46-51 Kalte Haende

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46-51 Kalte Haende
Häufig
Hände und Füsse?
Die Tage werden wieder kürzer und kälter. Viele Menschen sehen sich in diesen
Wochen erneut mit dem Kalte-Hände-und-Füsse-Phänomen konfrontiert.
Ein fixfertiges Wundermittel gegen kalte Extremitäten gibt es nicht, doch mit der
gebotenen Aufmerksamkeit, mit Geduld und naturheilkundlichen Anwendungen
lässt sich das Problem in der Regel lösen.
Text: Heidi Schönenberger
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kalte
J
Foto: gettyimages
Naturheilkunde GESUNDHEIT
eder Mensch hat hin und wieder kalte
Hände und Füsse. Das ist normal und
hängt damit zusammen, dass der
«Warmblütler» Mensch eine konstante
Körperkerntemperatur braucht, um zu
überleben. Die Temperatur im Körperinnern muss rund 37 Grad Celsius betragen, damit lebensnotwendige Stoffwechselprozesse ablaufen können. Wie schafft
es der menschliche Körper eigentlich,
seine Kerntemperatur trotz wechselnden
Umgebungstemperaturen konstant zu
halten? Diese Herausforderung bewältigt
der Organismus auf ebenso einfache wie
geniale Weise: Er benutzt die Körperoberfläche als thermische «Pufferzone», deren
Temperatur (die so genannte «Schalentemperatur») je nach Aussentemperatur
und Körperregion zwischen 28 und 33
Grad Celsius schwankt.
Hinter dieser wärmetechnischen
Meisterleistung versteckt sich ein komplexes Regulationssystem: Zehntausende
temperaturempfindliche Nervenendigungen (sog. Thermorezeptoren) messen pausenlos die Temperatur im Körperinneren
und in der Haut und leiten die gesammelten Informationen zu den übergeordneten
Zentren der Wärmeregulierung: Im Zentralen Nervensystem und im Hypothalamus des Zwischenhirns werden die
Thermobotschaften ausgewertet und temperaturregulierende Befehle versandt,
hauptsächlich an die Haut von Armen und
Beinen, die dank ihrer grossen Oberfläche
für eine Kühlfunktion geradezu prädestiniert sind.
Nehmen wir an, die Aussentemperatur sinkt im Verlauf des Tages auf 5 Grad
Celsius. Diese Veränderung wird der
obersten Temperaturzentrale im Gehirn
gemeldet. Sofort befiehlt sie den Blutgefässen in der Haut, in Armen und Beinen, sich zu verengen, damit das Blut ökonomischer im Körper verteilt werden
kann. Sind die Blutgefässe eng gestellt,
fliesst weniger Blut hindurch und kann
dafür umso reichlicher zu den lebenswichtigen Organen im Körperinnern strömen:
Herz, Lunge, Nieren und Gehirn werden
verstärkt durchblutet. Wird es noch kälter, kann das Gehirn die Körperwärme
zusätzlich steigern, indem es bestimmte
Muskeln kräftig arbeiten lässt: Zittern
und Zähneklappern sind die Folgen.
Auch für den Fall eines Temperaturanstiegs ist der Körper bestens gewappnet: Das Gehirn befiehlt in diesem Fall,
dass sich die Blutgefässe in der Haut, in
Armen und Beinen erweitern. Sofort
strömt das Blut in die Gefässe von Armen
und Beinen und gibt so die überschüssige
Wärme über die Hautkühlung an die Umgebung ab. Das Blut kühlt ab und fliesst
zurück ins Körperinnere. Steigen die
Aussentemperaturen weiter, treten zusätzlich die Schweissdrüsen in Aktion:
Mit dem Schweiss verdunstet Wärme in
die umgebende Luft und der Talg der
Schweissdrüsen legt einen kühlenden
Film auf die Körperoberfläche.
Vorgehen gegen die Kälte
Ich erinnere mich an eine Pfadiweihnacht, an der ich unter eiskalten Füssen
litt. Der Grund dafür lag weder bei der
Pfadi noch bei der winterlichen Feier,
sondern darin, dass ich zu leichte Schuhe
trug. Gut isolierendes Schuhwerk und
eine angemessene Bekleidung bieten die
natürlichste und einfachste Unterstützung bei klimatisch bedingten Regulationsstörungen des Wärmehaushalts. Dabei müssen die Kleider keineswegs altmodisch sein. Es gibt heute ein reiches
Angebot an natürlichen Fasern, die dem
Körper Schutz vor Kälte bieten und
gleichzeitig so luftdurchlässig sind, dass
sie die Körperfeuchtigkeit nach aussen
transportieren. Ebenso gross ist das Angebot an gutem Schuhwerk, das in erster
Linie die Erwartungen unserer Füsse befriedigen soll und erst in zweiter Linie
unsere Eitelkeit.
Für die Wahl der Fussbekleidung besonders wichtig sind die Atmungsaktivität des Materials und ausreichend Bewegungsspielraum für Zehen und Rist.
Teure Spezial-Fussbette sind für die meisten Personen unnötig. Viel effektiver ist
es, die Fussmuskulatur durch gezielte
Fussübungen zu stärken. Etwas vom besten ist möglichst häufiges Barfussgehen.
Positiv auf den Wärmehaushalt der Füsse
wirkt auch das mehrmals tägliche Wechseln des Schuhwerks, zum Beispiel indem
man am Arbeitsplatz ein zweites Paar
stehen hat. Gute Dienste leisten zudem
wärmespendende Einlagen und Schuhsohlen (z. B. aus Schurwolle).
Neben den geschilderten Bekleidungs-«Sünden» können zu viele oder zu
straff sitzende Fingerringe den Blutfluss
und die Wärmebildung in den Händen
behindern, insbesondere wenn es sich um
kälteleitende Materialien handelt. Das
Gleiche gilt natürlich auch für Zehenringe.
Auch Bodenbeläge und Bodenheizungen beeinflussen den Wärmehaushalt.
Kork- und Holzböden strahlen Wärme
ab, Steinböden wirken kühlend. In diesem Sinne wirkt sich auch eine gut gewählte Isolation (Unterkellerung) positiv
auf die Wärmeregulierung aus.
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GESUNDHEIT Naturheilkunde
Die Ursachen der Kälte
Frauen in jungen bis mittleren Jahren leiden etwa 5-mal häufiger unter kalten
Händen und Füssen als Menschen im
höheren Alter. Aus diesem Grund wird
oft behauptet, das Kalte-Hände-undFüsse-Phänomen sei eine «weibliche» Erscheinung. Ganz falsch ist dies nicht,
denn Frauen verfügen über ein kleineres
Blutvolumen, ihr Körpergewicht ist leichter, ihr vegetatives Nervensystem oftmals
sensibler und ihr Hormonhaushalt stärkeren Schwankungen ausgesetzt. Auch
kleiden sich Frauen häufiger ästhetisch
als zweckmässig. Davon abgesehen werden chronisch kalte Hände und Füsse
aber durch eine Vielzahl weiterer Faktoren verursacht:
■ Konstitution: Manche Menschen frieren von Natur aus leichter – insbesondere
phlegmatische Menschen, sehr schlanke,
hellhäutige bis anämische Frauen und
solche, die bei der Menstruation unverhältnismässig viel Blut verlieren.
■ Niedriger Blutdruck (Hypotonie): Ein
chronisch niedriger Blutdruck reduziert
die Blutversorgung und den Wärmetransport.
■ Eisenmangel: Eisenmoleküle binden
Sauerstoff an die roten Blutkörperchen.
Mangelt es an Eisen, gelangt zu wenig
Sauerstoff in die Zellen, der dort als
«Brennstoff» benötigt wird, um Energie
und Wärme zu produzieren.
■ Schlafmangel: Bei chronischem Schlafmangel regeneriert sich der Körper mangelhaft und der Schlafwach-Rhythmus
wird gestört. Der Organismus verbraucht
für die täglichen Aufgaben wie Verdauen,
Denken und Sich-Bewegen zu viel Energie, die später im Wärmehaushalt fehlt.
■ Unterforderung: Chronischer Bewegungsmangel begünstigt eine permanente
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Mangeldurchblutung und Kältegefühle.
Gleichzeitig verlangsamt sie die Fliessgeschwindigkeit des Blutes, was die Wärmezufuhr zusätzlich behindert.
■ Überforderung: Wer dem Körper unnatürlich viel abfordert, stört den Wärmehaushalt. Ein typisches Beispiel sind
Frauen, die mit konditionell besser trainierten Männern Fahrrad fahren: Am
Berg klagen sie zuerst über kalte Füsse,
später über Muskelkrämpfe.
■ Ernährung: Die optimale Ernährung
berücksichtigt das persönliche Naturell.
So sollte ein blasser, blutarmer Mensch,
der einen niedrigen Blutdruck hat und
leicht friert, genug wärmende Getränke,
Speisen und Vitalstoffe aus der täglichen
Nahrung einnehmen, die für die Blutbildung wichtig sind (vor allem die kombinierten Vitalstoffe Eisen, Kupfer, Folsäure, Vitamin B6, B12).
■ Genussgifte: Nikotin und Koffein verengen die Blutgefässe und beeinträchtigen die Durchblutung. Achtung: Der
Konsum von Alkohol wirkt nur kurzfristig wärmend, auf die Dauer tritt eine
kühlende Wirkung ein. Das gilt auch für
Spirituosen, Glühwein usw.
■ Psyche: Das Leben in der modernen
Leistungsgesellschaft kann Kältegefühle
verstärken, vor allem bei Angst, Überforderung, Ess-Brech-Sucht oder einer
Radikaldiät. Der daraus resultierende
Negativ-Stress kann mitunter sogar die
gleichen Symptome wie bei einem
«Schockzustand» (siehe unten) hervorrufen.
■ Wohnsituation: Wer in feuchten, schattigen Räumen lebt oder in schlecht isolierten, gekühlten oder überklimatisierten Räumen arbeitet, kann sich ebenfalls
chronisch kalte Hände und Füsse einhandeln – vor allem wenn auch noch die Bekleidung mangelhaft ist.
■ Fehlhaltungen: Eine Fehlhaltung des
Skeletts, zum Beispiel im Becken, vermag
die Zufuhr von arteriellem Blut in die
Beine und damit deren Wärmeversorgung zu behindern. Dagegen schränkt
eine Fehlstellung von Hals- oder Brustwirbelsäule den Bluttransport in die
Arme ein.
■ Übergewicht: Starkes Übergewicht
kann kalte Füsse und Hände verursachen, da aufgrund der reduzierten HerzLeistung von Übergewichtigen manche
Körperregionen mangelhaft durchblutet
werden.
■ Mangelnde «Lebenskraft»: Die chinesische Medizin geht davon aus, dass eine
Schwäche des Chi (übersetzt in etwa
mit «Lebenskraft») zu einer Mangelfunktion von Organen und zu typischen
Schwächesymptomen führt, unter anderem zu kalten Händen und Füssen sowie
übermässigem Frieren.
Auch Erkrankungen und Unfälle können
den Wärmehaushalt in mannigfaltiger
Weise beeinträchtigen:
■ Herzschwäche: Ein schwaches Herz
wirft zu wenig Blut in den Kreislauf, um
eine gute Durchblutung und Durchwärmung der weit entfernten Hände und
Füsse zu gewährleisten.
■ Arteriosklerose: Arteriosklerotische
Ablagerungen verengen die Arterien und
machen sie unelastisch. Das schränkt den
Bluttransport und die Wärmeversorgung
ein.
■ Autoimmunerkrankungen: Bestimmte
Erkrankungen des Immunsystems, zum
Beispiel Morbus Raynaud oder Sklerodermie, gehen mit hartnäckigen Kälteempfindungen einher.
■ Diabetes: Die «Zuckerkrankheit» beeinträchtigt die Blutzirkulation, insbesondere der feinen Blutgefässe an Herz,
Augen und Haut, was unter anderem Kältegefühle verursachen kann.
■ Schilddrüsenerkrankungen: Eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) drosselt den gesamten Stoffwechsel und kann neben zahlreichen anderen
Symptomen ein chronisches Kältegefühl
auslösen.
■ Bettlägerigkeit: Anhaltende Bettlägerigkeit, etwa in Folge einer Erkrankung,
verstärkt das Frieren.
■ Medikamente: Bestimmte Medikamente, zum Beispiel Beta-RezeptorenBlocker (Betablocker), erzeugen als Nebenwirkung kalte Hände und Füsse.
Wenden Sie sich an Ihren Arzt, wenn Sie
einen diesbezüglichen Verdacht hegen.
Medikamente sollten nie abgesetzt werden, ohne vorher den Arzt zu konsultieren.
■ Schockzustand: Bei einem Schock,
etwa infolge eines Verkehrsunfalls, schaltet der Körper auf Notbetrieb und Minimalversorgung. Der Blutdruck sinkt und
das Blut wird in erster Linie den überlebensnotwendigen Organen zugeführt,
während die Temperatur an der Körperoberfläche sinkt.
Naturheilkunde GESUNDHEIT
Menschen, die häufig kalte Füsse haben,
erhöhen das Risiko, dass Krankheitserreger
über die Nase in den Körper eindringen
und sich dort festsetzen. Letzteres hängt
damit zusammen, dass die Durchblutung
der Füsse mit derjenigen der Nasenschleimhaut eng gekoppelt ist: Sind die
Füsse kalt, wird die Nasenschleimhaut weniger durchblutet. Eingeatmete Viren und
Bakterien können sich dann leichter im Nasenraum ansiedeln.
Wie findet man heraus, woher die chronisch kalten Hände und Füsse rühren? Anstatt zu jammern oder in Selbstmitleid zu
versinken, sollte man alle möglichen Ursachen schriftlich auflisten und gründlich darüber nachdenken. Wichtig bei der Ursachensuche ist das Beobachten von begleitenden Symptomen: Wann, wie oft und
unter welchen Bedingungen treten «Kälteschübe» auf? Häufen sich diese bei Ruhe
oder Aktivität? Macht sich die Kälte nur an
Händen und Füssen bemerkbar oder auch
an anderen Körperstellen? Tritt das Kältegefühl nur auf einer Körperhälfte auf? Wird
es von Gefühlen wie Ärger, Niedergeschlagenheit oder Nervosität begleitet? Handelt
es sich um tatsächliche Kälte oder womöglich bloss um ein subjektives Kältegefühl
bei normal warmen Extremitäten? Breitet
sich die Kälte im Körper aus? Ist sie verbunden mit Schmerz, Kribbeln oder Ameisenlaufen? Sind Besonderheiten zu beobachten wie Gewebeschwellungen (Ödeme)
oder Hautverfärbungen? Hat der KältePatient Fieber oder Schweissausbrüche?
Kann das Kältegefühl in Zusammenhang
mit der Einnahme eines Medikaments oder
eines Nahrungsmittels stehen?
Fazit: In den meisten Fällen verbirgt
sich hinter kalten Händen und Füssen
keine ernsthafte gesundheitliche Störung,
sondern eine persönliche Eigenheit, die
von mehreren Faktoren verursacht wird.
Gelegentlich können Kältegefühle und
Dauerfrieren jedoch auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen, was eine Abklärung
durch eine medizinische Fachperson erforderlich macht. In allen andern Fällen lassen
sich die Beschwerden mit Geduld, aufmerksamem Beobachten und naturheilkundlichen Anwendungen (siehe unten)
lindern oder kurieren. Wie Sie sehen, ist
das Ganze nicht einfach. Aber ohne die intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper lässt sich das Kalte-Füsse-undHände-Problem kaum dauerhaft lösen.
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Herausfinden, worans liegt
Der persönliche Weg
zur Wärme
Die meisten der nachfolgend aufgeführten Anwendungen müssen über längere
Zeit hinweg regelmässig durchgeführt
werden, um eine nachhaltige Verbesserung zu erzielen. Mit anderen Worten:
Der Erfolg der Therapie hängt vom Überwinden der eigenen Bequemlichkeit ab!
Dafür werden geduldig Praktizierende
mit einem dauerhaften Erfolgserlebnis
belohnt, das wenig kostet.
■ Wassertreten. Die Badewanne oder
eine Plastikwanne bis eine Handbreit unter die Kniekehle mit leitungskaltem
Wasser füllen. Nun stellt man sich in das
Wasser und schreitet auf der Stelle, wobei
das Bein wie beim Storchengang bei jedem Schritt völlig aus dem Wasser herausgezogen und dabei die Fussspitze etwas nach unten gebeugt wird. Die Dauer
des Wassertretens ist zunächst auf 10 bis
20 Sekunden zu begrenzen, bis eventuell
ein leichtes Schmerzgefühl eintritt (dieses wird später, wenn überhaupt, frühestens nach 30 bis 60 Sekunden eintreten).
Danach das Wasser mit den Händen von
den Beinen streifen, baumwollene Socken
anziehen und durch Gehen oder Fussgymnastik ein angenehmes Wärmegefühl
erzeugen.
Wirkung: Der Kältereiz verengt die Gefässe; Blutdruck und Herzfrequenz steigen. Die Bewegung der Beinmuskeln verstärkt den gefässtrainierenden Effekt, was
sich positiv auf die zum Herzen hinführenden Gefässe (Venen) und die vom
Herzen wegführenden Gefässe (Arterien)
auswirkt.
Wasseranwendungen
Wasseranwendungen üben einen Reiz auf
den Organismus aus, der den Körper zu
einer sinnvollen Reaktion anregen soll.
Die erstrebte Wirkung der Wasseranwendungen besteht darin, die körperlichen
und geistig-seelischen Funktionen des
gesamten Organismus anzuregen und
harmonisch auszugleichen.
Armgüsse anwenden und Wassertreten
nach Kneipp können Sie zu Hause in der
Badewanne oder in der Dusche. Die Arme
und Beine sollten vor den Anwendungen
bereits erwärmt sein – etwa durch Gymnastik, warmes Wasser oder Bewegung. Der
Einsatz aller Massnahmen richtet sich
nach dem allgemeinen und augenblicklichen Kräfte- und Reaktionszustand, d. h.
nach dem persönlichen Körperbau (kräftig oder schwach), nach der Leistungsfähigkeit, nach der Hautbeschaffenheit
(gut oder schlecht durchblutet), nach Alter, Gesundheitszustand u.a. Zu berücksichtigen sind insbesondere die HerzKreislauf-Verhältnisse, die nervliche Verfassung und die Körpertemperatur (Fieber
oder Unterkühlung). Falls Sie sich unsicher fühlen, wenden Sie sich am besten an
einen Kneipp-Verein in Ihrer Umgebung.
■
Armguss: Langsam beginnend, leiten
Sie einen kalten Wasserstrahl an den Fingern Ihrer rechten Hand den Arm hoch
bis zur Schulter. Dabei wählen Sie die
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Trockenbürsten fördert
den Hautstoffwechsel
Aussenseite Ihres rechten Arms für die
aufsteigende Bewegung und die Innenseite für die absteigende Bewegung.
Ebenso verfahren Sie auf der Gegenseite.
Wirkung: Durch den Kaltreiz ziehen sich
die Blutgefässe zusammen, Blutdruck
und Herzfrequenz steigen. Dieser Guss
eignet sich besonders gut bei kalten Händen infolge von niedrigem Blutdruck. Je
regelmässiger Sie die Güsse anwenden,
um so schneller erlernt der Körper die erwünschte Reaktion, die den Blutdruck im
Normalbereich von zirka 120 / 80 mm Hg
stabilisiert.
■ Taulaufen. 3 bis 5 Minuten durch taufeuchtes Gras gehen. Anschliessend
trockene baumwollene Socken anziehen
und durch zügiges Gehen eine Erwärmung herbeiführen.
Wirkung: Tautreten wirkt kreislaufanregend, durchblutungsfördernd, venenkräftigend, infektvorbeugend und vegetativ
stabilisierend. Es stärkt die Abwehrkräfte
und hilft nicht nur bei chronisch kalten
Füssen, sondern auch bei Kopfschmerzen, Krampfadern und Fussschweiss.
■ Trockenbürsten. Im Gegensatz zu den
Wasseranwendungen wird beim Trockenbürsten ein mechanischer Reiz auf die
Haut ausgeübt. Für die tägliche Massage
eignen sich Massagehandschuhe, Körperbürsten und Sisalschwämme. Zur Abwechslung können auch Igelbälle oder
Massageroller benutzt werden. Eine
leichte Rötung ist erwünscht. Striemen
oder Kratzer lassen dagegen auf eine zu
grobe Behandlung oder auf eine falsche
Bürste schliessen. Den ganzen Körper, auf
der rechten Seite beginnend, von unten
nach oben mit kreisenden Bewegungen
abbürsten.
Rosmarin (Rosmarinus officinalis). In der Naturheilkunde gilt Rosmarin als Allheilmittel. Eingenommen als Tinktur oder Tee fördert Rosmarin
die Durchblutung. Äusserlich aufgetragenes Rosmarinöl wirkt nervenstärkend und durchblutungsfördernd.
Rosmarintee: Für einen durchblutungsfördernden Rosmarintee übergiessen Sie 1 TL Blätter mit
1 Tasse kochendem Wasser. 5 Minuten ziehen
lassen. 2-mal täglich 1 Tasse trinken.
heizen den Körper von innen her auf und intensivieren die Durchblutung.
Vorsicht: Beim Würzen nicht übertreiben! Zu viel
Scharfes schadet der Gesundheit. So kann zum
Beispiel der übermässige Genuss von Chili eine
bestehende Couperose (erweiterte Äderchen)
verschlimmern.
Senf und Senfkörner wirken nicht nur immunstärkend, sondern bringen das Blut in Wallung
und regen den Kreislauf an. Auch Ingwer und
Zimt wirken wärmefördernd.
Grundsätzlich sollten alle diese Gewürze mit den
Mahlzeiten eingenommen werden. Zwar besteht
auch die Möglichkeit, mit Senf und Ingwer wärmende Fussbäder zuzubereiten, doch die Dosierung ist heikel und kann unter Umständen zu
Hautverbrennungen führen.
Wärme erzeugende Heilpflanzen
Pfefferminze (Mentha piperita, aquatica, arvensis usw.). Pfarrer Künzle empfiehlt in seinem
Grossen Kräuterbuch, bei kalten Füssen frische
Minzblätter in die Schuhe zu legen. Die moderne
Wissenschaft bestätigt die krampflösende, entspannende Wirkung der Pfefferminze. Dies kann
sich positiv auf den Wärmehaushalt auswirken.
Nicht erschrecken, wenn sich die Pfefferminze
beim ersten Versuch kühlend anfühlt. Der wärmende Effekt stellt sich in einer zweiten Phase
ein.
Bärlauch (Allium ursinum). Bärlauch wirkt auf
die Blutgefässe ähnlich wie Knoblauch, aber
etwas schwächer.
Japanischer Tempelbaum (Ginkgo biloba). Der
Ginkgo ist eine der bedeutendsten Heilpflanzen
für periphere Durchblutungsstörungen. Seine
Blätter wirken gefässerweiternd und durchblutungsfördernd. Im Handel ist Ginkgo als
Urtinktur, als Extrakt und als Fertigpräparat
erhältlich. Letzteres wird als Kur während 2 bis
3 Monaten eingenommen.
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Küchenkräuter, Gewürze. Die meisten einheimischen Küchenkräuter und Gewürze verfeinern
nicht nur das Aroma von Speisen, sie wirken
auch durchblutungsfördernd. Insbesondere exotische Gewürze stimulieren die Durchblutung besonders stark: Tabasco, rote Pfeffersorten, Chili
und Paprika regen den Blutfluss und den Stoffwechsel an. Praktisch alle rot gefärbten Schoten
Knoblauch (Allium sativum). Das stark riechende
ätherische Öl des Knoblauchs und weitere
Bestandteile haben einen guten Einfluss auf die
Zusammensetzung des Blutes und die Funktionen der Blutgefässe. Die allgemein tonisierende
Wirkung auf die Durchblutung erreicht man am
besten, wenn man während mindestens 3 Monaten täglich eine kleine Knoblauchzehe einnimmt.
Beachten Sie die Knoblauchausdünstung!
Effiziente Hilfe gegen
kalte Füsse: Bewegung!
Naturheilkunde GESUNDHEIT
Wirkung: Trockenbürsten fördert die
Durchblutung, reguliert den Blutdruck
und regt den Hautstoffwechsel an. Da das
Trockenbürsten sehr anregend wirkt,
nicht vor dem Schlafengehen anwenden.
■ Sport treiben. Bewegung stärkt das
Herz und den Blutkreislauf und wirkt somit auch kalten Füssen und Händen entgegen. Je nach Konstitution empfehlen
sich Schwimmen, Radfahren, Wandern,
zügiges Gehen oder Gymnastik.
■ Mit Händen und Füssen turnen. Gymnastische Fuss- und Handübungen können beinahe unbegrenzt ausgeführt werden, zum Beispiel beim Zeitungslesen
und Fernsehen, beim Warten auf den
Bus, in der Schule oder im Büro. Die
Hand- und Fussgelenke müssen miteinbezogen werden, am besten durch Kreisbewegungen. Die einfachste Fingerübung
ist das «Klavierspielen»: Dabei werden
die Finger abwechslungsweise während
2 bis 5 Minuten einzeln bewegt.
Etwas schwieriger ist es, die Zehen einzeln zu bewegen: Die Zehen spreizen,
strecken und beugen, bei längerem Stehen auf den Zehenballen wippen. Eine
wirkungsvolle Übung für zu Hause besteht darin, jeweils einen Finger in die
Zehenzwischenräume zu legen und in
den Zwischenräumen zu bewegen. Das
fördert die Durchblutung von Füssen und
Fingern.
das Blutvolumen und erhöht den Blutdruck in den Gefässen.
■ Entspannung üben. Ist Stress die Ursache kalter Hände und Füsse, kann eine
Entspannungsmethode helfen, zum Beispiel Autogenes Training, Yoga, Meditation oder Atemtherapie.
■ Urin für Mutige. Der Gedanke, Urin an
die eigene Haut zu lassen, schockiert
viele Menschen. Tatsächlich ist die Urintherapie aber eine alte naturheilkundliche Umstimmungstherapie. Harnstoff
hat einen positiven Einfluss auf den
Hautstoffwechsel. Mutige lassen ihren
Urin in ein Glas ab, baden Hände und
Füsse darin und lassen diese an der Luft
trocknen.
■
■ Hände und Füsse massieren. Massage
fördert die Durchblutung und damit den
Transport von Wärme. Viele Menschen
finden es besonders angenehm, vom Partner oder der Partnerin massiert zu werden. Der Druck sollte eher zu sanft als
zu stark sein, die Schmerzgrenze sollte
nie überschritten werden. Ein durchblutungsförderndes Öl (z. B. Rosmarin) verstärkt die Wirkung.
■ Mehr Wasser trinken. Wer aufgrund
eines niederen Blutdrucks unter Kältegefühlen leidet, sollte viel Wasser trinken. Die Flüssigkeitszufuhr vergrössert
Zur Autorin
Heidi Schönenberger, 46, ist kantonal
approbierte Heilpraktikerin. Sie praktiziert
in einer eigenen Praxis in Trogen (AR) und
unterrichtet an der NVS-Schule (NaturärzteVereinigung der Schweiz).
Buchtipps
– Tschebeli, Erika, und Krammer, Hans:
«Mit Kneipp vorbeugen, lindern, heilen»,
Kneipp-Verlag 2001. 96 Seiten, zahlreiche
Illustrationen, ISBN 3-901794-45-X.
– Schleinkofer, German: «Guss-Fibel für
Schule und Praxis», Kneipp Verlag 2003,
48 S., reich illustriert, ISBN 3-902191-38-4.
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Kurszentrum infoRAma 9248 Bichwil
Auszug aus unserem Kursprogramm:
★ Pendelkurse
★ Was sind Tachyonen?
★ Wasseradern, Erdstrahlen,
Elektrosmog
★ Die Mysterien des Lebens
★ Tachyonen und Pferde
★ Feuerlaufen
★ Kommunikation: Sag’s durch die
Blume
★ Jeden letzten Donnerstag im Monat:
Vortrag (Eintritt frei)
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