Nutzen und Risiken von Gewaltc omputerspielen

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Nutzen und Risiken von Gewaltc omputerspielen
Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen
Polizei@wissenschaft
Nutzenund Risiken
von Gewaltcomputerspielen:
Gefährliches
Trainingswerkzeug,
harmloseFreizeitbeschäftigung
oder
sozial
verträglicher
Aggression
sabbau?
WolfgungBösche& Flortan Geserich
Einführung
DieBandbreitedessen,was durch Konsumvon Simulationscomputerspielen
und Gewaltcomputerspielen
(GCS)an
Fähigkeiten
und Fertigkeitenerworben,eingeübtund verbessert
werdenkönnte,erscheintaufdenerstenBlickin die
öffentliche
Diskussionund verschiedene
Printmediensehr
groß.Softihrt z.B.die Computerspielfirma
ElectronicArts
(EADasMagazin2/05, S. ö) unter der Überschrift,,SpielenaufRezept"an: ,,WennOpfervon Schlaganfällen
einen
TeilihresAugenlichtsverlieren,können Computerspiele
künftigvielleichtdie Sehfähigkeittrainieren."DesWeiteren
wirdberichtet(S.7), dass,,Computerspieler
die wichtigste
HumanResourceder Zukunft sind", und in einem Prominenteninterview
(S.21) wird vermutet,dassComputer
Zusammenfassung
Zugleichjedoch stehenGCSin Verdacht,eine Trainingss o f t w a r ef ü r A m o k l ä u f e r z u s e i n . A m 2 8 . A p r i l 2 0 0 2 ,
zwei Tagenach den Vorfällenam Gutenberg-Gymnasium
in Erfurt, titelte die FrankfurterAllgemeineSonntagszei,
tung,,DieSoftwarefürs Massaker:Ein Computerprogramm
Abstract
ÜberNutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen
(GCS)
sindvieleBehauptungen
im Umlauf.Dabeiwird ln der öffentlichenDiskussionder Verbesserungvon erwünschten
Fertigkeiten
durchGCShäufigwenigerBeachtunggeschenkt
alsderBefürchtung,
dassder Konsumoderdie Benutzung
solcherSpielezu aggressivemVerhaltenführen könnten.
DieserArtikel geht der Fragenach,in welchemUmfangbei
erwachsenen
Konsumentenein Risiko hinsichtlich der ZunahmeaggressivenVerhaltensaufgrund von GCSbesteht,
welcheerwünschtenFertigkeitensich durch sie schulen
lassen,
und ob sich diesesPotentialfür Ausbildungszwecke,
z.B.beiderPolizei,nutzenlässt.Wir analysieren
außerdem,
welcheRolleGCSim Einzelfalldes Amoklaufsam Erfurter
gespielthabenkönnen.
Gutenberg-Gymnasium
Thereare manypublicspeculations
0n the benefitsand
risksof violentvideogames(WG). Frequently,
the discussionpayslessattentionto theimprovement
of desiredskills
thanto thefearthatWG mayincrease
aggressive
behavior.
Thisarticledealswith the questionof howstrongVVGaffectaggressive
behavjor,
whichskjllscanbeimproved,
and
whetherthiscanbeadopted
in thetrainingof policeofficers.
Fufthermore,
we analysethe presumable
roleof VVGin a
particularcase:Themassacre
at theGutenberg{ymnasium
in Edurt (Germany).
Computerspiele, Aggression, Egoshooter, Einsatztraining, Gewalt, Schießausbildung, visuelle Aufmerksamkeit, visuelle Tiefenwahrnehmung, Amoklauf
Violent video games,aggressicn,first person shooter,
weaponstraining, visual attention, visual depth perception, amok run
AusgaberlzooT
\-&
spieleauf neueArt und Weisedie Reaktionsfähigkeit,
das
vernetzteDenkenin Gruppenund das Begreifenvon Prozessenals Ganzesschulen.In von ElectronicArts beauftragtenBefragungsstudien
(EA-Studien
Band 1) zeigtsich,
dassvielePersonen
der Meinungsind,dassComputerspiele
denUmgangmit neuenTechnologien
erleichtern,sie sehen
vor allemeinenpädagogischen
Wert,und konkretnegative
Einflüssewürden spontankaum genanntwerden.
Seite45
rolizei@wissenschaft NutzenundRisikenvonGewaltcomputerspie]en-
hat den Amokläufervon
der Firma Sierra-Entertainment
Erfurt trainiert". Auch wenn der kurze Artikel offensichtliche Missverständnisse über Abläufe im dafür verantwortlich gemachtenComputerspiel"Counter-Strike"enthält,
und der Bericht der KommissionGutenberg-Gymnasium
(Gasser,Creutzfeldt,Näher,Rainer& Wickler,2004) ent
gegenden Behauptungendes Zeitungsartikelskeinerlei
PräferenzdiesesSpielsbeim Amokläuferfeststellenkann
(S.337-338),so wird dochdie Meinungvertreten,dassder
Fall zeige,,,dassein exzessiverKonsumvon sogenannten
jedenfallsunter Bedingungen
Egoshootern
von Persönlichkeitskrisenund fehlendenKompensationsmechanismen
(...)zu einem regelrechtenGewaltanwendungstraining
entarten kann." Auch verschiedene
Politikergehenvon stark
unerwünschtenWirkungen der GCSaus. Die Vorfällein
Erfurt waren ein Grund zur Überarbeitungdes lugendschutzgesetzes,
und der aktuelle Koalitionsvertragsieht
eine weitere Erörterungdes Themasvor (KoalitionsverAuch nach
trag von CDU,CSUund SPD,Zeilen5138-5147).
dem Vorfall in Emsdettenam 20. November2006 fblgte
allerdings
eineähnlichemedialeund politischeRezeption,
bereitswenigeStundennach den Geschehnissen.
Vor diesemHintergrundstelltsich zum einendie Frage,welchewissenschaftlichen
Belegees für erwünschteund unerwünschteTrainingseffekte
durch solcheSpielegibt,und zum
anderen,in welchemAusmaßdieseEffekteauftreten.Dies
wird anhandvon Fragestellungen
diskutiert,die zwischen
Befürwortern
und GegnerndesSpielensvon GCSemotional
diskutiertwerden.Die ZugehörigkeiteinzelnerzitierterForund Theorienzu denvorgestelltenFrageschungsergebnisse
stellungenist nicht immer trennscharfmöglich;an gegebener
Stellewird zu anderenFragestellungen
verwiesen,Wiederholungenaber - soweitmöglich - vermieden.
Machen GCSaggressiv?
Wirkung von GCSdisBevorwir die aggressionssteigernde
kutieren, zunächstein Blick auf eine möglicheaggressiWirkung von GCS:Ein in den Köpfenvieler
onssenkende
Menschenverbreiteter Gedankeist die Katharsis-Theorie
der Aggressionnach SigmundFreud.Die Theoriebesagt,
dassAggressiondurch das reale oder virtuelle Ausleben
von Aggressionabgebautwerden kann (,,Dampfablassen").Für ein Auslebender Aggressionkommen sowohl
aggressionshaltige
Phantasienund Inhalte,wie man sie
in Gewaltfilmenund GCSfindet,in Frage,als auch eigene
Handlungen,wie daslauteBrüllenim Fußballstadion
oder
Kampfsport.
Seite46
Obwohles für viele Menschenplausibelerscheinenmag,
dass Aggressionenauf dieseWeise abgebautwerden können, zeigt sich bei experimenteller Untersuchung ein
Bild.Zur kritischenPrüfungder Katharentgegengesetztes
hat z.B.Bushman(2002)Teilnehmerim Labor
sis-Theorie
gezieltverärgertund siedanachje einervon drei möglichen
(1.Gegner-Bedingung)
Bedingungen
Teilnehmer
ausgesetzt:
hattenGelegenheit
mit Boxhandschuhen
aufeinenBoxsack
einzuschlagen.
Dabeihattensieein Bild desvermeintlichen
Verursachers
desArgersvor Augenund ihnen wurde gesagt,
sie sollenan den Verursacherdes Argers denken.(2. Fitness-Bedingung)
Auch hier konntendie Teilnehmerboxen,
allerdingsfehlte das Bild des Verursachersund den Teilnehmernwurdegesagt,siesollenbeim Boxenan die eigene
In dieserBedingung
Fitnessdenken.(3. Warte-Bedingung)
wartendie Teilnehmerin Ruheauf den Fortgangder Studie.
NachAbsolvierungder Bedingungfüllten alle Teilnehmer
einen Fragebogen
zur Erfassungihrer aktuellenArgergefühle aus,und dasaggressiveVerhaltenwurde in einem fingierten Wettspielermittelt: Sie spieltenmit einem Gegenüber ein Wettspiel,bei dem der Gewinnerdem Verliererein
unangenehmesBestrafungsgeräusch
wählbarerLautstärke
gewählund Längeeinspielenkonnte.Die standardisierten
ten Lautstärkenund Dauernwurden summiert und als Maß
für aggressivesVerhaltenausgewertet.Die Katharsis-Theorie würde vorhersagen,
dassdie Teilnehmerder GegnerBedingungdie meiste Gelegenheitzur Abreaktion ihrer
Aggressionhatten,da sie sowohlphysisch(mit den Händen
in den Boxhandschuhen)
als auch psychisch(durch Denken an den Gegner)mit dem Aggressionsabbau
beschäftigt
hätten nur
waren.Die Teilnehmerder Fitness-Bedingung
währenddie
die physischeMöglichkeit,Dampfabzulassen,
Teilnehmerder Warte-Bedingung
alleinein ihrem Zorn hätten schmorenmüssen.Die Ergebnissewidersprechender
Die Teilnehmerder Gegner-Bedingung
Katharsis-Theorie:
verhieltensich nach dem Boxenaggressiverund verspürten mehr Arger als die Teilnehmerder Warte-Bedingung.
Die Teilnehmerder Fitness-Bedingung
lagen in der Mitte
zwischenden beidenGruppenbeim aggressiven
Verhalten
und empfandengenausowenig Arger wie die Teilnehmer
der Warte-Bedingung.
Es ist alsonicht so,dassAggressionen
durch Auseinandersetzung
oder Auslebenabgebautwerden,ganzim Gegenteil:sie werdenaufrechterhalten.
Während die Teilnehmerder Fitness-Bedingungund der WarteBedingungauf andereGedankengekommensind,wie sich
an ihrem Arger und ihrem Verhaltenzeigt,sind die anderen
Teilnehmernoch mit ihrem Gegnerbeschäftigt.Das Fazit
der Studievon Bushman(20021wieauchetlicherweiterer
(siehez.B.Kirsh, 2006) lauteteinhellig:Ein Auslebenvon
Aggressionist nicht geeignet,dieseabzubauen.
Ausgabet lzooT
Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen
Wie sieht es nun aus, wenn Aggressionennicht real und
unter starkemkörperlichemEinsatz,sondernvirtuell ausgelebtwerden,z.B.durch KonsumeinesGCS?Hier liegen
ebenfallsetlicheexperimentelleStudienvor,die ähnliche
Verfahrenwie Bushman (20021sowie weitere zur Messung der Stimmung,der Gedankenund des aggressiven
Verhaltensverwenden,und neben absichtlichim Experiment verärgertenVersuchsteilnehmernauch unverärgerteKontrollgruppenuntersuchen.In diesenExperimen
ten wird zumeist der Konsum eines GCSmit dem eines
gewaltfreienComputerspielsmit Konsumdauernbis zu
einer Stundeverglichen.Anderson(2004)fasstdie experimentellenStudienin einer Metaanalysezusammenund
kommt zu dem Schluss,dassder Konsumvon GCSzu einer
ErhöhungaggressivenVerhaltens un d erhöhterVerfrigbarkeit aggressiverGedankenführt, auch dann, wenn die Versuchspersonen
vorabnicht durch den Versuchsleiter
oder
die Versuchsbedingung
verärgertwurden. Dementsprechend gilt für das virtuelle Auslebenvon Aggressionen
die Katharsis-Theorie
ebenfallsals widerlest.
Diesegenerellaggressionssteigernde
Wirkung aggressiver Inhalte,egalob real oder virtuell selberausgelebt,ob
am Computerbildschirm,
einemFernseherodereinerKinoleinwandpassivbeobachtet,
erklärt Andersontheoretisch
in seinemGeneralAggressionModel(2.B.Anderson& Dill,
2000; Anderson& Bushman,2001).Im GeneralAggression Model ist aggressivesVerhaltenvon drei Ursachen
bestimmt:Erstensvon Lernprozessen,
zweitensvon der
langfiistigenAktivierungaggressiver
Wissensinhalteund
drittensvon derenAnwenduns.
Lernprozesse
kommentypischerweise durch Beobachtungen von Aggressionshandlungen
und ihrer erfolgreichen
Anwendungzustande.Dazu ist in gewalthaltigenMedien
reichlichGelegenheit
vorhanden.DasGeneralAggression
Model sagt vorheq dass Gewaltkonsumvia den Lernprozessaggressives
Verhaltenermöglicht.
Die langfristigeAktivierung von aggressivenWissensinhalten,also Skripten (Verhaltensabläufen)
und Schemata
(Wahrnehmungsstrukturen),erfolgtdurch den wiederholten Konsumund die eventuelleAnwendungdes Wissens.
DasGeneralAggressionModel sagtsomit vorher,dasshäufigerKonsumund häufigeAnwendungder Wissensinhalte
zu einer höherenAktivierung der Wissensinhalteführen,
siedadurchalsogenerellund zeitlichüberdauernderhöht
verfügbarmachen.
AusgaberlzooT
Polizei@wissenschaft
Die Anwendungvon aggressivenWissensinhalten
auf das
Verhaltenhängt von dem momentaneninneren Zustand
d e s I n d i v i d u u m s a b . D e r m o m e n t a n ei n n e r e Z u s t a n d
wird durch drei Variablendargestellt:Kognitionen(Denken), Emotionen(Gefühle)und Aktivierung (Erregung).
GewalthaltigeMedienwirken, indem sie aggressiveKogn i t i o n e n a k t i v i e r e nu n d s o m i t a k u t v e r f ü g b a rm a c h e n ,
indem sie aggressiveEmotionenwie etwa Wut erzeugen
k ö n n e n u n d i n d e m s i e e i n e E r r e g u n g- m e s s b a rz . B .i n
Puls und Blutdruck- auslösen.Je stärkeraggressionshaltige Gedanken,aggressiveGefühleund eine Aktivierung
vorhandensind, destohöher ist die Wahrscheinlichkeit,
dass aggressivesVerhaltenin einer konkreten Situation
angewendetwird.
D a s G e n e r a lA g g r e s s i o nM o d e l i s t e i n R a h m e n m o d e l l ,
das den BereichaggressivenVerhaltensstrukturiert,und
Ursachenvon Folgendifferenziert.Es ist in verschiedenen Aspektenempirischbestätigt(siehez.B.Bushman&
Anderson,2002;Bartholow,Anderson,Carnagey& Benjamin, 2005; Kirsh, Mounts & Olczak,2006\.Nachunserer
Einschätzungleistetdas Modell jedochkeine neuen oder
quantitativenVorhersagen
derart,dassdie Bedeutsamkeit
verschiedenerFaktorenfür aggressivesHandelnin ihrer
Größeabgeschätztwerdenkönnte.Auch beleuchtetes nicht
hinreichend,welcheFaktorender Ausführungaggressiven
Verhaltensentgegenwirkenkönnen, wie z.B. Empathie.
Die mindestenskurzfristige aggressionssteigernde
Wirkung von GCSist beim aktuellenForschungsstand
unbestreitbar.Nebender ExistenzdiesesZusammenhangsist
aber auch, wenn nicht sogarnoch mehr, von Bedeutung,
wie stark dieseErhöhung aggressivenVerhaltensausfällt.
DassPersonenkurz nach dem KonsumaggressiverSpiele
an aggressiveInhaltedenken,ist nahe liegend,und mehr
von theoretischerRelevanzdenn praktischerBedeutung.
Objedochein gesetzliches
Verbotvon GCSerforderlichist,
solltedavonabhängen,wie viele realeVerletzungen,Tötungen oder sonstigeStraftatenursächlichauf den Konsum
von GCSzurückgehen.Hier fällt die Beantwortungschwegibt, in
rer,da es keine veröffentlichten
Laborexperimente
denengezeigtwerdenkonnte,dassnachdem Konsumvon
GCSPersonenoder Lebewesenverletzt oder getötetwurden. Ein Amoklauf im Labor im Anschlussdes Spielens
von GCS wurde bisher nirgends beobachtet.Allerdings
ist dies kein starkesArgument,denn aus ethischenGründen ist die AuslösungeinesAmoklaufsoderandererstraf
rechtlichrelevanterVerhaltensweisen
auch nicht das Ziel
von Laborexperimenten.
Wennaber der Konsumvon GCS
eine unmittelbareund in der GrößealarmierendeErhöhung aggressiven
Verhaltenszur Folgehätte,so wäre dies
Seite47
eo[zei@wissenschaft NutzenundRisikenvonGewa]tcomputerspielen-
im Laboraufgefallenund berichtetworden,auch wenn es
sichnur um Einzelfällehandelnwürde.Im obenberichteten Experimentvon Bushman(2002)mit absichtlicherVergibt z.B' die Fußnote2
ärgerungder Versuchsteilnehmer
wurde so wütend
in
der
Gegner-Bedingung
Mann
an: ,,Ein
ein Loch in die
er
dass
schlug,
Boxsack
den
er
lvährend
In
Aggressionsexperimenten
geschlagen
hat."
Laborwand
kann es also durchausvorkommen,dass ein Teilnehmer
überdie Strängeschlägt,und dieswird auchentsprechend
protokolliertberichtet.Für Experimenteunter Verwendung von GCSgibt es nach Wissen der Autoren keinerlei solcherBerichte.Auch in sämtlichenunserer bisher i g e n E x p e r i m e n t ek o n n t e n w i r s o l c h eB e o b a c h t u n g e n
nicht machen.Im Rahmenvon Forschungsexperimenten
und Experimentalpraktikawurden an der TU Darmstadt
mittlerweilemehrerehundert PersonenGCSausgesetzt,
oder
eine Beleidigungoder Verletzungder Versuchsleiter
der Einrichtungist bishernicht zu vereineBeschädigung
zeichnen.Und selbstüber langjährigeExtremkonsumenten (Weber,Ritterfeld& Mathiak, 2006) wird berichtet,
dass sie ohne sich zu beschwerenin einer anstrengencten,60 Minuten dauerndenUntersuchungim fMRI-Scanner ein GCSkonsumiertenund auch im Anschlussdaran
sehr kooperativwaren und größtenteilswieder für solche
zur Verfügungstehen.
Untersuchungen
Trennung realer und virtueller Aggressionen
Wie ist erklärbar,dasseine Personzum einen in einer virtuellen Welt grausamund brutal mordet,aber in der realen Welt, z.B.in der Interaktionmit der Versuchsleitung
keinebedenkwährendund am EndeeinesExperimentes,
lichen Auffälligkeiten zeigt?Eine Unterscheidbarkeitvon
Spielbzw.Virtualität und Ernst bzw Realitätist prinzipiell möglich.Die Virtual RealityHypothesis(siehez.B.Rus
sell,2003)gehtdavonaus,dassunseremotionalesSystem
sowohlauf reale wie auch virtuelle Reizereagiert,aber
eine bewussteUnterscheidungvorgenommenwird und
erfolgt.Ein
eine Differenzierungauf der Verhaltensebene
Reizkann z. B. bei einer bestimmtenPersonzur Emotion
Furcht führen. Während die Personim realen Leben die
Begegnungmit dem Reiz vermeidenmöchte,könnte sie
zugleichfür clievirtuelle Begegnung(2.B.im Kino) bereit
sein,Eintritt zu zahlen.Die Emotionist dieselbe,im Kino
wähiedochführt sie zu keiner Verhaltenskonsequenz,
rend sie im realenLebenzum Ergreifender Flucht führt'
Aber auch wenn eine bewussteTrennung zwischenReamöglich ist,
lität und Virtualität auf der Verhaltensebene
verloren
so bedeutetdies nicht,dassdiesevorübergehend
gehen kann. BezüglichGCSgibt es zum aktuellen ZeitDunkt,rvie bereitserwähnt,keine Laboruntersuchungen,
Seite48
die versuchthätten,dieseTrennungverschwindenzu lassen.Aber auch keine,in denendies von sich aus passiert
wäre. Zwar gibt es korrelative Untersuchungenan vorgefundenenStichproben,die einen Zusammenhangzwischen
delinquentemVerhaltenund freigewähltemlangfristigem
Konsumvon GCSberichten(2.8.Anderson& Dill, 2000),
weldiesesind aberim Gegensatzzu Laborexperimenten,
vom
eines
che typischerweisekurzfristigeAuswirkungen
VersuchsleitererbetenenKonsumsuntersuchen,nicht kausal interpretierbar:Ob das delinquenteVerhaltenUrsache
Konsumsvon GCSist, oder
oderFolgedesselbstgewählten
(wie
z.B. aggressivePersönlichkeit,
ob latenteVariablen
sozioökonomischerStatus,oder Weiteres)Ursachevon
Delinquenzund Konsum von GCS zugleichsind, ist mit
korrelativenVerfahrennicht entscheidbar.Zwar kann versucht werden,solchelatentenVariablenzu identifizieren
und statistischzu kontrollieren, die Gefahr unbekannt
gebliebenerlatenterVariablenbleibt jedoch.Kritiker der
korrelativenMethodefassendies durch den kurzen Satz
..Don'tblame the mirror" zusammen,sie sehenden Konsum von GCSlediglichals Widerspiegelungder sozialen
Realität,und nicht als derenUrsache.Dem halten Vertreter einer kausalenVerursachungder Delinquenz durch
G C S( 2 . B .A n d e r s o n& D i l l , 2 0 0 0 ) e n t g e g e nd, a s sd i e i m
Labor beobachtetenEffekte kausal interpretierbarsind,
entkorrelativenZusammenhänge
und den beobachteten
sei
Zusammenhang
identifizierte
sprechen;der im Labor
Laborexperimenten
in
wenn
generalisierbar.Aber auch
und korrelativenUntersuchungendieselbenErgebnisse
resultieren,bedeutetdiesnicht zwangsläufig,dassbei der
VerursachungdieselbenProzessebeteiligtsind. Eine kritischeUntersuchung,ob der Wirkung von GCSim Labor
andereProzessezu Grundeliegenals bei selbstgewähltem
Konsum,gibt es allerdingsnicht. Vor allem fehlt auch die
kontrollierteexperimentelleLangzeitstudie
entscheiclende,
Ergebnissenfür den Bereich
mit statistischabgesicherten
wie vor (ganzim Gegensatz
nach
aggressivenVerhaltens
von Schießvorgängen
Schulbarkeit
zur Untersuchungder
wie z.B. ReaktionsLeistungen,
und anderenkognitiven
siehe DiskussionsAufmerksamkeit,
zeiten und visuelle
Taktik lernen?"
und
Schießen
mit
GCS
fragen,,Kannman
dumm?").
und ,,MachenGCS
fandenalle mit erwachDie erwähntenLaborexperimente
vermuten,dassbei
könnte
Man
statt.
senenTeilnehmern
zwischenSpiel
Trennung
die
häufiger
Kindern vielleicht
Sonehmenz.B.
verschwindet.
oder
und Ernstverschwimmt
Spielenvon
(1999),
das
dass
an
DeGaetano
Grossmanund
eine
beibringt,
Töten
das
Kindern
GCSmit Lichtpistolen
und
die
Jugend
schwächt
natürliche Tötungshemmung
AusgabetlzooT
Polizei@wissenschaft
Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen
mit einemWillen zum Mord ausstattet.Allerdingsgibt es
keinerleiDaten,wederaus dem Labornoch aus sonstigen
wissenschaftlichen
Ouellen,die dies unterstützen(Kirsh,
2 0 0 6 ) .E i n e r f o l g r e i c h e sU n t e r s c h e i d e n
z w i s c h e nS p i e l
und Ernst durch Juvenilekann bereitsim Tierreichbeobachtetwerden:Das Erlernen,Trainierenund Üben durch
Spielenist ein unter Menschenund Tieren weit verbreitetesVerhalten.Dies schließtaggressiveKampfspielemit
ein, welchesozialenRegelnund sozialerKontrolleunterworfensind. EntgegenmanchenLaienvorstellungen
wurden Kampfspielenicht aus Profitgierder ,,Hassindustrie"
(Bezeichnungder Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 28.04.2002für die Computerspieleindustrie)
erfunden,sondern sind ein weit unter SäugetierenverbreitetesVerhalten(Bischof,1985).In häufig wechselnger,Iäger-Gejagter...) werden
den Rollen(Angreifer-Verteidi
in nicht ernst gemeinten,spielerischenKämpfenVerhaltensweisenfür den Ernstfallerprobt und geübt. Manche
Tierartenverfügen über artspezifischeLautäußerungen
u n d m i m i s c h eS i g n a l ez u r b e s o n d e r e nK e n n z e i c h n u n g
der spielerischenNatur der Vorgänge,welcheauchdurchaus einmal etwas grob werden können. Beim Menschen
erfolgt dies durch das Spielgesicht,eine bestimmte VariantedesLächelns(Schmidt& Cohn,2001;Sullivan& Lewis,
2003).AdulteTieresorgenfür einenAbbruchder Kämpfe,
wenn diesequalitativ vom unverbindlichenÜbungsspiel
in Ernstumschlagensollten.Vermutlichum Adultendiese
zu vereinfachenund einem Abbruch des
Unterscheidung
Spielsvorzubeugen,kommunizierenjunge Schimpansen
je näher das
destohäufiger mimisch den Spielcharakter,
je
je
adulteTier, heftigerdas Kampfspielund größerder
Altersunterschiedzwischen den Beteiligten ist (Flack,
Ieanotte& de Waal, 2004). Das häufigereKommunizieren bei Anwesenheitadulter Tiere (2.B.der Mutter eines
der Beteiligten) wird gleichermaßensowohl vom älteren als auch jüngerenin einem Zweikampfspielbefindlichen Schimpansengezeigt.Die Existenzunverbindlicher
Übungskämpfeohne intendierte Schädigungder Beteiligten und sozialerÜberwachungvon Abbruch Regelnist
alsobereitsbei JungtierenhöhererSäugermöglich.Einem
stattfindendenKampfspiel aufgrund seiner Oberflächenmerkmaleschädigende
Intentionder Teilnehmerzu unterstellen,ist ein Missverständnis.Als Unterscheidungsmerkmale zwischenKampfspielgegenübereinem Ernstkampf
nennt Kirsh (2006,S. 122):PositiverAffekt, vorhandene
Kooperation,
Rollentausch,
keineVerletzungenund weiter e sS p i e l e nn a c hB e e n d i g u n g .
Einschränkendsollte iedocherwähnt werden,dass auch
wenn diese Kampfspieleunschuldig und fair anmuten
AusgaberlzooT
mögen,sie docheinen ernstenHintergrundbesitzen.In diesen Spielenwerdendie Fertigkeitenerworbenund geübt,
die im Ernstfallüber Kampfgewinnmit entsprechenden
Konsequenzen
entscheiden.
Zwargehtmit dem Wissenum
eineVerhaltensmöglichkeit
nicht automatischdie Ausführung des Verhaltenszwingendeinher (siehedie Diskussion desModell-Lernens,
z.B.Bandura,Ross& Ross,1961),
gegenübereinemNicht-Wissen
erhöhtsichjedochdie Austührungswahrscheinlichkeittrivialerweise,und durch das
Einüben steigt die Efl'ektivitätdes geübtenVerhaltens.
Die sich daran anschließende
F r a g el a u t e t n u n , o b i n
GCSals Simulationvon Kampftrandlungen
auch für reale
Kampftrandlungen
benötigteFähigkeitenund Fertigkeiten
erworben und/oder eingeübtwerden können. Entscheidend über das Ausmaßdes Erwerbsund der Übung mit
Kampfsimulationen
und dessenTransferierbarkeitin die
nicht-virtuelleWeltsolltesein,inwiefernGCSdie relevanten Eigenschaftenund ProzessesolcherKampfhandlungen
abbilden,sprich inwiefern GCSRealitätsgehalt
besitzen,
sowohl bezüglich der Menge, Kombination und Variation
der zu lernendenHandlungen,der visuellenDarstellung,
der sensorischenund motorischenErfordernisseund der
emotionalenReaktionen.
Kann man mit GCS
Schießenund Taktik lernen?
Bereitsseit den 80er Jahren(siehez.B.Green& Bavelier,
2004) werden Flug- und Fahrsimulatoren,vornehmlich
im militärischen Rahmen,untersucht.Als Vorteile von
Simulatorschulungenwerdenbetontzum einen die Kostenersparnisbei gleichemAusbildungserfolg,
und zum anderen die Risikominimierungfiir Personalund Material.Für
die Schießausbildung
im Heer zeigtMeier (2001),dassbei
(,,AGSHP",
VerwendungeinesSchießsimulators
spezieller
Steuercomputer,
Lichtgewehrund Projektorleinwand)
der
Munitionsverbrauch
in der AllgemeinenGrundausbildung
um etwa 75%sinkt. Bei dem großenErfolg solcherSimulationenstellt sich die Frage,ob ein ähnlicherErfolgauch
für das Erlernenvon Schießenund Taktik bei der militärischen oder polizeilichenAusbildungmit Hilfe von GCS
beobachtetwerdenkönnte.
Computerspieletrainieren die Fertigkeiten,die zum erfolgreichen Spielennotwendigsind (sieheDiskussionsfrage
,,MachenGCSdumm?").Bei einer häufigenund beliebten
Formvon GCS,den Egoshootern,bei denentypischerweise
Kampfhandlungenmit Handfeuerwaffenaus der subjektiven Ich Perspektivedargestelltwerden,sind die benötig-
Seite49
roIizei@rvissenschaft NutzenundRisikenvonGewaltcomputerspielen
ten Fertigkeiten:Das effektive Beobachtendes gesamten
Monitorbildes,
da Gegnerauchperipherauftauchen,hohe
zeitlichePräzision,da in Egoshooterndie Geschwindigkeitenhäufighöher sind als im täglichenLeben,und eine
hoheAufmerksamkeitskapazität,
da Gegnerhäufiggleichzeitig auftauchen(Green& Bavelier,2004).Dementsprechend schulenEgoshooterdie visuelle Aufmerksamkeit.
Bei Mehrspieler-Varianten
oderwenn den Spielenbewegte
Objektehinzugefügtwerden, deren AbschussNachteile
b e d e u t e t ,k o m m e n z u s ä t z l i c h eb e n ö t i g t eF e r t i g k e i t e n
hinzu: SchnelleKlassifikationder Objekteals bedrohlich,
neutraloderbefreundet(Mitspieler,derenvirtuelleTötung
Nachteilebedeutet),
Kommunikationund Informationswei,
tergabeüber die Situation(durch Sprachverbindung,
Tippen von kurzen Textenoder speziellenKommunikationsTasten),und Koordinationvon Bewegungsformation
oder
generellerStrategiewie z.B. einzuschlagender
Weg oder
übergeordnete
taktischePlanung.
M a n c h eA n b i e t e rv o n G C Sv e r n e i n e ni e d o c hd i e S c h u l barkeit von Schießvorgängen
durch GCS.So bieten z.B.
die amerikanischenStreitkräftezu Werbe-unctAkquisitionszweckenunentgeltlichein GCSan: ,,America,s
Army..
In den häufig gestelltenFragen (FAO)auf der zugehöri
gen Webseitewird Stellung genommen,inwiefern man
durch Konsumdes Spielsdas Schießenvon Waff'enerlernen kann. Es wird behauptet,dasses ,,keineMöglichkeit
g i b t , d u r c h d i e B e d i e n u n ge i n e r M a u s u n d e i n e r T a s t a tur entscheidende
Hinweisezur Treffsicherheitzu erhalten" (America'sArmy WindowsFAOsparentsInfo, 2006;
Übersetzungder Autoren).DieserBehauptungzumTrotz
zeigteineexperimentelle
Untersuchung,
dasswenn begleitend zu einem regulärenSchießtrainingmit Faustfeuerwaffen zugleichvirtuelles Schießenin GCSerfolgt, sich
dadurchdie realenSchießleistungen
von polizeiberufsanfängernverbessern(Hermanutz,Spöcker,Gnam& Neher,
2002). GCSund realesFaustfeuerwaffen-Schießen
erfordern bzw. trainierenteilweiseüberlappendeFertigkeiten
(Hermanutz,Spöcker& Panning,2003).Nebeneiner Verb e s s e r u n gd e r Z i e l g e n a u i g k e ibt e i a b g e g e b e n eS
nchüssen könnteauchdie unbeabsichtigte
Schussabgabe
durch
GCSreduzierbarsein. Lorei (2005) zeigt experimentell,
dass unbeabsichtigteSchussabgaben
unter Stresswahrs c h e i n l i c h esri n da l si m R u h e z u s t a n d
D.a d e r K o n s u mv o n
GCSmit physiologischen
Korrelatenin Richtunggeringerer Reaktionauf belastendeAggressionsreize
einhergeht
"Machen
(sieheDiskussionsfrage
GCSasozial?"),
sind GCS
a l sD e s e n s i t i e
r r u n g s t r a i n i nzgu r V e r r i n g e r u nvgo nS t r e s s reaktionenauf aggressiveReizeund aggressiveSituationen nutzbar.
Seite5o
In Computerspielen
kann alsodurchausetwasüber reales
Schießenerfahrenund geschultwerden,wenn diesbegleitend zu einem regulärenSchießtrainingstattfindet.Experimentelleoder korrelativeUntersuchungender Transferierbarkeitvon alleinigemTraining mit GCS,wie es z.B.
bei privatem Konsum der Fall ist, auf Schießleistungen
und Taktik gibt es allerdingsnicht. Bezüglichder Transferierbarkeitist entscheidend,
inwieferndas entsprechende
GCSentscheidendeHinweiseenthält bzw.cliesezum erfolgreichen Spielennötig sind, oder ob es missverständlich
falscheDarstellungenvornimmt. Unter der Fragestellung
"Machen
GCS dumm?" werden verallgemeinerteFertigkeiten angesprochen,
die mit GCSerlernbarsind, die im
hier noch folgendenAbschnitt dargestelltenüberlegungen befassensich ausschließlichmit speziellzur Schussabgabe,Waffenbedienung
und taktischemVorgehenrele
vantenDarstellungenin GCS.
(Fehlender) Realitritsgehalt von GCS
Zwar wird in der Werbungzunehmendder Realismusvon
Spielenbetont,aber es verbleibennoch deutlicheUnterschiedezu Realsituationenim Ablauf, die im Folgenden
beispielhaftfür das Spiel "Counter-Strike"(CS)als Vertreter kommerziellerGCSund 'America'sArmy', (AA) als
ein unter Hinzuziehungvon Waffen-und Militärexperten
programmiertesSpielausgeführtwerden.Es handeltsich
bei beidenSpielenum Egoshooterfür mehrereSpieler.In
beidenSpielenist das häufigstdargestellteSzenarioeine
bewaffneteAuseinandersetzung
zweierGruppenin einem
räumlich begrenztenKampfgebiet.BeideSpielebeginnen
direkt mit den gewalttätigenAuseinandersetzungen
und
Tötungen,eine vorherigeVerhandlungoder möglicheDeeskalationist in keinem der beiden Spielevorgesehen.Der
Spielgewinnfolgt entwederaus der Tötungaller Angehörigen der gegnerischen
Gruppeoderdurch dasErfüllenoder
VerhindernbestimmterZiele einer Gruppe wie z.B. das
Detoniereneiner Bombe,die Erreichungeines bestimmten Ortesoderdie TötungeinesbestimmtenSpielers.In CS
kämpfenTerroristenund Polizistengegeneinander,
in AA
stehensich nicht weiter spezifiziertefeindlicheKampfeinheitenund amerikanische
Soldatengegenüber.
Die am häufigstenbenutzenWaffensind automatischeSturmgewehre,
Maschinenpistolen
und teilweiseGranaten,nur in seltenen
Fällen wird von Faustfeuerwaffen
Gebrauchgemacht.In
AA könnendie SpielerInformationenüber Textnachrichten
und spezielleKommunikations-Tasten
austauschen,
in CS
besteht zusätzlichdie Möglichkeit einer direkten Sprachverbindung,fallsein Mikrofonan den Rechnerangeschlossen ist.BeideSpielezeichnensich durch großeBeliebtheit
aus:Weltweitfallen laut Angabender Webseitender Her-
Ausgaber/zoo7
NutzenundRisikenvonGewaltcomputerspie]en Polizei@wissenschaft
ausgeberim Online-Spielen
tägtichbei CSetwa 2.720.000
Spielerstundenan (Steamnetwork status,2006), in AA
e t w a 1 2 0 . 0 0 0S p i e l e r s t u n d e nZ.u e i n e m Z e i t p u n k ts i n d
in CS etwa 150.000Personenam Online-Spielen(Steam
networkstatus,2006),in AA etwa 5500 (America'sArmy
Master Browser,2006).
Im AllgemeinenzeichnensichComputersimulationen
häufig dadurchaus,dasssieeinenunter bestimmtenAspekten
ausgewählten
Teilder Realität sim ulieren.Typischerweise
werdensolcheAspekteausgespart
oderandersdargestellt,
die entwederprogrammier-oder gerätetechnisch
schwer
darstellbarsind, oder die dem einfachenSpielspaßentgegenstehenwürden.Die in den Spielenunkorrektsimulierten Vorgängewerdenhier in folgendeGruppeneingeteilt:
Technisch-ballistische,
körperlichbiologischeund Umgebungsfehler.
Technisch-ballistisch
ist WaffenwartungoderAufmunitionierenwederbei CSnochbei AA nötig.Direkt bei Spieleinstiegins Kampfgebieterhält man eine korrekt gewartete,
komplettaufmunitionierte,durchgeladene
und entsicherte
Waffe(Sichernist in beidenSpielennicht möglich).Bei CS
werden bei bestimmtenWaffen beim Hervorholendiese
immer automatischdurchgeladen,
unabhängigvom vorherigen Zustandder Waffe,und ohne Verlustvon patronen
im Magazin.Der Durchladevorgang
wird bei CS bei einer
der am häufigstenim SpielverwendetenWaffen(Sturmgewehr M4) technischfalschdargestellt
im Vergleichmit dem
realen Modell (Herausziehen
des Forward-Assist-Knopfs,
der beim realenModellnur hereingedrücktwerdenkann).
Bei AA wird technischkorrekt automatischdurchgeladen,
wenn keine Hülse im Lauf ist. Ab der Version2.1 von AA
wird aucheineeventuellim Laufbefindlichepatronesimuliert. Bei CSsind keinerleitechnischeProblemesimuliert,
bei AA können manche Waffen Ladehemmungbekommen, welchedurch Drückeneiner Tastebehobenwerden
kann.In beidenSpielensind Nachladevorgänge
durch einfachenTastendruckmöglich.Bei CS gibt es ein Gesamtkontingentan Restmunition,und nach dem Nachladevorg a n gs t e h ti n n e r h a l bw e n i g e rS e k u n d e ni m m e r e i n v o l l e s
Magazinzur Verfügung,insofern das Gesamtkontingent
nicht erschöpftist.Bei AA wird eine begrenzteAnzahlvorher aufmunitionierterMagazinesimuliert,und cliebis zum
nächstenLadevorgang
vorhandeneRestschusszahl
orien
tiert sich am Restbestand
im eingelegtenMagazinund der
eventuellenPatroneim Lauf. In beiden Spielensteht bei
den meistenWaffenein eingeblendetes,
immer identisches
Zielkreuz,zur Verfügung,wenn diesenicht angelegtsincl.
E n t f e r n u n g s u n a b h ä n gb iegs i t z e ni n C Sa l l eO b i e k t em a r i -
AusgaberlzooT
male visuelle Schärfe.Bei AA kann clieWaffeangelegtwerden,woraufeine subjektivePerspektiveüber Kimme und
Korn sichtbarwird, bei manchenWaffenmit unscharfdargestellterKimme und Korn. Der Zielvorgangselberist in
beidenSpieleneine zweidimensionale
(2D-)Aufgabe:Mit
der Computermausmuss durch Hin- und Her- sowieAufund Abschiebenauf der MausmattedasZiel ins Zielkreuz
bzw.aufdas Korn gebrachtwerden.Die in AA vorhandene
Kimme wird dabeiautomatischmitausgerichtet.
In CS ist
der Flug einesProjektilsimmer eine Gerade,unabhängig
von Schwerkraftoder durchschossenen
Hindernissen.In
AA erfolgtteilweiseeine ballistischeSimulation.
Körperlich-biologisch
sehensowohlCS als auch AA eine
deutlich beschränkteAnzahl an Körperhaltungenvor. In
CS gibt es zwei Körperhaltungen(stehendund hockend),
die ohne Ermüdungserscheinungen
unendlich lange eingenommenwerden können. AA ermöglichtdrei Körperhaltungen(stehend,hockendund liegend),die zusätzlich
durch BeugendesOberkörpersnachrechtsoderlinks modifizierbarsind,allerdingsauchohneErschöpfungen
gehalten werdenkönnen.Bei CSkann unendlichlangegerannt
werden,bei AA wird eine Erschöpfung,die sich auch auf
die Zielgenauigkeitund Lauftempoauswirkt, simuliert.
Bei CS existierennur binäre Zuständeder gesundheitlichenVerfassung:
entwedertot oderlebendmit vollerLaufund Schussbereitschaft
mit konstanterGenauigkeit,bei
AA sind Lauftempound Zielgenauigkeitvon bisherigen
Körpertreffernabhängig.Bei CS sind je nach projektilwaffe bis zu drei Gesichtstreffernötig, um kampfunfähig
zu werden, bei AA führt ein Gesichtstrefferzum sofortigen Ausscheiden.
Zu den Umgebungsunkorrektheiten
zählt in CS als auch
AA, dasses eine deutlich beschränkteAnzahl möglicher
Wegegibt,die eingeschlagen
werdenkönnen.Nur wenige,
vom Programmiererexplizit daftir vorgeseheneTüren kön
nen geöffnetund durchschrittenoderFensterzerschossen
werden.DanebenexistierenetlicheTüren und Fenster,die
wie Wände undurchdringlicheund unveränderbareHindernissedarstellen,egalmit welchenWaffensie bearbeitet werden,wie auchdie kompletteArchitekturweitgehend
statischist. Klettern ist in beidenSpielennur an explizit
dafür vorgesehenStellenmöglich.In CS kann man schadlos einen Sturz aus großerHöhe überleben,solangeman
auf mindestensknöcheltiefesWasserspringt. Explodierende Granatenentwickeln in CS eine Schadenwirkung
unabhängigvon dazwischenliegenden
Gegenständen
wie
z.B.Mauern.Auch ist die Anzahtder verschiedenen
Umgebungen,in denen das Spiel stattfindenkann, in clerpra-
Seite 5t
rolizei@wiSSenSchaft NutzenundRisikenvonGewaltcomputerspielen-
xis auf wenigesogenannte,,Maps"beschränkt.Der Spielerfolgist erheblichvon der Bekanntheitund der Erfahrung
in diesenUmgebungen(2.B.welcheTüren geöffnetwerden können)abhängig.
Zusammenfassend
stellensich in beliebtenGCSalsoreale
Vorgängezum einen stark in den Möglichkeiteneingeschränktund zum anderenvereinfachtoder nahezugrotesk verzerrtdar. In GCSsind alle Waffengleichwelchen
Gewichtesoder Größeleicht durch Mausbedienungbewegbar und durch Tastendruckbedienbar,langeSprintstrecken
könnenohne realekörperlicheAnstrengungbewältigtwerden, und schwereVerletzungenhaben eine zeitlich stark
beschränkteoder gar keine bedeutendeKonsequenz.Die
Vereinfachungkönnte dazu führen, dassdurch den Konsum von GCSunangemessene
mentaleModellevon Waffen
und deren (Einfachheitdes) Einsatzesresultieren,wenn
nicht zugleichmit realenWaffenund zugehörigemAusbildungsprogramm
begleitendtrainiertwird. Einedurch GCS
erworbene,unrealistischvereinfachteSicht von Kampf
h a n d l u n g e nw i r d z . B .v o n B a r l o w u n d M o r r i s o n ( 2 0 0 5 )
a l s d a s " S u p e rS o l d a t - S y n d r o mb" e z e i c h n e tV
. or allem
der eigeneTod ist nur von kurzer Dauer,sowohlin CS als
auch AA startet man nach wenigen Minuten mit einem
neuenLebenin einer neuenSpielrunde.In etlichenanderen Mehrspieler-GCS
ist auch ein nahezusofortigerNeueinstiegnach dem Sterbenmöglich.
Inwiefern diese Überlegungenfür den Vorfall am Gutenberg-Gymnasiumeine Rolle spielen,wird unter der Fragestellung"GCSund dasMassakeram Gutenberg-Gymnasium in Erfurt" diskutiert.
Gemeinsamkeiten von militririschen Simulationen
und GCS
N e b e nd e n b e l i e b t e nu n d d e r Ö f i e n t l i c h k e iftr e i z u g ä n g lichen Kampfsimulationenexistierenaber auch GCS,die
einigeder erwähntenUnkorrektheitenvermeiden.Dadurch
erhöht sich der Schwierigkeitsgrad
der Spieleerheblich,
wasvermutlichbei den Konsumentenbis auf wenigeAusnahmenauf Ablehnungstößt.Dasunentgeltlichund öffentlich erhältlicheAA ist eine auf Spielspaßund Werbezwecke optimierteSubversioneiner ganzenPlattform,welche
innerhalb der Armee auch für Trainingszweckeverwendet wird, teilweisemit zusätzlicherHardware,die Maus
und Tastaturdurch nachgebildeteWaff'ensysteme
ersetzt.
Die in AA zur visuellenund akustischenDarstellungverwendetenAlgorithmen(Engine)sind dem kommerziellen
GCS,,Unreal"entnommen,zur Programmierungerwarb
die amerikanische
ArmeeelneEntwicklerlizenz.
Die nicht
Seite5z
öffentlichenVersionen(sieheAmerica'sArmy, Platform/
Informationsite) beinhaltenModifikationenwie z.B.Yorstellung neuer Waffensystemeund verschiedeneTrainingsinhaltefür Spezialeinheiten.
Einigeder ursprünglich
für das Training von SoldatenentwickeltenProgrammteile können auch durchausihren Weg in die öffentliche
Versionfinden (Dobson,2006).Es existierenzwar keine
(oderzumindestkeine öffentlichzugänglichen)Evaluationen zu diesenTrainingsund dessenTransferin Realsituationenmit diesenSpielen,die in sie gesetztenHoffnungen sind jedochgroß.NebenkomplettenNeuentwicklungen
desMilitärs selberbietetaucheine Softwarefirmaspeziell
erweiterteFassungeneineskommerziellenSpielsan. Der
Spiele-Entwickler
BohemialnteractiveStudiobrachte2001
dasSpiel"OperationFlashpoint"heraus,dasbereitsin der
Grundversionetlicheder obenerwähntenUnkorrektheiten
nicht besaß:Missionenbeginnennicht direkt im Kampfgebiet mit wenigen Sekundenbis zum erstenFeindkon
takt, sondernin einem Basislager,von dem aus erst einmal eine gewisseZeit mit Hilfe von Kompass,Landkarten
und GPSsowieverschiedenen
Flug-und Fahrzeugenzum
Einsatzortnavigiert werden muss. Das Spiel simulierte
bereits Ballistik, starke Abhängigkeit der Schussgenauigkeit von aktuellerund vergangenerBewegungund KörperhaltungsowieGesundheitszustand,
keineZielgenauigkeit mehr nach Armtreffern und nur noch durch Kriechen
möglicheFortbewegung
nachBeintreffern.Die Umgebung
war im Vergleichzu CSund AA erheblichgrößerund dynamischer,Bäume konnten mit Panzern umgefahrenund
Gebäudedurch wiederholtenArtillerie-Beschuss
zerstört
werden.Die Richtung,aus der ein Angriff auf ein Objekt
erfolgte,konnte beliebig gewählt werden. Im Mehrspieler-Modusbegannman nicht direkt im Kampfgebiet,sondern in einemPlanungszentrum,
auf der in einervirtuellen
Karte das Vorgehender Gruppe festgelegtwerden konnte.
Im EinzelspielerModus war man nicht ununterbrochen
Einzelkämpfer,
sondernauch(je nachFortschrittim Spiel)
Teil einer Gruppe, der man zu folgen hatte, oder Anführer einer Gruppe,der man Ziele und Befehleerteilte.In
den Schwierigkeitseinstellungen
konnte das eingeblendete Zielkreuzund anderetypischeSpielhilfenwie automatischeEintragungvon Freund-und Feindpositionen
auf
der Karte abgeschaltet
werden.Der Herstellerversahdas
Spielaußerdemmit der Möglichkeitfür Dritte, neue Waf
fen, Fahrzeugeund Umgebungenbzw. Szenariosherausbringen zu können,sodassdas Spiel bis heute noch eine
Fangemeindebesitzt.Es gibt einige Spielergemeinschaften,die stark erweiterteFassungendes Originalspielseinsetzen.Dort dauerteine Missiondurchausim Bereichvon
Stunden (und dementsprechendauch die Wartezeitbis
AusgabetlzooT
Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen
z u m E i n s t i e gi n e i n e n e u eR u n d e )g, a n za n d e r sa l s d i e i n
CSund AA gewohntenwenigenMinuten.
Nebendiesenvon Spielgemeinschaften
vorgenommenen
Erweiterungenund Modifikationenbietet auch der Hersteller Weiterentwicklungen
diesesSpielsfiir militärischeund
polizeilicheÜbungszweckean. Das auf dem Ursprungs"Operation
spiel
Flashpoint"basierendeSystemwird als
,,VirtualBattleFieldSystem"(VBS)vertrieben.Kundendes
VBSsind unteranderemdasUS Militär und der SecretSer
vice,und dasaustralische
Militär plant eine Nutzung(Carpenter& White, 2006).Besondersbetont werden hierbei
die kostengünstig
und risikoarmrealisierbaren
Lernumgebungenfür z.B.kognitiveFertigkeitenwie logischeDenkprozesseund Fällen von Entscheidungen,
Kennenlernen
desZielgebietes,
Missionsplanung
und -nachbesprechung,
Strategie
sowieKoordinationund Kommunikation.
KontrollierteStudiengrößerenUmfangszum Erwerbund Transfer
militärischrelevanterFertigkeitenin spezielldafür produ,
ziertenGCSliegennochnicht vor;erstePilotstudiengeben
Hinweise,dass Basisfertigkeiteninnerhalb eines einwö
chigenTrainingserlernbarsind, aber kognitiveFertigkei
ten höhererOrdnungwie Kommunikationund Teamwork
innerhalb dieser Zeitspanneschlechtvermittelt werden
können (Morrison,Barlow,Bethel& Clothier,2005).
An denBeispielen,,America's
Army" und,,Operation
Flashpoint" zeigt sich, wie fließenddie GrenzezwischenmilitärischemAusbildungswerkzeug
und privatem Konsumspiel gewordenist: Die rechnertechnischen
Grundlagen
und Algorithmenzur visuellenund auditivenDarstellung
werdenweitgehendidentischoderbauenaufeinanderauf,
das militärischeAusbildungswerkzeug
ist evtl. nur noch
an zusätzlicherHardwarezu erkennen,die Maus und Tastatur des Konsumbereiches
durch Nachbildungender real
zu bedienendenGeräteersetzt.Aber auch hier existiert
Hardwareauf dem Markt, die die Lücke kleiner werden
lässt,wie z.B. Steuerlenkräder,
Fußpedale,oder Lichtpistolen.Durch Konsum von GCS,welchedie oben erwähnten unrealistischenDarstellungenund Vereinfachungen
vermeiden,kann unter Verwendunggeeigneterzusätzli
cher Hardwareund begleitendemrealenSchusswaffentrai
ning also durchausein militärischrelevantesVerhaltenspotential erworben und trainiert werden.Dies bedeutet
jedoch nicht, dass die erworbenenFertigkeitenbzw. das
Verhaltenspotential
sichverselbstständigen
in dem Sinne,
dasssie ohne bewussteEntscheidungdes Lernendenzur
Ausftihrungkommen (siehe,,Trennungrealer und virtue l l e rA g g r e s s i o n e n " ) .
AusgabetlzooT
Polizei@wissenschaft
Einsetzbarkeit von GCSfür die polizeiliche
Schiellausbildung
N e b e nd e r r e c h n e r s i m u l a t i o n s t e c h n i s c hGeenm e i n s a m k e i t v o n m i l i t ä r i s c h e mA u s b i l d u n g s w e r k z e uugn d G C S
verbleibenbeim aktuellen Stand der Technik aber noch
Differenzenzwischeneiner realen Schießausbildung
mit
Faustfeuerwaffenund deren Darstellbarkeitin Simulatoren oderGCS.Am Beispielder Schießausbildung
der HessischenPolizei kann gut ausgeführtwerden,welche bei
einerrealenSchießausbildung
trainiertenund für den EinsatzbenötigtenFertigkeitenin absehbarerZeitnoch nicht
im privaten Konsumbereichoder typischenGCSverfügbar sein werden:
Die Schießausbildung
der HessischenPolizeibeginnt mit
einer Einführung in Waffentechnikund mit den gesetzl i c h e n G r u n d l a g e nd e r p o l i z e i l i c h e nS c h u s s a b g a b E
e .i n
Schusswird als letztesMittel angesehen.Bevorim Training der erste Schussabgegebenwird, erfolgt zunächst
ein intensivesWaffenhandhabungstraining,
dessenZiel
einevollständige
Automatisierung
der motorischen
Anteile
ist, sodassmaximal viel Verarbeitungskapazität
für eine
bewussteEntscheidung,ob überhauptgeschossen
wird, zur
Verftigungsteht.Auch geht eine begleitendeSchulungüber
den gesetzlichenAuftrag einher, in dessenRahmendas
Individuumüber die Schussabgabe
wird entscheidenmüssen. Zunächsterfolgt ein Schulschießen
auf eine Schießleinwand.Bei diesemSchießenwerdenüber einenBeamer
Schießscheiben
odergeometrische
Darstellungenauf eine
projiziertund von den Schießteilnehmern
Schießleinwand
beschossen.
Die häufigstenfür Schießübungen
verwendeten Distanzenliegenzwischen6 und 15 Metern.
Die meistenEinsätzeder Schusswaffeim täglichenStreifendienstliegen zwischen50 Zentimeternund 2 Metern.
Bei diesenkurzen Distanzenwird das sogenannte,,Deutschießen"verwendet.Das heißt, dassdie Waffezunächst
in RichtungZiel ,,deutet".Die Schussabgabe
erfolgt,nachdem die Waffeim Ziel stehtund das Gegenüberzweifelsfrei als Bedrohungfür das eigeneoder das Lebenanderer
erkannt wurde.
N a c h e r f o l g r e i c h e mA b s o l v i e r e ne i n e r K o n t r o l l ü b u n g
b e g i n n t d a n n d a s s o g e n a n n t e, , E i n s a t z s c h i e ß e nH" i. e r
wird das Schießennicht als isolierteHandlung trainiert,
s o n d e r ni n Z u s a m m e n h a nm
g i t e i n e rS i t u a t i o nz, . B .e i n e s
Streife-Gehens
vor der Leinwand,und teilweise werden
Gegenständeim Raum vor der zu eventuellzu beschießendenLeinwandaufgestellt.Als Ziele dienen verschiedenePersonenabbildungen,
die auchdynamischverändert
Seite53
Polizei@wissenschaft NutzenundRisikenvonGewa]tcomputersoielen
werden.Nebendem Üben des Einsatzesvon Stimmeund
SprachewerdenInteraktionmit dem Kollegenoder sonstigen Beteiligten,mehrerezu unterscheidende
Ziele und
körperlicheBelastunghinzugefügt,
späterauchzusätzliche
ablenkendeReizewie Stroboskoplichter
oder Geräusche.
Bezüglichder Entscheidung
zur Schussabgabe
gibt eskeine
vorgegebenen
Übungssituationen,
in denen eine Musterl ö s u n ge r l e r n t w e r d e nm u s s .D i e S i t u a t i o n e ni,n d e n e n
Schussentscheidungen
getroffenwerden, unterscheiden
sich so stark, dass kein vordefiniertesSchemafür ..erfordert Schuss"gegebenwerdensoll.
Z u m A b s c h l u s sd e s T r a i n i n g sw e r d e ni n G e b ä u d e nm i t
vorhandenerInneneinrichtungrealitätsnaheSituationen
vorgegeben,
und mit Filz-oderFarbmarkierungsmunition
verschiedeneSzenariengeübt,der Ablauf der übung auf
Video aufgezeichnet,
und anschließendausgewertetund
nachbesprochen.
Hier werden besondersdie Kommunikation mit Kollegenund das Bewegenin Formationenmit
teilweisemKörperkontaktgeübt.
BesonderesGewichtund Schwerpunkteder Ausbiklung
sind automatisierteWaffenhandhabung,
Bewusstheitder
Entscheidungzum Gebrauchder Waffe,Schnelligkeitder
Einschätzungvon Bedrohungslagen,
korrekteKörperhaltung und Körperbewegungim Raum,keine deutlicheBeeinträchtigungdurch körperlicheBelastungund möglichst
realistisches
ÜbendieserPunktein dem für EinsätzetvoischenNahbereichvon wenigenMetern.
Bei Anfängernin der Schießausbildung
ist häufig zu beobachten,dasssie ungeeigneteHaltungeneinnehmenund
ungeeigneteBewegungsabfblgen
produzieren,derenHerkunft häufig in unadäquatenDarstellungenvon Schusshandlungenin Film,Fernsehenund Computerspielen
oder
bei den Vorgehensweisen
für Sportschießengefundenwer,
den kann.Auch unterscheidetsich die Schusszahl,
die bei
einer Übung abgegebenwerden kann, erheblichvon Filmen oder Computerspielen:
Während einer übung wird
v o n k e i n e m b i s z u i n s e l t e n e nF ä l l e n 5 S c h u s sa b g e g e ben, ganz im Gegensatz.
zu den actiongeladenen
Szenen
m i t H ü l s e n h a u f eanu s d e n M e d i e n .
Die bei einem GCSim Gegensatzzu diesemrealenTraining der HessischenPolizeideutlichenUnterschiedelie,
gen zum einen in der starkenInvolviertheiteigenerKör_
perbewegungenund -belastungen,und zum anderen in
der visuellenDarstellungdes für den Einsatzrelevanten
Nahbereiches
wenigerMeter.Selbstwenn Maus untl Tastatur durch eine Lichtpistoleersetztwerden,so bleibt die
eigenekörperlicheBeweglichkeitdeutlicheingeschränkt,
und die körperlicheBelastungist gering.Auch der für das
Bewegenin bestimmtenFormationennotwendigeKörperkontakt und die Rückmeldungdes Körperkontaktessind
nicht in Computerspielen
vorhanden.Währendbeim üben
mit Farbmarkierungsmunition
man eine deutlicheRückmeldung über Treffer am eigenenKörper erhält unrl ein
treffervermeidendes
Verhalteneinübt,flndet die Rückmeldung in GCSdurch kurzfristigesErscheinenroter Balken
oder kurzfristigesrötlichesEinfärbendes Monitorbildes
s t a t t .N i c h t s e l t e nn e h m e n S p i e l e rp r o b l e m l o sv i r t u e l l e
Körpertrefferoder sonstigeSchädenin Kauf, um z.B.die
Positionim Spielzu wechseln.
Auch unterscheidetsich die visuelle Darstellungin GCS
erheblichvon dem, was man bei Betrachtungrealer Szenen mit den Augensieht:Die exklusivim NahbereichwirksamenTiefen-und Rauminformationen
gehendurch eine
2 D A b b i l d u n g( w i e s i e z . B .e i n M o n i t o r o d e r e i n B e a m e r
erzeugt)komplett verloren oder widersprechender dargestellten3D-Vorlage.
Die Tiefenwahrnehmungdes Menschenorientiert sich an verschiedenenTiefenhinweisen.
Während Tiefenhinweisewie Verdeckung,Schattenund
relative Höhe im Sehfeldin einer 2D-Abbildungebenso
wie bei realerBetrachtungeinesObjektesvorhandensind,
gehendie okkulomotorischen
und bei Verwendungderselben Abbildungfür beideAugen die stereoskopischen
Tiet'enhinweise
verloren.Mit speziellenGerätenwie z.B.einer
Stereobrilleist es zwar möglich,für jedesAugeein eigenes
Bild zu produzierenund dadurchstereoskopische
Informationendarzustellen,
aberjedesdieserbeiden2D-Bilderenthält keine der ursprünglichen3D-Vorlage
entsprechenclen
Informationmehr über Akkommoclation.
Akkommodationsinformationen
kommen dadurch zu
Stande,dassdas Scharf-Sehen
einesnahen Objekteseine
stärkereKrümmung der Linse im Auge erfordertals ein
weiter entferntesObjekt, und dass Objekte,die entfernt
vom Punkt der Fokussierungliegen,unscharferscheinen.
Während man bei Betrachtungeiner realen 3D-Vorlage
seinAugeverschieden
akkommodierenkann uncldadurch
bestimmteGegenstände
in Abhängigkeitvon ihrer Distanz
mehr oder wenigerscharfsieht,ist bei Betrachtungeiner
2D-Abbildungdie Schärfevon der Akkommodationdes
Augesauf die Distanzzur Abbildungabhängig,abernicht
mehr von den Distanzender ursprünglichenObjektein der
3D-Vorlage.
In Computerspielen
besitzendaherdie dargestelltenObjekteentwederentfernungsunabhängig
maximale Schärfe,oder es wird für die Bildberechnungeine
angenommeneAkkommodationfestgelegt,mit der dann
Ausgaber/zoo7
Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen
die Schärfeder Objektefrir die 2D-Abbildungentsprechend
vermindertdargestelltwircl: Z.B. wird in AA oder ,,Operation Flashpoint"bei einem Zielvorgangmit angelegter
WaffeohneZielfernrohreine unscharfeKimme eingeblendet,alsozur Bildberechnung
eineAkkomodationangenommen, derenFixpunkt entferntvon der Kimme liegt.
Auch gehen in einer 2D-Abbildungdie Tiefeninfbrmationen verloren,welcheauf Vergenzbasieren.Währendbeim
Betrachtennaher Objektedie Augen stark konvergieren,
stehensie beim Betrachtenweit entfernterObjekteparallel. VomFixationspunktzu weit entfernteObjektewerden
nicht mehr in der Wahrnehmungfusioniertund eventuell
alsDoppelbilderwahrgenommen.
Die normalerweise
aneinander gekoppeltenund beide zur Tiefeninformationim
NahbereichbeitragendenProzesseAkkommodationund
Vergenzmüssenbeim Betrachtenvon stereoskopischen
2DAbbildungen(wie sie z.B.durch eine an einen Computer
angeschlossene
Stereobrilleerzeugtwerdenkönnen)ent
koppeltwerden,und dies könnte einer der Gründe sein,
warum manchePersonenüber Unwohlseinund Übelkeit
i n S i m u l a t o r e nb e r i c h t e n( R u s h t o n& R i d d e l ,1 9 9 9 ) .B e i
Betrachtenderselben2D-Abbildungmit beidenAugenmüssen Akkommodationund Vergenznicht entkoppeltwerden,aberder durch sie entstehende
Tiefenhinweisenthält
nicht die der realen3D-Vorlage
entsprechenden
Distanzen
der Objekte,sondernlediglichdie Infbrmation,wie weit
die Abbildung (alsoder Monitor oder die Leinwand)vom
Auge entferntist.
Essind den AutorenkeineExperimentebekannt,die explizit untersuchthaben, inwieweit die Abweichungenvon
Akkommodation und Vergenzbei einem Simulatortraining die Genauigkeitvon Schussabgaben
in der Realsituation beeinflussen.
Es ist jedochnaheliegend,
dassfür militärischrelevanteDistanzenwie z.B.150Meter das Fehlen
dieserTiefenhinweiseunbedeutendist, da ihr Informationsgehaltbei zunehmenderDistanzimmer geringerwird,
und ab 6 Meter nicht mehr relevantfür die menschliche
Tiefenwahrnehmungist. Wenn zusätzlichbei der realen
Schussabgabe
der Zielvorgangselber nur auf einer 2DAbbildungbasiertoderZieleinrichtungen
benutztwerden,
die von sichausdieseTiefeninfbrmationen
nicht mehr enthalten oder benötigen,so dürfte das FehlendieserInformationenim Simulatortrainingvielleicht sogar hiltieich
sein. Umgekehrtkönnte es sich hingegenfür nahe Ziele
i m B e r e i c hw e n i g e ro d e r u n t e r e i n e m M e t e r v e r h a l t e n .
In diesem Nahbereichtragen Akkommodationund Vergenzstärkerzur Tiefwahrnehmungbei,und es erfolgteine
nahezuoptimaleKombinationderverschiedenen
Tiefenhin-
Ausgabet /zoo7
Polizei@wissenschaft
weise(Hillis,Watt,Landy& Banks,2004).Für die Winkelgenauigkeiteiner Zeigebewegung
im Bereichbis 50 Zent i m e t e r s i n d d i e s eb e i d e nT i e f e n h i n w e i s seo g a ra l l e i n i g
hinreichend,weitere hinzugefügteTiefeninformationen
erhöhen die Genauigkeitnicht zusätzlich(Foley,1975).
Für dasbei der HessischenPolizeiverwendeteDeutschieI3energibt sich entsprechendeine bedeutendeRolle dieser Tief'enhinweise,
die in einem Simulatortrainingnicht
darstellbarsind.
Abschließendkann festgestellt
werden,dassdie häufigste
Variantevon GCS,die Egoshooter,
eine schnellevisuelle
Objekterkennungund räumlichverteilteAufmerksamkeit
schulenkönnen.Computerspiele,
die zusätzlicheMöglichg, Infbrmationsauskeitenwie strategische
Einsatzplanun
tausch,Kommunikationmit der Konfliktparteiund möglicheDeeskalation
vorsehen,solltenauchdieseFertigkeiten
fördern,jedochsind solchein den meistenGCSgänzlich
nicht existent(wie z.B. möglicheDeeskalation)oder nur
r u d i m e n t ä rv o r h a n d e n( w i e z . B . E i n s a t z p l a n u n g
beginnend mit einer Lagebesprechung).
Nicht trainierbar mit
der zum aktuellenZeitpunkttypischenHardwarefür den
privatenKonsumbereichsind Fertigkeiten,die in Zusammenhangmit Körperwahrnehmungund Körper-,Kopf-und
Augenbewegungen
in größerenBereichenals das Monitorbild stehen,sowiedie adäquateDarstellungvon räumlichenTiefenhinweisen,
die auf AkkommodationoderVergenz basieren,welchefür die visuelleWahrnehmungbis
zu Distanzenvon 6 Metern relevantsind. Dahersind GCS
als Trainingsinstrumentfür die Polizei nur in umgrenzten Teilbereichengeeignet.Sie stellenkein umfassendes
T r a i n i n g s k o n z e pf tü r d i e A u s b i l d u n gd e r S c h u t z p o l i z e i
dar, zum einen aufgrundfalschervisuellerDarstellungen
räumlicherTiefenhinweise,und zum anderenaufgrunddes
gänzlichenFehlensbestimmterMöglichkeitenwie z.B.dem
Einsatzvon Körper,Stimmeund Sprachezur Deeskalation.
Durch zukünftigeexperimentelleUntersuchungensollte
evaluiertwerden,ob und welcheArt von Übungsteilenauf
Grundlagevon GCSgeeignetsind,Ausbildungsergebnisse
bei der Schutzpolizeieffizientzu verbessern.
Machen GCS dumm?
Gibt es neben den diskutiertenWirkungen von GCSauf
aggressives
Verhaltenund Schießleistungen
auchVerbesserungenoderVerschlechterungen
alIgemeinerkognitiver
Leistungen,die aus dem Konsumvon GCSresultieren?In
korrelativenStudien (Anderson& Dill, 2000) zeigt sich,
dassschlechtereakademischeLeistungenmit dem selbstgewähltenKonsumvon GCSeinhergehen.Wer schlechter
Seite55
Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen-----.-----
lolizei@wissenschaft
im Studium ist, konsumiertauch mehr GCS.Für diesen
korrelativenZusammenhanggilt aber dasselbewie für
den korrelativenZusammenhangvon aggressivemVerhaltenund dem Konsumvon GCS:Was Ursacheund was
Folgeist, kann nicht entschiedenwerden.Eine Erklärung
könnte sein,dass
für diesenstatistischen
Zusammenhang
dassfür
clerKonsumvon GCSderartviel Zeitbeansprucht,
die VorbereitungakademischerLeistungenwie z.B.Hausaufgabennicht mehr genugRestzeitverbleibt.Eineandere
Erklärungkönnte beinhalten,dassder Konsumvon GCS
aufgrund starker emotionalefInvolviertheitin das Spiel
zum Vergessenvon kürzlich gelerntenInhalten führen
könnte.Wiederumdenkbarist aberebenso,dasseinePerson aufgrundausbleibendenakademischenErfolgessich
dem Spielenvon GCSwidmet, weil sie dort Erfolgserlebnissehabenkann.Und schließlichkönnteder ZusammenLeistungenbei
hangzwischenschlechteren
akademischen
erhöhtemGCS-Konsum
daraufzurückzuführensein,dass
eine latenteVariable,wie z.B.das Ausmaßdes Wunsches
nachErregungoder Unterhaltung,sowohlWirkungenauf
akademische
Leistungenalsauchaufden Konsumvon GCS
hat: Wer gerneangeregtunterhaltenwerden möchte,der
widmet sich stärkerden aufregendenGCSund vermeidet
zugleichlangweilige,aberfür akademischeLeistungrelevante Studieninhalte.KorrelativeZusammenhängekönnen also nur als Hinweiseverstandenwerden,was relevanteFaktorensein könnten;experimentelleStudienzur
Prüfungder kausalenWirksamkeitsolcherpotentiellidentifizierter Faktorensind jedochunumgänglich.
entgegengesetzt
zeigendie
KorrelativenUntersuchungen
zu GCS,aber
ErgebnisseexperimentellerLangzeitstudien
dassVerbesserunauchzu gewaltfreienComputerspielen,
gen kognitiverLeistungenresultieren.Z. B. Verbessertein
Trainingmit dem GCS,,Medalof Honor" (ein
10-stündiges
Egoshooter)die visuelle Aufmerksamkeitsowohl in der
räumlichenAusdehnungals auch in ihrer zeitlichenAuflösung gegenübereinem gleichlangenTraining mit dem
gewaltfreien
2003).Ein 25Spiel,,Tetris"(Green& Bavelier,
stündigesTraining mit Tetris führt im Vergleichzu keinem
der ReaktionsSpielenbei Rentnernzu einerVerbesserung
(Goldstein,Cajko,Oosterzeiten im Sternberg-Paradigma
broek,Michielsen,van Houten& Salverda,1997).Direkt in
den SpielenbenötigteFertigkeitenwerdenalsodurchdiese
geschult.In einemÜberblickkommenGreenund Bavelier
( 2 0 0 4 )z u d e m S c h l u s s d
, a s s C o m p u t e r s p i e l de r a s t i s c h
Fertigkeiten(Hand-Auge-Koordination,
vi suo-motorische
wie auchräumlichesVorstelReaktionszeiten
) verbessern,
lungsvermögenund die visuelleAufmerksamkeit.
Seite56
Wenigereinfachstellt die Situationfür die Wirkung von
GCSauf das Gedächtnisdar. ExperimentelleLangzeitstudien liegenbisherkeinevor.Kurzfristigallerdingsscheint
die durch GCSerhöhteErregungzu bessereminzidentellen Lernenzu führen (Geserich,2005; Bösche& Schmidt,
2005).
Machen GCSasozial?
Direkt inhaltlich-theoretischverbundenmit der Steigerung
aggressivenVerhaltensnachdem Konsumvon GCSist auch
die Minderungvon prosozialemoderhelfendemVerhalten.
Empathie,emotionaleResonanzund Mitleidsfähigkeitmit
einem Opfer sind entscheidenddafür, wie stark aggressive Handlungengegenübereinem Opfer gehemmtsind,
und wie wahrscheinlichhelfendeund kooperativeHandlungen resultieren.Sheeseund Graziano(2005) berichten, dassnach einem GCSPersonenin einem modifizierten Gefangenendilemma
unkooperativund ausbeuterisch
handeln.GCSscheinenmindestenskurzfristig die Fähigkeit zur Empathie(Trudewind& Steckel,2002) und das
zu beeinträchtiErkennenemotionalerGesichtsausdrücke
gen (Kirsh& Mounts,in Druck).Als physiologisches
Korrelat davonkann nach dem Konsumvon GCSexperimentell
eine verringerte Herzrate und verringerte hautgalvanische Reaktionauf die Konfrontationmit realen Gewaltvideos festgestelltwerden (Carnagey,Anderson& Bushm a n .i n D r u c k ) .
Eine korrelative EEG-Studiezeigt bei einem Vergleich
von GCS-Konsumenten
mit Kontrollprobanden,dass die
eine in der Gesamtstärke
Gehirnevon GCS-Konsumenten
auf die Präsentationvon BilverringerteP30O-Komponente
dern mit aggressivemInhalt aufweisen(Bartholow,Bushmit Extremman & Sestir,2006).EinefMRl-Untersuchung
konsumentenbelegt,dassbei diesenwährendder Phasen
eineselektiveDeaktivierung
aggressiver
Spielhandlungen
desemotionalenSystemsund der Amygdalaerfolgt (Weber,
Ritterfeld& Mathiak, 2006).Zu beachtenist bei diesenbeider Gehirnaktivitätjedoch,dasseine
den Untersuchungen
in der IntensitätverringerteGehirnreaktionnicht zwingend mit weniger emotionalemEmpfindeneinhergehen
kann auch
muss:Die Reduzierungder P3O0-Komponente
geringerem
geringeren
Folge einer
Überraschungoder
benötigtemkognitiven Aufwand zur Verarbeitungdes Reizes sein (Hruby & Marsalek,2003), und eine Deaktivierung der Amygdalaerfolgt auch bei stark Verliebten,wenn
ihnen ein Bild ihrer Angebetetengezeigtwird (Bartels&
Z e k i .2 0 0 0 ) .
Ausgabet/zoo7
Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen
W i e a u c h b e i d e r D i s k u s s i o nd e r S t e i g e r u n ga g g r e s s i ven Verhaltensist zu überlegen,in welchemAusmaßdie
durchGCSverursachteMinderungvon Empathieund die
gesenktekörperliche Reaktivitätsich gegenüberpersonen oder Sachenaußerhalbdes virtuellen Spielsniederschlägt.Den Autoren sind keine Berichtebekannt, dass
nacheinemExperimentmit GCSVersuchspersonen
gegenüber dem Versuchsleiterunkooperativwerden, eher im
Gegenteil:Wie bereitserwähnt,waren bei Weber,Ritterfeldund Mathiak (2006)die meistenTeilnehmernachder
einstündigenSitzungmit einem GCSbereit,auch an wei,
teren Untersuchungenteilzunehmen.Auch in unserem
eigenenLabor ist Asozialitätoder vermindertesHilfeverhalten nach GCS bisher nicht aufgefallen:Nach ExperimentenwerdenTeilnehmerroutinemäßiggefragt,ob sie
für weitere Experimentezur Verfügungstehenwürden;
bisherergabsich dabei kein statistischbelegbarerEfTekt
derart,dassnach GCSdie Zusagequote
für weitereExperimentesinken würde.
Und auch hier bleibt die Frageoffen,in welchemAusmaß
die experimentellbelegbareverminderteEmpathieund
geringerekörperlicheReaktionauf aggressiveReizedas
Verhaltenbeeinflussen.Eine geringereemotionaleReaktion auf bestimmteReizeist für manchePersonendurchaus angezeigt.Zumindest für professionelleHelfer wie
z.B.Polizistenist es von Vorteil,wenn sie nicht panikartig
auf die Begegnungmit Gewaltopfernreagierenunclgelassenerund mit ,,ruhigeremKopf" in aggressivenSituationen agierenkönnen.
GegeneinestarkeAsozialisierung
durch GCSspricht,dass
sich um GCSherum Spielgemeinschaften
bilden (sogen a n n t eC l a n su n d C o m m u n i t i e s )d, i e n i c h t n u r v i r t u e l l ,
sondernauchrealgemeinsamdie Spielekonsumieren.Auf
sogenanntenLAN(-Party)streffen sich die Spielerund bringen ihre Computermit. Die Anzahl der Teilnehmerkann
durchausin die Hundertegehen,häufigwerdenHallenfür
solcheZweckeangemietet.
Es ist uns kein Berichtbekannt,
dass auf solchen Massenkonsumptionsveranstaltungen
für GCSgewalttätigeAusschreitungenpassiertsind, eher
im Gegenteil:Man spielt miteinander,und das Erlebnis
gemeinschaftlichen
Konsumsgehtüber dassolitäreErlebnis am Heimrechnerhinaus. Neben dem gemeinsamen
Konsum von GCS hilft man sich auch gegenseitigbeim
Aufbauder Rechner,sowiebei der Einrichtungund Betrieb
elektronischerSoftwaretauschbörsen.
Unter Umstänclen
gehendamit erheblicheVerstößegegenUrheberrechtevon
Softwareund Filmen einher.Bei diesenVerstößenunterstützensich die Teilnehmerallerdings kräftig: Manche
AusgabetlzooT
Polizei@wissenschaft
bringen von vornherein reine Datenverteilungsrechner
mit, von denenschnelldie aktuellstenFilme und Spielein
raubkopiertenVersionenherunterkopiertwerdenkönnen.
Gegenüberden Inhabernder Urheberrechteund der Verkaufsindustrieist dies durchausunempathischund viel,
leicht sogarasozial,gegenübersuchendenExtremkonsumentenmit hohemKonsumdurchsatz
ohneKaufwilleoder
-fähigkeitjedochsehr positivund helfend.
GCSund das Massaker
am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt
Am 26.04.2002tötete RobertSteinhäuser(RS)im Erfurter Gutenberg-Gymnasium
16 Menschenund beging Suizid.BereitswenigeTagespäter(sieheEinführung)wurclen
verschiedene
Thesenüber einenZusammenhangvon GCS
und dem Amoklaufdiskutiert.HabenGCSbeim Massaker
von Erfurt einen Beitraggeleistet?
Implizit oderexplizitgehenviele davonaus,dassder übermäßigeKonsumvon GCSbei dem TäterRSentwederkurzfristig ,,eineSicherunghabe durchbrennen"lassenoder
durch ihre langfristigeEinwirkung auf den TäterdasMassaker (mit)verursachthaben.Um dieseMöglichkeitenzu
diskutieren,wertenwir die Informationenund Bewertungen hauptsächlich
ausdem Berichtder KommissionGutenberg-Gymnasiumaus (Gasser,Creutzfeldt,Näher,Rainer&
Wickler,2004).Seitenangaben
in diesemAbschnittbeziehen sich immer auf diesenBericht.
GCSals mögliche kurz- oder langfristige
Ursache des Massakers in Erfurt
NachHoffmann(2003)folgenAmoktatenfastnie spontanen
Entscheidungen,
sondernsind der Endpunktin einemWeg
aufdie Tathin. Dasses bei RStatsächlichein längererVorbereitungsprozess
gewesenist, zeigenfolgendePunkte:
Der Täter verfügte am Tatort über mehr als 650 Schuss
Munition, zwei Schusswaffen,
zwei Stichwaffenund eine
Verkleidung.Es zeigt, dass er erheblichenAufwand in
die Bewaffnunggesteckthat und vor allem die Verkleidung spricht für eine bewussteInszenierungder Tat.Die
Bewaffnungvon RS begannsiebenMonatevor der Tat (S.
22-24)und ist z.T.nicht mit einer Sportschützentätigkeit
v e r e i n b a r( S . 2 4 & 3 1 ) .D a s z e i g t ,d a s se r s i c h f r ü h z e i t i g
den Besitzvon Waffengewünschthat, die nichts mit der
Sportschützentätigkeit
zu tun haben.
Die Schule war ein symbolträchtigerTatort,an dem RS
über lahre Minderleistungenerbrachthat und sich mut-
Seite5T
rohzei@wissenschaft
maßlichgedemütigtgefühlt hat. Bei einer Kurzschlussreaktionwärees plausibler,er hätteein Massakerbei sich zu
Hauseoder in der nächstengrößerenMenschenansammlung verübt.Die Tat geschahaußerdeman einem symbolträchtigenDatum: Dem letztenTag der schriftlichenAbiturprüfungen(S.300). RobertSteinhäuserhat an diesem
M o r g e nm u t m a ß l i c hn u r e i n e S t u n d ee i n G C Sg e s p i e l t .
nach
Es wäre plausibler,dass eine Kurzschlussreaktion
einemlängerenKonsumauftritt und nicht genauan einem
Datum.
symbolträchtigen
Die Durchführungder Tat und das Verhaltendes Täters
wurde von Zeugenals systematischund zielgerichtetwahrgenommen(S.63ff, S. 71,S. 77):Der Täterging zu Beginn
der Tat zügig von Raum zu Raum und von Stockwerkzu
S t o c k w e r ku n d e r s c h o s si n d e r M e h r h e i t L e h r e r ,o h n e
i n n e z u h a l t e ns,i c h u m d i e Z u s c h a u e zr u k ü m m e r n o d e r
wäre ein wildes
zu reden.Bei einer Kurzschlussreaktion
in rasenderWut und die erkennbareIntenUmherschießen
tion des Suizidsoder Tötuns durch andere(2.8.,,suicideby-cop")plausibler.
RShat überMonatenachseinerEntlassungausdemGutenberg GymnasiumeinenweiterenSchulbesuchvorgetäuscht
und damit ein Bild von sich bei anderenaufgebaut,dass
irgendwannzerbrechenmusste(S.24ff, S. 25, S. 299f).Er
hat sich durch die SummeseinerHandlungenund Unterlassungenweiterer Handlungsalternativenberaubt und
daher Gewalt,als das ,,letzteMittel", um seine Situation
zu verändern,wahrscheinlichergemacht.
Es gibt keinen ausdrücklichenHinweis darauf,dass der
forTäteran einembestimmtenDatumeinenTatentschluss
muliert hat. Allerdingsist es unter Berücksichtigungder
o.g.Gründe nicht plausibel,dassbei RS am Morgen des
beim mutmaßlicheneinstündigenSpielen
N{assenmordes
d e s S p i e l s, , O u a k e ,", e i n eS i c h e r u n gd u r c h g e b r a n nits t "
und dassdas GCSdie Tat kurzfristig ausgelösthat. Es ist
plausibleqdass
aufgrundder geschildertenSachverhalte
geplantund vorclasMassakeram Gutenberg-Gymnasium
bereitetwurde.
InwiefernhabenGCSin diesembesonderenFall das Massakerlangfristigmit verursacht?Vor die Analysedes EinzelfallsErfurt stellenwir eine allgemeineBetrachtungdes
Z u s a m m e n h a n g ezsw i s c h e nd e m K o n s u mv o n G C Su n d
Amokläufen,welcheauchdie GrundratendesKonsumsvon
der Merk
GCSbeinhaltenwird, da ein alleinigesBetrachten
malevon Amokläufern(wie z.B.,,habenGCSkonsumiert")
führenkann:Auf dieseWeisewürdeman
zu Fehlschlüssen
Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen
lediglicheineSchätzungderbedingtenWahrscheinlichkeit
des Konsumsgegebeneinen Amoklauf schätzen.Für die
Diskussionrelevantist iedochdie Differenzzwischender
bedingtenWahrscheinlichkeiteines Amoklaufsgegeben
eines
den Konsumund der bedingtenWahrscheinlichkeit
AmoklaufsgegebenkeinenKonsum.Einfachergesagt:Als
Faktorvon Amokläufenkommt der
positivverursachender
Konsumvon GCSüberhauptnur dann in Frage,wenn bei
Konsumentendie Amoklaufrategrößerist als bei vergleichbaren Nichtkonsumenten.Für die VergleichbarkeitmüsStatus
sen Faktorenwie Geschlecht,sozioökonomischer
und Alter kontrolliertwerden.Je mehr GCSzur Verursachung von extremenGewalttatenbeitragen,destogrößer
solltebei GCSKonsumentendie Amoklaufrateim Vergleich
zu Nichtkonsumentensein,und je mehr Konsumentenes
gibt,destomehr Amokläufesolltenstattfinden.Wennman
zunächstdie Grundratenbetrachtet,so fällt auf, dassdie
Zahl von Konsumentenund Extremkonsumentenerheblich ist, und im Vergleichdazu die Anzahl von Amokläufen verschwindendgering ausfällt.Wenn das Konsumieren von GCSstark zu Amokläufen und Massakernanregen
würde, so müsstenerheblichmehr extreme Gewalttaten
stattfinden,da täglich etliche Millionen Spielstundenin
liegt die Rateakti
GCSweltweit anfallen.Beispielsweise
ven privatenKonsumsvon GCS,die wir durchBefragungin
Experimentenerhobenhaben(N=272),bei
verschiedenen
weiblichenStudierendenbei 20%und bei männlichenbei
bezüglichkooperativen
45%.Auch unsereBeobachtungen
von GCSauf MassenVerhaltensbei Extremkonsumenten
gen (LAN-Partys,sieheDi skussionskonsumveranstaltun
frage,,MachenGCSasozial?")lassenes unwahrscheinlich
erscheinen,dass GCSzu spontanem,offenenGewaltverhalten oder gar Amokläufenführen. Die Studievon Vossekuil, Fein,Reddy,Borum und Modzeleski(2002) zeigt,
die
dasssich zur ErkennungpotentiellerSchulamokläufer
Täter
Die
nicht eignet.
EigenschaftprivatenGCS-Konsums
interessierensich durchausdeutvon Schulschießereien
lich für Gewaltinhaltein Medienund vor allem in eigenen
literarischenWerken,aber auf GCSselberentfälltbei diesen das geringsteInteresse.
Aufgrundder kleinen Fallzahlenvon Amokläufenist eine
verlässlichestatistischeSchätzungdes Zusammenhangs
von GCS-Konsumund Amokläufen schwierig;die allerdings grolleAnzahl von Nicht-AmoklaufendenGCS-Konsumenten und das eher geringeInteressean GCS-Konsum
von Amokläufern begründen erheblicheZweifel daran,
dass der Konsum von GCS einen stark positiv verursachendenFaktordarstellt.
AusgabetlzooT
Polizei@wissenschaft
Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspiel
Analyse des Massukers von Erfurt
lm konkreten Fall des Massakersim Gutenberg-Gymnas i u mw o l l e nw i r d e n B e r i c h ti n h a l t l i c hw e i t e ra n a l y s i e r e n ,
um zunächstfestzustellen,welchenBeitragder Konsum
gehabthaben
vonGCSbeider Verursachung
desMassakers
könnte.Dazu werden wir zunächstdie Tat als Gesamtes
analysierenund im zweitenSchrittdie möglicheRollevon
G C Sd a r s t e l l e n .
den. Das erklärt sich einerseitsdurch die konstantdesolaten Schulleistungen,
die er sich nicht selbstzuschreibt.
Hinzu kommeneine großeAbweichungin Selbstbildund
Fremdbild.RS hat einerseitseine Persönlichkeit,die verschlossen,jähzornig,leicht kränkbar und reizbar ist. Andererseitshat er Größenvorstellungen
und ist von sich selbst
eingenommen.
Dasführtedazu,dasser sich seineschlech
ten Leistungennie selbstzugeschrieben
hat.
Warum greift ein Mensch zur Gewalt?Die Antwort ist
einfach:Weil sublektiv für ihn Gewaltals der aussichtsreichsteoder einzigeWegerscheintein Ziel zu erreichen.
Um mehr über die möglichenZieleund Beweggründedes
Tätersabzuleiten,verwendenwir dasIACA-Modellzur Prognosevon Gewalt (de Becker,2001).De BeckersModell
verwendetvier Faktoren,um vorherzusagen,
ob eine Person Gewaltbenutzenwird, um ihre Zielezu erreichen.Die
Punkte sind: subjektiveRechtfertigung,
subjektiveKonsequenzen,subjektiveBefähigungund subjektiveAlternativen zur Gewalt.
Nachdem Eintritt in das Gymnasiumhabensich RS schu(S.297). MarlischeLeistungen zunehmendverschlechtert
kante Punkte in der Schullaufbahnsind das Fernbleiben
von der letztenvon vier Realschulprüfungender 10.Klasse
n a c hd e n Z e n s u r e n4 , 6 u n d 5 ( S . 1 3 ) .D a sI a h r e s z e u g n i s
der 11.Klasseenthält fünfmal die Note5 und zweimaldie
N o t e6 ( S . 1 3 ) .I n d e r W i e d e r h o l u n d
g e r 1 1 .K l a s s eh a t R S
i m H a l b j a h r e s z e u g ndi sr e i m a ld i e N o t e 5 ( S . 1 5 )u n d i m
fünfmal die Note 5 (S. 16).Im Oktober
Iahresendzeugnis
2001 wird er dann von der Schuleverwiesen,nachdem
er ein ärztlichesAttest gefälschthat (S. 17).DieseEreign i s s es i n d j e w e i l sn u r d i e S p i t z e ni n e i n e r E n t w i c k l u n g ,
die bedeutete,
dassdie Schulefür RSeineOuellevon Negativerlebnissenwar.
Zur subjektivenRechtfertigung:
Warum ist der Täter am
Morgen des 26. April 2002 zu seiner Tat aufgebrochen?
Warum hat er überhauptEnergiein die Vorbereitungder
Tat investiert,warum hat er nicht einfächweiter Computer gespieltund sein Lebenweitergelebt?Die Kommission
sieht es als wahrscheinlichan, dassRS die Tat langfristig
u n d a k r i b i s c hg e p l a n th a t ( S .3 4 7 ) .D i e H a n d l u n g e nd, i e
dafür nötig sind, brauchenBeweggründe,
die stark genug
sind, um die Handlungenüber einen längerenZeitraum
a u f r e c h tz u e r h a l t e nu n d g e g e nH a n d l u n g s a l t e r n a t i v e n
abzuschirmen.Die vollständigeinnere Erlebensweltdes
T ä t e r si s t u n s n i c h t b e k a n n t u n d d a h e r z i e h e n w i r d i e
Schlüsseaus den Verhaltensweisen
des Täters
Die Kommissionsieht als Gründe für die Tat Racheund
Anerkennung(S.347f):Er hat Rachegesuchtfür die Demütigung und Kränkung,die er durch den Schulverweis
empfunden hat. Er hat sich aus der Gruppe ausgeschlossen,
vor anderenvorgeführtund ungerechtbehandeltgefühlt.
Er rvolltemutmaßlichseinenMitschülern,Freundenund
Lehrernbeweisen,dasser etwasGroßesleistenkann und
mehr ist als nur ein Schulversager.
Nur Motive wie Wut,
Racheund SuchenachAnerkennung,beidesin starkerAusprägung,könnenplausibelmachen,woherRSdie Energie
f ü r d i e s eT a tg e n o m m e nh a t .
\\rarumwar RSlvütendoderwarum wollte er sich rächen?
DieInstitutionSchuleund die Lehrerals ihre Vertretersind
mutmaßlichfür RS zum Symbol für Demütigunggewor-
AusgaberlzooT
L
DieseNegativerlebnisse
wurden durch ihn anders wahrg e n o m m e nu n d b e w e r t e ta l s v o n s e i n e n M i t m e n s c h e n .
Aus dem Protokoll der Anhörung bezüglich seiner Entlassunggeht hervor, dass die Schulleiterinnach kurzer
B e f r a g u n gs e i n e E n t l a s s u n ga u s d e r S c h u l ev e r k ü n d e t .
Zwei Lehrer drücken ihre Enttäuschungüber RS Verhalten aus (S. 17f).Diese PersonensehenRS offensichtlich
voll verantwortlichfür sein Tun. Er selbsthingegenist fas
sungslosund bittet die Direktorin,die Maßnahmezu überd e n k e n .D e r a n w e s e n d eK u r s s p r e c h egr i b t a n , R S h ä t t e
nachdem Gesprächverstörtgewirktund immerzumit dem
Kopf geschüttelt(S. 1B).Aus Angst,RS könne sich etwas
antun,begleitetder Kurssprecherihn nach Hause(S. 18).
Ein weiterer Hinweis auf die Interpretationdieser Situation als KränkungergibtsichwährenddesMassakers:Ein
gsarbeitenim Schulgebäude
gter
mit Renovierun
beschäfti
Auszubildendertrifft mit RS zusammen,nachdemdieser
bereits16Menschenermordethat:Der Auszubildende
ver
kennt die Situationund fiagt, ob ,,dashier eineAbschlussteier sei, weil es geknallt hat" (S. 114).RS antwortetdar(S.114).
aut ,,Diehabenmich von der Schulegeschmissen."
Ganzoffensichtlichbestandfrir den Täterein engerZusammenhangzwischenSchulverweisund seinerTat.
I n d e m B e r i c h t d e r K o m m i s s i o ni s t e i n e P e r s ö n l i c h keitseinschätzung
Die Einschätüber RS wiedergegeben.
Seite59
rolizei@wissenschaft
Nutzen und Risikenvon Gewaltcomputerspielen_
zungwurde von einer Fachgruppe,,Operative
Fallanalyse"
desBundeskriminalamtes
und desthüringischenLandeskriminalamteserstellt.Die Persönlichkeitseinschätzung
kommt zu dem Ergebnis,dasssich bei RSein kompensatorischerGröllenwahnentwickelte,er nicht den Unterschied
zwischenseinen Möglichkeitenund seinen Ansprüchen
erkannthat und keineVerantwortungfür sein Fehlverhalten übernimmt,sonderndie Ursachenanderenzuschreibt
(5.297).RSlerntees außerdemzu wenig,Problemewahrzunehmen,anzusprechen,
andereum Hilfe zu bitten und
sie selbstständigzu lösen (5. 297).Die Kombinationaus
einemgeringenSelbstwertgefühl
und von Größenideenverhinderte,dasser Problemeauf sich selbstbezog(S.298).
Die Elternvon RSgebenan,wegenseinerschulischenLeis
tungen viel mit ihm geschimpftund ihn seltengelobtzu
haben (Schadt& Beulich,2004).Von anderenMenschen
wird er als arrogantund ,,cool"beschrieben(5.299).Die
Lehrer und die Mitschüler hatten aufgrund seiner schulischen Leistungenkeinen Grund, ihm besondereAnerkennung zu zeigen.Mutmaßlich ist also ein Mangel an
Anerkennungaus seinemsozialenUmfelddie Ursachefür
seinenWunschnach Anerkennuns.
WarumglaubteRS,dassihm eine GewalttatAnerkennung
bringenwürde?Weil er selbstAnerkennungfür Gewalttaten empfundenhat: Dasist dokumentiertdurch sein inhaltliches Interessean Gewalt,seine mutmaßlichenRecherchen zu Amok und dem LittletonMassaker(5. 27, S. 12),
den Erwerbeines Sachbuches
(S. 13),
über Schusswaffen
seineMitarbeitan einemaußerschulischen
Gewaltfilmprojekt mit Freunden(S. 15)und seinemWeihnachtswunsch
nach Büchernwie "OsamaBin Ladenund der internatio- AfghanistansGotteskrienaleTerrorismus"und ,,Taliban
ger und der Dschihad".Dasser sich für Gewaltnicht nur
interessierthat, sondernsie auch bewunderthat, belegt
die Aussageeines Freundesvon RS,der angibt, dass RS
das Massakervon Littletonsowohlals solches,als auchin
der Art seiner Durchführunggut gefundenhabe (S. 12).
Der Freund gibt auch an, es sei RS um Aufmerksamkeit
und Anerkennung gegangen,die größer sei als die von
L i t t l e t o n( S .1 3 ) .
Die Besonderheitenin der Persönlichkeitdes RS, seine
subjektive Wahrnehmungund die Verarbeitungseiner
Erfahrungen,sind nach unserer Ansicht verantwortlich
für die Entwicklung eines Hassesauf die Lehrer seiner
Schuleund den Wunschnach Rachean den Lehrern.Die
mangelndeAnerkennungseinessozialenUmfeldesist der
Grund frir sein BedürfnisnachAnerkennung.SeineBewunderungfür Gewalttaten
erklärt seinenWunschnachAner-
Seite60
kennungdurch einegroßeTat.DiesebeidenFaktorensind
mutmaßlichdie subjektiveRechtfertigungdes RS für das
Massaker.
Zu den subjektivenKonsequenzender Tat: Hatte RS die
Auswirkungenseiner Handlungennicht vorhergesehen?
Warum hat sich RS zu einer Gewalttatentschieden,die
nicht nur für die Opfer,sondernauchfür ihn als TäterverheerendeFolgenhabenwürde?
RShat vermutlichdie AuswirkungenseinerHandlung,also
den Tod von Lehrern,vorhergesehenund hat sie positiv
bewertet,sich also den Tod von Lehrern gewünscht.Das
wird dadurcherklärt, dasser seineGeringschätzunggegenüber Lehrern mehrfach in Worten und in Taten zum Ausdruck gebrachthat:Er tritt einemLehrerauf einerKlassenfährt mit einer Fingergeste
des Schießensund den Worten
... Dich erledige ich" (S. 13) gegenüber.
,,det-det-det-det
NachAngabenvon zwei Freundenhat RS mehrfachgeäußert,dasser (2.T.nach Konflikten)tödlicheGewaltgegen
L e h r e re i n s e t z e nm ö c h t e( S . 1 1 8 ) .
FolgendeHinweisebelegen,dassRS selektivan der brutalen Tötung von Lehrerninteressiertwar, die für ihn zu
einemabstraktenFeindbildgewordenwaren(S.300):Viele
Gelegenheiten,
Schülerdirekt zu töten, wurden von ihm
nicht genutzt.Er geht in die Klassenräumedirekt hinein,
zielt und schießtaber nur auf die Lehrer.Auch als Schüler auf den Gängenan ihm vorbeilaufen,werdensie nicht
getötet.Dem entgegenspricht, dass auch eine Schulse
kretärin und ein Polizeibeamtergetötetwurden. Jedoch
ist es möglich,dass diese beidenTötungeneher aus der
Situationherausstattgefundenhaben (S.64, S. 112),also
nicht geplantwaren und deswegennicht in das LehrerSchemapassten.
Auch für sein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung ist der Einsatz von Gewalt aus RS subjektiver
Sicht schlüssig:Ie mehr Gewalter einsetztund je grandioser dies inszeniertwird, destogrößer wird seine Tat in
seinereigenenBewertung.Das erklärt, warum er mit dieser extremen Bewaffnungund der besonderenVerkleidung die Tat begangenhat.
Ob RSseineneigenenSuizidgeplantoder in Kauf genommen hat, oder ob dieser als Reaktion auf seine Festsetzung durch den LehrerH. erfolgtist, bleibt unklar. Es gibt
im Berichtder Gutenberg-Kommission
keine eindeutigen
Hinweise,die daraufhindeuten,dasser den Suizidgeplant
hat oderVorbereitungenftir das EndeseinesLebensgetrof-
AusgaberlzooT
Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen
fen hat. Es ist durchausmöglich,dasser in der Vorbereitung der Tat nicht die möglichenFolgender Tat für sich
b e r ü c k s i c h t i ght a t , s o n d e r ns i c h n u r m i t s e i n e np r i m ä ren ZielenRacheund Suchenach Anerkennungbeschäft i g t h a t .W e i t e rs p r i c h ta u c hd i e D e m a s k i e r u n (gS . 1 1 4 S
, .
1 2 7 )u n d e i n k u r z e s G e s p r ä c hm i t e i n e m A u s z u b i l d e n den (S. 114)währendder Tat,sowiedas Eingehenauf das
Gesprächsangebot
des LehrersH. (S. 127)gegeneine eind e u t i g eS u i z i d a b s i c hEt .s s c h e i n tp l a u s i b e ld, a s si h m e r s t
während der Festsetzung,bei der er seinen Handlungsmöglichkeitenberaubtworden ist, die volle Auswirkung
seinerTatklar gewordenist.Mutmaßlichals Reaktiondarauf hat er Suizidbegangen.
Zur subjektivenBefähigungzur Tat: GlaubteRS,dasser
die Befähigunghatte,Gewaltmit Hilfe von Schusswaffen
a u s z u ü b e nu n d s e i n Z i e l z u e r r e i c h e n S
? e h rw a h r s c h e i n
lich, ia. Er hatteeine Waffenbesitzkarte
mit der Erlaubnis
des Erwerbseiner Pistoleund einer Flinte erhalten und
s i c h d a m i t e i n e G l o c k 1 7 u n d e i n e P u m p g u nM o s s b e r g
590 Mariner sowie größereMengen Munition beschafft.
E r h a t t ee i n e A u s b i l d u n ga n d e r P i s t o l ei n e i n e m S c h ü t
zenvereinerhaltenund über einenlängerenZeitraumtrai,
niert (S. 14).RSverfügtezeitnahzu seinerEntlassungaus
der Schuleund langevor dem Massakerüber die Tatmittel und die Ausbildungin ihrer Benutzung.lm Vergleich
zu dem kontinuierlichenVersagenin der Schule,ging das
Erlangender Waffenauf seineeigeneInitiativezurückund
stelltemutmaßlichfür ihn ein großesErfolgserlebnisdar
(S.299). Er erzähltein Folgeeinem Freundvon den Waffen und zeigtesie ihm (S. 26\. Er interessiertesich schon
seit längererZeit für Waffenund Gewaltfilme(S.298) und
hatte mutmaßlichüberdurchschnittliches
Wissenverfügbar.DiesesWissenwird ihm zusätzlichesZutrauengegeben haben,zu einem Schusswaffeneinsatz
fähig zu sein.
Die Ausbildungund dasTrainingan der Schusswaffe,
der
Besitzvon zwei eigenenSchusswaffen,
nachrangigauch
das Wissenüber Waffenund der Konsum von GewaltfilmenhabenRSmutmaßlichmit einerhohenSelbstwirksamkeitserwartungausgestattet:er hat sich den Schusswaffeneinsatzzugetrautund damit als Möglichkeitin Betracht
gezogen,seineZieleRacheund Anerkennungzu verwirklichen.
SubjektiveAlternativenzur Tat:WelcheAlternativenhätte
RSaus seinersubjektivenSichtzu einer Gewalttatgehabt,
u m s e i n eZ i e l eR a c h eu n d A n e r k e n n u n g
zu verwirklichen?
Warumhat sich RS für dieseForm der Gewaltund dieses
Datumentschieden?
Dasses überhauptzu einem Tatentschlussgekommenist,erklärteinelängereEntwicklungin
AusgaberlzooT
I
Polizei@wissenschaft
der Biografiedes Täters.Nach seiner Entlassungaus der
Schulestander ohneSchulabschluss
da. Wie bereitsangesprochen,mobilisiertRSkeineausreichenden
Anstrengun
gen,um sich aus seinerPerspektivlosigkeit
zu befreien(S.
18,S. 23).NachBewertungder Kommissionhatte er nicht
gelernt,Problemeanzusprechen,aus Fehlern zu lernen
o d e ra n d e r eu m i h r e H i l f e z u b i t t e n ( S .2 9 7 , 5 . 2 9 9 ) .I h m
stehennachder Entlassungausder Schulepraktischkeine
Bewältigungsstrategien
zur Verfügung,um seine Situation zu verbessern.
Um weitereAuswegeausseinerSituationhat sichRSdurch
d e nh o h e nM e d i e n k o n s ugme b r a c h(t5 . 2 9 7 , 5 . 2 9 9S; c h a d t &
Beulich,2004),der mutmaßlichalsBetäubungsverhalten
ge
dient hat.DieseverbrauchteZeit fehlteihm vermutlichzur
Verbesserung
seinerschulischen
LeistungenodernachEntlassungausder Schulezur Wiederaufnahme
der Schullaufbahn.Das Betäubungsverhalten
hat die Lösungvon anstehendenProblemenverschobenoderverhindert.Die Eltern
von RSgebenan (Schadt& Beulich,2004),dasser maßlosen
Medienkonsumbetriebenhat. NachAussagedes Bruders
habeRobertpraktischden ganzenTagferngesehen,
bis der
Vaterdies schließlichtechnischerschwerthabe.
Gleichzeitigbringt sich der Täter in Zugz.wang,indem
er Eltern und Freundemonatelangüber seinenweiteren
Schulbesuchtäuscht(S. 24 ff). Dabeierhöht jede weitere
Täuschungund der Verlaufder Zeit den Einsatz,der auf
dem Spiel steht:RS muss zunächstnur zugeben,dasser
in der Schuleversagthat. Mit jedem weiterenTag muss
er auch noch zugeben,dass er andere getäuschthat. Er
hat alsoeinerseitskeineZukunftsperspektive,
gleichzeitig
erhöhtjeder Tag den Druck auf ihn, irgendetwaszu tun.
Wenn RS Ziel Racheallein gewesenwäre, dann wäre es
ebensomöglichgewesen,dasser die Lehrermit DienstaufpornografischenFotomontagenoder
sichtsbeschwerden,
Sachbeschädigungen
traktiert hätte.Wenn sein Ziel Aufmerksamkeitalleine gewesenwäre, dann hätte er durch
Auftritte vor Schülern,über beleidigendePamphleteoder
L e s e r b r i e f ei n Z e i t u n g e nv e r s u c h e nk ö n n e n , d i e L e h rer bloßzustellenoder zu verleumden.Seineschlechten
Schulleistungenund seine Freizeitbeschäftigungen
lassenjedochden Schlusszu, dasser sich einen ,,Kampfmit
der Feder"nicht zugetrauthat.
Verglichenmit o.g.Handlungsmöglichkeiten,
gilt für eine
Gewalttatzur Schulzeit,dass sie am aussichtsreichsten
ist, um aus der subjektivenSicht von RS ein Höchstmaß
der kombiniertenZiele Racheund Suchenach Anerkennungzu realisieren.
Seite6l
eoHzei@wissenschaft NutzenundRisikenvonGewaltcomputersoielen
Auch der Tatzeitpunktscheintnicht zufällig gewählt.RS
hat nicht den frühestenmöglichen Zeitpunkt für seine
Gewalttatausgesucht.
Das wäre der 19.10.2001
gewesen.
An diesemTag war er bereits im Besitzseiner Tatwaffe,
der PistoleGlock 17,zwei Magazinenund 1000 Schuss
Munition.Er hat sichstattdessen
den26.04.2002entschieden. Dies war die letzte Gelegenheit,sich vor den Augen
seinerehemaligenMitschüleran den Lehrern zu rächen.
Nach den schriftlichenAbiturprüfungenwären die Schüler nicht mehr anwesendgewesen.Bei einer eventuellen
Abiturfeierwären möglicherweise
nicht alle Lehreranwesendgewesen.
Nehmen wir an, dass sich der Täter aus diesen Beweggründen für eine Gewalttatentschiedenhat, warum hat
er eine Schusswaffe
als Tatmittelgewählt?Er hätte seine
Tat auch mit Bombenbau,Brandstiftung,Sabotage,
einem
Ninja-SchwertodereinemChemie-Angriffmit einemähnlich schrecklichen
A u s g a n gd u r c h f ü h r e nk ö n n e n .A u c h
diese Entscheidungfolgt der subjektivenTäterlogik:Er
hat sich mutmaßlichfür Schusswaffenals Tatmittelent
schieden,weil sie ihm verfügbarwaren,weil er sich mit
ihnen auskannteund weil er sich ihren effektivenEinsatz
zugetrauthat.
An dieserStellesollteauch die Rolleder Elterrrangesprochenwerden.Die.jahrelangen
schulischenMinderleistungen von RS bliebenohne Konsequenzen
durch die Eltern
(S.13),es gabkeineoff'eneKommunikationüber probleme
(5.297f\, die Eltern schimpftenviel mit Robertwegender
schlechtenNotenund lobtenihn wenig (Schadt& Beulich,
2004),der Ankauf und die Lagerungder Waffenund der
Munition zu Hauseblieb durch die Eltern unentdeckt(S.
31).Die Eltern bemerktenüber sechsMonatenicht, dass
ihr Sohn nicht mehr zur Schule(S.24ff) ging. Wir schließen darausund aus verschiedenen
anderenAussagenbei
Schadt& Bleulich(2004),dassRSvon seinerFamiliewenis
Anerkennungund Rückhalterfährenhat.
F a z i t :D i e E n t s c h e i d u n gf ü r e i n e G e w a l t t a ti s t e i n E n d punkt in einer längerenbiografischen
Entwicklung,deren
H a u p t u r s a c h em a n g e l n d ef u n k t i o n a l ep r o b l e m b e w ä l t i g u n g s s t r a t e g i e ns i n d . D e r Z e i t p u n k t i h r e r D u r c h f ü h
rung und das Tatmittelstehenim Einklang mit den Zielen des Täters,nämlichRachezu üben und Anerkennuns
zu suchen.
Einfluss von GCS bei dem Massaker von Erfurt
Wie obenausgeführtsind die Beweggrüncle
desTätersfür
die Tat und die Durchführungder Tat aus der subiektiven
Seite62
Täterlogikplausibelnachzuvollziehen,
ohne dassGCSin
Betrachtgezogenworden sind. Inhaltlich sind GCSsomit
keinenotwendigeBedingungfür dasMassakervon Erfurt.
Aus demIACA-Modell(deBecker,2001)ergibtsich bereits
formell der Schluss,dass GCSallein keine hinreichende
Bedingunggewesensein können, da in dem Modell alle
vier Faktorenin RichtungGewaltdeutenmüssen,um eine
Gewalttatwahrscheinlichzu machen.An welchenStellen
GCSvermutlichdennocheinen Einfluss hatten.analvsieren wir wieder nach dem JACA-Modell.
Aus dem GeneralAggressionModell (Anderson& Bushman, 2001)folgt,dassbei RSdurch den Konsumvon GCS
aggressiveWissensinhalteund -strukturen stärker akti
viert waren als bei anderenMenschen.Es ist daher möglich, dasser die Begegnungenmit Menschenhäufigerals
f'eindlichwahrgenommenhat, als andere Menschendas
getanhätten.Das hat möglicherweiseeinen weiterenBeitrag zu seinem ,,FeindbildLehrer" (5.300)uncl der InterpretationdesSchulverweises
geleistet,und ihm somit eine
zusätzlichesubjektive Rechtfertigung gelief'ert.
Aus der Forschungvon Trudewind& Steckel(2002)folgt,
d a s s d a s S p i e l e nv o n g e w a l t h a l t i g e nC o m p u t e r s p i e l e n
zumindestkurzfristigunempathischmachtund damit die
Wahrscheinlichkeitfür aggressivesVerhaltenerhöht.Soltte
sich dieser Effekt auch langfristigauf die persönlichkeit
auswirken (wofür es allerdingszum aktuellenZeitpunkt
keineexperimentellen
Belegegibt, sieheDiskussionsfrage
,,MachenGCSaggressiv?"),
dannwärees denkbar,dassder
Konsum von GCSRS unempfänglicherfür das zu erwartendeLeid der Opferder Tatund ihrer Angehörigengemacht
hat. Weiterhinist möglich,dasser durch das wiederholte
Erlebender Folgenlosigkeitdes Todesin GCSseine Einschätzungüber den Tod seinerOpferund seineneigenen
Tod(,,Super-Soldat-Syndrom",
sieheAbschnitt,,(Feh
lender)
Realitätsgehalt
von GCS")wenigerrealistischgewordenist.
Zusammenfassend
legt die Forschungzu GCSnahe,dass
zwar keine massiven,aber dennochgeringeEffektemöglich wären und mutmaßlichdie subjektivenKonsequenzen der Tat positiverhabenerscheinenlassen.
Der Konsum von GCSkönnte mutmaßlichauch die subjektive Befähigungvon RSzur Tat erhöht haben.Aus dem
GeneralAggressionModel (Anderson& Bushman,2001)
folgt, dassRS zusätzlichzu seiner Erfahrungam SchießstanddesSchützenvereins
durch den Konsumvon Gewaltfilmen und GCSneueWahrnehmungsschemata
und Skripte
erworbenodervorhandeneveränderthat. Er hattemutmaßlich eine konkretereund systematischere
Vorstellungdarü-
Ausgaber/zoo7
Nutzenund Risikenvon Gewaltcomputerspielen
Polizei@wissenschaft
ber,wie einemassiveGewalttatablaufenkann.Der Bericht
derKommissiongibt zwar keinenHinweisdarauf,aberRS
hättedie Möglichkeitgehabt,seine Tat am Computerzu
planenund spielerischzu üben:Für Egoshooter
existieren
Erweiterungen,
die als SzenarioeineSchulebieten(Schindler & Wiemken,1997).Weiterhinliegt durch bisherigeForschungnahe (Hermanutz,Spöcker,Gnam & Neher,2002;
Hermanutz,Spöcker& Panning,2003),dassder Tätermit
demSpielenvon Egoshootern
seineTrefferleistung
mit der
Pistolelyeiterverbesserthabenkönnte.
nert die Vorgehensweise
bei den Tötungenin dem Gutenberg-Gymnasium
an ein systematisches
Durchlaufeneines
GCS-szenarios.
DieseAnnlichkeitensind Hinweisedarauf,
dassElementeaus den Gewaltmedienbewusstoder unbewusst in die Tat eingeflossensind und die Art und Weise
der Durchführungder Tat (ModusOperandi)beeinflusst
haben.Dasist nachdem GeneralAggressionModel(Anders o n& B u s h m a n2, 0 0 1 )a u c hp l a u s i b e lA. l l e r d i n g ss i n d d i e
Ahnlichkeitenkeineverlässlichen
Hinweisedaftir,dassdie
Gewaltmediendie Tat verursachthaben.
\4'elchesubjektivenAlternativenhatte RSzum Einsatzvon
Gewalt?Es gibt Hinweise,dass RS mit dem Konsumvon
GCSim Sinneeinessuchtähnlichen
Verhaltensunkontrolliert viel Zeit verbrachthat. DieseverbrauchteZeit fehlte
ihm zur Verbesserung
seinerschulischenLeistungenoder
n a c hE n t l a s s u n g
a u s d e r S c h u l ez u r W i e d e r a u f n a h mdee r
Schullaufbahn.
DiesesVerhaltenhat die Lösungvon anstehendenProblemenverschoben
oderverhindert.Im Bericht
der Kommissionfinden sich einerseitskeineHinweiseauf
e i n e n s u c h t a r t i g e nu, n k o n t r o l l i e r t e nK o n s u mv o n G C S .
Andererseitswäre dieser Effekt kein spezifischerEffekt
von GCS,sondernvon Computerspielen
oder Medienkonsum allgemein.Auch die Elternvon RSäußerndieseSichtt B e u l i c h ,2 0 0 4 ) .Z w e i w e i t e r eH i n w e i s e ,
w e i s e( S c h a d &
dass das Betäubungsverhalten
nicht von Computerspielen als singuläremPhänomenverursachtwurde, zeigen
dieseAussagen:
NachAngabender Mutter hatteRSnahezu
keinelnteressen,
er seiz.B.im Sommernichtins Schwimmbad gegangenwie andereIugendliche(Schadt& Beulich,
2 0 0 4 ) .L a u t s e i n e sB r u d e r sh a t R S p r a k t i s c hd e n g a n z e n
Tag ferngesehen,
bis der Vaterdies schließlichtechnisch
erschwerthabe.
Z u s a m m e n f a s s e nsde h e nw i r d e n Z u s a m m e n h a n gz w i schendem Massakeram ErfurterGutenberg-Gymnasium
und GCSfolgendermaßen:
Unter Berücksichtigungaller
Beweggründeund Ursachentreten GCS in den Hintergrund. Eine Gewalttatwar - im Wissenum die subjektive
Perspektivevon RS- zu erwartengewesen,ohnedas GCS
eine bedeutendeRollehättenspielenmüssen.GCShaben
vermutlich zusätzlich,aber nachrangig,förderndauf die
Durchführungdes Massakersdurch RS gewirkt und die
Tat in der Art und Weiseihrer Ausführung (ModusOperandi) gefärbt.Es gibt keine bedeutsamenHinweiseaus
dem EinzelfallMassakeram Gutenberg-Gymnasium,
dass
GCSihre Konsumentenzu ,,Killern"machen(sieheauch
D i s k u s s i o n s f r a g e , , M a c hGeC
n Sa g g r e s s i v ? " ) .
Esist sehrwahrscheinlich,
dassRSviel Zeitmit Betäubungs
verhaltenverbrachthat und sich dadurchvon dem Erllrin
gen schulischerLeistungenund dem Angehenvon Proble
men weiter entfernt hat. Als Betäubungsverhalten
hat er
unter anderemauch GCSgespielt,er hätteaber auch mit
anderenVerhaltensweisen
(andereMedien,Substanzmittelmissbrauch)eine ähnlicheWirkung erzielenkönnen.
Wichtigist, dasser keine Maßnahmenunternommenhat,
um das Verhalteneinzuschränken.
N e b e n d e r A n a l y s e i m R a h m e n d e s J A C A - M o d e t l (sd e
Becker,2001)fallenweitereinigeAhnlichkeitenzwischen
d e r T a t u n d d e n v o n R S k o n s u m i e r t e nM e d i e n a u f . D i e
schwarzeVerkleidungfindet sich bei Protagonistenvon
Gewaltfilmen(z.B.,,Killers"von RegisseurMike Mendez)
oder in GCS (2.B.,,Counter-Strike")
wieder.Weiter erin,
Ausgaber/zoo7
Schluss und Einschränkungen
GCShabensowohlpositiveals auch negativeEff'ekte.GCS
sind weitauswenigergefährlich,als es beim erstenLesen
von Schlagzeilen
erscheinenmag.AndererseitshabenGCS
negativeEffekte,was von manchenKonsumentenignoriert
wird. Eine mindestenskurzfristigeaggressionssteigernde
Wirkung kann belegtwerden,allerdingserscheintsie in
ihrem Ausmaßgering.EineWirkung von GCS,die dasVer
haltenin alltäglichenSituationenrelevantbeeinflusst,ist
noch nicht belegtworden.Wir haltennach dem aktuellen
Standder Forschungeinen maßvollenKonsum von GCS
b e i e r w a c h s e n e np, s y c h i s c hg e s u n d e nM e n s c h e nn i c h t
für bedenklich.GCSweisenpositiveTrainingseffekteauf:
Zum einen schulensie bestimmtekognitiveFertigkeiten
und sind zum anderenim Rahmeneinermilitärischenoder
polizeilichenSchießausbildung
als begleitendeTrainingsmaßnahmeohne Verletzungsgefahr
einsetzbar.
W i r w e i s e n d a r a u f h i n , d a s s d i e b e r i c h t e t e nT h e o r i e n ,
Ergebnisseund Schlussfolgerungen
aus der Forschung
an typischerweiseerwachsenenPersonenbei moderater
gewonnenwurden.DieBeurteilungdesMasKonsumdauer
sakersam Gutenberg-Gymnasium
basiertauf Datenund
Seite63
lolizei@wissenschaft NutzenundRisikenvonGewaItcomputerspielen-
Rekonstruktionen
der zuständigenKommissionund Darstellungenvon Angehörigendes Täters.
Wir sind der Meinung,dass beim aktuellenForschungsstandnicht entschiedenwerdenkann, ob der Konsumvon
G C Sf ö r d e r l i c ho d e r h i n d e r l i c ha u f d i e P e r s ö n l i c h k e i t s entwicklungwirkt, ob das Spielenvon GCSnützlich oder
s c h ä d l i c hf ü r d i e G e s e l l s c h aifst t , o b e s e i n em o r a l i s c hz u
gung oderein amüsanter
rechtfertigende
Freizeitbeschäfti
Zeitvertreibist.EinigeTeilnehmerder öffentlichenDiskussion kolportierenhierzu zwar Überzeugungen,aber bei
d e r e n Z u s t a n d e k o m m esnc h e i n tw i s s e n s c h a f t l i c hEe v i
d e n ze i n ee h e rg e r i n g eR o l l eg e s p i e l zt u h a b e n .
Danksagung
Wir dankenHerrn Prof.Dr.RainerSchmidt(emr.)für anregendeinhaltlicheDiskussionenund einelangfristigeBegleitung der Projektarbeit,Frau PD Dr. Galina Parameifür
Diskussionder visuellenAufmerksamkeit
und Tiefenwahrnehmung,und dem HessischenMinisterium des lnnern
und für Sport,Herrn KriminaldirektorSchuth,Herrn Erster Polizeihauptkommissar
Stahlund Herrn PolizeihauptkommissarSchaabfür die Informationenzur Schießaus
nolizeischule.
b i l d u n ga n d e r H e s s i s c h eP
Seite64
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Kontakt
Dr. WolfgangBösche
Institutfür Psychologie,TUDarmstadt
Alexunderstralle10
64283Darmstadt
boesch& psychologie.tu4armstadt.de
Ausgabet/zoo7

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