bei Märkische LebensArt

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bei Märkische LebensArt
5. Jahrgang - Sommer 2011
www.maerkische-lebensart.de
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Märkische LebensArt
Das Magazin für Scharmützelsee & Oder-Spree-Seenlandschaft
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Märkische LebensArt
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+ɪɸOɛ1DɭɴEʋʢɚ ʙȲɰȩɏ*ˊVɀɏ nun ist er da, der langersehnte kalendarische Sommer und die großen Ferien. Hoffentlich hat Petrus dies auch in seinem Kalender vermerkt, damit Alt und Jung Urlaubsfreuden genießen können.
Ebenso jedoch, dass die Natur Ausgewogenheit
zwischen Sonne und Regen braucht. Doch gerade dies ist ein schwierig Ding. „Allen Leuten
recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.“
Uns in der Redaktion geht es ebenso. Die einen wollen
mehr Bilder, die anderen mehr Textbeiträge, die dritten keine Werbung.
Wir dagegen sind stets all unseren Inserenten überaus
dankbar, denn ohne sie könnten wir weder Druckkosten noch Zustellung bezahlen.
Und was ich noch sagen wollte: „Im Fokus“ ist stets
ein subjektiver Text, in dem ich Themen aufgreife, die
mir besonders am Herzen liegen. Gedacht als Denkanstoß, vielleicht als Empfehlung. Sich eine Meinung
zu bilden, muss jeder schon selbst tun. Und das geht
nur, wenn man sich informiert, vergleicht, nachdenkt.
Dafür hat jeder Mensch seinen eigenen Kopf. Missionieren ist unsere Sache nicht. Ein guter Mensch sein,
aufrecht gehen und selbstdenken ist immer noch die
beste aller Möglichkeiten.
Also, suchen Sie sich einfach heraus, was Sie am meisten interessiert. Lassen Sie sich von Neuem anregen.
Und denken Sie vielleicht auch mal ein wenig nach,
was Sie selbst im Kleinen tun können, damit unser
Leben und unsere Heimat lebenswerter wird.
Viel Freude bei der Lektüre wünscht
,ʕȾɏ+ʋʜȸɰOʝȾɏ+ԵʓPʋʜɚ
PS: Wie Sie sehen, haben wir diesmal sehr viele Leserbeiträge veröffentlicht. Die Bürgermeisterwahl in
Storkow wirft ihre Schatten voraus. Auch Sie dürfen
uns gern schreiben. Wir freuen uns auf Ihre Post.
Titelseite: Brandenburger Landpartie, Groß Schauen
Fotos in dieser Ausgabe: Wolfgang Hoffmann
Impressum
Herausgeber: Freundeskreis Märkische LebensArt e.V.
Verlag Märkische LebensArt
Möllendorfer Straße 19 - Limsdorf
15859 Storkow (Mark)
Telefon: 033677-62062 ,Fax: 033677-62064
Redaktion: Hannelore Hoffmann
Layout&Gestaltung: Wolfgang Hoffmann
E-Mail: [email protected]
www.maerkische-lebensart.de
Druck: Hans Gieselmann Druck und Medienhaus Potsdam
Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen, aber ohne Gewähr.
Copyright für alle Beiträge beim Verlag Märkische LebensArt bzw. bei den Autoren.
Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages.
Sommer 2011
IM FOKUS: GLOBAL DENKEN – LOKAL HANDELN
ODER ÜBER DIE ALLMÄHLICHE VERFERTIGUNG DER GEDANKEN BEIM REDEN
Es knirscht im Getriebe. Und zwar zunehmend.
Nicht nur im Kleinen, sondern auch im Großen.
Ob es tatsächlich an 2012 liegt? Ein nachdenkender Mensch erkennt die Gründe relativ leicht, einfach nur mittels des gesunden Menschenverstandes.
Um festzustellen, dass zu den Hauptursachen für
die weltweiten Verwerfungen in erster Linie Gier und
Machtstreben gehören, muss man nicht mal besonders schlau sein. Aufmerksamkeit und Selbstdenken
reichen aus. Und weil sich das Große im Kleinen
spiegelt, resultieren aus einer kranken Welt vielfältige Probleme, deren Auswirkungen bis zu jedem
einzelnen Menschen spürbar sind. Der Gedanke
liegt nahe, dass sich etwas ändern muss. Aber wo
anfangen?
Global denken, lokal handeln. Ein schöner kluger
Spruch. Aber was tun, wenn wenige Mächtige global
handeln, dabei jedoch rücksichtslos ausschließlich
ihre eigenen Interessen verfolgen, ohne auch nur einen Gedanken zu verschwenden an diejenigen, die
lokal für die Folgen büßen müssen?
Einige Stichworte: Der milliardenschwere Bankenrettungsfonds, dessen teilweise Rückzahlung durch
eine der Banken angeblich inzwischen sogar Rendite in die Bundeskassen gespült haben soll. Von der
Mehrzahl der anderen BadBanks schweigen die regierenden Experten still und verschämt. Die Folgen
sind noch nicht absehbar. 14 Mrd. € bezahlen wir in
der Zeit von 2011 bis 2013 als deutschen Anteil für
den demokratischen Wandel in Nordafrika. Die Gemeinschaft der EU-Länder pumpt Geld ohne Ende
ins krisengeschüttelte Griechenland, in ein Fass
ohne Boden. Die Beträge lassen sich gar nicht nennen, ohne tränende Augen zu bekommen. Tun wir
das, weil wir so gute Menschen sind? Helfen wollen?
Ist es Solidarität? Das wäre ja sehr löblich. Aber, die
Frage sei gestattet, wohin fließt dieses Geld? Wer profitiert davon?
Angeblich wir selbst, weil wir Deutschen als „Exportweltmeister“ damit unsere eigene Wirtschaft
retten würden. Die bräche sonst zusammen, wenn
die hochverschuldeten Länder bei uns nichts mehr
kaufen könnten. Zuende gedacht bedeutet das doch
wohl: Der Steuerzahler blutet für hausgemachte
Euro-Probleme. Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen. Ob in Griechenland oder anderswo. Aber so
können alle gemeinsam stolz darauf sein, dass die
Griechen weiterhin mit diesen Geldspenden teuren
Strom deutscher Konzerne, gute deutsche Autos oder
sonstwas kaufen. Wir trinken dann zum Trost griechischen Wein. Die Aktionäre freuen sich über optimale Rendite. Stimmen da die Relationen?
Ja, das mag jetzt sehr vereinfacht sein. Aber wenn
Lieschen Müller zuviel bei Quelle – ach nein, die
gibt’s ja gar nicht mehr – also bei Otto bestellt hat,
weil sie den tollen Werbeangeboten: „Heute bestellen – erst am St. Nimmerleinstag zahlen!“ nicht widerstehen konnte? Wenn sie die Raten nicht mehr
bezahlen kann, der Dispo überzogen ist, die Zinsen dafür sorgen, dass sich der Schuldenberg rasant vergrößert und die Bank plötzlich Bares sehen
will? Dann könnte sie ja erst mal umschulden. Das
brächte eine satte Provision für den Vermittler. Doch
wenn auch das nicht hilft: kann Lieschen Müller
dann auch zur Bundesregierung gehen und um
einen „Fonds für notleidende Kundinnen“ bitten?
Schließlich verlöre sie im Falle einer Privatinsolvenz doch ihre Kaufkraft, der Bank ginge das verliehene Geld der anderen Bankkunden verloren und
die Wirtschaft verlöre einen wichtigen Käufer. Verlierer auf der ganzen Linie.
Jeder normale Mensch würde doch wohl nun sagen:
So geht das nicht. Die Angelegenheit ist prinzipiell
zu klären, sonst gerät man in einen Teufelskreis.
Und was sagen die Finanzexperten? Sie erfinden
tausend neue Gründe, warum sich das Geldverleih- und Geldvernichtungskarusssel immer weiter drehen muss. Fragen Sie nicht Ihren Arzt oder
Apotheker, fragen Sie die Fondsmanager oder BadBanker oder Bankster. Fragen Sie die Regierenden,
warum sie tatenlos zusehen, nichts Ernsthaftes dagegen unternehmen. Und fragen Sie nach, warum
in den Medien nicht mehr Zusammenhänge und
Verflechtungen aufgedeckt werden, außer ab und zu,
zu nächtlicher Sendezeit? Traut sich keiner? Ist es
nicht erwünscht? Steht es nicht auf der „Agenda“?
Bei all dem ist es doch gar kein Wunder, dass ein
kleines unscheinbares Büchlein eines bald hundertjährigen französischen Publizisten deutscher Abstammung unerwartet die Bestsellerlisten erstürmte
und tatsächlich auch gelesen wurde. Allein in Frankreich wurden mehr als eine Million davon verkauft.
SEHEN • ERKENNEN • UMSETZEN
Hans Gieselmann
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IM FOKUS: GLOBAL DENKEN – LOKAL HANDELN
ODER ÜBER DIE ALLMÄHLICHE VERFERTIGUNG DER GEDANKEN BEIM REDEN
„Empört Euch!“ ist der Titel, auf Deutsch erschienen im Ullstein Verlag. Stéphane Hessel heißt der
Autor, als Zeitzeuge selbst ein Jahrhundertereignis.
Ein feiner alter Herr, klug und weise, belesen und
warmherzig, mutig und engagiert. Als Sohn des berühmten Flaneurs Franz Hessel 1917 in Berlin geboren, in Frankreich aufgewachsen, hat er Buchenwald überlebt, war später Diplomat und Mitautor
der UN-Menschenrechtserklärung. Eine persönliche
Begegnung, ein Gespräch mit ihm bleibt unvergesslich. 32 Seiten empfehlenswerter Lesestoff mit garantiert riesigem Erkenntnisgewinn, anregend und
ermutigend. Es sollte Pflichtlektüre in den Schulen
und Universitäten, besonders aber auch für Politiker werden.
Beim Stichwort Literaturempfehlungen sei im
Kleist-Jahr natürlich auch der große Sohn der Stadt
Frankfurt an der Oder nicht vergessen. Besonders
aktuell scheint, wenn man die Mehrzahl der Regierungs-Debatten betrachtet, der Essay des Dichters:
„Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken
beim Reden.“ Nun ist die kleistsche Sprache vermutlich kaum im flüchtigen Drüberlesen zu verstehen. Doch die Mühe beim Erschließen der verblüffend zeitgemäßen Texte wird reich belohnt. „Wenn
du etwas wissen willst und es durch Meditation
nicht finden kannst, so rate ich dir, mein lieber, sinnreicher Freund, mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt, darüber zu sprechen.
Es braucht nicht eben ein scharfdenkender Kopf
zu sein, auch meine ich es nicht so, als ob du
ihn darum befragen solltest: nein! Vielmehr sollst
du es ihm selber allererst erzählen. Ich sehe dich
zwar große Augen machen, und mir antworten,
man habe dir in frühern Jahren den Rat gegeben,
von nichts zu sprechen, als nur von Dingen, die
du bereits verstehst. ...“ Ohje, da würde ja plötzlich das große Schweigen , nicht nur im Bundestag
und in diversen anderen Expertenrunden, ausbrechen. Nein, das muss nicht sein. Kleist erklärt das
selbst noch genauer: „Damals aber sprachst du
wahrscheinlich mit dem Vorwitz, andere ... zu
belehren, und so können, für verschiedene Fälle
verschieden, beide Klugheitsregeln vielleicht gut
nebeneinander bestehen.“ Was ist daraus zu lernen? Vielleicht: Wer in der Politik viel redet, statt zu
handeln, hat wenig verstanden? Und deshalb reden
manche so lange, immer hoffend, doch letztendlich
selbst irgendwann mal klarer zu sehen? Nun: Unter Freunden sollte man dies gewiss gern und gut
praktizieren, aber dürfen das hochbezahlte Politiker
oder gar „Experten“, wie sie jetzt allerorts aus dem
Boden schießen wie Pilze nach einem guten Landregen? Ob im Bundestag oder in Talkshows (den
persönlichen Dauerwerbesendungen der Ritter der
Schwafelrunden) – viel reden ohne etwas zu sagen.
Nein, das muss sich keiner gefallen lassen. Aber es
muss auch niemand all seine kleineren und größeren Geheimnisse den hunderten „Freunden“ bei Facebook anvertrauen. Ist das nicht ein Phänomen?
Jeden Tag kann man in allen Medien lesen, hören
und sehen, wie hemmungslos die Geheimdienste
der Welt unverschämt Menschen ausspionieren,
Daten speichern, oft ganz ohne Verdacht, vorausschauend sozusagen. Die etwas älteren Menschen
im Osten Deutschlands (P40 aufwärts) wissen ein
Lied davon zu
singen. Die
einstigen Stasimitarbeiter
müssten doch
heutzutage
vor Neid erblassen. Wie
haben es doch
die Kollegen
der anderen
„Dienste“ gut,
die müssen
nur noch bei Facebook nachschauen. Wer noch
nicht selbst drin ist, über den schreiben zumindest
irgendwelche „Freunde“. Und solch eine tolle Technik: Ein Foto reicht – und schwupps – kann der Rest
der Informationen zugeordnet werden. Hätte es das
bloß früher schon gegeben. Keiner müsste jetzt –
mehr als 20 Jahre nach dem Mauerfall - in der größten deutschen ABM-Behörde mit regelmäßig wechselndem Namen, und vielen gut bezahlten sicheren
Arbeitsplätzen, Schnipsel aus Müllsäcken mühselig zusammenkleistern. Diejenigen, die wirklich
„Dreck am Stecken“ haben, wären längst erkannt
und bestraft. Und ansonsten könnte endlich Frieden
sein. Aber dann hätten auch die Medien kein regelmäßiges „Frischfutter“ und könnten nicht so prima
von all den o.g. Dingen ablenken.
Stellen Sie sich mal vor: jeder Mensch in unserem
Lande würde sich mutig wehren gegen Unrecht,
Amtsanmaßung, Ungerechtigkeit. Alle wären ehrlich und aufrichtig, besäßen Mitgefühl und Einfühlungsvermögen. Es gäbe weder Vetternwirtschaft
noch Korruption. Alle Gleichgültigen oder Unfähigen würden ihrer Ämter enthoben und nur dort
arbeiten, wo sie keinem schaden können. Die Menschen wären freundlich zueinander, großzügig und
würden einander verzeihen, wenn einer mal einen
Fehler gemacht hätte. Wie schön könnte das Leben
sein? Doch bis dahin bleibt noch einiges zu tun.
Dafür sind Herz und Verstand nötig, Aufrichtigkeit
und Mut, Zuversicht und Hoffnung.
All dies wünscht Ihnen von Herzen
,ʕȾɏ+ʋʜȸɰOʝȾɏ+ԵʓPʋʜɚ
PS: Mein Tipp: Sparen Sie Energie und wechseln Sie
zu einem Ökostrom-Anbieter. Es spart Ihr Geld und
nützt allen. Wehren Sie sich aktiv gegen die CCSEndlagerung.
Euroland ist abgebrannt
Erinnern Sie sich, dass sich an der Europawahl 2009
nur etwas über 40 Prozent der Wahlberechtigten beteiligten? Warum? Beweist das Desinteresse die Politikverdrossenheit, besonders im Hinblick auf Europa?
Oder belegt es gar die Missachtung des Volkswillens,
weil der Euro über den Kopf - gegen den ausdrücklichen Willen - der jeweiligen Völker hinweg eingeführt wurden? Volksabstimmungen gab es einzig in
Dänemark, Frankreich und Irland. Und in Deutschland? Nein. Volksabstimmungen sind
weder vorgesehen noch erwünscht.
Warum trauern so viele der D-Mark
nach? Ganz einfach, weil die Einführung des Euro eine Geldentwertung
war. Wer hat nicht inzwischen begriffen, dass die „Selbstverpflichtung des
Handels“, die Preise nicht zu erhöhen, pure Heuchelei war? Der Teuro lebt. Denn der sogenannte Warenkorb ist doch wohl ein schlechter Scherz. Im Durchschnitt war der Teich einen Meter tief und dennoch
ist die Kuh ertrunken. Milch, Brot und Butter, Obst
und Gemüse braucht man jeden Tag, aber was hat
der Fernseherpreis denn real mit dem „Warenkorb“
zu tun? Lug und Trug, den der Normalverdiener jeden Tag zu spüren bekommt.
Wo unser Geld verbrennt, wer an dem Schlamassel
schuld ist und warum wir immer zahlen müssen,
analysiert Thomas Wieczorek in seinem Buch. Nach
der Lektüre müssten die Leser eigentlich geschlossen auf die Straße gehen, zumal es inzwischen noch
schlimmer gekommen ist, als der Autor es während
des Schreibens dieses Buches ahnen konnte.
Bleibt die Frage offen: Was könnte die Politik tun,
wenn sie überhaupt etwas tun wollte? Wo bleiben
Bankenabgabe oder Steuer auf Finanztransaktionen? Ist Marktwirtschaft ohne Manipulation wirklich wie Fußball ohne Foul? Haben wir inzwischen
statt Demokratie (Herrschaft des Volkes) die Konzernokratie (Herrschaft der Konzerne)? Armes Deutschland. Wo steht hier noch der Mensch im Mittelpunkt.
Ist nicht eher der Mensch das Mittel? Punkt.?
Proletarier und Bürger aller Länder: Empört Euch!
Vor allem: Engagiert Euch! Wehrt Euch!
Thomas Wieczorek: Euroland. Wo unser Geld verbrennt. Knaur. ISBN 978-3-426-78446-4. € 8,99.
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Märkische LebensArt
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2011 ist in Bad Saarow ein Jahr mehrfacher Jubiläen. den Gäste dieser erste Eindruck von Weite und Eleganz
An 100 Jahre Scharmützelseebahn erinnert am 2. Juli
entgeht. Und auch für die Bahnreisenden war dieser
ein Bahnhofsfest. „Von der Villenkolonie der Groß- „feinen Hauch“ von damals nicht immer spürbar. In der
stadt Berlin zum heutigen Kurort Bad Saarow“ hieß die Vergangenheit mussten sie mit häufigem Unbill reisen,
beeindruckende Ausstellung des Fördervereins „Kurort von denen Schienersatzverkehr noch das geringste Übel
Bad Saarow“ e.V., die bei ungezählten Besuchern großes
war. Wechselvoll und nicht immer erfreulich ist die GeInteresse fand. In diesem Jubiläumsjahr dokumentiert
schichte der einstigen „Scharmützelseebahn“ von Fürein schöner und informativer Kalender für 2012 die in- stenwalde nach Beeskow. (Märkische LebensArt berichteressante Geschichte des Kurortes.
tete darüber bereits in der Frühjahrsausgabe 2010.) In
Bis 1911 war die Anreise ins idyllische und verträumte
den Jahren 1997 und 1998 wurde die Strecke zwischen
Saarow gleichermaßen beschaulich wie zeitaufwendig Bad Saarow-Pieskow und Beeskow mangels finanzieller
und vermutlich wenig bequem. Auch Theodor Fontane
Mittel auf Dauer stillgelegt, trotz großer Bemühungen
reiste auf seiner Osterfahrt 1881 mit dem Pferdebus vom
engagierter Eisenbahnfreunde. Seit 1999 fährt nun die
Bahnhof Fürstenwalde an.
Bäderbahn wieder von Fürstenwalde nach Bad Saarow.
Im 100. Jubiläumsjahr strahlt der Bahnhof Bad Saarow Noch in diesem Jahr soll die Strecke bis zum neuen
- eine architektonische Glanzleistung seiner Architekten Haltepunkt Klinikum in Betrieb genommen werden. Es
Börnstein & Kopp sowie des Gartenarchitekten Ludwig wäre schon erfreulich, wenn der dafür zuständige GleisLesser für den Bahnhofsplatz- wieder eine gewisse No- besitzer, die Scharmützelseebahn GmbH Zossen – auch
blesse vergangener Zeiten aus. Nicht zuletzt dank der
die Regionalbahn ODEG wartet längst ungeduldig - dies
liebevollen und von zahlreichen privaten Förderern un- nach mehrfacher Terminverzögerung nun endlich zuterstützten Rekonstruktion.
mindest noch vor dem eigentlichen Jubiläum im NoAm 11. November 1911 wurde mit einer feierlichen Ze- vember schaffen würde.
remonie das großzügig angelegte dreiflüglige Bahn- Seit 1997 gehört das Bahnhofsgebäude der Gemeinde
hofsensemble mit Hotel und Ladenzeile seiner Bestim- Bad Saarow, die das einstige Empfangsgebäude und die
mung übergeben. Die Architekten konzipierten den Kolonnaden mit den Kopfbauten von 2004 -2008 nach
Bahnhof passend zum Gesamtkonzept gleichsam als
einer erfolgreichen Spendenaktion des Fördervereins
Visitenkarte des Badeortes. Die Weite und Eleganz der „Kurort Bad Saarow“ und mit öffentlichen Fördermitteln
Landhaussiedlung am Scharmützelsee nach Lesser- denkmalgerecht sanieren konnte. Inzwischen hat zwar
scher Planung – einstmals auch „Florida der Reichs- der historische Bahnhof nun seine eigentliche Funktion
hauptstadt“ genannt – sollte für die Reisenden bereits verloren, aber stattdessen, dank der Gästeinformation des
bei der Ankunft spürbar werden.
Tourismusvereins Scharmützelsee, eine erfreuliche neue
1911 war das erste Sanatorium eingeweiht worden, ein Bedeutung als heutiges „Entree“ für Besucher gefunJahr später die erste öffentliche Seebadeanstalt. Die Ur- den. Außerdem beherbergt es ein Trauzimmer und einen
sprünge der Landhaus- und Villenkolonie gehen zurück Raum für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen
ins Jahr 1905. Damals kaufte die Berliner Landbank mit einer sehenswerten Dauerausstellung im ObergeAG unter Direktor Herrmann Paschke die Rittergüter
schoss. In einem der Kopfbauten, direkt am Bahnsteig hat
Saarow und Pieskow und gründete eine Siedlungsgesell- die Galerie KUNSTraum ihr Domizil und auch in all den
schaft. Sommerhäuser im Grünen waren im Bürgertum anderen Gebäuden rundherum findet sich eine Vielfalt
gerade in Mode gekommen. Zu den archtektonischen von Angeboten für Körper, Geist und Seele – ganz wie es
Vätern gehörten u. a. der renommierte Gartenarchitekt
sich für einen Kurort gehört.
Ludwig Lesser und die Architekten Emil und Ernst Kopp. In den vergangenen 100 Jahren hat sich hier mancherDie kleine Siedlung wuchs rasch und schon 1908 wa- lei verändert; geblieben ist dank des Denkmalschutzes
ren die ersten Villen, ein imposantes Wasserwerk und
die Großzügigkeit und Weite des von begrünten Rabatdas Elektrizitätswerk erbaut. Im Zusammenhang mit ten gezierten Bahnhofsvorplatzes. Auch die bronzenen
seinem gestalterischen Kurortkonzept sagte Ludwig Grazien des Brunnens stimmen unter ihrem vom WasLesser damals über den Bahnhof: „Er sollte das Haup- ser umströmten Schirm auf den Badeort ein. Das Bahnsche Haus mit weiteren 12 Säulen und daneben die
tentree des ganzen Ortes, gleichsam seine Visitenkarte
sein. Der Bahnhofsplatz eines kleinen aber feingeistigen historischen Gebäude der einstigen Apotheke und das
Wald- und Wasservorortes einer Weltstadt. Ein Platz, bei Fotohaus runden das Ensemble dieses Platzes nahezu
perfekt ab. Ganz so ruhig und besinnlich wie vor 100
dessen Betreten der Ankommende den feinen Hauch
verspürt, der dieser Siedlung ihren eigenen Charakter Jahren geht es hier jedoch nicht mehr zu.
geben sollte. Vornehme, großzügige Einfachheit sollte Wir danken Lutz Storr für die freundliche Unterstützung bei der Recherche und Dr. Paul-Olaf Beeking für
der Grundton des Platzes sein.“
Es ist schade, dass den heute zumeist per Auto anreisen- die Abdruckerlaubnis der historischen Postkarten.
Foto: Wolfgang Hoffmann
Sommer 2011
Märkische LebensArt
Sparkasse unterstützt das Kleist-Jahr
legen. Er zeigt das Antlitz Heinrich von Kleists sowie
dessen Lebensdaten.
Auf der Rückseite sind die vier Sparkassengebäude
in Beeskow, Eisenhüttenstadt, Frankfurt (Oder) und
Fürstenwalde/Spree abgebildet, die für die Herkunft
der Sparkasse Oder-Spree vor den Fusionen stehen.
Der Taler in polierter Platte besteht aus 999er Feinsilber, hat ein Gewicht von 15 g und einen Durchmesser von 35 mm.
Die exklusive Auflage ist auf 100 Stück beschränkt. Mit
dem Taler sollen auch besondere Verdienste um das
Kleist-Jahr geehrt werden.
Nur wenige Stücke gehen davon in den offenen Verkauf.
Mit diesen umfangreichen Beiträgen zum Kleist-Jahr
unterstreicht die Sparkasse Oder-Spree ihre Verantwortung für die Region. Die Unterstützung für die Kultur
sowohl in der Stadt Frankfurt (Oder) wie im Landkreis
Oder-Spree nehmen einen breiten Raum in der Nutzens-
Projektförderung und Sparkassen-Taler als
Beitrag zum Kleist-Jubiläum
Insgesamt 10.000 Euro werden bereitgestellt, um den
großen Sohn der Stadt und bedeutenden Künstler zu
ehren. Das Kleist-Jubiläum hat für die ganze Region
eine große Bedeutung, daher fördert die Sparkasse OderSpree derartige Projekte. Dazu gehören:
Ausstellung „Kunst zu Kleist“ in Beeskow
Vom 11. Juni bis 3. Oktober 2011 findet die Ausstellung
„Kunst zu Kleist“ auf der Burg Beeskow statt. Das KleistMuseum verfügt über eine umfangreiche Kunstsammlung zum Thema Kleist, die einem breiten Publikum
Friedrich Hesse, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oder-Spree, überreicht Dr.
Wolfgang de Bruyn vom Kleist Museum Frankfurt (Oder) den symbolischen Förderscheck. Dabei Jacqueline Köster, Kleist-Beauftragte der Stadt Frankfurt (Oder)
Foto: W.Hoffmann
vorgestellt werden soll. In Zusammenarbeit mit der
Burg Beeskow, dem Bildungs-, Kultur- und Musikschulzentrum des Landkreises Oder-Spree, wird diese
Ausstellung organisiert und ist mit dem 20. Künstlerpleinair verbunden.
Kulturhistorisch-literarischer Reiseführer
In diesem Reiseführer werden jene Orte vorgestellt, die
Kleist auf seinen Reisen in Brandenburg und Berlin besuchte oder in seinen Briefen und Berichten erwähnte.
Er enthält dazu historische und aktuelle Fotos, die dem
Besucher einen Eindruck der Orte im Verlauf der Zeit
vermitteln. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Bersichte aus Steinhöfel und Frankfurt (Oder).
Auflage des Sparkassentalers
Zu Ehren des großen Dichters hat sich die Sparkasse entschlossen, wieder einen Sparkassentaler aufzu-
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stiftung der Sparkasse ein, so Friedrich Hesse im Verlauf
der Übergabe. Auch in Zukunft werden wir herausragende und gemeinnützige Aktivitäten und Initiativen
unterstützen, die die Verbundenheit der Menschen zu
ihrer Heimat fördern.
Ronald Paris vor einem seiner KleistPorträts, die derzeit in den Räumen
der Sparkassenhauptstelle in Frankfurt (Oder) ausgestellt sind.
Foto: Wolfgang Hoffmann
Märkische LebensArt
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Sommer 2011
INTERVIEW MIT CORNELIA SCHULZE-LUDWIG
Bürgermeisterkandidatin für das „Bündnis für Storkow“
Magazin Märkische LebensArt: Als vor einiger Zeit
Vertreter vom „Bündnis für Storkow“ zu Ihnen
kamen und Sie fragten, ob Sie am 11. September
für dieses Wahlbündnis aus mehreren Gruppierungen als hauptamtliche Bürgermeisterin kandidieren würden, was haben Sie da gedacht?
Cornelia Schulze-Ludwig: Nun, ich habe mich
natürlich sehr gefreut, besonders, weil zu diesem
Bündnis Vertreter aus wirklich unterschiedlichsten
Bereichen Storkows gehören, aus ganz verschiedenartigen Vereinen, Organisationen und Parteien.
Dass sie nun mich fragten, ob ich mir vorstellen
könne, als hauptamtliche Storkower Bürgermeisterin zu kandidieren, ist für mich ein überwältigender
Vertrauensbeweis. Vor allem ist es eine große Anerkennung meiner bisherigen kommunalpolitischen
Arbeit. Und es ist natürlich Ehre und Herausforderung zugleich.
Magazin Märkische LebensArt: Das „Bündnis für
Storkow“ hat sich die Entscheidung ja nicht leicht
gemacht, sondern lange über geeignete Bürgermeisterkandidaten nachgedacht und sorgfältig gesucht, auch die damaligen Wahlergebnisse
analysiert. Vorab wurden die Kompetenzen vor
Ort verglichen, auch die Bekanntheit, die Vernetzung mit potentiellen Partnern, die Kommunikationsfähigkeit, die Charaktereigenschaften
und auch die Verwurzelung in Storkow. Das
sind schon hohe Ansprüche, denen Sie nun gerecht werden müssen. Welche Gefühle bewegen Sie,
wenn Sie darüber nachdenken?
Cornelia Schulze-Ludwig: Ich bin schon glücklich, dass so viele Menschen meine Kandidatur unterstützen, mir zutrauen, dass ich ihre hohen Ansprüche für Storkow erfüllen kann. Das zu spüren,
ist ein großartiges Gefühl. Dadurch fühle ich mich
in meinem bisherigen Tun bestätigt und bestärkt.
Offenbar wurde ja von vielen wahrgenommen, dass
es für mich Ehrensache ist, alles mit ganzem Herzen zu tun, auch, dass ich gern organisiere und das
auch gut kann. Für mich ist es selbstverständlich,
meine Arbeit perfekt zu machen. Ich habe einfach
Freude an der Arbeit mit Menschen. Das hat sicher
damit zu tun, dass ich ein kommunikativer Charakter bin. Gut zuzuhören, persönlich auf Menschen
einzugehen, mich in andere hineinzuversetzen, zu
helfen, Probleme zu lösen, etwas zum Positiven zu
verändern, all das fällt mir leicht und ich tue es
gern, denn ich weiß, dass jeder als Persönlichkeit
ernst genommen werden möchte.
Magazin Märkische LebensArt: Sie sind ja
schon als sehr junger Mensch politisch aktiv
geworden. Warum hat das schon so früh angefangen?
Cornelia Schulze-Ludwig: Es war kurz nach der
Wende. Ich war 17. Viele junge Leute wanderten ab,
weil hier „nix los“ war. Wir gründeten den Festverein Dampfhammer und aus
meinem Hobby wurde das
Ehrenamt Vereinsvorsitzende.
Und als 1996 ein neuer Bürgermeister gesucht wurde, bekam ich zu hören: „Mach du
das mal, du kannst das, du
hast schon so viel auf die Beine gestellt.“ Gleichzeitig fing
mein Politikstudium in Berlin
an. Da war ich 20. Es war eine
harte Zeit, aber ich konnte
viel bewegen. Das Gemeindehaus wurde gebaut, die Sportplatz erweitert, die Festwiese
befestigt, Straßen und Wege
gebaut, die Friedhöfe verschönert und vieles mehr.
Magazin Märkische LebensArt: War Ihnen dieser Unternehmungsgeist in die Wiege gelegt?
Oder wer hat Sie geprägt?
Cornelia Schulze-Ludwig: (lacht) Ja, ich bin familiär vorbelastet, denn ich kenne es nicht anders.
Meine Großeltern waren gesellschaftlich sehr aktiv,
meine Eltern sind es bis heute. Durch meinen Großvater bin ich zur SPD gekommen und ich identifizierte mich schon sehr früh mit den Grundwerten
Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Oma war im-
mer für uns da, wusste für alles einen Rat und hat
mir für mein Leben elementare Dinge beigebracht:
Wie wichtig es ist, auf andere Menschen zuzugehen
und auch andere Meinungen zu akzeptieren. Aber
ebenso ganz einfache Dinge wie kochen, backen,
nähen... Leider leben beide Großeltern nicht mehr.
Magazin Märkische LebensArt: Sie waren erst
Anfang 20, als die Alt Stahnsdorfer Sie zur
Ortsteilbürgermeisterin wählten. Sie sind außerdem Abgeordnete in der Storkower Stadtverordnetenversammlung, Fraktionsvorsitzende
der SPD, im Kreistag, Vorsitzende des Festvereins Dampfhammer Alt Stahnsdorf. Nun sind
Sie gerade mal 35, berufstätig und ehrenamtlich sehr engagiert. Was sagt denn Ihre Familie dazu, wenn Sie nach der Wahl
vielleicht noch mehr unterwegs
sind?
Cornelia Schulze-Ludwig: Natürlich
habe ich zuallererst mit meiner Familie gesprochen und – wie auch sonst
– starken Rückhalt gefunden. Die Familie kennt mich gar nicht anders,
unterstützt mich wo sie kann. Mein
Mann arbeitet als Elektroinstallateur.
Er ist Realist und ebenso bodenständig
wie ich. Und er ist auch selbst aktiv in
der Feuerwehr, im Festverein und im
Anglerverein. Unsere Tochter ist erst 9,
braucht natürlich auch ihre Mutti. Ich
passe schon auf, dass sie nicht zu kurz
kommt. Aber wir leben ja in Alt Stahnsdorf mit meinen Eltern gemeinsam in einem Haus, bei uns ist ein
enger familiärer Zusammenhalt selbstverständlich.
Die gesamte Familie hält mir den Rücken frei. Das
ist schon immer so. Ich kann mit ganzem Herzen
und vollem Einsatz arbeiten. Seit langem schon bin
ich ehrenamtlich tätig, bin dafür oft unterwegs, auch
abends und am Wochenende. Ich tue das alles hier
gern, für meine Heimat, für meine Stadt. Hier bin
ich großgeworden, hier lebe ich. Das gehört einfach
dazu. Und Freude macht es obendrein.
Sommer 2011
Märkische LebensArt
Magazin Märkische LebensArt: Solch ein umfassendes „Bündnis für Storkow“ ist ja schon
etwas Besonderes, zeigt deutlich, dass viele
Menschen dringend eine Veränderung in der
lokalen Politik wünschen. Zusätzlich haben Sie
nun noch ein Kompetenzteam an Ihrer Seite.
Wazu braucht eine Bürgermeisterin ein Kompetenzteam?
Cornelia Schulze-Ludwig: So wie durch das
„Bündnis für Storkow“,
das immer noch weiter
wächst, meine Kandidatur
von sehr vielen Menschen,
von Alt und Jung, aus unterschiedlichen Schichten
und Gruppierungen unterstützt wird, stärkt mich
auch das Kompetenzteam.
Wer mich kennt, weiß,
dass ich immer versuche,
aus allem das Beste zu
machen. Dazu gehört für
mich auch, stets dazuzulernen, flexibel zu sein.
Ich nehme gerne Rat von
Fachleuten an, denn ich
bin nicht der Meinung,
dass ich alleine alles weiß
und kann. Austausch ist mir sehr wichtig. Lasten,
die auf viele Schultern verteilt werden, lassen sich
besser meistern. Gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Kompetenzteam vertreten wir einen neuen,
offenen Führungsstil, einen aufrichtigen Umgang
mit allen. Unser Ziel - im Interesse aller Storkower
- ist es, das Leben in der Stadt und den Dörfern für
alle Altersgruppen lebenswerter zu gestalten. Dazu
gehört eben auch, Storkow wirtschaftlich zu stärken
und künftig in der Region besser vernetzt und anerkannt zu sein.
Magazin Märkische LebensArt: Das „Bündnis
für Storkow“ ist zwar eindeutig parteienübergreifend, doch Sie sind als SPD-Frau bekannt.
Nun ist ja nicht jeder Wähler SPD-Anhänger.
Verstehen Sie sich vorrangig als Kandidatin des
Wahlbündnisses oder doch eher der SPD?
Cornelia Schulze-Ludwig: Das Wahlbündnis und
das Kompetenzteam zeigen, dass ich zuallererst für
den Wechsel zu einer wirklich bürgernahen, aktiven
und konstruktiven Kommunalpolitik in Storkow stehe, für eine neue zukunftsorientierte Führung im
Interesse aller. Dafür schaue ich natürlich über die
Parteigrenzen hinaus. Ich habe gelernt, dass sonst
gar nichts zu bewegen wäre, nur gemeinsam kann
man etwas verändern. Wenn auch die SPD meine
politische Heimat ist, mich ebenfalls unterstützt im Wahlbündnis habe ich
Partner aus allen Bereichen:
aus zahlreichen Vereinen,
der Fraktion Neues Storkow,
der CDU, der SPD, der Fraktion Haus & Grund, dem
Mittelstandsverein, den Ortsteilen und vielen anderen.
Vor allem aber stehe ich dafür, dass ich von Demokratie
nicht nur rede, sondern sie
wörtlich nehme. Und dazu
gehört für mich unbedingt,
alle Bürger einzubeziehen
und ihr Engagement zu achten. Die positiven Veränderungen sind nur zu erreichen,
wenn wir alle zielstrebig und
planmäßig gemeinsam an
einem Strang ziehen und, unabhängig von Parteieninteressen, fraktionsübergreifend alle Kräfte
bündeln. So wird es uns gelingen, Storkow und die
Ortsteile gleichermaßen als lebenswerten familienfreundlichen Wohnort, als Gewerbestandort und
Touristenmagnet zu gestalten. Das stärkt die Vielfalt
in der Stadt und den Dörfern.
Magazin Märkische LebensArt:
Was muss sich Ihrer Meinung
nach in Storkow zuallererst
ändern?
Cornelia Schulze-Ludwig: Vordringlich ist es, die Kommunikation zwischen der Verwaltung und
den Bürgern zu verbessern. Die
Verwaltung ist Dienstleister für die
Bürger, und die Bürger sollen gern
ins Rathaus gehen. Und auch die
Zusammenarbeit zwischen dem
hauptamtlichen Bürgermeister
und dem Parlament, den gewählten Volksvertretern ist dringend
verbesserungsbedürftig. Ebenso
die Kooperation mit den Ortsbürgermeistern der Dörfer. Überall
gibt es gegenwärtig viele Unstimmigkeiten und Unzufriedenheit.
Diese Schwierigkeiten kenne ich
auch aus eigener Erfahrung. Ich
bin der Meinung, dass ein gewisser
Anteil an Kompetenz wieder in
Hände der Ortsbeiräte gelegt werden muss. Und auch regelmäßige
Einwohnerversammlungen über-
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all, in den Dörfern und in der Stadt, sind wichtig,
um die Bürger ernst zu nehmen und Demokratie erlebbar zu machen. Das fängt bei einfachsten alltäglichen Fragen an und endet noch nicht beim Bemühen um eine zeitgemäße Infrastruktur.
Magazin Märkische LebensArt: Müssen sich
Mitarbeiter der Verwaltung bei so vielen Veränderungen sorgen?
Cornelia Schulze-Ludwig: Es muss sich niemand
fürchten, denn ich bin überzeugt, dass in der Verwaltung sehr motivierte Menschen sitzen. Doch
auch sie müssen ihre Kompetenzen zurückbekommen, damit sie kreativ arbeiten, auch selbst Entscheidungen treffen und Verantwortung dafür übernehmen können.
Magazin Märkische LebensArt: Storkow steht
wegen seiner Schulden seit langem unter Kuratel der Kommunalaufsicht. Können Sie an
dieser Misere da überhaupt in kurzer Zeit etwas ändern?
Cornelia Schulze-Ludwig: Leider hat die Stadt
schon seit Jahren keinen genehmigten Haushalt.
Das ist eine schwierige Situation. Doch meine Maßgabe ist, klare Prioritäten zu setzen, die geringen
Mittel effektiv zu verteilen. Folglich sind zuerst die
dringendsten Aufgaben zu erledigen, Begonnenes ist
abzuschließen, bevor man an neue Projekte denkt.
Objekte mit großem Instandhaltungsbedarf haben
Vorrang, z.B. Gemeindehäuser, Feuerwehren, Kindergärten, Sportanlagen oder Jugendklubs dürfen
nicht verfallen, weil Reparaturen ausstehen. Sonst
verlieren die Gebäude an Wert. Das darf man nicht
aufs Spiel setzen.
Cornelia Schulze-Ludwig wurde fotografiert von marcbernot.de
8
Märkische LebensArt
Sommer 2011
SCHULMEISTERMANIER ODER OFFENER FÜHRUNGSSTIL?
Als gebürtiger Storkower war ich von 1990 bis 2010
dieses Potential der Scharmützelseeregion nicht?
Geschäftsführer der Fischerei Köllnitz eG. Ich bin Oder kann man es nicht? In der letzten Mitgliederparteilos, aber schon immer ehrenamtlich für versammlung des Tourismusvereins hat der VorsitStorkow engagiert. Meine Heimat ist wunderschön. zende es nach der Wahl auf den Punkt in Richtung
Um unseren Naturreichtum, die Wälder und Seen Storkow gebracht: „Wir haben hier die Urlauber, die
beneiden uns viele. Berlin ist nicht weit, wir ha- ihr braucht!
ben eine eigene Autobahnabfahrt. Das alles ist ein Bei der Bewirtschaftung der Burg entsteht laut Ausgroßes Potential, was aber leider noch nicht gut er- sage des Finanzausschusses ein jährliches Defischlossen und vernetzt ist. Es ist höchste Zeit, dass
zit von ca. 450.000 Euro. Wirtschaftliches Denkensich jetzt noch einmal etwas bewegt. Es stehen Fehlanzeige. Ich hatte in persönlichen Gesprächen
große gesellschaftliche Veränderungen bevor, die
Hinweise und Tipps gegeben, um den benötigten
Fördertöpfe werden kleiner, die Schlüsselzuwei- Zuschuss eventuell verringern zu können. Letztendsungen des Landes immer weniger. Mehr als zuvor lich hatte ich das Gefühl zu stören.
sind Eigeninitiative, Ideen, Visionen und alternative Trotzdem bin ich immer noch ein
Wege in den Kommunen gefragt.
großer Befürworter der Sanierung
Wie ist Storkow zur Zeit finanziell aufgestellt?
der Burganlage. Doch das vorhanDie uneingeschränkte und alleinige kommunale
dene Potential sollte besuchergeHandlungsfähigkeit ist verloren gegangen. Ohne
recht genutzt werden.
die obere Aufsichtsbehörde des Landkreises geht hier Ehrenamtlich unermüdlich tätinichts mehr. Liegt das am Wollen oder am Können? ge Storkower, teilweise seit JahrDas Bemühen engagierter Storkower Bürger, die
zehnten aktiv, wurden ignoriert
Stadtverwaltung zu unterstützen, Türen zu öffnen, und verprellt, weil ihre Arbeit nicht
um Netzwerke zu knüpfen,
gewürdigt wird. Vieles,
Fördermittel zu organisieren,
was an bedeutenden
alternative FinanzierungsmitEreignissen in Storkow
tel zu erschließen, etwas für
stattfindet, basiert auf
die Region zu bewegen, wurde
ehrenamtlicher Arbeit der zahlreichen
zuletzt nicht mehr angenomVereine und Einzelkämpfer. Was wäre
men. Gutgemeinte Hinweise
ohne Burgförderverein überhaupt gewurden ignoriert, Kritiker gar
worden? Was wäre los in Storkow ohne
in Schulmeistermanier abge- Peter Witzke und Matthias Platzeck in Köllnitz 2009 Burgkulturverein, Treckerverein, ohne
kanzelt. Die Stimmung unFoto Wolfgang Hoffmann die Gefährten der Nacht etc.? Um diesen
ter den Stadtverordneten hat
persönlichen ehrenamtlichen Einsatz
sich gravierend verschlechtert, weil ihre Stimme als
beneiden uns viele in der Region.
Volksvertreter oft genug arrogant abgewiesen wurde. Leider ist die positive Grundstimmung der 800-JahrEs gibt erhebliche Defizite bei der Betreibung der Feier verloren gegangen.
Burg, kaum sichtbares Bemühen um Wirtschaft- Einzelne Fragen bewegen mich persönlich besonlichkeit. Potente Partner – wie der Tourismusverein
ders. Man hat es in den letzten Jahren im GewerbeScharmützelsee mit all seinen zugehörigen Unter- gebiet am Kreisel nicht mal geschafft, ein aussagenehmen – wurden fast verprellt und nur durch ein
fähiges Schild zur Vermarktung des Gewerbegebietes
gutes Zusammenspiel von Abgeordneten und Mittel- mit Ansprechpartnern und Kontaktdaten aufzustelstandsverein konnte ein größerer Schaden vermie- len. Die noch nicht vermarktete Fläche kostet die
den werden, obwohl bei unseren Partnern ein fader Stadt im Jahr eine Menge Geld. Deutschlandweit
Beigeschmack geblieben ist. Im Tourismus zählen wird das wahrscheinlich einzigartig sein! Die zwei
die Betten: Und das ist Storkows Manko, es hat nicht kleinen Hinweisschilder Irrlandia und Didi hat Herr
viele vorzuweisen. Deshalb sind 500.000 ausgewie- Beier von Lollypopp anbringen lassen…..
sene Übernachtungen in der Scharmützelseeregion, Warum wurde von der Verwaltung der Lösungswahrscheinlich noch einmal so viele Tagesbesucher ansatz des dringend benötigten Wasserrastplatzes
pro Jahr für uns besonders wichtig. Diese Urlauber am Storkower See boykottiert? Das Wasserwandern
lassen auch in Storkow Geld und sichern eine Viel- boomt deutschlandweit immer mehr. Warum unzahl von Arbeitsplätzen.
terstützt man nicht die Sielmann Stiftung, mit
40.000 verkauften Eintrittskarten bei Irrlandia
einem kleinen Solarboot auf dem Schauener See
neue Wege zu gehen - und das im Jahr des Natur(Tendenz weiter steigend) stehen gerade mal laut
Aussage des Finanzausschusses 8.500 verkaufte Ein- tourismus? Warum ist der Anschluss an den Dahmetrittskarten für die gut konzipierten Ausstellungen Radweg straßenbegleitend über die B246 bisher gescheitert? In der Konzeption des Landkreises fehlt er
auf der Burg pro Jahr gegenüber. Warum nutzt man
inzwischen ganz. Für die Regionalentwicklung und
Vernetzung Richtung Spreewald wäre das sehr wichtig für Storkow.
Zur Zeit ist man erstaunt, dass die geförderte Touristenbuslinie von KW über Prieros-Groß Schauen
nach Storkow nicht benutzt wird, aber man hofft
auf die Ferien. Dumm nur, dass die B246 wahrscheinlich zwischen Groß Schauen und Kreisgrenze
LDS für 4 Wochen in dieser Zeit voll gesperrt sein
soll. Ein abgestimmtes angepasstes Verhalten sieht
anders aus, aber es sind ja nur Steuermittel. Und
vielleicht will man ja auch ins Jahrbuch der Steuermittelverschwendung. Da es was
mit dem Naturpark zu tun hat,
stellt sich die Frage: sieht so Nachhaltigkeit aus?
Nicht zuletzt: Was
wäre aus Irrlandia
geworden, was aus
dem Storch von
Didi Senft, wenn
sich nicht die
Storkower Abgeordneten mit dem Mittelstandsvereinsvorsitzenden Herrn
Bernd Marquardt persönlich und nachdrücklich für
eine Lösung eingesetzt hätten?
Jetzt steht eine demokratische Wahl bevor: das heißt
auswählen. Der Kandidatin Cornelia Schulze-Ludwig traue ich eher zu, dass sie auch nach der Wahl
teamfähig bleibt, die Verwaltung motivieren und
fordern kann. Und sie kennt aus eigener Erfahrung,
wie wichtig eine gute Zusammenarbeit zwischen
Verwaltung und Abgeordneten ist. Die Bürger wählen die Abgeordneten, diese bestimmen die Politik
und die Verwaltung setzt die Beschlüsse um. Das
sollte künftig auch in Storkow so sein.
Ich bin zuversichtlich, dass Cornelia Schulze-Ludwig als neue Bürgermeisterin frischen Wind in die
erstarrten Strukturen bringen kann. Sie ist kommunikativ und hervorragend vernetzt. Davon können alle profitieren. Sie steht für einen neuen Führungsstil und einen offenen Umgang mit Menschen
unterschiedlicher Meinungen. Sie hört zu, wägt ab
und entscheidet erst dann. Gemeinsam sollte es uns
gelingen, das vorhandene Potential der Stadt mitsamt aller Ortsteile zu gestalten und so Storkow
zukunftsfähig für unsere Kinder zu machen.
Zum Schluss möchte ich mich herzlich bei allen Lesern des Magazins Märkische LebensArt für die zahlreichen Genesungswünsche bedanken, die mich erreicht haben. Ich hoffe sehr, dass ich bald wieder mit
voller Kraft ins Firmenleben und in die Gesellschaft
Peter Witzke, Storkow
zurückkehren kann.
Sommer 2011
Märkische LebensArt
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KLEINER EXKURS ÜBER STORKOWER DEMOKRATIE
Liebe Leser des Magazins Märkische LebensArt,
bei den meisten ziemlich verblasst, die die letzten Jahre
dieses oder jenes gesagt, getan oder geplant. Nicht selten
ich bin gebeten worden, ein paar Anmerkungen zum
der Storkower Stadtpolitik direkt miterlebt haben. Diese
habe ich auf meine Nachfrage, wer genau dieses oder
deutschen politischen System zu machen. Das hört sich jenes gesagt, getan oder geplant hätte, nochmal die Aus- beiden Gremien, die von den Bürgern gewählt werden,
jetzt auf den ersten Blick nicht so wahnsinnig spannend
kunft bekommen: „die Stadt“. Als ob die Stadt ein ein- sind nämlich, wenn es ums Detail geht, in ihren Kompetenzen gar nicht so fein säuberlich voneinander getrennt.
an, aber ich kann Ihnen versichern, in den acht Jahren, zelnes Gebilde mit einer Stimme wäre.
die ich mittlerweile in der Storkower Kommunalpolitik Politisch muss man sie zumindest in zwei Zentren Die Brandenburgische Kommunalordnung hat uns da
ein paar dicke Eier ins Nest gelegt. Vereinfacht könnte
verbracht habe, hat es an Spannung - oder sollte ich sa- aufteilen: einmal die Bürgermeisterin als Leiterin der
gen: an Spannungen? - rund um das Amt der Bürgermei- Stadtverwaltung und zum anderen die Stadtverordne- man sagen, die beiden Gremien teilen sich die Entscheidungsbefugnis ungefähr halbe-halbe.
sterin nicht gemangelt. Ich will versuchen, nicht allzu tenversammlung.
schulmeisterlich vorzugehen.
Auf den ersten Blick sind die Aufgaben ganz gut aufgeteilt. Mal hat das Parlament, also die StadtverordnetenverWenn Sie ehemalige Schüler von mir treffen und sie
Die Bürgermeisterin ist der gesetzliche Vertreter der Kom- sammlung das Sagen, mal kann die Bürgermeisterin
nach dem Kern des politischen Systems in Deutsch- mune und repräsentiert diese auch nach außen. Zudem alleine entscheiden, und im schlimmsten Fall ist die
land befragen, müssten die eigentlich sehr schnell mit leitet sie die Verwaltung, die u.a. die Beschlüsse der Stadt- Entscheidungsbefugnis geteilt. Für Kommunen, in dedem Dreieck kommen. Alle landen sie irgendwann verordnetenversammlung vorbereitet und sie dann später nen Parlament und Stadtverwaltung, mit der Bürgerbeim Dreieck, davon wird keiner verschont.
auch umsetzt. Und die Stadtverordnentenversammlung meisterin an der Spitze, gut zusammen arbeiten, gut
harmonieren, ist das überhaupt
Im Kern des politischen Systems
kein Problem. Sie setzen sich regeht es immer um die Frage, wie
LEGISLATIVE – PARLAMENT
(Gesetzgebende Gewalt)
gelmäßig an einen Tisch, tauschen
die Macht verteilt ist. Es geht imBundestag/Landtag/
ihre
Standpunkte aus und kommen
mer um die Macht. Da haben wir
Kreistag/Stadtverordnetenversammlung
dann schnell zu einem für die Koman einer Ecke dieses Dreiecks das
EXEKUTIVE – REGIERUNG
mune positiven Ergebnis. Wenn
Parlament, an der anderen die
JUDICATIVE – JUSTIZ/GERICHTE
(Ausführende Gewalt)
aber
eines dieser beiden Gremien
Regierung und an der dritten
(Richterliche Gewalt)
Bundeskanzler/...../Bürgermeister
nicht
zusammenarbeiten will, dann
die Justiz. Alle drei sollen vonmit Stadtverwaltung
wird es kompliziert. Dann hat jede
einander getrennt sein und sich
Seite ungefähr so viel Macht wie
im besten Fall noch gegenseitig
man braucht, um den anderen ordentlich zu ärgern. Im
kontrollieren, ein sehr schöner Ansatz, finde ich. Leider bereitet auch Beschlüsse vor, diskutiert die verschiedenen
Gottes ist das nicht meine Idee, sie stammt von einem
politischen Sachverhalte und fällt dann Entscheidungen. schlimmsten Fall blockieren sich beide gegenseitig. Produktiv ist das nicht. Im Gegenteil, es kommt wenig dabei
klugen Franzosen, der es im 18. Jahrhundert leid war, Storkow hat also ein Parlament, das von den Bürgern
den absolutistischen Herrschern das ganze Feld zu über- gewählt wird, genauso wie die Bundesrepublik ein Par- raus, obwohl man sehr viel Energie hineingesteckt hat.
lassen. Mit seiner Theorie der Gewaltenteilung hat er den lament hat, das von den Bürgern gewählt wird. Die Ver- Die Brandenburgische Kommunalordnung hat den Zustand, den wir in den letzten Jahren in Storkow hatten,
Grundstein gelegt für ein System der politischen Ord- waltung der Kommune könnte man mit der Regierung
nung, das im Grunde heute in den allermeisten Staaten vergleichen, die vom Parlament die grundlegenden Ent- leider nicht vorhergesehen.
der Welt gültig ist. Natürlich ist das eine grobe Vereinfa- scheidungen bekommt, und dann auf der Grundlage Wenn es nicht zahlreiche andere Gründe gäbe, einen
chung, natürlich gibt es noch viele andere Machtzentren, dieser Entscheidungen Politik machen soll, diese gewis- Wechsel im Rathaus herbei zu sehnen, dieser müsste
sermaßen umsetzen soll. So habe ich mir das in meiner
schon ausreichen. Ich hoffe, nein, ich bin fest davon
aber die können wir hier nicht alle behandeln, und die
spielen auch keine große Rolle für unsere Bürgermei- Naivität gedacht, aber ganz so einfach ist das nicht. Wäh- überzeugt, dass mit Cornelia Schulze- Ludwig nicht
rend auf Bundes- und Landesebene nur das Parlament nur ins Rathaus, sondern auch in die Stadtverordnesterwahl im September.
Mit diesem Dreieck im Kopf bin ich nun also nach von den Bürgern direkt oder indirekt gewählt wird und tenversammlung ein ganz neuer frischer Wind einzieStorkow gekommen, habe angefangen zu unterrichten, der Regierungschef nicht von den Bürgern, sondern von hen wird. Ich freue mich auf eine Zusammenarbeit, die
eben diesem Parlament bestimmt wird, wird in Bran- es uns erspart, ständig in mühseliger Kleinarbeit Inforund musste feststellen, dass sich da auch ein Fehler in
meinem Kopf eingeschlichen hatte. Ich dachte nämlich, denburg auch der Bürgermeister in einer Direktwahl mationen zu sammeln, die wir eigentlich schon vorher
dass dieses System für alle Ebenen gilt: für die Bundes- von den Bürgern gewählt. Die wahlberechtigten Bürger von der Stadtverwaltung hätten bekommen müssen.
republik insgesamt, die einzelnen Bundesländer und können also sowohl ihre Bürgermeisterin als auch ihre Vielleicht können wir, die vom Bürger gewählten Stadtauch für die Städte und Gemeinden. Hier musste ich Abgeordneten direkt wählen. Die Bürger haben gewis- verordneten und die von den Bürgern gewählte Bürgerdazulernen. Angefangen hat dieses Lernen mit der Be- sermaßen mehr zu sagen in Brandenburg, sie werden meisterin, dann auch mal wieder alle unsere Energien
zeichnung „die Stadt“. Noch heute stößt es mir unange- öfters gefragt. Hört sich gut an, klingt sehr demokra- gemeinsam in die Lösung der in dieser Stadt anstehentisch. Dieser wunderbare demokratische Glanz ist aber den Probleme stecken. Elmar Darimont, Kehrigk
nehm auf, wenn jemand mir erzählt, „die Stadt“ hätte
Bestattung in Frauenhänden
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Märkische LebensArt
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STILLE POST IN STORKOW
„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“
Cornelia Schulze Ludwig, unsere Bürgermeisterkandidatin, handelt aus meiner Sicht genau nach diesem Zitat von Albert Einstein. Um die Zukunft zu gestalten, ist sie im jugendlichen Alter bereits Bürgermeisterin von
Alt Stahnsdorf geworden. In dieser Tätigkeit und in ihren anderen politischen Ämtern und Aktivitäten hat sie
seither bewiesen, dass sie das Rüstzeug für eine Bürgermeisterin von Storkow hat.
In einem Wahlkampf gibt es selbstverständlich nicht nur Fürsprecher. Deshalb heißt es ja auch Wahlkampf.
Anständige Gegner erkennt man jedoch daran, dass sie mit offenem Visier kämpfen. Vorsicht ist geboten bei
denen, die dies heimlich tun, warum auch immer. Gerade Bedenkenträger bekennen sich zumeist auch nicht
öffentlich, melden sich lieber hinter vorgehaltener Hand zu Wort. Eben wie bei der „stillen Post“. Folglich
brodelt es derzeit in der Storkower Gerüchteküche.
Weil ich für Aufrichtigkeit bin, reden wir doch an dieser Stelle besser Klartext und ich nenne diese Parolen
jetzt mal ganz deutlich:
Gerücht Nr. 1: „Die ist zu jung und hat zu wenig Erfahrung!“ Dem kann ich nur entgegensetzen: 15 Jahre politische Erfahrung, gemessen an einem Menschenleben, können nicht zu kurz sein. Mit einem Alter von 35
schielt man nicht auf das Durchhalten bis zur Rente. In diesem Alter sind Leistungen notwendig, die eine Wiederwahl ermöglichen oder einen weiteren politischen Aufstieg.
Gerücht Nr. 2: „Die benutzt die Bürgermeisterkandidatur nur als Sprungbrett in ihrer Karriereleiter!“
Leitern haben Sprossen und Sprossen haben einen Abstand. Eine ausgezeichnete Amtszeit als Bürgermeisterin von Storkow bessert mit Sicherheit den Politikwert von Frau Schulze-Ludwig auf. Könnte ein Aufstieg in
die Landespolitik den Storkowern schaden? Die Bodenständigkeit unserer Kandidatin garantiert schon jetzt
positive Effekte für Storkow.
Gerücht Nr. 3: „Die hat noch nie richtig gearbeitet!“ Die Zeit, in der man Tischler oder Dachdecker sein
musste, um ein Land zu führen, haben wir 1989 hinter uns gelassen. Wer ein Studium der Politikwissenschaften und die Tätigkeit einer Büroleiterin nicht als Arbeit einstuft, diskriminiert gleichzeitig alle Bürotätigkeiten, egal ob in der freien Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst. Unsere moderne Gesellschaft kann
ohne diese Arbeit nicht existieren.
Gerücht Nr. 4 : „Die ist von den Unternehmern gekauft!“ Ich halte Frau Schulze-Ludwig für nicht käuflich. Diese missbilligenden Äußerungen zeugen wohl eher von Neid.
Warum wollen auch die Unternehmer von Storkow (vertreten durch den Mittelstandsverein) eine politische
Veränderung? Unternehmen bestehen in der Regel aus einem oder zwei Unternehmern, aber aus einer Vielzahl von Mitarbeitern: In Storkow sind das übrigens mehr als 1.000 Arbeitsplätze. Unternehmern geht es gut,
wenn die Mitarbeiter zufrieden sind und umgekehrt. Ein Tag hat aber mehr Stunden als die Arbeitszeit, d.h.
die Mitarbeiter wollen sich in ihrem Wohnumfeld wohlfühlen. So reicht die soziale Verantwortung der Unternehmer weit über die jeweilige Firma hinaus. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, engagieren sich
die Unternehmer für Storkow. Auch, weil sie ja zumeist selbst hier leben. In der Amtszeit der amtierenden Bürgermeisterin wurden die Potentiale, die in einer guten Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und
den Unternehmen liegen, weder genutzt, noch gefördert, noch ausgeschöpft. Mit einer neuen Bürgermeisterin
blicken wir Unternehmer gemäß dem vorangestellten Zitat von Albert Einstein in die Zukunft, in der unsere
Mitarbeiter und wir leben möchten.
Ich bin in Storkow nicht wahlberechtigt, aber ich würde meine Stimme Cornelia Schulze-Ludwig geben.
Bernd Marquardt, Vorsitzender des Mittelstandsvereins Storkow
Ich kenne Cornelia Schulze-Ludwig schon seit vielen
Jahren als eine sehr herzliche, tatkräftige junge Frau.
Als sie mich jetzt fragte, ob ich sie vor und nach einer
Wahl zur Bürgermeisterin in ihrer Arbeit beraten würde, hat mich das sehr gefreut. Ich schätze an ihr, dass
sie auf das Wissen und die Erfahrung der Storkower
Bürger setzt, auch Rat sucht und beherzigt. Als Ortsbürgermeisterin von Alt-Stahnsdorf hat sie auf diese
Weise schon viel für ihr Dorf erreicht. Sie hat Ideen,
bewegt viel, kann andere gut begeistern. Darum habe
ich gerne zugestimmt, im ehrenamtlichen Kompetenzteam mitzuarbeiten und meine Erfahrungen bei
der Entwicklung des dörflichen Lebens einzubringen. Ich bin überzeugt, dass sie als Bürgermeisterin
für Storkow eine gute Wahl ist. Auch deshalb, weil sie
alle einbezieht und den Dörfern wieder mehr Kompetenzen einräumen wird, damit sich alle zugehörig
fühlen. Hier zeigt sich ein neuer, erfrischender Politikstil für Storkow. Nur gemeinsam können wir unsere Stadt zusammen mit den Dörfern voranbringen.
Holger Ackermann, Ortsvorsteher Groß Schauen
Wir finden Cornelia Schulze-Ludwig sehr sympathisch. Sie ist ein warmherziger Mensch und so bodenständig. Beeindruckend ist, wieviel sie allein in Alt
Stahnsdorf schon in Bewegung gesetzt hat. Und auch
vom Bildungsausschuss her kennen wir sie als sehr
engagiert und zielstrebig. Selbst wenn es mal unterschiedliche Auffassungen gibt, strahlt sie Ruhe aus
und bleibt freundlich. Sie kümmert sich um Kinder-
Sommer 2011
gärten, die Schule, den Hort, die Senioren überhaupt.
Das kann sie sehr gut, vielleicht auch, weil sie selbst
in einem Mehr-Generationen-Haus lebt. Es ist wohltuend, dass sie ohne Scheu aufmerksam und unterschiedslos auf Menschen jeden Alters und aus allen
Schichten zugeht. Überall bringt sie sich schon seit
vielen Jahren positiv ein, hat stets ein offenes Ohr für
jeden. Wir haben gelesen, was in ihrem Programm
steht, das ist genau das, was unsere Stadt braucht. So
eine dynamische junge Frau würde Storkow wirklich
gut tun, denn es ist an der Zeit, dass es im Rathaus
mal einen Wechsel gibt, der frischen Wind bringt.
Sieglinde Springer, Anke Hannuschka und Elke Dittmann, Storkow
Ich unterstütze Cornelia Schulze-Ludwig, weil ich als
Abgeordneter in der StVV von 2003 bis 2008 die Erfahrung gemacht habe, dass die jetzige Bürgermeisterin
kein Interesse daran hat, die Möglichkeiten, die wir
für Entwicklungen in Storkow immer wieder gehabt
haben, zu nutzen.
Seit der Fertigstellung der Burg ist in Storkow nichts
mehr passiert und ich sehe auch nicht, dass irgendetwas so auf den Weg gebracht wurde, dass es sich
entwickelt.
Beispiele dafür sind der Leerzug der Altstadtschule,
für die man bereits bei Baubeginn des Ersatzbaues
an der Europaschule eine Nachnutzung hätte suchen
müssen oder der konzeptionslose Umgang mit den
Kindertagesstätten, die ausschließlich verwaltet werden, ohne Ideen für die Zukunft.
Eine Bürgermeisterin, die keine Lust hat, Storkow zu
gestalten, oder, was noch schlimmer wäre, es nicht
kann, muss Platz machen für jemanden, der Ideen,
Visionen und Kontakte in der Stadt, der Region und
im Land Brandenburg hat. Ich möchte nicht von einer Bürgermeisterin repräsentiert und verwaltet werden, die keine Ideen für die Zukunft hat und die sich
wie viele Bürokraten im ganzen Land ganz schnell
auf die rechtlich sichere Seite, nicht aber auf die Seite
derer stellt, die gestalten und verändern wollen.
Martin Lüdtke, Storkow
„Ich begleite Cornelia Schulze-Ludwig schon seit vielen Jahren. Als sie mit 20 Jahren Bürgermeisterin in Alt
Stahnsdorf wurde, war ich Mitglied im Gemeinderat
Alt Stahnsdorf. Dort arbeitete ich viele Jahre gut mit ihr
zusammen. Beeindruckend bei Cornelia Schulze-Ludwig ist, dass sie als so ein junger Mensch schon viele
Jahre kontinuierlich Verantwortung übernommen hat.
Sie schafft es immer wieder ihre Mitmenschen zu motivieren, mit anzupacken, nach vorne zu schauen und
den Ort und die Region weiter voran zu bringen. Wir
haben viele Projekte mit unserer jungen Bürgermeisterin auf den Weg gebracht, wie z.B. den Bau des Gemeindehauses, die Erweiterung des Sportplatzes, die
wir gemeinsam mit Heinz Schrobbach erkämpft haben, den Abwasseranschluss, auf den wir lange warten
mussten, die Gestaltung der Friedhöfe und der öffentlichen Plätze, sowie nicht zuletzt den Zusammenhalt
Märkische LebensArt
Sommer 2011
im Ort, den unsere Bürgermeisterin Conny wesentlich prägt. Ich traue ihr durchaus zu, eine Stadt wie
Storkow in die Zukunft zu führen und viele neue und
innovative Ideen in unsere Kommunalpolitik vor Ort
mit einzubringen. Sie ist eine gute Wahl für Storkow.“
Lothar Gallasch, Alt Stahnsdorf
Ich unterstütze die Bürgermeisterkandidatin Cornelia
Schulze-Ludwig, weil ich sie als eine sehr engagierte
junge Frau kennengelernt habe. Der Werdegang von
Frau Schulze- Ludwig und ihre Erfahrungen in der
Kommunalpolitik qualifizieren sie für den Posten der
Bürgermeisterin. Sie hat ein umfassendes Wissen; ist
offen und fähig, mit allen zu kommunizieren. Sie
bringt genau die Charaktereigenschaften mit, die eine
Bürgermeisterin als Interessenvertreterin aller in der
Stadt und den Dörfern lebenden Menschen braucht.
Positiv werte ich die Zusammenarbeit mit dem Kompetenzteam. Hier stehen ihr anerkannte Leute aus allen
Fachbereichen mit den jeweils speziellen Kenntnissen
beratend zur Seite. Das ist ein großer Fortschritt für die
Stadt, denn ein Alleingang bringt Storkow nicht weiter.
Als Unternehmen, das im Gewerbegebiet ansässig ist,
Arbeitsplätze schafft und Steuern bezahlt, sind auch
wir interessiert an einer kompetenten Führung im
Rathaus, zu der künftig auch mehr Interesse an der
Wirtschaft gehört. Die Gewerbetreibenden in Storkow
brauchen, wie auch deren Mitarbeiter, dringend Unterstützung in Fragen der Infrastruktur, der Kommunikation etc...
Ebenso wie alle Bürger erwarten wir im Gewerbegebiet
für die Zukunft auch eine echte Interessenvertretung
aller Kunden im Wasser- und Abwasserverband, dazu
eine klare Stellungnahme zur Problematik der noch
ausstehenden Anschlussgebühren für Wasser und Abwasser. Die finanziellen Schwierigkeiten betreffen
nicht nur Privathaushalte, sondern infolge der extrem
hohen Belastung der Firmen werden auch der Stadt
Einnahmen aus den Gewerbebetrieben verloren gehen.
Hier muss eine vertretbare Regelung her, die der Wirtschaftlichkeit möglichst wenig schadet.
Als Sportlerin bedauere ich seit Jahren, dass in vielen
umliegenden Städten die Sporthallen wie Pilze aus
dem Boden schießen und es in Storkow nicht eine intakte Sporthalle gibt. Storkow hat viele Vereine und
sportinteressierte Menschen zwischen 8 und 80, die
seit Jahren ihre sportlichen Aktivitäten unter unmöglichen Bedingungen ausüben müssen. Wenn Storkow
an Attraktivität gewinnen will, gehört die ordentliche
Sanierung einer Sportstätte oder, wenn finanzierbar,
ein Neubau, unbedingt dazu.
Nachdenken sollte man auch unbedingt noch einmal,
ob die Verpachtung des Strandbades so intelligent war.
Ich glaube, man hat hier einen wichtigen Lebensmittelpunkt und Treffpunkt der Storkower im Sommer aus
der Hand gegeben. Diese Entscheidung ist sicher nicht
im Interesse der Storkower Bürger getroffen wurden.
Birgit Rietz-Steffens, SoftLine-Schaum GmbH & Co. KG
DIE SITUATION IST UNERTRÄGLICH
Storkow kann mehr
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wenn alle an einem Strang ziehen; Vereine, engagierte Bürger und Firmen. Hier tut jeder was er
kann. Aber wer genehmigt eine Woche vor dem TreIn Storkow ist schon seit geraumer Zeit der Punkt er- ckertreffen in Philadelphia einen Brückenbau an
reicht, an dem es so nicht mehr weitergehen kann. der Zufahrt? Welche Rolle spielt die StadtverwalHier wird nur noch verwaltet, nicht mehr gestal- tung dabei?
tet. Zahlreiche Menschen, die ihre Freizeit in Eh- Warum funktioniert die Vernetzung in Storkow
renämtern für Storkow opfern, werden als störend
nicht? Warum arbeiten die Verantwortlichen der
und belastend abgewimmelt, Initiativen ausgebremst. Verwaltung getrennt von den ehrenamtlich TätiDas bisher ignorierte großartige Potential der Region gen? Warum bremsen Bürgermeisterin und Tourisschreit geradezu danach, endlich genutzt zu werden. musmanager sogar Initiativen aus? Es kann doch
Mit dem unüberlegten Austritt aus dem Tourismus- nicht sein, dass sich zunehmend mehr Menschen,
verein Scharmützeldie jahrelang alles für
see ist ein riesiger
Storkow getan und ihre
Imageschaden entFreizeit geopfert hastanden, den, trotz
ben, resigniert und entdes Widerrufs, untäuscht zurückziehen.
gezählte Betroffene
Warum springen Sponausbaden müssen.
soren ab? Warum wird so
Wie kurzsichtig muss
getan, als mühe sich der
man sein, Partner
Mittelstandsverein aus
so vor den Kopf zu
purem Eigennutz darum,
stoßen? Und andedie Lage in der Stadt zu
rerseits wird - ohne
verbessern? Wollen oder
zuerst den Bedarf zu Burgführung von Andreas Heising für Mitarbeiter der Firma können es die Veranterforschen - eine Bus- Bohrlochmessung anlässlich der 50. Jubiläumsfeier der Bohrloch- wortlichen nicht erkenlinie eingerichtet, die geophysik am Standort Storkow
nen, dass nur sichere Arkeiner braucht. Da
Foto Wolfgang Hoffmann beitsplätze und eine gute
wird Geld zum FenInfrastruktur die Region
ster hinausgeworfen. Offenbar sind die Verantwort- vor einem schleichenden Aussterben bewahren.
lichen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gesto- Warum gibt es noch immer keinen behindertengeßen. Auch Wirtschaftskompetenz ist bei ihnen nicht rechten Zugang zur Burg? Das ist - ob aus Ignoranz
zu erkennen. Gravierende Mängel in der Kommuni- oder Gleichgültigkeit - Diskriminierung behinderkation haben unermessliche Folgeschäden für die Re- ter Menschen. Es gibt immer einen Weg zum Erfolg,
gion gebracht. Friki hat wegen dieser Probleme jetzt
man muss ihn nur gehen! Wie wurden und werden
wir Bürger von unserer amtierenden Bürgermeistelieber in Neustrelitz investiert. Die Folge ist: statt 200
neuer Arbeitsplätze gibt es in Storkow nur noch 50. rin im Wasser- und Abwasserverband vertreten? Wo
ist der große Schwung der 800-Jahrfeier hin, was
Was für ein Schaden!
Der Burgförderverein hat mit großem Einsatz über haben die Verantwortlichen daraus gemacht?
130.000 € Spenden eingeworben, laut Landesregie- Hier ließen sich noch viele weitere Fragen aufwerrung eine wichtige Voraussetzung für den Wieder- fen. Fakt ist, so kann es nicht weitergehen. Die Siaufbau der Burg. Doch in der Rede zur 800-Jahr- tuation ist unerträglich. Es ist Zeit für Klartext, für
Feier wurde er von der Bürgermeisterin mit keinem
einen Wechsel. Zeit für Elan, einen teamfähigen
Wort erwähnt. Beinahe hätte es statt des denkmalge- Bürgermeister, der konstruktiv arbeitet, Führungsrechten Burgtores nur ein blechernes gegeben, weil
stärke beweist und dennoch nicht beratungsresigravierende Fehler im Förderantrag und mangeln- stent ist. Zeit für einen Menschen, der zuhört, Ideen
des Bemühen des dafür bezahlten Verantwortlichen umsetzt, Partner vernetzt und Demokratie wirklich
das Projekt behinderten. Es kostete mich relativ we- lebt. Storkow braucht eine Bürgermeisterin, die
nig Mühe, Spendengelder bei Storkower Unterneh- alle Menschen ernst nimmt, die den Tourismus als
men einzuwerben. Ein Tourismus-Manager muss Wirtschaftsfaktor erkennt und Unternehmen als
planen, organisieren und gestalten. Statt dessen Partner. Die kein Einzelkämpfer ist, sondern eine
wird dezentralisiert. Gegeneinander statt Miteinan- Powerfrau, die das Miteinander befördert, sich mit
potentiellen Partnern verbündet. Die das Ehrenamt
der. Warum wurden die im Alleingang auf der Burg
organisierten Veranstaltungen ein Flop? Es tut nur würdigt und damit die lokale Demokratie stärkt.
noch weh, wenn sich dann solche Verantwortlichen Storkow kann mehr.
bei Eröffnungen und Übergaben auch noch als die
Deshalb wähle ich am 11.September Cornelia
„Macher“ darstellen lassen.
Schulze-Ludwig.
Das weithin größte Treckertreffen in Philadelphia
Andreas Heising, Storkow
zeigt, was ein kleiner Ortsteil fertigbringen kann,
Märkische LebensArt
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Sommer 2011
Vorsicht! Lesen gefährdet die Dummheit! Fragen Sie erst Ihren Fallmanager oder Bibliothekar!
Der Turm von Schwafel
Glücksregeln für eine verunsicherte Welt
Schlimmer gehts nimmer. Das dachten wir, aber es kam doch noch schlimmer. Eine Talkshow nach der anderen auf Jagd
nach Quote. Ganz zufällig hat immer irgendjemand ein neues Buch hochzuzeigen, für einen Film zu werben oder was
sonst. Dann wird gelabert was das Zeug hält: Über „suboptimale“ „Charity“ für das „Prekariat“. Über
„Kollateralschäden“ und „zeitnahe“ „Friedensmissionen“ am Hindukusch. Keinesfalls wird das böse KWort benutzt. Lieber tauscht man Gedanken aus über die „Must-Haves“ für „Best-Agers“ und die „Leerverkäufe“ der Banken oder den „Rückbau“ der „negativen Ertragsüberschüsse“. Vor allem geht es gern
mal „Face-to-Face“ um „Mund-zu-Mund-Propaganda“. Das haben nicht mal die Möchtegern-Kommunisten fertiggebracht; die wussten trotz mancher Schlichtheit sogar noch, dass man zwar Mund-zu-Mund beatmen kann,
aber dass jegliche Propaganda noch immer von Mund zu Ohr fließen muss, falls sie das Gehirn erreichen soll. Und so sitzen Tag für Tag die „Ritter der Schwafelrunde“ – ob männlich oder weiblich - in trauter Eintracht, streiten sich mal ein
wenig mehr oder weniger, selten ernsthaft. Und davor oder danach beißen sie in die Brötchen und trinken ein Sektchen
(Stefan Heym hatte es einst ironisch-treffend beschrieben) und sind nett zueinander. „Was hat der Mann dort gesagt,
was hat er gemacht? Er hat mit Worten heiße Luft gemacht.“ Sehr lange ist es her, als der berühmte Kritiker Friedrich
Luft dies treffend in seiner Sendung „Die Stimme der Kritik“ bemerkte, doch es ist aktueller denn je.
Inzwischen nehmen sogar „BadBanker“ viel „Geld in die Hand“, selbst wenn sie mal „chillen“, oder die „alleroptimalsten Chancen“ für „notleidende Banken“ suchen. Auch „Gender Mainstreaming“ fehlt zum Glück ebensowenig
wie „Managing Gender“, „gender studies“ und „Diversity“.
Hoch lebe die wörtliche Emanzipation. Mal sehen, ob irgendwann auch mal Männer und Frauen in Eintracht
gleichberechtigt sind.
Danke Robert Griesbeck für die aufschlussreiche Sammlung von Worthülsen und Stilblüten, Euphemismen, Werbe-Dumm-Deutsch und sonstiger gequirlter heißer Luft.
Gibt es Regeln für Glück? Was kann der einzelne
Mensch tun, um an dieser Welt in unsicheren Zeiten
nicht verrückt zu werden? Sich damit trösten, dass
es schon schlimmere Zeiten gab? Das
hilft im Alltag aber nun doch nicht
wirklich weiter.
Wer Sinn dafür hat, sich auf Neues,
Unbekanntes, Unvertrautes einzulassen, sollte ein wenig - jedoch sehr
sinnvoll angelegte - Zeit opfern. Im
Buch oder per CD lässt sich erfahren, welchen Rat
der Dalai Lama gibt, in diesen merkwürdigen Zeiten
nicht in Hoffnungslosigkeit, Resignation oder Entmutigung zu versinken. Kann man glücklich sein,
wenn es im Äußeren nicht stimmt? Wie entwickle ich
Vertrauen, Hoffnung oder Optimismus? Wie kommen
Empathie, Mitgefühl und Glück in unsere Welt? Miteinander in Harmonie leben, ohne Vorurteile und Gewalt, ohne Hass und Angst lässt sich lernen. Beim Dalai Lama klingt das ganz einfach, ohne Pathos, ohne
pädagogischen Zeigefinger. Das Schöne ist, dass er
den Menschen einfach zutraut, selbst kleine Schritte
zu notwendigen Veränderungen zu gehen. Und wer
meint, keine Zeit zum Lesen zu haben, dem sei gesagt,
dass man fast immer Gelegenheiten zum Zuhören
finden kann, wenn man will, beispielsweise beim Autofahren, in der Bahn, beim Bügeln etc.. Zeit, die sich
lohnt. Im Grunde einfache Erkenntnisse, die dennoch
überraschen und garantiert ermutigen.
Robert Griesbeck: Der Turm von Schwafel. Knaur. ISBN 978-3-426-78319-1. € 9,99.
Die Welt ist noch nicht fertig
Horst Drinda hat sich lange geweigert, eine Biographie zu schreiben. Irgendwann gab er dann doch
dem Drängen seiner Familie nach, schrieb stattdessen jedoch Briefe an Kinder und Enkel, in denen er von seinem Leben erzählt. Vieles hat er erlebt, schönes und
schreckliches. 1927 in Berlin geboren
blieb ihm gleich vielen anderen der
schlimme Krieg nicht erspart. Schon
mit 14 war er, technikbesessen, an
die Fliegerschule der Junkerswerke Köthen-Dessau
gegangen. Zu lesen ist, wie Drinda den Krieg überstand und den Weg zur Schaupielerei fand. Er spielte
20 Jahre am Deutschen Theater. Don Carlos, Ham-
let, Lear, Mephisto. Lang ist die Liste einer Theater-,
Film- und Fernsehrollen. Die Episoden aus seinem
langen Schauspielerdasein wecken die Erinnerung
an Berühmtheiten wie Eduard von Winterstein, Inge
von Wangenheim, Wolfgang Langhoff oder Erwin
Strittmatter. Auch Kuriositäten fehlen nicht. Für
viele ist es vielleicht interessant zu erfahren, wie aus
Horst Drinda, der Wasser immer liebte - viele Jahre
übrigens in Wendisch Rietz wohnte- unverhofft ein
Kapitän zur See wurde und was sich während der
Dreharbeiten der Fernsehserie „Zur See“ so ereignete. Zeitdokumente und Fotos vervollständigen das
Buch, das auch Zeitgeschichte spiegelt.
Adelheid Wedel/Stefan Drinda: Horst Drinda „Die
Welt ist noch nicht fertig.“ Militzke. ISBN 978-386189-835-1. € 19,90.
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mit umfassender Beratung im Showroom
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Dalai Lama, Howard C. Cutler: Glücksregeln
für eine verunsicherte Welt. Herder. Buch: ISBN
978-3-451-30341-8. € 22,95. 2 CDs: ISBN 9783-451-31614-2. € 19,95.
4. Treckertreffen
in Philadelphia
12. bis 14. August 2011
Märkische LebensArt
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Sommer 2011
Wir sind zum Handeln gesetzlich verpflichtet
MAWV-Verbandsvorsteher Wolf-Peter Albrecht zum Thema „Altanschließer“
In den vergangenen Wochen und Tagen erreichten mich Anrufe von Bürgern, die Fragen zur geplanten Erhebung von Beiträgen
für Trink- und Schmutzwasser für die sogenannten Altanschließer äußerten und Widerspruch bzw. Klage gegen diesen Vorgang
ankündigten. Leider zeigt sich dabei nicht
selten, dass das Wie und Warum dieser finanziellen Forderungen nicht immer detailliert bekannt sind. Obwohl wir als Märkischer Abwasser- und Wasserzweckverband
(MAWV) bereits mehrfach in der Presse
über die Hintergründe für die Erhebung von
Beiträgen für Altanschließer informiert und
eine Telefon-Hotline (03375-25 68 777)
eingerichtet haben, möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um nochmals kurz die wichtigsten Fakten darlegen.
Zuvor sei mir aber noch ein kurzes Abschweifen gestattet. Die Eingliederung des
ehemaligen Wasser- und Abwasserzweckverbandes Alt Schadow in den MAWV war für
die Bürger mit spürbaren finanziellen Belastungen verbunden, da für eine kostendeckende Ver- und Entsorgung mit Trinkwasser bzw. Abwasser die Gebühren angehoben
werden mussten. Inzwischen konnten mit
einem effizienten Betrieb der wasserwirtschaftlichen Anlagen die Kosten verringert
und damit die Gebühren gesenkt werden.
Dies waren erste kleine Schritte, um wie
versprochen die Gebühren für die Kunden
des ehemaligen WAVAS an die im Stammgebiet des MAWV heranzuführen.
Nun kommt eine weitere finanzielle Bürde auf 1088 Kunden im Gebiet des ehemaligen WAVAS zu, nämlich die Trinkwasserbescheide für die so genannten Altanschließer.
Diese Erhebung von Beiträgen erfolgt aufgrund einer Veränderung des bisherigen
Kommunalabgabengesetzes (KAG) durch
die Abgeordneten im Brandenburger Landtag vom 23. Mai 2009. Demnach sind auch
von den so genannten Altanschließern anteilige Beiträge für Investitionen nach dem 3.
Oktober 1990 zu erheben.
Dieses Herangehen können auch wir
bei aller Respektierung des Grundsatzes der Gleichbehandlung nur sehr
schwer nachvollziehen. Auch wir stellen
uns die Frage, warum erst heute die Bürger
für Investitionen im Trink- und im Abwasser
aus den Jahren nach der Wende herangezogen werden. Deshalb versuchten wir aus unserer Sicht alles Mögliche, um diese für den
Bürger nicht vorhersehbaren finanziellen
Belastungen zu vermeiden.
2007 haben wir in der ersten Anhörung im
Brandenburger Landtag nachdrücklich auf
die finanziellen und politischen Folgen bei
den betroffenen Bürgern, Wohnungsbaugesellschaften und Betrieben aufmerksam gemacht. Wir wandten uns an alle Fraktionen
des Brandenburger Landtags mit der Bitte,
das Kommunalabgabengesetz so zu ändern,
dass eine Verjährung der Forderungen eintreten kann. Es gab einen Protestbrief an
Brandenburgs Ministerpräsidenten und es
wurde sogar die Möglichkeit einer Verfassungsbeschwerde geprüft. Auch eine erweiterte Dienstberatung im Innenministerium mit Vertretern der Wasserwirtschaft im
Frühjahr 2011 brachte keine Veränderung
der Lage.
Als Verband, der der Kommunalaufsicht untersteht und der zwingend verpflichtet ist, das
für die Verwaltung der Gemeinden und Gemeindeverbände geltende Recht (Art: 28, Ab.
2 GG) und das Beamtenstatusgesetz (§ 33
Abs. 1 und § 36, Abs. 1) durchzusetzen, wa-
Märkischer Abwasser- und
Wasserzweckverband
Zuverlässiger Trinkwasserversorger und Schmutzwasserentsorger
für über 100.000 Bürger der Region um Königs Wusterhausen
für den neuen Flughafen Berlin Brandenburg International
Mit
Allen
Wassern
Vertraut
+ÚNIGS7USTERHAUSEN+ÚPENICKER3TRs4ELs%-AILINFO MAWVDEsWWWMAWVDE
ren wir somit zum Handeln verpflichtet und
haben seit Januar 2011 begonnen, die ersten
Bescheide zu versenden. In diesen Briefen
erläutern wir den Betroffenen nochmals die
Ursachen für die Beitragserhebung und die
Möglichkeiten einer Finanzierung über einen
längeren Zeitraum.
Wer sind also diese so genannten Altanschließer? Es betrifft den Personenkreis, deren Grundstücke vor dem 3. Oktober 1990 an eine zentrale öffentliche
Wasserver- bzw.-entsorgung angeschlossen
werden konnten oder bereits waren. Diese
Grundstückseigentümer werden zur Finanzierung aller Investitionen im Trinkwasserund Abwasserbereich nach dem 3. Oktober
1990 in der gleichen Weise wie die „Neuanschließer“ herangezogen.
Im Gebiet des früheren WAVAS ist ausschließlich der Trinkwasserbereich von
der Beitragserhebung für Altanschließer konkret 1088 Kunden - betroffen. Die Bescheide werden den betroffenen Eigentümern ab Mitte Juni zugehen.
Sie sehen also, dass wir uns als Verband
und die Bürgermeister in der Verbandsversammlung von Beginn an der Situation der
Altanschließer bewusst waren und sind. Und
es mag sicher nur ein schwacher Trost für
die betroffenen Bürger sein, dass wir mit
diesen Einnahmen aus den Beiträgen der
Altanschließer zwei Dinge angehen werden.
Erstens lösen wir Kredite ab, verringern die
Zinslast und damit unsere Kosten. Zweitens
werden wir die Gebühren bei Trink- und
Schmutzwasser, auch angesichts wachsender Energie- und Kraftstoffpreise, weiter
stabilisieren, wobei wir sogar eine weitere
Senkung vornehmen werden.
Wolf-Peter Albrecht, Geschäftsführer MAWV
Sommer 2011
Märkische LebensArt
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Vorsicht! Lesen gefährdet die Dummheit! Fragen Sie erst Ihren Fallmanager oder Bibliothekar!
Bewundert und gescholten
Hermann Kant zum 85.
Der exakte Beobachter und grandiose Spötter mit
spitzer Feder wurde in seinem Leben viel bewundert
und viel gescholten. Seine
Leser lieben seine Bücher, allen hämischen
Kritikern zum
Trotz, die fieberhaft suchen,
wie sie die
kantsche Literatur mitsamt
seines Autors
so lange madig
machen können, bis sein Werk in den Hintergrund gedrängt wird.
Schade um die Mühe, möchte man dazu nur sagen.
Die Leserschaft ist klüger. Kant selbst trägt es – zumindest nach außen hin – relativ gelassen. Er steht
dazu, kein Widerstandskämpfer in der DDR gewesen
zu sein, obwohl er schon manchmal bedauert, dass
es ihm gelegentlich an Umsicht und Weitsicht fehlte. Aufrecht bekennt er sich dazu, dass die DDR sein
Land war, mit all ihren Mängeln und Schwächen.
Heute sind viele in Vielem klüger. Was wäre, wenn er
sich jetzt Asche aufs Haupt streute. Hilft das irgendwem? Bringt es Genugtuung?
Kant, der im persönlichen Gespräch überaus offen
ist, auch kritisch mit sich selbst, überlegt inzwischen
sehr genau, was er Medien gegenüber äußert. Die Leser seiner Bücher wisssen ohnehin, dass ihm alles zu
Literatur gerinnt, was er sieht, erlebt, denkt, fühlt. Es
ist erzählte Zeitgeschichte, sehr menschlich, sensibel beobachtet, amüsant und gern mit verblüffenden
Wendungen. Der Erzählband „Ein bisschen Südesee“ war sein Erstling. „Die Aula“, ein ebenso bedeutendes zeithistorisch-menschliches Dokument über
die Frühzeit der DDR wie sein überaus authentisches
Antikriegsbuch „Der Aufenthalt“. Literarische Werke
höchster Qualität, die manch Heutiges überdauern
werden. „Das Impressum“, „Okarina“, „Kino“, „Kennung“ sind grandiose Leseerlebnisse, ebenso wie seine ironisch-vergnüglichen Erzählungen. Man denke
nur an „Der dritte Nagel“ und „Lebenslauf, zweiter
Absatz“. Seine Sprachspiele sind oft literarische Kabinettstückchen.
Ob sie aber immer ganz ohne einschlägiges Wissen
zu verstehen sind?
Bleibt dem Jubilar zu wünschen, dass es ihm auch
künftig gut ergehen und ihm die Schreib-Ideen auch
in Zukunft weiter zufließen. (Alle Bücher sind erschienen im Aufbau Verlag Berlin)
Texte Buchempfehlungen: Hannelore Hoffmann
Blut und Pistazien
Dieses Buch erzählt sehr authentisch und einfühlsam von der unvorstellbaren Flucht des Mohammed
Ibn Massouds, der als junger Mann in Notwehr einen
Menschen töten musste, um seinen Vater zu schützen.
Autor Klaus-Peter Enghardt, der selbst lange Zeit im
Irak gearbeitet hat, weiß wovon er redet, denn ihm
sind Land und Leute sehr vertraut. Ergänzt um interessante landeskundliche und historische
Fakten, schildert er einprägsam und
fesselnd ferne, fremde Länder. Schroffe
Gebirgszüge, begrünte Berghänge,
große Städte und kleine Dörfer, karge
Steppen und klare Seen wechseln in
den Landschaften, die Mohammed auf
all seinen Wegen durchzieht. Unterwegs findet er Arbeit und Freunde, begegnet aber auch Feinden.
Ein arabisches Sprichwort sagt: „Fehler entstehen durch Hast, deshalb übe dich in Geduld.“
Mohammed braucht viel davon. Er quert den Iran,
die Türkei, Syrien und Ägypten, bis er nach fast vier
Jahrzehnten in den Irak zurückkehren kann.
Gespannt begleitet der Leser Mohammed auf dieser
langen Reise eines aufregend-abenteuerlichen Lebens voller Hoffnungen und Enttäuschungen -auf
der Suche nach Liebe und Heimat.
Klaus-Peter Enghardt: Blut und Pistazien. Engelsdorfer Verlag. ISBN 978-3-86901-786-0, € 14,50.
Vom Leben als Landei
Landleben ist Mode heutzutage. Besonders für Städter, die sich gern mal in romantische Gegenden
flüchten wollen und dann schnell wieder heimkehren in die komfortable Urbanität der Großstadt.
Wo man nicht kilometerweit fahren
muss, um Brot und Butter zu kaufen, wo der Arzt um die Ecke wohnt
und das Kino lockt. Viele sind hinund hergerissen zwischen Zu- und
Abneigung. Auch voller Vorbehalte.
Das Fernsehen verstärkt dies natürlich und polarisiert auch gern mal. Seit Dieter Moors
erfolgreichem Buch und der Fersehsendung „Bauer sucht Kultur“ rollen an den Wochenenden immer mehr Autos voller staunender Städter durch die
Dörfer. Neugierig versuchen sie herauszufinden, ob
ihre Vorbehalte berechtigt sind – oder nicht. Irmgard
Hochreither kam zum Dorfleben auf Zeit, ohne es je
zu wollen. Was die Hamburgerin über ihr Leben als
Landei denkt, sich selbst wundert, dass man Freude
daran haben kann, in Erde zu wühlen und Salat zu
pflanzen, mit dem Hund durch Felder zu laufen und
wirkliche Nachbarschaftshilfe zu erleben, hat sie für
all diejenigen auf amüsante Weise aufgeschrieben,
die das bisher noch nicht nachvollziehen können.
Echte Landeier lächeln dagegen bei der Lektüre gern
mal still vor sich hin.
Irmgard Hochreithner: Schöner Mist. Ullstein.
ISBN978-3-548-37373-7. € 8,95.
Der Traum vom Schauspielerleben
Wer kennt sie nicht: Senta Berger ist eine der bekanntesten und erfolgreichsten Schauspielerinnen.
Burgtheater, Hollywood, Kir Royal und Tatort. So unterschiedlich wie die ungezählten Orte ihres künstlerischen Wirkens sind die Rollen, in denen sie zu erleben war. Allein mehr als 100 Kinofilme, dazu Fernsehen
und Theater. In ihrem Buch erzählt sie mit großartiger
Leichtigkeit, liebevoll und witzig; führt ihre Leser ins
Wien der Nachkriegszeit. Anrührend,
wie sie voller zärtlicher Erinnerung
die Eltern und Großeltern beschreibt,
die Lainzerstraße ihrer Kindheit, die
Schule, den Ballettunterricht, die ersten Schritte auf den „Brettern, die
die Welt bedeuten“. Oder wie sie voller
Hochachtung längst verstorbene unvergessliche Schauspielerkollegen der Vergangenheit erinnernd wieder lebendig werden lässt. Den ewig nuschelnden Hans Moser, Heinz Rühmann, Romy Schneider, Frank Sinatra.
Manchmal fragte sie sich anfangs beim Schreiben, was
erzähle ich, was nicht. Es macht das Buch so authentisch, dass sie diese Frage bald vergaß, dass es aus ihr
heraus schrieb. Zu erleben ist das ängstliche Mädchen,
das oft Angst vor der eigenen Courage hat, sich dann
wieder manchmal über ihren Mut wundert. Die junge Schauspielerin, die Schatten- und Sonnenseiten des
Metiers erlebte , ihren „Traum vom Fliegen“ verwirklichte und trotz aller großen Erfolge bodenständig blieb.
Einfühlsam und sprachlich dicht, einzigartige Erinnerungen einer großartigen Frau.
Senta Berger: „Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen
kann.“Ullstein. ISBN 978-3-548-37365-2. € 9,95.
Immer ich – Ein Rückblick auf 80 Jahre
„Das Herz wächst im Laufe eines Lebens, sofern man
es nicht nur den eignen Vergnügungen widmet. Es
bricht auch mal, leimt sich aber wieder zusammen...“. Die das schreibt, weiß wovon sie redet. Vieles
hat sie erlebt in ihren 80 Jahren, unterschiedlichste
Zeitläufte, verschiedenste Berufe ausgeübt. Schreiben
war und ist ihr Leben. Hörspiele, Drehbücher, Gedichte, Bücher. „Als ich fortging, war die Straße leer,
kehr wieder um ...“ Wir verdanken
ihr viele schöne Lieder dieser Art, oft
genug nicht wissend, dass sie es war,
die den Text schrieb. Sie blickt – auch
mit einer gewissen Altersweisheit – zurück auf ein Leben voller Höhen und
Tiefen, in dem es Anpassung gab und
Auflehnung, Gewinn und Verlust. Die Autobiographie
einer erfolgreichen Frau, die mittels vieler Lesungen
stets in engem Kontakt zu ihrer Leserschaft geblieben
ist. Sie steht auch zu ihren Schwächen, schönt nicht
und rechtfertigt nicht. Wer diese Zeiten miterlebt hat,
kann es verstehen. Denn: „Immer wieder ist es nötig,
klüger zu handeln, nicht nur zu denken.“
Giesela Steineckert: Immer ich. Neues Leben.
ISBN 978-3-355-01782-4, € 16,95.
Märkische LebensArt-Sommerpreisrätsel 2011
Mich können Sie in der Ausstellung „Grazie und Anmut“ zu
Heinrich von Kleists „Über das Marionettentheater“ auf der
Beeskower Burg treffen. Sie wurde von Leuten ausgedacht, die
meinen geistigen Vater über alles verehren. Ja, die Verehrung
geht sogar soweit, seinen Todestag zu feiern, als ob sie sich
freuten, dass er so theatralisch Hand an sich legte. Zeiten sind
das...
Also, die Leute vom Magazin Märkische LebensArt baten
mich, Ihnen, geneigte Leser, eine Preisfrage zu stellen. Sie behaupteten, es gäbe wieder viele Bücher und Hör-CDs - was
auch immer das sein mag - zu gewinnen. Juristisch einwandfrei
scheint die Sache wohl zu sein.
Hier nun die Frage: Welches Gefäß spielt bei meinem
Erfinder, einem gewissen Heinrich von Kleist, eine der Hauptrollen in seinem Werk?
Ich weiß es und kann Ihnen sagen, es war eine sehr unerfreuliche Geschichte für mich. Und was meinen Sie?
Schreiben sie Ihre Lösung wie sonst auch auf eine Postkarte oder in eine E-Mail (seltsam, seltsam). Die Anschrift lautet wie immer: Magazin Märkische LebensArt, Möllendorfer Straße 19,
15859 Storkow (Mark) oder E-Mail: [email protected]
Auflösung des Preisrätsels aus unserer Frühjahrsausgabe:
Dietrich Garstka: Märkische Impressionen
Danke. Wir haben uns über die zahlreichen richtigen Antworten sehr
gefreut: Die „Hymne an die Sonne“ verfasste Heinrich von Kleist, als
er am Morgen des 13. Juli 1799 von der Schneekoppe kam, schrieb uns
unsere treue Leserin Ingrid Jänicke aus Eisenhüttenstadt, die uns mit
ihrer Antwort sogar den kompletten Text der Hymne zusandte.
Das Los hat wieder entschieden, wer ein Buch bzw. eine CD gewonnen hat.
Die glücklichen Gewinner sind: Marion Helling, Storkow; Jutta
Scheer, Eisenhüttenstadt; Gertraud Krappmann, Reichenwalde; Dr.
Jürgen Pfeiler, Storkow; Ingrid Jänicke, Eisenhüttenstadt; Monika
Reinsch, Friedland.
Herzlichen Glückwunsch.
Sonntag 26. Juni 2011 - 16 Uhr
Vor 100 Jahren hat der Komponist, gefeierte Klaviersolist und Musikpädagoge, Xaver
Scharwenka (1850- 1924) die „Villa im Gebirgsstil“ in der damaligen „Thurmstraße“
und heutigen Moorstrasse mit seiner Familie bezogen. Es war sein Refugium vor dem
Alltag in Berlin und in weiten Teilen der Welt.
Mit dem vom Brandenburger Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft Jörg Vogelsänger übergebenen Fördermittelbescheid über fast eine halbe Million Euro und
dem erforderlichen Eigenanteil der Gemeinde Bad Saarow
wird das stark hinfällige
Hauses nun gerettet. Nach der
Rekonstruktion kann es als
Kulturforum und Musikermuseum genutzt werden. Es ist
das letzte noch im Besitz der
Gemeinde befindliche Künstlerhaus Bad Saarows.
Die Übergabe des Bescheids
gerade am jährlich stattfindenden Tag der Musik in
Deutschland weist darauf hin,
dass die Musik eine wesentliche Rolle in diesem Haus spielen wird. Weltweit ist das Saarower Scharwenkahaus
überhaupt das einzige, das mit noch mit direktem Bezug auf den Komponisten existiert. Das ist besonders erfreulich, weil Brandenburg und Berlin auf der Karte deutscher Musikermuseen bisher als weißer Fleck erscheinen.
Alte Schulscheune Diensdorf-Radlow
Vernissage „Wege und Bäume“
& Lesung „Das schweigende Klassenzimmer“
Dietrich Garstka, geboren in Berlin, aufgewachsen in Lindenberg, bis 1956
Schüler an der Erweiterten Oberschule Storkow. Eine Schweigeminute im
Unterricht während des Ungarnaufstands setzte - mitten im Kalten Krieg eine Lawine in Bewegung, in deren Folge die gesamte Klasse kurz vor dem
Abitur von der Schule relegiert wurde. Die Mehrzahl der Schüler floh nach
Westberlin, legte später gemeinsam in Bensheim doch noch das Abitur ab.
Die beeindruckende Geschichte jener aus heutiger Sicht unvorstellbaren Ereignisse schrieb Garstka in seinem im Ullstein Verlag erschienenen Buch auf.
Derzeit wird sie gerade verfilmt.
Garstka, der später Gymnasiallehrer wurde, ist bis heute im Herzen Märker
geblieben. Jährlich verbringt er viele Wochen in der einstigen Heimat. Der
märkische Sand, der Storkower See, Kiefern, Birken, Felder, Heide. Immer
wieder geht er die Wege seiner Kindheit, sucht die Begegnung mit Menschen
und erinnert sich malend an die Vergangenheit.
Märkische Impressionen als Liebeserklärung.
Alte Schulscheune, Schulweg 1 - 15864 Diensdorf-Radlow
vom 26. Juni bis 17. Juli 2011 - werktags 10 - 16 Uhr geöffnet.
Sonn- und Feiertags 10 - 12 / 14 - 16 Uhr.

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