1. Akt - Eva Bieler Verlag

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1. Akt - Eva Bieler Verlag
GROSSMUTTERS BESTE IDEE
Lustspiel in vier Akten
von
HANS LELLIS
© EVA BIELER VERLAG WIEN
GROSSMUTTERS BESTE IDEE
Lustspiel in vier Akten
von
HANS LELLIS
Regie- und Soufflierbuch
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Inhaltsangabe
Seit Hans, der Sohn des Bauern Apfeltaler, aufgrund seines liederlichen Lebenswandels vom Hof
verscheucht wurde, setzt der Vater alle seine Hoffnungen in seine Tochter Gitta. Sie soll daher
den reichen Steinbach heiraten. Dieser kämpft allerdings eher mit dem Konkurs und erhofft sich
mit der Hochzeit sein „sinkendes Schiff“ zu retten. Als der von Steinbach vertriebene mittellose
Bertl mit seiner Großmutter bei Apfeltaler als Oberknecht einsteht, verliebt er sich in Gitta. Und
somit beginnt der Kampf um seine Zukünftige, der noch für einige Überraschungen sorgen wird.
Personen 4D/6H
Konrad Apfeltaler, Bauer vom Apfelhof, ein rüstiger 60er, in sonntäglicher Bekleidung Lodenanzug, herrisch - unbeugsam in Verfolgung seiner ehrgeizigen Pläne
Hans, sein Sohn, anfangs mit Bart
Gitta, seine Tochter, ein junges, hübsches Dirndl
Mali, Wirtschafterin am Apfelhof, ca. 50 Jahre, in entsprechender ländlicher Kleidung, resolut,
doch auch wieder herzensgut, wenn es sich um die beiden Kinder hat, sie hat sie groß
gezogen
Stoffel, Jungknecht, komisch in seiner Art, ein richtiger Hallodri, in ländlicher Kleidung
Kathi, junge Magd, in ländlicher Kleidung, etwas einfältig
Martl, Knecht, ca. 40 Jahre, trägt Bart, wirkt unsympathisch - Zyniker - nur dem Bauern gegenüber
sich unterwürfig zeigend, ländlich gekleidet
Bertl, Oberknecht, junger hübscher Bursche in ländlicher Kleidung, im gleichen Alter wie Hans
Barbara, Bertls Großmutter, hohe 70erin, liebe alte Frau, in entsprechender Kleidung, resolut und
humorvoll zugleich, noch sehr rüstig
Steinbach, Gutsbesitzer, ca. 45 Jahre, kleiner Bart, geschniegelt, in Reithose und Stiefeln, kurzer
Rock, Hut
Burschen, Mädeln, Dienstleute, Musikanten, Tänzer und Sänger
Bühnenbild 2 außen
Ort der Handlung: Bergdorf in Österreich
Zeit: Gegenwart
Dekoration:
1., 2. und 4. Akt: Freie Gegend! Die linke Bühnenseite nimmt ein stattliches Bauernhaus mit
Blumen geschmückten Fenstern ein. Unter den Fenstern Bänke. Auf der rechten Seite stehen
Wirtschaftsgebäude. Als Hintergrund seiht man eine freundliche Waldgebirgslandschaft. Neben
dem Wohnhaus mehr im Hintergrund ein Laubbaum mit Rundbank - rechts vorne ein Tisch mit
Stühlen.
3. Akt: Freie Hochwaldgegend! Rechts ein halbgemauertes Häuschen, zu dem einige Staffeln
führen, mit kleinen viereckigen Fenstern. Links ein Holzschupfen mit versperrbarem Riegel oder
Schloss. Vor der Hütte eine roh gezimmerte Bank - links vorne ein ebensolcher Tisch mit Bänken.
In der Mitte rückwärts ein Brunnen mit Holztrog. Als Hintergrund erblickt man eine freundliche
Hochwaldgegend, aus der einige Felsen aufragen. Weitere dekorative Anordnungen je nach
Regie.
Der erste Akt spielt an einem hellen, sonnigen Morgen mit vollem Licht, der zweite einige Wochen
später an einem Sonntagmorgen. Der dritte spielt einige Wochen später als der zweite Akt. Es ist
wieder ein Sonntag. Der vierte spielt am gleichen Tag wie der dritte.
Rechts und links ist vom Zuschauer aus zu verstehen.
1. Akt
1. Szene
Mali:
Gitta:
Mali:
Gitta:
Mali:
Gitta:
Mali:
Gitta:
Mali:
Gitta:
Mali:
Gitta:
Mali:
Gitta:
Mali:
Gitta:
Mali:
Gitta:
Mali:
Gitta:
(bei Aufziehen des Vorhanges sitzt sie beim Tisch, mit Bohnen ausklauben beschäftigt)
Nun - du fleißige Näherin, sag - kann bestimmt in der Kuchel nichts anbrennen?
(sitzt mit Näharbeit beschäftigt auf der Hausbank) Nein, ich habe ja der Kathi gesagt,
sie soll aufpassen!
(ironisch) Der Kathi! Ich glaube da hast du den Bock zum Gärtner gemacht! Hoffentlich
fallt ihr nicht das Romanbüchel in die Suppen!
Geh, die wird doch nicht beim Kochen lesen?
Hast du eine Ahnung, wo die überall liest! Jetzt liest sie sogar einen spannenden
Ritterroman: „Esmeralda, die holde Jungfrau im Burgverlies". Stellenweis weint sie
sogar ein Stückerl aus lauter Mitleid, wenn es der schreckliche Kunibert gar zu arg mit
der Esmeralda treibt!
(lachend) Ja geh - so ein Kindskopf! Ich bin gleich fertig - ich schau schon nach.
Wird gut sein. Sonst schwimmt am Ende der Ritter Kunibert in der Schwammerlsauce.
(beißt Nähfaden ab) So - fertig! (steckt Nadel in den Nähkorb, der neben ihr steht,
zurück)
Wirklich? Geh, lass einmal anschauen.
(aufstehend, legt Dirndlkleid, an dem sie genäht hat, an ihren Körper an) Nun - was
sagst - schön?
(bewundernd) Schön! Wirklich! Also Mädel, ich muss schon sagen, an dir ist eine
Schneiderin verloren gegangen. Es ist zum Staunen, was man heutzutage alles in einer
Haushaltsschule lernt. Da werden ja am kommenden Kirtag die Burschen schauen,
wenn du so fesch an’zogen daher kommst.
(lachend) Hoffentlich! Sonst bleibe ich vielleicht gar als Mauerblümchen sitzen!
Nun hörst aber auf! Man möchte meinen, dass du es notwendig hast, dich besonders
herauszuputzen, bei deinem Aussehen - und bei deinem Reichtum! Du kannst dir die
Mannsbilder aussuchen - und den Besten nimmst du dir dann.
Jetzt brauchst nur noch zu sagen, dass der Bester der Herr Gutsbesitzer Steinbach ist dann sind wir schon wieder einmal beim Hauptthema Nummer eins!
Nun ja - du kennst deines Vaters Lieblingswunsch! Und wenn ich ehrlich sein soll - und
so die in Frage kommenden Hochzeiter der Reihe nach durchgehe, ist keiner darunter,
der nur annähernd zu dir passen würde! Der Grundler Sepp aus Moosbach wäre der
einzige, aber der hat bei der Nasenverteilung zwei Mal hier geschrien, den kann ich dir
auch nicht gut zumuten.
Ich bitte dich, mir kommt es gar nicht so darauf an, wie derjenige aussieht, wenn ich ihn
nur gern haben kann - und auf das Geld brauche ich erst recht nicht zu schauen! (setzt
sich zu Mali, hilft ihr)
Soo - das lasse aber ja nicht deinen Vater hören! Du kennst seinen Standpunkt! Geld
gehört zu Geld und wer da einmal als Schwiegersohn einziehen will, der muss den
nötigen Diridarri mitbringen, sonst bleibt ihm der Schnabel sauber!
Ich weiß nicht, was der Vater nicht noch alles will, der größte Bauer in der Gegend,
Mühlen- und Sägewerksbesitzer - Wald, Wiesen, Felder, Almen - Gemeinderat - was
will er denn noch werden und haben?
Du kennst seinen Ehrgeiz! Es ist sein ganzer Stolz, dass er den Apfeltalerhof, den er
schon als ein blutjunger übernommen hat, und der damals bei weitem nicht so groß
war, zu dem gemacht hat, was er heute ist!
Ich weiß, doch jetzt ist er nicht mehr der Jüngste, jetzt könnte er sich schon wirklich zur
Ruhe setzen, verdient hätte er es sich!
Mali:
Gitta:
Mali:
Gitta:
Mali:
Gitta:
Wem sagst du das! Hört er denn auf mich oder auf sonst wen? Seit der Zeit, wo die
unglückliche Geschichte mit deinem Brudern, dem Hans, passiert ist, (blickt sich
suchend um) nein - der Bauer ist eh nicht in der Nähe, da können wir schon davon
reden - ist er doppelt darauf aus, seinen Besitz zu vermehren, als wollte er so die
Schand und den schlechten Ruf, den der Hans durch sein liederliches Leben über den
Apfeltalerhof 'bracht hat, wieder wettmachen!
Ja es ist wahr - es war aber auch ein harter Schlag für den Vatern - nun liegt die Sache
schon wieder an die drei Jahre zurück… Wo der Hans jetzt nur sein mag? - Vielleicht
ist er gar nimmer am Leben, weil man gar nichts mehr von ihm hört!
Das ist ja mein ganzer Kummer! In der ersten zeit hat er doch noch hie und d etwas
von sich hören lassen, so dass ich ihm heimlich, ohne dass es der Bauer gewusst hat,
ein Lebensmittelpaket und ein bisserl Geld zuschicken hab können - aber jetzt bin ich
in einer rechten Sorge! Wenn er auch ein Nichtsnutz ist, so habe ich ihn doch gern habe ihn ja groß ’zogen, den Lausbuben!
Und ihn dabei richtig verzogen - du und der Vater - ihr habts ihm als dem zukünftigen
Hoferben schon von klein auf alles durchgehen lassen! Nur bei mir, da habts ihr nicht
genug streng sein können!
Du sei stad, ja, - möchte wissen, wer dich streng behandelt hat? Auf ein Dirndel muss
man eben ein bisserl besser aufpassen als wie auf einen Buam! Im Übrigen hast du bis
jetzt noch immer deinen Willen durchgesetzt!
(lachend) Gott sei Dank! Erbstück vom Vater! Stierschädel!
2. Szene
Kathi:
Mali:
Kathi:
Mali:
Kathi:
Gitta:
Kathi:
(eilig vom Haus auf) Ah da seid’s ihr ja! Sagt’s ist das nicht komisch, ich lese gerade in
meinem Romanbüchel die Stelle, wo es heißt: „Und als sich nun Esmeralda im
Burberlies befand, schlug ihr ein dumpfer, modriger Brandgeruch entgegen.“ Und
genau so riecht es in der Kuchel! (naiv) Was das nur sein kann?
(fährt mit einem Aufschrei auf) Der Gugelhupf in der Röhren!
(erstaunt) In der Röhren war auch was?
(nachspottend) Ja da war auch was! Nur wäre mir lieber, du wärst drinnen gewesen!
(eilt mit Bohnenschüssel ab ins Haus)
(lacht hölzern) Hö, hö, hö! Da bin ich ja viel zu groß, da passe ich ja gar nicht rein! (zu
Gitta) Ah - da war ein Gugelhupf drinnen - deswegen raucht es auch dort vom Türl
heraus!
(hat inzwischen ihr Kleid vom Nähkorb aufgenommen) Du bemerkst aber auch alles!
Ich habe dir doch gesagt, du sollst aufpassen! Aber du mit deinem dalkerten
Romanbüchel bist mit deinen Gedanken überall - nur nicht bei der Arbeit (eilig ab ins
Haus)
He! Heute ist Sonntag! Heute kann ich mit meinen Gedanken bei der Esmeralda sein.
Die arme haut braucht ja auch ein wengerl eine Gesellschaft - wo doch der Ruach, der
Kunibert, so ein Schurke ist. Zum Glück wird ihm eh am Schluss alles heim’zahlt. Sein
Sauschädel hackeln sie ihm nur so ab, dass es eine Freude ist - und die Esmeralda
kriegt ihren edlen Ritter Dagobert! Das weiß ich schon, denn schlau wie ich bin, habe
ich den Schluss gleich am Anfang gelesen! (ab ins Haus)
3. Szene
Bauer:
Martl:
Bauer:
(kommt von rechts rückwärts, gefolgt von Martl, trägt seinen Hut in der Hand, trocknet
sich mit Taschentuch den Schweiß von der Stirne, pustend) Warm macht es heut - wird
ein schöner Tag - ein Tag wie uns der Herrgott nicht viele schenkt im Jahr!
Ja das stimmt, aber deswegen allein wirst du mich doch nicht an deine Seiten gerufen
haben - oder?
Nein, nein - ich habe mit dir zu reden!
Martl:
Bauer:
Martl:
Bauer:
Martl:
Bauer:
Martl:
Bauer:
Martl:
Bauer:
Martl:
Bauer:
Martl:
Bauer:
Martl:
(erfreut) Willst mir leicht doch die Stelle als Oberknecht geben, um die ich dich schon
solange anbettel?
Nein, das schlage dir endlich einmal aus dem Kopf - da ist nichts zu machen - nicht
dass ich keinen brauchen würde, aber du bist nicht der richtige Mann für mich! Du bist
soweit ein guter Knecht, aber für einen Oberknecht auf meinem Besitz reicht dein
Können nicht aus! Es ist etwas anderes, über das ich mit dir sprechen möcht!
(enttäuscht) Was ist also los?
Es ist dir doch bekannt, dass mein Hochwald an den Herrschaftswald des Herrn
Steinbach oben bei der Klamm zusammenstoßt und beide über einen Kilometer lang
eine Grenze bilden?
Ja, das ist mir bekannt, mir und einen jeden andern auch? Was weiter?
Der Steinbach, mit dem ich gerade vorhin gesprochen hab', sagt mir, dass in seinem
Wald gewildert wird!
Neuigkeit! Es soll Leut geben die sich an dem herrschaftlichen Wild schadlos halten für
den Wildschaden, den das Wild das ganze Jahr über anstellt! Die Leut vergessen nur
immer es dem Herrn Steinbach zu melden! Das war schon so wie ich noch drüben
beschäftigt war - und wird auch, glaube ich, so weiter bleiben!
Eben nicht - es ist jetzt ein neuer Jäger eingesetzt, aus dem Bayrischen drüben - ein
ganz ein scharfer Bursch - der hat sein' Kopf eingesetzt, dass es bald aus sein wird mit
der Wilddieberei in unserer Gegend.
Das war leichtsinnig von dem scharfen Burschen - ohne Kopf wird sich dann niemand
mehr fürchten vor ihm!
Egal! Jedenfalls hat der Jäger erst vor kurzem einen Wilderer gestellt, der bei seinem
Anruf die Flucht ergriffen hat und genau den Weg auf meinen Wald zu genommen hat
und auch darin verschwunden ist. Der Steinbach hat dabei so eine Andeutung
gemacht, nun - ja - ich will vorläufig noch nicht mehr sagen - hast du da bei uns am Hof
wen in Verdacht?
Ich? Nein! Ich kümmere mich nicht um solche Sachen - der Herr Steinbach soll sich
seine Wilderer selber fangen. Mit so was hat man nur Unannehmlichkeiten!
Auf jeden Fall hat mich der Steinbach ersucht darauf zu achten! Und das werde ich
auch! Schon aus dem Grund, weil er mein Schwiegersohn werden wird! Sage den
Dienstleuten, es soll sich da keiner etwas einfallen lassen - auch bei Holzarbeiten im
Hochwald darf mir keiner an die Waldgrenze heran gehen - sollte mir da das Geringste
zu Ohren kommen, der fliegt unbarmherzig, verstanden?
Jawohl! Sonst noch was?
Nein! Ich bin im Hause - kannst dir dann noch die Arbeitseinteilung für die kommende
Woche holen - das ist alles! (wendet sich zum haus, zurücksprechend) Und wegen der
Wilderersache halte deine Augen offen! (ab ins Haus)
Ja, ja, ich werde schon aufpassen - und wie ich aufpassen werde! Also da wird der
Herr Steinbach der Schwiegersohn vom Bauern - schau, schau - gut zu wissen deswegen kann auch so ein armer Teufel wie ich auf so einem noblen Hof nicht
Oberknecht werden! Aber es ist noch nicht aller Tage Abend! (geht hinter dem Haus
links ab)
4. Szene
Barbara: (kommt von rechts rückwärts auf im Gespräch mit dem ihr folgenden Bertl) Nein, nein da hat alles dazwischenreden keinen Sinn, wenn ich sage, dass es so am Besten ist,
dann ist es auch so!
Bertl:
Ja schon Großmutter, aber wer wird denn dann auf dich aufpassen?
Barbara: Geh ich bitte dich, du tust ja gerade so als ob ich ein kleines Kind wär’, auf das man
aufpassen müsst! Wer sollte mir denn schon was tun? Eppa der neue Jäger? Der sollte
sich unterstehen, mit allen Zähnen fahre ich in sein scheinheiliges G’frieß! Nein, nein,
war doch jetzt all die Jahr her allein, wo du in der Stadt in der Schul warst und es hat
mir niemand was getan!
Bertl:
Man kann nicht wissen - ich habe zwar wie ich drüben beim Steinbach war, dem Jäger
Bescheid gesagt - der redet sich aber auf sein Herrn aus - er sagt, die Maßnahmen, die
gegen dich getroffen worden sind, sind Sparmassnahmen!
Barbara: Geh lasse dich auslachen, Sparmassnahmen, als ob das bisserl Holz und die Beeren
und Schwammerl, die ich mir aus seinem Wald hole, etwas ausmachen würden! Und
was will er mit unserer alten Keuschen anfangen, die wir jetzt auf einmal räumen
müssen?
Bertl:
Du hast ja gehört - es soll dort eine neue Holzschneisen angelegt werden - und da ist
ihnen die Hütten im Weg!
Barbara: Larifari - das sagt der Herr Steinbach nur so - in Wirklichkeit soll dort für den neuen
Jäger eine Unterkunft geschaffen werden. Angeblich kann er von dort die Wilderer
besser abfangen!
Bertl:
Nun ja ist es wie es ist - wir können gegen all die Schikanen nichts tun - der Vater hat
eben damals versäumt etwas Schriftliches vom Steinbach zu verlangen - und jetzt
müssen wir halt raus!
Barbara: Und die kleine Pension, die er uns nach deinem Vatern seinen tödlichen Unfall zahlte,
will er auch kürzen, aber da kennt er mich schlecht, da geh ich zu Gericht - und wenn
ich mir einen Adivikaten nehmen muss!
Bertl:
Leider Großmutter ist da auch nichts zu machen, das war eine freiwillige Sachen - die
kann er natürlich wieder einstellen, wann es ihm beliebt!
Barbara: So, so - kann er das, der Neidhammel, der grausliche? - Weißt, ich bin die Letzte, die
einem Menschen etwas Schlechtes wünscht, aber diesem Steinbach soll mitsamt
seinem neuen Jäger der Teufel holen!
Bertl:
(lachend) Der wird keine Freude haben mit den zweien, solche hat er schon selber
genug!
Barbara: Das kann schon sein! Aber was soll denn nun aus deiner Studiererei werden? Ich war
so stolz auf dich!
Bertl:
Der Mensch will viel, Großmutter, aber nur wenige erreichen wirklich das, was sie sich
vorgenommen haben. Ich habe mir so schon oft Gedanken darüber gemacht, ob es
recht von mir ist das zuzulassen, dass du dich plagst und sorgst, nur damit ich lernen
kann!
Barbara: Jetzt hörst aber auf! Das ist ja meine ganze Freude! Ich brauche doch wenig - kann
alles, was ich mir erspare, auch das Geld, das ich für meine Kräuter und Schwämme
bekomme, für dich verwenden. Wäre ohnehin zu wenig, wenn du nicht deine
Stipendiariums oder wie das Zeug heißt, dazu bekommen hättest.
Bertl:
Schon - aber ich muss endlich zum verdienen anfangen - Jetzt umso mehr. Und was
das Lernen anbelangt, kann ich ja in meiner Freizeit weiterlernen. Die Hauptsache,
dass ich dir endlich die Last von den Schultern nehme, die du schon solange für mich
trägst!
Barbara: Aber ich könnte ja…
Bertl:
Gar nichts Großmutter, jetzt lasse doch endlich auch einmal meinen Willen gelten!
Glaube mir, es ist besser so!
Barbara: Aber…
Bertl:
Pscht! Diese Großmütter! Nicht folgen können sie, wenn es die Kinder gut mit ihnen
meinen!
5. Szene
Stoffel:
(von rechts rückwärts auf) Grüß Gott! Ah da schau ich ja - seid ihr es oder seid ihr es
nicht? Wenn ihr die Keuschlerischen oben vom Berge seids, dann seid ihr es - wenn ihr
es aber nicht seids, dann…
Bertl:
(lachend einfallend) Dann sind wir es nicht! Stimmts oder habe ich recht?
Stoffel:
Stimmt! Also wie du nur das gleich erraten hast - du bist fast so gescheit wie ich!
Barbara: Und du bist der Stoffel, dem ich schon vor Jahren ein heilsames Pflasterl auf seinen
Titus aufgelegt habe, wie ihn beim Hüten eine sprungnarrische Kuh niedergestoßen
hat?
Stoffel:
Ah ja - eh wahr! Mutter Barbara, wenn ihr mich damals net gesund gepflegt hätt’s rennert ich vielleicht jetzt schon als ein Toter umernand!
Bertl:
(lachend) Da kannst du schon recht haben - aber sag, wo kann ich den Bauern finden?
Stoffel:
Im Haus wird er sein - brauchst nur reingehen!
Barbara: Wäre uns aber lieber, wenn du ihn uns heraus holen täterst!
Bertl:
Weißt du nicht, nimmt euer Bauer Leut auf - ich suche eine Arbeit?
Stoffel:
(erstaunt) Was - du suchst eine Arbeit? Also das wäre das Letzte, was ich suchert.
Erstens habe ich keine verloren und zweitens rennt mir die Arbeit immer von selber
nach. Ich habe den ganzen Tag damit zu tun - nachzudenken - wie ich ihr am besten
ausweichen kann!
Barbara: (lachend) Nun du gefällst mir!
Stoffel:
Das glaube ich dir, aber das wird dir wenig nutzen - ich bin nämlich schon an eine
gewisse Kathi vergeben! (zu Bertl) Also wenn du willst, schicke ich dir den Bauern
raus? (wendet sich zum Haus, dreht sich vor der Haustüre wieder den beiden zu) Ich
werde schon beim Alten ein gutes Wörtel für dich einlegen Bertl:
Geh - bist du denn so gut angeschrieben bei ihm - er soll ja, wie man so hört, ein recht
ein zuwiderer Kampl sein!
Stoffel:
(renommierend) Ist er auch - aber ich habe ihm das Wildsein gleich von vornherein
ab'kauft - gleich wie ich eingestanden bin, habe ich zu ihm gesagt - - 6. Szene
Bauer:
(vom Haus auf, nur ohne Rock und Hut, bleibt hinter Stoffel stehen, ohne von ihm
bemerkt zu werden)
Bertl:
(meint mit Gruß den aufgetretenen Bauern) Grüß Gott!
Barbara: (meint mit Gruß den aufgetretenen Bauern) Grüß Gott!
Stoffel:
(bezieht es auf sich) Ja, habe ich gesagt - Grüß Gott, aber gleich etwas anderes auch
noch "Bauer" habe ich gesagt, "ich bin eine sehr zart besaitete Natur - ich vertrage
daher keinen rauhen Kommandoton, der schlagt sich bei mir sofort auf den Magen eine Appetitlosigkeit ist die Folge und eine damit Hand in Hand gehende verminderte
Arbeitsfähigkeit.
Bertl:
(gibt vergeblich Zeichen, dass der Bauer hinter ihm steht)
Barbara: (gibt vergeblich Zeichen, dass der Bauer hinter ihm steht)
Stoffel:
(lässt sich nicht beirren) Ja, ja - da drinnen im Haus war es, wo ich dem Bauern,
diesem japanischen Brüllaffen, meine Meinung gesagt habe. Der hat vielleicht Augen
und Ohrwascheln aufgerissen, wie ich ihm gesagt habe, dass ich mir jede unnötige
Anschafferei verbiete!
Bertl:
(wie oben - räuspert sich verlegen) Kmm, kmm, kmm!
Barbara: (wie oben - räuspert sich verlegen) Kmm, kmm, kmm!
Stoffel:
(wie oben, fortsetzend) Ja so - genau so hat's dem Bauern die Red’ verschlagen, aber
dafür frisst er mir seit der Zeit aus der Hand - nur neulich ist er wieder rückfällig
geworden, sagt er da nicht zu mir - - Bauer:
Du Maulesel - du unechter!
Stoffel:
Bauer:
Stoffel:
Bauer:
Barbara:
Bauer:
Barbara:
Bertl:
Barbara:
Bauer:
Barbara:
Bauer:
Bertl:
Bauer:
Bertl:
Bauer:
Bertl:
Barbara:
Bauer:
Bertl:
Bauer:
Bertl:
Ja stimmt! Aber wieso - - (hält inne, wird starr, wendet sich langsam, erblickt Bauer,
erschrocken) Oh Tschinn! Der Bauer! (weicht zurück) Ist gut, dass du da bist Bauer die zwei da wollen mit dir reden!
Schon gut! Verschwind’ jetzt - meldest dich aber dann bei mir in der Stuben - (mit
Betonung) ich habe mit dir auch was zu reden!
Oh Je! Das kenne ich schon - die Rede fangt bestimmt an mit - Ja, du Maulesel, du
unechter… (schleicht sich links hinter dem Haus davon)
(Stoffel nachsehend, schmunzelnd) Lauser! (zu Bertl und Barbara) Grüß euch Gott!
Was verschafft mir denn die Ehr? (Begrüßung)
Ja Apfeltaler, das ist eine lange Geschichte!
So, so! Also dann wollen mir uns setzen! (macht einladende Geste zum Tisch) Beim
sitzen redet es sich leichter! (setzen sich) Soo, also wo drückt euch denn der Schuh?
Ja mei - eigentlich jetzt schon überall - ja - ja - also - ja - wo soll ich denn da am besten
anfangen?
Beim Anfang - Großmutter!
(lacht auf) Ist eh wahr, beim Anfang! Also dass ich erzähle! Ja warum denn eigentlich
ich? Wir sind doch wegen dir da - du kannst doch auch reden. Da lasst man den Buam
etwas lernen - und dann hockt er da und bringt den Mund nicht auf!
(lachend) Seid's nicht so streng mit eurem Enkelkind, Mutter Barbara - mir gefallt es,
wenn die Jugend dem Alter das Wort lasst!
Ja schon - so ist er auch von mir erzogen! Aber in der Sache geht es um ihn selber und deshalb soll er dir auch unser Anliegen vortragen! (zu Bertl) Red!
Ja es wär an der Zeit! Ich muss sagen ihr verstehts, die Sache recht spannend zu
machen!
Gut - dann will ich gleich die Katz' aus dem Sack lassen! Die Großmutter und ich sind
da - um dich zu fragen, ob du mich nicht bei dir einstellen kannst?
(erstaunt) Was - du willst bei mir einstehen? Soviel ich weiß - gehst du ja in der Stadt in
die landwirtschaftliche Schul’!
Mit der bin ich schon fertig - ich war jetzt in der staatlichen Forstschule - ein Semester
fehlt mir noch, dann bin ich auch damit fertig!
Sapperlot - du machst dich aber - weiß Gott, wie ich mich gefreut hätt, wenn mein Bua,
der Hans - aber lassen wir das - also zur Sache!
Ja also der Herr Steinbach hat der Großmutter sagen lassen, dass sie unser Keuschen
innerhalb von drei Monaten räumen muss - auch die kleine Rente nach meinem Vatern
seinem Tod, die eine freiwillige war, ist in Zukunft gestrichen! Nachdem die Sache also
so ist - muss ich mein Studium einstweilen unterbrechen und zu einer Arbeit greifen,
damit wir uns irgendwo ein neues Daheim schaffen können - so das wäre alles!
Das ist nicht alles - weil mir der Steinbach auch für die Zukunft das Holzsammeln,
Schwammer-, Kräuter- und Beerensuchen in seinem Wald verboten hat!
(erstaunt) Ja warum denn das alles auf einmal?
Aus Ersparungsrücksichten!
(lachend) Gehst denn nicht weiter! Bei dem Besitz! Stehe ja selber in geschäftlicher
Beziehung zu dem Setinbach und so Gott will auch bald in einer familiären - der
Steinbach soll nämlich mein Schwiegersohn werden! Muss mal mit ihm darüber reden!
(zu Bertl) Hast du in der Sache schon etwas unternommen?
Ja - wie mir die Großmutter das alles geschrieben hat - bin ich gleich aus der Stadt
heim'kommen - und habe den Herrn Steinbach aufgesucht - dreimal habe ich ihn nicht
angetroffen - dann beim vierten Mal nach zwei Stunden warten - hat er mich um 11 Uhr
Mittag im Schlafrock empfangen! Er war sehr schlechter Laune - und er könnte unter
keinen
Umständen
die
Sache
rückgängig
machen.
Begründung:
Ersparungsmaßnahmen!
Barbara: (lacht gezwungen) Hi, hi, hi, dass ich nicht lache! Dabei sind die Schampusflaschen nur
so in seinem Zimmer herum gestanden! Sicher hat er am Abend vorher eine
Sparsamkeitsfeier veranstaltet.
Bertl:
(mahnend) Aber Großmutter, das habe ich ja nur dir erzählt - das gehört doch gar nicht
daher!
Barbara: Eh nicht! Und nach weiblichem Parfum hat es auch gerochen, das hast du mir auch
erzählt!
Bertl:
(vorwurfsvoll) Großmutter
Barbara: (lustig) Siehst jetzt ärgert er sich, weil ich dir alles erzähl!
Bauer:
(abschwächend) Nun solche Herrschaften führen oft ein Leben, das wir einfachen
Bauersleut' nicht gleich auf das Erste verstehen - die schaffen sich auf die Art
Beziehungen, die ihnen dann im Leben oft weiter hinauf helfen! (zu Bertl) Also, wenn
es wirklich deine ernste Absicht ist eine Arbeit anzunehmen, so kannst du bei mir
einstehen. Ich bin nicht mehr der Jüngste - und nachdem mein Bua - nun ja - mein
Besitz verlangt schon einen Menschen, der seine Sach’ versteht - auch in der Landund Forstwirtschaft gibt es immer etwas Neues - da kommt man als ein Alter nimmer so
recht mit. Was den Lohn anbelangt, bekommst du den Lohn eines Verwalters - nur
dass du bei mir eben mehr ein Oberknecht bist, denn verwalten will ich meinen Besitz
schon noch eine Weile allein. Bist du damit einverstanden? (reicht Bertl die Hand)
Bertl:
(freudig einschlagend) Und ob! Ich danke dir, Bauer!
Bauer:
Nichts zu danken - habe dich schon von klein auf im Auge, noch aus der Zeit - wie du
und mein Hans noch zur Schul gangen seid's! Ich habe das Vertrauen zu dir und gib dir
die Stelle, auf die es auch schon andere abgesehen haben - denn ich bin sicher, das
du auf meine Sache schauen wirst - dass du der Richtige bist!
Barbara. Ja wer denn sonst, wenn nicht mein Bua! Ich habe ihn doch auf’zogen! - Was er kann
und gelernt hat, hat er von mir! (zu Bertl) Nun, was habe ich dir gesagt: - "Der Apfeltaler
ist gar nicht so ein Grantscherben wie die Leut sagen - der Apfeltaler ist ein feiner,
nobler und verständnisvoller Mann, der uns schon aus der Not helfen wird!" - und
geholfen hat er uns!
Bauer:
Ja richtig - Was machen wir denn mit dir? Na wart - im Zuhaus drüben werden wir für
dich ein Stüberl herrichten - muss mit der Gitta reden, die versteht sich da drauf. Da
kannst dich dann zur Ruhe setzen!
Barbara: (protestierend) Waas? Ich soll schon in den Ruhestand treten? Fallt mir gar nicht ein ich bin doch erst jetzt im besten Frauenalter! Nein, nein - vorläufig bleibe ich die drei
Monate oben in meiner Hütten - könnt auch gar nicht anders - und dann schon aus
reiner Bosheit!
Bauer:
Nun das kannst du halten wie es dir beliebt - bist mir in drei Monaten auch noch
willkommen - und was dir alles der Herr Steinbach in seinem Wald verboten hat, erlaub'
ich dir in meinem!
Barbara: (erfreut) Wirklich?
Bauer;
Wenn ich, der Apfeltaler, es sag - dann hat es auch seine Richtigkeit! Nur wirst halt
einen längeren Anmarschweg haben!
Barbara: Ah das macht mir gar nichts aus!
Bertl:
(lachend) Gell Bauer, nur wildern darf sie in deinem Wald nicht!
Bauer:
(lacht) Nun die Großmutter wäre die einzige, der ich es sogar erlauben würde! Aber
weil wir gerade vom Wildern reden - erinnere mich bei unserem nächsten Gespräch
daran - habe da ein extra Wörtel mit dir zu reden. So - abgemacht wäre soweit alles wann willst du also einstehen?
Bertl:
Wenn es dir recht ist gleich morgen in der Früh' - ich bin nicht für das Herumsitzen!
Bauer:
Soll mir recht sein! (erhebt sich gleichzeitig mit Bertl und Barbara) Also dann bis
morgen! (reicht beiden die Hand) Werde gleich im Hause Bescheid sagen, dass ab
morgen ein Esser mehr am Tisch sitzen wird. Und ihr, Mutter Barbara, kommts nach
ein Sprung rein zu meiner Haushälterin, der Mali, die soll euch für jetzt und dann auch
für späterhin immer ein bisserl was aus unserer Selchkammer richten, das heißt, wenn
du noch Zeit hast?
Barbara: (schnell) Ja freilich habe ich Zeit! Viel Zeit sogar! Gell Bua?
Bertl:
Aber Großmutter!
Bauer:
(lachend) Lasse sie nur, die Großmutter ist schon recht so wie sie ist! Also komm,
schauen wir, ob wir für dich etwas finden!
Barbara: Sicher! Ich hilf euch schon beim Suchen!
Bertl:
(lachend) Diese Großmutter - direkt schämen muss man sich mit ihr!
7. Szene
Stoffel:
Martl:
Stoffel:
Bertl:
Stoffel:
Bertl:
Martl.
Stoffel:
Martl:
Stoffel:
Marti:
Stoffel:
Martl:
Bertl:
Martl.
Stoffel:
Martl:
Stoffel:
Martl
Stoffel:
Bertl:
Stoffel:
Bertl:
(von links hinter dem Haus gefolgt von Martl, flehend) Geh Martl, sei nicht fad - geh rein
und frag ihn, was er von mir will?
Ich? Ich bin doch nicht narrisch! Geh nur selber rein - du hast dir die Suppen einbrockt,
jetzt kannst du sie dir auch allein auslöffeln!
(hat nun Bertl entdeckt) Jöö - der Bertl! Bist du noch da?
(lachend) Nein, ich bin schon fort!
Geh, Lügerter, da stehst ja! Du, Martl, kennst ihn, das ist der Bertl, von der KeuschenBarbara, der Bua? (zu Bertl) Nun, hat dich der alte Krampus aufgenommen?
(zu Martl) Grüß Gott! (reicht ihm die Hand) Ja - ab morgen stehe ich ein bei euch!
(neugierig) Bei uns? Als was?
Als Kuchenmadel nicht - als Knecht, versteht sich!
(geringschätzig) Da schau her! Nun du wirst das Kraut fett machen - du schaust gar
nicht so nach Arbeit aus.
Das macht ja nichts, du schaust ja auch nicht wie ein Tepp aus - und bist einer!
(zornig) Werde nur nicht frech, Bürscherl, sonst lasse ich dir ein wengerl die Luft aus!
(geht auf ihn los)
Na na - es war ja nur ein Spaß - ich mein', was der Bertl nicht kann, lernt er von mir!
Von dir? Da lernert er so viel wie nichts! Nein, nein - den Burschen da, werde ich
abrichten, natürlich heißt es parieren, sonst hast du keine guten Zeiten da am Hof, das
sage ich dir gleich, ich werde nämlich da am Hof kurz über lang Oberknecht!
(amüsiert) Da schau her - du wirst es erst - und ich bin es schon!
Waas? Oberknecht? (sieht sehr enttäuscht drein)
(zu Bertl) So müßt' man ihn fotografieren - mit dem blöden G’frieß, was er jetzt macht!
(wütend) Halt's zusammen - Dodel! (zu Bertl) Was - du willst da bei uns Oberknecht
sein - du halberter Bua du? Wenn der Bauer einen Oberknecht braucht, so bin das ich,
verstanden? Gangert mir gerade noch ab, dass er uns alten Leuten da so einen jungen
Dutter vor die Nase setzt!
(ironisch) Das ist wahr! Geh gleich eini zum Bauern und beschwer dich - frag ihn, wieso
er sich unterstehen kann, ohne dich zu fragen, einen Oberknecht aufzunehmen!
(aufgeregt) Das mache ich auch, das lasse ich mir nicht gefallen! (geht ins Haus ab)
(nachrufend) Ja geh nur rein - ich fange dich schon auf, wenn du rausfliegst!
(erstaunt) Was hat er denn?
(deutet auf Stirne) Einen Gebirgsklopfer! Hast ja gehört - Oberknecht möchte er so
gern sein - seit unser junger Bauer vom Hof fort ist, (erschrickt) hat es eh niemand
gehört? (blickt herum) liegt der Martl dem Bauern ständig in den Ohren, ob nicht e r
Oberknecht werden könnte!
Ah soo! Nun das ist doch dem Bauern seine Sache, der wird schon wissen, was er tut aber sage, was ist denn da Wahres an der Sache mit eurem jungen Bauern, dem
Hans?
Stoffel:
Bertl:
Stoffel:
Bertl:
Stoffel:
Bertl:
(blickt sich wieder um) Hör' auf mich zu fragen - ich bin vom Bauern vereidigt darüber
nichts zu erzählen! Aber wenn du jetzt mein Vorgesetzter wirst, könnten wir ein
Tauschgeschäft machen.
Ja geh wie denn?
Nun ja - ich erzähl dir die Sache - und du übersiehst mich dafür bei der Arbeit!
(lacht auf) Oh, du Galgenstrick!
Nun was sagst, ist das ein Angebot? Abgemacht? (reicht Hand)
(abwehrend) Nein - weißt, ich werde mir die Sache erst überlegen.
Stoffel:
Auch gut! Ein schlechter Geschäftsgang heute? Ich geh', mit dem Bauern kann ich eh
heut nimmer reden - denn der Martl wird ihn ja jetzt ganz schiach machen! Und wie
gesagt, sollt gach die Haustüre aufgehen, brauchst nicht zu erschrecken, das ist nur
der Martl, - pfüat dich, Oberknecht! (will rechts rückwärts ab)
8. Szene
Kathi:
Stoffel:
Kathi:
Bertl:
Kathi:
Bertl:
Kathi:
Stoffel:
Bertl:
Kathi:
Stoffel:
Bertl:
Kathi:
Stoffel:
Kathi:
Stoffel:
Bertl:
(mit Holzkorb vom Haus auf, erblickt Stoffel) He du - du Stoffel, geh her da - du musst
mir helfen!
(zurückkommend) Helfen? Ich höre immer helfen? Die Sprache verstehe ich nicht,
muss hindustanisch sein!
(hat inzwischen Bertl bemerkt, betrachtet ihn interessiert) Jöö, ein fescher Bursch grüß dich, du!
Grüß dich auch! (scherzhaft) Du bist gut beinand!
(verschämt) Geh du! Von wo kommst denn du her?
Von daheim!
Ach so - von daheim!
Ja weißt, am nächsten Sonntag ist beim Ochsenwirten ein Tanzkränzchen, verbunden
mit einer Schönheitskonkurrenz. Und da ist der Bertl da, um dich anzuschauen, er ist
nämlich einer von den Preisrichtern und da geht er schon jetzt auf den Höfen herum
und halt eine Mentschermusterung ab, gell Bert? (zwinkert Bertl zu)
Ja, ja - genau so ist es!
Wirklich? Hab eh schon viel von solchen Konkurrenzen gehört! (zu Bertl) Du Bua,
glaubst, dass ich da auch eine "Schanze" hab, wenn ich hingehe!? ich bin gar gut
gestellt! (hebt ihren Rock etwas auf, so dass man ihre bunte bis über die Knie
reichende Unterhose sieht)
Sicher! Meine Stimme gehört schon dir! Wäre doch gelacht, wenn du nicht heuer die
„Miss Saudirn“ wirst!
(lacht) Klar, meine Stimme bekommt sie auch!
Gehts ihr zwei Tolm - ihr haltet's mich ja nur für einen Narren! Komm' Stoffel, hilf mir
lieber, wir brauchen Holz in der Kuchel!
Kuchelarbeit! Dafür bin ich nicht zuständig! lch habe noch genug vom letzten Mal - da
habe ich mich zu einem Krüppel gehackt!
Aber nein - wir nehmen ja das gehackte von der Seitenwand und das ist so hoch
aufgeschichtet, dass wir eine Leiter dazu brauchen!
(elektrisiert) Das Gehackte? Und von oben? Und eine Leiter brauchen wir dazu, was
sagst du denn das nicht gleich? Ja, ja - da hilf ich dir schon - ich halte die Leiter - und
du steigst rauf - komm! (beide links hinter dem Haus ab)
(blickt beiden lachend nach) Der Bauer hat recht, der Stoffel ist wirklich ein Lauser!
Aber wo nur die Großmutter bleibt? Die wird doch nicht am Ende dem Apfeltaler seine
ganze Seichkammer ausräumen? Ich werde sie holen müssen! (wendet sich der
Haustüre zu)
9. Szene
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
(kommt etwas rasch vom Haus auf) Kathi!
(springt auffällig zur Seite) Mir scheint der Martl kommt schon! Ah nein - das ist wer
anderer - (lächelt) Grüß Gott!
(erstaunt) Grüß Gott! Hast du leicht eine Angst vor mir?
Ich vor dir? Nein! Ich habe nur geglaubt, da kommt wer anderer, bei dir springert ich
nicht weg, im Gegenteil dich fangert ich auf!
(kennt sich nicht aus). Sag' hast du das öfter? Oder bist du vielleicht zu lange in der
Sonne gegangen? Ich kenne mich nicht aus?
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Kathi:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
(lachend) Weißt, das ist auch kein Wunder, wenn man da ein bisserl durchdreht ist,
wenn man sich so plötzlich und unerwartet so einem sauberer Dirndl gegenüber sieht!
Gehörst du da zum Haus?
Ich glaube schon - warum denn?
Nun ja - weil - weil - weil ich dich fragen könnte ob du nicht meine Großmutter gesehen
hast?
(ungläubig) Aha - du suchst eine Großmutter, derer du deine Märchen erzählen kannst!
Ich habe keine gesehen!
Aber ja in der Selchkammer ist sie!
Zum selchen - deine Großmutter - Bua jetzt hörst aber auf!
Aber nein, nicht zum Selchen, der Bauer hat sie so mitgenommen!
(erstaunt) Das ist aber das Neueste, dass sich mein Vater Großmütter mit ins Haus
nimmt!
Wenn ich dir sage - aber wie sagst du Dirndl - Vater? Der Apfeltaler ist dein Vater?
Wenn du nichts dagegen hast, ja!
Gibt es ja nicht - der Bauer hat so viel ich mich erinnern kann, nur eine Tochter?
Und die bin ich!
Gehst denn nicht! Dem Bauern seine Tochter kenne ich doch! Das ist so eine kleine mit
zwei Zöpfen - hat auch ein recht keckes Göscherl - mit derer war ich öfter Äpfel
stehlen, die kenne ich ganz genau!
(lacht) Äpfel stehlen! Dann bist du der Grabner Bertl - der mit mein Bruder in die
Volksschul gangen ist - stimmmt's?
Ja stimmt - wieso weißt du denn das?
Weil ich die Gitta bin!
(überrascht) Nein - wirklich - du bist die Gitta? Aber wieso denn - du warst doch so
klein!
(lachend) Und weil ich eben ohne deiner gütigen Erlaubnis gewachsen bin - bin ich jetzt
soo groß! (zeigt es an)
(nimmt Gitta bei beiden Händen, betrachtend) Möchte man das glauben - dass aus so
einem hässlichen Entlein - eine so schöne …
(fortsetzend) Ganz geworden ist?
(in der Betrachtung versunken) Ja!
Waas?
(sich besinnend) Nein, nein - ein so schönes Dirndl geworden ist! (lässt sie wieder los)
Nun, es auch schon eine schöne Weile her, als wir uns zum letzten Mal gesehen
haben!
Richtig - du hast dich ja inzwischen auch stark verändert - bist ja schon ein richtiges
Mannsbild worden! Wo bist du denn alleweil gesteckt?
In der Stadt - ein bisserl was dazulernen! Aber nun bleibe ich da - das heißt, ich muss
dableiben - wegen meiner Großmutter - richtig - wo sie nur bleibt? Die wird doch nicht
noch immer beim einräumen sein - hast du sie wirklich nicht gesehen?
Nein - aber ich habe beim vorbeigehen aus der Kuchel Stimmen gehört, sicher plauscht
sie dort mit unserer Mali!
Da müsste sie man aber wegholen, denn wenn meine Großmutter einmal ins Reden
kommt, findet sie so geschwind keinen Punkt!
Geh - lasse ihr doch die Freude! Du wolltest mir noch erzählen, wieso du jetzt
dableibst?
Ja richtig - also, dein zukünftiger Herr Gemahl, der Herr Steinbach, hat uns gekündigt
und daher bleibe ich jetzt zuhause und arbeite. Und was glaubst du wo?
Weiß ich nicht!
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertli
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta.
Bertl:
Bei euch! Dein Vater hat mich gerade vorhin als Oberknecht eingestellt!
(überrascht) Nein!
Ja! Ist es dir vielleicht nicht recht?
Doch! Aber wie kommst du denn auf die Idee, dass der Steinbach mein Zukünftiger ist?
Weil es mir dein Vater gesagt hat!
Es stimmt! (mit Seufzer) Es ist dem Vatern sein Wunsch - aber ich weiß noch nicht, ob
ich mich dazu entschließen werde! Weil - (forschend) Weil?
(anderer leichter Ton) Sag' was geht denn das dich an? Was du da treibst, das nennt
man ja Leut' ausfragen! Ich werde gleich den Spieß umdrehen und dich fragen.
(lachend) Wenn es dir eine Freude macht, nur zu!
Wie vielen Mädeln hast du in der Stadt das Herz gebrochen?
(lustig) Moment! Da muss ich erst nachrechnen. Da ist einmal die eine - dann die
andere - dann die und (murmelt rechnend Mädchennamen) ja also das kann ich dir
beim besten Willen nicht sagen, weil meine Finger dazu nicht ausreichen. Da muss ich
zuhause auf meiner Listen nachschauen und es dann mit dem Rechenschieber
ausrechnen! So an die tausend werden sie aber sicher sein!
(lachend) Aufschneider! Das heißt, dir Schlingel wäre es schon zum zutraun. Aber ich
meine ja nicht so die Anzahl als die besondere Eine, die dir auch etwas bedeutet, mit
einem Wort, die du halt gern hast?
Du sag' - nennt man das nicht auch Leut’ ausfragen? Aber bitte, ich bin nicht so, ich
kann es dir schon sagen!
Aber ehrlich?
Ganz ehrlich! Also eine solche wie du meinst gibt es nicht - ich will sagen, hat es bis
jetzt noch nicht gegeben. Aber jetzt seit kurzem gibt es eine, die die Besondere werden
könnte!
Soo - kenne ich die Betreffende?
Und ob - sehr gut sogar!
Ist sie aus unserer Gegend?
Ja!
Ist sie groß oder klein?
So wie du ungefähr!
Blond, rot, braun oder schwarz?
(antwortet je nach Haarfarbe von Gitta)
Bestimmt?
Nun ja - bei den Weiberleuten weiß man ja nie genau, welche Farbe sie gerade tragen!
Ja bei den Stadtdamen vielleicht, da bei uns heraußen ist alles echt!
Gott sei Dank - deswegen ist sie ja auch die Besondere. Möchtest du sie kennen
lernen?
Freilich, sonst hätte ich dich doch nicht danach gefragt!
Und du verratest es niemand?
Nein!
Bestimmt nicht?
Wenn ich schon sag!
Nun ja, du bist weiblichen Geschlechtes - und ihr seids beim Versprechen groß und
beim Halten klein!
Ich aber nicht!
Nein du bist eine Ausnahme!
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Bertl:
Gitta:
Willst du es mir sagen oder nicht?
Freilich - ich bin ja schon dabei!
(ungeduldig) So rede schon einmal!
Ich rede doch schon die ganze Zeit!
(erbost) Du - ich werde gleich wild werden!
(lachend) Du - ich glaube, du bist es schon!
(zornig) Sagst du es jetzt oder nicht?
Ja - aber nur weil du so lieb bist, wenn du zornig bist!
(wütend) Weißt du was - du kannst mich gern haben! (wendet sich dem Haus zu)
(eilt ihr nach) Wirklich? Ich darf dich gern haben? Aber was nützt mir das - wenn du
doch den Herrn Steinbach heiratest!
(an der Haustüre sich wendend, lieb wütend) Ja das tue ich auch und wenn schon aus
keinem anderen Grund, so aus dem, dass sich die Apfeltaler Gitta nicht zum Narren
halten lasst von so einem - so einem - boshaften, garstigen, lügnerischen, grauslichen
Bosniggel, wie du einer bist! (wendet sich, stößt mit der a tempo auftretenden Barbara
zusammen, rasch ab ins Haus)
10. Szene
Barbara: (ist mit größerem Paket beladen, blickt erstaunt Gitta nach) Was hat sie denn?
Bertl:
(lachend) Nichts - sie freut sich nur - weil ich da bin!
Barbara: (strahlend) Nun sage ehrlich Bua - war das eine Idee von mir, dich daher auf den
Apfeltalerhof zu bringen?
Bertl:
(übermütig Barbara umarmend) Großmutter, ich glaube, das war die beste Idee deines
Lebens!
Vorhang

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