Die Buntglasfenster unserer Pfarrkirchen
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Die Buntglasfenster unserer Pfarrkirchen
EINTRACHT OSTERN 2001 Die Buntglasfenster unserer Pfarrkirchen In dieser Ausgabe werden jene der Pfarrkirchen von Eschen, Bendern, Ruggell, Schellenberg, Schaan und jene der Kirche von Planken vorgestellt. Von Adulf Peter Goop In der Nummer 25, Adventausgabe 2000 der «EINTRACHT» haben wir im Innenteil einen Beitrag über «Buntglasfenster unserer Pfarrkirchen» gebracht. Wir haben im Bild die Ciasfenster der Pfarrkirchen Balzers, Triesen, Triesenberg und Vaduz vorgestellt. Jene von Schaan und Planken konnten wir wegen Platzmangels nicht mehr aufnehmen. Sie erscheinen deshalb mit den Glasfenstern des Unterlandes. In dieser Ausgabe werden nun vorgestellt: die Fenster der Kirche von Planken, der Pfarrkirchen von Schaan, Eschen, Bendern, Ruggell und Schellenberg. Die Pfarrkirche in Mauren weist keine Buntglasfenster auf. Das nebenstehend abgebildete Ciasfenster zierte früher die Taufkapelle von Mauren, heute ist es im Beichtzimmer angebracht. Hiezu schreibt Pfarrer Markus Rieder: «Dieses Glasfenster wurde 1948 von August Wanner, St. Gallen, geschaffen. Es stellt eine Taufszene dar durch den Hauptpatron des Bistums Chur, des hl. Luzius.» Über die Kapellen/Kirchen von Schaanwald, Nendeln, Schellenberg, Eschen, Schaan, Vaduz, Triesen, Balzers und Triesenberg mit ihren teils sehr schönen Fenstern berichten wir in einer späteren Ausgabe. EINTRACHT OSTERN 2001 Schaan - Pfarrkirche St. Laurentius Vergrösserung des Chorfensters links Geheimnis der Dreifältigen. Künstler: Frommelt, Martin. *28.10.1933 in Schaan (FL). Liechtensteinischer Maler und Plastiker. Zusammenarbeit mit der Gruppe ABC. Grafik, Zeichnung und Collage. Kunst am Bau und Platzgestaltung. Ausstellungen und Publikationen. Gestalter von Kirchenfenstern. Datum der Erstellung: 1978 10 Kunstmaler Martin Frommelt schreibt: «Im Glasfenster begegnen wir zwei wesentlichen Forderungen, die mit einer gewissen Gewichtsverlagerung jede Entwurfsarbeit beeinflussen. Zum ersten gehört das Fenster zum architektonischen Bereich, der den Lichtcharakter bestimmt. Also muss das Glasfenster den Funktionen und Anliegen der Architektur entsprechen. Zum anderen ist das Glasbildfenster, das schon seit jeher auch der the- matischen Darstellung gerecht werden will, also thematischen oder ornamentalen, vielleicht rein dekorativen oder strukturalen Anliegen entsprechen soll.» Er meint auch: «Der Einbezug der Schrift ist für den Künstler ein wichtiger Bestandteil.» In meditativen Farbformen lässt er Bibelworte auf den Betrachter wirken, der dadurch zu eigener Meditation geführt werden soll. EINTRACHT OSTERN 2001 Fenster der Seitenkirche rechts Fenster der Seitenkirche links Gott ist der Weg, die Wahrheit und das Leben Der englische Gruss. Der Engel brachte Maria die Botschaft, empfangen vom Hl. Geist, hat unter uns gewohnt. Fenster in der Sakristei Die Rosette der Westwand in der ursprünglichen Verglasung (Vor Renovation) Alle Fotos von Schaan: AV-Studio De Boni, Schaan 11 EINTRACHT OSTERN 2001 Planken - Kirche St. Josef Künstler: Renggli, Edy (Eduard) Otto. *11.11.1922. Heute wohnhaft in 6016 Hellbühl. Glasmaler und Maler. Glas- und Wandbilder. Mitglied der Glasmalerfamilie Renggli. Sohn von Eduard Friedrich Renggli und Anna Schwingruber. Datum der Erstellung der Fenster um 1960 12 Der Künstler schreibt: Fenster links oben: «Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft.» Ein Engel vertraut Maria das Geheimnis ihrer künftigen Gottesmutterschaft an. Lk 1,26-38. Fenster rechts oben: Heimsuchung Marias bei Elisabeth im Haus Zacharias, um ihr - die mit 30 Jahren im 6. Monat schwanger war - das Geheimnis anzuvertrauen. Als Elisabeth die Kunde vernahm, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Lk 1,39-45. Fenster links unten: Maria mit dem Jesuskind im Stall in Bethlehem, wohin sie mit Josef aus Nazareth hergezogen war. Der Besuch der 3 Weisen - hier üblicherweise als Könige dargestellt - die dem Kind Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten. Mt 1,7-12. Fenster rechts unten: Jesus mit Maria bei der Hochzeit von Kana in Galiläa, wo er - auf Bitten seiner Mutter - Wasser zu Wein verwandelte. Jo 2,1-12. Alle Fotos von Planken: Studio Heinz Preute, Vaduz EINTRACHT OSTERN 2001 Eschen - Pfarrkirche St. Martin Verkündigung des Herrn (25. März) Der Erzengel Gabriel verkündet Maria, dass sie zur Mutter des Messias, des Gottessohnes, erwählt ist. Die Gottesmutterschaft ist das zentrale Geheimnis im Leben Marias; alles andere hat dort seinen Ursprung und seine Erklärung. In Rom wurde dieses Fest im 7. Jahrhundert eingeführt. Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft, und sie empfing vom Heiligen Geist so künden die Kirchenglocken dreimal am Tag - Gegrüsst seist ... Maria sprach: «Ich bin die Dienerin des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort: <Gegrüsst seist du Maria... und das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt.) Gegrüsst seist du Maria voll der Gnade der Herr ist mit dir...» Künstler: Wehrli, Karl, Glasmalerei, Zürich. Datum der Erstellung der Fenster: 1894. Restauriert: 1977/79 durch G. Mäder, Küsnacht/ZH. Verkündigung des Herrn 13 EINTRACHT OSTERN 2001 Taufe des Herrn (Seite links) Als Jesus getauft war, öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und die Stimme des Vaters aus dem Himmel sprach: «Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen habe.» M t 3 , 16-17. Hochfest der Auferstehung des Herrn (Seite rechts) Ostern. Das ist der Tag, den der Herr gemacht. Lasst uns jubeln und seiner uns freuen. Halleluja. Christus ist erstanden; kommt, wir beten ihn an! Hochfest der Geburt des Herrn. Weihnachten (25. Dez.) (rechts) Halleluja. Der Herr ist da. Er wird die Sünde der Erde tilgen. Er ist der Retter der Welt, er herrscht über uns. Alle Menschen sollen Gottes Heil erfahren. Jesaja verheisst schon 750 v. Chr.: «Gerechtigkeit, Frieden und Freude wird er bringen, der Fürst des Friedens. In Bethlehem ist Jesus, der Messias, geboren, aus dem Stamm Isai, als Sohn Davids, aus Maria der Jungfrau. Ein Licht strahlt über uns.» Text für Eschen: Pfarrer Paul Deplazes, Eschen Fotos: Studio Heinz Preute, Vaduz Hochfest der Geburt des Herrn 14 EINTRACHT OSTERN 2001 Taufe des Herrn Hochfest der Auferstehung des Herrn 15 EINTRACHT OSTERN 2001 Bendern - Pfarrkirche St. Maria Prof. Josef Seger schreibt zu den farbigen Glasfenstern von Bendern: «Zur Ausführung: Die Themen wurden mir durch den Herrn Pfarrer gestellt, die Forderung nach Einordnung der Fenster in die Gesamterscheinung des Kirchenraumes durch den Herrn Architekten. Aus dieser Forderung ergab sich für mich die Aufgabe, für die Darstellung eine Form anzuwenden, welche die Nachahmung gotischer Stilformen ebenso vermeidet wie die Anwendung jener Ausdrucksmittel, die bei Kirchenneubauten durchaus angebracht, hier aber fremd und die Gesamterscheinung störend empfunden worden wären. Zu den Bildern: Ich habe versucht, sie im gegebenen Rahmen in grossen Figuren und farbig klar zu gestalten. Maria Verkündigung, die Anbetung der Heiligen Drei Könige und der junge Jesus im Tempel im einen, Olberg, Kreuzabnahme und Auferstehung sind die Themen im anderen Hauptfenster. Die Darstellungen auf dem Seitenfenster aus dem Alten Testament sind symbolisch: Die Schöpfung durch eine Lichtquelle, die Gesetzgebung durch die Tafeln Moses und das Opfer des Priesterkönigs Melchisedech durch Brot und Wein als Vorläufer des unblutigen Opfers im Neuen Testament.» Künstler: Prof. Seger, Josef. Akademischer Maler, Wien, Bürger von Vaduz. *12. Juni 1908, Karlsthal t 3 . Mai 1998, Wien. Datum der Erstellung: 1969/70 anlässlich der Renovation der Pfarrkirche. 16 Maria Verkündigung, die Anbetung der Hl. Drei Könige und der junge Jesus im Tempel EINTRACHT OSTERN 2001 Von unten nach oben zu betrachten: Ölberg, Kreuzabnahme und Auferstehung. Die Schöpfung durch eine Lichtquelle dargestellt, die Gesetzgebung durch die Tafeln Moses und das Opfer des Priesterkönigs Melchisedech durch Brot und Wein als Vorläufer des unblutigen Opfers im Neuen Testament. Alle Fotos: Erich Marxer, Foto Pro Colora, Schaan 17 EINTRACHT OSTERN 2001 Ruggell - Pfarrkirche Hl. Fridolin Chorfenster der Pfarrkirche Künstler: Glasmalerei Karl Wehrli, Zürich, möglicherweise nach noch vorhandenen Entwürfen der Tiroler Glasmalerei-Mosaikanstalt, Innsbruck. Datum der Erstellung: 1899 Restauration: 1998 durch Engeler AG, Glasmalerei und Glasgestaltung, Andwil, St. Gallen. 18 Wir wissen, dass das älteste Kirchenfenster in der Schweiz - es stammt aus der Zeit um 1200 - im benachbarten Mels, Kanton St. Gallen, nachgewiesen werden kann. Damals und noch viele Jahrhunderte hindurch konnten die gläubigen Kirchenbesucher nicht lesen, und sie benötigten also keine helle Kirche. Die Buntglasfenster sollten durch ihre Darstellung, die Leuchtkraft der Fenster in den dunklen Kirchen, den Gläubigen die christliche Heils- und Frohbotschaft vermitteln, sie sollten Leuchte und Wegweiser sein für den Pilgerweg als Christen und zusammen mit den vielen anderen Kunstwerken den Gläubigen Zugang verschaffen, um das Geheimnis der Kirche zu ergründen. EINTRACHT OSTERN 2001 Die Kirchenfenster der Pfarrkirche Hl. Fridolin in Ruggell Anlässlich der Baufertigstellung der Pfarrkirche Hl. Fridolin in Ruggell am 5. Januar 1900 ist in der Zeitung folgende kurze Notiz zu lesen: «Die Ruggeller sind nun aus dem alten Fridolinsdom in die neue Kirche umgezogen». Und aus dem Jahre 1911 kann man ebenfalls erfahren: «Einweihung der Kirche zu Ehren des Hl. Fridolin. Bischof Georg Schmitt von Grüneck nahm die Einweihung vor.» Z i e l . Auf G r u n d einer Schenkungsurkunde des Königs entstand auf der Insel Säckingen unter seiner Leitung ein Doppelkloster, das zu einer Bildungsstätte christlich-humanitären Verhaltens w u r d e . D i e Verkündigung in den umliegenden alemannischen Gebieten betrachtete Fridolin bis zu seinem Lebensende als seine w i c h tigste Aufgabe. Er starb u m 5 3 8 . Sein Leben und W i r ken ist von Legenden umgeben, so z.B. von einer, die auf einem alten Bild in der Basilika von Rankweil dargestellt ist, w e l c h e von einem Wunder, das der Heilige gewirkt haben soll, erzählt. Alle Fotos von Ruggell: Studio Heinz Preute, Vaduz # # # ,*AM, r£ti> f £ t i f Bmm mm 525 555 i ••• S5S 555 555 ' i S5S in i! 555 55*5 !!! •!• !!! !!! Es ist w o h l davon auszugehen, dass anlässlich des U m zuges von der alten in die neue Kirche im Jahre 1900 die Kirchenfenster bereits schon fertig und eingesetzt waren, so dass sie also vor 1900 entstanden sind. Die Ciasmalerfirma aus Innsbruck machte, w i e sich aus dem Pfarrarchiv ergibt, verschiedene Entwürfe von Kirchenfenstern. Auf einem Glasfenster bei der Stiege zur Empore steht folgendes: «Restauriert 1998, Engeler AG, Glasmalerei und Glasgestaltung A n d w i l , St. G a l len.» Auf dem Mittelfenster, das heute durch den Altar teilweise verdeckt ist, a) w i r d links der heilige Glaubensbote und Märtyrer Luzius dargestellt. Der Heilige Luzius ist der Landespatron von Liechtenstein. Er stammte aus d e m Stamm der Pritani im nördlichen Teil von Churrätien (Ostschweiz). Luzius missionierte im 5., 6. Jahrhundert in der noch halbvorchristlichen Gegend von Chur. Er w u r d e erster Bischof von Chur und erlitt das M a r t y r i u m durch Steinigung. Seine Gebeine wurden in karolingischer Zeit in die ihm zu Ehren erbaute Ringkrypta von St. Luzien - Chur übertragen. b) w i r d rechts der Gründer des ältesten süddeutschen Klosters Säckingen am O b e r r h e i n , der H l . Fridolin, dargestellt. Er stammte wahrscheinlich aus Irland, nahm seinen W e g über Frankreich und erreichte erst nach langer Wanderschaft das i h m bestimmte Hl. Luzius Hl. Fridolin 19 EINTRACHT OSTERN 2001 Schellenberg - Pfarrkirche St. Maria Immaculata Zu den Glasfenstern in der Kirche Schellenberg schreibt Dr. Georg Malin, Mauren: Fritz Weigner (1913-1974) hat 1962 die Glasfenster in der Pfarrkirche Schellenberg geschaffen. Weigner war das älteste von vier Kindern, deren Eltern aus Österreich in die Schweiz eingewandert waren. Fritz ist in Zürich geboren, besuchte dort die Kunstgewerbeschule (1928-1932) und traf dabei Otto Meyer-Amden, dessen Unterricht ihn faszinierte und dessen Kunstverständnis ihm zum Leitbild geworden ist. Weigner war Maler, Zeichner, Glasmaler und Gestalter grosser Wandbilder. Fritz Weigner war ein tiefgläubiger Künstler. Er bekannte radikal sein Christentum, oft entlang den Rändern christlichen Glaubens, in Nachbarschaft zum Fanatismus. Mein Freund, der Sprachphilosoph Heini Nüsse, über Jahre Wohnungsnachbar des Malers, fürchtete bisweilen dessen nächtelangen philosophischen und theologischen Exkurse. Aber immer endeten die Gespräche in versöhnlichen Sätzen, die aus unergründlichen Quellen christlicher Liebe kamen. So besass Weigner unter Theologen grosse Freunde wie den Zürcher Akademikerseelsorger und Schriftsteller Richard Gutzwiller SJ und den Konzilbeobachter Mario Galli SJ. Mit letzterem verfolgte er zeichnend und notierend während vier Sessionen öfters die Vorgänge am II. Vatikanum (1962-1965). Irritiert von der Eitelkeit mancher Theologen schrieb Weigner: «Wenn ein Funktionär, Künstler: Fritz Weigner, Zürich (1913-1974) Datum der Erstellung: 1962 Standort: Pfarrkirche St. Maria Immaculata, Schellenberg 20 ein Kardinal, nicht über seinen Titel lachen kann, wenn er im Bett liegt, dann ist er ein armer Narr. Von der Peterskuppel aus gesehen, sehen alle aus wie Maulwürfe, sehen alle Menschen gleich klein aus wie Mäuse. Nur von unten her gesehen bildet sich einer ein, er sei grösser als der andere, wähnt sich gross und hat den Grössenwahn, ist selbstherrlich, herrschsüchtig und sieht den Herrn nicht über sich und will selber herrschen ... sind ja Stallfunzen gegen das Licht Christi.» Dom Helder Camara schrieb in eine Kunstmappe, die Weigners Frau Gladys und Bernhard Moosbrugger zum 60. Geburtstag des Malers herausgaben, die für den Autor und für den Angeschriebenen bezeichnenden Worte: «Künstler, wage alles, was du kannst; doch sogar wenn du dich Fritz nennst: du wirst nie die Kühnheit Gottes übertreffen, seinen Geist des Abenteuers, seine unendliche Liebe ...» Zu den markantesten Werkgruppen seines Schaffens gehören die ca. 60 Glasfenster. Licht, Glas und Farbe als Gestaltungsmittel kamen den künstlerischen Anliegen Weigners sehr entgegen. Die konkreten Motive, die den einzelnen Glasgemälden zugrunde liegen, dienten jeweils als Einstieg in die dargestellte religiöse Erlebniswelt des Künstlers. 2) 1 5 6 Standort der Fenster 7 Betender Mensch (2) Das erste Fenster an der Westwand, unmittelbar an das Stahlportal anschliessend, stellt den «betenden Menschen» dar. Unter einem gestirnten Himmel kniet, dem Kirchenraum und Altar zugekehrt, eine in Rot gehaltene, stark abstrahierte Figur. EINTRACHT OSTERN 2001 Mensch im Kosmos (3) Im zweiten Fenster steht in blauem Grund, streng frontal ausgerichtet, eine menschliche Silhouette, die durch eine goldfarbige Umrahmung konturiert wird. Die Figur füllt die ganze Fensterhöhe aus. Der Maler wollte den Menschen in seiner Würde darstellen, der nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden ist. 4) D Auferstandener Mensch (4) Das folgende Fenster ist dem erweckten, auf Gottes Ruf hin am Jüngsten Tag auferstandenen Menschen gewidmet. Ein verklärter, rosagoldener Körper reckt sich aus den dunkelvioletten Todesschatten zum Licht empor. Die Fenster an der Südwand des Schiffes - ausser dem Fenster mit dem segnenden Christus - thematisieren die Eucharistie, ihre Vorgeschichte und Einsetzung durch Christus. Segnender Christus (1, erstes Fenster an der Südwand) Der Kirchenbesucher geht nach dem Betreten des Kirchenraumes direkt auf das Fenster «Segnender Christus» zu. So wird der Eintretende mit der Bedeutung des Raumes konfrontiert. Das Rutengeflecht der Bleiverglasung zeichnet den stilisierten segnenden Christus. Der Künstler gestaltete das Thema, was die Farbgebung betrifft, mit diskreten Rosa- und Violettfarben, eine Lichtgestalt also. «Es ist das wahre Licht, das jedem, der zur Welt kommt, leuchtet» (Joh 1,9). 21 EINTRACHT OSTERN 2001 Mannafenster (5) Die alttestamentliche Erzählung vom Mannawunder wird als Vorbereitung zur Einsetzung der Eucharistie gedeutet. Lichte Brotformen fallen aus dunklem Grund den Menschen zu, die das Manna verspeisen. 22 Wunderbare Brotvermehrung (6) Das Glasfenster «Brotvermehrung» nimmt als Ausgangsmotiv den biblischen Bericht zur wunderbaren Brotvermehrung. Das Bildthema ist hier nur schwer erkennbar. Ein ganzer Knäuel von Gestalten versammelt sich um drei Brotsymbole, die offenbar nicht nur der körperlichen Nahrung dienen, sondern nach der Darstellung des Künstlers auch Hinweis auf die Eucharistie sein sollen. So sehen wir im nächsten Glasgemälde «Abendmahl» die gleiche grafische Chiffre für das Brot, nur die Farbgebung, verklärtes Weiss und Rosa, weist hier auf Verwandlung hin. Christus in der Gemeinschaft der Apostel setzt das Abendmahl ein (7) Das Glasgemälde «Abendmahl» knüpft mit stark abstrahierten Formen an die biblischen Berichte zur Einsetzung der Eucharistie an. Im Gemälde wird jedoch nicht der Bericht illustriert, sondern die emotionalen und geistigen Erfahrungen, die in der ersten Tischgemeinschaft und in den seit bald 2000 Jahren folgenden Eucharistiefeiern die Gemeinden stärkten und aufrichteten, sind das eigentliche Thema des Gemäldes. Eine goldgelbe strahlende in Umrissen angedeutete Gestalt bricht Brot und reicht den Kelch. Davor verneigen sich andächtig erdfarbene Gestalten. EINTRACHT OSTERN 2001 Geheimnisvolle Rose (Lauretanische Litanei) (12) Eines der eindruckvollsten Fenster, die «geheimnisvolle Rose», belichtet wie das eben vorgestellte Glasbild den Bereich der Sängertribüne an der Ostwand des Kirchenschiffes. Der bekannte Fotograf Bernhard Moosbrugger nannte seinen Freund Weigner einmal im Zusammenhang mit Glasfenstern einen Mystiker. In der Tat bekommt im Fenster «geheimnisvolle Rose» dieses Votum den Beweis. In Anspielung auf das Kirchenpatrozinium und an die Anrufungen der Lauretanischen Litanei (rosa mystica) gestaltete Weigner mit Rottönen und wenig Weiss eine wahrhaft leuchtende Scheibe mit geradezu glühender Ausstrahlung. Das Fenster jubelt in der Morgensonne in den Sängerraum hinein. I 12) Du Morgenstern (Lauretanische Litanei) (11) Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten hochformatigen Kirchenfenstern sind die beiden Fenster zur Lauretanischen Litanei querrechteckig. Sie sind von keiner menschlichen Gestalt beherrscht. Sie thematisieren Metaphern aus der Marienverehrung in Anspielung auf das Kirchenpatrozinium von Schellenberg. - Aus dem dunklen, nächtlichen Himmel, symbolisiert durch eine Skala harmonischer Blautöne, leuchtet eine helle Sternenform als Zeichen für Maria: Du Morgenstern (Stella matutina). I 23 EINTRACHT OSTERN 2001 8) Heiliggeist-Fenster (9) Im Bereich des Taufortes mit dem Taufstein und des Ambos befindet sich das Heiliggeist-Fenster. Es wird vom dämmerigen Licht des Vorzeichens der Kirche beleuchtet. Deshalb ist der Bildgrund in hellem Glas gehalten. Über blauem Wasser schwebt in einer goldenen Zone als Taube erkennbar der Geist Gottes. Er wird durch die Taufe und durch das Wort dem Gläubigen vermittelt. Schutzengel Liechtensteins (10) Das Glasgemälde «Schutzengel von Liechtenstein» steht in herausgehobener Platzierung im flachen Chorrund der Kirche als schmale, hochgezogene Lichtquelle. Mit diesem Bild ist die ganze versammelte Gemeinde direkt konfrontiert. Die blau-weisse Lichtgestalt steht in rotbraunen Farbflecken über blau-roten Flaggenformen. So wird dem Engel über die Landesfarben das Land Liechtenstein zugewiesen. Allerheiligen-Fenster (8) In der Chorwand dominiert aufgrund seiner Grosse das Allerheiligen-Fenster. Die geschilderte eucharistische Gemeinschaft versammelt sich mit Christus im Himmel. Auf goldenem Grund erkennt man Christus, umgeben von Heiligen. Das stark stilisierte, sechseckige, leuchtende Antlitz Christi zieht alle Formen und Gestalten zu sich. Fotos: Studio Heinz Preute, Vaduz 24