Stufenlos – ohne Ganghebel, und ohne Gaspedal!
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Stufenlos – ohne Ganghebel, und ohne Gaspedal!
PROFI FAHRBERICHT. Fahrbericht Case IH CVX/Steyr CVT: Stufenlos – ohne Ganghebel, und ohne Gaspedal! I m Wesentlichen sind es drei Neuheiten, die Sie sich im Zusammenhang mit den neuen Schleppern von Case und Steyr merken müssen: 1. Vier verschiedene Typen werden in Sankt Valentin (Österreich) in zwei Farben gebaut: Leistung Case IH Steyr 88 kW/120 PS CVX 120 CVT 120 96 kW/130 PS CVX 130 CVT 130 110 kW/150 PS CVX 150 CVT 150 125 kW/170 PS CVX 170 CVT 170 2. Es handelt sich nicht um bekannte Steyroder Case-Schlepper mit dem bekannten SMatic-Getriebe, sondern um komplett neue Traktoren mit neuen Sechszylindermotoren von Sisu (Valmet) mit elektronischem Motormanagement und dem fertigen CVT-Getriebe, das auf der S-Matic von Steyr basiert: eine Hydrostateinheit mit „Summier-Pla- Mit dem CVX/CVT bieten Case IH und Steyr das zweite stufenlose Getriebe in Traktoren an: vier Typen von 88 kW (120 PS) bis 125 kW (170 PS) mit neuen Motoren und komplett neuem Antriebskonzept. Lesen Sie unseren Fahrbericht. netensatz“ und vier lastschaltbaren Planetenstufen werden zu einem stufenlosen Getriebe vereint. 3. Anders als bei dem bisher bekannten Fahrprinzip des stufenlosen Getriebes kommt das neue CVT von Case-Steyr ohne ein Gaspedal herkömmlichen Sinnes aus. Anstelle des bekannten „Gaspedals“ finden Sie ein „Fahrpedal“, das dem Fahrzeugrechner die gewünschte Geschwindigkeit übermittelt. Der Fahrzeugrechner steht mit Steyr (CVT) und Case IH (CVX) kommen jetzt mit neuen Traktoren und stufenlosem Getriebe. dem Motor- und dem Getrieberechner in Verbindung. Alle zusammen sorgen dafür, dass der Schlepper abhängig von seinem Lastzustand den optimalen Motorbetriebspunkt anfährt. Wenn Sie dieses Fahrpedal mit dem rechten Fuß betätigen, fährt der Schlepper los und gibt Gas (Getriebe und Motordrehzahl werden gleichzeitig verstellt). Damit wird die Bedienung des Traktors deutlich vereinfacht. Aber nun der Reihe nach und zunächst zum Getriebe. Vom Wechsel der Stufenschaltungen merkt man beim Arbeiten nichts, allenfalls kann man die Kupplungen ab und an schalten hören. Nach Angaben von Case-Steyr ist das Getriebe ab 0 km/h stets und unter allen Bedingungen voll belastbar, auch ein längeres Arbeiten unter Last bei 7,9 bis 8,1 km/h macht keine Probleme. Der Clou der Case-Steyr-Lösung ist die Kombination des stufenlosen Getriebes mit der kompletten elektronischen Motorregelung. Ob Sie nun sagen, dass das Gasgeben wegfällt oder ob Sie lieber beschreiben, dass Sie mit dem „Gaspedal“ auch das Getriebe bedienen – beides stimmt! Und das ist in der Tat einfach: Schlepper anlassen, Fahrtrichtung wählen, Handbremse lösen, Fahrpedal (das bisherige „Gaspedal“) treten: Der Schlepper fährt an und erhöht automatisch die Motordrehzahl. Wie beim Gasgeben innerhalb eines Ganges auf dem herkömmlichen Schlepper können Sie nun gefühlsmäßig „in einem Gang“ von 0 bis 50 den leeren Schlepper beschleunigen, schwere Lasten anziehen, grubbern oder pflügen. Nehmen Sie den Fuß vom Fahrpedal, verzögert der Schlepper bis zum Stillstand. Und treten Sie das Pedal schlagartig durch, beschleunigt der Traktor zügig wie beim „Kick down-Start“ der Pkw-Schaltautomaten: Einfacher geht’s nicht. Eine „aktive Stillstandsregelung“ hält den Traktor stehend, wenn Sie den Fuß vom Fahrpedal nehmen: Ob in Steigung oder Gefälle, ob leer oder mit schwerer Last – das Hohlrad im Planetengetriebe dreht mit Motordrehzahl, der Hydrostat schwenkt aus und dreht das Sonnenrad entgegengesetzt, die Planetenträger stehen still. Fahren Sie innerhalb von 10 Sekunden nicht weiter, schaltet das Getriebe in Parkposition: eine mechanische Klinke greift dann in ein Zahnrad und setzt das Getriebe still. Bei Ausfall der Steuerung kann diese Parksperre von Hand über ein Gestänge gelöst werden, um einen Notfahrbetrieb zu ermöglichen. Wir sind mit dem leeren Schlepper gefahren, haben zwei schwere Rübenhänger mit 40 t Gesamtgewicht im Straßentransport gezogen und mit dem 3-m-Grubber geackert. Und die schnelle Gewöhnung an das neue Fahrverhalten, die Kombination von „Gasgeben“ und „Schalten“ in einem Fahrpedal hat uns beeindruckt. Nun geht natürlich nicht alles nur mit dem Fahrpedal, das wäre für unsere Traktoren zu einfach. Deshalb musste auch Case-Steyr einige weitere Bedienelemente einbauen, die nicht alle unsere ungeteilte Zustimmung fanden. Unsere Vorserienmaschine war mit folgenden Funktionen ausgestattet: Wendeschaltung als Hebel links unter dem Lenkrad. Rückwärts fährt der Schlepper mit Tempomat bis 20 km/h, mit Fahrpedal bis Kein Schalthebel mehr, kein Gaspedal mehr, zwei Drucktasten (+ und –) regeln den Traktor. auf 95 % der Vorwärtsgeschwindigkeit. Wir hätten gerne auch eine Wendeschaltung auf dem Multihebel in dem rechten ArmlehnenSatelliten gehabt, weil sie einfacher zu bedienen wäre. Und die Wendeschaltung brauchte mit 2 bis 3 Sekunden noch recht lange. Tempomat mit drei Druckknöpfen auf dem Multihebel: Sehr gut fanden wir, dass ein Druck auf die Plus-Taste die aktuelle Geschwindigkeit speichert, jeweils bei Vorwärts-und Rückwärtsfahrt getrennt. Mit der kleinen Null-Taste lässt sich der Tempomat ab- und nach dem Wenden wieder einschalten. Längeres Drücken auf die Plusoder Minus-Taste ändert die Geschwindigkeit genau so wie beim Fahrpedal (funktioniert erst ab 0,5 km/h). Schmerzlich vermisst haben wir allerdings die Möglichkeit, mit der Plus-Taste eine Sollgeschwindigkeit oberhalb der aktuellen Fahrgeschwindigkeit zu programmieren, die der Schlepper dann anfährt, sobald er kann. Vielleicht lässt sich das noch in die Software einprogrammieren. Mit der blauen „Off“Taste wird der Tempomat temporär abgeschaltet z.B. für die Lenkbremse. DATEN-KOMPASS Case IH CVX Steyr CVT Motor: Sechszylinder-Sisu-Motor von 88 bis 125 kW (120 bis 170 PS); 6,6 l Hubraum mit Turbolader, elektronisches Motormanagement. Getriebe: Stufenloses hydromechanisches Getriebe nach dem „S-Matic“Prinzip mit Hydrostateinheit mit Summier-Planetensatz und vier Planeten-Schaltstufen, aktive Stillstandsregelung, Tempomat, 40 oder 50 km/h, vier Zapfwellendrehzahlen. Fahrwerk: Hinterachse Steyr, Vorderachse einzelradgefedert. Hubwerk und Hydraulik: Axialkolbenpumpe mit 112 l/min und druck- und mengengesteuerter Regelung; 3 (maximal 4) elektrisch betätigte Proportionalsteuergeräte mit Durchflussregelung, eines mit Zeitsteuerung. Hubwerk mit 9 900 daN Hubkraft und Bosch EHR D. Preis: Etwa 15 % über gleichstarken Modellen von Case und Steyr. profi 37 Nr. 12/99 PROFI FAHRBERICHT. Zapfwellenmode. Der rote Schieberegler in der Armlehne gibt der Motorelektronik eine Art „Handgas“ vor. Wenn Sie bei 2 000 Motortouren Ihre 1 000er Normdrehzahl an der Zapfwelle brauchen, stellen Sie das hier ein. Der Schlepper hält die Motordrehzahl und passt die Fahrgeschwindigkeit unter Last über das Getriebe in einem weiten Bereich an. Hier fehlte uns ein verstellbarer Anschlag oder besser noch eine Ausführung mit Drucktasten, um bei Zapfwellenbetrieb die gewünschte (und technisch festliegende) Motordrehzahl stets einfach wiederfinden zu können. „Motordrückung“. Ein kleiner Drehregler, etwas unglücklich bei den Bedienelementen des Hubwerks untergebracht, für die Entscheidung, ob der Schlepper bei der jeweiligen Fahrgeschwindigkeit eher im hohen oder eher im niedrigen Drehzahlbereich arbeiten soll. Anzeigedisplay. Warum die Ingenieure dieses Display etwa zigarettenschachtelgroß im Kabinendach direkt vor dem Kopf des Fahrers einbauten, haben wir nicht ver- Das Informationsdisplay für das stufenlose Getriebe ist etwas unglücklich im Kabinendach des Schleppers in der Schräge untergebracht. CVT (Steyr) oder CVX (Case IH): So funktioniert das Getriebe Der Motor treibt das (in der Zeichnung rote) Hohlrad des Planetengetriebes, den Durchtrieb zur Zapfwelle und nach unten auch die Hydrostateinheit an, die aus Verstellpumpe und Konstantmotor besteht (in der Zeichnung grün). Beides sind „handelsübliche“ Hydraulikbauteile, die das innere Sonnenrad des Planetensatzes antreiben können, wenn die Verstellpumpe entsprechend ausgeschwenkt ist. Die Bewegung von Hohlrad und Sonnenrad im Planetengetriebe ergibt die Bewegung des (doppelten) Planetenradsatzes. Diese doppelten Planeten sind wichtig, weil die jeweils Konstantmotor Hydrostateinheit Verstellpumpe längeren Planeten etwas kleiner sind und sich entgegengesetzt zu ihren Brüdern drehen. Ist die Verstellpumpe ganz in eine Richtung ausgeschwenkt, stehen sie still und erlauben den vier folgenden Lastschaltkupplungen, in die nächste Stufe zu schalten. So entsteht aus der Kombination von vier Lastschaltstufen und der Hydrostateinheit ein stufenloses Getriebe. Angefahren wird mit ausgeschwenkter Verstellpumpe und einem mechanisch-hydraulischen Verhältnis von Durchtrieb 50:50. In der Mitte jeder Stufe steht die Verstellpumpe zu den gerade, der mechanische Anteil beträgt 100 %. Wird Zapfwellen weiter beschleunigt, schwenkt die Verstellpumpe zur anderen Seite und endet wieder bei 50:50 mechanischhydraulisch. Dann schaltet das Getriebe in die nächste Stufe, und das Spiel beginnt von vorn. Vier Eingangswelle lastschaltbare Stufe 1: 0 bis 8 km/h Summier- Planetenstufen vom Motor Stufe 2: 8 bis 14 km/h planetensatz Stufe 3: 14 bis 30 km/ Stufe 4: 30 bis 50 km/h profi 38 Nr. 12/99 Bis hin zur Hydraulik im Heck ist der neue CVT/CVX recht komplett ausgestattet (auch die gefederte Vorderachse und 50 km/h Endgeschwindigkeit fehlen nicht). und nach dem Wenden wieder einschalten. Längeres Drücken auf die Plus- oder Minus-Taste ändert die Geschwindigkeit genau so wie beim Fahrpedal (funktioniert erst ab 0,5 km/h). Schmerzlich vermisst haben wir allerdings die Möglichkeit, mit der Plus-Taste eine Sollgeschwindigkeit oberhalb der aktuellen Fahrgeschwindigkeit zu programmieren, die der Schlepper dann anfährt, sobald er kann. Vielleicht lässt sich das noch in die Software einprogrammieren. Mit der blauen „Off“-Taste wird der Tempomat temporär abgeschaltet z.B. für die Lenkbremse. Zapfwellenmode. Der rote Schieberegler in der Armlehne gibt der Motorelektronik eine Art „Handgas“ vor. Wenn Sie bei 2 000 Motortouren Ihre 1 000er Normdrehzahl an der Zapfwelle brauchen, stellen Sie das hier ein. Der Schlepper hält die Motordrehzahl und passt die Fahrgeschwindigkeit unter Last über das Getriebe in einem weiten Bereich an. Hier fehlte uns ein verstellbarer Anschlag oder besser noch eine Ausführung mit Drucktasten, um bei Zapfwellenbetrieb die gewünschte (und technisch festliegende) Motordrehzahl stets einfach wiederfinden zu können. „Motordrückung“. Ein kleiner Drehregler, etwas unglücklich bei den Bedienelementen des Hubwerks untergebracht, für die Entscheidung, ob der Schlepper bei der jeweiligen Fahrgeschwindigkeit eher im hohen oder eher im niedrigen Drehzahlbereich ar-