Universität zu Köln

Transcrição

Universität zu Köln
Stundenprotokoll: 26.05.
Zunächst wurden zwei sich gegenüberstehende Begriffe aufgeworfen:
Eikon – Bild(nis)
↔
Agalma – Götterdarstellung
Danach ging es um die Grabstelen der archaischen Zeit. Typologische Vergleiche mit dieser
Gattung bringen große Vorteile bei der Datierung von anderen Stücken, da die Stelen in
großer Anzahl vorhanden sind und zusätzlich Inschriften aufweisen.
Die Stele selbst trägt immer ein Relief und ist durch Sphinxen oder Palmetten gekrönt. Hier
kann man sagen, dass die einfachste Bekrönungsform die älteste sein muss.
Stelen kommen ab dem 7. Jh. bis ins 5. Jh. v. Chr. vor, wobei es um 700 noch keine Reliefs
gab.
Auf den Reliefs sind verschiedene Darstellungen möglich.
Männerdarstellung: Männer können in verschiedenen Rollen dargestellt werden. So ist der
Mann auf der Grabstele des Aristion als Krieger angeführt. Er steht, trägt einen Panzer,
Beinschienen und einen Speer. Seine Haare und sein Bart sind kurz. Er trägt ein Untergewand,
dessen Falten schwalbenschwanzförmig sind. Er ist in Schrittstellung dargestellt, drückt aber
wenig Bewegung aus. Es ist eine Inschrift mit dem Namen Aristionos und der Signatur des
Bildhauers erhalten. Die Stele wird auf um 510 v. Chr. datiert.
Desweiteren können Priester und Jäger gezeigt werden mit entsprechenden Attributen. Auch
der Mann als Athlet ist ein weiteres Motiv. So zeigt eine Stele z.B. einen Diskuswerfer. Sein
Gesicht ist in seitlicher Perspektive zu sehen, sein Auge hingegen frontal. Er trägt einen
geflochtenen Zopf mit Band und hält eine Scheibe in der Hand. Diese Stele wird auf die Mitte
des 6. Jh. datiert. Ein anderes Beispiel ist der Boxer, dessen Hand mit Lederriemen geschnürt
ist, dessen Nase schon etwas mitgenommen aussieht und dessen Ohren auch durch ihre
„kaputte“ Darstellungsweise auffallen. Sie sind breitgeschlagen mit Wülsten und frontalen
Ohrläppchen.
Frauen-/Familiendarstellung: Möglich sind Darstellungen mit Kindern. Sowohl Frauen als
auch Männer können mit Kindern auftreten. Auf einem Relief z.B. aus dem letzten Viertel des
6. Jh. hält eine Frau ihr Kind in der Hand. Auf einem anderen Relief ist ein junger Mann mit
einem Kind zu sehen. Beide sind in Profildarstellung dargestellt. Der Mann trägt eine
aufwendige Frisur und hält einen Granatapfel sowie ein Ölgefäß für Athleten (Aryballos). Das
Kind kann aufgrund einer Inschrift als Schwester des Mannes identifiziert werden. Es trägt
ein Gewand und hält ein Fläschchen.
Hier kann man erkennen, dass es in der archaischen Zeit feste Rollenvorstellungen gab und
jeder Rolle typische Attribute zugeordnet wurden. Hier kommt auch bereits ein Wunsch nach
Individualität auf. Allerdings wird stets die soziale Rolle in den Vordergrund gerückt.
Danach wurde die „Geneleos-Gruppe“ besprochen. Sie stand auf Samos am Heiligtum der
Hera. Sie wurde auf der „Heiligen Straße“ gefunden und vermutlich als Weihgeschenk
aufgestellt. Sie datiert auf 560/50 v. Chr.. Sie wurde nach ihrem Bildhauer Geneleos benannt.
Die Statue der Orinthe ist nicht mehr ganz erhalten. Der Kopf fehlt. Sie steht, hat lange Haare,
Brüste sind angedeutet. Die Statue wirkt sehr massig und rund. Am Gewandsaum befindet
sich eine Inschrift mit ihrem Namen.
Auch die nebenstehende Figur ist nach einer Inschrift als Phillipe benannt. Sie ist in ihrer
Gestaltung der Orinthe sehr ähnlich.
Die Phileia ist eine sitzende Statue, deren unterer Teil erhalten ist. Sie sitzt auf einem
Lehnensesssel, hält ihre Hände auf den Knien und trägt ein langes Gewand. Auch hier ist eine
Inschrift erhalten.
4
Die vierte erhaltene Figur ist ein liegender Mann, dessen Kopf fehlt. Er hat angewinkelte
Beine und ein mehrstückiges Gewand. Der linke Arm ist auf ein Kissen gestützt. Er liegt auf
dem Boden. Als Attribut angeführt ist ein Trinkgefäß.
Außerdem entdeckt wurden Fragmente einer Jünglingsstatue.
Auf der Heiligen Straße ist die Basis mit Einlassungen in verschiedenen Formen gefunden
worden. Anhand der Plinthen der einzelnen Figuren und der Einlassungen konnte man
rekonstruieren, wie die Statuen gestanden haben mussten. Die sitzende Phileia und der
liegende Mann umrahmten die 3 anderen Figuren. Der Jüngling stand direkt neben seiner
Mutter. Zwischen ihm und dem Vater waren die beiden anderen angeordnet. Es fällt auf, dass
die Eltern niedriger als ihre Kinder und durch ihre Kinder getrennt dargestellt sind. Der Vater
nimmt eine große Fläche ein.
Hier sollen die sozialen Rollen der Eltern hervorgehoben werden. Die Mutter in einer
züchtigen, sitzenden Haltung; der Vater im Gelage als reicher Bürger der Oberschicht. Die
Figuren bestechen nicht durch ihre Individualität. Nur ihr Name ist als individuelles Zeichen
angeführt.
Alle Figuren bestehen aus dem gleichen Material und wurden in der gleichen Machart
hergestellt, was darauf schließen lässt, dass sie aus der gleichen Werkstatt kommen.
Die Porträts in der archaischen Zeit folgen alle einem ähnlich genutzten Schema. Sie sind
wenig individuell, haben kaum Ähnlichkeiten mit der wahren Person und keine individuelle
Physiognomie. Hier ist es wichtig, dass das Individuum nicht durch seinen Charakter
dargestellt wird, sondern in seiner Rolle und Stellung in der Gesellschaft. Der Körper wird in
seiner sozialen Rolle gezeigt, z.B. als Athlet, Krieger oder wohlgenährter Mann.
5