Supermoto-Vergleichstest Die Supermoto
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Supermoto-Vergleichstest Die Supermoto
4 TECHNIK SUPERMOTO-VERGLEICH: #1 KTM 450 SMR; #99 SUZUKI RM-Z 450; #50 YAMAHA YZ 450 F; #54 KAWASAKI KX 450 F DDDD Die Fantastische Supermoto-Vergleichstest Die Supermoto-SM hat sich extrem entwickelt, die Luft wurde dünner, und die Renngeräte ähneln sich immer mehr. Wir nahmen die Waffen der vier Favoriten noch vor dem Titelentscheid unter die Lupe und entdeckten doch grosse Unterschiede. Text: Tobias Kloetzli Bilder: Rolf Lüthi 20_MSSD_004_Techn 4 D ie 13. Schweizer SupermotoMeisterschaft wird dieses Wochenende in Frauenfeld TG entschieden. Philippe Dupasquier (KTM) hat sich gute Voraussetzungen erarbeitet, den Meistertitel ein drittes Mal einzufahren. Doch die Spitze der SM war diese Saison umkämpfter denn je. Simon Baumann (Suzuki) wies den Meister immer wieder in die Schranken, Youngster Cyrill Scheiwiller (Yamaha) erkämpfte sich drei Laufsiege und machte sich als Regenspezialist einen Namen, aber auch gegen den fünffachen Meister Marcel Götz (Ka- wasaki) ist zumindest auf Asphalt noch immer kein Kraut gewachsen. Vier Siegertypen auf vier verschiedenen Motorradmarken eng vereint an der Spitze der SM; das schreit geradezu nach einem Vergleichstest. So haben wir die vier Spitzenreiter Mitte September mit ihren Maschinen zum Test nach Villars-sous-Ecot (F) geladen, um ihren Rennern dort etwas auf den Zahn zu fühlen. Über Hürden zum Test Am Tag vor dem geplanten Vergleichstest kam dann aber die Absage 28.09.2009 09:51:14 20/2009 MOTO SPORT SCHWEIZ WWW.MOTOSPORT.CH 5 hen Vier Circuit de l’Enclos Für unseren Vergleichstest fanden wir auf der Piste von Septfontaine nahe Pontarlier (F) beste Voraussetzungen. Auf der 1176 m langen Rundstrecke konnte man mal die Gänge durchschalten, während auf der engeren, 512 m langen Trainingspiste am Hang wieder ganz andere Qualitäten zum Vorschein kamen. Piste und Restaurant sind täglich geöffnet. Preis: 26 Euro (30 Euro am Wochenende). Info: Tel. +33 381 49 55 44 oder www.circuitdelenclos.com aus Villars: Wegen des MotocrossWM-Laufs vom vorangegangenen Wochenende sei die Piste noch nicht frei. Zudem hatte sich Götz in Lignières NE einen komplizierten Oberarmbruch zugezogen und ist längere Zeit ausser Gefecht, Lehrling Scheiwiller konnte nicht frei nehmen, und auch sein Renngerät war nach einem Motorschaden noch nicht bereit. Und Dupasquier hatte am vorgesehenen Testtag einen Einsatz als Instruktor. 20_MSSD_005_Techn 5 Den Test abbrechen, das war dennoch nie eine Option! Mit dem Circuit de l’Enclos (siehe Kasten) nahe Pontarlier (F) fanden wir eine attraktive Alternative, holten uns bei Scheiwillers die Ersatzmaschine, Prestige-Pilot Harry Näpflin packte sich die Kawasaki seines Teamkollegen Götz, Dupasquiers Mechaniker «Momo» reiste mit der KTM des Meisters an, und Baumann kam als Einziger der besagten Favoriten mit Sack und Pack selber zum Test. 28.09.2009 09:51:44 6 technik ➥ SupErmoTo-VErglEICH Mister Supermoto Beat «Sexi» Gautschi (46), der zweifache SupermotoMeister, der bereits 18 Saisons auf dem Buckel hat, war auf der sagenumwobenen Egli-MZ einst Teamkollege des MSS-Redaktors und stand beim Vergleichstest mit Rat und Tat zur Seite. Die Piste, das Testteam, der Fotograf, die vier Maschinen und vier Piloten fürs Gruppenfoto: alles bereit – es kann losgehen! Gleich lange Spiesse Bei genauerem Betrachten der vier Testexemplare wird blitzartig klar: Die aktuellen Renner sind mit den Maschinen, die MOTO SPORT SCHWEIZ bei der letzten Gegenüberstellung der besten Supermotos (MSS 18/2002) fuhr, nicht zu vergleichen. Damals war die 660er-Werks-KTM von Götz das Mass der Dinge, Gautschis 610er-Husqvarna konkurrenzfähig, aber ruppig, Dani Müllers massiv aufgebohrte, kompakte 426er-Yamaha leistungsmässig krass unterlegen und Sigi Zachmanns böse 500er-Zweitakt-Suzuki ein schier unberechenbarer Querschläger. Dagegen scheinen die 450er-Maschinen der vier besten Supermoto-Piloten von 2009 fast wie Einheitsbrei. Nach zwei Übergangsjahren wurde die Prestige-Klasse der SM per 2007 auf 450 cm3 Hubraum beschränkt. Leistungsprotze mit weit über 70 PS, spektakuläre Eigenbauten und grosse Gewichtsunterschiede sind seither passé. Technisch wurde die Leistungsdichte also massiv erhöht (siehe Kasten auf Seite 13). Jede der vier kompakten DOHC-EinzylinderSupermotos im Vergleich leistet gut 60 PS und wiegt rund 110 kg. Durch die rasante technische Entwicklung CTECHNISCHE DATEN Motorrad KTM 450 SMR Suzuki RM-Z 450 Yamaha YZ 450 F Kawasaki KX 450 F Preis Motortyp Hubraum cm3 (B × H mm) Gemischaufbereitung max. Leistung max. Drehmoment Motor-Verdichtung Kupplung Kupplungsbetätigung Auspuffanlage Rahmen Gabel Federbein Federweg v./h. Bremse v. Bremsscheiben-ø v. Radstand Lenkkopfwinkel/Nachlauf Reifen vorn hinten Tankinhalt Gewicht (leer) ca. Fr. 28 000.– Einzylinder DOHC 449,3 (97×60,8) Vergaser, Keihin FCR, ø 41 mm ca. 62 PS k. A. k. A. Suter-Clutch (Anti-Hopping) hydraulisch HGS, Titan Stahl, Zentralrohrrahmen WP USD, ø 48 mm WP, PDS 280/310 mm Magura-Vierkolben, radial 320 mm 1475 mm 63,5°/k. A. Michelin, 12/60-420 (16,5") Michelin, 16/63-17 8,2 l 111,5 kg ca. Fr. 30 500.– nur Material Einzylinder DOHC 449 (95,5×62,8) Einspritzung, Keihin, ø 43 mm 60,5 PS bei 8800/min 52,5 Nm bei 7500/min 13,1:1 Suter-Clutch (Anti-Hopping) Seilzug Akrapovic, Titan Alu, Brückenrahmen Marzocchi USD, ø 50 mm Öhlins-TTX 250/250 mm Moto Master, Vierkolben 320 mm 1450 mm variabel Michelin, 12/60-420 (16,5") Michelin, 16/63-17 7l 110 kg ca. Fr. 18 000.– Einzylinder DOHC 449 (95×63,4) Vergaser Keihin FCR, ø 41 mm 62 PS bei 9000/min 52 Nm bei 7800/min 12,8:1 Mehrscheibenkupplung (Serie) Seilzug Akrapovic, Titan Alu, Zentralrohrrahmen KYB USD, ø 48 mm Öhlins-TTX 300/314 mm 2× Magura-Vierkolben, radial 2×250 mm 1460 mm 63,2°/114,2 mm Metzeler, 120/75-R420 (16,5") Metzeler, 160/60 R17 7l 111 kg ca. Fr. 25 000.– o. Motortuning Einzylinder DOHC 449 (96×62,1) Einspritzung, Keihin, ø 43 mm 61 PS bei 8800/min 52 Nm Nm bei 7500/min k.A. Suter-Clutch (Anti-Hopping) Seilzug HGS, Titan Alu, Brückenrahmen KYB USD, ø 48 mm Öhlins-TTX 315/290 mm 2× Magur-Vierkolben, radial 2×260 mm 1455 mm 63,3°/variabel Michelin, 12/60-420 (16,5") Michelin, 16/63-17 7l 111 kg Hersteller DP Racing Rte Principale 33 1642 Sorens FR www.dpracing.ch Motoshop Zachmann Basadingerst. 52 8253 Diessenhofen TG www.motoshop-zachmann.ch Keller Motos AG Hirzenweg 3 9244 Niederuzwil SG www.kellermotos.ch Emil Weber Motos AG Klotenstr. 10 8153 Rümlang ZH www.weber-motos.ch in der MX1-Motocross-WM bieten inzwischen fast alle Hersteller einen potenten 450er-Crosser auf höchstem Niveau an. Sie unterscheiden sich nur noch in Details. Entsprechend eng beieinander liegen auch die auf den Crossern basierenden 450er-Supermotos. Bei dieser Leistungsdichte müssen alle Verbesserungsmöglich- keiten berücksichtigt werden, um an der Spitze bestehen zu können. Vom Pflichtprogramm mit Motortuning, leichter Auspufffanlage, hochwertigen Federelementen, Titanteilen, AntiHopping-Kupplung, radialen Bremsen und 16,5-Zoll-Vorderrad führen die gängigen Optimierungsmöglichkeiten über Geometrieanpassungen, Doppel- scheibenbremsen, stabilere Schwingen oder Schlauchlosräder endlos weiter. Die Kosten für solche Siegerbikes summieren sich heute also gewaltig, auch ohne die in der Pionierzeit noch gängigen spektakulären Eigenbauten. Die Aufwendungen für den Aufbau einer aktuellen Renn-Supermoto können so je nach Kalkulationsart schnell mal 30 000 Franken übersteigen! Scharf abgebogen! «Alle nebeneinander im Wheelie aus der Kurve, das wäre schön!», meint der Fotograf ... doch die Kurve erweist sich als denkbar ungeeignet. 20_MSSD_006_Techn 6 28.09.2009 09:51:52 20/2009 MOTO SPORT SCHWEIZ WWW.MOTOSPORT.CH 7 KTM 450 SMR Der zweifache Meister Philippe Dupasquier will beim SM-Finale am Wochenende seinen dritten Supermoto-Titel in Folge einfahren. Dabei greift er wieder auf die KTM 450 SMR zurück, die Supermoto, welche die Österreicher «Ready to Race» für knapp 15 000 Franken für alle Wettbewerbspiloten im Sortiment haben. Der Titelverteidiger und insgesamt 15-fache Schweizer Meister ist aber nicht irgendein Wettbewerbspilot, also optimierte er seine SMR auf die erhöhten Bedürfnisse. Leistungsmässig wurde die Kit-KTM leicht aufgepeppt. Durch das Abschleifen des Zylinderkopfs verkleinerte der Familienvater den Brennraum und erhöhte so die Verdichtung des Motors. Zudem überarbeitete er die Einlasskanäle, das wars! Mit dem originalen Keihin-Flachschiebervergaser und der HGS-Titanauspuffanlage soll die KTM so knapp 62 PS abdrücken. Dupasquier: «PS sind nicht so wichtig. Weil ich leicht bin, brauche ich nicht so viel Leistung. Wichtig ist nur, dass ich genug habe, um beim Start vorne zu sein.» Über einen Knopf am Lenker ist an der DP-Racing-SMR für Regenrennen eine zahmere Zündkurve anwählbar. Dupasquier probiert je nach Strecke auch im Trockenen beide Kurven aus. Die serienmässige Anti-HoppingKupplung ersetzte er durch eine Suter-Clutch, diese biete deutlich mehr Einstellmöglichkeiten. Die radiale Vierkolbenbremsanlage von Magura verzögert zwar serienmässig bereits massiv, dennoch rüstete der Romand, der neben Baumann als Einziger eine Einscheibenbremse einsetzt, seine Bremse mit einer 1 cm grösseren 320erScheibe auf und verbaute für mehr Konstanz Karbonbremsbeläge. An seiner KTM – die einzige Maschine mit Stahlrohrrahmen im Vergleich – ist die serienmässige 48-mm-Upside-down-Telegabel von WP im Einsatz. Diese wurde in eine im KTM-Powerparts-Programm erhältliche, breitere «Werksgabelbrücke» mit 3 mm geringerem Offset (Versatz zum Lenkkopf) verschraubt. Die Gabel und den direkt angelenkten WP-Dämpfer 1 Motocross- und Supermoto-Crack Dupasquier ist auf dem besten Weg, auch 2010 die Nr. 1 auszufahren! 2 Der KTM-Motor ist der Einzige mit E-Starter. 3 Obwohl nicht gerade gross gewachsen, fährt Dupasquier mit stark unterlegtem Lenker. Die WP-Gabel ist in eine Werksgabelbrücke mit geringerem Offset verbaut. 4 Auf Distanzbuchsen montiert, beisst die radiale Magura-Vierkolbenbremse in eine extragrosse Bremsscheibe. 5 Zu Saisonbeginn schrieb Dupasquier einen Nuller, als sich der Keihin-Vergaser löste. Seitdem verhindern dies zusätzliche Bügel. 6 Kaum zu besiegen: die SMR von Dupasquier. 1 2 4 5 aus dem Powerparts-Katalog stimmt der Freiburger auf seine Bedürfnisse ab – c’est tout! Dupasquier testet im ersten Training gelegentlich mit Vorderrädern unterschiedlicher Dimensionen. Im Offroad-Teil bringe das 17-Zoll-Vorderrad Vorteile, während das 16,5-Zoll-Vorderrad auf Asphalt ein besseres Einlenk- 6 20_MSSD_007_Techn 7 3 verhalten verspricht, dank höherer Flanke mehr Eigendämpfung aufweist und mit grösserer Auflagefläche für zusätzlichen Grip sorgt. Den hinteren Michelin-Reifen hat er für maximale Auflagefläche auf einer 5,5 Zoll breiten Felge montiert. Vertrauenerweckend gutmütig Dupasquiers KTM ist die einzige Maschine mit einem Elektrostarter im Vergleich, ja verzichtet sogar ganz auf den Kickstarter. Damit sammelt sie beim Testteam bereits erste Pluspunkte! Ein Knopfdruck, und die Fuhre läuft. Die KTM hängt gut, aber nicht zu aggressiv am Gas. Sie schiebt bereits im mittleren Drehzahlbereich ordentlich an, legt gut kalkulierbar Leistung zu und dreht ohne Leistungseinbruch bis in den Begrenzer. Der Motor ist problemlos, gutmütig und einfach zu fahren. Genauso stehts auch ums Handling. Dupasquier: «Das Motorrad muss einfach zu fahren sein. Ich glaube, das ist der richtige Weg, um Rennen zu gewinnen.» Mit verringertem Offset und dem daraus resultierenden grösseren Nach- lauf gibt sich die KTM ausgesprochen stabil. Beim gemächlichen Cruisen wirkt sie klar als die trägste Maschine im Vergleich. Bei beherztem Angasen glänzt sie im Gegenzug aber mit stabiler Kurvenlage, gibt sich zielgenau und ist kaum aus der Ruhe zu bringen. Für zusätzliche Stabilität im Gelände hat Dupasquier ausserdem das Lenkkopflager überdurchschnittlich satt angezogen. Das WP-Fahrwerk spricht zwar nicht ganz so fein an wie die Fahrwerkskomponenten der drei Japanerinnen, liefert unter Druck aber ein klares Feedback. Obwohl Dupasquier mit 62 kg das Leichtgewicht im Quartett ist, fährt er die straffste Fahrwerksabstimmung der vier Titelanwärter. Damit lässt sich die KTM auf Asphalt ausgesprochen präzise fahren. Gautschi schwärmt: «Weil der Motor so fein läuft und nicht vibriert, fühlst du noch mehr von der Strasse, erhältst ein klares Feedback und kannst dich besser an der Rutschgrenze bewegen. So fühle ich mich sofort wohl und kann sie gleich locker am Limit bewegen – eindrücklich.»➥ 28.09.2009 09:52:00 Auch in deiner Region: MX1-GP Antonio Cairoli 2009 20_MSSD_008_Inser 8 3072 Ostermundigen DUCATI-BERN Tägetlistrasse 16 Tel. 031 931 88 52 www.ducati-bern.ch 5037 Muhen AG KAUFMANN-MOTOS AG Schwabistal 2 + 98 Tel. 062 723 55 36 Fax 062 723 58 07 www.hrkaufmann.ch [email protected] 8633 Wolfhausen D. MEIER-MOTOS DUCATI Zürich-Oberland Lochrütistrasse 4 Tel. 055 243 51 74 Fax 055 243 34 05 www.meier-motos.ch www.ducati-zuerich-oberland.ch [email protected] 3250 Lyss MOTO KAUFMANN LYSS Werkstrasse 45/Industrie Süd Tel. 032 384 33 51 Fax 032 384 48 91 www.moto-kaufmann-lyss.ch [email protected] 5610 Wohlen MOTORIA S. Nauer + R. 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Er hält quasi als Nachfolger seines Arbeitsgebers Sigi Zachmann in der SM die Suzuki-Fahne hoch. Der Ostschweizer ist der Einzige, der dem Westschweizer den Meistertitel 2009 noch streitig machen kann. Auf seinem Feldzug setzt er eine modifizierte Suzuki RM-Z 450 ein. Dem Motocross-Motor mit elektronischer Benzineinspritzung verpasste er für längere Einlasszeiten und einen grösseren Ventilhub eine Nockenwelle von Pro Circuit. Die Einlasskanäle im Vierventilkopf wurden bei Zachmann überarbeit. Ein Wiseco-Kolben sorgt für höhere Verdichtung, und mit der Vortex-Zündung dreht der Motor 750/min höher und riegelt erst bei 11 500/min ab. Zudem verbaute Baumann eine leichte Titan-Auspuffanlage von Akrapovic und für den optimalen Temperaturhaushalt einen Termasilbeschichteten Kühler. Den Kraftschluss regelt eine Anti-Hopping-Kupplung von Suter. Intensivere Eingriffe auch am Fahrwerk des Alu-Rahmen-Renners: Zachmanns Hauslieferant Öhlins baut zwar keine Motocross-Gabeln mehr, bietet aber weiterhin die Gabel-Innereien für den Offroad-Einsatz an. So ist bei Baumann ein Fahrwerk des italienischen Spezialisten Andreani verbaut, welcher die Closed-Cartridge-Innereien von Öhlins in einer Marzocchi-Upsidedown-Telegabel verbaut. Der exklusive Kit des Italieners umfasst zudem Gabelbrillen mit einstellbarem Offset sowie der Möglichkeit, den Lenkkopfwinkel anzupassen. Auch hinten wurde mit dem eigens abgestimmten ÖhlinsZentralfederbein nur das Beste verbaut. Das mehrfach einstellbare Federbein stützt sich an einer SRT-Aluschwinge von Eskil Suter ab. Diese baut eine Spur breiter als die Originalschwinge, verspricht durch zusätzliche Steifigkeit ein leichteres Einlenken und bietet bezüglich der Achsposition einen grösseren Einstellbereich. Hinten ist eine 5 Zoll breite 17-Zoll-Felge, vorne ein 16,5-Zoll-Vorderrad verbaut. Baumanns Suzuki ist die einzige 1 2 3 4 Supermoto ohne radiale Bremsanlage im Vergleich. Nicht nur, dass der ExCrössler auf eine Einscheibenbremse vertraut, er betätigt seine konventionelle Vierkolbenzange auch noch über 5 20_MSSD_009_Techn 9 den originalen 11-mm-Motocross-Geberzylinder. Baumann: «Ich habe lieber einen längeren Weg am Bremshebel als einen harten Druckpunkt.» Flink und leicht Die Zachmann-Suzuki hängt deutlich direkter und spritziger am Gas als die KTM. Sie scheint kraftvoller zu sein, ist definitiv aggressiver, verlangt aber auch etwas mehr Konzentration als die Maschine des Hauptkonkurrenten. Die RM-Z lässt sich mit spielerischer Leichtigkeit abwinkeln, droht aber nicht, in die Kurve zu kippen. Baumann: «Ich hasse es, wenn ein Töff fast in die Kurve reinfällt.» Dem wirkte Baumann mit einem geringen Gabelversatz von lediglich 11 mm und daraus folgendem grossem Nachlauf entgegen. So gibt sich seine Suzuki auch in Schräglage nie kippelig, glänzt mit sehr neutralem Fahrverhalten, verlangt aber dennoch nur geringe Impulse für Linienkor- 1 Die Zachmann-Suzuki ist ausgesprochen leichtfüssig, Baumann hat einen guten Kompromiss zwischen Handlichkeit und Stabilität gefunden. Keine andere hat so viel Grip am Hinterrad. 2 Dem kompakten Suzuki-450erMotor mit Benzineinspritzung hat Baumann in aufwendiger Kur zusätzliche PS eingehaucht. 3 Serienmässiger Alu-Tank im SimonBaumann-Design. 4 Alle setzen auf grosse radiale Bremsen, Baumann vertraut auf den mickrigen 11-mm-Cross-Bremszylinder. 5 Beim Fahrwerk nur das Beste: Alu-Brückenrahmen, Suter-----------------------Schwinge und den exklusiven Öhlins-Fahrwerkskit von rekturen. Während ich vom klaren und sicheren Gefühl fürs Vorderrad begeistert bin, macht Gautschi in erhöhtem Renntempo vorne leichtes Chattering aus. Mit der grossen Wave-Scheibe spricht die Vorderradbremse zwar aggressiv an, lässt sich über den langen Hebelweg aber dennoch sauber dosieren – erstaunlich, wie gut Baumanns Kompromiss funktioniert. Fern jeglicher Aggressivität ist die SuzukiHinterradbremse. Sie verlangt zur Verzögerung überdurchschnittlich starken Druck. Baumanns Suzuki hat mit ihrer Gewichtsverteilung extrem viel Grip am Hinterrad und ist beim Anbremsen von Kurven kaum quer zu kriegen. Gautschi: «Driften geht kaum, da musste ich mich richtig umstellen. Dann funktioniert die Suzuki aber ausgezeichnet und spielerisch. Sie ist quasi der Wolf im Schafspelz.» ➥ 28.09.2009 09:52:07 #$ !" #$ 2558 Aegerten MOTO-CENTER GRAF Alte Bernstrasse 10 Tel. 032 373 38 87 Fax 032 373 30 87 www.grafk.ch [email protected] 3414 Oberburg BRECHBÜHL KAWASAKI + MOTOS Kawasaki-Green Shop Emmentalstrasse 127 B Tel. 034 431 24 15 www.brechbuehl-kawasaki.ch [email protected] 4914 Roggwil ROLF GALL SUPERBIKES AG Bahnhofstrasse 84 Tel. 062 929 35 55 Fax 062 929 35 56 www.rgs-team.ch [email protected] 6221 Rickenbach/Luzern HEHER U. 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Der Motor seiner Yamaha wurde bei Keller Motos überarbeitet. Speziell dem Fünfventil-Zylinderkopf widmete man sich dort intensiv: Rund 20 Stunden dauerte allein die Bearbeitung des Brennraums, der Kanäle und der Ventile. Zur Erhöhung der Verdichtung wurde der Kopf leicht abgeschliffen. Der originale 39-mm-Flachschiebervergaser von Keihin bohrten die Mechaniker um etwa 2 mm auf und montierten für bessere Einstellmöglichkeiten eine R&D-Schwimmerkammer. Mit der einstellbaren HPI-Zündung und der Akrapovic-Titan-Auspuffanlage drückt die Keller-Yamaha 62 PS ab. Scheiwiller ist der einzige Pilot in den Top 4, der keine Anti-Hopping-Kupplung verwendet. Teamchef Christian Keller: «Wenn einer so eine Kupplung hat, wollen sie alle. Wer das Fahrwerk abstimmen und die Kupplung bedienen kann, braucht aber keine teure Anti-Hopping-Kupplung.» 2 Hinten wurde ein edles Öhlins Federbein verbaut, das wie die originale KYB-Upside-down-Telegabel vom Fahrwerksspezialisten Müllhaupt überarbeitet wurde. Die Gabel wird von Xtrig-Gabelbrillen mit einstellbarem Offset gefasst und mit speziellen Gabelfüssen versehen, an denen die beiden radialen Vierkolbenzangen der Magura-Zweischeibenbremse montiert sind. Die Yamaha fährt als Einzige auf Metzeler-Slicks. Vorne mit einer 16,5-Zoll- und hinten wie bei Dupasquier mit einer 5,5 Zoll breiten 17-Zoll-Felge. Scheiwillers Nummer-1-Supermoto erlitt in Lignières Motorschaden und konnte für den Vergleichstest nicht rechtzeitig fertig gestellt werden. Deshalb stellte uns das Team die Ersatzmaschine, die auf der YZ450F von 2008 aufbaut, zur Verfügung. Das 2009erModell hat einen minim steileren Lenkkopfwinkel und drückt 2 bis 3 PS mehr ab, ist ansonsten aber identisch. Sanfter, gutmütiger Regengott Der Yamaha-Fünfventiler läuft eine Spur rauer als die übrigen Motoren im Vergleich, verfügt über ein breites Leistungsband und hängt direkt, aber nicht aggressiv am Gas. Wie der KTMMotor lässt er sich ausgesprochen ein- 3 fach dosieren. Auch die 08er-Yamaha ist kraftvoll, bildet leistungsmässig aber dennoch das Schlusslicht im Vergleich. In der Schweiz ist nicht nur das Leistungsniveau der Fahrer, sondern auch jenes der Motoren ausgesprochen hoch. Scheiwillers Teamchef Keller meint dazu kritisch: «Schon komisch, dass wir in Deutschland mit unserer Supermoto leistungsmässig keine Gegner haben, uns in der Schweiz aber alle davonfahren. Diese Motoren sollte man mal unter die Lupe nehmen!» Der unkomplizierte, einfach zu fahrende Motor passt ausgezeichnet zum gutmütigen Handling der Keller- 4 5 Yamaha. Sie ist handlich, aber nicht kippelig und vermittelt ein gutes Gefühl fürs Limit. Scheiwiller fährt vorne klar die weichste Abstimmung im Vergleich. Die komme seinem Fahrstil am besten entgegen. Auf der reinen Asphaltpiste muss man sich darauf allerdings zuerst einschiessen, sonst leidet die Präzision. Gautschi: «Die Front taucht beim Bremsen stark ein, löst man die Bremse, kommt sie wieder hoch. Das sind immer extreme Geometrieveränderungen. So ist es schwierig, am Limit schnell zu fahren. Im Rennen geht es um Millimeter, wenn du die Linie aber nicht ganz triffst, verlierst du sofort Meter.» Je runder der Fahrstil, desto besser funktioniert Scheiwillers Abstimmung; das Müllhaupt-Fahrwerk liefert dann ein klares Feedback. Absolut verwindungsfrei und perfekt dosierbar arbeitet die vordere Doppelscheibenbremse. Die Magura-Zangen und die Wave-Bremsscheiben harmonieren perfekt mit dem radialen Brembo-Geberzylinder. Die Verzögerung ist massiv, aber dennoch mit Leichtigkeit präzis dosierbar. Dass die Yamaha keine Anti-Hopping-Kupplung hat, quittiert sie nur bei provoziert schnellem Einkuppeln mit Hinterradstempeln. Gautschi: «Ich bremse immer mit schleifender Kupplung in die Kurven und habe zwischen den vier Kupplungen keinen Unterschied gemerkt.» Die Yamaha ist eine sanfte, gutmütige Supermoto, die viel verzeiht. ➥ 1 Die Yamaha ist einfach zu fahren und gutmütig. Sie hat die weichste Gabelabstimmung. 2 Akrapovic: Die Resonanzkammer soll dem Einzylindersound die Aggressivität nehmen und zusätzlich Leistung und Drehmoment bringen. 3 Die Bearbeitung des Zylinderkopfs nahm 20 Stunden in Anspruch! 4 Die radiale Magura Doppelscheibenbremse mit radialem Brembo Bremszylinder ist ein Gedicht! 5 Einmal auf die weiche Gabel eingeschossen, lässt sich die Yamaha spielerisch am Limit bewegen. Eine Anti-Hopping-Kupplung vermisst Gauschi mit seinem speziellen Fahrstil (siehe Bremsfuss) eh nie. 20_MSSD_011_Techn 11 28.09.2009 09:52:13 12 TECHNIK ➥ SUPERMOTO-VERGLEICH Kawasaki KX 450 F Mit fünf Schweizer-Meister-Titeln dominierte Marcel Götz ab dem Jahr 2000 die SM nach Belieben, bis er in die WM abwanderte. Nach 12 Jahren bei KTM wechselte er den Arbeitgeber und kehrte mit Kawasaki, der Marke, mit der er 1996 sein erstes Supermotard bestritten hatte, zurück in die SM. Götz bringt extrem viel Know-how mit, doch der Sport hat sich inzwischen extrem verändert (siehe Kasten Seite 13). Trotzdem mischt der bisher erfolgreichste Supermoto-Pilot der Schweiz auch heute noch tatkräftig vorne mit. Bei seinem Heimrennen in Frauenfeld kann er verletzungsbedingt nicht mehr eingreifen, seine sorgfältig aufgebaute 450er Kawasaki lässt jedoch erahnen, zu was er dort fähig gewesen wäre. Am Zylinderkopf des Vierventilers mit Benzineinspritzung hat Götz die Einlasskanäle bearbeitet, eine spezielle Nockenwelle fertigen lassen, die mehr Ventilhub und längere Öffnungszeiten bewirkt, und den Kopf abgeschliffen, um die Verdichtung zu erhöhen. Eine HGSAuspuffanlage und intensives Tüfteln am Mapping brachten weitere PS. Zudem verbaute er eine Suter-Clutch. Auch dem Fahrwerk des Alu-Brückenrahmen-Crossers widmete sich Götz intensiv. Die KYB-Upside-downTelegabel wurde in Xtrig-Gabelbrillen mit einstellbarem Offset montiert und vom Ex-WM-Piloten selbst abgestimmt. Er montierte neue Gabelfüsse für die Befestigung der beiden radialen, kompakten Magura-Vierkolbenzangen der Zweischeibenbremse. Um an den Rädern Gewicht zu sparen beziehungsweise die Eigendämpfung der Reifen optimal zu nutzen, wurden schlauchlose Speichenräder von Alpina verbaut. Vorne in der Dimension 16,5 Zoll, hinten wurde ein 17-Zoll-Rad mit 5 Zoll breiter Felge in eine SuterSchwinge verbaut. Ein von Götz selber abgestimmtes, edles Öhlins-Federbein sorgt für optimalen Bodenkontakt. Götz hat die schärfste Waffe Auf den Töff des Multichampions waren wir besonders gespannt, hatte seine Maschine bei den letzten MSS-Tests jene der Konkurrenz doch stets klar überflügelt. Aus den 450 Kubik hat der 1 2 Ostschweizer auch dieses Jahr wieder das Maximum geholt: Keine der drei Konkurrentinnen drückt ab wie die Kawa von Götz. Der eingespritzte Viertakter zieht grandios, hängt sehr direkt am Gas und ist ausgesprochen spritzig. Unterstützt wird die bewusst aggressiv abgestimmte Leistungsentfaltung dadurch, dass Götz seine Supermoto sehr kurz übersetzt hat. Auf den Einwand, ein derart kräftiger Motor könnte doch länger übersetzt flüssiger gefahren werden, erklärt der Profi: «Ich wähle immer eine recht kurze Übersetzung. 5 20_MSSD_012_Techn 12 3 Dadurch wird die Leistungsentfaltung noch spritziger, der Töff kann aber auch mal einen Gang höher gefahren werden.» Die vom Multichampion selbst überarbeiteten Fahrwerkselemente sind nach Dupasquiers KTM zwar am härtesten abgestimmt, sprechen aber ausgesprochen fein an und putzten auch kleinste Unebenheiten sauber weg. Zum Motor passend ist auch das Handling auf der aggressiven Seite einzuordnen. Mit kleinsten Impulsen lässt sich die Kawasaki abwinkeln, Richtungswechsel gehen blitzartig und kräfteschonend vonstatten, verlangen dafür aber umso präzisere Befehle. Götz setzt in Sachen Handling auf sein Fingerspitzengefühl. Sein Renner lenkt derart willig ein, dass der MSS-Schreiberling mit ihm in Kurven regelmässig einen engeren Radius fuhr als erwartet. Dies bedeutet gleichzeitig, dass die Weber-Kawa mehr Kurvenspeed zugelassen hätte. Götz: «Das hat mich letzten Winter bei meinem ersten Test überzeugt: Die Kawa braucht kaum Kraft zum Einlenken und geht extrem einfach um enge Kurven.» Durch die aggressive Leistungsentfaltung ging mir am Kurvenausgang jedoch wiederholt die Strasse aus. Gautschi hatte die 4 1 Die Kawasaki von Götz ist kompromisslos auf leichtes Handling und direkten Leistungseinsatz ausgelegt. 2 Der Vierventiler mit Benzineinspritzung ist eindeutig der schärfste und kraftvollste Motor der vier SM-Leader. 3 Götz fährt mit schlauchlosen Speichenräder von Alpina. 4 Mit der stabilen Aluschwinge von Suter Racing Technologie (SRT) kann die Achsposition und so die Gewichtsverteilung stark variiert werden. 5 Götz hat alle Register gezogen und eine radikale Supermoto nach seinem Geschmack gebaut. Linienwahl besser im Griff, fand mit seinem Fahrstil aber noch kein gutes Gefühl für den Grip am Vorderrad. Götz fährt die bissigste Bremse am Hinterrad. Die Magura-Doppelscheibenbremse vorn spricht zwar direkt an, Götz wählte aber bewusst einen vergleichsweise weichen Druckpunkt. Die Weber-Kawasaki ist faszinierend und spektakulär, muss aber mit hoher Präzision auf Kurs gehalten werden, um ihr Potenzial ausspielen zu können. Regenrennen stellen den Piloten vor noch höhere Anforderungen, welche Götz zweifelsfrei erfüllt. Bisher räumte der Ostschweizer seine Titel mit denkbar einfach fahrbaren Motorrädern ab, heuer fährt er im Spitzenquartett das stärkste Motorrad, das zwar am wenigsten Kraft, hingegen am meisten Konzentration verlangt. Sie ist an der SM-Spitze die scharfe Waffe für gezielte Angriffe. 28.09.2009 09:52:20 20/2009 MOTO SPORT SCHWEIZ WWW.MOTOSPORT.CH 13 6 Vier Freunde auf dem Spielplatz im Formationsflug für den Fotografen. Beat Gautschi liess es mit keiner so qualmen wie mit der KTM und verpasste der Trainingspiste bei Septfontaine (F) einen neuen Anstrich. 8 Die ehemaligen Supermotard-Teamkollegen Beat Gautschi (l.) und Tobias Kloetzli machten sich angesichts der ausgereiften Hightech-Renner Gedanken über die Supermotard-Geschichte und erinnerten sich an die «guten alten Zeiten». 6 7 Fazit: Massgeschneidert Die Supermotos von Götz und Baumann sind seelenverwandt. Mit der Keihin-Einspritzung hängen beide direkt und spritzig am Gas, wobei Götz in Sachen Aggressivität und Spitzenleistung noch eins obendrauf setzt. Beide Alu-Brückenrahmen-Supermotos mit Suter-Schwinge lassen sich direkt fahren und mit sehr wenig Kraftaufwand abwinkeln. Die Suzuki ist aber auch diesbezüglich nicht ganz so kompromisslos wie die Kawa. Die Yamaha und die KTM zielen in eine andere Richtung. Beide verlangen zwar etwas mehr Krafteinsatz, sind dafür aber leichter zu zügeln und gutmütiger. Beide haben zudem eine einfach beherrschbare Motorcharakteristik, besitzen ein breites Leistungsband und hängen nicht übermässig direkt am Gas. Während sich Scheiwillers Yamaha 7 mit weicher Fahrwerksabstimmung in Hoch-Ybrig als Regengöttin bewiesen hat (zwei Siege), glänzt die KTM von Dupasquier mit überzeugender Effizienz und Unkompliziertheit. So ähnlich die vier aussichtsreichsten Supermoto-Renner der SM auch sind, zeichnen sie doch sehr unterschiedliche Charakteren aus. Die vier Maschinen sind individuell auf ihre Piloten abgestimmt. Auch wenn vier unterschiedliche Weg gegangen wurden, haben alle vier Renner das Zeug, Siege einzufahren. Mit seinen Fähigkeiten, dem Charakter und der Taktik in Kombination mit etwas Rennglück hatte Dupasquier in den letzten Jahren einfach das erfolgreichste Paket. Wird sich sein Rezept auch diese Saison durchsetzen? Kommt am 3./4. Oktober nach Frauenfeld TG und überzeugt euch selbst. ■ Sinnieren mit dem Pionier Zusammen mit Mister Supermotard Beat Gautschi einen Supermoto-Vergleich zu fahren, das weckte beim MSS-Redaktor Tobias Kloetzli tief verwurzelte Erinnerungen: Mit grossen Augen bewunderte ich bei meinem ersten Besuch eines Supermotard-Rennens (Supermoto hiess damals noch Supermotard) 1992 in Belfort (F) die Drifts von Gautschi und liess mich wenig später zu einem Supermotard-Training bei ihm überreden. Das hat mein Leben verändert: Die Familienplanung wurde blitzartig auf Eis gelegt und stattdessen dem Rennsport oberste Priorität eingeräumt. In der Supermotard-SM, über die ich übrigens vor 11 Jahren auch zu MOTO SPORT SCHWEIZ gefunden hatte, war ich 2000 mit Vorbild Gautschi auf der Egli-MZ im selben Team – eine schier unvorstellbare Entwicklung. Damals steckte der Sport noch in den Kinderschuhen, die Strecken wiesen sehr einfache Geländepassagen auf. Serienmässige Renner gab es noch keine. Gautschi holte sich seinen ersten Meistertitel noch auf einer KTM Duke! Mit wilden, kraftstrotzenden Eigenbauten und verwegenen Konstruktionen war das Fahrerlager eine Art Verkehrsmuseum. Unterschiede von 30 PS oder 30 kg waren keine Seltenheit. Die Egli-MZ schloss mit 750 cm3, 80 PS und 140 kg die Liste der Exzesse gegen oben ab. Gautschi: «Supermoto fahren ist dank der Fortschritte der Technik einfacher geworden. Früher brauchte es noch richtige Männer, um mit der Leistung klarzukommen. Viele hatten die Leistungsdosierung und das Driften nicht im Griff. Mit der künstlich hergestellten Leistungsdichte durch die Begrenzung auf 450 cm3 entscheiden sich die Rennen heute im anspruchsvollen Gelände. Früher waren die Drifts auf Asphalt die Riesenshow. Heute steht die geforderte Effizienz dem Spektakel im Weg.» Der Sport wurde professioneller, kleinste, für die Zuschauer kaum durchschaubare Unterschiede entscheiden über Sieg oder Niederlage. Das ist der Preis für den Profisport, in dem Exoten nicht mehr konkurrenzfähig sind. Findige Tüftler haben noch immer wegweisende Ideen. Sind die zielführend, werden sie aber sofort in grossem Stil übernommen und sind damit auch nicht mehr exotisch. Der Sport gewinnt, das Niveau steigt, die Vielfalt und im schlimmsten Fall auch das Spektakel leiden aber. tk 8 4 20_MSSD_013_Techn 13 28.09.2009 09:52:31