Videographie in den Fremdsprachendidaktiken

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Videographie in den Fremdsprachendidaktiken
Videographie in den
Fremdsprachendidaktiken
Vgl. Schramm, Karen & Aguado, Karin (2010). Videographie in den Fremdsprachendidaktiken – Ein
Überblick. In: Aguado, Karin; Schramm, Karen & Vollmer, H. Johannes (Hrsg.), Fremdsprachliches
Handeln beobachten, messen und evaluieren. Neue methodische Ansätze der Kompetenzforschung
und Videographie (185–214). Frankfurt a.M.: Peter Lang.
Gliederung
1. Einleitung: Gründe für den
Videographie-Boom
2. Videographie in der FS-did.
Unterrichtsforschung
2.1 Deskriptive Unterrichtsanalyse
2.2 Von der Deskription zur
Explikation
3. Videographie in FS-did.
Lehreraus-/ weiterbildung
4. Fazit
1. Gründe für den Videographie-Boom
-
Reproduzierbarkeit
technologische Entwicklung
relativ theorieunabhängige und komplexitätserhaltende
Dokumentation
Wiedergabemöglichkeit zur retrospektiven Stimulierung
2.1 Deskriptive Unterrichtsanalyse
... mit Fokus auf die Lehrperson und/oder Redeanteile
- äußerungsbezogen (z.B. Hasan 2006; DESI-Konsortium 2006)
- Handlungsmuster (z.B. Havranek 2002; Lochtman 2002 - Audioaufnahmen)
- Unterrichtsskripte (Ricart-Brede et al. 2010; Rea-Dickins 2001)
... mit Fokus auf die Lernenden
- Chavez (2007): GA als Spiegel des Lehrerstils
- O‘Sullivan (2002): Vertrautheit bei der PA
- Parks et al. (2005): Projektarbeit Klasse 7-10
Stigler/Gallimore/Hiebert (2000)
Stigler/Gallimore/Hiebert (2000)
2.1 Deskriptive Unterrichtsanalyse
... mit Fokus auf die Lehrperson und/oder Redeanteile
- äußerungsbezogen (z.B. Hasan 2006; DESI-Konsortium 2006)
- Handlungsmuster (z.B. Havranek 2002; Lochtman 2002 - Audioaufnahmen)
- Unterrichtsskripte (Ricart-Brede et al. 2010; Rea-Dickins 2001)
... mit Fokus auf die Lernenden
- Chavez (2007): GA als Spiegel des Lehrerstils
- O‘Sullivan (2002): Vertrautheit bei der PA
- Parks et al. (2005): Projektarbeit Klasse 7-10
2.1 Deskriptive Unterrichtsanalyse
... mit Fokus auf die Lernenden
- Chavez (2007): GA als Spiegel des Lehrerstils
„Students took their cues from their teachers when they engaged with or
disengaged from the task and each other and acted as each other's friendly
taskmaster (in Jane's class), nurturing guide (in Viola's class), or
entertainer with a fondness for the risqué (in Peter's class). When
engaging their students in peer work, teachers can expect certain practices,
evident in their own language use, to be maintained to some extent.” (Chavez
2007: 182-183; Hervorhebung K.S.)
- O‘Sullivan (2002): Vertrautheit bei der PA
- Parks et al. (2005): Projektarbeit Klasse 7-10
2.1 Deskriptive Unterrichtsanalyse
Methodische Grundlagen deskriptiver Unterrichtsanalyse:
Transkription (s. Mempel 2010):
verbal
non-verbal
aktional
Analyse (s. Nolda 2007):
Segmentierungsanalyse
Sequenzanalyse
Konstellationsanalyse
Interpretation (s. Hugener et al. 2006):
niedrig-inferent (auf Sichtstrukturen bezogen)
hoch-inferent (auf Tiefenstrukturen bezogen)
Mempel, Caterina (2010): Multimedia-Transkription nonverbaler Kommunikation am Beispiel der Bilderbuchbetrachtung im Deutsch-alsZweitsprache-Unterricht. In: Aguado, Karin; Schramm, Karen & Vollmer, H. Johannes (Hrsg.), Fremdsprachliches Handeln beobachten, messen und
evaluieren. Neue methodische Ansätze der Kompetenzforschung und Videographie. Berlin u.a.: Peter Lang.
2.1 Deskriptive Unterrichtsanalyse
Methodische Grundlagen deskriptiver Unterrichtsanalyse:
Transkription (s. Mempel 2010):
verbal
non-verbal
aktional
Analyse (s. Nolda 2007):
Segmentierungsanalyse
Sequenzanalyse
Konstellationsanalyse
Interpretation (s. Hugener et al. 2006):
niedrig-inferent (auf Sichtstrukturen bezogen)
hoch-inferent (auf Tiefenstrukturen bezogen)
2.2 Von der Deskription zur Explikation
"Eine sehr kleinschrittige, präzise Beschreibung von Unterrichtsinteraktionen wird erst dann ihren vollen Aussagewert
erhalten können, wenn wir diesen konkreten Unterrichtsinteraktionen auch konkrete Auswirkungen auf die intrapsychischen kognitiven, motivationalen oder emotionalen
Prozesse nachweisen können. Datenerhebungen zur Erfassung intrapsychischer Veränderungen auf einem solch engen
Zeitraster in natürlichen Unterrichtssituationen sind bislang erst
in wenigen Studien mit Methoden des lauten Denkens oder mit
der Erlebensstichprobenmethode durchgeführt worden. Die
systematische Verbindung von beobachtbarem Unterrichtsverhalten und intrapsychischen Veränderungen in
kleinen Zeiteinheiten steht aber weitgehend noch aus (vgl.
Wild, 2001)." (Wild 2003: 101-102; Hervorhebung K.S.)
2.2 Von der Deskription zur Explikation
Weg 1: Kombination mit introspektiven Datenquellen
a) Offline:
Morgan (2007): videostimulierte retrospektive Interviews
→ Auswahl – Gruppengröße – zeitlicher Abstand
Mackey (2006): videostimuliertes nachträgliches Lautes Denken,
Fokusfrage, Fragebogen
→ Kombination verschiedener offline-Daten (– Kombination mit
online-Daten – experimentale Einbettung)
Dobinson (2001): post-aktionale metakognitive Aussagen
→ gezielter Rückblick auf Interaktion
2.2 Von der Deskription zur Explikation
Weg 1: Kombination mit introspektiven Datenquellen
b) Online:
Mackey (2006): Unterrichtsprotokoll
→ prozessorientierte Simultandaten zum Noticing
(Reaktivität?)
Vetter (2007): Erlebensstichprobe
→ prozessorientierte Simultandaten zur Verständisüberwachung im 5-Minuten-Takt (Reaktivität?)
2.2 Von der Deskription zur Explikation
Weg 2: Kombination mit Spracherwerbsdaten
Mackey (2006): grammatikalischer Prä- und Posttest
→
Unterrichtsexperiment – zwei Zusammenhänge
Dufficy (2004): Lernersprachenanalyse
→ Untersuchung der Partnerarbeit – korpuslinguistische Verfahren –
Zusammenhang von task und Spracharbeit
Grießhaber (2005a, 2006, 2007, 2008): Profilanalyse
→
Korpusgröße – Vielzahl von Datenquellen zum Spracherwerb –
Langzeitstudie – Aufbereitung in relationaler Datenbank – bottomup-Differenzierung der Kategorien
DESI (2006): LISREL-Analysen/Pfadanalysen
3. Videographie in FS-did.
Lehreraus-/weiterbildung
Videodaten in Berufsetappen (vgl. Fischer/Schratz 2005)
Lehramtsstudium: Illustrierende Funktion/Arbeitsmaterial
Vorbereitungsdienst: Reflexion eigener Unterrichtsversuche
Lehrerfort- und -weiterbildung: kollegiale Verständigung über
mögliche Ziele der Schulentwicklung und Aufbau und Pflege
professioneller Lerngemeinschaften
Einsatzmöglichkeiten (vgl. Pauli/Reusser 2006):
Videos als Referenzobjekte (Professionssprache)
Videos als Grundlage der professionellen Reflexion des
Handelns (Konfrontation mit Außenperspektive)
Videos als „Fälle“ (Aufbau von Unterrichtsvideotheken)
„Die verhaltensnahen Indikatoren der Unterrichtsqualität können
mit Hilfe der Transkripte konkretisiert und veranschaulicht
werden, wenn beispielsweise Studierende und Lehramtsanwärter angeregt werden, die Rolle von „Unterrichtsbeobachtern“ zu spielen. Ausgesuchte Passagen der Transkripte […]
dienen hierbei als Anschauungsmaterialien, auf deren Grundlage neuralgische Punkte der Unterrichtsführung und -kommunikation thematisiert sowie „typische Fallen“ identifziert werden
können [...].“ (Helmke et al. 2007: 42)
→ Transkriptanalyse im BA-Studium (Schramm/ Mempel 2010)
→ Entwicklung videobasierter Aufgaben im Leipziger Lehrgang
für DaZ-Lehrkräfte in Integrationskursen mit Alphabetisierung
3. Videographie in FS-did.
Lehreraus-/weiterbildung
Empirische Erforschung videobasierter Lehrerbildung
(a) Fachdidaktik
Seidel/Prenzel (2007): Lernen aus Unterrichtsvideos
(b) Fremdsprachendidaktik
Gregersen (2007): Fremdsprachenangst
Mackey, Polio & McDonough (2004): Workshop: theoretische
Grundlagen, Videoanalyse, Rollenspiel, vertiefende Reflexion
Osam & Balbay (2004): Entscheidungsprozesse bei
Abweichungen von der Stundenplanung: retrospektive
Interviews
4. Fazit
Die videobasierte deskriptive Unterrichtsanalyse mit Fokus auf
die Lehrperson gewährt Einsichten in Redeanteile, Sprechakte,
Handlungsmuster und Unterrichtsskripte.
Zunehmend findet eine videobasierte deskriptive Unterrichtsanalyse auch mit Fokus auf die Lernenden und ihre Interaktion
in der Gruppen- und Partnerarbeit statt.
Die in der Fremdsprachendidaktik erarbeiteten methodischen
Grundlagen erlauben es, sich mittels einer Kombination von
Interaktionsdaten mit introspektiven oder Spracherwerbsdaten
dem Zusammenhang von Unterricht und Lernen anzunähern.
Die videobasierte Lehrerbildung/Schulentwicklung macht
erkennbare Fortschritte und wird zum Gegenstand empirischer
Forschung.
Vielen Dank!

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