Kommunalaufsicht prüft Knorr-Arena

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Kommunalaufsicht prüft Knorr-Arena
HEILBRONN UND SEINE REGION
FREITAG
28. Februar 2003
Leser können Karten gewinnen
KNORR-ARENA
Kommentar
Drei Komödien
von Rühmann
bis „Tootsie“
Für das „Leser-Kino spezial“ der
Heilbronner
Stimme/Kraichgau
Stimme/Hohenloher Zeitung am Freitag, 21. März, im Heilbronner CinemaxX im K3 stellt die Kulturredaktion heute drei Filme aus der Sparte
„Komödien“ vor: Die Feuerzangenbowle, Harold und Maude
und Tootsie. Ihren Favoriten aus
dieser und den anderen Sparten
können Sie auf dem Coupon wählen, der am 6. März auf der Kinoseite der freizeitstimme erscheint –
und so EintrittsLESER
karten gewinnen.
KINO
Von seiner liebenswürdigen komödiantischen
Seite zeigt sich
Heinz Rühmann
in der 1944 entstandenen Komödie Die Feuerzangenbowle nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Spoerl.
Der Film von Helmut Weiß erzählt,
wie ein Schriftsteller aufgrund einer
Wette freiwillig auf die Schulbank
zurückkehrt und übermütige Pennälerstreiche anzettelt.
Zwei Außenseiter stehen im Mittelpunkt von Hal Ashbys Harold
und Maude aus dem Jahr 1971. Harold, ein neurotischer Jüngling aus
gutem Hause, hängt einem makabren Todeskult nach. Erst durch die
Freundschaft zu der 80-jährigen
Maude findet er ins Leben zurück.
Die Hauptdarsteller Bud Cort und
Ruth Gordon gehören längst zu
den unsterblichen Liebespaaren des
neueren Hollywoodfilms.
Sydney Pollacks 1982 gedrehte
Komödie Tootsie mit Dustin Hoffman und Jessica Lange in den
Hauptrollen
greift
eine
alte
(Film-)Geschichte auf: Was geschieht, wenn ein Mann sich in eine Frau verwandelt und diese Rolle
vor seinen Mitmenschen überzeugend behaupten muss? Dustin
Hoffmann spielt einen arbeitslosen
Schauspieler, der erst als gouvernantenhaften Frau zum Erfolg
kommt: „Charlies Tante“ in einer
raffinierteren Variante. (red)
Eine Paraderolle für Dustin Hoffman:
„Tootsie“. (Foto: dpa)
Schlappe für Abtreibungsgegner
Annen muss
Strafe zahlen
Das Oberlandesgericht Stuttgart
hat die Revision des Weinheimer
Abtreibungsgegners Günter Annen
verworfen. Damit wird ein Urteil
des
Heilbronner
Landgerichts
rechtskräftig, das Annen wegen Beleidigung eines Heilbronner Frauenarztes zu einer Geldstrafe von
400 Euro verurteilt hatte. Der Gynäkologe war Ziel einer Protestaktion des Abtreibungsgegners. Annen verteilte am 16. Oktober 2001
vor der Frauenarztpraxis Flugblätter, in denen er dem Mediziner vorwarf, „rechtswidrige“ Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen, bei
denen Babys im Mutterleib bestialisch ermordet werden. Damit hat
er die Ehre des Arztes verletzt, bestätigte nun das Stuttgarter Oberlandesgericht in letzter Instanz.
Annen hatte sich stets auf sein
Recht auf freie Meinungsäußerung
und ein Bundesverfassungsgerichtsurteil berufen, das Schwangerschaftsabbrüche als „rechtswidrig“ bezeichnet, sie aber unter bestimmten Umständen straffrei
stellt. (mut)
17
Abwarten
Die erste Kostenschätzung für die Knorr-Arena lag im April 2000 bei fünf Millionen Euro. Jetzt kostet sie 8,2 Millionen Euro. (Foto: Andreas Veigel)
Heilbronner Oberbürgermeister schaltet Gemeindeprüfungsanstalt ein – Gemeinderat segnet Mehrkosten ab
Kommunalaufsicht prüft Knorr-Arena
Von Joachim Friedl
Hat die Heilbronner Bauverwaltung ihre Aufsichtspflicht beim
Bau der Knorr-Arena verletzt, und
wer trägt die Verantwortung für
die Mehrkosten? Auf Drängen
von Oberbürgermeister Himmelsbach wird sich die Gemeindeprüfungsanstalt Baden-Württemberg
mit der Eishalle befassen. Aussagen werden für April erwartet.
Der Gemeinderat rechnete gestern mit der Bauverwaltung ab. Im
Kreuzfeuer der Kritik: das Hochbauamt. Grund für die heftige Rüge war,
dass wie berichtet die Sportstätte
um 646 000 Euro teurer wird und
die Gesamtkosten nun inklusive des
HEC-Anteils von einer halben Million Euro bei 8,2 Millionen Euro liegen. Dabei drehte sich alles um die
Frage: Hätte das Hochbauamt frühzeitiger erkennen können, dass die
Kosten aus dem Ruder laufen, wenn
der beauftragte freie Architekt strenger kontrolliert worden wäre?
Abgerechnet sind bis heute, wie
Baubürgermeister Ulrich Frey erläuterte, 93 Prozent der Investitionssumme und zwar 76 Prozent (6,1
Millionen Euro) reine Baukosten
und 17 Prozent (1,4 Millionen Euro)
Baunebenkosten. Offen sind somit
noch Rechnungen in Höhe von
620 000 Euro. Das Risiko, dass sich
dieser Betrag weiter erhöht, hält
Frey für „relativ gering“.
Von den 646 000 Euro Mehrkosten, die der Gemeinderat bei sieben
Enthaltungen und acht Gegenstimmen letztlich genehmigte, fallen
nach Aussagen von Bürgermeister
Frey 516 000 Euro in den Verantwortungsbereich des Architekten.
Bis auf 20 000 Euro (Zusatzleistungen) sei der Restbetrag nicht vorhersehbar gewesen.
Eine „gravierende Fehlleistung“
des Hochbauamtes erkannte Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach nicht. Dennoch weigerte er
sich, alle Schuld auf den Architekten, der drei Mal vergebens aufgefordert worden war, Stellung zu beziehen, abzuwälzen. Von der Sonderprüfung erwartet der OB auch Erkenntnisse darüber, ob Regressforderungen möglich sind.
„Das Vertrauensverhältnis zum
Hochbauamt ist zerstört“, formulierte Alexander Throm den Unmut
der CDU-Stadträte. Als Konsequenz
forderte der Fraktionsvorsitzende,
dem Hochbauamt bei künftigen
Projekten die Bauherrenpflicht zu
entziehen und diese Aufgabe externen Fachleuten zu übertragen. Die
anfallenden Honorarkosten will die
CDU über Stellenkürzungen beim
Hochbauamt finanzieren.
„Der CDU geht es nicht um Ursa-
chenforschung, sondern sie will ihr
politisches Süppchen kochen“, warf
der SPD-Fraktionsvorsitzende Harry
Mergel den Christdemokraten vor
und nahm gleichzeitig die Bauverwaltung in Schutz: „Nur mit mehr
Personal und Zeit wäre es möglich
gewesen, die Architekten-Kalkulation zu kontrollieren.“
„Wie immer in solchen Fällen ist
kein richtiger Schuldiger auszumachen“, beklagte FDP-Stadträtin Ursula Scheuermann. Von einem „gravierenden Vorgang“ sprach RepStadtrat Alfred Dagenbach. Massive
Vorwürfe erhob auch FWV-Stadtrat
Nico Weinmann. Nach einer Hochrechnung von Uwe Ahrens verursacht die Knorr-Arena 40 Jahre lang
Folgekosten von jährlich 430 000
Euro. Deshalb kann sich der GAHStadtrat vorstellen: „Notfalls muss
die Eishalle verkauft werden.“
Kommentar „Abwarten“
Am entscheidenden Punkt
krankte die gestrige Debatte im
Heilbronner Gemeinderat um
die gestiegenen Baukosten für
die Knorr-Arena. Unwidersprochen beteuerte die Bauverwaltung, dass von den um 646 000
Euro gestiegenen Kosten satte
516 000 Euro in den Verantwortungsbereich des externen Architekten fallen – doch vom betroffenen Architekten lag weder
eine schriftliche Stellungnahme
vor, noch war er persönlich anwesend. Stimmt die Behauptung, dann hätten die in Richtung Bauverwaltung abgeschossenen Giftpfeile eigentlich dem
Architekten gelten müssen. Ob
die Behauptung zutrifft oder
nicht, lässt sich aber abschließend erst beurteilen, wenn die
von Oberbürgermeister Helmut
Himmelsbach eingeschaltete
Gemeindeprüfungsanstalt ihr
Gutachten abgeliefert hat.
Eines ist nach der gestrigen
Debatte auch klar. Die allseits
geschätzte einzige Eishalle der
Region würde es nicht geben,
wie mehrfach betont wurde,
wären die Kosten von knapp
8,2 Millionen Euro vorher bekannt gewesen. Hat also die
Heilbronner Bauverwaltung
auch in diesem Fall den unter
allen Architekten bekannten
Zwiespalt heraufbeschworen,
die Kosten so gnadenlos knapp
zu kalkulieren, dass sie auch
den politischen Gremien noch
schmecken? Auch darauf hätte
nur der Architekt die passende
Antwort geben können. So
bleibt in der Tat nichts anderes
übrig als abzuwarten, zu welchem Ergebnis die Gemeindeprüfungsanstalt kommt.
Gerd Kempf
Schwerer Unfall bei Donnbronn
Fahrer im Opel
eingeklemmt
Zu einem schweren Verkehrsunfall
kam es gestern auf der L 1111 zwischen Untergruppenbach und Heilbronn. Die 50-jährige Fahrerin eines Suzuki war Richtung Heilbronn
unterwegs und kam, laut Polizei
vermutlich aus Unachtsamkeit,
kurz vor der Einmündung Donnbronn auf die Gegenfahrbahn. Dort
prallte sie mit dem Opel Astra eines
44-Jährigen zusammen. Der Opel
wurde nach rechts abgedrängt,
überschlug sich und kam nach
etwa 40 Metern wieder auf den Rädern zum Stehen. Der Fahrer, der
zum Glück angeschnallt war,
wurde schwer verletzt und musste
von der Feuerwehr Heilbronn befreit werden. Zur patientengerechten Bergung musste das Dach des
Opel weggeschnitten werden. Seine
17-jährige Tochter kam mit leichten Verletzungen davon. Ebenfalls
leicht verletzt wurde die Unfallverursacherin. Zur Unfallaufnahme
und Bergung der Fahrzeuge musste
ein Fahrstreifen eine Stunde lang
gesperrt werden. Es gab eine örtliche Umleitung. (red)
Sonne helau!
Da lachen auch
Faschingsmuffel
Blitzsauberer Himmel am
schmotzigen Donnerstag:
Strahlender Sonnenschein lockte
zur Weiberfasnacht Närrische wie
Unnärrische ins Freie. Zahlreiche
Cafés rückten ihre Möbel ins
rechte Licht wie hier vor dem
Heilbronner Schümli. Mit dem
klaren, sonnigen Wetter servierte
der Februar gestern den 16.
Hochdrucktag in Folge. Begonnen
hatte die Schönwetterserie am 12.
noch mit winterlichen 0,1 Grad
Celsius Höchsttemperatur; gestern
las Eppingens Wetterbeobachter
Willi Funk über 11 Grad ab. In
den Nächten friert es noch. Bis
zum Wochenende versprechen
die Meteorologen Sonne satt.
(Foto: Helge Kempf)
Weinsberger randalierte in Heilbronn, riss Passantin zu Boden, zündete Häuschen an – Von Pfefferspray unbeeindruckt
Verletzte in Heilbronn
Unfälle mit
Erst Amok gelaufen, dann Zellentür demoliert Zwei
jungen Radlern
Von Carsten Friese
Es war ein Amoklauf durch Heilbronn. Zerstörte Blumenkübel,
abgetretene Autospiegel, ein demoliertes
Werbeschild,
eine
schwer verletzte Frau und ein
brennendes
Wengerthäuschen
hat ein Weinsberger im September 2001 in rund einer Stunde hinterlassen. Vor dem Schöffengericht erinnerte er sich an nichts.
„Es tut mir alles furchtbar Leid.
Ich hab einen richtigen Blackout gehabt“, sagte der Gelegenheitsarbeiter (35) vor Gericht. An dem Morgen wollte er sich nach der Kündigung von seiner Leasing-Firma beim
Arbeitsamt um eine Umschulung
zum Handelsfachpacker bemühen –
doch alle Stellen waren schon besetzt. Mit Frust im Bauch leerte er in
Stadtgartennähe einige Bier und Jä-
germeister – und bekam Streit mit
einem anderen. Dann ging er zu einem Freund und wollte 800 Mark
Schulden eintreiben – doch der sagte nur „verschwinde“. Da rastete er
aus. Und ab dem Zeitpunkt setzt seine Erinnerungslücke ein.
Im Haus des Handwerks zertrümmerte er einen großen Blumenkübel
und warf einen Blumenkasten in eine kleine Vitrine. Zwei Außenspiegel parkender Autos mussten auf
dem weiteren Weg dran glauben, einem 15-Jährigen nahm er das Skateboard ab und schlug damit auf ein
Auto ein. Am Adenauer-Platz griff er
einer Frau an den Rucksack und riss
sie brutal zu Boden. Einen Bruch des
Kahnbeins im Handgelenk und Rückenprellungen trug die Frau davon. Anschließend steckte der
Weinsberger ein Wengerthäuschen
an der Armsündersteige an.
Dort trafen zwei Polizisten auf
den Mann. Die Beschreibung der
Geschädigten passte. Der Beschuldigte wehrte sich mit Händen und
Füßen gegen eine vorläufige Festnahme. Sogar der Einsatz von Pfefferspray habe den dringend Tatverdächtigen „nicht beeindruckt“,
schilderte ein Polizist als Zeuge.
Richter: Keine zweite Chance
Selbst in der Zelle ebbte die Gewalt
nicht ab. Bei der Blutprobe mussten
ihn fünf Mann festhalten. Gegen
die Zellentür warf er sich so heftig,
dass er den Schließmechanismus
zerstörte. Die Feuerwehr musste anrücken, um das Schloss zu öffnen.
Maximal 1,6 Promille zur Tatzeit
und aktuellen Cannabiskonsum
stellten Mediziner mit der Blutprobe fest. „Kein Rauschzustand“, wie
der Sachverständige ausführte.
Doch durch längeren Hasch-, Ecstasy-, Heroin- und Alkoholkonsum sei
die Gefahr von Gehirnschäden gegeben, führte der Nervenarzt aus.
Im Gutachten attestierte er dem
35-Jährigen eine tief greifende Bewusstseinsstörung für den Tattag,
sprach von krankhaften Affekten
und gestörter Steuerungsfähigkeit.
Den Großteil der Schäden und
Schmerzensgeld für die verletzte
Frau, insgesamt rund 8000 Euro, hat
der Angeklagte mit Hilfe seiner Mutter bereits beglichen. Dies wertete
das Gericht positiv. Wegen Gewalttaten vorbestraft war er nicht. Ein
Jahr und neun Monate Haft zur Bewährung plus Bewährungshelfer
lautete am Ende das Urteil. „Diese
Chance ist etwas Einmaliges“, so
Richter Peter Schlosser-Greiner. „Eine zweite kriegen Sie nicht.“
Bei zwei Unfällen in Heilbronn
sind ein Radfahrer schwer und eine
Radfahrerin leicht verletzt worden.
Eine Autofahrerin hatte am Dienstagnachmittag eine 16-jährige
Schülerin
an
der
Kreuzung
Max-Planck-/Robert-Bosch-Straße
übersehen, als diese gerade mit ihrem Rad auf dem Fußgängerüberweg die Fahrbahn überquerte. Das
Mädchen wurde zu Boden geschleudert und verletzt. Schwere
Verletzungen erlitt am Mittwochmorgen ein 16-jähriger Schüler in
der Horkheimer Straße. Der Junge
war mit seinem Fahrrad vom Gehweg auf die Straße gefahren, ohne
auf den von hinten kommenden
Verkehr zu achten. Er wurde vom
Auto einer 55-Jährigen erfasst und
stürzte so unglücklich, dass er mit
dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden musste. (red)