Was ist der Nutzen von eHealth?
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Was ist der Nutzen von eHealth?
Was ist der Nutzen von eHealth? Eine Studie zur Nutzenevaluation von eHealth in der Schweiz Verfasser: Datum: Berichtnr.: René Fitterer, Tobias Mettler, Dr. Peter Rohner 27. Mai 2009 BE IWI/HNE/02 Erstellt im Auftrag des Koordinationsorgans eHealth Bund-Kantone Koordinationsorgan eHealth Universität St. Gallen – Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG) Institut für Wirtschaftsinformatik Lehrstuhl Prof. Dr. Robert Winter Müller-Friedberg-Strasse 8 CH-9000 St. Gallen Tel.: + 41 (0) 71 224 2420 Fax: + 41 (0) 71 224 2777 Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 2 Inhaltsverzeichnis Einführung............................................................................................................................... 6 1.1 Ausgangslage .................................................................................................................. 6 1.2 Zielsetzungen und Aufbau der Studie ............................................................................. 6 2 Was ist eHealth?...................................................................................................................... 7 2.1 Begriffsverständnis.......................................................................................................... 7 2.2 Ziele von eHealth ............................................................................................................ 8 2.3 Akteure ............................................................................................................................ 9 2.4 Prozesse......................................................................................................................... 10 2.5 Elektronische Dienste.................................................................................................... 13 3 Was ist Evaluation und Evaluationsforschung? .................................................................... 16 3.1 Begriffsverständnis........................................................................................................ 16 3.2 Evaluationsforschung im Kontext von eHealth ............................................................ 16 3.3 Überblick über aktuelle eHealth-Evaluationsstudien.................................................... 18 4 Methode zur Bewertung von eHealth-Services..................................................................... 22 4.1 Grundlagen der Methodenentwicklung ......................................................................... 22 4.2 Nutzendimensionen und Nutzenkriterien...................................................................... 24 4.3 Methodik - Entwicklung der Studie .............................................................................. 28 4.4 Anwendung der Methode .............................................................................................. 30 5 Beurteilung ausgewählter eHealth-Services.......................................................................... 32 5.1 Datenerhebung und Grundgesamtheit ........................................................................... 32 5.2 Datenreduktion und Reliabilität .................................................................................... 33 5.3 Gewichtung der Nutzenkriterien ................................................................................... 36 5.4 Beurteilung Service „Medizinische Dokumentation“ am Beispiel des Elektronischen Patientendossiers ....................................................................................................................... 37 5.5 Beurteilung Service „Überweisung“ am Beispiel eines Zuweiserportals ..................... 41 5.6 Beurteilung Service „Gesundheitsportal“ ..................................................................... 44 5.7 Beurteilung Service „Leistungsstatistik“ ...................................................................... 47 5.8 Zusammenfassende Betrachtung der beurteilten Services ............................................ 49 6 Zusammenfassung und Ausblick .......................................................................................... 52 7 Literaturverzeichnis............................................................................................................... 54 I Glossar................................................................................................................................... 59 II Anhang: Spezifizierung der Akteure..................................................................................... 62 III Anhang: Definition der eHealth-Services ............................................................................. 65 IV Fragebogen zur Beurteilung von eHealth-Services............................................................... 79 1 Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 3 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Erwarteter und realisierbarer Nutzen der Services ................................................... 5 Abbildung 2: Abgrenzung der Begriffe in Anlehnung an [30] ....................................................... 7 Abbildung 3: Ziele von eHealth ...................................................................................................... 9 Abbildung 4: Netzwerkmodell des Gesundheitswesens ............................................................... 10 Abbildung 5: Prozesslandkarte eHealth ........................................................................................ 13 Abbildung 6: Landkarte der eHealth-Services .............................................................................. 15 Abbildung 7: Aspekte bei der Evaluation von eHealth-Services .................................................. 17 Abbildung 8: Grundgesamtheit der Studie.................................................................................... 32 Abbildung 9: Screeplot zur Bestimmung der Faktorenzahl .......................................................... 34 Abbildung 10: Erwarteter Nutzen und realisierbarer Nutzen eines Elektr. Patientendossiers...... 40 Abbildung 11: Erwarteter Nutzen und realisierbarer Nutzen eines Zuweiserportals.................... 43 Abbildung 12: Erwarteter Nutzen und realisierbarer Nutzen eines Gesundheitsportals............... 46 Abbildung 13: Erwarteter Nutzen und realisierbarer Nutzen einer Leistungsstatistik.................. 49 Abbildung 14: Aggregierte Wirkungsbündel in Bezug auf die einzelnen Nutzenfaktoren .......... 50 Abbildung 15: Aggregierte Sicht auf die Kontextfaktoren ........................................................... 51 Abbildung 16: Erwarteter und realisierbarer Nutzen der Services ............................................... 52 Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 4 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: eHealth-Evaluationsstudien 2003-2008 ....................................................................... 18 Tabelle 2: Drei Ebenen der Betrachtung im Rahmen von eHealth-Evaluationen in Anlehnung an [83] ................................................................................................................................................ 23 Tabelle 3: Ausgewählte eHealth-Services der Studie ................................................................... 29 Tabelle 4 Zusammensetzung der Rollen je Akteur für die berücksichtigten Datensätze.............. 33 Tabelle 5: Erklärte Gesamtvarianz................................................................................................ 34 Tabelle 6: Rotierte Faktorenmatrix ............................................................................................... 35 Tabelle 7: Gewichtung der Nutzenfaktoren .................................................................................. 36 Tabelle 8: Erwarteter Nutzen eines Elektronischen Patientendossiers ......................................... 38 Tabelle 9: Einschätzung der Kontextfaktoren im Rahmen der Einführung eines Elektr. Patientendossiers ........................................................................................................................... 40 Tabelle 10: Erwarteter Nutzen eines Zuweiserportals .................................................................. 42 Tabelle 11: Einschätzung der Kontextfaktoren im Rahmen der Einführung eines Zuweiserportals ....................................................................................................................................................... 43 Tabelle 12: Erwarteter Nutzen eines Gesundheitsportals ............................................................. 44 Tabelle 13: Einschätzung der Kontextfaktoren im Rahmen der Einführung eines Gesundheitsportals ........................................................................................................................ 46 Tabelle 14: Erwarteter Nutzen einer Leistungsstatistik ................................................................ 47 Tabelle 15: Einschätzung der Kontextfaktoren im Rahmen der Einführung einer Leistungsstatistik........................................................................................................................... 48 Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 5 Management Summary Mit eHealth könnten im Schweizer Gesundheitswesen wesentliche Verbesserungen hinsichtlich Effektivität, Effizienz und Qualität errungen werden. Dieser angestrebte Nutzen von eHealth ist ein kompliziertes Phänomen und kann nicht einfach auf eine konkrete Grösse (beispielsweise Kosten) reduziert werden. Eine methodische Beurteilung der vielschichtigen Wirkung von einzelnen eHealth-Services ist jedoch sehr wohl möglich. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde eine Auswahl von vier konkreten und rasch realisierbaren eHealth-Services von einer Fokusgruppe aus Vertretern des Gesundheitswesens systematisch und aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf ihren Nutzen auf nationaler Ebene hin beurteilt: • • • • "Elektronisches Patientendossier", "Überweisung", "Gesundheitsportal", "Leistungsstatistik". Alle vier untersuchten Services wurden durch die Fokusgruppe differenziert, jedoch insgesamt deutlich positiv beurteilt: Abbildung 1: Erwarteter und realisierbarer Nutzen der Services1 Damit stehen Entscheidungsgrundlagen für entsprechende Vorhaben bereit. Eine weitere Nutzenevaluation während und nach der Implementierung der nationalen Services kann dazu dienen, die ex ante Evaluation auch für die Beurteilung weiterer Services nutzen zu können. 1 Der realisierbare Nutzen berücksichtigt die Schaffung notwendiger Voraussetzungen sowie die Einschränkungen aufgrund von Rahmenbedingungen. Vgl. dazu Abschnitt 4.4. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 6 1 Einführung 1.1 Ausgangslage Die Globalisierung der Märkte, die Differenzierung und Individualisierung von Produkten und Dienstleistungen, technische Innovationen sowie die stetig leistungsfähiger und kostengünstiger werdende Informations- und Kommunikationstechnologie haben in wettbewerbsintensiven Branchen wie beispielsweise der Automobil- oder Elektroindustrie dazu geführt, dass sich eine ausgeprägte Vernetzung mit hoher Arbeitsteilung und optimierter Prozessorganisation zwischen den einzelnen Marktteilnehmenden entwickelt hat. Auch im Gesundheitswesen werden diese Potenziale erkannt und es sind erste Anzeichen einer zunehmenden organisatorischen und technischen Vernetzung zu sehen. Das Schlagwort eHealth nimmt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle ein. Es liegen dazu eine Vielzahl von Berichten von nationalen und internationalen Stellen vor, und es herrscht innerhalb der eHealthCommunity eine Art „Common Sense“ darüber vor, dass eHealth einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Qualität und der Patientensicherheit sowie zur Einsparung von Kosten leisten kann [12, 93]. Fundierte Evaluationsergebnisse zum Nutzen konkreter eHealth-Vorhaben, welche diese Annahme bestätigen, sind jedoch erst spärlich vorhanden und eine Gesamtsicht dazu fehlt gänzlich. Auf der Stufe von politischen Entscheidungsträgern, der Führung von Verbänden usw., welche sich mit dem Gesundheitswesen befassen, sind Nutzenpotenziale noch zu wenig be- oder anerkannt. Es hat sich, trotz einiger Medienberichte in einer breiteren Öffentlichkeit [62, 81], welche ansonsten häufig mit Themen aus dem Gesundheitswesen konfrontiert ist, noch kein Bewusstsein für die Bedeutung des Themas eHealth etabliert [80]. 1.2 Zielsetzungen und Aufbau der Studie Ziel der vorliegenden Studie ist es deshalb, Hilfestellung bei der Einordnung und Bewertung von eHealth-Vorhaben zu bieten und eine Auswahl von eHealth-Services perspektivisch zu bewerten. Hierfür wird im nachfolgenden Kapitel 2 das für die Studie geltende Begriffsverständnis geklärt und die für eHealth zentralen Akteure, Prozesse und eHealth-Services identifiziert. In Kapitel 3 wird spezifiziert, was unter dem Begriff der Evaluation verstanden wird und was aktuelle eHealth-Evaluationsstudien bisher an Erkenntnisgewinn geleistet haben. Kapitel 4 entwickelt, aus dieser Gesamtsicht heraus, ein Rahmenwerk zur Bestimmung der Nutzenpotenziale von eHealth-Services. Die Anwendung der Methodik wird anhand von vier ausgewählten Beispielen (welche starken Bezug zur eHealth-Strategie des Bundes besitzen) in Kapitel 5 beschrieben. Kapitel 6 schliesst mit der Zusammenfassung der wesentlichen Erkenntnisse und gibt zusätzlich einen Ausblick für weitere Forschungsthemnim betrachteten Bereich. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 7 2 Was ist eHealth? 2.1 Begriffsverständnis In den späten 90er Jahren, angespornt durch die breite Verfügbarkeit von Internet und entsprechenden Diensten, setzte eine fortschreitende Informatisierung der Gesellschaft ein. Zu jener Zeit wurde deutlich, dass in der digitalen Übertragungstechnik wesentliche Vorteile gegenüber konventionellen Verfahren liegen [39]. Dies führte zur Begriffsbildung der sog. Telematik, die als getrennte oder gemeinsame Anwendung von Telekommunikationstechnik und Informatik verstanden werden kann [28]. Telematische Basisverfahren und Infrastrukturen sind in der Regel branchen- und anwendungsneutral. Im Laufe der Zeit entstand jedoch als Orientierungshilfe für die Praxis Anwendungsdomänen wie z. B. E-Business/E-Commerce (allgemeiner Geschäftsbetrieb), e-Government/e-Administration (öffentliche Verwaltung) und e-Health (Gesundheitswesen). Oftmals wurden als Synonyme für die letztgenannte Domäne auch die Begriffe Gesundheitstelematik (Health Telematics), Telehealth, Telemedizin (Telemedicine) oder Medizininformatik (Health Informatics), welche jedoch nur Teilaspekte von eHealth abbilden (vgl. Abbildung 2) verwendet. Abbildung 2: Abgrenzung der Begriffe in Anlehnung an [30] Ein allgemeingültiges Begriffsverständnis für eHealth existiert demzufolge nicht. Nachfolgend seien beispielhaft einige Definitionen aufgeführt, welche die unterschiedlichen Aspekte und Schwergewichte aufzeigen: 2 Unter „eHealth” oder „Elektronischen Gesundheitsdiensten“ (offizielle Übersetzung der EU) versteht man den integrierten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zur Gestaltung, Unterstützung und Vernetzung aller Prozesse und Teilnehmenden im Gesundheitswesen [14]. „Unter eHealth wird der integrierte Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie zur Gestaltung, Unterstützung und Vernetzung aller Prozesse und Teilnehmer im Gesundheitswesen verstanden.“ [88] 2 Gute Übersichtsartikel, die sich mit der Begriffsklärung von eHealth beschäftigen sind bspw. [64, 67]. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 8 „eHealth means Information and Communication Technologies tools and services for health. Whether eHealth tools are used behind the scenes by healthcare professionals, or directly by patients, they play a significant role in improving the health of European citizens. […] The term eHealth covers a range of technological areas. In the fast-moving world of ICT, different names have been used for applications which are now seen as part of the eHealth field. These include medical informatics, telemedicine, health telematics, and ICTs for health.“ [30] „Here we define in a holistic fashion eHealth as encompassing ICT-enabled solutions providing benefits to health – be it at the individual or at the societal level.“ [84] „eHealth is the use of information and communication technologies (ICT) for health.“ [94] „eHealth is an emerging field in the intersection of medical informatics, public health and business, referring to health services and information delivered or enhanced through the Internet and related technologies. In a broader sense, the term characterizes not only a technical development, but also a state-of-mind, a way of thinking, an attitude, and a commitment for networked, global thinking, to improve health care locally, regionally, and worldwide by using information and communication technology.“ [31] „eHealth is the process of providing health care via electronic means, in particular over the Internet. It can include teaching, monitoring ( e.g. physiologic data), and interaction with health care providers, as well as interaction with other patients afflicted with the same conditions.“ [71] „eHealth is a consumer-centred model of health care where stakeholders collaborate utilizing ICTs including Internet technologies to manage health, arrange, deliver, and account for care, and manage the health care system.“ [65] „Health care’s component of business over the Internet.“ [9] Durch die oben zitierten Definitionen wird klar, dass eHealth je nach Begriffsverständnis unterschiedliche Aspekte fokussiert. Die vorliegende Studie basiert auf dem folgenden Begriffsverständnis: • eHealth steht in engem Zusammenhang mit allem, was mit Gesundheit, Medizin und Technologien, insbesondere Internet und Portalen zu tun hat (ganzheitlich). • eHealth liefert integrierte und komplette Gesundheitsinformationen (integriert). • eHealth ist stets im Kontext der unterschiedlichen Akteuren zu sehen (kundenorientiert). • eHealth unterstützt dabei die Akteure in der Erfüllung bestimmter Aufgaben und Aktivitäten (prozessorientiert). • eHealth besteht aus einer Reihe von Services respektive ermöglicht neue Services (serviceorientiert). • eHealth ist kein Selbstzweck, sondern ein marktorientiertes Konzept (geschäftsorientiert). 2.2 Ziele von eHealth Was die Ziele eines Gesundheitssystems sind und wie man die Zielerreichung evaluieren kann, wird in diversen wissenschaftlichen Beiträge kontrovers diskutiert (vgl. [27, 93]). Je nach Begriffsverständnis von eHealth herrschen unterschiedliche Vorstellungen darüber, was eHealth Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 9 konkret bewirken soll. Grundsätzlich ist man sich jedoch einig, dass eHealth einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der generellen Ziele des Gesundheitssystems leisten muss (vgl. Abbildung 3). Die wichtigsten Ziele von eHealth sind (vgl. [31, 39, 41]): • Equity: Gesundheitsleistungen sollen unabhängig von Ort und gesundheitlichem Zustand (beispielsweise auch für Personen mit Behinderungen) allen und jederzeit zugänglich sein. • Empowerment & Encouragement: Durch die Bereitstellung von laienverständlichen Informationen bezüglich medizinischer (beispielsweise Behandlungsmöglichkeiten) aber auch administrativer Belange (beispielsweise Versicherungsschutz), soll der Bürger vermehrt in die Entscheidungsfindung einbezogen werden (vgl. Patient-Empowerment [78]). • Efficiency & Enhancing Quality: Durch die Gestaltung neuer und die Verbesserung bestehender Gesundheitsleistungen, sollen Qualität und Effizienz der Leistungserbringung erhöht und Doppelspurigkeiten in der Behandlung vermieden werden. • Evidence-based & Education: Durch die Verbreitung von abgesichertem medizinischem Wissen (beispielsweise PubMed oder Medline) sowie dem vermehrten Einsatz neuer technologischer Möglichkeiten in der Ausbildung medizinischer Berufe, soll die Leistungserbringung ganzheitlich verbessert werden. Abbildung 3: Ziele von eHealth 2.3 Akteure Bei der Bewertung des Nutzens von eHealth spielen insbesondere die Akteure eine zentrale Rolle. Als Akteur wird ein Individuum oder eine Institution verstanden, welches in der Bereitstellung und/oder Nutzung eines eHealth-Services involviert ist (vgl. Abbildung 4). Da die Akteure oftmals unterschiedliche Rollen innerhalb der Behandlungskette einnehmen, ist eine überschneidungsfreie Kategorisierung nicht möglich. Um die vom Gesundheitswesen ausgehende Komplexität zu minimieren, werden auf der Grundlage von [56, 60] in der vorliegenden Studie vier grundsätzliche Typen von Akteuren unterschieden (vgl. auch detaillierte Spezifikation im Anhang II): Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 10 • Leistungserbringer: Medizinische, pflegerische und pharmazeutische Organisationen und Fachpersonal sind primär für die Leistungserbringung/Versorgung im Gesundheitswesen zuständig und werden im Folgenden als Leistungserbringer bezeichnet.3 Im Zusammenhang mit eHealth nehmen sie eine zentrale Rolle als Nutzer und/oder Bereitsteller von Informationen wahr. Typische Beispiele dieses Akteurtyps sind Ärzte, Apotheker, Pflegekräfte und eng mit diesen verbundene Führungskräfte. • Empfänger sind die Adressaten der angebotenen Leistungen. Im Zusammenhang mit eHealth nehmen sie eine aktive (beispielsweise Datenlieferant) und/oder passive (beispielsweise Informationskonsument) Rolle ein. Typische Beispiele dieses Akteurtyps sind Patienten, Gesunde und deren Vertreter. • Controller sind für die Sicherung der Qualität, Effektivität und Effizienz der angebotenen Leistungen verantwortlich. Im Zusammenhang mit eHealth helfen sie, die tatsächliche Zielerreichung von eHealth zu ermitteln. Typische Beispiele dieses Akteurtyps sind mit Gesundheitsfragen befasste Ämter des Bundes respektive der Kantone und Versicherer. • Unterstützer nehmen unterschiedliche Aufgaben vor (beispielsweise Ausbildung von Leistungserbringern und Empfängern), während (beispielsweise Lieferung von Material und Sicherstellung der technischen Infrastruktur) und nach (beispielsweise Beratung in administrativen Bereichen) der Erbringung einer medizinischen Leistung wahr. Im Zusammenhang mit eHealth nehmen die von den Unterstützern erbrachten Leistungen, welche in der Regel nicht Teil der medizinischen Versorgung sind, einen subsidiären Charakter ein. Typische Beispiele dieses Akteurtyps sind Logistiker, Verwaltungsmitarbeiter in Spitälern oder Hersteller von medizinischen Produkten und technischer Infrastruktur. Abbildung 4: Netzwerkmodell des Gesundheitswesens 2.4 Prozesse eHealth orientiert sich an den Prozessen des Gesundheitswesens die von den involvierten Akteuren ausgeführt werden. Unter einem Prozess wird eine definierte Abfolge von Aufgaben (beste3 Im Gegensatz zum KVG-Verständnis beinhaltet dieser Akteurtyp jedoch nicht das administrative Personal oder Management der leistungserbringenden Einrichtungen, sondern ist beschränkt auf die genannten Fachkräfte. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 11 hend aus Aktivitäten und Informationsobjekten), die durch Startereignisse angestossen und mit einem definierten Ergebnis abgeschlossen werden, verstanden [20, 21]. Prozesse zeichnen sich zudem dadurch aus, dass sie einen bereichs- und organisationsübergreifenden Charakter aufweisen. Zur Erklärung und Gestaltung des Betrachtungsgegenstands prozessorientiertes eHealth wird eine Prozesslandkarte verwendet. Eine Prozesslandkarte ist eine übersichtliche Zusammenstellung der Prozesse im Gesundheitswesen. Sie enthält jedoch keine detaillierten Informationen über die Prozessablauffolge, Input/Output sowie Prozessinhalte (vgl. Abbildung 5). Auf der Grundlage von [29, 42, 49, 63] wurden die folgenden eHealth-Prozesse identifiziert: • Prävention umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Leistungserbringers), mit denen die Stärkung der Gesundheitsressourcen und –potenziale der Menschen erreicht werden sollen. Prävention ist als Prozess zu verstehen, der darauf abzielt, alle Bürger zu verantwortungsbewussten Entscheidungen hinsichtlich ihrer Gesundheit zu befähigen. Wesentliche Aktivitäten sind beispielsweise Aufklärung und Beratung (z. B. Unfallverhütung), Prophylaxe (z. B. Impfungen, körperliche Betätigung) und die Früherkennung (z. B. Screening) von Krankheiten. • Diagnose umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Leistungserbringers), um eine möglichst genaue Zuordnung von Befunden und Symptomen zu einem Krankheitsbegriff gewährleisten zu können. Die Diagnose als Prozess beinhaltet Aktivitäten wie beispielsweise Untersuchungen von Laborproben, den Einsatz von bildgebenden Verfahren (z. B. Endoskopie, MRT), Messungen der elektrischen Felder des Körpers (z. B. EKG) und Funktionsuntersuchungen (z. B. Provokations- und Belastungstests). • Behandlung umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Leistungserbringers) zur Therapierung von Krankheiten und Verletzungen. Die Behandlung als Prozess zielt darauf ab, durch die Beseitigung oder Linderung der Symptome, körperliche oder psychische Funktionen wiederherzustellen. Wesentliche Aktivitäten sind beispielsweise die Verabreichung von Medikamenten, chirurgische Eingriffe in den Körper, oder die psychologische Einwirkung auf den Geist. • Rehabilitation umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Leistungserbringers), die darauf zielen, die körperlichen, psychischen und sozialen Folgen einer Behinderung und die daraus resultierende Störung der gesellschaftlichen Teilhabe auf ein Minimum zu beschränken. Rehabilitation als Prozess beinhaltet beispielsweise ambulante und stationäre medizinische Rehamassnahmen (z. B. Kuren), Massnahmen zur beruflichen Wiedereingliederung (z. B. Umschulungen) sowie Leistungen zur Bewältigung des gemeinschaftlichen und kulturellen Lebens (z. B. Haushaltshilfe, heilpädagogische Leistungen). • Informationssuche umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Empfängers), um die Bedürfnisse nach bestimmten medizinischen oder administrativen Informationen zu befriedigen. Für den Prozess der Informationssuche stehen in der Regel eine Vielzahl unterschiedlicher Technologien zur Verfügung (z. B. Suchmaschinen wie Google oder spezifische Gesundheitsportale), die teilweise eine Enablerfunktion einnehmen können (z. B. Versichertenkarte). • Selbstpflege umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Empfängers), um Gesundheit sowie persönliches Wohlbefinden zu erlangen, zu erhalten oder wiederherzustellen. Selbstpflege kann die medizinische Behandlung durch Dritte teilweise oder sogar vollkommen ersetzen. Wesentliche Aktivitäten sind beispielsweise die Einnahme von Medikamenten, das Führen eines Gesundheitstagebuchs oder die Planung und Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 12 Durchführung der Selbstpflege-Handlungen (z. B. Beschaffung eines frei erhältlichen Medikaments). • Erfahrungsaustausch umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Empfängers), um Inhalte, wie beispielsweise Erfahrungsberichte, Leistungsbeurteilungen, zu erstellen und zu bearbeiten. Massgebliche Inhalte werden nicht mehr nur zentralisiert von Unternehmen erstellt und über das Internet verbreitet, sondern auch von einer Vielzahl von Individuen, die sich mit Hilfe sozialer Software zusätzlich untereinander vernetzen. Beispiele hierfür sind Wikis, Blogs, Foto- und Videoportale. • Zulassung & Bewilligung umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Controllers) zur Freigabe und Überprüfung einer behördlichen Erlaubnis. Beispiele hierfür sind die Genehmigung zur Ausübung eines Berufes (Approbation) oder die Freigabe eines Gerätes oder Produktes für den Gesundheitsmarkt (z. B. Arzneimittelzulassung). • Finanzierung umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Controllers) zur Deckung aller Investitionen und Kosten, die im Gesundheitswesen anfallen werden. • Monitoring & Controlling umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Controllers) für die systematischen Erfassung, Beobachtung oder Überwachung bestimmter Vorgänge oder Sachverhalte im Gesundheitswesen. Wesentliche Aktivitäten sind beispielsweise die Messung oder Bewertung von Leistungen oder das Reporting respektive die Berichterstattung der gemessenen Leistungen. • Qualitätssicherung und -kontrolle umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Controllers) zur Sicherstellung festgelegter Qualitätsanforderungen bestimmter Gesundheitsleistungen. Ziel ist es, dadurch Vertrauen zu erzeugen und das Qualitätsniveau zu erhöhen. • Aus- und Weiterbildung umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Unterstützers) für die Vermittlung von anwendbaren Fähigkeiten und praktischen Kenntnissen in einem bestimmten Bereich. Die Bereitstellung aktueller und evidenzbasierter Informationen über das Internet (z. B. PubMed oder Medline) zum Zwecke der Aus- und Weiterbildung nimmt dabei eine wichtige Rolle ein. • Administration & Management umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Unterstützers) für die Planung, Ausführung und Kontrolle administrativer Aufgaben, die darauf zielen, die medizinische Behandlung so effektiv und effizient wie möglich zu gestalten. Beispielhafte Aktivitäten sind umfassende Aufgaben wie Führung oder einzelne Tätigkeiten wie die Ressourcenplanung (Disposition), Leistungserfassung (Codierung), Aufnahme – und Überweisung von Patienten, oder Fakturierung. • Material & Logistik umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Unterstützers) für die Planung, Ausführung und Kontrolle der Material- und Informationsflüsse, mit dem Ziel, die medizinische Behandlung so effektiv und effizient wie möglich zu gestalten. Beispielhafte Aktivitäten sind die Beschaffung von Arzneimitteln und Medizinprodukten (Einkauf) oder die Lagerhaltung. • Technik & Infrastruktur umfasst alle Massnahmen und Aktivitäten (aus der Sicht des Unterstützers) zur Sicherstellung der Verfügbarkeit, Leistungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit von Organisationen und deren Informationssystemen. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 13 Abbildung 5: Prozesslandkarte eHealth 2.5 Elektronische Dienste Elektronische Dienste respektive Services bilden die Basis von eHealth [30]. Services sind abstrakte, grob granulare Leistungen (zugänglich über standardisierte Schnittstellen), welche eine bestimmte Funktionalität bieten. Sie lassen sich beispielsweise anhand der Art der bereitgestellten Funktionalität dahin gehend unterscheiden, ob sie eine geschäftsorientierte (fachliche Services) oder eher eine technische, unterstützende Funktionalität (technische Services) liefern [16]. Anhand des fachlichen Leistungsumfangs lassen sich Services weiterhin danach unterschieden, ob sie einen kompletten Prozess, eine Aktivität oder eine Querschnittsfunktion unterstützen (vgl. Abbildung 6). Des Weiteren können Services aufgrund ihrer primären Wirkungsrichtung in individuenspezifische (z. B. Elektronische Gesundheitsakte) oder institutionenspezifische Services (Elektronische Abrechnung) untergliedert werden. Die Gesamtheit aller eHealth-Services bildet die sogenannte eHealth Collaboration Infrastructure (vgl. Abbildung 4). Auf der Grundlage von [53, 63, 87] wurden die folgenden eHealth-Services identifiziert (vgl. auch S. 65f.): • Teleberatung umfasst die wesentlichen Funktionen für die medizinische Befundaufnahme und Beratung unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz zwischen Arzt und Patient. • Telediagnostik umfasst die wesentlichen Funktionen für die Erstellung von Diagnosen (z. B. aufgrund von Bilddaten) unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz zwischen Arzt und Patient. • Telelabor umfasst die wesentlichen Funktionen für die Auswertung und Rückverfolgung von Laborproben unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz zwischen Arzt und Patient. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 14 • Telemedizin umfasst die wesentlichen Funktionen für die Erbringung therapeutischer Leistungen unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz zwischen Arzt und Patient. • Medikation umfasst die wesentlichen Funktionen für die Verordnung von Arznei- und Heilmitteln in maschinenlesbarer Form. • Medizinische Dokumentation umfasst die wesentlichen Funktionen für die Sammlung und Verwaltung aller für den Krankheits- und Behandlungsverlauf relevanten Daten eines Patienten in maschinenlesbarer Form. • Telemonitoring umfasst die wesentlichen Funktionen für die Erbringung pflegerischer Leistungen unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz zwischen Arzt und Patient. • Gesundheitsportal umfasst die wesentlichen Funktionen zur Breitstellung von (laienverständlichen) Gesundheitsinformationen und Dienstleistungen über das Internet. • Versicherungsschutz umfassen die wesentlichen Funktionen zur Bereitstellung von versicherungstechnischen Informationen zum Zwecke der vereinfachten Abklärung des Versicherungsschutzes und der Abrechnung von Leistungen. • Persönliches Gesundheitsmanagement umfasst die wesentlichen Funktionen für die Sammlung und Verwaltung aller persönlichen Gesundheitsinformationen in maschinenlesbarer Form. • Netzgemeinschaften umfassen die wesentlichen Funktionen für den Austausch von Informationen bzgl. Krankheits- und Behandlungsverläufe, etc. über das Internet. • Fachliche Verzeichnisdienste umfassen die wesentlichen Funktionen für die zentrale Sammlung von Daten von im Gesundheitswesen zugelassenen Materialien, Individuen oder Institutionen. • Leistungsstatistik umfasst die wesentlichen Funktionen für die Sammlung und Bereitstellung von Daten, welche sich mit der Qualität, Effizienz und Kosten der im Gesundheitswesen erbrachten Leistungen beschäftigt. • Medizinische Statistik umfasst die wesentlichen Funktionen für die Sammlung und Bereitstellung von Daten, welche sich mit der Verbreitung von gesundheitsbezogenen Zuständen und Ereignissen der Bevölkerung befassen. • Akkreditierung umfasst die wesentlichen Funktionen für die Kontrolle und Verbesserung der Qualität und Vertrauenswürdigkeit von Gesundheitsinformationen und der angebotenen Dienste. • Literaturmanagement umfasst die wesentlichen Funktionen zur Bereitstellung von evidenzbasiertem, medizinischem Wissen für Forschungs- und Ausbildungszwecke über das Internet. • E-Learning umfasst die wesentlichen Funktionen für die Bereitstellung und Vermittlung von medizinischem Basis- und Experten-Wissen für das multimedial unterstützte Lernen über das Internet. • Fakturierung umfasst die wesentlichen Funktionen für die Bereitstellung aller medizinadministrativ relevanten Daten in maschinenlesbarer Form zum Zwecke der Verrechnung einer bezogenen Leistung. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 15 • Überweisung umfasst die wesentlichen Funktionen für die Bereitstellung aller medizinadministrativ relevanten Daten in maschinenlesbarer Form zum Zwecke der Überweisung, Zuweisung und Einweisung von Patienten. • Ressourcenplanung umfasst die wesentlichen Funktionen für die Bereitstellung aller medizin-administrativ relevanten Daten (Personen, Termine, Räumlichkeiten, Material, Geräte etc.) in maschinenlesbarer Form zum Zwecke der Planung einer medizinischen Leistungserbringung. • Einkauf umfasst die wesentlichen Funktionen für die Abwicklung und Planung des Einkaufs und der Beschaffung von Materialien, welche für die medizinische Leistungserstellung oder Selbstpflege benötigt werden. • Logistik umfasst die wesentlichen Funktionen für die Abwicklung und Planung der Logistik (u.a. Lagerhaltung, Bestandsmanagement, Transport), welche für die medizinische Leistungserstellung oder Selbstpflege benötigt werden. • E-Collaboration umfasst die wesentlichen Funktionen für die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz. • Datenschutz und -sicherheit umfasst die wesentlichen Funktionen für den Schutz personen- oder organisationsbezogener Daten vor Missbräuchen aller Art, sowie für die Sicherstellung der Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität dieser Daten. • Technische Verzeichnisdienste umfasst die wesentlichen Funktionen für die zentrale Sammlung von Daten (Individuen oder Institutionen) zur Erleichterung der Verwaltung von Identitäten, Rechten und Rollen. Abbildung 6: Landkarte der eHealth-Services Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 16 3 Was ist Evaluation und Evaluationsforschung? 3.1 Begriffsverständnis Evaluationsforschung in der Wirtschafts- und Medizininformatik beschäftigt sich mit der Prüfung des Erfüllungsgrads materieller oder immaterieller Gegenstände (Artefakte) in Hinblick auf ein Ziel oder eine Anforderung. „Evaluation“ wird demzufolge als gezielte Bewertung von Artefakten unter Rückgriff auf Kriterien und (wissenschaftliche) Verfahren verstanden, welche der Vorbereitung und der Legitimation von Entscheidungen dienen [43, 68, 91]. Mit dem Begriff der Evaluation wird deshalb oft das Bemühen um Objektivität assoziiert. Allerdings ist aus erkenntnistheoretischer Sicht klar, dass die Bewertung eines Sachverhalts oder Gegenstandes die subjektive Wahrnehmung und das Urteilsvermögen des Bewertenden voraussetzt. Demzufolge ist eine gänzlich objektive Evaluation nicht möglich [32]. Zum einen muss vorab eine Auswahlentscheidung getroffen werden, welche Messkriterien für die Evaluation Anwendung finden sollen (subjektive Auswahlentscheidung). Zum anderen sollten die Evaluationsergebnisse möglichst eindeutig sein, so dass dem potenziellen Verwender des Artefakts oder dem Auftraggeber der Evaluation die Einschätzung bezüglich der „Nützlichkeit“ des Gegenstandes möglichst leicht fällt (Verzerrung der Ergebnisse durch Verdichtung). Diesem „Dilemma der Evaluation“ kann jedoch entgegengewirkt werden, indem die subjektiven Auswahlentscheide explizit begründet (siehe Kapitel 4) und anerkannte wissenschaftliche Methoden für die Verdichtung der Daten angewendet werden (siehe Kapitel 5). 3.2 Evaluationsforschung im Kontext von eHealth Ein Bezugsrahmen, wie Artefakte im Allgemeinen und eHealth-Services im Speziellen aus der Sicht der Wirtschafts- und Medizininformatik evaluiert werden sollen, ist Gegenstand der aktuellen Forschung (siehe beispielsweise [6, 17, 25, 34, 66, 73, 89, 97]). Grundsätzlich lassen sich jedoch folgende Aspekte im Hinblick auf die Bewertung von eHealth-Services ableiten (vgl. Abbildung 7): • Bewertungsmethoden: Gemeinhin wird zwischen naturalistischen (d. h. Methoden, die eine gewisse Realitätsnähe benötigen) und künstlichen (d. h. Methoden, die auf einem in sich geschlossenen System oder artifiziellen Abbild der Realität basieren) Verfahren unterschieden [72]. Naturalistische/empirische Methoden sind beispielsweise Fallstudien, Interviews, Fokusgruppen oder Umfragen. Zu den künstlichen/experimentellen Bewertungsmethoden gehören beispielsweise Laborexperimente, Simulationen oder szenariobasierte Evaluationen [40]. Im Kontext von eHealth-Evaluationen verwenden ca. 75% der Studien naturalistische und ca. 25% künstliche Verfahren [4]. • Bewertungszeitpunkt: Evaluationen können ex ante (d. h. vor der eigentlichen Einführung und dem Betrieb eines eHealth-Services) oder ex post (d. h. nach der Einführung oder dem langjährigen Betrieb eines eHealth-Services) erfolgen [72]. Die Durchsicht aktueller eHealth-Bewertungsstudien lässt vermuten, dass die überwiegende Mehrheit der Evaluationen im Kontext von eHealth ex post stattfinden. • Bewertende: Da die Evaluationsergebnisse stark vom Urteilsvermögen des Bewertenden abhängen (siehe oben), ist eine klare Deklaration der Bewertenden äusserst wichtig. Jedoch wird dies in vielen Evaluationen ausgeklammert oder nicht explizit spezifiziert. Im Kontext von eHealth lassen sich vier grundsätzliche Akteurtypen – Leistungserbringer, Empfänger, Controller und Unterstützer – definieren, welche eine Bewertung vornehmen Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 17 können, respektive für welche die eHealth-Services einen Nutzen erbringen sollen (siehe S. 9f.). • Bewertungsaspekte: In Anlehnung an [36] lassen sich unterschiedliche Ebenen abgrenzen, auf denen eine Untersuchung erfolgen kann. Eine Evaluation von eHealth-Services kann auf der Individual- oder Gruppenebene (beispielsweise Effekte von E-Learning bei der Vermittlung von medizinischem Basis- und Expertenwissen innerhalb einer Klinik), auf der intraorganisationalen Ebene (beispielsweise Effekte der OnlineRessourcenplanung innerhalb eines Spitals), auf der interorganisationalen Ebene (beispielsweise Effekte eines Zuweiserportals in Bezug auf die Kommunikation zwischen Spitälern und Hausärzten) oder auf der gesellschaftlichen Ebene (beispielsweise Effekte eines Gesundheitsportals in Bezug auf die Gesundheitskompetenz der Bürger) erfolgen. • Bewertungskriterien: Grundsätzlich lassen sich quantitative (beispielsweise Kosten- und Zeitersparnisse) und qualitative (beispielsweise Nutzenpotenziale, Befähigung) Messkriterien abgrenzen. Die Mehrheit der Evaluationen (ca. 85%) basieren auf quantitative Messungen [4]. Die restlichen Studien bewerten anhand qualitativer Messkriterien oder nutzen eine Kombination aus beiden. • Bewertungsgegenstand: Gegenstand von Evaluationen im Bereich der Wirtschafts- und Medizininformatik sind Artefakte, d. h. Konstrukte (beispielsweise Ontologien), Modelle (beispielsweise Prozessmodelle), Methoden (beispielsweise Design- und Entwicklungsmethoden) und Instantiierungen (beispielsweise klinische Applikationen oder Websites). Im Bereich von eHealth wurden bisher vorwiegend Instantiierungen beurteilt. Dabei wurden in den letzten Jahren v.a. Expertensysteme (ca. 24% der Evaluationsstudien), Telediagnostik-Systeme (ca. 20% der Evaluationsstudien), Klinische Informationssysteme (ca. 15% der Evaluationsstudien) und andere Systeme wie bildbearbeitende Systeme (PACS), Pharmazie Informationssysteme (PIS) beurteilt [4]. Abbildung 7: Aspekte bei der Evaluation von eHealth-Services Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 18 3.3 Überblick über aktuelle eHealth-Evaluationsstudien Da eHealth unterschiedliche Zielsetzungen verfolgt, ein relativ breites Spektrum an Prozessen und Services abdeckt und demzufolge eine Vielzahl von Akteuren tangiert, kann es keine globale Evaluation von eHealth geben. In der nachfolgenden Tabelle 1 soll deshalb überblicksartig eine Aufstellung aktueller eHealth-Evaluationsstudien gezeigt werden, welche unterschiedliche Aspekte von eHealth aufgreifen. Dabei fällt auf, dass die überwiegende Mehrheit der aufgelisteten Studien auf quantitativ-empirische Verfahren zurückgreift und rückwärtsgerichtet sind (Ex post Analysen). Ex ante Analysen zur Entscheidungsvorbereitung, ob man in einen eHealth-Service investieren soll oder nicht, gibt es selten und sind meistens vage in ihren Aussagen. Des Weiteren scheinen multiperspektivische oder Multi-Stakeholder-Ansätze für die Evaluation nicht sehr verbreitet zu sein (die meisten Studien fokussieren auf ein bis max. zwei Akteurtypen). Tabelle 1: eHealth-Evaluationsstudien 2003-2008 Jahr Studie Gegenstand Methode 2003 "Factors Affecting and Affected by User Acceptance of Computer-based Nursing Documentation: Results of a Twoyear Study" [5] Vergleich der Benutzerakzeptanz vor und nach der Einführung einer elektronischen Pflegedokumentation. Empirisch, Interviews 2003 "A Cost-benefit Analysis of Electronic Medical Records in Primary Care" [90] Analyse des ökonomischen Nutzens einer elektronischen Patientenakte. 2003 "Effects of Scanning and Eliminating Paperbased Medical Records on Hospital Physicians' Clinical Work Practice" [51] "Usefulness and Effects on Costs and Staff Management of a Nursing Resource Management Information System" [77] "Use of an Electronic Medical Record Improves the Quality of Urban Pediatric Primary Care" [2] 2003 2003 Bewertende Leistungserbringer Messung Erkenntnisse Qualitativ Zeitpunkt Ex ante und ex post Empirisch anhand einer Umfrage und Experteninterviews Leistungserbringer Quantitativ Ex post Die Studie zeigte, dass 5 Jahre nach der Einführung einer EPA ein ökonomischer Nutzen von insgesamt $84'000 erzielt wurde. Darüber hinaus wurden signifikante Einsparungen im Verbrauch von Medikamenten und von diagnostischen Mitteln erzielt. Allerdings beziehen sich diese Erkenntnisse weitestgehend auf Aussagen von 7 Fachexperten. Analyse, ob gescannte Patientenakten eine gangbare Übergangslösung zu einer Elektronischen Patientenakte sind. Empirisch anhand einer Umfrage und Experteninterviews Leistungserbringer Quantitativ und qualitativ Ex post Die Studie zeigte, dass durch das Scannen von papierbasierten Patientenakten die Wiederauffindung von Informationen erheblich gesteigert werden konnte. Die Zufriedenheit der User bezgl. dieser Übergangslösung ist jedoch sehr begrenzt. Untersuchung der ökonomischen Effekte eines Resourcenplanungs-systems in der Pflege. Empirisch, Experteninterviews, Sekundärdatenanalyse Leistungserbringer Quantitativ und qualitativ Ex post Die Studie zeigte, dass nach der Einführung des Systems insgesamt 41% weniger Ausgaben in der Pflege anfielen. Auch stieg die Zufriedenheit seitens der Pflegenden aufgrund der erhöhten Informationstransparenz. Untersuchung der Qualität der medizinischen Dokumentation vor und nach der Einführung einer Elektronischen Patientenakte. Empirisch, Sekundärdatenanalyse Leistungserbringer und Empfänger Qualitativ Ex ante und ex post Die Studie zeigte, dass durch die Einführung einer Elektronischen Patientenakte die Informationsqualität erheblich gesteuert werden konnte. Dadurch konnte ebenfalls die Zufriedenheit der Patienten erhöht werden, da diese sich besser informiert fühlten. Allerdings zeigte die Studie auch, dass das System zu einer pers. Distanzierung zwischen Patient und Arzt führte. Die Studie zeigte, dass die Akzeptanz zur Benutzug einer elektronischen Pflegedokumentation initial und auch nach dem Projekt relativ hoch war. Allerdings zeigte die Studie auch, dass Faktoren wie das Alter und "Computeraffinität" des Pflegepersonals einen wesentlichen Einfluss auf die Akzeptanzbewertung hatten. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 19 2004 "Analysis of cost and assessment of computerized patient record systems in Japan based on questionnaire survey" [98] Untersuchung der ökonomischen Effekte der Einführung und Betriebs einer elektronischen Patientenakte. Empirisch, Umfrage Leistungserbringer Quantitativ Ex post 2004 "Comparison of Handheld Computer-Assisted and Conventional Paper Chart Documentation of Medical Records" [82] "Physician and Nurse Satisfaction with an Electronic Medical Record System" [54] Vergleich der Qualität der medizinischen Dokumentation auf Handheld Computer im Vergleich zur Papierversion. Künstlich, Experiment Leistungserbringer Qualitativ Ex post Untersuchung der Benutzerakzeptanz nach der Einführung einer Elektronischen Patientenakte. Empirisch, Umfrage Leistungserbringer Qualitativ Ex post 2004 "Patient Opinion - EHR Assessment from the Users Perspective" [99] Untersuchung der Patientenzufriedenheit bei der Verwendung einer elektronischen Patientenakte. Empirisch, Observation und Interviews Empfänger Qualitativ Ex post 2004 "A Tale of Two Hospitals: A Sociotechnical Appraisal of the Introduction of Computerized Physician Order Entry in Two Dutch Hospitals" [1] "Computerized Reminders Reduce the Use of Medications during Shortages" [10] Untersuchung technischer und sozialer Effekte der Einführung eines elektronischen Rezeptes. Empirisch, Interviews Leistungserbringer Qualitativ Ex post Die Studie zeigte, dass die Einführung von elektronischen Rezepten in den Niederlanden eher problematisch verlief. Dabei waren nicht nur technische, sondern v. a. soziale Aspekte ausschlaggebend während der Einführung. Untersuchung der ökonomischen Effekte der Einführung eines Ressourcenplanungssystems (computerized Reminders) für die Medikation. Künstlich, Experiment Leistungserbringer Quantitativ Ex post Die Studie zeigte, dass durch die Einführung von Remindern hinsichtlich der Ressourcenplanung jährlich bis zu $36'500 an Medikationskosten gespart werden konnte. 2005 "The Costs of a National Health Information Network" [45] Untersuchung der Kosten für die Einführung einer nationalen TelematikInfrastruktur. Empirisch, Umfrage, Interviews Leistungserbringer Quantitativ Ex ante Die Studie zeigte, dass für die Einführung einer nationalen TelematikInfrastruktur in den USA insgesamt $156 Mia. investiert werden müssten (ca. 2% der Gesundheitsausgaben). Die Betriebskosten würden jährlich $48 Mia. ausmachen. 2005 "An Incremental Cost Analysis of Telehealth in Nova Scotia from a Societal Perspective" [69] Untersuchung der ökonomischen Effekte der Nutzung von Teleberatungsleistungen aus Gesellschaftsperspektive. Empirisch, Umfrage Empfänger Qualitativ Ex ante und ex post Die Studie zeigte, dass Teleberatung im Vergleich zu herkömmlicher Konsultation beim Hausarzt volkswirtschaftlich gesehen mehr Kosten verursachen. Jedoch waren die Kosten für den Patienten insgesamt geringer. 2004 2004 Die Studie zeigte, dass die durchschnittlichen Kosten für die Implementierung einer elektronischen Patientenakte bei $14'300 lagen. Für den Betrieb ist durchschnittlich mit jährlichen Kosten von $457'000 zu rechnen. Dafür gaben 82% der Leistungserbringer an, dass dadurch die Qualität ihrer Leistung erhöht und Fehler vermieden werden konnten. Die Studie zeigte, dass die Qualität der medizinischen Dokumentation durch die Benutzung eines Handheld Computers anstatt der herkömmlichen Dokumentation auf Papier erheblich gesteigert werden konnte. Die Studie zeigte, dass der Wille zur Nutzung einer Elektronischen Patientenakte relativ hoch war. 87% der Ärzte und 85% der Pflegefachkräfte bestätigten die tägliche Nutzung des Systems. Dies nicht zu letzt, weil dadurch Fehler und Administration reduziert werden konnten. Die Studie zeigte, dass die Aufgeschlossenheit der Bevölkerung gegenüber neuen Medien auch im Gesundheitswesen zutrifft. Allerdings waren die Patienten stark sensibilisiert auf die Datenschutzthematik. Was ist der Nutzen von eHealth? 2005 "Role of Computerized Physician Order Entry Systems in Facilitating Medication Errors" [48] 2006 "Kosten-NutzenAnalyse der Einrichtung einer TelematikInfrastruktur im deutschen Gesundheitswesen" [8] 2006 „Die Versichertenkarte und der Aufbau einer Telematikinfrastruktur Kosten-NutzenAnalyse“[22] 2006 "eHealth is Worth it: The economic benefits of implemented eHealth solutions at ten European sites" [84] "Von eHealth zu €Health? Studie zur Nutzenbewertung von eHealth aus Kliniksicht" [52] 2007 Seite 20 Untersuchung der Effekte auf die Qualität des Medikations-prozesses nach der Einführung eines elektronischen Rezeptes. Untersuchung der ökonomischen Effekte der Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte und der damit verbundenen TelematikInfrastruktur. Empirisch, Observation und Interviews Leistungserbringer und Unterstützer Qualitativ Ex post Die Studie zeigte, dass insgesamt 22 unterschiedliche Fehlerquellen während des Medikationsprozesses behoben werden konnten. Empirisch, Experteninterviews, Sekundärdatenanalyse Vorwiegend Unterstützer Quantitativ Ex ante Die Studie macht keine klaren Aussagen darüber, ob die Einführung einen ökonomischen Nutzen erbringt order nicht. Je nach Zeithorizont und Zukunftsszenario kann aus der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte einen negativen oder positiven ökonomischen Nutzen erfolgen. Untersuchung der ökonomischen Effekte der Einführung einer elektronischen Versichertenkarten und der damit verbundenen TelematikInfrastruktur. Untersuchung der ökonomischen Effekte der Einführung unterschiedlicher eHealthServices. Empirisch, Experteninterviews, Investitionskostenrechnung Leistungserbringer und Unterstützer Quantitativ Ex ante Empirisch, Sekundärdatenanalyse und Fallstudien Leistungserbringer und Empfänger Quantitativ und qualitativ Ex post Die Studie stellt Investitionskosten und laufende Betriebskosten für die Versichertenkarte möglichen Einsparungen gegenüber und ermittelt, dass die Pflichtanwendungen der Karte bereits eine Refinanzierung ermöglichen. Darüber hinaus werden mögliche weitere Nutzen für Leistungserbringer und Unterstützer diskutiert. Die Studie zeigte, dass bei den 10 untersuchten eHealth-Services durchschnittlich 51% der Kosten eingespart werden konnten. Hauptprofiteure waren dadurch v. a Leistungserbringer (52%) und Bürger (43%). Untersuchung der ökonomischen Effekte der Einführung einer Telematik-Infrastruktur für das Gesundheitswesen. Empirisch, Experteninterviews Leistungserbringer Quantitativ Ex ante 2008 "The Impact of eHealth on the Quality & Safety of Healthcare" [15] Untersuchung des aktuellen Stands der Evaluationsforschung im Bereich von eHealth. Empirisch, Sekundärdatenanalyse Leistungserbringer und Empfänger Quantitativ und qualitativ Ex post 2008 "Evaluation der E-HealthAnwendung Stop-Simply.de" [26] Untersuchung der Benutzerfreundlichkeit einer eHealth-Website. Künstlich, Experiment, Heuristiken Empfänger Qualitativ Ex post 2008 "Consumer Evaluation of EHealth Information Quality: The Role of Processing Styles and DecisionMaking" [70] Untersuchung der Informationsqualität von eHealthWebsites. Künstlich, Heuristiken Empfänger Qualitativ Ex post Die Studie prognostiziert für Deutsche Kliniken eine durchschnittliche Einsparung von €100 pro Fall. Dadurch können €1,25 Mio. je 50'000 Patienten pro Jahr gespart werden. Neben den Kosteneinsparungen sollen auch Erlössteigerungen und Verweildauerverkürzungen resultieren. Diese umfassende Studie kommt zum Schluss, dass eHealth-Services wie beispielsweise die elektronische Patientenakte oder elektonische Rezepte einen positiven Effekt auf die Qualität der Leistungserbringung haben. Jedoch räumen die Autoren auch ein, dass die untersuchten Fälle vielen Limitationen unterliegen, wie beispielsweise methodische Schwächen in der Evaluation. Die Studie zeigte, dass anhand von Heuristiken eHealth-Websites evaluiert werden können. Die Studie zeigt, dass anhand von Heuristiken und einer systematischen Klassifizierung die Qualität der Information auf eHealth-Websites erhöht werden kann. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 21 2008 “HEALTH ICT: Indicators for international comparisons of health ICT adoption and use.”[75] Überblick verschiedener Evaluationsstudien mit dem Ziel international vergleichbare Indikatioren zu identifizieren. Sekundärdaten Leistungserbringer, Controller und Unterstützer Qualitativ Ex ante und ex post Die Studie kommt zum Schluss, dass bestehende Studien nur bedingt vergleichbar sind und fordert die Etablierung einer Standardbewertung zur besseren internationalen Vergleichbarkeit von eHealth-Studien. 2008 „Für ein effizienteres Gesundheitswesen, eHealth publifocus und elektronisches Patientendossier, Bericht eines Dialogverfahrens“[74] TechnologiefolgenAbschätzung zur Einführung des elektronischen Patientendossiers unter Einbezug von Laien aus den drei grossen Sprachräumen der Schweiz und verschiedenen Stakeholdern des Gesundheitswesens. Empirisch, Fokusgruppen Leistungserbringer, Controller, Unterstützer und Empfänger Qualitativ Ex ante Bei den Bürgerinnen und Bürger konnte eine grundsätzlich positive Einstellung zur Einführung des elektronischen Patientendossiers festgestellt werden. Die Haltung der anderen Stakeholder des Gesundheitswesens (vertreten durch verschiedene Interessengruppen) war deutlich kritischer. Die Studie kommt zum Schluss, dass insbesondere die möglichen inhaltlichen Vorteile den finanziellen Mehrkosten gegenüber abzuwägen sind. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 22 4 Methode zur Bewertung von eHealth-Services 4.1 Grundlagen der Methodenentwicklung Betrachtet man eHealth aus dem Gesichtspunkt der Vernetzung aller Prozesse und Akteure des Gesundheitswesens [14] so fällt auf, dass die oben gezeigten Evaluationsstudien nur sehr begrenzt geeignet sind, um klare Aussagen hinsichtlich der Eignung von eHealth-Services für das Schweizer Gesundheitswesen zu machen [7]. Ausschlaggebende Einflussgrössen wie beispielsweise die regulatorischen Rahmenbedingungen oder der technologische Fortschritt (respektive die Bereitschaft und Fähigkeit der Bürger Informations- und Kommunikationstechnologien einzusetzen) sind stets aus Sicht des jeweiligen Landes zu betrachten [58, 59]. Zur Vorbereitung und Legitimation von Entscheidungen im Hinblick auf die Schweizer eHealth-Strategie braucht es deshalb: • Stakeholder-Orientierung, d. h. einen Ansatz, der die Interessen möglichst aller Akteure des Schweizer Gesundheitswesens berücksichtigt, • Multiperspektivität, d. h. Messkriterien quantitativer und qualitativer Art und eine akteurspezifische Gewichtung dieser Kriterien, • Kontextorientierung, d. h. die Berücksichtigung der zu schaffenden Voraussetzungen und der herrschenden Rahmenbedingungen des Schweizer Gesundheitswesens, • Vorausschau, d. h. einen Ansatz, der nicht allein auf die Eruierung des vergangen Nutzens beruht, sondern auch hilft, den zukünftigen Nutzen von eHealth zu bewerten, • Offenheit, d. h. einen Ansatz, der flexibel genug ist, um zukünftige Entwicklungen zu integrieren. Um die Problematik des „Dilemmas der Evaluationsforschung“ (vgl. Abschnitt 3.1) zu adressieren, wird im Folgenden die Grundlage der Auswahlentscheide für die Entwicklung der Bewertungsmethode beschrieben. Auf Basis der Ausführungen in den Abschnitten 3.2 und den aufgelisteten fünf primären Anforderungen zur Vorbereitung von Entscheidungen bezüglich der Schweizer eHealth-Strategie, können Anforderungen an die Methode zur Nutzenevaluation von eHealth in der Schweiz abgeleitet werden. Diese bilden die Grundlage der Bewertungsmethode, die anschliessend in den folgenden zwei Abschnitten beschrieben wird. Mit Bezug auf den Betrachtungsaspekt der Nutzenevaluation (vgl. Abschnitt 3.2) konnten, im Rahmen einer Studie zum Beitrag von IKT zur Produktivität und Effizienz des Gesundheitswesens, spezifische Vor- und Nachteile der Nutzenbewertung je nach Betrachtungsobjekt identifiziert werden (vgl. Tabelle 2). Wenngleich sich die Ausführungen und Analyseergebnisse von [83] auf die Bewertung quantitativer Bewertungskriterien (Kosteneffizienz, Behandlungseffizienz, etc.) beschränken, so deuten diese auf eine Grundproblematik zahlreicher bisheriger eHealth-Evaluationsstudien hin: die Auswahl eines adäquaten Betrachtungsobjekts. Aufgrund der Schwierigkeit der Nutzenevaluation im Rahmen von (inter-)nationalen Studien (Herausforderung der Bemessung des Beitrags von IKT) und der mangelhaften Verallgemeinerbarkeit von Projektevaluationen, erscheint eine Evaluation des Nutzens von eHealth mit Fokus auf das Betrachtungsobjekt Organisation als besonders aussagekräftig. Im Gesundheitswesen besteht jedoch die Herausforderung, dass eine aggregierte Bewertung des Nutzens auf Basis des Betrachtungsobjekts Organisation bei der Bewertung von IS-Nutzen aufgrund der stark unterschiedlichen Zielsysteme der Stakeholder-Gruppen in Krankenhäusern (Ärzte, Pflege, Verwaltung, Betrieb, etc.) einerseits zu weit gefasst ist. Anderseits ist diese Betrachtung auch zu eng gefasst, da Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 23 Effekte auf regionale oder nationale Gesundheitssysteme, also die makroökonomische Perspektive des IS-Nutzens im Gesundheitswesen, ignoriert werden [18, 46]. Tabelle 2: Drei Ebenen der Betrachtung im Rahmen von eHealth-Evaluationen in Anlehnung an [83] Betrachtungsebene (Inter-) National Organisation Projekte Vorteile Herausforderungen Bewertung des Einflusses von IKT auf das Gesundheitswesen im Allgemeinem. Ermöglicht internationale Vergleiche. Erlaubt die Identifikation unterschiedlicher Nutzenkriterien der „IS-Landschaft“. Ermöglicht die Abbildung von verschieden Auswirkungen je Organisation(styp). Sehr spezifische Bewertung entsprechend der Art der ISInvestition. Ermöglicht Vergleich von Investitionsalternativen. Der „Output“ des Gesundheitswesens ist schwer messbar. Direkte Volumenmessung nicht aussagekräftig ;keine Qualitätsindikatoren. Beitrag der Informatik schwer messbar. Notwendigkeit nur Gleiches mit Gleichem zu messen. Resultate können stark vom inhaltlichen Fokus und der Analysetechnik abhängen. Schwierigkeit die Auswirkungen auf die IS-Investition zurückzuführen und die Ergebnisse zu verallgemeinern. Vorausschauende Nutzenabschätzung oft nur bedingt aussagekräftig. Um den zuvor beschriebenen Limitierungen einer eHealth-Nutzenevaluation, die lediglich auf eine der Betrachtungsebenen fokussiert, entgegenzuwirken, verfolgt die im Folgenden beschriebene Methode zur Bewertung von eHealth-Services einen multiperspektivischen Ansatz. Als adäquater Betrachtungsgegenstand der Nutzenevaluation wurden eHealth-Services ausgewählt. Diese abstrakten, grob granularen IKT-Leistungen bieten eine bestimmte Funktionalität (vgl. Abschnitt 2.5 für einen Überblick der Services), die in der Regel von mehreren Akteurtypen des Gesundheitswesen – auf teils unterschiedliche Weise – genutzt wird. eHealth-Services stellen somit in sich abgeschlossene Betrachtungsgegenstände dar, die eine multiperspektivische und stakeholderorientierte Nutzenevaluation ermöglichen (vgl. Ausführungen zum integrierten Einsatz von IKT zur Gestaltung, Unterstützung und Vernetzung von Prozessen und Akteuren im Gesundheitswesen im Abschnitt 2.1). Die Grundlage einer stakeholderorientierten Evaluation dieser Services, bildet ein Katalog von Evaluationskriterien, welcher die Bewertung des Nutzens von eHealth aus Sicht der in Abschnitt 2.3 beschriebenen Akteure des Gesundheitswesens ermöglicht. Dieser Katalog integriert verschiedene Nutzendimensionen auf intraorganisationaler, interorganisationaler und auch gesellschaftlicher Ebene und ermöglicht somit eine ganzheitliche Bewertung der Services. Die Nutzendimensionen der Bewertungsmethode wurden auf Basis der in Abschnitt 3.3 beschriebenen Studien entwickelt unter Berücksichtigung verschiedener Meta-Studien [3, 18, 24, 38, 73, 85, 96], die bestehende eHealth Studien hinsichtlich deren Betrachtungsaspekten und Analysemethoden analysieren und bewerten. Die resultierende Bewertungsmethode umfasst sechs Nutzendimensionen – Führung, Wirtschaftlichkeit, Outcome, Informationsqualität, Vertrauen, Zugang/Befähigung – und entsprechende Nutzenkriterien, die im folgenden Abschnitt beschrieben werden. Zur Bewertung des Nutzens der eHealth-Services entsprechend der Nutzenkriterien, wurden anschliessend verschiedene Nutzenindikatoren definiert, die in Form eines Fragebogens abgefragt werden. Der Nutzenkatalog spiegelt hierbei die ganzheitliche Sicht auf die Nutzeneva- Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 24 luation wider, da ein möglicher Nutzen von eHealth-Services unabhängig von den einzelnen Akteurtypen definiert wird. Um eine qualifizierte Nutzenbewertung zu realisieren, wird der ganzheitliche, akteurtypenunabhängige Nutzenkatalog auf Basis eines Stakeholder-Ansatzes für den jeweiligen Akteurtyp konfiguriert. Die Umsetzung dieser Stakeholder-Orientierung der Nutzenevaluation basiert auf der Definition von [33]: „A stakeholder in an organization is (by definition) any group or individual who can affect or is affected by the achievement of the organization's objectives”. Entsprechend dieser Definition, wird die Bewertung der eHealth-Services auf die jeweiligen NutzenStakeholder eingeschränkt, d. h. es dürfen nur solche Akteurtypen eine Bewertung bezüglich einer bestimmten Nutzendimension bzw. eines Nutzenkriteriums (z. B. Behandlungssicherheit) vornehmen, die den Nutzen unmittelbar erfahren oder beeinflussen können (Akteurtyp Leistungserbringer und -unterstützer am Beispiel Behandlungssicherheit). Da die Nutzenkriterien darüber hinaus je nach Akteurtyp eine unterschiedliche Priorität haben können, wird vorgängig zur eigentlichen Nutzenevaluation eine Priorisierung vorgenommen (vgl. detaillierte Ausführungen zur Anwendung der Methode in Abschnitt 4.4). Die eHealth-Strategie der Schweiz [12] schafft die Grundlagen für einen Grossteil der eHealthServices für das Schweizer Gesundheitswesen. Die Strategie sieht vor, dass bis Ende 2010 für alle Leistungserbringer die sichere Authentifizierung und die rechtsgültige elektronische Signatur verfügbar sind. Ausserdem soll bis Ende 2012 die elektronische Übermittlung von medizinischen Daten unter den Teilnehmenden im Gesundheitssystem strukturiert, medienbruchfrei und verlustfrei etabliert sein. Somit bedarf es aus heutiger Sicht einer ex ante Evaluation des Nutzens von eHealth für das Schweizer Gesundheitswesens, da eHealth-Services maximal in lokalen/regionalen Services umgesetzt werden können und eine ex post Bewertung mit Blick auf den Gesamtnutzen derzeit aufgrund nicht vorhandener Umsetzung noch nicht möglich ist. Um die bereits vorhandenen externen Rahmenbedingungen des Schweizer Gesundheitswesens sowie die beim jeweiligen Akteurtypen zu schaffenden Voraussetzungen in die Bewertung mit einfliessen zu lassen, werden abschliessend die Kontextfaktoren des jeweiligen Akteurs erhoben. 4.2 Nutzendimensionen und Nutzenkriterien Die Nutzendimensionen und entsprechenden Nutzenkriterien dieser Studie wurden auf Basis einer ausführlichen Literaturrecherche in der Wissensbasis der eHealth-Evaluationsforschung entwickelt. Als Grundlage dienten teilweise die in Abschnitt 3.3 aufgeführten Studien, primär wurden jedoch Ergebnisse aus den zuvor erwähnten Meta-Studien [3, 18, 24, 38, 73, 85, 96] für die Ausarbeitung der Bewertungsdimensionen herangezogen. Entsprechend der Ausführungen von [24], können für die ausgewählten Betrachtungsebenen – intraorganisational, interorganisational und gesellschaftlich – unterschiedliche Fokusbereiche hervorgehoben werden. Der intraorganisationale Nutzen spiegelt sich primär in eHealthBeiträgen zur Leistungsfähigkeit und Qualität der Leistungen, also dem Output einer Organisation wider. Diese Betrachtungsebene ist primär für die Akteurtypen Leistungserbringer und Unterstützer relevant. Auf der interorganisationalen Betrachtungsebene liegen die primären Nutzenbeiträge im Bereich der organisationsübergreifenden Leistungserstellungsprozesse im Gesundheitswesen (z. B. Behandlungsprozess). Die beiden zuvor beschriebenen Ebenen gesamtheitlich integrierend, liegt der Fokus der gesellschaftlichen Betrachtungsebene von eHealth-Services im kumulierten Beitrag beim Leistungsempfänger und entsprechendem volkswirtschaftlichen Nutzen. Bevor im Folgenden auf die einzelnen Dimensionen und Nutzenkriterien im Detail eingegangen wird, soll kurz noch auf die Anwendbarkeit von wertbasierten, finanz- und kostenorientierten Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 25 Nutzenbewertungen von IKT eingegangen werden. Solche Ansätze (z. B. Return-on-InvestmentBerechungen) werden häufig in Projekt- und Investitionsbewertungen eingesetzt. Diese Studie verfolgt jedoch die Zielsetzung einer ex ante Evaluation von eHealth-Services, die insbesondere im Rahmen einer vernetzten Leistungserbringung ihren vollen Nutzen erwirken. Ein solch übergreifender, vernetzter Nutzen spiegelt sich bei einer Grosszahl von Stakeholdern mit (teils stark) unterschiedlichen Zielen und Anreizen wider. Die Stakeholder sind teilweise direkt, teilweise nur indirekt vom Service betroffen und erfahren häufig keinen direkten materiellen/finanziellen Nutzen (Kostensenkung, Umsatz-/Durchsatzsteigerung), sondern primär immateriellen Nutzen wie beispielsweise erhöhte Qualität, Sicherheit, etc. Insbesondere solch immaterieller Nutzen lässt sich in einer wertebasierten Nutzenevaluationen nur mangelhaft abbilden [38]. Da gerade der immaterielle Nutzen, im Gegensatz zu vielen anderen Industrien, im Gesundheitswesen jedoch häufig den Kernbeitrag von IKT („Health outcome“ [3]) darstellt, wird im Rahmen dieser Studie der primäre Fokus auf diese immateriellen, nicht rein finanziellen Nutzendimensionen gelegt. Dimension Führung Die Aufgabe der operativen Führung von Organisationen liegt primär in „der Prozessführung [(Zielfindung, Steuerung und Controlling)] der einzelnen Geschäfts- und Unterstützungsprozesse anhand von Führungskenngrössen“ und kann grundsätzlich in drei Teilbereiche unterschieden werden: Mitarbeiterführung, finanzielle Führung und Qualitätsmanagement [76]. eHealthApplikationen und -Services leisten in Form von Unternehmenssteuerungs- und Controllingsystemen [37, 57] einen Beitrag zur Führung der Organisation. Der Nutzen von eHealth spiegelt sich im Bereich der Führung entsprechend in zwei Nutzenkriterien wider, Steuerungsfähigkeit und Konformität. Die Steuerungsfähigkeit bezieht sich hierbei auf die Fähigkeit zur Koordination von Organisationsabläufen sowie die Fähigkeit zur Gestaltung von patientenzentrierten, bereichsübergreifenden Prozessen [73]. Unter Konformität wird die Einhaltung von gesetzlichen und anderen Anforderungen an Prozesse (Best Practices) im Gesundheitswesen und die Fähigkeit diese nachzuweisen verstanden, beispielsweise durch verbesserte Einhaltung von Behandlungsrichtlinien, Dokumentation und Überwachung sowie entsprechend reduzierter Fehlerraten [73]. Dimension Wirtschaftlichkeit Wenngleich die Ausführungen im vorderen Teil dieses Abschnitts verdeutlichen, dass die wirtschaftliche Nutzendimension von eHealth keinesfalls als alleiniges Kriterium zur Nutzenbewertung herangezogen werden dürfen, so stellen Steigerungen in der Produktivität respektive Zeitersparnisse sowie die Reduktion der Kosten der medizinischen und administrativen Leistungserbringung, -vorhaltung aber auch der Zusammenarbeit einen beträchtlichen Nutzen für das Gesundheitswesen der Schweiz dar [73, 83, 96]. Eine gesteigerte Produktivität kann insbesondere in Form einer erhöhten Leistungsfähigkeit verschiedener Berufsgruppen innerhalb der Leistungserbringer und Unterstützer gemessen werden. Sie spiegelt sich auch wider in veränderten Aufgaben (z. B. Reduktion administrativer Aufgaben, Fokus auf Kernaufgaben) [95], verbesserter und schnellerer Ausbildung von Mitarbeitern [92] und daraus folgend eine höhere Kapazität von ganzen Abteilungen [50]. Neben der höheren Produktivität in den Kernprozessen kann eHealth insbesondere im Bereich der Unterstützungsprozesse durch Integration, Ablaufunterstützung und Automatisierung einen Beitrag zur Kosten- und Zeiteffizienz leisten [18, 46, 85] und somit die Gesamtkosten der Leistungserbringung reduzieren. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 26 Dimension Outcome (medizinische Qualität) Die Dimension der medizinischen Qualität ist die zentrale Komponente des Nutzens von eHealth-Services. Insbesondere medizinische Applikationen, aber auch solche an der Schnittstelle zwischen medizinischen und administrativen Aufgaben können einen Beitrag zur Qualität der medizinischen Leistungen beisteuern [3, 24, 85]. Der Beitrag zu einer gesteigerten medizinischen Qualität lässt sich primär in drei Dimensionen messen: Behandlungseffektivität, Behandlungseffizienz und Behandlungssicherheit. Effekte im Bereich Behandlungseffektivität sind auf Seiten der Leistungserbringer und Unterstützer in Form von medizinischer Entscheidungsunterstützung (Evidence-based Medicine, elektronische Unterstützung von Medikationsverordnungen, etc.) zu sehen [24, 85, 96]. Darüber hinaus wird unter anderem durch die Unterstützung und Promotion von Leitlinien und deren Einhaltung [24] ein Beitrag zur Angemessenheit der medizinischen Behandlung [73] und entsprechend gesteigerter Lebensqualität beziehungsweise reduzierter Last von Krankheiten beigetragen [18, 46]. Neben der Behandlungseffektivität – die richtigen Dinge tun – kann eHealth auch einen Beitrag zur Behandlungseffizienz – die Dinge richtig tun – leisten [3, 73]. Die Wirkungen liegen hier primär im Bereich der intraorganisationalen und interorganisationalen Leistungserbringungsund Unterstützungsprozesse. So kann eHealth einen Beitrag an der Schnittstelle zwischen Akteuren leisten, indem Aufnahmezeiten oder Liege- bzw. Transportzeiten in den Prozessen [73, 92] reduziert werden und übergreifende, gemeinsam erbrachte Leistungen besser koordiniert und gesteuert werden [96]. IKT-Unterstützung am Ort der Behandlung kann den Zeitaufwand reduzieren, beispielsweise durch den direkten Zugang zu medizinischen Daten, und eine Integration von Leistungsdokumentation und -abrechnung kann den Arbeitsaufwand für administrative Aufgaben reduzieren [24]. Diese Effekte steigern die Leistungsfähigkeit des medizinischen Personals und können sich je nach Krankheitsbild und –verlauf positiv auf die Behandlungsdauer/Hospitalisierung auswirken [24, 73, 92]. Eine dritte Dimension des Nutzens von eHealth im Bereich Outcome/medizinische Qualität liegt im Beitrag zur erhöhten Behandlungssicherheit [85]. Zu bewertende Aspekte der evaluierten Services sind der Beitrag zur Reduktion von unerwünschten Medikations- oder Behandlungsereignissen [96] sowie von Komplikationen [46]. Die Einhaltung von Behandlungsrichtlinien und Angemessenheit der Medikation [24], (vgl. auch die Nutzendimension Konformität) leistet ebenfalls einen Beitrag zur Reduktion von Fehlerraten respektive Critical Incidents [24, 85] und können somit einen positiven Einfluss auf Morbidität und Mortalitätsraten haben [46]. Dimension Informationsqualität Die Qualität von medizinischen, patientenbezogenen (Identifikationsdaten) und administrativen Daten und Informationen beeinflusst Entscheidungsfindungsprozesse und die Effektivität von Handlungen und Abläufen. Sie hat somit einen direkten Einfluss auf die Qualität der Leistungserbringung [3, 23]. Zur Bewertung der Qualität von Informationen können verschiedene Bewertungskriterien genützt werden, es kann grundsätzlich zwischen Aspekten der Verfügbarkeit von Informationen, deren Korrektheit und der Fähigkeit zum Austausch von Information zwischen verschiedenen Akteuren unterschieden werden. Die Verfügbarkeit von Informationen ist einerseits abhängig von deren Vollständigkeit und Aktualität [50], andererseits von der Relevanz für den jeweiligen Akteur [23, 96]. Als Grundlage von medizinischen und anderen Entscheidungen muss gerade im Kontext von eHealth neben der Verfügbarkeit ein grosses Augenmerk auf die Korrektheit von Informationen gelegt werden. So kann eHealth einen Beitrag zur Widerspruchsfreiheit von Informationen durch Vermeidung von Redundanzen leisten und durch Nachvollziehbarkeit der Informationsflüsse deren Verlässlichkeit erhöhen [96]. Im Rahmen einer integrierten Versorgung ist dabei nicht nur die „interne“ Verfügbarkeit und Korrektheit von Informa- Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 27 tionen von Nutzen, sondern auch der Zugang zu „externen“, durch andere Akteure erstellten oder verarbeiteten, Information zu betrachten. Entsprechend ist der Beitrag von eHealth-Services zum Austausch von Informationen zu bewerten, da dies die Koordination zwischen verschiedenen Leistungserbringern unterstützt [24, 96] und einen Einfluss auf die effiziente Verwaltung von Patienteninformationen hat [61, 85]. Dimension Vertrauen Neben den technischen Nutzendimensionen von eHealth-Services wird der Gesamtnutzen von IKT-Lösungen im Gesundheitswesen auch durch sozio-technische Aspekte determiniert. Das Vertrauen der Nutzer von eHealth-Services und deren Befähigung zum adäquaten Umgang mit den IKT-Lösungen beeinflusst demnach den Nutzen [96]. Die Akzeptanz der Behandlung kann durch eHealth-Services beeinflusst werden. Sie ist abhängig von der Wirkung auf den Umgang der Leistungserbringer mit den Leistungsempfängern [3], welche durch mögliche technische Barrieren (mangelnde Fähigkeit zum Umgang mit/fehlendes Verständnis für IKT) und die Wirkung auf den persönlichen Kontakt zwischen diesen beiden Akteurtypen [24] beeinflusst wird. Neben diesem Einfluss auf die Interaktion zwischen den Akteuren des Gesundheitswesens hängt der Nutzen vom Vertrauen der Akteure in die eigentlichen eHealth-Services ab. Aspekte, die es hierbei zu betrachten gilt, sind das Vertrauen der Akteure in die Vertraulichkeit von Informationen [24] und in deren Verlässlichkeit [18]. Dimension Zugang/Befähigung Die obligatorische Grundversicherung und die kantonal beauftragte Grundversorgung durch die Leistungserbringer stellen ein gleichwertig gutes und allen Versicherten zugängliches Leistungsangebot sicher. Beim Einsatz von eHealth-Services müssen diese Gleichbehandlung und der Zugang zu Leistungen unabhängig von Alter, Ort, Bildung oder persönlichem Handicap gewahrt oder gegebenenfalls ausgebaut werden. Durch Schaffung alternativer Zugangswege zu Produkten und Leistungen verschiedener Akteure des Gesundheitswesens, können diese teils über grössere Distanzen, ortsunabhängig angeboten und konsumiert werden. Es kann somit der Zugang zu einem grösseren Leistungsangebot beispielsweise auch geografisch benachteiligten Orten der Schweiz ermöglicht werden [18, 46]. Darüber hinaus kann ein erweitertes Leistungsangebot auch die Wahlfreiheit der Leistungsempfänger erhöhe. Es muss jedoch sichergestellt sein, dass weiterhin alternative, nicht-elektronische Zugangswege zu den Leistungen des Schweizer Gesundheitswesens gewahrt bleiben und somit eine Gleichbehandlung sichergestellt ist. Die zuvor genannten Aspekte beeinflussen primär den Willen bzw. die persönliche Bereitschaft zur Nutzung von eHealth-Services und bestimmen deren sozio-technischen „Nettonutzen“ in Bezug auf den technisch möglichen „Bruttonutzen“. Dieser Nettonutzen wird neben dem Vertrauen in eHealth-Services auch durch die Befähigung der Akteure beeinflusst. Die Befähigung adressiert hierbei einerseits „eHealth-Literacy“ [13], d. h. die technische Fähigkeit zum Umgang mit eHealth-Services [3, 13], andererseits aber auch den Einfluss auf die Gesundheitskompetenz im Allgemeinen und den entsprechenden Einfluss auf eine gesündere Lebensweise der Leistungsempfänger. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 28 4.3 Methodik - Entwicklung der Studie Die Methode zur Bewertung des Nutzens von eHealth wurde durch das Kompetenzzentrum Health Network Engineering des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Universität St. Gallen auf der Grundlage der in Kapitel 3 beschriebenen Ergebnisse zur Evaluationsforschung im Kontext von eHealth entwickelt. Die Entwicklung der Methode kann grundsätzlich in drei Phasen unterteilt werden: Literaturrecherche, Entwicklung der Studie sowie eine Fokus-GruppenEvaluation und anschliessende Überarbeitung. Die Phasen werden im Folgenden kurz beschrieben. Literaturrecherche Das Ziel der Literaturrecherche liegt primär in der Strukturierung und wissenschaftlichen Einbettung der Studie zum Nutzen von eHealth. Die Ergebnisse der Literaturrecherche finden sich einerseits in der Begriffsdefinition und der Strukturierung der Fragestellung nach Zielen, Akteuren, Prozessen und elektronischen Diensten wieder, die in Kapitel 2 beschrieben sind. Andererseits enthält die aktuelle Wissensbasis eine breite Grundlage zur Thematik der Nutzenevaluation von IKT im Allgemeinem und von eHealth-Services im Speziellen. Insbesondere die im vorigen Abschnitt beschriebenen Nutzenkriterien wurden für die Entwicklung des Fragebogens zur Erhebung der Nutzenbewertung (vgl. Anhang IV) von eHealth-Services durch die Akteure des Gesundheitswesens herangezogen. Entwicklung der Studie Auf Basis der Literaturrecherche wurde der in Anhang IV beschriebene Fragebogen erstellt. Dieser bildet die Grundlage für die Bewertung einzelner eHealth-Services, die entsprechend der in Abschnitt 4.2 beschriebenen Nutzendimensionen multiperspektiv bewertet werden. Der Fragebogen berücksichtigt die Interessen und Kenntnisse der einzelne Stakeholder dadurch, dass für jede Frage entsprechend des jeweiligen Nutzenkriteriums eine Bewertung vorgenommen wurde, ob diese dem Zielsystem des jeweiligen Akteurtyps zugeordnet und hinreichend kompetent bewertet werden kann. Somit wird gewährleistet, dass lediglich diejenigen Befragten eine Bewertung bezüglich eines bestimmten Nutzenkriteriums durchführen dürfen, die von diesem direkt betroffen sind (vgl. Spalten „Adressaten/ Fähigkeit zum Beantworten“ des Fragebogen im Anhang IV). Da die Studie eine Evaluation von eHealth-Services ex ante durchführt, ist eine sorgfältige Auswahl der zu bewertenden Services sehr wichtig. Weil eine vorausschauende Bewertung von eHealth-Services stark von der Distanz zwischen dem Status quo der Bewertenden und den zukünftigen eHealth-Services abhängt, ist es das Ziel der Studie eine möglichst ausgewogene Auswahl zu treffen. Als Grundlage der Auswahl wurde eine Bewertung bezüglich der Zeitverhältnisse (kurz-, mittel- oder langfristig) sowie des Investitionsaufwandes (Kosten, Grösse, Komplexität) der eHealth-Services vorgenommen. Als Ergebnis dieser Bewertung wurde eine Auswahl von vier Services getroffen: Medizinische Dokumentation, Überweisung, Gesundheitsportal und Leistungsstatistik (vgl. Tabelle 3). Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 29 Tabelle 3: Ausgewählte eHealth-Services der Studie eHealth-Service Zeitverhältnisse Medizinische Dokumentation Langfristig Investitionsaufwand Gross Gesundheitsportal Kurzfristig Klein Überweisung (Zuweiserportal) Mittelfristig Mittel Leistungsstatistik Mittelfristig Mittel Kontext - Ziel A7 der Strategie „eHealth” Schweiz - Fokus: Leistungserbringer - Handlungsfeld „Online-Dienste“ der Strategie „eHealth“ Schweiz - Fokus: Empfänger - Ziel: Gesundheitskompetenz - Interaktion im Kontext „Online Dienste“ der Strategie „eHealth“ Schweiz - Fokus: Leistungserbringer und Unterstützer - Verbesserung der Qualität der medizinischen Leistungen durch Qualitätsindikatoren - Fokus: Controller Die der Studie zugrunde liegende Methode ist jedoch keinesfalls auf diese vier Services beschränkt sondern kann auch für andere Services angewendet werden (vgl. Abschnitt 4.4). Es wurde eine Auswahl von repräsentativen Services auf Basis der eHealth-Strategie vorgenommen, die eine Bandbreite zwischen State-of-the-Art und zukunftsorientierten Diensten abbildet. Pre-Test - Fokus-Gruppen-Evaluation und anschliessende Überarbeitung Der Fragebogen der Studie wurde anhand der vier ausgewählten Services im Rahmen einer Fokus-Gruppen-Evaluation getestet. Im November 2008 wurde hierzu gemeinsam mit 10 Vertretern der beschriebenen Akteure des Gesundheitswesens (2 Leistungserbringer, 2 Empfänger, 4 Unterstützer, 2 Controller) ein Workshop in Bern durchgeführt. Der Ablauf des Workshops war zweigeteilt. Im ersten Teil wurde eine Vorstellung und Diskussion des der Studie zugrunde liegenden Begriffsverständnisses (vgl. Kapitel 2) durchgeführt. Das grundsätzliche Verständnis von eHealth konnte hierbei bestätigt werden. Bezüglich der Definition der vier zu evaluierenden Services konnten geringfügige Anpassungen zur Abgrenzung und Klarheit der Definitionen vorgenommen werden. Im zweiten Teil wurde die Nutzenbewertung der Services anhand des Fragebogens zuerst für den Service „Medizinische Dokumentation“ im Plenum durchgeführt um mögliche Unklarheiten bezüglich der Fragestellungen und der Struktur des Fragebogens identifizieren und anpassen zu können. Die weiteren drei Services wurden dann durch die Workshopteilnehmende in selbstständiger Arbeit bewertet. Entsprechend des Feedbacks zum Fragebogen wurden einzelne Fragen in ihrem Wortlaut angepasst, um mögliche Missverständnisse zu minimieren. Bezüglich des Bewertungsrasters wurde die verwendete Likert-Skala mit fünf Antwortmöglichkeiten durch zwei alternative nicht-bewertende Optionen erweitert: „nicht anwendbar“ und „weiss nicht“. Durch diese zwei Optionen wurde der Komplexität und Breite des Betrachtungsgegenstands eHealth Sorge getragen und eine weitere Eingrenzung der Wichtigkeit der Nutzenkriterien durch den Befragten ermöglicht. Als besonders erfolgskritisch für die Aussagekraft der Befragung wurde die Einbettung in einen Workshop zur Erläuterung des Begriffsverständnis von eHealth und der genauen Spezifikation der zu bewertenden eHealth-Services erachtet. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 30 4.4 Anwendung der Methode Dieses Kapitel beschreibt die Anwendung der Methode zur Nutzenbewertung von eHealthServices. Das im folgenden beschriebene Vorgehensmodell wurde im Rahmen der FokusGruppen-Evaluation sowie während des eigentlichen Evaluationsworkshops (vgl. folgendes Kapitel) angewendet. Das Vorgehensmodell ist, wie zuvor erwähnt, nicht auf die vier eHealthServices dieser Studie beschränkt, sondern kann für die Bewertung weiterer eHealth-Services herangezogen werden, um die Nutzenbetrachtung von eHealth weiter zu fundieren. Schritt 1 – Selektion eines oder mehrerer Services Da eHealth je nach Begriffsverständnis auf unterschiedliche Aspekte fokussieren kann, muss eine zielgerichtete Auswahl der zu bewertenden eHealth-Services vorgenommen werden. Durch diese Auswahl kann den Ergebnissen einer solchen Studie somit auch nur eine eingeschränkte Repräsentativität ausgewiesen werden (vgl. Auswahl-Bias in [86]). Im Rahmen der hier beschriebenen Studie wurde die Auswahl primär an der Strategie „eHealth“ Schweiz ausgerichtet. Schritt 2 – Konfiguration des Fragebogens Der in Anhang IV beschriebene Fragebogen stellt einen Referenzfragenkatalog dar, der je nach Art des e-Health Service und entsprechendem Evaluationsfokus angepasst werden kann. Insbesondere bezüglich der Adressaten respektive deren Fähigkeit zur kompetenten Bewertung der einzelnen Nutzenkriterien muss je nach Auswahl der Services, insbesondere bei Auswahl recht spezifischer Services (z. B. Medizinische Statistik/Epidemiologie), eine Prüfung der Zuordnung zu den Akteurtypen vorgenommen werden. Schritt 3 – Gewichtung des Zielsystems Da die inhaltliche Gruppierung der Bewertung nach Nutzendimensionen (vgl. Abschnitt 4.2) noch keine Aussage über die Priorität der einzelnen Nutzenkriterien für den jeweiligen Akteurtyp respektive für die Gesamtheit der Akteure des Gesundheitswesens zulässt, sollte im Vornhinein eine Gewichtung der Nutzenkriterien vorgenommen werden. Im Rahmen dieser Studie wurde dies in Form einer Auswahl der fünf priorisierten Nutzenkriterien durch die Teilnehmenden der Studie realisiert. Schritt 4 – Bewertung des Nutzens von eHealth-Services Durch die Erhebung der einzelnen Punkte des Fragebogens wird eine ex ante Bewertung des möglichen Nutzens der eHealth-Services durchgeführt. Diese Bewertung bezieht sich auf den theoretischen „Brutto-Nutzen“, der bei einer Umsetzung der vollen in der jeweiligen Spezifikation des Services beschriebenen Funktionalität und bei einer Anwendung durch alle relevanten Akteure realisiert werden kann. Schritt 5 - Bewertung der Voraussetzungen & Rahmenbedingungen Das Risiko eines Optimismus-Bias bei ex ante Evaluationen [55] ist abhängig von der Distanz des Status quo zum Betrachtungsobjekt der ex ante Bewertung. Um einen möglichen positiven Bias gerade für eHealth-Services mit einem längerfristigen, stärker zukunftsorientierten Zeithorizont zu berücksichtigen, wird eine Einordnung des zuvor erwähnten Brutto-Nutzens in bestehende Voraussetzungen und Rahmenbedingungen vorgenommen. Dementsprechend nehmen die Befragten im letzten Teil des Fragebogens eine Bewertung der Voraussetzungen, d. h. der intern durch die jeweilige Organisation des Befragten adressierbaren Einflussfaktoren, sowie der Rahmenbedingungen, d. h. externe nicht beeinflussbare Faktoren wie beispielsweise gesetzliche Grundlagen, vor (vgl. Anhang IV). Diese Information ermöglicht eine Einordnung der erhobenen Daten im Sinne einer Abschätzung des möglichen Netto-Nutzens. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 31 Schritt 6 – Analyse der Ergebnisse und Thesenbildung Aufgrund der Breite der Nutzendimensionen von eHealth-Services (vgl. Abschnitt 4.2) und der Unterschiedlichkeit der Funktionalitäten und Einsatzgebiete von eHealth-Services (vgl. Abschnitt 2.5 und Anhang III) kann eine Anwendung von quantitativen Analysen im Rahmen der beschriebenen Methode nur bedingte statistische Repräsentativität und Validität erreichen, bzw. bedürfte einer sehr hohen Fallzahl. Die Ergebnisse der beschriebenen Methode sind somit explorativer Natur und bilden die Grundlage für eine Thesenbildung des möglichen Nutzen von eHealth-Services. Diese Thesen sind im Sinne einer ex post Analyse im Anschluss an die Einführung der Services zu testen, um statistisch reliable und valide Nutzenbewertungen durchführen zu können. Solche Thesen wurden im Rahmen dieser Studie aufgrund der Bewertung der vier Services erstellt und sind im folgenden Kapitel jeweils am Ende der Abschnitte 5.4-5.7 aufgeführt. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 32 5 Beurteilung ausgewählter eHealth-Services 5.1 Datenerhebung und Grundgesamtheit Im Rahmen eines Evaluationsworkshops wurden insgesamt 79 Personen mit direktem Bezug zum Gesundheitswesen dazu aufgefordert, eine Beurteilung der vier vorgeschlagenen eHealthServices (siehe Tabelle 3) vorzunehmen. Für diesen Anlass wurden deshalb vorrangig 200 Personen postalisch und zu einem späteren Zeitpunkt nochmals 500 Personen per eMail angeschrieben. Die Rücklaufquote beträgt demnach 11,3%. Aufgrund der organisationalen Funktionszugehörigkeit der teilnehmenden Personen konnte die am Evaluationsworkshop geltende Zuteilung zu einem der Akteurtypen vorgenommen werden. Diese Zuteilung diente zum einen dazu, die drei Fragestellungen (1) Nutzengewichtung, (2) Nutzenbeurteilung der vier ausgewählten Services und (3) Beurteilung der zu schaffenden Voraussetzungen und Rahmenbedingungen in den entsprechenden Gruppen zu bearbeiten, zum anderen konnten so externe Einflüsse durch andere Akteurtypen minimiert werden. In einem nächsten Schritt wurden die Daten auf ihre Vollständigkeit und Eignung geprüft. Dabei wurden alle Datensätze ausgeschlossen, die unvollständig (beispielsweise Fehlen eines der drei Fragenbogenteile) oder für die Analyse untauglich waren (beispielsweise Tendenz zu neutralen oder extremen Antworten auch bei Kontrollfragen). Deshalb wurden für die nachfolgende Analyse lediglich die Datensätze von 39 Teilnehmenden verwendet (siehe Abbildung 8). Abbildung 8: Grundgesamtheit der Studie Zu den Befragten gehörten Personen mit den Rollen Apotheker, niedergelassene Ärzte, Fachärzte, Spitalärzte, Spitaldirektoren, Spitalmitarbeitende mit unterstützender Funktion, Gesunde Bürger, Patienten, Spitex, Mitarbeitende des Bundes, Mitarbeitende der Kantone, SUVA, Krankenversicherer, Dienstleister der Medikamentenlogistik und IT-Dienstleister. Die Zusammensetzung der Rollen der für die Analyse berücksichtigen Datensätze ist in Tabelle 4 aufgeführt. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 33 Tabelle 4: Zusammensetzung der Rollen je Akteur für die berücksichtigten Datensätze Akteur Controller Controller Total Empfänger Rolle Bund Kanton Krankenversicherer SUVA Gesunde Bürger Patient Empfänger Total Leistungserbringer Apotheker Arzt Labor Medizinische Dienste Niedergelassener Arzt Medizinische Leitung/Management Spitex Leistungserbringer Total Unterstützer Dienstleistermanagement IKT-Anbieter Medikamentenlogistik Spital-IT Unterstützer Total Total Datensätze 3 4 2 1 10 2 7 9 1 1 1 1 1 3 1 9 1 4 2 4 11 39 5.2 Datenreduktion und Reliabilität Ein Grundproblem vielschichtiger Phänomene − wie in diesem Fall der „Nutzen von eHealth“ − ist, dass eine Vielzahl von Einflussfaktoren für deren Erklärung benötigt wird. Je grösser jedoch die Zahl der notwendigen Erklärungsvariablen wird, um so weniger ist gesichert, dass diese auch tatsächlich unabhängig voneinander zur Erklärung des Phänomens notwendig sind (setzen sich die Erklärungsvariablen gegenseitig voraus, dann führt die Einbeziehung aller Variablen u.U. zu unbefriedigenden Erklärungswerten). Aus diesem Grund wurde zur Entdeckung der untereinander unabhängigen Erklärungsvariablen (und einer dementsprechenden Reduktion der Erklärungsvariablen) eine Faktorenanalyse mit dem zugrundeliegenden Datenmaterial durchgeführt. Von den ursprünglichen 53 Nutzenkriterien können, nach der Extraktion von Kontrollfragen und stark korrelierenden Erklärungsvariablen, noch 31 Nutzenkriterien für eine gesicherte Erklärung des Phänomens „Nutzen von eHealth“ herangezogen werden (vgl. Tabelle 6). Anhand eines Scree-Tests (Ellenbogenkriterium) wurde die optimale Faktorenzahl bestimmt. Aufgrund der Knickstelle zwischen dem fünften und dem siebten Faktor kann deshalb geschlossen werden, dass für die zugrundeliegenden Daten sechs Faktoren als optimale Anzahl zu erachten ist (vgl. Abbildung 9). Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 34 Abbildung 9: Screeplot zur Bestimmung der Faktorenzahl Die durch die Faktorenanalyse ermittelten sechs Faktoren erklären rund 49.9% der Gesamtvarianz, wobei jeder Faktor zwischen 7% und 9% der Varianz erklären (vgl. Tabelle 5)4. Zur Überprüfung der Sinnhaftigkeit der gefundenen Faktoren wurde das Kaiser-Meyer-Olkin-Kriterium (measure of sampling adequacy) herangezogen. Das KMO-Kriterium zeigt an, in welchem Umfang die 31 Nutzenkriterien zusammengehören und dient somit als Indikator für die Adäquanz einer Faktorenanalyse. Für die vorliegende Faktorenanalyse konnte ein Wert von 0,73 ermittelt werden, was als vergleichsweise gut zu werten ist [44]. Desweiteren wurde die interne Konsistenz der verbleibenden Erklärungsvariablen untersucht. Hohe interne Konsistenz bedeutet, dass die verschiedenen Erklärungsvariablen, die einen Faktor bilden, im Wesentlichen das Gleiche messen. Eine gebräuchliche Kenngrösse für die interne Konsistenz ist das Cronbach‘s Alpha Kriterium. Eine Messung ist hiernach reliabel, wenn α > 0,7 ist. Der ermittelte Wert der restlichen 31 Erklärungsvariablen ist α = 0.84 und daher akzeptabel5. Tabelle 5: Erklärte Gesamtvarianz Für die Interpretation der Faktoren wurde eine rotierte Faktorenmatrix verwendet (vgl. Tabelle 6). Eine nähere Betrachtung der einzelnen Nutzenkriterien und deren Korrelation zu einem bestimmten Faktor lassen die folgenden Schlüsse bezüglich der Bezeichnung der Faktoren zu: • Gleichbehandlung: Faktor 1 beinhaltet all diejenigen Nutzenkriterien, die sich mit der Gleichwertigkeit der Behandlung von Patienten und Bürgern beschäftigen (beispielsweise Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von Bildung, Ort und Handicap). 4 Während in den Naturwissenschaften Erklärungsgrade von bis zu 95% der Gesamtvarianz erreicht werden, ist in den Sozialwissenschaften mit max. 60% der Gesamtvarianz zu rechnen [35]. 5 Die Nützlichkeit der Verwendung von Cronbach’s Alpha zur Beurteilung der Reliabilität einer Messung wird derzeit kontrovers diskutiert [19, 79]. Den Autoren ist bewusst, dass diese Masszahl lediglich als Anhaltspunkt zur Beurteilung der Reliabilität dienen kann. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 35 • Informationsqualität: Faktor 2 beinhaltet all diejenigen Nutzenkriterien, die mit der Qualität der Informationsversorgung zusammenhängen (beispielsweise Verfügbarkeit und Aktualität von Informationen). • Effektivität: Faktor 3 beinhaltet all diejenigen Nutzenkriterien, die mit der Planung, Durchführung und Steuerung der Erbringung medizinischer und administrativer Leistungen zu tun haben (beispielsweise Planbarkeit und Steuerungsfähigkeit von Arbeitsabläufen). • Behandlungssicherheit: Faktor 4 beinhaltet all diejenigen Nutzenkriterien, die mit medizinischen Behandlungsrisiken zusammenhängen (beispielsweise Risiko falscher Medikamenteneinnahme oder Risiko von Behandlungsfehlern). • Befähigung und Vertrauen: Faktor 5 beinhaltet all diejenigen Nutzenkriterien, die mit der Befähigung von Patienten und Bürgern und der Akzeptanz der Behandlung zusammenhängen (beispielsweise Gesundheitsbewusstsein der Bürger). • Effizienz: Faktor 6 beinhaltet all diejenigen Nutzenkriterien, welche das Verhältnis zwischen Aufwand (beispielsweise mehr Administration) und Zeitersparnis (beispielsweise geringere Verweildauer) durchleuchten. Tabelle 6: Rotierte Faktorenmatrix Die resultierenden Nutzenfaktoren bestätigen die im Kapitel 4 beschriebenen Nutzenkriterien, resultieren jedoch in einer teilweise abweichenden Gruppierung gegenüber den aus der Literatur abgeleiteten Nutzendimensionen. So zeigt sich das zwei primäre Ziele des Gesundheitswesens im Allgemeinen und des schweizerischen im Besonderen - Behandlungssicherheit und Gleichbehandlung – als eigenständige Nutzenfaktoren identifiziert werden können. Darüber hinaus spiegelt sich die zunehmende Integration administrativer und medizinisch/pflegerischer Aufgaben und entsprechender IKT-Unterstützung in einer übergreifenden Gruppierung von effizienz- re- Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 36 spektive effektivitätsbeeinflussenden Nutzenkriterien wider. Die Dimension Informationsqualität wurde im entsprechenden Faktor bestätigt, die Dimension des Vertrauens um Nutzenkriterien der Befähigung erweitert. Im Sinne der Datenreduktion und der Reliabilität der Auswertung basieren die weiteren Analysen auf den in diesem Abschnitt beschriebenen Nutzenfaktoren. 5.3 Gewichtung der Nutzenkriterien Eine zentrale Fragestellung bei der Einführung von eHealth-Services ist, ob dadurch auch tatsächlich die richtigen Nutzenkriterien tangiert werden. Beispielsweise bringt es wenig, einen Service, der primär auf Effizienz getrimmt ist, für gesunde Bürger und Patienten einzuführen, wenn diese Effizienz nicht als wichtig erachten. In Anbetracht möglicher Unterschiede in den Präferenzen bei den verschiedenen Akteurtypen, wurden die Teilnehmenden des Evaluationsworkshops deshalb hinsichtlich der Priorisierung des Nutzens befragt. Die Befragten hatten dabei die Möglichkeit aus den Nutzenkriterien (vgl. Abschnitt 4.2) die für sie wichtigsten zu selektieren und zu priorisieren (von 1 wichtig bis 5 extrem wichtig; unwichtige Kriterien erhielten demnach keine Punkte). Diese Kriterien wurden wiederum den einzelnen aus der Faktorenanalyse resultierenden Nutzenfaktoren zugeordnet (vgl. Tabelle 7). Tabelle 7: Gewichtung der Nutzenfaktoren Nutzendimensionen Akteurtyp LeistungsController Empfänger erbringer Unterstützer Gesamtbeur teilung Gleichbehandlung Informationsqualität Effektivität Behandlungssicherheit Befähigung und Vertrauen Effizienz In Bezug auf die Nutzengewichtung können unter Berücksichtigung der Zusammensetzung der Stichprobe (vgl. Abschnitt 5.1) folgende Thesen aufgestellt werden: • Controller schätzen die Faktoren Gleichbehandlung, Informationsqualität und Effizienz gleichermassen wichtig ein, jedoch weniger wichtig als die Faktoren Effektivität, Behandlungssicherheit und Befähigung & Vertrauen. • Empfänger schätzen die Faktoren Gleichbehandlung und Informationsqualität gleichermassen wichtig ein, jedoch weniger wichtig als Effektivität, Effizienz, Behandlungssicherheit und Befähigung & Vertrauen. • Leistungserbringer schätzen die Faktoren Informationsqualität und Effizienz gleichermassen wichtig ein, jedoch weniger wichtig als Behandlungssicherheit und Befähigung & Vertrauen. Noch wichtiger als die genannten Faktoren ist für die Leistungserbringer die Effektivität. Am wenigsten wichtig ist ihnen die Gleichbehandlung. • Unterstützer schätzen die Faktoren Behandlungssicherheit und Effizienz gleichermassen wichtig ein, jedoch weniger wichtig als Informationsqualität, Effektivität und Befähigung & Vertrauen. Gleichbehandlung ist ihnen weniger wichtig als die anderen Faktoren. • Der Faktor Gleichbehandlung wird insgesamt gleich wichtig erachtet wie Informationsqualität und Effizienz, jedoch weniger wichtig als Effektivität, Behandlungssicherheit und Befähigung & Vertrauen. Gleichbehandlung wird von den Controllern und Empfängern im Vergleich zu den Leistungserbringern und Unterstützern als wichtiger eingeschätzt. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 37 • Der Faktor Informationsqualität wird insgesamt als gleich wichtig erachtet wie Gleichbehandlung und Effizienz, jedoch weniger wichtig als Effektivität, Behandlungssicherheit und Befähigung & Vertrauen. Informationsqualität wird besonders von den Unterstützern geschätzt. • Der Faktor Effektivität wird insgesamt gleich wichtig erachtet wie Behandlungssicherheit und Befähigung & Vertrauen. Effektivität wird jedoch wichtiger eingeschätzt als Informationsqualität, Gleichbehandlung oder Effizienz und wird durch die Leistungserbringer als extrem wichtig eingestuft. • Der Faktor Behandlungssicherheit wird insgesamt gleich wichtig erachtet wie Effektivität und Befähigung & Vertrauen. Behandlungssicherheit wird jedoch wichtiger eingeschätzt als Informationsqualität, Gleichbehandlung oder Effizienz und wird durch die Unterstützter im Vergleich zu den anderen Akteurtypen als weniger wichtig eingestuft. • Der Faktor Befähigung & Vertrauen wird insgesamt gleich wichtig erachtet wie Effektivität und Behandlungssicherheit. Befähigung & Vertrauen wird jedoch wichtiger eingeschätzt als Informationsqualität, Gleichbehandlung oder Effizienz und wird durch alle Akteurtypen gleich wichtig eingestuft. • Der Faktor Effizienz wird insgesamt gleich wichtig erachtet wie Informationsqualität und Gleichbehandlung, jedoch weniger wichtig als Effektivität, Behandlungssicherheit und Befähigung & Vertrauen. Effizienz wird von den Empfängern im Vergleich zu den anderen Akteurtypen als wichtiger eingeschätzt. 5.4 Beurteilung Service „Medizinische Dokumentation“ am Beispiel des Elektronischen Patientendossiers Der Service „Medizinische Dokumentation“ stellt die zentrale Komponente in einer nationalen eHealth-Infrastruktur dar und wird in zahlreichen Evaluationsstudien, wenn auch oft nur auf organisationaler Ebene, beurteilt (siehe S. 18f.). In der Schweiz soll, im Zuge der Umsetzung der eHealth-Strategie, dieser Service in Form eines elektronischen Patientendossiers umgesetzt werden. Primäre Aufgabe des Patientendossiers ist die Sammlung und Verwaltung aller für den Krankheits- und Behandlungsverlauf relevanten Daten eines Patienten in maschinenlesbarer Form. Um ein einheitliches Begriffsverständnis zu erhalten und um die Konsistenz der Aussagen zu erhöhen, wurde den teilnehmenden Personen des Evaluationsworkshops wie auch im Rahmen des Pre-Tests die Absicht des Elektronischen Patientendossiers wie folgt erklärt: Ziel des Elektronischen Patientendossiers ist die Bereitstellung aller patientenbezogenen (nicht nur fallbezogenen) medizinischen und administrativen Angaben in einer strukturierten Weise. Diese sollen einrichtungsübergreifend verfügbar sein sowie ärztliche und pflegerische Aufzeichnungen, Dokumentationen zu Diagnosen, Zielen, Behandlungen, Verordnungen, Ergebnissen, Verläufen, und Problemen enthalten. Entsprechend beinhaltet dies standardisierte Dokumente, Metadaten zu wer, wann, was, warum, mit wem, für wen, mit welchem Ergebnis im CDA-Standard sowie Import von und Export zu Gesundheitskarten mit u.a. Notfalldaten . Die am Evaluationsworkshop teilnehmenden Personen wurden als nächstes aufgefordert, ihre Einschätzung bezüglich bestimmter Nutzenkriterien abzugeben. Wie in Kapitel 4 beschrieben, basiert die vorliegende Nutzenbeurteilung auf dem Prinzip der stakeholderorientierten Evaluation, d. h. den Teilnehmenden wurden unterschiedliche Fragebögen ausgehändigt, je nach Zuteilung zu einem Akteurtyp. Dabei wurde eine 5-stufige Likert-Skala (von 1 verschlechtert sich stark bis 5 verbessert sich stark) verwendet. Die Resultate der Einschätzung hinsichtlich des erwarteten Nutzens des Elektronischen Patientendossiers ist in Tabelle 8 illustriert, wobei Werte < 2,5 einen ↓-Pfeil, Werte 2,5 ≥ x ≥ 3,5 einen →-Pfeil und Werte > 3,5 einen ↑-Pfeil entsprechen. Entsprechend kann es im Rahmen der jeweiligen Auswertung der Gesamtbeurteilung eines Nutzenkriteriums zu Rundungseffekten kommen. Fehlende Angaben können aufgrund von drei Kriterien eintreten: (1) Befragter konnte Nutzenkriterium aufgrund fehlenden Wissens nicht bewer- Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 38 ten, (2) Befragter empfand Nutzenkriterium als unpassend, (3) die Bewertung des Nutzenkriteriums durfte vom entsprechenden Akteurtyp nicht bewertet werden. Tabelle 8: Erwarteter Nutzen eines Elektronischen Patientendossiers Akteurtyp N utzenkriterien LeistungsController Empfänger erbringer U nterstützer Gesamtbeurteilung B1: Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen B2: Risiko von Behandlungsfehlern B3: Risiko unerwünschter Transfusionsereignisse B4: Medikations-/Radiologiebelastung der Patienten B5: Risiko von Komplikationen B6: Risiko falscher Medikamenteneinnahme B7: Risiko von Fehlern in der Diagnoseunterstützung BV1: Verständnis über G esundheitsinformationen BV2: Gesundheitsbewusstsein der Bürger/Patienten BV3: Überblick über mögliche Behandlungsoptionen BV4: Akzeptanz der Behandlung EF1: Fähigkeit zur Gestaltung von Prozessen EF2: Fähigkeit zur Steuerung von Prozessen EF3: Leistungsfähigkeit der Organisation EF4: Erlernen von Fähigkeiten EF5: D auer der Ausführung von Tätigkeiten EF6: Planbarkeit der Auslastung der Organisation EZ1: Aufwand an administrativer Arbeit EZ2: Fokus auf Kernaufgaben EZ3: Verweildauer des Patienten EZ4: Wartezeiten des Patienten G1: G leichwertigkeit der Behandlung unabhängig von G2: G leichwertigkeit der Behandlung unabhängig von G3: G leichwertigkeit der Behandlung unabhängig von G4: G leichwertigkeit der Behandlung unabhängig von I1: Nachvollziehbarkeit von Informationen I2: Aktualität der Informationen I3: Verfügbarkeit von Informationen I4: Widerspruchsfreiheit von Informationen I5: Zugang zu Informationen I6: Redundanz/Doppelspurigkeit der Informationen Alter Handicap Ort Bildung Legende: B: Kriterien des Nutzenfaktors Behandlungssicherheit BV: Kriterien des Nutzenfaktors Befähigung & Vertrauen EF: Kriterien des Nutzenfaktors Effektivität EZ: Kriterien des Nutzenfaktors Effizienz G: Kriterien des Nutzenfaktors Gleichbehandlung I: Kriterien des Nutzenfaktors Informationsqualität Service hat negative Wirkung in Bezug auf Nutzenkriterium Service hat keine Wirkung in Bezug auf Nutzenkriterium Service hat positive Wirkung in Bezug auf Nutzenkriterium Auf Grundlage von Tabelle 8 können folgende Aussagen hinsichtlich des erwarteten Nutzens des Elektronischen Patientendossiers gemacht werden: • Alle Akteurtypen erwarten bei der Einführung des Elektronischen Patientendossiers wesentliche Verbesserungen in Bezug auf die Behandlungssicherheit, die Informationsqualität, die Effizienz sowie die Effektivität medizinischer und administrativer Abläufe. Hingegen wird mit keinen Wirkungen bezüglich der Befähigung und dem Vertrauen der Bürger gerechnet. Bezüglich der Gleichbehandlung sehen die Akteure gleichbleibende Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 39 bis negative Effekte. Insbesondere befürchten Empfänger und Leistungserbringer, dass Bürger mit geringer Bildung ausgeschlossen werden könnten. • Insgesamt schätzten die Leistungserbringer den Service am positivsten ein. In Bezug auf die Akzeptanz der Behandlung, dem Erlernen von Fähigkeiten (Wissensbildung) sowie der Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von Alter, Handicap, Ort und Bildung wird jedoch mit gleich bleibenden bis negativen Wirkungen gerechnet. • Die anderen Akteure teilen diese positive Erwartung, sind jedoch in Bezug auf Kriterien der Faktoren Befähigung & Vertrauen (beispielsweise Gesundheitsbewusstsein der Bürger, Verständnis der Gesundheitsinformationen) oder Informationsqualität (beispielsweise Widerspruchsfreiheit der Informationen) kritischer eingestellt und sehen dort nur marginale bis gar keine Verbesserungen. • Kontrovers eingeschätzt wird insbesondere das Nutzenkriterium „Aufwand an administrativer Arbeit“. Während Leistungserbringer eine Verbesserung durch die Einführung des Elektronischen Patientendossiers erwarten, sehen die Unterstützer eine Verschlechterung der aktuellen Situation. Entsprechend ist die folgende Vermutung zu klären: Die Unterstützer fürchten, dass die Leistungserbringer die administrativen Aufwände an sie delegieren wollen. Neben der Beurteilung der potenziellen Wirkungen der Einführung des Elektronischen Patientendossiers wurden die Teilnehmenden auch nach einer Einschätzung unterschiedlicher Kontextfaktoren befragt (siehe Abschnitt 4.4), welche helfen, den realisierbaren Nutzen zu ermitteln. Hierfür wurde wiederum eine 5-stufige Likert-Skala verwendet (von 1 = nicht vorhanden bis 5= umgesetzt). Für das Elektronische Patientendossier wurden die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen wie folgt beurteilt (vgl. Tabelle 9): • Insgesamt wurden die strukturellen, gesetzlichen, verhaltensbezogenen und finanziellen Rahmenbedingungen schlechter eingestuft als die organisatorischen Grundvoraussetzungen. • Controller schätzen die derzeitigen Rahmenbedingungen, insbesondere in Bezug auf die Finanzen, tendenziell schlechter ein, als Leistungserbringer und Unterstützer. Auch hinsichtlich der zu schaffenden Voraussetzungen, wie beispielsweise strategische und organisatorische Grundvoraussetzungen, sehen sie mehr Handlungsbedarf. Insbesondere in Bezug auf die Einschätzung der Reife der technischen Infrastruktur scheinen die Controller im Vergleich zu den Leistungserbringern und Unterstützern nicht so optimistisch zu sein. • Leistungserbringer und Unterstützer schätzen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen praktisch identisch ein. Lediglich in Bezug auf den Willen zur Nutzung des Services gehen die Unterstützer davon aus, dass diese Bereitschaft noch nicht soweit fortgeschritten ist. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 40 Tabelle 9: Einschätzung der Kontextfaktoren im Rahmen der Einführung eines Elektr. Patientendossiers Akteurtyp LeistungsController erbringer Kontextfaktoren U nterstützer Gesamtbeurteilung R1: Strukturelle Rahmenbedingungen R2: Gesetzliche Rahmenbedingungen R3: Finanzielle Rahmenbedingungen R4: Wille zur Nutzung V1: Strategische Grundvoraussetzungen V2: O rganisatorische Grundvoraussetzungen V3: Applikationslandschaft V4: Technische Infrastruktur V5: Befähigung zur Nutzung V6: Investitionsbereitschaft Betrachtet man nun das Zusammenspiel zwischen Nutzengewichtung (Priorisierung der Nutzenfaktoren), erwartetem Nutzen (Beurteilung der Nutzenkriterien) und realisierbarem Nutzen (Beurteilung der Rahmenbedingungen und Grundvoraussetzungen), so können folgende finale Aussagen für den Service „Medizinische Dokumentation“ respektive für das Elektronische Patientendossier getroffen werden (vgl. Abbildung 10): • Alle Akteurtypen erwarten vom Elektronischen Patientendossier einen hohen Nutzen. Jedoch unterscheiden sich diese Einschätzungen in Bezug auf den tatsächlich realisierbaren Nutzen. • Leistungserbringer schätzen den realisierbaren Nutzen dieses Services als insgesamt sehr hoch ein, während Empfänger und Unterstützer diesen als mittelmässig bis hoch und Controller als mittelmässig erachten. Hoch Controller Empfänger Leistungserbringer Mittel Unterstützer Realisierbarer Nut zen Niedrig Niedrig Mittel Hoch Erwarteter Nutzen Abbildung 10: Erwarteter Nutzen und realisierbarer Nutzen eines Elektr. Patientendossiers6 6 Aufgrund der agreggierten Nutzenbetrachtung der eHealth-Services kann keine signifikante Unterscheidung in der Nutzengewichtung vorgenommen werden. Dementsprechend sind die Durchmesser der Kreise identisch und implizieren keine Unterschiede in der Nutzenbetrachtung. Für eine detaillierte Bewertung der Nutzengewichte wird auf Abschnitt 5.3 verwiesen. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 41 Die Studie zur Technologiefolgenabschätzung, die durch TA-Swiss in 2008 durchgeführt wurde [74], adressiert eine ähnliche Fragestellung wie die hier beschriebene Nutzenbewertung des eHealth Services Elektronisches Patientendossier. Die oben beschriebenen Ergebnisse werden deshalb kurz in den Zusammenhang der TA-Swiss-Studie gestellt. Die primären Vorteile eines elektronischen Patientendossiers, die im Rahmen der TA-Swiss-Studie identifiziert werden konnten - Grössere Transparenz für die Leistungserbringer und Unterstützer, verbesserte Zugriffsmöglichkeiten auf Patientendaten (u.a. auch aus dem Ausland), Dokumentation der langfristigen Gesundheitsentwicklung – spiegeln sich auch im Rahmen der positiven Nutzenbewertung der Faktoren Behandlungssicherheit, Informationsqualität, Effizienz und Effektivität medizinischer und administrativer Abläufe wieder. Diese positiven Effekte werden im Rahmen der TA-Swiss-Studie insbesondere möglichen Kosten einer Einführung und des Betriebs des Dossiers gegenübergestellt. Der stärkere Fokus auf die immateriellen Nutzenkriterien von eHealthServices und die nur bedingte Betrachtung von finanziellen Aspekten kann somit die tendenziell positivere Nutzenbewertung des Services im Verhältnis zur TA-Swiss-Studie begründen. 5.5 Beurteilung Service „Überweisung“ am Beispiel eines Zuweiserportals Der zweite Service „Überweisung“, der von den Teilnehmenden des Evaluationsworkshops beurteilt werden sollte, adressiert die Thematik der Ein-, Über- und Zuweisung von Patienten7. Wie beim Service „Medizinische Dokumentation“ wurde auch dieser Service anhand eines Beispiels, des Zuweiserportals, präsentiert und folgendermassen definiert: „Ziel des Zuweiserportals ist es, alle Prozesse und Datenflüsse für Anmeldung, Einbestellung, Eintritt und Austritt zwischen Leistungserbringern zu unterstützen. Im Zentrum steht die Planung von Ressourcen, Abläufen, die Erstellung von Berichten (beispielsweise Eintritts- und Austrittsbericht) usw. Diese kann interaktiv (Web) oder nicht interaktiv (beispielsweise via EAI) erfolgen“. Gleich wie im vorherigen Beispiel wurden zuerst die für die unterschiedlichen Akteurtypen zulässigen Nutzenkriterien beurteilt. Die Resultate der Einschätzung hinsichtlich des erwarteten Nutzens eines Zuweiserportals sind in Tabelle 10 dargestellt. Es können folgende Aussagen hinsichtlich des erwarteten Nutzens eines Zuweiserportals gemacht werden: • Die Akteure erwarten bei der Einführung eines Zuweiserportals, dass sich die Informationsqualität, die Effektivität und die Behandlungssicherheit erhöhen. Jedoch sind sie sich einig, dass dieser Service keinen Einfluss auf die Gleichbehandlung, die Befähigung und das Vertrauen der Bürger hat. • Leistungserbringer und Controller schätzen, dass die Einführung eines Zuweiserportals keine negativen Effekte zur Folge hat. Hingegen sind die Empfänger in Bezug auf den Faktor Befähigung & Vertrauen eher skeptisch und sehen insbesondere bei den Kriterien „Verständnis über Gesundheitsinformationen“ und „Gesundheitsbewusstsein der Bürger/Patienten“ einen negativen Effekt durch die Einführung eines solchen Service. • Unterstützer erwarten, gleich wie beim Elektronischen Patientendossier, einen Zuwachs an administrativer Arbeit, während die Leistungserbringer eine Verbesserung der aktuellen Situation sehen. • Insgesamt schätzen die Empfänger im Vergleich zu den anderen Akteurtypen den Nutzen eines Zuweiserportals geringer ein. Dies ist vermutlich dadurch zu begründen, dass die Empfänger nur indirekt vom Service profitieren. 7 Ein in diesem Zusammenhang interessanter Projektbericht ist in [11] zu finden. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 42 Tabelle 10: Erwarteter Nutzen eines Zuweiserportals Akteurtyp Nutzenkriterien LeistungsController Empfänger erbringer Unterstützer Gesamtbeurteilung B1: Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen B2: Risiko von Behandlungsfehlern B3: Risiko unerwünschter Transfusionsereignisse B4: Medikations-/Radiologiebelastung der Patienten B5: Risiko von Komplikationen B6: Risiko falscher Medikamenteneinnahme B7: Risiko von Fehlern in der Diagnoseunterstützung BV1: Verständnis über Gesundheitsinformationen BV2: Gesundheitsbewusstsein der Bürger/Patienten BV3: Überblick über mögliche Behandlungsoptionen BV4: Akzeptanz der Behandlung EF1: Fähigkeit zur Gestaltung von Prozessen EF2: Fähigkeit zur Steuerung von Prozessen EF3: Leistungsfähigkeit der Organisation EF4: Erlernen von Fähigkeiten EF5: Dauer der Ausführung von Tätigkeiten EF6: Planbarkeit der Auslastung der Organisation EZ1: Aufwand an administrativer Arbeit EZ2: Fokus auf Kernaufgaben EZ3: Verweildauer des Patienten EZ4: Wartezeiten des Patienten G1: Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von G2: Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von G3: Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von G4: Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von I1: Nachvollziehbarkeit von Informationen I2: Aktualität der Informationen I3: Verfügbarkeit von Informationen I4: Widerspruchsfreiheit von Informationen I5: Zugang zu Informationen I6: Redundanz/Doppelspurigkeit der Informationen Legende: B: BV: EF: EZ: G: I: Alter Handicap Ort Bildung Kriterien des Nutzenfaktors Behandlungssicherheit Kriterien des Nutzenfaktors Befähigung & Vertrauen Kriterien des Nutzenfaktors Effektivität Kriterien des Nutzenfaktors Effizienz Kriterien des Nutzenfaktors Gleichbehandlung Kriterien des Nutzenfaktors Informationsqualität Service hat negative Wirkung in Bezug auf Nutzenkriterium Service hat keine Wirkung in Bezug auf Nutzenkriterium Service hat positive Wirkung in Bezug auf Nutzenkriterium In Bezug auf die Rahmenbedingungen und organisationalen Grundvoraussetzungen für die Einführung eines Zuweiserportals ergibt sich das folgende Bild (vgl. Tabelle 11): • Gleich wie beim Elektronischen Patientendossier schätzen die Akteure die Rahmenbedingungen im Vergleich zum Vorhandensein organisatorischer Grundvoraussetzungen insgesamt schlechter ein. Jedoch scheinen strukturelle Rahmenbedingungen weiter fortgeschritten zu sein, als gesetzliche, finanzielle und verhaltensbezogene Rahmenbedingungen. • Die Befragten beurteilen die Bereitschaft strategischer und organisatorischer Grundvoraussetzungen sowie ihre Befähigung zur Nutzung als hoch. Besonders die technische Infrastruktur scheint bei allen Beteiligten „bereit“ zu sein. • Weniger Bereitschaft herrscht bei den Befragten in Bezug auf die Freisetzung von finanziellen Mitteln. Insbesondere Controller und Unterstützer bewerten diesen Punkt weniger hoch als Leistungserbringer. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 43 • Leistungserbringer beurteilen die Bereitschaft ihres Umfelds im Vergleich zu den anderen Akteuren generell etwas höher. Lediglich bei den organisatorischen Grundvoraussetzungen sehen sie im Vergleich zu den Controllern noch mehr Handlungsbedarf. Tabelle 11: Einschätzung der Kontextfaktoren im Rahmen der Einführung eines Zuweiserportals Akteurtyp LeistungsController erbringer Kontextfaktoren Unterstützer Gesamtbeurteilung R1: Strukturelle Rahmenbedingungen R2: Gesetzliche Rahmenbedingungen R3: Finanzielle Rahmenbedingungen R4: Wille zur Nutzung V1: Strategische Grundvoraussetzungen V2: O rganisatorische Grundvoraussetzungen V3: Applikationslandschaft V4: Technische Infrastruktur V5: Befähigung zur Nutzung V6: Investitionsbereitschaft Betrachtet man nun wiederum das Zusammenspiel zwischen Nutzengewichtung (Priorisierung der Nutzenfaktoren), erwartetem Nutzen (Beurteilung der Nutzenkriterien) und realisierbarem Nutzen (Beurteilung der Rahmenbedingungen und Grundvoraussetzungen), so können folgende finale Aussagen für den Service „Überweisung“ respektive für das Zuweiserportal aufgestellt werden (vgl. Abbildung 11): Mittel Controller Empfänger Leistungserbringer Unterstützer Niedrig Realisierbarer Nutzen Hoch • Alle Akteurtypen erwarten vom Zuweiserportal einen hohen Nutzen. Empfänger schätzen diesen jedoch etwas geringer ein als beispielsweise Controller oder Leistungserbringer. • In Bezug auf den tatsächlich realisierbaren Nutzen unterscheiden sich vor allem die Einschätzungen der Unterstützer und der Leistungserbringer. Während Leistungserbringer den realisierbaren Nutzen dieses Services als insgesamt hoch einschätzen, empfinden Empfänger und Controller diesen als mittelmässig bis hoch und Unterstützer als mittelmässig. • Insgesamt unterscheidet sich die Einschätzung des Nutzens für diesen Service nur marginal. Niedrig Mittel Hoch Erwarteter Nutzen Abbildung 11: Erwarteter Nutzen und realisierbarer Nutzen eines Zuweiserportals Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 44 5.6 Beurteilung Service „Gesundheitsportal“ Der dritte Service, den die teilnehmenden Personen des Evaluationsworkshops beurteilen sollten, war ein Gesundheitsportal. Der Service wurde den Teilnehmenden wie folgt beschrieben: „Das Ziel des Gesundheitsportals ist es, laienverständliche und vertrauenswürdige (ggf. zertifizierte) Gesundheitsinformationen bereit zu stellen und Zugriff auf das Elektronische Patientendossier (ohne direkte Interaktion zwischen Leistungserbringer und Empfänger) zu gewährleisten“8. Wie in den vorherigen Beispielen wurden zuerst die für die unterschiedlichen Akteurtypen zulässigen Nutzenkriterien beurteilt. Die Resultate der Einschätzung hinsichtlich des erwarteten Nutzens eines Gesundheitsportals sind in Tabelle 12 dargestellt. Tabelle 12: Erwarteter Nutzen eines Gesundheitsportals Akteurtyp N utzenkriterien LeistungsController Empfänger erbringer U nterstützer Gesamtbeurteilung B1: Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen B2: Risiko von Behandlungsfehlern B3: Risiko unerwünschter Transfusionsereignisse B4: Medikations-/Radiologiebelastung der Patienten B5: Risiko von Komplikationen B6: Risiko falscher Medikamenteneinnahme B7: Risiko von Fehlern in der Diagnoseunterstützung BV1: Verständnis über G esundheitsinformationen BV2: Gesundheitsbewusstsein der Bürger/Patienten BV3: Überblick über mögliche Beha ndlungsoptionen BV4: Akzeptanz de r Behandlung EF1: Fähigkeit zur Gestaltung von Prozessen EF2: Fähigkeit zur Steuerung von Prozessen EF3: Leistungsfähigkeit der Organisation EF4: Erlernen von Fähigkeiten EF5: D auer der Ausführung von Tätigkeiten EF6: Planbarkeit der Auslastung der Organisation EZ1: Aufwand an administrativer Arbeit EZ2: Fokus auf Kernaufgaben EZ3: Verweildauer des Patienten EZ4: Wartezeiten des Patiente n G1: Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von G2: Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von G3: Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von G4: Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von I1: Nachvollziehbarkeit von Informationen I2: Aktualität der Informationen I3: Verfügbarkeit von Informationen I4: Widerspruchsfreiheit von Informationen I5: Zugang zu Informationen I6: Re dundanz/Doppelspurigkeit der Informationen Alter Handicap Ort Bildung Legende: B: Kriterien des Nutzenfaktors Behandlungssicherheit BV: Kriterien des Nutzenfaktors Befähigung & Vertrauen EF: Kriterien des Nutzenfaktors Effektivität EZ: Kriterien des Nutzenfaktors Effizienz G: Kriterien des Nutzenfaktors Gleichbehandlung I: Kriterien des Nutzenfaktors Informationsqualität 8 Service hat negative Wirkung in Bezug auf Nutzenkriterium Service hat keine Wirkung in Bezug auf Nutzenkriterium Service hat positive Wirkung in Bezug auf Nutzenkriterium Um ein einheitliches Verständnis betr. Zweck und Funktionalität eines Gesundheitsportals bei den teilnehmenden Personen zu schaffen, wurde die verwendete Definition bewusst an [47] angelehnt. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 45 Auf Grundlage von Tabelle 12 können folgende Aussagen hinsichtlich des erwarteten Nutzens eines Gesundheitsportals gemacht werden: • Im Gegensatz zu den bisher untersuchten Services, scheinen die Akteure einen positiven Effekt hinsichtlich der Befähigung und des Vertrauen der Bürger mit der Einführung eines Gesundheitsportals zu erwarten. Insbesondere in Bezug auf die Akzeptanz der Behandlung, den Überblick über Behandlungsoptionen sowie das Verständnis von Gesundheitsinformationen sehen alle Akteure wesentliche Verbesserungen gegenüber der aktuellen Situation. • Weitere positive Effekte sehen die Befragten im Zugang zu Informationen, in der Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig vom Ort und in der Aktualität und Verfügbarkeit von Informationen, obgleich die Leistungserbringer nicht ganz so positiv gestimmt waren, wie die anderen Akteurtypen. • Mit keinen oder geringen positiven Effekten ist im Bereich der Effizienz und der Gleichbehandlung zu rechnen. Im Bereich der Effektivität scheinen Controller und Unterstützer in Bezug auf die Dauer der Ausführung von Tätigkeiten negative Effekte zu erwarten. • In Bezug auf die Behandlungssicherheit erwarten die Leistungserbringer keine bis geringfügig negative Effekte (siehe Medikationsbelastung der Patienten). Hinsichtlich der organisatorischen Grundvoraussetzungen und externen Rahmenbedingungen haben die Befragten eine ähnliche Einschätzung geliefert wie bei der vorherigen Beurteilung des Zuweiserportals (vgl. Tabelle 11). Die Kontextfaktoren für die Einführung eines Gesundheitsportals wurden wie folgt beurteilt: • Grundsätzlich scheinen strukturelle Vorbedingungen zur Einführung eines Gesundheitsportals vorhanden und umgesetzt zu sein, jedoch sind die Befragten der Meinung, dass bezüglich des Willens zur Nutzung eines solchen Services sowie bei gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen noch Handlungsbedarf besteht. Unterstützer beurteilten diesen Bereich generell schlechter, als die Controller und Leistungserbringer. • Wie bei den vorherigen Services wurde die Bereitschaft der technischen Infrastruktur im Vergleich zu den anderen organisationalen Grundvoraussetzungen relativ hoch bewertet. Im Allgemeinen haben Leistungserbringer eine hohe Bereitschaft signalisiert, während Controller und Unterstützer Bereiche wie die Investitionsbereitschaft oder Applikationslandschaft weniger positiv einschätzten. • Insgesamt wurden die finanziellen Rahmenbedingungen und die Bereitschaft eine Investition in diesem Bereich zu tätigen im Vergleich zu den vorherigen Services schlechter eingestuft. Dadurch wird der tatsächlich realisierbare Nutzen eines Gesundheitsportals stark gemindert. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 46 Tabelle 13: Einschätzung der Kontextfaktoren im Rahmen der Einführung eines Gesundheitsportals Akteurtyp LeistungsController erbringer Kontextfaktoren U nterstützer Gesamtbeurteilung R1: Strukturelle Rahmenbedingungen R2: Gesetzliche Rahmenbedingungen R3: Finanzielle Rahmenbedingungen R4: Wille zur Nutzung V1: Strategische Grundvoraussetzungen V2: O rganisatorische Grundvoraussetzungen V3: Applikationslandschaft V4: Technische Infrastruktur V5: Befähigung zur Nutzung V6: Investitionsbereitschaft Wird, wie bei den vorherigen beiden Services, der erwartete Nutzen dem realisierbaren Nutzen gegenüber gestellt (vgl. Tabelle 13), so können folgende finale Aussagen daraus abgeleitet werden: Mittel Controller Empfänger Leistungserbringer Unterstützer Niedrig Realisierbarer Nutzen Hoch • Alle Akteurtypen erwarten von der Einführung eines Gesundheitsportals positive Effekte in Bezug auf den Nutzen. Die Gruppe der Empfänger beurteilten den erwarteten Nutzen sogar als überaus hoch, während die anderen Akteure diesen etwas geringer einschätzen. • Hinsichtlich des realisierbaren Nutzens unterscheiden sich die Akteure insofern, dass Leistungserbringer diesen als mittelmässig bis hoch, die übrigen Akteurtypen diesen als eher mittelmässig einstufen. Niedrig Mittel Hoch Erwarteter Nutzen Abbildung 12: Erwarteter Nutzen und realisierbarer Nutzen eines Gesundheitsportals Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 47 5.7 Beurteilung Service „Leistungsstatistik“ Zuletzt wurden die Teilnehmenden des Evaluationsworkshops gebeten den Service „Leistungsstatistik“ hinsichtlich des erwarteten und realisierbaren Nutzens zu beurteilen. Der Service wurde vorab wie folgt erklärt: „Ziel des Service Leistungsstatistik ist die Sammlung und Bereitstellung von Daten, welche sich mit der Qualität, der Effizienz und den Kosten der im Gesundheitswesen erbrachten Leistungen (Outcome) beschäftigt“. Im Gegensatz zum Service „Medizinische Statistik“, welche die wesentlichen Funktionen für die Sammlung und Bereitstellung von Daten, welche sich mit der Verbreitung von gesundheitsbezogenen Zuständen und Ereignissen der Bevölkerung (Epidemiologie) bereit stellt, steht bei dem von den teilnehmenden Personen zu beurteilenden Service demzufolge die mit der Erbringung einer Leistung zusammenhängenden Daten (beispielsweise Behandlungskosten, Verweildauer, Patientenzufriedenheit etc.) im Zentrum. Die Ergebnisse der Einschätzung des erwarteten Nutzens eines solchen Services sind in Tabelle 14 dargestellt. Tabelle 14: Erwarteter Nutzen einer Leistungsstatistik Akteurtyp Nutzenkriterien Controller Empfänger Leistungserbringer U nterstützer Gesamtbeurteilung B1: Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen B2: Risiko von Behandlungsfehlern B3: Risiko unerwünschter Transfusionsereignisse B4: Medikations-/Radiologiebelastung der Patienten B5: Risiko von Komplikationen B6: Risiko falscher Medikamenteneinnahme B7: Risiko von Fehlern in der Diagnoseunterstützung BV1: Verständnis über Gesundheitsinformationen BV2: Gesundheitsbewusstsein der Bürger/Patienten BV3: Überblick über mögliche Beha ndlungsoptionen BV4: Akzeptanz de r Behandlung EF1: Fähigkeit zur Gestaltung von Prozessen EF2: Fähigkeit zur Steuerung von Prozessen EF3: Leistungsfähigkeit der Organisation EF4: Erlernen von Fähigkeiten EF5: Dauer der Ausführung von Tätigkeiten EF6: Planbarkeit der Auslastung der Organisation EZ1: Aufwand an administrativer Arbeit EZ2: Fokus auf Kernaufgaben EZ3: Verweildauer des Patienten EZ4: Wartezeiten des Patiente n G1: Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von G2: Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von G3: Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von G4: Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von I1: Nachvollziehbarkeit von Informationen I2: Aktualität der Informationen I3: Verfügbarkeit von Informationen I4: Widerspruchsfreiheit von Informationen I5: Zugang zu Informationen I6: Redundanz/Doppelspurigkeit der Informationen Alter Handicap Ort Bildung Legende: B: Kriterien des Nutzenfaktors Behandlungssicherheit BV: Kriterien des Nutzenfaktors Befähigung & Vertrauen EF: Kriterien des Nutzenfaktors Effektivität EZ: Kriterien des Nutzenfaktors Effizienz G: Kriterien des Nutzenfaktors Gleichbehandlung I: Kriterien des Nutzenfaktors Informationsqualität Service hat negative Wirkung in Bezug auf Nutzenkriterium Service hat keine Wirkung in Bezug auf Nutzenkriterium Service hat positive Wirkung in Bezug auf Nutzenkriterium Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 48 Auf Grundlage von Tabelle 14 können folgende Aussagen hinsichtlich des erwarteten Nutzens einer Leistungsstatistik gemacht werden: • Alle Akteure erwarten vom Service „Leistungsstatistik“ keine wesentlichen Verbesserungen in Bezug auf die Behandlungssicherheit und Gleichbehandlung der Patienten und Bürger. Controller, welche den Service insgesamt am positivsten bewertet haben, erhoffen sich wesentliche Verbesserungen bezüglich Effektivität und Informationsqualität. Für die anderen Akteure entstehen situative Vor- oder Nachteile. • Positive Effekte erhoffen sich die meisten Befragten im Hinblick auf die Akzeptanz der Behandlung, der Fähigkeit zur Gestaltung und Steuerung von Prozessen sowie bei der Verfügbarkeit von und dem Zugang zu Informationen. • Während Controller und Unterstützer mit gleich bleibenden und positiven Wirkungen rechnen, erwarten Leistungserbringer Verschlechterungen in den Punkten „Leistungsfähigkeit der Organisation“, „Dauer für die Ausführung von Tätigkeiten“, „Aufwand admin. Arbeit“ und „Fokus auf Kernaufgaben“. Hingegen sieht die Gruppe der Empfänger negative Auswirkungen betreffend der Redundanz der zur Verfügung stehenden Informationen. Im Allgemeinen wurden die organisationalen Grundvoraussetzungen und externen Rahmenbedingungen im Vergleich zu den anderen beurteilten Services etwas schlechter eingeschätzt (vgl. Tabelle 15): • Insbesondere Controller und Unterstützer scheinen die externen Rahmenbedingungen als noch zu wenig „bereit“ für die Einführung einer Leistungsstatistik zu empfinden. • Leistungserbringer scheinen im Vergleich zu den anderen Akteuren die Voraussetzung en zur Einführung und Nutzung eines solchen Services relativ hoch einzuschätzen, speziell in Bezug auf strategische Grundvoraussetzungen und Investitionsbereitschaft. • Wie beim vorherigen Service „Gesundheitsportal“ scheinen die finanziellen Rahmenbedingungen und die Bereitschaft zu investieren auch bei diesem Service eher gering zu sein. Dafür scheinen alle anderen Grundvoraussetzungen vorhanden zu sein. Tabelle 15: Einschätzung der Kontextfaktoren im Rahmen der Einführung einer Leistungsstatistik Kontextfaktoren R1: Strukturelle Rahmenbedingungen R2: Gesetzliche Rahmenbedingungen R3: Finanzielle Rahmenbedingungen R4: Wille zur Nutzung V1: Strategische Grundvoraussetzungen V2: O rganisatorische Grundvoraussetzungen V3: Applikationslandschaft V4: Technische Infrastruktur V5: Befähigung zur Nutzung V6: Investitionsbereitschaft Akteurtyp LeistungsController erbringer U nterstützer Gesamtbeurteilung Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 49 Analysiert man, wie bei den vorherigen Beispielen, die Verbindung zwischen Nutzengewicht, erwartetem Nutzen und dem realisierbaren Nutzen, so können folgende finalen Aussagen gemacht werden (vgl. Abbildung 13): Mittel Controller Empfänger Leistungserbringer Unterstützer Niedrig Realisierbarer Nutzen Hoch • Alle Akteurtypen erwarten von der Einführung einer Leistungsstatik einen mittleren bis hohen Nutzen. Controller schätzen diesen etwas höher ein als beispielsweise Empfänger oder Leistungserbringer. • In Bezug auf den tatsächlich realisierbaren Nutzen unterscheiden sich vor allem die Einschätzungen der Leistungserbringer und Controller. Während Leistungserbringer den realisierbaren Nutzen dieses Services als insgesamt hoch einschätzen, empfinden Controller und Unterstützer diesen als mittelmässig. Niedrig Mittel Hoch Erwarteter Nutzen Abbildung 13: Erwarteter Nutzen und realisierbarer Nutzen einer Leistungsstatistik 5.8 Zusammenfassende Betrachtung der beurteilten Services Bei der Einführung einer nationalen eHealth-Infrastruktur, wie sie in der Schweiz vorgesehen ist, sollte nicht nur der Nutzen eines einzelnen Service, sondern der Gesamtheit aller geplanten Services betrachtet werden, da diese aufeinander aufbauen oder miteinander interagieren (beispielsweise bietet das geplante Gesundheitsportal einen integrierten Zugriff auf das Elektronische Patientendossier). Demzufolge sollte nebst der Betrachtung der einzelnen Services stets eine abschliessende Gesamtbeurteilung erfolgen. Eine aggregierte Sicht der Wirkungen (im Sinne aggregierter Wirkungsbündel) in Bezug auf die einzelnen Nutzenfaktoren ist in Abbildung 14 dargestellt. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 50 Abbildung 14: Aggregierte Wirkungsbündel in Bezug auf die einzelnen Nutzenfaktoren Daraus werden folgende Punkte ersichtlich: • Alle betrachteten Services haben nur sehr schwache positive oder negative Wirkungen in Bezug auf die Gleichbehandlung von Bürgern und Patienten. • In Hinblick auf die Informationsqualität wirken sich insbesondere das Elektronische Patientendossier, das Zuweiserportal und die Leistungsstatistik positiv aus. Vom Gesundheitsportal ist mit nur schwachen positiven Effekten zu rechnen. • Positive Effekte in Bezug auf die Effektivität des täglichen Handelns gehen vom Elektronischen Patientendossier und vom Zuweiserportal aus. Die Leistungsstatistik hat diesbezüglich eine schwach positive, das Gesundheitsportal eine schwach negative Wirkung. • Ebenfalls positiv wirken sich das Elektronischen Patientendossier und das Zuweiserportal bezüglich der Behandlungssicherheit aus. Die anderen Services haben hier keinen Effekt. • Auf die Befähigung und das Vertrauen wirkt sich das Gesundheitsportal positiv aus, während Leistungsstatistik lediglich eine schwach positive, das Elektronische Patientendossier und das Zuweiserportal keine Wirkung besitzen. • Schlussendlich hat das Elektronische Patientendossier als einziger Service eine positive Wirkung in Bezug auf die Effizienz des täglichen Handelns. Das Zuweiserportal und das Gesundheitsportal haben keinen, die Leistungsstatistik sogar einen negativen Effekt. Bezüglich der unterschiedlichen Wahrnehmung des Nutzens durch die vier befragten Akteurtypen kann, unter Berücksichtigung der Zusammensetzung der Stichprobe (vgl. Abschnitt 5.1), festgestellt werden, dass insgesamt der grösste Nutzen der vier analysierten eHealth-Services in den Bereichen Informationsqualität, Effektivität und Behandlungssicherheit gesehen wird. Bezügliche der Behandlungssicherheit bilden die Leistungserbringer eine Ausnahme, da sie eine schwächere Auswirkung auf diesen Nutzenfaktor sehen, welcher durch den Einsatz anderer qualitätssichernder Massnahmen dieses Akteurtyps (Standardabläufe, klinische Behandlungspfade, etc.) begründet sein kann. Die Nutzenwirkung auf den Faktor Effizienz wird insbesondere durch die Controller vergleichsweise gering eingeschätzt. Da dieser Faktor einen engen Zusammenhang mit den Kosten der Gesundheitsversorgung aufweist, sollte vor der Einführung der eHealthServices eine detaillierte Analyse der zu erwartenden Kosten durchgeführt werden. Eine aggregierte Sicht auf die Bereitschaft des Schweizerischen eHealth-Umfeldes wird in Abbildung 15 illustriert. Aus Sicht der Akteurtypen kann festgestellt werden, dass die Leistungs- Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 51 erbringer die Rahmenbedingungen durchschnittlich um 0,7 Skalenpunkte positiver einschätzen, als die Controller und Unterstützer. Abbildung 15: Aggregierte Sicht auf die Kontextfaktoren Es fällt auf, dass • die befragten Personen dazu tendieren, organisatorische Grundvoraussetzungen grundsätzlich besser einzustufen als die externen, von Staat und Gesellschaft vorgegebenen, Rahmenbedingungen, • die finanziellen Rahmenbedingungen und die Bereitschaft Investitionen zu tätigen im Vergleich zu den anderen Kontextfaktoren prinzipiell schlechter bewertet wurden, • die organisationalen Voraussetzungen für die Einführung und Nutzung eines Elektronischen Patientendossiers vorhanden sind, • strategische, organisatorische und finanzielle Voraussetzungen für die Einführung eines Gesundheitsportals zu schaffen sind, • die technische Infrastruktur bei allen beurteilten Services weit fortgeschritten ist, • die Befähigung zur Nutzung der Services grundsätzlich vorhanden ist, jedoch der Wille nicht überall vorhanden ist. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 52 6 Zusammenfassung und Ausblick In der vorliegenden Studie wurde gezeigt, welche Ziele mit eHealth verfolgt und welche Services in welchen Prozessen für welche Akteure dafür benötigt werden. Nach einer Einführung in die Thematik der Nutzenevaluation und der Evaluationsforschung im Kontext von eHealth sowie der Schaffung eines Überblicks über aktuelle Evaluationsstudien zu eHealth-Services und Vorhaben wurde festgestellt, dass keine Methoden für die ex ante Beurteilung des Nutzens von eHealth-Serives etabliert sind. Eine solche Methode wird in der gegenwärtigen Lage für die Schweiz jedoch benötigt. In der Folge wurde zur ex ante Bewertung von eHealth-Services eine entsprechende Methode entwickelt. Diese konnte mit einer Pre-Test-Fokusgruppe erfolgreich getestet werden und durch eine weitere grössere Fokusgruppe anschliessend auf vier ausgesuchte und spezifizierte eHealth-Services angewendet werden. Untersucht wurde der Einsatz - auf nationaler Ebene - der folgenden Services: • • • • "Elektronisches Patientendossier", "Überweisung", "Gesundheitsportal", "Leistungsstatistik". Schlussendlich scheinen erwarteter Nutzen und realisierbarer Nutzen bei allen beurteilten Services nahe beieinander zu liegen (vgl. Abbildung 16). Der erwartete Nutzen ist beim Gesundheitsportal am grössten, während der grösste realisierbare Nutzen beim Elektronischen Patientendossier liegt. Die Betrachtung des Nutzens in unterschiedlichen Dimensionen aus der Sicht der unterschiedlichen Stakeholder des Gesundheitswesens hat gezeigt, dass sich sowohl ein potenzieller und ein um Kontextfaktoren (Voraussetzungen, Rahmenbedingungen) korrigierter Gesamtnutzen pro eHealth-Service aggregieren und darstellen lässt, um Entscheidungsgrundlagen für entsprechende Vorhaben zu gewinnen. Alle vier untersuchten Services wurden durch die Fokusgruppe insgesamt positiv beurteilt. Abbildung 16: Erwarteter und realisierbarer Nutzen der Services Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 53 Für den künftigen Einsatz und die Weiterentwicklung der Methode, welche die Beurteilung der potenziellen Wirkung eines Services durch die Stakeholder des Gesundheitswesen ermöglicht, sind die folgenden Erkenntnisse zu beachten: • Der Nutzen von eHealth ist ein vielschichtiger Wert und kann nicht auf eine konkrete (beispielsweise monetäre) Grösse reduziert werden; die Studie basiert darum primär auf qualitativen Nutzenkriterien. • Die Stakeholder haben stark unterschiedliche Präferenzen hinsichtlich der Nutzengewichtung. • Ex ante können lediglich Thesen zum Nutzen aufgestellt werden. • Um die Thesen zu überprüfen muss eine weitere Nutzenevaluation während und nach der Implementierung der nationalen Services erfolgen. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 54 7 Literaturverzeichnis [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] J. Aarts, und M. 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Aktivität Aktivitäten sind in sich geschlossene Verrichtungseinheiten innerhalb eines Prozesses. Sie fassen Arbeitsschritte zusammen, die der Akteur im gleichen fachlichen und zeitlichen Zusammenhang anwendet und in einem Zug ausführt. Artefakt Im Kontext der Wirtschafts- und Medizininformatik sind Artefakte künstlich erstellte Gegenstände zur Lösung eines Problems. Dabei unterscheidet man zwischen Konstrukten (beispielsweise Ontologien, Frameworks), Modelle (beispielsweise Daten- oder Prozessmodelle), Methoden (beispielsweise Entwicklungs- oder Evaluationsmethoden) und Instantiierungen (beispielsweise medizinische Applikationen). Dienst Siehe Service. Elektronisches Patien- Ziel des Elektronischen Patientendossiers ist es, die Bereitstellung tendossier aller patientenbezogenen (nicht nur fallbezogenen) medizinischen und administrativen Angaben in einer strukturierten Weise; einrichtungsübergreifend verfügbar; ärztliche und pflegerische Aufzeichnungen; Dokumentation zu Diagnosen, Zielen, Behandlungen, Verordnungen, Ergebnissen, Verläufen, Problemen usw. sicher zu stellen. Dazu gehören standardisierte Dokumente; Metadaten zu wer, wann, was, warum, mit wem, für wen, mit welchem Ergebnis im CDA-Standard; Import von und Export zu Gesundheitskarten mit u.a. Notfalldaten. Evaluation Unter Evaluation wird die gezielte Bewertung von Artefakten unter Rückgriff auf Kriterien und Verfahren verstanden, welche der Vorbereitung und der Legitimation von Entscheidungen dienen. eHealth eHealth ist ein ganzheitlicher, integrierter Ansatz zur Unterstützung und Vernetzung der Akteure des Gesundheitswesens. Dabei orientiert sich eHealth stets an Kunden (kundenorientiert), Prozesse (prozessorientiert), Services (service-orientiert) und dem Markt (marktorientiert). eHealth Collaboration Gesamtheit aller zur Verfügung stehenden eHealth-Services eines Infrastructure Gesundheitssystems. eHealth-Prozess Siehe Prozess. eHealth-Service Siehe Service. Gesundheitstelematik Siehe Telemedizin. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 60 Informationssystem Informationssysteme konkretisieren Prozesse in Form einer detaillierten Spezifikation der automatisierten Informationsverarbeitung. Zur Abwicklung von Prozessen kommen Anwendungen bzw. Applikationen zum Einsatz, welche eine Menge von Funktionen unter Rückgriff auf Datensammlungen zur Verfügung stellen. Basis für die Implementierung von Applikationen bilden InformationstechnologieKomponenten in Form von Hardware, Netzwerken oder Systemsoftware. Medizininformatik Die Medizininformatik befasst sich mit der systematischen Verarbeitung von Daten, Informationen und Wissen in der Medizin und im Gesundheitswesen. Prozess Unter einem Prozess wird eine definierte Abfolge von Aufgaben (bestehend aus Aktivitäten und Informationsobjekten), die durch Startereignisse angestossen und mit einem definierten Ergebnis abgeschlossen werden verstanden. Prozesslandkarte Eine Prozesslandkarte ist eine übersichtliche Zusammenstellung über die Prozesse ohne jedoch detaillierten Informationen über die Prozessablauffolge, Input/Output sowie Prozessinhalte zu geben. Rolle Rollen gruppieren Berechtigungen, die Akteure aufgrund ihrer marktlichen Aktivitäten auf Ressourcen haben. Dadurch wird vermieden, dass nicht jedem Akteur eine Vielzahl von Einzelberechtigungen zugeordnet werden muss, sondern dieser seine Berechtigungen über Gruppenzugehörigkeiten oder zugewiesene Rollen erhält. Service Services sind abgrenzbare, grob granulare Leistungen in Form standardisierter Schnittstellen. Sie lassen sich beispielsweise anhand der Art der bereitgestellten Funktionalität dahingehend unterscheiden, ob sie eine geschäftsorientierte (fachliche Services) oder eher eine technische, unterstützende Funktionalität (technische Services) anbieten. Telehealth Telehealth beinhaltet sämtliche gesundheitsbezogenen Dienste und Informationen welche durch Telekommunikation bereitgestellt werden können. Telekommunikation Telekommunikation bezeichnet ganz allgemein jeglichen Austausch von Informationen über eine gewisse Distanz hinweg. Telematik Telematik ist eine Technologie, welche die Technologiebereiche Telekommunikation und die Informatik verknüpft. Telematik ist also das Mittel der Informationsverknüpfung von mindestens zwei EDVSystemen mit Hilfe eines Telekommunikationssystems, sowie einer speziellen Datenverarbeitung. Telemedizin Die Telemedizin bezeichnet Diagnostik und Therapie unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz zwischen Arzt, Apotheker und Patienten oder zwischen zwei sich konsultierenden Ärzten mittels Telekommunikation. Was ist der Nutzen von eHealth? Zuweiserportal Seite 61 Ziel des Zuweiserportals ist es, alle Prozesse und Datenflüsse für Anmeldung, Einbestellung, Eintritt und Austritt zwischen Leistungserbringern zu unterstützen. Im Zentrum steht die Planung von Ressourcen, Abläufen, Erstellung von Berichten (beispielsweise Eintritts- und Austrittsbericht) usw. Diese kann interaktiv (Web) oder nicht interaktiv (beispielsweise via EAI) erfolgen. Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 62 II Anhang: Spezifizierung der Akteure Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Leistungserbringer Definition Leistungserbringer sind primär für die medizinische Versorgung zuständig. Im Zusammenhang mit eHealth nehmen sie eine zentrale Rolle als Nutzer und/oder Bereitsteller von Informationsangeboten wahr. Prozesszuordnung Prävention, Diagnose, Behandlung, Rehabilitation Servicezuordnung Teleberatung, Telediagnostik, Telelabor, Medikation, Med. Dokumentation, Telemedizin, Telemonitoring Bsp. Institutionen • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Bsp. Individuen Alters- und Pflegeheime Apotheken Arztpraxen Drogerien Kurhäuser Labore Managed-Care-Organisationen Organisationen für die häusliche Pflegehilfe (Spitex) Spitalverbände Psychiatrische Einrichtungen Rettungsdienste Röntgeninstitute Universitätskliniken Allgemeinmediziner Apotheker Chiropraktiker Drogisten Ergotherapeuten Fachärzte (z.B. Dermatologen, Neurologen, Urologen etc.) Hebammen Homöopathen Laboranten Logopäden Pfleger Psychotherapeuten Physiotherapeuten Zahnärzte Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 63 Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Empfänger Definition Empfänger sind die Nutzniesser der angebotenen Leistungen. Im Zusammenhang mit eHealth nehmen sie eine aktive (beispielsweise Datenlieferant) und/oder passive (beispielsweise Informationskonsument) Rolle ein. Prozesszuordnung Informationssuche, Selbstpflege, Erfahrungsaustausch Servicezuordnung Gesundheitsportale, Pers. Gesundheitsmanagement, Netzgemeinschaften, Versicherungsschutz Bsp. Institutionen • Patientenorganisationen Bsp. Individuen • • • Gesunde Kranke (Patienten) Angehörige von Patienten Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Controller Definition Controller sind für die Sicherung der Qualität, Effektivität und Effizienz der angebotenen Leistungen verantwortlich. Im Zusammenhang mit eHealth helfen sie die tatsächliche Zielerreichung von eHealth zu ermitteln. Prozesszuordnung Zulassung & Bewilligung, Monitoring & Controlling, Leistungsbewertung & Statistik Servicezuordnung Fachliche Verzeichnisdienste, Leistungsstatistik, Medizinische Statistik, Qualitätssicherung und -kontrolle Bsp. Institutionen • • Bsp. Individuen • • • • • • • Eidgenössisches Departement des Innern Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport Gesundheitsbehörden der Kantone Gesundheitsbehörden der Städte und Gemeinden Kantonale IV Stellen und Ausgleichskassen Krankenversicherer Unfallversicherer Angestellter im Öffentlichen Dienst Versicherungsmitarbeiter Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 64 Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Unterstützer Definition Unterstützer nehmen unterschiedliche Aufgaben vor (beispielsweise Ausbildung von Leistungserbringern und Empfängern), während (beispielsweise Lieferung von Material und Sicherstellung der techn. Infrastruktur) und nach (beispielsweise Beratung im administrativen Bereichen) der Erbringung einer med. Leistung wahr. Im Zusammenhang mit eHealth nehmen die von den Unterstützern erbrachten Leistungen, welche i.d.R. nicht Teil der medizinischen Versorgung sind, einen subsidiären Charakter ein. Prozesszuordnung Aus- und Weiterbildung, Administration & Management, Material & Logistik, Technik & Infrastruktur Servicezuordnung E-Learning, Literaturmanagement, Fakturierung, Ressourcenplanung, Überweisung, Einkauf, Logistik, E-Collaboration, Datenschutz und –sicherheit, Technische Verzeichnisdienste Bsp. Institutionen • • • • Bsp. Individuen • • • • • • • • • • • • Beratungsunternehmen Bildungsinstitutionen Grossisten und Grosshandel Hersteller von med. Produkten, Arzneimittel und techn. Infrastruktur Printmedien/Publikumsmedien Stellenvermittlungsbüros Rechtsanwaltskanzleien Transportunternehmen Administratoren Ausbildner Einkäufer Forscher Juristen Logistiker Sekretärinnen Techniker Was ist der Nutzen von eHealth? III Seite 65 Anhang: Definition der eHealth-Services Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Teleberatung / Teleconsultation, Telepsychologie, Health Coaching Definition Medizinische Befundaufnahme und Beratung unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz zwischen Arzt und Patient mittels Telekommunikation. Prozesszuordnung Prävention Schnittstelle(n) Selbstpflege, Diagnose Akteurzuordnung Leistungserbringer Involvierte Akteure Leistungserbringer Empfänger Beispiele • http://www.online-beratung.usz.ch • http://www.medgate.ch/f%C3%BCrPatienten/Sprechstund e24h/WebDoctor/tabid/118/Default.aspx Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Telediagnostik / Telediagnose, Telepathologie Definition Erstellung von Diagnosen aufgrund von Bilddaten unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz zwischen Arzt und Patient mittels Telekommunikation. Prozesszuordnung Diagnose Schnittstelle(n) Prävention, Behandlung, Selbstpflege Akteurzuordnung Leistungserbringer Involvierte Akteure Leistungserbringer Empfänger Leistungserbringer Leistungserbringer Beispiele • http://www.sg.ch/home/gesundheit/organisation_gd/inform atik_vig/ehealth/projekte/projekte.html • http://dicom.offis.de/ Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 66 Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Telelabor / E-Labor, Papierloses Labor Definition Erstellung von Diagnosen aufgrund von Laborproben unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz mittels Telekommunikation. Prozesszuordnung Diagnose Schnittstelle(n) Prävention, Behandlung, Selbstpflege Akteurzuordnung Leistungserbringer Involvierte Akteure Leistungserbringer Empfänger Leistungserbringer Leistungserbringer Beispiele • Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Medikation / Prescription, Definition Verordnung von Arznei- und Heilmittel in maschinenlesbarer Form. Prozesszuordnung Behandlung Schnittstelle(n) Diagnose, Rehabilitation, Selbstpflege Akteurzuordnung Leistungserbringer Involvierte Akteure Leistungserbringer Empfänger http://www.futurebiolab.ch/site/index.cfm/id_art/27512/vs prache/DE E-Rezept, Arzneimitteldokumentation, E- Leistungserbringer Leistungserbringer Leistungserbringer Unterstützer Beispiele • http://www.mediservice.ch/index.cfm?s=TmpStandard&ac tion=hm23&hmID=23&um1ID=29&contentID=60&z=2 • http://www.i2-health.org/ Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 67 Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Medizinische Dokumentation / Elektronische Patientenakte, Elektronische Fallakte, Patientendossier, Befunddaten, Anamnese Definition Sammlung und Verwaltung aller den Krankheits- und Behandlungsverlauf relevanter Daten eines Patienten in maschinenlesbarer Form. Prozesszuordnung Behandlung Schnittstelle(n) Prävention, Diagnose, Rehabilitation, Selbstpflege Akteurzuordnung Leistungserbringer Involvierte Akteure Leistungserbringer Empfänger Leistungserbringer Leistungserbringer Beispiele • http://www.fallakte.de/ • http://www.de.medxchange.org/ • http://www.arge-elga.at/ • http://www.egesundheit.nrw.de/content/e2571/index_ger.h tml Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Telemedizin / Teletherapie, Telechirurgie, Telemanipulation Definition Erbringung therapeutischer Leistungen unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz zwischen Arzt und Patient mittels Telekommunikation. Prozesszuordnung Behandlung Schnittstelle(n) Diagnose, Rehabilitation Akteurzuordnung Leistungserbringer Involvierte Akteure Leistungserbringer Empfänger, Leistungserbringer Leistungserbringer Beispiele • http://mic.uni-tuebingen.de/mic/index.php?id=112&lang=dt • http://www.dlr.de/rm-neu/desktopdefault.aspx/tabid3835//6288_read-9047/ Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 68 Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Telemonitoring / Disease Management, Telehomecare, Case Management Definition Erbringung pflegerischer Leistungen unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz zwischen Arzt und Patient mittels Telekommunikation. Prozesszuordnung Rehabilitation Schnittstelle(n) Diagnose, Behandlung, Selbstpflege Akteurzuordnung Leistungserbringer Involvierte Akteure Leistungserbringer Empfänger Leistungserbringer Leistungserbringer Beispiele • http://www.hitechprojects.com/euprojects/myheart/objectives.html • http://www.vitaphone.de/de/aerzte/medizinisches-servicecenter/ Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Gesundheitsportale / Med. Online-Dienste, Informationsportale Definition Breitstellung von laienverständlichen Gesundheitsinformationen und Dienstleistungen über das Internet. Prozesszuordnung Informationssuche Schnittstelle(n) Selbstpflege, Erfahrungsaustausch, Prävention Akteurzuordnung Empfänger Involvierte Akteure Empfänger Empfänger Empfänger Leistungserbringer Empfänger Controller Was ist der Nutzen von eHealth? Beispiele Seite 69 • http://www.diabetesgesellschaft.ch/ • http://www.medgate.ch • http://www.sprechzimmer.ch/ • http://www.netdoktor.de/ • http://www.patienten-information.de/ • http://www.meine-gesundheit.de/ Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Persönliches Gesundheitsmanagement / Elektronische Gesundheitsakte, Gesundheitstagebuch, Patientenfach, Notfalldaten Definition Sammlung und Verwaltung aller, persönlicher Gesundheitsinformationen in maschinenlesbarer Form. Prozesszuordnung Selbstpflege Schnittstelle(n) Prävention, Diagnose, Behandlung, Rehabilitation Akteurzuordnung Empfänger Involvierte Akteure Empfänger Leistungserbringer Beispiele • https://www.lifesensor.com/de/ch/ • http://www.google.com/intl/de-DE/health/tour/index.html • http://www.gesundheitsakte.de/ • http://www.private-gesundheitskarte.de Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Netzgemeinschaften / Social Networks, OnlineKontaktnetzwerke, Gemeinschaftsportal, Medizin Foren, Austauschplattform, Web 2.0 Definition Bereitstellung einer Plattform für den Informations- und Erfahrungsaustausch bzgl. Krankheits- und Behandlungsverläufe und Gesundheitstipps. Prozesszuordnung Erfahrungsaustausch Schnittstelle(n) Behandlung, Selbstpflege Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 70 Akteurzuordnung Empfänger Involvierte Akteure Empfänger Empfänger Empfänger Leistungserbringer Beispiele • http://www.washeilt.de/ • http://www.chirurgie-portal.de/forum.html • http://www.medizin-forum.de/ Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Versicherungsschutz / Versichertenkarte, elektronisches Arbeitsunfähigkeitszeugnis Definition Bereitstellung von versicherungstechnischen Informationen zum Zwecke der vereinfachten Abklärung des Versicherungsschutzes und der Abrechung von Leistungen. Prozesszuordnung Informationssuche Schnittstelle(n) Selbstpflege, Erfahrungsaustausch, Behandlung Akteurzuordnung Empfänger Involvierte Akteure Empfänger Leistungserbringer Empfänger Unterstützer Empfänger Controller Beispiele • http://www.bag.admin.ch/themen/krankenversicherung/04 108/04109/index.html • http://www.ehealthnet.ch/136/Produkte_Dienste/deutsch/V eka-Service.html Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme E-Learning / Teleeducation, E-Lernen, Online-Lernen, Computer Based Training, Distance Learning Definition Bereitstellung und Vermittlung medizinisches Basis- und Experten-Wissens für das multimedial unterstützte Lernen über das Internet. Prozesszuordnung Aus- und Weiterbildung Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 71 Schnittstelle(n) Prävention, Behandlung, Informationssuche Akteurzuordnung Unterstützer Involvierte Akteure Unterstützer Leistungserbringer Unterstützer Empfänger Beispiele • http://telemed.ipath.ch/ipath/ • http://e-learning.studmed.unibe.ch/ • http://www.tellmed.ch/tellmed/Fortbildung/e_Learning /e_Learning_Fortbildung_Medizin.php • http://www.campus-med.de/ Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Literaturmanagement / e-Library, Informationsdatenbanken, Literaturdatenbanken Definition Bereitstellung einer Plattform für die Dissemination von medizinischen Wissen für Forschungs- und Ausbildungszwecke über das Internet. Prozesszuordnung Aus- und Weiterbildung Schnittstelle(n) Prävention, Behandlung, Informationssuche Akteurzuordnung Unterstützer Involvierte Akteure Unterstützer Leistungserbringer Unterstützer Empfänger Beispiele • http://www.ebm-netzwerk.de/ • http://www.pubmed.de/ Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Fakturierung / E-Rechnung, Elektronische Abrechnung Definition Bereitstellung aller medizin-administrativ relevanten Daten in maschinenlesbarer Form zum Zwecke der Verrechnung einer bezogenen Leistung. Prozesszuordnung Administration & Management Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 72 Schnittstelle(n) Behandlung, Selbstpflege Akteurzuordnung Unterstützer Involvierte Akteure Unterstützer Leistungserbringer Unterstützer Empfänger Unterstützer Controller http://www.ehealthnet.ch/78/deutsch/>_eFaktura_/_Prin ting.html Beispiele • Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Ressourcenplanung / elektronische Auftragskommunikation, Behandlungsplanung, Operationsplanung, Personalplanung, Terminplanung, Online-Terminvereinbarung, e-Appointment Definition Bereitstellung aller medizin-administrativ relevanten Daten (Personen, Termine, Räumlichkeiten, Material, Geräte etc.) in maschinenlesbarer Form zum Zwecke der Planung einer medizinischen Leistungserbringung. Prozesszuordnung Administration & Management Schnittstelle(n) Behandlung Akteurzuordnung Unterstützer Involvierte Akteure Unterstützer Leistungserbringer Unterstützer Empfänger Beispiele • http://www.termidat.de/6/demo.html • http://www.appoint24.com/ Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Überweisung/ E-Arztbrief, E-Entlassungsdokumentation Definition Bereitstellung aller medizin-administrativ relevanten Daten in maschinenlesbarer Form zum Zwecke der Überweisung, Zuweisung und Einweisung von Patienten. Prozesszuordnung Administration & Management Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 73 Schnittstelle(n) Behandlung, Selbstpflege Akteurzuordnung Unterstützer Involvierte Akteure Unterstützer Leistungserbringer Unterstützer Empfänger Unterstützer Controller Beispiele • http://www.kvno.de/mitglieder/kvnoaktu/06_09/d2d.html • http://www.innomed.at/index.php?pid=1481&etxsid=4b49 a4178f56001a5b8b54d693f35235 Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Einkauf / E-Commerce, E-Business, E-Procurement, eSRM, eSCM, Webshop, Einkaufsportale Definition Bereitstellung einer Plattform für den Einkauf und die Beschaffung von Materialen zur Unterstützung der medizinischen Leistungserstellung oder Selbstpflege. Prozesszuordnung Material & Logistik Schnittstelle(n) Prävention, Diagnose, Behandlung, Rehabilitation, Selbstpflege Akteurzuordnung Unterstützer Involvierte Akteure Unterstützer Leistungserbringer Unterstützer Empfänger Unterstützer Controller Beispiele • http://www.ghx.com/ • http://apo-discounter.ch/apotheke/ • http://www.versandapo.de/ Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Logistik / E-Logistik, Elektronischer Wareneingang, eSCM, eOrder-Entry, elktronisches Bestandsmanagement, Inventory Control Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 74 Definition Bereitstellung einer Plattform für die Logistik (u.a. Lagerhaltung, Bestandsmanagement, Transport) zur Unterstützung der medizinischen Leistungserstellung oder Selbstpflege. Prozesszuordnung Material & Logistik Schnittstelle(n) Prävention, Diagnose, Behandlung, Rehabilitation, Selbstpflege Akteurzuordnung Unterstützer Involvierte Akteure Unterstützer Leistungserbringer Unterstützer Empfänger Unterstützer Controller http://www.gs1.org/sites/default/files/docs/patient_safety/ GS1_Standards_in_Healthcare.pdf Beispiele • Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme E-Collaboration / Telekooperation, Teleconference, Videoconferencing, E-Mail, VoIP, Chat Definition Zusammenarbeit zwischen den Akteuren unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz mittels Telekommunikation. Prozesszuordnung Technik & Infrastruktur Schnittstelle(n) Alle Prozesse Akteurzuordnung Unterstützer Involvierte Akteure Unterstützer Empfänger Unterstützer Leistungserbringer Unterstützer Controller Beispiele • Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Datenschutz und –sicherheit / Digitale Signatur, Verschlüsselung, Privacy, Archivierung, E-Archiv http://www.skype.com/intl/de/ Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 75 Definition Schutz personen- oder organisationsbezogener Daten vor Missbräuchen aller Art, sowie Sicherstellung der Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität dieser Daten. Prozesszuordnung Technik & Infrastruktur Schnittstelle(n) Alle Prozesse Akteurzuordnung Unterstützer Involvierte Akteure Unterstützer Empfänger Unterstützer Leistungserbringer Unterstützer Controller Beispiele • http://www.hin.ch/d/hinadsl.htm • https://postzertifikat.ch/ Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Technische Verzeichnisdienste Definition Zentrale Sammlung von Daten (Individuen oder Institutionen) zur Erleichterung der Verwaltung von Identitäten, Rechten und Rollen für ausgewählte Dienste. Prozesszuordnung Technik & Infrastruktur Schnittstelle(n) Alle Prozesse Akteurzuordnung Unterstützer Involvierte Akteure Unterstützer Empfänger Unterstützer Leistungserbringer Unterstützer Controller Beispiele • http://www.refdata.ch/ • http://www.medwin.ch/ • http://www.projectliberty.org/ • http://www.ehvd.at/ Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 76 Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Fachliche Verzeichnisdienste / Register, Arzneimittelliste, Arzneimittelregister, Ärzteliste Definition Zentrale Sammlung von Daten von im Gesundheitswesen zugelassenen Materialien, Individuen oder Institutionen. Prozesszuordnung Zulassung Schnittstelle(n) Alle Prozesse Akteurzuordnung Controller Involvierte Akteure Controller Empfänger Controller Leistungserbringer Controller Unterstützer Beispiele • http://www.bag.admin.ch/themen/berufe/00411/index.html ?lang=de • http://www.refdata.ch/ • http://www.medwin.ch/ • http://www.spitalpharmaziebasel.ch/dienstleistungen/inhalt.php • http://www.gaeso.ch/cms/fileadmin/links/Arzneimittelliste. htm Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Leistungsstatistik / Performance Reporting, Krankenhausstatistik Definition Sammlung und Bereitstellung von Daten, welche sich mit der Qualität, Effizienz und Kosten der im Gesundheitswesen erbrachten Leistungen beschäftigt. Prozesszuordnung Monitoring & Controlling Schnittstelle(n) Alle Prozesse Akteurzuordnung Controller Was ist der Nutzen von eHealth? Involvierte Akteure Seite 77 Controller Empfänger Controller Leistungserbringer Controller Unterstützer Beispiele • Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Medizinische Statistik / Epidemiologie Definition Sammlung und Bereitstellung von Daten, welche sich mit der Verbreitung von gesundheitsbezogenen Zuständen und Ereignissen der Bevölkerung befassen. Prozesszuordnung Monitoring & Controlling Schnittstelle(n) Alle Prozesse Akteurzuordnung Controller Involvierte Akteure Controller Empfänger http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/infothek/erhe bungen__quellen/blank/blank/kh/01.html Controller Leistungserbringer Controller Unterstützer http://ifgitest.unimuenster.de/3_projekte/loegd/GIS_Gesundheit.htm Beispiele • Eigenschaft Ausprägung Name(n) / Synonyme Akkreditierung Definition Kontrolle und Verbesserung der Qualität und Vertrauenswürdigkeit von Gesundheitsinformationen und der angebotenen Dienste. Prozesszuordnung Qualitätssicherung und -kontrolle Schnittstelle(n) Alle Prozesse Akteurzuordnung Controller Was ist der Nutzen von eHealth? Involvierte Akteure Seite 78 Controller Empfänger Controller Leistungserbringer Controller Unterstützer Beispiele • http://www.hon.ch/ Was ist der Nutzen von eHealth? IV Seite 79 Fragebogen zur Beurteilung von eHealth-Services Gewichtung des Zielsystems - Bitte wählen sie die 5 Ziele, die für sie am relevantesten sind und definieren Sie deren Reihenfolge durch Eintragen der Zahlen 1-5 in die rechte Spalte. Meine Rolle: ______________. Führung Steuerungsfähigkeit Konformität Wirtschaftlichkeit Produktivität Fähigkeit zur Koordination von Organisationsabläufen sowie die Fähigkeit zur Gestaltung von patientenzentrierten, bereichsübergreifenden Prozessen Einhaltung von gesetzlichen und anderen Anforderungen an Prozesse (Best Practices) im Gesundheitswesen und die Fähigkeit diese nachzuweisen Verhältnis zwischen eingesetzten Ressourcen und erbrachten Leistungen pro Zeiteinheit Kosten Materialkosten, Personalkosten, Lager- und Transportkosten, Wartungs- und Betriebskosten, etc.. Outcome (medizinische Qualität) Behandlungseffektivität Fähigkeit, die richtigen Entscheide bezgl. Problemen und Massnahmen zu treffen (Angemessenheit der Behandlung, Evidenzbasierte Medizin) Behandlungseffizienz Fähigkeit, die getroffenen Entscheide speditiv und mit optimalem Ressourceneinsatz durchzuführen Behandlungssicherheit Einfluss auf das Risiko bei der Diagnoseunterstützung, Risiko von unerwünschten Arzneimittelwirkungen, Behandlungsfehler oder -komplikationen Informationsqualität Verfügbarkeit von Informationen Korrektheit von Informationen Austausch von Informationen Vertrauen Akzeptanz der Behandlung Zugang zu vollständigen und aktuellen Informationen Widerspruchsfreiheit und Nachvollziehbarkeit von Informationen Fähigkeit zum Austausch von Informationen mit Leistungserbringern, Unterstützern, Empfänger und Controllern Vertrauen des Empfängers, gut umsorgt zu sein (med. Qualität) Vertraulichkeit von Informationen Vertrauen in den adäquaten Umgang mit persönlichen Informationen Verlässlichkeit von Informationen Verlässlichkeit der Informationen von Dritten Zugang/Befähigung Gesundheitskompetenz Technische (Umgang mit elektronischen Diensten) und inhaltliche (health literacy) Fähigkeit der Bürger/Patienten Gesundheitsinformation zu verarbeiten Gleichbehandlung Gleichwertigkeit der Behandlung unabhängig von Alter, Bildung, Handicaps und Ort Wahlmöglichkeit Fähigkeit, sich einen Überblick über mögliche Behandlungsoptionen zu verschaffen Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 80 + ++ Adressaten/ Fähigkeit zum Beantworten Leistungserbringer Unterstützer Controller Empfänger Verbessert sich stark Verbessert sich Verschlechtert sich 0 Bleibt unverändert - Verschlechtert sich stark Beeinflusst die Verfügbarkeit um sich seinen Kernaufgaben zuzuwenden(Präsenz beim Patienten, Laborauswertung, etc.). Beeinflusst meinen Aufwand an administrativer Arbeit. Beeinflusst die Wartezeiten des Patienten. weiss nicht Nicht anwendbar Outcome (med. Qualität) Beeinflusst den Bedarf an Nachforschungen (z.B. wegen Unleserlichkeit). Beeinflusst die Transparenz des Behandlungsablaufes (Verantwortlichkeiten, Nachvollziehbarkeit) für mich. Beeinflusst meine Sicherheit bzgl. Angemessenheit der Behandlung (z.B. Vermeidung von Nachbehandlungen). Beeinflusst das Risiko falscher Medikamenteneinnahme. Beeinflusst die Integration und Durchgängigkeit der medizinischen Versorgung (Niedergelassene Ärzte, Spital, etc.). Beeinflusst das Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen (Verordnung, Verabreichung). Beeinflusst die mit meinen Leistungen in Zusammenhang stehenden Transportzeiten (z.B. Übermittlung der Analyseergebnisse). Beeinflusst meine Entscheidungssicherheit (z.B. durch Einsatz evidenzbasierter Medizin, Unterstützung von Konsilien). Beeinflusst die Medikations- / Radiologiebelastung der Patienten. Beeinflusst das Risiko von Fehlern in der Diagnoseunterstützung (z.B. Labor, Radiologie). Beeinflusst das Risiko unerwünschter Transfusionsereignisse (Verordnung, Verabreichung). Beeinflusst das Risiko von Behandlungsfehlern. Beeinflusst das Risiko von Komplikationen. Beeinflusst meine Antwortzeit (z.B. bei Patientenanfragen). Beeinflusst die Liegezeiten (d. h. Zeiten, in denen Ergebnisse vorliegen aber nicht weiterverarbeitet werden) von Leistungen, die ich konsumiere (z.B. Laborergebnisse). Beeinflusst die beim Patienten durch Krankheiten verursachte Last (beispielsweise weniger Spitalbesuche oder für chronisch Kranke). Beeinflusst die Verweildauer des Patienten. -- X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X Was ist der Nutzen von eHealth? Wirtschaftlichkeit Beeinflusst die Dauer der Ausführung meiner Tätigkeiten. Beeinflusst die Anzahl der Leistungen, die meine Organisation pro Periode erbringen kann. Beeinflusst das Erlernen von Fähigkeiten, die innerhalb meiner Organisation benötigt werden. Beeinflusst die Personalkosten meiner Organisation. Seite 81 X X X X X X X X X X X X Beeinflusst die Lager- und Transportkosten meiner Organisation. X X X Beeinflusst die Materialkosten meiner Organisation. X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X Beeinflusst die Wartungs- und Betriebskosten. Führung Beeinflusst die Einhaltung gesetzlicher und anderer Anforderungen (z.B. Datenschutz, Ethik). Beeinflusst die Durchführung der haftungs- und rechtssicheren Dokumentation und deren Aufbewahrung (z.B. Leistungsdokumentation). Beeinflusst die Fähigkeit zur Gestaltung von Prozessen (z.B. Behandlungspfade). Beeinflusst die Fähigkeit zur Steuerung von Prozessen. Beeinflusst die Planbarkeit der Auslastung meiner Organisation. Zugang zu Leistungen/Befähigung Beeinflusst die Fähigkeit der Bürger/Patienten, Gesundheitsinformationen zu verstehen (Health Literacy). Beeinflusst das Gesundheitsbewusstsein der Bürger/Patienten. Beeinflusst die Gleichwertigkeit der Behandlung von Patienten, unabhängig von Alter. … von Bildung. … von Ort. … von Handicap. Beeinflusst die Fähigkeit der Bürger/Patienten, mit Informationen bezüglich ihrer Gesundheit technisch umzugehen (Umgang mit Portalen, etc.). Beeinflusst die Fähigkeit des Patienten, sich einen Überblick über mögliche Behandlungsoptionen zu verschaffen. Informationsqualität Beeinflusst den Zugang zu Informationen, die von mir benötigt werden (d. h. den Aufwand, den ich erbringen muss, um Zugriff auf benötigte Informationen zu erhalten). Beeinflusst die Verfügbarkeit sämtlicher von X X X X X X X X X X Was ist der Nutzen von eHealth? mir benötigten Informationen (z.B. Historie, Informationen anderer Institutionen, Integration). Beeinflusst die Redundanz/Doppelspurigkeit der Informationen. Beeinflusst die Aktualität der von mir benötigten Informationen. Beeinflusst inwiefern die von mir benötigten Informationen frei von Widersprüchen sind. Seite 82 X X X X X X X X X X X X Beeinflusst die Nachvollziehbarkeit (Ursprung, Anpassung) der von mir benötigten Informationen. X X X X Beeinflusst meine Fähigkeit, mit Leistungserbringern Informationen auszutauschen. X X X X Beeinflusst meine Fähigkeit, mit Patienten Informationen auszutauschen. X X X X Beeinflusst meine Fähigkeit, mit Controllern Informationen auszutauschen. X X X X Beeinflusst meine Fähigkeit, mit Unterstützern Informationen auszutauschen. X X X X X X X Beeinflusst die Glaubwürdigkeit der Informationen, welche durch Dritte beigesteuert wurden. X X X X Beeinflusst die Akzeptanz der Behandlung (z.B. durch bessere Informationen darüber). X X Vertrauen Beeinflusst mein Vertrauen in einen adäquaten/vertraulichen Umgang mit persönlichen Informationen. Weitere Punkte Gibt es aus Ihrer Sicht weitere wichtige Punkte , auf die eHealth einen Einfluss hat und die in diesen Fragen nicht berücksichtig sind? ………………………………… ………………………………… ………… ………………………………… ………………………………… ………… ………………………………… ………………………………… ………… X Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 83 Vorraussetzungen und Rahmenbedingungen des eHealth-Services … Meine Rolle: ______________. Bitte bewerten Sie diese aus der Sicht Ihrer Rolle. Kultur Strukturen Politik/ Gesetzgebung Netzwerkkosten Kultur Inwiefern sind politische und gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen, wie beispielsweise Regelungen bezüglich Datenschutz, Datenaustausch, etc., die diesen Service betreffen? Inwiefern sind Massnahmen zur Finanzierung von Investitionskosten, Ausbildungskosten, Wartungs- und Betriebskosten und etwaiger andere Kosten, die im Zusammenhang mit dem Service anfallen, vorhanden? Inwiefern sind Massnahmen zur Förderung von Akzeptanz /Bereitwilligkeit für die Nutzung dieses Services und der notwendigen Technologien vorhanden? Konzept vorhanden und vollständig umgesetzt Kosten Befähigung Externe Rahmenbedingungen Inwiefern sind strukturelle Rahmenbedingungen geschaffen, wie beispielsweise Netzwerkinfrastrukturen, übergreifende Prozesse oder verantwortliche Organisationen? ++ Konzept vorhanden und teilweise umgesetzt Infrastruktur Inwiefern ist Ihre Organisation willens, den Service innerhalb ihrer Aufgaben zu nutzen? + Konzept vorhanden aber nicht umgesetzt Software Inwiefern sind Massnahmen zur Finanzierung von internen Investitionskosten, Ausbildungskosten, Wartungs- und Betriebskosten und etwaiger anderer Kosten, die im Zusammenhang mit dem Service anfallen, vorhanden? Inwiefern sind die Mitarbeiter Ihrer Organisation technisch und inhaltlich in der Lage, den Service innerhalb ihrer Aufgaben zu nutzen? 0 Konzept teilweise vorhanden Integration Inwiefern sind die Applikationen vorhanden, welche benötigt werden, um den Service innerhalb ihrer Organisation zu nutzen? Inwiefern sind technische Infrastrukturen zur Nutzung des Services vorhanden (Geräte, Computer, Netzwerkinfrastruktur)? - Nicht vorhanden Organisation Inwiefern sind Applikationen, die mit diesem Service interagieren, in Ihre Arbeitsabläufe integriert und unterstützen diese? Weiss nicht Nicht anwendbar Strategie Vorraussetzungen Inwiefern schaffen Unternehmens- und IKT-Strategie die Anreize, damit die Organisation die Services effizient und effektiv einsetzt? Inwiefern sind bezüglich Organisationsstruktur und Abläufen die Vorrausetzungen geschaffen, um die Services möglichst effizient und effektiv zu nutzen? -- Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 84 Pondération du système des objectifs – Choisissez les cinq objectifs qui sont les plus importants pour vous et définissez leur ordre de priorité en reportant les chiffres 1 à 5 dans la colonne de droite. Mon rôle : _____________. Gestion Capacité à diriger Conformité Aptitude à coordonner les processus organisationnels ainsi qu’à structurer des processus multisectoriels, axés sur les patients Respect des exigences légales et autres pour les processus (bonnes pratiques) dans le secteur de la santé et capacité à les démontrer Caractère économique Productivité Rapport entre les ressources utilisées et les prestations fournies par unité de temps Coûts Coûts de matériel, de personnel, frais de transport, de stockage, de maintenance, d’exploitation, etc. Résultats (qualité médicale) Efficacité Capacité de prendre les bonnes décisions pour régler les problèmes et adopter les thérapeutique mesures qui s’imposent (adéquation du traitement, médecine factuelle) Efficience Aptitude à exécuter les décisions prises de manière expéditive et avec une thérapeutique utilisation optimale des ressources Sécurité thérapeutique Influence sur le risque lors de l’aide au diagnostic, risque d’effets secondaires indésirables des médicaments, erreurs ou complications dans le traitement Qualité des informations Disponibilité des Accès à des informations complètes et actuelles informations Exactitude des Incontestabilité et traçabilité des informations informations Echange Capacité d’échanger des informations avec les fournisseurs de prestations, les d’informations personnes de soutien, les destinataires et les contrôleurs Confiance Acceptation du traitement Le destinataire est sûr d’être bien soigné (qualité médicale) Confidentialité des informations Les patients sont sûrs que leurs informations personnelles sont utilisées de manière adéquate Fiabilité des informations Fiabilité des informations provenant de tiers Accès / capacités Culture sanitaire Egalité de traitement Possibilité de choisir Les citoyens / patients ont les capacités techniques (recours aux services électroniques) et les connaissances sur les contenus (culture sanitaire) leur permettant de traiter des informations sanitaires Même traitement, indépendamment de l’âge, de la formation, des handicaps et du lieu Capacité d’avoir un aperçu des options de traitement possibles Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 85 Reste inchangé S’améliore Destinataires / capacités à répondre Destinataires Se détériore ++ Contrôleurs + Pers. de soutien 0 Fournisseurs de prestationss S’améliore nettement - Se détériore nettement Influence ma disponibilité pour me vouer à mes tâches principales (présence auprès des Ne sait pas Non applicable Résultats (qualité médicale) Influence le besoin de recherches ultérieures (p. ex., pour raison d’illisibilité) Influence, à mon sens, la transparence du processus thérapeutique (responsables, traçabilité) Influence ma sécurité concernant l’adéquation du traitement (p. ex. suppression de traitements ultérieurs) Influence le risque de prise de médicaments inappropriée Influence l’intégration et l’accessibilité des soins médicaux (médecins établis, hôpital, etc.) Influence le risque d’effets secondaires non souhaitables de médicaments (prescription, administration) Influence les temps de transport liés à mes prestations (p. ex. communication des résultats d’analyse) Influence ma sécurité en matière de décision (p. ex., en utilisant la médecine factuelle, soutien avec l’aide de consultants médicaux) Influence la charge des patients en matière de médication et de radiologie Influence le risque d’erreurs dans l’aide au diagnostic (p. ex. laboratoire, radiologie) Influence le risque d’incidents non souhaitables lors de transfusions (prescription, administration) Influence le risque d’erreurs thérapeutiques Influence le risque de complications Influence mon temps de réponse (p. ex., questionnaires adressés aux patients) Influence les temps d’attente (c’est-à-dire les périodes durant lesquelles les résultats existent mais n’ont pas été traités) de prestations auxquelles je recours (p. ex. résultats de laboratoire) Influence la charge occasionnée aux patients par la maladie (p. ex., moins de visites à l’hôpital ou pour des malades chroniques) Influence la durée du séjour du patient -- X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X Was ist der Nutzen von eHealth? patients, évaluation d’analyses de laboratoires, etc.) Influence ma contribution au travail administratif Influence les temps d’attente des patients Caractère économique Influence la durée d’exécution de mes activités Influence le nombre de prestations que mon organisation peut fournir par période Influence l’apprentissage de capacités nécessaires au sein de mon organisation Influence les frais de personnel de mon organisation Seite 86 X X X X X X X X X X X X X X Influence les coûts de stockage et de transport de mon organisation X X X Influence les coûts matériels de mon organisation X X Influence les coûts de maintenance et d’exploitation X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X Gestion Influence le respect d’exigences légales et autres (p. ex., protection des données, éthique) Influence l’exécution de documentation sûre en matière de responsabilité et de droit et sa conservation (p. ex., documentation sur les prestations) Influence la capacité à structurer des processus (p. ex., voies de traitement) Influence la capacité à piloter les processus Influence la planification de la charge de mon organisation Accès aux prestations / capacités Influence la capacité des citoyens / patients à comprendre les informations sanitaires (culture sanitaire) Influence « l’esprit de santé » des citoyens / patients Influence l’égalité de traitement des patients, indépendamment de l’âge, ... de la formation ... du lieu ... du handicap Influence la capacité des citoyens / patients d’aborder techniquement les informations concernant leur santé (utilisation des portails, etc.) Influence la capacité des patients d’avoir un aperçu sur les options de traitement possibles Qualité des informations X X Was ist der Nutzen von eHealth? Influence l’accès aux informations qui me sont nécessaires (c’est-à-dire l’investissement que je dois faire pour accéder à ces informations) Influence la disponibilité de toutes les informations qui me sont nécessaires (p. ex. historique, informations d’autres institutions, intégration) Influence la redondance / les doublons en matière d’informations Influence l’actualité des informations qui me sont nécessaires Influence le stade auquel les informations qui me sont nécessaires sont incontestables Seite 87 X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X Influence ma capacité à échanger des informations avec des contrôleurs X X X X Influence ma capacité à échanger des informations avec des personnes de soutien X X X X X X X X X X X X X Influence la traçabilité des informations qui me sont nécessaires (origine, adaptation) Influence ma capacité à échanger des informations avec des fournisseurs de prestations Influence ma capacité à échanger des informations avec des patients Confiance Influence ma confiance dans une utilisation appropriée / confidentielle des informations personnelles Influence la crédibilité des informations qui ont été co-pilotées par des tiers Influence l’acceptation du traitement (p. ex., au moyen de meilleures informations sur celui-ci) Autres points : Existe-t-il, à votre avis, d’autres points importants sur lesquels la cybersanté a une influence et qui ne sont pas considérés dans ces questions ? ……………………………………………… ……………………………… ……………………………………………… ……………………………… ……………………………………………… ……………………………… ……………………………………………… ……………………………… X Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 88 Exigences et conditions-cadre du cyberservice « .... » Mon rôle :_____________ Veuillez évaluer le service en tenant compte de votre rôle -- Logic iel Infrastructure Coûts Capacit és Cultu re Dans quelle mesure votre organisation souhaite-t-elle intégrer le service à ses tâches ? Structure Cnditions-cadres externes Dans quelle mesure les conditions-cadres structurelles sontelles créées, p. ex., les infrastructures de réseau, les processus multisectoriels ou les organisations responsables ? Politique /législati on Dans quelle mesure les conditions-cadre politiques et légales qui concernent ce service sont-elles créées, p. ex., les réglementations concernant la protection des données, l’échange de données, etc. ? Coûts de réseau Culture Dans quelle mesure les conditions permettant le financement de coûts d’investissement internes, de formation, de maintenance et d’exploitation ainsi que d’autres coûts éventuels en relation avec le service sont-elles réunies ? Dans quelle mesure les conditions encourageant l’acceptation / l’adhésion pour l’utilisation de ce service et des technologies nécessaires sont-elles prévues? 0 + ++ Concept prévu et entièrement réalisé Concept prévu et partiellement réalisé Concept prévu, mais pas réalisé Concept partiellement prévu Intégration Dans quelle mesure les exigences permettant le financement de coûts d’investissement internes, de formation, de maintenance et d’exploitation ainsi que d’autres coûts éventuels en relation avec le service sont-elles réunies ? Dans quelle mesure les collaborateurs de votre organisation sont-ils techniquement et matériellement en mesure d’utiliser le service parmi leurs tâches ? Non prévu Organisation Dans quelle mesure des applications nécessaires pour utiliser le service au sein de votre organisation sont-elles prévues? Dans quelle mesure les infrastructures techniques pour l’utilisation du service existent-elles (appareils, ordinateurs, infrastructure de réseau) ? Ne sait pas Non applicable Stratégie Exigences Dans quelle mesure les stratégies de l’entreprise et des TIC créent-elles les incitations pour que l’organisation mette en place les services de manière efficace et efficiente? Dans quelle mesure les exigences du point de vue structure organisationnelle et processus sont-elles créées pour que l’organisation mette en place les services de manière efficace et efficiente? Dans quelle mesure les applications interactives avec le service sont-elles intégrées à vos processus de travail et les soutiennent-elles ? - Was ist der Nutzen von eHealth? Seite 89