SGZ 01/05 - Aviforum

Transcrição

SGZ 01/05 - Aviforum
Wissenschaft und Praxis
Höhere Mortalität der Pickopfer
Bei überlebenden Kannibalismus-Opfern ist als Folge der
Pickverletzungen und möglicher
Sekundärinfektionen eine höhere
Mortalität zu erwarten. Dies wurde
in der Untersuchung bestätigt, wobei die Mortalität über einen Zeitraum von 23 Monaten nach dem
Pickangriff aufgezeichnet wurde.
Fazit
Während bei der Haltung das
Angebot von Einstreu und die
Nutzung des Auslaufes eine Rolle
zu spielen scheinen, können individuelle Kriterien von Einzeltieren
das Vorkommen von Kannibalismus nicht erklären.
‰
Aufzuchtbetriebe: Geflügelzucht Hermenhof + GZH AG • 5603 Staufen
Küken
O Junghennen
O
Rassen: LSL, LT, Silver, Black, Sperber
• Kompetente Beratung
• Ständige Gesundheitsüberwachung
• Aufzuchten für alle Haltungen,
• auch BIO KNOSPE
• Diverse Aufzuchtbetriebe,
• Herden bis 12 000 Tiere
• Interessante Preise, rufen Sie uns an
Tel. 062 891 75 70
Geflügelzucht Hermenhof + GZH AG • 5603 Staufen
Tel. 062 891 75 70 Fax. 062 891 75 71
E-Mail [email protected] • www.hermenhof.ch
Kannibalismus bei Truten:
Was beeinflusst das Aggressionsverhalten?
Das Aggressionsverhalten von Truten kann zu schweren Verletzungen und
zu Tierverlusten führen, was sowohl aus tierschützerischer wie auch aus
wirtschaftlicher Sicht ein Problem in der Trutenproduktion darstellt. Dieses
Verhalten war auch Thema der Dissertation von Theres Buchwalder am
Zentrum für tiergerechte Haltung, Geflügel und Kaninchen in Zollikofen
(ZTHZ): Bei heute in der Praxis verwendeten, breitbrüstigen Masttruten
wurde untersucht, welche Mechanismen dem Aggressionsverhalten zugrunde liegen und durch welche Faktoren es beeinflusst wird.
Wildtruten leben in Gruppen und
haben ein ausgeprägtes hierarchisches Sozialsystem, in welchem
Kämpfe und andere aggressive
Interaktionen regelmässig vorkommen. Kämpfe zwischen wilden
Truthähnen sind normalerweise
von kurzer Dauer und enden selten mit ernsthaften Verletzungen.
Wie die Wildtruten zeigen auch
Masttruten unter praxisüblichen
Haltungsbedingungen aggressives
12
Verhalten. Dabei können jedoch
schwerwiegende
Verletzungen
auftreten, bei denen Tiere sterben
oder getötet werden müssen.
Aggression gegen «Neulinge»?
Verschiedene Tierarten zeigen
vermehrt
Aggressionsverhalten,
wenn unbekannte Artgenossen zusammengebracht werden. Deshalb
wurden in einem ersten Experiment
zwei kleine Trutengruppen à je vier
SGZ 1/05
Wissenschaft und Praxis
Tiere, welche sich gegenseitig
nicht kannten, in einem Stallabteil
zusammengesetzt. Dabei gab es
signifikant mehr Kämpfe zwischen
Nicht-Gruppenmitgliedern als zwischen Gruppenmitgliedern. Die
Truthähne teilten mehr Hackschläge an Nicht-Gruppenmitglieder
aus und sprangen diese häufiger
an als Gruppenmitglieder. Die
Vögel hielten sich tendenziell in
einem grösseren Abstand zu den
Nicht-Gruppenmitgliedern als zu
ihren Gruppenmitgliedern auf.
Masttruten können also zwischen
Artgenossen der eigenen Gruppe
und solchen einer anderen Gruppe unterscheiden und greifen Artgenossen einer anderen Gruppe
deutlich häufiger an.
Einfluss der Gruppengrösse
In einer zweite Studie wurde
der Einfluss der Gruppengrösse
auf das Auftreten verschiedener
aggressiver Verhaltenselemente
untersucht. Dazu wurden NichtGruppenmitglieder in eine kleine
(6 Vögel) oder grosse (30 Vögel)
bestehende Gruppe eingesetzt.
Mitglieder
kleiner
Gruppen
begannen mehr Kämpfe und
hackten den eingesetzten Vogel
häufiger als Mitglieder grosser
Gruppen. Die Gruppenmitglieder
zeigten praktisch kein aggressives
Verhalten gegenüber eingesetzten
Mitgliedern der eigenen Gruppe. Truthahngruppen reagieren
also je nach Gruppengrösse und
Gruppenzugehörigkeit des eingesetzten Vogels unterschiedlich auf
einen eingesetzten Artgenossen.
Einfluss der Besatzdichte
Viele Tierarten zeigen eine
erhöhte Aggressionsbereitschaft
und eine höhere Verletzungsrate in hohen Besatzdichten,
besonders solche mit einem
hierarchisch aufgebauten Sozial-
SGZ 1/05
system. In einer dritten Studie
wurde deshalb untersucht, ob
ein beschränktes Raumangebot
bei hohen Besatzdichten den angegriffenen Vogel daran hindert,
dem Angreifer auszuweichen und
damit die schwerwiegenden Folgen dieser Auseinandersetzung zu
vermeiden. Einer Gruppe von fünf
Truthähnen wurde in zwei Gehegen unterschiedlicher Grösse ein
neuer Artgenosse eingesetzt. Im
kleinen Gehege wurden deutlich
mehr aggressive Hackschläge
und Drohgebärden gegen den
eingesetzten Vogel beobachtet.
Im grossen Gehege hielt sich der
eingesetzte Vogel durchschnittlich
weiter entfernt von der Gruppe
auf als im kleinen Gehege, obwohl nicht die gesamte verfügbare Gehegefläche genutzt wurde.
Fazit:
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass Aggressionsverhalten bei Masttruten häufiger
zwischen unbekannten Tieren als
zwischen bekannten Tieren auftritt
und durch veschiedene Faktoren
wie Gruppengrösse, Gehegefläche und Besatzdichte beeinflusst
wird.
Dr. Theres Buchwalder, ZTHZ
13