Sportfreunde Stiller

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Sportfreunde Stiller
Reportage Licht & Projektion Sportfreunde Stiller
Sportfreunde Stiller
New York, Rio, deine Stadt ...
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Sportfreunde Stiller Licht & Projektion Reportage
Letztes Jahr erschien mit „New York, Rio, Rosenheim“ das aktuelle Album
der Sportfreunde Stiller. Seitdem sind die sympathischen Alternative-Rocker
mit satis&fy als Generaldienstleister auf Tour. pma war bei dem Event der
Echo-Preisträger in der Münchner Olympiahalle mit dabei.
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Reportage Licht & Projektion Sportfreunde Stiller
Eigens angefertigte LED-Buchstabenrahmen für den Sportfreunde-Namen
Songs wie „Wunderbare Jahre“ oder „Wellenreiten“ sind schon lange College-RadioKlassiker und spätestens seit ihrem MitsingHit „'54, '74, '90, 20.." zur Fußball-WM 2006
kennt die Sportfreunde Stiller in Deutschland jedes Kind. Die drei Sportfreunde
Peter Brugger (Gesang und Gitarre), Rüdiger Linhof (Bass) und Florian Weber
(Schlagzeug) aus dem Münchner Vorort
Germering kennen sich schon seit Ewigkeiten und ihr gemeinsames Band-Baby
wird heuer bereits volljährig: 1996 stand
die nach ihrem Fußball-Trainer Hans Stiller
benannte Band im örtlichen Jugendzentrum „Knast“ vor einer Handvoll Freunden
erstmals auf der Bühne, heute füllen sie
mit ihrem deutschsprachigen Indie-Gitarren-Rock zweimal hintereinander die
Münchner Olympiahalle. 2009 nahmen
die „Sportis“ für MTV ein UnpluggedAlbum auf und traten damit in die Fußstapfen erfolgreicher deutscher Bands wie
Die Fantastischen Vier oder Weltstars wie
Nirvana. – wenngleich die Aufnahmen für
„MTV Unplugged In New York“ eigentlich
in den Bavaria Filmstudios in München
stattfanden und die Band zusammen mit
Star-Gast und Komponist Udo Jürgens auf
dem Album augenzwinkernd gestand:
„Ich war noch niemals in New York“.
Nachdem sich die Sportfreunde im
Anschluss an ihre Unplugged-Tour „Die
letzte leise Reise“ 2010 für eine längere
Pause entschieden hatten, meldeten sie
sich 2013 mit ihrem sechsten Studioalbum namens „New York, Rio, Rosenheim“
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Bertil Mark fuhr Licht und Video über eine grandMA2
zurück. Das Engagement der FußballLiebhaber geht allerdings weit über Musik
und Sport hinaus: So unterstützen sie seit
langer Zeit die Münchner Straßen-Zeitschrift „Biss“, setzen sich in der Initiative
„Goldgrund“ für den Erhalt von Spiel- und
Wohnraum für Kinder und die „kleinen
Leute“ ein, die Band zeigt mit Songs wie
„Antinazibund“ auch politisch Flagge.
Tour-Technik von satis&fy
Das Sportfreunde-Management hatte
mit der technischen Durchführung der
Tour satis&fy als Generaldienstleister für
Ton, Licht und Video beauftragt. Für das
Sound-Design und PA-System war Arnd
Wagner verantwortlich, an FOH- und
Monitorpult standen die langjährigen
Sportfreunde-Tontechniker Hardi Bächtle
und Detlef Bienert; von Andy Zeh wurden
sie auf der Bühne unterstützt. Das LichtDesign stammte einmal mehr von Bertil
Mark vom Kollektiv Les Urban Progressives, der unter anderem auch für Künstler
wie The Notwist, Moonbootica, Melody
Gardot und Semfira arbeitet und selbst als
Operator mit auf Tour war. „Was eine Produktion mit den Sportfreunden auszeichnet, ist die extrem familiäre Atmosphäre.
Die Jungs sind wirklich sehr bodenständig
geblieben und legen großen Wert auf eine gute Stimmung in der Crew“, wie der
freundliche Tausendsassa im Interview vor
dem Konzert erzählt.
Seine persönliche „All-Star“-Crew
hatte sich Licht-Spieler, Musiker und Buch-
Autor („Insight Outside“) Mark selbst
zusammengestellt: Licht-Crew-Chef war
Rouven Diedrich, als Light Tecs zeichneten
Ralf Hackstedt und Florian von Derschau
verantwortlich. Thomas Backhausen war
für die Dimmer zuständig und Garvin
Eggert kümmerte sich um Deko und Kameras. Das Video-Team bestand aus Stefan Altenhofen (Catalyst Tec/Ü-Wagen),
Dennis Fraizer (Livecam) und Kjell Rijntjes
(Live Video Director). Die Licht- und VideoShow fuhr Bertil Mark über eine grandMA2, zur Mischung der Kamera-Bilder
kam eine GrandMA2 light zum Einsatz.
Als Medienserver diente Catalyst.
Die Live-Bilder stammten von einem bemannten Kamerazug am FOH sowie insgesamt sieben Fingerkameras auf
der Bühne. Mit auf Tour gingen neben
einer fast 16 x 4 Meter großen LED-Wand
aus 160 Mirage-Modulen von Clay Paky
auch zwölf nach Kundenwunsch gefertigte LED-Buchstabenrahmen für den Bandnamen, die treppenförmig unterhalb der
LED-Wall angebracht waren. Die Rahmen
sollten einerseits lichtdurchlässig sein,
andererseits sowohl stehen als auch hängen können. Zudem sollte jeder Rahmen
einen „Sportfreunde“-Buchstaben sowie
vier Showtec Sunstrips für zusätzliche
Lichteffekte beherbergen. „Da war einiges an Ideenreichtum erforderlich“, wie
Frank Simon von Satis&fy erklärt. Er war
von Anfang an in die Planung der Spezial-Konstruktion involviert. In enger Zusammenarbeit von Schreinerei, Videoab-
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Sportfreunde Stiller Licht & Projektion Reportage
Ein Special der Show: „Power Flower“
Schon viele Jahre mit den Sportfreunden unterwegs – Detlef Bienert
Martin MAC Viper Profile sowie 18 Robe
Pointe, die an den beiden Seiten-Trusses
montiert waren. Als Audience-Blinder hingen 14 aktive 10-fach-Halogen-Sunstrips
an der Fronttruss, das konventionelle Licht
war zudem in Form von sechs „halbierPower Flowers
ten“ Spiegelkugeln und 15 8-lite-ACLRampen an der vorderen Bühnenkante
Ein weiteres Special bildeten die von Bersowie sieben DWE 4-lite und zehn PAR 64
til Mark benannten „Power Flowers“: In
Floorlights am Boden zu finden. „Wenn
der Mitte der „Licht-Blume“ befand sich
du so willst, machen wir bei den Sportein Clay Paky B-Eye, als „Blätter“ dienten
freunden Slowlight – wir arbeiten viel mit
je vier SGM-Q7-Stroboskope und kleiKamera-Bildern und brauchen deshalb
ne Robe Robin 100. „Die Power Flowers
nicht so viel Bewegung im Licht. Wenn
sind sozusagen meine Washlights, andere
es zu viel flackern würde, träten die Bilder
Washer habe ich gar nicht mehr im Rig“,
schnell in den Hintergrund.“ Der Catalysterklärt Mark sein Licht-Konzept. Alle andeMedienserver
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– insgesamt
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teilung und Licht-Support wurden dann
vier 20-Millimeter-Mirage-Module, vier
Showtech Active Sunstrips und ein jeweils
22 Zentimeter tiefer, eigens angefertigter
Stahlbuchstabe pro Rahmen verbaut.
wie den zugespielten Content, der größtenteils von Bertil Mark kreiert wurde: „Ich
fotografiere und filme auch, wo ich unterwegs bin. Bei den Sportis habe ich in
Bezug auf den Content unglaublich viel
Freiheit. Ich arbeite schon seit langer Zeit
mit der Band und kenne ihr Repertoire.
Oftmals verwende ich den vorproduzierten Content als eine Art Filter oder Textur
für die Live-Bilder“, wie der Weltreisende
verrät. Auf seinen vollen Terminkalender
angesprochen, gibt sich Bertil Mark entspannt: „Ich denke, ich bekomme das deshalb so gut auf die Reihe, weil es natürlich immer auch ein Perspektivenwechsel
ist. So fahre ich mich nicht in Routinen
fest und habe, wenn überhaupt, eigent-
Stageco gewann sechs Mal in Folge den TPI award in der Kategorie „Favourite Staging Company“
BÜHNEN
SONDERBAUTEN
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lich fast ausschließlich positiven Stress.
Ich nehme das bewusst so wahr und bin
darüber sehr glücklich.“ Während der live
gedrückten Show erlebte man Bertil Mark
ganz in seinem Element: Er interagierte
konzentriert und spontan mit der Musik
auf der Bühne – kreatives und geschmackvolles Licht-Spielen gemäß seinem von Brian Eno geliehenen Credo: „Your mistake
was a hidden intention.“
Nicht nur die optischen Parts der
Sportfreunde-Show überzeugten, auch
der Sound in der akustisch schon oft als
schwierig erlebten Olympiahalle konnte
sich hören lassen: Als Main-PA kam das
neue K2-System von L-Acoustics zum Einsatz; es wurde von 28 Kara-Elementen
als Center-Cluster (vier Lautsprecher) und
Sidehangs (jeweils zwölf pro Seite) sowie
sechs Arcs Wide als Nearfills ergänzt. Als
Subs standen 24 SB 28 als Dreier-Stacks
in Zahnlücken-Layout vor der Bühne. Angetrieben wurden die Lautsprecher über
LA8-Amps. Links und rechts flog Sys-Tec
Arnd Wagner eine Banane aus jeweils 16
K2-Lautsprechern: „Da die Halle asymme-
L-Acoustics K2 für den guten Ton
Bemerkenswertes Trussing in der Olympiahalle
trisch gestaltet ist, hängt eine Seite etwas
weiter oben und leicht anders gewinkelt.“
Mitte. Die Anpassung, um das Image
nach unten zu ziehen und ein homogenes Klangbild zu erzielen, habe ich hauptsächlich mit Levels sowie Delays und fast
ohne EQ gemacht. Die Presets bei L-Acoustics sind so gut, dass man mit ein paar
Handgriffen im Network-Manager alles
erledigen kann," so Wagner, der seit über
zehn Jahren für satis&fy arbeitet. Als freier Ton-TL kümmert er sich auch um Produktionen wie Rock am Ring und Rock im
Park. „Der größte Unterschied zwischen
K1 und K2 sind meiner Meinung nach
die Winkelungsmöglichkeiten: Das K2
hat ein trapezförmiges Gehäuse, so kann
man es hinten vertikal bis zu zehn Grad
anwinkeln. Eine tolle Sache sind auch die
Panflex-Klappen, die es ermöglichen, das
System mit 70, 90 oder 110 Grad horizontaler Coverage zu fahren“, berichtet der
zertifizierte K-Systems-Engineer. „Nicht zu
vergessen das Gewicht: Eine K2 wiegt ungefähr die Hälfte einer K1, was einem die
Arbeit in deutschen Hallen erleichtert.“
Angefahren wurde das System
komplett digital. Aus dem FOH-Pult ging
der Stereo-Mix per AES/EBU zunächst in
drei Lake-LM-44-Controller. Von dort aus
wurden die Signale für die einzelnen Zo-
Center-Cluster
„Der Center-Cluster war ein Wunsch von
Hardi, dem FOH-Mann der Band; ich fand
die Idee auch sehr gut. Oft ist es so, dass
von den Nearfills nur die Leute ganz vorne etwas abbekommen und trotz der 110
Grad, die das K2 horizontal abstrahlt,
wäre da also ein ganz schöner Keil in der
Sys-Tec Arnd Wagner flog insgesamt 32 K2-Lautsprecher
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Sportfreunde Stiller Licht & Projektion Reportage
Entschied sich für eine Avid Venue Profile: FOH-Techniker Hardi Bächtle
nen durch eine redundante Dante-Verbindung via LWL zu zwei LA-Cart-Amp-Racks
mit jeweils zwölf LA8 geleitet; sie wurden für die Verstärker wiederum in AES/
EBU gewandelt. Ein analoger Fallback lag
ebenfalls bereit, wurde aber auf der kompletten Tour nicht benötigt. Eingemessen wurde die PA von Arnd Wagner mit
Smaart und SysTune.
Am FOH stand eine Avid Venue
Profile, für die sich Hardi Bächtle nach
technischen Schwierigkeiten hinsichtlich Latenzen mit einer anderen Konsole
entschieden hatte: „Die Profile hatte ich
schon auf einer früheren Tour mit den
Sportis dabei, sie hat mich bisher noch
nie im Stich gelassen“, erzählt Bächtle. An
Effekten nutzt er nur die internen Features
der Avid-Konsole, auf zusätzliche Specials
wie USB-Dongles, Plug-in-Server oder externe Hardware verzichtet er bei gerade
einmal drei Musikern auf der Bühne gern:
„Ich verfolge da einen puristischen Ansatz
– alles auf der Bühne ist etwas rough; so
soll es auch über die PA kommen. Die
Band klingt halt so.“ Auf dem ersten Teil
der Tour schnitt Hardi Bächtle regelmäßig
mit: „Wir machen aus den Aufnahmen
hin und wieder ein kleines Goodie für die
Fans, zum Beispiel als Gratis-Download.
Allerdings mische ich Mehrspur-Mitschnitte im Studio anders ab als hier mit einem
großen PA-System. 90 Prozent der Musik
werden auf Kopfhörern oder ComputerLautsprechern gehört.“
Gesplittet wurde zwischen FOH
und Monitorplatz klassisch analog. Den
Monitor-Sound für Sportfreunde Stil-
ler macht – ebenfalls schon seit einigen
Jahren – Detlef Bienert, der für die Tour
auf ein Yamaha CL 5 setzte: „Ich bin mit
dem Pult absolut zufrieden – in Sachen
Stabilität wie Klang.“ Die Band setzte für
ihr Monitoring auf In-ear-Systeme, nur für
die Gäste von Blumentopf und den Support standen in der Olympiahalle einige
L-Acoustics 115 FM Wedges auf der Bühne. Bienert verwendete Shure-PSM-1000IEM-Strecken, die Musiker Ultimate-EarsHörer und für die Sub-Low-Ergänzung
gab es einen Butt-Shaker am SchlagzeugHocker sowie einen SB-18-Woofer für den
Bassisten. Für die Mikrofonierung griff
man größtenteils auf Klassiker von Sennheiser und das Shure SM 58 zurück.
Nachdem die Kaiser Chiefs als
Support anheizten, schafften es dann die
drei großen Jungs aus Germering ebenso schnell, die fast ausverkaufte Halle mit
ihrer guten Laune anzustecken – mit authentischer Performance, gutem Sound
und einer sehr schönen Licht- und VideoShow, die im Sommer auch auf einigen
Open-Air Festivals zu hören und sehen
sein wird.
Text und Fotos:
Oliver Künzner
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