Gang Meine Füße auf
der Erde hier 2h
TEH 2A, 3+63 Plenumspiele Losung
Dating
TEH 2 ZG TischTür,
„Seele nachkommen lassen“
Donnerstag 15-7
MA
TEH 15+16 (TEXTE) Chancen sehen
in Gleichnissen und
Jesusgeschichten
24-28(METHODEN)
Freitag, 9- 7
WS Liederbuch-Nähen
Freitag, 16-7
JA
6.30 Uhr Bus
Bergtour Dolomiten Paterkofel
Klettertour und Höhenweg übers
Büllelejoch nach Fischleinboden
C
14.00 Uhr Frankbach/Bizathütte
TEH 4 Botschaft meines Namens
TEH 5 Gegensätze Himmel/Erde
Werden/Vergehen 8 Ecken Story
Anseilen, Rucksackpacken
„Was das Körperkreuz
zusammenhält“
Donnerstag 22-7
JE
Zwei Tage Tour Schwarzenstein
Parallel: Tour zur Lahner Alm
„Augenblick des Glücks“
„Sich Zeit nehmen“
FREITAG 23-7.
S
Teamsitzung
TEH 44 Das Beste, Schlimmste
TEH 22 Psalm schreiben
„Zusammenleben“
TEH 41 Ein Wort wird mein Wort +
Singen
„Hindernisse“
„Leben im Aufbruch“
Samstag, 10-7
JOS
TEH 7 Worte in meinem Leben
TEH 6 Vater Unser und Lebenslinie
Spielzeugtüten
WS Papierschöpfen, Encaustic etc
Singen Spiele Bunter Abend
„Harte Probe Leben“
Sonntag, 11-7. * KATHARINA MO
10.00 Uhr Andacht Kirche Steinhaus
mit Gebhardshagen
Samstag, 17-7
D
TEH 17 Jesus ermuntert mit Vergeh
umzugehen
TEH 17 A-D KooperierenBeteiligtsein/ – Alligator River +
Malen zur Bibel / StandbilderSoziogramm Turmbau / Meine eigene
Schuld, was Jesus schreibt
TEH 17ff / 18 GLASKREUZ füllen
„Hebr. Buchstaben Tor/Furcht usw.“
Sonntag, 18-7
E
WS: Batik, Aquarelle, Bänzeln,
Encaustic
TEAMAUSWERTUNG
Samstag, 24-7. **KIRA JOW
TEH 50 Wortverdichtung
Stempelsymbole
TEH 49 Taufvorbereitung Stolen,
Kerzen, Menükarten
TAUFE Fynn, Laura, Dominique mit
Wasserholen Kofl-Aue in St. Martin Tauffestsessen
Bunter Abend mit Spielen
„Wasser“
Sonntag, 25-7.
MA
TEH 18
15.00 Ahrntalgottesdienst
Freier Nachmittag
Ausflüge: Bergwerk, Burg in Sand
Party
„Wahrnehmen“
TEH 17 A-D/18
Singen
„Gefängnisse unserer Fragen,Neuer
Blick“
Party
„Erfahrungen miteinander“
Montag, 12-7.
JE
TEH 8A+ 8Spannbreite des Lebens
vor Augen Prediger 3 Landkarte, TEH
9 Veränderung I Gestaltgeben
persönliche UHR
TEH 10 Wendemännchen
TEH 11 Abschied als Chance? FILM
Absolute Giganten
„Sich verändern“
Montag, 19-7
Montag, 26-7.
Dienstag, 13-7.
S
TEH 12 Veränderung II 10 Schritte
TEH 12A Wir bauen uns auf
TEH 40 wertvolle Welt festhalten
Mooshäuschenbau am Schützenhaus
Frei/ Fußball /WS Angebote
„was ist wirklich wichtig?“
C
Tagesbergtour Waldnersee mit
Andacht zum Bergfest auf dem Wege
, TEH 19 var. Gebetsfahnen
Sonnenburg
„Bergfest, Gott sieht das Herz
ungeschminkt
Dienstag, 20-7
JOS
TEH 18 Glaskreuz
Anseilen, Skriptorium
„Was uns Vertrauen gibt“
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JA
TEH Unvollständige Sätze Plenum
TEH 39A In den Augen der Anderen
Baden KOFL- Aue, Kistenpacken
Abschied Ekkehard
TEH 18 C + Gesang
„Sonnenkraft – Kreuzeskraft“
Dienstag 27-7
D
Tag am Besinnungsweg Franz v.
Assisi in Sand
TEH 54-und 53 Abschied KG- Brief
an mich selbst
Harmonischer Abschiedabend ums
Glaskreuz
„ Geschichten- Koffer (Bibel)
gepackt“
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Mittwoch, 14-7.
JOW
Bergtour Speikboden und Höhenweg
Kl. Nock mit Seilbahnfahrt, Abstieg
nach Luttach
Mittwoch, 21-7
MO
2- Tage-Tour Schwarzenstein
parallel: WS Bänzeln, Stempel, Batik
Baden Kofl-Aue
Film: Jetzt oder nie
Mittwoch, 28-7
Aufräumen, Versteigerung
Tagespläne, Gruppenfoto
TEH 58 KFS-Auswertung
12.00 Uhr Picknick Nähe Bahnhof
Nachmittag in Bruneck, 17.30 Uhr
Zugabfahrt
Täglich: Morgengebet mit Bekreuzigung im Tagesraum vor dem Frühstück, Friedensgebet am Mittag, Lied am
Abend, Abendausklang
Erläuterungen:
Es handelt sich hier nicht um einen Programmplan, wie er vor dem KFS aufgestellt
wird, sondern um die Aufzeichnung des wirklichen Verlaufs der drei Wochen Seminar
KFS in der Kooperation der Kirchengemeinden Gielde, Gittelde,
Immenrode/Weddingen
In jedem Kasten rechts oben Kürzel für TagesteamerIn
WS = workshop-Angebote
TEH mit Nummer = Themeneinheit. Die Nummern verweisen auf ein
Vorbereitungspapier für TeammitarbeiterInnen (40 Seiten mit detaillierten
Angaben über Ziele, Anleitung, Arbeitschritte, Zeitbedarf, Materialien für
jeden hier kurz benannten thematischen Schritt. Die Länge einer TEH kann
unterschiedlich sein, in der Regel wird pro Vormittag oder Nachmittag mit
TEH 2-3 Stunden in Kleingruppen oder anderen Konstellationen gearbeitet.
Für die meisten Tage wurde mit einem Stichwort in Anführungsstrichen unten
im Kasten ein Leitgedanke der Abendausklänge festgehalten.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde
St. Mauritius und St. Johannes, Gittelde – Teichhütte
Pfarramt Lange Str. 42, 37534 Gittelde
FON 05327-4243 FAX 05327 859263 E-MAIL [email protected]
BERICHT KONFIRMANDEN-FERIEN-SEMINAR (KFS) 2004/
Nachweis über geleistete Themenarbeit/Gestaltung des Seminars/ Ergebnisse der Arbeit
Zeitraum der Maßnahme: 08.07.2004 (Abreise) -29.07.2004 (Rückkehr)
Ort: St. Johann/Ahrntal Südtirol Italien, Pension Waldheim
Kooperation der Kirchengemeinden Immenrode/Weddingen, Gielde, Gittelde
Teilnehmerzahl: aus Gittelde: 17 (einschließlich 4 Teamer), insgesamt: 52 Personen,
einschließlich 10 TeamerInnen + Familie
Thema: Jesus Christus spricht: Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden
nicht vergehen“. (Mk 13, 31)
Vorbereitung Teamtreffen:2-11-03,19-12-03, 2-1-04, 7-2-04, 27.-29.-2-04 Teamwochenende
in Groß-Döhren, 26-3-04, 22-4-04, 28-5-04, 13-6-04, 27-6-04;
Teilnahme aller Teammitglieder an mindestens einem der Fortbildungswochenenden im
Hessenkopf Einwandern im Okertal mit der Gesamtgruppe am 13-06,
Seminar: 29 Einheiten themenzentriert-interaktioneller Gruppenarbeit in Kleingruppen mit 811 Teilnehmern, zum Teil in Einzelarbeit, Zimmergruppen oder anders unterteilten
Gruppeneinheiten bzw. Großgruppe. Dabei wurden annähernd 40 volle Stunden bzw. 50
Unterrichtsstunden a 45 Minuten Unterricht geleistet.
täglich: Gespräch mit dem Zimmerteamer am Abend
täglich : 20-25 Minuten Tagesausklang im Tagesraum Tagesraum
THEMENARBEIT (Themeneinheiten ) (vgl. als Anlage Drei-Wochen-Verlaufsplan)
Die Themenkomplexe sind hier nach eigener Nummerierung notiert. Die Zuordnung zu den
KFS-Tagen ist durch das Datum angegeben. Im Drei-Wochen-Plan verweist das Kürzel TEH +
Nr. auf eine Mappe mit ausführlicher Darstellung von Zielbeschreibung, Anleitung und
Materialbedarf für jede geplante (oder mögliche) Arbeitseinheit.
Täglich: Morgengebet (Text vgl. im Anhang)
Die Gruppe versammelt sich im Tagesraum stehend etwa 7 Minuten vor dem Frühstück. Es
wird ein Morgengebet vom Tagesteamer gesprochen, bei dem sich die Gruppe zuerst den vier
Himmelrichtungen zuwendet (Verortung unter dem Himmel auf der Erde, äußerliches Kreuz).
Dabei schreitet der innere Gedankengang fort vom Untergehen der Sonne und
Vergehen(Westen) über die Nacht und Gottesferne (Norden) zum Aufgang des Lichts
(Osten) und zur Kraft der Sonne am Mittag (Süden). Die Gruppe bildet nun einen Kreis und
vollzieht den weiteren Teil des Gebets mit Körpergesten nach. Es geht dabei um das sog.
„Körperkreuz“, d.h. die Geste der Bekreuzigung und Bedeutsamkeit der Körperpunkte Stirn,
Bauch, Herz, Lunge. Außerdem um Gesten der Öffnung Zum Himmel (für Worte Gottes) zu
den Nächsten und ihren Worten, zur Erde (wobei erneut mit den Dimensionen oben, rechtslinks, unten das Kreuz eine Ausrichtung bekam.
1. KREUZ-GANG Verortung im Dorf themenbezogene Erkundung des Dorfes (120 Min, 8-7) in
den neu gebildeten, eingeteilten Kleingruppen. Unter Führung der KleingruppenteamerInnen
sollte der Weg drei Zielen dien: Wahrnehmung dieses besonderen Ortes Erde unter dem
Himmel (Kultur, Religion, Natur, Konsum, Geschichte, Kommunikation), besonderer Hinweis auf
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
das häufig begegnende Zeichen des Kreuzes, erster Kontakt der Kleingruppe unterwegs
miteinander. Der Weg führte über Handlung gegenüber Mühlegg (Steinhaus)
Mineralienmuseum, Schnitzer Klaus, am Berg entlang zum Hotel Adler (Eisdiele + Bäckerei,
Bushalte), am Fluss entlang zur Ortsmitte (Feuerwehr, Bergrettung, Handlungen, Bank, Kirche
St. Johann, Wirt an der Ahr zu einem großen Christuskreuz auf der Wiese und dann zurück
zum Haus
2. EINFÜHRUNG DER LOSUNG-Dating – Verortung in der Gruppe und im Thema (60 Min, 87) Im Plenum werden die Teilnehmer zuerst durch kurze Spiele miteinander in Verbindung
gebracht (Zipp-Zapp-Namensnennung, Schüttelspiel, Kniesitzen). Anschließend verabreden
sich die Teilnehmer mit Hilfe einer Dating-Uhr (Papierscheibe mit markierten Zeiten aus 24
Stunden mit 6 unterschiedlichen Gruppenteilnehmern. Nach Ansage der jeweiligen „Uhrzeit“
finden sich die Paare zusammen und nehmen Platz zu einer kurzen Unterhaltung, in der
jeweils eine Fortsetzung zu einem Gesprächsimpuls im Umfeld der Jahreslosung und der
Name ausgetauscht werden. (Am ehesten verbindet ich mit HIMMEL, wo ich auf der ERDE
schon war und gerne einmal hinführe, zwei Möglichkeiten, was ich gerne WERDEN möchte, bei
welchen Beschäftigungen VERGEHT Zeit für mich schnell bzw. langsam, WORTE, die ich
gerne gebrauche, nicht gerne höre, etwas, das ich JESUS fragen würde). Die Losung Mk 13,31
wird als Thema unserer gemeinsamen Zeit benannt.
3. TischTür Verortung im Zimmer (30Min, 8-7) Teilnehmer gestalten Tischkärtchen für die
Plätze beim Essen, die Zimmergruppe gibt sich einen Zimmernamen und ein „Gesicht“ in Form
eines Türplakates,
4. Botschaft meines Namens (45 Min,9-7)
In der Kleingruppe werden alle Teilnehmer aufgefordert, im Liederbuch die Buchstaben ihres
Vor- und Nachnamens am linken Rand untereinander zu notieren und zu jedem Buchstaben ein
Wort aufzuschreiben, das etwas bezeichnet, was für sie kennzeichnend ist (Gegenstände,
Tätigkeiten, Eigenschaften). Im Zweiergespräch stellen sie einander diese Einfälle vor. Aus
dem Gedächtnis stellt dann der jeweilige Gesprächspartner in der Kleingruppenrunde den
anderen mit seinen Wörtern und damit verbundenen Aussagen und Informationen der Runde
vor.
5. Gegensätze und Verbindungen – 8-Ecken-Story (90 Min, 9-7)
Im Plenum bekommen die Teilnehmer einen Bogen Papier und einen Stift, sie suchen
anschließend jeder aus 8 verschiedenen Überschriften, die der Losung entlehnt sind, jeweils
aus einem Menü von Worten, Textteilen eines aus, bis sie acht Elemente für einen Text
gesammelt haben (Himmel, Erde, Vergehen, Werden, Jesus, Worte, Zeitangaben, Paare).
Anschließend schreiben die Teilnehmer dazu eine frei gefundene Geschichte, in der diese
Textelemente vorkommen. Die entstandenen Geschichten werden in den Kleingruppen
einander vorgelesen und vom Team gesammelt.
6. Worte in meinem Leben (30 Min,10-7) Nach kurzen Übungen, die Bewegung und Munterkeit
in der Kleingruppe fördern sollen (Concentration usw.) werden die Teilnehmer ermuntert, in
ihrem Liederbuch zwei „Worte“ oder Sätze festzuhalten, die in ihrem Leben eine bedeutsame
Rolle gespielt haben, weil sie entweder immer wieder von jemand gesagt werden oder an
einem bestimmten Zeitpunkt ganz wichtig geworden sind. Im Austausch darüber geht es
darum, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wer etwas zu mir sagt, welche Wirkungen solche
Worte haben, wie ich sie empfinde.
7. Vater unser und Lebenslinie (120 Min,10-7)
Im Kleingruppenraum wird über einige Meter ein Faden ausgelegt, der unsere Lebenslinie
symbolisiert. An diesem Faden werden Zettel mit Altersangaben von 1 bis 14 in etwa 1 Meter
Abstand als Markierung ausgelegt. Bestimmte Zeitabschnitte werden durch entsprechend
beschriftete lange Zettel als allen gemeinsame typische Lebensabschnitte gekennzeichnet (13 Leben mit den Eltern, 3-6 Kindergartenzeit), 6-10 Grundschulzeit, 10-14 weiterführende
Schule, 12-14 Konfirmandenzeit). Die Gruppenteilnehmer werden aufgefordert, im Liederbuch
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
in Einzelarbeit Lebensereignisse zu notieren, die für ihr persönliches Leben Bedeutung haben
(Geburt der Geschwister, Umzüge, Todesfälle, Feste im Lebenslauf: Taufe, Hochzeiten,
Konfirmationen, Erkrankungen, Begegnung mit wichtigen Personen etc.). In der anschließenden
Runde nennen die Teilnehmer davon Ereignisse und erzählen kurz etwas darüber. Ein Teamer
notiert dazu ein Stichwort auf einem Zettel und legt diesen an den entsprechenden Ort in
der Lebenslinie. Die Line füllt sich mit persönlichen Ereignissen und symbolisiert für ale
zugleich gemeinsam Erlebtes und individuelles Leben. Die Teilnehmer bekommen mit dem
Hinweis auf die vorangegangene Einheit „Worte in meinem Leben“ mehrere kleine Zettel mit
dem Text des Vaterunser. Dieses wird als „Leben begleitende Worte“ bezeichnet und die
Teilnehmer werden gebeten, dort an der Lebenslinie Zettel niederzulegen, wo das Vater
Unser gesprochen wurde. Gemeinsam wird das Bild gesichtet und durch Nachfrage
ausgetauscht, für welche Gelegenheit das Gebet dort steht. Dabei kommen Berührungspunkte
kirchlicher Ereignisse mit der Lebenslinie noch deutlicher in den Blick (Kasualien,
Gottesdienste zum Schulanfang, Weihnachten, Konfirmandenunterricht).
Um die Lebenslinie mit all diesen Markierung herum werden große Blätter mit Anrede,
Schlusspassage und den 7 Bitten des Vater unser ausgelegt. Die Gruppenteilnehmer notieren
schweigend auf den verschiedenen Blättern Einfälle und Assoziationen zum Text der
einzelnen Bitten.
In Arbeitsteams zu zweit oder zu dritt gestalten die Teilnehmer vor dem Hintergrund der
Beschäftigung mit der eigenen Lebenslinie unter Verwendung der Blätter mit Einfällen nun
jeweils zu einer von ihnen gewählten Bitte des Vater unser ein Bodenbild. Als Material steht
dafür eine ganze Kiste Kleinspielzeug zur Verfügung (Paymobilfiguren, Ritter, Cowboys,
Stofftiere, Legosteine, Bauklötze, Autos usw.). Abschließend stellen die Arbeitsteams der
Kleingruppe ihr Bodenbild und ihre Gedanken dazu vor. (Beispiele: Geheiligt werde dein Name
Einer Figur auf einem kleinen Podest (Name ehren) stehen als Formen der Entheiligung des
Namens wie Angreifer gegenüber Darstellungen, wie der Name in den Schmutz gezogen wird,
Beschimpfungen, Müll und Schutzgesten, Dein Reich komme: Ein König, zu dem erst noch
Menschen, Pflanzen und Tiere kommen, gebracht werden, anreisen, Dein Wille geschehe Auf
einem umfriedeten Terrain einer Art Schöpfungswelt oder landwirtschaftlicher Hof gibt es
die Figur, die „alles aufgebaut hat“ und das Sagen haben soll. Darum wird das Gelände von
einer Grenze umgeben und bewacht, hat aber ein Zugangstor. Im Bereich des „Himmels“
symbolisieren Figuren, dass es dort freier zugeht. Unser Täglich Brot Für eine Gruppe von
darbenden, Hungernden Armen geht eine andere Gruppe zur Versorgung auf die Jagd auf
einen Schmuseteddybär, Vergib uns unsere Schuld Einem schuldig gewordenen Menschen,
der etwas zerstört hat und im Kampf ineinander verkeilten Tieren stehen Figuren gegenüber,
die sich vertragen und einander die Hände reichen, Führe uns nicht in Versuchung In einer
Kaufhausszenerie mit allerlei Warenangeboten wird eine Bande aktive, die die Verkäufer
ablenkt, Diebstahl organisieren möchte und schon Fluchtautos bereithält Erlöse uns von dem
Bösen Kleine Figuren werden durch eine Art Schutzengel/Bodyguard verteidigt gegen
Monster, die Streit suchen und das Maul aufreißen
8. Spannbreite des Lebens –Prediger 3 (120 Min,12-7)
Im Plenum werden die Verben aus dem Text Prediger 3 ausgerufen und alle Teilnehmer
gebeten, entsprechende Bewegungen und Gesten dazu auszuprobieren. Dies diente einer
ersten unbefangenen Beschäftigung mit diesen Worten und einer Annäherung an den Text,
die die Verben als Tätigkeit in körperliche Bewegungen umsetzt. In der Kleingruppe wurde
anschließend der auf einem DIN A5- Blatt vorbereitete Text gemeinsam im Wechsel
zwischen Mädchen und Jungen gelesen. Anschließend notieren die Gruppenteilnehmer in
Einzelarbeit zu einer Reihe von Verben, was Ihnen aus ihrem Leben dazu einfällt und wichtig
ist. Dabei können Ereignisse der Vergangenheit, Lieblingstätigkeiten, Verbindungen zu
Personen genannt werden. Es ist erwünscht und möglich, den Verben übertragene Bedeutung
beizulegen („Steine sammeln“ wurde z-B. bezogen auf die derzeitige Planung und den Bau
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
eines neuen Hauses für die Familie). In einem zweiten Schritt zeichnen die Teilnehmer der
Gruppe diejenigen Verben, zu denen Ihnen Einfälle kamen, in ein DIN- A3-Blatt ein, auf dem
eine Landkarte einer imaginären Landschaft (Himmel und Erde) vorgegeben war, die
Küstenlinien, Gebirge, Flüsse, Wüsten, Wälder, Städte, Straßen und Eisenbahnlinie, Gipfel
etc. enthält. Leitfragen dafür: wie dicht liegen „Geboren werden“ und „Lachen“ beieinander,
ist „Streit“ eher eine Wüste oder ein Fluss? Als Abschluss zeichnen die Teilnehmer ein
Dreieck als Gottessymbol an der Stelle in die „Landkarte des Lebens“ ein, wo sie derzeit am
meisten Verbindung zu Gott sehen. Im offenen Austausch stellen die Gruppenteilnehmer
einander markante Ergebnisse ihrer Karten vor, tauschen sich über Ähnlichkeiten und
Unterschiede aus und erzählen einander etwas von ihren Einfällen zu den Verben aus Prediger
3.
10. Veränderung I Gestaltgeben – Prediger-Uhr (60 Min,12-7)
In den Kleingruppen erhalten die Teilnehmer ein Materialblatt, aus dem ein zum Format DIN
A5 (Liederbuchgröße) passender Kreis mit gekennzeichneter Mitte , sowie 14 im Gegenüber
angeordnete Wortpaare aus dem Text Prediger 3 (Lachen-Weinen) ausgeschnitten wurden.
Die Teilnehmer definieren nun für sich eine obere und eine untere Kreishälfte und ordnen die
Wortpaare entsprechend ihrer Bedeutung für sich in übereinandergelegten Achsen an und
kleben diese so auf, dass sich die Achsen jeweils in der Kreismitte kreuzen. Anschließend
werden dem Papierkreis in der Größe entsprechendend ein kreisförmiges Stück leichte Folie
und eine etwa jeweils 2 cm kleinere kreisförmige Folie ausgeschnitten. Beide werden mit
Hilfe einer Posttaschenverschlussklammer in der Mitte über dem „Zifferblatt mit den
Verbpaaren so angebracht, dass die kleinere Folie über der größren zu liegen kommt. Beide
Folien werden mit unterschiedlichen Stiften mit jeweils einem Zeiger versehen, der bei der
größeren Folie ein Fach freigibt, in dem eines der Verben erscheinen kann, beim kleineren
Zeiger mit der Spitze den Wortanfang markiert. Beide Zeiger verweisen mit einem kurzen
Dorn auf das jeweilig gegenüberliegende Wort (von schweigen auf reden). Die fertige
Prediger-Uhr wird innen in den Deckel des Liederbuchs eingeklebt. Das Umfeld der Uhr kann
entsprechend auf dem Liederbuchdeckel oben mit dem Motiv „Himmel“ unten mit dem „Motiv
„Erde“ gestaltet werden. Als Symbol der beständig möglichen, geschehenden und
unvermeidlichen Veränderung des Lebens (Vergehen) ermöglicht die Uhr verschiedene
Möglichkeiten, sich selbst und anderen Rückmeldung darüber zu geben, wo Veränderung
erfahren wird oder gewünscht wird. Es kann z.B. ein Zeiger darauf gestellt werden, was
bisher im KFS für mich viel Zeit und Raum eingenommen hat, der andere darauf, was ich mir
im Weiteren wünsche. Es ist möglich, einen Zeiger darauf zu stellen, welcher Aspekt in
meinem Leben mir häufig begegnet und welchen ich ersehne und vermisse. In der
Durchführung dieser Möglichkeiten und einer Runde, in der die Gruppenmitglieder ihre Wahl
erläuterten, wurde die Prediger Uhr als Instrument der Selbstbesinnung, Symbol des
vergehenden, veränderlichen und veränderbaren Lebens und als Feedbackhilfe in Gebrauch
genommen.
11. Wendemännchen (60 Min,12-7)
Die Gruppenteilnehmer wurden dazu angeregt, sich selbst und ihre Person ebenso als Wesen
in Gegensätzlichkeiten und mit vielen Möglichkeiten wie im Predigertext zu sehen. Jeder
Gruppenteilnehmer riss aus einem hochkant mittig gefalteten DIN A4-Blatt zunächst den
Umriss einer menschlichen Figur aus. Auf der einen Seite wurden sie gebeten, Sätze oder
Worte (eventuell auch aus dem Text Prediger 3) zu notieren zur Frage, welche Seite sie
bisher hier im KFS und in der Gruppe von sich gezeigt haben, auf der anderen Seite, welche
andere Seite es von ihnen gibt, die bisher noch weniger zu sehen gewesen sei. Anschließend
trat die Gruppe in eine Vorstellung der „Wendemännchen“ und einen Austausch darüber ein,
welche Bedingungen, eine Veränderung ermöglichen und erleichtern, welche sie erschweren
können. Zu einem abschließenden Blitzlicht zum Rückblick auf Arbeit und Erkenntnisse der
Gruppenarbeit des Tages wurde die Prediger-Uhr benutzt.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
12. Abschied als Chance? Film „Absolute Giganten“ (120 Min,12-7)
Im Plenum wurde mit Hilfe von Videogerät und Beamer nach kurzer Einführung, warum dem
Team der Film zum Thema des KFS besonders wichtig geworden ist, der Kinofilm „Absolute
Giganten“ gezeigt. Inhalt: Ein Jugendlicher erhält die Bestätigung, dass seine Bewährungszeit
abgelaufen ist. Er heuert auf einem Schiff für den folgenden Tag an. Bei einem Treffen mit
seinen besten Kumpels sagt er ihnen, dass er gehen wird. Dies löst zuerst Frustration aus.
Anschließend begeben die drei sich in Hamburg zuerst in eine Kneipe, besuchen das Gelände
einer Autostuntshow, wo einer bei einer Probefahrt Beschädigungen anrichtet und sie vor der
Besitzergruppe flüchten müssen. Sie bestellen Unmengen Fastfood, erleben, wie ihr Auto
demoliert wird und besuchen eine Disco. Im dortigen Hinterzimmer setzen sie all ihr Geld und
den Wagen in einem Kickerspiel ein, das sie knapp mit einem nahezu unmöglichen Torschuss
gewinnen. Sie finden das Mädchen Telsa schwer angetrunken und lassen sie auf einem
Hausdach einige Runden Auto fahren. Mit Alkoholvergiftung bringen sie sie in eine Klinik und
fahren von dort aus mit ihr Eis essen und in den Morgen. In der Nähe des Hafens schlafen
alle ein, während der Hauptdarsteller seine Gitarre greift und wohl (?) auf sein Schiff geht.
Der Film enthält eine Fülle von Motiven und Bildern der Vergänglichkeit, des Abschiedes,
zugleich der Veränderung und der neuen Chancen, die sich auftun. Er stellt die Frage, welche
Augenblicke wirklich bleibende Bedeutung haben und „gigantisch“ sind, was einen Lebensort
lohnend macht, was wohl zu tun Sinn hat, wenn Zeit unerbittlich verrinnt. Im abschließenden
kurzen Auswertungsgespräch ging es der Teamleitung darum, auf diese Aspekte des Films
noch einmal hinzuweisen.
13. Veränderung 2 Zehn Schritte (90 Min,13-7)
Im Kontext der Losung dient die Ansage des „Vergehens von Himmel und Erde“ einer
Schärfung des Bewusstseins für die Bedeutsamkeit und die Möglichkeiten des „Hier und
Jetzt“. Das Vergehen von Himmel und Erde wird also nicht nur als Veränderung und
Veränderbarkeit in der Zeit begreifbar, sondern führt auch in eine gedankliche
Beschäftigung mit dem Ende von Beziehungen, Abschieden, Verlusten und dem Tod hinein. In
einer Fantasiereise werden die Teilnehmer der Kleingruppe angeleitet, sich innerlich
vorzustellen, dass sie in kürzester Zeit ein Schiff betreten werden und sich klar zu machen,
was sie dann endlich hinter sich lassen könnten und leider schweren Herzens zurücklassen
müssten, was dann aufhört. Jeweils 10 Dinge notieren die Teilnehmer dazu auf jeweils einem
kleinen Zettel, ordnen diese nach Bedeutsamkeit und legen diese schweigend für sich im Raum
ab, indem sie jeweils passende 10 Schritte dazu tun (ein großer Sprung, ein zögerliches
Tasten etc.). In der Austauschrunde berichten die Teilnehmer darüber, wie es ihnen mit der
Übung erging, was leichter und was sehr schwer fiel, wovon sie sich nicht trennen möchten,
was sehr bedeutsam für sie ist.
Nach gemeinsamer Überlegung dazu, was für uns im Leben bleibende Bedeutung hat, was
weniger, werden die Teilnehmer angeregt, mit den Zetteln symbolisch da zu tun, was ihnen
geeignet scheint. Einige zerreißen Zettel in kleine Stückchen, einige schneiden den Text aus
und leiben die leeren Umrisse ein ins Liederbuch, einige Kleben wichtige Zettel ein und lassen
andere liegen, einige Stecken die Zettel oder das zerrissene Papier in kleinen Tütchen in ihre
Sammelmappe. Sie notieren im Liederbuch: „Was ich nicht aufgeben möchte, wenn das Schiff
fährt“.
14. Wir bauen uns auf (25 Min,13-7)
Die Gruppenteilnehmer werden aufgefordert, in Anlehnung an das häufig genante Stichwort,
sie wollten dies oder das nicht missen, weil es ihnen Kraft gebe, eine Körperskulptur zu
bauen, die das Thema haben: „Wir bauen uns auf“. In dem entstehenden Bild dominierte dann
das Zusammenspiel von „Kraft geben und Kraft nehmen“, wie sich in den Deutungen der
Körpererfahrung und Überschriften zeigte, die dem Standbild gegeben wurden. Dabei
standen im Hintergrund die Bedeutsamkeiten aus der 10-Schritte –Übung und auch das
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
geheime Thema der Kleingruppen: was ermöglicht mir, zu vertrauen, mich zu öffnen, mich zu
beteiligen und etwas zu sagen.
15. Wertvolle Welt festhalten Mooshäuschenbau (120 Min,13-7)
Eine mögliche Chance, zum Umgang mit der Erfahrung vergehender Welt, ist die bewusste
Arbeit an günstigen Lebensumständen. Dazu bedarf es der Träume und Hoffnungen für
morgen. Um diese in den Blick zu nehmen, ohne „Bodenhaftung“ zu verlieren, begaben sich die
Kleingruppen in ein Waldgelände etwa 10 Minuten vom Gruppenhaus entfernt in der Randlage
des Dorfes St. Johann. Dort errichteten die Kleingruppen ohne Teamer in einem frei
gewählten Bereich ihre Welt von Morgen, in der sich gut leben ließe. Aus Naturmaterialien
(Steine, Moos, Pflanzen, Holzstücke etc. ) bauten die Kleingruppen kleine Welten auf und
bestimmten jeweils Reiseleiter aus ihrer Gruppe zur Begleitung der Kleingruppen auf dem
abschließenden Besichtigungs- und Erläuterungsgang. Auch das Team hatte eine
Mooshäuschenwelt errichtet. In der Vorstellung dominierten Kommunikationsorte (Plätze,
Häuser, Kirche der Zukunft, Auftrittsbühne) und Möglichkeiten, andere Welten kennen zu
lernen (Fahrstühle, Museen, in denen direkt in auf Bildern dargestellte Welten eingetreten
werden könnte). Es ergaben sich eher Science-fiction Motive und Traumwelten, zugleich
häufig als unverzichtbar mit errichtet McDonalds als Symbol vertrauter Ess-Kultur. Viel
Aufmerksamkeit bekamen Erlebnismöglichkeiten, kaum Aufwand betrieben wurde für Orte,
wie und wo gewohnt werden könnte. Deutbar ist das Ergebnis so, dass es beim Nachdenken
über eine gute und lebenswerte Welt darum geht, Möglichkeiten zu vielfältigem Erleben und
Beteiligung an Events mit hoher Flexibilität und Mobilität zu schaffen.
15. Worte die Bleiben- Chancen sehen in Bibeltexten (150 Min,15-7)
In allen vier Kleingruppen wurde jeweils ein Bibeltext eingebracht, der nach Vorauswahl in
der Teamvorbereitung zu Hause und nach Stand der Gruppenarbeit von den
Kleingruppenteams ausgewählt wurde. In allen vier Texten war uns der Aspekt wichtig, dass
von Jesus und seinen Worten Impulse ausgehen, mit Vergehen, Veränderung chancenreich
umgehen zu lernen, d.h. Veränderung kommt in Gang oder kann verarbeitet werden durch eine
neue Sicht und Handlungsmöglichkeit. Allerdings sind Aspekte der Mühe, des Schmerzes
dabei nicht außen vor.
Die Kleingruppen arbeiteten an folgenden Texten:
A) Jesus und die Ehebrecherin (Joh 8, 2-11) 2 Gruppen,
B) ) Heilung des blinden Bartimäus (Mk 10, 46-52)
C) C) Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20, 1-15).
Methodisch wurde erzählend zunächst eine Szenerie der Eingangsszene vor Augen geführt
mit Schauplatz und möglichen beteiligten, zuschauenden Personen (öffentlicher Platz,
Stadtor-Straße, Marktplatz), beim Gleichnis ein entsprechender Ort, an dem Jesus dies
erzählt haben könnte. Die Gruppenteilnehmer wurden gebeten, mit einem Klumpen Ton eine
der von ihnen vorgestellten dort anwesenden Figuren zu kneten (Jesus bzw. andere
Hauptfiguren werden von den Teamern übernommen) mit der Überlegung, in welcher Haltung
sie dort sind und was sie dort tun oder vorhaben. In einem zweiten Schritt notieren die
Teilnehmer auf einem kurzen Steckbrief einige Überlegungen zu ihrer Figur (ein Name, ein
Alter, einen Bruf bzw. ihr Vorhaben und tun, eventuell, wie sie zu Jesus stehen etc.). In einem
dritten Schritt fertigen die Gruppenteilnehmer gemeinsam aus bereitgestellten Materialien
(Karton, Papier, Bauklötze, Pappen etc.) ein entsprechendes Umfeld (Spielszene) für die
Figuren an (Marktstände, Hauseingänge, Tor, Weinberg Straßen etc.). Die Teilnehmer werden
nun gebeten, ihren Figuren einen ihrem Profil entsprechenden Ort zu geben und diesen zu
erläutern: „Das ist Franz, er ist 56 und Arbeiter mit Familie, er wartet auf dem Markt auf
Beschäftigung, von Jesus hat er nur gehört, dass er nicht arbeitet. Das ist Herr Shoppen, er
wartet auf seine Frau, die ihm Neuigkeiten berichtet, er macht sich Sorgen ums Geschäft
und denkt: jeder kann etwas schaffen, wenn er will“ zum Weinbergleichnis, in anderen
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Gruppen entsprechend. Dabei begründen die Teilnehmer auch nach einfügen der Jesusfigur in
den Ort der Handlung, wie sie zu ihm stehen.
Im nächsten Schritt wird ein Teil der Geschichte erzählt bis zu einem Entscheidungspunkt
(etwa bevor Jesus seine Worte spricht) und die Teilnehmer werden gebeten, ihre Figur nach
dem Gehörten so zu positionieren, wie sie nun zu stehen kommen. Sie erläutern ihre Position
und Veränderung des Ortes der Figuren, blicken darauf, wie untereinander neue Beziehungen
entstehen. Es erfolgt die Schlusserzählung mit Jesuswort und erneute Bitte, die Figuren so
zu stellen, wie sie jetzt zu Jesus und in der Geschichte stehen. Insbesondere legt die
Auswertung Wert auf die Frage, was jeweils die Veränderung des Standortes ausgemacht und
ausgelöst hat, was das Wort Jesu ermöglicht und verändert, was über die Geschichte klar
geworden ist. In der Gruppe zum Weinberggleichnis wurde gemeinsam nach der Methode
Bibelteilen mehrfach der ganze Texte des Gleichnisses notiert und dann die Veränderung der
Standorte der Figur vorgenommen, erläutert und in Augenschein genommen.
Im nächsten Schritt der Weiterarbeit benennen und notieren die Gruppenteilnehmer,
welcher Satz aus der Bibelgeschichte für sie der bedeutsamste ist. Anschließend arbeiteten
die Gruppen methodisch unterschiedlich weiter an der aufgetauchten Grundthematik und
Bezügen zum eigen Er-Leben.
Es handelt sich im folgenden um Arbeitsschritte, die sich aus der Thematik der
Bibelgeschichte heraus entfalteten und an mehreren Tagen (15-5, 17-7 und 18-7, z.T. 20-7
jeweils ca. 120-180 Min.) als Weg zu einer Ergebnissicherung in Form der Gestaltung eines
Elementes eines großen Transparentkreuzes entwickelten: In einem Kasten (90 x 90 cm lange
Holzrahmen, etwa 10 Zentimeter breit mit starker Folie auf beiden Seiten bespannt) sollten
die Ergebnisse der Befassung mit dem Thema Vergehen und bleibende Worte Jesu in der
Bündelung einer Bibelgeschichte im Zeichen des Kreuzes als Grundsymbol für Vergehen,
Wort und neuer Möglichkeiten in Darstellungen überführt werden.
Die folgenden Arbeitseinheiten geben jeweils gebündelt die Arbeitsschritte der parallel
verlaufenden Kleingruppenarbeit mehrerer Tage an, die sich am Prozess der Gruppe und den
in den Blickpunkt gerückten Fragestellungen orientierten (a-d). Dabei ist als Ausgangs- und
Konzentrationspunkt der jeweilige Bibeltext notiert. Einige Gruppen kamen frühzeitiger zu
ihrer Darstellung im „Kreuzelement“ und arbeiteten nach dessen Fertigung am Prozess in der
Gruppe weiter. Andere gingen zuerst einen relativ langen thematische-methodischen Weg, um
am Ende ein Ergebnis ins Kreuz einstellen zu können.
16 A) Mt 20, 1-15 Weinberggleichnis
Es hatte sich gezeigt, dass die Personen bis auf zwei Tagelöhner vorwiegend Geschäftsleute,
Wachen oder Bettler waren. Als wichtiger Punkt im Gleichnis stellte sich in einer kurzen
Spielszene, in der die Gruppenteilnehmer diese Rollen einnahmen, heraus, dass im Gleichnis
die Chance auftaucht, von unbeteiligten und distanzierten Wachen und Bettlern zu beteiligten
Arbeitern, zu eigenverantwortlich engagierten zu werden. Dies korrespondierte zugleich mit
der von einigen stark ausgehenden Zurückhaltung gegenüber Gesprächsbeiträgen, gehäuftem
bedrückten Schweigen bzw. dem „Schweigegebot“ in der Kleingruppe, das unmerklich von
distanziert und „cool“ dabei seienden „Wachen“ ausging,. Jetzt standen Bettler vom Boden
auf und wollten etwas tun! Es ging um die Frage, wie ich, -wenn auch spät (siehe Gleichnis)beteiligt sein kann.
Gemeinsames Bild (15-7)
Jeweils zwei aus der Gruppe sollten einander gegenüber sitzend mit jeweils einer Hand am
selben Stift gemeinsam schweigend die Begriffe Baum, Haus, Hund und Mensch malen. In
kurzer Auswertung wurde in den Arbeitspaare und dann in der ganzen Gruppe darüber
gesprochen, wie es gelang und was schwierig war, wer Initiative hatte, wer sich beteiligen ließ
oder abwartete.
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QUADRATÜBUNG (nach T. Brocher) (15-7)
Vier Personen der Gruppe wurden als „Arbeiter“ Umschläge mit aus Pappe gefertigten Teilen
überreicht. Sie hatten die Aufgabe, jeweils ein Quadrat vor sich zu schaffen. Dabei konnten
Teile abgegeben und in der Mitte zur Verfügung gestellt oder gezielt einem anderen
zugeordnet werden. Aus der Mitte konnte jeder sich bedienen, aber nicht in die Figuren der
anderen eingreifen. Bei der Übung durfte nicht gesprochen werde, auch die übrigen
Gruppenteilnehmer als Beobachter durften sich nicht äußern oder eingreifen. In der
Auswertung ging es um die Frage: wie konnte ich mich beteiligen, was hinderte mich, wie hast
du gehandelt, was möchte ich dir sagen zu deinem Verhalten, was ist den Beobachtern
aufgefallen, was erfahren wir über Zusammenwirken, Beteiligtsein, „Bettler“, „Wache“ oder
„Tagelöhner“ sein, wo ergeben sich Verbindungen zwischen dieser Übung, unserem Verhalten
in der Gruppe und den Figuren im Gleichnis?
Säureteich (16-7)
Die Gesamtgruppe bekommt die Aufgabe, ein Problem zu lösen. Ein mehrere Meter
Durchmesser messender Kreis wird auf dem Boden als gefährlicher Säureteich abgegrenzt.
In dessen Mitte ist ein Schatz platziert, der geholt werden soll, ohne den Teich zu betreten
oder zu berühren. Zur Verfügung steht ein langes Bergseil, ein Berghelm (als Schutz), die
Gruppe, sowie in Nähe des Teiches als Möglichkeit zur Befestigung des Seils ein Baum (ohne
dass auf diesen hingewiesen wurde). Bei Berühren des Teiches ergibt sich als Folge
Sprechunfähigkeit, später: ein Arm kann nicht benutzt werden. Zwei Teamer konnten
mitwirken, wurden aber als stumm aufgrund früherer Berührung des Säureteiches
bezeichnet. Die Gruppe beriet nun Lösungswege, baute schließlich von zwei Seiten durch
Gruppenmitglieder gehalten eine Seilbahn über den Teich auf, an der hangelnd ein
Gruppenmitglied den Schatz aus dem See zog. In der Auswertung ging es um die Frage, der
eigenen Rolle und Beteiligung an der Lösung der Aufgabe, um die Einschätzung des
Kommunikationsprozesses, der zur Lösung führte, um Übertragung der Ergebnisse auf Fragen
der Beteiligung an gemeinsamen Aufgaben.
Dirigent (17-7)
In dieser spielerischen Übung ging es darum, dass jeweils ein Gruppenmitglied vor der Tür
einen Augenblick abwarten muss, um nach dem Hereinkommen durch Beobachtung diejenige
Person zu erraten, die nach Verständigung in der Gruppe, „Dirigent“ ist, d.h. deren
Körperbewegungen alle nachahmen. Dabei zeigt sich, dass zuerst die Führungspersonen in der
Gruppe in den Blick genommen und „verdächtigt“ werden. Wen diese die Dirigentenrolle
einnehmen handeln sie auch recht expressiv mit großen und schnell wechselnden Gesten und
werden schnell erraten. Besonders schwierig ist es, wenn eine offene oder heimliche
Führungsfigur raten muss und ein sehr unscheinbares Gruppenmitglied „Dirigent“ ist. Dessen
eher sparsame und fast unauffällig vorgenommene Gesten tauchen irgendwie in der Gruppe
auf, sind aber schwer zu lokalisieren, wenn der Ratende sich nur auf die von ihm vermuteten
weiteren Gruppenmitglieder mit starker Position konzentriert. Kurze Auswertung der
Erkenntnisse.
TRANSPARENZ: Vordergrund- Verbindungen- Einsichten- Gott im Spiel (17-7)
In der Mitte des Gruppenraums wurden die Tonfiguren in einem Kreis aufgestellt. Um sie
herum wurde in einer Sammlung auf einzelnen Zetteln notiert, was die Teilnehmer der durch
Gruppe per Zuruf und Beitrag als das kennzeichneten, was bislang in der Kleingruppenarbeit
stattgefunden hatten und wichtig gewesen war (Landkarte meines Lebens, 10 Schritte,
Wendemännchen, es gab einen Schatz, Bettler stehen auf. Es wurde ein leeres Fenster für
ein späteres Kreuz gezeigt (90 x 90 cm Holzrahmen etwa 10 Zentimeter breit mit starker
Folie auf einer Seite bespannt) und dazu ermuntert, gemeinsam zu überlegen, was aus unserer
Arbeit dort hineingehört.
Die Gruppenteilnehmer wurden gebeten, eine DIN A5 Seite des Liederbuches durch ein
Strichkreuz in vier gleich große Viertel zu unterteilen. Jedes Viertel bekam einen Textimpuls
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zur Fortsetzung, zu dem die Teilnehmer in Einzelarbeit im Blick auf die Befassung mit der
Bibelgeschichte und die Weiterarbeit ihre Fortsetzungen notieren sollten:
- Im Vordergrund stand …..
aber….
- Ich sehe eine Verbindung zu meinem Leben …
- Gott ist hier im Spiel ….
- Meine wichtigste Einsicht ist….
Anschließend sollte die Kleingruppe sich darüber in Abwesenheit der Leitung austauschen
(wer würde Dirigent sein?) und wichtige Motive festhalten.
In der Auswertung zeigte sich eher Stillstand: als gemeinsames Thema war Schweigen
aufgetaucht und „Kraft geben und Kraft nehmen“, Zusammenarbeit in der Gruppe ebenfalls.
Die Materialzettel waren unberührt, es gab keine zentralen Notizen und keinen Entwurf.
Abschluss mit dem Feedback durch die Predigeruhr: Mehrheitlich stand sie auf schweigen
mit dem Wunsch, ins Reden zu kommen.
Entrollen (5 Min,18-7)
Am folgenden Tag wurden die Teilnehmer gebeten, ihre Tonfigur, die bislang auch als
Referenzstichwort diente aus der Mitte zu nehmen, bewusst auf einem Tisch abzustellen und
dazu den Satz zu sagen: „Ich bin nicht Jesus, Tagelöhner, Mechaniker, Wache, Herr
Shoppen, Bettler, sondern + jeweiliger Vorname“, damit symbolisch eine Disidentifikation mit
der Rolle der Figur möglich wird.
Auf wie viel Füßen kann die Gruppe stehen ( 20 Min,18-7)
Im Außengelände bekommt die Gruppe die Aufgabe, zu testen, auf wie viel bzw. wie wenig
Füßen sie stehen kann. Dieser offene Impuls soll dazu ermuntern, kooperativ das frühere
Standbild „Kraft geben und nehmen“ nun in eine gemeinsame Tragefigur zu überführen, in der
durch geschickte Verteilung der Lasten und Zusammenwirken, einige ohne Berührung des
Bodens mit den Füßen beteiligt sein können (Huckepack, per „Schubkarre“, auf verschränkten
Händen getragen. Dabei spielt eine Rolle, wer sich zum Lastträger macht, wer sich tragenden
Kräften anvertraut, wie lange die Belastung gehalten werden muss, bis die letzten sich zu
eigener Beteiligung an der Aufgabe entschlossen haben.
Bulle im Ring – einer will raus (20 Min 18-7)
Im Gegenüber zur gemeinschaftlichen Übernahme einzelner Lasten, geht es bei dieser Übung
darum die eigene Kraft gegenüber der Gruppe zu erproben und zu stärken. Die Gruppe stellt
sich barfuß um eine Person herum. Diese hat die Aufgabe, aus dem Kreis zu kommen, die
anderen, die Aufgabe, dies nicht zuzulassen. Durch geschicktes Ausnutzen von Lücken
zwischen Personen, zwischen den Beinen oder durch eine zu schwache Kette verschränkter
Arme, vielleicht auch durch Hin- und Herrangeln, starke Kraftwirkung, übersteigen nach oben
oder Kitzeln gelingt es mehreren, die Aufgabe für sich zu lösen.
Regeln in dieser Gruppe (45 Min,18-7)
Nach den spielerischen Körperübungen, in denen es um Selbständigkeit, eigene Kraft,
gemeinsames Tun ging, bekam die Gruppe die Aufgabe, zunächst auf einzelnen Zettel
verschiedene Fortsetzungen zu Regelanfängen zu formulieren, welche Regeln in dieser
Kleingruppe gelten sollten:
- Jeder in dieser Gruppe sollte
- Keiner in dieser Gruppe sollte
- Keiner in dieser Gruppe darf
Jeder schrieb mindestens zu jedem Impuls 1 Satz auf, mehr Sätze waren möglich.
Anschließend verlasen alle die von ihnen aufgestellten Regeln und ordneten sie einem der auf
Tonkarten notierten Impulse zu. In einem nächsten Schritt überlegten drei Untergruppen für
ein Plakat und zugehörige Regelsätze, welche Regeln zusammengehören und wie dies in zwei
Grundregeln zusammengefasst werden könnte. Diese Zusammenfassungen wurden den
anderen vorgestellt und auf den Kartonpappen notiert, die dazu gehörenden Zettel
aufgeklebt. Es wurden ale aufgefordert, stehend dort einen Platz einzunehmen, wo sie die
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Verwirklichung der Regel am schwierigsten finden und dies kurz zu erläutern. In einem
nächsten Schritt wurden alle gebeten, sich zu der Regel zu stellen, wo sie meinen, einen
Beitrag zur Einhaltung und zum Gelingen leisten zu können und dies einander mitzuteilen: ich
kann dazu beitragen, indem ich…Abschließend notieren alle in ihr Liederbuch drei wichtige
Regeln, die ihnen etwas bedeuten und notieren dazu auch die auf Zetteln dazugeklebten
Kommentare anderer, was sie beitragen können.
In der Auswertung blickt die Gruppe zurück auf ihr Thema Beteiligtwerden (Gleichnis), auf
Hilfen und Schwierigkeiten dabei und gemeinsame Erkenntnisse. Schlussfeedback mit der
Prediger-Uhr.
Die Arbeit am Entwurf für das Kreuzelement griff dann auf einfache Bildentwürfe urück, die
nebeneinandergelegt, diskutiert und kombiniert wurden.
16 B) Jesus und die Ehebrecherin Joh 8,2-11 (15-7)
Die Endkonstellation in der Arbeit mit den Tonfiguren zeigte fast alle Figuren von Jesus und
der Frau abgewandt, zurückgezogen zu den Herstellern der Figuren. Alle waren sehr bei sich
und notierten aus der Geschichte das Wort, das ihnen am wichtigsten war und darum nicht
vergehen solle. Mehrheitlich war es der Satz „Ich verurteile dich auch nicht.“ In der
Überlegung des Teams war diese Geschichte in Bezug auf das Körperkreuz der „Herzseite“
zugeordnet worden. Da in der Kleingruppe viele Konfirmanden Erfahrung mit Scheidung,
Trennung der Eltern hatte, vermuteten wir, es müsse noch weiter darum gehen, wie solche
Situationen zu beurteilen sind, wie ich mich darin verhalten kann.
Alligator River (15-7)
In der Gruppe hatte sich als wichtiger Aspekt herausgestellt, dass es Worte geben könnte,
die frei machen von verurteilendem Gruppendruck. Die Gruppe arbeitete zunächst an der
Frage der Burteilung/Verurteilung des Handelns anderer Personen mit Hilfe der Übung
„Alligator River“ (nach K. Vopel). Dabei wird eine Geschichte präsentiert, in der eine Frau zu
ihrem Geliebten möchte, jedoch zur Überschreitung eines Flusses voller Alligatoren auf einen
Fährmann angewiesen ist, der sie erpresst und Geschlechtsverkehr von ihr als Lohn fordert.
Die Frau erzählt dies einem Freund, der nicht in die Sache hineingezogen werden möchte. Sie
tut dem Fährmann den Gefallen und beichtet alles ihrem Man. Dieser verstößt sie daraufhin
eifersüchtig. Sie erzählt es einem weiteren Freund, der ihren Geliebten verprügelt. Die
Gruppenteilnehmer sollen zunächst alle Personen der Geschichte notieren und der
Reihenfolge nach ordnen, wessen Handeln sie am ehesten liebevoll bzw. am unakzeptabelsten
und am wenigsten liebevoll finden. Jeweils eine Begründung muss angefügt werden.
Anschließend sollen sie für die Person oben und unten auf der Liste in Ich- Form eine Rede
entwerfen, in der die Person ihr Verhalten begründet und um Verständnis wirbt. In einer Art
Pro - und Contra Show wird zuerst das Ergebnis der Einschätzungen festgehalten,
anschließend halten die Personen ihre Plädoyers und wird das Ergebnis der Abstimmung
erneut erhoben. In einem Austauasch geht es um die Frage, was unser Handeln motiviert, was
uns andere beurteilen und verurteilen lässt in verzwickten Situationen. Die Gruppe mochte
sich nur schwer auf weitere „Beurteilungen“ einlassen.
Bibeltheater (17-7)
Die Gruppe befasste sich im Nachspielen erneut mit der Bibelgeschichte, insbesondere mit
der Frage, wie man sich in welcher Rolle fühlt: Woher kommt die Lust zu steinigen, wie
ergeht es jemand, der alleine gegenüber so vielen steht. Dabei spielte zunehmend nicht
Verurteilung, Schuld die Hauptrolle, sondern die Frage: was macht Gruppendruck mit mir.
Oder ich erlebe Gewalt, und weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Drinnen und draußen sein,
sich anpassen oder individuellen Wegen nachgehen wurde zu einem wichtigen Thema.
Bilder zum Gruppendruck (17-7)
Die Kleingruppe sah Verbindungen der Bibelgeschichte zum eigenen Leben besonders im
Gruppendruck (Beurteilung, Gebote, Verurteilung und Sanktionen), der einzelne zwingt zu tun,
was andere wollen bzw. sie verletzt, wenn sie dies verweigern. Dazu malten die Teilnehmer
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mit Ölkreiden auf Tonpapier typische Szenen der eigenen Lebenserfahrung. Es kam darauf
an, die dabei gesprochen Worte in Sprechblasen kenntlich zu machen. Es tauchte als häufiges
Motiv die Bergwelt Südtirols auf. Ein Anzeichen dafür, dass diese Mechanismen wie sie aus
Clique und Schule bekannt sind (weiteres wichtiges Motiv) auch im Zusammensein in Südtirol
präsent sind oder jedenfalls ähnlich erlebt werden. Einige Szenen enthalten deutlich
Hinweise auf Verletzung und Gewalt (Fäuste, Messer, Tränen). Sichtbar war immer die
Konstellation Mehrere und einer, der alleine dasteht. Merkwürdig bedeutungsvoll wurde den
Gruppenteilnehmern der randständige Hinweis aus der Bibelgeschichte auf den Ölberg,
vielleicht als der befürchtete Ort eigenen Schadens und Leidens (hervorgehoben sein) oder
als Anspielung auf zu bewältigende Berge von Druck bzw. das Umfeld in Südtirol selbst.
Anschließend befasste sich die Gruppe damit, diese Bilder einander vorzustellen und davon zu
erzählen, wo sie dies erleben und insbesondere zu sichten, von welchen Sorten/Sätzen
solcher Druck ausgeht (Beispiel: Wenn du dazugehören willst, musst du das machen) bzw. was
daraus befreit. Dabei stellte sich als befreiender Satz heraus: Du musst nicht immer machen,
was andere von dir wollen.
Kreuzsymbole aufsuchen (18-7)
Die Gruppe suchte in St. Johann nach Kreuzen, jeder entschied sich für eines und erzählte
der Gruppe davon, was dargestellt ist, wo das Kreuz steht, wie das Kreuz in seiner Umgebung
wirkt. Dieses Gespräch wurde unter einer großen Christusdarstellung auf einer Wiese nahe
St. Johann geführt und ergab – bei 20 Kreuzen, von denen erzählt wurde – eine Ahnung, wie
eine Kreuzdarstellung viel mit eigenem Erleben zu tun haben kann.
Worte kostbar machen (20-7)
Weiter suchte die Gruppe im Ort nach symbolgewordenen Worten und Zeichen und ging der
Frage nach, wie andere das „haltbar“ machen, was ihnen wichtig geworden ist.
16 C) Jesus und die Ehebrecherin (Joh 8, 2-11)
Nach Abschluss der Arbeit mit den Tonfiguren erarbeitete die Gruppe in einem Standbild mit
Interview der Personen die unterschiedlichen Tendenzen: einige beharrten auf Verurteilung,
einigen war diese Frage egal, das sie selbst anderes von Jesus wollten, einige stellten sich
gegen die Bestrafung.
Nun ging es im Folgenden um die Frage, was Urteile verändert. Wichtig war das Symbol des
schweigend in den Sand schreibenden Jesus: die übrigen müssen miteinander ins Gespräch
kommen und sich selbst ein Urteil bilden.
Schuld und Vergebung (15-7)
Die Gruppe nähert sich dem Thema mit einer Übung nach Vopel, bei der zunächst ein
Fragebogen bearbeitet wird:
1) Welche Berufe beschäftigen sich mit Schuld?
2) Würde ich davon gern einen Beruf ausüben?
3) Wenn ja, welchen?
4) Was ist der Unterschied zwischen einem Richter und einem Pfarrer?
5) Wem gegenüber kann ich schuldig werden?
6) Der unschuldigste Mensch, von dem ich je gehört habe ist:
7) Wer schuldig ist muss ...
8) Eine wichtige Schuld, die ich selbst begangen habe, ist ...
9) Habe ich einem anderen Menschen schon mal eine Schuld vergeben?
10) Wie war das möglich?
11) Was ist für mich die Voraussetzung, dass ich anderen vergeben kann?
12) Ist mir schon einmal eine Schuld vergeben worden?
13) Was soll Gott mir vergeben.
Nach Einzelarbeit mit dem Fragebogen und Besprechung in Triaden wurden wichtige Punkte in
der Kleingruppe zusammengetragen.
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Unterschiedliche Reaktionen (17-7)
1. In der Gruppe wurde nun in einem weiteren Arbeitsschritt nach Vopel anonym eine
persönliche Schuld notiert, die wir uns bisher nicht vergeben konnten. Dazu wurde auf
einem Kärtchen die Situation und wem gegenüber wir schuldig geworden sind,
aufgeschrieben.(Daraus wurde als Element im Kreuzkasten aufgegriffen, dass diese
Zettel, unsere „Sünden“, auch an der Seite im Kasten hängen).
2. Diese Kärtchen wurden eingesammelt und neu verteilt.
3. Ein Kärtchen wurde (anonym) vorgelesen und dann hat jeder/ jede reihum ein
Statement dazu abgegeben mit einer Wertung, einem Gefühl, einer persönlichen
Aussage zu der Schwere der Schuld. So wurde mit allen Karten verfahren.
4. In der Auswertung haben alle dann noch mal überlegt und auch etwas dazu gesagt, ob
das Besprechen der Schuld, beziehungsweise das Hören der unterschiedlichen
Meinungen zu der eigenen Schuld, etwas an dem „sich schuldig fühlen“ verändert hat.
Zitat: „Uns wurde geholfen, weil wir über unsere Schuld gesprochen haben.“
Der Weg zur Veränderung (17-7)
Als Impuls Jesu in der biblischen Geschichte wurde in der Gruppe sehr bedeutsam
aufgefasst, dass er nicht ins Gespräch eingreift, sondern in den Sand schreibt oder malt. Die
Kleingruppe begab sich mit Straßenkreide auf den Parkplatz vor dem Haus und schrieb
mehrere Einfälle vor dem Gruppenhaus auf, was Jesus geschrieben haben könnte: „Die
Menschen reden und reden und reden“ – „Ich fälle kein Urteil“ „Lasst mich doch in Ruhe“ –
„Ich glaube, dass jeder Mensch gesündigt hat“ – „Was wollen die von mir?“ – „Warum fragt
ihr mich?“ – Vater Unser
Ein Bild für das Glaskreuz (17-7)
Die Gruppe entwarf dann zunächst einzeln Bilder, welche Themen und Darstellungsformen im
Glaskreuz wichtig sein sollten und entwickelte daraus eine gemeinsame Darstellung, die dann
gestaltet wurde
16 D) Heilung des Bartimäus (Mk 10, 46-52)
In der Beschäftigung mit der Positionierung der Figuren zu Jesus in der Bibelgeschichte
hatte sich etwas von der Gruppenhaltung zur Mitarbeit in der Kleingruppe gespiegelt:
Aggression auf Jesus, grundsätzlicher Glaube an Heilung ohne Bereitschaft, sich auf die
Frage einzulassen: was soll ich für dich tun? die Jesus stellt, unbeteiligte Passivität
Soziogramm (15-7)
Mit Hilfe von Schuhen wurde ein Soziogramm erarbeitet, d.h. der Versuch, darauf zu
schauen, wie die Mitglieder in der Kleingruppe zueinander stehen und miteinander verbunden
sind. Nur mühsam gelang es, ein Bild zu entwickeln, das keinem behaupteten Ideal
(geschlossener gleichmäßiger Kreis) entsprach, sondern der Rollenverteilung, die aktiv
beteiligte, Randfiguren und unbeteiligtere Figuren kennt.
Turmbauübung (15-7)
Die Gruppe bekam Materialien und Aufgabenstellung, miteinander einen möglichst hohen,
möglichst schönen und stabilen Turm zu bauen. Dabei ging es in der Auswertung der
Erfahrungen darum, wer in welcher Weise aktiv geworden, mit anderen oder für sich an der
Aufgabe gearbeitet hatte, was hilfreich und was störend gewesen war.
Vertrauensweg (15-7)
Um die Bedürftigkeit des Bartimäus und die Frage des Vertrauens auf Hilfe in den eigenen
Erfahrungsbereich zu rücken, führte die Gruppe einen Vertrauensweg durch, bei dem jeweils
paarweise schweigend eine Person die andere, deren Augen verbunden waren, durch Raum und
Landschaft führte. In der Auswertung ging es um die Frage, wann ich mich darauf einlassen
kann, mich anderen anzuvertrauen, wie leicht es mir fällt, darauf zu schauen, was andere
wollen und brauchen. Wo liegen Verbindungen zum Hilferuf des Bartimäus, zur Reaktion der
anderen, zu Jesu Frage: Was kann ich für dich tun, was willst du selbst?
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Jeux biblique und Standbild (17-7)
Die Gruppe arbeitete zunächst weiter mit Methoden des jeux biblique an einer die
Gruppenteilnehmer einbeziehenden Darstellung der Geschichte, es wurde versucht, die
wesentlichen Spannungen der Figuren in einem Standbild festzuhalten.
Ein Bild zum Thema Vergehen, Vergebung (17-7, 18-7)
Die Gruppenteilnehmer entwickelten kurze Stichworte zur Losung für sich und zeichneten
dazu einen Bildentwurf. Im Austausch bilden sich mögliche Inhalte für das Kreuz heraus
(Himmel+Erde, Vergehen Vergebung mit Vaterunser Worten). Drei Untergruppen erarbeiten
dazu Gestaltungen für das Kreuz.
17. Gebetsfahnen-Worte im Wind (30 Min, 19-7)
Als kleine „Einheit“ zum Thema wurden bei der Überschreitung des höchsten Punktes
(Bergrücken) zum Waldnersee zum Bergfest nach einer Besinnung in Anlehnung an das
Morgengebet (Wohin wir uns wenden) im Blick auf das, was wir hinter uns lassen, was uns „am
Arsch vorbei ging“ und auf das, was wir mit uns tragen, was uns Rückwind gibt und den Rücken
stärkt, Gebetswünsche für die zweite Hälfte des KFS auf Stoffbahnen geschrieben und dort
angebracht. Einerseits ein Symbol für „bleibende Worte“, der Wind hält unsere Gebete in
Bewegung (Gebetsfahnen in Asien), zugleich ein Symbol für das Ver-Gehen, da wir die Worte
dort zurücklassen und diese Fahnen einmal zerzaust oder vom Schnee erdrückt sein werden
nach dem Winter.
18. Glaskreuz (90 Min, je nach Gruppe an unterschiedlichen Tagen, 17-7,18-7,20-7,25-7)
Zu unterschiedlichen Zeiten waren in den Kleingruppen, wie gezeigt, Ergebnisse und
Gestaltungsentwürfe für ein Teil des Transparentkreuzes zur Verfügung. Dann arbeitete die
Gruppe jeweils konzentriert an der Beschaffung, Herrichtung und Installation des gewählten
Materials. Erst nach einer Woche waren auch die letzten Kreuzteile fertig, da zwischendurch
anderes Programm lief und andere Arbeitsschritte folgten. Teilweise arbeiteten Gruppen
parallel zu workshops noch an ihrem Kreuzelement.
Ergebnis:
A) Auf feinem Papier als halbtransparente Grundlage ist die Geschichte von der
Ehebrecherin als ganze notiert. Bei geeignetem Lichteinfall wird ein Berg (Ölberg)
sichtbar, eine Figur zeigt den in den Sand schreibenden Jesus in orange, umgeben von
Menschen. Auf der unteren Rahmenkante ist auf sandartigem Relief der Anfang des
Vaterunsers in hebräischen Buchstaben dargestellt als Einfall, was Jesus geschrieben
haben könnte. An beiden Seitenrändern sind auf Fäden aufgezogen kleine Zettel
angebracht, auf denen die Gruppenteilnehmer eigene Schuldgeschichten notiert
haben, wo sie schuldig geworden sind im Leben. Wichtig ist der Gruppe ein Element
der Leichtigkeit, dass Geist/Lufthauch (Siehe Morgengebet) symbolisiert: im
Austausch mit der Umwelt sein, im Gespräch (auch über Schuld) miteinander sein. Das
ist ein wichtiger Impuls, der von Jesus ausgeht. So ermöglicht er, neue Wege aus
Schuldgeschichten heraus zu gehen.
B) Außen zeigt die Folie auf der einen Seite eine Uhr mit den bekannten Uhrzeiten, auf
der anderen eine Uhr, um die rundherum die Verben aus dem Text Prediger 3
angeordnet sind. Ein Zeiger, an drehbarer Achse in der Mitte befestigt ermöglicht
mit einem Korkengriff, an dieser Uhr zu drehen und das Symbol des Vergehens in
Gang zu halten. Im oberen Bereich des Kastens „Himmel“ schwebt ein Peace-symbol
als Friedenszeichen, darum herum gefaltete Papierflieger, die Schuldbelastung
symbolisieren: weil es Vergebung gibt (zentraler Text des Vater Unser) ist trotzdem
Leben möglich (= fliegen). Im Erdbereich sind durch Playmobilfiguren „Himmel und
Erde“ dargestellt: Schöpfung und Möglichkeiten, wie Menschen eine Gruppe sind (ein
Kreis) oder etwas zusammen tun und sich vertragen (Hände reichen). Ein „Gottesauge“
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auf einer Wolke hat diese vielen unser Leben (Himmel und Erde) bestimmenden
Bereiche im Blick.
C) Durch den Kasten zieht sich ein imaginärer Trennstrich, der die Vielen vom Einzelnen
trennt, zugleich die Abwehr von Gruppendruck symbolisiert. Sie schützt vor
Vereinnahmung und hilft, das zu tun, was wir selbst für richtig halten und sich nicht
Stimmungen zu beugen. Auf der einen Seite zeigen ein Pferd und zwei Kühe
(Playmobilfiguren in Erinnerung an die Beschäftigung mit dem Vater Unser) den Druck
an, indem die Kühe versuchen, das Pferd wegzuziehen, auf der anderen Seite
symbolisieren Figuren die Situation Jesus-Ehebrecherin/Einzelne, das Jesu Trost und
Stärkung zeigt. Als Beschriftung trägt die Außenfolie des Kastens auf der einen
Seite den Jesussatz aus der biblischen Geschichte: Ich verurteile dich auch nicht.
Auf der anderen Seite steht: Man muss nicht immer machen, was andere sagen, die
Auslegung, die in de Gruppe bedeutsam geworden war. .
D) Das Fenster zeigt in der Mitte drei Figuren, von denen eine links kniet und eine oben
rechts, wie ein Kletterer an der Wand hängt. Beide reichen von oben und unten einer
mittleren Figur die Hände (Kraft geben und nehmen). Sie symbolisiert die Erfahrung
in der Übung „Säureteich“) in gemeinsamer Kraftanstrengung kann jemand am Seil
hangeln und den Schatz bergen. Der Bereich, dem die Figur entgehen möchte ist
durch ein Großes Gefahrenwarnzeichen (Dreieck mit Ausrufezeichen) symbolisiert, an
dessen unterem Ende die Gefahr versinnbildlicht wird durch die drei Affen (nicht
sehen, nicht sprechen, nicht hören). Dies ist in der Gruppe das Symbol für die
unterschwellige große Gefahr, mit der Beteiligung, Vertrauen, Öffnung, Redebeiträge
in der Gruppenarbeit wahrgenommen wurden: die Teilnehmer werden zu schweigenden
Personen, die tun, als ob sie nicht da sind und sich nicht beteiligen können. Dies
entspricht der Rolle der Bettler in der Beschäftigung mit dem Gleichnis vom
Weinberg, das Gefahrenzeichen steht auch für die dortigen massiven Wachen. Die
Figur in der Kraftkette streckt aber einladend den Arm aus. Als Ermutigung wird der
Satz aus dem Gleichnis auf der Folie notiert: Geh auch du in meinen Weinberg! Als
Ziel des Weges und der Möglichkeiten taucht im Hintergrund ein Dreieck mit Auge
(Gottesauge) auf. Von diesem gehen kräftige Ausstrahlungen aus (Fäden), denen als
Beschriftung der Folie Stichworte aus der Gruppenarbeit zugeordnet sind:
Vertrauensübung, 10 Schritte usw. . Sie stehen für mögliches Beteiligtsein, „MitArbeit“, das von Gott ausgeht. Auf dem Gottesauge ist die Losung Mk 13, 31
aufgeschrieben und markiert z.T. dessen Ränder: Wer sich damit befasst, kommt
Gott in Umrissen näher. Auf der Folie sieht man im unteren Bereich ein hebräisches
Chet, das in der jüdischen Mystik Symbol für Tür und Tor (etwa zum Marktplatz) und
zugleich für die Angst (Schwellenangst) ist, im oberen Bereich das Tau, das einem
Chet mit Mittelpunkt ähnelt. Es steht für den siebten Tag, der hilft, sich wieder zu
finden, für das Ziel. In der Spannung beider Buchstaben ist damit noch einmal der
spannungsvolle Prozess von Öffnung, Zugang, Angst, Gefahr, und Ziel und Gott im
Hintergrund eingefangen.
19. Das Beste/Schlimmste, was mir jemand sagen könnte (45 Min, 23-7)
Die Übung versucht der eingreifenden Macht von Sätzen im eigenen Leben oder in
Lebenssituationen erneut auf die Spur zu kommen. Nun nicht mehr in Besinnung auf Sätze,
die z mir gesagt wurden/werden, sondern in Besinnung auf das, was für mich beglückend oder
vernichtend wäre. In der Kleingruppe wurden diese Einfälle ausgetauscht und im Liederbuch
notiert. Dabei zeigte sich, dass in Folge der in der Arbeit an den Bibelgeschichten in allen
Gruppen stark mit thematisierten Situation „Hier und Jetzt“ im KFS viele auch von Fantasien
und Befürchtungen ausgingen, die sich auf dieses Hier und Jetzt bezogen. Wichtig war, dem
nachzugehen, warum etwas seine Wirkung haben würde.
20. Psalm schreiben (120 Min, 23-7)
Seite 125 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Im Plenum wurden auf großen Flipchartblättern Einfälle zur in dieser Phase des KFS absolut
dominierenden Überschrift „Zusammen leben“ notiert, die aus der Gruppe zugerufen wurden.
Dabei geht es nicht um Sätze, sondern Einzelworte aller Wortarten (anstrengend, Streit,
tanzen). Anschließend wurden alle aufgefordert, nach Kleingruppen geordnet sich allein oder
zu zweit zwei bis drei Worte jeder Wortart notieren sollten, die sie am meisten
beschäftigen.
In der Kleingruppe arbeiteten nun Einzelne und Zweierteams daran, zu diesen Worten
einfache erfahrungshaltige Sätze (nicht längere Satzgefüge) auf jeweils einem
Papierstreifen pro Satz zu formulieren. Beispiel: Mit anderen ein Zimmer zu teilen, ist
anstrengend – Streit kann wieder geschlichtet werden, wenn man sich ausspricht. In der
Kleingruppe wurden nacheinander alle diese Sätze vorgestellt und auf dem Boden abgelegt.
Anschließend wurden schweigend diese Sätze so untereinander und zueinander gelegt, das
zusammengehörende Gruppen und nach einer Weile lange Reihen, aneinander anschließender
Sätze entstanden.
Nun wurde auf Flipchart erneut gemeinsam nach dem ersten Muster ein brainstorming
angefertigt zu Begriffen aus der religiösen Sphäre (Gott). Jeder einzelne notierte sich
daraus zwei bis drei Worte und begann Sätze zu formulieren, die ihm, ihr wichtig und möglich
waren. (In einer Kleingruppe wurde als Hilfe angeboten, die Sätze in Du-form, d.h. bereits als
Gebetsansatz zu formulieren. Auch dieses geschah auf (zum Teil andersfarbigen)
Papierstreifen. Nun wurde erneut schweigend von jedem Gruppenteilnehmer der jeweilige
Satz den übrigen Erfahrungssätzen zugeordnet. Anschließend arbeiteten erst Untergruppen,
am Ende die ganze Gruppe gemeinsam daran, durch Verschieben der Streifen alle Sätze
(inklusive de religiösen Sätze) zu einem Gesamttext in langer Reihe zu sortieren. In einer
Kleingruppe wurden die Sätze dann mit Tesa aneinander befestigt und an der Decke des
Gruppenraums aufgehängt.
Nun fanden sich Untergruppen, die für jeweils einen Abschnitt die Redaktionsarbeit am Text
übernahmen. Dabei konnten Ergänzungen angefügt, Übergänge geschaffen, Sätze aus Wir- in
Du-Form usw. umformuliert werden. In dieser Weise entstanden schlüssige Psalmtexte, die
dem Sprachgebrauch der Psalmen sehr ähneln, aber eigene Erfahrungswelt und
Glaubensaussagen umfassen. Diese wurden in Reinschrift auf DIN-A4-Blätter übertragen und
am Schluss vorgelesen. (Für die spätere Taufe arbeitete erneut eine Gruppe daran, aus den
vier Texten geeignete Passagen auszuwählen und zu einem Gottesdienstpsalm mit mehreren
SprecherInnen zu gestalten.
Der Gedanke hinter der Übung war, dass die Überführung von schönen und schwierigen
Erfahrungen in eigene Worte (Aussagen, Klagen, Fragen) und in Gebetsperspektive neue
Wege und Sichtweisen eröffnen können.
21. Ein Wort wird mein Wort (Tauf-/Konfirmationssprüche) (90 Min, 23-7)
Im Plenum waren in mehrfacher Form drei Listen mit biblischen Worten an den Wänden
aufgehängt. Die Listen (aus KU-Praxis) waren sortiert nach den Leitworten „Liebe“
„Weg/Wege“ „Segen/segnen“. Jedes Gruppenmitglied sollte als ersten Schritt zur Wahl
eines „bleibend bedeutsamen Wortes“ (= Tauf- bzw. Konfirmationsspruch) zuerst aus der
Liste, die ihnen das wichtigste Stichwort liefert zwei Bibelworte auswählen, nachdem die
ganze Liste gelesen wurde, und diese ins Liederbuch abschreiben. Dann wurde mit Hilfe von
vorher ausgefüllten Datinguhren, auf denen einige Verabredungen getroffen waren, mit den
Partnern diese beiden Sprüche besprochen. Ich sage, was mir wichtig an den Bibelworten ist,
der Partner sagt mir Kommentare dazu und sagt, welchen er/sie für mich wählen würde und
warum. Kommentare und diese Wahl werden notiert. Anschließend wird dieser Schritte mit
zwei weiteren Gesprächspartnern durchgeführt.
Als nächstes werden die Teilnehmer gebeten, aus den anderen beiden Listen in Auswahl
Sprüche zu lesen und 1 zu wählen der gefällt. Dann findet eine neue Partnerbesprechung
statt, in der der aus der ersten Liste bevorzugte Spruch und ein zweiter vorgestellt,
Seite 126 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
kommentiert und besprochen werden. Nach erneutem Bedenken aller Kommentare und
Vorschläge, entscheidet sich jeder Konfirmand für einen Spruch, notiert diesen schön und
gesondert im Liederbuch und gibt ihn der Pfarrerin/dem Pfarrer der jeweiligen Gemeinde
bekannt.
22 Wortverdichtung im Symbol-Stempelherstellung (120 Min,24-7)
„Meine Worte bleiben“ - in Anknüpfung an die gefundenen Konfirmationssprüche wurden im
Plenum alle Konfirmanden über die Technik der Stempelherstellung informiert (auf Zetteln
ein Symbol zum Spruch gestalten- das Symbol auf Moosgummi übertragen durch ausschneiden
– Moosgummi seitenverkehrt auf Pappe kleben- mit Farbe bestreichen und Stempel
aufdrücken). Es ging dabei darum, das wichtigste an dem gewählten Bibelwort in symbolischer
Weise zu „verdichten“. Die Technik erlaubt nur sehr elementare Symbole und nur
Darstellungen, die gewissermaßen „digital“ funktionieren wie ein Holzschnitt: eine Fläche kann
am Ende farbig sein oder Farbe aussparen. In Tischgruppen berieten die Teamer alle bei der
Überlegung zur Wahl eines Symbols und bei der Herstellung der Stempel. Am Ende hatten
alle ein Symbol gefunden, einen Stempel hergestellt und konnten dies im Liederbuch
abdrucken.
23 Taufe Vorbereiten (90 Min, 24-7) Während mit den drei Täuflingen ein Taufgespräch
über von ihnen ausgewählte Taufsprüche und Ablauf der Taufe und Beteiligung dabei abseits
vom Gruppenhaus geführt wurde, fertigten verschiedene Untergruppen Taufstolen mit
Aufdrucken aller entstandenen Stempelsymbole an, in denen sich die von anderen gewählten
Bibelworte verdichteten. Taufkerzen mit Wachsverzierung wurden hergestellt und
Tischdekoration und Schmuck für das festliche Abendessen am Tauftag. Mehrere Arbeiteten
an einer Gottesdienstfassung entstandener Psalmen mit mehreren Sprechern
24 Die Taufe begehen Die Taufe feiern: (90 Min, 24-7)*
*Der Taufgottesdienst wird in der Addition der Unterrichtszeit (siehe Gesamtzahl) nicht
berücksichtigt, da es ein Gottesdienst ist, gewiss stellt er aber wie viele andere Aktivitäten im KFS
Lernerfahrungen bereit und gehört- als Entfaltung der vorbereitenden Einheiten – mit in diese
Aufstellung.
Der Gottesdienst begann an der Stelle des Zusammenflusses eines Bergbaches (Trippach)
mit dem Ahrnbach an der Kofl-Aue mit verkürzter Zitation des Morgengebetes über das
Vergehen im Blick auf das Verfließen der Zeit und unseres Lebens. Am Bach wurde mit
Weiterreichen Wasser in eine Taufschale geschöpft und dann zur Kapelle St. Martin in Ahrn
getragen.
Gottesdienstablauf:
Wie Wasser fließt, sind wir da in der Zeit, die verfließt. Gott hält alles in uns zusammen wie
die Schale das Wasser – LIED Meine Zeit steht in deinen Händen – Bitte um Nähe Gottes –
GEBET: Auszüge aus den Psalmen, die in den Kleingruppen entstanden (mehrere Sprecher) –
LIED Du kannst der erste Ton – Besinnung darauf, was Worte können WASSR FEUER EISEN
SPEISE BALAM (Team) – LIED mit Guten Wünschen (dabei Bekleidung mit Solen) Taufansprache „Sanduhr und Bibelworte“ LIED Die Zeit zu beginnen ist jetzt – Taufhandlung
Übereichung Taufkerzen – Tauferinnerung mit Wasserkreuz durch Team, begleitet von
Sologesang Lied Jeden Morgen, Vater Unser Segensbitte, Lied Entdeck bei dir den nächsten
Schritt
25.Unvollständige Sätze (30 Min,26-7)
Im Plenum wurde mit einer dem Plenumsleiter vorliegenden Liste von unvollständigen Sätzen
(d.H. Satzanfängen) eine Auskunftsrunde nach klaren Regeln eröffnet: Zuerst nennt der
Leiter einen Namen, von wem er die Fortsetzung das Satzes hören möchte. Nachdem diese
Person Auskunft gegeben hat, wählt sie eine Zweite, von der sie dazu etwas hören möchte,
diese wählt eine dritte. Anschließend wird ein neuer Impuls vorgelesen und die Person, die
zuletzt dran war wählt eine aus, von der sie dazu etwas hören möchte, diese wieder eine
zweite, diese eine dritte. Die Impulse geben entweder Aufschluss über spontan genannte
Grundeinstellungen „Mädchen möchten von Jungen…“ oder über Fragen im Umfeld der Losung
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
„Ein wichtiger Satz von Jesus ist…“ oder über persönliche Prägungen „auf eine einsame Insel
würde ich folgende drei Dinge mitnehmen…“. Durch die Übung erweitet sich noch einmal das
Spektrum dessen, was ich von anderen als Meinung erfahre.
26. In den Augen der anderen- Feedback (90 Min,26-7)- Diese Übung beschäftigt sich auf
kontrollierte Weise mit der Aufmerksamkeit für die Anderen und sich selbst. Sie ermöglicht,
Übereinstimmung und Differenz von Selbst- und Fremdwahrnehmung zu bedenken. Mit Hilfe
einer Liste von Adjektiven und Wertungen geben die Kleingruppenteilnehmer jeweils allen aus
der Gruppe „feedback“, d.h. erfahren voneinander, wie andere sie einschätzen in Bezug auf
die unterschiedlichen Eigenschaften, die vorgegeben sind (etwa vertrauenswürdig,
hilfsbereit, ichbezogen). Zu Beginn haben alle nach demselben Schema sich selbst
eingeschätzt. Einmal für die Zeit im KFS, zum Vergleich für die Zeit, wie sie sich zu Hause
wahrnehmen. Die Teilnehmer geben das Formblatt so herum, dass von jedem Gruppenmitglied
zu jedem Eigenschaftswort den anderen eine Einschätzung gegeben werden kann.
Anschließend erfolgt ein Geprächsaustausch, in dem persönliche Rückfragen an die anderen
gerichtet werden können, auf welcher Grundlage sie zu ihrer Einschätzung meiner Person
gekommen sind. Zum Thema werden die in der bisherigen gemeinsamen Zeit zumeist
begründeten Hintergründe von Wertungen und die Frage, warum andere Seiten von mir wenig
zum Zuge kamen.
27. Steinmale- (30 Min,27-7) die in Südtirol in den Bergen als Orientierungspunkte im
Gelände (besonders bei Schnee und Nebel) aufgerichteten Steinmanderln (kleine und
manchmal meterhohe) Steinhaufen) werden im Kleinformat im Gespräch der Kleingruppe
errichtet. Jeder Stein steht für einen Gedanken, eine Erfahrung, ein Erlebnis, an das ich
weiter denken werde und das wichtig geworden ist und das ich als bleibend aus dieser Zeit
mitnehmen möchte. Andere Steine werden über die Schulter weggeworfen als Ausdruck für
Dinge und Erfahrungen, die ich hinter mir lassen möchte. Die Kleingruppe reflektiert so noch
einmal die Eindrücke der drei Wochen und teilt sich davon etwas mit. Ort: An Toblkapelle,
Sand.
28. Brief an mich (30 Min,27-7) Jedes Mitglied der Kleingruppe begab sich nach Anleitung an
einen geschützten Ort im Umfeld der Toblkapelle, faltete aus einem DIN A4 Blatt einen
Briefumschlag und beschriftete diesen im Inneren mit einem Brief an sich über die Zeit im
KFS. Der Umschlag wurde verschlossen, an sich selbst adressiert, eingesammelt und wird von
den Pfarrämtern irgendwann im Laufe der Zeit (im Vorfeld des gemeinsamen Diaabends oder
eines gemeinsamen Tages zur Erarbeitung von Elementen für den Vorstellungsgottesdienst)
verschickt.
29. KFS-Auswertung (30 Min,28-7) Alle Teilnehmer geben ausführliche schriftliche
Rückäußerung zum Verlauf, zu Höhepunkten, Schwierigkeiten und Einsichten im KFS 2004 auf
einem vorbereiteten Formblatt, das am letzten Vormittag in Einzelarbeit zum persönlichen
Rückblick und Feedback, zur Bewertung und Evaluation im Team ausgefüllt wird und sich mit
Höhepunkten, Schwierigkeiten Bewertung des Teams und inhaltlichen Einsichten befasst. .
ANDACHTEN und GOTTESDIENSTE
Täglich begann der Morgen 7 Minuten vor dem Frühstück gemeinsam im Kreis stehend mit
einem Morgengebet. Die Gebetsworte wurden von einem Teammitglied (zumeist Tagesteamer)
gesprochen und von der Gruppe durch Körpergesten aufgenommen. Das Gebet drehte sich
inhaltlich um das Symbol des Kreuzes und diente der „Verortung“ im Raum (Himmel und Erde)
im Körper (Körperkreuz) und in der Gruppe (Worte unter uns). (Text siehe Anhang)
Zuerst wandten sich die Teilnehmer locker im Raumstehend gemeinsam den vier
Himmelsrichtungen zu (Westen, Norden, Osten, Süden), die Gebetsformulierungen kreisten
dabei in Variation eines Textes von Zink/Hufeisen um die Dimension des Vergehens, der
Gottesferne, der Sehnsucht nach Neubeginn und der Bitte um Kraft.
Seite 128 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Dann bildeten die Teilnehmer einen Kreis. Die den Gebetstext unterstützenden Körpergesten
verorteten das Vergehen von Himmel und Erde im Aus- und Einatmen, sowie in einer
verlangsamten Berührung der Körperpunkte Stirn, Bauch, Herzseite, Lungenseite
(Bekreuzigung). Es folgten Gesten der Öffnung, die ebenfalls ein nach außen gerichtetes
Kreuz bildeten (zu Gott/Himmel hin und zu seinem Wort) zu den Nächsten rechts und links
hin und ihrem Wort, meinem Wort an sie, zur Erde und allem, was ist. Das Gebet endete mit
dem Zutrauen zum bleibenden Wort Gottes, erneuter Bekreuzigung und Bitte um Segen.
Jeden Mittag wurde vor dem Essen am Tisch das Friedensgebet gesprochen, das zu einer
täglich von London ausgehenden Gebetskette um die Welt gehört. Es beginnt mit einem
Augenblick der Stille und wird gemeinsam auswendig gesprochen.
Am Abend vor dem Essen wurde ein kurzes Lied gemeinsam gesungen (Thank you Lord for
giving us food oder ein anderer kurzer Gesang)
Um 21.30 oder später versammelte sich die Gruppe um eine mit Tüchern und Kerzen und zum
Teil andere Gegenstände, die am Tag Bedeutung gewannen, gestaltete Mitte im Kreis auf
Sitzmatten im Tagesraum zu einem etwa 25 Minuten dauernden Abendausklang, der von den
TagesteamerInnen verantwortet und gestaltet wurde und musikalisch mit einer oder
mehreren Gitarren und Querflötenmusik begleitet wurde..
Zu Beginn wurde gesungen „Zeit für Ruhe“, am Ende wurde unter Handreichung (empfangende
und gebende Hand) die Segensbitte in Anlehnung an den aaronitischen Segen gesprochen.
Dazwischen wurden frei verantwortete, vorbereitete und gestaltete Besinnungen mit Texten,
Gebeten und Liedern vorgetragen. Im Anschluss wurden einige weitere Lieder mit denjenigen
gesungen, die noch dableiben mochten.
Themenstichworte der Abendausklänge:
Seele nachkommen lassen – Leben im Aufbruch – Harte Probe Leben – Wahrnehmen! – sich
verändern – was ist wirklich wichtig? – Was das Körperkreuz zusammenhält: Spannungen in
mir – sich Zeit nehmen – Hebräische Buchstaben: Tor/Furcht – Gefängnisse unserer Fragen,
neue Sicht – worauf wir Vertrauen setzen – Augenblicke des Glücks – Hindernisse – Wasser –
Erfahrungen miteinander – Sonnenkraft/ Kreuzeskraft – Besinnung aufs Transparentkreuz +
Geschichten-Koffer gepackt
Di 07. 07.2004 Reisesegengottesdienst St. Mauritius Gittelde zum Thema: Was Worte
vermögen zum Text Numeri 22 (Sehen Bileams) mit
Segenszuspruch durch den
Kirchenvorstand
Mi 08.07.2004 Reisesegenandacht in Immenrode: Von einem der auszog, sich selbst zu suchen
(jüd. Geschichte)
So, 11-07. Andacht in der Kirche zu Steinhaus gemeinsam mit KFS-Gruppe Gebhardshagen zur
geschnitzten Christusfigur, die in ihrer Dornenkrone durch Kreuze für die Familien des Tales
das Mittragen Christi symbolisiert
MO, 19-7 Besinnung zum Berg-Fest (Halbzeit des Seminars) auf einem Bergrücken am
Waldnersee mit Besinnung auf das, was mich belastet, mir „am Arsch vorbeiging“, und das,
was mir Rückstärkung und Rückenwind gibt: Errichtung von mit Wünschen und Gebeten
beschrifteten Gebetsfahnen dort
SA, 24-7 Gottesdienst zur Taufe von drei Täuflingen mit Wasserschöpfen an der Kofl-Aue
St. Johann und Gottesdienst rund um das Symbol der Sanduhr in St. Martin/Ahrn und
Tauferinnerung
So 25.-7 Gottesdienst mit allen KFS-Gruppen in der Pfarrkirche St. Johann „Himmel und
Erde werden vergehen meine Worte aber werden nicht vergehen“ Was wie bei einer Sanduhr
von erlebter Zeit durch uns hindurchgeht.
DI 26-7 Andacht in der Tobl-Kapelle am Besinnungsweg zum Sonnengesang des Franz von
Assisi in Sand in Taufers zum Thema: der Weg der Macht und der Unterdrückung vergeht
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
(Burgruine) – der Weg der sanften Öffnung für Gott und andere hat Zukunft (Statue und
Lebensweg Franz von Assisi)
Di 26-7 Erweiterter Abendausklang mit Vorstellung der Inhalte des gemeinsamen
Glaskreuzes durch die Kleingruppen und persönlichen Fürbitten um Nähe Gottes, die der
Vater-Unser-Trommel in der Kreuzmitte beigelegt wurden.
WANDERUNGEN- BERGTOUREN- GRUPPENAUSFLÜGE
10-7. Halbtageswanderung Frankbachwasserfall und Bizathütte
11.07. Auflüge zum Bergwerk in Prettau und zur Burg in Sand Tagesbergtour
14-07. Tagesbergtour Speikboden, Höhenweg Kleines Nock mit Anfahrt Seilbahn und Abstieg
nach Luttach 16-07 Tagesbergtour in den Sextener Dolomiten mit Klettersteigaufstieg zum
Paternkofel (2.700 m) und parallel Höhenweg im Gebiet Drei Zinnen über das Büllelejoch,
Abstieg nach Fischleinboden
19-07 Tagesbergtour zum Waldnersee (Aufstieg von Kasern, Abstieg nach Prettau) mit
BEsinung zum Berg-Fest auf einem Bergrücken dort
Mi, 21-07/22-07 Zwei-Tage-Bergtour der Hälfte der Gruppe (Aufstieg zur
Schwarzensteinhütte ab Stallila über Klettersteig Kamin, Hüttenübernachtung, Aufstieg zum
Gipfel des Schwarzenstein (3.340 m.) und Abstieg über Trippachkees nach St. Johann
22-7 Tagesbergtour Gruppenhälfte Aufstieg zur Lahner Alm am Talende mit Besichtigung
Kapelle Heilig Geist
27-Besinnungsweg Franz von Assisi Sand in Taufers mit Aufstieg zur Tobl- Kapelle. Dort in
der Kapelle gefeierte Andacht zu Franz von Assisi
28-07 Picknick und freier Nachmittag in der Keisstadt Bruneck
FREIZEITANGEBOTE/AKTIONEN
3 x Fete mit Musik und Tanz,
mehrere Abende ein- zwei Stunden Liedersingen in der Gruppe
2 Badenachmittage an der Kofl-Aue, St. Johann
Bunte Abende oder Nachmittage mit Gruppenspielen, Spielen in Mannschaften, Performances
von Einzelgruppen
2 Zwei Filmabende
Mehrfach ein Vormittag oder Nachmittag/Abend kreative Workshopangebote (Liederbuch
nähen und einbinden, Encaustic, Freundschaftsbänder knüpfen, Batiken, Fußball und
Gruppenspiele auf der Wiese Papierschöpfen, Stempelherstellung, Skriptorium zum Erstellen
von Texten und Kalligrafien mit selbstgeschnitzten Federn und ungewöhnlichen Materialien,
Aquarelle malen, Besteigung Wolfskofel
Mehr und mehr setzt sich eine stärkere Verknüpfung von kreativem Tun und thematischer
Arbeit durch: Das Liederbuch wird genäht und gestaltet und dient als Mappe zum Notieren
und Einheften aller Arbeitsschritte, Papierschöpfen, Encaustic und Stempel wurden damit
verbunden.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Programmplanung KFS 2004 Kirchengemeinde Schlewecke-Göttingerode
Donnerstag,
Freitag, 09.07. Samstag, 10.07. Sonntag, 11.07. Montag,
08.07.
12.07.
Vormittag
Martin
Vormittag
Wiebke
Vormittag
Deutschi
Vormittag
Jule
Vormittag
Sebbl
Mi
Vormittag
Kirsten
Vo
alles auf der
Langwiese!!
Ankunft ca. 9.00 h
Einheit 0
Einheit 1
Zimmer einrichten
„Kleingruppenfindu
ng“
„Lebenslauf“
Gottesdienst
in
St. Peter
Wanderung
Einheit 3
über
Adolf - Munkel
- Weg,
Nachmittag
Dienstag,
13.07.
Nachmittag
Wanderung zum
Nachmittag
Nachmittag
Nachmittag
Einheit 2
Ortsralley
„Sand wiegen“
„vertrauliche
Worte“
Abend
warm
Abend
warm
Abend
Donnerstag,
15.07.
Freitag, 16.07. Samstag, 17.07.
Sonntag, 18.07. Montag,
19.07.
Dienstag,
20.07.
Mi
Vormittag
Wiebke
Vormittag
Deutschi
Vormittag
Sebbl
Vormittag
Martin
Vo
W
Wanderung
Vormittag
Jule
Taufgespräch
Abend
Panascharte
und
Raschötz
Abend
Workshops
Abend
Na
Einheit 4
Workshops
Flitzer Wasserfall
Nachmittag
„blinde
Worte“
ausschlafen
freiwillig: GD in St.
Peter
Kutten batiken
zum
Nachmittag
Nachmittag
Einheit 5
„Rollentausch“
Tullen
Nachmittag
Vorbereitung
Taufgottesdienst
Vormittag
Kirsten
Einheit 6
freiwilliges Singen
„darum brauchst
du Jesus“
Nachmittag
Nachmittag
16.00 h
Taufgottesdienst
Ab
Fil
All
Zwei-
Nachmittag
Brixen
Na
Tages-
Taufworkshops
Abend
Abend
Donnerstag,
22.07.
Freitag, 23.07. Samstag, 24.07.
Vormittag
Deutschi
Vormittag
Jule
Abend
Neumond!!
Nachtwanderung
Vormittag
Sebbl
Abend
Ab
Ge
Sonntag, 25.07. Montag,
26.07.
Dienstag,
27.07.
Mi
Vormittag
Kirsten
Vormittag
Wiebke
Vo
Abend Buffet
Taufparty
3 Neigungsangebote:
Einheit 8
Workshops
Einheit 10
Klettergarten
„Glaubenstuch“
Lagazouitunnel /
Hexenstein
Nachmittag
Einheit 7
„ein Blick ins
Jenseits“
Abend
Geb. Robin
Hinsemann
Nachmittag
Nachmittag
Nachmittag
Abendshowplanung
AhrntalGottesdienst
Einheit 9
„Glaubenstuch“
Abend
„eigene Worte für’s
Leben“
Abend
Sonnenburg
Vormittag
Martin
Wanderung
zum
Peitlerkofel
bzw.
Nachmittag
Seite 131 von 178
Abend
AbendmahlGottesdienst
Nachmittag
Sass Rigais
Einheit
11
AbendmahlVorbereitungen
Abend
Workshops
„Abschied“
Abend
Abend
Abschluß
party
Na
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Themenplan mit Darstellung der Arbeitsschritte für KFS 2004
Kirchengemeinde Schlewecke- Göttingerode
Tagesablauf
7.45 Uhr
Wecken
8.30 Uhr
Frühstück
9.30 Uhr
„team time“
10.00 Uhr
12.00 Uhr
Programm / Einheit
12.30 Uhr
Mittagessen
13.15 Uhr
Bank
13.30 Uhr - 15.00 Uhr
anschließend „Klagemauer“
Mittagsstille (Ruhe im Haus oder raus!)
15.15 Uhr
„team time“
16.00 Uhr
18.00 Uhr
Programm / Einheit
18.30 Uhr
Abendessen
19.15 Uhr
Zimmerkontrolle (oder vor dem Mittagessen?)
19.30 Uhr
Abendprogramm
21.15 Uhr
Andacht in der Kapelle
21.45 Uhr
Zimmergruppe
22.00 Uhr
Nachtruhe
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Einheit 0
„Kleingruppenfindung“
Freitag Vormittag
A
Wir treffen uns auf der Wiese und spielen zunächst das Schuhspiel,
Atomspiel u.ä..
Dann bereiten wir die Kleingruppenfindung vor. Dazu bekommen die
Teilnehmer vorbereitete Textzettel mit eigentlich bekannten Worten von
Jesus, die sie richtig zusammensetzen müssen.
30
Die 11er-Gruppen haben als Wortbausteine:
min
Wenn Gott jetzt / seine Herrschaft aufrichtet, / geht es ähnlich / zu wie
bei einem / Senfkorn, / das jemand auf seinen / Acker gesät hat. / Es gibt
keinen / kleineren Samen; aber was / daraus wächst, wird / größer als
alle anderen Gartenpflanzen
Behandelt / die / Menschen / so, wie / ihr / selbst / von / ihnen /
behandelt / werden / wollt.
Liebe den / Herrn, deinen Gott / von ganzem Herzen, / mit ganzem /
Willen und mit / aller deiner / Kraft und deinem / ganzen Verstand! / Und:
Liebe / deinen Mitmenschen wie / dich selbst!
B
Die Kleingruppen gehen an ihre Arbeitsorte.
15
Es werden geklärt die Regeln und Bedingungen für ein gutes, min
gelingendes Arbeiten in der Kleingruppe. Die Ergebnisse werden auf Papier gesichert und sichtbar angebracht.
C
30
min
Wir nehmen die „Grundsituation“ der Teilnehmer auf: sie sind
von zu Hause weg, in einer neuen Umgebung und müssen sich
auf die Gruppe einstellen: abfinden - vorfinden - zusammenfinden. Alle
schreiben zu diesen Punkten in ihr Tagebuch etwas auf und dann tauschen
wir uns darüber in freier Runde aus.
Dabei geht es um ein Stück „Seelsorge“.
D
Zu dem Gruppenfindungssatz wird ein Standbild entwickelt
E
Alle Kleingruppen treffen sich auf der Terrasse und führen die jeweiligen
Standbilder vor
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Einheit 1
A
20
min
„Lebenslauf“
Samstag Vormittag
Eine Meditation auf der Wiese führt das Plenum im Geiste
durch ihr Leben zurück bis zu ihrer Geburt. Sie fangen also
sozusagen noch einmal von vorn an und schreiten es im Folgenden ab.
B
Dann werden nach und nach die Teilnehmer einzeln auf den 20
Sportplatz geschickt mit dem Auftrag, auf diesem
min Weg ihre früheste Kindheit zu bedenken. Auf dem Weg gibt es
dann auch eine Station „Kindergarten“.
C
40
min
D
10
min
E
30
Min
Weg zum
Am Sportplatz angekommen wird als erstes verdeutlicht: ab hier könnt ihr
schon schreiben und lesen, ihr seid also im Schulalter. Tagebücher, vorher
eingesammlt, jetzt verteilen!
An den Zäunen hängen Plakate zu einzelnen Lebensstationen:
FAMILIE / FREUNDSCHAFT / traurig sein / krank sein / überglücklich
sein / ? / SCHULE / LEIDENSCHAFTEN / was Leiden schafft / ...
An jeder Station können (sollen) sie ihre Erinnerungen / Erlebnisse /
Erkenntnisse aufschreiben. Sie können für jede Station ein neues Blatt
beginnen und sie mit einer Art Lebenslinie verbinden.
Nach und nach kommen die Teilnehmer in der Mitte des Platzes zusammen.
Dort liegt vorbereitet ein großes weißes Laken.
Darauf sollen alle ihre (Fuß-)„Spuren“ hinterlassen,
mit wasserlöslicher Farbe oder Stoffmalstiften, als Sinnbild für die
unterschiedlichen „Lebensläufe“
Noch auf dem Sportplatz teilen wir uns in die Kleingruppen auf und
reflektieren diese praktische Übung.
Wer mag, kann sein Lebenslauf den anderen vorstellen.
Es sollte aber noch nicht ausgiebig zur Sprache kommen, welches jeweils
die großen Hochzeiten und Tiefzeiten sind. Das brauchen wir erst in Einheit
2. Hier genügt der Überblick, das dient auch dem Kennenlernen und der
Vertrauensbildung.
Fragen könnten sein: gibt es für dich einen roten Faden in deinem
Lebenslauf? Ziehst du eine Bilanz, ein Fazit? Willst du etwas unbedingt
ändern? Welche ZIELE verfolgst du?
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Einheit 2
A
15
min
„Sand wiegen“
Samstag Nachmittag
In der Kleingruppe wird die Geschichte „Spuren im Sand“ vorgelesen. Kurz
werden Verständnisfragen geklärt
Diese dient als „Vorlage“ für die folgenden Überlegungen und
Aktionen, denn sie spricht traurige und gute Zeiten im Leben an und bezieht
auch die Frage nach Gott da mit ein. Außerdem wird das Motiv „Sand“
schon eingeführt. Als gute Überleitung mag sich auch die Erinnerung an
das „Spurentuch“ vom Vormittag eignen: jetzt geht es um DEINE Spuren
wie in dieser Geschichte, nämlich um DEINE Tiefzeiten (=Hölle) und DEINE
Zeiten voller Glück (= Himmel).
B
15
Min
Dieser Frage geht jeder für sich selbst nach in Einzelarbeit.
Die Erinnerungen werden im Tagebuch notiert.
Zuvor wird geklärt, daß diese Erinnerungen nachher zwar gebraucht
werden, aber jeder selbst entscheiden kann, was oder wieviel er davon
erzählen will.
C
Nun wird tatsächlich Sand abgewogen und dabei von den eigenen
Erlebnissen erzählt. In der Mitte steht eine kleine Waage. In die eine
Waagschale wird beim Erzählen grauer Sand geschüttet, der die schweren
Zeiten symbolisiert. In die andere Waagschale grüner Sand für die guten
Zeiten.
Dabei sind natürlich die Erlebnisse an sich interessant. Aber
auch das Fazit: was überwiegt nach meinem Eindruck? Wohin neigt sich die
Waage? Und vor allem: Wer wäre ich ohne diese Erlebnisse?
Damit wird kein Urteil gefällt, sondern eine Momentaufnahme des eigenen
Erlebens und Fühlens wiedergegeben.
Jeder nimmt dann seinen Sand und füllt ihn getrennt nach Farben (links und
rechts) in den vor ihn mit dem Glas nach unten liegenden Bilderrahmen. In
die Mitte kann nun roter Sand gegeben werden, der symbolisch für die
Nähe Gottes (= das „Getragenwerden“ von Gott aus der Geschichte) steht.
Der Rahmen bleibt dann vorerst so offen vor jedem liegen bis der letzte
dran war.
80
min
D
Zum Schluß werden die vorbereiteten Fotohintergründe verteilt und im bzw.
auf dem Rahmen angebracht und verklebt.
Ein Blitzlicht schließt die Einheit und den Arbeitstag ab.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Einheit 3
A
„blinde Worte“
Dienstag Vormittag
Nach dem Frühstück gehen 2 oder 3 vom Team zur Wolfsgrube und
spannen dort mit Kordel 3 Parcoure a 200 m durchs Waldgelände, die
sternförmig zusammentreffen und dort einen Abstand von jeweils ca. 3-4 m
haben.
Gegen 10.30 h / 10.40 h kommt die vom Restteam geführte Gruppe oben an
und läßt alle durch die Schwimmbrillen (mit Tuch drunter!) „erblinden“.
Aufteilung in Kleingruppen.
Jede Kleingruppe wird zu einem Parcouranfang geführt, dort lagert sie.
Jeder Teilnehmer wird einzeln zur Kordel gebracht und bekommt dort einen
WORThinweis: die Richtung, wenn die Kordel aufhört.
B
Die Wanderschaft geht durch den Mittelpunkt. Da wird es interessant. Wer
läßt sich wie beeinflussen von anderen, doch anders zu gehen als im
WORThinweis? Haben sich Seilschaften gebildet?
Eigentlich müßte sich jede Kleingruppe am Ende der zweiten Kordel
zusammenfinden. Das ist natürlich in der Realität unwahrscheinlich. Daher
werden wir einige zur Kleingruppe wieder sammeln müssen.
Wenn diese komplett ist, reflektieren wir gemeinsam das Erlebte. Die
Ergebnisse und Erkenntnisse werden in den Tagebüchern gesichert.
C
Gemeinsames Essen auf der Langwiese
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Einheit 4
„vertrauliche Worte
Dienstag Nachmittag
A
In der Großgruppe wird auf der Langwiese versucht, mit Worten aus der
Erstarrung zu lösen: bis auf eine(n) Freiwillige(n) nehmen alle eine Position /
Haltung ein, in der sie erstarren (einfrieren). Der/die eine Freiwillige
versucht nach und nach , jemand zu einer Bewegung oder Mimik zu
überreden, also eine Veränderung herbeizuführen, aber ohne Bewegung,
nur mit Worten. Bei Erfolg fügt sich jene® in die Reihe der „Wortauf-rüttler“
mit ein.
B
Wir gehen in die Kleingruppen und verteilen uns an verschiedene Plätze auf
der Langwiese. Dort gehen wir mit Körperübungen bzw. Aktionen der
Bedeutung von WORT nach.
ein Wollknäuel muß durch die Gruppe blind in eine Form (Rechteck,
Dreieck usw.) gelegt werden, und das erst mit Worten und in einem
zweiten Durchgang ohne Worte.
eine® wird von der Gruppe liegend hochgehoben. Dabei sind die
Kommandos und Absprachen wichtig.
umgekehrt läßt eine® sich von einer erhöhten Stelle aus zur Gruppe
fallen. Die muß ihn auffangen, hat aber die Hände beim „Start“ noch nicht
erhoben. Hierbei ist das vereinbarte Kommando ganz besonders wichtig.
C
Wir reflektieren die Aktionen und tragen zusammen, was Worte so wichtig
macht und was ohne Worte fehlen würde.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Einheit 5
„Rollentausch“
Donnerstag Nachmittag
Am Vorabend wird der Film „Bruce Allmächtig“ gezeigt, der den Rollentausch mit
Gott thematisiert
A
Im Plenum erinnern wir an den Film „Bruce Allmächtig“. Wir erheben kurz
die wichtigsten Erkenntnisse.
Dann geben wir den Auftrag, mit uns Teamern die Rollen zu tauschen und in
den Kleingruppen in den nächsten 60 Min Themeneinheiten zu entwickeln,
die dann durch das Team jeweils ausgeführt werden sollen.
Thema ist:
so vergeht die Welt + so bleibt die Welt
B
Die Kleingruppen entwickeln die Themeneinheiten, die jeweis 15 Minuten
umfassen sollen, und werden durch das Team nur technisch unterstützt,
indem es z.B. Bibelstellen finden lässt oder Material herausgibt.
C
Auf der Terrasse werden dann die Themeneinheiten so durchgegangen,
dass immer 2 Kleingruppen zuschauen und eine mit dem Team arbeitet.
Zum Schluss bündeln wir gemeinsam die wichtigsten Erkenntnisse und
halten sie auf Papier (und im Tagebuch) fest.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Einheit 6
„Was wäre die Welt ohne Jesus? “ Montag Vormittag
A
In den Kleingruppen starten wir mit einem Brainstorming zum
Thema: dazu brauche ich Jesus. Vielleicht reicht auch einfach nur der
Name „Jesus“ auf einem großen Papier, um Einfälle zu provozieren. Wenn
möglich sollte zunächst geschwiegen und nur geschrieben werden. Später
können Fragen geklärt und Linien deutlich gemacht werden.
B
Wir greifen auf E 5 zurück und besinnen uns auf die dort am Ende
gebündelten wichtigsten Erkenntnisse zum Bleiben der Welt, die ja in
Begriffen aufgeschrieben sind (Tagebücher!).
Es kommt uns hier besonders auf die positiven Aussagen an, nicht so sehr
auf das Vergehen.
C
Dazu werden nun Worte von Jesus in Beziehung gesetzt. Die Bergpredigt
(Matthäus 5 – 7) dürfte dafür eine ergiebige Quelle sein.
D
Auf die Holzkugeln der Glaubenskette kann nun jede/r sich ihm / ihr
besonders wichtige Worte aufschreiben als biblische Stellenangabe.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Einheit 7
„Ein Blick ins Jenseits“
Donnerstag vormittag
A
In dem von innen abgeklebten und so verdunkelten Schuppen wird im
Plenum die Geschichte von „Bruder und Schwester im Mutterbauch“
gelesen.
B
Wir teilen uns auf in die Kleingruppen und haben dort ein großes Din-A-O
Papier in Schwarz vor Augen. Dieses hängt möglichst so, dass es einerseits
tatsächlich den Blick verstellt, andererseits darauf aber auch geschrieben
werden kann.
Terassengruppe: Geländer
Tagesraumgruppe: Wäscheleine
Poolgruppe: Baum an der Bank
Das soll die uns sichtbare biologische Grenze zaghaft symbolisieren. Wir
thematisieren das Sterben, den Tod: was passiert da wohl? Wird’s weitergehen?
Und wenn ja, wie?
Hoffnungsvolle Gedanken können in hellen Farben aufgeschrieben werden.
Trostlose Gedanken in schwarzer (!) Farbe.
C
Wir assoziieren Worte von Jesus (Worte der Bibel), die uns einen Blick über
die Grenze gewähren.
Diese werden mit Goldstiften auf das Papier geschrieben und drumherum eine Tür
ausgeschnitten.
Biblische Bezugsgeschichten könnten sein: Lukas 12,22 ff, Matthäus 22,23
ff, Markus 2,1 ff
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Einheit 8
„Glaubenstuch I“
Freitag vormittag
Die Gruppe entwirft ein Kreativkunstwerk, das thematisch alle Einheiten bündelt.
Entstehen soll ein dreiteiliges Glaubenstuch, welches drei Aspekte von Welt, Wort
und Gott darstellt.
Entweder gibt es dazu 3 Neigungsgruppen. Oder die Kleingruppen einigen sich
auf eines der drei Spezialthemen:
„Diese Welt ohne Wort Gottes“
(...wenn Gott nichts zu sagen hat)
„Diese Welt mit Wort Gottes“
(...wenn Gott zu Wort kommen darf)
„Jene von Gott versprochene Welt“
(... wenn nur noch gilt, dass Gott spricht)
Zunächst müssen die 3 Gruppen Entwürfe machen und können sich dann über ein
verbindendes Stilelement einigen.
Auf Papier kann vorgezeichnet werden.
Die Stoffe werden dann an den geplanten Überschneidungselementen/-linien
gekennzeichnet.
Einheit 9
„Glaubenstuch II“
Freitag nachmittag
Mit Stoffmalfarbe, Farbkreide,Abtönfarbe und einem Rest Seidenmalfarbe wird
nun das Glaubenstuch erstellt und ausgemalt.
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Einheit 10
„Worte Gottes für dein Leben“
Sonntag vormittag
A
Auf der Wiese wird eine Meditation angeleitet, die die Gedanken in die
Zukunft lenkt und die kreist um Themen wie:
Î wer du wirklich bist
Î wer du sein möchtest
Î was du machen kannst
Î was du vielleicht dazu ändern (dafür tun) mußt
B
Am gleichen Ort noch werden in bewährter Weise in den eigenen Bibeln die
Konfirmationssprüche gesucht. Worte Gottes für die Zukunft. Wichtiges,
was Gott dir sagt.
C
Diese Worte werden dann kalligraphisch schön gestaltet und auf diese
Weise wertvoll gemacht.
Einheit 11
„Rückblick“
Dienstag vormittag
A
Wir treffen uns auf der Terrasse in der Großgruppe und singen gemeinsam.
Dabei werden von uns nach und nach ohne Worte Gegenstände und
Symbole in die Mitte gelegt, die uns im KFS wichtig geworden sind. Auf
diese Weise werden die drei Wochen noch einmal anschaulich gemacht und
in Erinnerung gerufen.
B
In den Kleingruppen blicken wir auf das Thema und den Verlauf der
Einheiten zurück.
Jeder schreibt etwas auf zu den Fragen:
Î was nehme ich mit?
Î was lasse ich hier?
C
Jeder schreibt an jeden persönliche „Worte für’s Leben“:
Î das schätze ich an dir ...
Î das wünsche ich dir ...
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Regeln im Team
Wir sprechen Konflikte im Team und in der Gruppe offen an.
Wir klären rechtzeitig die Zuständigkeiten
Das Team tritt vor der Gruppe in jedem Fall geschlossen auf
jede/r hat gleiche Rechte und gleiche Pflichten
Die Probleme Einzelner aus der Gruppe werden auch im Team besprochen,
aber unter der Garantie von Diskretion
Wir bevormunden uns nicht im Team, erteilen keine Befehle
Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und vertreten
Tagesteamer
Der Tagesteamer ist Hauptansprechpartner eines Tages, weckt morgens die
Gruppe, gibt Informationen zum Verlauf des Tages, moderiert das Tagesblitzlicht
und die Klagemauer, registriert Ab- und Anmeldungen (bzw. das entsprechende
Buch), überwacht die Mittagsstille, läßt die Mahlzeiten mit Gebet oder Gesang
beginnen, moderiert die abendliche Teamsitzung, räumt die Reste des
abendlichen Teamgelages auf.
Der Tagesteamer gestaltet den Abendausklang.
Kleingruppenteams:
Kirsten und Martin auf der Terrasse
Wiebke & Sebbl an dem Pool
Julia & Florian im Tagesraum
Teamerämter
Sport: alle
Wandern: Martin
Bank: Wiebke + Sebbl
Zimmerkontrolle: Julia
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Workshops
Batiken
Abendshow
Freundschaftsbänder, Schüsselanhänger und „Zippel“
Glaubensketten
Fußball / Indiaka / TT / Basketball / Kicker
Frühstücksradio / Wochenshow
Kerzen machen und Papier marmorieren
Werbefilm für Gsoihof und KFS
Pflichtsingen
Abendveranstaltungen
Herzblatt
/
Geld oder Liebe
Mann o Mann, Frau o Frau /
/
Disco /
Wochenshow
Karaoke
Modenschau /
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/
/
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
„Jesus Christus spricht:
Himmel und Erde werden vergehen;
meine Worte aber werden nicht
vergehen.“
(Markus 13,31)
KonfirmandenFeri
enSeminar
2004
Seite 145 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Protokoll Auswertungstag Arbeitskreis KFS zum KFS 2004
Haus Hessenkopf 1. September 2004, 9.00-17.30 Uhr
(Teil I)
Nach Empfang mit Tee und Kaffee wurden alle angeregt, Bleibendes und Vergehendes aus der
Erfahrung im KFS auf 5 kleinen Zetteln zu notieren und den 28 Verben aus Prediger 3, die die
Spannbreite des Lebens erfassen möchten, zuzuordnen.
Anschließend bekamen alle in einer Lesephase Gelegenheit, alles zu sichten, zu entdecken, wo
es ähnliche oder ganz andere Erfahrungen gab. Mit Hilfe von drei Punkten konnte JedeR
kennzeichnen, worüber Er/Sie gerne noch weiter sprechen würde. Mehrere Kleingruppen
setzen sich für eine gute Stunde zusammen und tauschten sich unter dem Eindruck der
deutlichen Schwerpunkte in der „Punkteverteilung“ aus.
Nach einer Kaffeepause sammelten wir auf einem Flipchart in kurzen
Sätzen/Stichwortangaben Ergebnisse, Fragestellungen, Themenformulierungen, die weiterer
Arbeit bedürfen. Dabei ergaben sich einige Schwerpunkte, über die wir ins Gespräch kamen.
Sie fließen ein in den gemeinsamen Bericht über das KFS und sind von mir dafür leicht
aufbereitet worden. Ich stelle Sie Euch hier zur Verfügung.
Nach der Mittagspause, die zu Nischengesprächen genutzt wurde, saßen wir zur Supervision
mit Karsten Brauer 90 Minuten zusammen. Naturgemäß wird so eine Runde nicht protokolliert.
ES ging im Wesentlichen um Fragen, wie unsere Kommunikation über unsere Arbeit und
Beziehungspflege verbessert werden könnte, da wo einzelne daran leiden.
In einer abschließenden Arbeitskreissitzung wurden einige vordringliche
Tagesordnungspunkte besprochen, dabei ergab sich Material für weitere Arbeit an manchen
Themen. Ein Protokoll davon wird Axel Heike Gmelin vorlegen.
Protokoll: Dietmar Schmidt-Pultke
Einsichten und Fragestellungen im Rückblick auf das KFS 2004
1.
Wir benötigen vermutlich mehr Zurüstung, um künftig fehlende soziale Kompetenz bei
KonfirmandInnen und Eltern besser fördern zu können. Einige könnten sich vorstellen,
dass dies ein Thema für ein Pastoralkolleg oder eine der Hessenkopffortbildungen
sein könnte. Ein wichtiges Stichwort in dem Zusammenhang ist: Einüben.
2. Dies steht in Verbindung mit dem Eindruck, dass das vorherrschende Lebensgefühl
bei KonfirmandInnen beschrieben werden könnte mit der Einstellung: Jede/Jeder
muss sehen, wo er/sie bleibt. „Nehmen“ können sie alle gut, sich einbringen und
beteiligen zum Nutzen und zu Gunsten anderer wenig. Diese Wahrnehmung bedeutet,
eine tendenzielle Vereinsamung der KonfirmandInnen zu entdecken. („Im Grunde
stehst du alleine da, schütze dich, bau nicht zu sehr auf andere.“)
3. Die genannte Wahrnehmung wird verstärkt durch in vielen Gruppen zu beobachtende
Fantasielosigkeit, sich in andere, ihr Denken, Empfinden, überhaupt hineinversetzen
zu können, was ja auch bedeutet von sich selbst auch ab-sehen zu können.
4. Sehr massiv äußern sich diese Probleme der Jugendlichen, sich auf
Kommunikationsformen und Angebote des KFS einlassen zu können, trotz freundlicher
Bereitschaft mitzumachen, darin, dass wirklich über eigene Gefühle und Gedanken zu
sprechen oft verweigert wird bzw. großes Schweigen an die Stelle tritt. Offenbar
befürchten einige, dabei zu sehr aus der Gruppe herauszutreten, vermissen den
Schutz davor, dafür nicht an anderer Stelle angegriffen zu werden. Außerdem
bezweifeln viele, dass es sinnvoll sein könnte, in solcher offenen, selbstregulierten
und selbstbewussten Weise miteinander zu kommunizieren, weil es abseits des
„Labors“ KFS als nicht realitätstauglich erscheint.
Seite 146 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
5. Bestimmend für die Frage, wie weit Einzelne - durchaus als Persönlichkeiten und auch
sprachfähig bekannte KonfirmandInnen- die Angebote zur Kommunikation über
wesentliche Fragen des Lebens und Glaubens nutzen, scheinen oft nur einige
Führungsfiguren zu sein („Leader“). Diese üben ihren Einfluss weniger als aggressive
Gegner der Kommunikationsformen im KFS aus, als vielmehr auf uns offenbar recht
unbekannten Kanälen, indem sie beeinflussen, was als „cool“ gilt, was „man“ im KFS
mitmacht oder verweigert. Unser Leitgedanke, ältere Jugendliche, insbesondere
jüngere TeamerInnen würden durch ihre Person solche „Leader“ sein, steht in Frage.
6. Einige vertraten die Überzeugung, die Feier der Sakramente (Abendmahl, Taufe) und
Riten (Morgenbeginn, Gebetsformen, Abendausklänge) müssten gestärkt werden, weil
sie erleichtern, sich auf den Gruppenprozess einzulassen. Religiöse Kompetenz zu
fördern bedeutet, Möglichkeiten zu finden und zu erfinden, solche Äußerungsformen
menschlichen Handeln für sich zu entdecken. (Als ein Beispiel beschrieb Johannes
Büscher das täglich geübte Verfahren, dass biblische Losungen von KonfirmandInnen
in Gestaltung eines Holzwürfels umgesetzt wurden, der Teil eines im KFS
entstehenden Kreuzes wurde. Elfriede Knotte berichtete davon, dass
KonfirmandInnen aus eigenem Antrieb Tischgebete auswendig lernten. Auch andere
benannten kurz Texte der Tradition oder eigens zur Losung entwickelte Texte als
dankbare Möglichkeiten.
7. Kritisch angefragt wurde diese Auffassung in der Diskussion darüber, ob dann nicht
die liturgisch-rituelle Ebene im KFS zu einer Art Parallelwelt werde, die nicht
ausreichend im Kontakt mit der übrigen Wirklichkeit (siehe oben) ist. Wie wird das
„religiöse Sprachspiel“ zu einer Sprache, die ganzheitlich den Lebenszusammenhang
deuten und bearbeiten hilft? Im Hintergrund standen Erfahrungen mit massiven
Störungen solcher Gebete, Feiern, insbesondere beim Abendmahl. Da hier alle
Einzelnen am stärksten berührt werden und einbezogen sind und das „darstellende
Handeln“ des religiösen Vollzuges unter anderem ein bestimmte Verhalten in
Gemeinschaft mit anderen beinhaltet, wird möglicherweise am Abendmahl mit
Störungen sichtbar, dass die Gemeinschaft eben gestört ist.
8. Es wäre darum, so ein kritischer Einwand, darauf zu achten, dass Riten, Formen,
Rituale nicht per se als hilfreiches Tun verstanden werden können. Einerseits leisten
sie Entängstigung und können förderlich sein, andererseits könnten Probleme
verlagert und „weggeschafft“ werden, die in anderen Kommunikationsprozessen
angegangen werden müssen. Taufe und Abendmahl werden dann zu „stimmigen“ Feiern,
wenn auch im Gruppenprozess etwas von dem gelingen konnte, was sie symbolisieren.
9. Damit tauchte allerdings die brisante Frage auf, ob die „Wirksamkeit“ von Gebeten,
Sakramenten und allen spezifischen Elementen religiöser Kommunikation etwa von
vorgängig auf anderem Wege herzustellendem gelingenden Zusammenleben abhängig
sei, also nachträglich noch einmal feiert, was auch außerhalb dieser Feier ist. Dem
gegenüber steht die Überzeugung, dass biblische Texte, religiöse Vollzüge,
Abendausklänge etc. als Symbole des Glaubens nicht nur Zeichen für etwas anderes
sind, sondern als Symbol Anteil an der Wirklichkeit heilsamer Gottesbeziehung und
Gemeinschaft im Geist haben und diese Wirklichkeit auch in der „noch unerlösten
Welt“ heraufführen und darstellen.
10. Diese Fragen bündeln als ein Kernthema der bisher genannten Schwierigkeiten und
Chancen die von uns diskutierte und weiter zu bearbeitende Frage, wie im KFS in allen
Vollzügen deutlich werden könnte, dass Glaube eine Deutung des Lebens und seiner
Probleme und Möglichkeiten ist, die in der Gegenwart mit anderen Deutungen
konkurriert. Gebündelt in dem Satz eines Konfirmanden „Deine Welt ist nicht unsere
Welt“ und dem Gedanken, Wunsch der TeamerInnen „Unsere Welt könnte und müsst
doch auch deine werden.“ Wir stoßen also im Vollzug des KFS an solchen Punkten an
Seite 147 von 178
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
grundsätzliche Frage, wie ein christlich gedeutetes Wirklichkeitsverständnis in
darstellendem Handeln und Handlungsvollzügen sich bewähren kann.
11. In diesem Zusammenhang fiel erneut ein Blick auf die in vielen Teams regelmäßig
diskutierte Frage, ob bestimmte Angebote im KFS (Andachten, Bergtouren usw.)
nicht freiwillig sein sollten oder obligatorisch dazugehören. Für das Zweite spricht,
dass jeder spezifisch kenntliche Handlungsraum eigene Verhaltensformen kennt (im
Fußballstadion sind das andere als in der Kirche). Wenn wir unsere
Kommunikationsformen und Angebote im KFS ernst nehmen als Umsetzung unseres
Wirklichkeitsverständnisses gehören sie zu der „Begegnung mit dem Fremden“, das
ich durch Teilnahme und Einüben kennen lerne und mir vielleicht dadurch aneigne.
„Freiwilligkeit“ ist in solchen Zusammenhängen eigentlich kein sinnvoller Terminus.
Von Freiwilligkeit lässt sich sehr wohl dort sprechen, wo Leute im KFS beginnen
Eigenes zu entwickeln.
12. Da die Haltung des Teams zu einigen dieser Fragen von hoher Bedeutung im KFS ist,
wurde erneut bei der Auswertung als Einsicht festgehalten: Jede Art, wie ein Team
sich und seine Arbeit organisiert, hat vermutlich typische Folgen. Darum muss
sorgfältig darauf gesehen werden, was verstehe ich unter Team? Welche
Instrumente braucht es, um arbeitsfähig zu sein, was gehört nicht in ein Team hinein?
Wie wird Leitung wahrgenommen. Die Frage, wie ein Team gebildet wird spielt dabei
ebenfalls eine Rolle.
Schlussgedanken
- Alles braucht seine Zeit (auch Team werden, Kommunizieren lernen).
-Worte bleiben (so zeigt schon die Tradition der Kirche), weil sie getreu tradiert werden
(rituell), oder weil Menschen sich darin einleben und sie für sich entdecken oder weil Einzelne
damit wertvolle neue Erfahrungen machen. Darin steckt machtvolle Wirklichkeit, die unseren
Bemühungen gegenüber aber auch unverfügbar bleiben kann.
Die genannten Diskussionspunkte stehen daher wohl in engem Zusammenhang mit der
intensiven Beschäftigung mit der Losung „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte
aber werden nicht vergehen“. Insofern dadurch Wirklichkeit gedeutet wird und auf die
Wirksamkeit Gottes verwiesen wird, sind wir mit unseren Fragen dicht am Thema und werden
es weiter sein, auch wenn wir uns nun einer neuen KFS-Losung zuwenden.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Auswertung zum Vollzug des KonfirmandenFerienSeminar 2004
Kirchengemeinde: alle im KFS-Arbeitskreis vertretene Kirchengemeinden
Wahrgenommene Arbeitskreistermine: August 13
September 18
November 18 Januar 20
Februar 15
März 15 April 14
Auswertung 15
Oktober 16
Mai 18
Juni 17
Entfaltung des Themas / des biblischen Leitwortes: siehe beigefügten Bericht
Unterthemen /
_____________________________________________________________
thematischer Aufbau:
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
Besondere auf das Thema bezogene Arbeitsformen und -inhalte:
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
Geistliche Prägung:
Morgenandachten 226*
Taufgottesdienste
Mittagsandachten 165*
19*
Täuflinge
Abendandachten
399*
60* Abendmahlsgottesdienste
17*
sonstige eigene Gottesdienste 25_______________________________________________________
Art der Andachtsräume (Jurte, Zelt, Kapelle etc.):
Kapelle (2) draußen (1)
Zelt (8), Raum im Haus (7), Jurte (3),
Bergwandern:
Halbtageswanderungen
Ziele:
40*
Bizathütte, Wollbachalm,
Ganztageswanderungen
Ziele:
Klaussee, Rotbachhütte u.a.
88*
Birnlücke, Waldnersee, _
Speikboden, Weiße Wand,
Klaussee, Lenkjöchlhütte,_
Latzfonser Kreuz Peitlerkofel,
Tullen, Sass _ Rigais, , Paternkofel,
Lagazuoi u.a.
Mehrtageswanderungen
Ziele:
17*
, Schwarzenstein-, Rieserferner-, Lenkjöchl-, Chemnitzerhüttez, u.a._
Workshops : in Auswahl
___Batiken ___________________
_Gipsmasken
___Freundschaftsbänder
_Sportangebote
___Speckstein
____
_Traumfänger
_______
___________
__________
Ausflüge besonderer, ggf. themenbezogener Art:
Franziskus-Besinnungs-Weg, Burg Taufers,
Berg-werk Prettau, Gardasee, Pragser Wildsee, Kloster Säben in Klausen, Krippenmuseum, Bozen,
Auschwitz
Freizeitgestaltung besonderer, ggf. themenbezogener Art:
- Filme: Armageddon, Bruce Allmächtig, Absolute Giganten, Jetzt oder nie
(Worte!)
*____= bitte Anzahl eintragen
- Hausbriefkasten
weitere Angaben auf der Rückseite
Seite 149 von 178
Gelöscht: ¶
Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Arbeitskreis
Konfirmanden-Ferien-Seminar (KFS)
der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig
Pfarrer Martin Fiedler, Amtsgarten 26, 38667 Bad Harzburg, (
05322/8581)
An die
Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig
- Landeskirchenamt Referat 20 z.Hd. Frau Loseries
und Referat 21 Herrn LKR Hahn
Postfach 1664
38286 Wolfenbüttel
Bad Harzburg, 27. Oktober 2004
Gesamtverwendungsnachweis über das KFS-Budget 2004 –
Projektbericht KFS (Konfirmanden-Ferien-Seminar) 2004
Sehr geehrte Frau Loseries, sehr geehrter Herr Hahn,
Im Jahr 2004 haben die im Arbeitskreis Konfirmandenferienseminar
kooperierenden Gemeinden im Zeitraum 7. Juli - 29. Juli einen Teil des
Konfirmandenunterrichts als Konfirmanden-Ferien-Seminar (KFS) durchgeführt
und dafür Zuschüsse der Landeskirche in Anspruch genommen.
Entsprechend
den
Richtlinien
zur
Bezuschussung
von
Konfirmandenferienseminaren,
Konfirmandenseminaren
und
Konfirmandenfreizeiten wurden die Zuschüsse für das KFS der einzelnen
Kirchengemeinden dem Arbeitskreis Konfirmandenferienseminar als Budget zur
Verfügung gestellt und von diesem verwaltet.
Den Verwendungsnachweis über diese Mittel leiten wir hiermit dem
Landeskirchenamt nach Durchführung des Konfirmandenferienseminars zu.
Er enthält eine Nachweis über die den Gemeinden zur Verfügung gestellten und
für das KFS verwendeten Mittel und die dafür maßgeblichen Teilnehmerzahlen
und einen Projektbericht über das KFS 2004.
Wir hoffen, Ihren Erwartungen an einen transparenten Nachweis für das uns von
der Landeskirche zur Verfügung gestellten Budgets hiermit gerecht zu werden. Zu
weiteren Auskünften stehen wir gern zu Ihrer Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag des Arbeitskreises KFS
Ihre
Martin Fiedler, Johannes Büscher
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Projektbericht über das Konfirmanden-Ferien-Seminar 2004
Teil 1
1.
Projekt: Konfirmanden-Ferien-Seminar (KFS) 2004
2.
Projektzeitraum: Im Jahr 2004 haben die im Arbeitskreis Konfirmandenferienseminar kooperierenden Gemeinden (s.u.) jeweils als Maßnahme der
Ortsgemeinde (teilweise in fester übergemeindlicher Arbeitskooperation) im
Zeitraum 7. Juli - 29. Juli 2004 einen Teil des Konfirmandenunterrichts als
Konfirmanden-Ferien-Seminar (KFS) durchgeführt und dafür Zuschüsse der
Landeskirche in Anspruch genommen.
Die Vorbereitung der Maßnahme in den Gemeinden und in der Kooperation
der Gemeinden im Arbeitskreis wie auch die zur Maßnahme gehörende
Auswertung umfasst im Ganzen den Zeitraum (September 2003- September
2004).
3.
Projektort: Gruppenunterkünfte in Südtirol (Provinz Bozen, Italien). Die Anreise
erfolgte für fast alle teilnehmenden Gemeinden mit einem Sonderzug.
Gemeinde Kreiensen: Zakopane (Polen)
4.
Projektdurchführende Kirchengemeinden:
Propstei Bad Gandersheim:
Kirchengemeinde Bad Gandersheim
Kirchengemeinde Greene
Propstei Bad Harzburg:
Kirchengemeinde Immenrode-Weddingen
Kirchengemeinde Schlewecke-Göttingerode
Propstei Braunschweig:
Kirchengemeinde Hondelage
Kirchengemeinden Lamme + Wichern + Ölper
Kirchengemeinde St. Johannis, Braunschweig
Propstei Goslar:
Kirchengemeinde Frankenberg, Goslar
Kirchengemeinde St. Johannes, Goslar-
Ohlhof
Kirchengemeinde St. Stephani, Goslar
Propstei Helmstedt:
Kirchengemeinde St. Marienberg, Helmstedt
Propstei Salzgitter-Bad:
Kirchengemeinde Groß Flöthe mit Klein Flöthe
Kirchengemeinde St. Mariae-Jakobi, SZ-Bad
Kirchengemeinde Heilig Kreuz, SZ-
Gebhardshagen
Kirchengemeinde Ohlendorf mit Gr. und Kl.
Mahner
Propstei Schöppenstedt:
Kirchengemeinde Gielde mit Neuenkirchen
Propstei Seesen:
Windhausen
Kirchengemeinde Badenhausen mit
Kirchengemeinde Gittelde
Kirchengemeinde Münchehof
Propstei Vechelde:
Kirchengemeinde Bortfeld
Kirchengemeinde Denstorf m Gr.+ Kl.
Gleidingen
Propstei Vorsfelde:
Papenrode
Kirchengemeinde Groß Twülpstedt mit
Kirchengemeinde Johannes, Vorsfelde
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Propstei Wolfenbüttel:
Volzum
Kirchengemeinden Salzdahlum, Apelnstedt,
Kirchengemeinde Sickte
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
5.
Projektdurchführung in Übereinstimmung mit den Förderungsrichtlinien und
verabredeten Qualitätsstandards:
Wir stellen für die genannten Gemeinden fest, dass die Seminare in den
Gemeinden in Übereinstimmung mit den Förderungsrichtlinien im Jahr 2004
das Konfirmandenferienseminar als Seminar mit 3 Wochen Dauer mit
mindestens 50 Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten durchgeführt haben. In
allen
Gemeinden
liegt
zur
Durchführung
des
Seminars
ein
Kirchenvorstandsbeschluss vor, ersetzt das Seminar bis zu einem Jahr des
Konfirmandenunterrichts
und
ist
es
fester
Bestandteil
des
Konfirmandenunterrichtes. Die Gemeinden haben ihr Seminar in
Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Konfirmandenferienseminar in der
Landeskirche
und
unter
Berücksichtigung
der
dort
erarbeiteten
Qualitätskriterien durchführt.
Dem Arbeitskreis Konfirmandenferienseminar haben alle Gemeinden durch
entsprechende Unterlagen die Teilnehmerzahlen am KFS nach Ablauf der
Maßnahme durch mit Unterschrift der Teilnehmer versehene Listen nachgewiesen.
Die geleisteten Unterrichtsstunden und Arbeitsformen wurden durch alle
Kirchengemeinden dem Arbeitskreis gegenüber durch schriftliche Berichte
über das Seminar nachgewiesen (Ablaufpläne, Darstellung der
Arbeitseinheiten und andere Materialien). Ein statistische Angaben und kurze
Charakterisierungen der besonderen Prägung des Seminarverlaufes und
seiner Themen umfassendes Formular aus jeder Gemeinde liegt diesem
Bericht neben den genanten Materialien, den Protokollen der
Arbeitskreissitzungen und der gemeinsamen Auswertungstagung zu Grunde.
Die eingereichten Nachweise liegen in einem Sammelordner dem Arbeitskreis
vor und können bei Bedarf eingesehen werden.
In allen Gemeinden wurde das Seminar inhaltlich und organisatorisch
vorbereitet und durchgeführt und geleitet in Teams aus hauptamtlichen und
einen großen Zahl ehrenamtlich engagierter Mitarbeiter(innen), die sich von
Herbst 2003 an kontinuierlich monatlich und/oder in mehreren Blocktagen für
diese Arbeit getroffen haben.
In allen Gemeinden wurde mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden
orientiert an einem gemeinsamen biblischen Losungswort themenzentriertinteraktionell an Themen des Glaubens, des persönlichen Lebens, Fragen der
Gemeinschaft und biblischen Texten unter Einbeziehung vielfältiger
Arbeitsformen gearbeitet. Diese Arbeit wird in der Konzeption KFS
charakterisiert durch eine methodische Nähe zur Themenzentrierten
Interaktion
(TZI)
und
durch
die
Stichworte:
themenorientiert,
gemeinschaftsorientiert, erlebnisorientiert, orientiert an den Lebensgeschichten
der Jugendlichen, prozessorientiert skizziert.
Alle Gemeinden haben an der gemeinsamen inhaltlichen und methodischen
Erarbeitung des Themas (biblisches Losungswort) und der Arbeitsformen und
an der gemeinschaftlichen Bearbeitung organisatorischer Fragen durch
Vertreterinnen oder Vertreter bei den regelmäßigen Sitzungen des KFSArbeitskreises teilgenommen. Diese übergemeindliche Kooperation umfasste
folgende Termine:
10.09.2003 ganztägig: gemeinsame Auswertung KFS 2003,
im Jahr 2003: 24.09., 29.10., 26.11.,
im Jahr 2004: 28.01., 25.02., 24.03., 28.04., 26.05., 16. 06.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
jeweils 18.30-22.00 Uhr Salzgitter-Bad, davon eineinhalb Stunden zur Arbeit
am biblischen Thema, anschließend organisatorische Fragen, Fragen der
Kooperation und der Materialbeschaffung, Logistik etc.,
ganztägig 01. 09. 2004 Auswertungstag Haus Hessenkopf, Goslar.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Während des Seminars selbst fand am 19. Juli eine gemeinsame
Zusammenkunft der Vertreter des Arbeitskreises mit der Firma Alpetour in
Südtirol statt, bei der neben Verhandlungen über Unterkünfte für das KFS 2005
Gelegenheit zur Feier einer gemeinsamen Andacht sowie zum Austausch über
die Situation und Erfahrungen in den Gruppen bestand.
Von allen Sitzungen wurden schriftliche Protokolle anfertigt.
Die Zurüstung, Aus- und Fortbildung der Mitarbeiterinnen erfolgte im Rahmen
der Arbeit in den Ortsgemeinden und zentral organisiert und verantwortet durch
drei angebotene Fortbildungswochenenden im Haus Hessenkopf, die von
einem Fortbildungsausschuss des Arbeitskreises inhaltlich vorbereitet und
geleitet wurden. (23.–25.01.2004 und 13.-15.02.2004, dazu 12.-14.03.2004 mit
Referent Ivo Neuber und Team, Hannover, Erlebnis-Pädagoge) jeweils von
Freitag 17.00 – Sonntag 15.00 Uhr.
Mitglieder des Arbeitskreises haben sich fortgebildet im Rahmen eines vom
Arbeitskreis organisierten Pastoralkollegs zum Thema „Themenzentrierte
Interaktion (TZI)“ mit der Referentin Prof. Dr. Sabine Brombach im Haus
Hessenkopf in der Zeit vom 09.-13. Februar 2004.
Die Auswertung von Einzelschritten in der Arbeit und des gesamten Projektes
in den Seminaren der Einzelgemeinden, in den Teams der Gemeinden und im
Arbeitskreis
Konfirmandenferienseminar
ist
jeweils
erfolgt
durch
Feedbackeinheiten innerhalb des Seminarverlaufs und im Rahmen der
Teamarbeit, durch Fragebogenauswertung bei den Konfirmanden und
Zweitfahrern, durch Teamsitzungen zur Auswertung der Arbeit vor Ort und eine
ganztägige Auswertung der Erfahrungen im KFS 2004 im Arbeitskreis
Konfirmandenferienseminar.
Über die finanzielle Abwicklung der Durchführung des Seminars wird den
Kirchenvorständen im Rahmen der Befassung mit dem Haushaltsvollzug 2004
Rechenschaft abgelegt. In allen Gemeinden wird die Maßnahme durch
Zuschüsse der Gemeinde unterstützt, werden finanzschwachen Teilnehmern
Hilfen aus Mitteln der Diakoniekassen zur Verfügung gestellt. Alle Gemeinden
verwenden die vom Landeskirchenamt über den Arbeitskreis zur Verfügung
gestellten Zuschüsse zweckgebunden für das Konfirmanden-Ferien-Seminar.
Wir stellen gemeinsam im Arbeitskreis fest, dass die vorgenannten
Ausführungen in der Mehrzahl auch zutreffen auf das von der
Kirchengemeinde Kreiensen nicht in Südtirol, sondern in Zakopane (Polen)
durchgeführte KFS. Bedingt durch die Besonderheit der dortigen Situation sind
zum Teil andere Gestaltungsformen des Seminarverlaufes Bestandteil dieses
KFS:
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Teil 2
1. Projektthema: Nach Entscheidung im KFS-Arbeitskreis wurde als Thema für das
KFS 2004 die biblische Jahreslosung gewählt und bearbeitet: „Jesus Christus
spricht: Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht
vergehen.“ (Markus 13,31)
Als Einzelthemen ergaben sich in der Beschäftigung mit diesem Bibelwort u.a.
Themen wie:
meine persönlichen Erfahrungen von werden und vergehen: Lebenslauf, Familie,
Freundschaft(en), meine Ängste und Hoffnungen, wie ich geworden bin, Abschied
nehmen müssen
-
wie und warum Worte bleiben und als sinnstiftend und tragfähig erlebt werden
können
-
Worte Gottes, die für mich prägend und also bleibend sind. Verben aus Prediger 3
waren dabei hilfreich, aber auch selbstgesuchte Bibelworte, die z.B. zu
Konfirmationsworten werden konnten
-
Biblische Schöpfungsgeschichte und Gottes immerwährende Schöpfung: werden
und vergehen ist nicht zufällig, sondern von Gott begleitet
-
Tod und Sterben als persönliches vergehen und der Blick über den Tod hinaus:
was kommt nach dem Tod (= bleibt von uns)?
-
Die Form der Meditation (bzw. „Traum- oder Phantasiereise“) wurde von vielen
Gruppen gewählt, um individuelles Auseinandersetzen mit den eigenen
Lebenserfahrungen und Gedanken zu ermöglichen. Auch sonst gehört dies zu den
geläufigen Methoden, gewann aber in diesem Jahr besondere Bedeutung. Ebenso
und vielleicht zum sichtbaren „Ausgleich“ zu der geistigen Beschäftigung mit sich
selbst wurden kreativ große Kreuze erstellt, die die Gemeinschaft untereinander
und mit Gott versinnbildlichen.
Diesen und vielen weiteren Aspekten gingen die Gemeindegruppen in je individuell
erarbeiteter und durchgeführter Weise in den Arbeitseinheiten nach. In einigen
Gemeinden war das Thema Taufe mit dem biblischen Leitthema verbunden
worden (Taufe als Wortgeschehen von bleiben und vergehen). Insgesamt wurden
in Südtirol 60 Konfirmandinnen und Konfirmanden getauft. In 17 Gemeinden wurde
das Heilige Abendmahl thematisch bearbeitet und gefeiert.
2. Arbeitsformen: Verwendung findet in allen Gemeinden die Arbeit am Thema durch
regelmäßige mehrstündige Arbeit in gesprächsorientierten Kleingruppen. In
einigen Gemeinden wird eine intensive Verknüpfung der thematischen Arbeit mit
kreativen Projekten bevorzugt, sie arbeiten in Projektgruppen: Weitere
Sozialformen: Arbeit in Zimmer- bzw. Wohngruppen, in Gender-Gruppen
(geschlechtsspezifisch), im Plenum (Gesamtgruppe), Arbeit organisiert in
Thementagen. Dabei werden methodisch Arbeit an biblischen Texten und an
Arbeitsblättern, Übungen aus gruppendynamischer Tradition, kreative
Gestaltungen (Glaubenstücher, Theaterstücke zu biblischen Texten), Elemente
aus der Bibliodramaarbeit und ähnliches einbezogen.
Auch in diesem Jahr spielte die Verwendung und der Umgang mit visuellen
Medien eine besondere Rolle: auf das Thema bezogene Spielfilme (z.B. „Bruce
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Allmächtig“, „Absolute Giganten“, „Martin Luther“) und auch das Erstellen eigener
Videofilme waren Teil der Gruppenarbeit.
Ferner war das graphische Aufbereiten von Bibelworten ein kreativer Akt, der das Bleiben von Worten durch dieses Tun
und durch die äußerliche Gestalt gut verdeutlichen konnte.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
3. Bergtouren, „Freizeit“aktivitäten:
Alle Gemeindegruppen haben regelmäßig mit der Gesamtgruppe oder aufgeteilt in
Teilgruppen alpine Bergtouren in den Zillertaler Alpen und Dolomiten
unternommen. Besondere Ziele sind dabei Gipfel (zwischen 2.400 und 3.400 m
Höhe), Bergseen oder der Besinnungsweg zu Franz von Assisi in Sand in Taufers
gewesen. Teilgruppen haben mit Bergausrüstung Klettersteige begangen
(Paternkofel und Sass Rigais in den Dolomiten, Schwarzenstein in Ahrntal), viele
Gruppen haben Zwei-Tages-Touren mit Übernachtung auf Berghütten angeboten
(Schwarzensteinhütte, Lenkjöchlhütte, Rieserfernerhütte, Chemnitzer und Kasseler
Hütte). Weitere Ziele für Ausflugsfahrten: Pragser Wildsee, Kreisstadt Bruneck,
Bischofsstadt Brixen, Schaubergwerk Prettau, Krippenmuseum Luttach. Die
Abendgestaltung umfasste bunte Abende in Anlehnung an Unterhaltungsshows im
Fernsehen, Spielabende, Filmabende, Volleyball und Fußballspiele, Partys. Zu
den kreativen Angeboten zählen unter anderem: Liederbücher binden und
gestalten, Brillen aus Aludraht herstellen, Freundschaftsbänder fertigen,
Gebetsketten fertigen, Batiken etc.
4. Geistliche Prägung des Seminars:
In allen Gemeinden werden jeder einzelne Tag des Seminars und die Wochen
strukturiert durch geistliche Elemente wie Psalmlesungen, Bibellesung,
Besinnungen, Friedensgebet oder Lied und Gebet vor den Mahlzeiten,
Abendausklänge (Andachten) im Gemeinschaftsraum und häufig in eigens dafür
mitgeführten Jurten und Zelten. Die Gemeindegruppen feiern an den Sonntagen
selbst gestaltete Gottesdienste, eigene Tauf- und Abendmahlsgottesdienste (oft in
den verschiedenen Kapellen in Südtirol) und nehmen teilweise auch teil an einer
römisch-katholischen Messe in den Gemeinden in Südtirol. Am dritten Sonntag im
KFS kamen in der Kirche in St. Johann (Ahrntal) ein Großteil der KFS-Teilnehmer
(ca. 700) zu einem gemeinsamen Gottesdienst zusammen, der von einer
übergemeindlichen Arbeitsgruppe aus dem Arbeitskreis und durch Beiträge aus
verschiedenen Gemeindegruppen vorbereitet und gestaltet wurde. Einen
besonderen Beitrag zur geistlichen Prägung des Seminars leisten Sammlungen
von themenbezogenen und anderen geistlichen Liedern aus dem Gesangbuch und
aus dem Schatz des sog. Neuen geistlichen Liedes, die in den Gruppen bei
Andachten, Gottesdiensten und Liederabenden Verwendung finden (in 2004 etwa:
„Heute hier, morgen dort“ und „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“).
5. Besonderheiten des Projekts 2004:
Stärker als sonst war die Beschäftigung mit dem Thema „Tod“ bzw. „Sterben“ in
vielen Gruppen wichtig gewesen. Das eschatologische Moment unseres Glaubens
kam auf diese Weise ausdrücklicher zur Sprache als in thematisch anders
vorgeprägten Seminaren. Auswertungen bestätigen das große Interesse der
Jugendlichen gerade an diesem Thema.
Sich nicht nur mit „Worten der Bibel“ bzw. „Worten Jesu“ oder „Worten Gottes“ als
thematisch eingeflochtene Sätze und Geschichten zu beschäftigen, sondern mit
dem WORT an sich, war anders als sonst und durchaus prägend für die
Gestaltung des KFS. Dem auf der Spur gewesen zu sein, was überhaupt Worte
bleibend macht oder auch vergänglich, mag nicht zuletzt auch für den zukünftigen
Umgang mit biblischen Worten in einer Gruppe fruchtbar werden. Interessant
dabei ist die Beobachtung, dass Worten als geistiges Produkt verstärkt auch eine
räumliche (und damit bleibende) Gestalt verliehen wurde. Oder sollte sich dahinter
nur die Sehnsucht der Gruppenleiter(innen) verbergen, etwas von dem, was wir im
KFS mit den Konfirmand(inn)en besprechen, möge doch bleiben und tragfähig für
deren Zukunftsein?
Eine große Besonderheit in diesem Jahr war auch, dass Landesbischof Dr. Weber
die ersten 4 Tage des KFS einschließlich der Zugfahrt miterlebt und an
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
verschiedenen Aktionen in unterschiedlichen Gruppen teilgenommen hat. Dadurch
erfuhr das Modell Konfirmandenferienseminar eine Würdigung von offizieller,
kirchenleitender Seite in persönlicher Weise, also über die finanzielle
Wertschätzung hinaus.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
6. Auswertungstagung:
Am 01. September 2004 versammelten sich Leiterinnen und Leiter der im
Arbeitskreis Konfirmandenferienseminar vertretenen Gemeinden, um im Rückblick
auf das KFS 2004 Erfahrungen auszutauschen und daraus Erkenntnisse zu
gewinnen auch für die zukünftige Arbeit. Darüber wurde von Dietmar SchmidtPultke eine zusammenfassende Übersicht protokolliert, die um der Vollständigkeit
und Ergiebigkeit willen im folgenden nur leicht gekürzt wiedergegeben wird.
13. Wir benötigen vermutlich mehr Zurüstung, um künftig fehlende soziale Kompetenz
bei Konfirmand(inn)en und Eltern besser fördern zu können. Ein wichtiges
Stichwort in dem Zusammenhang ist: Einüben.
14. Dies steht in Verbindung mit dem Eindruck, dass das vorherrschende
Lebensgefühl bei Konfirmand(inn)en beschrieben werden könnte mit der
Einstellung: Jede/jeder muss sehen, wo er/sie bleibt. „Nehmen“ können sie alle
gut, sich einbringen und beteiligen zum Nutzen und zu Gunsten anderer wenig.
Diese Wahrnehmung bedeutet, eine tendenzielle Vereinsamung der
Konfirmand(inn)en zu entdecken. („Im Grunde stehst du alleine da, schütze dich,
bau nicht zu sehr auf andere.“)
15. Die genannte Wahrnehmung wird verstärkt durch in vielen Gruppen zu
beobachtende Fantasielosigkeit, sich in andere, ihr Denken, Empfinden, überhaupt
hineinversetzen zu können, was ja auch bedeutet von sich selbst auch ab-sehen
zu können.
16. Sehr massiv äußern sich diese Probleme der Jugendlichen, sich auf
Kommunikationsformen und Angebote des KFS einlassen zu können, trotz
freundlicher Bereitschaft mitzumachen, darin, dass wirklich über eigene Gefühle
und Gedanken zu sprechen oft verweigert wird bzw. großes Schweigen an die
Stelle tritt. Offenbar befürchten einige, dabei zu sehr aus der Gruppe
herauszutreten, vermissen den Schutz davor, dafür nicht an anderer Stelle
angegriffen zu werden. Außerdem bezweifeln viele, dass es sinnvoll sein könnte,
in solcher offenen, selbstregulierten und selbstbewussten Weise miteinander zu
kommunizieren, weil es abseits des „Labors“ KFS als nicht realitätstauglich
erscheint.
17. Bestimmend für die Frage, wie weit Einzelne - durchaus als Persönlichkeiten und
auch sprachfähig bekannte Konfirmand(inn)en- die Angebote zur Kommunikation
über wesentliche Fragen des Lebens und Glaubens nutzen, scheinen oft nur
einige Führungsfiguren zu sein („Leader“). Diese üben ihren Einfluss weniger als
aggressive Gegner der Kommunikationsformen im KFS aus, als vielmehr auf uns
offenbar recht unbekannten Kanälen, indem sie beeinflussen, was als „cool“ gilt,
was „man“ im KFS mitmacht oder verweigert. Unser Leitgedanke, ältere
Jugendliche, insbesondere jüngere Teamer würden durch ihre Person solche
„Leader“ sein, steht in Frage.
18. Einige vertraten die Überzeugung, die Feier der Sakramente (Abendmahl, Taufe)
und Riten (Morgenbeginn, Gebetsformen, Abendausklänge) müssten gestärkt
werden, weil sie erleichtern, sich auf den Gruppenprozess einzulassen. Religiöse
Kompetenz zu fördern bedeutet, Möglichkeiten zu finden und zu erfinden, solche
Äußerungsformen menschlichen Handeln für sich zu entdecken.
19. Kritisch angefragt wurde diese Auffassung in der Diskussion darüber, ob dann
nicht die liturgisch-rituelle Ebene im KFS zu einer Art Parallelwelt werde, die nicht
ausreichend im Kontakt mit der übrigen Wirklichkeit (siehe oben) ist. Wie wird das
„religiöse
Sprachspiel“
zu
einer
Sprache,
die
ganzheitlich
den
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Lebenszusammenhang deuten und bearbeiten hilft? Im Hintergrund standen
Erfahrungen mit massiven Störungen solcher Gebete, Feiern, insbesondere beim
Abendmahl. Da hier alle Einzelnen am stärksten berührt werden und einbezogen
sind und das „darstellende Handeln“ des religiösen Vollzuges unter anderem ein
bestimmte Verhalten in Gemeinschaft mit anderen beinhaltet, wird möglicherweise
am Abendmahl mit Störungen sichtbar, dass die Gemeinschaft eben gestört ist.
20. Es wäre darum, so ein kritischer Einwand, darauf zu achten, dass Riten, Formen,
Rituale nicht per se als hilfreiches Tun verstanden werden können. Einerseits
leisten sie Entängstigung und können förderlich sein, andererseits könnten
Probleme
verlagert
und
„weggeschafft“
werden,
die
in
anderen
Kommunikationsprozessen angegangen werden müssen. Taufe und Abendmahl
werden dann zu „stimmigen“ Feiern, wenn auch im Gruppenprozess etwas von
dem gelingen konnte, was sie symbolisieren.
21. Damit tauchte allerdings die brisante Frage auf, ob die „Wirksamkeit“ von
Gebeten, Sakramenten und allen spezifischen Elementen religiöser
Kommunikation etwa von vorgängig auf anderem Wege herzustellendem
gelingenden Zusammenleben abhängig sei, also nachträglich noch einmal feiert,
was auch außerhalb dieser Feier ist. Dem gegenüber steht die Überzeugung, dass
biblische Texte, religiöse Vollzüge, Abendausklänge etc. als Symbole des
Glaubens nicht nur Zeichen für etwas anderes sind, sondern als Symbol Anteil an
der Wirklichkeit heilsamer Gottesbeziehung und Gemeinschaft im Geist haben und
diese Wirklichkeit auch in der „noch unerlösten Welt“ heraufführen und darstellen.
22. Diese Fragen bündeln als ein Kernthema der bisher genannten Schwierigkeiten
und Chancen die von uns diskutierte und weiter zu bearbeitende Frage, wie im
KFS in allen Vollzügen deutlich werden könnte, dass Glaube eine Deutung des
Lebens und seiner Probleme und Möglichkeiten ist, die in der Gegenwart mit
anderen Deutungen konkurriert. Gebündelt in dem Satz eines Konfirmanden
„Deine Welt ist nicht unsere Welt“ und dem Gedanken, Wunsch der Teamer
„Unsere Welt könnte und müsste doch auch deine werden.“ Wir stoßen also im
Vollzug des KFS an solchen Punkten an grundsätzliche Frage, wie ein christlich
gedeutetes
Wirklichkeitsverständnis
in
darstellendem
Handeln
und
Handlungsvollzügen sich bewähren kann.
23. In diesem Zusammenhang fiel erneut ein Blick auf die in vielen Teams regelmäßig
diskutierte Frage, ob bestimmte Angebote im KFS (Andachten, Bergtouren usw.)
nicht freiwillig sein sollten oder obligatorisch dazugehören. Für das Zweite spricht,
dass jeder spezifisch kenntliche Handlungsraum eigene Verhaltensformen kennt
(im Fußballstadion sind das andere als in der Kirche). Wenn wir unsere
Kommunikationsformen und Angebote im KFS ernst nehmen als Umsetzung
unseres Wirklichkeitsverständnisses gehören sie zu der „Begegnung mit dem
Fremden“, das ich durch Teilnahme und Einüben kennen lerne und mir vielleicht
dadurch aneigne. „Freiwilligkeit“ ist in solchen Zusammenhängen eigentlich kein
sinnvoller Terminus. Von Freiwilligkeit lässt sich sehr wohl dort sprechen, wo
Leute im KFS beginnen Eigenes zu entwickeln.
24. Da die Haltung des Teams zu einigen dieser Fragen von hoher Bedeutung im
KFS ist, wurde erneut bei der Auswertung als Einsicht festgehalten: Jede Art, wie
ein Team sich und seine Arbeit organisiert, hat vermutlich typische Folgen. Darum
muss sorgfältig darauf gesehen werden, was verstehe ich unter Team? Welche
Instrumente braucht es, um arbeitsfähig zu sein, was gehört nicht in ein Team
hinein? Wie wird Leitung wahrgenommen. Die Frage, wie ein Team gebildet wird
spielt dabei ebenfalls eine Rolle.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Fortbildung ehrenamtliche Gruppenleiter in der Konfirmandenarbeit KFS
biblisch-theologisches Seminar 2005 I+II
VORBEREITUNG Das Fortbildungsteam für die Wochenenden, das sich zur
Vorbereitung im Vorfeld 7 x getroffen hatte (einmal Braunschweig-Oelper, 3 x Klein
Flöthe, 2 x Gielde ), begann mit Vorbesprechung und Vorbereitung von Materialien und
Räumen jeweils bereits Freitags um 14.30 Uhr, Teambesprechungen zur Auswertung des
Seminarverlaufes und Vorplanung des Folgetages fanden Freitag und Samstag jeweils
nach Ende des Programms (22.30 - 23.15 Uhr), sowie am Samstag in der Zeit von 14.30
– 15.00 Uhr
statt, die jeweiligen Kleingruppenteams (zwei Leiter) besprachen
zwischendurch während der Arbeitseinheiten die Aufteilung ihre Aufgaben.
Nach dem ersten Wochenende fand eine Auswertung zur Weiterentwicklung am Sonntag
zwischen 14.30 Uhr 16.00 Uhr statt, beim zweiten Wochenende eine
Schlussauswertung von 14.15-15.00 Uhr.
Erarbeitung von persönlichen Zugängen und inhaltlichen
THEMA:
Perspektiven des Bibelwortes „Jesus Christus spricht: Ich habe für dich gebet, dass
dein Glaube nicht aufhört“. (Lk 22, 32) als Grundlage der thematischen Arbeit im
Konfirmanden-Ferien-Seminar 2005
ehrenamtliche Teamerinnen und Teamer im Konfirmanden-FerienZielgruppe:
Seminar im Alter ab 15, Pfarrerinnen und Pfarrer und hauptamtliche Mitarbeiter im KFS
Zeit und Ort der Maßnahme:
1. Wochenende Freitag, 21. Januar 2005, 17.00 Uhr - Sonntag 23. Januar 2005, 14.30
Uhr.
Und
2. Wochenende Freitag, 18. Februar 2005, 17.00 Uhr - Sonntag 20. Februar 2005,
14.30 Uhr
Tagungshaus der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig, "Haus Hessenkopf“, Goslar
Leitung der Tagung: Fortbildungsteam des KFS- Arbeitskreises (Silke Abraham, Pierre
Anders, Christoph Berger, Cornelia Goetz, Jens Höfel, Jana Körner, Dietmar SchmidtPultke, Jörg Schubert. Dieter Schultz-Seitz, Marion Warnecke
Beide Wochenenden wurden im Grundsatz gleich gestaltet. Hinweise auf Varianten sind
kursiv kenntlich gemacht.
Verlauf des Wochenendes mit Angabe der Arbeitsschritte und Arbeitsformen:
Vor 17.00 Uhr erhalten die Teilnehmer am Eingang einen in unterschiedlichen Grautönen
gestalteten Namensanstecker in Formen eines „Felsens“. Zusätzlich bekommen sie einen
kleinen Stein (unterschiedliche Farben) überreicht. Die Farbe der Steine dient später der
Einteilung der Kleingruppen.
1. Einheit: GLAUBE und SEIN GEGENÜBER
Freitag 17.00 - 18.00 Uhr
Ziel: Erstes Kennenlernen und Einführung in das Thema sowie Absprachen
Arbeitsform: PLENUM Teilnehmer stehen im Raum in einem großen Kreis. Das
Fortbildungsteam tritt in die Mitte und stellt das biblische Thema vor.
Alle Teilnehmer werden gebeten, sich Worten zuzuordnen, die auf Plakaten an mehreren
Stellen des Raums enthüllt werden. Es geht dabei um das GEGENÜBER zum Wort
GLAUBEN. (Irrlaube, Wissen, Handeln, Aberglaube, Unglaube, Zweifel, Misstrauen).
Die Teilnehmer ordnen sich spontan dem Wort zu, das sie am meisten mit sich in
Verbindung bringen. Im Stehen stellen sich die Gruppen namentlich einander vor, sagen
kurz etwas dazu, warum, sie dieses Wort gewählt haben.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Alle Teilnehmer stellen sich zu den Teams zusammen, aus denen sie kommen und
nennen Team/Gemeinde, ihren Namen und eventuell noch persönliche Informationen zu
sich oder zu ihrem bisherigen KFS-Engagement.
In der letzten Viertelstunde der Einheit wurde der weitere Ablauf des Wochenendes
vorgestellt, Absprachen über Verhaltensregeln wurden getroffen.
18.00 Uhr Abendessen, anschl. Pause
2. „Arbeitseinheit“: Andacht in der Petruskapelle
Den „Wortschatz“ an
biblischen Worten erweitern
18.45 Uhr - 19. Uhr
Ziel: Da in gewählten Thema für das KFS das Beten eine wichtige Rolle spielt, soll dies
auch regelmäßig stattfinden. Dazu wurden Lieder zum Thema Gebet und biblische
Lesungen ausgewählt
Diese kurze Andacht findet noch weitere drei Mal im Verlauf des Wochenendes in
dieser Grundform statt (Einheit: 5, 8, 11), Samstag morgens, mittags und abends
nach dem Essen.
Arbeitsform Zu Beginn wird zu Klavier das Lied „In der Stille angekommen“ gesungen. Es
folgt jeweils eine biblische Lesung zum Thema „Gebet“. (1. Tim 2, 1-4; Joh 17,1.69.11b.15 und 20; Lk 11,5-10; Apg 4, 23-31) Anschließend war bei etwa 7 Minuten Stille im
Stehen Gelegenheit zum persönlichen stillen Gebet. Es wurde das Vater Unser
gemeinsam gesprochen. Die Andacht schloss mit dem Lied „Da ist ein Sehnen tief in
uns“, das in den Strophen wesentliche klassische Elemente eines Fürbittengebetes
enthält.
Nach den Zwischenpausen zwischen den Arbeitseinheiten wurde am Samstag jeweils in
den Kleingruppen ein kurzes Gebet gesprochen. Die Teilnehmer stellten sich Kreis um die
gestaltete Mitte ihres Arbeitsraumes, hielten den kleinen Stein in der Hand und sprachen
miteinander vom Blatt ein Gebet, das wichtiges Passagen aus Psalm 31 enthielt.
Zwischen diesen Passagen sprachen die Gruppenleiter eine vom Fortbildungsteam
entworfene Meditation zum Stein in der Hand, zur Frage, ob wir wie Petrus ein Fels sind,
was uns belastet, was unserem Glauben Dauer verleihen könnte.
3. Arbeitseinheit: LAMERELLO Vorbilder des Glaubens
19.15 – 21.15 Uhr
Ziel Die Teilnehmer sollen unterschiedliche Akzentsetzungen im Glauben von Menschen
wahrnehmen, beurteilen, diskutieren. Sie sollen angeregt werden, etwas zu ihrer eigenen
Person und Gedankenwelt zu formulieren. Es soll symbolisch deutlich werden, dass
Glaube für uns durch Menschen, Ihr Tun und Sagen „transparent“ wird und uns anregen
kann, zu schauen, was „dahintersteckt“.
Arbeitsform In einer ersten Runde stellen sich die Teilnehmer der drei (vier) Kleingruppen
vor mit ein paar Sätzen über sich und einem Gedanken dazu, welcher Mensch aus ihrer
Lebensgeschichte oder der Geschichte überhaupt für sie durch seinen Glauben
faszinierend, interessant, prägend ist oder war.
In Dreier- oder Vierergruppen werden die Teilnehmer aufgefordert, sich an Hand eines
Arbeitsblattes mit unterschiedlichen Akzentsetzungen zum Thema Glauben zu befassen.
Das Arbeitsblatt verzeichnet 11 Kurzdarstellungen zu elf Menschen (Name, Alter ggf.
Beruf), deren Engagement in Glaubensdingen kurz angedeutet wird (Sängerin in einer
Band, Dritte-Welt-Arbeit, Weltgebetstagsarbeit). Man erfährt eventuell eine Angabe zum
persönlichen Leben und jeweils einen charakteristischen Satz zur Frage, was sie beim
Glauben für wichtig halten (Erlebnisse, Spaß, Ernst, Arbeit für Gerechtigkeit oder
Spiritualität). Die Grüppchen sollen im Austausch je drei Figuren wählen, deren Haltung
sie kaum interessant und glaubwürdig finden, sowie drei, deren Haltung sie interessant
genug fänden, sie als „Glauben in heutiger Zeit“ ausführlicher vorzustellen. In der
Kleingruppe werden im Austausch über die Ergebnisse Übereinstimmungen und
Differenzen der Teilnehmer und ihrer Einstellung sichtbar.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
In Einzelarbeit werden die Teilnehmer gebeten, nach dem Muster des Arbeitsblattes zu
sich selbst einige Sätze zu formulieren, die in einer Aussage münden „Glaube ist für
mich…“
Diese Sätze werden mit Edding auf einer Lamellenjalousie notiert. Dieses Symbol soll
gleichzeitig die Erfahrung verkörpern „Beim Thema Glauben gehen für viele die Jalousien
runter“ und die Möglichkeit, dass durch Menschen wie die TeamerInnen etwas vom
Glauben „transparent werden“ kann und „Durchblicke erlaubt“. Diese Sätze werden der
Gruppe vorgestellt.
Die Einheit schließt mit einem Feedback in der Form des „Blitzlichtes“, bei der alle
Teilnehmer sich zum bisherigen Verlauf äußern, ohne dass dieses kommentiert wird.
4. Einheit: Neue Lieder zum Thema
ca. 21.30-22.30 Uhr
Ziel: Neue Lieder zum Arbeitsthema für die Freizeit kennen lernen und einüben
Arbeitsform: In der Großgruppe singen die Teilnehmer mit Hilfe vorbereiteten
Notenmaterials und Instrumenten neue und ältere Lieder (auch mehrstimmig) zum
biblischen Thema der kommenden Freizeit an. Die Lieder finden auf dem
Fortbildungswochenende
weitere
Verwendung
im
Rahmen
von
Andacht,
Abendgestaltung, Gottesdienst. Leitung: Pfarrer D. Schmidt-Pultke
SAMSTAG
5. Einheit Andacht Beten (siehe auch Einheit 2, 8,11)
9.00 - 9.15 Uhr
6. Arbeitseinheit: Glaube im Dabeisein
9.30 - 10.45 Uhr
Ziel: Die Teilnehmer sollen sich bewusst machen, welche Darstellungen und Erlebnisse
mit Glauben und Religion in ihrem Leben und Lebensumfeld präsent sind.
Arbeitsform: KLEINGRUPPE Den Teilnehmern wird durch Lesung die Geschichte von
der Heilung von Petrus Schwiegermutter ( LK 4, 38-41) vorgestellt. Die Betonung liegt
darauf, dass mehr oder minder „zufällig“ etwas im Umfeld von Petrus geschieht, das
vielleicht vermutlich für seinen Weg eine Rolle spielt.
Die T. bekommen einen DINA A5 Umschlag oder eine Fototasche und eine Reihe von
Kärtchen in Fotografiengröße. Außerdem sind Schreibstifte und Malutensilien ausreichend
vorhanden. In einer Art Fantasiereise werden sie angeregt im „inneren Fotoalbum“ ihres
Lebens zu blättern und sich auf Ereignisse, Situationen, Personen zu besinnen, wie, wo,
durch wen etwas vom Glauben (es muss keine Heilung sein) und Religion bis heute in
ihrem Umfeld vorkam und vorkommt. Natürlich gehören auch globale Ereignisse dazu,
sofern wir ihnen persönliche Bedeutung beimessen. Die T. werden gebeten, in
Zeichnungen, Bildchen sozusagen Fotografien dieser Ereignisse zu fertigen und in ihre
Schachtel zu tun. Was war und ist religiös los in meinem Umfeld? Auch Musik/Filme
können ggf. einbezogen werden.
Dann werden die Teilnehmer gebeten, in Quartetten oder Triaden über ihre Fotos,
Entdeckungen ins Gespräch und Austausch zu kommen wie man von seinem Leben an
Hand von Fotos erzählt.
Zum Ende der Einheit Feedbackrunde: Was ist mir wichtig geworden zum Thema?
10.45 Uhr – 11. 00 PAUSE mit Kaffee/Tee
7. Arbeitseinheit: Glaube als Engagement im Netzwerk
11.25 - 12.30 Uhr
Ziel Die Teilnehmer sollen unter Aufnahme symbolischer Elemente aus einer zu Grunde
gelegten Bibelgeschichte sich ihr eigenes Engagement in Glaubensdingen (in Kirche und
Gruppen) vor Augen führen und ihren persönlichen Weg bedenken. Sie sollen erkennen,
dass sie damit in ein Netzwerk eingebunden sind und Beziehungen zu anderen geknüpft
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
haben. Es soll Gelegenheit sein, die damit verbundenen „Konflikte“ mit anderen und die
eigene (missionarische?) Rolle exemplarisch zu reflektieren.
Arbeitsform: KLEINGRUPPE Im Raum wird passend zur nächsten biblischen
Geschichte ein Bereich des Fischerbootes am Rand des Raumes umgrenzt, in den alle
sich hineinzusetzen gebeten werden. Die Bibelgeschichte von der Berufung des Petrus (
LK 5, 1-11) wird von den Gruppenleitern präsentiert unter Verwendung der symbolischen
Materialien Boot, Faden Netz, Weg, d.h. als dargestellte Szene.
Alle T. werden auf Randposition am Morgen hingewiesen, die sich im Raum spiegelt. Vom
Nur-Dabei-Sein geht es zum Engagiert dabei sein. Jeder T. bekommt ein farbiges
Wollknäuel. Dieses wird im Raum an Stühlen „am Bootstrand“ festgemacht. Im Raum sind
mit Ziegelsteinen und darin aufgerichteten Stangen (Baumbus) mit Fähnchen
verschiedene Bereiche des Engagements gekennzeichnet (Netzförmig vom Boot aus:
Kirchenmusik-Chor, Kindergottesdienst, KFS, KV, kirchlicher Beruf, Dritte-Welt-Gruppe,
Ev. Jugend etc). Einige Fähnchen tragen keine Beschriftung und sind zur eigenen
Definition frei. Die Teilnehmer werden angeregt, den Wollfaden am Boot festzumachen
und dann zu einzelnen Stationen abzurollen, die in ihrem Leben eine Rolle spielten oder
spielen. Sie sollen den Schritten ihres Engagements „nachgehen“. Das kann
chronologisch oder nach anderen Gesichtspunkten erfolgen. Es kann der Weg zurück,
Wege hin und her usw. geben. Bei jeder berührten Station wird der Faden um die
Fahnenstange umwickelt. Dieses geschieht schweigend und gleichzeitig. Es zeigt sich ein
„aktivere“ Haufen Menschen und am Ende ein ziemlich buntes Netzwerk. Am Ende
werden die Teilnehmer gebeten, sich außerhalb des Netzes niederzulassen, das
Restwollknäuel bleibt bei der letzten Station liegen.
Nun wird betrachtet, was entstand. Mehrere Impulsmöglichkeiten wurden in den
Leingruppen unterschiedlich eingesetzt::
a) erster Eindruck aller zu dem, was geschah und zu sehen ist
b) zunächst werden diejenigen gefragt, die bei undefinierten Orten angebunden
haben: Wofür steht die Fahne?
c) Exemplarisch werden Teilnehmer nach ihrem Faden, Weg und den Stationen
befragt.
Die Teilnehmer, mit denen ein Interview geführt wird, werden gebeten, im Netzwerk
stehend sich zu äußern.
Es geht um Vergegenwärtigung (auch Austausch in der Gruppe) um die Aspekte:
Wer holt dich, begleitet dich, mit welcher Geste kommentiert das dein bisheriges/früheres
Umfeld, wer ist dabei, wie stehst du zu denen? Wie schwer fallen die SCHRITTE? Was
sagen die unterschiedlichen Stimmen (Zerreißprobe). Wo ergeben sich SPANNUNGEN
(Hin- und Hergerissen sein).
Zur Illustration der erzählten „Berufungs- Engagementsgeschichten“ soll die
Standbildmethode genutzt werden. Andere aus der Gruppe repräsentieren Figuren,
Bewegungen, Gesten. Der Befragte wird zum Regisseur und Betrachter seiner Situation.
Dies kann exemplarisch an ein bis drei Leuten geschehen (bei wem war es ganz
anders?).
Aus der Bibelgeschichte werden als weitere Gesprächsimpulse verwendet: ein FISCHER
wird MENSCHENFISCHER, welche meiner Gaben und Möglichkeiten kommen in meinem
Engagement zum Zuge? GEH WEG ICH BIN EIN SÜNDIGER MENSCH – mein Zögern,
Abwehr, Unsicherheit, Gefühle, nicht geeignet zu sein, können angesprochen werden.
„MENSCHENFISCHER“- missionarischer Auftrag/Dienst: Die Teilnehmer werden
ermuntert, sich dazu zu äußern, wie weit ihnen dieser Impuls etwas zu ihrem Engagement
sagt. Wie deutest du dein Engagement? Ein Austausch darüber, was mein persönlicher
Gewinn ist, warum ich das mache, was und wen ich erreichen will.
Schlussrunde zum Morgen: Umfeld und Netzwerk, Glaube führt mit Menschen in
Verbindung, erfährt auch Reaktionen
12.30 – 14.45 Mittagessen und Mittagspause mit Kaffee
8. Einheit Andacht Beten (siehe auch Einheit 2, 5,11)
9. Arbeitseinheit Glaube findet eine Sprache – das kirchliche Bekenntnis
15.00 Uhr - 16.30 Uhr
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Ziel Die Teilnehmer sollen das Apostolikum als eine mögliche Form einer Sprache des
Glaubens bedenken. Sie sollen angeregt werden, an Hand der Verben im zweiten Artikel
sich mit Querverbindungen zum Leben zu befassen und diesen Gestalt zu geben, die
untergründig in das Glaubensbekenntnis hineinspielen. Die Teilnehmer sollen reflektieren,
was dieser Text für sie leistet und wo sie eine andere Sprache des Glaubens brauchen.
Arbeitsform PLENUM Die Einheit beginnt in Saal A Plenum. Dort erklingt als
Hintergrundmusik das Credo von Hilliard Ensemble mit Jan Gabarek, wodurch sozusagen
akustisch der Raum der Kirche, in dem es seinen Ort vorwiegend hat und die Geschichte
der Kirche, aus der es kommt, und zugleich unsere Zeit repräsentiert ist.
Über die Musik hinweg trägt das Leitungsteam in der Mitte des Raumes mit mehreren
Stimmen (Erzähler, Jesus, 3 Jünger und Petrus) Lukas 9, 18-20 als Bibelgeschichte vor.
Auf den Bekenntnissatz „Du bist Christus, der Retter Gottes“, hin spricht einer aus dem
Leitungsteam den mittleren Teil des Credo Ich glaube an Jesus Christus, seinen
eingeborenen Sohn…, die anderen sprechen jeweils die zwölf (!) Verbformen
(Empfangen, geboren, gelitten, gekreuzigt, gestorben, begraben, hinabgestiegen,
auferstanden, aufgefahren, sitzt, kommen, richten) als betonende hervorhebende
Verstärkung im Chor mit.
KLEINGRUPPE Die Gruppen begeben sich in ihre Räume in denen dieselbe Musik sie
erwartet.
Dort sind auf Pappen/A4-Schildern die Verbgrundformen (Gebären etc.) vorbereitet, so
dass alle Teilnehmer sich diese nehmen können. Es wird mit diesen Worten, dem Körper
im Raum , d.h. im Stehen, in Bewegung gearbeitet.
Jeder Teilnehmer nimmt eine der Verbenkartons und hält sie lesbar nach außen vor sich.
Er „verkörpert“ nun und repräsentiert dieses Wort. Zunächst werden die Teilnehmer
aufgefordert, schweigend die Reihenfolge der Verben im Credo zu rekonstruieren. Dann
wird der Versuch unternommen, die Worte (mit ihrem Gehalt) auch abgelöst von dieser
Reihenfolge im Raum nach der Standbildmethode in „soziogrammartige“ Konstellationen
zu ordnen. Dies geschieht dadurch, dass einzeln nacheinander ein „Wort“ gebeten wird,
sich so zu platzieren und dies zu erläutern, wie es meint, zu anderen der Worten zu
stehen. Wie gehören diese Worte noch zusammen, wie verhalten sie sich zueinander,
reagieren sie aufeinander? Wo sehe ich Nähe, Distanz, Gegnerschaft? Jeweils kurz wird
durch die Gruppenleitung benannt und gemeinsam betrachtet, was „im Raum steht“. Aus
der Methode der Interpretation von Aufstellungen und Soziogrammen werden Impulse
genutzt, miteinander zu bedenken, wie sich sterben, leiden, kommen und gebären im
Leben zueinander verhalten können. Die Teilnehmer werden dabei konsequent als das
jeweilige Verben angesprochen. Teilnehmer ohne Verb werden nach ihren Eindrücken
befragen, um Arrangements aus ihrer Sicht gebeten. Sie können auch den Menschen
oder Gott repräsentieren und dazu einen Standort im Ensemble wählen: wie steht Gott
zum Leiden? .
Es gibt eine kurze Austauschrunde zu den Eindrücken und Fragen, die die Teilnehmer
beschäftigen.
Die Verbenkartons werden verteilt im Raum abgelegt, durch Zuordnung (sich dazu
stellen) ermittelt die Gruppe, welche drei Verben sie mehrheitlich am meisten zur
Weiterarbeit interessiert.
Die drei werden auf einzelne Flipcharts gelegt, parallel und schweigend notieren die T.
dazu an drei Tisch allerlei Assoziationen in Kurzform als Brainstorming, um die große
Bandbreite dessen hereinzuholen, was an Assoziationen in diesen zum größeren Teil
Worten mitschwingt.
Die jeweils an einem Wort Interessierten nehmen das stumme brainstorming für ihr Wort
auf einem Plakat vor.
Dann erarbeitet die Gruppe oder jeweils Teilgruppen im Gespräch, in Standbildern oder
Pantominen ggf. mit ganz wenigen Worten, Geräuschen, ohne zusätzliche Hilfsmittel, wie
diese Bandbreite an Assoziation kurz in eine prägnante Gestaltung überführt werden kann
und wertet ihre Erkenntnisse aus.
16.-45-17.15 Uhr Kaffeepause
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10. Arbeitseinheit Glaube zwischen Bekenntnis und Verleugnung
17.15 – 17.45 Uhr
Ziel: Die in der Beschäftigung mit den Worten in Einheit 8 entdeckten Lebensbezüge von
Worten des Credo sollen im Rahmen des Glaubensbekenntnisses sichtbar gemacht und
vorgestellt werden. Als „Gegenseite“ zum Bekenntnis wird die Bibelgeschichte von der
Verleugnung als Problemfeld eingeführt.
Arbeitsform Im PLENUM klingt erneut die Musik, wird die Bibelgeschichte noch einmal
vom Leitungsteam vorgetragen erzählt und dann – sehr langsam das CREDO
gesprochen. Mit jeweils einem Signal (Klangschalenton der Kleinguppenleitung) wird das
Credo bei den Verben unterbrochen, zu denen eine Kleingruppe etwas erarbeitet hat. In
der Raummitte zeigt die Kleingruppe oder Untergruppe dazu ihre Darstellung.
Die Einheit schließt ab mit der Bibelgeschichte LK 22, 54-62 die noch vom Leitungsteam
präsentiert wird. Das Team präsentiert das Thema Verleugnen, Verstummen als
Minimusical, d.h. in einem mit mehren Stimmen (gesungen und gesprochen)
dargestelltem Petrus-Lied.
17.45-18.00 Uhr
In den Kleingruppen findet eine kurze Feedbackrunde statt: was mich beschäftigt vom
Nachmittag.
18.00 Uhr – 16.45 Uhr Abendessen und Pause
11. Einheit Andacht Beten (siehe auch Einheit 2, 5,8)
12. Arbeitseinheit Glaube kennt Krisen und Tiefpunkte, Glaube gerät ins Wanken
19.150 – 21.15 Uhr
Ziel Die Teilnehmer sollen sich, ausgehend von der Geschichte vom Seewandel des
Petrus mit Fragen der Krise, der Tiefpunkte, des Zweifels, der Anfechtung im Glauben
befassen. Sie sollen Erfahrungen mit der Methode des Bibelteilens und Ansätzen zum
Bibeltheater/Bibliodrama machen
Arbeitsform: KLEINGRUPPE Der dieser Einheit zu Grunde gelegte Text LK 14, 22-33
wird präsentiert, indem die Gruppe ihn sich mit der Methodik BIBELTEILEN erschließt:
Zunächst lesen die Teilnehmer den Text Satz für Satz von einem vorbereiteten
Arbeitsblatt mehrfach in kontinuierlicher Reihenfolge. Dann liest jeder Teilnehmer, soweit
er/sie mag, d.h. einige Worte, ganze Sätze. Auch dies einige Runden lang. Dann werden
die Teilnehmer gebeten, sich drei für sich wichtige Passagen aus dem Text
anzustreichen. Nun wird der Raum geöffnet zum „freien Spiel der Worte“, in dem die
Teilnehmer in der Gruppe mit ihren Textpassagen reagieren auf das, was andere sagen.
Es ergeben sich Entdeckungen zum Text. Dieses wird noch einmal mit Bewegung im
Raum wiederholt. Kurze Zwischenauswertung: Was beschäftigt mich, was habe ich
entdeckt, was ist hier in der Geschichte los und hier im Raum Thema?
Die Gruppen arbeiten dann in leicht variierter Weise weiter mit folgenden Methoden:
Jeux biblique, d.h. es erfolgt eine Rollenverteilung und ein Spielen der Geschichte. Dabei
können auch nicht-personale Elemente (Wind, Wellen, Boot) verkörpert werden. Die
Teilnehmer sind frei, in der spielenden Fortentwicklung der Geschichte. Ab und an kann
der Prozess des Spiels vom Gruppenleiter angehalten werden, um auszuwerten, wie es
den beteiligten Figuren geht. In der Auswertung geht es abschließend um die Fragen:
Was bedeutet die Geschichte für mich, wo finde ich mich darin wieder mit Erfahrungen?
Anleitung zur bibliodramatischen Umsetzung. Dabei erfolgt eher eine Konzentration auf
gemeinsam für wesentlich erachtete Handlungsaugenblicke in der Geschichte. Es werden
dafür Körperhaltungen, Gefühlsausdruck, Gesten gesucht, erprobt. Es geht um die
Entschlüsselung der Symbole. Alternativen können diskutiert und erprobt werden. Es
können durch „Doppeln“ Teilnehmer den wahrgenommenen Gesten und Positionen der
anderen eine Sprache geben. Es können Fragen betrachtet werden wie: Was betet Jesus
auf dem Berg? Wie sieht eine Handreichung aus, die mir Vertrauen gibt, was reißt an mir
und macht mir wie Wellen zu schaffen im Leben und Glauben?
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Aus dem Dialog der Textpassagen kann auch ein szenisches Spiel hervorgehen, in dem
erst im Laufe der Zeit Teilnehmer sich in Gesten, Positionen, Handlungen und Worten mit
einer Figur oder einem Handlungselement des Textes identifizieren. Dabei bleibt ein
Wechsel der Rollen, auch ein Wechsel in die Zuschauerperspektive jederzeit möglich.
In einem ausführlichen Feedback wird der Frage nachgegangen, was für die Teilnehmer
die Beschäftigung mit diesem Bibeltext und Themenaspekt gebracht hat, was sie
beschäftigt. Es folgt ein Rückblick auf inhaltliche und methodische Schritte des Tages und
Auswertung der persönlich derzeit bedeutenden Eindrücke.
21.15 – 21.30 Pause
13. Arbeitseinheit „Freunde, Gruppen, Kumpels, Partner in den Medien“
21.3ß - 22.30 Uhr
ZIEL: Die Teilnehmer sollen Gelegenheit zur Entspannung von der intensiven
thematischen Arbeit bekommen. Auf leichte, spielerische Weise soll eine Möglichkeit
geschaffen werden, mit anders gewählten Gruppen kurz zu arbeiten. Es soll geübt
werden, in kurzer Zeit mit wenigen Mitteln kreativ und unterhaltsam etwas zu
improvisieren.
ARBEITSFORM: Die Teilnehmer werden im Plenum gebeten, in frei sich zusammen
findenden Untergruppen gemeinsam in Anlehnung an den Hinweis „Jesus und Petrus
gehören zusammen, auch die Jünger als Gruppe“, aus Film Funk und Fernsehen
Gruppen oder Partner zu wählen und innerhalb von 15 Minuten dazu eine kleine
Performance vorzubereiten.
Nach Vorbereitung (15 Min) stellen alle Gruppen einander ihre Darbietungen vor. Die
Palette reicht vom „Wunder in Lengede“ über „5 Freunde“, die Bierwerbung für
Flensburger bis hin zum A-Team oder "Dr. Frank, der Arzt, den die Frauen lieben“.
SONNTAG
14. Arbeitseinheit: Der Schwerpunkt unseres Interesses an der Losung
9.30-10.45 Uhr
ZIEL: Die Teilnehmer einer Kleingruppe sollen einen für sie bedeutsamen Aspekt der
Arbeit zur Losung fokussieren und in einen Beitrag für einen Gottesdienst überführen. Die
Arbeitsschritte des Wochenendes bieten dafür auch methodisches Handwerkszeug an.
Arbeitsform: KLEINGRUPPE Auf der Grundlage des Feedbacks in den Kleingruppen am
Vorabend und durch einen kurzen Rückblick auf die Themen und Methoden (der auf
einem großen Blatt zusätzlichfestgehalten ist) formulieren die Gruppenleiter den
Arbeitsauftrag und lassen die Gruppe dann ohne Leitung weiterarbeiten. Die Gruppe
fokussiert in kurzem Austausch, welchen Themenaspekt sie einbringen will und wählt aus
dem Erlebten eine Arbeitsform aus bzw. entwickelt eine eigene Umsetzung und trifft kurze
Vorbereitungen und Verabredungen für die „Performance“.
Während dieser Phase erarbeitet das Fortbildungsteam ein Grundgerüst für den
Gottesdienst (Begrüßung, Gebet, Textlesung, Liederfolge) und einen eigenen Beitrag zum
Thema.
10.45- 11.15 Pause
15. „Arbeits“- einheit „Gottesdienst“
11.30 - 12.30 Uhr
Ziel: Gemeinsam wird ein Gottesdienst gefeiert, der sich in freier Form an die
Grundformen der erneuerten Agende anlehnt und die neuen Lieder aufnimmt. Der
Gottesdienst ist ein Weg, das bisher erarbeitete zu verdeutlichen und den anderen
Teilnehmern etwas aus den Kleingruppen und ihrer Arbeit vorzustellen .
Arbeitsform: In den Gottesdienstrahmen, der geprägt ist von Gesang, Gebet, Lesungen,
Stille, bringen die Kleingruppen ihre erarbeiteten „Performances“ als Verkündigungsteile
ein. Auch das Leitungsteam bringt einen eigenen Beitrag ein.
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12.30 Mittagessen
16. Arbeitseinheit „Schlussfeedback“
13.15 -13.45 Uhr
Ziel: Kurze Rückmeldung der Teilnehmer zum gesamten Wochenende, Aufschlüsse im
Fortbildungsteam gewinnen für eventuell angeregte oder notwendigen Veränderungen im
Hinblick auf ein grundsätzlich in der Struktur gleiches zweites Wochenende mit anderen
Teilnehmern, Festhalten der inhaltlichen, methodischen Anregungen für die Teamarbeit in
den Gemeinden.
Arbeitsform:
In den Kleingruppen werden freie kurze Feedbacks („Blitzlichtform“ ohne Diskussion etc.
in der großen Runde) formuliert unter dem Aspekt, was die Teilnehmer als persönlich
hilfreiche Annäherung an das Thema des KFS in die Teams in den Gemeinden
mitnehmen und was unbedingt für das Folgefortbildungswochenende mit neuen
Teilnehmern verändert, was beibehalten werden soll. Es besteht die Möglichkeit zum
Feedback gegenüber der Gruppenleitung und zu letzten Worten an Einzelne aus der
Kleingruppe
Beim zweiten Wochenende spielte der Aspekt Veränderungsvorschläge keine Rolle.
Abschied
13.45 - 14.00 Alle TeilnehmerInnen kommen im Plenum zu einem kurzen Abschied mit
Lied und Segen zusammen. Anschließend werden die Räumlichkeiten aufgeräumt und
beginnt die Abreise.
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Konzeption des Konfirmanden-Ferien-Seminars KFS
Fortbildung ehrenamtliche Gruppenleiter in der Konfirmandenarbeit KFS
biblisch-theologisches Seminar 2005 III
VORBEREITUNG Das Fortbildungsteam für dieses 3. Wochenende hatte sich zur
Vorbereitung im Vorfeld 2 x mit dem Referenten, Pfarrer Sef Paßlick, getroffen (einmal
Braunschweig-Oelper, einmal Haus der Kirche, Bad Harzburg) begann mit
Vorbesprechung und Vorbereitung von Materialien und Räumen bereits Freitags um
14.30 Uhr, Teambesprechungen zur Auswertung des Seminarverlaufes und Vorplanung
des Folgetages fanden Freitag und Samstag jeweils nach Ende des Programms (22.30 23.15 Uhr) statt, die jeweiligen Kleingruppenteams (zwei Leiter) besprachen
zwischendurch während der Arbeitseinheiten die Aufteilung ihre Aufgaben.
Für das Wochenende waren alle Gemeinden, die das Projekt und Seminar KFS
durchführen per Anschreiben gebeten worden, in einer Ausstellung Materialien
zusammenzutragen, die im Laufe der letzten Jahre in Bezug auf „Sprache des Glaubens“,
Formen des Gebets entwickelt wurden. Auf dem Hessenkopf war der gesamte Flurbereich
gestaltet durch Aushang zahlreicher „Glaubenstücher“, d.h. bemalte oder beschriebene
große Tücher (ähnlich Hungertüchern), auf denen KonfirmandInnen in Text und Symbolen
ihren Einsichten zu einem Jahresthema eine Gestalt gegeben hatten. Dazu gehören auch
konzeptionell ähnliche „Gebilde“, die unter Verwendung weiterer Techniken (Flechten,
Aufkleben, Einnähen) gefertigt wurden. Ein dreigliederiges Altarbild (Mosaik aus
Fliesenscherben auf den Innenseiten eines Tapeziertisches) und als Mosaik gestaltetes
Taufbecken war zu sehen, das in ähnlicher Weise aus der Arbeit entstanden war.
Außerdem unterschiedlich große Kreuze oder Teile von Kreuzen, deren Einzelteile
(Holzblöcke) gestaltet waren, bzw. deren vier große Flügel und Mitte als 90-90 cm große,
transparente Kästen mit Installationen zum Thema gestaltet waren. Außerdem zu sehen
waren Abendmahlsgerät, ein Altartisch als Mitte für Gebetsräume, ein Modell von
„Glaubensketten (= Ketten mit Perlen für Vater Unser, Glaubensbekenntnis, 10 Gebote),
Liederbücher und Texthefte für Andachten und Gottesdienste, Gebetsbänkchen und
Gebetsteppiche. IN einer Sammelmappe konnten Anleitungen zur Entstehung dieser
Materialien und Verwendung eingesehen werden.
Diese Ausstellung sollte den Schwerpunkt des Wochenendes unterstützen helfen, der
sich mit Gebetspraxis, spirituellen Möglichkeiten beschäftigte.
Jesus sagt zu Petrus: „Ich habe für dich gebetet, das die Glaube nicht
THEMA:
aufhöre“ (Lk 22,32)
In Annäherung an inhaltliche und methodische Perspektiven dieses Bibelwortes als KFSThema 2005 beschäftigen wir uns, ausgehend, von einer Petrusgeschichte mit dem
Schwerpunkt „Gebet, Meditation“. Die Arbeitsmethoden reichen von Kinofilm ansehen bis
zu Meditationsübungen mit Stille und Schweigen. Es geht um die Ermöglichung eigener
Erfahrungen, Reflexion des Erlebten, auch um praktische Anregungen. Die
Grundatmosphäre des Wochenendes wird eher besinnlich sein. Als Referent steht Sef
Paßlick, Haus der Stille in Drübeck, zur Verfügung.
ehrenamtliche Teamerinnen und Teamer im Konfirmanden-FerienZielgruppe:
Seminar im Alter ab 15, Pfarrerinnen und Pfarrer und hauptamtliche Mitarbeiter im KFS
Zeit und Ort der Maßnahme:
Freitag, 11. März 2005, 17.00 Uhr - Sonntag 13. März 2005, 14.30 Uhr.
Tagungshaus der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig, "Haus Hessenkopf“, Goslar
Leitung der Tagung: Fortbildungsteam des KFS- Arbeitskreises (Christoph Berger,
Reinhard Brückner, Martin Fiedler, Tim-Florian Meyer, Jörg Schubert, Dieter Schultz-Seitz
Verlauf des Wochenendes mit Angabe der Arbeitsschritte und Arbeitsformen:
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Vor 17.00 Uhr erhalten die Teilnehmer am Eingang einen in unterschiedlichen Grautönen
gestalteten Namensanstecker in Formen eines „Felsens“. Zusätzlich bekommen sie ein
kleines Stück kreisrund ausgeschnittenen Stoffs (drei Farben) mit vorgefertigten Löchern
am Rand und ein Bändchen ausgehändigt. Die Farbe der Stoffe dient später der
Einteilung der Kleingruppen. Mit diesem Material wird ein Säckchen hergestellt, in dem
später etwas aufbewahrt werden kann.
1. Einheit: „Ich habe…….gebetet…“
Freitag 17.00 - 18.00 Uhr
Ziel: Erstes Kennenlernen und Einführung in das Thema sowie Absprachen
Arbeitsform: PLENUM In der Mitte stellt sich das Team kurz vor und benennt das KFSTHEMA.
Alle stellen sich im Raum zu ihren Teams zusammen und sagen, wer sie sind und woher
sie kommen.
Team und Sef Paßlick führen in die spezielle Ausrichtung des Wochenendes ein (eigene
Erfahrungen, kein Methodenkurs für Konfiarbeit, sich einlassen auf das ungewohnte) mit
Hilfe Zudecken von Worten in der Losung. Übrig bleibt : ICH HABE
GEBETET.
Ausgangspunkt ist eine weitere Petrusgeschichte. Das BETEN hat seine festen Zeiten in
Groß- und Kleingruppe.
Hausordnungsfragen werden schnell abgearbeitet *Regeln (Kapelle, Rauchen, Schlafen)
und Posten klären (Teamvorstellung, Getränkeraum)
18.00 Uhr Abendessen, anschl. Pause
2. „Arbeitseinheit“: Beten in der Petruskapelle
18.45 Uhr - 19. Uhr
Ziel: Da in gewählten Thema für das KFS das Beten eine wichtige Rolle spielt, soll dies
auch regelmäßig stattfinden. Dazu wurden Lieder zum Thema Gebet und biblische
Lesungen ausgewählt
Diese kurze Andacht findet noch weitere drei Mal im Verlauf des Wochenendes in
dieser Grundform statt (Einheit: 5, 11,16), Samstag morgens, mittags und abends
nach dem Essen.
Arbeitsform Zu Beginn wird zu Klavier das Lied „In der Stille angekommen“ gesungen.
Es folgt jeweils eine biblische Lesung zum Thema „Gebet“. (1. Tim 2, 1-4; Joh 17,1.69.11b.15 und 20; Lk 11,5-10; Apg 4, 23-31) Anschließend war bei etwa 7 Minuten Stille im
Stehen Gelegenheit zum persönlichen stillen Gebet. Es wurde das Vater Unser
gemeinsam gesprochen. Die Andacht schloss mit dem Lied „Da ist ein Sehnen tief in
uns“, das in den Strophen wesentliche klassische Elemente eines Fürbittengebetes
enthält.
3. Arbeitseinheit: Gebet braucht Übung - -Film „Erleuchtung garantiert“
19.30 – 22.15 Uhr
Ziel Die Teilnehmer sollen den Spielfilm als Impuls zur Thematik sorgfältig wahrnehmen.
ER stellt eine „Ouvertüre“ für Fragestellungen des Wochenendes dar. Im Austausch über
den Film soll auch eine kontrollierte Methode der Wahrnehmung eingeübt werden
(methodisches Angebot).
Arbeitsform PLENUM: Mit Hilfe geeigneter Technik (Große Leinwand, DVD-, Beamer
wird der Spielfilm Erleuchtung garantiert“ von Doris Dörrie angesehen. In diesem Film
macht sich ein in Beziehungskrise (Frau und Kinder verlassen ihn) geratener Mann mit
seinem sehr an Esoterik interessiertem Bruder zu einem Aufenthalt in ein Zen-Kloster bei
Tokio auf. Zum Teil erhebliche Schwierigkeiten (Verlust von Geld, Hotelzimmer,
Orientierung etc.) im Vorfeld in Tokio werden kommentierend mit Grundsätzen
buddhistischer Lehre in Verbindung gebracht. Ausführlich kann miterlebt werden, wie die
beiden im Kloster dann die streng geregelten Tagesrituale (Waschung, Gebet,
Mahlzeiten, Putzdienste) etc. erleben, erlernen und kommentieren.
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KLEINGRUPPE: Die T. werden in den anschließenden Kleingruppen angeleitet, sich zur
Auswertung des Films nacheinander den folgenden Schritten zu nähern (Göttinger
Stufenmodell)
1. Was habe ich gesehen, gehört, beobachtet (ohne Deutung)
2. Was habe ich dabei empfunden? Wie reagiere ich darauf?
3. Was fiel/fällt mir dazu ein (Assoziationen, Einfälle etc.)
Mit Hilfe der Aspekte unter 1-3 versucht jeder Teilnehmer zu formulieren: Was hat der
Film eigentlich mit dem Thema „Ich habe gebetet“, mit der Losung zu tun. Diese Schlüsse
werden in geeigneter Weise festgehalten und gesammelt auf Flipcharts.
4. Einheit: Neue Lieder zum Thema
ca. 22.30-23.00 Uhr
Ziel: Neue Lieder zum Arbeitsthema für die Freizeit kennen lernen und einüben
Arbeitsform: In der Großgruppe singen die Teilnehmer mit Hilfe vorbereiteten
Notenmaterials und Instrumenten neue und ältere Lieder (auch mehrstimmig) zum
biblischen Thema der kommenden Freizeit an. Insbesondere wurden kurze meditative
Gesänge aus Taize hier vorgestellt und auch mehrstimmig erprobt. Die Lieder finden auf
dem Fortbildungswochenende weitere Verwendung im Rahmen von Andacht,
Abendgestaltung, Gottesdienst. Leitung: Pfarrer D. Schmidt-Pultke
SAMSTAG
5. Einheit Andacht Beten (siehe auch Einheit 2,11,16 )
9.00 - 9.15 Uhr
6. Arbeitseinheit: Rucksack für den spirituellen „Weg“
9.30 - 10.30 Uhr
Ziel: Den Teilnehmern werden Anregungen ur Präparation von Gebet/ Meditation und
Beachtung bei einer solchen Praxis als Impuls nahegebracht (H. Halbfas). Dies geschieht
in Anlehnung an die Geschichte von der Verklärung Jesu, die mit einer Bergbesteigung
beginnt) und unter Bezugnahme auf Erfahrungen mit Bergtouren und Regeln für
Bergbegehungen sowie Ausrüstung im KFS Südtirol. Anschließend soll in einer
Stilleübung dies erprobt werden und Erfahrungen ausgetauscht werden.
Arbeitsform: KLEINGRUPPE Den Teilnehmern wird der erste Vers der Geschichte von
der Verklärung Jesu (LK 9, 28) vorgestellt. Der Text knüpft an bekannte Erfahrungen mit
Aufbrüchen zu Bergtouren an. Die dabei bekannten Erfahrungen (Disziplin, Dauer,
Aufstieg, Abstieg, geeignete Vorbereitung und Ausrüstung) soll mit Hilfe von
Gegenstandssymbolen auf den spirituellen „Weg“ übertragbar werden.
TeamerIn zeigt einen großen Rucksack. Aus diesem werden 6 Gegenstände bzw.
Symbole nacheinander vorgeholt. Zu jedem Gegenstand, der in der Raummitte verbleibt,
wird eine der von Halbfas formulieren Regeln/Ratschläge zur Meditation/Gebet vorgestellt
und kurz erläutert.
GEBETSBÄNKCHEN oder MAKOMTEPPICH (still sitzen)
Darstellung Mund
(leise und bedacht sprechen)
Darstellung Ohr
(geduldig zuhören, auf sich hören)
Darstellung Hand
(körperliche Ruhe halten)
Leere CD Hülle (nicht von fertigen Konsumprodukten, von eigenen Kräften leben)
Foto mit Darstellung offene Gebetshaltung (Barlach o.ä.) – selbst bitten, klagen, danken
lernen und das Gebet zu nennen wagen
Anschließend werden die Teilnehmer eingeladen, eine Stille-Übung von einigen Minuten
zu erleben. Im anschließenden Feedback und Austausch über Erfahrungen werden die
genannten Gegenstände als Gesprächshilfe genutzt:
Was war mit meinem Körper/Unruhe, was möchte ich sagen, wie ging es mir mit
schweigen, was höre ich, welche Haltung finde ich in der und zur Stille, was geschieht,
wenn kein „Programm“ mich unterhält und abläuft?
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Wie geht es mir mit diesen disziplinierenden, einzuübenden Dingen, wie weit habe ich
diese Ausrüstung in meinem bisherigen Weg im Glauben/Beten schon parat?
10.30 Uhr – 10. 45 PAUSE mit Kaffee/Tee
Die folgenden Arbeitsschritte (Einheit 7,8,9) durchlaufen die drei Kleingruppen in
unterschiedlicher Reihenfolge, Allen drei Gruppen nacheinander wird eine
Einführung in Meditation durch den Referenten Sef Paßlick ermöglicht, parallelel,
vorbereitend oder nachgängig arbeiten die Gruppen an den anderen Schritten.
7. Arbeitseinheit: Einführung in die Meditation
10.45 – 11.05 Uhr bzw. 11.05-11.30, 11.30 -12.00 Uhr
Ziel
Die Teilnehmer sollen unter Anleitung in einem dazu präparierten Raum eine
Einführung und erste Erfahrung mit Meditation machen und diese auswerten.
Arbeitsform: KLEINGRUPPE Referent Sef Paßlick arbeitet mit jeder Kleingruppe. Es gibt
eine kurze Einführung in Meditation, die Körper, Entspannung, Stille etc, beinhaltet. Ein
Kleingruppenraum wird dafür präpariert und durchgängig bis zum Mittag genutzt.
8. Einheit „Glanz“
10.45-11.05 bzw. 11.05-11.30, 11.30 – 12.00 Uhr
Ziel: T. sollen sich mit dem Aspekt des „inneren Bilderlebens“ beschäftigen. T. sollen
Methode der “Fantasiereise/ Traumreise“ kennen lernen und erleben. Das Motiv des
Gebirges (vgl. Bibelgeschichte) wird in dieser Übung zu Psalm 23 aufgenommen.
ARBEITSFORM Den T. werden die beiden nächsten Verse der Bibelgeschichte
vorgestellt (Lk 9, 28+29). Sie werden eingeladen, sich in eine bequeme Haltung zu
bringen und die Augen zu schließen, sich auf den Atem zu konzentrieren und der
Fantasiereise (12-15 Minuten) zu „folgen“ Die Anleitung dazu berücksichtigt Aspekte des
Körpererlebens (Atmung etc.) und schreitet die Bilderwelt von Psalm 23 ab, besonders
Berg, Tal, Schlucht, Weg.
Im Anschluss an die Fantasiereise werden den T. postkartengroße Kärtchen und 1 Stift
oder mehrere Stifte (Wachsmaler, Buntstift) zur Verfügung gestellt. Sie werden angeregt,
auf eine Art „Foto“ als Bild/Skizze in den nächsten 10 Minutenfestzuhalten, was ihnen als
Bild aus der Reise wichtig ist.
Diese Einheit verlängert sich für die Gruppe, die bis 11.30Uhr warten muss, um Einheit 7
zu durchlaufen.
9. Arbeitseinheit Meditation erlebt - Austausch über Einheit 7
In dieser Einheit soll im Anschluss an Einheit 7um 11.05 bzw. 1.30 Uhr bzw. direkt noch
anschließend nachbesprochen werden, welche Erfahrungen Teilnehmer gemacht haben,
welche Aspekte an Meditation für sie wichtig werden könnten, welche notwendigen
äußeren Bedingen dafür hergestellt und beachtet werden müssen.
10. Arbeitseinheit Kapellenzeit
12.00 Uhr – 12.30 Uhr
Ziel: Vorbereitet vom Referenten werden Aspekte und methodische Schritte der
bisherigen Arbeit in dieser Kapellenzeit in einer Gestaltung einer Gebetszeit- spirituellen
Zeit aufgenommen, in die Lieder usw. einfließen. Dafür wird der „disziplinierende“ und
helfende Raum der Kapelle genutzt. (Stühle, Sitzhaltung, Gestaltung durch Symbole,
Klang etc.)
12.30 – 14.45 Mittagessen und Mittagspause mit Kaffee
11. Arbeitseinheit Beten (vgl. Einheit 2,5,16)
13.15-13.30 Uhr
12. Arbeitseinheit Rastbesinnung
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15.00 Uhr – 15.15 Uhr
Ziel Die Teilnehmer sollen sich nach Mittagspause mit den „Resten“ beschäftigen, die
vom Vormittag als Themen, Gedanken etc. noch da sind.
Arbeitsform KLEINGRUPPE Mit Hilfe der Symbolgegenstände vom Morgen soll eine
kurze Runde (15 Minuten) klären, was für die T. vom Morgen jetzt oben aufliegt, welcher
Aspekt sie besonders beschäftigt. Geeignet ist dafür die Benutzung der Gegenstände: für
mich liegt beim Rucksackpacken und neuen Aufbruch jetzt XY oben auf, weil…
.
13. Arbeitseinheit Hütten bauen- Geborgenheit -tragender Halt
15.15-16.30 Uhr
Ziel: Die T. sollen aus Papier einen Teelichthalter in Form eines kleinen nach oben
offenen Häuschens fertigen. Sie sollen sich in Deutung dieses Symbols mit Aspekten der
Bibelgeschichte und eigener Lebenswirklichkeit befassen. Sie sollen eine
gemeinschaftliche Körpererfahrung machen.
ARBEITSFORM: KLEINGRUPPE Der Bibeltext Lk 9, 28-33 wird gelesen. Die Teilnehmer
bekommen einen vorgefertigten Schnittmusterbogen, der die Hauskonstruktion enthält.
Sie übertragen diesen auf Elefantenhaut und schneiden, knicken und kleben ein kleines
Häuschen mit Boden und vier Wänden, sowie nach oben offenem Dach (vier
Dachschrägendreiecke verlängern die Wände. Sie bekommen ein Teelicht, das entzündet
und (später!!) dort hineingestellt werden kann. (15 Min)
T. werden angeregt, in Einzelarbeit 10-15 Minuten sich zu besinnen auf das, was ihnen
Schutz und Geborgenheit im Leben gibt und etwas davon mit farbigen Filzstiften von
innen auf die vier Außenwände des Häuschens zu notieren. Anschließen treten die T. in
Triaden (im RAUM bleiben!) in eine kurze Vorstellungsrunde ein.
T. kommen zusammen. Es geht bei der durchgeführten Körperübung um eine Erfahrung
mit tragender Kraft. Je ein Teilnehmer legt sich rücklings auf den Boden. Gut verteilt
drücken alle anderen von beiden Seiten klängst der Körperseiten ihn eine Weile fest zu
Boden. Auf ein Zeichen hin verständigen sich alle T. und heben mit gemeinsamen Griffen
den T. vom Boden weit in die Höhe und setzen ihn langsam wieder ab. Ausgehend von
der Erfahrung Austausch in der Runde: was trägt mich im Leben, wovon werde ich
gehalten?
16.30-16.45 Uhr Kaffeepause
14. Arbeitseinheit „Zum Himmel offen“ - was darf ich glauben, empfangen,
hoffen?
16.45 – 17.30 Uhr
Die Teilnehmer sollen die Verbindung zwischen Lebensgewissheiten und
Ziel:
Transzendenzbezügen des Glaubens erfassen lernen, indem das Häuschensymbol
gedeutet wird. Sie sollen angeregt werden, sich mit Sehnsucht, Hoffnungen zu
beschäftigen, die sich mit dem Symbol „Himmel“ bzw. „Gott“ verbinden.
Arbeitsform: KLEINGRUPPE Das in Einheit 13 gefertigte Häuschen wird gedeutet mit
seinem offenen Dach. Es verlängern die Dachspitzen die Wände (Geborgenheit, tragende
Kräfte) , zugleich ist das Haus notwendig offen zum Himmel ( für Gott, Offenbarung, fürs
Empfangen, für Zukunft, für das, was mir gegeben und zu Teil wird ) ich lebe mit
Sehnsucht, ich kann fragen, was für mich Erfüllung wäre , worauf dürfen wir hoffen. Ist
GOTT ein Wort für diese Transzendenz meiner Realitäten in Verbindung mit meinem
Leben. Ein geschlossenes Haus verbrennt und verbraucht allen Sauerstoff
Zum GANZ-SEIN gehört diese spezifische OFFENHEIT.
Austausch über diesen Impuls verbunden mit Bibelgeschichte Lk 9, 28 bis 35)
15. Einheit Kapellenzeit (vgl. Einheit 10)
17.30-18.00 Uhr
18.00 Uhr Abendessen
16. Einheit Beten (siehe auch Einheit 2, 5,11)
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17. Arbeitseinheit „Abstieg in den Alltag“ – was kann ich „haltbar, wiederholbar
machen?“
19.30 – 21.30 Uhr
Ziel Die T. sollen sich mit Impulsen und Hilfsmitteln beschäftigen, die Kontemplation im
Alltag unterstützen können. Sie sollen eine Schreibmeditation dazu erproben. Sie sollen
einen symbolischen „Erfahrungsbehälter“ nutzen und für sich festhalten, welcher Gedanke
eines Bibelverses ihnen besonders ans Herz gewachsen ist.
Arbeitsform: KLEINGRUPPE Lichter in den Häuschen (Einheit 13) werden entzündet.
Der gesamte Bibeltext LK 9, 28-36 wird noch einmal gelesen. Besonders hingewiesen
wird auf den Gang durch den Tag in Anbildung an diesen Text (Aufbruch und Anstieg,
Bilder erscheinen in anderem Licht, Geborgenheit, Erfüllung, Sehnsucht, das Haus und
Offenheit zum Himmel, Empfangend sein.) Jetzt geht es um den Aspekt des Abstieges
(Schweigen) in der Geschichte. Wie kann mir etwas wichtiges bleiben, wie kann es
nachhallen und mich begleiten und verändern. Aus der Tradition der Kirche gibt es dazu
etwas zu lernen, wie Kontemplation im Alltag möglich bleiben kann. Ein Bespiel wird
erprobt.
T. bekommen (entweder jeder auf Blatt Papier) oder im Raum präsentiert etwa 5-6 Worte
aus den Psalmen (DU-Sätze, Gebetssätze mit Motiven des Tages). Sie werden angeregt,
einen für sich zu wählen und sich vertraut zu machen durch wiederholtes leises sprechen
etc.
Im Gruppenraum liegt ein (ggf. wolkenförmiges) großes Stück schönes, festeres Papier.
T. werden angeregt, sich daraus ein Stück herauszureißen, das etwas die Fläche DIN A3
hat. Zusätzlich bekommen sie Stifte. Dann sollen die T. für 15 Minuten oder mehr nichts
anderes tun, als immer wiederholt ihren eingeprägten Satz auf ihr Blatt zu schreiben.
Anschließend erfolgt ein Austausch über Erlebnisse dazu. Was hat der Satz mit mir
gemacht, was hat sich entwickelt, was habe ich mit dem Satz gemacht, was klingt nach,
hat sich eine „Melodie“ entwickelt?
Wo bekomme ich etwas im Alltag hin, wie kann weiterleben, was wichtig ist?
Die T. stecken ihren Text in den zu Beginn des Seminars aushändigten Beutel.
Weitere praktische Anregungen werden kurz vorgestellt::
- Schreiben auf Stoffarmbänder, die man herumträgt
- Moosgummistempel zu biblischen Worten (vgl. Materialblatt Gittelde-Immenrode)
Gebetsketten (vgl. Materialblatt Schlewecke)
Die Materialblätter waren in der oben skizzierten Ausstellung zu sichten.
21.30
SONNTAG
18. Arbeitseinheit: Schwerpunkte sichten, Beiträge entwickeln
9.30-10.45 Uhr
ZIEL: Die Teilnehmer einer Kleingruppe sollen einen für sie bedeutsamen Aspekt der
Arbeit zur Losung fokussieren und in einen Beitrag für einen Gottesdienst überführen. Die
Arbeitsschritte des Wochenendes bieten dafür auch methodisches Handwerkszeug an.
Arbeitsform: KLEINGRUPPE Auf der Grundlage des Feedbacks in den Kleingruppen am
Vorabend und durch einen kurzen Rückblick auf die Themen und Methoden (der auf
einem großen Blatt zusätzlichfestgehalten ist) formulieren die Gruppenleiter den
Arbeitsauftrag und lassen die Gruppe dann ohne Leitung weiterarbeiten. Die Gruppe
fokussiert in kurzem Austausch, welchen Themenaspekt sie einbringen will und wählt aus
dem Erlebten eine Arbeitsform aus bzw. entwickelt eine eigene Umsetzung und trifft kurze
Vorbereitungen und Verabredungen für die „Performance“.
Während dieser Phase erarbeitet das Fortbildungsteam ein Grundgerüst für den
Gottesdienst (Begrüßung, Gebet, Textlesung, Liederfolge) und einen eigenen Beitrag zum
Thema.
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10.45- 11.15 Pause
19. „Arbeits“- einheit Gottesdienst: Gebet, Meditation, Feier
11.30 - 12.30 Uhr
Ziel: Gemeinsam wird ein Gottesdienst gefeiert, der sich in freier Form an die
Grundformen der erneuerten Agende anlehnt und die neuen Lieder aufnimmt. Der
Gottesdienst ist ein Weg, das bisher erarbeitete zu verdeutlichen und den anderen
Teilnehmern etwas aus den Kleingruppen und ihrer Arbeit vorzustellen .
Arbeitsform: In den Gottesdienstrahmen, der geprägt ist von Gesang, Gebet, Lesungen,
Stille, bringen die Kleingruppen ihre erarbeiteten „Performances“ als Verkündigungsteile
ein. Auch das Leitungsteam bringt einen eigenen Beitrag ein.
In den Blick genommen wurde die als Ausgangspunkt und Hintergrund präsente
Bibelgeschichte von der Verklärung Jesu (Lk 9, 28ff)
Eine Gruppe bot in einer Sprechmotette die Gefühle, die zugleich auf einen
Menschen einreden (Angst, Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit). Langsam ändern sich
die Stimmen und enden in Hoffnung, der Mensch richtet sich auf und wird
aufgerichtet. Eine Entwicklung der Gebetsaspekte Klage, Bitte Dank wurde
aufgenommen und als Weg von Klage zur Hoffnung dargestellt.
Eine Gruppe baut ein „Haus“ aus menschlichen Körpern, jeder identifiziert sich als
tragendes Lebenselement (Freunde, Familie, Liebe, Glaube) . Ein Körper im Haus
am Boden wird wie in der Übung am Samstag emporgehoben, Er sagt: „Ich werde
getragen“. Die „Wände“ des Hauses benennen noch einmal das tragende
Element.
Klangteppich zur Bibelgeschichte mit szenischer Darstellung, die übrigen
Gottesdienstteilnehmer wurden einbezogen, indem sie auf Plakate geschriebene
Worte flüsterten.
Einige Einzelne hatten in der Nacht einen „Prayer’s Dance“ entwickelt, der sehr
viele Motive des Wochenendes aufnahm. Als Musik fungierte eine Melodie der
Backstreetboys. Die Choreographie bot ein Gegengewicht zu vielen Elementen
der Stille und befasst sich doch zentral mit Gesten und Kernfragen von GebetStille-Meditation
Das Team gestaltete eine Szene, in der das Sich einlassen- öffnen und sich
verändern durch Gebet und Meditation als Dreischritt der Bibelgeschichte
(Aufstieg- Erkenntnis- Veränderung), der ähnlich im Spielfilm auftauchte, gezeigt
wurde: Elia in der Wüste geht mit immer mehr Büchern im Arm herum. Ein Engel
begleitet ihn, wird aber nicht wahrgenommen. Der Engel will auf den Rucksack auf
dem Rücken aufmerksam machen. Dieser Mensch trifft unterschiedlich
meditierende Leute, kann deren Übungen aber nicht aufnehmen, weil die Bücher
im Arm ihn daran hindern. Der Engel nimmt sie ihm ab, der Mensch bemerkt, wie
loslassen befreit und weiß das Wichtige dennoch weiter bei sich.
12.30 Mittagessen
20. Arbeitseinheit „Schlussfeedback“
13.15 -13.45 Uhr
Ziel: Kurze Rückmeldung der Teilnehmer zum gesamten Wochenende, Aufschlüsse im
Fortbildungsteam gewinnen für eventuell angeregte oder notwendigen Veränderungen im
Hinblick auf ein grundsätzlich in der Struktur gleiches zweites Wochenende mit anderen
Teilnehmern, Festhalten der inhaltlichen, methodischen Anregungen für die Teamarbeit in
den Gemeinden.
Arbeitsform:
In den Kleingruppen werden freie kurze Feedbacks („Blitzlichtform“ ohne Diskussion etc.
in der großen Runde) formuliert unter dem Aspekt, was die Teilnehmer als persönlich
hilfreiche Annäherung an das Thema des KFS in die Teams in den Gemeinden
mitnehmen und was unbedingt für das Folgefortbildungswochenende mit neuen
Teilnehmern verändert, was beibehalten werden soll. Es besteht die Möglichkeit zum
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Feedback gegenüber der Gruppenleitung und zu letzten Worten an Einzelne aus der
Kleingruppe
Abschied
13.45 - 14.00 Alle TeilnehmerInnen kommen im Plenum zu einem kurzen Abschied mit
Lied und Segen zusammen. Anschließend werden die Räumlichkeiten aufgeräumt und
beginnt die Abreise.
#Inhaltsverzeichnis
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