Supermoto-Vergleichstest Die Supermoto

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Supermoto-Vergleichstest Die Supermoto
4
TECHNIK
SUPERMOTO-VERGLEICH: #1 KTM 450 SMR; #99 SUZUKI RM-Z 450; #50 YAMAHA YZ 450 F; #54 KAWASAKI KX 450 F
DDDD
Die Fantastische
Supermoto-Vergleichstest Die Supermoto-SM
hat sich extrem entwickelt, die Luft wurde
dünner, und die Renngeräte ähneln sich
immer mehr. Wir nahmen die Waffen der vier
Favoriten noch vor dem Titelentscheid
unter die Lupe und entdeckten doch grosse
Unterschiede. Text: Tobias Kloetzli Bilder: Rolf Lüthi
20_MSSD_004_Techn 4
D
ie 13. Schweizer SupermotoMeisterschaft wird dieses Wochenende in Frauenfeld TG
entschieden. Philippe Dupasquier
(KTM) hat sich gute Voraussetzungen
erarbeitet, den Meistertitel ein drittes
Mal einzufahren. Doch die Spitze der
SM war diese Saison umkämpfter denn
je. Simon Baumann (Suzuki) wies den
Meister immer wieder in die Schranken, Youngster Cyrill Scheiwiller (Yamaha) erkämpfte sich drei Laufsiege
und machte sich als Regenspezialist
einen Namen, aber auch gegen den
fünffachen Meister Marcel Götz (Ka-
wasaki) ist zumindest auf Asphalt
noch immer kein Kraut gewachsen.
Vier Siegertypen auf vier verschiedenen
Motorradmarken eng vereint an der
Spitze der SM; das schreit geradezu
nach einem Vergleichstest. So haben
wir die vier Spitzenreiter Mitte September mit ihren Maschinen zum Test
nach Villars-sous-Ecot (F) geladen, um
ihren Rennern dort etwas auf den Zahn
zu fühlen.
Über Hürden zum Test
Am Tag vor dem geplanten Vergleichstest kam dann aber die Absage
28.09.2009 09:51:14
20/2009 MOTO SPORT SCHWEIZ WWW.MOTOSPORT.CH 5
hen Vier
Circuit de l’Enclos
Für unseren Vergleichstest fanden wir auf der Piste von Septfontaine nahe Pontarlier (F) beste Voraussetzungen. Auf der 1176 m langen Rundstrecke konnte man
mal die Gänge durchschalten, während auf der engeren, 512 m langen Trainingspiste am Hang wieder ganz andere Qualitäten zum Vorschein kamen.
Piste und Restaurant sind täglich geöffnet. Preis: 26 Euro (30 Euro am Wochenende). Info: Tel. +33 381 49 55 44 oder www.circuitdelenclos.com
aus Villars: Wegen des MotocrossWM-Laufs vom vorangegangenen
Wochenende sei die Piste noch nicht
frei. Zudem hatte sich Götz in Lignières
NE einen komplizierten Oberarmbruch zugezogen und ist längere Zeit
ausser Gefecht, Lehrling Scheiwiller
konnte nicht frei nehmen, und auch
sein Renngerät war nach einem Motorschaden noch nicht bereit. Und
Dupasquier hatte am vorgesehenen
Testtag einen Einsatz als Instruktor.
20_MSSD_005_Techn 5
Den Test abbrechen, das war dennoch
nie eine Option! Mit dem Circuit de
l’Enclos (siehe Kasten) nahe Pontarlier
(F) fanden wir eine attraktive Alternative, holten uns bei Scheiwillers die
Ersatzmaschine, Prestige-Pilot Harry
Näpflin packte sich die Kawasaki seines Teamkollegen Götz, Dupasquiers
Mechaniker «Momo» reiste mit der
KTM des Meisters an, und Baumann
kam als Einziger der besagten Favoriten
mit Sack und Pack selber zum Test.
28.09.2009 09:51:44
6
technik
➥ SupErmoTo-VErglEICH
Mister Supermoto Beat «Sexi» Gautschi (46), der zweifache SupermotoMeister, der bereits 18 Saisons auf dem
Buckel hat, war auf der sagenumwobenen Egli-MZ einst Teamkollege des
MSS-Redaktors und stand beim Vergleichstest mit Rat und Tat zur Seite.
Die Piste, das Testteam, der Fotograf,
die vier Maschinen und vier Piloten
fürs Gruppenfoto: alles bereit – es kann
losgehen!
Gleich lange Spiesse
Bei genauerem Betrachten der vier
Testexemplare wird blitzartig klar: Die
aktuellen Renner sind mit den Maschinen, die MOTO SPORT SCHWEIZ bei
der letzten Gegenüberstellung der besten Supermotos (MSS 18/2002) fuhr,
nicht zu vergleichen. Damals war die
660er-Werks-KTM von Götz das Mass
der Dinge, Gautschis 610er-Husqvarna
konkurrenzfähig, aber ruppig, Dani
Müllers massiv aufgebohrte, kompakte
426er-Yamaha leistungsmässig krass
unterlegen und Sigi Zachmanns böse
500er-Zweitakt-Suzuki ein schier unberechenbarer Querschläger. Dagegen
scheinen die 450er-Maschinen der vier
besten Supermoto-Piloten von 2009
fast wie Einheitsbrei.
Nach zwei Übergangsjahren wurde
die Prestige-Klasse der SM per 2007
auf 450 cm3 Hubraum beschränkt.
Leistungsprotze mit weit über 70 PS,
spektakuläre Eigenbauten und
grosse Gewichtsunterschiede sind
seither passé. Technisch wurde die
Leistungsdichte also massiv erhöht
(siehe Kasten auf Seite 13). Jede der
vier kompakten DOHC-EinzylinderSupermotos im Vergleich leistet gut
60 PS und wiegt rund 110 kg. Durch
die rasante technische Entwicklung
CTECHNISCHE
DATEN
Motorrad
KTM 450 SMR
Suzuki RM-Z 450
Yamaha YZ 450 F
Kawasaki KX 450 F
Preis
Motortyp
Hubraum cm3 (B × H mm)
Gemischaufbereitung
max. Leistung
max. Drehmoment
Motor-Verdichtung
Kupplung
Kupplungsbetätigung
Auspuffanlage
Rahmen
Gabel
Federbein
Federweg v./h.
Bremse v.
Bremsscheiben-ø v.
Radstand
Lenkkopfwinkel/Nachlauf
Reifen vorn
hinten
Tankinhalt
Gewicht (leer)
ca. Fr. 28 000.–
Einzylinder DOHC
449,3 (97×60,8)
Vergaser, Keihin FCR, ø 41 mm
ca. 62 PS
k. A.
k. A.
Suter-Clutch (Anti-Hopping)
hydraulisch
HGS, Titan
Stahl, Zentralrohrrahmen
WP USD, ø 48 mm
WP, PDS
280/310 mm
Magura-Vierkolben, radial
320 mm
1475 mm
63,5°/k. A.
Michelin, 12/60-420 (16,5")
Michelin, 16/63-17
8,2 l
111,5 kg
ca. Fr. 30 500.– nur Material
Einzylinder DOHC
449 (95,5×62,8)
Einspritzung, Keihin, ø 43 mm
60,5 PS bei 8800/min
52,5 Nm bei 7500/min
13,1:1
Suter-Clutch (Anti-Hopping)
Seilzug
Akrapovic, Titan
Alu, Brückenrahmen
Marzocchi USD, ø 50 mm
Öhlins-TTX
250/250 mm
Moto Master, Vierkolben
320 mm
1450 mm
variabel
Michelin, 12/60-420 (16,5")
Michelin, 16/63-17
7l
110 kg
ca. Fr. 18 000.–
Einzylinder DOHC
449 (95×63,4)
Vergaser Keihin FCR, ø 41 mm
62 PS bei 9000/min
52 Nm bei 7800/min
12,8:1
Mehrscheibenkupplung (Serie)
Seilzug
Akrapovic, Titan
Alu, Zentralrohrrahmen
KYB USD, ø 48 mm
Öhlins-TTX
300/314 mm
2× Magura-Vierkolben, radial
2×250 mm
1460 mm
63,2°/114,2 mm
Metzeler, 120/75-R420 (16,5")
Metzeler, 160/60 R17
7l
111 kg
ca. Fr. 25 000.– o. Motortuning
Einzylinder DOHC
449 (96×62,1)
Einspritzung, Keihin, ø 43 mm
61 PS bei 8800/min
52 Nm Nm bei 7500/min
k.A.
Suter-Clutch (Anti-Hopping)
Seilzug
HGS, Titan
Alu, Brückenrahmen
KYB USD, ø 48 mm
Öhlins-TTX
315/290 mm
2× Magur-Vierkolben, radial
2×260 mm
1455 mm
63,3°/variabel
Michelin, 12/60-420 (16,5")
Michelin, 16/63-17
7l
111 kg
Hersteller
DP Racing
Rte Principale 33
1642 Sorens FR
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Emil Weber Motos AG
Klotenstr. 10
8153 Rümlang ZH
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in der MX1-Motocross-WM bieten
inzwischen fast alle Hersteller einen
potenten 450er-Crosser auf höchstem
Niveau an. Sie unterscheiden sich
nur noch in Details. Entsprechend
eng beieinander liegen auch die auf
den Crossern basierenden 450er-Supermotos. Bei dieser Leistungsdichte
müssen alle Verbesserungsmöglich-
keiten berücksichtigt werden, um an
der Spitze bestehen zu können. Vom
Pflichtprogramm mit Motortuning,
leichter Auspufffanlage, hochwertigen
Federelementen, Titanteilen, AntiHopping-Kupplung, radialen Bremsen
und 16,5-Zoll-Vorderrad führen die
gängigen Optimierungsmöglichkeiten
über Geometrieanpassungen, Doppel-
scheibenbremsen, stabilere Schwingen
oder Schlauchlosräder endlos weiter.
Die Kosten für solche Siegerbikes summieren sich heute also gewaltig, auch
ohne die in der Pionierzeit noch gängigen spektakulären Eigenbauten. Die
Aufwendungen für den Aufbau einer
aktuellen Renn-Supermoto können
so je nach Kalkulationsart schnell mal
30 000 Franken übersteigen!
Scharf abgebogen! «Alle nebeneinander im Wheelie aus der
Kurve, das wäre schön!», meint der Fotograf ... doch die
Kurve erweist sich als denkbar ungeeignet.
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28.09.2009 09:51:52
20/2009 MOTO SPORT SCHWEIZ WWW.MOTOSPORT.CH 7
KTM 450 SMR
Der zweifache Meister Philippe Dupasquier will beim SM-Finale am Wochenende seinen dritten Supermoto-Titel
in Folge einfahren. Dabei greift er
wieder auf die KTM 450 SMR zurück,
die Supermoto, welche die Österreicher «Ready to Race» für knapp 15 000
Franken für alle Wettbewerbspiloten
im Sortiment haben. Der Titelverteidiger und insgesamt 15-fache Schweizer
Meister ist aber nicht irgendein Wettbewerbspilot, also optimierte er seine
SMR auf die erhöhten Bedürfnisse.
Leistungsmässig wurde die Kit-KTM
leicht aufgepeppt. Durch das Abschleifen des Zylinderkopfs verkleinerte
der Familienvater den Brennraum
und erhöhte so die Verdichtung des
Motors. Zudem überarbeitete er die
Einlasskanäle, das wars! Mit dem originalen Keihin-Flachschiebervergaser
und der HGS-Titanauspuffanlage soll
die KTM so knapp 62 PS abdrücken.
Dupasquier: «PS sind nicht so wichtig. Weil ich leicht bin, brauche ich
nicht so viel Leistung. Wichtig ist nur,
dass ich genug habe, um beim Start
vorne zu sein.» Über einen Knopf am
Lenker ist an der DP-Racing-SMR für
Regenrennen eine zahmere Zündkurve anwählbar. Dupasquier probiert je
nach Strecke auch im Trockenen beide
Kurven aus.
Die serienmässige Anti-HoppingKupplung ersetzte er durch eine Suter-Clutch, diese biete deutlich mehr
Einstellmöglichkeiten. Die radiale
Vierkolbenbremsanlage von Magura
verzögert zwar serienmässig bereits
massiv, dennoch rüstete der Romand,
der neben Baumann als Einziger eine
Einscheibenbremse einsetzt, seine
Bremse mit einer 1 cm grösseren 320erScheibe auf und verbaute für mehr
Konstanz Karbonbremsbeläge.
An seiner KTM – die einzige Maschine mit Stahlrohrrahmen im
Vergleich – ist die serienmässige
48-mm-Upside-down-Telegabel von
WP im Einsatz. Diese wurde in eine
im KTM-Powerparts-Programm erhältliche, breitere «Werksgabelbrücke» mit
3 mm geringerem Offset (Versatz zum
Lenkkopf) verschraubt. Die Gabel und
den direkt angelenkten WP-Dämpfer
1 Motocross- und
Supermoto-Crack Dupasquier
ist auf dem besten Weg, auch
2010 die Nr. 1 auszufahren!
2 Der KTM-Motor ist der
Einzige mit E-Starter.
3 Obwohl nicht gerade gross
gewachsen, fährt Dupasquier
mit stark unterlegtem Lenker.
Die WP-Gabel ist in eine
Werksgabelbrücke mit geringerem Offset verbaut.
4 Auf Distanzbuchsen
montiert, beisst die radiale
Magura-Vierkolbenbremse
in eine extragrosse Bremsscheibe.
5 Zu Saisonbeginn schrieb
Dupasquier einen Nuller,
als sich der Keihin-Vergaser
löste. Seitdem verhindern
dies zusätzliche Bügel.
6 Kaum zu besiegen: die
SMR von Dupasquier.
1
2
4
5
aus dem Powerparts-Katalog stimmt
der Freiburger auf seine Bedürfnisse
ab – c’est tout!
Dupasquier testet im ersten Training
gelegentlich mit Vorderrädern unterschiedlicher Dimensionen. Im Offroad-Teil bringe das 17-Zoll-Vorderrad
Vorteile, während das 16,5-Zoll-Vorderrad auf Asphalt ein besseres Einlenk-
6
20_MSSD_007_Techn 7
3
verhalten verspricht, dank höherer
Flanke mehr Eigendämpfung aufweist
und mit grösserer Auflagefläche für
zusätzlichen Grip sorgt. Den hinteren
Michelin-Reifen hat er für maximale
Auflagefläche auf einer 5,5 Zoll breiten
Felge montiert.
Vertrauenerweckend gutmütig
Dupasquiers KTM ist die einzige Maschine mit einem Elektrostarter im Vergleich, ja verzichtet sogar ganz auf den
Kickstarter. Damit sammelt sie beim
Testteam bereits erste Pluspunkte! Ein
Knopfdruck, und die Fuhre läuft. Die
KTM hängt gut, aber nicht zu aggressiv
am Gas. Sie schiebt bereits im mittleren
Drehzahlbereich ordentlich an, legt
gut kalkulierbar Leistung zu und dreht
ohne Leistungseinbruch bis in den
Begrenzer. Der Motor ist problemlos,
gutmütig und einfach zu fahren.
Genauso stehts auch ums Handling.
Dupasquier: «Das Motorrad muss einfach zu fahren sein. Ich glaube, das ist
der richtige Weg, um Rennen zu gewinnen.» Mit verringertem Offset und dem
daraus resultierenden grösseren Nach-
lauf gibt sich die KTM ausgesprochen
stabil. Beim gemächlichen Cruisen
wirkt sie klar als die trägste Maschine
im Vergleich. Bei beherztem Angasen
glänzt sie im Gegenzug aber mit stabiler Kurvenlage, gibt sich zielgenau
und ist kaum aus der Ruhe zu bringen.
Für zusätzliche Stabilität im Gelände
hat Dupasquier ausserdem das Lenkkopflager überdurchschnittlich satt
angezogen.
Das WP-Fahrwerk spricht zwar nicht
ganz so fein an wie die Fahrwerkskomponenten der drei Japanerinnen, liefert
unter Druck aber ein klares Feedback.
Obwohl Dupasquier mit 62 kg das
Leichtgewicht im Quartett ist, fährt
er die straffste Fahrwerksabstimmung
der vier Titelanwärter. Damit lässt sich
die KTM auf Asphalt ausgesprochen
präzise fahren. Gautschi schwärmt:
«Weil der Motor so fein läuft und nicht
vibriert, fühlst du noch mehr von der
Strasse, erhältst ein klares Feedback
und kannst dich besser an der Rutschgrenze bewegen. So fühle ich mich
sofort wohl und kann sie gleich locker
am Limit bewegen – eindrücklich.»➥
28.09.2009 09:52:00
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24.09.2009 13:55:17
TECHNIK
➥
20/2009 MOTO SPORT SCHWEIZ WWW.MOTOSPORT.CH 9
SUPERMOTO-VERGLEICH
Suzuki RM-Z 450
Simon Baumann konnte Meister Dupasquier auch diese Saison ordentlich
einheizen. Er hält quasi als Nachfolger
seines Arbeitsgebers Sigi Zachmann
in der SM die Suzuki-Fahne hoch.
Der Ostschweizer ist der Einzige, der
dem Westschweizer den Meistertitel
2009 noch streitig machen kann. Auf
seinem Feldzug setzt er eine modifizierte Suzuki RM-Z 450 ein. Dem
Motocross-Motor mit elektronischer
Benzineinspritzung verpasste er
für längere Einlasszeiten und einen
grösseren Ventilhub eine Nockenwelle
von Pro Circuit. Die Einlasskanäle im
Vierventilkopf wurden bei Zachmann
überarbeit. Ein Wiseco-Kolben sorgt
für höhere Verdichtung, und mit der
Vortex-Zündung dreht der Motor
750/min höher und riegelt erst bei
11 500/min ab. Zudem verbaute Baumann eine leichte Titan-Auspuffanlage
von Akrapovic und für den optimalen
Temperaturhaushalt einen Termasilbeschichteten Kühler. Den Kraftschluss
regelt eine Anti-Hopping-Kupplung
von Suter.
Intensivere Eingriffe auch am Fahrwerk des Alu-Rahmen-Renners: Zachmanns Hauslieferant Öhlins baut zwar
keine Motocross-Gabeln mehr, bietet
aber weiterhin die Gabel-Innereien für
den Offroad-Einsatz an. So ist bei Baumann ein Fahrwerk des italienischen
Spezialisten Andreani verbaut, welcher
die Closed-Cartridge-Innereien von
Öhlins in einer Marzocchi-Upsidedown-Telegabel verbaut. Der exklusive Kit des Italieners umfasst zudem
Gabelbrillen mit einstellbarem Offset
sowie der Möglichkeit, den Lenkkopfwinkel anzupassen. Auch hinten wurde
mit dem eigens abgestimmten ÖhlinsZentralfederbein nur das Beste verbaut.
Das mehrfach einstellbare Federbein
stützt sich an einer SRT-Aluschwinge
von Eskil Suter ab. Diese baut eine
Spur breiter als die Originalschwinge,
verspricht durch zusätzliche Steifigkeit
ein leichteres Einlenken und bietet
bezüglich der Achsposition einen grösseren Einstellbereich. Hinten ist eine
5 Zoll breite 17-Zoll-Felge, vorne ein
16,5-Zoll-Vorderrad verbaut.
Baumanns Suzuki ist die einzige
1
2
3
4
Supermoto ohne radiale Bremsanlage
im Vergleich. Nicht nur, dass der ExCrössler auf eine Einscheibenbremse
vertraut, er betätigt seine konventionelle Vierkolbenzange auch noch über
5
20_MSSD_009_Techn 9
den originalen 11-mm-Motocross-Geberzylinder. Baumann: «Ich habe lieber
einen längeren Weg am Bremshebel als
einen harten Druckpunkt.»
Flink und leicht
Die Zachmann-Suzuki hängt deutlich
direkter und spritziger am Gas als die
KTM. Sie scheint kraftvoller zu sein,
ist definitiv aggressiver, verlangt aber
auch etwas mehr Konzentration als die
Maschine des Hauptkonkurrenten. Die
RM-Z lässt sich mit spielerischer Leichtigkeit abwinkeln, droht aber nicht, in
die Kurve zu kippen. Baumann: «Ich
hasse es, wenn ein Töff fast in die Kurve
reinfällt.» Dem wirkte Baumann mit
einem geringen Gabelversatz von lediglich 11 mm und daraus folgendem
grossem Nachlauf entgegen. So gibt
sich seine Suzuki auch in Schräglage
nie kippelig, glänzt mit sehr neutralem
Fahrverhalten, verlangt aber dennoch
nur geringe Impulse für Linienkor-
1 Die Zachmann-Suzuki ist ausgesprochen leichtfüssig, Baumann hat
einen guten Kompromiss zwischen
Handlichkeit und Stabilität gefunden.
Keine andere hat so viel Grip am
Hinterrad.
2 Dem kompakten Suzuki-450erMotor mit Benzineinspritzung hat
Baumann in aufwendiger Kur zusätzliche PS eingehaucht.
3 Serienmässiger Alu-Tank im SimonBaumann-Design.
4 Alle setzen auf grosse radiale Bremsen, Baumann vertraut auf den mickrigen 11-mm-Cross-Bremszylinder.
5 Beim Fahrwerk nur das Beste:
Alu-Brückenrahmen, Suter-----------------------Schwinge und den
exklusiven Öhlins-Fahrwerkskit von
rekturen. Während ich vom klaren
und sicheren Gefühl fürs Vorderrad
begeistert bin, macht Gautschi in erhöhtem Renntempo vorne leichtes
Chattering aus.
Mit der grossen Wave-Scheibe
spricht die Vorderradbremse zwar
aggressiv an, lässt sich über den langen Hebelweg aber dennoch sauber
dosieren – erstaunlich, wie gut Baumanns Kompromiss funktioniert. Fern
jeglicher Aggressivität ist die SuzukiHinterradbremse. Sie verlangt zur
Verzögerung überdurchschnittlich
starken Druck.
Baumanns Suzuki hat mit ihrer Gewichtsverteilung extrem viel Grip am
Hinterrad und ist beim Anbremsen von
Kurven kaum quer zu kriegen. Gautschi: «Driften geht kaum, da musste ich
mich richtig umstellen. Dann funktioniert die Suzuki aber ausgezeichnet
und spielerisch. Sie ist quasi der Wolf
im Schafspelz.»
➥
28.09.2009 09:52:07
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F & S MOTO GMBH
Rennweg 2
Tel. 056 624 30 43
Fax 056 624 32 01
www.fs-moto.ch
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7302 Landquart
BRAUCHLI-MOTOS
Waldau 3
Tel. 081 322 56 76
Fax 081 322 75 55
www.brauchli-motos.ch
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3123 Belp
2-RAD-WEHRLI GMBH
Sägetstrasse 6
Tel. 031 819 05 64
Fax 031 819 60 55
www.wehrli-2rad.ch
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4203 Grellingen
ZELETTI MOTOS Zeller+Co.
Bahnhofstrasse 3
Tel. 061 741 20 38
Fax 061 741 24 50
www.zeletti-motos.ch
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5722 Gränichen
MOTORRAD-TECHNIK-WYSS
Zubehör, Bekleidung, Vermietung
Schachen 2
Tel. 062 842 83 11
www.motorrad-technik-wyss.ch
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8108 Dällikon
MOTO CENTER KATZENSEE
Verkauf, Service, Vermietung, Zubehör
Langwiesenstrasse 8
Tel. 044 371 10 50
Fax 044 371 10 51
www.moto-katzensee.ch
9015 St. Gallen
C
MOTO-CENTER WEST AG
Zürcherstrasse 499
Tel. 071 310 00 30
Fax 071 310 07 58
www.moto-center-west.ch
[email protected]
4852 Rothrist
C
EICHENBERGER ZWEIRAD-SPORT
Bernstrasse 115
Tel. 062 794 20 02
Fax 062 794 20 48
www.zweirad-sport.ch
[email protected]
6045 Meggen-Luzern
HANS LEUPI GMBH
Kawasaki-Center
Luzernerstrasse 38
Tel. 041 377 38 55
www.leupimotoch
[email protected]
8153 Rümlang
EMIL WEBER MOTOS AG
Klotenerstrasse 10
Tel. 044 860 77 40
Fax 044 860 77 59
www.weber-motos.ch
[email protected]
9063 Stein AR
HANEL MOTOS
Dorf 29
Tel. 071 367 13 79
Fax 071 367 13 80
www.hanel-moto.ch
[email protected]
3232 Ins
MOTO GATSCHET
Bielstrasse 33
Tel. 032 313 34 73
Fax 032 313 73 13
www.motogatschet.ch
[email protected]
C
C
C
C
C
8952 Schlieren
FÜRST-MOTOS
Zürcherstrasse 35
Tel. 044 730 53 01
www.fuerst-motos.ch
[email protected]
C = Kawasaki Center
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20_MSSD_010_Inser 10
24.09.2009 13:55:26
TECHNIK
➥
20/2009 MOTO SPORT SCHWEIZ WWW.MOTOSPORT.CH 11
1
SUPERMOTO-VERGLEICH
Yamaha YZ 450 F
Cyrill Scheiwiller ist der Senkrechtstarter in der Supermoto-SM schlechthin:
2006 Youngster-Meister, 2007 RookieMeister, 2008 ein erster Prestige-LaufSieg und 2009 mit gerade mal 17 Jahren
bereits Titelanwärter in der Königsklasse – ein absoluter Ausnahmekönner
mit grossem Potenzial.
Der Motor seiner Yamaha wurde
bei Keller Motos überarbeitet. Speziell
dem Fünfventil-Zylinderkopf widmete
man sich dort intensiv: Rund 20 Stunden dauerte allein die Bearbeitung
des Brennraums, der Kanäle und der
Ventile. Zur Erhöhung der Verdichtung
wurde der Kopf leicht abgeschliffen. Der
originale 39-mm-Flachschiebervergaser von Keihin bohrten die Mechaniker
um etwa 2 mm auf und montierten
für bessere Einstellmöglichkeiten eine
R&D-Schwimmerkammer. Mit der
einstellbaren HPI-Zündung und der
Akrapovic-Titan-Auspuffanlage drückt
die Keller-Yamaha 62 PS ab.
Scheiwiller ist der einzige Pilot in den
Top 4, der keine Anti-Hopping-Kupplung verwendet. Teamchef Christian
Keller: «Wenn einer so eine Kupplung
hat, wollen sie alle. Wer das Fahrwerk
abstimmen und die Kupplung bedienen kann, braucht aber keine teure
Anti-Hopping-Kupplung.»
2
Hinten wurde ein edles Öhlins Federbein verbaut, das wie die originale
KYB-Upside-down-Telegabel vom
Fahrwerksspezialisten Müllhaupt
überarbeitet wurde. Die Gabel wird
von Xtrig-Gabelbrillen mit einstellbarem Offset gefasst und mit speziellen
Gabelfüssen versehen, an denen die
beiden radialen Vierkolbenzangen
der Magura-Zweischeibenbremse
montiert sind. Die Yamaha fährt als
Einzige auf Metzeler-Slicks. Vorne mit
einer 16,5-Zoll- und hinten wie bei
Dupasquier mit einer 5,5 Zoll breiten
17-Zoll-Felge.
Scheiwillers Nummer-1-Supermoto
erlitt in Lignières Motorschaden und
konnte für den Vergleichstest nicht
rechtzeitig fertig gestellt werden. Deshalb stellte uns das Team die Ersatzmaschine, die auf der YZ450F von 2008
aufbaut, zur Verfügung. Das 2009erModell hat einen minim steileren Lenkkopfwinkel und drückt 2 bis 3 PS mehr
ab, ist ansonsten aber identisch.
Sanfter, gutmütiger Regengott
Der Yamaha-Fünfventiler läuft eine
Spur rauer als die übrigen Motoren
im Vergleich, verfügt über ein breites
Leistungsband und hängt direkt, aber
nicht aggressiv am Gas. Wie der KTMMotor lässt er sich ausgesprochen ein-
3
fach dosieren. Auch die 08er-Yamaha
ist kraftvoll, bildet leistungsmässig
aber dennoch das Schlusslicht im Vergleich. In der Schweiz ist nicht nur das
Leistungsniveau der Fahrer, sondern
auch jenes der Motoren ausgesprochen
hoch. Scheiwillers Teamchef Keller
meint dazu kritisch: «Schon komisch,
dass wir in Deutschland mit unserer
Supermoto leistungsmässig keine Gegner haben, uns in der Schweiz aber
alle davonfahren. Diese Motoren sollte
man mal unter die Lupe nehmen!»
Der unkomplizierte, einfach zu
fahrende Motor passt ausgezeichnet
zum gutmütigen Handling der Keller-
4
5
Yamaha. Sie ist handlich, aber nicht
kippelig und vermittelt ein gutes Gefühl fürs Limit. Scheiwiller fährt vorne klar die weichste Abstimmung im
Vergleich. Die komme seinem Fahrstil
am besten entgegen. Auf der reinen
Asphaltpiste muss man sich darauf
allerdings zuerst einschiessen, sonst
leidet die Präzision. Gautschi: «Die
Front taucht beim Bremsen stark ein,
löst man die Bremse, kommt sie wieder
hoch. Das sind immer extreme Geometrieveränderungen. So ist es schwierig,
am Limit schnell zu fahren. Im Rennen
geht es um Millimeter, wenn du die
Linie aber nicht ganz triffst, verlierst
du sofort Meter.» Je runder der Fahrstil,
desto besser funktioniert Scheiwillers
Abstimmung; das Müllhaupt-Fahrwerk
liefert dann ein klares Feedback.
Absolut verwindungsfrei und perfekt
dosierbar arbeitet die vordere Doppelscheibenbremse. Die Magura-Zangen
und die Wave-Bremsscheiben harmonieren perfekt mit dem radialen Brembo-Geberzylinder. Die Verzögerung ist
massiv, aber dennoch mit Leichtigkeit
präzis dosierbar. Dass die Yamaha keine Anti-Hopping-Kupplung hat, quittiert sie nur bei provoziert schnellem
Einkuppeln mit Hinterradstempeln.
Gautschi: «Ich bremse immer mit
schleifender Kupplung in die Kurven
und habe zwischen den vier Kupplungen keinen Unterschied gemerkt.»
Die Yamaha ist eine sanfte, gutmütige
Supermoto, die viel verzeiht.
➥
1 Die Yamaha ist einfach zu fahren
und gutmütig. Sie hat die weichste
Gabelabstimmung.
2 Akrapovic: Die Resonanzkammer
soll dem Einzylindersound die Aggressivität nehmen und zusätzlich Leistung
und Drehmoment bringen.
3 Die Bearbeitung des Zylinderkopfs
nahm 20 Stunden in Anspruch!
4 Die radiale Magura Doppelscheibenbremse mit radialem Brembo
Bremszylinder ist ein Gedicht!
5 Einmal auf die weiche Gabel
eingeschossen, lässt sich die Yamaha
spielerisch am Limit bewegen. Eine
Anti-Hopping-Kupplung vermisst
Gauschi mit seinem speziellen Fahrstil
(siehe Bremsfuss) eh nie.
20_MSSD_011_Techn 11
28.09.2009 09:52:13
12
TECHNIK
➥ SUPERMOTO-VERGLEICH
Kawasaki KX 450 F
Mit fünf Schweizer-Meister-Titeln
dominierte Marcel Götz ab dem Jahr
2000 die SM nach Belieben, bis er in
die WM abwanderte. Nach 12 Jahren
bei KTM wechselte er den Arbeitgeber
und kehrte mit Kawasaki, der Marke,
mit der er 1996 sein erstes Supermotard
bestritten hatte, zurück in die SM. Götz
bringt extrem viel Know-how mit, doch
der Sport hat sich inzwischen extrem
verändert (siehe Kasten Seite 13). Trotzdem mischt der bisher erfolgreichste
Supermoto-Pilot der Schweiz auch
heute noch tatkräftig vorne mit. Bei
seinem Heimrennen in Frauenfeld
kann er verletzungsbedingt nicht mehr
eingreifen, seine sorgfältig aufgebaute
450er Kawasaki lässt jedoch erahnen,
zu was er dort fähig gewesen wäre.
Am Zylinderkopf des Vierventilers
mit Benzineinspritzung hat Götz die
Einlasskanäle bearbeitet, eine spezielle
Nockenwelle fertigen lassen, die mehr
Ventilhub und längere Öffnungszeiten
bewirkt, und den Kopf abgeschliffen, um
die Verdichtung zu erhöhen. Eine HGSAuspuffanlage und intensives Tüfteln
am Mapping brachten weitere PS. Zudem verbaute er eine Suter-Clutch.
Auch dem Fahrwerk des Alu-Brückenrahmen-Crossers widmete sich
Götz intensiv. Die KYB-Upside-downTelegabel wurde in Xtrig-Gabelbrillen
mit einstellbarem Offset montiert
und vom Ex-WM-Piloten selbst abgestimmt. Er montierte neue Gabelfüsse für die Befestigung der beiden
radialen, kompakten Magura-Vierkolbenzangen der Zweischeibenbremse.
Um an den Rädern Gewicht zu sparen
beziehungsweise die Eigendämpfung
der Reifen optimal zu nutzen, wurden
schlauchlose Speichenräder von Alpina
verbaut. Vorne in der Dimension 16,5
Zoll, hinten wurde ein 17-Zoll-Rad
mit 5 Zoll breiter Felge in eine SuterSchwinge verbaut. Ein von Götz selber
abgestimmtes, edles Öhlins-Federbein
sorgt für optimalen Bodenkontakt.
Götz hat die schärfste Waffe
Auf den Töff des Multichampions waren wir besonders gespannt, hatte seine
Maschine bei den letzten MSS-Tests
jene der Konkurrenz doch stets klar
überflügelt. Aus den 450 Kubik hat der
1
2
Ostschweizer auch dieses Jahr wieder
das Maximum geholt: Keine der drei
Konkurrentinnen drückt ab wie die
Kawa von Götz. Der eingespritzte Viertakter zieht grandios, hängt sehr direkt
am Gas und ist ausgesprochen spritzig.
Unterstützt wird die bewusst aggressiv
abgestimmte Leistungsentfaltung dadurch, dass Götz seine Supermoto sehr
kurz übersetzt hat. Auf den Einwand,
ein derart kräftiger Motor könnte doch
länger übersetzt flüssiger gefahren
werden, erklärt der Profi: «Ich wähle
immer eine recht kurze Übersetzung.
5
20_MSSD_012_Techn 12
3
Dadurch wird die Leistungsentfaltung
noch spritziger, der Töff kann aber
auch mal einen Gang höher gefahren
werden.» Die vom Multichampion
selbst überarbeiteten Fahrwerkselemente sind nach Dupasquiers KTM
zwar am härtesten abgestimmt, sprechen aber ausgesprochen fein an und
putzten auch kleinste Unebenheiten
sauber weg.
Zum Motor passend ist auch das
Handling auf der aggressiven Seite
einzuordnen. Mit kleinsten Impulsen
lässt sich die Kawasaki abwinkeln,
Richtungswechsel gehen blitzartig und
kräfteschonend vonstatten, verlangen
dafür aber umso präzisere Befehle.
Götz setzt in Sachen Handling auf sein
Fingerspitzengefühl. Sein Renner lenkt
derart willig ein, dass der MSS-Schreiberling mit ihm in Kurven regelmässig
einen engeren Radius fuhr als erwartet.
Dies bedeutet gleichzeitig, dass die
Weber-Kawa mehr Kurvenspeed zugelassen hätte. Götz: «Das hat mich
letzten Winter bei meinem ersten Test
überzeugt: Die Kawa braucht kaum
Kraft zum Einlenken und geht extrem
einfach um enge Kurven.» Durch die
aggressive Leistungsentfaltung ging
mir am Kurvenausgang jedoch wiederholt die Strasse aus. Gautschi hatte die
4
1 Die Kawasaki von Götz ist kompromisslos auf leichtes Handling und
direkten Leistungseinsatz ausgelegt.
2 Der Vierventiler mit Benzineinspritzung ist eindeutig der schärfste und
kraftvollste Motor der vier SM-Leader.
3 Götz fährt mit schlauchlosen Speichenräder von Alpina.
4 Mit der stabilen Aluschwinge von
Suter Racing Technologie (SRT) kann
die Achsposition und so die Gewichtsverteilung stark variiert werden.
5 Götz hat alle Register gezogen und
eine radikale Supermoto nach seinem
Geschmack gebaut.
Linienwahl besser im Griff, fand mit
seinem Fahrstil aber noch kein gutes
Gefühl für den Grip am Vorderrad.
Götz fährt die bissigste Bremse am
Hinterrad. Die Magura-Doppelscheibenbremse vorn spricht zwar direkt an,
Götz wählte aber bewusst einen vergleichsweise weichen Druckpunkt.
Die Weber-Kawasaki ist faszinierend
und spektakulär, muss aber mit hoher
Präzision auf Kurs gehalten werden, um
ihr Potenzial ausspielen zu können.
Regenrennen stellen den Piloten vor
noch höhere Anforderungen, welche
Götz zweifelsfrei erfüllt. Bisher räumte der Ostschweizer seine Titel mit
denkbar einfach fahrbaren Motorrädern ab, heuer fährt er im Spitzenquartett das stärkste Motorrad, das
zwar am wenigsten Kraft, hingegen
am meisten Konzentration verlangt.
Sie ist an der SM-Spitze die scharfe
Waffe für gezielte Angriffe.
28.09.2009 09:52:20
20/2009 MOTO SPORT SCHWEIZ WWW.MOTOSPORT.CH 13
6
Vier Freunde auf dem Spielplatz im Formationsflug für den Fotografen.
Beat Gautschi liess es mit keiner so qualmen wie mit der KTM und verpasste
der Trainingspiste bei Septfontaine (F) einen neuen Anstrich.
8 Die ehemaligen Supermotard-Teamkollegen Beat Gautschi (l.) und Tobias
Kloetzli machten sich angesichts der ausgereiften Hightech-Renner Gedanken
über die Supermotard-Geschichte und erinnerten sich an die «guten alten
Zeiten».
6
7
Fazit: Massgeschneidert
Die Supermotos von Götz und Baumann sind seelenverwandt. Mit der
Keihin-Einspritzung hängen beide direkt und spritzig am Gas, wobei Götz in
Sachen Aggressivität und Spitzenleistung noch eins obendrauf setzt. Beide
Alu-Brückenrahmen-Supermotos mit
Suter-Schwinge lassen sich direkt fahren und mit sehr wenig Kraftaufwand
abwinkeln. Die Suzuki ist aber auch
diesbezüglich nicht ganz so kompromisslos wie die Kawa.
Die Yamaha und die KTM zielen in
eine andere Richtung. Beide verlangen
zwar etwas mehr Krafteinsatz, sind dafür aber leichter zu zügeln und gutmütiger. Beide haben zudem eine einfach
beherrschbare Motorcharakteristik,
besitzen ein breites Leistungsband und
hängen nicht übermässig direkt am
Gas. Während sich Scheiwillers Yamaha
7
mit weicher Fahrwerksabstimmung in
Hoch-Ybrig als Regengöttin bewiesen
hat (zwei Siege), glänzt die KTM von
Dupasquier mit überzeugender Effizienz und Unkompliziertheit.
So ähnlich die vier aussichtsreichsten Supermoto-Renner der SM
auch sind, zeichnen sie doch sehr unterschiedliche Charakteren aus. Die
vier Maschinen sind individuell auf
ihre Piloten abgestimmt. Auch wenn
vier unterschiedliche Weg gegangen
wurden, haben alle vier Renner das
Zeug, Siege einzufahren. Mit seinen
Fähigkeiten, dem Charakter und der
Taktik in Kombination mit etwas Rennglück hatte Dupasquier in den letzten
Jahren einfach das erfolgreichste Paket.
Wird sich sein Rezept auch diese Saison
durchsetzen? Kommt am 3./4. Oktober
nach Frauenfeld TG und überzeugt
euch selbst.
■
Sinnieren mit dem Pionier
Zusammen mit Mister Supermotard Beat Gautschi einen Supermoto-Vergleich zu
fahren, das weckte beim MSS-Redaktor Tobias Kloetzli tief verwurzelte Erinnerungen: Mit grossen Augen bewunderte ich bei meinem ersten Besuch eines
Supermotard-Rennens (Supermoto hiess damals noch Supermotard) 1992 in
Belfort (F) die Drifts von Gautschi und liess mich wenig später zu einem Supermotard-Training bei ihm überreden. Das hat mein Leben verändert: Die Familienplanung wurde blitzartig auf Eis gelegt und stattdessen dem Rennsport oberste
Priorität eingeräumt. In der Supermotard-SM, über die ich übrigens vor 11 Jahren
auch zu MOTO SPORT SCHWEIZ gefunden hatte, war ich 2000 mit Vorbild Gautschi
auf der Egli-MZ im selben Team – eine schier unvorstellbare Entwicklung.
Damals steckte der Sport noch in den Kinderschuhen, die Strecken wiesen
sehr einfache Geländepassagen auf. Serienmässige Renner gab es noch keine.
Gautschi holte sich seinen ersten Meistertitel noch auf einer KTM Duke! Mit
wilden, kraftstrotzenden Eigenbauten und verwegenen Konstruktionen war das
Fahrerlager eine Art Verkehrsmuseum. Unterschiede von 30 PS oder 30 kg waren
keine Seltenheit. Die Egli-MZ schloss mit 750 cm3, 80 PS und 140 kg die Liste der
Exzesse gegen oben ab. Gautschi: «Supermoto fahren ist dank der Fortschritte der
Technik einfacher geworden. Früher brauchte es noch richtige Männer, um mit der
Leistung klarzukommen. Viele hatten die Leistungsdosierung und das Driften nicht
im Griff. Mit der künstlich hergestellten Leistungsdichte durch die Begrenzung
auf 450 cm3 entscheiden sich die Rennen heute im anspruchsvollen Gelände.
Früher waren die Drifts auf Asphalt die Riesenshow. Heute steht die geforderte
Effizienz dem Spektakel im Weg.» Der Sport wurde professioneller, kleinste, für
die Zuschauer kaum durchschaubare Unterschiede entscheiden über Sieg oder
Niederlage. Das ist der Preis für den Profisport, in dem Exoten nicht mehr konkurrenzfähig sind. Findige Tüftler haben noch immer wegweisende Ideen. Sind die
zielführend, werden sie aber sofort in grossem Stil übernommen und sind damit
auch nicht mehr exotisch. Der Sport gewinnt, das Niveau steigt, die Vielfalt und
im schlimmsten Fall auch das Spektakel leiden aber. tk
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20_MSSD_013_Techn 13
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