Orientierung schafft Sicherheit

Transcrição

Orientierung schafft Sicherheit
Das Sicherheitsmagazin der AUVA
Oft ist es nur ein Moment.
November
2014
08 Gesunde Arbeitsplätze
Vom Unternehmen zur
gesunden Organisation
10
Alle!Achtung!
Auszeichnung für
Electro Terminal
18 Berufsbild
Industriekletterer
Wenn das Risiko zum
Tagesgeschäft gehört
Orientierung
schafft
Sicherheit
Was Leitsysteme, Sprache
und Brücken verbindet
P.b.b. GZ: 11Z039012 M
Retouren an PF 555, 1008 Wien
Erscheinungsort Wien
Verlagspostamt 1090 Wien
Daumen hoch …
… gegen Handverletzungen!
Hände gut, alles gut!
Handverletzungen sind die häufigste Folge von Unfällen – fast jeder
zweite Arbeitsunfall betrifft die Hand. Dabei könnten viele von ihnen
vermieden werden! Es gibt viele Möglichkeiten, das Unfallrisiko
zu senken: Die Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen sowie höchste
Konzentration bei jedem Handgriff stehen dabei an erster Stelle!
Eine Initiative der AUVA für mehr Sicherheit und Gesundheit.
www.haendegut-allesgut.at
Editorial • Inhalt
12
COVERFOTO: © tai111 – fotolia.com
Ohne Sprache
keine Sicherheit
Es gibt Gefahren, die wir mit unseren fünf
Sinnen wahrnehmen können. Durch Sehen,
Hören, Riechen, Schmecken oder Tasten. Für
manche Gefahren haben wir auch noch den
berühmten sechsten Sinn in Reserve. Doch
egal, ob fünf oder sechs: Sehr viele Gefahren
entziehen sich der sinnlichen Wahrnehmung,
und da hilft nur eines: Sprache.
Es ist gar nicht so gewagt, die These aufzustellen, die Sprache sei zum Zweck des Hinweises auf Lebenswichtiges erfunden worden.
Was wollen einander die ersten Lebewesen
schon mitgeteilt haben, wenn nicht „Dort
findet sich Nahrung!“ oder „Hier kannst du
dich vermehren!“ oder „Dort ist es bedrohlich, geh nicht hin!“?
„Im Anfang war das Wort“, heißt es im
Johannesevangelium. Widerlegt dieser symbolische Satz, über den Dr. Faust so gründlich
nachgedacht hat, unsere These oder bestätigt er
sie? Weder noch, könnten wir logisch folgern,
weil alles, was sich bedingt, gleichzeitig vorhanden sein muss: Himmel und Erde, Licht und
Schatten und eben auch Gefahr und Sicherheit.
Wir setzen von Berufs wegen auf die Sicherheit. Wir sind davon überzeugt, damit einen
wertvollen Beitrag zum Fortbestand der Welt
zu leisten, wenngleich es uns vorrangig darum
geht, andere und uns vor Schaden zu bewahren.
Dabei bedienen wir uns insbesondere der
Sprache, von der wir Klarheit und Verständlichkeit fordern. Und nichts ist verwirrender als
Informationen, die nicht der Situation entsprechen. Die Aufforderung „Jetzt abbiegen!“ kann
manchmal schief gehen,
meint Ihr Redaktionsteam
zum Schwerpunktthema dieses Heftes.
[email protected]
© buero bauer
Dr. Wilfried Friedl,
Chefredakteur
Der größte neu errichtete Campus
einer Wirtschaftsuniversität in
Europa punktet nicht nur mit
beeindruckender Architektur
News .......................................................................................................................................... 04
Gemeinsam für gesunde Arbeitsplätze .............................................. 08
Die EU-Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – den Stress managen“ soll
das Thema Stress und psychische Belastungen am Arbeitsplatz enttabuisieren.
ALLE!ACHTUNG!-Award für Electro Terminal ............... 10
Das Unternehmen ist ein Vorzeigeunternehmen für Sicherheit und
Gesundheit der Mitarbeiter.
Design für alle ............................................................................................................... 12
Für den neuen Campus WU wurde ein Orientierungssystem entwickelt –
einfach und für alle Benutzer!
Klare Worte ..................................................................................................................... 14
Capito – Barrierefreie Information „übersetzt“ komplizierte Texte
in eine zielgruppengerechte Sprache.
Brückenschlag ................................................................................................................ 16
Beat Anton Rüttimann baut Hängebrücken für die Ärmsten der Welt und
ermöglicht ihnen so den Zugang zu Märkten, Spitälern und Schulen.
Berufsbild Industriekletterer
......................................................................
18
Mit sportlichem Klettern hat der Job wenig zu tun.
Risiko ist Tagesgeschäft – aber ein voll durchkalkuliertes.
Risikoprävention durch Achtsamkeitstraining ........................ 20
Der Anästhesist Dr. Nidal Moughrabi und die Körpertherapeutin Katrin Jonas
erklären, wie Achtsamkeit auch im Alltag klappen kann.
Was tun gegen Bluthochdruck? ............................................................... 22
Bevor Medikamente zum Einsatz kommen, gilt es, den Lebensstil zu überdenken.
Tipps für den November .................................................................................. 23
Hinweis: Mit Rücksicht auf die bessere Verständlichkeit verzichten wir auf durchgängige beidgeschlechtliche Personenbezeichnungen.
IMPRESSUM: Herausgeber: Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA), 1200 Wien, Adalbert-Stifter-Straße 65, Internet: www.auva.at
| ­Beauftragter Redakteur: Dr. Wilfried Friedl, Tel.: +43 5 93 93-22900 | [email protected] | ASSISTENZ: Michaela Krasznyanszky,
Tel.: +43 5 93 93-22901 | [email protected] | Medieninhaber: ÄrzteVerlag GmbH, 1090 Wien, Währinger Straße 65,
Tel.: +43/961 1000-0, [email protected] | Redaktion: Mag. Renate Haiden, [email protected] | Anzeigen­repräsentanz:
ÄrzteVerlag GmbH, 1090 Wien, Währinger Straße 65, Tel.: +43/1/961 1000-0 | Zeitschriftenverlag: ÄrzteVerlag GmbH, 1090 Wien,
Währinger Straße 65, Tel.: +43/1/961 1000-0, office@­aerzteverlag.at | Anzeigenver­waltung: Marion Mabrier, Tel.: +43/1/961 1000-180,
[email protected] | Anzeigen: Karin Kaan, Tel.: +43/1/961 1000-23, [email protected], Fiona Bucher, Tel.: +43/1/961 1000-30,
[email protected] | Grafik und Layout: andrej.cc | HERSTELLER: Druckerei Berger, Horn | Verlagsleitung: Kommerzialrat Axel C. Moser.
Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz siehe www.alle-achtung.at.
ALLE!ACHTUNG!
11/2014 3
KommR Renate Römer, AUVA-Obfrau (vorne Mitte stehend) und das österreichische Team
EuroSkills 2014 – Superhelden bei der Arbeit
In der französischen
I
Stadt Lille an der Grenze
zu Belgien fanden heuer die
europäischen Berufsmeisterschaften statt. Ohne
Sicherheit lief da gar nichts.
wurden die Leistungen in 50 unterschiedlichen Berufen. 36 Teilnehmer aus Österreich ‒ 7 Damen und 29 Herren ‒ stellten
sich in 28 Einzel- bzw. Teamberufen mit
Unterstützung von 27 Experten der Herausforderung: von der Floristik über Mode
bis hin zur Sanitär- und Heizungstechnik
spannte sich der Themenbogen.
m Mittelpunkt der EuroSkills stehen die
beruflichen Superhelden, die an dem
europaweiten Wettbewerb teilnehmen.
Sie alle sind Helden aus Fleisch und Blut
und haben dort Chance, sich als Europameister in ihrem Fachgebiet zu beweisen.
Insgesamt waren rund 500 Teilnehmer aus
24 europäischen Ländern dabei. Bewertet
Ergonomiepreis für Computermaus
Die RollerMouse RED, eine ergonomische Alternative zur herkömmlichen Maus, wurde
kürzlich vom German Design Council für den German Design Award 2015 nominiert.
D
spannt mit beiden Händen oder abwechselnd rechts und links bedient werden. Ein
dicker langer Rollstab, der mit sieben hochsensiblen Sensoren bestückt ist, steuert den
Mauszeiger auf dem Bildschirm. Durch
die zentrale Positionierung werden Hände,
Arme, Schultern und Nacken spürbar ent-
© Rollermouse RED/Contour
ie RollerMouse RED, eine ergonomische Alternative zur herkömmlichen Maus, wurde kürzlich vom German
Design Council für den German Design
Award 2015 nominiert. Die RollerMouse
RED wird mittig vor der Computertastatur platziert und kann bequem und ent-
4 11/2014 www.alle-achtung.at
lastet. Verspannungen und Schmerzen, die
durch stundenlange Mausarbeit verursacht
werden, können vermieden bzw. gebessert
werden. Die RollerMouse RED fördert
zudem eine symmetrische Körperhaltung
und die korrekte Haltung des Rückens.
Sie vereint innovative Technik, Präzision,
intuitive Bedienbarkeit und hervorragende
Ergonomie mit preisgekröntem Design
und war bereits im Jahr 2013 mit dem Red
Dot Design Award ausgezeichnet worden.
Sie kann sowohl mit Windows-PCs als
auch mit OSX-Macs benutzt werden.
Info & Kontakt:
www.rollermouse-red.de
www.ergotrading.eu
© beigestellt
AUVA news
Aktionstag zur Sicherheit am Arbeitsplatz
im Naturhistorischen Museum Wien
M
it Bedacht auf das historische
Gebäude wird seit vielen Jahren
großer Wert auf die Sicherheit der einzelnen Arbeitnehmer am Arbeitsplatz
gelegt. Unter anderem wird ein jährlicher
Aktionstag, der die Beschäftigten auf die
verschiedenen Sicherheitsthemen sensibilisiert, veranstaltet, der sich Themen
wie Erste Hilfe, Brandschutz, Hautschutz,
dem Tragen von persönlicher Schutzausrüstung oder dem Umgang mit chemischen Gefahrenstoffen widmet. Da Sturz-
und Stolperunfälle zu den häufigsten
Ursachen bei Arbeitsunfällen zählen, steht
dieses Thema im Mittelpunkt des heurigen Aktionstages. In Zusammenarbeit
mit der AUVA wurde Mitarbeitern ein
Gleichgewichtstraining mit einem speziellen Balancekreisel angeboten. In einem
eigens dafür ausgerichteten Gehparcours
konnten Teilnehmer testen, wie sich
unterschiedliches Schuhwerk auf unterschiedliche Bodenbeschaffenheit auswirkt.
© beigestellt
Das Naturhistorische Museum in Wien zählt wohl zu den
spannendsten heimischen A
­ rbeitsplätzen für die unterschiedlichsten Berufsgruppen. In hausinternen Werkstätten
wie einer Tischlerei oder einer Tierpräparation verrichten
Handwerker, Aufsichtspersonal und Ausstellungs­techniker
ihre Arbeit.
Präparator bei Aufbauarbeiten im Sauriersaal
DAS KURHAUS Bad Gleichenberg
Behandlung von Psoriasis und Neurodermitis
Die Sole-Photo-Therapie ist eine der nachhaltigsten Behandlungen speziell bei Psoriasis und Neurodermitis. Die Therapie
erfolgt mit einem Bad in Gleichenberger Sole, die aus den
örtlichen Heilquellen hergestellt wird und einer Bestrahlung
mit UVB oder UVA-Licht, sowie dem Auftragen von cortisonfreier Salbe auf die Haut.
www.daskurhaus.at
Die Hauttherapie kann sowohl ambulant als auch stationär
in einem vierwöchigen Heilverfahren absolviert werden. Es
bestehen Verträge mit allen wesentlichen Sozialversicherungsträgern, ebenso sind private Gesundheitswochen möglich.
Eine zusätzliche Behandlung in der Ganzkörperkältekammer
bewirkt eine Beruhigung der Haut und sofortige Juckreizminderung.
Anzeige_AUVA Magazin_185x120.indd 1
22.10.14 17:31
ALLE!ACHTUNG!
11/2014 5
AUVA news
Beratung zahlt sich aus
BUCHTIPP
Bereits 35.000 Personen und 500 Betriebe haben sich in
den letzten drei Jahren an fit2work um Beratung gewandt.
Konfliktmanagement
I
So lösen Sie Konflikte
und verbessern das
Betriebs- und Arbeitsklima!
nehmer von gesundheitlichen Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz betroffen
war. Diese alarmierend hohe Zahl nachhaltig zu senken, war und ist das Ziel des
fit2work Beratungsangebots“, betont der
Minister.
Auffallend ist, dass mit 42 Prozent die
Mehrheit der Kunden angibt, unter einer
psychischen oder psychiatrischen Erkrankung zu leiden. Ein weiteres Drittel leidet
unter einer Erkrankung des Bewegungsund Stützapparates, des Skeletts
oder der Muskeln. Die Gründe
für die psychischen Belastungen
sieht Hundstorfer in anhaltendem Stress, Überstunden,
Problemen mit Führungskräften und Arbeitskollegen,
Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes bzw. keinen adäquaten
Arbeitsplatz zu finden und
Mobbing am Arbeitsplatz. Die
Folgen dieser oft chronifizierten Belastungen reichen
von Depression und Schlafstörungen über Burnout, Migräne bzw. Nervenerkrankungen
und Magen-Darmbeschwerden bis hin zu
körperlichen Erkrankungen wie HerzKreislauferkrankungen.
Insgesamt haben seit Beginn der Initiative 2011 knapp 65.000 Personen Informationen oder Beratung bei fit2work
eingeholt. Dass die Nachfrage nach einer
Beratung zur Gesundheit am Arbeitsplatz nicht abreißt, zeigen auch die aktuellen Zahlen von 2014: Seit Jahresbeginn
haben sich knapp 21.500 Menschen an
die fit2work-Personenberatung gewandt.
Ziel von fit2work ist, mit diesem niederschwelligen Beratungsangebot Informationen, Beratung und Unterstützung bei
Fragen zur seelischen und körperlichen
Gesundheit am Arbeitsplatz zu liefern.
Das Angebot von fit2work ist kostenlos,
freiwillig und vertraulich.
© fit2work
m Herbst 2011 eröffneten die ersten
fit2work Beratungsstellen in Wien,
­
­Niederösterreich und der Steiermark. Seit
Jahresbeginn 2013 ist fit2work in allen
neun Bundesländern vertreten, und das
höchst erfolgreich: „Innerhalb der ersten
drei Jahre haben knapp 35.000 Personen
und 500 Betriebe die Beratungsstellen
besucht und eine Basisinformation erhalten
– mit dem Ziel, die Gesundheit am Arbeitsplatz nachhaltig zu verbessern“, freut sich
Beratung und Unterstützung von fit2work
Sozial­
minister Rudolf Hundstorfer über
die positive Bilanz der Beratungsinitiative
fit2work. „Rund 20.000 Menschen haben
in ganz Österreich nach der Basisinformation bereits eine Erstberatung in Anspruch
genommen, und knapp 2.500 werden derzeit im Rahmen eines individuellen Case
Managements betreut, und mehr als 6.000
haben die Beratung bereits abgeschlossen“,
ergänzt der Minister.
Von den 500 interessierten Betrieben
befinden sich mittlerweile 234 Unternehmen in der ersten Stufe der Betriebsberatung, check4start, die von Experten
der AUVA durchgeführt wird, und knapp
190 Betriebe wurden bereits in die individuelle fit2work Betriebsberatung weitergeleitet. „Ausgangspunkt unserer Initiative waren Umfragewerte, die zeigten, dass
ein Drittel aller österreichischen Arbeit-
6 11/2014 www.alle-achtung.at
Info & Kontakt: www.fit2work.at
Der Anteil der psychischen Belastungen
am Arbeitsplatz ist erheblich angestiegen.
Immer öfter führen sie zur Erkrankung
von Mitarbeitern und Führungskräften.
Deshalb ist eine professionelle Handhabung von Konflikten kein Luxus, sondern
eine notwendige Kernkompetenz für
Führungskräfte. Nicht zuletzt sind Konflikt
Energiefresser, die nicht in Produktivität
sondern in Kosten umgesetzt werden.
Das Buch informiert Leserinnen und
Leser über die Konfliktursachen und
vermittelt Wissenswertes über heiße
und kalte Konflikte, über verschiedene
Eskalationsstufen und Konfliktstile sowie
über die typischen in der Arbeitswelt vorherrschenden Konfliktkulturen. Konflikte
können sehr schnell eskalieren und außer
Kontrolle geraten. Wichtig sind das frühzeitig Erkennen
und der richtige
Umgang mit
bereits offenen
Konflikten. Neun
Modelle der Konflikthandhabung
dienen Konfliktbeteiligten und
Konflikthelfern
zur Orientierung
und zum konstruktiven Umgang
mit kritischen betrieblichen Situationen.
Darüber hinaus geht es dem Autor in
diesem Buch auch um die Sicherstellung
eines guten, innerbetrieblichen Arbeitsklimas und damit um die Vorbeugung von
Konflikten und psychischen Fehlbeanspruchungen. Sollte es dennoch zu Konflikten
kommen, müssen diese nicht nur gelöst
werden, sondern können auch als Chance
gesehen werden. Darunter versteht man
gelungenes Konfliktmanagement. Schließlich vertritt der Autor die These: „Gesundes Konfliktmanagement ist die beste
Prävention psychischer Belastungen und
langfristiger Beanspruchungsfolgen!“
E.-Werner Müller.
Konfliktmanagement.
Ecomed Sicherheit.
ISBN 978-3-609-61928-6
LESER-ZUCKERL
Gewinn
L
SPIE
für Leserinnen und Leser
Die Ausstellung besteht aus einer „Erfahrungswelt“, in der die Mobilität aus allen erdenklichen Blickwinkeln betrachtet und erlebbar wird, und aus einer umfangreichen Präsentation von Objekten, die direkt oder indirekt mit der Mobilität zu tun haben. Sie reicht
von den Grundlagen der Bewegung aus grauer Vorzeit bis zu den Errungenschaften
der modernen Mobilität. Und sie wirft auch einen Blick über das „Zeitalter der Mobilität“
hinaus in die Zukunft.
Senden Sie Ihre Antwort per E-Mail mit dem Betreff „Mobilität“ an [email protected]
oder per Post mit dem Kennwort „Mobilität“ an AUVA, Sicherheitsmarketing, AdalbertStifter-Straße 65, 1200 Wien. Für die schnellsten richtigen Antworten gibt es 1 bis
maximal 3 Eintrittskarten. Bitte geben Sie die Kennbuchstaben (A, B, C oder D, siehe
oben) sowie die gewünschte Eintritts­kartenzahl (1 bis 3) in Ihrer Antwort an. Es gilt das
Datum der Absendung bzw. des Poststempels.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Einsendeschluss ist der 30. November 2014.
Das Präventionsforum+
ist ein zentrales, interna­
tionales Wissensportal,
das relevante Informa­
tionen und Vorschrif­
ten über Sicherheit und
­Gesundheit bei der Arbeit
für interessierte Personen
bereitstellt.
© TMW
Gewinnen Sie mit ALLE!ACHTUNG! Eintrittskarten
zum Besuch des Technischen Museums Wien (TMW).
Ab 28. November 2014 läuft die faszinierende Ausstellung
zum Thema „Mobilität“.
Die Preisfrage lautet:
Welche zwei Kernaufgaben
der AUVA werden in der
Ausstellung besonders
thematisiert?
A Unfallverhütung
BUnfallheilbehandlung
CRehabilitation
D Finanzielle Entschädigung
Diese qualitätsgesicherten Informationen und Vorschriften werden mit modernster
Suchmaschinen-Technologie aus definierten Websites indexiert, katalogisiert und
sortiert nach Ländern, Sprachen und Themen angezeigt. Die Ergebnisse werden
grafisch dargestellt, z.B. als Tortendiagramm mit Häufigkeit der Treffer für einzelne
Facetten oder Teilbereiche.
Parallel zur Suchmaschine wurde eine Semantik aufgebaut, die die von Land zu Land
unterschiedlichen fachspezifischen Begrifflichkeiten berücksichtigt und die Suchergebnisse verbessert.
Eine Personalisierung der Suche durch Login ermöglicht Suchanfragen abzuspeichern. Spezialisten können bestimmte Themenfelder über einen definierten Zeitraum
ohne zusätzlichen administrativen Aufwand beobachten.
Besuchen Sie die Wissensplattform unter:
www.praeventionsforum-plus.info
AUVA AKTUELL
Gemeinsam für
gesunde Arbeitsplätze
Im Rahmen der EU-Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – den Stress
managen“ sowie der „Europäischen Woche für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz“ fand kürzlich auch eine Informationsveranstaltung
in Salzburg statt. Das Motto war klar: Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz ist machbar!
D
ass eine europäische Kampagne auch in
Österreich wirkt, zeigen die Fachvorträge und eine Podiumsdiskussion, die die
Aspekte der Evaluierung psychischer Belastungen
am Arbeitsplatz, wissenschaftliche Standards zur
Stressbekämpfung und konkrete Umsetzungsbeispiele thematisierten. Die Arbeiterkammer Salzburg
und der ÖGB Salzburg hatten in Kooperation mit
dem österreichischen Sozialministerium und der
Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) diesen
Informationstag organisiert.
Dramatische Steigerungen
„Arbeitsbedingungen müssen so gestaltet sein,
dass die Beschäftigten nicht nur physisch, sondern
auch psychisch gesund bleiben. Prävention ist das
Gebot der Stunde, das nützt der Gesundheit der
Beschäftigten und reduziert teure Behandlungskosten“, appellierte Siegfried Pichler, AK-Präsident
und ÖGB-Landesvorsitzender in Salzburg, angesichts steigender Krankenstände aufgrund seelischer und psychischer Leiden an die Unternehmen.
Die Zahlen sind alarmierend, denn: zwischen 1994
und 2011 gab es eine Steigerung um fast 200 Prozent!
„Psychische Gesundheit ist nichts Abstraktes
oder Unbeeinflussbares, sondern machbar“, waren
sich die Referenten einig. Diesem Umstand Rechnung tragend, geht die AK Salzburg mit gutem Beispiel voran und beschäftigt seit Anfang 2014 eine
eigene Arbeitspsychologin. „Wir müssen die Psyche
des Menschen verstehen, um zu wissen, wie Arbeit
mit und für die Menschen gesund gestaltet werden
kann“, beschreibt Mag. Karin Hagenauer ihren
Ansatz. „Unternehmen müssen sich zu gesunden
Organisationen entwickeln, um ihre Beschäftigten
langfristig arbeitsfähig zu halten.“
8 11/2014 www.alle-achtung.at
Störfaktoren aufdecken
Stress und psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind
ein gesamteuropäisches Problem. Aufgrund der sich
zuspitzenden Dramatik hat die EU im Frühjahr 2014
eine zweijährige Informations- und Aufklärungskampagne gestartet. „Wichtig ist eine Enttabuisierung des
Themas“, erklärt die österreichische Kampagnenleiterin Mag. Martina Häckel-Bucher vom Sozialministerium. Nach Ansicht der Expertin geht es bei
der Beurteilung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz nicht darum, individuelle Schwächen der Arbeitnehmer aufzudecken.Vielmehr sollen gemeinsam kollektive und relevante Störfaktoren am Arbeitsplatz
– von Lärm oder störenden Telefonanrufen bis hin zu
unklaren Arbeitsanweisungen – aufgedeckt werden.
„Mit der Kampagne wollen wir den Unternehmen
zeigen: Psychosoziale Risiken lassen sich ebenso systematisch beurteilen und managen wie andere Risiken
im ArbeitnehmerInnenschutz“, so Häckel-Bucher.
Arbeitsbedingter
Stress ist
eine Unternehmensangelegenheit
und kein
persönlicher
Fehler.
Der erste Schritt zu gesunden Arbeitsplätzen
Als einer der Pioniere Europas hat Österreich bereits
vor geraumer Zeit Maßnahmen gesetzt, um psychi-
Leitfaden zur Kampagne
„Gesunde Arbeitsplätze – den Stress managen“ fordert alle Unternehmen und Einzelpersonen auf lokaler, nationaler und europäischer
Ebene zur Teilnahme auf. Teilnehmen können:
• alle Arbeitgeber aus dem öffentlichen und
privaten Sektor
• Manager, Aufsichtspersonen und Arbeitnehmer
• Gewerkschaften und Sicherheitsbeauftragte
• alle Unternehmen und Einzelpersonen, die
sich für die Verbesserung von Sicherheit und
Gesundheitsschutz einsetzen
Mehr Informationen zur EU-Kampagne:
www.healthy-workplaces.eu
AUVA: Stress kann auch ein Managementfehler sein
© Trueffelpix – Fotolia.com
Für die AUVA ist Stress als Dauerzustand in einem Unternehmen ein Zeichen dafür, dass
etwas nicht klappt. Entweder sind die Ressourcen unzureichend oder schlecht verteilt,
oder es mangelt an wichtiger Information, auch mangelnde Einbindung von Beschäftigten
kann eine Ursache für ständigen Stress sein. DI Effenberger: „Stress als Herausforderung,
die man bewältigen kann, ist nicht das Thema. Stress wird erst dann zum Problem, wenn
man ihm hilflos ausgeliefert ist. Dann macht er krank und verursacht dem Unternehmen
mitunter hohe Kosten“. Für die AUVA ist Stress schon seit Jahren ein wichtiges Thema,
das von mehreren Arbeits- und Organisationspsychologen abgedeckt wird. Mehr Informationen über die Stresspräventionsangebote der AUVA unter www.auva.at/vorsorge.
Durch gemeinsames Vorgehen können
Arbeitgeber, Manager und Arbeitnehmer arbeitsbedingten Stress und
psychosoziale Risiken zum Nutzen
aller bewältigen.
sche Belastungen am Arbeitsplatz besser in den Griff zu
bekommen. Die Novelle des
ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes vom 1. Jänner
2013 regelt klar, dass neben der körperlichen Gesundheit auch Gefahren durch arbeitsbedingte psychische
Belastungen, die zu Fehlbeanspruchungen führen,
ermittelt und beurteilt werden müssen. Erforderliche
Maßnahmen zur Vermeidung und Reduktion dieser
Gefahren sind in der Folge ebenso vorgeschrieben.
„Immer mehr Betriebe erkennen die Chance, mit
einer Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen
‚Schwachstellen‘ zu beheben. Noch immer führen
mangelnde Arbeitsschutzkenntnisse aber mitunter
zu mangelhaften Evaluierungen. Hier unterstützt das
Arbeitsinspektorat durch Beratungen und Kontrolle“,
so Mag. Julia Steurer, Sozialministerium. Zahlreiche
Informationen zum Thema bietet die Website der
Arbeitsinspektion www.arbeitsinspektion.gv.at
n
Info & Kontakt:
Informationen zur Arbeitsplatzevaluierung psychischer
Belastungen: www.arbeitsinspektion.gv.at
MOORHEILBAD HARBACH
· Kurzentrum für Beschwerden
im Bewegungs- und Stützapparat*
· Zentrum für orthopädische
Rehabilitation und Sportrehabilitation*
· Wirbelsäulenzentrum
· Lebensstilmedizin
· Xundwärts – Von Natur aus Freude
an der Bewegung.
LEBENS.RESORT OTTENSCHLAG
ARBEITEN FÜR DIE GESUNDHEIT
Das Moorheilbad Harbach, einer der größten
gesundheitstouristischen Arbeitgeber in Niederösterreich, und das Lebens.Resort Ottenschlag
bieten derzeit mehr als 550 Mitarbeitern aus
über 30 verschiedenen Berufsgruppen einen
sicheren Arbeitsplatz in der Region Waldviertel.
Durch diese große Verantwortung haben
Qualitätsmanagement, Aus- und Weiterbildung, Nachhaltigkeit und soziales Engagement in den beiden Waldviertler Gesundheitsbetrieben einen großen Stellenwert.
· Zentrum für psychosoziale
Gesundheit (Rehabilitation*)
· Stoffwechsel-Zentrum mit
Schwerpunkt Diabetes (Rehabilitation*)
· Kurzentrum für Beschwerden
im Bewegungs- und Stützapparat*
· Lebensstil-Medizin mit Schwerpunkt mentale
Gesundheit und Burnout-Prävention
· Gender-Medizin: Beachtung
geschlechtsspezifischer Unterschiede
* Vertragspartner
der österreichischen
Sozialversicherungen
3970 Moorbad Harbach
Tel. +43 (0)2858/5255
www.moorheilbad-harbach.at
Xundheitsstraße 1, 3631 Ottenschlag
Tel. +43 (0)2872/20 0 20
www.lebensresort.at
nd-jobs.at über
sich auf www.xu n Bereichen
Informieren Sie
in de
s
Job
lle
tue
ak
d
Berufsbilder un
stronomie.
urismus und Ga
Gesundheit, To
ALLE!ACHTUNG!
11/2014 9
AUVA ALLE!ACHTUNG! GRATULIERT
Gut verbunden
Das Innsbrucker Unternehmen Electro Terminal ist nicht nur ein weltweit renommierter Hersteller von elektromechanischen Verbindungselementen für die Licht- und Haushaltsgeräteindustrie sowie den Installationsbereich, sondern auch ein Tiroler Vorzeigeunternehmen in
den Bereichen Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter.
E
„inTAct“ Gesundheitsprojekt
Im Jahr 2007 startete das Unternehmen mit der
Implementierung eines nachhaltigen, systematischen Konzeptes im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Ein eigenes Gesundheitsgremium, in das neben der Personalabteilung
auch der Betriebsarzt integriert ist, kümmert sich
um die Umsetzung konkreter Maßnahmen. „Mit
unserem Gesundheitsprojekt ‚inTAct‘ nehmen wir
beim Thema betriebliches Gesundheitsmanagement
einen führenden Rang unter den Tiroler Industriebetrieben ein“, erzählt Claudia Herzog-Robatsch,
Marketingverantwortliche bei Electro Terminal, mit
hörbarem Stolz. Das Projekt umfasst Maßnahmen
zu folgenden vier Bereichen: „Mentale Stärke“,
„Flexibilität/Rücken/Beweglichkeit“, „Kondition/
Fitness“ sowie „Gesunde Ernährung“.
Immer wieder werden hier Schwerpunkte gesetzt
und konkrete Angebote für alle Mitarbeiter erarbeitet. Herzog-Robatsch berichtet über verschiedene Beispiele aus den vergangenen Jahren: etwa
über einen Workshop mit einem Shaolin-Mönch
zum Thema Mentale Stärke, der die Mitarbeiter so
begeisterte, dass sich daraus eine regelmäßige, morgendliche Qi Gong-Einheit entwickelte; oder über
Motivationsveranstaltungen zu den Themen Leistung, Sicherheit, aber auch Fehlerkultur mit heimischen Spitzensportlern wie der Ski-Doppelweltmeisterin Lizz Görgl und dem Team-Olympiasieger
in der Kombination Mario Stecher. Zum Thema
„Flexibilität/Rücken/Beweglichkeit“ werden nicht nur ergonomische Beratungen am Arbeitsplatz
durch den Betriebsarzt angeboten,
sondern auch Tests mit einem Physiotherapeuten sowie vergüns-
„Der Award
ist eine Bestätigung für
unsere kontinuierlichen
Verbesserungsmaßnahmen in
den Bereichen Sicher­
heit und
Gesundheitsförderung.“
Walter Mittermüller,
geschäftsführender Gesellschafter von Electro
Terminal
© Die Fotografen
lectro Terminal wurde 1964 von Dr. Walter
Zumtobel, dem Gründer der heutigen Zumtobel AG, und seinem langjährigen Vertriebspartner Ferdinand Rojkowski in Innsbruck
gegründet. 1998 erfolgte die Eingliederung in die
Tridonic GmbH & Co KG, ein Unternehmen
der Zumtobel Gruppe. Im Jahr 2005 firmierte das
Unternehmen in Tridonic connection technology
um. Vor wenigen Monaten folgte der erneute Gang
in die Selbstständigkeit. Die lokale Geschäftsleitung übernahm im Zuge eines MBO (Management
Buyout) gemeinsam mit dem langjährigen und weltweit tätigen Logistikpartner AFS All Freight Systems
GmbH, Innsbruck, rückwirkend zum 30. April 2014
alle Anteile des Unternehmens in die eigene Verantwortung. Seit 1. November tritt das Unternehmen
wieder unter seinem ehemaligen Namen Electro
Terminal auf dem Markt auf. „Als eigenständiges
Unternehmen können wir flexibel und unabhängig
am Markt agieren und den Anforderungen unserer
Kunden noch besser gerecht werden“, ist Walter Mittermüller, Geschäftsführer und Teilhaber von Electro
Terminal, überzeugt. „Mit unserem hochqualifizierten Team und einem neuen, innovativen Produktportfolio sind wir im 50. Jahr nach der Gründung
des Unternehmens am Markt bestens aufgestellt.“
Die Produktion in Innsbruck umfasst im Wesentlichen vier Kernkompetenzen: Kunststoffspritzguss,
Biegen und Stanzen, eine hochautomatisierte Montage sowie den Werkzeugbau.
Die Sicherheit und
die Gesundheit der
Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sind dem Electro
Terminal-Management ein
großes Anliegen
10 11/2014 www.alle-achtung.at
Alle!Achtung! Mit diesem Award holt die AUVA Persönlichkeiten,
Unternehmen oder Schulen vor den Vorhang, die besondere Akzente auf
dem Gebiet der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz
setzen. Bewerben auch Sie sich unter [email protected]
© beigestellt
Die AUVA gratuliert dem Electro Terminal-Management zum ALLE!ACHTUNG!-Award (von links):
Ing. Martin Schretthauser, AUVA Landesstelle Salzburg, Stellvertretender Leiter des Unfallverhütungsdienstes; Kammerrat Werner Gohm, 2. Obmannstellvertreter der AUVA; Harald Götzendorfer,
Umwelt-, Gesundheits- & Sicherheitsbeauftragter; Michael Prior, Leiter Finanzen, und Helmut
Priewasser, Controlling bei Electro Terminal
Nachgefragt bei ...
… Harald Götzendorfer, Umwelt-,
Gesundheits- und Sicherheitsbeauftragter von Electro Terminal
Die Auszeichnung mit dem ALLE!
ACHTUNG!-Award ist auch eine Bestätigung Ihrer täglichen Arbeit als Gesundheits- & Sicherheits- und Umweltbeauftragter. Sie tragen eine hohe Verantwortung …
Götzendorfer: Selbstverständlich ist
das eine hohe Verantwortung gegenüber
meinen Kolleginnen und Kollegen und
gegenüber dem Unternehmen. Eine wichtige Voraussetzung für diese Aufgabe ist,
dass die Geschäftsleitung uneingeschränkt
hinter mir steht, mich eigenverantwortlich
arbeiten lässt, mir gleichzeitig aber auch
Rückendeckung gibt, wo das notwendig
ist. Persönlich ist es wichtig, dass man das,
was man macht, gerne tut. Wenn beides
zusammentrifft, dann kann man in dieser
Aufgabe viel erreichen. Bei uns zum Beispiel
gab es zwischen 2000 und 2006 noch
tigte Massageangebote direkt im Haus. Im Bereich
„Kondition und Fitness“ werden unter anderem
gemeinsame Firmenläufe gefördert bzw. interne
Lauf-, Walking-, Rad- oder Berggruppen unterstützt. Ein wichtiges Thema ist die gesunde Ernährung. So kommen alle Mitarbeiter in den Genuss
eines hochwertigen, ausgewogenen Mittagsmenüs,
das in Kooperation mit der Privatklinik Hochrum
angeboten wird, oder sie profitieren von der Aktion
„Gesunder Apfel“, die auf eine Mitarbeiterinitiative
zurückgeht.
Derzeit werde gerade wieder an neuen Aktionen im Rahmen von „inTAct“ gearbeitet, erzählt
Herzog-Robatsch. Unter anderem sollen – als Teamprämie für das innerbetriebliche Vorschlagswesen –
Feuerlauf-Seminare für die engagierten Mitarbeiter
finanziert werden, um damit deren mentale Stärke
und den Teamgeist zu fördern. „Ich bin davon überzeugt“, sagt Herzog-Robatsch abschießend, „dass
wir mit unserem Förderprogramm nicht nur die
Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maßgeblich verbessern, sondern uns auch als
attraktiver Arbeitgeber in Tirol einen guten Namen
gemacht haben. Selbst unsere Geschäftspartner
sind immer wieder beeindruckt, was wir in diesem
Bereich alles anbieten.“
n
47 Arbeitsunfälle, die 3.407 Fehlstunden
mit sich brachten. Seit ich als Gesundheitsund Sicherheitsbeauftragter tätig bin, also
seit 2007, ist es uns gelungen, in einem
vergleichbaren Zeitraum von 2007 bis 2013
die Arbeitsunfälle auf 13 und die Fehlstunden auf 550 massiv zurückzuschrauben.
Sind Sie viel unterwegs im Betrieb?
Götzendorfer: Ich mache täglich meine
Rundgänge durch den Betrieb. Für mich ist
wichtig, dass man immer nah dran ist an
den Kollegen. Ich mache ja zusätzlich auch
Umweltschutz und Brandtechnik, wenn
ich also durchgehe, dann achte ich auf
alles, auf jedes Detail, auf die Sicherheit, die
Sauberkeit, den Feuerschutz und so weiter.
Kleinigkeiten fallen mir dabei jeden Tag auf,
das wird alles dokumentiert und mit den
zuständigen Meistern sofort besprochen,
die dann für die Umsetzung der Verbesserungen verantwortlich sind. Inzwischen
kommen die Leute aber auch schon von
selbst zu mir, um Probleme oder Mängel
aufzuzeigen und Verbesserungen vorzu-
schlagen. Die Leute rufen mich an, fragen
mich: Was könnten wir tun? Wichtig ist es,
dass sie immer ernst genommen werden,
auch bei Kleinigkeiten.
Wie wichtig ist das Thema Kooperation?
Götzendorfer: Sehr wichtig. Ich versuche
laufend, mich auf dem neuesten Stand
zu halten, mich weiterzubilden. Ich bin
auch in verschiedenen Arbeitskreisen der
Wirtschaftskammer aktiv, um mir wertvolle Informationen zu holen, Kontakte zu
pflegen und Erfahrungen auszutauschen.
Ich schaue außerdem laufend darauf,
dass ich mit anderen Firmen zusammenarbeite. Überall gibt es hilfreiche Tools, die
man adaptieren und übernehmen kann.
Besonders gut funktioniert die Zusammenarbeit mit der AUVA. Die AUVA-Experten
sind mehrmals im Jahr bei uns zu Gast
– zum Beispiel immer dann, wenn wieder
eine Sicherheitsfachkraft-Ausbildung läuft.
Dabei werden Maschinen und Arbeitsplätze evaluiert, aktuelle Themen und neue
Bestimmungen besprochen und diskutiert.
ALLE!ACHTUNG!
11/2014 11
AUVA Coverstory
Inclusive Design –
Design für alle
Für den neuen Campus WU im
Wiener Prater wurde ein Orientierungssystem entwickelt, das durch
Freiraum und Parkgarage bis in
die einzelnen Hörsäle, Seminar- und
Projekträume, Departments und
Bibliotheken leitet – einfach
und für alle Benützer.
D
er größte neu errichtete Campus einer Wirtschaftsuniversität in Europa punktet nicht
nur mit beeindruckender Architektur und
der „Grünruhelage“ direkt am Wiener Prater. Die
rund 25.000 Studierenden nützen den Campus auch
als Studierplatz und Kommunikationszone mit vielfältigem Gastronomie- und Sportangebot sowie einem
eigenen Kindergarten. Die visuelle und informative
Klammer für das vielfältige Angebot bietet ein Orientierungssystem aus der Feder des Wiener buero bauer,
wo Architekten, Texter, Fotografen und Kommunikationsdesigner Hand in Hand arbeiten. Die Kreativschmiede zählt zu den führenden interdisziplinären
Designbüros Österreichs und hat hier mit signalhafter
Farbgebung und logisch-intuitivem Aufbau eine klare
Orientierung geschaffen. Wer zum ersten Mal hier
ist, findet sich rasch und unkompliziert zurecht. „Am
12 11/2014 www.alle-achtung.at
Campus WU hatten wir den hohen Anspruch, internationales Best-Practice-Beispiel für ‚Inclusive Design‘
zu werden. Gelöst wurde das mit einer intelligenten
Kombination aus analog, digital, taktil und akustisch
erfahrbaren Medien für alle Sinne“, erklärt Geschäftsführer Mag. Erwin K. Bauer.
Willkommen am Campus
Die Besucher des Campus WU werden an allen Eingängen und Garagenaufgängen von Orientierungstafeln empfangen. Diese geben einen Überblick über
den gesamten Campus und informieren darüber, wo
die einzelnen Departments und Serviceeinrichtungen
zu finden sind. Die einzelnen Gebäude können mithilfe eines Farbleitsystems leicht gefunden werden. In
den Gebäuden selbst gibt es Übersichten, die zeigen,
in welchen Stockwerken sich die Departments bzw.
Einrichtungen befinden. Am Eingang der Departments sind Informationstafeln mit der Institutsgliederung und den zugeordneten Professoren angebracht.
Innerhalb der Departments wird die Orientierung
durch Wegweiser mit Zimmernummern sowie Türschildern mit Raumnummern, Namen und Instituts-
Nachgefragt bei ...
… Mag. Erwin K. Bauer,
Geschäftsführer,
buero bauer
Fotos © buero bauer
beigestellt
Warum ist Inclusive Design
gerade im Gesundheitswesen
eine große Herausforderung?
Bauer: Es gilt hier, die Ansprüche vieler Gruppen auf
einen Nenner zu bringen. Ärzte wollen über das
Design entsprechend repräsentiert werden, „ihre
Abteilung“, ihre Arbeit soll gut zur Geltung kommen. Aber es muss vor allem darum gehen, dass
Patienten und Besucher abgeholt und gelotst werden. Und letztendlich müssen sich alle Mitarbeiter
in der Umgebung auch wohl fühlen. Am Campus
der Uni-Klinik Salzburg arbeiten wir zum Beispiel
mit großen Buchstaben, die vor den Gebäuden
stehen – sie setzen ein Zeichen und ermöglichen
leichte Orientierung. Die Kinderklinik hat zudem die
Spezialaufgabe, dass Eltern mit kranken Kindern
unter hohem Stress stehen – dass also Orientierung noch einfacher und intuitiver ablaufen muss.
Kinder müssen gleichzeitig spielerisch angesprochen
werden. Eine lebendige Illustrationswelt gibt jedem
Stockwerk der Kinderklinik am Salzburger Universitätsklinikum eine eigene Identität. Neben intuitiver
Orientierung übernimmt die spielerische Interaktion
mit den kleinen Patienten eine wichtige Rolle.
Inclusive Design
schafft eine Wohlfühlatmosphäre für
alle, die sich in diesen
Räumen bewegen und
schließt keine Per­
sonengruppe aus
Leitsysteme
können
sichtbar,
hörbar und
spürbar
Orientierung
bieten.
bezeichnungen erleichtert. Die Lehr- und Lernflächen
sind in den Departmentgebäuden immer im Erdgeschoß untergebracht, um einen einfachen Zugang zu
gewährleisten. In allen Stockwerken sind Übersichtspläne angebracht.
Inclusive Orientation Design
Es liegt auf der Hand, dass ein Leit- und Orientierungssystem in der Größe des Campus wohl mehr
bedarf, als nur „ein paar Schilder“ zu montieren, die im
besten Falle auch von Sehbehinderten oder Blinden
gelesen werden können. „Alle Menschen, auch jene
mit speziellen Bedürfnissen, gleichwertig und barrierefrei mit Informationen zu versorgen, ist eines der
zentralen Anliegen des medienübergreifenden Informationsdesigns unseres Büros. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf ‚Inclusive Design‘, das bedeutet, Räume
oder Services für alle Menschen unabhängig von ihren
Fähigkeiten gleichwertig zugänglich zu machen“,
erklärt Bauer. Inclusive Orientation Design gestaltet in
diesem Sinne alle räumlichen, visuellen und interaktiven Angebote, um öffentliche Orte intuitiv erlebbar
zu machen.
Im Sinne des europäischen Gleichbehandlungsgrundsatzes ist es für Neubauten seit 2006, im Bestand
bis 2016, verpflichtend, öffentliche Gebäude allen Personen fair und gleichwertig zugänglich zu machen.
Nicht nur Rollstuhlfahrer sollten barrierefreien
Zugang erhalten, ebenso wichtig und gefordert ist
der uneingeschränkte Zugang zu Information. Das
buero bauer konnte in den vergangenen Jahren eine
beachtenswerte Expertise in dieser noch jungen Dis-
Welches Projekt liegt Ihnen aktuell besonders am
Herzen?
Bauer: Wir arbeiten an einem Haus für die
Caritas, einem Beratungs- und Tageszentrum für
Obdachlose. Zur schwierigen Lebensituation der
Obdachlosen kommt auch noch der Aspekt des
Migrationshintergrundes. Farben und Piktogramme
erleichtern hier die Orientierung sprachunabhängig
und nonverbal. Das schmale Budget fordert zudem
von uns eine einfache aber clevere Umsetzung.
ziplin aufbauen und zeigt mit seinen Projekten immer
wieder eindrucksvoll das Potenzial dieses neuen Feldes
für Bauherren, Stadtentwickler, Unternehmer und
auch Politiker auf. „Orientierung wird nicht nachträglich auf die Architektur appliziert, sondern vielmehr
aus der Logik und dem Charakter des Ortes oder
des Gebäudes heraus entwickelt“, beschreibt Bauer
seinen Zugang. Menschen, die sich in diesen Räumen
bewegen, sind besser informiert, fühlen sich sicherer
und nehmen die Qualität der jeweiligen Immobilie aufgrund ihrer individuellen Gestaltung von der
Wegeführung bis zur Möblierung positiv wahr.
n
ALLE!ACHTUNG!
11/2014 13
AUVA Coverstory
Klare Worte
Sprachbarrieren gefährden die Arbeitssicherheit.
Denn wer nicht versteht oder Leseschwierigkeiten hat,
verhält sich möglicherweise falsch – und daraus können
zahlreiche Gefahren entstehen.
W
A1
und schreiben, da dies für sie
selbstverständlich geworden ist.
Geht es darum, einen Text auch
für Nicht-Fachleute verständlich zu machen, „empfiehlt sich in jedem Fall
eine Vorab-Überprüfung durch Testgruppen
von fach- bzw. ortsunkundigen Personen“, rät Fröhlich. Die SprachexDie Feuerwehrpertin weist eindrücklich darauf
Zufahrt: Bei allen Märkten
hin, „dass Probleme beim
gibt es eine 4 Meter breite FeuerVerstehen von Arbeitssiwehr-Zufahrt.
Außerdem gibt es einen
cherheitsinformationen
Platz,
der
groß
genug
ist, dass das Feuer­
längst keine kleine Randwehr-Fahrzeug leicht umdrehen kann.
gruppe betreffen“. Dafür
Dieser Platz heißt „Reversierplatz“. Dieser
können die Folgen der
Platz und die Feuerwehr-Zufahrt müssen
nicht funktionierenden
immer freigehalten werden! Es darf
Information massiv sein.
dort niemals etwas abgestellt oder
„Und: Sie können Arbeit­gelagert werden – auch nicht für
gebern auch Haftungsprokurze Zeit.
bleme bescheren, etwa dann,
wenn nachweisbar ist, dass die
Mitarbeiter mit Lernschwierigkeiten,
nicht deutscher Muttersprache oder
mit geringer Schulbildung die angebotenen Sicherheitshinweise gar nicht
verstehen konnten“, warnt Fröhlich.
„Meine Mitarbeiter halten sich einfach nicht an
die Regeln.“ „Unsere Kunden füllen ständig die
Formulare falsch aus.“ „Ich verstehe nicht, warum
sich niemand für mein Angebot interessiert.“ Diese
und ähnliche Sätze sind klare Hinweise darauf, dass in
der sprachlichen Verständigung etwas falsch gelaufen
ist. Möglicherweise waren die Informationen an Mitarbeiter oder Kunden nicht zielgruppengerecht for-
alburga Fröhlich, MA, Geschäftsführerin
von capito – Barrierefreie Information,
erläutert: „40 Prozent der Erwachsenen
in Deutschland und Österreich haben Leseschwierigkeiten“, das sind immerhin gut zwei Millionen Betroffene. „Das hat zur Folge, dass sehr viele Informationen,
die es in der Öffentlichkeit gibt, einfach nicht verstanden werden.“ Broschüren, Formulare, aber auch
Warn- und Hinweisschilder müssen ihre Informationen verständlich an den Mann und die Frau bringen.
„Die zentrale Frage ist immer:Was soll der Adressat mit
der Information machen, und wie wird er dazu in die
Lage versetzt?“, fasst Fröhlich zusammen. Ihr Unternehmen „übersetzt“ Texte, indem schwer verständliche Wörter vermieden, andere erklärt und Texte auf
ihre Verständlichkeit hin überprüft werden, denn: Barrierefreiheit gilt auch für Sprache.
Barrierefreie Optik
Gründe für eine schlecht verständliche oder lesbare
Sprache gibt es viele: Grafiker achten mitunter mehr
auf Design und Optik als auf gute Lesbarkeit oder die
Vorgaben aus den Barrierefreiheitsnormen bzw. die
Erfahrungen von Experten. „Die Bedürfnisse von sehbehinderten Menschen sind wenig bekannt, was dazu
führt, dass Schilder und Schriften oft zu klein sind,
auf die nötigen kräftigen Farbkontraste nicht geachtet
wird und die Auswahl der Inhalte häufig nicht ausreichend gut überlegt ist“, erklärt Fröhlich und ergänzt:
„Es braucht viel Erfahrung, um den Mittelweg zwischen zu viel Information, die verwirrt, und zu wenig
Information, was beispielsweise zu Lücken im Orientierungssystem führen kann, zu finden.“ Wer aber das
Gefühl vermittelt bekommt, dass die – mitunter sehr
wichtige – Information kompliziert, schlecht lesbar
und vielleicht nicht verständlich ist, hört auf zu lesen.
14 11/2014 www.alle-achtung.at
A2
Beigestellt
Verständliche Ausdrucksweise
Wer Fachausdrücke verwendet, sollte darüber nachdenken, wer das Geschriebene lesen – und vor allem
verstehen! – soll. Experten eines Fachgebietes merken
häufig nicht, dass sie im Fachjargon kommunizieren
Dieser Platz ist
für die Feuerwehr.
Hier darf nie etwas
stehen.
„40 Prozent der Erwachsenen
in Deutschland und Österreich
haben Leseschwierigkeiten.“
Walburga Fröhlich, MA, Geschäftsführerin
von capito – Barrierefreie Information
muliert. Eine Erklärung findet
sich in den unterschiedlichen
Sprachniveaus der Bevölkerung. Betrachten wir die
Feuerwehr-Zufahrt: Die 4 Meter
Tabelle, die das Sprachbreite Feuerwehr-Zufahrt muss immer
verständnis in sechs
frei gehalten werden. Auch der ReverKategorien einteilt, so
sierplatz, den das Feuerwehrfahrzeug zum
wird rasch klar, dass
Umdrehen benötigt, muss immer freigeC1 und C2 nur sehr
halten werden. Es darf dort niemals etwas
wenige
Menschen
abgestellt oder gelagert werden – auch
beherrschen, beispielsnicht für kurze Zeit.
weise Neurologen auf
einer Tagung mit Fachkollegen. A1 und A2 sind
gesellschaftlich erforderlich, um
im Alltag zurechtzukommen. B1
und B2 sind schulisch und beruflich erforderlich. Die überwiegende
Masse der Bevölkerung bewegt sich
sprachlich auf den Levels A2 und
B1 – entsprechend einfach muss Sprache auch
gestaltet werden. Laut der sogenannten
Leo Studie* erfassen die Lesekompetenzen in Deutschland – und
Österreich ist damit gut verDie 4 m breite
gleichbar – zu 40 Prozent die Ebenen A1 und
Feuerwehrzufahrt sowie der
A2, erreichen also ein
Reversierplatz für das FeuerNiveau unter den Anforwehrfahrzeug sind in jedem Fall
derungen für den Schulabschluss.
freizuhalten. Es darf auch kurzÜberraschend dabei:
fristig keine Ware in diesem
Die hohe Rate an A1Bereich gelagert werden.
und A2-Levels zieht sich
durch alle Bevölkerungsschichten und praktisch alle
Berufsgruppen. Einer von acht
Arbeitnehmern und fast jeder fünfte
Jugendliche ist betroffen und mehr
als die Hälfte hat Deutsch als Erstsprache.
Fröhlich beschreibt anschaulich, was
Sprachbarrieren bedeuten: „Nicht gut lesen und
B1
B2
verstehen zu können, bedeutet: Keine Qualitätszeitungen und Bücher lesen, keine Fernsehdokumentationen ansehen, keine Formulare ohne Hilfe ausfüllen,
keine Aufklärungsbroschüren zu Gesundheit, Ernährung, Bewegung verstehen, keine Fahrpläne selbstständig nutzen und keine anspruchsvollen Kulturangebote genießen können. All diese Dinge sind für 40
Prozent der Erwachsenen derart mühsam zu bewältigen, wie die Mondscheinsonate für einen Klavierspieler, der gerade mal den Flohwalzer beherrscht.“
Wer jedoch nicht gut lesen kann, aber nur mit viel
zu schwierigen Texten konfrontiert wird, hört auf zu
lesen. Lesen kann man auch verlernen. Menschen, die
jahrelang nicht mehr gelesen haben, werden es schließlich nicht mehr können, verblüfft die Sprachexpertin
mit Erfahrungswerten.
Erstrebenswert sind demnach in vielen Fällen
A2- bis maximal B2-Levels oder anders ausgedrückt
„leichte Sprache“. „Ähnlich der Gebärdensprache für
gehörlose Menschen soll die ‚leichte Sprache‘ Menschen mit kognitiven Einschränkungen an Kommunikation teilhaben lassen. Allerdings befasst sich ‚leichte
Sprache‘ hauptsächlich mit der geschriebenen Sprache,
also mit Informationen in Textform“, erklärt Fröhlich. Die Expertin plädiert für eine „zielgruppengerechte“ statt „leichte“ Sprache. Eigene „Übersetzer“
gestalten schwierige Texte neu und formulieren sie in
leicht verständliche Sprache um, wobei sie fast immer
Menschen mit Lernschwierigkeiten dazu heranziehen, die Texte probeweise zu lesen. Auf diese Weise
soll die Gefahr ausgeschaltet werden, dass Menschen
mit Lernschwierigkeiten – die zudem nicht immer
bekannt sind – Sicherheitsanweisungen oder juristisch
relevante Texte nicht verstehen und sich entsprechend
falsch verhalten. „Die Forderung, Sprache leichter verständlich zu machen und Texte einfacher zu schreiben,
erfreut sich großer Akzeptanz und ist mittlerweile auch
in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung festgeschrieben“, meint Fröhlich abschließend.
n
* Leo Studie Presseheft. Anke Grotlüschen/Wiebke Riekmann 2011
und REPORT 2/2011 (34. Jg.); online: www.die-bonn.de/doks/
report/2011-analphabetentum-01.pdf
Globalskala
A1
• ganz einfache, kurze Sätze
• vertraute Wörter
• langsam und deutlich sprechen
B1
A2
• einzelne Sätze
• häufig verwendete Ausdrücke
• vertraute Themen
B2
• kurze Texte bei Verwendung
klarer Standardsprache
• komplexe Texte und
abstrakte Inhalte
• Fachtexte im eigenen Gebiet
C1
• breites Spektrum auch
komplexer Sachinhalte
C2
• praktisch alles
ALLE!ACHTUNG!
11/2014 15
AUVA Coverstory
Brückenschlag
„H
ier in Kyar Bin ist
es sechs Uhr morgens. Die Sonne
geht auf und mit Aiklian, meinem
Shan-Burmesischen
Kollegen,
beginnen wir die Endmontage
unserer Brücke Nummer 73 in
Myanmar und Nummer 651 in der
Welt. Wir sind auf einer typischen
Endmontage-Tour – das bedeutet,
sieben Brücken in zwölf Tagen
aufzustellen, Reisen von Ort zu
Ort inbegriffen.“ Der Schweizer
Beat Anton Rüttimann, kurz Toni,
berichtet mit großer Leidenschaft
von seiner Passion – dem Brückenbauen. Wer jetzt an Baumaschinen,
Baustellen mit hochqualifizierten
Mitarbeitern und große Unternehmensorganisationen denkt, der
irrt. Schon wenige Sätze von Toni
drängen die traditionellen Bilder
von Bauvorhaben in hochindustrialisierten Ländern in den Hintergrund und machen Platz für
nahezu Unfassbares.
Verbindungen schaffen
Die Bilder, die Rüttimann immer
wieder zu seinen Geschichten
16 11/2014 www.alle-achtung.at
zeigt, sind mehr als beeindruckend.
Die meiste Arbeit geht ganz ohne
Maschinen, mit bloßen Händen,
und barfuß wird Baumaterial
über viele Kilometer in Gebiete
getragen, die manchmal nur zu Fuß
erreichbar sind. Eine Brücke wird
hier vieles verändern:Wege werden
nicht nur kürzer, sondern oft überhaupt erst möglich. Lebensgefährliche Schulwege von Kindern über
reißende Flüsse, die bisher nur mit
einem Seil (!) bewältigt werden
konnten, gehören plötzlich der
Vergangenheit an. Zugänge zu
Märkten und Lebensmitteln, aber
auch stundenlange Fußmärsche
zum nächsten Krankenhaus haben
mit denkbar „einfachen“ Hängebrückenkonstruktionen mehr
Lebensqualität in viele Dörfer
gebracht. „Eine Brückenreise erfordert eine präzise, aber auch flexible
Koordination. Die Abgesandten der
Dörfer transportieren uns auf den
Fahrzeugen, die sie finden können:
Oft im Wagen des Chefmönchs des
lokalen Klosters oder eines Händlers, auf einem alten Lastwagen oder
schlichtweg auf Mopeds. Diese
ergeben dann eine Kette von zehn
Mopeds für alle Säcke mit Werkzeugen, Schrauben, Seilklemmen
– auf ihnen überqueren wir ganze
Berge und Wälder. Für die Langstrecken-Abschnitte benutzen wir
öffentliche Verkehrsmittel. Auf den
mächtigen Flüssen reisen wir auf
öffentlichen Booten, was zehn
und mehr Stunden Bootsfahrt
bedeutet“, beschreibt Toni eine
seiner typischen Touren.
Ein Maturant, der auszog ...
Im Jahr 1987 begann die Geschichte
von Beat Anton Rüttimann, der
damals kurz vor der Matura stand
und einen Fernsehbericht über
ein Erdbeben in Ecuador verfolgte.
„Dort will ich helfen“, beschloss er
spontan. Bereits in der Nacht nach
der Prüfung saß er im Flieger –
ohne Sprachkenntnisse, ohne technische Ausbildung, einfach mit der
Idee im Herzen, die Menschen zu
unterstützen, die durch das Erdbeben vor allem eines verloren
hatten: die Verbindung zur anderen
Seite eines Flusses. Und damit
abgeschnitten waren von Familien-
Beigestellt
Beat Anton Rüttimann baut seit 27 Jahren Hängebrücken für die Ärmsten der Welt.
Ohne Wohnsitz, ohne Lohn und ohne Organisation. Seinem persönlichen Engagement
ist es zu verdanken, dass bereits 660 Hängebrücken erbaut wurden und fast zwei Millionen
Menschen in Lateinamerika und Südostasien heute den Zugang zu Märkten, Spitälern
und Schulen haben.
„Hänge­brücken
bringen
­Lebensqualität in
die Dörfer
zurück.“
Beat Anton
Rüttimann,
Brückenbauer
beigestellt
beigestellt
Leben, der ihm jedoch Tür und
Tor öffnete. „In den ersten vier
Jahren haben wir sieben Brücken
mit bis zu 70 Metern Spannweite
errichtet“, erzählt Toni wie selbstverständlich. Von Erdölingenieuren lernte er, wie die Länge von
Kabeln und die Statik der Brückenpfeiler berechnet werden musste.
Schweizer Freunde schenkten
ihm zwei alte LKWs, gebrauchte
Handseilzüge und Schweißmaschinen. Mit einfachsten Mitteln
folgten 100 weitere Brücken in
den nächsten sieben Jahren. Nach
Ecuador zog er weiter nach Honduras, Nicaragua und Mexiko.
mitgliedern, Nahrung, Schule und
medizinischer Versorgung. „Ich
war 19 Jahre alt und habe mir nie
die Frage gestellt, was eine Brücke
überhaupt für eine Bedeutung
hat. In Ecuador habe ich erstmals
erlebt, was es heißt ‚abgeschnitten‘
Eine Brücke entsteht,
wenn es die lokale
Bevölkerung will
und mindestens
100 Familien freiwillig
mitarbeiten
Brücken
sind mehr
als das
sichtbare
Zeichen der
Verbindung.
zu sein“, beschreibt er. Eine Brücke
ist mehr als nur das, was man sehen
kann: Sie ist auch eine „psychologische“ Verbindung. Toni lernt
im Erdbebengebiet einen holländischen Ingenieur kennen. Ohne
Geld, ohne Baupläne oder Fachwissen bauten die beiden Pioniere
die erste 50 Meter lange Hängebrücke aus Seilen und Holz mit
den Dorfbewohnern.
Eine Idee geht um die Welt
Toni will zuerst in der Schweiz
Bauwesen studieren, was er sich
rasch aus dem Kopf schlägt: Weitermachen hieß die Devise, und zwar
vor Ort. Sein unbändiger Wille
war es wohl, der ihn diese Erfolgsgeschichte schreiben lässt: Er motivierte Menschen, Kies und Sand
zu tragen, Bretter zu schneiden
und gemeinsam an einer Sache zu
arbeiten. Er fragte bei Firmen um
ausrangierte Bohrseile und Pipelineröhren, er lernte von Pipelineprofis, und er baute Brücken, ohne
viele Fragen zu stellen. Er lernte im
Dschungel zu leben, sich Essen und
einen Platz zum Schlafen „zu organisieren“, so wie er auch das Material immer wieder organisierte –
mit einem fast naiven Zugang zum
Der Mensch zählt
„Bei unserer Art, Brücken zu bauen
geht es nicht um das Wissen, wie
es geht. Es geht darum, das Material zu den Dörfern zu bringen, die
Menschen dort vor Ort sind das
Erfolgsgeheimnis“, beschreibt er
die Erfahrungen. 100 Menschen
sind erforderlich, um den Aushub
für die Pfeiler zu machen und mit
Kies, Sand und Steinen zu füllen.
Sein Baustellenplan klingt einfach:
„Nach zehn Tagen kommen wir
wieder und betonieren. Auch hier
sind 80 bis 100 Männer nötig. Nach
drei Wochen kommen wir wieder
und finalisieren in rund zwei Tagen
die Brücke.“ Inzwischen wartet im
nächsten Dorf der Beton darauf
auszuhärten. Die größte Aufgabe,
so Toni, ist es, das Vertrauen der
Bewohner zu gewinnen: „Oft sind
sie von Versprechungen der Regierung enttäuscht, Korruption und
Misswirtschaft erleben sie hautnah.
Wenn dann ein Schweizer kommt,
der eine Brücke ‚ohne Geld‘ verspricht, klingt es natürlich zuerst
einmal unglaubwürdig.“
In Kambodscha stieß der Brückenbauer dann erstmals auch an
seine persönlichen Grenzen und
musste zwei Jahre in einem Rehazentrum einen Immundefekt ausheilen. Die Zeit nutzte er, um seine
Projekte zu dokumentieren und
einfache Berechnungsmethoden
aufzustellen, die es ihm heute möglich machen, in nur zehn Minuten
aufgrund von Topografie und
wenigen Eckdaten die erforderlichen Ressourcen zu kalkulieren.
„Für jede Brücke existieren zwei
A4-Blätter“, gibt Toni Einblick.
Auf diese Weise sind 294 Brücken
in Asien und 366 in Lateinamerika entstanden. Noch nie wurde
er nach Plänen, Genehmigungen
oder Schmiergeld gefragt, denn
hinter ihm steht keine Firma, keine
NGO und keine Stiftung, lediglich
sein Engagement mit der lokalen
Bevölkerung.
Tonis „Triple-Null-Regel“
Was die Sicherheit angeht, hat der
Schweizer, der immer mit einem
lokalen „Vorarbeiter“ kooperiert,
eine klare „Triple-Null-Regel“:
kein Unfall, kein Fehler, keine Verschwendung. Bis heute gab es auf
seinen „Baustelle“ keine Unfälle.
Keine Brücke weist bisher Defekte
auf. Es gibt klare Vorgaben, wie
viele Menschen beispielsweise zum
Lastentragen eingeteilt werden: Ein
Pfeiler wird von sechs Personen
getragen, nicht vier, nicht sieben.
„Alle sechs Minuten werden zwei
Meter Brücke aufgebaut“, weiß
Toni genau und fasst vier Kriterien zusammen, wann er ein Brückenprojekt in Angriff nimmt: Die
lokale Bevölkerung muss es wollen,
100 Familien müssen sich freiwillig
melden, die Topografie muss eine
Brücke möglich machen und der
Transport – wenn erforderlich zu
Fuß – des Materials muss möglich
sein.
Momentan ist noch Material für
90 Brücken vorrätig. Wer jetzt ein
Spendenkonto erwartet, wird vergeblich warten. „Sucht euch eure
eigene Chance, um euch nützlich
zu machen!“, ist seine Botschaft
an alle, die ihm zuhören oder diese
Geschichte lesen. n
ALLE!ACHTUNG!
11/2014 17
AUVA Portrait
Nur keine
Höhenangst
Berufsbilder
menschenBilder
Industriekletterer führen Arbeiten in großer Höhe
durch. Mit sportlichem Klettern hat der Job wenig
zu tun, ein gewisses Gefahrenpotenzial ist aber
auch hier involviert. Risiko ist Tagesgeschäft –
aber ein voll durchkalkuliertes.
© Reichhart/AUVA
Höhe nicht immer schwindelerregend ist – manchmal ist einfach
der Arbeitsbereich vom Boden aus
nicht erreichbar und für Fahrzeuge,
Kräne, Hebebühnen oder Gerüste
nicht zugänglich.
Arbeit mit Aussicht
D
ie Vielzahl an Branchen, die Industriekletterer beschäftigen, macht
deutlich, wie breit das Einsatzspektrum tatsächlich ist: Hochbau
und Tiefbau mit Häusern, Straßen,
Brücken, Tunneln und Kraftwerksanlagen, Wasserbau mit Staudämmen, Kanal- und Kläranlagen,
Althaussanierungen, Bergbau oder
auch Energieunternehmen. Industriekletterer haben meist einen
erlernten Beruf wie Schlosser,
Maurer oder Elektriker, führen
diese Tätigkeiten aber in großer
Höhe ohne Gerüst, dafür seilunterstützt durch. Instandhaltungs- und Sanierungsarbeiten an
Fassaden, Windrädern oder Strommasten, Felsräumarbeiten oder
Reinigungsarbeiten in Silos oder
Schlöten gehören dazu, wobei die
18 11/2014 www.alle-achtung.at
Ausbildung mit Plus
„Die meisten Interessenten für
Industrieklettern können eine
Basis­
ausbildung aufweisen, doch
längst nicht alle sind Hobbykletterer“, weiß Gottfried Marischka,
Inhaber von Marischka Industrieklettern. „Das macht aber
nichts, denn die Ausbildung dafür
bekommen sie bei mir.“ Im
Grunde gehe es darum, den zu
erledigenden Auftrag nicht vom
Boden aus, sondern am Seil hängend auszuführen – sozusagen
Montagearbeiten in der Luft, meint
Marischka, aber diese Beschreibung greift doch ein wenig zu kurz.
Fest steht, dass Industrieklettern sehr wenig mit Bouldern
oder Sportklettern zu tun hat. Die
Kletterausrüstung ist zwar immer
Teil des Jobs, aber sie dient lediglich der Sicherung – im Zentrum
steht der Auftrag, der zu erledigen
ist. Marischka bietet nicht nur für
seine eigenen Mitarbeiter Ausbildungen an. „Die Grundausbildung umfasst vertikales Arbeiten,
horizontales Arbeiten, und dazu
gibt es fortführende Ausbildungen
wie Mitarbeiterführungen für auf-
sichtsführende Höhenfachkräf­­te“,
erzählt der Experte. Nach der Outdoorsaison – ab Herbst – schult
Marischka 800 bis 1.000 Personen
pro Jahr – Dachdecker, Fassadenreiniger und viele andere, die in
großen Höhen arbeiten und unter
anderem das fundierte Rettungswissen des Profis zu schätzen wissen.
Mitunter werden Tätigkeiten
angefragt, die keiner der Mitarbeiter
abdecken kann. „Dann arbeite ich
mit konzessionierten Kollegen,
die von mir eingeschult werden“,
erklärt Marischka. „Sie klettern
dann zusammen mit einem meiner
Mitarbeiter oder mir und führen so
ihre Facharbeiten selbst durch oder
leiten uns an.“
Einsatz on top
Ein typischer Einsatz sieht etwa so
aus: Gutachter müssen regelmäßig
Brücken inspizieren, um mögliche Ermüdungserscheinungen
zu orten. Dafür gibt es eigene Inspektionsgeräte. Dort, wo es zu
teuer ist oder die Geräte einfach
nicht hinkommen, werden Industriekletterer eingesetzt. Ein anderer
typischer Einsatz ist die Arbeit
an Windrädern, wo Schaft und
Rotorblätter auf Risse überprüft
werden. Die Ausbesserungsarbeiten und Beschichtungen übernehmen Industriekletterer. „Vor
einigen Jahren wurde der Donauturm saniert“, erzählt Marischka.
beigestellt
beigestellt
© GRYC/AUVA
Foto oben: Felsarbeiten können gefährlich
werden, daher wird von oben nach unten
gearbeitet
„Bei diesem Großauftrag musste
der gesamte Turm neu gestrichen
werden, und für die Sanierungszeit
der Aufzüge wurden wir als Notfallprogramm eingesetzt, um bei
einem Liftausfall im Liftschacht zu
Hilfe zu kommen.“ Extremsituationen sind eben Alltag in diesem
Gewerbe.
Risiko immer dabei
Teil fast jeden Einsatzes ist ein Rettungskonzept. „In 90 Prozent aller
Fälle wird ein sogenanntes Evaluierungskonzept vom Auftraggeber verlangt“, erzählt Marischka.
Dabei geht es um eine detaillierte
Risikoeinschätzung. Das Thema
Rettung ist grundsätzlich Teil des
Auftrages – und der Ausbildung.
„Wenn jemand ein Höhen- oder
Hängetrauma erleidet, muss der
Kollege sofort wissen, was zu tun
ist“, sagt Marischka. Daher wird
für jeden Einsatz das potenzielle
Risiko kalkuliert, Rettungskonzepte werden erstellt und die entsprechende Ausrüstung ist vor Ort.
„Eine sogenannte PSA – die persönliche Schutzausrüstung – muss
immer komplett sein“, ergänzt der
Experte.
In vielen Fällen bleibt es den
Mitarbeitern vor Ort überlassen,
Foto links: Montage des AUVA-Logos auf
dem Gebäude der Hauptstelle in Wien
durch Industriekletterer Marischka
das Risiko einzuschätzen. Nach
Sprengungen entfernen beispielsweise Industriekletterer lose Steine
von Wänden oder Brandreste von
Schlotinnenwänden. „Wir müssen
dann selbst einschätzen können, ob
die Gefahr gebannt ist oder noch
etwas herunterkommen kann. Im
Zweifelsfall hilft ein steter Blick
nach oben“, scherzt Marischka.
Risikoprävention beginnt für den
Profi „bei der Arbeitsvorbereitung
und endet, wenn auch der zweite
Mann am Boden ist“, denn Industrieklettern ist immer Teamarbeit.
Der tägliche Umgang mit dem
Risiko macht aus Marischka und
seinem Team auch in dieser Hinsicht Experten. Deshalb bieten sie
in ihrem ihz – Institut für Höhenzugangstechnik-Schulungen, die
Erstellung persönlicher Schutzausrüstungen, Personen-Absturzsicherungen, Ist- und Zustandsdokumentationen und die Erstellung
sowie Montage von Rettungskonzepten an.
Job mit Potenzial
„Der Markt gibt genug her für die
Anzahl an Industriekletterern, die es
hier gibt“, meint Marischka bezüglich der Jobchancen. Zu kämpfen
hat die Branche dennoch mit Preis-
dumping, speziell aus benachbarten
Ländern. Dagegen kommt der Profi
mit solidem Wissen, fachlichem
Können und zuverlässiger Risikoeinschätzung – auch im Rettungseinsatz – an. „Moderne Seilwinden
sind beispielsweise sehr teuer“,
erklärt Marischka. „Manche Unternehmen haben sie deshalb nicht im
Bestand. Für mich sind sie ein Muss,
weil sie ein hohes Maß an Sicherheit garantieren.“
Frauen gelten eher als Seltenheit in diesem schwierigen Beruf.
Industrieklettern ist männlich
dominiert, der Frauenanteil liegt
etwa bei 5,6 Prozent. „Wir hatten
einmal eine Mitarbeiterin, doch
sie hat von sich aus nach einigen
Monaten das Handtuch geworfen
– es ist eben doch ein körperlich sehr herausfordernder Beruf“,
erklärt Marischka.
Gearbeitet wird in Österreich
und im angrenzenden Ausland,
was ein gewisses Maß an Mobilität,
aber auch viel Abwechslung mit
sich bringt. Noteinsätze können
Tag und Nacht erforderlich sein.
„Aber die Abwechslung, das Ungewöhnliche und Besondere sind es
ja, die mich an diesem Beruf angezogen haben“, meint Marischka
abschließend. n
Gottfried Marischka
(rechts) im Einsatz:
Fassadenarbeiten
nur mit perfekter
Seil­sicherung
„Die
schlimmste
Gefahr im
Außeneinsatz ist
nicht der
Regen, sondern der
Wind.“
Gottfried
Marischka,
Industrieklettern
Marischka,
www.ikma.at
ALLE!ACHTUNG!
11/2014 19
AUVA THEMA
Risikoprävention durch
Achtsamkeitstraining
Unachtsamkeit und ihre Folgen kennen viele von uns
meist sehr genau – ein unbedachter Schritt, abgelenkt
im falschen Moment, und schon ist ein Unfall passiert.
„Hätte ich doch nur aufgepasst“ – oder anders und un­
gewohnt formuliert: „Wäre ich doch achtsam gewesen!“
Was heißt für Sie Achtsamkeit?
Jonas: Anwesend sein im Moment, da sein.
Moughrabi: Präsenz im Hier und Jetzt zeigen. Wenn
Sie im Büro sitzen und denken: „Ich bin ja eh da“,
stimmt das meist nicht. In Gedanken sind Sie vielleicht bei gestern Abend, als Sie mit einer Freundin
20 11/2014 www.alle-achtung.at
essen waren, heute früh, als Sie die Kinder zur Schule
gebracht haben, oder Sie denken gerade an Ihren Sohn,
der eine Prüfung schreibt, oder Sie überlegen, was Sie
heute Abend kochen werden. Es sind viele kleine, oft
banale Dinge, die unsere Gedanken abschweifen lassen
und uns damit unachtsam für den Augenblick machen.
Hat sich das Thema mit zunehmendem Arbeitsdruck oder
zunehmender Informationsvielfalt verändert?
Moughrabi: Ich denke, das ist nicht mehr oder weniger
geworden, die Färbung hat sich verändert. Heute gibt
es viel mehr Möglichkeiten, sich abzulenken.Während
Sie am Nachhauseweg vom Büro früher vielleicht Ihr
Abendessen geplant haben, checken Sie heute wahrscheinlich den Facebook-Status, die WhatsApp-Nachrichten oder SMS.
Jonas: Das Erfordernis, im Hier und Jetzt zu sein, war
immer da, die Impulsdichte ist größer geworden und
damit auch die Zahl der Ablenkungen. Ich denke, dass
es heutzutage schwerer fällt, achtsam zu sein, weil es
viel mehr Chancen gibt, unachtsam zu sein.
Warum müssen wir überhaupt achtsam sein?
Jonas: Wenn wir nicht im Hier und Jetzt sind, dann
passieren oft Routinen, eingelernte Abläufe werden
Beigestellt
A
chtsamkeit zu beschreiben, gelingt am einfachsten über jene Eigenschaften, die sie ausmachen: Sie ist ein Plus an Aufmerksamkeit, bedeutet, bewusst im Augenblick zu sein, nicht
zu werten oder zu urteilen. Historisch betrachtet, ist
Achtsamkeit vor allem in der buddhistischen Lehre
und Meditationspraxis zu finden. Im westlichen Kulturkreis ist das Üben von Achtsamkeit insbesondere
durch den Einsatz im Rahmen verschiedener Psychotherapiemethoden bekannt geworden. Aber auch im
Alltag kann Achtsamkeit immer wieder mit einfachen
Übungen trainiert werden und trägt dazu bei, dass wir
uns aktiv in die vielen kleinen Augenblicke des Lebens
integrieren, aufpassen, dabei sind ... Wie das klappen
kann, erklären der Hypnose- und Meditationsarzt Dr.
Nidal Moughrabi und die Körpertherapeutin Katrin
Jonas vom Institut für Medizinische Hypnose und
Meditation.
„Achtsamkeit
kann im Alltag
immer wieder
geübt werden.“
Katrin Jonas,
international
arbeitende
Körpertherapeutin
Info & Kontakt:
www.hypnomed.cc
www.bmde.me
© DNY59 – istockphoto.com
Beigestellt
„Risiken können einfach
vermindert
werden.“
Dr. Nidal
Moughrabi,
Anästhesist
automatisch abgespult, ohne viel nachzudenken.
Dieser „Autopilotenstatus“ führt dazu, dass wir nie
über die Routinen nachdenken und sie nicht modellieren. Eine Antwort auf eine aktuelle Situation erfordert aus meiner Sicht immer, dass man aufmerksam
ist, analysiert und eben der aktuellen Situation angepasst handelt. Die meisten Fehler passieren durch
Routinen – immer wieder wird ein automatisiertes
Programm gestartet, ohne zu achten, ob die Situation auch tatsächlich die gleiche ist. Verkehrsunfälle
passieren oft auf Strecken, die jeden Tag „fast wie im
Schlaf“ gefahren werden – kommen Veränderungen,
auf die man nicht vorbereitet ist, wie etwa Umleitungen oder Baustellen, müsste sofort der „Autopilot“ unterbrochen werden, um aktuell zu reagieren.
Moughrabi: In vielen Hochrisikobereichen wie
etwa im Flugverkehr oder in der Medizin ist man
sich dieser Themen bewusst und versucht, Strategien
gegen die Routine zu fahren. Als Notarzt erlebe ich
zum Beispiel immer wieder die Situation, dass Medikamente ganz leicht verwechselt werden könnten,
denn man „glaubt“, gehört zu haben, was in ähnlichen Situation immer wieder eingesetzt wurde, die
Zeit drängt, die emotionale Belastung ist hoch, und
da bietet es sich an zu tun, was immer getan wurde –
eingelernte Muster werden abgespult.
Raus aus der Routine – kann das gelernt werden?
Jonas: In einem ersten Schritt lernen Menschen,
mit uns überhaupt den Unterschied auszumachen:
Wie fühlt es sich an, wenn ich achtsam bin, und
wie fühlt sich Unachtsamkeit an? Wie reagiere ich
auf völlig gleiche Situationen in dem einen und
anderen Zustand? Das erfolgt, indem wir Laborsituationen kreieren und dann mit Hypnose, Körperarbeit nach Feldenkrais und Meditationstechniken mit
diesen Gefühlen „spielen“ bzw. „üben“. Dieses Feingefühl kann sehr gut trainiert werden und hilft dann
im Alltag, rasch einschätzen zu können, „wie es im
Moment um mich steht“.
Moughrabi: Niemand kommt mit der Idee, „aufmerksamer“ zu sein, zu uns. Es ist praktisch immer
ein Symptom, das Auslöser ist, mit Achtsamkeitstraining zu starten. Zum Beispiel sind es Verspannungen,
Die Feldenkrais-Methode
Die Feldenkrais-Methode ist ein körperorientiertes pädagogisches Verfahren, das nach seinem Begründer, dem Physiker Moshé Feldenkrais,
benannt ist. Er lehrte, dass sich durch die Schulung der kinästhetischen und
propriozeptiven Selbstwahrnehmung grundlegende menschliche Funktionen
verbessern, Schmerzen reduzieren lassen und dies allgemein zu als leichter
und angenehmer empfundenen Bewegungen führt.
Kopfschmerzen oder überhaupt Schmerzen, die über
viele Jahre nicht therapiert werden konnten. Diese
Schmerzen sind eine innere Routine, immer wieder
die gleiche Antwort auf eine Situation wie etwa
Stress oder Überlastung. Und der Körper reagiert mit
seinem gelernten, bekannten Muster. Viele wissen
genau, wie man sich anstrengt oder verspannt, die
wenigsten könnten mit dem Gegenteil – dem Loslassen – etwas anfangen. Das muss trainiert werden,
über viele kleine Bewegungsabfolgen oder Mediation oder Hypnose.
Gibt es auch alltagstaugliche Übungen?
Moughrabi: Ja, es gibt eine Reihe von Übungen, die
Sie in jedem Meeting, am Schreibtisch, im Auto, im
Lift oder auf der Toilette machen können. Das Einfachste sind Atemübungen – beobachten Sie Ihren
Atem, zählen Sie langsam bis zehn, jede Zahl ist ein
Ein- und Ausatmen. Hier gibt es kein „richtig“ oder
„falsch“ – in dem Moment, wo Sie Ihren Atmen beobachten, sind Sie automatisch aufmerksam und achtsam.
Jonas: Natürlich gibt es auch komplexere Übungen,
das hängt sehr von der individuellen Person ab. Wer
viel Zeit mit mentaler Arbeit verbringt, braucht andere
Übungen als ein körperbetonter Arbeiter. Kopfarbeiter
haben es oft schon mit der Atemübung schwer, denn
sie versuchen, ihre Gefühle und Empfindungen auch
über den Kopf zu bearbeiten. Hier starten wir mit einfachen Bewegungsübungen, die Schritt für Schritt alltagstauglich werden.Wir beobachten, dass sich tendenziell junge Frauen schneller entspannen können, ältere
Männer haben es oft viel schwerer, „auf ihren Körper
zu hören“.
Woran merkt man, dass die Achtsamkeit fehlt?
Wenn sich unangenehme Situationen immer wiederholen. Ganz einfach merken Sie es an Redewendungen
wie zum Beispiel: „Jetzt habe ich schon den fünften
Arbeitsplatz und schon wieder ein cholerischer Chef“,
„Ich bin schon wieder Opfer von ...“, „Warum immer
ich ...“, „Ich war schon bei so vielen Ärzten und keiner
konnte mir helfen ...“, „Ich hab nie Glück mit ...“,
„Schon wieder habe ich mich am Fuß verletzt ...“
Wo im Berufsalltag ist Achtsamkeit hilfreich?
Risikoprävention ist sicher ein wichtiger Punkt –
beim Umgang mit Werkzeugen und Maschinen ist
eine häufige Ursache für Unfälle die Unachtsamkeit. Aber auch der Ausweg aus Stress, chronischer
Erschöpfung oder Mobbing kann durch Achtsamkeitstraining unterstützt werden. Depression, Schmerz
und Verspannung haben keine Chance mehr, und die
Kreativität sowie Spaß am Job werden gefördert. n
ALLE!ACHTUNG!
11/2014 21
AUVA Thema
Ob der Blutdruck im „Normbereich“,
zu hoch oder zu niedrig ist, hat viel mit
Wohlgefühl zu tun. Davon abgesehen,
können aber auch gesundheitliche
Effekte Resultate vor allem eines zu
hohen Blutdrucks sein. Bevor Medi­
kamente zum Einsatzkommen, gilt es,
den Lebensstil zu überdenken.
D
ass bei fast jeder Untersuchung der Blutdruck gemessen wird, kommt nicht von
ungefähr. Der Wert, der einigen Raum für
Interpretation zulässt, sagt viel über den allgemeinen
Gesundheitszustand aus. Wer unter zu niedrigem
oder zu hohem Blutdruck leidet, kann aber auch mit
vielen kleinen Lebensstiländerungen dazu beitragen,
langsam, aber sicher wieder „normale“ Werte zu
erreichen. Immerhin jeder vierte Österreicher –
28 Prozent Männer und 26 Prozent Frauen – leidet
unter Bluthochdruck von über 140/90 mm Hg. Zu
niedriger Blutdruck besteht bei Werten von unter
110/60 mm Hg, hat aber selten gesundheitliche Auswirkungen.
BUCHTIPP
Berndt Rieger,
Bluthochdruck.
Ganzheitlich behandeln und heilen.
Herbig, München.
2011. ISBN 9783-7766-2674-2
Was ist normal?
Menschen, die unter niedrigem Blutdruck leiden,
ermüden rascher, verzeichnen Konzentrationsmangel, Appetitlosigkeit und Reizbarkeit, Schwindelzustände, Kälteempfindlichkeit oder depressive
Verstimmungen. Gefährlich ist diese sogenannte
Hypotonie aber selten. Anders sieht es bei der Hypertonie (Bluthochdruck) aus: Sie führt zu Herz-Kreislauferkrankungen oder ist ein Resultat derselben. Die
ersten Anzeichen sind selten besorgniserregend:
Atemnot, Schlafstörungen, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen. Jeder Zweite erkrankt und stirbt jedoch
daran. Bis zum Alter von etwa 60 Jahren sind Männer
häufiger betroffen, doch durch die Menopause sind
auch die Gefäße von Frauen schlechter geschützt –
das Problem betrifft dann alle mehr oder weniger
22 11/2014 www.alle-achtung.at
© photovideostock – istockphtot.com
Unter
Druck
gleich. Dass der Blutdruck kurzzeitig „in den Keller“
fällt oder stark ansteigt, ist völlig normal. Dauerhafte
„Ausreißer“ sind aber krankhaft und müssen therapiert werden.
Was tun gegen Hypertonie?
Viele kleine Schritte sind meist die Lösung: Dazu
gehören etwa eine fettarme, ausgewogene Ernährung
mit viel Gemüse und Obst und wenig Fleisch, Zucker
und Fett, eine salzreduzierte Kost, gegebenenfalls eine
Reduktion des Körpergewichts auf ein Normalmaß,
regelmäßige körperliche Aktivität, Nikotinabstinenz
und eine Einschränkung des Alkoholkonsums. Dr.
Berndt Rieger, Autor eines Gesundheitsratgebers
über Bluthochdruck, plädiert neben medikamentöser
Therapie zunächst für eine Mischung aus komplementärmedizinischen, ganzheitlichen Methoden aus
Schüssler-Salzen, Bachblüten, Ernährungsumstellung, regelmäßiger Bewegung, Homöopathie, Heilpflanzen und Aroma­­­­­­­­­­­­therapie.
Bei der Arbeit
Eine Prise Zimt im Kaffee oder noch besser – beruhigender – Kräutertee statt Kaffee, Fußwege statt
Autofahrten, Stiegen steigen statt Lift fahren, leichte,
salzreduzierte Kost – die Varianten der blutdruckschonenden Lebensweise sind einfach umzusetzen,
auch im Arbeitsalltag. Schwieriger kann sich freilich
die Stressreduktion gestalten, aber auch hier gilt:
Kleine Schritte, die mit der Zeit ihre volle Wirkung
entfalten, sind der Trick!
n
Tipps
Tipps
den Monat
für
November
TIPP 1
Entspannung
Mit der Serie „Tipps des Monats“ wollen wir quer
durch Branchen, Berufsgruppen und Alter leicht
umsetzbare „Lebenshilfe“ im Alltag bieten. Ob
Ernährung, Bewegung oder Entspannung – Sie
selbst können am besten für sich vorsorgen und
Ihre Lebensqualität positiv beeinflussen, damit
Körper, Geist und Seele in Balance bleiben.
Setzen Sie sich aufrecht auf den vorderen Teil
eines Stuhles. Die Beine sind gegrätscht und Ihre
Füße stehen voll auf dem Boden. Stützen Sie Ihre
Ellenbogen auf die unteren Oberschenkel. Dabei ist Ihr
Rücken nach vorne gebeugt und bildet einen Katzenbuckel. Unterarme und Hände hängen zwischen Ihren
Oberschenkeln. Auch Kopf und Hals hängen. Diese
Haltung bringt Erleichterung bei
Atemnot und Sie spüren
Ruhe.
TIPP 2
ERNÄHRUNG
Illustrationen: Martin Lachmair
Fotos © Reichhart/AUVA, bit24 – Fotolia.com
Wenn es im Hals kratzt oder die Nase verstopft ist, sollten Sie eine Tasse Ingwertee trinken.
Ingwer fördert die Durchblutung und wirkt entzündungshemmend. So werden die ersten Symptome
einer Erkältung effektiv bekämpft. Am besten verwenden Sie frischen Ingwer: Gießen Sie dazu 200 ml
heißes Wasser auf zwei bis drei dünn geschnittene
Scheiben Ingwer. Danach lassen Sie die Tasse
etwa 15 Minuten ziehen. Je nach Geschmack
können Sie den Tee auch mit Honig oder
Ahornsirup gesüßt genießen.
TIPP 3
BEWEGUNG
Langes Sitzen lässt sich manchmal nicht vermeiden und
führt oft zu Verspannungen in der Nackenmuskulatur. Diese
Muskeln können Sie durch leichtes Schulterkreisen einfach durchbluten und lockern. Legen Sie in aufrechter
Sitzposition die Finger auf die Schultern und kreisen Sie
mit den Ellbogen, erst in kleinem, dann in größerem
Radius, mehrmals vor- und rückwärts. Vergessen
Sie während Ihres Kurzprogramms nie, dass Sie
weiter ruhig und gleichmäßig atmen! Halten
Sie nie den Atem an und vermeiden
Sie Press­atmung!
Mit kleinen Schritten zum Erfolg
Es bedarf oft keiner unhaltbaren Vorsätze wie „Ich werde nie wieder …“ oder „Ab heute verzichte ich auf …“ – das geht erfahrungsgemäß schief.
Wir wollen Ihnen mit den monatlichen Tipps leicht umsetzbare und alltagstaugliche Hilfe anbieten, schlechte Gewohnheiten zu ändern oder einen Schritt
aus der Komfortzone zu wagen. Der Erfolg ist sicher: Mehr Lebensqualität und Gesundheit für Sie!
Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen mit der Umsetzung. Oder haben Sie einen Tipp für Dezember? Einfach per E-Mail an [email protected]
ie
S
n
er on
h
c
i
S
ch
s
h
sic zt Ihr r!
jet imme
elz
t
o
H
FORUM
PRÄVENTION
18. bis 21. Mai 2015
Hofburg | Wien
Da der Europäische Song Contest 2015 in Wien
ausgetragen wird (Finale am Samstag, den
23. Mai 2015), empfehlen wir eine möglichst
rasche Hotelreservierung oder -buchung.
Setzen Sie sich direkt mit dem Hotel Ihrer Wahl
in Verbindung!
www.auva.at

Documentos relacionados