Nutzen und Risiken von Gewaltc omputerspielen
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Nutzen und Risiken von Gewaltc omputerspielen
Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen Polizei@wissenschaft Nutzenund Risiken von Gewaltcomputerspielen: Gefährliches Trainingswerkzeug, harmloseFreizeitbeschäftigung oder sozial verträglicher Aggression sabbau? WolfgungBösche& Flortan Geserich Einführung DieBandbreitedessen,was durch Konsumvon Simulationscomputerspielen und Gewaltcomputerspielen (GCS)an Fähigkeiten und Fertigkeitenerworben,eingeübtund verbessert werdenkönnte,erscheintaufdenerstenBlickin die öffentliche Diskussionund verschiedene Printmediensehr groß.Softihrt z.B.die Computerspielfirma ElectronicArts (EADasMagazin2/05, S. ö) unter der Überschrift,,SpielenaufRezept"an: ,,WennOpfervon Schlaganfällen einen TeilihresAugenlichtsverlieren,können Computerspiele künftigvielleichtdie Sehfähigkeittrainieren."DesWeiteren wirdberichtet(S.7), dass,,Computerspieler die wichtigste HumanResourceder Zukunft sind", und in einem Prominenteninterview (S.21) wird vermutet,dassComputer Zusammenfassung Zugleichjedoch stehenGCSin Verdacht,eine Trainingss o f t w a r ef ü r A m o k l ä u f e r z u s e i n . A m 2 8 . A p r i l 2 0 0 2 , zwei Tagenach den Vorfällenam Gutenberg-Gymnasium in Erfurt, titelte die FrankfurterAllgemeineSonntagszei, tung,,DieSoftwarefürs Massaker:Ein Computerprogramm Abstract ÜberNutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen (GCS) sindvieleBehauptungen im Umlauf.Dabeiwird ln der öffentlichenDiskussionder Verbesserungvon erwünschten Fertigkeiten durchGCShäufigwenigerBeachtunggeschenkt alsderBefürchtung, dassder Konsumoderdie Benutzung solcherSpielezu aggressivemVerhaltenführen könnten. DieserArtikel geht der Fragenach,in welchemUmfangbei erwachsenen Konsumentenein Risiko hinsichtlich der ZunahmeaggressivenVerhaltensaufgrund von GCSbesteht, welcheerwünschtenFertigkeitensich durch sie schulen lassen, und ob sich diesesPotentialfür Ausbildungszwecke, z.B.beiderPolizei,nutzenlässt.Wir analysieren außerdem, welcheRolleGCSim Einzelfalldes Amoklaufsam Erfurter gespielthabenkönnen. Gutenberg-Gymnasium Thereare manypublicspeculations 0n the benefitsand risksof violentvideogames(WG). Frequently, the discussionpayslessattentionto theimprovement of desiredskills thanto thefearthatWG mayincrease aggressive behavior. Thisarticledealswith the questionof howstrongVVGaffectaggressive behavjor, whichskjllscanbeimproved, and whetherthiscanbeadopted in thetrainingof policeofficers. Fufthermore, we analysethe presumable roleof VVGin a particularcase:Themassacre at theGutenberg{ymnasium in Edurt (Germany). Computerspiele, Aggression, Egoshooter, Einsatztraining, Gewalt, Schießausbildung, visuelle Aufmerksamkeit, visuelle Tiefenwahrnehmung, Amoklauf Violent video games,aggressicn,first person shooter, weaponstraining, visual attention, visual depth perception, amok run AusgaberlzooT \-& spieleauf neueArt und Weisedie Reaktionsfähigkeit, das vernetzteDenkenin Gruppenund das Begreifenvon Prozessenals Ganzesschulen.In von ElectronicArts beauftragtenBefragungsstudien (EA-Studien Band 1) zeigtsich, dassvielePersonen der Meinungsind,dassComputerspiele denUmgangmit neuenTechnologien erleichtern,sie sehen vor allemeinenpädagogischen Wert,und konkretnegative Einflüssewürden spontankaum genanntwerden. Seite45 rolizei@wissenschaft NutzenundRisikenvonGewaltcomputerspie]en- hat den Amokläufervon der Firma Sierra-Entertainment Erfurt trainiert". Auch wenn der kurze Artikel offensichtliche Missverständnisse über Abläufe im dafür verantwortlich gemachtenComputerspiel"Counter-Strike"enthält, und der Bericht der KommissionGutenberg-Gymnasium (Gasser,Creutzfeldt,Näher,Rainer& Wickler,2004) ent gegenden Behauptungendes Zeitungsartikelskeinerlei PräferenzdiesesSpielsbeim Amokläuferfeststellenkann (S.337-338),so wird dochdie Meinungvertreten,dassder Fall zeige,,,dassein exzessiverKonsumvon sogenannten jedenfallsunter Bedingungen Egoshootern von Persönlichkeitskrisenund fehlendenKompensationsmechanismen (...)zu einem regelrechtenGewaltanwendungstraining entarten kann." Auch verschiedene Politikergehenvon stark unerwünschtenWirkungen der GCSaus. Die Vorfällein Erfurt waren ein Grund zur Überarbeitungdes lugendschutzgesetzes, und der aktuelle Koalitionsvertragsieht eine weitere Erörterungdes Themasvor (KoalitionsverAuch nach trag von CDU,CSUund SPD,Zeilen5138-5147). dem Vorfall in Emsdettenam 20. November2006 fblgte allerdings eineähnlichemedialeund politischeRezeption, bereitswenigeStundennach den Geschehnissen. Vor diesemHintergrundstelltsich zum einendie Frage,welchewissenschaftlichen Belegees für erwünschteund unerwünschteTrainingseffekte durch solcheSpielegibt,und zum anderen,in welchemAusmaßdieseEffekteauftreten.Dies wird anhandvon Fragestellungen diskutiert,die zwischen Befürwortern und GegnerndesSpielensvon GCSemotional diskutiertwerden.Die ZugehörigkeiteinzelnerzitierterForund Theorienzu denvorgestelltenFrageschungsergebnisse stellungenist nicht immer trennscharfmöglich;an gegebener Stellewird zu anderenFragestellungen verwiesen,Wiederholungenaber - soweitmöglich - vermieden. Machen GCSaggressiv? Wirkung von GCSdisBevorwir die aggressionssteigernde kutieren, zunächstein Blick auf eine möglicheaggressiWirkung von GCS:Ein in den Köpfenvieler onssenkende Menschenverbreiteter Gedankeist die Katharsis-Theorie der Aggressionnach SigmundFreud.Die Theoriebesagt, dassAggressiondurch das reale oder virtuelle Ausleben von Aggressionabgebautwerden kann (,,Dampfablassen").Für ein Auslebender Aggressionkommen sowohl aggressionshaltige Phantasienund Inhalte,wie man sie in Gewaltfilmenund GCSfindet,in Frage,als auch eigene Handlungen,wie daslauteBrüllenim Fußballstadion oder Kampfsport. Seite46 Obwohles für viele Menschenplausibelerscheinenmag, dass Aggressionenauf dieseWeise abgebautwerden können, zeigt sich bei experimenteller Untersuchung ein Bild.Zur kritischenPrüfungder Katharentgegengesetztes hat z.B.Bushman(2002)Teilnehmerim Labor sis-Theorie gezieltverärgertund siedanachje einervon drei möglichen (1.Gegner-Bedingung) Bedingungen Teilnehmer ausgesetzt: hattenGelegenheit mit Boxhandschuhen aufeinenBoxsack einzuschlagen. Dabeihattensieein Bild desvermeintlichen Verursachers desArgersvor Augenund ihnen wurde gesagt, sie sollenan den Verursacherdes Argers denken.(2. Fitness-Bedingung) Auch hier konntendie Teilnehmerboxen, allerdingsfehlte das Bild des Verursachersund den Teilnehmernwurdegesagt,siesollenbeim Boxenan die eigene In dieserBedingung Fitnessdenken.(3. Warte-Bedingung) wartendie Teilnehmerin Ruheauf den Fortgangder Studie. NachAbsolvierungder Bedingungfüllten alle Teilnehmer einen Fragebogen zur Erfassungihrer aktuellenArgergefühle aus,und dasaggressiveVerhaltenwurde in einem fingierten Wettspielermittelt: Sie spieltenmit einem Gegenüber ein Wettspiel,bei dem der Gewinnerdem Verliererein unangenehmesBestrafungsgeräusch wählbarerLautstärke gewählund Längeeinspielenkonnte.Die standardisierten ten Lautstärkenund Dauernwurden summiert und als Maß für aggressivesVerhaltenausgewertet.Die Katharsis-Theorie würde vorhersagen, dassdie Teilnehmerder GegnerBedingungdie meiste Gelegenheitzur Abreaktion ihrer Aggressionhatten,da sie sowohlphysisch(mit den Händen in den Boxhandschuhen) als auch psychisch(durch Denken an den Gegner)mit dem Aggressionsabbau beschäftigt hätten nur waren.Die Teilnehmerder Fitness-Bedingung währenddie die physischeMöglichkeit,Dampfabzulassen, Teilnehmerder Warte-Bedingung alleinein ihrem Zorn hätten schmorenmüssen.Die Ergebnissewidersprechender Die Teilnehmerder Gegner-Bedingung Katharsis-Theorie: verhieltensich nach dem Boxenaggressiverund verspürten mehr Arger als die Teilnehmerder Warte-Bedingung. Die Teilnehmerder Fitness-Bedingung lagen in der Mitte zwischenden beidenGruppenbeim aggressiven Verhalten und empfandengenausowenig Arger wie die Teilnehmer der Warte-Bedingung. Es ist alsonicht so,dassAggressionen durch Auseinandersetzung oder Auslebenabgebautwerden,ganzim Gegenteil:sie werdenaufrechterhalten. Während die Teilnehmerder Fitness-Bedingungund der WarteBedingungauf andereGedankengekommensind,wie sich an ihrem Arger und ihrem Verhaltenzeigt,sind die anderen Teilnehmernoch mit ihrem Gegnerbeschäftigt.Das Fazit der Studievon Bushman(20021wieauchetlicherweiterer (siehez.B.Kirsh, 2006) lauteteinhellig:Ein Auslebenvon Aggressionist nicht geeignet,dieseabzubauen. Ausgabet lzooT Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen Wie sieht es nun aus, wenn Aggressionennicht real und unter starkemkörperlichemEinsatz,sondernvirtuell ausgelebtwerden,z.B.durch KonsumeinesGCS?Hier liegen ebenfallsetlicheexperimentelleStudienvor,die ähnliche Verfahrenwie Bushman (20021sowie weitere zur Messung der Stimmung,der Gedankenund des aggressiven Verhaltensverwenden,und neben absichtlichim Experiment verärgertenVersuchsteilnehmernauch unverärgerteKontrollgruppenuntersuchen.In diesenExperimen ten wird zumeist der Konsum eines GCSmit dem eines gewaltfreienComputerspielsmit Konsumdauernbis zu einer Stundeverglichen.Anderson(2004)fasstdie experimentellenStudienin einer Metaanalysezusammenund kommt zu dem Schluss,dassder Konsumvon GCSzu einer ErhöhungaggressivenVerhaltens un d erhöhterVerfrigbarkeit aggressiverGedankenführt, auch dann, wenn die Versuchspersonen vorabnicht durch den Versuchsleiter oder die Versuchsbedingung verärgertwurden. Dementsprechend gilt für das virtuelle Auslebenvon Aggressionen die Katharsis-Theorie ebenfallsals widerlest. Diesegenerellaggressionssteigernde Wirkung aggressiver Inhalte,egalob real oder virtuell selberausgelebt,ob am Computerbildschirm, einemFernseherodereinerKinoleinwandpassivbeobachtet, erklärt Andersontheoretisch in seinemGeneralAggressionModel(2.B.Anderson& Dill, 2000; Anderson& Bushman,2001).Im GeneralAggression Model ist aggressivesVerhaltenvon drei Ursachen bestimmt:Erstensvon Lernprozessen, zweitensvon der langfiistigenAktivierungaggressiver Wissensinhalteund drittensvon derenAnwenduns. Lernprozesse kommentypischerweise durch Beobachtungen von Aggressionshandlungen und ihrer erfolgreichen Anwendungzustande.Dazu ist in gewalthaltigenMedien reichlichGelegenheit vorhanden.DasGeneralAggression Model sagt vorheq dass Gewaltkonsumvia den Lernprozessaggressives Verhaltenermöglicht. Die langfristigeAktivierung von aggressivenWissensinhalten,also Skripten (Verhaltensabläufen) und Schemata (Wahrnehmungsstrukturen),erfolgtdurch den wiederholten Konsumund die eventuelleAnwendungdes Wissens. DasGeneralAggressionModel sagtsomit vorher,dasshäufigerKonsumund häufigeAnwendungder Wissensinhalte zu einer höherenAktivierung der Wissensinhalteführen, siedadurchalsogenerellund zeitlichüberdauernderhöht verfügbarmachen. AusgaberlzooT Polizei@wissenschaft Die Anwendungvon aggressivenWissensinhalten auf das Verhaltenhängt von dem momentaneninneren Zustand d e s I n d i v i d u u m s a b . D e r m o m e n t a n ei n n e r e Z u s t a n d wird durch drei Variablendargestellt:Kognitionen(Denken), Emotionen(Gefühle)und Aktivierung (Erregung). GewalthaltigeMedienwirken, indem sie aggressiveKogn i t i o n e n a k t i v i e r e nu n d s o m i t a k u t v e r f ü g b a rm a c h e n , indem sie aggressiveEmotionenwie etwa Wut erzeugen k ö n n e n u n d i n d e m s i e e i n e E r r e g u n g- m e s s b a rz . B .i n Puls und Blutdruck- auslösen.Je stärkeraggressionshaltige Gedanken,aggressiveGefühleund eine Aktivierung vorhandensind, destohöher ist die Wahrscheinlichkeit, dass aggressivesVerhaltenin einer konkreten Situation angewendetwird. D a s G e n e r a lA g g r e s s i o nM o d e l i s t e i n R a h m e n m o d e l l , das den BereichaggressivenVerhaltensstrukturiert,und Ursachenvon Folgendifferenziert.Es ist in verschiedenen Aspektenempirischbestätigt(siehez.B.Bushman& Anderson,2002;Bartholow,Anderson,Carnagey& Benjamin, 2005; Kirsh, Mounts & Olczak,2006\.Nachunserer Einschätzungleistetdas Modell jedochkeine neuen oder quantitativenVorhersagen derart,dassdie Bedeutsamkeit verschiedenerFaktorenfür aggressivesHandelnin ihrer Größeabgeschätztwerdenkönnte.Auch beleuchtetes nicht hinreichend,welcheFaktorender Ausführungaggressiven Verhaltensentgegenwirkenkönnen, wie z.B. Empathie. Die mindestenskurzfristige aggressionssteigernde Wirkung von GCSist beim aktuellenForschungsstand unbestreitbar.Nebender ExistenzdiesesZusammenhangsist aber auch, wenn nicht sogarnoch mehr, von Bedeutung, wie stark dieseErhöhung aggressivenVerhaltensausfällt. DassPersonenkurz nach dem KonsumaggressiverSpiele an aggressiveInhaltedenken,ist nahe liegend,und mehr von theoretischerRelevanzdenn praktischerBedeutung. Objedochein gesetzliches Verbotvon GCSerforderlichist, solltedavonabhängen,wie viele realeVerletzungen,Tötungen oder sonstigeStraftatenursächlichauf den Konsum von GCSzurückgehen.Hier fällt die Beantwortungschwegibt, in rer,da es keine veröffentlichten Laborexperimente denengezeigtwerdenkonnte,dassnachdem Konsumvon GCSPersonenoder Lebewesenverletzt oder getötetwurden. Ein Amoklauf im Labor im Anschlussdes Spielens von GCS wurde bisher nirgends beobachtet.Allerdings ist dies kein starkesArgument,denn aus ethischenGründen ist die AuslösungeinesAmoklaufsoderandererstraf rechtlichrelevanterVerhaltensweisen auch nicht das Ziel von Laborexperimenten. Wennaber der Konsumvon GCS eine unmittelbareund in der GrößealarmierendeErhöhung aggressiven Verhaltenszur Folgehätte,so wäre dies Seite47 eo[zei@wissenschaft NutzenundRisikenvonGewa]tcomputerspielen- im Laboraufgefallenund berichtetworden,auch wenn es sichnur um Einzelfällehandelnwürde.Im obenberichteten Experimentvon Bushman(2002)mit absichtlicherVergibt z.B' die Fußnote2 ärgerungder Versuchsteilnehmer wurde so wütend in der Gegner-Bedingung Mann an: ,,Ein ein Loch in die er dass schlug, Boxsack den er lvährend In Aggressionsexperimenten geschlagen hat." Laborwand kann es also durchausvorkommen,dass ein Teilnehmer überdie Strängeschlägt,und dieswird auchentsprechend protokolliertberichtet.Für Experimenteunter Verwendung von GCSgibt es nach Wissen der Autoren keinerlei solcherBerichte.Auch in sämtlichenunserer bisher i g e n E x p e r i m e n t ek o n n t e n w i r s o l c h eB e o b a c h t u n g e n nicht machen.Im Rahmenvon Forschungsexperimenten und Experimentalpraktikawurden an der TU Darmstadt mittlerweilemehrerehundert PersonenGCSausgesetzt, oder eine Beleidigungoder Verletzungder Versuchsleiter der Einrichtungist bishernicht zu vereineBeschädigung zeichnen.Und selbstüber langjährigeExtremkonsumenten (Weber,Ritterfeld& Mathiak, 2006) wird berichtet, dass sie ohne sich zu beschwerenin einer anstrengencten,60 Minuten dauerndenUntersuchungim fMRI-Scanner ein GCSkonsumiertenund auch im Anschlussdaran sehr kooperativwaren und größtenteilswieder für solche zur Verfügungstehen. Untersuchungen Trennung realer und virtueller Aggressionen Wie ist erklärbar,dasseine Personzum einen in einer virtuellen Welt grausamund brutal mordet,aber in der realen Welt, z.B.in der Interaktionmit der Versuchsleitung keinebedenkwährendund am EndeeinesExperimentes, lichen Auffälligkeiten zeigt?Eine Unterscheidbarkeitvon Spielbzw.Virtualität und Ernst bzw Realitätist prinzipiell möglich.Die Virtual RealityHypothesis(siehez.B.Rus sell,2003)gehtdavonaus,dassunseremotionalesSystem sowohlauf reale wie auch virtuelle Reizereagiert,aber eine bewussteUnterscheidungvorgenommenwird und erfolgt.Ein eine Differenzierungauf der Verhaltensebene Reizkann z. B. bei einer bestimmtenPersonzur Emotion Furcht führen. Während die Personim realen Leben die Begegnungmit dem Reiz vermeidenmöchte,könnte sie zugleichfür clievirtuelle Begegnung(2.B.im Kino) bereit sein,Eintritt zu zahlen.Die Emotionist dieselbe,im Kino wähiedochführt sie zu keiner Verhaltenskonsequenz, rend sie im realenLebenzum Ergreifender Flucht führt' Aber auch wenn eine bewussteTrennung zwischenReamöglich ist, lität und Virtualität auf der Verhaltensebene verloren so bedeutetdies nicht,dassdiesevorübergehend gehen kann. BezüglichGCSgibt es zum aktuellen ZeitDunkt,rvie bereitserwähnt,keine Laboruntersuchungen, Seite48 die versuchthätten,dieseTrennungverschwindenzu lassen.Aber auch keine,in denendies von sich aus passiert wäre. Zwar gibt es korrelative Untersuchungenan vorgefundenenStichproben,die einen Zusammenhangzwischen delinquentemVerhaltenund freigewähltemlangfristigem Konsumvon GCSberichten(2.8.Anderson& Dill, 2000), weldiesesind aberim Gegensatzzu Laborexperimenten, vom eines che typischerweisekurzfristigeAuswirkungen VersuchsleitererbetenenKonsumsuntersuchen,nicht kausal interpretierbar:Ob das delinquenteVerhaltenUrsache Konsumsvon GCSist, oder oderFolgedesselbstgewählten (wie z.B. aggressivePersönlichkeit, ob latenteVariablen sozioökonomischerStatus,oder Weiteres)Ursachevon Delinquenzund Konsum von GCS zugleichsind, ist mit korrelativenVerfahrennicht entscheidbar.Zwar kann versucht werden,solchelatentenVariablenzu identifizieren und statistischzu kontrollieren, die Gefahr unbekannt gebliebenerlatenterVariablenbleibt jedoch.Kritiker der korrelativenMethodefassendies durch den kurzen Satz ..Don'tblame the mirror" zusammen,sie sehenden Konsum von GCSlediglichals Widerspiegelungder sozialen Realität,und nicht als derenUrsache.Dem halten Vertreter einer kausalenVerursachungder Delinquenz durch G C S( 2 . B .A n d e r s o n& D i l l , 2 0 0 0 ) e n t g e g e nd, a s sd i e i m Labor beobachtetenEffekte kausal interpretierbarsind, entkorrelativenZusammenhänge und den beobachteten sei Zusammenhang identifizierte sprechen;der im Labor Laborexperimenten in wenn generalisierbar.Aber auch und korrelativenUntersuchungendieselbenErgebnisse resultieren,bedeutetdiesnicht zwangsläufig,dassbei der VerursachungdieselbenProzessebeteiligtsind. Eine kritischeUntersuchung,ob der Wirkung von GCSim Labor andereProzessezu Grundeliegenals bei selbstgewähltem Konsum,gibt es allerdingsnicht. Vor allem fehlt auch die kontrollierteexperimentelleLangzeitstudie entscheiclende, Ergebnissenfür den Bereich mit statistischabgesicherten wie vor (ganzim Gegensatz nach aggressivenVerhaltens von Schießvorgängen Schulbarkeit zur Untersuchungder wie z.B. ReaktionsLeistungen, und anderenkognitiven siehe DiskussionsAufmerksamkeit, zeiten und visuelle Taktik lernen?" und Schießen mit GCS fragen,,Kannman dumm?"). und ,,MachenGCS fandenalle mit erwachDie erwähntenLaborexperimente vermuten,dassbei könnte Man statt. senenTeilnehmern zwischenSpiel Trennung die häufiger Kindern vielleicht Sonehmenz.B. verschwindet. oder und Ernstverschwimmt Spielenvon (1999), das dass an DeGaetano Grossmanund eine beibringt, Töten das Kindern GCSmit Lichtpistolen und die Jugend schwächt natürliche Tötungshemmung AusgabetlzooT Polizei@wissenschaft Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen mit einemWillen zum Mord ausstattet.Allerdingsgibt es keinerleiDaten,wederaus dem Labornoch aus sonstigen wissenschaftlichen Ouellen,die dies unterstützen(Kirsh, 2 0 0 6 ) .E i n e r f o l g r e i c h e sU n t e r s c h e i d e n z w i s c h e nS p i e l und Ernst durch Juvenilekann bereitsim Tierreichbeobachtetwerden:Das Erlernen,Trainierenund Üben durch Spielenist ein unter Menschenund Tieren weit verbreitetesVerhalten.Dies schließtaggressiveKampfspielemit ein, welchesozialenRegelnund sozialerKontrolleunterworfensind. EntgegenmanchenLaienvorstellungen wurden Kampfspielenicht aus Profitgierder ,,Hassindustrie" (Bezeichnungder Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 28.04.2002für die Computerspieleindustrie) erfunden,sondern sind ein weit unter SäugetierenverbreitetesVerhalten(Bischof,1985).In häufig wechselnger,Iäger-Gejagter...) werden den Rollen(Angreifer-Verteidi in nicht ernst gemeinten,spielerischenKämpfenVerhaltensweisenfür den Ernstfallerprobt und geübt. Manche Tierartenverfügen über artspezifischeLautäußerungen u n d m i m i s c h eS i g n a l ez u r b e s o n d e r e nK e n n z e i c h n u n g der spielerischenNatur der Vorgänge,welcheauchdurchaus einmal etwas grob werden können. Beim Menschen erfolgt dies durch das Spielgesicht,eine bestimmte VariantedesLächelns(Schmidt& Cohn,2001;Sullivan& Lewis, 2003).AdulteTieresorgenfür einenAbbruchder Kämpfe, wenn diesequalitativ vom unverbindlichenÜbungsspiel in Ernstumschlagensollten.Vermutlichum Adultendiese zu vereinfachenund einem Abbruch des Unterscheidung Spielsvorzubeugen,kommunizierenjunge Schimpansen je näher das destohäufiger mimisch den Spielcharakter, je je adulteTier, heftigerdas Kampfspielund größerder Altersunterschiedzwischen den Beteiligten ist (Flack, Ieanotte& de Waal, 2004). Das häufigereKommunizieren bei Anwesenheitadulter Tiere (2.B.der Mutter eines der Beteiligten) wird gleichermaßensowohl vom älteren als auch jüngerenin einem Zweikampfspielbefindlichen Schimpansengezeigt.Die Existenzunverbindlicher Übungskämpfeohne intendierte Schädigungder Beteiligten und sozialerÜberwachungvon Abbruch Regelnist alsobereitsbei JungtierenhöhererSäugermöglich.Einem stattfindendenKampfspiel aufgrund seiner Oberflächenmerkmaleschädigende Intentionder Teilnehmerzu unterstellen,ist ein Missverständnis.Als Unterscheidungsmerkmale zwischenKampfspielgegenübereinem Ernstkampf nennt Kirsh (2006,S. 122):PositiverAffekt, vorhandene Kooperation, Rollentausch, keineVerletzungenund weiter e sS p i e l e nn a c hB e e n d i g u n g . Einschränkendsollte iedocherwähnt werden,dass auch wenn diese Kampfspieleunschuldig und fair anmuten AusgaberlzooT mögen,sie docheinen ernstenHintergrundbesitzen.In diesen Spielenwerdendie Fertigkeitenerworbenund geübt, die im Ernstfallüber Kampfgewinnmit entsprechenden Konsequenzen entscheiden. Zwargehtmit dem Wissenum eineVerhaltensmöglichkeit nicht automatischdie Ausführung des Verhaltenszwingendeinher (siehedie Diskussion desModell-Lernens, z.B.Bandura,Ross& Ross,1961), gegenübereinemNicht-Wissen erhöhtsichjedochdie Austührungswahrscheinlichkeittrivialerweise,und durch das Einüben steigt die Efl'ektivitätdes geübtenVerhaltens. Die sich daran anschließende F r a g el a u t e t n u n , o b i n GCSals Simulationvon Kampftrandlungen auch für reale Kampftrandlungen benötigteFähigkeitenund Fertigkeiten erworben und/oder eingeübtwerden können. Entscheidend über das Ausmaßdes Erwerbsund der Übung mit Kampfsimulationen und dessenTransferierbarkeitin die nicht-virtuelleWeltsolltesein,inwiefernGCSdie relevanten Eigenschaftenund ProzessesolcherKampfhandlungen abbilden,sprich inwiefern GCSRealitätsgehalt besitzen, sowohl bezüglich der Menge, Kombination und Variation der zu lernendenHandlungen,der visuellenDarstellung, der sensorischenund motorischenErfordernisseund der emotionalenReaktionen. Kann man mit GCS Schießenund Taktik lernen? Bereitsseit den 80er Jahren(siehez.B.Green& Bavelier, 2004) werden Flug- und Fahrsimulatoren,vornehmlich im militärischen Rahmen,untersucht.Als Vorteile von Simulatorschulungenwerdenbetontzum einen die Kostenersparnisbei gleichemAusbildungserfolg, und zum anderen die Risikominimierungfiir Personalund Material.Für die Schießausbildung im Heer zeigtMeier (2001),dassbei (,,AGSHP", VerwendungeinesSchießsimulators spezieller Steuercomputer, Lichtgewehrund Projektorleinwand) der Munitionsverbrauch in der AllgemeinenGrundausbildung um etwa 75%sinkt. Bei dem großenErfolg solcherSimulationenstellt sich die Frage,ob ein ähnlicherErfolgauch für das Erlernenvon Schießenund Taktik bei der militärischen oder polizeilichenAusbildungmit Hilfe von GCS beobachtetwerdenkönnte. Computerspieletrainieren die Fertigkeiten,die zum erfolgreichen Spielennotwendigsind (sieheDiskussionsfrage ,,MachenGCSdumm?").Bei einer häufigenund beliebten Formvon GCS,den Egoshootern,bei denentypischerweise Kampfhandlungenmit Handfeuerwaffenaus der subjektiven Ich Perspektivedargestelltwerden,sind die benötig- Seite49 roIizei@rvissenschaft NutzenundRisikenvonGewaltcomputerspielen ten Fertigkeiten:Das effektive Beobachtendes gesamten Monitorbildes, da Gegnerauchperipherauftauchen,hohe zeitlichePräzision,da in Egoshooterndie Geschwindigkeitenhäufighöher sind als im täglichenLeben,und eine hoheAufmerksamkeitskapazität, da Gegnerhäufiggleichzeitig auftauchen(Green& Bavelier,2004).Dementsprechend schulenEgoshooterdie visuelle Aufmerksamkeit. Bei Mehrspieler-Varianten oderwenn den Spielenbewegte Objektehinzugefügtwerden, deren AbschussNachteile b e d e u t e t ,k o m m e n z u s ä t z l i c h eb e n ö t i g t eF e r t i g k e i t e n hinzu: SchnelleKlassifikationder Objekteals bedrohlich, neutraloderbefreundet(Mitspieler,derenvirtuelleTötung Nachteilebedeutet), Kommunikationund Informationswei, tergabeüber die Situation(durch Sprachverbindung, Tippen von kurzen Textenoder speziellenKommunikationsTasten),und Koordinationvon Bewegungsformation oder generellerStrategiewie z.B. einzuschlagender Weg oder übergeordnete taktischePlanung. M a n c h eA n b i e t e rv o n G C Sv e r n e i n e ni e d o c hd i e S c h u l barkeit von Schießvorgängen durch GCS.So bieten z.B. die amerikanischenStreitkräftezu Werbe-unctAkquisitionszweckenunentgeltlichein GCSan: ,,America,s Army.. In den häufig gestelltenFragen (FAO)auf der zugehöri gen Webseitewird Stellung genommen,inwiefern man durch Konsumdes Spielsdas Schießenvon Waff'enerlernen kann. Es wird behauptet,dasses ,,keineMöglichkeit g i b t , d u r c h d i e B e d i e n u n ge i n e r M a u s u n d e i n e r T a s t a tur entscheidende Hinweisezur Treffsicherheitzu erhalten" (America'sArmy WindowsFAOsparentsInfo, 2006; Übersetzungder Autoren).DieserBehauptungzumTrotz zeigteineexperimentelle Untersuchung, dasswenn begleitend zu einem regulärenSchießtrainingmit Faustfeuerwaffen zugleichvirtuelles Schießenin GCSerfolgt, sich dadurchdie realenSchießleistungen von polizeiberufsanfängernverbessern(Hermanutz,Spöcker,Gnam& Neher, 2002). GCSund realesFaustfeuerwaffen-Schießen erfordern bzw. trainierenteilweiseüberlappendeFertigkeiten (Hermanutz,Spöcker& Panning,2003).Nebeneiner Verb e s s e r u n gd e r Z i e l g e n a u i g k e ibt e i a b g e g e b e n eS nchüssen könnteauchdie unbeabsichtigte Schussabgabe durch GCSreduzierbarsein. Lorei (2005) zeigt experimentell, dass unbeabsichtigteSchussabgaben unter Stresswahrs c h e i n l i c h esri n da l si m R u h e z u s t a n d D.a d e r K o n s u mv o n GCSmit physiologischen Korrelatenin Richtunggeringerer Reaktionauf belastendeAggressionsreize einhergeht "Machen (sieheDiskussionsfrage GCSasozial?"), sind GCS a l sD e s e n s i t i e r r u n g s t r a i n i nzgu r V e r r i n g e r u nvgo nS t r e s s reaktionenauf aggressiveReizeund aggressiveSituationen nutzbar. Seite5o In Computerspielen kann alsodurchausetwasüber reales Schießenerfahrenund geschultwerden,wenn diesbegleitend zu einem regulärenSchießtrainingstattfindet.Experimentelleoder korrelativeUntersuchungender Transferierbarkeitvon alleinigemTraining mit GCS,wie es z.B. bei privatem Konsum der Fall ist, auf Schießleistungen und Taktik gibt es allerdingsnicht. Bezüglichder Transferierbarkeitist entscheidend, inwieferndas entsprechende GCSentscheidendeHinweiseenthält bzw.cliesezum erfolgreichen Spielennötig sind, oder ob es missverständlich falscheDarstellungenvornimmt. Unter der Fragestellung "Machen GCS dumm?" werden verallgemeinerteFertigkeiten angesprochen, die mit GCSerlernbarsind, die im hier noch folgendenAbschnitt dargestelltenüberlegungen befassensich ausschließlichmit speziellzur Schussabgabe,Waffenbedienung und taktischemVorgehenrele vantenDarstellungenin GCS. (Fehlender) Realitritsgehalt von GCS Zwar wird in der Werbungzunehmendder Realismusvon Spielenbetont,aber es verbleibennoch deutlicheUnterschiedezu Realsituationenim Ablauf, die im Folgenden beispielhaftfür das Spiel "Counter-Strike"(CS)als Vertreter kommerziellerGCSund 'America'sArmy', (AA) als ein unter Hinzuziehungvon Waffen-und Militärexperten programmiertesSpielausgeführtwerden.Es handeltsich bei beidenSpielenum Egoshooterfür mehrereSpieler.In beidenSpielenist das häufigstdargestellteSzenarioeine bewaffneteAuseinandersetzung zweierGruppenin einem räumlich begrenztenKampfgebiet.BeideSpielebeginnen direkt mit den gewalttätigenAuseinandersetzungen und Tötungen,eine vorherigeVerhandlungoder möglicheDeeskalationist in keinem der beiden Spielevorgesehen.Der Spielgewinnfolgt entwederaus der Tötungaller Angehörigen der gegnerischen Gruppeoderdurch dasErfüllenoder VerhindernbestimmterZiele einer Gruppe wie z.B. das Detoniereneiner Bombe,die Erreichungeines bestimmten Ortesoderdie TötungeinesbestimmtenSpielers.In CS kämpfenTerroristenund Polizistengegeneinander, in AA stehensich nicht weiter spezifiziertefeindlicheKampfeinheitenund amerikanische Soldatengegenüber. Die am häufigstenbenutzenWaffensind automatischeSturmgewehre, Maschinenpistolen und teilweiseGranaten,nur in seltenen Fällen wird von Faustfeuerwaffen Gebrauchgemacht.In AA könnendie SpielerInformationenüber Textnachrichten und spezielleKommunikations-Tasten austauschen, in CS besteht zusätzlichdie Möglichkeit einer direkten Sprachverbindung,fallsein Mikrofonan den Rechnerangeschlossen ist.BeideSpielezeichnensich durch großeBeliebtheit aus:Weltweitfallen laut Angabender Webseitender Her- Ausgaber/zoo7 NutzenundRisikenvonGewaltcomputerspie]en Polizei@wissenschaft ausgeberim Online-Spielen tägtichbei CSetwa 2.720.000 Spielerstundenan (Steamnetwork status,2006), in AA e t w a 1 2 0 . 0 0 0S p i e l e r s t u n d e nZ.u e i n e m Z e i t p u n k ts i n d in CS etwa 150.000Personenam Online-Spielen(Steam networkstatus,2006),in AA etwa 5500 (America'sArmy Master Browser,2006). Im AllgemeinenzeichnensichComputersimulationen häufig dadurchaus,dasssieeinenunter bestimmtenAspekten ausgewählten Teilder Realität sim ulieren.Typischerweise werdensolcheAspekteausgespart oderandersdargestellt, die entwederprogrammier-oder gerätetechnisch schwer darstellbarsind, oder die dem einfachenSpielspaßentgegenstehenwürden.Die in den Spielenunkorrektsimulierten Vorgängewerdenhier in folgendeGruppeneingeteilt: Technisch-ballistische, körperlichbiologischeund Umgebungsfehler. Technisch-ballistisch ist WaffenwartungoderAufmunitionierenwederbei CSnochbei AA nötig.Direkt bei Spieleinstiegins Kampfgebieterhält man eine korrekt gewartete, komplettaufmunitionierte,durchgeladene und entsicherte Waffe(Sichernist in beidenSpielennicht möglich).Bei CS werden bei bestimmtenWaffen beim Hervorholendiese immer automatischdurchgeladen, unabhängigvom vorherigen Zustandder Waffe,und ohne Verlustvon patronen im Magazin.Der Durchladevorgang wird bei CS bei einer der am häufigstenim SpielverwendetenWaffen(Sturmgewehr M4) technischfalschdargestellt im Vergleichmit dem realen Modell (Herausziehen des Forward-Assist-Knopfs, der beim realenModellnur hereingedrücktwerdenkann). Bei AA wird technischkorrekt automatischdurchgeladen, wenn keine Hülse im Lauf ist. Ab der Version2.1 von AA wird aucheineeventuellim Laufbefindlichepatronesimuliert. Bei CSsind keinerleitechnischeProblemesimuliert, bei AA können manche Waffen Ladehemmungbekommen, welchedurch Drückeneiner Tastebehobenwerden kann.In beidenSpielensind Nachladevorgänge durch einfachenTastendruckmöglich.Bei CS gibt es ein Gesamtkontingentan Restmunition,und nach dem Nachladevorg a n gs t e h ti n n e r h a l bw e n i g e rS e k u n d e ni m m e r e i n v o l l e s Magazinzur Verfügung,insofern das Gesamtkontingent nicht erschöpftist.Bei AA wird eine begrenzteAnzahlvorher aufmunitionierterMagazinesimuliert,und cliebis zum nächstenLadevorgang vorhandeneRestschusszahl orien tiert sich am Restbestand im eingelegtenMagazinund der eventuellenPatroneim Lauf. In beiden Spielensteht bei den meistenWaffenein eingeblendetes, immer identisches Zielkreuz,zur Verfügung,wenn diesenicht angelegtsincl. E n t f e r n u n g s u n a b h ä n gb iegs i t z e ni n C Sa l l eO b i e k t em a r i - AusgaberlzooT male visuelle Schärfe.Bei AA kann clieWaffeangelegtwerden,woraufeine subjektivePerspektiveüber Kimme und Korn sichtbarwird, bei manchenWaffenmit unscharfdargestellterKimme und Korn. Der Zielvorgangselberist in beidenSpieleneine zweidimensionale (2D-)Aufgabe:Mit der Computermausmuss durch Hin- und Her- sowieAufund Abschiebenauf der MausmattedasZiel ins Zielkreuz bzw.aufdas Korn gebrachtwerden.Die in AA vorhandene Kimme wird dabeiautomatischmitausgerichtet. In CS ist der Flug einesProjektilsimmer eine Gerade,unabhängig von Schwerkraftoder durchschossenen Hindernissen.In AA erfolgtteilweiseeine ballistischeSimulation. Körperlich-biologisch sehensowohlCS als auch AA eine deutlich beschränkteAnzahl an Körperhaltungenvor. In CS gibt es zwei Körperhaltungen(stehendund hockend), die ohne Ermüdungserscheinungen unendlich lange eingenommenwerden können. AA ermöglichtdrei Körperhaltungen(stehend,hockendund liegend),die zusätzlich durch BeugendesOberkörpersnachrechtsoderlinks modifizierbarsind,allerdingsauchohneErschöpfungen gehalten werdenkönnen.Bei CSkann unendlichlangegerannt werden,bei AA wird eine Erschöpfung,die sich auch auf die Zielgenauigkeitund Lauftempoauswirkt, simuliert. Bei CS existierennur binäre Zuständeder gesundheitlichenVerfassung: entwedertot oderlebendmit vollerLaufund Schussbereitschaft mit konstanterGenauigkeit,bei AA sind Lauftempound Zielgenauigkeitvon bisherigen Körpertreffernabhängig.Bei CS sind je nach projektilwaffe bis zu drei Gesichtstreffernötig, um kampfunfähig zu werden, bei AA führt ein Gesichtstrefferzum sofortigen Ausscheiden. Zu den Umgebungsunkorrektheiten zählt in CS als auch AA, dasses eine deutlich beschränkteAnzahl möglicher Wegegibt,die eingeschlagen werdenkönnen.Nur wenige, vom Programmiererexplizit daftir vorgeseheneTüren kön nen geöffnetund durchschrittenoderFensterzerschossen werden.DanebenexistierenetlicheTüren und Fenster,die wie Wände undurchdringlicheund unveränderbareHindernissedarstellen,egalmit welchenWaffensie bearbeitet werden,wie auchdie kompletteArchitekturweitgehend statischist. Klettern ist in beidenSpielennur an explizit dafür vorgesehenStellenmöglich.In CS kann man schadlos einen Sturz aus großerHöhe überleben,solangeman auf mindestensknöcheltiefesWasserspringt. Explodierende Granatenentwickeln in CS eine Schadenwirkung unabhängigvon dazwischenliegenden Gegenständen wie z.B.Mauern.Auch ist die Anzahtder verschiedenen Umgebungen,in denen das Spiel stattfindenkann, in clerpra- Seite 5t rolizei@wiSSenSchaft NutzenundRisikenvonGewaltcomputerspielen- xis auf wenigesogenannte,,Maps"beschränkt.Der Spielerfolgist erheblichvon der Bekanntheitund der Erfahrung in diesenUmgebungen(2.B.welcheTüren geöffnetwerden können)abhängig. Zusammenfassend stellensich in beliebtenGCSalsoreale Vorgängezum einen stark in den Möglichkeiteneingeschränktund zum anderenvereinfachtoder nahezugrotesk verzerrtdar. In GCSsind alle Waffengleichwelchen Gewichtesoder Größeleicht durch Mausbedienungbewegbar und durch Tastendruckbedienbar,langeSprintstrecken könnenohne realekörperlicheAnstrengungbewältigtwerden, und schwereVerletzungenhaben eine zeitlich stark beschränkteoder gar keine bedeutendeKonsequenz.Die Vereinfachungkönnte dazu führen, dassdurch den Konsum von GCSunangemessene mentaleModellevon Waffen und deren (Einfachheitdes) Einsatzesresultieren,wenn nicht zugleichmit realenWaffenund zugehörigemAusbildungsprogramm begleitendtrainiertwird. Einedurch GCS erworbene,unrealistischvereinfachteSicht von Kampf h a n d l u n g e nw i r d z . B .v o n B a r l o w u n d M o r r i s o n ( 2 0 0 5 ) a l s d a s " S u p e rS o l d a t - S y n d r o mb" e z e i c h n e tV . or allem der eigeneTod ist nur von kurzer Dauer,sowohlin CS als auch AA startet man nach wenigen Minuten mit einem neuenLebenin einer neuenSpielrunde.In etlichenanderen Mehrspieler-GCS ist auch ein nahezusofortigerNeueinstiegnach dem Sterbenmöglich. Inwiefern diese Überlegungenfür den Vorfall am Gutenberg-Gymnasiumeine Rolle spielen,wird unter der Fragestellung"GCSund dasMassakeram Gutenberg-Gymnasium in Erfurt" diskutiert. Gemeinsamkeiten von militririschen Simulationen und GCS N e b e nd e n b e l i e b t e nu n d d e r Ö f i e n t l i c h k e iftr e i z u g ä n g lichen Kampfsimulationenexistierenaber auch GCS,die einigeder erwähntenUnkorrektheitenvermeiden.Dadurch erhöht sich der Schwierigkeitsgrad der Spieleerheblich, wasvermutlichbei den Konsumentenbis auf wenigeAusnahmenauf Ablehnungstößt.Dasunentgeltlichund öffentlich erhältlicheAA ist eine auf Spielspaßund Werbezwecke optimierteSubversioneiner ganzenPlattform,welche innerhalb der Armee auch für Trainingszweckeverwendet wird, teilweisemit zusätzlicherHardware,die Maus und Tastaturdurch nachgebildeteWaff'ensysteme ersetzt. Die in AA zur visuellenund akustischenDarstellungverwendetenAlgorithmen(Engine)sind dem kommerziellen GCS,,Unreal"entnommen,zur Programmierungerwarb die amerikanische ArmeeelneEntwicklerlizenz. Die nicht Seite5z öffentlichenVersionen(sieheAmerica'sArmy, Platform/ Informationsite) beinhaltenModifikationenwie z.B.Yorstellung neuer Waffensystemeund verschiedeneTrainingsinhaltefür Spezialeinheiten. Einigeder ursprünglich für das Training von SoldatenentwickeltenProgrammteile können auch durchausihren Weg in die öffentliche Versionfinden (Dobson,2006).Es existierenzwar keine (oderzumindestkeine öffentlichzugänglichen)Evaluationen zu diesenTrainingsund dessenTransferin Realsituationenmit diesenSpielen,die in sie gesetztenHoffnungen sind jedochgroß.NebenkomplettenNeuentwicklungen desMilitärs selberbietetaucheine Softwarefirmaspeziell erweiterteFassungeneineskommerziellenSpielsan. Der Spiele-Entwickler BohemialnteractiveStudiobrachte2001 dasSpiel"OperationFlashpoint"heraus,dasbereitsin der Grundversionetlicheder obenerwähntenUnkorrektheiten nicht besaß:Missionenbeginnennicht direkt im Kampfgebiet mit wenigen Sekundenbis zum erstenFeindkon takt, sondernin einem Basislager,von dem aus erst einmal eine gewisseZeit mit Hilfe von Kompass,Landkarten und GPSsowieverschiedenen Flug-und Fahrzeugenzum Einsatzortnavigiert werden muss. Das Spiel simulierte bereits Ballistik, starke Abhängigkeit der Schussgenauigkeit von aktuellerund vergangenerBewegungund KörperhaltungsowieGesundheitszustand, keineZielgenauigkeit mehr nach Armtreffern und nur noch durch Kriechen möglicheFortbewegung nachBeintreffern.Die Umgebung war im Vergleichzu CSund AA erheblichgrößerund dynamischer,Bäume konnten mit Panzern umgefahrenund Gebäudedurch wiederholtenArtillerie-Beschuss zerstört werden.Die Richtung,aus der ein Angriff auf ein Objekt erfolgte,konnte beliebig gewählt werden. Im Mehrspieler-Modusbegannman nicht direkt im Kampfgebiet,sondern in einemPlanungszentrum, auf der in einervirtuellen Karte das Vorgehender Gruppe festgelegtwerden konnte. Im EinzelspielerModus war man nicht ununterbrochen Einzelkämpfer, sondernauch(je nachFortschrittim Spiel) Teil einer Gruppe, der man zu folgen hatte, oder Anführer einer Gruppe,der man Ziele und Befehleerteilte.In den Schwierigkeitseinstellungen konnte das eingeblendete Zielkreuzund anderetypischeSpielhilfenwie automatischeEintragungvon Freund-und Feindpositionen auf der Karte abgeschaltet werden.Der Herstellerversahdas Spielaußerdemmit der Möglichkeitfür Dritte, neue Waf fen, Fahrzeugeund Umgebungenbzw. Szenariosherausbringen zu können,sodassdas Spiel bis heute noch eine Fangemeindebesitzt.Es gibt einige Spielergemeinschaften,die stark erweiterteFassungendes Originalspielseinsetzen.Dort dauerteine Missiondurchausim Bereichvon Stunden (und dementsprechendauch die Wartezeitbis AusgabetlzooT Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen z u m E i n s t i e gi n e i n e n e u eR u n d e )g, a n za n d e r sa l s d i e i n CSund AA gewohntenwenigenMinuten. Nebendiesenvon Spielgemeinschaften vorgenommenen Erweiterungenund Modifikationenbietet auch der Hersteller Weiterentwicklungen diesesSpielsfiir militärischeund polizeilicheÜbungszweckean. Das auf dem Ursprungs"Operation spiel Flashpoint"basierendeSystemwird als ,,VirtualBattleFieldSystem"(VBS)vertrieben.Kundendes VBSsind unteranderemdasUS Militär und der SecretSer vice,und dasaustralische Militär plant eine Nutzung(Carpenter& White, 2006).Besondersbetont werden hierbei die kostengünstig und risikoarmrealisierbaren Lernumgebungenfür z.B.kognitiveFertigkeitenwie logischeDenkprozesseund Fällen von Entscheidungen, Kennenlernen desZielgebietes, Missionsplanung und -nachbesprechung, Strategie sowieKoordinationund Kommunikation. KontrollierteStudiengrößerenUmfangszum Erwerbund Transfer militärischrelevanterFertigkeitenin spezielldafür produ, ziertenGCSliegennochnicht vor;erstePilotstudiengeben Hinweise,dass Basisfertigkeiteninnerhalb eines einwö chigenTrainingserlernbarsind, aber kognitiveFertigkei ten höhererOrdnungwie Kommunikationund Teamwork innerhalb dieser Zeitspanneschlechtvermittelt werden können (Morrison,Barlow,Bethel& Clothier,2005). An denBeispielen,,America's Army" und,,Operation Flashpoint" zeigt sich, wie fließenddie GrenzezwischenmilitärischemAusbildungswerkzeug und privatem Konsumspiel gewordenist: Die rechnertechnischen Grundlagen und Algorithmenzur visuellenund auditivenDarstellung werdenweitgehendidentischoderbauenaufeinanderauf, das militärischeAusbildungswerkzeug ist evtl. nur noch an zusätzlicherHardwarezu erkennen,die Maus und Tastatur des Konsumbereiches durch Nachbildungender real zu bedienendenGeräteersetzt.Aber auch hier existiert Hardwareauf dem Markt, die die Lücke kleiner werden lässt,wie z.B. Steuerlenkräder, Fußpedale,oder Lichtpistolen.Durch Konsum von GCS,welchedie oben erwähnten unrealistischenDarstellungenund Vereinfachungen vermeiden,kann unter Verwendunggeeigneterzusätzli cher Hardwareund begleitendemrealenSchusswaffentrai ning also durchausein militärischrelevantesVerhaltenspotential erworben und trainiert werden.Dies bedeutet jedoch nicht, dass die erworbenenFertigkeitenbzw. das Verhaltenspotential sichverselbstständigen in dem Sinne, dasssie ohne bewussteEntscheidungdes Lernendenzur Ausftihrungkommen (siehe,,Trennungrealer und virtue l l e rA g g r e s s i o n e n " ) . AusgabetlzooT Polizei@wissenschaft Einsetzbarkeit von GCSfür die polizeiliche Schiellausbildung N e b e nd e r r e c h n e r s i m u l a t i o n s t e c h n i s c hGeenm e i n s a m k e i t v o n m i l i t ä r i s c h e mA u s b i l d u n g s w e r k z e uugn d G C S verbleibenbeim aktuellen Stand der Technik aber noch Differenzenzwischeneiner realen Schießausbildung mit Faustfeuerwaffenund deren Darstellbarkeitin Simulatoren oderGCS.Am Beispielder Schießausbildung der HessischenPolizei kann gut ausgeführtwerden,welche bei einerrealenSchießausbildung trainiertenund für den EinsatzbenötigtenFertigkeitenin absehbarerZeitnoch nicht im privaten Konsumbereichoder typischenGCSverfügbar sein werden: Die Schießausbildung der HessischenPolizeibeginnt mit einer Einführung in Waffentechnikund mit den gesetzl i c h e n G r u n d l a g e nd e r p o l i z e i l i c h e nS c h u s s a b g a b E e .i n Schusswird als letztesMittel angesehen.Bevorim Training der erste Schussabgegebenwird, erfolgt zunächst ein intensivesWaffenhandhabungstraining, dessenZiel einevollständige Automatisierung der motorischen Anteile ist, sodassmaximal viel Verarbeitungskapazität für eine bewussteEntscheidung,ob überhauptgeschossen wird, zur Verftigungsteht.Auch geht eine begleitendeSchulungüber den gesetzlichenAuftrag einher, in dessenRahmendas Individuumüber die Schussabgabe wird entscheidenmüssen. Zunächsterfolgt ein Schulschießen auf eine Schießleinwand.Bei diesemSchießenwerdenüber einenBeamer Schießscheiben odergeometrische Darstellungenauf eine projiziertund von den Schießteilnehmern Schießleinwand beschossen. Die häufigstenfür Schießübungen verwendeten Distanzenliegenzwischen6 und 15 Metern. Die meistenEinsätzeder Schusswaffeim täglichenStreifendienstliegen zwischen50 Zentimeternund 2 Metern. Bei diesenkurzen Distanzenwird das sogenannte,,Deutschießen"verwendet.Das heißt, dassdie Waffezunächst in RichtungZiel ,,deutet".Die Schussabgabe erfolgt,nachdem die Waffeim Ziel stehtund das Gegenüberzweifelsfrei als Bedrohungfür das eigeneoder das Lebenanderer erkannt wurde. N a c h e r f o l g r e i c h e mA b s o l v i e r e ne i n e r K o n t r o l l ü b u n g b e g i n n t d a n n d a s s o g e n a n n t e, , E i n s a t z s c h i e ß e nH" i. e r wird das Schießennicht als isolierteHandlung trainiert, s o n d e r ni n Z u s a m m e n h a nm g i t e i n e rS i t u a t i o nz, . B .e i n e s Streife-Gehens vor der Leinwand,und teilweise werden Gegenständeim Raum vor der zu eventuellzu beschießendenLeinwandaufgestellt.Als Ziele dienen verschiedenePersonenabbildungen, die auchdynamischverändert Seite53 Polizei@wissenschaft NutzenundRisikenvonGewa]tcomputersoielen werden.Nebendem Üben des Einsatzesvon Stimmeund SprachewerdenInteraktionmit dem Kollegenoder sonstigen Beteiligten,mehrerezu unterscheidende Ziele und körperlicheBelastunghinzugefügt, späterauchzusätzliche ablenkendeReizewie Stroboskoplichter oder Geräusche. Bezüglichder Entscheidung zur Schussabgabe gibt eskeine vorgegebenen Übungssituationen, in denen eine Musterl ö s u n ge r l e r n t w e r d e nm u s s .D i e S i t u a t i o n e ni,n d e n e n Schussentscheidungen getroffenwerden, unterscheiden sich so stark, dass kein vordefiniertesSchemafür ..erfordert Schuss"gegebenwerdensoll. Z u m A b s c h l u s sd e s T r a i n i n g sw e r d e ni n G e b ä u d e nm i t vorhandenerInneneinrichtungrealitätsnaheSituationen vorgegeben, und mit Filz-oderFarbmarkierungsmunition verschiedeneSzenariengeübt,der Ablauf der übung auf Video aufgezeichnet, und anschließendausgewertetund nachbesprochen. Hier werden besondersdie Kommunikation mit Kollegenund das Bewegenin Formationenmit teilweisemKörperkontaktgeübt. BesonderesGewichtund Schwerpunkteder Ausbiklung sind automatisierteWaffenhandhabung, Bewusstheitder Entscheidungzum Gebrauchder Waffe,Schnelligkeitder Einschätzungvon Bedrohungslagen, korrekteKörperhaltung und Körperbewegungim Raum,keine deutlicheBeeinträchtigungdurch körperlicheBelastungund möglichst realistisches ÜbendieserPunktein dem für EinsätzetvoischenNahbereichvon wenigenMetern. Bei Anfängernin der Schießausbildung ist häufig zu beobachten,dasssie ungeeigneteHaltungeneinnehmenund ungeeigneteBewegungsabfblgen produzieren,derenHerkunft häufig in unadäquatenDarstellungenvon Schusshandlungenin Film,Fernsehenund Computerspielen oder bei den Vorgehensweisen für Sportschießengefundenwer, den kann.Auch unterscheidetsich die Schusszahl, die bei einer Übung abgegebenwerden kann, erheblichvon Filmen oder Computerspielen: Während einer übung wird v o n k e i n e m b i s z u i n s e l t e n e nF ä l l e n 5 S c h u s sa b g e g e ben, ganz im Gegensatz. zu den actiongeladenen Szenen m i t H ü l s e n h a u f eanu s d e n M e d i e n . Die bei einem GCSim Gegensatzzu diesemrealenTraining der HessischenPolizeideutlichenUnterschiedelie, gen zum einen in der starkenInvolviertheiteigenerKör_ perbewegungenund -belastungen,und zum anderen in der visuellenDarstellungdes für den Einsatzrelevanten Nahbereiches wenigerMeter.Selbstwenn Maus untl Tastatur durch eine Lichtpistoleersetztwerden,so bleibt die eigenekörperlicheBeweglichkeitdeutlicheingeschränkt, und die körperlicheBelastungist gering.Auch der für das Bewegenin bestimmtenFormationennotwendigeKörperkontakt und die Rückmeldungdes Körperkontaktessind nicht in Computerspielen vorhanden.Währendbeim üben mit Farbmarkierungsmunition man eine deutlicheRückmeldung über Treffer am eigenenKörper erhält unrl ein treffervermeidendes Verhalteneinübt,flndet die Rückmeldung in GCSdurch kurzfristigesErscheinenroter Balken oder kurzfristigesrötlichesEinfärbendes Monitorbildes s t a t t .N i c h t s e l t e nn e h m e n S p i e l e rp r o b l e m l o sv i r t u e l l e Körpertrefferoder sonstigeSchädenin Kauf, um z.B.die Positionim Spielzu wechseln. Auch unterscheidetsich die visuelle Darstellungin GCS erheblichvon dem, was man bei Betrachtungrealer Szenen mit den Augensieht:Die exklusivim NahbereichwirksamenTiefen-und Rauminformationen gehendurch eine 2 D A b b i l d u n g( w i e s i e z . B .e i n M o n i t o r o d e r e i n B e a m e r erzeugt)komplett verloren oder widersprechender dargestellten3D-Vorlage. Die Tiefenwahrnehmungdes Menschenorientiert sich an verschiedenenTiefenhinweisen. Während Tiefenhinweisewie Verdeckung,Schattenund relative Höhe im Sehfeldin einer 2D-Abbildungebenso wie bei realerBetrachtungeinesObjektesvorhandensind, gehendie okkulomotorischen und bei Verwendungderselben Abbildungfür beideAugen die stereoskopischen Tiet'enhinweise verloren.Mit speziellenGerätenwie z.B.einer Stereobrilleist es zwar möglich,für jedesAugeein eigenes Bild zu produzierenund dadurchstereoskopische Informationendarzustellen, aberjedesdieserbeiden2D-Bilderenthält keine der ursprünglichen3D-Vorlage entsprechenclen Informationmehr über Akkommoclation. Akkommodationsinformationen kommen dadurch zu Stande,dassdas Scharf-Sehen einesnahen Objekteseine stärkereKrümmung der Linse im Auge erfordertals ein weiter entferntesObjekt, und dass Objekte,die entfernt vom Punkt der Fokussierungliegen,unscharferscheinen. Während man bei Betrachtungeiner realen 3D-Vorlage seinAugeverschieden akkommodierenkann uncldadurch bestimmteGegenstände in Abhängigkeitvon ihrer Distanz mehr oder wenigerscharfsieht,ist bei Betrachtungeiner 2D-Abbildungdie Schärfevon der Akkommodationdes Augesauf die Distanzzur Abbildungabhängig,abernicht mehr von den Distanzender ursprünglichenObjektein der 3D-Vorlage. In Computerspielen besitzendaherdie dargestelltenObjekteentwederentfernungsunabhängig maximale Schärfe,oder es wird für die Bildberechnungeine angenommeneAkkommodationfestgelegt,mit der dann Ausgaber/zoo7 Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen die Schärfeder Objektefrir die 2D-Abbildungentsprechend vermindertdargestelltwircl: Z.B. wird in AA oder ,,Operation Flashpoint"bei einem Zielvorgangmit angelegter WaffeohneZielfernrohreine unscharfeKimme eingeblendet,alsozur Bildberechnung eineAkkomodationangenommen, derenFixpunkt entferntvon der Kimme liegt. Auch gehen in einer 2D-Abbildungdie Tiefeninfbrmationen verloren,welcheauf Vergenzbasieren.Währendbeim Betrachtennaher Objektedie Augen stark konvergieren, stehensie beim Betrachtenweit entfernterObjekteparallel. VomFixationspunktzu weit entfernteObjektewerden nicht mehr in der Wahrnehmungfusioniertund eventuell alsDoppelbilderwahrgenommen. Die normalerweise aneinander gekoppeltenund beide zur Tiefeninformationim NahbereichbeitragendenProzesseAkkommodationund Vergenzmüssenbeim Betrachtenvon stereoskopischen 2DAbbildungen(wie sie z.B.durch eine an einen Computer angeschlossene Stereobrilleerzeugtwerdenkönnen)ent koppeltwerden,und dies könnte einer der Gründe sein, warum manchePersonenüber Unwohlseinund Übelkeit i n S i m u l a t o r e nb e r i c h t e n( R u s h t o n& R i d d e l ,1 9 9 9 ) .B e i Betrachtenderselben2D-Abbildungmit beidenAugenmüssen Akkommodationund Vergenznicht entkoppeltwerden,aberder durch sie entstehende Tiefenhinweisenthält nicht die der realen3D-Vorlage entsprechenden Distanzen der Objekte,sondernlediglichdie Infbrmation,wie weit die Abbildung (alsoder Monitor oder die Leinwand)vom Auge entferntist. Essind den AutorenkeineExperimentebekannt,die explizit untersuchthaben, inwieweit die Abweichungenvon Akkommodation und Vergenzbei einem Simulatortraining die Genauigkeitvon Schussabgaben in der Realsituation beeinflussen. Es ist jedochnaheliegend, dassfür militärischrelevanteDistanzenwie z.B.150Meter das Fehlen dieserTiefenhinweiseunbedeutendist, da ihr Informationsgehaltbei zunehmenderDistanzimmer geringerwird, und ab 6 Meter nicht mehr relevantfür die menschliche Tiefenwahrnehmungist. Wenn zusätzlichbei der realen Schussabgabe der Zielvorgangselber nur auf einer 2DAbbildungbasiertoderZieleinrichtungen benutztwerden, die von sichausdieseTiefeninfbrmationen nicht mehr enthalten oder benötigen,so dürfte das FehlendieserInformationenim Simulatortrainingvielleicht sogar hiltieich sein. Umgekehrtkönnte es sich hingegenfür nahe Ziele i m B e r e i c hw e n i g e ro d e r u n t e r e i n e m M e t e r v e r h a l t e n . In diesem Nahbereichtragen Akkommodationund Vergenzstärkerzur Tiefwahrnehmungbei,und es erfolgteine nahezuoptimaleKombinationderverschiedenen Tiefenhin- Ausgabet /zoo7 Polizei@wissenschaft weise(Hillis,Watt,Landy& Banks,2004).Für die Winkelgenauigkeiteiner Zeigebewegung im Bereichbis 50 Zent i m e t e r s i n d d i e s eb e i d e nT i e f e n h i n w e i s seo g a ra l l e i n i g hinreichend,weitere hinzugefügteTiefeninformationen erhöhen die Genauigkeitnicht zusätzlich(Foley,1975). Für dasbei der HessischenPolizeiverwendeteDeutschieI3energibt sich entsprechendeine bedeutendeRolle dieser Tief'enhinweise, die in einem Simulatortrainingnicht darstellbarsind. Abschließendkann festgestellt werden,dassdie häufigste Variantevon GCS,die Egoshooter, eine schnellevisuelle Objekterkennungund räumlichverteilteAufmerksamkeit schulenkönnen.Computerspiele, die zusätzlicheMöglichg, Infbrmationsauskeitenwie strategische Einsatzplanun tausch,Kommunikationmit der Konfliktparteiund möglicheDeeskalation vorsehen,solltenauchdieseFertigkeiten fördern,jedochsind solchein den meistenGCSgänzlich nicht existent(wie z.B. möglicheDeeskalation)oder nur r u d i m e n t ä rv o r h a n d e n( w i e z . B . E i n s a t z p l a n u n g beginnend mit einer Lagebesprechung). Nicht trainierbar mit der zum aktuellenZeitpunkttypischenHardwarefür den privatenKonsumbereichsind Fertigkeiten,die in Zusammenhangmit Körperwahrnehmungund Körper-,Kopf-und Augenbewegungen in größerenBereichenals das Monitorbild stehen,sowiedie adäquateDarstellungvon räumlichenTiefenhinweisen, die auf AkkommodationoderVergenz basieren,welchefür die visuelleWahrnehmungbis zu Distanzenvon 6 Metern relevantsind. Dahersind GCS als Trainingsinstrumentfür die Polizei nur in umgrenzten Teilbereichengeeignet.Sie stellenkein umfassendes T r a i n i n g s k o n z e pf tü r d i e A u s b i l d u n gd e r S c h u t z p o l i z e i dar, zum einen aufgrundfalschervisuellerDarstellungen räumlicherTiefenhinweise,und zum anderenaufgrunddes gänzlichenFehlensbestimmterMöglichkeitenwie z.B.dem Einsatzvon Körper,Stimmeund Sprachezur Deeskalation. Durch zukünftigeexperimentelleUntersuchungensollte evaluiertwerden,ob und welcheArt von Übungsteilenauf Grundlagevon GCSgeeignetsind,Ausbildungsergebnisse bei der Schutzpolizeieffizientzu verbessern. Machen GCS dumm? Gibt es neben den diskutiertenWirkungen von GCSauf aggressives Verhaltenund Schießleistungen auchVerbesserungenoderVerschlechterungen alIgemeinerkognitiver Leistungen,die aus dem Konsumvon GCSresultieren?In korrelativenStudien (Anderson& Dill, 2000) zeigt sich, dassschlechtereakademischeLeistungenmit dem selbstgewähltenKonsumvon GCSeinhergehen.Wer schlechter Seite55 Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen-----.----- lolizei@wissenschaft im Studium ist, konsumiertauch mehr GCS.Für diesen korrelativenZusammenhanggilt aber dasselbewie für den korrelativenZusammenhangvon aggressivemVerhaltenund dem Konsumvon GCS:Was Ursacheund was Folgeist, kann nicht entschiedenwerden.Eine Erklärung könnte sein,dass für diesenstatistischen Zusammenhang dassfür clerKonsumvon GCSderartviel Zeitbeansprucht, die VorbereitungakademischerLeistungenwie z.B.Hausaufgabennicht mehr genugRestzeitverbleibt.Eineandere Erklärungkönnte beinhalten,dassder Konsumvon GCS aufgrund starker emotionalefInvolviertheitin das Spiel zum Vergessenvon kürzlich gelerntenInhalten führen könnte.Wiederumdenkbarist aberebenso,dasseinePerson aufgrundausbleibendenakademischenErfolgessich dem Spielenvon GCSwidmet, weil sie dort Erfolgserlebnissehabenkann.Und schließlichkönnteder ZusammenLeistungenbei hangzwischenschlechteren akademischen erhöhtemGCS-Konsum daraufzurückzuführensein,dass eine latenteVariable,wie z.B.das Ausmaßdes Wunsches nachErregungoder Unterhaltung,sowohlWirkungenauf akademische Leistungenalsauchaufden Konsumvon GCS hat: Wer gerneangeregtunterhaltenwerden möchte,der widmet sich stärkerden aufregendenGCSund vermeidet zugleichlangweilige,aberfür akademischeLeistungrelevante Studieninhalte.KorrelativeZusammenhängekönnen also nur als Hinweiseverstandenwerden,was relevanteFaktorensein könnten;experimentelleStudienzur Prüfungder kausalenWirksamkeitsolcherpotentiellidentifizierter Faktorensind jedochunumgänglich. entgegengesetzt zeigendie KorrelativenUntersuchungen zu GCS,aber ErgebnisseexperimentellerLangzeitstudien dassVerbesserunauchzu gewaltfreienComputerspielen, gen kognitiverLeistungenresultieren.Z. B. Verbessertein Trainingmit dem GCS,,Medalof Honor" (ein 10-stündiges Egoshooter)die visuelle Aufmerksamkeitsowohl in der räumlichenAusdehnungals auch in ihrer zeitlichenAuflösung gegenübereinem gleichlangenTraining mit dem gewaltfreien 2003).Ein 25Spiel,,Tetris"(Green& Bavelier, stündigesTraining mit Tetris führt im Vergleichzu keinem der ReaktionsSpielenbei Rentnernzu einerVerbesserung (Goldstein,Cajko,Oosterzeiten im Sternberg-Paradigma broek,Michielsen,van Houten& Salverda,1997).Direkt in den SpielenbenötigteFertigkeitenwerdenalsodurchdiese geschult.In einemÜberblickkommenGreenund Bavelier ( 2 0 0 4 )z u d e m S c h l u s s d , a s s C o m p u t e r s p i e l de r a s t i s c h Fertigkeiten(Hand-Auge-Koordination, vi suo-motorische wie auchräumlichesVorstelReaktionszeiten ) verbessern, lungsvermögenund die visuelleAufmerksamkeit. Seite56 Wenigereinfachstellt die Situationfür die Wirkung von GCSauf das Gedächtnisdar. ExperimentelleLangzeitstudien liegenbisherkeinevor.Kurzfristigallerdingsscheint die durch GCSerhöhteErregungzu bessereminzidentellen Lernenzu führen (Geserich,2005; Bösche& Schmidt, 2005). Machen GCSasozial? Direkt inhaltlich-theoretischverbundenmit der Steigerung aggressivenVerhaltensnachdem Konsumvon GCSist auch die Minderungvon prosozialemoderhelfendemVerhalten. Empathie,emotionaleResonanzund Mitleidsfähigkeitmit einem Opfer sind entscheidenddafür, wie stark aggressive Handlungengegenübereinem Opfer gehemmtsind, und wie wahrscheinlichhelfendeund kooperativeHandlungen resultieren.Sheeseund Graziano(2005) berichten, dassnach einem GCSPersonenin einem modifizierten Gefangenendilemma unkooperativund ausbeuterisch handeln.GCSscheinenmindestenskurzfristig die Fähigkeit zur Empathie(Trudewind& Steckel,2002) und das zu beeinträchtiErkennenemotionalerGesichtsausdrücke gen (Kirsh& Mounts,in Druck).Als physiologisches Korrelat davonkann nach dem Konsumvon GCSexperimentell eine verringerte Herzrate und verringerte hautgalvanische Reaktionauf die Konfrontationmit realen Gewaltvideos festgestelltwerden (Carnagey,Anderson& Bushm a n .i n D r u c k ) . Eine korrelative EEG-Studiezeigt bei einem Vergleich von GCS-Konsumenten mit Kontrollprobanden,dass die eine in der Gesamtstärke Gehirnevon GCS-Konsumenten auf die Präsentationvon BilverringerteP30O-Komponente dern mit aggressivemInhalt aufweisen(Bartholow,Bushmit Extremman & Sestir,2006).EinefMRl-Untersuchung konsumentenbelegt,dassbei diesenwährendder Phasen eineselektiveDeaktivierung aggressiver Spielhandlungen desemotionalenSystemsund der Amygdalaerfolgt (Weber, Ritterfeld& Mathiak, 2006).Zu beachtenist bei diesenbeider Gehirnaktivitätjedoch,dasseine den Untersuchungen in der IntensitätverringerteGehirnreaktionnicht zwingend mit weniger emotionalemEmpfindeneinhergehen kann auch muss:Die Reduzierungder P3O0-Komponente geringerem geringeren Folge einer Überraschungoder benötigtemkognitiven Aufwand zur Verarbeitungdes Reizes sein (Hruby & Marsalek,2003), und eine Deaktivierung der Amygdalaerfolgt auch bei stark Verliebten,wenn ihnen ein Bild ihrer Angebetetengezeigtwird (Bartels& Z e k i .2 0 0 0 ) . Ausgabet/zoo7 Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen W i e a u c h b e i d e r D i s k u s s i o nd e r S t e i g e r u n ga g g r e s s i ven Verhaltensist zu überlegen,in welchemAusmaßdie durchGCSverursachteMinderungvon Empathieund die gesenktekörperliche Reaktivitätsich gegenüberpersonen oder Sachenaußerhalbdes virtuellen Spielsniederschlägt.Den Autoren sind keine Berichtebekannt, dass nacheinemExperimentmit GCSVersuchspersonen gegenüber dem Versuchsleiterunkooperativwerden, eher im Gegenteil:Wie bereitserwähnt,waren bei Weber,Ritterfeldund Mathiak (2006)die meistenTeilnehmernachder einstündigenSitzungmit einem GCSbereit,auch an wei, teren Untersuchungenteilzunehmen.Auch in unserem eigenenLabor ist Asozialitätoder vermindertesHilfeverhalten nach GCS bisher nicht aufgefallen:Nach ExperimentenwerdenTeilnehmerroutinemäßiggefragt,ob sie für weitere Experimentezur Verfügungstehenwürden; bisherergabsich dabei kein statistischbelegbarerEfTekt derart,dassnach GCSdie Zusagequote für weitereExperimentesinken würde. Und auch hier bleibt die Frageoffen,in welchemAusmaß die experimentellbelegbareverminderteEmpathieund geringerekörperlicheReaktionauf aggressiveReizedas Verhaltenbeeinflussen.Eine geringereemotionaleReaktion auf bestimmteReizeist für manchePersonendurchaus angezeigt.Zumindest für professionelleHelfer wie z.B.Polizistenist es von Vorteil,wenn sie nicht panikartig auf die Begegnungmit Gewaltopfernreagierenunclgelassenerund mit ,,ruhigeremKopf" in aggressivenSituationen agierenkönnen. GegeneinestarkeAsozialisierung durch GCSspricht,dass sich um GCSherum Spielgemeinschaften bilden (sogen a n n t eC l a n su n d C o m m u n i t i e s )d, i e n i c h t n u r v i r t u e l l , sondernauchrealgemeinsamdie Spielekonsumieren.Auf sogenanntenLAN(-Party)streffen sich die Spielerund bringen ihre Computermit. Die Anzahl der Teilnehmerkann durchausin die Hundertegehen,häufigwerdenHallenfür solcheZweckeangemietet. Es ist uns kein Berichtbekannt, dass auf solchen Massenkonsumptionsveranstaltungen für GCSgewalttätigeAusschreitungenpassiertsind, eher im Gegenteil:Man spielt miteinander,und das Erlebnis gemeinschaftlichen Konsumsgehtüber dassolitäreErlebnis am Heimrechnerhinaus. Neben dem gemeinsamen Konsum von GCS hilft man sich auch gegenseitigbeim Aufbauder Rechner,sowiebei der Einrichtungund Betrieb elektronischerSoftwaretauschbörsen. Unter Umstänclen gehendamit erheblicheVerstößegegenUrheberrechtevon Softwareund Filmen einher.Bei diesenVerstößenunterstützensich die Teilnehmerallerdings kräftig: Manche AusgabetlzooT Polizei@wissenschaft bringen von vornherein reine Datenverteilungsrechner mit, von denenschnelldie aktuellstenFilme und Spielein raubkopiertenVersionenherunterkopiertwerdenkönnen. Gegenüberden Inhabernder Urheberrechteund der Verkaufsindustrieist dies durchausunempathischund viel, leicht sogarasozial,gegenübersuchendenExtremkonsumentenmit hohemKonsumdurchsatz ohneKaufwilleoder -fähigkeitjedochsehr positivund helfend. GCSund das Massaker am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt Am 26.04.2002tötete RobertSteinhäuser(RS)im Erfurter Gutenberg-Gymnasium 16 Menschenund beging Suizid.BereitswenigeTagespäter(sieheEinführung)wurclen verschiedene Thesenüber einenZusammenhangvon GCS und dem Amoklaufdiskutiert.HabenGCSbeim Massaker von Erfurt einen Beitraggeleistet? Implizit oderexplizitgehenviele davonaus,dassder übermäßigeKonsumvon GCSbei dem TäterRSentwederkurzfristig ,,eineSicherunghabe durchbrennen"lassenoder durch ihre langfristigeEinwirkung auf den TäterdasMassaker (mit)verursachthaben.Um dieseMöglichkeitenzu diskutieren,wertenwir die Informationenund Bewertungen hauptsächlich ausdem Berichtder KommissionGutenberg-Gymnasiumaus (Gasser,Creutzfeldt,Näher,Rainer& Wickler,2004).Seitenangaben in diesemAbschnittbeziehen sich immer auf diesenBericht. GCSals mögliche kurz- oder langfristige Ursache des Massakers in Erfurt NachHoffmann(2003)folgenAmoktatenfastnie spontanen Entscheidungen, sondernsind der Endpunktin einemWeg aufdie Tathin. Dasses bei RStatsächlichein längererVorbereitungsprozess gewesenist, zeigenfolgendePunkte: Der Täter verfügte am Tatort über mehr als 650 Schuss Munition, zwei Schusswaffen, zwei Stichwaffenund eine Verkleidung.Es zeigt, dass er erheblichenAufwand in die Bewaffnunggesteckthat und vor allem die Verkleidung spricht für eine bewussteInszenierungder Tat.Die Bewaffnungvon RS begannsiebenMonatevor der Tat (S. 22-24)und ist z.T.nicht mit einer Sportschützentätigkeit v e r e i n b a r( S . 2 4 & 3 1 ) .D a s z e i g t ,d a s se r s i c h f r ü h z e i t i g den Besitzvon Waffengewünschthat, die nichts mit der Sportschützentätigkeit zu tun haben. Die Schule war ein symbolträchtigerTatort,an dem RS über lahre Minderleistungenerbrachthat und sich mut- Seite5T rohzei@wissenschaft maßlichgedemütigtgefühlt hat. Bei einer Kurzschlussreaktionwärees plausibler,er hätteein Massakerbei sich zu Hauseoder in der nächstengrößerenMenschenansammlung verübt.Die Tat geschahaußerdeman einem symbolträchtigenDatum: Dem letztenTag der schriftlichenAbiturprüfungen(S.300). RobertSteinhäuserhat an diesem M o r g e nm u t m a ß l i c hn u r e i n e S t u n d ee i n G C Sg e s p i e l t . nach Es wäre plausibler,dass eine Kurzschlussreaktion einemlängerenKonsumauftritt und nicht genauan einem Datum. symbolträchtigen Die Durchführungder Tat und das Verhaltendes Täters wurde von Zeugenals systematischund zielgerichtetwahrgenommen(S.63ff, S. 71,S. 77):Der Täterging zu Beginn der Tat zügig von Raum zu Raum und von Stockwerkzu S t o c k w e r ku n d e r s c h o s si n d e r M e h r h e i t L e h r e r ,o h n e i n n e z u h a l t e ns,i c h u m d i e Z u s c h a u e zr u k ü m m e r n o d e r wäre ein wildes zu reden.Bei einer Kurzschlussreaktion in rasenderWut und die erkennbareIntenUmherschießen tion des Suizidsoder Tötuns durch andere(2.8.,,suicideby-cop")plausibler. RShat überMonatenachseinerEntlassungausdemGutenberg GymnasiumeinenweiterenSchulbesuchvorgetäuscht und damit ein Bild von sich bei anderenaufgebaut,dass irgendwannzerbrechenmusste(S.24ff, S. 25, S. 299f).Er hat sich durch die SummeseinerHandlungenund Unterlassungenweiterer Handlungsalternativenberaubt und daher Gewalt,als das ,,letzteMittel", um seine Situation zu verändern,wahrscheinlichergemacht. Es gibt keinen ausdrücklichenHinweis darauf,dass der forTäteran einembestimmtenDatumeinenTatentschluss muliert hat. Allerdingsist es unter Berücksichtigungder o.g.Gründe nicht plausibel,dassbei RS am Morgen des beim mutmaßlicheneinstündigenSpielen N{assenmordes d e s S p i e l s, , O u a k e ,", e i n eS i c h e r u n gd u r c h g e b r a n nits t " und dassdas GCSdie Tat kurzfristig ausgelösthat. Es ist plausibleqdass aufgrundder geschildertenSachverhalte geplantund vorclasMassakeram Gutenberg-Gymnasium bereitetwurde. InwiefernhabenGCSin diesembesonderenFall das Massakerlangfristigmit verursacht?Vor die Analysedes EinzelfallsErfurt stellenwir eine allgemeineBetrachtungdes Z u s a m m e n h a n g ezsw i s c h e nd e m K o n s u mv o n G C Su n d Amokläufen,welcheauchdie GrundratendesKonsumsvon der Merk GCSbeinhaltenwird, da ein alleinigesBetrachten malevon Amokläufern(wie z.B.,,habenGCSkonsumiert") führenkann:Auf dieseWeisewürdeman zu Fehlschlüssen Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen lediglicheineSchätzungderbedingtenWahrscheinlichkeit des Konsumsgegebeneinen Amoklauf schätzen.Für die Diskussionrelevantist iedochdie Differenzzwischender bedingtenWahrscheinlichkeiteines Amoklaufsgegeben eines den Konsumund der bedingtenWahrscheinlichkeit AmoklaufsgegebenkeinenKonsum.Einfachergesagt:Als Faktorvon Amokläufenkommt der positivverursachender Konsumvon GCSüberhauptnur dann in Frage,wenn bei Konsumentendie Amoklaufrategrößerist als bei vergleichbaren Nichtkonsumenten.Für die VergleichbarkeitmüsStatus sen Faktorenwie Geschlecht,sozioökonomischer und Alter kontrolliertwerden.Je mehr GCSzur Verursachung von extremenGewalttatenbeitragen,destogrößer solltebei GCSKonsumentendie Amoklaufrateim Vergleich zu Nichtkonsumentensein,und je mehr Konsumentenes gibt,destomehr Amokläufesolltenstattfinden.Wennman zunächstdie Grundratenbetrachtet,so fällt auf, dassdie Zahl von Konsumentenund Extremkonsumentenerheblich ist, und im Vergleichdazu die Anzahl von Amokläufen verschwindendgering ausfällt.Wenn das Konsumieren von GCSstark zu Amokläufen und Massakernanregen würde, so müsstenerheblichmehr extreme Gewalttaten stattfinden,da täglich etliche Millionen Spielstundenin liegt die Rateakti GCSweltweit anfallen.Beispielsweise ven privatenKonsumsvon GCS,die wir durchBefragungin Experimentenerhobenhaben(N=272),bei verschiedenen weiblichenStudierendenbei 20%und bei männlichenbei bezüglichkooperativen 45%.Auch unsereBeobachtungen von GCSauf MassenVerhaltensbei Extremkonsumenten gen (LAN-Partys,sieheDi skussionskonsumveranstaltun frage,,MachenGCSasozial?")lassenes unwahrscheinlich erscheinen,dass GCSzu spontanem,offenenGewaltverhalten oder gar Amokläufenführen. Die Studievon Vossekuil, Fein,Reddy,Borum und Modzeleski(2002) zeigt, die dasssich zur ErkennungpotentiellerSchulamokläufer Täter Die nicht eignet. EigenschaftprivatenGCS-Konsums interessierensich durchausdeutvon Schulschießereien lich für Gewaltinhaltein Medienund vor allem in eigenen literarischenWerken,aber auf GCSselberentfälltbei diesen das geringsteInteresse. Aufgrundder kleinen Fallzahlenvon Amokläufenist eine verlässlichestatistischeSchätzungdes Zusammenhangs von GCS-Konsumund Amokläufen schwierig;die allerdings grolleAnzahl von Nicht-AmoklaufendenGCS-Konsumenten und das eher geringeInteressean GCS-Konsum von Amokläufern begründen erheblicheZweifel daran, dass der Konsum von GCS einen stark positiv verursachendenFaktordarstellt. AusgabetlzooT Polizei@wissenschaft Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspiel Analyse des Massukers von Erfurt lm konkreten Fall des Massakersim Gutenberg-Gymnas i u mw o l l e nw i r d e n B e r i c h ti n h a l t l i c hw e i t e ra n a l y s i e r e n , um zunächstfestzustellen,welchenBeitragder Konsum gehabthaben vonGCSbeider Verursachung desMassakers könnte.Dazu werden wir zunächstdie Tat als Gesamtes analysierenund im zweitenSchrittdie möglicheRollevon G C Sd a r s t e l l e n . den. Das erklärt sich einerseitsdurch die konstantdesolaten Schulleistungen, die er sich nicht selbstzuschreibt. Hinzu kommeneine großeAbweichungin Selbstbildund Fremdbild.RS hat einerseitseine Persönlichkeit,die verschlossen,jähzornig,leicht kränkbar und reizbar ist. Andererseitshat er Größenvorstellungen und ist von sich selbst eingenommen. Dasführtedazu,dasser sich seineschlech ten Leistungennie selbstzugeschrieben hat. Warum greift ein Mensch zur Gewalt?Die Antwort ist einfach:Weil sublektiv für ihn Gewaltals der aussichtsreichsteoder einzigeWegerscheintein Ziel zu erreichen. Um mehr über die möglichenZieleund Beweggründedes Tätersabzuleiten,verwendenwir dasIACA-Modellzur Prognosevon Gewalt (de Becker,2001).De BeckersModell verwendetvier Faktoren,um vorherzusagen, ob eine Person Gewaltbenutzenwird, um ihre Zielezu erreichen.Die Punkte sind: subjektiveRechtfertigung, subjektiveKonsequenzen,subjektiveBefähigungund subjektiveAlternativen zur Gewalt. Nachdem Eintritt in das Gymnasiumhabensich RS schu(S.297). MarlischeLeistungen zunehmendverschlechtert kante Punkte in der Schullaufbahnsind das Fernbleiben von der letztenvon vier Realschulprüfungender 10.Klasse n a c hd e n Z e n s u r e n4 , 6 u n d 5 ( S . 1 3 ) .D a sI a h r e s z e u g n i s der 11.Klasseenthält fünfmal die Note5 und zweimaldie N o t e6 ( S . 1 3 ) .I n d e r W i e d e r h o l u n d g e r 1 1 .K l a s s eh a t R S i m H a l b j a h r e s z e u g ndi sr e i m a ld i e N o t e 5 ( S . 1 5 )u n d i m fünfmal die Note 5 (S. 16).Im Oktober Iahresendzeugnis 2001 wird er dann von der Schuleverwiesen,nachdem er ein ärztlichesAttest gefälschthat (S. 17).DieseEreign i s s es i n d j e w e i l sn u r d i e S p i t z e ni n e i n e r E n t w i c k l u n g , die bedeutete, dassdie Schulefür RSeineOuellevon Negativerlebnissenwar. Zur subjektivenRechtfertigung: Warum ist der Täter am Morgen des 26. April 2002 zu seiner Tat aufgebrochen? Warum hat er überhauptEnergiein die Vorbereitungder Tat investiert,warum hat er nicht einfächweiter Computer gespieltund sein Lebenweitergelebt?Die Kommission sieht es als wahrscheinlichan, dassRS die Tat langfristig u n d a k r i b i s c hg e p l a n th a t ( S .3 4 7 ) .D i e H a n d l u n g e nd, i e dafür nötig sind, brauchenBeweggründe, die stark genug sind, um die Handlungenüber einen längerenZeitraum a u f r e c h tz u e r h a l t e nu n d g e g e nH a n d l u n g s a l t e r n a t i v e n abzuschirmen.Die vollständigeinnere Erlebensweltdes T ä t e r si s t u n s n i c h t b e k a n n t u n d d a h e r z i e h e n w i r d i e Schlüsseaus den Verhaltensweisen des Täters Die Kommissionsieht als Gründe für die Tat Racheund Anerkennung(S.347f):Er hat Rachegesuchtfür die Demütigung und Kränkung,die er durch den Schulverweis empfunden hat. Er hat sich aus der Gruppe ausgeschlossen, vor anderenvorgeführtund ungerechtbehandeltgefühlt. Er rvolltemutmaßlichseinenMitschülern,Freundenund Lehrernbeweisen,dasser etwasGroßesleistenkann und mehr ist als nur ein Schulversager. Nur Motive wie Wut, Racheund SuchenachAnerkennung,beidesin starkerAusprägung,könnenplausibelmachen,woherRSdie Energie f ü r d i e s eT a tg e n o m m e nh a t . \\rarumwar RSlvütendoderwarum wollte er sich rächen? DieInstitutionSchuleund die Lehrerals ihre Vertretersind mutmaßlichfür RS zum Symbol für Demütigunggewor- AusgaberlzooT L DieseNegativerlebnisse wurden durch ihn anders wahrg e n o m m e nu n d b e w e r t e ta l s v o n s e i n e n M i t m e n s c h e n . Aus dem Protokoll der Anhörung bezüglich seiner Entlassunggeht hervor, dass die Schulleiterinnach kurzer B e f r a g u n gs e i n e E n t l a s s u n ga u s d e r S c h u l ev e r k ü n d e t . Zwei Lehrer drücken ihre Enttäuschungüber RS Verhalten aus (S. 17f).Diese PersonensehenRS offensichtlich voll verantwortlichfür sein Tun. Er selbsthingegenist fas sungslosund bittet die Direktorin,die Maßnahmezu überd e n k e n .D e r a n w e s e n d eK u r s s p r e c h egr i b t a n , R S h ä t t e nachdem Gesprächverstörtgewirktund immerzumit dem Kopf geschüttelt(S. 1B).Aus Angst,RS könne sich etwas antun,begleitetder Kurssprecherihn nach Hause(S. 18). Ein weiterer Hinweis auf die Interpretationdieser Situation als KränkungergibtsichwährenddesMassakers:Ein gsarbeitenim Schulgebäude gter mit Renovierun beschäfti Auszubildendertrifft mit RS zusammen,nachdemdieser bereits16Menschenermordethat:Der Auszubildende ver kennt die Situationund fiagt, ob ,,dashier eineAbschlussteier sei, weil es geknallt hat" (S. 114).RS antwortetdar(S.114). aut ,,Diehabenmich von der Schulegeschmissen." Ganzoffensichtlichbestandfrir den Täterein engerZusammenhangzwischenSchulverweisund seinerTat. I n d e m B e r i c h t d e r K o m m i s s i o ni s t e i n e P e r s ö n l i c h keitseinschätzung Die Einschätüber RS wiedergegeben. Seite59 rolizei@wissenschaft Nutzen und Risikenvon Gewaltcomputerspielen_ zungwurde von einer Fachgruppe,,Operative Fallanalyse" desBundeskriminalamtes und desthüringischenLandeskriminalamteserstellt.Die Persönlichkeitseinschätzung kommt zu dem Ergebnis,dasssich bei RSein kompensatorischerGröllenwahnentwickelte,er nicht den Unterschied zwischenseinen Möglichkeitenund seinen Ansprüchen erkannthat und keineVerantwortungfür sein Fehlverhalten übernimmt,sonderndie Ursachenanderenzuschreibt (5.297).RSlerntees außerdemzu wenig,Problemewahrzunehmen,anzusprechen, andereum Hilfe zu bitten und sie selbstständigzu lösen (5. 297).Die Kombinationaus einemgeringenSelbstwertgefühl und von Größenideenverhinderte,dasser Problemeauf sich selbstbezog(S.298). Die Elternvon RSgebenan,wegenseinerschulischenLeis tungen viel mit ihm geschimpftund ihn seltengelobtzu haben (Schadt& Beulich,2004).Von anderenMenschen wird er als arrogantund ,,cool"beschrieben(5.299).Die Lehrer und die Mitschüler hatten aufgrund seiner schulischen Leistungenkeinen Grund, ihm besondereAnerkennung zu zeigen.Mutmaßlich ist also ein Mangel an Anerkennungaus seinemsozialenUmfelddie Ursachefür seinenWunschnach Anerkennuns. WarumglaubteRS,dassihm eine GewalttatAnerkennung bringenwürde?Weil er selbstAnerkennungfür Gewalttaten empfundenhat: Dasist dokumentiertdurch sein inhaltliches Interessean Gewalt,seine mutmaßlichenRecherchen zu Amok und dem LittletonMassaker(5. 27, S. 12), den Erwerbeines Sachbuches (S. 13), über Schusswaffen seineMitarbeitan einemaußerschulischen Gewaltfilmprojekt mit Freunden(S. 15)und seinemWeihnachtswunsch nach Büchernwie "OsamaBin Ladenund der internatio- AfghanistansGotteskrienaleTerrorismus"und ,,Taliban ger und der Dschihad".Dasser sich für Gewaltnicht nur interessierthat, sondernsie auch bewunderthat, belegt die Aussageeines Freundesvon RS,der angibt, dass RS das Massakervon Littletonsowohlals solches,als auchin der Art seiner Durchführunggut gefundenhabe (S. 12). Der Freund gibt auch an, es sei RS um Aufmerksamkeit und Anerkennung gegangen,die größer sei als die von L i t t l e t o n( S .1 3 ) . Die Besonderheitenin der Persönlichkeitdes RS, seine subjektive Wahrnehmungund die Verarbeitungseiner Erfahrungen,sind nach unserer Ansicht verantwortlich für die Entwicklung eines Hassesauf die Lehrer seiner Schuleund den Wunschnach Rachean den Lehrern.Die mangelndeAnerkennungseinessozialenUmfeldesist der Grund frir sein BedürfnisnachAnerkennung.SeineBewunderungfür Gewalttaten erklärt seinenWunschnachAner- Seite60 kennungdurch einegroßeTat.DiesebeidenFaktorensind mutmaßlichdie subjektiveRechtfertigungdes RS für das Massaker. Zu den subjektivenKonsequenzender Tat: Hatte RS die Auswirkungenseiner Handlungennicht vorhergesehen? Warum hat sich RS zu einer Gewalttatentschieden,die nicht nur für die Opfer,sondernauchfür ihn als TäterverheerendeFolgenhabenwürde? RShat vermutlichdie AuswirkungenseinerHandlung,also den Tod von Lehrern,vorhergesehenund hat sie positiv bewertet,sich also den Tod von Lehrern gewünscht.Das wird dadurcherklärt, dasser seineGeringschätzunggegenüber Lehrern mehrfach in Worten und in Taten zum Ausdruck gebrachthat:Er tritt einemLehrerauf einerKlassenfährt mit einer Fingergeste des Schießensund den Worten ... Dich erledige ich" (S. 13) gegenüber. ,,det-det-det-det NachAngabenvon zwei Freundenhat RS mehrfachgeäußert,dasser (2.T.nach Konflikten)tödlicheGewaltgegen L e h r e re i n s e t z e nm ö c h t e( S . 1 1 8 ) . FolgendeHinweisebelegen,dassRS selektivan der brutalen Tötung von Lehrerninteressiertwar, die für ihn zu einemabstraktenFeindbildgewordenwaren(S.300):Viele Gelegenheiten, Schülerdirekt zu töten, wurden von ihm nicht genutzt.Er geht in die Klassenräumedirekt hinein, zielt und schießtaber nur auf die Lehrer.Auch als Schüler auf den Gängenan ihm vorbeilaufen,werdensie nicht getötet.Dem entgegenspricht, dass auch eine Schulse kretärin und ein Polizeibeamtergetötetwurden. Jedoch ist es möglich,dass diese beidenTötungeneher aus der Situationherausstattgefundenhaben (S.64, S. 112),also nicht geplantwaren und deswegennicht in das LehrerSchemapassten. Auch für sein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung ist der Einsatz von Gewalt aus RS subjektiver Sicht schlüssig:Ie mehr Gewalter einsetztund je grandioser dies inszeniertwird, destogrößer wird seine Tat in seinereigenenBewertung.Das erklärt, warum er mit dieser extremen Bewaffnungund der besonderenVerkleidung die Tat begangenhat. Ob RSseineneigenenSuizidgeplantoder in Kauf genommen hat, oder ob dieser als Reaktion auf seine Festsetzung durch den LehrerH. erfolgtist, bleibt unklar. Es gibt im Berichtder Gutenberg-Kommission keine eindeutigen Hinweise,die daraufhindeuten,dasser den Suizidgeplant hat oderVorbereitungenftir das EndeseinesLebensgetrof- AusgaberlzooT Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen fen hat. Es ist durchausmöglich,dasser in der Vorbereitung der Tat nicht die möglichenFolgender Tat für sich b e r ü c k s i c h t i ght a t , s o n d e r ns i c h n u r m i t s e i n e np r i m ä ren ZielenRacheund Suchenach Anerkennungbeschäft i g t h a t .W e i t e rs p r i c h ta u c hd i e D e m a s k i e r u n (gS . 1 1 4 S , . 1 2 7 )u n d e i n k u r z e s G e s p r ä c hm i t e i n e m A u s z u b i l d e n den (S. 114)währendder Tat,sowiedas Eingehenauf das Gesprächsangebot des LehrersH. (S. 127)gegeneine eind e u t i g eS u i z i d a b s i c hEt .s s c h e i n tp l a u s i b e ld, a s si h m e r s t während der Festsetzung,bei der er seinen Handlungsmöglichkeitenberaubtworden ist, die volle Auswirkung seinerTatklar gewordenist.Mutmaßlichals Reaktiondarauf hat er Suizidbegangen. Zur subjektivenBefähigungzur Tat: GlaubteRS,dasser die Befähigunghatte,Gewaltmit Hilfe von Schusswaffen a u s z u ü b e nu n d s e i n Z i e l z u e r r e i c h e n S ? e h rw a h r s c h e i n lich, ia. Er hatteeine Waffenbesitzkarte mit der Erlaubnis des Erwerbseiner Pistoleund einer Flinte erhalten und s i c h d a m i t e i n e G l o c k 1 7 u n d e i n e P u m p g u nM o s s b e r g 590 Mariner sowie größereMengen Munition beschafft. E r h a t t ee i n e A u s b i l d u n ga n d e r P i s t o l ei n e i n e m S c h ü t zenvereinerhaltenund über einenlängerenZeitraumtrai, niert (S. 14).RSverfügtezeitnahzu seinerEntlassungaus der Schuleund langevor dem Massakerüber die Tatmittel und die Ausbildungin ihrer Benutzung.lm Vergleich zu dem kontinuierlichenVersagenin der Schule,ging das Erlangender Waffenauf seineeigeneInitiativezurückund stelltemutmaßlichfür ihn ein großesErfolgserlebnisdar (S.299). Er erzähltein Folgeeinem Freundvon den Waffen und zeigtesie ihm (S. 26\. Er interessiertesich schon seit längererZeit für Waffenund Gewaltfilme(S.298) und hatte mutmaßlichüberdurchschnittliches Wissenverfügbar.DiesesWissenwird ihm zusätzlichesZutrauengegeben haben,zu einem Schusswaffeneinsatz fähig zu sein. Die Ausbildungund dasTrainingan der Schusswaffe, der Besitzvon zwei eigenenSchusswaffen, nachrangigauch das Wissenüber Waffenund der Konsum von GewaltfilmenhabenRSmutmaßlichmit einerhohenSelbstwirksamkeitserwartungausgestattet:er hat sich den Schusswaffeneinsatzzugetrautund damit als Möglichkeitin Betracht gezogen,seineZieleRacheund Anerkennungzu verwirklichen. SubjektiveAlternativenzur Tat:WelcheAlternativenhätte RSaus seinersubjektivenSichtzu einer Gewalttatgehabt, u m s e i n eZ i e l eR a c h eu n d A n e r k e n n u n g zu verwirklichen? Warumhat sich RS für dieseForm der Gewaltund dieses Datumentschieden? Dasses überhauptzu einem Tatentschlussgekommenist,erklärteinelängereEntwicklungin AusgaberlzooT I Polizei@wissenschaft der Biografiedes Täters.Nach seiner Entlassungaus der Schulestander ohneSchulabschluss da. Wie bereitsangesprochen,mobilisiertRSkeineausreichenden Anstrengun gen,um sich aus seinerPerspektivlosigkeit zu befreien(S. 18,S. 23).NachBewertungder Kommissionhatte er nicht gelernt,Problemeanzusprechen,aus Fehlern zu lernen o d e ra n d e r eu m i h r e H i l f e z u b i t t e n ( S .2 9 7 , 5 . 2 9 9 ) .I h m stehennachder Entlassungausder Schulepraktischkeine Bewältigungsstrategien zur Verfügung,um seine Situation zu verbessern. Um weitereAuswegeausseinerSituationhat sichRSdurch d e nh o h e nM e d i e n k o n s ugme b r a c h(t5 . 2 9 7 , 5 . 2 9 9S; c h a d t & Beulich,2004),der mutmaßlichalsBetäubungsverhalten ge dient hat.DieseverbrauchteZeit fehlteihm vermutlichzur Verbesserung seinerschulischen LeistungenodernachEntlassungausder Schulezur Wiederaufnahme der Schullaufbahn.Das Betäubungsverhalten hat die Lösungvon anstehendenProblemenverschobenoderverhindert.Die Eltern von RSgebenan (Schadt& Beulich,2004),dasser maßlosen Medienkonsumbetriebenhat. NachAussagedes Bruders habeRobertpraktischden ganzenTagferngesehen, bis der Vaterdies schließlichtechnischerschwerthabe. Gleichzeitigbringt sich der Täter in Zugz.wang,indem er Eltern und Freundemonatelangüber seinenweiteren Schulbesuchtäuscht(S. 24 ff). Dabeierhöht jede weitere Täuschungund der Verlaufder Zeit den Einsatz,der auf dem Spiel steht:RS muss zunächstnur zugeben,dasser in der Schuleversagthat. Mit jedem weiterenTag muss er auch noch zugeben,dass er andere getäuschthat. Er hat alsoeinerseitskeineZukunftsperspektive, gleichzeitig erhöhtjeder Tag den Druck auf ihn, irgendetwaszu tun. Wenn RS Ziel Racheallein gewesenwäre, dann wäre es ebensomöglichgewesen,dasser die Lehrermit DienstaufpornografischenFotomontagenoder sichtsbeschwerden, Sachbeschädigungen traktiert hätte.Wenn sein Ziel Aufmerksamkeitalleine gewesenwäre, dann hätte er durch Auftritte vor Schülern,über beleidigendePamphleteoder L e s e r b r i e f ei n Z e i t u n g e nv e r s u c h e nk ö n n e n , d i e L e h rer bloßzustellenoder zu verleumden.Seineschlechten Schulleistungenund seine Freizeitbeschäftigungen lassenjedochden Schlusszu, dasser sich einen ,,Kampfmit der Feder"nicht zugetrauthat. Verglichenmit o.g.Handlungsmöglichkeiten, gilt für eine Gewalttatzur Schulzeit,dass sie am aussichtsreichsten ist, um aus der subjektivenSicht von RS ein Höchstmaß der kombiniertenZiele Racheund Suchenach Anerkennungzu realisieren. Seite6l eoHzei@wissenschaft NutzenundRisikenvonGewaltcomputersoielen Auch der Tatzeitpunktscheintnicht zufällig gewählt.RS hat nicht den frühestenmöglichen Zeitpunkt für seine Gewalttatausgesucht. Das wäre der 19.10.2001 gewesen. An diesemTag war er bereits im Besitzseiner Tatwaffe, der PistoleGlock 17,zwei Magazinenund 1000 Schuss Munition.Er hat sichstattdessen den26.04.2002entschieden. Dies war die letzte Gelegenheit,sich vor den Augen seinerehemaligenMitschüleran den Lehrern zu rächen. Nach den schriftlichenAbiturprüfungenwären die Schüler nicht mehr anwesendgewesen.Bei einer eventuellen Abiturfeierwären möglicherweise nicht alle Lehreranwesendgewesen. Nehmen wir an, dass sich der Täter aus diesen Beweggründen für eine Gewalttatentschiedenhat, warum hat er eine Schusswaffe als Tatmittelgewählt?Er hätte seine Tat auch mit Bombenbau,Brandstiftung,Sabotage, einem Ninja-SchwertodereinemChemie-Angriffmit einemähnlich schrecklichen A u s g a n gd u r c h f ü h r e nk ö n n e n .A u c h diese Entscheidungfolgt der subjektivenTäterlogik:Er hat sich mutmaßlichfür Schusswaffenals Tatmittelent schieden,weil sie ihm verfügbarwaren,weil er sich mit ihnen auskannteund weil er sich ihren effektivenEinsatz zugetrauthat. An dieserStellesollteauch die Rolleder Elterrrangesprochenwerden.Die.jahrelangen schulischenMinderleistungen von RS bliebenohne Konsequenzen durch die Eltern (S.13),es gabkeineoff'eneKommunikationüber probleme (5.297f\, die Eltern schimpftenviel mit Robertwegender schlechtenNotenund lobtenihn wenig (Schadt& Beulich, 2004),der Ankauf und die Lagerungder Waffenund der Munition zu Hauseblieb durch die Eltern unentdeckt(S. 31).Die Eltern bemerktenüber sechsMonatenicht, dass ihr Sohn nicht mehr zur Schule(S.24ff) ging. Wir schließen darausund aus verschiedenen anderenAussagenbei Schadt& Bleulich(2004),dassRSvon seinerFamiliewenis Anerkennungund Rückhalterfährenhat. F a z i t :D i e E n t s c h e i d u n gf ü r e i n e G e w a l t t a ti s t e i n E n d punkt in einer längerenbiografischen Entwicklung,deren H a u p t u r s a c h em a n g e l n d ef u n k t i o n a l ep r o b l e m b e w ä l t i g u n g s s t r a t e g i e ns i n d . D e r Z e i t p u n k t i h r e r D u r c h f ü h rung und das Tatmittelstehenim Einklang mit den Zielen des Täters,nämlichRachezu üben und Anerkennuns zu suchen. Einfluss von GCS bei dem Massaker von Erfurt Wie obenausgeführtsind die Beweggrüncle desTätersfür die Tat und die Durchführungder Tat aus der subiektiven Seite62 Täterlogikplausibelnachzuvollziehen, ohne dassGCSin Betrachtgezogenworden sind. Inhaltlich sind GCSsomit keinenotwendigeBedingungfür dasMassakervon Erfurt. Aus demIACA-Modell(deBecker,2001)ergibtsich bereits formell der Schluss,dass GCSallein keine hinreichende Bedingunggewesensein können, da in dem Modell alle vier Faktorenin RichtungGewaltdeutenmüssen,um eine Gewalttatwahrscheinlichzu machen.An welchenStellen GCSvermutlichdennocheinen Einfluss hatten.analvsieren wir wieder nach dem JACA-Modell. Aus dem GeneralAggressionModell (Anderson& Bushman, 2001)folgt,dassbei RSdurch den Konsumvon GCS aggressiveWissensinhalteund -strukturen stärker akti viert waren als bei anderenMenschen.Es ist daher möglich, dasser die Begegnungenmit Menschenhäufigerals f'eindlichwahrgenommenhat, als andere Menschendas getanhätten.Das hat möglicherweiseeinen weiterenBeitrag zu seinem ,,FeindbildLehrer" (5.300)uncl der InterpretationdesSchulverweises geleistet,und ihm somit eine zusätzlichesubjektive Rechtfertigung gelief'ert. Aus der Forschungvon Trudewind& Steckel(2002)folgt, d a s s d a s S p i e l e nv o n g e w a l t h a l t i g e nC o m p u t e r s p i e l e n zumindestkurzfristigunempathischmachtund damit die Wahrscheinlichkeitfür aggressivesVerhaltenerhöht.Soltte sich dieser Effekt auch langfristigauf die persönlichkeit auswirken (wofür es allerdingszum aktuellenZeitpunkt keineexperimentellen Belegegibt, sieheDiskussionsfrage ,,MachenGCSaggressiv?"), dannwärees denkbar,dassder Konsum von GCSRS unempfänglicherfür das zu erwartendeLeid der Opferder Tatund ihrer Angehörigengemacht hat. Weiterhinist möglich,dasser durch das wiederholte Erlebender Folgenlosigkeitdes Todesin GCSseine Einschätzungüber den Tod seinerOpferund seineneigenen Tod(,,Super-Soldat-Syndrom", sieheAbschnitt,,(Feh lender) Realitätsgehalt von GCS")wenigerrealistischgewordenist. Zusammenfassend legt die Forschungzu GCSnahe,dass zwar keine massiven,aber dennochgeringeEffektemöglich wären und mutmaßlichdie subjektivenKonsequenzen der Tat positiverhabenerscheinenlassen. Der Konsum von GCSkönnte mutmaßlichauch die subjektive Befähigungvon RSzur Tat erhöht haben.Aus dem GeneralAggressionModel (Anderson& Bushman,2001) folgt, dassRS zusätzlichzu seiner Erfahrungam SchießstanddesSchützenvereins durch den Konsumvon Gewaltfilmen und GCSneueWahrnehmungsschemata und Skripte erworbenodervorhandeneveränderthat. Er hattemutmaßlich eine konkretereund systematischere Vorstellungdarü- Ausgaber/zoo7 Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen Polizei@wissenschaft ber,wie einemassiveGewalttatablaufenkann.Der Bericht derKommissiongibt zwar keinenHinweisdarauf,aberRS hättedie Möglichkeitgehabt,seine Tat am Computerzu planenund spielerischzu üben:Für Egoshooter existieren Erweiterungen, die als SzenarioeineSchulebieten(Schindler & Wiemken,1997).Weiterhinliegt durch bisherigeForschungnahe (Hermanutz,Spöcker,Gnam & Neher,2002; Hermanutz,Spöcker& Panning,2003),dassder Tätermit demSpielenvon Egoshootern seineTrefferleistung mit der Pistolelyeiterverbesserthabenkönnte. nert die Vorgehensweise bei den Tötungenin dem Gutenberg-Gymnasium an ein systematisches Durchlaufeneines GCS-szenarios. DieseAnnlichkeitensind Hinweisedarauf, dassElementeaus den Gewaltmedienbewusstoder unbewusst in die Tat eingeflossensind und die Art und Weise der Durchführungder Tat (ModusOperandi)beeinflusst haben.Dasist nachdem GeneralAggressionModel(Anders o n& B u s h m a n2, 0 0 1 )a u c hp l a u s i b e lA. l l e r d i n g ss i n d d i e Ahnlichkeitenkeineverlässlichen Hinweisedaftir,dassdie Gewaltmediendie Tat verursachthaben. \4'elchesubjektivenAlternativenhatte RSzum Einsatzvon Gewalt?Es gibt Hinweise,dass RS mit dem Konsumvon GCSim Sinneeinessuchtähnlichen Verhaltensunkontrolliert viel Zeit verbrachthat. DieseverbrauchteZeit fehlte ihm zur Verbesserung seinerschulischenLeistungenoder n a c hE n t l a s s u n g a u s d e r S c h u l ez u r W i e d e r a u f n a h mdee r Schullaufbahn. DiesesVerhaltenhat die Lösungvon anstehendenProblemenverschoben oderverhindert.Im Bericht der Kommissionfinden sich einerseitskeineHinweiseauf e i n e n s u c h t a r t i g e nu, n k o n t r o l l i e r t e nK o n s u mv o n G C S . Andererseitswäre dieser Effekt kein spezifischerEffekt von GCS,sondernvon Computerspielen oder Medienkonsum allgemein.Auch die Elternvon RSäußerndieseSichtt B e u l i c h ,2 0 0 4 ) .Z w e i w e i t e r eH i n w e i s e , w e i s e( S c h a d & dass das Betäubungsverhalten nicht von Computerspielen als singuläremPhänomenverursachtwurde, zeigen dieseAussagen: NachAngabender Mutter hatteRSnahezu keinelnteressen, er seiz.B.im Sommernichtins Schwimmbad gegangenwie andereIugendliche(Schadt& Beulich, 2 0 0 4 ) .L a u t s e i n e sB r u d e r sh a t R S p r a k t i s c hd e n g a n z e n Tag ferngesehen, bis der Vaterdies schließlichtechnisch erschwerthabe. Z u s a m m e n f a s s e nsde h e nw i r d e n Z u s a m m e n h a n gz w i schendem Massakeram ErfurterGutenberg-Gymnasium und GCSfolgendermaßen: Unter Berücksichtigungaller Beweggründeund Ursachentreten GCS in den Hintergrund. Eine Gewalttatwar - im Wissenum die subjektive Perspektivevon RS- zu erwartengewesen,ohnedas GCS eine bedeutendeRollehättenspielenmüssen.GCShaben vermutlich zusätzlich,aber nachrangig,förderndauf die Durchführungdes Massakersdurch RS gewirkt und die Tat in der Art und Weiseihrer Ausführung (ModusOperandi) gefärbt.Es gibt keine bedeutsamenHinweiseaus dem EinzelfallMassakeram Gutenberg-Gymnasium, dass GCSihre Konsumentenzu ,,Killern"machen(sieheauch D i s k u s s i o n s f r a g e , , M a c hGeC n Sa g g r e s s i v ? " ) . Esist sehrwahrscheinlich, dassRSviel Zeitmit Betäubungs verhaltenverbrachthat und sich dadurchvon dem Erllrin gen schulischerLeistungenund dem Angehenvon Proble men weiter entfernt hat. Als Betäubungsverhalten hat er unter anderemauch GCSgespielt,er hätteaber auch mit anderenVerhaltensweisen (andereMedien,Substanzmittelmissbrauch)eine ähnlicheWirkung erzielenkönnen. Wichtigist, dasser keine Maßnahmenunternommenhat, um das Verhalteneinzuschränken. N e b e n d e r A n a l y s e i m R a h m e n d e s J A C A - M o d e t l (sd e Becker,2001)fallenweitereinigeAhnlichkeitenzwischen d e r T a t u n d d e n v o n R S k o n s u m i e r t e nM e d i e n a u f . D i e schwarzeVerkleidungfindet sich bei Protagonistenvon Gewaltfilmen(z.B.,,Killers"von RegisseurMike Mendez) oder in GCS (2.B.,,Counter-Strike") wieder.Weiter erin, Ausgaber/zoo7 Schluss und Einschränkungen GCShabensowohlpositiveals auch negativeEff'ekte.GCS sind weitauswenigergefährlich,als es beim erstenLesen von Schlagzeilen erscheinenmag.AndererseitshabenGCS negativeEffekte,was von manchenKonsumentenignoriert wird. Eine mindestenskurzfristigeaggressionssteigernde Wirkung kann belegtwerden,allerdingserscheintsie in ihrem Ausmaßgering.EineWirkung von GCS,die dasVer haltenin alltäglichenSituationenrelevantbeeinflusst,ist noch nicht belegtworden.Wir haltennach dem aktuellen Standder Forschungeinen maßvollenKonsum von GCS b e i e r w a c h s e n e np, s y c h i s c hg e s u n d e nM e n s c h e nn i c h t für bedenklich.GCSweisenpositiveTrainingseffekteauf: Zum einen schulensie bestimmtekognitiveFertigkeiten und sind zum anderenim Rahmeneinermilitärischenoder polizeilichenSchießausbildung als begleitendeTrainingsmaßnahmeohne Verletzungsgefahr einsetzbar. W i r w e i s e n d a r a u f h i n , d a s s d i e b e r i c h t e t e nT h e o r i e n , Ergebnisseund Schlussfolgerungen aus der Forschung an typischerweiseerwachsenenPersonenbei moderater gewonnenwurden.DieBeurteilungdesMasKonsumdauer sakersam Gutenberg-Gymnasium basiertauf Datenund Seite63 lolizei@wissenschaft NutzenundRisikenvonGewaItcomputerspielen- Rekonstruktionen der zuständigenKommissionund Darstellungenvon Angehörigendes Täters. Wir sind der Meinung,dass beim aktuellenForschungsstandnicht entschiedenwerdenkann, ob der Konsumvon G C Sf ö r d e r l i c ho d e r h i n d e r l i c ha u f d i e P e r s ö n l i c h k e i t s entwicklungwirkt, ob das Spielenvon GCSnützlich oder s c h ä d l i c hf ü r d i e G e s e l l s c h aifst t , o b e s e i n em o r a l i s c hz u gung oderein amüsanter rechtfertigende Freizeitbeschäfti Zeitvertreibist.EinigeTeilnehmerder öffentlichenDiskussion kolportierenhierzu zwar Überzeugungen,aber bei d e r e n Z u s t a n d e k o m m esnc h e i n tw i s s e n s c h a f t l i c hEe v i d e n ze i n ee h e rg e r i n g eR o l l eg e s p i e l zt u h a b e n . Danksagung Wir dankenHerrn Prof.Dr.RainerSchmidt(emr.)für anregendeinhaltlicheDiskussionenund einelangfristigeBegleitung der Projektarbeit,Frau PD Dr. Galina Parameifür Diskussionder visuellenAufmerksamkeit und Tiefenwahrnehmung,und dem HessischenMinisterium des lnnern und für Sport,Herrn KriminaldirektorSchuth,Herrn Erster Polizeihauptkommissar Stahlund Herrn PolizeihauptkommissarSchaabfür die Informationenzur Schießaus nolizeischule. b i l d u n ga n d e r H e s s i s c h eP Seite64 LITERÄTUR America'sArmy. WindowsFAOs:ParentsInfo [On-Line]. Verfügbar:http://u.mu.americasarmy.comru support/faq win.php#faq12 111.07.200 6). America's Army. Platform/ Information Site [On-Line]. Verfü gbar: http :/ / gov.ameri ca sarmy.com/h om e.ph p (11.07.2006). America's Army. Master Browser [On-Line].Verfügbar: http://www.aa-mbs.coml (11.07.2006). Anderson,C.A. (2004).An updateon the effectsof playi n g v i o l e n t v i d e o g a m e s .I o u r n a l o f A d o l e s c e n c e2, 7 , 1 1 31 2 2 . 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