crazyland

Transcrição

crazyland
E--N--A
CRAZYLAND
YOU ARE HERE, 2013
Gips
RÄUME, 2013
140 x 90 cm Öl auf Holz
EINS , 2013
70 x 50 cm Öl auf Leinwand
ZWEI, 2013
120 x 100 cm Öl auf Leinwand
IN ALL BEAUTY
THERE IS EVIL
AND
IN ALL EVIL
THERE IS BEAUTY
EXIT I, 2012
34 x 34 cm Öl auf Holz
YOUR FORCE,
TO BREAK,
BLOW, BURN,
AND MAKE ME
NEW
KONVEKTION I, 2012
100 x 60 cm Öl auf Holz
ich sitze, einen stein in der hand
innen ist aussen aussen wird innen.
der stein verliert seine härte, gibt sie an mich ab.
meine hand, mein arm versteinert,
dann, alles wieder andersherum.
ein wechsel.
was ist körper, was ist aussen?
ich nehme den stein wahr als einen teil von mir.
er ist teil meiner welt, da ich ihn halte.
meine welt ist in bewegung.
sie pulsiert. werden und vergehen. leben und sterben.
auch der stein lebt. durch mich. dann sterbe ich.
und beginne von neuem.
E--N--A 1976
TRANSFORMER, 2013
100 x 60 cm Öl auf Holz
BATTER MY
HEART
DUALISM, 2009
50 x 42 cm Öl auf Holz
ZERSCHLAG
MEIN HERZ
DIE WELT IST
TIEFER
ALS DER TAG
MULTICELLULAR, 2013
140 x 90 cm Öl auf Holz
ENIGMA I, 2012
125 x 100 cm Öl auf Holz
ENIGMA II, 2013
100 x 65 cm Öl auf Holz
DEEP, 2012
100 x 60 cm Öl auf Holz
E--N--A, was ist „Crazyland“?
Das ist der Überbegriff für meine Arbeiten, für die Phase, in der
ich mich gerade befinde. Der Begriff steht als Chiffre für eine Parallelwelt, die ab und zu zu uns
durchbricht und versucht, mich
einzufangen. Durchaus gewalttätig,
brachial, manchmal aber subtil. Es
ist schwierig, genau zu beschreiben, was da mit mir passiert, weil
es sehr emotional ist.
In vier Bildern mit dem Titel
„Trinity“ setzen Sie sich mit den
Fotografien von Harold Edgerton,
einem Pionier der Hochgeschwindigkeitsfotografie, auseinander.
Edgerton hat im Jahr 1945 die ersten Sekundenbruchteile des weltweit ersten Atombombentests in
der Wüste von New Mexico in den
USA fotografiert? Was hat Sie an
diesen Bildern fasziniert?
Ich sammle bis heute alle möglichen Dinge, die mich aus irgendeinem Grund, den ich anfangs selbst
noch nicht so genau kenne, von der
Form her ansprechen. Besonders
interessieren mich Formen, die aus
einem Punkt heraus- beziehungsweise in ihn hineindrängen. Die
Fotografien der Atombombentests
bildeten solche Formen ab und
ließen mich meinem Impuls folgen
und malen, ohne dass ich hätte sagen können, ob ich eine moralische
oder eine politische oder sonst
irgendeine Meinung zum Objekt gehabt hätte.
Sie übernehmen die Formen, die in
den Fotografien vorgegeben sind.
Was passiert dann? Wie entwickeln sich diese Motive weiter?
Die Fotos von Edgerton sind ursprünglich schwarz-weiß. Ich fand
es zunächst einmal wichtig, die Bilder aus der Dunkelheit ins Helle zu
drehen. Dann wollte ich wissen, wie
das mit diesen seltsamen Löchern
im Explosionskern funktioniert,
mit den Formen, die da heraus
drängen. Plötzlich entstand da etwas formal Zartes, das fast wie ein
kleines, feines Lebewesen wirkt,
sehr unschuldig. Ich habe also erst
einmal die Schönheit dieses Gebildes wahrgenommen ohne schon
zu erzählen, dass diese Schönheit
genau das Gegenteil bewirkt. Die
Öffnungen deuten ja an, dass da
etwas Düsteres herauskommt, aber
es ist eben noch nicht ganz klar, wo
es hinführt.
In dem Bild der Atombombe ist ja
alles drin. Das Atom als winziges
Stück Materie, aus dem etwas Riesiges, etwas Ungeheures entstehen kann, das der Mensch nicht
mehr im Griff hat. Durch die helle
Farbgebung bekommen diese Motive aber auch etwas Rätselhaftes,
Anziehendes.
Die erste Atombombe ähnelt in den
ersten Millionstelsekunden ihrer
Detonation einem sich in Entwicklung befindenden Lebewesen. Ihre
Bestimmung läßt sich aus der äußeren Form nicht ablesen.
So beschreibt Oppenheimer die
Explosion als unvorstellbare, vom
Menschen kaum zu erfassende
Schönheit (heller als tausend Sonnen) und er ist fasziniert von der
immensen, aus sich selbst hervorgehenden Energie, die aber gleichzeitig größtmögliches Chaos und
Zerstörung bedeutet. Im Moment
der Transformation ist keine Wertung möglich.
In every beauty there is evil?
Ja, und umgekehrt.
Die Form ist also der Ausgangspunkt, der Anlass etwas zu malen
oder sich auf andere Weise künstlerisch damit zu beschäftigen. Erst
in der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Form entsteht
in Ihren Arbeiten so etwas wie Bedeutung? Kann man das so sagen?
Ich denke schon. Ich suche nicht
nach Inhalten, sondern ich lasse
die Inhalte mich finden, indem ich
zulasse, nicht sofort zu verstehen,
warum mich etwas anzieht. Ich
glaube, daß ich auf diese Weise viel
mehr erfahren kann. Ich sehe eine
eigenartige Form oder eine Spiegelung oder eine Oberfläche, ein Motiv, das mir zunächst keinen inhaltlichen Zugang bietet. Ich fotografiere
es, nehme es mit, und erforsche es,
befrage meine Neugier, wachse mit
ihr und erweitere meine Wahrnehmung. Ein Bild kann dann zu einem
Gegenüber werden, das mir z.B.
sagt, daß es noch dauern kann, bis
ich seine Bedeutung erkenne. Das
mich nicht in Ruhe läßt, bis es fertig
gewachsen ist und ich fertig gelernt
habe. Das Malen und skulpturale
Arbeiten ist für mich wie ein Abtasten der äußeren Welt, durch das ich
hoffe, das Innere oder das sich daraus Entwickelnde zu finden.
Dann komme ich manchmal an
einen Punkt, wo längst Gefundenes fast Vergessenes eine Lücke
schließt, und neben der formalen
die inhaltliche Ebene schlüssig
wird. Dann fügt sich wieder etwas
und ich habe das Gefühl, sehr reich
zu sein.
Doppeldeutigkeit ist es, was mich
aus der Balance bringt und womit
ich mich beschäftige. Sie ist der
Grund, warum ich überhaupt Kunst
mache. Ich könnte auch etwas malen, was eindeutig ist, zum Beispiel
könnte ich eine Frucht aufschneiden und sie abmalen. Aber das das
ist nicht, wohin es mich zieht. Ich
schalte alle Antennen an, auf der
Suche nach etwas, das aussieht wie
eine Frucht - aber keine Frucht ist.
nehme Gefühle. Man spürt, dass es
nicht rein formale Malerei ist. Ob
man will oder nicht, man wird eine
inhaltliche Ebene spüren. Ob sie
einem gefällt oder nicht, sie kommt
einem nahe. Da ist ein Flirren.
Die Bilder zeigen Momente der
Transformation?
Mich interessieren Übergänge. Der
Moment der Transformation.
Ist in der äußeren Form eine Bedeutung ablesbar. Was verbirgt sich
unter der Oberfläche. Was ist Oberfläche. Ist Materialität eine Illusion,
da auch der härteste Stein zu Staub
werden oder flüssig sein kann.
Es sind immer mehrere Ebenen
gleichzeitig vorhanden, aber nicht
gleichzeitig sichtbar oder wahrnehmbar. Es zeigt sich nur ein Aspekt. Der andere oder die anderen
sind zwar vorhanden, aber erst im
nächsten oder übernächsten Moment sichtbar.
Die meisten meiner Bilder zeigen
den Moment des Übergangs zwischen zwei Stadien. Weder was
vorher war, noch was hinterher passiert, ist klar. Das ist mein Thema.
Die Auseinandersetzung mit der
Doppeldeutigkeit ist das, was mich
am Malen fasziniert. Und diese
Doppeldeutigkeit nehmen auch die
Betrachter meiner Bilder wahr.
Haben Sie bestimmte Künstler
oder Kunstrichtungen besonders
beeinflusst?
Ernst Jünger. Weil er auch immer
tiefer gehen und dabei schonungslos sein wollte. Crazy, oder?
Wie reagieren die Besucher Ihrer
Ausstellungen?
Interview: Stefan Siegfried
Viele haben diese Doppeldeutigkeit wahrgenommen. Ein nicht nur
positives Erlebnis. Meine Bilder
wecken auch bedrohliche, unange-
TRINITY III, 2012
125 x 100 cm Öl auf Holz
Folgende Seiten:
TRINITY II, 2012
140 x 90 cm Öl auf Holz
TRINITY I, 2011
90 x 65 cm Öl auf Holz
TRINITY
Inspiriert durch Fotos von Harold Edgerton,
der am 16. Juli 1945 um 05:29:45 in der Wüste von New Mexico aus einer Entfernung von
7 Meilen ( ca. 11,85 km) die ersten Milliardstelsekunden des ersten Atombombentests
der Welt festhielt.
Die Bombe wurde auf einem 30,5 Meter hohen stählernen Turm in der White Sands Missile Range im US-Bundesstaat New Mexico
gezündet und hatte einen Durchmesser von
ca 1,5m. Schon innerhalb der ersten Millisekunde drang die Explosion nach außen. Die
Druckwelle war 160 Kilometer weit zu spüren und die atombombentypische Pilzwolke
erreichte 12 Kilometer Höhe. Die Explosion
hinterließ einen 3 Meter tiefen und 330 Meter breiten Krater.
Robert Oppenheimer, der wissenschaftlicher Leiter, wählte den Begriff „Trinity“
(Deutsch „Dreieinigkeit“ bzw. „Dreifaltigkeit“) als Name für das Projekt aus. Auf die
Frage, warum, antwortete Oppenheimer,
er habe den Namen „Trinity“ gewählt, weil
er zur Zeit der Namensgebung des Tests
in Gedanken bei einem Gedicht von John
Donne verweilt hätte. Oppenheimer bezieht
sich auf das 14. Sonett von John Donne, in
dem es heißt: „Zerschlage mein Herz, dreifaltiger Gott“. Darüber hinaus habe er keine
weitere Erklärung.
HOLY SONNETS.
XIV.
Batter my heart, three-person’d God ; for you
As yet but knock ; breathe, shine, and seek to mend ;
That I may rise, and stand, o’erthrow me, and bend
Your force, to break, blow, burn, and make me new.
I, like an usurp’d town, to another due,
Labour to admit you, but O, to no end.
Reason, your viceroy in me, me should defend,
But is captived, and proves weak or untrue.
Yet dearly I love you, and would be loved fain,
But am betroth’d unto your enemy ;
Divorce me, untie, or break that knot again,
Take me to you, imprison me, for I,
Except you enthrall me, never shall be free,
Nor ever chaste, except you ravish me.
Donne, John.
Poems of John Donne. vol I (1896)
TRINITY IV, 2012
90 x 65 cm Öl auf Holz
CRAZYLAND III, 2013
60 x 100 cm Öl auf Holz
BODY
107 x 43 cm Öl auf Holz
CRAZYLAND IV, 2013
65 x 90 cm Öl auf Holz
BREAKOUT, 2011
HOLE, 2012
Gips, Holz
HOME, 2012
Gips, Holz
CRAZYLAND II, 2012
125 x 100 cm Öl auf Holz
CRAZYLAND I, 2012
125 x 100 cm Öl auf Holz
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