Entwurf- Konzept Zweisprachige Alphabetisierung und Erziehung in

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Entwurf- Konzept Zweisprachige Alphabetisierung und Erziehung in
Grundschule am Senefelderplatz in Kooperation mit Verba Volant - Verein für Mehrsprachige
Bildung e.V.
Stand: Oktober 2013
Entwurf- Konzept
Zweisprachige Alphabetisierung und Erziehung in Deutsch und Italienisch an der „Schule am
Senefelderplatz“
Wir möchten mit diesem Vorhaben das besondere Schwerpunktprofil „Inklusion“ an der Grundschule
„Schule am Senefelderplatz“ um die zweisprachige Erziehung in Deutsch und Italienisch ergänzen.
Diese Schule bietet dafür, aufgrund Ihrer Tradition als kooperative und wertschätzende „Schule für
Alle“, die besten Voraussetzungen.
Die bereits vorhandene kulturelle Vielfalt in unserer Gesellschaft soll bewusst und positiv erlebt
werden.
Die Durchführung einer zweisprachigen Erziehung in der Schule im Rahmen des europäischen
Kontextes ist ein wichtiger Beitrag, um diese kulturelle Vielfalt als eine Bereicherung zu erleben. Dies
soll nicht nur eine Rolle für bilinguale Familien, sondern auch allgemein eine Rolle für diejenigen
Familien spielen, die auf ein Zusammenwachsen der europäischen Kulturen und Toleranz Wert legen.
Wir orientieren uns an dem Modell ZWERZ (Zweisprachige Erziehung an Berliner Schulen) und
natürlich an den bestehenden Bedingungen der Schule am Senefelderplatz.
Zweisprachige Erziehung folgt denselben Prinzipien wie einsprachige Erziehung, das heißt
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sie erfolgt altersentsprechend, handlungs- und kommunikationsorientiert,
entfaltet die vorhandene Sprachkompetenz,
berücksichtigt den psychischen, sozialen und kulturellen Rahmen und
erfasst die vier Funktionsbereiche in beiden Sprachen: Sich-Mitteilen, Verstehen, Kommunizieren,
Welt-Erschließen (vgl. Rösch, S. 41)
Das Modell sieht eine asymmetrische und koordinierte zweisprachige Erziehung vor. Der
Grundgedanke ist hierbei das Prinzip der asymmetrischen und koordinierten zweisprachigen
Alphabetisierung und Erziehung. (vgl. Heintze 2002, S. 1). Das Modell ist asymmetrisch, weil es in
Klassen mit italienischsprachigen und nicht-italienischsprachigen Kindern bei den Zielsetzungen
hinsichtlich der Entwicklung von Zweisprachigkeit differenziert. Der Anschluss an die
italienischsprachige Schriftkultur soll von den italienischsprachigen Kinder erreicht werden, während
die anderen Kinder „Italienisch als Begegnungssprache“ erfahren und dadurch lernen können, bewusst
mit Mehrsprachigkeit umzugehen. Zweisprachiger Unterricht wird nach dem Koordinationsprinzip
durchgeführt, das heißt, die fachlichen Inhalte werden auch innerhalb einer thematischen Einheit auf
die beide Sprachen verteilt und aufeinander bezogen; darüber hinaus wird der Fachunterricht von
einer deutsch- und italienischsprachigen Lehrkraft in gemeinsamer Verantwortung als zweisprachiger
Kooperationsunterricht mit Unterrichtsanteilen in beiden Sprachen geplant und durchgeführt.
Das Deutsche und das Italienische sollen dabei in Beziehung zueinander gesetzt werden, sodass eine
„kombinierte Zweisprachigkeit (nach Weinreichs, zitiert nach Rösch 2001, S. 30) entsteht. Bei der
kombinierten Zweisprachigkeit werden Sprachen/Begriffe zusammengesetzt gebildet, d.h. es wird
Grundschule am Senefelderplatz in Kooperation mit Verba Volant - Verein für Mehrsprachige
Bildung e.V.
Stand: Oktober 2013
versucht, eine Verbindung zwischen beiden Sprachen herzustellen, um Interferenzen zu vermeiden,
Sprachvergleiche anzuregen.
So kann von einer parallel ablaufenden Alphabetisierung gesprochen werden. Sie erfolgt in einem
sogenannten Reißverschlussverfahren (vgl. Heintze 1997, S. 68 ) d.h. der Lese- und Schreibvorgang
beginnt in beiden Sprachen mit relativ ähnlichen Phonemen und Graphemen. Gleichzeitig werden
dieselben Lehrmethoden (z.B. ganzheitlich-analytisch-synthetische Leselernmethode) im Italienischund Deutschunterricht angewendet, damit die Kinder problemlos die Grundoperationen von einer auf
die andere Sprache übertragen können.
Bei dem Erwerb der für den Fachunterricht notwendigen sprachlichen Fähigkeiten in zwei Sprachen
geht es nicht um zwei voneinander getrennte, sondern zueinander in Beziehung stehende Prozesse.
Dieser Zusammenhang wird als Interdependenz-Prinzip bezeichnet (Cummins zitiert nach Heintze 2002
S. 6), nach dem im bzw. durch den Unterricht entwickelte Sprachfähigkeiten in einer Sprache auf die
andere Sprache übertragen würden, vorausgesetzt es gibt einen ausreichenden Kontakt zu dieser
andere Sprache.
Die bestehenden Bedingungen an der Schule am Senefelderplatz sollen darüber hinaus den nichtitalienischsprachigen Kindern ermöglichen, Italienisch als Fremdsprache zu erwerben.
Vorläufiges Konzept:
Unser vorläufiges Konzept für die Schule am Senefelderplatz stellt sich folgendermaßen dar:
Zwei SAPH-Klassen (Flex B/C) nehmen sowohl Kinder, die deutschsprachig, als auch Kinder, die
zweisprachig (Deutsch/Italienisch) aufwachsen, auf. Die zweisprachig aufwachsenden Kinder und
solche, die bei der Einschulung bereits über umfangreiche Kenntnisse der italienischen Sprachen
verfügen, besuchen:
• 3 Stunden Italienisch-Alphabetisierung für Flex B/C 1. Schulbesuchsjahr
• 3 Stunden Italienisch-Alphabetisierung für Flex B/C 2. Schulbesuchsjahr
Die deutschsprachig aufwachsenden Kinder besuchen:
• 1 Stunde Italienisch-Spracherwerb für deutschsprachigen Kinder aus beiden Flex-Gruppen
Für alle Kinder, die daran Interesse haben:
• 2 Stunden AG in italienischer Sprache
Grundschule am Senefelderplatz in Kooperation mit Verba Volant - Verein für Mehrsprachige
Bildung e.V.
Stand: Oktober 2013
Ab Jahrgangstufe 3 eine Klasse. Zweisprachige deutsch-italienische Erziehung für alle Schüler im
Fachunterricht, im Kooperativen zweisprachigen Unterricht (deutsch- und italienischsprechende
Lehrkräfte)
• 3 Stunden Sachunterricht
• 2 Stunden Kunstunterricht
Ab Jahrgangstufe 5 und 6
• 2 Stunden Naturwissenschaften
• 3 Stunden Geografie und Geschichte/Politische Bildung
Italienisch: Eine romanische Sprache
Die Beherrschung einer romanischen Fremdsprache wie Italienisch eröffnet die Möglichkeit, sehr
leicht weitere romanische Sprachen zu lernen (Französisch, Spanisch, Portugiesisch etc.). Außerdem
können die Kenntnisse der italienischen Sprache das Erlernen des Lateins an weiterführenden Schulen
erleichtern. Italienisch wird an vielen Gymnasien in Berlin als Zweitfremdsprache unterrichtet und
kann bis zum Abitur weitergeführt werden (z.B. im Bezirk Pankow am Carl von Ossietzky-Gymnasium).
Italienische Sprachkenntnisse werden als sehr vorteilhaft angesehen, wenn man später ein Studium
der Musikwissenschaft und der Kunstgeschichte aufnehmen möchte, aber auch um ein
Musikinstrument oder Gesang zu lernen.
Austauschprojekte und AGs
Wir streben Austauschprojekte mit Schulen in Italien für ältere Kinder (Jahrgangsstufen 5 und 6) an.
Am Nachmittag können die Kinder an verschiedenen AGs in italienischer Sprache teilnehmen wie:
Theater, Gesang, Kunst, Kochen. Diese AGs können, ganz oder teilweise, aus den Mitteln der PKB
finanziert werden.
Literatur
Cramer, Uljana/ Dalljo, Kerstin/ Sieg, Mareike: Das Kreuzberger Modell. Zum Zusammenhang von
Alphabetisierung in der Erst- und der Zweitsprache. [Online: http://www.unileipzig.de/herder/projekte/alpha/frames/main5.6.htm (zuletzt besucht am 24.10.2013)]
Das Projekt ZWERZ [Online : http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/start_zwerz.html (19.03.2013)]
Grundschule am Senefelderplatz in Kooperation mit Verba Volant - Verein für Mehrsprachige
Bildung e.V.
Stand: Oktober 2013
Freyer, Anja: L’insegnamento bilingue italiano-tedesco in una scuola elementare. Analisi di un’esperienza
trentina. Tesi di Laurea. Università degli studi di Trento. Anno accademico 2006-2007.:
http://www.agebi.it/index2.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=28&Itemid=4
Grundschulverordnung-GsVO vom 19. Januar 2005
Heintze, Andreas, 2002: http://bildungsserver.berlinbrandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/zweisprachige_erziehung/handreichung-methodikdidaktik_01.pdf (22.10.2013)
Meier, Gabriela (2010): Social and intercultural benefits of bilingual education: A peace-linguistic
evaluation of Staatliche Europa-Schule Berlin, Vol. 12: MSU - Mehrsprachigkeit im Unterricht. Frankfurt
am Main: Peter Lang.
Rösch, Heidi: Zweisprachige Erziehung in Berlin im Elementar- und Primarbereich. Aus EliSe: Essener
Linguistische Skripte – elektronisch, Jahrgang 1, Heft 1, 2001. Seite 23-44.
United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (2003): Education in a multilingual world.
[Online: http://unesdoc.unesco.org/images/0012/001297/129728e.pdf (19.03.2013)]