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brennpunkt 1/2014 4,00 Euro 30. Jahrgang Magazin für Fotografie Januar bis März 2014 Galerien • Buchbesprechungen • Fotoszene Portfolio Christian Werner • Pavel Sticha FÜR ORIGINALE „Ich fotografiere für den Fine Art Druck. Erst die Kombination von hochwertigen traditionellen Büttenpapieren und modernster Drucktechnik bringt die sinnliche Qualität meiner Bilder optimal zur Geltung.“ Manfred Kriegelstein Die Digital FineArt Collection bietet exklusive Künstlerpapiere mit edler Haptik und bestechender Optik für den Inkjetdruck. Brillante Schwarz-Weiß-Aufnahmen oder subtile Farbfotografie werden dank unserer feinen Papiere der Individualität Ihrer Kunstwerke mehr als gerecht. Mehr Papierkunst unter www.hahnemuehle.de 2 brennpunkt 1/2014 P A P I E R E M I T M U S E U M S Q U A L I T Ä T, A L T E R U N G S B E S T Ä N D I G U N D M E H R F A C H P R Ä M I E R T . Impressum: brennpunkt Magazin für Fotografie Erscheint vierteljährlich, erhältlich in Fotogalerien, Geschäften, Buchhandlungen und über Abonnement. Jahresabo 13,50 Euro Einzelpreis 4,00 Euro Konten: Postbank Berlin Konto-Nr. 375 106 104 BLZ 100 100 10 Redaktionsschluss: jeweils am 10. vor dem Erscheinungsmonat Herausgeber: edition buehrer c/o Dietmar Bührer Odenwaldstraße 26 12161 Berlin Telefon u. Telefax: (0 30) 8 53 35 27 e-Mail: [email protected] Internet: www.edition-dibue.de Copyright bei Edition Druck: schöne drucksachen Bessemerstraße 76a, 12103 Berlin Redaktion: Dietmar Bührer V.i.S.d.P. Michael Gebur Elke Tesch Klaus Rabien Manfred Kriegelstein Udo Rzadkowski Hinweis: Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotografien wird keine Haftung übernommen. Le Rêve (Der Traum), Paris 1934 © Estate of Fred Stein Galerien »GIGANTEN DES JAZZ« , (Jacobi, Lebeck, Kemlein, Kalischer, Rau, Bunge)........ »HINTER GLAS« ............................................................................................... Robert Herrmann »MONOTONY« ..................................................................... Volker Wartmann »Verschlusssache« ................................................................. Helmut Newton »Paris-Berlin«. Greg Gorman »Men« ......................................... ALFRED EHRHARDT »DAS WATT« ................................................................... Göran Gnaudschuhn »Alexanderplatz« ............................................................. »lens-based sculpture« ...................................................................................... Fotofreunde Zehlendorf »HIGHLIGHTS« ............................................................ Delphine Burtin »ENCOUBLE« .......................................................................... Christian Tagliavini »Carte & 1503« ..................................................................... MENSCH-RAUM-AURA .................................................................................... ICH & DU – Selbstporträts und Porträts .............................................................. Fotowettbewerb »My Secret Life« ....................................................................... Kathrin Karras »Schattenrisse« ............................................................................. Philipp Keel »Splash« .......................................................................................... »Sommer-Akt-Fotoshooting« – »Tabu« – »Look, I´m naked« ............................... Uwe Glanz »Stadtbilder von 1989 bis 2012« ....................................................... IDENTITY LOST, Fotokunstgruppe VINGESUS ................................................... Fred Stein »Im Augenblick« ................................................................................. Léa Habourdin »Cahier de Doléances« – »Book of Possibilities« ......................... Francis Ducreau »Stadt der Menschen - Menschen der Stadt« ............................ »AusZeiten&Räumen« ........................................................................................ Franziska Rutishauser »Fotografische Installationen« ........................................... 5 6 8 9 10 12 14 15 16 17 18 19 20 22 23 24 26 27 28 30 31 32 34 36 Ausstellungen in Berlin ............................................................................................ 37 Galeriebesprechungen Kulinarisches (Klaus Rabien) .............................................................................. 38 Ausstellungen Andreas Adam »Die Sonne scheint ...« ................................................................ JEFF WALL IN MÜNCHEN .................................................................................. 46 47 Portfolio Christian Werner »Charcoal Children« ................................................................ Pavel Sticha »Osterinsel« .................................................................................... 52 60 Fotoszene DGPh - Veranstaltung / Gudrum Angelika Hoffmann, »Nackte Verfremdungen« . Fotokunst verkaufen mit Luxad ........................................................................... Europäischer Monat der Fotografie 2014 ............................................................. Ein Gespräch mit Klaus Honnef (Pepper)............................................................. Fotoclub Roth ..................................................................................................... Plädoyer für ein festes Juryteam (Manfred Kriegelstein) ....................................... 43 44 45 48 70 80 Buchbesprechungen Bernhard Edmaier »EarthArt« ............................................................................. Photoshop für Digitalfotografen ......................................................................... Faszinierende Photoshop-Welten ....................................................................... LUMIX GX7 ........................................................................................................ 42 81 81 81 Vorschau 2-2014 ...................................................................................................... 82 In dieser Ausgabe liegt eine Beilage von »Lettre International« bei. brennpunkt 1/2014 3 Galerien GIGANTEN DES JAZZ Fotografien von Max Jacoby Robert Lebeck Eva Kemlein Clemens Kalischer Uwe Rau Norbert Bunge © Norbert Bunge, »Ella Fitzgerald«, 1968 © Robert Lebeck, »Eartha Kitt«, 1965 © Eva Kemlein, »Lous Amstrong«, 1965 © Clemens Kalischer, »Max Roach mit Schüler«, 1956 18. Januar bis 1. März 2014 Galerie argus fotokunst Marienstraße 26 10117 Berlin-Mitte © Max Jacoby, »Miles Davis«, Berlin, 1965 Mi – Sa 14 – 18 Uhr Vernissage 17. Januar 2014, 19-21 Uhr mit Oli Bott (Vibraphon) und Rolf Römer (sax) brennpunkt 1/2014 5 Galerien Jeremie Aubouin Anna Arendt Dorothée Baumann Olle Fischer Uta Protzmann Christian Reister Anke Schüttler Nicole Woischwill »HINTER GLAS« Kuratiert von Jenny Graser und Nicole Woischwill Das Motiv des Fensters nahm in der bildenden Kunst wie auch in der Architektur seit jeher eine Brückenfunktion ein und diente sprichwörtlich als Tor zur Welt. Das »Fenster61«, ein circa 2x2 Meter umfassendes Schaufenster, in dem seit 2005 in monatlichen Abständen zeitgenössische Fotografie gezeigt wird, spielt sogleich mit dieser Eigenschaft. Denn es ist nicht betretbar, sondern als Schauraum allein visuell erfahrbar. Darüber hinaus präsentiert es in der Ausstellung »Hinter Glas« fotografische Positionen von acht Künstlerinnen und Künstlern, die sich dem Seherlebnis widmen, das Fenster und Spiegel generieren. Deren bildkonstituierende Funktion gleicht der Kameralinse mit den Worten des Medienphilosophen Dieter Mersch ausgedrückt darin, dass »angeschaut vielmehr das Bild zurückblickt«, und manchmal begegnet sich der Schauende darin gar selbst. Die Eigenschaft des Spiegels, seine Umgebung oder ein Gegenüber abzubilden, wird in der Fotografie »Face you« von Dorothée Baumann gezielt unterlaufen. Ein Spiegel ist hier zwischen die Arme eines am Boden liegenden Mädchens gedrückt und verdeckt ihr Gesicht. Lange blonde Haare, eine schemenhaft angedeutete Brust sowie die leichte Schatten werfenden Rippenknochen 6 brennpunkt 1/2014 © Dorothée Baumeister, »Face You«, (Original in Farbe) zweier Personen schälen sich aus einem körnigen, diffusen Hintergrund heraus. Ihre Blicke begegnen sich nicht. Ein Augenpaar ist direkt auf den Betrachter gerichtet, fokussiert ihn, scheint ihn zu verfolgen. Der Anblick provoziert einen Gegenblick, ebenso wie die aufmerksamen Augen eines zähnefletschenden Wolfes, der uns auf dem nächsten Bild der Fotografin begegnet. Harmonisch, vertraut und in keinster Weise aggressiv, wirkt hingegen die Beziehung der beiden Personen, die auf der crossentwickelten Fotografie von Nicole Woischwill miteinander interagieren. Mit dessen warmen Farbton korrespondiert sogleich Anke Schüttlers Arbeit, in welcher der Lichtund Schattenwurf eines roten Vorhangs den Mittelpunkt bilden. Der vor ein Fenster gehängte Stoff ist zwar trans© Anna Arendt, »In the Middle of the Brigde« parent und lässt das Licht in den Raum eindringen. Trotzdem erschließt sich lassen einen weiblichen Körper erah- dem Betrachter weder die Beschaffennen. Dieser wirkt jedoch merkwürdig heit des Zimmers, noch wird der Blick deformiert und durch den ungewöhn- hinaus ermöglicht. Dem warmen Farblich positionierten Spiegel fragmentiert. ton dieser beiden Bilder gegenüber steht Der Frauenkörper, durch das Artefakt eine zweite, sehr viel kühler wirkende zerstückelt, wandelt sich zum Objekt. Arbeit von Nicole Woischwill. Auf der Eine zunächst irritierende Wirkung schwarz-weiß Fotografie ist eine verzeichnet ebenfalls die Fotografie einzelte männliche Figur zu sehen. Sein von Anna Arendt aus. Die Köpfe Rücken ist dem Betrachter, sein Blick Galerien pers zeichnen sich scherenschnittartig auf der Scheibe ab. Zugleich spiegeln sich darin helle Lichter einer gegenüberliegenden Hauswand, so dass der rätselhafte Eindruck entsteht, als befände sich die Person doch im Freien. Eine Überblendung von urbanem Raum und Mensch begegnet uns ebenfalls in der Fotografie von Uta Potzmann. Hier verschmelzen das liebliche Abbild der Dichterin Anna Achmatova, das hinter einem Schaufenster platziert ist, mit den sich im Fenster reflektierenden Ästen und Schemen der Stadt Sankt Petersburg. Auch das Motiv von Jeremie Aubouins Arbeit setzt sich aus Fragmenten einer Landschaft und Architektur zusammen. Der Fotograf hat eine Wand abgelichtet, deren Tapete einst Wälder, Berge, Flüsse und ein Schloss beherbergte. Einer Decollage gleich wurde die Tapete jedoch großflächig abgerissen, so dass der braune Untergrund der Hauswand hervortritt. Die Linse der Kamera hält eine abstrakte Form fest, die in die feinmalerische Landschaftsdarstellung einzubrechen scheint. Das »Fenster61« präsentiert mit der Ausstellung »Hinter Glas« ein breites Spektrum an zeitgenössischer Fotografie, deren einzelne künstlerische Positionen unterschiedlicher kaum sein könnten. Und doch haben sie etwas gemeinsam: Das Bild, es schaut angeblickt zurück. Und was siehst Du? Jenny Graser © Nicole Woischwill, (Original in Farbe) © Olle Fischer © Christian Reister dem Licht, zugewandt. Was diesen aus denen der Zeit scheinbar entrückt, bis 14. Januar 2014 Augen wohl begegnet? Und was erblickt die Twin Towers deutlich hervortreten. die in warme Kleidung gehüllte, durch Eine Möwe zieht vorbei. FENSTER61 ein Fernglas schauende Dame, die Olle Außen- und Innenraum verbinden Torstraße 61 Fischer auf einem Dampfer fotografiert sich wiederum in der schwarz-weiß 10119 Berlin-Mitte hat? In Unruhe versetzte Wellen und Fotografie von Christian Reister. Eine dunkle schwarze Wolken umschließen unbekleidete Frau posiert lasziv in einem jederzeit einsehbar miniaturartig wirkende Hochhäuser, Fensterrahmen. Die Konturen ihres Kör- www.fenster61.de brennpunkt 1/2014 7 Galerien Robert Herrmann »MONOTONY« Einst zum Ideal der funktionalen Stadt erkoren, legen sich die Satellitenstädte wie Gespinste um die Großstadt – heute monotone Schlafstädte, als Wohnstätten wenig beliebt. Wer dort wohnt, pendelt tagtäglich ins Stadtzentrum um mit einer Tätigkeit im Dienstleistungssektor die eigene schmale Existenz zu sichern. Robert Herrmann stieg an mehreren Wintermorgen in die frühesten SBahnen, besuchte die östlichen Berliner Plattenbauquartiere und begleitete mit der Kamera die Pendler auf ihrem Weg in die Stadt. Das Ergebnis dieser Reise ist eine stille und nachdenklich stimmende Sinfonie einer Großstadt. © Robert Herrmann © Robert Herrmann 15. Januar 2014 bis 11. Februar 2014 FENSTER61 Torstraße 61 10119 Berlin-Mitte jederzeit einsehbar www.fenster61.de 8 brennpunkt 1/2014 © Robert Herrmann Galerien Volker Wartmann »Verschlusssache – Geheimnisvolle Orte im Rathaus Schöneberg« Blicke hinter verschlossene Türen, in unbekannte Winkel und auf verborgene Details, an denen fast jeder achtlos vorbeigeht – der Fotokünstler Volker Wartmann hat das Rathaus Schöneberg zwischen Juni und Oktober 2013 nahezu unzählige Male durchstreift und aus Perspektiven fotografiert, die Besuchern normalerweise verborgen blei- © Volker Wartmann, Ausstellungshalle »Lichthof«, (Original in Farbe) © Volker Wartmann, »Zimmer der Bezirksbürgermeisterin«, (Original in Farbe) ben. Dank der Unterstützung engagierter Rathaus-Mitarbeiter bekam er auch Zugang zu Räumen, die für die Öffentlichkeit normalerweise absolut tabu sind: beispielsweise zu dem ehemaligen Tresorraum der Stadtkasse Schöneberg, zur Dokumentenkammer im Glockenturm und zur ehemaligen Bierstube des Ratskellers. Mit seinen Fotografien eröffnet Wartmann den Betrachtern eine neue Sichtweise auf das weltbekannte Berliner Wahrzeichen, das im Jahr 2014 sein 100jähriges Bestehen feiert. © Volker Wartmann, »Altaktenarchiv«, (Original in Farbe) 18. Januar 2014 bis 15. Februar 2014 198 Galerie Tempelhofer Damm 198 12099 Berlin-Tempelhof © Volker Wartmann, »Brandenburghalle«, (Original in Farbe) Mo – Fr Sa Vernissage: 18. Januar 2014, 16 Uhr 15 – 19 Uhr 14 – 18 Uhr © Volker Wartmann, »Standesamt«, (Original in Farbe) brennpunkt 1/2014 9 Galerien Helmut Newton: Paris-Berlin. Exhibition Grand Palais 2012 // Greg Gorman: Men Die Berliner Helmut Newton Stiftung feiert mit dieser Ausstellung ein Jubiläum: Helmut Newton gründete vor zehn Jahren, also im Herbst 2003, eine eigene Stiftung und schloss einen Kooperationsvertrag mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Im Rahmen eines »Public-Private-Partnership« gelangte damals eine umfangreiche Sammlung von Originalaufnahmen, Vintage-Ausstellungsplakaten und Archivalien als Dauerleihgabe in Newtons Heimatstadt Berlin. Nach einer kurzen Umbauphase öffnete das »Museum für Fotografie« in einem ehemaligen Militärkasino im Sommer 2004 mit einer Doppelausstellung, die der Photograph selbst nicht mehr erleben konnte, da er kurz zuvor in Los Angeles verstarb. Doch durch sein Werk lebt er weiter. Nicht nur in der Berliner Stiftung werden regelmäßig Ausstellungen organisiert und präsentiert, sondern von hier aus auch an verschiedene Institutionen in Europa ausgeliehen, so auch 2012 nach Paris ins Grand Palais. Es war die erste Übersichtspräsentation des Newton’schen Werkes in der französischen Hauptstadt seit seinem Tod und die erste eines Photographen in diesem renommierten Ausstellungshaus überhaupt. Jene Ausstellung kehrt nun zu ihrem Ausgangspunkt zurück und wird in Berlin gezeigt, vor diesem Hintergrund ist auch der Ausstellungstitel zu verstehen; sie vereint alle wichtigen Werkgruppen des Photographen: Mode, Akt, Porträts und die für ihn so charakteristischen Mischformen. Zusammengenommen sind es mehr als 200 SchwarzWeiß- und Farbphotographien unterschiedlicher Formate, teilweise als Vintage Prints. Manche Aufnahmen waren bereits in früheren Ausstellungskontexten in der Helmut Newton Stiftung zu sehen, 10 brennpunkt 1/2014 Helmut Newton, Bergstrom over Paris, 1976 © Helmut Newton Estate (O.i.F.) andere werden zum ersten Mal gezeigt. Mit jeder neuen Kombination kann selbst das Werk eines bekannten Photographen neu entdeckt werden. Die Gegenüberstellung einer Bildikone wie beispielsweise »Rue Aubriot, Paris 1975« mit einer zweiten durch ein Aktmodell ergänzten Aufnahme erweitert die für Newton übliche Rezeption. Helmut Newton hat einen Damensmoking von Yves Saint Laurent für die französische Vogue photographiert; das ist, abgesehen vom revolutionären Akt des Modeschöpfers, zunächst nicht ungewöhnlich, doch die Art der photographischen Inszenierung ist unvergleichlich und wirkte stilbildend: Das weibliche Modell mit Kurzhaarschnitt steht rauchend und selbstbewusst nachts in einer schmalen, spärlich beleuchteten Gasse und scheint auf niemanden zu warten. Zwei Assoziationen aus der Kunst- und Photographiegeschichte kommen dem Betrachter sofort in den Sinn: Ernst Ludwig Kirchners Straßenszenen am nächtlichen Potsdamer Platz aus den frühen 1910er-Jahren, auf denen er die dort stehenden modisch gekleideten Frauen in ein Spannungsverhältnis zwischen Prostitution und urbanmodernem Lebensstil stellte, und Brassaïs Prostituiertenporträts, die jener in den 1930er-Jahren insbesondere im Pariser Marais aufnahm. Vierzig Jahre später wählte Newton ebenfalls dieses Viertel für seine Modephotographie. Mit der zweiten Aufnahme des Modells am gleichen Ort und einem Aktmodell an dessen Seite steigerte er die verwirrende Androgynität der bekleideten Frau noch. Die Kombination einer bekleideten und einer nackten Frau im Modekontext war ziemlich radikal und eine solche Aufnahme für die Veröffentlichung in einem Modemagazin wie die französische Vogue ungeeignet. Die Kombination bekleideter und unbekleideter Modelle formulierte Helmut Newton ab 1980 in der berühmten Serie »Naked and Dressed« aus, die in seinem dritten Bildband »Big Nudes« veröffentlicht wurde sowie in der italienischen und französischen Ausgabe der Vogue; einige Jahre später war eine solche Motivkombination für ein renommiertes Modemagazin somit kein Tabubruch mehr. Zwei Diptychen jener Serie, die bereits Mitte der 1970er-Jahre in der Rue Aubriot vorbereitet wurde, sind auch Bestandteil der aktuellen Ausstellung. Daneben finden sich Porträts zahlreicher Prominenter von Pierre Cardin bis Margaret Thatcher, Modebilder für Magazine aus den 1960er bis 1990erJahren sowie Akt- und Produktaufnahmen; darunter finden sich auch Aufnahmen aus »Fired«, etwa die legendären Courrèges-Aufnahmen, veröffentlicht 1964 im Modemagazin Queen, die damals der Grund für Newtons kurzfristigen Rauswurf bei der Vogue waren, übersetzten die ultramodernen Entwürfe Galerien nen wir jungen, durchtrainierten Körpern in Schwarz-Weiß und unterschiedlichen Formaten, teilweise annähernd lebensgroß. Gorman wurde 1949 in Kansas City geboren und lebt heute in Los Angeles; noch während des Studiums begann er 1968 seine Karriere mit Aufnahmen von Jimi Hendrix bei dessen Konzert in Kansas City. Später in Kalifornien blieb er dem Show Business treu und photographierte, neben zahlreichen Werbeaufträgen, in der Folge vor allem Schauspieler und Musiker, darunter Angelina Jolie und Johnny Depp, Michael Jackson und David Bowie. Einige dieser ikonischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen zierten Filmplakate, andere erschienen auf den Covern von CDs oder von Magazinen wie LIFE, Newsweek, Rolling Stone oder Vogue. Aktphotographien entstanden häufig parallel, etwa während Plein Air Workshops in seiner zweiten Heimat Mendocino, einem kleinen Künstlerort nördlich von San Francisco. Greg Gorman und June Newton wählten für diese ergänzende Ausstellung 25 Motive aus, die zwischen 1988 und 2012 überwiegend im Studio in Los Angeles entstanden sind. Die jungen Männer, teilweise in Gruppen, bewegen sich vor Gormans Kamera wie Tänzer auf einer leeren Bühne; es sind zeitlose, sinnliche Aktporträts. Die Aktphotographie männlicher Modelle gilt heute vielerorts noch immer als Tabu. Im vergangenen Jahr hat das legendäre Montreux Jazz Festival zwar einen Männerakt von Greg Greg Gorman, Three Boys Jumping, 1991 © Greg Gorman Gorman als Postermotiv verwendet, die primären Geschlechtsteile bleiben des französischen Designers kongenial seiner Kleinbildkamera im Bild. Unge- auf jenem Poster jedoch durch die Körins photographische Bild. Revolutionär wöhnlich für die Zeit war, wie Newton perdrehung des Modells verdeckt. Bei waren die Hosen für Frauen, die knie- hier den Arbeitsprozess selbstironisch manchen Aufnahmen Gormans in der freien Kleider und vor allem der spekta- und medienreflexiv kommentierte. Helmut Newton Stiftung ist dies hingekuläre Weltraum-Look. Frauenbild und gen anders. gesellschaftliche Position der Frauen Helmut Newton hat sich hin und wieder Matthias Harder befanden sich damals bekanntlich in selbst und 1974 auch einmal Helmut einem radikalen Wandel. Newton pho- Berger nackt porträtiert, gleichwohl bis 18. Mai 2014 tographierte die Courrèges-Modelle bleibt der männliche Akt in seinem ohne jede Accessoires in klaustropho- Werk marginal. Auf Einladung von Helmut Newton Stiftung bisch engen Räumen, deren metallene June Newton, die unter dem Pseudo- Museum für Fotografie Wände Kleider und Modelle reflektier- nym Alice Springs gelegentlich nackte Jebensstraße 2 ten oder verdoppelten. Ende der 1960er- Männer ablichtete, stellt der amerikani- 10623 Berlin-Charlottenburg Jahre nahm Newton Mode für die Elle sche Porträtphotograph Greg Gorman wiederum in einem verwirrenden Spie- nun parallel zur Newton-Ausstellung Di, Mi, Fr 10 – 18 Uhr gelraum auf; diesmal zeigte sich der eine Werkgruppe von Männerakten Do 10 – 20 Uhr Photograph selbst hinter den Frauen mit aus. Hier, in »June’s Room«, begeg- So 11 – 18 Uhr brennpunkt 1/2014 11 Galerien ALFRED EHRHARDT DAS WATT Seit Gründung der Alfred Ehrhardt Stiftung im Jahr 2002 laufen die Vorbereitungen der kommenden Ausstellung, die nun durch einen Ankauf sowie eine Schenkung ermöglicht wurde: Die ausschließlich aus eigenen Beständen bestückte Zusammenstellung von 70 Vintageprints aus der Serie »Das Watt« (1933–1936) konzentriert sich auf Ehrhardts fotografisches Erstlingswerk, das zu den herausragenden Bildleistungen der Avantgarde-Fotografie der 1930er Jahre zählt. Sie ist Ausgangspunkt für das gesamte preisgekrönte fotografische und filmische Schaffen dieses am Dessauer Bauhaus geschulten, vielfältigen Künstlers und bildet die »crème de la crème« seines fotografischen Werkes. Die künstlerische Qualität dieser Serie sucht auch unter den Meistern der Fotografie der Neuen Sachlichkeit Ihresgleichen. Einen idealen Anlass bietet die Neuauflage des Buches Das Watt von 1937 als exklusive Faksimilie-Auflage der Edition Xavier Barral. Die Publikation ist eine Ode an die Natur und ein Meisterwerk der Buchkunst, das im Jahr 2004 nicht von ungefähr im reich bebilderten Band über Fotobücher The Photobook. A History von Martin Parr und Gerry Badger auf internationaler Ebene geadelt wurde: »This is both an attractively designed and finely printed book – an island of tranquil beauty in a cultural sea that was becoming increasingly barbaric.« ALFRED EHRHARDT (1901-1984) war ein medialer Grenzgänger. Er war Organist, Chorleiter, Komponist, Maler und Kunstpädagoge, bevor er Fotograf wurde. Nach einem Aufenthalt am Dessauer Bauhaus 1928/29, wo er bei Josef Albers studierte und bei Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer hospitierte, leitete er an der Landeskunstschule Hamburg den ersten Vorkurs für Materialkunde außerhalb des Bauhauses. Erst nach der Entlassung aus dem Hochschuldienst durch die Nationalsozialisten 1933 wandte er sich der Fotografie und dem Film zu. In Cuxhaven, 12 brennpunkt 1/2014 Alfred Ehrhardt, Fließender Sand, 1933-1936, © bpk / Alfred Ehrhardt Stiftung wo er sich in seinem ersten Beruf als Kirchenmusiker verdingte, entdeckte er im vorgelagerten Watt zwischen den Inseln Scharhörn und Neuwerk die Besonderheiten dieser wechselvollen Meereslandschaft. Ihn faszinierten die durch Wind und Wasser täglich neu entstehenden abstrakten Strukturen im Sand, die ihn an den Materialkundeunterricht erinnerten, wo seine Studenten »Struktur, Textur und Faktur« von Materie zu erfassen hatten. Es wurde ihm schnell bewusst, dass die Kamera das unverfänglich zu produzieren imstande ist, was zu malen verboten war. Statt zu Stift oder Pinsel zu greifen, »zeichnete« er nun die abstrakten Formen der Natur mit der Kamera. Mit Hilfe von Motivwahl, Perspektiveinstellung und Lichtregie überhöhte er die Schätze der »Künstlerin Natur« zu einer vom Menschen gestalte- Alfred Ehrhardt, aus der Serie: »Das Watt«, 1933-1936, © Alfred Ehrhardt Stiftung Galerien Alfred Ehrhardt, Ein flacher Priellauf mit stark strukturierten Uferflächen, 1933-1936, © Alfred Ehrhardt Stiftung Weitere Stationen: Museum Kunst der Westküste, Hauptstraße 7, 25938 Alkersum / Föhr 15. Juni 2014 – 11. Januar 2015 Publikation: Alfred Ehrhardt, Das Watt, FaksimileAuflage der Ausgabe von 1937 im Heinrich Ellermann Verlag, Edition Xavier Barral, Paris 2013, 22,5 x 29 cm, 96 SW-Aufnahmen, 112 Seiten, Texte: Kurt Dingelstedt, Alfred Ehrhardt, 16 Seiten Übersetzungen der Texte Englisch / Französisch, 45,- Euro. Alfred Ehrhardt, Bodenriffelungen, 1933-1936, © bpk / Alfred Ehrhardt Stiftung ten Kunstform, die der Natur ebenbürtig des Neuen Sehens, der naturphilososein wollte, ohne bloße Kopie zu sein. phisch begründete, typologische Ansatz Breitet man Alfred Ehrhardts Fotogra- der Fotografie der Neuen Sachlichkeit, fien abstrakter Sandformen im Watt sein am Bauhaus geschultes Gespür für vor sich aus, drängt sich der Gedanke Komposition, Materialbeschaffenheit »Chaos und Struktur« auf. Der hier vom und Abstraktion mit einem von KanKünstler gewählte Bildausschnitt offen- dinsky, Schlemmer und Klee beeinflussbart die immanente Schönheit des sich ten weltanschauliche Anliegen, Materiin so vielfältigen Formen darstellenden elles ins Geistig-Kosmische zu transzenNaturgeschehens, während die Zusam- dieren. In der Abwendung vom Chaos menschau der Formvariationen die Ver- einer industrialisierten Welt, in der konbindung von Mikro- und Makrokosmos templativen Konzentration auf nur von erstellen soll. Er bringt System in die Himmel und Horizont begrenzte leere Strukturen und Ordnung in das Chaos Landschaften und in der Fokussierung der Natur, als wolle er die Welt mit auf die verborgene Anmut und symmetseiner Technik begreifbar machen. rische Schönheit des natürlichen MikroAlfred Ehrhardt war ein neusachlicher kosmos fand Ehrhardt hier zu höchster Neuromantiker, ein »Naturphilosoph formaler Konsequenz von ergreifend mit der Kamera«, wie man ihn damals schlichter Schönheit. nannte. In seiner Serie »Das Watt« verbinden sich die Strukturexperimente Eröffnungsrede: Dr. Christiane Stahl, Leiterin der Alfred Ehrhardt Stiftung Eröffnung: Freitag, 17. Januar 2014, 19 Uhr 18. Januar bis 27. April 2014 Alfred Ehrhardt Stiftung Auguststraße 75 10117 Berlin-Mitte Di – So 11 – 18 Uhr Do 11 – 21 Uhr www.alfred-ehrhardt-stiftung.de brennpunkt 1/2014 13 Galerien Göran Gnaudschuhn »Alexanderplatz« Göran Gnaudschun fotografiert seit 2010 am Berliner Alexanderplatz die Szene von jungen Ausreißern, Gestrandeten, Wohnungslosen, Punks und Selbstdarstellern. Es gibt Erfahrungen mit längeren Gefängnisaufenthalten, Drogen und viel Alkohol. Diese Menschen passen in die Raster der normalen Gesellschaft nicht hinein: weder in die der Arbeitswelt und oft auch nicht in die der sozialen Fürsorge. Kaum einer ist in Berlin aufgewachsen, viele wollten aus der Provinz fliehen, möglichst weit weg: neu sein, anonym sein, die weite Welt ohne einen Cent in der Tasche erleben. © Göran Gnaudschuhn, »Fernsehturm«, (Original in Farbe) © Göran Gnaudschuhn, »Mel«, Mai 2010, (Original in Farbe) © Göran Gnaudschuhn, »Nicky«, Mai 2010, (Original in Farbe) © Göran Gnaudschuhn, »Jennis mit Mond«, (Original in Farbe) Einige treiben sich immer für mehrere Monate in anderen Großstädten Deutschlands herum, andere wollten noch weiter, aber sitzen schon seit Jahren auf dem Alex. Kinder werden schnell erwachsen und Erwachsene werden schnell alt. Gnaudschun portraitiert die Menschen dort, immer darauf bedacht, eine Form von fast verschüttet geglaubter Würde und von Intensität ans Licht zu bringen. Er fotografiert Situationen, in denen sich Symbolhaftes zeigt, er führt Interviews über die Lebenswege der Protagonisten und schreibt selbst Texte über die Sicht des Fotografen auf das vielschichtige Phänomen Alexanderplatz. Berlin Alexanderplatz ist eine Arbeit, in der sich Text und Bild assoziativ ergänzen und die sehr subjektiv und nah über das Leben von jungen Menschen am Rand der Gesellschaft erzählt. Die Ausstellung findet aus Anlass der Publikation des Buchs zum Projekt im Kehrer Verlag im Februar 2014 statt. 21. Februar bis 30. März 2014 Weitere Informationen dazu finden Sie hier: http://gnaudschun.de Haus am Lützowplatz Lützowplatz 9 10785 Berlin-Tiergarten © Göran Gnaudschuhn, »Sitzecke, U 8«, (O.i.F.) 14 brennpunkt 1/2014 Di – So 11 – 18 Uhr Galerien »lens-based sculpture« Die Veränderung der Skulptur durch die Fotografie In der Ausstellung »lens-based sculpture« wird zum ersten Mal das Verhältnis von Fotografie und Skulptur aus der Perspektive der Skulpturgeschichte dargestellt. Im Zentrum steht die Frage, wie sich die moderne Skulptur durch die Fotografie von dem jahrtausendealten Prinzip der Statue löste und in eine neue künstlerische Praxis verwandelte. Die Fotokamera dient als primäres Werkzeug der Bildhauerei, als Skizzenblock und als Hilfsmittel zur Übersetzung von räumlichen und strukturellen Wiedergaben in Masse und Form. Giuseppe Penone, Geometria nelle mani, 4 aprile, 2004 (Detail), S/W Fotografie, 30 x 39,4 cm Photo © Archivio Penone, © VG Bild-Kunst, Bonn, 2013 Der hier erstmalig verwendete Begriff der »lens-based sculpture« verweist auf die in dieser Ausstellung neue Sichtweise auf die Skulptur und die Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Der Einfluss der Fotografie mit ihren technischen Möglichkeiten und ihrer Raum- und Dinganschauung trugen und tragen immens zur Veränderung der Ästhetik der Skulptur bei. medial bestückt, eröffnen sie zusätzliche Einblicke in die komplexe künstlerische Recherche zu den Phänomenen von »lens-based sculpture«. »lens-based sculpture«, eine Kooperation der Akademie der Künste und des Kunstmuseum Liechtenstein, präsentiert rund 200 Arbeiten von mehr als 70 internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Die Ausstellung wird kuratiert von Bogomir Ecker, Raimund Michael Sauer, »Föhn«, 1978, Fotografie, Ein ganz besonderes Highlight dieser Kummer, Friedemann Malsch und Her- 30 x 40 cm, Courtesy the artist, Ausstellung ist die Rekonstruktion bert Molderings. Künstler und Kunstwis- Foto: Silke Helmerdig, von Marcel Duchamps »Porte Gra- senschaftler erschaffen in dieser Aus- © VG Bild-Kunst, Bonn, 2013 diva« (1937), die hier erstmals in ihrer stellung gemeinsam in direktem Ausursprünglichen Form, als durchschreit- tausch einzigartige Gegenüberstellunbarer Türdurchgang, aufgebaut wird. gen künstlerischer Positionen und ungeDes Weiteren markieren die Werke wöhnliche Präsentationsformen. von Umberto Boccioni und Raymond Duchamp-Villon den Ausgangspunkt Es erscheint ein deutsch-englisches Katafür »lens-based sculpture«. Den Kern logbuch mit Texten von Michel Frizot, der Schau bilden die seit den 1960er Ursula Frohne, Friedemann Malsch, Jahren entstanden Arbeiten u.a. von Herbert Molderings, Dietmar Rübel und Eröffnung: 23. Januar 2014, 19 Uhr John Ahearn, John Chamberlain, Tony Annette Tietenberg sowie einem BildesCragg, Valie Export, Rebecca Horn, say von Bogomir Ecker und Raimund Edmund Kuppel, Ron Mueck, Bruce Kummer. Nauman, Giuseppe Penone, Hermann 24. Januar bis 21. April 2014 Pitz, George Segal, Roman Signer und Gefördert durch den HauptstadtkulturKiki Smith. Die beiden Bildhauer Bogo- fonds Berlin und die Gesellschaft der Akademie der Künste mir Ecker und Raimund Kummer entwi- Freunde der Akademie der Künste. Hanseatenweg 10 ckelten die Ausstellungsarchitektur, in 10557 Berlin-Tiergarten welche zwei Denkräume integriert sind. Einem Archiv ähnlich, dicht und multiDi – So 11 – 19 Uhr brennpunkt 1/2014 15 Galerien Fotofreunde Zehlendorf »HIGHLIGHTS« Der Club wurde 1970 als »VHS-Fotoclub Zehlendorf« aus der Taufe gehoben. Ab 1974 nannte er sich »Fotofreunde Zehlendorf«. Von Anfang an war der Club Mitglied im Deutschen Verband für Fotografie (DVF). 18 Mitglieder sind fotografisch aktiv und erfolgreich. Wenn es um Wettbewerbsfotografie geht, dann waren und sind die Mitglieder häufig unter den ausgezeichneten Autoren. Sie beteiligten sich regelmäßig sehr erfolgreich an der »ifo-scanbaltic«, einem ehemaligen Salon für alle Ostseeanliegerstaaten. Immer zählten Mitglieder des Clubs zu den Preisträgern beim jährlichen Wettbewerb »100 Bilder des Jahres« der Gesellschaft für Fotografie. Bei der »NorddeutschenFotomeisterschaft« war der Sieger etliche Male ein Mitglied der »Fotofreunde Zehlendorf«. Die »Fotofreunde Zehlendorf« stellten ihre Fotografien in vielen europäischen und einigen außereuropäischen Städten aus. Unter anderem war der Club 1986 als erster Fotoclub aus dem Ausland durch den lettischen Kulturbund zu einer Ausstellung in Riga eingeladen. Weitere Stationen waren Warschau (Polen), Vilnius (Litauen), Athen (Griechenland), Moskau (Russland), Allessandria (Italien), Graz (Österreich). 1984 folgte der Club einer Einladung des Goethe-Institutes Marokko nach Casablanca. Weitere Ausstellungen: 1990 in der Städtischen Kunstsammlung Görlitz, 1992 Graz/Österreich, 1999 Waldhaus-Klinik, Berlin, 2004 Brügge/Belgien und in Kulmbach, 2006 im Rathaus Zehlendorf. © Alexander Platz, »Hazel«, (O.i.F.) © Eric Jenczmionka, »Mr. Cool«, (O.i.F.) © Helmut Heidrich, »Herbststurm II«, (O.i.F.) © Udo Rzadkowski, »Don Cherry« © Ingelore Willing, »Mama pearl« bis 2. Februar 2014 Café Berio Maaßenstraße 7 10777 Berlin-Schöneberg Mo – Do Fr Sa So 16 07 – 24 Uhr 07 – 01 Uhr 08 – 01 Uhr 08 – 24 Uhr brennpunkt 1/2014 © Astrid Mattwei, »Kleine Jungs« © Dietmar Bührer, »Fireman« www.fotofreunde-zehlendorf.de www.cafeberio.de Galerien Delphine Burtin »ENCOUBLE« Im Oktober veranstaltete exp12, Pro- jektraum für Fotografie, erstmals Portfolio Reviews. Grund der Initiative war der Wunsch des Kollektivs sich mit aktuellen Projekten internationaler, zeitgenössischer Fotografen auseinanderzusetzen und die beste eingereichte Arbeit im Januar 2014 in den projekteigenen Räumen in Berlin zu präsentieren. Aus über 50 Einreichungen aus zahlreichen europäischen Ländern entschied sich das Kollektiv für die Schweizer Fotografin Delphine Burtin, deren Arbeit »ENCOUBLE« zu sehen sein wird. © Delphine Burtin, »Encouble 1«, (O.i.F.) Delphine Burtin kombiniert in ihrer Serie Studioaufnahmen mit Tageslichtfotografien, die sie zerschneidet und erneut fotografiert. Das Ergebnis sind visuelle Eindrücke, die den Betrachter irritieren und seine Wahrnehmung der Realität hinterfragen. Es geht um die Interpretation des Gesehenen, um die Relation zwischen Gezeigtem und Verborgenem und um die Betonung photographischer Inhalte durch formale Stringenz. Die Fotografin beschreibt ihre Arbeit so: »Ich mag visuelle Unfälle. Ich mag es, wenn man denkt etwas zu sehen, das in Wahrheit etwas anderes ist. Ich mag es, wenn unser Gehirn uns austrickst und uns etwas vortäuscht, das in Wirklichkeit nicht existiert. Ich mag es, über Bilder des Alltags zu © Delphine Burtin, »Encouble 4« stolpern, Kopien einer zweifelhaften Realität einfangend oder rekonstruie- First PhotoBook nominiert. Das Buch rend.« ist während der Ausstellungslaufzeit bei Delphine Burtin schloss ihr Studium exp12 erhältlich. 2013 an der School of Applied Arts in Vevey, in der Schweiz ab. Ihre Arbeit Delphine Burtin lebt und arbeitet in Lauwurde mehrfach ausgestellt und ausge- sanne. zeichnet. »Encouble« wurde 2013 für den Prix Voies Off, Arles, Frankreich nominiert, und gewann den 1. Preis »SELECTION« bei Photoforum PasquArt, Bienne (CH). Auf der Messe Paris Photo 2013 wurde ihre Publikation »Encouble« von der Fondation Aperture unter der Rubrik www.burtin.ch/photographie © Delphine Burtin, »Encouble 2«, (O.i.F.) © Delphine Burtin, »Encouble 5«, (O.i.F.) Vernissage 24. Januar 2014, 19 Uhr 25. Januar bis 23. Februar 2014 exp 12 / exposure twelve Greifswalder Straße 217 10405 Berlin-Prenzlauer Berg Sa 16 – 20 Uhr So 14 – 18 Uhr www.exp12.com brennpunkt 1/2014 17 Galerien Christian Tagliavini »Carte & 1503« Die große Einzelausstellung in der CWC GALLERY würdigt mit der neuen Serie »Carte« und dem berühmten Zyklus »1503« das beispiellose kreative Schaffen des Künstlers. Geboren 1971, wuchs Christian Tagliavini in Italien und in der Schweiz auf. Er studierte Grafikdesign, war als Architekt und Grafiker tätig, bevor Tagliavini sich ab 2000 der Photokunst widmete. Weitere bildende Künste wie Grafik, Baukunst und Zeichnung fließen bis heute in seine Werke ein. Sein biografischer Hintergrund prägte auch sein Verständnis dafür, eigens Werke zu »erfinden«, zu kreieren und handwerklich zu produzieren. Seine Arbeiten sind nicht nur »Bilder«, sondern komplexe Kunstwerke, die ihren Ursprung in verschiedensten Materialien haben. Das künstlerische Schaffen spiegelt sich zumeist in in sich geschlossenen Serien wider, die eigens kreierte Geschichten, Zitierungen der Kunstgeschichte oder ungewöhnliche Konzepte umfassen. Seine Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen und Kunstmessen weltweit präsentiert. Christian Tagliavini ist u.a. Preisträger des Hasselblad Masters Award (2012) und lebt und arbeitet heute in der Schweiz. © Christian Tagliavini · 1503 · Ritratto di Signora in Verde (Original in Farbe) bis 22. Februar 2014 CWC Gallery Auguststraße 11-13 10117 Berlin-Mitte Di – Sa 18 11 – 19 Uhr brennpunkt 1/2014 © Christian Tagliavini · Carte · Regina di Fiori (Original in Farbe) © Christian Tagliavini · Carte · Regina di Quadri (Original in Farbe) Galerien MENSCH-RAUMAURA »Der Mensch macht den Raum, und der Raum macht den Menschen…« © Frank W. Habel Der Projektkurs des Photocentrums am Wassertor der VHS FriedrichshainKreuzberg unter der Leitung von Ebba Dangschat präsentiert in einer Ausstellung fotografische Arbeiten zum Thema »Mensch-Raum-Aura«. Im Mittelpunkt steht »Die Metaphorik des Raumes als bildliche Übersetzung des Seelischen, der Um-raum als Spiegel des Innen-raums . Gefundene und erfundene Räume erzählen etwas über die in ihm befindliche Person, was über das Sichtbare hinausweist. Inszenierte, dokumentarische und experimentelle Auslotungen des Unsichtbaren...« (Ebba Dangschat) Das Photocentrum am Wassertor der VHS Friedrichshain-Kreuzberg bietet in jahrelanger Tradition ein aufeinander aufbauendes Modulsystem an, in dem Interessierte Fotografie von Grund auf erlernen und sich nach eigenen Vorlieben ausbilden und spezialisieren können. Nach einem Grundstudium der Kameratechnik und Bildgestaltung bieten einjährige Projektkurse die Möglichkeit, eine subjektive Bildsprache zu einem vorgegebenen Thema zu formulieren.Die Teilnehmer beschäftigen sich in kleineren Gruppen intensiv mit einem Thema, erarbeiten dazu eigene fotografische Sichtweisen und Bildzyklen. Am Ende dieses Prozesses stellt die Präsentation der Arbeiten in Form einer Gruppenausstellung eine besondere Herausforderung dar. Die unterschiedlichen künstlerischen Positionen laden dazu ein, zu staunen, zu vergleichen und ins Gespräch zu kommen. © Lydia Kiesling (Original in Farbe) VERNISSAGE: Freitag, dem 10. Januar 2014 um 19 Uhr, mit einleitenden Worten von Jana Borkamp,Stadträtin für Weiterbildung und Kultur, Peter Held, Programmbereichsleiter Kultur &Gestalten der VHS Friedrichshain-Kreuzberg und Ebba Dangschat, Kursleiterin ...und räumlichen Klangexperimenten von Studenten des Studiengangs Soundstudies der UdK Berlin unter der Leitung von Caroline Siegers © Nina Linstädt (Original in Farbe) bis 19. Januar 2014 KÜNSTLERGESPRÄCH & FINISSAGE am Sonntag, dem 19. Januar 2014 um 15 Uhr Kunstraum im Kunstquartier Bethanien Mariannenplatz 2 10997 Berlin-Kreuzberg Die Künstler sind anwesend und führen durch die Ausstellung. Mo – Fr Sa + So 14 – 20 Uhr 12 – 18 Uhr brennpunkt 1/2014 19 Galerien ICH & DU Selbstporträts und Porträts Die ausgestellten Arbeiten sind Ergebnisse von 11 Fotografen/innen, die sich unter Anleitung des Berliner Fotografen Thomas Kierok über mehrere Monate mit den Themen Selbstporträt und Porträt auseinandergesetzt haben. Den Blick auf sich selbst und der persönliche Blick auf andere eint die Neugier an der Inszenierung: Was möchte ich von mir zeigen – und was vom anderen? Die Ausstellung bringt diese unterschiedlichen Ausgangssituationen zusammen und präsentiert, auf welch’ unterschiedliche Weise die Kursteilnehmer die Blicke auf sich selber und auf andere inszeniert haben. Dabei beinhaltet der persönliche Blick im Selbstporträt immer auch die Perspektive des bereits bei der Aufnahme latenten Betrachters, während der Blick auf andere, die ganz persönliche Haltung des Fotografen im Porträt spürbar macht. Das Setting des Fotografierens beim Selbstporträt und Porträt ist im Ansatz unterschiedlich, in ihren Bildwirkungen vollziehen sich trotzdem in allen Fotografien die Auseinandersetzungen vom ICH & DU. © Romiana Marinow, (Original in Farbe) ICH & DU – eine untrennbare Wirkungseinheit, die den Betrachter im gleichen Sinn mit einbezieht. bis 28. Januar 2014 imago fotokunst Linienstraße 145 10115 Berlin-Mitte Di – Fr Sa 20 12 – 19 Uhr 14 – 18 Uhr brennpunkt 1/2014 © Jan Radtke Galerien © Uli Schaub © Annemarte Christ, (Original in Farbe) © Carlijn van Tuyll © Detlef Eden © Malou v. Simson, (Original in Farbe) © Susann Ziegler, (Original in Farbe) brennpunkt 1/2014 21 Galerien Fotowettbewerb »My Secret Life« Die Gewinner Die dreizehn Gewinner der Ausstellung My Secret Life stehen fest – Mark Alker, Jochen Arentzen, Maurice Baker, Axel Boronczyk, Max Colson, Miguel Hahn & Jan-Christoph Hartung, Heinrich Holtgreve, Sara-Lena Maierhofer, Marlene Sattler, Corinna Sauer, Holger Stöhrmann, Marc Volk und Franca Wohlt werden ihre fotografischen Serien bis zum 2. Februar 2014 bei C/O Berlin präsentieren. Ob versteckte Hanf-Plantagen, das glanzvolle Leben von Hochstaplern, anonyme Darkrooms im Blitzlicht, die geheimen Bunkeranlagen der Schweiz, unsichtbare Überwachung im öffentlichen Raum, sterile Berliner Gerichtssäle, die deutsche Waffenlobby oder NSA und Edward Snowdon – die dreizehn Fotografen und Künstler haben das von C/O Berlin vorgegebene Thema auf vielfältigste Weise interpretiert und die Fachjury mit ihren Arbeiten überzeugt. Insgesamt haben 460 Bewerber ihre fotografischen Serien eingereicht. Dr. Christina Stahl, Alfred Erhard Stiftung, Katia Reich, ehemalige Kuratorin des Monats der Fotografie, Dr. Matthias Harder, Kurator Helmut Newton Stiftung und Felix Hoffmann, Kurator C/O Berlin, haben Anfang November die stärksten Serien für die erste große Partizipationsausstellung bei C/O Berlin ausgewählt. Zudem werden die Arbeiten von Axel Boronczyk, Heinrich Holtgreve und Sara-Lena Maierhofer als beste Positionen in der nächsten C/O Berlin Zeitung publiziert. Geheimnisse, Rätselhaftes und Undurchschaubares üben stets eine starke Faszination aus. Gerade heute, da Wissen frei und ständig verfügbar ist. Was jedoch ist das Besondere am Geheimen? Wieso erhöht sich das Interesse, wenn verborgene Dinge an die Öffentlichkeit gelangen? »Eine von Geheimnissen durchweg beherrschte Gesellschaft ist nicht entwicklungsfähig, weil ihr der notwendige Kommunikationsraum fehlt. Eine Gesellschaft ohne Geheimnis ist aber ähnlich 22 brennpunkt 1/2014 © Mark Alker, »Fat iustitia et pereat mundus«, (O.i.F.) eingefroren, weil ihr der Nährboden für die Entfaltung von Möglichkeiten fehlt«. Wie der Philosoph Georg Simmel analysiert, zählen nicht totale Enthüllung und Transparenz, sondern das Undurchsichtige, was nicht gezeigt und preisgegeben wird. Somit ist jeder Mensch ein Experte im Verbergen und balanciert tagtäglich auf dem schmalen, teils lustvoll-gefährlichen Grat zwischen der absoluten Kontrolle über ein Geheimnis und der Angst vor dessen Entdeckung. Für diese Ausstellung hat C/O Berlin weltweit Fotografen aufgerufen, eigene Geheimnisse visuell zu lüften und Einblicke in Strategien des Verbergens zu geben. Der Ursprung für dieses Thema ist das aktuelle Geheimnis von C/O Berlin selbst. Aufgrund von Sanierungsarbeiten ist der neue Standort, das Amerika Haus am Bahnhof Zoo, seit zwei Monaten hinter einer weißen Plane verborgen. Was genau hinter der Verhüllung geschieht, wird erst 2014 sichtbar, wenn C/O Berlin das Gebäude wiedereröffnet. © Franca Wohlt, »Reduit«, (O.i.F.) © Maurice Baker, »Backrooms«, (O.i.F.) bis 2. Februar 2014 C/O Berlin Bis dahin zeigt C/O Berlin Fotografie- Hardenbergstraße 22-24 ausstellungen Open Air vor dem Ame- 10623 Berlin-Charlottenburg rika Haus. 24 Stunden pro Tag, sieben Tage pro Woche und für jeden kosten- täglich 0 – 24 Uhr los zugänglich. www.co-berlin.org Galerien Kathrin Karras »Schattenrisse« Eine Treppe, die nach oben führt, und eine Frau die am Fuße der ersten Stufe steht. Bevor sie hochgeht, dreht sie sich noch einmal um. Was sieht sie da? Zunächst schaut sie den Betrachter an. Was sie sieht, wird ihm nicht offenbart, doch ahnt er es im Entsetzen ihres Gesichtes. Angst lähmt sie, schaltet die Treppe als Fluchtweg aus. Sie kann der Angst nicht ausweichen. Sie hält sie gefangen. Sie hat allein mit ihr zu tun und ihrem Geheimnis. Durch den Säulenwald ihres Hauses, im grauen Zwischenton des Nichts, wirkt die Frau nicht anwesend. Das Gleichmaß der Dinge hat sie geschluckt. Mit dem Fächer in der Hand, ihrem wichtigsten Utensil, hat sie sich im Mauerwerk verewigt. Wer immer auch ihre Nachfolger sein werden, werden Fächer, wedelnd durchs Haus schwirren. Die Frau mit der blauen Maske ist gleichzeitig anwesend und nicht anwesend. Ihr Körper ist sinnlich, präsent und gegenwärtig. Die Maske vermittelt das Gegenteil. Ihr Gesicht scheint einer anderen Welt anzugehören. Die Farbe Blau hat ein inneres Leuchten. Durch sie leuchtet etwas von ihrem Wesen. Auch die Akkordeonspielerin passt nicht zum Schnee und passt auch nicht zum Mann neben ihr. Trotzdem ergeben sie eine Einheit. Es scheint, dass die beiden aus anderen Zeiten zueinander fanden. Die Fenster des Schlosses spiegeln sich im See. In ihnen tauchen Gesichter auf, jedoch nur in der Spiegelung. Es wird mehr gespiegelt als da ist. Wie kann das sein? Welche Kräfte hat der See? Es sind Metaphern der eigenen Abgründe. Dort Menschen zu begegnen, die einen mit dem eigenen Selbst konfrontieren. © Kathrin Karras, (O.i.F.) © Kathrin Karras, (O.i.F.) bewusstseins, die sich ins kryptische Verlies ihrer Erinnerungen einfroren. Die Fotografin deutet in ihren Bildern an und lässt die Dinge offen. Der Betrachter kann seinen Weg allein ins Bild finden. Was haben diese Bilder mit Kino zu tun? Jeder Mensch trägt viele Erinnerungen in seinem Unterbewusstsein, von denen er nichts ahnt. Durch bildliche Spiegelungen nimmt er sie überhaupt erst wahr. Genau das stellt Kathrin Karras dar. Karras zeigt Kino im ursprünglichen Sinn. Ihre Projektionen sind ihre eigenen Geschichten. Bei ihr sind Bilder Bewusstseinsräume, in denen ein Licht aufgeht. Jeder von uns ist hier um etwas zu lernen. Und sei es die Überwindung der Angst. Gundula Schulze Eldowy, 2011 Eldowy, verschiedene Seminare u.a. bei Helga Paris, Donata Wenders, Göran Gnaudschun,Nadin M. Rüfenacht, Thomas Kierock, Valerie Wagner, Anneke de Boer 2007-2009 »Jugend-Förderpreis für Bildende Kunst« Anerkennung der Sparkasse SpreeNeiße, Cottbus Anerkennung bei der 8. Internationalen Barnack Biennale Arbeits- und Lebensmittelpunkt Grüneberg (Brandenburg/Oberhavel) Vernissage 31. Januar 2014, 19 Uhr Kathrin Karras 1967 in Guben geboren 1984-2003 Ausbildung, Satztechnik mit Abitur und verschiedene Tätigkeiten 1. Februar bis 7. März 2014 2003 Geburt Tochter Louise 2005/2006 Ausbildungsklasse Foto- imago fotokunst grafie, »imago-fotokunst« Berlin, kün- Linienstraße 145 stlerische Leitung Ursula Kelm 10115 Berlin-Mitte Kathrin Karras stellt sich in ihren Frauen- 2006-2010 fortlaufendes autodidafiguren dar. Es sind existenzielle Situati- ktisches Studium Fotografie, Mento- Di – Fr 12 – 19 Uhr onen aus dem Tiefkühlfach ihres Unter- rin: Ursula Kelm, Gundula Schulze Sa 14 – 18 Uhr brennpunkt 1/2014 23 Galerien Philipp Keel »Splash« CAMERA WORK freut sich, ab dem 7. Dezember 2013 eine Einzelausstellung von Philipp Keel zu präsentieren. Die Ausstellung »Splash« zeigt eine exklusive Auswahl an Photoarbeiten des Künstlers und lädt dazu ein, sein spannendes Oeuvre zu entdecken, welches konzeptuelle mit abstrakter Photokunst vereint. Über 100 Millionen Bilder werden weltweit täglich auf Facebook hochgeladen, die Zahl der gemachten Photos in Deutschland beläuft sich auf über 200 Millionen – pro Tag. Diese Entwicklung und die bewusste kritische Auseinandersetzung damit sind Aus- © Philipp Keel, »Shark«, (Original in Farbe) gangspunkt des konzeptuellen Selbstverständnisses des Künstlers Philipp zuletzt in Arbeiten, die in den MikroKeel. Versteht man die schiere Flut an kosmos des täglichen Lebens eindrinBildern als eine mediale Parallelreali- gen und aus teils skurrilen Trivialitäten tät, die zumeist die Wirklichkeit zu kon- Photokunstwerke vollendeter Schönheit servieren versucht, so sind die Arbeiten werden lassen, spiegelt sich dies ästhevon Philipp Keel als bewusster Antago- tische Bewusstsein wider. So wird aus nismus dessen zu verstehen: persönlich, der Fruchtfleischstruktur einer Melone paradox, querdenkerisch. im Spiel mit ihren Kernen in der Serie »Watermelon Seeds« eine intensive »Das Glück in meiner Arbeit ist nicht, Erfahrung von Farben und Formen. Der dass mir ein Motiv begegnet, sondern Grad des Abstrahierens wird dabei stets dass ich in diesem entscheidenden bis zu einer Schwelle getragen, an der Augenblick auch eine Kamera bei mir die Rezeption und das subjektive Verhabe. Danach werde ich vom Samm- arbeiten des Abgebildeten samt dessen ler von Impressionen zum Experimen- (ir-)realer Ästhetik ungehindert mögtierenden.« – Philipp Keel lich sind. Es bleibt, was es bleibt, nur anders. Philipp Keel hat nicht vor, die pure Realität abzubilden. Vielmehr verändert er Die Verfremdung als ästhetisches Werkdurch bewusste Überspannung, Verzer- zeug ist nicht Inhalt, sondern Mittel. rung, aber auch Reduktion die sichtbare Sichtbar wird diese Anpassung von Form Wirklichkeit – er suggeriert Realität, und Farbe etwa beim Werk »Below the um dadurch den Blick des Betrachters Surface«. Nicht unwesentlich geprägt darauf zu schärfen. Um das verrückte durch seine Zeit im kalifornischen Los Leben zum Leben zu erwecken, wird Angeles, ist Wasser als wiederkehrenbei Philipp Keel also das Normale ver- des Element im Oeuvre von Philipp Keel rückt. Diese Überzeichnung – seien es auch in der Werkgruppe »Air Mattress« die Formen von Seerosenblättern oder wiederzufinden. Eindrucksvoll zeigt die die Farbenspiele der Sierra Nevada, wie Serie, wie durch einen besonderen Aussie nur Ray-Ban sehen kann – fordert schnitt, dynamische Lichtreflektionen das rezipierende Subjekt dazu auf, die oder farbliche Veränderungen unterFaszination einer subjektiven Deutung schiedliche Erfahrungen beim Betrachder Realität zu erfahren. Aus Licht und ten der Arbeiten ausgelöst werden Form entsteht Kunst – für Philipp Keel können, von aufwühlend über erregend sind beide unabdingbare und aufein- bis hin zu beruhigend und der Auslöander abzustimmende Elemente. Nicht sung synästhetischer Wirkungen. 24 brennpunkt 1/2014 © Philipp Keel, »Beloe the Surface«, (O.i.F.) Auf jegliche vorherige Inszenierung verzichtend und nicht darauf bedacht, ein Motiv aufgrund dessen ästhetischer oder referentieller Funktion auszuwählen, setzt der Künstler den Beginn eines Werkes stets in jenem Zeitpunkt, in dem ihn ein ergreifender Moment einholt: beim Autofahren, Schwimmen oder Sinnieren. In diesem besonderen Augenblick der Erfahrung lässt sich Philipp Keel treiben und kreiert das Abbild seines Empfindens. Damit beherbergt jede Arbeit eine autobiographische Facette, ist somit Reflektion seiner eigenen Wahrnehmung und seiner selbst Galerien © Philipp Keel, »Hotel Le Dune«, (O.i.F.) © Philipp Keel, »Sierra Sunset«, (Original in Farbe) © Philipp Keel, »Crow«, (Original in Farbe) und gewährt dem Betrachter einen intimen Einblick. Die anschließende Phase im Entstehungsprozess ist von einer subtilen Verfremdung bis hin zur Abstraktion gekennzeichnet. Mit einer eindringlichen Hingabe zum Detail wird der auf den Träger »projizierte« Moment nach ästhetischen Empfindungen weiterentwickelt, eine Phase, die bis zu einem Jahr in Anspruch nehmen kann, bis die Gestalt erreicht ist, die den Künstler endlich ruhen lässt. Über Philipp Keel 1968 in Zürich geboren, arbeitete sich bei Philipp Keel bereits in früher Kindheit ein starkes Interesse zu den bildenden Künsten heraus. Im Jugendalter begegnete er erstmals dem Medium der Photographie als künstlerisches Ausdrucksmittel. Nach einer Ausbildung am Berklee College of Music in Boston gründete Philipp Keel in der Schweiz eine kleine Werbagentur, auch um die Unabhängigkeit seines Kunstschaffens zu gewährleisten, bevor er an der Münchener Hochschule für Fernsehen und Film Regie studierte. Die anschließend in Kalifornien verbrachte Lebensphase prägte sein künstlerisches Schaffen nachhaltig. Er etablierte sich in dieser Zeit als Künstler, Filmemacher sowie Autor, schrieb u.a. den Bestseller »All about Me« und begann sich intensiv mit Farbphotographie auseinanderzusetzen. Die Kooperation mit dem Printer Don Weinstein – der auch mit Künstlern wie Richard Avedon, Annie Leibovitz und Helmut Newton zusammenarbeitete – öffnete Philipp Keel einen experimentellen Raum, in dem er seine eigene Bildsprache herausarbeiten konnte. Im Alter von 27 Jahren entwickelte er zusammen mit Epson die Imbue Prints – eine bis heute unter Künstlern weit verbreitete Drucktechnik, die auch Grundlage zum persönlichen Anspruch höchster Qualität für Papier, Prints und Rahmungen ist. Neben zahlreichen Ausstel- lungen weltweit war Philipp Keel im Jahr 2001 auch mit einer Einzelausstellung auf der Art Basel vertreten, in der weltweit erstmals Imbue Prints präsentiert wurden. Seit 1999 erschienen zudem mit »Look at Me«, »Color« und »Aisa – Images from an Imaginary Continent« drei hochwertige Photobücher zum photographischen Oeuvre des Künstlers. Philipp Keel lebt bis heute sein künstlerisches Schaffen über die Photokunst hinaus auch in weiteren Gattungen der bildenden Künste wie Malerei oder in Zeichnungen aus. Nach dem Tod seiner Mutter, der Malerin Anna Keel, und seines Vaters, dem Verleger Daniel Keel, leitet Philipp Keel seit 2012 den Diogenes Verlag. bis 22. Februar 2014 Galerie Camera Work Kantstraße 149 10623 Berlin-Charlottenburg Di – Sa 11– 18 Uhr Homepage: www.camerawork.de Facebook: www.facebook.com/cameraworkberlin brennpunkt 1/2014 25 Galerien »Sommer-AktFotoshooting in der Remise« »TABU« »Look, I‘m naked« Sörens Horn Hans Cebulski und Manfred Wegener Mitglieder des Arbeitskreises für künst- Zu diesem Ereignis ist die Galerie Freitag von 16 - 20 Uhr und am Samstag und lerische Aktfotografie Sonntag von 14 - 20 Uhr geöffnet. Die Vernissage ist am Freitag, den 31. Januar Die Dezember-Januar-Ausstellung 2014 um 19 Uhr und ist eine geschlos2013/14 »Sommer-Akt-Fotoshooting in sene Veranstaltung, zu der sich Interesder Remise« ist das Ergebnis eines allsenten bitte bis zum 20. Januar 2014 jährlich stattfindenden Gemeinschaftsanmelden, da der Platz begrenzt ist. Fototermins von Mitgliedern und Freunden des Arbeitskreises künstlerische Aktfotografie e.V. In diesem Jahr fand Anmeldungen zur Vernissage bitte unter: diese als Indoor-Veranstaltung Ende E-Mail [email protected] August 2013 statt. Die Vernissage wird diesmal mit einigen Überraschungen bestückt sein. Location war eine Remise in BerlinSpandau – einem 3-stöckigen WohnFotostudio, u.a. ausgestattet mit Requisiten der Berliner Fetisch-Szene. Diese Ausstellung präsentiert nun die Vernissage: ausgewählten Bildideen dieser kreati- 31. Januar 2014, 19 Uhr ven Zusammenarbeit jedes Fotografen mit jedem Modell in jedem der sehr unterschiedlich gestalteten Räumlichkeiten. Unter dem Titel, »Schau her, ich bin nackt« zeigen Hans Cebulski und Manfred Wegener eine kaleidoskopische Show künstlerisch inszenierter, intimer Porträts von selbstbewussten Frauen. Die Aufnahmen entstanden im Studio, in der Natur und an ungewöhnlichen Orten. Beeindruckend ist die erotische Ausstrahlung und Kraft ihrer schonungslos ehrlichen Bilder. Vernissage: 7. Februar 2014, 19 Uhr © Hans Cebulski, (Original in Farbe) 7. Februar 2014 bis 2. März 2014 © Jochen Deckert, (Original in Farbe) © Sörens Horn, (Original in Farbe) bis 26. Januar 2014 31. Januar 2014 bis 2. Februar 2014 (nur 1 Wochenende!) 26 brennpunkt 1/2014 Die Aktgalerie Krossener Straße 34 10245 Berlin- Friedrichshain Fr., Sa., So. 16 – 20 Uhr Galerien Uwe Glanz »Stadtbilder von 1989 bis 2012« Uwe Glanz, 1956 in Berlin geboren, erlernte den Beruf eines Elektromonteurs. Der Wunsch, Situationen, Personen fotografisch festzuhalten entstand schon früh. Die Gelegenheit, dies auch umzusetzen ergab sich, als anfang der 80er Jahre im Jugendclub Impuls, im Prenzlauer Berg, ein Fotoclub gegründet wurde, den erst Roland Hensel und später Jürgen Nagel leiteten. Später vervollkommnete Glanz seine Fähigkeiten in Seminaren der Ostkreuzschule für Fotografie bei Michael Trippel und Werner Mahler. © Uwe Glanz Großes Interesse zeigte Uwe Glanz an der Straßenfotografie. Dies sei, so sagt er, eine ergiebige Möglichkeit der Wirklichkeit nachzuspüren und einer Gesellschaft auf den Zahn zu fühlen. So beschäftigt sich auch ein Teil der präsentierten Bilder mit den letzten Monaten der DDR, der »Wende« und der Zeit der Hoffnungen auf weitgehende Änderungen. Eine Reihe von Fotos stellt das Tun und Treiben im ehemaligen Todesstreifen, der zum Lebensstreifen wurde, dar. Im letzten und größten Teil begleitet © Uwe Glanz Uwe Glanz in Farbe und Schwarz-Weiß die Entwicklung in einer Zeit der »Nor- Im Hauptbahnhof – der »Durchgangsmalität«. tür« Berlins, zeigt Glanz das Kommen Er beobachtet die Menschen im Regie- und Gehen in gigantischer Architekrungsviertel, am Hauptbahnhof, im tur, an einem Ort des ständigen NichtMauerpark, in Prenzlauer Berg und in Seins. Mitte und versucht ihre Befindlichkei- Die Mischung, zu der auch Plakate und ten einzufangen. Graffitis gehören, ist es, die Glanz fasDie Bilder zeigen, wie sich im Mau- ziniert. So ist er unterwegs um sich ein erpark der Rest einer guten Idee vom Bild vom Leben in Berlin zu machen, Lebensstreifen, eines Ortes mit einer dass er uns darbietet. besonderen Atmosphäre zu halten versucht. Das Regierungsviertel – Beton gewordene Macht, groß und unterkühlt, zeigt sich trotzdem anziehend für Touristen und Sonntagsspaziergänger. Vernissage 16. Januar 2014, 19 Uhr 17. Januar bis 28. Februar 2014 Fotogalerie Friedrichshain Helsingforser Platz 1 10243 Berlin-Friedrichshain Di, Mi, Fr, Sa Do 14 – 18 Uhr 10 – 18 Uhr brennpunkt 1/2014 27 Galerien »IDENTITY LOST« ein fotografisches Projekt von der dänisch-norwegischer Fotokunstgruppe VINGESUS Die dänisch-norwegische Fotokunstgruppe VINGESUS (»Flügelschwirren«) untersucht in ihrem Projekt »Identity Lost« die Begriffe Transformation und den Verlust der Identität mit dem Ausgangspunkt in diesen Gedanken. Die Gruppe zeigt in einer Mischung aus Realität und fotografischer Fiktion, wie Identität und etablierte Wahrheit aufgelöst werden können und zu einer neuen Interpretation der Wirklichkeit werden. Die Mitglieder der Fotokunstgruppe VINGESUS arbeiten mit der Fotografie als künstlerisches Ausdrucksmittel in allen Schattierungen. Für die Mitglieder der Gruppe sind Fotoapparat und digitale Bildbearbeitung die Werkzeuge in einem kreativen Prozess wie Pinsel und Leinwand Werkzeuge von Malern und Noten Werkzeuge von Komponisten sind. Gemeinsam besteht der Wunsch einen Eindruck zu schaffen und zu vermitteln, trotz der verschiedenen Richtungen der Fotokunst. Ob das mit Hilfe der einen oder anderen Technik geschieht, ist ohne Bedeutung. Es ist das Resultat und nur das Resultat, was zählt. Die einzigartige Eigenschaft der Fotografie, im Vergleich mit anderen Kunstarten ist die präzise Registrierung eines Objektes. Diese Eigenschaft weist sich jeder Fotograf zu Nutzen zu machen. Jedoch für die Fotokunstgruppe VINGESUS beginnt der Prozess erst richtig hier. nellen Ausdrucksformen eine Bildspra- tion aus Zeichnung – das ist ihr künstleche zu schaffen, wo Fiktion und Wirk- rischer Ausgangspunkt – und Foto, das lichkeit zu einer neuen Einheit zusam- ist ihre anderes Medium, schildert sie den Menschen als ein suchendes und menschmelzen. untersuchendes, verwirrtes und einsaDie Fotokunstgruppe VINGESUS sucht mes, gebendes und vergebendes und weder Harmonie noch Schönheit. Sie manchmal siegendes Individuum. In sucht die Artikulation und will damit diesem Spannungsfeld wird unser Anerzeigen, wie die Fotografie sich in neuen kennung und Sehnsucht untersucht und Bereichen ausdrücken kann. das Erreichen der Identität. Die Mitglieder der Fotokunstgruppe VINGESUS: Annemette Rosenborg Eriksen Annemettes Arbeiten konzentrieren sich auf die poetischen und wehmütigen Schilderungen von Menschen und der vom Menschen geschaffenen Umwelt. Mit Sorgfalt und Anmut malt sie ihre Tableauer mit der Kamera als wäre diese ein Pinsel. Die Menschen die sie schildert, stellt sie eingeschlossen in sich © Dorte Bundesen oder ihre Umgebung da. Die Natur wird mit Eis bedeckt oder unter Wasser dar- Else Vinæs gestellt. Ab und zu, wie ein Gegensatz, Else arbeitet mit der menschlichen zeigt sich eine ungezähmte Wildheit Anwesenheit oder auch Abwesenheit in ihren Bildern und der Wunsch nach in einer konstruierten Wirklichkeit. Die Freiheit taucht auf – in ungewohnt hefti- Realität im Raum wird aufgehoben und der Mensch zeigt sich als einziger wirkgen und warmen Farben, wie Feuer. licher Bezugspunkt für den Zuschauer. Dieser ist im Zentrum sowohl durch seine Anwesenheit als auch durch seine Abwesenheit. Farben werden dazu gebraucht Stimmungen und Gefühle hervorzuheben, ob es die schneiden schönen oder eklatanten provozierenden sind. Formen und Inhalt suchen die Zusammenarbeit zu einer bedeutungsvollen Einheit. © Annemette Rosenborg Eriksen Dorte Bundesen Arbeitet mit Menschen und Kommunikation als Zentrum in ihren Werken. Ihre Werke haben oft eine religiöse Dimension. Nicht so sehr im christlichen Verstand, sondern als eine Bereitschaft einzutauchen in den uralten Wunsch des Menschen eine drohende Umwelt zu verstehen. Darum findet man oft VerDie Fotokunstgruppe VINGESUS arbei- weise auf das gesamte Repertoire von tet im Spannungsfeld zwischen Fiktion Symbolen und magischen Kultgegenständen, die Menschen schon immer und Wirklichkeit. Die Gruppe versucht sowohl mit expe- verehrt haben und die die Grundlage rimentierenden als auch mit konventio- aller Kunst bilden. Mit einer Kombina28 brennpunkt 1/2014 Erik Jørgensen Erik arbeitet mit dem Mensch im Zentrum. Der Mensch wird gut oder böse dargestellt oft mit einem Augenzwinkern und einer ironischen Distanz, andere Male mit völliger Empathie und grosser Sensibilität. Manchmal in grellen Farben, dann wieder in harmonischen und schönen Farben. Wir können die Personen als Bilder unserer selbst sehen und lachen oder weinen oder beides gleichzeitig. Und wir können zuschauen und uns auf die Geschichte der Umgebung beziehen und vielleicht etwas mehr über uns selbst und unsere Umgebung lernen. Die Bilder wollen so Galerien © Jesper Bo Jensen © Else Vinæs viel – sie wollen uns provozieren und uns nachdenken lassen und sie wollen unsere Gefühle treffen und hinterfragen wer wir sind und wer wir seien wollen. hinterlassen hat, die wir finden, und wer sie wohl eines Tages ändern wird. Die Natur ist ein Partner, kein Gegner und fügt der von Menschen geschaffenen Umgebung Stoff und Struktur zu. Es sind Räume, die man gerne betreten möchte um sie zu erforschen und sie dann klüger zu verlassen wer man ist. Jesper Bo Jensen Jesper arbeitet mit der Grenze zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Mit dem verwischen und weichmachen der Konturen und der Farben verschieben sich Peder Brødstedt Pedersen die Bilder in einen Raum, wo die Fan- Peders Bilder sind von Stimmungen und tasie ins Spiel kommt und die Reali- fliessenden Übergängen geprägt. Orgatät in Frage gestellt wird. Er manipu- nische Produkte aus unserer gewohnliert die Wahrnehmung der realen Welt ten und vertrauten Umgebung werden und weckt damit bei dem Zuschauer die einbezogen und umgewandelt in einen Lust und die Möglichkeit neue Perspek- etwas abenteuerlichen, manchmal tiven seines Erlebens der Wirklichkeit. Er sogar sinnlichen Ausdruck. Eine Fantaist besonders von der Stadt eingenom- siewelt, geschaffen durch sehr konkrete men, deren Räume und Leben in einem und erkennbare Elemente aus unseweichen Licht geschildert werden. Der rem Alltag wird zu nicht erkennbaren Zuschauer wird mit einem Eindruck Elementen in einem Ganzen, welche zurückgelassen, der intensiv und sinn- unsere Fantasie anregt. lich ist. Ein Stadtraum, in dem man eintreten möchte. Tor Einstabland Tor wird als ein Mensch beschrieben, Josephine Ernst der schwer einzuschätzen ist und aus Josefine schafft ihre ganz eigenen Räume dem man nicht klug wird. Seine Figumit einer Mischung aus Natur und Kultur. ren sind unscharf, undeutlich, flüchDie Räume ruhen. Sie sind menschen- tig und auf dem Sprung. Der Betrachleer obwohl man spürt, dass Menschen ter wird gefangen in der Jagd nach der hier mal gewesen sind oder eines Tages Identität seiner Personen, wird neukommen werden. Die Räume sind ruhig gierig und bekommt Lust sowohl die ein wenig nebelig und genügen sich Person als auch die Umgebung die sie/ selbst und doch haben die Menschen ihn umgibt zu untersuchen. Die Farben ihre Spuren hinterlassen. Der Betrach- und Formen sind in vollendeter Harmoter wundert sich, wer wohl die Spuren nie und betonen ein Gefühl von Einsam- © Josephine Ernst keit und Suchen, welche des Betrachters eigene Suche nach Identität provozieren und wecken. Man wird mit der Frage nach etwas oder jemand zurückgelassen, aber auch mit etwas Unruhe und Freude. Vernissage 20. März 2014, 19 Uhr 21. März bis 2. Mai 2014 Fotogalerie Friedrichshain Helsingforser Platz 1 10243 Berlin-Friedrichshain Di, Mi, Fr, Sa Do 14 – 18 Uhr 10 – 18 Uhr brennpunkt 1/2014 29 Galerien Fred Stein »Im Augenblick« Ein Augenblick kann entscheidend sein – im Leben wie in der Fotografie. Für den Fotografen Fred Stein waren es diese kurzen Momente, die sein Leben bestimmten, persönlich wie beruflich. Als Sohn eines Rabbiners 1909 in Dresden geboren, wurde der überzeugte Sozialist Fred Stein nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gezwungen, seine Position als Jurist aufzugeben und Deutschland zu verlassen. 1933 konnte er unter dem Vorwand einer Hochzeitsreise mit seiner Frau Lilo nach Paris fliehen. Dort stand er vor der Herausforderung, aus dem Nichts eine neue Existenz aufbauen zu müssen. Eine Kleinbildkamera der Marke Leica, die sich Fred und Lilo Stein gemeinsam zur Hochzeit schenkten, gab den entscheidenden Impuls: Die Fotografie wurde seine neue Profession. In Paris konnte Fred Stein nach kurzer Zeit ein eigenes Fotostudio einrichten. Bereits ab 1935 beteiligte er sich an mehreren Ausstellungen, zusammen mit namhaften Fotografen wie Brassaï, Man Ray, Dora Maar und André Kertész. Nach Ausbruch des Krieges gelang dem Ehepaar, nun mit gemeinsamer Tochter, erneut die Flucht. 1941 erreichten sie mit einem der letzten Schiffe New York. Dort nahm Fred Stein die Fotografie wieder auf und nutzte, neben der Leica, eine Mittelformatkamera der Marke Rolleiflex. Die einfache Handhabung dieser Kameras ermöglichte es ihm, durch die Straßen zu flanieren und die Stadt und ihre Menschen in kurzen aber entscheidenden Augenblicken festzuhalten. Zeit seines Lebens konzentrierte er sich auf Straßenansichten und Porträts. Die Ausstellung zeigt das Werk Fred Steins erstmalig umfassend in Deutschland. In mehr als 130 Schwarz-WeißFotografien werden Straßenansichten aus Paris und New York sowie Porträts präsentiert. Darüber hinaus veranschaulichen private Dokumente sowie Original- und Kontaktabzüge Biografie und Werk des Fotografen. 30 brennpunkt 1/2014 Zeitungshut, New York 1946, © Estate of Fred Stein Volksfront, Paris 1936, © Estate of Fred Stein Soziologie der Straße »Du hast nur diesen einen Moment. Wie ein Jäger, der sein Ziel anvisiert, wartest du auf den Augenblick, der aussagekräftiger ist als alle anderen.« (Fred Stein) In den Städten seiner Emigration – in den 1930er Jahren in Paris und ab den 1940er Jahren in New York – fotografierte Fred Stein unzählige Straßenansichten, darunter auch Aufnahmen der jüdischen Viertel. Neben klassischen Motiven der beiden Metropolen, entstanden zahlreiche Milieustudien und Charakterbilder. Sie stehen in einem soziologischen Kontext Hydrant, New York 1947, © Estate of Fred Stein von Armut und einfachem Leben in der Stadt und zeigen Straßenarbeiter, Ver- bis 23. März 2014 käufer, Obdachlose und Familienszenen. Fred Steins Blick verbindet das All- Jüdisches Museum tägliche mit einem Sinn für den außerge- Libeskind-Bau EG wöhnlichen Moment. Ebenso fällt sein Eric F. Ross Galerie Humor ins Auge, den er in seinen Bil- Lindenstraße 9-14 dern häufig aufblitzen lässt. 10969 Berlin-Kreuzberg Psychologie des Porträts »Die Kamera unterscheidet nicht zwischen Berühmtheiten und einem Niemand, zwischen einem guten Freund und einem völlig Fremden, wenn sich der Verschluss öffnet.« (Fred Stein) . Mo 10 – 22 Uhr Di – So 10 – 20 Uhr Eintrittspreise: Museumsticket regulär: 7 Euro Museumsticket ermäßigt: 3,50 Euro Kinder bis 6 Jahre: Eintritt frei Familienticket (2 Erwachsene, bis zu 4 Kinder): 12 Euro Galerien Léa Habourdin »Cahier de Doléances« »Book of Possibilities« »Der Mensch ist ein Tier, das sich seiner eigenen Hilflosigkeit zuwenden kann.«* Die französische Fotografin Lea Habourdin stellt mit »Cahier de Doléances« und »Book of Possibilities« zwei ihrer Arbeiten in der Galerie exp12 - exposure twelve aus: In Ihrer Arbeit geht es um das Spannungsverhältnis zwischen dem instinktiven, triebhaften Verhalten der Tiere und dem menschlichen Sozialverhalten, welches von den Regeln der Vernunft innerhalb unserer Gesellschaft bestimmt wird. In ihren Bildern vermischt Lea Habourdin Körper, Körperdetails, Schnitte oder Markierungen auf der Haut mit Darstellungen von Tieren, die oft nur schemenhaft zu erkennen sind oder sich abwenden; sie sammelt, verbindet und assoziiert. Sie zerschneidet Fotografien, die zu Metaphern für physiologische Phänomene innerhalb des Körpers werden; es geht um einen Zustand, der manchmal unkontrolliert erscheint, in welchem der Mensch handlungsunfähig ist oder sich in einem ambivalenten Zustand treiben lässt. Die Arbeit von Léa Habourdin wurde bereits im Juni 2012 als Teil der Projektion The Flood Wall I bei exp 12 gezeigt. Zum ersten Mal werden nun zwei Serien von Léa Habourdin innerhalb einer Einzelausstellung gezeigt: »Cahier de Doléances« (»Beschwerdeheft« / »Register of grievances«) & »Book of Possibilities« (»Buch der Möglichkeiten«). »Cahier de Doléances« nannte man zur Zeit des »Ancien Régime« in Frankreich eine Liste von Wünschen oder Beschwerden, die an den König weitergereicht wurden. Bei Léa Habourdin kann es als ein Buch der Klagen, Strafen, Erinnerungen oder sogar als Aufgabenheft verstanden werden. Gedanken und Bilder, Zeichnungen und Fotografien, Gegensätze und Verbin- © Léa Habourdin dungen wurden in der zweiten Arbeit, dem »Book of Possibilities«, in Form eines Skizzenbuches gesammelt. Dieses Buch ist eine frühere Arbeit und gilt als ein notwendiger Vorläufer, um die spätere Serie »Cahier de Doléances« zu entwickeln und zu vertiefen. Die beiden Serien werden nun erstmalig in Form eines Dialogs im Raum für Fotografie exp12 - exposure twelve präsentiert. Léa Habourdin ist eine französische Künstlerin, die an der Schule für Fotografie in Arles (École Nationale Supérieure de la Photographie d’Arles / ENSP) studiert hat. Ihre Arbeiten wurden auf Festivals wie Les Boutographies in Montpellier, Voies-off in Arles, dem Phnom Penh Photo Festival, dem Lianzhou Foto Festival und dem Kaunas Photo Festival (Auswahl) ausgestellt. Die Serie »Cahier de Doléances« wurde beim Boutographies Photo Festival 2011mit dem 1st Prize prämiert. Sie hat eine Anerkennung bei der Bourse du Talent sowie den 1st Young Talented Photograph Prize von Express -Style bekommen. © Léa Habourdin © Léa Habourdin 8. März bis 6. April 2014 *Giorgio Agamben- Sur ce que nous pouvons ne pas faire (Über das, was wir nicht tun können )Nudités- Payot Rivages 2009 exp 12 / exposure twelve Greifswalder Straße 217 10405 Berlin-Prenzlauer Berg http://www.leahabourdin.com Vernissage: 7. März 2014 um 19 Uhr Sa 16 – 20 Uhr So 14 – 18 Uhr www.exp12.com brennpunkt 1/2014 31 Galerien Francis Ducreau »Stadt der Menschen Menschen der Stadt« Eine Stadt ausdrücken. Ihr Wesen erfassen. Muss man dafür die Größe ihrer Bauwerke hervorheben, den Charme ihrer Straßen, die Farbe ihrer Gewässer, das Wegenetz der Tram? Oder sollte man versuchen, die geheimen Seiten der Stadt ans Licht zu bringen? All dies wäre möglich. Francis Ducreau hat jedoch einen ganz anderen Weg gewählt. Der Fotograf, der seit 25 Jahren in Berlin lebt, hatte Zeit, sich mit der Stadt vertraut zu machen, ihre Stimmungen, ihre Geschichte und ihren Rhythmus aufzusaugen. Sie zu seiner eigenen zu machen. Und das Berlin, das er fotografiert, ist ein menschliches, ein alltägliches, ein lebendiges Berlin. Francis Ducreau erforscht Berlin am liebsten vom Fahrrad aus und die hier ausgestellten Bilder sind bei Fahrten kreuz und quer durch verschiedene Viertel in den letzten drei Jahren entstanden. Sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit, noch liegt ihnen ein System zugrunde, und wenn, dann das des geduldigen und aufmerksamen Blickes. Im Laufe der verschlungenen Pfade, denen wir folgen, bekommen wir weder den Schatten des Fernsehturms zu sehen, noch die imposante Silhouette des Brandenburger Tores oder die schwindelerregende Architektur am Potsdamer Platz. Wir verweilen nicht in angesagten Straßencafés oder in Kellerräumen aktueller Szene-Clubs, und ebenso wenig bewundern wir die Werke weltberühmter Straßenkünstler. Es geht hier weder um die Weltgeschichte noch um die europäische Hauptstadt mit dem größten Sexappeal. Das sind keine Bilder für einen Reiseführer. Das Berlin, das Francis Ducreau uns zeigt, ist bescheiden und keinesfalls ein Selbstdarsteller Wenn man diese Brachen betrachtet, die von Unkraut und Graffitis überwuchert sind oder die engen Hinterhöfe, die rie32 brennpunkt 1/2014 © Francis Ducreau, (Original in Farbe) © Francis Ducreau, (Original in Farbe) sigen Plätze und die Möchtegern-Terras- vielmehr darum, was an einem Biergarsen der billigen Imbissbuden, dann wird tentisch passiert, auf dem Sprungturm mit einem Schlag klar, was das Wesen eines stillgelegten Schwimmbades, auf dieser Stadt heute ausmacht. Es ist die einer Parkbank, auf einem Friedhofsweg. unbeschreibliche Freiheit, die sie ihren Es geht um die Menschen, die hier leben, Bewohnern eröffnet. um die Spuren, die sie hinterlassen, um Der Raum, den sie dem Menschlichen die Schwingungen ihrer Lebensenergie, gibt. Und natürlich kann man hier und um die vergängliche - weil lebendige da Spuren der Mauer, die Silhouette Dimension des Urbanen. eines berühmten Bauwerks erahnen. Denn in diesen Bildern sieht man, dass Und man bemerkt, dass es sich um Berlin eine Stadt mit menschlichen Auskeine reiche Stadt handelt. Der vernach- maßen ist. Das erscheint paradox, wenn lässigte Zustand so mancher Gebäude man an ihre riesige Ausdehnung und zeugt davon. Aber das ist nicht das ihre breiten Straßen denkt. NichtsdesThema. Darum geht es hier nicht. Es geht totrotz kommt einem beim Betrachten Galerien © Francis Ducreau, (Original in Farbe) © Francis Ducreau, (Original in Farbe) © Francis Ducreau, (Original in Farbe) dieser Bilder genau das in den Sinn. Berlin ist so groß wie die Träume seiner Einwohner, wie ihre Wünsche und Fantasien... Gesichter aus verschiedensten Lebensphasen und Schichten, natürliche oder gestylte; die Berliner, die wir hier sehen, sind vielleicht hier geboren oder leben nur für einige Zeit in der Stadt, aber was macht das schon? Durch ihren Anblick zeigt uns Francis Ducreau die Großzügigkeit von Berlin. Ein Berlin, das sich zurücknimmt, um sowohl denen Platz zu geben, die hier leben als auch denen, die nur auf der Durchreise sind. zu ergreifen und einen der legendären hier noch existenten Fotoautomaten auszuprobieren. Es kostet nur ein paar Euro die Spuren des eigenen Berlinbesuchs auf diese Weise zu verewigen. Und das natürlich analog! Fotos, die man für kein offizielles Dokument verwenden kann, die kein Amt akzeptieren würde. Fotos, auf denen man zu zweit sein kann, beim Grimassen schneiden oder küssen. Fotos, nur für sich selbst. In vier Bildern greift Francis Ducreau dieses Thema auf. Das Posieren, das Warten, das Lachen und Lächeln beim Anblick der Ergebnisse. Beabsichtigte Selbstreferenz? Letztendlich bleibt auch er der analogen Fotografie treu, ein Anhänger des Mittelformats, der Art des Fotografierens, die das Überraschungsmoment bewahrt und Geduld verlangt. Und so kann man sich des Gedankens nicht erwehren, dass das durch die Technik auferlegte Abwarten und der geduldige Blick des Fotografen ganz besonders gut zu dieser Stadt passen, die ihren Bewohnern die Zeit zum Leben lässt. Die Zeit, man selbst zu sein. Und wenn das nur der Traum des Fotografen wäre, so möchte man doch auf jeden Fall glauben, dass es wahr sein könnte. Myriam Louviot Aus dem Französischen von Esther Jahns Die Stadt enthüllt auf diese Weise ihr wahres Selbst: ein riesiger Raum, in dem sich jeder selbst erfinden kann. Berlin, wo man mitten in der Stadt auf Sand oder anderem Untergrund BeachVolleyball spielt, wo man auf Plätzen ein Nickerchen macht, sich auf offener 2. Februar bis 18. Mai 2014 Straße küsst, seinen zerschlissenen Liegestuhl in einem dunklen Hof aufstellt, Café Aroma Photogalerie sein Auto mitten auf dem Bürgersteig Hochkirchstraße 8 parkt... Berlin, wo man hier etwas baut, 10829 Berlin-Schöneberg während sich dort die Natur ihren Platz Mo – Fr 18 – 24 Uhr zurückerobert. 14 – 24 Uhr Berlin, wo man sich fotografiert. Alle Sa + So Reiseführer empfehlen, die Gelegenheit und nach Vereinbarung brennpunkt 1/2014 33 Galerien Christina Vazou Gunta Podina Italo Morales Lara Ciarabellini Linka A Odom Tracey Fahy Uta Beyer Veronika Lukasova »AusZeiten&Räumen« Die fotografischen Essays von acht AbsolventInnen des Masterstudiengangs Fotojournalismus und Dokumentarfotografie des London College of Communication, University of the Arts London sind dokumentarische Reisen zu Menschen und Orten in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dabei werden wir als BetrachterInnen nicht nur Zeugen dieser Reise – das Zuschauen selbst wird zu einer reisend-suchenden Bewegung: Die Projekte fordern eine Justierung des eigenen Blicks auf die uns umgebende Welt und ihrer fotografischen Dokumentation, die uns gleichzeitig auch auf unsere Position als ZuschauerInnen zurückwirft. Dabei wird das Verhältnis zwischen dem, was wir zu sehen bekommen und den Erzählungen und Geschichten, die wir uns zu den Bildern vorstellen verkehrt. Die Bilder sind immer auch ein Entzug des Sichtbaren: Fragmente, Ausschnitte, Dekontextualisierungen, die neben dem Sehen das Erzählen ihrer Geschichten anregen. Was sehe ich? Und was sehe ich nicht? Was erzählen mir die Bilder? Und was erzähle ich mir selbst? In Somnambulism öffnet uns Lara Ciarabellini psychologische Landschaften des immer noch kriegsversehrten Bosnien und Herzegowinas. Dabei wird das kollektive Gedächtnis eines Landes in seinen Bewegungen zwischen schlafwandlerischer Schockstarre, Amnesie, Bewusstwerdung und Verdrängung untersucht. Italo Morales blickt mit Overnight Generation in die Haupt34 brennpunkt 1/2014 © Christina Vazou © Italo Morales, (O.i.F.) stadt Sarajevo und dokumentiert das Leben ihrer jungen Erwachsenen, die in einer Stadt aufwuchsen, die im Schatten des längsten Belagerungszustandes der modernen Geschichte liegt. »Eine Generation, die über Nacht erwachsen werden musste, während wir anderen schliefen.« Christina Vazou gibt mit Behind the Scenes of the Greek Crisis ein eindrucksvolles Porträt der politischen und ökonomischen Situation Griechenlands in den Jahren 2009-2012. Als Frau eines griechischen Abgeordneten und Mutter zweier Jungen, als griechische Bürgerin und Fotografin eröffnet sich ihr zwischen privatem und öffentlichem Leben ein berührender und eindringlicher Blick hinter die Kulissen Griechenlands als ein Land in der Krise. Mit Uta Beyer begleiten wir in Heimlich zwanzig Rentnerinnen und Rentner in Tiflis/ Georgien, die am Rande des Existenzminimums leben. Die Bilder sind atmosphärische Momentaufnahmen, die zwischen Sehen und Erfahren liegen und eine intuitive Annäherung an Bilder, Gegenstände und Situationen ermöglichen. Einem weit entfernten und utopischen Ort widmet sich Veronika Lukasova. Galerien © Gunta Podina, (O.i.F.) © Uta Beyer, (O.i.F.) © Tracey Fahy © Linka A Odom, (O.i.F.) © Veronika Lukasova, (O.i.F.) In Mars: Dreams and Schemes untersucht sie den Mars als einen Ort der wissenschaftlichen Forschung und der Zukunftsvisionen. Spinning Compass von Linka A Odom zeigt das Bereisen der Welt und ihre Reisenden: Handbemalte Schwarz-Weiß-Fotografien von Reisenden werden zu einer sozial-anthropologischen Untersuchung über Erfahrungen und Beweggründe des Reisens. Die Flucht vor dem Alltag und die Reise an einen vermeintlich »perfekten Platz« schildert Njut Lagom! The Secret Art of Being Swedish von Gunta Podina: Njut Lagom! berichtet über die SchwedInnen und ihr Freizeitverhalten. Es untersucht die Exzentrizitäten und kulturellen Klischees in Momenten der Flucht aus dem Alltag. Bereits in den alltäglichen und allgegenwärtigen Ereignissen und Vor- © Lara Ciarabellini, (O.i.F.) fällen, liegt etwas Besonderes, das uns Tracey Fahy in If not now, when? zeigt: Vernissage: »Das gewöhnliche Leben, voll und ganz 14. Februar 2014, 19 Uhr gelebt, ist außergewöhnlich«. 15. Februar bis 9. März 2014 In ihrem besonderen Spannungsverhältnis zwischen Sichtbarem und Unsicht- aff Galerie barem, Erlebtem und Erzählten geben Kochhannstraße 14 die Projekte einen vielschichtigen und 10249 Berlin-Friedrichshain intensiven Einblick in die zeitgenössische Dokumentarfotografie. Sa + So 15 – 18 Uhr Kuratiert von Lena von Geyso www.aff-galerie.de brennpunkt 1/2014 35 Galerien Franziska Rutishauser »Fotografische Installationen« Aufwändige Cibachrome-Vergrößerungen von Belichtungen im Sandwichverfahren und Montagen als Intarsien und in mehrteiliger Rahmung entstanden zwischen 1989 und 1995. Danach nutzte Franziska Rutishauser die Fotografie als Entwurfsmedium für ihre Malerei. Die Galerie Carpentier zeigt einige dieser frühen Werke in Gegenüberstellung zu ihren neuen fotografischen Arbeiten. In den letzten Jahren wurde die Fotografie von der Künstlerin ganz bewusst als digitales und damit »schnelles« Medium eingesetzt. So entstanden Bildserien, die filmische Assoziationen hervorrufen. Die Schaffung von Durchlichtbildern auf Leuchtkästen in installativen Anordnungen hat neben der Malerei einen Platz im Œuvre der Künstlerin gefunden. Franziska Rutishauser, An-Wuchs, 1994 Ilfochrome, Glas, MDF, 92x60cm, Unikat Die Arbeitsweise der Künstlerin macht die 2013 als Heft 007 in der Edition Carpentier erschienene Werkmonographie »Berliner Sandberge / Bildserie 4« anschaulich. Eine Folge von 83 Fotografien als beinah filmischer Bildlauf führt den Gang durch riesige Sandhaufen des Boden-Austausches einer Berliner Baufläche für geplante Einfamilienhäuser. Assoziationen wie Bodendekontaminie- © Franziska Rutishauser, Ab-Schied, 1994. rung und die in demselben Jahr erfolgte Ilfochrome, Glas, MDF, 83 x 88,5 cm, Unikat Marslandung sind bewusst nicht ins Bild geführte Sichtbarkeiten. Franziska Vernissage: Rutishauser sagt über ihre Arbeit: »Für Freitag, 31. Januar 2014, 19 Uhr mich ist die von mir ausgehende Sicht Musikperformance: Joachim Gies von Bedeutung. Diese Sichtweise geht einher mit einer gelebten Idee, sie leitet MEET THE ARTIST sich ab von Weltanschauung. Von der Samstag, 15. Februar 2014 Utopie, die ich in mir erzeuge. Etwas 11 bis 15 Uhr Fremdes soll in den Arbeiten entstehen, das zugleich anzieht und sich verweigert, Signale sendet, die Betrachter 1. Februar bis 21. Februar 2014 gewissermaßen angemessen kleidet.« Carpentier Galerie Die 1962 in der Schweiz geborene Meinekestraße 13 Künstlerin studierte 1982 – 1988 an 10719 Berlin-Wilmersdorf der Hochschule für Kunst der Universität Bern. Seit 2009 lebt und arbeitet Di – Fr 16 – 18 Uhr Franziska Rutishauser in Berlin. und nach Vereinbarung Manfred Carpentier www.carpentier-galerie.de 36 brennpunkt 1/2014 © Franziska Rutishauser, Ueber-Lauf, 2013. Installation, 350 x 45 x 40cm, Duraclear auf Leuchtkästen, Metallrohre, Gummileitung Ausstellungen Galerie Thomas Schulte Museum Europäischer imago fotokunst Kulturen 1. Februar bis 22. März 2014 15. März bis 11. April 2014 Robert Mapplethorpe Charlottenstraße 24 10117 Berlin-Mitte Di–Sa 12–18 Uhr bis 27. April 2014 Edgar Zippel »Porträts junger Europäer« Martin Gropius Bau Arnimallee 24 14195 Berlin-Dahlem Di–Fr 10–18 Uhr Sa + So 11–18 Uhr bis 9. März 2014 Barbara Klemm »Fotografien 1968-2013« 15. März bis 22. Juni 2014 Wols »Der gerettete Blick« Niederkirchnerstraße 7 10963 Berlin-Kreuzberg Mi–Mo 10–19 Uhr Deutsches Historisches Museum 9. Mai bis 5. Oktober 2014 Herlinde Koelbl »Targets« Ausstellungshalle I.M. Bau Hinter dem Zeughaus Unter den Linden 2 10117 Berlin-Mitte täglich 10–18 Uhr Galerie cubus-m bis 24. Januar 2014 Andreas Fux »Fährten« Pohlstraße 75 10785 Berlin-Schöneberg Di–Fr 14–19 Uhr Sa 11–19 Uhr DAS VERBORGENE MUSEUM bis 9. Februar 2014 Käthe Augenstein Abschlussarbeiten, Fotoklasse 34 Künstlerische Leitung: Andreas Rost Linienstraße 145 10115 Berlin-Mitte Di–Fr 12–19 Uhr Sa 14–18 Uhr Kommunale Galerie Berlin 9. Februar bis 30. März 2014 Hans Hochheim / Andreas Rost »Berlin unterwegs« Schlüterstraße 70 10625 Berlin-Charlottenburg Do–Fr 15–19 Uhr Sa + So 12–16 Uhr Hohenzollerndamm 176 10713 Berlin-Wilmersdorf Di–Fr 10–17 Uhr Mi 10–19 Uhr So 11–17 Uhr Wagner + Partner Caritas Galerie 9. Mai bis 21. Juni 2014 Raïssa Venables »Clearing Space« bis 7. Februar 2014 Benjamin Ochse »Hotel 1000 Sterne« Strausberger Platz 8 10243 Berlin-Friedrichshain Di–Sa 13–18 Uhr Residenzstraße 90 13409 Berlin-Reinickendorf Mo–Fr 8–18 Uhr Galerie Dittmar CIRCLE berlin bis 25. Januar 2014 Barbara Klemm 25. Januar bis 23. März 2014 Piotr Pietrus »Józio« Auguststraße 22 10117 Berlin-Mitte Di–Sa 12–18 Uhr Loock Galerie 14. März bis 26. März 2014 Charlie White Potsdamer Straße 63 10785 Berlin-Schöneberg Di–Sa 11–18 Uhr Brunnenstraße 188-189 10119 Berlin-Mitte Mo–Fr 10–16 Uhr Swedish Photography 17. Januar bis 26. Januar 2014 I am Swed (ish) Karl-Marx-Allee 62 10243 Berlin-Friedrichshain Mi–Sa 12–18 Uhr brennpunkt 1/2014 37 Galeriebericht Kulinarisches Man sagt, das einst für seine Boulette und deren engste Verwandte, die Schrippe, bekannte Berlin sei heute Deutschlands kulinarische Hauptstadt, mit mehr Sterneköchen als sonst irgendwo. Kaum zu glauben. Wo soll denn so viel guter Geschmack so schnell herkommen? Da könnten wir ja gleich dem unsäglichen Jürgen Teller den Nobelpreis für Modefotografie verleihen, nachdem wir Gundlach und Newton endlich überwunden haben. Auf diese Idee hat mich Jens Hinrichsen vom Tagesspiegel gebracht, der sich diese Alternative für Newton in der Jebensstraße tatsächlich vorstellen kann. Kaum zu glauben. Das ist ein Phänomen: Einerseits gibt es diesen Trend zum extrem banalen, unfotografischen Bild, bunt und doch farblos, andererseits verführt die immer perfektere digitale Technik zu opulenten Leckerbissen. Berlin, Porträt 01, 22nd of April, 2012, © Erwin Olaf /Courtesy WAGNER + PARTNER, Berlin, (O.i.F.) © Eugenio Recuenco, Orientalism 1, 2009, (O.i.F.) Jahren nicht gegeben war. Recuenco verströmen eine unheilvolle Stimmung. Ein 5-Sterne-Künstler ist Eugenio doziert aber nicht, er öffnet vor allem Die Personen, auch Kinder, wirken so Recuenco bei CWC in der August- jungen Leuten leichteren Zugang zu eingezwängt in das Konzept des Künststraße. Der Spanier greift mit seinen unseren Wurzeln, weil er seinen Fries lers, dass ich froh bin, am Straußberlustvoll ironischen Inszenierungen tief mit heutigen Menschen bevölkert.Er ger Platz wieder unter lebendigen in den Fundus der Kunstgeschichte und schlägt damit eine Brücke vom helleni- Menschen zu sein. Francis Bacon lässt verzaubert uns auf jeweils zwei Qua- schen zum modernen Schönheitsideal. grüßen. dratmetern mit komplexen Bilderzäh- Der Effekt erinnert an YadegarAsisi und Ein rechter Schlawiner auf dem Gebiet lungen. Das spektakuläre Prunkstück sein geniales Pergamon-Panorama auf der inszenierten Fotografie ist Matthias der Ausstellung ist sein »GreekFrieze«, der Berliner Museumsinsel, geschaffen Leupold bei argus. Er hat es faustdick sagenhafte 18 Meter lang und manns- mit den Mitteln der Fotografie und der hinter den Ohren, seit 30 Jahren. Erinhoch. Wenn man die Strecke abschrei- Malerei. nern Sie sich an unser letztes Cover? tet, taucht man ein in die Antike und die Die Meister der flämischen Schule Den Rufer im 3-D-Kino? Das ist eine Klischees, die vom Schulwissen übrig sind dem Niederländer Erwin Olaf bei Serie, im nächsten Bild hält sich der Typ sind. Die Brillanz und die Genauigkeit Wagner + Partner Vorbild für seine düs- eine Waffe an die Schläfe, aufgenomin jedem Detail täuschen eine Wahrhaf- teren Arrangements. Technisch sind die men mit echtem Publikum im Ostberlitigkeit vor, die eigentlich schon vor 2000 großen Tableaus bestechend, doch sie ner »International« im Jahre 1983! Das 38 brennpunkt 1/2014 Galeriebericht © Giampiero Assumma © Matthias Leupold, »Brotausträgerin« muss man sich erstmal trauen! Da war noch kein Tauwetter an der Mauer. Es hat ihn denn auch mehrfach erwischt, bis man ihn 1986 ausreisen ließ. Man kann keinem seiner analogen SWFotos trauen. Sie haben alle einen doppelten Boden. Besonders hat sich der 1959 geborene Leupold in seiner Serie »Fahnenappell« mit der berüchtigten Formalismus-Debatte von 1953 auseinandergesetzt, mit der die SED die Künstler der DDR auf ihre Staatsziele festlegen wollte. Seine »Schönheit der Frauen«knüpft pfiffig an die Aktfotografie der vorigen Jahrhundertwende an. Wenn ich nach solchen Herausforderungen in die Jebensstraße wechsle, zu JuneNewtons Auswahl »Paris-Berlin« Leonid Breschnew, Willy Brandt, Bonn, 1973. © Barbara Klemm aus dem Nachlass ihres Helmut, 2012 gezeigt im Grand Palais vor 400.000 Absolut ungekünstelt sind dagegen die gleichen, mit ruhiger Hand und kühlem Besuchern, vermisse ich schon etwas kraftvollen Männerbilderdes Neapoli- Kopf den einen Moment erfassen, in mehr Substanz hinter dem schönen taners Giampiero Assumma bei imago. dem Geschichte sichtbar wird, für uns Schein, der allerdings was Kulinarisches Das brutale Schwarzweiß ist das ideale und die, die nach uns kommen. Von hat. Es mag auch mit der Bewunderung Medium für die dampfende Körper- 1959 bis 2004 hat das Barbara Klemm für den weiblichen Körper zusammen- sprache dieser Typen aus der Psychia- als geniale Chronistin der FAZ souverän hängen und dem Respekt vor der Per- trie oder von hinter den Kulissen athle- gemeistert. Und zugleich bestätigt sie sönlichkeit. Dafür haben seine Models tischer Wettkämpfe (siehe brennpunkt die heute in der Bilderflut untergeganihm und uns wenig von sich verraten. 4/2013). gene Maxime, dass ein durchkompoBis 18. Mai ist die Kollektion aus dem Ein ganz anderes Feld ist das Bild vom nierter Bildaufbau zusammen mit dem erschöpflichen Archiv der Stiftung zu Mann im Fokus der Öffentlichkeit. Die entscheidenden Moment erst das aussehen, zusammen mit den brillanten Bildmedien können heute politische sagestarke Foto ergibt. Ich kann meinen Männerakten des Greg Gorman, von Schicksale entscheidend beeinflussen. Lesern nur empfehlen, sich die wunderJune Newton bei der Eröffnung hoch Deshalb tragen die Menschen hinter der bare Retrospektive im Martin-Gropiusgelobt, aber geschmacklich arg an der Kamera hohe Verantwortung. Vor allem Bau anzusehen, offen noch bis 9. März Grenze. die Fotografen müssen ganz nah dran 2014. Es ist lebendige Geschichte. sein, oft im drängelnden Pulk von ihresbrennpunkt 1/2014 39 Galeriebericht © Thomas Nitz, MC#1, 2011 trag des Stern jahrelang begleitet, um nicht zu sagen verfolgt, weniger respektvoll als Barbara Klemm, auch in Familie und Badehose. Dazu eine Sonderschau des »Kanzlerfotografen« Konrad Rufus Müller, der unsere politischen Vaterfiguren oft aus großer Nähe und sehr emotional porträtiert hat. Am liebsten sind mir seine listigen Details von der Mimik des alten Adenauer, der genau so ein Schlitzohr war. Die finden begreifWilly Brandt 1978, © Konrad Rufus Müller, courtesy PINTER & MILCH licherweise in der SPD-Zentrale keinen Platz. Es gibt manchmal Querverbindungen, die politisch nicht korrekt erscheinen. Da hat Norbert Bunge (argus) im Oktober eine kleine Ausstellung eingeschoben für Will McBride und sein neues Buch »Berlin im Aufbruch«. Das Buch ist neu, die Fotos sind von 1956 bis 63. Ein ganz wichtiger Abschnitt in der dramatischen Nachkriegsgeschichte der Stadt. Der freche eher linke Aufklärer für Quick und Twen hat übrigens 1965 einen Porträtband über Adenauer gemacht. Durchaus mit Respekt und dem Humor, der dem auch eigen war. Wenn man in den Berliner Galerien unterwegs ist, muss man für alles offen sein. Da ist immer Unerwartetes, manchmal Umwerfendes. Das kann sogar umwerfend konventionell sein. So bei DS Allen, der mit dem analogen Willy Brandt 1978, © Konrad Rufus Müller, courtesy PINTER & MILCH SW-Film durch Prenzlauer Berg wandert, vornehmlich im Winter, immer bei Danach sollte man der Stresemann- lich deutsche und deutsch-deutsche Sonnenschein, den Fotokünstler sonst straße folgen bis zum Willy-Brandt- Geschichte gemacht. Max Scheler, eher meiden. In der Fehrbelliner Straße, Haus. Das lohnt sich auch für SPD- Robert Lebeck, Thomas Hoepker und am Pfefferberg, zeigte er seine spannenMuffel. Der Namenspatron hat schließ- Volker Hinz haben Willy Brandt im Auf- den Perspektiven aus dem Kiez, bereitet 40 brennpunkt 1/2014 Galeriebericht © Ulrich W. Schmidt »Treib:gut« mit den klassischen Zutaten Licht und Schatten. Hier kocht der Chef noch selbst, die leuchtenden SilbergelatinePrints entstehen in der Dunkelkammer. Nur ein paar große Formate, die schon bei Carpentier zu sehen waren, sind Digidrucke. Carpentier zeigte im November die »Fotografischen Unikate« von Thomas Nitz. Der treibt die Kochkunst auf die Spitze, indem er seine frontalen Frauenbildnisse auf Planfilm mit bizarren Strukturen überlagert und auf Aquarellkarton belichtet, den er zuvor mit Pigment, Binder, Sand und lichtempfindlicher Emulsion beschichtet hat. Zum Nachtisch zerschnippelt er das Negativ und macht damit sein Kunstwerk unwiederholbar. Hier ist der Weg das Ziel, nicht das Ergebnis. Oder der Preis? Es gibt einen soliden Mittelweg, den man schon fast einen Trend nennen © Paolo Primiero könnte. Dem folgen zum Beispiel die 9 Mitglieder des »Atelier freier Fotogra- früher vorgestellt. Ulrich W. Schmidt fen (aff)« die sich der dokumentarisch- war bis 10. November zu sehen mit narrativen Sparte des Mediums ver- seinen stimmungsvollen französischen schrieben haben. Sie öffnen ihre schmu- Küstenlandschaften. In zauberhaften cke Galerie in Friedrichshain auch ähn- Grautönen »besingt« er die Weite von lich gepolten Gästen. Die Gruppe zeigt Himmel und Meer, hat aber auch Sinn ihre facettenreichen »Fragmente« noch für ironische Details. bis 18. Januar. (Siehe auch brennpunkt Paolo Primiero gewinnt dem nassen 4/13). Thomas Graichen und Helena Element mit seinen »WasserbegegnunSchätzle haben wir den Lesern schon gen« bis Ende Januar im Café Aroma auch mal eine vertrackte Form ab, mit eigenwilligen Ausschnitten, die die Anteilnahme des Betrachters einfordern. Wenn der sich in der lebhaften Atmosphäre des Restaurants darauf einlassen kann, genießt er den sinnlichen Gehalt der meditativen Bilder. Das ist in Schöneberg. Schon mal was gehört von schöneberger-art(.de)? Das ist ein herbstlicher Galerierundgang im Bezirk der Freiheitsglocke. Der bot dem Gründer des Berliner Fotosalons, Volker Wartmann, Gelegenheit, dort seine »Verschlusssache – geheimnisvolle Orte im Rathaus Schöneberg« öffentlich zu machen. Mit Digikamera und Stativ ließ man ihn in Büros und Archiven stöbern. Die detailscharfe Ausbeute soll nun zu einem Bildband werden. Ich sorge mich ein wenig um die Zielgruppe. Herangeführt an die unaufgeregte Art des Bildermachens mit überkommener Technikwerden junge Fotobegeisterte an den Berliner Schulen auch deshalb, weil ihre Begeisterung dem heute selbstverständlichen Umgang mit Handy und Smartphone entspringt. Es fehlt die fotografische Grundversorgung. Was dann am Ende eines Lehrgangs auf den Tisch oder an die Wand kommt, kann sich meistens sehen lassen. So im Dezember bei imago die Arbeiten der Klasse 33 unter der Leitung von Ursula Kelm. Die erfahrene Dozentin versteht es, aus ihren Zöglingen heraus zu kitzeln, was in ihnen steckt, an langer aber straffer Leine. Die »Fotografie als Fotografie« bleibt dabei die Richtschnur. In der großen Schau des 7. Jahrgangs der Ostkreuzschule in den Uferhallen war das weniger deutlich. Bei 25 Schülern von 3 Dozenten ist es schwer, Tendenzen auszumachen. Auf jeden Fall überwiegt hier die digitale Farbfotografie, hintergründige Bildideen sind eher selten, aber ein festes Konzept ist die Regel. Das Bild vom Menschen, oft vom eigenen Ich, nimmt auf vielerlei Weise Raum ein. Noch ist nicht abzusehen, ob die Eleven mal nach den 5 Sternen des Recuenco greifen werden oder, vielleicht sogar einträglicher, nach Jürgen Tellers Erbsensuppe? Ein glückliches 175. Jahr der Fotografie wünscht allen Lesern Klaus Rabien brennpunkt 1/2014 41 Buchbesprechung Bernhard Edmaier »EarthArt – Colours of the Earth Faszination Erde: Die Farben der Welt« Ari Atoll, Maldives Yukon, Alaska, USA Laguna Roja, Chile Maellifellsandur, Iceland Neuer Bildband: EarthArt – Colours of the Earth 220 Seiten, 160 großformatige Abbildungen, Größe 30,5 x 35 cm, gebunden mit Schutzumschlag, Phaidon Verlag, London, 2013, ISBN 978-0714865768, Preis 49,95 Euro� Phänomen Farbe Wir nehmen Farbe mit all unseren Sinnen wahr, wir sehen, wir spüren, wir riechen sie und manchmal kann man Farbe auch hören. »Farben wirken direkt auf Geist und Empfindung.« Farben haben einen »direkten Einfluß auf die Seele«, schrieb schon Johann Wolfgang von Goethe, der 1810 seine Schrift »Zur Farbenlehre« veröffentlichte. Faszination Natur – Neue Perspektiven auf den Planeten Erde Bernhard Edmaier nimmt uns mit auf eine Reise zu den Wundern der Welt. Der vielfach ausgezeichnete Fotograf Bernhard Edmaier bereiste für sein neues Buch die unterschiedlichsten Länder und Kontinente – von Europa nach Nord- und Südamerika, von Afrika bis nach Island und Spitzbergen. Für EarthArt – Colours of the Earth trug er 160 ausgewählte Fotografien zusammen (90% Luftaufnahmen), die das schier unendliche Farbspektrum der Erde wiedergeben. Mit unseren Augen können wir mehrere hundert Farben unterscheiden, mit technischen Hilfsmitteln sind es bis zu 7 Millionen Farbtöne. Sie scheinen wir wieder zu finden in den Aufnahmen des neuen Bildbandes EarthArt – Colours of the Earth, der beim renommierten 42 brennpunkt 1/2014 © Bernhard Edmaier, »Laguna Verde«, Atacama Desert, Bolivia, (O.i.F.) © Bernhard Edmaier, »Artist´s Palett«, New Zealand, (O.i.F.) »Gute Landschaftsfotografen gibt es viele; aber keiner versucht derart radikal wie Edmaier, die funktionalen Prinzipien unseres Planeten in ästhetisch vollkommenen Bildern einzufangen.« natur & kosmos »Voller Farbe ist die Welt von Bernhard Edmaier .... Über Gletscher und CanyDer Fotograf Bernhard Edmaier Geboren 1957, ausgebildeter Geologe, ons, Eismeere und Wüsten ist er geflobevor er vor etwa 20 Jahren die Foto- gen und hat Bilder von diesem Planegrafie zu seinem Beruf machte und die ten eingeholt, die sich kein Maler phanFotoagentur »Geophot - Bilder der Erde« tasievoller hätte ausdenken können ....« gründete. Seine Bildbände zeigen die Süddeutsche Zeitung vielfältigen Farben, Formen und Strukturen der Erde. Bernhard Edmaier konzen- Die Autoren: triert sich in seinen Arbeiten auf Luftauf- Dr. Angelika Jung-Hüttl ist Geologin nahmen von 50 bis 4000 Metern Höhe. und Wissenschaftsautorin für eine VielFür »Geoart – Kunstwerk Erde« erhielt er zahl von verschiedenen Zeitungen und 1998 den Kodak-Fotobuchpreis. 2001 Magazinen. Sie arbeitet und reist mit wurde er mit dem renommierten Has- Bernhard Edmaier seit 20 Jahren und ist Autorin verschiedener seiner Bildselblad Master Award ausgezeichnet. bände. Stella Paul ist Kunsthistorikerin und Pressestimmen zu Bernhard Edmaier freie Journalisten. Sie war lange Zeit »Bernhard Edmaier ist der interessanfür das Metropolitan Museum of New teste Luftbild-Fotograf der Welt.« ARD York tätig. Kulturweltspiegel Kunstbuchverlag PHAIDON in London erschienen ist. Der Bildband wird ergänzt mit Beiträgen der Wissenschaftsjournalistin Angelika Jung-Hüttl und der New Yorker Kunsthistorikerin Stella Paul. Fotoszene Deutsche Gesellschaft für Photographie veranstaltet internationale Tagung zum 175-jährigen Jubiläum der Photographie Unter dem Titel Missing Links & Forschungslücken veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) vom 6. bis 8. März 2014 im Auditorium der Berlinischen Galerie eine internationale interdisziplinäre Tagung zum 175-jährigen Jubiläum der Photographie. Wo liegen die weißen Flecken auf der Landkarte der Photographiegeschichte? Welches sind die einerseits heute dringend erscheinenden Desiderate und andererseits geeignete neue Ansätze, um der Photographieforschung neue Richtungen zu eröffnen? Welche Wendepunkte gab es in der 175-jährigen Geschichte der Photographie wirklich? Und wie ist der als so tiefgreifend emp- fundene Wandel des Mediums seit der Digitalisierung aus historischer Perspektive einzuordnen und zu bewerten? Wo gab und gibt es in der Geschichte des Mediums Photographie »Missing Links«, die Neuorientierungen, aber auch Sackgassen und »Fehlentwicklungen« aufzeigen und erklären können? Die DGPh nutzt das 175-jährige Jubiläum der Photographie im Jahr 2014 zu einer Annäherung an diese Fragen. Im Rahmen ihres dreitägigen, mit international hochkarätigen Referentinnen und Referenten besetzten Symposiums soll anhand von Fallbeispielen schlaglichtartig die ganze Bandbreite des Mediums aufgerufen werden. Die DGPh mit ihren sechs ganz unterschiedlichen Schwerpunkten – organisiert in den Sektionen Bild, Bildung, Geschichte und Archive, Kunst - Markt - Recht, Medizin- und Wissenschaftsphotographie sowie Wissenschaft und Technik – ist dazu hervorragend aufgestellt. In die Betrachtung soll sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart einbezogen werden, unter Umständen können sogar Prognosen für mögliche zukünftige Entwicklungen der Photographie entworfen werden. Die Tagung versammelt in exemplarischen Fallstudien die ganze Bandbreite der Forschungen zur Photographie(geschichte) in Theorie und Anwendung, die heute zumeist in Gudrun Angelika Hoffmann »Nackte Verfremdung« separate Felder aufgeteilt ist und deren Vertreterinnen und Vertreter kaum mehr im Austausch miteinander stehen. Aber gerade dieser Austausch, der hier angestrebt wird, ermöglicht neue Sichtweisen, das Erkennen neuer Forschungsfelder und die Möglichkeit, sich heute den als solchen wahrgenommenen Missing Links & Forschungslücken anzunähern. Die intensive Diskussion der Vorträge, die bedeutende Vertreter der unterschiedlichsten Bereiche zugesagt haben, steht im Zentrum der Tagung. Die DGPh als zentraler Verein, der sich vorrangig für die kulturellen Belange der Photographie und verwandter Bildmedien einsetzt, ist dazu prädestiniert, einen solchen Austausch zur 175-jährigen Geschichte und zu künftigen Perspektiven des Mediums zu ermöglichen. Der genaue Tagungsablauf wird in Kürze auf der Webseite der DGPh bekannt gemacht werden. Anmeldungen werden ab sofort online entgegengenommen. Diese Pressemitteilung zum Download unter: http://www.dgph.de/presse_news/ Weitere Informationen zum Symposium Missing Links & Forschungslücken und zur Deutschen Gesellschaft für Photographie unter: www.dgph.de Alle Bilder basieren auf Aktstudien an lebenden Modellen. Die Bildnisse vermitteln einen freien, anmutigen Umgang mit dem Thema der Nacktheit. Weitere Sujets expressiver, abstrakter Werke unter: www.Gudrun-Angelika-Hoffmann.de Malerei in Öl und Acryl Die Aktgalerie präsentiert mit Gudrun Angelika Hoffmann eine Stahnsdorfer Kunstmalerin. Sie benutzt Öl und Acrylfarben für ihre Aktbilder. Die Ölbilder basieren auf einer Renaissancetechnik des Mittelalters. Dadurch erhalten die Körper eine durchscheinende, greifbare Realität, die z.T. mit einer modernen Technik verfremdet wird. Die Acrylwerke sind von der expressiven Arbeitsweise der Künstlerin geprägt. Vernissage 7. März 2014 um 19 Uhr 7. März bis 30. März 2014 © Gudrun Angelika Hoffmann, (O.i.F.) Die Aktgalerie Krossener Straße 34 10245 Berlin- Friedrichshain Fr., Sa., So. 16 – 20 Uhr brennpunkt 1/2014 43 Fotoszene Fotokunst verkaufen mit Luxad 17 Ausstellungen in drei Jahren Luxad haben bei mir wertvolle Eindrücke und Erkentnisse hinterlassen. Unter anderem habe ich erkannt, dass ein Großteil der Interessenten und Käufer aus dem Umfeld der Künstler selbst stammt und es im Grunde nicht sein kann, dass Fotokunst zum Verkaufen in eine Form aus Ausstellungsort, -dauer und -umfang reduziert wird. Die angemessene, freie und dauerhafte Präsentation der Werke gelingt nur den Fotokünstlern selbst. Im Sommer 2013 war die Idee geboren, das klassische Ausstellungskonzept im Luxad komplett abzulösen und mit einem neuen, innovativen FotokunstKonzept zu starten. Kernstück des Konzepts ist der direkte Verkauf von Fotografien in Kombination mit Bilderrahmen über den Onlineshop. Das System ist dabei so angelegt, dass es Fotografien direkt von den Internetseiten der Künstler verkaufen kann und dabei ohne ein separates Anlegen und Verwalten der Fotografien auskommt. Ein simpler »Link« je Fotografie reicht jetzt aus, um sie bestellbar zu machen. Die Fotokünstler bleiben weiterhin völlig frei in Präsentation und Angebot und erweitern ihre Portfolien lediglich um den neuen Verkaufslink. Durch den Einsatz auf den Webseiten der Fotokünstler ergeben sich automatisch völlig neue Möglichkeiten, denn nur wer den Link sieht, kann das Werk bestellen. © Andreas David © Andreas David Im Laden finden Besucher ein FotokunstRegal mit bereits eingerahmter Fotokunst von verschiedenen Künstlern zur sofortigen Mitnahme. Es wird regelmäDie Künstler bestimmen ihren indivi- ßig in Zusammenarbeit mit den Künstduellen Preis pro Quadratzentimeter, lern befüllt und präsentiert in erster Linie woraus sich die Preise für verschiedene die Fotokunst, die bereits über den Onli© Andreas David Bildgrößen ergeben. neshop verkauft wurde. Das Konzept kommt ohne Grundgebühr aus. Lediglich ein fairer Abzug Ausführliche Informationen für Fotogravom Bildpreis wird berechnet, um damit finnen und Fotografen sind zu finden Luxad unter anderem die Kosten für den Foto- unter: Mommenstraße 42 (rechs) druck abzudecken. Teilnehmen kann www.luxad.de/fotokunst/verkaufen/. 10629 Berlin-Charlottenburg jeder, der seine Fotos im Internet präsentiert. Eine Anmeldung als Fotokünst- Die vollständige SchnittstellenbeschreiMo – Fr 10 – 19 Uhr ler ist erforderlich. bung mit Beispielen kann unter: 12 – 18 Uhr www.luxad.de/api/ abgerufen werden. Sa 44 brennpunkt 1/2014 Fotoszene 6. Europäischer Monat der Fotografie 16. Oktober bis 16. November 2014 Der 6. Europäische Monat der Fotografie Berlin findet vom 16. Oktober bis 16. November 2014 an verschiedenen Orten der Stadt statt. Das Thema lautet: Umbrüche und Utopien. Das andere Europa. Die kuratorische Leitung des alle zwei Jahre stattfindenden Fotofestivals übernimmt der Berliner Kurator und Kunsthistoriker Frank Wagner. In den letzten hundert Jahren hat sich Europa, wie wir es heute kennen, ständig verändert. Vielfältige Zäsuren, darunter die beiden Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise 1929, die Gründung der beiden deutschen Staaten und die friedliche Revolution von 1989, haben sein Bild immer wieder neu geprägt. Was verstehen wir heute unter Europa im Unterschied zu damals? Krieg, Freiheit, Jubel, Protest, Stillstand, Krise, das Entdecken neuer und alter Kulturen, Gleichberechtigung, Toleranz, Identität, Intimität, Glaube, Sexualität, Mode und Alltag sind einige der Aspekte, die das Miteinander in Europa formen und die beim Festival zum Tragen kommen. Häufig wird Europa über seine Begrenzungen definiert. Das wirft Fragen auf: Wie werden die extremen wie auch die allmählichen Umbrüche und Verwerfungen erlebt? Welche Utopien prägen unser Bild von der Zukunft? Welche Perspektiven tun sich auf? Der 6. Europäische Monat der Fotografie geht auf Entdeckungsreise und reagiert auf diese Fragen mit historischen und zeitgenössischen Ausstellungen. Frank Wagner lebt und arbeitet als Kunsthistoriker und freier Kurator in Berlin. 2012 kuratierte er eine fundamentale Ausstellung zum Werk des chilenischen Künstlers Alfredo Jaar, die parallel in drei Kunstinstitutionen in Berlin stattfand: Alte Nationalgalerie, Berlinische Galerie und neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK). Von 2009 bis 2013 betreute Frank Wagner die Ausstellungen zum Arbeitsstipendium Bildende Kunst des Landes Berlin in der nGbK, in deren RealismusStudio er seit 1985 Mitglied ist. In seiner fast 30-jährigen Tätigkeit als Kurator hat Frank Wagner an vielen Institutionen Ausstellungen verantwortet, so z.B. am Cobra Museum – Museum for Modern Art in Amsterdam/Amstelveen, am Museum Ludwig in Köln und im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – in Berlin (u. a. eine Retrospektive über Felix Gonzalez-Torres), und mit vielen Künstlern zusammengearbeitet, darunter Group Material, General Idea, Barbrara Kruger, Allan Sekula, Rineke Dijkstra, Robert Gober, Katharina Sieverding, Stan Douglas, Miriam Cahn, Cady Noland, Hanne Darboven, Marlene Dumas, Hans Haacke, Monica Bonvicini und John Miller. Seine Ausstellung in der nGbK Berlin mit Projektionen und Fotoarbeiten von Klaus Mettig wurde 2010 in erweiterter Form in das Museum Kunstpalast in Düsseldorf übernommen. »Das achte Feld«, die erste deutsche Museumsschau zur sexuellen Diversität in der Kunst seit 1960 (2006 Museum Ludwig, Köln) zeigte Serien bedeutender Fotografen, darunter Claude Cahun und Brassaï, Diane Arbus, Nan Goldin, Cindy Sherman, Peter Hujar und Wolfgang Tillmans. 2003 präsentierte er mit Hildtrud Ebert die Retrospektive »VALIE EXPORT – Mediale Anagramme« in der Akademie der Künste Berlin und stellte eine Retrospektive zum filmischen Werk Yoko Onos zusammen, 2002 kuratierte er eine Retrospektive über Sanja Ivekovic. 1987 war Frank Wagner als Projektleiter und Redakteur (gemeinsam mit Klaus Behnken) für die bahnbrechende Ausstellung und das Buch »Inszenierung der Macht – Ästhetische Faszination im Faschismus« verantwortlich. Pressekontakt: Gabriele Miketta, Tel. 030-24749-732, [email protected] Berichtigung In der letzten Ausgabe 4-2013 haben wir ein falsches Bild von Wolfgang Hiob (Seite 82) im Rahmen »50 Jahre Colorclub Berlin-Treptow) veröffentlicht. Wir bitten um Entschuldigung! © Wolfgang Hiob, (Original in Farbe) brennpunkt 1/2014 45 Ausstellungen Andreas Adam »Die Sonne scheint, da geht eine Frau und alles ist gut« Auf den Spuren Elizabeth von Arnims auf Rügen Ein Rügenurlaub im Jahr 2013 war Anlass, sich auf Spurensuche zu begeben. In den Jahren 1897/98 sowie 1901 nämlich hatte die Schriftstellerin Elizabeth von Arnim (1866 – 1941) die Sommermonate auf dieser Insel verbracht und ihre Beobachtungen und Erlebnisse in den autobiografisch gefärbten Roman »Elizabeth auf Rügen« einfließen lassen. Ihre (Kutsch)fahrt führte sie damals vom Süden der Insel an der Ostküste entlang, vorbei an Sellin, Binz und Saßnitz hoch bis Kap Arkona und nach Hiddensee. © Andreas Adam, »Pavillon, Seebrücke Sellin« Begegnungen mit einem englischen Verehrer und seiner Mutter, insbesondere aber mit ihrer emanzipationsmissionarischen Cousine Charlotte, die sich auf der Flucht vor ihrem älteren Mann, einem Professor und notorischen Charmeur, befindet, werden auf amüsante Art geschildert. Wie würde es um die Schauplätze von einst heute, gut 110 Jahre später, bestellt sein? Um das herauszufinden, wurden ausgewählte Stationen der Reise aufgesucht und abgelichtet. Einige davon waren tadellos erhalten und nahezu unverändert, an anderen hatte deutlich der Zahn der Zeit genagt. So war beispielsweise die »Bretterbrücke« in Lauterbach, dem Ort, wo »das Baden am schönsten« und an dem Elizabeth »am glücklichsten« war, überraschenderweise noch als Relikt vorhanden - den »Bonbon-Automaten in Gestalt einer brütenden Henne«, allerdings, gibt es nur noch in der vergnüglichen Sommerlektüre zu entdecken… Andreas Adam 46 brennpunkt 1/2014 © Andreas Adam, »Badehaus Goor«, Lauterbach © Andreas Adam, »Da geht eine Frau«, (O.i.F.) © Andreas Adam, »Die Bretterbrücke«, (O.i.F.) Vernissage: 21. Januar 2014, 16.30 Uhr 21. Januar bis 14. März 2014 GDA Wohnstift Göttingen Charlottenburger Straße 19 37085 Göttingen © Andreas Adam, »Hünengrab«, Lancken-Granitz (O.i.F.) täglich von 08 – 20 Uhr Ausstellungen JEFF WALL IN MÜNCHEN Wie kaum ein anderer Künstler seiner Generation hat der Kanadier Jeff Wall (geb. 1946) die Möglichkeiten bildnerischer Gestaltung, die Grenzen zwischen den Gattungen Malerei, Fotografie, Skulptur und Film, zwischenFiktion und Realität thematisiert und das fotografische Bild neu definiert. München hat sich früh zu einem Zentrum der Jeff Wall-Rezeption entwickelt, bereits seit den frühen 1980er Jahren war sein Werk hier präsent, wurde ausgestellt, gesammelt und publiziert. Die Ausstellung, die in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entsteht, vereint erstmals die in Münchner Sammlungen vertretenen Arbeiten. Vor allem in den 1980er und 1990er Jahren entstanden, gibt diese 19 Werke umfassende Auswahl einen pointierten Überblick über die wichtigsten Aspekte in Jeff Walls Schaffen, teils mit heute berühmten, oftmals gezeigten Arbeiten wie »The Thinker« oder »Restoration«, aber auch durch Werke, die zu den weniger bekannten und selten gezeigten zählen. Jeff Wall, The Thinker, 1986, transparency in lightbox, 239 x 216 cm Collection Lothar Schirmer, Munich, Courtesy of the artist, © Jeff Wall, (Original in Farbe) Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch im Schirmer/Mosel Verlag. Ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Führungen, Workshops, Vorträgen und Filmen begleitet die Ausstellung. Für die Ausstellung hat Jeff Wall zudem eine Matinée mit europäischen und amerikanischen Autorenfilmen zusammengestellt. Die einzelnen Filme werden jeweils am 2. Sonntag des Monats zu sehen sein. Kuratorin: Inka Graeve Ingelmann Die Ausstellung wird gefördert durch den Deutschen Sparkassen- und Giroverband und PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V. Jeff Wall, The Smoker, 1986, transparency in lightbox, 87,5 x 104 cm Collection Christa Döttinger Courtesy of the artist, © Jeff Wall, (Original in Farbe) Jeff Wall, A Donkey in Blackpool, 1999 transparency in lightbox, 195 x 244 cm Collection Lothar Schirmer, Munich, Courtesy of the artist, © Jeff Wall, (Original in Farbe) bis 9. März 2014 Pinakothek der Moderne Barer Straße 40 80333 München Di – So Do 10 – 18 Uhr 10 – 20 Uhr brennpunkt 1/2014 47 Fotoszene »DIE EXHIBITIONISTEN BEGEGNEN DEN VOYEUREN AUF EINER EBENE.« EIN GESPRÄCH ÜBER DIE ZEITGENÖSSISCHE AKTFOTOGRAFIE ZWISCHEN DEM FOTOHISTORIKER KLAUS HONNEF UND DEM FOTOGRAFEN PEPPER VOM APRIL 2013. Pepper: In Ihrem aktuellen Beitrag für die Kunstzeitung beschreiben Sie den Bedeutungswandel der Aktfotografie und ihre in Ihren Augen zunehmende Seichtheit und Gleichförmigkeit. Sie vermissen innovative und mutige Künstler und Fotografen, die Tabus zu brechen oder ästhetische und gesellschaftliche Impulse zu geben in der Lage sind. Dabei haben Sie mit Ryan McGinley ja selbst einen Namen genannt, der eine wohltuende Frische in das Sujet bringt, auch ganz ohne Tabubruch. Ich sehe die Situation nicht so verfahren wie Sie, denn neben all den, ich will mal sagen, Mainstreamfotografen, gibt es, wie es ja immer der Fall war, auch Ausnahmeerscheinungen. Denken Sie zum Beispiel an Jürgen Teller, der, aus der Modefotografie kommend, sich nackt auf einem Flügel rekelnd, in seiner Korpulenz selbst portraitiert. Das ist doch eine Position, die nicht gekünstelt ist son48 brennpunkt 1/2014 dern ehrlich und authentisch. Ein paar tage nicht mehr seine Karriere mit Aufsolche Persönlichkeiten reichen doch nahmen aus dem schwulen S/M-Milieu völlig aus, um sagen zu können, die Akt- starten, weil die nicht mehr einzigartig fotografie bringt nach wie vor Spannen- wären. Mapplethorpe hatte für seine des hervor, auch in unserer Zeit. Themata das, na, sagen wir mal Glück in einer Zeit zu leben, in der SexuaKlaus Honnef: Ich halte es mit meinem lität durch starke Tabus, gesellschaftliLehrer René König. Auch die Haltung che Vorurteile und auch Gesetze eine der Nackten am Strand ist keineswegs enge Eingrenzung erfuhr. Da fielen ursprünglich, sondern »parure«, ist seine Arbeiten auf und wurden konAusdruck eines kulturellen Gepräges, trovers debattiert. Das hat seine Kargehorcht den umfassenden Gesetzen riere beflügelt, er wurde international der Mode. Was derzeit in den fortge- rezipiert. Im Langzeitgedächtnis hinschrittenen Konsum- und Mediengesell- gegen sind seine am klassischen Ideal schaften sichtbar wird, gibt ihm recht. ausgerichteten Akte und seine BlumenDer nackte Körper ist sogar längst zu stillleben stärker verankert. Also nicht einer Art undurchsichtigem Anzug das Kontroverse Werk. Und seien wir geworden, dessen Erscheinungsbild ehrlich, längst nicht alles was Mappleman unbekümmert mit Hilfe von Sport, thorpe fotografiert hat war herausraDiäten und chirurgischem Besteck nach gend sondern einfach nett anzusehen. Gutdünken modelliert wie eine Figur Denken Sie an das Buch über seine aus Ton. Die ostentativ und massen- langjährige gute Freundin Liza Lyon. haft zur Schau gestellte Nacktheit hat Aus heutiger Sicht ist der größte Teil ihn förmlich entmenschlicht, indem dieser Bilder banal und langweilig. er ihn entsexualisiert und enterotisiert Aber das ist doch Ok so, die Gesellhat, so dass er längst das Gegenteil von schaft geht weiter, die Interessen und Authentizität »verkörpert«. Der schein- Ansichten ändern sich und eine neue bar auf ewig jung gestylte menschli- Generation von Fotografen sucht sich che Körper weist nur auf die makello- ihre Themen und bemüht sich um neue sen Körper der »Hubots«, der künstli- Aspekte. Wenn wir dann mal eine Zeit chen Menschen (Robotern), voraus, die der netten Bilder erleben ist es eben im Fernsehen oder Kino zirkulieren: kli- so. Irgendwann ist es den Leuten langscheehaft schön, sauber, mechanisch – weilig und dann kommt etwas Neues. und dienstbar. Dass sich in ihnen auch Man muss auch nicht krampfhaft Gefühle entwickeln, bildet den uto- einen Tabubruch hervorzaubern. Das pischen Ausblick. Dass die Fotografie hat jetzt zwar nichts mit Fotografie zu diesem Prozess auf dem Weg in die tun, aber ich denke gerade an Santiago Künstlichkeit, dessen Komplize sie ist Sierra, der in einer seiner Aktionen vier und war, etwas entgegen setzten kann drogensüchtigen Prostituierten eine (und wird), sehe ich nicht. Linie auf ihren Rücken hat tätowieren lassen und ihnen dafür den Gegenwert Pepper: Oh, das sehe ich aber anders, für einen Schuss Heroin gezahlt hat. Er zumindest in einigen Punkten. Ohne und ein Großteil der Kunstkritik halten Zweifel ändert sich das Bild des Kör- diese Aktion für eine großartige provopers durch die Konsum- und Medienge- kante Gesellschaftskritik. Ich finde sie sellschaft. Das ist aber kein neues Phä- nur ekelhaft und dekadent, denn Sierra nomen, sondern Veränderung findet bringt Frauen dazu sich selbst zu verimmer statt und wird es auch in Zukunft stümmeln, ihren Körper, mit dem Sie geben. Auch dass die massenhafte Dar- ihr Leben finanzieren, zu verunstalten. stellung des Körpers, also des nackten Das ist die Aktion eines wohlhabenKörpers bis hin zur Pornografie ente- den, satten Menschen der sich selbst rotisierend wirkt, kann ich zumindest auf Kosten anderer in den Mittelpunkt für mich nicht behaupten. Doch ich stellt. Kritik lässt sich auch anders forwill wieder konkret zurück zur künst- mulieren. Also, ich finde nicht, dass lerischen Fotografie kommen. Klar, Kunst und Fotografie einem Prozess dadurch, dass heute alles möglich ist, auf Teufel komm raus etwas entgegen schockiert vieles auch nicht mehr. Ein stellen muss. Sobald die L’Art pour l’Art Robert Mapplethorpe könnte heutzu- Attitüde in der Aktfotografie langweilt, Fotoszene ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie, der sie so viel unterwegs sind und so viel zu Gesicht bekommen, nicht auch die eine oder andere Position entdecken, von der Sie sagen: wunderbar, die Aktfotografie gebe ich noch nicht völlig verloren. Klaus Honnef im Gespräch mit Helmut Newton während der von ihm kuratierten Ausstellung »Helmut Newton« im Rheinischen Landesmuseum Bonn, 1987. © Walter G. Müller, DGPh wird der Blick der suchenden Konsu- (s)einer exzessiven sexuellen Begierde menten, Kritiker und Kuratoren schon auf. Mit dem Schwinden der humanisdie Positionen herauspicken, auf die es tischen Bildung geht allerdings der Sinn in der nächsten Dekade ankommt. für diese kühne Art der Provokation verloren. Im sterilen Körper der neueren Klaus Honnef: Dass sich das Verhältnis Aktfotografie ist das dunkle, das animazum Körper vollständig versachlicht hat, lische Element des Menschseins gleichdass der Körper inzwischen als eine Art sam wegoperiert – mit Hilfe der digitaMaschine begriffen wird, die sich ten- len Technik kein Problem und schmerzdenziell bei entsprechender Behand- frei. Narben sind nicht (mehr) zu sehen lung regenerieren lässt, ist schon etwas oder andere kosmetische »UnvollkomNeues in der Menschheitsgeschichte menheiten«. Übrig bleiben mehr oder und hat einschneidende Auswirkungen minder attraktive Menschen in mehr auf seine Darstellung im Bild. Damit oder minder künstlichen Verrenkungen. schwindet im Prinzip schon der essen- Ich habe nichts gegen hübsche Dekoratielle Unterschied zwischen Körper und tion. Doch klinisch saubere Bilder schöBild. Der Körper wird in letzter Konse- ner Frauen, schöner Männer in dekoratiquenz selbst zum Bild. Das Bedürfnis, ver Hin-Richtung finde ich eher belangihn halb oder ganz nackt in der Öffent- los und total unnatürlich. lichkeit zu zeigen, wie es von Sommer zu Sommer in ansteigender Form zu Pepper: Aber wieder sprechen Sie von erleben ist, wobei dieses demonstrative der Masse und negieren, dass es immer Zeigen nicht als Appell, ihn zu berüh- auch Fotografen und Künstler gibt, die ren, missverstanden werden darf, illus- diesem Trend in keinster Weise folgen. triert die Sache hinreichend. Noli me Im vergangenen Jahr habe ich Bilder tangere. Nur tiefe Blicke sind gestat- der Fotografin Benita Suchodrev gesetet. Die Exhibitionisten begegnen den hen, die Frauen um die 50 gebeten hat, Voyeuren auf einer Ebene des symboli- sich erotisch bis nackt zu inszenieren, schen Austauschs – take and give. Laut also Frauen, die bereits einen Groß»Spiegel« soll ja Autoerotik das Gebot teil ihres Lebens hinter sich haben und der Stunde sein, ebenfalls mit stei- die Narben der Zeit auf dem Körper gender Intensität. In den Bildern von tragen. Das sind keine exhibitionistiRobert Mapplethorpe tut sich dagegen schen Bilder und stehen völlig gegen noch die skandalisierende Kluft zwi- den Trend, der in Hochglanzmagazinen schen dem klassischen Ideal der Kalo- präsentiert wird. Das sind Statements kagathie, des schönen Geistes im schö- von Frauen, die sagen; hier bin ich, so nen Körper, und der abgründigen Seite sehe ich aus, ich bin auch noch da. Und Klaus Honnef: Natürlich sind auch die Bilder von Frau Suchodrev im Prinzip exhibitionistische Bilder. Dagegen ist auch nichts zu sagen, es ist unvermeidlich, ebenso, dass sie sich an unsere voyeuristischen Gefühle adressieren. Ich kenne die Bilder aber nicht. Deshalb kann ich mir auch kein Urteil über sie bilden. Dass viele Frauen über 50 eine erheblich erotischere Ausstrahlung haben als die sterilen PuppenSchönheiten im Alter zwischen 17 und 22 der grassierenden Casting Shows – geschenkt. Im Kino feiern sie von Meryl Streep über Kristin Scott-Thomas und Catherine Deneuve bis Charlotte Rampling derzeit große Erfolge – wunderbar. Nick Knight und andere sind noch weiter gegangen und haben die erotische Kraft von behinderten Körpern gezeigt – ohne Schlüsselloch-Perspektive, aber mit einem Schuss von attraktiver Beunruhigung. »Bilder, die noch fehlten« hieß unsere Ausstellung mit ein paar unglaublich prägnanten und anziehenden Beispielen dieser Sorte von Bildern. Das Schlimme an der gegenwärtigen Aktfotografie ist ja, soweit ich es sehe, dass sie in jeder Beziehung »politically correct« ist. Und penetrant züchtig zugleich. Wie sich ja auch die sexuelle Praxis im deutschen Beamtenfernsehen nur noch in Hut und Mantel, in voller Montur vollzieht, reduziert auf ein gymnastisches Rubbeln, also verzichtbar ist. Deshalb ist die momentane Aktfotografie auch so unerträglich langweilig – wie das meiste in der Kunst und der Kunstfotografie. Leider. In den großen Museen der Welt geht in den Abteilungen für die Kunst und Kultur vor Aufbruch der Moderne, die »alte Kunst« also, die Post erheblich vehementer ab. Ein Vergleich lohnt, ist aber für viele Aktfotografen deprimierend. Vom Gegenteil ließe ich mich allzu gerne überzeugen. Pepper: Ach, ich glaube nicht, dass das für die so deprimierend ist, viele werden das eher ignorieren. Aber die, brennpunkt 1/2014 49 Fotoszene die ein waches Auge haben, finden viel- ich alles andere als ein Prophet. Aus leicht Inspiration in diesen Museums- langer Erfahrung bin ich jedoch davon abteilungen, die ja auch Ethnologische überzeugt, dass Bilder von Autoren, die Departments mit einschließen. Haben selbst den anziehenden nackten Körper Sie denn gerade einen heißen Tipp, was im Netz vieldeutigster Bezüglichkeiman sich unbedingt anschauen sollte? ten zeigen, im Focus seiner hellen und Manchmal muss man ja auf etwas gesto- dunklen Punkte, sowie den spezifischen ßen werden. Blick der Betrachter gleich mit thematisieren, die darüber hinaus noch ein Klaus Honnef: Ich befürchte, im ersten Licht auf die kollektiven Erwartungen Fall haben Sie recht. Wer sich allerdings und Befindlichkeiten ihrer Zeit werfen, in den Bildentwürfen der Vergangenheit überdauern werden. Für die unmittelumtut, egal ob in Kunst- oder Ethnolo- bare Vergangenheit wären das Bilder gie-Museen, und sich inspirieren lässt, von u. a. Helmut Newton, Guy Bourläuft Gefahr, die Grenzen dessen, was din, Bettina Rheims, Robert Mapple»politically correct« vorschreibt, zu ver- thorpe, Nan Goldin, Larry Sultan, Jürgen letzen. Der Kunst täte das gut, den Urhe- Teller, Miroslav Tichy´, Nobuyoshi Araki, bern vermutlich weniger. Antoine D´Agata, Boris Mikhailov – und Einen heißen Tipp zur Anschauung? Die etliche andere, doch alle keine reinen Kunstgeschichte in den Museen der Welt Aktfotografen. Der Akt als Akt, als bloße – Prado, Louvre, Eremitage, die National Vergegenwärtigung eines nackten weibGalerien von London und Washington, lichen oder männlichen Körpers, ist, nicht zu vergessen die Gemäldegale- glaube ich, kein herausforderndes Bildrie in Berlin, so lange Kuratorenhoch- thema mehr. mut sie nicht zerstört, und in der allfälligen Literatur. In puncto erotischer Pepper: Wie bewerten Sie eine PosiKunst, ein etwas umfassenderes Gebiet tion wie die von Terry Richardson, der als die Gattung des Aktes, immer noch sich erfolgreich im Spektrum zwischen die vielen Bücher des Sammlers Eduard harter Pornografie und ModefotograFuchs. Vor allem wegen der immensen fie bewegt? Fülle der leider schlecht reproduzierten Abbildungen, auch wenn die umfang- Klaus Honnef: Grundsätzlich ist er einer reichen Analysen des Autors nur noch der Fotografen, die realisieren, was ich in Grenzen zeitgemäß sind. Nicht ver- von einem »notwendigen Bild« (Robert gessen sollte man aber auch, dass der Bresson) erwarte. Seine Gefahr ist allernackte Körper früher nicht allein ero- dings, dass er den Verlockungen des tisch-sexuelle Assoziationen auslösen Kommerzes und des Spektakulären sollte, sondern gerade in der christli- allzu oft nachgibt. Viele seiner Bilder chen Mythologie auch die Unschuld fallen demzufolge ziemlich vordergrünund Reinheit symbolisierte. Aus diesem dig aus und huldigen lediglich dem VoyZwiespalt schlugen viele Künstler indes eurismus, ohne dass sie jenes Quäntdie ästhetischen Funken. chen Erschrecken und Schaudern mitliefern, das sie von einer auf pornograPepper: Gibt es für Sie gegenwärtige phische Elemente setzende WerbefotoAktfotografien, von denen Sie glauben, grafie abhebt. dass sie die Zeit überdauern werden? Es müssen jetzt nicht unbedingt Auf- Pepper: Ich denke, dass Richardson nahmen junger Fotografen und Foto- ein Phänomen unserer Zeit ist. Sexugrafinnen sein. alität bis hin zur harten Pornografie ist heutzutage in unserer Gesellschaft Klaus Honnef: Obwohl ich – im Rück- kein Tabu mehr und wird von vielen blick – offenbar eine besondere Intui- auch nicht mehr als anstößig empfuntion für die Künstlerinnen und Künstler den, was meiner Meinung nach auch hatte, die fotografischen eingeschlossen, in Ordnung ist. Interessant ist aber und deren Arbeiten bereits früh ausge- etwas, das mir eine befreundete Stustellt und kritisch gewürdigt habe, die dentin kürzlich erzählt hat, nämlich inzwischen die visuellen Vorstellun- dass etliche ihrer Kommilitonen und gen der Zeit maßgeblich prägen, bin Kommilitoninnen gar nicht mehr in 50 brennpunkt 1/2014 der Lage sind zwischen einem künstlerischen Akt und reiner Pornografie zu unterscheiden. Und genau deshalb, weil es immer häufiger keinerlei Unterscheidung mehr gibt, kann eine Person wie Richardson beispielsweise für ein Modelabel wie Sisley erfolgreich Kampagnen mit starken pornografischen Andeutungen fotografieren. Es irritiert dann auch keinen, dass er parallel dazu reine Pornografie, zum Teil mit ihm selbst als Akteur, in einem Buch wie »Kibosh« publiziert. Dabei ist das, was in »Kibosh« zu sehen ist grottenschlecht. Und ich wage zu bezweifeln, dass er in Zukunft wegen seiner Künstlerischen Qualität im Bewusstsein bleiben wird. Ich halte da einen Fotografen wie Nobuyoshi Araki für sehr viel interessanter. Klar, auch Araki macht viele banale pornografische Aufnahmen, aber sein Spektrum ist doch wesentlich vielschichtiger. »Tokyo Lucky Hole« beispielsweise geht über das Pornografische und Narzisstische hinaus – Araki zeigt sich darin ja auch selbst als teilnehmenden Akteur – weil es eine konsequente fotografische Dokumentation eines berühmten Rotlichtviertels in Tokyo ist. Auch etliche seiner Bondagefotos haben eine klare ästhetische Qualität und reichen über den bloßen Skandal und die reine Pornografie weit hinaus. Ich habe beispielsweise die Ausstellung »Kinbaku« in der Jablonka Galerie 2008 in Berlin noch in guter Erinnerung. Klaus Honnef: Womöglich haben Sie recht. Ich ziehe ebenfalls Araki vor. Er scheint ernsthafter und obsessiver zu sein. Richardson schielt mit einem Auge - nach meiner Ansicht - immer auf die Betrachter. Er will seine Bilder stets verkaufen, und da schreckt er offenbar vor nichts zurück. Andererseits ist sein Vorgehen symptomatisch für unsere auf Verkauf und Konsum versessene Gesellschaft. Als Dokumente einer primär konsumorientierten Einstellung sind seine Bilder außerordentlich signifikant. Wenn auch nicht mein Ding. Aber an diesem Beispiel lässt sich leicht illustrieren, wie unsere ästhetischen Urteilskategorien durch ästhetische Praxis ihre Griffigkeit eingebüßt haben. Niemand würde Richardsons Bilder unter dem Begriff »Doku- Fotoszene Pepper, © Jan Sobottka, 2013, (O.i.F.) mentarfotografie« subsumieren. Dabei besteht kein Zweifel, dass sie »dokumentarisch« sind, weil sie das Inszenierte als Inszenierung sichtbar machen und nicht so tun als ob. Deshalb bin ich auch mit einer Bewertung vorsichtiger als Sie. Sie mögen von einem bestimmten ästhetischen Gesichtspunkt »grottenschlecht« sein. Gleichwohl waren »Bad Paintings« Ende des 20. Jahrhunderts ein wichtiger Beitrag der zeitgenössischen Malerei zur Bildkunst, weil sie mit herkömmlichen Konventionen brachen. Ich bereite gegenwärtig eine Rede über Andy Warhols Fotografien für eine Galerie in Zürich vor. Über den Künstler habe ich schon 1989 eine Monografie veröffentlicht, die in über zehn Sprachen übersetzt wurde und bisher x-Auflagen erreicht hat. Nicht von ungefähr. Denn ich habe beschrieben und analysiert, wie seine künstlerische Haltung und sein Werk die Maßstäbe der Kunst – Fotografie und Film eingeschlossen – regelrecht umgestürzt haben. Seither müssen wir unsere Maßstäbe auch in Sachen Aktfotografie völlig neu justieren. Und in puncto dieser Bestrebungen stehen wir noch ganz am Anfang. Pepper: Ja, da mag ich nun meinerseits etwas zu voreilig und impulsiv in meiner abschließenden Bewertung sein. Ich lasse mich da mal überraschen. Dass Sie jetzt über die Fotografie von Warhol reden werden, finde ich ja interessant. Ich hatte Ende der 1990 Jahre in der Hamburger Kunsthalle eine Ausstellung über alle Aspekte der Fotografie in Warhols Gesamtwerk gesehen und war seinerzeit sehr beeindruckt. Welche Bedeutung hat die Warholsche Fotografie in Ihren Augen für die Gegenwart? Gehen von ihr noch wichtige Impulse aus? Klaus Honnef: Warhol hat die Kunst Warhols entscheidender Beitrag zur wie kein anderer Künstler der zweiten Kunstgeschichte ist, dass er den künstHälfte des 20. Jahrhunderts verändert. Er lichen Charakter der Kunst ernst genomhat ihre Parameter geradezu umgepolt. men hat. So war Marilyn Monroe nie Man kann die Kunst der letzten Jahr- eine individuelle Person, sondern ein zehnte in eine Kunst vor und eine nach Geschöpf Hollywoods und als »SexsymWarhol einteilen. Seither sind ästheti- bol« ein Produkt millionenfacher (meist sche Kriterien wie »gut gemacht« oder männlicher) Phantasie. Daran ist Norma »gut gemalt« hinfällig, haben den glei- Jean Baker zerbrochen. Indem Warhol chen Rang wie das inhaltsleere »gefällt sie zur Ikone erhob – zu ihren Lebzeiten mir« bei Facebook, haben als ästhe- gab es höher bezahlte weibliche Stars tische Maßstäbe ausgedient. Warhol und berühmtere – hat er ihr gleichsam Impulse sind mit anderen Worten längst ein Stück Lebendigkeit zurückgegeben – wirksam. um den Preis des Lebens allerdings. Pepper: Unter anderem hat Warhol sich intensiv mit dem nackten, erotischen männlichen Körper auseinandergesetzt, auch ganz explizit mit dem männlichen Geschlechtsteil und dem Sexualakt, den er fotografiert und als Silkscreen veröffentlicht hat. Für Warhol war die Fotografie aber vor allem Ausgangspunkt für seine kommerziellen Portraits und für seine freien Arbeiten; die eigentlichen Werke waren dann die Bilder und Siebdrucke. Später hat er dann Berühmtheiten für seine Zeitschrift Interview fotografiert. Für mich sind es gerade die Fotografien Warhols, die in ihrer Authentizität und ihrem Materialcharakter noch heute betören. Klaus Honnef: Nachdem er die Madison Avenue und damit eine erfolgreiche Karriere als Designer aufgegeben hatte, um »freier« Künstler zu werden, unterschied Andy Warhol nie zwischen freier und Auftrags-Kunst. Ebenso wenig wie zwischen Fotografie, Malerei (meist ja Siebdruck), Skulptur, Film, Zeitschrift, zwischen malen, fotografieren, filmen, drucken, schreiben oder sammeln. »All is pretty«, einer seiner vielen inflationär zitierten Sätze, fasst seine Haltung präzis zusammen und bezieht sich nicht auf Äußerlichkeiten. Entsprechend gleichgültig waren ihm die Motive seiner ästhetischen Bearbeitungen. Mit ihm ist in der zeitgenössischen Kunst an Stelle des bürgerlichen Kunstgenies der coole Beobachter, Kommentator, Macher, Organisator (eher eine Haltung, die in der Fotografie zählt) getreten. Auch nicht mehr im Einzelbild äußert sich seither die Essenz des künstlerischen Wollens, sondern in der Bildserie, der Bildreihe. Pepper: Der männliche Akt ist in der öffentlichen Wahrnehmung nicht so verbreitet, obwohl er natürlich genau so existiert wie der weibliche. Im künstlerischen Bereich waren es seit den 1960er Jahren unter anderem Robert Mapplethorpe, Arthur Tress, Duane Michals, Herb Ritts, Peter Hujar und ein paar andere, die hier neue Akzente gesetzt haben. Gibt es in ihren Augen eine unterschiedliche Entwicklung zwischen männlichem und weiblichem Akt? Also in den vergangenen Jahrzehnten. Klaus Honnef: Schwierige Frage. Ich sehe Unterschiede, bin aber ein Mann. Die männlichen Akte, die ich kenne und die vor allem von den Fotografen stammen, die Sie nennen, sind direkter, fordernder und vielleicht (????!!) weniger voyeuristisch als die weiblichen Akte, die Männer fotografiert haben. Vermutlich nur in einem anderen Sinne anziehend und verführerisch. Würde man jedoch ein Auto, das vorwiegend auf weibliche Käuferschicht zielt, mit einem halbausgezogenen Mann bewerben? Andererseits kenne ich von Fotografinnen fotografierte weibliche Akte, die sexuell herausfordernder, appellativer und abgründiger sind als die meisten von Fotografen fotografierten Akte. Ich kann die Frage also nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. www.klaushonnef.de www.pepperproject.de brennpunkt 1/2014 51 Portfolio Christian Werner Christian Werner »Charcoal Children« Christian Werner is a freelance photographer based in Nordstemmen, Germany. As a teenager he developed his interest in photography while travelling to foreign countries. Since 2009 he’s studying photojournalism at the University of Applied Sciences in Hannover. His main interests are social diversity and global political issues. The areas of interest is mainly the arabic world and culture. Chris worked in various countries in Asia, Africa, Eastern Europe and South America. His work has been exhibited internationally. He welcomes assignments local and overseas and. Since 2012 Christian is represented by agency laif. Vita 1987 – born in Hannover. 2007 – final secondary-school examinations. 2008 – seven-month practical course at the photography department of the newspaper »Neue Presse«, Hannover. 2009 – begin of photojournalism study at the University of Applied Sciences in Hannover. 2012 – represented by agency laif. 2012 – four-month practical course at the photography and multimedia department of the magazine »DER SPIEGEL«, Hamburg. Awards 2012, »BEST PORTFOLIO«- competition, 3rd , Freundeskreis des Hauses der Photographie e.V. 2012, Unicef Photo of the Year, Honorable Mention, Unicef. 2013, Canon ProfiFoto Award 13/1, winner, Profifoto. 2013, PDN photo annual, winner, Pdn photo annual. 2013, px3 Prix de la Photographie Paris, gold medal, px3. 2013, brennpunkt AWARD, winner, brennpunkt Magazin. 52 brennpunkt 1/2014 © Christian Werner © Christian Werner 2013, American Aperture Awards, 2 x winner, ax3. 2013, dpa news talent, 2nd, dpa news talent 2013, Axel-Springer-Preis, finalist, AxelSpringer-Preis. 2013, Alexia Foundation Professional Grant, finalist, Alexia Foundation. 2013, Eugene Smith Grant, finalist, Eugene Smith Memorial Fund. 2013, Kindernothilfe Medienpreis, winner, Kindernothilfe. 2013, Felix Schoeller Photo Award, nominated, FSPA. 2013, JGS Photography Contest, runner- up, Forward Thinking Museum. 2013, 68th College Photographer of the Year, gold + bronze medal, CPOY. 2013, Fellowship 14, Commendation Award, Silver Eye Center for Photography. www.werner-photography.com Im Rahmen des »browse fotofestival berlin 2013«, wurde dieses Portfolio mit einem brennpunkt AWARD ausgezeichnet. Portfolio Christian Werner © Christian Werner brennpunkt 1/2014 53 Portfolio Christian Werner © Christian Werner © Christian Werner 54 brennpunkt 1/2014 Portfolio Christian Werner © Christian Werner © Christian Werner brennpunkt 1/2014 55 Portfolio Christian Werner © Christian Werner 56 brennpunkt 1/2014 Portfolio Christian Werner © Christian Werner brennpunkt 1/2014 57 Portfolio Christian Werner © Christian Werner 58 brennpunkt 1/2014 Portfolio Christian Werner © Christian Werner brennpunkt 1/2014 59 Portfolio Pavel Sticha OSTERINSEL Der aus Tschechien stammende und in Berlin lebende Fotograf Pavel Sticha hat sich international einen Ruf erarbeitet mit Fotografien aus 55 Ländern, und natürlich aus seiner zweiten Heimat Berlin. Gerade hat er in der Galerie des Theaters seiner Heimatstadt Podêbrady eine Ausstellung vorgestellt mit Bildern von den Osterinseln. Reporter: Pavel Sticha, Sie haben 55 Länder bereist, viele davon mit Ihrem Assistenten Philip. Die Zusammenarbeit war immer sehr erfolgreich. Aber dieses Mal konnte Philip nicht dabei sein. Pavel: Leider, leider. Reporter: Wieso haben Sie ausgerechnet die Osterinseln aufgesucht? Pavel: »Schuld« sind meine Schwester und Thor Heyerdahl. Ich bekam von meiner Schwester in den 80er Jahren das Buch »Das letzte Paradies« des tschechischen Schriftstellers Miloslav Stingl über Polynesien geschenkt. Und natürlich kannte ich die Südsee-Bilder von Paul Gauguin. Dann las ich in der Zeitung, dass der tschechische Ingenieur Pavel Pavel eine der großen Figuren auf den Osterinseln, die Moai genannt werden, »zum Laufen brachte«. Der Artikel blieb mir auch deswegen in Erinnerung, weil ich zunächst dachte, dem Journalisten wäre ein Fehler unterlaufen: Die Namens-Kombination »Pavel Pavel« ist selbst in Tschechien sehr ungewöhnlich. Reporter: Warum sind Sie dann erst jetzt auf die Osterinseln geflogen? Pavel: Ich wäre beinahe schon früher dorthin gekommen. Beim Rückflug von Argentinien, wo ich einen Auftrag für die Steakhaus-Kette Maredo hatte, machte ich einen Zwischenstopp in Santiago de Chile. Ich hätte von dort gleich weiter auf die Osterinseln fliegen können, bekam aber leider kein Flugticket mehr. Reporter: Was gab den Ausschlag für die Reise in diesem Jahr? Pavel: Ich war mit meiner Frau Martina in Neuseeland, und sah in einem Reisebüro eine Werbung für die Osterinseln. Da dachte ich: »Jetzt oder nie!« Im März bin ich dann mit meinem Freund dorthin geflogen. 60 brennpunkt 1/2014 © Pavel Sticha, (Original in Farbe) Reporter: Ist es schwer, zu den großen Figuren, den Moai, zu kommen? Pavel: Nein, das ist wie mit der Siegessäule in Berlin – jeder findet sie. Reporter: Wie ist es mit den Bedingungen zum Fotografieren? Pavel: Das Wetter kann zum Problem werden. Wir hatten an neun Tagen Regen, an zwei Tagen konnten wir gar nichts machen. Reporter: Welche Erfahrungen haben Sie mit den Menschen gemacht? Pavel: Die Menschen dort sind sehr nett. Einer hat uns einen Tipp gegeben, wo es die einzige Figur im Landesinneren zu finden gibt. Reporter: Was hat Sie noch auf der Insel fasziniert und beeindruckt? Pavel: Der Besuch im Museum. Dort weiß man alles über Pavel Pavel. Reporter: Wissen Sie jetzt selbst mehr über die Osterinseln? Pavel: Es gibt verschiedene Theorien über Transport der Moais. Einheimische sagen, sie sind gekommen. Und das hat Pavel Pavel und Thor Heyerdahl mit einem Versuch 1986 bewiesen. Christian Schindler Portfolio Pavel Sticha © Pavel Sticha, (Original in Farbe) brennpunkt 1/2014 61 Portfolio Pavel Sticha © Pavel Sticha, (Original in Farbe) 62 brennpunkt 1/2014 Portfolio Pavel Sticha © Pavel Sticha, (Original in Farbe) © Pavel Sticha, (Original in Farbe) brennpunkt 1/2014 63 Portfolio Pavel Sticha © Pavel Sticha, (Original in Farbe) 64 brennpunkt 1/2014 Portfolio Pavel Sticha © Pavel Sticha, (Original in Farbe) brennpunkt 1/2014 65 Portfolio Pavel Sticha © Pavel Sticha, (Original in Farbe) © Pavel Sticha, (Original in Farbe) 66 brennpunkt 1/2014 Portfolio Pavel Sticha © Pavel Sticha, (Original in Farbe) brennpunkt 1/2014 67 Portfolio Pavel Sticha © Pavel Sticha, (Original in Farbe) 68 brennpunkt 1/2014 Portfolio Pavel Sticha © Pavel Sticha, (Original in Farbe) brennpunkt 1/2014 69 Fotoszene Fotoclub Roth – hochklassige AmateurPhotographie seit dreieinhalb Dekaden Der Fotoclub Roth besteht seit 1979, also nunmehr seit fast 35 Jahren. Aus den wenigen Gründungsmitgliedern von damals entwickelte sich im Lauf der Zeit eine Gruppe von rund 35 eingeschriebenen Photographie-Begeisterten, deren Arbeits- und Interessenspektrum von klassischem schwarz/weiß bis hin zur Infrarotphotographie reicht. Der Verein bzw. seine Mitglieder nehmen seit langem regelmäßig und v.a. auch regelmäßig erfolgreich an regionalen wie überregionalen jurierten Ausstellungen und Wettbewerben teil und präsentieren ihre Arbeiten gelegentlich sogar im Ausland, wie in Polen und Finnland. Der Fixstern des Vereins ist naturgemäß die »eigene«, jährlich stattfindende S/WAusstellung. Diese fachkundig jurierte und auch mit ansehnlichen Preisgeldern dotierte Ausstellung präsentiert jeweils ca. 120 aus allen Einsendungen ausgewählte Werke in den Räumen der Kulturfabrik Roth, deren lichtdurchflutetes sachliches Ambiente sich zu diesem Zweck bestens eignet. An dieser Ausstellung kann übrigens jeder Amateurund Profifotograf teilnehmen. Einige Ausstellungsimpressionen und natürlich auch nähere Informationen zum Fotoclub Roth im Allgemeinen finden sich unter: www.fotoclub-roth.de. in verschiedenen Foren, wie Modelkartei und der fotocommunity messen. Wir sind stolz drauf, nicht nur für die Schublade zu photographieren, sondern unsere Werke auch öffentlich zu präsentieren - in letzter Zeit z.B. in Ausstellungen der Metropolregion Nürnberg sowie in diversen Galerien von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen«. Ein Ausstellungsaustausch mit einem englischen Fotoclub (in einer Rother Partnerstadt) ist übrigens gerade in Vorbereitung. Daneben stehen in Kürze auch wieder einige gemeinsame Tagestouren an. Außerdem bieten einige Mitglieder aktuell wieder Volkshochschul-Kurse zu den Grundlagen der Photographie und zur Bildbearbeitung mit Photoshop an, sogar eine Photowoche auf den Azoren mit Leitung ist dabei. © Andreas Michel, »TT« © Andreas Michel, »water girl« Folglich haben wir auch keinen echten thematischen Schwerpunkt. Landschaft, Stillleben, Portrait und Akt sind im Grunde gleichermaßen beliebt und anerkannt - und auch ein guter Schnappschuss steht immer hoch im Kurs. Aus diesem breiten Themenspektrum ergibt sich allerdings zwangsläufig, dass wir keineswegs eine einheitliche Meinung zu technischen und ästhetischen Fragen vertreten. Es ist ein Glücksfall, dass uns die ausgesprochen gute Dirk Ringehahn Atmosphäre innerhalb der Gruppe seit vielen Jahren ermöglicht, diese meist Dirk Ringehahn: sehr unterschiedlichen Meinungen bzw. »Persönlich freue ich mich besonders vor allem deren Differenzen ausgesproauf einen bald stattfindenden Workshop chen zwanglos und offen zu diskutieim Volksbad Nürnberg, einem wun- ren. Bei unseren internen monatlichen derschönen Jugendstil-Hallenbad, das Bildbesprechungen geht es deshalb oft architektonisch stark an römische Ther- auch richtig zur Sache – aber gerade men erinnert und vor etlichen Jahren unsere Uneinigkeit in photographiDirk Ringehahn, der Vorsitzende und stillgelegt wurde. Mindestens ebenso schen Fragen empfinden wir als großen Leiter der Gruppe sagt: wichtig wie all diese Aktivitäten ist mir Gewinn, denn erst die ständige Diskus»Wie in jedem Verein gibt es auch bei als Vorsitzenden allerdings, dass unser sion und Kritik regen die Kreativität an uns mehr und weniger aktive Mitglie- aktiver harter Kern sowohl nach Alter und eröffnen uns allen immer wieder der. Der harte Kern der Aktiven zählt und Persönlichkeiten als auch nach Inte- neue Perspektiven und neue Ideen. derzeit rund 15 Köpfe. Im Verhältnis zur ressen gut durchmischt ist. Unter uns Wünsche…Ja, wie jeder Verein oder Mitgliederzahl ist dies erfahrungsgemäß finden sich typische Reisephotographen Club wünscht man sich in den heutieine recht gute Quote - vor allem wenn ebenso wie künstlerisch ambitionierte gen Zeiten, dass die alten aktiv bleiben, man bedenkt, dass diese 15 Photogra- Aktspezialisten, akribische Stillleben junge dazu kommen und durch diese phen nicht einfach nur regelmäßig aktiv Arrangeure und experimentier- freudige Mischung viel Interessantes und Kreaphotographieren, sondern an jurierten Photoshop -Nerds«. tives entsteht. Wettbewerben teilnehmen und mit Dirk Ringehahn Ihren Photographien sich online und Leiter des Fotoclubs der städt. vhs Roth 70 brennpunkt 1/2014 Fotoszene © Heinz Ripka, »Brandung« © Thilo Bittner, »Nebel« brennpunkt 1/2014 71 Fotoszene © Dirk Ringehahn, »sea world« © Christine Trautner, »Brücke« 72 brennpunkt 1/2014 Fotoszene © Bernd Weyrauch, »im Nebel« © Günther Blösl, »An der Küste« brennpunkt 1/2014 73 Fotoszene © Günther Mühlöder, »kein Ausweg für den Falter« 74 brennpunkt 1/2014 Fotoszene © Peter Wedig, »Lazise« © Tamara Ambrunn-Weinrich, »Strandkorb« brennpunkt 1/2014 75 Fotoszene © Ralph Engelhardt, »Macho« 76 brennpunkt 1/2014 Fotoszene © Matthieu Favre, »Roller Speed« © Heiko Würth, »Turmland Nürnberg« brennpunkt 1/2014 77 Fotoszene © Rudolf Auernhammer, »Ziegenbart« © Franz Künstler, »A apple a day« 78 brennpunkt 1/2014 Fotoszene © Günther Ullmann, »Rapunzel« brennpunkt 1/2014 79 Fotoszene Plädoyer für ein festes Juryteam Mal ehrlich, geht es Ihnen nicht genauso? Sofern Ihre Bilder bei einem Wettbewerb ausgezeichnet werden, waren sicherlich »gute Juroren« am Werk. Wenn Ihre Bilder »im Keller« landen, ist es mal wieder ein willkommener Anlass die Kompetenz der Jury in Frage zu stellen. Bei hinreichender Anzahl von Teilnahmen an solchen Veranstaltungen, werden Sie aber feststellen, dass Sie mal auf der einen - und mal auf der anderen Seite des Grabens landen. Also haben Sie wahrscheinlich für sich dann schon eine Liste von »guten und schlechten« Juroren im Kopf gespeichert. Wenn es mal so einfach wäre... Seitdem ich die Wettbewerbsszene kenne, hat man sich damit abgefunden, dass Bilder auf der einen Seite »im Keller« landen und auf der anderen Seite hoch dekoriert werden. Ich konnte das nie so richtig akzeptieren und habe mich immer nach dem »warum« gefragt. Wenn man diese Frage im Kollegenkreis diskutiert, bekommt man häufig die gleiche Antwort: »Kunst ist eben subjektiv und sei keine Mathematik!« Die Beurteilung von Kunst mag ja subjektiv sein - aber sie ist keinesfalls beliebig! Sonst würde es keine Bewerbungsmappen für Fachhochschulen, oder Abschlussprüfungen an Universitäten im Fachbereich Kunst geben. Warum redet man dann in der fotografischen Wettbewerbsszene immer »vom Geschmack der Jury«? Für mich ist das ein »Unwort des Jahres«. Der persönliche Bildgeschmack eines Jurors hat bei den Auswahlkriterien keine Rolle zu spielen. Ein Jurykollege hat mal bei der Bewertung von Bildern zu mir gesagt »das Bild gefällt mir«. Darauf habe ich ihm geantwortet »dann kaufe es und hänge es Dir an die Wand«. Jurieren bedeutet das Anwenden von Auswahlkriterien auf eine Bildmenge zum Zwecke der Selektion durch ein Gutachtergremium! 80 brennpunkt 1/2014 Die Auswahl von Juroren Seien wir doch mal ehrlich, oft haben Veranstalter schon die Musikgruppe für die Eröffnung einer Fotoveranstaltung gebucht, bevor ihnen einfällt, dass sie ja vielleicht noch Juroren brauchen, die die Bilder aussuchen. Und das geht dann nach dem Motto: »Wer kennt da jemanden...« und wer verursacht die geringsten Spesen. Die Benennung von Juroren durch Veranstalter ist daher häufig ein reines Lotteriespiel. Früher konnten Juroren ihre Inkompetenz auch immer hinter der Anonymität der Punktewertung verstecken und da es als normal angesehen wurde, dass Ergebnisse von Wettbewerben höchst unterschiedlich sind (siehe oben), konnte der Juror wenn er ein schlaues Gesicht gemacht hat und freundlich war, damit rechnen auch weiter gereicht zu werden. Wenn der Name dann immer häufiger als Juror in Katalogen auftauchte, galt er als etabliert und wurde immer häufiger eingeladen. Das klappt heute zum Glück nicht mehr. In der modernen Debattenjury beim Rundensystem, muss jeder Juror »die Hosen runterlassen« - natürlich fachlich gesehen! Spätestens bei der Begründung seiner Entscheidung kann sich jeder ein Urteil über die fachliche Qualifikation eines Jurors machen. Auch die Besetzung im Viererteam fördert die intensive Auseinandersetzung zwischen den Juroren - es kann eben nicht wie bei dem historischen Dreierteam einfach überstimmt werden, weil schon der Magen knurrt und man schnell an den Futtertrog will. Glauben Sie mir bitte, bei dreissig Jahren Juryerfahrung - habe ich alles schon erlebt! Nun will ich auch nicht zu schwarz malen. Es gibt selbstverständlich auch eine Reihe von ganz ausgezeichneten fachlich versierten Juroren. Aber auch die haben ein Problem. Nämlich die Tatsache, das es keine verbindlichen Richtlinien gibt. Es fehlt gewissermaßen das übergreifende fachliche Regelwerk an dem man sich einerseits orientieren, aber andererseits auch neue Erkenntnisse hinzufügen kann. Juryteam Es ist ja nun nicht so, dass diese Problematik im DVF nicht gesehen wird und es gab ja auch schon Versuche etwas zu ändern. Zum Beispiel die Jurorenschulungen, die Wilfried Müller und ich im Auftrag des Verbandes durchgeführt haben. Es hat sich aber gezeigt, dass zu den Teilnehmern überwiegend Fotogruppen gehörten, die zwar an dem Thema interessiert waren, aber eigentlich nicht zu der erwünschten Zielgruppe der aktiven Juroren gehörten. Meiner Meinung nach, muss es verbindliche Bewertungskriterien für Bilder geben, die von einem kompetenten Team entwickelt werden, welches auch für die verbindliche Umsetzung sorgt. Diese Bewertungskriterien müssen natürlich immer dem aktuellen Wissensstand der künstlerischen Fotografie und der technischen Entwicklung angepasst und publiziert werden. Die Veröffentlichung der Bewertungskriterien gehört zu den wichtigsten Erfordernissen, denn nur daran kann ein Wettbewerbsteilnehmer sich orientieren und auch die Ergebnisse überprüfen. Mit dem Dreiklang der Siebziger Jahre »Idee - Umsetzung - Technik« kommen wir heute nicht mehr sehr weit. Man sollte bei der gleichen Wettbewerbsgruppe (zum Beispiel Bundesfotoschau) die Viererjury immer mit zwei Leuten aus diesem »Entwicklungsteam »besetzen - gewissermaßen als »Qualitätsbeauftragte«. Mindestens so lange, bis es einen kompetenten Pool an Juroren gibt, die die Kriterien umsetzen können. Wenn jemand sagt, bei konstanter Jury käme immer »dasselbe« raus, ist es natürlich Quatsch, weil der Charakter einer Ausstellung von den Einsendern abhängt, nicht von der Jury (zumindest bei der hier angedachten Modernisierung des Systems). Eine gute Jury muss sämtlichen Genres der Fotografie gerecht werden können und die Qualifikation haben, diese zu beurteilen. Außerdem adaptiert sich eine feste Jury auch an den wiederkehrenden Einsendungen eines bestimmtes Wettbewerbs und kann so immer feinere Kriterien für dessen Bewertung entwickeln. Vielleicht kann man in Zukunft dahin kommen, dass Bewertungen in der Fotografie nachvollziehbarer sind und nicht mehr den Eindruck einer Lotterie vermitteln. Manfred Kriegelstein Buchbesprechung Faszinierende PhotoshopScott Kelbys Photoshop für Welten Digitalfotografen mit Peter »Brownz« Braunschmid Erfolgsrezepte zum Arbeiten mit CS6 und CC Scott Kelby Verlag: dpunkt.verlag ISBN: 978-3-86490-112-6 484 Seiten, Festeinband, komplett in Farbe 36,90 Euro Na, da ist er endlich wieder - der Guru der Bildbearbeitung aus den USA! Wenn Sie also noch Wissensbedarf zu Photoshop CS6 oder CC haben, bei Scott Kelby finden Sie Lösungen. Und wenn Sie meinen, Sie wüßten alles, dann liefert Ihnen das Buch Fragen, auf die Sie nie gekommen wären - fairerweise natürlich auch die zugehörigen Antworten. Der Aufbau der Kapitel ist nicht nur didaktisch hervorragend, nein auch der Schreibstil von Kelby ist einfach vergnüglich und unterhaltsam zu lesen. Nicht von ungefähr gehören seine Werke jedes Jahr zu den literarischen Preisträgern ihrer Klasse. Ich freue mich sehr, dass jetzt offensichtlich auch der dpunkt Verlag diesen hervorragenden Autor unter Vertrag hat. Meiner Meinung nach gehört dieses Buch in jedes Regal, das sich auch nur in der Nähe eines Bildbearbeitungsrechners befindet - eine absolute Empfehlung! Manfred Kriegelstein Verlag: Galileo Design ISBN: 978-3-8362-2756-8 DVD - 11 Stunden Gesamtspielzeit 39,90 Euro Wer Spaß an verblüffenden Composings und surrealen Bilderwelten hat, ist hier genau richtig! Peter »Brownz« Braunschmid ist ein ausgesuchter Experte in Sachen Bildmontagen - gewissermaßen der österreichische Ulli Staiger... Im Gegensatz zu vielen reinen Demonstrationsvideos, können Sie hier am Bildschirm alle Schritte selbst nachvollziehen. Und wer Lust auf computergenerierte 3D-Elemente hat, wird in diesem Video auch entsprechende Anleitungen finden. Selbst wenn man nicht sämtlichen aufwändigen Konstrukten folgen möchte - eine Anregung und technische Hilfestellung für eigene Ideen findet man auf jeden Fall. Und keine Angst, obwohl Österreicher, der Autor spricht ein klares Hochdeutsch mit sympathisch eingefärbten Akzent! Wer vorab schnuppern möchte - auf der Verlagsseite gibt es ein kostenloses Demonstrationsvideo. Manfred Kriegelstein LUMIX GX7 System Fotoschule Frank Späth Verlag: Point Of Sale Verlag ISBN: 978-3-941761-41-1 288 Seiten mit 450 farbigen Abbildungen 28,00 Euro Der Produktionszyklus dreht sich immer schneller - da kann einem ganz schwindelig werden. Auf den Neuerscheinungen der LumixReihe von Panasonic, folgt unmittelbar das entsprechende Fachbuch von Frank Späth. Man könnte direkt den Eindruck gewinnen, dass der Autor heimlich als Entwicklungsingenieur bei Panasonic mitarbeitet - so schnell und präzise erscheinen seine Fachbücher. Wie auch immer, wer diese neue edle Kamera der Lumix-Reihe sein eigen nennt, kommt an dem Buch nicht vorbei. Was Sie hier über die Technik und das Handling des Apparates erfahren, kann keine Bedienungsanleitung leisten. Die meisten Fotografen nutzen ja nur einen Teil ihrer Möglichkeiten aus - weil sie viele Features gar nicht kennen. Dieses Werk hilft ihnen endlich mal den Durchblick zu bekommen und dann in vollem Wissen die Entscheidung zu treffen, was sie nutzen wollen. Manfred Kriegelstein brennpunkt 1/2014 81 Vorschau 2/2014 brennpunkt 2-2014 erscheint am 4. April 2014 6. Europäischer Monat der Fotografie 2014 Portfolio Manfred Carpentier Die Fotosequenz »Cuban Coffee« entstand - wie zwei weitere Fotosequenzen - im Winter 2011 in Miami Beach, Florida, USA. Sie alle wurden realisiert mit einer digitalen Panasonic-Reisekamera. Die Sequenz »Cuban Coffee« wurde in gehender Bewegung aus Oberschenkelhöhe fotografiert ohne durch den Sucher zu sehen. Es entstanden »zufällige« Aufnahmen. Die Fotografien wurden zu einem Kontaktbogen zusammengefügt. Von diesem wurden eher assoziativ Ausschnitte gewählt. Carpentier wurde 1954 in Gerolstein geboren. Nach zahllosen abgebrochenen, überwiegend geisteswissenschaftlichen Universitätsstudien in Berlin, war er erst als Fahrer für Süßwaren und Zeitungen und dann drei Jahre als Nachtwächter tätig. Schließlich begann er 1985 auf Drängen einer Frau eine Ausbildung zum Diplombibliothekar und ver- © Manfred Carpentier, »cuban-coffee« 82 brennpunkt 1/2014 © Ingelore Willing, Serie: »Reiher«, (O.i.F.), Ausgezeichnet mit einer »Medaille« bei der DVF-Landesfotoschau Berlin 2013. Nils Stelte wurde 1989 in Berlin geboren. Er hat Soziologie-, Politk- und Kulturwissenschaften an der Humboldt Universität studiert. Sensibilisiert für gesellschaftliche Thematiken wandelt er diese fotojournalisitisch um. Seine Arbeiten wurden unter anderem im C / O Berlin ausgestellt. Als Hospitant hat er in den Fotoredaktionen der Agentur MAGNUM Photos, The New Yorker und OSTKREUZ - Agentur der Fotografen gearbeitet. Neben der Arbeit als selbständiger Fotograf hospitiert Nils Von A nach B mit New Yorker Subway momentan in der Bildredaktion des zu kommen kann atemberaubend sein: »ZEITmagazins« und assistiert Dawin jammende Musiker; Geschäftsmänner, Deckel. die bei ihrem Lieblingslied mitsingen oder Liebespaare, die jeden Fahrgast mitbekommen lassen, wie schwierig doch Beziehungen sein können - und dies in zumeist überfüllten Waggons. Überwältigt von diesen lebendigen Eindrücken zogen mich die stillen Momente der pulsierenden Stadt an: Menschen, die sozialen Interaktionen aus dem Weg gehen, müde, gedankenverloren warten oder andere beobachten. © Nils Stelte, »breathing deeply« abschiedete sich damit ins kleinbürgerliche und kreativ-freie Leben. Er bekam einen Sohn und wurde unkündbar. Erst 2004 kehrte Carpentier zurück. 2010 gründete er eine Privatgalerie. Carpentier ist Herausgeber einer Edition von Künstlerbüchern. Gelegentlich nimmt er eine Kamera in die Hand. Nils Stelte Vorschau 2/2014 brennpunkt 1/2014 83 Vorschau 2/2014 1984 – 2014 »30 Jahre« brennpunkt Magazin 84 brennpunkt 1/2014