Zwangsarbeit am Sachsenberg (Kohnstein) - TS

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Zwangsarbeit am Sachsenberg (Kohnstein) - TS
Tim Schäfer
Geheim:
„Zwangs-/Arbeit am Sachsenberg:
Kriegsschwefel Ni 365-“
Zur Geschichte von Zwangsarbeit in Rüstungsprojekten der Wifo und IG
Farbenindustrie bei Nordhausen (Thüringen) und der Rechtslage am Kohnstein bei
Niedersachswerfen.
Vorwort
Im und um das Nordhäuser Industriegebiet Kohnstein in Thüringen, direkt an der
Bundesstrasse B4, finden sich unübersehbare Objekte und Tatorte von Zwangsarbeit
in Nazideutschland.
Gleich neben der heute das Bild prägenden, unästhetischen Gips- und
Baustoffanlage der Nachwende sticht ein so gar nicht ins Bild passender, gemauerter
Großschornstein optisch hervor. Er ist Mahnmal für Zwangsarbeit und Tod, diente als
Galgenträger für Hinrichtungen.
Dieser Schornstein ist das letzte noch erhaltene Großanlagenteil des
Kriegsschwefelprojektes Ni365. Bis 1993 bestimmten daneben beeindruckende,
graue Hallenbauten die Ansicht. Diese Hallen wirkten vor dem kahlen, kalten, durch
den Tagebau in Stufen geschlagenen Anhydritfels des Kohnsteinmassivs etwas
gespenstisch in der sonst anmutig hügeligen Südharzer Landschaft.
Mit diesen Anlagen verbanden sich für die Menschen über viele Jahrzehnte hinweg
die Begriffe „Kältetechnik“ oder „Leuna-Werk“, für wenige Alteingesessene sind
„Anhydritwerk“, „Gipswerk“ oder „Fa. Süßmilch“ noch erinnerlich.
Daß diese Bauten in einem geheimen Rüstungsprojekts Nazideutschlands, dem
„Kriegsschwefelwerk Ni.365“ entstanden waren, wissen nur Wenige. Im Kontext mit
dem hier beschriebenen Kriegsschwefelprojekt Ni365 stehen Projekte wie
„Sachsenberg“, das KZ Mittelbau- Dora und die spätere Mittelwerk GmbH der SS.
Dies ist über Jahrzehnte vertuscht worden. Denn die Anlagen, Stätten von
Zwangsarbeit und Tod, wurden vom Volkseigenen Betrieb der DDR „VEB LeunaWerke „ Walter Ulbricht“ genutzt. Recherchiert und dokumentiert wird das
Zwangsarbeiterlager „Alte Leipziger Straße“ und zum sozialen Umfeld im Gipswerk
Niedersachswerfen. Die Nutzungen am Kohnstein waren über die Jahrzehnte je nach
Interessenlage rechtlich zu gestalten. Der vorliegende Beitrag zur jüngeren Heimatund Industriegeschichte schließt daher mit einer Analyse zu den Rechten und der
Geschichte der Kohnsteininteressenten ab.
Ich danke insbesondere all denen, die Ihr Hintergrundwissen Preis gaben, für Ihr
Vertrauen. Herrn Dipl.-Ing. Horst Schäfer aus Niedersachswerfen, meinem Vater, bin
ich zu besonderem Dank verpflichtet.
Schließlich danke ich all denen, die mir noch geholfen haben. Besonders Herrn
Dietrich Rose und Herrn Kulbe aus Nordhausen.
Niedersachswerfen im November 2004
Tim Schäfer
Einführung
Das Gebiet des offen liegenden Zechsteingipses ist in Deutschland gut bekannt.
Dieser offene Zechsteingips zieht sich ungefähr vom Harzrand im Norden von
Osterode bis nördlich von Sangerhausen.
Der Fachmann spricht auch vom Zechsteinband. Dieses zeigt sich an der Oberfläche
um den südlichen Harzrand auf mehr als 85 km Länge als scharf hervortretendes
Band von Zechsteingips.
Dieses sichtbare Band des Zechsteingipses kann dabei aus zwei nebeneinander her
verlaufenden Streifen bestehen. Der liegende Streifen, welcher oft bis zu 90 m
Mächtigkeit erreicht, ist der sogenannte Ältere Gips des Mittleren Zechsteins, welcher
den Dolomit unterteuft und größtenteils einen mächtigen Anhydritkern birgt. Aus
diesem ist der Gips durch Wasseraufnahme als Oberflächenbildung
hervorgegangenen (Anhydrit = schwefelsaurer Kalk = Ca SO4, Gips = Ca SO4 + 2
H2O).
Der hangende Gips gehört dem Oberen Zechstein an und umschließt nur sehr selten
Reste von Anhydrit. Beide Lager enthalten Verunreinigungen von Ton, bisweilen
auch von mergeligem Dolomit.
Diese Beimengungen sind jedoch nicht in größerem, den Abbau allzu sehr
beeinträchtigendem Maße enthalten. Das Material ist ein begehrter Roh- und
Zuschlagstoff für die Steine-& Erden sowie chemische Industrie. An der Oberfläche
sind überall die bekannten Karrenfeld- und Orgelbildungen zu beobachten, deren oft
sehr tief hinabreichende Höhlungen manchmal mit eingeschwemmten eisen- und
manganhaltigen Lehmmassen ausgefüllt sind. Es sind bei Osterode, bei Bad
Lauterberg und im Norden von Nordhausen ausgedehnte Flächen vorhanden, in
welchen beide Gipslager ausstreichen. Größere Abbaubetriebe liegen im
hannoverschen Gebiet insbesondere noch in der Umgebung von Osterode.
Hier wie überall am Südharz wird aber ganz vorwiegend der ältere Gips gewonnen,
da er infolge der größeren Nähe der Bahnlinie Northeim – Nordhausen bzw.
Osterode – Herzberg und im Falle von Niedersachswerfen durch die nahe liegende
Bundesstraße besser verfrachtet werden kann.
Die Gips- und Anhydritvorkommen des Kohnstein bei Niedersachswerfen und
Nordhausen gehören geologisch diesem Zechsteinband an.
Einer der größten Tagebaue findet sich am Kohnstein bei Niedersachswerfen, an der
früheren Grenze zu Hannover.
Heute sind allerdings die Vorkommen am Kohnstein bei Niedersachswerfen selbst
stark abgebaut, überall sieht man den Anhydritkern zutage treten.
Das aufbereitete Material wurde in die chemische Großindustrie zur Dünger- sowie
Schwefelsäureproduktion (Leuna-Werke / bei Wolfen) geliefert. Ein kleinerer Teil
wurde als Basismaterial für diverse Baustoffe und in der Zementherstellung
verarbeitet. Die Fläche des Kohnsteins umfasst ca. 4 qkm. Die höchste Erhebung ist
+ 348 m über Normal-Null, durchschnittlich ist das Bergmassiv ca. 300 m hoch.
Im Anhydritsteinbruch Kohnstein bei Niedersachswerfen selbst lassen sich
mindestens zwei Sulfatgesteintypen nachweisen, die für die Gewinnung neben der
sog. fein geschichteten Varietät von Bedeutung sind. Diese zwei Typen Anhydrit sind
Ihrer Textur diametral, im Nordwestteil der Lagerstätte der brekziöse Typ und im
Südostteil der geflaserte Typ. Brekziös meint Anhydrittypen, die gröber kristallin
ausgebildet und geschichtet sind. Geflaserte Typen sind generell feiner und von
homogener Struktur. Der Fachmann wird für verschiedene Anwendungen den jeweils
vorzüglichen Typen auswählen.
Gerade unter der heutigen schwierigen aktuellen Situation der Insolvenz des
Baustoffwerkes in Niedersachswerfen wird immer wieder diskutiert, ob man am
Kohnstein denn noch genügend Material wirtschaftlich und qualitätsgerecht wird
gewinnen können. Der Autor bejaht dies unter Wertung der recherchierten Fakten,
am Kohnstein können offenbar sicher weit mehr als 50 Mio t gefördert werden, was
Sachverständige schon begutachtet haben. Dabei bleiben die vom Abraum jetzt noch
bedeckten bzw. bisher nicht angeritzten Teile des Vorkommens ohne Betracht.
Bereits vor 1200 Jahren vor unserer Zeitrechnung sind huminide Spuren am
Kohnstein und in der näheren Umgebung beschrieben. Materialien vom Kohnstein
sind seit Alters her genutzt und vor Allem verbaut worden, so in Stadtmauern
(Nordhausen), Kirchen (Ellrich, Niedersachswerfen, Nordhausen…) u.a.m.. Es sind
auch Kalkröstereien nachgewiesen.
Durch die Landschaft zog sich die sogenannte alte Heerstraße von Nordhausen über
das Schurzfell, am Kohnstein vorbei durch das Gelände des ehemaligen GipsWerkes und mündete im Kupferhammerweg an der Stelle, wo sich heute noch
sichtbar, die Reste des Gipswerkes Tetzner befinden. Auf dieser Straße sollen einst
neben ehrbaren Kaufleuten auch Raubritter und Söldnerarmeen der Fürsten und
Grafen durchgezogen sein, die die an und für sich schon arme Bevölkerung
ausgeplünderten.
Ende des 19. Jahrhunderts war bei Niedersachswerfen fast überhaupt noch keine
Industrie im eigentlichen Sinne, abgesehen von den Firmen Monierbau –vormals
Wayss und Co., Berlin und Fa. E. Süßmilch/Leipzig vorhanden.
Süßmilsche Mühlanlage, gut zu erkennen, das mit Wasserkraft angetriebene Mühlrad
Fotokopie : Privatarchiv des Autors
An dem Ufer der Zorge wurden einige Gipsfabriken errichtet, in denen der Gips vom
Kohnstein zu hochwertigem Baustoff verarbeitet wurde. Viele Sachswerfer werden
sich zumindest von Berichten der Alten her noch erinnern, unter welch
unmenschlichen Verhältnissen zum größten Teil in diesen Betrieben gearbeitet
werden musste. An einen Achtstundentag war überhaupt nicht zu denken; denn das
verdiente Geld reicht auch bei 10- und 12stündiger Arbeitszeit kaum aus, um die
Lebenshaltungskosten zu bestreiten. Nach der langen Arbeitszeit musste man dazu
noch bei den Bauern oder auf dem eigenen Acker schuften.
Bild 1.29 Einlaufbauwerk des Mühlengrabens der Süßmilchschen Anlage in die Zorge im Südbereich
gegenüber des ehemaligen Grenzstollens, also westlich der Leipziger Strasse. Der
Mühlengraben verlief parallel zur Leipziger Straße und wurde im Bereich der Villa Maisold
(Zorgewehr) abgezweigt. Dieser Graben entlang der Leipziger Straße wurde
Anfang der 50iger Jahre mit Hausmüll verfüllt und nach Typhusepidemie in
Niedersachswerfen mit Erdstoffen abgedeckt.
Der Auslauf des Mühlgrabens befindet sich in unmittelbarer Nähe des
Radwegs nach Krimderode. Quelle : Privatarchiv des Autors
Nach der Chronik von Niedersachswerfen von Trautmann umfassten die
Süßmilchschen Anlagen hier 3 Mühlen am Kohnstein, die Lenzinmühle sowie die
Johannismühle und das Hauptwerk am südlichen Ende der Leipziger Straße.
Auf dem Gelände des Hauptwerkes der Firma Süßmilch wurde im Dritten Reich eine
große Schwefelanlage gebaut, um den Bedarf der Rüstungsindustrie mit
Blockschwefel decken zu können. Der technologisch dabei mit anfallende Zement
sollte in zivilem Bereich verarbeitet werden.
Lageskizze zur Orientierung
Mühlberg
Magdeburg,
Berlin
Beere
Wifo
SS
Zorge
N
I
E
D
E
R
S
A
C
H
S
W
E
R
F
E
N
Göttingen,
Hannover
B4
Halle,
Berlin
Leipzigerstraße
Erfurt,
Nordhausen
Zwangsarbeiterlager
Johannisberg
Zorge
K
o
h
n
s
t
e
i
n
SS
Ni 115
Gestapo
B11
Industriegebiet
Kriegsschwefelwerk Ni. 365
Nordhausen
(Am Zoll)
Kurzerklärung von speziellen Abkürzungen
A.S.b.Gen.-Kdo. IX. A.K Abt. III Luft AZ.AM2d1
Abwehrstelle Generalkommando IX, Kassel
AEL
Arbeitserziehungslager
AG
Amtsgericht
AMW
Ammoniakwerk Merseburg GmbH der IG Farbenindustrie AG
AMW
Ammoniakwerk Merseburg
Anhydritwerk
BGB
VEB, später zur VVB Baustoffe Magdeburg, dann VEB Leuna-Werk,
Gipswerk Niedersachswerfen
Bürgerliches Gesetzbuch
BVG
Bundesverfassungsgericht
DAF
Deutsche Arbeitsfront
EGBGB
Einführungsgesetz zum BGB
Gemeinschaftslager
schließlich das Zwangsarbeiterlager Leipziger Str. Niedersachswerfen
GESTAPO
Geheime Staatspolizei
Gipswerk Niedersachswerfen (Gipswerk Ni)
unselbständiger Betriebsteil das AMW der IG
Gutachterstil
GWN
Arbeitsstil der Rechtswissenschaftler, am Ende der Subsumtion steht
das Ergebnis
Gipswerk Niedersachswerfen
H2SO4
chemisch für Schwefelsäure
Haager Landkriegsordnung
IV. Haager Abkommen von 1907
Hauptabteilung XVIII
Hauptverwaltung Volkswirtschaft im MfS
Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft
HJ
Zentralistisches Organ der DDR, 1952 überführt in das MfS,
Ministerium für Staatssicherheit
Hitlerjugend
I.G.
Kürzel für IG Farben
IAO
Internationale Arbeitsorganisation
Jagen 10
Forstbezeichnung
Ka 1-17
Kammern (Stollenhohlräume oder Stollenkammern, hier Nummer 1 - 17)
KI
Kohnsteininteressenten
Knäpper
großer Anhydritfelsbrocken
Krauch-Plan
wehrwirtschaftlicher Erzeugungsplan
KTN Kältetechnik Niedersachswerfen
ehem. VEB in Niedersachswerfen
Kuckuck
KZ
Tarnbezeichnung für Projekt Benzin-Spaltanlage und Luftverflüssigung
im Kohnstein (B11)
Konzentrationslager
Leuna
IG Standort
Monierbau (vom. Wayss und Co.)
Firma
Me
Kürzel für Merseburg (Leuna-Werke, AMW)
Mittelwerk GmbH
SS-Firma, Bauverwaltung Berlin-Charlottenburg
Nebelstoffe
chemische Waffen, Kampfstoffe
Ni + Zahl
Bautenbezeichnung in Niedersachswerfen, IG-Code
Ni 365
Kriegsschwefel- und Oleum Projekt der Wifo
O.K.W.
Oberkommando der Wehrmacht
Oleum
rauchende Schwefelsäure
Otte
Firma
R.St.G.B.
Reichsstrafgesetzbuch
Rechtsträger
hier der Träger vom DDR-Staat übertragener Rechte und Pflichten
Restitution
Wiederherstellung
RKM
Reichskriegsministerium
RM
Reichsmark
RWiMin
Reichswirtschaftsministerium
S
Schwefel
Sachsenberg
Tarnbezeichnung Wifo-Projekt ca. 1937
SAG
Sowjetische Aktiengesellschaft
SAG für Mineraldünger
Sowjetische Aktiengesellschaft, später dann VEB Leuna-Werke
Schkopau
IG Standort
Schwefelfuchs
Abgaskanal
SMAD
Sowjetische Militär Administration
SO2
Zwischenprodukt, flüssiges Schwefeldioxid
Subsumtion
Sulfur
ist die vergleichende Unterordnung von Sachverhalten
unter dem Tatbestand von Rechtsnormen
Schwefel
Süßmilch
Firma
UC-V
Behälterbezeichnung
VEB Leuna-Werke "Walter Ulbricht"
nach SAG für Mineraldünger gegründeter DDR-Großchemiebetrieb
VEB Leuna-Werke "Walter Ulbricht", Gipswerk Niedersachswerfen
unselbständiger Betriebsteil der VEB Leuna-Werke
VEB Leuna-Werke, SPN
VermG
Bezeichnung der Hauptabteilung im VEB Leuna-Werke,
hierzu gehörte das Gipswerk Niedersachswerfen
Vermögensgesetz
Vermittlungsstelle W
IG-Farben, Berlin NW 7, Unter den Linden
VVB
Vereinigung Volkseigener Betriebe
Wehrwirtschaftsstab beim OKW
Wifo
Stab für wirtschaftliche Kriegsvorbereitung und Mobilisierungspläne
beim O.K.W.
Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH
Wolfen
IG Standort
ZKZ
Behälterbezeichnung
Zur Entwicklung des Ammoniakwerk Merseburg (AMW) und dem Betriebsteil
Gipswerk Niedersachswerfen (1917 – 1933)
In Deutschland wird die Region Mitteldeutschland, insbesondere um Halle / Saale
seit über hundert Jahren von der chemischen Industrie geprägt. Die Anfänge dieser
Industriezentren liegen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu Beginn der
Industrialisierung gab es noch keine chemische Industrie im modernen Sinne. Es gab
kleine Familien- und Handwerksbetriebe, vorrangig also Kleinstbetriebe, die sich auf
die Herstellung einzelner Chemikalien, wie Schwefelsäure und Soda spezialisiert
hatten. Die mögliche Ansiedlung chemischer Werke wurde durch reiche Vorkommen
an Braunkohle, Kali- und Steinsalze in der mitteldeutschen Region begünstigt sowie
durch wirtschaftlich strategische Überlegungen bestimmt. Diese strategischen
Überlegungen zielten gerade unter wehrwirtschaftlichen Gesichtspunkten auf
Autarkie.
Es wird wiederholt in der Literatur beschrieben, daß es Carl Bosch, seinerzeit ein
stellvertretender Direktor der COMPANIE und Leiter der Ammoniakerzeugung, war,
der sich für den Standort des Ammoniakwerkes Merseburg stark gemacht hatte. Es
gab in der Tat starke Zweifel, ob es richtig sei, die neuen Anlagen ebenfalls in Oppau
am Stammsitz der COMPANIE(b. Ludwigshafen) zu errichten. Die mitteldeutsche
Region hatte eine besondere vorzügliche strategische Lage. Sie konnte neben der
Verfügbarkeit reicher deutscher Bodenschätze damals nicht von gegnerischen
Flugzeugen erreicht werden. Die BASF-Werke Ludwigshafen und Oppau waren
durch ihre Grenznähe gefährdeter. Die Wahl der Manager um Bosch fiel letztlich auf
Mitteldeutschland.
Bild 1.31
Normalspur-Bahnbrücke über die Zorge zur Befahrung des Stollensystems. Vor dieser Brücke wurde der
Mühlengraben mit einer Gewölbebrücke überspannt (heute völlig verschüttet). Der rechte Pfosten (nicht im
Bild) ist aufgrund einer Schleifsprengung beschädigt.
Die Brücke ist seit 1945 nicht mehr in der Nutzung.
Quelle : Privatarchiv des Autors
Bereits im Jahre 1915 war Bosch mit wichtigen Leuten des Unternehmens vor Ort,
die Merseburg als ein etwas kleinbürgerliches Beamtenstädtchen empfanden. Die
Stadt war damals Sitz eines preußischen Regierungspräsidenten. Aber die schöne
Umgebung, geprägt von der nahen Saalelandschaft mit den darin gelegenen
idyllischen Dörfern, hinterließ offenbar einen nachhaltig positiven Eindruck.
1916 begann der Bau des Ammoniakwerkes Merseburg (AMW) in der Nähe des
Dorfes Leuna. Bauherr war die BASF. Das Vorhaben sollte in den nächsten
Jahrzehnten Einfluss auf die Entwicklung einer ganzen Region haben. Mit staatlicher
Unterstützung war es erklärtes Ziel,
die später oft nach dem Städtchen Leuna so genannten Leuna-Werke weitaus
größer und moderner als das Oppauer Werk auszubauen, was schließlich auch
gelang.
Mit dem Aufbau des Ammoniakwerkes Merseburg erwarben und errichteten die
COMPANIEim engen zeitlichen Zusammenhang Betriebe, die für das Werk
unmittelbar notwendig waren oder künftig Bedeutung erlangten. Diese Betriebe und
Anlagen versorgten das Werk mit entscheidenden Rohstoffen, wie Wasser, Kohle,
Energie und Calciumsulfat (Anhydrit). Dieses Calciumsulfat fand sich in einem
reichen Vorkommen ausgezeichneter Qualität am Kohnstein bei Niedersachwerfen
im Südharz. Frühzeitig zeichnete sich die angestrebte Autarkie ab. Leuna sollte von
der Preispolitik, den Lieferbedingungen und anderen Festlegungen fremder Firmen
sowie bei den wichtigsten Rohstoffen unabhängig sein.
Bild 6
Abriss der unmittelbar an den Bau Ni 106 angebauten überdachten Verladerampe Bau Ni 107 und Beginn
Abriss Bau Ni 106. Im Hintergrund links Verladeanlage Ni 112 (West 1), Silo 17 und 18 (je 1000 t) und
Becherwerkturm. Quelle: Privatarchiv des Autors.
Zur Sicherung der Rohstoffbasis für das AMW wurden Kohlegruben und eben auch
ein Anhydrit- oder Gipswerk (Anhydrit meint hier kristallwasserfreien Gips) gegründet
bzw. übernommen. So kam es ab 1917 zur Gründung des Gipswerkes
Niedersachswerfen des AMW der BASF, als rechtlich unselbständigem Betriebsteil
der AMW GmbH.
Für die nach der Beendigung des ersten Weltkrieges geplante Umstellung des
Werkes in Merseburg auf „Friedensproduktion“, d. h. auf die Produktion von
Mineraldünger, waren große Mengen von Calciumsulfat (Gips) nötig. Die großen
reinen natürlichen Vorkommen befanden sich im Harz bei Niedersachswerfen. Dort
konnten sie leicht im Tagebau abgebaut und relativ kostensparend mit der
Eisenbahn nach Leuna gebracht werden. Insoweit passte das Gipswerk
Niedersachswerfen gut in die Strategie hinein.
Die Rechtslage am Kohnstein, war hinsichtlich der COMPANIEVorhaben im Zuge
des Aufbaus der Ammoniakwerke Merseburg neu zu ordnen, um dem Gipswerk
Niedersachswerfen und damit dem Ammoniakwerk Merseburg die notwendige
rechtliche Absicherung zu geben. Am 30. Juli 1917 wurde beim Königlichen Notar Dr.
Usbek in Nordhausen eine Verpflichtungserklärung beurkundet. Danach übertrugen
die Kohnstein - Interessenten zu Salza alljährlich 20 % der Pachtgeldsumme der an
Fa. Karl Otte verpachteten Flächen der politischen Gemeinde als Entschädigung für
eine Abtretung an die COMPANIEmit der Berechtigung zur Förderung
unbeschränkter Mengen Gips- und Anhydritsteine . Neben weiteren Bestimmungen
wurde vereinbart, dass alle zu errichtenden gewerblichen Anlagen auf dem Gebiet
der Gemeinde Salza zu errichten waren.
Im August 1917 folgt ein Vertrag, der der Fa. Otte das Recht einräumt, die Rechte
aus den Verträgen:
- Februar 1914
- November 1916
- Februar 1917
durch Abtretung oder Pacht auf die COMPANIEzu übertragen. Gleichzeitig wird der
COMPANIEdas Recht zur Unterverpachtung eingeräumt. Dies geschah denn auch
und die Verträge wurden sachlich und rechtlich von Niedersachswerfen und Leuna
bei Merseburg aus gepflegt.
Von strategischer Bedeutung war auch schon im 1. Weltkrieg die Bereitstellung der
benötigten anorganischen Produkte. Hierzu mussten Kapazitäten in der chemischen
Industrie erweitert oder völlig neu geschaffen bzw. angepasst werden. So ist
beschrieben, dass man in der Schwefelsäureproduktion vom „Friedensverhältnis“
zwei Drittel der schwefligen Säure (Kontaktverfahren) auf konzentrierte
Schwefelsäure, ein Drittel zu rauchender Schwefelsäure dann kriegsbedarfsbedingt
auf das umgekehrte Verhältnis umstellte.
Auch hat man in Umsetzung dieser Strategie in Dormagen ganz neue
kriegsrelevante Anlagen gebaut, wovon eine der Herstellung von rauchender
Schwefelsäure diente.
Diese rauchende Schwefelsäure wird auch Oleum genannt (bis heute). Im Projekt Ni.
365 sollte eine Oleum Fabrik eine besondere Rolle spielen und das ursprüngliche
Kriegsschwefelprojekt wurde in den 40er Jahren vom Oleumprojekt ergänzt, was
eine Ergänzungsinvestition notwendig machte. Das heißt man hat das Projekt Ni 365
von der ursprünglich technologisch vorgesehenen reinen Schwefelanlage, mithin
also Blockschwefel, zu einer Technologievariante umgebaut, die die Herstellung von
rauchender Schwefelsäure, Oleum ermöglicht hat. Diese Tatsache wird aber in allen
vom Autor gelesenen Veröffentlichungen bisher nicht erwähnt. Auch die Summe der
Investitionskosten dürfte in diesem Zusammenhang additiv erheblich gewesen sein.
Leider hat der Autor darüber keine vertiefenden Informationen finden können.
Näheres dazu ist im Kapitel zur Anlage Ni 365 beschrieben worden.
Bild 9a
Abriss Ni 110, vorn Ni 109. Im Hintergrund Siloanlage Werk 1 und Bandstrasse sowie Abraumhalde
(November 1992). Foto : Privatarchiv
Im ersten Weltkrieg hat die deutsche chemische Industrie zweifellos auch bewiesen,
dass sie über ein hervorragendes Innovationspotenzial verfügen konnte.
Besonders auf dem Gebiet der Ablösung von Importen von vielen notwendigen
Grundstoffen durch synthetisch hergestellte Stoffe oder neue Technologien konnten
erstaunliche Resultate erzielt werden, die teilweise Blockadestrategien der
Kriegsgegner zunichte machten. Aber andererseits konnten eigene Berechnungen
der Industrie damit übertroffen werden.
Mit Ni 365 sollte offenbar eine Redundanz und/oder Erweiterung zu vorhandenen
Kapazitäten insbesondere in Dormagen erreicht werden.
Dabei konnte mit Ni 365 eine Technologie wiederum weiterentwickelt werden, die um
die Zeit des ersten Weltkriegs entstanden war.
Bereits damals sollte die Chemie dafür sorgen, die Kriegsversorgung auch dann
aufrecht zu erhalten, wenn kriegsbedingt im Ausland benötigte Rohstoffe nicht
beschaffbar waren. In der Tat gab es solche Bestrebungen auch im ersten Weltkrieg
und davor, es gibt sie bis heute, manchmal auch eingesetzt als reiner
Wirtschaftskrieg. Die führende deutsche Industrie war aber innovativ genug, so dass
die chemische Industrie Deutschlands fast jedem Rohstoffmangel zu begegnen
wusste. An diesem „Triumphe chemischen und technischen Könnens“ hatte, nach
eigenem werbeträchtigen aber auch begründeten Beschreibungen gerade durch
Veröffentlichungen der IG Farbenindustrie AG selbst,
die Arbeit in den
Farbenfabriken ihren gewichtigen und erfolgreichen Anteil. Beispielhaft durch die
Bereitstellung von Salpeter- und Schwefelsäure, von Stoffen also, ohne die Pulver
und Sprengstoffe nun einmal nicht fabriziert werden konnten.
Unter dem Zwang der Verhältnisse im Krieg wurde auf dieser Grundlage die
Produktion von Salpetersäure sofort in größtem Maßstabe in Angriff genommen.
Auch in Leverkusen entstand auf einem abseits liegenden Gelände eine große
Salpetersäurefabrik. Als im August 1915 die letzen Vorräte an Natursalpeter
aufgebracht waren, samt den Beständen an Chilesalpeter, welche die deutschen
Truppen in Antwerpen und Ostende, wie in Geschichte der IG Farben geschrieben
steht, „glücklich erbeutet“ hatten, war die Leverkusener Fabrik im Verbund mit
anderen deutschen Werken in der Lage, der Heeresverwaltung ausreichende
Mengen synthetischen Salpeters zu liefern. Das hierbei benötigte Ammoniak stellte in
immer steigendem Maße das von der Badischen Anilin- und Sodafabrik entwickelte
Luftstickstoffverfahren zur Verfügung. Dadurch, so war man überzeugt, sei
grundsätzlich eine unerschöpfliche Quelle zur Versorgung des Heeres mit
Sprengstoffen und der Landwirtschaft mit Düngemitteln erschlossen worden. Mithin
natürlich dem Unternehmen sicheres Geschäft, denn in Friedens- und Kriegszeiten
hatte man gesicherte Märkte.
Die Anlage in Leverkusen hatte anfänglich das schwefelsaure Ammoniak der
Ruhrkokereien verarbeitet, wobei große Mengen von Gips als Rückstand blieben.
Aus der Überlegung, wie dieser zu verwerten sei, erarbeitete man später eine
bedeutungsvolle Erfindung. Es gelang, aus dem Gips schweflige Säure und damit
Schwefelsäure zu erzeugen, wobei als Nebenprodukt vollwertiger Zement anfiel. Vor
dem Kriege hatten die deutschen Fabriken hauptsächlich aus spanischem
Schwefelkies Schwefelsäure hergestellt. In den Kriegsjahren war die Verwendung
deutscher Kiese in den Vordergrund getreten. Die Fabrikation von Schwefelsäure
aus Gips gewann als Ergänzung der Kriegserzeugung große Wichtigkeit. Die
Erfindung wurde nach IG Farben Verständnis später als eine durchaus zu den
deutschen Ruhmestaten chemischen Könnens in den Kriegsjahren gehörende
Erfindung charakterisiert.
Eine der wichtigsten technologischen Errungenschaften zur Zeit der Kriegsjahre war
also das Verfahren zur Herstellung von Schwefelsäure aus Gips und Ton. Es wurde
so vervollkommnet, dass es dem Verfahren, die Schwefelsäure aus schwefelhaltigen
Kiesen zu gewinnen, offenbar nicht mehr nachstand. So wurde die Möglichkeit
geschaffen, damals das am meisten gebrauchte chemische Produkt aus heimischen
Rohstoffen herzustellen, die in quasi unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen,
wobei überdies noch für die Bau- und Kriegswirtschaft ein sehr brauchbarer Zement
anfiel. Insofern konnte man also für die Planungen des Projektes Ni.365 Schwefel in
Niedersachswerfen auf eine erprobte Technologie zurückgreifen, die freilich mit
modernster Technik in großem Stil aufgebaut werden sollte. Daher mag man
Einschätzungen bspw. von Baranowski etwas relativiert sehen, wonach Ni. 365 mehr
einen Versuchscharakter gehabt haben soll. Dies kann nur für die Modifikationen wie
Oleum- Produktion angenommen werden. Vielmehr mögen die Anfahrprobleme der
Anlage, die bei Baranowski offensichtlich gemeint sind, nochmals zu einer
Überarbeitung der Apparaturen geführt haben. Die Anlage in Niedersachswerfen war
in dieser Zeit eine, wenn nicht die modernste Anlage weltweit.
Die deutsche chemische Industrie hatte bereits vor dem Kriege durch Forschungsarbeiten und großzügige
Versuchsanlagen Erfahrungen gesammelt, um den 16 bis 20%igen Schwefelgehalt des Gipses zur Erzeugung
von Schwefel und Schwefelsäure verwendbar zu machen. Es gelang. In zwei Fabriken in der Nähe des Harzes
konnten in den Kriegs- und Nachkriegsjahren bis 1920, 30000 Tonnen chemisch reinen Schwefels aus den
Harzer Gipssteinen gewonnen werden, unsere chemische Industrie bekam den unentbehrlichen Rohstoff. Erst die
Ende 1919 einsetzenden Verschiffungen amerikanischen Schwefels aus den unerschöpflichen Schwefelgruben
Louisianas zu sehr billigen Preisen, brachte diese Industrie zum Stillstand, zumal man noch keine passende
Verwertung für die Rückstände der Fabrikation gefunden hatte.
Im gleichen Maße wurde der Rohgips auch zur Erzeugung von Schwefelsäure herangezogen. Heute arbeitet
noch eine derartige Anlage aus der Kriegszeit zufriedenstellend in einer der größten chemischen Fabriken des
Rheinlandes. Die Harzer Gipsvorkommen sind auch heute noch ständiger Rohstofflieferant zur
Schwefelsäureherstellung für die größte chemische Fabrik des Kontinents, das Ammoniakwerk Merseburg,
GmbH in Leuna.
In drei Schichten, Tag und Nacht, bemühen sich 600 – 700 Arbeiter am Kohnstein bei Niedersachswerfen, die
gewaltigen, für den Betrieb in Leuna benötigten Mengen an Gips- und Anhydritsteinen zu brechen, in riesigen
Brechlagern zu zerkleinern und zu verladen. Mancher Besucher des Südharzes wird bereits durch das mittags
und abends einsetzende Trommelfeuer der Gesteinssprengarbeiten in den Brüchen der Gesellschaft erschrocken
sein, bis er erfährt, um was es sich handelt. Täglich rollen in eigenen Zügen und Sonderwagen von 35 Tonnen
Fassungsvermögen durchschnittlich 3500 Tonnen geknorpelte Gipssteine vom Harz nach Leuna, um hier zur
Herstellung von schwefelsaurem Ammoniak zu dienen und uns dadurch von dem Bezuge ausländischer
Schwefelkiese zur Herstellung von Schwefelsäure unabhängig zu machen. (Aus: Die Industrie im Harz 1924-d.
Verfasser).
Beim Aufbau des AMW kooperierte die COMPANIEsehr eng mit staatlichen Stellen.
Frühzeitig kam es zu Verträgen, wie zum Beispiel mit dem im Dezember 1916 von
beiden Seiten unterzeichneten Vertrag. Die COMPANIEverpflichtete sich danach,
das Ammoniakwerk Merseburg so zu erweitern, dass es eine Jahresleistung
von 130 000 t Stickstoff brachte. Der Ausbau schloss insbesondere die Errichtung
einer Stickstoffdüngerfabrik für schwefelsaures Ammoniak (Ammoniumsulfat) als Teil
des Übergangs von der Kriegs- zur Nachkriegswirtschaft mit einer Leistung
von 250 000 t im Jahr ein. Für die Erweiterungen sicherte sich die COMPANIEdas
alleinige Eigentumsrecht und bei Stillegung in Folge von Absatzschwierigkeiten eine
Vergütung vom Reich in Höhe von 300 000 Reichsmark jährlich.
Diese Ammonsulfatdüngerherstellung war für das Gipswerk Niedersachswerfen von
besonderer Bedeutung, schließlich wurde die Düngerherstellung über viele Jahre
einer der Hauptmärkte für das in Niedersachswerfen am Kohnstein gewonnene
Material.
Abrißhaft dargestellt beinhalteten die investiven Vorhaben in Merseburg (Me) für die
geplante Produktionsausstoßsteigerung ff.:
-
Verstärkung der Kapazitäten für die Vorreinigung und Synthese in den Bauten Me
13 und Me 14,
Erweiterungsbauten mit Koksgasfabrik (Me 1), die CO-Konvertierung (Me 102),
die Kompressorenbauten (Me 104, Me 150, Me 7, Me 8),
die Druckwasserreinigung (Me 105), die Umlaufpumpen und die
Hochdruckabsorption für die NH2-Synthese (Me 107) sowie
die Wasserstoffreinigung (Me 106)
Anlagen für die Ammoniumsulfaterzeugung in den Bauten Me 138, 141, 139, mit
Kesselhaus, Me 202,
Me 134 und Me 140, das Düngemittellager,
Gebäude der Sulfatfabrik.
Die anfänglichen Tagesleistungen beliefen sich auf 60 t Ammoniumsulfat, in 1919
beginnend. Im weiteren Jahresverlauf stiegen sie auf 100 t an.
Im Bau Me 138 wurde der Anhydrit aus Niedersachswerfen über Vorratsbehälter den
Fullermühlen zugeführt oder im Me 141 gelagert. Das feine Anhydritmehl wog man
im Me 139 mit automatischen Waagen ab und schlämmte es in Rührapparaten mit
Waschwasser aus dem Prozess an. Den dabei entstandenen dünnen Brei förderten
Pumpen in 52 Sättiger mit Rührwerk und Kühlschlangen und versetzten diesen dort
mit Ammoniak und Kohlendioxid. Reste von nicht verbrauchtem Ammoniak wurden
mit Schwefelsäure absorbiert, die Säurereste mit Ammoniakwasser neutralisiert und
die Lösung dem Nutschschlamm zugeführt. Aus den Sättigern ließ man den Inhalt
diskontinuierlich nach 6 bis 8 stunden Umsetzungsdauer in Rührapparate ab und
förderte ihn in Tauchnutschen zur Abtrennung der ammoniumsulfathaltigen Lösung
vom festen Calciumcarbonat (Kalk). Die Ammoniumsulfatlösung wurde in
Filterpressen nochmals filtriert und in Vorratsbehältern (Hofbehälter Me 536, Me 537)
gesammelt. Wasser schlämmte den Kalk von den Filterrahmen der Tauchnutschen
ab.
Bild 7
Links gesackte Verladeanlage Ni 112 (West 1) mit Verladerampe. Davor der Schornstein (12/92). die
Bauten Ni 106/107 vor dem Schornstein sind bereits abgebrochen. Rechts vom Schornstein Neubau der
Siloanlagen mit Sichter und Mischanlage, Rechts im Hintergrund die Betonkonstruktion der ehemaligen
Halle Ni 110 (auch Feldherrenhalle). Im Vordergrund Druckluftringleitung und Schlagbaum Einfahrt
Kältetechnik. Quelle : Privatarchiv des Autors
In der Eindampferei kam die Ammoniumsultatlösung in einen Ansäurebehälter, in
dem Reste von Ammoniak mit Schwefelsäure neutralisiert wurden.
Über Zwischenbehälter gelangte sie in das Vordampfer- Duplexsystem. Dieses
bestand aus Vor- und Fertigverdampfern. Die beim Eindampfungsprozeß
entstandene Salzmaische kam über eine Verteilerrinne (Maischerinne) auf die
Schleudern (Zentrifugen). Nach dem Zentrifugieren wurde von Hand das Salz aus
den Zentrifugen mittels Messerkastens ausgeschnitten und über Salzkonveyer und
automatische Kippwagen zum Silo, Me 140, befördert. Dort erfolgten Lagerung und
Versand.
Das zum Herstellen von Ammoniaksulfat erforderliche Ammoniak trieb Dampf im Me
143 aus hochprozentigem Ammoniakwasser in acht Destillationskolonnen aus.
1925
NH3
Niedersachswerfener
Anhydrit(mehl)
H2SO4
CO2
Wasser
Nutsche
Verdampfer
Dampf
Anrührbehälter
Umsatzbehälter
Zentrifuge
zum Silo
Düngerkalk
Ammoniumsulfat
Drehfilter
Technologieschema Ammonsulfat-Dünger Herstellung im Ammoniakwerk Merseburg etwa 1925 auf Basis
Anhydrit aus dem Gipswerk Niedersachswerfen. C*2004 Horst Schäfer
Von hier ging es nach Me 139. In der Gasreinigung aus Synthesegas anfallendes
und in Vorratsbehältern, Me 510, zwischengelagertes Kohlendioxid führten
Rohrleitungen nach Me 139.
Es gab beim Ausbau der Anlagen in Merseburg und auch in Niedersachswerfen
Probleme mit der Materialversorgung, die sich auf die Fertigstellung der Anlagen
auswirkten. Mit Regierungsvertretern konnte die COMPANIE1917 in Berlin erreichen,
dass entsprechende Maßnahmen zur Beschleunigung der Stahllieferungen an die
Stahlkonstruktionsfirmen, zur Kohleversorgung der an den Einmauerungsarbeiten
beteiligten Schamotte-Werke, zur besseren Elektrizitätsversorgung und zur
Beschaffung von Schienen getroffen wurden.
Im Juni 1918 wurde wiederum ein Vertrag zum Ausbau der Leuna-Werke
unterzeichnet. Diesmal beinhalteten die vertraglichen Vereinbarungen im Kern die
Steigerung der Jahresproduktion um 70 000 t N, dadurch sollte schließlich jährlich
ein Gesamtvolumen von 200 000 t N abgesichert werden. Die COMPANIEsicherte
sich die ausschließlichen Eigentumsrechte für die auf Staatskosten errichteten
Betriebe.
Damit konnte das Kriegsgeschäft abgedeckt und die Alleinstellung in der
Stickstofferzeugung gesichert werden.
Nach Kriegsende des Ersten Weltkriegs wurden lediglich die Produktionsanlagen für
Ammonsalpeter in Wolfen geschleift, die entscheidende Produktionsstufe, die
Ammoniaksynthese in Leuna, blieb erhalten. Das Schleifen der Anlagen meint deren
Zerstörung. Also konnte in Leuna aufgrund der vorhandenen Anlagen nunmehr sofort
die Düngemittelproduktion in großem Umfang anlaufen. Das führte in
Niedersachswerfen zu einem gesicherten Absatz des für die Düngerproduktion
benötigten Anhydrits. Leuna wurde nach dem Kriege zur größten Produktionsanlage
für Stickstoffdünger in der Welt ausgebaut.
Im Oktober 1919 beschloss der Gemeinschaftsrat der „Interessengemeinschaft der
deutschen Teerfarbenfabriken“, das Ammoniakwerk Merseburg rechtlich neu zu
strukturieren. Es wurde eine neue Gesellschaft gebildet, die aber unter der Leitung
der COMPANIEbleiben sollte. Bosch als ein Vorstandsmitglied der
„Interessengemeinschaft“ erklärte sich in diesem Zusammenhang bereit, den
gesamten Bereich der Stickstoffproduktion, der bei der COMPANIEzu einem äußerst
gewinnträchtigen Produktionszweig geworden war, in die „Interessengemeinschaft“
einzubringen. Im Dezember 1920 wurde aus dem Ammoniakwerk Merseburg, dem
bisherigen Zweigbetrieb der BASF, nunmehr eine rechtlich selbständige GmbH.
Diese neue Gesellschaft firmierte unter „Ammoniakwerk Merseburg- Oppau GmbH“.
Ihr Stammkapital betrug 500 Millionen Reichsmark. An dieser GmbH waren sieben
Gesellschafter der „Interessengemeinschaft“ wie folgt beteiligt:
1. COMPANIELudwigshafen
2. Farbenfabrik Leverkusen
(vormals Friedrich Bayer und Co.)
3. Farbwerke, vorm. Meister,
Lucius und Brüning, Höchst
4. Leopold Casella und Co.,
GmbH, Frankfurt am Main
5. AG für Anilin-Fabrikation
(Agfa), Berlin
6. Chemische Fabrik GriesheimElektron, Frankfurt am Main
7. Chemische Fabriken, vorm.
Weiler ter Meer, Uerdingen
125 095 000 RM
125 095 000 RM
125 095 000 RM
45 760 000 RM
40 730 000 RM
30 000 000 RM
8 225 000 RM
Neue Geschäftsführer der Gesellschaft wurden Prof. Dr. Bosch, Justizrat Dr. Michael,
Dr. Bueb, Schmitz, Dr. Gaus.
Später erfolgte dann nach gründlicher Vorbereitung am 2. Dezember 1925 die
Fusionierung der vorher in der "Interessengemeinschaft der deutschen
Teerfarbenfabriken“ vereinigten sechs großen Chemiefabriken. In der „IG
Farbenindustrie Aktiengesellschaft“ benannten Gesellschaft, Kurzfassung „IG
Farben“ schlossen sich die Badische Anilin- und Soda-Fabrik, Ludwigshafen,
Farbenfabrik vorm. Friedrich Bayer und Co., Leverkusen, Farbwerke, vorm. Meister,
Lucius und Brüning, Hoechst, Aktiengesellschaft für Anilin-Fabrikation, Berlin,
Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, Frankfurt am Main, Chemische Fabriken
vorm. Weiler-ter Meer, Uerdingen, zusammen. Die beiden Firmen Leopold Casella
und Co., GmbH, Frankfurt am Main, und Kalle und Co., Aktiengesellschaft, Biebrich
am Rhein, die bis dahin zur Interessengemeinschaft gehörten, blieben als
selbständige Gesellschaften bestehen, aber unter der Oberleitung der IG Farben,
welche auch den Verkauf der Produkte beider Firmen übernahm.
Die aufnehmende Firma war die Badische Anilin- und Soda-Fabrik. Sie erhöhte ihr
Aktienkapital auf 646 Millionen Goldmark und übernahm das Buchvermögen der
anderen der IG Farben angeschlossenen Gesellschaften. Der Sitz der Gesellschaft
wurde Frankfurt am Main. Zur Organisation der IG Farben wurden fünf
Betriebsgemeinschaften gebildet. Die Leuna-Werke gehörten als „Tochter“ der
COMPANIEzur Betriebsgemeinschaft Oberrhein, nicht zu Mitteldeutschland.
Das „Ammoniakwerk Merseburg GmbH“ wurde offiziell nicht mitfusioniert, da es
formal eine selbstständige Gesellschaft war. Aber der größte Teil des Stammkapitals
des Werkes befand sich in den Händen der IG Farben, der Rest gehörte der Firma
Leopold Casella und Co. Es war damit ein Tochterunternehmen eines der seinerzeit
größten Chemiemonopole der Welt. Die enge Verquickung der Leuna-Werke mit der
IG Farben zeigte sich auch in der Tatsache, dass die beiden Leuna-Direktoren Dr.
Dehnel und Dr. Oster Mitglieder des Aufsichtsrates der IG Farben waren.
Das Gipswerk Niedersachswerfen blieb unselbständiger Betriebsteil der
Ammoniakwerk Merseburg GmbH.
1924 wurde in Leuna eine große Methanolanlage gebaut und angefahren. Bei den
Versuchen zur Methanolsynthese wurde an den Parametern Druck, Temperatur und
Katalysator an der Anlage experimentiert. Dabei zeigte sich, dass unter bestimmten
Bedingungen höhere Alkohole und komplexe Kohlenwasserstoffe industriell
herstellbar waren. Somit wurde es möglich, Kohlenwasserstoffe (Benzin) aus Kohle
herzustellen. Im Jahre 1927 wurde die Benzinproduktion in Leuna aufgenommen.
Das Leuna-Werk verfügte somit über drei Großsynthesen: Ammoniak, Methanol,
Treibstoff.
Zur Kohlehydrierung kam im Jahr 1927 noch die Erweiterung der
Düngemittelproduktion hinzu. Neben Ammoniumsulfat stellten die Leuna-Werke dann
auch aus Salpetersäure und salpetersauren Salzen Dünger her, für den die
Landwirtschaft erheblichen Bedarf hatte. Als Zwischenprodukt diente das
synthetische Ammoniak, durch dessen Verbrennung mit Luft an glühenden
Platinnetzen stickstoffoxidhaltige Gase entstanden, aus denen eine verdünnte
Salpetersäure gewonnen wurde. Das entsprechende Verfahren war wiederum in der
ersten Hälfte der zwanziger Jahre in Ludwigshaften- Oppau ausgearbeitet worden.
Durch die Neutralisation der Salpetersäure mit Ammoniak oder Natronlauge oder
Kalk erhielt man die entsprechenden salpetersauren Salze (Nitrate). In Leuna
gewann man zunächst durch die Neutralisation der Salpetersäure mit dem in der
Sulfat-Fabrik anfallenden kohlensauren Kalk (Calciumcarbonat) eine „Kalksalpeter“Lösung (Calciumnitratlösung), die bis zum Entstehen einer Schmelze eingedampft
wurde. Die heiße Salzschmelze wurde in hohe Türme verspritzt, wodurch ein festes,
feinkörniges Salz entstand. Der Herstellung des „Kalksalpeters“ schloss sich in der
Folgezeit die Fabrikation anderer salpetersaurer Salze, wie Natronsalpeter
(Natriumnitrat) und Kalkammonsalpeter (Gemisch aus Ammoniumnitrat und
Calciumcarbonat) an.
Mit diesen Kapazitäten hatten sich die Leuna-Werke zum größten Betrieb innerhalb
der IG Farben, ja nach Darstellung der IG Farben aus jener Zeit zum größten
Industriegiganten in der Welt entwickelt. Das zeigte sich im Produktionswachstum
und in der Belegschaftsstärke in den Jahren 1924 bis 1928. Einer bis 1928 auf über
das Doppelte gestiegenen Bruttoproduktion stand ein Belegschaftswachstum von
etwa 60 Prozent gegenüber. Bis 1928 war die Belegschaft auf 29000 gewachsen.
Damit waren die Leuna-Werke das größte europäische Chemiewerk.
Bild 13
Links im Hintergrund östlich der Kranbahnhalle die Blechsilos 1 – 4, für Anhydritmehl A 92, A 89 und
Porenanhydrit (Beladung Waggon Uc-v, ZKZ). Im Vordergrund Blechsilo 5 und 6 für den Umschlag von
Porenanhydrit und A 92 mit Straßensilofahrzeugen zu DDR Zeiten. Quelle : Archiv des Autors
Zur Entwicklung seit 1933, Krauch, Strukturen und Wifo
Schon 1933 begannen nach gesicherter Meinung intensive Planungen und der
planmäßige Ausbau der Sprengstoffproduktion. Entscheidend involviert waren
Experten der IG, die starken Einfluss auf den sogenannten Vierjahrplan und seine
Entstehung nehmen konnten. Unter der Leitung von IG-Direktor Dr. Carl Krauch
(1887-1968) wurden im Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe, Abteilung Forschung
und Entwicklung, wesentliche Planfassungen ausgearbeitet. Dr. Krauch avancierte
im zentralen Leitungsorgan Görings auch zum Leiter der Abteilung Forschung und
Entwicklung. Dr. Eckele, ebenfalls IG Farben, leitete die Abteilung Chemie. Damit
hatte der Konzern zwei der fünf Abteilungen direkt mit eigenen Managern besetzt.
Die wichtigsten Berater und Manager mit Herrn Dr. Krauch waren Herr Dr. Otto
Ambros (Berater für Buna). Herr Dr. Bütefisch (Berater für synthetisches Benzin) und
Herr Dr. Schneider (Berater für Stickstoffproduktion), die uns vor allem in Person der
Herren Bütefisch, Schneider & Krauch auch im Zusammenhang mit dem
Kriegsschwefelwerk Niedersachswerfen mehrfach begegnen. Auch dies unterstrich
den Einfluß der IG Farben in der Vierjahrplanbehörde. In diesem Sinne schrieb Dr.
Bütefisch rückblickend auf sein Gespräch mit Hitler im Sommer 1932: „Die Ausblicke,
die der Führer damals im einzelnen gab, mußte ich jahrelang für mich behalten. Sie
umfassten schon das ganze Programm des späteren Vierjahresplanes.“ (Quelle:
Geschichte der Leuna-Werke- d.A.).
Die Leuna-Werke konnten in der Folge vom wachsenden Mineraldüngerverbrauch in
Deutschland ab 1933 und auch maßgeblich vom „Neuen Plan“ profitieren. Der
Anstieg der Stickstoffproduktion hatte aber einen weiteren Grund. Mit dem
zunehmenden Sprengstoffbedarf erhielt die Erzeugung von Dünger und
hochkonzentrierter Salpetersäure (Hoko-Säure) aus Inversionsgasen mehr
Bedeutung. Die Entwicklung letzterer begann bereits im Jahre 1934. Zu
Versuchszwecken kam dafür im Sommer des gleichen Jahres eine Anlage zur
Aufstellung. Die eigentliche Anlage entstand im Bau Me 143.
Entsprechend dem Produktionsprofil der Leuna-Werke hatte unter dem
verantwortlichen Direktor für die Stickstoffproduktion, Dr. Schneider, die
Mineraldüngerproduktion immer Bedeutung. Von 1933 bis 1935 stieg diese bei
Düngesalzen geringfügig um 6762 t N an. Ein gewisser Sprung erfolgte 1936 weil die
Produktion von Leuna-Salpeter anstieg. Dieses neue Produkt wurde ab 1934 erzeugt
und bestand aus 40 Prozent Ammoniumnitrat und 60 Prozent Ammoniumsulfat. 1936
wurden 15476 t hergestellt.
Mit diesem neuen Produkt war man auch auf den Außenmärkten präsent. Ein
Produktionsanstieg konnte auch bei der Sprengstoffherstellung erreicht werden. Bis
1936 waren die Versuche für hochkonzentrierte Salpetersäure so weit
vorangekommen, dass man mit einem monatlichen Ausstoß von 20 t den Betrieb
aufnehmen konnte. Im Bau Me 143 ging die Errichtung der Hoko- Säure- Anlage
voran. Zunächst war ein Produktionsvolumen von 1700 t N/a vorgesehen. Angesichts
des sich abzeichnenden Krieges plante man direkt die Erweiterung auf 3000 bis
3500 t N/a. Während des Kriegsverlaufes gingen aber die Produktionserweiterungen
schließlich um ein vielfältiges über diese Plangrößen hinaus.
Das Wachstum der Düngemittelerzeugung ging dann vergleichsweise zurück. Bei
Leuna-Salpeter stieg der Produktionsausstoß bis 1939 um mehr als das Doppelte.
Geringfügig nahm er bei Ammoniumsulfat zu. Eine Verdoppelung konnte auch bei
Kalkammonsalpeter erreicht werden. Ursache dafür war die Erweiterung des Baues
Me 273 zur gleichzeitigen Herstellung von „Kalksalpeter“ (Calciumnitrat) und
Kalkammonsalpeter, die 1937 begann und 1939 zum Abschluss kam. Damit standen
Kapazitäten für eine Jahresproduktion von 45 000 t N „Kalksalpeter“ und 60 000 t N
Kalkammonsalpeter zur Verfügung. 1939 wurde der Ausbau der Anlagen für die
Salpeterdüngemittelherstellung eingeleitet. Sie sollte um 50 T N pro Tag gesteigert
werden.
Der IG Farben Konzern schuf Anfang 1935 als Stabsstelle eine eigene IGVermittlungsstelle W” (Wehrmacht), die mit dem “Wehrwirtschaftsstab beim OKW”
die wirtschaftlichen Kriegsvorbereitungen und Mobilisierungspläne zu
organisieren hatte. Diese Vermittlungsstelle W hatte durchaus eine ganze Palette
von Aufgaben zu erfüllen, wie:
-
die zentrale Bearbeitung der Mobilmachungspläne,
-
die Fragen der Umstellung der Produktion,
-
die Sicherstellung von Rohstoffen,
-
die Fragen der Lagerhaltung, Transportfragen,
-
Sicherstellung bzw. Verschiebung von Arbeitskräften,
-
mithin die Gesamtkoordination vieler spezifischer Problemstellungen mit
besonderen Befugnissen und Vollmachten.
Von besonderer Bedeutung dabei war die Wahrnehmung und Wahrung der
Interessen der I.G.. Schon kurz nach der Schaffung dieser Vermittlungsstelle W
ist selbige auch sehr detailliert in die Vorhaben in Niedersachswerfen
eingebunden gewesen und hatte weitgehend die Federführung inne. In den
Verhandlungen mit der WIFO und dem RKM (Reichskriegsministerium-d.A.) seit
1936 (Projekt Einlagerung kriegswichtiger Stoffe-Stollenausbau 1.Vertrag- d.A.)
übernahm man die Gesamtkoordination direkt über Leuna.
Es lässt sich hier nachweisen, dass selbst Direktor Dr. Krauch entscheidend
persönlich einbezogen gewesen ist. Dabei hat er über seinen Tisch
entscheidende Grundsatzfragen klären lassen und insbesondere WIFO
spezifische
Fragestellungen
und
Interessen
abwägen
lassen.
Zu
Verhandlungsergebnissen und Vorschlägen wurde über ihn das Einverständnis
zu den Vertragsfragen eingeholt. Er hat die entscheidenden Weisungen und
Gestaltungen vorgeschlagen und erarbeiten lassen, die in Niedersachswerfen
umgesetzt werden mussten. Maßgeblich in die Vorhaben in Niedersachswerfen
involviert waren:
-
Dr. Krauch, Direktor Dr. Goldberg, Direktor Dr. Wurster,
Ludwigshafen/ Oppau,
IG Farben,
-
Direktor Dr. von Staden, Dr. Schneider, v. Dehn Rotfelser, Dr. Bütefisch, Dr.
Langheinrich, IG Farben, AMW (Ammoniakwerk Merseburg GmbH der I.G.d.A.),
-
Dr. Guilleaume, Grimmel, IG Farben, AMW, Ltr. Gipswerk Niedersachswerfen
des AMW,
-
Dr. Eckel, Dr. Diekmann, Dr. Pfaundler, IG Farbenindustrie Aktiengesellschaft,
Vermittlungsstelle W, Sparte 1
-
Wehling, Prankel, Dr. Diez, Dr. Rohr, WIFO Berlin , Neu als Bauleiter WIFO
Niedersachswerfen,
-
Vogeler, Godlewski, Reichswirtschaftsministerium,
-
Oberregierungsrat Dr. Mureck – O.K.W.,
Eine bedeutende Aufmerksamkeit der Vermittlungsstelle W galt den
Abrechnungen, Terminplanungen und Vorortbesuchen, in Niedersachswerfen, die
zunächst von Ministerialbeamten, leitenden Mitarbeitern von WIFO und IG und
später von hoher Stelle und der SS massiver wurden.
Teilweise sind diese Besuche strikt vertraulich behandelt worden und Details bis
hin zur materiellen Sicherstellung wurden im Vorfeld über die Vermittlungsstelle
W abgeklärt.
Neben Treibstoffen war die Produktion von synthetischem Kautschuk für die
Kriegswirtschaft und die Autarkiestrategien von zentraler Bedeutung. Die
Bauarbeiten für eine Großversuchsanlage in Schkopau begannen im April 1936.
Bereits 1937 wurde der erste Synthesekautschuk produziert. Im gleichen Jahr
gründete die I.G. die Buna-Werke GmbH Schkopau als Tochtergesellschaft der
Ammoniakwerke Merseburg GmbH. Die Basis für den größten Teil der Produktion
stellte die Calciumcarbidherstellung dar. Aus Calciumcarbid wurde Acetylen
gewonnen, welches über mehrere Zwischenstufen weiterverarbeitet wurde, zu:
•
•
•
Butadien (Kautschukgrundstoff)
Vinylchlorid (für PVC-Produktion)
Ethylen
.
Man hatte bereits 1832 (Lüdersdorf) entdeckt, dass durch Beimischung von Schwefel
der Kautschuk verbesserte Eigenschaften erhält. Etwas später, 1839, konnte
Charles Goodyear die Arbeiten offenbar unabhängig ebenso entdecken bzw.
bestätigen. Ihm wird zugeschrieben, dass er durch anschließende Erwärmung erste
wirklich „elastische Produkte“ erhielt, diese Technologie konnte ebenso von ihm
industriell umgesetzt werden. Buna (Butadien/Natrium) wird durch die IG-Farben
1926 aus Kohle (Mitteldeutsches Revier) und Kalk hergestellt.
Durch Polymerisation konnten die Typen BunaN (Perbuan) und BunaS produziert
werden, wobei Typ N speziell ölfest und Typ BunaS für hohe Temperaturen standen.
In Amerika schaffte 1928 Du Pont die Fertigung von Chloroprene- Kautschuk, der als
Neoprene bekannt geworden ist. Auch Thiokautschuk und Oppanol wurden
entwickelt. Andere Typen wurden ebenso erarbeitet, konnten aber erst später in
Massenprodukte umgesetzt werden. So z. B. Butadien/Styrole, EPDM, Viton, um nur
einige ausgewählte zu benennen.
Die ist insofern nicht ohne Bedeutung für die hier vorliegende Arbeit, da Schwefel zur
Elastizität des Kautschuks benötigt wird und dies natürlich im Kontext der
Militarisierung in besonderem Maße bedeutungsvoll war.
Die I.G. Werke in Bitterfeld schließlich produzierten Aluminium für den Flugzeugbau
(Junkerswerke Dessau). Neue Aluminium- und Magnesiumproduktionsanlagen
wurden in Aken/Elbe errichtet.
1936 wurden große Gipsschwefelsäureanlagen in der Farbenfabrik Wolfen und bei
der WASAG in Coswig/A. errichtet. Die Errichtung einer Großanlage in Wolfen zur
Herstellung von Schwefelsäure aus Gips nach dem Müller-Kühne-Verfahren ging mit
der Erprobung in 1937 – 38 direkt in Betrieb. Durch die Politik der Aufrüstung
entwickelte sich das Chemiedreieck, wie es achtungsvoll genannt wurde zum
"Ruhrgebiet Mitteldeutschlands". Darüber hinaus kam es der IG Farben und RKM
(Reichskriegsministerium) strategisch darauf an, auch Produktionsstandorte
substituieren und kriegsbedingte Spitzenbedarfe an den wichtigsten chemischen
Grundstoffen in jedem Falle abdecken zu können.
Nur so war letztendlich wirksam eine Autarkie- Strategie durchzusetzen.
Krauch arbeitete offenbar auf das engste mit Herrmann Göring zusammen. Es wird
wiederholt
beschrieben,
dass
er
zum
mächtigsten
Mann
im
Reichswirtschaftsministerium aufstieg. Im August 1938 wurde ihm von GÖRING "die
Gesamtleitung der Durchführung des für den Ausbau von Pulver-, Sprengstoff- und
K- Stofffabriken sowie ihrer Vorprodukte befohlenen wehrwirtschaftlichen neuen
Erzeugungsplanes" übertragen. In seiner Stellung als „Generalbevollmächtigter für
Sonderfragen der chemischen Industrie“, war er die höchste Instanz zur
Begutachtung und für die Verteilung der erforderlichen Arbeitskräfte.
Das Reichsarbeitsministerium sandte ihm die Anforderungen an Arbeitskräften von
den Betrieben zur endgültigen Entscheidung zu. Krauch, der 1939 zusätzlich Leiter
des Reichsamtes für den Wirtschaftsausbau wurde, war somit verantwortlich für die
Durchführung der von der Regierung vorgegebenen Programme des
Rüstungsausbaues, d.h. für die Planung und Zuweisung der entsprechenden
Geldmittel und Arbeitskräfte.
Merit Cross : Collaborator of Krauch in Four Year Plan, Amt fuer Deutsche Roh- und
Werkstoffe (Office for German Raw Materials and Synthetics) ; Acting Vice Chairman
and Member, Praesidium, Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie (Economic Group
Chemical Industry) ; Chief and Chairman, Technischer Ausschuss (Technical
Committee), Fachgruppe Schwefel und Schwefelverbindungen (Subgroup for Sulphur
and Sulphur Compounds), Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie; Member, Beirat
(Advisory
Council),
and
Bezirksobmann
(District
Chairman),
Saarpfalz,
Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie; Member, Beirat, Wirtschaftskammer Westmark
(Chamber of Economics, Westmark), Saarbruecken; President, Wirtschaftskammer
Ludwigshafen (Chamber of Economics, Ludwigshafen) ; Member, Aufsichtsrat,
Sueddeutsche Holzverzuckerungswerke A.G., Regensburg; Member, Aufsichtsrat,
Duisburger Kupferhuette, Duisburg; and chairman or board member of other industrial
firms, combines, enterprises within Germany, the occupied countries, and elsewhere.
Quelle: Merit Cross : IG Farben, S. 738 - 753 ff/ Funktionen von Krauch
Nach dem sog. "Krauch-Plan" wurden nach 1938 auch mit den Linzer
Stickstoffwerken und den Aluminiumwerken Ranshofen zwei Großbetriebe in
Oberösterreich errichtet.
Als Carl Krauch sich mit einem 'Wehrwirtschaftlichen neuen Erzeugungsplan' im
August 1938 gegen Görings Stabschef Löb durchsetzte, hielt, nach Alfred Kube,
„eine Riege von Wirtschaftstechnokraten in Görings wirtschaftlichen Führungsstab
Einzug, die den Vierjahresplan noch stärker gegen Parteieinflüsse abschottete“.
Es entstand das 'Amt für Wirtschaftsausbau', spöttisch auch 'Reichsamt für I.G.Ausbau' genannt. Göring war ab 1938 'Reichsmarschall', Krauch der
'Generalbevollmächtigte für Sonderfragen der chemischen Erzeugung des
Vierjahresplans' und 'Wehrwirtschaftsführer'. Parallel zu Krauch machte ein
Mitarbeiter und Vertrauter von Krauch stetig Karriere: Heinrich Bütefisch (1894-1969)
aus Hannover. Er war kein Unbekannter sondern vorher schon Unterhändler Boschs
bei Hitler vor dessen Regierungsantritt gewesen.
Heinrich Bütefisch trat 1934 als Stellvertreter in den Vorstand der I.G. und wurde
Mitglied im 'Fördererkreis Reichsführer SS', erreichte militärische Ränge und wurde
1938 Vollmitglied des Vorstands der I.G., Wehrwirtschaftsführer, Hauptmann der
Reserve, 1939, dem Hauptmannsgrad entsprechend, SS-Hauptsturmführer. 1941
wurde er zum Sturmbannführer (Major) befördert und erhielt wie Krauch noch 1945
das Ritterkreuz des KVO.
Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes ohne Schwerter / (RKdKVK ohne)
BÜTEFISCH, Dr. Heinrich
(1894 – 1969 )
SS-Obersturmbahnführer / Hauptmann d.R.:
- Mitglied der Geschäftsleitung IG Farbenindustrie AG, technisches Komitee,
- Manager AMW Ammoniakwerk Merseburg GmbH, Leuna / Merseburg,
- Leuna section, Werk Ausschwitz,
- Mitglied der Geschäftsleitung der Braunkohle-Benzin AG,…,
- Mitglied des Freundeskreises des Reichsführer SS
Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes ohne Schwerter: 1944;
1914 EK I: ; 1914 EK II. Klasse; KVK I: ; KVK II: ; Ehrenkreuz für Frontkämpfer
KRAUCH, Prof. Dr. phil. Carl
(1887 – 1968 )
Generaldirektor der IG-Farben.
Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes ohne Schwerter: 5. Jun. 1943
Bütefisch und Krauch als Ritterkreuzträger des Kriegsverdienstkreuzes
Nach Kriegsende hatte die US- Armee auf Schloß Kransberg
führende
Wissenschaftler und Industrielle in Haft. Unter anderem saßen dort die IG-FarbenVorstände Fritz ter Meer, Otto Ambros, Heinrich Bütefisch, Karl Krauch und Heinrich
Hörlein ein. Aus heutiger Sicht stehen Krauchs Aussagen und Tätigkeit im
Naziregime unter dem Eindruck seiner Nürnberger Verurteilung 1948 (er kam 1951
frei, übernahm neue Aufsichtsratsfunktionen), in der das Gericht feststellte, "dass
Krauch an der Planung von Angriffskriegen nicht beteiligt war. Die Pläne sind von
einem abgeschlossenen Kreis ausgearbeitet worden... Krauch stand tief unter der
Gruppe der Mitglieder dieses Kreises".
Der Hauptangeklagte in Nürnberg Carl Krauch wurde als Chemiker und Organisator,
Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats der IG-Farben unter anderem
wegen seiner Zuständigkeit für den Einsatz der Zwangsarbeiter im Buna-Werk
Monowitz in Polen, wo nach seinem Verfahren synthetischer Kautschuk, eben Buna,
hergestellt werden sollte, eben wegen der Teilnahme an diesem Programm zu 6
Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Auch Bütefisch wurde 1948 verurteilt, in 1951 entlassen und bekleidete ab 1952
mehrere Ämter in der Bundesrepublik Deutschland. Dafür erhielt er 1968 vom
Präsidenten Heinrich Lübke das Große Verdienstkreuz, das er allerdings nach
öffentlichen Protesten wegen seiner Verstrickung im Dritten Reich unmittelbar nach
Verleihung zurückgab.
Die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft im Überblick
Am 24. August 1934 wurde auf Veranlassung des Reichswirtschaftsministeriums die
Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft m.b.H. gegründet, die auch unter dessen
Aufsicht stand. Als öffentlich genannte Aufgaben der Wifo standen Errichtung und
Betrieb von Versuchs- und Forschungsanlagen zur Förderung von Industrie und
Handel im Mittelpunkt der geplanten Aktivitäten. Ihr geheimer Auftrag bestand
tatsächlich aber im Bau und Betrieb von Lagern für Betriebsstoffe einschließlich der
Beschaffung und des Transports der entsprechenden Produkte. Hauptsitz der
Gesellschaft war Berlin mit der Geschäftsführung und den Hauptabteilungen
Verwaltung, Bau, Transport, Mineralöl und Fabriken.
Die IG Farbenindustrie AG war ursprünglich einer der Gesellschafter der Wifo
(GmbH)
gewesen,
es
bestanden
auf
höherer
Ebene
zum
Reichswirtschaftsministerium, der Wifo usw. engste Verflechtungen, wie das oben
bereits ausgeführt ist. Ausfluss der strategischen Interessenlage der IG war Kontrolle
und Einfluß auf die spezifischen Aufgaben der reichseigenen Wifo.
Außenstellen im Inland gab es an den jeweiligen Bau- und Standorten der Lager für
verschiedenste Stoffe, Gerät und Materialien sowie an den Zentren von Verwaltung
uns Transport. Entsprechende Stellen befanden sich auch in anderen Ländern
Europas zur Beschaffung und Transport der dortigen Kraftstoffe und Öle. Gegen
Kriegsende zählte die Wifo rund 10 000 Mitarbeiter und erstellte bis Mitte 1942, dem
Ende ihres Tanklager- Bauprogrammes, in ihren Großlagern eine Tankkapazität von
rund 1,5 Mill. m3 für Kraftstoffe und rund 100 000 m3 für Motorenöle, unterhielt
darüber eine Transportkapazität von rund 38 000 Eisenbahnkesselwagen und 35
Flussschiffen (1944). Sie belieferte während des Krieges das Heer und in
steigendem Maße die Luftwaffe aus ihren Großlagern. Auch in Niedersachswerfen
baute das Gipswerk Niedersachswerfen des AMW Ammoniakwerk Merseburg, wie
hinreichend bekannt ist, ein solches Lager in den Kohnsteinfelsen aus, welches
später insbesondere auch für Untertageverlagerungen kriegswichtiger Produktionen
Verwendung fand und stark ausgebaut wurde, wobei gerade die Serienfertigung von
den sogenannten V-Waffen gemeinhin bekannt geworden ist. Auf die näheren
Details zur Wifo sei an dieser Stelle auf die vielfältige Literatur hierzu verwiesen.
Zwangsarbeit
Zwangsarbeit war schon nach der Definition von 1930 der IAO, der Internationalen
Arbeitsorganisation „jede Art von Arbeit oder Dienstleistung, die von einer Person
unter Androhung irgendeiner Strafe verlangt wird und für die sie sich nicht freiwillig
zur Verfügung gestellt hat“.
In 1936 zeigte sich im Deutschland der Nazis und Kriegswirtschaft nach langen
Jahren von hoher Arbeitslosigkeit ein stringenter Arbeitskräftemangel, der sich mit
Kriegsbeginn bis zum „Untergang des Dritten Reiches“ weiter verschärfte. Also
mussten Arbeitskräfte her, die mehr oder weniger erfolglos eingeworben werden
sollten und dann unter Zwang zusammengetrieben und ins Reich in Lagerkomplexe
verschleppt wurden.
Auszug eines Lageplans des Gemeinschaftslagers der Zwangsarbeiter räumlich im Gebiet Leipziger
Strasse/ Industriegebiet. Gut zu sehen ein Teil der Bahnhofsanlagen von Niedersachswerfen mit
Verladerampe (nunmehr abgerissen).Dunkel hervorgehoben der Flussverlauf der Zorge parallel dazu
bis zum Knick des Flussverlauf in zunächst westliche Richtung die Leipziger Strasse mit
Gemeinschaftslager der Zwangsarbeiter. Hinter der Leipziger Strasse, also westlich liegt der alte
Süßmilsche Mühlgraben (verschüttet). Die mit A-F bezeichneten Trassen sind Stollen mit Portalen der
Kukuckanlage Niedersachswerfen, die abbaubedingt lediglich temporären Charakter hatte.
Lageplanauszugskopie : Privatarchiv des Autor
Die
Region
um
Nordhausen
war
spätestens
mit
der
verstärkten
Untertageverlagerung kriegswichtiger Produktionen und später dann mit den
vielfältigen Sonderbauvorhaben der Stäbe und seitens der Vorhaben Dr. Kammler
(SS) in seinen „Sperrkreisen“ zu einem der Zentren für Zwangsarbeit in Deutschland
geworden (Mittelraum, Mittelbau – Dora, Sperrkreise A – D).
Bis Kriegsende waren, wie man in der Literatur finden kann, allein im sog. Mittelraum
rund 30.000 Menschen im Zwangs- Einsatz. Ende 1941 gab es allein in Thüringen
100.000 Arbeitskräfte, nach Thüringer Statistik stieg deren Zahl in 1944 auf mehr als
185.000 an. Diese Arbeitskräfte waren in einer Vielzahl von sogenannten
Gemeinschaftslager disloziiert worden, die sich in der Regel um die
Produktionsstätten gruppierten, in der Nähe lagen, ausschließlich aus dem jeweiligen
Lager mit Arbeitskräften versorgt worden sind. Das galt gerade für besondere,
größere Projekte unter Geheimhaltungklassifizierung. Nach Angaben von Wagner,
Produktion des Todes, S. 503, waren in der Region Anfang 1945 in etwa 150
„Fremdarbeiter“- Lagern etwa 65 000 Zwangsarbeiter untergebracht, was etwa einem
Drittel der Gesamtpopulation der Region entsprach.
Verlässliche Gesamtzahlen zur Zahl der Zwangsarbeiter in Thüringen dürften
aufgrund der Quellenlage nicht mehr beschaffbar sein, Experten schätzen für
Thüringen incl. der preußischen Gebiete aber um bis zu 500.000. Mit der
Zwangsarbeit und als Gauleiter Thüringen ist in besonderem Maße Fritz Sauckel
verbunden, der schließlich zum Generalbevollmächtigten des Deutschen Reiches für
den Arbeitseinsatz avanciert war, in drei Jahren mehr als 5,3 Millionen Menschen
nach Deutschland zur Zwangsarbeit insbesondere zwangsweise rekrutieren ließ.
Sauckel wurde 1946 in Nürnberg als Kriegsverbrecher und wegen Verbrechen gegen
die Menschlichkeit zum Tode verurteilt. Er wurde am 16. Oktober 1946 hingerichtet.
Sauckel selbst wies allerdings sämtliche Schuld von sich und gab vor, von den
zahlreichen Todesopfern und der bestialischen Behandlung der Zwangsarbeiter
nichts gewusst zu haben. In seiner Verteidigungsrede beteuerte er, immer nach
christlichen Prinzipien gehandelt zu haben, verteidigte seinen „Führer“ und
bezeichnete Goebbels und Eichmann als die Schuldigen an den blutigen
"Entgleisungen" des Nationalsozialismus. Das Gericht verurteilte ihn aufgrund der
eindeutigen Beweislage und der Schwere der Schuld zum Tode durch den Strang. R.
Jackson, der amerikanischer Hauptankläger hatte ihn als den „ größten und
grausamsten Sklavenhalter seit den ägyptischen Pharaonen" bezeichnet.
Sauckel blieb bis zum Tode ein getreuer einhundertprozentiger Nazi.
Ende 1944 waren in allen Bereichen der Wirtschaft mehr als ein Drittel
Zwangsarbeiter im Verhältnis zur Belegschaft eingesetzt und deren Gesamtzahl
machten wohl mehr als acht Millionen im „Großdeutschen Reich“ aus, wiederum ein
Drittel davon waren Frauen. Seitens der prozessführenden Parteien in den
Nürnberger Prozessen ging man von zwölf Millionen Zwangsarbeitern insgesamt
aus.
Die Zwangsarbeit und somit gerade die Arbeits- und Lebensbedingungen der
Zwangsarbeiter waren straff und streng reglementiert. Kontakt zur deutschen
Bevölkerung bzw. den deutschen Werksgefolgschaftsmitgliedern war grundsätzlich
unerwünscht. Privater Umgang stand unter Strafe und sexuelle Verhältnisse führten
zu Todesstrafe und Einweisung ins KZ, auch für den deutschen Partner. Bekannt ist,
dass gerade Deutsche öffentlich als Abschreckungsmaßnahme zur Schau gestellt
worden sind.
Fotokopie Gemeinschaftslager Niedersachswerfen, alter Abwasserschacht.
Das Lager war zu den Kantinen, Bauleitung, Abort- und Waschbaracken sowie Krankenbaracke abwasserseitig erschlossen,
wie die aufgefundenen Kanäle und Schächte noch heute zeigen, die nicht gesichert und teilbegehbar sind, was eine
Unfallquelle darstellen kann, schon daher, da die Abdeckungen mittlerweile marode sein können und man einbricht. Daher wird
nicht empfohlen, in Erkundungen zum Objekt einfach das ohnehin gesperrte Gelände zu betreten.
Privatarchiv des Autors.
Die Bedingungen der Zwangsarbeit waren immer wesentlich schlechter, teilweise
katastrophal in Vergleich zu den Lagern für die Werksarbeiter oder den
Barackensiedlungen der Großprojekte für die Arbeiter beispielsweise beim Aufbau
des AMW Ammoniakwerke Merseburg bei Leuna. Die Krankheits- und Sterberaten
erhöhten sich aufgrund der diskriminierenden Bedingungen, die Produktivität litt
vergleichsweise sehr signifikant darunter.
Unvorstellbarer erscheint uns heute, gerade im Kontext des Aufbaus und der
Erweiterung unserer Europäischen Union (EU) die Vision der deutschen
Nationalsozialisten durch diese Zwangsarbeit das kommende Europa
nationalsozialistischer Prägung zu sehen und indem man sich auf Stachanow berief
und sich von (vor)kommunistischen Zwangslagern stark distanzierte, denn schließlich
gab es hier „gerechten Lohn, auskömmliche Ernährung, hygienische Sauberkeit und
deutsche Betreuung.., was heimische Kultur.., Bordelle.., gesundheitliche Betreuung
und DAF Deutsche Arbeitsfront .. geniesst, erlebt und dadurch erzogen, dem
Deutschen dient..“ Angesichts der Lage der Zwangsarbeiter in der Tat weitgehend
reine Rhetorik, gar Zynismus besonderer Prägung.
Exkurs: Zwangsarbeit im feudalen Russland
Historisch distanzieren wollte man sich somit insbesondere von den Zuständen im zaristischen
Russland mit seinem Verbannungssystem, das ausgeklügelt auf allen Wegen die nach Sibirien
führten, mit Zuchthäusern und Durchgangsgefängnissen gut ausgestattet war.
Berüchtigt war bspw. die Alexandrowsker Zentrale, in ihr ließ man politische Häftlinge buchstäblich bei
lebendigem Leibe verfaulen. Und die Gefangenen wurden dort bestialisch gequält, geschlagen und
gefoltert. Vermummt, durch einen Sack von der Welt getrennt, noch bevor sich die tödliche Schlinge
zusammenzog, so wurden die Häftlinge zur Richtstätte und vom Leben zum Tode gebracht.
Verbannte, die des Widerstandes für schuldig befunden wurden, die mehrfach geflohen waren oder
sich gar zu einer Tätlichkeit hinreißen ließen, verfielen dem Henker, der sie mit der Knute totschlug,
mit brennenden Reisern versengte oder aufknüpfte, ohne große Umstände, versteht sich.
Neuankömmlinge erhielten das goldene Armband in der Schmiede, die stählernden Fesseln, die im
Laufe der Zeit bei der Arbeit die Haut durchscheuerten und sich bis auf die Knochen durchfraßen.In
Sibirien mussten die zur Zwangsarbeit verurteilten in den Bergwerken und Hüttenbetrieben arbeiten.
Viele, die zu einer bestimmten Arbeit eingeteilt waren, sind gleich an ihr Werkzeug oder an die
Schubkarre geschmiedet worden. (Siehe „Das russiche Wunder“, Thorndike, Dietz Verlag Berlin 1967)
Lageplan des Zwangsarbeitergemeinschaftslagers Leipziger Strasse in Niedersachswerfen, erstellt nach persönlichen
Erinnerungen. Westlich zum Kohnstein hin kann man den Mühlgraben und die Leipziger Strasse erkennen, der Eingang wie
auch die meisten Bauten sind abgetragen, es finden sich nur noch einige Spuren. Der Eingang zum Lager war aus heutiger
Ansicht neben dem Flachbau der ehem. Gipsforschung. Es gab auch einen Apellplatz, später war dort ein Fußballplatz für die
Kinder der Vertriebenen, die in den Lagerbaracken wohnten und für andere. Ein Objekt des Lagerkomplexes wurde für die
Bauleitung genutzt, oben am westlichen Rand befand sich das Lagerverwaltungsgebäude. Es sind mindestens zwei
Ausbaustufen des Gemeinschaftslagers näher beschrieben. C* 2004 Tim Schäfer
In der Tat gab es aufgrund von Zeugenaussagen offenbar in unmittelbarer Nähe des
Gemeinschaftslager Leipziger Strasse von Niedersachswerfen ein oder zwei
Bordelle, eins befand sich danach in unmittelbarer Nähe zum Werkseingang des
Schwefelwerkes der Wifo in der Leipziger Strasse Südende. Hitler selbst hat
offenbar die Schaffung von Bordellen unterstützt, die DAF wurde maßgeblich
eingeschaltet. Hier sollten „fremdvölkische“ Frauen zum Einsatz kommen.
Eines dieser Bordelle war die ehem. Öhlmühle, Leipziger Strasse in
Niedersachswerfen.
Über die Öhlmühle aus Ihrer Zeit der Nutzung als Freudenhaus ranken sich in
Niedersachswerfen noch heute vielfältige Gerüchte und Geschichten. Zivilangestellte
vom AMW, Fremdfirmen und der Wifo waren mitunter erschrocken über die
Zustände, die dort herrschten. Schließlich war man selbst einer in der Gesellschaft
herrschenden Moralvorstellung unterlegen. Über die Zustände an der Öhlmühle gab
es richtige Beschwerden von Zivilangestellten, wonach ob der regelrecht überall
herumliegenden Präservative, die Zustände geordnet werden sollten…
(Zur Praxis von Zwangsprostitution im Dritten Reich : siehe Christa Paul;
Zwangsprostitution; d.A.)
Im Zuge des Aufbaus des WIFO-Projektes Schwefelwerk Niedersachswerfen wurden
mehrere, mindestens zwei Zwangsarbeiter und/ oder Häftlinge nachweislich
hingerichtet, was in diesen Fällen nicht im Kohnsteinfelsen oder KZ Mittelbau
sondern in unmittelbarer Nähe des Zwangsarbeitergemeinschaftslagers Leipziger
Strasse in Niedersachswerfen und auf den Industriegeländen und der Großbaustelle
Schwefelwerk der WIFO durchgeführt worden ist.
An der Krahnbahn Ostseite (Ni Halle 101, siehe Lageplan, offenbar an der
Nordöstlichen Seite)
wurde mindestens eine Person, wahrscheinlich ein
Osteuropäer (Pole?),männlichen Geschlechts, aufgehängt. Hier ließ man den
Erhängten auch hängen, so dass man von der unmittelbar vorbeiführenden Reichsund Harzbahn sowie von der Bundesstrasse und den gegenüberliegenden Bergen
her den Hingerichteten gut sehen konnte. Zu dieser Hinrichtung ist überliefert, dass
die örtliche HJ Hitlerjugend von Niedersachswerfen vor Ort gewesen ist und als
Zuschauer an der Hinrichtung teilnahm. Dies war aber offenbar auf Anordnung
geschehen und einigen dieser Jugendlichen sei dabei schlecht geworden.
Ni Halle 101 wurde mittlerweile abgerissen.
Beim Bau des Abgaseschornsteins Ni 115, der heute noch weithin sichtbar als
einziges
Bauwerk
des
Bauwerkskomplexes
ehemaliges
Schwefelwerk
Niedersachswerfen steht, wurde ein Mann offenbar polnischer Nationalität erhängt.
Er ist dann zur Abschreckung hängen geblieben und war auch von der damaligen
Kohnsteingaststätte Schnabelsburg aus zu sehen, also vom Gelände dahinter am
Kohnsteinfels, wovon aus man einen guten Blick auf das Gelände und die Baustelle
des Kriegsschwefelwerkes, des Abgaseschornsteins Ni 115 bis hin zu den
Harzbergen hat. Dieser Schornstein ist bis heute ohne Gedenktafel oder Hinweis als
Tatort der Hinrichtung von Zwangsarbeitern, sollte dies nicht realisiert werden, auch
innerhalb einer gewerblichen Anlage, die heute noch benutzt wird? Wenn der Autor
dies vollends kritisch bemerkt, darf er anführen, dass selbst am Gelände der
ehemaligen AEG in Berlin Wedding ( Gustav-Meyer-Allee) mehrsprachige Tafeln
angebracht sind, die auf die Stätten der Zwangsarbeit hinweisen und mahnen,
innerhalb dieses denkmalgeschützten Teils des Gesamtkomplexes AEG, der heute
internationale Spitzenforschung und industrielle Anwendung in enger Symbiose
beherbergt. Auch Städte wie Goslar in unmittelbarer Nähe von Nordhausen und
Niedersachswerfen gehen offensiv und bewusst mit Stätten der Zwangsarbeit,
Vertreibung und Deportation um, was aber nicht heißen soll, dass man hier nichts tut
(ganz im Gegenteil), sondern dass auch dieser Schornstein dazu gehören sollte,
Ni 115 Abgaseschornstein des ehem. Schwefelwerkes bei Niedersachswerfen. Hinrichtungsstätte für
( mindestens) einen polnischen Zwangsarbeiter. Quelle : Privatarchiv des Autors
als ein nach Auffassung des Autors bisher nicht denkmalgeschützter Ort der
Erinnerung und Mahnung der Zwangsarbeit und Tatort von Erhängung und Tod
während der Zeit Nazideutschlands.
Niedersachswerfen, September 1991
Aussagen eines Zeitzeugen
„ ... in der Zeit als Guilleaume noch Leiter des Gipswerkes war, wurde im heutigen
Bereich Baustoffproduktion an einem extra errichteten Galgen ein Mann polnischer
Herkunft von den Nazis aufgehängt...
Die Leute seien damals auf die südliche Kohnsteinspitze gelaufen und hätten das
von dort aus sehen können.
Er selbst habe das als Junge gesehen ..., an das genaue Jahr kann ich mich aber
nicht mehr erinnern ...
... in dem alten Fachwerkhaus, wo später Fam. Schnurbusch gewohnt hat, war für
die Zwangsarbeiter eine Art „Freudenhaus“ eingerichtet gewesen ..., er kann die
Sache nicht gut heißen, aber teilweise sei es den Zwangsarbeitern nicht schlecht
gegangen ..., selbst als die Deutschen nicht mehr durften, ... haben die auf dem
Mühlberg noch getanzt.“
(Hinweis des Autors: Auf dem Mühlberg bei Niedersachswerfen befand sich lange
Zeit eine beliebte Ausfluggaststätte, die nun zur Zeit aber nicht betrieben wird)
(Quelle : Aussage von B, Privatarchiv des Autors )
Ob die Organisation dieser Exekutionen wie in anderen Lagern durch die Gestapo
als abschreckende Maßnahme oder „Sühnemaßnahme“ unter Sicherstellung durch
die SS erfolgte, bleibt hier im Dunkeln. Offenbar ist eine Abschreckungsabsicht dabei
gewesen, sicherlich mussten alle Zwangsarbeiter der Exekution beiwohnen.
Nach Zeugenaussagen wurde auch die Hitlerjungend (HJ) von Niedersachswerfen
hinzugezogen, um den Toten hängen zu sehen, was sich somit zumindest für die
Exekutionsmaßnahme an der Krahnbahn am östlichen Ende der Schwefelanlage der
WIFO nachweisen lässt. Jedoch ist offensichtlich, dass viele Südharzer dies gesehen
haben können und gesehen haben müssen, denn zwei Bahnlinien und die heutige
Bundesstrasse führten in unmittelbarer Nähe am Tatort der Exekutionsmaßnahme
vorbei! Der südliche Kohnstein war bis auf den Kamm leicht zu erwandern und war
seinerzeit ein beliebtes Ausflugziel der Nordhäuser und Salzaer.
Bild 1.24
Teilansicht Barackenlager mit Restfundament
Quelle : Privatarchiv des Autors
Die soziale Lage und die Arbeitsbedingungen der ausländischen Zwangsarbeiter
waren um ein Vielfaches schlechter als die der Stammbelegschaft Leunas. Die
Direktion war eifrig darauf bedacht, sie von ihren deutschen Arbeitern zu isolieren, zu
diskriminieren und ständig zu überwachen. Eigens dazu gab sie ein von Dr.
Schneider unterzeichnetes Merkblatt vertraulichen Charakters heraus. Mehr zu Dr.
Schneider folgt unten. Darin hieß es: „Es müssen unbedingt verhindert werden:
Spionageversuche, Sabotageversuche, vertraulicher Umgang zwischen deutschen
Werksangehörigen und sonstigen Ausländern einerseits und französischen
Kriegsgefangenen… und Sowjetrussen andererseits, Austausch von Geschenken
und jeder Handel mit irgendwelchen Gegenständen zwischen deutschen
Werksangehörigen und anderen Ausländern einerseits und französischen
Kriegsgefangenen und Sowjetrussen andererseits. Annahme und Weitergabe von
Briefen, Zersetzungspropaganda durch französische Kriegsgefangene und
Sowjetrussen“. Weiter sind darin: „Den französischen Kriegsgefangenen und den
Sowjetrussen gegenüber haben Sie Zurückhaltung zu üben und Ruhe, Ernst und
Festigkeit zu bewahren: Sie dürfen sich in unnötige Gespräche mit ihnen nicht
einlassen ... Die französischen Kriegsgefangenen und Sowjetrussen dürfen niemals
ohne Aufsicht im Werk sich aufhalten ... Den französischen Kriegsgefangenen und
den Sowjetrussen ist jeder nicht durch den Arbeitseinsatz bedingte Umgang mit
Personen deutscher Staatsangehörigkeit, insbesondere mit solchen anderen
Geschlechtern und mit anderen ausländischen Zivilarbeitern oder Kriegsgefangenen
verboten.“
Das Foto zeigt die Stelle an der sich der ehemalige Luftschutz und/oder
Kartoffelbunker befand. Foto: Privatarchiv des Autors
Dr. Christian Schneider war von 1936 – 45 Werksdirektor in Merseburg (IG Farben)
Hauptbeauftragter des Konzerns, Mitglied des Zentralausschusses des Vorstands
IG-Farben und dessen „Sozialbeauftragter“. Weiterhin war Schneider Leiter der
Zentralen Personalabteilung, außerdem noch zuständig für die Erzeugung von
organischen Chemikalien. An sich gehörte er wohl mehr in die IG-Farben Zentralen
nach Frankfurt/Main oder Berlin, besaß aber ein Gut in der Nähe von Leuna und
blieb so in Mitteldeutschland.
Das unter ihm entwickelte Büro Bertram spielte eine zentrale Rolle bei Beschaffung,
Verteilung von Zwangsarbeitern für die Projekte und Vorhaben, ebenso für die
Ausarbeitung der Behandlungsvorschriften, Strafbestimmungen usw. sowie für deren
Einhaltung.
Artikel und Aufrufe aus seinem Büro trugen den Charakter Zentraler Weisungen bzw.
Kommentierungen und Auslegungen zu diversen Fragen, die auch zugesicherten
Charakters waren. „Über 20 Nationen des europäischen Festlandes sind in unseren
Gemeinschaftslagern vertreten. Dabei handelt es sich meist um Männer und Frauen,
die in ihren Heimatländern beschäftigungslos waren und durch das
nationalsozialistische Deutschland wieder Arbeit und Brot fanden. Ihr
Zusammenleben mit deutschen schaffenden Menschen sollen sie hier mit dem
Wesen und Werden des deutschen Nationalsozialismus vertraut gemacht werden,
um einst in ihrer Heimat vom Sozialstaat des Führers zu künden“.
Fotokopie eines Fotos von Dr. Christian Schneider vom AMW Merseburg , Quelle : Privatarchiv d.A..
Das IG-Vorstandsmitglied Christian Schneider legte fest, "Oberster Grundsatz bleibt
es, aus den Kriegsgefangenen so viel Arbeitsleistung herauszuholen, als nur irgend
möglich. Alle diese Menschen müssen so ernährt, untergebracht und behandelt
werden, dass sie bei denkbar sparsamsten Aufwand die größtmögliche Leistung
vollbringen."
Von Mai 1939 bis Mitte 1943 baute das Werk mehrere Barackenlager für deutsche
Dienstverpflichtete, ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Zunächst
entstand das in Daspig. Später kam nördlich von Spergau ein Lager mit 1 200 Betten
hinzu, dem Ende 1942 ein Lager für 650 Kriegsgefangene angegliedert wurde.
Ein Lager Spergau bei Leuna war besonders berüchtigt. Ursprünglich sollten darin
dienstverpflichtete deutsche Arbeitskräfte untergebracht werden. Ab 1941 blieb es
jedoch allein ausländischen Zwangsarbeitern vorbehalten. 1942 erhielt das Lager
den Status eines Arbeitserziehungslagers (AEL). Das bedeutete für die dort hinter
Stacheldraht festgehaltenen Arbeitskräfte die Ausbeutung in der Kriegsindustrie bei
gleichzeitiger Terrorisierung unter KZ-Bedingungen. Das AEL Spergau stand auch
den anderen mitteldeutschen IG-Farben-Betrieben zur „Erziehung“ arbeitsunwilliger
Arbeiter aller Nationen zur Verfügung. Die Bewachung und „Erziehung“ erfolgten
durch die SS. Den Arbeitseinsatz besorgten die Leuna-Werke.
Solche Maßnahmen entsprachen dem vom Führer der DAF, Robert Ley, Anfang
1940 formulierten Prinzip: „Es ist unser Schicksal, zu einer hochstehenden Rasse zu
gehören. Eine tieferstehende Rasse braucht weniger Kultur als eine hochstehende
Rasse.“
Der Führer der DAF, der Deutschen Arbeitsfront, die nach Zerschlagung der
regulären Gewerkschaften entstand, eigentlich Dr. Robert Ley, war 1890 als
Bauernsohn geboren worden und avancierte als treuer Mann Hitlers zu einem der
einflussreichen Männer im Dritten Reich. Nach Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg bei
Artillerie und als Beobachtungsflieger, dann nach Abschuß schwer verwundet und in
Kriegesgefangenschaft, war er als Dr. der Chemie bis 1925 bei der IG Farben in
Leverkusen tätig. Ley galt als willensstarke Persönlichkeit, die sich Adolf Hitler
„bedingungslos“ unterworfen hatte.
Ab Juni 1925 übernimmt Ley die Leitung des Gaus Rheinland der NSDAP. Berühmt
wird er vor allem im Oberbergischen Land durch die legendär beschriebenen „LeyVersammlungen“. Er hielt flammende, aufrüttelnde und begeisternde Reden vollster
reinster Naziideologie, die Zuhörer mitunter schon arg brutal empfanden. Seit 1928
war er im Preußischen Landtag. 1929 initiiert und managt er die Herausgabe des
„Oberbergischen Boten“ als Nazi-Ideologie Zeitung. Mit Unterstützung von Adolf
Hitler avanciert Ley 1932 erst zum Reichsorganisationsleiter der NSDAP und ab Mai
1933 dann zum Führer der DAF, der Deutschen Arbeitsfront. Ley, der direkt Hitler
unterstand, entwickelte unter der DAF eine Vielzahl auch von wirtschaftlichen
Betätigungen. Im Oberbergischen erzählt man sich noch heute davon und einige
Gerüchte ranken um Ley`s Gut Rottland bei Waldbröhl. Danach wollte Ley dort eine
große Schlepperfabrik bauen und hat große Flächen Land von ansässigen Bauern
gekauft. Zu einer solchen Kaufverhandlung wollte er Bauern mit dem Auto fahren
lassen, wogegen seine Frau war und ihm nicht den Schlüssel zum
Benzinkanisterkeller gegeben haben soll. Daraufhin hätte Ley seine Frau mit der
Dienstwaffe erschossen, was später als Unfall dargestellt worden sei. Andere
Gerüchte besagen, dass Ley mindestens einer aus seinem unmittelbaren
Bekanntenkreis stammenden Jüdin einen Passierschein ermöglicht hat und Ihr
offenbar dadurch das Leben rettete. Auf einen wie Dr. Ley bezogen ist dies an sich
schon eine kleine Überraschung, wenn man den Charakter seiner Reden in Betracht
zieht.
Im Umgang mit Ostarbeitern wurde strikt darauf gedrängt, aus Ihnen alles was geht,
herauszuholen. Es sollte mit allen Mitteln erreicht werden, daß alle Ostarbeiter
mindestens die Durchschnittsleistung vergleichbarer deutscher Arbeiter erreichen. Es
wurde von den Betriebsführern und Vorarbeitern des Werkes sowie der Firmen
verlangt alle Mittel anzuwenden, um von den Zwangsarbeitern eben diese
Durchschnittsleistung zu erzwingen. Welche Mittel das waren, blieb trotz
Reglementierung im letzten Detail offenbar der Willkür des jeweiligen Vorgesetzten
überlassen.
Das Zwangsarbeiterlager Leipziger Straße in Niedersachswerfen
In Niedersachswerfen bzw. in unmittelbarer Umgebung sind dem Autor mehrere (bis
6) eigene Lager beschrieben worden, in denen für die diversen Bau- bzw.
Industrievorhaben Fremd- bzw. Zwangsarbeiter oder angeblich auch Häftlinge
untergebracht bzw. tätig waren.
Das hier näher beschriebene Gemeinschaftslager erlebte 2 Ausbaustufen und
befand sich östlich der Leipziger Straße bis Eingang des Wifo Projektes Zementwerk
und dehnte sich bis an die Grenze der Bahnanlage aus, deren Nebengleise und
Abzweige zwischen Lokschuppen und Lagerzaun bis ins Zementwerk führten. Das
Gemeinschaftslager war mit hohem Stacheldraht bewährten Zaun eingehaust und
verfügte über:
-
Lagerverwaltung
11 – 12 Wohnbaracken
Kantine, Aborte
Keller, Bunker
Klärgrube
2 Waschbaracken
Krankenbaracke
Bauleitung (separat).
Nach entsprechenden Hinweisen diente das Lager dem Aufbau des Wifo Projektes
Zementwerk auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik Südmilch Gipswerke,
Niedersachswerfen. Eine weitere Verwendung der hier untergebrachten
Zwangsarbeiter für andere Projekte, es gibt einen Zeitzeugen der vom Projekt
Kukuck sprach, ist möglich. Augenzeugen berichten, daß aus dem Lager
Gemeinschaftslager Leipziger Straße in Niedersachswerfen Tschechen, Polen,
Franzosen und auch Russen „Kerle wie Bäume“ zu Wifo- Projekten allgemein
hinzugezogen worden sind. Dies ist dann sogar anzunehmen, wenn wie Wagner
schreibt, die Zwangsarbeiter des Gemeinschaftslagers in der Tat ins KZ Mittelbau
Dora eingewiesen worden sind. Aber es gibt Hinweise, dass bis zum Kriegsende das
Lager mit Zwangsarbeitern oder Häftlingen betrieben worden ist, dafür könnte auch
sprechen, dass für Anfang 1945 noch die Lager und Versorgungsbetriebe die Pläne
zur Essenversorgung in dem Gemeinschaftslager Nie Leipziger Strasse mit regelte,
wie die Abschrift einer Kopie aus dem Archiv des Autors zeigt.
Speisefolge vom 4. 3. bis 10.3.1945 für die Gemeinschaftslager der Ammoniakwerke
Montag:
1
20
60
250
Port.
g
g
g
Kaffee
Butter
Wurst
Brot
Suppe
Knochenfleisch 40g
Salzkartoffeln, Tunke, Gemüse
5
g
Fett
700
g
Kartoffeln
1
Port.
Kaffee
Port.
g
g
g
g
Port.
Kaffee
Brot
Butter
Fett
Kartoffeln
Kaffee
Suppe
Knochenfleisch 35 g
Schweinebraten, Tunke,
Salzkartoffeln, Gemüse
70
g
Fleisch
Port.
g
g
g
g
Port.
Kaffee
Weissbrot
Marmelade
Erbsen
Erbsmehl
Kaffee
Suppe
Knochenfleisch 35 g
Erbsensuppe mit Speck, Pudding
300
g
Kartoffeln
10
g
Speck
Port.
g
g
g
Kaffee
Brot
Wurst
Zucker
Suppe
Knochenfleisch 35 g
Kalbsgulasch, Tunke, Reis
50
g
Fleisch
100
g
Reis
1
Port.
Kaffee
Port.
g
g
g
Port.
Kaffee
Brot
Margarine
Kartoffeln
Kaffee
Suppe
Knochenfleisch 35 g
Nudeleintopf
15
g
80
g
Port.
g
g
g
g
Port.
Kaffee
Brot
Butter
Fleisch
Kartoffeln
Kaffee
Suppe
Knochenfleisch 35 g
Gebrannte Griessuppe mit
Gemüseeinlage
5
g
Fett
Port.
g
g
g
g
Port.
Kaffee
Brot
Butter
Margarine
Kartoffeln
Kaffee
Suppe
Knochenfleisch 35 g
Rinderbraten, Tunke, Salzkartoffeln,
Gemüse
100
g
Fleisch
Dienstag:
1
250
15
5
700
1
Mittwoch:
1
350
150
60
20
1
Donnerstag:
1
250
60
150
Freitag:
1
250
20
300
1
Fett
Nudeln
Sonnabend:
1
250
20
10
300
1
Sonntag
1
250
20
5
700
1
Die Differenz zwischen Lagerverpflegung und Schwer- und Schwerstarbeitersätze wird Dienstag und Donnerstag in Natur
ausgegeben.
Lager- und Versorgungsbetriebe
i. A.
Speiseplan vom 04.03. – 10.03. 1945 für die Gemeinschaftslager der Ammoniakwerke der Lager- und Versorgungsbetriebe, es
ist aber wahrscheinlich, dass dieser Plan nicht Niedersachswerfen betraf, wenngleich dieser Plan aus dem Nachlass eines
Niedersachswerfers stammt, der involviert war.
Auszug : Kopie beim Archiv des Autors
Offenbar wurde 1940 – 41 Variante 1 geplant, errichtet und in Betrieb genommen.
Die örtliche Lage war genau gegenüber des ehemaligen Grenzstollen östlich der
Leipziger- Strasse vor dem Betriebsgelände der ehem. Schwefelfabrik.
Folgende Gebäude wurden zunächst errichtet:
-
Lagerverwaltung (Gipsbau)
Bauleitung (Gipsbau)
9 Wohnbaracken (Holzbau).
Davon waren 2 Wohnbaracken aus Ziegelsteinen errichtet worden und mit Holz
verkleidet. Ein Teil der Wohnbaracke wurde als Gefängnisbaracke mit kleinen
länglichen Räumen und vergitterten Fenstern errichtet (nur Oberlicht).
Jeweils eine:
-
Kantine,
Waschbaracke,
Abort,
Schuppen und Aschengrube,
Garage,
gehörten zum Lager und rundeten die erste Ausbaustufe ab.
Bild 1.19
Der nördliche Grenzbereich des Barackenlagers wird heute durch
die Birken (ehem. Stacheldrahtzaun) markiert. Quelle : Privatarchiv des Autors
Im Vordergrund (quer und längs) ist ein Teil des Barackenfundamentes (helle
Streifen) zu erkennen. Diese Baracke wurde 1947 abgebrochen. Nach Abbau stand
die Brandschutzmauer (Baumitte quer) noch allein, hinter ihr wurde ein Feuer
unterhalten. Ein Sohn der Familie Neumann (ca. 8 – 9 Jahre) wärmte sich dort.
Durch eine Windböe wurde diese Mauer umgeworfen und der Junge getötet. Im
Hintergrund ist der Kohnstein und die Leipziger Straße zu sehen.
In der Variante 2 ist eine Erweiterung von Variante 1 feststellbar.
Die Erweiterung erfolgte in nördlicher Richtung mit der Erweiterung von folgenden
Bauten:
-
Krankenbaracke mit Abfallgrube
Betonbunker
Kelleranlage (Kartoffellager)
4 Wohnbaracken
Der erhöhte Fremd- bzw. Zwangsarbeitereinsatz führte zur notwendigen Erweiterung
der Lagerkapazität, hier wurden italienische und polnische Fremdarbeiter für das
Schwefelwerk untergebracht.
Bis auf den Betonbunker und Restfundamente, z.B. Krankenbaracke, ist von diesem
Gemeinschaftslager keine Bausubstanz mehr erhalten.
Ein weiteres Lager wurde neben der Reichs- bzw. Bundesstraße 4 hinter der
Gleisanlage der Harzbahn am Ortsausgang von Niedersachswerfen (linke Seite)
errichtet. Hier wurde später auch das Personal der Flagstellungen wie am Kirchberg
untergebracht, -vorwiegend aus der Hitlerjugend rekrutiert
Diese Baracken wurden massiv gemauert.
Bild 1.3
Teilansicht Schornstein Bau Ni 115
Bild 1.20
Teilansicht Barackenlager
Standfläche der zentralen Wasch- und Toilettenanlage unmittelbar am Anschlußgleis
„West“. Die Baracke hatte einen Mittelgang, beidseitig waren ca.15 Toiletten
angeordnet. An der Südseite befanden sich die Waschrinnen, sie waren mit Fliesen
versehen. Nach Ausbruch von Typhus in Niedersachswerfen wurden die Klärbecken
mit einer Betondecke verschlossen, die Hohlräume existieren noch.
Quelle: Privatarchiv des Autors
Beide Lager wurden nach 1945 zur Unterbringung der Kriegsflüchtlinge genutzt,
wobei einige dieser Steinbaracken noch heute gewerblich und zu Wohnzwecken
genutzt werden.
Der Einfahrtsbereich in das Gemeinschaftslager war vor der Lagerverwaltung.
Das Haupttor (LKW) und der Personendurchgang war als eine schwere
Holzkonstruktion (ca 1,8m Höhe) ausgeführt.
Alle Türen und Torflügel waren an gemauerten Pfosten (3Stck.) gelagert.
Das gesamte Lager war mit einem Stacheldrahtzaun eingefriedet.
Französische Häftlinge und Gefangene wurden vorwiegend im Lager vor Rüdigsdorf
(zwischen Krimderode u. Rüdigsdorf) und im Lager Königerode (zwischen Ilfeld und
Appenrode) untergebracht
Kopie eines nach Erinnerungen gefertigten Lageplans „Oelmühle Süßmilch Nr. 6 und Baracken Nr. 6 a“. C*2004 Tim Schäfer
Über die Lagerstärke, Verwaltung etc. finden sich keine näheren Angaben mehr.
Nach 1945 bis in die siebziger Jahre wurden die Lageranlagen wohnlich
weitergenutzt. Bis heute steht das Gelände in gewerblicher Nutzung und ist nicht
zugänglich. Allerdings sind die Bauten des Lagers allenfalls noch als
Fundamentreste erkennbar. Insbesondere von der Krankenbaracke, die am
östlichsten Zipfel des Lagers errichtet und betrieben wurde, sind heute noch die
Fundamentreste leicht auszumachen.
Ob Lagerinsassen zu den Ermordeten am Schornstein oder an der Krahnbahn des
Schwefelwerkes gehörten, ist hier nicht nachweisbar, aber sehr wohl naheliegend.
Nach Wagner sind die sog. Zivilarbeiter aus dem Gemeinschaftslager Leipziger
Strasse des Kriegsschwefelprojektes der IG Farben und der Wifo in das
Konzentrationslager Mittelbau – Dora überstellt worden (1943), aus Gründen der
Meuterei und der Geheimhaltung, wohl eher aus letzteren Gründen (siehe auch
Wagner, Produktion des Todes, S. 421-423).
Inwieweit diese Aktion in Zusammenhang mit der Erhängung als flankierende Strafoder Abschreckungsmassnahmen an Ni 115 und der Krahnbahn zu sehen ist, bleibt
im Dunkeln. Es soll sich aber 1943 um insgesamt 800 Leute gehandelt haben (1940
/200 Polen, 1941 /660). Der Erhängte an Ni 115 soll ein Pole gewesen sein.
Soziales Umfeld AMW und GWN – nicht Zwangsarbeit
(analysiert aus Sicht des Jahres 1938)
Im AMW und den selbständigen Betriebsteilen wie im Gipswerk Niedersachswerfen
(GWN) und auch bezüglich der umliegenden Projekte – Zwangsarbeit besaß eigene
Regeln – wurde hinsichtlich der sozialen Leistungen nach den gleichen Grundsätzen
verfahren. Allerdings waren in Niedersachswerfen die Strukturen und Einrichtungen
naturgemäß in angemessenem Rahmen gehalten.
Fotokopie : Gemeinschaftslager Leipziger Strasse Niedersachswerfen.
In nördlicher Richtung war das Lagergelände durch die Werksbahnanlage begrenzt, die auf Bogenbrücken geführt über eine
eigene Zorgebrücke in Richtung Anhydritvorkommen des Kohnsteinmassivs führte, um die Zufuhr von Rohstoff für das
Blockschwefelwerk zu sichern. Quelle: Privatarchiv des Autors.
Der überwiegende Teil der Arbeiter beim Aufbau der Leuna-Werke in der
Gründungsphase gehörte in der Zeit von 1916 bis 1919 naturgemäß nicht direkt dem
Werk an. Er war bei sogenannten Fremdfirmen beschäftigt, die am Aufbau des
Werkes mitwirkten. Den größten Anteil daran hatten Bauarbeiter (Maurer, Zimmerer
und Schlosser). Sie kamen vorwiegend aus dem Raum Halle – Merseburg, da viele
dieser Firmen, die in den Bau des Ammoniakwerkes Merseburg eingebunden waren,
hier ihren Sitz hatten.
In diese Gruppe gliederten sich auch schon die Kriegsgefangenen verschiedener
Nationen und zwangsverpflichtete Belgier ein. Die Zusammensetzung der
Beschäftigten war besonders während der ersten Aufbaustufe stark differenziert. Sie
unterschieden sich nach der sozialen Herkunft, der Zugehörigkeit zu verschiedenen
Firmen und den Arbeits- und Lebensbedingungen. Sie kamen aus vielen Gegenden
Deutschlands, ja sogar aus dem Ausland, so daß Unterschiede auch in den Sitten,
Gebräuchen, in der Religion und selbst in der Sprache bestanden.
Ab dem Jahre 1920 überstieg dann der Anteil der Stammbelegschaft den der
Fremdfirmen.Als außerordentlich schwierig kann die soziale Lage der Leuna-Arbeiter
in den Aufbaujahren beschrieben werden. Dabei stiegen die Tariflöhne, nach
Geschichte der Leuna- Werke für Fach- und Hilfsarbeiter in den Jahren 1916 bis
1919 an, wie die folgende Tabelle zeigt:
04.09.1916
12.11.1916
15.07.1917
19.08.1917
11.11.1918
01.01.1919
Facharbeiter
Hilfsarbeiter
0,67 RM
0,72 RM
0,79 RM
0,91 RM
0,98 RM
1,85 RM
0,44 RM
0,60 RM
0,65 RM
0,78 RM
0,84 RM
1,60 RM
Foto: Nordöstliches Tor mit Teilzufahrt zum Schwefelwerk, rechts ein Original Stacheldrahtzaunpfosten schemenhaft zu
erkennen, der zur Lagereinfreidung gehörte. Quelle : Privatarchiv des Autors
Die reine Anzahl der in den Leuna-Werken Beschäftigten (1917 – 1920, nach
Geschichte der Leuna-Werke) entwickelte sich wie folgt:
Arbeiter
Männer
1.1.19
17
1.1.19
18
1.1.19
19
1.1.19
20
Angestell
te
Gesamtb Fremdelegscha firmen
ft
Gesamt
Frauen
Männer
Frauen
889
127
80
10
1106
6700
7806
2845
623
220
45
3733
8298
12031
5329
1071
400
85
6885
7346
14231
6446
632
1105
183
8366
6185
14551
Zum Teil waren viele Frauen als Dienstverpflichtete in „Frauenbaracken“
untergebracht. Hier „wohnten“ bis zu 20 Arbeiterinnen in einem Raum.
Wer das Lager verlassen wollte, brauchte offenbar eine schriftliche Genehmigung
und mußte sich zur vorgeschriebenen Zeit wieder zurückmelden, um Bestrafungen
zu entgehen.
Im Sommer 1916 begann der Bau der ersten Baracken, deren Zahl 32 erreichte. In
diese „Barackenstadt“ wurden 7000 Arbeiter regelrecht eingepfercht. Zwar begann
unmittelbar nach dem Baubeginn des Werkes die Errichtung von Werkssiedlungen in
Leuna und Neu-Rössen. Diese standen jedoch nur Beamten, Meistern, Technikern,
Ingenieuren und qualifizierten Facharbeitern, insbesondere dem aus Oppau
stammenden Personal, zur Verfügung. Sie dienten vor allem dazu, fachlich
besonders qualifizierte, verläßliche Werktätige an Leuna zu binden.
Besonders schlechte Lebensbedingungen hatten die zum Bau des Werkes
gezwungenen 900 russischen und französischen Kriegsgefangenen sowie
zwangsdeportierte Belgier in ihrem Lager auf dem Merseburger Exerzierplatz.
Also bereits beim Aufbau der Ammoniakwerke Merseburg hatte man auf
Zwangsarbeit zurückgegriffen und Kriegsgefangene eingesetzt.
Die ff. Ausführungen beziehen sich etwa auf 1938 und in den Vergleichen
insbesondere auf die Jahre 1936-1938 für das Ammoniakwerk Merseburg inclusive
dem unselbständigen Betriebsteil des AMW, dem Gipswerk in Niedersachswerfen.
Für den wichtigsten Rüstungsbetrieb der IG Farben, die Leuna-Werke mit Ihren
Betriebsteilen, galten für die Lösung der Rüstungsaufgaben des Vierjahresplanes die
Prämissen der Denkschrift des Konzerns vom März 1935. Darin hieß es, daß es
notwendig sei, „die gesamten produktiven Kräfte auf weite Sicht vorbereitend einem
einheitlichen Zweck unterzuordnen“ und „den letzten Mann und die letzte Frau, die
letzte Produktionseinrichtung und Maschine sowie den letzten Rohstoff der
Erzeugung von kriegswichtigen Produkten“ zuzuführen „und alle Arbeitskräfte,
Produktionseinrichtungen und Rohstoffe in einen straff militärisch geführten
wirtschaftlichen Organismus“ einzugliedern.
In Leuna und in Niedersachswerfen gab es Strukturen besonderer Polizei- und
Bewachungskräfte. Diese Einheiten wurden aufgrund des Erlasses vom 22. Februar
1933 (Reichsminister Hermann Göring), der den Einsatz von SA, SS und
„Stahlhelm“-Leuten mit den Rechten von Hilfspolizei ausgestattet und legalisiert
hatte, gegründet.
Mit der Begründung einer notwendigen Bewachung des Sprengstofflagers im
Werksteil Niedersachswerfen verhandelte von Dehn- Rothfelser am 20. März 1933 z.
B. mit dem Landrat in Nordhausen über den Erlaß einer Polizeiverordnung, die es
gestattete, Aufsichtspersonal zu Hilfspolizeibeamten zu bestellen. Der Landrat sagte
zu. In den Leuna-Werken selbst kamen zu den regulären Polizeikräften der
Werkschutz, die Werkschar und andere Polizeihilfstruppen. Sie setzen sich offenbar
fast ausschließlich aus Angehörigen der SA, der SS und ehemaligen Stahlhelmern
zusammen.
Überraschend findet der Besucher in Angrenzung zu einer Halde westlich der
Leipziger Straße zur Zorge hin heute Wachhäuser aus Beton, die wohl aber aus dem
Sperrkreis 1 stammen und hierher verbracht worden sind, um schließlich als
Schutzräume für Sprengsicherungskräfte zu dienen. Diese Häuschen sind
insbesondere der KZ-Bewachung zuzuordnen und sind steinernde Zeugen des
Lagerkomplexes KZ Mittelbau, Hauptlager Dora. Warum diese Häuschen nicht zum
KZ Gedenkstätte Dora rückgeführt werden, bleibt fraglich.
Foto : Wachhäuschen aus Beton offenbar aus dem Komplex Mittelwerke – Lager Dora.
Privatarchiv des Autor
Im Werk selbst war die Gestapo vertreten. Sie konzentrierte sich auf eine intensive
Überwachung relevanter Geschehnisse und stützte sich auf ein umfangreiches
Informantensystem.
Selbst bei der Einstellung von Lehrlingen wurde die Zugehörigkeit zu faschistischen
Organisationen zur Bedingung gemacht. Forderte doch der „Zentrale Beirat für
soziale Angelegenheiten“ der IG Farben: „Bei Lehrlingen und jugendlichen
Hilfskräften ist die Zugehörigkeit zur HJ Voraussetzung für die Einstellung.“
Gleichzeitig ordnete er den Eintritt aller Werksangehörigen in leitenden Positionen
sowie aller Neueingestellten in die DAF an.
Unterschieden wurde in:
-
Leistungsförderung der Gefolgschaft
Gesundheitliche Betreuung
soziale Fürsorge
Freizeitgestaltung
Leistungsfördernde Maßnahmen der AMW-Gefolgschaft wurden in der Erziehung
und Schulung von Nachwuchs und Erwachsenen, Regelungen der sog.
Leistungsgemeinschaft einer zweckmäßigen Betriebsanlage gestaltet und
proklamiert.
Bild 1.25 Teilansicht Gemeinschaftslager Leipziger Strasse Niedersachswerfen. Barackenlager mit
Restfundament, Quelle: Privatarchiv des Autors
Seit 1923 unterhielt das AMW eine Lehrlingsschule mit Lehrwerkstätte, in der im
Jahre 1938 insgesamt 380 Lehrlinge mit Lehrvertrag in verschiedenen Berufen
ausgebildet wurden.
Man wollte einerseits einen tüchtigen Handwerkernachwuchs heranbilden, damit die
Gefolgschaftsmitglieder motivieren, die ihre Kinder so gut in Ausbildung bringen
konnten.
In der Lehrlingsschule wurden auch Unterweisungen und Fortbildungen
durchgeführt. Im Jahre 1938 wurden wöchentlich 149 Jungarbeiter in sechs Stunden
unterrichtet.
Im Reichsberufswettkampf 1938 konnten diese Lehrlinge immerhin 4x Gausieger,
16x Kreissieger und 50x Ortssieger Titel erringen. Insbesondere die Gausieger
wurden weiter gefördert, indem für sie Abendkurse und wirtschaftskundliche Fahrten
geboten wurden.
Natürlich wurden gerade die Lehrlinge in nationalsozialistischem Geiste erzogen.
Zusätzlich gefördert wurde weltanschauliche Schulung noch durch folgende
Maßnahmen:
-
Aufnahme von HJ-Mitgliedern
Unterstützung
Teilnahme
an
Jugendlagern
der
HJ
(Urlaubsgewährung, finanzielle Unterstützung in Form eines Zehrgeldes von je
RM 10,00).
Der älteste Lehrgang der Lehrlingsschule wurde auch 1938 mit Lehrern und Gesellen
in die Alpen und nach München ins Deutsche Museum geschickt.
In Kooperation mit der DAF (Deutschen Arbeitsfront d.A.) konnten 1936/37 je 5 und
1938 2 Lehrlinge für 3 Jahre zur Ausbildung auf das Kyffhäuser-Technikum
Frankenhausen geschickt werden. Anteilig übernahm das AMW diese
Ausbildungskosten.
Das Werk und die Betriebsteile unterstützten die örtlichen HJ-Gruppen wie im Falle
von Niedersachswerfen vielfältig. Dazu gehörten Spenden zur Durchführung der
Reichsberufswettkämpfe oder für Zeltlager oder mittels der Zurverfügungstellung von
HJ-Heimen, deren Einrichtung das AMW unterstützt hat. Auch Sachswerfer HJMitglieder nutzten von AMW gesponserte Maßnahmen aus diesem Bereich.
Maßnahmen der Leistungsgemeinschaft betrafen die Betriebsordnung von 1936, die
Werkschar, Appelle und Versammlungen, Arbeitszeit, Wochenlöhner, Leistungslöhne
und –Gehälter, besondere Zuwendungen, Zulagen und Sonderbelohnungen.
Die Werkschar des AMW hatte 1938 eine Stärke von 380 Mann, die ausgestattet
waren (Uniformen) und eigene Räumlichkeiten zur Verfügung hatten.
Diese Werkschar besaß eine Kapelle (32 Mann) sowie einen Spielmannszug (33
Mann).
Betriebsappelle fanden desöfteren statt.
Man mag sich heute die Detailinformation veranschaulichen, dass allein im Jahre
1938 bis zum 30.09. insgesamt 7 Betriebsappelle durchgeführt worden sind.
Die normale Arbeitszeit betrug für die Mehrzahl der Betriebe 48 stunden wöchentlich.
Die außerordentlichen und ziemlich kurzfristig zu lösenden Aufgaben, die dem Werk
im Rahmen des Vierjahresplanes gestellt waren, erforderten jedoch bereits in
zahlreichen Betrieben den Übergang zur 54- bzw. 56 h Arbeitszeit pro Woche.
Es arbeiteten daher 1938:
etwa 50 % der Handwerker bis zu 54 Std/Woche
etwa 10 % der Betriebsarbeiter bis zu 56 Std/Woche
Bild 1.30 Gemeinschaftslager Leipziger Strasse Niedersachswerfen. Original Zaunpfosten der Lagereinfriedung. Die
Einfriedung erfolgte von Innen und Außen mit Stacheldraht. Quelle : Privatarchiv des Autors.
Durch die Einführung des neuen Schichtplanes 1938 war für die in Wechselschicht
beschäftigten Gefolgsmitglieder eine „fühlbare Verbesserung“ der Arbeitszeit
eingetreten. Diese Gefolgschaftsmitglieder hatten bisher in 7 Wochen 7 Freischichten
mit nur einem freien Sonntag. Nach dem Schichtplan 1938 erhielt der Schichtarbeiter
in 7 Wochen 9 Freischichten mit 3 freien Sonntagen.
Berufliche und weltanschauliche Maßnahmen für die Erwachsenen waren 1938:
-
samstägliche Betriebsführungen mit Mittagessen
Lehrkurse zur Berufsfortbildung (seit 1925)
ca. 400 Umschulungsarbeitsplätze
weltanschauliche Schulungsförderung (Urlaub, Zehrgeld)
Wehrmachtsübungen (Freistellung, teilweise bezahlt)
Spezialausbildung Elektroschweißer (finanzielle Förderung der Mitteldeutschen
Schweißlehr- und Versuchsanstalt in Halle (S))
Schulungskurse
im Jahre 1933
im Jahre 1934
im Jahre 1935
im Jahre 1936
im Jahre 1937
für:
79
773
1400
1117
2740
Gefolgschaftsmitglieder
Gefolgschaftsmitglieder
Gefolgschaftsmitglieder
Gefolgschaftsmitglieder
Gefolgschaftsmitglieder
wurden mit Beurlaubungen gefördert.
Der gesamten Arbeiterbelegschaft des AMW sollte insbesondere durch Maßnahmen
individuell die Möglichkeit gegeben werden, sich durch seine Leistungen in seiner
Stellung zu verbessern und sich in eine höhere Gruppe heraufzuarbeiten und
dadurch Lohnzulagen zu erwerben, die bis zu 30 % des Tariflohnes betragen
konnten.
Die Arbeiterbelegschaft des AMW und des GWN, soweit sie nicht eine handwerkliche
Lehre aufzuweisen hat, wurde je nach der Dauer der für ihren Posten erforderlichen
Anlernzeit in 3 Gruppen eingeteilt, und zwar:
Gruppe
Gruppe
Gruppe
I
II
III
Anlernzeit unter
3 Monaten =
Anlernzeit von 3 12 Monaten =
Anlernzeit von 12 und mehr Monaten =
Hilfsarbeiter
Betriebsarbeiter
Spezialarbeiter
Somit gab es keinen einzigen „ungelernten Arbeiter“ mehr und dieser Begriff des
ungelernten Arbeiters war im AMW nicht mehr existent.
Für langjährige Treue wurden „Wochenlöhner“ erstmals 1938 ernannt:
a) in Fabrikationsbetrieben die bisherigen Erstleute, die zugleich MeisterStellvertreter sind;
b) in den Werkstätten gehobene Parteiführer, die Meisterstellvertreter sind;
c) in Laboratorien besonders tüchtige und leistungsfähige Laborarbeiter, wenn sie
mindestens 10 Jahre sich in ihrer Tätigkeit bewährt haben und ihre persönliche
Eignung die Ernennung rechtfertigt;
d) Gefolgschaftsmitglieder nach 25jähriger Tätigkeit, wenn sie den allgemeinen
Bedingungen entsprechen.
Die Entlohnung der Arbeiter und Angestellten erfolgte nach den noch als
Tarifordnung geltenden Lohn- und Gehaltstarifen. Diese bildeten jedoch nur die
untere Grenze der Entlohnung und fanden in der Regel nur Anwendung bei ganz
jungen Arbeitern und Angestellten. Auf den Tarifen bauten sich die effektiven Löhne
und Gehälter unter folgenden Gesichtspunkten auf:
Übersicht Leistungslöhne und Leistungsgehälter 1938
Klassifizierung
System
Anzahl
Zulage
Arbeiter
Fabrikarbeiter
Transportarbeiter
Handwerker
Betriebsprämie
Akkord
Akkord
100 %
90 %
90 %
ja Leistungszulage
ja Leistungszulage
ja Leistungszulage
* Leistungszulage, optional 30 Rpf/h (1938)
C* Tim Schäfer 2004
Für Chemie-Hilfswerker, -werker und Spezialwerker hatte sich in 1938 das
durchschnittliche
Stundeneinkommen
ohne
Kinderzulage,
Jahresprämie,
Fahrtzuschuss, Nachtschichtzulage und Mietbeihilfe) auf 88,4, 93,9und 102,9
Rpf/Std. erhöht, 1932 betrugen die durchschnittlichen Stundeneinkommen im AMW
noch 80,4, 85,4 und 91,5 Rpf/Std.
Angelernte Industriehandwerker und Industriehandwerker hatten 1938 103,0 bzw.
115,4 und 1932 noch 98,0 bzw. 110,2.
Für Angestellte waren zzgl. Tarif gestaffelte Zulagen nach Alter, Dienstjahren und
Leistung bei 48stündiger Wochenarbeitszeit üblich.
Tatsächlich wurden für die kaufmännisch und technischen Angestellten und
Werkschreiber, Meister und Laboratoriumsangestellten tatsächlich monatlich in der
Tat gruppenabhängig zwischen 128 – 139 % über Tarif gezahlt. Hinzu kam
Schichtzulage mit etwa 9 %, neben quasi jährlichen Gehaltserhöhungen war additiv
ein Überstundenzuschlag von 25 % (seit 1.1.1938) sowie für Meister mit 56 h
durchschnittlicher Arbeitszeit kamen für den 1. Mai zur Feiertagsabgeltung nach Tarif
ein Zuschlag von 100 % hinzu.
Besondere
Zuwendungen
gab
es
für
Kinderzulagen
(übertariflich),
Nachtschichtzulage von 40 Rpf. pro Schicht, Prämien für gute Vorschläge zwischen
RM 20,-- und RM 100,--.
Maßnahmen bezüglich der zweckmäßigen Betriebsanlage bezogen sich auf die
Ausgestaltung der Arbeitsplätze und Baubuden. Man war bestrebt, mehr als
vorgeschrieben war zu tun und ließ sich die Umgestaltung der Arbeitsräume nach
den Gesichtspunkten von „Schönheit der Arbeit“ ca. RM 1400000,-- kosten. Auch im
Gipswerk Niedersachswerfen wurde so verfahren und Blumenkübel etc. aufgestellt
und gepflegt. Die zuständigen Arbeiter halfen dann ab und zu auch den Garten der
leitenden Angestellten mit umzugraben.
Ergebnis des Schönheitswettbewerbes des Gipswerkes Niedersachswerfen, Bänke und Bäumchen gegenüber dem Haupteingang zum
Unternehmen luden zum erholsamen Verweilen ein.
Fotokopie : Privatarchiv des Autors
Ein jährlicher Schönheitswettbewerb war mit 1500 RM für Preise dotiert.
Auch für die Baubuden wollte man über die Zulieferer verschönte Buden beziehen.
Die gesundheitliche Betreuung der Schaffenden bezog sich auf Gesundheitspflege
und Ernährung im Betriebe, ihr wurde schon finanziell gesehen, eine große
Bedeutung beigemessen. Eine Suppe gab es für 5 Rpf ein gutes Mittagessen kostete
35 Rpf.
In Niedersachswerfen wurden auch Wifo Leute mit versorgt, ob dies später auch für
die SS-Leute galt, wird wegen der kasernierten Unterbringung nicht angenommen.
Jedenfalls trafen sich die Damen und Herren der in Projekten am Kohnstein
involvierten Einrichtungen und Betriebe gelegentlich gern zum Mittagessen.
Insbesondere gab es in Niedersachswerfen auch Bäder, die für die Familie mit
genutzt wurden.
Es gab eine eigene Betriebskrankenkasse, Betriebssport und Erholungsheime
(u.a.m.).
Die soziale Fürsorge gliederte sich in soziale Zulagen und Unterstützung in Notfällen
sowie in Wohnungsfürsorge. Es wurden besondere Maßnahmen für Kinderreiche,
Heiratswillige, Witwen und Weisen usw. gewährt. Die Wohnungsfürsorge gliederte
sich in Mietbeihilfen und Fahrtzuschüsse.
Maßnahmen der Freizeitgestaltung waren vielfältiger Natur. Sie reichten von
Feierabendgestaltung, Gefolgschaftsausflügen, großen KdF-Fahrten (KdF = Kraft
durch Freude – Organisation – d.A.), der Werkzeitung bis zur Werkbücherei.
Niedersachswerfen war hier angemessen berücksichtigt. Es wurden durchaus
kulturell anspruchsvolle Veranstaltungen geboten. Die Werkscharkapelle gab
mitunter Mittagspausenkonzerte, Rundfunkgeräte brachten Beiträge des deutschen
Rundfunks.
Anläßlich des 1. Mai wurden im Anschluß an die vormittags veranstalteten
Gemeinschaftsappelle lokale Feiern veranstaltet, hier gab es Kostenzuschüsse.
Insbesondere in den Harz (legendär Netzkater bei Ilfeld), in die Dübener Heide und
den Thüringer Wald wurden Gefolgschaftsausflüge durchgeführt. Ab 1938 wurden
die Feiern auch im Betrieb infolge mangelnder Kapazitäten der Reichsbahn
abgehalten.
Für 120 Gefolgschaftsmitglieder wurden alle Kosten von sog. KdF-Fahrten
übernommen. Eine Werkzeitung mit Magazincharakter gab es seit 1917, die 12 mal
kostenlos im Jahr mit etwa 40 Seiten erschien. Die Werksbüchereien wurden seit
1921 entwickelt, 1938 waren 10200 Bände katalogisiert im Bestand, ca. ein Drittel
davon war nach 1953 angeschafft worden.
Erklärung
Durch meine Unterschrift erkenne ich als einen Teil meiner Arbeits- oder Dienstverpflichtung an:
1.
Ich verpflichte mich, über alle das Werk angehenden Fragen und Arbeiten jederzeit strengste Verschwiegenheit gegen
jeden, der außerhalb des mir von der Geschäftsleitung bekanntgegebenen Bearbeiterkreises steht, zu beobachten und mir
gegebene Anweisungen zur Geheimhaltung getreuestens zu erfüllen.
Die Pflicht zur Verschwiegenheit besteht auch nach meinem Ausscheiden aus dem Werk weiter fort.
2. Ich verpflichte mich, alle mir bekanntwerdenden Nachrichten, auch geringfügigster Art, die das Werk schädigen oder
Werksgeheimnisse gefährden können, unverzüglich der Geschäftsleitung mitzuteilen.
3. Ich verpflichte mich, nachstehende Verbote strengstens zu beachten: Es ist verboten, ohne Genehmigung der
Geschäftsleitung
a.) Die Mitnahme von Gegenständen, Geschäftspapieren, Zeichnungen oder sonstigen Unterlagen,
b.) die Anfertigung von Vervielfältigungen, Lichtbildern usw.,
c.) irgendeiner Person, die außerhalb des mir von der Geschäftsleitung bekanntgegebenen Bearbeiterkreises steht,
Einblick in die Arbeitsunterlagen zu gewähren.
4. Ich bin darüber belehrt, daß ich bei Verstößen gegen diese Verordnungen mit sofortiger, fristloser Entlassung zu rechnen
habe und Gefahr laufe, mich im Sinne des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb in der Fassung vom 9.3.1932
(Reichsgesetzblatt 1932, Teil 1, S 122) und gegebenenfalls der §§ 88 ff, R.St.G.B. Abschnitt Landesverrat in der Fassung
des Gesetzes vom 24.4.1934 (Reichsgesetzblatt 1934, Teil I) strafbar zu machen.
5. Es ist mir bekannt, daß die mir auferlegte Schweigepflicht ein von der Reichsregierung zur Sicherung der
Landesverteidigung erlassenes Gebot bzw. Verbot im Sinne des § 92 b R. St. G.B. darstellt.
Die vorstehend erwähnten Gesetze sind mir – z. T. im Auszug – zur Kenntnisnahme übergeben worden.
Rekonstruktion einer Geheimhaltungsvereinbarung für Gefolgschaftsmitglieder des AMW / Gipswerke Niedersachswerfen , Privatarchiv des
Autors, 2004
Aus der Urlaubsliste des Gipswerkes Niedersachswerfen (GWN) des AMW von
1937, die direkt mit der Wifo –Bauleitung abgestimmt worden ist, geht hervor, daß
387 darin erfaßte Personen im Jahre 1937 an dem Wifo Projekt „Sachsenberg“, dem
Lagerstollenprojekt, beschäftigt gewesen sind.
Die Arbeiten vor Ort am Einlagerungsprojekt sind stetig durchgeplant und organisiert
worden. Damit aus Urlaubsgründen nicht etwa eine Bauverzögerung eintreten
konnte, war der Urlaubsplan des Gipswerkes Niedersachswerfen mit der WIFO
Projektleitung vor Ort abzustimmen und auch abzuändern, wenn sich abzeichnete,
dass etwa ein Problem für die Arbeitsdurchführung auftreten konnte. Danach hatten
20 % einen Urlaubsanspruch von 18 Tagen, während der Durchschnitt es auf
lediglich 14 Tage brachte. Der Mindestanspruch ist mit 3 Tagen festgehalten, wobei
die meisten aber 6 Tage mindestens beanspruchen konnten. Anzunehmen ist, dass
die 3 Tage Ansprüche anteiliger Natur gewesen sind. Einige der
Gefolgschaftsmitglieder hatten Ihren Urlaub bereits in Merseburg genommen.
Womöglich kamen sie daher. Andere, anteilmäßig über 10 %, ließen sich Ihren
Urlaubsanspruch abgelten.
Es wurden im AMW , wie dies im Mutterbetrieb COMPANIEüblich war, Stiftungen
und Fonds geschaffen und entwickelt, die dazu bestimmt waren, die Bindung der
Arbeitskraft an das Werk zu wecken und zu fördern. Deshalb fand das ganze
System sozialer Einrichtungen auch in den Leuna-Werken Anwendung. Primär sind
dabei insbesondere eine vielfältige Anzahl von Unterstützungsfonds und
Pensionskassen zu nennen. Die wichtigsten waren die Arbeiter-Pensionsstiftung, die
Pensionskasse der Angestellten der BASF, die Pensionsfürsorge für Angestellte, der
Beamten-Pensions-Ergänzungsfonds
und
der
ArbeiterundBeamten-
Unterstützungsfonds. Die Arbeiter-Pensionsstiftung konnte zum Beispiel jeder
Arbeiter der COMPANIEin Anspruch nehmen, der nach erreichter Volljährigkeit fünf
Jahre ununterbrochen in der COMPANIEtätig war oder wegen Alters bzw. Invalidität
aus dem Arbeitsprozeß ausschied.
Der dann monatlich ausgezahlte Betrag wurde als „Leuna-Rente“ bezeichnet.
Dieser Begriff ist bis heute im Südharz noch gut bekannt, da dieses System auch für
Beschäftigte des Gipswerkes Niedersachswerfen zugänglich gewesen ist.
Geheimprojekt Kriegsschwefelanlage Ni. 365
Schwefel und seine Verwendung
Schwefel verbinden wir Menschen oft gedanklich mit der Hölle und dem Höllenfeuer,
mit „Pech und Schwefel“ oder denken an Vulkanaktivitäten unserer Erde, wo
Schwefel bekanntlich in großer Menge ausgestoßen wird. Im täglichen Gebrauch
haben Zündhölzer mit Schwefel an Bedeutung verloren.
Geschichtlich gesehen ist Schwefel und seine Verwendung in vielerlei Hinsicht seit
alters her bekannt. In China und Ägypten verwendete man ihn zum Bleichen von
Textilien und zum Räuchern. Die Römer gewannen ihn aus Schwefelminen in
Sizilien. Im Jahre 1777 vermutete Antoine Lavoisier (1743-1794) den elementaren
Charakter des Schwefels, aber erst 1809 wurde der Beweis durch Joseph GayLussac (1778-1850) und Louis Jacques Thénard (1777-1857) erbracht. Der deutsche
Name Schwefel geht wahrscheinlich auf sanskrit swep oder sweblan ("schlafen")
zurück. Er hat vermutlich seinen Ursprung in der Giftigkeit des Schwefeldioxids. Das
Symbol "S", als Abkürzung für das lateinische Wort sulfur, schlug J.J. Berzelius 1814
vor.
Etwa die Hälfte des benötigten Schwefels kann aus gediegenem Schwefel und einer
nachfolgenden Reinigung durch Destillation gewonnen werden. Durch ein 150-800
Meter langes Rohr wird heißes Wasser unter Druck in das schwefelhaltige Gestein
hineingedrückt. Der Schwefel schmilzt und wird anschließend mit heißer Druckluft
gefördert. Hierzu wird ein Dreifachrohr verwendet, das so aufgebaut ist, daß
gleichzeitig Wasser und Druckluft in das Bohrloch hinein und geschmolzener
Schwefel aus ihm heraus geführt werden können.
Man erhält Schwefel von sehr hoher Qualität (99,5-99,8%). Dieses Verfahren wurde
in Louisiana/ USA verbreitet eingesetzt, es wird auch als das sogenannte FrashVerfahren bezeichnet. Ein Bohrloch kann bis zu 300 Tonnen Schwefel pro Tag
fördern.
Bild 11 Südwestansicht mit Ni104-106 und Ni101, rechtsseitig spätere Kältetechnik
Quelle: Privatarchiv des Autors
Heutzutage übersteigt die Gewinnung von Schwefel aus saurem Erdgas, das bis zu
20 % H2S enthalten kann, die aus der Frash- Produktion erhaltenen Anteile. Die
Darstellung elementaren Schwefels wird hier in den folgenden Teilschritten
durchgeführt:
1. Absorption von H2S an Monoethanolamin
2. Claus-Verfahren (seit 1880)
Partielle Oxidation bei Verbrennung von H2S bei niedrigen
Temperaturen:
H2S + 1/2 O2 ---> 1/8 S8 + H2O
Weitere Oxidation zu SO2
H2S + 3/2 O2 ---> SO2 + H2O
Symproportionierung an Oxidkatalysatoren bei 300oC
2 H2S + SO2 ---> 3/8 S8 + 2 H2O
Auszug eines Grundrissplans mit übernommenen Bezeichnungen aus dem Kriegsschwefelprojekt Ni 365 der Wifo. Unten
Rechts Ni 115, darüber Ni105 usw.. Die baulichen Hüllen der für das WIFO/I.G: Projekt Kriegsschwefelwerk Nie. 365 waren bis
zur Wendezeit wirtschaftlich genutzt und mussten später im wesentlichen abgebrochen werden um einem Neuprojekt eines
Baustoffwerkes Platz zu schaffen. Von wesentlicher Bedeutung als mögliches technisches Denkmal (nach Ansicht des Autors)
ist Ni.115, an dem auch Hingerichtet worden ist.
Auszug Grundrissplan Quelle: Kopie aus Privatarchiv des Autors
Die Herstellung elementaren Schwefels aus Erdöl gelingt analog. 85 % des
gewonnen Schwefels werden heute für die Produktion von Schwefelsäure
verwendet. Kleine Mengen werden zum Vulkanisieren, für die Herstellung von CS2,
Zinnober usw. bzw. als Brennstoff in Na-S-Zellen eingesetzt.
Schwefel ist bekanntermaßen ein wichtiger, ja strategisch bedeutender Rohstoff in
der chemischen Industrie und gerade unter Gesichtspunkten einer Kriegswirtschaft
bis heute von Bedeutung. Der größte Anteil dient zur Herstellung von Schwefelsäure
nach dem Doppelkontaktverfahren und damit auch zur Herstellung von Düngemitteln
wie in Leuna. Aus der Schwefelsäure können zahlreiche Schwefelverbindungen
zugänglich gemacht werden, z.b. die Sulfate. Reiner Schwefel wird insbesondere zur
Herstellung von Zündhölzern, Schwarzpulver, Kunststoffen und Farbstoffen sowie
auch zur Vulkanisation von Kautschuk und Gummi, zum Schwefeln von Fässern usw.
verwendet. In der Medizin findet er auch in Salben und Cremes zur Bekämpfung von
Hautkrankheiten wie Akne, Ekzeme, Krätze oder Schuppenflechte Anwendung. Der
Kurtourismus vermarktet Schwefelbäder erfolgreich, denn sie sollen gerade gegen
solche Volks- und Stoffwechselerkrankungen wie Rheuma und Gicht wirken.
Bild 1.8 Bau Ni 123 Betriebswache
Der rechte Bereich diente als Wache (2 Räume), die zwei linken Zimmer dienten langjährig als Wohnraum für
Betriebsangehörige, später erfolgte eine Nutzung als Schichtmeisterzimmer. Quelle : Privatarchiv des Autors
Im Wein- und Gartenbau dient er zur Bekämpfung von Spinnmilben und Mehltau,
jedem deutschen Kleingärtner werden Schwefelverbindungen in den Fachmärkten
angeboten. Aber bestimmte Schwefelverbindungen sind besonders gefürchtete und
geächtete
Hautkampfstoffe,
also
chemische
Waffen,
die
Massenvernichtungsmittelcharakter haben können und weltweit geächtet sind.
Planung, Technologien und Bau des Kriegsschwefelwerkes Ni. 365
Der Kohnstein mit seinem unerschöpflichen Reichtum an schwefelsaurem Kalk bot
der sich stark entwickelnden Chemieindustrie Mitteldeutschlands zu Beginn des 20.
Jahrhunderts eine gute potentielle Materialressource in Mitteldeutschland und
aufgrund seiner Güte und Lage ein lohnendes Geschäft, welches insbesondere unter
dem Gesichtspunkt Dünger / Sprengpulver und Schwefelgewinnung offenbar schnell
ein strategisch bedeutsames Gewicht erlangte. Aus diesem schwefelsauren Kalk, der
im Tagebau vergleichsweise kostengünstig gewonnen worden ist, konnte man nach
in dieser Zeit innovativen Verfahren eben Schwefel und auch Kunstdünger gewinnen.
Den Schwefel brauchte man zur Herstellung von einer ganzen Palette strategisch
bedeutsamer Stoffe, die gerade unter wehrwirtschaftlichen Gesichtspunkten für die
deutsche Wirtschaft seinerzeit unverzichtbar wurden. Das in Niedersachswerfen am
Kohnstein gewonnene und aufbereitete Material wurde hauptsächlich zur weiteren
Verarbeitung an:
- Leunawerk, ( gemeint ist das AMW der COMPANIEAmmoniakwerk Merseburg der
IG Farbenindustrie, Leuna liegt neben der Stadt Merseburg, heute Sachsen-anhalt)
Düngerproduktion,
- Werk Oppau, IG Farbenindustrie, Dünger,
- Werk Wolfen, IG Farbenindustrie, Schwefelsäure, Zement,
geliefert.
Es wurden durchschnittlich zwischen 1918 - 1944 100 Tsd. Tonnen bis 1 Mio.
Tonnen Material im Jahr geliefert. (Gemäß Aufstellung des damaligen
kaufmännischen Leiters R. Bauersfeld/Gipswerk Niedersachswerfen/IG Farben
COMPANIE/ AMW)). Teilweise stammte das Material aus dem Bau der Stollen für
die Untertageverlagerungsprojekte kriegswichtiger Produktionen der Nazis.
Fotokopie der Anlage vom Kohnstein aus mit Bauten des Kriegsschwefelwerkes Ni 365 mit Nebenbauten. Das Werk wurde zu
DDR Zeiten ausgebaut, einmal Nutzung als Abteilung Baustoffe des VEB Leuna-Werkes, vormals VEB Anhydritwerk und der
gesamte rechte Teil ab etwa der Höhe der Zorgebrücke als Betriebsstätte des ehem. VEB Kältetechnik Niedersachswerfen. Gut
erkennbar ist eine weiße Rauchwolke, die von mangelnder Filterung beim Mahlprozess des Anhydrit herrührte. Gut zu erkennen
ist, dass die Fuchsanlage, die zu Ni 115, dem Abgasschornstein im Vordergrund führte, bereits abgerissen war, Sie zog sich
von den Sinterapparaturen süd- und südöstlich entlang, die Rauchgase wurden also offenbar hinter das Sintern zurückgeführt,
in dem Schwefelfuchs herrschte neben hoher Temperatur auch eine eine stürmische, giftige Atmosphäre.
Fotokopie : Privatarchiv des Autors
Streng geheim wurde 1939 das neue Projekt Kriegsschwefelanlage in
Niedersachswerfen und der Standort bei Niedersachswerfen beraten, in
unmittelbarer Nähe des vorzüglichen Vorkommens des Kohnsteins. Dabei sollte die
Schwefelgewinnung auf der technologischen Basis Anhydrit- Gips über SinterbandRöstung, SO2Reduktion erfolgen.
Sintern wird in der Technik als das Stückigmachen feinkörniger Stoffe durch
Wärmebehandlung bei Temperaturen, die wenig unter dem Schmelzpunkt der
Sintermischung liegen, definiert.
Durch Schmelzerscheinungen an den Korngrenzen tritt dabei ein Zusammenbacken
des Gutes ein. Meist gehen beim Sintern, vor allem zu Beginn des Prozesses,
Festkörperreaktionen vor sich.
Die gebräuchlichsten Sinterapparate sind Sintertöpfe, Drehrohröfen, Sinterpfannen,
Sinterbandanlagen und Rundsinterapparate.
Für die vorgesehene Veränderung müssen die Ausgangsstoffe eine geeignete Form
und Größe, besondere Oberflächenbeschaffenheit bzw. einen geeigneten
Aggregatzustand annehmen. Am wesentlichsten für die Reaktion ist die
Oberflächenvergrößerung. Sie verfolgt den Zweck, eine möglichst große
Angriffsfläche für die chemische Reaktion zu schaffen. Damit wird die
Reaktionsfähigkeit des Stoffes heraufgesetzt und der Umsetzungsvorgang
beschleunigt.
Die Zerkleinerung der Ausgangsstoffe erfolgt mit Mahlaggregaten, und zwar geht
man immer den mehrstufigen Weg vom Groben zum Feinen. Das heißt,
grobstückiges Material gelangt zunächst mit Becherwerk oder Bandförderer zum
Brecher. Er zerkleinert das Mahlgut bis zu Korngrößen von 30 mm Durchmesser.
Eine weitere Zerkleinerung erzielt man in Nachbrechern, den Schrotern wozu
Walzwerke und Kollergänge, aber auch verschiedene Mühlentypen, wie
Schlagmühlen, gehören. Die Korngröße vermindert sich jetzt bis auf wenige
Millimeter zur Grießgröße. Die anschließende Feinmahlung in z. b. Kugelmühlen
bringt den festen Ausgangsstoff auf einen Korngrößentyp, den man als Mehl zu
bezeichnen pflegt.
Gewinnung von SO2 aus Calciumsulfat durch Reduktion im Drehrohrofen
Fotokopie Quelle: Privatarchiv des Autor
Das Müller-Kühne-Verfahren
Nach Müller und Kühne wird Gips bzw. Calciumsulfat bei Temperaturen oberhalb von
700 0C reduzierend gespalten. Als Zwischenprodukt entsteht dabei schließlich
Calciumoxid, aus dem mit SiO2, A1203 und Fe2O3 bei Temperaturen zwischen 1200
und 1450 0C Zementklinker gebrannt werden. Das bei der Spaltung von CaSO4
entstehende SO2 wird nach dem gängigen Verfahren in Schwefelsäure umgewandelt.
Als Produkte entstehen Schwefelsäure und Zement, die bestimmungsgemäß in der
chemischen Industrie und der Baustoffindustrie verwendet werden.
Eine derartige Gipsschwefelsäureanlage befand sich u. a. in Wolfen, welche als IG
Farben Anlage aufgebaut wurde und auch zu DDR Zeiten gefahren worden ist. Sie
wurde bereits ab 1935 erbaut und lieferte zu DDR Zeiten täglich etwa 450 t SO3 und
500 t Zement. Dem Gipsschwefelsäureverfahren konnte man eine große Zukunft in
der DDR Zeit voraussagen, da die Vorkommen an Schwefelkies auf der Erde nicht so
groß sind, wie die Gipslagerstätten, die im eigenen Lande verfügbar waren.
Der Schwefel liegt in der Verbindung CaSO4 sechswertig vor. Er muss, um zum SO2
(S vierwertig) zu gelangen, reduziert werden. Das geschieht mit Kohle im
Drehrohrofen wie folgt:
Der Anhydrit wird zerkleinert, getrocknet und mit Koksgrus sowie Zuschlägen in einer
Rohrmühle innig vermischt. Als Zuschläge dienen Ton (aus der Leipziger Gegend),
Sand und Eisenoxyd, die gleichzeitig die sonst sehr hohe Zersetzungstemperatur
des Anhydrits (1400 °C) heruntersetzen und nach dem Prozess einen Zementklinker
bilden.
Das dosierte Mehlgemisch gelangt in den etwa 70 m langen eisernen Drehrohrofen
(Durchmesser etwa 3 m), der durch Kohlen(staub)feuerung oder mit Koks beheizt
wird.
Es erfolgt eine reduzierende thermische Spaltung des Gipses in zwei Stufen:
900 °C
CaSO4 + 2 C
CaS + 2 CO2
1200 °C
4
CaO + 4 SO2
CaS
+ 3 CaSO4
______________________________________________
2 CaSO4 + C
2 CaO + 2 SO2 + CO2 – 130 kcal
Im oberen Teil des Ofens herrscht eine schwach oxydierende Atmosphäre damit
sämtliche Schwefelverbindungen zu SO2 verbrennen. Das Gas, das den Ofen
verlässt, enthält u. a. 8 % SO2, 1 % O2, 20 % CO2. Vor seiner Weiterverwendung
muss es gereinigt werden. Die Materialverbrauchsnormen betragen je t SO3 2 t
Anhydrit, 0,5 t Ton, 0,3 t Sand, 0,16 t Koks, 0,01 t Pyritabbrand, 0,45 t
Braunkohlenstaub.
Das so durchgeführte Verfahren wäre sehr kostspielig, wenn dabei nicht ein
wertvolles Kuppelprodukt anfiele. Das verbleibende Calciumoxyd bildet zusammen
mit den Zuschlägen einen ausgezeichneten Zement, der in seiner Qualität dem
Portlandzement gleichkommt. Man kann diesem Zement noch etwas Gips zur
Herabsetzung der Abbindezeit zusetzen.
Für die Herstellung von Düngemitteln kann ein Gemisch von Ammoniak/CO2 in eine
Gipsaufschlämmung eingeleitet werden:
CaSO4 + (NH4)2CO3 ---> CaCO3 + (NH4)2SO4
Als Standort für die Kriegsschwefelanlage Ni 365 wurde das Gelände des
ehemaligen Süßmilchschen Fabrikgeländes, direkt an der Reichsbahn, ausgewählt.
Der Auftrag als Hauptauftragnehmer ging an die Firma Lurgi, Gesellschaft für
Chemie und Hüttenwesen, Frankfurt am Main.
Motive für den Bau des Schwefelwerks aus der Sicht der IG Farben waren:
o
o
o
o
o
o
o
Entlastungswerk für Spitzenbedarfe der Chemieindustrie im Krieg,
Autarkiebestrebungen der IG Farben oder der Kriegswirtschaftsverwaltung
Alternativstandort bei Zerstörung anderer IG Standorte
Standortsicherung für das Gipswerk Niedersachswerfen
Umsetzung innovativer Technologie
Direktfinanzierung, 100 % subventioniert, ohne Beteiligung der IG Farben
Wifo –Projekt des Staates
C* Tim Schäfer 2004
Diese Anlage, die vorerst als Kriegsanlage anzusehen war, sollte planungsgemäß
vom Ammoniakwerk Niedersachswerfen mit jährlich 90 000 t Anhydrit und 3 000 t
Gips versorgt werden.
Herr Oberregierungsrat Dr. Mureck bittet die I.G. (IG Farbenindustrie AG) um
Stellungnahme, ob
90 000 jato Anhydrit und
3 000 jato Gips
an die neue Anlage aus dem Gipswerk Niedersachswerfen abgegeben werden
können. Oberingenieur Dr. Bahrwasser vom Anlagenbauer Lurgi berechnete auf
Basis von Werten der IG Farbenindustrie die Rohstoffbedarfe für eine geplante
Jahreskapazität der Anlage offenbar im Endausbau von 54 tato Schwefel, danach
benötigte man dann dafür:
sowie
und
300 tato
Anhydrit,
10 tato
Gips
100 tato
Tonschiefer
20 tato
Sand
100 tato
Perlkoks und
25 tato
Schwelkoks
Kohlen für die erforderliche Dampferzeugung
benötigt. (250 tato Dampf).
Als Platzbedarf wurde angegeben 20 – 30 000 qm. Der Strombedarf betrug 3500 kW
Anschlußwert, der Wasserbedarf 12 000 cbm pro Tag.
Die Anlage war vorerst als reine Kriegsanlage anzusehen. Sie sollte im Auftrag der
Wifo von der Lurgi errichtet werden. Wer die Betriebsführung dieser neuen Anlage
übernimmt, war von Seiten des Oberkommandos der Wehrmacht (dem eigentlichen
Auftraggeber) noch nicht entschieden worden.
Bild 1.4
Schornstein Ni 115
Innenansicht von unten nach oben bis zum Mundloch in 60 m Höhe
Quelle: Privatarchiv des Autors
Die Anlagenplanung und notwendigen Genehmigungsverfahren für das
Blockschwefelwerk Ni 365 in Niedersachswerfen wurden von den qualifizierten
Kräften der WIFO (vor allem Neu) in Zusammenarbeit mit dem Generalplanern der
Lurgi realisiert, zwar hatte der Landrat wegen Staubentwicklung und der
Schwefelgase Bedenken und erhob so begründet Einwendungen gegen das Projekt.
Allerdings waren die Beschreibungen zur Anlage sehr allgemein gehalten und nicht
detailliert nachvollziehbar. Es sollte geklärt werden, welche Maßnahmen hier durch
die Antragsteller vorgesehen werden, um mögliche Beeinträchtigungen zu
minimieren bzw. selbigen vorzubeugen. Dazu wurde dann offenbart, dass der
Abgasschornstein ( Ni 115- d.A.), der letztlich auf 60 m Höhe (ursprünglich mit über
100 m in der Planung) festgelegt wurde, ausreicht, wenn die Abgasmenge nur etwa
40 Kubikmeter pro Sekunde mit einem Gehalt von insgesamt etwa 40 g
Schwefeldioxyd betragen würde.
In einer weiteren geheimen Besprechung am 18. Jan. 1940 wurden Festlegungen
getroffen, die den Bebauungsplan, Geländeaufschluss und die Rohbauten betrafen.
Die gesamten Anlagekosten für Niedersachswerfen sollten immerhin 10. 000 000 RM
betragen und eine dazugehörige Erweiterung in Wolfen rund 11 Mio. RM. Man
benötigte für die geräumige Anordnung der einzelnen Fabrikbauten und des
Geländes für den Reichsbahnanschluss 25 000 m² Fläche.
Es war geplant, eine zusätzliche Ausweichanlage mitzubauen, um Schwefeldioxyd zu
verflüssigen und die SO3-Anlage in Ocker und Mansfeld mit flüssigem SO2, in
Flaschen und Kesselwagen abgefüllt, zu beliefern. Das Gesamtvorhaben
Niedersachswerfen diente zur Herstellung von Elementarschwefel als Hauptaufgabe.
Der Bevölkerung gegenüber wurde dieses Projekt als Zementfabrik getarnt.
Der im Drehofen vorhandene Klinkerrückstand bei der SO2 Herstellung sollte später
auch zur Zementherstellung verwendet werden.
Die Kapazität war mit 10 000 t Elementarschwefel pro Jahr in einer Ausbaustufe
geplant. Bereits im August 1940 wurde mit dem Bau begonnen. Die Bauleitung führte
die Firma Lurgi.
Andere Firmen wurden von dieser angeleitet und beteiligt:
•
•
•
•
•
•
Fa. AG Hoch- und Tiefbau Halle
Mitteldeutsche Baugesellschaft Eisenach
Wiemer und Trachte Eisenbetonbau Dortmund
Krupp Cruson Magdeburg
Siemens Schuchert
Brown Boveri u.a.m..
Dennoch trat die Wifo als Bauherr auf. Im Bestand des Bundesarchivs Koblenz findet
sich die Information, dass die Wissenschaftliche Forschungsgesellschaft, Berlin W8,
Mohrenstrasse 36/ 37 das Konto 10/1154 Schwefelanlage Nie bzw. Schwefelanlage
NSW führte. Nach Plan sollte die kriegswichtige Anlage im Juli 1942 bereits in
Probebetrieb gehen. Die Gebäude wurden in der Grundsubstanz 1942 fertig gestellt.
Dagegen konnte offenbar wegen Lieferschwierigkeiten der Zulieferfirmen durch
Kriegseinwirkung der Termin der Innenausrüstung nicht gehalten werden, wobei es
wohl aber auch mehrere Planungsänderungen gab.
Es gab offenbar Forderungen bereits früher die große Kapazität zu erreichen, wie
Ende 1940 vom Kriegswirtschaftsministerium gefordert wurde.
Blick auf die Kriegschwefelanlage der WIFO in Niedersachswerfen, etwa um 1950. Sehr gut zu sehen der Abgasschornstein sowie die
Kranbahn und die Hallenbauten von Wiemer und Trachte Eisenbetonbau Dortmund. (Quelle: Privatarchiv des Autors).
Kopf einer Kopie von der Besprechungsmitschrift vom 24. November 1941, der Aktenvermerk ist klassifiziert mit streng geheim.
Zur Tarnung wurde durch Wifo auch für dieses Vorhaben ein Projektkonto extern geführt, die Anlage trug den Projektcode Ni
365 (Ni = IG Farben und Leuna Kürzel für Niedersachswerfen)
Kopie Aktenvermerk: Privatarchiv des Autors.
Gemeinsam beschlossen die Wifo (Direktor Prankel, Dr. Diez, Dr. Rohr) und AMW,
Gipswerk Niedersachswerfen (Grimmel, Dr. Diekmann von der Vermittlungsstelle W)
am 24. November 1941 das weitere Vorgehen.
Es konnte seitens der Wifo festgehalten werden, dass die Neu-Anlage zur Erzeugung
von Schwefel in Niedersachswerfen von der Lurgi schon im Juni 1942 fertiggestellt
sein würde und dass man nunmehr zur Frage der Rohstoff-Lieferung, insbesondere
der Anlieferung von Anhydrit aus dem Gipswerk Niedersachswerfen, seitens der I.G.
Stellung nehmen möchte. Es war nunmehr geplant, unmittelbar nach Fertigstellung,
d. h. etwa im Juli 1942, den Probebetrieb aufzunehmen. Wifo und Lurgi nahmen an,
dass innerhalb von 3 Monaten, d.h. im Oktober 1942, die Voll-Leistung der Anlage
erreicht werden konnte. Es würden alsdann pro Tag 300 to Anhydrit für die Anlage
benötigt werden, die das Gipswerk Niedersachswerfen in ausreichender Qualität zu
liefern hatte. Herr Grimmel erörterte für das Gipswerk Niedersachswerfen des
Ammoniakwerk Merseburg mit den Wifo- Vertretern im Einzelnen die
Qualitätsanforderungen, welche an den zu liefernden Gips gestellt werden müssen.
Er war der festen Überzeugung, dass es nicht zu umgehen sein würde, infolge der
Grobstückigkeit des anfallenden Anhydrits die Brechanlage des Gipswerkes
Niedersachswerfen vorzuschalten, um einen ungestörten Betrieb der Brech- und
Mahlanlagen der Wifo-Anlage sicherzustellen. Dieser weitere Verfahrensschritt
würde folglich auch die Materialkosten erhöhen.
Auszug aus einem Wifo- Plan (Kopie) zum Stand der Ausbauten
der Kriegsschwefelanlage Ni 365 im Jahr 1941. Markant sind die Gleisanlagen und Bauten.
Es handelt sich offenbar um eine Planungsvariante, die als Grundlage für den weiteren Ausbau diente. Offenbar wurde diese
Variante wieder verworfen.
Quelle: Kopie Privatarchiv des Autors
Über die zweckmäßigste Art der Zuführung des Anhydrits aus dem IG-Betrieb in den
Wifobetrieb würden sich die Herren Grimmel und Rohr in einer gesonderten
Ortsbesprechung Anfang Dezember schlüssig werden.
Die Wifo wollte hierbei auf jeden Fall von den Gleisen der Reichsbahn unabhängig
sein und bleiben, andererseits musste die I.G. etwaigen eigenen Ausweitungsplänen
sowie den Notwendigkeiten der späteren Anhydrit- Förderung Rechnung tragen.
Über die Kosten der Gips- und Anhydrit-Förderung in Niedersachswerfen war die
Wifo aufgrund der vielen früheren Verhandlungen und Verträge eingehend
unterrichtet, sowohl was die Förderung im Stollenbau als auch im offenen Tagebau
anbetraf. Über die Preisstellung für den anzuliefernden Gips wurde im Einzelnen
letztlich dann nicht mehr verhandelt. Die Wifo bat die I.G. Vertreter zum Abschluss
vielmehr, ein solches Angebot mit entsprechenden Kalkulations-Unterlagen in Kürze
einzureichen.
Auf Rückfrage erklärte die Wifo, dass lt. Mitteilung des OKW und RWiMin die
Herstellung von Elementar-Schwefel weiterhin Hauptaufgabe der Neu-Anlage in
Niedersachswerfen bleiben solle. Um einem etwaigen SO2- bzw. Oleum-Engpaß in
der deutschen Kriegswirtschaft zu begegnen, solle aber zusätzlich eine AusweichAnlage in Niedersachswerfen aufgestellt werden, welche es gestatten sollte, das
anfallende Schwefeldioxid zu verflüssigen und in Flaschen bzw. Kesselwagen
abzufüllen. Oleum, (latein, Öl – d.A.) in der Technik auch Bezeichnung für rauchende
konzentrierte H2SO4 (Schwefelsäure) oder rauchende Schwefelsäure, entsteht bei
der industriellen Herstellung von Schwefelsäure.
Aufgrund von gelöstem
gasförmigem Schwefeltrioxid, das mit der Luftfeuchtigkeit dichte Schwefelsäurenebel
bildet, „raucht" Oleum an der Luft. Die klare, farblose Flüssigkeit ist stark ätzend und
reagiert heftig mit Wasser. Die entstehende Wärme dieser Reaktion wird bei der
Titandioxid-Produktion genutzt, um die Ausgangsstoffe so weit zu erhitzen, dass die
Reaktion von schwarzem Erz und Schwefelsäure startet. Ferner wird Oleum
insbesondere zur Herstellung von Tensiden und Waschmitteln und zur Produktion
von Flusssäure für die Glasindustrie benötigt.
Beispielsweise dachte man an eine Belieferung der SO3-Anlagen in Oker und
Mansfeld mit flüssigem SO2 aus Niedersachswerfen, um die dort vorhandenen
dünnen SO2-Gase aufzukonzentrieren.
Die Ausweich-Anlage (im wesentlichen Kompressoren zur Verflüssigung von SO2)
war zwar mit Stand November 41 noch nicht in Auftrag gegeben. Die Wifo erklärte
aber, dass es mit aller Wahrscheinlichkeit zu der Erstellung dieser zusätzlichen
Anlage in Niedersachswerfen kommen würde, da OKW und RWiMin für jede
Entwicklung des Schwefel- oder SO3-Bedarfs in gleicher Weise gerüstet sein
möchten.
Die Kompressorenstation wurde später gebaut. Aufgrund dieser Tatsachen muss
man mithin also annehmen, das die Anlage mehrfach, zunächst hinsichtlich Ihrer
Kapazität und später bezogen auf die Variabilität ( Oleum, SO 2 ) variiert worden war.
Bild 1.11 Bau Ni 119
Wasserpumpstation mit 3 Tiefbrunnen zur Versorgung des Betriebsbedarfs und des ehemaligen
Barackenlagers im Zorgebereich
Quelle : Privatarchiv des Autors
Der Probe-Betrieb bis zum Nachweis der Soll-Leistung war in dem Auftrag der Wifo
an die Lurgi einbegriffen. Ob nach erfolgtem Leistungsnachweis ein laufender
Produktions-Betrieb von der Behörde verlangt wurde, konnte bei der Wifo noch nicht
übersehen werden. Denn eine Privatfirma war jedenfalls bis 1942 mit diesem
Produktionsbetrieb noch nicht beauftragt worden. Daher wollte die Wifo selbst den
Produktions-Betrieb führen und somit als Lieferant von Schwefel oder SO2 auftreten.
Verfahrens-Fragen, Beratung der Lurgi durch I.G., Kalkulations- und Preis-Fragen
wurden in der Besprechung nicht weiter zur Erörterung gestellt.
Ab Juli 1943 hatte man die Anlage zur Übergabe und Serienerprobung bereit.
Bei einem der ersten größeren Versuche zum Anfahren der Anlage trat
Schwefelwasserstoff hinter dem Zündofen aus, wie von Baranowski beschrieben
wird. Er resümiert, dass man trotz großen Aufwandes an Zeit und Geld in der
Weiterentwicklung vollkommen stecken geblieben sei. Bis Kriegsende, so führt er
weiter aus, konnten die gravierenden Konstruktionsfehler nicht behoben werden.
Das Projekt Ni 365 Kriegsschwefelwerk der Wifo zog sich dann gesamt, aber
insbesondere aufgrund der beschriebenen Modifikationen bis 1945 hin. Ausbauseitig
konnte offenbar keine umfassende Fertigstellung erreicht werden. Beispielsweise
sollen im Januar 1945 noch Motoren für die Zementmühle und das Gebläsehaus
gefehlt haben. Möglicherweise war für die Anlage aber in der fortlaufenden
Kriegswirtschaft kein Bedarf mehr.
Berichte, die sich nicht weiter unterlegen lassen, sprechen davon, dass ein einzelnes
alliiertes Kampfflugzeug MG-Salven über der Anlage abfeuerte. Dies könnte ein Indiz
dafür sein, das ggf. Anlagenteile getroffen worden sind, die in 1944 bzw. Anfang
1945 nicht mehr repariert werden konnten.
Bild 1.3
Teilansicht Schornstein Bau Ni 115
Mit Teilansicht auf Ni 112 mit div. Silo und Fördereinrichtungen
Nach Zeitzeugenberichten sind an einer Hilfskonstruktion an Ni115 (mindestens ein) Zwangsarbeiter
erhängt worden, offenbar polnischer Nationalität. Nichts weist an diesem Gedenkort daraufhin. Quelle :
Privatarchiv des Autors
Aus Bild 1.3 meint der Autor nach Expertenbefragung ableiten zu können, dass die
Schwefelanlage gelaufen sein muss. Das Bild zeigt deutlich die Ansatzstelle des
Schwefelfuchses an der mittleren und oberen Begrenzung mit deutlichen
Schmauchspuren, die offensichtlich von den darin abgeführten Prozessgasen
stammten. Eine Entstehung dieser Spuren nach 1945 kann ausgeschlossen werden,
da die Anlage danach nicht mehr benutzt worden ist, sondern geschliffen wurde und
der Schwefelfuchs offenbar unmittelbar nach dem Krieg abgerissen worden ist.
Der Betrieb wurde nach 1945 vollständig demontiert, geschliffen, wie man das nennt.
Grundlage dafür war das Potsdamer Abkommen der Alliierten.
Nach 1945 gehörten die noch vorhandenen Gebäude und Anlagen zum Anhydritwerk
Niedersachswerfen, welches als späterer VEB zur Vereinigung der Volkseigenen
Betriebe VVB Bau gehörte und sich im Schwerpunkt mit Baustoffen auf der Basis
Anhydrit befasste, Anhydritbinder war ein bekanntes Produkt. Das Anhydritwerk
gehörte also nicht zum Gipswerk Niedersachswerfen, dem eigentlichen Betrieb der
Leuna-Werke Niedersachswerfen.
Auszug aus dem Bunkerplan der ehem. SPNG des VEB Leuna-Werke „W.Ulbricht“, Gipswerk Niedersachswerfen
(Ausschnittskopie).MH 17 und 18 als Hochbunker fassten etwa 1600 qm Material, in Ni110 alle Hochbunker mit ca. 1000 qm
und Ni 104 ohne Anreger- und Blechsilos ca. 4900 qm. Auszug aus dem Bunkerplan, Kopie aus Archiv des Autors.
Dies änderte sich erst später mit der Neuordnung der Verhältnisse in den 50-er
Jahren und der Klärung der Rechte am Anhydritvorkommen des Kohnsteins durch
die DDR-Behörden. Bekanntlich waren die Leuna-Werke in eine SAG, Sowjetische
Aktiengesellschaft überführt worden und sind erst spät von den Sowjets an die DDR
„propagandistisch: zurückgegeben“ worden. Das Anhydritwerk war sehr um die
Rechte am Kohnstein in Rivalität zum Gipswerk der Leuna-Werke bemüht. Die Leuna
SAG konnte sich auf die sowjetische Generaldirektion berufen, die
Vorabverfügungen von Interessen und Rechten gegen Leuna durch die
Vorortbehörden, insbesondere in Thüringen wirksam zu verhindern wusste.
Die Kriegsschwefelanlage unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Die steil aufragenden Staubwolkenfontänen im
Hintergrund sind bezeichnend für die Wucht der Sprengungen offenbar der Stolleneingänge auf der Südwestseite des
Kohnsteinmassiv herrühren (A-B-Stollen). Das Foto ist vom Johannisberg in Niedersachswerfen aufgenommen worden. Foto :
Privatarchiv des Autors
Im Jahre 1948 konnte die erste Tonne Anhydritbinder auf den Baustoffmarkt durch
das Anhydritwerk Niedersachswerfen geliefert werden. In den schwierigen Jahren
davor war man bemüht, neue Technik aufzubauen, damit überhaupt etwas produziert
werden konnte. Die Kriegsanlage Blockschwefelwerk war ja im Zuge der Umsetzung
der Beschlüsse des Potsdamer Abkommens demontiert worden und lag teilweise
monatelang an den Gleisen der Bahnanlagen aufgetürmt.
Die Anhydritbaustoffe sind mit wissenschaftlicher Unterstützung zur Marktreife
entwickelt worden (Bauuniversität Weimar). Dennoch gab es Probleme mit der
Akzeptanz am Markt. Man hatte nicht damit gerechnet, dass die Bauwirtschaft zum
größten Teil noch von den alten Technologien geprägt war und beeinflusst wurde.
Weit verbreitet war die Ansicht, dass man nur mit Zement und Kalk bauen konnte.
Eine umfangreiche Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit musste geleistet werden,
und nach vielem Auf und Nieder gelang es, dem Anhydritbinder zum Durchbruch zu
verhelfen.
Es wurde eine weitere Produktion aufgenommen, und zwar wurden im Anhydritwerk
Niedersachswerfen
in
den
Hallen
des
ehem.
Kriegsschwefelwerkes
Niedersachswerfen Projekt 365 noch Leichtbauelemente (Anhydritsteine für
Mauerwerk, später in der Bezeichnung Porenanhydritsteine) in Großformat
hergestellt. Auch diese sollten dazu beitragen, dass für die DDR Volkswirtschaft
schneller ausreichender Wohnraum geschaffen werden konnte.
Ausschnitt einer zu DDR Zeiten gefertigten Karte (Kopie), die im wesentlichen die
Grundrisse der Bauten des Kriegsschwefelwerkes mit aufzeigt. Gut zu sehen Ni 115,
der heute als einzig gebliebenes steinernes Monument von den Bauten der Anlage
sowie den ermordeten Zwangsarbeitern weithin sichtbar zeugt.
Die stärkere durchgehend verlaufende Linie zeigt die Gemarkungsgrenze zwischen
Niedersachswerfen und Nordhausen (Salza)auf. Gut zu sehen sind mit Ni 101
Kranbahnhalle sowie Ni 110 Lagerhalle die großen Hochbauten der Anlage, die mehr
als 50 Jahre das Bild der gesamten Anlage geprägt haben.
Kartenausschnitt : Kopie aus Privatarchiv des Autor
Erst in heutiger Zeit ist der Bedarf an Schwefelsäure und Schwefelprodukten
vergleichsweise stark rückläufig und wird wohl nicht wieder alte Größenordnungen
erreichen. Dies ist im Einsatz von Substituten begründet, aber auch die Stilllegung
von nicht mehr konkurrenzfähigen Anlagen spielt hier zu. Der Bedarf an
Schwefelsäure war ebenso aufgrund des Verwendungsverbotes von FCKW- haltigen
Treib- und Kältemitteln stark rückläufig.
Sicher wird nicht wieder damit zu rechnen sein, dass Größenordnungen wie 600 000
t Anhydrit p.a. in die Schwefelsäureproduktion gehen werden. Der Hauptteil des
Anhydrit ist über Jahre hinweg auch in die Ammonsulfatherstellung der Leuna-Werke
gegangen. Aufgrund einer modifizierten Technologie der Ammonsulfatherstellung,
wobei das Ammonsulfat aus der Caprolactamproduktion anfällt, wird kein Anhydrit
mehr benötigt, dieser Markt war einmal ebenso mit bis zu 600 000 t p.a. anzusehen.
Die folgende Übersicht führt Gebäude und Grundmittelkonten aus dem Gipswerk
Niedersachswerfen, Bereich Baustoffe auf, dem vormaligen Kriegsschwefelprojekt
der Wifo. Neben Grundmittelkonto und Gebäude-Nr. sind insbesondere die
Verwendung, Baugruppen und Nutzungsjahre angegeben, wie diese zu DDR-Zeiten
im Gipswerk Niedersachswerfen des VEB Leuna-Werke “Walter Ulbricht“,
Hauptabteilung SPN, Unterabteilung SPNG geführt worden sind. Dem Werk fehlte es
zu DDR Zeiten am Instandhaltungspotential, was den Bauten des
Kriegsschwefelwerkes „anzusehen“ war:
Schwefelwerk
Niedersachswerfen
Gebäude-Nr.
Grundmittel
Konto-Nr.
Verwendungsart
Melde-Nr.
Techn.
Niveau
(Bau-Gr.)
Normative
Nutzung
in Jahren
KostenstellenNr.
%-Anteil
pro Kostenstellen-Nr.
155 324
-
60
00020
100
Ni
101
10010
Kranbahnhalle
102
10010
Tiefbunkeranlage
156 504
-
80
00020
100
103
10010
Verladeanlage - Ost
156 104
-
80
00020
100
104
10000
Mühlenbau
113 646
5
120
00020
100
105
10000
Gebäude für Bauelementeherstellung
112 241
5
120
00045
100
106
10000
Lagergebäude
112 241
5
120
00020
100
107
10010
Lagerrampe überdacht
158 202
-
40
00020
100
108
10000
Absack- und Verladestation
114 146
5
120
00020
100
109
10000
Schalthaus
115 412
3
80
12032
100
110
10000
Lagerhalle
112 211
5
120
00045
100
110
10000
E-Station u. Steuerstand
111
10000
Kompressorenstation
115 311
5
100
00020
100
112
10000
Verladeanlage - West
114 913
5
120
00020
100
113
10000
Lagerraum
112 111
2
40
00020
100
114
10000
Lager
112 111
2
60
00020
100
115
Kamin
116
10000
Waagehaus (Gleiswaage)
117 911
2
60
00020
100
117
10000
Werkstatt
111 111
2
60
12008
100
118
10000
Kondensatstation
119
10000
Wasserstation
116 511
2
50
36562
100
120
10000
Werkstatt
111 111
2
60
12008
100
121
17100
Sozialgebäude
144 536
3
65
122
10000
Verwaltungsgebäude
147 336
3
100
36562
75
80035
25
36562
50
43248
20
86715
30
123
10000
Pförtnerhaus
147 632
2
50
46195
100
124
10000
Garagen u. Sanitätsstelle
112 111
2
50
36562
50
18191
50
125
10000
Waagehaus
(Fuhrwerkswaage)
117 911
2
60
00020
100
126
10000
Fahrradschuppen
117 911
1
20
36562
100
129
10000
Baustofflabor
111 111
2
60
00808
100
130
10000
Werkstattbaracke
111 111
2
60
00037
100
131
10000
Lagergebäude
111 112
3
80
00020
100
132
17100
Aufenthaltsraum
144 732
2
50
00020
100
133
10000
Lager für Anregersalze
112 211
5
120
00020
100
135
10000
Lokschuppen
117 411
2
60
00086
100
136
10000
500 t-Stilo mit Wägeund Verladeeinrichtung
140
10000
Verladegebäude
141
10000
Spillhaus
Quelle:
Privatarchiv
C*Tim
Schäfer
2004
Hintergründe und Projektmanagement
Im Folgenden hat der Autor in einigen Ausführungen direkt auf Zeugenaussagen
zurückgegriffen, wobei er gerade aber nichts weiter kommentieren wollte. Diese
Zeugen waren jedoch weit genug dran an den Projekten der IG Farbenindustrie und
Wifo sowie SS - Mittelwerk und involviert, so dass deren Aussagen, hier Ihre
Berücksichtigung fanden, ein entsprechendes Bild zeichnen sollen. Der Kritiker muss
bedenken, dass auch für die Zeugen zum Zeitpunkt der Aussagen mehr als 45 Jahre
vergangen waren. Kopien der Mitschriften dieser Zeugenaussagen befinden sich
beim Autor, die Ausführungen sind im Folgenden aber zusammengefasst, in ihrem
Wortlaut aber weitestgehend nicht geändert wiedergegeben.
Wenn man sich also ab 1939 und in den Folgejahren zur Planungsbesprechung für
das Geheimprojekt Blockschwefelwerk und den anderen Projekten bei der Wifo und
in den späteren Büros der Mittelwerk GmbH getroffen hat, legendär sind später die
täglichen Arbeitssitzungen geworden, die erst um 20.00 Uhr begannen, dann saß
sich schon zu Beginn ein eingespieltes Team gegenüber, welches hochqualifiziert
und erfahren genug gewesen war, schon einige Klippen aus den vorhergehenden
Projekten erfolgreich zu meistern. Man bedenke nur die Phase 1 der Stollenbauten
am Kohnstein in Niedersachswerfen, den tödlichen Unfall dabei 1938 oder die bis
dahin weit vorangeschrittene Projektdurchführung und Abrechnung des 1.
Bauvertrages.
Bild 12
Sozialgebäude
Ni
121
(mit
Uhr)
Linke Seite war mal Speisesaal mit Kleinküche, im Keller Kohleheizung (mit 3x GK 71). Im hinteren Bereich (im Bild bereits
abgebrochen) befand sich die Badeanlage( Becken, Duschen) mit Umkleideraum, in Baumitte Toiletten. Hier badeten lange
Jahre auch Familienangehörige von Belegschaftsmitgliedern. Im Keller wurden auch Ersatzteile gelagert. Quelle:
Privatarchiv des Autors
Ab Januar 1939 war es in den Vorhaben und Investitionen zu Änderungen in der
Arbeits- und Ablauforganisation gekommen, bspw. wurden im Zweischichtsystem a
10 h gearbeitet, um die ehrgeizigen Zielstellungen zu erreichen. Personell konnten
keine Arbeitskräfte mehr seitens der Arbeitsverwaltung zur Verfügung gestellt
werden, so dass auch immer wieder und mit hoher Priorität die Beschaffung und
Bereitstellung effektiver Technik projektübergreifend koordiniert worden ist. Die
technische Infrastruktur war seitens der Wifo weitgehend autark bis hin zur eigenen
Stromversorgung ausgebaut. Seit 1937 befanden sich Wachposten des SS an
verschiedenen Kontrollposten und Eingängen und seit deren Existenz gab es damit
immer wieder Probleme, anfangs sehr offen und direkt. Die wachsende Macht der SS
führte später freilich dazu, dass die Vorbehalte gegen die Wachtruppe nachließen,
dann kamen die Häftlinge und damit begann letztlich die absolute Machtphase der
SS. Die Geheime Staatspolizei (GESTAPO-d.A.) war in die Abwehrmaßnahmen und
die politische Überwachung der Angestellten und Arbeiter auch im Gipswerk
Niedersachswerfen involviert. Wie wir schon gesehen haben, geschah dies auch
über die Abwehrstellen im AMW zentral. In einem Falle sollten 33 Leute aus Gründen
der Unzuverlässigkeit wegen mangelnder politischer Aktivität aus den Projekten
abgezogen werden, was zu Auseinandersetzungen führte.
Bild 1.12
Beton-Sprengschutzhäuser bzw. Bunker die vor 1945 im KZ Dora standen (A, B-Stollen). Diese wurden
nach 1970 zur Sicherung der Sprengposten durch das Leuna-Werk aus dem Bereich KZ Dora umgesetzt
und genutzt. Drei dieser Betonbunker sind noch vorhanden:
Leipziger Straße rechte Seite (ca. Mitte)
Hinter Bau 121/122 Betriebsgelände (Bild)
An der Zorgeböschung hinter der ehemaligen Kältetechnik.
Quelle : Privatarchiv
Von Mai bis Oktober 1938 wurden am Kohnstein beispielsweise geheime Versuche
mit neuartigen, in Oppau (dort befindet sich die BASF) entwickelten flüssigen
Sprengstoffen durchgeführt, die wesentliche Vorteile im Abbau vor Ort im
Großversuch zeigten. Die Versuche wurden an der Abbauwand im Tagebau und im
Stollen mit Erfolg abgeschlossen.
Bei den Leitungsfunktionen stachen die Sachlichkeit von Direktor Wehling immer
wieder hervor, das Zivilpersonal der Wifo und des AMW Gipswerk
Niedersachswerfen, man sah sich nicht als Aufseher, Kontrolleure, schon gar nicht
als SS –zugehörig an, war ebenso von stringenten Maßnahmen betroffen, die sich
verschärften. Die Leute litten unter dem Druck, denen sie sich ausgesetzt sahen und
der in den Folgejahren dominante Einsatz von Zwangsarbeitern und Häftlingen bis
1945 tat sein übriges, es wurde insbesondere seitens der Wifo –Leute desöfteren die
katastrophalen Bedingungen beklagt (Häftlingseinsatz, Zwangsarbeiter). Später
wurde die Wifo in die SS-Firma Mittelwerke integriert. Es war dieser Elite klar, das die
Situation für jeden selbst schnell gefährlich werden konnte, andererseits war mit
nichts zu vergleichen, was Häftlinge und Zwangsarbeiter zu erleiden hatten.
Mittelwerk war eine SS-Firma
Die Mittelwerk GmbH war ein reichseigenes Unternehmen.
Am 21. September 1943 kam es auf einer Sitzung in Berlin zur Gründung der
Mittelwerk GmbH. Drei Tage später wurde die Mittelwerk GmbH ins Handelsregister
des Amtsgerichts Charlottenburg eingetragen. Die Rüstungskontor GmbH trat mit
einem Strohmann als Gesellschafter auf. Der Prokurist der Rüstungskontor GmbH,
Schulte-Langforth, übernahm eine Stammeinlage des Stammkapitals in Höhe von
100 000 RM und Schmidt-Loßberg als Vertreter des Rüstungskontors 900 000 RM.
Seit dem 7. Oktober 1943 exfistierte die Firma mit der Eintragung in das Berliner
Handelsregister auch de jure, seit dem 11. Oktober 1943 als hundertprozentige
Tochter der Rüstungskontor GmbH, nachdem Schulte-Langforth seinen
Geschäftsanteil an das Rüstungskontor abgetreten hatte. (Wagner, Prod. des Todes,
S. 196, siehe auch Bornemann, Geheimprojekt Mittelbau, S. 47/48)
Auch das war diesen technischen Fachkräften, Erfüllungsgehilfen, Ingenieuren und
Managern klar: Kamen sie ernsthaft mit der gegebenen Ordnung in Konflikt, deren
Ausmaß an Regelung zunahm, konnten Sie vor allem ab Mitte 1943, ebenso schnell
„eingekleidet werden“, zumindest angedroht, was nichts anderes bedeutet hat, als
das sie selbst in Häftlingskleidung gesteckt und in das Lager (gemeint KZ Mittelbaud.A.) eingewiesen werden konnten. Bekannt geworden sind auch verordnete
Fronteinsätze im Osten.
Bild 1.15 Anschlussgleis in den Ostbereich (Halle Ni 101) mit Original-Torpfosten
Quelle : Privatarchiv des Autors
Fachkräfte und ganze Arbeitsgruppen wurden aus Zwangsarbeitern und Häftlingen
rekrutiert und den Projektleitern zugeordnet, manche waren wegen dieser
Verhältnisse fix und fertig. Darüber hinaus wurden zu Spezialfragen Arbeitskräfte aus
den Lagern hinzugezogen, die Doktoren waren, also durchaus fachlich qualifizierter,
als besonders die jungen deutschen Ingenieure. So erlebte dies ein gewisser
Bauingenieur Hennecke, der wohl ein wenig einem Kaspar ähnelte, der aber ein
Schutzschild bildete für die Sonderhäftlinge, die ihm zugeteilt waren. Es gab
beispielsweise ergänzend auch spezielle tschechische Elektriker zur Betreuung der
Wifo eigenen Anlagen und der weiteren Installationen. Die Wifo Leute pflegten mit
denen einen relativ normalen Umgang, Ihnen waren die Kapos aus dem Lager,
gerade die mit den grünen Ecken ein Grauen, die sollten nicht den Arbeitskräften
zugeordnet werden, da die sadistisch waren.
Hinweis des Autors : Kapo`s mit den grünen Ecken. Vertiefende Erläuterung und
Systematik in der Literatur zu Systemen der Konzentrationslager, siehe Quellen. Hier
sind Funktionshäftlinge gemeint, die als kriminell eingestuft waren und durch einen
grünen Winkel an der Häftlingskleidung gekennzeichnet wurden. Sie waren häufig
ein verlängerter Arm und Handlanger der SS und wetteiferten mit dieser im Quälen
und Schikanieren der eigenen Kameraden (von J.Kulbe, Nordhausen).
Hierzu gab es mehrfach Auseinandersetzungen, denn letztlich sollten und wollten die
Projektverantwortlichen dem hohen Termindruck unbedingt gerecht werden. Das
konnte nur durch reibungslose Arbeitsabläufe geschehen, wobei man das aufgrund
der gesamten Betrachtung in keinster Weise mit heutigen oder normalen
Verhältnissen vergleichen darf. Es wird auch von einem französischen Häftling
berichtet, der beliebt war und sich als Frisör betätigt hat, quer durch die Hierarchie
der Wifo hindurch. Naturgemäß entwickelten sich hier Formen zwischenmenschlicher
Beziehungen, es wurden trotz Verbots Zigaretten und Brote mitgenommen usw. .
Bild 1.13
Anschlussgleis in dem Westbereich des Betriebes. In der linken Bildmitte ist die installierte Weiche für den
geplanten Gleisanschluss nach Bau Ni 120 (auch Feldherrenhalle genannt) zu erkennen. Die rechte Seite
zeigt den Lokschuppen. Dieser Bau wurde in den 50iger
Jahren durch die Forstwirtschaft genutzt (Bau von Zäunen, Schweinehütten usw.). Die vorhandenen
Montagegruben wurden mit Holzimpregnierstoffen gefüllt (flüssig), die Bauteile eingetaucht.
Auf den Freiflächen (links) wurde Holz gelagert, Scheitholz (Buche) geschält und verladen (auch in
Lohnarbeit, Nebenbeschäftigung). Auf dem Platz vor den Lokschuppen (rechts) standen nach 1945 – ca.
1949 defekte Autos, Maschinen, Krane usw. Bis Ende der 60iger Jahre existierte hier ein Fußballplatz mit
Beleuchtung für den Trainingsbetrieb als BSG „Chemie“ Niedersachwerfen – Sektion Fußball.
Sonstiges: Bis ca. 1948 stand in den Lokschuppen eine Dampflok. In dieser Zeit fuhren noch Kohlezüge
von West- in die Ostzone. diese mussten in NSW auf freie Fahrt warten (nur noch 1 Gleis, denn im Zuge
der Reparationen an die Sowjetunion wurde das zweite Gleis demontiert und weggebracht). Während der
Stehzeiten sicherten
sich die Bewohner des Barackenlagers ihre Brennmaterialien indem die
Waggons bestiegen wurden und Kohle von den offenen Waggons heruntergeworfen wurden, nach der
Zugabfahrt holte man sich dann die Kohle. Dieses taten auch die Jugendlichen des Barackenlagers
(Umsiedler, Vertriebene) und heizten diese Dampflok damit, der Schuppen dampfte aus allen Fenstern und
Türen, was ein besonderes Gaudi war. In den 70iger Jahren wurde der Lokschuppen als Pflegestützpunkt
und Unterbringung der Dieselloks V 10, V 15, V 60 genutzt. Sanitär- und Sozialeinrichtungen wurden
errichtet (Heizung, Bad; Umkleideraum) und genutzt durch die Anschlussbahn der Leuna-Werke. Quelle:
Privatarchiv des Autors
Einige der Sonderhäftlinge sind dann nach einem Aufstand oder Aufruhr den es
gegeben hatte, direkt ins KZ eingewiesen worden. Diese Umstände und auch
Sabotage hat man seitens der SS dem SS-Lagerführer des KZ Otto Förschner
angelastet, der unter den Führungskräften vor Ort als labil und nicht durchzugsstark
sowie hart genug galt. Auch warf man ihm zu engen, wohl auch privaten Kontakt zu
einigen Häftlingen vor. Dies sagen Zeitzeugenaussagen aus.
Förschner hatte offenbar einen privaten Häftling, der ihn oft begleitet hat. Er bot den
Wifo und SS-Leuten auch Leistungen der Häftlinge an, die die anderen auch privat
nutzen sollten, so irgendwelche Handarbeiten wie Näharbeiten um beispielsweise
einen Anzug wenden zu lassen.
Hinweise zu O. Förschner
Im September 1943 „Kommandoführer“ des neugegründeten Außenlagers Dora
Förschner hat mit Funktionshäftlingen in der Häftlingsverwaltung eng
zusammengearbeitet, die eine wichtige Stütze seiner Herrschaft bildeten. Von
überlebenden Häftlingen wurde Förschners Haltung gegenüber den Gefangenen
allerdings sehr unterschiedlich geschildert, wobei auffällt, dass ihn die ehemaligen
politischen Funktionshäftlinge fast durchgehend wesentlich positiver beurteilten als
Häftlinge, die keine Funktionen innerhalb der Häftlingsverwaltung bekleideten.
Obwohl die Aussagen widersprüchlich sind, kristallisiert sich ein Bild heraus, das
Förschner als einen Kommandanten darstellt, der sich auf die Mitarbeit insbesondere
der politischen Funktionshäftlinge stützte und diese zeitweise protegierte. Förschner
aus seiner Tätigkeit in Buchenwald die Zusammenarbeit mit einer „roten“
Häftlingsverwaltung durchaus vertraut, und er war als Kommandant eines
„Arbeitslagers“ auf die Mitarbeit von Funktionshäftlingen angewiesen, die
Organisationsgeschick und Sachkompetenz vorweisen konnten. Das war gerade bei
den organisierten politischen Häftlingen im allgemeinen eher der Fall als bei den als
kriminell eingestuften. Gerade in der Aufbauzeit des Lagers besetzte Förschner viele
Funktionsposten mit politischen Häftlingen, die bereits in Buchenwald in der
Häftlingsverwaltung gearbeitet hatten und somit über die nötige Sachkenntnis
verfügten.
Förschner scheint sich in Fragen des inneren Lagerbetriebs stark auf die politischen
Funktionshäftlinge verlassen zu haben. Die Zusammenarbeit mit den politischen
Funktionshäftlingen zeigt jedoch, dass Förschner im Gegensatz zu manchen seiner
Untergebenen geistig und ideologisch flexibel genug war, um die Herrschaft der SS
pragmatisch auf die Erfordernisse der KZ-Zwangsarbeit auszurichten. So ließ er
insbesondere in der „Arbeitsstatistik“ politische Funktionshäftlinge einsetzen. Unter
den Blockältesten dominierten dagegen Gefangene, die den grünen Winkel der als
kriminell Eingestuften trugen. Ob die Ablösung Förschners im Februar 1945
tatsächlich ausschließlich durch die Favorisierung politischer Häftlinge begründet ist,
ist nicht endgültig zu klären. Möglicherweise wäre er nach mehr als
anderthalbjähriger Amtszeit als Lagerführer und Kommandant Anfang 1945 ohnehin
bald abgelöst worden. Seine Versetzung nach Kaufering wurde jedoch durch eine
Reihe von Faktoren beschleunigt. Förschner selbst sprach später von einer
Strafversetzung.
nachdem
die
Gestapo
im
Herbst
1944
mehrere
Widerstandsgruppen im Lager dora aufgedeckt hatte, denen zahlreiche politische
Häftlinge angehörten, die Förschner auf Anraten von Albert Kuntz auf
Funktionsposten gesetzt hatte, soll er unter erheblichen Druck des SD und der
Gestapo geraten sein. Aber nicht nur bei der Gestapo, sondern auch bei seinen
Vorgesetzten in der SS geriet er in Misskredit. Als Geschäftsführer des Mittelwerkes
hatte er 1944 auf Veranlassung Rickheys eine einmalige Gratifikation in Höhe von 10
000 RM erhalten und versäumt, dies der SS-Verwaltung zu melden. Als Kammler
und Himmler dennoch davon erfuhren, verlangen sie die sofortige Rückzahlung des
Geldes. Zwischen Kammler und Förschner soll es daraufhin zu einem Zerwürfnis
gekommen sein, weil dieser sich von dem Geld ein teures Reitpferd gekauft hatte
und sich weigerte, die Summe an das Mittelwerk zurückzuzahlen. Ob es nun die
Aufdeckung der Widerstandsgruppen war oder die Dotationsaffäre, die Förschners
Versetzung auslöste oder zumindest beschleunigte, lässt sich nicht mehr
beantworten. Jedenfalls musste er kurz nach der Ankunft der ersten EvakuierungsTransporte aus Ausschwitz seinen Posten an den bisherigen Kommandanten dieses
Lagers, Richard Baer, abgeben. Die letzten drei Kriegsmonate, vom 1. Februar bis
Ende April 1945, verbrachte Förschner als Lagerführer der elf Kauferinger
Außenlager des KZ Dachau. Dort hatte er ähnliche Aufgaben wie anfangs im KZ
Mittelbau-Dora; seine Versetzung war nach Maßstäben der SS also durchaus
funktional. Für seine Tätigkeit in Kaufering musste Förschner sich im Herbst 1945 in
Dachau vor einem amerikanischen Militärgericht verantworten, das ihn am 13.
Dezember 1945 zum Tode verurteilte. Ein halbes Jahr später, am 28. Mai 1946,
wurde das Urteil in Landsberg vollstreckt. (Angaben zu Förschner zitiert nach J.
Wagner, Produktion des Todes).
Der die Serienproduktion und Raketenentwicklung maßgebliche Vorantreiber
Sawatzki hat mitunter nicht mehr geschlafen, was insbesondere den Umständen vor
Ort geschuldet gewesen sein soll. Sawatzki hatte trotz seiner fachlichen Qualitäten
und Stellung mitunter harte Auseinandersetzungen mit Leuten von der SS Kammlers,
so mit einem gewissen Topp, die ihm Schwierigkeiten bis nach ganz oben
einbrachten. Dr. Kammler dagegen wird als außerordentlich intelligent, aber eiskalt,
beschrieben. Vor ihm hatten alle Achtung und Angst.
Dem Leser wird empfohlen zur Rolle von Sawatzki und Dr. Kammler die Literatur
heranzuziehen, so ist das hier schon häufig zitierte Buch von Wagner, Produktion
des Todes insbesondere zu nennen.
Ein großer Choleriker war Degenkolb, der soll nach Zeugenberichten oft gebrüllt
haben. Generaldirektor Wehling hatte seine Frau hier, als in Berlin die Gefahr von
Luftangriffen stieg. Frau Wehling hatte desöfteren Migräne und so hatte man sich „ in
tröstender Weise“ um sie zu kümmern.
Bild 8
Blick auf die offene Halle Ni 110 vor Abbruchbeginn. Links das Mühlengebäude Ni 104, davor die ESchaltanlage Ni 109. Rechts im Hintergrund der Schornstein mit Becherwerksturm und Rundsilo 17/18.
Rechts im Bild die ZKZ bzw. uc-v-Behälter-Verladeanlage Ni 140 mit Seilrangieranlage (Fertigstellung
Anfang der 80iger Jahre).Diese Halle diente nach 1945 als Lagerhalle für Ersatzteile und sonstige
Materialien und war unterhalb des vorderen Dachabschlusses mit einer Betonzwischenwand versehen.
In den 80iger Jahren war geplant, in dieser Halle Ni 110 eine neue Verladeanlage (Mitte) zu errichten.
Quelle : Privatarchiv des Autors.
Dem SS-Mann Simon gegenüber haben einige massiv Ihre Bedenken über den
Häftlingseinsatz kund getan. So sollte er mehrfach ganze Trupps sofort ausgetauscht
werden. Zur nächsten Schicht sollte man 100 andere Häftlinge bringen, da die
vorhandenen immer mehr wegbrachen, also nicht mehr in der Lage waren, die
geplanten Arbeiten einigermaßen auszuführen.
Zu Wilhelm Simon:
- SS-Oberscharführer
- zeitweilig (Dez. 1943 – Sommer 1944) Arbeitseinsatzführer im KZ-Dora
- Persönlich an Misshandlungen von Häftlingen beteiligt
- 1947 Anklage im Dora-Kriegsverbrecherprozess und Verurteilung zu
lebenslänglicher Haft
- 1954 vorzeitige Haftentlassung
- Kurzbiographie in „Das KZ Mittelbau-Dora“, siehe auch Wagner, Prod. des Todes
Es wurde sich massivst beschwert, da Häftlinge offenbar aus Protest über die
Zustände „ in die Essenkübel geschissen hätten“ …
Niedersachswerfen im September 1991
Ein Zeitzeuge sagt aus:
Das Jahr 1938 war mein Eintrittsjahr in die WIFO.
Zum damaligen Zeitpunkt waren die Büros des anfangs recht kleinen WIFO-Stabes
in Niedersachswerfen ungefähr dort, wo heute die Arztpraxis Dr. Spiller sich befindet.
Später wechselten wir dann in die Teichstraße in die ersten Häuser links nach dem
Bahnübergang.
Wiederum nach einiger Zeit, Herr Eichhorn war bereits technischer Leiter im
Gipswerk, zogen die Büros der WIFO in gewisse Baracken um.
Diese waren ebenfalls in der Teichstraße errichtet worden, später dienten andere
auch Unterkunftszwecken für Zwangsarbeiter. Die waren aber wohl mehr in Richtung
der Bahn gelegen.
Im Jahre 1939 mussten alle Angestellten unter strengen Kontrollen, ich
eingeschlossen, „Tag und Nacht“ Fässer zählen, in denen wohl Treib- und
Schmierstoffe im Berg eingelagert waren.
Die WIFO unterhielt weitere Außenstellen, in denen ebenfalls Dinge eingelagert
worden waren.
Einige davon:
- Bad Gandersheim
- Hitzacker
- Langelsheim .
Herr Neu aus Altendiez (oder Altendietz), whf. damals in Ilfeld-Wiegersdorf ist ein
sehr intelligenter Mann gewesen. Eine seiner besonderen Gaben waren, Briefe und
andere Schriftstücke in einem Zuge und frei zu diskutieren, sein Hobby waren
Pferde. Er war in Amerika gewesen, Dipl.-Ing. und kam über die Firma P. Holzmann
zur WIFO nach Berlin ... Im übrigen war Neu ein selbstsicherer und
entscheidungsfreudiger Mann, der Durchsetzungsvermögen besaß.
Sein Chef war Herr Wehling. Der damalige Leiter des Gipswerkes, Herr Dr. –Ing.
Guilleaume wohnte ebenfalls in Ilfeld. Herr Braun war ein von sich eingenommener
Mensch. Er wohnte zeitweilig im zweiten Haus nach dem Bahnübergang .. Zu diesem
Zeitpunkt war er schon Professor, war aber durch Hitler noch nicht geadelt worden.
Von Braun sei immer im Dunkeln gekommen mit hochgeschlagenem Kragen ... Im
späteren Mittelwerk, als die V-Waffen produziert wurden, sind regelmäßig
Sabotageakte verübt worden.
Das ging soweit, dass Erfolgsmeldungen über angeblich produzierte Stückzahlen
abgegeben worden sind. Teilweise wurden die V-2 mit Sand aufgefüllt, statt ...
Es muss im Jahre 1944 gewesen sein ..., da wurden im Stollen A acht Mann wegen
Sabotage aufgehängt ..., einer davon war ein jüngerer Dipl.-Ing., der im Bereich
Technik der Mittelwerke tätig war.
Er muss aus Berlin hergekommen sein, war in Niedersachswerfen oder in Ilfeld
wohnhaft und hatte in die Familie Bierbach (ehem. Bäckerei in Niedersachswerfend.A.), Niedersachswerfen eingeheiratet….
Auch Häftlinge sind mit aufgehängt worden.
Alle Beteiligten sollten zur Abschreckung an diesen aufgehängten „Saboteuren“
vorbeigehen.
Ich allerdings habe das nicht gemacht.
Diese Zeit, der Druck, diese Erlebnisse sind schrecklich ...
Auch Wehling ist von den Amerikanern mitgenommen worden ...
Quelle : Zeugenaussage R.A.- 1991, Privatarchiv des Autors
Diese Dinge zeigen, dass eine reine Reduzierung dieser Techniker auf gewissenlose
Technokraten in allgemeingültiger Form als zu einseitig angesehen werden muss.
Wer die Verhältnisse erlebte und seine eigenen Bedrohung erkannte, musste freilich
sehen, dass und wie er diese Zeiten überstehen konnte.
Dazu gehörte, daß man sich arrangierte.
Auch mit den Geflogenheiten der vielen Feiern, die teilweise in Niedersachswerfen
selbst bis hin zum Thyra-Fuchs bei Rottleberode abgehalten worden sind. In dem
bekannten Thyra Fuchs (offenbar aber zu Zeiten des sog. Sperrkreises B) haben
einige oft und ausgiebig unter Einbeziehung vor allem der Stempedaer gefeiert und
es sei zu einigen Verhältnissen gekommen.
Es soll aber nur ein Gerücht sein, dass wenn man durch Stempeda fährt und die
Menschen dort trifft, noch heute die Gesichtszüge einiger führender Nazis erkennen
könnte. Zu denen die da feierten gehörten Schriel, Sawatzki und ein gewisser
Schmitz, die gemeinsam wahre Zechtouren durchführten. Vor allem Schmitz, der
wegen seiner Ausstrahlung sehr beliebt war.
Prof. Schriel, ein führender Geologe seiner Zeit, konnte auf die Büros der Wifo und
der Mittelwerke zugreifen. Die, die ihn aus dieser Zeit kannten, beschrieben ihn als
einen mit bayerischen Stutzen und kurzen Hosen, der ein dickes und ein dünnes
Bein hatte. Dem Professor musste man ab und zu die vergessene Waffe samt
Koppel hinterher tragen…
Walter Schriel (1892 – 1959), geboren und aufgewachsen in Ilfeld, 1912-1914 u. 1919-1920 Studium
der Naturwissenschaften in Göttingen und Leipzig, 1920 Promotion in Göttingen, 1921-1937 Geologe
bei der Preußischen Geologischen Landesanstalt, 1937 o. Professor am Geologischen Institut der
Univ. Göttingen, 1940-1945 dessen Direktor, 1922-1928 Mitglied des Stahlhelms, am 1.3.1933 Beitritt
zur SA, am 1.5.1933 zur NSDAP, Leitungstätigkeit im NS-Dozentenbund und zeitweise Lektor für
Geologie in der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums; 1940-1944 Kompaniechef
einer Pioniereinheit in Höxter, 6.3.1944 bis Winter 1944/45 geologischer Sachverständiger für die
Mittelbau-Bauprojekte bei der SS-Sonderinspektion II und bei der OT-Einsatzgruppe Kyffhäuser, im
Juli 1945 auf Anweisung der brit. Besatzungsbehörden Entlassung von der Univ. Göttingen, 1955
emeritiert und 1959 in Göttingen verstorben.
(Angaben zitiert nach J. Wagner, Produktion des Todes, S. 673)
An Silvester 1943 kam es im Zeichenbüro zu einem Eklat, einer der Zeichner hatte
große Zahnschmerzen und hat diese offenbar mit Rum aus einem Fass beruhigt, der
für die Silvesterfeier gedacht war.
Bild 1.5
Schornstein Bau Ni 115 mit Teilansicht Bau Ni 112 mit Rundsilo 17/18 und Becherwerkturm, links
Teilansicht Siloanlage zur Beladung von Straßensilofahrzeugen- Foto: Privatarchiv des Autor
Wie sahen sich diese Techniker, Verwaltungsangestellten und Manager?
Nun, ganz ohne Zweifel. Man hielt sich für elitär und mit der Sache der Nazis eng
verbunden. Das Hitler als der Führer und andere Nazigrößen anerkannt und sehr
beliebt waren, kann leicht anhand der Reaktionen bei Besuchen festgemacht
werden. Nazigrößen wurden jubelnd begeistert empfangen, weit über das
zustehende, aus dem Anstandsprinzip resultierende Maß hinaus.
Gerade aufdrängend stellt sich die Frage, warum diese Elite vertrauensselig
Vertrauen gewährte, obwohl Tatsachen dann doch daran zweifeln lassen mussten.
Vertrauensselig meint, ohne entsprechende Erfahrung ahnungslos und gutgläubig in
etwas Vertrauen zu investieren. Vertrauensvoll handelt, wer in seinen eigenen
Vorhaben nicht enttäuscht worden ist. Dass die Führungskräfte von AMW, Gipswerk
Niedersachswerfen auch „Zur Bewegung“ der Nazis standen und regional in dieses
Umfeld eingebunden waren, versteht sich von selbst. Einige haben das später noch
zu spüren bekommen, bis in die 60-er und 70-er Jahre hinein, als unter DDRVerhältnissen Altsäuberungsaktionen durchgeführt wurden. So ist von einem
leitenden Kaufmännischen Angestellten bekannt geworden, dass man ihn dann zu
DDR- Zeiten auf „demokratischen Beschluss“ des Betriebsrates aus dem Betrieb
entfernte, weil er zum Ende der Weimarer Republik die herrschende Verhältnisse im
Betrieb offen kritisiert hatte und sich mit der nationalsozialistischen Bewegung
identifizierte.
Im Laufe von 1944 bis 1945 war den Leuten vor Ort ihr Schicksal nicht mehr klar,
man wusste nicht, ob man das was da kam, überleben konnte. Viele fragten sich ja
wie geht das aus und wollten alles erleben, was noch an Lebenswertem geboten
oder auch vor Ort geboten werden konnte.
Bild 14
Neue Scheuermittelanlage Ni 138/139, Kostenaufwand ca. 10 Millionen Mark der DDR mit neuester Technik
und vorgesehener LKW und Schienenbeladung. Während des Probelaufes und Erstbetrieb wurden ca. 20 000 Flaschen mit
Scheuermittel gefüllt. Anschließend Stillstand und Abbruch 1993.Im Vordergrund von 138/139 Dosieranlage für Duftstoffe
und Rohanhydritsilo. Im hinteren Bereich vorgesehene Heizung mit Schornstein, davor Rampe für Straßenversand. Im
Hintergrund Ansicht Kirchberg und Niedersachswerfen „Süd“.
Aber sie hielten trotz allem bis zum Schluss die unbedingte Gefolgschaft zum
System. Sie fühlten sich nicht schuldig- eher verpflichtet- all dies zu tun und auch auf
sich zu nehmen. Die Techniker und Manager waren in diem Sinne keine Mörder oder
Antisemiten, sie waren besessen von Ihrer Stellung und den Projekten, Ihren
Aufgabenstellungen im Interesse des Reiches, die sie um jeden Preis erfüllen
wollten. So arrangierten sie sich mit SS, Zwangsarbeit, Häftlingseinsatz. Einige
setzten sich damit auseinander, aber sie tolerierten dies bis über die Grenzen der
eigenen Moralauffassungen hinaus. Ja sicher-einige ignorierten und sahen weg,
profitierten von allzu strengem Vorgehen. Und doch müssen sie zugestehen, letztlich
konnten sie keinen Erfolg haben, vielmehr gingen viele Ihrer Ziele und Vorhaben
endgültig mit dem Untergang Nazideutschlands dahin.
Bild 1.9
Bau Ni 122
Die rechte Seite wurde für Verwaltungsaufgaben genutzt (Betriebsleitung, Instandhaltung). Die linke Seite
wurde als Wohnung für Monteure genutzt. Nach 1978 arbeitete in diesem Bereich die Baustoffforschung.
Der Kellerbereich (rechts) wurde als Frauen-Umkleideraum, der linke Bereich für Ersatzteillagerung genutzt.
Quelle : Privatarchiv des Autors.
Vielen ging das verbrecherische System erst später auf, sehr schmerzlich, als alles in
Trümmern lag oder viele Jahre später. Das sie Teil des verbrecherischen Systems
waren, haben einige nie wahrhaben wollen. Der totale Krieg endete in totaler
Niederlage und menschlichem Vakuum. Eine gefühlsmäßige Schicksalhaftigkeit wie
noch nach dem 1. Weltkrieg konnte nun nicht mehr herangezogen werden, die
Deutschen hatten alles verschuldet.
Mag die deutsche Jungend sich dies immer vor Augen halten und daran erinnern.
Schließlich meint der Autor, dass man auch daran denken muss, dass wie im Falle
des jungen Dipl.-Ing. zeigt, der in die Niedersachswerfener Fam. Bierbach
eingeheiratet hatte, vor dem verbrecherischen System niemand sicher war.
Es gibt keine Hinweise dafür, doch kann man die Frage stellen, ob Dipl.-Ing.
Bierbach ein Widerständler im Mittelwerk war, also gar ein Nordhäuser Stauffenberg?
Wenn es eine sabotierende Handlung war, ist sie dementsprechend motiviert erfolg.
Das Schwefelwerk Niedersachswerfen; Projekt Ni.365 als Element
eines geplanten Chemiekriegs mit Senfgas und Co. In der
Kriegswirtschaft des Naziregimes ?
Nach Baranowski, der en detail insbesondere die Projekte der Kriegsproduktion
analysiert hat, sei das IG Farben/ Wifo Projekt Schwefelwerk Niedersachswerfen,
Projekt Ni 365 aus Gründen der Erweiterung der Kampf- und Nebelstoffproduktion für
die Wehrmacht entwickelt worden, denn ab 1939 wurden große Mengen an
Elementarschwefel gebraucht. Kampf – und Nebelstoffe sind Bezeichnungen für
chemische Waffen, die seinerzeit intensiv erforscht und erprobt und auch massiv
schon im Ersten Weltkrieg eingesetzt worden sind. Aus diesem Grund sei durch die
Wifo der Aufbau zahlreicher Schwefelgewinnungsanlagen im gesamten Deutschen
Reich forciert worden. Diese Angabe hinsichtlich der Kampf- und Nebelstoffe sowie
nach Art und Qualität der Produkte für Kampfstoffe soll nachstehend näher
untersucht werden. Sicherlich stammt die von Baranowski gebrauchte Bezeichnung
Nebelstoff noch aus Zeiten um den ersten Weltkrieg, Kampfstoffe auf Schwefelbasis
haben jedoch mehrer Modifikationen gefunden. Schließlich soll nicht unbetrachtet
bleiben, dass das Projekt Schwefelwerk Nie.365 in Niedersachswerfen eine
Einbindung / Ergänzung zu vorhandenen IG Farben Kapazitäten darstellen sollte und
eine der innovativsten Anlagen seiner Zeit war, die den Stand der Technik, rein
verfahrenstechnisch gesehen, mitbestimmt hat.
Und man soll nicht außer Acht lassen, dass zwar Schwefel sicher ein unverzichtbarer
Stoff für Kriegsprodukte war und ist, jedoch Schwefel in vielfältige Produkte eingeht,
mithin kann nicht ohne weiteres auf chemische Kampfstoffe geschlußfolgert werden.
In Sachswerfen sollte grundsätzlich Elementarschwefel hergestellt werden.
Zu den furchtbarsten und gefährlichsten Massenvernichtungswaffen, die in der Welt
bisher entwickelt wurden, gehören die chemischen Kampfstoffe. Bereits im Altertum
und im Mittelalter machten Menschen von der giftigen Wirkung chemischer Stoffe
Gebrauch. Man bedenke die Möglichkeiten, Brunnen, Futter sowie Lebensmittel des
Gegners zu vergiften. Der Einsatz solcher Methoden war jedoch verpönt und fand
nur selten Anwendung. Schon die Römer sagten: „Armis bella, non venis geri.“
(Krieg soll mit Waffen ausgetragen werden, aber nicht mit Giften.)
Bereits 1675 schlossen Frankreich und Deutschland einen Vertrag gegen einen
etwaigen
Giftkrieg.
Obwohl schon auf den internationalen Konferenzen in Den Haag 1899 und 1907
und im Genfer Protokoll von 1925 der Einsatz von giftigen Chemikalien für
Kriegszwecke verboten wurde, werden bis heute diese verbrecherischen
Vernichtungswaffen eingesetzt und vorgehalten und es wird an ihrer
Vervollkommnung gearbeitet. Gerade unter heutigen Bedingungen der weltweiten
Systemauseinandersetzung mit sogenannten „Schurkenstaaten“ oder terroristisch
konspirativen Zellen avancieren waffenfähige chemische Verbindungen, die sich
ohne technologische Spezialkenntnisse relativ leicht synthetisieren lassen bis zur
Atombombe „ des armen Mannes“.
Bereits im Artikel 23 zum IV. Haager Abkommen von 1907 (sogen. Haager
Landkriegsordnung) heißt es: „Abgesehen von den durch Sonderverträgen
aufgestellten Verboten, ist namentlich untersagt: a) die Verwendung von Gift oder
vergifteten Waffen; b) der Gebrauch von Waffen, Geschossen oder Stoffen, die
geeignet sind, unnötig Leiden zu verursachen ….“ Es ist bemerkenswert, daß alle
europäischen Staaten und auch die USA dieses Abkommen unterzeichnet haben.
Diese Ächtung lediglich Gebrauch/Verwendung betreffend verhinderte dann
überhaupt nicht, dass mit dem weiteren raschen Aufschwung der chemischen
Industrie in vielen Staaten (in Nazideutschland insbesondere in den
Konzernbetrieben der IG Farbenindustrie und ausgewählten Forschungsstellen)
daran gearbeitet wurde, den militärischen Einsatz von Giften zu ermitteln.
Das im ersten Weltkrieg angewendete Blasverfahren hat heute keine praktische
Bedeutung mehr. Chemische Kampfstoffe können in Artilleriegeschosse, Raketen
und Bomben, e.c. gefüllt werden, bei deren Detonation der Giftstoff verspritzt oder,
falls er als Feststoff vorliegt, zu einem lange haltenden Rauch zerstäubt wird oder in
geeigneter sonstiger Weise freigesetzt wird. Chemische Kampfstoffe sind militärisch
einsatzfähige Verbindungen, die als Gas, Dampf, Flüssig oder auch fest, Nebel oder
Rauch schon in geringster Konzentration schädliche Veränderungen oder Tod bei
Mensch und Tier hervorrufen. Die Gefährlichkeit chemischer Kampfstoffe wird nach
ihren physiologischen, physikalischen und chemischen Eigenschaften beurteilt.
Nachstehend sollen Hautschädigende Kampfstoffe betrachtet werden, da
hier die sog. Schwefelkampfstoffe wiederzufinden sind.
Zur Gruppe der hautschädigenden Kampfstoffe zählt man jene chemischen
Verbindungen, welche die Fähigkeit besitzen, durch die menschliche und tierische
Haut einzudringen und dann Zerstörungen der Zellen zu verursachen. Daher können
Menschen trotz aufgesetzter Atemschutzgeräte durch solche Gifte schwer
geschädigt werden. Die Kampfstoffe dieser Gruppe sind Halogenderivate
organischer Schwefel-, Arsen-, oder Stickstoffverbindungen. Eine wichtige
Verbindung mit stark hautschädigender Wirkung ist das 2,2-Dichlordiäthylsulfid, das
als Yperit oder Lost bezeichnet wird.
Strukturformel Schwefel Lost
Yperit ist eine ölige, farblose bis gelbliche Flüssigkeit mit einem charakteristischen
Geruch nach Senf oder Merrettich. Wegen dieses Geruches wird die Verbindung
auch Senfgas genannt. Das technische Produkt hat eine dunkle Farbe und zeigt
bisweilen sogar knoblauchartigen Geruch. In Wasser ist die Substanz fast unlöslich,
jedoch gut löslich in vielen organischen Lösungsmitteln. Yperit ist verhältnismäßig
beständig gegen den Sauerstoff der Luft und wird auch von Wasser nur sehr
langsam zersetzt. Yperit durchdringt sowohl als Dampf als auch als Flüssigkeit
poröse Materialien wie Textilien, Leder, Holz, Ziegel und andere. Undurchlässig für
diesen Kampfstoff sind Gummi und bestimmte Plaste, die deshalb auch zur
Herstellung von Schutzbekleidung verwendet werden.
Die rasante Entwicklung der chemischen Industrie im 19. Jahrhundert hatte dazu
geführt, dass eine große Anzahl von chemischen Verbindungen entwickelt und
produziert wurden, von denen einige aufgrund ihrer Toxizität als Kampfstoffe
geeignet waren. So war es fast eine, wenn auch grausame logische Konsequenz,
dass man die giftigsten Vertreter wie Chlor, Phosgen und Blausäure im Ersten
Weltkrieg als Kampfgase einsetzte. Da man jedoch beim Einsatz gerade von diesen
gasförmigen Kampfstoffen immer darauf angewiesen war, dass der Wind in Richtung
der gegnerischen Linien blies, - oft genug wurden auch eigene Soldaten vergiftet,
wenn der Wind drehte - wurden sehr bald Kampfstoffe verwandt, die mit Hilfe von
Granaten verschossen werden konnten und gegen die herkömmlichen Gasmasken
keinen
ausreichenden
Schutz
boten.
So wurde auf deutscher Seite bereits 1917 erstmals der Hautkampfstoff SchwefelLost (S-Lost), auf alliierter Seite der Hautkampfstoff Lewisit eingesetzt. Insgesamt
forderte der Einsatz von Giftgas im Ersten Weltkrieg etwa 100.000 Tote und 1,2
Millionen Verletzte. Die Entdeckungsgeschichte von ß,ß'-Dichlordiethylsulfid
(Schwefel-LOST) reicht bis ins Jahr 1822 zurück . Die toxikologische Wirkung wurde
erstmals von NIEMANN 1860 beschrieben. Vor diesem Hintergrund ist es nicht
erstaunlich, daß Schwefel-LOST (nach Lommel und Steinkopf) fast ein Jahr (Juli
1917 bis Juni 1918) nur von Deutschland eingesetzt werden konnte.
Der I. Weltkrieg wurde ab 1915 zum Gaskrieg und alle damals beteiligten Nationen
setzten chemische Kampfstoffe ein:
- ab 13.7.1917 wird erstmals von deutscher Seite bei Ypern LOST eingesetzt
- von alliierter Seite wird LOST ab Juni 1918 eingesetzt.
Diese Stoffe stellten eine neue Art von Waffen dar, da der Eintritt in den
menschlichen Organismus nicht über die Atemwege, sondern über die Haut erfolgt.
Ein Schutz ist also nur durch Ganzkörperschutzanzüge, sowie durch eine restlose
Beseitigung der Kampfstoffe nach einem Angriff (Dekontamination) zu erreichen. Im
Ersten Weltkrieg wurden durch Hautkampfstoffe mehr Menschen verletzt, als durch
alle anderen Chemiewaffen zusammen. Trotz der vorhandenen Gasmasken waren
die Soldaten den Hautkampfstoffen hilflos ausgeliefert, da ihre Aufnahme über die
Haut erfolgt. S-Lost ist gut fettlöslich und dringt deshalb innerhalb weniger Minuten
über die Haut in den Organismus ein. Beim Auftreffen des flüssigen oder
dampfförmigen Kampfstoffes auf die Haut sind zunächst keinerlei Wirkungen (etwa
Brennen oder Jucken) zu spüren. Nach wenigen Stunden treten erste schwere
Hautentzündungen auf. Erst nach mehreren Stunden werden Schwellungen und
Rötungen sichtbar. Anschließend bilden sich Blasen, dann stirbt die Oberhaut ab,
und schließlich treten langwierige Eiterungen auf. Im weiteren Verlauf, für den es
keine Therapie gibt, bleibt nur die Behandlungsmöglichkeit mit Hautsalben. Meist
kommt es zu Schädigungen der Lunge, des Nerven- und des Herz-/Kreislaufsystems,
die fast immer tödlich enden. Überlebende müssen Spätfolgen, wie Krebs und
Veränderung des Erbgutes, sowie Leber-, Blut- und Nierenschäden rechnen. Die
schweren Störungen des Organismus können auf molekularer Ebene durch
Reaktionen des S-Lost mit Schwefel- und Stickstoffatomen von Proteinen (Eiweißen)
und der DNS (Erbsubstanz) erklärt werden. Durch diese irreversiblen Reaktionen
kommt
der
Stoffwechsel
zum
Erliegen.
Dichloräthylsulfid dringt auch durch die Haut, gelangt dann in die Blutbahn und kann
auch tödliche Vergiftungen verursachen. Besonders gefährdet durch Dämpfe oder
Aerosole von Yperit sind die Augen, der Nasen- und Rachenraum und die Lunge.
Obwohl das Genfer Giftgasprotokoll von 1925 (100 Unterzeichner-Staaten) den
Einsatz von Chemiewaffen untersagte, wurde dennoch an der Entwicklung von
neuen Giftgastypen gearbeitet. Dies geschah in dafür eingerichteten
Forschungszentren, die sich von der Anzahl der beschäftigten Wissenschaftler
durchaus mit den späteren Atombomben-Entwicklungszentren vergleichen lassen.
Aus solchen Laboratorien stammen auch die berüchtigten Nervenkampfstoffe Tabun
und Sarin (entwickelt bei der IG Farben) sowie Soman.
Mitte der 20er Jahre ging man aufgrund der Erfahrungen im I. Weltkrieg davon aus,
daß im "Zukunftskriege" chemische Kampfstoffe eine wichtige Rolle spielen. Den
Einsatz chemischer Kampfstoffe durch die bereits ratifizierten Verträge von Genf und
Versailles wirksam unterbinden zu können, hielt man für nicht sehr wahrscheinlich.
Die Chemiker-Zeitung stellt schon 1919 fest: "Ohne die Fortschritte der Chemie ist
das Heer undenkbar."
Die Ernsthaftigkeit der Bestrebungen, möglichst "erfolgreiche" Kampfstoffe zu
entwickeln, zeigte sich u.a. darin, daß 1928 im Auftrag des Heereswaffenamtes
10.000 potentiell geeignet erscheinende toxische chemische Verbindungen auf
Wissenschaftler mit bereits einschlägiger Erfahrung "aufgeteilt" wurden:
Dabei fiel es dem Wissenschaftler Hantsch von der Universität Leipzig zu, die
Untersuchung und Suche nach neuen Lost-Varianten durchzuführen. Dabei war ein
ganzer Katalog von Kriterien zu betrachten, die die strategische Einsatzfähigkeit
unter militärischen Gesichtspunkten umfasste. Allein die Giftigkeit reichte jedoch bei
weitem nicht aus, um die Kriegstauglichkeit des jeweiligen Stoffes zu beurteilen. Es
wurden hohe Ansprüche an den entsprechenden Stoff gestellt, bevor seine Eignung
als Waffe in Betracht gezogen werden konnte:
- Sind die erforderlichen Rohstoffe auch in Krisensituationen verfügbar?
- Welche Kosten entstehen durch Produktion größerer Mengen?
- Ist das Herstellungsverfahren ausgereift?
- Ist es möglich, kurzfristig geeignete Anlagen und Apparaturen bereit zu stellen?
- Welche chemisch-physikalischen Eigenschaften hat das Produkt?
- Stehen ausreichend eingearbeitete und zuverlässige Arbeitskräfte zur Verfügung?
- Was ist möglicherweise bei der Laborierung des Stoffes zu beachten?
- Ist der Stoff korrosionsbeständig?
- Ist die Rohrsicherheit und Detonationsbeständigkeit gegeben?
- Unter welchen Bedingungen ist die Lagerfähigkeit gewährleistet?
- Und nicht zuletzt war von großer Bedeutung: Welche Wirksamkeit zeigt der
betreffende Stoff bei einem Einsatz im Gelände?
Die nach Ansicht der Militärs notwendigen Geländeversuche wurden in den Jahren
1927 bis 1931 in Russland durchgeführt. Deutsche Experten bauten den
"Gasversuchsplatz TOMKA" auf und führten die Versuche durch. Die Kampfstoffe,
hauptsächlich LOST, Perstoff und Blaukreuzkampfstoffe, wurden von den Russen
zur Verfügung gestellt. Nachdem die Versuche in TOMKA eingestellt wurden,
verlegte man weitere Aktivitäten ab 1935 auf deutsches Territorium
(Truppenübungsplatz Munster- Nord/Niedersachsen).
Mit dem planmäßigen Ausbau der Sprengstoffproduktion im ehemaligen Deutschen
Reich wurde unmittelbar nach Machtübernahme intensiv begonnen. Bereits 1933 (!)
begannen die ersten Planungen für einen massiven Ausbau der Spreng- und
Kampfstoffproduktion. Entscheidend an diesen gezielten Kriegsvorbereitungen
beteiligt war Carl Krauch, Repräsentant des IG Farben-Konzerns.
So wurden ab 1936 in Deutschland wieder chemische Kampfstoffe produziert.
Bei Kriegsende lagerten in Deutschland ca. 70000 t chemische Kampfstoffe, von
denen 31650 t auf Loste, 5900 t auf Phosgen und Perstoff, 3700 t auf Adamsit, 7500
t auf Arsinöl, 7114 t auf Chloracetophenon, 1000 t auf Clark I und 12827 t auf die
Nervenkampfstoffe Tabun und Sarin entfielen.
In Niedersachswerfen sollten aber keinerlei Hautkampfstoffe produziert werden,
soweit das bekannt ist. Allerdings gibt es keine detaillierten technologischen
Informationen zur Anlage in Niedersachswerfen außer den Angaben von Kopien von
Besprechungsprotokollen aus 1939 und 1942 der WiFo mit dem Gipswerk
Niedersachswerfen des AMW Ammoniakwerk Merseburg der IG Farben.
Die deutsche chemische Industrie hatte bereits vor dem Kriege durch
Forschungsarbeiten und großzügige Versuchsanlagen Erfahrungen gesammelt, um
den 16 bis 20%igen Schwefelgehalt des Gipses zur Erzeugung von Schwefel und
Schwefelsäure verwendbar zu machen. Es gelang. Zu Niedersachswerfen existieren
mitunter unterschiedliche Angaben zur Inbetriebnahme des Schwefelwerkes und zu
technologischen Problemen, aber man muss sicher in Betracht ziehen, daß hier ein
technologisch führendes Werk gebaut worden war, um dem Autarkiebestreben der
Deutschen Kriegswirtschaft gerecht zu werden. Insofern ist die einseitige Darstellung,
Nebelstoffproduktion als Grundlage des Projektes Ni 365 sicher nicht haltbar, so
sollte man vielmehr Autarkiegesichtspunkte zu Grunde legen und von einer
Ersatzanlage für Kriegszwecke sprechen, die durchaus in Friedenszeiten Ihre Märkte
hatte, wozu es aber letztlich aufgrund des Schleifens der Anlage nach dem Kriege
nicht gekommen ist und aus Niedersachswerfen Rohstoffe Jahrzehnte lang bezogen
worden sind, um an anderen Orten, vorrangig auch ehem. IG Farben Anlagen zu
betreiben, die Schwefelprodukte und Schwefelsäure vorrangig hergestellt haben.
Es war in Niedersachswerfen in der Tat auch geplant, eine zusätzliche
Ausweichanlage mitzubauen, um Schwefeldioxyd zu verflüssigen und die SO3Anlage in Ocker und Mansfeld mit flüssigem SO2, in Flaschen und Kesselwagen
abgefüllt, zu beliefern. Das Gesamtvorhaben Niedersachswerfen diente zur
Herstellung von Elementarschwefel als Hauptaufgabe. Der Bevölkerung gegenüber
wurde dieses Projekt als Zementfabrik getarnt.
Es war gerade auch Strategie, die Deutsche Kriegswirtschaft unabhängig vom Bezug
kriegswichtiger Rohstoffe und Produkte zu machen, insoweit konnten gerade durch
die Potentiale der IG Farben anspruchsvolle Aufgabenstellungen gelöst und der
Stand der Technik vorangebracht werden.
Dass, abschließend betrachtet, diese chemischen Kampfstoffe im Zweiten Weltkrieg
nicht eingesetzt wurden, lag wohl nach Expertenmeinung daran, dass fast alle
beteiligten Länder Chemiewaffen besaßen und die Erinnerung an den schrecklichen
Folgen des Gaskrieges im Ersten Weltkrieg noch wach war. In deutschen
Gaskammern dagegen wurden durch das Giftgas Zyklon B (Blausäure) Millionen von
Unschuldigen
umgebracht.
Stollenbau durch IG Farben & Wifo : Geheimprojekt Sachsenberg
Mit der Wifo Anlage Sachsenberg wurde Niedersachswerfen in der Führung der IG
Farben und dem RKM interessant, was maßgeblich Dr. Guilleaume herbeigeführt
und initiiert hat.
Der Beginn der Planungen des Kriegsschwefelwerkes am Standort
Niedersachswerfen muss im Kontext mit weiteren Vorhaben gesehen werden, die die
Wifo vor Ort insbesondere mit dem Gipswerk Niedersachswerfen gemeinsam
durchführte. Dies lief nie ohne Reibereien und Kompetenzstreitigkeiten unter den
besonderen Bedingungen der Geheimhaltung, Bedeutung der Projekte und später in
besonderem Maße des Zwangsarbeiter- und Häftlingseinsatz ab und trug zum Teil
sehr dramatische Züge. Aber eine besonders enge Kooperation wurde entwickelt.
Dies kann am Beispiel der Kalkulationen für das Kriegsschwefelprojekt in der
Frühphase schon abgeleitet werden, denn schließlich war die Wifo, Gipswerk (AMW)
und die IG Farbendirektion mit Vermittlungsstelle W längst in Interna vor Ort, wie
Kalkulationen, Bedingungen involviert, selbst insbesondere Dr. Carl Krauch von der
Führung der IG Farben war seit Jahren einbezogen worden.
Abwehrfragen führten regelmäßig zu Auseinandersetzungen vor Ort, später gab es
insbesondere mit der allmächtigen SS in und um Niedersachswerfen bei der Vielzahl
von Projekten sehr ernste Auseinandersetzungen mit den Beteiligten, die auch zu
härtesten persönlichen Konsequenzen für die Betroffenen führten.
Dabei begann alles relativ harmlos mit der Überlegung, wie man den Anhydritabbau
effektiver und gerade in Schlechtwetterperioden optimaler durchführen und dadurch
insbesondere Lagermöglichkeiten für Sprengstoff und Gerät vor Ort schaffen konnte.
Bereits 1927 wurde in Niedersachswerfen nach einigen kleineren Stollen ein weiterer
Stollen aufgelassen, der für die Sprengstofflagerung und Zwischenmateriallagerung
genutzt worden ist. Das gewonnene Material wurde gerade unter schlechten
Wetterbedingungen in einer in zum Tagebau gesehen, höheren Qualität abgebaut
und ist weiterverwendet worden.
Die Abbaustollen waren immerhin schon ca. 250 m lang, zwischen zwei Abbaustollen
sollten 20 m Pfeiler, die Abbaufirste 60 bis 70 m unter Obergrenze des Massivs
(Erdoberfläche) bleiben. So wurde das bei amtlichen Stellen offiziell beantragt und
auch genehmigt. Diesbezüglich wurde zwischen dem Ammoniakwerk und der
Preußischen Staatsforstverwaltung ein Vertrag geschlossen. Dieser Vertrag wurde
nach Schriftwechsel von 1930 und 1931 zur Gestattung, unter dem staatlichen
Gelände Bergbau zwecks Gewinnung von Anhydritgestein zu betreiben, verlängert.
Als Laufzeit wurden dann 1931 bis 1947 vereinbart. Schnell wurde offenbar, das sich
dieses Vorgehen rechnen lies. Der Untertage-Abbau lohnte sich aus den genannten
Gründen. Vertraglich bestand weitergehend für das Ammoniakwerk die Pflicht, die
Stolleneingänge zuzumauern, so dass nach Aufgabe des Untertage-Abbaues Dritten
kein Schaden zustoßen kann. Für die großen geschaffenen Hohlräume hatte man
zunächst also keine Nutzung.
Später wurde dann im November 1930 u. a. ein Gipsförderstollen, Trasse 265 im
damaligen Höllental, aufgelassen. Es ist also bereits zu dieser Zeit festzustellen,
dass bezüglich des Untertage-Abbaues seitens des Ammoniakwerkes rege
Aktivitäten einsetzten, die insbesondere dem Management des AMW sowie der
Mutter der COMPANIEin Ludwigshafen / Oppau nicht verborgen geblieben sind.
Die Sprengstofflagerstollen dürften im Laufe der Jahre gewechselt haben, die
übrigen Stollen abbaubedingt temporärer Natur gewesen sein. So findet sich für
7/1934 eine erneute Genehmigung für einen Sprengstoffstollen im Kohnsteinfelsen.
Bei diesen Arbeiten wurde auch die Gängertalshöle als eine natürlich entstandene
Laughöhle entdeckt, die später wieder zugemauert worden ist und bis heute erhalten
blieb, was für künftige Planungen vor Ort berücksichtigt werden sollte. Der Autor hat
in der Tageszeitung Thüringer Allgemeinen auf dieses Naturdenkmal im
Dornröschenschlaf aufmerksam gemacht und hofft, daß die Eigentümer des
Bergwerkseigentums am Kohnstein bzw. die zuständige Behörde, das Thüringer
Oberbergamt, darauf achten, daß die Gängertalshöhle erhalten bleibt und nicht
beeinträchtigt wird.
Um 1934 traten verstärkt wirtschaftliche Probleme auf.
Die Abnahme der Produkte aus dem Gipswerk Niedersachswerfen des AMW,
pegelte sich in Leuna auf ein niedriges Niveau ein.
Die Herren Grimmel und Eichhorn entwickelten im Auftrag vom Leiter des
Gipswerkes Niedersachswerfen, Dr. Ing. Guilleaume, einen Plan, der die Rentabilität
des Betriebes garantieren sollte. Aus ihm ging hervor, dass ab 1. April 1935, wenn
die Leistungen nach Leuna mit 3,5 Zügen bestehen bleiben sollen, rund 150 Arbeiter
nicht mehr beschäftigt werden können, wenn die derzeitige Abbaumethode also
grundsätzlich noch im Tagebau beibehalten wird.
Es bleibt wiederum festzustellen, dass insbesondere die Gestaltung eines
konkurrenzfähigen
Preises
im
Vordergrund
der
Erwägungen
der
Unternehmensleitung um Dr. Guilleaume stand, den gesamten Anhydritabbau
anders, nach einer gänzlich neuen Abbaumethode in den Stollen auf Höhe 265 zu
verlegen und die „150 überflüssigen Leute“ nach Möglichkeit mit zu beschäftigen. Die
entsprechenden Silos im Berg und die dazugehörigen Gleisanlagen der 2. Brecherei
waren vorhanden. Eine Voraussetzung für die breite Einführung dieser neuen
Technologie war, dass in einem geologischen Gutachten vom 01.09.1935 der
Bezirksgeologe vom preußischen geologischen Landesverband Berlin die
geologische Beschaffenheit als geeignet und die Standfestigkeit des Gesteins im
Staatsforst Kohnstein (Jagen 10) zwecks Anlage eines Stollensystems für positiv
befand.
Gleichzeitig muss ein Plan erwogen worden sein, in dem Berg Lagermöglichkeiten
(für Benzine und Fette) zu schaffen, der offenbar auch bei der Direktion des
Ammoniakwerkes großes Interesse fand.
Durch leitende Angestellte des Unternehmens (Schneider, Lenz, Fischer, DehnRotfelsen, Strombeck) wurden Ideen und Projektierungsvorschläge an maßgebliche
Stellen weitergeleitet. Des weiteren wurde die Vermittlungsstelle W der IG
Farbenindustrie AG beauftragt, dass Reichskriegsministerium und das
Reichswirtschaftsministerium zu konsultieren. Wiederum offensichtlich wurde in dem
erwogenen Projekt ein schneller Ausweg aus den wirtschaftlichen Problemen
gesehen, das langfristig gute Ergebnisse erwarten ließ.
Bereits im Juli 1935 trieb man auf Veranlassung Guilleaume’s links vom Höllental auf
Höhe 210 acht Stollenöffnungen in die Wand, die Versuchszwecken dienen sollten.
Desweiteren wurde die Konstruktion eines entsprechenden Behälters in Auftrag
gegeben, der geeignet war, Stoffe zu Lagerungszwecken aufzunehmen.
Foto von Dr.-Ing. Max Guilleaume, dem Vater der Stollen im
Kohnstein bei Niedersachswerfen, Foto offenbar kurz vor seinem Tode, seine Frau war eine
weltberühmte Opernsängerin, das Grab von Guilleaume ist auf dem Friedhof in Ilfeld zu finden, unter
einer kleinen Hängebirke am Südhang auf dem Friedhof vor dem Obertore in Ilfeld gelegen,
Fotokopie: Privatarchiv des Autors
Die Interessenlage des Reichswirtschaftsministeriums ausnutzend, wurde seitens
des Ammoniakwerkes versucht, den Vorgang zu den Projektplänen –
Benzineinlagerung in Niedersachswerfen – rasch mit Leben zu erfüllen.
In einem Schreiben vom 27. August 1935 an das Reichswirtschaftministerium heißt
es: „... bitten Sie, im Interesse einer raschen Erledigung der Angelegenheit, unseren
Sachbearbeiter, Herrn Oberingenieur Dr. Guilleaume, zu empfangen, der die für die
Bearbeitung notwendigen Unterlagen mitbringen wird.“
Unter anfänglichen
Kompetenzproblemen sich beeinträchtigt sehend, wandte sich Dr. Guilleaume mit
Schreiben vom 29.11.35 direkt an den Herrn Dr. Ritter, Berlin (Vermittlungsstelle W,
IG Farbenindustrie AG), um „zu einer die Sache fördernden Zusammenarbeit zu
kommen.“ Weitergehend wurde vereinbart, dass zu allen Besprechungen in dieser
Angelegenheit mit einzelnen Bearbeitern der Ministerien als Sachbearbeiter der
Leiter Dr. Guilleaume hinzugezogen wird und dass die sachliche Bearbeitung in
seinen Händen bleibt.
Das Bestreben, den Vorgang – Benzineinlagerung in Niedersachswerfen – mit Leben
zu erfüllen, trug erste Früchte. Am 12.12.1935 fand eine Veranstaltung im
Reichswirtschaftsministerium statt, bei der seitens des Reichswirtschaftsministeriums
es als notwendig und gewünscht erachtet wurde, weitere Vorschläge in
differenzierter Form zu unterbreiten. Diese sollten insbesondere die Möglichkeit für
den Anschluss von weiteren drei Entladestellen beinhalten. Für den Austritt der
Stollen waren Örtlichkeiten
gewählt worden, an denen der Fels möglichst steil und rein zu Tage tritt.
Die Stollen sollten1,5 m breit und 1,8 m hoch sein. Eine geringere Abmessung war
mit Rücksicht auf die Arbeitsmöglichkeiten, die Abfuhr des ausgesprengten Gesteins
und die Begehbarkeit nicht zu empfehlen.
Es war weitergehend anzunehmen, dass der Stollen A an einer Stelle eine
Verwerfung durchqueren muss. Man sah hier also vor, den Stollen auszumauern.
Insgesamt waren die Stollen mit einer Länge von etwa 3,5 km geplant. Unter der
Voraussetzung, dass überall festes Gestein war, würden die einzelnen
Arbeitskolonnen in der Woche 24 m vorankommen, so dass bei 3,5 km Länge in rund
75 Wochen die Stollen plangemäß fertig sein konnten, d.h., die Stollen konnten
gleichzeitig mit der eigentlichen Lageranlage fertig werden.
Die Kosten der Stollenherstellung wurden pro km mit rund RM 70.000,-veranschlagt. In diesen Kosten sind die Kosten für die Herstellung von Mauerungen,
von Rohrleitungsanlagen, Beleuchtung und dergl. nicht enthalten, lediglich die reine
Felsarbeit war berücksichtigt worden.
„Wir werden Ihrem Wunsche entsprechen, die von uns hier vorgeschlagenen
Ausgangstellen der Stollen im Gelände bezeichnen, so dass sie bei den für die
Woche vom 13. Januar ab festgesetzten Besuch besichtigt werden können.“ (Aus
Schreiben vom 30.12.35)
Kopie eines Schreibens der Vermittlungsstelle W, Sparte 1, Herr Eckel
Vom 29.05.1936 an IG Farbenindustrie Direktor Dr. Krauch in Ludwigshafen/Oppau zu Niedersachswerfen, Dr. Krauch war
direkt involviert,
Quelle : Kopie Privatarchiv des Autors
Mit Schreiben an Direktor Dr. Krauch konnte Eckel von der Vermittlungsstelle W,
Sparte I Guilleaumes Ergebnisse zusammenfassen und Krauch darüber informieren,
dass das RKM (Reichskriegsministerium) beschlossen hatte, den Bau des Projektes
Niedersachswerfen durchzuführen. Die Wifo sollte in die weiteren Verhandlungen
eintreten, was in der Folge auch geschah. Im Niedersachswerfener Gipswerk löste
dieses Ergebnis einen wahren Sturm der Begeisterung aus, wenngleich nur wenige
Eingeweihte überhaupt von diesen Plänen Kenntnis hatten.
Inder Gefolgschaft war allerdings zu diesem Zeitpunkt bereits durchgesickert, daß
Guilleaume für das Gipswerk einen Großauftrag im Interesse des Reiches
verhandelt, der die Auslastung des Werkes auf viele Jahre sichern würde.
Ohne alle Details hier darzustellen, wie die Vertragsentwürfe ausgestaltet wurden
und so weiter, konnten die Verhandlungen mit der reichseigenen Wifo erfolgreich
abgeschlossen werden.
Die Baumaßnahmen begannen am 16. Juli 1936.
Am 17. Juni 1936 fand zwischen dem Direktor der Wifo, Baurat Wehling, den
Direktoren des bauausführenden Gipswerkes Niedersachswerfen, Grimmel und Dr.
Guilleaume, sowie Dr. Dieckmann von den IG-Farben eine Besprechung über die
mögliche Realisierung der Anlage statt.
Schreiben vom Dezember 1936 zur Problematik Abwehrfragen, die bereits im frühen Stadium eine gewichtige Rolle gespielt
haben: Kopie. Privatarchiv des Autors
Der Projektvorschlag des Ammoniakwerkes Merseburg sah die Errichtung einer
100.000 t fassenden Benzinkammeranlage mit Großtankbehältern vor.
Zu diesem Zweck sollten zwölf Lagerkammern in den Kohnstein getrieben werden,
eine Kammer für Gebindereinigung und Fassreparatur, zwei Hilfslagerkammern
sowie eine Maschinenkammer. Das Ammoniakwerk war Generalauftragnehmer und
übernahm als solcher die gesamte Bauausführung einschließlich der Vergabe von
Unteraufträgen. Auch die Wifo richtete in Niedersachswerfen zur Kontrolle der
Bauausführung durch das Ammoniakwerk und zur Durchführung der nicht dem
Ammoniakwerk obliegenden Installationsarbeiten eine örtliche Bauleitung ein. Diese
wurde mit einem charismatischen Bauingenieur besetzt, der von Holtzmann kam und
einige Jahre in Amerika gewesen war, Herr Neu, der in der Folge mit den Leuten
vom Gipswerk eng kooperierte.
Schreiben vom 10.09.37 Abstimmung Urlaubsliste mit Wifo, Quelle: Kopie, Privatarchiv des Autors.
In der Tat übernahm nach dem Tode von Guilleaume Neu schnell und effektiv die
Projektleitung vor Ort und war maßgeblich an der weiteren Projektentwicklung in
Niedersachswerfen beteiligt. So hat er denn auch das Einlagerungsprojekt geleitet
und projektiert. Diese Wifo Anlage wurde unter dem Decknamen „Sachsenberg“
geführt. Das geschah aber offenbar nicht durchgängig.
Kopie eines Schreibens 18.Juli 1936, Koordinierung Feier erster Spatenstich und Anweisung von IG Farben, das keinesfalls das
Personal des AMW und in den Projekten wie Stollenbau zur Anlage Sachsenberg schlechter zu stellen ist.
Quelle : Fotokopie Archiv des Autors.
Ende 1937 verstärkte die Leitung des Ammoniakwerkes Merseburg und besonders
die Leitung des AMW Gipswerkes in Niedersachswerfen vor Ort die Bestrebungen,
im Geschäft mit der Wifo zu bleiben und neue Aufträge zu bekommen. Dabei wurde
die Wifo in die Mitbenutzung der Straßen, Anschlussbahngleise, später sogar unter
eigener Anschrift, einbezogen. Weitergehend wurden Erdarbeiten für die Wifo
erledigt.
Insbesondere durch das Tätigwerden von Kräften der SS gab es ständig Querelen
um Kompetenzen und Kooperationsbereitschaft.
Kopie eines Schreiben vom 08.Juni 1937 zur Übernahme zweier Kammern durch Wifo Bauleitung, gezeichnet Neu.
Quelle : Kopie im Archiv des Autors
Kostenfragen standen immer wieder zur Diskussion. Man konnte sich stets
schließlich einigen. Allerdings machten die Ausbruchkosten in etwa nur die Hälfte der
Gesamtkosten für diese Wifo-Anlage I, Sachsenberg aus. Am 17. Februar 1938, kurz
vor Abschluss der ersten, aus zwölf Kammern bestehenden Ausbaustufe, machte
das Ammoniakwerk Merseburg der Wifo den Vorschlag, die bisherige Anlage um
dreißig weitere Kammern zu erweitern.
Fotokopie eines Telegramms von Grimmel an Guilleaume „gratuliere zum ersten Durchschlag“ von Dezember 1938.
Quelle : Kopie Privatarchiv des Autors
Anlässlich einer Begutachtung der Standsicherheit der Decke wurde festgehalten,
dass die Gefahr des Herabsturzes von Gesteinsblöcken oder –schalen groß sei.
Das beträfe auch die Firste im Fahrstolen A, da doch bei der feinblättrigen und
schalenförmigen Gebirgsbeschaffenheit im Kohnsteinfelsen gerade an dieser Stelle
ein Lösen von Steinschalen möglich sei, wie im Juni 1938 begutachtet worden war.
Erweiterung der Stollenanlagen ab 1938
Offensichtlich konnte man sich unter Beilegung oder bewusster Ignoration an
höherer Stelle über die vorhandenen gegenteiligen Standpunkte schnell auf einen
neuen Vertragsentwurf einigen.
Dieser sogenannte Erweiterungsvertrag zwischen Wifo und dem Ammoniakwerk
hatte eine Erweiterung der Stollenanlagen mit dem Bau von weiteren 27 Kammern
mit den dazugehörigen Fahrstollen A und B sowie der Schaffung eines mittleren
Begehungsstollens zum Gegenstand.
Die Kammern sollten im Rundprofil von 12 m Durchmesser und 166 m Länge
abgebaut werden. Die bergmännischen Arbeiten wurden als der wesentliche Teil der
Erweiterungsanlage vom Ammoniakwerk durchgeführt.
Dem Papier nach war vorgesehen, der Wifo einen Raum von ungefähr 752 000 cbm
Rauminhalt als Stollenanlage zu übergeben. Im § 6 des Vertrages ist vereinbart
worden, dass dem Ammoniakwerk das Recht eingeräumt wird, die Fertigstellung der
Anlage dem Anhydritbedarf des Leunawerkes anzupassen. Es sollte an eine
bestimmte Bauzeit nicht gebunden sein. Richtungsweisend wurde noch vereinbart,
dass die Anlage spätestens innerhalb von 5,5 Jahren beendet sein musste.
Vom Grenzstollen aus, beginnend mit der Kammer 42 und vom Notstollen aus mit
der Kammer 18, wurde von zwei Seiten mit dem Fahrbegehungsstollen und den
Kammern angefangen, wobei inoffizieller Baubeginn der 30.05.1938 war.
Historie des Grenzstollenbau- restauriert nach Angaben und Skizzen
Erstellt: Tim Schäfer C* 2004
Doch die günstigen Konditionen des Vertrages gerieten bald unter Druck. In
Verhandlungen mit der Wifo wurden schließlich abgeänderte Konditionen vereinbart.
Kurz nach Beginn der Bauarbeiten kam es zu einem folgenschweren Unfall bei den
Stollenbauarbeiten am 10.08.1938. Dieser Unfall stellte kurzzeitig das gesamte
Vorhaben in Frage, da Zweifel an der Eignung des Kohnsteinfelsen aufkamen.
Jedoch konnte unter Berücksichtigung der Gutachten und Maßnahmen wie
Betonarmierungen usw. diese Probleme ausdiskutiert und gelöst werden. Am
Kreuzpunkt des Fahrstollens A der Kammer 17 und des Notstollens löste sich ein 1,5
m breiter Gesteinskeil und begrub 4 Gefolgschaftskollegen des Gipswerkes
Niedersachswerfen des AMW. Für sie kam jede Hilfe zu spät.
Daraufhin wurde das Kreuzgewölbe untersucht und mit Betonstützen ausgekleidet.
Die Technologie des Ausbruches der Stollenanlagen sah vor, dass der Vortrieb an
einer Arbeitsstelle von 1 Sprengmeister, 4 Bohrern, 1 Baggerführer, 1 Lokführer und
Rangierer im Akkordsystem durchzuführen war. Gearbeitet wurde in 3 Schichten, in
der 1. und 2. Schicht wurde gebohrt und gesprengt und in der 3. Schicht das
Haufwerk gefördert. Dieses System änderte sich, als genügend Angriffspunkte zur
Verfügung standen. Bei normalem Arbeitsablauf hatte eine Baggerbetriebsgruppe an
3 Arbeitsstellen zur gleichen Zeit zu bohren, zu sprengen und das Haufwerk zu
baggern. Eingesetzt waren unter Tage Diesellöffelraupenbagger mit 3/4 m³
Löffelinhalt. Zur Aufnahme des Ladegutes standen etwa 120 Stück 2 m³Muldenkipper und 180 Stück 2,5 m³ Kastenwagen bereit. Die Gleise waren auf
Holzschwellen im Stollen verlegt, und 7 Stück Dieselloks waren unter Tage und 5
Dampflokomotiven über Tage eingesetzt.
Der ungehinderte Wechsel der vollen und leeren Förderwagen konnte erst später
innerhalb der Stollenanlage stattfinden. Bei der Ausführung des zweiten Auftrages
leitete man die Förderung durch den Not- und Grenzstollen. Die Bewetterung der
Stollenanlage wurde in folgender Weise durchgeführt. Man errichtete eine
Scheidewand aus Vierkanthölzern und Brettern ca. 1,20 m von der Stollenwand
entfernt in Richtung des Vortriebes und führte diese jeweils bis 50 m vor Ort nach.
Dieses System wurde als Wetterkanal bezeichnet und von 4 Ventilatoren, die eine
Gesamtansaugmenge von 3200 m³ in der Minute hatten, bewettert. Während die
Abgase durch diesen Wetterkanal abgesaugt wurden, strömte in den
übriggebliebenen Stollenteil die Frischluft nach. Außerdem waren senkrechte
Wetterschächte durch das Gebirge vorgesehen und gebaut worden.
Als Beleuchtung vor Ort diente weitgehend noch die einfache Karbidgrubenlampe in
verschiedenen Größen. Auch die Bagger waren mit großen Karbidlampen
ausgerüstet. Erst mit dem Fortschreiten des Ausbaues der Stollenanlage baute man
elektrische Beleuchtung ein und verlegte die Leitungen an der Außenseite dieser
Wetterwand. Das Sprengen des Gesteins erfolgte in der üblichen Weise mit Donarit I
und den bekannten Zündmaschinen. Für die Versorgung der Bohrgeräte standen
insgesamt 4 zweistufige Kolbenkompressoren mit insgesamt 96 m³/min Leistung und
6 atü Betriebsdruck zur Verfügung. Die Bohrer verwendeten 22 kg schwere
Handpresslufthammer der Firma Flottmann und Demag und den 26 mm starken
Bohrstahl mit Kreuzschneideform. Die Gesteinsmengen, die beim Stollenvortrieb in
größeren Mengen noch stehen geblieben waren, mussten durch das sogenannte
Profilieren (Ablösen der Gesteinsmassen mit annähernd glatter Oberfläche – d.Autor)
durch ein besonderes Sprengverfahren hergestellt werden; erst nach Beendigung
der Bohr-Spreng- und Beräumungsarbeiten fand der Abtransport des herausgelösten
Anhydrits statt. Nach Mandel bestanden für die im Stollenbau eingesetzten Kollegen
äußerst schlechte Arbeitsbedingungen. Abgesehen von den schweren Bohrhämmern
und dem Aufstellen der Bohrgerüste, waren trotz der Bewetterung die Belästigungen
durch die Abgase der Bagger und Lokomotiven sowie der Abgase nach den
Sprengarbeiten und des Bohrstaubes für die Gesundheit der Kollegen
unverantwortlich.
Schreiben vom 04. Januar 1939 Gipswerk an Wifo in Berlin zur Abstimmung div. Fragen, Fotokopie, Quelle:
Privatarchiv des Autors.
Hierzu kamen noch der erhöhte Lärm und die klimatischen Bedingungen im
Stollensystem, wo Sommer wie Winter, unabhängig von den Außentemperaturen, +
9 °C betrugen, die hohe Luftfeuchtigkeit und die Zu gluft durch die Bewetterung.
Der weitere Ausbau des umfangreichen Systems erfolgte unter strenger
Geheimhaltung und wurde durch die SS strengstens kontrolliert.
Unter anderen Sicherheitsmaßnahmen, die unter Abwehrfragen geregelt waren,
konnte nur eingestellt werden, wer vor seiner Einstellung durch die zuständige
Staatspolizei überprüft worden war. Politische Bedenklichkeit reichte aus, um
Ablehnungen zu begründen. Politische Bedenklichkeit war gegeben, wenn jemand
politisch inaktiv war. Im Oktober 1938 wurden zusätzliche Abbrucharbeiten in der
Stollenanlage notwendig. Diese sollten im Fahrstollen "6" am 15. Dezember 1938
beendet werden. Des Weiteren erfolgte die Bewetterung der alten Anlage ab 16.
Dezember durch Ventilatoren der Wifo.
Die wifoeigene Stromversorgung der alten Anlage hat wegen der gewünschten
Zurverfügungstellung ihres Trafos auf der Försterwiese bereits am 1. Oktober des
Jahres 1938 eingesetzt.
Baustellen – Einrichtung Wifo Projekt
18
Ventilatoren einschl. 8 Luftenventilatoren, 5
Bagger
(Dieselraupenbagger)
7
Diesellokomotiven, 7 Dampflokomotiven,
180
Kastenwagen, 2,5 cbm, 750 mm Spur, 120 Muldenkippwagen 2,-- cbm,
750 mm Spur, 9,5 km Gleis einschließlich Weichen, 200m
Pressluftleitung ∅ 250 mm
2800 m Pressluftleitung ∅ 150 mm, 1400m Pressluftleitung ∅ 100 mm
2200 m Pressluftleitung ∅ 80 mm, 1500 m Pressluftleitung ∅ 50 mm
23000 Stück Schwellen, 180 Stück Pressluftschläuche, 125 Stück
Pressluftbohrhämmer
24000 qm Rauspund, 400 cbm Kanthölzer 10 x 12 cm
825
cbm Gerüstbohlen, 6650 Stück Gerüststangen, 1000 m Luttenrohre ∅ 600
mm
750
Stück Grubenkarbidlampen, Diverses Kleinmaterial.
Es erfolgten im Dezember 1938 laufend Sprengstoffabgaben an die Beton- und
Monierbau AG zum Zwecke des zusätzlichen Ausbruchs der Portale "a" und "b".
Bereits im November 1938 wurde im Auftrag seitens der Gutachter Herr Prof. Schriel
und Herr Bergrat Martini begutachtet und als Ergebnis ausgewiesen, dass gegen die
Wahl eines kreisrunden Profils keine Bedenken bestehen.
Im Schreiben vom 26.11.38 der Wifo an das Gipswerk Niedersachswerfen wurde
darauf aufbauend weitergehend mitgeteilt, dass die maßgeblichen Stellen der
Zentrale in Berlin aufgrund dieser Gutachten den lichten Durchmesser der
einzubauenden Behälter auf 9,00 m festlegen, was einem zu erstellenden
Kammerausbruch von 10,50 m lichten Durchmesser entspricht.
Der Leiter der Wifo in Niedersachswerfen Neu entwickelte daraufhin eine neue
WIFO – Variante zur Flüssigkeitslagerung mit Darstellung des Kammerprofiles M am
31.12.38. Die Firste für Kammern und Fabrikstollen wurden in gleicher Höhe geplant.
Äußerste Kammerbreite
Äußerste Kammerhöhe
= 10,50 m
= 9,80 m
Die Sohlen der Fahrstollen „A“ und „B“ sind in dieser Variante auf Höhe +210,6m,
und die Kammersohle auf Höhe + 207,8m. In der Erweiterungsanlage
Kammerlängsschnitt v. Sept. 1938 war die Anordnung der Kammern zwischen
Fahrstollen „A“ und „B“ ersichtlich.
Zwischen beiden Kammern wurden technologische Einrichtungen geplant:
-
Einsteigeöffnungen
Pumpenschacht
Rohrleitungskanal
Bedienungsgang
Kabelkanal.
Vorgesehen war der Einbau von Stahlbehältern in den Kammern mit einem
Durchmesser 9m und einer Gesamtlänge von 68,75 m, sowie mit einem Gefälle von
1:100 in Richtung des Pumpenschachtes. Die Stahlbehälter sollten mit einem
Ummantelungsbeton versehen werden. In einer Kammer/ Behältern sollten ca. 4.370
m3 bzw. 4.370.000 l Flüssigkeit eingelagert werden können.
Die Ergebnisse des Januar 1939 brachten eine Verschärfung der Situation mit sich.
Dr. Guilleaume vom Gipswerk Niedersachswerfen sah sich Forderungen nach
verkürzten Bauzeiten ausgesetzt, die die Leitung des Gipswerkes aber zunächst
ablehnten, schließlich wollte man ja im Grunde einen regelmäßigen geordneten Bau
durchziehen und das gewonnene Material passenderweise direkt der
Weiterverarbeitung zuführen. Aber über die Wifo wurde allergrößter Wert darauf
gelegt, die Räume des weiteren Ausbaues der Stollenanlage bereits innerhalb der
nächsten 2 Jahre zu gewährleisten und hierbei die Gewinnung der vom
Ammoniakwerk Merseburg benötigten Anhydritmengen sicherzustellen.
Das führte in der Konsequenz dazu, dass ab Januar 1939 eine Arbeitszeitstraffung
durchgeführt wurde. Es wurden 10 h-Schichten (2 Schichtsystem) eingeführt.
Dies war nach damaligen Erwägungen notwendig, weil einerseits seitens des
Auftraggebers für die Stollenanlage eine Verkürzung der Bauzeit auf höchstens 2
Jahre vorgeschrieben war, und weil zweitens nach Angabe des Arbeitsamtes eine
entsprechende Vermehrung der Gesellschaft z. Zeit nicht möglich war.
Das Ammoniakwerk wurde erheblich unter Druck gesetzt, die Spannung zwischen
Wifo und Ammoniakwerk erhielt neue Nahrung
So suchte auch die IG Farbenindustrie AG nach weiteren Möglichkeiten für den
Ausbau der Geschäftsaktivitäten. Am Kohnstein wurden in als Geheim klassifizierten
Großversuchen neuartige Sprengstoffe ausprobiert. Bereits im September 1936
fanden am Kohnstein schon einmal Schießversuche der Wehrmacht statt. Dabei
wurde versucht, Detonations- und Schallwellen zusammenzufassen und auf einen
Punkt zu lenken. Dadurch sollte eine zerstörende Wirkung hervorgerufen werden.
Diese Versuche verliefen offenbar ergebnislos. Nunmehr wurden Großversuche mit
den neuartigen, flüssigen Sprengstoffen Nisalit und Disalit im Tagebau des
Gipswerkes Niedersachswerfen durchgeführt.
Der Einsatz sollte Abbau und Stollentrieb effektiveren.
Diese Sprengstoffe sind an Ort und Stelle, je nach Bedarf, durch Zusammenmischen
der Komponenten ohne fließendes Kühlwasser in einem Aluminiumbehälter
hergestellt worden. Die meisten Versuche wurden mit Nisalit vorgenommen. 200 g
Nisalit wurden an einer Eisenbahnschiene elektrisch zur Zündung gebracht. Die
Eisenbahnschiene wurde in mehrere Teile zersprengt. Im Tagebau wurden größere
Knäpper (Anhydritbrocken – der Autor)
mit Erfolg auf diese Weise ohne
Umherfliegen des Gesteins gesprengt. Ein Stein als ein solcher Knäpper von 1,5 m³
wurde mit 200 g Disalit durch bloßes Auflegen genügend zertrümmert. Die Versuche
an der Wand zeigten ebenfalls gute Ergebnisse, 3 kg Nisalit wurden in ein Bohrloch
von 40 mm Weite und ca. 3 m Tiefe eingegossen und ohne Verdämmung abgetan.
Die Wirkung war offenbar ausgezeichnet und übertraf die Erwartungen. Sie
entsprach der Wirkung mit 5 Bohrlöchern mit je 2,5 kg Donarit I. Im Stollen
gestalteten sich die Versuche schwieriger.
Durch Eintreiben von schräg abwärts geneigten Bohrlöchern erreichte man trotzdem
mit diesem Sprengstoff eine sehr gute Wirkung. Vom 21.09.38 bis 31.10.38 wurde
ein Großversuch an der Anhydritwand mit dem Ziel, etwa 50 000 t Anhydrit
herauszuschießen und zu zerkleinern, durchgeführt. In geheimen Bericht über den
Versuch konnte festgehalten werden, dass da das direkte Eingießen des Nisalits
infolge der Risse im Gestein nicht immer durchzuführen war, in die Bohrlöcher 2,8 m
lange und 28 mm starke Blechrohre eingelassen worden waren und mit Sprengstoff
gefüllt wurden; ca. 1,8 Liter Nisalit wurden pro Rohr gebraucht. Während das direkte
Eingießen in die Bohrlöcher mit einer Vorgabe von 4 - 5 m und einem seitlichen
Abstand von 2 - 2,5 m erfolgte, erwies sich bei der Verwendung von Blechrohren
eine Vorgabe von 2,5 - 3 m und ein seitlicher Abstand von 1,5 m als vorteilhafter.
Hierfür fiel das Gestein gut zerkleinert an ohne wesentliches Fortschleudern der
Gesteinsbrocken. Die Beständigkeit des Nisalits war völlig ausreichend, eine
Sprengung mit 18 Bohrlöchern 24 Stunden lang starken Regengüssen ausgesetzt,
die Sprengung konnte trotzdem mit gutem Erfolg durchgeführt werden.
Als Zünder wurden welche mit MP-Isolierung angewandt, die in die Flüssigkeit
eingetaucht wurden und zur Zündung kamen. Diese Versuche wurden von gewissen
Andussow, Braun, Holtermann, Leinweber und Grimmel durchgeführt. Die
Wirtschaftlichkeit wies aus, dass nach der neuen Abbauweise die Kosten nur noch
40 % der alten Abbauweise betrugen. Gemäß Verfügung des damaligen
Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe vom 28. Juni 1938,
musste diese Angelegenheit streng geheim gehalten werden. In einem Schreiben
vom November 1938 der IG Ludwigshafen wird mitgeteilt, dass ein Antrag bei der
"Chemisch-technischen Reichsanstalt" auf die Eignung des Sprengstoffes für
militärische Zwecke gestellt wurde. Nach wie vor musste der Kreis der Eingeweihten
äußerst beschränkt bleiben.
Ende Januar/Anfang Februar 1939 kam es zu Überschneidungen.
Das Ammoniakwerk hatte in seinem Angebot zu Grunde gelegt, dass der Bau der
Anlage dem Verbrauch an Anhydrit angepasst werde.
Seitens der Wifo war dies ursprünglich auch zugestanden worden.
Allerdings wurde Niedersachswerfen jetzt erheblich unter Druck gesetzt.
Die Termine sollten um die Hälfte gekürzt werden, das Ammoniakwerk musste
zusätzliche Nebenkosten geltend machen. Die Auseinandersetzungen zwischen Wifo
und Ammoniakwerk spitzten sich erneut zu. Um den weiteren Ausbau nicht zu
gefährden, fand in Berlin eine geheime Beratung unter Federführung der Wifo statt.
Hier wurden verschiedene Dinge geregelt, die ein zukünftiges Aufeinanderprallen
von Wifo und Ammoniakwerk verhindern sollten. Nunmehr wurden die gegenseitigen
Einflussgebiete derartig darauf begrenzt und auch bei dem neuen Vertrag sollte
sichergestellt sein, dass die Möglichkeiten für die Berührungen und Reibungen so
weitgehend vermindert sind, dass sich bei gutem Willen eine Durchführung des neu
erteilten Auftrages ermöglichen ließe.
Die Wifo begründete die erneute Auftragserteilung dahingehend, dass insbesondere
Wehling mit der Arbeit des Ammoniakwerkes in jeder Weise zufrieden sei.
Ab Mai 1939 wurden neue Verträge zum Vorhaben gemacht.
Der Vertragsentwurf lag bereits im Mai 1939 vor. Durch die Erweiterungsanlage
ergab sich ein voraussichtlicher Rauminhalt von rund 670 000 cbm. Das
Ammoniakwerk verpflichtete sich, unter Einhaltung gewisser Prämissen
(Maschinenlieferungen etc.), die Erweiterungsanlage bis spätestens 1. Oktober 1941
in dem vereinbarten Zustand zu übergeben. Diese endgültige Vertragsfassung
beinhaltete auch einen neuen Einheitspreis der Ausbruchmasse (5,48 RM je m³).
Gleichzeitig wurde vereinbart, dass die Wifo willens war und beabsichtigte, den vom
Ammoniakwerk gepachteten Teil des Kohnsteins, in welchem die Stollenanlage
hineinschneidet, einschließlich eines Schutzstreifens von 50 m Breite zu erwerben.
Der Durchbruch der Stollenanlage nach Salza hin gehörte nicht zum Vertrag.
Nach Beginn des Krieges traten einige, offenbar vorher abgestimmte
Rechtsänderungen in Kraft, die den Druck auf die in den Stollen tätigen Arbeiter
erhöhten.
Am 11. Nov. 1939 verstarb nach einer Operation der Vater der Stollen im Kohnstein
bei Niedersachswerfen und Führer des Betriebes Gipswerk Niedersachswerfen, Herr
Dr. Ing. Max Guilleaume. Sein Nachfolger in der Führung der Geschäfte im Gipswerk
wurde der 48jährige Dipl.-Ing. Erwin Frohne.
Bereits im August des Jahres 1940 verstarb der Betriebsführer Dipl.-Ing. Erwin
Frohne und der seit 1917 im Betrieb tätige Herr Grimmel wurde als Betriebsführer
eingesetzt. In dieser Zeit wurde in der Stollenanlage mit Hochdruck gearbeitet. Im
wesentlichen war man mit dem Rohausbruch Anfang des Jahres 1941 fertig. Jedoch
nahmen Profilierungs- und Erweiterungsarbeiten einen recht erheblichen Umfang an.
Ende 1940 kamen zur Unterstützung 16 italienische Arbeitskräfte im Ammoniakwerk
zum Einsatz.
Ein Jahr danach soll die Zahl 46 betragen haben. Sie stammten offenbar aus dem
Gemeinschaftslager. In der alten Anlage Sachsenberg (Ka 1 - 17) wurden große
Mengen Benzinfässer eingelagert. Damit wurde sie ihrer eigentlichen Bestimmung
zunächst gerecht.
Wie Augenzeugen berichteten, habe man unter ständiger Kontrolle tagelang diese
Fässer
gezählt.
Die
Arbeiten
fanden
generell
unter
strengen
Sicherheitsvorkehrungen statt.
Die Sicherungsmaßnahmen der SS verstärkten sich von Jahr zu Jahr; die
Arbeitskollegen besaßen keine Genehmigung, sich außerhalb ihres Arbeitsbereiches
aufzuhalten; sie wurden ständig durch Schulungen und Belehrungen darauf
aufmerksam gemacht.
Zur Entwicklung der Rechtslage am Kohnstein
Nachruf der Kohnsteininteressenten zu Nordhausen / Salza
(im Text steht KI = Kohnsteininteressenten)
Einführung
Die
Kohnsteininteressenten
von
Nordhausen
(Salza),
eigentlich
die
Interessentengemeinschaft
Kohnstein,
die
sich
selbst
auch
als
Separationsinteressenten (wohl wörtlich aus den Separationsrezessen her
abgeleitet) oder auch als Altnachbarberechtigte bezeichnet haben bzw. bezeichnet
worden sind, sind heute als entrechtet anzusehen. Rezesse sind Niederschriften von
mündlichen Vergleichen und Verhandlungen.
Rezeß
In der Separationssache von Salza
Gthl. Littr. S. No. 440
Merseburg, den 20. Oktober 1873
§8
Gemeinschaft – Verhältnisse nach der Separation
1.
Am Gemeindewald stehen wir bereits im § 5 erwähnt ist, der Corporation altnachbarBerechtigten Besitzer das Eigentum und zugleich ein Teil der Nutzungsrechte, den
Besitzern von nachbarberechtigten Häusern einschl. des Domänen-Vorwerks der
Pfarre und Schule in ihrer Eigenschaft als Gemeindeglieder zu Salza, aber der andere
Teil der Nutzungsrechte zu ...
Hinsichtlich der Holznutzung wurden für die Zukunft Regelungen aufgenommen ...
Die Bestimmungen sind durch Verhandlung vom 11. Juni 1873 dahin abgeändert, dass
der Gemeindewald, der Kohnstein – Gemeindeglieder Vermögen im Sinne der ... vom
6. Juli 1847 ist an welchem nebenstehend genannten altnachbarberechtigten Häuser,
das Domänen-Vorwerks, die Pfarre und Schule in ihrer Eigenschaft als
Gemeindeglieder ¾ der Holznutzung, sowie alle etwaigen Nutzungen zusteht,
während die politische Gemeinde ¼ der Holznutzung hat ...
In Krimderode wurde am 14. Januar 1874 verhandelt
Als Ergebnis des Vergleichs wurde einem Zimmermeister die Berechtigung erteilt, in
bestimmten Umfang Steine zu brechen.
Für unteranderem mehr zum Verlaut, besonders gebrochene Steine zahlt er in die Kasse der
altnachbarberechtigten Besitzer eine Abgabe von 7 ½ Silbergroschen pro Schachtrate resp.
4,4519 cbm ...
Obige Abgabe steht laut Rezeß den altnachbarberechtigten Besitzern von Salza zu, und wird
durch den Ortsvorstand unter Zuziehung der Deputierten der altnachbarberechtigten Besitzer
nach Verhältnis ihrer Anteile an den Nutzungen des Kohnsteins verteilt ...
Nach dem Rezeß von 1872 steht dem Landrat ggf. nur eine Oberaufsicht zu.
Abschrift Rezeß von 1873
Durch solche Rezesse wurden im 19. Jahrhundert die bis dahin teilweise nur
gewohnheitsrechtlich bestehenden Eigentums- und Nutzungsrechte an Wäldern
geklärt und schriftlich festgehalten. Diese Interessenschaft hat jedoch in unserer
regionalen Geschichte eine nicht unbedeutende Rolle im Geschehen um das
Kohnsteinbergmassiv und den diversen Projekten gespielt, was aber mithin bisher
weitgehend von der Geschichtsschreibung nach Ansicht des Autors zu Unrecht
vernachlässigt worden ist.
Als Nachruf auf die einst mächtige Interessenschaft aus Nordhausen wurde daher im
Gutachtenstil unter dem besonderen Gesichtspunkt der rechtlich- historischen
Betrachtung dieses Kapitel aufgenommen.
Die Kohnstein-Interessentengemeinschaft behauptete immer, ihr stünden das
Eigentum am Kohnsteinwald und Nutzungsrechte, insbesondere die Abbaurechte am
Anhydritvorkommen zu.
Wirtschaftskarte des Kohnsteinswaldes
Die Steinbruchgrenzen sind heute aufgrund des massiven Abbaus zu DDR-Zeiten stark nach West
verschoben. Insbesondere im eingekreisten Gelände sollten den Kohnsteininteressenten die geltend
gemachten und über Jahre abgegoltenen Rechte zu stehen.
Kopie der Karte: Privatarchiv des Autors
Wegen dieser Rechte sollten einst erfolgte Zahlungen für den Abbau des
Anhydritvorkommens, die sogenannte Bruchzinsabgabe, nach Ende der DDR wieder
aufgenommen werden. Die Kohnsteininteressenten seien zu Unrecht enteignet
worden. Solche Zahlungen wurden in der Tat insbesondere von den Leuna-Werken,
AMW Ammoniakwerk Merseburg mit seinem Gipswerk Niedersachswerfen der
BASF, später der IG Farben über Jahrzehnte geleistet. Und auch die Wifo und die
Mittelwerk GmbH waren bis 1945 mit Fragen zu Nutzungs- und Eigentumsrechten
befasst.
Zur Vorgeschichte der Kohnsteinrechte
Nachfolgend soll abrißhaft die Historie der fraglichen Rechte betrachtet werden.
Nach bekannten Veröffentlichungen sind bereits im späteren Mittelalter – 11. bis 14.
Jahrhundert, aus den Höfen der Grundherren und durch das Lehnsystem, in unserer
Gegend viele Burgen entstanden. Die Grafen zu Hohnstein, ein in Ihrer Hochzeit im
Mittelalter mächtiges und einflussreiches Grafengeschlecht, übten über unser Gebiet
die Herrschaft aus. Zu ihrer mächtigen Burg bei Neustadt ließen sie 1360 im
Kohnstein auf der südöstlichen Seite – etwa 1,7 km von Salza entfernt – auf einer
vorspringenden Bergnase eine Herrenburg bauen, mit der sie die Handelsstraße von
Nordhausen über Ellrich nach Hannover, die unter dem Kohnstein entlang ging,
verwalteten. Nach einem Krieg mit der Reichsstadt Nordhausen wurde diese Burg
1366 zerstört. Bereits im Mittelalter hatte die königliche Domäne in Salza Teile des
Kohnsteins zu verwalten und in Nutzung. 1368 wurde der Kohnstein mehrfach unter
dem Namen Kaynstein und 1370 dann Kansteyn erwähnt. Die Jagd(-rechte) und das
Forstwesen standen im südlichen Teil des Kohnsteines den Grafen von Hohnstein
zu, die ihn als Teil der alten Grafschaft bis 1683 von Bleicherode aus verwaltet haben
sollen; später waren Ellrich und Neustadt/Ilfeld Osterode Sitz der Verwaltung. Als
1692 ein Teil der längst nicht mehr so mächtigen Grafschaft zum Kurfürstentum
Hannover kam, verlief die Grenze von Nordhausen kommend, am Schurzfell vorbei,
auf der Kastanienallee bis zur Schnabelmühle, auf der alten Handelsstraße (jetzige
Leipziger Straße) am Kohnstein entlang, bis zum Zorgewehr, hinter dem
„Maisoldschen Grundstück“, Mitte Zorge bis zum Bau 24 des Leuna-Werkes, durch
das Steinbruchbüro, ein Stück am ehemaligen Fuße des Kohnsteins entlang, in
Richtung kalte Wieda, dann nach Norden zum Himmelsberg. Von dort aus zog sich
die Grenze über Cleysingen zwischen Werna und Ellrich nordwestlich bis über Bad
Sachsa hinaus. Diese Grenze, die später die Provinzgrenze zwischen Hannover und
Thüringen bildete, war immer auch eine Frage bei den vertraglichen Gestaltungen
beispielsweise beim Aufbau des Gipswerkes Niedersachswerfen des AMW
Ammoniakwerk Merseburg der BASF, die insbesondere zu Klärungsbedarf mit der
Regierung von Hannover und Thüringen geführt hat. 1807 verschoben sich die
Ländergrenzen noch einmal, als unsere Gegend zum Königreich Westfalen unter
Napoleon kam und das Harzdepartement in Distrikte und neun Kantone eingeteilt
wurde. 1815 gehörte Niedersachswerfen zum Königreich Hannover und ab 1866 zu
Preußen. Tuff-, Dolomit- und Kalksteine vom Kohnstein wurden schon von Alters her
als Baumaterial in dieser Gegend verwendet. Zeugen der Verwendbarkeit des
Kalksteines als Baumaterial finden wir in der gesamten näheren Umgebung. So
wurden zum Beispiel die Frauenkirche in Ellrich im Jahre 900 gebaut, der
Nordhäuser Dom, die ehemalige Peters- und Frauenbergkirche und andere Gebäude
des frühen Mittelalters sind und waren Zeugen der Verwendung des Kalksteins als
Baumaterial. Hirschfeld wies in „Gesteinsvorkommen Deutschlands“ – 1910 darauf
hin, dass beim Bau der alten Stadtmauer in Nordhausen im Jahre 1400 die
Kalksteine vom Kohnsteinbruch aus Sachswerfen verwendet wurden. Erwähnt wird
weitergehend auch, dass es bereits im Jahre 1368 unter dem Kohnstein mehrere
Kalkröstereien gab. Aus Rezeßunterlagen der „Altnachbarberechtigten“ von Salza
geht hervor, dass dem Kalkhüttenbesitzer, Scharfe, Robert – Hof unter dem
Kohnstein – das Recht zustand, auf einem bestimmten Teil der Morgenseite des
Kohnsteins Steine zum Betrieb seiner Kalkhütte zu brechen. Die Gemeindemitglieder
von Salza hatten ebenfalls das Recht, für den eigenen Bedarf, aber nicht zum
Verkauf, Steine zu brechen. Im Jahre 1880 wurde dem Besitzer der Schnabelsmühle
Grohse gegen 100,-- Mark Pacht an der Südseite des Kohnsteines die
Abbruchgenehmigung erteilt. Eine weitere Genehmigung wurde 1885 der Besitzerin
der Kalkhütte unter dem Kohnstein der Aktiengesellschaft „Schaft“, Tapetenfabrik
Nordhausen, auf der Morgen- und Mittagseite des Kohnsteins 1885 von den
Altnachbarberechtigten erteilt.
Der Kohnstein-Wald hat also in früherer Zeit im Eigentum der Grafen von Hohnstein,
dann der Fürsten von Brandenburg und Könige von Preußen gestanden. Diese
Herren räumten den „ursprünglichen Einwohnern“ von Salza wegen der Armut der
Gemeinde die Viehweide und Mast im Walde ein sowie die Entnahme von Reisig
(Unterholz), mithin also nach heutigem Verständnis Nutzungsrechte der
verschiedensten Art und Gestalt. Diese Bewilligungen waren zunächst widerruflichen
Charakters, so nachweislich noch Ende des 16. Jahrhunderts, wurden dann aber zu
Rechten, welche nicht ohne weiteres abänderbar, also unwiderruflich wurden.
1799 besaßen die Berechtigten in dem größten Teil des Kohnstein-Waldes das
Recht der Weide, Mast und des Unterholzes, wogegen dem Königlichen Fiskus der
„Oberbaum“ zustand. Aus forstwirtschaftlichen und sonstigen Gründen wurde auf
Vorschlag des Forstfiskus in einem Vergleich (Rezeß vom 2.4./4.5.1802) ein
Austausch von Rechten vorgenommen: Die Berechtigten erhielten etwas mehr als
ein Drittel der Waldfläche, auf der sie bisher unterholzberechtigt gewesen waren, zu
vollem Eigentum; dafür verzichteten sie auf alle bisherigen Rechte in dem übrigen
Waldteil zugunsten des Fiskus.
Aus dem Wortlaut des Rezesses vom 2.April/4.Mai 1802 sowie dem Protokoll über
die vorausgegangene Verhandlung vom 19. Januar 1799 ergibt sich: Die „Gemeinde“
Salza hat bisher 700 Morgen 141 Quadratruten Unterholz im Forstrevier am
Kohnstein in Besitz gehabt, der zugehörige „Oberbaum“ gehörte jedoch dem
Königlichen Fiskus. Um die mit dieser Übereinanderlagerung der Eigentumsrechte
„verbundenen Unbequemlichkeiten zu heben“, erhält die Gemeinde von der
genannten Waldfläche 194 Morgen 68 Ruten zu vollem Eigentum mit Ober- und
Unterholz bei gleichzeitigem Verzicht auf die Unterholzberechtigung in der restlichen
Fläche und außerdem von einer anderen bisher dem Fiskus ganz gehörigen
Waldfläche 54 Morgen 171 Quadratruten zu vollem Eigentum, so dass die Gemeinde
künftig insgesamt 249 Morgen 59 Quadratruten Wald besaß. Somit ergibt sich, dass
offenbar nur ein Umtausch von Rechten zum Zweck einer reinlicheren Abgrenzung
der beiderseitigen Befugnisse stattgefunden hat.
Am 27. Mai 1853 ist von dem Königlichen Preußischen Revisionskollegium für
Landeskultursachen in Berlin in einer Streitsache der „Urgemeinde“ zu Salza wider
den Ortsschulzen wegen unbefugter Anlegung eines Kalksteinbruches gefällt
worden.
Bei der Grundstücksumlegung (Separation) der Gemeinde im Jahre 1874 wurde der
Kohnsteinwald zum Gemeindegliedervermögen erklärt. Die Berechtigten waren damit
jedoch nur einverstanden, weil man sie überzeugt hatte, dass unter dieser
Rechtsform der Zersplitterung und Veräußerung des Waldes nach auswärts am
besten vorgebeugt werden könne. In einer vorhergehenden SeparationsVerhandlung war der Wald zum Eigentum der Berechtigten erklärt worden, und
wieder vorher (1856?) hatten sich die Berechtigten zur freiwilligen Hergabe von 1/4
des Holzertrags an die notleidende Gemeindekasse bewegen lassen.
Im Beschluss des Kreisausschusses des Landkreises Nordhausen vom 13. Nov.
1886 ist darauf hingewiesen, dass das Nutzungsrecht der Altnachbarberechtigten am
Kohnsteinwald als für alle Zeiten gewährleistetes, klagbares Privatrecht zu gelten
habe, da es, wie der Separationsrezeß von 1874 erkennen lässt, damals den
Berechtigten gegen Verzichtleistung auf ¼ der Holznutzung zugunsten der
politischen Gemeinde zuerkannt worden sei. Ursprünglich war im Rezeß die
„Korporation der altnachbarberechtigten Besitzer“ als Eigentümerin und
Nutzungsberechtigte eingesetzt, bis dann in einer nachträglichen Verhandlung vom
11. Juni 1873 das Eigentum am Wald und ¼ der Holznutzung der politischen
Gemeinde,
¾ der Holznutzung und
alle
übrigen
Nutzungen
den
Altnachbarberechtigten zugestanden wurden. Dass die ursprüngliche Regelung
abgeändert wurde, hatte jedoch ganz offensichtlich seinen Grund in dem
Bewusstsein, dass die Rechtslage nicht eindeutig klar war, dass der politischen
Gemeinde irgendwie ein Anrecht am Wald noch zukam und dass man sie nicht ganz
leer ausgehen lassen konnte, wenn es auf eine einwandfreie rechtliche Fixierung
abgesehen war. Ein ähnliches Vorgehen ist bei der sogenannten
„Auseinandersetzung“ zwischen Altgemeinden und politischen Gemeinden im 19.
Jahrhundert häufig zu beobachten.
Entwicklung und
Berücksichtigung
Rechtsverhältnisse
des
Gipswerkes
1890 – 1937 unter besonderer
Niedersachswerfen
des
AMW
Ammoniakwerk Merseburg der COMPANIE
Im Mai 1890 wurde der erste hier relevante und die Sache weitergehend betreffende
Vereinbarungskomplex zwischen den Kohnsteininteressenten und der AG für
Monierbau (vorm. G.A. Wayss + Co.) in Form eines Pachtvertrages v. 3. Mai 1890
sowie eines Nachtrages vom 22. Mai 1890 abgeschlossen.
Demnach stand der Pächterin die Nutzung des gesamten Gemeindewaldes in dem
durch den Separationsrezeß von Salza festgestellten Umfange, soweit diese
Nutzung, die sich auf Brechen und Verwertung von Steinen aller Art sowohl in den
schon vorhandenen als in neu anzulegenden Steinbrüchen bezieht, jedoch
unbeschadet und vorbehaltlich der nach dem Separationsrezeß den Interessenten
und anderen Personen zustehenden Recht und Befugnisse zum Steinbrechen und
der Waldgemeinde dafür zu zahlende Abgaben zu. Gleichzeitig wurde der Pächterin
das Recht zur Unterverpachtung bei Einhaltung des Status quo der Vereinbarungen /
Verträge eingeräumt sowie weitere gestalterische Vereinbarungen aufgenommen.
Anlage zu einem Vertragsstück von 1873
Vertraglich wurde eine Laufzeit bis 1920 vereinbart und Caution hinterlegt.
Seit 1892 verpachtete Monierbau an Süßmilch.
Im Oktober 1913 macht die AG Monierbau vom Recht der Unterverpachtung
Gebrauch und schließt einen diesbezüglichen Vertrag mit der Firma Süßmilch
GmbH. Im Rahmen dieses Vertrages wird der Fa. Süßmilch ein Verkaufsrecht für
sämtliche Liegenschaften und Einrichtungen der AG Monierbau eingeräumt.
Im Februar des Jahres 1914 wiederum schließt die Firma Süßmilch GmbH mit der
Firma Otte (Gipswerkbesitzer) einen Pachtvertrag ab, in dem Fa. Süßmilch als
Pächterin an Karl Otte den 250 m oberhalb und 250 m unterhalb gelegenen Teil
dieses Bruches zwecks Gewinnung von Steinen für den Betrieb der Gipsfabrik
dieselben überlässt.
Fa. Karl Otte schließt in den folgenden Jahren im November 1916, Februar 1917,
Juni 1917, Juli 1917 sowie August 1917 einen zweiten, aus mehreren Verträgen
bestehenden Vereinbarungskomplex mit den KI ab. Die Nutzung des gesamten KIwaldes, ausgenommen des Steinbruchs der Monierbau (AG) für die Zeit 01.05.20 –
30.04.35 wird im November 1916 vereinbart (mit Verlängerungsklausel für 20 Jahre).
Die Verträge vom Februar 1917 gestalten das Recht der Fa. Karl Otte als
Unterpächter der Fa. Süßmilch resp. AG Monierbau für 1920 weiterzupachten.
Im Juni 1917 schließlich wird vertraglich für die Zeit vom 1.5.20 – 30.4.35
unbeschränkte Mengen an Gestein bei gleichzeitiger Pachtneuregelung zu
entnehmen festgeschrieben (Juni / Juli 1917).
Mit Firma Karl Otte schlossen die Kohnstein –Interessenten unter dem 29.Juni 1917,
nach 8 Uhr abends einen Nachtragsvertrag, der vorsah, dass das Mindestpachtgeld
von 5000 Mark auf 15 000 Mark erhöht und der Pachtzins für Rohgips aller Art Mark
0,50 pro 10 000 kg, für Lenzin, Düngegips, gekochte und gebrannte Gipse Mark 1,50
pro 10 000 kg. Weiterhin wird zwischen der Fa. Otte und der AG Monierbau im Juli
1917 ein Vertrag über die Verpachtung (Pachtvertrag) über denjenigen Teil der
Gipsnutzung, welcher südöstlich einer Linie gelegen ist, die 200 m nordwestlich der
jetzigen Drahtseilbahn parallel mit dieser verläuft ( da Fa. Otte ab 1920 die Nutzung
des gesamten KI-waldes s. o. Vertrag vom November 1916 vertraglich gesichert
hatte), geschlossen.
Am 30. Juli 1917 wurde beim Königlichen Notar Dr. Usbek in Nordhausen eine
Verpflichtungserklärung beurkundet, wonach die Kohnstein - Interessenten zu Salza
alljährlich 20 % der Pachtgeldsumme der an Fa. Karl Otte verpachteten Flächen der
politischen Gemeinde als Entschädigung für eine Abtretung an die COMPANIEmit
der Berechtigung zur Förderung unbeschränkter Mengen Gips- und Anhydritsteine zu
übertragen. Neben weiteren Bestimmungen wurde vereinbart, dass alle zu
errichtenden gewerblichen Anlagen auf dem Gebiet der Gemeinde Salza zu errichten
waren.
Im August 1917 folgt ein Vertrag, der der Fa. Otte das Recht einräumt, die Rechte
aus den Verträgen
- Februar 1914
- November 1916
- Februar 1917
durch Abtretung oder Pacht auf die COMPANIEzu übertragen. Gleichzeitig wird der
COMPANIEdas Recht zur Unterverpachtung eingeräumt.
Trotz des Vertragsabschlusses zwischen Otte und der COMPANIEblieb Süßmilch als
Unterpächterin der Monierbau bis 1920 Hauptpächterin der KI.
Aufgrund des Vertrages zwischen Otte und der COMPANIEbzw. Süßmilch wurde
jedoch der Vertrag von 1890 mit Süßmilch 1920 nicht erneuert. Somit war spätestens
ab 1920 die COMPANIEHauptpächterin der KI.
Ab 1934 kann von einer 3. Pachtperiode gesprochen werden.
Im März 1934 wird der Pachtvertragskomplex November 16 / Februar 17 / Juni 17
um 20 Jahre, vom 1.5.1935 – 30.4.1955 verlängert.
Im Dezember 34 wird vereinbart, dass ab Juni 35 für das auf Höhe 210 liegende und
in Anspruch genommene Gelände ein Betrag von RM 20,-- je Morgen und Jahr
gezahlt wurde.
Dieser Betrag sollte eine Entschädigung dafür sein, dass die nach § 4 des Vertrages
vom 29.6.1917 vorgesehene Wiederaufforstung des Kohnsteins nicht, wie seitens
der KI erwartet, noch während der Vertragsdauer erfolgen kann. Weitergehend stellte
die Summe eine Entschädigung für etwaige sonstige Beeinträchtigungen, z. B.
solche der Jagdnutzung dar.
Gleichzeitig wurde der KI bestätigt, dass bei Beendigung des Vertrages das
abgebaute Gebiet mit Hilfe des an der Försterwiese und sonstwie liegenden
Abraums (Mutterboden und heben) wieder aufgeforstet wird.
Zur Verdeutlichung wurde ff. Übersichtsblatt erstellt:
Übersichtsblatt
Betr.: Verträge mit den Kohnsteininteressenten
I.
Pachtperiode ( vom 01.05.1890 bis 30.04.1920 )
( Hauptpächter: Monierbau, Unterpächter: Süßmilch, Otte, B.A. )
vom 03.05.1890 zwischen Kohnsteininteressenten und Monier
Monier Hauptpächter v. 01.05.1890 – 30.04.1920
vom 03.10.1913 zwischen Monier und Süßmilch
(seit 1892) Süßmilch Unterpächter von Monier v. 01.01.1915 – 31.12.1919
Süßmilch muss mit Monier noch einen früheren Vertrag gehabt haben, denn § Abs. 2 des Vertrages vom
03.10.1913 besagt, dass der „jetzt bestehende Pachtvertrag am 31.12.1914“ endet.
vom 01.01. / 05.02.1914 zwischen Süßmilch und Otte
Otte Unterpächter von Süßmilch v. 01.01.1914 – 31.12.1919
Zusatz-Vertrag v. 01. / 02.08.1917 Otte Unterpächter von Süßmilch v. 01.01.20 – 30.04.20
B.A.S.F Unterpächter in der I. Pachtperiode vom 23.02.1917 zwischen Kohnsteininteressenten und Otte, Otte
erhält das Recht eingeräumt, als Unterpächter von Süßmilch bzw. Monier Teile dieser Unterpacht
weiterzuverpachten
vom 29.06.1917 zwischen Kohnsteininteressenten und Otte
Otte erhält das Recht, seine Rechte sowohl als Unterpächter von Süßmilch, als auch aus dem Hauptvertrag vom
16.11.1916 mit den Kohnsteininteressenten an die B.A.S.F. abzutreten
vom 27. / 28.07.1917 zwischen Otte und B.A.S.F.
Tritt die B.A.S.F. als Unterpächterin von Otte in den Vertrag vom 01.01 / 15.02.1914 zwischen Süßmilch und Otte
bzw. zu Vertrag vom 01. / 02.08.1917 zwischen Süßmilch und Otte
II. Pachtperiode ( ab 1. Mai 1920)
(Hauptpächter: Otte bzw. B.A.S.F., Unterpächter: Monier bzw. Süßmilch)
vom 27. / 28.07.1917 zwischen Otte und B.A.S.F.
B.A.S.F. tritt als Hauptpächter in den Vertrag vom 16.11.1916 zwischen Otte und Kohnsteininteressenten
für die Zeit vom 01.05.1920 bis 1925 eventl. 1955 unter Übernahme folgender Verpflichtungen vom 31.07.1917
zwischen Otte und Monier ( Monier hat das Recht der Weiterpackung an Süßmilch) Monier bzw. Süßmilch
Unterpächter von Otte bzw. B.A.S.F.
vom 01.05.1920 – 30.04.1935 desjenigen Teiles des Gipsbruches, welcher südöstl. eine Linie gelegen ist, die 200
m nordwestlich der Drahtseilbahn parallel mit dieser verläuft.
III.
Pachtperiode ( vom 01.05.1935 – 30.04.1955 )
23.03.1934
27.03.1934
21.12.1934
Verlängerung des Pachtvertrages vom 29.06.1917
aus 20 Jahre vom 01.05.1935 bis 30.04.1955
Ab 1. Juni 1935 wird für das von uns in Anspruch genommene
Gelände, soweit es auf Höhe + 210 liegt, ein Betrag von RM 20,-- je Morgen und
Jahr gezahlt. Der Betrag ist eine Entschädigung dafür, dass die nach § 4 des
Vertrages vom 29.06.1917 vorgesehene Wiederaufforstung des Kohnsteins nicht,
wie von den Kohnsteininteressenten erwartet, noch während der Vertragsdauer
erfolgen kann. Die Summe ist außerdem eine Entschädigung für etwaige sonstige
Beeinträchtigung, z. B. solche der Jagdnutzung. Gleichzeitig bestätigen wir Ihnen,
so heißt es in dem Vertrag weiter, dass wir auf Grund der Ziffer des Vertrages
vom 29.06.1917 bei Beendigung des Vertrages das abgebaute Gebiet mit Hilfe
des an der Försterwiese und sonst wie liegenden Abraumes (Mutterboden und
Lehm) wieder aufgeforstet werden.
Die COMPANIEtrat also in die Verträge unter Abgabe einer Garantieerklärung für die
bisherigen Pächter ein. Nach dieser Erklärung verpflichtete sich die
COMPANIEgemäß I Ziffer 8 des zwischen der Fa. Ernst Süßmilch GmbH Leipzig und
Herrn Karl Otte, Nied., unterm 1. / 2. August 1917 abgeschlossenen Vertrags als
Unterpächter des Herrn Otte, dass sie alle Bedingungen des vorerwähnten Vertrages
kennt und sich diesen Bedingungen so unterwirft, als wenn dieselben Firma
Süßmilch direkt übernommen hätte.
Am 16. Februar 1923 folgten gesonderte Abmachungen betreffs Zahlungen und
Zahlweisen. Darin wurden vom 1. Januar 23 bis 30. Juni 23 die Gipsgebühren in der
Weise fortgesetzt, dass mtl. für je 10000 kg der fünfte Teil des in dem betreffenden
Monat geltenden reinen Stundenlohnes eines vollbezahlten ungelernten
Betriebsarbeiters – ausschließlich aller sonstigen Zulagen vergütet wird.
Bspw. wurde im Juli 1923 eine Gipsförderabgabe gezahlt. Gleichzeitig wurde die
Geltungsdauer des Abkommens über die Gipsgebühren vom 8. April 23 – 31.
Dezember 23 verlängert. Im November 23 betrieben die KI eine Pachtanpassung
wegen Inflationsentwertung. Es wurde vorgeschlagen, dass die Badische Anilin- &
Soda-Fabriken Niedersachswerfen die Bruchpacht in Goldmark entrichten sollten und
zwar unter Verwendung der in der Verhandlung vom 29. Juni 1917 unter 1a
festgelegten 50 Pf. pro 10000 kg.
Unter Rücksichtnahme darauf wurde seitens der COMPANIEad 1 wöchentliche
Zahlung per Geldboten vorgeschlagen und ad 2 bezüglich der vorgeschlagenen
Neuregulierung der Bruchpacht auf das Abkommen vom April des Jahres verwiesen
(s. o.). Weitergehend bestanden die KI auf Zahlung der Steinbruchpacht ab Januar
1924 in Goldmark. Im Juli unterzeichnen die KI eine bezüglich eines Vertrages mit
dem Staatlichen Forst erstellte Verzichtserklärung mit ff. Wortlaut:
„Wir sind die Vertreter der Kohnsteininteressenten, der Eigentümer des
Interessentenwaldes zu Salza. An der Grenze des Salzaer Gemeindewaldes und der
Grenze des gegenüber gelegenen Staatlichen Forstes zieht sich im Gängertal ein
Weg entlang, an welchem dem Kohnsteininteressenten und dem Forstfiskus eine
gemeinschaftliches Benutzungsrecht zusteht. Wir verzichten hiermit namens der von
uns vertretenen Kohnsteininteressenten auf das denselben zustehende
vorbezeichnete Wegbenutzungsrecht zu Gunsten des Preuß. Forstfiskus und
beantragen, demselben eine einmalige Ausfertigung dieses Protokolls zu erteilen.“
Am 17. März 1924 richteten die Ammoniakwerke Merseburg GmbH in
Übereinstimmung mit der Leitung des Gipswerkes in Niedersachswerfen an die
Juristische Abteilung A der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik ein Schreiben.
Darin wird ausgeführt, dass aufgrund des Vertrages mit den Kohnsteininteressenten
vom 29. Juni 1917 Ziff. 1 die Abrechnung und Zahlung der geschuldeten Pachtzinsen
für jedes Kalendervierteljahr binnen eines Monats nach Schluss desselben
stattzufinden hat.
Es wurde damit gerechnet, dass es zu einem Prozess kommen würde. Gleichzeitig
wurde vorgeschlagen, dem seitens der KI vorgebrachten Verrechnungsmodus in
Goldmark näher zu treten. Im November / Dezember 1924 kam es zum Prozess. Mit
Schreiben vom 8. Dezember 1924 nehmen die Leuna-Werke (Ortsangabe),
Ammoniakwerk Merseburg GmbH ausführlich Stellung:
I. Der Vergleichsvorschlag der Kläger, der weit über den Vertragspreis hinausgeht,
ist weder durch den Stand des Prozesses noch durch die tatsächlichen Verhältnisse
begründet und deshalb für uns unannehmbar. Bitten daher, den Vergleichsvorschlag
abzulehnen.
II. Das Gericht hat beschlossen, eine Auskunft des Regierungspräsidenten in Erfurt
einzuholen, ob der Abbau genehmigt worden ist. Von einer solchen Genehmigung
des Regierungspräsidenten in Erfurt, besonders für unseren Abbau, ist uns nicht
bekannt.
Sie ist auch unseres Ermessens nicht erforderlich, da der Abbau in den Steinbrüchen
am Kohnstein schon seit langer Zeit vor uns erfolgte und von uns ohne
Unterbrechung
weitergeführt
wurde.
Fest
steht
jedoch,
dass
dem
Regierungspräsidenten der Abbau bekannt war und keinerlei Einwendungen
dagegen erhoben worden sind. So wurde die Genehmigung zur Anlage unseres
Gleisanschlusses zum Zwecke der Gipsförderung erteilt durch Urkunde des
Regierungspräsidenten Hildesheim vom 25. März 1918.
Bei diesen Verhandlungen war auch die Regierung in Erfurt beteiligt. Und noch am
16. Nov. / 8. Dez. 1923 schlossen wir mit der Regierung in Erfurt einen Vertrag über
die Ablagerung von aus dem Kohnsteinbruch stammenden Schutt auf fiskalischem
Gelände.
III. Das Gericht hat fernen beschlossen, eine Auskunft des Landrates in Nordhausen
einzuholen, oder der Kreisausschuss seinerzeit die Genehmigung dazu erteilt hat,
dass die Verpachtung nicht im öffentlichen Meistgebot erfolgte. Dass diese
Genehmigung vorliegt, ergibt sich aus dem Genehmigungsvermerk zum Vertrag vom
30. Juli 1917, welcher lautet:
Nordhausen, den 2. Aug. 1917
Vorseitiger Nachtragsvertrag und der dazugehörige
Vertrag vom 29. Juni 1917 werden gemäß § 114 der
Landgemeindeordnung
vom
3.7.1891
von
Aufsichtswegen hierdurch genehmigt.
Nordhausen, d. 31. Juli 1917
Der
Kreisausschuss
Kreises
Grafschaft Hohenstein.
des
Am 10. Januar 1925 wurde die Streitsache mit dem KI durch folgenden gerichtlichen
Vergleich beigelegt:
„Die Beklagte zahlt die nach den Verträgen vom 23. Februar 1917 und 30. Juli 1917
jeweils fälligen Entgelte in Goldwert, und zwar mit rückwirkender Kraft ab 1. Juli
1923.
Die Kläger lassen sich anrechnen die ihnen seit 1. Juli 1923 gemachten Zahlungen.
Für diese Zahlungen wird zugrunde gelegt der Tag der Auszahlung bzw. der
Gutschrift bei der Bank.
Im übrigen bleibt es bei den bestehenden Verträgen. Die Gerichtskosten werden
geteilt, die außergerichtlichen Kosten werden gegeneinander aufgehoben.“
Im November 1930 führten Differenzen in der Auslegung einiger Vertragsteile erneut
zu Auseinandersetzungen. Ausgangspunkt waren z. B. inhaltlich unterschiedliche
Auffassungen zu angeblichen Grußlieferungen.
Jedoch kam es 1931 bereits zur Einigung. Diese konnte im Beisitz von
Kirchenvertretern sowie dem Anwalt v. Dehn – Rotfelser erreicht werden.
Um zukünftig Mißverständnisse auszuschalten, wurde empfohlen, ein neues
einheitliches Vertragswerk zu erstellen.
Das Preußische Oberverwaltungs-Gericht entschied (am 21.10.30 – VIII.G.St.
140.30.), bezüglich der sog. Ausbeutungsverträge, dass die entrichteten Beiträge
den Kaufpreis für das von durch das Brechen gewonnene Material, nicht aber einen
Pachtzins für das Recht des Ausbeuters darstellen.
Damit wurde die Ansicht des Finanzamtes, Bruchzinsen seien Miet- bzw.
Pachtzinsen im Sinne des § 5, Abs. 2 der Preußischen Gewerbesteuerverordnung,
die vom Gewerbeertrage nicht abgesetzt werden dürfen, widerlegt.
Im Laufe des Jahres 1931 wurden mehrere Neue Vertragsentwürfe vorgelegt.
Diese hielten jedoch regelmäßig der Kritik nicht stand. Oftmals konnte keine Einigung
über den Pachtgegenstand in seinen vertraglichen Grenzen erzielt werden.
Das Jahr 1932 war von Prozessen der Feststellung der vertraglichen Grenzen
zwischen Otte und den KI gekennzeichnet (In dem Vertrag zwischen Otte und den KI
war bekanntlich für Otte das Ammoniakwerk Merseburg GmbH, Gipswerk
Niedersachswerfen eingetreten). Letztlich schaffte Herr Friedrich Bock als
Vermessungsingenieur grundsätzlich Klarheit.
Im November 1932 beklagten die KI „Raubbau“ im Steinbruch der Fa. Süßmilch
GmbH. Darin wurde ein Verstoß gegen den § 4 des Vertrages vom 3. Mai 1890
gesehen.
Mit Schreiben vom 23. Februar 1934, 23. März 1934 sowie 27. März 1934 –
Einschreiben – erfolgte die Übereinkunft zur Verlängerung des am 29. Juni 1917
geschlossenen Vertrages um 20 Jahre bis zum 30. April 1955.
Die Direktion des Ammoniakwerkes Merseburg GmbH, Leuna-Werke (Kreis
Merseburg) erklärte im Schreiben vom 5. April 1934: „Es ist selbstverständlich, dass
Ihnen die im Vertrag und seinen Ergänzungen gegebenen Rechte nach wie vor
zustehen.“ ... Im März 1935 kam es zu einem mündlichen Pachtvertrag für 10 Jahre
bis 1945 über die Parzellen 252/50 sowie 253/54. An die Gemeinde Salza waren
demnach für diese Parzellen 20,-- RM zu zahlen.
Aufgrund des Stollenbaus sowie nach Durchsicht der Akten sowie in Wertung der
Rechtslage sah man es als notwendig an, eine Ergänzungsvereinbarung zwischen
dem Ammoniakwerk sowie den KI zu schließen. Diese kam am 13. Februar 1937
zustande. Demnach überlassen in Ergänzung der alten Verträge die KI dem
Ammoniakwerk für die Dauer der Verträge also bis 30.04.1955, den Gebrauch und
die Nutzung des gesamten oberirdisch und unterirdisch freigelegten Geländes
innerhalb des Bruches auch für Zwecke, die außerhalb des eigentlichen
Steinbruchbetriebes liegen.
Als Nutzung gilt auch Vermietung oder Verpachtung. In diesem Falle würden die KI
für die durch die durch die äußere Begrenzung der Stollenanlage geschaffenen
Fläche einen Pachtpreis von RM 40,-- je Morgen und Jahr erhalten.
Der vorgenannte Pachtbetrag wird je nach dem Fortgang des beabsichtigten Baues
im Verhältnis der in Anspruch genommenen Fläche gezählt.
Rechtsverhältnisse unter dem Einfluß der WiFO und Mittelwerk GmbH
(1937- 1945)
Festzustellen bleibt, dass durch die 1937/38 in Angriff genommenen Stollenprojekte,
der gepachtete Steinbruch nunmehr in geringerem Ausmaße in Anspruch genommen
wurde. Denn das Material wurde ja im Stollenvortrieb gewonnen und konnte, anstatt
als Abraum zu dienen, direkt als Rohstoff weiterverkauft werden. Dies war gerade in
nasskalten Witterungsperioden von besonderem Vorteil, denn es sind immer wieder
Qualitätsprobleme mit dem Rohstoff, insbesondere in regnerischen Wintern
aufgetreten.
Im Februar 1938 wurde wegen historischer Studien vom Direktor der Landesanstalt
für Volksheitskunde mit Genehmigung des Werkes der Kohnsteinwald vermessen.
Seitens des Werkes wurde vorab empfohlen, die Genehmigung des
Grundeigentümers der Kohnsteininteressenten, vertreten durch Herrn Landwirt
Credo in Salza b. Nordhausen, einzuholen.
Klärung zu Berechtigten der Separationsberechtigten von 1939
Optimistisch geht Herr Neu 1939 für die Wifo davon aus, dass der Kaufvertrag über
den Kohnsteinwald in Kürze abgeschlossen werden kann und teilt dies dem
überraschten Gipswerk Niedersachswerfen mit. Das war insofern überraschend, da
hierzu entgegen der Gepflogenheiten einer nicht reibungsfreien aber intensiven
Kooperation, nichts vorab kommuniziert worden war und sich die Leitung des
Gipswerkes in Ihren eigenen Vorhaben tangiert sah. Die Frage hat zu
weitergehenden internen Auseinandersetzungen geführt, selbst über die
Vermittlungstelle W strebte das AMW Ammoniakwerk Merseburg GmbH eine
Klärung, kurz gesagt, ein Zurückpfeifen der Wifo an. Schließlich sah man eigene
Interessen als gefährdet an und wollte schon gar nicht, dass die ohnehin schon
Einfluss nehmende Wifo insbesondere mit dem charismatischen Neu nun noch das
letzte Wort am Kohnstein zu sagen hatte. Neu ließ sich davon aber nicht
beeindrucken, wenngleich er dieses Vorhaben nicht realisieren konnte und sich
mehrfach scharfen Auseinandersetzungen hierzu in den Folgejahren gegenüber sah,
wie Zeitzeugen erklärten.
Im September 1940 teilt die WIFO brieflich mit, dass in Erwartung des Kaufes des
Kohnsteinwaldes durch die WIFO alle Zahlungen an die KI eingestellt werden sollten.
Allerdings beauftragte die Kirchgemeinde i. A. der KI den ersten Bergrat Herrn F.
Hasse, Madgeburg, ein Gutachten zu erstellen. Es bestand also keine Einigung zu
den Kaufpreisvorstellungen, die Kohnsteininteressenten waren einem Verkauf aber
nicht abgeneigt. Wie den Beständen des Bundesarchivs zu Koblenz entnehmbar ist,
beabsichtigte die WIFO 22,272 ha Grund und Boden des Kohnsteinwaldes von den
KI anzukaufen. Im Innern dieses Geländes sollten Hohlräume für besondere Zwecke
hergestellt werden. Die Ausführung der Arbeiten erfolgte durch das Ammoniakwerk
Merseburg GmbH, Gipswerk Niedersachswerfen.
Dazu wurde vorweg kurz bemerkt, dass zu einem Grundstück ganz allgemein ... nicht
nur die Oberfläche gehört, sondern auch die unter der Erdoberfläche, der Bergmann
sagt: „bis in die ewige Teufe“ anstehenden Gesteine, nutzbaren Materialien usw.,
soweit dies nicht durch Sondergesetze, z. B. das Berggesetz, dem Grundeigentum
entzogen sind.
Kauf von Land von den Kohnsteininteressenten
Der erste Bergrat Hasse (Magdeburg) bewertete den Wert des Grund und Bodens (
Anhydrit ) i. A. der KI am 18.11.40 auf RM 144 910,--.Demgegenüber ging die WIFO
erst mit ca. RM 40 000,-- in die Verhandlungen. Somit blieb eine Differenz von rd.
RM 104 000,--. 1943 korrigierte die WIFO die Preisvorstellungen, da viele der von ihr
zu erwerbenden Teile des Kohnsteinwaldes nicht im Anhydrit stehen würden. Es
wurde dann seitens der WIFO von einem Preis von RM 30 000,-- gesprochen.
Bezüglich der Gutachten wurden Gegengutachten erstellt. Die Stellungnahmen der
WIFO wiesen 2 Knackpunkte auf:
Nämlich war es nach Einschätzung der WIFO nicht möglich, dem Gutachten den
Pachtvertrag zugrunde zu legen, sondern nur in Anlehnung an diesen zu verfahren.
Viele Flächen des WIFO Kaufinteresses stünden weitergehend nicht im Anhydrit.
Neu (WIFO), Niedersachswerfen, berechnete so am 6. Januar 1940:
Wald und Bodenwert
69.463
22,25 ha
Industriewert Gutachter
40 000 RM
für 22,25 ha
= 0,31 RM
= 0,18 RM/m²
Für die WIFO wurden katasteramtlich vermessen 22,2720 ha, das waren 220,00 m²
mehr als die Gutachter in ihren Ermittlungen zugrunde gelegt haben.
Unter Berücksichtigung dieser Tatsache, kam er auf eine Kaufsumme für den Wald
und Bodenwert
RM 69.463,00 + 220,00 x 0,31
= RM 69.531,20
Kaufsumme für den Industriewert
RM 40.000,-- + 220,00 x 0,18
Daraus resultiert die Summe von
= RM 40.039,60
= RM 105.320,80
Allerdings akzeptieren die KI nur die Summe für den Wald.
Im Mai 1941 wird eine Vereinbarung zur Einzäunung des Kohnsteinwaldes
geschlossen, die zumindest bis 1945 Bestand hatte.
Der KI wurde das Recht des Betretens eingeräumt. Dafür wurde ein extra Schlüssel
hinterlegt sowie eine Art Anmelde- und Betreteordnung vereinbart.
Gleichzeitig wurde eine Entschädigung für Jagdpacht vereinbart sowie gesonderte
Regelungen wegen Pachtgeld für Stollenräume sowie die Bruchzinsabrechnung
getroffen. Im April 1941 schließt das Ammoniakwerk den Vertrag Nr. 71 mit der
Preußischen Landesforstverwaltung Erfurt zwecks Abraumlagerung der im Lageplan
„gelb“ gekennzeichneten Flächen (Plan ist nicht vorhanden). Gleichzeitig wurde
bestätigt, dass folgende Verträge bzw. Nachtragsverträge außer Kraft getreten
waren:
Vertrag 7
vom 16.11. / 05.12.1923
Nachtrags
vom 04.01. / 17.01.1925
Nachtrags
vom 12.11. / 17.12.1927
Nachtrags
vom 30.04. / 03.05.1932
Nachtrags
vom 11.06. / 15.07.1935
(alle sind hier nicht weiter erwähnt d.V.).
Im Februar 1942 kam es seitens der KI zu Protesten wegen der Abschneidung von
Wegen. Diese Proteste wurden aber wegen Inanspruchnahme aus „wichtigen
Gründen“ hier durch eine Firma (WIFO), die im Auftrag des Wirtschafts- und
Reichskriegsministeriums besondere Zwecke verfolgt, aus dem Weg geräumt. Den
Vertretern der Salzaer Kohnsteininteressenten wurde ebenso unmissverständlich klar
gemacht, dass diese Fragen absolut vertraulichen Charakter hatten.
Am 05.09.1944 findet sich eine Sachstandsübersicht im Bestand des Koblenzer
Archivs. Diese besagt, dass die WIFO einschätzte, im Sachstand Kauf des KIWaldes nicht weitergekommen zu sein.
Im Oktober 1944 richtet Herr Neu als Unterzeichnender für die Mittelwerk GmbH
(vormals WIFO) an die WIFO, Abt. HGF in München-Krailling, Post Planegg ein
Schreiben. In diesem teilt er mit, dass die Bitte den Kohnsteinwald anzukaufen, als
erledigt zu betrachten ist. Denn nach dem die hiesige Außenstelle der WIFO durch
die Mittelwerk GmbH (Sonderausschuß A 4 ) übernommen wurde und die
Verwaltung des zur hiesigen Anlage gehörenden Grundbesitzes für die Dauer des
Pachtvertrages übergegangen ist, sollten die Dinge hier geregelt werden.
Es wurden durchschnittlich zwischen 1918 - 1944 100 Tsd. Tonnen bis 1 Mio.
Tonnen Material p.a. geliefert. Gemäß Aufstellung des Gipswerkes
Niedersachswerfen (Bauersfeld v. 23. März 1946) wurden seit dem Jahre 1938 an
die Kohnstein-Interessenten ff. Abgaben entrichtet (Angaben in Reichsmark RM.):
1. Bruchzins für gefördertes Nutzgestein ,
2. Entschädigung Höhe 210
3. Jagdpachtentschädigung
RM.
RM.
RM.
172 885,38
7.000,00
p.A.450,00.
Klärung von Ersatzansprüchen der KI, Schreiben vom 25.10.1944 der Mittelwerk GmbH (Die Wifo war
von der Mittelwerk GmbH übernommen worden)
Wie im Archiv Koblenz ersichtlich, hat sich Neu noch im Februar 1945 an die WIFO
betreffs Ankauf des Kohnsteinwaldes gewandt.
Weitergehend war Schadensersatz gegen Übergriffe im Forst von Wachkommandos
und Häftlingen beim Häftlingslager Dora direkt geltend zu machen.
„Was die Zukunft des Kohnsteinwaldes betrifft, haben vor einigen Tagen mit dem
Sonderbeauftragten des Reichsforstmeisters Verhandlungen stattgefunden, die
voraussichtlich in Kürze ein endgültiges Ergebnis zeitigen werden“.
Schreiben vom Januar 1945 wegen Zahlung von Ersatzanspruchsentschädigung an die KI
Allerdings muss man darauf aufmerksam machen, dass im Chaos der letzten Tage
an einem KI-Waldkauf nicht mehr zu denken, geschweige denn ein solcher
durchzuführen war.
Quellen und Literaturverzeichnis
( bestehend aus Verzeichnis nach Autoren geordnet sowie einem Addendum nach Titeln geordnet)
Agoston, T. „Blunder! How the U.S. gave away Natzi Supersecrets to Russia“, Dodd/
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R7/ 1227, R7/ 611, R3/ 611,
R22/ 4188, R 358,
R 359, R 405/ R 406, R 544,
R 121/ 1768, R 121/ 1602,
R 121/ 1766, R 121/ 1767,
R 125/ 402, R 125/ 231 – 258
Im Einzelnen zur Übersicht :
Nr.
Inhalt
R 121/
Abwicklung Mittelwerk GmbH
Forderungen von Firmen, Schriftwechsel A –
Z
358
Datum
1944-1951
359
Bd. 1: A-J
Bd. 2: K-Z
1944-1963
405
Verschiedene Bauvorhaben (geheim): u.a.
Anlage für Mittelwerk GmbH, Talstation
Lofer, MOB-Vorhaben der Ostdeutschen
Maschinenbau GmbH Leslau
(Geschützwerk), Anlagen in Frankreich
hierin:
1943-1944
Bilanz der Deutschen Industriewerke AG
1944
Bilanz der Generatorkraft AG
1943
Satzung, Geschäfts- und Betriebsordnung
der Mittelwerk GmbH
1943 sowie
Organisation
1944
Gutachten und Bilanzen betr. „Famo“
Fahrzeug- und Motorenwerke GmbH,
Breslau 1943
406
Gründung und Erwerb der Mittelwerke GmbH
und Ankauf der Spandauer Anlage der
Spreewerke GmbH bzw. Montan
Industriewerke GmbH, Abtretung von RÜKOAnteilen an Inko
1943-1948
544
Beteiligung an Mittelwerk GmbH, Berlin:
Gründung, Verwaltungsangelegenheiten,
Gesellschafterversammlungen,
Geschäftsordnung, Prüfungsbericht 1944
1943-1944
R121/
Mittelwerk GmbH
1768
Sammlung von Duplikaten, u.a.
Prüfungsberichte, Aktenvermerke (vermutlich
Handakten)
R121/
RüKo
1602
Mittelwerk GmbH, Berlin- Charlottenburg
Prüfung der kaufmännischen Verwaltung
R121
Mittelwerk GmbH
1944-1945
1944
1945
1766
Prüfung der Gehaltsaufwendungen von Sept.
bis Dez. 1944
R121
Mittelwerk GmbH
1767
Gehaltszahlungen, Allgemeines und
Einzelfälle
hierin:
Häftlingseinsatz bei den einzelnen
Abteilungen.
Übersicht für die Monate März und
September (1944)
R125/402
WIFO
Mappe / Niedersachswerfen
Gemarkung Niedersachswerfen Flur 7
Lageplan der Fabrik-Anlage
Gemarkung Woffleben Nr. 64 Flur 2
Grunderwerbsplan der Fabrik-Anlage
Gemarkung Niedersachswerfen Nr. 17 Flur 5
Zerlegbare Fütterungsanlage für Rehwild
Geländeplan Siedlung
1 Mappe mit: 4 Lageplänen über den
geplanten Grunderwerb von den
Kohnsteininteressenten
Anlage Anhydrit Grunderwerbsplan Blatt I
Anlage zum Katasterplan Anlage
Niedersachswerfen
Gemarkung Niedersachswerfen Flur 5
Katasterplanauszug zum
Bestandsverzeichnis
Nordhausen Meßtischblatt 2 525
dto.
mit Woffleben
Woffleben (Berliner Gipswerke) 2fach
Lageplan Erholungslager für Häftlinge und
SS Unterkünfte
R125/402
Lageplan, Grunderwerb u. Grenzregulierung
1944
Wifo Amoniakwerk
Lageplan der Siedlung über; bestehende
Wifo Geb., Projektierte, Fremde Eigentümer
Baustelle Niedersachswerfen Übersichtsriss
über den geplanten Grunderwerb Blatt 1 u. 2
Lageplan mit Darstellung der
Besitzverhältnisse für die
Erweiterungsanlage Woffleben
Baustelle Niedersachswerfen Übersichtsriss
über den geplanten Grunderwerb
Anlage Niedersachswerfen Übersichtsplan
über den geplanten Grunderwerb
Niedersachswerfen-Woffleben 2fach
Gemarkung Salza Nr. 54 Flur 2
Grunderwerbsplan für Salza für
Stollenportale, Gleisanschlüsse und
Tonabbaugebiet
Gemarkung Woffleben Nr. 64 Flur 4
dto.
Flur 5
dto.
Flur 6
Gemarkung Niedersachswerfen Nr. 17 Flur 5
dto.
Flur 6
dto.
Flur 7
Lageplan Grunderwerb Niedersachswerfen
Anlage 10 Plan Bens.u.Verschiebebahnhof
mit Anschlußgleis zum Tonabbau
Übersichtsplan der Anlagen 109 u. 365 in
Niedersachswerfen
Erweiterung III Lageplan Nr. 2 Grunderwerb
Gemarkung Salza Nr. 54 Flur 4/5
dto.
Flur 6
1
Kuvert
mit
6
Negativen
u.
Handzeichnung nach den Katasterkarten
1 Kuvert mit 1 Negativ Salza Flur 6
1
Handzeichnung nach den Katasterkarten
Grafschaft Hohenstein Gemarkung
Woffleben
Anlage 511 Blatt 2
R125/231
Niedersachswerfen Grunderwerb, G307/1
R125/232
Niedersachswerfen Grunderwerb, G307/2
R125/233
Niedersachswerfen Grunderwerb, G307/3
R125/234
Niedersachswerfen Grunderwerb, G307/4 ‚AH
R125/235
Niedersachswerfen Grunderwerb, G307/5, IW
R125/236
Niedersachswerfen Grunderwerb, Allg.
Handakten, G307/6
R125/237
Niedersachswerfen Grunderwerb, Urkunden
A-K, G307/7
R125/238
Niedersachswerfen Grunderwerb, Urkunden
L-Z, G307/8
R125/239
Niedersachswerfen Grunderwerb, a) Zorge,
b) Kohnstein, c) Pachtvertr.Staatsforst, d)
Schnabelsburg, G308/1
R125/240
Niedersachswerfen Grunderwerb: Domäne
Salza-Woffleben, G 308/2
R125/241
Niedersachswerfen Grunderwerb –
Erweiterung, G308/3
R125/242+a
Niedersachswerfen Grunderwerb –
Handakten, G308/4
R125/243+a
Niedersachswerfen Grunderwerb –
Urkunden-Anl. 365, 517, 518, G309/1
R125/244
Niedersachswerfen Grunderwerb A-M, Anl.
365, G309/1
R125/245
Niedersachswerfen Grunderwerb L-Z, Anl.
365, G309/2
R125/245+a
Niedersachswerfen Grunderwerb,
Abschriften von Grunderwerbsverträgen
R125/246
Norkitten Grunderwerb – Urkunden, G407/1
R125/247
Ostmark Grunderwerb Kleintanklager,
G511/1
R125/248
Osttal/Löwenhagen Grunderwerb Urkunden,
G414/1
R125/249
Peyse Grunderwerb, G408/1
R125/250
Peyse, Urkunden, G408/2
R125/251
Pölitz, Grunderwerb, G314/1
R125/252
Prag, Bodenamt-Anl. 364, G510/1
R125/253
Przemysl, Urkunden, G503/1
R125/254
Raudnitz, Grunderwerb Allgem., G504/1
R125/255
Raudnitz, Urkunden A-L, G504/2
R125/256
Raudnitz, Urkunden M-Z, G504/3
R125/257
Raudnitz, Landwirtschaft, G504/4
R125/258
Raudnitz, Pachtsachen, G504/5
R121/260
Mittelwerk GmbH
Verlagerung von Produktionsteilen der RaxWerke GmbH, Wiener Neustadt zur
Mittelwerk GmbH, Halle
hierin:
Bilanzen der Mittlwerk GmbH, Halle
R121/303
Mittelwerk GmbH, Berlin
Prüfung + Revision
R121/349
Abwicklung u. a. Personal, Forderungen von
Firmen
3312
Ausbau Mittelwerk bei Niedersachswerfen:
Bauvorhaben „Kaolin“ (Obj. Nr. 539)
darin:
Plan von B11 und B12 für Junkerswerke, ....
R7/1186
Fol. 93 ff. 190: U- Verlagerung
R121/303
Mittelwerk GmbH, Berlin: Prüfung und
Revision
1943-1945
1943
1944
1944-1945
1944
R7/1227
Niedersachswerfen, Anlagen B11 und B12
(„Zinnstein“, „Kaolin“)
R7/1172
fol. 96: Anforderung bergmännischer
Fachkräfte für Niedersachswerfen
R3/611
Fertigung im Sperrgebiet „Mittelbau“
R22/4188
Befreiung von der Eintragungspflicht im
Handelsregister
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„Der Farben-Konzern 1928,Die IG Farbenindustrie A.-G., Ihr Aufbau und Ihre
Entwicklung
Werke/Arbeitsgebiete/Finanzen/Konzern-Gesellschaften,
Zweite
erweiterte Ausgabe, Manuskriptdruck, Das Spezialarchiv der Deutschen Wirtschaft,
1928
„Leuna Echo“1947-1954,Betriebszeitung der Belegschaft des Chemiewerkes Leuna,
1947-1954
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„Raketenspuren“, Bode/Kaiser, Bechtermünz Verlag /Weltbild, Augsburg 1999
„Die Deutsche Reichsbahn im Zweiten Weltkrieg“, J.Pielkalkiewicz, Transpress Verlag,
Stuttgart, 1998
„Wolfsschanze“, Zduniak/Ziegler, Wydqawnictwo Verlag , 2001
„Kämpfendes Leuna, 1933- 1945“, Verlag Tribüne Berlin, 1961
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„The Secret War“, B. Johnson, BBC London, 1978
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„KZ, Außenlager und Konzerne“, W. Bartel , (?)
„Historischer Führer“, Urania Verlag, 1978
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„Braunbuch Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik“, Staatsverlag der
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„August 44“, Bogomolow, Verlag Volk und Welt, Berlin 1977
„Schicksalstage im Harz“, M. Bornemann, Piepersche, Clausthal-Zellerfeld, 1993
„Niedersachswerfen, Ein historisches Lesebuch für junge und alte Leute über die
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„750
Jahre
Niedersachswerfen
Niedersachswerfen, 1958
Südharz
27.-30.Juni
1958,
Gemeinde
„Tatsachen über Deutschland - Die Bundesrepublik Deutschland“, Römer u.a.,
Lexikon-Institut Bertelsmann, 1987
„Produktion des Todes Das KZ Mittelbau –Dora“, Dr. Wagner, Wallstein Verlag
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„Zwangsarbeit im Raketentunnel Geschichte des Lagers Dora“, A.Sellier, zu Klampen
Verlag, 2000
„ Mondsüchtig Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus dem Geist der
Barbarei“, Prof. Eisfeld, Rowohlt,2002
„Peenemünde und seine Erben in Ost und West“, Michels, Bernard & Gräfe Verlag
Bonn 1997
„Von Peenemünde nach Canaveral“, D. Huzel, Vision Verlag, Berlin 1994
„Nordhausen Historie Heimat Humor“, Hrsg.: Gerig, Gerig Verlag, Königstein, 1991

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