Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid

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Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid
soFid - Sozialwissenschaftlicher
Fachinformationsdienst
01/2007
Kultursoziologie + Kunstsoziologie
GESIS-IZ Bonn 2007
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
soFid
Kultursoziologie + Kunstsoziologie
Band 2007/1
bearbeitet von
Sybille Frickel
mit einem Beitrag von
Naika Foroutan
Informationszentrum Sozialwissenschaften Bonn 2007
ISSN:
Herausgeber
bearbeitet von:
Programmierung:
Druck u. Vertrieb:
0176-442x
Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemeinschaft
Sozialwissenschaftlicher Institute e.V., Bonn
Sybille Frickel
Udo Riege, Siegfried Schomisch
Informationszentrum Sozialwissenschaften
Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0
Printed in Germany
Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) vom Bund und den
Ländern gemeinsam bereitgestellt. Das IZ ist Mitglied der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher
Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS). Die GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
© 2007 Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere
ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch
auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.
Inhalt
Vorwort .............................................................................................................................................7
Naika Foroutan……………………………………………………………………………………...9
Kulturdialoge in der politischen Anwendung
Sachgebiete
1.
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
1.7
1.8
1.9
1.10
1.11
Kultursoziologie
Allgemeine theoretische Ansätze ....................................................................................21
Kulturgeschichte..............................................................................................................43
Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel ..................................................................56
Lebensstile, Werte, Normen............................................................................................87
Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde................................................................99
Kulturindustrie, Kulturpolitik........................................................................................116
Alltag, Freizeit, Soziokultur ..........................................................................................142
Kulturelle Identität ........................................................................................................160
Politische Kultur............................................................................................................182
Organisationskultur/Unternehmenskultur .....................................................................199
Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien ............................................................208
2.
2.1
2.2
2.3
2.4
Kunstsoziologie
Allgemeines...................................................................................................................237
Literatur.........................................................................................................................240
Bildende Kunst, Musik..................................................................................................248
Theater, Film, Fotografie...............................................................................................262
Register
Hinweise zur Registerbenutzung...................................................................................................271
Personenregister ............................................................................................................................273
Sachregister...................................................................................................................................281
Institutionenregister.......................................................................................................................301
Anhang
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur ..........................................................................307
Zur Benutzung der Forschungsnachweise.....................................................................................307
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
Vorwort
7
Vorwort zum soFid „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“
Das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen
Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl
spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden.
Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die vom IZ produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften).
Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den
zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden Sie
hier den vollständigen Text des Dokuments.
Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für FORIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Der Fragebogen zur Meldung neuer Projekte steht permanent im Internet unter http://www.gesis.org/IZ zur
Verfügung.
Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben
werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden
Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.
***
Der sozialwissenschaftliche Fachinformationsdienst „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“ spiegelt
den Stand der wissenschaftlichen Diskussion in beiden Gebieten wider.
Ausgehend von dem Ansatz, dass Kultur inhärenter Bestandteil des sozialen Geschehens ist, beschäftigt sich das Kapitel Kultursoziologie neben allgemeinen, theoretischen Ansätzen und kulturgeschichtlichen Fragen recht breit mit einzelnen kulturellen Inhalten. In den Gliederungspunkten
„Lebensstile, Werte, Normen“, „Kulturelle Identität“ und „Politische Kultur“ wird die wechselseitige Durchdringung von Kultur und aktuellster Gesellschaftsentwicklung am deutlichsten.
Bei der inhaltlichen Bearbeitung werden Nachweise aufgenommen, die eindeutig dem Themenkomplex zuzuordnen sind oder wichtige kultursoziologische Aspekte haben. Deshalb sind Über-
8
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
Vorwort
schneidungen zu einzelnen Kapiteln anderer soFid-Dienste nicht zu vermeiden. Im Gliederungspunkt „Kommunikation/Massenmedien/neue Medien“ sind Überschneidungen zu einzelnen Kapiteln des soFid „Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation - Medien - Sprache“ möglich. Gleiches gilt für den Dienst „Sozialpsychologie“, in dem ein Kapitel zu „Einstellung, Wahrnehmung und Verhalten“ existiert. Arbeiten und Projekte zu diesem Schwerpunkt weisen häufig
kultursoziologische Aspekte auf, die eine Aufnahme in einen Gliederungspunkt des Dienstes „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“ rechtfertigen. Die soFid's „Osteuropaforschung“ und „Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern“ als Querschnittsdienste verfügen jeweils über
ein Kapitel zu „Kultur, Kunst, Medien“ mit speziellem geographischen Bezug zu den Länder Osteuropas bzw. den neuen Bundesländern.
Das Kapitel Kunstsoziologie erfasst allgemeine Betrachtungen über Kunst sowie Nachweise zu
den einzelnen Kunstdisziplinen.
Der soFid „Kultur- und Kunstsoziologie“ kann keine vollständige Bibliographie der Fachdisziplin
sein. Bei der Vielzahl von Veröffentlichungen und Forschungsprojekten ist dies nicht im Rahmen
der soFid-Reihe realisierbar. Der vorliegende Dienst will ein vielfältiges und anregendes Nachschlageinstrument für die Profession sein.
In dieser soFid-Ausgabe erscheint der Beitrag: „Kulturdialoge in der politischen Anwendung“ von
Dr. Naika Foroutan.
Wir bedanken uns herzlich für die gute Kooperation.
Kulturdialoge in der politischen Anwendung
1
Naika Foroutan
Die Frage nach der politischen Anwendbarkeit von Kulturdialogen ist allgegenwärtig – nicht nur innerhalb der breiten Bevölkerung, wo es den Anschein hat, als ob Kulturdialoge nur ein Gerede von
„Gutmenschen“ ohne politische Wirkung seien. Auch im Feuilleton schwingen sich manche Schreiber auf den Zug, der lauthals verkündet, Kulturdialog führe zu nichts und stehe „in einer langen Reihe von politischen Absichtserklärungen, deren einziges Ziel es ist, virtuelle Debatten zu erzeugen,
die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben, dafür aber politisches und kulturelles Engagement si2
mulieren“.
Diese Vorwürfe machen deutlich, wie sehr ein Großteil der Öffentlichkeit in der Ausschließlichkeit
der „Kampf-der-Kulturen-Debatte“ gefangen ist. Die Kurzsichtigkeit und mangelnde Kenntnis über
Funktion und Wirkung des Kulturdialoges wird vollends deutlich, wenn empört abgelehnt wird, dass
dieser Dialog auf gleicher Augenhöhe und ohne Vorbedingungen erfolgen solle: „Würde jemand
vorschlagen, Kannibalen und Vegetarier, Brandstifter und Feuerwehrleute, Drogendealer und Junkies sollten in einen Dialog miteinander eintreten, würde man ihm zur Ernüchterung kalte Fußbäder
3
verordnen.“
Abfällige Bemerkungen wie „Dialog-Industrie“, „Dialogitis“, „Goethe-Institut-Debatten“ und
„Phrasen-Allmacht“ zeigen, wie wenig der Begriff für die Öffentlichkeit mit seinem Anspruch, Veränderbarkeit im politischen Raum zu erzeugen, einhergeht. Das größte Hindernis für die Akzeptanz
des Kulturdialoges ist jedoch Ungeduld. Kulturdialog ist ein Prozess: eine Abfolge sich wiederholender, miteinander verknüpfter Aktivitäten zur Erstellung von Produkten oder Leistungen. Zentral
ist wie bei jedem Prozess, dass sich die Abfolge wiederholen muss, damit die Leistung oder das Produkt erstellt werden kann: mehr Sicherheit, Systemstabilität, Aufbau von Integrationsmechanismen,
Konfliktregulierung und Abbau von Denkbarrieren im Kulturkampf-Dogma zwischen der Mehrheits- und der Minderheitsgesellschaft (auf nationaler Ebene) und zwischen verfeindeten Zivilisationen (auf internationaler Ebene).
Zusammenprall der Zivilisationen
4
Jede Zivilisation hat ihren Bestand an Weltanschauungen und Wertvorstellungen. Diese können
sich von einer anderen Zivilisation so sehr abgrenzen, dass es bei zwangsläufigen Kontakten zwi1
2
3
4
Erstmals erschienen in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung DAS PARLAMENT
28-29/2006, S. 17-25.
Henryk M. Broder, Dialog? Nein Danke!, in: www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,403133,00. html
(20. 5. 2006).
Ebd. Für den Leser ist logisch, dass in der Assoziationskette die Kannibalen, die Brandstifter und die Drogendealer natürlich die Muslime sind.
Zivilisation soll hier in Anlehnung an Norbert Elias als Oberbegriff für historische Abgrenzungs- sowie nationale Selbstfindungsprozesse verstanden werden. Diese Funktion übernehmen innerhalb einer Gesell-
10
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Kulturdialoge in der politischen Anwendung
schen den einzelnen Gruppen zu gewaltsamen Konflikten kommt. Besonders in Gesellschaften, die
unter externem oder unter sozioökonomischem Druck stehen, werden Fragen der politisch-kulturellen Identität bedeutsam. Die Konfliktursachen werden mit zivilisatorischen Attributen untermauert:
Man spricht von ethnischen Spannungen und von religiösen, kulturellen, nationalen oder historischen Ursachen, die auf Traditionen, Kollektiverfahrungen oder Missionsgedanken und anderen diffusen Kriterien aufbauen. Sie alle basieren zusätzlich zu der zivilisatorischen Außenrhetorik auf
klassischen Konfliktparametern wie territorialen, geopolitischen, soziopolitischen, machtpolitischen
oder sozioökonomischen Motiven und lösen die ein halbes Jahrhundert dominierenden ideologischen Konfliktmotive ab. Signifikant für diese Konflikte der neuen Weltordnung ist, dass die kulturellen oder zivilisatorischen Faktoren überbetont und als hauptsächliche Konfliktmotivation angegeben werden, was dem Konflikt eine antagonistische Werteausrichtung gibt – dies wiederum erinnert
an die ideologischen Auseinandersetzungen der vergangenen 50 Jahre. Der Unterschied besteht darin, dass sich die antagonistischen Konflikte der bipolaren Weltordnung auf zwei Konfliktgegner –
Kommunismus versus Kapitalismus – reduzierten, während die neuen Konflikte zahlreiche Ethnien,
Kulturen, Religionen, Nationen, kurz: Zivilisationen mit scheinbar höchst diversen Konfliktmotivationen involvieren, was eine gewisse Unüberschaubarkeit mit sich bringt.
Solange ein Konflikt rationale Ursachen aufzuweisen hat wie den Zugang zu Wasser oder Rohstoffquellen, den Kampf um Territorien oder die berechtigte Forderung nach der Verteilung von Gütern
und sozialen Leistungen oder nach Partizipation, könnte ein imaginäres Schiedsgericht die Lösung
des Konfliktes nach Gerechtigkeitsaspekten beschließen. Ist der Konflikt jedoch völkisch, ethnisch,
religiös oder gar zivilisatorisch begründet, so entstehen irrationale Kräfte, die Menschen aus dem eigenen, „gerechten“ Sichtfeld in eine emotionale Position hineinkatapultieren, die politisiert und dadurch besonders konfliktlastig ist. Dies geschieht auf der internationalen Ebene, wo ein Zivilisationskonflikt zwischen „dem Westen“ und „der islamischen Welt“ diagnostiziert wird. Dies geschieht
aber auch auf nationaler Ebene, wo eine immer stärkere Entfremdung zwischen muslimischen Migranten und der Mehrheitsgesellschaft spürbar wird, ausgedrückt durch Fremdenhass und Diskriminierung auf der einen und Abschottung, Aggression und „Parallelgesellschaften“ auf der anderen
Seite.
Bei Konflikten zwischen Zivilisationen lässt sich niemals eine einzelne Begründung als Krisenursache feststellen. Offensichtlich ist, dass jede der Zivilisationen sich selbst gegenüber der anderen als
überlegen betrachtet. Diese Hierarchisierung ist Kernbestandteil des zivilisatorischen Zusammenpralls. In einem solchen politischen Moment befinden wir uns spätestens seit dem 11. September
2001. Die Forderung nach verstärkten Sicherheitsmaßnahmen auch militärischer Natur ist in Mo5
menten der steigenden gesellschaftlichen Unsicherheit nachvollziehbar. In der öffentlichen Meinung wurde die Rhetorik der US-Regierung der „präventiven Intervention“ weithin akzeptiert. Auch
in der Sicherheitspolitik der Europäischen Union ist nach dem 11. September eine erhöhte Akzep6
tanz für militärische Formen der Konfliktregulierung nachweisbar. Die Antwort auf Terrorattacken
5
6
schaft sowohl Ethnizität als auch Kultur, Religion und Nation. Eine Zivilisation bildet demzufolge eine
Verwandtschaftsgruppe aus größeren kulturellen, ethnischen und nationalen Gruppierungen. Vgl. Norbert
Elias, Zur Soziogenese der Begriffe Zivilisation und Kultur, in: ders., Über den Prozess der Zivilisation, Bd.
1, Frankfurt/M. 1997.
Vgl. Bassam Tibi, Politisierung der Religion. Sicherheitspolitik im Zeichen des islamischen Fundamentalismus, in: Internationale Politik, (2000) 2.
Vgl. Jürgen Wagner, Die Blaupause für Europas Kriege der Zukunft: Das European Defence Paper, in:
IMI-Analyse 2004/038, Tübingen 2004, auf: www.imionline.de/2004.php3?id=1074 (13. 5. 2006).
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Kulturdialoge in der politischen Anwendung
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von Islamisten wird in militärischen Gegenattacken gesucht. Der britische Diplomat und Mitarbeiter
von Javier Solana, Robert Cooper, schreibt, der Westen lebe bereits im Postmodernismus, während
der Großteil der restlichen Welt noch im Prämodernismus, in einer vormodernisierten Welt lebe, in
einem Chaos ohne Regeln und Werte. Das erfordere andere Methoden der EU: „When we are opera7
ting in the jungle we must also use the laws of the jungle.“ Gleiches wird mit Gleichem vergolten,
vermeintlich Stärke symbolisiert und der Kulturdialog verächtlich aus dem politischen Raum auf den
Nebenschauplatz des kulturellen Austausches verdrängt.
Der klassische Vorteil militärischer Konfliktregulierung liegt in der möglichen, schnellen und vollständigen Unterwerfung des Konfliktgegners zur Durchsetzung der eigenen Interessen. Dies ist zumindest der Anspruch einer militärischen Intervention. In der sicherheitspolitischen Debatte wird angeführt, dass im Kontinuum der Instrumentarien zur Friedensdurchsetzung die robustesten Mittel
schneller und wirksamer seien. Erfahrungswerte, etwa in Afghanistan, im Irak oder in Somalia, beweisen jedoch das Gegenteil: Auch nach Beendigung der unmittelbaren militärischen Aktionen sind
dort die Konflikte keineswegs beendet. Der islamistische Terrorismus ist ein Krieg um Werte, und
dieser kann nicht militärisch ausgefochten werden. Es wird deutlich, dass interzivilisatorische Konflikte mit militärischen Konfliktlösungsformen nicht dauerhaft zu beheben sind, da der Konflikt sich,
selbst nach einem augenscheinlich errungenen Sieg, auf eine latente Ebene zurückzuziehen droht
und jederzeit als ,kollektives Trauma` wieder aktiviert werden kann.
Ähnliches gilt auch für die nationale Ebene: Die westlichen Industrienationen sind angreifbar und
können sich gegen die internationalisierten Formen des Terrors nicht allein sicherheitspolitisch
schützen, ohne dabei Grundprinzipien der liberalen Demokratie aufzugeben. Denn um einen sicherheitspolitischen Allroundschutz zu erringen, müsste ein Überwachungsstaat etabliert werden, was einer offenen demokratischen Gesellschaft, die es zu schützen gilt, zuwiderläuft. Demnach müssen die
Möglichkeiten des Schutzes gegen Terrorismus in Alternativen zu einer verschärften Sicherheitspolitik gesucht werden. Auch für den Schutz der westlichen Gesellschaften wird der interzivilisatorischen Dialogführung eine aktivere Rolle als bisher zukommen müssen.
Kulturdialoge zur Konfliktregulierung
Kulturdialoge wirken deeskalierend, präventiv und langfristig. Sie werden auf nationaler und auf internationaler Ebene geführt. Ihr Ziel ist es, Gleichwertigkeit der Verhandlungspartner im Dialog herzustellen und der diagnostizierten Hierarchisierung von Zivilisationen entgegenzuwirken. Im jährlichen Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland, der von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration herausgegeben wird, ist zu
lesen: „Der Kern ausgrenzender Haltungen und somit auch Basis für fremdenfeindliche, rassistische
und antisemitische Einstellungen ist die Vorstellung von der ,Ungleichwertigkeit` verschiedener
8
Menschengruppen.“ Empfohlen wird, an der Behebung dieses Missstandes zu arbeiten und frühzei-
7
8
Robert Cooper, The European Answer to Robert Kagan, in: Transatlantic – Internationale Politik, (2003) 2,
auf: www.weltpolitik.net/Sachgebiete/Internationale%20Sicherheitspolitik/GASP (10. 11.2005).
Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer, hrsg. von der Beauftragten der Bundesregierung
für Migration, Flüchtlinge und Integration, Bonn 2005, S.261.
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Kulturdialoge in der politischen Anwendung
tig mit Demokratieerziehung und Toleranzförderung zu beginnen; dies gilt als Zielkriterium des Kul9
turdialoges.
Es wird ein Dialog auf gleicher Augenhöhe gefordert — aber nicht ohne Forderungen. Vielmehr gehört die Formulierung von Forderungen zum fundamentalen Funktionskatalog von Kulturdialogen.
Man spricht von Dialogen im Plural, da sie auf politischer, gesellschaftlich-kultureller und wirtschaftlicher Ebene geführt werden. Ziel der Dialoge ist ein Wertekonsens, der für beide Seiten einen
verbindlichen Handlungsrahmen vorgibt, etwa das Primat der Verfassung oder die Religionsfreiheit.
Es wird jedoch häufig unterstellt, dass es zwischen der westlichen und der islamischen Kultur einen
solchen Wertekanon nicht geben könne. Dabei basieren Dialog und Argumentation auf dem Zielprinzip der konsensualen Einigung. Diese kann sich jedoch erst im Verlauf eines Streitgespräches,
Diskurses, Dialoges entwickeln. Vorzugeben, welcher Konsens erreicht werden muss, damit der Dialog als erfolgreich gilt, hemmt die Konfliktparteien, sich in diesen Prozess hineinzubegeben. Dabei
ist im Kulturdialog der Weg das Ziel.
Um den Kulturdialog in der Politik als konfliktregulierendes Modell zu etablieren und um Erwartungsstabilität und Planungssicherheit zu erlangen, müssen Möglichkeiten zu dessen Institutionalisierung geschaffen werden. Denn „Institutionen haben keine raum- und zeitspezifischen Bedingungen ihres Entstehens und Wirkens, und es ist ganz natürlich, dass sie sich nach dem Wegfall von
Hemmnissen konsequent vertiefen und/oder erweitern. Je mehr die Institutionen Fuß fassen, desto
mehr nehmen die Konflikte ab; Institutionen sind gleichbedeutend mit Fortschritt und politischer
Kompetenz, Institutionen verkörpern erkenn- und nachahmbare Modelle guter politischer Ord10
nung.“
Der interzivilisatorische Kulturdialog kann präventiv zur Konfliktregulierung beitragen, wenn Dialogforen zwischen den Zivilisationen auf internationaler und auf nationaler Ebene institutionalisiert
werden. Mit der institutionellen Verankerung unterschiedlicher Dialogebenen kann das Verhältnis
zwischen ehemaligen Konfliktgegnern stabilisiert werden und einen Entwicklungsprozess bilden,
der bereits im Vorfeld Systemstörungen wahrnehmen und darauf reagieren kann.
Institutionalisierung der Kulturdialoge
Eine Institutionalisierung von Kulturdialogen findet auf mehreren Parallelebenen statt — auf der
obersten Staatsebene ebenso wie auf der Grassroots-Ebene. Um die Institutionalisierung weiter voranzutreiben, müssen neben der staatlichen Ebene weitere geschaffen bzw. vertieft werden. Jeder dieser Systemstufen kommen unterschiedliche Bedeutungen und Ziele für die Realisierung einer friedlichen Konfliktlösung zu: Vorrangig sollen sie dazu beitragen, den interzivilisatorischen Kulturdialog
auf gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Ebene zu institutionalisieren.
11
Im Folgenden skizziere ich in Anlehnung an den Multi-Track-Ansatz acht Ebenen zur Institutionalisierung von Kulturdialogen. Diese Ebenen sind keine starren Konstrukte und auch nicht konstitutiv.
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Vgl. zu den Zielen des Kulturdialoges Naika Foroutan, Kulturdialoge zwischen dem Westen und der islamischen Welt. Eine Strategie zur Regulierung von Zivilisationskonflikten, Wiesbaden 2004.
10 Alexander Siedschlag, Politische Institutionalisierung und Konflikttransformation, Opladen 2000.
11 Vgl. Louise Diamond/John McDonald, MultiTrack Diplomacy. A System Approach to Peace, Washington
D.C. 1993. Die ursprünglich neun Ebenen werden von mir zu acht zusammengefasst.
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Kulturdialoge in der politischen Anwendung
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Sie können weiter differenziert werden und sind stark vereinfachend. Sie sollen jedoch einen Orientierungsrahmen für die Umsetzbarkeit von Kulturdialogen bieten und dem Vorurteil entgegenwirken, dass Kulturdialoge nur Randdebatten kultureller Foren seien. Es soll deutlich gemacht werden,
dass Kulturdialoge, wenn sie konfliktregulierend und präventiv wirken sollen, zeitgleich auf unterschiedlichen Ebenen geführt und institutionalisiert werden müssen.
Der angestrebte Dialog kann jeweils auf einer Einzelebene geführt werden, die Systemstufen laufen
jedoch auf eine Vernetzung hinaus. Es besteht keine Verpflichtung, auf allen Ebenen gleichzeitig zu
kommunizieren. Somit entsteht für den interzivilisatorischen Kulturdialog der positive Effekt, dass
selbst bei einem Kommunikationsabbruch auf einer Ebene nicht sämtliche Kommunikationskanäle
verschlossen werden, was eine Normalisierung der Beziehungen erleichtert. Hierbei ist die Rolle von
Führungspersönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für die Transformation eines interzivilisatorischen Konfliktes ebenso wichtig wie die Rolle interner Akteure, die unmittelbar von
den Konflikten betroffen sind. Diese „parteilichen Insider“ müssen aus verschiedenen Sektoren der
12
Zivilgesellschaft heraus für die aktive Konfliktverhütung mobilisiert werden. Dies ist der Sinn des
Multi-TrackKonzeptes, welches im Folgenden auch als Mehr-Ebenen-Konzept bezeichnet werden
soll. Folgende Ebenen können unterschieden werden.
Der Staats- und Regierungsebene wird bei der internationalen Institutionalisierung von Kulturdialogen die Führungsfunktion zugestanden. Nur auf dieser Ebene können internationale Abkommen geschlossen werden. Involviert sind politische und militärische Führungspersonen als Repräsentanten
der staatlichen Ebene der Konfliktparteien. Zu dieser Führungsgruppe zählen auch supranationale
Institutionen wie die Vereinten Nationen, die EU oder die OSZE. Aber auch für den Kulturdialog auf
nationaler Ebene ist die Staatsebene entscheidend, so z. B. bei der Formulierung von Gesetzen zur Integration von Migranten.
Professionelle Verhandlungsführung ergänzt die Regierungsebene und verläuft parallel zur offiziel13
len Diplomatie. Der Anstoß eines inoffiziellen Dialoges, der zur Aufnahme neuer Konfliktverarbeitungskanäle führt, ermöglicht es den Teilnehmern, zu einem veränderten Verständnis des Konfliktes
zu gelangen. Dies ist über den offiziellen Weg interstaatlicher Diplomatie kaum möglich. Das Problem und der Konflikt können neu konzeptionalisiert werden, was dazu beitragen kann, die öffentliche Meinung und die politischen Eliten der verfeindeten Konfliktparteien für einen Neuanfang zu ge14
winnen. Insbesondere, wenn die Diplomatie auf staatlicher Ebene durch Konflikteskalation gestoppt ist, kommt dieser zweiten Ebene die Aufgabe zu, alternative Lösungskonzepte zu erarbeiten,
in der Vergangenheit etwa bei den Osloer Friedensgesprächen. Diese Ebene ist für Kulturdialoge auf
nationaler Ebene weniger bedeutend.
Auf der Wirtschaftsebene werden Unternehmen angesiedelt, die die Möglichkeit haben, Beiträge zu
einer friedlichen Lösung eines interzivilisatorischen Konfliktes zu leisten. Wirtschaftliche Kooperation kann eine funktionale Sachlogik bei Konfliktparteien erzeugen, die den Weg für den Ausbau
12 Vgl. Norbert Ropers, Die internen Akteure stärken! Krisenprävention und Konflikttransformation durch
Friedensallianzen, in: Tilman Evers (Hrsg.), Ziviler Friedensdienst – Fachleute für den Frieden, Opladen
2000.
13 Vgl. Joseph V. Montville, Transnationalism and the Role of Track-Two Diplomacy. Washington D.C.
1993.
14 Vgl. Harold H. Saunders, When Citizen Talk: Nonofficial Dialogue in Relations Between Nations, Washington D.C. 1995, S. 103-111.
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Kulturdialoge in der politischen Anwendung
weiterer Beziehungen ebnen kann. Die internationale business community hat in den vergangenen
Jahrzehnten weltweit an Gewicht gewonnen, etwa aufgrund der Rolle, die ihr beim Aufbau der Entwicklungsländer zukommt, denn durch die Anhebung des Wirtschaftsstandards eines Landes mittels
Investitionen wird mancherorts bereits ein Beitrag zur Konfliktreduzierung geleistet. Wirtschaftsunternehmen können auch konflikthemmend wirken, indem sie androhen, bei aufkommenden Konflikten das Land zu verlassen: Nicht zuletzt ist es die Wirtschaftswelt, die über das Kapital verfügt, welches für eine künftige Konfliktvermeidung notwendig ist. Der Dialog findet in dem Habitus statt, der
für die Wirtschaftswelt charakteristisch ist, also in Form von gemeinsamen Programmen für private
Unternehmensstrategien, Entwicklungszusammenarbeit oder kooperativer Wirtschaftsberatung. Ein
Großteil der Wirtschaft profitiert von Sicherheit, Planbarkeit und Verlässlichkeit, was in Friedens15
zeiten eher gewährleistet wird.
Natürlich gibt es auch sehr viele Wirtschaftszweige, die von Kriegen und Konflikten profitieren; da16
rauf kann hier nicht weiter eingegangen werden. Die Wirtschaft ist jene Ebene, auf der heute die
meisten Kulturdialoge stattfinden, ohne dass diese so genannt werden: Da die Wirtschaft weniger an
religiösen oder gesellschaftlichen Wertmaßstäben orientiert ist, sondern an einem Kosten-Nutzen
Kalkül, gelingt ihr der verbindende Brückenschlag zwischen den Kulturen leichter. Außerdem ist innerhalb der Wirtschaft eine Hybridisierung (Vermischung) von zivilisatorischen Elementen zu beobachten, wenn dies dem Unternehmen dient, etwa der Verzicht auf Schweinefleisch bei
Mc-Donald’s-Filialen in der islamischen Welt. Auf nationaler Ebene ist eine kulturelle Annäherung
auf der Wirtschaftsebene ebenfalls eher vollzogen als auf anderen Ebenen: Migranten als Döner-Laden-Besitzer oder als Kollegen bei den Ford-Werken sind eine akzeptierte Assoziationskette –
allerdings weniger in gehobenen Positionen.
Auf der Ebene nicht-staatlicher Bürgerinitiativen/NGOs kann ein großer Teil der Bevölkerung in
den Kulturdialog eingebunden werden. Hier sind aktive NGO-Gruppen und Stiftungen ebenso präsent wie bilateral arbeitende Berufs- oder Kulturgruppen. Die Rolle dieser vierten Ebene für den interzivilisatorischen Dialog ist vor allem deswegen von großer Bedeutung, da in ihr in großem Maße
idealistisch geprägte Vorstellungen verfolgt werden. Dies ist in den ersten drei Ebenen weniger der
Fall, wo Dialog und Konfliktresolution stets mit der Realisierung eigener Vorteile in Verbindung stehen (was im Falle eines positiven outcome nicht beklagt werden soll). Allerdings sieht sich diese
vierte Ebene am häufigsten dem Vorwurf ausgesetzt, sie sei zu einer „Dialog-Industrie“ geworden,
die letztlich „heile Welt“ spiele. Zu den Aktivitäten gehören Initiativen von Bürgerinnen und Bürgern, die in staatlichen, wirtschaftlichen und nebenstaatlichen Aktionen das notwendige Engagement
vermissen. Der dialogische Ansatz bezieht sich vorrangig auf die Herstellung von Kontakten zwischen Angehörigen der antagonistischen Gruppen. Ziel ist die Wiederherstellung einer Verständigung und die Herstellung einer funktionalen Kooperation. Dies geschieht z. B. durch kulturübergreifende Trainingsprogramme, die Ausbildung von Führungskräften, wissenschaftliche und studentische Austauschprogramme, Bürger-Austauschprogramme im kulturellen Bereich oder technische
Zusammenarbeit auf internationaler Ebene.
Bereits institutionalisierte Dialogprojekte begleiten Kulturinstitute wie das Goethe-Institut Inter Nationes oder auch Stiftungen, die aktiv einen interzivilisatorischen Austausch fördern, wie das Institut
15 Vgl. Michael E. Brown/Richard Rosecrance (Hrsg.), The Costs of Conflict: Prevention and Cure in the Global Arena. Carnegie Commission an Preventing Deadly Conflict, Lanham 1999.
16 Zur negativen Rolle der Wirtschaft in der Weltpolitik vgl. Peter Lock, Ökonomien des Krieges, in: Joachim
Betz/Stefan Brüne (Hrsg.), Neues Jahrbuch Dritte Welt: Entwicklungsfinanzierung, Opladen 2001.
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Kulturdialoge in der politischen Anwendung
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für Auslandsbeziehungen (ifa). Außerdem zählen berufliche Vereinigungen wie der Schriftstellerverband PEN, der sich weltweit für bedrohte Schriftsteller einsetzt und international und interzivilisatorisch organisiert ist, oder bilateral arbeitende Berufsgruppen wie die deutsch-iranische Rechtsanwaltsvereinigung zu jenen zivilgesellschaftlichen Gruppen, die für einen Dialog der Kulturen eintreten. Der Kulturdialog wird über die berufliche Verbundenheit institutionalisiert und macht deutlich,
wie auf einer gemeinsamen Basis zivilisatorisch bedingte Unterschiede vermittelt und aufgebrochen
werden können.
Der Bereich Forschung, Erziehung und Training wird als „Gehirn des Systems beschrieben und ver17
fügt über das Potential, das System mit Ideen, Methoden und Konzepten zu bereichern“. Der weltweite wissenschaftliche und kulturelle Austausch kann zu einer geradezu „historischen“ Form des
interkulturellen Dialoges gezählt werden. Wissenschaftler unterschiedlichster Kulturen, Nationen
und Zivilisationen haben an den Königshöfen in Europa und Asien zu allen Zeiten wissenschaftlichen Austausch betrieben. Wissenschaftlich gewonnene Erkenntnisse wie die Mathematik, Astrologie oder Medizin wurden losgelöst von zivilisatorischer Zugehörigkeit übernommen und zum Allgemeingut. Andere Wissenschaftszweige wie die Philosophie oder die Theologie blieben zivilisatorisch aufgrund ihrer Werteorientiertheit eingegrenzt, beeinflussten aber außerhalb der wissenschaftlichen Zirkel die Gesellschaften.
Dieser Ebene kommt vorrangig die Aufgabe zu, den für den Kulturdialog so wichtigen gemeinsamen
Wertekanon zu skizzieren. Weitere Möglichkeiten, zur Institutionalisierung des Kulturdialoges beizutragen, sind die Veranstaltung multiethnischer Wissenschaftsforen und die Erarbeitung von Strategien für die Staatsebene. Auch die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien in der politischen Bildung, die Aufklärung und Information über andere Zivilisationen vermitteln, oder die Fortbildung
von Lehrkräften über bilinguale Bildungsangebote zu Konflikt- und Kulturpädagogik zählen zum
Kulturdialog auf der fünften Ebene. Hier ist ein interzivilisatorischer Kulturdialog vergleichsweise
leicht zu gestalten, denn es ist davon auszugehen, dass die Teilnehmer an einem solchen Diskurs bereits zu einer vergleichsweise gebildeten Elite zählen, die tendenziell die Bereitschaft zur Akzeptanz
unterschiedlicher Ideen mit sich bringen. Vom Gedanken der Logik geleitet, besteht in der Wissenschaft der Vorrang der richtigen Lösung vor der eigenen Meinung. Aus diesem Grunde kommt dem
Kulturdialog hier eine Vorreiterposition zu, die als intellektueller think-tank der internationalen und
nationalen Entwicklung vorgreifen könnte.
Primäres Ziel von Aktivismus und öffentlichem Protest ist es, Institutionen, Gewohnheiten und Gesellschaften zu verändern. Die Teilnehmenden an öffentlichem Protest empfinden eine moralische
Verpflichtung, ungerechte politische Verhältnisse und Unterdrückung öffentlich anzuprangern. Auf
dieser Ebene gelingt es, breite Bevölkerungsgruppen auf Notstände, Bedürftigkeiten oder politische
Missstände der eigenen Zivilisation aufmerksam zu machen und somit öffentlichwirksam empfundenes Unrecht zu thematisieren. Auch die öffentliche Formulierung der Interessen der Konfliktgegner und die Organisation von friedensbildenden Maßnahmen zwischen den Konfliktgegnern gehört
zu dieser Ebene, ebenso wie die aktive Beobachtung und Dokumentation eines Konfliktes, etwa die
Zählung jedes Toten seit dem Irak-Krieg auf der Website von Iraq Body Count. Diese Aktionen haben einen stark öffentlichen und häufig kurzfristigen Charakter. Es entstehen Ad-hoc-Initiativen, die
nach der Konfliktregulierung wieder abebben (z. B. die Kundgebungen vor der Leipziger Nikolaikirche für die beiden im Irak verschleppten deutschen Geiseln – bei denen auch immer wieder auf die
17 Olliver Wolleh, Die Teilung überwinden. Eine Fallstudie zur Friedensbildung in Zypern, Berghof Forschungszentrum, Berlin 2002, S. 24.
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
Kulturdialoge in der politischen Anwendung
katastrophalen Zustände im Irak für die dortige Zivilbevölkerung aufmerksam gemacht wurde). Eine
Institutionalisierung von Kulturdialogen auf dieser Ebene ist schwierig. Dennoch können aus öffentlichen Protesten Strukturen hervorgehen, die sich nachhaltig auf der vierten Ebene der NGOs und
Stiftungen ansiedeln lassen.
Die Religion gilt als die spirituelle Ebene des Kulturdialoges, denn die Religionen bilden ein konstitutives Element der Wertvorstellungen sich im Konflikt befindender Zivilisationen. Religionen wird
ein konflikttreibender Charakter zugesprochen, der in Form von religiösem Extremismus oder Fundamentalismus für verhärtete Fronten sorgt. Die Expansion der Religionen, sowohl des Christentums
18
als auch des Islams, war historisch mit Gewaltakten verbunden. Auch heute wird von Seiten islamischer Fundamentalisten eine Rechtfertigung ihrer Terrorakte durch religiöse Argumentation zu erlangen versucht. Religion ist für viele Menschen identitätsstiftend. Daher fällt es in ihr Aufgabengebiet, die spirituellen Grundargumente für einen Kulturdialog zu liefern, der einen Weg für die Suche
nach gemeinsamen Werten und Normen innerhalb der Weltreligionen ebnet und sie von dem Vorwurf befreit, stets die maßgebliche Ursache der Zivilisationskonflikte darzustellen.19 Unterschiedlichste religiöse Gruppierungen sind auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene an der Institutionalisierung von Kulturdialogen beteiligt, in Form von religiösen Bildungsprogrammen oder auch
religiöser Elitenschulung, durch weltweit organisierte Konferenzen zum interreligiösen Dialog und
durch den öffentlichen Protest von Religionsführern gegenüber Aktionen, die interzivilisatorische
Gräben vertiefen.
Die Medien haben einen beherrschenden Einfluss auf die öffentliche Meinung. Die Rolle der Medien
bei der Schaffung und Lösung von Konflikten hat in den vergangenen Jahren so sehr an Bedeutung
gewonnen, dass sie als eigenständiger Akteur im internationalen System agieren, neben den Nationalstaaten und dem internationalen Recht. Medien können massiv zur Verstärkung von Konflikten
beitragen. Als erschreckendster Beleg dafür sei an das „Hate Radio“ erinnert, welches das ethnische
Abschlachten zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda anstachelte. Islamische Fundamentalisten benutzen die Medien, um Hassparolen gegenüber dem Westen zu verbreiten oder Forderungen zu übermitteln (z. B. die Aussendung der Botschaften Osama Bin Ladens durch den Fernsehsender Aljazeera).
Die spektakuläre Geiselnahme im Moskauer Theater durch eine Gruppe tschetschenischer Terroristen im Oktober 2002 oder das blutige Geiseldrama in Beslan wurde von massiver Medienpräsenz begleitet; die Aufmerksamkeit wurde auf die desolate Situation in Tschetschenien gelenkt. Auf nationaler Ebene wurden der „Ehrenmord“ an der türkischen Migrantin Hatun Sürücü und die Vorfälle
in der Rütli-Schule in Berlin stark medial begeleitet. National und international hat der Medienkonflikt über die Verbreitung der Mohammed-Karikaturen das Bild von verfeindeten Zivilisationen vertieft. Es hat den Anschein, als ob es Extremisten besser gelänge, die Medien für den Transport ihrer
Botschaften zu benutzen. Diese Position muss ihnen von den Medien genommen werden, indem mediale Strukturen des Kulturdialoges aufgebaut werden. Die Rolle der Medien im Kulturdialog liegt in
der Aufklärung der Massengesellschaft, im Abbau von Feindbildern sowie in der Sensibilisierung
für soziales Elend.
18 Vgl. Bassam Tibi, Selig sind die Betrogenen, in: Die Zeit Nr. 23/2002, in: www.zeit.de/archiv/2002/23/
200223_essay.tibi.xml (28.2.2006).
19 Vgl. Fred Kniss/Todd David Campbell, The Effect of religious Orientation an International Relief and Development Organization, in: Journal for the Scientific Study of Religion, 36 (1997) 1, S. 93 ff.
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
Kulturdialoge in der politischen Anwendung
17
Anwendbarkeit auf nationaler Ebene
In einem politischen Moment, der das Thema Integration als akutes Sicherheitsproblem definiert,
könnte ein Sofortprogramm für die Institutionalisierung von Kulturdialogen unter Einbindung der
acht skizzierten Ebenen und in Anlehnung an etablierte Modelle der Konfliktregulierung in vier Pha20
sen erfolgen.
Anamnese/Problemerkennung: Eine Klärung dessen, worum es tatsächlich in dem bestehenden Konflikt geht, ist zur Entmystifizierung des Zivilisationskonfliktes unverzichtbar. In diese Phase gehört
das Aufbrechen der „political correctness“: Es müssen sämtliche Vorwürfe, Stereotypen, Schuldzuweisungen, Angst-, Hass- und Rachegefühle formuliert und gesammelt werden. Diese Rolle kann
von den Medien übernommen, aber auch von der Politik initiiert werden. Ebenso müssten sich die
Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften beteiligen.
Diagnose: Die Analyse der Ursachen des Konfliktes kommt vor allem den Integrations- und Migrationsforschern zu. Studien, die den Fremdenhass in Ostdeutschland auf fast 60 Prozent taxieren,
müssen den Studien des Zentrums für Türkeistudien gegenübergestellt werden, in denen festgestellt
wird, dass die türkische Bevölkerung sich immer mehr von der deutschen Gesellschaft entfremdet
und diese umso mehr ablehnt, je mehr sie soziale Zuflucht in die Moscheevereine sucht.21 Die Forschungsergebnisse müssen über die Medien an die Öffentlichkeit gelangen. Das Amt der Integrationsbeauftragten kann das Parlament mit Informationen versorgen, welches in Ausschüssen über
Gesetzesänderungsmöglichkeiten berät. NGOs und Institute bzw. die politischen Stiftungen müssen
ihre Forschungsdaten stärker publik machen und aktiv an die politische Ebene herantreten, auch mit
Hilfe von Aktivisten.
Lösungsmöglichkeiten: Hier erfolgt eine gemeinsame Entwicklung und Reflexion möglicher Konfliktregelungen. Zugrunde liegende Interessen und Rahmenbedingungen müssen ausführlich thematisiert werden. In dieser Phase werden Problemregelungsvarianten und -strategien entwickelt, die
von beiden Seiten akzeptiert werden können. Dazu ist ein interkultureller Brückenschlag (cross-culturalbridging) notwendig, der alternative Wertvorstellungen zwischen den konkurrierenden Wertesystemen als Basis erarbeiten soll. Hier ist eine Beteiligung der meisten Ebenen gefragt (Regierungsebene/Wirtschaft, NGOs, Institute, Wissenschaft, Religionsvertreter, Medien). Folgende Ideen
22
könnten verfolgt werden. Affirmative Aktionen führen zur stärkeren Einbindung von Menschen mit
Migrationshintergrund in die Öffentlichkeit als positive Identifikationsfiguren (etwa als Nachrichtensprecher, Talkshow-Moderator, Politikerin, Konfliktpädagogen in Problemschulen). Mit der Einführung einer Quotenregelung könnte die strukturelle Diskriminierung überwunden werden. Zwar
wird meist eingeräumt, dass viele Deutsche mit Migrationshintergrund mittlerweile qua Ausbildung
20 In Anlehnung an die Alternative Dispute Resolution (ADR) der Harvard School in den sechziger Jahren,
vgl. dazu Joseph A. Scimecca, Conflict Resolution in the United States: The Emergence of a Profession?,
in: Kevin Avruch/Peter W. Black/Joseph A. Scimecca (Hrsg.), Conflict Resolution. Cross Cultural Perspectives, London 1991, S. 19-39.
21 Vgl. die Ergebnisse der Langzeituntersuchungen des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, auf www.uni-bielefeld.de/Universitaet/Einrichtungen/Zentrale%20Institute/IWT/FW G /Feindseligkeit7Einfuehrung.html (28.4. 2006), sowie
Dirk Halm/Martina Sauer, Parallelgesellschaft und ethnische Schichtung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, (2006)l-2.
22 Als Impulsgeber und engagiertem Diskussionspartner danke ich Farhad Dilmaghani.
18
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
Kulturdialoge in der politischen Anwendung
zur Elite gehören. Eine tatsächliche Einbindung in angemessene Positionen erfolgt jedoch kaum,
denn Migranten werden noch immer nur ungern als gleichberechtigte Konkurrenten im Berufsleben
angesehen. Nach einer ersten Phase, in der eine Sammlung der Vorurteile stattgefunden hat und öffentlich gemacht wurde und nach einer zweiten, in der eine Analyse der Gründe erfolgte, könnte in
einer dritten Phase Rassismus gesetzlich sanktioniert werden. Mit dem Antidiskriminierungsgesetz
hat die Bundesregierung (auf Umsetzungsdruck einer entsprechenden EU-Richtlinie) bereits einen
Anfang gemacht, leider jedoch, ohne gleichzeitig auf den ersten beiden Stufen zu arbeiten, weswegen in der Öffentlichkeit die Notwendigkeit dieses Gesetzes bisher kaum erkannt wird. Auch von
Seiten der Migranten müssen affirmative Aktionen erfolgen: ein deutliches Bekenntnis zum Grundgesetz, öffentliche Distanzierung von extremistischen Handlungsmotiven, stärkere Einbindung in sicherheitspolitische Felder (Polizei, Armee) und in die gesellschaftspolitische Ebene (Kommunalwie Bundespolitik). Möglicherweise ist auch die Bildung einer politischen Partei wünschenswert,
die das Thema Integration und Abbau von Parallelgesellschaften im Kontext der veränderten sicherheitspolitischen Situation für sich besetzt. Eine solche Partei könnte die öffentliche Meinung für dieses Kernthema der Politik im 21. Jahrhundert sensibilisieren.
Therapie: Die Entscheidung für eine bestimmte Form der Konfliktregelung und die Vereinbarung
von Maßnahmen zu ihrer Umsetzung müssen zwischen der Mehrheits- und der Minderheitsgesellschaft formuliert und fixiert werden. Der Vorwurf „Die reden immer nur über uns und nicht mit uns“
muss entkräftet werden. Auch hier sind fast alle genannten Ebenen zur aktiven Umsetzung des Kulturdialoges gefragt. Es muss die Möglichkeit bestehen, an jeder dieser Phasen gleichzeitig zu arbeiten und nicht erst nach erfolgreichem Abschluss einer Phase in die nächste überzugehen. Charakteristisch ist vor allem der zirkuläre Charakter des Kulturdialogs, der dazu führt, dass die Konfliktlösung nicht als punktuell und abgeschlossen gilt, wenn ein Konflikt beseitigt worden ist oder seinem
Ausbruch vorgebeugt werden konnte. Dies hebt den Prozesscharakter der Kulturdialoge hervor. Sie
müssen als Kontinuum geführt werden, nicht als akutes Konfliktlösungszentrum, gleich einer Notrufzentrale, die aktiviert und in Alarmbereitschaft versetzt, danach aber deaktiviert wird.
Vergemeinschaftung statt Parallelgesellschaft
Der Weg, den Kulturdialoge weisen können, um konfliktpräventiv zu wirken, ist ein Prozess in Rich23
tung politischer „Vergemeinschaftung“. Es geht um die Vereinbarkeit von Grundwerten, um die Erweiterung von grenzüberschreitenden Kommunikationsvorgängen, um responsiveness (die Aufgeschlossenheit stärkerer Partner für die Belange schwächerer), um die Erwartung von gemeinsamen
Vorteilen durch akzentuiertes Wachstum, um die Steigerung von Problemlösungsfähigkeit durch Institutionalisierung der Verhältnisse, um die Definition von Kerngebieten mit Zugpferdfunktion, um
die Akzeptanz von Rollenwechseln, um die Erweiterung gemeinsamer Eliten statt Abkapselung und
Abgrenzung, um das Erkennen der Chancen eines neuen/alternativen Lebensstils durch Herausbildung von politischer Gemeinschaft aufgrund von Alltagserfahrungen sowie um die Voraussagbarkeit der Motive und des Verhaltens (Erwartungsstabilität und Planungssicherheit).
Es gilt, dem Zusammenprall der Zivilisationen und der Entfremdung entgegenzuwirken. In Zeiten, in
denen die klassischen Muster der Sicherheitspolitik vor aller Augen versagen, in Zeiten von Terroris23 Vergemeinschaftungskonzept übernommen von Dieter Senghaas, Frieden – ein mehrfaches Komplexprogramm, in: ders. (Hrsg.), Frieden machen, Frankfurt/M. 1997, S. 566 ff.
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
Kulturdialoge in der politischen Anwendung
19
mus, islamischem Fundamentalismus, Fremdenhass und zerfallendem gesellschaftlichen Konsens
sind Kulturdialoge und Vergemeinschaftung nicht mehr schöngeistige, idealistische Plaudereien von
Intellektuellen, sondern aktive Sicherheitspolitik.
Zur Person
Naika Foroutan, Dr. rer. pol., geb. 1971; lehrt Internationale Beziehungen an der Universität Göttingen und der FU Berlin. Seminar für Politikwissenschaften, FU Berlin, Arbeitsstelle Politik des Vorderen Orients, Ihnestraße 22, 14195 Berlin. [email protected]
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
1.
Kultursoziologie
1.1
Allgemeine theoretische Ansätze
21
[1-L] Baron, Frank; Smith, David Norman; Reitz, Charles (Hrsg.):
Authority, culture and communication: the sociology of Ernest Manheim, Heidelberg: Synchron Wiss.-Verl. der Autoren 2005, XI, 308 S., ISBN: 3-935025-57-2 (Standort: USB Köln(38)33A1839)
INHALT: "Communication and conflict, culture and identity, authority and alienation are the
main themes in the sociology of Ernest Manheim (1900-2002). From start to finish, Manheim
was preoccupied with the dialectic of the local and the universal, the audience and the speaker, romanticism and modernity, tradition and change. A citizen of the world, both tough- and
tender-minded, Manheim thought long and hard about the realistic prospect of a world federally united, a world beyond borders and boundaries. Born in Budapest, educated in Vienna,
Kiel, Leipzig, and London, he contributed subtly, yet significantly, to the deprovincialization
of culture in his adopted home. His writing and teaching assisted a generation of younger
scholars in the postwar humanities and social sciences to become keenly aware of the conflicts and contradictions at the heart of our political, moral, and academic cultures. In quiet
contrast to the logical positivism that had attained a near monopoly in U. S. graduate schools
of philosophy and sociology, Manheim offered a critical distillate of European approaches,
which brought the insights of phenomenology, existentialism, and critical theory from the
margins to the heart of intellectual life in this country. His work communicated the vibrancy
of both its classical and contemporary German intellectual sources and stressed, in a humanistic and enlightened manner, the essential connection of education to the attainment of man's
social potential. As the essays in this volume make clear, Manheim's stress on the transformative social logic of the public sphere, his multicultural cosmopolitanism, his opposition to any
kind of monoculturalism, and his critique of the patriarchal family remain at the cutting edge
of social and cultural theory today." (author's abstract). Content: David Norman Smith,
Charles Reitz and Frank Baron: Preface: The Alchemy of Exile. Ernest Manheim's Venture
beyond Borders and Boundaries (IX-XI); David Norman Smith: Facing Change and Danger:
The Sociology of Ernest Manheim (3-23); Charles Reitz: The Call to Concrete Thinking:
Ernest Manheim's 'Zur Logik des konkreten Begriffs' (27-41); Stefanie Averbeck: Ernst Manheims 'Träger der öffentlichen Meinung': Eine Theorie der Öffentlichkeit 30 Jahre vor Jürgen
Habermas (43-69); Jean van Delinder: Ernest Manheim, Social Science, and the Brown Case
(71-82); Elisabeth Welzig: Ein Mitteleuropäer in der Mitte Amerikas (85-88); Tibor Frank:
Der Kult des Allwissens im Budapest des Fin de Siècle (89-116); Elfriede Üner: Entwicklungslinien der Kulturtheorie der Leipziger Schule (1890-1933) (117-144); Frank T. Manheim: Ernest Manheim: Sociologist and Composer (145-148); Ernest Manheim: Beiträge zu
einer Geschichte der autoritären Familie (1936) (151-173); Ernest Manheim: The Role of
Small Groups in the Formation of Public Opinion (1939) (175-179); Ernest Manheim: Minority Status as Related to Old and New Types of Nationalism (1940) (181-185); Ernest Manheim: Authority and Situations of "Total Risk" (1942) (187-199); Ernest Manheim: The Sociological Theories of Hans Freyer: Sociology as a Nationalistic Program of Social Action
(1948) (201-209); Ernest Manheim: Perspektiven moderner Musik (1951) (211-216); Ernest
Manheim: Recent Types of Charismatic Leadership (1953) (217-228); Ernest Manheim: Musiksoziologie (1958) (229-232); Ernest Manheim: The Communicator and the Audience: Lib-
22
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
erals and Traditionalists in Eighteenth-Century Germany (1964) (233-244); Ernest Manheim:
Work and Leisure (ca. 1970) (245-250); Ernest Manheim: The Social Preconditions of Sociology (ca. 1970) (251-253); Ernest Manheim: The Sociology of Knowledge Reconsidered
(1972) (255-259); Ernest Manheim and Frank T. Manheim: Rock: The Role and Future of
Electronic "Beat" Music (2002) (261-281).
[2-F] Baumann, Gerd, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Hettlage, Robert, Prof.Dr.Dr. (Betreuung):
Max Weber als Universalist? Webers Begriff der "Rationalität" im Lichte des Universalismus/ Relativismus-Problems
INHALT: Hat die abendländische Kulturtradition das Anrecht, einen globalen Vorherrschaftsanspruch über alle anderen Kulturen zu erheben? Die - wie dem Autor scheint - zwiespältige
Antwort Max Webers auf eine der wichtigsten Fragen der westlichen Kulturgeschichte war
bereits Gegenstand der von ihm vorgelegten Diplomarbeit. Dort hatte er folgende, vorläufige
Antwort vorgeschlagen: Obwohl Weber in der "Wissenschaftslehre" einen universalen Vorherrschaftsanspruch für das bzw. die okzidentale(n) Rationalitätsmodell(e) eindeutig zurückweist, so scheint es dem Autor, daß in Webers sachbezogenen soziologischen Arbeiten (zumindest für den Begriff der "Zweckrationalität") ein solcher impliziter Universalitätsanspruch
erhoben wird. Das hauptsächliche Ziel der jetzt geplanten Dissertation besteht nun vor allem
darin, zu überprüfen, ob sich der Geltungsbereich für die soeben vorgetragene These noch
erweitern läßt: Inwieweit, so die zentrale Frage, lassen sich in den Schriften Webers solche
impliziten Universalitätsansprüche auch für andere Rationalitätsbegriffe aufweisen? Auf die
aussichtsreichsten "Kandidaten", die der Autor hierfür ins Auge gefaßt hat, hatte er in seiner
Diplomarbeit bereits vorgreifend hingewiesen: Es sind dies Webers Begriff der "theoretischen
Rationalität" und sein Konzept der "normativen Rationalität". Als zentrales Ziel der Arbeit
hofft der Autor daher, die These erhärten zu können, daß Max Weber auch für diese beiden
Rationalitätsbegriffe versteckte Universalitätsansprüche erhebt, welche in deutlichem Widerspruch zu seiner erklärten Universalismus-Kritik stehen würden, die er an anderer Stelle so
vehement vertritt. In einer umfassenden Gesamtwürdigung wird daher letztlich die allgemeine
Frage zu prüfen sein, inwieweit dem Weberschen Begriff der "Rationalität" als Ganzes eine
solche universalistische Ausrichtung zugesprochen werden muß.
METHODE: Es handelt sich um eine philologische Arbeit, die sich letztlich um ein genaues Verständnis der Weberschen Texte bemüht; wobei sich dieses in der Auseinandersetzung und im
Vergleich mit anderen Interpretationen zu bewähren hat. Die Frage nach dem "grundlegenden
theoretischen Ansatz" macht daher in diesem Fall nur wenig Sinn. Es sei aber zugestanden,
daß es nur um den Versuch gehen kann, Webers Ansatz der "Verstehenden Soziologie" bestmöglich zu rekonstruieren. DATENGEWINNUNG: Entfällt.
ART: Dissertation BEGINN: 2001-10 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Regensburg, Philosophische Fakultät 03 - Geschichte, Gesellschaft
und Geographie, Institut für Soziologie Lehrstuhl Soziologie (93040 Regensburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Wallensteinstr. 68, 90431 Nürnberg, Tel. 0911-618275)
[3-L] Bittlingmayer, Uwe H.; Bauer, Ullrich (Hrsg.):
Die "Wissensgesellschaft": Mythos, Ideologie oder Realität?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 693 S., ISBN: 3-531-14535-5
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
23
INHALT: "Die 'Wissensgesellschaft' ist eine der dominanten Zeitdiagnosen. Der Band fragt nach
dem Realitätsgehalt dieser Diagnose und diskutiert kritisch die unterschiedlichen Dimensionen dieses populären Gesellschaftslabels." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Uwe H. Bittlingmayer, Ullrich Bauer: Strukturierende Vorüberlegungen zu einer kritischen Theorie der
Wissensgesellschaft (11-23); Theodor W. Adorno: Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft? (27-36); Herbert Marcuse: Das Problem des sozialen Wandels in der technologischen
Gesellschaft (37-56); Jürgen Habermas: Technischer Fortschritt und soziale Lebenswelt (5764); Noam Chomsky: Die Funktion der Universität in einer Zeit der Krise (65-78); Pierre
Bourdieu: Die Dynamik der Felder (79-105); Lothar Hack: Wissensformen zum Anfassen
und zum Abgreifen. Konstruktive Formationen der "Wissensgesellschaft" respektive des
"transnationalen Wissenssystems" (109-172); Michael Vester: Die gefesselte Wissensgesellschaft (173-219); Ullrich Bauer: Dominoeffekte sozialwissenschaftlicher Fehldiagnose. Oder:
Individualisiert sozialisiert in der postmodernen Wissensgesellschaft (223-250); Barbara Rößer: Wissensgesellschaftliche Pädagogik. Der transformierte Bildungsdiskurs als Realisierungs- und Ideologisierungsform der Wissensgesellschaft (251-284); Oliver Schöller: Bildung
geht stiften. Zur Rolle von Think Tanks in der Wissensgesellschaft (285-320); - Uwe H. Bittlingmayer: "Aber das weiß man doch!" Anmerkungen zur Wissensökonomie (323-352);
Reinhart Kößler: Skeptische Anmerkungen zur gesellschaftlichen Formbestimmtheit von
"Arbeit" und "Wissen" (353-372); Omar Khaled Sahrai, Diana Sahrai: Wissensgesellschaft
und Globalisierung. Ein entwicklungssoziologischer Seitenblick (373-397); Horst Bethge:
Die Bildungsmärkte der Wissensgesellschaft. Public-Private-Partnership an Schulen (401430); Axel Bolder: Weiterbildung in der Wissensgesellschaft. Die Vollendung des MatthäusPrinzips (431-444); Helmut Bremer: Eine lange Geschichte. Zur Kontinuität milieuspezifischer Weiterbildungsteilhabe unter "wissensgesellschaftlichen" Bedingungen (445-470); Michael Hartmann: Existiert ein Elitenwissen in der Wissensgesellschaft? Aspekte einer neuen
Leistungsideologie (471-490); Johannes Ahrens, Andy Gubitz: Gewerkschaften in der Wissensgesellschaft. Ein Zwischenruf aus der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit (491-500);
Hans Jürgen Krysmanski: Emanzipative und subversive Potenziale der neuen Medien (503522); Graham Attwell: E-Learning und die soziale Gestaltung der Technik (523-550); Jürgen
Gerdes: Der "Dritte Weg" als ideologische Kolonialisierung der Lebenswelt. Die Sozialdemokratie in der Wissensgesellschaft (553-614); Loic Wacquant: Die Wissenschaftsmythen
des einheitlichen Sicherheitsdiskurses (615-634).
[4-L] Boesch, Ernst E.:
Kultur in Evolution - eine psychologische Skizze, in: Handlung, Kultur, Interpretation : Zeitschrift für Sozial- und Kulturwissenschaften, Jg. 15/2006, H. 1, S. 16-24
INHALT: Der Autor skizziert in seinem Essay grundlegende Prozesse der Kulturbildung aus
einem psychologischen Blickwinkel. Er erörtert zu Beginn den Begriff von Kultur und interpretiert die Freiheit, sich zwischen Alternativen des Handelns entscheiden zu können, als eine
wesentliche Vorbedingung für das Entstehen und die Fortentwicklung von Kultur. Er zieht
hierzu Analogien aus dem Tierreich und hebt die Bedeutung von Ritualen und Imaginationen
hervor, die evolutionäre Schritte auch in der frühen Menschheitsentwicklung einleiteten. Die
Fähigkeit, Dinge und Vorgänge in der Umwelt so zu kombinieren, dass sie einen neuen Nutzen ergeben, prägte zum Beispiel grundlegend die kulturellen Entwicklungen, und die Entdeckung einer neuen Einheit von Mensch-Natur ließ erst das Verborgene in der Natur Wirklichkeit werden. Der Autor reflektiert insbesondere die Imagination des Rätselhaften und des
24
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
"Anderen" in der Kulturgeschichte sowie die damit verbundenen Wandlungsprozesse, welche
nicht zu neuen Gleichgewichten, sondern zu einer dauernden Folge von Veränderungen führten. Seit der Neuzeit scheint eine gewisse "innere Unruhe" die meisten Kulturen befallen zu
haben und bei der Imagination von Alternativen ist ein fortwährender Drang zu beobachten,
der letztlich die Gemeinsamkeiten der Kultur aufzulösen droht. Dies wirft nach Ansicht des
Autors die Frage auf, ob in der Evolution der Kultur ihr eigener Zerfall angelegt ist. (ICI)
[5-L] Böhme, Hartmut:
Fetischismus und Kultur: eine andere Theorie der Moderne, (Rowohlts Enzyklopädie, 55677),
Reinbek: Rowohlt-Taschenbuch Verl. 2006, 570 S., ISBN: 3-499-55677-4 (Standort: USB
Köln(38)-33A3673)
INHALT: Unter Bezugnahme auf den amerikanischen Anthropologen Robert H. Lowie (19831957) mahnt Claude Lévi-Strauss nachdrücklich, darauf zu achten, "ob man kulturelle Wirklichkeiten vergleicht oder nur die Phantasiegebilde, die aus unserer logischen Klassifikationsweise hervorgegangen sind". Dieser Hinweis bildet weitgehend die methodische Leitlinie
des vorliegenden Buches, denn die Beobachtungen von Claude Lévi-Strauss hinsichtlich des
Totemismus treffen auch auf die Geschichte der Fetischismus-Forschung zu. Die eigentümliche "begriffliche Unruhe" des Fetischismus wird vom Autor positiv gewendet, indem er zeigt,
dass sich in den drei großen Feldern von Religion/Ethnologie, Warenfetischismus und Sexualität/Psychoanalyse auf unterschiedlichen Systemebenen begriffssemantische Kerne feststellen lassen, die jeweils auf kulturelle Praxisfelder angewendet und erprobt werden. Er folgt
nicht der herkömmlichen Auffassung, dass Magie der Ausdruck eines primitiven oder präkausalistischen Weltverhältnisses und daher streng von der höher entwickelten Religion und
der verwissenschaftlichten Welt zu scheiden sei. Magie gehört - so die These seines Buches nicht nur zu den Hochreligionen wie dem Christentum, sondern auch zur Moderne und dem
aufgeklärten Bewusstsein. Denn zwischen Idolen und Fetischen bestehen strukturanalytische
Wirkungsmechanismen, die durch ein identisches "magisches Milieu" (Marcel Mauss) ermöglicht werden. Der Autor verdeutlicht dies anhand zahlreicher Beispiele aus der Kulturgeschichte - angefangen von der jüdischen Bibel bis hin zum Stalin-Kult. (ICI2)
[6-L] Bonz, Jochen:
Das Kultur-Wissen des Habitus: Ausführungen zu Pierre Bourdieus Rekonzeptualisierung
des ethnologischen Kulturbegriffs angesichts der Kultur der Moderne, in: Mark Hillebrand,
Paula Krüger, Andrea Lilge, Karen Struve (Hg.): Willkürliche Grenzen : das Werk Pierre Bourdieus in interdisziplinärer Anwendung, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 91-112, ISBN: 389942-540-5
INHALT: Im Mittelpunkt der Ausführungen steht die Beziehung zwischen Bourdieus Konzeption
des Habitus und dem Kultur-Wissen. Darunter wird zum einen die Annahme verstanden, dass
das Subjekt eines Habitus gerade dadurch gekennzeichnet ist, über ein kulturelles Wissen zu
verfügen. Dieses besteht in einem sowohl bewussten als auch unbewusst im Subjekt wirksamen, impliziten, handlungsleitenden Wissen. Zum anderen versteht man unter Kultur-Wissen
das spezifisch ethnologische Wissen darüber, dass es eines Habitus als Voraussetzung eines
solchen Subjekts bedarf. Subjektivität wird hier in Abhängigkeit von kulturellen Voraussetzungen gedacht. Bourdieus Ansatz kann als ethnologisch bezeichnet werden, da es das Ziel
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
25
der Ethnologie ist, Welten in der Besonderheit ihrer Ausprägung, ihrer Subjekte, der in ihnen
möglichen Handlungen sowie in ihrem inneren Funktionieren zu beschreiben.(GB)
[7-L] Brumlik, Micha:
"Kultur" ist das Thema: Pädagogik als kritische Kulturwissenschaft, in: Zeitschrift für Pädagogik, Jg. 52/2006, H. 1, S. 60-68 (Standort: USB Köln(38)-BP6740; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag geht der Frage nach, "ob mit der Konzeptualisierung von Erziehungswissenschaft als 'Sozialwissenschaft' und von 'Sozialwissenschaft' als Wissenschaft des Verstehens und Erklärens sozialen Handelns bzw. als selbstreferenzielle Theorie sozialer Systeme
alle Möglichkeiten zur adäquaten Fassung dessen, worum es in der Erziehungswissenschaft
geht, tatsächlich ausgeschöpft sind" oder ob es "eines anderen Zugangs" bedarf. Es wird "der
Versuch des Nachweises unternommen, dass die von den meisten Erziehungswissenschaftlern
nach wie vor argwöhnisch betrachteten 'Kulturwissenschaften' dem, was die Erziehungswissenschaft in Deutschland dem Anspruch nach und de facto betreibt, am angemessensten
sind." (DIPF/Orig./Un)
[8-L] Bublitz, Hannelore:
Zur Materialität der Kultur, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle
Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1803-1805, ISBN: 3-59337887-6
INHALT: Die Autorin erörtert die Frage, inwieweit die gegenwärtigen sprach- und diskurstheoretischen Konzepte der "Materialität von Kultur" Rechnung tragen und worin diese letztlich bestehen sollte. Die Materialität der Kultur bezieht sich ihrer These zufolge nicht nur auf die
bloße Repräsentation der Wirklichkeit in symbolischen Bedeutungssystemen, sondern auch
auf die Dinglichkeit kultureller Strukturen, wie sie zum Beispiel Émile Durkheim für "soziale
Tatsachen" geltend gemacht hat. Angesprochen ist damit ein Konzept, das Kultur als eine
umfassende Praxis, als Produktivkraft von Mensch und Gesellschaft und vor allem als eine
sozialintegrative Kraft betrachtet. Aus dieser Perspektive sind verdinglichungstheoretische
Argumentationen außer Kraft gesetzt, denn die Materialität der Kultur ist die
un(ge)bändi(gt)e Kraft, die in ihrer Ereignishaftigkeit weder zur materiellen Ordnung der
Körper noch zur Ordnung des Immateriellen bzw. des Geistigen gehört. Materialität und Kultur / Materialität der Kultur ereignen sich und sie gründen in nicht-intentionalen, kontingenten
Ereignissen. (ICI2)
[9-L] Butler, Judith:
Der Marxismus und das "bloß Kulturelle", in: Christian Flatz, Sascha Felgitsch (Hrsg.): Dimensionen einer neuen Kultur des Politischen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 155170, ISBN: 3-8100-3236-0 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MD2700/76)
INHALT: Die Verfasserin nimmt zu zwei Tendenzen in der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion Stellung. Die eine Tendenz bezieht sich auf die explizit marxistische Kritik an der Re-
26
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
duktion von marxistischer Forschung und politischer Aktivität auf das Studium der Kultur, also auf eine Art Reduktion des Marxismus auf Cultural Studies. Die andere Tendenz betrifft
die neuen sozialen Bewegungen, die als identitätsbezogen und partikularistisch porträtiert
werden, da sie sich mit dem "bloß Kulturellen" beschäftigen. Ausgehend von der Debatte über den politischen Gehalt "kultureller" Konflikte rehabilitiert sie dieses Feld gegen Versuche
der Unterordnung und stellt "Differenz" als konstitutiv für jeden politischen Kampf ins Zentrum der Betrachtung. Die Verfasserin wendet sich gegen die Diskreditierung des Kulturellen
und einen neuen "sexuellen Konservatismus" der Linken und stellt dieser Tendenz die Perspektiven der "Queer-Politik" entgegen. (ICE2)
[10-L] Casale, Rita:
Webers Auseinandersetzung mit Leon Battista Albertis 'Libri della famiglia' (1432-1441):
Anmerkungen zur kulturellen Entstehung des Kapitalismus, in: Jürgen Oelkers, Rita Casale,
Rebekka Horlacher, Sabina Larcher Klee (Hrsg.): Rationalisierung und Bildung bei Max Weber :
Beiträge zur Historischen Bildungsforschung, Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 2006, S. 93-110, ISBN:
3-7815-1449-8 (Standort: UB Dortmund(290)-Bg21014)
INHALT: Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den methodologischen, historischen und politischen
Konsequenzen von Max Webers Rationalitätshypothese für die neuzeitliche historische Bildungsforschung. Der Autor erörtert in einem ersten Schritt die Webersche Analyse des Kapitalismus in ihrem politischen Entstehungskontext und in ihrer methodologischen Konfiguration. In einem zweiten Schritt werden die politischen und methodologischen Konsequenzen eines solchen Zugangs zur Frage der Genese des Kapitalismus am Beispiel von Webers Kontroverse mit Werner Sombart über die Deutung einer zentralen Quelle für die Erziehungsgeschichte der frühen Moderne problematisiert. Auch die Einwände Braudels gegen Webers Reformationshypothese werden am Beispiel der Interpretation eines für die historische Bildungsforschung relevanten Werkes (Albertis "Librit della famiglia", 1432-1441) erläutert.
Webers Verabsolutierung der religiösen Einstellung habe dazu geführt, dass die politischen
und ökonomischen Rationalisierungsprozesse verdunkelt wurden, die sowohl für die Erziehungsgeschichte als auch für das Verständnis der Entstehung des Kapitalismus von Relevanz
sind. Sombarts Kritik an Webers Analyse der Entstehung des Kapitalismus macht deutlich,
dass ökonomische Prozesse nicht auf normative, idealtypische Topologien zu reduzieren sind.
Das Verhältnis von Ökonomie, Moral, Politik, Ästhetik, hier betrachtet als Felder der modernen Kulturgeschichte, und ihre wechselseitige Wirkung aufeinander lassen sich nicht normativ, sondern nur historisch bestimmen. (ICB2)
[11-L] Eisenstadt, Shmuel N.:
The Protestant ethic and modernity - comparative analysis with and beyond Weber, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am
Main: Campus Verl., 2006, S. 161-184, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" erschien im November
1904 im "Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik", ein zweiter Aufsatz sollte im Juni-Heft des Jahres 1905 folgen. Diese Arbeiten begründeten den bis heute anhaltenden Weltruhm Max Webers, paradoxerweise durch erste Rezeptionen im englischsprachigen Raum.
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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Die 100. Wiederkehr der Erstveröffentlichung dieser beiden Texte nimmt der Autor zum Anlass, seine Sicht dieser Schlüsseltexte der Soziologie vorzutragen. Die Ausführungen belegen
das lebenslange Bemühen des Autors um die Weiterentwicklung einer komparativen Kultursoziologie in der Tradition Max Webers. Spätestens seit seinem Buch "The Protestant Ethic
and Modernization: A Comparative View" (1968) setzt sich Eisenstadt mit der Analyse der
Weltreligionen bei Weber und dem Beginn der Moderne auseinander. Mit seiner Weiterführung des Konzepts der "Achsenkulturen" (Axial Age civilizations), der Beschäftigung mit intellektuellen Eliten, der Institutionalisierung in sehr unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen (Multiple Modernities) und dem sich daraus ergebenden sozialen Wandel versucht der
Autor, das Webersche Projekt sowohl weiterzuführen als auch dessen eurozentrische Verengungen zu überwinden. (ICA2)
[12-L] Endreß, Martin:
Zwischen den Stühlen - zu Hartmut Essers Versuch einer Rekonzeptualisierung von "Sinn"
und "Kultur" im Gespräch mit "Rational Choice" und Max Weber, in: Rainer Greshoff, Uwe
Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2006, S. 157-186, ISBN: 3-531-14354-9
INHALT: Die von Esser vorgelegten Konzeptualisierungen sowohl des Sinnbegriffs als auch des
Kulturbegriffs zur Grundlegung einer hermeneutisch revidierten "erklärenden Soziologie"
werden im kritischen Rückgriff auf Max Weber erörtert. Es wird gezeigt, dass Esser in zunehmendem Maße Aspekte und Einsichten der Traditionslinie verstehender Soziologie in sein
Werk einbezieht. Einige der Konsequenzen, die sich daraus für Essers "Soziologie" ergeben,
werden diskutiert. Dabei werden das hermeneutische Profil von Essers allgemeinen und speziellen Grundlagen der Soziologie sowie die Thematisierung der emergenten Dimension von
Sozialität angesprochen. Zusammenfassend wird die These formuliert, dass in Essers Soziologie eine strukturelle Ambivalenz zwischen wissenssoziologischer "Imprägnierung" und
kausalanalytischem Denken festzustellen ist. In diesem Sinne sitzt Esser nun zwischen allen
Stühlen, da seine hermeneutisch vertieften Gegenstandsperspektivierungen mit dem analytischen Potential eines deduktiv-nomologischen Erklärungsschemas konzeptionell nicht mehr
aufgefangen werden können. (GB)
[13-L] Fischer, Joachim:
Der Dritte/ Tertiarität: zu einer Theorieinnovation in den Kultur- und Sozialwissenschaften,
in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen
des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3715-3735, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Helmuth Plessners Begriff der 'exzentrischen Positionalität' ist wie kaum ein anderer
geeignet, die Relevanz des gebauten und umbauten Raumes für die menschliche Sozialkonstitution in den Blick zu nehmen. Menschen sind körpergebundene Lebewesen, 'positional',
grenzrealisierend wie Pflanzen und Tiere, aber - 'exzentrisch' situiert - sind sie miteinander
gezwungen, ihre 'Grenzen' künstlich zu setzen und das darin errungene Gleichgewicht zu stabilisieren, zu symbolisieren. So wie sie sich als lebendige Körper in der 'Kleidung' voreinander disziplinieren und zugleich zur Erscheinung bringen, so im Kontroll- und Ausdruckscharakter ihrer 'schweren', 'trägen' Gebäude. Als exzentrisch positionierte Lebewesen können sie
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
nahezu ubiquitär siedeln und müssen sich doch zugleich an einer je spezifischen Stelle niederlassen, verorten, bauen, bleiben (wie vorübergehend auch immer). Sie wohnen und gebrauchen diesen je markierten Raum, und zugleich kommunizieren sie im und durch den bebauten, damit beharrlichen Raum: schließen sich ab und andere ein (durch Fortifikation etc.) und
räumen sich einander (auf öffentlichen Plätzen etc.) Raum zur Darstellung und Repräsentation ein, verhüllen und verschonen sich hinter Fassaden. Die leibphänomenologischen (Hermann Schmitz) bzw. leibästhesiologischen (Plessner) Befunde der philosophischen Anthropologie lassen beobachtbar werden, wie Menschen aus ihren positionalen Raumerfahrungen dieses 'schwere' Kommunikationsmedium der Architektur codieren (Innen/ Außen, Engung/
Weitung etc.). So gesehen erläutert Philosophische Anthropologie nicht nur die Voraussetzungen der Soziologie des Raumes (Simmel) und der Soziologie der Stadt (Bahrdt). Sie rückt
Architektursoziologie gleichsam ins Zentrum der soziologischen Theoriebildung. Systematisch beobachtbar wird die Ko-Evolution von 'leichten', geflügelten Kommunikationsmedien
und 'schweren', massiven Kommunikationsmedien. Schrift als Paradigma aller geflügelten
Medien löst sich ab von lokaler Kommunikation unter Anwesenden, aber sie kann Bauten als
dauerhaft präsente Kommunikationsmedien vor Ort nicht auflösen." (Autorenreferat)
[14-L] Goos, Ole:
Zur Reproduktion der Philosophie G.W.F. Hegels bei Georg Simmel und Emile Durkheim:
Studien zu den Begriffen Kultur und Gesellschaft, Heidelberg 2006, 272 S. (Graue Literatur;
URL: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=980874807&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filenam
e=980874807.pdf; http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2006/6757/pdf/Disser
tation_public.pdf)
INHALT: Die vorliegende Dissertation stellt einen systematischen Zusammenhang der Werke
Simmels und Durkheims mit der Philosophie Hegels her. Die Begriffe Kultur und Gesellschaft werden zunächst in unmittelbarem Quellenbezug in ihrem systematischen logischen
Gehalt begriffen. An die systematische Textauslegung schließen sich einige grundsätzliche
systematische Analysen an. In diesen Analysen werden die systematische Tragweite der Begriffe Kultur und Gesellschaft und der in diesen Begriffen bestimmten Phänomene geklärt.
Hegel wiederum wird in der vorliegenden Dissertation zwar in seiner grundsätzlichen Relevanz, aber doch vor dem Hintergrund des zu entwickelnden Systems von Kultur und Gesellschaft interpretiert. Es wird gezeigt, dass bestimmte Momente des Hegelschen Werkes ihre
Wiederkehr in den aufgezeigten Konzeptionen Simmels und Durkheims finden. Bevor dies
geleistet wird, wird der relevante Bezug zur Philosophie Hegels ausgewiesen. Im Besonderen
wird die Wahrheitskonzeption der Hegelschen Philosophie im Verbund mit Hegels Ansatz
beleuchtet. Hieran anschließend werden die Konzeptionen Simmels und Durkheims mit einigen Schlüsselkonzeptionen der Hegelschen Philosophie in Zusammenhang gebracht. Neben
Phänomenologie und Logik sind hierbei in der Hauptsache Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts von Relevanz. Im Besonderen wird demonstriert, dass die Begriffe Sittlichkeit bei Hegel und Kultur bei Simmel, sowie Geist bei Hegel und Gesellschaft bei Durkheim
in einem grundsätzlichen logischen Äquivalenzverhältnis stehen. Schließlich wird aufbauend
auf den gewonnenen Erkenntnissen der grundsätzliche wechselseitig-systematische Bezug der
Begriffe Kultur und Gesellschaft formuliert. (ICD2)
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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[15-L] Grabner-Haider, Anton; Weinke, Kurt (Hrsg.):
Denklinien und Weltkulturen, (Austria: Forschung und Wissenschaft. Philosophie, Bd. 2), Wien:
Lit Verl. 2006, 137 S., ISBN: 3-8258-9081-3 (Standort: UB Erlangen(29)-H00/2006A/5791)
INHALT: "Im Prozess des interkulturellen Dialogs kommen heute immer mehr die Weltdeutungen fremder Kulturen in unser Blickfeld. Wir fragen uns, nach welchen Denkmodellen sich
die Menschen anderer Zivilisationen in ihrer Lebenswelt, in ihren sozialen Milieus und im
alltäglichen Verhalten orientieren. Nun zeichnet dieses Buch die Denklinien der großen
Weltkulturen skizzenhaft an ein paar Beispielen nach: Indien, China, Japan, jüdische Kultur.
Als Kontrast werden die Denkkonzepte wichtiger europäischer Philosophen skizziert: Piatons
Ideenwelt, Francis Bacon, Immanuel Kant, G.W.F. Hegel, Ludwig Feuerbach." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Anton Grabner-Haider: Denklinien der indischen Kultur (3-13); Anton Grabner-Haider: Eckpunkte des chinesischen Denkens (15-22); Anton Grabner-Haider:
Grundlinien des buddhistischen Denkens (23-27); Frank Koren-Wilhelmer: Denklinien der
japanischen Moderne (29-49); Anton Grabner-Haider: Eckpunkte jüdischen Denkens (51-59);
Anton Grabner-Haider: Schnittlinien im christlichem Denken (61-69); Anton GrabnerHaider: Aufbrüche im islamischen Denken (71-78); Kurt Weinke: Platons Ideenwelten (7994); August Kirkovits: Bacons Wissenskonzepte (95-109); Anton Grabner-Haider: Kants
Formalwelten (111-116); Anton Grabner-Haider: Hegels Geistwelten (117-121); Erich Satter:
Feuerbachs Sinnenwelten (123-137).
[16-L] Henrich, Dieter:
Die Philosophie im Prozeß der Kultur, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1812), Frankfurt
am Main: Suhrkamp 2006, 250 S., ISBN: 3-518-29412-1
INHALT: "Die Philosophie ist eine in der Reihe der wissenschaftlichen Disziplinen und doch wie
Literatur und Kunst Teil von dem, was die Kultur eines Landes ausmacht. Das erklärt sich
daraus, daß es ihre Aufgabe ist, an den Grenzen der Möglichkeit wissenschaftlicher Erkenntnis den Gründen für die Lebensführung des Menschen nachzugehen. Darum kann die Philosophie in die Kultur insgesamt hineinwirken, ist aber vor allem sensibel für Veränderungen in
der Kultur eines Landes und von ihren Krisen immer mit betroffen. Auch das Bildungssystem
eines Landes und die Aufgabe der Organisation seiner Universitäten müssen im Zusammenhang mit dem Zustand seiner Kultur beurteilt werden. Dieser Band enthält neuere Texte von
Dieter Heinrich, in denen eine Begriffsbestimmung der Philosophie mit Überlegungen zur
Kulturtheorie und zur Bildungspolitik zusammengeführt ist - in gegenwartsdiagnostischer
Absicht und in Beziehung auf das wiedervereinigte Deutschland." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: 1. Die Philosophie im Prozeß der Kultur - Überlegungen im Blick auf Deutschland; 2. Eine Generation im Abgang; 3. Mit der Philosophie auf dem Weg; 4. Krise und Zukunft der Bildung; 5. Über die Zukunft der deutschen Philosophie; 6. Als Philosoph nach
München; 7. Menschsein - Bildung - Erkenntnis; 8. Die Zukunft der Subjektivität; 9. Inflation
in Subjektivität? 10. Vergegenwärtigung des Idealismus.
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
[17-L] Hillebrandt, Frank:
Der Tausch als strukturbildende Praxisform: zur symbolischen Dimension eines sozialen
Mechanismus' moderner Ökonomie, in: Michael Florian, Frank Hillebrandt (Hrsg.): Pierre
Bourdieu: Neue Perspektiven für die Soziologie der Wirtschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 147-168, ISBN: 3-531-15052-9
INHALT: Der Beitrag wendet die Praxistheorie Bourdieus auf die Praxisform des Tausches an.
Dabei wird mit einem Seitenblick auf die soziologische Netzwerkanalyse zum einen verdeutlicht, dass die Wirtschaftssoziologie gut beraten ist, den Tausch vielschichtig in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen zu modellieren, damit nicht nur der Warentausch, sondern
auch der Gabentausch als grundlegende, Strukturen wie Netzwerke bildende Praxisform der
Ökonomie gefasst werden kann. Dazu wird eine Typologie des Tausches benötigt, die der
Autor unter Weiterentwicklung der Bourdieuschen Ökonomie der symbolischen Güter kultursoziologisch entwirft, um daran gleichsam Entwicklungsmöglichkeiten einer praxistheoretisch ausgerichteten Soziologie der Wirtschaft zu verdeutlichen, die insbesondere in einer kultursoziologischen Fundierung der Wirtschaftssoziologie besteht. Wirtschaftssoziologische
Forschung hat sich damit, so die These, mit den kulturellen und symbolischen Formen wirtschaftlicher Praxis auseinanderzusetzen, um eine gehaltvolle, nicht halbierte Analyse der
Wirtschaft zu ermöglichen. Abschließend wird resümiert, welche Konsequenzen es für die
Weiterentwicklung der Praxistheorie Bourdieus hat, wenn der Tausch als durch Symbole repräsentierte Praxisform mit strukturbildenden Praxiseffekten analysiert wird. (ICA2)
[18-L] Hofmann, Martin Ludwig; Korta, Tobias F.; Niekisch, Sibylle (Hrsg.):
Culture Club II: Klassiker der Kulturtheorie, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, Bd.
1798), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006, 333 S., ISBN: 3-518-29398-2
INHALT: "Was heißt 'Kultur'? Kaum ein anderer Begriff durchzieht die theoretische Debatte der
letzten Jahrzehnte mit solch einer Wucht. Kulturtheorie ist nicht nur zu einem interdisziplinären, sondern auch zu einem internationalen intellektuellen Abenteuer geworden. Auch
der zweite Band des Culture Club bietet eine Orientierung in diesem schwer überschaubaren
Feld, indem er einen Überblick über das jeweilige Werk und Denken zentraler Kulturtheoretiker gibt. Vorgestellt werden Max Weber, Siegfried Kracauer, Martin Heidegger, Helmuth
Plessner, Margaret Mead, Hannah Arendt, Marshall McLuhan, Richard Hoggart, Vilém Flusser, Raymond Williams, Paul Feyerabend, Jean-François Lyotard, Ivan Illich, Clifford Geertz,
Jacques Derrida und Stuart Hall." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michael Sukale: Max
Weber (1864-1920). Kultur zwischen Chaos und Entzauberung (11-37); Tobias F. Korta:
Siegfried Kracauer (1889-1966). 'Long-shots' und 'Close-ups' der materialen Wirklichkeit
(38-60); Willem van Reijen: Martin Heidegger (1889-1976). Revolution der Philosophie und
der Politik (61-89); Helmuth Berking: Helmuth Plessner (1892-1985). Exzentrische Positionalität. Grundlegung der philosophischen Anthropologie (90-109); Sibylle Niekisch: Margaret Mead (1901-1978). Auf der Suche nach dem Paradies (110-124); Ingeborg Nordmann:
Hannah Arendt (1906-1975). Wege ins politische Denken (125-147); Martin Baltes: Marshall
McLuhan (1911-1980). Sex and Technology. Fußnoten zum Stromphilosophen (148-163);
Rolf Lindner: Richard Hoggart (*1918). 'A shabby cat from the council house'. The Uses of
Literacy und das Centre for Contemporary Cultural Studies, Birmingham (164-183); Christa
Karpenstein-Elbach: Vilém Flusser (1920-1991). Kulturphilosophie des Handhabens (184203); Roman Horak: Raymond Williams (1921-1988). Von der literarischen Kulturkritik zum
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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kulturellen Materialismus (204-225); Martin Ludwig Hofmann: Paul Feyerabend (19241994). Kultur des Wissens als Kultur der Freiheit (226-243); Walter Reese-Schäfer: JeanFrançois Lyotard (1924-1998). Die Konstruktion der Postmoderne (244-256); Werner Bartens: Ivan Illich (1926-2002). Fundamentalkritik und Engagement (257-270); Karsten Kumoll: Clifford Geertz (*1926). Von der 'dichten Beschreibung' zur Heterogenität kultureller
Systeme (271-292); Stephan Moebius und Dirk Quadflieg: Jacques Derrida (1930-2004).
Kultur als Kultur des Anderen (293-311); Markus Reisenleitner: Stuart Hall (*1932). Identitätsrouten ohne Garantien (312-328).
[19-L] Isenböck, Peter:
Verstehen und Werten: Max Weber und Jürgen Habermas über die transzendentalen Voraussetzungen kulturwissenschaftlicher Erkenntnis, in: Gert Albert, Agathe Bienfait, Sigmund
Steffen, Mateusz Stachura (Hrsg.): Aspekte des Weber-Paradigmas, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2006, S. 80-99, ISBN: 3-531-14994-6 (Standort: USB Köln(38)-34A566)
INHALT: Max Webers Versuch, eine Kulturwissenschaft zu begründen, die den Wertbezug des
Handelns betont, ohne dabei auf wissenschaftliche Objektivität zu verzichten, war und ist
Gegenstand unzähliger Debatten. Vor allem die Streitfrage, welchen methodologischen Status
das "Verstehen" im Vergleich zum "Erklären" hat, erhitzt die Gemüter nach wie vor. Der vorliegende Beitrag versucht zu zeigen, dass eine transzendentale Argumentationslogik, wie sie
Jürgen Habermas entwickelt hat, wichtige Hinweise geben kann, wie Hermeneutik und transzendentale Argumente hinsichtlich des Weberschen Paradigmas miteinander verbunden werden können. Zunächst wird dargestellt, dass das Grundproblem des südwestdeutschen Neukantianismus darin besteht, Kulturphilosophie ohne Hermeneutik zu betreiben. Danach wird
gezeigt, dass Weber sich dieser Problematik bewusst war, aber seine Haltung letztendlich
ambivalent bleibt. Darauf folgt der Nachweis, dass die methodologischen Überlegungen von
Habermas hier helfen können (auch wenn sie in einem anderen Kontext - dem Versuch der
sprachpragmatischen Begründung einer Gesellschaftstheorie - entfaltet worden sind), das
Konstitutionsproblem so zu lösen, dass Webers Methodologie nicht radikal umgebaut werden
muss. (ICA2)
[20-L] Junge, Matthias:
Die Problemstellung einer philosophischen Soziologie als Nachlass Simmels, in: Soziologische
Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 29/2006, H. 3, S. 248-255 (Standort: USB Köln(38)XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Angesichts der nun fast vollendeten Georg Simmel-Gesamtausgabe des SuhrkampVerlages stellt sich erneut die Frage: "Was bleibt von Simmels Werk?" Der Autor bespricht
hierzu folgende Bände aus der Gesamtausgabe: Band 14: Hauptprobleme der Philosophie.
Philosophische Kultur (hrsg. von Rüdiger Kramme und Otthein Rammstedt, 1996); Band 16:
Der Krieg und die geistigen Entscheidungen. Grundfragen der Soziologie. Vom Wesen des
historischen Verstehens. Der Konflikt der modernen Kultur. Lebensanschauung (hrsg. von
Gregor Fitzi und Otthein Rammstedt, 1999). Der Autor antwortet auf seine Ausgangsfrage
mit einem Plädoyer für eine philosophische Soziologie: Wenn der Mensch als soziales Wesen
auf apriorische Deutungen angewiesen ist, dann ist das deutende Überschreiten der Faktizität
nicht nur einfach ein möglicher Gegenstand der Soziologie, sondern eine immanente Aufgabe
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
der philosophischen Soziologie im Rahmen der Soziologie, die diese im Gegensatz zur Philosophie und Theologie auf der Grundlage erfahrungsorientierten Wissens angehen kann. In
dieser philosophischen Soziologie - kreisend um die Konzepte der Deutung, des Individuums
und des Lebens - liegt die dauerhafte Anschlussfähigkeit an das Denken Simmels, solange die
Soziologie bereit ist, sich als eine Reflexionswissenschaft im umfassenden Sinne zu verstehen. (ICI2)
[21-L] Kumoll, Karsten:
"Different Cultures, Different Rationalities"?: Marshall Sahlins und die Theorie kultureller
Differenz, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1
und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3260-3271, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Der Begriff der 'Kultur' hat an Bedeutung gewonnen - auch und gerade in der soziologischen Theorie. Der cultural turn in der soziologischen Theorie und der Soziologie im allgemeinen wird begleitet von einer 'Kulturalisierung' der Geschichtswissenschaft. Eine wichtige Quelle der 'neuen' kulturwissenschaftlichen Ansätze ist die Ethnologie, insbesondere die
nordamerikanische Cultural Anthropology. Gerade zu einer Zeit, in der Soziologie und Geschichtswissenschaft die ethnologische Kulturtheorie verstärkt rezipieren, steht der Kulturbegriff in der Ethnologie selbst aber zunehmend in der Kritik. Eine Auseinandersetzung mit
dieser ethnologischen Debatte ist für eine Soziologie kultureller Unterschiede deshalb von
hoher Relevanz. Thema des Vortrags ist die 'klassische' Kulturtheorie des amerikanischen
Ethnologen Marshall Sahlins, die zu den wichtigsten und einflussreichsten ethnologischen
Theorien des 20. Jahrhunderts zählt, seitens der postmodernen Ethnologie aber zunehmend
kritisiert wird. Im Mittelpunkt des Vortrags steht die sogenannte 'Sahlins-ObeyesekereDebatte', in der es um einen verhängnisvollen Kulturzusammenstoß im Rahmen der europäischen Expansion geht, der letztlich zum Tod von James Cook auf Hawaii 1779 führte. In dieser Debatte geht es aber nicht 'nur' um die korrekte Interpretation historischer Quellen, sondern um zentrale konzeptuelle Fragen über die Analyse kultureller Differenzen, die auch für
die soziologische Theorie interessant sind. Vor dem Hintergrund dieser Debatte, einer werkgeschichtlichen Einordnung von Sahlins' kulturhistorischem Spätwerk sowie einer Einbettung
von Sahlins' Theorie in die ethnologische writing-against-culture-Debatte soll die Frage beantwortet werden, ob Sahlins' Kulturtheorie für die Analyse kultureller Unterschiede und kultureller Globalisierung weiterführend sein kann." (Autorenreferat)
[22-L] Lehmann, Hartmut:
Max Webers Weg vom Kulturprotestantismus zum asketischen Protestantismus, in: Wolfgang Schluchter, Friedrich Wilhelm Graf (Hrsg.): Asketischer Protestantismus und der 'Geist' des
modernen Kapitalismus : Max Weber und Ernst Troeltsch, Tübingen: Mohr Siebeck, 2005, S. 3346, ISBN: 3-16-148546-7 (Standort: USB Köln(38)-32A8994)
INHALT: Der Autor untersucht die Gründe, warum Max Weber sich erst seit den späten 1890er
Jahren für den asketischen Protestantismus zu interessieren begann, und welche Folgen dies
für sein Lebenswerk hatte. Er geht vor allem auf drei Aspekte näher ein: (1) Max Webers persönliche und geistige Verwurzelung im Kulturprotestantismus, (2) die wissenschaftliche Herausforderung Max Webers durch den asketischen Protestantismus und die damit verbundenen
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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theoretischen und methodologischen Schwierigkeiten, (3) die Gründe, warum Max Weber in
der Mitte seiner wissenschaftlichen Karriere sein Interesse zumindest teilweise dem asketischen Protestantismus zuwandte, und welche offenen Fragen der Deutung und Bewertung
von Max Webers Werk sich daraus ergeben. (ICI)
[23-L] Lichtblau, Klaus (Hrsg.):
Max Webers 'Grundbegriffe': Kategorien der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 404 S., ISBN: 3-531-14810-9
INHALT: "In den einzelnen Beiträgen dieses Bandes werden die soziologischen Grundbegriffe
Max Webers unter verschiedenen Gesichtspunkten behandelt. Zum einen wird das Verhältnis
der verstehenden Soziologie Max Webers zu benachbarten soziologischen Theorieansätzen
erörtert. Zum anderen werden der disziplinäre Entstehungskontext und die Systematik der soziologischen Grundbegriffe Max Webers erörtert. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist dem
Rezeptions- und Übersetzungsproblem von Webers Grundbegriffen in anderen Sprachen gewidmet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Martin Endreß: Varianten verstehender Soziologie (21-46); Zenonas Norkus: Handeln, soziale Ordnungen und sozialwissenschaftliche Erklärung: Max Weber und Rational Choice (47-90); Thomas Schwinn: Lassen sich Handlungsund Systemtheorie verknüpfen? Max Weber, Talcott Parsons und Niklas Luhmann (91-111);
Jens Greve: Das Werk Max Webers und die Theorie des kommunikativen Handelns (112149); Hinnerk Bruhns: Max Webers "Grundbegriffe" im Kontext seiner wirtschaftsgeschichtlichen Forschungen (151-183); Siegfried Hermes: Der Staat als "Anstalt". Max Webers soziologische Begriffsbildung im Kontext der Rechts- und Staatswissenschaften (185-216); Stefan
Breuer: Typen und Tendenzen der Demokratie (217-241); Klaus Lichtblau: Zum Status von
"Grundbegriffen" in Max Webers Werk (242-256); Rainer Greshoff: "Soziales Handeln" und
"Ordnung" als operative und strukturelle Komponenten sozialer Beziehungen (257-291); Richard Swedberg: Verstehende Wirtschaftssoziologie. Über die Beziehung zwischen Max Webers "Soziologischen Grundbegriffen" und seiner Wirtschaftssoziologie (292-315); Sam
Whimster: Die Übersetzung des Begriffes "Geist" (317-335); Keith Tribe: Talcolt Parsons als
Übersetzer der "Soziologischen Grundbegriffe" Max Webers (337-366); Jean-Pierre
Grossein: Max Weber auf französisch oder Max Weber "à la française"? (367-381); Gabriele
Cappai: Auf der Suche nach einem Paradigma. Zur Relevanz von Max Webers handlungstheoretischem Ansatz für die italienische Soziologie (382-399).
[24-L] Link, Jürgen:
Versuch über den Normalismus: wie Normalität produziert wird, Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht 2006, 476 S., ISBN: 3-525-26525-5
INHALT: In der vorliegenden Studie wird der Normalismus als ein kulturelles Gesamtphänomen
betrachtet, wobei weniger die Geschichte spezieller Normalitäten im Vordergrund steht, sondern die Emergenz, Ausbreitung und Entwicklung der Querschnittkategorie Normalität untersucht wird. Als Normalismus wird ein spezifisch modernes Netz von Dispositiven bestimmt,
welche in geregelter Weise sektorielle und allgemeine Normalitäten produzieren. Dabei werden die beiden fundamentalen Strategien des Protonormalismus und des Flexibilitätsnormalismus voneinander unterschieden, um auf dieser Grundlage die Verfahren der Selbstnormalisierung moderner Subjekte herauszuarbeiten. Die sozialphilosophische Diskursgeschichte zur
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
Normalität wird jeweils vor und nach 1968 nachgezeichnet, eine struktural-funktionale Theorie des Normalismus dargestellt und insbesondere auch ein Streifzug durch die moderne Literatur unternommen. Weitere thematische Schwerpunkte beziehen sich auf eine normalistische
Subjektivierung und Kollektivsymbolik sowie auf die gegenwärtigen Perspektiven eines universalen Normalismus. In der überarbeiteten und ergänzten dritten Auflage der Studie werden
zudem die Begriffe einer "Posthistorie" bzw. "Postmoderne" als Folgephänomen des flexiblen
Normalismus kulturhistorisch neu definiert. (ICI)
[25-L] Makropoulos, Michael:
Kulturbegriff und Materialitätskonzept, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1822-1830,
ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Was heißt eigentlich 'Materialität'? Und was 'Materialität der Kultur'? 'Materialität' ist
eine Metapher für sozial verpflichtende Qualitäten. Wer die 'Materialität' eines Sachverhaltsins Feld führt, spekuliert auf die bindende Kraft, die von artifiziellen Wirklichkeiten im Sinne einer 'datensetzenden Macht' (Heinrich Popitz) ausgeht und als unverfügbares Regulativ
individuellen und kollektiven Verhaltens wirkt. In diesem Sinne steht der Begriff der 'Materialität' nicht nur im epistemologischen, sondern auch impolitisch-sozialen Horizont des Materialismus des 19. Jahrhunderts und insbesondere im Horizont verdinglichungstheoretischer
Konzepte der artifiziellen Wirklichkeiten der Moderne. Der theoretische Rekurs auf 'Materialität' setzt mithin die Annahme voraus, die Reifizierung metaphysischer Qualitäten schaffe
transsubjektive Verbindlichkeiten. 'Materialität der Kultur' präfiguriert dem entsprechend einen Kulturbegriff, der 'Kultur' mit der Gesamtheit der Artefakte in Deckung bringt. Dem gegenüber soll ein Kulturbegriff entfaltet werden, der sich nicht um Artefakte im Sinne dingontologischer Objekte, sondern um artifizielle Verhältnisse im Sinne modalontologischer
Dispositive zentriert und der entsprechend nicht auf die sozial bindende Dimension kulturellet
Wirklichkeiten zielt, sondern auf die entgrenzende." (Autorenreferat)
[26-L] Malinowski, Bronislaw:
Eine wissenschaftliche Theorie der Kultur, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 104), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005, 268 S., ISBN: 3-518-27704-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5345)
INHALT: Ethnologische Feldarbeit und der Funktionalismus stehen im Mittelpunkt der Beiträge
dieses Sammelbandes, der die Neuauflage eines "Klassikers" der modernen Ethnologie darstellt. Dies bezieht sich vor allem auf die ersten beiden Beiträge, die die "Funktionaltheorie"
(verfasst 1939) sowie die "wissenschaftliche Theorie der Kultur" (verfasst 1941) behandeln.
Hier werden allgemeine Axiome des Funktionalismus entwickelt, die Strukturen von Institutionen untersucht, Grundlagen der Kulturanthropologie gelegt sowie Grundbedürfnisse, Kulturreaktionen und Imperative der Kultur diskutiert. Der dritte Beitrag stellt eine biographische
Würdigung Sir James Georg Frazers dar, dessen Werk in die Entwicklungsgeschichte der
ethnologischen Theorie eingeordnet wird. Der abschließende Beitrag "Mutterrechtliche Familie und Ödipus-Komplex" datiert aus dem Jahr 1924 und setzt sich mit der matrilinearen Gesellschaft und der kindlichen Sexualität auseinander. (ICE)
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
35
[27-L] Moebius, Stephan; Quadflieg, Dirk (Hrsg.):
Kultur: Theorien der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 590 S., ISBN: 3531-14519-3
INHALT: "Die Herausgeber bieten in Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren einen
systematischen und - in seiner angelegten Breite - erstmaligen Überblick über aktuelle kultursoziologische und -wissenschaftliche Theorien. Die gegenwärtig wichtigsten Kulturtheorien
werden nach dem Kriterium ihrer interdisziplinären Relevanz für die zeitgenössischen Diskurse in der Soziologie, den Kulturwissenschaften, der Philosophie sowie den Sprach- und
Literaturwissenschaften einheitlich und verständlich vorgestellt. Der Band richtet sich in erster Linie an Studierende und Lehrende der angegebenen Fachrichtungen und dient als ein hilfreiches Nachschlagewerk im immer unübersichtlicher werdenden Diskurs zwischen den Disziplinen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Stephan Moebius/Dirk Quadflieg: Kulturtheorien der Gegenwart - Heterotopien der Theorie (9-16); Dirk Quadflieg: Roland Barthes: Mythologe der Massenkultur und Argonaut der Semiologie (17-29); Marc Rölli: Gilles Deleuze:
Kultur und Gegenkultur (30-41); Christian Lavagno: Michel Foucault: Ethnologie der eigenen Kultur (42-50); Stephan Moebius: Pierre Bourdieu: Zur Kritik der symbolischen Gewalt
(51-66); Michael T. Schetsche/Christian Vähling: Jean Baudrillard: Wider die soziologische
Ordnung (67-80); Karsten Kumoll: Clifford Geertz: Die Ambivalenz kultureller Formen (8190); Peter J. Bräunlein: Victor W. Turner: Rituelle Prozesse und kulturelle Transformationen
(91-100); Thomas Keller: Kulturtransferforschung: Grenzgänge zwischen den Kulturen (101114); Berndt Ostendorf: Samuel Huntington: From Creed to Culture (115-128); Miriam Nandi: Gayatri Chakravorty Spivak: Übersetzungen aus Anderen Welten (129-139); Jochen
Bonz/ Karen Struve: Homi K. Bhabha: Auf der Innenseite kultureller Differenz: 'in the middle of differences' (140-156); Hubert Knoblauch: Erving Goffman: Die Kultur der Kommunikation (157-169); Bernt Schnettler: Thomas Luckmann: Kultur zwischen Konstitution, Konstruktion und Kommunikation (170-184); Ronald Kurt: Hans-Georg Soeffner: Kultur als Halt
und Haltung (185-198); Jochen Roose: Jürgen Gerhards: Quantifizierende Kultursoziologie
(199-208); Reiner Keller: Michel Maffesoli: Die Wiederkehr der Stämme in der Postmoderne
(209-222); Christian Kupke: Julia Kristeva: Das Pathos des Denkens oder Die zweifache Genese des Subjekts (223-234); Andreas und Mechthild Hetzel: Slavoj Ziiek: Psychoanalyse,
Idealismus und Populärkultur (235-245); Heike Kämpf: Judith Butler: Die störende Wiederkehr des kulturell Verdrängten (246-258); Matthias Junge: George Ritzer: Die McDonaldisierung von Gesellschaft und Kultur (259-266); Christian Papilloud: USS: Mouvement AntiUtilitariste dans les Sciences Sociales (267-281); Sven Opitz: Richard Sennett: Das Spiel der
Gesellschaft - Öffentlichkeit, Urbanität und Fexibilität (282-296); Johannes Angermüller:
Fredric Jameson: Marxistische Kulturtheorie (297-308); Manfred Lauermann: Michael Hardt
& Antonio Negri: Kulturrevolution durch Multitudo (309-324); Konrad Thomas: René Girard: Ein anderes Verständnis von Gewalt (325-338); Andreas Reckwitz: Ernesto Laclau:
Diskurse, Hegemonien, Antagonismen (339-349); Johannes Scheu: Giorgio Agamben: Überleben in der Leere (350-362); Thomas Kron/Melanie Reddig: Zygmunt Bauman: Die ambivalente Verfassung moderner und postmoderner Kultur (363-380); Rainer Winter: Stuart Hall:
Die Erfindung der Cultural Studies (381-393); Udo Göttlich: Paul Willis: Alltagsästhetik und
Populärkulturanalyse (3924-402); Lutz Hieber: Douglas Crimp: Vom Postmodernismus zur
Queer Culture (403-416); Claus Morisch: Paul Virilio: Geschwindigkeit ist Macht (417-429);
Werner Krauss: Bruno Latour: Making Things Public (430-444); Karin Harrasser: Donna Haraway: Natur-Kulturen und die Faktizität der Figuration (445-462); Kai Hochscheid: Vilém
Flusser: Kommunikation und menschliche Existenz (463-470); Petra Gehring: Michel Serres:
36
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
Gärten, Hochgebirge, Ozeane der Kommunikation (471-480); Gerd Nollmann: Manuel
Castells: Kultur, Technologie und Informationsgesellschaft (481-490); Dirk Jörke: Jürgen
Habermas: Das Vernunftpotential der Moderne (491-502); Bernd Ternes: Niklas Luhmann:
Systemtheoretiker und Poet zivilklinischer Theorie (503-518); Jörg Dürrschmidt: Roland Robertson: Kultur im Spannungsfeld der Glokalisierung (519-530); Angelika Poferl: Ulrich
Beck: Für einen 'Kosmopolitismus mit Wurzeln und Flügeln' (531-544); Jörg Rössel: Ronald
Inglehart: Daten auf der Suche nach einer Theorie - Analysen des weltweiten Wertewandels
(545-556); Bernd Heiter: Immanuel Wallerstein: Unthinking Culture? (557-570); Matthias
Koenig: Shmuel Noah Eisenstadt: Kulturtheoretische Zivilisationsanalyse (571-580).
[28-L] Neckel, Sighard:
Kultursoziologie der Gefühle: Einheit und Differenz - Rückschau und Perspektiven, in: Rainer Schützeichel (Hg.): Emotionen und Sozialtheorie, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S.
124-139, ISBN: 3-593-37754-3
INHALT: Verschiedene theoretische Ansätze einer Soziologie der Emotionen werden dargestellt.
Im Vordergrund stehen strukturalistische, behaviorale, phänomenologische und konstruktivistische Ansätze. Emotionen stellen eine eigene Form des Weltzugangs und der Weltaneignung
dar, die von vornherein eine leibliche und eine intersubjektive Dimension aufweist. Gerade
deshalb sind die für die Soziologie bzw. die Sozialwissenschaften unhintergehbar, drückt sich
in ihnen doch erst der moralisch-praktische Sinn des Handelns aus. Emotionen sind Bindeglieder zwischen Akteur und Gesellschaftsstruktur. Sie entstehen als integraler Teil sozialer
Figurationen, auf die sie selbst wiederum einen gestaltenden Einfluss nehmen. (GB)
[29-L] Oelgart, Niels:
Sozialkapital, Kultur und ihr Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung, (Konjunktur, Bd.
5), Hamburg: Kovac 2006, XIII, 226 S., ISBN: 3-8300-2173-9 (Standort: UB Kaiserslautern(386)WIR/214/296)
INHALT: "Die Kultur erlebt derzeit in der Ökonomik eine Renaissance. Werte, Normen und
Einstellungen gewinnen im Zusammenhang mit individuellen Wahlhandlungen zunehmend
an Bedeutung. Damit knüpfen die Wirtschaftswissenschaften an eine Forschungstradition an,
die lange vor dem Siegeszug des neoklassischen Paradigmas die ökonomische Forschung
prägte. Parallel dazu gewann das Sozialkapital, als weitere Kapitalgröße neben dem Sachund Humankapital, in der Ökonomik an Beachtung. Geweckt wurde die Aufmerksamkeit
durch die Arbeiten von Robert Putnam. Er führte Effizienzunterschiede zwischen den politischen Institutionen Nord- und Süditaliens auf die variierende Verbreitung von Vereinen und
Klubs sowie auf die unterschiedliche Akzeptanz demokratischer Werte zurück. Andere Arbeiten betonten die Rolle des allgemeinen Vertrauens als Effizienzparameter. Der Autor greift
die Ergebnisse der Sozialkapitalforschung auf und bietet Weiterentwicklungen an. Die zahlreichen Definitionen und Messkonzepte werden zunächst kritisch beleuchtet, bevor das Sozialkapital in einen systematischen Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Kultur gebracht
wird. Darauf aufbauend wird ein Ansatz präsentiert, der das Sozialkapital in das ökonomische
Verhaltensmodell integriert. Im Anschluss geht der Verfasser der Frage nach, inwieweit die
gesellschaftliche Kultur und das Sozialkapital die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes
beeinflussen. Es werden eine theoretische und eine empirische Antwort gegeben. Das Beson-
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
37
dere der empirischen Analyse: Kultur wird basierend auf Überlegungen zu marktwirtschaftlichen Einstellungen, operationalisiert. Damit wird die gesellschaftliche (Markt-)Kultur auch
einer empirischen Analyse zugänglich." (Autorenreferat)
[30-L] Opielka, Michael:
Culture matters - aber wie?: zur Kritik von Kulturkonzepten, in: Neue Praxis : Zeitschrift für
Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Sonderheft, 2006, H. 8, S. 28-40 (Standort: USB
(Köln)38-HP-LS B218; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag geht der übergeordneten Frage nach, wie Formen der Integration und Assimilation in modernen Migrationsgesellschaften zu fassen sind und welche Rolle die Kategorie der Kultur dabei spielt. In diesem Zusammenhang erörtert der Autor die Annahme, dass
die Kulturperspektive in der Sozialen Arbeit vernachlässigt wird. Dabei berücksichtigen die
Ausführungen die Aspekte (1) des Kulturkampfes, (2) der Kulturarbeit, (3) der Kulturtheorie
sowie (4) der Kultur in der Gesellschaft. Häufig werden Fragen der Kultur als Phänomene der
sozialen Ungleichheit thematisiert. Religion wird völlig ausgeklammert und auf spezialisierte
Disziplinen wie die Religionssoziologie verwiesen. Der Autor führt dies auf die vorherrschenden reduktionistischen Kulturtheorien zurück. Kultur wird entweder auf nahezu alle gesellschaftlichen Phänomene ausgeweitet oder so eng definiert, dass wichtige Phänomene nicht
mehr als Kultur thematisiert werden können. Erst wenn Kultur in Gesellschaft gefasst wird,
ist beispielsweise religiöse Sozialisation in der säkularisierten Gesellschaft für Soziale Arbeit
verstehbar. (ICG2)
[31-L] Pettenkofer, Andreas:
Das Arbiträre und das Materielle. Folgeprobleme einer linguistischen Metapher in der Kultursoziologie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede :
Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd.
1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1814-1821, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Mit dem 'linguistic turn' in Soziologie und Ethnologie entsteht zugleich die Frage, ob
über Materielles noch angemessen geredet werden kann. Dieser Zweifel trifft vor allem die kultursoziologisch besonders fruchtbare - 'poststrukturalistische' Variante, der das Konzept
des arbiträren Signifikanten als Metapher dient, um die Eigenständigkeit kultureller Muster
zu erfassen. Befürchtet wird eine Neigung zu Textualismus oder Idealismus, die den 'cultural
turn' überdreht. Diese Problemdiagnose trifft die Sache aber nur halb: Tatsächlich spielen
Verweise auf materielle Strukturen in der an Lévi-Strauss anknüpfenden Soziologie eine zentrale Rolle; nur erscheint diese Materialität typischerweise nicht als Dimension des Kulturellen
selbst (als Materialität der Kultur), sondern als etwas Externes, das dem Kulturellen entweder
fremd gegenübersteht (als 'Wirklichkeit') oder es determiniert (etwa: als eine materielle Struktur sozialer Ungleichheit, die als Basis eines Überbaus wirkt). In beiden Varianten führt dies
zu einer Beschränkung der Kulturanalyse auf Ideologiekritik; die Hoffnung, mit der Aufwertung des Sprachlichen zugleich einen 'cultural turn' zu vollziehen, erfüllt sich damit nur recht
unvollständig. Der systematische Grund dieser Beschränkung liegt in der linguistischen Leitmetapher: Da als Bild für das Verhältnis von kulturellen Musternund sozialer Welt das rein
arbiträre Verhältnis von Lautbild und Bedeutung eines Buchstabenzeichens dient, erscheint
Kultur rasch als etwas, das zu 'den Sachen' in einem vollkommen äußerlichen Verhältnis
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
steht; die Isolierung eines strikt Arbiträren ruft nach der Benennung eines strikt Materiellen,
das ihm als Gegenpol dient. - Die Konsequenz aus dieser Diagnose wäre, auf die Metapher
des arbiträren Signifikanten zu verzichten. Der Grund des Eigengewichts des Kulturellen ließe sich dann anders verorten: nicht mehr in einem arbiträren Verhältnis des Kulturellen zu
den Sachen, sondern in der internen Unterbestimmtheit der materiellen Aspekte des Sozialen
selbst. Wichtige Ausgangspunkte dafür bietet die Diskussion, die an Bruno Latours Techniksoziologie anknüpft." (Autorenreferat)
[32-L] Reese-Schäfer, Walter:
Theoretische Ansätze zu kulturellen Voraussetzungen von Freiheit, in: Thomas Meyer, Udo
Vorholt (Hrsg.): Freiheit und kulturelle Differenzen, Dortmund: Projekt-Verl., 2006, S. 11-30,
ISBN: 3-89733-138-1 (Standort: LB Stuttgart(24)-55C4295)
INHALT: Der Verfasser verortet zunächst den Begriff der Freiheit im Rahmen der Menschenrechtsdebatte. Er setzt sich dann mit der "Furcht vor der Freiheit" auseinander, die er als wesentliche Ursache gegenwärtiger autoritärer Tendenzen sieht, wobei er sich auf die gleichnamige Studie Erich Fromms bezieht. Im Kern geht es hier um die Auswirkungen eines Modernisierungsprozesses, der als Gegenreaktion auf Eigenverantwortungslasten bei bestimmten
modernisierungsbetroffenen Gruppen die Flucht in scheinbar vertraute kulturalistische Räume
- bis hin zu scheintraditionalistischen Heilsversprechen - auslöst. Abschließend wird das
Problem der Konservierung und Mobilisierung kultureller Elemente diskutiert. (ICE2)
[33-L] Rüsen, Jörn:
Kultur macht Sinn: Orientierung zwischen Gestern und Morgen, Köln: Böhlau 2006, 269 S.,
ISBN: 3-412-29605-8 (Standort: UB Bonn(5)-2006/3462)
INHALT: Der Band stellt Aufsätze des Verfassers zusammen, die ein gemeinsames thematisches
Rotes Band eint: die Analyse menschlicher Sinnbildung in verschiedenen Lebensbereichen.
Unter der Überschrift "Aneignungen der Tradition" setzt sich der Verfasser im ersten Teil mit
Kants Idee einer allgemeinen Geschichte in interkultureller Absicht, mit Lessings "Erziehung
des Menschengeschlechts" und mit Droysens Historik auseinander. Im zweiten Teil ("Impulse
des historischen Denkens") geht es um Erinnerungs- und Geschichtskultur, um das Verhältnis
von Geschichtswissenschaft und Theologie und um historische Sinnbildung als geschichtsdidaktisches Problem. Die Beiträge des dritten Teils sind Fragen der Kulturwissenschaft gewidmet. Abschließend wird die Frage nach "Potentialen der Sinnbildung" gestellt. Der Verfasser entwirft eine Typologie temporaler Sinnbildungen, diskutiert das Verhältnis von Zivilgesellschaft und Religion und plädiert für eine neue Kultur der Utopie. (ICE)
[34-L] Schrage, Dominik:
Kultur als Materialität oder Material - Diskurstheorie oder Diskursanalyse?, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am
Main: Campus Verl., 2006, S. 1806-1813, ISBN: 3-593-37887-6
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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INHALT: "Die Abgrenzung eines auf Michael Foucaults Arbeiten zurückgehenden Diskurskonzeptsvon anderen Diskurs-Begrifflichkeiten gehört zum Standardrepertoire von Einführungen
in das Thema. Ist einmal geklärt, dass mit 'Diskurs' weder die habermassche Konsensfiktion
noch der Gegenstand der linguistischen Diskursanalyse gemeint ist, steht allerdings eine
zweite, weit weniger offensichtliche Entscheidung an - die Entscheidung zwischen den Optionen 'Diskurstheorie' und 'Diskursanalyse'. Die Option 'Diskurstheorie' fasst 'Diskurs' als einen Wirklichkeitsbereich auf, der im Wesentlichen durch einschränkende und kanalisierende
Machtmechanismen reguliert wird; er hat deshalb institutionellen Charakter. Sie ist daran erkennbar, dass von 'dem Diskurs' (Singular) die Rede ist. 'Materialität' ist in diesem Kontext
vor allemals Verweis auf die zwingende, d.h. überindividuelle Kraft des Diskurses zu verstehen - ganz im Sinne der durkheimschen Definition soziologischer Tatbestände, wenn auch
macht- und differenztheoretisch erweitert. Die Option 'Diskursanalyse' setzt demgegenüber
bei empirisch vorfindbarem 'Material' an und nutzt das Diskurskonzept dazu, mit den untersuchten Sinnphänomenenverbundene intentionale Vorverständnisse kontrolliert abzubauen.
Die Funktion von 'Diskurs' ist dabei eine pragmatische, welche Desidentifikation (bezüglich
'selbstverständlicher' Bedeutungen) und Reflexion (im Sinne einer Überprüfung auch der forschungsleitenden Vorverständnisse) ermöglichen soll. Bei der Diskursanalyse geht es also
nicht um 'den Diskurs' als solchen, sondern um je spezifische Diskurse und deren Regelmäßigkeiten, wobei ihre Isolierung und Analyse forschungsstrategisch, und nicht durch eine vorab formulierte Theorie legitimiert ist. Für eine Kultursoziologie, die das Diskurskonzept Foucaultscher Prägung nutzt, fällt mit der Entscheidung zwischen Diskurstheorie und Diskursanalyse zugleich auch die Entscheidung zwischen einer Perspektive, die die 'Materialität der
Kultur' betont und einer Betrachtung von 'Kultur als Material' kultursoziologischer Forschungen. Liegt der Vorteil des Diskurskonzeptes darin, dass die durkheimsche Konzeption des
Sozialen um die Sprach- und Dingdimension erweitert wird? Oder darin, dass die forschungsstrategische Kopplung von Desidentifikation und Reflexion Kulturphänomene zu erschließen
erlaubt, die klassische (kultur-)soziologische Ansätze aufgrund normativer Vorverständigungen nicht in den Blick genommen haben?" (Autorenreferat)
[35-L] Schulze, Gerhard:
Auf der Suche nach der besten aller Welten, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 43-50, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier
(385)-a16898-6)
INHALT: "Der Unterschied zwischen modernen und vormodernen Menschen wird durch den
Besitz von Autos, Computern oder Handys höchst unzureichend beschrieben. Was unsere Identität als moderne Menschen ausmacht, ist wesentlich mehr: es ist ein kollektiver Suchprozess, der unter anderem zur Entwicklung aller möglichen Produkte geführt hat. Aber er führte
auch zu den Menschenrechten, zur Gleichberechtigung und zur Idee der Freiheit. Modernität
besteht in systematischer, reflektierter Suche nach der besten aller Welten. Schöne neue Welt
- Huxleys Ironie ist bitter. Können ermöglicht Sein, aber garantiert ist nichts, und in der schönen neuen Welt wird alles verspielt. Je besser die Lebensbedingungen sind, desto akuter die
Gefahr von Absurdität und Versäumnis. Aber einer häufigen Meinung zufolge soll modernes
Denken ausgerechnet dort Halt machen, wo es um das geht, was den meisten am wichtigsten
ist: das Subjektive. Steigerung wird als Projekt der Moderne gesehen, Ankunft dagegen als
ein Bezirk postmoderner Reflexionsverweigerung." (Textauszug)
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
[36-L] Schwietring, Thomas:
Geht es auch ohne?: zur Rolle des Kulturbegriffs in der Rational Choice-Theorie Hartmut
Essers und in Niklas Luhmanns Theorie autopoietischer Systeme, in: Rainer Greshoff, Uwe
Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2006, S. 187-227, ISBN: 3-531-14354-9
INHALT: Der von Hartmut Esser zu einem "Modell soziologischer Erklärung" ausgebaute Rational-Choice-Ansatz wird mit der Theorie autopoietischer Systeme von Niklas Luhmann verglichen. Gegenstand des Vergleichs ist die Rolle, die der Kulturbegriff in beiden Ansätzen
spielt. Darüber hinaus steht der mögliche Beitrag zur Diskussion, den beide zur Klärung oder
Weiterentwicklung des Kulturbegriffs leisten können. Beiden Autoren ist gemeinsam, dass
ihnen der Kulturbegriff als zu schillernd und unspezifisch, aber auch zu umfassend und
grundsätzlich erscheint, um ihn unmittelbar und positiv in die je eigene Denkweise integrieren zu können. Gleichwohl erkennen beide die zentrale Bedeutung einzelner Argumente, die
sich mit dem Kulturbegriff verbinden, an, und besonders Esser verwendet einen erheblichen
Theorieaufwand darauf, verschiedene mit dem Kulturbegriff verbundene Argumente in die
eigene Theorie zu transportieren. Die Aspekte, welche die beiden Theoretiker aus dem Kulturbegriff für die je eigene Argumentation herausschneiden oder kritisieren, unterscheiden
sich jedoch erheblich. (GB)
[37-L] Thomä, Dieter:
Die Theorie des Humankapitals zwischen Kultur und Ökonomie, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, Jg. 7/2006, H. 3, S. 301-318
INHALT: "Der Begriff 'Humankapital' wird üblicherweise der Ökonomie zugeschlagen und ruft
die Verteidiger der Kultur der Lebensführung auf den Plan. Dieser Gegensatz greift zu kurz.
Die orthodoxe ökonomische Theorie des Humankapitals hat, so wird gezeigt, einen heterodoxen Verwandten in der Kulturtheorie. Auf der Basis dieser Begriffsbildung wird eine neue
Analyse der Stärken und Schwächen des Begriffs 'Humankapital' entwickelt." (Autorenreferat)
[38-L] Üner, Elfriede:
Entwicklungslinien der Kulturtheorie der Leipziger Schule (1890-1933), in: Frank Baron,
David Norman Smith, Charles Reitz (Eds.): Authority, culture and communication : the sociology
of Ernest Manheim, Heidelberg: Synchron Wiss.-Verl. der Autoren, 2005, S. 117-144, ISBN: 3935025-57-2 (Standort: USB Köln(38)-33A1839)
INHALT: Der Beitrag zur Soziologie von E. Manheim (1900-2002) beschreibt mit den Entwicklungslinien der Kulturtheorie der Leipziger Schule (1890-1933) dessen wissenschaftliches
Fundament. Schließlich kann man Manheims Habilitationsschrift 'Die Träger der öffentlichen
Meinung' (1933) als originelle Anwendung des Leipziger wirklichkeitswissenschaftlichen
Ansatzes lesen. Ferner war Manheim bereits seit den Anfängen an der Konzeption der Wirklichkeitswissenschaft von H. Freyer, dem ersten Professor für Soziologie mit eigenem Lehrstuhl in Deutschland ab 1925, beteiligt. Die Ausführungen gliedern sich in zwei Abschnitte.
Das erste Kapitel beschreibt den Leipziger Positivismus um die Jahrhundertwende, geprägt
von Entwicklungsgesetzen der Kultur, Kollektivbegriffen und übernationalem Universalis-
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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mus. Das zweite Kapitel beleuchtet schließlich die existenzialistische Wende 1918 und die
Einführung sozialer Ordnungskategorien und der Berücksichtigung lebenspraktischem Pathos. (ICG2)
[39-L] Walz, Rainer:
Der Begriff der Kultur in der Systemtheorie, in: Zeitschrift für historische Forschung : Vierteljahresschrift zur Erforschung des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, Beiheft, 2005, H. 35, S.
97-113
INHALT: Der Beitrag zur Kulturgeschichte des Politischen erörtert den Begriff Kultur in der
Systemtheorie Luhmannscher Prägung und wendet ihn in einigen Andeutungen auf den Bereich der politischen Kultur an. Den Ausführungen vorangestellt sind einige Definitionen des
Kulturbegriffs aus der Soziologie (T. Parsons u.a.) und Ethnologie (B. Malinowski u.a.), da
der Begriff bei Luhmann keine zentrale Stellung im Theoriegebäude einnimmt. Erst Mitte der
1990er Jahre beginnt bei Luhmann eine genauere Befassung mit dem Begriff. Zwei Fragestellungen werden dabei unterschieden: (1) Was ist Kultur? (2) Warum spielt der Begriff in der
Moderne eine so zentrale Rolle? Bei der Beantwortung der ersten Frage behandelt Luhmann
den Begriff historisch und stellt der vormodernen, in Hochkulturen gültigen Vorstellung von
Kultur den Kulturbegriff der funktional differenzierten Weltgesellschaft gegenüber. Wenn
das Wesen des modernen Kulturbegriffs im Vergleich gesehen wird, dann ist das Kennzeichen der Kultur, so Luhmann, die Doppelung der Artefakte unter dem Gesichtpunkt des Vergleichs. Ein Topf wird nicht mehr nur auf seinen Gebrauch hin, sondern auf das, was er über
Anderes aussagt, untersucht. Die zweite Frage betrifft die Symbolisierung des Symbolischen,
wenn man so will, das Symbolische zweiter Ordnung, also die expressive Ebene. Erinnerungskultur ist ja die Operation des 're-entry' der Differenz in das Differenzierte, weil das Unterschiede, die Kultur, nochmals in die Kultur eingeführt wird. Erinnerungskultur ist damit
gleichsam die Kultur der Kultur, weil die Erinnerung in Ritualen das Gedächtnis gleich Kultur gleich dem Prozessieren von Politik darstellen soll. Somit geht es um die Reflexion über
Politik. (ICG2)
[40-L] Weiß, Johannes:
Wissenselite, in: Zur Kritik der Wissensgesellschaft, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2006, S. 13-29,
ISBN: 3-89669-674-2
INHALT: Nach der Theorie von Berger und Luckmann kommt es im Zuge fortschreitender gesellschaftlicher Entwicklung einerseits zu einer Arbeitsteilung unter den Experten des Wissens, andererseits aber vor allem zur Herausbildung von "universal experts", die eine "letztgültige Jurisdiktion über den Wissensbestand in seiner Totalität beanspruchen". Die Situation
in modernen, pluralistischen Gesellschaften ist jedoch nach Berger und Luckmann mit einer
universalen Definitionsmacht von Wissensexperten unvereinbar. Der Autor nimmt dies zum
Ausgangspunkt seiner Diskussion der Gründe, warum das Problem der Wissenselite in der
gegenwärtigen Wissens- und Elitesoziologie nicht thematisiert wird. In der Sozialforschung
werden hingegen meist die Begriffe "kulturelle Elite", "geistige Elite" oder "intellektuelle Elite" verwendet, so dass sich die Frage nach der Perspektive und Problemsicht der Wissenssoziologie stellt, die der Autor anhand eines kurzen Rückblicks auf die soziologischen Klassiker, insbesondere Max Scheler und Karl Mannheim, zu beantworten versucht. Die Nicht-
42
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
Thematisierung einer Wissenselite kann sich seines Erachtens aber auch daraus erklären, dass
eine solche Elite tatsächlich nicht (mehr) existiert und dass sie darüber hinaus aus nachweisbaren Gründen auch nicht möglich ist. Denn eine Wissenselite kann sich nur aus den Wissenschaften rekrutieren, jedoch können die Wissenschaften - je mehr sie sich ihrer Möglichkeiten
und Grenzen bewusst werden - einen solchen Anspruch auf geistige Führerschaft nicht begründen. (ICI2)
[41-L] Wolf, Harald:
Kulturelle Orientierungen und Institution: einige ungelöste Probleme des "neuen Geistes"
von Boltanski und Chiapello, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle
Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3759-3765, ISBN: 3-59337887-6
INHALT: "Boltanskis und Chiapellos Studie 'Ein neuer Geist des Kapitalismus?' liefert interessanten Stoff für mindestens drei soziologische Diskussionslinien: die kapitalismustheoretische (insbesondere was die Frage kultureller Konstitutions- und Stabilitätsbedingungen des
Kapitalismus anbelangt), die herrschafts- und wissenssoziologische (etwa im Hinblick auf
Funktionen und Entwicklung von Managementideologien) sowie die organisations- und arbeitssoziologische (vor allem im Hinblick auf Formen, Funktionen und Folgen neuer Organisationskonzepte). Der Beitrag versucht eine Einschätzung des Anregungs- und Innovationspotenzials der Studie für diese drei Diskussionslinien. Der Fokus liegt dabei auf dem Verhältnis von kulturellen Orientierungen und Struktur wie Wandel von Institutionen, insbesondere
der Kerninstitution des kapitalistischen Unternehmens. Gezeigt wird, dass und inwiefern die
Studie einen wichtigen Beitrag zur Analyse der Bedeutung kultureller Orientierungen im Prozess kapitalistischer Rationalisierung leistet, - der zu notwendigen Präzisierungen und Erweiterungen herausfordert. Als Schwachstellen des Ansatzes erscheinen zum einen seine mangelnde historische Tiefenschärfe, die zu einer Überbetonung der Novität der betrachteten
Phänomene verleitet, zum anderen, und schwerer wiegend, die unzureichende Verbindung der
Analyse von Legitimationsprinzipien mit einer Analyse der Strukturen und Widersprüche der
institutionellen Ordnung, in welcher jene Prinzipien Geltung beanspruchen. Gelänge eine überzeugendere Verbindung dieser Analyseebenen, ließe sich - so die Annahme - manches,
was in der Perspektive von Boltanski und Chiapello zunächst allein als 'paradoxe' oder 'nichtintendierte Folge' von Akteursorientierungen (etwa der 'Künstlerkritik' am Kapitalismus) erscheint, angemessener als historisch-spezifische Ausprägung einer ambivalenten Handlungskonstellation bestimmen, deren Ambivalenz in der widersprüchlichen Form der Institutionalisierung kapitalistischer Rationalisierung immer schon angelegt war und ist." (Autorenreferat)
[42-L] Wuggenig, Ulf:
Vom "Modell Sartre" zum kollektiven Intellektuellen: Bourdieu, das intellektuelle Feld und
der Algerienkrieg, in: Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jg.
15/2006, H. 3, S. 64-71 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG7349; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Angesichts seiner Ambivalenz gegenüber Intellektuellen mag es vielleicht als paradox
erscheinen, dass es letztlich Bourdieu war, der Sartre und Foucault als 'öffentlicher Intellektu-
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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eller' beerbte. Nicht selten wird allerdings ein Bruch zwischen dem frühen wissenschaftlichen
und dem späten politischen und aktivistischen Bourdieu behauptet. Neben Differenzen, die
nicht zu übersehen sind, sollten die erstaunlichen Kontinuitäten im Hinblick auf Methodologie, Selbstverständnis und politische Relevanz der Forschung zwischen dem frühen und dem
späten Werk jedoch nicht vernachlässigt werden. Bourdieu hielt sich während des Unabhängigkeitskriegs (1954-1962) von 1955 bis 1959 kontinuierlich in Algerien auf, zunächst als
Soldat in der Administration, dann als Wissenschaftler. Später folgten regelmäßige Besuche.
Da sich die Forschung in Algerien auch auf die brennenden politischen Diskurse der damaligen Zeit bezog, eröffnete sie ihm Anfang der 1960er Jahre den Zugang in das intellektuelle
Feld. Im Gegensatz zur ethnologischen Forschung in der Kabylei wurden Bourdieus soziologische Studien über das Subproletariat und die Bauern zumindest in Deutschland kaum rezipiert. Bis Ende der 1990er Jahre weitgehend unbekannt war zudem die starke visuelle Komponente seiner etwa auf die 'Ökonomie des Elends' bezogenen Analysen. Heute, nachdem der
iconic turn die Aufmerksamkeit auf visuelle Aspekte der Wissenschaft lenken konnte, kristallisiert sich heraus, dass Bourdieu in den 1950er Jahren auch einen eigenen Stil der Dokumentarfotografie geschaffen hat, der mittlerweile sowohl im soziologischen und ethnologischen,
als auch im künstlerischen Feld auf großes Interesse stößt." (Textauszug)
1.2
Kulturgeschichte
[43-L] Byun-Brenk, Won-Lim:
Frauen in Korea: eine Kulturgeschichte, Thunum: Ed. Peperkorn 2005, 170 S., ISBN: 3929181-69-X (Standort: SB München(12)-2006.10428)
INHALT: Die Staaten der koreanischen Halbinsel entwickelten sich weitgehend nach dem Muster
der chinesischen Staatsform. Die herrschende Elite übernahm die Gesetzbücher, denen chinesische Sitten zu Grunde lagen, von den chinesischen Staaten. Es bedurfte jedoch langer Zeit,
diese importierten fremden Gebilde zu verinnerlichen und mit den herkömmlichen Sitten in
Einklang zu bringen. Die vorliegende Studie untersucht diese geschichtlichen Umstände, die
auf das Leben der Frauen Koreas unmittelbaren Einfluss ausübten. So war die Lehre des Konfuzianismus aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. in China absolut inkompatibel mit den realen Situationen in Korea. Daher entstand eine Kluft zwischen äußerlich demonstrierten Sitten und
Gesetzen und der Wirklichkeit im Alltag. Um das heutige Frauenbild in Korea verstehen zu
können, wird daher die geschichtliche Entwicklung dieses Bildes rekonstruiert, statt allein
den Berichten und Aussagen der Konfuzianer in Korea Glauben zu schenken, die das Frauenbild des 6. Jahrhunderts v. Chr. in China als Vorbild festgeschrieben haben. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass sich die Lage der Frauen durch die Modernisierung und die hinzugekommene doppelte Belastung eines Berufes und der Tätigkeit als Hausfrau eher noch
verschlechtert hat. Weil Frauen heute weder als Ehefrau noch als Mutter geachtet sind, wurde
die herkömmliche konfuzianistische Einschätzung der Frau als "niedriges, dem Mann untergeordnetes Wesen" in der Gesellschaft eher verstärkt, obwohl Frauen dem Gesetz nach den
Männern gleichgestellt sind. (ICA2)
44
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.2 Kulturgeschichte
[44-F] Daum, Inka; Böning, Sylvia (Bearbeitung); Kaiser, Gerhard R., Prof.Dr.; Grimm, Reinhold
R., Prof.Dr.; Müller, Olaf, Dr. (Leitung):
Der Kulturaustausch mit Frankreich und Italien (Teilprojekt C12)
INHALT: Mit dem vorliegenden Teilprojekt treten wichtige Aspekte der Kulturvermittlung zwischen Weimar-Jena einerseits, Italien und Frankreich andererseits in das Zentrum des Blickfelds. Dabei soll dieses für den Ereignisraum in vielerlei Hinsicht zentrale Beziehungsgeflecht aus beiden Richtungen betrachtet werden. Zum einen wird es darum gehen, die Ausstrahlung von Weimar-Jena in Frankreich anhand der wohl folgenreichsten zeitgenössischen
Deutung der deutschen Kultur um 1800 zu dokumentieren (Studie A). Andererseits wird die
Aufnahme der zwei im damaligen Europa (noch) kanonbildenden romanischen Kulturen (der
französischen und der italienischen) auf die thüringische "Doppelstadt" untersucht (Studie B).
Trotz der unterschiedlichen Blickrichtung und trotz ihrer zum Teil differierenden methodologischen Ansätze stehen beide Studien in engem Zusammenhang und ergänzen sich wechselseitig. Sie sind insofern miteinander verzahnt, als sie Beispiele von Ideenzirkulation über nationalstaatliche und sprachliche Grenzen hinweg aufzuzeigen bestrebt sind. Die Deutung
deutscher Kultur in Mme de Staëls "De l'Allemagne" strahlt zwar auf direktem Wege nach
Deutschland zurück, wo sie in die Debatte über National- und Weltliteratur einfließt; sie zieht
aber auch weitere Kreise über die Alpen hinweg, nach Italien, wo sie in der mailändischen
Gruppe der Zeitschrift Il Conciliatore aufgenommen wird. Dadurch wird eine folgenreiche
Debatte über die Herausbildung einer modernen, romantischen italienischen Literatur ausgelöst (Veröffentlichung des Aufsatzes "Sulla maniera e l'utilità delle traduzioni" von Mme de
Staël in der Biblioteca italiana im Januar 1816). Diese Literatur (Manzoni) wird ihrerseits in
Weimar aufmerksam rezipiert. So schließt sich der Kreis, in dem sich allerdings die Funktionen der italienischen Kultur in Weimar nicht erschöpfen. Angesichts der Komplexität des Beziehungsgeflechts zwischen dem Ereignisraum und Frankreich bzw. Italien ist eine genauere
Kenntnis der beruflichen und publizistischen Tätigkeit der "italienisch" geprägten Weimarer
Bibliothekare unverzichtbar. (S.a. http://www2.uni-jena.de/ereignis/ ).
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Jena, SFB 482 Ereignis Weimar-Jena - Kultur um 1800 (Humboldtstr. 34, 07743 Jena); Universität Jena, Philosophische Fakultät, Institut für Germanistische Literaturwissenschaft (Fürstengraben 18, 07743 Jena); Universität Jena, Philosophische
Fakultät, Institut für Romanistik (Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena)
KONTAKT: Daum, Inka (Tel. 03641-944053, e-mail: [email protected]); Böning, Sylvia
(Tel. 03641-944057, e-mail: [email protected])
[45-F] Dauß, Markus (Bearbeitung):
Die architektonische Symbolisierung politischer, sozialer und kultureller Institutionen in
Berlin und Paris (1871-1918). Studien zur politischen Ikonologie öffentlicher Architekturen
im Deutschen Kaiserreich und der Dritten Republik
INHALT: Die komparativ angelegte Studie versucht zu ermitteln, welche Rolle öffentliche Bauten (les édifices publics) in der Hauptstadt des Frankreichs der Dritten Republik (Paris) und in
der des Deutschen Kaiserreiches (Berlin) in der Zeit zwischen ihrer Gründung (1870/71) und
dem Ende des Ersten Weltkrieges gespielt haben. Da die symbolischen Räume der Kapitalen
als gebaute Abbreviaturen für die nationalen Gemeinschaften galten, kann man aus ihrer Analyse Schlussfolgerungen hinsichtlich der jeweils verbindlichen kollektiven Identitätsentwürfe
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.2 Kulturgeschichte
45
ziehen. Die Perspektive auf die Großinstitutionen der Nation oder auch nur der nationalen
Hauptstadt als großes Ganzes muss allerdings nach innen hin ausdifferenziert werden und auf
interne Deutungskämpfe bei der Konstruktion dieser Identitätsentwürfe hin untersucht werden. Im 19. Jahrhundert führten gesellschaftliche Modernisierung und Komplexitätssteigerung, staatliche Vereinheitlichung sowie Machtzentralisierung und -abstraktion generell zu
einem immensen Aufschwung des Institutionellen. Das heißt vor allem, dass kollektive Identitätskonstruktionen über institutionelle Mechanismen vermittelt und verhandelt wurden und
werden. Da wir letztere unter Rückgriff auf Forschungskonzepte Karl-Siegbert Rehbergs immer auch als Symbolisierungsleistungen von Ordnungsideen begreifen können, liegt der Bezug nicht nur zum Visuellen, sondern vor allem zum räumlich organisierten Medium der Architektur auf der Hand. Denn in diesem nahmen räumliche und zeitliche Ordnungskonzepte
sichtbare Gestalt an, die in den allermeisten Fällen zu den Leitideen der in diesen öffentlichen
Architekturen ansässigen Institutionen in engstem Bezug standen. Als erster Schlüssel und als
praktikable Gliederungshilfe für unsere komparative Studie kann daher der Parameter der
Funktion dienen, der hier als institutionelle Nutzung der Bauwerke verstanden wird. Derartige
Fragestellungen wie die in der Studie aufgeworfenen betreffen sowohl Gegenstandsbereiche
der politischen Geschichte, die sich schon seit einiger Zeit mit der Konstruktion kollektiver
Identitäten beschäftigt und dabei nicht nur der Rolle ihrer eigenen Disziplin, sondern auch
von Symbolisierungen verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet hat, als auch angestammte Perspektiven der Architektur- und somit der Kunstgeschichte. An derartige Schnittmengen nähert
man sich gewöhnlich von Seiten der so genannten politischen Ikonologie an, eines interdisziplinären Forschungsansatzes, der ca. seit Ende der 1970er Jahre vor allem von Historikern,
Kunsthistorikern und Politologen etabliert wurde und im Zuge des iconic turn insbesondere
ab den 1990er Jahren eine Hochkonjunktur erfahren hat. Dieser Forschungszweig hat bisher
nur wenige explizit vergleichende Beiträge geliefert, insbesondere zu dem von uns gewählten
Aufmerksamkeitsschwerpunkt. Ähnliches gilt sowieso für die in dieser Hinsicht recht unscharfe Architekturgeschichte klassischen Profils, die zumeist entweder im nationalen Rahmen verbleibt oder gleich europäische Reichweite anstrebt und sich dann zudem häufig als
rein stilistische Einflussgeschichte, nicht aber als Vergleichstudie, versteht. ZEITRAUM:
1871-1918 GEOGRAPHISCHER RAUM: Berlin, Paris
VERÖFFENTLICHUNGEN: S. unter: http://www.tu-dresden.de/egk/Markus/publikationen.htm
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Europäisches Internationales Graduiertenkolleg
625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole" (Helmholtzstraße 10, 01062 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[46-L] Diaz-Bone, Rainer:
Strukturen der Weinwelt und der Weinerfahrung, in: Sociologia internationalis : Internationale
Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 43/2005, H. 1/2, S. 25-57
(Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag skizziert, wie ein konzeptionelle Synthese aus Feld- und Diskurstheorie
einerseits sowie Kulturanthropologie andererseits als Grundlage für eine umfassende empirische kultursoziologische Analyse herangezogen werden kann. Anwendungsbezug ist die
Weinwelt und die Weinerfahrung. An dieser soll gezeigt werden, wie der Zusammenhang
verschiedener Ebenen des Phänomens in der integrierten kultursoziologischen Analyse be-
46
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1.2 Kulturgeschichte
schrieben werden kann. 'Wein' und 'Weinwelt' als umfassendes soziales Phänomen zu beschreiben, bedeutet die soziale Struktur der Weinwelt und die Analyse der sozialen Praxisformen der materiellen und diskursiven Produktion des Weins in der Weinwelt aufzunehmen.
Die anthropologische und physiologische Struktur der Weinerlebens, die Differenzierung,
Organisations- und Kapitalformen des (zunächst deutschen) Weinfeldes sowie die Diskursivierung des Weines und Weinerlebens von Diskurspositionen im Weinfeld werden aufgezeigt." (Autorenreferat)
[47-L] Fischer, Norbert; Herzog, Markwart (Hrsg.):
Nekropolis: Der Friedhof als Ort der Toten und der Lebenden, (Irseer Dialoge : Kultur und
Wissenschaft interdisziplinär, Bd. 10), Stuttgart: Kohlhammer 2005, 277 S., ISBN: 3-17-018508X (Standort: UB Wuppertal(468)-21ILG144)
INHALT: "Immer häufiger entstehen aus den bisher vertrauten Grabmal-Landschaften die weiten
zeichenlosen Rasenflächen der anonymen Urnenhaine. Neue Entwicklungen wie Naturbestattung und Internet-'Friedhöfe' beanspruchen unsere Aufmerksamkeit. Einerseits werden diese
Tendenzen kulturkritisch als Verlust altehrwürdiger Tradition beklagt, andererseits regen sie
zu neuen Visionen über Formen zukünftiger Bestattungs- und Trauerkultur an. Die Friedhofsgeschichte wird in den kulturhistorischen und kulturvergleichenden Beiträgen dieses
Bandes mit ihren Wegmarken und Wendepunkten, ihren Ein- und Ausgrenzungen behandelt.
Neue Formen der Bestattungs- und Trauerkultur bieten die Chance, den Friedhof der Zukunft
als einen multifunktionalen Ort sozialen Handelns und generationsübergreifender Kommunikation zu entwerfen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Norbert Fischer / Markwart Herzog: Diskurse über Tod, Trauer und Erinnerung. Zur Kulturgeschichte der Friedhöfe (13-22);
Reiner Sörries: 'Kirchhof' oder Coemeterium? Anmerkungen zum mittelalterlichen Friedhof,
zu den Sonderfriedhöfen und zur Auslagerung vor die Stadt (23-34); Barbara Happe: "Tod ist
nicht Tod - ist nur Veredelung sterblicher Natur". Friedhöfe in der Aufklärung (35-58); Barbara Leisner: Ästhetisierung der Friedhöfe. Die amerikanische Parkfriedhofsbewegung und
ihre Übernahme in Deutschland (59-78); Michaela Henning: Privatfriedhöfe und Mausoleen.
Ein Beitrag zur Kultur des Adels in Schleswig-Holstein und Hamburg (79-94); Helmut
Schoenfeld: Soldatenfriedhöfe. Ihre Entwicklung und ihr Einfluß auf die Friedhofsreform des
20. Jahrhunderts (95-108); Sylvina Zander: Von 'Schinderkuhlen' und 'Elendenecken'. Das
unehrliche Begräbnis vom 16. bis ins 19. Jahrhundert (109-124); Michael Prosser: Friedhöfe
eines 'unzeitigen' Todes. Totgeborene Kinder und das Problem ihrer Bestattungsplätze (125146); Norbert Fischer: Tod am Meer. Die Namenlosen-Friedhöfe der Nordseeküste (147160); Dorle Drackle: Ausgrenzungen - Eingrenzungen. Bestattungen und sozialer Wandel im
Alentejo des späten 20. Jahrhunderts (161-180); Markwart Herzog: Trauer- und Bestattungsrituale der Fußballvereinskultur. Totenmemoria - Ahnenbiographien - Stadionbegräbnis - Performance(181-210); Andrea Gerdau: Kreuze am Straßenrand. Erinnerungsstätten zwischen
privater Trauer und politischer Instrumentalisierung (211-228); Ira Spieker / Gudrun Schwibbe: Nur Vergessene sind wirklich tot. Zur kulturellen Bedeutung virtueller Friedhöfe (229242); Gerhard R. Richter: Tendenzen zur Entwicklung von Beisetzungsräumen der Zukunft
(243-252); Karl Schlögel: Friedhof Europa. Ein Essay (253-266).
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1.2 Kulturgeschichte
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[48-F] Gass-Bolm, Torsten (Bearbeitung); Herbert, Ulrich, Prof.Dr. (Betreuung):
Sozial- und Kulturgeschichte des Gymnasiums 1945-1980. Studien zu sozialkulturellen
Wandlungsprozessen in Westdeutschland
INHALT: Am Beispiel des Gymnasiums sollen grundlegende Wandlungsprozesse der westdeutschen Gesellschaft zwischen den 50er und 70er Jahren untersucht werden. Dabei werden 4
Themenfelder untersucht: 1. Gymnasiale Bildungstheorie und Inhalte am Beispiel des
Deutschunterrichts; 2. Wandel des Schüler-Lehrer-Verhältnisses; 3. Wandel der Stellung des
Gymnasiums in der Gesellschaft; 4. Wandel der Geschlechterkonzeptionen und -praxis im
Gymnasium. Zu klären ist: a) welche inhaltlichen Wandlungsprozesse ablaufen; b) wann es
zu Umbrüchen (auch längerfristiger Natur im 19./ 20. Jahrhundert) kommt; c) worin die Ursachen des Wandlungsprozesses zu sehen sind. ZEITRAUM: 1945-1980 GEOGRAPHISCHER RAUM: Westdeutschland/ Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Es werden Quellen aus der gymnasialen Schulpraxis (ausgehend von einer Fallstudie), des Schulrechts, des gymnasialen Diskurses und der Bildungspolitik auf die Fragestellungen hin analysiert und in Beziehung zur allgemeinen politischen, ökonomischen, sozialen
und kulturellen Geschichte der Bundesrepublik gesetzt.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Gass-Bolm, T.: Das Ende der Schulzucht. in: Herbert, Ulrich
(Hrsg.): Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung
1945-1980. Göttingen: Wallstein-Verl. 2002, S. 436-466.
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2000-11 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Lehrstuhl
für Neuere und Neueste Geschichte (Werthmannplatz, KG IV, 79085 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[49-L] Hardtwig, Wolfgang (Hrsg.):
Politische Kulturgeschichte der Zwischenkriegszeit 1918-1939, (Geschichte und Gesellschaft ,
Sonderheft, 21), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2005, 376 S., ISBN: 3-525-36421-0
INHALT: Der Band richtet sich gegen die geschichtswissenschaftliche Diagnose von der umfassenden Krisenhaftigkeit der Weimarer Jahre und zieht darüber tentativ auch jene Periodisierungen der deutschen Geschichte in Zweifel, die sich von einer solchen Diagnose herleiten.
Man vergröbere unzulässig mit dem Versuch, 'von der Krisenrhetorik der Kulturpessimisten
auf der einen und der radikalen Linken auf der anderen Seite und von den Aufgeregtheiten
der akademischen Deutungselite auf die Einstellung der Bevölkerungsmehrheit zu schließen'
(7). Insofern möchte der Herausgeber mit dem Ansatz der politischen Kulturgeschichte, dem
die einzelnen Beiträge wie Fallstudien verpflichtet seien, einen neuen Zugang zu den damaligen Reaktionen auf die Erfahrung der Modernität eröffnen. Dieser Ansatz gehe nicht auf das
von Almond und Verba entwickelte Konzept der politischen Kultur zurück. Vielmehr sei er
der (z. B. von der Mediävistik entwickelten) historischen Anthropologie verpflichtet, deren
Methoden nun auch für die Geschichte der Moderne nutzbar gemacht werden sollen. Eine
Analyse der Hochkultur und der 'Makrowelt des politischen Systems' (10) bildet mithin nicht
den alleinigen Zugang, sondern sie wird zur methodischen Synthese mit einer Analyse der affektiven und kognitiven Subjektivität des im Blick der historischen Forschung sonst anonym
bleibenden Individuums gebracht. Daher wird in den einzelnen Beiträgen jeweils 'nach der
Erfahrung, Deutung und symbolischen Vergegenwärtigung von Raum, Zeit, Körper, Emoti-
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1.2 Kulturgeschichte
on, Wissen, Arbeit, Kommunikation und schließlich der politischen, sozialen, religiösen und
intellektuellen Ordnungen im engeren Sinne' (11) gefragt. Dabei stelle die politische Kulturgeschichte, neben den so genannten anthropologischen Fundamentalkategorien, mit denen die
historische Anthropologie operiere, auch deren zunehmende Historisierung etwa durch die
kulturgeschichtliche Forschung in Rechnung, welche auch und nicht zuletzt bis in unser Alltagsbewusstsein hineinreiche. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Wolfgang Hardtwig: Einleitung: Politische Kulturgeschichte der Zwischenkriegszeit (7-22); Frank Becker: Autobahnen, Auto-Mobilität. Die USA, Italien und Deutschland im Vergleich (23-60); Wolfgang
Hardtwig: Der Bismarck-Mythos. Gestalt und Funktionen zwischen politischer Öffentlichkeit
und Wissenschaft (61-90); Thomas Mergel: Führer, Volksgemeinschaft und Maschine. Politische Erwartungsstrukturen in der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus 19181936 (91-128); John Horne: Kulturelle Demobilmachung 1919-1939. Ein sinnvoller historischer Begriff? (129-150); Frank Bösch: Militante Geselligkeit. Formierungsformen der bürgerlichen Vereinswelt zwischen Revolution und Nationalsozialismus (151-182); Christian
Weiß: "Soldaten des Friedens". Die pazifistischen Veteranen und Kriegsopfer des "Reichsbundes" und ihre Kontakte zu den französischen anciens combattants 1919-1933 (183-204);
Sven Reichardt: Gewalt, Körper, Politik. Paradoxien in der deutschen Kulturgeschichte der
Zwischenkriegszeit (205-240); Brigitte Kerchner: Körperpolitik. Die Konstruktion des "Kinderschänders" in der Zwischenkriegszeit (279-306); Matthias Willing: Frauenbewegung und
Bewahrungsgesetz. Weibliche Initiativen zur Zwangsbewahrung "Asozialer" in der Weimarer
Republik (307-342); Alexander Schug: Missionare der globalen Konsumkultur. Corporate Identity und Absatzstrategien amerikanischer Unternehmen in Deutschland im frühen 20.
Jahrhundert (307-342); Gregor Rinn: Der Kampf um das Subjekt. Politische Mobilisierung
der deutschsprachigen Universitätspsychologie zwischen 1918 und 1933 (343-374).
[50-L] Hermand, Jost:
Freundschaft: zur Geschichte einer sozialen Bindung, (Literatur - Kultur - Geschlecht : Studien
zur Literatur- und Kulturgeschichte. Kleine Reihe, Bd. 22), Wien: Böhlau 2006, 218 S., ISBN: 3412-29705-4 (Standort: UB Bonn(5)-2006/4242)
INHALT: Der Autor reflektiert in seiner literatur- und kulturgeschichtlichen Studie die hinter den
verschiedenen Freundschaftskonzepten stehenden "Haltungen", in denen sich eine Gesinnung
des Gesellschaftskritischen manifestiert, die allen Formen einer privat-egoistischen oder oligarchischen Herrschaftssucht mit der Vorstellung einer demokratischen Solidarität entgegenzutreten versucht. Solche "Haltungen" sind zwar in den letzten Jahrzehnten seltener geworden, aber es gibt sie - trotz aller Tendenzen zur konsumistischen Gleichschaltung und eines
daraus folgenden Konformismus - auch heute noch. Diese haben jedoch im Gegensatz zur
bürgerlichen Emanzipationsphase zwischen 1750 und 1848 oder der danach entstandenen Arbeiterbewegung keine Klassenbasis mehr, sondern leben in gesellschaftlichen Randgruppen,
wie in feministischen, antirassistischen, gewerkschaftlichen oder ökologiebewussten Bewegungen, weiter. Der Autor betrachtet u.a. die literarischen Freundschaftsbünde im
18.Jahrhundert, die Freundschaft zwischen den Geschlechtern am Beispiel der zweiten Fassung von Gottfried Kellers "Der grüne Heinrich" (1879/80), die Kameradschaft im Krieg
nach Erich Maria Remarques Roman "Im Westen nichts Neues" (1928), die Feind-FreundKonstellation in Carl Schmitts Traktat "Der Begriff des Politischen" (1927/32), Bertold
Brechts Solidaritätsbekenntnisse gegenüber dem Proletariat, die interkollegiale Beziehungs-
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1.2 Kulturgeschichte
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arbeit in heutigen Bürosituationen und die kommunitaristische Utopie der frühen Grünen. (ICI2)
[51-L] Keck, Rudolf W.; Kirk, Sabine; Schröder, Hartmut (Hrsg.):
Bildungs- und kulturgeschichtliche Bildforschung: Tagungsergebnisse - Erschließungshorizonte, Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren 2006, VIII, 190 S., ISBN: 3-8340-0087-6
(Standort: UB Trier(385)-DA-ln42971)
INHALT: "Das Bild ist eine der bedeutendsten Konstituenten menschlicher Kommunikation und
Geschichte. Das Bild unterliegt dabei selbst einem historischen Wandlungsprozess. Hierdurch
ermöglichen sich dem Historiker vielfältige Einblicke in sozialgeschichtliche, mentalitäts-,
bildungs- und kulturhistorische Zusammenhänge. Die 'Historischen Bildkunde', wie sie in den
1930er Jahren von Erwin Panofsky entwickelt wurde, bietet durch Anwendung der so genannten 'Ikonologie', die sich von der beschreibend-hermeneutischen Ikonographie der traditionellen Kunstwissenschaft absetzt, ein herausragendes Forschungsinstrument. Eine auf dieser Grundlage basierende und weitergeführte Bildforschung hat eine systematische und methodische Einbindung von Bildquellen in die allgemeine historische Forschung zum Ziel. In
diesem Kontext steht das Projekt der 'Retrospektiven Digitalisierung ausgewählter Bibliotheksbestände' - ermöglicht durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, durchgeführt durch
das Institut für Angewandte Erziehungswissenschaft und Allgemeine Didaktik (Universität
Hildesheim) und die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF-Berlin). In dieser Online-Datenbank kann der Bildforscher auf einen beträchtlichen Bestand von Bilddokumenten - in digitalisierter Form - zugreifen. Der vorliegende Band hält die Vorträge und Ergebnisse eines an der Universität Hildesheim durchgeführten Symposions fest. Hierbei werden verschiedene Aspekte der Bilderschließung in der Geschichtsforschung, der allgemeinen
und der fachlich-speziellen, aufgezeigt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Keck, Rudolf
W.: Einleitung in das Tagungsthema: "Das Bild in der historischen Forschung" (1-3); Talkenberger, Heike: Bilder als historische Quellen - Zur Methode und Praxis der Interpretation (424); Kraus, Alexander: Die Ikonologie Panofskys auf dem Prüfstein des Historikers (25-37);
Kirk, Sabine: Bilddokumente als Quellen zur Schulgeschichte - dargestellt an Beispielen zum
Rechenunterricht im 16./17. Jahrhundert (38-56); Loch, Thorsten: Die Historische Bildkunde
in der Militärgeschichtsschreibung: Das frühe Soldatenbild in der Nachwuchswerbung der
Bundeswehr von 1956 (57-75); Schröder, Hartmut: Das real erhobene Bildarchiv der Universität Hildesheim (76-84); Kollmann, Stefanie: Pictura Paedagogica Online - Die digitale
Bilddatenbank zur Bildungsgeschichte im Internet (85-92); Hupasch, Verena: Vom nützlichen Gebrauch des Retabels als historische Quelle -Am Beispiel des Thomas-Altars zu Wismar (93-107); Todt, Sabine: Der Himmel- und Höllenwagen des Reformators Andreas Bodenstein von Karlstadt und seine Bedeutung für die frühneuzeitlichen Kommunikationsprozesse (108-123); Priem, Karin: Fotografie als epistemologische Praxis: Aspekte einer Sozialgeschichte des Bilderwissens über Familie (124-139); May, Otto: Postkarten als Träger von
Mentalität und Propaganda (140-158); Müller, Peter: Herrschaftsauffassungen des Hochmittelalters im Bild (159-185).
[52-L] Niess, Frank:
Schatten auf Hollywood: McCarthy, Bush junior und die Folgen, (Neue kleine Bibliothek,
105), Köln: PapyRossa Verl.-Ges. 2005, 247 S., ISBN: 3-89438-323-2
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1.2 Kulturgeschichte
INHALT: Der Autor beschreibt aus einer sozial- und kulturgeschichtlichen Perspektive die Entwicklung und Strukturen des so genannten 'McCarthyismus'. Der US-amerikanische Senator
Joseph R. McCarthy ließ in den 40er- und 50er-Jahren mit Unterstützung des FBI-Chefs J.
Edgar Hoover unerbittlich all die verfolgen, die in den Verdacht 'unamerikanischer Umtriebe'
(16) und in die Nähe des verfeindeten Kommunismus geraten waren. Niess wirft einen Blick
auf die Filmbranche der Zeit, da hier die stärksten kommunistischen Einflüsse vermutet wurden, und schildert Einzelschicksale und Zusammenhänge, die bis in die 20er-Jahre zurückreichen. Die uramerikanische Furcht, dass Außenseiter, Dissidenten, Fremde und Mitglieder von
religiösen oder politischen Minderheiten die Nation von innen gefährden könnten, und die
US-amerikanische Neigung, die Welt in Gut und Böse aufzuteilen, lässt Niess den Bogen zur
Gegenwart spannen. Der 9.11., der Irak-Krieg und der US-Patriot Act stünden in der Tradition dieser Umgangsweise mit Andersdenkenden und Bedrohungen der amerikanischen Gesellschaftsordnung. Traditionen politischer Kultur lassen sich schwer nachweisen. Niess hat für
seine Annahme einer amerikanischen Tradition, dem Zwang, sich unter dem Verlust bürgerlicher Freiheitsrechte zum 'American Way of Life' und zum Regierungssystem der USA zu bekennen, zahlreiche Geschichten aus der Zeit der Kommunistenverfolgung gesammelt. Ein
umfangreicher Anmerkungsapparat und eine Auswahlbibliografie weisen auf einen umfassenden Materialfundus hin. (ZPol, NOMOS)
[53-L] Raible, Wolfgang:
Medien-Kulturgeschichte: Medialisierung als Grundlage unserer kulturellen Entwicklung ;
vorgetragen am 11.2.2001, (Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften, Bd. 36), Heidelberg: Winter 2006, XIX, 461 S., ISBN: 3-82535170-X (Standort: UB Bonn(5)-2005/7835)
INHALT: Die vom Verfasser vorgelegte Geschichte der Medien ist zugleich eine Kultur- und
Wissenschaftsgeschichte. Schlüsselkonzepte seiner Darstellung sind die Konzeptionen der
"conjunctures" und der "longue durée". Als einführendes Beispiel dient ein Überblick über
Genese und Funktion des Internet. Im Folgenden wird gezeigt, dass kultureller Fortschritt und
Mediatisierung untrennbar miteinander verbunden sind. Dies gilt für die Erfindung der
Schrift, den Übergang zur Wissensgesellschaft avant la lettre mit der Erfindung des Buchdrucks und dem Projekt der Encyclopédie, die Entstehung der Zeitungen, die Entwicklung
neuer Trägermedien mit Telegraphie, Telephonie, Rundfunk und Fernsehen sowie schließlich
auch für das Zeitalter des Films. Abschließend werden rechtliche Aspekte der Mediatisierung
angesprochen: Urheberrecht, Zensur und Monopolbildung. (ICE)
[54-L] Roeck, Bernd:
Vom Umgang mit Bildern: die kulturgeschichtliche Perspektive, in: Wiener Zeitschrift zur
Geschichte der Neuzeit, Jg. 6/2006, H. 2, S. 21-34
INHALT: Der Beitrag gibt einen Überblick über Entwicklungen auf dem Gebiet der Interpretation
von Kunstwerken - vor allem Gemälden - als historischen Quellen. Ob die "Bildwissenschaft"
eine eigene Disziplin darstellt, bleibt ungeklärt. Nach Ansicht des Verfassers stimmen die
Methoden der historischen Bildwissenschaft weitgehend mit denen der Kunstgeschichte überein. Der Beitrag beginnt mit Hegels Begriff der Kunst als Emanation des Weltgeistes an einem bestimmten Punkt seiner Entwicklung und der Sakralisierung der Kunst durch Jacob
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1.2 Kulturgeschichte
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Burckhardt. Eine historische Kunstinterpretation muss hierüber hinaus gehen und sich auf die
sozialen Rahmenbedingungen konzentrieren, in denen ein Kunstwerk entstand. Der Verfasser
nennt historische Beispiele, die die Werkstatt und die soziale Situation der Künstler (Martin
Wackernagel) und das Mäzenatentum betreffen. Die ikonologische Schule erscheint als besonders interessant, da sie Kunst- und Kulturgeschichte zu integrieren scheint. Sie ist letztendlich jedoch nur für die Geschichte der Kunstgeschichte bedeutsam, da das Konzept der
Ikonologie (Panofskys level 3) nicht zu funktionieren scheint. Interessanter sind spätere Versuche, in einem Kunstwerk Spuren der "Kunstwelt" (Arthur C. Danto) zu identifizieren, innerhalb derer es geschaffen wurde. Auf dieser Basis sollte es möglich sein, die visuelle Kultur
einer Ära zu rekonstruieren, das "Epochenauge". In diesem Kontext wird hier Michael Baxandalls methodologischer Ansatz dem des Soziologen Pierre Bourdieu gegenübergestellt.
(ICEÜbers)
[55-L] Rolf, Malte:
Das sowjetische Massenfest, Hamburg: Hamburger Ed. 2006, 453 S., ISBN: 3-936096-63-5
(Standort: UB Konstanz(352)-gsx601.10n/r65)
INHALT: Das Massenfest war Herrschaftsmittel der Bolschewiki. Feste dienten als Instrument,
um politische Ziele zu popularisieren und die Untertanen zu formen. Durch Paraden und
Aufmärsche vermittelte der Propagandastaat seine kulturellen Standards und seine Weltanschauung. Mit dem Fest präsentierte die bolschewistische Inszenierungsdiktatur ihre Leistungen und visualisierte die neue gesellschaftliche Ordnung. Festexperten entwickelten "rote"
Rituale und Kommissionen planten aufwendige Choreographien. Der Verfasser zeigt, wie
Regionales, Traditionelles und Privates die zeremoniellen Praktiken prägten und sich mit offiziellen Normen zu einer hybriden Festkultur verbanden. Der Schwerpunkt der Untersuchung
liegt auf den Jahren zwischen 1917 und 1941. Gezeigt wird, wie und warum das sowjetische
Fest in diesen beiden "langen" Dekaden zu einem privilegierten Medium des Einparteienstaats werden und weshalb es diese Stellung konservieren konnte. Es geht um ritualisierte Inszenierungen eines Staates, der die Beteiligung am Ritual als "wichtigen politischen Akt"
vorschrieb. Dabei wird ein Ansatz verfolgt, der eine politikorientierte Kulturgeschichte und
eine Kulturgeschichte der Politik zusammenzubringen trachtet - festliche Inszenierungen
werden als Element symbolischer Politik verstanden. Darüber hinaus wird in regionalgeschichtlicher Perspektive anhand der Beispiele Woronesch, Nowosibirsk, Rossosch und Kemerowo untersucht, wie die offizielle in Moskau dekreditierte Festkultur sich in regionalen
und lokalen Kontexten durchsetzt. (ICE2)
[56-F] Scherzinger, Christine, Dr.phil. (Bearbeitung); Schimank, Uwe, Univ.-Prof.Dr.; FuchsHeinritz, Werner, Univ.-Prof.Dr. (Betreuung):
Zeitlos in - Zeitlos out. Das Café in der deutschen Gegenwartsgesellschaft. Eine kultursoziologische Studie
INHALT: keine Angaben
ART: Dissertation ENDE: 2005-06 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie II Handeln und Strukturen (Universitätsstr. 21, 58084 Hagen);
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.2 Kulturgeschichte
Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie III Allgemeine Soziologie (Universitätsstr. 41, 58084 Hagen)
KONTAKT: Schimank, Uwe (Prof.Dr. Tel. 02331-987-2524, Fax: 02331-987-2537,
e-mail: [email protected])
[57-L] Schmidtmann, Christian:
Katholische Studierende 1945-1973: eine Studie zur Kultur- und Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte. Reihe B,
Forschungen, Bd. 102), Paderborn: Schöningh 2006, 535 S., ISBN: 3-506-72873-3 (Standort: UB
Bonn(5)-2006-478)
INHALT: "Man könnte sie die "Ratzinger-Generation" nennen, katholische Akademiker, die nach
1945 das Studium aufnahmen und später Schlüsselpositionen in Kirche und Politik, in Medien, Wirtschaft und Gesellschaft besetzten und besetzen: Rainer Barzel, Ernst-Wolfgang Böckenförde, Ernst Elitz, Helmut Kohl oder Joseph Ratzinger. Die Dissertation untersucht mit
innovativem Zugriff, wie Menschen, die heute zur Elite unserer Gesellschaft gehören, in ihrer
Studienzeit durch Kirche und Katholizismus geprägt worden sind. Sie liefert damit zugleich
einen Beitrag zum Verständnis der tiefgreifenden Veränderungsprozesse in Kirche und Gesellschaft vom Kriegsende 1945 bis hin zur Studentenbewegung und ihren Folgen. Nach den
Erfahrungen des Dritten Reiches setzte eine Neuorientierung im akademischen Katholizismus
ein. Der Einzelne sollte befähigt werden, sich aus eigener Verantwortung in der Gesellschaft
für christliche Belange einzusetzen. Gesellschaftliches Engagement erhielt fast religiöse
Dignität; Messbesuch, Beichte und Verbandszugehörigkeit verloren ihre primäre Stellung als
Ausweis von "guter" Katholizität. Vor diesem Hintergrund machte sich bei vielen angesichts
der "Restauration" des Katholizismus Ende der 1950er Jahre Enttäuschung breit. Daraus erwuchs eine ständig anschwellende Kritik an der Kirche, der das Beispiel einer Christlichkeit
gegenübergestellt wurde, die sich am individuellen Handeln in der Welt bewies. In der Studentenbewegung wurde diese Form der Christlichkeit von vielen Studierenden ganz aus dem
kirchlichen Rahmen gelöst. Dies führte zu zahlreichen Konflikten in Studentengemeinden
und -verbänden und zur Herausbildung ganz unterschiedlicher katholischer Identitäten, die
z.T. bis heute nachwirken. Der Autor hat für seine Untersuchung nicht nur umfangreiche
Quellenbestände der katholischen Studentengemeinden und Studentenverbände berücksichtigen können, sondern auch zahlreiche Interviews geführt und Autobiographien ausgewertet."
(Autorenreferat)
[58-L] Stollberg-Rilinger, Barbara (Hrsg.):
Was heißt Kulturgeschichte des Politischen?, (Zeitschrift für Historische Forschung , Beiheft,
35), Berlin: Duncker & Humblot 2005, 377 S., ISBN: 3-428-11868-5
INHALT: Dieser Sammelband dokumentiert eine interdisziplinäre Tagung des Münsteraner SFB
496 'Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis
zur Französischen Revolution' vom Oktober 2003, auf der der Versuch unternommen wurde,
eine erste Verständigung über Konzepte und Ansätze einer Kulturgeschichte des Politischen
zu erzielen. Nach Auffassung der Herausgeberin könne als gemeinsame Perspektive einer
solchen Kulturgeschichte des Politischen gelten, dass 'historische Phänomene immer als Ergebnisse von (impliziten oder expliziten) Sinnzuschreibungen, Geltungsbehauptungen und
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1.2 Kulturgeschichte
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Deutungskonflikten der Akteure' (12) beschreibbar seien. Eine solche Perspektive unterscheidet sich von der herkömmlichen Ereignis- und Strukturgeschichte insoweit, als es um 'Rekonstruktion von Diskursen, Praktiken und Objektivatione' geht, 'in denen sich die zeitgenössischen Bedeutungsstrukturen greifen lassen, ohne die wiederum die zeitgenössischen Machtund Herrschaftsstrukturen nicht angemessen zu verstehen sind' (13). Damit wird ein Verständnis des Politischen konzipiert, das zu erheblichen Teilen mit Ansätzen der Politikwissenschaft kompatibel ist, die aus dem Bereich des Institutionalismus kommen. Denn die Ordnungsleistung von Institutionen, Symbolen und Deutungen wurzelt in ihrer kulturell vermittelten Fähigkeit, verbindliche Sinnzuschreibungen und Handlungsanleitungen für die Akteure
in bestimmten historischen Situationen bereitzustellen. Dieser Aspekt der Handlungsleitung
ist ein Kernstück des Institutionalismus, in dem es stets um das Verhältnis freier Entscheidung einerseits und Entscheidungssteuerung durch Institutionen andererseits geht. Insofern ist
eine Kulturgeschichte des Politischen im hier vorgetragenen Sinn eine Geschichte, die direkt
zum erklärungsrelevanten 'hot spot' der Politik in ihren drei Dimensionen Politics, Policy und
Polity führt und sich im Übrigen gerade für die gelegentlich etwas ahistorisch daherkommenden Varianten des so genannten historischen Institutionalismus als Frischzellenkur anbietet,
wie die zahlreichen Fallstudien des Bandes zeigen. (ZPol,NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Barbara Stollberg-Rilinger: Einleitung: Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? (9-26); Andreas Suter: Kulturgeschichte des Politischen - Chancen und Grenzen (27-56); Gerhard Göhler:
Symbolische Politik - Symbolische Praxis. Zum Symbolverständnis in der deutschen Politikwissenschaft (57-70); Reinhard Blänkner: Historizität, Institutionalität, Symbolizität. Grundbegriffliche Aspekte einer Kulturgeschichte des Politischen (71-96); Rainer Walz: Der Begriff der Kultur in der Systemtheorie (97-114); Rudolf Schlögl: Interaktion und Herrschaft.
Probleme der politischen Kommunikation in der Stadt (115-128); Frank Becker: Begriff und
Bedeutung des politischen Mythos (129-148); Kevin Sharpe: Politische Kultur, Autorität und
Schrift im England der Frühen Neuzeit (149-190); Birgit Emich: Frühneuzeitliche Staatsbildung und politische Kultur. Für die Veralltäglichung eines Konzepts (191-206); Achim
Landwehr: Das gezählte Volk. 'Bevölkerung' als Gegenstand einer Kulturgeschichte des Politischen Inhaltsverzeichnis (207-224); Antje Flüchter: Konfessionalisierung in kulturalistischer
Perspektive? Überlegungen am Beispiel der Herzogtümer Jülich-Berg (253-278); Silvia Serena Tschopp: 'Rhetorik des Performativen' und 'innere' Nationenbildung. Die vaterländische
Festkultur im jungen schweizerischen Bundesstaat (253-278); Ute Daniel: Einkreisung und
Kaiserdämmerung. Ein Versuch, der Kulturgeschichte der Politik vor dem Ersten Weltkrieg
auf die Spur zu kommen (279-328); Thomas Großbölting: Le memorie della repubblica. Geschichtspolitik in Italien nach dem Zweiten Weltkrieg (329-354); Thomas Mergel: Wahlkampfgeschichte als Kulturgeschichte. Konzeptionelle Überlegungen und empirische Beispiele (355-376).
[59-L] Thomas, Tanja; Virchow, Fabian (Hrsg.):
Banal Militarism: zur Veralltäglichung des Militärischen im Zivilen, (Cultural studies, Bd.
13), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 432 S., ISBN: 3-89942-356-9 (Standort: USB Köln(38)-33A
2870)
INHALT: "Öffentlich kaum wahrgenommen schreitet die Veralltäglichung des Militärischen und
des Krieges voran. Der Begriff 'Banal Militarism' lenkt die Aufmerksamkeit auf unspektakuläre Prozesse, die von den AutorInnen des Bandes anhand historischer wie aktueller Beispiele
der Repräsentation, der Inszenierung und Aneignung des Militärischen in Literatur, Theater,
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1.2 Kulturgeschichte
Kino, (Computer-)Spiel, Mode sowie in der Presse und im Alltagsleben analysiert werden.
Solche Phänomene in ihrer Wirkungsmächtigkeit auf politische Kultur zu thematisieren, theoretisch zu reflektieren und als bedeutsames Forschungsfeld zu konturieren, ist das zentrale
Anliegen des Bandes." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Inhaltsverzeichnis: Tanja Thomas und Fabian Virchow: Vorwort (9-21); Fabian Virchow und Tanja Thomas: Banal Militarism: Zur interdisziplinären Erschließung eines Forschungsfeldes (25-48); Frank Möller: Von
Mäusen und Kapuzenmännern: 'Banaler Militarismus', visuelle Repräsentationen und kollektive Erinnerung (49-63); Michael Berndt: Gewalt - Ordnung - Sicherheit. Die Trias zunehmender Gewöhnung an militärische Gewalt (65-81); Dorothea Flothow: 'We minded it no
more than cricket': Krieg und Militär in britischen Kinder- und Jugendromanen, 1870-1914
(85-100); Katharina Wessely: Antikriegsstücke am Brünner deutschsprachigen Theater, 19181938 (101-113); Thomas Ballhasuen und Günter Krenn: Wiener Kriegsbesichtigungen. Mediale (Schein-)Erfahrungen während des Ersten Weltkrieges (115-128); Kathleen J. Nawyn:
'Ausrottung des 'Kämpferisches Geistes!' Zur Beseitigung militärischer Denkmäler im amerikanisch besetzten Württemberg-Baden, 1945-1947 (129-147); James Der Derian: Die Banalität des Terrors und die virtuelle Welt des Krieges (151-170); Eugen Januschke: Zur Möglichkeit einer Semiontik des 'Infowars' (171-185); Markus Euskirchen: Das Zeremoniell der Bundeswehr: Banalisierung von Staatsgewalt durch Militärrituale (187-202); Fabian Virchow:
Militär und Sport: Symbiotische Beziehungen um Nation, Leistung, Disziplin (203-221); Robin Andersen: 'Militainment'. Der Irak-Krieg als 'Reality'-Show und UnterhaltungsVidiospiel
(225-248); Carsten Henning: Banal Militarism und die Kultur des Krieges im zeitgenössischen US-amerikanischen Kino (249-263); Una Dirks: 'Domestische Frames in narrativem
Gewand. Die Banalisierung des Irak-Konflikts in der internationalen 'Qualitätspresse' (265286); Anette Schröder: Männlichkeitskonstruktionen, Technik- und Kriegsfaszination am
Beispiel der Studenten im Hannover der Zwanziger Jahre (289-305); Katja Scherl: 'Zeig deiner Orden, Elvis!' Banal Militarism als Normalisierungsstrategie (307-332); Tanja Thomas:
'Also, es hat was Starkes, was Mächtiges, Männer halt' - Dimensionen eines militärischen
Gendermanagements in Medien und Alltag (333-354); Michelle Gardner-Morkert: Momentaufnahmen einer Gesellschaft: Eine feministische Analyse militärischer Symbole in einer amerikanischen Kleinstadt (355-370); Astrid Fingerlos und Thomas Geisler: 'This Chair had to
be torpedo proofed' - Dinge zwischen Krieg und Frieden (373-389); Christiane Leidinger:
'Militär in Mode' - 'Military Look als Teil politischer Kultur: Vergeschlechtliche Selbstinszenierungen und neoliberale Selbsttechnologien (391-408); Eva Kingsepp: Das Dritte Reich als
Nervenkitzel: Formen des Umgangs mit Nazi-Deutschland und dem Zweiten Weltkrieg in der
zeitgenössischen Populärkultur (409-425).
[60-L] Tosun, Kenan:
Das Prinzip der Einheit: eine Reflexion über die Kulturgeschichte auf dem Weg zur Globalisierung des 21. Jahrhunderts, (Denk-Schriften, Bd. 4), Bochum: Bochumer Univ.-Verl. 2005,
111 S., ISBN: 3-89966-171-0 (Standort: UB Siegen(467)-31NZX5828)
INHALT: "Mit der Verdeutlichung der fundamentalen Beschaffenheit des Menschen wurde gezeigt, dass Globalisierung ein Abkömmling des übergeordneten Prinzips der Einheit ist, das
sich aus der Störung des Prinzips der Einheit entwickelt hat. Da die Störung des Prinzips der
Einheit im kulturellen Leben seit 6000 Jahren Bestand hat, gibt es seit dieser Zeit Bestrebungen. diese Störung beheben zu wollen. Der Versuch der Globalisierung besteht nach dieser
Betrachtung seit 6000 Jahren. Alle kulturellen Artefakte, die in diesen Jahrtausenden gelebt
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1.2 Kulturgeschichte
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und entwickelt worden sind, sind um die Behebung der Störung des Prinzips der Einheit gelebt und entwickelt worden. Dennoch ist trotz der langen Zeit dieser Wunsch nach einer optimalen Lebenswelt nicht realisiert worden. Im vierten Teil soll durch eine nochmalige Auffrischung der Erklärungen zur kulturellen Existenz der Menschen verdeutlicht werden, wie
die gegenwärtige Globalisierung realisiert werden kann. Ob sie realisiert werden kann, kann
man an den gelebten Zuständen der sozialen Welt, der Globalisierung und der Unternehmensphilosophie der Globalisierung ableiten. Globalisierung ist unausweichliches Ziel der
Organisation des Gattungswesens Mensch. Es ergibt sich das Fazit, dass sich die Kultur, um
der wirklichen Intention der Globalisierung bewusst zu werden. die Erkenntnis der Funktionalität des Prinzips der Einheit bewusst werden muss. Es wird am Ende veranschaulicht, dass
die Globalisierung ein lebendiger Prozess ist und vor den Möglichkeiten der gegenwärtigen
Errungenschaft der Kultur zur optimalen Lebenswelt führen könnte, aber auch zu der größten
Geißel der Menschheit werden könnte. Dieses wird abgeleitet werden können von der Bewusstheit oder Unbewusstheit der Kultur über die Funktionalität des Prinzips der Einheit."
(Textauszug)
[61-L] Troebst, Stefan:
Kulturstudien Ostmitteleuropas: Aufsätze und Essays, (Gesellschaften und Staaten im Epochenwandel, Bd. 2), Frankfurt am Main: P. Lang 2006, 411 S., ISBN: 3-631-54581-9 (Standort:
UB Gießen(26)-009Did-ggrRDm153)
INHALT: Der Sammelband fasst bereits andernorts publizierte Aufsätze des Verfassers zusammen. In einem einleitenden Beitrag wird der Versuch unternommen, die methodischen
Grundlagen des Faches "Kulturstudien Ostmitteleuropas" zusammenzufassen. Die nachfolgenden Aufsätze und Essays sind als Exemplifizierungen dieser Forschungsperspektive zu
verstehen. Sie thematisieren eine Vielzahl unterschiedlicher Fragestellungen: Geschichtspolitik in Ostmitteleuropa, postkommunistische Erinnerungskulturen, Regionalismus, Flüchtlingsströme, nationalistische Bewegungen, den Jugoslawien-Konflikt, den Außenhandel der
Frühen Neuzeit, die russische Wirtschaft, Jalta, den Ersten Weltkrieg, regionale Identität und
die Osterweiterung der EU. (ICE)
[62-L] Walgenbach, Katharina:
"Die weiße Frau als Trägerin deutscher Kultur": koloniale Diskurse über Geschlecht, "Rasse" und Klasse im Kaiserreich, (Campus Forschung, Bd. 891), Frankfurt am Main: Campus
Verl. 2005, 297 S., ISBN: 3-593-37870-1 (Standort: UB Bonn(5)-2006/4878)
INHALT: "Die Autorin überträgt die angloamerikanische Debatte der kritischen Whiteness Studies auf den deutschen Kontext. Dafür untersucht sie Diskurse des Frauenbunds der Deutschen Kolonialgesellschaft zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs. Sie stellt dar, wie die Frauen
sich nicht mehr nur als weiblich sowie als bürgerlich oder adelig definierten, sondern auch als
weiß. Auf diese Weise zeigt sie, wie weiße Identität im Kontext des Kolonialismus konstruiert wurde." (Autorenreferat)
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1.2 Kulturgeschichte
[63-L] Winkel, Heidemarie:
Soziale Grenzen und Möglichkeiten der Kommunizierung von Trauer: zur Codierung von
Verlusterfahrungen als individuelles Leid, in: Rainer Schützeichel (Hg.): Emotionen und Sozialtheorie, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 286-304, ISBN: 3-593-37754-3
INHALT: Der sozial-historische Wandel des Verständnisses von Trauer vom europäischen Mittelalter zur europäischen Moderne wird skizziert. Im Zentrum steht die mit der Verlagerung
von Trauer ins Innere verbundene Unterscheidung zwischen der im Innern erlebten Emotion
und den als begrenzt geltenden Möglichkeiten ihres nach außen gerichteten Ausdrucks. Es
wird dargestellt, wie Psychologie und Psychotherapie im Rahmen der institutionalisierten
Trauerhilfe zwar einerseits neue Möglichkeiten ihrer Thematisierung eröffnen, dabei aber
gleichzeitig jenes Sinnschema von Trauer als unverstandene und letztendlich unartikulierbare
persönliche Gefühlslage bestätigen. Schließlich wird der Frage nachgegangen, wie es gelingen kann, die individuelle Besonderheit eines solchermaßen einzigartigen Gefühls gegenüber
Dritten sozial relevant machen zu können. Systemtheoretisch gesehen setzt dies die Existenz
sozialer Standards zur Kommunizierung von individuellem Leid voraus. (GB)
1.3
Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
[64-L] Albert, Karl; Jain, Elenor:
Zeitfragen: fünf philosophisch-politische Betrachtungen, Münster: Monsenstein u. Vannerdat
2005, 182 S., ISBN: 3-86582-188-X (Standort: UB Erlangen(29)-H00/2006A/5770)
INHALT: "Die Autoren greifen fünf zurzeit in Politik und Gesellschaft lebhaft diskutierte Probleme auf, die bislang aufgrund mangelnder Begriffsschärfe und dem Verzicht auf den kulturhistorischen Hintergrund zu keiner Lösung führten. Die brisanten Themen 'Zum Begriff einer
deutschen Leitkultur', 'Die Bedeutung der Humanität als Fundament der Demokratie', die
Trage des Beitritts der Türkei in die EU', 'die Bildungsmisere und ihre Hintergründe' sowie
die 'Patriotismusdebatte' werden in den Beiträgen demzufolge sachlich und kulturhistorisch
fundiert erörtert." (Autorenreferat)
[65-L] Axford, Barrie:
Multi-dimensionality, mutual constitution and the nature of systemness: the importance of
the cultural turn in the study of global systems, in: Protosociology : an international journal of
interdisciplinary research, Vol. 20/2004, S. 125-142 (Standort: USB Köln(38)-XG07319; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.protosociology.de/Volumes/Volume20.html)
INHALT: "In this article the author will address the critical question of the constitution of global
systems and the part played in such processes by what is often summarized as culture. He examines the important distinction between culture and globalization and culture as constitutive
of global social relations. The need to cleave to a systemic treatment of globality is put, while
noting the dangers that lie in one-dimensional accounts of global system constitution. To offset any such tendency the author explores the constitution of global systemness from a structurationist perspective. He outlines the nature and significance of culture in the study of
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
57
global systems, drawing attention to different literatures. Finally Axford underscores the importance of the cultural turn in the study of global systems and what has to be done to take
full advantage of it. In what follows he will address the critical question of the constitution of
global systems and the part played in such processes by what is conveniently - if sometimes
unhelpfully - summarized as 'culture'. By global systems the author means networks of interaction and meaning that transcend both societal and national frames of reference. He wants to
shift the emphasis away from an under-theorized focus on cultural globalization to a consideration of global systems as enacted in part through cultural processes. In other words, he
does not want to conflate the conjunctional features of contemporary (cultural) globalization
with culture as the realm of lived experience integral to the enactment of all social-systemic
relations. In some respects this approach maybe seen as part of a shift - perhaps a paradigm
shift - in how we understand the space of the social, and in how, or whether, we construe the
global as the constitutive of all social relations (Beck 2003; Shaw 2003). The author will begin with a mild polemic against a well-known systemic account of world-making forces that
highlights some of these issues." (author's abstract)
[66-F] Barandun, Angela, Lic.oec.publ. (Bearbeitung); Scherer, Andreas Georg, Prof.Dr. (Betreuung):
The role of power in cultural change
INHALT: Today, culture and cultural change cannot be seen as isolated phenomena that can be
studied from a natural sciences approach anymore. Organizations and their cultures are socially constructed and as such inherently political; where members of a community have to
agree on shared meanings, power will influence the outcome. Power and culture are processual and jointly involved in the articulation and reproduction of organizational reality. In this
paper, I explore how relations of power affect processes of cultural change. I argue that power
affects the kinds of meanings and interpretations that come to be externalized and objectivated as part of the ongoing production of reality. Moreover, I propose that different forms of
power in organizations are connected to specific cultural change processes - manifestation is
linked with discipline, realization with dominance, symbolization with force, and interpretation with influence - and that an examination of these different forms of power provides a basis for understanding why some meanings and interpretations are integrated and institutionalized while others are not. (Intermediate) results: Power influences change, a framework
showing the connection can be established.
METHODE: The paper does not contain any kind of field research and is based on literature
research exclusively. I focus on approaches that are considered to have a social constructivist
background.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2004-06 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Zürich, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Institut für Organisation und Unternehmenstheorien -IOU- Lehrstuhl für Grundlagen der BWL und Theorien der
Unternehmung (Winterthurerstrasse 92, 8006 Zürich, Schweiz)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
[67-L] Berger, Verena; Frosch, Friedrich; Vetter, Eva (Hrsg.):
Zwischen Aneignung und Bruch: Studien zum Konfliktpotential von Kulturkontakten in der
Romania, Wien: Löcker 2005, 214 S., ISBN: 3-85409-416-7 (Standort: SB München(12)-2006.
16714)
INHALT: "Abseits aktueller Kulturkonflikt-Theorien eines Samuel Huntington und eines von ihm
entworfenen Bildes sich voneinander abgrenzender und auf den großen Clash zusteuernder
'Zivilisationen', versuchen die AutorInnen dieses Bandes ein differenziertes Bild kultureller
Konflikte zu entwerfen. - Dabei ist es gerade die kritische Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart, welche das von manchen als 'unmöglich' empfundene Fach Romanistik
mit seinen über mehrere Kontinente verstreuten Sprachen und Kulturen ausmacht, die besonders geeignet ist, die konfliktträchtigen Gefälle und Abhängigkeiten, welche die Kulturen
nach innen wie nach außen hin strukturieren, in ihren Tiefendimensionen zu verfolgen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Birgit Wagner: Konfliktuelle Begegnungen: Ein Versuch
über die räumliche Dimension von Kulturkontakten und Kulturkonflikten (15-29); Fritz-Peter
Kirsch: Textwelten und Kulturkonflikte: Neue Perspektiven der Literaturgeschichtsschreibung (31-44); Rosita Rindler Schjerve: Sprachkontakt als Sprachkonflikt - ein Paradigma im
Wandel? (45-61); Eva Vetter: Wie viel Differenz ist zumutbar? Eine Diskursanalyse zum bretonisch-französischen Sprachkonflikt (65-82); Renate Lunzer: Tod in Venedig: Von Zwischenexistenzen (85-100); Manuela Hager/Dora Vrdlovec-Poti: Beispiele kultureller Alterität
in Texten des italienischen Mezzogiorno (101-115); Friedrich Frosch: Tupi or not Tupi: Entwürfe einer kulturellen Identität Brasiliens und ihre Reflexion bei Lima Barreto (117-135);
Claudia Leitner: Unheimliche Begegnungen über Mexiko: Spektren der Malinche zwischen
Popular- und Hochkultur (137-157); Heinrich Stiehler: Tristan Tzara zwischen Peripherie und
Zentrum (159-172); Verena Berger: Süden trifft Norden: Migration und Kulturen am Grenzübergang im Spielfilm El Norte (175-191); Christopher F. Laferl: Hollywood und Brasilien:
Kulturkontakt im Zeichen der 'Guten Nachbarschaft' (193-210).
[68-L] Bröskamp, Bernd:
Glokalisierte Körper: Körperkünste und Kulturen in Zeiten der Globalisierung, in: Mark
Hillebrand, Paula Krüger, Andrea Lilge, Karen Struve (Hg.): Willkürliche Grenzen : das Werk
Pierre Bourdieus in interdisziplinärer Anwendung, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 219-248,
ISBN: 3-89942-540-5
INHALT: Auf dem Hintergrund der Bourdieuschen Habitustheorie wird die These entwickelt,
dass eine globale Ausbreitung kultureller Güter, Praxis- und Konsumformen kaum erfolgen
kann, ohne dass diese ihrerseits aufgrund kultureller Habitualisierungen einem lokal spezifischen Wandel unterworfen werden. Dieses Wechselverhältnis von Globalisierung und lokalem Wandel wird mit dem Konzept "Glokalisierung" von Robertson bezeichnet. Zur Illustration der Glokalisierung körperlicher Habitusformen wird auf transnationale Felder körperbezogener Kulturproduktion in den Bereichen Tanz, Sport und Schönheitswettbewerbe sowie
auf glokale Körpermärkte eingegangen. (GB)
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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[69-L] Danielzyk, Rainer; Eichler, Kurt; Esch, Christian; Göschel, Albrecht; Keuchel, Susanne;
Meyer, Christian; Roters, Andreas:
Demografischer Wandel - Konsequenzen für die kulturelle Infrastruktur: Fachgesprächsreihe, (ILS-NRW-Arbeitspapiere), Dortmund 2005, 76 S. (Graue Literatur; URL: http://www.ilsshop.nrw.de/down/kultur-demogr.pdf)
INHALT: "Der demographische Wandel stellt die kulturellen Institutionen und Einrichtungen vor
neue Herausforderungen. Der Prozess des demographischen Wandels, der mit 'wir werden
weniger, älter und bunter' umschrieben werden kann, bedingt eine grundsätzliche Veränderung der Bevölkerungsstruktur. Gleichzeitig sind ein Wandel und eine Differenzierung von
Kulturverständnissen zu beobachten. Aber welche Prozesse stehen hinter den gerade benannten Begriffen und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die kulturellen Angebote
und Infrastrukturen? Quantitative Veränderungen im Zuge des demographischen Wandels ergeben sich einerseits durch sinkende Bevölkerungszahlen, die vor allem durch sinkende Geburtenraten verursacht werden. Dieses und die steigende Lebenserwartung führen zu einem
starken anwachsen der Gruppe der 'Ältern' und einem Rückgang von jüngeren Menschen.
Zudem führen Migration und höhere Geburtenraten von Zugewanderten zu einer verstärkten
Internationalisierung der Gesellschaft. Qualitative Veränderungen ergeben sich durch einen
Wandel von Kulturverständnissen. Ausdruck dafür ist z.B. eine bei Jugendlichen feststellbare
aktivere Kulturrezeption. Kinder und Jugendliche sind aufgrund verschiedener Entwicklungssituationen nicht mehr willens und z.T. nicht in der Lage, passiv ein Kulturangebot zu rezipieren. Der fortschreitende Prozess der gesellschaftlichen Individualisierung führt zudem zu einer zunehmenden Differenzierung in eine Vielfalt von unterschiedlichen Milieus, die sich
durch ihren Wohnort, ihre Kleidung oder ihr Kulturverständnis voneinander abgrenzen. Parallel zur Individualisierung ist eine Zunahme von Menschen mit Migrationshintergrund zu beobachten. Je nach dem jeweiligen kulturellen Hintergrund haben die verschiedenen Ethnien eigene Vorstellungen und Ansprüche von Kultur. Die neue Vielfalt von unterschiedlichen Kulturverständnissen und den daraus resultierenden differenzierten Bedürfnissen und Ansprüchen an die Kultur und die kulturellen Einrichtungen stellen das derzeit bestehende kulturelle
Angebotsspektrum in Frage, denn die Kulturpolitik steht vor der Herausforderung, mit geringeren finanziellern Mitteln ein breiteres Spektrum an Bedürfnissen zu befriedigen. Doch wie
haben das Land NRW und die Kommunen zu reagieren und wie könnte eine zukünftige Kulturpolitik aussehen? Welche Ziele sollte sie verfolgen, welche Steuerungsinstrumente kann
sie entwickeln? Wie müssen sich Institutionen verändern, um nicht zum 'Generationenmodell'
zu werden und welche Strategien lassen sich entwickeln, um die Kulturlandschaft lebendig
und offen zu gestalten? Über diese und weitere Fragestellungen haben Kulturschaffende, Entscheider der Kulturpolitik und Wissenschaftler im Rahmen von drei Fachgesprächen diskutiert. Die Ergebnisse der Fachgesprächsreihe fasst dieser Reader zusammen." (Autorenreferat)
[70-L] Daxner, Michael:
Kultur und Demografie: Die europäische Dimension, in: Stiftung Niedersachsen (Hrsg.): "älter
- bunter - weniger" : die demografische Herausforderung an die Kultur, Bielefeld: transcript Verl.,
2006, S. 109-119, ISBN: 3-89942-505-7 (Standort: UB Kaiserslautern(386)-596/475)
INHALT: Die demographischen Rahmenbedingungen der Kultur haben sich geändert. Europa
wird kontinentaler, weiblicher, gleichzeitig durch Immigration jünger und durch sinkende
Reproduktionsraten älter, gleichzeitig anglophoner und - wiederum durch Immigration - auch
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
vielsprachiger. Das neue Europa "wird eine ganz neue Zusammensetzung von Europäern haben". Daher ist heute ein europäischer Kulturraum aufzubauen, "dessen Standards als europäisch definiert werden und damit erst einmal europäisch sein können". (ICE2)
[71-L] Feichtinger, Johannes; Großegger, Elisabeth; Marinelli-König, Gertraud; Stachel, Peter;
Uhl, Heidemarie (Hrsg.):
Schauplatz Kultur - Zentraleuropa: transdisziplinäre Annäherungen, (Gedächtnis - Erinnerung - Identität, Bd. 7), Innsbruck: Studien-Verl. 2006, 470 S., ISBN: 3-7065-4216-1 (Standort:
SB München(12)-2006.33027)
INHALT: "Der vorliegende Band versammelt Texte, die aus der Perspektive unterschiedlicher
Fachdisziplinen um vier miteinander verbundene Themenschwerpunkte kreisen: Kultur - Gedächtnis - Identität, Pluralität - Transnationalität - Postkolonialismus, Moderne - Postmoderne
- Globalisierung sowie Performanz - Repräsentation - Theater. Mit diesen Schwerpunktsetzungen werden Fragestellungen aufgegriffen, die in den letzten Jahren unter transdisziplinären Gesichtspunkten vielfach thematisiert wurden und in gewisser Hinsicht so etwas wie
grundlegende Themen eines internationalen, sich als 'kulturwissenschaftlich' definierenden
Forschungsfeldes bilden. Verbunden werden diese Problemfelder durch übergreifende Fragestellungen, wie jener nach der Komplexität und Mehrdeutigkeit kultureller Codes, nach der
Konstruktion von Identitäten bzw. kollektiven Gedächtnissen in komplexen 'Kultursystemen'
und nach den Medien, mittels derer gesellschaftliche Sinnstiftungen kommuniziert werden,
sowie nach dem Umgang mit ethnisch-kultureller Pluralität in einer spezifisch zentraleuropäischen Ausprägung und im internationalen Vergleich in Vergangenheit und Gegenwart." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Aleida Assmann: 'Ein geteiltes europäisches Wissen von uns
selbst'? Europa als Erinnerungsgemeinschaft (15-24); Heidemarie Uhl: Kultur, Politik, Palimpsest. Thesen zu Gedächtnis und Gesellschaft (25-35); Urs Altermatt: Religion und Nation
als Gedächtnis (37-44); Wolfgang Müller-Funk: Autobahnen und gotische Runen. Anmerkungen zur Konstruktion des kulturellen Gedächtnisses im modernen Nationalismus (45-53);
Philipp Ther: Vom Gegenstand zum Forschungsansatz. Zentraleuropa als kultureller Raum
(55-63); Rudolf Jaworski: Ostmitteleuropa als Gegenstand der historischen Erinnerungs- und
Gedächtnisforschung (65-71); Karin Liebhart/Andreas Pribersky: Verhüllen/Enthüllen. Gedächtnispolitik als Politik des Vergessens? (73-81); Emil Brix: Geschichtsinterpretationen
und Gedächtnispolitik. Das Bild der Habsburgermonarchie in den mitteleuropäischen Staaten
seit 1989 (83-91); Peter Stachel: Franz Joseph Superstar (93-103); Waltraud Heindl: 'De viris
illustribus'. Über Helden, Geschichte und Nation in der österreichischen Monarchie (105112); Werner Suppanz: Das Barock-Zeitalter in der Identitätspolitik des autoritären 'Ständestaates' (113-121); Werner Telesko: Österreichische Landschaftskunst und Identitätsstiftung
im 19. Jahrhundert (123-130); Barbara Boisits: Die Denkmäler der Tonkunst in Österreich als
vaterländischer Gedächtnisort (131-139); Hildegard Kernmayer: Vom Denkmalsetzen in der
Literatur. Zu Marie-Thérèse Kerschbaumers Prosatext 'Der weibliche Name des Widerstands'
(141-148); Nicole L. Immler: Die Familienerinnerungen von Hermine Wittgenstein: Eine
Chronik und ihre Narrative als kulturwissenschaftliches Untersuchungsfeld (149-158); Monika Sommer-Sieghart: Historische Ausstellungen als 'contested space' (159-166); Ulrich Tragatschnig: Die Fotographie als Sammlung (167-175); Eva Tropper: Beschädigte Erinnerung?
Fotografische Memoria als Krisendiskurs der Moderne. Eine Re-Lektüre von Roland Barthes'
Essay 'Die Helle Kammer' (177-184); Otto Luthar: Die Schlacht um die Vergangenheit. Historischer Revisionismus in Slowenien nach 1991 (185-193); Ernst Bruckmüller: In einem na-
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
61
hen fernen Land. Als Österreicher in Slowenien (195-203); Éva Kovács: Das Baby im Pionierlager - Ein Versuch zur Zähmung der Erinnerung (205-213); Werner Sollors: Kleine Reise in die Baedeker-Vergangenheit (215-223); Elena Mannová: Leutschau - Locse - Levoca als
multiple Orte des Gedächtnisses (225-235); Dieter A. Binder: Heimat(en). Zur Konstruktion
des Steirischen (237-242); Dietmar Goltschnigg: Peter Rosegger und der Kampf ums HeineDenkmal in Deutschland (243-247); Franz L. Fillafer: Das Josephinische Trauma und die
Sprache der österreichischen Aufklärung (249-258); Lucjan Puchalski: Die zentraleuropäische Kulturerfahrung in den polnischen Projekten Constant von Wurzbachs (259-268); Michael Rössner: Das leere (zentraleuropäische) Zentrum und die lebendige Peripherie - Gedanken zu Musils 'Kakanien' -Kapitel im 'Mann ohne Eigenschaften' in einem lateinamerikanischen Kontext (269-277); Andre Gingrich: Kulturgeschichte, Wissenschaft und Orientalismus. Zur Diskussion des 'frontier orientalism' in der Spätzeit der k. u. k. Monarchie (279288); Anil Bhatti: Plurikulturalität und Grenzziehungen. Über eine Erzählung von Sa'adat
Hassan Manto (289-296); Johannes Feichtinger: Das Neue bei Mach, Freud und Kelsen. Zur
Aufkündigung der Legitimationsfunktion in den Wissenschaften in Wien und Zentraleuropa
um 1900 (297-306); Volker A. Munz: 'Alle Philosophie ist 'Sprachkritik'. Eine Randbemerkung zur Philosophie der Moderne (307-315); Bernd Weiler: 'Would you be ready to join
a new movement in anthropology, the 'Unbelievers'? Zu den Briefen von Siegfried F. Nadel
an Meyer Fortes (317-324); Helga Mitterbauer: Zentraleuropäische Polyphonie - oder: Überlegungen zu einer transkulturellen Literaturwissenschaft (325-333); Andrei Corbea-Hoisie:
Über 'Nachbarn' und 'Fremde'. Der 'Prozeß der Zivilisation' und sein Scheitern in einem Roman von Aharon Appelfeld (335-343); Endre Hárs: Vom Menschengeschlecht zur 'Menschlichen Nation'. Ferenc Verseghys vorromantischer Nationsbegriff (345-352); Andreás F. Balogh: Von der verlorenen Hoffnung bis zur Ironie - Das südöstliche Zentraleuropa des Hans
Bergel und Franz Hodjak (353-360); Jaques Le Rider: Malwida von Meysenbug und Österreich (361-369); Gertraud Marinelli-König: Lermontovs 'Traum' und Puskins 'Blutiger Schal':
Wie russische Gedichte nach Wien gelangten. Zum 'Dialog der Kulturen' im Vormärz (371378); Elisabeth Großegger: Schauplatz Text. Textrelationen im zeitgenössischen Theater
(379-387); Lottelis Moser, Helene Zand: Das Konzept des Performativen in der Kulturtheorie
Hermann Bahrs (389-396); Andrea Sommer-Mathis: Höfisches Fest als ephemere Gedächtniskunst (397-405); Federico Celestini: Die Performanz des Grotesken. Zu Franz Schreckers
Oper 'Die Gezeichneten' (407-414); Otto G. Schindler: 'Schon bekannt die Lazzo'. Die Textsorte 'Szenar' als dialektisches Medium kollektiver Erinnerung und der Prozess der 'Zerspielung'. Fallbeispiel Passalisco (Kolin 1760) (415-425); Jaroslav Stritecký: Libussa und Brandenburger (427-434); Helmut Konrad: Die Anfänge des Spezialforschungsbereichs 'Moderne.
Wien und Zentraleuropa um 1900' an der Universität Graz (437-442); Gotthard Wunberg:
Gibt es einer Wiener Variante der Kulturwissenschaften? (443-446).
[72-L] Fuchs, Albert:
Kultur und Krieg, (Arbeitspapier / Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung
e.V., Nr. 19), Wahlenau 2003, 34 S. (Graue Literatur; URL: http://www.ifgk.de/download/AP19.
pdf)
INHALT: "Krieg stellt ein von individueller Aggression strikt zu unterscheidendes, spezifisch
menschliches 'Kulturprodukt' dar - allerdings mit fließenden Übergängen zu bestimmten
Formen von Zwischengruppengewalt bei Menschenaffen (Schimpansen). Daraus ergibt sich
die Frage, in welcher Weise bestimmte Aspekte der Kultur(en) zur Kriegsanfälligkeit
62
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
menschlicher Gesellschaften beitragen. Nach einer Erläuterung der zentralen Begriffe Kultur
und Krieg und einer Differenzierung und Präzisierung der Leitfrage werden Analysen und
Befunde vorgestellt, die den Einfluss des weltanschaulichen Hintergrunds, politisch-sozialer
Strukturen und ökonomisch-technologischer Bedingungen auf die Kriegsanfälligkeit menschlicher Gesellschaften hervorheben. Dann werden einige von den skizzierten Ansätzen weitgehend vernachlässigte Fragen zur 'Schnittstelle' Mensch herausgearbeitet. Der Beitrag schließt
mit einem eher skeptischen Ausblick auf die Chancen, die Austragung zwischengesellschaftlicher Konflikte in Form von kriegerischer Gewalt zu überwinden." (Autorenreferat)
[73-L] Gerhardt, Volker:
Vom säkularen Geist der Politik, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg.
60/2006, H. 7 = H. 687, S. 563-574 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der vorliegende Essay enthält kritische Anmerkungen zur gegenwärtigen politischen
Lage und zur Bedeutung von Kultur und Religion im Zeitalter der Globalisierung. Es wird
u.a. die Frage nach einem neuen Humanismus aufgeworfen und ein neues weltpolitisches Epochenmodell vorgestellt, das der Politik eine säkulare Perspektive gibt. Die drei Stufen der
politischen Entwicklung von der frühen Institutionalisierung über die wachsende nationalstaatliche Autonomie bis hin zur Selbstkonstitution unter dem Anspruch eines kodifizierten
Menschenrechts verdeutlichen auch die wachsende Eigenlogik politischer Prozesse. Die historische Rekonstruktion der Logik von Politik zeigt, dass sie von ihrer eigenen juridischtechnischen Dynamik auf Säkularisierung angelegt ist. Sie ist und bleibt an die organischen
Naturvorgänge gebunden, die sich jedoch im Übergang von der Gattung in Gesellschaft zu
selbstgesteuerten Prozessen der Kooperation und Koordination steigern. Ihr Grundvorgang ist
die gegenwärtig stattfindende Partizipation an den Institutionen, die sie errichtet, um die
komplexer werdenden Vorgänge einer an einheitlichen Vorstellungen orientierten politischen
Lenkung zu unterwerfen. (ICI2)
[74-L] Gerstner, Alexandra; Könczöl, Barbara; Nentwig, Janina (Hrsg.):
Der neue Mensch: Utopien, Leitbilder und Reformkonzepte zwischen den Weltkriegen,
Frankfurt am Main: P. Lang 2006, XIV, 184 S., ISBN: 3-631-54168-6 (Standort: USB Köln(38)33A3573)
INHALT: "Die Zwischenkriegszeit war von tiefgreifenden Veränderungen aller Lebensbereiche
geprägt; kulturelle, politische, religiöse und gesellschaftliche Werte und Normen wurden neu
verhandelt. Als Reaktion auf die als krisenhaft empfundene Modernisierung ist die Suche
nach einem 'Neuen Menschen' zu sehen. An dieser utopischen Figur lassen sich Wünsche,
Hoffnungen und Ziele dieser Epoche ablesen. Sie ist gleichsam ein Schlüssel zu den mannigfaltigen Zukunftsentwürfen gesellschaftlicher Gruppen beziehungsweise intellektueller, kultureller und politischer Eliten in Europa. Junge Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachrichtungen beleuchten in diesem Band die Figur des 'Neuen Menschen' aus verschiedenen Blickwinkeln. Nicht zuletzt durch ihre Interdisziplinarität eröffnen die Beiträge neue Forschungsperspektiven für das vielgebrauchte, aber bislang nur unzureichend erfasste Schlagwort 'Neuer Mensch'." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Barbara Könczöl, Alexandra Gerstner und
Janina Nentwig: Auf der Suche nach dem Neuen Menschen. Eine Einleitung (VII-XIV);
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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Claudia Bahmer: André Malraux, l'homme nouveau (3-17); Alexander Schmitz: Völlig neu
und eigenartig. Zur Instituierung des ganzen Menschen bei Carl Schmitt (19-34); Nele
Schneidereit: Der "utopische Standort" - Helmuth Plessners philosophisch-anthropologischer
U-topos gegen das Arkadien einer ,Neuen Gemeinschaft' (35-51); Alexandra Gerstner: Der
"neue Europäer". Richard Coudenhove-Kalergis Vision einer paneuropäischen NeoAristokratie (55-70); Marcel Lepper: "Typologie in der Westentasche". Der "Neue Mensch"
als "barocker Held" (1918-1933) (71-86); Frank Becker: Revolution des Körpers - Der Sport
in Gesellschaftsentwürfen der klassischen Moderne (87-104); Sonja Levsen: Der "neue Student" als "Führer der Nation". Neuentwürfe studentischer Identitäten nach dem Ersten Weltkrieg (105-120); Martina Steber: "Heimatmenschen sollen wir erziehen ...": Menschenideale
in Weimarer Konzeptionen der Heimatkunde (123-138); Janina Nentwig: Fleisch und Eisen Georg Scholz und die Rationalisierung in der Weimarer Republik (139-153); Diana Zitzmann: Neuer Mensch - Neues Wohnen? Leningrader Avantgarde-Architektur 1929-1931
(155-170).
[75-L] Gieler, Wolfgang:
Entwicklung und Kultur: ein wissenschaftstheoretischer Diskurs zum westlichen Ethnozentrismus, Münster: Lit Verl. 2006, 78 S., ISBN: 3-8258-7827-9 (Standort: SB Preuß. Kulturbesitz Berlin(1/1a)-1A595110)
INHALT: Der Verfasser versteht sein Buch als interdisziplinären Beitrag zu einem dialogisch
konzipierten Entwicklungsprozess, bei dem die Auf- und Abwertung einer bestimmten Kultur
überwunden wird. Das heute vorherrschende Konzept der Entwicklungszusammenarbeit versteht er als kulturelles Produkt des Westens, das letzten Endes dessen eigenen Zielsetzungen
widerspricht. Die Misserfolge der verschiedenen Entwicklungskonzeptionen sind Ergebnis
der Unvereinbarkeit zwischen westlichen Wertsystemen und Weltanschauungen und nichtwestlichen Kulturen. Seit der islamischen Revolution im Irak gewann die Auffassung an Gewicht, Entwicklungszusammenarbeit solle Erhaltung und Entwicklung der kulturellen Identität der Entwicklungsländer fördern. Hierbei handelt es sich auch um einen erkenntnistheoretischen Imperativ: auch im wissenschaftlichen Bereich ist der Versuchung zu widerstehen, die
Allgemeingültigkeit von Begriffen und Grundsätzen als selbstverständlich vorauszusetzen.
Interkulturelle Kommunikation ist der Schlüssel zur Überwindung des westlichen Ethnozentrismus. (ICE2)
[76-F] Giese, Torben; Wolbring, Barbara, Dr. (Bearbeitung); Gall, Lothar, Prof.Dr. (Leitung):
Wissen und Macht in den gesellschaftlichen Umbrüchen des 19. und 20. Jahrhunderts (Teilprojekt E5)
INHALT: Ausgangspunkt des Teilprojektes ist die Annahme, dass das Selbstverständnis einer
Gesellschaft sich in ihren Wissensformen, ihrem Wissensbedürfnis und einem sich wandelnden Wissenskanon ausdrückt. Gleichzeitig ist ein bestimmtes 'Wissen' der eigentliche Faktor
gesellschaftlicher Integration. Die Untersuchung der Wissenskultur ermöglicht daher eine
vertiefte Kenntnis des Aufbaus, der Ziele und Leitbilder der Gesellschaft. Im Mittelpunkt des
Teilprojektes steht die Frage nach dem Zusammenhang einer bestimmten Wissenskultur und
einer Gruppe bzw. der Gesellschaft insgesamt. Es soll danach gefragt werden, welche Wissenskultur konstitutiv ist für eine bestimmte Gesellschaft und mittels welcher Institutionen die
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
notwendige Integrationsleistung vollbracht wird. Zugleich gilt es, den Wandel der Wissenskultur in seinen Phasen zu untersuchen, da die Tradition und Manifestation von Wissen einem
dynamischen Kommunikationszusammenhang unterworfen ist. Die beiden begonnenen Einzelprojekte thematisieren mit dem Museum und der Kirche elementare Institutionen gesellschaftlicher Wissenskommunikation und damit zentrale Sozialisationsagenturen der Gesellschaft. ZEITRAUM: 19. und 20. Jahrhundert
VERÖFFENTLICHUNGEN: Wolbring, Barbara: Krupp und die Weltausstellungen im 19. Jahrhundert. in: Die Weltausstellung von 1851 und ihre Folgen. The great exhibition and its legacy. Prinz-Albert-Studien. Bd. 20. München 2002, S. 293-302.+++Dies.: Weltorientierung
durch Schulwissen. Unterricht und Erziehung an Frankfurter Elementarschulen im Kaiserreich. in: Gall, Lothar; Schulz, Andreas (Hrsg.): Wissenskommunikation im 19. Jahrhundert.
Nassauer Gespräche der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft, Bd. 6. Stuttgart 2003, S. 81-109.
+++Dies.: Politisch motivierte Popularisierung im Fall des Germanischen Nationalmuseums.
in: Kretschmann, Carsten (Hrsg.): Wissenspopularisierung. Konzepte der Wissensverbreitung
im Wandel. Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, Bd. 4. Berlin 2003, S. 211-219.
+++Dies.: Die bürgerliche Bildungsreise. in: Geschichte lernen, Jg. 16, 2003, H. 92, S. 18-22.
+++Dies.: Die Universität im Dienst einer Erneuerung der Gesellschaft. Vorstellungen und
erste Maßnahmen in Heidelberg nach dem Ende des Dritten Reiches. in: Kretschmann, Carsten; Pfahl, Henning; Scholz, Peter (Hrsg.): Wissen in der Krise? Institutionen des Wissens in
gesellschaftlichen Wandel. Berlin 2005, S. 175-194.+++Kretschmann, Carsten: Rechtsgeschichtliche Beiträge zur Antisemitismusforschung. in: Bergmann, Werner; Körte, Mona
(Hrsg.): Antisemitismusforschung in den Wissenschaften. Berlin 2004, S. 137-159.+++Ders.:
Schuld und Sühne. Biographische Annäherungen an Erich Lüth. in: Henne, Thomas; Riedlinger, Arne (Hrsg.): Das "Lüth"-Urteil in (rechts)historischer Sicht. Die Grundlegung der
Grundrechtsjudikatur in den 1950er Jahren (im Druck).+++Kretschmann, C.: Wissenspopularisierung. Konzepte der Wissensverbreitung im Wandel. Wissenskultur und gesellschaftlicher
Wandel, Bd. 4. Berlin: Akademie-Verl. 2003, 409 S.+++Kretschmann, C.; Pahl, H.; Scholz,
P.: Wissen in der Krise. Institutionen des Wissens im gesellschaftlichen Wandel. Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, Bd. 8. Berlin: Akademie-Verl. 2004, 250 S.+++Kretschmann, C.: Bauformen in Schnitzlers Schauspiel Der einsame Weg. in: Jahrbuch des Freien
Deutschen Hochstift 2002. S. 296-316.+++Ders.: Bismarck und das deutsch-österreichische
Problem. in: MIÖG, 2003, 111, S. 429-444.+++Ders.: Hebbel und die deutsche Frage. in:
Schriftenreihe der Wiener Hebbel-Gesellschaft. 2003 (im Druck).+++Kretschmann, C.; Pahl,
H.; Scholz, P.: Institutionen des Wissens in Krisen - eine Einführung. in: Wissen in der Krise.
Institutionen des Wissens im gesellschaftlichen Wandel. Wissenskultur und gesellschaftlicher
Wandel, Bd. 8. Berlin: Akademie-Verl. 2004, ca. 250 S.+++Kretschmann, C.: Wissenskanonisierung und -popularisierung in Museen des 19. Jahrhunderts - das Beispiel des Senckenberg-Museums in Frankfurt am Main. in: Gall, L.; Schulz, A. (Hrsg.): Wissenskommunikation im 19. Jahrhundert. Nassauer Gespräche der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft, Bd. 6.
Stuttgart: Steiner 2003, S. 171-212.+++Ders.: Wissenspopularisierung - ein altes, neues Forschungsfeld. in: Kretschmann, C. (Hrsg.): Wissenspopularisierung. Konzepte der Wissensverbreitung im Wandel. Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, Bd. 4. Berlin: AkademieVerl. 2003, S. 7-21+++Ders.: Á toutes les gloires de la France - Louis-Philippe und die Galerie des Batailles in Versailles. in: ebd., S. 179-196.+++Kretschmann, C.; Pahl, H.: Ein "Zweites konfessionelles Zeitalter"? Vom Nutzen und Nachteil einer neuen Epochensignatur. in:
Historische Zeitschrift (HZ), 2003, 276, S. 369-392.+++Kretschmann, C.: Artikel "Havenstein, Martin". in: König, C. (Hrsg.): Internationales Germanistenlexikon. Berlin: de Gruyter
2003.+++Ders.: Artikel "Linden, Walther". in: ebd.+++Pahl, H.: "Glaub' nur ans Wort, Bet'
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
65
immerfort': Deutungen und Reaktionen württembergischer Landpfarrer auf den gesellschaftlichen Wandel des 19. Jahrhunderts. in: Gall, L.; Schulz, A. (Hrsg.): Wissenskultur im 19.
Jahrhundert: Orte und Träger der Wissenskommunikation im bürgerlichen Zeitalter. Nassauer
Gespräche der Freiherr-v ARBEITSPAPIERE: Diverse Rezensionen.
ART: gefördert BEGINN: 2005-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Frankfurt, SFB - Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg 435
"Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel" (Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt am
Main); Universität Frankfurt, FB 08 Philosophie und Geschichtswissenschaften, Historisches
Seminar (60629 Frankfurt am Main)
KONTAKT: Leiter (Tel. 069-798-32621, Fax: 069-798-32622,
e-mail: [email protected])
[77-L] Grabner-Haider, Anton (Hrsg.):
Ethos der Weltkulturen: Religion und Ethik, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006, 400
S., ISBN: 3-525-57305-7 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5265)
INHALT: "Umfassend und detailliert stellt das Buch die Ethiksysteme und Wertordnungen der
großen Religionen und Kulturen der Welt vor und zeigt, wie sich die Ordnungen des sozialen
Lebens entwickelt haben. Diskutiert wird u.a. die Frage, ob wir uns in den vielfältigen interkulturellen Lernprozessen, denen wir uns aussetzen, tendenziell einem umfassenden Weltethos annähern oder nicht. Die Beiträge verdeutlichen, dass uns wechselseitige Lernprozesse
in kleinen und größeren Schritten real und zu jeder Zeit möglich sind. Der vergleichende Ansatz zu den Religionen und Kulturen schafft einen differenzierten Umgang mit der Thematik
und öffnet den Blick für echtes interkulturelles Lernen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis:
Anton Grabner-Haider: Ethos und Kultur (17-36); Anton Quack: Ethos der Stammeskulturen
(37-53); Heike Michael-Murmann: Indische Kultur (55-74); Anton Grabner-Haider: Buddhistische Kultur (75-101); Anton Grabner-Haider: Chinesische Kultur (103-129); Anton Grabner-Haider: Japanische Kultur (131-158); Karl Prenner: Werteordnung des Alten Orients und
Ägyptens (159-178); Johann Maier: Ethos des Judentums (179-242); Anton Grabner-Haider:
Ethos des Christentums (243-275); Karl Prenner: Islamische Kultur (277-318); Anton Quack:
Afrikanische Kulturen (319-329); Mariano Delgado: Zum Ethos der lateinamerikanischen
Kultur (331-347); Anton Grabner-Haider: Europäische Philosophie der Moral (349-398).
[78-L] Hagenbüchle, Roland:
Kultur im Wandel oder die Provokation des Vulgären, Würzburg: Königshausen u. Neumann
2005, 175 S., ISBN: 3-8260-3166-0 (Standort: UB Bonn(5)-2006-2877)
INHALT: Die Publikation befasst sich mit dem Aspekt der Bildung und Erziehung als bestimmende bzw. zukunftsweisende Faktoren im Zuge einer sich ständig wandelnden Kultur in der
modernen Gesellschaft. Nach einer einführenden Bestimmung des Schlüsselbegriffes 'Kultur'
werden im ersten Abschnitt zunächst kulturelle Defizite und Gefahren (Verlust des Vaterbildes, Digitalisierung der Kultur usw.) ins Auge gefasst, denen aber auch Chancen gegenüber
stehen, insbesondere die Entbinarisierung und die Dialogkultur. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit den im wesentlichen aus der Aufklärung stammenden utopischen Hoffnungen und Zielen (Gleichheit, Gerechtigkeit, vernünftiges Handeln u.a.), die - zumindest vor-
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
derhand - als gescheitert gelten müssen. Der dritte Abschnitt stellt zuletzt drei Vorschläge zur
Diskussion, die als Korrektur gängiger Denk- und Verhaltensmuster gedacht sind und die
moderne Gesellschaft vor festgefahrenen Strukturen bewahren sollen, wie sie die zukünftige
Entwicklung zu behindern drohen: (1) die institutionelle Verantwortung gemäß J. Sandels
'Formative Project', (2) den Appell zu universaler Selbstbestimmung nach E. Husserl sowie
(3) die Bewahrung der Freiheit und Offenheit des Zugangs zur Welt im Sinne Hölderlins. Die
Umsetzung der aus diesen Vorschlägen sich ergebenden Folgerungen obliegt in erster Linie
der Politik sowie dem Erziehungs- und Bildungsbereich, aber auch den Medien bzw. den
JournalistInnen. (ICG2)
[79-L] Hahn, Hans Peter:
Die Sprache der Dinge und Gegenstände des Alltags: eine afrikanische Perspektive, in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 44/2006, H. 1, S. 1-19 (Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Bedeutungen der Dinge, gewissermaßen ihre Sprache, konstituieren einen zentralen
konzeptuellen Zugang zur Materialität einer Gesellschaft. Diese Vorstellung ist aus verschiedenen Richtungen kritisiert worden. Problematisch sind etwa die Komplexität der damit
kommunizierten Bedeutungen und die Grenzen des sozialen Handelns, als der ein zeichenhafter Gebrauch von Dingen stets zu verstehen ist. Schließlich nehmen Konsumkritiker gerade
die Dimension der Bedeutung als Ausgangspunkt ihrer Thesen und weisen die Semiotisierung
des Alltags als eine neuere, schädliche Entwicklung zurück. Dahinter steht die Vorstellung,
im Kontext eines geringeren Sachbesitzes gäbe es - im Gegensatz zu westlichen Konsumgesellschaften - ein ideales Gleichgewicht zwischen Bedeutungen und Materialität. Die empirischen Forschungen des Autors zeigen jedoch am Fallbeispiel einer Gesellschaft mit geringem
Sachbesitz (ca. 100 Objekte / Person), wie groß die Rolle der Bedeutungen auch dort ist. Die
Semiotisierung scheint ein universelles Phänomen und die Annahmen der Konsumkritiker
damit widerlegt. Dennoch gibt es signifikante Unterschiede im Hinblick auf die Materialität
der Kultur. Knappheit der Ressourcen und Mangel an materiellem Gütern führen dazu, dass
in Gesellschaften mit geringem Sachbesitz noch eine andere Ebene der Reflektion auftritt, in
der die Eigengesetzlichkeit der Dinge betont wird. Dieser Diskurs betont die Unverfügbarkeit
der Dinge und eine Distanz, die in dieser Weise westlichen Konsumgesellschaften fremd ist.
Autonomie der materiellen Objekte und Unhintergehbarkeit der materiellen Eigenschaften
('Aufbrauchen') sind Kennzeichen einer ganz anderen Materialität. Die von semiotischen
Theorien und von Konsumkritikern vermutete postmoderne Distanzierung von Materiellem
wird dadurch fragwürdig." (Autorenreferat)
[80-L] Hauck, Gerhard:
Multikulturalismus, Umverteilung, Anerkennung: vom Unbehagen in der Vielfalt der Kulturen, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt, Jg. 26/2006, Nr.
104, S. 415-433 (Standort: USB Köln(38)-XG7608; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.zeitschrift-peripherie.de/Hauck_Multikulturalismus.pdf)
INHALT: "Das 'Unbehagen' im Multikulturalismus der Gegenwart gründet für Gerhard Hauck in
einem scheinbar unausweichlichen Dilemma: Das Minimum an normativer Verständigung,
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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ohne welches eine nicht im Kampf aller gegen alle mündende Interaktion zwischen den Kulturen undenkbar ist, scheint auf den ersten Blick nur auf zwei Wegen erreichbar: Entweder
wir erkennen alle Lebensformen ohne Einschränkung als gleichwertig an und berauben uns
damit jeder Möglichkeit der Kritik auch an aus unserer Sicht noch so inhumanen Sitten und
Gebräuchen. Oder wir erklären einen einzigen Maßstab zum für alle gültigen, sei es den unserer eigenen kulturellen Werte, sei es den einer ausschließlich ökonomisch bestimmten Verteilungsgerechtigkeit - und unterwerfen damit alle anderen unserem Diktat. In kritischer Auseinandersetzung mit der an Charles Taylor anknüpfenden philosophischen Diskussion um den
Multikulturalismus in den USA und Deutschland versucht Hauck zu zeigen, dass dieses Dilemma durch einen Ansatz überwunden werden kann, welcher 1. bipolar Anerkennung und
Umverteilung als gleichberechtigte Gerechtigkeitspostulate vertritt, 2. dialogisch die normative Richtigkeit von Praxen am 'eigentümlich zwanglosen Zwang des besseren Arguments' bemisst und 3. Kultur nicht in substantialistischen, sondern in prozessualen Begriffen versteht."
(Textauszug)
[81-L] Helfrich, Hede; Zillekens, Melanie; Hölter, Erich (Hrsg.):
Culture and development in Japan and Germany, Bielefeld: Daedalus Verl. 2006, XI, 227 S.,
ISBN: 3-89126-212-4 (Standort: BSB München(12)-2006.43868)
INHALT: "This book focuses on the significance of culture and development in Germany and
Japan from an interdisciplinary perspective. Three mutually interdependent parts constitute
the structure of the book. The first part deals with individual (ontogenetic) development in
both the German and the Japanese cultural contexts. The main question is, how the cultural
environment influences the personal growth and adjustment to the challenges of biological
development. The second part deals with social and economic change in Germany and Japan.
It addresses people's attitudes and lifestyles, their responsiveness to political programs, their
sense of ownership of the drive to preserve a decent future for the next generations, the reactions of national and local leaders to scientific and governance policy advice, and how these
are linked to the respective own cultural identities and values in times of global changes. The
third part aims to achieve an integrated view of ontogenetic and culture-genetic development,
bridging the gap between individual development on the one hand and cultural tradition and
change on the other. It deals with conceptual models of individual and cultural change serving
as guidelines for future intercultural understanding and cooperation." (author's abstract). Inhaltsverzeichnis: Shigekazu Kusune: Development of the Self and the Other in Japanese and
German society (3-13); Makoto Kobayashi: A preliminary study on the conditions for forgiveness: Towards the promotion of tolerance (15-28); Rieko Tomo: Comparison of changes
in developmental expectations toward children in Japan and Germany between 1960 and
2000: Which is more important for children, hardship or support? (29-38); Mikiko Eswein:
Socialisation in the West and in Japan: A cross-cultural analysis (39-55); David Chiavacci:
The general middle class model under pressure: Mainstream Japan at a turning point? (5982); Friedrich Fürstenberg: Symbolic identification in corporate cultures: Socio-cultural patterns in Japan, Germany and Great Britain (83-91); Mototaka Mori: Neo-nationalism or palaeo-nationalism: Is Ishihara an indicator for the populism in Japan? (93-111); Akira Tokuyasu: Economy and moral: Socially Responsible Investing in Germany and Japan (113-122);
Helmut Loiskandl: The art of archery and the attractiveness of chaos: Notes on societal
change and cultural basics (123-137); Florian Klapproth: Mental model of growth (141-153);
Kurt A. Heller and Angelika Lengfelder: Evaluation study of the International Olympiads:
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Three decades of cross-cultural and gender findings from North-American, European and
East-Asian olympians (155-175); Celine Chang and Anna Ehret: Evaluation of a GermanJapanese exchange programme with regard to its intercultural learning potential (177-189);
Alexander Thomas: An action- and learning-theoretical concept of intercultural competence
(191-216).
[82-L] Heller, Hartmut (Hrsg.):
Gemessene Zeit - gefühlte Zeit: Tendenzen der Beschleunigung, Verlangsamung und subjektiven Zeitempfindens, (Matreier Gespräche zur Kulturethologie : Schriftenreihe der Otto-KoenigGesellschaft Wien, 2004), Wien: Lit Verl. 2006, 353 S., ISBN: 3-8258-9588-2 (Standort: ULB
Münster(6)-3F64625)
INHALT: "'Zeit' ist ein unerschöpfliches Thema seit der frühen griechischen Philosophie. Die hier
publizierten Matreier Gespräche 2004 greifen es auf unter dem Eindruck einer gegenwärtig
auffälligen Diskrepanz: einerseits immer noch fortschreitende Akzeleration (vgl. Verkehrstechnik, Internet, Sport), andererseits Retardierungssehnsüchte (vgl. neue Begriffe wie
'Entschleunigung'). Allgemein ist Zeit der Grundfaktor der 'Kulturethologie', die in den
1970er Jahren der Wiener Verhaltensforscher Prof. Otto Koenig als neue Wissenschaftsperspektive begründete, um Erkenntnisse der biologischen Evolution auch für die Interpretation
kultureller Entwicklungen fruchtbar zu machen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hartmut Heller: "Tempus fugit!" - Eingangsbemerkungen zum Tagungsthema (9-19); Gustav
Reingrabner: "... zeitlich und ewiglich wohl verdienet ...". - Einige theologische Bemerkungen zur Zeit (23-42); Eckart Voland: Warum altern wir? - Die biologische Evolution der Vergänglichkeit (43-62); Walther L. Fischer: Formen des Verlaufs kultureller Prozesse (63-76);
Eilo Hildebrand: Die zeitliche Ordnung biologischer Prozesse und unsere subjektive Zeitempfindung (79-96); Manfred Wechsberg: Nanochemische Vorbedingungen für menschliches
Zeitempfinden (97-105); Bernhart Ruso: Wahrnehmung von Jahreszeiten - Biologische Mechanismen und ihre evolutionäre Bedeutung (106-119); Alfred K. Treml/ Michael Weigel:
rhythmos - kairos - chronos. Über die pädagogische Bedeutung der Zeiterfahrungen (120135); Andreas Mehl: Gefühlte, gedeutete und gemessene Zeit bei Griechen und Römern (139177); Jürgen Zwernemann: Zeit bei westafrikanischen Völkern (178-193); Roland Girtler:
Der Zeitbegriff in der alten bäuerlichen Kultur und sein Wandel (194-204); Hartmut Heller:
Über die Vielgestaltigkeit von Zeit und Geschwindigkeit im 90-Minuten-Spiel Fußball (205220); Otto Schober: Der Aspekt der Geschwindigkeit in der Kulturgeschichte des Lesens
(223-233); Sascha Möbius: Beschleunigung von militärischen Bewegungen im 18. Jahrhundert am Beispiel der preußischen Taktik in den Schlesischen Kriegen (235-265); Matthias
Rogg: "Kampf mit der Uhr" - Zeit, Strecke und Geschwindigkeit im I. Weltkrieg (267-280);
Klaus Nagel: Wo bleibt die Zeit? Computer werden immer schneller! Was machen sie mit der
gesparten Zeit? (281-286); Walter Klinger: Akzelerierende Wissenskumulation in den Naturwissenschaften - aufgezeigt am Beispiel der Physik (289-307); Bärbel Weber: Die Beschleunigung menschlicher Entwicklung durch organisiertes Lernen. Der Begriff des "Vergeschwinderns" bei Pestalozzi und seine Konsequenzen für eine veränderte Konzeption von
Unterricht (308-324); Max Liedtke: Beschleunigungsfaktor "Lernen". Evolutionstheoretische
und kulturethologische Aspekte (325-347).
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
69
[83-L] Hölbling, Walter W.; Rieser, Klaus; Rieser, Susanne (Hrsg.):
US Icons and Iconicity, (American Studies in Austria, Vol. 4), Münster: Lit Verl. 2006, 303 S.,
ISBN: 3-8258-8669-7 (Standort: Bayer. SB München(12)-2006.27869)
INHALT: "This book investigates the ontology as well as the social and cultural impact of US
icons. American Studies scholars from various nations have come together to explore origins,
maintenance, and manipulation of icons and to trace their hegemonic as well as subversive
impact. Icons experience mutation, modulation, adjustment, and diversification until they either fade or join the pantheon of core US icons, becoming almost eternal." (author's abstract).
Contents: Klaus Rieser: Preface: Icons as a Discursive Practice (7-16); Walter Hölbling,
Klaus Rieser, Susanne Rieser: Introduction (17-20); Birgit Schwelling: On History, Memory,
and Identity: The Vietnam Veterans Memorial as a Lieu de Mémoire (21-40); Heinz
Tschachler: 'In God We Trust' or, How Dollar Bills Represent and Constitute the American
Nation-an Attempt in Cultural Iconography (41-62); Oyvind Vagnes: Quoting Zapruder (6374); Nassim W. Balestrini: Rip Van Winkle on the Stage: Myth and Icon of American Origins
(75-92); Sämi Ludwig: Ideology and Art: Pocahontas in Three Early American Plays (93114); Allan Phillipson: The Killing Icon: Mickey Spillane's Mike Hammer (115-138); Teresa
Requena: Gertrude Stein: The Making of a Literary Icon (139-154); Alice A. Deck: The
Mammy/Aunt Jemima as an American Icon: Toni Morrison Responds (155-166); Dagmar
Fink: Cherished as well as Suspicious: Femme Femininities (167-186); Greta Olson: Fat and
Class Prejudice: America's Two-Body Society (187-204); Jan Roush: Trickster Tracks in the
Works of Sherman Alexie (205-218); Page Laws: Astaire and Rogers: Icons of American
Screen Romance (219-236); Bent Sorensen: Sacred and Profane Icon-Work: Jane Fonda and
Elvis Presley (237-258); Arno Heller: Reinventing Billy the Kid: The Juvenile Delinquent as
Icon (259-276); Louis J. Kern: Captain America: From Iconic American Super Soldier to Anti Heroic, Conflicted Embodiment of Super Power (277-298).
[84-L] Kalaga, Wojciech H.; Rachwal, Tadeusz (Hrsg.):
Spoiling the cannibals' fun?: cannibalism and cannibalisation in culture and elsewhere, (Literary and Cultural Theory, Vol. 20), Frankfurt am Main: P. Lang 2005, 252 S., ISBN: 3-63154484-7 (Standort: ULB Münster(6)-3F60450)
INHALT: "Spoiling the Cannibals' Fun? is not a volume about Captain Cook, unless one thinks
the story of his having been eaten in the Polynesian tropics is not so much about the nourishing of the barbarians with a white man's flesh, as one which raises a number of questions relating to, broadly understood, cultural encounters in which some sort of cannibalisation is always at stake. For example, an encounter with the other is inevitably also an encounter of
what Penelope Deutscher sees as 'the cannibal or 'eating' subject who is always already the
other 'in us'', an encounter which questions 'the integrity of the subject's boundaries'. This volume takes up such various metaphorical senses of cannibalism and cannibalisation, and explores the ways they function within diverse domains and niches of culture (and elsewhere)."
(author's abstract). Contents: Lance Rhoades: The Spectre and Spectacle of Cannibalism in
Consumerist Society (13-26); Helen Day: Modest Proposals and Love Supreme: Metaphorical, Literal and Virtual Cannibalism in Capitalist Society (27-36); Kathryn Radford: Reading
Literary Cannibalism Through Specific Body Parts (37-50); Slawomir Maslon: Having Eaten
One's Ears: On the Fetish Character in Music and the Spectacle of Digestion (51-64); Jacek
Mydla: Aquinas Eating Caliban on Friday, or the Vagaries of the Theology of Anti-
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
Cannibalism (65-72); Marta Zajac: Meatology (73-80); Kirsti Bohata: Excessive Appetites:
Cannibalism and Lesbianism (81-92); Liliana Barakonska: (In)Expressible Incorporation. On
Melancholy Cannibals (93-100); David Schauffler: Cannibalism on Tomtegaten: Who's Eating Whom in Hamsun's Hunger? (101-112); Stephen Tapscott: Bite Me! Cannibalism and the
Uses of Translation (111-122); Tadeusz Rachwal: 'Cannibals All'. On Masters, Misters, and
Mistresses (123-132); Johan van Wyk: Killing a Story: The Discourse of Cannibalism in the
History and Literature of the Basotho (133-146); Eugenia Sojka: Cannibalism and Cannibalisation, the Canadian way. Construction of the Native and Multicultural 'Other' in Selected
Texts and Arts Events (147-160); Ewa Domanska: Transhumanation: From Man to Monster.
An Exercise in the Hermeneutics of Passage (161-172); Katarzyna Ancuta: The Things We
Do for Love. Jeffrey Dahmer and Cannibal Love Culture (173-186); Katarzyna Wieckowska:
Space and Temporalization. The Case of Some (Other) Monsters (187-192); Zuzanna Szatanik: Alice in Distressland: Melancholy Cannibalism and Melancholy Edibility in The Edible
Woman (193-200); Pawel Jedrzejko: Melville's 'Universal Cannibalism of the Sea' (201-210);
Maciej Nowak: Noah, Calamity and Cannibalism - A Moveable Myth. A Study of a ManEating Case in Byron and Barnes (211-234); Olga Glebowa: Cannibalism and the Construction of the Other in Beowulf and John Gardner's Grendel (235-244); Rafal Boryslawski:
'Eater of the Dead'. Cannibalism in Anglo-Saxon Culture (245-252).
[85-L] Keller, Thomas:
Kulturtransferforschung: Grenzgänge zwischen den Kulturen, in: Stephan Moebius, Dirk
Quadflieg (Hrsg.): Kultur : Theorien der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006,
S. 101-114, ISBN: 3-531-14519-3
INHALT: Die von Michel Espagne und Michael Werner geprägte Forschung zum deutschfranzösischen Kulturtransfer (transfert culturel) wird in ihren Grundzügen dargestellt.Es handelt sich um ein in den 1980er Jahren vom Centre National de la Recherche Scientifique
(CNRS) initiiertes Forschungsprogramm, bei dem es um Übertragungsprozesse zwischen den
beiden Kulturen geht: Dokumente der anderen Kultur im jeweiligen Land, Mittlerinstitutionen und -gruppen, Medien sowie diskursive Vorgänge der Aneignung und Transformation
von Gütern, Handlungsweisen und Orientierungen. Die deutsch-französische Transferforschung ist Teil eines ethnologischen Blicks auf die Alltagsgeschichte. (GB)
[86-L] Koenig, Matthias:
Cultural constructions of modernity in the world polity, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.):
Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006,
S. 2872-2882, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: Der Autor setzt sich mit den theoretischen Ansätzen des Soziologen Samuel N. Eisenstadt
und den empirischen Zugangsweisen von John Meyer und anderen neoinstitutionalistischen Forschern zu den "multiplen Modernitäten" in der heutigen Weltgesellschaft kritisch auseinander. Er stellt zunächst die Gemeinsamkeiten der beiden Ansätze heraus, die trotz der unterschiedlichen Konzeption von Modernität bei der kulturellen Konstruktion, dem politischem Entwurf und dem universalen Bezug auf die Moderne bestehen. Er identifiziert in einem zweiten Schritt die blinden Flecken in beiden Theorien und entwickelt
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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Vorschläge für eine zukünftige Forschungsagenda, die die Stärken und Schwächen beider
Ansätze miteinander kombiniert. Er plädiert vor diesem Hintergrund für eine stärkere vergleichende Forschung über die kulturellen Konstruktionen des Säkularismus und seine institutionellen Ausformungen in der Weltpolitik. (ICI)
[87-L] Krüger, Helga:
Kulturelle Ungleichheit, Institutionen des Lebensverlaufs und die Zukunft der Geschlechterdifferenz, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede :
Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd.
1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 144-158, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Das Motto dieses Soziologie-Kongresses - 'Soziale Ungleichheit und kulturelle Unterschiede' - ist der Autorin Anlass, die Substantive und Adjektive neu zu ordnen und von kultureller Ungleichheit zu sprechen, also eine weiche und eine harte Determinante sozialer Wirklichkeit zu kombinieren. Ihre These für das Folgende lautet nämlich: Bei der Geschlechterdifferenz - und um diese geht es - handelt es sich um die Konstruktion kultureller Unterschiede,
die längst - und zwar hinter unserem Rücken - zur ordnungspolitisch gesicherten Ungleichheit
wurden. Diese kulturelle Ungleichheit tangiert nun wiederum auch die klassische Herkunftsungleichheit. Darin verwickelt sind gesellschaftliche Institutionen, von deren Bedeutung als
Ungleichheitsordner meine Vorlesung handelt. Einführend geht es um den Zuschnitt der Ungleichheitsforschung und die Rolle der Institutionen darin. Das zweite Kapitel gilt den Diskrepanzen zwischen Ungleichheitsstruktur, Ungleichheitserfahrung und Selbstwahrnehmung.
Im dritten Schritt behandelt sie die Zentralität von Institutionen für Beharrung und Wandel
der Ungleichheitsordnung, und im vierten beleuchtet sie sozialstrukturelle Verwerfungen, die
kulturell nicht mehr legitimierbar sind." (Textauszug)
[88-L] Kuhn, Katina:
Zur 'kulturellen' Dimension nachhaltiger Entwicklung - eine metatheoretische und diskursanalytische Bestandsaufnahme, (INFU-Diskussionsbeiträge, 28), Lüneburg 2006, 47 S. (Graue
Literatur; URL: http://www.uni-lueneburg.de/infu/pdf/28_06.pdf)
INHALT: "Die Frage nach der Bedeutung von Kultur für das Konzept nachhaltiger Entwicklung
ist Ausgangspunkt des vorliegenden Beitrags. Zwei divergente Beobachtungen gaben Anstoß
für die Formulierung dieser Fragestellung: erstens spielte in den Formulierungen des 1987
vorgelegten Brundtland-Berichts, dem Schlüsseldokument für die internationale Nachhaltigkeitsdiskussion, 'Kultur' als ein Aspekt des Nachhaltigkeitsleitbildes keinerlei Rolle. Zweitens
bemühen sich seit wenigen Jahren Vertreterinnen und Vertreter der deutschsprachigen Nachhaltigkeitsdiskussion vermehrt um die Implementierung des Kulturbegriffs in das Konzept
nachhaltiger Entwicklung. Diesen Bemühungen fehlt es bislang jedoch an weitreichender Resonanz. Zwei zentrale analytische Überlegungen können aus diesen beiden Beobachtungen
abgeleitet werden: (1) Die kulturelle Dimension von Nachhaltigkeit zu definieren und anzuerkennen, macht eine grundsätzliche Verständigung über die drei Schlüsselbegriffe - Kultur,
Entwicklung und Nachhaltigkeit - erforderlich. (2) Das periodische Auftauchen von Kulturbegriffen in den nationalen und internationalen Entwicklungsdiskursen kritisch zu rekonstruieren, bietet dabei eine konvenable Möglichkeit, dem für den Nachhaltigkeitsdiskurs unerlässlichen Verständigungs- und Definitionsprozess um den Kulturbegriff, ein elaboriertes
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
Fundament zu geben. Der Beitrag gliedert sich in drei analytische Teile: Die Analyse der großen entwicklungstheoretischen Paradigmen (Modernisierung, Dependenz, Weltsystem) der
1950er bis 1970er Jahre verfolgt das Ziel, die sich wandelnden Vorstellungen von "Kultur"
und insbesondere Auffassungen über ihre Bedeutung für und innerhalb von Entwicklungsprozessen vor Augen zu führen (Abschnitt 5). Daran an schließt eine Rekonstruktionsarbeit die
zeigt, wie im Rahmen der 'Krise des westlichen Modernismus', die Radikalisierung der modernen Repräsentations- und Erkenntnisskepsis und der Bruch mit dem modernen Wissensbegriff seit den frühen 1970er Jahren dominante Wertmaßstäbe und Konzepte des Entwicklungsdenkens in Frage stellt. Mit den neueren entwicklungstheoretischen Ansätzen geht eine
neue Bewertung der Bedeutung des Kulturbegriffs für Entwicklungskonzepte einher. Die
Auseinandersetzung um das Begriffspaar Kultur und Entwicklung kulminiert Anfang der
1990er Jahre in dem Bericht der UN-Weltkommission für Kultur und Entwicklung 'Unsere
kreative Vielfalt'. Die Analyse dieses Dokuments, speziell der hierin definierten Entwicklungs- und Kulturbegriffe, steht im Mittelpunkt dieses zweiten Analyse-Teils (Abschnitt
6 und 8). Abschließend werden Schwächen und Stärken des deutschsprachigen Diskurses um
Kultur und Nachhaltigkeit vor der kritisch reflektierten Folie des kultur- und entwicklungspolitischen Diskurses der UNESCO diskutiert, mögliche Perspektiven für eine Integration des
Kulturbegriffs in das Nachhaltigkeitskonzept aufgezeigt sowie denkbare Anschlussstellen an
den international geführten Diskurs um Kultur und (nachhaltige) Entwicklung aufgewiesen
(Abschnitt 9-10)." (Autorenreferat)
[89-L] Larbig, Torsten; Wiedenhofer, Siegfried (Hrsg.):
Kulturelle und religiöse Traditionen: Beiträge zu einer interdisziplinären Traditionstheorie
und Traditionsanalyse, (Studien zur Traditionstheorie, Bd. 1), Münster: Lit Verl. 2005, 293 S.,
ISBN: 3-8258-5182-6 (Standort: ULB Münster(6)-3H91215)
INHALT: "Angesichts des Pluralismus kultureller und religiöser Traditionen, die in der heutigen
Weltlage nur noch selten in Isolierung und Selbstbezüglichkeit verharren können, und angesichts der Probleme der Weitergabe kultureller und religiöser Traditionen in den postmodernen Gesellschaften gewinnt die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema der Tradition eine neue Dringlichkeit. Bei aller Notwendigkeit fach- und theoriebezogener Spezialisierung stellt die Komplexität des Traditionsthemas und damit eine interdisziplinäre Traditionstheorie und Traditionsanalyse heute die eigentliche Herausforderung dar. Der Band präsentiert dazu eine Reihe wichtiger Ansätze." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ulrich Oevermann: Soziologische Überlegungen zum Prozeß der Tradierung und zur Funktion von Traditionen (11-36); Ursula Apitzsch: Religiöse Traditionalität und Integration im Einwanderungskontext (37-54); Hans Bosse: Die Spannung zwischen dem endlichen und dem unendlichen
Wir. Ein sozialpsychologisches Modell religiöser Vergemeinschaftung und der Entstehung
des Neuen in ethnischen und modernen Gesellschaften (55-91); Klaus E. Müller: Die feste
Burg.Eine ethnologische Traditionstheorie (92-123); Heiner Roetz: Tradition, Moderne, Traditionskritik. China in der Diskussion (124-167); Winfried Frey: Christliche Tradition und
Judentaufen in deutschen Texten des 16. Jahrhunderts (168-190); Gerhard Oberhammer: Überlegungen zur Hermeneutik religiöser Traditionen (191-211); Richard Schaeffler: Universalien religiöser Erfahrung in der Vielfalt religiöser Überlieferung. Ein notwendiger, aber problematischer Begriff (212-252); Siegfried Wiedenhofer: Traditionsbegriffe (253-279).
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[90-L] Lee, Jong-Hee:
Konfuzianische Kultur und geschlechtsspezifische Ungleichheit: der südkoreanische Arbeitsmarkt als Beispiel, in: Gert Albert, Agathe Bienfait, Sigmund Steffen, Mateusz Stachura
(Hrsg.): Aspekte des Weber-Paradigmas, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 193-217,
ISBN: 3-531-14994-6 (Standort: USB Köln(38)-34A566)
INHALT: Seit der Entstehung der Soziologie gehört die Analyse von Modernisierungsprozessen
zu den zentralen Aufgaben dieser Disziplin. Max Weber liefert hierzu einen der wichtigsten
Beiträge, der auf die Bedeutung kultureller und religiöser Vorbedingungen der Modernisierung aufmerksam macht. Webers Schwerpunkt liegt auf dem Wirkungszusammenhang von
religiösen und kulturellen Wertideen einerseits und der gesellschaftlichen Ordnungsstruktur
andererseits. So versucht Weber auch in seinen Konfuzianismus-Studien, die Unterschiede
des konfuzianischen Rationalismus zum Rationalismus des puritanischen Protestantismus
herauszuarbeiten: "Der konfuzianische Rationalismus bedeutete rationale Anpassung an die
Welt. Der puritanische Rationalismus: rationale Beherrschung der Welt.". Weber macht damit
in den konfuzianisch geprägten Gesellschaften Ostasiens einige Strukturmerkmale verantwortlich für die Hemmung von Prozessen nach dem okzidentalem Modell. Der Beitrag versucht eine empirische Prüfung dieser These und der Frage, welche Rolle dabei die konfuzianische Kultur spielt. Da die konfuzianische Tradition im Bewusstsein der Koreaner immer
noch tief verankert ist und sich in zentralen Institutionen der Gesellschaft widerspiegelt, wird
die damit verbundene Stellung der Frau im Modernisierungsprozess unter Einbeziehung der
konfuzianischen Tradition erklärt. Die Analyse setzt den Fokus auf die Jahre zwischen 1960
und 2003, da die koreanische Gesellschaft in diesem Zeitraum ihren bisher stärksten Modernisierungsschub durchlebt hat. (ICA2)
[91-L] Mae, Michiko:
Von der Kulturalität zur Transkulturalität: ein Paradigmenwechsel in der Genderforschung
und das japanische Partizipationsgesetz, in: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 24/2006, H. 1, S. 69-79 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG6137; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag arbeitet die besondere Bedeutung des 1999 in Japan in Kraft getretenen
"Grundgesetzes zur Bildung einer Männer und Frauen gleichermaßen beteiligenden Gesellschaft" heraus. Dieses Gesetz steht für das sich verändernde Genderverhältnis in der japanischen Gesellschaft und Kultur, welches sich als Übergang von der Kulturalität zur Transkulturalität zeigt. An dem Gesetz wird erkennbar, warum das neue gender-free-Konzept zu einem wichtigen Wegweiser für die weitere Entwicklung einer globalen Zivilgesellschaft in Japan werden kann. Am Beispiel dieses Partizipationsgesetzes wird die Frage untersucht, ob
und wie dieser Übergang möglich ist. Neben dem Entstehungsprozess des Gesetzes werden
auch die Konzepte Kulturalität und Gender im japanischen Modernisierungsprozess beleuchtet. Die Betrachtungen verdeutlichen, dass an Japan, dem Modellfall für eine nicht-westliche
Modernisierung, gegenwärtig besonders deutlich die widersprüchlichen Tendenzen zwischen
Globalisierung und Renationalisierung, zwischen Transkulturalität und Rückbezug auf die
eigene Kultur sowie zwischen degendering und regendering aufgezeigt werden können. (ICH)
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[92-L] Merkel, Wolfgang:
Islam, Islamismus, der Westen und die Demokratie, in: André Kaiser, Wolfgang Leidhold
(Hrsg.): Demokratie - Chancen und Herausforderungen im 21. Jahrhundert, Münster: Lit Verl.,
2005, S. 41-69, ISBN: 3-8258-8001-X (Standort: UB Wuppertal(468)-21OYU444)
INHALT: "Im Sommer 1993 erschien in der Zeitschrift 'Foreign Affairs' ein Aufsatz mit dem
Titel 'The Clash of Civilizations?' (1993: 22 ff.). Der Politikwissenschaftler Samuel P. Huntington provozierte darin mit der These, dass in einer multipolaren Welt, in der sich der OstWest-Gegensatz zwischen Kommunismus und Kapitalismus aufgelöst habe, auch ideologische Blöcke und Nationalstaaten aufhören, die Ursachen, Subjekte und Objekte kriegerischer
Auseinandersetzungen zu sein. Die eigentliche Bruchlinie der Zukunft werde zwischen 'Zivilisationen' verlaufen, ein Zusammenprall der 'Kulturen' unvermeidlich sein. Dies gilt insbesondere für die westliche und die islamische Zivilisation. Der Essay hat weltweites Aufsehen
erregt. Von den kalten Kriegern wurde er begrüßt, von den Vertretern arabisch-islamischer
Gesellschaften entschieden abgelehnt. Besondere Empörung riefen Huntingtons Thesen aber
bei Vertretern des Multikulturalismus in den westeuropäischen Gesellschaften hervor. Begriffe wie Ethnozentrismus, Imperialismus und Neokolonialismus steckten die Grenzlinien des
Diskurses ab. Grenzlinien, die von den Gralshütern des politischen Diskurses mit bornierten
Sprech- und Denkverboten befestigt und argwöhnisch bewacht wurden. Am 11. September
2001, acht Jahre nach dem Erscheinen des Essays, rasten zwei Flugzeuge in die Twin Towers
des World Trade Centers in New York. Sie zerstörten das aufragende Symbol des kapitalistischen Westens und rissen 3000 Menschen in den Tod. Geplant und ausgeführt wurde die Tat
von Islamisten, die ihren eigenen Tod als Märtyrer zelebrierten. Mit all seinem Schrecken,
Entsetzen und der ganzen symbolischen Wucht der Ästhetik des Terrors schien nichts besser
Huntingtons These des 'Zusammenpralls' zu beglaubigen als der 1 1. September. Hat er dies
wirklich? Um dieses Problem jenseits des essayistischen Raisonnements zu diskutieren, will
ich folgende Fragen beantworten: a) Was meint Huntington mit 'Zusammenprall', was mit
'Zivilisationen'? b) Gibt es unversöhnliche Gegensätze zwischen der islamischen Welt und
dem Westen in den zentralen Fragen der Menschenrechte, der Demokratie sowie des Verhältnisses von Staat, Politik und Religion? c) Und der Westen? Wie aufgeklärt, friedliebend, tolerant ist er? Ist er Opfer oder Täter im Konflikt mit der arabisch-islamischen Welt? Kann er
sich politisch und moralisch auf überlegene Prinzipien und Verfahren beziehen?" (Textauszug)
[93-L] Meyer, Thomas; Vorholt, Udo (Hrsg.):
Freiheit und kulturelle Differenzen, (Dortmunder politisch-philosophische Diskurse, Bd. 3),
Bochum: Projekt-Verl. 2006, 103 S., ISBN: 3-89733-138-1 (Standort: LB Stuttgart(24)-55C4295)
INHALT: "Ein Blick in den Medienspiegel zeigt, wie hochsensibel und immer wieder aktuell das
Thema 'Freiheit' in unseren Gesellschaften ist. Sie ist nicht nur Gegenstand der Diskussionen
innerhalb der Politik und Philosophie, sondern findet auch ein geschärftes Interesse in der
breiten Öffentlichkeit. Im dritten Band der 'Dortmunder politisch-philosophischen Diskurse'
mit dem Titel 'Freiheit und kulturelle Differenzen' stellen die deutschen und amerikanischen
Wissenschaftler grundlegende Beiträge vor. Dabei werden nicht nur historische wie aktuelle
Bestimmungen des Freiheitsbegriffes sondiert, sondern Verbindungen zu politischen Grundwerten in Deutschland hergestellt und der freiheitliche Kontext amerikanischer Diskurse entfaltet. Die in diesem Band versammelten Beiträge bieten eine breite Basis für den wissen-
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schaftlichen Dialog über 'Freiheit und kulturelle Differenzen'." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Walter Reese-Schäfer: Theoretische Ansätze zu kulturellen Voraussetzungen von
Freiheit (11-30); Dick Howard: Freedom and Politics in America and in the United States
(31-41); Lewis Hinchman: Freiheit und kulturelle Differenzen in den USA (42-54); Thomas
Meyer: Freiheit und soziale Demokratie; Primat der Freiheit. Ende der Gleichheit? (55-68);
Volker Gerhardt: Freiheit und Verantwortung (69-77); Eric Foner: The Idea of Freedom in
American History (78-93); Jürgen Kocka: The Idea of Freedom in German History (94-101).
[94-L] Müller, Hans-Peter:
Terror und Gewalt: Anmerkungen zum "Kampf der Kulturen", in: Freia Anders, Ingrid Gilcher-Holtey (Hrsg.): Herausforderungen des staatlichen Gewaltmonopols : Recht und politisch
motivierte Gewalt am Ende des 20. Jahrhunderts, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 112132, ISBN: 3-593-37853-1 (Standort: UB Bonn(5)-2006-5630)
INHALT: Der Beitrag zeigt, dass und wie Wahrnehmungs- und Klassifikationsschemata im Feld
der kulturellen Produktion politische Debatten präformieren können. Vorgestellt wird eine
soziologische Erklärung politisch motivierter Gewalt, die am Ende des 20. Jahrhundert entstand und infolge der Ereignisse des 11. Septembers 2001 international an Deutungsmacht
gewann: der Ansatz Samuel P. Huntingtons. Der Beitrag rekonstruiert Huntingtons Argumentation, zeigt konkurrierende Lesarten und problematisiert, ob und inwiefern die These vom
"Kampf der Kulturen" hinreichend den globalen Terrorismus des 21. Jahrhunderts, der eine
neue Dimension terroristischer Gewalttaten zeigt, erklären kann. Die Frage der Gewalt wird
in Verbindung mit Terror und Terrorismus angeschnitten, unter der leitenden Frage: Hat der
internationale oder globale Terrorismus die Chancen für das Szenario eines "Kulturkampfes"
erhöht? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Fragestellung und These werden in drei
kursorischen Schritten entwickelt. In einem ersten Schritt wird an die zeitdiagnostischen Thesen zu 9/11 erinnert, zumal sie das Ausmaß der Ratlosigkeit und des chronisch schlechten
Gewissens des Westens deutlich machen. In einem zweiten Schritt wird ein analytischer Bezugsrahmen zu Terror und Islam in Grundzügen entwickelt, der zumindest begrifflich das
Terrain der zu sondierenden Fragen, Probleme und Konzepte absteckt. Im dritten Schritt
schließlich werden Huntingtons Ansatz und Analyse eines "Kampfes der Kulturen" detaillierter untersucht, um daraus auf die Triftigkeit seines Interpretationsangebots zu schließen. (ICA2)
[95-L] Müller, Johannes:
Globalisierung als sozio-kulturelles Phänomen, in: Georg Fahrenschon, Philipp W. Hildmann;
Hanns-Seidel-Stiftung e.V. Akademie für Politik und Zeitgeschehen (Hrsg.): Globalisierung und
demografischer Wandel : Fakten und Konsequenzen zweier Megatrends, 2006, S. 23-25, ISBN: 388795-310-X (Graue Literatur; URL: http://www.hss.de/downloads/amz49.pdf)
INHALT: Die Globalisierung ist ein komplexer Prozess mit vielfältigen Facetten. Sie umfasst
ökonomische, sozio-kulturelle und politische Aspekte, die vor allem in ihren Wechselwirkungen zu sehen sind. Sie ist auch alles andere als ein geradliniger Prozess. Die Dynamik der
Globalisierung wird man darum nur dann zu verstehen beginnen, wenn man sich bewusst ist,
dass man es tatsächlich mit einem Plural zu tun hat. Zum einen verlaufen die Entwicklungen
in den einzelnen Ländern teils höchst unterschiedlich, zum anderen gibt es eine Vielfalt von
76
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
oft gegenläufigen Prozessen. Die folgenden Überlegungen beschränken sich auf einige Aspekte der sozio-kulturellen Dimension der Globalisierung. (ICD2)
[96-L] Müller-Funk, Wolfgang:
Niemand zu Hause: Essays zu Kultur, Globalisierung und neuer Ökonomie, Wien: Czernin
Verl. 2005, 232 S., ISBN: 3-7076-0062-9
INHALT: In den sämtlich bereits anderweitig veröffentlichten Beiträgen aus den letzten Jahren
erörtert Müller-Funk das Verhältnis von Kultur und Globalisierung aus vorwiegend kulturwissenschaftlicher Perspektive. Der weltweite Siegeszug des Kapitalismus sei keineswegs nur
als Triumph eines ökonomischen Systems zu betrachten. Er resultiere vielmehr aus der Dominanz eines bestimmten kulturellen Systems und einer Wertestruktur, die alles aus der Perspektive der Marktlogik bewerte. Damit seien soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeiten
kaum noch als solche zu identifizieren, sondern würden vielmehr als individuell verursacht
oder schlicht als Pech apostrophiert. Der Verfasser erörtert zudem die Auswirkungen dieser
kulturellen Verschiebungen anhand sehr unterschiedlicher Themen wie der Bedeutung von
Flexibilität, dem veränderten Verständnis von Glück oder der Ökonomisierung der Kunst, die
sich zunehmend in reiner Unterhaltung erschöpfe. Zugleich zeigt er, dass Globalisierung verstanden als Erschließung und Öffnung neuer Räume - schon lange vor dem Siegeszug des
Neoliberalismus existiert habe. Einerseits sei mit diesem Prozess eine Homogenisierung von
Kultur verbunden, andererseits sei Kultur immer ein plurales Phänomen und Entwicklung basiere genau auf dieser Pluralität, wobei allerdings immer die Frage der Macht mit betrachtet
werden müsse. (ZPol, NOMOS)
[97-L] Nassehi, Armin:
Dialog der Kulturen - wer spricht?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 28/29, S. 33-38 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/OD5C2J.pdf)
INHALT: "Dass es eines 'Dialogs der Kulturen' bedarf, scheint ausgemacht zu sein. Wer aber
spricht in diesem Dialog? Und warum sprechen die Dialogteilnehmer im Namen von Kulturen?" (Autorenreferat)
[98-L] Neubert, Dieter:
Kulturelle Differenz und soziale Strukturierung in Afrika, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt, Sonderband, Bd. 1/2005, S. 178-192
INHALT: "Kulturalisierung und Ungleichheit wurden im Blick auf Afrika seit einiger Zeit vor
allem über Prozesse der Ethnisierung und damit verbundene Konflikte wahrgenommen. Diese
Debatte hat wesentlich zur Kritik primordialer (essentialistischer) ethnischer Konzepte beigetragen. Mit dieser Fokussierung sind jedoch zwei miteinander verknüpfte Zusammenhänge
zwischen (konstruierter) kultureller Differenz und sozialer Strukturierung aus dem Blick geraten, die wesentliche - bislang zu wenig untersuchte - Elemente der Sozialstruktur afrikanischer Staaten berühren: 1. die Überbrückung sozialer Ungleichheiten durch Ethnizität (oder
religiöse Identität) und 2. andauernde sozioökonomische Ungleichheiten, die neben Ethnizität
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
77
weiter bestehen. Diese verkürzende Analyse macht die Sozialstrukturanalyse, zumindest im
Blick auf Afrika, zu einen blinden Fleck in der Entwicklungssoziologie. Die Soziologie der
Entwicklungsländer hat sich in den letzten 10-15 Jahren trotz bemerkenswerten Fallstudien
von der Theoriediskussion in der Entwicklungsforschung entfernt und mit dem weitgehenden
Ignorieren soziologischer Kernfragen eine konzeptionelle und empirische Lücke geöffnet, die
kaum durch andere Disziplinen geschlossen werden kann. Die letzte größere theoretische Arbeit zur klassischen Frage der Strukturierung von Gesellschaften der Dritten Welt von Evers
& Schiel mit dem Konzept der strategischen Gruppen wurde Ende der 1980er Jahre publiziert
(Evers & Schiel 1988). Es scheint mir deshalb notwendig, erneut grundsätzlicher über die Beschreibung und Analyse von Kultur und Ungleichheit oder von 'Kultureller Differenz und sozialer Strukturierung in Afrika' nachzudenken. Auch wenn ich mich ausdrücklich auf Afrika
konzentriere, vermute ich, dass die Soziologie in den anderen Regionen der Dritten Welt mit
ähnlich gelagerten Problemen konfrontiert ist. Eine nicht unerhebliche Nebenfolge des blinden Flecks der entwicklungssoziologischen Forschung ist, dass entgegen allen Zielsetzungen
der Entwicklungspolitik es bislang schwer ist, einigermaßen treffsicher potenzielle und erwünschte Nutzer oder Begünstigte von entwicklungspolitischen Maßnahmen zu beschreiben
und in der Folge diese auch gezielt zu erreichen. Ausgangspunkt meiner Überlegungen sind
die auf soziokulturelle Prozesse ausgerichtete Ethnizitätsdebatte sowie das entwicklungspolitische Feld der Armutsbekämpfung und das damit verbundene Interesse an sozioökonomischer Differenz. Da beide Zugänge weitgehend bekannt sind und hinreichend diskutiert wurden, kann sich deren Rezeption hier auf den Beitrag dieser Arbeiten für eine Sozialstrukturanalyse Afrikas konzentrieren. Die Zusammenführung der beiden Perspektiven ist bislang nur
unzureichend gelungen und birgt noch einige konzeptionelle und methodische Herausforderungen." (Textauszug)
[99-L] Ostermann, Patrick; Rehberg, Karl-Siegbert; Voigt, Karen:
Transformationsprozesse im Kulturbereich: eine vergleichende Studie zum "Dritten System" in Mittel- und Osteuropa, (Dresdner Studien zur Kultur, Bd. 3), Leipzig: Leipziger Univ.Verl. 2006, 190 S., ISBN: 3-86583-019-6 (Standort: UB Siegen(467)-01AFK1870)
INHALT: "Erstmalig wurden in dieser Studie Genese und Bestand des Dritten Systems bzw.
Sektors in sieben Kulturstädten - Debrecen (Ungarn), Krakau (Polen), Prag (Tschechische
Republik) und Riga (Lettland) sowie in Dresden, Görlitz und Weimar - vor dem Hintergrund
des doppelten Transformationsprozesses in den postsozialistischen Ländern empirisch untersucht. Das Dritte System, das länderspezifische Eigenschaften, aber auch strukturelle Gemeinsamkeiten aufweist, übernimmt dabei wichtige Funktionen. Es entlastet die Gesamtgesellschaft, indem es Einrichtungen auffängt, die aus dem Zweiten System, also dem der 'öffentlichen Hände' (Staat, Regionen, Kommunen), ausgegründet wurden. Normativ ist es ein
Spezifikum des Dritten Systems, bürgerschaftliches Engagement zu gewährleisten und zu
fördern. Das ist für die Entwicklung von Demokratie und Zivilgesellschaft von großer Bedeutung. Neben diesen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben kann das Dritte System für den Kulturbereich jedoch auch weitere wichtige Funktionen übernehmen, nämlich kulturelle Nischen
ausfüllen und z.B. der Soziokultur oder der Kleinkunst Möglichkeiten eröffnen, die es im Ersten System (dem Markt) und/oder im Zweiten System nicht gäbe. Auch trägt es wesentlich
zur Sicherung und Verbreitung des kulturellen Erbes bei. Oft wird jedoch aus Gründen der
Finanzkrise öffentlicher Haushalte das Organisationsmodell des Dritten Systems benutzt, um
die Kürzung langfristiger finanzieller Zuwendungen oder gar den völligen Rückzug von einer
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
kulturellen Einrichtung oder Aktivität seitens der politischen Instanzen zu verschleiern. Ermutigende Begriffe wie 'gemeinnütziger Verein' oder 'Stiftung' können dann darüber hinweg
täuschen, dass eine stabile Grundlage für die Erfüllung ihrer Aufgaben fehlt und wirtschaftliche Unabhängigkeit, gar ein kommerzieller Erfolg nicht in Sicht sind. Diese Ambivalenz zwischen zivilgesellschaftlichem und künstlerisch-kreativem Aufbruch auf der einen und finanzieller Unterminierung auf der anderen Seite bestimmt gleichwohl die Realität kultureller Arbeit in vielen Ländern. Diesem Schlüsselproblem der Kulturarbeit im Dritten System ist die
vorliegende Studie gewidmet." (Autorenreferat)
[100-L] Özmen, Elif (Hrsg.):
Humanismus als Leitkultur: ein Perspektivenwechsel, München: Beck 2006, 223 S., ISBN: 3406-54370-7 (Standort: UB Bonn(5)-2006/4986)
INHALT: "Die hier versammelten Reden und Schriften aus den Jahren 1996-2005 skizzieren
einen erneuerten, einen zeitgemäßen Humanismus, der sich den Herausforderungen der Zeit
stellt. Diese werden in einer Bestandsaufnahme benannt (Bildung und Kultur in Deutschland zur Lage) und dann aus verschiedenen Perspektiven angegangen: zum einen historisch, wobei
die besondere Rolle Deutschlands als Kultur- und Bildungsnation hervorgehoben und
zugleich der humanistische Kern dieses Verständnisses als genuin europäisch anerkannt wird.
Zum anderen wird auf den Zusammenhang von Bildung und Persönlichkeitsbildung hingewiesen, der Entwicklung von Fähigkeiten und Tugenden, die die Orientierung in einer postmodern zerfaserten Welt erleichtern können. Zum Dritten kommt eine ökonomische Dimension ins Spiel: Der bei Bildungs- und Kulturpolitikern wie in Feuilletons um sich greifende
Ökonomismus wird kritisiert, zugleich aber Bildung als die beste Ausbildung, die sich letztlich auch ökonomisch auszahlt, betrachtet (Erster Teil: Bildung und Kultur - Grundlagen). Im
nächsten Teil geht es um das Verhältnis von Kunst und Lebenswelt, wobei die Ausführungen
zu einzelnen Themen die grundsätzlichen Überlegungen zur humanistischen Bildung und
Kultur im Blick behalten. Zu diesen Themen gehören: Erneuerung in Wissenschaft und
Kunst, Baukultur, Musikkultur, Buchkultur. Ausgespart wurde der Bereich Filmkultur - das
große Engagement Nida-Rümelins für den deutschen Film ist gut bekannt und praktisch wirksam geworden - nicht zuletzt in dem neuen Filmförderungsgesetz (Zweiter Teil: Kunst und
Lebenswelt). Erneuerter Humanismus hat eine über die Bereiche Bildung, Kultur und Lebenswelt hinausweisende, dezidiert politische Dimension: Demokratien bedürfen einer Unterfütterung durch eine Kultur der Kooperation, einer Kultur des Respektes und der gegenseitigen Anerkennung. Ein solcher humanistischer Individualismus stellt den Minimalbestand geteilter Normen, Werte und Einstellungen bereit, der erst Verständigung, bürgerschaftliche und
gesellschaftliche Interaktion ermöglicht. Die Idee der Zivilgesellschaft wird unter verschiedenen Aspekten erörtert: kulturelle Differenz und kulturelle Integration, Mehrsprachigkeit,
Probleme und Perspektiven offener Gesellschaften (Dritter Teil: Perspektiven der Zivilgesellschaft). Der vierte und letzte Teil enthält ein Interview, das Ulf Poschardt unmittelbar nach
dem Ausscheiden vom Amt des Kulturstaatsministers Anfang des Jahres 2003 mit Julian Nida-Rümelin geführt hat und das in sehr persönlicher Weise die eigene Herkunft, den akademischen und politischen Werdegang, die ethischen, politischen und ästhetischen Überzeugungen thematisiert. Zugleich bekommt man einen guten Einblick in seine politischen Tätigkeitsfelder - und auch Erfolge -, also in die Handlungsdimension eines 'erneuerten Humanismus'." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Vorwort der Herausgeberin (7-10); Bildung und Kultur in Deutschland - zur Lage (11-20); Erster Teil: Bildung und Kultur: Zur kulturellen Di-
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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mension der Bildung (23-27); Für einen erneuerten Humanismus (28-35); Menschenbild und
Ethik im postgenomischen Zeitalter (36-42); Zukunftsfähige Bildung. Persönlichkeit - Fähigkeiten - Tugenden (43-48); Zur Zukunft der Geisteswissenschaften. Eine humanistische Perspektive (49-56); Die geisteswissenschaftliche Perspektive (57-66); Die Universität zwischen
Humboldt und McKinsey. Perspektiven wissenschaftlicher Bildung (67-81); Wozu braucht
die Gesellschaft welche Eliten? (82-94); Zweiter Teil: Kunst und Lebenswelt: Innovation in
Wissenschaft und Kunst (97-106); Baukörper und Menschenbilder (107-113); Berliner Mitte
(114-116); Pop.Musik.Kultur (117-124); Zur Buchkultur (125-129); Dritter Teil: Perspektiven der Zivilgesellschaft: Kulturelle Integration als kulturpolitische Leitidee (133-143); Ein
Plädoyer für Mehrsprachigkeit (144-151); Die Idee der Zivilgesellschaft (152-152); Globalisierung und kulturelle Differenz (163-169); Die offene Gesellschaft und ihre Feinde (170179); Vierter Teil: Interview mit Ulf Poschardt: Authentizität und Präzision. Julian NidaRümelin im Gespräch mit Ulf Poschardt (183-223).
[101-F] Pfau-Effinger, Birgit, Prof.Dr.; Dallinger, Ursula, Dr. (Leitung):
Kultur und Pfadabhängigkeit der Entwicklung von Wohlfahrtsstaaten
INHALT: Im Zentrum aktueller Diskurse in der international vergleichenden Sozialpolitikforschung steht die Frage nach dem Charakter des Wandels, den europäische Wohlfahrtsstaaten
unter dem Einfluss von Globalisierung und EU-Integration vollziehen, bezogen auf ihre
Strukturen, Politiken und Governance-Strukturen. Dabei gilt ein besonderes Augenmerk auch
der Frage nach der "Pfadabhängigkeit" des Verlaufs solcher Veränderungsprozesse in den
einzelnen Wohlfahrtsstaaten. Das Konzept der "Pfadabhängigkeit" ist bisher aber theoretisch
wenig ausgearbeitet und stark von seiner Herkunft aus den Wirtschaftswissenschaften geprägt. In dem Projekt geht es um eine Weiterentwicklung der Konzepte von Pfadabhängigkeit, Pfadabweichung und Neuschaffung von Pfaden, in der diese stärker in soziologische
Theorien zum sozialen und institutionellen Wandel eingebettet werden und die kulturelle Ebene einbezogen wird. Es sollen international vergleichende empirische Analysen zu einzelnen Politikbereichen durchgeführt werden.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Andersen, Jörgen Goul; Guillemard, Anne Marie; Jensen, Per;
Pfau-Effinger, Birgit (Hrsg.): The new face of welfare. Social policy, marginalization and citizenship, COST A13 Book Series. Bristol: Policy Press 2005.+++Pfau-Effinger, Birgit: Development of culture, welfare states and women's employment in Europe. Aldershot: Ashgate
2004.+++Pfau-Effinger, Birgit (Hrsg.): Formal and informal work in Europe. State of the Art.
Hamburg: Univ. of Hamburg 2004.+++Meyer, Traute; Pfau-Effinger, Birgit: The gender dimension of the restructuring of pension systems - a comparison of Britain and Germany. in:
International Journal of Ageing and Later Life, 2006, H. 4.+++Pfau-Effinger, Birgit: Review
on: Abrahamson, Peter; Boje, Thomas P.; Greve, Bent: Welfare and Families in Europe. Aldershot: Ashgate 2005. in: International Journal of Social Welfare, 2006.+++Pfau-Effinger,
Birgit: Buchbesprechung zu: Becker, R.; Kortendiek, B. (Hrsg.): 'Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. Reihe Geschlecht und Gesellschaft'. VS
Verl. für Sozialwiss. 2006. in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 2006,
1.+++Pfau-Effinger, Birgit: Welfare state policies and care arrangements. in: European Societies 7, 2005, 2, pp. 321-347.+++Pfau-Effinger, Birgit: Culture and welfare state policies: reflections on a complex interrelation. in: Journal of Social Policy, 2005, 34, 1, pp. 1-18.+++
Pfau-Effinger, Birgit: Review on: Leira, Arnlaug: Working parents and the welfare state:
family change and policy reform in Scandinavia. in: British Journal of Industrial Relations,
80
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
2005, 2, pp. 335-337.+++Pfau-Effinger, Birgit: Historical paths of the male breadwinner family model - explanation for cross-national differences. in: British Journal of Sociology, 55,
2005, 3.+++Pfau-Effinger, Birgit: Umbau der skandinavischen Volksheime? in:
Geographische Rundschau, 2004, 2.+++Friedmann, Petra; Pfau, Birgit: Frauenarbeit in der
Krise - Frauenarbeit trotz Krise? Korrekturversuch an einem arbeitsmarkttheoretischen Allgemeinplatz. in: Leviathan, 1985, 2.+++Meyer, Traute; Pfau-Effinger, Birgit: Die Geschlechter-Dimension in der Restrukturierung von Rentensystemen - Deutschland und Grossbritannien im Vergleich. in: Künemund, Harald; Schroeter, Klaus R. (Hrsg.): Soziale Ungleichheiten und kulturelle Unterschiede in Lebenslauf und Alter - Fakten, Prognosen und Visionen.
Reihe: Alter(n) und Gesellschaft, Bd. 12. VS-Verl. für Sozialwiss. 2006.+++Pfau-Effinger,
Birgit: Wandel der kulturellen Konstruktion des 'Universitäts-Professors' und Karrierechancen von Frauen. in: Vorstand des Deutschen Hochschullehrerinnenbundes e.V. -DHB- (Hrsg):
Strukturwandel an deutschen Universitäten - Vorteil(e) für Frauen? Berlin 2006.+++Geissler,
Birgit; Pfau-Effinger, Birgit: Change of European care arrangements. in: Pfau-Effinger,
Birgit; Geissler, Birgit (Hrsg.): Care arrangements in Europe - variations and change. Bristol:
Policy Press 2006.+++Pfau-Effinger, Birgit: Care arrangements in the context of welfare values and family values. in: Pfau-Effinger, Birgit; Geissler, Birgit (Hrsg.): Care arrangements in
Europe - variations and change. Bristol: Policy Press 2005.+++Jensen, Per H.; Pfau-Effinger,
Birgit: Towards active citizenship. in: Andersen, G.; Guillemard, A.M.; Jensen, P.; PfauEffinger, B. (Hrsg.): The new face of welfare. Welfare states, marginalisation and citizenship.
Bristol: Policy press 2005.+++Pfau-Effinger, Birgit: Welfare state policies and new forms of
social integration. in: Andersen, Jörgen Goul; Guillemard, Anne Marie; Jensen, Per; PfauEffinger, Birgit (Hrsg.): The new face of welfare. Welfare states, marginalisation and citizenship. Bristol: Policy press 2005.+++Pfau-Effinger, Birgit: Das Segmentationskonzept der
Arbeitsmarktforschung - konzeptionelle Differenzierung und Weiterentwicklung. in: Gensior,
Sabine; Seifert, Hartmut (Hrsg.): Perspektiven Sozialwissenschaftlicher ArbeitsmarktForschung 2004.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2004-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Department
Sozialwissenschaften Institut für Soziologie Lehrstuhl für Sozialstrukturanalyse (AllendePlatz 1, 20146 Hamburg)
KONTAKT: Dallinger, Ursula (Dr. Tel. 040-42838-2463,
e-mail: [email protected])
[102-L] Rao, Ursula (Hrsg.):
Kulturelle VerWandlungen: die Gestaltung sozialer Welten in der Performanz, Frankfurt am
Main: P. Lang 2006, 316 S., ISBN: 3-631-54407-3 (Standort: ULB Darmstadt(17)-Soz/A/2006/
5035)
INHALT: "Das Buch thematisiert soziale Wandlungsprozesse in verschiedenen kulturellen Kontexten. Es geht um den Umgang mit neuen Medienprodukten, die Bearbeitung interkultureller
Erfahrungen in einer sich globalisierenden Welt, die dynamische Umsetzung von Geschlechteridentitäten und politische Effekte von sich verändernden Ritualen. Die Fallbeispiele veranschaulichen, wie Akteure hervortretenden Ereignissen durch ihre Aneignung einen veränderten Charakter oder eine neue Bedeutung geben. Dabei wird auch die Frage nach körperlich
vermittelten Erfahrungen gestellt, die die Subversion etablierter Sichtweisen befördern. Die
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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theoretische Aufarbeitung des Materials leistet einen wichtigen Beitrag zur Bestimmung des
Verhältnisses von Struktur und Kontingenz im sozialen Prozess." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ursula Rao: Einleitung: Zwischen Struktur und Kontingenz (11-31); Gabriele
Klein: Habitus und Performanz. Oder: Wie der Habitus als generatives Prinzip Wirklichkeit
hervorbringt (33-47); Karl H. Hörning und Julia Reuter: Praktizierte Kultur: Das stille Wissen
der Geschlechter (51-71); Beatrix Hauser: Periodisch unberührbar: Zur körperlichen Performanz menstrueller Unreinheit in Südorissa (Indien) (73-105); Nadine Sieveking: Subversive
Körper: Sabar-Tanzen in Deutschland und Senegal (107-131); Karl-Heinz Renner und Lothar
Laux: Histrionische Selbstdarstellung als performative Praxis (133-155); Christiane Brosius:
Filmen in Gottes Namen: Missionarische Visionen in Melanesien (1920-1930) (159-190);
Jörn Müller: Schall-Platten: Erkundungen über Wandel in Geschmackskulturen (191-215);
Udo Göttlich: Reproduktion des Alltags? Factual Entertainment als Bühne inszenatorischer
Konstruktion von Alltäglichkeit (217-231); Ursula Rao: Neta, Medium, Priester: Statuspositionen und die Hervorbringung von Autorität im Ritual (235-257); Burkhard Schnepel: Jagannath: Eine ostindische Gottheit im Spannungsfeld politisch-ritueller Machtkämpfe (259-283);
Stefanie Lotter: Diebstahl als Sabotage ritueller Effizienz (285-303).
[103-L] Reckwitz, Andreas:
Das hybride Subjekt: eine Theorie der Subjektkulturen von der bürgerlichen Moderne zur
Postmoderne, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2006, 704 S., ISBN: 3-938808-07-1
INHALT: "Das Buch untersucht im Detail die diskontinuierliche historische Transformation der
modernen Subjektkulturen bis zur Gegenwart. Es beginnt bei der 'bürgerlichen Moderne' des
18. und 19. Jahrhunderts und ihrem Modell eines moralischen Subjekts der souveränen
Selbstregierung und reicht über die korporatistische 'organisierte Moderne' der ersten zwei
Drittel des 20. Jahrhunderts mit ihrem 'Angestelltensubjekt' bis zur 'Postmoderne' an der
Wende des 20. zum 21. Jahrhundert, in der sich die Form eines konsumtorischen Kreativsubjekts entwickelt. Die Subjektkulturen der bürgerlichen Moderne, der organisierten Moderne
und der Postmoderne lassen sich anhand dreier Felder sozialer Praktiken herausarbeiten, welche systematisch eine Subjekt(selbst)formung betreiben: dem Feld der Arbeit und seinem ökonomischen Subjekt, dem Feld der persönlichen Beziehungen (Familie, Freundschaft, Geschlecht, Sexualität) und seinem Intimitätssubjekt, schließlich dem Feld der Technologien des
Selbst, die vor allem Praktiken des Mediengebrauchs, der Konsumtion und des Körpers umfassen. Die Kulturen des Subjekts - die bürgerliche Subjektkultur, die Kultur des Angestelltensubjekts und die postmoderne Subjektkultur - erheben jeweils einen Anspruch auf alternativenlose kulturelle Hegemonie, tatsächlich erweisen sie sich jedoch allesamt als instabile
Gebilde, die zueinander in einem widersprüchlichen Verhältnis zwischen Differenzmarkierung und faszinierter Imitation stehen und die auf spezifische Weise Fissuren in das Subjekt
implantieren: Fissuren zwischen Moralität und Souveränität (Bürgerlichkeit), zwischen einer
Orientierung an Sozialität und an ästhetischer Attraktivität (Angestelltenkultur), schließlich
zwischen expressiver Kreativität und Marktorientierung (Postmoderne). Es stellt sich heraus,
dass die Transformation der Subjektkulturen in der Moderne sich erst erschließt, wenn man
über die dominanten bürgerlichen und nachbürgerlichen Praktiken hinaus die ästhetischen
Bewegungen von der Romantik über die Avantgarde bis zur Counter Culture in den Blick
nimmt: Die Modelle eines ästhetischen Subjekts - der Expression, der Transgression und des
Spiels des Begehrens -, die Vertreter einer 'ästhetischen Moderne', stellen sich als zentrale
82
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
Gegenbewegungen innerhalb der modernen Kultur und als entscheidende Faktoren ihrer diskontinuierlichen Selbsttransformation dar." (Autorenreferat)
[104-L] Rehberg, Karl-Siegbert (Hrsg.):
Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, (32. Kongress der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede", 2004, München),
Frankfurt am Main: Campus Verl. 2006, ca. 1400 S., ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2004 behandelte ein Thema
von höchster Aktualität. Während die Wahrnehmung kultureller Unterschiede, sei es als erstrebenswerter Pluralismus oder Angst einflößende Bedrohung, in den letzten Jahren im Vordergrund stand, rücken heute mit der Krise des Sozialstaates die Probleme sozialer Ungleichheit dramatisch in den Mittelpunkt des Interesses. Dieser Kongressband enthält alle Vorträge
der Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung, der Plena sowie die Mittags-und Abendvorlesungen. Dazu eine CD mit den Referaten der Sektionssitzungen, Ad-hoc-Gruppen und Sonderveranstaltungen. Der Band bietet so eine Bestandsaufnahme des Wissens der Soziologie
über eines der drängendsten Probleme der gegenwärtigen Gesellschaft und soll dazu beitragen, die Aufmerksamkeit und Sensibilität für Ungleichheitsprobleme zu schärfen." (Autorenreferat)
[105-L] Ruf, Werner:
Die Schaffung neuer Feindbilder: Voraussetzung für den Kampf der Kulturen, in: Ulrike
Kronfeld-Goharani (Hrsg.): Friedensbedrohung Terrorismus : Ursachen, Folgen und Gegenstrategien, Münster: Lit Verl., 2005, S. 71-87, ISBN: 3-8258-9264-6 (Standort: LB Fulda(66)-2006/
1848)
INHALT: Der Beitrag zu den Ursachen für die Entstehung des Terrorismus geht der Frage nach,
welche Rolle unterschiedliche Kulturen bei der Schaffung von Feindbildern spielen. Geht es
tatsächlich auch um einen Kampf der Kulturen, so wie S. Huntington 1993 in seinem Artikel
'The Clash of Civilizations?' postuliert oder werden unter dem Deckmantel des kulturologisch
verpackten Feindbildes ganz andere Ziele verfolgt? So wird in einem ersten Schritt zunächst
die Dichotomisierung zwischen 'Wir' und 'den Anderen' im Zuge der Konstruktion kollektiver
Identitäten erörtert. Der zweite Schritt befasst sich mit dem Diskurs zum Feindbild 'Islam'.
Der dritte Schritt widmet sich schließlich der Wende zum erweiterten Sicherheitsbegriff in
der internationalen Politik seit den 1970er Jahren. Der vierte Schritt beleuchtet abschließend
die bestehende strukturelle Gewalt im Nahen und Mittleren Osten, also die Antagonismen
zwischen den ökonomischen Potenzialen einerseits und tatsächlicher sozialer und kultureller
Entwicklung andererseits. Ferner wird auf die double standards eingegangen, das Messen mit
zweierlei Maß seitens der westlichen Demokratien, die sich im dichotomisierten Weltbild
selbst als die 'Zivilisierten' bezeichnen gegenüber den 'neuen Barbaren' und 'Schurkenstaaten'.
(ICG2)
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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[106-L] Sasse, Carl:
Eine romantische Arbeitsethik?: die neuen Ideale in der Arbeitswelt, in: Günter Burkart
(Hrsg.): Die Ausweitung der Bekenntniskultur - neue Formen der Selbstthematisierung?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 285-312, ISBN: 3-531-14759-5
INHALT: Der Beitrag zur aktuellen Bekenntnis- und Gesprächskultur befasst sich mit der Entwicklung der Arbeitsmoral in den westlichen Industriestaaten und heutigen Dienstleistungsgesellschaften. Wie kommt es, dass die alten Ideale aus den Zeiten der Kulturrevolution (Autonomie, Authentizität, Kreativität), die sich nicht zuletzt gegen Leistungsgesellschaft und
Kapitalismus richteten, eben diesem Kapitalismus anscheinend zu neuem Erfolg verholfen
haben? Wie kommt es, dass die neuen Leistungseliten der kapitalistischen Wirtschaft genau
jene Persönlichkeitseigenschaften besitzen oder besitzen sollten, die von den Revolutionären
der 68iger Zeit gegen die alten Leistungseliten in Anspruch genommen wurden? Die Beantwortung gliedert sich in folgende Punkte: (1) die protestantische Arbeitsethik bei M. Weber,
(2) der kulturelle und strukturelle Wandel der Arbeitswelt seit den 1970er Jahren, (3) Künstler und Intellektuelle als Trägergruppen des Kapitalismus sowie (4) Erfolge durch Selbstverwirklichung im Beruf und in der Freizeit. Abgesehen vom Wertewandel, der sich auf noch
nicht ganz geklärte Weise auch in der Wirtschaft durchgesetzt hat, dürften nach Ansicht des
Autors für den Bedeutungszuwachs von Selbstthematisierung im mittleren und höheren Management der Wirtschaft jedenfalls auch ökonomische Erfordernisse und innerbetriebliche
Entwicklungen eine wichtige Rolle spielen (Humanisierung der Arbeitswelt, Abbau von Hierarchien, Teamarbeit, mehr Flexibilität und Entscheidungsmöglichkeiten auf allen Ebenen),
die Innovationsfähigkeit und Kreativität zu neuen Tugenden zu machen. (ICG2)
[107-L] Schwengel, Hermann:
Kulturelle Globalisierung, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik
2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen:
Klartext-Verl., 2006, S. 79-83, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6)
INHALT: "Der Autor verweist auf die Risiken der kulturellen Globalisierung. Ihre Ambivalenzen
zeigen sich an verschiedenen Ereignissen: dem Mord an dem holländischen Maler van Gogh,
der islamischen Empörung über die in Dänemark publizierten Karrikaturen Mohammeds, die
Holocaustleugnung des iranischen Präsidenten; aber auch durch das Entgegenkommen des
Unternehmens Google gegenüber der chinesischen Zensur. Europa wird zum Vermittler und
muss, nach Ansicht des Autors, kulturelle Globalisierung wieder in den Zusammenhang stellen mit globaler Arbeitsteilung, dem Auf- und Abstieg von Nationen, mit Tertiarisierung von
Produktionen und Dienstleistungen, von demographischer Verschiebung und Migration."
(FR)
[108-F] Schwinn, Thomas, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Die Vielfalt und die Einheit der Moderne. Kultur- und strukturvergleichende Analysen
INHALT: Der Verlauf von Modernisierungsprozessen in Abhängigkeit von kulturellen und strukturellen Gegebenheiten. Kritik der pauschalen Globalisierungsannahmen durch präzise Analyse von unterschiedlich verlaufenden Modernisierungsprozessen. Kritik und Korrektur von
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
Weltsystemansätzen. Einbezug von Erwartungen usw. um die Entwicklungsprozesse dieser
Länder adäquat analysieren zu können.
METHODE: Revision klassischer und modernisierungstheoretischer Positionen und Konzepte zur
Entwicklung moderner Gesellschaften. Orientierungen und Weiterentwicklung von Max Webers Soziologie und S.N. Eisenstadt.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Schwinn, Thomas (Hrsg.): Die Vielfalt und Einheit der Moderne.
Kultur- und strukturvergleichende Analysen. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006.
ISBN 3-531-14427-8.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2005-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Wissenschaftler
INSTITUTION: Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie (Ostenstr. 26, 85071 Eichstätt)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 08421-931254, e-mail: [email protected])
[109-L] Schwinn, Thomas:
Konvergenz, Divergenz oder Hybridisierung?: Voraussetzungen und Erscheinungsformen
von Weltkultur, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 58/2006, H. 2, S.
201-232 (Standort: USB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In der aktuellen Globalisierungsliteratur gibt es verschiedene Thesen zur Entstehung
einer Weltkultur. Sie lassen sich schlagwortartig als Konvergenz, Divergenz und Hybridisierung bezeichnen. Dabei wird von unterschiedlichen Wirkungsmechanismen und Voraussetzungen globaler Kulturentwicklung ausgegangen. Um hier zu begründeten Einschätzungen zu
kommen, wird ein Modell skizziert, mittels dessen die Beziehungen zwischen der globalen
und der lokalen Ebene zu fassen sind. Die drei Thesen zur Entstehung von Weltkultur unterstellen spezifische Konstellationen dieser Ebenen und neigen zu Übergeneralisierungen.
Verschiedene dieser Selektions- und Wirkungsbeziehungen werden in den Blick genommen.
Es wird gefragt, welche globalen Kultureffekte die mit Modernisierung verbundenen sozialstrukturellen Veränderungen haben. Da kulturelle Prozesse nicht auf strukturelle Bedingungen reduziert werden dürfen, sondern eine Eigenlogik entfalten, müssen die Mischungen zwischen globaler und lokaler Kultur gesondert analysiert werden. Die Herausbildung einer
Weltkultur läuft in der alltagsästhetischen, der normativen und der kognitiven Dimension jeweils anders ab. Zum Schluss wird mit der 'Standardisierung von Differenzen' eine These präsentiert, die die globale Kulturentwicklung besser erfasst als die gängigen Annahmen." (Autorenreferat)
[110-L] Stiftung Niedersachsen (Hrsg.):
"älter - bunter - weniger": die demografische Herausforderung an die Kultur, Bielefeld:
transcript Verl. 2006, 228 S., ISBN: 3-89942-505-7 (Standort: UB Kaiserslautern(386)-596/475)
INHALT: "Kunst und Kultur müssen sich den demografischen Veränderungen stellen. Eine Auseinandersetzung mit diesem Wechselverhältnis blieb bislang aber aus. Welche Auswirkungen
haben die Veränderungen auf die kulturelle Infrastruktur und die Kulturfinanzierung? Welche
Chancen tun sich auf, wo liegen die Risiken? Welche Rolle spielt die Kultur selbst im Prozess
der demografischen Entwicklung? Die Stiftung Niedersachsen möchte deshalb das Bewusst-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
85
sein für das Wechselverhältnis von Kultur und Demografie wecken und schärfen. Denn wir
messen dem Thema für die Produktion, Verbreitung und Nachfrage von Kultur, für die Kulturförderung sowie für die Kulturpolitik selbst eine hohe Bedeutung zu. Diesem Ziel diente
die Tagung 'Kultur und demografischer Wandel', die die Stiftung Niedersachsen am 14. und
15. Oktober 2005 in Hannover veranstaltet hat. Unseres Wissens war es die erste Veranstaltung, die sich dieses Themas in Deutschland angenommen hat. Der vorliegende Band bündelt
alle Vorträge der Tagung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Dietrich Hoppenstedt: "älter
- bunter - weniger". Die demografische Herausforderung an die Kultur (7-10); Martin Roth,
Ulrike Richter: Was haben Kultur und Demografie miteinander zu tun? Anmerkungen zu einem bislang wenig reflektierten Verhältnis (13-30); Ralf E. Ulrich: Wirklichkeit und Perspektiven der demografischen Entwicklung in Deutschland (31-47); Clemens Geissler: Kulturelles
Potenzial der alternden nachwuchsarmen Gesellschaft (51-63); Thomas Ihm: Die Cultura der
Kultur - Demografie, Kultur und Medien (65-78); Michael Bommes: Demografische Entwicklung, Migration und kulturelle Vielfalt (81-108); Michael Daxner: Kultur und Demografie: Die europäische Dimension (109-119); Magda Gohar-Chrobog: Demografischer Wandel
als Herausforderung an die Interkulturelle Kommunikation (121-135); Francois Heran: Bevölkerungswachstum und Zuwanderung: Welchen Platz nehmen die "kulturellen" Faktoren
ein? (137-161); Raimund Vogels: Demografie und kultureller Wandel am Beispiel der Musik
(163-171); Frank Huysmans: Kultur und demografischer Wandel in den Niederlanden (175188); Jack Jedwab: Canada's Art of Diversity. Multiculturalism, Choice and Participation in
the Cultural Sector (189-207); Christian Meyer: Konsequenzen des demografischen Wandels
für die kulturelle Infrastruktur. Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen (209-222); Philipp Rösler: Kultur und Demografie. Wandel und Wirkung (223-226).
[111-L] Tamás, Pál:
Civil ideals, human rights and social change of the East European post-socialism, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am
Main: Campus Verl., 2006, S. 3305-3317, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: Der Autor greift bei seinen Reflexionen über das moderne politische Denken in Osteuropa auf die Theorie der multikulturellen Staatsbürgerschaft von Will Kymlicka (1995) und
die Theorie der Anerkennung von Charles Taylor (1992) zurück. Um eine Alternative zu diesen liberalen multikulturellen Deutungen von Kultur aufzuzeigen, betrachtet er den Transformationsprozess in Osteuropa aus der Perspektive einer kritischen Anthropologie und interpretiert das Kulturelle weniger als Bestandteil einer "bürgerlichen Politik", sondern eher als
umstrittenen und offenen Prozess. Denn diese analytische Wende bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Identitäten und gesellschaftliche Arrangements von Macht in den Blick zu
nehmen. Die Bedeutung des Kulturellen in der postsozialistischen Zivilgesellschaft kann nach
der These des Autors nur jenseits eines liberalen Multikulturalismus verstanden werden, da
die Herausbildung von kulturellen Identitäten und Beziehungen in den Kontext der Macht gestellt werden muss. Er diskutiert vor diesem Hintergrund die Funktion von Identitätspolitiken
in Osteuropa sowie die konfliktreiche Beziehung von Minderheiten und neuen Identitäten
zwischen Menschenrechten und sozialem Wandel. (ICI)
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
[112-L] Tjaden, Karl Hermann:
Arbeitspapier zur Zivilisationstheorie, in: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg. 48/2006, H. 4 = H. 267, S. 546-561 (Standort: UB Bonn(5)-Z70/6; USB
Köln(38)-XG01665; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Basierend auf der Theorie der Kulturrevolution von Morgan und Engels unterzieht der
Verfasser moderne Theorien der Entwicklung der westlichen Zivilisation einer kritischen Revision und zeichnet die Grundlinien der Evolution von Bewusstsein und Gesellschaft in
Westeuropa seit den Anfängen in Südwestasien nach. Im Mittelpunkt stehen technische und
wirtschaftliche Beziehungen zwischen Mensch und Biosphäre, vor allem spezifische Muster
patriarchaler und politischer Machtverhältnisse, und selbstverstärkende Mechanismen im
Aufstieg der westlichen Welt seit dem Neolithikum. Besondere Charakteristika werden in der
westeuropäischen Agrarentwicklung als Basis der Moderne sichtbar, wenn man sie mit den
Agrarzivilisationen des alten Amerika und Chinas vergleicht. (ICEÜbers)
[113-L] Wilsmann, Stefan:
Das Konstrukt kultureller Differenz zwischen Anerkennung und Stigma: positivistisches
Sinnnivellement als Instrument zur Abwehr eines sozialradikalen Determinismus, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am
Main: Campus Verl., 2006, S. 3272-3283, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Der Versuch einer Ersetzung differenzblinder Vorstellungen positivismusaffiner Statistiker durch die Idee einer in sinnintegrierten Minimonaden auf ewig zersprengten Welt ist
nach dem Aufweis der 'Dialektiken der Aufklärung' en vogue. Dabei besitzen die bereits in
der Völkerpsychologie oder später bei Dilthey oder Durkheim auftauchenden postromantischen und antiteleologischen Erziehungsskeptizismen durchaus ihren Hinkefuß. Dort nämlich, wo sich das Moment der Anerkennung des genuin Unterschiedlichen mit einer am Wesen der Dinge interessierten Charakterologie paart, vermischen sich Analyse und Stigma zu
einem indifferenten Brei. So hat ein früher cultural turn in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts zum Beispiel in der Gestalt Richard Thurnwalds die mögliche Ehe von konstruktiven wie essentiellen Definitionen kultureller Unterschiede mit rassetheoretischen Konstrukten
offenbart. Es ist genau dieses so entstehende Ideologieamalgam, das die 'Positiven' (zum Beispiel Theodor Geiger) im Bereich der Wissenschaft zur Konstruktion eines eigenen Wissenschaftskonzeptes antreibt: der von ihnen entworfene sprachtheoretisch organisierte Universalismus macht die Idee der Abstraktion von kulturellen Vorbedingungen des Beobachtens (ob
in puncto Werturteilsdebatte oder in dem des moralischen Nonkognitivismus) zum Ausgangspunkt einer Vorstellung von einem neuen Egalitarismus. Ein solcher Egalitarismus sieht
in der Sprach- und Begründungsbegabung menschlicher Wesen grenzen- und kultursprengendes Potential und ist kaum, wie zum Beispiel von Feyerabend unterstellt, auf Unitarisierung
und 'Vergleichheitlichung' aus. Dies zeigt sich bereits beim Blick auf die Struktur des wertnihilistischen Programms, das mehrheitsdemokratische Konsense durch die Vorstellung vom
institutionalisierten Klassenkampf ersetzen will und auf das 'große Krabbeln' von Menschen
mit inkompatiblen Interessen setzt." (Autorenreferat)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
1.4
87
Lebensstile, Werte, Normen
[114-L] Abel, Thomas; Abraham, Andrea; Sommerhalder, Kathrin:
Kulturelles Kapital, kollektive Lebensstile und die soziale Reproduktion gesundheitlicher
Ungleichheit, in: Matthias Richter, Klaus Hurrelmann (Hrsg.): Gesundheitliche Ungleichheit :
Grundlagen, Probleme, Perspektiven, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 185-198,
ISBN: 3-531-14984-9
INHALT: Die Übertragung des Konzepts des "kulturellen Kapitals" von Bourdieu auf das Problemfeld der gesundheitlichen Ungleichheit wird diskutiert. Dabei werden vier Thesen entwickelt: (1) Gesundheitsrelevante Lebensstile werden geprägt von Habitusformen, die ihrerseits
den jeweiligen kulturellen, sozialen und ökonomischen Voraussetzungen der Menschen entsprechen. (2) Kulturelle Ressourcen sind für gesundheitsrelevante Lebensstile von zweifacher
Bedeutung: über gesundheitsrelevante Werte, Wahrnehmungen und Verhaltensnormen prägen sie das Gesundheitshandeln der Menschen und können damit direkt deren Gesundheitsstatus und -chancen beeinflussen. Zugleich tragen sie als zentrale Bestandteile des klassenspezifischen Habitus zur Reproduktion der jeweiligen sozialen Position im Ungleichheitsgefüge einer Gesellschaft bei. (3) In dieser Doppelfunktion werden kulturelle Ressourcen zu gesundheitsrelevantem kulturellem Kapital. Sie interagieren mit ökonomischem und sozialem
Kapital und werden so zum Treibstoff, der den Motor der sozialen Reproduktion gesundheitlicher Ungleichheit zum Laufen bringt. (4) Die Akkumulation und Transformation der unterschiedlichen gesundheitsrelevanten Kapitalsorten rückt in das Zentrum zukünftiger theoretischer und empirischer Forschungsfragen. (GB)
[115-L] Barber-Kersovan, Alenka:
Vom Punk-Frühling zum Slowenischen Frühling: der Beitrag des slowenischen Punk zur
Demontage des sozialistischen Wertesystems, Hamburg: R. Krämer 2005, 577 S., ISBN: 389622-073-X (Standort: UB Giessen(26)-slaLt6.1)
INHALT: "Die vorliegende Studie befasst sich mit den politischen Implikationen des slowenischen Punk und der aus ihm hervorgegangenen alternativen Kultur in der ehemaligen Sozialistischen Republik Slowenien. Das Politische an dieser musikalischen Subkultur äußerte sich
weniger als offene Gesellschaftskritik, sondern vielmehr in der Art und Weise, auf die der
Punk mit seinen ironischen Paraphrasen politischer Platitüden die ideologischen Positionen
des herrschenden Regimes in Frage stellte, das sozialistische Wertesystem destruierte und
seine politische Symbolik enttabuisierte. Basis der Analyse ist eine Fülle von Dokumenten
(Zeitungsartikel, Tonträger, Liedtexte), die neben der Charakterisierung des Punk auch eine
Rekonstruktion sozialer Prozesse innerhalb der slowenischen Gesellschaft am Übergang der
1970er in die 1980er Jahre ermöglichen. Diese wurden von einer schweren ökonomischen,
politischen und gesellschaftlichen Krise gekennzeichnet, die schließlich zum Kollaps des Sozialismus und der Desintegration der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien führte. Vor einem derartigen Hintergrund wurde der Punk zum ersten Sprössling des 'Slowenischen Frühlings', der sich das allgemeine Unbehagen und die bislang ausgeklammerten
Schlüsselprobleme der sozialistischen Selbstverwaltung öffentlich zu artikulieren traute und
damit maßgeblich zur Erweiterung der politischen Freiräume beitrug. Ferner gingen aus dem
diffusen Umfeld der musikalischen Subkultur Impulse für die alternative Politik aus, so dass
88
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
aus historischer Perspektive dem slowenischen Punk und der alternativen Kultur die Rolle einerwichtigen Triebkraft der gesellschaftlichen Umwälzungen zugesprochen werden kann."
(Autorenreferat)
[116-F] Bosch, Aida, Dr. (Bearbeitung):
Mode, Gebrauchsdinge und soziale Ungleichheit in der postindustriellen Gesellschaft
INHALT: Ziel der Arbeit ist es, empirisch wie theoretisch die Rolle der Lieblingsobjekte für die
personale Identität sowie für die soziale Position aufzuzeigen. Die Objekte werden als
Schnittstelle von Fragen der Identität, der Sozialstruktur und der (globalen) Kulturströme betrachtet. Empirisch hat die Arbeit einen Schwerpunkt bei der Gruppe der Erwerbslosen, Armen und Ausgegrenzten gesetzt, um die Formen ihrer kultureller Teilhabe bzw. Exklusion
genauer in den Blick nehmen zu können.
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 50;
Erwerbslose, ALG II Empfänger, Vergleichsgruppen in den Mittelschichten; Auswahlverfahren: theoretical sampling). Beobachtung, nicht teilnehmend (Stichprobe: 20; ARGE's, Wohnviertel, Einkaufszentren und Geschäfte; Auswahlverfahren: theoretical sampling).
ART: Habilitation; gefördert BEGINN: 2005-10 ENDE: 2008-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler; HWP-Stipendium
INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Soziologie (Kochstr. 4, 91054 Erlangen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 09131-8522386, e-mail: [email protected])
[117-F] Brendel, Judith, M.A. (Bearbeitung); Ronge, Volker, Prof.Dr. (Betreuung):
Historische Bildung in der Erlebnisgesellschaft
INHALT: Worin genau liegt - und wie löst sich möglicherweise - die Spannung zwischen einer
"Erlebnisgesellschaft" (G. Schulze, 1992) mit ihrer Betonung von konsumistischunterhaltenden, kurzlebigen "events" (und darauf gegründeten Identitäten: insbesondere
"Szenen") auf der einen und historischer Bildung, u.a. auch durch diesbezügliche Institutionen, auf der anderen Seite, der man traditionell eine entscheidende Rolle für die Identitätsstiftung zuschreibt? GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland
METHODE: Wechselseitig aufeinander bezogen werden die "Erlebnisgesellschaft" und das Konzept der historischen - als Teil der politischen - Bildung analysiert. Letzteres muss zudem
hinsichtlich diverser Konzeptionen (oder Paradigmen) betrachtet werden. DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen.
ART: Dissertation BEGINN: 2003-07 ENDE: 2007-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution; Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Wuppertal, FB G Bildungs- und Sozialwissenschaften, Fach Soziologie Professur für Allgemeine Soziologie, insb. makro-strukturelle Analyse der Gesellschaft
(Gausstr. 20, 42097 Wuppertal)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0202-439-2788, e-mail: [email protected])
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
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[118-L] Breward, Christopher:
Kulturen, Identitäten, Geschichten: kulturwissenschaftliche Ansätze in der Bekleidungsforschung, in: Gabriele Mentges (Hrsg.): Kulturanthropologie des Textilen, Dortmund: ed. ebersbach, 2005, S. 57-74, ISBN: 3-938740-06-X (Standort: ZLB Berlin(109)-Ku1260/20)
INHALT: Der Beitrag erarbeitet die grundsätzlichen methodologischen Schritte und theoretischen
Paradigmen für eine "interdisziplinäre Bekleidungsforschung". In der Begrenzung der Kleidungsforschung auf die jeweilige Fachperspektive sieht der Autor eines der Grundprobleme
der Kleidungsforschung. Richtungsweisende Anregungen für eine genuine Kleidungsforschung entstammen daher weniger den einzelnen Disziplinen, sondern dem Ansatz der Cultural Studies, der Geschlechterforschung und der modernen Geschichtsforschung (New History). Diese Disziplinen haben die Mode im Sinne einer "Politics of Identity and Appearance"
stärker ins Zentrum gerückt, allerdings tendieren sie zu einer Konzentration auf zeitgenössische Aspekte und beschränken sich, parallel zur Kunstgeschichte, hauptsächlich auf die Untersuchung von Repräsentation und Werbung, wobei Methoden der Sozialanthropologie und
Semiotik als Hilfsmittel für die Definition von Bedeutungen angewendet werden. Auch liegt
die Geschichte der Cultural Studies eher in einer literarischen als in einer visuellen Tradition.
Der Beitrag skizziert einen Ansatz, in dem die Modegeschichte im Kontext dieser gegenwärtigen Debatten dargestellt wird. (ICA2)
[119-L] Corsten, Michael:
Die kulturelle Verankerung der sozialistischen Leitungskader (in der DDR und in der
Nachwendegesellschaft), in: Historical Social Research : the official journal of Quantum and
Interquant ; an international journal for the application of formal methods to history, Vol. 30/2005,
No. 2 = No. 112, S. 181-205 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Karrieresequenzen sozialistischer Eliten sind auf unterschiedliche Weise untersucht
worden. In diesem Artikel steht die kulturelle Einbettung ehemaliger Industriemanager im
DDR-Sozialismus im Zentrum. Die Transformation dieser kulturellen Einbettung wird am
Bürgerschaftlichen Engagement der Manager im wiedervereinten Deutschland abgelesen.
Anhand von biographischen Fallanalysen wird die These geprüft, ob die Entscheidung für eine Managerlaufbahn in der DDR von kulturellen Bindungen beeinflusst war, die auf vorsozialistische Milieulagen (Arbeiter-Aristokratie, technokratische Bewegung, selbstständiges
Handwerk) zurückverweisen. Dieses Ergebnis wird außerdem gestützt durch eine stärker
standardisierte Vergleichsbetrachtung von Karrieresequenzen ehemals sozialistischer Industriemanager mit einem freiwilligen Engagement nach der Wiedervereinigung und anderen
Gruppen der gleichen Geburtskohorten. Der Einfluss vor-sozialistischer Kulturmilieus auf die
sozio-moralische Bindung in Managerlaufbahnen der DDR lässt sich als Beispiel von historisch-kultureller Überdetermination und multi-linearer gesellschaftlicher Entwicklung deuten." (Autorenreferat)
[120-L] Craik, Jennifer:
Mode als Körpertechnik: Körperarbeit, Modearbeit, in: Gabriele Mentges (Hrsg.): Kulturanthropologie des Textilen, Dortmund: ed. ebersbach, 2005, S. 287-304, ISBN: 3-938740-06-X
(Standort: ZLB Berlin(109)-Ku1260/20)
90
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
INHALT: Der Beitrag versucht zu zeigen, dass der Körper - selbst wenn er "nackt" ist - niemals
natürlich ist, sondern stets dadurch produziert wird, wie er gekleidet war, ist und wird. Bereits
beim Neugeborenen wird der Körper mittels der durch kulturelle Konventionen vorgeschriebenen Art der Kleidung oder des Stoffs und den postnatalen Ritualen in einen "sozialen Körper" umgewandelt. So wie das Baby heranwächst, so werden auch die Bekleidungsrituale
immer komplexer, und der Körper erlernt Techniken, um sich in diesem eingeübten sozialen
Körper darzustellen. Somit wird der Körper zu einem "technischen Instrument", ein Produkt
dessen, wie er gelernt hat, sich darzustellen. Insgesamt gesehen stellt er den Ort oder die
Quelle für eine Konstellation von Körpertechniken dar. Unter einem ethnographischen Ansatz
in Anlehnung an Marcel Mauss und Pierre Bourdieu untersucht die Autorin die Kleidung und
Dekoration des Körpers als spezialisierte Darstellungs- und Verhaltenstechniken. Körper und
Körpertechniken bilden bei beiden, wenn auch in unterschiedlicher Auslegung, die Basiskategorien zur Erklärung sozialer Verhaltensweisen. In den Vordergrund der analytischen Kategorien rückt daher der Begriff des Trainings bzw. der "Körperarbeit". Kleidung stellt eine
Erweiterung des Körpers und seines Habitus dar und verschmilzt zu einer weiteren Körpertechnik, die vor allem auf die Konstruktion von (Geschlechter)Identität und die individuelle
Differenzierung abzielt. (ICA2)
[121-L] Degele, Nina:
Bodification and Beautification: Zur Verkörperung sozialer und kultureller Differenzen
durch Schönheitshandeln, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle
Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 579-592, ISBN: 3-59337887-6
INHALT: "Körper sind dankbare Projektionsflächen: In Körper schreiben sich Attraktivitätsnormen oder auch die Vorstellung der Verschiedenheit genau zweier Geschlechter ebenso ein
wie über den Körper die Wirkung nach außen inszeniert und die gesellschaftliche Struktur der
Zweigeschlechtlichkeit realisiert wird. Eine solche gleichzeitige Verkörperung von Gesellschaft und Vergesellschaftung von Körper bezeichne ich als bodification. Damit ist der Körper auch empfänglich für mediale, wissenschaftliche und milieuspezifische Überformungen,
die das eigene Handeln orientieren und leiten. Vor allem sind es sozial geteilte Konstruktionen rund um die Bedeutung von Körper( lichkeit), die tief in das Alltagswissen um Selbst und
Körper eingelassen - eben verkörpert sind. Zur Rekonstruktion einiger kulturell differenzierender Verkörperungen wähle ich als empirisches Untersuchungsfeld das gänzlich profane
'Sich schön machen'. Dabei handelt es sich um eine körpernahe Handlungspraxis, die mit, auf
und im Körper stattfindet. Gleichwohl geht es mir nicht um Schönheit als ästhetische Kategorie, sondern um Schönheitshandeln als einem Akt der sozialen Positionierung. Das nenne ich
beautification: Schönheitshandeln ist ein Medium der Kommunikation, das der Inszenierung
der eigenen Außenwirkung zum Zweck der Erlangung von Aufmerksamkeit und Sicherung
der eigenen Identität dient und zugleich ein sozialer Prozess, in dem Menschen versuchen,
soziale (Anerkennungs-)Effekte zu erzielen. Vor diesem Hintergrund will ich in meinem Beitrag zeigen, wie verkörpertes Schönheitshandeln kulturelle und soziale Differenzen produziert. Dazu stütze ich mich auf 30 Diskussionen mit Gruppen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, sexueller Orientierung und sozialer Lage, die sich mit dem Thema 'sich schön machen' auseinandergesetzt haben. Die Argumentation entwickle ich in drei Schritten: Erstens
sind Praxen verkörperten Schönheitshandelns mit spezifischen Normalitätsvorstellungen ver-
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
91
knüpft, die sich bei genauerem Hinsehen als Ideologien privaten Schönheitshandelns ('schön
mache ich mich für mich und nicht für die anderen') und/oder als Naturalisierungen von
Männlichkeits- und Weiblichkeitskonstruktionen entpuppen. Zweitens werden zur Schaffung
sozialer Unterschiede Reflexions- und Artikulationsfähigkeit bzw. Sprachkompetenzen relevant. Dies ist - so die Beobachtung bei einigen Gruppen - beim Reden über Sexualität der
Fall, das Ansätze der Entideologisierung privaten Schönheitshandelns und der Entnaturalisierung von Geschlecht enthält. Drittens laufen in diesen Fällen kulturelle und soziale Differenzierungen nicht oder nur nachgeordnet über Geschlecht, sozialen Status, Ethnizität oder Alter,
sondern über die Bewusstheit und Reflexion der Konstruiertheit von Geschlecht und Sexualität. Dabei hat - so eine weitere Beobachtung - die Fähigkeit und Bereitschaft, über Sexualität
zu sprechen, mit der Marginalisierung nicht-heteronormativer Lebensformen zu tun." (Autorenreferat)
[122-L] Engler, Steffani:
Studentische Lebensstile und Geschlecht, in: Helmut Bremer, Andrea Lange-Vester: Soziale
Milieus und Wandel der Sozialstruktur : die gesellschaftlichen Herausforderungen und die Strategien der sozialen Gruppen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 169-185, ISBN: 3-53114679-3
INHALT: Auf der Grundlage des Habitus-Ansatzes von Bourdieu werden Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zu den Lebensstilen von Studenten in der Bundesrepublik Deutschland
vorgestellt. Es handelt sich um Erhebungen im Rahmen des Projekts "Studium und Biographie", das sich mit der Frage beschäftigte, auf welche Weise die sich nach Studienfächern
ausdifferenzierende Hochschullandschaft zur Veränderung oder zur Festschreibung von Geschlechter- und Klassenverhältnissen beiträgt. Die Daten wurden in einer postalischen Erhebung im WS 1988/89 bei ca. 800 Studentinnen und Studenten an den Universitäten Siegen
und Marburg sowie in Wuppertal in den Studienfächern Erziehungswissenschaft, Rechtswissenschaft sowie Elektrotechnik/Maschinenbau erhoben. Im Einzelnen wurden Merkmale der
Alltagskultur wie Wohnen, Schlafen, Essen und Kleidung untersucht. Die Ergebnisse zeigen,
dass bei der studentischen Wohnkultur deutliche Differenzen zwischen den Studienfächern
bestehen. Bei den Lebensstilmerkmalen, die sich auf Kleidung und Ernährung beziehen, dominieren die Geschlechtsunterschiede. Der Habitus sollte als ein System aufgefasst werden,
in das unterschiedliche, nicht logisch aufeinander bezogene Erfahrungen eingehen und das
wiederum unterschiedliche Praxen hervorbringt. (GB)
[123-L] Grätz, Tilo:
Jugendliche Goldgräber in West Afrika:: Arbeitsethik, Lebensstile und Identifikationsprozesse, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und
2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1649-1666, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Im Beitrag geht es um Alltagskulturen und Lebensstile jugendlicher Goldgräber im
ländlichen Westafrika. Sie bilden neue Migrantengemeinschaften in sich rapide um Goldlagerstätten herausbildenden Camps und sind trotz vielfacher Konflikte durch eine gemeinsame
Ethik des Teilens, ein starkes Selbstbewusstsein, spezifische Normen und Konsummuster
quer zu ethnischer und sozialer Herkunft charakterisiert. Der Vortrag beschreibt die Emer-
92
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
genz neuer Formen von Vergemeinschaftung und Identität bei jungen Goldsuchern vor dem
Hintergrund spezifischer Muster der Ressourcenaneignung und staatlichen Drucks. Das Fallbeispiel verweist zugleich allgemein auf Probleme der Forschung zu Jugendgruppen im subsaharischen Afrika, die in den letzten Jahren wieder an Bedeutung gewonnen hat. Jugendliche
werden zunehmend als aktive Produzenten von Differenz sowie als zentrale ökonomische,
moralische, politische und Gewaltakteure beschrieben. Allerdings kann nicht übersehen werden, dass einseitig städtische Zentren oder Kriegsschauplätze als Orte politischer und kultureller Veränderungen im Vordergrund des Interesses stehen. Jugendliche Subkulturen werden
zudem oft als Rand- bzw. Gegengruppen zu Staat und globalem Kapitalismus begriffen, ohne
ihre komplexen sozialen Ansprüche und ambivalenten kulturellen Aneignungsstrategien genügend zu untersuchen. Schließlich sollen einseitig kulturalistische Perspektiven auf außereuropäische "Konsummuster" moniert werden. Dem Bearbeiter geht es darum, die Analyse der
Produktion von Lebensstilen (lifestyles) wieder enger mit jener der Ebene der Produktion und
Reproduktionder Lebensbasis (lifelihood) zu verbinden." (Autorenreferat)
[124-L] Hahn, Alois:
Wohl dem der eine Narbe hat: Identifikationen und ihre soziale Konstruktion, in: Günter
Burkart (Hrsg.): Die Ausweitung der Bekenntniskultur - neue Formen der Selbstthematisierung?,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 339-360, ISBN: 3-531-14759-5
INHALT: Der Beitrag zur aktuellen Bekenntnis- und Gesprächskultur beschäftigt sich mit der
Frage der Indikatoren für Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit. Das bürgerliche Subjekt
neigt dazu, den Anspruch darauf durch besondere Ansichten, Maximen und Tugenden oder,
als Künstler, durch seine einzigartige Genialität, zu verwirklichen. Im Zeitalter des expressiven Individualismus dagegen rückt die körperliche Dimension stärker in den Vordergrund.
Immer mehr Menschen statten ihre Körper mit Zeichen der Unverwechselbarkeit aus, die
manchmal wie Brandzeichen wirken (Piercing, Tattoo), die aber auch, mit zunehmender
Verbreitung, ähnlich wie andere leicht veränderbare modische Accessoires alle Merkmale serieller Einzigartigkeit aufweisen. Sogar die amerikanische Einwanderungsbehörde, die seit
den Terroranschlägen im September 2001 von sämtlichen Einreisenden Zeichen der Unverwechselbarkeit sammelt, verlässt sich bei der Identifikation auf körperliche Merkmale: IrisFoto und Fingerabdruck. Der Autor schlägt nun einen Bogen von diesen aktuellen Erscheinungen zurück zu den Narben des Odysseus und den Wundmalen Christi und verweist so auf
eine überraschende Kontinuität in der Bedeutung des Körpers für die soziale und persönliche
Identität. (ICG2)
[125-L] Hopf, Gudrun; Klampfl, Angelika; Lanzinger, Margareth:
Was heißt schon "normal"?: Facetten eines Forschungsprojektes, in: Wiener Zeitschrift zur
Geschichte der Neuzeit, Jg. 4/2004, H. 1, S. 100-108
INHALT: Der Beitrag präsentiert die Ergebnisse des in Österreich durchgeführten Forschungsprojektes 'Normen in der Praxis - Praktiken der Norm. Norm und Lebenswelt aus historischanthropologischer Sicht' (2001-2002), das sich mit der Frage nach der sozialen 'Normalität'
auseinandersetzt. Das Vorhaben umfasst drei thematisch unterschiedlich ausgerichtete Teilprojekte: (1) die Befragung von Jugendlichen zu Wunschprojektionen vom 'normalen' Familienbild, (2) die Konstruktion von Normalitätsvorstellungen von geistig Behinderten im späten
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19. und beginnenden 20. Jahrhundert sowie (3) die Betrachtung von Normalität bei Heiratskontrakten in Form impliziter Konventionen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die
auf geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Usancen basieren. Die Untersuchung macht deutlich, dass 'Normalität' viele Gesichter hat und als soziale Norm in unterschiedlichen Kontexten verortet ist: in Beziehungen zwischen den Generationen, im nahen sozialen Umfeld und
zwischen den Geschlechtern. 'Normalitäten' sind somit letztlich immer eine Frage der Definition und Wahrnehmung. (ICG2)
[126-L] Illing, Frank:
Kitsch, Kommerz und Kult: Sozoiologie des schlechten Geschmacks, Konstanz: UVK Verl.Ges. 2006, 239 S., ISBN: 3-89669-541-X
INHALT: "Geschmack ist sozial, räumlich, zeitlich bedingt. Was 'guter', was 'schlechter' Geschmack ist, hängt davon ah, von welchem so definierten Punkt aus andere Geschmäcker beurteilt werden. Soziologisch gesehen sind solche Urteile von einer 'Struktur des gegenseitigen
Nichtverstehens' (Schulze 1992, S. 364) geprägt, die sich gerade in Diskussionen über Alltagsästhetik niederschlägt - wenn man sich nicht an das Sprichwort hält, dass sich über Geschmack eben nicht streiten lässt. Aber was ist überhaupt 'Geschmack'? Vor allem eine Metapher, deren Herkunft aus dem unmittelbaren sinnlichen Empfinden eine individualistische Semantik für ästhetische Urteile begründet. Dieser metaphorische Charakter soll in diesem Buch
ernst genommen werden, indem gar nicht erst versucht wird, Geschmack 'wissenschaftlich' zu
'operationalisieren', und 'exakt zu definieren', wie es der Traum mancher Soziologen ist. Die
Metapher des Geschmacks ist unscharf: allein acht gängige Bedeutungen erkennt z. B.
Brückner (2003) im heutigen Sprachgebrauch; und es ist zu vermuten, dass sie sich gerade
wegen dieser Unbestimmtheit durchsetzen konnte und Phasen der Konjunktur und des Rückgangs kannte. Einerseits ist 'Geschmack' einfach ein Synonym für ästhetische Urteile; andererseits bezeichnet er verschiedene Arten und Weisen, diese Urteile sozial zu präsentieren und
auf die eigene Persönlichkeit zu beziehen. Im Aufbau und Inhalt dieses Buches schlägt sich
dies folgendermaßen nieder: Im ersten Kapitel wird von verschiedenen Seiten her erörtert,
wie sich der so verstandene Geschmack soziologisch thematisieren lässt und mit welchen sozialen Folgen und aktuellen gesellschaftlichen Tendenzen die Semantik des Geschmacks verbunden ist. Im zweiten Kapitel werden maßgebliche historische Stationen in der Verwendung
des Geschmacksbegriffs geschildert, wie auch philosophische und literatur-/kunstgeschichtliche Entwicklungen, die noch heutige ästhetische Urteile prägen. Im ausführlichen dritten
Kapitel werden vier Theorien vorgestellt, die geeignet sind, (schlechten) Geschmack soziologisch aufzuschlüsseln. Aus ihnen eine einheitliche Theorie des 'schlechten Geschmacks' zu
destillieren, wäre vergebliche Mühe, obwohl sie nicht unbedingt gegensätzlich sind und ihre
Auswahl auch keinem 'Methodenpluralismus' gehorchte. jede der vier Theorien hebt einige
Facetten der Sozio-Logik des Geschmacks bzw. ästhetischer Urteile hervor und vernachlässigt andere. jede soll in ihrer Eigenart dargestellt und erläutert werden, so dass deutlich werden soll, wie und worauf man sie heute anwenden könnte. Zu diesem Zweck finden sich in
vielen Fällen auch über die Darstellung und Erläuterung hinaus Extrapolationen im Blick auf
jüngere Beispiele. Die vier Teile dieses Kapitels sind auch als Kurzeinführungen in die jeweilige Theorie lesbar, auch wenn Geschmack zumindest bei Adorno und den Cultural Studies
nur einen Randaspekt bildet. Griffige Thesen, was schlechter Geschmack 'ist', hat dieses Buch
nicht anzubieten. Es soll aufzeigen, was über (schlechten) Geschmack, und ästhetische Urteile allgemein, aus verschiedenen Perspektiven soziologisch festgestellt werden kann. Um dies
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
zu konkretisieren, finden sich im vierten Kapitel Erläuterungen einiger Schlagworte, die in
den Randbereichen der Ästhetik angesiedelt sind und die zwar nicht notwendigerweise
'schlechten' Geschmack bezeichnen, aber eine Menge dessen umfassen, was faktisch unter
diesem Etikett gehandelt wurde und wird. Über jedes dieser Stichworte ließe sich ein eigenes
Ruch schreiben - und gerade bei 'Kitsch' und 'Mode' ist dies auch schon vielfach geschehen.
Daher wird hier nur relativ knapp und pointiert umrissen, wie sich diese Begriffe in dem zuvor skizzierten soziologischen Rahmen thematisieren lassen." (Textauszug)
[127-L] Kohl, Manuela:
Kunstmuseen und ihre Besucher: eine lebensstilvergleichende Studie, Wiesbaden: Dt. Univ.Verl. 2006, XVII, 186 S., ISBN: 3-8350-6059-7
INHALT: "Seitdem Museen dem Ökonomisierungsdruck unterliegen und sich Wettbewerbsvorteile nicht nur gegenüber anderen Museen, sondern auch gegenüber Freizeiteinrichtungen jeder Art erarbeiten müssen, ist Besucherforschung ein zentrales Mittel für die Entwicklung
von Museumsmarketing und Museumspädagogik. Manuela Kohl setzt sich mit Lebensstiltheorien und kunstsoziologischen Studien auseinander und analysiert die Präferenzen der Besucher in Hinsicht auf Hobbys, Interessen und Einstellungen. Hierbei stützt sie sich auf umfassendes empirisches Datenmaterial, das in Museen für Kunst der Klassischen Moderne und für
zeitgenössische Kunst erhoben wurde. Es entsteht ein Besucherprofil, das nicht nur Merkmale
wie Alter, Geschlecht und Bildungsniveau, sondern auch den Lebensstil der Besucher berücksichtigt und wichtige Orientierungspunkte für Museumsorganisation und Kulturmanagement
bietet." (Autorenreferat)
[128-L] Kritzmöller, Monika:
Alles ist eitel - Modernisierung, Narzissmus und Individualisierung, in: Dieter Korczak
(Hrsg.): Geld und andere Leidenschaften : Macht, Eitelkeit und Glück, Heidelberg: Asanger, 2006,
S. 95-111, ISBN: 3-89334-456-X (Standort: UB d. Freien Univ. Berlin(188)-06/3008)
INHALT: Die Autorin problematisiert thesenartig die Kehrseiten einer Entsinnlichung der Lebenswelt durch Geldgier und Eitelkeiten in der postmodernen Gesellschaft, die sie anhand einiger Collagen verdeutlicht. Sie beschreibt unter anderem die Bedeutung von alltagsästhetischen Insignien der Modewelt und Kulturindustrie für die individuelle Identitätskonstruktion
und setzt sich mit den Strukturen der gegenwärtigen Konsumgesellschaft kritisch auseinander. Ihrer Meinung nach ist weniger eine quantitative Maximierung von Ressourcen gefragt,
sondern eine Wertorientierung, welche nicht Geld, sondern Kraft, Aufmerksamkeit und den
Willen zu einer kritischen Reflexion voraussetzt. Sie sieht eine Chance zur Überwindung der
sinnentleerten, aber geldorientierten Eitelkeiten in einer Hinwendung zu jenen Dingen, die
sich vor allem in Selbstachtung und Eigenliebe äußern. Denn das Geld kann erst dann wieder
sinnlich werden, wenn es zur Realisierung und Umsetzung von persönlichen Träumen, Wünschen und Ideen eingesetzt wird. (ICI2)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
95
[129-L] Müller, Michael R.:
Entweder - Oder?: über Praktiken der Selbststilisierung und den postmodernen Mythos
vom fragmentierten Selbst, in: Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler (Hrsg.): Nomaden, Flaneure,
Vagabunden : Wissensformen und Denkstile der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2006, S. 100-112, ISBN: 3-531-15041-3
INHALT: Ausgehend von einigen Überlegungen zur Erfahrung personaler Unbestimmtheit unter
modernen Vergesellschaftungsbedingungen sowie zu Zygmunt Baumans Differenzierung
zwischen moderner und postmoderner Lebensstrategie wird anhand von zwei Fallbeispielen
die Funktionsweise von Stil und Selbststilisierung als symbolisch-präsentative Form und Praxis der Selbst-Bestimmung illustriert. Es wird die These vertreten, dass die modernen Praktiken der Selbststilisierung die dichotome Unterscheidung zwischen modernen Pilgern einerseits und postmodernen Feststellungsvermeidern (Flaneuren, Spielern, Touristen) andererseits
unterlaufen. (GB)
[130-L] Neckel, Sighard:
Design als Lebenspraxis: ein Abgesang, in: Jörn Lamla, Sighard Neckel (Hrsg.): Politisierter
Konsum - konsumierte Politik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 135-141, ISBN: 3531-14895-8
INHALT: "Optimierung als Lebenspraxis lässt die Vielzahl der Dinge als unverzichtbar erscheinen und trägt den Gestaltungswahn bis in die feinsten Kapillaren des Alltags hinein. Wenn
ein Unternehmen wie Siemens seit einiger Zeit mit dem Slogan 'designed for life' auftritt,
liegt darin also eine tiefere Wahrheit. Denn nicht nur das Subjekt-Objekt-Verhältnis, dessen
Gestaltung Design zur Aufgabe hat, nimmt die Form einer möglichst vollständig durchgeplanten Beziehung an. Auch das Verhältnis, das das moderne Subjekt zu sich selber hat, tritt
in eine Objektbeziehung über, in der keine Strebung des eigenen Selbst von den Maximen der
kontrollierten Steuerung ausgenommen wird. So nimmt Design als der Wert, der zunehmend
unsere Wahrnehmung bestimmt, schließlich auch das Individuum selber gefangen. Freigang
erhält deshalb nur, wer vom Design auch ablassen kann." (Autorenreferat)
[131-L] Omahna, Manfred:
Wohnungen und Eigenräume: über die Pluralität des Wohnens am Beispiel von Einpersonenhaushalten, (Grazer Beiträge zur europäischen Ethnologie, Bd. 13), Frankfurt am Main: P.
Lang 2005, 184 S., ISBN: 3-631-54578-9 (Standort: LB Stuttgart(24)-56C24)
INHALT: "Im Wohnen laufen viele Fäden der kulturellen Praxis und der sozialen Stellung der
Menschen zusammen. Die Positionierung der Wohnung im Raum kann als Spiegel der Gesellschaftsstruktur gelesen werden, gleichzeitig ist die Wohnung selbst Spiegel der eigenen
Person. In dieser Arbeit geht es darum, differente Themen wie Ökonomie, Kultur, Habitus,
Architektur oder Individualismus unter dem Aspekt des Wohnens zusammenzuführen, um
gegenwärtige Veränderungsprozesse verstehbar zu machen. Gleichzeitig werden Begriffe wie
Öffentlich oder Privat auf ihre Gültigkeit überprüft. Die methodische Grundlage bilden qualitative Interviews mit Menschen, die allein wohnen. Ziel dieses Buches ist es, über Gespräche
Bedeutungsrelationen herzustellen, die das Wohnen in seiner Vielseitigkeit verstehbar machen." (Autorenreferat)
96
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
[132-F] Portz, Tanja, M.A. (Bearbeitung); Hirschfelder, Gunther, Priv.Doz. Dr. (Betreuung):
"Pimp my life!" Zur alltäglichen Konzeption und Konstruktion moderner Lebensstile zwischen Lebensstandard und Lifestyle
INHALT: 1. Alltagsgestaltung als Konstruktion des Lebensstils? 2. Lebensstil als Ausdruck der
Identität? 3. Handlungs- und Deutungsmuster, Symbolisierungen des Lebensstils? 4. Lebensstandard als Grundlage des Lebensstils? 5. Lebensstilkonstruktion kann auch unabhängig vom
Lebensstandard erfolgen/ alternative Wege der Konstruktion. GEOGRAPHISCHER RAUM:
Bonn/Köln
METHODE: Die primär soziologisch dominierte Theorie der Lebensstile soll in einen kulturwissenschaftlichen Kontext überführt werden und um die Ebene der Deutungs- und Bedeutungsmuster ergänzt werden. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teilnehmend. Gruppendiskussion. Qualitatives Interview (Stichprobe: ca. 12; narratives, exploratives Tiefeninterview; Auswahlverfahren: Zufall über Kontaktpersonen). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 50-75; Fragebogen; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Portz, Tanja: Alltag zwischen
Lebensstil und Stilisierung des Lebens: Bonner empirische Studie zur Konzeption und Konstruktion moderner Lebensstile am Beispiel ausgewählter Schwerpunkte des kulturwissenschaftlichen Kanons. Dissertationskonzept. Juli 2004.
ART: Dissertation; Auftragsforschung; gefördert BEGINN: 2004-04 ENDE: 2006-04 AUFTRAGGEBER: Dr. Rainer Wild-Stiftung Stiftung für gesunde Ernährung FINANZIERER:
Auftraggeber; Stipendium
INSTITUTION: Universität Bonn, Philosophische Fakultät, Institut für Germanistik, vergeichende Literatur- und Kulturwissenschaft Abt. Kulturanthroplolgie, Volkskunde (Am Hofgarten
22, 53113 Bonn)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0228-735017, e-mail: [email protected])
[133-L] Reichertz, Jo:
Der Nomade als medial geschulter Darsteller vermeintlicher Aufrichtigkeit?: Überlegungen
im Anschluss an Zygmunt Bauman und Richard Sennett, in: Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler (Hrsg.): Nomaden, Flaneure, Vagabunden : Wissensformen und Denkstile der Gegenwart,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 171-185, ISBN: 3-531-15041-3
INHALT: Der Zwang zur Expressivität und zur Selbstdarstellung moderner Individuen als Nomaden wird beschrieben. Die Geschichte des Verhältnisses von Privatheit und Öffentlichkeit
rekapitulierend weist der Autor auf eine besondere Eigenheit im gegenwärtigen Darstellungszwang hin: Im Zuge der Ausbreitung spezifischer Medienformate kommt es nicht nur zu einer
Verschiebung der Grenzziehung zwischen Öffentlichem und Privatem. Das neue "Wirklichkeitsfernsehen" zwingt darüber hinaus zu der paradoxen Darstellungsnotwendigkeit, Aufrichtigkeit inszenieren zu müssen. In der medialisierten Gesellschaft wird die nicht als solche erkennbare, jedoch explizit erzeugte Darstellungsweise der "Authentizität" zum entscheidenden
Modus der Selbstdarstellung, was nicht nur eine Theatralisierung nach sich zieht, sondern die
Individuen in ein merkwürdiges Verhältnis zu sich selbst setzt. (GB)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
97
[134-L] Rolshoven, Johanna:
Woanders daheim: kulturwissenschaftliche Ansätze zur multilokalen Lebensweise in der
Spätmoderne, in: Zeitschrift für Volkskunde : Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für
Volkskunde, Jg. 102/2006, H. 2, S. 179-194 (Standort: UB Bonn(5)-Z55 131)
INHALT: Der Aufsatz versteht sich als Beitrag zu einer Akteur-zentrierten Untersuchung der
zunehmenden Beschleunigung in der Gesellschaft aus kulturwissenschaftlicher Sicht. Beschrieben wird das Spannungsfeld zwischen Mobilität und Sesshaftigkeit, das in der multilokalen tagtäglichen Mobilität der Gegenwart als Paradigma des spätmodernen Lebens erscheint. Die Argumentation vollzieht sich auf drei thematischen Ebenen: (1) Ausdrucksformen arbeits- und freizeitinduzierter Multilokalität, (2) Bedeutung des Wohnens als gleichzeitig mobiler und immobiler Praxis und daher als Ortes sozialen Wandels, (3) Raumdimensionen zwischen den Orten des Alltagslebens. (ICEÜbers)
[135-L] Schäfers, Bernhard:
Wohnen im sozialen und kulturellen Wandel: historische und soziale Voraussetzungen des
Neuen Wohnens, in: Caroline Y. Robertson-von Trotha; Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale (Hrsg.): Vernetztes Leben : soziale und digitale Strukturen, Karlsruhe: Univ.-Verl. Karlsruhe, 2006, S. 107-123, ISBN: 3-86644-019-7
INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den Veränderungen in der Wohnkultur. Zunächst geht der Autor auf die anthropologische und soziale Dimension des Wohnens ein. Im
Anschluss daran werden Daten zur Wohnversorgung und zu den Wohnwünschen in Ost- und
Westdeutschland präsentiert. Der nächste Abschnitt beleuchtet die demographischen Veränderungen und sozialen Differenzierungen als Basis des Neuen Wohnens. Bevor dann abschließend auf die Entwicklungstendenzen des Neuen Wohnens eingegangen wird, beschreibt
der Autor die Befreiung des Wohnens aus funktionalistischen und ideologischen Vorgaben.
(ICD)
[136-L] Schroer, Markus:
Mobilität ohne Grenzen?: vom Dasein als Nomade und der Zukunft der Sesshaftigkeit, in:
Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler (Hrsg.): Nomaden, Flaneure, Vagabunden : Wissensformen
und Denkstile der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 115-125, ISBN: 3531-15041-3
INHALT: Es wird die These vertreten, dass das Leben von Flaneuren, Nomaden, Vagabunden,
Touristen und Kosmopoliten, denen gemeinsam ist, dass sie permanent unterwegs sind, in zunehmendem Maß als typische Lebensform für eine Mehrheit der Weltbevölkerung gelten
kann. Damit kommt es anscheinend zu einem Übergang von einer sesshaften zu einer nomadischen Ära. Es wird gezeigt, dass diese Nomadisierung zu tiefgreifenden räumlichen und architektonischen Veränderungen führt. Ein näherer Blick auf die mobile Architektur zeigt allerdings, dass sich sesshafte und nomadische Lebensformen gegenseitig hervorbringen und
sich immer mehr anzugleichen erscheinen. In einer Welt, in der alle permanent unterwegs
sind, wird Sesshaftigkeit wieder zum Luxus. (GB)
98
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
[137-L] Schulze, Gerhard:
Die Sünde: das schöne Leben und seine Feinde, München: Hanser 2006, 287 S., ISBN: 3-44620672-8 (Standort: UB Bonn(5)-2006-2387)
INHALT: Die Studie rekonstruiert den im westlichen Lebensstil "versunkenen Kodex der sieben
Todsünden". Der Autor geht differenziert auf das Alltagsleben normaler Menschen ein, auf
Essen und Trinken, Freude an schönen Dingen, Sex, Narzissmus und süßes Nichtstun einerseits, und auf Frustration, Aggression, Neid und Eifersucht andererseits. In der Studie dienen
die "sieben Todsünden" als Kontrastmittel, um den unausgesprochenen Kodex des "schönen
Lebens" in der Moderne hervortreten zu lassen. Am Beispiel der sieben Todsünden werden
zwei Spannungsverhältnisse untersucht. Zum einen geht es um den Gegensatz zwischen einem Leben für Gott und dem eigenem Leben, zum anderen geht es um die schwierige Balance zwischen Freiheit und Selbstbegrenzung. Das erste Spannungsverhältnis kennzeichnet den
Anfang, das zweite Gegenwart und Zukunft der Moderne. In beiden Konflikten wird sichtbar,
worin "ein Leben ohne Sünde" besteht. Vor diesem Hintergrund ist der Blick auf die Moderne
in den anschließenden Kapiteln zu sehen. Sie zielen auf exemplarische Gegenüberstellungen,
bei denen die beiden Spannungsmuster hervortreten: der - historisch gesehen - erste Konflikt
zwischen dem alten Leben für Gott und dem modernen Leben für sich selbst; und, nach dem
Verblassen des ersten, der Konflikt zwischen Lebensgier und Lebensgleichgewicht. Jeder der
sieben Todsünden ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Diese Anschauung des konkreten täglichen Lebens dient der Erörterung zweier Fragen in der zweiten Hälfte des Buchs: Was ist aus
dem Begriff der Sünde geworden? Und woran halten wir Menschen des Westens uns moralisch fest? (ICA2)
[138-L] Zinnecker, Jürgen:
Grenzgänger: Denkfigur und Lebensweise der (Post)Moderne?, in: Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler (Hrsg.): Nomaden, Flaneure, Vagabunden : Wissensformen und Denkstile der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 140-156, ISBN: 3-531-15041-3
INHALT: Der Autor präsentiert Ergebnisse empirischer Internet-Recherchen zur Sozial- und
Kulturfigur des 'Grenzgängers', einer typischen Identitätsmetapher im Kontext von Mobilität
und Entgrenzung in der Postmoderne. Sprachgeschichtlich handelt es sich dabei um eine relativ junge Wortschöpfung, die erst nach den 1980er Jahren Einzug in die Sprache gefunden
hat. Als 'Grenzgänger' werden neben Arbeitsmigranten auch Stilgrenzen überschreitende
Künstler, Wissenschaftler, die als Intellektuelle die Grenze zwischen Alltag und Wissenschaft
oder zwischen Disziplinen bzw. Kulturräumen überbrücken sowie Abenteurer, die auf dem
Grat zwischen Zivilisation und Wildnis wandeln, bezeichnet. Während mit Blick auf das jeweilige Verhältnis zur Grenze analytisch genauer zwischen Grenzüberschreitern, Grenzwechslern und Grenzgängern zu unterscheiden ist, lässt sich insgesamt eine deutliche Umwertung der vormals negativen Konnotation der Grenzfiguren zu einer positiven beobachten.
(GB)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
1.5
99
Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
[139-L] Chorinsky, Michaela:
Les Enfants de Dieu: rituelle Performanz, Schamanismus und Besessenheit in der Pfingstbewegung der südfranzösischen Gita, Tübingen 2006, 325 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit
.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=97900151x&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=97900151x.pdf;
http://w210.ub.uni-tuebingen.de/dbt/volltexte/2006/2218/pdf/Dissertation.pdf)
INHALT: "Diese Studie untersucht den Zusammenhang von Globalisierungsprozessen, Ritual
und religiöser Bewegung. Die Arbeit will ein holistisches Bild über Entstehungsbedingungen,
Mythos, rituellen Komplex und über die Transformationsprozesse, welche die Pfingstbewegung in einer Gemeinschaft von südfranzösischen Zigeunern ausgelöst hat, vermitteln. Profane und religiöse Rituale stehen im Zentrum der ethnologischen Betrachtung, die ich auch als
einen Beitrag zur aktuellen Performanz-Theorie verstehe (Tambiah 1979; Turner 1985 &
1989; Schechner 1985 & 1990, Koepping und Rao 2000; Sax 2002 ect.). Im Zeitalter der
Globalisierung sorgen rituelle Performanzen dafür, dass bestehende Ordnungen aufrechterhalten und ethnische Identitäten bekräftigt werden, oder sie funktionieren als Katalysatoren für
gesellschaftliche Erneuerungen, indem sie neue Sinn- und Bedeutungswelten sowie transformierte soziale Beziehungen und Selbste schaffen. Beide Idealtypen von Ritualen sind in Gestalt zweier Übergangsriten vertreten: Der erste Typus als Hochzeitsritus der katholischen Gitans, der versucht, der fortschreitenden Auflösung der Kultur Einhalt zu gebieten und der
zweite, regenerativ-reformerische Typus, repräsentiert durch die Heilungsperformance der
Pfingstler, die auf eine innere Transformation abzielt und ethnische zu spirituellen Personen
umwandeln will. Der erste Teil der Studie beschreibt die überlieferte Kultur und Sozialordnung der Gitans und deren Veränderungen im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Eingerahmt und verortet durch den Hochzeitsritus, wird ein Überblick über die soziopolitische Ordnung, Gender, Geschlechterbeziehungen und Frauenwelten, lokaler Katholizismus, Ethnizität und Identitätspraktiken, sowie über Alltagsleben und Lebensart dieser
Minderheit gegeben. Es folgt die Darstellung und Interpretation einer Hochzeit, die heute
mehr einer ethnischen Performance, als einer reinen Allianzenbildung gleicht. Der rituelle
Prozess bewerkstelligt die soziale Transformation vom Mädchen zur Frau. Die überlieferte
sozio-politische Ordnung, welche in der Herrschaft der Männer über die Frauen und die der
Älteren über die Jungen besteht, wird, unterstützt durch Tanz, Dramatisierung und ritualsierte
Gewalt, mit den Mitteln körperlicher Performanz in Szene gesetzt und legitimiert. Das Ritual
wirkt mystifizierend, da es die reale Geschichte der Moderne, die von einem zunehmenden
Niedergang herkömmlicher Ideologien und Praktiken handelt, kunstvoll poetisch umschreibt.
Seine Machtwirkungen bleiben notwendig eingeschränkt, nicht zuletzt durch die Tatsache,
dass neue religiöse Autoritäten schon längst das Terrain des Alltags eingenommen haben. Der
zweite Teil beschäftigt sich mit dem religiösen Konflikt zwischen Vertretern beider Glaubensrichtungen, die in Machtkämpfen und politischen Rivalitäten zwischen traditionaler und
spiritueller Autorität ihren Ausgang nehmen. Das soziale Drama stellt auch das Ergebnis einer rigorosen Abtrennungspolitik der Gitans-Priester dar, die den herkömmlichen Familienzusammenhalt für ihre Mission fürchten. Die Gemeinschaft spaltet sich ideologisch, wobei
die Trennungslinie häufig durch eine einzige Großfamilie läuft. Der letzte Teil handelt von
den Gitans in der Pfingstbewegung. Modernisierungs- und Globalisierungsprozesse, Assimilierungspolitik und mangelnde ökonomische Wettbewerbsfähigkeit sind nicht spurlos an der
ethnischen Gruppe vorbeigegangen. Entfremdung, Krankheit und soziales Chaos sind die
100
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
unmittelbaren Folgen. Eine der Aufgaben der religiösen Bewegung ist es, den geschwächten,
sozialen Körper zu heilen, die gefährdete Ordnung wiederherzustellen und die angegriffenen
Menschen zu regenerieren. Anhand des religiösen Mythos, der den ewigen Kampf zwischen
Gott und Satan heraufbeschwört, kann die äußere Welt imaginativ umgewertet werden." (Autorenreferat)
[140-L] Devoucoux, Daniel:
Film und Kleidung: zur Kulturanthropologie zweier Medien, in: Gabriele Mentges (Hrsg.):
Kulturanthropologie des Textilen, Dortmund: ed. ebersbach, 2005, S. 429-448, ISBN: 3-93874006-X (Standort: ZLB Berlin(109)-Ku1260/20)
INHALT: Am Beispiel des Films erläutert der Beitrag auf methodischer Ebene die symbiotische
Verbindung von Filmmedium und Mode, die beide, aufeinander angewiesen, ein enges, auf
sich gegenseitig verweisendes Bezugssystem aufgebaut haben. Insofern das Kostüm Teil der
filmischen Narration bildet, sind zentrale Aussagen des Films nur über die Kleidung vermittelbar. So kommen visuelle Modebotschaften zustande, die wiederum auf die getragene Mode
und ihre Wahrnehmung einwirken. Kleidung, bzw. die Mode, ist, so zeigt der Autor, von Beginn an ein medialer Gegenstand und geradezu für die Medialisierung prädestiniert. Aus der
Sicht der Kulturanthropologie bildet die Kleidung in der "realen Welt" zugleich ein "dichtes
Objekt", ein performatives Instrumentarium und ein komplexes kulturelles Handlungsfeld,
auf dem soziokulturelle Erscheinungs- und Körperbilder von Personen oder Gruppen ausgehandelt werden. Auf die Filmwelt übertragen lautet daher die forschungsleitende Frage: Wie
wird die Komplexität der sozialen Beziehungen mittels der Kleidung im Film entweder übersetzt oder ignoriert? (ICA2)
[141-L] Duncker, Hans-Rainer (Hrsg.):
Beiträge zu einer aktuellen Anthropologie: zum 100jährigen Jubiläum der Gründung der
Wissenschaftlichen Gesellschaft im Jahre 1906 in Strassburg, (Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Bd. 19), Stuttgart: Steiner 2006, 442 S., ISBN: 3-515-08709-5
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Aktuelle evolutions- und neurobiologische Vorstellungen zu einem
Menschenbild - Hans-Rainer Duncker: Vorstellungen zu einer aktuellen Anthropologie aus
biologisch-medizinischer Sicht (11-127); Wolf Singer: Selbsterfahrung und neurobiologische
Fremdbeschreibung. Zwei konfliktträchtige Erkenntnisquellen (129-150). Sprachkritische,
wissenschaftstheoretische und philosophische Stellungnahmen zu heutigen Menschenbildern
- Peter Janich: Die Sprache der Naturwissenschaften vom Menschen (mit einer Fallstudie als
Anhang: Zwischen Selbsterfahrung und Neurobiologie - ein Kampf zweier Mythen?) (151187); Klaus Lüderssen: Das Subjekt zwischen Metaphysik und Empirie. Einfluss der modernen Hirnforschung auf das Strafrecht? (189-205); Arbogast Schmitt: Gehirn und Bewusstsein.
Kritische Überlegungen aus geistesgeschichtlicher Sicht zum Menschenbild der neueren
Hirnforschung (207-283). Menschenbilder einzelner wissenschaftlicher Disziplinen - Karl
Häuser: Zum Menschenbild in der Nationalökonomie (285-300); Lars Johanson: Menschenbilder in der Sprachwissenschaft (301-341); Herrmann Jungraithmayr: Grammatik und Wahrnehmung in afrikanischen Sprachen (343-351); Erika Simon: Anthropos. Der Mensch in der
griechischen Bildkunst (353-368); Michael Stolleis: Das Menschenbild der Verfassung (369-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
101
378); Dieter Vaitl: Das Menschenbild der Psychologie (379-401). Zur Geistesgeschichte heutiger Menschenbilder - Reinhardt Brandt: Die pragmatische Anthropologie und die Selbstbestimmung des Menschen bei Kant (403-421); Mario Cattaneo: Anthropologie, Metaphysik,
Moral und Recht (423-426); Dietrich Korsch, Cornelia Richter: Gottesbilder - Menschenbilder. Zur Transformation normativer Instanzen (427-442).
[142-L] Fenske, Michaela:
Mikro, Makro, Agency: historische Ethnografie als kulturanthropologische Praxis, in: Zeitschrift für Volkskunde : Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Jg. 102/
2006, H. 2, S. 151-177 (Standort: UB Bonn(5)-Z55 131)
INHALT: In ihrer neuen Form als europäische Ethnologie wird Volkskunde oft als auf Europa
orientierte Gegenwartswissenschaft verstanden. Historische Forschung wird auf "europäische
Modernen" begrenzt und auf eine Informationsfunktion reduziert. Dieser Beitrag spricht sich
hingegen für einen offenen kulturanthropologischen Ansatz aus, vor allem in Hinblick auf die
historische Forschung. Er zeigt, in welchem Ausmaß die neue Schwerpunktsetzung alte
Trennlinien in der Disziplin fortschreibt und welche Voraussetzungen für die Überwindung
dieser Trennlinien gegeben sind. Verschiedene Ähnlichkeiten ("Mikro, Makro, Agency")
werden vor dem Hintergrund historischer Forschungsaktivitäten des Verfassers ebenso diskutiert wie substanzielle Unterschiede zwischen historischer und aktueller Forschung. Aus einer
bewusst subjektiven Perspektive soll der Dialog zwischen den verschiedenen Forschungsfeldern belebt werden. (ICEÜbers)
[143-L] Gerndt, Helge; Haibl, Michaela (Hrsg.):
Der Bilderalltag: Perspektiven einer volkskundlichen Bildwissenschaft, (Münchner Beiträge
zur Volkskunde, Bd. 33), (Wissenschaftliche Arbeitstagung "Volkskunde als Bildwissenschaft",
2004, München), Münster: Waxmann 2005, 426 S., ISBN: 3-8309-1512-8 (Standort: UB Bonn(5)2005/9021)
INHALT: "Erleben wir eine visuelle Zeitenwende? Avancieren im täglichen Leben heute Bilder
statt der Sprache zum beherrschenden Element der Kommunikation, des Wahrnehmens und
des Verstehens? Die neuerdings postulierte 'Wende zum Bild' (Iconic turn) und die 'zunehmende Bildhaftigkeit des gesellschaftlichen Konsums' bedeuten nicht zuletzt für die empirische Alltagskulturforschung eine Herausforderung, der sie sich in diesem Band stellt. Namhafte Autorinnen und Autoren skizzieren hier beispielhaft zentrale Aspekte und Perspektiven
einer volkskundlichen Bildwissenschaft; Auswahlbibliographie und Register erschließen die
Thematik." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Helge Gerndt: Bildüberlieferung und Bildpraxis: Vorüberlegungen zu einer volkskundlichen Bildwissenschaft (13-34); Wolfgang
Bruckner: Wort oder Bild? Ein europäischer Antagonismus und seine Folgen (35-48); Gottfried Korff: Vor, unter und neben der Kunst: Warburgs Methode und die volkskundliche
Bildforschung (49-65); Nils Arvid Bringéus: Bildtransformation: eine Skizze anhand skandinavischer Beispiele (67-86); Ruth-E. Mohrmann: Konfliktrituale im Bild der Frühen Neuzeit
(87-106); Silke Göttsch: Laienmalerei: ein Bauer und seine Bilder um 1830 (107-119); Daniel
Drascek: Kulturelles Bildgedächtnis und moderne Traditionsbildung (121-133); Martin
Scharfe: Vignetten: zur verborgenen Bedeutung von Bildbagatellen (135-156); Albrecht
Lehmann: Bilder als Vorbild: zur Ikonologie des "landschaftlichen Auges" (157-168); Bärbel
102
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
Kerkhoff-Hader: Die alltägliche Bilderflut: Werbung als kulturanalytisches Forschungsfeld
(169-185); Irene Götz: Nationale "Visiotype": zur Wirkmacht inszenierter Bilder im Medienzeitalter (187-198); Christoph Kock: Bilderfolgen: Wahrnehmungswandel im Wirkungsfeld
Neuer Medien (199-212); Walter Leimgruber: Die visuelle Darstellung des menschlichen
Körpers: gesellschaftliche Aus- und Eingrenzungen in der Fotografie (213-232); Friedemann
Schmoll: Wie kommt das Volk in die Karte? Zur Visualisierung volkskundlichen Wissens im
"Atlas der deutschen Volkskunde" (233-250); Guido Fackler: Panoramen von Macht und
Ohnmacht: KZ-Bilder als ikonisierte Erinnerung und historisches Dokument (251-274); Michaela Haibl: Konzentrationslager oder "Künstlerkolonie"? Zur Problematik der Rezeption
und Präsentation von Artefakten aus Konzentrationslagern (275-298); Lioba Keller-Drescher:
Bilder lesen: Trachtenbilder im Kontext (299-309); Burkhart Lauterbach: Exakt lesen lernen
...: Fotografieanalytische Anleitungsmodelle in der Kritik (311-325); Nina Gockerell: Bilder
auf Möbeln: ein Beispiel aus dem Bayerischen Nationalmuseum (327-331); Thomas Raff:
Dekoration als Programm oder Programm als Dekoration? "Bilder" im Hauptgebäude der
Ludwig-Maximilians-Universität (333-353); Ueli Gyr: Kitschbilder? Bilderkitsch? Gedanken
zur Bildsteuerung im Kitsch (357-365); Franziska Schürch: Überlegungen zu einer Volkskunde der Kunst (367-373); Ulrich Hagele: Visuelle Kultur? Thesen zum erweiterten Fachverständnis bildmedialer Forschung (375-388); Cordula Carla Gerndt: Anstelle eines
Schlussworts (389-391).
[144-F] Gersmann, Gudrun, Prof.Dr. (Leitung):
Totenkult und Erinnerungskultur - West-/ Osteuropa im Vergleich
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: West- und Osteuropa
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Volkswagen Stiftung
INSTITUTION: Universität Köln, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Abt. Mittlere
und Neuere Geschichte (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0221-470-4352, Fax: 0221-470-7329,
e-mail: [email protected])
[145-L] Girtler, Roland:
Kulturanthropologie: eine Einführung, Wien: Lit Verl. 2006, 304 S., ISBN: 3-8258-9576-9
(Standort: UB Bonn(5)-2006/5427)
INHALT: Die vorliegende Einführung in die Kulturanthropologie erschien erstmals in den 1970er
Jahren. Im ersten Teil verankert der Verfasser die Kulturanthropologie in der Gedankenwelt
der philosophischen Aufklärung. Er gibt einen Überblick über die Entwicklung der Disziplin
seit dem 19. Jahrhundert, über Forschungsgegenstand und Forschungsansätze und grenzt die
Kulturanthropologie von benachbarten Disziplinen ab. Der zweite Teil ist der Sprache in der
Kulturanthropologie gewidmet. Hier geht es um Ansätze linguistischer Reflexionen im 18.
und 19. Jahrhundert, die klassische Ethnolinguistik, Sprache als Instrument der Feldforschung, die Ethnomethodologie und den Strukturalismus. Der dritte Teil der Untersuchung
beschäftigt sich mit funktionalistischen Ansätzen - Malinowski, Radcliffe-Brown, der britischen Sozialanthropologie und dem Strukturfunktionalismus. Ein eigenes, viertes Kapitel ist
dem Verstehen in der Kulturanthropologie gewidmet, vor allem der klassischen und der "verstehenden" Religionsforschung. Der abschließende, fünfte Teil stellt Kulturanthropologie,
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
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"cultural anthropology" und philosophische Anthropologie einander gegenüber und mündet in
ein Plädoyer für eine empirische Kulturanthropologie. (ICE)
[146-L] Gottowik, Volker:
Die Erfindung des Barong: Mythos, Ritual und Alterität auf Bali, Berlin: Reimer 2005, 531 S.,
ISBN: 3-496-02784-3 (Standort: UB Freiburg i. Br.(25)-GE2006/3579)
INHALT: "Die angesprochene Toleranz gegenüber anderen Lebensformen und Weltbildern ist in
der hindu-balinesischen Religion verankert; sie findet in populären Glaubensvorstellungen ihren symbolischen Ausdruck, die der Gestaltung der sozialen Beziehungen auf Bali alltäglich
zugrunde liegen. In diesem Kontext sind auch Barong Landung-Figuren zu sehen: anthropomorphe Sakralfiguren, die den Gegenstand der vorliegenden Studie bilden. Barong LandungFiguren treten zumeist in der Gestalt eines schwarzen wilden Mannes und einer schönen weißen Frau auf: Während der Mann einen Hindu indischer oder balinesischer Abstammung repräsentiert, steht die Frau für eine Chinesin buddhistischen Glaubens. Dieses Sakralfigurenpaar
ist in unterschiedlichen rituellen Kontexten präsent, ohne dass das Gros der lokalen Akteure
jedoch einen exegetischen Kommentar anzubieten hätte, der Auskunft über die genauere Identität dieses ungleichen Paares und die Gründe seiner Verehrung gäbe. Die Bedeutung der
beiden Barong Landung-Figuren scheint vielmehr in einem Bereich vorsprachlicher Verständigung angesiedelt. Auf der Grundlage dieser Prämisse geht die vorliegende Studie der erkenntnisleitenden Frage nach, was sich die Balinesen im Medium von Barong Landung stillschweigend zu verstehen geben. Sie rückt dieses multiethnische Sakralfigurenpaar ins Zentrum der Überlegungen und unternimmt von dort aus gedankliche Exkursionen in alle Himmelsrichtungen: - in die Geschichte der Barong-Forschung, um herauszufinden, warum die
Ethnologie die beiden Barong Landung-Figuren bislang weitgehend ignoriert hat, während sie
von anderen Barong-Figuren geradezu besessen war; in die Ikonographie balinesischer Masken, um das groteske Aussehen dieser überlebensgroßen Sakralfiguren aufzuklären; in die rituelle Praxis dieses schwarzen Mannes und dieser weißen Frau, die auf der Ebene von Tanz,
Gesang und angedeuteten sexuellen Handlungen ihre symbolischen Aussagen treffen; - in die
mythisch-legendarischen Erzählungen, die von Heirat, Kinderlosigkeit, Ehebruch, Intervention der Götter und der Unsterblichkeit dieses ungleichen Paares berichten; und in das Repertoire der Lieder und Dialoge, in denen die beiden Barong Landung-Figuren nicht nur von unglücklicher Liebe singen, sondern auch Aussagen über die aktuelle Wirtschafts- und Währungskrise in Indonesien treffen. In den Kontext ihrer eigenen Kultur gerückt, offenbaren Barong Landung-Figuren ihre bedeutungsstiftenden Bezüge. Einer zentralen These der vorliegenden Studie zufolge wird mit diesem interethnischen und interkonfessionellen Sakralfigurenpaar das Fremde als Teil der eigenen kulturhistorischen Vergangenheit ausgewiesen und
damit zugleich die multikulturelle Grundlage der balinesischen Gesellschaft symbolisch ausgedrückt, rituell eingespielt und normativ verankert. Dass eine solche Anerkennung des
Fremden der eigenen Kultur nicht frei ist von Kontroverse und Ambivalenz, versucht diese
Studie zu zeigen." (Textauszug)
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1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
[147-L] Hadjer, Kerstin:
Geschlecht, Magie und Geld: sozial eingebettete und okkulte Ökonomien in Benin, Westafrika, Köln 2006, 394 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=981344
852&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=981344852.pdf; http://kups.ub.uni-koeln.de/volltexte/
2006/1852/pdf/KUPS_DISSERTATION_HADJER.pdf)
INHALT: "In vielen westafrikanischen Ländern wirtschaften Frauen und Männer hochgradig
individualisiert. Die vorliegende Studie zu sozialem und wirtschaftlichem Handeln in Benin
belegt, dass die Akkumulation von Geld und Besitz auch innerhalb von Haushalten getrennt
verläuft, was innerhäusliche Wohlstandsunterschiede begünstigt. Die Trennung von (Wissen
um) Geld und Besitz vollzieht sich innerhalb einer patrifokal ausgerichteten Sozialstruktur.
Sie ist für Frauen und Männer mit einem unterschiedlichen Zugang zu Ressourcen (z.B.
Land) und verschiedenen Kapitalsorten (z.B. Geld) verbunden. Die geschlechtsspezifische
Strukturierung sozialer und ökonomischer Felder drückt sich unter anderem in Pflichten,
Rechten und Aufgaben aus, die für Frauen und Männer unterschiedliche Dispositionen für die
Praxis schaffen. Die Untersuchung dieser Praxis erfordert einen akteurszentrierten Ansatz,
der seine Umsetzung in enger Anlehnung an Pierre Bourdieus Theorie der sozialen Praxis
findet. Dies eröffnet neue Perspektiven auf ein Verständnis von Bedürfnissen, Handlungsoptionen und Strategien der Existenzsicherung. Warum weiß auch innerhalb von Haushalten
niemand so recht, wie viel Geld der oder die andere verdient? Als meist genannter Grund trat
die Angst vor Neid und Missgunst hervor. Sie gelten als Vorboten für den Einsatz magischokkulter Praktiken als Konfliktlösungsstrategie. Unter anderem wird nachgewiesen, dass alltägliche Investitionen in magisch-okkulte Praktiken wie Glücks-, Schutz- und Schadenszauberei nicht nur sehr empfindlich in den Finanzhaushalt von Individuen und damit in die Existenzsicherung eingreifen. Darüber hinaus zeigt sich, dass hinter diesen Investitionen komplexe soziale und ökonomische Interessen stehen. Insgesamt treten Individualität, Reziprozität
und Nivellierung als zentrale Funktionsweisen sozialer, ökonomischer und magisch-religiöser
Felder hervor. Geschlecht, Magie und Geld bedingen sich in der sozialen Praxis gegenseitig.
Sie verhalten sich relational zueinander und tragen zur Genese sozial eingebetteter und okkulter Ökonomien bei, deren Textur in Analysen zur Vulnerabilität und Existenzsicherung nicht
nur für Benin dringende Berücksichtigung erfahren sollte, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit für weite Teile Westafrikas. Die Arbeit beruht auf einer 19-monatigen Feldforschung
in Benin (2000-2004). Das qualitative und quantitative Datenmaterial setzt sich zusammen
aus zahlreichen Interviews, teilnehmender Beobachtung, Mental Mapping, einem Haushaltssurvey, Lebensgeschichten, Baumwollstudien, Budgetstudien zu Einnahmen, Ausgaben und
Konsumverhalten sowie einem statistisch repräsentativen Survey zur Existenzsicherung mit
839 Personen aus acht Gemeinden im ländlichen und urbanen Zentralbenin (22.260 km2)."
(Autorenreferat)
[148-L] Hörz, Peter F. N.:
Kunde vom Volk: Forschungen zur Wiener Volkskultur im 20. Jahrhundert, (Enzyklopädie
des Wiener Wissens, Bd. 2), Weitra: Verl. Bibliothek der Provinz, Ed. Seidengasse 2005, 131 S.,
ISBN: 3-902416-05-X (Standort: Bayer SB München(12)-2006/19387)
INHALT: Der Verfasser vertritt ein gewandeltes Bild der Volkskunde, weg vom "Stallgeruch des
Rassismus" und hin zum "hellen Schein der Soziologie". Seine Geschichte der Wiener Volkskulturforschung im 20. Jahrhundert behandelt daher nicht nur Volkskundler selbst, sondern
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auch Sozialreporter wie Max Winter, politische Lebensreformer und Volksbildner wie Otto
Neurath und Kulturhistoriker wie Gustav Gugitz. Weitere Themen sind die Anfänge volkskundlicher Forschungstätigkeit in Gestalt der Ahnenforschung, die Wiener Bezirksmuseen,
der Neubeginn der Volkskunde in Wien nach Leopold Schmidt und Richard Wolfram in Gestalt Helmut P. Fielhauers und der Wandel des Fachs zur Europäischen Ethnologie. Abschließend werden Perspektiven der Volkskulturforschung in Wien benannt. (ICE)
[149-L] Ignatius, Halle Ekane:
The rationality of African cultural dynamism: a case study in Bakossiland, South-West province of Cameroon, (Kommunikation und Beratung, 69), Weikersheim: Margraf 2005, XVI, 258
S., ISBN: 3-8236-1474-6 (Standort: B d. Friedrich-Ebert-Stiftung(Bo 133)-A06-00992)
INHALT: Ziel der Untersuchung ist es, die multifunktionellen Einrichtungen und die Organisation der Bakossi-Kultur im Südwesten Kameruns zu analysieren und zu bewerten. Es soll ein
Bezugssystem entwickelt werden, das Verständnis und Interpretation der Funktionalität von
Organisationen und Institutionen in der afrikanischen Kultur ermöglicht. Es werden komplexe
Livelihood-Strategien sichtbar gemacht, die die moralisch-ethischen Werte der Gemeinschaft
repräsentieren. Eine Vielzahl einzelner Institutionen beeinflusst die ökonomischen Aktivitäten: (1) Institutionen der Heirat, Geburt, Erziehung, des Haushalts und des Sterbens im System der sozialen Beziehungen; (2) Institutionen des Glaubens, die die Weltsicht der Menschen erklären, wie übernatürliche Kräfte, Zauberrituale und Geheimgesellschaften; (3) traditionelle und moderne Governance-Institutionen; (4) Institutionen der Ressourcenausbeutung
und -verteilung in einem ökonomischen System. Von besonderer Bedeutung ist das ökonomische System. Die Produktion findet vor allem als kleinbäuerliche Landwirtschaft statt. Die
Nutzung von Investitionsgütern ist niedrig, landwirtschaftlicher Ertrag ist hochgradig mit den
Livelihood-Strategien der jeweiligen Gemeinschaft assoziiert. Von einer Effektivierung der
Agrarproduktion würde ein gesamtgesellschaftlicher Multiplikatoreffekt ausgehen. Entwicklungsansätze sollten unmittelbar auf Gemeindeebene unterstützt werden. (ICE2)
[150-L] Kehl-Bodrogi, Krisztina:
Bestattungsbräuche und Umgang mit dem Tod bei den Türken, in: Rüdiger Fikentscher
(Hrsg.): Europäische Gruppenkulturen : Familie, Freizeit, Rituale, Halle: mdv, Mitteldt. Verl.,
2006, S. 58-68, ISBN: 3-89812-378-2 (Standort: UB Siegen(467)-31NZX5941)
INHALT: Trauerrituale dienen in allen menschlichen Gesellschaften der Bewältigung der durch
den Tod ausgelösten Emotionen und symbolisieren den Versuch, die Trennung vom Verstorbenen durch einen Prozess des strukturierten Übergangs zu erleichtern. Der Tod eines Individuums ist aber immer auch ein gesellschaftliches Ereignis, denn mit ihm sind soziale und moralische Verpflichtungen seitens der Überlebenden verbunden, die sich in den jeweiligen
Trauerritualen und Bestattungsbräuchen widerspiegeln. Wie alle Rituale folgen diejenigen der
Trauer festgesetzten Regeln und können als stereotypes Verhalten im Rahmen kultureller Übereinkünfte verstanden werden. Die Art und Weise, wie sunnitische Muslime in der Türkei
und in der europäischen Diaspora den letzten lebenszyklischen Übergang - den Tod - rituell
bewältigen, bildet den Gegenstand des vorliegenden Beitrags. Es werden der Umgang mit
dem Sterbenden und die Vorbereitung auf die Bestattung, das Begräbnis, die anschließenden
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Trauerrituale sowie die Veränderungen durch die rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen für türkische Migranten in Deutschland beschrieben. (ICI2)
[151-L] Knecht, Michi:
Zwischen Religion, Biologie und Politik: eine kulturanthropologische Analyse der Lebensschutzbewegung, (Forum Europäische Ethnologie, Bd. 4), Münster: Lit Verl. 2006, 322 S., ISBN:
3-8258-7007-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006-6024)
INHALT: "Als zeitgenössische Protestbewegung ist die Lebensschutzbewegung in der BRD in
kollaborative wie antagonistische kulturelle Strömungen eingebettet. Die Untersuchung rekonstruiert die Anfänge der heutigen Bewegung aus der Perspektive ihrer Protagonistinnen
und Protagonisten und analysiert, wie die Politisierung von Religion, die Sakralisierung von
Biologie und eine moralische Rekonstruktion von Geschlechterverhältnissen zusammenwirken. Sie versteht diese Dimensionen als Elemente einer Kosmologie in Aktion, die auf die
Transformation von Individuen und Gesellschaft im Feld emergenter biosozialer Phänomene
gerichtet ist." (Autorenreferat)
[152-L] Kreinath, Jens:
Semiose des Rituals: eine Kritik ritualtheoretischer Begriffsbildung, Heidelberg 2006, 211 S.
(Graue Literatur; URL: http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=980207371&dok_var=d1&dok
_ext=pdf&filename=980207371.pdf; http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/20
06/6570/pdf/Jens_Kreinath_Semiose_des_Rituals_2006_06_14.pdf)
INHALT: "Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind die Begriffsbildungsprozesse in der gegenwärtigen Ritualtheorie. Diese werden mit Hilfe des von Charles Sanders Peirce eingeführten
Konzepts der Semiose analysiert. Unter der Maßgabe, dass die Semiose als handlungstheoretisches Konzept gefasst werden kann, wird der Versuch unternommen, vor allem neuere ritualtheoretische Ansätze und Konzepte unter dem Gesichtspunkt der Praxis des wissenschaftlichen Diskurses zu analysieren. Dabei wird argumentiert, dass es möglich ist, die unterschiedlichen Formen der ritualtheoretischen Begriffsbildung einer metatheoretischen Kritik zu unterziehen, ohne dass für eine derartige Kritik eine eigene empirische Ritualforschung oder ein
eigener ritualtheoretischer Ansatz notwendig ist. Das Argument wird in fünf Kapiteln entwickelt. Im ersten Kapitel wird in das Problem der Ritualtheorie eingeführt. Dabei wird von der
Frage ausgegangen, ob wir eine Theorie des Rituals brauchen und welche Art von Theorieverständnis benötigt wird, um eine metatheoretische Kritik zu artikulieren. Es wird versucht,
Ritualtheorie in ein Verhältnis zur Praxis der Ritualforschung zu setzen und diese als eine
Form der diskursiven Praxis zu begreifen. Ausgegangen wird von der semiotischen Annahme,
dass nicht nur Rituale, sondern auch Ritualtheorien Zeichenprozesse sind. Um zeigen zu können, dass Ritualtheorien in einem wissenschaftlichen Diskurszusammenhang stehen, werden
unterschiedliche Weisen herausgearbeitet, wie Ritualtheorien konzeptionalisiert werden. Im
Weiteren wird auf die Bestimmung des Forschungsgegenstandes und die Rahmung des diskursiven Feldes eingegangen sowie zwischen disziplinär bedingten Theorien des Rituals und
theoretischen Ansätzen zum Ritual unterschieden. Vor diesem Hintergrund wird ein Theorieverständnis entwickelt, welches an der Praxis der Theoriebildung orientiert ist und Ritualtheorien unter dem Gesichtspunkt ihrer Begriffsbildung und der Dynamik des wissenschaftlichen
Diskurses versteht. Abschließend wird auf die Unterscheidung zwischen Semiologie und Se-
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miotik eingegangen, die zum Ausgangspunkt für den theoretischen wie metatheoretischen
Rahmen dieser Arbeit genommen wird. Im zweiten Kapitel werden die metatheoretischen Parameter entwickelt, die für eine Kritik der ritualtheoretischen Begriffsbildung notwendig sind.
Dabei wird mittels der Unterscheidung zwischen Methodologie, logischem Design und theoretischem Diskurs eine analytische Matrix entworfen, um die theoretischen Ansätze wie die
analytischen Konzepte in der Erforschung von Ritualen metatheoretisch analysieren und vergleichen zu können. Auf dieser Grundlage wird zwischen dem Design theoretischer Ansätze
und der Pragmatik im Gebrauch von analytischen Konzepten sowie zwischen der Indexikalität empirischer Daten und der Dynamik des diskursiven Feldes unterschieden. Das dritte Kapitel behandelt solche theoretischen Anätze zur Semiotik von Ritualen, die als paradigmatisch
anzusehen sind. Die hier diskutierten Ansätze werden nach Maßgabe ihrer Zeichenbegriffe in
vier thematischen Einheiten behandelt. Das Ergebnis der Analyse dieser unterschiedlichen
Ansätze zur Ritualsemiotik ist, dass der sprachwissenschaftliche Zeichenbegriff trotz aller
Kritik, die er hier erfährt, als der maßgebliche Ausgangspunkt anzusehen ist. Im vierten Kapitel werden die analytischen Konzepte der gegenwärtigen ritualwissenschaftlicher Theoriebildung thematisiert. In fünf Einheiten kommen die ritualtheoretischen Ansätze weniger innerhalb eines übergreifenden thematischen Rahmens zum Tragen, als vielmehr unter dem Gesichtpunkt unterschiedlicher begrifflicher Konfigurationen. Im fünften Kapitel geht es um das
Verschieben des theoretischen Rahmens und Fokus. Dabei wird wieder eine metatheoretische
Perspektive eingenommen und auf die Möglichkeit der Kritik der ritualwissenschaftlichen
Begriffsbildung reflektiert. Abschließend wird für einen Perspektivenwechsel von der Theorie der rituellen Praxis zur Praxis der Ritualtheorie als einer Praxis ritualtheoretischer Begriffsbildung plädiert." (Autorenreferat)
[153-L] Leach, Edmund:
Claude Lévi-Strauss zur Einführung, (Zur Einführung), Hamburg: Junius 2006, 171 S., ISBN:
3-88506-982-2 (Standort: Diözesanbibl. Köln(Kn28)-Fab9458)
INHALT: Der Verfasser gibt, eingeleitet durch eine kurze biographische Skizze, einen Überblick
über das Gesamtwerk von Claude Lévi-Strauss. Claude Lévi-Strauss sieht es als "einen der
wenigen Universalgelehrten, die die Geisteswissenschaft in diesem Jahrhundert um einen
neuen theoretischen Zweig erweitert" haben - den Strukturalismus. Der Verfasser präsentiert
in dieser Einführung eine kritische Übersicht über Lévi-Strauss' Forschungen zum "strukturalen Unbewussten" menschlicher Gesellschaften. Ziel Lévi Strauss' war es, Tatsachen aufzudecken, die von universaler Gültigkeit für den menschlichen Geist sind. Die Schlüsselfrage
besteht darin, in welcher Weise die Kultur des Homo sapiens untrennbar mit der Natur des
Menschen verbunden ist. Ausgangspunkt ist für Lévi-Strauss dabei die spezifische Eigenschaft des Menschen, eine Sprache zu besitzen. Der Verfasser porträtiert das Werk von LéviStrauss als dreizackigen Stern, dessen Mittelpunkt das autobiographische ethnologische Reisebuch "Traurige Tropen" bildet. Die drei Zacken des Sterns sind (1) die Verwandtschaftstheorie, (2) die Logik der Mythen und (3) die Theorie der primitiven Begriffsbildung. (ICE2)
[154-L] Leder, Stefan; Streck, Bernhard (Hrsg.):
Shifts and drifts in nomad-sedentary relations, (Nomaden und Sesshafte, Bd. 2), Wiesbaden:
Reichert 2005, XII, 503 S., ISBN: 3-89500-413-8 (Standort: Württ. LB Stuttgart(24)-567072)
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INHALT: "The studies contained in this book focus on the impact of interrelations between nomadic and sedentary societies. The authors, anthropologists and historians, have examined a
wide range of nomad-sedentary relations and have discussed the effects of these interrelationships. Their inquiry exposes many facets of the diversity and flexibility characteristic of nomadic economy, social organization and practices, as they explain how these determine, and
result from, interaction with sedentary social environments. The topics include ancient Egypt,
North-Africa in Roman antiquity, the Near East from late antiquity till modern times, EastAfrica, Iran and Central Asia, as well as gypsy groups in Turkey and in the Black Sea area.
This comparative perspective, and also observations concerning the fluidity of boundaries between both ways of life have encouraged the development of a deeper understanding for the
systematic aspects of nomadic life. Historical case studies have detected nomad-sedentary relations in several fields, such as military organisations, administration and political institutions. Their analysis correlates historical incidence to circumstantial and recurrent conditions.
The authors also point out that nomadic, and particularly Arab Bedouin legacy have given
rise to discursive practices and mental attitudes. The assertions and assignments of nomad
identities therefore tend to appear as self-regulating social realities, being rather disconnected
from mobile pastoral existence, and thus contribute to the interrelatedness of both worlds."
(author's abstract). Contents: Emanuel Marx: Nomads and Cities: The Development of a Conception (3-16); Günther Schlee: Forms of Pastoralism (17-54); Kurt Franz: Resources and
Organizational Power: Some Thoughts on Nomadism in History (55-78); Michael Meeker:
Magritte on the Bedouins: Ce n'est pas une société segmentaire (79-98); Katharina Lange:
'Shawâyd': Economic Mélange, Pure Origins? Outsiders' and Insiders' Accounts of Tribal
Identity in Northern Syria (99-122); Elena Marushiakova, Vesselin Popov: The Gypsy Court
as a Concept ofConsensus among Service Nomads in the Northern Black Sea Area (123-148);
Udo Mischek: Gypsies in an Urban Context: The Dual Morphology of an Oscillating Society
(149-162); Anatoly M. Khazanov: Nomads and Cities in the Eurasian Steppe Region and Adjacent Countries: A Historical Overview (163-178); Wolfgang Holzwarth: Relations Between
Uzbek Central Asia, the Great Steppe and Iran, 1700-1750 (179-216); Charlotte Schubert:
The Henchir-Mettich Inscription (CIL VIII 25902): An Example of the Interaction Between
Sedentary and Nonsedentary Population Groups in Roman North Africa (217-240); Thomas
Brüggemann: Roman Order or Latin Culture? Forms of Nomadic Assimilation in the Late
Antiquity of Northern Africa (3rd-5th Centuries) (241-270); Oliver Schmitt: Rome and the
Bedouins of the Near East from 70 BC to 630 AD: 700 Years of Confrontation and Coexistence (271-288); Stefan Heidemann: Arab Nomads and Seljnq Military (289-306); Rhoads
Murphey: The Resumption of Ottoman-Safavid Border Conflict, 1603-1638: Effects of Border Destabilization on the Evolution of Tribe-State Relations (307-326); Hans-Werner
Fischer-Elfert: Sedentarism and Nomadism as Criteria of Ancient Egyptian Cultural Identity
(327-350); Gundula Mehnert: Images of the Cimmerians and the Scythians and the Interpretation of Archaeological Remains in Transcaucasia (351-366); Saad Sowayan: badw and hadar:
An Alternative to the Khaldunian Model (367-376); Thomas Bauer: Vertraute Fremde. Das
Bild des Beduinen in der arabischen Literatur des 10. Jahrhunderts (377-400); Stefan Leder:
Nomadic and Sedentary Peoples - A Misleading Dichotomy? The Bedouin and Bedouinism
in the Arab Past (401-420); Thomas Herzog: Wild Ancestors - Bedouins in Mediaeval Arabic
Popular Literature (421-442); Birgit Schäbler: The 'Noble Arab': Shifting Discourses in Early
Nationalism in the Arab East (1910-1916) (443-468); Barbara Drieskens: Arab or Not? Arab
Identity in Present Day Cairo (469-484).
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[155-L] Luig, Ute:
Hexenverfolgung als Inszenierung afrikanischer Moderne, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt, Sonderband, Bd. 1/2005, S. 42-59
INHALT: "Die Auseinandersetzung mit Hexerei und Magie hat Konjunktur. Ein Blick auf die
Veröffentlichungen der letzten Zeit macht schnell deutlich, dass Hexereianklagen ebenso wie
Hexenprozesse in fast allen Teilen Afrikas weit verbreitet sind. Berichte aus der 'okkulten
Ökonomie' des südlichen Afrika oder über die Kinderhexen in Kongo weisen nicht nur auf
die tiefe Verankerung des Hexenglaubens im postkolonialen Afrika hin, sondern belegen
auch seine beständige Wandlungsfähigkeit. Alle Versuche seitens der kolonialen wie der
postkolonialen Eliten, ihn zu verbieten, waren daher zum Scheitern bestimmt. Gründe dafür
gibt es viele (vgl. Geschiere 1997). Die funktionalistische Erklärung von Hexereianklagen als
Folge ökonomischer Depression und Rezession und der damit verbundenen sozialen Spannungen und Konflikte hat angesichts des globalen Kapitalismus und der ungleichen Verteilung seiner Güter ebenso wenig an Aussagefähigkeit verloren wie ihre Interpretation als Mittel zur Akkumulation und Nivellierung von Macht. Diese Doppelbödigkeit des Hexenglaubens, 'Waffe der Schwachen' und zugleich Herrschaftsinstrument der Mächtigen zu sein, erklärt seine andauernde Attraktivität, ohne sie tatsächlich auszuschöpfen. Die Einsicht, dass
der Glaube an Hexen Teil einer Weltsicht ist, die alle Bereiche des täglichen Lebens durchdringt und keineswegs nur Ausdruck ihrer konfliktiven Seiten ist, hat zu einem umfassenderen Verständnis von Hexerei geführt, das neben der sozioökonomischen und politischen auch
die religiöse und kulturelle Dimension berücksichtigt. Hexerei ist zweifellos eine soziale Tatsache, aber zugleich auch eine komplexe Konstruktion der Imagination, die sowohl eine Analyse der Innensicht als auch ihres performativen Charakters erforderlich macht. Diese Analyse eröffnet im Unterschied zu funktionalistischen oder konfliktbezogenen Ansätzen die Möglichkeit, aus der Analyse der Interaktion der Beteiligten Bedeutungen zu erschließen, die dem
spezifischen Ereignis inhärent sind. In der Geschichte, die ich im Folgenden erzählen will,
geht es mir einerseits um die Produktion von Bedeutungen, die sich aus dem Zusammenspiel
der Akteure, aber auch aus ihren Stimmungen sowie aus den gewählten Inszenierungen des
Selbst ergibt. Obwohl eher als Sub-Text erkennbar, werden hier gesellschaftliche Probleme
im Kontext subjektiver Leidenserfahrung verhandelt. Zum anderen ist mir die Vielfalt der
Stimmen wichtig, die diese Ereignisse je nach ihren gesellschaftlichen Positionen und Interessen deuten. Wenn ich mich in diesen 'Chor' miteinschließe, dann geht es mir um das Ausloten der Grenzen von Feldforschung wie auch um die Verarbeitung ethischer Herausforderungen angesichts divergierender Wertvorstellungen. Ich kann nicht behaupten, aus diesem
Erlebnis transformiert hervorgegangen zu sein - wie van Dyk & Pels (1996) dies für einen
vergleichbaren Fall beschreiben - aber dass mich dieses Erlebnis nach nunmehr 14 Jahren
noch immer in seinen Bann zieht, belegt, dass das Verhältnis von Aufklärung, Moderne und
Magie nicht nur für den Jubilar dieser Festschrift eine intellektuelle Herausforderung darstellte. Mein Text gliedert sich in drei Teile. Ich beginne mit einer skizzenhaften Darstellung des
Hexenglaubens der Tonga, beschreibe dann das von mir beobachtete und aktiv 'mitgestaltete'
Tribunal, das in mehrere Sequenzen zerfällt, und analysiere im Schlussteil den Zusammenhang von Moral, Wissensstrukturen und verflochtener Moderne." (Textauszug)
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[156-L] Mentges, Gabriele (Hrsg.):
Kulturanthropologie des Textilen, (Textil - Körper - Mode : Dortmunder Reihe zu kulturanthropologischen Studien des Textilen, Sonderband), Berlin: ed. ebersbach 2005, 482 S., ISBN: 3938740-06-X (Standort: ZLB Berlin(109)-Ku1260/20)
INHALT: "Mit dem Fokus auf das Textile ist nicht nur die bloße thematische Schwerpunktsetzung gemeint, sondern eine Fokussierung von grundsätzlichen Fragen, Methoden und Theorien im Hinblick auf das textile Element oder das textile Medium in Verbindung mit der allgemeinen Kulturanthropologie. Hinter dieser Aussonderung steckt und steht die Annahme,
dass das Textile im Kontext der materiellen Kulturen eine besondere, eigenständige kulturanthropologische Stellung einnimmt. Dafür sprechen sowohl strukturelle wie empirische
Gründe, die sich aus dem Gegenstandsfeld selbst ableiten lassen, als auch allgemeine kulturhistorische Aspekte." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Gabriele Mentges: Für eine Kulturanthropologie des Textilen. Einige Überlegungen (11-54); Christopher Breward: Kulturen,
Identitäten, Geschichten: Kulturwissenschaftliche Ansätze in der Bekleidungsforschung (5774); Alexandra Palmer: Neue Richtungen: Studien und Forschungen zur Modegeschichte in
Nordamerika und England (75-93); Bärbel Schmidt: Prachtstück oder Plunder? - Vom Sammeln Materieller Kultur (97-130); Jutta Zander-Seidel: "Daß eine solche Sammlung es werth
ist, gepflegt zu werden, wird niemand zweifelhaft sein...". Die Textilsammlung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg (131-149); Dagmar Neuland-Kitzerow: Sammlungen als kulturhistorisches Gedächtnis und Inspiration. Einige Blicke auf die textilen Sammlungen
des Museums Europäischer Kulturen bei den Staatlichen Museen zu Berlin - SPK (151-167);
Vera Bendt: Religiöse Textilien des Judentum. Grenzen normativer Werte in Wissenschaft
und Museologie (169-178); Nicole Pellegrin: Der Reiz des Vergänglichen. Für eine anthropologische Untersuchung europäischer Textilsammlungen (179-210); Annemarie SeilerBaldinger: Textile Strukturen versus Techniken. Die Systematik auf einen Blick (213-224);
Anne-Marie Grundmeier: Textil- und Modeindustrie in Deutschland: Produkt und Prozessgestaltung zwischen High Tech und Nachhaltigkeit (225-248); Gertrud Lehnert: Mode und
Moderne (251-263); Susan B. Kaiser, Karyl Ketchum und Anna Kuhn: Mode: Poetische Dialektik? (265-286); Jennifer Craik: Mode als Körpertechnik: Körperarbeit, Modearbeit (287304); Elke Gaugele: Drags, Garçones und Samtgranaten. Mode als Medium der Gender(de)konstruktion (305-319); Daniela Biermann: Archäologische Textilien - Objekte aus
wissenschaftlichen Grabungen (323-339); Birgitta Huse: Textilien, Maya-Indianer und Touristen: Transformationen von Traditionen und Lebenswirklichkeiten gestern, heute und morgen (341-361); Vera Bendt: Textilien aus Europa in Afrika - Afrikanische Textilien in Europa
(363-370); Regina Lösel: Gewebte Informationen - Vergleichende Überlegungen zu textilen
und digitalen Medien (373-386); Heike Jenß: Modefelder - Ethnographische Modeforschung
(387-406); Karin Mann: "Stark und soft" - Mode, Medien und Geschlecht am Beispiel der
Modefotografie in Vogue (407-427); Daniel Devoucoux: Film und Kleidung: Zur Kulturanthropologie zweier Medien (429-448); Kerstin Kraft: Das Karierte und das Gestreifte - Über
Stoff- und Wahrnehmungsmuster (449-470).
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[157-L] Moebius, Stephan:
Das Sakrale, die Gabe und die Wirkungen der Durkheim-Schule: die Aufhebung des kulturellen Unterschieds zwischen fremder und eigener Kultur am Collège de Sociologie, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am
Main: Campus Verl., 2006, S. 3249-3259, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "'Das Primitive ist nicht so weit von der Sorbonne entfernt, wie sie vielleicht denkt', so
einer der Gründer des 1937 ins Leben gerufenen Collège de Sociologie. Stark geprägt von
den Arbeiten von Émile Durkheim, Robert W. Hertz und Marcel Mauss - einige hatten bei
Mauss studiert - wollten die Mitglieder des Collège de Sociologie unterschiedliche kulturelle
Praktiken und Imaginationen fremder Völker sowohl in der eigenen Kultur aufspüren als auch
in die eigene Kultur hereinholen. Ein anvisiertes Ziel dieser Hybridiserung des kulturellen
Unterschieds zwischen fremder und eigener Kultur war es, die krisengeschüttelte und atomisierte Gesellschaft Frankreichs mit Hilfe vergemeinschaftender Praktiken kollektiver Efferveszenz, wie sie die Durkheim-Schule in unterschiedlichen Kulturen und Gesellschaften erforscht hatte, radikal zuverändern. Es spielten hierbei insbesondere die von der DurkheimSchule untersuchten kollektiven Repräsentationen eines bipolaren Sakralen (Durkheim/
Hertz) und die Praktiken der Verausgabung (Mauss) eine zentrale Rolle. Nach einer kurzen
Bemerkung zum Collège de Sociologie wird zunächst der Begriff des bipolaren Sakralen vorgestellt. In einem zweiten Schritt werden die Wirkungen von Marcel Mauss besprochen. Sowohl die Studie über die Gabe als auch über den jahreszeitlichen Wandel bei den Eskimogesellschaften sind zentral für die Erfassung der kulturellen Praktiken der Verausgabung, wie
sie am Collège ausgearbeitet und propagiert wurden. Der dritte Schritt des Vortrags stellt eine
Verbindung zwischen dem Sakralen und der Verausgabung her. Roger Caillois verknüpft diese Vorstellungen und Praktiken zu einer Theorie des Festes. Eine sakrale Verausgabung, die
zu kollektiver Efferveszenz und zur Erneuerung sozialer Bindungen führt, ist in nahezu allen
Kulturen das Fest. In seinen Analysen über das Fest entdeckt das Collège de Sociologie jedoch eine ausgeprägte kulturelle Differenz zwischen traditionellen und modernen Gesellschaften: das Korrelat zum Fest der traditionellen und fremden Kulturen ist, wie bereits
Mauss erkannte, in modernen Gesellschaften der Krieg. Die 'Verausgabungen' des Krieges
sind für die Mitglieder des Collège jedoch alles andere als eine gesellschaftliche und moralische Erneuerung; vielmehr sehen sie nun, den Krieg unmittelbar vor Augen, in 'modernen
Festen' das potentielle Ende der Menschheit." (Autorenreferat)
[158-L] Obrecht, Andreas J.:
Kampf, Magie und "objektive" Wirklichkeiten: kriegerische Identität in einer scheinbar
pazifizierten Welt, in: Petra C. Gruber (Hrsg.): Identität und Nachhaltigkeit in einer globalisierten
Welt, Münster: Monsenstein u. Vannerdat, 2005, S. 179-230, ISBN: 3-86582-203-7 (Standort: SB
München(12)-2006.16739)
INHALT: Auf der Basis einer fächerübergreifenden Studie zur "Akkulturation und sozialem
Wandel in ehemals segmentären Gesellschaften - am Beispiel Papua Neuguinea", die zum
Ziel hatte, die strukturellen und lebensweltlichen Veränderungen segmentärer Gesellschaften
aufgrund der Konfrontation mit der westlicher Welt darzustellen, untersucht der Verfasser das
Motiv der kriegerischen Identität in den Stammesgesellschaften Papua Neuguineas und vergleicht dieses mit modernen Weltbildern von Kampf, Krieg und Männlichkeit. Es sind drei
112
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
große Themen, die in den "Erzählungen aus Papua Neuguinea" immer wiederkehren: männliches Dominanzverhalten, Beseelung der Natur, weibliche "Gegengewalt" zu männlichem
Dominanzverhalten. Die meisten Erzählungen sind eingebettet in mythische oder magische
Bilder. Magie begreift die Welt "subjektiv". Magische Weltbilder schließen das, was die "objektive Wirklichkeit" genannt wird, aus. Bei den traditionellen Kämpfen im Hochland von
Papua Neuguinea handelt es sich um ritualisierte Kämpfe zwecks "Zur-Schau-Stellung"
männlicher Dominanzbereiche. Letztlich gibt es keine Sieger und keine Verlierer. Von den
Anfängen des Kolonialismus über die beiden Weltkriege bis hin zu der "neuen" geopolitischen Polarisierung zwischen dem "Westen" und Teilen der arabischen Welten ging und geht
es stets um territoriale Eroberungen, Expansion, Ausweitung der Hegemonie, politische, ideologische oder ökonomische Interessen. Im neuzeitlichen Töten fehlt das Motiv des LebenGebens durch Leben-Opfern. Hingegen entstehen lineare männliche Herrschaftsphantasien
von Macht und Eroberung, von Ehre und Vaterland, von Ruhm und Heldentod. (ICB2)
[159-L] Reinhard, Wolfgang:
Lebensformen Europas: eine historische Kulturanthropologie, München: Beck 2006, 718 S.,
ISBN: 3-406-54469-X (Standort: BSB München(12)-PVA2006.188)
INHALT: "Der Autor entwirft erstmals in diesem grundlegenden Buch ein Gesamtbild der Lebensformen des europäischen Menschen vom ausgehenden Mittelalter bis zur Gegenwart.
Seine Darstellung reicht von den physischen Existenzbedingungen der Menschen über die
vielfältigen Formen sozialer Beziehungen in Familie, Gesellschaft und Staat bis hin zur Erfahrung von Raum, Zeit und Natur." (Autorenreferat)
[160-L] Saalmann, Gernot:
Fremdes Verstehen: das Problem des Fremdverstehens vom Standpunkt einer "metadisziplinären" Kulturanthropologie, (Berichte aus der Sozialwissenschaft), Aachen: Shaker 2005,
III, 301 S., ISBN: 3-8322-3673-2 (Standort: UB Bonn(5)-2006-3629)
INHALT: "Ausgehend von neueren kulturtheoretischen Diskussionen und konstruktivistischen
Ansätzen werden Begriffe des Verstehens und des Fremden entwickelt, mit denen sich präzise bestimmen lässt, worin das Problem des Fremdverstehens besteht. Aus einer eingehenden
erkenntnistheoretischen Diskussion wird der Schluss gezogen, dass ein stichhaltiges Argument, mit dem die Möglichkeit interkulturellen Verstehens begründet werden kann, nur von
einer neuen Form des Pragmatismus gegeben zu werden vermag. Einige Perspektiven darauf
werden am Schluss eröffnet." (Autorenreferat)
[161-F] Schmied-Knittel, Ina, M.A. (Bearbeitung); Schetsche, Michael, Priv.Doz. Dr. (Leitung):
Formen okkulten Denkens
INHALT: Das Projekt untersucht ausgewählte Denkformen, die charakteristisch bzw. stilbildend
für okkultes Wissen sind. Ausgangspunkt ist jeweils ein ideell leitender Topos okkulten Denkens. Im ersten Teil des Projekts geht es um Verschwörungstheorien: im Rahmen eines Lehrforschungsprojekts (Studiengang Soziologie der Universität Freiburg) wird im Sommersemester 2005 anhand theoretischer Texte und empirischer Fallstudien nach der Binnenlogik
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
113
von Verschwörungstheorien, den ideellen und organisatorischen Schnittstellen des Verschwörungsdenkens sowie nach den Ursachen für die gegenwärtige Konjunktur dieser Denkform
gefragt. Thema der zweiten Projektphase (voraussichtlich im Sommersemester 2006) sollen
traditionelle Mythen, insbesondere aber Neo-Mythen und Retro-Mythen sein. Gefragt wird
nach Aufbau, 'Funktionsweise' sowie politisch-sozialen Auswirkungen dieser Wissensform.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Schetsche, Michael; Schmied-Knittel, Ina: Verschwörungstheorien und die Angst vor über- und unterirdischen Mächten. in: kuckuck. Notizen zur Alltagskultur, 2004, H. 1, S. 24-29.+++Schetsche, Michael: Die ergoogelte Wirklichkeit. Verschwörungstheorien und das Internet. in: Lehmann, Kai; Schetsche, Michael (Hrsg.): Die GoogleGesellschaft. Frankfurt am Main: transcript 2004, S. 113-120. ISBN 3-89942-305-4.
ART: keine Angabe ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. Abt. Empirische Kultur- und Sozialforschung (Wilhelmstr. 3a, 79098 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0761-20721-47, e-mail: [email protected]); Bearbeiterin (Tel. 076120721-58, e-mail: [email protected])
[162-L] Schultheis, Franz:
Konversionen des Blicks: Pierre Bourdieus Lehrjahre auf dem Weg zu einer reflexiven
Anthropologie, in: Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jg.
15/2006, H. 3, S. 38-46 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG7349; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Wir werden nachfolgend den Versuch unternehmen, einen Zugang zu Bourdieus Sicht
der gesellschaftlichen Welt über seine photographischen Zeugnisse und deren diskursive
Rahmungen aus der Zeit seiner algerischen Feldforschungen zu skizzieren und die Emergenz
seiner Theorie der gesellschaftlichen Welt als Produkt der 'Konversionen' seines Blicks auf
diese Verhältnisse zu rekonstruieren. Die Fotografie war ihm zugleich Mittel der Visualisierung gesellschaftlicher Verhältnisse und Form des soziologischen Zeugnisses." (Textauszug)
[163-L] Tinapp, Sybilla:
Visuelle Soziologie: eine fotografische Ethnografie zu Veränderungen im kubanischen Alltagsleben, Konstanz 2006, 158, 77 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokser
v?idn=981222544; http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2006/1947/)
INHALT: "Mit der vorliegenden Untersuchung wird der empirisch gestützte Versuch einer Neuorientierung der 'visuellen Soziologie' unternommen. Bislang wurden in der visuellen Soziologie wie auch in der visuellen Ethnologie und Anthropologie der Fotoapparat oder auch die
Filmkamera überwiegend als technische Hilfsmittel eingesetzt, die den allgemeinen Datenerhebungsprozess lediglich unterstützen und illustrieren. Auch in der 'visuellen Soziologie' hat
man sich bisher kaum mit dem Text/ Bild bzw. Bild/ Text-Verhältnis beschäftigt und das,
obwohl in der gesamten soziologischen Feldforschung nicht nur sprachliche Daten, sondern
auch visuelle Daten, nämlich Beobachtungsdaten, die allerdings fast immer allesamt in
schriftlich fixierte Textprotokolle umgewandelt werden, für die soziologische Analyse und
Interpretation eine bedeutende, aber wenig gewürdigte Rolle spielen. Es wird sowohl methodisch-methodologisch als auch theoretisch ein neuer Ansatz vorgeschlagen. Ähnlich wie sich
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
die 'dichte Beschreibung' (Clifford Geertz 1983) auf die Sprache verlässt, wird hier in einer
Methodologie der 'visuellen, fotografischen Verdichtung' auf das Sehen, die Beobachtung und
das (verdichtende) Visualisieren von Beobachtungen gesetzt. Hierbei dient ein früherer Vertreter der sozialdokumentarischen Fotografie als Vorbild: August Sander (1929), der in seiner
'soziologischen' Dokumentation der deutschen Gesellschaft das analytische Typisierungspotential der Fotografie genutzt hat. Genau wie bei Sander ist auch in dem hier gewählten fotografischen Verfahren nicht der willkürliche Schnappschuss das Ziel, sondern in Absprache
mit den Akteuren ein methodisch kontrolliertes Erfassen ihrer typischen Posen, ihrer Selbstdarstellungen in typischen Situationen und Milieus. Dieser Neuansatz einer visuellen Soziologie als 'visueller fotografischer Verdichtung' wird in einer Fallstudie demonstriert und getestet: an den visuellen Typisierungen von alltäglich-lebensweltlichen Transformationsprozessen in Kuba. Am Ende dieser Fallstudie steht ein eigenständiges und rein visuelles Endprodukt der ethnografischen Untersuchung. Dieser Bildband besteht ausschließlich aus in
Bildsequenzen angeordneten Fotografien. Auf jeglichen Textkommentar wurde bewusst verzichtet. Gerade darin bestand der Reiz dieses Unternehmens: anhand einer solchen Fallstudie
die Möglichkeiten bzw. die Grenzen und ganz allgemein einfach die Brauchbarkeit einer vom
Schrifttext und Sprache abgelösten 'Bild-durch-Bild-Interpretation' und Wissensvermittlung
auf der Grundlage 'visueller fotografischer Verdichtung' für die Soziologie als Beobachtungswissenschaft zu testen und zu erkennen. Getrennt vom Bildband liegt ein Kommentarband vor, in dem der Leser Informationen erhält zu Forschungsstand, zum theoretischen und
methodischen Ansatz, zum Forschungsverlauf und zu den Stärken und Schwächen des getesteten foto-ethnografischen Verfahrens. Außerdem werden dem Leser im letzten Kapitel sozialhistorische, situationsbezogene Kontextinformationen angeboten, die eine zeitgeschichtliche Einordnung der Fotografien aus dem Bildband ermöglichen. Allerdings sind es keine direkten Informationen oder Interpretationshilfen zu einzelnen Bildern." (Autorenreferat)
[164-L] Universität Trier, Graduiertenkolleg "Identität und Differenz - Geschlechterkonstruktion
und Interkulturalität, 18.-21. Jahrhundert" (Hrsg.):
Ethnizität und Geschlecht: (post-)koloniale Verhandlungen in Geschichte, Kunst und Medien, (Interdisziplinäre Tagung "Verhandeln, Verwandeln, Verwirren: Interdependenzen von
Ethnizität und Geschlecht", 2004, Trier), Köln: Böhlau 2005, VII, 377 S., ISBN: 3-412-27005-9
(Standort: USB Köln(38)-33A682)
INHALT: "Bis heute sind die Prozesse der Kolonialisierung durch stereotype Vorstellungen von
'Rasse' und 'Geschlecht' bestimmt. Der Band greift die aktuelle Debatte um Ethnizität und
Geschlecht aus einem postkolonialen Blickwinkel auf, indem er sich mit Kolonialisierungsprozessen und ihrer Geschichte sowie mit der Konstitution von 'weißen' und 'anderen' Männlichkeiten beschäftigt. Zudem werden das koloniale 'Andere' und die damit verbundenen Produktionsprozesse des 'Eigenen', 'Weißen', 'Westlichen' thematisiert. Aus der Perspektive von
Geschichte, Ethnologie, Japanologie, Kunstgeschichte, Literatur- und Medienwissenschaften
liefert der Band Beiträge zu Texten und Bildern der Hoch- und Populärkultur." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Maike Christadler: Mutter und Kind. Eine Bildchiffre im (post)kolonialen Diskurs (21-34); Michael Weidert: Zur Genealogie missionarischer Macht. Das
Beispiel der katholischen Kolonialmissionen in Deutsch-Ostafrika (35-56); Nina Möllers:
"Heaven's Last. Worst Gift to White Men" - die 'rassengemischte' Frau im New Orleans des
19. Jahrhunderts (57-75); Silke Förschler: Die orientalische Frau aus der hellen Kammer. Zur
kolonialen Postkarte (77-94); George Gutu: (De-)Konstruktion des Mythos von der Randlite-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
115
ratur - Selbstaussagen Bukowiner Autorinnen und Autoren (95-114); Claudia Bruns: "Die eigenarthige Thätigkeit bei der Gesellschaftsbildung ..." - Heinrich Schurtz' ethnologische Perspektiven auf das Geschlechterverhältnis um 1900 (115-135); Sandra Maß: "Wir sind zu allem entschlossen: zur Vernichtung dieser schwarzen Halbmenschen". Gewalt, Rassismus und
Männlichkeit in der deutschen Kriegspropaganda, 1914-1940 (137-150); Bernd Elzer: Von
Machos, Memmen und anderen Männern: Männlichkeiten und Alteritäten in George Stevens'
Film-Epos 'Giant' (1956) (151-173); Kerstin Schankweiler: Künstlermythos und kulturelle
Differenz. Selbstverständnis und Projektion am Beispiel von Georges Adeagbo (175-193); Julia-Karin Patrut: 'Transfiguration' und Gewalt in Paul Celans Prosagedicht "Am nächsten Tag
sollen die Deportationen beginnen ..." (195-209); Ruth Kersting: Essays im Vergleich: Botho
Strauß' "Anschwellender Bockgesang" und Yoko Tawadas "Verwandlungen" (211-226); Michiko Mae: 'Äußere Fremde' - 'innere Fremde': zur kulturellen Identität der in Japan lebenden
KoreanerInnen im Gender-Ethnien-Verhältnis (227-243); Kristina Iwata-Weickgenannt: Zwischen Assimilation und Subversion? Inszenierungen von Identität in autobiographischen
Werken Yu Miris (245-262); Liesbeth Minnaard: Hafid Bouazzas fliegender Teppich. Die
Imagination eines niederländischen Arkadiens (263-280); Barbara Geilhorn: Frauen auf dem
Weg zur Bühne. Modernisierungstendenzen im japanischen Theater (281-298); Iris Edenheiser: "The Savage Laughs Back": das Ludisch-Komische im Umgang mit dem Anderen. Ethnographische Beispiele aus dem Amazonastiefland (299-311); Christina Schoch: Adaptionen
des 'Anderen'. Inszenierungen von 'nicht-weißen' Darstellern in populären Musikvideos 'weißer' Interpreten (313-331); Doris Mosbach: Was macht Bilder politisch inkorrekt? Vom Ungang mit Bildern ethnischer Minoritäten in der deutschen und US-amerikanischen Populärkultur (333-349); Angelika Bartl: Politische Subjektivität. Feministische Perspektiven im Dokumentarischen am Beispiel von 'Hot Water - de l'eau chaude' (351-370).
[165-L] Wenzel, Ulrich:
Struktur und Überschreitung: die ontogenetische Menschwerdung, in: Julius Stagl, Wolfgang
Reinhard (Hrsg.): Grenzen des Menschseins : Probleme einer Definition des Menschlichen, Wien:
Böhlau, 2005, S. 53-77, ISBN: 3-205-77297-0
INHALT: "Die zeitgenössische Entwicklungstheorie begreift die Ontogenese des Menschen als
einen Zeitraum tief greifender qualitativer Wandlungen seiner Binnenorganisation. Die folgenden Überlegungen gehen davon aus, die Frage nach dem Menschen mit dem Prozessbegriff der Entwicklung fruchtbarer angehen zu können als mit statischen Grundbegriffen. Um
ein Verständnis der Grenzen des Menschseins aus der Perspektive der Entwicklungstheorie zu
skizzieren, werden im Folgenden zentrale Mechanismen der ontogenetischen Entwicklung
geistig-kultureller Fähigkeiten dargestellt (1), die zu wiederkehrenden Mustern im Entwicklungsprozess führen, welche unter dem Gesichtspunkt ihrer Universalität und Partikularität in
der Geschichte betrachtet werden (2). Darauf aufbauend kann die Frage nach der Bedingung
der Möglichkeit der Überschreitung ontogenetisch erworbener Handlungs- und Erkenntnisstrukturen gestellt werden, zum einen in Hinblick auf die Entstehung des Neuen in der Ontogenese, zum anderen im Hinblick auf das Problem des Fremdverstehens." (Textauszug)
116
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
[166-L] Winter, Rainer:
Reflexivität, Interpretation und Ethnografie: Zur kritischen Methodologie von Cultural
Studies, in: Andreas Hepp, Rainer Winter (Hrsg.) - 3., überarb. u. erw. Aufl.: Kultur - Medien Macht : Cultural Studies und Medienanalyse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 8192, ISBN: 3-531-42948-5 (Standort: UB Siegen(467)-20KLE1751(3))
INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags stehen Fragen zur ethnographischen Forschung in den
Cultural Studies im Vergleich zu anderen Ansätzen der qualitativen Sozialforschung. Hauptthema ist die Frage, auf welche Weise die Perspektive des Anderen berücksichtigt werden
kann. Hier geht es um eine in den USA entwickelte neue Form der Ethnographie, die auf die
Selbstthematisierung des Forschers und die Erschließung der Welt des Anderen über Autoethnographie setzt. Der Verfasser illustriert die Bedeutung von Selbstthematisierung und Dialog in der qualitativen Medienforschung anhand von reflexiven Interviews und der qualitativen Untersuchung der Medienaneignung von Horrorfans. So werden Dimensionen eines Forschungsansatzes deutlich, der sich nicht nur als wissenschaftlicher, sondern auch als moralischer Diskurs versteht. (ICE2)
1.6
Kulturindustrie, Kulturpolitik
[167-F] Althanns, Luise (Bearbeitung); Siegrist, Hannes, Prof.Dr. (Betreuung):
Konsumkultur in der Transformation
INHALT: In diesem Vorhaben soll der Entwicklungspfad der Konsumkultur vom Sozialismus zur
Marktwirtschaft am Beispiel der Sowjetunion/ Russlands (Moskau) sowie der DDR/ Ostdeutschland herausgearbeitet werden. Im Vordergrund stehen die Veränderungen des symbolisch-kulturellen Umgangs der Menschen mit Konsumgütern sowie der Wandel ihrer Konsumpraktiken. Die Veränderungen der Konsumstruktur (Angebot, Nachfrage, Distributionskanäle) werden als Hintergrund dieser Entwicklung miteinbezogen. Im Rahmen des Vorhabens werden verschiedenartige Primärquellen (Marktforschungs-Studien, Wirtschaftszeitungen, Statistiken, Planungsmaterialien, Werbung, Frauenzeitschriften, Belletristik, Filme) ausgewertet. Herangezogen wird außerdem die relevante Sekundärliteratur zur Konsumforschung (Anthropologie, Geschichtswissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft).
GEOGRAPHISCHER RAUM: Sowjetunion/ Russland (Moskau), DDR/ Ostdeutschland
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Sasakawa Young Leader
Fellowship Fonds der Tokyo Foundation
INSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für
Kulturwissenschaften (Postfach 920, 04009 Leipzig)
KONTAKT: Betreuer (e-mail: [email protected])
[168-L] Beyme, Klaus von:
Kulturpolitik in Deutschland im transnationalen Vergleich, in: Tasos Zembylas, Peter
Tschmuck (Hrsg.): Der Staat als kulturfördernde Instanz, Innsbruck: Studien-Verl., 2005, S. 125142, ISBN: 3-7065-4141-6 (Standort: Bayer. SB München(12)-2006.5502)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
117
INHALT: Der Autor diskutiert die stark föderalistisch aufgebaute Kulturförderung in Deutschland
im Vergleich zur Kulturpolitik anderer europäischer Länder und der USA. "Nach vergleichenden Daten zur Kulturfinanzierung der EU-Mitgliedstaaten liegt Deutschland noch immer
in einer Spitzengruppe, aber der Vorsprung schmilzt dahin. Deutschland ist der Flächenstaat
mit der höchsten Museums-, Theater- und Berufsorchesterdichte pro Einwohner in der Welt."
Die Entwicklung der Aktivitäten und Kulturausgaben auf den Ebenen des Nationalstaats, der
Länder und Regionen sowie der Gemeinden werden durch Zahlenmaterial untermauert dargestellt. Die aktuelle Situation ist auf teils historische, teils strukturimmanenete Probleme zurückzuführen. "Eine stärkere Koordination zwischen den verschiedenen Ebenen ist von Nöten, um Hindernisse systematisch zu beseitigen." (HS2)
[169-L] Blanc, Maurice:
Cultural policies against social inequalities in "disadvantaged" neighbourhoods: the French
politique de la ville in Strasbourg, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit,
kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2907-2914,
ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Politique de la ville is the French equivalent of the German programme: Soziale Stadt
(Walther 2002). Recently, emphasis is put on the role of 'culture' in the empowerment process
of social housing tenants in 'disadvantaged' suburban estates. Empirical evidence from case
studies shows serious conflicts between two definitions of culture: 1. Central government officers from the Ministry of Culture tend to fund cultural projects coherent with their normative and elitist vision of 'la Culture', illustrating Bourdieu's concept of cultural domination. 2.
Adversely, cultural activists from communities and neighbourhoods tend to have an anthropological vision of the diversity of cultures (les cultures). They want to implement cultural projects with a bottom up approach, but they find extremely difficult to raise funds as popular
cultures have a weak legitimacy. The paper will focus on the transactional process allowing
compromises between cultural universalism and cultural specificities." (author's abstract)
[170-L] Bohunovsky-Bärnthaler, Irmgard (Hrsg.):
Kulturpolitik - demokratische Legitimation zur Aufklärung?: Vortragsreihe der Galerie
Carinthia im Stift Ossiach vom 15. bis 17. Juli 2004, (Ritter Theorie, .), Klagenfurt: Ritter 2005,
191 S., ISBN: 3-85415-372-4 (Standort: Bayer. SB München(12)-2005.44866)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Irmgard Bohunovsky-Bärnthaler: Vorwort (9-14); Robert Fleck:
Kulturpolitik - Demokratische Legitimation zur Aufklärung? (15-21); Manfred Wagner: Österreich real: keine Kulturpolitik, wenig Kunstpolitik (22-33); Siegried J. Schmidt: Kultur und
Politik = Kulturpolitik? Zur Organisation des Widerspruchs (34-51); Wolfgang Ullrich: Disziplin des Genies (52-77); Lioba Reddeker: Kulturpolitik 2000 ff.: Eine Abklärung (78-91);
Barbara Putz-Plecko: Ärgernis oder Augenweide - Sehen als Wagnis (92-108); Erhard Busek:
Kulturelle Zukunft Europas (109-121); Rainer Metzger: Die Kultur ist nicht mehr ein Teil der
Lösung, sondern ein Teil des Problems (122-138); Hermann Glaser: Von der schwierigen Arbeit der Kulturpolitik (139-173); Günther Hödl: Kultur und Bildungspolitik ohne Kant(en)?
(174-187).
118
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
[171-L] Böse, Martina:
Perspektiven für den dritten Sektor im kulturellen Feld am Beispiel der Ausstellung "gastarbajteri", in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 31/2006, H. 3, S. 69-81 (Standort: USB Köln(38)-XH02528;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Dieser Beitrag befasst sich mit den Gestaltungsmöglichkeiten von Akteurinnen des
dritten Sektors im Kontext der österreichischen Kulturökonomie auf der Grundlage einer empirischen Untersuchung. Im kulturellen Feld können hinsichtlich des zunehmenden Rückzugs
des Staates aus Wohlfahrtsleistungen und Kunstsubventionen zunächst zwei Handlungsperspektiven unterschieden werden: einerseits die herrschaftskonforme Optimierung des sozialwirtschaftlichen Einsatzes von Kulturproduzentinnen, andererseits die herrschaftskritische
Verweigerung einer solchen (Selbst)Verwertung. Die Analyse der vom Verein Initiative Minderheiten und dem Wien Museum gemeinsam veranstalteten Ausstellung 'gastarbajteri. 40
Jahre Arbeitsmigration' beleuchtet die Grenzen dieser Dichotomie. So zeigt die Umsetzung
der Repräsentationspolitik durch Ausstellungstitel und -konzeption, dass die Handlungsspielräume der Akteurin des dritten Sektors unter bestimmten Bedingungen deutlich über jene eines Erfüllungsgehilfen hinausweisen." (Autorenreferat)
[172-F] Braun, Eckhard (Bearbeitung); Siegrist, Hannes, Prof.Dr. (Betreuung):
Die gestaltete Freiheit. Rechtsprinzipien der öffentlichen Kulturpflege in Theorie und Praxis
INHALT: In der kulturpolitischen und in der juristischen Diskussion wird ein kultureller Gestaltungsauftrag des Staates auf Bundes- Landes- und auf kommunaler Ebene im Bereich der
Leistungsverwaltung bejaht. Allerdings geschieht dies mit unterschiedlichen kulturwissenschaftlichen und rechtstheoretischen Begründungen. Alle theoretischen Ansätze setzen sich
mit den Wertvorstellung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland auseinander und
benennen eine Reihe von Verfassungsgrundsätzen und -prinzipien, die es bei der Umsetzung
des staatlichen Kulturgestaltungsauftrages zu beachten gilt. Diese Grundsätze, es handelt sich
insbesondere um staatliche Neutralität, Subsidiarität und Pluralität sowie um das allgemeine
Demokratieprinzip, sind weder in der Verfassung noch in den Gesetzen ausdrücklich normiert; sie werden aus der Rechtsgeschichte und der Verfassungstradition in unterschiedlicher
Weise begründet; ihre Verbindlichkeit ist umstritten. In der praktischen Kulturpolitik dienen
sie allerdings als Steuerungselemente und Organisationsprinzipien und scheinen sich in
wechselseitiger Ergänzung in die von der heutigen Gesellschaft allgemein akzeptierten demokratischen Handlungsformen einzufügen.
METHODE: Die Untersuchung wird aus dem Blickwinkel der Kulturwissenschaft in einem ersten Teil den Stand der Diskussion in der rechtswissenschaftlichen Lehre und in der Rechtssprechung darstellen und jene Bereiche herausarbeiten, die sich dem allgemeinen Verständnis
in der Praxis der Kulturverwaltung und dem allgemeinen Sprachgebrauch möglicherweise
nicht oder nicht unmittelbar erschließen. In einem zweiten Teil geht es darum, in einer empirischen Untersuchung durch Befragungen von kulturpolitischen Praktikern zu prüfen, wie die
in der juristischen Terminologie verwendeten Begriffe in verstanden und tatsächlich umgesetzt werden. Zuletzt wird der Versuch gewagt, aus dem theoretischen Material und den Informationen aus der Praxis eine Schnittmenge an verwendbaren Handlungsrichtlinien zu gewinnen, die sowohl einer verfassungsrechtlichen Überprüfung standhalten, als auch für die
Verwaltungspraxis im Umgang mit Kunst und Künstlern angemessen sind.
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
119
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für
Kulturwissenschaften (Postfach 920, 04009 Leipzig)
KONTAKT: Betreuer (e-mail: [email protected])
[173-L] De Frantz, Monika:
KulturPolitik im Wandel: Hauptstadtsymbolik in Wien und Berlin, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 35/2006, H. 3, S. 237-253 (Standort: USB Köln(38)-XE00150;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Angesichts zunehmenden Standortwettbewerbs bedient sich die Stadtpolitik kultureller Großprojekte als symbolische Strategien zur wirtschaftlichen Entwicklung und WählerInnenmobilisierung. Aber diese multiple Symbolik trägt nicht immer erfolgreich zur Bündelung
gegensätzlicher Interessen in einer gemeinsamen Wachstumsstrategie bei. Die Mobilisierung
tief greifender Identifikationen mit Stadtkultur kann auch unterschwellige sozio-kulturelle
Konflikte berühren, verstärken, und politisch eskalieren. Die lange Entscheidungsfindung über den Bau des Museumsquartiers in Wien und den gegenwärtigen Abriss des Palasts der
Republik auf dem Schlossplatz in Berlin sind Beispiele für solche kulturpolitische Kontroversen. Anstatt der geplanten Neudefinition eines kohärenten städtischen Leitbilds wurde Hauptstadtkultur zur politischen Arena symbolischer Konflikte über Globalisierung und nationale
Identität. Die spezifischen institutionellen Rahmenbedingungen in Wien und Berlin bedingten
jeweils unterschiedliche kulturpolitische Reaktionen auf diese Herausforderungen einer pluralen Gesellschaft. Beide Kulturprojekte stellen gegensätzliche Beispiele eines selbstreflexiven
Institutionenwandels 'von unten' dar. Kulturpolitik ist nicht mehr nur ein Politikfeld obrigkeitsstaatlicher Machtausübung oder ein Produkt wirtschaftlicher Globalisierung, sondern im Sinne des angloamerikanischen Begriffs 'cultural politics' - ein plurales Interaktionsfeld
gesellschaftlicher Interessen und Identitäten. In der Pluralisierung der Hauptstadtsymbolik
spiegelt sich nicht nur der Wandel der staatlichen Kulturpolitik, sondern auch die Öffnung
des Begriffes Politik an sich und seiner Institutionalisierung im Staat für neue politische
Handlungsmöglichkeiten und Räume politischer Öffentlichkeit." (Autorenreferat)
[174-L] Eichler, Kurt:
Kultur nach Plan - Struktur und Steuerungsmodelle der Neuen Kulturpolitik, in: Norbert
Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 329-334,
ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6)
INHALT: Nach einem kurzen Überblick über die Entwicklung der Kulturpolitik und ihrer Reformversuche, kommt der Autor hinsichtlich ihrer Struktur und Steuerung zu dem Schluss:
"In einer wohlsortierten Kulturlandschaft galt das klassische Intendantenprinzip über viele
Dekaden als adäquates Führungsmodell. Vergleichbare "Patentrezepte" für die Struktur- und
Organisationsentwicklung konnte und wollte die Neue Kulturpolitik nicht vorlegen. In Zeiten
kultureller Unübersichtlichkeit und kulturpolitischer Unsicherheit ist eine solche Strategie
weder tragfähig noch übertragbar. Andererseits wären die strukturbildenden Modernisierungsimpulse der vergangenen Jahrzehnte ohne den kulturpolitischen Rückenwind nicht
denkbar gewesen. Auch in diesem Feld ist der wesentliche Verdienst der Neuen Kulturpolitik,
120
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
über ihre Zukunft selbst nachgedacht und eigene Perspektiven entwickelt zu haben, bevor es
andere tun, und damit eine "Vorwärtsstrategie" zu formulieren, die Reformen einfordert, ohne
sich von der öffentlich verantworteten Kulturpolitik zu verabschieden." (Autorenreferat)
[175-L] Ertel, Rainer:
Daten und Fakten zur Kulturwirtschaft, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 34/35, S. 17-23 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/V0X25D.pdf)
INHALT: "Die Kulturwirtschaft nach Abgrenzung der EU zählt in Deutschland ca. 820 000 Erwerbstätige und liegt mit einer Bruttowertschöpfung von 35 Milliarden Euro zwischen der
Chemischen Industrie und der Energiewirtschaft. In Kulturwirtschaftsberichten der Bundesländer finden sich weiter gefasste Abgrenzungen, die diese heterogene Querschnittsbranche
noch gewichtiger erscheinen lassen." (Autorenreferat)
[176-F] Euteneuer, Matthias, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Hitzler, Ronald, Prof.Dr. (Betreuung):
Kulturunternehmer: eine explorative Studie zu (neuen) Arbeits- und Lebensformen im kulturwirtschaftlichen Sektor
INHALT: Theoretische Diagnosen und empirische Befunde weisen darauf hin, dass der kulturwirtschaftliche Sektor zu einem bedeutsamen Wirtschaftsfaktor und zukunftsweisenden Beschäftigungsfeld in einer zunehmend wissensbasierten Ökonomie angewachsen ist. Gleichwohl liegen im deutschsprachigen Raum über 'Kulturunternehmer', die sich - jenseits klassischer Kulturberufe - unternehmerisch im kulturwirtschaftlichen Sektor engagieren, keine einschlägigen Forschungsergebnisse vor. Dies ist insofern verwunderlich, als Kulturunternehmer
einerseits attraktiven - d.h. hochgradig auf Autonomie, Selbstverwirklichung und Innovation
abzielenden - Tätigkeiten nachgehen und andererseits unter prekären Arbeits- und Lebensbedingungen wirtschaften. Das Ziel des Forschungsvorhabens besteht darin, dem Verhältnis von
Attraktivität und Prekarität durch die Untersuchung der Arbeits- und Lebensweise von Kulturunternehmern nachzugehen. Dabei gilt es zu explorieren, welche Alltagsarrangements eine
subjektiv erstrebenswerte Lebensführung unter hochgradig prekären Bedingungen ermöglichen bzw. welche Faktoren dem Aufbau solcher Arrangements im Wege stehen. Dergestalt
soll auch der Frage nachgegangen werden, inwieweit sich bei Kulturunternehmern die im kulturwirtschaftlichen Sektor vermuteten, empirisch bislang aber nicht nachgewiesenen, 'neuen'
und 'zukunftsweisenden' Arbeits- und Lebensformen identifizieren lassen.
METHODE: Qualitatives Forschungsvorhaben basierend auf dem Forschungsansatz der lebensweltlichen Ethnographie DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview; Dokumentenanalyse,
offen; Beobachtung, teilnehmend. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Dissertation BEGINN: 2006-10 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Universität Dortmund, FB 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut
für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0231-755-2829, e-mail: [email protected])
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
121
[177-L] Foroutan, Naika:
Kulturdialoge in der politischen Anwendung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 28/29, S. 17-25 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/OD5C2J.pdf)
INHALT: "Der Dialog der Kulturen ist trotz des Scheiterns sicherheitspolitischer Konzepte noch
immer nicht als politisches Handlungsschema der Konfliktregulierung akzeptiert. Eine Anwendbarkeitsskizze soll seine politische Aufgabe als Katalysator von Konflikten zwischen
westlicher und islamischer Zivilisation verdeutlichen." (Autorenreferat)
[178-L] Friedman, Jonathan:
Culture and its politics in the global system, in: Protosociology : an international journal of
interdisciplinary research, Vol. 20/2004, S. 217-238 (Standort: USB Köln(38)-XG07319; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.protosociology.de/Volumes/Volume20.html)
INHALT: "This article deals with the relation between cultural process, the politics of culture and
global systemic dynamics. The central argument is that cultural forms are generated out of
socially constituted experience, what the author refers to as the experiential substrate of culture, and that the latter is itself elaborated in specific conditions of social existence that can be
linked to global processes. The history of the culture concept is discussed in such terms and
the emergent salience of identity politics from the mid 1970s is understood to be part of a larger process of Western hegemonic decline. From the point of view of the larger system, the
new cultural politics is an expression of real political and cultural fragmentation. This systemic decline is also the basis of real political economic globalization and the emergence of
cosmopolitan elites that are the major bearers of the discourse of globalization. The latter is
part of a process of class polarization that pits emergent cosmopolitan 'hybrid' elites against
downwardly mobile indigenizing locals." (author's abstract)
[179-L] Gauger, Jörg-Dieter; Rüther, Günther:
Kulturpolitik der Zukunft - Orientierung in der Modernisierung, (Grundfragen der Christlichen Demokratie, Nr. 5), Sankt Augustin 2006, 37 S., ISBN: 3-937731-94-6 (Graue Literatur;
URL: http://www.kas.de/db_files/dokumente/grundfragen_der_christlichen_demokratie/7_dokum
ent_dok_pdf_8670_1.pdf)
INHALT: Kunst und Kultur sind frei, sie leben von Kreativität und Spontaneität. Die Verantwortung des Staates, der sich als Kulturstaat begreifen will, besteht darin, für die freie Entfaltung
von Kunst und Kultur und für die Schaffung kulturverträglicher rechtlicher und finanzieller
Rahmenbedingungen Sorge zu tragen, die ein blühendes und vielfältiges Kulturleben fördern
können. Er hat eine kulturelle Grundversorgung und den freien, verlässlichen Zugang der
Bürger zur Kultur sicher zu stellen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung als Herausgeber dieses
Beitrags fühlt sich durch ihren satzungsgemäßen Auftrag beiden Feldern, der Kultur wie der
Kulturpolitik, unmittelbar verbunden. Prägend für die Wahrnehmung ihrer Aufgaben ist ihr
christlich-demokratisches Werteverständnis. Politik und Kultur waren zu allen Zeiten und
sind auch heute eng miteinander verbunden. Sie kennzeichnen allerdings Bereiche menschlichen Handelns, die trotz ihrer Interdependenz höchst unterschiedliche Merkmale aufweisen.
Der vorliegende Beitrag befasst sich zunächst mit den neuen Herausforderungen durch be-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
schleunigte Modernisierung und wachsende Orientierungsprobleme in der Gesellschaft. Im
Anschluss daran gehen die Autoren auf die Orientierungsleistung von Kunst und Kultur ein.
Im darauf folgenden Kapitel wird die Freiheit von Kunst und Kultur beleuchtet. Danach geht
es um das Verhältnis von Kultur und Staat, von Kultur und Föderalismus und von Kultur und
Kommunen. Im Anschluss daran wird die Hauptstadtkultur betrachtet sowie auf das Verhältnis von Kultur und Bürgergesellschaft eingegangen. Abschließend wird der Zusammenhang
von Sprache, Bildung und Kultur angesprochen. (ICD)
[180-L] Gebesmair, Andreas:
Von der "Kultur für alle" zur "Allesfresser"-Kultur: unintendierte Folgen der Kulturpolitik, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und
2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 882-897, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Die Kulturpolitik der 1970er- und 1980-Jahre zielte unter dem Schlagwort 'Kultur für
Alle' auf die Erweiterung des Kulturbegriffs und die Integration neuer, populärkultureller
Formen ab, um damit Kultureinrichtungen auch für breitere Bevölkerungskreise attraktiv zu
machen. Damit trug sie zur Delegitimierung traditioneller kultureller Hierarchien und der
Entwertung des an der bürgerlichen Ästhetik orientierten kulturellen Kapitals bei. Kultur als
Mittel sozialer Reproduktion verlor dadurch aber nicht an Bedeutung. An die Stelle der
Hochkulturorientierung trat die 'Allesfresser'-Kultur, die auf paradoxe Weise soziale Grenzen
bekräftigt: Während ein ausschließlich auf Populärkultur gerichteter Geschmack nach wie vor
als Zeichen von Unbildung gilt und damit den Zugang zu gesellschaftlichen Eliten erschwert,
gewinnt die symbolische Grenzüberschreitung zwischen Hochkultur und Populärkultur für
die Definition und Legitimation sozialer Privilegierung an Bedeutung. Die Kulturpolitik der
1970er- und 1980-Jahre hat, so die zentrale These des Papers, durch die Delegitimierung traditioneller Hierarchien unintendiert zur Veränderung der sozialen Reproduktionsmechanismen beigetragen. Dieser Prozess wird anhand von Beispielen aus Österreich in drei Bereichen
nachgezeichnet. 1. am Beispiel der öffentlichen Kulturfinanzierung, 2. anhand von Musiklehrbehelfen in Gymnasien und 3. anhand der Kulturberichterstattung in Qualitätszeitschriften. In allen drei Bereichen kam es zu einer Öffnung gegenüber der Populärkultur, einer Relativierung traditioneller Hierarchien und damit zu einer breiten Institutionalisierung kultureller
Grenzüberschreitung, also jener Kultur der 'Allesfresser', die, wie statistische Analysen zeigen, soziale Unterschiede nach wie vor erklärt." (Autorenreferat)
[181-L] Goehler, Adrienne:
Verflüssigungen: Wege und Umwege vom Sozialstaat zur Kulturgesellschaft, Frankfurt am
Main: Campus Verl. 2006, 276 S., ISBN: 3-593-37812-4 (Standort: USB Köln(38)-33A5104)
INHALT: "In Deutschland gibt es ein großes kreatives und kulturelles Potenzial. Doch die Politik
hat kein tragfähiges Konzept, es zu nutzen, und hält unverändert an Großlösungen fest. Dieses Buch zeigt Alternativen auf. Es entwirft Grundzüge einer Kulturgesellschaft und beschreibt die gesellschaftliche und ökonomische Relevanz der Künste und Wissenschaften für
eine veränderte und sich verändernde Gesellschaft, ihre Ökonomien und Arbeitswelten." (Autorenreferat)
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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[182-L] Heinrich, Bettina:
Konkurrenz und Kooperation: zur Veränderung von Realitäten und Relationen in der
Stadt- und Kulturpolitik, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik
2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen:
Klartext-Verl., 2006, S. 345-352, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6)
INHALT: "Der chronologische und eher schematische Blick auf die letzten reichlich dreißig Jahre
kommunaler Kulturpolitik macht deutlich, dass hier die Prinzipen "Kooperation" und "Konkurrenz" eine dynamische, aber auch mit kulturpolitischen Prämissen geradezu konsistente
Entwicklung genommen haben. Der Ausgangspunkt war: um sich überhaupt - sei es kooperativ oder konkurrent - ins Verhältnis zu anderen Bereichen setzen zu können, musste das Politikfeld Kultur als autonomes kommunales Handlungsfeld anerkannt sein. Erste Partnerinnen
für die Zusammenarbeit fand die kommunale Kulturpolitik folglich auch in den eigenen Reihen, das heißt aufkommunaler/lokaler Ebene. In einem zweiten Schritt schwärmte das Handlungsfeld "Kultur" in die Region aus - unterschiedliche Spielarten interkommunaler Kooperation entstanden. Mit dem Kulturboom einerseits und der Ökonomisierung der Kulturpolitik
andererseits zog das Prinzip "Konkurrenz" in das kulturpolitische Denken und Handeln ein.
Es geht nicht darum, ein Schwarz-Weiß-Bild zu zeichnen - hier die von den guten Geistern
der Kooperation getragene neue Kulturpolitik der siebziger und frühen achtziger Jahre, da die
von den bösen Geistern der Konkurrenz getragene ökonomisierte Kulturpolitik der späten
achtziger und frühen neunziger Jahre. Es geht vor allem darum, Ewicklungslinien aufzuzeigen und diese weiterzuverfolgen." (Textauszug)
[183-L] Houben, Guido:
Kulturpolitik und Ethnizität: staatliche Kunstförderung im Russland der neunziger Jahre,
(Soviet and post-soviet politics and society), Stuttgart: Ibidem-Verl. 2005, 269 S., ISBN: 3-89821542-3 (Standort: SB München(12)-2005.53202)
INHALT: "Ethnizität, d. h. die Abgrenzung entlang vermeintlicher oder tatsächlicher kultureller
Unterschiede, spielt heutzutage eine immer stärkere Rolle, sowohl für Individuen als auch für
Politik und Gesellschaft. Dies gilt für explizite Vielvölkerstaaten wie Russland ebenso wie für
Staaten, die sich für ethnisch homogen halten (z. B. Deutschland). Kulturelle Unterschiede
manifestieren sich auf besondere Weise in der Kunst. Dieser Band widmet sich daher am Beispiel von staatlicher Kunstförderung als einem Teilbereich von Kulturpolitik dem Thema
Ethnizität. Insbesondere wird die Frage behandelt, welche ethnische Ausrichtung die föderale
Kulturpolitik in Russland unter Präsident Jelzin eingenommen hat und inwieweit diese Politik
russisch-ethnonationalistisch war. In der Sowjetunion wurde immer wieder der Vorwurf erhoben, die russische Bevölkerungsmehrheit unterdrücke die anderen Volksgruppen. Angesichts dessen ist die Untersuchung post-sowjetischer Kulturpolitik im von ethnischen Konflikten gezeichneten Russland ein ebenso interessantes wie aktuelles Fallbeispiel. Im Ergebnis
kennzeichneten drei konzeptionelle Wesenszüge die föderale Kunstförderung aus nationalitätenpolitischer Sicht: der idealistisch-affirmative Kulturbegriff des 'Schönen, Wahren, Guten',
das Bekenntnis zur Multikulturalität bis in die Gesetzgebung hinein und gleichzeitig jedoch
die Konzentration auf russische Klassiker sowohl hinsichtlich der materiellen als auch immateriellen staatlichen Leistungen." (Autorenreferat)
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
[184-L] Joppke, Christian:
Staatsbürgerschaft und kulturelle Differenz, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S.
797-812, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: Die Erweiterung der Staatsbürgerschaft um eine kulturelle Dimension ist insofern paradox, als sie auf eine Re-Partikularisierung eines inhärent universalistischen Konzepts hinausläuft. In der Theorie lassen sich zwei Varianten der multikulturellen Staatsbürgerschaft unterscheiden: eine radikale Variante, die die universalistischen Bürgerrechte substituieren will,
und eine liberale Variante, der es um eine Ergänzung dieser Rechte geht. In der Praxis gibt es
eine multikulturelle Staatsbürgerschaft in dem Sinne, dass sich die gesamte Bürgerschaft eines Staates als multikulturell begreift, nur in Kanada und Australien. In Europa ist der Multikulturalismus enger an die Minderheitenrechtsagenda gekoppelt. Insbesondere die britischen
und niederländischen Vorzeigemodelle eines europäischen Multikulturalismus sind gegenwärtig auf dem Rückzug. Besonders im Umgang mit islamischen Minderheiten gewinnt die
klassische liberale Haltung der staatlichen Neutralität - wie im Kopftuchstreit - und der Privatisierung von kultureller Differenz erneut an Bedeutung, und sie wird vom liberalen Staat seit
der sich weltweit vollziehenden Politisierung des Islam auch aggressiver gegen die multikulturelle Alternative vorgebracht. (ICE2)
[185-L] Knapp, Marion:
Österreichische Kulturpolitik und das Bild der Kulturnation: Kontinuität und Diskontinuität in der Kulturpolitik des Bundes seit 1945, (Politik und Demokratie, Bd. 4), Frankfurt am
Main: P. Lang 2005, 398 S., ISBN: 3-631-52837-X (Standort: UB Kiel(8)-Be6359)
INHALT: "Zur Selbstdarstellung und zum Image Österreichs gehört das Bild der Kulturnation.
Welche Konsequenzen hat das für die Gestaltung der Kulturpolitik? Steht die Förderung repräsentativer, reproduzierender Kunst und eine Konzentration auf den Bereich der Hochkultur
ungeachtet der unterschiedlichen kulturpolitischen Konzeptionen der jeweiligen Regierung
im Vordergrund? Welchen Stellenwert hat zeitgenössisches Kunst- und Kulturschaffen? Wird
Kulturpolitik als Gesellschaftspolitik begriffen? Welche Bedeutung wird alternativen Kulturformen und der Populärkultur eingeräumt? Die Autorin gibt einen umfassenden Überblick
über die Entwicklung der Kulturpolitik des Bundes seit 1945. Untersucht wird, welche kulturpolitischen Vorstellungen die verschiedenen Phasen der österreichischen Kulturpolitik
prägten und welche Auswirkungen dies auf die Strukturen und die realen Schwerpunktsetzungen in der Kulturpolitik des Bundes hatte. Die Arbeit enthält Interviews mit Michael Haneke, Robert Menasse und Marlene Streeruwitz sowie den ehemaligen Bundeskuratoren und
Bundeskuratorinnen Lothar Knessl, Lioba Reddeker und Stella Rollig." (Autorenreferat)
[186-L] Knoblich, Tobias J.:
Neue Kulturpolitik in den Neuen Bundesländern?, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.):
Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik,
Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 369-375, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB
Trier(385)-a16898-6)
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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INHALT: "Kulturpolitik in den Neuen Bundesländern ist ein Feld, das zum einen noch wenig
erforscht ist, sich zum anderen aufgrund des Kulturföderalismus auch einer allzu leichten Generalisierung entzieht. Ich möchte dennoch der Frage nachgehen, welche zentralen Entwicklungen es seit 1990 gegeben hat und wie die Neue Kulturpolitik Spuren hinterlassen hat. Weiterhin soll nach Modernisierungsimpulsen gesucht werden, die von ostdeutschen Ansätzen in
der Kulturpolitik ausgehen. Dabei greife ich zunächst die Untersuchungsergebnisse von Göschel, Mittag und Strittmatter auf (1995), möchte diese aber kontrastieren mit den Befunden
der Studie "Labor Ostdeutschland", die die Kulturstiftung des Bundes in Auftrag gegeben hatte. (Bauer-Volke/Dietzsch 2003) Während Göschel, Mittag und Strittmatter in der "befragten
Reform" das Nutzerverhalten analysieren und die Frage in den Vordergrund stellen, ob die
mit der Neuen Kulturpolitik durchgesetzten Kultureinrichtungen zu einer Ergänzung traditioneller Angebote oder zu einer eher subkulturellen Ausdifferenzierung beigetragen haben was auch Auswirkungen auf den Transformationserfolg haben sollte -, vermittelt "Labor Ostdeutschland" die Probleme mit einem umfassenden gesellschaftlichen und kulturellen Wandel
nach der politischen Wende, der vom Diktum, die kulturelle Substanz dürfe keinen Schaden
nehmen, ausgeht. Immer wieder scheint hier die Kritik auf, der "weite Kulturbegriff" habe
nicht hinreichend in struktur- und förderpolitische Konzepte gefunden, der Wandel gehe zu
stark von traditionellen Einrichtungen der Hochkultur aus und berücksichtige zu wenig das
breite Verständnis von Kultur in der DDR (vgl. Institut für Demoskopie Allensbach 1991: 14
ff.), aber auch die Reformbemühungen der Alt-Bundesrepublik." (Autorenreferat)
[187-L] Lenz, Bernd (Hrsg.):
New Britain: politics and culture, (PALK - Passauer Arbeiten zur Literatur- und Kulturwissenschaft, Bd. 3), Passau: Stutz 2006, 226 S., ISBN: 3-88849-253-1 (Standort: UB Paderborn(466)LWUD1095)
INHALT: Contents: Jürgen Kamm & Bernd Lenz: 'New Britain. Into the Third Millennium' (724); Roland Sturm: 'Tony Blair's Style of Government' (25-38); Gerd Strohmeier: 'Veto Players, Policy Change, Consensus Politics, and New Labour' (39-54); Jürgen Kamm: 'New Labour - Old Classes? Recent Trends in Britain's Social Transformation' (55-74); Peter Lynch:
'New Scotland in a New Britain. Scotland and Devolution since 1999' (75-86); Heinz Kosok:
'The Island behind the Island? Contemporary Ireland between Celtic Twilight and European
Limelight' (87-106); Bernd Lenz: 'Missed Opportunities. Britain, Europe, and New Labour'
(107-118); Merle Tönnies: 'New Labour in the New Millennium. A Further Theatricalisation
of Politics?' (119-138); Annette Pankratz: 'British Drama at the End of the Century' (139158); Ingrid von Rosenberg: 'Shooting Blair's Britain. The Film Industry and Some Topical
Developments since the Mid-1990s' (159-182); Johann N. Schmidt: 'From Brutalism to Natural Environment. Modern British Architecture' (183-194); Jeremy Cresswell: 'Britain and
Germany. Partners in Europe' (195-204); Willi Winkler: 'New Britain. Out from the Cold, into the Cold, and Maybe Back Again' (205-212).
[188-L] Limbach, Jutta:
Sprache, Macht und Politik, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 51/2006, H. 7,
S. 855-862 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
INHALT: Nach Meinung der Autorin steht gegenwärtig weniger die Frage nach der Funktion der
Sprache im Dienst der Macht im Vordergrund, sondern vielmehr die Frage, ob die Politik
Einfluss auf die Gestalt und den Gebrauch der Sprache nehmen kann oder sollte. Kann der
Staat zum Beispiel den Gebrauch des Deutschen auf Schulhöfen anordnen? Kann er das Erlernen der Landessprache jenseits der Schulpflicht anordnen? Kann er die Schriftsprache vereinheitlichen und auf einen "reinen" Sprachgebrauch hinwirken? Und wie steht es schließlich
um den Einfluss des Staates auf die Sprachwahl auf internationaler Ebene? Um die deutsche
Sprache vor einem kulturellen Zerfall durch den zunehmenden Gebrauch von Anglizismen
und Fremdwörtern in verschiedenen beruflichen Bereichen zu retten, wird zur Zeit vorgeschlagen, dass Art. 22 a im Grundgesetz vorschreiben sollte: "Die Sprache der Bundesrepublik Deutschland ist Deutsch". Die Autorin erörtert in ihrem Beitrag diesen Vorschlag aus
verfassungsrechtlicher Perspektive und diskutiert die Einführung einer Deutschpflicht und
"Pausensprache" am Beispiel von Berliner Oberschulen. Sie thematisiert ferner die Wirkungsmöglichkeiten der Sprachenpolitik und die Bedeutung der Weltsprache Englisch. Sie
geht außerdem auf die Mehrsprachigkeit in Europa und die privilegierte Stellung der deutschen Sprache als Europasprache ein. (ICI2)
[189-L] Maaß, Kurt-Jürgen (Hrsg.):
Kultur und Außenpolitik: Handbuch für Studium und Praxis, Baden-Baden: Nomos Verl.Ges. 2005, 375 S., ISBN: 3-8329-1404-8 (Standort: USB Köln(38)-32A5224)
INHALT: "Noch nie hat die Kultur so viele Teile der Außenpolitik beeinflusst wie heute. Die
Anzahl der Akteure in den kulturellen Außenbeziehungen Deutschlands ist stark gewachsen.
Wurde bis 1989 die Kultur vorwiegend als Instrument genutzt, um ein besseres Deutschlandbild ins Ausland zu vermitteln, werden von ihr seit 1990 Beiträge zur Integration der neuen
EU-Mitgliedsländer erwartet, neue Ansätze im Dialog mit der islamisch geprägten Welt, eine
Unterstützung wirtschaftlicher Interessen der Bundesrepublik Deutschland, ein Beitrag zur
Krisenprävention in der Außenpolitik und schließlich - in Deutschland selbst - eine Unterstützung der Integration von Migranten. Trotz dieses Bedeutungszuwachses fehlt eine ernstzunehmende akademische Diskussion und wissenschaftliche Untermauerung. Man konstatiert
eine Praxis ohne Theorie. Zum ersten Mal in der hundertjährigen Geschichte der deutschen
Auswärtigen Kulturpolitik wird mit diesem Buch eine Gesamtdarstellung dieses hochkomplexen Themas vorgelegt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Horst Köhler: Geleitwort des
Bundespräsidenten (9); Kurt-Jürgen Maaß: Zusammenfassung (11-19); Kurt-Jürgen Maaß:
Einleitung (21-22); Kurt-Jürgen Maaß: Ziele und Instrumente der Auswärtigen Kulturpolitik
(23-30); Volker Rittberger, Verena Andrei: Macht, Profit und Interessen - Auswärtige Kulturpolitik und Außenpolitiktheorien (31-52); Kurt Düwell: Zwischen Propaganda und Friedenspolitik - Geschichte der Auswärtigen Kulturpolitik im 20. Jahrhundert (53-83); Ulrich
Ammon: Umkämpftes Privileg - die deutsche Sprache (85-94); Gerd Ulrich Bauer: Viel Praxis, wenig Theorie - kulturelle Programmarbeit: Kunst, Musik, Literatur, Film, Architektur
(95-114); Georg Schütte: Verstand und Verständigung - Hochschule und Wissenschaft (115134); Gerhard Gauf: Erfahrung und Erfolg - Auslandsschulen (135-145); Udo Rossbach:
Deutschland.de und Co - Informationen über Deutschland (147-151); Dirk Beusch: Mit Kultur gegen Krisen - Konfliktprävention (153-160); Horst Harnischfeger: Zwischen Gutenberg
und Google - Medien (161-171); Otto Singer: Kontrolle und Impulse - die Mitwirkung des
Bundestags (173-178); Günter Sautter: Führung ohne Monopol - das Auswärtige Amt in der
Auswärtigen Kulturpolitik (179-185); Kurt-Jürgen Maaß: Parallele Vielfalt - weitere Bun-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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desministerien in der Auswärtigen Kulturpolitik (187-195); Kurt-Jürgen Maaß: Kulturhoheit
mit Drang nach Außen - der Beitrag der Länder (197-199); Kurt-Jürgen Maaß: Grenzenlos
aktiv - der Beitrag der Gemeinden (201-204); Kurt-Jürgen Maaß: Das deutsche Modell - die
Mittlerorganisationen (205-214); Swetlana Pogorelskaja: Teil der neuen Strategie - die Nichtregierungsorganisationen (215-224); Swetlana Pogorelskaja: Im Ausland einmalig - die Politischen Stiftungen (225-232); Peter Theiner: Bahn frei für Visionen - die Stiftungen (233240); Traugott Schöfthaler: Multilateral vernetzt - die UNESCO (241-249); Kathrin Merkle,
Gesa Büttner: Das Gewissen Europas - der Europarat (251-261); Olaf Schwencke, Edda Rydzy: Von der Wirtschafts- zur Wertegemeinschaft - Kultur- und Außenkulturpolitik im europäischen Integrationsprozess (263-279); Rolf Hoffmann: In diplomatischer Mission - die Außenkulturpolitik der USA (281-289); Eva Lutzmann, Gerald Schneider: Global Players - die
Auswärtige Kulturpolitik Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Portugals und Spaniens
(291-300); Katrin Merkel, Gerald Schneider: Neu im Club - die Auswärtige Kulturpolitik Polens, Ungarns und Russlands (301-308); Yoko Kawamura: Eigenes Konzept - die Auswärtige
Kulturpolitik Japans (309-320); Gudrun Czekalla: Gewusst wo - Auswärtige Kulturpolitik in
Literatur und Internet (321-325).
[190-L] Mandel, Birgitt:
Motivieren und Aktivieren: kulturpolitische Anreizstrategien für kulturelle Partizipation, in:
Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs
Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 353360, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6)
INHALT: "Wenn man sich heute mit den programmatischen Schriften der Neuen Kulturpolitik
der siebziger Jahre beschäftigt, stellt man, fast mit Erstaunen, fest, dass die dort formulierten
Leitziele bis heute nicht an Relevanz verloren haben. Für deren Umsetzung sind jedoch unter
den heutigen finanziellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen neue Strategien erforderlich.Ging man in den siebziger Jahren noch davon aus, dass die öffentliche Hand vor allem
ein hoch subventioniertes, möglichst flächendeckendes Angebot bereit halten müsse, um Kultur für alle zugänglich zu machen, so ist heute deutlich, dass dieses Ziel über das traditionelle
Instrument der finanziellen Förderung von Kultureinrichtungen allein nicht erreicht werden
kann. Es müssen differenziertere Steuerungsmechanismen entwickelt werden, um in einer heterogenen Gesellschaft mit einem vielfältigen Kultur- und Freizeitmarkt Menschen gezielt zur
Teilnahme an Kultur zu motivieren.Motivieren und aktivieren meint vor allem eine Politik
der Anreizstrategien zur Förderung von Eigeninitiative in einer Bürgergesellschaft. Nur wenn
Menschen ein eigenes Interesse an Kunst und Kultur entwickeln, kann ein reiches Kulturleben in Deutschland langfristig gesichert werden.Wie können Kulturinstitutionen bei ihren
Bemühungen unterstützt werden, Kulturinteressierte an sich zu binden und sich neuen Nutzergruppen gegenüber zu öffnen? Wie lässt sich Kultur stärker in unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche integrieren? Wie motiviert und aktiviert man auch kulturferne Bevölkerungsgruppen, sich am kulturellen Leben zu beteiligen? Diese Fragen stellen sich heute dringender denn je, wenn Kultur nicht nur Selbstzweck des Kulturbetriebs und Distinktionsmittel
für Eliten sein möchte, sondern ihre Bindungskraft für die gesamte Gesellschaft nutzbar gemacht werden soll." (Autorenreferat)
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
[191-L] Matzker, Reiner:
Kompetenz oder Hypostase?: Mediensystem, Bildungskultur und Kulturpolitik, in: Reiner
Matzker, Siegfried Reinecke (Hrsg.): Medienwissenschaft : T. 7, Öffentlichkeit, Partizipation, Politische Kultur, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 27-70
INHALT: Der Beitrag enthält umfassende Überlegungen zum Verhältnis von Bildungskultur und
Kulturpolitik, das sich durch einen Aufgabenbereich der Kulturpolitik selbst, nämlich die Reflexion und Interpretation der regional vorhandenen Kultur und weltweiter kultureller Verhältnisse bestimmen lässt. Während sich die Kulturpolitik in einem allgemeinen Sinne mit
den Zusammenhängen zwischen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Bildung und Künsten auseinandersetzt, wurde die bildungskulturelle Rolle des Mediensystems nach Ansicht des Autors noch nicht ausreichend reflektiert, zumal davon auszugehen ist, dass jede kulturpolitische
Reflexion der herrschenden technischen Kommunikation nicht ohne Einfluss von den Ausprägungen einer technisch-medialen Öffentlichkeit stattfindet. Ausgehend von der Annahme,
dass Politik und Medien selbst als ein Teil der Kultur begriffen werden müssen, problematisiert der Autor den Begriff der Kulturpolitik, dem ein engeres Spektrum des Kulturverständnisses zugrunde liegt. Seine theoretischen Überlegungen beziehen sich u.a. auf die mediokratische Globalisierung, die Ästhetisierung der Öffentlichkeit durch die Massenmedien, die kulturelle Qualität als Bildungsideal, den pädagogischen Auftrag der Medien, die Konsumentenpädagogik sowie auf die Konstruktion von Wirklichkeit in den Medien und die Versachlichung des Verhältnisses von Mensch und Natur. (ICI2)
[192-L] Mayerhofer, Elisabeth:
Ungenützte Chancen: Gender Mainstreaming im Kunstbereich, in: Österreichische Zeitschrift
für Politikwissenschaft, Jg. 35/2006, H. 3, S. 275-285 (Standort: USB Köln(38)-XE00150; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Frauenanteil in österreichischen Kunst- und Kulturarbeitsmärkten ist im Sinken
begriffen. Waren Frauen noch in den 1980er und 1990er Jahren dort leicht überrepräsentiert
(d.h. mit mehr als 50 Prozent), mit stets steigender Tendenz, so hat sich das Bild um die Jahrtausendwende verändert: Frauen sind im Gegensatz zum übrigen Arbeitsmarkt nun wieder
unterrepräsentiert. Der Grund dafür liegt weniger darin, dass Frauen in Kunst und Kultur häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen sind, sondern vielmehr darin, dass sie in atypische Arbeitsverhältnisse gedrängt und damit statistisch unsichtbar werden. Wie in anderen Segmenten des Arbeitsmarktes befinden sich auch im Kunst- und Kulturbereich Frauen häufiger als
Männer in prekären Verhältnissen; Auslagerungen verstärken hier noch die in allen Bereichen
stattfindende Umstrukturierung der Arbeitsmärkte. Aktuelle empirische Studien zeigen, dass
auch neue beschäftigungspolitische Hoffnungsfelder wie z.B. die "Creative Industries" keine
besseren Arbeitsbedingungen bieten - im Gegenteil: Auch hier finden sich Frauen in den einkommensschwachen Bereichen wieder, auch hier spaltet die vertikale Segregation weibliche
und männliche Berufskarrieren. Dazu wird die Prekarität zur Regel, ja im (kultur- und wirtschafts-)politischen Diskurs wird sie sogar zum Merkmal innovativer Sektoren stilisiert und
ins Positive gewendet. Vor diesem Hintergrund wird dieser Beitrag der Frage nachgehen, inwiefern sich politische Konzepte - gezielte Frauenförderung bzw. Gender Mainstreaming - im
Kunst- und Kulturbereich ausgewirkt haben und ob die daraus abgeleiteten Maßnahmen für
diesen spezifischen Bereich überhaupt geeignet sind oder nicht." (Autorenreferat)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
129
[193-L] Metze-Mangold, Verena; Merkel, Christine M.:
Magna Charta der internationalen Kulturpolitik: die UNESCO-Kulturkonvention vor der
Ratifizierung, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 7, S. 362-373 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28;
USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ardwerbung.de/showfile.phtml/mangold.pdf?foid=17615)
INHALT: Die im Oktober 2005 von einer großen Mehrheit der UNESCO-Generalkonferenz verabschiedete Kulturkonvention ist das erste völkerrechtliche Abkommen zur Kulturpolitik. Die
Konvention betont die "Doppelnatur" von Kulturgütern: einerseits Ware oder Dienstleistung,
andererseits Träger von Wertvorstellungen und Identität. Die Konvention unterstreicht das
Recht der Staaten auf eine eigenständige Kulturpolitik, einschließlich der Möglichkeit, die
Vielfalt der Kulturen durch Schutz- und Fördermaßnahmen zu stärken. Die kulturelle Vielfalt
und die Eigenständigkeit der Kulturen werden durch die in der globalen Wirtschaft wirkenden
Marktkräfte bedroht. Die Kulturkonvention gilt auch als notwendiges Gegengewicht zur Globalisierung der Märkte. Damit steht sie potenziell im Konflikt mit dem Regime der Welthandelsorganisation (WTO), das auf eine weitere Liberalisierung und Öffnung der Märkte dringt
und damit auch Schutz- und Fördermaßnahmen nationaler Kulturpolitik ablehnend gegenüber
steht. Eine Kollision der Kulturkonvention mit der WTO soll durch ein in der Konvention
vorgesehenes Streitschlichtungsverfahren, in das bestehende WTO-Organe einbezogen werden sollen, vermieden werden. Insgesamt eröffnet die Konvention den Staaten Perspektiven
für eine aktive Kulturpolitik. Ziele und Mittel einer solchen Politik müssen im nationalen und
internationalen Kontext öffentlich debattiert werden. (UN2)
[194-F] Mitewa-Michalkowa, Rumjana (Bearbeitung); Siegrist, Hannes, Prof.Dr.; Troebst, Stefan,
Prof.Dr. (Betreuung):
"Wiege der Weltkultur?" Nationale Traditionen und internationalistisches Postulat in der
Kulturpolitik der Volksrepublik Bulgarien 1970-1989
INHALT: Schwerpunkt der Arbeit ist das Verhältnis von einer Betonung nationaler Traditionen
und dem staatssozialistischen Postulat des "Internationalismus" in der Kulturpolitik Bulgariens seit Mitte der 1970er Jahre. Besonderes Augenmerk wird auf die Erforschung der Rolle
der "Nationalen Idee" in der Gestaltung der Kultur- und Kunstpolitik des Landes unter Leitung von Ludmila Zivkova, Kulturministerin und Tochter des langjährigen Staatsoberhauptes
Todor Zivkov, gelegt. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Integration
kultureller Werte wie dem Erbe der Thrakischen Kultur und dem hellenistischen und römischen Denkmalerbe in Identifikationsprozesse und bei der Herausbildung eines Nationalbewusstseins der Bulgaren. Welche Ursachen hatte die Instrumentalisierung antiker Werte für
die "sozialistische" Selbstbestimmung der Kultur? Welche geistigkulturellen Werten entstanden in dieser Periode bulgarischer Kulturentwicklung, hier werden besonders die Aspekte der
Öffnung und Internationalisierung der Kulturpolitik herausgestellt. ZEITRAUM: 1970-1989
GEOGRAPHISCHER RAUM: Volksrepublik Bulgarien
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2003-10 ENDE: 2006-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Universität Leipzig, Zentrum für Höhere Studien -ZHS- (Emil-Fuchs-Str. 1,
04105 Leipzig)
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
KONTAKT: Keilbach, Martina (Tel. 0341-9730286, e-mail: [email protected]); Löhr,
Isabella (Tel. 0341-9730286, e-mail: [email protected])
[195-L] Mittig, Hans-Ernst:
Gegen das Holocaustdenkmal der Berliner Republik, Berlin: K. Kramer 2005, 128 S., ISBN: 387956-302-0
INHALT: Am 10.05.2005 wurde das umstrittene Holocaustdenkmal in Berlin eingeweiht. Nach
langjährigen Diskussionen über das Projekt war letztlich der mehrfach überarbeitete Entwurf
des Architekten Peter Eisenmann realisiert worden. In essayistischer Form setzt sich der Verfasser mit der Entstehungsgeschichte sowie den politischen und künstlerischen Debatten zu
dem Mahnmahl auseinander. Dabei bezieht er den politischen Prozess der Entscheidungsfindung allerdings nur am Rande mit ein. Er diskutiert vielmehr die grundsätzliche Angemessenheit dieses Kunstwerks als Ort der Mahnung und des Gedenkens. Es sei zweifelhaft, ob
ein solches zentrales Monument überhaupt die in es gesetzten Erwartungen erfüllen und die
politisch-gesellschaftlichen Funktionen der Erinnerung und Auseinandersetzung mit der NSZeit leisten könne oder ob dazu nicht andere, dezentrale Angebote sinnvoller gewesen wären.
Die Entscheidung für das monumentale und sehr kostspielige Mahnmal sei fragwürdig, wenn
gleichzeitig Sachzeugnisse des NS-Systems wie Konzentrationslager aus finanziellen Gründen verfielen. Zudem kritisiert der Verfasser eine einseitige Ausrichtung des Gedenkens auf
die Judenverfolgung und plädiert für eine Umwidmung des Denkmals auf weitere Opfergruppen. In weiten Teilen des Buches setzt sich Mittig zudem mit der künstlerischen Qualität und
insbesondere der ikonologischen Ausdeutung des Entwurfes auseinander, wobei er dem realisierten Entwurf sogar Anklänge an die NS-Symbolik attestiert. (ZPol, NOMOS)
[196-L] Mokre, Monika:
Kann und soll ein demokratischer Staat Kultur fördern?, in: Tasos Zembylas, Peter Tschmuck
(Hrsg.): Der Staat als kulturfördernde Instanz, Innsbruck: Studien-Verl., 2005, S. 81-98, ISBN: 37065-4141-6 (Standort: Bayer. SB München(12)-2006.5502)
INHALT: Die Autorin greift die seit einigen Jahrzehnten unter Kulturökonomen diskutierte Frage
auf, ob Kulturförderung eine Staatsaufgabe ist. "Kulturförderung lässt sich aufgrund der Konzepte von Gleichheit und Freiheit legitimieren, wenn diese beiden Werte nicht als gegeben
vorausgesetzt werden, sondern herzustellen sind. Chancengleichheit in der (politischen) Artikulation kann durch die Möglichkeit zu künstlerisch-kultureller Repräsentation erhöht werden
und die Freiheit für politische Artikulation und Partizipation ist vom Erwerb von Artikulationsfähigkeit abhängig, der gleichfalls im kulturellen Bereich verortet werden kann"; Kulturpolitik und damit auch Kulturförderung ist daher nur im Rahmen eines Staatsbegriffs legitimierbar, der sich nicht an der Minimalisierung staatlichen Wirkens orientiert, sondern gestaltend in die Gesellschaft eingreift." Wenn sich kulturelle und politische Teilhabe gegenseitig
bedingen, ergibt sich "nicht nur eine Legitimation, sondern geradezu ein Gebot für eine aktive
Kulturförderung, die plurale Artikulationsmöglichkeiten bewusst unterstützt." (HS2)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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[197-L] Nida-Rümelin, Julian:
Herausforderungen der Kulturpolitik, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für
Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur,
Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 203-208, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier
(385)-a16898-6)
INHALT: "Nach einer Wachstums- und Blütezeit in den siebziger Jahren ist die Kulturpolitik seit
den späten achtziger Jahren in die Defensive geraten, Zum Teil sind dafür fiskalische Gründe
ausschlaggebend. Immerhin werden die wichtigsten kulturpolitischen Entscheidungen - entgegen der Rede von der Länderhoheit über Kultur - in den Kommunen getroffen. 55 Prozent
der Steuermittel zur Förderung von Kunst und Kultur werden von den Kommunen und Stadtstaaten ausgegeben. Gerade dort konkurriert jedoch die Kulturpolitik als eine überwiegend
freiwillige kommunale Aufgabe mit anderen Politikfeldern der Städte und Gemeinden. In der
unmittelbaren Konkurrenz sozialer oder wirtschaftlicher Ziele auf der einen und kultureller
Ziele auf der anderen Seite, gelten letztere oft nur von zweiter Priorität. Für die über viele
Jahre andauernde Defensive der Kulturpolitik können aber nicht nur fiskalische Gründe geltend gemacht werden. Noch wesentlicher, wenn auch verborgener, sind inhaltliche Defizite,
die im Projekt einer primär sozial motivierten Neuen Kulturpolitik angelegt waren. Diese
Neue Kulturpolitik war allerdings über die Maßen erfolgreich. Sie hat die kulturelle Partizipation in einem Ausmaß gesteigert, wie es ihre eigenen Protagonisten wohl selbst kaum für
möglich gehalten haben. Dies lässt sich an der Anzahl der Museumsbesuche, der Teilhabe an
Maßnahmen der Erwachsenenbildung, der Vielzahl der Kulturevents et cetera ablesen. Die
kulturelle Leitidee dieser Neuen Kulturpolitik war sozial. Es sollte auch ein Beitrag zum sozialen Frieden und zur sozialen Integration von Minderheiten und Benachteiligten geleistet
werden. Im Laufe der achtziger Jahre wurde diese soziale Legitimationsbasis zunehmend von
einer wirtschaftlichen abgelöst. Nun wurden die Standortvorteile kultureller Investitionen und
Aktivitäten hervorgehoben. Jetzt geht es darum, eine neue Phase der Kulturpolitik einzuleiten, die sich an der kulturellen Prägung der Lebenswelt orientiert und dementsprechend die
kulturelle Praxis, die Kunst und die ästhetische Erfahrung in ihrem Eigenwert anerkennt."
(Textauszug)
[198-L] Pankoke, Eckart:
Konzentrieren und Konzertieren: neue Kulturpolitik zwischen Steuerung und Selbststeuerung, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema:
Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006,
S. 321-328, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6)
INHALT: Nach einer kurzen Darstellung des Wandels der Kulturpolitik und des Kulturbegriffs,
geht der Autor den Aufgaben einer Neuen Kulturpolitik nach: "Aktive Kulturpolitik, das heißt
der Bezug auf kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen, fordert von kommunaler Politik und Verwaltung - gerade beim Ausfall einstiger Subventionen - neue Kompetenzen und
neues Engagement der aktivierenden Förderung. Gefragt sind Handlungs-, Steuerungs- und
Lernfähigkeit. "Neue Kulturpolitik" muss sich heute verbinden mit "neuer Steuerung", welche
die komplexen Zusammenhänge der Probleme und Potentiale kultureller Entwicklung über
"inter-aktive" Vernetzung abbildet und umsetzt: Dies gilt im Bezug auf Kompetenz und Engagement der politischen, administrativen und kulturellen Akteure wie für die besonderen
Kapazitäten und Potentiale kulturpolitischer Instanzen und Institutionen." Neue Steuerung"
132
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
bedeutet also nicht nur ein durch fiskalische Knappheit diktiertes Rationalisieren des Sparens,
sondern auch ein Aktivieren neuer Ressourcen und Potentiale gesellschaftlicher Entwicklung.
Im Kulturbereich konkretisiert sich dies einerseits mit einer Privatisierung kultureller Leistungen über kulturelle Märkte. Zum anderen entwickelt "zwischen Markt und Staat" der
"Dritte Sektor" neue Formen der Eigendynamik und Selbststeuerung. Dabei handelt es sich
keineswegs um eine Wiederbelebung der Selbstverständlichkeiten und Selbstgenügsamkeiten
herkömmlichen Vereins- und Gemeinschaftslebens. Problematischer für das selbstorganisierte Engagement des "Dritten Sektors" erscheint eher die Komplexität der "zwischen Markt und
Staat" zu verhandelnden Relationsprobleme. Dies fordert die Bereitschaft zur öffentlichen Reflexion des bindenden und bewegenden Sinns. So bedeutet "Dritter Sektor - als Dritte Kraft"
für das kommunale Kulturangebot neue Herausforderungen einer institutionellen Konkurrenz.
Es eröffnet aber auch neue Wege der Kooperation und Konzertierung." (Textauszug)
[199-L] Quenzel, Gudrun:
Konstruktionen von Europa: die europäische Identität und die Kulturpolitik der Europäischen Union, (Global Studies), Bielefeld: transcript Verl. 2005, 303 S., ISBN: 3-89942-414-X
(Standort: UB Paderborn(466)-P11/AFMC1003)
INHALT: Zentrales Thema der Arbeit ist die Einflussnahme der EU-Kulturpolitik auf eine kollektive europäische Identität. Unter Rückgriff auf diskursanalytische Methoden werden die im
Diskurs angelegten Möglichkeiten europäischer Identitäskonstruktion herausgearbeitet." Beständig wiederkehrende Elemente der Identitätskonstruktion werden bestimmt (u.a. Zivilisation und technischer Fortschritt, christliches Abendland, Arbeitsethik und Wohlfahrtsstaat,
Wertegemeinschaft und Verfassungspatriotismus) und die spezifischen Artikulationen europäischer Identität als Kombination einzelner Elemente beschrieben, was auch die "Abgrenzung zu den klassischen Gegenidentitäten Russland und Türkei" einbezieht. Der Autor analysiert, "welche Elemente europäischer Identitäskonstruktionen im Vergleich zum allgemeinen
europäischen Identitätsdiskurs in der Kulturpolitik auftreten.Die materialreiche empirische
Studie zieht systematisch von EU-Rechtsakten bis zur Tagespresse Daten unterschiedlichster
Art heran, um Diskursverläufe jenseits der etablierten Kategorien zu erfassen." Die Umsetzung kulturpolitischer Programme wird anhand der Fallbeispiele der europäischen Kulturhauptstädte Salamanca (2002) und Graz (2003) untersucht. (HS2)
[200-L] Reckwitz, Andreas:
Das Subjekt des Konsums in der Kultur der Moderne: Der kulturelle Wandel der Konsumtion, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und
2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 424-436, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "'Konsum' ist nicht allein ein spezifisches soziologisches Analysefeld; ihn angemessen
zu berücksichtigen, fordert die Gesellschaftstheorie und Theorie der Moderne insgesamt heraus. Im Vortrag soll zweierlei geleistet werden: a) In einem historischsoziologischen Schema,
das sich auf das 19. und 20. Jahrhundert bezieht, soll die Entstehung der ungewöhnlichen
Konsumorientierung der modernen Subjektform aus einem kulturellen Transfer von Elementen aus den ästhetischen Bewegungen, den Gegenkulturen der Moderne (Romantik, Modernismus, Postmodernismus), in die dominante Kultur der Hochmoderne erklärt werden. Die
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
133
Codierung der dezidiert antikonsumistischen bürgerlichen Kultur der klassischen Moderne
wird damit komplett umkehrt. Zu verstehen, was 'Konsum' in der Moderne bedeutet und wie
er entstehen konnte, verlangt von der Soziologie die Relevanz ästhetischer Bewegungen für
die Entwicklung der Moderne anzuerkennen und die Konkurrenz von bürgerlicher und nachbürgerlicher Kultur herauszuarbeiten. b) Die Konsumorientierung hochmoderner Subjekte
lässt sich als Erwerb spezifisch ästhetisch-expressiver Kompetenzen (Erlebnisfähigkeit, Kreativität, Selbststilisierungsfähigkeit) begreifen. Dies bedeutet keineswegs, dass die klassische
soziologische Frage nach sozialen Ungleichheiten irrelevant würde. Vielmehr muss soziale
Ungleichheit anders als im klassischen Verständnis konzeptualisiert werden: nicht als eine
Ungleichheit von Ressourcen, sondern als eine Ungleichheit von Kompetenzen, und zwar von
Kompetenzen, die zunächst solche der ästhetischen Gegenkulturen waren. Unter hochmodernen Bedingungen hängt der soziale Erfolg und die gelungen erscheinende Identität von Subjekten von ihrer Erlebnis-, Kreativitäts- und Selbststilisierungsfähigkeit, ihren i. w. S. konsumtorischen Kompetenzen ab. Ironischerweise sind damit Dispositionen des Subjekts der
'revoltierenden' ästhetischen Gegenkulturen selbst zu einem normativen Anforderungskatalog
gelungener Subjektwerdung geworden, deren Nichtentsprechung den Preis neuer sozialer Exklusion zahlt." (Autorenreferat)
[201-L] Ronneberger, Klaus:
Mall-City: zur Kommerzialisierung der Stadt, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 3/2006, H. 1, S. 99-108
INHALT: Der Autor zeigt in seinem Beitrag, dass sich mit dem zunehmenden Ineinandergreifen
von Finanzinvestitionen, Dienstleistungen und Konsum eine postmoderne Kulturindustrie
herausgebildet hat, die auch den städtischen Alltag in erheblichem Maße mitbestimmt. Die
Kritik an der urbanen Event- und Mall-Kultur ist jedoch kein aktuelles Phänomen, denn bereits in den 1950er Jahren hatte der französische Philosoph Henri Lefebvre eine "bürokratische Gesellschaft des gelenkten Konsums" beklagt. Die kapitalistische Produktionsweise
führt ihm zufolge zu einer Kolonisierung des alltäglichen Lebens und löst die spezifische
Qualität der Orte auf. Diese Kritik an der "Gesellschaft des Spektakels" lässt sich aus heutiger
Sicht als eine frühe Auseinandersetzung mit dem fordistischen Konsum- und Urbanisierungsmodell verstehen, die der Autor zu Beginn seines Beitrages skizziert. Er zeigt anschließend, dass die Abwendung vom etatistischen Solidarprinzip und die Mobilisierung des
Raums als strategische Ressource zu einer "unternehmerischen" Stadt sowie zur Expansion
von Themenparks und Shoppingmalls führten. Er beschreibt ferner die Rolle des Bahnhofs als
"Wertschöpfungscontainer" und die Funktion so genannnter "Business Improvement
Districts" (BID), die die "Mallifizierung" des städtischen Raums und ihren Umbau zu kommerziellen Erlebnislandschaften vorangetrieben haben. (ICI)
[202-L] Schaller, Christian:
Kann und soll staatliche Kulturförderung demokratisch sein?: Kriterien von Demokratiequalität in der Kontroverse, in: Tasos Zembylas, Peter Tschmuck (Hrsg.): Der Staat als kulturfördernde Instanz, Innsbruck: Studien-Verl., 2005, S. 67-80, ISBN: 3-7065-4141-6 (Standort:
Bayer. SB München(12)-2006.5502)
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
INHALT: Der Autor erläutert zunächst sein Verständnis von staatlicher Kulturförderung, Demokratie und Demokratiequalität. Er untersucht das Verhältnis von Kulturförderung zu einigen
zentralen Demokratiekriterien wie "Partizipation aller Betroffenen auf Basis rechtlicher und
sozialer Gleichheit", "Anerkennung des Pluralismus von Interessen", "maximale Transparenz
und größtmögliche Fairness der Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse" sowie "Rechenschaftspflicht und Kontrolle im Verhältnis zwischen EntscheidungsträgerInnen und den
von Entscheidungen Betroffenen". Ziel ist es,"die immanenten Spannungen und Widersprüche jeder kulturpolitischen Diskussion auszulegen, die sich aus dem Verhältnis der Kriterien
zueinander ergeben." Der Autor führt Pro- und Kontra-Argumente an zu der Frage, ob staatliche Kulturförderung demokratisch sein kann und appeliert an die Notwendigkeit einer permanenten Auseinandersetzung mit der Frage der Demokratiequalität der Förderungsverwaltung. (HS2)
[203-L] Schrage, Dominik:
Schlussüberlegungen zum Zusammenhang von Konsum und Massenkultur, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main:
Campus Verl., 2006, S. 437-449, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Kennzeichnend für den modernen Massenkonsum ist es, dass nahezu der gesamten
Bevölkerung in industrialisierten Gesellschaften nennenswerte Geldmittel zur Verfügung stehen, die nicht an die unmittelbare Deckung primärer Bedürfnisse gebunden sind. Diese Konsumchancen sind ungleich verteilt. Zwar ist die ungleiche Verteilung dieser Chancen (im Sinne sozialer Distinktionsprozesse), nicht aber die Minimalschwelle des Überlebensnotwendigen Bestandteil der im Massenkonsum wirksamen Mechanismen - dies ist der entscheidende
Punkt für das Verständnis des modernen Massenkonsums. Armut manifestiert sich deshalb in
Form einer Exklusion aus dem System des Massenkonsums, ohne dass sich dies auf dessen
Funktionsweise auswirkt (vgl. Castel 2000). Die Dynamiken des modernen Massenkonsums
entfalten sich eben erst auf der Grundlage einer massenhaften Verfügung über Geldmittel, die
der primären Bedarfsdeckung enthoben sind. In diesem Beitrag wird, inspiriert von der in den
letzten Jahren in der Sektion Kultursoziologie kontrovers diskutierten Frage 'populäre Kultur
oder Massenkultur', der Versuch unternommen, das Phänomen des modernen Massenkonsums als ein integrales Moment gegenwärtiger Kultur zu begreifen. Diese wird als Massenkultur verstanden, womit kein sektoraler Kulturtyp der unteren Bevölkerungsschichten oder
der Unterhaltungsindustrien gemeint ist, sondern vielmehr die Tatsache bezeichnet wird, dass
sich Kultur heute durch allgemeine, kommunikative Verfügbarkeit (Medien und Markt) auszeichnet und in dieser Hinsicht eine vergesellschaftende Funktion erhält (Makropoulos 2004;
Schrage 2003a). Der Konsum erscheint in diesem Zusammenhang als ein wesentliches Moment der Teilhabe an dieser Massenkultur, an dem sich zugleich auch seine vergesellschaftende Funktion verdeutlichen lässt." (Textauszug)
[204-L] Schwencke, Olaf; Rydzy, Edda:
Das Europa der Kulturen - Kulturpolitik in Europa: ein Plädoyer für langen Atem und kühne Ausdauer, in: Perspektiven des Demokratischen Sozialismus : Zeitschrift für Gesellschaftsanalyse und Reformpolitik, Jg. 23/2006, H. 1, S. 65-76 (Standort: FES Bonn(Bo133)-X6424)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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INHALT: Der Beitrag beleuchtet die Bedeutung der Kulturpolitik im Zuge des europäischen
Integrationsprozesses und der Etablierung einer europäischen Identität. Dabei gliedern sich
die Ausführungen in folgende Punkte: (1) Zielsetzungen bzw. Förderziele der europäischen
Kulturpolitik, insbesondere in der Europäischen Verfassung, (2) die Entwicklung der Kulturpolitik seit 1945, (3) Kulturpolitik im Zeitalter der Globalisierung, (4) die Geringschätzung
der Kulturvielfalt bzw. der Kulturverzicht während des Ersten und Zweiten Weltkrieges, (5)
der Zusammenhang von Kultur, Recht und europäischer Identität, (6) die europäischen Institutionen verstanden als Bewegungsform kultureller und gesellschaftlicher Verantwortung sowie (7) die praktische Umsetzung europäischer Kulturpolitik als Motor und Ressource für gesellschaftlichen Fortschritt. (ICG2)
[205-L] Schwencke, Olaf:
X-Change: Austausch und Dialog in der Weltgesellschaft, in: Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.): Europa in der Welt - die Welt in Europa, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2006, S.
167-172, ISBN: 3-8329-1934-1 (Standort: UB Mannheim(180)-2006A3127)
INHALT: Der Beitrag beleuchtet die (eingeschränkte) kulturelle Verortung Europas in der Weltgesellschaft und benennt dabei Aspekte des Völkerrechts sowie der Gefahr des Terrorismus
und geht in diesem Zusammenhang speziell auf die Beziehung Europas zu den USA als Vorbild und Gegenpol ein. Die Ausführungen umfassen die folgenden Punkte bzw. Entwicklungen: (1) die kulturelle Krise Europas während des Ersten und Zweiten Weltkriegs, (2) Europa
nach dem Ende des Kalten Krieges 1989/1990, (3) die kulturpolitische Abhängigkeit Europas
vom Globalisierungsprozess, (4) die Ablehnung der neoliberalen globalen Weltgesellschaft in
der Generation der jungen Europäer, (5) die Entstehung einer europäischen Kultur der Friedensfähigkeit im 'alten Europa' im Zuge des Irak-Krieges 2003, (6) die Herauskristallisierung
europäischer Denkfiguren und -landschaften sowie (7) das Verhältnis von Europa zu den
USA zu Beginn des 21. Jahrhunderts. (ICG2)
[206-L] Sievers, Norbert; Wagner, Bernd (Hrsg.):
Jahrbuch für Kulturpolitik 2006: Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik,
Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl. 2006, 480 S., ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6)
INHALT: "Inhalt des Jahrbuches ist die kritische Reflexion des kulturpolitischen Diskussionsund Modernisierungsprozesses seit den 1970er Jahren, um auf diesem Hintergrund eine neue
Begründungsfolie für eine Kulturpolitik als Gesellschaftspolitik zu liefern. Damit soll der
Blick für die Herausforderungen des nächsten Jahrzehnts geöffnet und der programmatischen
Debatte der Kulturpolitik neue Denkanstöße gegeben werden. Nach dem es in Kapitel i um
die Folgen und Herausforderungen des Strukturwandels der Gesellschaft für die Kulturpolitik
geht, folgt im Kapitel 2 eine Beschreibung ihres Aufgabengebietes. Eine solche Problem- und
Aufgabenbeschreibung ist für eine Begründung der Kulturpolitik unerlässlich, damit der programmatische Diskurs mehr Bodenhaftung bekommt und die Aufgaben neu definiert werden
können. Spannungsfeldern und programmatische Positionen kulturpolitischen Handelns sind
Gegenstand von Kapitel 3, und der Fragen, welche Modernisierungsimpulse der Neuen Kulturpolitik es gegeben hat und welche Entwicklungsoptionen sie heute noch beinhalten, widmet sich Kapitel 4." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Bernd Neumann: Vorwort (9-10);
136
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
Oliver Scheytt, Norbert Sievers, Bernd Wagner: Zu diesem Buch (11-13); Jörg Stüdemann:
Für eine Kulturpolitik der Zweiten Moderne (17-27); Walter Siebel: Gefährdungen, Chancen
und Widersprüche der Stadtkultur (29-36); Norbert Lammert: Verfassungspatriotismus und
Leitkultur. Warum das eine ohne das andere nicht zu haben ist (37-42); Gerhard Schulze: Auf
der Suche nach der besten aller Welten (43-50); Eva Krings: 'Art ist that what makes life more interessting than art'. Lebensstile als uneingelöstes Motiv von Kulturpolitik (51-54); Dieter
Gorny: 'Big Brother' ist kein Modell - weder sozial noch medial (55-60); Max Fuchs: Gesellschaft und Kultur im kulturpolitischen Diskurs (61-67); Rolf G. Heinze: Stagnationsgesellschaft und die Suche nach Bürgerengagement (69-77); Hermann Schwengel: Kulturelle Globalisierung (79-83); Olaf Schwencke, Edda Rydzy: Kulturelle Vielfalt - Agens europäischer
Entwicklung und Herausforderung deutscher Kulturpolitik (85-95); Wolfgang Thierse: Kulturelle Dimensionen der Deutschen Einheit. Über Differenz und Innovation in unserer Kulturnation (97-108); Monika Griefahn: Mit kultureller Kompetenz gegen die ökologische Krise
(109-116); Oliver Scheytt: Aufgaben der Kulturpolitik (119-125); Hermann Glaser: 'Bürgerrecht Kultur' - eine geistesgeschichtliche Vignette (127-135); Karin von Welck: Kunst und
Kultur als Standortfaktoren (135-138); Dorothea Kolland: Kulturelle Vielfalt: Diversität und
Differenz (139-148); Iris Magdowski: Dialoge führen - Austausch fördern (149-155); HansHeinrich Grosse-Brockhoff: Gemeinsam für Kunst und Kultur. Partnerschaften und strategische Bündnisse (157-161); Michael Fehr: Unzeitgemäße Überlegungen zum Status und zur
Zukunft der Museen (163-169); Volkhard Knigge: Erinnerungskultur. Zwischen Vergangenheitsgerede, Geschichtspolitik und historischer Selbstreflexion (171-178); Gerhard Pfennig:
Kulturpolitik von 1969 bis heute - aus der Perspektive der Kunst (179-189); Bernd Wagner:
Konzeptionelle Spannungsfelder kulturpolitischer Neuorientierung (193-202); Julian NidaRümelin: Herausforderung in der Kulturpolitik (203-208); Peter Bendixen: Kultur und Kunst
- öffentliches Gut oder kommerzielle Dienstleistung? (209-218); Hilmar Hoffmann: Spannungen und Konvergenzen. Interkultureller Dialog im Inneren und im Äußeren (219-228);
Bosiljka Schedlich: Kultur in Konflikten und Kriegen (229-234); Albrecht Göschel: Identitäts- und Imagepolitik: Revision kulturpolitischer Reformen (235-243); Knut Nevermann:
Bund und Länder in der Kulturpolitik. Anmerkungen zur Entflechtung und Systematisierung
(245-254); Dieter Kramer: Metropolen und Umland. Kulturanalyse und Kulturpolitik (255264); Hortensia Völckers: 'Anstalten machen!' - Kulturförderung zwischen Institution und
Projekt (265-270); Susanne Binas-Preisendörfer: Verteilungsplan, ideologische Konstruktion
und sozialer Filter. Zur Geschichte der Kategorien von E-Musik und U-Musik (271-277);
Armin Klein: Angebot und Nachfrage (279-287); Norbert Sievers: Was bleibt? Was fehlt?
Kulturpolitik als Modernisierungsprozess (291-301); Rupert Graf Strachwitz: Kultur von allen (303-309); Thomas Krüger: Kulturwirtschaft: Wirtschaftspolitik oder Kulturpolitik? (311320); Eckart Pankoke: Konzentrieren und Konzertieren: Neue Kulturpolitik zwischen Steuerung und Selbststeuerung (321-328); Kurt Eichler: Kultur nach Plan - Struktur und Steuerungsmodelle der Neuen Kulturpolitik (329-334); Wolfgang Schneider: Von Kulturräumen,
Netzwerken und Zweckverbänden. Kommunalpolitische Strategien einer Entwicklungsplanung für Kultur (335-344); Bettina Heinrich: Konkurrenz und Kooperation. Zur Veränderung
von Realitäten und Relationen in der Stadt- und Kulturpolitik (345-352); Birgit Mandel: Motivieren und Aktivieren. Kulturpolitische Anreizstrategien für kulturelle Partizipation (353360); Wolfgang Zacharias: Bilden und anstoßen. Plädoyer für eine transformatorische kulturelle Bildung (361-368); Thomas J. Knoblich: Neue Kulturpolitik in den Neuen Bundesländern? (369-375); Siegfried Hummel: Kulturpolitik für die alternde Gesellschaft (377-384);
Helene Kleine: Über das Studium der Kultur (385-391); Michael Söndermann: Öffentliche
Kulturfinanzierung in Deutschland 2005. Ergebnisse aus der Kulturstatistik (395-409).
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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[207-L] Sievers, Norbert:
Was bleibt? Was fehlt?: Kulturpolitik als Modernisierungsprozess, in: Norbert Sievers, Bernd
Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 291-301, ISBN: 3-89861570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6)
INHALT: "In der Politikwissenschaft ist es üblich, den Politikbegriff analytisch in drei Dimensionen oder Aspekte aufzugliedern: "Polity", "Policy" und "Politics". Die Polity-Dimension bezeichnet die institutionelle Verfassung des politischen Gemeinwesens sowie den Ordnungsund Handlungsrahmen (z.B. Verfassung, Parlament, Regierung, Parteien, Verbände, Satzungen, Regeln, auch: politische Kultur), auf den die politischen Akteure verwiesen sind. Sie ist
die Konstante des Politischen. (Winter 2003: 18). Mit dem Policy-Aspekt sind die Inhalte
(auch: Themen, Ziele) der politischen Programme zur Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse gemeint. Die Politics-Dimension umfasst schließlich das Prozedere, den Prozess der
politischen Auseinandersetzung (auch: Willensbildung, Überzeugung, Entscheidung), um die
Inhalte als allgemein verbindliche durchzusetzen und politische Programme implementieren
zu können. Anhand dieser Trias könnte der Veränderungs- oder Modernisierungsprozess der
Kulturpolitik systematisch beschrieben und analytisch aufgefächert werden. Gerade dieses
Politikfeld ist jedoch durch eine weitere Besonderheit gekennzeichnet, auf die Ulrich Beck
Anfang der 1990er Jahre in seinem Buch 'Die Erfindung des Politischen' (1993) hingewiesen
hat. Angesichts der Unbeweglichkeit der politischen Institutionen und des "Modernisierungsinfarktes" der öffentlichen Verwaltungen und Einrichtungen empfiehlt er darin, die "Gleichsetzung von Politik mit Staat, von Politik mit politischem System" aufzugeben und stattdessen die "Selbstorganisation des Politischen" in den Blick zu nehmen, "die - zumindest der
Möglichkeit nach - viele, alle Felder der Gesellschaft 'subpolitisch' in Bewegung versetzen
kann". (Ebd.: 156) Es komme darauf an, Politik jenseits der überkommenen Strukturen und
Akteure neu zu erfinden. Das Reformprojekt der Kulturpolitik könnte durchaus in diesem
Sinne gelesen werden, zumal die institutionellen Grundlagen nachgerade dazu auffordern,
Modernisierung so zu interpretieren. Sind nicht gerade in diesem Bereich auf Grund der Aktionsschwäche und der Selbstblockade des föderalistischen Systems viele Reformimpulse von
zivilgesellschaftlichen Akteuren ausgegangen - von der starken Rolle der Kommunen einmal
ganz abgesehen? Spricht nicht schon der "kulturelle Trägerpluralismus" (Häberle 1985: 26)
als Strukturelement des deutschen Kulturverfassungsrechtes dafür, Kulturpolitik nicht allein
als etatistisches Vorhaben und Kulturförderung als staatsmäzenatisches Bemühen zu begreifen?' Und ist nicht die in der Kunstfreiheitsgarantie des Grundgesetzes (Art. 5 Abs 3) kodifizierte "Freiheit" auch als Gebot zur Staatsferne dieses Bereiches zu interpretieren, so dass der
Staat zumindest nicht der alleinige Akteur sein kann? Wer die kulturpolitische Entwicklung
aufmerksam verfolgt hat, wird mit Blick auf die institutionelle Verfassung des politischen
Gemeinwesens, also dem "Polity"-Aspekt des Politikbegriffs, konstatieren können, dass Kulturpolitik nicht nur auf Grund der föderalen Kompetenzverteilung, sondern auch angesichts
unterschiedlicher Ressortzuständigkeiten, des Bedeutungsgewinns der Verbände und der Delegation von Aufgaben an Mittlerorganisationen und intermediäre Instanzen inzwischen ein in
hohem Maß fragmentiertes Gebilde ist. Die Inhalte der kulturpolitischen Programme ("Policy") werden häufig von nicht-staatlichen Akteuren mitformuliert und kommuniziert. Und wer
sich den Prozess der politischen Auseinandersetzung und Meinungsbildung ("Politics") ansieht, wird feststellen, dass auch hier Personen und Organisationen der Zivilgesellschaft mittlerweile an Einfluss gewonnen haben' und neue Verfahren der Interessenabstimmung, Konsensbildung, Kooperation und Koordination mittlerweile üblich geworden sind. Der Kulturbe-
138
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
reich ist insofern schon seit langem im Beckschen Sinne als subpolitisch geprägter Bereich zu
verstehen." (Autorenreferat)
[208-F] Spenlé, Virginie (Bearbeitung):
Sächsisch-französischer Kulturtransfer im 18. Jahrhundert: Kunstmarkt, Mäzenatentum
und Kulturpolitik
INHALT: Die Hofhaltung Ludwigs XIV. galt und gilt heute noch als Verkörperung des absolutistischen Staates. Das ausgeprägte Zeremoniell und die glänzenden Feste, die prächtigen Paläste mit stets erklingender Musik sowie allgegenwärtiger Kunst wurden im Ausland eifrig
nachgeahmt, vor allem im Reich, wo jeder Fürst nach der Kurwürde, jeder Kurfürst nach der
Königswürde und jeder König nach der Kaiserkrone trachtete. Das französische Modell diente der Repräsentation und somit der Durchsetzung von Geltungsansprüchen eines jeweiligen
Herrschers im Konkurrenzkampf um höhere Macht. Besonders in Sachsen eiferte August II.
(1694-1733) der französischen Kulturpolitik nach. Als Kurfürst von Sachsen hatte er die Krone von Polen erlangt, das Amt des Reichsvikariat übernommen und seinen Sohn mit einer
habsburgischen Prinzessin verheiratet. Um seinen Machtzuwachs vor der Welt darzustellen,
nahm er französische Komödianten, Musiker, Architekten, Maler und Bildhauer in seine
Dienste. Vor diesem Hintergrund liegt die Vermutung nahe, August II habe sich bei dem
Aufbau und der Konzeption seiner Kunstsammlungen ebenfalls an Frankreich orientiert. August III. von Sachsen-Polen (1733-1762) wandte sich im Gegensatz zu seinem Vater vorwiegend nach Italien, und dies sowohl zur Rekrutierung von Künstlern als auch zur Bereicherung
der Gemäldegalerie. Doch auch unter seiner Regierung spielte die französische Hauptstadt eine wesentliche, oft unterschätzte Rolle: Sie war Hauptumschlagsplatz des Kunstmarktes und
Standort eines öffentlichen Diskurs um den Stellenwert von Kunstsammlungen geworden.
Von dort aus kam der entscheidende Impuls zum Paradigmenwechsel bei der Konzeption der
Gemäldegalerie: Diese sollte als öffentliche Sammlung nicht nur zur Repräsentation der Königs, sondern auch zur Förderung der Kunst und der Kunstwissenschaft dienen. Der Wandel
der Dresdener Gemäldesammlung von einer fürstlichen Kollektion zu einem öffentlichen
Museum soll in der geplanten Dissertation im Rahmen des sächsisch-französischen Kulturtransfers untersucht werden. Dieser Funktionswandel, der selbst auf eine veränderte Symbolik
des Sammelns in fürstlichen Kreisen hindeutet, ist am Werdegang der Dresdener Gemäldesammlung vergleichend zu den in Frankreich geltenden Sammelkonventionen und unter Berücksichtigung der Herausbildung einer professionellen Kunstkennerschaft bzw. wissenschaft zu beleuchten. Als Grundannahme gilt, dass in Dresden eine Gemäldesammlung
nach französischem Vorbild zunächst vorrangig zur Darstellung von fürstlicher Geltungsmacht aufgebaut wurde; bald orientierte sich die Sammlungspolitik der sächsischen Herrscher
jedoch an dem neuen theoretischen Diskurs über Sammlungen, der in Paris auf dem Kunstmarkt und in gelehrten Kreisen geführt wurde. Das Konzept der Kunstkennerschaft als Leitfaden jeder Sammeltätigkeit wurde heraufbeschworen. Dieses hatte bald Vorrang vor der
Darstellung fürstlichen Prestiges und Status. Parallel dazu entstand in Dresden eines der ersten Museen in Europa, in dem zugleich die autonom gewordene Kunst als auch das gut geführte fürstliche Regiment verkörpert wurden. Die Interpretation der Entstehungsgeschichte
der Dresdener Galerie als Ergebnis dieses zweifachen sächsisch-französischen Transfers gewährt Einblick in die komplexe Beziehung von Kunst, die nach Autonomie strebt und sie in
Form eines Museums auch erreicht, und Herrschaft, die sich derselben Kunst zur Eigenlegitimierung bedient. Es soll außerdem die Rolle des Kunstmarktes an der Formierung der Dres-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
139
dener Gemäldesammlung am Beispiel der in Paris getätigten Kunstkäufe untersucht werden,
da der Kunstmarkt einen wesentlichen Anteil an der Neudefinierung von Sammelkonventionen nahm und sich Paris im 18. Jahrhundert zu einem Hauptumschlagsplatz des Kunsthandels
entwickelte. GEOGRAPHISCHER RAUM: 18. Jahrhundert
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Europäisches Internationales Graduiertenkolleg
625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole" (Helmholtzstraße 10, 01062 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[209-L] Thies, Sebastian:
Imaginarien des (Trans-)Nationalen in den Amerikas: zur Akkommodation des Nationalen
in der transnationalen Kulturindustrie, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in
der Dritten Welt, Jg. 26/2006, Nr. 104, S. 456-477 (Standort: USB Köln(38)-XG7608; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.zeitschrift-peripherie.de/Thies_Imaginarien.pdf)
INHALT: "Im Zentrum des Beitrags von Sebastian Thies steht die Analyse eines Video-Clips der
(auch in anderen Teilen Lateinamerikas und unter Latinos in den USA erfolgreichen) mexikanischen Metal-HipHop-Band Molotov. Thematisch greift der Clip die Problematik der
Migration und der Diskriminierung der mexikanischen Migranten in den USA auf. Die Analyse des Clips zeigt, wie die für den US-amerikanischen Referenzrahmen geschaffene nationale Semantik als Projektionsfläche eigener nationaler Identifikationsbedürfnisse genutzt und
somit Teil eines Prozesses transnationaler Bedeutungskonstitution, eines Prozesses der Aushandlung nationaler und transnationaler kollektiver Identitäten wird. Die Brücke zwischen
beidem schlägt ein performatives, wandelbares Identitätskonzept, welches insbesondere durch
die ritualisierte und ironisch gebrochene Darstellung des stets aufs Neue praktizierten Zyklus
von Grenzüberschreitung, Ausweisung und Rückkehr der Migranten an der mexikanisch-USamerikanischen Grenze definiert und zum Ausdruck gebracht wird." (Textauszug)
[210-L] Vranitzky, Franz; Weinzierl, Rupert (Hrsg.):
Europa braucht wieder Politik!, Wien: Löcker 2005, 193 S., ISBN: 3-85409-422-1
INHALT: In 13 Aufsätzen wehren sich die überwiegend österreichischen, sozialdemokratisch
orientierten Autorinnen und Autoren dagegen,'die Europapolitik weltanschaulich 'keimfrei' zu
halten' (8), wie der frühere österreichische Bundeskanzler Vranitzky schreibt. Ihnen missfällt,
dass gesellschaftliche Probleme oftmals von Experten gelöst werden, die ihre Aufgabe in der
Verwaltung scheinbar ökonomischer Sachzwänge sehen. Die Dominanz wirtschaftlicher
Notwendigkeiten führe dazu, dass Gestaltungsmöglichkeiten von Politik geleugnet würden.
Darin sehen die Verfasser eine fatale Entwicklung und fordern, dem Primat der Ökonomie
Einhalt zu gebieten und Politik als Mittel des gesellschaftlichen Interessenausgleichs einzusetzen. So werden im Buch Alternativen aufgezeigt, wie eine nicht neo-liberal geprägte, aber
soziale europäische Wirtschaftspolitik aussehen könnte. Auch Maßnahmen für eine weitere
Demokratisierung der Gesellschaft sowie die Grundzüge einer neuen demokratischen Kulturpolitik werden vorgestellt. (ZPol,NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Franz Vranitzky: Vorwort (78); Karl A. Duffek: Vorwort (9-12); Hegemoniefeld 1: Das Makropolitische Feld: Gertraud
Knoll: Das Gegenteil von Zukunft ist Wegschauen. Demokratie bildet Politik. Und umgekehrt
140
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
(13-22); Herbert Krejci: Ein Staat ist keine AG. Droht eine Spaltung der Gesellschaft? Plädoyer für eine Soziale Marktwirtschaft (23-28); Caspar Einem: Nichts ist gesichert. Europa
braucht politisches Engagement für eine andere Politik (29-48); Rupert Weinzierl: Is there an
Alternative? Die Krise des Politischen und die Potentiale des Dritten Sektors(49-64;) Hegemoniefeld 2: Das Ökonomische Feld: Markus Marterbauer: Brüssel-Konsens versus Europäisches Modell. Zwei Strategien für die EU-Wirtschaftspolitik (65-76); Christoph Matznetter:
Das neue Wirtschaftsprogramm der SPÖ: Eine mehrheitsfähige Antwort auf den NeoLiberalismus?(77-88); Ewald Nowotny: Europäische Wirtschaftspolitik - Alternativen zum
Neo-Liberalismus (89-102); Gabriele Michalitsch: Unternehmer-Subjekt und WettbewerbsPolitik. Die Universalisierung des Ökonomischen (103-120); Irene Mozart / Bruno Rossmann: Ein neues fiskalpolitisches Regime in Europa (121-144); Christa Schlager / Frank Ey:
Neue Prioritäten für den EU-Haushalt: Ein Beitrag zur Verwirklichung der Lissabon-Ziele?
(145-164); Hegemoniefeld 3: Kulturpolitik: Oliver Marchart: Die Rückkehr des Politischen in
der Kultur: Von einer bürokratischen zu einer demokratischen Kulturpolitik (165-174); Norbert Kettner: Vermarktung der Kultur vs. Kulturalisierung des Marktes ..(175-182); Fokus Elisabeth Mayerhofer/Monika Mokre/ Paul Stepan Die Kunst der Kunstpolitik: Kunstpolitik
im Spannungsfeld zwischen Zensur und Marktversagen (183-190).
[211-L] Wiesand, Andreas Joh.:
Kultur- oder "Kreativwirtschaft": Was ist das eigentlich?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte :
Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 34/35, S. 8-16 (Standort: USB Köln(38)-Ztg
00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/V0X25D.pdf)
INHALT: "Kulturwirtschaft - der Begriff und seine Definition - stehen in der Diskussion, bedingt
unter anderem durch neue Konzepte wie 'Creative Industries'. Dennoch gelang es im letzten
Jahrzehnt, mit Hilfe von 'Kulturwirtschaftsberichten' in Deutschland und einigen anderen
Staaten mehr Transparenz zu schaffen." (Autorenreferat)
[212-L] Wimmer, Michael:
Staatliche Kulturpolitik in Österreich seit 2000: zur Radikalisierung eines politischen Konzeptes, in: Emmerich Tálos (Hrsg.): Schwarz - Blau : eine Bilanz des "Neu-Regierens", Münster:
Lit Verl., 2006, S. 248-263, ISBN: 3-8258-9730-3 (Standort: UB Siegen(467)-31PDGE1786)
INHALT: Thema des Beitrags ist die kulturpolitische Entwicklung Österreichs auf Bundesebene
von Anfang 2000 bis Anfang 2006. Im Unterschied zu anderen im vorliegenden Sammelband
analysierten Politikfeldern handelt es sich bei der österreichischen Kulturpolitik für den Autor
um eine "Chimäre". Es existiert weitgehende Beziehungslosigkeit zwischen den kulturpolitisch formulierten Absichten und der konkreten Praxis. Das Auseinanderklaffen von Anspruch und Wirklichkeit hat sich unter der Regierung Schüssel nochmals signifikant verschärft. In diesem Sinn hat die für Kulturpolitik zuständige ÖVP seit 2000 keine Wende herbeigeführt. Stattdessen ist es ihr nach einer kurzen Phase des symbolischen Widerstands der
kulturellen Öffentlichkeit gelungen, eine Radikalisierung einer kulturpolitischen Grundströmung voranzutreiben, die darin besteht, "österreichische Kultur als glanzvolle staatliche Repräsentation vorrangig mit Leistungen der Vergangenheit zu identifizieren". Dies gelang umso
besser, als sich diese Strategie auf wesentliche großkoalitionäre Vorbereitungsarbeiten zu
stützen konnte. Der Autor sieht hier einen Grund dafür, warum sich - egal, wie die nächsten
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
141
Wahlen ausgehen - für die nahe Zukunft keine kulturpolitische Wende abzeichnet. Ein kulturpolitischer "Wiener Frühling" ist nicht in Sicht. (ICA2)
[213-L] Wimmer, Michael:
Konservative Kulturpolitik seit 2000: eine Radikalisierung aus dem Geist der austriakischen
Restauration, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 35/2006, H. 3, S. 287309 (Standort: USB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der österreichischen Nation wird ungebrochen ein hohes Maß an 'Kulturstaatlichkeit'
zugesprochen. Umso erstaunlicher ist es, dass die österreichische Politikwissenschaft traditionell von einem spezifischen Desinteresse an Kulturpolitik geprägt ist. So existiert bislang keine fundierte Strukturierung und Analyse dieses Politikfeldes. Folglich dominieren bislang
Fragen des kulturellen Managements über die Beschäftigung mit den politischen Implikationen kulturpolitischer Entscheidungsfindung. Dass diese bis heute von nicht unwesentlicher
parteipolitischer Bedeutung sind, zeigt die Fähigkeit der ÖVP als dominierende Regierungspartei seit 2000, kulturpolitisch an eine konservative Grundströmung anzuknüpfen. Diese besteht vor allem darin, österreichische Kultur als glanzvolle staatliche Repräsentation vorrangig mit Leistungen der Vergangenheit zu identifizieren, während eine kritische, auf zeitgenössische Kunstproduktion setzende Öffentlichkeit als Querulantentum abgewertet werden
kann. Allesamt gute Voraussetzungen, um einen umfassenden konservativen Machtanspruch
mit den überreichlich vorhandenen kultur-imperialen Versatzstücken der ausgehenden Monarchie auf scheinbar immer wieder neue Weise zu untermauern und so die Attraktivität des
kulturellen Erbes für die eigenen politischen Zwecke zu nutzen." (Autorenreferat)
[214-L] Zembylas, Tasos; Tschmuck, Peter (Hrsg.):
Der Staat als kulturfördernde Instanz, (Diskurs: Kultur - Wirtschaft - Politik, Bd. 5), Innsbruck:
Studien-Verl. 2005, 174 S., ISBN: 3-7065-4141-6 (Standort: Bayer. SB München(12)-2006.5502)
INHALT: "In Österreich agiert der Staat als zentrale Instanz in der Kulturförderung. Er ist nicht
nur wichtigster Subventionsgeber - 2003 gab der Bund ca. 750 Millionen Euro aus, was etwa
42 Prozent der gesamten öffentlichen Kulturausgaben entspricht -, er prägt damit auch wesentlich die Strukturen der österreichischen Kulturlandschaft. Die Beiträge dieses Bandes befassen sich mit zwei Aspekten der öffentlichen Kulturförderung: Erstens wird die Frage nach
Verfahrensregeln im Umgang mit Förderungsansuchen gestellt und zweitens die Gesamtverteilung öffentlicher Mittel für kulturelle Zwecke untersucht. Die Praxis der Kulturpolitik und
Kulturverwaltung wird also in Hinblick auf ihre Verfahren (Transparenz und Verlässlichkeit)
und ihren Output (Allokationslogik und teleologischer Aspekt) analysiert." (Autorenreferat).
Inhaltsverzeichnis: Tasos Zembylas: Fairness und Verfahrensstandards in der Kunst- und
Kulturförderung (13-42); Dragana Damjanovic und Björn Blauensteiner: Regulierung der
Kulturförderung in Österreich - Stärken und Schwächen im System (43-66); Christian Schaller: Kann und soll staatliche Kulturförderung demokratisch sein? Kriterien von Demokratiequalität in der Kontroverse (67-80); Monika Mokre: Kann und soll ein demokratischer Staat
Kultur fördern? (81-102); Peter Tschmuck: Die Verteilung öffentlicher Kultursubventionen
am Beispiel der Theater- und Tanzförderung auf österreichischer Bundesebene (103-124);
Klaus von Beyme: Kulturpolitik in Deutschland im transnationalen Vergleich (125-142);
142
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
Franz-Otto Hofecker: Aus Vergleichen lernen: Zur Kultur des gegeneinander Abwägens
durch Forschung und Politikkommentierung (143-170).
[215-L] Zembylas, Tasos:
"Good Governance" und die österreichische Kulturförderungsverwaltung: Ist-Analyse und
Visionen über eine andere Verwaltungskultur, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 35/2006, H. 3, S. 255-273 (Standort: USB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Kulturschaffende haben laut Kunstförderungsgesetz (Paragraf 4 (4)) keinen Anspruch
auf eine Förderung; sie haben jedoch einen Rechtsanspruch auf eine sachliche und effiziente
Behandlung ihres Ansuchens. Vorliegender Artikel thematisiert die formale Qualität des
Kunstförderungsverfahrens. Die Forderung nach 'Good Governance' wird durch drei Kriterien
konkretisiert: Es geht um die aktive Informationspolitik seitens der Kulturverwaltung (Beratung im Vorfeld eines Ansuchens, Informationen über den Bearbeitungsstand, Weitergabe
von Entscheidungsgründen), die soziale Erreichbarkeit der KulturbeamtInnen (Hilfsbereitschaft, Kontaktvermittlung zum Fachbeirat) sowie die Verfahrenseffizienz (rasche Bearbeitungsdauer, klare Abwicklungsmodi). Die theoretische Reflexion wird durch Einsichten aus
einer empirischen Studie zur aktuellen Förderungspraxis der Kulturverwaltung auf Bundesebene gestützt." (Autorenreferat)
[216-L] Zimmermann, Olaf:
Kulturberufe und Kulturwirtschaft - Gegensatz oder Symbiose?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 34/35, S. 24-31 (Standort: USB
Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/
V0X25D.pdf)
INHALT: "Künstler sind ein Teil der Kulturwirtschaft. Sie sind der Kern der Kulturwirtschaft und
schaffen die Werke, die von den Unternehmen der Kulturwirtschaft vermarktet werden. Im
Beitrag wird dem wechselseitigen Verhältnis von Kulturwirtschaft und Künstlern nachgegangen und aufgezeigt, warum Künstler und Kulturwirtschaft differenziert betrachtet werden
müssen." (Autorenreferat)
1.7
Alltag, Freizeit, Soziokultur
[217-L] Adler, Martin; Hepp, Andreas; Lorig, Philipp; Vogelgesang, Waldemar:
'Do-It-Yourself': Aneignungspraktiken in der Hardcore-Szene, in: Claus J. Tully (Hrsg.):
Lernen in flexibilisierten Welten : wie sich das Lernen der Jugend verändert, Weinheim: Juventa
Verl., 2006, S. 219-235, ISBN: 3-7799-1743-2
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit der übergeordneten Frage, was die Auflösung klarer
Bezüge und Strukturen in der Bildungslandschaft, die sich als Trend zur Informalisierung von
Lernen im Dienste flexibler Gesellschaften lesen lassen, für die Jugendforschung bedeuten. In
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
143
diesem Zusammenhang werden hier die Aneignungspraktiken in der musikzentrierten Hardcore-Szene erläutert, die in der gegenwärtigen jugendkulturellen Arena präsent ist und sich in
Form von Plattenläden und Clubs etabliert hat. Der Zugang zu Hardcore als Aneignungsphänomen erfolgt in einem dreifachen argumentativen Schritt: Im ersten Schritt geht es darum,
den Begriff der Aneignung zu klären und dabei herauszuarbeiten, inwieweit Aneignung letztlich als ein Prozess der kulturellen Lokalisierung zu verstehen ist. Im zweiten Schritt gilt es,
ein Konzept von Jugendkulturen bzw. Jugendszenen zu entwickeln, das es ermöglicht, diese
sowohl als lokale wie auch als translokale Gebilde zu fassen. Auf dieser Basis wird im dritten
Schritt abschließend das 'Do-It-Yourself'-Prinzip der Hardcore-Szene als Aneignungsphänomen näher betrachtet. Dabei werden folgende Aspekte veranschaulicht: (1) Identitätsartikulation als Aneignung, (2) Szeneorganisation als Aneignung sowie (3) Szene-Ökonomie als Aneignung ('Do-It-Yourself' als Gestaltungsstil, Käuferethik und als Marktprinzip). Vor dem
Hintergrund des 'Do-It-Yourself'-Prinzips bietet die Hardcore-Szene im Vergleich zu anderen
populärkulturellen Gemeinschaften ausgeprägte Möglichkeiten der Eigeninitiative und
Selbstbildung zur Erlangung erhöhter szenespezifischer als auch außerhalb der Szene anwendbarer Kompetenz. Insbesondere die zumindest partiell ablehnende Haltung gegenüber
gängigen Vermarktungsformen kann einen von Jugendlichen gesuchten und benötigten Freiraum zur kreativen Entwicklung, Inszenierung und Festigung ihrer Identität schaffen. (ICG2)
[218-L] Alkemeyer, Thomas:
Mensch-Maschinen mit zwei Rädern: Überlegungen zur riskanten Aussöhnung von Körper,
Technik und Umgebung, in: Gunter Gebauer, Stefan Poser, Robert Schmidt, Martin Stern
(Hrsg.): Kalkuliertes Risiko : Technik, Spiel und Sport an der Grenze, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 225-246, ISBN: 3-593-38006-4 (Standort: UB Bonn(5)-2006-7193)
INHALT: Der Beitrag bestimmt Motorradfahren als eine "Freizeitbeschäftigung" in einem "Spielraum", in dem unterschiedliche Spielertypen - vom jugendlichen Draufgänger bis hin zum
"meditativen" Genussfahrer - agieren, die charakteristische Beziehungen sowohl zu ihrer Maschine wie auch zur Umgebung eingehen. Für jeden Typus bietet die Motorradindustrie technisch und stilistisch entsprechende Maschinen, Bekleidungen und Accessoires an. Je nachdem, wie das Motorradfahren im Gebrauch dieser Angebote praktisch interpretiert wird, stehen die Dimensionen der Rivalität, des Glückspiels, der Maskerade oder der Rauscherfahrung
im Vordergrund. Diese Ausgangsthese wird in folgenden Schritten spezifiziert: Im ersten Teil
werden die historisch-gesellschaftlichen Konstitutionsbedingungen einer "Versöhnungsutopie" von Körper, Technik und Umgebung ausgeleuchtet. Im zweiten Teil wird gezeigt, dass
der praktische Vollzug dieser Utopie zwei Komponenten hat: Zum einen verbindet sich der
Körper des Fahrers mit der Maschine in "geglückten Momenten" zu einer reibungslos funktionierenden Bewegungseinheit; zum anderen geht diese bewegte "Gestalt" aus Mensch und
Maschine eine vergleichsweise "lebendige" Beziehung zum durchfahrenen Umraum ein. Im
letzten Teil wird dann das Verhältnis von Technik, Spiel und Risiko thematisiert und das Motorradfahren mit jenen so genannten Risiko- bzw. Extremsportarten in Beziehung gesetzt, die
seit einiger Zeit die Öffentlichkeit faszinieren. (ICA2)
144
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
[219-L] Austermühle, Theo:
Fankultur im Sport, in: Rüdiger Fikentscher (Hrsg.): Europäische Gruppenkulturen : Familie,
Freizeit, Rituale, Halle: mdv, Mitteldt. Verl., 2006, S. 151-157, ISBN: 3-89812-378-2 (Standort:
UB Siegen(467)-31NZX5941)
INHALT: Der Autor beschreibt das Wesen des heutigen Fans in der Sportszene, welcher drei
Verhaltensgruppen zugerechnet werden kann: konsumorientierten, fußballzentrierten oder erlebniszentrierten Fans. Die Fankultur im Sport repräsentiert nach seiner These einerseits den
Standard allgemeiner gesellschaftlicher Umgangsformen, d.h. die Akzeptanz von Normen
und die Toleranz von Gewalt im Rahmen der jeweils betrachteten Sportart. Der Fußballsport
entwickelt andererseits im Vergleich zu anderen Sportarten aus unterschiedlichen Gründen
spezifische Ausprägungsformen innerhalb der genannten Gruppen, die eigene Verhaltensmuster und ideologische Ansprüche aufweisen, wie der Autor anhand quantitativer Daten kurz
verdeutlicht. Der Hooliganismus ist zwar kein originär aus dem Sport heraus begründbares
Phänomen, aber die Massenanziehungskraft des Fußballsports und die hierdurch erschließbaren Räume bieten günstige Entwicklungschancen für diese spezifische Gruppenkultur, die eher ein Spiegelbild moderner Gesellschaften ist. (ICI2)
[220-L] Baran, Arlette Mottaz:
Publics et musées en Suisse: représentations emblématiques et rituel social, Bern: P. Lang
2005, X, 221 S. (Standort: SB München(12)-2006.20140)
INHALT: Die Studie untersucht den Sinn von Museumsbesuchen und die soziale Rolle des Museums in einer sich wandelnden Gesellschaft der Schweiz. Worin bestehen die Funktionen eines Museums? Welche Absichten verbergen sich hinter den Aufgaben der Aufbewahrung und
dem Museumsbetrieb bzw. Bildung? Welche Zusammenhänge zeigen sich zwischen Museum
und Identität? Ist der Museumsbesuch ein elitäres soziales Klassenverhalten? Die Ausführungen basieren auf Befragungsergebnissen von Museumsbesuchern und Museumsverantwortlichen aus den Jahren 1989 bzw. 2002 und gliedern sich in folgende Punkte: (1) das Profil der
Museumsbesucher (Alter, Geschlecht, Wohnort, Bildungsniveau, soziale und berufliche Situation), (2) die Betrachtung des Museumsbesuchs (kulturelle Praktiken bzw. Freizeitgestaltung, Motivationen, Häufigkeit), (3) Kontext und Umfang des Besuchs, (4) Zufriedenheit und
Wünsche seitens der Museumsbesucher sowie (5) Sinn und Rollen des Museums - bildliche
Repräsentationen und soziales Ritual. Die Untersuchung macht deutlich, dass das Museum in
der Schweiz für seine Besucher sowohl kulturelle als auch soziale Funktionen darstellt bzw.
übernimmt. (ICG)
[221-L] Bernreuther, Angelus:
Soziokultur als Einflußfaktor der Regionalentwicklung: überprüft an den Beispielen des historischen Sechsämterlandes in Oberfranken und des Stiftlandes in der Oberpfalz, (Arbeitsmaterialien zur Raumordnung und Raumplanung, H. 242), Bayreuth 2005, 256 S. (Standort: IAB90-0BY0-311000 BS 711; Graue Literatur)
INHALT: Der wirtschaftliche Strukturwandel stellt viele Regionen vor die Herausforderung, ihre
Situation an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen. Die beiden Untersuchungsregionen
im Nordosten Bayerns, das Stiftsland und das Sechsämterland, befinden sich seit längerer
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
145
Zeit im Strukturwandel, weg vor allem von altindustriellen Branchen wie der Textil- und Porzellanindustrie. Die benachbarten Regionen sind mit vergleichbaren Problemen konfrontiert,
die historischen Rahmenbedingungen (Religion, Herrschaftsstrukturen) sind jedoch völlig unterschiedlich. Ziel der Arbeit ist es, anhand dieser beiden Räume die Rolle soziokultureller
Faktoren in regionalen Umstrukturierungsprozessen einhergehend mit wirtschaftlichen Niedergangstendenzen zu analysieren. Es wird untersucht, inwiefern die spezifische Ausgestaltung von Soziokultur eine Anpassung bzw. Umorientierung der regionalen Wirtschaftsstrukturen beeinflusst. Es wird gezeigt, dass die Ausprägungen der Kulturdimensionen sich fast
durchweg negativ auf die in der Arbeit definierten Erfolgsfaktoren der Regionalentwicklung
(generelle Offenheit und Flexibilität, Innovations- und Lernfähigkeit, Netzwerkfähigkeit,
Vertrauensbildung, Eigeninitiative, Unternehmertum) auswirken. Die Arbeit kommt zu dem
Schluss, dass sich die soziokulturelle Einbettung der Bevölkerung, die stark durch die industrielle Geschichte geprägt ist, als ein Hemmfaktor ('mentaler Lock-in') im Strukturwandel erweist. (IAB)
[222-L] Brenner, Michael; Reuveni, Gideon (Hrsg.):
Emanzipation durch Muskelkraft: Juden und Sport in Europa, (Jüdische Religion, Geschichte
und Kultur, Bd. 3), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006, 271 S., ISBN: 3-525-56992-0
(Standort: UB Essen(465)-KOSJ1017)
INHALT: "Vielleicht liegt es an der Unsportlichkeit der heute an der jüdischen Geschichte Interessierten, dass Juden und Sport als Gegensätze wahrgenommen werden. Dieser Sammelband
setzt ein Gegengewicht. Anders als die meisten Publikationen zur jüdischen Geschichte erforschen seine Herausgeber nicht die Rolle des Geistes, sondern der Muskeln in der Konstruktion und Rezeption jüdischer Identität im Europa des 20. Jahrhunderts. Sport diente sowohl als
Vehikel der Inklusion als auch als Mittel der Exklusion und wurde zum Zweck der Emanzipation sowohl auf individueller wie auf kollektiver Ebene eingesetzt. In diesem Spannungsfeld
bewegen sich die 15 Aufsätze. Ihre Autoren beleuchten das Verhältnis von Sport und Ethik
und schreiben, ganz nebenbei, eine spannende Sport- und Gesellschaftsgeschichte." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michael Brenner: Warum Juden und Sport? (7-14); Moshe Zimmermann: Muskeljuden versus Nervenjuden (aus dem Englischen von Lilli Herschhorn) (1528); Daniel Wildmann: Jüdische Körper zum Ansehen: Jüdische Turner und ihre Körperutopien im Deutschen Kaiserreich (29-50); Gideon Reuveni: Sport und die Militarisierung der
jüdischen Gesellschaft (51-67); Sharon Gillerman: Kraftmensch Siegmund Breitbart: Interpretationen des jüdischen Körpers (aus dem Englischen von Rüdiger Hentschel) (68-80); Jacob Borut: Juden im deutschen Sport während der Weimarer Republik (aus dem Englischen
von Rüdiger Hentschel) (81-96); Jack Jacobs: Die Politik in der jüdischen Sportbewegung in
Polen zwischen den Weltkriegen (aus dem Englischen von Lilli Herschhorn) (97-110); John
Bunzl: Hakoah Wien: Gedanken über eine Legende (111-120); Michael John: Ein kultureller
Code? Antisemitismus im österreichischen Sport der Ersten Republik (121-142);Tony Collins: Juden, Antisemitismus und Sport in England (aus dem Englischen von Lilli Herschhorn)
(143-158); Rudolf Oswald: "Ein Gift, mit echt jüdischer Geschicklichkeit ins Volk gespritzt":
Nationalsozialistische Judenverfolgung und das Ende des mitteleuropäischen Profifußballes,
1938-1941 (159-172); Albert Lichtblau: Fußball und seine Funktionen für das Überleben im
Exil. Das Beispiel der NS-Flüchtlinge in Shanghai (173-189); Philipp Grammes: Ichud
Landsberg gegen Makabi München. Der Sport im DP-Lager 1945-1948 (190-215); Victor
Karady/ Miklös Hadas: Fußball und Antisemitismus in Ungarn: Fußballerische Rivalitäten
146
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
vor Beginn der kommunistischen Herrschaft (aus dem Französischen von Konrad Honsel)
(216-237); John Efron: Wo ein Yid kein Jude ist: Ein seltsamer Fall von Fan-Identität beim
englischen Fußballklub Tottenham Hotspur (aus dem Englischen von Konrad Honsel) (238261).
[223-F] Bucher, Thomas, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Hitzler, Ronald, Prof.Dr. (Betreuung):
Struktur und Bedeutung von Heldengeschichten am Beispiel der Bergsteiger-Szene
INHALT: Die Arbeit hat das Ziel, Szenenforschung am Beispiel der Bergsteiger-Szene zu betreiben.
METHODE: Die Arbeit rekurriert auf Konzepte der Neueren Wissenssoziologie (Schütz, Berger/
Luckmann). Methodisch zeichnet sie sich durch ethnographische Designs aus. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen;
Beobachtung, teilnehmend; Beobachtung, nicht teilnehmend; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Dissertation BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Universität Dortmund, FB 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut
für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund)
KONTAKT: Hitzler, Ronald (Prof.Dr. Tel./ Fax: 0231-755-2817,
e-mail: [email protected])
[224-F] Fritzsche, Bettina, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Bohnsack, Ralf, Prof.Dr. (Betreuung):
Die Fan-Kultur jugendlicher Mädchen als Mittel zur Verhandlung geschlechtlicher Bedeutungen
INHALT: Die Fragestellung der Arbeit bezieht sich darauf, inwiefern die fan-kulturellen Praktiken von Mädchen im Dienste ihrer Auseinandersetzung mit geschlechts- und entwicklungsspezifischen Anforderungen stehen.
METHODE: Die theoretische Auseinandersetzung, die die Grundlage für die Forschungsperspektive der Arbeit bildet bezieht die Medien- und Jugendforschung der Cultural Studies, das
Konzept der Performativität des Geschlechts von Judith Butler sowie Theorien nichtrationalen, kreativen Handelns (Joas, Durkheim u.a.) mit ein. Grundlage des empirischen
Teils der Arbeit bilden 19 narrative Interviews und 3 Gruppendiskussionen sowie eine teilnehmende Beobachtung. Das Material wird nach der Dokumentarischen Methode (Mannheim, Bohnsack) ausgewertet. DATENGEWINNUNG: Narrative Interviews und Gruppendiskussionen (Stichprobe: 22; Mädchen im Alter von 10-18 Jahren aus verschiedenen Herkunftsmilieus, wohnhaft in der Stadt und auf dem Land; Auswahlverfahren: Anzeige).
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 1998-01 ENDE: 2002-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Stipendium
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften, Institut
für Soziologie der Erziehung WE 03 Arbeitsbereich 01 Sozialisationsforschung, Interaktionsund Organisationsanalyse pädagogischer Prozesse (Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-314-26960, e-mail: [email protected])
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
147
[225-L] Gaugele, Elke:
Drags, Garçones und Samtgranaten: Mode als Medium der Gender(de)konstruktion, in:
Gabriele Mentges (Hrsg.): Kulturanthropologie des Textilen, Dortmund: ed. ebersbach, 2005, S.
305-319, ISBN: 3-938740-06-X (Standort: ZLB Berlin(109)-Ku1260/20)
INHALT: Für eine Kulturanthropologie des Textilen liegt die Brisanz postmoderner feministischer Konzepte darin, dass Mode als ein Medium der Geschlechter(de)konstruktion sowohl in
theoretischer wie in ästhetisch-praktischer Dimension einen zentralen Stellenwert oder sogar
den eines Politikums einnimmt. Hybridformen der Geschlechter oder die Art und Weise, wie
mittels Kleidung tradierte Geschlechtergrenzen überschritten wurden, untersucht der vorliegende Beitrag anhand unterschiedlicher Beispiele aus der Modegeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. Es stehen ästhetische Strategien vestimentären Gender-Crossings im Mittelpunkt, die exemplarisch zur theoretischen wie anschaulichen Einführung in die Funktion von
Kleidung als Medium der Gender(de)-konstruktion dienen. Die Autorin analysiert die Subtilität der Geschlechterkonstruktionen und ihrer Dekonstruktion in der Mode. Abschließend
warnt sie jedoch davor, diese vorschnell als emanzipatorischen Prozess zu deuten. Im Gegenteil, Dekonstruktion von traditioneller Weiblichkeit verhindert nicht unbedingt neue ideologische Konstruktionen in "neuen Gewändern". (ICA2)
[226-L] Gebauer, Gunter; Poser, Stefan (Hrsg.):
Kalkuliertes Risiko: Technik, Spiel und Sport an der Grenze, Frankfurt am Main: Campus
Verl. 2006, 305 S., ISBN: 3-593-38006-4 (Standort: UB Bonn(5)-2006-7193)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Stefan Poser: 'Kannst Du bremsen, Geliebter?' Wechselbeziehungen
zwischen Technik, Spiel und Risiko (15-37); Martin Stern: Konstellationen von Technik,
Spiel und Risiko im Sport (38-50); Klaus Kornwachs: Das Spiel mit der Technik und seine
Folgen (51-77); Robert Schmidt: Technik, Risiko und das Zusammenspiel von Habitat und
Habitus (78-95); Stefan Kaufmann: Technik am Berg - Zur technischen Strukturierung von
Risiko- und Naturerlebnis (99-124); Volker Woltersdorff: Erotische Fiktionen im Internet:
Vom riskanten Spiel mit neuen Kommunikationstechniken (125-137); Martin Sturm: Der
moderne Ikarus: Technik, Spiel und Risiko in der Luft (138-158); Gunter Gebauer: Organismus und Mechanismus (159-175); Wolfgang König: Wilhelm II. und das Automobil - Eine
Technik zwischen Transport, Freizeitvergnügen und Risiko (179-198); Christian Kehrt: 'Das
Fliegen ist immer noch ein gefährliches Spiel' - Risiko und Kontrolle der Flugzeugtechnik
von 1908 bis 1914 (199-224); Thomas Alkemeyer: Mensch-Maschinen mit zwei Rädern Überlegungen zur riskanten Aussöhnung von Körper, Technik und Umgebung (225-246);
Fritz Böhle: High-Tech-Gespür - Spiel und Risiko in der erfahrungsgeleiteten Anlagensteuerung (249-267); Petra Schaper-Rinkel: Politik als Initiierung von Spielfeldern und Setzung
von Spielregeln: Forcierung und Regulierung der Nanotechnologie (268-287); Katja Rothe:
Das gestörte Radio - das Meer, das Hörspiel und die Katastrophe (288-301).
[227-L] Gugutzer, Robert (Hrsg.):
Body turn: Perspektiven der Soziologie des Körpers und des Sports, (Materialitäten, 2), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 368 S., ISBN: 3-89942-470-0
148
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
INHALT: "Gibt es einen body turn in der Soziologie? Dafür spricht, dass die Verkörperung sozialer Akteure und Strukturen zu einem zentralen Thema soziologischer Untersuchungen geworden ist. Die breite Hinwendung zum menschlichen Körper erfolgt dabei auf drei Ebenen: auf
der Ebene des Körpers als Forschungsobjekt, Theoriekategorie und Erkenntnisinstrument. Die
Beiträge des Bandes dokumentieren und forcieren diesen body turn besonders auf den ersten
beiden Ebenen. Sie präsentieren aktuelle Entwicklungen in der deutschsprachigen Körperund Sportsoziologie und entwerfen weiterführende Perspektiven für den body turn in der allgemeinen Soziologie." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Robert Gugutzer: Der body turn
in der Soziologie. Eine programmatische Einführung (9-53); Bero Rigauer: Die Erfindung des
menschlichen Körpers in der Soziologie. Eine systemtheoretische Konzeption und Perspektive (57-79); Bernd Schulze: Körperbewegung als Formbildung. Ansätze einer systemtheoretischen Bewegungskonzeption (81-93); Michael Meuser: Körper-Handeln. Überlegungen zu
einer praxeologischen Soziologie des Körpers (95-116); Anke Abraham: Der Körper als
Speicher von Erfahrung. Anmerkungen zu übersehenen Tiefendimensionen von Leiblichkeit
und Identität (119-139); Nina Degele: Sportives Schmerznormalisieren. Zur Begegnung von
Körper- und Sportsoziologie (141-161); Stefan Beier: Männerkörper vergesellschaftet. Bewegungserfahrung als Körperkonstruktion als Bewegungserfahrung (163-186); Elk Franke: Erfahrung von Differenz - Grundlage reflexiver Körper-Erfahrung (187-206); Paula-Irene Villa:
Bewegte Diskurse, die bewegen. Überlegungen zur Spannung von Konstitution und Konstruktion am Beispiel des Tango Argentino (209-232); Gabriele Klein, Melanie Haller: Präsenzeffekte. Zum Verhältnis von Bewegung und Sprache am Beispiel lateinamerikanischer
Tänze (233-247); Michael Ott: Schwere Felsfahrt. Leo Maduschka und der alpinistische Diskurs um 1930 (249-262); Thomas Alkemeyer: Rhythmen, Resonanzen und Missklänge. Über
die Körperlichkeit der Produktion des Sozialen im Spiel (265-295); Robert Schmidt: "Geistige Arbeit" als körperlicher Vollzug. Zur Perspektive einer vom Sport ausgehenden praxeologischen Sozialanalyse (297-319); Jürgen Schwier: Repräsentationen des Trendsports. Jugendliche Bewegungskulturen, Medien und Marketing (321-340); Hannelore Bublitz: Sehen und
Gesehenwerden - Auf dem Laufsteg der Gesellschaft. Sozial- und Selbsttechnologien des
Körpers (341-361).
[228-L] Hagen-Demszky, Alma von der:
Lebensführung und alltägliche Vergesellschaftung in einer Plattenbausiedlung in Budapest,
in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen
des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2266-2273, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Der Beitrag stellt die Ergebnisse der 2005 an der Technischen Universität Chemnitz
abgeschlossenen Dissertation der Referentin vor. Die empirische Erhebung beschäftigte sich
mit der Entstehung und Aufrechterhaltung von Sozietät im Alltagsleben. Untersucht wurden
Formen und Logik alltäglicher Vergesellschaftung: Die individuell spezifische Art und Weise
von Personen, soziale Kontakte zu knüpfen undauf diesem Weg Gesellschaft täglich neu entstehen zu lassen. Sowohl die sozialen Netzwerke der Mikroebene als auch die Einbindung der
einzelnen Person in die Gesellschaft und damit die Verknüpfung von Mikro- und Makroebene
wurden erforscht. Eine zu enge Präzisierung und Definition der Begriffe 'Vergesellschaftung'
und 'Gesellschaft' wurde bei der Fragestellung bewusst vermieden. Die Arbeit sollte die Sicht
der Individuen einfangen und ihnen nichts aufzwingen. Gesellschaft meint in erster Annäherung alles Soziale, das die Menschen umgibt: ihre Familie, die Nachbarn, die Kollegen, den
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
149
Nachrichtensprecher, die Politiker, die Lehrerin in der Schule. 'Gesellschaft' soll zunächst in
ihrer alltagssprachlichen Bedeutung verstanden werden: Man ist in Gesellschaft - also nicht
alleine. Es geht um die Gesellschaft von Mitmenschen, die jeder Tag für Tag erlebt. Niemand, der Familie hat, arbeiten geht und in einer Großstadt lebt, ist wirklich alleine. Denn jeder hat regelmäßigen Kontakt zu Mitmenschen, er muss sich an sie anpassen. Sei es zu Hause
am Esstisch, im Bus mit anderen Fahrgästen oder mit den Kollegen bei der Arbeit. Bei diesen
Kontakten entsteht - scheinbar 'nebenbei' - das, was die Soziologie 'Gesellschaft' nennt. Um
folgende Fragen kreiste die Untersuchung: Wie docken Menschen ihr individuelles Leben
Tag für Tag an das anderer Menschen an und wie werden sie tagtäglich Teil der Gesellschaft,
die sie umgibt? Welche alltäglichen Leistungen und Anstrengungen sind erforderlich? Wie
entsteht aus Millionen einzelner Leben die Gesellschaft? Was tun diese Millionen von Menschen dafür, dass sie entsteht? Die grundlagentheoretische Fragestellung wurde am Beispiel
einer Wohnsiedlung in einer Plattenbausiedlung in Budapest untersucht. Obwohl sich die Arbeit nicht in erster Linie der stadtsoziologischen Erforschung dieser Siedlungsform widmet,
sondernder Untersuchung einer allgemeinen Fragestellung an einem konkreten Ort, wurde eine Analyse der Siedlung, ihrer Geschichte und ihrer örtlichen Gemeinschaft vorgenommen.
Die Plattenbausiedlung ist Schauplatz des alltäglichen Lebens der Befragten. Sie ist eine der
Plattformen, an der alltägliche Vergesellschaftung greifbar und aktuell wird: Anhand der
Siedlung konnte Vergesellschaftung nicht 'nur' aus den Erzählungen der Befragten nachgezeichnet, sondern 'live' beobachtet werden. Auf diesem Weg eröffnete die Analyse der Siedlung eine zusätzliche Dimension in der Untersuchung. Das Untersuchungsland Ungarn und
der Untersuchungsort Budapest ermöglichten es zudem, Besonderheiten einer postkommunistischen Gesellschaft nachzuzeichnen. Die Arbeit liefert somit auch Ansätze eines Vergleichs
zwischen ungarischen und deutschen gesellschaftlichen Verhältnissen: Sowohl auf dem Gebiet der Alltagsorganisation als auch bei der Vergesellschaftung wird auf Ähnlichkeiten und
Unterschiede zwischen Deutschland und Ungarn hingewiesen. Das Untersuchungsdesign verzahnte theoretische und empirische Forschungsschritte. Die Aufarbeitung des Standes der
Forschung verhalf zur Präzisierung der Fragestellung, Erarbeitung eines eigenen theoretischen Rahmens und Ausarbeitung der Methodologie. Die Sammlung und Auswertung der
empirischen Daten wurde theoriegeleitet kontrolliert. Die Arbeit schloss mit der Diskussion
der theoretischen Bedeutung der empirischen Ergebnisse." (Autorenreferat)
[229-L] Hecken, Thomas:
Gegenkultur und Avantgarde 1950-1970: Situationisten, Beatniks, 68er, Tübingen: Francke
2006, 218 S., ISBN: 3-7720-8157-6 (Standort: UB München(19)-8/06/6453)
INHALT: "'Gegenkultur und Avantgarde 1950-1970. Situationisten, Beatniks, 68er' geht der
Frage nach, mit welchen Gründen verschiedene Avantgarde- und Subkulturgruppen der
Nachkriegsjahre bis in die Zeit um 1968 ihre Vorstellungen eines ,anderen Lebens' verwirklichen wollten. Konsum- und Kulturkritik, das Verhältnis zur Arbeit und zur Kunst, Sexualität,
Drogen, aktionistische Politik und Pop - das sind die bestimmenden Themenfelder des Buches. Die Darstellung und Analyse der Anschauungen und Theorien Guy Debords, Herbert
Marcuses, William S. Burroughs', Che Guevaras, der 'independent Group', der 'Subversiven
Aktion', des 'Weatherman' und vieler anderer erfolgt immer im Kontext von Lebensberichten
und Selbstdarstellungen unterschiedlichster Protagonisten der Underground-, Boheme- und
Politszene jener Zeit." (Autorenreferat)
150
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
[230-L] Hörning, Karl H.; Reuter, Julia:
Doing Material Culture: Soziale Praxis als Ausgangspunkt einer "realistischen" Kulturanalyse, in: Andreas Hepp, Rainer Winter (Hrsg.) - 3., überarb. u. erw. Aufl.: Kultur - Medien Macht : Cultural Studies und Medienanalyse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 109123, ISBN: 3-531-42948-5 (Standort: UB Siegen(467)-20KLE1751(3))
INHALT: Die Verfasser konkretisieren die Praxis einer an den Cultural Studies angelehnten Kulturanalyse, die Kultur in ihrer alltäglichen Konkretisierung untersuchen will. Den Ansatzpunkt bieten dabei nicht abstrakte Bedeutungssysteme gesellschaftlicher Integration, sondern
alltagskulturelles Handeln. Durch ein Verständnis von Kultur als sozialer Praxis können Verkürzungen und Ausblendungen praxisblinder Kulturanalysen vermieden werden. Dabei ist
praktizierte Kultur immer auch materialisierte Kultur - sie bezieht sich auf Körper wie auf
Dinge, auf Menschen ebenso wie auf Tiere, Dokumente und Artefakte. Vor allem in der
Techniksoziologie ist die kulturelle Formung von Dingen in der Herstellungs- und
Gebrauchspraxis schon früh thematisiert worden. Einer realistischen Kulturanalyse geht es also um zwei Dinge: um die materiellen Implikationen sozialer Wirklichkeit und um die kulturelle Verknüpfung der sozialen Praxis. (ICE2)
[231-L] Isengard, Bettina:
Unterschiede im Freizeitverhalten als Ausdruck sozialer Ungleichheitsstrukturen, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am
Main: Campus Verl., 2006, S. 2469-2483, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Die Freizeitgestaltung hat in modernen Gesellschaften einen hohen Stellenwert. 'Lebens-und Konsumstile' spiegeln sich in unterschiedlichen Freizeitaktivitäten wider, wobei sie
oft im Konsum von Waren und Dienstleistungen vollzogen werden. In der Sozialstruktur- und
Lebensstilforschung herrscht Uneinigkeit darüber, ob Unterschiede im Lebensstil primär
Ausdruck der sozialen Lage bzw. der Ungleichheitsstrukturen sind oder ob diese (weitestgehend) unabhängig davon existieren. Während nach Ansicht der klassischen Ungleichheitstheorien die Wahl von Freizeitaktivitäten und allgemeiner der Lebensstil mit der Ausstattung an
ökonomischem und insbesondere kulturellem Kapital verbunden ist, gehen andere Ansätze
aufgrund verbesserter materieller Lebensumstände von einer Entkopplung von sozialer Lage
und Freizeitverhalten bzw. Lebensstil aus. Empirisch lassen sich die widerstreitenden Thesen
mit den Daten des Soziooekonomischen Panels (SOEP) untersuchen. Neben dem Einfluss
von Alter und Geschlecht, erweisen sich auch die Gelegenheitsstrukturen und das soziale
Umfeld wie Partnerschaft für die Freizeitgestaltung als zentrale Faktoren. Aber auch der Einfluss von ökonomischem und kulturellem Kapital ist bedeutsam, insbesondere beiden Freizeitaktivitäten, die eng mit dem Konsum von Waren und Dienstleistungen verbunden sind.
Der Vergleich der Jahre 1990 und 2003 zeigt, dass Verschiebungen im Freizeitverhalten
stattgefunden haben. Während hochkulturelle Aktivitäten und gesellschaftliches Engagement
an Bedeutung verlieren, werden erlebnis- und geselligkeitsorientierte Freizeitaktivitäten wichtiger. Dennoch ist im Zeitverlauf die Bedeutung des ökonomischen Kapitals im Bereich der
Hochkultur ungebrochen, bei den Freizeitaktivitäten, die auf Erlebnis ausgerichtet sind, hat
der Einfluss sogar zugenommen. Die These, dass Unterschiede im Freizeitverhalten primär
Ausdruck einer individualisierten Lebensführung sind, kann damit nicht bestätigt werden,
denn in der Wahl der Aktivitäten spiegeln sich nach wie vor die klassischen sozialen Un-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
151
gleichheitsstrukturen wider, im erlebnisorientierten Bereich ist sogar eine Verfestigung beobachtbar." (Autorenreferat)
[232-F] Jacinto, Pedro, M.A. (Bearbeitung):
Untersuchungen zur Veränderung der Alltagskultur in Lima, Peru
INHALT: Untersuchung der Veränderungen der Alltagskultur (insbesondere im Bereich des Handels) in der Stadt Lima und in verschiedenen Provinzstädten Perus. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Lima, Peru
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: IDESI
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut (Rüdesheimer Str. 54-56, 14197
Berlin)
KONTAKT: Institution (Tel. 030-838-53072, Fax: 030-838-55464,
e-mail: [email protected])
[233-L] Lehnert, Gertrud:
Mode und Moderne, in: Gabriele Mentges (Hrsg.): Kulturanthropologie des Textilen, Dortmund:
ed. ebersbach, 2005, S. 251-263, ISBN: 3-938740-06-X (Standort: ZLB Berlin(109)-Ku1260/20)
INHALT: Mode ist ein universelles alltagskulturelles Phänomen; sie ist kein "Oberflächenphänomen", sondern strukturierendes Element der Lebenswelt. "Mode" bedeutet daher mehr als
Kleidermode, sie impliziert auch Moden des Verhaltens, des Wohnens, der Freizeitgestaltung
etc., kurz, alles das, was man unter Lifestyle subsumiert. Auch die Kleidermode, auf die sich
der Beitrag konzentriert, wird aus einem komplexen gesamtmodischen, letztlich gesamtkulturellen Zusammenhang verstanden. Eingegangen wird auf die Funktion der Mode, die Differenzierung des Individuums von den anderen Gruppenmitgliedern "innerhalb" seiner Gruppe
(oder auch innerhalb seiner diversen Gruppen) zu ermöglichen. Weitere der behandelten Aspekt, die das Verhältnis von Mode und Moderne betreffen, sind: kapitalistische Strukturen
und soziale Ausdifferenzierung als Voraussetzung ihres Entstehens, das Doppelspiel von
Gruppenzugehörigkeit und Individualismus, außerdem ihr ästhetischer Charakter. Zunächst
entwickelt die Autorin ihr Konzept von Kultur und behandelt dann das Thema "Mode und
Moderne" unter drei Gesichtspunkten: Flüchtigkeit und Dauer; Kunst und Kommerz; Inszenierungen von (Geschlechts-)Identität. (ICA2)
[234-L] Neumann-Braun, Klaus; Schmidt, Axel:
Ethnografie von Jugendszenen am Beispiel einer Studie zur Welt der Gothics, in: Andreas
Hepp, Rainer Winter (Hrsg.) - 3., überarb. u. erw. Aufl.: Kultur - Medien - Macht : Cultural Studies und Medienanalyse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 383-397, ISBN: 3-53142948-5 (Standort: UB Siegen(467)-20KLE1751(3))
INHALT: Vor dem Hintergrund magisch-religiöser Weltverzauberung und aufklärerischer Entzauberung beschreiben die Verfasser das Phänomen "Gothic" als eine Spielart postmoderner
Bemühungen um Wiederverzauberung und Wiedervergemeinschaftung. Formen von Religiosität sind in der Gothic-Szene untrennbar verbunden mit einer umfassenden Ästhetisierung,
mit stilistischer Überformung und popmusikalischem Ausdruck. Die Vergangenheit, deren
152
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
Versinnbildlichung die magischen Praktiken dienen, scheint das Versprechen zwischenmenschlicher Harmonie und Wärme zu enthalten. Im Unterschied zu anderen Jugendkulturen
impliziert die Gothic-Kultur die Beschäftigung mit Sinn- und Transzendenzfragen. Die Verfasser stellen abschließend das Konzept einer umfassend angelegten, ethnographisch orientierten Feldstudie vor, bei der die Untersuchungsfragestellung im Zuge des Forschungsprozesses offen gehalten und reformuliert wird und die Experteninterviews, Szenegängerinterviews, teilnehmende Beobachtung und Dokumentenanalysen kombiniert. (ICE2)
[235-F] Pfadenhauer, Michaela, Dr.phil.; et alii (Bearbeitung); Hitzler, Ronald, Prof.Dr. (Leitung):
Forschungsfeld 'Szenen'. Konzept einer explorativ-interpretativen (Jugend-)Kultur-Forschung
INHALT: 'Szene' ist einer jener sozialwissenschaftlichen Begriffe, die zwar häufig - vor allem in
der Jugendkulturforschung - benutzt, aber nur selten definiert und theoretisch begründet werden. Bis in die 80er Jahre hinein wurden (jugend-)kulturelle Kollektivierungsformen vornehmlich mit Begriffen wie "Subkultur", "Peer-group" oder "Milieu" beschrieben. Im Zuge
der Individualisierungsprozesse insb. der letzten dreißig Jahre hat sich die gesellschaftliche
Situation jedoch derart verändert, dass diese Konzepte nicht mehr angemessen greifen. Darauf reagieren die Mitarbeiter des Forschungsfeldes seit einigen Jahren mit der Entwicklung
eines diesem Gegenstand adäquaten, komplexen Forschungskonzepts. Das methodische Konzept: Prinzipiell geht es darum, weg zu kommen vom pseudo-objektivistischen Über-Blick
der konventionellen Sozialwissenschaften, der gleichsam über die Köpfe der Akteure hinweg
geht, und stattdessen hin zu kommen zu einem Durch-Blick, sozusagen durch die 'Augen' der
Akteure hindurch. Vorzugsweise gilt das Interesse also der Perspektive, aus der die Menschen, die jeweils Gegen-Stand der Untersuchung sind, die für sie relevanten Ausschnitte aus
der sozialen Welt wahrnehmen. Dazu werden eine Reihe von Verfahren aus dem methodischen Arsenal der empirischen Sozialforschung (von der Dokumentenanalyse über Interviews
einschl. standardisierter Befragungen bis zu systematischen Beobachtungen) verwendet. Das
für uns sozusagen 'basale' Verfahren ist das der beobachtenden Teilnahme. Beobachtende
Teilnahme bedeutet, dass wir in das soziale 'Feld', das wir je gerade untersuchen, möglichst
intensiv hineingehen und - bis hinein in sprachliche und habituelle Gewohnheiten - versuchen, den Menschen, die wir untersuchen, möglichst ähnlich zu werden. Das gelingt natürlich
- aus vielerlei Gründen - nicht immer und schon gar nicht immer gleich gut. In dem Maße aber, wie es gelingt, erlangen wir eine Art und Qualität von Daten, wie wir sie mit anderen
Forschungsmethoden nur schwerlich bekommen: Daten darüber nämlich, wie man und was
man in solchen Welten tatsächlich erlebt. Die zweite Besonderheit unserer Szenen-Ethnographie ist das von uns in einem weit strengeren Sinne als sonst üblich verwendete Experteninterview. Das Experteninterview unterscheidet sich unseres Erachtens nämlich nicht einfach
dadurch von anderen Interviewarten, dass hier Personen befragt werden, die eben als 'Experten' gelten. Die Besonderheit des Experteninterviews besteht vielmehr darin, dass Forscher
und Befragter idealerweise ein Gespräch 'auf gleicher Augenhöhe' führen. Das Experteninterview, so wie wir es einsetzen, ist folglich ein sehr voraussetzungsvolles und damit auch ausgesprochen aufwändiges Instrument zur Datengenerierung, das sich durchaus nicht als Instrument zur 'schnellen', die Zeitaufwendungsmühen der Teilnahme sozusagen kompensierenden Datenerhebung eignet, sondern die aus dieser Teilnahme resultierenden Kompetenzen
eher voraussetzt. Vieles, was wir zu einem Untersuchungsthema wissen wollen, lässt sich je-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
153
doch nicht mit diesen beiden für uns 'zentralen' Verfahren erheben. Deshalb verwenden wir
bei unseren Feldstudien grundsätzlich eben das ganze Methoden-Instrumentarium empirischer Sozialforschung. Allerdings hat sich gezeigt, dass sich so genannte nichtstandardisierte
Verfahren für unsere ethnographischen Erkenntnisinteressen in der Regel besonders gut eignen. Wichtiger noch als die Frage nach den Verfahren der Datenerhebung ist uns aber,
zugleich wissenschaftlichen Standards genügende und pragmatisch nützliche Methoden und
Techniken der Datenauswertung zu konzeptualisieren. Wir arbeiten hier also immer auch sozusagen an Grundlagenproblemen einer Optimierung von Aufwand und Ertrag beim Einsatz
geeigneter Interpretationsmethoden. (S.a. http://www.hitzler-soziologie.de/szeneforschung.
htm ). GEOGRAPHISCHER RAUM: deutschsprachiger Raum
METHODE: theoretischer Ansatz: Handlungstheorie; methodischer Ansatz: lebensweltanalytische Ethnographie DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend;
Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, face to face. Feldarbeit durch Mitarbeiter/innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Artmaier, H.; Hitzler, R.; Huber, F.; Pfadenhauer, M. (Hrsg):
Techno zwischen Lokalkolorit und Universalstruktur. Dokumentation zum Workshop im
Haus der Jugendarbeit in München. München: Landeshauptstadt, Sozialreferat, Stadtjugendamt 1997.+++Bucher, T.: Die Härte. Sportkletterer und die Schwierigkeitsskala. Neuried: Ars
Una 2000.+++Bucher, T.; Tepe, D.: www.jugendszenen.com - Szenenforschung im Internet.
in: Journal der Jugendkulturen, 2002, Nr. 7, S. 88-92.+++Hitzler, R.: Techno - Jugendkultur
und/ oder Drogenkultur. Hintergründe aus soziologischer Sicht. in: Lösch, Brigitte (Hrsg.):
Fachtag 'Technokultur und Drogenkonsum'. Veranstaltet von Kreisjugendamt/ Diakonisches
Werk Göppingen. Dokumentation. Göppingen 1996, S. 26-48.+++Ders.: Zur 'Soziologie' einer Droge. Der Pillen-Kick - Ekstasetechniken bei Techno-Events. in: Landeshauptstadt
Stuttgart (Hrsg.): Dokumentation 2. Stuttgarter Suchtkonferenz. Stuttgart: Suchthilfe Koordinator 1997, S. 230-240.+++Ders.: Ro on Rave. Event-uelle Notizen. in: Dilemma - Zeitschrift
am Institut für Soziologie der LMU München, 1997, No. 10, S. 4-7.+++Ders.: Techno - mehr
als nur ein Trend? Zur Rekonstruktion einer kleinen sozialen Lebens-Welt. in: Dievernich,
Frank E.P.; Gößling, Tobias (Hrsg.): Trends und Trendsurfen. Marburg: Metropolis 1998, S.
197-215.+++Ders.: Archipel Techno. Ein Zustandsbericht aus dem Basislager. in: Loop, Nr.
52, 04-99, S. 17.+++Ders.: Unterwegs in fremden Welten. Zwei Reportagen eines beobachtenden Teilnehmers. in: Empirische Kultursoziologie. Studienbrief der Fernuniversität,
03706. Hagen 2000, S. 167-256.+++Ders.: Pill kick: the pursuit of 'ecstasy' at techno-events.
in: Journal of Drug Issues, Vol. 32, 2002, No. 2, pp. 459-465.+++Ders.: Provokation "Jugendlichkeit". Wird die mentale Un-Erwachsenheit zum Zivilisationsrisiko? in: Journal der
Jugendkulturen, 2002, Nr. 6, S. 22-24.+++Ders.: Jugendszenen. Annäherungen an eine jugendkulturelle Gesellungsform. in: Düx, Wiebken; Rauschenbach, Thomas; Züchner, Ivo
(Red.): Kinder und Jugendliche als Adressatinnen und Adressaten der Jugendarbeit. Schriftenreihe Jugendhilfe in NRW, H. 4. Dortmund 2003, S. 11-21.+++Hitzler, R.; Bemerburg, I.:
Parkplatzbefragung 'Mayday 2001'. Eine standardisierte Befragung in der Technoszene. LAS:
Tabellenband. Dortmund 2001.+++Hitzler, R.; Bucher, T.: Forschungsfeld 'Szenen'. Ein terminologischer Vorschlag zur theoretischen Diskussion. in: Journal der Jugendkulturen, 2000,
Nr. 2, S. 42-47.+++Hitzler, R.; Pfadenhauer, M.: Jugendkultur oder Drogenkultur? Soziologisch-ethnographische Eindrücke aus der Techno-Szene. in: Neumeyer, Jürgen; SchmidtSemisch, Henning (Hrsg.): Ecstasy - Design für die Seele? Freiburg: Lambertus 1997, S. 4760.+++Dies.: Die Techno-Szene: Prototyp posttraditionaler Vergemeinschaftung? in: Artmaier u.a. (Hrsg.): Techno zwischen Lokalkolorit und Universalstruktur. Dokumentation zum
Workshop im Haus der Jugendarbeit in München. München: Landeshauptstadt, Sozialreferat,
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
Stadtjugendamt 1997, S. 7-16.+++Dies.: Raver Sex. Körper und Erotik in der Techno-Szene.
in: DU, Themenheft 'Hautnah - Bilder und Geschichten vom Körper' (Zürich: TA-Media
AG), 1998, H. 4, S. 66-68.+++Dies.: Die Welt der Technoiden. in: Basler Zeitung (Magazin),
Nr. 15, 18.4.1998, S. 6-7.+++Dies.: Tanzendes Mitleid. Zum War-Style der Partyszene. in:
Loop, Nr. 53, 05/99, S. 17.+++Dies.: Eins im Anderssein. Zur Ambivalenz von 'unity' und
'difference'. in: Loop 59, 12/99, S. 48.+++Dies.: Existential strategies: the making of community and politics in the techno/ rave scene. in: Kotarba, Joseph A.; Johnson, John M. (eds.):
Postmodern existential sociology. Walnut Creek et al.: Altamira Press 2002, pp. 87-101.+++
Pfadenhauer, M.; Scholder, Chr.: Black is beautiful. Begegnungen (mit) der melancholischen
Art. in: Loop, Nr. 62, 2000, H. 2, S. 40.+++Umfangreiche Literaturliste unter: http://www.
hitzler-soziologie.de/szeneforschung.htm .
ART: Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 1998-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Dortmund, FB 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut
für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund)
KONTAKT: Pfadenhauer, Michaela (Dr. Tel. 0231-755-3282,
e-mail: [email protected])
[236-L] Pfahl-Traughber, Armin:
Die Skinhead-Szene als länderübergreifend aktive rechtsextremistische Subkultur: Besonderheiten und Entwicklung am Beispiel der Situation in der Bundesrepublik Deutschland, in:
Martin H. W. Möllers, Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch Öffentliche Sicherheit 2002/
2003, Frankfurt am Main: Verl. für Polizeiwiss., 2003, S. 219-249, ISBN: 3-935979-20-7
INHALT: Die Entwicklung der Skinhead-Szene in mehreren Ländern wird vergleichend dargestellt. Im Mittelpunkt stehen dabei neben Großbritannien, vor allem die (alte) Bundesrepublik
Deutschland und die Neuen Bundesländer. Auf die Besonderheiten und Funktionen der Gewalt, die Musik als Ideologisierungs-, Integrations- und Mobilisierungsfaktor, die politischen
Grundauffassungen in Verbindung mit der rechtsextremistischen Szene sowie die Zusammenarbeit deutscher mit ausländischen Skinheads wird besonders eingegangen. In vergleichender Perspektive zeigt sich, dass für das Entstehen der Skinhead-Kultur sozioökonomische
Umbruchprozesse in den modernen Industriegesellschaften eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend für die Entstehung fremdenfeindlicher und rechtsextremistischer Grundauffassungen dürften sowohl szene-immanente Besonderheiten, gesellschaftliche Entwicklungstendenzen, politische Prägungen des sozialen Herkunftsortes sowie gezielte rechtsextremistische
Einflussnahmen von außen sein. (GB)
[237-F] Rauschner, Sebastian (Bearbeitung); Streib, Heinz, Prof.Ph.D.; Helsper, Werner, Prof.Dr.
(Betreuung):
Simulationen des Todes: eine qualitative Studie über die Faszination von Melancholie und
Todessehnsucht in (post-)adoleszenten Jugendkulturen
INHALT: Was fasziniert Jugendliche und junge Erwachsene in jugend(sub)kulturellen Szenen an
Themen wie Tod, Suizid, Vergänglichkeit und Melancholie? Wie ist dieses Interesse, welches
als Lebenstil etabliert wird, individuell-subjektiv, respektive kollektiv motiviert und welche
biographischen Ereignisse liegen diesen Orientierungen zugrunde? Um diese Fragen zu exp-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
155
lorieren, richtet sich das Forschungsinteresse in diesem Projekt insbesondere auf Sympathisanten der sog. Gothic- bzw. Gruftie-Szene, die als eine der rätselhaftesten Jugendkulturen
gilt und über die in der interdisziplinären Jugendforschung nur sehr wenig bekannt ist. Ziel
des Projektes ist es daher, diese Forschungslücke zu schließen, wobei im Unterschied zu den
wenigen vorliegenden Studien zu dieser Thematik nicht das Okkultengagement, der sog. Jugendokkultismus im Mittelpunkt steht. Es geht also nicht um Fragen der Entzauberung (vgl.
etwa Streib 1996; Streib/ Schöll 2000), sondern darum, in differenzierten Studien zur Thanatologie, Suizidologie und Melancholieforschung einen theoretischen Rahmen zu konzipieren,
der es in einem weiteren Forschungsschritt erlaubt, mit Hilfe von Interviewstudien und darauf
basierenden Analysen, eine Typologie zu erarbeiten und abschließend die Frage nach Indikation bzw. Kontraindikation von präventiven Maßnahmen in pädagogischen und psychologischen Settings zu diskutieren. Rechtfertigt die Affinität zur Szene der Gothics das medial evozierte Stigma (Goffman) der sog. "gefährdet-gefährlichen Jugendlichen" (vgl. Helsper
1992)? Sind entsprechende Szene-Partizipanten tatsächlich suizidal oder fungieren die o.a. Interessen als bestimmte Modi der Subjekt- bzw. Identitätsentwicklung und erfüllen somit eine
bestimmte biographische Funktion? Das Forschungsdesign folgt einem "Grounded-TheoryApproach" (vgl. etwa Glaser/ Strauss 1998), und rekurriert in der Phase der Interpretation
insbesondere auf das Konzept einer psychoanalytisch-hermeneutischen Sozialwissenschaft,
wie es insbesondere von Alfred Lorenzer (etwa 1973; 1974) etabliert und in der Nachfolge
von Thomas Leithäuser und Birgit Volmerg (1988) favorisiert wurde. Damit wird nicht zuletzt auch ein Beitrag dazu geleistet, Möglichkeiten, Vorteile, aber auch die Problematik qualitativer Sozialforschung aufzuzeigen und kritische Impulse für eine weiterreichende Applikation der Psychoanalyse in den Sozialwissenschaften zu geben.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Studienstiftung
des deutschen Volkes
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Abteilung Theologie Forschungsstelle biographische Religionsforschung (Postfach
100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[238-F] Rössel, Jörg, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Die feinen Unterschiede in der Populärkultur
INHALT: Populärkultur und populärkulturelle Aktivitäten werden von vielen Sozialwissenschaftlern der Gegenwart als mehr oder weniger freigewählte und von sozialstrukturellen Bedingungen freie Freizeitaktivitäten betrachtet. Im Club und vor der Kinoleinwand werden kategoriale Ungleichheiten als irrelevant betrachtet. In diesem Projekt soll die Gültigkeit dieser
These am Beispiel der Kinobesucher genauer analysiert werden. Dabei soll vor allem die Frage im Vordergrund stehen, ob sich entlang kategorialer Ungleichheiten (Geschlecht, Bildung,
Alter) relevante Unterschiede im Filmgeschmack und im Rezeptionsverhalten ausmachen lassen.
METHODE: Als empirische Grundlage wurde Frühsommer 2005 eine Befragung des Filmpublikums in zwei Leipziger Filmtheatern durchgeführt.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Die Junge Akademie an der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der
Naturforscher Leopoldina
156
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
INSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für
Kulturwissenschaften (Postfach 920, 04009 Leipzig)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[239-L] Schiffer, Jürgen:
Einleitung der Bibliografie "Fußball als Kulturgut II", in: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst : Freizeit - Sport - Tourismus, Bd. 2/2006, S. 9-15 (URL: http://www.gesis.org/
Information/soFid/pdf/Freizeit_2006-2.pdf)
INHALT: Die kulturell-symbolische Dimension des Fußballspiels wird dargestellt. Sie findet
ihren Ausdruck in der Funktion des Fußballs als Reflektor sozialer Verhältnisse, insbesondere
aber in seiner Verbindung mit der Literatur und der Religion bzw. Theologie. Insgesamt kann
Fußball als Kultur gelten, weil das Spiel insgesamt als Ursprung der Kultur mit dem homo
ludens als Protagonisten gesehen werden kann. Fußball ist ein voll akzeptierter und etablierter
Teil des gesellschaftlichen Lebens geworden und hat damit auch eine nicht mehr zu ignorierende ökonomische Dimension gewonnen. Fußball besitzt durch seinen religiösen Bezug eine
deutliche symbolische Funktion, ist mit anderen traditionellen Kunstbereichen verbunden und
ist auch Teil der Popkultur. Fußball ist nicht zuletzt deshalb Kultur, weil er ein wesentlicher
Bestandteil der menschlichen Erinnerungskultur ist, in der sich sportliche mit gesellschaftlichen und politischen Ereignissen verbinden und zu intensiver und langfristiger Anschlusskommunikation Anlass geben. (SL)
[240-L] Schiffer, Jürgen:
Einleitung der Bibliografie "Fußball als Kulturgut", in: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst : Freizeit - Sport - Tourismus, Bd. 1/2006, S. 9-18 (URL: http://www.gesis.org/Informa
tion/soFid/pdf/Freizeit_2006-1.pdf)
INHALT: "Die Auffassung, dass 'Fußball auch ein Stück Kultur' sei (Beckenbauer zit. von Adelmann et al. 2003), ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Lange Zeit wurde das Fußballspiel als geistloser 'Proletensport' geschmäht (Herzog 2002). Insbesondere in seinen Anfangszeiten, Ende des 19. Jahrhunderts, sah sich der in Deutschland aufkommende Fußball
zahlreichen Attacken ausgesetzt. So beschrieb Karl Planck (1898, repr. 1982) den Fußball in
seiner polemischen Schrift, die gegen dieses von England nach Deutschland importierte Spiel
gerichtet war, bereits im Titel als 'Fußlümmelei', im Untertitel darüber hinaus als 'Stauchballspiel', als 'englische Krankheit', und im Text schließlich als etwas 'Gemeines'. Planck stand
mit seiner Kritik keineswegs allein, führte seine Attacke aber heftiger als andere. Verständlich ist seine Polemik aber nur vor dem Hintergrund des damaligen Gegensatzes zwischen
Turnen und Sport. Auf dieser Grundlage fanden die Auseinandersetzungen um das Fußballspiel statt. Nachdem sich das Turnen in Deutschland seit Jahn entwickelt hatte, begann um
1900 seine Veränderung und Verdrängung durch den in England entstandenen Sport und sein
typischstes Spiel, Fußball." (Autorenreferat)
[241-L] Setzwein, Monika:
Frauenessen - Männeressen?: Doing Gender und Essverhalten, in: Petra Kolip, Thomas Altgeld (Hrsg.): Geschlechtergerechte Gesundheitsförderung und Prävention : theoretische Grundla-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
157
gen und Modelle guter Praxis, Weinheim: Juventa Verl., 2006, S. 41-60, ISBN: 3-7799-1683-5
(Standort: ZB Med. Köln(38M)-2006A2171)
INHALT: Die übliche Untersuchungsperspektive, wie Geschlecht als unabhängige Variable das
Essverhalten beeinflusst, wird hier in ihr Gegenteil verkehrt. Die Verfasserin vertritt die These, dass bestimmte Umgangsweisen mit der Ernährung auch dazu dienen, die eigene Weiblichkeit oder Männlichkeit im alltäglichen Miteinander sozial herzustellen. Gefragt wird, wie
die Geschlechterdifferenz sozial produziert wird, auf welche Weise sich die Zweigeschlechtlichkeit als soziales Ordnungssystem konstituiert und welch wichtige Rolle in diesem Zusammenhang kulinarische Praktiken spielen. In diesem Sinne formuliert der Beitrag die theoretischen Grundlagen einer künftigen Zusammenschau von Ernährung und Geschlecht. Die
hier entwickelte Perspektive verweist auch darauf, dass zur Entwicklung zielgruppenspezifischer Konzepte ernährungsbezogener Intervention die Hintergründe und Bedingungen der sozialen Konstruktion von Geschlecht über kulinarische Praxen reflektiert und berücksichtigt
werden müssen. (ICE2)
[242-L] Strauß, Katharina:
Masken, Lügen, Demaskierung - zur Ethnographie des Alltags, (Socialia : Studienreihe Soziologische Forschungsergebnisse, Bd. 74), Hamburg: Kovac 2005, 325 S., ISBN: 3-8300-2241-7
(Standort: UB Trier(385)-sn47892)
INHALT: "Im Mittelpunkt des Buches steht die Frage: Was geht in lügenbehafteten Alltagsinteraktionen eigentlich genau vor? Dementsprechend wird aus einer ethnographischen Perspektive beleuchtet, wie Akteure Lügensituationen im Alltag verhandeln. Es lassen sich vier typische Lügeninteraktionsverläufe herauskristallisieren, die sich zwischen Stabilisierungs- und
Destabilisierungstendenzen bewegen. So zeigt sich einerseits, dass Lügeninteraktionen eine
erhöhte Anfälligkeit für Störungen aufweisen. Auf der anderen Seite kann gezeigt werden,
wie routiniert Akteure mit welchen Mitteln in diesen Situationen agieren." (Autorenreferat)
[243-L] Wanner, Martina:
Rechte Alltagskultur: das Beispiel Jugendlicher im brandenburgischen Spree-Neiße-Kreis,
(Pädagogik und Gesellschaft, Bd. 5), Münster: Lit Verl. 2006, 298 S., ISBN: 3-8258-9371-5
(Standort: UB Tübingen(21)-46A2482-1.Ex.)
INHALT: "Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg im Jahr 2004 zeigen, dass rechte Positionen auf beachtliche Zustimmung stoßen. Gerade in Ostdeutschland
scheinen sie in der 'Mitte der Gesellschaft' angekommen zu sein. Diese Beobachtung greift
die vorliegende Untersuchung auf. Am Beispiel Jugendlicher im brandenburgischen SpreeNeiße-Kreis geht sie der Frage nach, ob rechte Orientierungen normal und alltäglich sind." Es
wird erkundet, ob unter den Jugendlichen "eine rechte Alltagskultur existiert, wenn ja, wie
sich diese ausdrückt und in welchem Kontext sie verankert ist. Dabei folgt die Untersuchung
den Ansätzen der qualitativen Sozialforschung, die die Konstruktion und Rekonstruktion von
sozialer Wirklichkeit in den Mittelpunkt stellt. Die Grounded Theory bildet den passenden
Rahmen. Es geht darum, die Lebenswelt der Jugendlichen und die darin eingebetteten politischen Orientierungen aus deren Perspektive, quasi von innen heraus, zu beschreiben. Die Analyse der Lebenslage und Lebensbewältigung der Jugendlichen wird mit der Frage nach den
158
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
politischen Orientierungen verknüpft. Die Gruppen-, Einzel- und Expertinneninterviews mit
Jugendlichen und Fachleuten lassen Einblicke in die Lebenswelt der Jugendlichen zu, nach
und nach kristallisiert sich dabei die vorhandene, rechte Alltagskultur in ihren Facetten heraus". Der Alltag der Jugendlichen, so wird deutlich, enthält nicht nur Vertrautes und Sicherheit, sondern ebenso Enge und Beschränktheit. In diesem Alltag scheinen sich die rechten Orientierungen zu relativieren, sie sind vollkommen darin eingebettet - akzeptiert und normal."
(HS2)
[244-F] Westermayer, Till, M.A. (Bearbeitung); Degele, Nina, Prof.Dr. (Betreuung):
Technik und Alltagskultur in Nachhaltigkeitsmilieus
INHALT: Ziel des Promotionsvorhabens "Technik und Alltagskultur in Nachhaltigkeitsmilieus"
ist es, ausgehend von sozialkonstruktivistischen und kultursoziologischen Überlegungen qualitativ-empirisch zu untersuchen, welche Rolle Technik in der Alltagskultur von Nachhaltigkeitsmilieus spielt. Nachhaltigkeitsmilieus werden dabei als Milieus definiert, deren Lebensstil sich - ganz oder teilweise - an Grundelementen des Gedankens der Nachhaltigkeit festmacht. Es wird davon ausgegangen, dass die in derartigen Milieus entwickelte Alltagskultur
relevant für gesamtgesellschaftliche Lebensstilveränderungen (Schlagwort der "Entwicklung
des Nordens") bei der Transformation hin zu einer an Nachhaltigkeit orientierten Lebensweise sein kann. Insbesondere geht es bei dieser Arbeit darum, das Spannungsverhältnis zwischen dem lebensstilprägenden Bezug auf Nachhaltigkeit und der Verwendung und Handhabung von Technik aufzuklären. Dazu dienen Befragungen und Beobachtungen in unterschiedlichen Nachhaltigkeitsmilieus, mit deren Hilfe die Einbettung von Technik in die Alltagskultur rekonstruiert werden soll. Die vorgefundenen Technikeinstellungen und Prozesse der
Technikverwendung sollen daraufhin überprüft werden, ob sie Pioniercharakter für einen an
Nachhaltigkeit orientierten Einsatz von Technik in der Gesamtgesellschaft haben können, und
welche Hindernisse einer Übertragung in die Gesamtgesellschaft entgegenstehen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Qualitativ-empirische Arbeit, angelehnt an Grounded Theory; Bezüge zu den Bereichen Wissenssoziologie/ Sozialkonstruktivismus, Techniksoziologie, Kultursoziologie und
Umweltsoziologie. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives
Interview (Stichprobe: ca. 15-20; Haushalte in "Nachhaltigkeitsmilieus"). Feldarbeit durch
Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Westermayer, Till: Wie Wissen über Nachhaltigkeit sich in Technik im Alltag finden lässt: eine Skizze zum Verhältnis von Umweltsoziologie und kulturtheoretischer Techniksoziologie. in: Volkens, Annette et al. (Hrsg.): Orte nachhaltiger Entwicklung: transdisziplinäre Perspektiven. Tagungsband zum Kongress, 20. bis 22. Juni 2003 in
Hamburg, Haus Rissen. Berlin: VÖW, S. 56-61.
ART: Dissertation BEGINN: 2002-03 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur
Allgemeine Soziologie und Gender Studies (Rempartstr. 15, 79085 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0761-55697152, e-mail: [email protected])
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1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
159
[245-L] Wiebke, Gisela:
(Alltags-)kulturelle Orientierungen von türkischen und deutschen Jugendlichen im Vergleich, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1
und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1776-1788, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Im Mittelpunkt des Beitrages steht eine alltagskulturelle Differenzierung in Form von
Lebensorientierungen und Lebenszielen bei Jugendlichen türkischer und deutscher Herkunft.
Diskutiert wird insbesondere die ungleichheitsrelevante Fragestellung, obbei vergleichbaren
Orientierungen und Zielen bei türkischen und deutschen Jugendlichen auch vergleichbare
Chancen und Möglichkeiten der Realisierung bestehen. Die lebensstilanalytische Herangehensweise ist in diesem Zusammenhang von Interesse, da sich Orientierungen, Lebensführungen und Lebensentwürfe der Jugendlichen nicht in Kategorien der ethnischen Herkunft
auflösen lassen, sondern 'quer' dazu liegen können. Die empirische Grundlage der Untersuchung bildet eine quantitative Befragung (IKG Jugendpanel 2002), an der 926 Jugendliche
türkischer Herkunft und 2.577 Jugendliche deutscher Herkunft teilnahmen. In den Blick genommen wurden dabei Jugendliche türkischer und deutscher Herkunft, die mit dem Abschluss der 10. Jahrgangsstufevon Schulen in Nordrhein-Westfalen zu einem großen Teil vor
Entscheidungen über ihre berufliche Zukunft und ihren weiteren Lebensweg stehen. Bei der
Analyse zur Fragestellung, ob und in welcher Weise sich die Wertorientierungen und Lebensziele von deutschen und türkischen Jugendlichen voneinander unterscheiden oder überschneiden, wird berücksichtigt, dass die in der Ungleichheitsforschung so genannten 'horizontalen'
(alltags-)kulturellen Unterschiede in den Wertorientierungen und Lebenszielen der Jugendlichen nicht ohne eine Rückbindung an 'vertikale' Ungleichheiten unterschiedlicher sozialer
Lagen zu verstehen sind. Diese Rückbindung wird dahingehend vorgenommen, dass die über
Unterschiede in den Alltagskulturen gebildeten Abgrenzungen und Gruppen von Jugendlichen in ein nach der ökonomischen und kulturellen Ressourcenausstattung differenziertes
Schichtmodell eingeordnet werden. Mit Hilfe dieses Modells soll gezeigt und diskutiert werden, wie sich die 'Verschränkung' von horizontaler (alltags-)kultureller Differenzierung und
vertikalen Ungleichheiten für türkische und deutsche Jugendliche im Vergleich darstellt. Vor
diesem Hintergrund lassen sich gezieltere und detaillierte Aussagen darüber treffen, welche
Jugendlichen aus den beiden Herkunftsgruppen welche Orientierungen und Ziele zum Ausdruck bringen, aber wer im Vergleich zu wem diese mit geringeren Ressourcenausstattungen
verfolgen muss." (Autorenreferat)
[246-L] Williams, John:
Die kulturelle Produktion von Männlichkeiten im englischen und europäischen Profifußball:
ein aktueller Überblick, in: Eva Kreisky, Georg Spitaler (Hrsg.): Arena der Männlichkeit : über
das Verhältnis von Fußball und Geschlecht, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 197-217,
ISBN: 3-593-38021-8 (Standort: USB Köln(38)-33A9163)
INHALT: Am Beispiel des britischen und europäischen Fußballs geht es in dem Beitrag um die
Themen Männlichkeit und maskulinisierte Identitäten im Zusammenhang mit aktuellen Globalisierungstendenzen im Sport. Es wird betont, dass die heutigen europäischen FußballGroßmächte für den sanften Druck spätmoderner homogenisierender Tendenzen - das Kernstück der zunehmend globalisierten heutigen Spieler- und Zuschauerkulturen - von größtem
Einfluss sind. So werden nämlich durch geteilte soziale Praktiken und die grenzüberschrei-
160
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
tende Ästhetik von Zuschauerstilen kulturelle Formen vereinheitlicht. Gleichzeitig entstehen
konstruierte Nationalismen und neue Männlichkeiten im Sport parasitär zu tieferen Wahrnehmungen von kollektiver Identität, die Menschen eines bestimmten Ortes verbindet und die
Gefühle und Werte in Hinsicht auf einen Sinn für Kontinuität und geteilte Erinnerungen beinhalten. Neben den neuen Konsumkulturen männlicher Fußballfans und der Prominentenkultur
werden abschließend Überlegungen zum Thema der Hinterfragung konventioneller Männlichkeiten sowie des positiveren Image-Managements für die englischen Fußballfans im Ausland diskutiert. (ICH)
1.8
Kulturelle Identität
[247-L] Bergem, Wolfgang:
Identitätsformationen in Deutschland, (Forschung Politik), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.
2005, 390 S., ISBN: 3-531-14646-7 (Standort: UB Siegen(467)-31PDFC7479)
INHALT: "Die Formationen kollektiver Identität im vereinigten Deutschland sind - wie in anderen liberal-demokratisch verfassten politischen Systemen auch - plural, prozesshaft und offen.
Im Blick auf die identitiven Referenzrahmen Nation, Region und Europa, auf semiotische
Manifestationen in Architektur und Kunst sowie auf die Gründungsdiskurse der Berliner Republik untersucht der Autor, wie Identität hergestellt, dargestellt und sicher gestellt wird. Dabei zeigt sich unter anderem, dass die als mental trennende Begleiterscheinung der staatlichen
Vereinigung perzipierte Identitätsdifferenz zwischen West- und Ostdeutschen nicht mit den
für die Demokratie des Grundgesetzes konstitutiven Elementen des Demos kollidiert." (Autorenreferat)
[248-L] Constant, Amelie; Gataullina, Liliya; Zimmermann, Klaus F.; Zimmermann, Laura:
Clash of cultures: Muslims and Christians in the ethnosizing process, (DIW Diskussionspapiere, 628), Berlin 2006, 18 S. (Graue Literatur; URL: http://www.diw.de/deutsch/produkte/ publikationen/diskussionspapiere/docs/papers/dp628.pdf; http://ftp.iza.org/dp2350.pdf)
INHALT: "The paper explores the evolution of ethnic identities of two important and distinct
immigrant religious groups. Using data from Germany, a large European country with many
immigrants, we study the adaptation processes of Muslims and Christians. Individual data on
language, culture, societal interactions, history of migration and ethnic self-identification are
used to compose linear measures of the process of cultural adaptation. Two-dimensional variants measure integration, assimilation, separation and marginalization. Christians adapt more
easily to the German society than Muslims. Immigrants with schooling in the home country
and with older age at entry as well as female Muslims remain stronger attached to the country
of origin. Female Muslims integrate and assimilate less and separate more than Muslim men,
while there is no difference between male and female Christians. Christians who were young
at entry are best integrated or assimilated, exhibiting lower separation and marginalization in
the later years, while for Muslims a similar pattern is observed only for assimilation and separation. Christian immigrants with college or higher education in the home country integrate
well, but Muslims do not. For both religious groups, school education in the home country
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.8 Kulturelle Identität
161
leads to slower assimilation and causes more separation than no education at home. While
school education has no impact on integration efforts for Muslim, it affects similar attempts
of Christians negatively." (author's abstract)
[249-L] Depenheuer, Otto:
Nationale Identität und europäische Gemeinschaft: Grundbedingungen politischer Gemeinschaftsbildung, in: Günter Buchstab, Rudolf Uertz (Hrsg.): Nationale Identität im vereinten Europa, Freiburg im Breisgau: Herder, 2006, S. 55-74, ISBN: 3-451-23013-5 (Standort: FHB BonnRhein-Sieg(1044)-11PEN1494)
INHALT: "In seinen grundsätzlichen Überlegungen geht der Autor von der These aus, die Europäische Union werde so, wie wir sie kennen und in ihrer Attraktivität schätzen, künftig nicht
mehr weiterexistieren; sie werde eher in eine Phase der Stagnation fallen. Auch der vom Europäischen Verfassungskonvent 2003 vorgelegte Verfassungstext 'wird juristisch nicht in
Kraft treten', da 'die Identität der Mitgliedsstaaten dies nicht zulassen werde". Der Prozess der
Einigung im Sinne einer überstaatlichen Einheit werde weit mehr als 10 bis 15 Jahre brauchen, jedenfalls länger dauern, als offizielle EU-Vertreter derzeit prognostizieren. Dies müsse
man konstatieren angesichts der von der EU-Erweiterungskommission empfohlenen Beitrittsverhandlungen mit der Türkei, deren 'kultureller Abstand zu Europa' eine Weiterentwicklung
der europäischen Institutionen in bisheriger Weise nicht zulassen werde. Als die 'Nagelprobe'
der europäischen politischen Entwicklung kennzeichnet der Autor die demokratische Willensbildung, insbesondere das Prinzip der Mehrheitsentscheidung. Die staatstheoretische
Antwort auf das Akzeptanzproblem des politischen Systems sei dessen demokratische Legitimierung durch das Volk. Aber: 'Wer gehört zum Volk? Wen lassen wir einreisen? Wen bürgern wir ein?' Diese Fragen stellen sich vordringlich im Hinblick auf die Mehrheitsentscheidungen durch das Volk - Mehrheitsentscheidungen, die auch gegen die eigenen Interessen
(als Minderheit) gerichtet sein können. 'Wer das Volk durch Einbürgerungen ändert, ändert
das Substrat Demokratie.' Von einer europäischen Identität und einer demokratischen Legitimität Europas könne man erst sprechen, wenn Entscheidungen nicht mehr von den Nationalstaaten, sondern vom 'europäischen Volk' getroffen werden. Europäische Identität werde es
demnach nur geben als 'Aufbau' auf den nationalen Identitäten. Als Alternative zu einer imaginären europäischen Nationsidee sieht der Autor den von Dolf Sternberger in den 1970er
Jahren kreierten Begriff des Verfassungspatriotismus. Für das deutsche Verständnis sei wichtig, dass dieser Begriff eine Reflexion des problematischen Identitätsverständnisses der Deutschen seit dem Untergang des alten Reiches ist. Auf die 'Kulturnation' ('Land der Dichter und
Denker') folgte die 'verspätete Nation', die von einer Hypertrophie gekennzeichnet gewesen
sei. Nach 1945 fungierte das 'deutsche Wirtschaftswunder' als Ersatz für fehlendes politisches
Selbstbewusstsein. Der Begriff Verfassungspatriotismus sei angesichts dieses Vakuums ein
'genialer Begriff', der adäquat die Befindlichkeit 'westdeutscher Identität' gekennzeichnet habe und die 'deutsche Identität' angesichts der Teilung auf die geschriebene Verfassung und
den Verfassungsauftrag der wiederherzustellenden deutschen Einheit gründe. Der Begriff
Verfassungspatriotismus beinhalte darüber hinaus 'die Frage nach der politischen Einheit',
wobei nicht mehr das 'Volk als ethnische, relativ homogene vorpolitische Schicksalsgemeinschaft', sondern als 'modernes politisches Gemeinwesen' definiert wird. Dieses werde primär
'zusammengehalten durch die politische Praxis der Bürger', also im Sinne von Ernest Renans
'plaiscite de tous les jours'." (Textauszug)
162
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.8 Kulturelle Identität
[250-L] Donig, Simon; Meyer, Tobias; Winkler, Christiane (Hrsg.):
Europäische Identitäten - eine europäische Identität?, (2. Konstanzer Europa-Kolloquium
"Europäische Identitäten - eine europäische Identität?", 2003, Konstanz), Baden-Baden: Nomos
Verl.-Ges. 2005, 232 S., ISBN: 3-8329-1621-0 (Standort: UB Duisburg(464)-LIBC1068)
INHALT: "Welche Beziehung hatten Menschen zu unterschiedlichen Zeiten zu Europa und woraus lässt sich heute europäisches Bewusstsein ableiten? Aus verschiedenen Perspektiven der
Sozial- und Kulturwissenschaften nähern sich die Autoren dem Spannungsverhältnis zwischen der Vielzahl denkbarer europäischer Identitäten und der gerade auch von der Europäischen Union (EU) verstärkt geförderten einen 'Identität für Europa'. Sie machen dabei sowohl
den kommunikativen Prozess zum Gegenstand, in dem Identität gebildet wird, als auch die
institutionellen Ordnungen, in denen identitätsstiftende Ressourcen hervorgebracht werden.
Die Beiträge durchbrechen die einseitige Fixierung auf das Westeuropa des Kalten Krieges
oder die Europäische Union, die unser Verständnis von Europa nachhaltig prägen. Der Sammelband richtet sich an ein interdisziplinäres Publikum ebenso wie an die an Europafragen interessierte Öffentlichkeit." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rita Süssmuth: Geleitwort
(10-13); Simon Donig: Europäische Identitäten - Eine Identität für Europa? (14-23); Aleida
Assmann: Nation, Gedächtnis, Identität - Europa als Erinnerungsgemeinschaft? (24-32);
Hans-Joachim Gehrke: Die Antike in der europäischen Tradition und in der modernen Geschichtswissenschaft (33-51); Jürgen Kocka: Verflechtung und Differenz. Zum Problem der
Grenzen Europas (52-58); Oliver Voltkart: Wirtschaftsformen in Europa - die Bedeutung der
Verfassungen (59-73); Clemens Wischermann: Die Rolle von Institutionen und Kultur in der
Entstehung der "Sozialen Marktwirtschaft" (74-84); Michael Salewski: Politische Ordnungsformen für Europa (85-99); Frank R. Pfetsch: Politische Ordnungsformen Europas (100-127);
Furio Cerutti: Gibt es eine politische Identität der Europäer? (128-151); Helmut Altrichter:
"Totalitarismus" als europäische Idee (152-166); Ute Frevert: Europäische Zivilgesellschaften. Inhärente Spannungen und historische Lernprozesse (167-183); Dieter Sturma: Menschenrechte. Über europäische Werte (184-197); Rosemarie Sackmann: Multikulturalismus in
Europa? (198-213); Michael Jeismann: Völkermord und Vertreibung. Wie funktioniert das
europäische Gedächtnis? (214-225).
[251-L] Dreher, Jochen:
Konstitutionsprinzipien "kultureller Differenz" und die unumgängliche symbolische Konstruktion kultureller Ausschlusskriterien, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4243-4249,
ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Wie kann anhand der Erkenntnisse aus der wissenssoziologischen Konstruktionsanalyse eine Beschreibung auf der Ebene der subjektiven Sinnkonstitution, d.h. der wirklichkeitskonstituierenden Bewusstseinsakte vorgenommen werden? Es soll gezeigt werden, wie
die empirische Analyse der Herausbildung sozialer Phänomene, im vorliegenden Fall der sozialen Konstruktion kultureller Entitäten, zurückgeführt werden kann auf allgemeine, für die
Konstitution 'kultureller Differenz' relevante lebensweltliche Strukturen. Erkenntnisse aus einem qualitativen empirischen Forschungsprojekt über Interkulturalität in Arbeitswelten werden dazu verwendet, im Sinne einer Protosoziologie (Luckmann) die Konstitutionsbedingungen 'kultureller Differenz' zu beschreiben. Auf der materialen Ebene der symbolischen Kon-
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1.8 Kulturelle Identität
163
struktion von 'Kultur' erweist sich in erster Linie die Kategorie der 'Nationalkultur' als das
entscheidende Kriterium, mit dem Individuen in Interaktionen Unterscheidungen vornehmen
und über die nationalkulturelle Zugehörigkeit die entsprechende kulturelle Gruppierung immer wieder neu objektivieren. Symbolisch etablierte Kulturbereiche - wie der der 'Nation' transzendieren die Alltagswelt des Individuums (Schütz) und beinhalten diejenigen weltanschaulichen Konstrukte, mit welchen die 'Idee' der entsprechenden 'Nation' material gefestigt
ist. In den analysierten Interaktionssituationen werden in der Begegnung mit dem 'Anderen'
unterschiedliche Grade der 'Fremdheit' konstituiert, die in bestimmten Fällen mit der nationalkulturellen Herkunft des einzelnen in Verbindung gebracht werden. Subjektive Fremdheitserfahrungen werden über im Wissensvorrat vorhandene symbolische Konstruktionen erklärt und 'material' mit 'Sinn' versehen. Das 'Fremde' kann so 'erklärt' und im Rahmen der alltäglichen Lebenswelt symbolisch verankert werden und dementsprechend die Basis für eine
Differenzierung der 'Kulturen' bilden. Für die Beschreibung der allgemeinen Konstitutionsprinzipien wird die stufenweise phänomenologische Reduktion (Husserl) als Annäherungsverfahren für die Beschreibung allgemeiner 'Mechanismen' der Konstitution 'kultureller Differenz' verwendet. Die sich empirisch abzeichnende prinzipielle 'Unvereinbarkeit der Kulturen' kann so auf allgemeine, subjektiv festgelegte Konstitutionsprinzipien zurückgeführt werden." (Autorenreferat)
[252-F] Elsenhans, Hartmut, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Neue kulturell identitäre politische Bewegungen in verschiedenen kulturellen Kontexten:
Vergleich des Aufstiegs der BJP in Indien mit dem Aufstieg gemäßigter nicht säkularistischer Parteien in Algerien
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Indien, Algerien
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für
Politikwissenschaft Bereich Internationale Beziehungen (Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0341-97-35631, e-mail: [email protected])
[253-F] Fankhänel, Thomas, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Fritsche, Immo, Dr.; Jonas, Eva, Dr.
(Leitung):
Die Verteidigung kultureller Identität als Folge wahrgenommener Kontrolldeprivation: eine
Reinterpretation von Effekten der Sterblichkeitssalienz
INHALT: Im Rahmen einer Reinterpretation von Ergebnissen der Terror Management Forschung
(z.B. Greenberg; Solomon und Pyszczynski, 1997) wird die Funktion eines generalisierten
Kontrollbedürfnisses für die Verteidigung kultureller - und damit sozialer - Identität untersucht. Ausgangspunkt ist hierbei der vielfach replizierte Befund, dass die Salienz eigener
Sterblichkeit (Mortality Salience - MS) gruppenbezogene Kognitionen und Verhaltensweisen
(Ingroup Bias, Identifikation, Entitativitäts- und Konsensuseinschätzungen) in Richtung der
Verteidigung und Stützung von Eigengruppen beeinflusst. Die Grundannahme des Projekts
ist, dass den MS-Effekten auf gruppenverteidigendes Verhalten das Bedürfnis nach Kontrolle
über die eigene Umwelt zu Grunde liegt. Angesichts der erheblichen Einschränkung von
Wahrnehmungen generalisierten Kontrollverlusts durch das Nachdenken über die eigene
Sterblichkeit, wird ein situatives Bedürfnis zur Wiederherstellung von Kontrollwahrnehmun-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.8 Kulturelle Identität
gen angenommen. Überdauernde kulturelle Eigengruppen ermöglichen es, generalisierte
Kontrolle über Umweltereignisse zumindest partiell wiederherzustellen, indem damit gerechnet werden kann, dass die eigene Gruppe auch jenseits des eigenen Lebens liegende Ereignisse im Sinne geteilter Überzeugungen und Präferenzen beeinflussen wird. Vorstudien zeigen,
dass gruppenverteidigende Effekte von Sterblichkeitssalienz ausbleiben, sobald partielle Kontrollierbarkeit des eigenen Todes induziert wird (Fritsche; Jonas, in Vorbereitung).
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Experiment.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für
Psychologie Lehrstuhl für Sozialpsychologie (Humboldtstr. 26, 07743 Jena)
KONTAKT: Fritsche, Immo (Dr. e-mail: [email protected], Tel. 03641-9-45255)
[254-L] Fikentscher, Rüdiger (Hrsg.):
Europäische Gruppenkulturen: Familie, Freizeit, Rituale, (mdv aktuell, Bd. 2), Halle: mdv,
Mitteldt. Verl. 2006, 160 S., ISBN: 3-89812-378-2 (Standort: UB Siegen(467)-31NZX5941)
INHALT: "Hilferufe deutscher Schulen, Unruhen in Frankreich, Massenproteste gegen dänische
Karikaturen - bricht Europa an kulturellen Differenzen auseinander? Aktuelle Nachrichten
vermitteln derzeit den Eindruck, dass die Integration der verschiedensten kulturellen und nationalen Gruppen in Europa zu scheitern droht. Die Ursachen dafür liegen häufig im Unverständnis gegenüber den anderen, in Unkenntnis kultureller Eigenheiten. Toleranz speist sich
dagegen aus Wissen, aus Kenntnis über die jeweiligen Unterschiede, aber vor allem aus Gemeinsamkeiten. Dieser Band widmet sich den eigentlichen Trägern von Kultur: kleinere und
größere Gruppen von Menschen, die - durch Nationalität, Religion, Familie etc. geprägt - ihre
jeweiligen Eigenarten entwickelt haben. Die kulturelle Vielfalt in Europa wird dabei nicht als
Problem begriffen, sondern als Reichtum erkannt, als Chance für eine gemeinsame Zukunft."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rüdiger Fikentscher: Dimensionen kultureller Vielfalt in
Europa (9-12); Christoph Zöpel: Integration in Europa - Voraussetzung für kulturelle Vielfalt
(13-20); Karin Junker: Kleines Lexikon für den interkulturellen Dialog zwischen Deutschland
und Frankreich oder Jeder Jeck ist anders (21-29); Christa Randzio-Plath: Zur Rolle der Frau
in der europäischen Kultur (30-40); Eva Labouvie: Frauenkulturen in Europa: Geburt und
Schwangerschaft zwischen Körperritual, Erlebnisraum und der Medikalisierung von Mentalitäten (41-57); Krisztina Kehl-Bodrogi: Bestattungsbräuche undder Umgang mit dem Tod bei
den Türken (58-68); Astrid Baerwolf/Tatjana Thelen: Familienbeziehungen in Ostdeutschland - ein Forschungsbericht (69-84); Christiane Dienel in Zusammenarbeit mit Heiner Legewie: Abwanderungskulturen in Süditalien - eine Zukunftsvision für Ostdeutschland? (8598); Reinhard Kreckel: Universitätskulturen (99-120); Joachim Otto Habeck: Zwischen Popkultur und Hochkultur: die Musikszene in einer russischen Großstadt (121-138); Lutz Nitsche: 'Komm ins Offene, Freund!' Zur Kultur des Skateboarding (139-150); Theo Austermühle: Fankultur im Sport (151-157).
[255-L] Fornet-Betancourt, Raúl (Hrsg.):
Dominanz der Kulturen und Interkulturalität: Dokumentation des VI. Internationalen Kongresses für Interkulturelle Philosophie, (Denktraditionen im Dialog: Studien zur Befreiung und
Interkulturalität), Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation 2006, 311 S.,
ISBN: 3-88939-809-X (Standort: Diözesan-B Köln(Kn28)-Fad4174)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.8 Kulturelle Identität
165
INHALT: "Der vorliegende Band dokumentiert den VI. Internationalen Kongress für Interkulturelle Philosophie, der im Mai 2005 stattfand. Die zentrale Fragestellung war die Erörterung
der theoretischen und praktischen Möglichkeiten der Interkulturalität unter den Bedingungen
der heutigen globalen Kultur. Die Beiträge des Bandes versuchen zum einen, konkrete Erscheinungsformen der dominanten Kultur kritisch zu analysieren (Teil I) und zum anderen,
Alternativen interkultureller Kulturpraxis aufzuzeigen (Teil II). In diesem Zusammenhang
wurde auch die Frage behandelt: Provinz in Europa oder Interkulturalität als Chance für ein
Europa des Gleichgewichts in der globalisierten Welt? Dieser Frage sind die Beiträge des
dritten Teils gewidmet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gerd-Rüdiger Hoffmann: Interkulturelle Philosophie als Institution? (13-24); Raul Fornet-Betancourt: Einführung:Ja zur Interkulturalität, aber mit den Karten auf den Tisch (25-36); Michael Brie: Auswege aus selbstverschuldeter Barbarei (37-58); Heisook Kim: Dominant Culture and Patriarchy: Philosophy
of Difference and Inter-Culturalism (59-70); Franz Hinkelammert: Der Rechtsstaat ohne
Menschenrechte und die Aushöhlung unserer Demokratie (71-94); Klaus Wiegerling: Dominante Kultur und Information (95-116); Dina V. Picotti: Otro pensar es posible, y se nos impone (117-126); Daisy Machado: Being Brown in the U.S. in the 21th Century: History and
Latino Identity (127-142); Josef Estermann: Kulturkampf in Zeiten des Neoliberalismus.
Dominanz und Marginalisierung am Beispiel von Bolivien (143-164); Albertine Tshibilondi
Ngoyi: 'L'autre' dans la philosophie africaine (165-180); Albert Kasanda Lumembu: Les traditions interculturelles en contexte africain (181-194); Choe, Hyondok: Praxis of Interculturality in Asia (195-214); Christoph Türcke: Kapitalismus und Leitkultur (215-220); Anna Kossatz /Ana Kosacojc: Die Sorben (Wenden) - kulturelle Identität einer Minderheit (221-248);
Martin Walde: Asymmetrien zwischen Mehrheit und Minderheit am Beispiel der Sorben
(249-258); Rolf Kuhn: Die Internationale Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land - ein 'erweiterungsfähiges' Konzept? (259-270); Nur Kirabaev: Islam in the context of the dialogue of
cultures between East and West (271-288); Yvanka B. Raynova: Provinzielle Sprachen? Übersetzung, Dominanz und Diskurs im 'osteuropäischen Kontext' (289-300); Marie-Theres
Albert: Eurozentrismus - ein weltweites Phänomen mit kulturellen Besonderheiten (301-311).
[256-L] Fricke, Dietmar:
Zum Konstruktionscharakter von kultureller Identität, in: Peter Massing, Klaus-Bernhard Roy
(Hrsg.): Politik, politische Bildung, Demokratie, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2005, S. 121133, ISBN: 3-89974-143-9 (Standort: ULB Münster(6)-MB2550/67)
INHALT: "Themen wie ein angeblicher "Kampf der Kulturen" (Huntington 1993, 1996), eine
"Deutsche Leitkultur" oder- im Kontext der Debatte um einen eventuellen Beitritt der Türkei
zur EU - eine vorgebliche "christlich-abendländische europäische Kultur" behaupten einen
prominenten Platz in den hiesigen Feuilletons sowie im öffentlichen Diskurs. Dabei wird ein
Kulturbegriff zu Grunde gelegt, der behauptet, dass Kultur etwas quasi naturgegebenes, statisches, d.h. in seinen Kernbeständen unveränderliches sei, das auf uralten, weitgehend zeitlosen allgemein verbindlichen Gemeinsamkeiten beruht. Letztlich geht es also hierbei um eine
bestimmte und bestimmbare, aber im Prinzip feststehende und unverrückbare kollektive Identität. Allgemein wird eine so verstandene Identität mit den Kriterien Ethnizität, Sprache
und/oder Religion (entweder im Einzelnen oder in einer Kombination) begründet.Diesem
Kultur- und Identitätsverständnis wird im folgenden Beitrag ein Konzept entgegengestellt,
das kulturelle Identität immer als eine vom historisch gesellschaftlichen Kontext abhängige
Konstruktion, versteht, die von den Menschen gemacht und somit nicht statisch, unveränder-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.8 Kulturelle Identität
bar oder überzeitlich gültig ist, sondern vielmehr permanenten Änderungen und Neuinterpretationen unterliegt und somit etwas äußerst dynamisches darstellt. Dies erscheint uns insbesondere im Kontext der politischen Bildung von besonderer Wichtigkeit, da, so die hier vertretene Ausgangsthese, das oben skizzierte statische Kultur- und Identitätsverständnis einerseits als weitgehend unreflektierte Folie tief in der Gesellschaft verankert zu sein scheint, dieses andererseits aber mit einem von der politischen Bildung vertretenen demokratischen Leitbild, das u.a. auf zentralen Werten wie Toleranz, Menschenwürde, Gleichheit, Solidarität, Individualität, Partizipation etc. beruht als wenig kompatibel erscheint. Insbesondere auch deshalb, weil dieses Kultur- und Identitätsverständnis sowohl auf der sozialpsychologischindividuellen, der politisch-rechtlichen und der gesellschaftlichen-sozialen Ebene (Bielefeld
1998:98ff.) in vielschichtiger Weise über Inklusion und Exklusion, also über Zugehörigkeit
und Ausgrenzung bestimmt." (Autorenreferat)
[257-L] Gerhards, Jürgen:
Kulturelle Unterschiede in der Europäischen Union: ein Vergleich zwischen Mitgliedsländern, Beitrittskandidaten und der Türkei, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 318 S.,
ISBN: 3-531-34321-1
INHALT: "Die Europäische Union hat sich inneralb von wenigen Jahren von 15 auf 25 Mitgliedsländer erweitert und wird die Anzahl der Länder in den nächsten Jahren weiter ausdehnen.
Passen die neuen Länder kulturell zum Selbstverständnis der EU oder führt die Erweiterung
zu einer kulturellen Überdehnung? Die Untersuchung beschreibt auf der Basis der Auswertung von Umfragedaten die kulturellen Unterschiede zwischen den Ländern und versucht, die
Unterschiede in den Werteorientierungen der Bürger zu erklären." (Autorenreferat)
[258-L] Gerhards, Jürgen:
"Kulturelle Überdehnung"? - Kulturelle Unterschiede zwischen der EU und der Türkei, in:
Siegfried Frech, Mehmet Öcal (Hrsg.): Europa und die Türkei, Schwalbach: Wochenschau Verl.,
2006, S. 119-138, ISBN: 3-89974-254-0 (Standort: UB Freiburg(25)-GE2006/3549)
INHALT: "In der Diskussion über einen möglichen EU-Beitritt der Türkei wird häufig deren
kulturelle Passung zur EU angezweifelt oder gar eine kulturelle Andersartigkeit unterstellt.
Der Beitrag geht von der These aus, dass die Frage der kulturellen Passung eines Landes zur
EU für das Gelingen des europäischen Integrationsprozesses eine zentrale Voraussetzung ist.
Der Autor untersucht in seinem Beitrag, ob und in welchem Maße die Bürgerinnen und Bürger in den EU-Mitgliedsländern und in der Türkei gemeinsame bzw. unterschiedliche Wertorientierungen aufweisen. Als normativer Bezugspunkt werden die konstitutiven, im Verfassungsentwurffestgeschriebenen Werte der EU gewählt. Die vorliegende Analyse beschränkt
sich auf die Religionsvorstellungen und die Wertorientierungen hinsichtlich der Familie und
der Idee der Gleichberechtigung. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass gegenwärtig die
kulturellen Unterschiede zwischen der EU und der Türkei zum Teil erheblich sind. Der Modernisierungsgrad der untersuchten Länder, der unter anderem zur Erklärung der unterschiedlichen Wertvorstellungen herangezogen wird, zeigt aber, dass sich diese kulturellen Unterschiede nivellieren werden, wenn sich die Türkei weiter modernisiert, die Mittelschichten an
Bedeutung gewinnen, das Bildungsniveau und der Wohlstand ansteigen." (Autorenreferat)
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1.8 Kulturelle Identität
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[259-L] Gerhards, Jürgen:
"Cultural Overstretch?": die Erweiterung der EU und die kulturellen Unterschiede zwischen den Mitglieds- und Beitrittsländern und der Türkei, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.):
Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006,
S. 326-338, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Am 1. Mai 2004 sind zehn neue Länder der Europäischen Union beigetreten. Bulgarien und Rumänien werden 2007 folgen. Im Dezember 2004 wird der Europäische Rat über
die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei entscheiden. Innerhalb von wenigen
Jahren wird sich die Gemeinschaft der 15 Mitgliedsländer also um 12 bzw. 13 Länder erweitern. Passen die neuen Länder kulturell in die EU? 1. Der normative Bezugspunkt: Eine Antwort auf die Frage setzt die Definition eines normativen Bezugspunktes voraus. Die für die
Europäische Union konstitutiven Werte werden aus dem Primärrecht der EU abgeleitet. Dabei unterscheiden wir verschiedene Wertsphären - Religion, Ökonomie, Politik, Familie und
Geschlechtsrollen etc. - und bestimmen inhaltlich, welche Vorstellungen die EU als verbindliche Werte definiert. 2. Die Deskription: Wir prüfen dann, ob die Gesellschaftsvorstellungen
der EU von den Bürgern der EU unterstützt werden und ob es zwischen den Mitgliedsländern
und den Beitrittsländern signifikante Unterschiede gibt. Empirische Grundlage der Analysen
bilden Sekundäranalysen von repräsentativen Bevölkerungsbefragungen (u. a. 'European Value Survey'), die in den Mitglieds- und Beitrittsländern durchgeführt und in denen die Bürger
nach Werteeinstellungen gefragt wurden. Die deskriptiven Befunde werden zeigen, dass es in
der Tat erhebliche Kulturunterschiede zwischen den Ländern gibt. 3. Die Erklärung: Länder
sind keine soziologisch relevanten Kategorien, sie müssen aufgelöst werden in soziale Bedingungsfaktoren, die 'hinter' den jeweiligen Ländern lagern. Wir versuchen die Wertvorstellungen der Bürger durch Rückgriff auf drei zentrale Makrovariablen zu erklären: a. Modernisierungsgrad einer Gesellschaft, b. Kulturell- religiöse Traditionslinie eines Landes und c, Politisch-institutionelle Ordnung eines Landes." (Autorenreferat)
[260-L] Göttlich, Udo:
Regionale Medien und europäische Identität: zu einigen Aspekten des Zusammenhangs von
kultureller und politischer Identität am Beispiel von tagesaktuellen Zeitungen in der Euregio
Maas-Rhein, in: Peter Filzmaier, Matthias Karmasin, Cornelia Klepp (Hrsg.): Politik und Medien
- Medien und Politik, Wien: WUV Facultas, 2006, S. 214-225, ISBN: 3-85114-951-3 (Standort:
UB Bonn(5)-2006/3983)
INHALT: Es gibt bislang kaum transnationale Medien, mit denen man das Entstehen einer europäischen Öffentlichkeit auch nur in Ansätzen umgesetzt sehen könnte. Die wenigen existierenden paneuropäischen Sender oder binationalen Programme sind von ihrer Reichweite her
bislang begrenzt und von ihren Themen zu spezifisch, als dass ernsthaft von einer eine europäische Öffentlichkeit konstituierenden Rolle ausgegangen werden kann. Die im vorliegenden Beitrag anhand eines Fallbeispiels verfolgte Frage betrifft den möglichen Beitrag regionaler Medien für die Herstellung einer "europäischen Öffentlichkeit" und der damit erhofften
Identitätsbildung. Bei der Diskussion dieses Zusammenhangs wird folgendermaßen vorgegangen. Im ersten Teil wird an die Grundbegriffe des Identitätsdiskurses im Zusammenhang
mit der öffentlichkeitstheoretischen Frage erinnert. Im zweiten Teil wird ein herausragendes
europäisches gesellschaftspolitisches Ereignis untersucht, die Karlspreisverleihung in Aachen
168
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.8 Kulturelle Identität
und deren publizistische Begleitung im Jahr 2005 in der tagesaktuellen Presse der Euregio
Maas-Rhein. Im dritten Teil wird ein Resümee mit Blick auf die sich an diesem Beispiel zeigenden Defizite und Herausforderungen für die Ausbildung einer europäischen Öffentlichkeit
gezogen. (ICA2)
[261-F] Grigoleit, Annette, Dipl.-Soz. (Bearbeitung):
Europa und das 'Andere' im Museum: eine soziologische Analyse der Konstruktion, Vermittlung und Inszenierung kollektiver Identität zu Beginn des 21. Jahrhunderts
INHALT: In ihrem Dissertationsprojekt beschäftigt sich die Bearbeiterin mit der Frage der Konstruktion, Vermittlung und Inszenierung kollektiver Identitäts- und Verstehensangebote in
Museen als kulturellen Gedächtnisorten. Mit der Postmoderne und dem Postkolonialismus,
unter den Bedingungen einer sich entwickelnden Weltgesellschaft sowie im Zuge der Diskussion um die Ausbildung einer kulturellen europäischen Identität wurden nationale und imperiale Identitäten immer fragwürdiger. Antworten auf die Frage, was diese 'alten' Konzepte von
Identität ersetzen könnte, werden im Diskurs um 'Glokalisierung' gesucht, der Konzepte von
hybriden, transkulturellen und transnationalen kollektiven Identitätskonstruktionen mit einschließt. Für die Museen ergaben sich daraus neue Herausforderungen bei der Übersetzung
und Vermittlung des (europäischen) 'Eigenen' und des (eigenen und außereuropäischen) 'Anderen' sowie damit auch zwischen unterschiedlichen historischen und kulturellen Kontexten.
In dem Forschungsprojekt soll gezeigt werden, warum und wie sich vor diesem Hintergrund
der Fokus dieser musealen Vermittlungs- und Übersetzungstätigkeit des 'Eigenen' und 'Anderen' in Hinblick auf integrative und distinktive Effekte verändert bzw. in Museen kollektive
Identitäts- und Verstehensangebote konstruiert und vermittelt werden. In einer qualitativen
empirischen Fallstudie wird der in der Museumslandschaft seit den 90er Jahren in diesem
Kontext zu beobachtende museumskonzeptionelle Wandel insbesondere am Beispiel der gegenwärtigen Transformationsprozesse in Völkerkundemuseen rekonstruiert. ZEITRAUM: 21.
Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Das empirische Forschungsdesign des Projekts ist methodologisch in den Bereich
der Kulturhermeneutik eingebunden. Die empirische Untersuchung fokussiert sich auf eine
Studie und die Konstruktion verschiedener Fälle (grounded-theory-basiert) in einem völkerkundlichen Museum in Deutschland. Was die Erhebungs- und Auswertungsmethoden anbelangt wurde eine triangulierende Vorgehensweise gewählt. DATENGEWINNUNG: Feldarbeit
durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Zwischenbericht zum Dissertationsprojekt Europa und das 'Andere' im Museum: zu den Konstruktionen transnationaler
und transkultureller Identität eingereicht am 6. April 2005 bei der DFG.+++Antrag auf Verlängerung des Doktorandinnenstipendiums für das Dissertationsprojekt Europa und das 'Andere' im Museum: eine soziologische Analyse der Konstruktion, Vermittlung und Inszenierung kollektiver Identität zu Beginn des 21. Jahrhundert (Vorläufiger Arbeitstitel); eingereicht
am 5. März 2006 bei der DFG.
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2004-04 ENDE: 2007-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Graduiertenkolleg 706 "Kulturhermeneutik im
Zeichen von Differenz und Transdifferenz" (Bismarckstr. 1, 91054 Erlangen)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
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1.8 Kulturelle Identität
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[262-L] Heidelberg, Tina:
Flamenco und kulturelle Identität: die Gitanos von Jerez de la Frontera, (Berliner Studien zur
Ethnologie und Kulturanthropologie, Bd. 1), Ludwigsfelde: Ludwigsfelder Verl.-Haus 2006, 166
S., ISBN: 3-933022-33-9 (Standort: LB Stuttgart(24)-56C222)
INHALT: Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie steht die Stadt Jerez de la Frontera in SüdwestAndalusien, in welcher die meisten andalusischen "Gitanos" (spanische Zigeuner) leben. Untersucht wird die gesellschaftliche Situation in Jerez und insbesondere das Verhältnis zwischen den "Gitanos" und der Mehrheitsbevölkerung hinsichtlich der Frage, inwieweit in der
Musik des Flamenco die sozialen Differenzen und kulturellen Identitäten zum Ausdruck
kommen. Die Autorin zeichnet die komplexe und zum Teil widersprüchliche Geschichte des
Flamenco nach, die sich mit der gesamten sozialgeschichtlichen Entwicklung Spaniens der
letzten Jahrhunderte verbindet. Sie beleuchtet den Flamenco als kulturelles, lokales und soziales Phänomen und zeigt, dass hauptsächlich die "Gitanos" zu seiner Entstehung beigetragen
haben. Zwischen der gelebten Flamenco-Kultur und der speziellen Sichtweise der andalusischen "Gitanos" einerseits und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema
andererseits zeichnet sich ein soziales und gesellschaftliches Spannungsfeld ab, welches weit
über die Frage der Entstehung des Flamenco hinaus auf die gegenwärtige soziokulturelle Debatte zwischen Mehrheit und Minderheit in Andalusien verweist. Diese Debatte macht nach
den Ergebnissen der Autorin deutlich, dass ein großer Teil der Bevölkerungsgruppen der jeweils anderen Gruppe im Bezug auf Flamenco eine mindere, kulturelle Signifikanz innerhalb
der andalusischen Gesellschaft zugesteht. (ICI2)
[263-L] Hein, Kerstin:
Hybride Identitäten: Bastelbiografien im Spannungsverhältnis zwischen Lateinamerika und
Europa, (Kultur und soziale Praxis), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 468 S., ISBN: 3-89942-4476 (Standort: USB Köln(38)-33A4506)
INHALT: Gegenstand der Untersuchung ist mit den Deutsch-Chilenen eine kulturelle Minderheit
in Lateinamerika, die aufgrund ihrer Beziehungen zu Europa eine positive Diskriminierung
erfährt. Thematisiert werden subjektive Erfahrung und Identitätskonstruktion von Menschen,
die in Verbindung zu unterschiedlichen nationalkulturellen Kontexten stehen. Theoretisch basiert die Untersuchung auf Ansätzen des Poststrukturalismus und der Postkolonialen Kritik
sowie der Identitätsforschung, in so fern es um die Konstruktion kultureller Identitäten im
Kontext von Migration und Diaspora geht. Empirisch liegt das Schwergewicht auf dem Einsatz von qualitativen Interviews und Netzwerkkarten. Die Ergebnisse der Untersuchung
betreffen die Gegenüberstellung von Chile und Deutschland, die Auseinandersetzung der Befragten mit der deutsch-chilenischen Kolonie, die Erfahrung der positiven Diskriminierung
als Angehöriger einer kulturellen Minderheit, deutsch-chilenische Bastelbiographien (bikulturelle Sozialisation, situative Differenzerfahrung) sowie die Konstruktion einer kulturellen Identität im deutsch-chilenischen Raum. Abschließend zieht die Verfasserin ein Resümee zum
Thema kulturelle Hybridität, die im deutsch-chilenischen Raum Aspekte einer Verwestlichung aufweist. (ICE2)
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1.8 Kulturelle Identität
[264-L] Hettlage, Robert:
Das Zeitalter Europas: Identität(en) ohne Grenzen?, in: Caroline Y. Robertson-von Trotha
(Hrsg.): Europa in der Welt - die Welt in Europa, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2006, S. 107126, ISBN: 3-8329-1934-1 (Standort: UB Mannheim(180)-2006A3127)
INHALT: Der Beitrag untersucht den Aspekt der europäischen Identität im Kontext der europäischen Integration, die geprägt ist von den gegensätzlichen Postulaten der Exklusivität und Inklusion von spezifischen Denk-, Wertungs- und Handlungssystemen. So wird in einem ersten
Schritt zunächst die Entgrenzung der Nationalstaaten als europäisches Identitätsproblem betrachtet, indem hier die drei Säulen des Nationalstaates dargestellt werden: (1) die Organisation der Volkswohlfahrt, (2) die Staatssouveränität und (3) die Kulturgemeinschaft. Im Anschluss wird der Prozess der Staatswerdung der Nation(en) skizziert. Der dritte Schritt befasst
sich mit der 'Neuerfindung' Europas seit der Gründung der Montanunion 1949, die sich durch
den Anspruch der Exklusion hin zur Inklusion auszeichnet: (1) der europäische Binnenmarkt,
(2) die europäische Politikverflechtung und (3) die kulturelle Identität Europas (Enträumlichung der Partikularinteressen, europäische Vielfalt und europäisches Wissen, EntIdeologisierung der Standorte, europäische Begrenzung als Identitätsproblem). Der vierte
Schritt veranschaulicht sodann die Schwierigkeiten des europäischen Identitätsfindungsprozesses. Denn es stellt sich die Frage, was eigentlich die kulturelle Besonderheit dieses Europas ausmacht. Der fünfte Schritt widmet sich aus einer 'mondialisierten' Perspektive den Begrenzungen der europäischen Exklusivität hinsichtlich der drei Bereiche (1) der wirtschaftlichen Integration, (2) der Politik sowie (3) der kulturellen Identitätsfindung. Diese Begrenzungen einer möglichen europäischen Exklusivität geraten in einen 'kulturellen Widerspruch' mit
den unabweisbaren Notwendigkeiten, ein europäisches Kulturbewusstsein, also einen Habitus, zu entwickeln, das jenseits der nationalstaatlichen Einbindungen angesiedelt ist. In diesem Zusammenhang wird abschließend auf die möglichen europäischen Fragmentierungstendenzen und Grenzziehungen hingewiesen: (1) wirtschaftliche Fragmentierungsgefahren, (2)
verteilungspolitische Fragmentierungen, (3) politische Differenzierungen und Fragmentierungen sowie (4) kulturelle Grenzen als neue Grenzen. (ICG2)
[265-L] Hondrich, Karl Otto:
Nicht ohne die Türkei - Europa auf der Suche nach Identität, in: Karl-Siegbert Rehberg
(Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2006, S. 1112-1117, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: Der Beitritt der Türkei steht der EU nicht bevor, nach gängiger Lesart droht er ihr
vielmehr. Gleichzeitig behaupten sich in "Kerneuropa" kulturelle Identitäten und Grenzen gegen eine Politik grenzenloser Öffnung. Dabei sind Europas Werte für die Aufnahmekandidaten nur insoweit interessant, als sie sich für die eigenen Interessen instrumentalisieren lassen.
Im innertürkischen Identitätskampf sucht jede Gruppe gegen die anderen europäische Unterstützung. Mit der Zahl der Mitglieder wächst auch die kulturelle Heterogenität der EU. Ein
Beitritt der Türkei würde die EU militärisch stärken, zugleich aber auch die Vorsicht vor Militäreinsätzen mehren. Mit einer europäisch-islamischen Türkei als Mitglied könnte die EU
ihre Lieblingsrolle noch besser ausfüllen - die des gewaltlosen, Identitäten überwölbenden
Vermittlers. (ICE)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.8 Kulturelle Identität
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[266-L] Jacobs, Jörg:
Werte in Europa: Einheit in Vielfalt, in: Timm Beichelt, Bozena Choluj, Gerhard Rowe, HansJürgen Wagener (Hrsg.): Europa-Studien : eine Einführung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2006, S. 63-80, ISBN: 3-531-14900-8 (Standort: UB Bonn(5)-2006/7189)
INHALT: Der Autor geht vor dem Hintergrund der kulturellen Entwicklung in Europa der Frage
nach, inwieweit man von gemeinsamen europäischen Werten sprechen kann. Er gibt zunächst
einen Überblick über die Ergebnisse der soziologischen Forschung in den letzten Jahren und
beleuchtet das Integrationspotenzial der kontroversen Forschungsansätze. Er stellt anschließend die spezifisch europäischen Werte der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sowie deren Modifizierung im Rahmen der verschiedenen Konventionen und Verfassungsentwürfe der
EU dar. Ein weiterer Schwerpunkt seines Beitrages bildet die Frage, wie die Werte zu Erziehungszielen, Familie und Ehe, Glaube und Moralvorstellungen sowie zur Demokratie in ausgewählten west- und osteuropäischen Nationen betrachtet werden. Er stellt außerdem einige
Überlegungen zu einem europäischen "Sendungsbewusstsein" und zum gegenwärtigen Modernisierungsprozess an und betont, dass der in Europa entstandene Pluralismus nicht auf einen Zerfall traditioneller Werte hindeutet, sondern dass die "Einheit in der Vielfalt" mittlerweile zum feststehenden Topos des politischen EU-Diskurses geworden ist. (ICI)
[267-L] Joas, Hans; Mandry, Christof:
Europa als Werte- und Kulturgemeinschaft, in: Gunnar Folke Schuppert, Ingolf Pernice, Ulrich
Haltern (Hrsg.): Europawissenschaft, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2005, S. 541-572, ISBN:
3-8329-1025-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005/6780)
INHALT: Die Verfasser setzen sich mit Kultur und Werten zunächst auf begrifflicher Ebene
auseinander, um auf dieser Basis eine Verständnis von Europa als Werte- und Kulturgemeinschaft zu skizzieren. Dabei fragen sie nach den kulturellen Tiefenstrukturen der Lebensform
Europas, um von diesen zu einzelnen Werten und Werthaltungen überzugehen. Referenzpunkte hierfür sind "Jerusalem", "Athen", "Rom" und "Aufklärung", nicht als Repräsentanten
jeweils distinkter Kulturstränge, sondern als Embleme für unterscheidbare, aber vor allem in
ihrer vielschichtigen Wechselwirkung und gegenseitigen Beeinflussung für Europa maßgebliche Traditionslinien sowie für die als exemplarisch benannten Werte Freiheit, Vielfalt, Rationalität, Innerlichkeit, Alltagszuwendung und Selbstverwirklichung. Abschließend gehen die
Verfasser auf kulturelle Konflikte und Wertdifferenzen in Europa ein. (ICE2)
[268-L] Kleinsteuber, Hans J.:
Europäisches Projekt und europäische Öffentlichkeit: warum finden beide nicht zusammen?, in: Peter Filzmaier, Matthias Karmasin, Cornelia Klepp (Hrsg.): Politik und Medien - Medien und Politik, Wien: WUV Facultas, 2006, S. 226-243, ISBN: 3-85114-951-3 (Standort: UB
Bonn(5)-2006/3983)
INHALT: "Das europäische Projekt steht noch am Anfang. Obwohl Europa doch auf eine etliche
Tausende Jahre umfassende Geschichte zurückschaut. Wie hatte die erste Europa, ursprünglich wohl eine phönizische Sonnengöttin, in den Sagen des klassischen Altertums ihren ersten
Auftritt? 'Im Lande Tyrus und Sidon erwuchs die Jungfrau Europa, die Tochter des Königs
Agenor, in der tiefen Abgeschiedenheit des väterlichen Palastes', heißt es im Europa-Mythos.
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1.8 Kulturelle Identität
Am Ende stehen ein heißblütiger, verschlagener Gott, eine Entführung aus dem heutigen Libanon, Liebe und Kopulation - bei der bis heute über den Grad der Freiwilligkeit gegrübelt
wird - und schließlich die Begründung des kretischen Geschlechts. Prominenz ist der UrEuropa sicher. 'Jupiter ist es, der dich geraubt hat; du bist die irdische Gattin des unbesiegten
Gottes: unsterblich wird dein Name werden, denn der fremde Welttheil, der dich aufgenommen hat, heißt hinfort Europa!' (Schwab 1877: 26, 33) Am Beginn Europas stand also nicht
ein Gründungsakt integrationswilliger Politiker, wie die EU vermuten ließe, sondern ein Mythos, der in der Sphäre der Geschichtenerzähler entstand und von dort weitergesponnen wurde. Europas Wurzeln liegen irgendwo in der Erzähl-Öffentlichkeit des antiken Griechenlands,
wobei die Kommentatoren jener Epoche Leute waren, die als Legendenberichter, Theaterschreiber und Schauspieler, Priester oder eben auch Sagenerzähler ihr Brot verdienten. Gegenstand ihrer Geschichten waren Götter, Helden, Sterbliche in tragischen oder komischen
Situationen. Wie damals begonnen, wird Europa auch heute erst dann lebendig, wenn es von
den Menschen erlebbar und gelebt wird. Das moderne Europa ist weit mehr als ein Konstrukt
der Politik, mehr als eine Bürokratie in Brüssel und mehr als Bündel bunter PR-Broschüren.
Dieses Europa muss erst einmal in den Köpfen seiner Bürger wachsen, die sich ihren eigenen
Reim auf ihren zusammenwachsenden Kontinent machen können. Sie müssen sich untereinander von ihrem Europa erzählen, weil nur dadurch eine funktionierende Öffentlichkeit entstehen wird. Und die europäischen Medien müssen dabei eine zentrale Rolle spielen, denn nur
sie schaffen das Wissen zu den Realitäten Europas und sie fungieren heute als die großen Erzähler. Wer das vielfach beklagte Öffentlichkeitsdefizit im europäischen Einigungswerk betrachtet, wird als erstes fragen müssen, was denn diese Öffentlichkeit überhaupt so relevant
macht. Europa hält eine klare Antwort bereit. Die weltweit erste bürgerliche Öffentlichkeit
entstand in Europa (Abschnitt 1). Dies zugrunde gelegt, erscheint es umso drängender zu fragen, worin dieses Öffentlichkeitsdefizit besteht und warum es das europäische Projekt belastet (Abschnitt 2). Unverkennbar ist, dass es kaum europäische Medien gibt; umso wichtiger erscheint es deshalb, die Akteure auszumachen, die in der Lage sind, hier in den nächsten
Jahren in die Bresche springen und glaubwürdige Impulse zu geben. Diese werden vor allem
öffentliche und zivilgesellschaftliche Akteure sein (Abschnitte 3+4), die wenig Unterstützung
von den etablierten Kräften der EU erwarten können. Sie werden ihren eigenen Weg finden
müssen." (Textauszug)
[269-L] Kocka, Jürgen:
Die Grenzen Europas: ein Essay aus historischer Perspektive, in: Gunnar Folke Schuppert,
Ingolf Pernice, Ulrich Haltern (Hrsg.): Europawissenschaft, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges.,
2005, S. 275-287, ISBN: 3-8329-1025-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005/6780)
INHALT: Die Diskussion um einen EU-Beitritt der Türkei wirft Fragen nach den Grenzen der EU
im weiteren Sinne auf. Der Verfasser erörtert - beginnend mit den Gründungsmythen Europas
bei Griechen und Christen - die historische Entwicklung der Beziehungen Europas zur nichteuropäischen Welt. Dies betrifft sowohl das Verhältnis zur islamischen Welt als auch zu Amerika. Europäische Identität bildete sich, so wird deutlich, einerseits durch die Absetzung
von "den Anderen", andererseits durch Verflechtung, durch Europas "schier unbegrenzte
Aufnahmefähigkeit". Die Frage nach den Grenzen Europas enthält - auch im Fall der HajnalLinie - ein starkes konstruktivistisch-dezisionistisches Element. Dies gilt auch für einen Bezug auf europäische Werte oder Kultur als Kriterium der Grenzziehung. Der Verfasser befürwortet alternativ das Kriterium "demokratische Handlungsfähigkeit". Zudem geht es nicht nur
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1.8 Kulturelle Identität
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darum, wo Grenzen zu ziehen sind, sondern auch darum, wie sie beschaffen sein sollen. In
diesem Sinne muss die EU Abstufungen in ihrem Außenverhältnis kennen ("assoziierte Mitgliedschaft"), so wie sie auch Abstufungen im Inneren kennt ("verstärkte Zusammenarbeit").
(ICE)
[270-L] Macho, Thomas:
Die Feste der Berliner Republik, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg.
60/2006, H. 9/10 = H. 689/690, S. 837-846 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Aufsatz erörtert die Frage nach der Bedeutung neuer Feste zur Herausbildung einer
nationalen kollektiven Identität in der Bundesrepublik Deutschland seit der Wiedervereinigung und unternimmt eine Verortung dieser Ereignisse in der europäischen und deutschen
Geschichte. Dabei steht zunächst die erstmalige Feier des Tages der deutschen Einheit am 03.
Oktober 2002 in Berlin im Mittelpunkt des Interesses. Eine Aufschlüsselung der Festkultur
des Nationalfeiertages zeigt, dass im Zentrum die Ökumene steht: von der Einheit der Konfessionen bis zum bundesdeutschen Föderalismus, der einerseits als landesweite Vielfalt kulinarisch-kultureller Inszenierungen, andererseits als kollektive Solidarität - etwa mit den Flutopfern im selben Jahr - repräsentiert wird. Traditionelle Festelemente wie Spaß, Trinken und
Essen verbinden sich mit feierlichen Reden, Konzerten und symbolischen Zeremonien (wie
der Enthüllung des Brandenburger Tors). Betont wird die Einheit jedoch lediglich in europäischer Perspektive: als Ausdruck der europäischen Integration, nicht als Prinzip nationaler Identität. Als weitere erinnerungspolitische Feste werden der internationale Holocaustgedenktag sowie die Einweihungsfeiern zum Jüdischen Museum und Mahnmal und einigen DDRDenkmälern betrachtet. Überhaupt präsentiert sich Berlin als die 'Welthauptstadt der Eröffnungen': Gefeiert wird die Eröffnung von Botschaften, Bahnhöfen, Kinos, Kulturzentren,
Stadien, Industriequartieren oder Nobelkaufhäusern. Manche Gedenk- und Eröffnungsveranstaltungen wenden sich an die gesamte Bevölkerung. Charakteristisch für die Festkultur der
Berliner Republik ist jedoch ihre Vielfalt - und eine zunehmende Spezialisierung. Feiern für
alle BürgerInnen, in denen gleichsam eine kollektiv verbindliche Identität vermittelt (oder
zumindest suggeriert) wird, finden seltener statt als die Feste für bestimmte Adressaten. So ist
es gar nicht verwunderlich, dass die Politiker bei der Eröffnung der Bauten im Regierungsviertel ebenso unter sich bleiben wie die Journalisten auf dem Presseball oder die Cineasten
während der Berlinale. Eine Ausnahme bildet jedoch die Fußball-WM 2006 in Deutschland,
die sich als nationales Fest par exellence darstellt. (ICG2)
[271-L] Muschg, Adolf:
Was ist europäisch?: Reden für einen gastlichen Erdteil, (Krupp-Vorlesungen zu Politik und
Geschichte am Kulturwissenschaftlichen Institut im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen,
5), München: Beck 2005, 126 S., ISBN: 3-406-53444-9
INHALT: Der Autor sucht nach den kulturellen Grundlagen Europas, auf welche die Europäische
Union langfristig nicht verzichten könne. Politisch oder über wirtschaftliche Erfolge allein
würden insbesondere die neuen Mitgliedstaaten 'nicht bei der Stange' (31) gehalten werden
können. Der Autor beschreibt den Kontinent über seine vielfältigen Spaltungen, aus denen
immer wieder große kulturelle Veränderungen resultiert seien. Und er fragt nach seinen
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1.8 Kulturelle Identität
Grenzen - die er für kaum vorstellbar, aber dennoch notwendig hält (einen Beitritt der Türkei
etwa könne die EU nicht verkraften). Die Titelfrage beantwortet er - 'nicht ohne Emphase'
(103) - mit seiner Heimat, der Schweiz. Sein Wunscheuropa zeichnet sich durch Vielfalt, Reflexions- und Konfliktfähigkeit sowie eine Anerkennung des Anderen aus. 'Die potentielle
Andersgläubigkeit der eigenen Überzeugung bleibt das Kennzeichen einer politischen Kultur,
an der sich jede reale Zivilisation messen lassen muss' (59). (ZPol, NOMOS)
[272-L] Nieke, Wolfgang:
Anerkennung von Diversität als Alternative zwischen Multikulturalismus und NeoAssimilationismus?, in: Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Sonderheft, 2006, H. 8, S. 40-48 (Standort: USB (Köln)38-HP-LS B218; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag geht der übergeordneten Frage nach, wie Formen der Integration und Assimilation in modernen Migrationsgesellschaften zu fassen sind und welche Rolle die Kategorie der Kultur dabei spielt. In diesem Zusammenhang zeigt der Autor am Beispiel der Entwicklung Deutschlands zu einer multikulturellen Gesellschaft auf, dass Kultur immer noch
eine zentrale Erklärungskategorie zum Verständnis der Probleme des Zusammenlebens in der
Migrationsgesellschaft darstellt. Als Alternative zum Multikulturalismus und NeoAssimilationismus wird das Modell des interkulturellen Diskurses vorgeschlagen, welches im
transnationalen Modell verortet werden kann. Weder der kulturrelativistische Multikulturalismus noch der Neo-Assimilationismus mit seinem impliziten Zwang zur Akkulturation kann
ein vernünftiges Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft leisten. Die Geschichte der
Migration in Deutschland zeigt, dass im Namen dieser Konzepte die multikulturelle Gesellschaft befördert, dabei die MigrantInnen zur Akkulturation genötigt, ihnen aber gleichzeitig
die Assimilation verweigert wird. (ICG2)
[273-F] Noack, Karoline, Dr.phil. (Bearbeitung):
Konstruktionen kultureller Identitäten im Kontext aktueller Plurikulturalitäts- und Regionalisierungsdebatten in Peru
INHALT: Das koloniale Erbe der politischen Kultur, die Ursprünge und Funktionen der ethnischen Kategorien in Lateinamerika auf der einen Seite und das Aussparen der kolonialen Geschichte in den nationalen Diskursen der republikanischen Zeit seit dem Beginn des 19. Jh.
auf der anderen Seite sollen in der Habilitationsschrift in ihrer Konstruktion und permanenten
Reproduktion unter den wechselnden wirtschaftlichen und politischen Bedingungen aufgezeigt werden. Diese Diskussion wird in einen Kontext eingeordnet, der in einer historischen
Herangehensweise am Beispiel der Nordregion Perus die Entwicklung einer kulturell heterogenen, kooperativen und integrativen Gesellschaft in komplexen und dynamischen Prozessen
kultureller und wirtschaftlicher Interaktionen aufzeigt und die dazu ein permanentes Gegengewicht bildenden politischen und ethnischen Diskurse in einen ständigen Aktualitätsbezug
setzt. Damit wird angestrebt, ein nicht nur in Bezug auf Lateinamerika nach wie vor bestehendes dichotomisches Geschichtsbild, das die Widersprüche zwischen zwei antithetischen
Gruppen, den Kolonisierten und den Kolonisierenden, dem Eigenen und dem Fremden konstruiert, zu überwinden. Darüber hinaus wird ein Gegenentwurf zu der "Doktrin des Multikulturalismus" vorgestellt, die auch in der aktuellen Debatte in Peru dazu neigt, individuelle und
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differente Identitäten in ihrer jeweils größten Unterschiedlichkeit anderen Gruppen gegenüber
zu betonen und damit erneut essentialistische Kategorien zu konstruieren. GEOGRAPHISCHER RAUM: Peru
ART: Habilitation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut (Rüdesheimer Str. 54-56, 14197
Berlin)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-838-55463, e-mail: [email protected])
[274-L] Ojoajogwu, Okpe Nicholas:
Social and cultural identity of an African society: the Igala people of Nigeria, Frankfurt am
Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation 2006, 309 S., ISBN: 3-88939-803-0 (Standort:
UB Würzburg(20)-X120725)
INHALT: "Cultural identity is riot only a political matter, but entails every aspect of daily life. As
everywhere. colonialism in Nigeria is viewed as a distortion of genuine socio-cultural system.
Colonial politics contributed to the fall of social and moral values so that corruption, for example, is viewed by political opportunists as a normal way of life. This is one of the reasons
why the social-political configuration of modern Nigeria has little recognition by the indigenous people. Through this work, the author, using the ethnic Igala people, succeeds in proposing answers to the question of a sensible national politics which put historical and traditional
institutions of the various ethnic hegemonies into consideration: What are those things required for a fruitful and peaceful co-existence in a multi-ethnic society like Nigeria? Nigeria
did not emerge from naturally established socio-historical, political and economic provisions.
Therefore, these must have to be discovered, recognized and integrated in the national politics." (author's abstract)
[275-L] Palenga-Möllenbeck, Ewa:
"Doppelpass" und "schwebendes Volkstum" in Deutschland und Polen: pathologische
Normabweichung oder zukunftsweisendes europäisches Identitätsmodell?, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main:
Campus Verl., 2006, S. 2093-2104, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "In der Diskussion über die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts wurde hitzig um
den "Doppelpass" gestritten - allgemein wird er als Anomalie, wenn nicht gar als Pathologieverstanden: als Ausdruck eines "Identitätsdefekts" und Hemmnis für die "Integration",
schließlich gar als Ursache von "Loyalitätskonflikten". Dabei wird ausgeblendet, dass eine
mindestens sechsstellige Zahl von Deutschen längst zwei Pässe besitzt - auch ohne Nachweis
von "Integration" oder auch nur deutsche Sprachkenntnisse. Dabei handelt es sich insbesondere um polnische Oberschlesier, die die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen können,
sofern sie diese von einem Vorfahren ableiten können. Die entsprechende Gruppe wird allgemein als "deutsche Minderheit" bezeichnet; allerdings galt sie historisch aus Sicht des deutschen wie polnischen Nationalstaats als "ethnisch unrein", da ihre Identitätsbildung nicht oder
zumindest nicht primär entlang nationaler Kategorien erfolgte. Heute werden sie erneut zu einer Herausforderung für den Nationalstaat und zwingen zur Hinterfragung der Semantik von
"Identität - Nationalität - Leitkultur - Integration". In der Herausbildung eines transnationalen
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Migrationssystems spielen sie eine wichtige Rolle; aufgrund ihrer juristischen Position (die
ihnen bereits seit Jahren den legalen EU-Arbeitsmarkt öffnet), sowie ihrer traditionell "hybriden" Identität scheinen sie als Pioniere einer transnationalen Identitätsbildung geradezu prädestiniert zu sein. An historischen Beispielen und Interviews mit Arbeitsmigranten lässt sich
zeigen, dass das Konstrukt "Nationalität" für die Betroffenen - trotz teilweise starker emotionaler Identifizierung mit einem (teilweise deutsch konnotierten) "Schlesiertum" - häufig etwas sehr Abstraktes ist, mit dem sie rational-instrumentell umgehen. Es ist zu fragen, ob dieses "schwebende Volkstum" tatsächlich nur eine durch ganz spezifische Umstände zustande
gekommene Anomalie ist, oder ob es sich um ein Phänomen handelt, das viel ernster genommen werden muss, da es über eine künftige "Transnationalisierung" ethnischer Verhältnisse im europäischen Kontext Aufschluss geben könnte." (Autorenreferat)
[276-L] Pautz, Hartwig:
Die deutsche Leitkultur: Eine Identitätsdebatte: neue Rechte, Neorassismus und Normalisierungsbemühungen, Stuttgart: Ibidem-Verl. 2005, 146 S., ISBN: 3-89821-060-X (Standort: UB
Marburg(4)-Ws2005/0187)
INHALT: Ziel des Verfassers ist es, die verschiedenen Aspekte der Leitkulturdebatte darzustellen
und ihre Hintergründe und Funktionen zu beleuchten. Zunächst werden Entwicklung und Facetten des Neorassismus beschrieben, den der Verfasser als kulturalistische Variation des
Rassismus begreift. Hierzu zählen der Kulturrelativismus von Claude Lévi-Strauss, die französische Nouvelle Droite sowie Samuel P. Huntington. Das Leitkulturkonzept wird im Folgenden auf Bassam Tibi zurückgeführt und es wird gezeigt, dass die von der CDU vertretene
Position in der Leitkulturdebatte sich weitgehend mit Tibis Auffassungen deckt. Außerdem
wird deutlich, dass neorassistische Positionen der Neuen Rechten mit der Leitkulturdebatte
Eingang in den politischen Mainstream-Diskurs in Deutschland gefunden haben. Abschließend werden die Funktionen der Leitkulturdebatte unter verschiedenen Gesichtspunkten Migration, Globalisierung, Erinnerungskultur - beleuchtet. (ICE2)
[277-L] Quenzel, Gudrun:
Was ist das Europäische an der europäischen Identität?, in: Alfred Schobert, Siegfried Jäger
(Hrsg.): Mythos Identität : Fiktion mit Folgen, Münster: Unrast-Verl., 2004, S. 61-88, ISBN: 389771-735-2 (Standort: HSB Vechta(VA1)-OEDmyt)
INHALT: Das Ziel des Aufsatzes ist es, die in Zeitungsartikeln und wissenschaftlichen Publikationen zum Thema europäische Kultur und europäische Identität enthaltenen Diskursfragmente
zur europäischen Identität zu systematisieren. In einer Tabelle, die die europäischen Selbstbeschreibungen zusammenfasst, wird verdeutlicht, dass in fast allen Selbstbeschreibungen die
Türkei der konstitutive Andere ist, gefolgt von Russland und den USA. Innerhalb Europas erfüllt Osteuropa bzw. der Balkan fast durchgängig die Funktion des internen Anderen. Die
Schwierigkeit, die mit der Anerkennung von der Türkei und von Osteuropa verbunden ist, belegt die diskursive Macht Westeuropas im Prozess der europäischen Bedeutungszuschreibung. Durch die Anerkennung von kulturellen Entwicklungen, die nicht im Westen statt gefunden haben, als spezifisch europäische, würde nach Meinung der Autorin Westeuropa ebenfalls einen defizitären Status zugeschrieben bekommen, eine Vorstellung, die nicht den diskursiven Regeln der Generierung europäischer Identität entspricht. (ICF)
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[278-F] Rausch, Helke, Dr.; Keilbach, Martina; Lenehanm, Fergal (Bearbeitung); Middell, Matthias, PD Dr.; Siegrist, Hannes, Prof.Dr. (Leitung); Siegrist, Hannes, Prof.Dr. (Betreuung):
Transnationalisierung und Kulturtransfer in Europa
INHALT: In mehreren Einzelstudien wird untersucht, welchen Anteil kulturelle Transferprozesse
an den internationalen Beziehungen Europas über den Atlantik, an der Formierung einer europäischen Identität in verschiedenen Gesellschaften des Kontinents und an politischen Entscheidungsprozessen von Nationalstaaten und EU haben. Das Projekt führt die erfolgreichen
Forschungen zum deutsch-französischen Kulturtransfer zu einer Drei- und Mehrfachkonstellation fort und beabsichtigt damit über den exemplarischen Fall hinaus einen Beitrag zur Theoriediskussion über Interkonnektivität in der neueren Kulturgeschichte zu leisten. Einzelstudien: Dr. Helke Rausch: Kulturelle Transfers zwischen Nordamerika und Westeuropa 19451970; Martina Keilbach: Die Argumentation mit dem Nachbarn: europäische Sozialpolitik
zwischen Benchmarking und Instrumentalisierung von Stereotypen; Fergal Lenehan: Regionalism in Ireland and Germany compared. Kooperationseinrichtung: Department of History,
Columbia University New York. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa
ART: Dissertation; Habilitation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Freistaat Sachsen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst; Deutscher Akademischer
Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für
Kulturwissenschaften (Postfach 920, 04009 Leipzig); Universität Leipzig, Zentrum für Höhere Studien -ZHS- Geistes- und Sozialwissenschaftliches Zentrum (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105
Leipzig)
KONTAKT: Middell, Matthias (Dr. e-mail: [email protected]); Siegrist, Hannes (Prof.Dr.
e-mail: [email protected])
[279-L] Rauscher, Anton (Hrsg.):
Nationale und kulturelle Identität im Zeitalter der Globalisierung, (Soziale Orientierung :
Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Kommission bei der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach, Bd. 18), Berlin: Duncker & Humblot 2006, 374 S.,
ISBN: 3-428-12051-5
INHALT: "Die Globalisierung, wie sie sich im Zuge der Epochenwende von 1989/90, der weltweiten Öffnung der Märkte, der neuen Kommunikationstechnologien und einer beschleunigten Mobilität herausgebildet hat, steht im Begriff, die Welt tiefreichend zu verändern. Soziale,
wirtschaftliche, staatliche und kulturelle Identitäten und Vertrautheiten werden zunehmend in
Frage gestellt. Von diesen Befunden gehen die in diesem Band publizierten Beiträge aus. Dabei stellen sich Fragen in zwei Richtungen: Wird die Globalisierung dazu führen, dass die
Unterschiede und Besonderheiten zwischen den Nationen und Völkern immer mehr verschwinden? Welche kulturellen Kompetenzen sind erforderlich, um die Globalisierung im
Sinne eines sozial verträglichen, wirtschaftlich erfolgreichen und damit möglichst gerechten
Ausgleichs zu gestalten? Eine dritte durchgängige Perspektive des Bandes ist darin zu sehen,
dass hier auch die religiösen, insbesondere christlichen Implikationen der Globalisierung eine
ihnen zustehende Beachtung finden. Die Beiträge gehen auf das 8. Deutsch-Amerikanische
Kolloquium zurück, das auf Initiative der School of Philosophy der Catholic University, Washington DC, und der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle, Mönchengladbach, vom 12. bis 18. August 2004 in Detroit durchgeführt wurde." (Autorenreferat). Inhalts-
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1.8 Kulturelle Identität
verzeichnis: Jude P. Dougherty: National Identity (13-23); Jürgen Schwarz: Die Europäisierung der Welt (25-38); Kenneth D. Whitehead: Mistaken National Identity: Samuel Huntington's Who Are We? (39-53); Gladys Sweeney: Culture and the Individual: The Psychological
Impact of Globalization (55-75); Kenneth L. Schmitz: Multiculturalism within the Gates (7792); Thomas R. Rourke: Globalization, Religion, and Cultural Identity (93-109); Richard
Schenk: Zwischen "Projekt Weltethos" und "The Clash of Civilizations". Religiöse Identität
im Zeitalter der Globalisierung (111-124); Michael Novak: What is Europe? - Europe and
America in Global Context. An American Vision (127-140); Patrick Quirk: Robert Schuman "Blessed Father" of Europe (141-153); Virgil Nemoianu: Leibniz, Vico and Alternative Modernities (155-167); Karl-Heinz Nusser: Ist Kant für oder gegen den Weltstaat? Reflexionen
zu seiner Schrift "Zum ewigen Frieden" (169-181); Wolfgang Ockenfels: Die kirchliche Friedenslehre vor neuen Problemen (185-195); Russell Shaw: A Spectrum of Opinion: American
Catholics and the War in Iraq (197-210); Manfred Spieker: War der Irakkrieg ein bellum iustum? (211-233); Eduard Gaugler: Globalisierung der Wirtschaft und Kompetenz der Manager (237-246); Nicholas T. Pinchuk: Cultural Challenges Facing Multinational Corporations
(247-267); Jörg Althammer: Globalisation and Poverty - what do we know? (269-279); Elmar
Nass: Legitimationen des Sozialstaats aus einer christlichen Sicht (281-295); John P. Hittinger: On Citizen and Conscience: Political Participation in Gaudium et Spes (299-315); Anton
Rauscher: Die Katholiken in der pluralistischen Gesellschaft (317-238); Winfried Becker:
Historische Überlegungen zum Staats- und Demokratieverständnis der deutschen Katholiken
(329-350); Wolfgang Bergsdorf: Die Wissensgesellschaft und ihr Ethikbedarf (351-362); Lothar Roos: Die Unverzichtbarkeit der naturrechtlichen Argumentation (363-372).
[280-L] Robertson-von Trotha, Caroline Y.:
Integration in Europa: soziale, ökonomische und kulturelle Aspekte, in: Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.): Europa in der Welt - die Welt in Europa, Baden-Baden: Nomos Verl.Ges., 2006, S. 89-105, ISBN: 3-8329-1934-1 (Standort: UB Mannheim(180)-2006A3127)
INHALT: Der Beitrag untersucht die Frage der europäischen Identität und besonders der integrativen Kraft Europas, wobei Europa hier als Sozialraum begriffen wird, dessen Potential und
Zukunftsfähigkeit nicht nur auf politischer Basis, sondern vor allem auch im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und kultureller Teilhabe hergestellt werden muss. Vor dem Hintergrund
der zu beobachtenden Prozesse der Regionalisierung, Europäisierung und Globalisierung
wird im zweiten Schritt die aktuelle Konstitution Europas hinsichtlich der Aspekte Geschichte, Sprache, Religion, Kultur, gemeinsamer geopolitischer Interessen und insbesondere des
Wohlstandsgefälles skizziert. Im Anschluss folgt die Erörterung der Aufgabe und des Anspruchs der sozialen Integration in Europa. In diesem Zusammenhang werden auch die Probleme und Ziele der Transition dargestellt: (1) die Institutionalisierung des rechtlichen Rahmens, (2) die Förderung der ökonomischen Entwicklung, (3) die Forcierung des europäischen
Integrationsprozesses, (4) die Annäherung der sozialen Strukturen in den westeuropäischen
Gesellschaften sowie (5) die Wahrung der kulturellen Vielfalt. Im fünften Schritt werden abschließend zu der Frage, wie der Sozialraum Europa zukünftig aussehen wird, drei Entwicklungslinien beschrieben: (1) Durch die Annäherung von West und Ost und die Entideologisierung im Osten einerseits und die fortschreitende Auswirkungen der Globalisierung andererseits ist Europa nicht homogener, sondern komplexer geworden. (2) Verursacht durch den
Zusammenbruch des Ostblocks hat sich einerseits eine undurchlässige Grenze aufgelöst.
Gleichzeitig haben sich jedoch bereits lang bestehende Grenzen neu und mit einem veränder-
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1.8 Kulturelle Identität
179
ten Selbstverständnis und einer veränderten Wirksamkeit für Gesamteuropa konstituiert. (3)
Die neue Situation innerhalb Europas verändert auch seine Rolle auf der weltpolitischen
Bühne. (ICG2)
[281-L] Rourke, Thomas R.:
Globalization, religion, and cultural identity, in: Anton Rauscher (Hrsg.): Nationale und kulturelle Identität im Zeitalter der Globalisierung, Berlin: Duncker & Humblot, 2006, S. 93-109,
ISBN: 3-428-12051-5
INHALT: "Was in wissenschaftlichen und politischen Kreisen unter Globalisierung weithin verstanden wird, ist jene Wellenbewegung, die die Welt in ihre nächste Epoche voranträgt. Das
soziologische Gewicht der akademischen und politischen Meinung steht und fällt mit der Überzeugung, dass die Globalisierung entweder die Lösung aller Probleme der wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Unterentwicklung ermöglicht oder zumindest nicht vermeidbar ist. Jene, die die letztere weniger optimistische Ansicht vertreten, sind weniger zuversichtlich, was die Möglichkeiten der Globalisierung als eines Allheilmittels für eine Vielzahl von sozialen Übeln angeht, jedoch sehen sie keine realistische Alternative angesichts der
ökonomischen, politischen und kulturellen Prozesse von so ungeheuerer Gewalt. Die letztere
Sicht erhöht nur die Meinung, die Globalisierung als gegeben hinzunehmen und zu prüfen,
wie eine Nation die Vorteile, die daraus erwachsen, bestmöglich nutzen kann. Die Befürworter der Globalisierung haben einen bestimmenden Einfluss in Politik, Wirtschaft und Kultur
trotz der Tatsache, dass die Globalisierung die nationale Souveränität bedroht, die traditionelle wirtschaftliche Ordnung im Sinne des Gemeinwohls unterhöhlt und die politische Autorität
schwächt angesichts einer nie dagewesenen Anhäufung privater Macht." (Autorenreferat)
[282-F] Schmitt, Irina, M.A. (Bearbeitung); Hoerder, Dirk, Prof.Dr. (Betreuung):
Transfer kultureller Praxen und Normen im internationalen Vergleich: einheimische und
eingewanderte Jugendliche zwischen Elternhaus, Schule und Peer Group
INHALT: Die Arbeit untersucht Diskurse der Selbstverortung sowie den Transfer kultureller
Identitäten bzw. Identifizierungen bei Jugendlichen aus einheimischen und eingewanderten
Familien untersuchen im Dreieck von 1. Elterngeneration und Traditionsvermittlung (wobei
auch die Traditionsbildung bei der Elterngeneration zu berücksichtigen ist), 2. Schule als (national-)staatliche Institution - zu beachten sind hier die Strategien der Lehrenden im Rahmen
aktueller gesellschaftlicher Anforderungen - und 3. peer group als muli-kulturell zusammengesetzte Aktions- und Wertegemeinschaft - hier gilt es zum Beispiel auch, verschiedene jugendkulturelle Prägungen (die häufig durch Musik und Kleidung ausgedrückt werden) und
gender zu berücksichtigen; Kultur soll nicht mit Ethnizität oder Nationalität verwechselt werden. 4. Außerdem soll untersucht werden, innerhalb welcher Markt- und Medienstrategien
Jugendliche ihre Wünsche, Visionen und Strategien positionieren. Das Projekt ist Teil des
"Transculturalisms" Projekts des International Council for Canadian Studies, ICCS (Ottawa),
und arbeitet eng zusammen mit Projekten z.B. in Kanada (Prof. Yvonne Hebert, University of
Calgary). Diese Kooperation wird auch in einem beantragten Projekt beim Social Sciences
and Humanities Research Council, SSHRC (Ottawa), im Falle der Bewilligung, fortgesetzt.
ZEITRAUM: 2002-2007 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bremen (und Calgary, Kanada)
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1.8 Kulturelle Identität
METHODE: Die Untersuchung verbindet Migrations- mit Akkulturations- und Jugendforschung.
Sie geht qualitativ vor und will die bewusste Wahrnehmung 'eigener' und 'fremder' Lebenswelten fördern. Die Ergebnisse werden einen Beitrag liefern zu Theorien kulturellen Transfers bei Jugendlichen aus einheimischen und eingewanderten Familien, zum Zusammenhang
von Medien und Alltagserfahrungen und zu Formen interkultureller Strategien und Kompetenzen. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Individuen im Alltag lernen, mit Unterschieden
zu leben, und dass diese alltäglichen Formen interkultureller Kompetenz verallgemeinert
werden können. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Fragebogen, offen und Zeichnung; Interview, themenzentriert (mit offenem Leitfaden). Kassetten- und Fototagebuch; Gruppendiskussion (Stichprobe: 50; Jugendliche werden im Kontext der Schule
eingeladen, an dem Projekt teilzunehmen). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Germany speaking? Rap and Kanak attak: dominant discourses on
language. in: Hoerder, Dirk; Hébert, Yvonne; Schmitt, Irina (eds.): Negotiating transcultural
lives: belongings and social capital among youth in comparative perspective. Göttingen:
Vandenhoeck u. Ruprecht 2005. ISBN 978-3-89971-179-0.
ART: Dissertation BEGINN: 2002-10 ENDE: 2005-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Institut für Geschichte (Postfach 330440, 28334 Bremen); Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Wissenschaftsschwerpunkt "Dynamik und Komplexität von Kulturen" (Postfach 330440, 28334
Bremen)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected]); Betreuer (Tel. 0421-218-2111,
e-mail: [email protected])
[283-L] Schröder, Richard:
Europa - was ist das?, in: Gunnar Folke Schuppert, Ingolf Pernice, Ulrich Haltern (Hrsg.): Europawissenschaft, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2005, S. 289-298, ISBN: 3-8329-1025-5
(Standort: UB Bonn(5)-2005/6780)
INHALT: Europa ist ein Kulturbegriff - dies wird auch in einer Betrachtung von fünf Epochen
europäischer Selbstidentifikation deutlich: Europa als "eigene Welt" bei Herodot, Europa als
Identifikationsbegriff nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches, Europa als Identifikationsbegriff der Aufklärung, das Europa-Bewusstsein der deutschen Romantik, westeuropäische Integration nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei Max Weber finden sich Kriterien
des spezifisch Europäischen: Wissenschaft, Geschichtsschreibung, Staatslehre, Recht, Kunst,
Kapitalismus, Sozialismus. Diese Liste lässt sich durch weitere europäische Singularitäten ergänzen: Technik, Nationenbildung, Reformation und Revolution, Weltoffenheit, das Verhältnis von Kirche und Staat. Als letzten Punkt könnte man dieser Liste die Kritik des Eurozentrismus hinzufügen. (ICE)
[284-L] Schubert, Hans-Joachim; Stölting, Erhard:
Ethnische Identität und Staatsbürgerschaft: die Bedeutung türkischer und kurdischer Herkunft und Identität für Studierende (Bildungsinländer) bei der Wahl ihrer Staatsbürgerschaft, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1
und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2115-2126, ISBN: 3-593-37887-6
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.8 Kulturelle Identität
181
INHALT: Die Autoren berichten über erste Ergebnisse aus einem laufenden Forschungsprojekt an
der Universität Potsdam, in welchem sie die Bedeutung von ethnischen Selbst- und Fremdzuschreibungen in der Lebenswelt von Studierenden türkischer und kurdischer Herkunft untersuchen. Sie erforschen den Integrationsprozess von Bildungsaufsteigern der zweiten Generation türkischer Ein- oder Zuwanderer aufgrund widersprüchlicher Signale: Einerseits ist ihr
Bildungsaufstieg buchstäblich ein Zeugnis von sozialer Integration, denn damit ist faktisch
nicht nur ein Bruch mit der ethnischen Gemeinschaft, sondern auch mit der sozialen Herkunft
verbunden; andererseits wird jedoch das Phänomen des Fundamentalismus und der Rückbeziehung auf die ethnische Herkunft bei Studierenden, die aus Ländern mit islamischer Kultur
kommen, in der Öffentlichkeit immer noch kritisch wahrgenommen. Die Darstellung der Autoren konzentriert sich vor allem auf das Verhältnis von Staatsbürgerschaft und ethnischer Identität, wobei folgende Fragen im Mittelpunkt stehen: Aufgrund welcher Handlungsmotive
wurde die jeweilige Staatsbürgerschaft gewählt? Wie und warum werden ethnische Identitäten definiert? Welche Zusammenhänge und Konflikte bestehen zwischen ethnischer Identität
und Staatsbürgerschaft vor dem Hintergrund strategischer, sozialer, kultureller, diskursiver
und reflexiver Handlungsorientierungen und Strukturen? (ICI2)
[285-L] Wehler, Hans-Ulrich:
Ein aufgeklärter Patriotismus: über die Identitäten der Deutschen und die Gefahr neuer
Subkulturen, in: Politische Studien : Zweimonatszeitschrift für Politik und Zeitgeschehen, Jg.
57/2006, H. 407, S. 21-25 (Standort: USB Köln(38)-POL2927; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; URL: http://www.hss.de/downloads/PolitischeStudien407.pdf)
INHALT: Die deutsche Identität und die Frage nach einer deutschen Leitkultur lösten in jüngster
Zeit intensive Debatten in der Öffentlichkeit aus. In dieser Auseinandersetzung kommt es jedoch manchmal zu einer Vermischung der Begriffe Nationalismus und Patriotismus, welche
aber strikt auseinander gehalten werden müssen. Bei der Vorstellung, die sich die Deutschen
vom Nationalismus machen, hat es in den letzten 20 Jahren einen Paradigmenwechsel gegeben, denn er entwickelte sich als Antwort auf eine Umbruchsituation, die Herrschaftssysteme
erschüttern und Weltbilder erodieren lässt. Der Autor erläutert dies anhand von kursorischen
Rückblicken auf die Zeitgeschichte und den historischen Wahn vom "auserwählten Volk". Er
diskutiert ferner das Engagement der Patrioten in Deutschland und die Entwicklungen eines
Identitätsbewusstseins der Deutschen. Im Hinblick auf die zunehmende Rolle der Bundesrepublik als Einwanderungsland kann seiner Ansicht nicht auf eine leitende Kultur verzichtet
werden, die das Wertgefüge und das kulturelle Erbe Deutschland weiter transportiert und eine
Entstehung von patriotischen Subkulturen in städtischen Problemvierteln verhindern kann.
(ICI2)
[286-F] Zimmermann, Klaus, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Identitätskonstruktion im transkulturellen Raum
INHALT: Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass verschiedene Menschen und soziale Gruppen
(Frauen/ Männer, Erwachsene/ Jugendliche, Gebildete/ weniger Gebildete etc.) sich in Kontaktsituationen bezüglich Anpassung und Änderung ihrer Identität unterschiedlich verhalten.
Nach der heute gängigen Dichotomie von essentialistischen und konstruktivistischen Identitätstheorie (und dem zugrunde liegenden Kulturbegriff) würden sich die einen essentialisti-
182
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.8 Kulturelle Identität
scher verhalten, die anderen konstruktivistischer. Diese Feststellung steht in Zusammenhang
mit der Frage, wie sich kulturelle Anpassung und Neukonstruktion einer Identität (in der Realität) und kultureller Widerstand und Beharren auf traditionellen eigenen Identitäten (in der
Realität) zu der Theorie der Identitätenkonstruktion verhalten. (Konstruktion/ Anpassung,
auch der Diskurs der Essentialität ist konstruktionistisch). Diese globalere Fragestellung wird
konkretisiert in der Annahme, dass sich dieses unterschiedliche Verhalten indirekt beobachten
lässt in der Art wie Personen über ihre eigene Identität und die anderer reden, mehr aber
noch, wie sie sich in transkulturellen Situationen sprachlich verhalten. Ausgehend von der
Annahme, dass beim Reden sowohl Handlungen vollzogen werden als auch explizit oder implizit Identitäten manifestiert werden (face work), bietet einen konversationsanalytische Herangehensweise (mit den darin erarbeiteten Instrumenten) eine Methode die im Vollzug von
Kommunikation zum Ausdruck kommenden Identitäten aufzudecken. Exemplarisch soll dies
an der unterschiedlichen Verarbeitung von Migration indigener (amerindischer) mexikanischer Personen in die Städte nach Alter und nach Geschlecht differenziert untersucht werden.
Dabei spielen neben der hauptsächlich zu erörternden Grundfrage des Identitätsmanagements
in einer diese Personen ablehnenden Aufnahmegesellschaft ebenfalls Fragen der Sprachaneignung, der Bilingualität, des differenzierten Gebrauchs von Sprachvarietäten (Jugendsprache) eine Rolle.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Projektbeschreibung. Download unter: http://www.wsp-kultur.uni-bremen.de/doc/personen/Zimmermann.doc .
ART: Eigenprojekt AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Wissenschaftsschwerpunkt
"Dynamik und Komplexität von Kulturen" (Postfach 330440, 28334 Bremen); Universität
Bremen, FB 10 Sprach- und Literaturwissenschaften, Institut für postkoloniale und transkulturelle Studien -INPUTS- (Postfach 330440, 28334 Bremen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0421-218-2588, e-mail: [email protected])
1.9
Politische Kultur
[287-L] Bauerkämper, Arnd; Jarausch, Konrad H.; Payk, Marcus M. (Hrsg.):
Demokratiewunder: transatlantische Mittler und die kulturelle Öffnung Westdeutschlands
1945-1970, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2005, 335 S., ISBN: 3-525-36285-4
INHALT: Neben dem Wirtschaftswunder vollzog sich in Westdeutschland nach dem Krieg auch
ein 'Demokratiewunder'. Diese Etablierung einer demokratischen Kultur in ihren Facetten zu
beleuchten, war Gegenstand einer Tagung im Dezember 2003 in der American Academy in
Berlin, bei der die hier erschienenen Aufsätze als Vorträge gehalten wurden. Von besonderem
Interesse für die Politikwissenschaft ist der Beitrag von Bauerkämper zur Orientierung deutscher Politologen an amerikanischen Modellen des Faches. Er stellt die anfängliche Demokratieskepsis des Konservativen Arnold Bergstraesser der pluralistischen Demokratiekonzeption des Sozialdemokraten Ernst Fraenkel gegenüber. Trotz dieser Differenzen wirkten die
beiden Gründerfiguren der westdeutschen Politikwissenschaft auf ihre Art als transatlantische
Demokratievermittler. Frieder Günther knüpft in seinem Beitrag über die Bedeutung der
Smend-Schule in der deutschen Staatslehre der Nachkriegszeit an seine Dissertation an. Er
zeigt, wie im Anschluss an die Staatslehre Rudolf Smends, auch unter dem Einfluss der wie-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.9 Politische Kultur
183
der gegründeten Disziplin Politikwissenschaft, der überkommene Etatismus des deutschen
Staatsdenkens pluralisiert wurde. Michaela Hoenicke Moore stellt in ihrem Aufsatz unter anderem das Amerika-Bild von Dolf Sternberger dar. Dessen Blick auf die Vereinigten Staaten
war von einer affirmativen Hinwendung und von dem Bestreben geprägt, den Deutschen mit
amerikanischer Hilfe die Demokratie zu erklären. Raimund Lammersdorf analysiert amerikanische Befürchtungen über das autoritäre Bewusstsein der Deutschen. Er illustriert das an
dem Beispiel von 'strammstehenden und hackenknallenden Beamten' (86), die Vertretern der
amerikanischen Militärregierung melden, dass das Volk 'streng demokratisch' sei. Auch die
staatliche Praxis in Regierung, Gesetzgebung und Rechtsprechung der Adenauerzeit führte
bei den Amerikanern zu Zweifeln am bürgerlichen Freiheitsbewusstsein der Deutschen.
(ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Arnd Bauerkämper /Konrad H. Jarausch / Marcus M
Payk: Transatlantische Mittler und die kulturelle Demokratisierung Westdeutschlands 19451970 (11-40); Hermann-Josef Rupieper: Peacemaking with Germany. Grundlinien amerikanischer Demokratisierungspolitik 1945-1954 (41-56); Konrad H. Jarausch: Amerikanische Einflüsse und deutsche Einsichten. Kulturelle Aspekte der Demokratisierung Westdeutschlands
(57-84); Raimund Lammersdorf: "Das Volk ist streng demokratisch". Amerikanische Sorgen
über das autoritäre Bewusstsein der Deutschen in der Besatzungszeit und frühen Bundesrepublik (85-103); Maria Höhn: "Ein Atemzug der Freiheit". Afro-amerikanische GI's, deutsche
Frauen und die Grenzen der Demokratie (1945-1968) (104-128); Marita Krauss: Deutschamerikanische Kultur- und Presseoffiziere als Teil der US-Besatzungsbehörden (129-158);
Sean A. Forner: "Das Sprachrohr keiner Besatzungsmacht oder Partei". Deutsche Publizisten,
die Vereinigten Staaten und die demokratische Erneuerung in Westdeutschland 1945-1949
(159-189); Marcus M. Payk: Der "Amerikakomplex". "Massendemokratie" und Kulturkritik
am Beispiel von Karl Korn und dem Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" in den
fünfziger Jahren (190-217); Michaela Hoenicke Moore: Heimat und Fremde. Das Verhältnis
zu Amerika im journalistischen Werk von Margret Boveri und Dolf Sternberger (218-252);
Arnd Bauerkämper: Demokratie als Verheißung oder Gefahr? Deutsche Politikwissenschaftler und amerikanische Modelle 1945 bis zur Mitte der sechziger Jahre (253-280); Frieder
Günther: Vom Staat zum pluralistischen Gemeinwesen. Die bundesdeutsche Staatsrechtslehre
und die Rudolf Smend-Schule im Wandel 1949-1970 (281-304); Brian M. Puaca: Missionaries of Goodwill. Deutsche Austauschlehrer und -schüler und die Lehren der amerikanischen
Demokratie in den frühen fünfziger Jahren (305-332).
[288-L] Beek, Ursula J. van (Hrsg.):
Democracy under construction: patterns from four continents, Opladen: B. Budrich 2005, 496
S., ISBN: 3-938094-24-9 (Standort: UB Bonn(5)-2005-8177)
INHALT: "Das Buch vergleicht fünf neue Demokratien in Europa, Südostasien, Lateinamerika
und Afrika miteinander. Vor dem Hintergrund der vollkommen unterschiedlichen historischen und kulturellen Eigenheiten der jeweiligen Länder untersucht das Buch, wie Gesellschaften mit ihren teils schmerzlichen Vergangenheiten zurecht kommen und wie Politik,
Kultur und Wirtschaft im Prozess der Demokratisierung miteinander verflochten sind und
gemeinsam die neuen Verhältnisse bestimmen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Edmund Wnuk-Lipinski and Susanne Fuchs: Theoretical framework and methodology (39-64);
Jorge Heine: Institutional engineering in new democracies (65-94); Hans-Dieter Klingemann:
Post-autocratic party systems and the regime cleavage in new democracies (95-134); Radek
Markowski: Support for democracy and its consolidation in fragile polities (135-164); Philip
184
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.9 Politische Kultur
Mohr: Economic policy and performance and the consolidation of democracy (165-242);
Hennie Kotzé and Pierre du Toit: Civil society and democracy (243-258); Hennie Kotzé and
Pierre du Toit: Historical contexts (259-304); Hennie Kotzé and Pierre du Toit: Data analyses, comparisons and synthesis (305-336); Jörn Rüsen: Historical memory and democracy:
Setting the scene (337-349); Ursula van Beek and Bernard Lategan: Historical memory and
identity (351-376); Ursula van Beek and Marek Ziolkowski: Remembering, forgetting and the
politics of memory (377-410); Dirk Berg-Schlosser: Conclusions: Successful democratisation
across cultures? (411-430).
[289-L] Christadler, Marieluise:
Frankreichs politische Kultur auf dem Prüfstand, in: Adolf Kimmel, Henrik Uterwedde (Hrsg.)
- 2., überarb. Aufl.: Länderbericht Frankreich : Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 231-246, ISBN: 3-531-14631-9
INHALT: Die Autorin wirft die Frage nach dem Verhältnis von Kontinuitäten und Brüchen in der
politischen Kultur Frankreichs auf, die sich vor dem Hintergrund der Europäisierung und
weltweiten wirtschaftlichen Vernetzung der französischen Nation verstärkt stellt. Sie diskutiert zunächst die Art und Weise, wie der "Sonderfall Frankreich" als Forschungsgegenstand
in der politischen Soziologie behandelt wird. Sie stellt anschließend die Merkmale der politischen Kultur Frankreichs heraus, die sich auf die Rolle des Staates und den öffentlichen
Dienst sowie auf die Entwicklungen von staatlicher Autorität, öffentlichem Protest und politischer Partizipation in der Geschichte beziehen. In Bezug auf die linke, rechte und republikanische Identität zeigt sie ferner, wie diese weiterhin das politische Feld in Frankreich strukturieren und dass vor allem auf das republikanische Modell zurückgegriffen wird, seitdem die
französische nationale Identität zwischen Europäischer Union und Weltwirtschaft zu verschwinden droht. Ihre Ausführungen schließen mit der Frage, was das französische Sozialmodell zu leisten vermag und ob die Wiederbelebung des Republikanismus eine ernsthafte
Alternative zu den Risiken der Globalisierung bietet. (ICI)
[290-L] Dittberner, Jürgen:
Große Koalition - kleine Schritte: politische Kultur in Deutschland, Saarbrücken: Logos-Verl.
2006, 255 S., ISBN: 3-8325-1166-0 (Standort: HLB Fulda(66)-2006/2731)
INHALT: Der Verfasser setzt sich mit der Frage auseinander, ob mit dem im Jahr 2005 vollzogenen Personalwechsel in der deutschen Politik auch eine Neujustierung der politischen Kultur
einher geht. Er beschreibt das Ende des rot-grünen Projekts, die "Vorboten" des politischen
Wechsels (Schleswig-Holstein, Bundespräsidentenwahl), die Irritationen im transatlantischen
Verhältnis und die politische Konstellation, die sich nach den vorgezogenen Bundestagswahlen 2005 abzeichnete: Neujustierung der Union mit Angela Merkel, der Weg der SPD von
Müntefering zu Platzeck, die FDP auf dem Weg zur "Ein-Mann-Partei", die Grünen ohne Fischer und ohne Macht, der Wahlerfolg der Linken mit Gysi und Lafontaine. Abschließend
setzt er sich mit bereits "historischen" Paradigmenwechseln in der deutschen Politik auseinander: der 1968er-Bewegung, dem Schritt zum Sozialliberalismus, Kohls "geistig-moralischer
Wende", der Wiedervereinigung und dem Projekt "rot-grün". Die Konsistenz der wichtigsten
politischen Institutionen ist allerdings trotz dieses Wandels gewahrt geblieben. (ICE)
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1.9 Politische Kultur
185
[291-L] Dörner, Andreas; Vogt, Ludgera:
Das TV-Duell als Ritual der Demokratie: zum formalisierten Zweikampf als neues Moment
der deutschen Wahlkampfkultur, in: Axel Balzer, Marvin Geilich, Shamim Rafat (Hrsg.): Politik als Marke : Politikvermittlung zwischen Kommunikation und Inszenierung, Münster: Lit Verl.,
2005, S. 238-246, ISBN: 3-8258-8146-6 (Standort: UB Bielefeld(361)-IE615/P7/M3)
INHALT: In der kommunikativen Infrastruktur deutscher Wahlkämpfe stellen die TV-Duelle im
Jahre 2002 eine Innovation dar: Der große Zweikampf von Amtsverteidiger und Herausforderer auf Bundesebene erlebte sein Debüt. Der Beitrag untersucht einige demokratietheoretische
Aspekte dieser neuen politischen Institution. Die Fragestellung lautet: Was ist die symbolische Funktion solcher Fernsehdiskussionen im Rahmen einer repräsentativen Demokratie?
Welche Rollen spielen die Kandidaten, spielt das Publikum als Teilnehmer an dieser rituellen
Inszenierung? Aus der Beantwortung der Frage wird dann eine Prognose darüber abgeleitet,
ob sich dieses Format dauerhaft in der medialen und politischen Landschaft der Republik etablieren kann. Der "rituelle Zweikampf" im Fernsehstudio folgt traditionellen Ablaufregeln,
und es geht für die Beteiligten als öffentliche Personen wie bei einem traditionellen Ehrenhandel tatsächlich ums "Ganze": um Ehre, Ansehen und Anerkennung. Auch Schröder und
Stoiber mussten hier das Risiko von Blamage und Gesichtsverlust eingehen, wenn sie erfolgreich bestehen wollten. Nach einigen kurzen Überlegungen zur sozialen Logik des Duells folgen Überlegungen zum Ritualcharakter und seiner Bedeutung für das Selbstverständnis des
demokratischen Souveräns in einer Gesellschaft, in der die Partizipationsmöglichkeiten eher
geringer werden. (ICA2)
[292-L] Dörner, Andreas:
Political culture and media culture: constructing political identities in the US and Germany,
in: William Uricchio, Susanne Kinnebrock (Hrsg.): Media cultures, Darmstadt: Winter, 2006, S.
41-48, ISBN: 3-8253-1645-9 (Standort: UB Bielefeld(361)-WU875M4C9)
INHALT: Der Autor geht in seinen Ausführungen zur politischen und medialen Kultur in
Deutschland und den USA von der Annahme aus, dass die Medien nicht nur bestimmte Normen vermitteln und das "kulturelle Gedächtnis" aufrechterhalten, sondern dass sie auch politische Kultur beobachtbar machen. Die kommerzielle Populärkultur kann in diesem Sinne einen bedeutenden Beitrag für eine lebendige Demokratie leisten, wenn zum Beispiel Formen
einer altruistischen Interaktion in fiktionalen Entertainments dargestellt werden. Der Autor
zeigt anhand von zwei eigenen Untersuchungen über die Erzeugung von politischen Identitäten durch Medien in den USA und in Deutschland, dass die Amerikanisierung der politischen
Kultur insbesondere in deutschen Wahlkämpfen zum Ausdruck kommt. Er reflektiert ferner
die Rolle von unterschiedlichen historischen Erfahrungen und Zivilreligionen in der politischen Kultur und Medienkultur. (ICI)
[293-L] Dreyer, Ursula:
Politische Kultur der zivilgesellschaftlichen Prozesse: das Beispiel Attac, in: Reiner Matzker,
Siegfried Reinecke (Hrsg.): Medienwissenschaft : T. 7, Öffentlichkeit, Partizipation, Politische
Kultur, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 111-114
186
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.9 Politische Kultur
INHALT: Wie sieht die politische Öffentlichkeitsarbeit von (neuen) zivilgesellschaftlichen Akteure aus? Welche Rolle haben heute symbolische Handlungen bzw. identitätsstiftende Symbole für Protest-Netzwerke? Welche Bedeutung besitzen die Medien für die Entfaltung politischer Kultur? Am Beispiel des gegenwärtig weltweit größten globalisierungskritischen Protest-Netzwerkes Attac, das durch die Ereignisse in Genua 1999 im Umfeld des Weltwirtschaftsgipfels zu einem "Hoffnungsträger" für eine zivile Gesellschaft in den Medien avancierte und zugleich den Anspruch erhebt, ein globaler zivilgesellschaftlicher Akteur zu sein,
lässt sich eine Annäherung an diese Fragestellungen finden. Die Autorin skizziert die Ziele
des Attac-Netzwerkes aus demokratietheoretischer Perspektive und weist darauf hin, dass die
Prinzipien von Anerkennung und Verständigung als konstitutive Elemente einer Zivilgesellschaft bei Attac eine herausragende Bedeutung besitzen. Hinzu tritt der neue Aspekt der Interkulturalität und der Entfaltung von politischer Kultur im globalen Kontext. Denn es handelt
sich nicht nur um das Nebeneinander verschiedener Kulturen und deren Vorstellungen eines
humanen und gerechten Lebens im Sinne eines "Marktes vieler Möglichkeiten" - dies zeichnet Multikulturalität aus -, sondern um eine Verständigung über Differenzen und Gemeinsamkeiten in der Form interkultureller Dialoge. (ICI2)
[294-L] Esser, Frank; Hartung, Uwe:
Skandale als Spiegel der politischen Kultur in Deutschland: Konstruktionen und Berichterstattungsmuster, in: Klaus Kamps, Jörg-Uwe Nieland (Hrsg.): Regieren und Kommunikation :
Meinungsbildung, Entscheidungsfindung und gouvernementales Kommunikationsmanagement Trends, Vergleiche, Perspektiven, Köln: Halem, 2006, S. 305-336, ISBN: 3-938258-07-1 (Standort: UB Bonn(5)-2006/4282)
INHALT: Der Beitrag zur politischen Kommunikation bzw. Kultur in Deutschland befasst sich
mit dem politischen Skandal als Kommunikationsform und geht dabei folgenden Fragen
nach: Was wird von einer Gesellschaft als skandalwürdig betrachtet, was ignoriert sie? Wer
trifft eine derartige Unterscheidung und warum? Die Überlegungen basieren auf der Reflexions-Hypothese: Danach spiegeln sich soziale oder kulturelle Eigenheiten in Medieninhalten
oder der Kunst wider. So gesehen lernt man durch die Analyse von Skandalen viel über den
normativen und kulturellen Unterbau einer Gesellschaft. Der Übersicht von verschiedenen
Skandaltypen geht eine Betrachtung (1) der Makro- und Mikro-Perspektive, (2) der Funktionen des Skandals, (3) der Rolle der Massenmedien sowie (4) des Zusammenhangs von politischen Skandalen und politischer Kultur voraus. Auf dieser Grundlage lassen sich folgende
Formen von Skandalen unterscheiden: (1) die politische Kultur prägende Skandale (SpiegelAffäre 1962, Flick-Parteispenden-Affäre 1982, Barschel-/Schubladen-Affäre 1987/1993, Geheimkonten-Affäre der CDU 1999-2002), (2) Skandale in Verbindung mit der Geschichte
Deutschlands (nationalsozialistische Vergangenheit von Politikern, kontroverser Umgang mit
der deutschen Geschichte, Neonazis, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, Verstrickung ostdeutscher Politiker mit dem DDR-Regime), (3) Skandale, die auch andernorts auftreten (Netz der Patronage und Korruption in Politik und Wirtschaft, Nepotismus, Betrug,
Korruption und finanzielles Missmanagement, Kontroversen zur inneren Sicherheit, illegaler
Waffenhandel und die Wiederbewaffnung Westdeutschlands, Umweltverschmutzung und
Lebensmittelskandale, Medienskandale) sowie (4) Skandale, die in Deutschland nicht vorkommen (Privatleben von Politikern). Die Ausführungen machen deutlich, dass Skandale sozial selektierte, konstruierte Kommunikationsmuster sind. Sie können definiert werden als intensive politische Kommunikation über faktische oder unterstellte Defizite, die einvernehm-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.9 Politische Kultur
187
lich abgelehnt werden und auf universelle Empörung treffen. Somit sind Skandale Phänomene der offenen Gesellschaft, die eine freie Presse und öffentliche Meinung sowie soziale, auf
Konsens beruhende Normen kennen. Dies wird im Falle von Deutschland besonders deutlich.
(ICG2)
[295-L] Filzmaier, Peter; Knop, Katharina von; Pollak, Alexander:
Public opinion on political and social values in the United States and EU-rope, in: Gustav E.
Gustenau, Otmar Höll, Thomas Nowotny (Eds.): Europe - USA: diverging partners, Baden-Baden:
Nomos Verl.-Ges., 2006, S. 269-306, ISBN: 3-8329-1397-1 (Standort: UB Siegen(467)31PDXC1572)
INHALT: Auf der Basis von Meinungsumfragen werden Indikatoren für einen Vergleich der
politischen Kulturen der USA und mehrerer europäischer Länder diskutiert. Untersucht werden die politische Partizipation, die Bedeutsamkeit der Politik für die Lebensgestaltung, das
Vertrauen in politische Institutionen, die Zufriedenheit mit der Demokratie und mit der Lebenssituation im allgemeinen sowie liberale vs. Konservative Wertvorstellungen. Auf die Eurobarometer-Studien mit der Unterscheidung von materialistischen vs. postmaterialistischen
Wertvorstellungen wird besonders eingegangen. Es wird die Frage aufgeworfen, ob die traditionellen Typologien zur Kennzeichnung der politischen Kulturen in den USA und in Europa
noch anwendbar sind. (GB)
[296-L] Flatz, Christian; Felgitsch, Sascha (Hrsg.):
Dimensionen einer neuen Kultur des Politischen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006,
211 S., ISBN: 3-8100-3236-0 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MD2700/76)
INHALT: "Aktuelle politische Debatten sind gekennzeichnet von postmodernem Relativismus,
nihilistischem Kulturpessimismus oder dem allgegenwärtigen Versuch, verloren gegangene
Fundamente wieder aufrichten zu wollen. In diesem Sammelband werden Vorstellungen einer
neuen Kultur des Politischen entwickelt, die zeigen sollen, dass gerade der Verlust des modernen Fundaments politisches Handeln erst wieder möglich macht. Im Rahmen der politischen Theorie werden die (nach-)modernen Bedingungen der Subjektkonstitution aufgezeigt
und darauf aufbauend die Bedingungen der Möglichkeit von politischem Handeln geklärt. In
einer Reihe weiterer Beiträge werden konkrete gesellschaftliche Felder untersucht und Handlungsoptionen aufgezeigt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Sascha Felgitsch: Die Rekonstruktion des Politischen (10-40); Christian Flatz: Das politische Subjekt und die Demokratie (42-75); Michaela Ralser: Die Klage des Subjekts (76-94); Renate Genth: Über die
Wirksamkeit politischen Handelns (96-107); Glyn Daly: Politik und das Unmögliche: Jenseits
von Psychoanalyse und Dekonstruktion (108-135); Chantal Mouffe: Demokratische Staatsbürgerschaft und politische Gemeinschaft (138-154); Judith Butler: Der Marxismus und das
'bloß Kulturelle' (155-170); Ronald H. Tuschl: Jenseits von Chaos und Ordnung - Zur politischen Genealogie von Ordnung, Macht, Herrschaft und Gewalt im modernen Ordnungsdenken (171-189); Christian Flatz: Für eine demokratische Kultur (192-209).
188
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.9 Politische Kultur
[297-L] Gabriel, Ingeborg:
Die Menschenrechte als Grundlage der politischen Kultur Europas, in: Helmut Renöckl, Alzbeta Dufferova, Alfred Rammer (Hg.): Rudern auf stürmischer See : sozialethische Perspektiven in
Mitteleuropa, Würzburg: Echter, 2006, S. 152-161, ISBN: 3-429-02794-2 (Standort: Bayer. SB
München(12)-PVA2006/1281)
INHALT: Die Menschenrechte stellen eine Antwort auf die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts
dar. Ihre Wurzeln liegen zum einen in biblischen Traditionssträngen, zum anderen in der Sozialphilosophie der Aufklärung. Die katholische Kirche brauchte 150 Jahre, bis sie die Menschenrechte auf dem Zweiten Vatikanum endgültig anerkannte. Der Beitrag der katholischen
Kirche heute kann vor allem in einer Förderung der moralischen Grundlagen und einer Verurteilung von Ideologien liegen, aber auch in der Überprüfung des eigenen Rechtsbereichs. (ICE2)
[298-L] Hildebrandt, Mathias:
Multikulturalismus und Political Correctness in den USA, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 551 S., ISBN: 3-531-14876-1 (Standort: UB Bochum(294)-DVB9290)
INHALT: "Die Debatte um Multikulturalismus und Political Correctness dominierte in den 90er
Jahren die öffentliche Auseinandersetzung in den USA und prägte die amerikanische politische Kultur nachhaltig. Ihre Erschütterungen reichten bis Europa und Deutschland. Der Autor
berücksichtigt nicht nur die historische Tiefendimension dieser US-amerikanischen Selbstverständnisdebatte anhand der Rekonstruktion der zentralen Kampfbegriffe, sondern arbeitet
auch die wesentlichen philosophischen und theoretischen Konzepte des postmodernen Multikulturalismus und dessen politische Ordnungskonzeption für die USA heraus. Neben diesen
Dimensionen verfolgt der Autor die Debatte in die umstrittenen Policy-Felder, wie Schul- und
akademische Bildungspolitik, Auseinandersetzung sowie Meinungsfreiheit und Sexual Harassment ebenso wie Affirmative Action Politik, und analysiert deren strukturelle und verfassungsrechtliche Aspekte." (Autorenreferat)
[299-L] Hoffmann-Lange, Ursula:
Was kann die Jugendforschung zur politischen Kulturforschung beitragen?, in: Edeltraud
Roller, Frank Brettschneider, Jan W. van Deth (Hrsg.): Jugend und Politik: "Voll normal!" : ein
Beitrag der politischen Soziologie zur Jugendforschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2006, S. 55-74, ISBN: 3-531-14383-2 (Standort: UB Dortmund(290)-Fn28187)
INHALT: Die Autorin erörtert die Grenzen des Beitrags der Jugendforschung zur politischen
Kulturforschung und weist auf typische Datenprobleme und Fehler hin, die bei der Interpretation von Umfragergebnissen durch Jugendforscher und Politikwissenschaftler entstehen können. Sie untersucht die Anteilswerte für das politische Interesse Jugendlicher anhand verschiedener empirischer Erhebungen, welche exemplarisch zeigen, wie groß die Abweichungen in den Randverteilungen zu einzelnen Variablen selbst bei Umfragen sein können, die im
gleichen Jahr durchgeführt wurden. Angesichts dieser Abweichungen sollten Randverteilungen nach Meinung der Autorin grundsätzlich mit einer gewissen Skepsis interpretiert werden.
Die Untersuchung langfristiger Trends in der politischen Sozialisation Jugendlicher verlangt
methodisch komplexe Vorgehensweisen, die sowohl Längsschnittdaten als auch Vergleiche
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.9 Politische Kultur
189
zwischen Altersgruppen voraussetzen. Die Politikwissenschaftler haben sich bisher nur auf
die verfügbaren Repräsentativstudien und die Durchführung von Kohortenanalysen beschränkt, sich zu wenig in die öffentlichen Debatten über Jugend und Politik eingemischt und
sehr selten eigene Jugendstudien durchgeführt. Die Autorin zeigt vor diesem Hintergrund einige Lösungsmöglichkeiten durch die Kombination von repräsentativen Bevölkerungsumfragen und Jugendstudien auf. (ICI2)
[300-L] Hurrelbrink, Peter:
Der 8. Mai 1945 - Befreiung durch Erinnerung: ein Gedenktag und seine Bedeutung für das
politisch-kulturelle Selbstverständnis in Deutschland, Bonn: J. H. W. Dietz Nachf. 2005, 411
S., ISBN: 3-8012-5032-6
INHALT: Der Autor zeichnet die Ausdeutung des 8. Mai 1945 im Rahmen der öffentlichen Erinnerungskultur aus historischer Perspektive nach. Dazu hat er einerseits offizielle Reden und
Stellungnahmen führender Funktionsträger anlässlich des Gedenktages, andererseits die Berichterstattung der wichtigsten Printmedien ausgewertet. Ergänzend wurde die private Wahrnehmung dieses Datums in ausgewählter Erinnerungsliteratur analysiert. Der Autor zeigt,
dass in der DDR bereits kurz nach Kriegsende die Lesart der Befreiung der Ostdeutschen
vom Faschismus durch die Sowjetunion dominierte. Die Frage nach der Schuld der Deutschen sei praktisch nicht thematisiert worden. Diese Interpretation habe sich rasch verfestigt
und bis zur Wiedervereinigung dominiert. In der Bundesrepublik dagegen sei der 8. Mai bis
in die 70er-Jahre hinein kein hervorgehobener Tag des öffentlichen Gedenkens gewesen. Danach habe sich jedoch eine zunehmend pluralistische Ausdeutung herausgebildet. Als wegweisend könne die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker aus dem
Jahr 1985 gelten. Darin habe er Befreiung vor allem als innere Befreiung und damit Grundlage der Demokratie interpretiert. Nach der Wiedervereinigung sei das Kriegsende als Beginn
der nun überwundenen Teilung Deutschlands betrachtet worden. In den letzten Jahren sei eine
zunehmende Europäisierung der Erinnerung zu beobachten. Öffentliche Gedenkreden, so das
Fazit des Verfassers, können 'in doppelter Hinsicht ein Medium der Demokratisierung sein'
nämlich 'ein Spiegel des Wandels der politischen Kultur' und 'zugleich ein Faktor eben dieses
Wandels' (362). (ZPol, NOMOS)
[301-L] Kalberg, Stephen:
Der Einfluss der politischen Kultur auf Fehlwahrnehmungen von Verbündeten und die Außenpolitik: die Vereinigten Staaten und Deutschland, in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 44/2006, H. 1, S. 85122 (Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Geopolitische, innenpolitische und wirtschaftliche Interessen beeinflussen zweifelsohne sehr stark die Gestaltung der Außenpolitik einer Nation. Doch diese bekannten Faktoren
allein erklären nur zum Teil deren Inhalte; nicht minder bedeutend sind auch die Hauptlinien
der politischen Kultur eines Staates. Im Hinblick auf die beiden hier verhandelten Fälle - die
Bundesrepublik Deutschland und die Vereinigten Staaten - wird diese These einerseits am
Beispiel unterschiedlicher Staatsverständnisse und andererseits am Beispiel unterschiedlicher
Gewichtungen der Dimension 'politisch-ethischen' Handelns überprüft. Die Hauptunterschiede dieser beiden Achsen, die aus längerfristigen historischen und kulturellen Entwicklungen
190
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.9 Politische Kultur
entstanden sind, verweisen jeweils auf eine Reihe einzigartiger Vorteile und Nachteile dieser
politischen Kulturen. Nicht zuletzt diese Differenzen in den politischen Kulturen führen regelmäßig zu wechselseitigen strukturierten Fehlwahrnehmungen und Missverständnissen im
Bereich der Außenpolitik. Ein Nachwort wendet den hier erörterten Ansatz an, um die wichtige Rolle moralischer Werte ('moral values') in der amerikanischen Präsidentschaftswahl
vom November 2004 zu beleuchten." (Autorenreferat)
[302-L] Kellermann, Kerstin:
Politik und Spiritualität: auf der Suche nach einer friedliebenden Freiheit, (Ursprünge des
Philosophierens, Bd. 11), Stuttgart: Kohlhammer 2005, 320 S., ISBN: 3-17-018935-2 (Standort:
UB Bonn(5)-2006/3088)
INHALT: Die Autorin versteht ihre Studie über die spirituellen Dimensionen des Politischen als
Ursachenforschung zu den Selbstgefährdungen des Menschen in der Moderne. Sie geht von
der Prämisse aus, dass der spezifischen Ausprägung jeder Kultur - so auch der politischen
Kultur - ein bestimmtes Verständnis von Transzendenz zugrunde liegt. Die religiösen Reflexionen der Autorin stellen in diesem Sinne den Versuch dar, die Unauslöschlichkeit von Seelendimensionen hinsichtlich ihrer Relevanz für politische Kulturen und Identitäten aufzuzeigen. Damit rücken allgemeine Fragen, die aus politikwissenschaftlicher Sicht zunächst ungewöhnlich erscheinen, in den Mittelpunkt der politischen Philosophie. Bei der Untersuchung
der Bedingungen und Chancen für politisches Denken und Handeln als kultureller Friedfertigkeit, die auch eine Revitalisierung des politischen Praxisbegriffs notwendig macht, ergeben
sich folgende Leitfragen: (1) Kommt gemeinschaftlich die allem Lebensvollzug vorausliegende ursprüngliche Lebensgerichtetheit der Menschen ("religio") in der konkreten politischen Verfassung einer Gesellschaft zur Entfaltung? (2) Besteht darüber hinaus ein sinnstiftendes Maß zwischen der Vertikalität und der Horizontalität von existentiell-religiösen Lebensbezügen, d.h. unter anderem zwischen den überhistorischen und den gesellschaftlichgeschichtlichen Elementen und Werten? (3) Welche Rolle spielen dabei politische Selbst- und
Weltbilder, politische Urteils-, Entscheidungs- und Handlungsweisen? Befördern oder behindern sie die Entfaltung ursprünglichen Lebens in der Gemeinschaft? (4) Mit welchen Erklärungs-, Entscheidungs- und Handlungsmustern, mit welchen Glaubens-, Wissens- und Wollensstrukturen wird Politik "gemacht"? Wovon sind diese abhängig und auf was oder wen beziehen sie sich eigentlich? (ICI2)
[303-L] Klages, Johanna:
Krise der politischen Repräsentation - die Macht der Medien, in: Lars Lambrecht, Bettina
Lösch, Norman Paech (Hrsg.): Hegemoniale Weltpolitik und Krise des Staates, Frankfurt am
Main: P. Lang, 2006, S. 115-124, ISBN: 3-631-54416-2 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5171)
INHALT: Der Beitrag zur politischen Kultur zeigt auf, wie sich die Medien der Formen inhaltlicher Repräsentation im politischen Feld bemächtigen und auf diese Weise eine Krisensituation im politischen Willensbildungsprozess verursachen. Die Ausführungen basieren auf den
von P. Bourdieu entwickelten Kategorien des symbolischen, sozialen und/oder politischen
Kapitals und gliedern sich in folgende Punkte: (1) der Einfluss der Medien auf die öffentliche
Meinung, (2) die Kräfteverhältnisse im politischen Feld, (3) die Besitzverhältnisse im media-
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1.9 Politische Kultur
191
len Feld und das Verständnis vom Leser als Medienkonsumenten sowie (4) die Frage nach
der Gewährleistung einer Autonomie des politischen Feldes. (ICG)
[304-L] Kloyer-Heß, Ursula:
Dichter auf den "Zinnen der Partei"?: die Rolle der Schriftsteller im Wahlkampf 2005, in:
Die Politische Meinung : Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 51/2006, H. 3 = Nr. 436, S. 63-68
(Standort: USB Köln(38)-EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.
kas.de/db_files/dokumente/die_politische_meinung/7_dokument_dok_pdf_8013_1.pdf)
INHALT: Der Beitrag erörtert die politische Kultur während des Bundestagswahlkampfes 2005 in
Form von politischen Stellungnahmen seitens der Schriftsteller des Landes. Hier offenbart
sich eine kontrovers geführte Grundsatzdebatte in den Feuilletons der maßgeblichen Tageszeitungen (FAZ, SZ, NZZ) über die Rolle des Schriftstellers bzw. ein differenziertes Verhalten im Wahlkampf. Während einige Literaten der jüngeren Generation sich öffentlich politisch äußern (E. Menasse, M. Maron u.a.), sieht insbesondere die ältere Generation (M. Walser, W. Jens u.a.) von einer Mitteilung ihrer politischen Position ab. In diesem Zusammenhang wird neben dem Selbstverständnis der Dichter insbesondere die Frage diskutiert, welche
Einflussmöglichkeiten sich den Literaten im Wahlkampf bieten. Ein Blick auf die Teilnehmer
zeigt ohnehin, dass der Anteil der Intellektuellen und Schriftsteller, die sich öffentlich zu einer politischen Seite bekennen, inmitten des eher willkürlich als vielseitig zusammengewürfelten Aufgebotes einer teilweise nur bedingt 'kulturschaffenden' Prominenz aus Jet Set, Film
und Sport verschwindend gering ist. Vor diesem Hintergrund wird ferner die Frage erläutert,
ob demzufolge die untergeordnete Medienpräsenz der Literaten als Indiz dafür gewertet werden muss, dass der Selbstanspruch der Schriftsteller als geistige Vorreiter den gesellschaftlichen Gegebenheiten kaum mehr entspricht. Scheint nicht vielmehr die Kluft zwischen Geist
und Macht - trotz gegenteiliger Inszenierungsversuche in der vergangenen Legislaturperiode größer denn je? (ICG2)
[305-L] Kotzé, Hennie; Toit, Pierre du:
Civil society and democracy, in: Ursula J. van Beek (Hrsg.): Democracy under construction :
patterns from four continents, Opladen: B. Budrich, 2005, S. 243-258, ISBN: 3-938094-24-9
(Standort: UB Bonn(5)-2005-8177)
INHALT: Auf der Grundlage theoretischer Konzepte zur Zivilgesellschaft (Carothers) untersucht
der Beitrag am Beispiel der fünf ehemaligen Transformationsländer Chile, Südkorea, Republik Südafrika, Polen und DDR die Frage nach dem Einfluss kultureller Faktoren auf Prozesse der Demokratisierung und ihrer weiteren Konsolidierung. Es geht insbesondere um die
Frage, welche Rolle dabei die politische Kultur und die zivilgesellschaftlichen Faktoren spielen. Für jedes Land wird diese Frage aus historischer Perspektive analysiert; umfangreiche
statistische Daten zum Sozialkapital eines jeden Landes werden vorgestellt und verglichen.
Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen zwar die erfolgreiche Transformation zur Demokratie, nicht jedoch die Bildung einer Zivilgesellschaft mit genügend Sozialkapital, um eine Konsolidierung der Demokratie zu gewährleisten. Mit Ausnahme von Ostdeutschland
kann sogar ein rückläufiges Sozialkapital verzeichnet werden, so zum Beispiel mangelndes
Vertrauen in die Politik oder in gesellschaftliche Institutionen. Anlass zur Hoffnung gibt der
steigende Toleranzpegel aufgrund pluraler Wertorientierungen, die letztendlich zu einem grö-
192
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1.9 Politische Kultur
ßeren Vertrauenszuwachs und somit zur Entstehung einer zivilgesellschaftlichen Kultur beitragen könnten. (ICH)
[306-L] Lee, Eun-Jeung:
Korea im demokratischen Aufschwung: politische Kultur und Kulturdiskurse, (Mitteldeutsche Studien zu Ostasien, Bd. 10), Leipzig: Leipziger Univ.-Verl. 2005, 245 S., ISBN: 3-86583082-X (Standort: LB Wiesbaden(43)-06A1607)
INHALT: Die Untersuchung beginnt mit einem historischen Überblick, der die frühe Geschichte
Koreas bis zur Teilung 1945, den gesellschaftlichen Wertwandel im 20. Jahrhundert und
schließlich den Aufstieg Südkoreas zu einer der größten Metropolen der Welt behandelt. Im
Mittelpunkt der beiden folgenden Teile stehen die Analyse der politischen Kultur und der innerkoreanischen Diskurse über die politische Kultur des Landes. Hier geht es zunächst um die
Bewertung des Diktators Park Chung Hee und die Entwicklung der e-democracy im Internet.
Vor diesem Hintergrund werden Diskurse zur politischen Kultur mit unterschiedlichen Themen angesprochen: Reinterpretation der konfuzianischen Tradition, Projektion historischer
Persönlichkeiten in die Gegenwart, nationale Teilung, Erfolge der koreanischen Populärkultur
in Asien. (ICE2)
[307-L] Matzker, Reiner; Reinecke, Siegfried (Hrsg.):
Medienwissenschaft: T. 7, Öffentlichkeit, Partizipation, Politische Kultur, (Jahrbuch für Internationale Germanistik : Reihe C: Forschungsberichte, Bd. 8), Bern: P. Lang 2005, 164 S.
INHALT: Angesichts von einschneidenden Veränderungen der politischen Kommunikation in
den letzten Jahren (und Jahrzehnten), die maßgeblich durch Digitalisierung und Globalisierung des Mediensystems verursacht wurden, versuchen die Autoren die Folgen für die Demokratie, insbesondere deren partizipative Dimension zu eruieren. Dazu werden die Themenfelder politische Kultur, Kulturpolitik und Öffentlichkeit bearbeitet. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Bernd Hüppauf: Vorwort (7-10); Reiner Matzker / Siegfried Reinecke: Einleitung (11-14); Sigrun Anselm: Kann man sich von der Politik noch mehr wünschen, als von
ihr verschont zu bleiben? (15-20); Rüdiger Hentschel: "Aufklärung und Aktion" - Randbemerkungen zur Aktualität eines Konzeptes direkter Demokratie (21-26); Reiner Matzker:
Kompetenz oder Hypostase? Mediensystem, Bildungskultur und Kulturpolitik (27-70); Siegfried Reinecke: Partizipation durch direkte Demokratie und die Transformationen der politischen Kultur (71-80); Volker Mittendorf: Beteiligungsmuster bei Bürgerentscheiden - Positive Effekte auf die politische Kultur? (81-94); Karin Jöns: Europäische Demokratie in der
Praxis (95-98); Reinhard Loske: Die Ästhetik der Ökologie - Umweltpolitik wird mehr und
mehr zur Kulturpolitik (99-102); Narciss Göbbel: "Wir brauchen nur Geld, die Kultur machen
wir dann. "Oder: Kultur muss man nur wollen (103-106); Volker Marwitz: Kann und darf
deutsche Kulturarbeit im Ausland zur demokratischen Willensbildung beitragen? Zur Arbeit
der Goethe-Institute Inter Nationes (107-110); Ursula Dreyer: Politische Kultur der zivilgesellschaftlichen Prozesse. Das Beispiel Attac (111-114); Gerd G. Kopper: Internet-Dienste
und demokratische Kultur - Plädoyer für eine kritische Perspektive (115-124); Viktor Kittlausz: Zwischenräume des Antwortens - Überlegungen zu Technik, nicht-intendierten Handlungsfolgen und öffentlichen Aufmerksamkeiten (125-146); Klaus Hansen: Nicht das Erreichte zählt, das Erzählte reicht ... Kommunikation als Verblödung. Eine Polemik (147-156).
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1.9 Politische Kultur
193
[308-L] Mittendorf, Volker:
Beteiligungsmuster bei Bürgerentscheiden - Positive Effekte auf die politische Kultur?, in:
Reiner Matzker, Siegfried Reinecke (Hrsg.): Medienwissenschaft : T. 7, Öffentlichkeit, Partizipation, Politische Kultur, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 81-94
INHALT: Die Einführung anwendbarer direktdemokratischer Verfahren in Deutschland ist nach
der These des Autors gleichzeitig sowohl Folge einer veränderten politischen Kultur als auch
Grundlage für weitergehende Veränderungen in der Kultur demokratischer Willensbildung.
Diese kann - so seine weitere These - als eine qualitative Verbesserung der demokratischen
Diskussionskultur verstanden werden. Die gewählten Details in der Ausgestaltung direktdemokratischer Verfahren schöpfen jedoch die vorhandenen Demokratisierungspotentiale nicht
aus oder stehen ihnen sogar tendenziell entgegen. Der Autor skizziert zur Verdeutlichung seiner Thesen zunächst die grundlegenden Verfahrensmerkmale der direkten Demokratie, um im
Anschluss daran den politischen Kulturwandel in Bezug auf die direkte Demokratie zu betrachten. Er beschreibt ferner anhand von empirischem Material die Forschungslage zu
Volksbegehren und Volksentscheiden im internationalen Vergleich. Er fasst abschließend die
bisherigen Erfahrungen insbesondere mit Bürgerbegehren in Deutschland zusammen. (ICI2)
[309-L] Notarp, Ulrike:
Die deutsche politische Rede: eine exemplarische kultur- und diskurstheoretische Untersuchung anhand ausgewählter Reden von J. Rau, G. Schröder, K. Wowereit, J. Fischer, E.
Stoiber, F. Merz und R. Koch, (Veröffentlichungen des Willy Brandt Zentrums für Deutschlandund Europastudien der Universität Wroclaw, Bd. 16), Wroclaw 2005, 109 S., ISBN: 83-229-26006 (Standort: Herder Inst. Marburg(Mb50)-06.2766; Graue Literatur)
INHALT: Die Untersuchung versteht sich als Pilotstudie zur Analyse der deutschen politischen
Kultur. Gegenstand der Diskursanalyse sind zehn Parlamentsreden prominenter westdeutscher Politiker aus den Jahren 2000 bis 2003. Der in diesen Reden repräsentierte deutsche Interdiskurs und der deutsche politische Spezial-Diskurs werden anhand folgender Diskurskategorien rekonstruiert: kulturelle Werte, Kollektiv- und Diskurssymbole, Ereigniskonstrukte,
Normative, Stereotype, Oppositionen, Vergleiche. Die Untersuchung identifiziert die zentralen Komponenten des westdeutschen Wertekanons und zeigt, mit welchen Kollektivsymbolen
zusammen die Werte den westdeutschen Interdiskurs steuern. Zudem wird anhand der Analyse von Normativen und Stereotypen sichtbar, wie der westdeutsche "Bereich des Normalen"
aussieht. Die Untersuchung der Oppositionen zeigt, dass die westdeutsche Redeweise insgesamt sehr differenziert ist. (ICE2)
[310-L] Oberndörfer, Dieter:
Deutschland in der Abseitsfalle: politische Kultur in Zeiten der Globalisierung, (Herder
Spektrum, Bd, 5551), Freiburg im Breisgau: Herder 2005, 189 S., ISBN: 3-451-05551-1 (Standort:
ULB Münster(6)-MG15070/169)
INHALT: Problemstau und Problemkomplexität bedrohen den Wohlstand, den sozialen Frieden
und die politische Stabilität Deutschlands. Wenn Reformen und Problemlösungen nicht bald
durchgesetzt werden, geraten nach Ansicht des Autors Deutschland in Europa und Europa in
der Welt ins Abseits. Vor diesem Hintergrund befasst sich die Publikation mit der Frage der
194
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1.9 Politische Kultur
nationalen Identität Deutschlands sowie der alternden Bevölkerung in Deutschland und Europa. Im ersten Teil wird die Bedeutung des Staatsverständnisses für die Bewältigung der Zukunft untersucht und der Gegensatz zwischen Nation und Republik dargelegt. Hierzu wird die
Meinung vertreten, dass Deutschland nicht im überlieferten Selbstverständnis als fiktive überzeitliche Gemeinschaft einer ebenfalls fiktiven homogenen Nation verharren darf.
Deutschland muss sich als Republik, als territorialer Zweckverband für ein menschenwürdiges Leben seiner Bürger, definieren und sich mehr als bisher für Zuwanderung und kulturelle
Vielfalt öffnen. Das Knochengerüst der Einheit und Einigung Europas und Deutschlands
müssen die jeweiligen Verfassungen und deren normatives Fundament, die Menschenrechte,
werden. Die überlieferten Nationalstaatsideologien verhindern die politische Einigung Europas. Die Veränderungen, die sich aus der Demographie der Weltbevölkerung und Europas ergeben, legen jedoch die politische Einigung Europas nahe. Im zweiten Teil wird mit der demographischen Entwicklung das zentrale Problem der Zukunft Deutschlands und Europas
thematisiert und entsprechende Handlungsmaßnahmen genannt. Der zu beobachtende Prozess
der schrumpfenden und alternden Bevölkerungen in Deutschland und Europa muss durch
Zuwanderung und vermehrte Geburten aufgehalten werden. Ferner gilt eine dynamische
Wirtschaft als Voraussetzung weiterer Zuwanderung, so dass die Fehler der sozialen Marktwirtschaft abgebaut werden müssen, nicht aber sie selbst. Im Globalisierungsprozess haben
die Europäer nur durch politischen Zusammenschluss eine Chance, Akteure der internationalen Politik zu bleiben. Angesichts der gewaltigen Möglichkeiten von Wissenschaft und Technik, die Lebenswelten und sogar die Biologie der Menschen zu verändern, muss außerdem
der Dialog von Wissenschaft und Politik verstärkt werden. (ICG2)
[311-L] Ohlmeier, Bernhard:
Kinder auf dem Weg zur politischen Kultur: politisch(relevante)e Sozialisation durch Institutionalisierung einer demokratischen Streitkultur in der Grundschule, (Schriften zur Sozialisationsforschung, Bd. 3), Hamburg: Kovac 2006, 517 S., ISBN: 3-8300-2200-X (Standort: UB
Bonn(5)-2006/6157)
INHALT: "Politische Bildung in der Grundschule bedarf einer sozialisationstheoretischen Fundierung. Dementsprechend ermittelt der Verfasser umfangreiche Perspektiven zur Aufklärung
über grundschulkindliche Schritte auf dem Weg zu einer demokratischen politischen Kultur.
Auf der Basis eines interdisziplinären Ansatzes widmet sich der empirische Teil der Arbeit
der Institutionalisierung einer demokratischen Streitkultur in der Grundschule. Den forschungs- und unterrichtsmethodischen Zugang stellt die so genannte Klassenkonferenz dar,
die hier als gemeinsame Beratung und Entscheidung über Anliegen, Probleme und Vorhaben
der Schulklasse einschließlich ihrer Klassenlehrkraft verstanden wird." (Autorenreferat)
[312-L] Pelinka, Anton:
Die Politik der politischen Kultur, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg.
35/2006, H. 3, S. 225-235 (Standort: USB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag geht von einem Verständnis von Politischer Kultur aus, das im Wesentlichen von Almond, Verba und Powell bestimmt wird. Dabei wird die Existenz von Subkulturen territorialer und nicht-territorialer Art ebenso hervorgekehrt wie die Bedeutung von Kon-
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1.9 Politische Kultur
195
fliktlinien ('cleavages') für die Entwicklung politischer Identitäten. Die Aspekte des Fehlens
einer umfassenden Politischen Kultur Europas (bzw. der Europäischen Union) werden beschrieben. Auf Österreich eingehend, arbeitet der Artikel die Elemente des Wandels der
Merkmale heraus, die lange Zeit hindurch als spezifische Eigenschaften der Politischen Kultur Österreichs gegolten haben. Die abnehmende Bedeutung der Subkulturen steht für eine
Transformation der politischen Sozialisation und für einen Rückgang traditioneller politischer
Loyalitäten. Dabei wird auch die Rolle der österreichischen Kulturpolitik und der kulturellen
Hegemonie diskutiert." (Autorenreferat)
[313-L] Pickel, Gert:
Die ostdeutsche Jugend - im deutschen Vergleich besonders verdrossen oder auf dem Weg in
eine gemeinsame politische Kultur?, in: Edeltraud Roller, Frank Brettschneider, Jan W. van
Deth (Hrsg.): Jugend und Politik: "Voll normal!" : ein Beitrag der politischen Soziologie zur Jugendforschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 99-131, ISBN: 3-531-14383-2
(Standort: UB Dortmund(290)-Fn28187)
INHALT: In Bezug auf die Politikverdrossenheit von ostdeutschen Jugendlichen stehen sich in
der Forschung insbesondere zwei Hypothesen gegenüber: Zum einen wird aus sozialisationstheoretischer Sicht angenommen, dass die im Sozialismus internalisierten Werte für die Unterschiede der Einstellungen zum demokratischen System in West- und Ostdeutschland verantwortlich sind. Auf der Gegenseite steht die Situationshypothese, welche die Differenzen
bei der Beurteilung der Demokratie in West- und Ostdeutschland vor allem mit der sozioökonomischen Lage der Jugendlichen erklärt. Folgt man diesen Überlegungen, so stellt sich den
Autoren zufolge die Frage, ob frühere Sozialisationsmuster des Sozialismus überhaupt noch
Bedeutung für die heutigen Einstellungen der jungen Staatsbürger in Ostdeutschland besitzen
und inwieweit negative persönliche Erfahrungen in der Wendezeit Auswirkungen auf die
Wertorientierungen und Einstellungen der Jugendlichen haben. Sie überprüfen die Sozialisations- und Situationshypothese anhand von empirischen Daten aus verschiedenen ALLBUSUmfragen und betrachten dabei fünf Dimensionen von Politikverdrossenheit: Diffuse Politikverdrossenheit, politische Involvierungsverdrossenheit, Politikerverdrossenheit, Staatsverdrossenheit und Demokratieverdrossenheit. (ICI2)
[314-L] Pickel, Susanne; Pickel, Gert:
Politische Kultur- und Demokratieforschung: Grundbegriffe, Theorien, Methoden ; eine
Einführung, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 313 S., ISBN: 3-8100-33553 (Standort: UB Bonn(5)-2006-6883)
INHALT: "Nicht erst seit der Transformation der politischen Systeme in Osteuropa wird dem
schon in den 1950er Jahren entwickeltem Ansatz der politischen Kulturforschung wieder größere Aufmerksamkeit geschenkt. Seine zentrale Frage richtet sich auf die Herstellung und
Bedingungen der Stabilität eines politischen Systems. Neuere Betrachtungen implizieren die
Integration der politischen Kulturforschung in die Überlegungen der vergleichenden empirischen Demokratieforschung als eine grundsätzlich Staaten und Regionen vergleichende Form
der Analyse. Sie besitzt somit eine methodische, aber auch inhaltliche Breite wie kaum ein
anderer politikwissenschaftlicher Forschungsansatz. Die Zielstellung der Vorgehensweise politischer Kulturforschung bezieht sich vor allem auf die subjektiven Einstellungen der Bevöl-
196
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1.9 Politische Kultur
kerung, welche der Grundpfeiler für die zukünftige Konsolidierung, Akzeptanz und Aufrechterhaltung der existierenden Staatsformen, aber auch der Demokratie als Konzept an sich
sind. Das vorliegende Buch schafft durch die Integration der theoretischen Grundprämissen
des Ansatzes der politischen Kulturforschung, der Darstellung seiner Einbindung in die international vergleichende Demokratieforschung, dem Aufzeigen seines methodischen Vorgehens und der Explikation der wichtigsten internationalen Vergleichsergebnisse eine breit gefächerte Diskussionsgrundlage für Forschung und Lehre." (Autorenreferat)
[315-L] Priester, Karin:
Der Populismus des 21. Jahrhunderts, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg.
51/2006, H. 11, S. 1319-1333 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag zur politischen Kultur befasst sich mit dem Phänomen des Populismus im
postmodernen Europa. Die Krise des europäischen Wohlfahrtsstaats und das Ende des sozialdemokratischen Zeitalters werfen Fragen nach neuen Formen gesellschaftlicher Integration
und Steuerung auf, was zur Suche nach 'dritten Wegen' zwischen Staat und Gesellschaft führt.
Kulturell profitieren Populisten überdies von postmodernen, auf Dezentralisierung, Pluralisierung und normative Anti-Staatlichkeit setzenden Zeitströmungen. Vor diesem Hintergrund
stellt sich die Frage, ob der Populismus der dritte Weg von rechts ist, oder ob sich auch ein
linker Populismus abzeichnet und was diesen von linkssozialistischen Konzepten unterscheidet. Die Beantwortung umfasst folgende Punkte: (1) die Philosophie des Populismus, (2) das
Verhältnis von Staat und Volk, (3) Postmoderne und Populismus, (4) Populismus als Phänomen der Moderne und Kind ihrer Krise, (5) Populismus und das sozialdemokratische Jahrhundert, (6) der niederländische Populist Pim Fortuyn, (7) der postmoderne Populismus der
Mitte sowie (8) Populismus und Neoliberalismus. Der Populismus ist nur einer von zahlreichen Versuchen, einen dritten Weg jenseits der alten Staatlichkeit zu beschreiten. Im europäischen Kontext ist die populistische Variante der 'dritte Weg von rechts'. Populistische Parteien als Agenda-Setter sind dabei in der Lage, bisher vernachlässigte Themen auf die Tagesordnung zu setzen. (ICG2)
[316-L] Reinecke, Siegfried:
Partizipation durch direkte Demokratie und die Transformationen der politischen Kultur,
in: Reiner Matzker, Siegfried Reinecke (Hrsg.): Medienwissenschaft : T. 7, Öffentlichkeit, Partizipation, Politische Kultur, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 71-79
INHALT: Der Autor kommentiert einige Aspekte der gegenwärtigen Diskussion über die politische Kultur in der Bundesrepublik, die sich auf die Stärkung der Partizipation der Bürger und
des zivilgesellschaftlichen Engagements außerhalb von Parteien bezieht. Die politische Kultur scheint nach seiner Einschätzung derzeit eine Chance zu haben, durch ein höheres Maß an
direkter Demokratie auf ein neues Niveau gehoben zu werden. Das zu beobachtende Unbehagen an der politischen Kultur und die Suche nach Alternativen zur Gestaltung des Politischen
ist vor allem auf folgende Entwicklungen zurückzuführen, die der Autor jeweils kurz skizziert: (1) die konstitutionelle Ordnung der Bundesrepublik und ihre Legitimitätskrisen, (2) eine steigende Tendenz in Richtung eines neokorporatistischen Politikstils, (3) eine Tendenz
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1.9 Politische Kultur
197
zur Entmachtung der Parlamente, (4) die Formalisierung der Politik und (5) die Dominanz eines normalistischen Dispositivs. (ICI)
[317-L] Schaller, Susanne:
Der Einfluss von Korruption auf die Einschätzung des politischen Regimes am Beispiel Estlands und Litauens, (Arbeitspapiere des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin, Arbeitsschwerpunkt Politik, H. 58), Berlin 2006, 35 S. (Graue Literatur; URL: http://userpage.fuberlin.de/~segbers/downloads/working_papers/AP58.pdf)
INHALT: "In dieser Arbeit werden die Auswirkungen von Korruption auf die durchschnittliche
Bewertung des Regierungssystems untersucht. Als theoretischen Hintergrund wird auf das
Konzept der politischen Kultur und insbesondere auf David Eastons Konzept der diffusen
Unterstützung zurückgegriffen. Es wird argumentiert, dass ein hohes Maß an Korruption sich
negativ auf die diffuse Unterstützung und damit letztendlich auf die Stabilität des Systems
auswirken kann. Basierend auf Umfragedaten des 'New Baltic Barometers', dem 'Corruption
Perceptions Index' sowie auf den 'Governance Indicators' der Weltbank wird eine vergleichende Fallstudie in Estland und Litauen durchgeführt. Es wird gezeigt, dass Korruption negativ mit der durchschnittlichen Bewertung des Systems korreliert und somit ein Hindernis
für die Konsolidierung junger Demokratien darstellen kann." (Autorenreferat)
[318-L] Schütze, Stephanie:
Die andere Seite der Demokratisierung: die Veränderungen politischer Kultur aus der Perspektive der sozialen Bewegung der Siedlerinnen von Santo Domingo, Mexiko-Stadt, (Fragmentierte Moderne in Lateinamerika, Bd. 1), Berlin: ed. tranvia 2005, 296 S., ISBN: 3-925867-953 (Standort: UB Münster Sozialwiss. Zweigbibl.(6A)-MI72075-1)
INHALT: "Mexikanische Sozialwissenschaftler/-innen gehen davon aus, dass die in den letzten
Jahrzehnten entstandenen sozialen Bewegungen zur Pluralisierung der politischen Öffentlichkeit des Landes und zum Aufkommen einer 'neuen politischen Kultur' Mexikos beitrugen (Alonso 1994; Olvera Rivera 1999). Diese unterscheide sich von der PRI-dominierten politischen Kultur, die vom staatlichen Klientelismus, von der Dominanz des autoritären Staates
und von der Inkorporierung der Bevölkerung in das Staatsprojekt gekennzeichnet war. Durch
die politischen Aktivitäten der bisher marginalisierten sozialen Akteur/-innen habe sich eine
demokratische Organisationskultur herausgebildet, die eine neue Beziehung zwischen der zivilen Gesellschaft und dem politischen System herstelle und die neue Räume der politischen
Partizipation schaffe. Ob die politischen Transformationsprozesse tatsächlich zu grundlegenden Veränderungen im Denken und Handeln der sozialen Akteur/-innen führen, möchte ich
im Folgenden in Bezug auf die Frauen der Siedlung Santo Domingo überprüfen. Auf der
Grundlage der ethnographischen und interviewbasierten Forschung in der Siedlung Santo
Domingo untersuche ich die politisch-kulturelle Seite des mexikanischen Transformationsprozesses.' Im Gegensatz zu Transformationstheorien, deren Forschungsschwerpunkt sich
oftmals nur auf die Rolle des Staates und das rationale Handeln der Eliten bezieht, betrachte
ich die politischen Transformationsprozesse aus der alltagsweltlichen Perspektive der sozialen Akteur/-innen (Salazar C. 2001; Merkel 2000; Merkel, Puhle 1999). Der Perspektivenwechsel ermöglicht ein anderes Verständnis des Transformationsprozesses. Denn nur die alltäglichen Erfahrungen der sozialen Akteur/-innen, ihre Kommunikation untereinander und ih-
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1.9 Politische Kultur
re Interaktion mit den Regierungsinstanzen können Aufschluss über den Wandel politischer
Kultur, d.h. über den Demokratisierungsprozess 'von unten', geben." (Textauszug)
[319-L] Schwaabe, Christian:
Die deutsche Modernitätskrise: politische Kultur und Mentalität von der Reichsgründung
bis zur Wiedervereinigung, München: Fink 2005, 572 S., ISBN: 3-7705-4119-7
INHALT: 'Es besteht für uns kein Zweifel, dass wir nach unserer Herkunft und nach unserer Gesinnung zur westeuropäischen Welt gehören' zitiert der Autor aus der ersten Regierungserklärung Adenauers 1949 - eine zukunftsweisende Devise, zum damaligen Zeitpunkt aber 'ein
wenig geschönt' (415). Vielmehr habe die Ablehnung des westlichen Liberalismus lange zu
den wenigen Konstanten der politischen Kultur in Deutschland gezählt. Auf der 'Negativfolie'
(11) des Liberalismus, der untrennbar zur Moderne gehöre und die politische Antwort auf die
pluralistische Gesellschaft sei, erklärt der Autor den mentalen Untergrund, auf dem Ideen, Ideologien und Ordnungsvorstellungen wurzelten. Angesichts der diagnostizierten Modernitätskrise und des mit ihr einhergehenden Scheiterns der Weimarer Republik fragt er, warum
das Prinzip der liberalen Demokratie in Deutschland lange Zeit so wenig Freunde fand. Die
Analyse basiert auf einer umfassenden Synthese bisheriger Erklärungen, aus denen der Autor
die mentalitätsgeschichtliche Quintessenz zieht. Es beginnt mit einer 'missglückten Gewöhnung an eine leidlich liberale Moderne' (188) im Kaiserreich und der politischen Radikalisierung des Unbehagens; der 'Aufmarsch des deutschen Nationalismus' (262) habe auf die Vernichtung aller politischen Formen des Liberalismus gezielt. In der Weimarer Republik sei Zuflucht in der 'Heimat' oder der 'Gemeinschaft' gesucht worden, während gleichzeitig immer
weniger gemeinschaftlich gehandelt worden sei. Diese Republik sei an einem fehlenden Konsens zugrunde gegangen, die Demokratie, assoziiert mit wirtschaftlichen Krisen, den kleinbürgerlichen Ängsten zum Opfer gefallen. Das Dritte Reich habe diese Ängste aufgefangen
und als 'Konsensdiktatur' (358) die Deutschen mental vereinnahmt. Seit 1945 sei zwar ein tief
greifender Wandel der politischen Kultur festzustellen. Dennoch bleibe die Frage nach den
Sicherheit spendenden Bindungen des Einzelnen an die Moderne und damit an die liberale
Demokratie. (ZPol, NOMOS)
[320-L] Sturm, Roland:
Tony Blair's style of government, in: Bernd Lenz (Hrsg.): New Britain : politics and culture,
Passau: Stutz, 2006, S. 25-38, ISBN: 3-88849-253-1 (Standort: UB Paderborn(466)-LWUD1095)
INHALT: Der Beitrag zur politischen Kultur in Großbritannien beleuchtet den Regierungsstil des
amtierenden Premierministers T. Blair von New Labour. In das Thema einführend, wird zunächst die Rolle des Premierministers in britischen Regierungen und deren Politik beschrieben. Im Anschluss folgt ein Blick auf das Ministerium bzw. die Administration des Regierungsoberhauptes sowie des Kabinetts. Auf Grundlage der Regierungs-Maschinerie und ihrer
Entwicklungen wird abschließend die Frage nach der Substanz von Blairs Politikstil erörtert.
In diesem Zusammenhang wird die kontrovers diskutierte Schlussfolgerung erläutert, wonach
der öffentliche Dienst und das Kabinett unter Blair an Boden verloren haben und damit insbesondere das Informationsmanagement eingeschränkt wurde. (ICG)
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1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
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1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
[321-F] Becker, Tanja (Bearbeitung):
Organisationaler Wandel und Unternehmenskultur. Der Einfluss von Unternehmenskultur
und mikropolitischen Handlungsstrukturen auf organisationale Veränderungsprozesse am
Beispiel eines deutschen Einzelhandelskonzerns
INHALT: Wie sind einschneidende Veränderungen in Unternehmen durchsetzbar? Welche hemmenden und fördernden Faktoren lassen sich bei Veränderungsprozessen beobachten? Welche Rolle spielt dabei die Unternehmenskultur und wie wirken sich Veränderungen auf lokale
Interessen- und Machtkonstellationen aus? Das Vorhaben des Dissertationsprojektes ist es,
anhand einer empirischen Organisationsstudie in einem deutschen Einzelhandelskonzern,
welcher Ende der 90er Jahre von einem Finanzinvestors übernommen wurde und seit dem in
starken Veränderungen begriffen ist, das Konzept eines neuen integrierten Organisationskulturansatz zu entwickeln um die Veränderungen im Konzern seit der Übernahme beschreiben und erklären zu können. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Die Autorin stützt sich unter Verwendung von qualitativen Interviews und teilnehmender Beobachtung auf den Organisationskultur-Ansatz von Edgar Schein (1995) und die
Strategische Organisationsanalyse von Michel Crozier und Erhard Friedberg (1993), sowie
den Organisatorischen Ansatz von Erhard Friedberg (1995) und versucht damit eine Zusammenführung zweier unterschiedlicher Denkrichtungen in der Organisationsforschung. 1. Ansätze zur Unternehmenskultur gehen davon aus, dass Organisationen, wie Gruppen allgemein,
im Laufe ihrer Entwicklung zur Erreichung ihrer Ziele Handlungsprinzipien, Wertvorstellungen und Annahmen über das richtige Wirtschaften herausbilden, welche ihre Funktionsweise
und ihr Wesen bestimmen, d.h. Ausdruck ihrer Kultur sind. Diese geteilten Grundannahmen
über das "richtige" Wirtschaften, so der amerikanische Organisationspsychologe Edgar
Schein, geben Auskunft darüber, wie eine Organisation mit sich wandelnden Anforderungen
umgeht (Schein 1985). Zur Erforschung von organisationalen Veränderungen müsse darum
die Kultur eines Unternehmens betrachtet werden. Die Funktionsweise einer Organisation
scheint jedoch nicht allein von den geteilten Grundannahmen ihrer Mitglieder abhängig zu
sein. 2. Mikropolitische Ansätze sehen das organisationale Handeln als Ausdruck der individuellen Handlungsstrategien der Organisationsmitglieder; d.h. der verhandelten, strategischen
Interaktionen der Akteure anhand ihrer individuellen Ziele und Präferenzen innerhalb struktureller Rahmenbedingungen. Durch die Analyse von Beziehungs- und Machtkonstellationen
werden Handlungsfreiräume und -zwänge sichtbar, die das Handeln der Akteure im Kontext
der Organisation erklären. Michel Crozier und Erhard Friedberg (1979) betrachten die konkreten Strategien der Mitarbeiter zur Durchsetzung ihrer individuellen Ziele. Ihr Ansatz, der
von Friedberg (1995) weiterentwickelt wurde, verbindet Akteurs- und Systemperspektive und
betrachtet das Handeln in Organisationen als Ausdruck rationaler Strategien im Rahmen von
strukturellen Spielzwängen. Die Funktionsweise von Unternehmen erscheint demzufolge als
Ergebnis von Aushandlungsprozessen auf der Basis von Macht und Interessen. Betrachtet
man beide Erklärungsrichtungen, so erscheint das Handeln in Unternehmen also einerseits
bestimmt durch die Kultur, andererseits scheinen Akteure ihren individuellen Präferenzen und
Nutzenkalkülen innerhalb bestimmter Handlungsspielräume zu folgen. Will man die Funktionsweise organisationaler Vorgänge und Veränderungsprozesse analysieren und die Innovations- und Lernfähigkeit von Organisationen einschätzen, so bedarf es daher eines erweiterten, kombinierten Ansatzes, welcher sowohl die kulturellen Einflussfaktoren als auch soziale,
200
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mikropolitische Faktoren, d.h. Handlungsstrukturen mit einbezieht. Diesen zu entwickeln,
sucht die Autorin durch ihr Forschungsprojekt.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft; Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Internationales Promotions-Centrum Gesellschaftswissenschaften (Robert-Mayer-Str. 5, 60054 Frankfurt am
Main)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[322-L] Brinkmann, Ulrich:
"Shared values" oder "shareholder value"?: die Untauglichkeit der "Unternehmenskultur"
als Integrationstechnik, in: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst : Industrie- und Betriebssoziologie, Bd. 2/2006, S. 11-34 (URL: http://www.gesis.org/Information/soFid/pdf/Industrie
_2006-2.pdf)
INHALT: Der Beitrag thematisiert, wie sich der Diskurs über die Unternehmenskultur von seinen
Anfängen 1980 über den Höhepunkt 1996-1998 bis zu seinem heutigen Niedergang entwickelt hat. Der Aufstieg des Konzeptes verknüpfte sich mit den zeitgenössischen sozioökonomischen Kontexten und Diskursen, aber auch mit den teilweise schon jahrzehntealten Traditionen. Unternehmenskulturansätze stellten sowohl eine Management-Modeerscheinung als
auch einen Antwortversuch auf die Produktivitätskrisen der fordistischen Produktionsweise
dar. Innerbetrieblich ermöglichten sie es dem Top-Management, die Machtposition aufgrund
seiner strategischen Vorherrschaft zu sichern. Dies insbesondere dann, wenn es ihm gelang,
eine temporäre Koalition mit der Belegschaft zu schließen, die ihrerseits auf eine erweiterte
Partizipation an und Einbindung in unternehmensrelevante Entscheidungen hoffte. Die Popularität der "Kultur"-Kategorie in der Organisationsforschung wird zudem in den Kontext des
vermehrten Rückgriffs auf kulturalistische Erklärungsmuster im Zuge des cultural turns vieler
sozialwissenschaftlicher Disziplinen sowie des Aufstiegs der cultural studies gerückt. Es wird
allerdings festgehalten, dass kulturzentrierte Ansätze - sieht man einmal von ihrer populären
Variante der corporate culture ab - in den wirtschaftswissenschaftlichen Diskursen lediglich
eine marginale Position besetzen. Und auch in der Organisationsforschung ist die "KulturPerspektive" nicht dominant geworden. Der Niedergang des Konzepts wird am Wechsel der
Mode ebenso festgemacht wie am Versuch des Top-Managements, die betrieblichen Machtverhältnisse wieder zu seinen Gunsten zu verschieben. In der Beschäftigtenperspektive ist es
vor allem der instrumentelle Gebrauch des Unternehmenskulturansatzes durch das Management, der eine vermehrte Skepsis und Angst vor Manipulation hervorrief. Überdies wird festgehalten, dass ambitionierte Unternehmenskulturansätze wie andere "weiche" ManagementKonzepte Opfer eines ideologischen backlashs im Zuge der Formierung eines Neuen Produktionsmodells wurden, in dem sich die Dominanz der Orientierung am shareholder value und
der short-run Ökonomie andeutet. (ICD2)
[323-L] Dreher, Jochen:
Fusionierung der Kulturen?: interkulturelle Irritationen im Automobilunternehmen von
DaimlerChrysler, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München.
Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1469-1477, ISBN: 3-593-37887-6
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INHALT: "Im Zusammenhang mit aktuellen Bestrebungen von Wirtschaftskonzernen insbesondere im Automobilsektor, durch eine globale Präsenz deren Überleben zu sichern - mit dem
Ergebnis einer Vielzahl von Fusionen und Joint Ventures -, rückt die Thematik der Interkulturalität von Arbeitsmilieus in multinationalen Unternehmen in den Fokus speziell des gegenwärtigen Managementdiskurses. Eine der bedeutendsten Unternehmensfusionen, welche besonders viel Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit erregte, war der Zusammenschluss
von Daimler-Benz und Chrysler, der von der Chefetage des neu geschaffenen Weltkonzerns
als 'Hochzeit im Himmel' gefeiert wurde. Ausgehend von Erkenntnissen einer qualitativen
empirischen Untersuchung der 'Interkulturalität' und 'interkulturellen Kommunikation' im Bereich des internationalen Managements bei DaimlerChrysler wird im Rahmen des Vortrages
gezeigt, welche kulturellen Kategorisierungen - beispielsweise 'National-' oder 'Unternehmenskultur' für die dortigen individuellen Akteure für ihre Fremd- und Selbstbeschreibung relevant bzw. handlungsleitend sind. Die Forschungsstudie konzentriert sich auf eine Rekonstruktion der Grundüberzeugungen und Weltanschauungen der individuellen Manager sowie
auf deren Identifikation mit kulturellen Zuschreibungen bzw. Symboliken innerhalb der Organisation. Entgegen vielerlei Annahmen des Diversity Managements wird bezüglich des Zusammenschlusses von Daimler und Chrysler erkennbar, dass national- und unternehmenskulturelle Differenzen und Diskrepanzen aus der Sicht der Führungskräfte nahezu unüberwindbar sind und die Kooperation beider Seiten einschränken. Die Identifikation mit Daimler als
klassischem deutschen Prestige-Automobilhersteller wird konfrontiert mit der Zugehörigkeit
zum traditionell amerikanischen Chrysler-Konzern - eine Distanzierung von der nationalen
Perspektiven zugunsten des Gesamtkonzerns kann kaum festgestellt werden. Die prinzipielle
Unüberwindbarkeit der Nationalkulturen in interkulturellen Arbeitsmilieus zeichnet sich ab;
die Vision einer neuen Unternehmenskultur erweist sich als ausgesprochen problematisch."
(Autorenreferat)
[324-L] Geppert, Mike:
Kultur und Organisation: in international vergleichender Perspektive, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses
der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3235-3246, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Der Vortrag diskutiert die Bedeutung unterschiedlicher kultureller and institutioneller
Einflüsse auf Management und Organisation. Ausgehend von einer kritischen Rezeption kontingenztheoretisch orientierter Studien in der internationalen Managementforschung wird
kurz auf die Bedeutung und Grenzen kulturalistischer Vergleichsstudien eingegangen, um
dann ausgiebig auf die Bedeutung institutionalistischer Erklärungsansätze, für Verständnis
organisatorischer Entwicklungstendenzen in international operierenden Unternehmen einzugehen. Ziel dieses Beitrages ist es, die jüngere und vorwiegend englischsprachige Diskussion
über den Einfluss von Institutionen und unterschiedlichen lokalen Rationalitäten auf Organisations- und Managementprozesse in multinationalen Unternehmen (MNU) aufzuarbeiten. Es
werden die Grundlagen, wesentliche Ansätze, Kernaussagen und Konsequenzen des 'europäischen' und 'amerikanischen' Institutionalismus dargestellt. Insbesondere wird dabei die Bedeutung aber auch Grenzen dieser beiden Ansätze für die Analyse von Veränderungsprozessen in MNU skizziert und evaluiert. Im Vergleich zum noch dominanten 'evolutionären Paradigma' in der internationalen Managementforschung werden die institutionellen Einflüsse auf
Managementprozesse in MNU anhand von drei verschiedenen Aspekten diskutiert: dem Ein-
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fluss des Heimatlandes, der Macht und Autonomie von Tochtergesellschaften, sowie der Entstehung transnationaler sozialer Räume." (Autorenreferat)
[325-L] Hasse, Raimund:
Der Neo-Institutionalismus als makrosoziologische Kulturtheorie, in: Konstanze Senge, KaiUwe Hellmann (Hrsg.): Einführung in den Neo-Institutionalismus, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 150-159, ISBN: 3-531-15070-7
INHALT: Der Neoinstitutionalismus ist eine makrosoziologische Perspektive in dem Sinne, dass
er die Strukturen und Prozesse von Organisationen nicht aus der Perspektive der jeweils Handelnden analysiert, sondern davon ausgeht, dass die Bedingungen der Möglichkeit organisationalen Handelns gesellschaftlich erzeugt werden und keineswegs bloße Kreationen rein rational kalkulierender Akteure sind. Sie kann als Gegenentwurf zu funktionalistischen Ansätzen
verstanden werden. Die Umweltperspektive des Neoinstitutionalismus richtet sich auf "weiche Faktoren" wie Werte, Normen und Ideale guter Praktiken des Organisierens. Diese kulturelle Prägung gilt ausdrücklich auch für moderne Gesellschaften und deren hohe Wertschätzung für Wissenschaft und Technik. (ICE2)
[326-L] Henrich-Franke, Christian:
Organisationskultur und Vertrauen in den internationalen Beziehungen: Anknüpfungspunkt für einen interdisziplinären Dialog?, in: Geschichte und Gesellschaft : Zeitschrift für
Historische Sozialwissenschaft, Jg. 32/2006, H. 3, S. 344-363+ (Standort: USB Köln(38)-Einzelsignatur; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die International Telecommunication Union (ITU), eine Unterorganisation der UNO
zur weltweiten Zuweisung von Radiofrequenzen, entwickelte in den 1950er und 1960er Jahren eine besondere Organisationskultur, die es ihr erlaubte, ihre Aufgaben auch zu Hochzeiten des Kalten Krieges zu erfüllen. Anhand dieses Beispiels wird hier der Versuch unternommen, einen interdisziplinären Dialog zwischen der soziologischen Erforschung von Organisationskulturen und der Neuen Institutionenökonomie zu initiieren. Insbesondere wird
gefragt, welcher der beiden Ansätze besser geeignet ist, die Entscheidungsprozesse in Organisationen zu erklären. (ICEÜbers)
[327-L] Hiller, Petra:
Organisierte kulturelle Differenzen, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit,
kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3225-3234,
ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Eine in der Organisationssoziologie prominent gewordene Sichtweise auf Organisationen ist mit dem Begriff 'Organisationskultur' verbunden. Was man als 'verschieden' beobachten kann, lässt sich in dieser Perspektive als Reproduktion kultureller Unterscheidungen
beschreiben - als Mechanismus der Ausdifferenzierung von Organisationen. Von anhaltendem Interesse ist dabei die Frage, auf welche Weise sich das, was hier mit 'Kultur' umschrieben wird, in eine Theorie der Organisation einarbeiten lässt. Der Vorschlag der Verfasserin
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besteht darin, den Zugriff über kulturelle kognitive Schemata zu wählen. Man landet dann bei
einer wissenssoziologischen Neubeschreibung der Organisation, die auf die unentscheidbaren
Voraussetzungen des Entscheidens rekurriert." (Autorenreferat)
[328-L] Hölscher, Michael:
Wirtschaftskulturen in der erweiterten EU: die Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger
im europäischen Vergleich, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 285 S., ISBN: 3-53114791-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5200)
INHALT: Vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung 2004 analysiert die Studie wirtschaftskulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede im europäischen Vergleich. Es wird der Frage
nachgegangen, ob und in welchem Maße die neuen Mitgliedsländer und die Beitrittskandidaten der EU im Bereich der Wirtschaft kulturell zu den Kernmitgliedern passen. Die Frage der
kulturellen Passung setzt die Definition eines normativen Bezugspunktes voraus. Dazu wird
im ersten Schritt das kulturelle Selbstverständnis aus dem Primär- und Sekundärrecht rekonstruiert. Es wird inhaltlich bestimmt, welche Vorstellungen die EU im Hinblick auf die Ökonomie entwickelt hat. Dieses Skript der EU wird im zweiten Schritt anhand international erhobener, repräsentativer Bevölkerungsumfragen operationalisiert. Als Datengrundlage dient
die European Values Study von 1999/2000, an der 33460 Personen aus 28 Ländern teilnahmen. Dies ermöglicht den Vergleich der Vorstellungen der EU zur Gestaltung der ökonomischen Sphäre mit den Werten und Einstellungen zur Wirtschaftsordnung in den Mitgliedsländern, den Beitrittskandidaten und der Türkei. Die Untersuchung geht somit der Frage nach,
wie stark die von der EU präferierte Wirtschaftsordnung von den BürgerInnen der Mitgliedsländer und der Beitrittskandidaten unterstützt wird und ob es signifikante Unterschiede zwischen den Ländern gibt. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer sinnvollen Klassifikation
der Länder anhand ihrer Wirtschaftskulturen. Im dritten Schritt werden abschließend die gefundenen Übereinstimmungen der Länder mit den EU-Positionen bzw. auftretende Unterschiede erklärt. (ICG2)
[329-L] Loer, Thomas:
Zum Unternehmerhabitus: eine kultursoziologische Bestimmung im Hinblick auf Schumpeter, (Studienhefte des Interfakultativen Instituts für Entrepreneurship an der Universität Karlsruhe,
H. 3), Karlsruhe: Univ.-Verl. Karlsruhe 2006, 38 S., ISBN: 3-86644-026-X
INHALT: "Unternehmerisches Handeln ist soziologisch gesehen ein Typus des Handelns, der
unter den Bedingungen der Moderne exemplarisch für Handeln überhaupt stehen kann, verbindet es doch Freimut zu riskanter Entscheidung mit dem Anspruch auf rationale Verlässlichkeit: Der Unternehmer kann ebenso wenig umhin, Neuerungen zu suchen und zu fördern
wie er dabei auf berechnende Berücksichtigung und materiale Würdigung seiner Möglichkeiten und der Erfolgschancen seines Handelns verzichten kann. Um so handeln zu können, bedarf es habitueller Voraussetzungen auf Seiten des Handelnden. Diese werden in ihrer Wechselbeziehung zu dem Handlungstypus, für dessen Gestalt Joseph Schumpeter entscheidende
Hinweise gab, dargestellt." (Autorenreferat)
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[330-L] Lukasova, Ruzena; Frankova, Emilie; Surynek, Alois:
Organizational culture of Czech manufacturing companies: an empirical typology, in: Journal for East European Management Studies, Vol. 11/2006, No. 4, S. 349-371
INHALT: "Der Beitrag präsentiert Forschungsergebnisse über Organisationskultur in tschechischen Produktionsbetrieben. Die Studie wurde unter Vertretern der höheren, mittleren und
niederen Managementebenen aus 74 Unternehmen durchgeführt. Die Analyse der Organisationskultur konzentrierte sich auf Werte, Normen und ausgewählte Aspekte von Wahrnehmung
und Verhalten, die in einer Organisation geteilt werden. Die durch Fragebogen gewonnenen
Daten wurden mittels Faktor- und Cluster-Analysen ausgewertet. Im Ergebnis wurde eine
empirische Typologie abgeleitet, welche die typischen Inhalte der Organisationskultur in
tschechischen Produktionsbetrieben widerspiegelt." (Autorenreferat)
[331-L] Mense-Petermann, Ursula:
Transnationalisierung, Organisation und Kultur: organisationswissenschaftliche Kulturbegriffe auf dem Prüfstand, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 16/2006, H. 3, S. 393-411
(Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Aufsatz geht von der Beobachtung eines Wandels der Organisationsstrategien und
-strukturen grenzüberschreitend tätiger Unternehmen (Transnationalisierung) aus und fragt
vor diesem Hintergrund, welche Bedeutung solche Prozesse der Transnationalisierung für das
Verhältnis von Organisation und Kultur und für die Theoretisierung dieses Verhältnisses haben. Die These ist, dass die Debatte um neue, transnationale Organisationsformen und deren
Chancen und Grenzen, die wesentlich unter Rekurs auf 'Kultur' geführt wird, die ablaufenden
Prozesse genauer fassen und über die derzeit dominante Debatte um weltweite Konvergenz
oder bleibende Divergenz von Organisationsstrukturen hinaus kommen könnte, wenn die international vergleichende Organisationsforschung eine grundbegrifflich-theoretische Umstellung auf einen praxistheoretischen Kulturbegriff vornehmen würde. Nach einer kritischen
Sichtung 'klassischer' Konzeptionen des Verhältnisses von Organisation und Kultur wird auf
der Basis dieser Kritik ein praxistheoretisch informierter Vorschlag zur NeuKonzeptualisierung dieses Verhältnisses vorgelegt." (Autorenreferat)
[332-L] Mense-Petermann, Ursula:
Kulturvielfalt als Steuerungsproblem - zur Rolle von Anerkennung als Steuerungsressource
intransnationalen Konzernen, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1499-1510, ISBN: 3-59337887-6
INHALT: "Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie sich transnational integrierte Konzerne
angesichts der je unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Einbettung von Konzernzentrale und einzelnen Standorten steuern lassen und welche Rolle dabei kulturelle Differenzen spielen. Anhand einer kontrastieren den Fallanalyse der transnationalen Integrationsprozesse von zwei ausländischen Tochtergesellschaften eines global operierenden Konzerns
wird dabei folgendes herausgearbeitet: Die zunehmende Konzernintegration hat - zumindst
bislang - nicht zur Herausbildung kontextgesteuerter heterarchischer Netzwerke ohne hierar-
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chisches Zentrumgeführt. Vielmehr ist sie zunächst mit einer Zentralisierung von Entscheidungskompetenzen verbunden, weil der Übergang von multinationalen zu transnationalen
Organisationsformen die vormals organisational weitgehend autonomen Standorte nun verstärkt auf konzernweite Vorgaben und Standards verpflichtet. Das zentrale Steuerungsproblem für transnationale Konzerne besteht deshalb nicht - wie in der Netzwerk- und Steuerungstheorie häufig postuliert - allein im Ausbalancieren von Standardisierung und dezentralen
Entscheidungsfreiräumen, sondern darin, trotz des mit Transnationalisierung verbundenen
Re-Arrangements von Macht- und Herrschaftsverhältnissen zugunsten der Konzernzentrale
die Standorte zum einen zur Akzeptanz von Konzernentscheidungen und zum anderen zu eigenen produktiven Beiträgenzum 'Ganzen' zu bewegen. In Anerkennung, so soll gezeigt werden, liegt eine zentrale Steuerungsressource, um das oben skizzierte Steuerungsproblem zu
bearbeiten - allerdings eine 'schwache' Steuerungsressource, deren instrumentelle Einsatzmöglichkeiten beschränkt sind. Dennoch schafft Anerkennung Ressourcen, die zur Herstellung wechselseitigen Verstehens und Verständigens über kulturelle Differenzen und Interessen divergenzen hinweg als Voraussetzung für das Funktionieren produktiver transnationaler
Kooperation genutzt werden können - ohne dass dies zu einer kulturellen Homogenisierung
führte." (Autorenreferat)
[333-L] Pfahler, Thomas:
Unternehmenskultur zwischen Markt und Plan in Mittel- und Osteuropa, Stuttgart: Haupt
2006, 253 S., ISBN: 3-258-06919-0
INHALT: "Im Mittelpunkt dieser Studien steht die Frage, wie ökonomische Ordnung und Unternehmenskulturen zusammenhängen und inwieweit die infolge der Transformation in Ostdeutschland und den mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) veränderten ordnungspolitischen Rahmenbedingungen auch zu einer Änderung von Unternehmenskulturen geführt
haben. Dazu wird zunächst ein theoretischer Rahmen erarbeitet und das in diesem Zusammenhang bestehende Theoriedefizit beseitigt. Auf dieser Basis werden dann Hypothesen zur
Forschungsfrage abgeleitet. Diese werden durch interkulturelle und intertemporale Studien zu
den Unternehmenskulturen in den ökonomischen Ordnungen Ostdeutschlands und den
MOEL vor und nach der Transformation überprüft. Um ein möglichst exaktes Bild von den
Unternehmenskulturen und deren eventuellem Wandel zu zeichnen, werden verschiedene Ebenen betrachtet. Eine erste Studie setzt sich mit dem Wandel der ersten Ebene von Unternehmenskulturen, der so genannten Artefakte, im Rahmen der Transformation auseinander.
Als Artefakt erwies sich die Einkommensdifferenzierung und damit die betriebliche Lohnpolitik. Eine zweite Studie beschäftigt sich mit dem Wandel von Werten im Rahmen der Transformation der ökonomischen Ordnungen." (Autorenreferat)
[334-L] Pfriem, Reinhard:
Ein pluralistisches Feld von Governancekulturen: Ideen zur Vermittlung von ethischmoralischen Handlungsdimensionen mit dem vorgängigen ökonomischen Verständnis der
Steuerung von Unternehmen, in: Josef Wieland (Hrsg.): Governanceethik im Diskurs, Marburg:
Metropolis-Verl., 2004, S. 183-212, ISBN: 3-89518-470-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005-215)
INHALT: Die "Governanceethik" versteht sich als Versuch eines Brückenschlags zwischen der
vor allem von Oliver Williamson ausgearbeiteten Transaktionskostenökonomik und einer
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modernen Ansprüchen gerecht werdenden Wirtschafts- und Unternehmensethik. Der vorliegende Beitrag schließt hier an, indem er speziell für die Governance der ökonomischen Organisation Unternehmung einen theoretischen Bezugsrahmen sucht, der Ethik einen systematischen Platz zu geben vermag, ohne dass Ethik entweder in vorgängiger Ökonomie aufgeht
oder zu deren Theorie und Praxis die Anschlussfähigkeit verliert. Die Argumentation erfolgt
in folgenden Schritten: Zunächst wird (1) ein kurzer Blick auf die durchaus dramatischen
Veränderungen geworfen, von denen die heutige Wirtschaftsgesellschaft rund 150 Jahre nach
dem globalen Beginn des industriellen Kapitalismus gekennzeichnet ist. Vor diesem Hintergrund sind (2) zwei nicht nur scheinbar zunächst ganz getrennte neuere Debatten zu betrachten, nämliche die über Corporate Governance und jene über Corporate Citizenship und Corporate Social Responsibility. Der latent gegebene Zusammenhang dieser Debatten lässt sich
aus Beobachtersicht (3) über eine Differenzierung unterschiedlicher Unternehmens- und
Wirtschaftskulturen analysieren, die in einen offenen Horizont strategischer Programme von
Unternehmensorganisationen gestellt werden können. Diese kulturalistische Herangehensweise bereichert (4) bisherige governanceethische Überlegungen insbesondere in der Richtung,
nicht nur Regeleinhaltung, sondern auch Innovation thematisieren zu können, was (5) am Fall
von Nachhaltigkeitsethik und Nachhaltigkeitsinnovationen konkretisiert wird. Eine kulturalistische Erweiterung der Governanceethik, so schließt der Text (6) mit einigen weiteren Anmerkungen, würde der zunehmenden kulturellen Aufladung ökonomischer Interaktionen in
theoretischer wie empirischer Hinsicht auch besser gerecht. (ICA2)
[335-L] Priddat, Birger P.:
Organisation und Sprache, in: Josef Wieland (Hrsg.): Governanceethik im Diskurs, Marburg:
Metropolis-Verl., 2004, S. 147-180, ISBN: 3-89518-470-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005-215)
INHALT: Der Beitrag thematisiert die erforderliche Steigerung der Kontingenzverarbeitung in
modernen Organisationen sowie die governanceethische Erweiterung der "Theory of the
firm" um zusätzliche atmosphärische Parameter wirtschaftlicher Transaktionen wie Kultur,
Moral und Normen. Im Zentrum steht der Sachverhalt der "Polylingualität". Organisationen
bestehen immer aus mehreren facettenreiche Sprachspiele oder "belief systems". Der Autor
zeigt, dass die Polylingualität zu einer erheblichen Zunahme von Komplexität in Unternehmensorganisationen führt, die durch ein Diversity Management abgearbeitet werden muss.
Die moralische Dimension dieser Polylingualität wird als "kommunikationsanfällig" beschrieben. Das was Werte, Moral und Ethik in Organisationen wirklich meinen, lässt sich
nicht durch Regelsetzung und Regelgeltung erklären, d.h. Unternehmenskultur mit entsprechenden Handlungs- und Wertorientierungen ist ohne gelingende Kommunikationsprozesse
nicht zu haben. Genau dies macht Organisationen sowohl wahrnehmungs- als auch veränderungsoffen und zu Kooperation fähig. (ICA2)
[336-L] Roesler, Jörg:
'Cultural Clash' und 'Corporate Identity' in ostdeutschen Betrieben während der 1990er
Jahre, in: Kultursoziologie : Aspekte Analysen Argumente ; wissenschaftliche Halbjahreshefte
der Gesellschaft für Kultursoziologie e.V. Leipzig, Jg. 15/2006, H. 1, S. 7-26 (Standort: USB
Köln(38)-XG7307; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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INHALT: Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen EG und RGW nahmen seit den 1970er Jahren an
Intensität zu. Von bundesdeutscher Seite war die DDR der bevorzugte Partner. Mit der Wende 1989/90 veränderten sich die Rahmenbedingungen. Die Auswechslung des TopManagements und interkulturelle Konflikte zwischen den Managementebenen warfen Probleme bei der Bewältigung des Zusammenstoßes der unterschiedlichen Managementkulturen
von DDR und BRD in den neuen Bundesländern auf. In einigen Großbetrieben wurde jedoch
darauf verzichtet, dem Unternehmen die Firmenkultur des neuen Eigentümers zu oktroyieren.
Alternativ wurde eine von drei Strategien angewandt: (1) planmäßige Ersetzung der traditionellen Betriebskultur durch die Corporate Identity des Mutterkonzerns, basierend jedoch auf
dem Wissen um die Existenz unterschiedlicher Kulturstandards; (2) Versuch zur Verschmelzung von Elementen der überkommenen Betriebskultur mit Elementen der Unternehmenskultur des westdeutschen Mutterkonzerns; (3) "fremdbegleiteter selbstinduzierter Wandel", bei
dem mit Hilfe von Beratern des Eigentümers Belegschaft und Management die notwendige
Umgestaltung der überkommenen Betriebskultur selbst durchführen. Die erste Strategie hatte
die Entlassung des ostdeutschen Managements zur Voraussetzung, die dritte Variante das
möglichst vollständige Beibehalten, und ideal für die zweite war ein Ost-West-Mix des TopManagements. (ICE)
[337-L] Runde, Bernd:
Und bist Du nicht willig, so brauch ich Geduld: Wahrnehmungen und Interpretationen zu
kulturellen Eigenarten der Polizei, in: Jochen Christe-Zeyse (Hrsg.): Die Polizei zwischen Stabilität und Veränderung : Ansichten einer Organisation, Frankfurt am Main: Verl. für Polizeiwiss.,
2006, S. 177-189, ISBN: 3-935979-85-1
INHALT: Der Verfasser setzt sich mit der Organisationskultur der Polizei in Nordrhein-Westfalen
anhand von drei Themenfeldern auseinander, die exemplarisch den Umgang mit organisatorischem Wandel repräsentieren. Sie betreffen das Projektmanagement, den Umgang mit Kennzahlen und das Führungsverständnis. Es zeigt sich, dass in den drei genannten Bereichen Führungskräfte mit tradierten Einfluss- und Gestaltungsoptionen oft auf erhebliche Schwierigkeiten gestoßen sind. Diese Schwierigkeiten liegen in der Unfähigkeit begründet, anstehende
Veränderungen so zu gestalten und zu kommunizieren, dass die Ziele des Wandels mit den
individuellen Werten, Erfahrungen und Befürchtungen der Organisationsmitglieder vermittelbar sind. (ICE2)
[338-L] Tröndle, Martin:
Das Orchester als Organisation: Exzellenz und Kultur, in: Timo Meynhardt, Ewald Johannes
Brunner (Hrsg.): Selbstorganisation managen : Beiträge zur Synergetik der Organisation, Münster:
Waxmann, 2005, S. 153-169, ISBN: 3-8309-1609-4 (Standort: ULB Münster(6)-3F61531)
INHALT: Orchester können als "Hochleistungsapparate" bezeichnet werden, da sie ein Höchstmaß an Koordinationsleistung bei gleichzeitiger Fehlerminimierung aufbringen müssen, und
bieten daher ein interessantes Untersuchungsfeld für die Organisationstheorie. Der Autor
zeichnet am Beispiel von orchestermusikalischen Funktions- und Strukturierungsprozessen
die notwendigen Bedingungen und Voraussetzungen hochkomplexer Koordinierungsleistungen für ökonomische Systemzusammenhänge nach. Die Determinanten eines selbstorganisierten Ordnungsparameters "Orchesterkultur", das als "überindividuelles Systemgedächtnis"
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im Kollektiv ausgeprägt und aufrechterhalten wird, werden herausgearbeitet und praktische
Schlussfolgerungen für dessen Umsetzbarkeit im organisationalen Systemkontext abgeleitet.
Die organisationstheoretische Basis des Erfolgs des Systems "Orchester" wird außerdem anhand verschiedener Beispiele - unter anderem zu spezifischen Selektions-, Erlebens-, Motivations- und kognitiven Adaptationsprozessen - verdeutlicht. (ICI2)
[339-L] Tschacher, Wolfgang; Tröndle, Martin:
Die Funktionslogik des Kunstsystems: Vorbild für betriebliche Organisation?, in: Timo
Meynhardt, Ewald Johannes Brunner (Hrsg.): Selbstorganisation managen : Beiträge zur Synergetik der Organisation, Münster: Waxmann, 2005, S. 135-152, ISBN: 3-8309-1609-4 (Standort: ULB
Münster(6)-3F61531)
INHALT: Die Autoren beleuchten die spezifischen Eigenschaften und Funktionsweisen des Systems "Kunst", das sie als selbstreferenzielles Endosystem verstehen, dessen ständiger Selbstmodellierungsprozess unter der Metaregel eines "geregelten Regelbruches" konzeptualisierbar ist und sehr unterschiedliche innovationsfördernde Systemumwelten hervorbringt. Da diese Metaregel auch für systeminterne und -externe Organisationsprozesse in erkenntnistheoretischer Hinsicht fruchtbar gemacht werden kann, untersuchen die Autoren ferner, welche neuen Sichtweisen sich daraus für das Managementhandeln bzw. die Organisationstheorie ableiten lassen. Sie nehmen hierzu eine systematische Gegenüberstellung von Bürokratie, Ökonomie und Kunst vor und verdeutlichen die Multiperspektivität des Kunstsystems in einer
schematischen Darstellung des Projekts "Plurinaming/Polyphony". Sie erörtern abschließend
die gesellschaftsethischen Grenzen der Übertragbarkeit der dargestellten Funktionsprozesse
auf sozialmarktwirtschaftliche Systemrealitäten. (ICI)
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
[340-L] Adolf, Marian:
Die unverstandene Kultur: Perspektiven einer Kritischen Theorie der Mediengesellschaft,
(Cultural studies, Bd. 19), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 286 S., ISBN: 3-89942-525-1
INHALT: Versuch der "Erneuerung einer kritischen Kommunikationswissenschaft", indem
Versatzstücke einer Kultur der Mediengesellschaft aufgespürt, analysiert und in einen theoretischen Zusammenhang gestellt werden. Die Publikation will dazu beitragen, Medienkultur
begrifflich und konzeptionell zu erfassen. Dabei zeichnet der Autor historische wie aktuelle
gesellschafts- und kulturtheoretische Debatten - insbesondere die zwischen Marxismus und
Kritischer Theorie - nach. (KB)
[341-F] Axster, Felix, M.A. (Bearbeitung); Szöllösi-Janze, Margit, Prof.Dr.; Finzsch, Norbert,
Prof.Dr. (Leitung):
Ethnographisches Spektakel: koloniale Stereotypisierungen und die Inszenierung von whiteness auf deutschen Bildpostkarten
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
209
INHALT: Ziel des Einzelprojektes ist es, die koloniale Stereotypisierung auf Bildpostkarten als
Macht/ Wissen-Komplex im Hinblick auf die Konstruktion von whiteness bzw. einer spezifisch "weißen" Identität zu untersuchen. Dabei werden insbesondere die massenmediale Inszenierung des kolonialisierten Körpers sowie die Bedeutung der Sexualität zu thematisieren
sein. In diesem Zusammenhang ist vor allem danach zu fragen, ob und auf welche Weise bestimmte Motive (z.B. "Mischehen") und aufgedruckte Paratexte selbst schon einer Evidenz
von Rasse als biologisch oder kulturell hergeleiteter Subjektivierungsform entgegenstanden.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Axster, Felix: Die Angst vor dem "Verkaffern": Politiken der
Reinigung im deutschen Kolonialismus. in: Werkstattgeschichte, 39, 2005, S. 39-53
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Köln, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Abt. Mittlere
und Neuere Geschichte (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln); Universität Köln, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Anglo-Amerikanische Abteilung (Albertus-MagnusPlatz, 50923 Köln)
KONTAKT: Szöllösi-Janze, Margit (Prof.Dr. Tel. 0221-470-4445, Fax: 0221-470-7390,
e-mail: [email protected])
[342-F] Baecker, Dirk, Prof.Dr. (Leitung):
Die Gesellschaft der Computer
INHALT: Niklas Luhmanns letztes Hauptwerk, 'Die Gesellschaft der Gesellschaft' (1997), lässt
sich auch als Abgesang auf die Buchdruckkultur der modernen Gesellschaft lesen, ein großartiges Denkmal, das deutlich machen soll, welche Probleme der gesellschaftlichen Reproduktion diese Kultur wie gelöst hat, und damit auch die Standards definiert, an der sich alle künftigen Lösungen derselben Probleme werden messen lassen müssen. Denn dies ist die Hypothese Luhmanns: Drei Entwicklungsstufen kennzeichnen die Gesellschaft, die Schriftkultur,
die Buchdruckkultur und die Computerkultur. Jede dieser Entwicklungsstufen ist duch eine
"Theorieform" gekennzeichnet, die die Voraussetzung dafür ist, dass der von der Einführung
eines neuen Verbreitungsmediums produzierte Überschusssinn verarbeitet werden kann. Die
Theorieform der Schriftkultur ist Aristoteles' "telos", die Theorieform der Buchdruckkultur
Descartes' "unruhige Selbstreferenz" und die Theorieform der Computerkultur SpencerBrowns "Form". Das Forschungsprojekt besteht darin, die These Luhmanns zu validieren, einige Konsequenzen für die Weiterentwicklung der soziologischen Theorie zu ziehen und aktuellen Problemstellungen des Übergangs zu einer Computerkultur der Gesellschaft nachzugehen.
METHODE: Der methodische Ansatz kombiniert systemtheoretische, netzwerktheoretische und
medientheoretische Überlegungen mit Studien zur Semantik und Empirie des Umgangs mit
Verbreitungsmedien.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Baecker, Dirk: Niklas Luhmann in the society of the computer. in:
Cybernetics and human knowing, Vol. 13, 2006, No. 2, pp. 25-40. ARBEITSPAPIERE: Baecker, Dirk: The network synthesis of social action. Witten/ Herdecke: Univ. 2006. Unter:
http://homepage.mac.com/baecker/NetworkSynthesis.pdf abrufbar.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Witten-Herdecke, Fak. für das Studium fundamentale, Lehrstuhl für
Soziologie (Alfred-Herrhausen-Str. 50, 58448 Witten)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
210
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
[343-L] Banse, Gerhard (Hrsg.):
Neue Kultur(en) durch neue Medien(?): das Beispiel Internet, (e-Culture : Network Cultural
Diversity and New Media, Vol. 1), Berlin: Trafo Verl. Weist 2005, 183 S., ISBN: 3-89626-225-4
(Standort: USB Köln(38)-33A179)
INHALT: "Wenn heute von den so genannten 'Neuen Medien' die Rede ist, dann stehen meistens
technische und ökonomische Aspekte im Vordergrund. Stichworte sind dann Medientechnik
und Medienmarkt. Hinzu kommen rechtliche Fragestellungen, die mit der Technikgestaltung
und der Marktregulierung bzw. -deregulierung verbunden sind. Kulturelle Analysen dagegen
sind rar, vergleichend-kulturelle noch rarer. Das kann der vorliegende Band zwar auch nicht
entscheidend ändern. Er deutet jedoch eine ergebnisträchtige Analyserichtung und - weitergehend - ein interessantes Forschungsprogramm an, das - in den kommenden Jahren schrittweise realisiert - manche Wissensdefizite wird beseitigen helfen. Zunehmend wird deutlich, dass
es auch die Interdependenzen zwischen Informations- und Kommunikationstechnik, Individuum, Kultur, Gesellschaft, Politik, Recht und 'Umwelt' generell und in konkreten Teilbereichen aufzudecken gilt, und zwar auch im nationalen Vergleich, unter Berücksichtigung der
kulturellen Verschiedenheit europäischer Nationen. Dem zumindest ansatzweise zu entsprechen ist Anliegen der in diesem Band vereinten Beiträge." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gerhard Banse: Einführung (9-15); Gerhard Banse, Andreas Metzner: Veränderungen im
Quadrat. Computervermittelte Kommunikation und moderne Gesellschaft - Überlegungen
zum Design des europäischen Forschungs-Netzwerks 'Kulturelle Diversität und neue Medien'
(17-46); Hans-Joachim Petsche: Das Internet als Medium - ein technikphilosophischer Ansatz
(47-58); Nicanor Ursua: Internet as a case of cultures 'online'. Cultures without territories (5968); Andrzej Kiepas: Der Mensch zwischen realer und virtueller Welt (69-78); Tadeusz
Miczka, Bogdan Zeler, Urszula Zydek-Bednarczuk: Linguistic, literary and audiovisual
communication in the Internet (79-88); Nadezhda G. Bagdasaryan, Viktoria Silaeva: Problems of scientific discourse in an electronic society (89-96); Gerhard Zecha: Ethik und Internet. Probleme und Regeln für Internetbenutzer (97-112); Zoltan Galantai: Self-filtering and
Internet (113-120); Béla Csiszér: The role of education in securing cyberspace (121-126);
Andoni Alonso: GNU/ Linex - political and communal experience (127-134); Uwe Meinberg,
Irene Krebs: Möglichkeiten und Barrieren grenzüberschreitender informations- und kommunikationstechnischer Lösungen in Administrationsbereichen (135-144); Daniela Fobelová:
The Internet and its place in the Slovak information society (145-154); Robert Geisler: Culture of the industrial and information society. The case of Upper Silesia (155-166); Ignacio Ayestarán: The living republic. From genetic information to globalising symbiotic planet (167174).
[344-L] Banse, Gerhard:
Identität in der realen Welt und im Cyberspace - Chancen und Gefahren, in: Andrzej Kiepas,
Urszula Zydek-Bednarczuk (Hrsg.): Informationsgesellschaft und Kultur : Internet - Globale
Kommunikation - Identität, Berlin: Trafo Verl. Weist, 2006, S. 53-66, ISBN: 3-89626-571-7
(Standort: SLUB Dresden(14)-2006-8-22525)
INHALT: Die gegenwärtigen Veränderungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien sind nach Ansicht des Autors mit gravierenden gesellschaftlichen Auswirkungen verbunden, die sowohl das Individuum als auch das soziale und politische System in
seiner regionalen, nationalen und globalen Dimension betreffen. Der Autor diskutiert den
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
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Begriff der Identität in der Informationsgesellschaft als relevantem Forschungsgegenstand unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen und problematisiert die unterschiedlichen Sichtweisen auf Begriffe wie "Netzidentität" oder "Netzexistenz". Er verweist bei seinen kursorischen
Betrachtungen ferner auf die Chancen und Gefahren der Internet-Nutzung für den "realen"
Menschen, die er an den Beispielen "Bildung und Neue Medien" sowie "Privatheit und informationelle Selbstbestimmung" verdeutlicht. Im Cyberspace können seiner Meinung nach
durchaus neue Erfahrungen gewonnen werden, die jedoch nicht auf die natürliche Lebenswelt
übertragen werden dürfen. In dieser Differenz besteht die Chance und die Gefahr der Identität
in der realen Welt und im Cyberspace. (ICI)
[345-L] Bauer, Thomas A.:
Kriegs- und Krisenkommunikation aus kulturwissenschaftlicher Perspektive, in: tv diskurs :
Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 10/2006, H. 1, S. 52-55
INHALT: "Im Kontext der medial-kommunikativen Vermittlung erhalten Krieg, Krisen und - vor
allem - Opfer, so sie Objekte der Berichterstattung sind, eine medial dramatisierte
(Be)Deutung. Sie werden, so die Vermutung, nicht primär als Ereignisse oder Geschehnisse
an sich wahrgenommen, sondern als Referenzthemen für die rekonstruktive Beobachtung
schon bestehender Habitate (Kultur als Grenzbeobachtung). Opfer in den Medien werden zu
Opfern der Medien aufgrund und im Rahmen einer sozialen Praxis, die vor allem im Medienkulturkontext gesucht und favorisiert wird: die Entlastung von kulturellen Dilemmata." (Autorenreferat)
[346-L] Bechdolf, Ute:
Verhandlungssache Geschlecht: Eine Fallstudie zur kulturellen Herstellung von Differenz
bei der Rezeption von Musikvideos, in: Andreas Hepp, Rainer Winter (Hrsg.) - 3., überarb. u.
erw. Aufl.: Kultur - Medien - Macht : Cultural Studies und Medienanalyse, Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss., 2006, S. 425-437, ISBN: 3-531-42948-5 (Standort: UB Siegen(467)-20KLE
1751(3))
INHALT: Die Verfasserin gibt einleitend einen kurzen Überblick über zentrale Elemente der
feministischen Cultural Studies und der Geschlechterforschung. Vor diesem Hintergrund
werden Ergebnisse einer ethnographischen Fallstudie zur Rezeption von Musikvideos vorgelegt, die auf qualitativen Interviews mit 22 Jugendlichen beiderlei Geschlechts basieren. Anhand eines Fallbeispiels wird gezeigt, wie Geschlecht als Kategorie, als Differenz und als
Machtverhältnis in einem Prozess der fortwährenden Re- und Dekonstruktion bei der Rezeption von Musikvideos wirksam wird. (ICE)
[347-L] Becker, Ralf; Orth, Ernst Wolfgang (Hrsg.):
Medien und Kultur: mediale Weltauffassung, (Trierer Studien zu Kulturphilosophie, Bd. 13),
Würzburg: Königshausen u. Neumann 2005, 140 S., ISBN: 3-8260-3116-4 (Standort: USB
Köln(38)-33A6010)
INHALT: "So sehr die Medialität der Kultur durch die Wirksamkeit und Aufdringlichkeit so
genannter moderner Medien ins Bewusstsein der Menschen gedrungen ist und damit allent-
212
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
halben zum Thema wurde - Medialität ist dennoch eine althergebrachte Grundfunktion aller
bisherigen Kultur. Wer die Neuheit der Medien verstehen will, muss zunächst die originäre
Rolle medialer Weltauffassung überhaupt in Rechnung stellen. Kultur als die Welt des Menschen ist ein medialer Prozess, der nach seinen verschiedenen Dimensionen und Strukturmomenten zu erkunden ist. Dabei zeigt sich, daß dasjenige, was Medium ist, sehr unterschiedlich
bestimmt werden kann. Eine eigentümliche Mehrdeutigkeit scheint geradezu das bestimmende Charakteristikum der Medien zu sein, eine Mehrdeutigkeit, die sich auch auf Begriffe wie
'Information', 'Kommunikation' und 'Bedeutung' selbst überträgt. In einer solchen Lage entsteht philosophischer Besinnungsbedarf. Deshalb werden in den vorliegenden sechs Beiträgen
verschiedene Aspekte der media len Bedeutungsvielfalt differenziert, um die Zusammenhänge schärfer sichtbar zu machen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ernst Wolfgang Orth:
Die Kulturbedeutung der Medien (9-23); Ralf Becker: Auf verlorenem Posten? Zur Rolle des
Subjekts in der Medienphilosophie (25-47); Christian Bermes: Kanal, Zeichen, Spur. Die
Funktion der Medien (49-64); Peter Welsen: Die Erzählung als Medium personaler Identität
(65-81); Klaus Fischer: Code, System und Konflikt. Probleme intersystemischer Kommunikation (83-118); Dirk Rustemeyer: Die Paradoxie des Dritten (119-133).
[348-L] Bell, Genevive:
Das Daumenzeitalter: Eine kulturelle Deutung der Handytechnologien aus Asien, in: Peter
Glotz, Stefan Bertschi, Chris Locke (Hrsg.): Daumenkultur : das Mobiltelefon in der Gesellschaft,
Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 79-104, ISBN: 3-89942-473-5 (Standort: ULB Münster(6)-3W
779)
INHALT: Die Studie untersucht am Beispiel der Mobiltelefone die Art und Weise, wie in den
Städten Asiens die kulturellen Praktiken das Verhältnis der Menschen zu den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien prägen. Die Ergebnisse basieren auf teilnehmender
Beobachtung und Befragungen in rund 100 Haushalten in Indien, China, Malaysia, Singapur,
Süd-Korea und Indonesien im Zeitraum 2002/03 sowie auf bisherigen Untersuchungen zur
Genealogie der unterschiedlichen Informations- und Kommunikationstechnologien. Bei der
Herausarbeitung eines Identitätsmanagements werden Muster der Aufnahme und Distribution
der neuen Funktechnologie dargestellt. Es werden Einzelzüge dieser neuen Landschaft benutzt, um divergierende Wege von kritischer Bedeutung für die Annahme und Verwendung
von Technologien hervorzuheben. Diese neuen Wege bieten bemerkenswerte Ausblicke auf
die kulturelle Dimension der Technologie: Auf diese Weise wird aufgezeigt, wie die Technologie mit verschiedenen kulturellen Erzählungen und mit verschiedenen Formen der materiellen und kulturellen Produktion verbunden ist. Die Länderbefunde offenbaren überraschende
Ähnlichkeiten in der Art und Weise, wie die Menschen sich ihr Handy vorstellen und wie sie
es aktiv benutzen. So werden hier vier verschiedene Arten dargestellt, wie Handys als kulturelle, nicht so sehr als technologische Objekte funktionieren: (1) als Kommunikationsmittel,
(2) als Manifestation von Informationen, (3) als Mittel einer Identitätspolitik und (4) als Orte
der Ängste und der Kontrolle. Anhand dieser Aspekte wird in verschiedenen asiatischen Gesellschaften veranschaulicht, wie das Mobiltelefon dort verwendet wird, um individuelle Identitäten und soziale Rollen innerhalb von Familien und festgefügten sozialen Gruppen aufrechtzuerhalten. (ICG2)
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[349-L] Brosziewski, Achim:
Kulturelles Kapital und Kommunikationsmedien: Konvergenzen und Divergenzen in Bourdieus und Luhmanns Kulturtheorien, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit,
kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2859-2868,
ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Als ein konvergierendes Element der Theorien von Bourdieu und Luhmann ist die
Funktion von Kultur im Rahmen einer kybernetischen Kontrollhierarchie zu erkennen, wobei
deren sozialtheoretische Einordnung wiederum stark divergiert. In Bourdieus Theorie der verschiedenen Kapitaltypen bauen das symbolische auf dem ökonomischen Kapital sowie das
kulturelle auf dem symbolischen auf, während zugleich inder Reproduktion der Verhältnisse
(in der 'Praxis') das kulturelle Kapital das symbolische und das symbolische Kapital das ökonomische steuert. In Luhmanns Medientheorie geht es um die Reproduktion der drei Medientypen Sprache, Verbreitungsmedien und Erfolgmedien durch Formbildungen, in denen sich
Bewusstsein und Kommunikation momentweise koppeln. Kultur kann als ein Bezeichnen von
Formbildungen verstanden werden, das Kopplungsdistanzen schafft und Ambivalenzen
kommunikationsfähig macht, so dass ein vergleichendes Kontrollieren die abstrakteste Stufe
der Kontrollhierarchie in der Formbildung besetzt (soziales Gedächtnis). An der Stelle der
Unterscheidung von Personen und Kapitalien bei Bourdieu steht bei Luhmann die Unterscheidung von Personen und Kommunikationsprogrammen (Interaktions-, Organisations- und
Funktionsprogramme). Programme stellen Kriterien zur Unterscheidung 'richtiger' und 'falscher' Mitteilungen, also Kriterien zum anschlussfähigen Gebrauch der Kommunikationsmedien dar. Gleichheiten und Ungleichheiten von Personen zeigen sich daran, ob sie die Werte
'richtig' und 'falsch' gleich oder ungleich zuteilen und inwieweit sie sich an der Kommunikation von Dissensbeteiligen. Der Begriff der Kultur kann dafür einstehen, dass kein Kommunikationssystem jenseits seiner Programme feststellen könnte, aus welchen Mediensozialisationsgeschichten die beteiligten Personen ihre Bewusstseinsrepertoires zur Formulierung von
Konsens und Dissens über 'richtig' und 'falsch' beziehen. Als Kapital und personales Distinktionsvermögen erscheint Kultur nur dann, wenn sich die Beobachtung auf Personendifferenzen spezialisiert und dafür die Kommunikationsprogramme außer Acht lässt." (Autorenreferat)
[350-L] Bulbulia, Firdoze:
Hautfarbe, Klasse und Fernsehvorlieben: Jugendliche in Südafrika ; vier Fallbeispiele, in:
Televizion, Jg. 19/2006, Nr. 1, S. 50-52 (URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publika
tion/televizion/19_2006_1/bulbulia.pdf)
INHALT: Die Dimensionen Hautfarbe und Ethnizität sind entscheidend für das Verständnis der
Identitätskonstruktionen von Jugendlichen in Südafrika, ihr "Performing Gender" und ihre
Beziehungen zu Medien. In einer ethnographischen Studie des IZI in Kooperation mit der
Children and Broadcasting Foundation in Africa (CBFA) wurden Jugendliche aus den größten ethnischen Gruppen Südafrikas ausgewählt: "Schwarze", "Weiße", "Indischstämmige"
und "Farbige". Diese vier Fallbeispiele von Jugendlichen aus Südafrika und ihren Beziehungen zu Fernsehfiguren zeigen exemplarisch, wie Gender, Alters- und ethnische Aspekte bei
der Auswahl und Rezeption von TV-Sendungen zusammenspielen. Die Jugendlichen entwickeln ihre ganz eigene Identität. In den Medien finden sie das, was sie auf ihrem Weg unter-
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
stützt: Personen, die ihnen als Vorbild dienen, Geschichten, die ihre Welt widerspiegeln.
Mädchen suchen sich weibliche Vorbilder, Jungen männliche, die farbigen und schwarzen
Jugendlichen wählen sich farbige und schwarze MedienakteurInnen. Auch die mit den sozialen Milieus eng verbundenen Themen finden sich auffallend parallel in den Medienvorlieben.
(UN)
[351-L] Dörner, Andreas:
Medienkultur und politische Öffentlichkeit: Perspektiven und Probleme der Cultural Studies aus politikwissenschaftlicher Sicht, in: Andreas Hepp, Rainer Winter (Hrsg.) - 3., überarb.
u. erw. Aufl.: Kultur - Medien - Macht: Cultural Studies und Medienanalyse, Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss., 2006, S. 219-236, ISBN: 3-531-42948-5 (Standort: UB Siegen(467)-20KLE1751
(3))
INHALT: Der Verfasser zieht eine Bilanz von Möglichkeiten und Grenzen der Cultural Studies
aus politikwissenschaftlicher Sicht. Er arbeitet Genese und Grundzüge dieses Ansatzes heraus
und stellt dann den Ansatz Douglas Kellners vor, der eine Synthese versucht zwischen einem
politisch-ökonomischen Makroansatz, der die marxistischen Wurzeln der Cultural Studies
bewahren will, und dem Mikroansatz von John Fiske, der in radikaler Weise die Freiheitspotenziale bei Konsumenten und Mediennutzern betont. Kellner will mit seinem synthetischen
Ansatz die Einseitigkeiten des Kulturindustrie-Paradigmas als auch des "populistischen" Flügels der Cultural Studies vermeiden. Auch gegen Kellners Ansatz lassen sich allerdings Einwände formulieren. Sie betreffen die zu groben Kategorien der Deskription, eine unreflektierte Normativität, Blindheit für interdisziplinäre Zusammenhänge und die Geschichtslosigkeit
der Analyse. (ICE2)
[352-L] Dotzler, Bernhard J.:
Diskurs und Medium: zur Archäologie der Computerkultur, München: Fink 2006, 232 S.,
ISBN: 3-7705-4255-X (Standort: ULB Münster(6)-3H91800)
INHALT: Die Publikation beschreibt Computer- als Mediengeschichte bzw. die Mediengeschichte aus der Perspektive des Computers. Dabei wird der wechselseitige Zusammenhang von
Technik und Literatur, Literatur und Medien, Medien und Wissen, Wissen und Technik veranschaulicht, der sich zeigt, wenn man beide Seiten, Diskurs und Medium, als verkörpertes
Wissen begreift. Die Ausführungen orientieren sich am diskursanalytischen Ansatz von M.
Foucault, indem sie der Frage nachgehen, wie eine von Foucault herkommende Wissensgeschichte auf die Technologie elektronisch geschalteter Netzwerke anzuwenden ist. So geht es
im ersten Kapitel um die Spannung zwischen der Materialität des Diskurses einerseits und
technischen Medien andererseits. In der historischen Ausleuchtung dieser Opposition geschieht dies in der Erprobung eines - 'historische Techno-Logie' getauften - Ansatzes, der es
erlaubt, die technischen Medien jenseits des Diskurses als (verkörpertes) Wissen zu analysieren. Im Mittelpunkt steht hier das Maschinendenken, das sich in der Rechenmaschine von
Babbage und der Turing-Maschine darstellt. Denn nicht genug damit, dass durch die computerisierte Verarbeitung, Speicherung und Weitergabe von Wissen die 'Wissensgesellschaft'
auf der Agenda steht. Vielmehr gehört zu den anfänglichen Mythen des Informationszeitalters
wesentlich der des Computers an sich als Wissens- und Denkmaschine. In diesem Zusammenhang werden hier die kybernetischen Grundlagen der Gegenwart als spezifische Form des
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Wissens deutlich gemacht. Wie vor diesem Hintergrund nicht nur die Geschichte des Computers im engeren Sinne, sondern die der Computerkultur insgesamt zu fassen ist, untersucht das
zweite Kapitel. Wo nämlich der Diskurs, wo die Literatur aussetzt, setzen andere Medien
(Film und Fernsehen) ein - und umgekehrt. So lässt sich gerade aus dem negativen Geschäft
einer Grenzvermessung der Literatur positiver Nutzen ziehen. (ICG2)
[353-F] Erll, Astrid, Dr.; Hölscher, Meike; Nünning, Ansgar, Prof.Dr; Neumann, Birgit, Dr.;
Rupp, Jan, M.A.; Young, Sara B. (Bearbeitung); Nünning, Ansgar, Prof.Dr. (Leitung):
Ausformung, Aktualisierungen und Revisionen von Großbritanniens imperialer Erinnerungskultur: Medien literarischer Erinnerung im 19. und 20. Jahrhundert (Teilprojekt D10
im Rahmen des Projekbereichs D "Erinnerungskulturen: Plurimedialität un Narrativität
kultureller Erinnerungsprozesse")
INHALT: Dieses literatur- und kulturwissenschaftliche Teilprojekt untersucht die Prozesse und
Funktionen der Ausformung von Großbritanniens imperialer Erinnerungskultur im 19. Jh.
sowie die Verfahren und Implikationen ihrer postkolonialen Aktualisierung im 20. Jh. Das
Projekt verfolgt drei Ziele: 1. die literarischen und medienspezifischen Verfahren der Erzeugung von kulturellen Erinnerungen herauszuarbeiten; 2. Einsichten in die Funktionspotentiale
ästhetischer Inszenierungen und Revisionen des imperialen Erbes zu gewinnen und 3. exemplarisch den diachronen Wandel solcher Formen und Funktionen zu rekonstruieren. Die Ausformung von Großbritanniens imperialer Erinnerungskultur wird anhand von Schlüsselphänomenen im Kontext viktorianischer Erinnerungskonjunkturen untersucht: In Anknüpfung an
die Ergebnisse der ersten Förderungsphase, in der die Narrativisierung der so genannten 'Indian Mutiny' (1857) zu einem fundierenden Mythos rekonstruiert wurde, soll am Beispiel der
Repräsentationen der Thronjubiläen Queen Victorias (1887 und 1897) herausgearbeitet werden, wie Medienereignisse in der spätviktorianischen Erinnerungskultur inszeniert wurden
und welche Aufgaben sie für die imperiale Selbststilisierung erfüllten. ZEITRAUM: 19. und
20. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Großbritannien
METHODE: Die für die Gesamtanlage des Teilprojekts essentielle diachrone Dimension von
Großbritanniens imperialer Erinnerungskultur und die bis heute anhaltende Wirkung ihrer Paradigmen sollen am Beispiel von literarischen und filmischen Auseinandersetzungen mit dem
Raj nach 1947 herausgearbeitet werden. Anhand von ausgewählten Romanen, Dramen, Gedichten und Kinofilmen in englischer Sprache soll ein Spektrum von unterschiedlichen ästhetischen Repräsentationsformen nachgezeichnet werden, das von der Tradierung und Affirmation imperialer Denk- und Argumentationsmuster bis hin zu deren Revision und Dekonstruktion reicht. Der Analysefokus richtet sich dabei zum einen auf die ästhetisch-literarischen
Formen, zum anderen auf deren erinnerungskulturelle Funktionen. Neben der Metaphorik
werden narrative Verfahren, medienspezifische Darstellungsweisen und intermediale Bezüge
auf ihr erinnerungskulturelles Wirkungspotential hin untersucht.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Gießen, SFB 434 Erinnerungskulturen (Otto-Behaghel-Str. 10 G,
35394 Gießen)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0641-99-30180, Fax: 0641-99-30189,
e-mail: [email protected])
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
[354-L] Fahlenbrach, Kathrin; Viehoff, Reinhold:
Medienikonen des Krieges: die symbolische Entthronung Saddams als Versuch strategischer
Ikonisierung, in: Thomas Knieper und Marion G. Müller (Hrsg.): War Visions : Bildkommunikation und Krieg, Köln: Halem, 2005, S. 356-387, ISBN: 3-931606-83-X
INHALT: Der Beitrag geht unter Bezug auf die US-amerikanische Bildpolitik im dritten Golfkrieg der Frage nach, wie durch gezielte Planung und Medienpolitik einzelne Bilder von der
Niederschlagung und Vernichtung Saddam Husseins symbolisch als "Medienikonen" lanciert
worden sind und welcher medialen Mechanismen sich die Spezialisten der "public diplomacy" bedienen können. In diesem Zusammenhang wird mediale Repräsentation des Sturzes des
Denkmals von Saddam Hussein in Bagdad am 9. April 2003 als dessen symbolische Entthronung interpretiert. In der Analyse stehen die Printmedien sowie die im Internet verfügbaren
Bilder des Denkmalsturzes im Mittelpunkt. Die Sichtung der Bilddokumente wird in einen
historischen Abriss des Ikonoklasmus eingebettet. Dokumentiert wird auch die Gegenaktion,
der Sturz einer Statue von US-Präsident Bush, die nicht annähernd so viel Medienaufmerksamkeit auf sich zog wie der symbolische Sturz des irakischen Diktators. Die Bilder der zerstörten Saddamstatue haben vermutlich ihr propagandistisches Ziel im Rahmen der "public
diplomacy" erreicht, auch wenn sie als Teil einer strategisch initiierten Medienkommunikation kritisch als Propaganda und "Fake" aufgeklärt werden konnten. (UN)
[355-L] Groeben, Norbert:
Zur Kultur des - empirisch-szientifischen - Zeitschriftenaufsatzes, in: Handlung, Kultur, Interpretation : Zeitschrift für Sozial- und Kulturwissenschaften, Jg. 15/2006, H. 1, S. 25-41
INHALT: Die deskriptive Perspektive in der Kulturpsychologie besteht darin, die Struktur von
Mustern des menschlichen Geisteslebens zu beschreiben und ihre Genese zu rekonstruieren,
wobei in der Regel auf eine Erklärung zwischen Naturgesetzlichkeit und handlungstheoretischer Intentionalität zurückgegriffen wird. Dies gilt auch für wissenschaftliche (Sub-) Kulturen, wie zum Beispiel die Kultur des empirisch-szientifischen Zeitschriftenaufsatzes, deren
Genese als spezifisches Textgenre im vorliegenden Beitrag rekonstruiert wird. Da die Strukturbeschreibung dieser Textsorte auch stilistisch-rhetorische Dimensionen umfasst, wird ferner untersucht, ob die deskriptiv zu rekonstruierende (Sub-)Kultur bestimmte Werte enthält,
die als Ziele realisiert oder verfehlt werden können. Dazu gehört die Frage, inwiefern die in
einer (Sub-) Kultur enthaltenen Normen und Ziele ihrerseits eine Sozialisationsdynamik ausüben, denn dann lassen sich entsprechende direkte und indirekte Formen von Enkulturation
auch für die Subkultur des szientifischen Zeitschriftenaufsatzes aufzeigen. Der Autor skizziert
in einem Exkurs die Möglichkeiten und Grenzen der Szientometrie und erörtert aus kulturkritischer Perspektive die Frage, ob die Enkulturationsdynamik die von der jeweiligen (Sub)Kultur propagierten Ziele erreicht und welche notwendigen Modifikationen dieser Subkultur
sich auf der Prozess- bzw. Strukturebene ergeben. (ICI2)
[356-L] Gunzenhäuser, Randi:
Automaten - Roboter - Cyborgs: Körperkonzepte im Wandel, (focal point, Bd. 2), Trier: Wissenschaftl. Verl. Trier 2006, 317 S., ISBN: 3-88476-745-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5210)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
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INHALT: Die Untersuchung zur Mensch-Maschine-Schnittstelle führt Forschungsansätze zur
Körperidentität und Diskurstheorie mit kultur-, literatur- und filmwissenschaftlichen Studien
zusammen, um die kulturelle Körperherstellung als einen zwangsläufig medial vermittelten
und zugleich machtorientierten Prozess darstellen zu können. Körperidentitäten entstehen
demnach in Auseinandersetzungen um Macht- und Marktpositionen und in komplexen Kontexten verschiedener Medien. Die Arbeit geht davon aus, dass Körper und Körpergeschlecht
gegründet und diesen nicht vorgängig sind. Das heißt aber auch, dass Körper und Körpergeschlecht im hermeneutischen Sinne nicht 'natürlicherweise' existieren, sondern sich in den
verschiedensten kulturellen Kontexten ständig neu markieren müssen - und zwar in Bezug auf
ein ausgeschlossenes, verworfenes, nicht-menschliches Anderes. Analysiert werden drei Arten der Maschinen-Mensch-Verbindung: (1) Automaten, (2) Roboter und (3) Cyborgs. Die
Analysen setzen die verschiedenen Medientechnologien zueinander und zu Prozessen in Bezug, die heute unter den Stichworten Multimedialität und Interaktivität die Sicht auf alle Medien - auch auf das Buch und den Film - im Zuge der Digitalisierung einschneidend verändern. Abschließend geht der Autor der Frage nach, warum gerade amerikanische Medien, Erzählstrategien und Körperkonzepte sich als besonders produktiv erweisen, wenn es darum
geht, Verschiebungen in Medienkonstellationen zu bewältigen. (ICG2)
[357-L] Heilmann, Christa (Hrsg.):
Kommunikationskulturen: intra- und interkulturell ; Festschrift für Edith Slembek, (Sprechen und Verstehen : Schriften zur Kommunikationstheorie und Kommunikationspädagogik, Bd.
23), St. Ingbert: Röhrig 2005, 334 S., ISBN: 3-86110-396-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005/9197)
INHALT: "Innerhalb jeder Sprache gibt es emotionale, regionale, soziale Mehrsprachigkeit, Sie
wird in verschiedenen Kulturen gelebt: Regionen, Berufen, Konfessionen, Alterskohorten,
Gender. Es gibt also intrakulturell, in der eigenen Sprache, interkulturelle Differenzen, nicht
nur zwischen verschiedenen Sprachen. Allerdings werden die Unterschiede oft erst in der Begegnung mit Fremden und mit Fremdsprachen bewusst, grenzen ab, nicht selten aus. Wer die
Grenzen überwinden, wer Ausgrenzungen vermeiden möchte, muss zunächst die eigenen und
die fremden Grenzen kennenlernen. Dieser Aufgabe hat sich Edith Slembek an den Universitäten Saarbrücken, Koblenz-Landau und Lausanne in Forschung und Lehre verschrieben. Die
ihr gewidmeten Beiträge aus dem In- und Ausland beschreiben Grundlagen und Aspekte von
Kommunikationskulturen, speziell von rhetorischer, ästhetischer, Medien- und Genderkommunikation." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christa Heilmann im Gespräch mit Edith
Slembek: "Kulturen sind nicht homogen" (11-24); Hellmut K. Geissner: "denn was innen, das
ist außen...": Edith Slembeks Zwischenwelten (25-35); Lutz Christian Anders und Yvonne
Anders: Beurteilung suprasegmentaler Parameter durch "Experten" und "Laien" (37-43); Edwin Black: The Cultures of Time: A Riff for Edith Slembek (45-49); Hartwig Eckert und
Geoff Parker: Interkulturelle Kommunikation in verwandten Sprachen und Kulturen (51-59);
Ursula Hirschfeld, Eberhard Stock: Zur Betonung von Komposita in der (schweizer)deutschen Standardaussprache (61-68); Helga Kotthoff: Wie erwerben Kinder Ironie und
was leistet diese in unserer Kommunikationskultur? (69-78); Sharon Ruhly: Lost in Translation (79-85); Pascal Singy: Regard sémiologique sur une pratique séméiologique (87-93); Stanley Deetz: The Place of Human Differences in Decisions: Rethinking Communication in the
Multi-Cultural Context (95-102); Eric E. Peterson and Kristin M. Langellier: Engaging Cultural Differences in the Classroom: On Teaching What You're Not (103-110); Annette Lepschy:
Grußworte und Ansprachen schreiben: Antike Rhetorik im Einsatz für eine zeitgenössische
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
Kommunikationskultur (111-117); Martin Peler: Freier Dialog - koproduzierendes Sprechdenken: Erfahrungen mit Redeplanung nach Stichwortzetteln in einem Seminar für Sprechgruppen am Fernsehen (119-125); Alexander Schwarz: Kommunikationskulturen vor 500
Jahren (127-134); Gary W. Selnow: A Rhetoric of Peace in a Time of War (135-142); Mirjam
Bollag Dondi: Konfliktberatung interkulturell: Ein Praxisbericht (143-152); Timothy G. Hegstrom: Culture Change and Investor Voice at Hewlett-Packard (153-160); Albert F. Herbig:
Führungskultur als Kommunikationskultur (161-164); Annette Mönnich: Gesprächskultur
und Lernkultur: Eine Reflexion am Beispiel Mediationstraining (165-172); Petra und Silke
Slembek: Klären als Erfolgsfaktor in der Praxis interdisziplinärer Projektarbeit (173-181);
Henner Barthel: Russische Dichter sprechen (183-190); Elizabeth Fine: "White Boys Can't
Step?": Challenges of Multicultural Stepping (191-197); Hanns Hohmann: Conquering Butterfly: Vagaries and Ambiguities of (Post-)Colonialism, Sexuality, and (Anti-)Feminism from
Madame Chrysanthème to Madama Butterfly (199-207); Thomas Kopfermann: Lyrik als Dialog: Über das Verhältnis von lyrischem Subjekt und Sprecher-Ich (209-218); Tobias Geissner: Moderatorinnen und Moderatoren im Hörfunk: geschlechterspezifische Einsatzbedingungen (219-227); Silvia Ricci Lempen: Des Spaghettis? (229-231); Suela Sefa: L'enseignement genrée dans le cadre universitaire: Eléments d'une recherche empirique à l'Université de
Genève (233-239); Jo Sprague: The Liminal Servants: Women Educators on the Borderlands
(241-248); Senta Troemel-Ploetz: Deutsche Gespraechskultur vor der Fernsehkamera: Drei
Glossen (249-255); Georgette Blanc: L'apport de la sophrologie dans mon enseignement:
Histoire et définitions de la sophrologie (257-263); Roland Forster: "Wie ein Dichter sprechen oder mindestens wie ein Deutscher" - Lehr- und Lernziele in der mündlichen Kommunikation in plurikulturellen Unterrichtssituationen (265-272); Gabriel Ptok: Neues in der
Schule tun, ohne das Alte zu vergessen (273-282); Jo E. Schnorrenberg: Diversity Management als Bestandteil von Kommunikationskultur und Konfliktklärung in Teams: Ein Beitrag
zur Berufsethik (283-291); Susanne Wokusch: Kommunikation im Fremdsprachenunterricht:
"Mission Impossible"? (293-300); Eberhard Wolf: "Kann ich das noch mal hören?" (301311).
[358-L] Hepp, Andreas; Krotz, Friedrich; Moores, Shaun; Winter, Carsten (Hrsg.):
Konnektivität, Netzwerk und Fluss: Konzepte gegenwärtiger Medien-, Kommunikationsund Kulturtheorie, (Medien - Kultur - Kommunikation), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.
2006, 215 S., ISBN: 3-531-14598-3
INHALT: "Mit fortschreitendem sozialen und kulturellen Wandel besteht auch ein Bedarf an
einem Wandel unseres analytischen Vokabulars. Das Buch setzt sich mit drei Schlüsselkonzepten der gegenwärtigen Kommunikations-, Medien- und Kulturwissenschaften auseinander,
nämlich 'Konnektivität', 'Netzwerk' und 'Fluss'. In verschiedenen Beiträgen einschlägig ausgewiesener Autorinnen und Autoren wird gezeigt, dass es diese drei Konzepte sind, die es uns
ermöglichen, Prozesse von Medienkommunikation auf eine der heutigen Zeit angemessene
Weise zu fassen. In den Beiträgen des Buches wird nicht einfach abstrakt argumentiert, sondern an vielfältigen und auf verschiedenste Medien bezogenen Beispielen das analytische Potenzial dieser Konzepte aufgezeigt. Ein Fokus auf Konnektivitäten, Netzwerke und Flüsse eröffnet einer empirischen und kritischen Medienforschung vielfältige Perspektiven." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andreas Hepp, Friedrich Krotz, Shaun Moores u. Carsten Winter:
Konnektivität, Netzwerk und Fluss (7-19); Friedrich Krotz: Konnektivität der Medien: Konzepte, Bedingungen und Konsequenzen (21-41); Andreas Hepp: Translokale Medienkulturen:
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
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Netzwerke der Medien und Globalisierung (43-68); John Tomlinson: "Your Life - To Go":
Der kulturelle Einfluss der neuen Medientechnologien (69-78); Carsten Winter: TIMESKonvergenz und der Wandel kultureller Solidarität (79-100); Nick Couldry: AkteurNetzwerk-Theorie und Medien: Über Bedingungen und Grenzen von Konnektivitäten und
Verbindungen (101-117); Thorsten Quandt: Netzwerke und menschliches Handeln: Theoretische Konzepte und empirische Anwendungsfelder (119-140); Maren Hartmann: Undercurrents: Postkolonialer Cyberfeminismus, eine Mailingliste und die Netzwerkgesellschaft (141161); Andreas Wittel: Auf dem Weg zu einer Netzwerk-Sozialität (163-188); Shaun Moores:
Ortskonzepte in einer Welt der Ströme (189-205).
[359-L] Hepp, Andreas; Winter, Rainer (Hrsg.):
Kultur - Medien - Macht: Cultural Studies und Medienanalyse, (Medien - Kultur - Kommunikation), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 468 S., ISBN: 3-531-42948-5 (Standort: UB
Siegen(467)-20KLE1751(3))
INHALT: "Die Cultural Studies sind auch im deutschsprachigen Raum ein etablierter Ansatz der
Kommunikations- und Medienforschung. Mit dem nun in der erweiterten und überarbeiteten
dritten Auflage erschienenen Sammelband werden einerseits grundlegende Konzepte der Cultural Studies vorgestellt, andererseits wird anhand exemplarischer Analysen das Potenzial
dieses Ansatzes aufgezeigt. Neben klassischen Texten von Ien Ang, John Fiske und Lawrence
Grossberg sind in dem Band aktuelle Artikel zur Rezeption und Formierung der Cultural Studies in unterschiedlichen akademischen Disziplinen und eine Vielzahl von Kulturanalysen
verschiedenster Formen der Medienkommunikation enthalten." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Lawrence Grossberg: Der Cross Road Blues der Cultural Studies (23-40); John
Fiske: Populäre Texte, Sprache und Alltagskultur (41-60); Ien Ang: Radikaler Kontextualismus und Ethnografie in der Rezeptionsforschung (61-79); Rainer Winter: Reflexivität, Interpretation und Ethnografie: Zur kritischen Methodologie von Cultural Studies (81-92); Udo
Göttlich: Kultureller Materialismus und Cultural Studies: Aspekte der Kultur- und Medientheorie von Raymond Williams (93-107); Karl H. Hörning & Julia Reuter: Doing Material
Culture: Soziale Praxis als Ausgangspunkt einer "realistischen" Kulturanalyse (109-123);
Friedrich Krotz: Gesellschaftliches Subjekt und kommunikative Identität: Zum Menschenbild
von Cultural Studies und Symbolischem Interaktionismus (125-138); Brigitte Hipfl: Inszenierungen des Begehrens: Zur Rolle der Fantasien im Umgang mit Medien (139-153); Andreas
Hepp: Konnektiviät, Netzwerk und Fluss: Perspektiven einer an den Cultural Studies orientierten Medien- und Kommunikationsforschung (155-174); Lothar Mikos: Cultural Studies im
deutschsprachigen Raum (177-192); Eggo Muller & Hans J. Wulff: Aktiv ist gut, interaktiv
noch besser: Anmerkungen zu einigen offenen Fragen der Cultural Studies (193-200); Elisabeth Klaus: Verschränkungen: Zum Verhältnis von Cultural Studies und Gender Studies
(201-218); Andreas Dörner: Medienkultur und politische Öffentlichkeit: Perspektiven und
Probleme der Cultural Studies aus politikwissenschaftlicher Sicht (219-236); Jannis Androutsopoulos: Cultural Studies und Sprachwissenschaft (237-253); Ralf Hinz: Cultural Studies
und avancierter Musikjournalismus in Deutschland (255-266); Rudi Renger: Populärer Journalismus (269-283); Ursula Ganz-Blättler: Die (Fernseh-)Fiktion als Gemeinschaftswerk(en)
und kulturelle Teilhabe (285-298); Matthias Marschik: Verdoppelte Identitäten: Medien- und
Werbebotschaften als Konstrukteure von Authentizität (299-309); Mark Terkessidis: Globale
Kultur in Deutschland: Der lange Abschied von der Fremdheit (311-); Siegfried Jäger: Zwischen den Kulturen: Diskursanalytische Grenzgänge (327-351); Johanna Dorer: Das Internet
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
und die Genealogie des Kommunikationsdispositivs: Ein medientheoretischer Ansatz nach
Foucault (353-365); Frank Wittmann: Globalisierung, Gewalt und Identität im Diskurs der
westafrikanischen Weltmusik (367-382); Klaus Neumann-Braun & Axel Schmidt: Ethnografie von Jugendszenen am Beispiel einer Studie zur Welt der Gothics (383-397); Caroline Düvel: Kommunikative Mobilität - mobile Lebensstile? Die Bedeutung der Handyaneignung
von Jugendlichen für die Artikulation ihrer Lebensstile (399-432); Ute Bechdolf: Verhandlungssache Geschlecht: Eine Fallstudie zur kulturellen Herstellung von Differenz bei der Rezeption von Musikvideos (425-437); Waldemar Vogelgesang: Kulturelle und mediale Praxisformen Jugendlicher (439-454).
[360-F] Hermeking, Marc, Dr.phil. (Bearbeitung):
Kulturelle Einflüsse auf Nutzung und Gestaltung des Internet/ www
INHALT: Kulturelle Werte und Kommunikationsstile haben Einfluss auf die Nutzung von Medien und die Gestaltung ihrer Inhalte. Ergebnisse der interkulturellen Marketing-Forschung
(insb. Werbeforschung) und der interkulturellen Kommunikation (insb. Hall, Hofstede u.a.)
werden auf das neue Medium Internet und sein World Wide Web (www) übertragen bzw. überprüft. Der "Digitale Graben" lässt sich so z.B. auch kulturell erklären und verstehen.
ZEITRAUM: 2001-2006 GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa, USA, Japan u.a.
METHODE: Vergleich der Nutzung/ Diffusion des Internets (www) in ausgewählten Kulturen;
Vergleich der Seitengestaltung (Webseiten-Design) beispielhaft in ausgewählten Kulturen.
Untersuchungsdesign: Zeitreihe; Querschnitt (Ländervergleich) DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Stichprobe: ca. 1.000; www - ca. 100 Unternehmens-Webseiten
bzw. Organisations-Webseiten -incl. Homepages- in 10 Ländern -verschiedene Branchen, lokale und internationale Firmen-; Auswahlverfahren: Quota; Zufall). Sekundäranalyse von
Aggregatdaten (Veröffentlichungen zur Nutzung des Internet -www- weltweit, diverse Quellen; Auswahlverfahren: ca. 10 ausgewählte Länder/ Kulturen). Hermeneutik; Ethnografie.
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Hermeking, M.: Culture and internet consumption: contributions
from cross-cultural marketing and advertising research. in: Journal of Computer Mediated
Communication (JCMC), Vol. 11, 2005, issue 1. See: http://jcmc.indiana.edu/vol11/issue1/
hermeking.html .+++Hermeking, M.: Cultural influences on internet diffusion and website
acceptance. Some findings from cross-cultural marketing research. in: Sudweeks, Fay; Ess,
Charles (eds.): Cultural attitudes towards technology and communication. Proceedings of the
Fourth International Conference on Cultural Attitudes towards Technology and Communication. Karlstadt (Sweden), 27 June - 1 July 2004. 2004, pp. 442-453. ISBN 0-86905-862-2.
ARBEITSPAPIERE: Hermeking, M.: Internationaler Auftritt der EADS im World Wide Web.
Eine Expertise zur interkulturellen Unternehmenskommunikation im Internet im Auftrag der
EADS. 2001.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2002-01 ENDE: 2007-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Universität München, Fak. für Kulturwissenschaften, Institut für Interkulturelle
Kommunikation (Oettingenstr. 67, 80538 München)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
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[361-L] Jähner, Uli:
"Ich weiß, ich muss noch an mir arbeiten": über Casting Shows im Fernsehen, in: Prokla :
Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Jg. 35/2005, Nr. 4 = H. 141, S. 619-635 (Standort:
USB Köln(38)-XG3381; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: In den letzten Jahren haben sich Casting-Shows zu einem der beliebtesten Fernsehformate gemausert. Wie wurde dieser Erfolg möglich? Die Musikindustrie suchte einen Weg aus
ihrer notorischen Absatzschwäche und hat ihn erst einmal auch gefunden. Das Publikum verfolgt diese Shows nicht nur gerne, es findet hier auch einen Spielplatz für die im Aufstieg begriffene neoliberale Wettbewerbskultur. (ICEÜbers)
[362-L] Japp, Phyllis M.; Meister, Mark; Japp, Debra K. (Hrsg.):
Communication ethics, media, & popular culture, (Popular culture & everyday life, Vol. 9),
New York: P. Lang 2005, VI, 309 S., ISBN: 0-8204-7119-4 (Standort: UB Duisburg-Essen(464)11KLEX4303)
INHALT: "Popular culture provides a daily catalog of cultural attitudes, values, and practices.
From television sitcoms to the daily news, from the theater to the sports stadium, we observe
embodiments and enactments of character, virtue, honesty, and integrity (or lack thereof) in
situations we find understandable, if not familiar. The essays in this volume address popular
mediated constructions of ethical and unethical communication in news, sports, advertising,
film, television, and the internet. Emphasis is on the consumption of popular culture messages, as well as how auditors make moral sense out of what they read, hear, and observe."
(author's abstract). Content: Phyllis M. Japp, Mark Meister, and Debra K. Japp: Communication Ethics, Media, and Popular Culture: An Introduction (1-12); Jeffery L. Bineham: The
Construction of Ethical Codes in the Discourse and Criticism of Popular Culture (13-39);
Phyllis M. Japp: Representation as Ethical Discourse: Communicating with and about Mediated Popular Culture (41-63); Mark Meister: Leopold's Land Ethic: Environmental Ethics and
Sustainable Advertising (65-83); Jeffery L. Bineham: Tragedy and Comedy as Ethical Responses to John Rocker (85-113); Paula S. Tompkins: Is There More to Ethics than the Prime
Directive? Personal Integrity in Star Trek: The Next Generation and Star Trek: Voyager (115136); Jon A. Hess and Joy Piazza: Public and Relational Communication Ethics in Political
Communication: Integrity, Secrecy, and Dialogue in The Contender (137-160); Jennifer McGee: "In the End, It's All Made Up": The Ethics of Fanfiction and Real Person Fiction (161180); Dan T. Molden: Eminem and the Rhetoric of "Real": The Implications of "Keeping It
Real" on Ethics and Credibility (181-198); Scott Titsworth and Jeffery St. John:
(Re)Constructing the Vietnam Veterans Memorial Wall: Ethical Choicemaking and the Construction of Self in Online Popular Culture (199-224); Diana L. Rehling: When You Lie with
'Friends' (225-248); Greg Carlson: You Are Forgiven: Interpersonal and Familial Ethics in the
Films of Wes Anderson (249-275); Debra K. Japp: Chapter Thirteen: Judge Judy and Dr.
Phil: Advice with an Attitude (277-302).
[363-L] Jerkovic, Tomas:
TV-Duelle 2002: theatrale Politik in der Erlebnisgesellschaft, Berlin: Wiss. Verl. Berlin 2005,
282 S., ISBN: 3-86573-141-4 (Standort: UB Bonn(5)-2006/3711)
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INHALT: "Die zwischen Gerhard Schröder und Edmund Stoiber ausgetragenen TV-Duelle stellten den Höhepunkt im Bundestagswahlkampf 2002 dar und wurden jeweils von etwa 15 Millionen Fernsehzuschauern verfolgt. Umrahmt von einem medialen Spektakel führten der
Bundeskanzler und sein Herausforderer ein dramatisches Stück in zwei Akten auf der oft zitierten politischen Bühne auf. In einem kultursoziologischen Ansatz analysiert die vorliegende Arbeit das Wesen der Fernsehduelle, beschreibt die politische und mediale Inszenierung
der Streitgespräche, liefert Erklärungsansätze zu dem unterschiedlichen Erfolg der Antagonisten und untersucht - ausgehend von der These einer allgemeinen Theatralisierung der Gesellschaft - Veränderungen und Entwicklungen in und zwischen den Feldern Politik und Medien." (Autorenreferat)
[364-F] Kaufmann, Stefan, PD Dr. (Bearbeitung):
Der "digitalisierte" Soldat. Kultursoziologische Studien zu einem Projekt an der Front informationeller Ordnung
INHALT: Gegenwärtig vollziehen allen voran die amerikanischen Streitkräfte eine Transformation in Kriegskonzeptionen und Militärorganisation, die Information als zentrale Ressource der
Kriegführung und einen informationstechnisch induzierten Begriff des Netzwerks als Schlüssel der Umstrukturierungen definiert. Ihren radikalsten Ausdruck findet diese Transformation
im Projekt des neuen Infanteristen. Tragbare Computer, permanente Funkverbindungen, Monoculardisplays und andere technische Komponenten sollen mit dem Soldaten zu einem integralen Kampfsystem verbunden werden. Der als soziotechnisches Netzwerk entworfene
Fußsoldat lässt sich in eine Reihe gesellschaftsdiagnostisch triftiger Figuren stellen, die
grundlegende, als selbstverständlich wahrgenommene Trennungen unterlaufen: Anthropologisch die zwischen Humanem und Technischem, zwischen biologischem Organismus und
kybernetischen Mechanismen, die in einer ganzheitlich konzipierten Waffe aufgehen; ontologisch die zwischen Realem und Virtuellem, wenn Telekommunikation, materiale Objekte, errechnete Lagebilder und konkrete Kampfhandlungen zu einem Raum, dem Schlachtfeld, verschmelzen; politisch die zwischen Militärischem und Zivilen, wenn Krieg und Unterhaltung,
Soldatentypen und Film, Simulationsprogramme und Videospiele auf der Ebene fiktionaler
Entwürfe wie technischer Implementierungen rekursiv vernetzt werden. Das Forschungsprojekt unternimmt es, diese drei Felder - in denen es um (nicht nur soldatische) Subjektkonstitutionen, um technisch-mediale Wirklichkeitskonstruktionen und um die politisch-kulturelle
Formung des Krieges geht - genealogisch und in ihrer aktuellen Virulenz zu entfalten. An einem ihrer exemplarischen Projekte, dem "digitalen Soldaten", werden zentrale Effekte gegenwärtiger Information herausgearbeitet. (S. http://www.tg.ethz.ch/forschung/projektbe
schreib/Kaufmann/Kaufmann_Soldat.htm ).
ART: gefördert BEGINN: 2004-01 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Département Geistes-, Sozialund Staatswissenschaften, Institut für Geschichte Abt. Technikgeschichte (Auf der Mauer 2,
8092 Zürich, Schweiz); Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie
(79098 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0761-203-3494,
e-mail: [email protected])
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[365-F] Kiel, Ewald, Prof.Dr.; Heidecke, Swantje, Dipl.-Psych.; Sperber, Amelie von, M.A. (Bearbeitung); Grabowski, Joachim, Prof.Dr. (Leitung):
Quizshow-Wissen als Spiegel kultureller Teilhabe
INHALT: Quizshows verzeichnen seit den vergangenen Jahren einen enormen Anstieg in der
Quantität ihrer Medienpräsenz und der öffentlichen Diskussion. Als Prototyp kann das
(zugleich erfolgreichste) Sendeformat "Wer wird Millionär?" gelten (RTL; Moderation: Günther Jauch). Im Rahmen unseres Forschungsprojekts geht es nun darum, das in Quizshows
verhandelte Wissen als Ausdruck einer gelungenen kulturellen Sozialisation - und damit als
Alternative zu traditionellen Bildungsinhalten - zu beschreiben und die am Wissensabruf beteiligten psychischen Prozesse zu erforschen. Ziel des Projekts ist es, mit Hilfe empirischer
Klassifikationsanalysen das von uns postulierte Konstrukt der kulturellen Teilhabe anhand
von Quizshow-Wissen zu definieren. Die Relevanz des Konstrukts soll dabei u.a. mit Blick
auf die Gestaltung von Curricula im Bildungsbereich diskutiert werden. Weiterhin zielt das
Projekt auf die Entwicklung eines aspektierten Wissensbegriffs ab. In diesem Zusammenhang
werden verschiedene Determinanten von Wissensbeständen (z.B. Alters-, Kohorten- und Bildungswegabhängigkeiten) näher betrachtet. Die damit zusammenhängenden unterschiedlichen Lösungswahrscheinlichkeiten von einzelnen Fragen werden im Rahmen einer umfassenden Diskussion anderen Konzeptionen des Begriffs Schwierigkeit gegenübergestellt. Besondere Beachtung erfährt weiterhin die Analyse sprachbezogenen Wissens, dies auch in kulturvergleichender Untersuchung.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Grabowski, J.:. Mit Semantik zum Millionär? Sprachbezogenes
Wissen in Quizshows. in: Proost, K.; Winkler, E. (Hrsg.): Von Intentionalität zur Bedeutung
koventionalisierter Zeichen: Festschrift für Gisela Harras zum 65. Geburtstag. Studien zur
deutschen Sprache, 35. Tübingen: Narr 2006, S. 437-452.+++Grabowski, J.; Kiel, E.; Meyer,
S.: Quizshows: Kulturelle Identität durch sprachliches Wissen. in: Der Sprachdienst, 2006, H.
1, S. 13-21.+++Kiel, E.; Grabowski, J.; Meyer, S.: Quizshow-Wissen als Bildungsgut!? in:
Zeitschrift für Pädagogik, 2005, 51, S. 311-325.+++Panyr, S.; Kiel, E.; Meyer, S.; Grabowski, J.: Quizshowwissen vor dem Hintergrund empirischer Bildungsforschung. in: Bildungsforschung, 2, 2005, 1 . Download unter: http://www.bildungsforschung.org/Archiv/2005-01/quiz
ART: Eigenprojekt AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Fak. I Erziehungs- und Sozialwissenschaftliche Fakultät einschließl. Sonderpädagogik, Fach Pädagogische Psychologie
(Keplerstr. 87, 69120 Heidelberg); Universität München, Fak. für Psychologie und Pädagogik, Institut für Schul- und Unterrichtsforschung Lehrstuhl für Schulpädagogik (Leopoldstr.
13, 80802 München)
KONTAKT: Leiter (Tel. 06221-477-530, e-mail: [email protected]); Kiel, Ewald
(Prof.Dr. Tel. 06221-477-501, e-mail: ekiel@t-online)
[366-L] Kiepas, Andrzej; Zydek-Bednarczuk, Urszula (Hrsg.):
Informationsgesellschaft und Kultur: Internet - Globale Kommunikation - Identität, (eCulture : Network Cultural Diversity and New Media, Vol. 5), Berlin: Trafo Verl. Weist 2006, 154
S., ISBN: 3-89626-571-7 (Standort: SLUB Dresden(14)-2006-8-22525)
INHALT: "Der Band basiert auf Beiträgen des Workshops 'Informationsgesellschaft, Kultur,
Identität, Globale Kommunikation', der im Oktober 2003 am Institut für Kulturwissenschaften der Schlesischen Universität Katowice, Polen, stattfand. Im Zentrum standen die Wech-
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selbeziehungen, die zwischen Kultur, Identität und Kommunikation unter den Bedingungen
der globalen Informationsinfrastruktur Internet konstatiert werden, und zwar hinsichtlich der
Chancen wie der Gefahren, die für Individuum, Gesellschaft und Kultur damit verbunden
sind bzw. - da viele Effekte erst in statu nascendi aufweis- oder gar erahnbar sind - sein könnten. Zentral scheinen in dieser Hinsicht Fragestellungen oder Probleme zu sein, die mit Identität in Verbindung stehen, Identität etwa auf individueller oder gemeinschaftlicher Ebene, in
psychologischer oder kultureller Hinsicht. Vor allem der Kürze des Zeitraums, innerhalb dessen die interessierenden Facetten konstatier- und analysierbar sind, sowie der Dynamik und
dem Tempo, dem der (informations-)technische Wandel unterliegt, ist es geschuldet, dass die
vorgelegten Überlegungen weitgehend 'provisorischer Art' sind, den Charakter des 'Vorläufigen' haben, noch unvollständig sind. Deshalb können die Autoren auch keine fertigen Antworten geben, sondern weisen vor allem auf relevante Probleme hin, die noch weiter zu diskutieren sind." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andrzej Kiepas; Urszula ZydekBednarczuk: Einleitung (9-12); Uwe Meinberg: Der Einfluss der neuen Informationstechnologien auf den Zustand der Gesellschaft und des Menschen (13-22); Andreas MetznerSzigeth: Internet, CMC & neue Medien - technisch-mediale Charakteristika und soziokulturelle Transformationspotenziale (23-42); Andrzej Kiepas: Bedrohungen durch das Internet - eine kulturelle Dimension (43-52); Gerhard Banse: Identität in der realen Welt und im
Cyberspace - Chancen und Gefahren (53-66); Tadeusz Miczka: On the Change of Communicative Behaviour in Modern Culture - An Outline of Research Problems (67-78); Urszula Zydek-Bednarczuk: Der Text im Internet und seine Merkmale (79-88); Bogdan Zeler: Internet
und Literatur (89-96); Jakub Zajdel: Hypertextual Structure of Polish Internet Film Portals
(97-106); Bohdan Jalowiecki; Marek S. Szczepariski: The Late Newcomer Syndrome - Poland Challenges of the Information Society (107-122); Marek S. Szczepariski; Robert Geisler:
Building Information Society Challenges for Silesian Voivodship (123-133); Slawomir Klos;
Waldemar Woiniak; Irene Krebs: A Framework of Renewal of Faulty Business Processes in a
Manufacturing Company (135-147).
[367-F] Kneip, Veronika, Dipl.-Soz.Wiss. (Bearbeitung); Baringhorst, Sigrid, Prof.Dr.Dr. (Leitung):
Protest- und Medienkulturen im Umbruch. Transnationale Corporate Campaigns im Zeichen digitaler Kommunikation
INHALT: Das Projekt 'Protest- und Medienkulturen im Umbruch. Transnationale Corporate
Campaigns im Zeichen digitaler Kommunikation' konzentriert sich auf den Zusammenhang
zwischen dem Umbruch von Medienkulturen und dem Wandel von Protestkulturen. Im Mittelpunkt steht dabei die Untersuchung computervermittelter politischer Partizipation im Rahmen so genannter transnationaler Corporate Campaigns. ZEITRAUM: 1995-2005
METHODE: Mit der Entwicklung des Internets bilden sich neue technische Möglichkeiten, zu
geringen Kosten, in enormer Geschwindigkeit und jenseits der Selektionszugriffe journalistischer Gatekeeper sowie zensierender Eingriffe staatlicher Instanzen, räumlich entgrenzte Protestnetzwerke zu mobilisieren. Neben der Auswirkung der Internetkommunikation auf die
Struktur von Protestorganisationen und auf die Vernetzung zwischen lokalen, nationalen und
transnationalen Akteuren untersucht das Projekt Arenen, Handlungsprogramme und Deutungsrahmen der Kampagnen sowie Formen der kollektiven Identitätsstiftung und Protestinszenierung im Netz. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Feldarbeit
durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
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VERÖFFENTLICHUNGEN: Keine Reizwäsche aus Burma. Menschenrechte durch politisierten
Konsum? in: Lamla, Jörn; Neckel, Sighard (Hrsg.): Politisierter Konsum - konsumierte Politik. Wiesbaden 2006. ARBEITSPAPIERE: Baringhorst, Sigrid; Kneip, Veronika; Niesyto, Johanna: Wandel und Kontinuität von Protestkulturen seit den 1960er Jahren - eine Analyse
ausgewählter Anti-Corporate Campaigns. Fachtagung 'Bürgergesellschaft - Wunsch und
Wirklichkeit', Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), 19.10.-20.10.2006.
Unter: http://www.b-b-e.de/fileadmin/inhalte/PDF/aktuelles/veranstaltungen/wzb_protestkult
uren.pdf abrufbar.+++Baringhorst, Sigrid: New media and the politics of consumer activism.
Opportunities and challenges of Euro-Asian anti-corporate campaigns. Paper presented at the
Annual Conference of the European Consortium of Political Research, Workshop 'New Directions in Cultural Politics', Granada, 14.-19.04.2005. Unter: http://www.politikkonsum.de/pdf/baringhorst_ecpr.pdf abrufbar.+++Kneip, Veronika; Niesyto, Johanna: 'Echt
gerecht. Clever kaufen' - politischer Konsum und Kampagnenpolitik als Reaktion auf nationalstaatliche Steuerungsverluste. Nachwuchstagung des SFB 'Staatlichkeit im Wandel', Universität Bremen, 31.03.-02.04.2006. Unter: http://www.staatlichkeit.uni-bremen.de/download/
de/aktuelles/petzold_niesyto_Paper.pdf abrufbar.
ART: gefördert BEGINN: 2005-06 ENDE: 2009-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Siegen, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg SFB-FK 615
"Medienumbrüche" (57068 Siegen)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0271-7404510,
e-mail: [email protected]); Bearbeiterin (Tel. 0271-740-4510,
e-mail: [email protected])
[368-L] Kopper, Gerd G.:
Internet-Dienste und demokratische Kultur - Plädoyer für eine kritische Perspektive, in:
Reiner Matzker, Siegfried Reinecke (Hrsg.): Medienwissenschaft : T. 7, Öffentlichkeit, Partizipation, Politische Kultur, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 115-123
INHALT: Der Autor greift in seinem Beitrag die positiven Potentiale von zivilgesellschaftlichen
Initiativen auf, die sich die globalen digitalen Informationsmedien zunutze machen, setzt sich
aber auch kritisch mit jenen Verheißungen auseinander, die im Internet ein umfassendes und
durchgreifendes Mittel zum Abbau von Demokratiedefiziten erkennen wollen. Bei einer genauen Betrachtung vieler Experimente und Projekte in den verschiedensten Ländern und von
unterschiedlichsten Gruppen lassen sich zwar Möglichkeiten in eine solche Richtung erkennen, die meist im Bereich der Selbstorganisation von Gruppen liegen. Ausschlaggebend in
solchen Fällen ist die erhebliche Erleichterung der Informationsbeschaffung und -verbreitung
im Zuge einer Aktivierung. Auch der Aufbau von weltumspannenden Netzwerken wird erleichtert und die technischen Vorteile, die durch das Kommunikationsverfahren per E-mail
entstehen, brauchen nicht eigens hervorgehoben werden. Der Autor möchte mit seinen Ausführungen hingegen zeigen, dass gerade der Aufschwung derartiger Formen von Selbstorganisation und Vernetzung kein Äquivalent im Kontext der staatlichen Institutionen der modernen Demokratien findet. (ICI2)
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
[369-L] Krois, John Michael; Meuter, Norbert (Hrsg.):
Kulturelle Existenz und symbolische Form: philosophische Essays zu Kultur und Medien,
Berlin: Parerga Verl. 2006, 275 S., ISBN: 3-937262-39-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006/7583)
INHALT: "Die Beiträge diese Bandes nähern sich aus verschiedenen Perspektiven dem durch die
Begriffe Kulturelle Existenz und Symbolische Form bezeichneten anthropologischen Feld.
Ohne allzu ausgeprägte Systematisierungsabsichten lassen sie sich in zwei Teile einteilen:
Kultur und Medien. Der erste Teil ist allgemeiner gefaßt und läßt aus verschiedenen Perspektiven Aspekte des Kulturbegriffs im aktuellen philosophischen Diskurs sichtbar werden. Die
Beiträge des zweiten Teils fragen spezieller nach der Rolle und Funktion besonderer symbolischer Medien bei der kulturellen Artikulation des Menschen. Das Problem der 'Wissenschaftlichkeit' wird dabei immer wieder, in einigen Beiträgen auch zentral, thematisiert." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Carl Friedrich Gethmann: Das abendländische Vernunftprojekt und
die Pluralitätder Kulturen (17-39); Dimitri Ginev: Die Unumgänglichkeit einer kulturwissenschaftlichen Hermeneutik (41-54); Wolfram Hogrebe: Spekulative Identität und diskursive
Differenz. Der interkulturelle Dialog in der Philosophie (55-70); Ralf Konersmann: Joseph
Conrad und die Entdeckung der kulturellen Tatsache (71-89); Norbert Meuter: Natur/ Kultur.
Zwei Aspekte einer anthropologischen Differenz (91-115); Enno Rudolph: Kultur - Zauberlehrling oder Meister ihrer Geschichte? (117-126); Mirjana Vrhunc: Prozesse der Individuation. Cassirer über persönliche und kulturelle Identität (127-140); Jens Heise: Zur philosophischen Grammatik des Japanischen - Sprache und Schrift (143-153); Sybille Krämer: Was
kommt nach den Zeichen? Ein Essay über die Spur (155-166); John Michael Krois: Für Bilder braucht man keine Augen. Zur Verkörperungstheorie des Ikonischen (167-189); Reinhard
Margreiter: Nietzsche - ein Medienphilosoph avant la lettre (191-211); Eric Oger: Randbemerkungen zu Jacques Derridas Dekonstruktion des Bilderrahmens (213-239); Holm Tetens:
Wie erlangt der Laie Erkenntnis höherer wissenschaftlicher Welten? (241-254); Christian
Thiel: Das Transzendentale und das Operative (255-270).
[370-L] Lindenberger, Thomas:
Massenmedien im Kalten Krieg: Akteure, Bilder, Resonanzen, (Zeithistorische Studien, Bd.
33), Köln: Böhlau 2006, 286 S., ISBN: 3-412-23105-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006/2645)
INHALT: "Der Kalte Krieg wurde nicht nur von Staatsmännern und Militärstrategen in den Spitzenetagen der politischen Macht geführt. In Ost und West machte er sich vielmehr in allen
Bereichen des gesellschaftlichen Lebens bemerkbar. Der öffentlichen Kommunikation kam
dabei eine zentrale Funktion zu: Filmemacher und Journalisten, Parteipolitiker und Kirchenvertreter, Wochenschauen und Fernsehstationen kommentierten und interpretierten, legitimierten und kritisierten die lebensbedrohliche Teilung der Welt. Durch den alltäglichen Medienkonsum war der Kalte Krieg im Leben des breiten Publikums präsent. Der ideologische
Gegensatz von liberalen Demokratien und kommunistischen Diktaturen schlug sich in gegensätzlichen Vorstellungen von den Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens nieder, die
in Massenmedien propagiert und diskutiert wurden. Die Beiträge der Autorinnen und Autoren
über Spielfilme, Zeitungs- und Rundfunkjournalismus tragen zu einer neuen, kultur- und mediengeschichtliche Aspekte integrierenden Sichtweise des Kalten Krieges bei." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thomas Lindenberger: Einleitung (9-23); Ulrike Weckel: Begrenzte
Spielräume: Wolfgang Staudtes Filme und deren Rezeption im Kalten Krieg (25-47); Bernd
Stöver: "Das ist die Wahrheit, die volle Wahrheit". Befreiungspolitik im DDR-Spielfilm der
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
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1950er und 1960er Jahre (49-76); Lars Karl: Das Bild des Siegers im Land der Besiegten: Der
sowjetische Kriegsfilm in SBZ und DDR, 1945-1965 (77-110); Marcus M. Payk: Antikommunistische Mobilisierung und konservative Revolte. William S. Schlamm, Winfried Martini
und der "Kalte Bürgerkrieg" in der westdeutschen Publizistik der späten 1950er Jahre (111137); Christine Bartlitz: "Hütet euch vor falschen Propheten!" Hörfunkkommentare der katholischen Kirche aus Berlin 1950-1962 (139-170); Uta C. Schmidt: "Das Problem heißt:
Schlüsselkind". Die "Schlüsselkinderzählung" als geschlechterpolitische Inszenierung im
Kalten Krieg. Einführende Überlegungen zu "Geschlecht" und "Kalter Krieg" (171-202); Uta
Schwarz: Der blockübergreifende Charme dokumentarischer Bilder: Tradition, Ideologie und
Geschlecht in der Repräsentationsordnung der bundesdeutschen und der DDR-Wochenschau
der 1950er Jahre (203-234); Thomas Heimann: Television in Zeiten des Kalten Krieges. Zum
Programmaustausch des DDR-Fernsehens in den sechziger Jahren (235-261).
[371-L] Marchart, Oliver:
Kommunikation als Kultur als Gemeinschaft als Politik: zum politischen Kommunikationsbegriff der Cultural und Media Studies, in: Sigrid Schade, Thomas Sieber, Georg Christoph
Tholen (Hrsg.): SchnittStellen, Basel: Schwabe, 2005, S. 215-232, ISBN: 3-7965-2150-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006/2948)
INHALT: Der Autor diskutiert die Entwicklung des Kommunikationsbegriffs vom SenderBotschaft-Empfänger-Modell (Transmissionsmodell) über ein Modell von "Kommunikation
als Gemeinschaft in sich wiederholenden Ritualen" (Ritualmodell) zu einer politischen Theorie von Kommunikation und Kultur. Das Transmissionsmodell ist "bis heute das standardisierte Arbeitskonzept der Kommunikationwissenschaft", es ist mit dem Alltagsverständnis
von Transmission und Transport kompatibel. Unter der Annahme des Ritualmodells "wird
Kommunikation zur wechselseitigen Teilhabe, zur Konstruktion von Gemeinschaft in sich
wiederholenden kulturellen Riten." In einem symbolischen Prozess wird Realität produziert,
erhalten und transformiert. Kommunikationwissenschaft wird auf diese Weise nahezu bedeutungsgleich mit Cultural Studies. Eine politische Perspektive ist innerhalb des Ritualmodells
in der Theorie der Konstruktion politischer Gemeinschaft zu verorten. Als Beispiel wird der
politische Nationenbildungsprozess angeführt, in dem sich die 'imagined community' über das
Medium der Tageszeitung bildet. Wann und wie sich eine bestimmte Realität als allgemeingültige durchsetzt kann eine diskursanalytische Hegemonietheorie nachzeichnen, eine politische Theorie von Kommunikation und Kultur wie sie von der Birmingham School of Cultural
Studies entwickelt wurde. Den Medien kommt darin eine zentrale Beutung zu für jede Analyse von "Signifikationspolitik zur Herstellung eines kulturellen common sense, von Alltagsverstand im kulturellen wie politischen Sinn." (HS2)
[372-L] McMillin, Divya C.:
"Wenn wir aufhören, uns zu fürchten ...": Jugendkultur, Gender und Fernsehen in Indien,
in: Televizion, Jg. 19/2006, Nr. 1, S. 39-43 (URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/
publikation/televizion/19_2006_1/mcmillin.pdf)
INHALT: Unterschiedliche Fernsehpräferenzen indischer Teenager lassen sich auf deren GenderPerspektive und sozialen Status zurückführen, so diese qualitative Studie. Um einen Eindruck
davon zu erhalten, wie Gender-Identitäten von Teenagern in ihrem sozialen und kulturellen
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
Umfeld kontextualisiert werden und welche Rolle das Fernsehen in diesem Zusammenhang
spielt, wurden sechs 14- bis 15-jährige Jugendliche in Bangalore interviewt. Die Befragten
repräsentieren die indische Vielfalt in Bezug auf Geschlecht, Religion und sozioökonomischen Status sowie Region. Jungen bevorzugen Comedians und starke Helden, Mädchen wählen Fernsehfilme und Soaps, zur Unterhaltung oder als Vorbilder für sozialen Aufstieg. Die
Klassenunterschiede zwischen den Befragten lieferten sehr unterschiedliche Einschätzungen
der Eigenen "Selbstwirksamkeit" und sie spielten eine wichtige Rolle bei der Programmauswahl. So lag die Präferenz von Jugendlichen aus der Oberschicht bei Unterhaltungsprogrammen, während solche aus der Unterschicht Programme aussuchten, die ihnen Lektionen über
soziale Aufstiegsmöglichkeiten boten. (UN)
[373-L] Mecke, Bettina-Dorothee:
Wertevermittlung und nationale Identitätssuche: die polnische Soap Opera, in: Sociologus :
Zeitschrift für empirische Ethnosoziologie und Ethnopsychologie, Jg. 56/2006, H. 2, S. 193-224
(Standort: USB Köln(38)-BP4430; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Soap Opera gibt als zeitgeschichtliches Dokument Aufschluss über gesellschaftliche Aushandlungsprozesse, indem Konsens und Tabubereiche den Plot bestimmen. Die Vermittlung von Werten ist zentraler Bestandteil des Genres. Vor dem Hintergrund genretypischer Motivlinien wird der Frage nach den Spezifika der aktuellen polnischen Soap Opera im
staatlichen Fernsehen Polens nachgegangen. Die Arbeit an einem nationalen Identitätskonzept und die katholische Morallehre bilden dabei zwei wichtige Elemente." (Autorenreferat)
[374-L] Mikos, Lothar:
Cultural Studies im deutschsprachigen Raum, in: Andreas Hepp, Rainer Winter (Hrsg.) - 3.,
überarb. u. erw. Aufl.: Kultur - Medien - Macht : Cultural Studies und Medienanalyse, Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 177-192, ISBN: 3-531-42948-5 (Standort: UB Siegen(467)20KLE1751(3))
INHALT: Der Verfasser behandelt die Rezeption des Cultural Studies-Ansatzes in Deutschland
konzentriert auf die Medienforschung. Er unterscheidet vier Phasen: (1) die Analyse von
Fernsehserien und Soap Operas seit Mitte der 1980er Jahre; (2) Rezeption der Cultural Studies an der Universität Trier in Soziologie und Linguistik seit Ende der 1980er Jahre; (3) Rezeption der Cultural Studies in den Medien- und Kommunikationswissenschaften seit Beginn
der 1990er Jahre; (4) Ko-Orientierung von Kultur-, Medien- und Kommunikationswissenschaft (Encoding/Decoding-Modell von Stuart Hall, diskursanalytische Untersuchungen von
Fiske). Insgesamt zeigt sich eine breite Rezeption mit einem Schwerpunkt auf Mediatisierung
und Populärkultur. Es wird versucht, einen eigenen Weg zwischen einer Übernahme von
Theoremen der Cultural Studies und ihrer Zusammenführung mit anderen, in den Disziplinen
gewachsenen Theorietraditionen zu finden. Die Debatte um die Cultural Studies im deutschsprachigen Raum hat zudem den Blick für die widersprüchlichen Aspekte der medialen
Kommunikation zwischen Selbstermächtigung und Vereinnahmung geschärft. (ICE2)
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[375-L] Neumann-Braun, Klaus; Mikos, Lothar:
Videoclips und Musikfernsehen: eine problemorientierte Kommentierung der aktuellen
Forschungsliteratur, (Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Medien NordrheinWestfalen, Bd. 52), Berlin: Vistas Verl. 2006, 156 S., ISBN: 3-89158-426-1
INHALT: Die Jugendkultur wird weitgehend durch die Fernsehlandschaft geprägt, in der sich in
den letzten zwanzig Jahren Musiksender wie VIVA und MTV etabliert haben, deren Videoclips sich durch häufig "progressive" Darstellungsformen von Sex und Gewalt auszeichnen.
Die "Jugendtauglichkeit" solcher Darstellungsformen wird zunehmend in Frage gestellt und
"bei einigen aktuellen Musikvideos scheinen die Grenzen des gesellschaftlich Akzeptierten
ausgereizt". Ziel der vorliegenden Literaturanalyse zu den Aspekten der Produktion, Distribution und Ästhetik sowie Rezeption und Aneignung von Clips und Musik-TV ist es, die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zu systematisieren, die sich damit beschäftigen, wie
Jugendliche mit den angebotenen Darstellungen von Gewalt und Geschlechterrollen umgehen, und ob aus der Perspektive von Jugendmedienschutz und Medienpädagogik problematische Entwicklungen im Zusammenhang zwischen der Präsentation von Sex und Gewalt und
der Rezeption von Musikvideos zu konstatieren sind. Zudem sollte möglicher Forschungsund Handlungsbedarf ermittelt werden. Die Synopse der vorliegenden Studien verdeutlicht,
dass offene Gewalt und aggressives Verhalten in Musikvideos kaum eine Rolle spielen, wohl
aber die implizite Andeutung oder Latenz von Gewalt. Dabei bleibt die Frage nach der Wahrnehmung des Inszenierungscharakters von Geschlecht-, Sexualität- und Gewaltpräsentationen
in Musikvideos durch Jugendliche weitgehend ungeklärt. Aus der Literatursichtung lässt sich
der Bedarf ableiten, die Medienkompetenz von Jugendlichen im Sinne der Fähigkeit, Sinnkomplexität, Vieldeutigkeit, Gewaltlatenz und Stereotypie in Videoclips reflektieren zu können, zu stärken und entsprechende medienpädagogische Konzepte zu entwickeln. (UN)
[376-L] Nöth, Winfried:
Formen der Selbstreferenz in den Medien, in: Sigrid Schade, Thomas Sieber, Georg Christoph
Tholen (Hrsg.): SchnittStellen, Basel: Schwabe, 2005, S. 133-145, ISBN: 3-7965-2150-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006/2948)
INHALT: "In den Kulturwissenschaften ist das Phänomen der Selbstreferenz in Untersuchungen
zu Literatur, Kunst, Film und Fernsehen, Werbung und popular culture thematisiert worden.
Selbstreferenz gilt dabei als eines der spezifischen Kennzeichen der Postmoderne.Noch wenig
erforscht sind die Besonderheiten der Selbstreferenz im Kontext der Digitalisierung der Medien." Der Autor diskutiert "die Hypothese von der zunehmenden medialen Selbstbezüglichkeit und analysiert ihre Phänomene am Beispiel von Film, Werbung und Computerspiel." Er
stellt die Grundbegriffe "Indexikalität der Referenz" und "Ikonizität der Selbstreferenz" gegenüber und erläutert verschiedene Ebenen der medialen Selbstreferenz: rhematische, dicentische, argumentative, textuelle, intermediale Selbstreferenz und Intertexualität sowie die
kommunikative oder pragmatische Selbstreferenz. (HS2)
[377-L] Orth, Ernst Wolfgang:
Die Kulturbedeutung der Medien, in: Ralf Becker, Ernst Wolfgang Orth (Hrsg.): Medien und
Kultur : mediale Weltauffassung, Würzburg: Königshausen u. Neumann, 2005, S. 9-23, ISBN: 38260-3116-4 (Standort: USB Köln(38)-33A6010)
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
INHALT: Die Analyse unserer Gesellschaft als Mediengesellschaft hält der Verfasser für nicht
aussagekräftig, da jede Gesellschaft immer schon in der Geschichte auch eine Mediengesellschaft oder Medienkultur ist. Der Autor vertritt die These, dass Kultur selbst, konstitutiv und
intrinsisch Medialität ist. Medialität ist das Kulturparadigma schlechthin, Kultur und Medien
sind gleichursprünglich. Die Überlegungen gliedern sich in drei Teile: 1. Zum Wortgebrauch
von "Kultur" und "Medien"; 2. Die Befunde Kultur und Medien als Modalisierung der Wirklichkeit; 3. Das Neue an den neuen Medien. (FR2)
[378-L] Schade, Sigrid; Sieber, Thomas; Tholen, Georg Christoph (Hrsg.):
SchnittStellen, (Basler Beiträge zur Medienwissenschaft, Bd. 1), (1. Basler Kongress für Medienwissenschaft "SchnittStellen", 2002, Basel), Basel: Schwabe 2005, 701 S., ISBN: 3-7965-2150-9
(Standort: UB Bonn(5)-2006/2948)
INHALT: "Mit der weltweiten Verbreitung der Neuen Medien verändern sich Kultur, Kommunikation und Kunst in vielgestaltiger Weise. Die zeitgenössische Frage, ob und wie Medien den
Wandel der sozialen und kulturellen Überlieferung nachhaltig beeinflussen, ist keine randständige mehr. Mit dem Computer als dem universellen Medium der Speicherung, Übertragung und Verarbeitung beliebiger Daten und Zeichen wurde die Prägekraft alter und neuer
Medien zum Fokus einer interdisziplinären Kultur- und Medienwissenschaft. Der vorliegende
Tagungsband ist nach den folgenden Schwerpunkten gegliedert, die in historischer wie systematischer Pespektive den Horizont einer kulturwissenschaftlich orientierten Medienforschung zu bestimmen versuchen: - Literatur, Sprache, Medien; -Zur Medialität von Kunst und
Kulturen; - Intermedialität; - Netzkulturen; - Digitale Archive und Gedächtniskulturen; - Ereignis, Geschichte, Medien. (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Peter Rusterholz: Die wächserne Nase der Schrift. Der Wandel der Hierarchie der Sinne (27-43); Helga Finter: Vom
Buch zum Spektakel. Dantes Paradies als Theatermaschine (45-62); Davide Giuriato, Martin
Stingelin und Sandro Zanetti: Zur Genealogie des Schreibens (63-73); Silvia Henke: Wehrlos
erreichbar aus der Ferne: Zäsuren in/ zwischen Brief und E-Mail (75-85); Uwe Wirth: Die
Schnittstelle zwischen Riss und Sprung. Vom herausgerissenen Manuskript zum HypertextLink (87-96); Christian Doelker: Die semantische Tiefe von Bildern (97-119); Frank Haase:
Abschied von der Medienkompetenz (121-131); Winfried Nöth: Formen der Selbstreferenz in
den Medien (133-145); Wolfram Malte Fues: Anteilnahmsfreie Gewalt. Zur Semiotik des
Fernsehens (147-154); Ernest W.B. Hess-Lüttich: Kommunikationsgeschichte als Medienkulturgeschichte. Zur Beschreibung des Sprach- und Textwandels in der Informationsgesellschaft (155-167); Sigrid Schade: Das Ornament als Schnittstelle. Künstlerischer Transfer zwischen den Kulturen (169-195); Dieter Daniels: Interaktion versus Konsum: Massenmedien
und Kunst von 1920 bis heute (197-214); Oliver Marchart: Kommunikation als Kultur als
Gemeinschaft als Politik. Zum politischen Kommunikationsbegriff der Cultural und Media
Studies (215-232); Jörg Huber: Schnittstellen - Übergänge. Anmerkungen zur Praxis der Kulturwissenschaften (233-243); Marion Strunk: Foto + Faden (245-255); Giaco Schiesser: Medien - Kunst - Ausbildung. Über den Eigensinn als künstlerische Produktivkraft (257-274);
Thomas Sieber: Im Netz der visuellen Kultur. Schnittstellen und Differenzen in Medien, Design und Kunst (275-291); Joachim Paech: Schnittbilder (293-309); Hansmartin Siegrist:
Spiegel und Leinwand: Zwischenräume der Zeit? (311-318); Manfred Riepe: Film und Metapher. Anmerkungen zu den Filmen David Cronenbergs (319-332); Beate Ochsner: Zwischenzeit und Zwischenraum. Videoportraits - One Hour von Thomas Struth (333-344); Irene
Schubiger: Videokunst und Selbstdarstellung (345-351); Wolf-Dieter Ernst: The Liveness of
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the Rain. Die Techniken der Betrachtung im zeitgenössischen Theater (353-368); Susanne
Winnacker: Szenen aus dem Theater, Seitenblicke auf die Medien (369-378); Stefanie Wenner: Die Atopie des Horizonts und die Erweiterung des Hier. Medienphilosophische Erkundungen (379-388); Michael Harenberg: Die Ästhetik der Simulation. Musik aus virtuellen
Räumen (389-399); Alexandra Stäheli (Text) und René Pulfer (Bilder und Videoprogramm):
A la télévision, ils voient rien. Über mediale Verflechtungen zwischen Kunst und Massenmedien seit den 1960er Jahren (401-421); Sibylle Omlin: Medien, Metaphern, Materialität - Beobachtungen zu Schnittstellen in Media-Mix und Crossover (423-427); Inke Arns: Netzkulturen im postoptischen Zeitalter (429-443); Villö Huszai: Paradoxien der Netzkunst. Anregungen zur medienwissenschaftlichen Selbstbeobachtung (445-457); Reinhard Storz: Kunst online. Zur Schnittstelle zwischen Fiktion und Wirklichkeit in der künstlerischen Netzarbeit (459469); Roberto Simanowski: Fotografie ohne Kamera: Wie man aus obszönen Readymades
des Internets Offlinekunst macht (471-485); Knowbotic Research: Non-Locations/Event: Under Construction (487-492); Climax-Team: Nybble-engine-Project. Eine Methode, die auf der
Programmebene von Real-Time-Tools ansetzt (493-503); Adi Blum und Beat Mazenauer:
What you search is what you find. Über das Lesen am Netz (505-517); Yvonne Volkart:
Monster und Mutanten: Das verrückte Geschlecht des bio- und medientechnologischen Körpers (519-536); Karin Wenz: Der Avatar als Schnittstelle. Computerspiele in der Medienkunst (537-544); Peter Haber: Das Archiv als Schnittstelle zum Wissen (545-553); Josef Zwicker: Augenblick und Ewigkeit - vom Leben und Überleben historischer Fotoarchive (555561); Rudolf Gschwind: Computer und Langzeitarchivierung - ein Widerspruch? (563-577);
Verena Formanek: Design beyond Crafts beyond Applied Arts? (579-584); Kurt Deggeller:
Schnittstellen der zeitgeschichtlichen Überlieferung. Aus der Praxis der Erhaltung des audiovisuellen Kulturguts (585-590); Lucas Burkart: Bild - Schatz - Geschichte. Medien und Politik im spätmittelalterlichen Basel (591-605); Markus Kutter: Basels mediengeschichtliche
Schnittstellen (607-616); Wolfgang Hagen: Das dritte Bild. Kontingenzen und Zäsuren in der
Genealogie des Fernsehens (617-631); Urs Stäheli: Das Populäre der Politik (633-643); Philipp Sarasin: Fremdkörper/ Infektionen: Anthrax als Medienvirus (645-660).
[379-F] Scheer, Uta (Bearbeitung):
Körpertechnologien und Sexualpolitik in Science Fiction- und Fantasy-Fernsehserien
INHALT: Der Ausgangsparameter des Dissertationsprojektes besteht darin, dass Populärkultur
öffentliche Diskurse, in denen zentrale Themen wie Geschlecht und Sexualität hegemonial
verhandelt werden, reproduziert und dadurch verfestigt - und Populärkultur aufgrund dessen
ideologiekritisch und politisch zu hinterfragen ist. Eine zentrale Aufgabe medien- und kommunikationswissenschaftlicher Gender Studies besteht hierbei einerseits darin, die subtil in
die Medieninhalte verwobenen Diskurse und codes of representations, die die Geschlechterkonstruktionen perpetuieren, offen zulegen und andererseits, diejenigen medialen Performanzen und Inhalte, die zur Verstörung der asymmetrischen Geschlechterdichotomie beitragen, in
die Untersuchungen zu integrieren. Ein wesentliches Merkmal von Science-Fiction- und Fantasy-Fernsehserien besteht darin, aktuelle Themen entsprechend der jeweiligen GenreKonventionen zu fiktionalisieren und zu verkodieren. Sie bieten aufgrund ihrer ständigen
Charakter- und Körperproduktionen in Form von Aliens, Cyborgs, Vampiren und Dämonen
u.ä. eine besonders reichhaltige Grundlage für die Erforschung von Körpertechnologien und
Sexualpolitik. Und das gilt, mit dem Genre entsprechenden anderen textuellen Verschlüsse-
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lungen, auch für den 'Fantasy Code' (z.B. in Form von Magie, Dämonen, Hexen, etc.), so dass
sich in dem Forschungsprojekt zahlreiche Analysemöglichkeiten ergeben.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Kassel, Graduiertenkolleg "Öffentlichkeiten und Geschlechterverhältnisse - Dimensionen von Erfahrung" (Mönchebergstr. 21a, 34109 Kassel)
KONTAKT: Geschäftsstelle Kassel (Tel. 0561-8042714, Fax: 0561-8047714); Geschäftsstelle
Frankfurt (Tel. 069-79823625, Fax: 069-79822383)
[380-L] Schetsche, Michael:
Eine neue soziale Welt: Überlegungen zur Mikro-Soziologie des Cyberspace, in: Michael
Schetsche, Kai Lehmann (Hrsg.): Netzwerker-Perspektiven : Bausteine einer praktischen Soziologie des Internet, Regensburg: Roderer, 2003, S. 65-80, ISBN: 3-89783-374-3 (Standort: USB Köln
(38)-30A4862)
INHALT: Der Autor hinterfragt vor dem Hintergrund der anhaltenden Debatte über die gesellschaftlichen Auswirkungen von neuen Kommunikations- und Informationstechnologien die
Tatsache, dass die Nutzung von Mediennetzwerken unterschiedliche künstliche soziale Umwelten produziert. Wenn Soziologen diese Umwelten erforschen, sind sie einerseits mit komplexen künstlichen Welten und andererseits mit ihrem eigenen Instrumentarium an Regeln
und besonderen Praktiken konfrontiert. Der Autor diskutiert im ersten Teil seines Beitrages
künstliche Umwelten, die eine hohe Interaktionsdichte aufweisen: die sogenannten "AvataraWelten". Im zweiten Teil skizziert er mögliche Forschungsfelder und -ansätze für eine Mikrosoziologie des Cyberspace, die sich auf die Bedeutung des Körpers, der mit Identitäten
"spielt", und auf die Konfrontation menschlicher Lebewesen mit künstlichen Akteuren bezieht. (ICIÜbers)
[381-L] Schmidt, Robert:
Technik, Risiko und das Zusammenspiel von Habitat und Habitus, in: Gunter Gebauer, Stefan
Poser, Robert Schmidt, Martin Stern (Hrsg.): Kalkuliertes Risiko : Technik, Spiel und Sport an der
Grenze, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 78-95, ISBN: 3-593-38006-4 (Standort: UB
Bonn(5)-2006-7193)
INHALT: Wie eng die soziale Natur der Technik mit dem Spiel verbunden ist, macht die aktuelle
Entwicklung im Bereich der Computerspiele deutlich. Hier wird anschaulich, wie entscheidend ein soziales und kulturelles Phänomen wie die Spiele an der Herausbildung und an der
gesellschaftlichen Durchsetzung neuer Technologien mitwirkt. Im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrags stehen sozialwissenschaftliche Technikkonzeptionen, die die kulturelle und soziale Natur der Technik, die sich vor allem dort zu erkennen gibt, wo Technik gefährlich wird
und wo sie Spaß macht, auf den Begriff bringen. Dabei wird zunächst nachgezeichnet, wie
der Gegenstandsbereich Technik, der von Klassikern wie Marx und Durkheim auf bis heute
einflussreiche Weise bearbeitet worden ist, jedoch bis in die 1970er Jahre in der Soziologie
wenig Aufmerksamkeit findet, über die Verbindung mit der Risiko- und Spielthematik wieder
aufgenommen wird. Im zweiten Teil wird im Anschluss an den klassischen Analysehorizont
Durkheims und mit Bezug auf praxeologische Ansätze ein konzeptioneller Vorschlag skizziert: Mit begrifflichen Werkzeugen der Bourdieuschen Soziologie wird die Sozialität der
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Technik als Zusammenspiel von Habitat und Habitus reformuliert. Die soziale Natur der
Technik wird auf diese Weise zu einem strategischen Untersuchungsfeld einer empirischen
Habitusforschung. (ICA2)
[382-L] Schneider, Nadja-Christina:
Zur Darstellung von 'Kultur' und 'kultureller Differenz' im indischen Mediensystem: die
indische Presse und die Repräsentation des Islams im Rahmen der Zivilrechtsdebatte, 198587 und 2003, Berlin: Logos-Verl. 2005, XXVI, 326 S., ISBN: 3-8325-1052-4 (Standort: SUB
Hamburg(18)-A2006/138)
INHALT: "Das indische Mediensystem weist deutliche Konvergenztendenzen auf, die Grenzen
zwischen 'alten' und 'neuen' Medien verschwimmen zunehmend. Diese Einengung der Informationskanäle beschleunigt wiederum die Zirkulation analoger Erzählmuster und Symbole im
öffentlichen Diskurs. Was und wie heute in Indien über 'kulturelle Zugehörigkeit' und 'kulturelle Differenz' gedacht wird, scheint demnach unmittelbar mit den gewandelten Bedingungen
der Nachrichtenproduktion zusammenzuhängen. Am Beispiel der Zivilrechtsdebatte, einer
der Kernkontroversen im nachkolonialen Indien, geht Nadja-Christina Schneider der Frage
nach, inwieweit auch die Darstellung des Islams als Inbegriff des 'kulturell Anderen' aus dieser Transformation des Mediensystems bzw. der Medialisierung der indischen Gesellschaft zu
erklären ist." (Autorenreferat)
[383-L] Sebald, Gerd:
Homogene Medialvergesellschaftung: Vergesellschaftungsprozesse in der Free/ OpenSourceSoftwareentwicklung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1892-1900, ISBN: 3-59337887-6
INHALT: "Die Netzwerke der Free/ Open Source-Softwareentwickler (F/ OSS) konstituieren sich
und produzieren vor allem über die neuen Medien und stellen in mehrfacher Hinsicht besondere Formen der Vergesellschaftung dar. Im projektierten Vortrag werden die spezifischen
Prozesse der Vergesellschaftung inden F/ OS-Netzwerken genauer beschrieben. Dazu wird
kurz erläutert, worum es beider Free/ Open-Softwareentwicklung geht. Auf dieser Grundlage
werden dann in einem ersten Schritt anhand von empirischem Material die Gemeinsamkeiten
und Differenzen mit anderen Formen von "virtuellen Gruppen" herausgearbeitet. In einem
zweiten Schritt wird der alle diese Projekte übergreifenden Diskurs auf Gemeinschaftssemantiken, Abgrenzungen, Traditionsbildungen und Ursprungsmythen untersucht. Zum Abschluss
wird versucht, diese Formen der Vergesellschaftung mit Max Weber und dem Begriff der 'imagined communities' von Benedict Anderson zu fassen. Sowie die Medien Buchdruck und
Zeitung neue Formen der Vergesellschaftung und der Vergemeinschaftung ermöglichten,
können auch die sog. 'neuen Medien' mit den nun möglichen Formen der Wechselwirkung
neue Formen der Vergesellschaftung etablieren. Konstituiert in einer abstrakten Weltzeit, über eine gemeinsame Sprache, vermittelt durch neue, nicht selten selbstgestaltete mediale
Formen und durch die gemeinsame Praxis des Programmierens, könnten die Netzwerke der
Free/ OpenSource-Softwareentwicklung Hinweise auf eine neue, abstraktere Form der Vergesellschaftung oder sogar der Vergemeinschaftung liefern, die jedoch nur eine internationale
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
technische Elite einschließt. Dabei bleiben die Grenzen (medial bedingt?) merkwürdig unscharf, einerseits hin zu der sog. 'proprietären', kommerziellen Softwareentwicklung und andererseits gegenüber 'Usern'. Ein vorläufiger Begriffsvorschlag für diese Vergesellschaftungsform wäre 'mediale Professionsvergesellschaftung'." (Autorenreferat)
[384-L] Senokozlieva, Maria; Fischer, Oliver; Bente, Gary; Krämer, Nicole:
Of frames and cultures: a cross-cultural comparison of TV newscasts, in: Zeitschrift für Medienpsychologie, Jg. 18/2006, Nr. 4, S. 160-173 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/171)
INHALT: "Fernsehnachrichten sind kulturell bedingte Phänomene. Bisherige Forschungsergebnisse sprechen zusätzlich für einen systematischen Zusammenhang zwischen den - häufig übersehenen formalen und impliziten Charakteristika von Nachrichtensendungen und kulturspezifischen Dimensionen. Eine auf Einzelbildern basierende Inhaltsanalyse wird in dieser
Hinsicht als besonders vielversprechender Untersuchungsansatz identifiziert. In einer explorativen Studie werden mögliche Zusammenhänge zwischen Kultur und ausgewählten formalen
Merkmalen von Fernsehnachrichten dreier Kulturen (USA, arabische Länder, Deutschland)
geprüft. Die Ergebnisse weisen auf eine Vielzahl von Unterschieden hin, von denen einige
mit Erwartungen übereinstimmen, die sich aus grundlegenden Kulturunterschieden ableiten
lassen. Wir argumentieren, dass insbesondere die Anzahl der im Bild gezeigten Personen und
der jeweils dargestellte Handlungskontext als Indikatoren von Individualismus/ Kollektivismus interpretiert werden können. Die diskutierten Schlussfolgerungen unterstreichen grundsätzlich die Validität des gewählten methodischen Ansatzes, zeigen aber gleichzeitig auch die
Notwendigkeit einer weiteren Differenzierung und stärkeren theoretischen Verankerung des
Kategoriensystems." (Autorenreferat)
[385-L] Thiele, Matthias:
Flucht, Asyl und Einwanderung im Fernsehen, Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2005, 321 S., ISBN:
3-89669-497-9
INHALT: Der Autor, Sprach- und Literaturwissenschaftler, analysiert die 'Diskursivierung und
Visualisierung von 'Flucht' und 'Asyl' im deutschen Fernsehen' (7). Er beschreibt das soziale
und kulturelle Wissen, das das Fernsehen in Bild und Ton zum Thema Migration in den 90erJahren aufgegriffen, bearbeitet und bereitgestellt hat. Kern der Studie ist die Annahme, dass
die Medien das gesellschaftlich Sagbare und Sichtbare entscheidend mitbestimmen. Der Fokus der Untersuchung richtet sich auf die Funktion des Fernsehens. Die theoretische Grundlage bilden die Modelle der Interdiskursivität nach Jürgen Link und Michel Foucault und die
Kollektivsymbolanalyse nach Link und Tzvetan Todorov. Thiele zieht unterschiedliches
Fernsehmaterial heran: Nachrichten-, Dokumentar- und Live-Fernsehen sowie Fernsehfilme,
in denen die Themen 'Flucht', 'Asyl' und 'Einwanderung' angesprochen werden. Er kommt zu
dem Schluss, dass ein 'relativ stabiles interdiskursives und interdependentes Netz von Kollektivsymbolen und symbolisch-narrativen Schemata bestimmt wird' (297). Vereinzelt gibt es
Sendungen, die die eingefahren diskursiven Mechanismen überwinden und dadurch Irritationen herbeiführen. Hier werden dann Themen wie Fluchtursache, die Flucht selbst, die Gefahren und Erfahrungen angesprochen. Der Autor weist darauf hin, dass das Fernsehen Wirklichkeit nicht einfach abbildet, sondern sie konstituiert und daher einen hohen Grad an Ver-
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
235
antwortung trägt. Dementsprechend sollten auch das Programm und die Nachrichtensendungen gestaltet werden. (ZPol, NOMOS)
[386-L] Tomlinson, John:
"Your Life - To Go": Der kulturelle Einfluss der neuen Medientechnologien, in: Andreas
Hepp, Friedrich Krotz, Shaun Moores, Carsten Winter (Hrsg.): Konnektivität, Netzwerk und Fluss:
Konzepte gegenwärtiger Medien-, Kommunikations- und Kulturtheorie, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2006, S. 69-78, ISBN: 3-531-14598-3
INHALT: Wir können unsere Einkäufe online erledigen, E-Mails haben unsere alltägliche Kommunikation in hohem Maße vereinfacht, und auch politische Aktivitäten verändern sich durch
die Nutzung (interaktiver) Medien. Der Beitrag thematisiert einige Aspekte dieserkomplexen
"kommunikativen Konnektivität". Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern zumindest für
diejenigen, die Zugang zu neuen Medientechnologien haben, gerade auch in Situationen physischer Mobilität die Möglichkeit (oder sogar vielleicht die Erwartung) eines unmittelbaren
sozialen Kontakts mit anderen über Entfernungen hinweg besteht. In diesem Kontext wird der
kulturelle Einfluss von Kommunikationstechnologien als vieldeutig interpretiert. So können
Kommunikationstechnologien einerseits als Möglichkeiten der "Extension kultureller Horizonte" bzw. als "Ausgangsportale" aus den Beschränkungen der Lokalität angesehen werden.
Andererseits lassen sie sich als Angebot von "Sicherheit vernetzter kultureller Lokalitäten"
verstehen - als Beständigkeit im Kontext einer "Kultur des Flusses". So versteht der Autor
beispielsweise Mobiltelefone nicht einfach als globalisierende Medien, sondern als "Technologien des Zuhauses", da der Gesprächsaustausch, den sie erleichtern, tendenziell ein gewisses Gefühl der "Beheimatung", "Zugehörigkeit" und "Nähe" hervorruft, während man unterwegs ist. Tatsächlich scheint der Gebrauch vieler Mobiltelefone mit der Koordination routinisierter und alltäglicher Aktivitäten innerhalb von lokal beschränkten Räumen zusammen zu
hängen - das gilt z. B. für den Anruf eines Pendlers, der seinen Partner über eine Zugverspätung informiert. (ICA2)
[387-L] Uricchio, William; Kinnebrock, Susanne (Hrsg.):
Media cultures, (Publikationen der Bayerischen Amerika-Akademie, Bd. 5), Heidelberg: Winter
2006, VIII, 298 S., ISBN: 3-8253-1645-9 (Standort: UB Bielefeld(361)-WU875M4C9)
INHALT: Die Beiträge des Sammelbandes reflektieren vor dem Hintergrund des 11. September
und des Irak-Krieges sowie einer sich rasch wandelnden Medieninfrastruktur das komplizierte Verhältnis von Medien und Kultur als einer besonders intensiven und historischen Verbindung. Prominente Medienspezialisten und Kulturkritiker aus Deutschland und Nordamerika
berichten von Fallstudien, um einen Rahmen für vergleichende Analysen über mediale Formen, historische Augenblicke und kulturelle Kontexte bereitzustellen. Die Kapitel wenden
sich in interdisziplinärer Weise Medienanalysen, literarischen und kulturellen Studien, der
Geschichte, Publikumsanalysen und der Ästhetik zu. Sie thematisieren insgesamt weitreichende Fragen über das Wesen der Repräsentation und der Realität zu einem Zeitpunkt, wo
der globale Informationsfluss droht, verstärkt durch die Technologien der neuen Medien, unsere traditionellen Strategien des Begreifens und der Kontrolle hinter sich zu lassen. (ICIÜbers)
236
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
[388-L] Wildt, Bert T. te; Schlimme, Jann E.:
Identität und Interpersonalität im Cyberspace, in: Handlung, Kultur, Interpretation : Zeitschrift
für Sozial- und Kulturwissenschaften, Jg. 15/2006, H. 2, S. 376-397
INHALT: "Bert T. te Wildt und Jann E. Schlimme beschäftigen sich mit den Auswirkungen, die
eine zunehmende 'Virtualisierung' des menschlichen Lebens auf die personale und soziale Identität des Menschen hat. Wenn sich Menschen nicht mehr real, sondern im virtuellen Raum
in verschiedenen Rollen bewegen, begegnen und miteinander interagieren, dann eröffnen
sich, so die These, Chancen und Risiken für die menschliche Psyche und ihre Entwicklung.
Diesen Chancen und Risiken der Identitätsbildung gehen die Autoren entlang medienpsychologischer Überlegungen nach. Dabei interessiert zum Beispiel, welche Konsequenzen für die
eigene weitere Lebensgeschichte durch angenommene bzw. verkörperte CyberspaceIdentitäten überhaupt erfahren werden bzw. erlitten werden müssen. Ausgehend von dem für
virtuelle Identitäten verwendeten Begriff des Avatars, der ursprünglich Inkarnation des Göttlichen bedeutet, wird geprüft, inwiefern die digitale Medialisierung des menschlichen Lebens
der personalen Identität eine vielversprechende Herausforderung, eine geradezu metaphysische Perspektive eröffnet." (Autorenreferat)
[389-L] Wilke, Jürgen:
Kriegsbilder in der historischen (Bild-)Publizistik, in: Thomas Knieper und Marion G. Müller
(Hrsg.): War Visions : Bildkommunikation und Krieg, Köln: Halem, 2005, S. 22-56, ISBN: 3931606-83-X
INHALT: Kriege sind immer ein bevorzugter Gegenstand der Berichterstattung publizistischer
Massenmedien gewesen. Schon die Zeitungen des 16. Jahrhunderts berichteten unter Einsatz
von Ilustrationen über Heereszüge und Kriegshandlungen. Der Beitrag untersucht, ob und in
welcher Weise der Krieg historisch medial visualisiert worden ist. Dabei sind folgende Fragestellungen untersuchungsleitend: Welche Anschauung und welche Vorstellungen von Kriegen
wurden durch Bilder geschaffen und massenhaft vermittelt? Wie real oder fiktiv waren diese
Bilder, was haben sie gezeigt (oder verborgen) und welche Wirkungsqualitäten hatten sie? Im
Fokus steht die Frage, ob und wenn ja wie sich die Bilder vom Krieg im Verlauf der Neuzeit
bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts verändert haben. Eine medienhistorische Analyse beginnend mit der Flugblattpublizistik der Frühen Neuzeit lässt erkennen, dass die Darstellungsproblematik aus der Perspektive der Zeichner, Graphiker und Verlage bereits im
16.Jahrhundert große Ähnlichkeiten zur aktuellen Situation aufweist. Dies gilt auch für die
Darstellung von Kriegsbildern in der Kunstgraphik (Goya) und die Entstehung der Kriegsfotografie (amerikanischer Bürgerkrieg). Allerdings wurden in den Epochen der frühen Neuzeit
wesentlich geringere Ansprüche an Aktualität und Authentizität gestellt. An Beispielen (Türkenkrieg 1576 und Spanisch-Amerkanischer Krieg 1898) wird gezeigt, dass auch und gerade
"fiktive" visuelle Kriegsdarstellungen nachhaltigen Einfluss auf das visuelle Gedächtnis von
Völkern haben. (UN)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.1 Allgemeines
2.
Kunstsoziologie
2.1
Allgemeines
237
[390-L] Burzan, Nicole:
Die gesellschaftliche Teilhabe an der Kunst im Lichte von Inklusionsprofilen, in: Sociologia
internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung,
Bd. 43/2005, H. 1/2, S. 213-237 (Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag stellt eine differenzierungstheoretische Perspektive auf die Teilhabe am
Teilsystem Kunst in den Rollen des Kunstinteressierten und des Amateurkünstlers vor.
Zugrunde liegen empirische Daten aus einer eigenen repräsentativen Bevölkerungsumfrage in
Deutschland vom Herbst 2003, in der die Inklusion der Erwachsenen in sämtliche gesellschaftliche Teilsysteme ermittelt wurde. Eine Quantifizierung der Inklusion des Publikums in
das Teilsystem Kunst wird auf diese Weise möglich. Im nächsten Schritt wird Zusammenhängen zwischen der Ausprägung der Inklusion in die Kunst mit ungleichheitstheoretisch geläufigen Merkmalen sozialer Lage, darüber hinaus mit der Ausprägung anderer Inklu sionsverhältnisse nachgegangen, so dass die Teilhabe an der Kunst im Kontext des gesamten Inklusionsprofils spezifiziert werden kann." (Autorenreferat)
[391-L] Dangel, Caroline; Piorkowsky, Michael-Burkhard:
Selbstständige Künstlerinnen und Künstler in Deutschland - zwischen brotloser Kunst und
freiem Unternehmertum?, Berlin 2006, 98 S., ISBN: 3-934868-12-6 (Standort: IAB-92-830-31
BS 621; Graue Literatur)
INHALT: "Wovon leben selbstständige Künstlerinnen und Künstler eigentlich? Warum machen
sich Künstlerinnen und Künstler bei äußerst geringen Einkommensaussichten selbstständig?
Was erhoffen Künstlerinnen und Künstler sich aus der Selbstständigkeit? Unterscheiden sich
Künstlerinnen und Künstler von anderen Selbstständigen? Die Studie 'Selbstständige Künstlerinnen und Künstler in Deutschland - zwischen brotloser Kunst und freiem Unternehmertum?'
belegt mit Hilfe einer empirischen Untersuchung, was zuvor auf Mutmaßungen und Erfahrungsberichten basierte." (Autorenreferat)
[392-L] Enkelmann, Wolf Dieter:
Vom Wert des Überflüssigen: zum Verhältnis von künstlerischer Freiheit und wirtschaftlichem Gewinn, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, Jg. 7/2006, H. 3, S. 357368
INHALT: "Kunst und Wirtschaft erscheinen als Antipoden. Zweckmäßigkeit sichert die Überlebensfähigkeit der Wirtschaft, Zweckfreiheit ist Existenzbedingung der Kunst. Doch haben
beide Handlungsorientierungen in der Idee des Gewinns ein Gemeinsames, in dem die Wirtschaft das Paradigma der Nützlichkeit transzendiert und die Kunst den Nutzwert des Überflusses aufweist: Eine authentische Chance für Unternehmenskultur und Corporate Cultural
Responsibility." (Autorenreferat)
238
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.1 Allgemeines
[393-L] Frey, Bruno S.:
What values should count in the arts?: the tension between economic effects and cultural
value, (Working Paper Series / University of Zurich, Institute for Empirical Research in Economics, No. 253), Zürich 2005, 10 S. (Graue Literatur; URL: http://www.iew.unizh.ch/wp/iewwp253.
pdf)
INHALT: "The basic distinction made in this volume compares 'economic value', expressed in
monetary terms, to 'cultural value', reflecting cultural, aesthetic and artistic significance. This
paper makes a different distinction which is rarely made explicit but which is of central importance to the decision process in cultural policy. On the one hand, 'value' is attached to the
economic effects of cultural activities: When cultural values are created, economic activity is
bolstered. The increase of commercial activities induced is measured by the so-called 'impact
effect'. On the other hand, the value of culture is reflected in the increased utility going to
consumers and non-consumers of a particular cultural activity. This type of value is measured
by 'willingness to pay studies'. I argue that these two values dominate cultural policy but they
capture totally different aspects and are proferred by different kinds of communities."
(author's abstract)
[394-L] Hafner, Kornelia:
Kunst geht auf Wahrheit, in: Diethard Behrens (Hrsg.): Materialistische Theorie und Praxis :
zum Verhältnis von Kritischer Theorie und Kritik der Politischen Ökonomie, Freiburg im Breisgau: ça-ira-Verl., 2005, S. 223-310, ISBN: 3-924627-62-2 (Standort: UB Bonn(5)-2006/6709)
INHALT: Die Verfasserin thematisiert die Wendung der Adornoschen Philosophie zur "ästhetischen Theorie" unter der Perspektive der Bedeutung des "Naturschönen", wie es in Kants
"Kritik der Urteilskraft" gefasst ist. Die Hegelsche Ästhetik in Anspruch nehmend und
zugleich in Abgrenzung zu dieser, so wird gezeigt, bewegt sich Adornos Argumentation stellenweise in der Nähe Schellings. Das "sinnliche Scheinen" der Idee bietet Adorno einen Anknüpfungspunkt für sein Theorem vom Vorrang des Objekts. Der emphatisch postulierte Bezug auf Wahrheit zeigt sich in der Moderne negativ als Annahme einer dem Werk inhärenten
Gesellschaftskritik, die auch Motive der Romantik aufgreift. (ICE2)
[395-F] Leniaud, J.M.; Rehberg, Karl-Siegbert, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Bilderwelten der Macht in der Moderne
INHALT: Architektur und Kunst sind in ganz besonderer Weise Symbolisierungssysteme von
Herrschaft. Bis in die neueste Zeit sind Architektur und Kunst in besonderer Weise repräsentativ, sie visualisieren Ordnungen und tragen zu deren Legitimation bei. Das Betreuungsprojekt fragt insbesondere nach dem Wandel institutioneller Rahmenbedingungen der öffentlichen (zumeist baubezogenen) Künste. Staat und Kirche als kollektive Akteure, die Verstaatlichung der Bau- und Auftragspolitik und der ästhetischen Kontrolle stehen im Spannungsfeld
mit den "autonomen" Künsten in der Moderne. Im Mittelpunkt stehen dabei erstens die Entwicklungen der politische Architektur und Kunst in der Moderne seit der Französischen Revolution. Dabei geht es um unterschiedliche institutionelle Bedingungen und Ausprägungen
der "Bilderwelten der Macht", wobei die Mächte verschieden sind: Fürsten, eine Einheitspartei, komplexer zusammengesetzte politische Eliten, Industriemagnaten oder Kunstkäufer.
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.1 Allgemeines
239
Zweitens ist die religiöse Architektur und Kunst Gegenstand der Forschungen, bestimmt
durch das unterschiedliche Verhältnis von Kirche und Staat in Frankreich und Deutschland.
In beiden Ländern aber sind während des gesamten 19. Jahrhunderts kirchliche Projekte und
Bauformen bestimmend gewesen für die öffentliche Ästhetik und wirkten auch auf Staat und
die Kommunen. Das Zusammenspiel von Architektur und den Bildenden Künsten wird in der
nächsten Förderungsperiode im Mittelpunkt des Interesses stehen.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Europäisches Internationales Graduiertenkolleg
625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole" (Helmholtzstraße 10, 01062 Dresden)
[396-L] Mattl, Siegfried:
Körperspektakel: ein anatomisch-pathologisches und ethnologisches Museum im fin-desiècle Wien, in: Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit, Jg. 4/2004, H. 2, S. 46-62
INHALT: "Der Autor beleuchtet die Geschichte des im Jahr 1871 im Wiener Prater eröffneten
Menschenmuseums und dessen wissenschaftspolitische wie auch körpergeschichtliche Relevanz. Im Panoptikum wurden sowohl gesunde als auch kranke und 'abnorme' Körper gezeigt,
welche in Form von anatomischen Präparaten und Wachsmodellen ausgestellt wurden. Hermann Präuscher, der Begründer des Menschenmuseums erklärte seine Motivation für die
massenkulturelle Zur-Schau-Stellung mit der Wichtigkeit, unter der Anweisung von Medizinern und Pathologen den eigenen Körper verstehen zu lernen. Siegfried Mattl verdeutlicht am
Beispiel dieser 'Präsentation des Körpers als Fragment, als Träger pathogener Phänomene und
als weiblicher bzw. kolonialer Körper' in Präuschers Menschenmuseum die Zusammenhänge
zwischen Wissen, Macht und Körper." (Autorenreferat)
[397-F] Rehberg, Siegbert, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Dresdner Künstler und die 'Wende'
INHALT: keine Angaben
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Europäisches Internationales Graduiertenkolleg
625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole" (Helmholtzstraße 10, 01062 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[398-L] Sonderegger, Ruth:
Zwischen Amüsement und Askese: bei Adorno, im Theater von René Pollesch und darüber
hinaus, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 3/2006, H. 1, S. 131-145
INHALT: Es gibt wenige Theoretiker, die sich für das Unterhaltende und den Ernst der Kunst so
sehr interessierten wie Theodor W. Adorno. Entgegen weit verbreiteter Forschungsmeinungen hat sich Adorno mit der populären Kunst und der um sie kreisenden Soziologie nicht beschäftigt, um einen Abstand zur hohen Kunst auszumessen und das anerkanntermaßen Hohe
auf ein noch höheres Podest zu stellen. Nach der These der Autorin lag das Ziel Adornos
vielmehr darin, die hohe Kunst und die Unterhaltungskunst in all ihrer Unversöhnlichkeit zusammenzubringen. Das heißt nicht nur, dass er einige Potenziale der leichten Kunst teilweise
240
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.1 Allgemeines
besser interpretierte als manche Theoretiker oder Fans, sondern dass er auch hellsichtig war
in Bezug auf die Probleme der modernistischen Avantgarde. Adorno zufolge braucht nicht
nur die Massenkultur die hohe Kunst als Input, sondern auch die Avantgarde ist auf Elemente
der so genannten Unterhaltungskunst angewiesen. Die Autorin erläutert dies am Beispiel der
Thesen Adornos zum "Amüsement" und geht im weiteren der Frage nach, ob in den Theaterstücken von René Pollesch eine neue Form der ästhetischen (Anti-)Einheitsbildung realisiert
ist, die gleichermaßen mit unterhaltenden und "ernsten" Mitteln arbeitet und dadurch über die
von Adorno behauptete Aporie hinausweist. (ICI2)
2.2
Literatur
[399-F] Belausteguioitia, Marisa (Bearbeitung); Bandau, Anja, Jun.-Prof.Dr. (Leitung):
Diasporische Literaturen und Kulturen - Literaturen und Kulturen an der Grenze
INHALT: Literatur, Kunst und Populärkultur der Chicana/os, der Nuyoricans sowie anderer karibischer und lateinamerikanischer diasporischer Communities in den USA (und in Kanada)
schaffen zwischen Assimilation und transnationaler Anbindung vielfältige Beziehungen zu
den Ausgangskulturen und Communities und etablieren auf diese Weise neue Repräsentationsformen. Zugleich entstehen transkulturelle Räume wie etwa das US-amerikanischmexikanische Grenzgebiet, von denen vielfältige kulturelle Impulse ausgehen. Die Strategien
der Verortung in diesen Räumen bedingen veränderte Zugriffe auf Erzähltechniken, auf Genres und somit auf literarische Traditionen. Die Beschäftigung mit Chicana/o- und Latina/oKulturen und Literaturen in den USA ermöglicht die Analyse transnationaler und transkultureller Prozesse in prädestinierter Form, um das Verständnis der Amerikas auf neue Weise zu
durchdenken und ihre gegenseitige Verschränkung zu verstehen. Vor dem Hintergrund zunehmend global verflochtener kultureller Praktiken und medialisierter Erfahrungswelten konstituieren diese Literaturen und Kulturen Räume, die sich durch die Überlagerungen verschiedener kultureller Diskurse US-amerikanischer, hispanoamerikanischer und karibischer
Provenienz auszeichnen sowie Marginalisierungen aufgrund von "Rasse"/ Ethnizität, Geschlecht und Sexualität aufzeigen. Einer der sichtbarsten Effekte transkultureller settings ist
die Hybridisierung von Genres; so entstehen zum einen Zwischenformen zwischen Essaysammlung, Gedichtband und Roman. Eine Erweiterung der untersuchten Medien (hin zu Performance Kunst, Film und anderen Produkten der Populärkultur) schärft zum anderen den
Blick nicht nur dafür, wie sich diese unterschiedlichen Medien aus diachroner Perspektive als
populäre Genres ablösen, sondern vor allem auch, wie sie miteinander in Verbindung stehen,
sich gegenseitig konstituieren und verändern. GEOGRAPHISCHER RAUM: USA, Kanada
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Deutscher Akademischer
Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut (Rüdesheimer Str. 54-56, 14197
Berlin)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 030-838-55115, e-mail: [email protected])
[400-F] Bittner, Christian (Bearbeitung); Brunken, Otto, PD Dr. (Betreuung):
Literarizität und Komplexität im avancierten zeitgenössischen Jugendroman
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.2 Literatur
241
INHALT: Auf der Basis aktueller soziologischer Erkenntnisse aus dem Bereich der Jugendforschung wird zunächst eine für diese Arbeit grundlegende Arbeitshypothese des Begriffs Jugendliteratur vorgenommen. Auf dieser aufbauend werden die literarischen Entwicklungen
im Jugendroman seit den 1990er Jahren analysiert. Dies geschieht zum einen durch kritische
Reflexion einschlägiger wissenschaftlicher Beiträge sowie zum anderen durch Erzähltextanalyse von ausgewählten Titeln zeitgenössischer Jugendliteratur. Die Kernfrage dieser Erzähltextanalyse betrifft vor allem die literarische Komplexität dieser Werke, unter anderem auch
im Vergleich zur allgemeinen (Erwachsenen-)Literatur.
ART: Dissertation ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Universität Köln, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Seminar für Deutsche
Sprache und ihre Didaktik Arbeitsstelle für Leseforschung und Kinder- und Jugendmedien ALEKI- (Bernhard-Feilchenfeld-Str. 11, 50969 Köln)
KONTAKT: Betreuer (Tel. 0221-470-6242, Fax: 0221-470-5197,
e-mail: [email protected])
[401-L] Einfalt, Michael:
Pierre Bourdieus Konzept des literarischen Feldes und das Problem des frankophonen Literaturraums, in: Mark Hillebrand, Paula Krüger, Andrea Lilge, Karen Struve (Hg.): Willkürliche
Grenzen : das Werk Pierre Bourdieus in interdisziplinärer Anwendung, Bielefeld: transcript Verl.,
2006, S. 175-196, ISBN: 3-89942-540-5
INHALT: Im Anschluss an die Konzeptionen von Bourdieu zur Beziehung von Feld und Kapital
wird aus romanistischer Sicht das Verhältnis von literarischem Feld, Sprachraum und Staatsgrenzen diskutiert. Die für das Frankophone nicht gegebene räumliche Kongruenz der drei
Größen führt an der Peripherie zu Autonomisierungsprozessen und der Entwicklung von Teilfeldern innerhalb des literarischen Feldes. Diese Ausbildung von Teilfeldern erfolgt allerdings nicht immer direkt, sondern im Fall der maghrebinischen Literatur nur über den Umweg einer Ko-Präsenz im literarischen Feld Frankreichs, das mehr Anerkennung und Prestige
versprechen kann. In der Peripherie ausgeübter gesellschaftspolitischer Widerstand gegen das
Zentrum kann so die Ausbildung eines eigenen literarischen Feldes der Peripherie verhindern.
(GB)
[402-L] Fritz, Jochen; Stewart, Neil (Hrsg.):
Das schlechte Gewissen der Moderne: Kulturtheorie und Gewaltdarstellung in Literatur und
Film nach 1968, Köln: Böhlau 2006, 303 S., ISBN: 3-412-32805-7 (Standort: UB Bonn(5)-20066483)
INHALT: "Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes befassen sich mit den Zusammenhängen
zwischen dem kulturtheoretischen Diskurs der Postmoderne (G. Deleuze, J. Derrida, M. Foucault u.a.) und der Darstellung von Gewalt in Literatur und Film der 1970er und 1980er Jahre.
Ihre Generalthese besteht darin, dass es nach 1968 solche Entsprechungen zwischen Populärkultur und Kulturtheorie in verstärktem Maße gegeben habe und diese im latenten Antiidealismus und Antihumanismus formaler Ästhetiken begründet seien. Gewalt im theoretischen
und im künstlerischen Diskurs hängen somit eng zusammen: Es ist bemerkenswert, wie sehr
sich das analytische Potential des Poststrukturalismus mit Versatzstücken wie 'Transgression,
242
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.2 Literatur
Körper, bloße Reihung, Materialität' oder 'Oberfläche' zur Beschreibung der Inszenierungsformen von Gewalt eignet, die in diesen Jahren den Markt überschwemmten und den theoretischen Leitbegriffen in Form von Zombies, Serienmördern, Kannibalen und dergleichen
mehr eine Anschauung gaben." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jochen Fritz und Neil
Stewart: Einleitung: Das schlechte Gewissen der Moderne (7-24); Volker Pantenburg: Faim
de Cinéma. Jean-Luc Godard: hungrig (25-54); Christian Moser: Kannibalismus als Metapher
des Verstehens. Der Horror-Film im Dialog mit der Ethnographie (55-76); Jochen Fritz: Der
Zombie im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (77-98); Lutz-Henning Pietsch:
'The Fall of the Empire'. Der post-freudianische Körper bei Deleuze/Guattari und in Clive
Barkers Books of Blood (99-132); Arno Meteling: Revolte des Neuen Fleisches. Die Metakörperdes David Cronenberg (133-162); Beate Ochsner: Serial Killer oder: Zum Prinzip der
Serialität (163-178); Tilo Renz: Gewalt weiblicher Figuren als resignifizierendes Sprechen.
Thelma and Louise, Baise-moi und Judith Butlers Politik des Performativen (179-210); Heike
Klippel: Das Unwesen. Subjektivität und Geschlechtlichkeit im Horrorfilm (211-230); Neil
Stewart: 'Ästhetik des Widerlichen' und 'Folterkammer des Wortes'. Die russische Konzeptkunst von Vladimir Sorokin (231-272); Ansgar Thiele: Ende des Horrors. Diskurse der Gewalt und Sexualität im japanischen Gegenwartskino am Beispiel von Takashi Miike: Audition
und Visitor Q (273-304).
[403-L] Goes, Gudrun:
Russische Schriftsteller und die gesellschaftliche Transformation, in: Raj Kollmorgen (Hrsg.):
Transformation als Typ sozialen Wandels : postsozialistische Lektionen, historische und interkulturelle Vergleiche, Münster: Lit Verl., 2005, S. 133-149, ISBN: 3-8258-7868-6 (Standort: USB
Köln(38)-33A3984)
INHALT: Der Beitrag untersucht Träger und Formen literarischer Textproduktion im postsowjetischen Russland. In vielen literarischen Texten lässt sich eine "binäre Denkfigur" identifizieren: ein Adliger konnte sich zeitweise als "Europäer" und zeitweise als "Russe" entwerfen. Unter den russischen Dichtern und Philosophen spielt in der Folgezeit die Frage nach
dem "richtigen Haus" für Russland eine große Rolle. Dieser Ideenstreit findet seine Fortsetzung in und nach der Oktoberrevolution. Mit der Perestrojka stellte sich für Russland und seine Dichter erneut die Frage, wem zu folgen ist, was sie selbst in die Waagschale von Russlands Zukunft legen können. Die Vorstellungen knüpfen sowohl an die der Slavophilen als
auch an jene der Westler an. Es geht aber auch um den Riss in Russland, der die "hermetische
Abgeschlossenheit" Russlands von Westeuropa verhindert. Insgesamt macht die Autorin
deutlich, dass Schriftsteller nicht nur in die gesellschaftlichen Praxen, einschließlich soziopolitischer Konflikte, eingebettet sind, sondern dass und inwieweit sie diese - eingespannt in
vielfältig literarische und gesellschaftliche Bezüge - auch durch innovative Gegenstände und
Formensprachen mitgestalten. Die zweite von der Autorin identifizierte Dualität in Bezug auf
gesellschaftliche Umbruchprozesse ist die der Innenperspektive: Metropole und Provinz. Bei
den Texten ist immer eine indirekte Bewertungsebene von außen gegeben: Russland macht
etwas, was andere schon gemacht haben, oder Russland entwickelt etwas Neues. (ICA2)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.2 Literatur
243
[404-L] Harrington, Austin:
Hermann Broch as a reader of Max Weber: a literary afterlife of sonic Weberian themes, in:
Karl-Ludwig Ay, Knut Borchardt (Hrsg.): Das Faszinosum Max Weber : die Geschichte seiner
Geltung, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2006, S. 265-281, ISBN: 3-89669-605-X
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit einigen Motiven im Werk des österreichischen Schriftstellers Hermann Broch, die ihn als "Erben" des Weber'schen "metaphysischen Pessimismus"
erscheinen lassen. Der Autor stützt sich auf die Interpretation des Romans "Der Schlafwandler", in dem der Held des Romans sich in der Länge eines soziologischen Essays über den
"Verfall der Werte" äußert. Zugrunde liegt der Webersche Gedanke einer "fortschreitenden
Rationalisierung" der Welt, die - im Sinne Nietzsches - alle Werte relativiert und somit zu einem neuen "Polytheismus", einen "Kampf von Göttern" führt. Brochs Denken als das eines
"Platonikers im Extrem" kreist ebenfalls um den Zerfall des europäischen Ideenkosmos und
die Relativierung aller Werte und Formen. Sein Streben galt einer "totalitätsfassenden Erkenntnis", zu der Philosophie und Wissenschaft "seit ihrer Entlassung aus dem theologischen
Verbande" nicht mehr fähig seien. (ICA)
[405-F] Kagelmann, Andre (Bearbeitung); Brunken, Otto, PD Dr. (Betreuung):
Kriegsliteratur von Frauen als Subdominante im politisch-gesellschaftlichen Kontext: Thea
von Harbous Schriften zum Ersten Weltkrieg
INHALT: Vor dem Hintergrund der politisch-sozialen Konstellationen und deren Wandlungen in
der Zeit um den Ersten Weltkrieg soll Kriegsliteratur von Frauen am Beispiel der Werke Thea
von Harbous analysiert werden. Die kriegsliterarischen Arbeiten der bekannten Filmschaffenden werden dabei unter besonderer Berücksichtung gesellschaftlich dominanter und eigenständiger, von der hegemonialen Kultur abweichender Merkmale untersucht. Das Augenmerk
gilt dabei der didaktisch-rhetorischen Prägung ihrer Literatur ebenso wie der spezifischen
Funktion intermedialer Bezüge (der 'filmbezogenen Schreibweise') in ihren kriegsliterarischen Werken. Die Arbeit versteht sich auch als eine literaturwissenschaftliche Ergänzung zu
den bisher primär filmwissenschaftlichen Forschungen zum Oeuvre Thea von Harbous.
ZEITRAUM: 1914-1918
ART: Dissertation ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Universität Köln, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Seminar für Deutsche
Sprache und ihre Didaktik Arbeitsstelle für Leseforschung und Kinder- und Jugendmedien ALEKI- (Bernhard-Feilchenfeld-Str. 11, 50969 Köln)
KONTAKT: Betreuer (Tel. 0221-470-6242, Fax: 0221-470-5197,
e-mail: [email protected])
[406-L] Lucke, Albrecht von:
Die Geschichte kommt hoch: Günter Grass und die "Neue Bürgerlichkeit", in: Blätter für
deutsche und internationale Politik, Jg. 51/2006, H. 10, S. 1255-1265 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/
69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Für den Autor verbirgt sich hinter der Grass-Debatte von 2006 weit mehr als das "ewige Generationen-Gedöns". Es geht nicht um die "Destruktion eines literarischen Großintel-
244
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2.2 Literatur
lektuellen" sondern um eine sich seit geraumer Zeit formierende "neue Schlachtanordnung".
Fingiert wird dabei eine Auseinandersetzung zwischen linker "Bewegung" und konservativer
"Bürgerlichkeit". Letztlich geht es um die demokratisch höchst relevante Frage, was den Bürger einer westlichen Demokratie wie der Bundesrepublik ausmacht. Die gegenwärtige Deutungsdebatte geht damit weit über Grass als dem "Wappentier der Republik" (Horst Krüger)
hinaus. Sie will im Kern ein kritisches Staatsverständnis und die Notwendigkeit des Einmischens diskreditieren. Reklamiert wird gleichzeitig die "moralische Lufthoheit für jenes andere bourgeoise Bürgertum, das, so lautet schon lange die Klage, durch '68' verschüttet wurde".
Der Autor fühlt sich an die Debatte zu Beginn der 1980er Jahre erinnert, als der vormalige
Bundesfamilienminister und damalige Vorsitzende der Adenauer-Stiftung Bruno Heck
schrieb: "Die Rebellion von 68 hat mehr Werte zerstört als das Dritte Reich. Sie zu bewältigen, ist daher wichtiger, als ein weiteres Mal Hitler zu überwinden." (ICA2)
[407-L] Ludowig, Friederike von (Interviewter); Kloos, Nadine (Interviewer); Eggert, Susanne
(Interviewer):
"Das Manga-Lesen an sich ist spannend ...", in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 50/2006, H. 3, S. 40-42
INHALT: "Japanische Comics, Manga genannt, unterscheiden sich inhaltlich wie stilistischzeichnerisch sehr stark von der europäischen und amerikanischen Comic-Tradition, haben
sich hierzulande aber längst als ernst zu nehmende Konkurrenten etabliert. Vor allem bei
Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfreuen sich Manga außerordentlicher Beliebtheit. In Deutschland ist der Hamburger Carlsen Verlag einer der Marktführer in Sachen
Manga. (Die Autorinnen) haben versucht, dem Phänomen Manga und seiner Faszination auf
Heranwachsende in einem Interview mit Friederike von Ludowig, Presse- und Öffentlichkeitssprecherin bei Carlsen Comic, Cartoon und Manga, ein Stück näher zu kommen." (Autorenreferat)
[408-F] Nitschak, Horst, Dr.; Thielemann, Werner, Prof.; Schlikers, Sabine, Prof.; Neves, Gilda,
Prof.; Masina, Léa, Dr.; Martins, Maria Helena, Prof. (Bearbeitung); Chiappini Moraes Leite,
Ligia, Prof.Dr.phil.; Nitrini, Sandra, Prof. (Leitung):
Grenzkultur und kulturelle Grenzen im Rio de la Plata Raum. Exemplarische Werke
INHALT: Ziel des Projektes ist es, am Beispiel der Literatur und Kultur des Rio de la PlataRaums das gespannte Beziehungsgeflecht nationaler, transnationaler, regionaler und globaler
Kultur im 19. und 20. Jahrhundert zu untersuchen. Anlass dieses Projektes ist die Beobachtung, dass weltweit regionale Kulturen (binnen- und transnationale regionale Kulturen) in
dem Maße eine Aufwertung erfahren, wie die Nationalstaaten aufgrund der Globalisierung an
politischer und kultureller Souveränität verlieren. In diesem Prozess werden einerseits traditionelle politische und kulturelle Grenzen in Frage gestellt und durch neue (kulturelle) Grenzziehungen ersetzt, andererseits treten neue kulturelle Einschließungen und Ausgrenzungen
anstelle der überkommenen. Die interdisziplinär angelegte Untersuchung, an der Literaturwissenschaftler und Linguisten aus Brasilien und Deutschland teilnehmen, wird sowohl komparatistisch (hinsichtlich der traditionellen nationalen Kulturen) als auch mit den Verfahren
der Kulturkritik (vor allem hinsichtlich der neuen, noch nicht abgeschlossenen Ein- und Ausgrenzungsprozesse) arbeiten. Ihr Ziel ist, aufzudecken, wie seit der Festlegung der nationalen
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.2 Literatur
245
Grenzen im 19. Jahrhundert im Rio de la Plata-Raum diese Grenzen und die durch sie bestimmten nationalen Identitäten durch die Gaucho-Kultur immer wieder konstruiert und dekonstruiert worden sind. Das Projekt wird der Frage nachgehen, in welchem Maße die Texte,
ihre Autoren, die literarischen Figuren, die Handlungsräume, die Sprache und die Leser als
Repräsentanten bzw. Ausdrucksformen einer Grenzwelt interpretiert werden können, die
durch permante Überschreitungen und Subversionen charakterisiert ist. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Rio de la Plata Raum
METHODE: Der oben genannten Frage soll anhand von brasilianischen, uruguayanischen und
argentinischen Werken und Autoren untersucht werden, die sowohl innerhalb wie auch außerhalb des Kanons stehen. Hierfür werden drei Untersuchungslinien festgeschrieben: die ersten beiden sind durch ihr chronologisches Nacheinander bestimmt und die dritte wird transversal durch die beiden ersten gelegt: 1. Forschungslinie: "Herausbildung der Nationalliteraturen als selektiver Akt kultureller Ausgrenzungen sowohl nach innen (gegen Binnenregionalismen) wie auch nach außen (transnationale Regionalismen, Befreiung von internationalen
Abhängigkeiten, besonders als Kritik des Kolonialismus)." 2. Forschungslinie: "Der Gaucho
als 'Grenzfigur', sein 'Tod' wie auch seine postkoloniale und postmoderne 'Wiederauferstehung'". 3. Forschungslinie: "Sprachgrenzen: Vermischungen und Entgrenzungen auf dem
Feld der Lexik, der Syntax und der Pragmatik".
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Deutscher Akademischer
Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut (Rüdesheimer Str. 54-56, 14197
Berlin)
KONTAKT: Chiappini Moraes Leite, Ligia (Prof.Dr. Tel. 030-838-55553,
e-mail: [email protected])
[409-L] Pitsch, Rolf:
Literatur lädt zur sozialen Kommunkation ein: zur kirchlichen Rezeption von Joanne K.
Rowlings "Harry Potter", in: Communicatio Socialis : internationale Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und Gesellschaft, Jg. 39/2006, Nr. 2, S. 178-186 (Standort: USB Köln
(38)-M XA 01287; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag setzt sich mit der kirchlichen Rezeption der Harry-Potter-Romane der
Autorin Joanne K. Rowlings auseinander und vergleicht sie mit der Haltung der Kirche zu
Autoren anderer phantastischer Romane in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die sich als
explizit christlich bezeichnet haben (z.B. Clive Staples Lewis und die "Narnia-Romane"). Der
große Erfolg der Harry-Potter-Romane setzte erst mit dem 4. Band ein. Es ist daher für die
christliche Rezeption im deutschsprachigen Bereich charakteristisch, dass sie dem Entwicklungsprozess des in jedem Buch ein Jahr älter werdenden Protagonisten kaum Rechnung
trägt. Die gegen J. Rowling kirchlicherseits formulierte Kritik lässt sich in den Vorwürfen des
Satanismus, der eine heidnische, antichristliche Welt der Zauberei, Magie und Esoterik beschreibt, in der "die Muggels, die Christen keine Kraft mehr zum Kampf gegen das Böse haben" und der Nivellierung von Gut und Böse zusammenfassen. Ein Resümee der christlichen
Rezeption der Harry-Potter-Bücher kommt aber zu dem Schluss, dass die Begleitung der literarischen Entwicklung durch Christen und kirchliche Einrichtungen "sach- und zweckdienlich" geschieht im Sinne von "Gemeinschaft und Fortschritt" als Ziel einer menschendienlichen kirchlichen Medienarbeit, die sich nach der Abschaffung des "Index librorum prohibito-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.2 Literatur
rum" und der Auseinandersetzung mit Medien als Instrumenten der sozialen Kommunikation
im nachkonziliaren Dokument "Communio et progressio" manifestiert. (UN)
[410-L] Schwartz, Matthias:
Wunder mit wissenschaftlicher Begründung: verzauberter Alltag und entzauberte Ideologie
in der sowjetischen Science Fiction der Nachkriegszeit, in: Berliner Osteuropa-Info, 2005, H.
23, S. 100-109 (URL: http://www.oei.fu-berlin.de/media/publikationen/boi/boi_23/12_schwartz.
pdf)
INHALT: Der Beitrag zu Alltag und Ideologie im Realsozialismus erörtert die These, wonach
kosmische Themen in der Nachkriegszeit insbesondere seit Mitte der 1950er bis in die 1970er
Jahre ein zentrales Mittel sind, ideologische Dispositive in der sowjetischen Alltagskultur zu
verankern. Dies gelingt - so die Annahme - vor allem dank spezifischer Popularisierungsformen, die sich konzeptionell als 'Wunder mit wissenschaftlicher Begründung' definieren lassen. Deren Propagierung findet insbesondere in weit verbreiteten populärwissenschaftlichen
Journalen, aber auch in der Tages- und Wochenpresse statt. Gleichzeitig entwickelt sich die
sowjetische Science-Fiction seit Ende der 1950er Jahre zu einer überaus populären Massenliteratur, indem sie in fantastisch verfremdeter Form die ideologischen Dispositive der Wissenschaftspopularisierungen zum sowjetischen Alltagsleben in Bezug setzt. Die Ausführungen
beginnen mit einer kurzen theoretischen Konzeptualisierung zum Wunderbegriff und zur Ideologie der sowjetischen Science-Fiction. Darauf folgend wird der populärwissenschaftliche
Diskurs über Wunder sowie über die Besiedelung des Kosmos skizziert. Anschließend wird
exemplarisch untersucht, wie sich die sowjetische Science-Fiction diese Diskurse angeeignet
hat. In der unmittelbaren Nachkriegszeit bis 1953/54 bleiben 'kosmische Begebenheiten' noch
in die offizielle Ideologie einer - oft mythischen - Verzauberung des Alltags eingebunden.
Erst mit der Tauwetterperiode im Jahrzehnt 1954 bis 1964 verschiebt sich deren Funktion.
Jetzt wird die fiktionale Welt in größere raumzeitliche Dimensionen erweitert und relativiert
somit auch die eigene Weltsicht und deren ideologische Grundannahmen. In der BreschnewZeit findet in der Fantastik eine weitere Entzauberung der Wissenschafts- und Kosmosbegeisterung statt, indem jenseitige Visionen mit einer tristen und spießigen Gegenwart konfrontiert
werden. Die 'Wunder' verlieren nach 1964/65 ihre transformative Wirkungsmacht sowohl in
Bezug auf den Alltag als auch auf die ideologischen Prämissen. So zeigt sich am Ende, dass
der sowjetische Griff nach den Sternen neben einer ideologischen Selbstüberhöhung des
Menschen immer auch ein sehnsüchtig suchender Blick nach Möglichkeiten ist, dem Alltag
zu entfliehen. (ICG2)
[411-F] Siegel, Eva-Maria, Priv.-Doz. Dr.phil. (Leitung):
Eigenleib und Fremdkörper. Geschlecht, Gewalt und kulturelles Stereotyping
INHALT: Untersuchung kulturell differenter Wertsysteme an ausgewählten literarischen Beispielen der Moderne und Postmoderne anhand dreier Schwerpunkte: 1. Problemfelder, Existenzweisen und lebensgeschichtliche Aspekte der Migration; 2. der fremde Tod: Opfer und Gewaltphantasien; 3. Haut-Töne: zur medialen Geburt des Anderen.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Köln, Philosophische Fakultät, Institut für Deutsche Sprache und
Literatur (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.2 Literatur
247
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0221-6366774, Fax: 0221-6366747,
e-mail: [email protected])
[412-F] Szodrzynski, Joachim (Bearbeitung):
Literatur der Not - Not der Literatur. Soziale Realität und dichterische Fiktion der Kriegsund Nachkriegszeit 1943-1953, dargestellt an Hans Erich Nossack, Hermann Kasack, Felix
Hartlaub u.a.
INHALT: Zentrales Anliegen der Arbeit ist die Rekonstruktion der Lebensbedingungen und Bewusstseinslagen einer Anzahl nicht nationalsozialistischer Intellektueller (Schriftsteller, Journalisten, Lektoren, Verleger) in den letzten Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren. Wie erlebten sie - im Kontrast zur Euphorie nach den Blitzkriegen der Wehrmacht - die wachsende Depression der Zivilbevölkerung im Luftkrieg? Wandelte sich ihr Denken und Schreiben während des "Dritten Reiches"? Welche Bedeutung maßen sie ihrem in der Regel selbst gewählten Dableiben in einem gleichgeschalteten Kulturbetrieb bei, der sie allenfalls in irgendwelchen Nischen duldete, ihre Wirkungsmöglichkeiten aber massiv einschränkte? Wie gingen sie
damit um, als sie - infolge des verlorenen Krieges - unversehens ihre Selbstdefinition als NSKritiker mit der von den Besatzungsmächten zugewiesenen Rolle eines besiegten Deutschen
(und damit Nationalsozialisten) konfrontiert sahen? Welche persönlichen und (kultur)politischen Erwartungen hegten sie für die Nachkriegszeit und in welchem Verhältnis standen sie zu denen, die nach Kriegsende durch ihre tatsächliche Emigration einen höheren moralischen Status beanspruchten als die Daheimgebliebenen? In der "Literatur der Not" manifestierte sich der Anspruch "innerer Emigranten", auch und gerade unter erschwerten Bedingungen an humanen Werten und Normen festhalten und diese über die NS-Zeit hinwegretten
zu wollen. Hieraus ergibt sich ein weiteres Anliegen der Arbeit, die Untersuchung der "Not
der Literatur". Indem sich die nicht nationalsozialistischen Literaten keine geringere Aufgabe
stellten als die Bewahrung der Humanität angesichts des offenen Zivilisationsbruchs, überfrachteten sie Literatur und Sprache mit Lasten, denen diese kaum gewachsen waren. Jedenfalls ermöglichte der Rekurs auf christliche oder fernöstliche Heilslehren ebenso wenig eine
"neue", gegen den Nationalsozialismus resistente Sprache und Literatur wie das Ausweichen
in historische Kulissen und Kostüme oder die Flucht in die zeitlosen Konflikte griechischer
Mythologie. Andererseits hätte das Verstummen, der Rückzug ins Schweigen das literarische
Feld den überzeugten NS-Literaten überlassen. Und immerhin wurde die "Sklavensprache" literarischer Oppositioneller von einer bildungsbürgerlichen Leserschaft, die es gelernt hatte,
auch zwischen den Zeilen zu lesen, durchaus verstanden und konnte der allgemeinen geistigen Desorientierung und Isolation entgegenwirken. Um dieses Spannungsverhältnis geht es:
Inwieweit implizierte Dableiben immer auch Mitmachen? Waren die propagierten Strategien
zur Rettung humaner Werte via Literatur überhaupt praktikabel oder dienten sie unfreiwillig
doch primär der Legitimation des Regimes und der Selbstbeschwichtigung der in Deutschland
gebliebenen Literaten? Anhand der (literarischen) Tätigkeit einer überschaubaren Anzahl von
"Geistigen" sollen die Ambivalenzen insbesondere des Bildungsbürgertums gegenüber der
NS-Herrschaft ausgeleuchtet, ihre Denk- und literarischen Ver- und Bearbeitungsmuster offengelegt werden. Die Arbeit stützt sich vor allem auf private Quellen, d.h. auf Tagebücher,
Briefe, Selbstverständigungstexte einzelner Autoren, die ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren. Die Nachlässe (Nossack, Kasack, Hartlaub) befinden sich in ihrer
Mehrzahl im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar, mitunter auch in Privatarchiven (Hans H. König, Wolfgang Kasack, Christoph Schmid). Im zweiten Teil werden zusätz-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.2 Literatur
lich literarische Texte herangezogen, an denen die Be- und Verarbeitung der Kriegs- und
Nachkriegserfahrung untersucht werden soll. ZEITRAUM: 1943-1953
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg -FZH- an der Universität Hamburg (Schulterblatt 36, 20357 Hamburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 040-431397-30, e-mail: szodrzynski@zeitgeschichte-hamburg)
2.3
Bildende Kunst, Musik
[413-L] Aicher, Linda:
Kinderkonzerte als Mittel der Distinktion: soziologische Betrachtung von Kinderkonzerten
in Wien anhand von Pierre Bourdieus kultursoziologischem Ansatz, (Schriftenreihe des Forschungsbereiches Wirtschaft und Kultur, No. 2), Wien 2006, 100 S. (Graue Literatur; URL: http://
epub.wu-wien.ac.at/dyn/virlib/wp/mediate/epub-wu-01_971.pdf?ID=epub-wu-01_971)
INHALT: Die vorliegende Arbeit thematisiert Kinderkonzerte und ihre soziokulturelle Dimension. Ausgehend von der Hypothese, dass sich der Besuch von Kinderkonzerten als Distinktionsmittel in Bezug auf soziale Differenzierung eignet, wurden zunächst folgende grundlegende Fragestellungen beleuchtet: Welche Kinder haben die Möglichkeit, Kinderkonzerte zu besuchen, und warum möchten ihre Eltern den Kindern Konzertbesuche ermöglichen? In den
nachstehenden Kapiteln werden Überlegungen zur Auswahl von Instrumenten angestellt und
die soziokulturelle Bedeutung für die Familien dargelegt. Bourdieu spricht von der Musik als
der "am meisten vergeistigten aller Geisteskünste", die Bildung und kulturelle Kompetenz
repräsentiert und somit vor allem in den oberen Klassen von hoher Bedeutung ist. Um einen
Einblick in Bourdieus Sichtweise zu ermöglichen, legt die Autorin zunächst die Grundthesen
seines kulturtheoretischen Ansatzes dar. Dabei beschäftigt sie sich im Besonderen mit Bildung und Kultur und der Korrelation zur sozialen Herkunft. Nach Begriffsdefinitionen wird
dann vor allem auf die Aneignungsweisen von Bildung im Bereich Familie und Schule eingegangen. Im Anschluss an die Vorstellung der bekanntesten Veranstalter mit dem Schwerpunkt der Vermittlung von klassischer Musik in der Kinderkonzert-Szene in Wien, werden
zwei Konzertreihen, Allegretto und Piccolo, herangezogen. Im vierten Kapitel folgt der empirische Teil der Arbeit. Nach der Begründung der Auswahl des Forschungsfeldes und der Erklärung der methodischen Vorgangsweise wird der Frage-Leitfaden vorgestellt, der die
Grundlage für die Interviews war. (ICD2)
[414-L] Akoto, Philip:
Menschenverachtende Untergrundmusik?: Todesfaszination zwischen Entertainment und
Rebellion am Beispiel von Gothic-, Metal- und Industrialmusik, Salzkotten: Telos Verl. 2006,
117 S., ISBN: 3-933060-21-4 (Standort: ULB Münster(6)-AC78999)
INHALT: Die Fragestellung der Untersuchung richtet sich nicht auf die breite Masse der Fans
dieser drei Musikrichtungen, sondern hinterfragt das Handeln der Musiker als kreative, produktive Impulsgeber und geistige Leitfiguren ihres Genres, als "Subkulturalisten". In einem
ersten Schritt wird untersucht, welchen Todesbildes sich die verschiedenen Szenen für ihre
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
249
provokative Gegenästhetik bedienen, und eine literarische und bildkünstlerische Tradition
von über 300 Jahren sichtbar gemacht. Im Anschluss daran wird erörtert, in wie fern zeitgenössische Unterhaltungskultur überhaupt subversives Potenzial besitzen kann, in wie weit die
Rahmenbedingungen der Unterhaltungsindustrie dem subversiven Potenzial der Musik entgegenwirken. Wie echte Subversivkultur aussieht, wird anhand der drei Musikszenen empirisch
gezeigt. Dabei stehen die inhaltlichen und ästhetischen Rollen von Tod, Sterben und Gewalt
im Mittelpunkt. Die Untersuchung zeigt, dass mit Hilfe eines relativ weitläufigen Subkulturverständnisses vor dem Hintergrund eines Kulturweltkonzeptes für populärkulturelle, musikzentrierte Lebenswelten auch heute noch Subkultur im Sinne von Subversivkultur denkbar
und vorhanden ist. (ICE2)
[415-L] Becker, Heike; Dastile, Nceba:
Global und afrikanisch: Annäherungen an HipHop-Performer im Township Philippi in
Kapstadt, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt, Jg. 26/2006,
Nr. 104, S. 434-455 (Standort: USB Köln(38)-XG7608; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Heike Becker und Nceba Dastile beschreiben auf der Grundlage von teilnehmender
Beobachtung an HipHop-Konzerten in drei unterschiedlich strukturierten Stadtteilen von
Kapstadt, wie HipHop in Südafrika als 'Vehikel der Aushandlung von Identitäten' genutzt
wird. Entgegen einer gängigen Meinung kann von einer generellen Kommerzialisierung und
Entpolitisierung des südafrikanischen HipHop nach dem Ende des Apartheid-Regimes nicht
die Rede sein. Insbesondere die als spaza-HipHop bezeichneten Varianten schaffen es nach
Becker und Dastile, ihre Musik als Instrument zum Aufbau einer flexiblen afrikanischen Identität zu nutzen, welche mit den reaktionären Konzepten einer vorgeblichen afrikanischen
'Authentizität' nichts gemein hat. Dies gelingt ihnen durch die Kombination von global vorgeprägten Stilmustern (Rastafari) mit dem bewussten Gebrauch afrikanischer Sprachen (in
diesem Fall Xhosa) in einer mit anderen Idiomen (einschließlich Englisch) durchsetzten Form
sowie mit kritischen, die weiterhin bestehenden Ungleichheiten thematisierenden Texten und
der aktiven Teilhabe an multikulturellen Zirkeln." (Textauszug)
[416-L] Boura, Smaragdi:
Imagining homeland: identity and repertories of a Greek labour-immigrant musician in
Germany, in: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research : Theorien
Methoden Anwendungen, Vol. 7/2006, No. 3, 8 S. (URL: http://www.qualitative-research.net/fqstexte/3-06/06-3-10-e.pdf)
INHALT: "Seit der Staatsbildung Griechenlands und der damit verbundenen Konstituierung einer
griechischen Diaspora nimmt die Migration im griechischen Lebenszyklus eine entscheidende
Rolle ein. Unabhängig davon, ob das Migrationsphänomen einen typischen und integralen
Bestandteil griechischer Kulturtradition oder Mentalität darstellt oder ob es als erzwungene
Folge spezifischer wirtschaftlicher und politischer Umstände anzusehen ist - es bedeutet immer einen Faktor des Wandels im Leben von Menschen, die davon betroffen sind. Das Los
der 'metanastes' (Zuwanderer) und das Leben in 'xenitia' (dem Aufnahmeland) konstituiert ein
verbreitetes und (wohl) bekanntes Thema lyrischer Texte traditioneller griechischer Lieder
('dimotika tragoudia') und volkstümlicher Weisen ('laika tragoudia'). In diesen Repertoires
enthüllt die Musik ihre ganze Kraft der symbolischen Kommunikation und Übermittlung; in
250
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
ihr drücken sich geteilte Vorstellungen, gemeinsame Gefühle und kulturelle Botschaften aus,
die für Zuwanderergruppen eine besondere Bedeutung annehmen. Diasporamusik ist - zusammen mit Tänzen - ein Grundbestandteil des kulturellen Kapitals von Immigrant(inn)en.
Sie dient der Aufrechterhaltung von kultureller Identität und bildet eine fixe, wenn auch metaphorische Verbindung zwischen dem Herkunfts- und dem Aufnahmeland. Und sie schafft
einen Kontext fundamentaler Bedeutungen, durch den sich Zuwanderergruppen als solche identifizieren oder sich in Relation zur Mehrheit bzw. zu anderen Gruppen in ihrer Umgebung
rekonstruieren können. Nach dem ersten Jahr meiner Feldforschung unter griechischen Zuwanderergruppen in der Umgebung von Stuttgart möchte ich mit diesem Beitrag auf die Rolle
der Musik in der Identitätsbildung eingehen, die von Prozessen des Wandels begleitet ist, wie
sie sich durch Phänomene der Integration, Assimilation oder Transkulturation konstituieren.
Hierzu werden die vielfältigen Identitäten und Repertoires eines griechischen Musikers in
Deutschland im Zusammenhang mit einigen Aspekten seines Lebensportraits genauer betrachtet und sowohl emisch als auch ethisch interpretiert." (Autorenreferat)
[417-L] Dornbusch, Christian; Killguss, Hans-Peter:
Unheilige Allianzen: Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus, Münster: Unrast-Verl. 2005, 348 S., ISBN: 3-89771-817-0 (Standort: FHB Düsseldorf(DÜ62)- 31/OHY
142)
INHALT: "Das Buch ist in drei Abschnitte untergliedert: Der erste Teil zeichnet die Entstehungsgeschichte des Black Metal aus dem Heavy Metal der 1980er-Jahre nach, beschreibt die Renaissance des Stils und die gewalttätigen Eskapaden in Skandinavien knapp zehn Jahre später
um dann die Entwicklung der deutschen Black-Metal-Szene von ihren Anfängen bis heute zu
skizzieren. Im zweiten Abschnitt wird die Black-Metal-Szene kurz unter soziologischen Gesichtspunkten umrissen, um diese jugendkulturelle Gesellungsform für Leser und Leserinnen,
die sich bislang noch nicht mit der Thematik beschäftigt haben, mit einem kurzen Überblick
greifbarer zu machen. Danach werden die verschiedenen Themenfelder des Black Metal analysiert: Satanismus, Heidentum, die Verherrlichung von Krieg und Suizid sowie die Begeisterung für Fantasy. Dabei wird jeweils zuerst der thematische Rahmen abgesteckt, die Bedeutung für den Black Metal im Allgemeinen aufgezeigt, um dann in einem weiteren Schritt die
jeweilige extrem rechte Aneignung darzustellen. Der dritte und letzte Abschnitt befasst sich
schließlich konkret mit dem rechten bis neonazistischen Flügel des Black-MetalUnderground. Dabei werden die entsprechenden Protagonisten und ihre Projekte auf nationaler und internationaler Ebene dargestellt." (Textauszug)
[418-L] Dornbusch, Christian; Raabe, Jan:
RechtsRock, in: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, Jg. 19/2006, H. 3, S. 47-53
INHALT: "RechtsRock wurde in den letzten fünfzehn Jahren vor allem auf die Musik neonazistischer Skinheads verkürzt. Doch der inhaltlich definierte Oberbegriff bezieht sich nicht auf einen bestimmtes Genre, sondern auf Entwicklungen in verschiedenen Musikrichtungen. Die
politisch offensiven Songs mancher Stilistiken sind stark identitätsbildend. Um sie herum hat
sich in den letzten Jahren eine eigenständige Szene etabliert. Beide sind von zentraler Bedeutung für die Neue Soziale Bewegung von Rechts: Die Musik schafft die kollektive Identität,
die Szene-Infrastruktur (Label, Versände) hält die Musik und Symbole (Kleidung etc.) bereit
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
251
und unterstützt politische Akteure bei der Mobilisierung. Mit der werden die Rezipienten vertraut gemacht durch die klandestine Durchführung von Konzertveranstaltungen, die den Mobilisierungstechniken der Bewegung entlehnt ist." (Autorenreferat)
[419-L] Eckhardt, Josef; Pawlitza, Erik; Windgasse, Thomas:
Besucherpotenzial von Opernaufführungen und Konzerten der klassischen Musik: Ergebnisse der ARD-E-Musikstudie, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 5, S. 273-282 (Standort: UB
Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL:
http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/05-2006_eckhardt.pdf?foid=17255)
INHALT: Im Rahmen der ARD-E-Musikstudie 2005 wurden neben der Radio- und Tonträgernutzung auch empirische Daten zum Besucherpotenzial klassischer Konzerte erhoben. Das "weite" Besucherpotenzial umfasst rund 38 Prozent der Bevölkerung, während zum "engen" Besucherpotenzial, d.h. den häufigen und regelmäßigen Konzertbesuchern, 6 Prozent der Bevölkerung zählen. In beiden Potenzialen sind Frauen sowie höher Gebildete überrepräsentiert,
und ältere Altersgruppen dominieren. Erwartungsgemäß haben Konzertbesucher eine ausgeprägte Vorliebe für klassische Musik, ohne sich jedoch anderen Musikstilen zu verschließen.
Nach den Kategorien der MedienNutzerTypologie setzen sich Konzertbesucher zu zwei Dritteln aus Klassisch Kulturorientierten, Neuen Kulturorientierten sowie Leistungsorientierten
zusammen. Das wichtigste Motiv für den Konzertbesuch ist generell, die Musik zu genießen.
Zu den Gründen, sich gegen einen Konzertbesuch zu entscheiden, zählen nach Aussage der
Befragten zu hohe Eintrittspreise sowie mangelnde persönliche Motivation. (UN2)
[420-F] Flad, Henning (Bearbeitung):
Modernisierung der rechtsextremen Jugendkulturen am Beispiel von Musikkulturen
INHALT: In diesem Projekt wurde auf der Basis einer breiten inhaltlichen Auswertung der Musik
und Musiktexte rechtsextremer Bands und Gruppen deren Entstehung, Vernetzung und Anklang in der deutschen rechtsextremen Szene untersucht. Die Hauptfrage war, wieso sich in
den 1990er Jahren eine ideologische Verhärtung und Radikalisierung dieser Musikszene erfolgreich vollziehen konnte. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Die Untersuchung wurde mit Methoden der Bewegungsforschung analysiert.
ART: gefördert BEGINN: 2002-01 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für
Politikwissenschaft, insb. vergleichende Analyse politischer Systeme, Bewegungen und Kulturen (Postfach 1786, 15207 Frankfurt an der Oder)
KONTAKT: Sekretariat (Tel. 0335-5534-2694, e-mail: [email protected])
[421-L] Föllmer, Golo:
Netzmusik: elektronische, ästhetische und soziale Strukturen einer partizipativen Musik,
Hofheim am Taunus: Wolke 2005, IX, 262 S., ISBN: 3-936000-33-6 (Standort: LB Detmold(51)KJQ106)
252
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2.3 Bildende Kunst, Musik
INHALT: "Als erste wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas liefert das Buch methodische
und systematische Grundlagen einer Theorie der Netzmusik. Der Begriff 'Netzmusik' beschreibt keinen bestimmten Stil, sondern die Idee, dass elektronische Strukturen aus sich heraus musikalisch sind und dass Musik nicht nur von Spezialisten für Zuhörer, sondern auch in
offenen, gemeinschaftlichen Strukturen erzeugt werden kann. Der Autor gibt einen umfassenden Überblick über das Spektrum vernetzter Musikpraktiken. Er überprüft elektronische
Netzwerke auf ihre technische und kommunikative Eignung für das Musikmachen und erläutert die verschiedenen ästhetischen Konzepte und Eigenarten von Netzmusik. Interviews mit
internationalen Experten und eine Rezeptionsstudie ergänzen die Analyse." (HS2)
[422-L] Hofmann, Wilhelm; Mühleisen, Hans-Otto (Hrsg.):
Kunst und Macht: Politik und Herrschaft im Medium der bildenden Kunst, (Studien zur
visuellen Politik, Bd. 2), Münster: Lit Verl. 2005, 366 S., ISBN: 3-8258-8472-4 (Standort: UB
Bonn(5)-2006/4958)
INHALT: "Zu den ältesten Beständen politischer Theorie gehört das Wissen um engere und weitere Verbindungen der Politik zu anderen Feldern der Gesellschaft wie Religion, Recht und
Kunst und damit auch zu deren Wissenschaften. Daraus folgert, dass sich auch über diese
Disziplinen ein Zugang, Politik zu verstehen, eröffnen lässt. Während sich solches für das
Recht geradezu aufdrängt und für die Theologie immer wieder thematisiert wurde, war die
Verknüpfung von Kunst und Politik für absolutistische Regime in der Praxis ebenso selbstverständlich wie sie dann für Prozesse in der Demokratie als wenig aussagekräftig galt. Zunehmend hat jedoch die Politikwissenschaft seit den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts die Kunst als Weg auch zum Verständnis von Politik in früheren und zeitgenössischen politischen Systemen entdeckt." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Hans Otto Mühleisen: Kunst und Macht im politischen Prozess: Prolegomena einer Theorie politischer Bildlichkeit (1-18); Tobias Bevc: Zur Interdependenz von Kunst und Politik: Ernst Cassirer und
die Kunst als symbolische Form (21-48); Wilhelm Hofmann: Theorie der Kunst als Theorie
der Gesellschaft: Überlegungen zur Problematik visueller politischer Kommunikation bei
Niklas Luhmann (49-73); Tasos Zembylas: Kunst und Konflikt: Zum Spannungsverhältnis
zwischen Kunst und Herrschaft (74-91); Sibylle Appuhn-Radtke: Sol oder Phaethon? Invention und Imitation Barocker Bildpropaganda in Wien und Paris (94-127); Claudia Hattendorff: Napoleon und der Tod: Ein Teilbereich der Bildproduktion zu Napoleon I. im Spannungsfeld von Kunst und Macht (128-164); Ulrich Heinen: Peter Paul Rubens' Florentiner
Kriegsbild und die Macht des Malers (165-203); Tanja Michalsky: Strukturiertes Gedächtnis:
Zur Topologie von Adelsgrablegen in Neapel (204-235); Angela Moritz: Das Plakat als Mittel der politischen Provokation: Klas Staecks Werk in der BRD und der DDR (236-250);
Carsten-Peter Warnke: Figur im öffentlichen Raum: Florenz und die Vorgeschichte des neuzeitlichen Herrscherdenkmals (251-277); Elke Anna Werner: Die Bilder der Akteure: Überlegungen zu den Porträts der westfälischen Friedensgesandten (278-312); Hans J. Ammann:
Überlebenskampf der Wörter (315-322); Carolin Quermann: Prinz William in Chile - ein Rollenportät (323-341); Barbara Schrödl: Der Künstler als 'Schöpfer' des gesellschaftlichen Neuanfangs: Filmische Visionen einer Kontinuität des Nationalen im deutschen Spielfilm der
neunzehnhundertfünfziger Jahre (342-366).
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2.3 Bildende Kunst, Musik
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[423-L] Kaden, Christian; Mackensen, Karsten (Hrsg.):
Soziale Horizonte von Musik: ein kommentiertes Lesebuch zur Musiksoziologie, (Bärenreiter
Studienbücher Musik, Bd. 15), Kassel: Bärenreiter-Verl. 2006, 353 S., ISBN: 3-7618-1598-0
(Standort: UB Wuppertal(468)-21KHR259+2)
INHALT: "Dieses kommentierte Lesebuch zu Musik als einem sozialen Tatbestand bietet eine
hochaktuelle Einführung in die Musiksoziologie - verstanden nicht eng, disziplinär, abgrenzend, sondern als zeitgemäße Methode und attraktive Denk- und Wahrnehmungsweise. In
Zeiten der Globalisierung und postmoderner Ausdifferenzierung von Gesellschaft und Kultur
ist Musikwissenschaft auf ein modernes Methodenrepertoire angewiesen, das der Herausforderung der Erweiterung ihres Gegenstandsbereichs begegnet. Dieser vom Lehrgebiet 'Musiksoziologie' der Humboldt-Universität herausgegebene Band versammelt Beiträge international renommierter Autoren der vergangenen 25 Jahre zu europäischer Kunstmusik verschiedenster Epochen, zur Popmusik und zu Musiken außereuropäischer Kulturen. Thematisch reichen sie von der Institutionsgeschichte bis zur Genderforschung. Die einführenden Kommentare heben wichtige Aspekte hervor, erklären theoretische Hintergründe oder schwierige Begriffe und machen die wissenschaftliche 'Landschaft' sichtbar, in welcher in der modernen Forschung über soziale Aspekte von Musik nachgedacht wird. Englischsprachige Texte werden
besonders ausführlich erläutert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christian Kaden, Karsten Mackensen: Vorwort (9-16); Teil 1: Sozial- und Mentalitätsgeschichte der Musik. Theoretische Musiksoziologie: Historische Musiksoziologie (19-21) Kommentar Erich Reimer:
Komponist und Publikum. Historische Reflexionen zur "Neuen Einfachheit" (22-31); Musik
als Kommunikation (32-34) Kommentar Mario Vieira de Carvalho: Belcanto-Kultur und
Aufklärung. Blick auf eine widersprüchliche Beziehung im Lichte der Opernrezeption (3555); Sozialgeschichte der Oper (56-59) Kommentar Lorenz Bianconi, Thomas Wacker: Production, Consumption and Political Function of l7th-Century Opera (60-69); Genderforschung (70-72) Kommentar Jeanice Brooks: "Noble et grande servante de la musique". Telling the Story of Nadia Boulanger's Conducting Career (73-91); Soziologie der Musik (92-94)
Kommentar Peter J. Martin: Music and the Sociological Gaze (95-107); Teil 2: Musikethnologie. Anthropologie der Musik: Weltbilder im Kulturvergleich (117-119) Kommentar Christian Kaden: Das ANDERE als kosmologische Regulationsinstanz in der Musik (120-136);
Globalisierungsforschung (137-140); Kommentar Tullia Pvlagrini: From Music-Makers to
Virtual Singers. New Musics and Puzzled Scholars (141-152); Why Do Songs Have Words?
(157-174); Musikethnologie (175-178) Kommentar Steven Feld: Sound Structure as Social
Structure (179-199); Musikanthropologie (200-202) Kommentar Volker Kalisch: Körpergefühl und Musikwahrnehmung. Musik in anthropologischer Perspektive (203-216); Teil 3: Methodologie musiksoziologischer Forschung: Paradigmen der Musiksoziologie (223-224)
Kommentar Gerhard Engel: Musiksoziologie im Konzert der Wissenschaften (225-245); Aufführungs-Analyse (246-249) Kommentar Regula Burckhardt Qureshi: Musical Sound and
Contextual Input. A Performance Model For Musical Analysis (250-269); Qualitative Methoden (270-272) Kommentar Karsten Mackensen: "Ungezwungene Leichtigkeit". Oualitative
Verfahren in einer historischen Musiksoziologie (273-297); Quantitative Methoden (298-300)
Kommentar Reiner Kluge: Varianzkomponentendiagramme. Eine heuristische Methode zur
quantitativen Analyse musikalischen Urteilsverhaltens (301-320); Urbanitätsforschung (321323) Kommentar Sebastian Klotz: "Negotiate, review the situation". Musik und Urbanismus
(324-346).
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2.3 Bildende Kunst, Musik
[424-L] Kleiner, Marcus S.:
Widerstandsrhetorik: zum Subversionsmodell im Pop-Diskurs, in: Karl-Siegbert Rehberg
(Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2006, S. 4272-4282, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: Pop ist in aller Munde - aus dem Rauschen der Kanäle und Frequenzen, in den Vokabelschlachten der einschlägigen Gazetten und Magazine, als Markenzeichen individueller und
sozialer Distinktion sowie als Gegenstand wissenschaftlicher Diskurse und kulturpolitischer
Zusammenhänge (Pop-Musik, Pop-Bands, Pop-Stars, Pop-Kultur, Pop-Kulturtheorie, PopDiskurs, Pop-Theorie, Pop-Kritik, Pop-Politik, Pop-Philosophie, Pop-Geschichte, PopLiteratur, Pop-Journalismus, Pop-Art usw.). Die Beantwortung der Frage, wann etwas anfängt
und wann etwas aufhört, Pop zu sein, fällt bis heute schwer - ebenfalls, ob es Bereiche gibt,
die sich der Pop-Werdung konstitutiv entziehen (können). Von Pop und sich daraus entwickelnden theoretischen, sozialen, kulturellen, ästhetischen, individuellen, globalen oder ökonomischen Bindestrich-Wirklichkeiten, auf die sich Pop-Diskurse, wie sie in dem Aufsatz
thematisiert werden, beziehen bzw. die sie zuallererst hervorbringen, kann erst ab den 1950er
Jahren gesprochen werden. Die Fokussierung der Auseinandersetzung mit dem Subversionsmodell Pop auf Pop-Diskurse, die seit Mitte der 1990er Jahre, vor allem in Deutschland, auftreten, resultiert aus der Auffassung, dass sich seit Anfang bzw. Mitte der 1990er Jahre eine
entscheidende Zäsur in der historischen Entwicklung von Pop ereignet hat. Der Verfasser bezieht sich hierbei einerseits auf eine These von D. Diederichsen, für den feststeht, dass 'Techno und viele seiner Nachfolgekulturen das Ende des Prinzips Gegenkultur' markieren. Mit der
Techno-Culture hätte, so Diederichsen, eine Auflösung des kulturellen und gesellschaftlichen
Widerstreits stattgefunden - und mit der Auflösung dieses Widerstreits wird das Benennen eines Feindes und das Sichtbar-/Wahrnehmbarmachen seiner Verbrechen irrelevant. Das zweite
Geschichtszeichen, durch das dieser entscheidende Einschnitt in der Pop-Geschichte zum
Ausdruck kommt, ist, wie T. Holert und M. Terkessidis betonen, dass sich das Verhältnis von
Subkultur und Mainstream in den Jahren seit Nirvanas Smells Like Teen Spirit (1991) grundlegend verändert hat. Die Industrie, so die Autoren, habe gelernt, Dissidenz als Kaufanreiz
einzusetzen. Egal welche Perspektive sich der (deutsche) Pop-Diskurs zu Eigen macht, Subversion bleibt nach Ansicht des Verfassers zumeist eine Textkultur, das vermeintliche Widerstandpotential wird der unendlichen Derivation der Zeichen überlassen, dem großen Rhabarbern der Pop-Theoretiker. Der Begriff Pop dient der Reglementierung, der Disziplinierung
und der Kontrolle jener Diskurse, in denen er verwendet wird bzw. auf die er einwirken soll.
Er ist ein totalitäres Ausschlusssystem, Fundament der Normalisierungsgesellschaft, die sich
im Gewand der Subversion legitimieren möchte und dabei diskursive Hegemonie ausübt. Gerade die Gegen-Diskurse der Pop-Theoretiker tragen hierzu wesentlich bei. (ICG2)
[425-L] Kurt, Ronald:
Europa und Indien im musiksoziologischen Kulturvergleich: ein Beitrag zur interkulturellen
Hermeneutik, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede :
Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd.
1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3934-3943, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "In seinem Text 'Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik' fragte sich
Max Weber, warum ausgerechnet im Abendland eine rationale harmonische Musikentstanden
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2.3 Bildende Kunst, Musik
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ist. Der hier angestrebte Vergleich zwischen Indien und Europa ist ein Versuch, an die Problemstellung der unvollendet gebliebene Musiksoziologie Webers anzuknüpfen. Ausgangspunkt des Vergleichs ist die These, dass die Besonderheiten der klassischen europäischen
Musik (insbesondere: Dur-Moll-System, Mehrstimmigkeit, Schriftlichkeit, Komposition) und
die Strukturmerkmale der klassischen indischen Musik (insbesondere: Modalität, Einstimmigkeit, Mündlichkeit, Improvisation) als Ausdruck unterschiedlicher Kulturideen verstanden
werden können. Im Rahmen der Kontrastierung von Musikinstrumenten (Gitarre vs. Sitar)
und Musikformen (Sonatevs. Raga) wird exemplarisch gezeigt, wie die Materialität der Musik als Medium der interkulturellen Hermeneutik fungieren kann. Der zweite Teil des Kulturvergleichs gilt dem Lehren und Lernen von Musik. In der idealtypischen Kontrastierung der
indischen Guru-Shishya-Beziehung mit dem europäischen Lehrer-Schüler-Verhältnis werden
zwei unterschiedliche Formen sozialer Ungleichheit gegenübergestellt." (Autorenreferat)
[426-L] Lee, Daniel B.:
Making music out of noise: Barbershop Quartet singing and society, in: Soziale Systeme :
Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 11/2005, H. 2, S. 271-293 (Standort: USB Köln(38)-M
XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die traditionelle US-amerikanische Musikrichtung, Barbershop, ist eine spezielle
Form des A-Capella-Gesangs mit einem vierstimmigen Akkord auf jeder Melodienote. Die
selbstreferentielle Organisation dessen, was sich zunächst nur als Rauschen darstellt, aber zu
Musik werden soll, gelingt dabei mit Hilfe von Kommunikation. Diese Perspektive, die sich
dafür interessiert, wie eine Gesellschaft Probleme der Verständigung und Ordnung löst, verdankt sich zunächst einem funktionalistischen Interesse. Auf ethnographischer Basis wird dabei nachvollzogen, wie das soziale System des Barbershop-Singens diese besondere Form des
Gesangs herstellt, indem es die Variationsmöglichkeiten vokaler Geräusche einschränkt. Entstehung und Fortdauer des Barbershop-Singens als empirisch operierendes soziales System
muss als hochunwahrscheinlich angesehen werden, insofern es mehr als der Zustimmung zur
Teilnahme bedarf. Es hängt darüberhinaus von semantischen und strukturellen Ressourcen
ab, die auf drei verschiedenen Formen der Kommunikation beruhen: Interaktion, Organisation und Gesellschaft." (Autorenreferat)
[427-L] Mende, Anette; Neuwöhner, Ulrich:
Wer hört heute klassische Musik?: ARD-E-Musikstudie 2005 ; Musiksozialisation, EMusiknutzung und E-Musikkompetenz, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 5, S. 246-258
(Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/05-2006_mende.pdf?foid=17253)
INHALT: Welchen Stellenwert und welches Image hat klassische Musik in der bundesdeutschen
Bevölkerung? Welche Bevölkerungsgruppen sind klassischer Musik gegenüber aufgeschlossen und nutzen diese in relevantem Ausmaß im Radio, auf Tonträgern und im Konzertsaal?
Diesen und anderen Fragestellungen wurde in der ARD-E-Musikstudie 2005 mittels einer telefonischen Repräsentativbefragung (n=6100 Personen ab 14 Jahren) nachgegangen. In der
Studie wurden anhand eingespielter Musikbeispiele acht Gruppen der E-Musikkompetenz der
Befragten gebildet. Es zeigte sich, dass populäre Klassik in allen Kompetenzgruppen am beliebtesten war, aber erst ab Kompetenzlevel 3 wirklich gefiel. Wer sich gut auskennt, hört
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2.3 Bildende Kunst, Musik
auch viel Klassik; ein ambitioniertes Repertoire wird erst mit höherer Musikkompetenz goutiert. Entscheidend für die Herausbildung des musikalischen Geschmacks und das Interesse
an Klassik ist, ob Sozialisationsfaktoren wie Kontakt mit der Musik in Kindheit und Schule
und ein klassikaffines familiäres Umfeld positiv oder negativ erlebt werden. (UN2)
[428-L] Müller, Sabine:
Symbole der Politik in der modernen Medien- und Konsumgesellschaft: Andy Warhols Mao
Wallpaper, in: Jörn Lamla, Sighard Neckel (Hrsg.): Politisierter Konsum - konsumierte Politik,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 185-204, ISBN: 3-531-14895-8
INHALT: Am Beispiel des berühmten seriellen Portraits des chinesischen Parteiführers Mao Tsetung, das die Basis für das raumgreifende Konzept einer Mao-Tapete wurde, wird aufgezeigt,
wie Warhol, der niemals eine politische Stellung bezog, Symbole der Politik in seinem Werk
aufgriff und durch seine Stilmittel entpolitisierte. Es entstanden dekorative Hüllen, die auch
von Kunstsammlern gekauft wurden, die mit dem ursprünglichen ideologischen Inhalt der
Symbole alles andere als konform gingen. Gezeigt wurde die Perspektive der Populärkultur.
Zur Veranschaulichung, wie Warhol den Parteiführer Mao und das Emblem von Hammer und
Sichel in seinem Werk behandelte und zu medialen Ikonen der Moderne gestaltete, wird erläutert, wie er in seinen seriellen Bildern das Prinzip der Wiederholung einsetzte und welchen
Effekt dies hatte. Das Verschwimmen von Realität und Image in der Postmoderne wird zudem anhand des Films 'Velvet Goldmine', der die Popkultur der 1970er Jahre darstellt, thematisiert. (GB)
[429-L] Mundelius, Marco:
Bildende Künstler in Berlin, in: Wochenbericht / DIW Berlin : Wirtschaft, Politik, Wissenschaft,
Jg. 73/2006, Nr. 22, S. 321-326 (Standort: USB Köln(38)-FHM Haa 00474; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Eine lebendige Kunstszene ist für die Reputation Berlins von großer Bedeutung.
Künstler und ihre Kunstwerke sind auch Botschafter ihres Standortes im In- und Ausland. Die
öffentlichkeitswirksame Darstellung ihrer Leistung kann positive wirtschaftliche Effekte, etwa in Form touristischer Anziehungskraft, erzeugen. Der Wert von Kunstund Kulturproduktion lässt sich nicht immer in Geldeinheiten messen. Viele Künstler sind in erster Linie intrinsisch motiviert, folgen also nicht oder nicht primär dem Prinzip der Gewinnmaximierung.
Dennoch sind sie ökonomischen Zwängen ausgesetzt, wollen sie überhaupt produktiv arbeiten. Eine aktuell vom DIW Berlin durchgeführte Studie zeigt, dass die wirtschaftliche Lage
Bildender Künstler in Berlin zumeist extrem angespannt ist. Nicht einmal der Hälfte der Befragten gelingt es, sich ausschließlich der künstlerischen Tätigkeit zu widmen, Einkommensdefizite müssen vielfältig über Nebentätigkeiten ausgeglichen werden. Nur einem Drittel der
Akteure ist es möglich, adäquate Arbeitsräume zu finanzieren." (Autorenreferat)
[430-L] Nieland, Jörg-Uwe:
From Music to politics or from politics to music?: Stellungnahmen deutscher Künstler zum
Wandel der politischen Popmusik, in: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, Jg.
19/2006, H. 3, S. 20-29
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INHALT: "Gesellschaftliches Engagement und politischer Protest von Popkünstlern begleiten die
Geschichte der Popkultur von Beginn an. Beispielhaft kann man die Bürgerrechtsbewegung,
die Anti-Vietnambewegung, den Kampf gegen Armut (Live 8) oder aktuell 9/11 und seine
Folgen nennen. Festzustellen ist bei allen Beispielen ein altbekanntes Spannungsfeld der politischen Popmusik: Einerseits treten politische Popkünstler als Unterstützer und Teil einer sozialen Bewegung auf ('from music to politics'), anderseits organisieren sich Parteien oder Politiker ihr Image und ihre Unterstützung mit Hilfe von Künstlern ('from politics to music').
Auch in Deutschland deuten die zahlreichen Treffen von Künstlern und Politikern eine Verbindung zwischen Politik und (Pop)Kultur an. Der Beitrag fragt, ob die Gegenüberstellung
'From Music to Politics or from Politics to Music' die Zustände in der Bundesrepublik noch
angemessen abbildet. Als Gegenstand werden Äußerungen von zwei politischen Künstlern
aus dem Bundestagswahlkampf 2002 herangezogen." (Autorenreferat)
[431-L] Oehmichen, Ekkehardt; Feuerstein, Sylvia:
Klassische Musik im Radio: ARD-E-Musikstudie 2005 ; zur Unverzichtbarkeit des Radios
für die Musikkultur, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 5, S. 259-272 (Standort: UB Bonn(5)Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://
www.ard-werbung.de/showfile.phtml/05-2006_oehmichen.pdf?foid=17254)
INHALT: Welche Bedeutung hat das Radio im Vergleich zu Tonträgern und zum Konzertbesuch
für die Rezeption klassischer Musik? Die vorliegende Analyse von Daten aus der ARD-EMusikstudie 2005 liefert Erkenntnisse zu den Hörpotenzialen des Radios, zu den Strukturen
des Publikums sowie zu Funktionen, Zuwendungsformen, motiven und -barrieren. Das Hörerpotenzial für E-Musik im Radio beträgt rund 19 Prozent der Bevölkerung. Typologisch betrachtet hören vor allem "Alltagshörer" und "Genießer" Klassik im Radio. Als Zuwendungsbarriere der Nutzung von E-Musik im Radio gilt der Wunsch nach zeit- und ortssouveräner EMusiknutzung. Klassische Musik wird auf Tonträgern und im Konzert vor allem nachmittags
und abends gehört, während die Hauptnutzungszeit von E-Musik im Radio frühmorgens,
vormittags und mittags liegt. E-Musik im Radio dient vor allem der alltagsbegleitenden Unterhaltung. Gleichzeitig spielt das Radio eine große Rolle für die Vermittlung klassischer Musik als Kulturgut. Die Mehrheit der E-Musikoffenen und insbesondere die jüngere Generation
akzeptiert auch angrenzende Musikrichtungen wie Jazz, Chanson und anspruchsvollen Pop in
ihrem Klassiksender. Dieses erweiterte Musikkonzept gilt als zukunftsweisend. (UN2)
[432-F] Pfadenhauer, Michaela, Dr.phil. (Bearbeitung); Hitzler, Ronald, Prof.Dr. (Leitung):
Zwischen Zitat und Revival. Wo bleibt der Spaß der Technoiden?
INHALT: Seit dem Aufkommen von Techno als musikalischer Stilrichtung und Jugendkultur in
den frühen 1990er Jahren ist Vieles und viel Kontroverses geschrieben worden. Kaum ein anderes popmusikalisches Phänomen scheint die populäre Kultur des ausgehenden 20. Jahrhundert stärker geprägt und treffender repräsentiert zu haben als Techno: Traditionelle Gegensätze wie Spaß und Widerstand, Kommerz und Individualität, Konsum und Ideologie sowie
Technik und Körper scheinen sich hier neu miteinander verbunden zu haben. Zweifelsohne
hat diese 'Bewegung' - wie die erweiterte Techno-Szene unter Einschluss ihrer Mitläufer ebenso häufig wie ungenau bezeichnet worden ist - mittlerweile ihren Zenit überschritten:
Techno ist längst im etablierten Pop-Kanon angekommen und hat die pop-typischen Entwick-
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lungen (etwa interne Diversifizierung und Hierarchisierung, Subszenenbildung, Kommerzialisierung, Standardisierung etc.) durchlaufen. Die Grundidee von Techno als einer auf elektronischer Musik basierenden Partykultur hat sich veralltäglicht, der Nimbus des Frischen,
Aufbruchartigen ist verschlissen. Nicht, dass es sie überhaupt nicht mehr gäbe: Es gibt sie
durchaus noch, die guten alten Techno-Partys - mit ihrer stark repetitiven, elektronisch produzierten (Tanz-)Musik, bei der vom DJ einzelne Versatzstücke ('tracks') so 'kunstvoll' ineinander gemischt werden, dass ein durchgängiger Sound-Teppich - typischerweise im 4/4-Takt
- entsteht, der aus riesigen Lautsprechern wummert, deren Anordnung einen Klang-Raum
'von allen Seiten' erzeugt; mit ihren mitunter gigantischen Laseranlagen und Light-Shows, die
diesen Raum in einer 'Orgie' aus Lichtern und Farben gleißend hell erstrahlen lassen und dann
wieder in ein geheimnisvoll nebelumwobenes Dunkel hüllen; mit dem Schreien und Jubeln
der schweißglänzenden Tänzer, die den Takt der Musik in den Boden stampfen und ihre Arme mit den Ausschlägen der Musik in die Luft reißen; das Feiern 'bis zum Umfallen' und das
'relaxte' Chillen im Kreise der Freunde, die gemeinsam ihre Freude am Spaß und ihren Spaß
an der Freude zelebrieren. 'Spaß' ist die oberste Maxime jener musikzentrierten Jugendkultur,
die seit über einem Jahrzehnt unter dem Etikett 'Techno' firmiert, das sich in den frühen
1990er Jahren als Label für eine sich im Laufe der 1980er Jahre etablierende elektronische
Tanzmusik durchgesetzt hat und mittlerweile als Sammelbezeichnung für eine große Anzahl
vielfältiger, elektronisch erzeugter Musikstilrichtungen dient. Jenseits seiner Manifestation in
einer ausdifferenzierten Art von stark repetitiver, elektronisch erzeugter Musik meint 'Techno'
einen partyzentrierten Lifestyle, der sich signifikant äußert u.a. in besonderen Tanzformen, in
speziellen Konsumgewohnheiten, in auffälligen Attitüden und habituellen Eigenarten sowie
in signifikanten Arten von Geselligkeiten, die im Jargon dieser Szene 'Events' genannt werden. Diejenige Art von Event, die das Bild von Techno in der öffentlichen Wahrnehmung am
nachhaltigsten geprägt hat, sind Paraden, d.h. Straßenumzüge mit Techno-Musik, die als Aufsehen erregende Spektakel inszeniert werden und die Existenz der einen 'Raving Community'
zumindest nach 'außen' hin vorführen. Zwei weitere signifikante Arten von Events lassen sich
unterscheiden: Techno-Club-Nächte zum einen und - besonders szene-spezifisch - die so genannten 'Raves' zum anderen. Bei letzteren handelt es sich um Veranstaltungen, die in, an oder auf 'locations' (z.B. Großhallen bzw. Hallenkomplexe oder auch Open Air-Gelände) stattfinden, welche groß genug sind, dass etliche Tausend bis Zigtausend Liebhaber von TechnoMusik zusammenkommen und raven, d.h. sich tanzvergnüglich austoben und dabei ihren
Spaß haben können.
METHODE: Lebensweltanalytische Ethnographie DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen.
Beobachtung, teilnehmend. Qualitatives Interview. Experteninterviews. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 1996-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Dortmund, FB 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut
für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0231-755-3282, e-mail: [email protected])
[433-L] Polaschegg, Nina:
Populäre Klassik - Klassik populär: Hörerstrukturen und Verbreitungsmedien im Wandel,
Köln: Böhlau 2005, 272 S., ISBN: 3-412-26005-3 (Standort: LB Koblenz(929)-2006/711)
INHALT: "Im Zuge sozialer, kultureller und technischer Veränderungen hat sich in den vergangenen Jahren die Popularisierung von klassischer Musik geradezu zu einem musikalischen
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2.3 Bildende Kunst, Musik
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Massenphänomen entwickelt. Erstmals werden nun Erscheinungen wie Populäre Klassik oder
die Popularisierungsversuche traditioneller Klassik im Rahmen einer musikwissenschaftlichen Studie behandelt. Dem zu Grunde liegen Beobachtungen soziologischer Lebensstilforschung ebenso wie Untersuchungen des gesamtkulturellen Kontextes. Neben den unterschiedlichen Interpreten der populären Klassik wird anhand qualitativer Interviews auch die Hörerstruktur des Konzertpublikums analysiert. Des weiteren kommen Popularisierungsversuche
zur Sprache, wie sie etwa Klassik Radio oder diverse Tonträgerfirmen mit Klassiksamplern
produzieren. Zu beobachten sind nicht nur eine Vermischung der ehemals getrennten Genre
'E'- und 'U'-Musik, sondern auch Verschiebungen kultureller Wertigkeiten und Konstruktionen einer so genannten Hochkultur." (Autorenreferat)
[434-L] Rehbein, Boike:
Die Ultrametaller, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3944-3955, ISBN: 3-59337887-6
INHALT: "Die traditionelle Sozialstrukturanalyse unterstellt eine weitgehende Homologie von
Einkommen, Ausbildung und Lebensstil. Die Homologie ermöglicht die Bildung - theoretischer oder realer - Klassen, Schichten und Milieus, die als Zusammenfassung von Punkten im
sozialen Raum gedacht werden. Am Beispiel einer Clique, die ihrerseits einen mikroskopischen Ausschnitt einer Subkultur bildet, lässt sich die Homologieals übermäßig abstrakt erweisen. Heavy Metal ist für seine Anhänger, deren Ausbildung und Einkommen eine enorme
Spanne umfassen, ein höchst ritualisierter und einheitlicher Lebensstil. Die Komplexität wird
nicht aus der Vogelperspektive, sondern erst in der faktischen Auseinandersetzung sichtbar.
Im Vortrag möchte die Bearbeiterin skizzieren, dass die Komplexität nicht zum Verzicht auf
jedetheoretische Durchdringung führen muss. Lediglich von der subsumtionslogischen Vorstellung des sozialen Raums als Container (Beck) sollte man sich trennen. Bourdieus Konzeptionen des Feldes und des Habitus eröffnen ihres Erachtens zugleicheine Makro- und eine
Mikroperspektive. Am Beispiel einer Clique von Heavy-Metal-Fans untersucht sie die komplexen und teilweise idiosynkratischen Binnenbeziehungen, ohne den Bezug zur Sozialstruktur aufzugeben." (Autorenreferat)
[435-L] Rhein, Stefanie; Müller, Renate:
Musikalische Selbstsozialisation Jugendlicher: theoretische Perspektiven und Forschungsergebnisse, in: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, Jg. 1/2006, H. 4, S. 551-568 (Standort:
USB Köln(38)-XG 9053; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Theorie musikalischer Selbstsozialisation betont die Eigenleistung der Individuen
im Sozialisationsprozess. Diese ist in individualisierten Gesellschaften mit der Entstandardisierung von Lebensläufen und der Pluralisierung von Lebensstilen und Lebensformen notwendig geworden. Musikalische Selbstsozialisation bedeutet das Mitglied werden in selbst
gewählten Musikkulturen, wobei die gewählte Symbolwelt sowie die entsprechenden rezeptiven wie produktiven musikkulturellen Kompetenzen und Lebensstilelemente angeeignet werden. Dadurch werden Identitäten konstruiert, Zugehörigkeiten angestrebt (symbolische und
soziale Inklusion) und Abgrenzungen definiert (symbolische und soziale Exklusion). Der Bei-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
trag beleuchtet den Selbstsozialisationsansatz aus der Sicht seiner theoretischen Wurzeln (Individualisierungsthese, symbolischer Interaktionismus), konträrer Paradigmen (Massifikationshypothese) sowie neuer jugendkultureller Konstrukte (Szenen als Vergemeinschaftungsform; Selbstinszenierung; Glokalisierung), die ihn erweitern. Sodann wird die empirische
Fruchtbarkeit des Selbstsozialisationsansatzes bei der Erforschung des Umgehens Jugendlicher mit Musik aufgezeigt. Dabei geht es um Befunde verschiedener Forschungsarbeiten zur
Bedeutung populärkultureller Codes für die ästhetische Erfahrung, zur Distinktion durch den
Musikgeschmack sowie zur Aneignung populärkulturellen Kapitals. Der Beitrag schließt mit
einigen Thesen zur Frage, ob (Musik-)Pädagogik angesichts der sich selbst sozialisierenden
jungen Generation überflüssig wird." (Autorenreferat)
[436-L] Richter, Stephan:
"Gehasst - verdammt - vergöttert": das Phänomen der ehemaligen Skinhead-Kultband
"Böhse Onkelz" und ihre Bezüge zum Rechtsextremismus, in: Herbert Kloninger; Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, FB Öffentliche Sicherheit (Hrsg.): Rechtsextremismus als Gesellschaftsphänomen : Jugendhintergrund und Psychologie, 2006, S. 110-189,
ISBN: 3-938407-09-3 (Graue Literatur; URL: http://www.fhbund.de/nn_15672/SharedDocs/Publi
kationen/50__Veroeffentlichungen/Innere__Sicherheit/band__27,templateId=raw,property=public
ationFile.pdf/band_27.pdf)
INHALT: Im Juni 2005 setzten die "Böhsen Onkelz" mit einem Doppelkonzert vor über 100.000
Zuschauern einen Schlussstrich unter ihre insgesamt 25-jährige Karriere. Nach einem einleitenden Überblick zum Karriereverlauf der Band werden in dieser Ausarbeitung zunächst die
Ursachen eines teils immer noch bestehenden Symbolcharakters der Böhsen Onkelz für
rechtsextremistische Kreise aufgezeigt. Hierfür wurden insbesondere die frühen Veröffentlichungen der Gruppe auf verschiedene Elemente rechtsextremistischer Denkmuster untersucht. Bei der Analyse wurde unter anderem auf so genannte Bootleg-CDs, also nicht autorisierte Schwarzmarkt-Tonträger, zurückgegriffen. Weiterer Schwerpunkt der Betrachtung ist
die Frage, welchen Einfluss die Rockband Böhse Onkelz heute noch für die rechtsextremistische Szene hat. Außerdem wird die Bedeutung der Band für die neuere deutsche SkinheadBewegung untersucht. Abschließend werden die Bemühungen der Gruppe, sich vor dem Hintergrund der öffentlichen Diskussion über das Phänomen "Rechts-Rock" von ihrem anrüchigen Ruf zu lösen, dargestellt. (ICD2)
[437-L] Schmoliner, Stephanie:
Let's riot: Riot Grrrls zwischen Feminismus, Subkultur und sozialer Bewegung, in: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, Jg. 19/2006, H. 3, S. 39-46
INHALT: "Feministisches und politisches Engagement zeigt sich 35 Jahre nach der zweiten Frauenbewegung in anderen Formen. Die Autorin zeigt am Beispiel der Riot Grrrls eine Bewegung, die sich neben der Musik insbesondere mit körperpolitischen Forderungen auseinandersetzt, nicht zuletzt aus dem Bedürfnis heraus, einen neuen Umgang mit Geschlechterdefinitionen herzustellen. Zunächst ist eine Darstellung der Gründung notwendig, ohne die gesellschaftlichen Hintergründe insbesondere innerhalb der Subkultur des Punk und Hardcore ist
eine Einordnung kaum möglich. Zudem sollen Einblick in die vielfältigen theoretischen
Schnittstellen der Riot Grrrls gewährt werden. In Bezug auf soziale Bewegung wird eine Ein-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
261
ordnung zwischen Bewegung, Subkultur und Feminismus diskutiert. Neue kulturelle Praxen
werden parallel zu alten Widerstandformen benutzt und ausprobiert. Anschließend wird dargestellt, was 15 Jahre nach Entstehen der Riot Grrrls geblieben ist." (Autorenreferat)
[438-L] Stascheit, Andreas Georg:
Jenseits der "Erlebenswelt": Musik im Horizont der Sozialität, in: Karl-Siegbert Rehberg
(Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2006, S. 3927-3933, ISBN: 3-593-37887-6
INHALT: "Alfred Schütz hat im Zusammenhang der Entwicklung seiner soziologischen Position
mehrfach im exemplarischen Sinne auf die Musik Bezug genommen, so in seinen Studien zur
face-to-face Situation des gemeinsamen Musizierens und in den zu seinen Lebzeiten nicht
publizierten Fragmenten zur Phänomenologie der Musik. Insbesondere waren es die Diskussionen und Analysen zum soziologischen und phänomenologischen Problem der 'Intersubjektivität', in deren Kontext Schütz sich an der Erfahrung von Musik, im Sinne eines expliziten
oder impliziten Bezugsrahmens, orientierte. Eine zentrale Rolle in diesem Zusammenhang
spielt die Einführung des 'tuning-in', eines grundlegenden Einstimmens, das als konstitutives
Fundament das Zusammenwirken von Musikern ermöglicht, und das darüber hinaus als fundamentales Moment innerhalb einer Genealogie des 'Wir' interpretiert werden kann. Die für
das Konzept des 'tuning-in' zentrale Dimension der Temporalität von Verhalten und Erfahrung und deren spezifische Strukturen wie Synchronisation und Simultaneität fungieren auch
in anderen Argumentationszusammenhängen für Alfred Schütz als grundlegender Bezugsrahmen für wissenschaftliches Verstehen der sozialen Welt und sozialer Beziehungen. Die
Sozialität musikalischer Strukturen und Phänomene wurde von einem weiteren, aus der philosophischen Schule Edmund Husserls hervorgegangenen Wissenschaftler derselben Generation thematisiert: Günther Stern alias Günther Anders (vgl. z.B. 'Das Duo: Gespräch über musikalische und menschliche Verhältnisse.' In: Süddeutsche Zeitung (München) vom 22./
23.1.1972.) Im Zentrum der Analysen von Günther Anders steht weniger die Temporalität
musikalischer Kontexte, sondern Spezifik und Differenz der 'musikalischen Situation', ausgeführt in der als Habilitationsschriftgeplanten, unveröffentlicht gebliebenen Arbeit 'Philosophische Untersuchungen übermusikalische Situationen', entstanden Ende der 20er Jahre. Der
Vortrag diskutiert Perspektiven beider Ansätze mit Blick auf ihre Relevanz für soziologische
Theorie kultureller Differenz und kultureller Praxis." (Autorenreferat)
[439-F] Stemmler, Susanne, Dr. (Bearbeitung):
Hip-Hop New York & Berlin: die urbane Ästhetik kultureller Praxis
INHALT: The various forms of expression of Hip-Hop culture are influenced by the transcultural
and social processes in the South Bronx in the late seventies. Today Hip-Hop is no longer exclusively an expression of an Afroamerican identity but part of a worldwide movement. There
is a global, urban Hip-Hop-culture which gets its main impulses from the transatlantic exchange and transfer. In Europe, this has led to the development of specific forms during the
last two decades which are connected by one aspect: Hip-Hop can be understood as an articulation of local/ regional conflicts and can have an integrative function for ethnic minorities. It
arises from migration and the coming together of different cultures, whose amalgamation en-
262
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
ables new cultural codes. Hip-Hop is part of youth culture and everyday life. Its practice is often divided into four main aspects: First of all, there is rap music: lyrics and rhythm are inseparable and take up Afroamerican traditions like signifying. Secondly, the techniques of
DJing (sampling, scratching etc.) add rhythm and beats. Thirdly, there is expression of the
body: in addition to voice and gestures the fluent moves of Hip-Hop dance (breakdance,
smurf etc.) are characteristic. And, fourthly, the graphic aspects must be mentioned: with their
different styles graffiti and tags are 'iconic texts' giving new meaning and visibility to the
non-places of the city. Furthermore this culture is marked by its strong presence in the media
(MTV, radio, commercials, Internet); the medialization of Hip-Hop itself is a driving force of
its constant change. New York, Berlin, Dakar, Paris, Rio de Janeiro ... - Hip-Hop phenomena
are always linked to an urban environment. Hip-Hop video-clips, the lyrics of rap music, the
body movements in breakdance ... - they all refer to the urban metropolis in a direct or indirect way: directly by acting in the street, commenting on housing problems or drug deals or
taking up the battles between gangs. More indirectly the city is present as a stage especially in
contemporary Hip-Hop where the urban environment is quoted as background for individual
self production. 'Urbanity' in this context always includes the tension between center and periphery. A tension which will find a counterpart in the 'glocalist' interpretation of Hip-Hop:
Simultaneously Hip-Hop seems to be a local and global culture at the same time: In its regional articulations, eg. in its playing with dialects, slang and accents it is embedded in its local surroundings. But the worldwide Hip-Hop culture with its specific characteristics (eg. deand recontextualization of signs, code switching, irony, resistance to globalization) always
provides the background. Without the constant changes of the postindustrial city there would
be no Hip-Hop. The research project wants to focus on the aspects mentioned before and will
take an interdisciplinary approach of cultural analysis close to the cultural practice of HipHop. It will focus on the urban landscapes of New York and Berlin. Given the fact that HipHop is an 'intersticial culture' emerging in cultural exchange the Hispanics in New York and
the young Turkish immigrants in Berlin will be a specific point of interest. GEOGRAPHISCHER RAUM: New York, Berlin
VERÖFFENTLICHUNGEN: S. http://www.metropolitanstudies.de/index.php?id=76 .
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Berlin, Transatlantisches Graduiertenkolleg Berlin New York "Geschichte und Kultur der Metropolen im 20. Jahrhundert" (Ernst-Reuter-Platz 7,
TEL 3-0, 10587 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
2.4
Theater, Film, Fotografie
[440-L] Buder, Bernd:
Zwischen Nation Building, nationalen Mythen und der Suche nach Normalität: Geschichte
und Gesellschaft in Spielfilmen der Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien, in: Südosteuropa : Zeitschrift für Gegenwartsforschung ; Zeitschrift des Südost-Instituts, Jg. 54/2006, H.
2, S. 279-295
INHALT: Der Autor beschreibt die filmkulturellen Entwicklungen in den Teilrepubliken des
früheren Jugoslawien (Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Serbien und Slowenien) seit
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
263
1991. Die Filme entstanden in den ersten Jahren nach den Unabhängigkeitserklärungen der
Teilrepubliken in einer gesellschaftlichen Atmosphäre, die von den militärischen Auseinandersetzungen in der unmittelbaren Nachbarschaft geprägt war. Persönliche Betroffenheit, die
direkte Konfrontation mit Flüchtlingsschicksalen und die Folgen der stark nationalistisch geprägten Berichterstattung in den meisten Medien kulminierten in emotionalen Zuständen, die
von nationalistisch geprägten Einstellungsmustern mit oftmals opfermythischen Elementen
geprägt waren. Auf die Spielfilmproduktion färbte jedoch die lautstarke nationalistische Rhetorik dieser Jahre kaum ab, wie der Autor bei seiner Betrachtung von Kriegs-, Gegenwartsund Historienfilmen zeigt. Er geht insbesondere der Frage nach, welche Rolle das Kino in den
Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien zwischen nationaler Mythologie und "nation
building" spielte und wie es zu "diversifizierten Filmlandschaften" kam. (ICI2)
[441-L] Bürger, Peter:
Kino der Angst: Terror, Krieg und Staatskunst aus Hollywood, Stuttgart: Schmetterling Verl.
2005, 637 S., ISBN: 3-89657-471-X
INHALT: Reflexionen über die Macht der Bilder und Untersuchungen zu Hollywoods Einfluss
auf die Gegenwartskultur gibt es viele. Nur wenigen gelingt es aber wie Bürger, über die
feuilletonistische Ebene hinaus detaillierte Analyse mit umfangreicher Empirie so zu verknüpfen, dass ein echter Mehrwert entsteht. In diesem Band zeigt Bürger die Verknüpfungen
zwischen Krieg und Politik in den medial höchst durchdrungenen westlichen Gesellschaften.
Sowohl der gezielte Einsatz von Hollywoodfilmen zu Propagandazwecken als auch die Ambivalenz von 'Anti-Kriegsfilmen' werden deutlich. Auch die Funktionen von Mythen und damit verbundenen Vorstellungen von der Realität kommen nicht zu kurz. Anhand verschiedener filmhistorischer Epochen (während derer verschiedene Kriegsszenarien thematisiert wurden) wird die Untrennbarkeit von 'Militainment' und politischen Interessen deutlich. (ZPol,
NOMOS)
[442-L] Heiss, Gernot:
Film als Quelle, in: Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit, Jg. 6/2006, H. 2, S. 99-108
INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags stehen zwei Fragen: Wie können Filme als historische
Quellen dienen und wie sollte man solche Quellen handhaben? Filme enthalten Informationen
über den kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Kontext ihrer Entstehung. Sie spiegeln
Ansichten, Präferenzen und Leidenschaften von Gruppen aus einer bestimmten Zeit wider.
Sie propagieren politische und soziale Positionen. Anhand von Beispielen werden Möglichkeiten sichtbar, wie man Filme, ihre Produktion und Rezeption im Rahmen der Geistes-, Kultur-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte nutzbar machen kann. Den Historikern fällt die wichtige Aufgabe zu, Wissen über die Wirksamkeit und Zugkraft von Filmen, über den - oft manipulierenden - Einfluss bewegter Bilder zur Verfügung zu stellen und für eine kritische Distanz zu sorgen. Abschließend behandelt der Beitrag die Verschriftlichung von Filmen in Gestalt von Szenenanalysen und die Interpretation solcher Quellen, die die Konstruktion von Sinn
durch Bilder, Bilderfolgen und Ton deutlich macht. (ICEÜbers)
264
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
[443-L] Holzer, Anton:
"Üb Aug' und Hand fürs Vaterland!": österreichische Kriegsfotografie im Ersten Weltkrieg,
in: Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit, Jg. 6/2006, H. 2, S. 87-98
INHALT: Die Fotographie wurde im Ersten Weltkrieg extensiv zu Propagandazwecken genutzt.
Dieser Beitrag beschreibt die Rolle der Kriegsfotografie in Österreich-Ungarn. Das k.u.k.
Kriegspressequartier setzte offiziell professionelle Fotografen für die Propagandaarbeit ein. In
der zweiten Kriegshälfte wurden zunehmend auch Amateurfotografen eingesetzt. Die Photos
durchliefen die Zensur und wurden dann an die In- und Auslandspresse verteilt, in Ausstellungen gezeigt und für Plakate verwendet. (ICEÜbers)
[444-L] Lehmann, Hans-Thies:
Anmerkungen zum postdramatischen Theater, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 3/2006, H. 2, S. 22-31
INHALT: Es ist ein gewisses Erlahmen des Dramas im Theater zu konstatieren. Gesellschaft und
Drama kommen immer schwerer zueinander. Natürlich existiert dramatisches Theater weiter,
es bestimmt nach wie vor den Stil der großen Theaterinstitutionen. Aber damit ist die Frage
nicht schon beantwortet, ob wesentliche Entwicklungen der Künste und also auch des Theaters nicht doch ganz neue Formen ausbilden, die als der Gegenwart adäquater empfunden
werden. Somit wird hier die These erörtert, dass wir zwar sehr wohl noch in einer Zeit schwerer und wieder wachsender gesellschaftlicher Basiskonflikte leben, dass aber die Natur dieser
Konflikte sich derart verändert hat, dass auch das Konfliktuöseste nicht mehr die Form dramatischer Kollision annehmen will. Es besteht zwar so etwas wie der Wunsch nach Drama,
allerdings erfüllt sich dieses Bedürfnis heute viel eher in Kino und Fernsehfilm bzw. dramatisierten Dokumentationen, jedoch immer weniger im Theater - obwohl das letztere sich durchaus damit im Geschäft hält, dass es seinerseits an diese Bedürfnisse anknüpft. Im Zuge der
Erörterung greift der Autor unter anderem auf G. W. F. Hegel (Kategorie der 'dramatischen
Kollision'), Aristoteles ('Opsis', Inszenierung des Theaters), G. Debord ('Gesellschaft als
Spektakel'), P. Ricoeurs Erzähltheorie und H.-T. Lehmanns Überlegungen zum postdramatischen Theater zurück. So wird abschließend gefragt: Warum nicht den Unterhaltungsmedien
klaglos das Drama überlassen und im Theater Reflexionsräume erhalten, in denen andere
Darstellungsweisen erprobt werden? (ICG2)
[445-F] Loist, Skadi (Bearbeitung):
Queer film festivals in the USA and Germany
INHALT: In this project the researcher wants to take a comparative look at the historical development, structure and context of some major US-American and German queer film festivals.
On the American side, the researcher will focus on (but not limit herself to) Frameline in San
Francisco, and NewFest and Mix in New York. In Germany, the researcher will look at the
Hamburg Lesbian and Gay Film Festival, the Teddy Award as (unofficial) part of the Panorama Section in the International Film Festival Berlin (Berlinale), and the travelling queer
film festival Verzaubert. Ther researcher wants to situate the history and growth of these film
festivals within the globally similar yet locally distinct evolution of US-American and German queer political movements, as well as in the broader context of globalization and the po-
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2.4 Theater, Film, Fotografie
265
tentially hegemonizing tendencies of the movement. The researcher is interested in how several different discourses intersect in the space of (queer) filmfestivals: 1) how the festivals
grew out of and continue to stay a part of queer community politics and activism; 2) how the
festivals stay in touch with academic queer theory production and, as the researcher will argue, do not uphold the theory/ practice divide; 3) how the festivals create a temporary queer
community, especially by way of programming; 4) how this temporary queer festival community relates to a broader local queer community and also to the production of a global
queer community, and 5) how the festivals interact with commercial influences in terms of
the festival budget, the film industry, and its distribution practices. GEOGRAPHISCHER
RAUM: USA, Bundesrepublik Deutschland
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Kassel, Graduiertenkolleg "Öffentlichkeiten und Geschlechterverhältnisse - Dimensionen von Erfahrung" (Mönchebergstr. 21a, 34109 Kassel)
KONTAKT: Geschäftsstelle Kassel (Tel. 0561-8042714, Fax: 0561-8047714); Geschäftsstelle
Frankfurt (Tel. 069-79823625, Fax: 069-79822383)
[446-L] Michel, Burkard:
Bild und Habitus: Sinnbildungsprozesse bei der Rezeption von Fotografien, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2006, 416 S., ISBN: 3-531-14293-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006/6411)
INHALT: "Bilder zeichnen sich durch eine eigentümliche Kombination von ikonischer Exaktheit
und semantischer Unbestimmtheit aus: Obwohl auf den ersten Blick zu sehen ist, was auf einem gegenständlichen Bild 'drauf ist' bleibt sein Sinn oftmals offen und vieldeutig. Erst in der
Interaktion mit den Rezipierenden bildet sich der Sinn - und verändert sich mit ihnen. Wie die
sinnerzeugende Interaktion abläuft, untersucht Burkard Michel unter Bezug auf die Habitustheorie Pierre Bourdieus und macht sie damit für die Medienrezeptionsforschung fruchtbar.
Rezeptionsprozesse auf Basis des milieuspezifischen Habitus sind demnach nicht als rationalistische Akte 'reiner Erkenntnis', sondern als praktisches Handeln zu begreifen, das sich 'jenseits von Bewusstsein und diskursivem Denken' (Bourdieu) vollzieht. Um diese präreflexive
Sinnebene bei der Rezeption von Bildern empirisch zu rekonstruieren, wendet der Autor die
Dokumentarische Methode nach Ralf Bohnsack in Verbindung mit dem Gruppendiskussionsverfahren exemplarisch an und entwickelt so die Umrisse einer 'praxeologischen Rezeptionsforschung'." (Autorenreferat)
[447-L] Moldenhauer, Benjamin:
"You can change your life in a dance class": Körper und Schicksal am Beispiel des Films
Rhythm Is It, in: Mark Hillebrand, Paula Krüger, Andrea Lilge, Karen Struve (Hg.): Willkürliche
Grenzen : das Werk Pierre Bourdieus in interdisziplinärer Anwendung, Bielefeld: transcript Verl.,
2006, S. 197-218, ISBN: 3-89942-540-5
INHALT: In der Konzeption von Bourdieu erzeugt der Habitus stets Metaphern seiner selbst, die
auch im Körper und seiner Darstellung zum Ausdruck kommen. Körper und Körperbilder
sind Gegenstand gesellschaftlicher Kämpfe, in denen die Akteure um die bestmögliche Realisierung legitimer Körperbilder ringen. Der Habitus ist aber nicht nur Produkt einer Sozialisationsgeschichte, sondern wird auch von der antizipierten Zukunft geprägt. Am Beispiel des
266
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2.4 Theater, Film, Fotografie
Films "Rhythm Is It" wird auf der Grundlage dieses Ansatzes gezeigt, wie sich die soziale
Stratifikation nicht nur in den Vorstellungen, sondern auch in den Körpern der im Film dokumentierten Tanz-Schüler niederschlägt. Der Film dokumentiert den Versuch, das habitualisierte Gefühl der Zukunftslosigkeit aufzubrechen, in dem in der Arbeit mit dem eigenen Körper Momente von Präsenz und Aufrichtigkeit hergestellt werden sollen. Es stellt sich die Frage, ob mit dieser Methode habituelle Dispositionen und damit auch die als schicksalhaft empfundene Zukunft verändert werden können. (GB)
[448-L] Pitum, Sandra:
Zwischen Faszination und Abscheu: interkulturelle Wahrnehmungsweisen von Gewaltdarstellungen im neuen japanischen Film, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 50/2006, H. 3, S. 19-25
INHALT: "Japanische Filme unterscheiden sich von Hollywood-Filmen nicht hinsichtlich der
Quantität der gezeigten Gewalt, sondern in der Art der Gewaltdarstellung. Wenn sich also die
Art der Gewaltdarstellung unterscheidet, liegt die Frage nahe, ob sich diesbezüglich auch die
Wahrnehmung von Japanern und Europäern unterscheidet." In einem Experiment ist man den
Unterschieden zwischen japanischen und europäischen Zuschauern bezüglich Emotionen,
Kognitionen und Empathie nachgegangen. Das Experiment, die Vorführung des japanischen
Film "Audition" von Takashi Miike und die anschließende schriftliche quantitative Befragung, wurde an der Universität Fribourg/ Schweiz und an der Hosei Universität Tokio im
Sommer 2005 durchgefürht. In ihrem Beitrag stellt die Autorin die Ergebnisse der Untersuchung dar. Sie zeigen, dass nur bei der kognitiven Wahrnehmung die kulturell unterschiedliche Erwartungshaltung eine Rolle spielt. Bei der emotionalen Wahrnehmung greift der Medienwelt-Lebenswelt-Bezug. Die Bewertung der Realitätsnähe bestimmt die Empathiestärke.
(PT)
[449-L] Rössel, Jörg:
Allesfresser im Kinosaal?: Distinktion durch kulturelle Vielfalt in Deutschland, in: Soziale
Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 57/2006, H. 3, S. 259-272
(Standort: USB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Zur Beschreibung des kulturellen Wandels in postindustriellen Gesellschaften wird in
zunehmendem Maße auf die in den Vereinigten Staaten vor allem von Richard A. Peterson
formulierte These von der Entwicklung des kulturellen Allesfressers (Cultural Omnivore) zurückgegriffen. Deren Kerngehalt ist die Annahme, dass eine ausschließliche Orientierung an
der klassischen Hochkultur in gegenwärtigen Gesellschaften ihre soziale Funktion - z.B. im
Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt - verloren hat und dass an diese Stelle eine Vorliebe für die kulturelle Vielfalt getreten ist, die neben der Hochkultur auch Elemente der populären Kultur einschließt. In diesem Aufsatz werden erstens drei verschiedene Interpretationen dieses Phänomens vorgestellt, zweitens die bisherige empirische Evidenz zur Übertragbarkeit des Konzepts auf Deutschland kritisch diskutiert und drittens eine eigene empirische
Analyse auf der Basis einer Umfrage unter Kinobesuchern dargestellt. Obwohl die Sparte des
Films eigentlich dem Phänomen der kulturellen Allesfresserei besonders entgegenkommt, ergibt sich nur eine schwache Evidenz für die Verwendbarkeit des Konzepts in Deutschland."
(Autorenreferat)
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2.4 Theater, Film, Fotografie
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[450-L] Scholdan, Bettina:
"Die Gesetze unserer Väter": das US-Rechtsmelodram als Ritualisierung vorbildlicher
Staatsbürgerschaft, in: Birgit Sauer, Eva-Maria Knoll (Hg.): Ritualisierung von Geschlecht,
Wien: WUV-Univ.-Verl., 2006, S. 127-142, ISBN: 3-85114-952-1 (Standort: UB München(19)-806-8924)
INHALT: Die Autorin interpretiert narrative Formeln in US-amerikanischen Gerichtsfilmen als
Ritualisierung einer geschlechtstypischen Positionierung gegenüber der Spannung zwischen
Recht und Gerechtigkeit. Sie zeigt, dass die Anwaltscharaktere in diesem populärkulturellen
Filmgenre eine ritualisierte Darstellung staatsbürgerschaftlicher Handlungsspielräume sind,
denn eine männlich abstrakte Prinzipientreue wird in der filmischen Inszenierung mit dem
Bereich des Rechts assoziiert, während die weibliche Empathie einer fürsorgenden Gerechtigkeit zugewiesen wird. Darüber hinaus besetzen heroische Anwälte im Film oftmals eine
doppelte Vaterrolle, da sie neben ihrer biologischen Vaterschaft auch das Gesetz verkörpern,
wie die Autorin unter anderem am Beispiel des Filmklassikers "To Kill a Mockingbird" verdeutlicht. Im US-Rechtsmelodram wird ihrer These zufolge das Weibliche aus der Welt des
Gesetzes ausgeschlossen; solange die fiktive Anwältin nicht die Positionen von Recht und
Gerechtigkeit gleichzeitig besetzen kann, bleibt ihr die staatsbürgerliche Rolle des heldenhaften Anwalts verschlossen. (ICI2)
[451-L] Schößler, Franziska:
Gewalt und Macht im Gegenwartsdrama: zu Elfriede Jelinek und Sarah Kane, in: Freia Anders, Ingrid Gilcher-Holtey (Hrsg.): Herausforderungen des staatlichen Gewaltmonopols : Recht
und politisch motivierte Gewalt am Ende des 20. Jahrhunderts, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2006, S. 258-278, ISBN: 3-593-37853-1 (Standort: UB Bonn(5)-2006-5630)
INHALT: Der Beitrag rekonstruiert, wie in den neunziger Jahren Gewalt in der Gesellschaft in
körperlich erfahrene Gewalt auf der Bühne übersetzt und aus der "strukturellen Gewalt" der
Sprachordnung, des Geschlechterverhältnisses oder der Wirtschaft abgeleitet wird. Weiterhin
zeigt die Autorin, ausgehend von Stücken der Dramatikerinnen Elfriede Jelinek und Sarah
Kane, warum und wie Gewalt und Macht sich im Gegenwartsdrama darstellt. Bei Kane und
Jelinek erscheint der Körper als malträtiertes Objekt, als Körper im Schmerz jenseits der diskursiven Ordnungen. Sprache und Physis werden in den Stücken abgetrennt, um die diskursiven Strategien der Macht herauszustellen. Der Einbruch des Physischen in die Sprache bzw.
die postdramatische Separation von Körper und Sprache, die im traditionellen Theater gemeinhin als Einheit inszeniert werden, verhindert die fugenlose Verschaltung von Gewalt und
Macht/Sprache, ihre bedenkliche Allianz, die die physischen Übergriffe in diskursiven
Scheinlegimitationen verschwinden lässt. Das Theater, das aufgrund seiner Plurimedialität die
Dissoziation von Körper und Sprache problemlos zu vollziehen vermag, eignet sich mithin in
besonderem Maße, um Gewalt in ihrem Verhältnis zur Macht - und das heißt auch zur Sprache - zu thematisieren. (ICA2)
[452-L] Stäheli, Urs:
Das Populäre der Politik, in: Sigrid Schade, Thomas Sieber, Georg Christoph Tholen (Hrsg.):
SchnittStellen, Basel: Schwabe, 2005, S. 633-643, ISBN: 3-7965-2150-9 (Standort: UB Bonn(5)2006/2948)
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2.4 Theater, Film, Fotografie
INHALT: "Der Film 'Mars Attacks!' von 1996 erzählt, wie die Erdbewohner auf eine Invasion
vom Mars reagieren. Es ist ein ironischer Film über Politik, Populismus und Populärkultur.
Die Beziehung zwischen den Marsianern und dem politischen System steht für das klassische
Problem der Inklusion und Exklusion." Am Beispiel dieses Films entwickelt der Autor das
Konzept des "Populären der Politik". Vor dem Hintergrund von Cultural Studies und in Kategorien der Systemtheorie skizziert er einen differenztheoretischen Begriff des Populären, diskutiert "populäre Kommunikation im politischen System" und führt den Unterschied zwischen dem Publikum und der Masse ein. (HS2)
[453-L] Weidinger, Martin:
"The Man with the Gun": Rituale der Konstruktion von Geschlecht im amerikanischen
Western, in: Birgit Sauer, Eva-Maria Knoll (Hg.): Ritualisierung von Geschlecht, Wien: WUVUniv.-Verl., 2006, S. 143-160, ISBN: 3-85114-952-1 (Standort: UB München(19)-8-06-8924)
INHALT: Der Autor untersucht die Ritualisierungen der Geschlechter im Hollywoodwestern,
indem er die Rezeption der "frontier-Mythologie" in der US-amerikanischen Filmindustrie
nachzeichnet. In dieser Mythologie wird seiner These zufolge der amerikanische Gründungsmythos, d.h. die kontinuierlich nach Westen vorrückende weiße Besiedelung Nordamerikas und die Entstehung einer nationalen Identität, deutlich. Im Western verläuft die ritualisierte "frontier" vor allem entlang der Geschlechter und wird von diesen gesetzt, verkörpert
und ausgestaltet. Die Westernhelden, Cowboys und Outlaws vollführen dabei eine Gratwanderung an der Schnittstelle von Wildnis und Zivilisation. Im Gegensatz zur männlichen Dominanz im Western dient die Weiblichkeit bloß als passives Gegenbild und Spiegelfläche und
ist eindeutig im Bereich der Zivilisation verortet. Die Frau bewegt sich innerhalb der Stadt
oder Farm und verkörpert entweder als Lehrerin oder Rancherstochter (die Heilige) oder als
Saloon-Girl (die Hure) die Zivilisation, wie der Autor anhand von Beispielen zeigt. Sein Beitrag schließt mit einigen Anmerkungen zum Verhältnis von Staatlichkeit und patriarchaler
Gemeinschaft. (ICI2)
[454-L] Weidinger, Martin:
Nationale Mythen - männliche Helden: Politik und Geschlecht im amerikanischen Western,
(Politik der Geschlechterverhältnisse, Bd. 31), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2006, 264 S.,
ISBN: 3-593-38036-6 (Standort: UB Freiburg(25)-SW2006599)
INHALT: Das Genre des Westernfilms "kreist vor allem um zwei Themenblöcke: um Staatswerdung bzw. 'Zivilisierung' (Amerikanisierung) des weiten, vermeintlich unberührten, und aus
weißer Sicht unzivilisierten Kontinents einerseits und um Männlichkeit, um den Mann als
Heldenfigur und ikonographischen Mittelpunkt andererseits". Die ritualisierte Konstruktion
von Geschlecht ist von den Staatlichkeits- und Gemeinschaftsentwürfen des Genres nicht loszulösen." Im Hauptteil der Arbeit wird deshalb untersucht, "welche Männlichkeits- und
Weiblichkeitsentwürfe im Western vorherrschen, mit welchen Mitteln Geschlecht konstruiert
wird, welche ideologische Botschaft damit übermittelt wird und welches Staats- und Gemeinschaftsbild daraus entsteht." Der Autor zeigt die ideengeschichtlichen Traditionslinien und
amerikanischen Identitäten im Republikanismus (Rolle von Gemeinschaft und Bürgertugenden) im Liberalismus (Individuum und Freiheit) und in der Religion (Rolle des Glaubens im
Gemeinwesen) auf. Politik, Staatlichkeit und Repräsentationen von Geschlecht im Western
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
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werden anhand zahlreicher Filmbeispiele analysiert. "Ziel des vorliegenden Buches ist es, über einen Blick auf die frontier-Mythologie und ihre wirksamste und einflussreichste Ausdrucksform, den Westernfilm, zu einem vertieften Verständnis sowohl US-amerikanischer
politischer Traditionen und daraus resultierender gesellschaftspolitischer Diskurse als auch
aktueller Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene zu gelangen." (HS2)
[455-L] Wenger, Christian:
Jenseits der Sterne: Gemeinschaft und Identität in Fankulturen ; zur Konstruktion des Star
Trek-Fandoms, (Kultur- und Medientheorie), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 399 S., ISBN: 389942-600-2
INHALT: "Als eine Ethnographie populärer Kultur widmet sich diese Studie dem Verhältnis von
Kultur, Gemeinschaft und Identität in der späten Moderne. Auf der Basis einer weitreichenden Integration qualitativer und quantitativer Verfahren unternimmt sie eine Exkursion durch
die soziale Welt der Star Trek-Fans. Im Anschluss an zentrale Themen der Cultural Studies
wird die Frage nach den Möglichkeiten der Partizipation und Identitätsstiftung in Medienfankulturen gestellt. Wie vollzieht sich der vielschichtige und vielstimmige Prozess sozialer
Konstruktion in diesen posttraditionalen Gemeinschaften? Welche sozialen, kulturellen und
diskursiven Praktiken, welche Ideologien und Mythen spielen dabei eine Rolle? Die Antwort
auf diese Fragen führt zu den Grundzügen einer 'Theorie der Fankultur' und weist den Weg zu
einer Analyse prototypischer Daseinsformen der späten Moderne." (Autorenreferat)
[456-L] Wiegmink, Pia:
Theatralität und öffentlicher Raum: die Situationistische Internationale am Schnittpunkt
von Kunst und Politik, (Kleine Mainzer Schriften zur Theaterwissenschaft, Bd. 2), Marburg:
Tectum Verl. 2005, 148 S., ISBN: 3-8288-8935-2 (Standort: THB Aachen(82)-Nm6976-2)
INHALT: "Die Aktivitäten und noch mehr die Theorien der französischen Avantgarde-Bewegung
Situationistische Internationale um Guy Debord sprechen eine Vielzahl von Disziplinen an:
Kunstgeschichte, Theater- und Filmwissenschaft, Philosophie, Politik und Literatur. Obwohl
die Manifeste und Aktionen der SI, wie auch Guy Debords Die Gesellschaft des Spektakels
(1967) sich in vielerlei Weise mit Theater und Medien auseinandersetzen, wurde die Situationistische Internationale von der theaterwissenschaftlichen Forschung bislang nur am Rande in
den Blick genommen. Diese Studie konzentriert sich auf die Themenkomplexe Theatralität
und öffentlicher Raum und untersucht, inwiefern der öffentliche Raum und seine Inszenierung als Verhandlungsort politischer und gleichzeitig auch künstlerischer Normen von der SI
genutzt wurde." (Autorenreferat)
[457-L] Wöhlert, Romy:
'Terroristen, Ölscheichs und Despoten': zur medialen Konstruktion des arabisch Anderen
im amerikanischen Film, in: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 12/2004, H. 1/2, S. 209225 (Standort: USB Köln(38)-Zs.A 5587; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag beschäftigt sich mit der Konstruktion ethnischer Andersheit im amerikanischen Film und greift dabei die Darstellung der Araber heraus. Im Fokus stehen ausgewähl-
270
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
te Filme der 1990er Jahre, wobei diese hauptsächlich aus dem Genre des Actionfilms stammen. Darüber hinaus werden jedoch auch andere Beispiele aus der Filmgeschichte herangezogen. Vorgestellt werden 4 Aspekte des Araberbildes im amerikanischen Actionfilm, deren
Merkmale und Funktionsweisen durch die Filmbeispiele verdeutlicht werden sollen. Der Beitrag geht der Frage nach, warum diese Aspekte zur Konstruktion der Araber oder Arab Americans im Film kontinuierlich verwendet werden und welche Funktion und Wirkung sie für
die Filmhandlung haben. Es soll gezeigt werden, dass bei der Konstruktion von Andersheit im
amerikanischen Film ein zentraler Unterschied in der Darstellung verschiedener ethnischer
Gruppen besteht: Während die meisten Ethnien als internal other fungieren, sind Araber im
Film nicht Teil der amerikanischen Gesellschaft. Sie werden stattdessen als external other
konstruiert, eine Wahrnehmung, die der Annahme folgt, alle Araber wären potentielle Terroristen und die sich nicht nur auf den amerikanischen Film begrenzt." (Autorenreferat)
Register
271
Hinweise zur Registerbenutzung
Sachregister
Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw.
Forschungsnachweise in unseren Datenbanken FORIS und SOLIS vergeben wurden.
Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch
Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet.
•
Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.
Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang.
•
Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.
Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich
bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen.
Personenregister
Aufgeführt sind
•
bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen;
•
bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter
(„Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen.
Institutionenregister
Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im
Register.
Sortierung
Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z.
Nummerierung
Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise.
Personenregister
273
Personenregister
A
Abel, Thomas 114
Abraham, Andrea 114
Adler, Martin 217
Adolf, Marian 340
Aicher, Linda 413
Akoto, Philip 414
Albert, Karl 64
Alkemeyer, Thomas 218
Althanns, Luise 167
Austermühle, Theo 219
Axford, Barrie 65
Axster, Felix 341
B
Baecker, Dirk 342
Bandau, Anja 399
Banse, Gerhard 343, 344
Baran, Arlette Mottaz 220
Barandun, Angela 66
Barber-Kersovan, Alenka 115
Baringhorst, Sigrid 367
Baron, Frank 1
Bauer, Thomas A. 345
Bauer, Ullrich 3
Bauerkämper, Arnd 287
Baumann, Gerd 2
Bechdolf, Ute 346
Becker, Heike 415
Becker, Ralf 347
Becker, Tanja 321
Beek, Ursula J. van 288
Belausteguioitia, Marisa 399
Bell, Genevive 348
Bente, Gary 384
Bergem, Wolfgang 247
Berger, Verena 67
Bernreuther, Angelus 221
Beyme, Klaus von 168
Bittlingmayer, Uwe H. 3
Bittner, Christian 400
Blanc, Maurice 169
Boesch, Ernst E. 4
Böhme, Hartmut 5
Bohnsack, Ralf 224
Bohunovsky-Bärnthaler, Irmgard 170
Böning, Sylvia 44
Bonz, Jochen 6
Bosch, Aida 116
Böse, Martina 171
Boura, Smaragdi 416
Braun, Eckhard 172
Brendel, Judith 117
Brenner, Michael 222
Breward, Christopher 118
Brinkmann, Ulrich 322
Bröskamp, Bernd 68
Brosziewski, Achim 349
Brumlik, Micha 7
Brunken, Otto 400, 405
Bublitz, Hannelore 8
Bucher, Thomas 223
Buder, Bernd 440
Bulbulia, Firdoze 350
Bürger, Peter 441
Burzan, Nicole 390
Butler, Judith 9
Byun-Brenk, Won-Lim 43
C
Casale, Rita 10
Chiappini Moraes Leite, Ligia 408
Chorinsky, Michaela 139
Christadler, Marieluise 289
Constant, Amelie 248
Corsten, Michael 119
Craik, Jennifer 120
D
Dallinger, Ursula 101
Dangel, Caroline 391
Danielzyk, Rainer 69
Dastile, Nceba 415
Daum, Inka 44
Dauß, Markus 45
Daxner, Michael 70
De Frantz, Monika 173
Degele, Nina 121, 244
Depenheuer, Otto 249
Devoucoux, Daniel 140
274
Diaz-Bone, Rainer 46
Dittberner, Jürgen 290
Donig, Simon 250
Dornbusch, Christian 417, 418
Dörner, Andreas 291, 292, 351
Dotzler, Bernhard J. 352
Dreher, Jochen 251, 323
Dreyer, Ursula 293
Duncker, Hans-Rainer 141
E
Eckhardt, Josef 419
Eggert, Susanne 407
Eichler, Kurt 69, 174
Einfalt, Michael 401
Eisenstadt, Shmuel N. 11
Elsenhans, Hartmut 252
Endreß, Martin 12
Engler, Steffani 122
Enkelmann, Wolf Dieter 392
Erll, Astrid 353
Ertel, Rainer 175
Esch, Christian 69
Esser, Frank 294
Euteneuer, Matthias 176
F
Fahlenbrach, Kathrin 354
Fankhänel, Thomas 253
Feichtinger, Johannes 71
Felgitsch, Sascha 296
Fenske, Michaela 142
Feuerstein, Sylvia 431
Fikentscher, Rüdiger 254
Filzmaier, Peter 295
Finzsch, Norbert 341
Fischer, Joachim 13
Fischer, Norbert 47
Fischer, Oliver 384
Flad, Henning 420
Flatz, Christian 296
Föllmer, Golo 421
Fornet-Betancourt, Raúl 255
Foroutan, Naika 177
Frankova, Emilie 330
Frey, Bruno S. 393
Fricke, Dietmar 256
Friedman, Jonathan 178
Fritsche, Immo 253
Personenregister
Fritz, Jochen 402
Fritzsche, Bettina 224
Frosch, Friedrich 67
Fuchs, Albert 72
Fuchs-Heinritz, Werner 56
G
Gabriel, Ingeborg 297
Gall, Lothar 76
Gass-Bolm, Torsten 48
Gataullina, Liliya 248
Gaugele, Elke 225
Gauger, Jörg-Dieter 179
Gebauer, Gunter 226
Gebesmair, Andreas 180
Geppert, Mike 324
Gerhards, Jürgen 257, 258, 259
Gerhardt, Volker 73
Gerndt, Helge 143
Gersmann, Gudrun 144
Gerstner, Alexandra 74
Gieler, Wolfgang 75
Giese, Torben 76
Girtler, Roland 145
Goehler, Adrienne 181
Goes, Gudrun 403
Goos, Ole 14
Göschel, Albrecht 69
Göttlich, Udo 260
Gottowik, Volker 146
Grabner-Haider, Anton 15, 77
Grabowski, Joachim 365
Grätz, Tilo 123
Grigoleit, Annette 261
Grimm, Reinhold R. 44
Groeben, Norbert 355
Großegger, Elisabeth 71
Gugutzer, Robert 227
Gunzenhäuser, Randi 356
H
Hadjer, Kerstin 147
Hafner, Kornelia 394
Hagenbüchle, Roland 78
Hagen-Demszky, Alma von der 228
Hahn, Alois 124
Hahn, Hans Peter 79
Haibl, Michaela 143
Hardtwig, Wolfgang 49
Personenregister
Harrington, Austin 404
Hartung, Uwe 294
Hasse, Raimund 325
Hauck, Gerhard 80
Hecken, Thomas 229
Heidecke, Swantje 365
Heidelberg, Tina 262
Heilmann, Christa 357
Hein, Kerstin 263
Heinrich, Bettina 182
Heiss, Gernot 442
Helfrich, Hede 81
Heller, Hartmut 82
Helsper, Werner 237
Henrich, Dieter 16
Henrich-Franke, Christian 326
Hepp, Andreas 217, 358, 359
Herbert, Ulrich 48
Hermand, Jost 50
Hermeking, Marc 360
Herzog, Markwart 47
Hettlage, Robert 2, 264
Hildebrandt, Mathias 298
Hillebrandt, Frank 17
Hiller, Petra 327
Hirschfelder, Gunther 132
Hitzler, Ronald 176, 223, 235, 432
Hoerder, Dirk 282
Hoffmann-Lange, Ursula 299
Hofmann, Martin Ludwig 18
Hofmann, Wilhelm 422
Hölbling, Walter W. 83
Hölscher, Meike 353
Hölscher, Michael 328
Hölter, Erich 81
Holzer, Anton 443
Hondrich, Karl Otto 265
Hopf, Gudrun 125
Hörning, Karl H. 230
Hörz, Peter F. N. 148
Houben, Guido 183
Hurrelbrink, Peter 300
I
Ignatius, Halle Ekane 149
Illing, Frank 126
Isenböck, Peter 19
Isengard, Bettina 231
275
J
Jacinto, Pedro 232
Jacobs, Jörg 266
Jähner, Uli 361
Jain, Elenor 64
Japp, Debra K. 362
Japp, Phyllis M. 362
Jarausch, Konrad H. 287
Jerkovic, Tomas 363
Joas, Hans 267
Jonas, Eva 253
Joppke, Christian 184
Junge, Matthias 20
K
Kaden, Christian 423
Kagelmann, Andre 405
Kaiser, Gerhard R. 44
Kalaga, Wojciech H. 84
Kalberg, Stephen 301
Kaufmann, Stefan 364
Keck, Rudolf W. 51
Kehl-Bodrogi, Krisztina 150
Keilbach, Martina 278
Keller, Thomas 85
Kellermann, Kerstin 302
Keuchel, Susanne 69
Kiel, Ewald 365
Kiepas, Andrzej 366
Killguss, Hans-Peter 417
Kinnebrock, Susanne 387
Kirk, Sabine 51
Klages, Johanna 303
Klampfl, Angelika 125
Kleiner, Marcus S. 424
Kleinsteuber, Hans J. 268
Kloos, Nadine 407
Kloyer-Heß, Ursula 304
Knapp, Marion 185
Knecht, Michi 151
Kneip, Veronika 367
Knoblich, Tobias J. 186
Knop, Katharina von 295
Kocka, Jürgen 269
Koenig, Matthias 86
Kohl, Manuela 127
Könczöl, Barbara 74
Kopper, Gerd G. 368
Korta, Tobias F. 18
276
Kotzé, Hennie 305
Krämer, Nicole 384
Kreinath, Jens 152
Kritzmöller, Monika 128
Krois, John Michael 369
Krotz, Friedrich 358
Krüger, Helga 87
Kuhn, Katina 88
Kumoll, Karsten 21
Kurt, Ronald 425
L
Lanzinger, Margareth 125
Larbig, Torsten 89
Leach, Edmund 153
Leder, Stefan 154
Lee, Daniel B. 426
Lee, Eun-Jeung 306
Lee, Jong-Hee 90
Lehmann, Hans-Thies 444
Lehmann, Hartmut 22
Lehnert, Gertrud 233
Lenehanm, Fergal 278
Leniaud, J.M. 395
Lenz, Bernd 187
Lichtblau, Klaus 23
Limbach, Jutta 188
Lindenberger, Thomas 370
Link, Jürgen 24
Loer, Thomas 329
Loist, Skadi 445
Lorig, Philipp 217
Lucke, Albrecht von 406
Ludowig, Friederike von 407
Luig, Ute 155
Lukasova, Ruzena 330
M
Maaß, Kurt-Jürgen 189
Macho, Thomas 270
Mackensen, Karsten 423
Mae, Michiko 91
Makropoulos, Michael 25
Malinowski, Bronislaw 26
Mandel, Birgitt 190
Mandry, Christof 267
Marchart, Oliver 371
Marinelli-König, Gertraud 71
Martins, Maria Helena 408
Personenregister
Masina, Léa 408
Mattl, Siegfried 396
Matzker, Reiner 191, 307
Mayerhofer, Elisabeth 192
McMillin, Divya C. 372
Mecke, Bettina-Dorothee 373
Meister, Mark 362
Mende, Anette 427
Mense-Petermann, Ursula 331, 332
Mentges, Gabriele 156
Merkel, Christine M. 193
Merkel, Wolfgang 92
Metze-Mangold, Verena 193
Meuter, Norbert 369
Meyer, Christian 69
Meyer, Thomas 93
Meyer, Tobias 250
Michel, Burkard 446
Middell, Matthias 278
Mikos, Lothar 374, 375
Mitewa-Michalkowa, Rumjana 194
Mittendorf, Volker 308
Mittig, Hans-Ernst 195
Moebius, Stephan 27, 157
Mokre, Monika 196
Moldenhauer, Benjamin 447
Moores, Shaun 358
Mühleisen, Hans-Otto 422
Müller, Hans-Peter 94
Müller, Johannes 95
Müller, Michael R. 129
Müller, Olaf 44
Müller, Renate 435
Müller, Sabine 428
Müller-Funk, Wolfgang 96
Mundelius, Marco 429
Muschg, Adolf 271
N
Nassehi, Armin 97
Neckel, Sighard 28, 130
Nentwig, Janina 74
Neubert, Dieter 98
Neumann, Birgit 353
Neumann-Braun, Klaus 234, 375
Neuwöhner, Ulrich 427
Neves, Gilda 408
Nida-Rümelin, Julian 197
Nieke, Wolfgang 272
Personenregister
Niekisch, Sibylle 18
Nieland, Jörg-Uwe 430
Niess, Frank 52
Nitrini, Sandra 408
Nitschak, Horst 408
Noack, Karoline 273
Notarp, Ulrike 309
Nöth, Winfried 376
Nünning, Ansgar 353
O
Oberndörfer, Dieter 310
Obrecht, Andreas J. 158
Oehmichen, Ekkehardt 431
Oelgart, Niels 29
Ohlmeier, Bernhard 311
Ojoajogwu, Okpe Nicholas 274
Omahna, Manfred 131
Opielka, Michael 30
Orth, Ernst Wolfgang 347, 377
Ostermann, Patrick 99
Özmen, Elif 100
P
Palenga-Möllenbeck, Ewa 275
Pankoke, Eckart 198
Pautz, Hartwig 276
Pawlitza, Erik 419
Payk, Marcus M. 287
Pelinka, Anton 312
Pettenkofer, Andreas 31
Pfadenhauer, Michaela 235, 432
Pfahler, Thomas 333
Pfahl-Traughber, Armin 236
Pfau-Effinger, Birgit 101
Pfriem, Reinhard 334
Pickel, Gert 313, 314
Pickel, Susanne 314
Piorkowsky, Michael-Burkhard 391
Pitsch, Rolf 409
Pitum, Sandra 448
Polaschegg, Nina 433
Pollak, Alexander 295
Portz, Tanja 132
Poser, Stefan 226
Priddat, Birger P. 335
Priester, Karin 315
277
Q
Quadflieg, Dirk 27
Quenzel, Gudrun 199, 277
R
Raabe, Jan 418
Rachwal, Tadeusz 84
Raible, Wolfgang 53
Rao, Ursula 102
Rausch, Helke 278
Rauscher, Anton 279
Rauschner, Sebastian 237
Reckwitz, Andreas 103, 200
Reese-Schäfer, Walter 32
Rehbein, Boike 434
Rehberg, Karl-Siegbert 99, 104, 395, 397
Reichertz, Jo 133
Reinecke, Siegfried 307, 316
Reinhard, Wolfgang 159
Reitz, Charles 1
Reuter, Julia 230
Reuveni, Gideon 222
Rhein, Stefanie 435
Richter, Stephan 436
Rieser, Klaus 83
Rieser, Susanne 83
Robertson-von Trotha, Caroline Y. 280
Roeck, Bernd 54
Roesler, Jörg 336
Rolf, Malte 55
Rolshoven, Johanna 134
Ronge, Volker 117
Ronneberger, Klaus 201
Rössel, Jörg 238, 449
Roters, Andreas 69
Rourke, Thomas R. 281
Ruf, Werner 105
Runde, Bernd 337
Rupp, Jan 353
Rüsen, Jörn 33
Rüther, Günther 179
Rydzy, Edda 204
S
Saalmann, Gernot 160
Sasse, Carl 106
Schade, Sigrid 378
Schäfers, Bernhard 135
Schaller, Christian 202
278
Schaller, Susanne 317
Scheer, Uta 379
Scherer, Andreas Georg 66
Scherzinger, Christine 56
Schetsche, Michael 161, 380
Schiffer, Jürgen 239, 240
Schimank, Uwe 56
Schlikers, Sabine 408
Schlimme, Jann E. 388
Schmidt, Axel 234
Schmidt, Robert 381
Schmidtmann, Christian 57
Schmied-Knittel, Ina 161
Schmitt, Irina 282
Schmoliner, Stephanie 437
Schneider, Nadja-Christina 382
Scholdan, Bettina 450
Schößler, Franziska 451
Schrage, Dominik 34, 203
Schröder, Hartmut 51
Schröder, Richard 283
Schroer, Markus 136
Schubert, Hans-Joachim 284
Schultheis, Franz 162
Schulze, Gerhard 35, 137
Schütze, Stephanie 318
Schwaabe, Christian 319
Schwartz, Matthias 410
Schwencke, Olaf 204, 205
Schwengel, Hermann 107
Schwietring, Thomas 36
Schwinn, Thomas 108, 109
Sebald, Gerd 383
Senokozlieva, Maria 384
Setzwein, Monika 241
Sieber, Thomas 378
Siegel, Eva-Maria 411
Siegrist, Hannes 167, 172, 194, 278
Sievers, Norbert 206, 207
Smith, David Norman 1
Sommerhalder, Kathrin 114
Sonderegger, Ruth 398
Spenlé, Virginie 208
Sperber, Amelie von 365
Stachel, Peter 71
Stäheli, Urs 452
Stascheit, Andreas Georg 438
Stemmler, Susanne 439
Stewart, Neil 402
Personenregister
Stollberg-Rilinger, Barbara 58
Stölting, Erhard 284
Strauß, Katharina 242
Streck, Bernhard 154
Streib, Heinz 237
Sturm, Roland 320
Surynek, Alois 330
Szodrzynski, Joachim 412
Szöllösi-Janze, Margit 341
T
Tamás, Pál 111
Thiele, Matthias 385
Thielemann, Werner 408
Thies, Sebastian 209
Tholen, Georg Christoph 378
Thomä, Dieter 37
Thomas, Tanja 59
Tinapp, Sybilla 163
Tjaden, Karl Hermann 112
Toit, Pierre du 305
Tomlinson, John 386
Tosun, Kenan 60
Troebst, Stefan 61, 194
Tröndle, Martin 338, 339
Tschacher, Wolfgang 339
Tschmuck, Peter 214
U
Uhl, Heidemarie 71
Üner, Elfriede 38
Uricchio, William 387
V
Vetter, Eva 67
Viehoff, Reinhold 354
Virchow, Fabian 59
Vogelgesang, Waldemar
Vogt, Ludgera 291
Voigt, Karen 99
Vorholt, Udo 93
Vranitzky, Franz 210
217
W
Wagner, Bernd 206
Walgenbach, Katharina 62
Walz, Rainer 39
Wanner, Martina 243
Wehler, Hans-Ulrich 285
Personenregister
279
Weidinger, Martin 453, 454
Weinke, Kurt 15
Weinzierl, Rupert 210
Weiß, Johannes 40
Wenger, Christian 455
Wenzel, Ulrich 165
Westermayer, Till 244
Wiebke, Gisela 245
Wiedenhofer, Siegfried 89
Wiegmink, Pia 456
Wiesand, Andreas Joh. 211
Wildt, Bert T. te 388
Wilke, Jürgen 389
Williams, John 246
Wilsmann, Stefan 113
Wimmer, Michael 212, 213
Windgasse, Thomas 419
Winkel, Heidemarie 63
Winkler, Christiane 250
Winter, Carsten 358
Winter, Rainer 166, 359
Wöhlert, Romy 457
Wolbring, Barbara 76
Wolf, Harald 41
Wuggenig, Ulf 42
Y
Young, Sara B.
353
Z
Zembylas, Tasos 214, 215
Zillekens, Melanie 81
Zimmermann, Klaus 286
Zimmermann, Klaus F. 248
Zimmermann, Laura 248
Zimmermann, Olaf 216
Zinnecker, Jürgen 138
Zydek-Bednarczuk, Urszula 366
Sachregister
281
Sachregister
A
Aberglaube 155
abweichendes Verhalten 237
Adorno, T. 394, 398
Affektivität 63
Afrika 42, 77, 79, 82, 98, 123, 147, 149,
154, 155, 162, 252, 255, 274, 305,
350, 401, 415
Afrika südlich der Sahara 79, 82, 123, 147,
149, 274, 305, 350, 415
Aggregation 12
Agrargesellschaft 112
Ägypten 77
Akademiker 57
Akkulturation 272
Akteur 36, 123, 235, 323, 349, 401
Aktivierung 190, 198
Aktualität 389
Akzeleration 82
Algerien 42, 162, 252
Alleinstehender 131
Alltag 6, 24, 27, 28, 79, 85, 116, 122, 132,
134, 143, 228, 230, 242, 245, 251, 282
Alltagsbewusstsein 49, 137
Alltagskultur 27, 123, 228, 230, 232, 238,
243, 244, 245, 292, 359, 402, 410, 450
Alltagstheorie 121
Alltagswissen 121
alte Bundesländer 186, 247, 309, 313
Alter 350
altersspezifische Faktoren 127, 286
Amazonasgebiet 164
Amerikanisierung 292
Andenraum 232, 255, 263, 273, 305
Angestellter 103
anglophones Afrika 274
Animationsfilm 407
Anreizsystem 332
Anthropologie 13, 141, 145, 165, 369, 423
Antike 77, 124, 154, 194, 250
Antikommunismus 52, 370
Antisemitismus 222
Araber 154, 457
arabische Länder 42, 59, 77, 94, 162, 205,
252, 279, 354, 384
Arbeit 123, 323, 334
Arbeitsbedingungen 106, 192, 333, 391
Arbeitsbereitschaft 106
Arbeitsbeziehungen 106
Arbeitskultur 323
Arbeitsloser 116
Arbeitslosigkeit 192
Arbeitsmarkt 192, 275
Arbeitsmarktentwicklung 310
Arbeitsmarktpolitik 104
Arbeitsmarktsegmentation 90
Arbeitsmigration 138, 171, 275
Arbeitsort 429
Arbeitssituation 391, 429
Arbeitswelt 41, 106
Architektur 45, 131, 136, 187, 395
ARD 419, 427, 431
Arendt, H. 18
Argentinien 408
Armut 116, 203, 279
Armutsbekämpfung 98
Asien 15, 43, 59, 64, 77, 81, 90, 91, 104,
146, 154, 205, 252, 255, 257, 258,
259, 265, 269, 271, 277, 279, 305,
306, 328, 348, 354, 360, 372, 382,
407, 425, 448
Askese 22
Assimilation 30, 272
Ästhetik
103, 126, 128, 129, 191, 200,
234, 277, 394, 398, 402, 414, 428, 439
Asylbewerber 385
Attac 293, 307
Attribution 121
audiovisuelle Medien 133
Aufklärungszeitalter 78, 297
Ausgaben 168
Ausländerfeindlichkeit 436
Auslandsschule 189
Außenhandel 61
Außenpolitik 187, 189, 205, 301
außerparlamentarische Opposition 229
außerschulische Bildung 217
Ausstellung 171
auswärtige Kulturpolitik 189, 307
Authentizität 133, 389
282
Automatisierung 356
Autonomie 324, 401
Autopoiesis 36
Autoritarismus 32
Avantgarde 103, 229, 398, 456
B
Baltikum 99, 317
Bauer 82
Bayern 221
Befragung 295
Befreiung 300
Befreiungsbewegung 42
Begriffsbildung 12
Belohnung 332
Benin 147
Beratung 215, 237
Bergbau 123
Berggebiet 223
Berichterstattung 180, 260, 294, 345, 354,
382, 384, 389
berufliche Selbständigkeit 391, 429
berufliche Weiterbildung 3
Berufsverlauf 119
Berufswahl 391
Besatzungsmacht 287
Besatzungspolitik 287
Beschäftigtenzahl 175
Beschäftigungssituation 175
Bestattung 47, 144, 150, 422
Besucher 127, 220, 419
Betrieb 336, 339
Betriebsgröße 330
Bevölkerung 49, 58, 257, 328
Bevölkerungsdichte 69
Bevölkerungsentwicklung
69, 70, 110,
135, 310
Bevölkerungsgruppe 262
Bevölkerungsstruktur 69, 70
Bewusstsein 5, 6, 352
Bezugsgruppe 233
Bibliothek 51
Bild 51, 54, 83, 143, 341, 369, 389, 422,
446
bildende Kunst 391, 422, 428, 429
Bildmaterial 354
Bildung 1, 3, 10, 37, 51, 78, 100, 104, 117,
179, 191, 197, 206, 220, 284, 344, 413
Bildungsarbeit 78
Sachregister
Bildungsforschung 10
Bildungsideal 191
Bildungsinhalt 365
Bildungsniveau 127, 220, 238
Bildungspolitik 64, 170, 298
Bildungstheorie 48
Bildungswesen 16
Bindung 50, 157
Biographie 1, 57, 263, 434
Biologie 141, 151
biologische Faktoren 341
Bolivien 255
Bourdieu, P. 6, 17, 42, 54, 68, 114,
162, 169, 226, 227, 303, 349,
401, 413, 434, 447, 449
Brandenburg 243, 284
Brasilien 408
Brauchtum 150
Bremen 282
Buch 407
Buddhismus 15, 77
Budget 212
Bulgarien 194
Bund 168, 185
Bundeskanzler 291
Bundeskompetenz 172
Bundesland 168
Bundestag 309
Bundestagswahl 304, 363, 430
Bündnis 90/ Die Grünen 290
Bürgerbeteiligung 307, 308, 316, 368
Bürgerkrieg 61, 440
bürgerliche Gesellschaft
103, 111,
406
Bürgerrecht 184, 296
bürgerschaftliches Engagement
99,
190, 198, 206, 207, 316
Bürgertum 103, 406
Bürokratie 339
C
Cassirer, E. 369, 422
CD-ROM 356
CDU 290
Chancengleichheit 190, 203
Chile 263, 305
China 15, 43, 77, 348
Christ 248
122,
381,
200,
119,
Sachregister
Christentum 77, 124, 137, 248, 277, 279,
281, 297
Comic 407
Computer 82, 342, 352, 364, 378, 388
Computerspiel 356, 364, 376
computervermittelte Kommunikation 343
Coping-Verhalten 150, 243
Corporate Citizenship 334
Corporate Governance 334, 335
Corporate Identity 334, 335, 336
Cultural Studies Approach
27, 118, 156,
166, 346, 351, 359, 371, 374, 452
D
Datenbank 51
DDR 119, 167, 186, 305, 370, 397
Dekonstruktivismus 59, 225, 296
Delinquenz 236
Demographie 69, 70, 110
demographische Alterung 69, 70, 110, 310
demographische Faktoren
69, 419, 427,
431
demographische Lage 69
demographischer Übergang 69
Demokratie
64, 92, 170, 202, 247, 249,
257, 288, 291, 292, 295, 296, 305,
311, 313, 314, 317, 368
Demokratisierung 210, 287, 288, 300, 305,
306, 317, 318
Denkmal 195, 270, 354
Deprivation 253
Derrida, J. 18, 369
Design 130
Deutsche Gesellschaft für Soziologie 104
Deutscher 44, 245, 263, 275
Deutsches Kaiserreich 45, 58, 62, 222, 319
deutsche Sprache 188
Deutsches Reich 285, 395
Deutschland 44, 58, 395
Deutschlandfrage 206
Deutschunterricht 48
Dezentralisation 187, 332
Dialog 78, 94, 97
Diaspora 263, 416
Dienstleistungsgesellschaft 106, 158
Diffusion 360
Dilthey, W. 113
direkte Demokratie 293, 307, 308, 316
Diskriminierung 192, 209
283
Distinktion 200, 203
Divergenztheorem 331
Doing Gender 91
Drama 444
Drittes Reich 195, 412
Drogenkonsum 229
Druckmedien 53, 354, 356, 389
Durkheim, E. 14, 28, 34, 113, 157, 381
E
Effektivität 393
Egalitarismus 113
Ehrenamt 99, 119
Einfluss 324, 387, 399
Einwanderung 70, 385
Einwanderungsland 272
Einzelhandel 321
Electronic Learning 3
elektronische Medien 367, 376
Elias, N. 28
Elite 3, 40, 104, 178, 383
Elitebildung 40
Eliteforschung 40
Elternhaus 282
Eltern-Kind-Beziehung 407
Emanzipation 222
Emotionalität 28, 63, 345, 448
Empathie 448
Empirie 355
empirische Forschung 145, 314
empirische Sozialforschung
86, 98, 166,
235
Engagement 57, 231
Engels, F. 112
Entgrenzung 136, 138, 358, 399, 408
Entscheidung 329, 332
Entscheidungskriterium 329
Entscheidungsprozess 202
Entwicklungsland 15, 42, 43, 59, 64, 77,
79, 82, 94, 104, 123, 146, 147, 149,
158, 162, 163, 164, 205, 209, 232,
252, 255, 257, 258, 259, 263, 265,
269, 271, 273, 274, 277, 279, 286,
305, 328, 348, 350, 354, 372, 382,
384, 399, 401, 408, 415, 425
Entwicklungspolitik 98, 149
Entwicklungspsychologie 165
Entwicklungssoziologie 3, 98
Entwicklungstheorie 88, 165
284
Erhebungsmethode 299
Erkenntnis 16, 160
Erkenntnisinteresse 22, 235, 398
Erkenntnistheorie 13, 75
Erklärung 19
Erlebnisgesellschaft 117, 201, 363, 438
Ernährung 122, 241
Erste Republik 222
Erster Weltkrieg 61, 405, 443
Erwerbslosigkeit 116
Erzählung 347
Erziehung 10, 78, 81
Erziehungsgeschichte 10
Erziehungswesen 78
Erziehungswissenschaft 7
Essverhalten 84, 241, 373
Estland 317
Ethik 11, 77, 123, 137, 279, 334, 343, 362
ethnische Beziehungen 30, 248
ethnische Gruppe 30, 155, 164, 184, 248,
255, 262, 263, 274, 399, 457
ethnischer Konflikt 183
Ethnizität 62, 71, 98, 104, 164, 183, 248,
256, 274, 284, 286, 350
Ethnographie 5, 142, 146, 156, 166, 234,
235, 341, 359, 402
Ethnologie 6, 21, 26, 145, 166, 396, 423
Ethnomethodologie 145
Ethnozentrismus 75
EU 70, 101, 187, 199, 204, 205, 249, 250,
257, 258, 259, 261, 264, 267, 275,
277, 278, 280, 310, 312, 328
EU-Beitritt
64, 104, 257, 265, 269, 271,
328
EU-Erweiterung 61, 259, 264, 280, 328
EU-Politik 204, 205, 280
Europa
15, 44, 47, 61, 71, 77, 99, 107,
111, 112, 142, 144, 159, 188, 199,
205, 222, 246, 250, 254, 259, 261,
263, 266, 267, 269, 277, 278, 283,
288, 295, 310, 312, 314, 315, 324,
328, 333, 356, 360, 403, 425, 448
europäische Identität 199, 204, 247, 249,
250, 257, 258, 259, 260, 264, 265,
266, 267, 268, 269, 271, 277, 278, 283
europäische Institution 204
europäische Integration
187, 204, 249,
254, 259, 260, 264, 266, 267, 268,
277, 279, 280, 310
Sachregister
europäischer Markt 264, 328
europäische Sozialpolitik 280
Europäisierung 204, 264, 268, 279, 280
Europapolitik 187, 210, 268
Europawahl 187
Eurozentrismus 255
EU-Staat 250, 257, 264, 266, 328
evangelische Kirche 409
Evolution 4, 82
Evolutionstheorie 141
Existenzialismus 302
Exklusion
27, 107, 116, 200, 201, 203,
222, 452
Experte 235
F
Fachdidaktik 33, 311
Fairness 202
Familie
1, 26, 104, 125, 159, 254, 257,
282, 348, 373
Familie-Beruf 391
Familienpolitik 104
Fan 219, 224, 246, 455
FDP 290
Feiertag 270
Feldforschung 162
Feminismus 164, 346, 437
Fernsehen
53, 133, 291, 303, 350, 352,
361, 362, 363, 370, 372, 373, 384,
385, 455
Fernsehprogramm 350, 372, 375, 384
Fernsehsendung 350, 361, 372, 384, 385
Fernsehserie 379, 407, 455
Fertigungstechnik 156
Festival 270, 437
Feyerabend, P. 18
Film 52, 53, 59, 140, 156, 238, 352, 353,
356, 362, 364, 370, 376, 385, 402,
442, 444, 447, 448, 449, 450, 452,
453, 454, 457
Filmfestival 445
Filmwirtschaft 187, 212
Flucht 61, 385
Flugblatt 389
Föderalismus 172
Folklore 262
Förderungsprogramm 212
Fordismus 201
Forschung 141, 148, 213, 235
Sachregister
Forschungsansatz 1, 8, 22, 38, 40, 86, 89,
98, 111, 223, 227, 234, 299, 313, 314,
339, 355, 380, 398
Forschungsdefizit 299
Forschungseinrichtung 38
Forschungsgegenstand 1, 20, 38, 40, 227,
374, 380
Forschungspraxis 299
Forschungsprojekt 234
Forschungsstand 118, 156, 308
Fotograf 443
Fotografie 42, 51, 143, 162, 163, 389, 443,
446
Foucault, M. 34, 352
FPÖ 212
Framing-Ansatz 36, 384
frankophones Afrika
42, 147, 149, 162,
252, 401
Frankreich 44, 45, 85, 139, 157, 169, 208,
289, 395, 401
Frau 43, 62, 91, 192, 241, 318, 402, 405,
437, 450
Frauenbewegung 91, 437
Frauenbild 43, 457
Frauenerwerbstätigkeit 391
Frauenförderung 192
Frauenpolitik 90
Freiheit 32, 93, 172, 196, 218, 302, 392
Freizeit 226, 231, 254
Freizeitbeschäftigung 238
Freizeitgesellschaft 64
Freizeitverhalten 127, 218, 220, 231
Freizeitverkehr 218
Fremdbild 284
Fremdgruppe 457
Fremdheit
80, 146, 160, 164, 251, 277,
457
Fremdsprache 188
Frieden 279, 302
Friedenspolitik 205
Friedenssicherung 72
Friedhof 47
Fromm, E. 32
frühe Neuzeit 58, 61, 143, 389
Führung 174
Führungskraft 119, 323, 330
Führungsstil 337
Funktionalismus 26, 145
Funktionalität 338
285
Funktionsanalyse 26
Fusion 323
Fußball 47, 219, 222, 227, 239, 240, 246,
270
G
Gastgewerbe 56
Geburt 149
Gedächtnis 71
Gedenkstätte 270
Gedenktag 270, 300
geistige Behinderung 125
Gender Mainstreaming 192
Generation 282
Generationenverhältnis 125
Genre 355, 407
Geopolitik 280
Gerechtigkeit 80, 450
Gericht 450
Geschichtsbewusstsein 33, 261, 277, 280
Geschichtsbild 33, 61, 250, 273
Geschichtswissenschaft 21, 33, 51, 118
Geschlecht 48, 50, 62, 102, 125, 140, 147,
156, 164, 231, 346, 356, 379, 402,
411, 453
Geschlechterforschung 122, 346, 359, 372
Geschlechterpolitik 43, 370, 451
Geschlechterverhältnis 43, 59, 87, 90, 91,
121, 125, 140, 147, 151, 164, 225,
233, 437, 451
Geschlechtsrolle
91, 125, 147, 224, 225,
233, 257, 372, 375, 450, 453, 454
geschlechtsspezifische Faktoren
90, 122,
125, 127, 147, 224, 229, 238, 241,
246, 286, 346, 350, 357, 372, 375, 379
geschlechtsspezifische Sozialisation 147
Gesellschaft 8, 14, 24, 35, 48, 50, 59, 76,
79, 89, 120, 156, 157, 159, 179, 206,
219, 228, 233, 244, 262, 273, 342,
440, 444
gesellschaftliches Bewusstsein 13
Gesellschaftsbild 78
Gesellschaftskritik 201, 394
Gesellschaftsordnung
36, 154, 158, 274,
302
Gesellschaftspolitik 206
Gesellschaftstheorie 3, 13, 342, 358
Gesetz 450
Gesetzgebung 91
286
Gesetzmäßigkeit 12
Gesundheit 104, 114
Gesundheitsverhalten 114
Gewalt
59, 72, 94, 107, 158, 219, 375,
389, 402, 411, 414, 448, 451, 457
Gewaltbereitschaft 72, 94, 236
Gewerkschaft 3
Gewinn 392
Glaube 57, 73
Glaubwürdigkeit 291
Gleichberechtigung 80, 258
Gleichstellung 90, 91
Globalisierung
3, 21, 27, 60, 65, 68, 71,
73, 91, 95, 96, 107, 108, 109, 178,
193, 204, 205, 206, 246, 255, 276,
279, 280, 281, 289, 293, 307, 310,
331, 366, 423
Globalsteuerung 358
Glück 137
Gold 123
Governance 335
Grafik 389
Grieche 82, 416
Großbritannien
58, 129, 156, 187, 222,
236, 246, 320, 353
Große Koalition 290
Grundbegriff 23, 314
Grundgesetz 188
Grünfläche 47
Gruppenkohäsion 434
Gruppenzugehörigkeit 434
Gymnasium 48
H
Habermas, J. 1, 19
Handlungsfähigkeit 329
Handlungsorientierung 4, 6, 41, 284, 334,
335, 392
Handlungsspielraum 171, 450
Handlungssystem 152
Handlungstheorie
12, 23, 36, 165, 329,
358
Hauptstadt 45, 173, 181, 232
Hausarbeit 125
Haushaltseinkommen 147
Hegel, G. 14, 15, 54
Hegemonie 312
Heidegger, M. 18
Heimat 134, 247, 416
Sachregister
Heirat 139, 149
Herder, J. 37
Hermeneutik 12, 19, 369, 425
Hexenverfolgung 155
historische Sozialforschung 142
Hochschule 57, 298
homo oeconomicus 37
Homosexualität 84, 225, 445
Hören 419, 427, 431
Hörer 419, 427, 431
Hörfunk 370, 433
Hörfunkprogramm 427, 431
horizontale Mobilität 134
Horrorfilm 166, 402
Humanismus 100
Humanität 64
Humankapital 37
Huntington, S. 92, 94, 276
Husserl, E. 78, 251
I
Idealismus 16, 31
Ideengeschichte 11
Identifikation 123, 124
Identität
14, 57, 71, 74, 116, 117, 118,
124, 128, 129, 132, 138, 156, 158,
209, 217, 225, 227, 233, 237, 246,
273, 275, 286, 302, 312, 341, 344,
347, 366, 369, 388, 411, 415, 416,
435, 455, 457
Identitätsbildung
14, 124, 178, 199, 247,
250, 263, 264, 285, 286, 292, 348,
388, 415, 455
Ideologie 11, 72, 455
Imperialismus 353
Indianer 93
Indien 15, 77, 252, 348, 372, 382, 425
indigene Völker 84, 93, 158, 274, 286
Individualisierung 63, 91, 106, 128, 165,
235, 434, 435
Individualismus 78, 131, 384
Individuum 24, 37, 128, 228
Indonesien 146, 348
Industrialisierung 140, 221
Industrieanlage 226
Industriebetrieb 330
Industriegebiet 221
Industriegesellschaft 3, 158
Industriesoziologie 221
Sachregister
Industriestaat 101, 106
Informationsgesellschaft 343, 344, 366
Informationsgewinnung 344, 348
Informationsmanagement 320
Informationsprozess 358
Informationstechnik 364
Informationsvermittlung 294
Inklusion 200, 390, 452
Innovationsfähigkeit 221
Institutionalisierung 13, 41, 177, 280, 311,
323
Institutionalismus 86, 324, 325
institutionelle Faktoren
45, 57, 78, 324,
395
institutioneller Wandel 41, 101, 173
Institutionenökonomie 326
Institutionstheorie 13
Inszenierung 120, 121, 155, 223, 225, 233,
241, 353, 363, 367, 375, 450, 451, 456
Intellektueller 42, 52, 106, 138, 287, 304,
412
Intelligenz 165
Interaktion
13, 121, 154, 165, 251, 273,
380, 386, 446
interaktive Medien 358, 366, 386
Interdisziplinarität 118, 141, 351
Interessenkonflikt 113, 173
interkulturelle Faktoren 81, 255, 272, 399,
407, 448
interkulturelle Kommunikation 75, 89, 97,
102, 110, 177, 181, 255, 293, 323,
357, 360
interkulturelle Kompetenz 81, 160
interkultureller Vergleich
144, 333, 384,
448
internationale Beziehungen 44, 193, 269,
278, 326
internationale Organisation 189, 193, 326
internationale Politik 105, 205, 265, 326
internationales Abkommen 193, 266
internationale Sicherheit 105
internationales System 65, 178, 205
internationale Zusammenarbeit 75
Internationalisierung 95
Internationalismus 194
Internet 51, 53, 307, 343, 344, 354, 359,
360, 362, 366, 368, 380, 386, 421
interpersonelle Kommunikation 357, 362
Investition 37
287
Irak 59, 205, 279, 354
Islam 15, 77, 92, 94, 105, 184, 248, 255,
382
islamische Gesellschaft 92
Islamismus 92
Italien 44, 58
J
Japan 15, 77, 81, 91, 360, 407, 448
Joint Venture 323
Journalismus 292, 359, 387
Journalist 287, 412
Jude 222
Judentum 15, 77, 156, 222
Judenverfolgung 195, 222
Jugend 235, 436
Jugendbewegung 217
Jugendforschung 299
Jugendgruppe 236
Jugendkultur 115, 217, 227, 229, 234, 235,
236, 237, 359, 375, 407, 414, 415,
417, 418, 420, 432, 435, 437
Jugendlicher 123, 125, 236, 237, 243, 245,
282, 286, 299, 313, 346, 350, 372,
375, 407, 435, 436, 439
Jugendliteratur 400, 409
Jugendreligion 234
Jugendschutz 375
Jugoslawien 61, 440
Junge 350, 372
junger Erwachsener 237, 437
Jurist 287
K
Kader 119
Kalter Krieg 326, 370
Kamerun 149
Kampagne 367
Kanada 110, 282, 399
Kandidatur 291
Kant, I. 15, 33, 279, 394
Kapital 37
Kapitalismus
3, 10, 11, 41, 84, 96, 106,
255
Karibischer Raum 163, 399
Kaste 104
katholische Kirche 279, 297, 370, 409
katholische Soziallehre 279
Katholizismus 57, 279
288
Kaufverhalten 167
Kennzahl 337
Kind 26, 372, 388, 407, 413
Kino 402, 440, 441, 444, 449
Kirche 57, 76, 395
Kitsch 126, 143
Klassenantagonismus 178
Klassengesellschaft 187, 447
Klassenkampf 113
Klassenlage 122, 447
Kleidung 118, 120, 122, 140, 225, 282
Kollektiv 24, 338
kollektive Identität 45, 105, 247, 256, 261,
270, 367
Kollektivismus 384
Kolonialismus
62, 164, 273, 274, 341,
353, 408
Kolonialpolitik 164
Kolonie 164
Kommerzialisierung
126, 201, 233, 240,
393
Kommunalpolitik 172, 182, 198
Kommunikation 1, 13, 27, 36, 71, 76, 121,
140, 165, 242, 277, 294, 335, 340,
347, 354, 357, 362, 366, 371, 380,
386, 409, 421, 426, 452
Kommunikationsfähigkeit 335
Kommunikationsmedien
13, 140, 349,
367, 386
Kommunikationsmittel 140, 348
Kommunikationsstörung 242
Kommunikationstheorie 358
Kommunikationsverhalten 63, 242, 386
Kommunikationswissenschaft
340, 374,
375
kommunikatives Handeln 63, 242
Kommunitarismus 298
Kompetenz 235, 419, 427, 431, 435
Komplexität 400
Konflikt 72, 154, 301, 312
Konfliktbereitschaft 72
Konfliktfähigkeit 72
Konfliktpotential 67, 72, 154
Konfliktregelung 177, 312
Konfliktsituation 72
Konfliktverhalten 242
Konfuzianismus 43, 90, 306
Konservatismus 213, 406
konservative Partei 212
Sachregister
Konstrukt 113, 309
Konstruktivismus 28, 225, 298
Konsum 35, 79, 103, 117, 126, 167, 200,
201, 203, 231, 246
Konsumforschung 200
Konsumgesellschaft
128, 167, 200, 203,
428
Konsumgut 116, 167, 393
Konsumverhalten 123, 167, 200, 217
Kontakt 228, 286
Kontingenz 296
Konvergenz 109, 331
Konzentrationslager 143
Koordination 338
Körper
27, 68, 103, 120, 121, 124, 137,
140, 143, 156, 218, 222, 225, 226,
227, 356, 379, 380, 396, 402, 451
Körperlichkeit 68, 102, 227, 379, 411, 447
Körpersprache 447
Korruption 317
Kosmopolitismus 178
Kracauer, S. 18
Kraftfahrzeug 218, 226
Kraftfahrzeugindustrie 323
Kreativität 181, 200, 429
Krieg
20, 42, 59, 72, 94, 157, 158, 205,
279, 345, 354, 364, 389, 422, 441
Kriegsende 300
Kriegsführung 364
Krise 345
Krisenbewältigung 265
Kritik 79, 108, 293, 340, 409
Kritische Theorie 340
Kuba 163
Kulturangebot 186, 190
Kulturanthropologie 26, 85, 140, 141, 142,
145, 151, 156, 165, 298
Kulturberuf 175, 176, 211, 216
kulturelle Beziehungen
44, 67, 85, 95,
177, 208
kulturelle Einrichtung 56, 186, 190, 211
kulturelle Faktoren 10, 17, 29, 41, 59, 66,
69, 78, 87, 90, 93, 95, 107, 108, 135,
137, 144, 156, 179, 184, 186, 200,
220, 231, 245, 246, 251, 252, 256,
259, 262, 269, 280, 286, 287, 288,
305, 312, 324, 325, 327, 334, 341,
348, 353, 357, 360, 365, 384, 386,
411, 419, 427, 431, 448
Sachregister
kulturelle Identität 68, 88, 111, 116, 130,
139, 154, 164, 178, 179, 209, 220,
221, 222, 240, 246, 247, 248, 251,
253, 255, 256, 260, 262, 263, 264,
267, 268, 272, 273, 276, 279, 281,
282, 284, 286, 305, 373, 415
kulturelle Integration 30, 194
kulturelles Kapital 114, 179, 349
kulturelles System 88, 95, 99, 179, 393
kulturelles Verhalten 41, 56, 60, 68, 130,
179, 238, 348, 408, 421, 438
kulturelle Veranstaltung 102
kulturelle Vielfalt
30, 80, 95, 102, 104,
110, 179, 204, 206, 251, 264, 265,
272, 280, 343, 425, 438, 449
Kulturgeographie 43
Kulturgeschichte 2, 39, 48, 51, 54, 57, 58,
60, 118, 226
Kulturhoheit 172
Kulturindustrie 126, 175, 209, 211
Kulturkampf 30, 94, 105
Kulturkonflikt 9, 20, 67, 92, 105, 177, 276,
336
Kulturkritik 35, 229, 408
Kulturphilosophie 255
Kulturpolitik 107, 110, 168, 169, 170, 172,
173, 174, 178, 179, 180, 182, 183,
185, 186, 188, 190, 191, 193, 194,
196, 197, 198, 199, 204, 205, 206,
207, 208, 210, 212, 213, 214, 298,
307, 312, 393
Kulturrelativismus 276
Kulturrevolution 103, 229
Kulturwandel 60, 66, 74, 78, 81, 101, 106,
110, 167, 186, 232, 336, 367, 378,
397, 444, 449
Kulturwissenschaft 7, 13, 19, 21, 23, 33,
61, 118, 141, 148, 356, 358, 369, 374
Kultusverwaltung 215
Kunst 68, 85, 96, 100, 124, 127, 141, 143,
164, 170, 172, 179, 181, 183, 190,
192, 197, 200, 206, 207, 208, 214,
215, 233, 339, 378, 389, 390, 392,
393, 394, 395, 398, 399, 402, 404,
422, 451, 456
Kunstgeschichte 51, 54
Künstler 54, 106, 124, 138, 172, 213, 216,
390, 391, 392, 397, 428, 429, 430, 433
künstlerischer Beruf 175, 216, 391
289
künstliche Intelligenz 352
Kunstproduktion 428
Kunstsoziologie 34
Kunstwerk 54
Kurde 284
Küstenregion 47
Kybernetik 352
L
Länderkompetenz 172
Landwirtschaft 149
Lateinamerika 77, 163, 164, 209, 232, 255,
263, 273, 286, 305, 399, 408
Lateinamerikaner 255
Lebensalter 231, 238
Lebensbedingungen 159, 412
Lebenslauf 87, 138
Lebensplanung 245
Lebenssinn 234
Lebenssituation 135, 243
Lebensstandard 132, 203
Lebensstil
104, 114, 122, 123, 126, 127,
128, 130, 132, 135, 200, 203, 206,
217, 231, 234, 237, 244, 245, 432,
433, 434, 455
Lebensunterhalt 149, 429
Lebensweise 130, 134, 138, 154, 159, 244
Lebenswelt
20, 60, 100, 125, 128, 134,
191, 197, 223, 243, 251, 282, 438
Lehrer-Schüler-Beziehung 48, 425
Lehrmethode 425
Leitbild 45, 64, 74, 173, 285
lernende Organisation 338
Lernfähigkeit 198, 221
Lernkultur 217, 425
Lernmethode 425
Lesen 82
Lettland 99
Levi-Strauss, C. 31, 153, 276
Liberalisierung 48
Liberalismus 298, 319
Lied 418
Litauen 317
Literatur
44, 50, 84, 164, 352, 353, 357,
378, 399, 401, 402, 403, 404, 405,
406, 408, 409, 411, 412, 451
Literatursoziologie 403
Lohnpolitik 333
lokale Faktoren 68, 262
290
lokale Ökonomie 149
Loyalität 312
Luftfahrzeug 226
Luhmann, N.
23, 36, 39, 227, 342, 349,
422
Lyotard, J. 18
M
Machtsicherung 213
Mädchen 224, 350, 372, 437
Maghreb-Staat 401
Magie 5, 147, 155, 158, 234
Makroebene 12
Makrosoziologie 325
Malaysia 348
Management 322, 323, 324, 330, 336, 338,
339
Manager 322
Mann 158, 241, 450
Männlichkeit 59, 121, 158, 227, 241, 246,
453, 454
Mao Tse-tung 428
Marginalität 399
Marketing 130, 291, 360
Markt 208, 429
Marktmechanismus 17, 68, 193
Marktorientierung 203
Marktwirtschaft 167, 328, 333
Marx, K. 381
Marxismus 9, 296, 340
Massengesellschaft 203
Massenkommunikation 384
Massenkultur 55, 59, 126, 203, 219, 238,
306, 351, 374, 398
Massenmedien 53, 59, 133, 191, 203, 260,
268, 294, 307, 340, 341, 345, 354,
358, 362, 370, 375, 382, 387, 389,
410, 437
Maßnahme 237
Materialismus 8, 25
Matriarchat 158
Mechanisierung 226
Mediatisierung 53, 374, 382
Medien 27, 46, 53, 71, 103, 110, 156, 217,
282, 292, 294, 303, 342, 347, 352,
353, 356, 359, 360, 362, 368, 369,
376, 377, 378, 387, 455, 456
Medienberuf 175, 211
Mediengeschichte 389
Sachregister
Mediengesellschaft
143, 303, 340, 358,
377, 386
Medienkompetenz 375
Medienkritik 340
Medienpädagogik 191, 375
Medienpolitik 193
Medienrecht 53
Medientechnik 356, 386
Medientheorie 340, 358, 388
Medienverbund 358
Medienverhalten 303, 351
Medienwirtschaft 175, 211, 216
Mehrheitsprinzip 249
Mehrsprachigkeit 286
Menschenbild 74, 141, 359, 409
Menschenrechte
92, 111, 250, 255, 272,
297
Menschheit 157
Mensch-Umwelt-Beziehung 380
Metapher 25, 31
methodologischer Individualismus 12, 36
Metropole 318, 403
Mexiko 209, 286
Mieter 169
Migrant 209, 275, 286, 416
Migration
30, 104, 107, 110, 136, 150,
263, 272, 275, 276, 416
Migrationspolitik 272
Mikroebene 12
Mikrosoziologie 380
Militanz 59
Militär 51, 59, 82, 364
militärische Intervention 94
Militarisierung 59, 222
Militarismus 59, 158
Minderheit 1, 80, 111, 164, 184, 255, 262,
263
Ministerpräsident 320
Mittelalter 47, 51, 154, 159
Mittelamerika 163, 209, 286, 399
Mitteleuropa 71, 99, 333
Mittelschicht 81, 109
Mobilisierung 367
Mobilität 136, 138, 218, 226
Mobiltelefon 348, 359, 386
Mode
59, 116, 118, 120, 126, 140, 156,
225, 233
Moderne 5, 6, 10, 11, 20, 25, 35, 39, 40,
63, 71, 86, 89, 103, 108, 132, 133,
Sachregister
134, 155, 156, 157, 200, 206, 233,
302, 319, 394, 398, 402, 411
Modernisierung
10, 32, 43, 88, 90, 91,
108, 109, 128, 174, 179, 186, 206,
207, 259, 266, 306, 420
Modernisierungstheorie 86
Moral
77, 137, 141, 155, 301, 335, 362,
373, 392
Motivation 218, 323, 391
Motorik 447
multikulturelle Gesellschaft
30, 80, 93,
111, 183, 184, 209, 250, 254, 272,
273, 274, 279, 281, 298, 415
Multimedia 356
multinationales Unternehmen
279, 323,
324, 332
Museum 76, 127, 156, 171, 212, 220, 261,
396
Musik
1, 110, 115, 206, 209, 217, 282,
338, 346, 413, 414, 415, 416, 419,
420, 421, 423, 424, 425, 426, 427,
430, 431, 433, 434, 435, 436, 437,
438, 439, 449
Musiker 209, 391, 416, 418, 425, 438
Musikgeschichte 425
Musikkanal 375
Musikpädagogik 425, 435
Musiksoziologie 1, 423
Musikunterricht 180, 425
musische Erziehung 413
Muslim 150, 248
Mythos 58, 129, 146, 153, 161, 268, 353,
440, 453, 454, 455
N
Nachbarschaft 169, 228
Nachfrage 167
nachhaltige Entwicklung 88, 244
Nachhaltigkeit 334
Nachkriegszeit 57, 287, 370, 412
Nachrichten 384, 385
Nahost
59, 64, 77, 104, 105, 205, 257,
258, 259, 265, 269, 271, 277, 279,
328, 354
Nanotechnologie 226
Narzissmus 128
Nationalbewusstsein 194, 246
nationale Einheit 247
291
nationale Identität 173, 185, 209, 247, 249,
251, 260, 264, 270, 279, 285, 288,
289, 310, 353, 408, 440, 453, 454
nationale Integration 247
nationale Teilung 306
Nationalismus 1, 59, 61, 81, 285, 310, 319,
436, 440
Nationalität 254, 275
Nationalsozialismus 300, 406, 412
Nationalstaat 264, 278, 408
Natur 4, 153, 218, 226, 369
Naturwissenschaft 19
Nebenbeschäftigung 429
Neid 137
Neoliberalismus 96, 205, 255, 315, 361
Neonazismus 417, 436
Netzwerkanalyse 358
Netzwerkgesellschaft 358, 386
neue Bundesländer 99, 186, 236, 247, 313,
333, 336
neue Medien 3, 143, 227, 268, 343, 344,
358, 377, 378, 380, 383, 388
Neukantianismus 19
Neutralität 184
Neuzeit 44, 47, 154, 159
Nichtsesshaftigkeit 136
nichtstaatliche Organisation 207
Niederlande 110, 315
Nietzsche, F. 369, 404
Nigeria 274
Nihilismus 404
Nomade 133, 136, 154
Nomadismus 154
Nordafrika 42, 77, 162, 252
Nordamerika 52, 80, 83, 93, 94, 110, 156,
205, 209, 282, 287, 292, 295, 298,
301, 323, 324, 356, 360, 384, 387,
399, 426, 428, 437, 439, 441, 445,
450, 453, 454, 457
Nordkorea 43
Nordrhein-Westfalen 110, 127, 245, 337
Nordsee 47
Norm 41, 129, 282, 330, 456
Normalität 24, 125, 243, 309
Normativität 309, 351
NPD 418
O
öffentliche Aufgaben 172, 196, 198
292
öffentliche Förderung 168, 183, 196, 202,
214, 429
öffentliche Kommunikation 382
öffentliche Meinung 1, 49, 191, 292, 294,
303, 328
öffentlicher Dienst 320
öffentlicher Raum 45, 422, 456
Öffentlichkeit 1, 133, 213, 268, 307
Okkultismus 147, 161
Ökonomie 37, 221, 393
ökonomische Faktoren 72, 280
ökonomischer Wandel 81, 163, 333
ökonomisches Verhalten 334
ökonomische Theorie 37, 221, 326
Ökonomisierung 96
Online-Dienst 307, 368
Ontologie 13
Oper 423
Opfer 345, 448
Opposition 309
Organisation 60, 174, 335, 339
Organisationen 57, 66, 324, 327, 331, 338
Organisationsentwicklung 324
Organisationsform 331
Organisationsforschung 331
Organisationshandeln 330
Organisationskultur
321, 326, 327, 330,
337, 338
Organisationsstruktur 41
Organisationstheorie 331, 338, 339
organisatorischer Wandel 321, 324, 337
Ostasien 15, 43, 77, 81, 90, 91, 305, 306,
348, 360, 407, 448
Österreich 125, 148, 170, 171, 173, 180,
185, 212, 213, 214, 215, 222, 312, 396
Österreich-Ungarn 443
Osterweiterung 61, 259, 328
Osteuropa 99, 111, 144, 277, 314, 333
Ostmitteleuropa 61
Ost-West-Konflikt 326
Ost-West-Vergleich 144
ÖVP 185, 212, 213
Ozeanien 158
P
Pädagogik 3, 7
Pädagogische Hochschule 435
Papua-Neuguinea 158
Parsons, T. 23
Sachregister
Parteiensystem 288, 290
Parteipolitik 213, 315
Partikularismus 301
Partizipation 91, 196, 198, 202, 207, 365
Partnerschaft 231
Partnerwahl 121
Pathologie 396
Patriarchat 158
Patriotismus 64, 249, 285, 310
Pazifischer Raum 158
Pazifismus 158
PDS 290
Peer Group 282
Pendler 138
Persönlichkeitsentwicklung 37, 388
Peru 232, 273
Pfadanalyse 101
Phänomenologie 13, 14, 28, 251, 438
Philosophie
13, 14, 15, 16, 20, 77, 141,
145, 255, 347, 369, 456
philosophische Aufklärung 145
Plakat 422
Platon 15
Plessner, H. 18, 74
Pluralismus
71, 89, 173, 202, 254, 273,
334, 335
Polen 99, 222, 275, 305, 373
Political Correctness 298
Politik 39, 50, 58, 73, 78, 80, 93, 107, 111,
115, 151, 173, 179, 207, 226, 229,
291, 292, 294, 296, 302, 312, 371,
387, 422, 428, 430, 437, 441, 456
Politiker 294, 309, 313
Politikfeld 213
Politikverdrossenheit 313
Politikvermittlung 363
Politikwissenschaft 213, 314
politisch-administratives System 317, 320
politische Agenda 315
politische Aktivität 304
politische Bewegung 252
politische Beziehungen 205, 264
politische Bildung 256, 311
politische Einstellung 115, 243, 295, 299,
304, 313
politische Elite 317
politische Entscheidung 278
politische Entwicklung 101, 273, 290
politische Faktoren 72, 213, 437
Sachregister
politische Folgen 161, 180, 317
politische Führung 317, 320
politische Herrschaft 317
politische Ideologie 236, 410
politische Institution 58, 73, 290, 291
politische Integration 247, 264, 314
politische Kommunikation
58, 191, 205,
260, 268, 294, 320, 362, 363, 410, 422
politische Krise 49, 303
politische Kultur 39, 49, 52, 58, 187, 190,
191, 205, 206, 268, 270, 271, 273,
278, 285, 287, 288, 289, 290, 291,
292, 293, 294, 295, 296, 297, 298,
299, 300, 301, 302, 303, 304, 305,
306, 307, 308, 309, 310, 311, 312,
313, 314, 315, 316, 317, 318, 319,
320, 368, 406, 410, 440
politische Linke 9, 289, 315, 406
politische Macht 187, 303, 320, 395
politische Meinung 295, 304
politische Mitte 315
politische Partizipation 190, 196, 295, 304,
307, 308, 316, 367, 368
politischer Akteur 189, 293, 296, 418
politische Rechte 276, 289, 315
politische Reform 310
politischer Einfluss 188, 236, 303
politischer Konflikt 264, 276
politischer Prozess 187, 310, 408
politischer Wandel 74, 163, 187, 289, 290,
312, 316, 318, 333
politisches Handeln 296, 301, 302, 320
politische Situation 310, 315
politische Sozialisation 299, 311, 312
politisches Programm 192, 315
politisches System 39, 149, 154, 187, 247,
259, 274, 289, 314, 317, 452
politische Stabilität 259, 314
politische Steuerung
174, 182, 190, 198,
207
politische Strategie 315
politische Theorie 296, 314
politische Verfolgung 52
politische Willensbildung 294, 303, 308
Politisierung 430
Politologe 287
Polizei 337
Polyzentrismus 404
293
Popkultur
180, 209, 362, 375, 379, 402,
415, 424, 428, 430, 435, 449, 455
Popmusik
115, 180, 209, 229, 346, 375,
414, 415, 423, 430, 432, 435
Popularisierung 410, 433
Populismus 81, 315, 452
Positivismus 38, 113
postkommunistische Gesellschaft 403
Postmaterialismus 295
Postmoderne 21, 24, 35, 71, 103, 129, 136,
138, 206, 281, 296, 315, 402, 428
postsozialistisches Land 61, 99, 111, 115,
167, 183, 194, 222, 228, 275, 305,
317, 330, 373, 403
Poststrukturalismus 402
Praxeologie 227
Praxis 17, 331
Presse 260, 303, 382, 389
Pressefreiheit 294
Preußen 82
primitive Gesellschaft 26
Privathaushalt 149
Privatisierung 198
Privatsphäre 133, 344
Professionalisierung 383
Programmierung 383
Projektmanagement 337
Propaganda 51, 55, 441, 443
Protest 367
Protestantismus 11, 22, 106
Protestbewegung 151, 367
Provinzialismus 301, 403
Psyche 27
psychische Faktoren 4, 345
psychische Folgen 388
Psychoanalyse 5, 296
Psychologie 141
Publikum 54, 127, 452
Publizistik 370
Q
qualitative Methode 166
Quellenanalyse 54, 442
Quiz 365
R
Radikaldemokratie 296
Rahmenbedingung 312
Randgruppe 116
294
Rasse 62, 164, 341
Rassismus 436
Rational-Choice-Theorie 12, 36
Rationalisierung 41
Rationalität 2, 10, 21
realer Sozialismus 410
Realität 133, 345, 412
Rechtsanspruch 215
Rechtsanwalt 450
rechtsextreme Partei 436
Rechtsgrundlage 172
Rechtsnorm 172
Rechtsprechung 172
Rechtsradikalismus
236, 243, 417, 418,
420, 436
Rechtstatsache 172
Rechtswissenschaft 141
Rede 309
Reflexivität 166
Reform 174
Regierung 212, 320
Regierungspartei 187, 213
Regierungspolitik 185, 187, 320
regionale Entwicklung 221
regionale Identität 221, 247, 408
regionale Integration 260
regionaler Vergleich 221
regionale Verflechtung 429
Regionalisierung 273, 280
Regionalismus 61
Regionalplanung 221
Regionalpresse 260
Relativismus 2, 404
Religion 5, 11, 30, 33, 57, 73, 77, 80, 89,
90, 95, 124, 137, 139, 146, 149, 151,
239, 248, 254, 257, 258, 274, 279,
280, 281, 302, 457
Religionssoziologie 90, 221
Religionswissenschaft 145
Religionszugehörigkeit 248
religiöse Faktoren 107, 248, 259
religiöse Gruppe 184
religiöser Konflikt 139
religiöse Sozialisation 139, 248
Religiosität 234, 257, 409
Repräsentation 71
Republikanismus 289
Republik Südafrika 305, 350, 415
Sachregister
Rezeption 22, 31, 44, 85, 166, 238, 346,
359, 370, 374, 387, 404, 409, 419,
420, 421, 427, 431, 433, 438, 440,
446, 448, 453
Rezipient 345, 446, 448
Rezipientenforschung 166, 375, 419, 427,
431
Reziprozität 17
Rhetorik 357, 424
Ritual 4, 27, 102, 120, 139, 144, 146, 150,
152, 155, 158, 220, 239, 254, 291,
371, 450, 453
Roboter 356, 388
Rockmusik 115, 417, 418, 436
Rolle 244, 301
Rollenbild 257
Rolleneinnahme 138
Roman 400
Romanistik 67
Romantik 103, 394
Römisches Reich 82
Rundfunk 53, 226
Russland 61, 167, 183, 403
S
Sachsen 208, 397
Säkularisierung 73, 86
Sartre, J. 42
Schamanismus 139
Schauspiel 444
Schelling, F. 394
schichtspezifische Faktoren 127
Schlesien 275
Schleswig-Holstein 47
Schmerz 227, 451
Schrift 53
Schriftsteller 304, 391, 403, 404, 405, 409,
412
Schulabschluss 245
Schulbildung 3
Schule 188, 282, 298
Schulkind 311
Schumpeter, J. 329
Schütz, A. 438
Schwangerschaftsabbruch 151
Schweiz 58, 220, 271, 448
Science Fiction 379, 410, 455
Scientometrie 355
Segregation 192
Sachregister
Sekundarstufe I 245
Selbständiger 391
Selbstbestimmung 78, 344
Selbstbewusstsein 87, 123, 129
Selbstbild 87, 105, 120, 158, 284
Selbstdarstellung 106, 120, 124, 130, 133,
140, 185, 200, 225, 227, 277
Selbstkontrolle 253
Selbstmord 237
Selbstorganisation 99, 165, 338, 339, 368,
435
Selbstreferenz 339, 376
Selbststeuerung 130, 198
Selbststudium 435
Selbstverständnis 35, 403
Selbstverwirklichung 106
Semiotik 79, 152
Sexualität
5, 9, 26, 121, 137, 229, 341,
375, 379, 402
Sexualverhalten 373
Shareholder Value 322
Show 361
Sicherheit 105
Simmel, G. 14, 20, 28
Singapur 348
Sinnlichkeit 137
Skandal 294
Slowenien 115
Soap Opera 373
SOEP 231
Soldat 158, 364
Sorbe 255
Souveränität 264
Sozialdemokratie 3, 93, 210, 315
soziale Anerkennung 251
soziale Anpassung 286
soziale Anziehung 121
soziale Bewegung
9, 22, 50, 151, 293,
318, 437
soziale Beziehungen 17, 23, 50, 103, 149,
159, 228, 230, 251, 348, 434, 438
soziale Differenzierung 98, 120, 233, 251,
262, 413, 449
soziale Entwicklung 35, 81, 101
soziale Folgen 161, 366
soziale Gerechtigkeit 280
soziale Herkunft 104, 245, 284, 413
soziale Institution 87
soziale Integration 30, 76, 177, 272, 284
295
soziale Klasse 62, 220, 413, 434
soziale Konstruktion 24, 66, 86, 87, 121,
124, 128, 132, 227, 241, 256, 292,
346, 371, 453, 454, 455, 457
soziale Kontrolle 348
soziale Norm 24, 121, 125, 219
soziale Partizipation 390
soziale Position 116, 434
sozialer Abstieg 109
sozialer Aufstieg 109
sozialer Code 63
sozialer Konflikt 98, 111
sozialer Raum 122, 324, 413, 434
sozialer Status 372
sozialer Wandel 3, 4, 35, 48, 68, 81, 86,
95, 101, 102, 104, 109, 111, 135, 163,
167, 187, 201, 220, 232, 313, 344,
366, 378, 387
soziale Schicht 114, 434
soziale Schichtung 413
soziale Schließung 116
soziales Milieu
119, 127, 223, 239, 277,
434
soziales Netzwerk 217, 348, 358, 429, 434
soziales System 239, 426
soziales Verhalten 1, 217, 438
soziale Umwelt 125, 244
soziale Ungleichheit 6, 30, 87, 90, 96, 104,
107, 114, 116, 121, 122, 180, 200,
203, 231, 280, 349, 425, 447
soziale Wahrnehmung 253
soziale Wirklichkeit 4, 5, 8, 125, 191, 251,
438
Sozialgeschichte 48, 51
Sozialisation 76, 81, 114, 120, 165, 228,
263, 365, 383, 419, 427, 431, 435
Sozialisationsbedingung 313
Sozialisierung 60
Sozialismus 167
sozialistische Wirtschaft 167
Sozialkapital 17, 29, 114, 303, 305
Sozialphilosophie 20
Sozialpolitik 289
Sozialstruktur 12, 98, 104, 116, 434
Sozialversicherung 216
Sozialwissenschaft 3, 7, 13, 19, 23, 38
Sozialwohnung 169
soziokulturelle Entwicklung
5, 24, 101,
262
296
soziokulturelle Faktoren 220, 221
Soziolinguistik 8, 145
Soziologe 1, 38
sozioökonomische Lage 220, 313
soziotechnisches System 348
Spanien 262
Spätkapitalismus 27
SPD 290
Spiel 226, 381
Spielfilm 370, 385, 440, 441, 442
Spiritualität 302
SPÖ 185, 213
Sponsoring 208
Sport 68, 74, 218, 219, 222, 223, 226, 227,
240, 246, 353
Sportsoziologie 227, 239, 240
Sprachbarriere 67
Sprache 13, 31, 145, 153, 188, 255, 280,
298, 335, 357, 365, 378, 401, 408,
415, 451
Sprachgebrauch 188
Sprachphilosophie 19
Sprachunterricht 357
Sprachvariante 357
Sprachverhalten 242, 286
Staatenbildung 58, 264, 440, 454
staatliche Einflussnahme 328
Staatsangehörigkeit
184, 275, 284, 296,
450
Staatsfunktion 289
Staatsgrenze 269, 401, 408, 453
Staatssozialismus 194
Staatswissenschaft 23
Stabilität 317
Stadt 99, 154, 169, 197, 201, 206, 262
Stadtbevölkerung 154
Stadtentwicklung 187, 201
Stadtplanung 173
Stammesgesellschaft 26, 77, 158
Standardisierung 332
Sterben 150, 253
Stereotyp
140, 225, 309, 341, 375, 411,
450, 457
Stigma 113
strukturelle Gewalt 105
Strukturfunktionalismus 145
Student 57, 74, 122, 284, 435
Studentenbewegung 57, 229, 406
Studienfach 122
Sachregister
Subjekt 103, 124, 200
Subjektivität 6, 16, 24, 82, 129, 200
Subkultur
115, 126, 217, 223, 229, 236,
237, 285, 355, 414, 420, 424, 434,
436, 437, 439
Subsystem 390
Subvention 214
Subversion 414, 424
Südamerika 164, 232, 255, 263, 273, 305,
408
Südasien 15, 77, 252, 348, 372, 382, 425
Südkorea 43, 90, 305, 306, 348
südliches Afrika 305, 350, 415
Südostasien 146, 348
Südosteuropa 61
Supranationalität 71, 264
symbolische Politik 55, 58, 173, 422
symbolischer Interaktionismus
17, 121,
251, 359, 435
symbolisches Kapital 17, 303
Symbolismus 39, 152
Systemtheorie
23, 36, 39, 58, 165, 227,
338, 339, 452
T
Tageszeitung 304
Tanz 68, 227, 262, 447
Täter 448
Tätowierung 124
Tausch 17
Technik 27, 218, 226, 244, 310, 352, 381
Technikfolgen 35, 226
Techniksoziologie 381
technische Entwicklung 35
technischer Fortschritt 3, 277, 368
technischer Wandel 366, 367
Technokultur 1, 424, 432
Telefon 53
Telegrafie 53
Telekommunikation 326, 364
Terrorismus 59, 94, 105, 441, 457
Textilindustrie 156
Theater 59, 71, 133, 164, 187, 215, 398,
444, 451
Theologie 33
Theorievergleich 12, 36
Thüringen 44
Tier 4
Tochtergesellschaft 324, 332
Sachregister
Tod 63, 144, 149, 150, 237, 414
Toleranz 81, 258
Tonträger 419, 427, 431
Totalitarismus 250
Tradition
32, 43, 76, 89, 117, 143, 212,
221, 270, 282, 403, 407
traditionelle Gesellschaft 26, 149, 157
traditionelle Kultur 5, 32, 146, 149, 150,
155, 161, 262, 408, 426
transatlantische Beziehungen
205, 278,
279, 287
Transfer 85, 208, 278, 282
Transformation
99, 119, 163, 167, 183,
247, 333, 397, 403
Transkulturalität 91, 286, 399
transnationale Beziehungen 275, 367
Transparenz 202
Transsexualität 225
Trauer 63, 144, 150
Trauerarbeit 150
Trinkverhalten 241
Tropen 153
Tschechische Republik 99, 330
Tugend 137
Türke 150, 245, 284
Türkei 64, 104, 257, 258, 259, 265, 269,
271, 277, 328
Typologie 219, 419
U
UdSSR 55, 61, 167, 410
UdSSR-Nachfolgestaat
61, 99, 167, 183,
317, 403
Umsatz 175
Umverteilung 80
Umweltkrise 206
Umweltpolitik 307
UNESCO 88, 193
Ungarn 99, 222, 228
Unitarismus 113
Universalismus 2, 38, 113
Unterbewusstsein 153
Unterhaltung 117, 364, 398
Unterhaltungsindustrie 175, 211, 361, 414
Unternehmen 41, 176, 321, 322, 323, 332,
334, 357
Unternehmensführung 41, 322, 336, 391
Unternehmensgröße 175
Unternehmensgründung 391
297
Unternehmenskultur
41, 321, 322, 333,
335, 336, 392
Unternehmenspolitik 41, 322
Unternehmensübernahme 336
Unternehmer 329
Unterricht 82, 447
Urbanisierung 201
Urbanität 423, 439
Uruguay 408
USA
52, 80, 83, 93, 94, 156, 205, 209,
287, 292, 295, 298, 301, 323, 324,
356, 360, 384, 387, 399, 426, 428,
437, 439, 441, 445, 450, 453, 454, 457
Utopie 33, 74, 218
V
Veranstaltung 418, 432
Verantwortung 93, 334, 392
Verband 57
Verdinglichung 5, 8
Verfahren 214, 215, 235, 308
Verfassungsrecht 172
Vergangenheitsbewältigung 250, 300, 406,
440
vergleichende Forschung 86, 314
Verhaltensforschung 82
Verhaltensmuster 78, 132, 219
Verhaltenstraining 447
Verkehr 226
Verlag 175, 407
Vermarktung 201
Vernetzung 198, 339, 367, 368, 378, 421
Verstehen 20, 145, 160
verstehende Soziologie 12, 19, 23
Verteilung 214
Vertrauen 326
Vertreibung 250
Verwaltung 198, 215
Verwaltungshandeln 215
Verwandtschaft 153
Video-Clip 209, 346, 359, 375
Vielvölkerstaat 183
Virtualisierung 343, 364, 378, 388
virtuelle Gemeinschaft 383
virtuelle Realität 47, 344, 356, 364, 380,
388
Visualisierung 42, 143, 163, 422
visuelle Wahrnehmung 143, 354, 375
Völkermord 195, 250
298
Völkerrecht 193, 205
Volksentscheid 308
Volkskunde 142, 143, 148
W
Waffe 364
Wahlkampf 58, 291, 292, 304, 363, 430
Wahlsystem 288
Wahrnehmung 6, 158, 235, 301, 330, 448
Ware 5, 79, 128, 130, 428
Weber, M. 2, 10, 11, 12, 18, 19, 22, 23,
90, 106, 404, 425
Weiblichkeit 121, 241, 453, 454
Weimarer Republik 38, 49, 74, 222, 319
Wein 46
Welt 60
Weltanschauung 20, 75, 251
Weltbild 105, 410, 423
Weltgeschichte 11
Weltgesellschaft 205, 302, 358
Weltkrieg 82
Weltordnung 73, 279, 296
Weltpolitik 86, 205, 310
Wende 397
Werbemittel 130
Werbung 143, 167, 360, 362, 376
Wert 266, 267, 277, 309, 330, 333, 393
Wertorientierung
19, 29, 96, 107, 119,
121, 123, 128, 137, 197, 245, 257,
258, 259, 266, 267, 269, 274, 295,
302, 309, 334, 335, 362, 404, 406,
409, 412
Wertschöpfung 201
Wertsystem 267, 411
Wertwandel 74, 106, 266, 274, 404
Westafrika 79, 82, 123, 147, 274
Western 453, 454
Westeuropa 112, 144
westliche Welt 75, 92, 94, 101, 105, 137
Wettkampf 291
Wiedervereinigung
119, 206, 247, 270,
319, 336
Wien 148, 173, 396
wirtschaftliche Folgen 29
wirtschaftliche Integration 264, 328
wirtschaftliche Lage 429
wirtschaftliche Macht 395
wirtschaftliches Handeln 29, 334
wirtschaftliche Zusammenarbeit 328
Sachregister
Wirtschaftlichkeit 392
Wirtschaftselite 119
Wirtschaftsethik 81, 90, 334, 335
Wirtschaftsordnung 328, 333
Wirtschaftsraum 328
Wirtschaftssektor 176
Wirtschaftssoziologie 17, 23, 90
Wirtschaftsstruktur 221
Wirtschaftssystem 149, 328
Wirtschaftswissenschaft 334
Wissen 3, 6, 40, 76, 155, 161, 165, 223,
235, 352, 365, 396
Wissenschaft
3, 5, 22, 27, 40, 113, 181,
310
Wissenschaftler 138, 310
wissenschaftliche Arbeit 3
Wissenschaftlichkeit 369, 410
Wissenschaftsgeschichte 38
Wissenschaftstheorie 19, 141
Wissensgesellschaft 3, 40, 78
Wissenssoziologie 1, 40, 251
Wissenstransfer 76
Wohlfahrtsstaat 101, 257, 277
Wohlstand 280
Wohnen 131, 134, 135
Wohnform 135
Wohnortwechsel 136
Wohnsiedlung 228
Wohnverhalten 135
Wohnverhältnisse 122, 135, 136
Wohnwunsch 135
WTO 193
Z
Zeitgeschichte 285
Zeitschrift 355
Zeitung 53, 410
Zentralafrika 149
Zielgruppe 350, 372, 375, 407
Zielsetzung 245, 293
Zigeuner 139, 154
Zivilgesellschaft 33, 59, 91, 99, 100, 171,
250, 257, 268, 288, 293, 305, 316,
318, 368
Zivilisation 59, 112, 154
Zivilrecht 382
Zufriedenheit 220
Zukunft 87
Zuschauer 246, 448
Sachregister
Zuwanderung 70, 110, 310
Zweckrationalität 2, 392
zweite Generation 284
Zweite Republik 170, 180, 185
Zweiter Weltkrieg 300, 412
Zweitwohnung 134
Zwischenkriegszeit 49, 74, 222
16. Jahrhundert 164
17. Jahrhundert 51, 164
18. Jahrhundert 44, 50, 103, 145, 164, 208
19. Jahrhundert
25, 44, 48, 50, 76, 103,
145, 164, 200, 273, 285, 353, 408, 433
20. Jahrhundert
21, 48, 50, 56, 76, 103,
113, 145, 148, 164, 180, 200, 222,
273, 285, 353, 408, 433
21. Jahrhundert 56, 60, 261
299
Institutionenregister
301
Institutionenregister
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Département Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften, Institut für Geschichte Abt. Technikgeschichte 364
Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Politikwissenschaft,
insb. vergleichende Analyse politischer Systeme, Bewegungen und Kulturen 420
Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet
Soziologie II Handeln und Strukturen 56
Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet
Soziologie III Allgemeine Soziologie 56
Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg -FZH- an der Universität Hamburg 412
Freie Universität Berlin, FB Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften, Institut für Soziologie der
Erziehung WE 03 Arbeitsbereich 01 Sozialisationsforschung, Interaktions- und Organisationsanalyse pädagogischer Prozesse 224
Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut 232, 273, 399, 408
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. Abt. Empirische Kultur- und
Sozialforschung 161
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie 108
Pädagogische Hochschule Heidelberg, Fak. I Erziehungs- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
einschließl. Sonderpädagogik, Fach Pädagogische Psychologie 365
Technische Universität Berlin, Transatlantisches Graduiertenkolleg Berlin - New York "Geschichte und Kultur der Metropolen im 20. Jahrhundert" 439
Technische Universität Dresden, Europäisches Internationales Graduiertenkolleg 625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole" 45, 208, 395, 397
Universität Bielefeld, Fak. für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Abteilung
Theologie Forschungsstelle biographische Religionsforschung 237
Universität Bonn, Philosophische Fakultät, Institut für Germanistik, vergeichende Literatur- und
Kulturwissenschaft Abt. Kulturanthroplolgie, Volkskunde 132
Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Institut für Geschichte 282
Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Wissenschaftsschwerpunkt "Dynamik und
Komplexität von Kulturen" 282, 286
Universität Bremen, FB 10 Sprach- und Literaturwissenschaften, Institut für postkoloniale und
transkulturelle Studien -INPUTS- 286
Universität Dortmund, FB 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für Soziologie
Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie 176, 223, 235, 432
302
Institutionenregister
Universität Erlangen-Nürnberg, Graduiertenkolleg 706 "Kulturhermeneutik im Zeichen von Differenz und Transdifferenz" 261
Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Soziologie 116
Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Internationales Promotions-Centrum
Gesellschaftswissenschaften 321
Universität Frankfurt, FB 08 Philosophie und Geschichtswissenschaften, Historisches Seminar
76
Universität Frankfurt, SFB - Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg 435 "Wissenskultur und
gesellschaftlicher Wandel" 76
Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Lehrstuhl für Neuere und
Neueste Geschichte 48
Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie 364
Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur Allgemeine Soziologie und Gender Studies 244
Universität Gießen, SFB 434 Erinnerungskulturen 353
Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Department Sozialwissenschaften Institut für Soziologie Lehrstuhl für Sozialstrukturanalyse 101
Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für Psychologie Lehrstuhl
für Sozialpsychologie 253
Universität Jena, Philosophische Fakultät, Institut für Germanistische Literaturwissenschaft 44
Universität Jena, Philosophische Fakultät, Institut für Romanistik 44
Universität Jena, SFB 482 Ereignis Weimar-Jena - Kultur um 1800 44
Universität Kassel, Graduiertenkolleg "Öffentlichkeiten und Geschlechterverhältnisse - Dimensionen von Erfahrung" 379, 445
Universität Köln, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Seminar für Deutsche Sprache und ihre
Didaktik Arbeitsstelle für Leseforschung und Kinder- und Jugendmedien -ALEKI- 400,
405
Universität Köln, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Abt. Mittlere und Neuere Geschichte 144, 341
Universität Köln, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Anglo-Amerikanische Abteilung
341
Universität Köln, Philosophische Fakultät, Institut für Deutsche Sprache und Literatur 411
Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für Kulturwissenschaften 167, 172, 238, 278
Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für Politikwissenschaft Bereich Internationale Beziehungen 252
Universität Leipzig, Zentrum für Höhere Studien -ZHS- 194
Institutionenregister
303
Universität Leipzig, Zentrum für Höhere Studien -ZHS- Geistes- und Sozialwissenschaftliches
Zentrum 278
Universität München, Fak. für Kulturwissenschaften, Institut für Interkulturelle Kommunikation
360
Universität München, Fak. für Psychologie und Pädagogik, Institut für Schul- und Unterrichtsforschung Lehrstuhl für Schulpädagogik 365
Universität Regensburg, Philosophische Fakultät 03 - Geschichte, Gesellschaft und Geographie,
Institut für Soziologie Lehrstuhl Soziologie 2
Universität Siegen, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg SFB-FK 615 "Medienumbrüche"
367
Universität Witten-Herdecke, Fak. für das Studium fundamentale, Lehrstuhl für Soziologie
342
Universität Wuppertal, FB G Bildungs- und Sozialwissenschaften, Fach Soziologie Professur für
Allgemeine Soziologie, insb. makro-strukturelle Analyse der Gesellschaft 117
Universität Zürich, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Institut für Organisation und Unternehmenstheorien -IOU- Lehrstuhl für Grundlagen der BWL und Theorien der Unternehmung 66
ANHANG
Hinweise
307
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur
Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen
Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit
einem Standortvermerk versehen.
Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr
Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur
der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind.
Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen
die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg über
das Bibliothekenleitsystem.
Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher.
Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt
werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax
oder elektronisch erfolgen.
Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 8,- Euro, für Hochschulangehörige 4,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen
Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per
Fax möglich.
Zur Benutzung der Forschungsnachweise
Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst.
Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung
oder an den/die Wissenschaftler(in).
Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist.
Informations- und Dienstleistungsangebot des
Informationszentrums Sozialwissenschaften
Als Serviceeinrichtung für die Sozialwissenschaften erbringt das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) überregional und international grundlegende Dienste für Wissenschaft und Praxis.
Seine Datenbanken zu Forschungsaktivitäten und Fachliteratur sowie der Zugang zu weiteren
nationalen und internationalen Datenbanken sind die Basis eines umfassenden Angebotes an Informationsdiensten für Wissenschaft, Multiplikatoren und professionelle Nutzer von Forschungsergebnissen. Zu seinen zentralen Aktivitäten gehören:
• Aufbau und Angebot von Datenbanken mit Forschungsprojektbeschreibungen (FORIS) und
Literaturhinweisen (SOLIS)
• Beratung bei der Informationsbeschaffung - Auftragsrecherchen in Datenbanken weltweit
• Informationstransfer von und nach Osteuropa
• Informationsdienste zu ausgewählten Themen
• Informationswissenschaftliche und informationstechnologische Forschung & Entwicklung
• Internet-Service
Das Informationszentrum Sozialwissenschaften wurde 1969 von der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) gegründet. Seit Dezember 1986 ist es mit dem Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA) an der Universität zu Köln und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen e.V. (ZUMA), Mannheim in der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) zusammengeschlossen. GESIS ist Mitglied der
Leibniz-Gemeinschaft und wird von Bund und Ländern gemeinsam gefördert.
Im Januar 1992 wurde eine Außenstelle der GESIS (seit 2003 GESIS-Servicestelle Osteuropa) in
Berlin eröffnet, in der die Abteilung des IZ zwei Aufgaben übernahm: Die Bestandssicherung
unveröffentlichter sozialwissenschaftlicher Forschungsarbeiten der DDR und den Informationstransfer von und nach Osteuropa. Außerdem bietet das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft
und Forschung CEWS (http://www.cews.org/) als Abteilung des IZ zielgruppenadäquate Informations- und Beratungsleistungen zu Fragen der Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung.
Die Datenbanken FORIS und SOLIS
FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften)
Inhalt: FORIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der
letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz.
Die Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der
am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte,
Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung,
Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie.
Bestand der letzten 10 Jahre: rund 42.000 Forschungsprojektbeschreibungen
Quellen: Erhebungen, die das IZ Sozialwissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland, die
Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien in Österreich (bis 2001) und SI-
DOS (Schweizerischer Informations- und Daten-Archivdienst) in der Schweiz bei sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen durchführen. Die Ergebnisse der IZ-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter
IuD-Einrichtungen, z.B. des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg sowie durch Auswertung von Internetquellen, Hochschulforschungsberichten sowie Jahresberichten zentraler Fördereinrichtungen und Stiftungen.
SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem)
Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h.
Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur
(Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Web vorhanden.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung, Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie
weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen.
Bestand: Sommer 2006 ca. 335.000 Literaturnachweise
Jährlicher Zuwachs: ca. 14.000
Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue
Literatur. SOLIS wird vom IZ Sozialwissenschaften in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, der Freien Universität Berlin - Fachinformationsstelle Publizistik, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Weitere
Absprachen bestehen mit der Zentralstelle für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung
in Frankfurt/Main.
Zugang zu den Datenbanken
Der Abruf von Informationen aus den Datenbanken FORIS und SOLIS ist prinzipiell kostenpflichtig. Beide Datenbanken sind in jeweils unterschiedlichen fachlichen Umgebungen über folgende
Hosts zugänglich:
STN International
The Scientific & Technical
Information Network
Postfach 24 65
76012 Karlsruhe
Deutschland
Tel.:+49 (0)7247-80 85 55
www.stn-international.de
GBI
Gesellschaft für Betriebswirtschaftliche Information mbH
Postfach 81 03 60
81903 München
Deutschland
Tel.:+49 (0)89-99 28 79-0
www.gbi.de/_de
An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der
Schweiz sind beide Datenbanken auf der Basis von Pauschalabkommen mit den Hosts - z.B. für
das GBI wiso-net - in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei
zugänglich.
infoconnex - der neue interdisziplinäre Informationsdienst bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalpreise für den Zugang zu den Datenbanken SOLIS und FORIS. Zudem stehen in infoconnex seit Sommer 2006 im Rahmen von DFG-Nationallizenzen auch sechs Datenbanken des
Herstellers Cambridge Scientific Abstracts (CSA) zur Recherche an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung. Das sind die Sociological Abstracts, Social Services
Abstracts, PAIS International, Worldwide Political Science Abstracts, Applied Social Sciences
Index and Abstracts (ASSIA) und der Physical Education Index. Darüber hinaus kann über infoconnex in der Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen und
in Literaturdatenbanken zu Pädagogik und Psychologie recherchiert werden (www.infoconnex.de).
Im Internetangebot des IZ bzw. der GESIS steht - neben weiteren kostenfrei zugänglichen Datenbanken - ein Ausschnitt aus der FORIS-Datenbank mit Projektbeschreibungen der letzten Jahre
für inhaltliche und formale Suchen zur Verfügung; dadurch besteht darüber hinaus die Möglichkeit, bereits gemeldete Projekte auf Aktualität zu prüfen sowie jederzeit neue Projekte für eine
Aufnahme in FORIS mitzuteilen.
Beratung bei der Nutzung sozialwissenschaftlicher Datenbanken
Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche in den Datenbanken FORIS und SOLIS bietet das IZ entsprechende Rechercheinstrumente an, z.B. den Thesaurus oder die Klassifikation Sozialwissenschaften. Selbstverständlich beraten wir Sie auch jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.
Auftragsrecherchen
In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt das IZ kostengünstig Recherchen in den Datenbanken FORIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen
und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt.
Informationstransfer von und nach Osteuropa
Die Abteilung Informationstransfer in der GESIS-Servicestelle Osteuropa fördert die Ost-WestKommunikation in den Sozialwissenschaften. Sie unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten.
Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem
Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa“, der viermal jährlich in
englischer Sprache erscheint.
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid
Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung
bietet das IZ mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM
bezogen werden kann. Er ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen.
soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich:
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Allgemeine Soziologie
Berufssoziologie
Bevölkerungsforschung
Bildungsforschung
Familienforschung
Frauen- und Geschlechterforschung
Freizeit - Sport - Tourismus
Gesellschaftlicher Wandel in den
neuen Bundesländern
Gesundheitsforschung
Industrie- und Betriebssoziologie
Internationale Beziehungen +
Friedens- und Konfliktforschung
Jugendforschung
Kommunikationswissenschaft:
Massenkommunikation - Medien Sprache
• Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie
• Kultursoziologie + Kunstsoziologie
• Methoden und Instrumente der
Sozialwissenschaften
• Migration und ethnische Minderheiten
• Organisations- und Verwaltungsforschung
• Osteuropaforschung
• Politische Soziologie
• Religionsforschung
• Soziale Probleme
• Sozialpolitik
• Sozialpsychologie
• Stadt- und Regionalforschung
• Umweltforschung
• Wissenschafts- und Technikforschung
sowiNet - Aktuelle Themen im Internet
Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe sowiOnline Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen auf
Basis der Datenbanken FORIS und SOLIS zusammengestellt. In der Reihe sowiPlus werden solche Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen,
Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind zu finden
unter www.gesis.org/Information/sowiNet.
Forschungsübersichten
Dokumentationen zu speziellen sozialwissenschaftlichen Themengebieten, Ergebnisberichte von
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des IZ, Tagungsberichte und State-of-the-art-Reports werden in unregelmäßigen Abständen in verschiedenen Reihen herausgegeben.
Internet-Service
Die Institute der GESIS (Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V.)
IZ
(Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn)
ZA
(Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln) und
ZUMA (Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim)
bieten unter
www.gesis.org
gemeinsam Informationen zum gesamten Spektrum ihrer Infrastrukturleistungen sowie Zugang zu
Informations- und Datenbeständen.
Unter dem Menü-Punkt „Literatur- & Forschungsinformation“ bietet das IZ nicht nur Zugang
zu einem Ausschnitt aus der Forschungsprojektdatenbank FORIS, sondern zu einer Reihe weiterer
Datenbanken und Informationssammlungen:
• Die Datenbank SOFO - sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtungen - enthält Angaben
zu universitären und außeruniversitären Instituten in der Bundesrepublik Deutschland in den
Bereichen Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Bevölkerungswissenschaft, Geschichtswissenschaft sowie Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Gesucht werden kann nach Namen(steilen),
Fachgebiet, Ort, Bundesland sowie organisatorischer Zuordnung (Hochschule, außeruniversitäre Forschung oder öffentlicher Bereich).
Neben Adressen, herausgegebenen Schriftenreihen u.ä. verweisen Hyperlinks ggf. auf die jeweiligen Homepages der Institutionen. Darüber hinaus gelangt man über einen weiteren Hyperlink zu allen Projektbeschreibungen eines Instituts, die in den letzten drei Jahren in die Forschungsdatenbank FORIS aufgenommen wurden (www.gesis.org/information/SOFO).
• Die Datenbank INEastE - Social Science Research INstitutions in Eastern Europe - bietet
Tätigkeitsprofile zu sozialwissenschaftlichen Einrichtungen in vierzehn osteuropäischen Ländern. Ähnlich wie in SOFO, können auch hier die Institutionen durchsucht werden nach Namensteilen, Ort, Land, Personal, Fachgebiet, Tätigkeitsschwerpunkt und organisatorischer Zuordnung. Die zumeist ausführlichen Institutsbeschreibungen in englischer Sprache sind durch
weiterführende Hyperlinks zu den Institutionen ergänzt
(www.gesis.org/Information/Osteuropa/INEastE).
• Sozialwissenschaftliche Zeitschriften in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen in
einer weiteren Datenbank für Suchen zur Verfügung. Es handelt sich dabei um Fachzeitschriften, die vom IZ in Kooperation mit weiteren fachlich spezialisierten Einrichtungen regelmäßig
für die Literaturdatenbank SOLIS gesichtet und ausgewertet werden. Standardinformationen
sind Zeitschriftentitel, Herausgeber, Verlag und ISSN - Redaktionsadresse und URL zur Homepage der Zeitschrift werden sukzessive ergänzt. Immer vorhanden ist ein Link zur Datenbank SOLIS, der automatisch eine Recherche beim GBI-Host durchführt und die in SOLIS gespeicherten Titel der Aufsätze aus der betreffenden Zeitschrift kostenfrei anzeigt; weitere Informationen zu den Aufsätzen wie Autoren oder Abstracts können gegen Entgelt direkt angefordert werden. Die Datenbank befindet sich noch im Aufbau; eine alphabetische Liste aller
ausgewerteten Zeitschriften aus den deutschsprachigen Ländern kann jedoch im PDF-Format
abgerufen werden.
Zu sozialwissenschaftlichen Zeitschriften in Osteuropa liegen ausführliche Profile vor, die in
alphabetischer Reihenfolge für die einzelnen Länder ebenfalls abrufbar sind. Der Zugang erfolgt
über www.gesis.org/Information/Zeitschriften.
Über weitere Menü-Hauptpunkte werden u.a. erreicht:
• die Linksammlung SocioGuide, die - gegliedert nach Ländern und Sachgebieten - Zugang zu
Internetangeboten in den Sozialwissenschaften bietet (www.gesis.org/SocioGuide) sowie
• der GESIS-Tagungskalender (www.gesis.org/Veranstaltungen) mit Angaben zu Thema/ Inhalt,
Termin, Ort, Land, Kontaktadresse bzw. weiterführenden Links zu nationalen und internationalen Tagungen und Kongressen in den Sozialwissenschaften sowie zu Veranstaltungen in und
zu Osteuropa im Bereich der Transformationsforschung.
Elektronischer Service des IZ
Das IZ-Telegramm, das vierteljährlich über Neuigkeiten und Wissenswertes aus dem IZ berichtet
sowie der Newsletter „Social Science in Eastern Europe“ können auch in elektronischer Version
bezogen werden. Ein E-mail-Abonnement des IZ-Telegramms erhalten Sie über
[email protected]; Textfeld: subscribe iz-telegramm IhrVorname IhrNachname
Der Betreff bleibt leer, statt IhrVorname IhrNachname können Sie auch anonymous eingeben.
Für den Newsletter gilt:
[email protected]; Text im Betreff: subscribe oenews
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Umfassende und aktuelle Informationen zum Gesamtangebot der Serviceleistungen des IZ inklusive Preise, Download- und Bestellmöglichkeiten finden Sie im Internet - alles auf einen Blick unter:
www.gesis.org/IZ/IZ-uebersicht.htm
GESIS - Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V.
Informationszentrum
Sozialwissenschaften
Abteilung Informationstransfer
Lennéstraße 30
in der GESIS-Servicestelle Osteuropa
53113 Bonn
Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin
Deutschland
Deutschland
Tel.:+49 (0)228-2281-0
Tel.:+49 (0)30-23 36 11-0
Fax:+49 (0)228-2281-120
Fax:+49 (0)30-23 36 11-310
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