Zwangsarbeit am Sachsenberg (Kohnstein) - TS
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Zwangsarbeit am Sachsenberg (Kohnstein) - TS
Tim Schäfer Geheim: „Zwangs-/Arbeit am Sachsenberg: Kriegsschwefel Ni 365-“ Zur Geschichte von Zwangsarbeit in Rüstungsprojekten der Wifo und IG Farbenindustrie bei Nordhausen (Thüringen) und der Rechtslage am Kohnstein bei Niedersachswerfen. Vorwort Im und um das Nordhäuser Industriegebiet Kohnstein in Thüringen, direkt an der Bundesstrasse B4, finden sich unübersehbare Objekte und Tatorte von Zwangsarbeit in Nazideutschland. Gleich neben der heute das Bild prägenden, unästhetischen Gips- und Baustoffanlage der Nachwende sticht ein so gar nicht ins Bild passender, gemauerter Großschornstein optisch hervor. Er ist Mahnmal für Zwangsarbeit und Tod, diente als Galgenträger für Hinrichtungen. Dieser Schornstein ist das letzte noch erhaltene Großanlagenteil des Kriegsschwefelprojektes Ni365. Bis 1993 bestimmten daneben beeindruckende, graue Hallenbauten die Ansicht. Diese Hallen wirkten vor dem kahlen, kalten, durch den Tagebau in Stufen geschlagenen Anhydritfels des Kohnsteinmassivs etwas gespenstisch in der sonst anmutig hügeligen Südharzer Landschaft. Mit diesen Anlagen verbanden sich für die Menschen über viele Jahrzehnte hinweg die Begriffe „Kältetechnik“ oder „Leuna-Werk“, für wenige Alteingesessene sind „Anhydritwerk“, „Gipswerk“ oder „Fa. Süßmilch“ noch erinnerlich. Daß diese Bauten in einem geheimen Rüstungsprojekts Nazideutschlands, dem „Kriegsschwefelwerk Ni.365“ entstanden waren, wissen nur Wenige. Im Kontext mit dem hier beschriebenen Kriegsschwefelprojekt Ni365 stehen Projekte wie „Sachsenberg“, das KZ Mittelbau- Dora und die spätere Mittelwerk GmbH der SS. Dies ist über Jahrzehnte vertuscht worden. Denn die Anlagen, Stätten von Zwangsarbeit und Tod, wurden vom Volkseigenen Betrieb der DDR „VEB LeunaWerke „ Walter Ulbricht“ genutzt. Recherchiert und dokumentiert wird das Zwangsarbeiterlager „Alte Leipziger Straße“ und zum sozialen Umfeld im Gipswerk Niedersachswerfen. Die Nutzungen am Kohnstein waren über die Jahrzehnte je nach Interessenlage rechtlich zu gestalten. Der vorliegende Beitrag zur jüngeren Heimatund Industriegeschichte schließt daher mit einer Analyse zu den Rechten und der Geschichte der Kohnsteininteressenten ab. Ich danke insbesondere all denen, die Ihr Hintergrundwissen Preis gaben, für Ihr Vertrauen. Herrn Dipl.-Ing. Horst Schäfer aus Niedersachswerfen, meinem Vater, bin ich zu besonderem Dank verpflichtet. Schließlich danke ich all denen, die mir noch geholfen haben. Besonders Herrn Dietrich Rose und Herrn Kulbe aus Nordhausen. Niedersachswerfen im November 2004 Tim Schäfer Einführung Das Gebiet des offen liegenden Zechsteingipses ist in Deutschland gut bekannt. Dieser offene Zechsteingips zieht sich ungefähr vom Harzrand im Norden von Osterode bis nördlich von Sangerhausen. Der Fachmann spricht auch vom Zechsteinband. Dieses zeigt sich an der Oberfläche um den südlichen Harzrand auf mehr als 85 km Länge als scharf hervortretendes Band von Zechsteingips. Dieses sichtbare Band des Zechsteingipses kann dabei aus zwei nebeneinander her verlaufenden Streifen bestehen. Der liegende Streifen, welcher oft bis zu 90 m Mächtigkeit erreicht, ist der sogenannte Ältere Gips des Mittleren Zechsteins, welcher den Dolomit unterteuft und größtenteils einen mächtigen Anhydritkern birgt. Aus diesem ist der Gips durch Wasseraufnahme als Oberflächenbildung hervorgegangenen (Anhydrit = schwefelsaurer Kalk = Ca SO4, Gips = Ca SO4 + 2 H2O). Der hangende Gips gehört dem Oberen Zechstein an und umschließt nur sehr selten Reste von Anhydrit. Beide Lager enthalten Verunreinigungen von Ton, bisweilen auch von mergeligem Dolomit. Diese Beimengungen sind jedoch nicht in größerem, den Abbau allzu sehr beeinträchtigendem Maße enthalten. Das Material ist ein begehrter Roh- und Zuschlagstoff für die Steine-& Erden sowie chemische Industrie. An der Oberfläche sind überall die bekannten Karrenfeld- und Orgelbildungen zu beobachten, deren oft sehr tief hinabreichende Höhlungen manchmal mit eingeschwemmten eisen- und manganhaltigen Lehmmassen ausgefüllt sind. Es sind bei Osterode, bei Bad Lauterberg und im Norden von Nordhausen ausgedehnte Flächen vorhanden, in welchen beide Gipslager ausstreichen. Größere Abbaubetriebe liegen im hannoverschen Gebiet insbesondere noch in der Umgebung von Osterode. Hier wie überall am Südharz wird aber ganz vorwiegend der ältere Gips gewonnen, da er infolge der größeren Nähe der Bahnlinie Northeim – Nordhausen bzw. Osterode – Herzberg und im Falle von Niedersachswerfen durch die nahe liegende Bundesstraße besser verfrachtet werden kann. Die Gips- und Anhydritvorkommen des Kohnstein bei Niedersachswerfen und Nordhausen gehören geologisch diesem Zechsteinband an. Einer der größten Tagebaue findet sich am Kohnstein bei Niedersachswerfen, an der früheren Grenze zu Hannover. Heute sind allerdings die Vorkommen am Kohnstein bei Niedersachswerfen selbst stark abgebaut, überall sieht man den Anhydritkern zutage treten. Das aufbereitete Material wurde in die chemische Großindustrie zur Dünger- sowie Schwefelsäureproduktion (Leuna-Werke / bei Wolfen) geliefert. Ein kleinerer Teil wurde als Basismaterial für diverse Baustoffe und in der Zementherstellung verarbeitet. Die Fläche des Kohnsteins umfasst ca. 4 qkm. Die höchste Erhebung ist + 348 m über Normal-Null, durchschnittlich ist das Bergmassiv ca. 300 m hoch. Im Anhydritsteinbruch Kohnstein bei Niedersachswerfen selbst lassen sich mindestens zwei Sulfatgesteintypen nachweisen, die für die Gewinnung neben der sog. fein geschichteten Varietät von Bedeutung sind. Diese zwei Typen Anhydrit sind Ihrer Textur diametral, im Nordwestteil der Lagerstätte der brekziöse Typ und im Südostteil der geflaserte Typ. Brekziös meint Anhydrittypen, die gröber kristallin ausgebildet und geschichtet sind. Geflaserte Typen sind generell feiner und von homogener Struktur. Der Fachmann wird für verschiedene Anwendungen den jeweils vorzüglichen Typen auswählen. Gerade unter der heutigen schwierigen aktuellen Situation der Insolvenz des Baustoffwerkes in Niedersachswerfen wird immer wieder diskutiert, ob man am Kohnstein denn noch genügend Material wirtschaftlich und qualitätsgerecht wird gewinnen können. Der Autor bejaht dies unter Wertung der recherchierten Fakten, am Kohnstein können offenbar sicher weit mehr als 50 Mio t gefördert werden, was Sachverständige schon begutachtet haben. Dabei bleiben die vom Abraum jetzt noch bedeckten bzw. bisher nicht angeritzten Teile des Vorkommens ohne Betracht. Bereits vor 1200 Jahren vor unserer Zeitrechnung sind huminide Spuren am Kohnstein und in der näheren Umgebung beschrieben. Materialien vom Kohnstein sind seit Alters her genutzt und vor Allem verbaut worden, so in Stadtmauern (Nordhausen), Kirchen (Ellrich, Niedersachswerfen, Nordhausen…) u.a.m.. Es sind auch Kalkröstereien nachgewiesen. Durch die Landschaft zog sich die sogenannte alte Heerstraße von Nordhausen über das Schurzfell, am Kohnstein vorbei durch das Gelände des ehemaligen GipsWerkes und mündete im Kupferhammerweg an der Stelle, wo sich heute noch sichtbar, die Reste des Gipswerkes Tetzner befinden. Auf dieser Straße sollen einst neben ehrbaren Kaufleuten auch Raubritter und Söldnerarmeen der Fürsten und Grafen durchgezogen sein, die die an und für sich schon arme Bevölkerung ausgeplünderten. Ende des 19. Jahrhunderts war bei Niedersachswerfen fast überhaupt noch keine Industrie im eigentlichen Sinne, abgesehen von den Firmen Monierbau –vormals Wayss und Co., Berlin und Fa. E. Süßmilch/Leipzig vorhanden. Süßmilsche Mühlanlage, gut zu erkennen, das mit Wasserkraft angetriebene Mühlrad Fotokopie : Privatarchiv des Autors An dem Ufer der Zorge wurden einige Gipsfabriken errichtet, in denen der Gips vom Kohnstein zu hochwertigem Baustoff verarbeitet wurde. Viele Sachswerfer werden sich zumindest von Berichten der Alten her noch erinnern, unter welch unmenschlichen Verhältnissen zum größten Teil in diesen Betrieben gearbeitet werden musste. An einen Achtstundentag war überhaupt nicht zu denken; denn das verdiente Geld reicht auch bei 10- und 12stündiger Arbeitszeit kaum aus, um die Lebenshaltungskosten zu bestreiten. Nach der langen Arbeitszeit musste man dazu noch bei den Bauern oder auf dem eigenen Acker schuften. Bild 1.29 Einlaufbauwerk des Mühlengrabens der Süßmilchschen Anlage in die Zorge im Südbereich gegenüber des ehemaligen Grenzstollens, also westlich der Leipziger Strasse. Der Mühlengraben verlief parallel zur Leipziger Straße und wurde im Bereich der Villa Maisold (Zorgewehr) abgezweigt. Dieser Graben entlang der Leipziger Straße wurde Anfang der 50iger Jahre mit Hausmüll verfüllt und nach Typhusepidemie in Niedersachswerfen mit Erdstoffen abgedeckt. Der Auslauf des Mühlgrabens befindet sich in unmittelbarer Nähe des Radwegs nach Krimderode. Quelle : Privatarchiv des Autors Nach der Chronik von Niedersachswerfen von Trautmann umfassten die Süßmilchschen Anlagen hier 3 Mühlen am Kohnstein, die Lenzinmühle sowie die Johannismühle und das Hauptwerk am südlichen Ende der Leipziger Straße. Auf dem Gelände des Hauptwerkes der Firma Süßmilch wurde im Dritten Reich eine große Schwefelanlage gebaut, um den Bedarf der Rüstungsindustrie mit Blockschwefel decken zu können. Der technologisch dabei mit anfallende Zement sollte in zivilem Bereich verarbeitet werden. Lageskizze zur Orientierung Mühlberg Magdeburg, Berlin Beere Wifo SS Zorge N I E D E R S A C H S W E R F E N Göttingen, Hannover B4 Halle, Berlin Leipzigerstraße Erfurt, Nordhausen Zwangsarbeiterlager Johannisberg Zorge K o h n s t e i n SS Ni 115 Gestapo B11 Industriegebiet Kriegsschwefelwerk Ni. 365 Nordhausen (Am Zoll) Kurzerklärung von speziellen Abkürzungen A.S.b.Gen.-Kdo. IX. A.K Abt. III Luft AZ.AM2d1 Abwehrstelle Generalkommando IX, Kassel AEL Arbeitserziehungslager AG Amtsgericht AMW Ammoniakwerk Merseburg GmbH der IG Farbenindustrie AG AMW Ammoniakwerk Merseburg Anhydritwerk BGB VEB, später zur VVB Baustoffe Magdeburg, dann VEB Leuna-Werk, Gipswerk Niedersachswerfen Bürgerliches Gesetzbuch BVG Bundesverfassungsgericht DAF Deutsche Arbeitsfront EGBGB Einführungsgesetz zum BGB Gemeinschaftslager schließlich das Zwangsarbeiterlager Leipziger Str. Niedersachswerfen GESTAPO Geheime Staatspolizei Gipswerk Niedersachswerfen (Gipswerk Ni) unselbständiger Betriebsteil das AMW der IG Gutachterstil GWN Arbeitsstil der Rechtswissenschaftler, am Ende der Subsumtion steht das Ergebnis Gipswerk Niedersachswerfen H2SO4 chemisch für Schwefelsäure Haager Landkriegsordnung IV. Haager Abkommen von 1907 Hauptabteilung XVIII Hauptverwaltung Volkswirtschaft im MfS Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft HJ Zentralistisches Organ der DDR, 1952 überführt in das MfS, Ministerium für Staatssicherheit Hitlerjugend I.G. Kürzel für IG Farben IAO Internationale Arbeitsorganisation Jagen 10 Forstbezeichnung Ka 1-17 Kammern (Stollenhohlräume oder Stollenkammern, hier Nummer 1 - 17) KI Kohnsteininteressenten Knäpper großer Anhydritfelsbrocken Krauch-Plan wehrwirtschaftlicher Erzeugungsplan KTN Kältetechnik Niedersachswerfen ehem. VEB in Niedersachswerfen Kuckuck KZ Tarnbezeichnung für Projekt Benzin-Spaltanlage und Luftverflüssigung im Kohnstein (B11) Konzentrationslager Leuna IG Standort Monierbau (vom. Wayss und Co.) Firma Me Kürzel für Merseburg (Leuna-Werke, AMW) Mittelwerk GmbH SS-Firma, Bauverwaltung Berlin-Charlottenburg Nebelstoffe chemische Waffen, Kampfstoffe Ni + Zahl Bautenbezeichnung in Niedersachswerfen, IG-Code Ni 365 Kriegsschwefel- und Oleum Projekt der Wifo O.K.W. Oberkommando der Wehrmacht Oleum rauchende Schwefelsäure Otte Firma R.St.G.B. Reichsstrafgesetzbuch Rechtsträger hier der Träger vom DDR-Staat übertragener Rechte und Pflichten Restitution Wiederherstellung RKM Reichskriegsministerium RM Reichsmark RWiMin Reichswirtschaftsministerium S Schwefel Sachsenberg Tarnbezeichnung Wifo-Projekt ca. 1937 SAG Sowjetische Aktiengesellschaft SAG für Mineraldünger Sowjetische Aktiengesellschaft, später dann VEB Leuna-Werke Schkopau IG Standort Schwefelfuchs Abgaskanal SMAD Sowjetische Militär Administration SO2 Zwischenprodukt, flüssiges Schwefeldioxid Subsumtion Sulfur ist die vergleichende Unterordnung von Sachverhalten unter dem Tatbestand von Rechtsnormen Schwefel Süßmilch Firma UC-V Behälterbezeichnung VEB Leuna-Werke "Walter Ulbricht" nach SAG für Mineraldünger gegründeter DDR-Großchemiebetrieb VEB Leuna-Werke "Walter Ulbricht", Gipswerk Niedersachswerfen unselbständiger Betriebsteil der VEB Leuna-Werke VEB Leuna-Werke, SPN VermG Bezeichnung der Hauptabteilung im VEB Leuna-Werke, hierzu gehörte das Gipswerk Niedersachswerfen Vermögensgesetz Vermittlungsstelle W IG-Farben, Berlin NW 7, Unter den Linden VVB Vereinigung Volkseigener Betriebe Wehrwirtschaftsstab beim OKW Wifo Stab für wirtschaftliche Kriegsvorbereitung und Mobilisierungspläne beim O.K.W. Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH Wolfen IG Standort ZKZ Behälterbezeichnung Zur Entwicklung des Ammoniakwerk Merseburg (AMW) und dem Betriebsteil Gipswerk Niedersachswerfen (1917 – 1933) In Deutschland wird die Region Mitteldeutschland, insbesondere um Halle / Saale seit über hundert Jahren von der chemischen Industrie geprägt. Die Anfänge dieser Industriezentren liegen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu Beginn der Industrialisierung gab es noch keine chemische Industrie im modernen Sinne. Es gab kleine Familien- und Handwerksbetriebe, vorrangig also Kleinstbetriebe, die sich auf die Herstellung einzelner Chemikalien, wie Schwefelsäure und Soda spezialisiert hatten. Die mögliche Ansiedlung chemischer Werke wurde durch reiche Vorkommen an Braunkohle, Kali- und Steinsalze in der mitteldeutschen Region begünstigt sowie durch wirtschaftlich strategische Überlegungen bestimmt. Diese strategischen Überlegungen zielten gerade unter wehrwirtschaftlichen Gesichtspunkten auf Autarkie. Es wird wiederholt in der Literatur beschrieben, daß es Carl Bosch, seinerzeit ein stellvertretender Direktor der COMPANIE und Leiter der Ammoniakerzeugung, war, der sich für den Standort des Ammoniakwerkes Merseburg stark gemacht hatte. Es gab in der Tat starke Zweifel, ob es richtig sei, die neuen Anlagen ebenfalls in Oppau am Stammsitz der COMPANIE(b. Ludwigshafen) zu errichten. Die mitteldeutsche Region hatte eine besondere vorzügliche strategische Lage. Sie konnte neben der Verfügbarkeit reicher deutscher Bodenschätze damals nicht von gegnerischen Flugzeugen erreicht werden. Die BASF-Werke Ludwigshafen und Oppau waren durch ihre Grenznähe gefährdeter. Die Wahl der Manager um Bosch fiel letztlich auf Mitteldeutschland. Bild 1.31 Normalspur-Bahnbrücke über die Zorge zur Befahrung des Stollensystems. Vor dieser Brücke wurde der Mühlengraben mit einer Gewölbebrücke überspannt (heute völlig verschüttet). Der rechte Pfosten (nicht im Bild) ist aufgrund einer Schleifsprengung beschädigt. Die Brücke ist seit 1945 nicht mehr in der Nutzung. Quelle : Privatarchiv des Autors Bereits im Jahre 1915 war Bosch mit wichtigen Leuten des Unternehmens vor Ort, die Merseburg als ein etwas kleinbürgerliches Beamtenstädtchen empfanden. Die Stadt war damals Sitz eines preußischen Regierungspräsidenten. Aber die schöne Umgebung, geprägt von der nahen Saalelandschaft mit den darin gelegenen idyllischen Dörfern, hinterließ offenbar einen nachhaltig positiven Eindruck. 1916 begann der Bau des Ammoniakwerkes Merseburg (AMW) in der Nähe des Dorfes Leuna. Bauherr war die BASF. Das Vorhaben sollte in den nächsten Jahrzehnten Einfluss auf die Entwicklung einer ganzen Region haben. Mit staatlicher Unterstützung war es erklärtes Ziel, die später oft nach dem Städtchen Leuna so genannten Leuna-Werke weitaus größer und moderner als das Oppauer Werk auszubauen, was schließlich auch gelang. Mit dem Aufbau des Ammoniakwerkes Merseburg erwarben und errichteten die COMPANIEim engen zeitlichen Zusammenhang Betriebe, die für das Werk unmittelbar notwendig waren oder künftig Bedeutung erlangten. Diese Betriebe und Anlagen versorgten das Werk mit entscheidenden Rohstoffen, wie Wasser, Kohle, Energie und Calciumsulfat (Anhydrit). Dieses Calciumsulfat fand sich in einem reichen Vorkommen ausgezeichneter Qualität am Kohnstein bei Niedersachwerfen im Südharz. Frühzeitig zeichnete sich die angestrebte Autarkie ab. Leuna sollte von der Preispolitik, den Lieferbedingungen und anderen Festlegungen fremder Firmen sowie bei den wichtigsten Rohstoffen unabhängig sein. Bild 6 Abriss der unmittelbar an den Bau Ni 106 angebauten überdachten Verladerampe Bau Ni 107 und Beginn Abriss Bau Ni 106. Im Hintergrund links Verladeanlage Ni 112 (West 1), Silo 17 und 18 (je 1000 t) und Becherwerkturm. Quelle: Privatarchiv des Autors. Zur Sicherung der Rohstoffbasis für das AMW wurden Kohlegruben und eben auch ein Anhydrit- oder Gipswerk (Anhydrit meint hier kristallwasserfreien Gips) gegründet bzw. übernommen. So kam es ab 1917 zur Gründung des Gipswerkes Niedersachswerfen des AMW der BASF, als rechtlich unselbständigem Betriebsteil der AMW GmbH. Für die nach der Beendigung des ersten Weltkrieges geplante Umstellung des Werkes in Merseburg auf „Friedensproduktion“, d. h. auf die Produktion von Mineraldünger, waren große Mengen von Calciumsulfat (Gips) nötig. Die großen reinen natürlichen Vorkommen befanden sich im Harz bei Niedersachswerfen. Dort konnten sie leicht im Tagebau abgebaut und relativ kostensparend mit der Eisenbahn nach Leuna gebracht werden. Insoweit passte das Gipswerk Niedersachswerfen gut in die Strategie hinein. Die Rechtslage am Kohnstein, war hinsichtlich der COMPANIEVorhaben im Zuge des Aufbaus der Ammoniakwerke Merseburg neu zu ordnen, um dem Gipswerk Niedersachswerfen und damit dem Ammoniakwerk Merseburg die notwendige rechtliche Absicherung zu geben. Am 30. Juli 1917 wurde beim Königlichen Notar Dr. Usbek in Nordhausen eine Verpflichtungserklärung beurkundet. Danach übertrugen die Kohnstein - Interessenten zu Salza alljährlich 20 % der Pachtgeldsumme der an Fa. Karl Otte verpachteten Flächen der politischen Gemeinde als Entschädigung für eine Abtretung an die COMPANIEmit der Berechtigung zur Förderung unbeschränkter Mengen Gips- und Anhydritsteine . Neben weiteren Bestimmungen wurde vereinbart, dass alle zu errichtenden gewerblichen Anlagen auf dem Gebiet der Gemeinde Salza zu errichten waren. Im August 1917 folgt ein Vertrag, der der Fa. Otte das Recht einräumt, die Rechte aus den Verträgen: - Februar 1914 - November 1916 - Februar 1917 durch Abtretung oder Pacht auf die COMPANIEzu übertragen. Gleichzeitig wird der COMPANIEdas Recht zur Unterverpachtung eingeräumt. Dies geschah denn auch und die Verträge wurden sachlich und rechtlich von Niedersachswerfen und Leuna bei Merseburg aus gepflegt. Von strategischer Bedeutung war auch schon im 1. Weltkrieg die Bereitstellung der benötigten anorganischen Produkte. Hierzu mussten Kapazitäten in der chemischen Industrie erweitert oder völlig neu geschaffen bzw. angepasst werden. So ist beschrieben, dass man in der Schwefelsäureproduktion vom „Friedensverhältnis“ zwei Drittel der schwefligen Säure (Kontaktverfahren) auf konzentrierte Schwefelsäure, ein Drittel zu rauchender Schwefelsäure dann kriegsbedarfsbedingt auf das umgekehrte Verhältnis umstellte. Auch hat man in Umsetzung dieser Strategie in Dormagen ganz neue kriegsrelevante Anlagen gebaut, wovon eine der Herstellung von rauchender Schwefelsäure diente. Diese rauchende Schwefelsäure wird auch Oleum genannt (bis heute). Im Projekt Ni. 365 sollte eine Oleum Fabrik eine besondere Rolle spielen und das ursprüngliche Kriegsschwefelprojekt wurde in den 40er Jahren vom Oleumprojekt ergänzt, was eine Ergänzungsinvestition notwendig machte. Das heißt man hat das Projekt Ni 365 von der ursprünglich technologisch vorgesehenen reinen Schwefelanlage, mithin also Blockschwefel, zu einer Technologievariante umgebaut, die die Herstellung von rauchender Schwefelsäure, Oleum ermöglicht hat. Diese Tatsache wird aber in allen vom Autor gelesenen Veröffentlichungen bisher nicht erwähnt. Auch die Summe der Investitionskosten dürfte in diesem Zusammenhang additiv erheblich gewesen sein. Leider hat der Autor darüber keine vertiefenden Informationen finden können. Näheres dazu ist im Kapitel zur Anlage Ni 365 beschrieben worden. Bild 9a Abriss Ni 110, vorn Ni 109. Im Hintergrund Siloanlage Werk 1 und Bandstrasse sowie Abraumhalde (November 1992). Foto : Privatarchiv Im ersten Weltkrieg hat die deutsche chemische Industrie zweifellos auch bewiesen, dass sie über ein hervorragendes Innovationspotenzial verfügen konnte. Besonders auf dem Gebiet der Ablösung von Importen von vielen notwendigen Grundstoffen durch synthetisch hergestellte Stoffe oder neue Technologien konnten erstaunliche Resultate erzielt werden, die teilweise Blockadestrategien der Kriegsgegner zunichte machten. Aber andererseits konnten eigene Berechnungen der Industrie damit übertroffen werden. Mit Ni 365 sollte offenbar eine Redundanz und/oder Erweiterung zu vorhandenen Kapazitäten insbesondere in Dormagen erreicht werden. Dabei konnte mit Ni 365 eine Technologie wiederum weiterentwickelt werden, die um die Zeit des ersten Weltkriegs entstanden war. Bereits damals sollte die Chemie dafür sorgen, die Kriegsversorgung auch dann aufrecht zu erhalten, wenn kriegsbedingt im Ausland benötigte Rohstoffe nicht beschaffbar waren. In der Tat gab es solche Bestrebungen auch im ersten Weltkrieg und davor, es gibt sie bis heute, manchmal auch eingesetzt als reiner Wirtschaftskrieg. Die führende deutsche Industrie war aber innovativ genug, so dass die chemische Industrie Deutschlands fast jedem Rohstoffmangel zu begegnen wusste. An diesem „Triumphe chemischen und technischen Könnens“ hatte, nach eigenem werbeträchtigen aber auch begründeten Beschreibungen gerade durch Veröffentlichungen der IG Farbenindustrie AG selbst, die Arbeit in den Farbenfabriken ihren gewichtigen und erfolgreichen Anteil. Beispielhaft durch die Bereitstellung von Salpeter- und Schwefelsäure, von Stoffen also, ohne die Pulver und Sprengstoffe nun einmal nicht fabriziert werden konnten. Unter dem Zwang der Verhältnisse im Krieg wurde auf dieser Grundlage die Produktion von Salpetersäure sofort in größtem Maßstabe in Angriff genommen. Auch in Leverkusen entstand auf einem abseits liegenden Gelände eine große Salpetersäurefabrik. Als im August 1915 die letzen Vorräte an Natursalpeter aufgebracht waren, samt den Beständen an Chilesalpeter, welche die deutschen Truppen in Antwerpen und Ostende, wie in Geschichte der IG Farben geschrieben steht, „glücklich erbeutet“ hatten, war die Leverkusener Fabrik im Verbund mit anderen deutschen Werken in der Lage, der Heeresverwaltung ausreichende Mengen synthetischen Salpeters zu liefern. Das hierbei benötigte Ammoniak stellte in immer steigendem Maße das von der Badischen Anilin- und Sodafabrik entwickelte Luftstickstoffverfahren zur Verfügung. Dadurch, so war man überzeugt, sei grundsätzlich eine unerschöpfliche Quelle zur Versorgung des Heeres mit Sprengstoffen und der Landwirtschaft mit Düngemitteln erschlossen worden. Mithin natürlich dem Unternehmen sicheres Geschäft, denn in Friedens- und Kriegszeiten hatte man gesicherte Märkte. Die Anlage in Leverkusen hatte anfänglich das schwefelsaure Ammoniak der Ruhrkokereien verarbeitet, wobei große Mengen von Gips als Rückstand blieben. Aus der Überlegung, wie dieser zu verwerten sei, erarbeitete man später eine bedeutungsvolle Erfindung. Es gelang, aus dem Gips schweflige Säure und damit Schwefelsäure zu erzeugen, wobei als Nebenprodukt vollwertiger Zement anfiel. Vor dem Kriege hatten die deutschen Fabriken hauptsächlich aus spanischem Schwefelkies Schwefelsäure hergestellt. In den Kriegsjahren war die Verwendung deutscher Kiese in den Vordergrund getreten. Die Fabrikation von Schwefelsäure aus Gips gewann als Ergänzung der Kriegserzeugung große Wichtigkeit. Die Erfindung wurde nach IG Farben Verständnis später als eine durchaus zu den deutschen Ruhmestaten chemischen Könnens in den Kriegsjahren gehörende Erfindung charakterisiert. Eine der wichtigsten technologischen Errungenschaften zur Zeit der Kriegsjahre war also das Verfahren zur Herstellung von Schwefelsäure aus Gips und Ton. Es wurde so vervollkommnet, dass es dem Verfahren, die Schwefelsäure aus schwefelhaltigen Kiesen zu gewinnen, offenbar nicht mehr nachstand. So wurde die Möglichkeit geschaffen, damals das am meisten gebrauchte chemische Produkt aus heimischen Rohstoffen herzustellen, die in quasi unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen, wobei überdies noch für die Bau- und Kriegswirtschaft ein sehr brauchbarer Zement anfiel. Insofern konnte man also für die Planungen des Projektes Ni.365 Schwefel in Niedersachswerfen auf eine erprobte Technologie zurückgreifen, die freilich mit modernster Technik in großem Stil aufgebaut werden sollte. Daher mag man Einschätzungen bspw. von Baranowski etwas relativiert sehen, wonach Ni. 365 mehr einen Versuchscharakter gehabt haben soll. Dies kann nur für die Modifikationen wie Oleum- Produktion angenommen werden. Vielmehr mögen die Anfahrprobleme der Anlage, die bei Baranowski offensichtlich gemeint sind, nochmals zu einer Überarbeitung der Apparaturen geführt haben. Die Anlage in Niedersachswerfen war in dieser Zeit eine, wenn nicht die modernste Anlage weltweit. Die deutsche chemische Industrie hatte bereits vor dem Kriege durch Forschungsarbeiten und großzügige Versuchsanlagen Erfahrungen gesammelt, um den 16 bis 20%igen Schwefelgehalt des Gipses zur Erzeugung von Schwefel und Schwefelsäure verwendbar zu machen. Es gelang. In zwei Fabriken in der Nähe des Harzes konnten in den Kriegs- und Nachkriegsjahren bis 1920, 30000 Tonnen chemisch reinen Schwefels aus den Harzer Gipssteinen gewonnen werden, unsere chemische Industrie bekam den unentbehrlichen Rohstoff. Erst die Ende 1919 einsetzenden Verschiffungen amerikanischen Schwefels aus den unerschöpflichen Schwefelgruben Louisianas zu sehr billigen Preisen, brachte diese Industrie zum Stillstand, zumal man noch keine passende Verwertung für die Rückstände der Fabrikation gefunden hatte. Im gleichen Maße wurde der Rohgips auch zur Erzeugung von Schwefelsäure herangezogen. Heute arbeitet noch eine derartige Anlage aus der Kriegszeit zufriedenstellend in einer der größten chemischen Fabriken des Rheinlandes. Die Harzer Gipsvorkommen sind auch heute noch ständiger Rohstofflieferant zur Schwefelsäureherstellung für die größte chemische Fabrik des Kontinents, das Ammoniakwerk Merseburg, GmbH in Leuna. In drei Schichten, Tag und Nacht, bemühen sich 600 – 700 Arbeiter am Kohnstein bei Niedersachswerfen, die gewaltigen, für den Betrieb in Leuna benötigten Mengen an Gips- und Anhydritsteinen zu brechen, in riesigen Brechlagern zu zerkleinern und zu verladen. Mancher Besucher des Südharzes wird bereits durch das mittags und abends einsetzende Trommelfeuer der Gesteinssprengarbeiten in den Brüchen der Gesellschaft erschrocken sein, bis er erfährt, um was es sich handelt. Täglich rollen in eigenen Zügen und Sonderwagen von 35 Tonnen Fassungsvermögen durchschnittlich 3500 Tonnen geknorpelte Gipssteine vom Harz nach Leuna, um hier zur Herstellung von schwefelsaurem Ammoniak zu dienen und uns dadurch von dem Bezuge ausländischer Schwefelkiese zur Herstellung von Schwefelsäure unabhängig zu machen. (Aus: Die Industrie im Harz 1924-d. Verfasser). Beim Aufbau des AMW kooperierte die COMPANIEsehr eng mit staatlichen Stellen. Frühzeitig kam es zu Verträgen, wie zum Beispiel mit dem im Dezember 1916 von beiden Seiten unterzeichneten Vertrag. Die COMPANIEverpflichtete sich danach, das Ammoniakwerk Merseburg so zu erweitern, dass es eine Jahresleistung von 130 000 t Stickstoff brachte. Der Ausbau schloss insbesondere die Errichtung einer Stickstoffdüngerfabrik für schwefelsaures Ammoniak (Ammoniumsulfat) als Teil des Übergangs von der Kriegs- zur Nachkriegswirtschaft mit einer Leistung von 250 000 t im Jahr ein. Für die Erweiterungen sicherte sich die COMPANIEdas alleinige Eigentumsrecht und bei Stillegung in Folge von Absatzschwierigkeiten eine Vergütung vom Reich in Höhe von 300 000 Reichsmark jährlich. Diese Ammonsulfatdüngerherstellung war für das Gipswerk Niedersachswerfen von besonderer Bedeutung, schließlich wurde die Düngerherstellung über viele Jahre einer der Hauptmärkte für das in Niedersachswerfen am Kohnstein gewonnene Material. Abrißhaft dargestellt beinhalteten die investiven Vorhaben in Merseburg (Me) für die geplante Produktionsausstoßsteigerung ff.: - Verstärkung der Kapazitäten für die Vorreinigung und Synthese in den Bauten Me 13 und Me 14, Erweiterungsbauten mit Koksgasfabrik (Me 1), die CO-Konvertierung (Me 102), die Kompressorenbauten (Me 104, Me 150, Me 7, Me 8), die Druckwasserreinigung (Me 105), die Umlaufpumpen und die Hochdruckabsorption für die NH2-Synthese (Me 107) sowie die Wasserstoffreinigung (Me 106) Anlagen für die Ammoniumsulfaterzeugung in den Bauten Me 138, 141, 139, mit Kesselhaus, Me 202, Me 134 und Me 140, das Düngemittellager, Gebäude der Sulfatfabrik. Die anfänglichen Tagesleistungen beliefen sich auf 60 t Ammoniumsulfat, in 1919 beginnend. Im weiteren Jahresverlauf stiegen sie auf 100 t an. Im Bau Me 138 wurde der Anhydrit aus Niedersachswerfen über Vorratsbehälter den Fullermühlen zugeführt oder im Me 141 gelagert. Das feine Anhydritmehl wog man im Me 139 mit automatischen Waagen ab und schlämmte es in Rührapparaten mit Waschwasser aus dem Prozess an. Den dabei entstandenen dünnen Brei förderten Pumpen in 52 Sättiger mit Rührwerk und Kühlschlangen und versetzten diesen dort mit Ammoniak und Kohlendioxid. Reste von nicht verbrauchtem Ammoniak wurden mit Schwefelsäure absorbiert, die Säurereste mit Ammoniakwasser neutralisiert und die Lösung dem Nutschschlamm zugeführt. Aus den Sättigern ließ man den Inhalt diskontinuierlich nach 6 bis 8 stunden Umsetzungsdauer in Rührapparate ab und förderte ihn in Tauchnutschen zur Abtrennung der ammoniumsulfathaltigen Lösung vom festen Calciumcarbonat (Kalk). Die Ammoniumsulfatlösung wurde in Filterpressen nochmals filtriert und in Vorratsbehältern (Hofbehälter Me 536, Me 537) gesammelt. Wasser schlämmte den Kalk von den Filterrahmen der Tauchnutschen ab. Bild 7 Links gesackte Verladeanlage Ni 112 (West 1) mit Verladerampe. Davor der Schornstein (12/92). die Bauten Ni 106/107 vor dem Schornstein sind bereits abgebrochen. Rechts vom Schornstein Neubau der Siloanlagen mit Sichter und Mischanlage, Rechts im Hintergrund die Betonkonstruktion der ehemaligen Halle Ni 110 (auch Feldherrenhalle). Im Vordergrund Druckluftringleitung und Schlagbaum Einfahrt Kältetechnik. Quelle : Privatarchiv des Autors In der Eindampferei kam die Ammoniumsultatlösung in einen Ansäurebehälter, in dem Reste von Ammoniak mit Schwefelsäure neutralisiert wurden. Über Zwischenbehälter gelangte sie in das Vordampfer- Duplexsystem. Dieses bestand aus Vor- und Fertigverdampfern. Die beim Eindampfungsprozeß entstandene Salzmaische kam über eine Verteilerrinne (Maischerinne) auf die Schleudern (Zentrifugen). Nach dem Zentrifugieren wurde von Hand das Salz aus den Zentrifugen mittels Messerkastens ausgeschnitten und über Salzkonveyer und automatische Kippwagen zum Silo, Me 140, befördert. Dort erfolgten Lagerung und Versand. Das zum Herstellen von Ammoniaksulfat erforderliche Ammoniak trieb Dampf im Me 143 aus hochprozentigem Ammoniakwasser in acht Destillationskolonnen aus. 1925 NH3 Niedersachswerfener Anhydrit(mehl) H2SO4 CO2 Wasser Nutsche Verdampfer Dampf Anrührbehälter Umsatzbehälter Zentrifuge zum Silo Düngerkalk Ammoniumsulfat Drehfilter Technologieschema Ammonsulfat-Dünger Herstellung im Ammoniakwerk Merseburg etwa 1925 auf Basis Anhydrit aus dem Gipswerk Niedersachswerfen. C*2004 Horst Schäfer Von hier ging es nach Me 139. In der Gasreinigung aus Synthesegas anfallendes und in Vorratsbehältern, Me 510, zwischengelagertes Kohlendioxid führten Rohrleitungen nach Me 139. Es gab beim Ausbau der Anlagen in Merseburg und auch in Niedersachswerfen Probleme mit der Materialversorgung, die sich auf die Fertigstellung der Anlagen auswirkten. Mit Regierungsvertretern konnte die COMPANIE1917 in Berlin erreichen, dass entsprechende Maßnahmen zur Beschleunigung der Stahllieferungen an die Stahlkonstruktionsfirmen, zur Kohleversorgung der an den Einmauerungsarbeiten beteiligten Schamotte-Werke, zur besseren Elektrizitätsversorgung und zur Beschaffung von Schienen getroffen wurden. Im Juni 1918 wurde wiederum ein Vertrag zum Ausbau der Leuna-Werke unterzeichnet. Diesmal beinhalteten die vertraglichen Vereinbarungen im Kern die Steigerung der Jahresproduktion um 70 000 t N, dadurch sollte schließlich jährlich ein Gesamtvolumen von 200 000 t N abgesichert werden. Die COMPANIEsicherte sich die ausschließlichen Eigentumsrechte für die auf Staatskosten errichteten Betriebe. Damit konnte das Kriegsgeschäft abgedeckt und die Alleinstellung in der Stickstofferzeugung gesichert werden. Nach Kriegsende des Ersten Weltkriegs wurden lediglich die Produktionsanlagen für Ammonsalpeter in Wolfen geschleift, die entscheidende Produktionsstufe, die Ammoniaksynthese in Leuna, blieb erhalten. Das Schleifen der Anlagen meint deren Zerstörung. Also konnte in Leuna aufgrund der vorhandenen Anlagen nunmehr sofort die Düngemittelproduktion in großem Umfang anlaufen. Das führte in Niedersachswerfen zu einem gesicherten Absatz des für die Düngerproduktion benötigten Anhydrits. Leuna wurde nach dem Kriege zur größten Produktionsanlage für Stickstoffdünger in der Welt ausgebaut. Im Oktober 1919 beschloss der Gemeinschaftsrat der „Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken“, das Ammoniakwerk Merseburg rechtlich neu zu strukturieren. Es wurde eine neue Gesellschaft gebildet, die aber unter der Leitung der COMPANIEbleiben sollte. Bosch als ein Vorstandsmitglied der „Interessengemeinschaft“ erklärte sich in diesem Zusammenhang bereit, den gesamten Bereich der Stickstoffproduktion, der bei der COMPANIEzu einem äußerst gewinnträchtigen Produktionszweig geworden war, in die „Interessengemeinschaft“ einzubringen. Im Dezember 1920 wurde aus dem Ammoniakwerk Merseburg, dem bisherigen Zweigbetrieb der BASF, nunmehr eine rechtlich selbständige GmbH. Diese neue Gesellschaft firmierte unter „Ammoniakwerk Merseburg- Oppau GmbH“. Ihr Stammkapital betrug 500 Millionen Reichsmark. An dieser GmbH waren sieben Gesellschafter der „Interessengemeinschaft“ wie folgt beteiligt: 1. COMPANIELudwigshafen 2. Farbenfabrik Leverkusen (vormals Friedrich Bayer und Co.) 3. Farbwerke, vorm. Meister, Lucius und Brüning, Höchst 4. Leopold Casella und Co., GmbH, Frankfurt am Main 5. AG für Anilin-Fabrikation (Agfa), Berlin 6. Chemische Fabrik GriesheimElektron, Frankfurt am Main 7. Chemische Fabriken, vorm. Weiler ter Meer, Uerdingen 125 095 000 RM 125 095 000 RM 125 095 000 RM 45 760 000 RM 40 730 000 RM 30 000 000 RM 8 225 000 RM Neue Geschäftsführer der Gesellschaft wurden Prof. Dr. Bosch, Justizrat Dr. Michael, Dr. Bueb, Schmitz, Dr. Gaus. Später erfolgte dann nach gründlicher Vorbereitung am 2. Dezember 1925 die Fusionierung der vorher in der "Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken“ vereinigten sechs großen Chemiefabriken. In der „IG Farbenindustrie Aktiengesellschaft“ benannten Gesellschaft, Kurzfassung „IG Farben“ schlossen sich die Badische Anilin- und Soda-Fabrik, Ludwigshafen, Farbenfabrik vorm. Friedrich Bayer und Co., Leverkusen, Farbwerke, vorm. Meister, Lucius und Brüning, Hoechst, Aktiengesellschaft für Anilin-Fabrikation, Berlin, Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, Frankfurt am Main, Chemische Fabriken vorm. Weiler-ter Meer, Uerdingen, zusammen. Die beiden Firmen Leopold Casella und Co., GmbH, Frankfurt am Main, und Kalle und Co., Aktiengesellschaft, Biebrich am Rhein, die bis dahin zur Interessengemeinschaft gehörten, blieben als selbständige Gesellschaften bestehen, aber unter der Oberleitung der IG Farben, welche auch den Verkauf der Produkte beider Firmen übernahm. Die aufnehmende Firma war die Badische Anilin- und Soda-Fabrik. Sie erhöhte ihr Aktienkapital auf 646 Millionen Goldmark und übernahm das Buchvermögen der anderen der IG Farben angeschlossenen Gesellschaften. Der Sitz der Gesellschaft wurde Frankfurt am Main. Zur Organisation der IG Farben wurden fünf Betriebsgemeinschaften gebildet. Die Leuna-Werke gehörten als „Tochter“ der COMPANIEzur Betriebsgemeinschaft Oberrhein, nicht zu Mitteldeutschland. Das „Ammoniakwerk Merseburg GmbH“ wurde offiziell nicht mitfusioniert, da es formal eine selbstständige Gesellschaft war. Aber der größte Teil des Stammkapitals des Werkes befand sich in den Händen der IG Farben, der Rest gehörte der Firma Leopold Casella und Co. Es war damit ein Tochterunternehmen eines der seinerzeit größten Chemiemonopole der Welt. Die enge Verquickung der Leuna-Werke mit der IG Farben zeigte sich auch in der Tatsache, dass die beiden Leuna-Direktoren Dr. Dehnel und Dr. Oster Mitglieder des Aufsichtsrates der IG Farben waren. Das Gipswerk Niedersachswerfen blieb unselbständiger Betriebsteil der Ammoniakwerk Merseburg GmbH. 1924 wurde in Leuna eine große Methanolanlage gebaut und angefahren. Bei den Versuchen zur Methanolsynthese wurde an den Parametern Druck, Temperatur und Katalysator an der Anlage experimentiert. Dabei zeigte sich, dass unter bestimmten Bedingungen höhere Alkohole und komplexe Kohlenwasserstoffe industriell herstellbar waren. Somit wurde es möglich, Kohlenwasserstoffe (Benzin) aus Kohle herzustellen. Im Jahre 1927 wurde die Benzinproduktion in Leuna aufgenommen. Das Leuna-Werk verfügte somit über drei Großsynthesen: Ammoniak, Methanol, Treibstoff. Zur Kohlehydrierung kam im Jahr 1927 noch die Erweiterung der Düngemittelproduktion hinzu. Neben Ammoniumsulfat stellten die Leuna-Werke dann auch aus Salpetersäure und salpetersauren Salzen Dünger her, für den die Landwirtschaft erheblichen Bedarf hatte. Als Zwischenprodukt diente das synthetische Ammoniak, durch dessen Verbrennung mit Luft an glühenden Platinnetzen stickstoffoxidhaltige Gase entstanden, aus denen eine verdünnte Salpetersäure gewonnen wurde. Das entsprechende Verfahren war wiederum in der ersten Hälfte der zwanziger Jahre in Ludwigshaften- Oppau ausgearbeitet worden. Durch die Neutralisation der Salpetersäure mit Ammoniak oder Natronlauge oder Kalk erhielt man die entsprechenden salpetersauren Salze (Nitrate). In Leuna gewann man zunächst durch die Neutralisation der Salpetersäure mit dem in der Sulfat-Fabrik anfallenden kohlensauren Kalk (Calciumcarbonat) eine „Kalksalpeter“Lösung (Calciumnitratlösung), die bis zum Entstehen einer Schmelze eingedampft wurde. Die heiße Salzschmelze wurde in hohe Türme verspritzt, wodurch ein festes, feinkörniges Salz entstand. Der Herstellung des „Kalksalpeters“ schloss sich in der Folgezeit die Fabrikation anderer salpetersaurer Salze, wie Natronsalpeter (Natriumnitrat) und Kalkammonsalpeter (Gemisch aus Ammoniumnitrat und Calciumcarbonat) an. Mit diesen Kapazitäten hatten sich die Leuna-Werke zum größten Betrieb innerhalb der IG Farben, ja nach Darstellung der IG Farben aus jener Zeit zum größten Industriegiganten in der Welt entwickelt. Das zeigte sich im Produktionswachstum und in der Belegschaftsstärke in den Jahren 1924 bis 1928. Einer bis 1928 auf über das Doppelte gestiegenen Bruttoproduktion stand ein Belegschaftswachstum von etwa 60 Prozent gegenüber. Bis 1928 war die Belegschaft auf 29000 gewachsen. Damit waren die Leuna-Werke das größte europäische Chemiewerk. Bild 13 Links im Hintergrund östlich der Kranbahnhalle die Blechsilos 1 – 4, für Anhydritmehl A 92, A 89 und Porenanhydrit (Beladung Waggon Uc-v, ZKZ). Im Vordergrund Blechsilo 5 und 6 für den Umschlag von Porenanhydrit und A 92 mit Straßensilofahrzeugen zu DDR Zeiten. Quelle : Archiv des Autors Zur Entwicklung seit 1933, Krauch, Strukturen und Wifo Schon 1933 begannen nach gesicherter Meinung intensive Planungen und der planmäßige Ausbau der Sprengstoffproduktion. Entscheidend involviert waren Experten der IG, die starken Einfluss auf den sogenannten Vierjahrplan und seine Entstehung nehmen konnten. Unter der Leitung von IG-Direktor Dr. Carl Krauch (1887-1968) wurden im Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe, Abteilung Forschung und Entwicklung, wesentliche Planfassungen ausgearbeitet. Dr. Krauch avancierte im zentralen Leitungsorgan Görings auch zum Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung. Dr. Eckele, ebenfalls IG Farben, leitete die Abteilung Chemie. Damit hatte der Konzern zwei der fünf Abteilungen direkt mit eigenen Managern besetzt. Die wichtigsten Berater und Manager mit Herrn Dr. Krauch waren Herr Dr. Otto Ambros (Berater für Buna). Herr Dr. Bütefisch (Berater für synthetisches Benzin) und Herr Dr. Schneider (Berater für Stickstoffproduktion), die uns vor allem in Person der Herren Bütefisch, Schneider & Krauch auch im Zusammenhang mit dem Kriegsschwefelwerk Niedersachswerfen mehrfach begegnen. Auch dies unterstrich den Einfluß der IG Farben in der Vierjahrplanbehörde. In diesem Sinne schrieb Dr. Bütefisch rückblickend auf sein Gespräch mit Hitler im Sommer 1932: „Die Ausblicke, die der Führer damals im einzelnen gab, mußte ich jahrelang für mich behalten. Sie umfassten schon das ganze Programm des späteren Vierjahresplanes.“ (Quelle: Geschichte der Leuna-Werke- d.A.). Die Leuna-Werke konnten in der Folge vom wachsenden Mineraldüngerverbrauch in Deutschland ab 1933 und auch maßgeblich vom „Neuen Plan“ profitieren. Der Anstieg der Stickstoffproduktion hatte aber einen weiteren Grund. Mit dem zunehmenden Sprengstoffbedarf erhielt die Erzeugung von Dünger und hochkonzentrierter Salpetersäure (Hoko-Säure) aus Inversionsgasen mehr Bedeutung. Die Entwicklung letzterer begann bereits im Jahre 1934. Zu Versuchszwecken kam dafür im Sommer des gleichen Jahres eine Anlage zur Aufstellung. Die eigentliche Anlage entstand im Bau Me 143. Entsprechend dem Produktionsprofil der Leuna-Werke hatte unter dem verantwortlichen Direktor für die Stickstoffproduktion, Dr. Schneider, die Mineraldüngerproduktion immer Bedeutung. Von 1933 bis 1935 stieg diese bei Düngesalzen geringfügig um 6762 t N an. Ein gewisser Sprung erfolgte 1936 weil die Produktion von Leuna-Salpeter anstieg. Dieses neue Produkt wurde ab 1934 erzeugt und bestand aus 40 Prozent Ammoniumnitrat und 60 Prozent Ammoniumsulfat. 1936 wurden 15476 t hergestellt. Mit diesem neuen Produkt war man auch auf den Außenmärkten präsent. Ein Produktionsanstieg konnte auch bei der Sprengstoffherstellung erreicht werden. Bis 1936 waren die Versuche für hochkonzentrierte Salpetersäure so weit vorangekommen, dass man mit einem monatlichen Ausstoß von 20 t den Betrieb aufnehmen konnte. Im Bau Me 143 ging die Errichtung der Hoko- Säure- Anlage voran. Zunächst war ein Produktionsvolumen von 1700 t N/a vorgesehen. Angesichts des sich abzeichnenden Krieges plante man direkt die Erweiterung auf 3000 bis 3500 t N/a. Während des Kriegsverlaufes gingen aber die Produktionserweiterungen schließlich um ein vielfältiges über diese Plangrößen hinaus. Das Wachstum der Düngemittelerzeugung ging dann vergleichsweise zurück. Bei Leuna-Salpeter stieg der Produktionsausstoß bis 1939 um mehr als das Doppelte. Geringfügig nahm er bei Ammoniumsulfat zu. Eine Verdoppelung konnte auch bei Kalkammonsalpeter erreicht werden. Ursache dafür war die Erweiterung des Baues Me 273 zur gleichzeitigen Herstellung von „Kalksalpeter“ (Calciumnitrat) und Kalkammonsalpeter, die 1937 begann und 1939 zum Abschluss kam. Damit standen Kapazitäten für eine Jahresproduktion von 45 000 t N „Kalksalpeter“ und 60 000 t N Kalkammonsalpeter zur Verfügung. 1939 wurde der Ausbau der Anlagen für die Salpeterdüngemittelherstellung eingeleitet. Sie sollte um 50 T N pro Tag gesteigert werden. Der IG Farben Konzern schuf Anfang 1935 als Stabsstelle eine eigene IGVermittlungsstelle W” (Wehrmacht), die mit dem “Wehrwirtschaftsstab beim OKW” die wirtschaftlichen Kriegsvorbereitungen und Mobilisierungspläne zu organisieren hatte. Diese Vermittlungsstelle W hatte durchaus eine ganze Palette von Aufgaben zu erfüllen, wie: - die zentrale Bearbeitung der Mobilmachungspläne, - die Fragen der Umstellung der Produktion, - die Sicherstellung von Rohstoffen, - die Fragen der Lagerhaltung, Transportfragen, - Sicherstellung bzw. Verschiebung von Arbeitskräften, - mithin die Gesamtkoordination vieler spezifischer Problemstellungen mit besonderen Befugnissen und Vollmachten. Von besonderer Bedeutung dabei war die Wahrnehmung und Wahrung der Interessen der I.G.. Schon kurz nach der Schaffung dieser Vermittlungsstelle W ist selbige auch sehr detailliert in die Vorhaben in Niedersachswerfen eingebunden gewesen und hatte weitgehend die Federführung inne. In den Verhandlungen mit der WIFO und dem RKM (Reichskriegsministerium-d.A.) seit 1936 (Projekt Einlagerung kriegswichtiger Stoffe-Stollenausbau 1.Vertrag- d.A.) übernahm man die Gesamtkoordination direkt über Leuna. Es lässt sich hier nachweisen, dass selbst Direktor Dr. Krauch entscheidend persönlich einbezogen gewesen ist. Dabei hat er über seinen Tisch entscheidende Grundsatzfragen klären lassen und insbesondere WIFO spezifische Fragestellungen und Interessen abwägen lassen. Zu Verhandlungsergebnissen und Vorschlägen wurde über ihn das Einverständnis zu den Vertragsfragen eingeholt. Er hat die entscheidenden Weisungen und Gestaltungen vorgeschlagen und erarbeiten lassen, die in Niedersachswerfen umgesetzt werden mussten. Maßgeblich in die Vorhaben in Niedersachswerfen involviert waren: - Dr. Krauch, Direktor Dr. Goldberg, Direktor Dr. Wurster, Ludwigshafen/ Oppau, IG Farben, - Direktor Dr. von Staden, Dr. Schneider, v. Dehn Rotfelser, Dr. Bütefisch, Dr. Langheinrich, IG Farben, AMW (Ammoniakwerk Merseburg GmbH der I.G.d.A.), - Dr. Guilleaume, Grimmel, IG Farben, AMW, Ltr. Gipswerk Niedersachswerfen des AMW, - Dr. Eckel, Dr. Diekmann, Dr. Pfaundler, IG Farbenindustrie Aktiengesellschaft, Vermittlungsstelle W, Sparte 1 - Wehling, Prankel, Dr. Diez, Dr. Rohr, WIFO Berlin , Neu als Bauleiter WIFO Niedersachswerfen, - Vogeler, Godlewski, Reichswirtschaftsministerium, - Oberregierungsrat Dr. Mureck – O.K.W., Eine bedeutende Aufmerksamkeit der Vermittlungsstelle W galt den Abrechnungen, Terminplanungen und Vorortbesuchen, in Niedersachswerfen, die zunächst von Ministerialbeamten, leitenden Mitarbeitern von WIFO und IG und später von hoher Stelle und der SS massiver wurden. Teilweise sind diese Besuche strikt vertraulich behandelt worden und Details bis hin zur materiellen Sicherstellung wurden im Vorfeld über die Vermittlungsstelle W abgeklärt. Neben Treibstoffen war die Produktion von synthetischem Kautschuk für die Kriegswirtschaft und die Autarkiestrategien von zentraler Bedeutung. Die Bauarbeiten für eine Großversuchsanlage in Schkopau begannen im April 1936. Bereits 1937 wurde der erste Synthesekautschuk produziert. Im gleichen Jahr gründete die I.G. die Buna-Werke GmbH Schkopau als Tochtergesellschaft der Ammoniakwerke Merseburg GmbH. Die Basis für den größten Teil der Produktion stellte die Calciumcarbidherstellung dar. Aus Calciumcarbid wurde Acetylen gewonnen, welches über mehrere Zwischenstufen weiterverarbeitet wurde, zu: • • • Butadien (Kautschukgrundstoff) Vinylchlorid (für PVC-Produktion) Ethylen . Man hatte bereits 1832 (Lüdersdorf) entdeckt, dass durch Beimischung von Schwefel der Kautschuk verbesserte Eigenschaften erhält. Etwas später, 1839, konnte Charles Goodyear die Arbeiten offenbar unabhängig ebenso entdecken bzw. bestätigen. Ihm wird zugeschrieben, dass er durch anschließende Erwärmung erste wirklich „elastische Produkte“ erhielt, diese Technologie konnte ebenso von ihm industriell umgesetzt werden. Buna (Butadien/Natrium) wird durch die IG-Farben 1926 aus Kohle (Mitteldeutsches Revier) und Kalk hergestellt. Durch Polymerisation konnten die Typen BunaN (Perbuan) und BunaS produziert werden, wobei Typ N speziell ölfest und Typ BunaS für hohe Temperaturen standen. In Amerika schaffte 1928 Du Pont die Fertigung von Chloroprene- Kautschuk, der als Neoprene bekannt geworden ist. Auch Thiokautschuk und Oppanol wurden entwickelt. Andere Typen wurden ebenso erarbeitet, konnten aber erst später in Massenprodukte umgesetzt werden. So z. B. Butadien/Styrole, EPDM, Viton, um nur einige ausgewählte zu benennen. Die ist insofern nicht ohne Bedeutung für die hier vorliegende Arbeit, da Schwefel zur Elastizität des Kautschuks benötigt wird und dies natürlich im Kontext der Militarisierung in besonderem Maße bedeutungsvoll war. Die I.G. Werke in Bitterfeld schließlich produzierten Aluminium für den Flugzeugbau (Junkerswerke Dessau). Neue Aluminium- und Magnesiumproduktionsanlagen wurden in Aken/Elbe errichtet. 1936 wurden große Gipsschwefelsäureanlagen in der Farbenfabrik Wolfen und bei der WASAG in Coswig/A. errichtet. Die Errichtung einer Großanlage in Wolfen zur Herstellung von Schwefelsäure aus Gips nach dem Müller-Kühne-Verfahren ging mit der Erprobung in 1937 – 38 direkt in Betrieb. Durch die Politik der Aufrüstung entwickelte sich das Chemiedreieck, wie es achtungsvoll genannt wurde zum "Ruhrgebiet Mitteldeutschlands". Darüber hinaus kam es der IG Farben und RKM (Reichskriegsministerium) strategisch darauf an, auch Produktionsstandorte substituieren und kriegsbedingte Spitzenbedarfe an den wichtigsten chemischen Grundstoffen in jedem Falle abdecken zu können. Nur so war letztendlich wirksam eine Autarkie- Strategie durchzusetzen. Krauch arbeitete offenbar auf das engste mit Herrmann Göring zusammen. Es wird wiederholt beschrieben, dass er zum mächtigsten Mann im Reichswirtschaftsministerium aufstieg. Im August 1938 wurde ihm von GÖRING "die Gesamtleitung der Durchführung des für den Ausbau von Pulver-, Sprengstoff- und K- Stofffabriken sowie ihrer Vorprodukte befohlenen wehrwirtschaftlichen neuen Erzeugungsplanes" übertragen. In seiner Stellung als „Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Industrie“, war er die höchste Instanz zur Begutachtung und für die Verteilung der erforderlichen Arbeitskräfte. Das Reichsarbeitsministerium sandte ihm die Anforderungen an Arbeitskräften von den Betrieben zur endgültigen Entscheidung zu. Krauch, der 1939 zusätzlich Leiter des Reichsamtes für den Wirtschaftsausbau wurde, war somit verantwortlich für die Durchführung der von der Regierung vorgegebenen Programme des Rüstungsausbaues, d.h. für die Planung und Zuweisung der entsprechenden Geldmittel und Arbeitskräfte. Merit Cross : Collaborator of Krauch in Four Year Plan, Amt fuer Deutsche Roh- und Werkstoffe (Office for German Raw Materials and Synthetics) ; Acting Vice Chairman and Member, Praesidium, Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie (Economic Group Chemical Industry) ; Chief and Chairman, Technischer Ausschuss (Technical Committee), Fachgruppe Schwefel und Schwefelverbindungen (Subgroup for Sulphur and Sulphur Compounds), Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie; Member, Beirat (Advisory Council), and Bezirksobmann (District Chairman), Saarpfalz, Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie; Member, Beirat, Wirtschaftskammer Westmark (Chamber of Economics, Westmark), Saarbruecken; President, Wirtschaftskammer Ludwigshafen (Chamber of Economics, Ludwigshafen) ; Member, Aufsichtsrat, Sueddeutsche Holzverzuckerungswerke A.G., Regensburg; Member, Aufsichtsrat, Duisburger Kupferhuette, Duisburg; and chairman or board member of other industrial firms, combines, enterprises within Germany, the occupied countries, and elsewhere. Quelle: Merit Cross : IG Farben, S. 738 - 753 ff/ Funktionen von Krauch Nach dem sog. "Krauch-Plan" wurden nach 1938 auch mit den Linzer Stickstoffwerken und den Aluminiumwerken Ranshofen zwei Großbetriebe in Oberösterreich errichtet. Als Carl Krauch sich mit einem 'Wehrwirtschaftlichen neuen Erzeugungsplan' im August 1938 gegen Görings Stabschef Löb durchsetzte, hielt, nach Alfred Kube, „eine Riege von Wirtschaftstechnokraten in Görings wirtschaftlichen Führungsstab Einzug, die den Vierjahresplan noch stärker gegen Parteieinflüsse abschottete“. Es entstand das 'Amt für Wirtschaftsausbau', spöttisch auch 'Reichsamt für I.G.Ausbau' genannt. Göring war ab 1938 'Reichsmarschall', Krauch der 'Generalbevollmächtigte für Sonderfragen der chemischen Erzeugung des Vierjahresplans' und 'Wehrwirtschaftsführer'. Parallel zu Krauch machte ein Mitarbeiter und Vertrauter von Krauch stetig Karriere: Heinrich Bütefisch (1894-1969) aus Hannover. Er war kein Unbekannter sondern vorher schon Unterhändler Boschs bei Hitler vor dessen Regierungsantritt gewesen. Heinrich Bütefisch trat 1934 als Stellvertreter in den Vorstand der I.G. und wurde Mitglied im 'Fördererkreis Reichsführer SS', erreichte militärische Ränge und wurde 1938 Vollmitglied des Vorstands der I.G., Wehrwirtschaftsführer, Hauptmann der Reserve, 1939, dem Hauptmannsgrad entsprechend, SS-Hauptsturmführer. 1941 wurde er zum Sturmbannführer (Major) befördert und erhielt wie Krauch noch 1945 das Ritterkreuz des KVO. Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes ohne Schwerter / (RKdKVK ohne) BÜTEFISCH, Dr. Heinrich (1894 – 1969 ) SS-Obersturmbahnführer / Hauptmann d.R.: - Mitglied der Geschäftsleitung IG Farbenindustrie AG, technisches Komitee, - Manager AMW Ammoniakwerk Merseburg GmbH, Leuna / Merseburg, - Leuna section, Werk Ausschwitz, - Mitglied der Geschäftsleitung der Braunkohle-Benzin AG,…, - Mitglied des Freundeskreises des Reichsführer SS Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes ohne Schwerter: 1944; 1914 EK I: ; 1914 EK II. Klasse; KVK I: ; KVK II: ; Ehrenkreuz für Frontkämpfer KRAUCH, Prof. Dr. phil. Carl (1887 – 1968 ) Generaldirektor der IG-Farben. Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes ohne Schwerter: 5. Jun. 1943 Bütefisch und Krauch als Ritterkreuzträger des Kriegsverdienstkreuzes Nach Kriegsende hatte die US- Armee auf Schloß Kransberg führende Wissenschaftler und Industrielle in Haft. Unter anderem saßen dort die IG-FarbenVorstände Fritz ter Meer, Otto Ambros, Heinrich Bütefisch, Karl Krauch und Heinrich Hörlein ein. Aus heutiger Sicht stehen Krauchs Aussagen und Tätigkeit im Naziregime unter dem Eindruck seiner Nürnberger Verurteilung 1948 (er kam 1951 frei, übernahm neue Aufsichtsratsfunktionen), in der das Gericht feststellte, "dass Krauch an der Planung von Angriffskriegen nicht beteiligt war. Die Pläne sind von einem abgeschlossenen Kreis ausgearbeitet worden... Krauch stand tief unter der Gruppe der Mitglieder dieses Kreises". Der Hauptangeklagte in Nürnberg Carl Krauch wurde als Chemiker und Organisator, Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats der IG-Farben unter anderem wegen seiner Zuständigkeit für den Einsatz der Zwangsarbeiter im Buna-Werk Monowitz in Polen, wo nach seinem Verfahren synthetischer Kautschuk, eben Buna, hergestellt werden sollte, eben wegen der Teilnahme an diesem Programm zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Auch Bütefisch wurde 1948 verurteilt, in 1951 entlassen und bekleidete ab 1952 mehrere Ämter in der Bundesrepublik Deutschland. Dafür erhielt er 1968 vom Präsidenten Heinrich Lübke das Große Verdienstkreuz, das er allerdings nach öffentlichen Protesten wegen seiner Verstrickung im Dritten Reich unmittelbar nach Verleihung zurückgab. Die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft im Überblick Am 24. August 1934 wurde auf Veranlassung des Reichswirtschaftsministeriums die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft m.b.H. gegründet, die auch unter dessen Aufsicht stand. Als öffentlich genannte Aufgaben der Wifo standen Errichtung und Betrieb von Versuchs- und Forschungsanlagen zur Förderung von Industrie und Handel im Mittelpunkt der geplanten Aktivitäten. Ihr geheimer Auftrag bestand tatsächlich aber im Bau und Betrieb von Lagern für Betriebsstoffe einschließlich der Beschaffung und des Transports der entsprechenden Produkte. Hauptsitz der Gesellschaft war Berlin mit der Geschäftsführung und den Hauptabteilungen Verwaltung, Bau, Transport, Mineralöl und Fabriken. Die IG Farbenindustrie AG war ursprünglich einer der Gesellschafter der Wifo (GmbH) gewesen, es bestanden auf höherer Ebene zum Reichswirtschaftsministerium, der Wifo usw. engste Verflechtungen, wie das oben bereits ausgeführt ist. Ausfluss der strategischen Interessenlage der IG war Kontrolle und Einfluß auf die spezifischen Aufgaben der reichseigenen Wifo. Außenstellen im Inland gab es an den jeweiligen Bau- und Standorten der Lager für verschiedenste Stoffe, Gerät und Materialien sowie an den Zentren von Verwaltung uns Transport. Entsprechende Stellen befanden sich auch in anderen Ländern Europas zur Beschaffung und Transport der dortigen Kraftstoffe und Öle. Gegen Kriegsende zählte die Wifo rund 10 000 Mitarbeiter und erstellte bis Mitte 1942, dem Ende ihres Tanklager- Bauprogrammes, in ihren Großlagern eine Tankkapazität von rund 1,5 Mill. m3 für Kraftstoffe und rund 100 000 m3 für Motorenöle, unterhielt darüber eine Transportkapazität von rund 38 000 Eisenbahnkesselwagen und 35 Flussschiffen (1944). Sie belieferte während des Krieges das Heer und in steigendem Maße die Luftwaffe aus ihren Großlagern. Auch in Niedersachswerfen baute das Gipswerk Niedersachswerfen des AMW Ammoniakwerk Merseburg, wie hinreichend bekannt ist, ein solches Lager in den Kohnsteinfelsen aus, welches später insbesondere auch für Untertageverlagerungen kriegswichtiger Produktionen Verwendung fand und stark ausgebaut wurde, wobei gerade die Serienfertigung von den sogenannten V-Waffen gemeinhin bekannt geworden ist. Auf die näheren Details zur Wifo sei an dieser Stelle auf die vielfältige Literatur hierzu verwiesen. Zwangsarbeit Zwangsarbeit war schon nach der Definition von 1930 der IAO, der Internationalen Arbeitsorganisation „jede Art von Arbeit oder Dienstleistung, die von einer Person unter Androhung irgendeiner Strafe verlangt wird und für die sie sich nicht freiwillig zur Verfügung gestellt hat“. In 1936 zeigte sich im Deutschland der Nazis und Kriegswirtschaft nach langen Jahren von hoher Arbeitslosigkeit ein stringenter Arbeitskräftemangel, der sich mit Kriegsbeginn bis zum „Untergang des Dritten Reiches“ weiter verschärfte. Also mussten Arbeitskräfte her, die mehr oder weniger erfolglos eingeworben werden sollten und dann unter Zwang zusammengetrieben und ins Reich in Lagerkomplexe verschleppt wurden. Auszug eines Lageplans des Gemeinschaftslagers der Zwangsarbeiter räumlich im Gebiet Leipziger Strasse/ Industriegebiet. Gut zu sehen ein Teil der Bahnhofsanlagen von Niedersachswerfen mit Verladerampe (nunmehr abgerissen).Dunkel hervorgehoben der Flussverlauf der Zorge parallel dazu bis zum Knick des Flussverlauf in zunächst westliche Richtung die Leipziger Strasse mit Gemeinschaftslager der Zwangsarbeiter. Hinter der Leipziger Strasse, also westlich liegt der alte Süßmilsche Mühlgraben (verschüttet). Die mit A-F bezeichneten Trassen sind Stollen mit Portalen der Kukuckanlage Niedersachswerfen, die abbaubedingt lediglich temporären Charakter hatte. Lageplanauszugskopie : Privatarchiv des Autor Die Region um Nordhausen war spätestens mit der verstärkten Untertageverlagerung kriegswichtiger Produktionen und später dann mit den vielfältigen Sonderbauvorhaben der Stäbe und seitens der Vorhaben Dr. Kammler (SS) in seinen „Sperrkreisen“ zu einem der Zentren für Zwangsarbeit in Deutschland geworden (Mittelraum, Mittelbau – Dora, Sperrkreise A – D). Bis Kriegsende waren, wie man in der Literatur finden kann, allein im sog. Mittelraum rund 30.000 Menschen im Zwangs- Einsatz. Ende 1941 gab es allein in Thüringen 100.000 Arbeitskräfte, nach Thüringer Statistik stieg deren Zahl in 1944 auf mehr als 185.000 an. Diese Arbeitskräfte waren in einer Vielzahl von sogenannten Gemeinschaftslager disloziiert worden, die sich in der Regel um die Produktionsstätten gruppierten, in der Nähe lagen, ausschließlich aus dem jeweiligen Lager mit Arbeitskräften versorgt worden sind. Das galt gerade für besondere, größere Projekte unter Geheimhaltungklassifizierung. Nach Angaben von Wagner, Produktion des Todes, S. 503, waren in der Region Anfang 1945 in etwa 150 „Fremdarbeiter“- Lagern etwa 65 000 Zwangsarbeiter untergebracht, was etwa einem Drittel der Gesamtpopulation der Region entsprach. Verlässliche Gesamtzahlen zur Zahl der Zwangsarbeiter in Thüringen dürften aufgrund der Quellenlage nicht mehr beschaffbar sein, Experten schätzen für Thüringen incl. der preußischen Gebiete aber um bis zu 500.000. Mit der Zwangsarbeit und als Gauleiter Thüringen ist in besonderem Maße Fritz Sauckel verbunden, der schließlich zum Generalbevollmächtigten des Deutschen Reiches für den Arbeitseinsatz avanciert war, in drei Jahren mehr als 5,3 Millionen Menschen nach Deutschland zur Zwangsarbeit insbesondere zwangsweise rekrutieren ließ. Sauckel wurde 1946 in Nürnberg als Kriegsverbrecher und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt. Er wurde am 16. Oktober 1946 hingerichtet. Sauckel selbst wies allerdings sämtliche Schuld von sich und gab vor, von den zahlreichen Todesopfern und der bestialischen Behandlung der Zwangsarbeiter nichts gewusst zu haben. In seiner Verteidigungsrede beteuerte er, immer nach christlichen Prinzipien gehandelt zu haben, verteidigte seinen „Führer“ und bezeichnete Goebbels und Eichmann als die Schuldigen an den blutigen "Entgleisungen" des Nationalsozialismus. Das Gericht verurteilte ihn aufgrund der eindeutigen Beweislage und der Schwere der Schuld zum Tode durch den Strang. R. Jackson, der amerikanischer Hauptankläger hatte ihn als den „ größten und grausamsten Sklavenhalter seit den ägyptischen Pharaonen" bezeichnet. Sauckel blieb bis zum Tode ein getreuer einhundertprozentiger Nazi. Ende 1944 waren in allen Bereichen der Wirtschaft mehr als ein Drittel Zwangsarbeiter im Verhältnis zur Belegschaft eingesetzt und deren Gesamtzahl machten wohl mehr als acht Millionen im „Großdeutschen Reich“ aus, wiederum ein Drittel davon waren Frauen. Seitens der prozessführenden Parteien in den Nürnberger Prozessen ging man von zwölf Millionen Zwangsarbeitern insgesamt aus. Die Zwangsarbeit und somit gerade die Arbeits- und Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter waren straff und streng reglementiert. Kontakt zur deutschen Bevölkerung bzw. den deutschen Werksgefolgschaftsmitgliedern war grundsätzlich unerwünscht. Privater Umgang stand unter Strafe und sexuelle Verhältnisse führten zu Todesstrafe und Einweisung ins KZ, auch für den deutschen Partner. Bekannt ist, dass gerade Deutsche öffentlich als Abschreckungsmaßnahme zur Schau gestellt worden sind. Fotokopie Gemeinschaftslager Niedersachswerfen, alter Abwasserschacht. Das Lager war zu den Kantinen, Bauleitung, Abort- und Waschbaracken sowie Krankenbaracke abwasserseitig erschlossen, wie die aufgefundenen Kanäle und Schächte noch heute zeigen, die nicht gesichert und teilbegehbar sind, was eine Unfallquelle darstellen kann, schon daher, da die Abdeckungen mittlerweile marode sein können und man einbricht. Daher wird nicht empfohlen, in Erkundungen zum Objekt einfach das ohnehin gesperrte Gelände zu betreten. Privatarchiv des Autors. Die Bedingungen der Zwangsarbeit waren immer wesentlich schlechter, teilweise katastrophal in Vergleich zu den Lagern für die Werksarbeiter oder den Barackensiedlungen der Großprojekte für die Arbeiter beispielsweise beim Aufbau des AMW Ammoniakwerke Merseburg bei Leuna. Die Krankheits- und Sterberaten erhöhten sich aufgrund der diskriminierenden Bedingungen, die Produktivität litt vergleichsweise sehr signifikant darunter. Unvorstellbarer erscheint uns heute, gerade im Kontext des Aufbaus und der Erweiterung unserer Europäischen Union (EU) die Vision der deutschen Nationalsozialisten durch diese Zwangsarbeit das kommende Europa nationalsozialistischer Prägung zu sehen und indem man sich auf Stachanow berief und sich von (vor)kommunistischen Zwangslagern stark distanzierte, denn schließlich gab es hier „gerechten Lohn, auskömmliche Ernährung, hygienische Sauberkeit und deutsche Betreuung.., was heimische Kultur.., Bordelle.., gesundheitliche Betreuung und DAF Deutsche Arbeitsfront .. geniesst, erlebt und dadurch erzogen, dem Deutschen dient..“ Angesichts der Lage der Zwangsarbeiter in der Tat weitgehend reine Rhetorik, gar Zynismus besonderer Prägung. Exkurs: Zwangsarbeit im feudalen Russland Historisch distanzieren wollte man sich somit insbesondere von den Zuständen im zaristischen Russland mit seinem Verbannungssystem, das ausgeklügelt auf allen Wegen die nach Sibirien führten, mit Zuchthäusern und Durchgangsgefängnissen gut ausgestattet war. Berüchtigt war bspw. die Alexandrowsker Zentrale, in ihr ließ man politische Häftlinge buchstäblich bei lebendigem Leibe verfaulen. Und die Gefangenen wurden dort bestialisch gequält, geschlagen und gefoltert. Vermummt, durch einen Sack von der Welt getrennt, noch bevor sich die tödliche Schlinge zusammenzog, so wurden die Häftlinge zur Richtstätte und vom Leben zum Tode gebracht. Verbannte, die des Widerstandes für schuldig befunden wurden, die mehrfach geflohen waren oder sich gar zu einer Tätlichkeit hinreißen ließen, verfielen dem Henker, der sie mit der Knute totschlug, mit brennenden Reisern versengte oder aufknüpfte, ohne große Umstände, versteht sich. Neuankömmlinge erhielten das goldene Armband in der Schmiede, die stählernden Fesseln, die im Laufe der Zeit bei der Arbeit die Haut durchscheuerten und sich bis auf die Knochen durchfraßen.In Sibirien mussten die zur Zwangsarbeit verurteilten in den Bergwerken und Hüttenbetrieben arbeiten. Viele, die zu einer bestimmten Arbeit eingeteilt waren, sind gleich an ihr Werkzeug oder an die Schubkarre geschmiedet worden. (Siehe „Das russiche Wunder“, Thorndike, Dietz Verlag Berlin 1967) Lageplan des Zwangsarbeitergemeinschaftslagers Leipziger Strasse in Niedersachswerfen, erstellt nach persönlichen Erinnerungen. Westlich zum Kohnstein hin kann man den Mühlgraben und die Leipziger Strasse erkennen, der Eingang wie auch die meisten Bauten sind abgetragen, es finden sich nur noch einige Spuren. Der Eingang zum Lager war aus heutiger Ansicht neben dem Flachbau der ehem. Gipsforschung. Es gab auch einen Apellplatz, später war dort ein Fußballplatz für die Kinder der Vertriebenen, die in den Lagerbaracken wohnten und für andere. Ein Objekt des Lagerkomplexes wurde für die Bauleitung genutzt, oben am westlichen Rand befand sich das Lagerverwaltungsgebäude. Es sind mindestens zwei Ausbaustufen des Gemeinschaftslagers näher beschrieben. C* 2004 Tim Schäfer In der Tat gab es aufgrund von Zeugenaussagen offenbar in unmittelbarer Nähe des Gemeinschaftslager Leipziger Strasse von Niedersachswerfen ein oder zwei Bordelle, eins befand sich danach in unmittelbarer Nähe zum Werkseingang des Schwefelwerkes der Wifo in der Leipziger Strasse Südende. Hitler selbst hat offenbar die Schaffung von Bordellen unterstützt, die DAF wurde maßgeblich eingeschaltet. Hier sollten „fremdvölkische“ Frauen zum Einsatz kommen. Eines dieser Bordelle war die ehem. Öhlmühle, Leipziger Strasse in Niedersachswerfen. Über die Öhlmühle aus Ihrer Zeit der Nutzung als Freudenhaus ranken sich in Niedersachswerfen noch heute vielfältige Gerüchte und Geschichten. Zivilangestellte vom AMW, Fremdfirmen und der Wifo waren mitunter erschrocken über die Zustände, die dort herrschten. Schließlich war man selbst einer in der Gesellschaft herrschenden Moralvorstellung unterlegen. Über die Zustände an der Öhlmühle gab es richtige Beschwerden von Zivilangestellten, wonach ob der regelrecht überall herumliegenden Präservative, die Zustände geordnet werden sollten… (Zur Praxis von Zwangsprostitution im Dritten Reich : siehe Christa Paul; Zwangsprostitution; d.A.) Im Zuge des Aufbaus des WIFO-Projektes Schwefelwerk Niedersachswerfen wurden mehrere, mindestens zwei Zwangsarbeiter und/ oder Häftlinge nachweislich hingerichtet, was in diesen Fällen nicht im Kohnsteinfelsen oder KZ Mittelbau sondern in unmittelbarer Nähe des Zwangsarbeitergemeinschaftslagers Leipziger Strasse in Niedersachswerfen und auf den Industriegeländen und der Großbaustelle Schwefelwerk der WIFO durchgeführt worden ist. An der Krahnbahn Ostseite (Ni Halle 101, siehe Lageplan, offenbar an der Nordöstlichen Seite) wurde mindestens eine Person, wahrscheinlich ein Osteuropäer (Pole?),männlichen Geschlechts, aufgehängt. Hier ließ man den Erhängten auch hängen, so dass man von der unmittelbar vorbeiführenden Reichsund Harzbahn sowie von der Bundesstrasse und den gegenüberliegenden Bergen her den Hingerichteten gut sehen konnte. Zu dieser Hinrichtung ist überliefert, dass die örtliche HJ Hitlerjugend von Niedersachswerfen vor Ort gewesen ist und als Zuschauer an der Hinrichtung teilnahm. Dies war aber offenbar auf Anordnung geschehen und einigen dieser Jugendlichen sei dabei schlecht geworden. Ni Halle 101 wurde mittlerweile abgerissen. Beim Bau des Abgaseschornsteins Ni 115, der heute noch weithin sichtbar als einziges Bauwerk des Bauwerkskomplexes ehemaliges Schwefelwerk Niedersachswerfen steht, wurde ein Mann offenbar polnischer Nationalität erhängt. Er ist dann zur Abschreckung hängen geblieben und war auch von der damaligen Kohnsteingaststätte Schnabelsburg aus zu sehen, also vom Gelände dahinter am Kohnsteinfels, wovon aus man einen guten Blick auf das Gelände und die Baustelle des Kriegsschwefelwerkes, des Abgaseschornsteins Ni 115 bis hin zu den Harzbergen hat. Dieser Schornstein ist bis heute ohne Gedenktafel oder Hinweis als Tatort der Hinrichtung von Zwangsarbeitern, sollte dies nicht realisiert werden, auch innerhalb einer gewerblichen Anlage, die heute noch benutzt wird? Wenn der Autor dies vollends kritisch bemerkt, darf er anführen, dass selbst am Gelände der ehemaligen AEG in Berlin Wedding ( Gustav-Meyer-Allee) mehrsprachige Tafeln angebracht sind, die auf die Stätten der Zwangsarbeit hinweisen und mahnen, innerhalb dieses denkmalgeschützten Teils des Gesamtkomplexes AEG, der heute internationale Spitzenforschung und industrielle Anwendung in enger Symbiose beherbergt. Auch Städte wie Goslar in unmittelbarer Nähe von Nordhausen und Niedersachswerfen gehen offensiv und bewusst mit Stätten der Zwangsarbeit, Vertreibung und Deportation um, was aber nicht heißen soll, dass man hier nichts tut (ganz im Gegenteil), sondern dass auch dieser Schornstein dazu gehören sollte, Ni 115 Abgaseschornstein des ehem. Schwefelwerkes bei Niedersachswerfen. Hinrichtungsstätte für ( mindestens) einen polnischen Zwangsarbeiter. Quelle : Privatarchiv des Autors als ein nach Auffassung des Autors bisher nicht denkmalgeschützter Ort der Erinnerung und Mahnung der Zwangsarbeit und Tatort von Erhängung und Tod während der Zeit Nazideutschlands. Niedersachswerfen, September 1991 Aussagen eines Zeitzeugen „ ... in der Zeit als Guilleaume noch Leiter des Gipswerkes war, wurde im heutigen Bereich Baustoffproduktion an einem extra errichteten Galgen ein Mann polnischer Herkunft von den Nazis aufgehängt... Die Leute seien damals auf die südliche Kohnsteinspitze gelaufen und hätten das von dort aus sehen können. Er selbst habe das als Junge gesehen ..., an das genaue Jahr kann ich mich aber nicht mehr erinnern ... ... in dem alten Fachwerkhaus, wo später Fam. Schnurbusch gewohnt hat, war für die Zwangsarbeiter eine Art „Freudenhaus“ eingerichtet gewesen ..., er kann die Sache nicht gut heißen, aber teilweise sei es den Zwangsarbeitern nicht schlecht gegangen ..., selbst als die Deutschen nicht mehr durften, ... haben die auf dem Mühlberg noch getanzt.“ (Hinweis des Autors: Auf dem Mühlberg bei Niedersachswerfen befand sich lange Zeit eine beliebte Ausfluggaststätte, die nun zur Zeit aber nicht betrieben wird) (Quelle : Aussage von B, Privatarchiv des Autors ) Ob die Organisation dieser Exekutionen wie in anderen Lagern durch die Gestapo als abschreckende Maßnahme oder „Sühnemaßnahme“ unter Sicherstellung durch die SS erfolgte, bleibt hier im Dunkeln. Offenbar ist eine Abschreckungsabsicht dabei gewesen, sicherlich mussten alle Zwangsarbeiter der Exekution beiwohnen. Nach Zeugenaussagen wurde auch die Hitlerjungend (HJ) von Niedersachswerfen hinzugezogen, um den Toten hängen zu sehen, was sich somit zumindest für die Exekutionsmaßnahme an der Krahnbahn am östlichen Ende der Schwefelanlage der WIFO nachweisen lässt. Jedoch ist offensichtlich, dass viele Südharzer dies gesehen haben können und gesehen haben müssen, denn zwei Bahnlinien und die heutige Bundesstrasse führten in unmittelbarer Nähe am Tatort der Exekutionsmaßnahme vorbei! Der südliche Kohnstein war bis auf den Kamm leicht zu erwandern und war seinerzeit ein beliebtes Ausflugziel der Nordhäuser und Salzaer. Bild 1.24 Teilansicht Barackenlager mit Restfundament Quelle : Privatarchiv des Autors Die soziale Lage und die Arbeitsbedingungen der ausländischen Zwangsarbeiter waren um ein Vielfaches schlechter als die der Stammbelegschaft Leunas. Die Direktion war eifrig darauf bedacht, sie von ihren deutschen Arbeitern zu isolieren, zu diskriminieren und ständig zu überwachen. Eigens dazu gab sie ein von Dr. Schneider unterzeichnetes Merkblatt vertraulichen Charakters heraus. Mehr zu Dr. Schneider folgt unten. Darin hieß es: „Es müssen unbedingt verhindert werden: Spionageversuche, Sabotageversuche, vertraulicher Umgang zwischen deutschen Werksangehörigen und sonstigen Ausländern einerseits und französischen Kriegsgefangenen… und Sowjetrussen andererseits, Austausch von Geschenken und jeder Handel mit irgendwelchen Gegenständen zwischen deutschen Werksangehörigen und anderen Ausländern einerseits und französischen Kriegsgefangenen und Sowjetrussen andererseits. Annahme und Weitergabe von Briefen, Zersetzungspropaganda durch französische Kriegsgefangene und Sowjetrussen“. Weiter sind darin: „Den französischen Kriegsgefangenen und den Sowjetrussen gegenüber haben Sie Zurückhaltung zu üben und Ruhe, Ernst und Festigkeit zu bewahren: Sie dürfen sich in unnötige Gespräche mit ihnen nicht einlassen ... Die französischen Kriegsgefangenen und Sowjetrussen dürfen niemals ohne Aufsicht im Werk sich aufhalten ... Den französischen Kriegsgefangenen und den Sowjetrussen ist jeder nicht durch den Arbeitseinsatz bedingte Umgang mit Personen deutscher Staatsangehörigkeit, insbesondere mit solchen anderen Geschlechtern und mit anderen ausländischen Zivilarbeitern oder Kriegsgefangenen verboten.“ Das Foto zeigt die Stelle an der sich der ehemalige Luftschutz und/oder Kartoffelbunker befand. Foto: Privatarchiv des Autors Dr. Christian Schneider war von 1936 – 45 Werksdirektor in Merseburg (IG Farben) Hauptbeauftragter des Konzerns, Mitglied des Zentralausschusses des Vorstands IG-Farben und dessen „Sozialbeauftragter“. Weiterhin war Schneider Leiter der Zentralen Personalabteilung, außerdem noch zuständig für die Erzeugung von organischen Chemikalien. An sich gehörte er wohl mehr in die IG-Farben Zentralen nach Frankfurt/Main oder Berlin, besaß aber ein Gut in der Nähe von Leuna und blieb so in Mitteldeutschland. Das unter ihm entwickelte Büro Bertram spielte eine zentrale Rolle bei Beschaffung, Verteilung von Zwangsarbeitern für die Projekte und Vorhaben, ebenso für die Ausarbeitung der Behandlungsvorschriften, Strafbestimmungen usw. sowie für deren Einhaltung. Artikel und Aufrufe aus seinem Büro trugen den Charakter Zentraler Weisungen bzw. Kommentierungen und Auslegungen zu diversen Fragen, die auch zugesicherten Charakters waren. „Über 20 Nationen des europäischen Festlandes sind in unseren Gemeinschaftslagern vertreten. Dabei handelt es sich meist um Männer und Frauen, die in ihren Heimatländern beschäftigungslos waren und durch das nationalsozialistische Deutschland wieder Arbeit und Brot fanden. Ihr Zusammenleben mit deutschen schaffenden Menschen sollen sie hier mit dem Wesen und Werden des deutschen Nationalsozialismus vertraut gemacht werden, um einst in ihrer Heimat vom Sozialstaat des Führers zu künden“. Fotokopie eines Fotos von Dr. Christian Schneider vom AMW Merseburg , Quelle : Privatarchiv d.A.. Das IG-Vorstandsmitglied Christian Schneider legte fest, "Oberster Grundsatz bleibt es, aus den Kriegsgefangenen so viel Arbeitsleistung herauszuholen, als nur irgend möglich. Alle diese Menschen müssen so ernährt, untergebracht und behandelt werden, dass sie bei denkbar sparsamsten Aufwand die größtmögliche Leistung vollbringen." Von Mai 1939 bis Mitte 1943 baute das Werk mehrere Barackenlager für deutsche Dienstverpflichtete, ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Zunächst entstand das in Daspig. Später kam nördlich von Spergau ein Lager mit 1 200 Betten hinzu, dem Ende 1942 ein Lager für 650 Kriegsgefangene angegliedert wurde. Ein Lager Spergau bei Leuna war besonders berüchtigt. Ursprünglich sollten darin dienstverpflichtete deutsche Arbeitskräfte untergebracht werden. Ab 1941 blieb es jedoch allein ausländischen Zwangsarbeitern vorbehalten. 1942 erhielt das Lager den Status eines Arbeitserziehungslagers (AEL). Das bedeutete für die dort hinter Stacheldraht festgehaltenen Arbeitskräfte die Ausbeutung in der Kriegsindustrie bei gleichzeitiger Terrorisierung unter KZ-Bedingungen. Das AEL Spergau stand auch den anderen mitteldeutschen IG-Farben-Betrieben zur „Erziehung“ arbeitsunwilliger Arbeiter aller Nationen zur Verfügung. Die Bewachung und „Erziehung“ erfolgten durch die SS. Den Arbeitseinsatz besorgten die Leuna-Werke. Solche Maßnahmen entsprachen dem vom Führer der DAF, Robert Ley, Anfang 1940 formulierten Prinzip: „Es ist unser Schicksal, zu einer hochstehenden Rasse zu gehören. Eine tieferstehende Rasse braucht weniger Kultur als eine hochstehende Rasse.“ Der Führer der DAF, der Deutschen Arbeitsfront, die nach Zerschlagung der regulären Gewerkschaften entstand, eigentlich Dr. Robert Ley, war 1890 als Bauernsohn geboren worden und avancierte als treuer Mann Hitlers zu einem der einflussreichen Männer im Dritten Reich. Nach Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg bei Artillerie und als Beobachtungsflieger, dann nach Abschuß schwer verwundet und in Kriegesgefangenschaft, war er als Dr. der Chemie bis 1925 bei der IG Farben in Leverkusen tätig. Ley galt als willensstarke Persönlichkeit, die sich Adolf Hitler „bedingungslos“ unterworfen hatte. Ab Juni 1925 übernimmt Ley die Leitung des Gaus Rheinland der NSDAP. Berühmt wird er vor allem im Oberbergischen Land durch die legendär beschriebenen „LeyVersammlungen“. Er hielt flammende, aufrüttelnde und begeisternde Reden vollster reinster Naziideologie, die Zuhörer mitunter schon arg brutal empfanden. Seit 1928 war er im Preußischen Landtag. 1929 initiiert und managt er die Herausgabe des „Oberbergischen Boten“ als Nazi-Ideologie Zeitung. Mit Unterstützung von Adolf Hitler avanciert Ley 1932 erst zum Reichsorganisationsleiter der NSDAP und ab Mai 1933 dann zum Führer der DAF, der Deutschen Arbeitsfront. Ley, der direkt Hitler unterstand, entwickelte unter der DAF eine Vielzahl auch von wirtschaftlichen Betätigungen. Im Oberbergischen erzählt man sich noch heute davon und einige Gerüchte ranken um Ley`s Gut Rottland bei Waldbröhl. Danach wollte Ley dort eine große Schlepperfabrik bauen und hat große Flächen Land von ansässigen Bauern gekauft. Zu einer solchen Kaufverhandlung wollte er Bauern mit dem Auto fahren lassen, wogegen seine Frau war und ihm nicht den Schlüssel zum Benzinkanisterkeller gegeben haben soll. Daraufhin hätte Ley seine Frau mit der Dienstwaffe erschossen, was später als Unfall dargestellt worden sei. Andere Gerüchte besagen, dass Ley mindestens einer aus seinem unmittelbaren Bekanntenkreis stammenden Jüdin einen Passierschein ermöglicht hat und Ihr offenbar dadurch das Leben rettete. Auf einen wie Dr. Ley bezogen ist dies an sich schon eine kleine Überraschung, wenn man den Charakter seiner Reden in Betracht zieht. Im Umgang mit Ostarbeitern wurde strikt darauf gedrängt, aus Ihnen alles was geht, herauszuholen. Es sollte mit allen Mitteln erreicht werden, daß alle Ostarbeiter mindestens die Durchschnittsleistung vergleichbarer deutscher Arbeiter erreichen. Es wurde von den Betriebsführern und Vorarbeitern des Werkes sowie der Firmen verlangt alle Mittel anzuwenden, um von den Zwangsarbeitern eben diese Durchschnittsleistung zu erzwingen. Welche Mittel das waren, blieb trotz Reglementierung im letzten Detail offenbar der Willkür des jeweiligen Vorgesetzten überlassen. Das Zwangsarbeiterlager Leipziger Straße in Niedersachswerfen In Niedersachswerfen bzw. in unmittelbarer Umgebung sind dem Autor mehrere (bis 6) eigene Lager beschrieben worden, in denen für die diversen Bau- bzw. Industrievorhaben Fremd- bzw. Zwangsarbeiter oder angeblich auch Häftlinge untergebracht bzw. tätig waren. Das hier näher beschriebene Gemeinschaftslager erlebte 2 Ausbaustufen und befand sich östlich der Leipziger Straße bis Eingang des Wifo Projektes Zementwerk und dehnte sich bis an die Grenze der Bahnanlage aus, deren Nebengleise und Abzweige zwischen Lokschuppen und Lagerzaun bis ins Zementwerk führten. Das Gemeinschaftslager war mit hohem Stacheldraht bewährten Zaun eingehaust und verfügte über: - Lagerverwaltung 11 – 12 Wohnbaracken Kantine, Aborte Keller, Bunker Klärgrube 2 Waschbaracken Krankenbaracke Bauleitung (separat). Nach entsprechenden Hinweisen diente das Lager dem Aufbau des Wifo Projektes Zementwerk auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik Südmilch Gipswerke, Niedersachswerfen. Eine weitere Verwendung der hier untergebrachten Zwangsarbeiter für andere Projekte, es gibt einen Zeitzeugen der vom Projekt Kukuck sprach, ist möglich. Augenzeugen berichten, daß aus dem Lager Gemeinschaftslager Leipziger Straße in Niedersachswerfen Tschechen, Polen, Franzosen und auch Russen „Kerle wie Bäume“ zu Wifo- Projekten allgemein hinzugezogen worden sind. Dies ist dann sogar anzunehmen, wenn wie Wagner schreibt, die Zwangsarbeiter des Gemeinschaftslagers in der Tat ins KZ Mittelbau Dora eingewiesen worden sind. Aber es gibt Hinweise, dass bis zum Kriegsende das Lager mit Zwangsarbeitern oder Häftlingen betrieben worden ist, dafür könnte auch sprechen, dass für Anfang 1945 noch die Lager und Versorgungsbetriebe die Pläne zur Essenversorgung in dem Gemeinschaftslager Nie Leipziger Strasse mit regelte, wie die Abschrift einer Kopie aus dem Archiv des Autors zeigt. Speisefolge vom 4. 3. bis 10.3.1945 für die Gemeinschaftslager der Ammoniakwerke Montag: 1 20 60 250 Port. g g g Kaffee Butter Wurst Brot Suppe Knochenfleisch 40g Salzkartoffeln, Tunke, Gemüse 5 g Fett 700 g Kartoffeln 1 Port. Kaffee Port. g g g g Port. Kaffee Brot Butter Fett Kartoffeln Kaffee Suppe Knochenfleisch 35 g Schweinebraten, Tunke, Salzkartoffeln, Gemüse 70 g Fleisch Port. g g g g Port. Kaffee Weissbrot Marmelade Erbsen Erbsmehl Kaffee Suppe Knochenfleisch 35 g Erbsensuppe mit Speck, Pudding 300 g Kartoffeln 10 g Speck Port. g g g Kaffee Brot Wurst Zucker Suppe Knochenfleisch 35 g Kalbsgulasch, Tunke, Reis 50 g Fleisch 100 g Reis 1 Port. Kaffee Port. g g g Port. Kaffee Brot Margarine Kartoffeln Kaffee Suppe Knochenfleisch 35 g Nudeleintopf 15 g 80 g Port. g g g g Port. Kaffee Brot Butter Fleisch Kartoffeln Kaffee Suppe Knochenfleisch 35 g Gebrannte Griessuppe mit Gemüseeinlage 5 g Fett Port. g g g g Port. Kaffee Brot Butter Margarine Kartoffeln Kaffee Suppe Knochenfleisch 35 g Rinderbraten, Tunke, Salzkartoffeln, Gemüse 100 g Fleisch Dienstag: 1 250 15 5 700 1 Mittwoch: 1 350 150 60 20 1 Donnerstag: 1 250 60 150 Freitag: 1 250 20 300 1 Fett Nudeln Sonnabend: 1 250 20 10 300 1 Sonntag 1 250 20 5 700 1 Die Differenz zwischen Lagerverpflegung und Schwer- und Schwerstarbeitersätze wird Dienstag und Donnerstag in Natur ausgegeben. Lager- und Versorgungsbetriebe i. A. Speiseplan vom 04.03. – 10.03. 1945 für die Gemeinschaftslager der Ammoniakwerke der Lager- und Versorgungsbetriebe, es ist aber wahrscheinlich, dass dieser Plan nicht Niedersachswerfen betraf, wenngleich dieser Plan aus dem Nachlass eines Niedersachswerfers stammt, der involviert war. Auszug : Kopie beim Archiv des Autors Offenbar wurde 1940 – 41 Variante 1 geplant, errichtet und in Betrieb genommen. Die örtliche Lage war genau gegenüber des ehemaligen Grenzstollen östlich der Leipziger- Strasse vor dem Betriebsgelände der ehem. Schwefelfabrik. Folgende Gebäude wurden zunächst errichtet: - Lagerverwaltung (Gipsbau) Bauleitung (Gipsbau) 9 Wohnbaracken (Holzbau). Davon waren 2 Wohnbaracken aus Ziegelsteinen errichtet worden und mit Holz verkleidet. Ein Teil der Wohnbaracke wurde als Gefängnisbaracke mit kleinen länglichen Räumen und vergitterten Fenstern errichtet (nur Oberlicht). Jeweils eine: - Kantine, Waschbaracke, Abort, Schuppen und Aschengrube, Garage, gehörten zum Lager und rundeten die erste Ausbaustufe ab. Bild 1.19 Der nördliche Grenzbereich des Barackenlagers wird heute durch die Birken (ehem. Stacheldrahtzaun) markiert. Quelle : Privatarchiv des Autors Im Vordergrund (quer und längs) ist ein Teil des Barackenfundamentes (helle Streifen) zu erkennen. Diese Baracke wurde 1947 abgebrochen. Nach Abbau stand die Brandschutzmauer (Baumitte quer) noch allein, hinter ihr wurde ein Feuer unterhalten. Ein Sohn der Familie Neumann (ca. 8 – 9 Jahre) wärmte sich dort. Durch eine Windböe wurde diese Mauer umgeworfen und der Junge getötet. Im Hintergrund ist der Kohnstein und die Leipziger Straße zu sehen. In der Variante 2 ist eine Erweiterung von Variante 1 feststellbar. Die Erweiterung erfolgte in nördlicher Richtung mit der Erweiterung von folgenden Bauten: - Krankenbaracke mit Abfallgrube Betonbunker Kelleranlage (Kartoffellager) 4 Wohnbaracken Der erhöhte Fremd- bzw. Zwangsarbeitereinsatz führte zur notwendigen Erweiterung der Lagerkapazität, hier wurden italienische und polnische Fremdarbeiter für das Schwefelwerk untergebracht. Bis auf den Betonbunker und Restfundamente, z.B. Krankenbaracke, ist von diesem Gemeinschaftslager keine Bausubstanz mehr erhalten. Ein weiteres Lager wurde neben der Reichs- bzw. Bundesstraße 4 hinter der Gleisanlage der Harzbahn am Ortsausgang von Niedersachswerfen (linke Seite) errichtet. Hier wurde später auch das Personal der Flagstellungen wie am Kirchberg untergebracht, -vorwiegend aus der Hitlerjugend rekrutiert Diese Baracken wurden massiv gemauert. Bild 1.3 Teilansicht Schornstein Bau Ni 115 Bild 1.20 Teilansicht Barackenlager Standfläche der zentralen Wasch- und Toilettenanlage unmittelbar am Anschlußgleis „West“. Die Baracke hatte einen Mittelgang, beidseitig waren ca.15 Toiletten angeordnet. An der Südseite befanden sich die Waschrinnen, sie waren mit Fliesen versehen. Nach Ausbruch von Typhus in Niedersachswerfen wurden die Klärbecken mit einer Betondecke verschlossen, die Hohlräume existieren noch. Quelle: Privatarchiv des Autors Beide Lager wurden nach 1945 zur Unterbringung der Kriegsflüchtlinge genutzt, wobei einige dieser Steinbaracken noch heute gewerblich und zu Wohnzwecken genutzt werden. Der Einfahrtsbereich in das Gemeinschaftslager war vor der Lagerverwaltung. Das Haupttor (LKW) und der Personendurchgang war als eine schwere Holzkonstruktion (ca 1,8m Höhe) ausgeführt. Alle Türen und Torflügel waren an gemauerten Pfosten (3Stck.) gelagert. Das gesamte Lager war mit einem Stacheldrahtzaun eingefriedet. Französische Häftlinge und Gefangene wurden vorwiegend im Lager vor Rüdigsdorf (zwischen Krimderode u. Rüdigsdorf) und im Lager Königerode (zwischen Ilfeld und Appenrode) untergebracht Kopie eines nach Erinnerungen gefertigten Lageplans „Oelmühle Süßmilch Nr. 6 und Baracken Nr. 6 a“. C*2004 Tim Schäfer Über die Lagerstärke, Verwaltung etc. finden sich keine näheren Angaben mehr. Nach 1945 bis in die siebziger Jahre wurden die Lageranlagen wohnlich weitergenutzt. Bis heute steht das Gelände in gewerblicher Nutzung und ist nicht zugänglich. Allerdings sind die Bauten des Lagers allenfalls noch als Fundamentreste erkennbar. Insbesondere von der Krankenbaracke, die am östlichsten Zipfel des Lagers errichtet und betrieben wurde, sind heute noch die Fundamentreste leicht auszumachen. Ob Lagerinsassen zu den Ermordeten am Schornstein oder an der Krahnbahn des Schwefelwerkes gehörten, ist hier nicht nachweisbar, aber sehr wohl naheliegend. Nach Wagner sind die sog. Zivilarbeiter aus dem Gemeinschaftslager Leipziger Strasse des Kriegsschwefelprojektes der IG Farben und der Wifo in das Konzentrationslager Mittelbau – Dora überstellt worden (1943), aus Gründen der Meuterei und der Geheimhaltung, wohl eher aus letzteren Gründen (siehe auch Wagner, Produktion des Todes, S. 421-423). Inwieweit diese Aktion in Zusammenhang mit der Erhängung als flankierende Strafoder Abschreckungsmassnahmen an Ni 115 und der Krahnbahn zu sehen ist, bleibt im Dunkeln. Es soll sich aber 1943 um insgesamt 800 Leute gehandelt haben (1940 /200 Polen, 1941 /660). Der Erhängte an Ni 115 soll ein Pole gewesen sein. Soziales Umfeld AMW und GWN – nicht Zwangsarbeit (analysiert aus Sicht des Jahres 1938) Im AMW und den selbständigen Betriebsteilen wie im Gipswerk Niedersachswerfen (GWN) und auch bezüglich der umliegenden Projekte – Zwangsarbeit besaß eigene Regeln – wurde hinsichtlich der sozialen Leistungen nach den gleichen Grundsätzen verfahren. Allerdings waren in Niedersachswerfen die Strukturen und Einrichtungen naturgemäß in angemessenem Rahmen gehalten. Fotokopie : Gemeinschaftslager Leipziger Strasse Niedersachswerfen. In nördlicher Richtung war das Lagergelände durch die Werksbahnanlage begrenzt, die auf Bogenbrücken geführt über eine eigene Zorgebrücke in Richtung Anhydritvorkommen des Kohnsteinmassivs führte, um die Zufuhr von Rohstoff für das Blockschwefelwerk zu sichern. Quelle: Privatarchiv des Autors. Der überwiegende Teil der Arbeiter beim Aufbau der Leuna-Werke in der Gründungsphase gehörte in der Zeit von 1916 bis 1919 naturgemäß nicht direkt dem Werk an. Er war bei sogenannten Fremdfirmen beschäftigt, die am Aufbau des Werkes mitwirkten. Den größten Anteil daran hatten Bauarbeiter (Maurer, Zimmerer und Schlosser). Sie kamen vorwiegend aus dem Raum Halle – Merseburg, da viele dieser Firmen, die in den Bau des Ammoniakwerkes Merseburg eingebunden waren, hier ihren Sitz hatten. In diese Gruppe gliederten sich auch schon die Kriegsgefangenen verschiedener Nationen und zwangsverpflichtete Belgier ein. Die Zusammensetzung der Beschäftigten war besonders während der ersten Aufbaustufe stark differenziert. Sie unterschieden sich nach der sozialen Herkunft, der Zugehörigkeit zu verschiedenen Firmen und den Arbeits- und Lebensbedingungen. Sie kamen aus vielen Gegenden Deutschlands, ja sogar aus dem Ausland, so daß Unterschiede auch in den Sitten, Gebräuchen, in der Religion und selbst in der Sprache bestanden. Ab dem Jahre 1920 überstieg dann der Anteil der Stammbelegschaft den der Fremdfirmen.Als außerordentlich schwierig kann die soziale Lage der Leuna-Arbeiter in den Aufbaujahren beschrieben werden. Dabei stiegen die Tariflöhne, nach Geschichte der Leuna- Werke für Fach- und Hilfsarbeiter in den Jahren 1916 bis 1919 an, wie die folgende Tabelle zeigt: 04.09.1916 12.11.1916 15.07.1917 19.08.1917 11.11.1918 01.01.1919 Facharbeiter Hilfsarbeiter 0,67 RM 0,72 RM 0,79 RM 0,91 RM 0,98 RM 1,85 RM 0,44 RM 0,60 RM 0,65 RM 0,78 RM 0,84 RM 1,60 RM Foto: Nordöstliches Tor mit Teilzufahrt zum Schwefelwerk, rechts ein Original Stacheldrahtzaunpfosten schemenhaft zu erkennen, der zur Lagereinfreidung gehörte. Quelle : Privatarchiv des Autors Die reine Anzahl der in den Leuna-Werken Beschäftigten (1917 – 1920, nach Geschichte der Leuna-Werke) entwickelte sich wie folgt: Arbeiter Männer 1.1.19 17 1.1.19 18 1.1.19 19 1.1.19 20 Angestell te Gesamtb Fremdelegscha firmen ft Gesamt Frauen Männer Frauen 889 127 80 10 1106 6700 7806 2845 623 220 45 3733 8298 12031 5329 1071 400 85 6885 7346 14231 6446 632 1105 183 8366 6185 14551 Zum Teil waren viele Frauen als Dienstverpflichtete in „Frauenbaracken“ untergebracht. Hier „wohnten“ bis zu 20 Arbeiterinnen in einem Raum. Wer das Lager verlassen wollte, brauchte offenbar eine schriftliche Genehmigung und mußte sich zur vorgeschriebenen Zeit wieder zurückmelden, um Bestrafungen zu entgehen. Im Sommer 1916 begann der Bau der ersten Baracken, deren Zahl 32 erreichte. In diese „Barackenstadt“ wurden 7000 Arbeiter regelrecht eingepfercht. Zwar begann unmittelbar nach dem Baubeginn des Werkes die Errichtung von Werkssiedlungen in Leuna und Neu-Rössen. Diese standen jedoch nur Beamten, Meistern, Technikern, Ingenieuren und qualifizierten Facharbeitern, insbesondere dem aus Oppau stammenden Personal, zur Verfügung. Sie dienten vor allem dazu, fachlich besonders qualifizierte, verläßliche Werktätige an Leuna zu binden. Besonders schlechte Lebensbedingungen hatten die zum Bau des Werkes gezwungenen 900 russischen und französischen Kriegsgefangenen sowie zwangsdeportierte Belgier in ihrem Lager auf dem Merseburger Exerzierplatz. Also bereits beim Aufbau der Ammoniakwerke Merseburg hatte man auf Zwangsarbeit zurückgegriffen und Kriegsgefangene eingesetzt. Die ff. Ausführungen beziehen sich etwa auf 1938 und in den Vergleichen insbesondere auf die Jahre 1936-1938 für das Ammoniakwerk Merseburg inclusive dem unselbständigen Betriebsteil des AMW, dem Gipswerk in Niedersachswerfen. Für den wichtigsten Rüstungsbetrieb der IG Farben, die Leuna-Werke mit Ihren Betriebsteilen, galten für die Lösung der Rüstungsaufgaben des Vierjahresplanes die Prämissen der Denkschrift des Konzerns vom März 1935. Darin hieß es, daß es notwendig sei, „die gesamten produktiven Kräfte auf weite Sicht vorbereitend einem einheitlichen Zweck unterzuordnen“ und „den letzten Mann und die letzte Frau, die letzte Produktionseinrichtung und Maschine sowie den letzten Rohstoff der Erzeugung von kriegswichtigen Produkten“ zuzuführen „und alle Arbeitskräfte, Produktionseinrichtungen und Rohstoffe in einen straff militärisch geführten wirtschaftlichen Organismus“ einzugliedern. In Leuna und in Niedersachswerfen gab es Strukturen besonderer Polizei- und Bewachungskräfte. Diese Einheiten wurden aufgrund des Erlasses vom 22. Februar 1933 (Reichsminister Hermann Göring), der den Einsatz von SA, SS und „Stahlhelm“-Leuten mit den Rechten von Hilfspolizei ausgestattet und legalisiert hatte, gegründet. Mit der Begründung einer notwendigen Bewachung des Sprengstofflagers im Werksteil Niedersachswerfen verhandelte von Dehn- Rothfelser am 20. März 1933 z. B. mit dem Landrat in Nordhausen über den Erlaß einer Polizeiverordnung, die es gestattete, Aufsichtspersonal zu Hilfspolizeibeamten zu bestellen. Der Landrat sagte zu. In den Leuna-Werken selbst kamen zu den regulären Polizeikräften der Werkschutz, die Werkschar und andere Polizeihilfstruppen. Sie setzen sich offenbar fast ausschließlich aus Angehörigen der SA, der SS und ehemaligen Stahlhelmern zusammen. Überraschend findet der Besucher in Angrenzung zu einer Halde westlich der Leipziger Straße zur Zorge hin heute Wachhäuser aus Beton, die wohl aber aus dem Sperrkreis 1 stammen und hierher verbracht worden sind, um schließlich als Schutzräume für Sprengsicherungskräfte zu dienen. Diese Häuschen sind insbesondere der KZ-Bewachung zuzuordnen und sind steinernde Zeugen des Lagerkomplexes KZ Mittelbau, Hauptlager Dora. Warum diese Häuschen nicht zum KZ Gedenkstätte Dora rückgeführt werden, bleibt fraglich. Foto : Wachhäuschen aus Beton offenbar aus dem Komplex Mittelwerke – Lager Dora. Privatarchiv des Autor Im Werk selbst war die Gestapo vertreten. Sie konzentrierte sich auf eine intensive Überwachung relevanter Geschehnisse und stützte sich auf ein umfangreiches Informantensystem. Selbst bei der Einstellung von Lehrlingen wurde die Zugehörigkeit zu faschistischen Organisationen zur Bedingung gemacht. Forderte doch der „Zentrale Beirat für soziale Angelegenheiten“ der IG Farben: „Bei Lehrlingen und jugendlichen Hilfskräften ist die Zugehörigkeit zur HJ Voraussetzung für die Einstellung.“ Gleichzeitig ordnete er den Eintritt aller Werksangehörigen in leitenden Positionen sowie aller Neueingestellten in die DAF an. Unterschieden wurde in: - Leistungsförderung der Gefolgschaft Gesundheitliche Betreuung soziale Fürsorge Freizeitgestaltung Leistungsfördernde Maßnahmen der AMW-Gefolgschaft wurden in der Erziehung und Schulung von Nachwuchs und Erwachsenen, Regelungen der sog. Leistungsgemeinschaft einer zweckmäßigen Betriebsanlage gestaltet und proklamiert. Bild 1.25 Teilansicht Gemeinschaftslager Leipziger Strasse Niedersachswerfen. Barackenlager mit Restfundament, Quelle: Privatarchiv des Autors Seit 1923 unterhielt das AMW eine Lehrlingsschule mit Lehrwerkstätte, in der im Jahre 1938 insgesamt 380 Lehrlinge mit Lehrvertrag in verschiedenen Berufen ausgebildet wurden. Man wollte einerseits einen tüchtigen Handwerkernachwuchs heranbilden, damit die Gefolgschaftsmitglieder motivieren, die ihre Kinder so gut in Ausbildung bringen konnten. In der Lehrlingsschule wurden auch Unterweisungen und Fortbildungen durchgeführt. Im Jahre 1938 wurden wöchentlich 149 Jungarbeiter in sechs Stunden unterrichtet. Im Reichsberufswettkampf 1938 konnten diese Lehrlinge immerhin 4x Gausieger, 16x Kreissieger und 50x Ortssieger Titel erringen. Insbesondere die Gausieger wurden weiter gefördert, indem für sie Abendkurse und wirtschaftskundliche Fahrten geboten wurden. Natürlich wurden gerade die Lehrlinge in nationalsozialistischem Geiste erzogen. Zusätzlich gefördert wurde weltanschauliche Schulung noch durch folgende Maßnahmen: - Aufnahme von HJ-Mitgliedern Unterstützung Teilnahme an Jugendlagern der HJ (Urlaubsgewährung, finanzielle Unterstützung in Form eines Zehrgeldes von je RM 10,00). Der älteste Lehrgang der Lehrlingsschule wurde auch 1938 mit Lehrern und Gesellen in die Alpen und nach München ins Deutsche Museum geschickt. In Kooperation mit der DAF (Deutschen Arbeitsfront d.A.) konnten 1936/37 je 5 und 1938 2 Lehrlinge für 3 Jahre zur Ausbildung auf das Kyffhäuser-Technikum Frankenhausen geschickt werden. Anteilig übernahm das AMW diese Ausbildungskosten. Das Werk und die Betriebsteile unterstützten die örtlichen HJ-Gruppen wie im Falle von Niedersachswerfen vielfältig. Dazu gehörten Spenden zur Durchführung der Reichsberufswettkämpfe oder für Zeltlager oder mittels der Zurverfügungstellung von HJ-Heimen, deren Einrichtung das AMW unterstützt hat. Auch Sachswerfer HJMitglieder nutzten von AMW gesponserte Maßnahmen aus diesem Bereich. Maßnahmen der Leistungsgemeinschaft betrafen die Betriebsordnung von 1936, die Werkschar, Appelle und Versammlungen, Arbeitszeit, Wochenlöhner, Leistungslöhne und –Gehälter, besondere Zuwendungen, Zulagen und Sonderbelohnungen. Die Werkschar des AMW hatte 1938 eine Stärke von 380 Mann, die ausgestattet waren (Uniformen) und eigene Räumlichkeiten zur Verfügung hatten. Diese Werkschar besaß eine Kapelle (32 Mann) sowie einen Spielmannszug (33 Mann). Betriebsappelle fanden desöfteren statt. Man mag sich heute die Detailinformation veranschaulichen, dass allein im Jahre 1938 bis zum 30.09. insgesamt 7 Betriebsappelle durchgeführt worden sind. Die normale Arbeitszeit betrug für die Mehrzahl der Betriebe 48 stunden wöchentlich. Die außerordentlichen und ziemlich kurzfristig zu lösenden Aufgaben, die dem Werk im Rahmen des Vierjahresplanes gestellt waren, erforderten jedoch bereits in zahlreichen Betrieben den Übergang zur 54- bzw. 56 h Arbeitszeit pro Woche. Es arbeiteten daher 1938: etwa 50 % der Handwerker bis zu 54 Std/Woche etwa 10 % der Betriebsarbeiter bis zu 56 Std/Woche Bild 1.30 Gemeinschaftslager Leipziger Strasse Niedersachswerfen. Original Zaunpfosten der Lagereinfriedung. Die Einfriedung erfolgte von Innen und Außen mit Stacheldraht. Quelle : Privatarchiv des Autors. Durch die Einführung des neuen Schichtplanes 1938 war für die in Wechselschicht beschäftigten Gefolgsmitglieder eine „fühlbare Verbesserung“ der Arbeitszeit eingetreten. Diese Gefolgschaftsmitglieder hatten bisher in 7 Wochen 7 Freischichten mit nur einem freien Sonntag. Nach dem Schichtplan 1938 erhielt der Schichtarbeiter in 7 Wochen 9 Freischichten mit 3 freien Sonntagen. Berufliche und weltanschauliche Maßnahmen für die Erwachsenen waren 1938: - samstägliche Betriebsführungen mit Mittagessen Lehrkurse zur Berufsfortbildung (seit 1925) ca. 400 Umschulungsarbeitsplätze weltanschauliche Schulungsförderung (Urlaub, Zehrgeld) Wehrmachtsübungen (Freistellung, teilweise bezahlt) Spezialausbildung Elektroschweißer (finanzielle Förderung der Mitteldeutschen Schweißlehr- und Versuchsanstalt in Halle (S)) Schulungskurse im Jahre 1933 im Jahre 1934 im Jahre 1935 im Jahre 1936 im Jahre 1937 für: 79 773 1400 1117 2740 Gefolgschaftsmitglieder Gefolgschaftsmitglieder Gefolgschaftsmitglieder Gefolgschaftsmitglieder Gefolgschaftsmitglieder wurden mit Beurlaubungen gefördert. Der gesamten Arbeiterbelegschaft des AMW sollte insbesondere durch Maßnahmen individuell die Möglichkeit gegeben werden, sich durch seine Leistungen in seiner Stellung zu verbessern und sich in eine höhere Gruppe heraufzuarbeiten und dadurch Lohnzulagen zu erwerben, die bis zu 30 % des Tariflohnes betragen konnten. Die Arbeiterbelegschaft des AMW und des GWN, soweit sie nicht eine handwerkliche Lehre aufzuweisen hat, wurde je nach der Dauer der für ihren Posten erforderlichen Anlernzeit in 3 Gruppen eingeteilt, und zwar: Gruppe Gruppe Gruppe I II III Anlernzeit unter 3 Monaten = Anlernzeit von 3 12 Monaten = Anlernzeit von 12 und mehr Monaten = Hilfsarbeiter Betriebsarbeiter Spezialarbeiter Somit gab es keinen einzigen „ungelernten Arbeiter“ mehr und dieser Begriff des ungelernten Arbeiters war im AMW nicht mehr existent. Für langjährige Treue wurden „Wochenlöhner“ erstmals 1938 ernannt: a) in Fabrikationsbetrieben die bisherigen Erstleute, die zugleich MeisterStellvertreter sind; b) in den Werkstätten gehobene Parteiführer, die Meisterstellvertreter sind; c) in Laboratorien besonders tüchtige und leistungsfähige Laborarbeiter, wenn sie mindestens 10 Jahre sich in ihrer Tätigkeit bewährt haben und ihre persönliche Eignung die Ernennung rechtfertigt; d) Gefolgschaftsmitglieder nach 25jähriger Tätigkeit, wenn sie den allgemeinen Bedingungen entsprechen. Die Entlohnung der Arbeiter und Angestellten erfolgte nach den noch als Tarifordnung geltenden Lohn- und Gehaltstarifen. Diese bildeten jedoch nur die untere Grenze der Entlohnung und fanden in der Regel nur Anwendung bei ganz jungen Arbeitern und Angestellten. Auf den Tarifen bauten sich die effektiven Löhne und Gehälter unter folgenden Gesichtspunkten auf: Übersicht Leistungslöhne und Leistungsgehälter 1938 Klassifizierung System Anzahl Zulage Arbeiter Fabrikarbeiter Transportarbeiter Handwerker Betriebsprämie Akkord Akkord 100 % 90 % 90 % ja Leistungszulage ja Leistungszulage ja Leistungszulage * Leistungszulage, optional 30 Rpf/h (1938) C* Tim Schäfer 2004 Für Chemie-Hilfswerker, -werker und Spezialwerker hatte sich in 1938 das durchschnittliche Stundeneinkommen ohne Kinderzulage, Jahresprämie, Fahrtzuschuss, Nachtschichtzulage und Mietbeihilfe) auf 88,4, 93,9und 102,9 Rpf/Std. erhöht, 1932 betrugen die durchschnittlichen Stundeneinkommen im AMW noch 80,4, 85,4 und 91,5 Rpf/Std. Angelernte Industriehandwerker und Industriehandwerker hatten 1938 103,0 bzw. 115,4 und 1932 noch 98,0 bzw. 110,2. Für Angestellte waren zzgl. Tarif gestaffelte Zulagen nach Alter, Dienstjahren und Leistung bei 48stündiger Wochenarbeitszeit üblich. Tatsächlich wurden für die kaufmännisch und technischen Angestellten und Werkschreiber, Meister und Laboratoriumsangestellten tatsächlich monatlich in der Tat gruppenabhängig zwischen 128 – 139 % über Tarif gezahlt. Hinzu kam Schichtzulage mit etwa 9 %, neben quasi jährlichen Gehaltserhöhungen war additiv ein Überstundenzuschlag von 25 % (seit 1.1.1938) sowie für Meister mit 56 h durchschnittlicher Arbeitszeit kamen für den 1. Mai zur Feiertagsabgeltung nach Tarif ein Zuschlag von 100 % hinzu. Besondere Zuwendungen gab es für Kinderzulagen (übertariflich), Nachtschichtzulage von 40 Rpf. pro Schicht, Prämien für gute Vorschläge zwischen RM 20,-- und RM 100,--. Maßnahmen bezüglich der zweckmäßigen Betriebsanlage bezogen sich auf die Ausgestaltung der Arbeitsplätze und Baubuden. Man war bestrebt, mehr als vorgeschrieben war zu tun und ließ sich die Umgestaltung der Arbeitsräume nach den Gesichtspunkten von „Schönheit der Arbeit“ ca. RM 1400000,-- kosten. Auch im Gipswerk Niedersachswerfen wurde so verfahren und Blumenkübel etc. aufgestellt und gepflegt. Die zuständigen Arbeiter halfen dann ab und zu auch den Garten der leitenden Angestellten mit umzugraben. Ergebnis des Schönheitswettbewerbes des Gipswerkes Niedersachswerfen, Bänke und Bäumchen gegenüber dem Haupteingang zum Unternehmen luden zum erholsamen Verweilen ein. Fotokopie : Privatarchiv des Autors Ein jährlicher Schönheitswettbewerb war mit 1500 RM für Preise dotiert. Auch für die Baubuden wollte man über die Zulieferer verschönte Buden beziehen. Die gesundheitliche Betreuung der Schaffenden bezog sich auf Gesundheitspflege und Ernährung im Betriebe, ihr wurde schon finanziell gesehen, eine große Bedeutung beigemessen. Eine Suppe gab es für 5 Rpf ein gutes Mittagessen kostete 35 Rpf. In Niedersachswerfen wurden auch Wifo Leute mit versorgt, ob dies später auch für die SS-Leute galt, wird wegen der kasernierten Unterbringung nicht angenommen. Jedenfalls trafen sich die Damen und Herren der in Projekten am Kohnstein involvierten Einrichtungen und Betriebe gelegentlich gern zum Mittagessen. Insbesondere gab es in Niedersachswerfen auch Bäder, die für die Familie mit genutzt wurden. Es gab eine eigene Betriebskrankenkasse, Betriebssport und Erholungsheime (u.a.m.). Die soziale Fürsorge gliederte sich in soziale Zulagen und Unterstützung in Notfällen sowie in Wohnungsfürsorge. Es wurden besondere Maßnahmen für Kinderreiche, Heiratswillige, Witwen und Weisen usw. gewährt. Die Wohnungsfürsorge gliederte sich in Mietbeihilfen und Fahrtzuschüsse. Maßnahmen der Freizeitgestaltung waren vielfältiger Natur. Sie reichten von Feierabendgestaltung, Gefolgschaftsausflügen, großen KdF-Fahrten (KdF = Kraft durch Freude – Organisation – d.A.), der Werkzeitung bis zur Werkbücherei. Niedersachswerfen war hier angemessen berücksichtigt. Es wurden durchaus kulturell anspruchsvolle Veranstaltungen geboten. Die Werkscharkapelle gab mitunter Mittagspausenkonzerte, Rundfunkgeräte brachten Beiträge des deutschen Rundfunks. Anläßlich des 1. Mai wurden im Anschluß an die vormittags veranstalteten Gemeinschaftsappelle lokale Feiern veranstaltet, hier gab es Kostenzuschüsse. Insbesondere in den Harz (legendär Netzkater bei Ilfeld), in die Dübener Heide und den Thüringer Wald wurden Gefolgschaftsausflüge durchgeführt. Ab 1938 wurden die Feiern auch im Betrieb infolge mangelnder Kapazitäten der Reichsbahn abgehalten. Für 120 Gefolgschaftsmitglieder wurden alle Kosten von sog. KdF-Fahrten übernommen. Eine Werkzeitung mit Magazincharakter gab es seit 1917, die 12 mal kostenlos im Jahr mit etwa 40 Seiten erschien. Die Werksbüchereien wurden seit 1921 entwickelt, 1938 waren 10200 Bände katalogisiert im Bestand, ca. ein Drittel davon war nach 1953 angeschafft worden. Erklärung Durch meine Unterschrift erkenne ich als einen Teil meiner Arbeits- oder Dienstverpflichtung an: 1. Ich verpflichte mich, über alle das Werk angehenden Fragen und Arbeiten jederzeit strengste Verschwiegenheit gegen jeden, der außerhalb des mir von der Geschäftsleitung bekanntgegebenen Bearbeiterkreises steht, zu beobachten und mir gegebene Anweisungen zur Geheimhaltung getreuestens zu erfüllen. Die Pflicht zur Verschwiegenheit besteht auch nach meinem Ausscheiden aus dem Werk weiter fort. 2. Ich verpflichte mich, alle mir bekanntwerdenden Nachrichten, auch geringfügigster Art, die das Werk schädigen oder Werksgeheimnisse gefährden können, unverzüglich der Geschäftsleitung mitzuteilen. 3. Ich verpflichte mich, nachstehende Verbote strengstens zu beachten: Es ist verboten, ohne Genehmigung der Geschäftsleitung a.) Die Mitnahme von Gegenständen, Geschäftspapieren, Zeichnungen oder sonstigen Unterlagen, b.) die Anfertigung von Vervielfältigungen, Lichtbildern usw., c.) irgendeiner Person, die außerhalb des mir von der Geschäftsleitung bekanntgegebenen Bearbeiterkreises steht, Einblick in die Arbeitsunterlagen zu gewähren. 4. Ich bin darüber belehrt, daß ich bei Verstößen gegen diese Verordnungen mit sofortiger, fristloser Entlassung zu rechnen habe und Gefahr laufe, mich im Sinne des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb in der Fassung vom 9.3.1932 (Reichsgesetzblatt 1932, Teil 1, S 122) und gegebenenfalls der §§ 88 ff, R.St.G.B. Abschnitt Landesverrat in der Fassung des Gesetzes vom 24.4.1934 (Reichsgesetzblatt 1934, Teil I) strafbar zu machen. 5. Es ist mir bekannt, daß die mir auferlegte Schweigepflicht ein von der Reichsregierung zur Sicherung der Landesverteidigung erlassenes Gebot bzw. Verbot im Sinne des § 92 b R. St. G.B. darstellt. Die vorstehend erwähnten Gesetze sind mir – z. T. im Auszug – zur Kenntnisnahme übergeben worden. Rekonstruktion einer Geheimhaltungsvereinbarung für Gefolgschaftsmitglieder des AMW / Gipswerke Niedersachswerfen , Privatarchiv des Autors, 2004 Aus der Urlaubsliste des Gipswerkes Niedersachswerfen (GWN) des AMW von 1937, die direkt mit der Wifo –Bauleitung abgestimmt worden ist, geht hervor, daß 387 darin erfaßte Personen im Jahre 1937 an dem Wifo Projekt „Sachsenberg“, dem Lagerstollenprojekt, beschäftigt gewesen sind. Die Arbeiten vor Ort am Einlagerungsprojekt sind stetig durchgeplant und organisiert worden. Damit aus Urlaubsgründen nicht etwa eine Bauverzögerung eintreten konnte, war der Urlaubsplan des Gipswerkes Niedersachswerfen mit der WIFO Projektleitung vor Ort abzustimmen und auch abzuändern, wenn sich abzeichnete, dass etwa ein Problem für die Arbeitsdurchführung auftreten konnte. Danach hatten 20 % einen Urlaubsanspruch von 18 Tagen, während der Durchschnitt es auf lediglich 14 Tage brachte. Der Mindestanspruch ist mit 3 Tagen festgehalten, wobei die meisten aber 6 Tage mindestens beanspruchen konnten. Anzunehmen ist, dass die 3 Tage Ansprüche anteiliger Natur gewesen sind. Einige der Gefolgschaftsmitglieder hatten Ihren Urlaub bereits in Merseburg genommen. Womöglich kamen sie daher. Andere, anteilmäßig über 10 %, ließen sich Ihren Urlaubsanspruch abgelten. Es wurden im AMW , wie dies im Mutterbetrieb COMPANIEüblich war, Stiftungen und Fonds geschaffen und entwickelt, die dazu bestimmt waren, die Bindung der Arbeitskraft an das Werk zu wecken und zu fördern. Deshalb fand das ganze System sozialer Einrichtungen auch in den Leuna-Werken Anwendung. Primär sind dabei insbesondere eine vielfältige Anzahl von Unterstützungsfonds und Pensionskassen zu nennen. Die wichtigsten waren die Arbeiter-Pensionsstiftung, die Pensionskasse der Angestellten der BASF, die Pensionsfürsorge für Angestellte, der Beamten-Pensions-Ergänzungsfonds und der ArbeiterundBeamten- Unterstützungsfonds. Die Arbeiter-Pensionsstiftung konnte zum Beispiel jeder Arbeiter der COMPANIEin Anspruch nehmen, der nach erreichter Volljährigkeit fünf Jahre ununterbrochen in der COMPANIEtätig war oder wegen Alters bzw. Invalidität aus dem Arbeitsprozeß ausschied. Der dann monatlich ausgezahlte Betrag wurde als „Leuna-Rente“ bezeichnet. Dieser Begriff ist bis heute im Südharz noch gut bekannt, da dieses System auch für Beschäftigte des Gipswerkes Niedersachswerfen zugänglich gewesen ist. Geheimprojekt Kriegsschwefelanlage Ni. 365 Schwefel und seine Verwendung Schwefel verbinden wir Menschen oft gedanklich mit der Hölle und dem Höllenfeuer, mit „Pech und Schwefel“ oder denken an Vulkanaktivitäten unserer Erde, wo Schwefel bekanntlich in großer Menge ausgestoßen wird. Im täglichen Gebrauch haben Zündhölzer mit Schwefel an Bedeutung verloren. Geschichtlich gesehen ist Schwefel und seine Verwendung in vielerlei Hinsicht seit alters her bekannt. In China und Ägypten verwendete man ihn zum Bleichen von Textilien und zum Räuchern. Die Römer gewannen ihn aus Schwefelminen in Sizilien. Im Jahre 1777 vermutete Antoine Lavoisier (1743-1794) den elementaren Charakter des Schwefels, aber erst 1809 wurde der Beweis durch Joseph GayLussac (1778-1850) und Louis Jacques Thénard (1777-1857) erbracht. Der deutsche Name Schwefel geht wahrscheinlich auf sanskrit swep oder sweblan ("schlafen") zurück. Er hat vermutlich seinen Ursprung in der Giftigkeit des Schwefeldioxids. Das Symbol "S", als Abkürzung für das lateinische Wort sulfur, schlug J.J. Berzelius 1814 vor. Etwa die Hälfte des benötigten Schwefels kann aus gediegenem Schwefel und einer nachfolgenden Reinigung durch Destillation gewonnen werden. Durch ein 150-800 Meter langes Rohr wird heißes Wasser unter Druck in das schwefelhaltige Gestein hineingedrückt. Der Schwefel schmilzt und wird anschließend mit heißer Druckluft gefördert. Hierzu wird ein Dreifachrohr verwendet, das so aufgebaut ist, daß gleichzeitig Wasser und Druckluft in das Bohrloch hinein und geschmolzener Schwefel aus ihm heraus geführt werden können. Man erhält Schwefel von sehr hoher Qualität (99,5-99,8%). Dieses Verfahren wurde in Louisiana/ USA verbreitet eingesetzt, es wird auch als das sogenannte FrashVerfahren bezeichnet. Ein Bohrloch kann bis zu 300 Tonnen Schwefel pro Tag fördern. Bild 11 Südwestansicht mit Ni104-106 und Ni101, rechtsseitig spätere Kältetechnik Quelle: Privatarchiv des Autors Heutzutage übersteigt die Gewinnung von Schwefel aus saurem Erdgas, das bis zu 20 % H2S enthalten kann, die aus der Frash- Produktion erhaltenen Anteile. Die Darstellung elementaren Schwefels wird hier in den folgenden Teilschritten durchgeführt: 1. Absorption von H2S an Monoethanolamin 2. Claus-Verfahren (seit 1880) Partielle Oxidation bei Verbrennung von H2S bei niedrigen Temperaturen: H2S + 1/2 O2 ---> 1/8 S8 + H2O Weitere Oxidation zu SO2 H2S + 3/2 O2 ---> SO2 + H2O Symproportionierung an Oxidkatalysatoren bei 300oC 2 H2S + SO2 ---> 3/8 S8 + 2 H2O Auszug eines Grundrissplans mit übernommenen Bezeichnungen aus dem Kriegsschwefelprojekt Ni 365 der Wifo. Unten Rechts Ni 115, darüber Ni105 usw.. Die baulichen Hüllen der für das WIFO/I.G: Projekt Kriegsschwefelwerk Nie. 365 waren bis zur Wendezeit wirtschaftlich genutzt und mussten später im wesentlichen abgebrochen werden um einem Neuprojekt eines Baustoffwerkes Platz zu schaffen. Von wesentlicher Bedeutung als mögliches technisches Denkmal (nach Ansicht des Autors) ist Ni.115, an dem auch Hingerichtet worden ist. Auszug Grundrissplan Quelle: Kopie aus Privatarchiv des Autors Die Herstellung elementaren Schwefels aus Erdöl gelingt analog. 85 % des gewonnen Schwefels werden heute für die Produktion von Schwefelsäure verwendet. Kleine Mengen werden zum Vulkanisieren, für die Herstellung von CS2, Zinnober usw. bzw. als Brennstoff in Na-S-Zellen eingesetzt. Schwefel ist bekanntermaßen ein wichtiger, ja strategisch bedeutender Rohstoff in der chemischen Industrie und gerade unter Gesichtspunkten einer Kriegswirtschaft bis heute von Bedeutung. Der größte Anteil dient zur Herstellung von Schwefelsäure nach dem Doppelkontaktverfahren und damit auch zur Herstellung von Düngemitteln wie in Leuna. Aus der Schwefelsäure können zahlreiche Schwefelverbindungen zugänglich gemacht werden, z.b. die Sulfate. Reiner Schwefel wird insbesondere zur Herstellung von Zündhölzern, Schwarzpulver, Kunststoffen und Farbstoffen sowie auch zur Vulkanisation von Kautschuk und Gummi, zum Schwefeln von Fässern usw. verwendet. In der Medizin findet er auch in Salben und Cremes zur Bekämpfung von Hautkrankheiten wie Akne, Ekzeme, Krätze oder Schuppenflechte Anwendung. Der Kurtourismus vermarktet Schwefelbäder erfolgreich, denn sie sollen gerade gegen solche Volks- und Stoffwechselerkrankungen wie Rheuma und Gicht wirken. Bild 1.8 Bau Ni 123 Betriebswache Der rechte Bereich diente als Wache (2 Räume), die zwei linken Zimmer dienten langjährig als Wohnraum für Betriebsangehörige, später erfolgte eine Nutzung als Schichtmeisterzimmer. Quelle : Privatarchiv des Autors Im Wein- und Gartenbau dient er zur Bekämpfung von Spinnmilben und Mehltau, jedem deutschen Kleingärtner werden Schwefelverbindungen in den Fachmärkten angeboten. Aber bestimmte Schwefelverbindungen sind besonders gefürchtete und geächtete Hautkampfstoffe, also chemische Waffen, die Massenvernichtungsmittelcharakter haben können und weltweit geächtet sind. Planung, Technologien und Bau des Kriegsschwefelwerkes Ni. 365 Der Kohnstein mit seinem unerschöpflichen Reichtum an schwefelsaurem Kalk bot der sich stark entwickelnden Chemieindustrie Mitteldeutschlands zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine gute potentielle Materialressource in Mitteldeutschland und aufgrund seiner Güte und Lage ein lohnendes Geschäft, welches insbesondere unter dem Gesichtspunkt Dünger / Sprengpulver und Schwefelgewinnung offenbar schnell ein strategisch bedeutsames Gewicht erlangte. Aus diesem schwefelsauren Kalk, der im Tagebau vergleichsweise kostengünstig gewonnen worden ist, konnte man nach in dieser Zeit innovativen Verfahren eben Schwefel und auch Kunstdünger gewinnen. Den Schwefel brauchte man zur Herstellung von einer ganzen Palette strategisch bedeutsamer Stoffe, die gerade unter wehrwirtschaftlichen Gesichtspunkten für die deutsche Wirtschaft seinerzeit unverzichtbar wurden. Das in Niedersachswerfen am Kohnstein gewonnene und aufbereitete Material wurde hauptsächlich zur weiteren Verarbeitung an: - Leunawerk, ( gemeint ist das AMW der COMPANIEAmmoniakwerk Merseburg der IG Farbenindustrie, Leuna liegt neben der Stadt Merseburg, heute Sachsen-anhalt) Düngerproduktion, - Werk Oppau, IG Farbenindustrie, Dünger, - Werk Wolfen, IG Farbenindustrie, Schwefelsäure, Zement, geliefert. Es wurden durchschnittlich zwischen 1918 - 1944 100 Tsd. Tonnen bis 1 Mio. Tonnen Material im Jahr geliefert. (Gemäß Aufstellung des damaligen kaufmännischen Leiters R. Bauersfeld/Gipswerk Niedersachswerfen/IG Farben COMPANIE/ AMW)). Teilweise stammte das Material aus dem Bau der Stollen für die Untertageverlagerungsprojekte kriegswichtiger Produktionen der Nazis. Fotokopie der Anlage vom Kohnstein aus mit Bauten des Kriegsschwefelwerkes Ni 365 mit Nebenbauten. Das Werk wurde zu DDR Zeiten ausgebaut, einmal Nutzung als Abteilung Baustoffe des VEB Leuna-Werkes, vormals VEB Anhydritwerk und der gesamte rechte Teil ab etwa der Höhe der Zorgebrücke als Betriebsstätte des ehem. VEB Kältetechnik Niedersachswerfen. Gut erkennbar ist eine weiße Rauchwolke, die von mangelnder Filterung beim Mahlprozess des Anhydrit herrührte. Gut zu erkennen ist, dass die Fuchsanlage, die zu Ni 115, dem Abgasschornstein im Vordergrund führte, bereits abgerissen war, Sie zog sich von den Sinterapparaturen süd- und südöstlich entlang, die Rauchgase wurden also offenbar hinter das Sintern zurückgeführt, in dem Schwefelfuchs herrschte neben hoher Temperatur auch eine eine stürmische, giftige Atmosphäre. Fotokopie : Privatarchiv des Autors Streng geheim wurde 1939 das neue Projekt Kriegsschwefelanlage in Niedersachswerfen und der Standort bei Niedersachswerfen beraten, in unmittelbarer Nähe des vorzüglichen Vorkommens des Kohnsteins. Dabei sollte die Schwefelgewinnung auf der technologischen Basis Anhydrit- Gips über SinterbandRöstung, SO2Reduktion erfolgen. Sintern wird in der Technik als das Stückigmachen feinkörniger Stoffe durch Wärmebehandlung bei Temperaturen, die wenig unter dem Schmelzpunkt der Sintermischung liegen, definiert. Durch Schmelzerscheinungen an den Korngrenzen tritt dabei ein Zusammenbacken des Gutes ein. Meist gehen beim Sintern, vor allem zu Beginn des Prozesses, Festkörperreaktionen vor sich. Die gebräuchlichsten Sinterapparate sind Sintertöpfe, Drehrohröfen, Sinterpfannen, Sinterbandanlagen und Rundsinterapparate. Für die vorgesehene Veränderung müssen die Ausgangsstoffe eine geeignete Form und Größe, besondere Oberflächenbeschaffenheit bzw. einen geeigneten Aggregatzustand annehmen. Am wesentlichsten für die Reaktion ist die Oberflächenvergrößerung. Sie verfolgt den Zweck, eine möglichst große Angriffsfläche für die chemische Reaktion zu schaffen. Damit wird die Reaktionsfähigkeit des Stoffes heraufgesetzt und der Umsetzungsvorgang beschleunigt. Die Zerkleinerung der Ausgangsstoffe erfolgt mit Mahlaggregaten, und zwar geht man immer den mehrstufigen Weg vom Groben zum Feinen. Das heißt, grobstückiges Material gelangt zunächst mit Becherwerk oder Bandförderer zum Brecher. Er zerkleinert das Mahlgut bis zu Korngrößen von 30 mm Durchmesser. Eine weitere Zerkleinerung erzielt man in Nachbrechern, den Schrotern wozu Walzwerke und Kollergänge, aber auch verschiedene Mühlentypen, wie Schlagmühlen, gehören. Die Korngröße vermindert sich jetzt bis auf wenige Millimeter zur Grießgröße. Die anschließende Feinmahlung in z. b. Kugelmühlen bringt den festen Ausgangsstoff auf einen Korngrößentyp, den man als Mehl zu bezeichnen pflegt. Gewinnung von SO2 aus Calciumsulfat durch Reduktion im Drehrohrofen Fotokopie Quelle: Privatarchiv des Autor Das Müller-Kühne-Verfahren Nach Müller und Kühne wird Gips bzw. Calciumsulfat bei Temperaturen oberhalb von 700 0C reduzierend gespalten. Als Zwischenprodukt entsteht dabei schließlich Calciumoxid, aus dem mit SiO2, A1203 und Fe2O3 bei Temperaturen zwischen 1200 und 1450 0C Zementklinker gebrannt werden. Das bei der Spaltung von CaSO4 entstehende SO2 wird nach dem gängigen Verfahren in Schwefelsäure umgewandelt. Als Produkte entstehen Schwefelsäure und Zement, die bestimmungsgemäß in der chemischen Industrie und der Baustoffindustrie verwendet werden. Eine derartige Gipsschwefelsäureanlage befand sich u. a. in Wolfen, welche als IG Farben Anlage aufgebaut wurde und auch zu DDR Zeiten gefahren worden ist. Sie wurde bereits ab 1935 erbaut und lieferte zu DDR Zeiten täglich etwa 450 t SO3 und 500 t Zement. Dem Gipsschwefelsäureverfahren konnte man eine große Zukunft in der DDR Zeit voraussagen, da die Vorkommen an Schwefelkies auf der Erde nicht so groß sind, wie die Gipslagerstätten, die im eigenen Lande verfügbar waren. Der Schwefel liegt in der Verbindung CaSO4 sechswertig vor. Er muss, um zum SO2 (S vierwertig) zu gelangen, reduziert werden. Das geschieht mit Kohle im Drehrohrofen wie folgt: Der Anhydrit wird zerkleinert, getrocknet und mit Koksgrus sowie Zuschlägen in einer Rohrmühle innig vermischt. Als Zuschläge dienen Ton (aus der Leipziger Gegend), Sand und Eisenoxyd, die gleichzeitig die sonst sehr hohe Zersetzungstemperatur des Anhydrits (1400 °C) heruntersetzen und nach dem Prozess einen Zementklinker bilden. Das dosierte Mehlgemisch gelangt in den etwa 70 m langen eisernen Drehrohrofen (Durchmesser etwa 3 m), der durch Kohlen(staub)feuerung oder mit Koks beheizt wird. Es erfolgt eine reduzierende thermische Spaltung des Gipses in zwei Stufen: 900 °C CaSO4 + 2 C CaS + 2 CO2 1200 °C 4 CaO + 4 SO2 CaS + 3 CaSO4 ______________________________________________ 2 CaSO4 + C 2 CaO + 2 SO2 + CO2 – 130 kcal Im oberen Teil des Ofens herrscht eine schwach oxydierende Atmosphäre damit sämtliche Schwefelverbindungen zu SO2 verbrennen. Das Gas, das den Ofen verlässt, enthält u. a. 8 % SO2, 1 % O2, 20 % CO2. Vor seiner Weiterverwendung muss es gereinigt werden. Die Materialverbrauchsnormen betragen je t SO3 2 t Anhydrit, 0,5 t Ton, 0,3 t Sand, 0,16 t Koks, 0,01 t Pyritabbrand, 0,45 t Braunkohlenstaub. Das so durchgeführte Verfahren wäre sehr kostspielig, wenn dabei nicht ein wertvolles Kuppelprodukt anfiele. Das verbleibende Calciumoxyd bildet zusammen mit den Zuschlägen einen ausgezeichneten Zement, der in seiner Qualität dem Portlandzement gleichkommt. Man kann diesem Zement noch etwas Gips zur Herabsetzung der Abbindezeit zusetzen. Für die Herstellung von Düngemitteln kann ein Gemisch von Ammoniak/CO2 in eine Gipsaufschlämmung eingeleitet werden: CaSO4 + (NH4)2CO3 ---> CaCO3 + (NH4)2SO4 Als Standort für die Kriegsschwefelanlage Ni 365 wurde das Gelände des ehemaligen Süßmilchschen Fabrikgeländes, direkt an der Reichsbahn, ausgewählt. Der Auftrag als Hauptauftragnehmer ging an die Firma Lurgi, Gesellschaft für Chemie und Hüttenwesen, Frankfurt am Main. Motive für den Bau des Schwefelwerks aus der Sicht der IG Farben waren: o o o o o o o Entlastungswerk für Spitzenbedarfe der Chemieindustrie im Krieg, Autarkiebestrebungen der IG Farben oder der Kriegswirtschaftsverwaltung Alternativstandort bei Zerstörung anderer IG Standorte Standortsicherung für das Gipswerk Niedersachswerfen Umsetzung innovativer Technologie Direktfinanzierung, 100 % subventioniert, ohne Beteiligung der IG Farben Wifo –Projekt des Staates C* Tim Schäfer 2004 Diese Anlage, die vorerst als Kriegsanlage anzusehen war, sollte planungsgemäß vom Ammoniakwerk Niedersachswerfen mit jährlich 90 000 t Anhydrit und 3 000 t Gips versorgt werden. Herr Oberregierungsrat Dr. Mureck bittet die I.G. (IG Farbenindustrie AG) um Stellungnahme, ob 90 000 jato Anhydrit und 3 000 jato Gips an die neue Anlage aus dem Gipswerk Niedersachswerfen abgegeben werden können. Oberingenieur Dr. Bahrwasser vom Anlagenbauer Lurgi berechnete auf Basis von Werten der IG Farbenindustrie die Rohstoffbedarfe für eine geplante Jahreskapazität der Anlage offenbar im Endausbau von 54 tato Schwefel, danach benötigte man dann dafür: sowie und 300 tato Anhydrit, 10 tato Gips 100 tato Tonschiefer 20 tato Sand 100 tato Perlkoks und 25 tato Schwelkoks Kohlen für die erforderliche Dampferzeugung benötigt. (250 tato Dampf). Als Platzbedarf wurde angegeben 20 – 30 000 qm. Der Strombedarf betrug 3500 kW Anschlußwert, der Wasserbedarf 12 000 cbm pro Tag. Die Anlage war vorerst als reine Kriegsanlage anzusehen. Sie sollte im Auftrag der Wifo von der Lurgi errichtet werden. Wer die Betriebsführung dieser neuen Anlage übernimmt, war von Seiten des Oberkommandos der Wehrmacht (dem eigentlichen Auftraggeber) noch nicht entschieden worden. Bild 1.4 Schornstein Ni 115 Innenansicht von unten nach oben bis zum Mundloch in 60 m Höhe Quelle: Privatarchiv des Autors Die Anlagenplanung und notwendigen Genehmigungsverfahren für das Blockschwefelwerk Ni 365 in Niedersachswerfen wurden von den qualifizierten Kräften der WIFO (vor allem Neu) in Zusammenarbeit mit dem Generalplanern der Lurgi realisiert, zwar hatte der Landrat wegen Staubentwicklung und der Schwefelgase Bedenken und erhob so begründet Einwendungen gegen das Projekt. Allerdings waren die Beschreibungen zur Anlage sehr allgemein gehalten und nicht detailliert nachvollziehbar. Es sollte geklärt werden, welche Maßnahmen hier durch die Antragsteller vorgesehen werden, um mögliche Beeinträchtigungen zu minimieren bzw. selbigen vorzubeugen. Dazu wurde dann offenbart, dass der Abgasschornstein ( Ni 115- d.A.), der letztlich auf 60 m Höhe (ursprünglich mit über 100 m in der Planung) festgelegt wurde, ausreicht, wenn die Abgasmenge nur etwa 40 Kubikmeter pro Sekunde mit einem Gehalt von insgesamt etwa 40 g Schwefeldioxyd betragen würde. In einer weiteren geheimen Besprechung am 18. Jan. 1940 wurden Festlegungen getroffen, die den Bebauungsplan, Geländeaufschluss und die Rohbauten betrafen. Die gesamten Anlagekosten für Niedersachswerfen sollten immerhin 10. 000 000 RM betragen und eine dazugehörige Erweiterung in Wolfen rund 11 Mio. RM. Man benötigte für die geräumige Anordnung der einzelnen Fabrikbauten und des Geländes für den Reichsbahnanschluss 25 000 m² Fläche. Es war geplant, eine zusätzliche Ausweichanlage mitzubauen, um Schwefeldioxyd zu verflüssigen und die SO3-Anlage in Ocker und Mansfeld mit flüssigem SO2, in Flaschen und Kesselwagen abgefüllt, zu beliefern. Das Gesamtvorhaben Niedersachswerfen diente zur Herstellung von Elementarschwefel als Hauptaufgabe. Der Bevölkerung gegenüber wurde dieses Projekt als Zementfabrik getarnt. Der im Drehofen vorhandene Klinkerrückstand bei der SO2 Herstellung sollte später auch zur Zementherstellung verwendet werden. Die Kapazität war mit 10 000 t Elementarschwefel pro Jahr in einer Ausbaustufe geplant. Bereits im August 1940 wurde mit dem Bau begonnen. Die Bauleitung führte die Firma Lurgi. Andere Firmen wurden von dieser angeleitet und beteiligt: • • • • • • Fa. AG Hoch- und Tiefbau Halle Mitteldeutsche Baugesellschaft Eisenach Wiemer und Trachte Eisenbetonbau Dortmund Krupp Cruson Magdeburg Siemens Schuchert Brown Boveri u.a.m.. Dennoch trat die Wifo als Bauherr auf. Im Bestand des Bundesarchivs Koblenz findet sich die Information, dass die Wissenschaftliche Forschungsgesellschaft, Berlin W8, Mohrenstrasse 36/ 37 das Konto 10/1154 Schwefelanlage Nie bzw. Schwefelanlage NSW führte. Nach Plan sollte die kriegswichtige Anlage im Juli 1942 bereits in Probebetrieb gehen. Die Gebäude wurden in der Grundsubstanz 1942 fertig gestellt. Dagegen konnte offenbar wegen Lieferschwierigkeiten der Zulieferfirmen durch Kriegseinwirkung der Termin der Innenausrüstung nicht gehalten werden, wobei es wohl aber auch mehrere Planungsänderungen gab. Es gab offenbar Forderungen bereits früher die große Kapazität zu erreichen, wie Ende 1940 vom Kriegswirtschaftsministerium gefordert wurde. Blick auf die Kriegschwefelanlage der WIFO in Niedersachswerfen, etwa um 1950. Sehr gut zu sehen der Abgasschornstein sowie die Kranbahn und die Hallenbauten von Wiemer und Trachte Eisenbetonbau Dortmund. (Quelle: Privatarchiv des Autors). Kopf einer Kopie von der Besprechungsmitschrift vom 24. November 1941, der Aktenvermerk ist klassifiziert mit streng geheim. Zur Tarnung wurde durch Wifo auch für dieses Vorhaben ein Projektkonto extern geführt, die Anlage trug den Projektcode Ni 365 (Ni = IG Farben und Leuna Kürzel für Niedersachswerfen) Kopie Aktenvermerk: Privatarchiv des Autors. Gemeinsam beschlossen die Wifo (Direktor Prankel, Dr. Diez, Dr. Rohr) und AMW, Gipswerk Niedersachswerfen (Grimmel, Dr. Diekmann von der Vermittlungsstelle W) am 24. November 1941 das weitere Vorgehen. Es konnte seitens der Wifo festgehalten werden, dass die Neu-Anlage zur Erzeugung von Schwefel in Niedersachswerfen von der Lurgi schon im Juni 1942 fertiggestellt sein würde und dass man nunmehr zur Frage der Rohstoff-Lieferung, insbesondere der Anlieferung von Anhydrit aus dem Gipswerk Niedersachswerfen, seitens der I.G. Stellung nehmen möchte. Es war nunmehr geplant, unmittelbar nach Fertigstellung, d. h. etwa im Juli 1942, den Probebetrieb aufzunehmen. Wifo und Lurgi nahmen an, dass innerhalb von 3 Monaten, d.h. im Oktober 1942, die Voll-Leistung der Anlage erreicht werden konnte. Es würden alsdann pro Tag 300 to Anhydrit für die Anlage benötigt werden, die das Gipswerk Niedersachswerfen in ausreichender Qualität zu liefern hatte. Herr Grimmel erörterte für das Gipswerk Niedersachswerfen des Ammoniakwerk Merseburg mit den Wifo- Vertretern im Einzelnen die Qualitätsanforderungen, welche an den zu liefernden Gips gestellt werden müssen. Er war der festen Überzeugung, dass es nicht zu umgehen sein würde, infolge der Grobstückigkeit des anfallenden Anhydrits die Brechanlage des Gipswerkes Niedersachswerfen vorzuschalten, um einen ungestörten Betrieb der Brech- und Mahlanlagen der Wifo-Anlage sicherzustellen. Dieser weitere Verfahrensschritt würde folglich auch die Materialkosten erhöhen. Auszug aus einem Wifo- Plan (Kopie) zum Stand der Ausbauten der Kriegsschwefelanlage Ni 365 im Jahr 1941. Markant sind die Gleisanlagen und Bauten. Es handelt sich offenbar um eine Planungsvariante, die als Grundlage für den weiteren Ausbau diente. Offenbar wurde diese Variante wieder verworfen. Quelle: Kopie Privatarchiv des Autors Über die zweckmäßigste Art der Zuführung des Anhydrits aus dem IG-Betrieb in den Wifobetrieb würden sich die Herren Grimmel und Rohr in einer gesonderten Ortsbesprechung Anfang Dezember schlüssig werden. Die Wifo wollte hierbei auf jeden Fall von den Gleisen der Reichsbahn unabhängig sein und bleiben, andererseits musste die I.G. etwaigen eigenen Ausweitungsplänen sowie den Notwendigkeiten der späteren Anhydrit- Förderung Rechnung tragen. Über die Kosten der Gips- und Anhydrit-Förderung in Niedersachswerfen war die Wifo aufgrund der vielen früheren Verhandlungen und Verträge eingehend unterrichtet, sowohl was die Förderung im Stollenbau als auch im offenen Tagebau anbetraf. Über die Preisstellung für den anzuliefernden Gips wurde im Einzelnen letztlich dann nicht mehr verhandelt. Die Wifo bat die I.G. Vertreter zum Abschluss vielmehr, ein solches Angebot mit entsprechenden Kalkulations-Unterlagen in Kürze einzureichen. Auf Rückfrage erklärte die Wifo, dass lt. Mitteilung des OKW und RWiMin die Herstellung von Elementar-Schwefel weiterhin Hauptaufgabe der Neu-Anlage in Niedersachswerfen bleiben solle. Um einem etwaigen SO2- bzw. Oleum-Engpaß in der deutschen Kriegswirtschaft zu begegnen, solle aber zusätzlich eine AusweichAnlage in Niedersachswerfen aufgestellt werden, welche es gestatten sollte, das anfallende Schwefeldioxid zu verflüssigen und in Flaschen bzw. Kesselwagen abzufüllen. Oleum, (latein, Öl – d.A.) in der Technik auch Bezeichnung für rauchende konzentrierte H2SO4 (Schwefelsäure) oder rauchende Schwefelsäure, entsteht bei der industriellen Herstellung von Schwefelsäure. Aufgrund von gelöstem gasförmigem Schwefeltrioxid, das mit der Luftfeuchtigkeit dichte Schwefelsäurenebel bildet, „raucht" Oleum an der Luft. Die klare, farblose Flüssigkeit ist stark ätzend und reagiert heftig mit Wasser. Die entstehende Wärme dieser Reaktion wird bei der Titandioxid-Produktion genutzt, um die Ausgangsstoffe so weit zu erhitzen, dass die Reaktion von schwarzem Erz und Schwefelsäure startet. Ferner wird Oleum insbesondere zur Herstellung von Tensiden und Waschmitteln und zur Produktion von Flusssäure für die Glasindustrie benötigt. Beispielsweise dachte man an eine Belieferung der SO3-Anlagen in Oker und Mansfeld mit flüssigem SO2 aus Niedersachswerfen, um die dort vorhandenen dünnen SO2-Gase aufzukonzentrieren. Die Ausweich-Anlage (im wesentlichen Kompressoren zur Verflüssigung von SO2) war zwar mit Stand November 41 noch nicht in Auftrag gegeben. Die Wifo erklärte aber, dass es mit aller Wahrscheinlichkeit zu der Erstellung dieser zusätzlichen Anlage in Niedersachswerfen kommen würde, da OKW und RWiMin für jede Entwicklung des Schwefel- oder SO3-Bedarfs in gleicher Weise gerüstet sein möchten. Die Kompressorenstation wurde später gebaut. Aufgrund dieser Tatsachen muss man mithin also annehmen, das die Anlage mehrfach, zunächst hinsichtlich Ihrer Kapazität und später bezogen auf die Variabilität ( Oleum, SO 2 ) variiert worden war. Bild 1.11 Bau Ni 119 Wasserpumpstation mit 3 Tiefbrunnen zur Versorgung des Betriebsbedarfs und des ehemaligen Barackenlagers im Zorgebereich Quelle : Privatarchiv des Autors Der Probe-Betrieb bis zum Nachweis der Soll-Leistung war in dem Auftrag der Wifo an die Lurgi einbegriffen. Ob nach erfolgtem Leistungsnachweis ein laufender Produktions-Betrieb von der Behörde verlangt wurde, konnte bei der Wifo noch nicht übersehen werden. Denn eine Privatfirma war jedenfalls bis 1942 mit diesem Produktionsbetrieb noch nicht beauftragt worden. Daher wollte die Wifo selbst den Produktions-Betrieb führen und somit als Lieferant von Schwefel oder SO2 auftreten. Verfahrens-Fragen, Beratung der Lurgi durch I.G., Kalkulations- und Preis-Fragen wurden in der Besprechung nicht weiter zur Erörterung gestellt. Ab Juli 1943 hatte man die Anlage zur Übergabe und Serienerprobung bereit. Bei einem der ersten größeren Versuche zum Anfahren der Anlage trat Schwefelwasserstoff hinter dem Zündofen aus, wie von Baranowski beschrieben wird. Er resümiert, dass man trotz großen Aufwandes an Zeit und Geld in der Weiterentwicklung vollkommen stecken geblieben sei. Bis Kriegsende, so führt er weiter aus, konnten die gravierenden Konstruktionsfehler nicht behoben werden. Das Projekt Ni 365 Kriegsschwefelwerk der Wifo zog sich dann gesamt, aber insbesondere aufgrund der beschriebenen Modifikationen bis 1945 hin. Ausbauseitig konnte offenbar keine umfassende Fertigstellung erreicht werden. Beispielsweise sollen im Januar 1945 noch Motoren für die Zementmühle und das Gebläsehaus gefehlt haben. Möglicherweise war für die Anlage aber in der fortlaufenden Kriegswirtschaft kein Bedarf mehr. Berichte, die sich nicht weiter unterlegen lassen, sprechen davon, dass ein einzelnes alliiertes Kampfflugzeug MG-Salven über der Anlage abfeuerte. Dies könnte ein Indiz dafür sein, das ggf. Anlagenteile getroffen worden sind, die in 1944 bzw. Anfang 1945 nicht mehr repariert werden konnten. Bild 1.3 Teilansicht Schornstein Bau Ni 115 Mit Teilansicht auf Ni 112 mit div. Silo und Fördereinrichtungen Nach Zeitzeugenberichten sind an einer Hilfskonstruktion an Ni115 (mindestens ein) Zwangsarbeiter erhängt worden, offenbar polnischer Nationalität. Nichts weist an diesem Gedenkort daraufhin. Quelle : Privatarchiv des Autors Aus Bild 1.3 meint der Autor nach Expertenbefragung ableiten zu können, dass die Schwefelanlage gelaufen sein muss. Das Bild zeigt deutlich die Ansatzstelle des Schwefelfuchses an der mittleren und oberen Begrenzung mit deutlichen Schmauchspuren, die offensichtlich von den darin abgeführten Prozessgasen stammten. Eine Entstehung dieser Spuren nach 1945 kann ausgeschlossen werden, da die Anlage danach nicht mehr benutzt worden ist, sondern geschliffen wurde und der Schwefelfuchs offenbar unmittelbar nach dem Krieg abgerissen worden ist. Der Betrieb wurde nach 1945 vollständig demontiert, geschliffen, wie man das nennt. Grundlage dafür war das Potsdamer Abkommen der Alliierten. Nach 1945 gehörten die noch vorhandenen Gebäude und Anlagen zum Anhydritwerk Niedersachswerfen, welches als späterer VEB zur Vereinigung der Volkseigenen Betriebe VVB Bau gehörte und sich im Schwerpunkt mit Baustoffen auf der Basis Anhydrit befasste, Anhydritbinder war ein bekanntes Produkt. Das Anhydritwerk gehörte also nicht zum Gipswerk Niedersachswerfen, dem eigentlichen Betrieb der Leuna-Werke Niedersachswerfen. Auszug aus dem Bunkerplan der ehem. SPNG des VEB Leuna-Werke „W.Ulbricht“, Gipswerk Niedersachswerfen (Ausschnittskopie).MH 17 und 18 als Hochbunker fassten etwa 1600 qm Material, in Ni110 alle Hochbunker mit ca. 1000 qm und Ni 104 ohne Anreger- und Blechsilos ca. 4900 qm. Auszug aus dem Bunkerplan, Kopie aus Archiv des Autors. Dies änderte sich erst später mit der Neuordnung der Verhältnisse in den 50-er Jahren und der Klärung der Rechte am Anhydritvorkommen des Kohnsteins durch die DDR-Behörden. Bekanntlich waren die Leuna-Werke in eine SAG, Sowjetische Aktiengesellschaft überführt worden und sind erst spät von den Sowjets an die DDR „propagandistisch: zurückgegeben“ worden. Das Anhydritwerk war sehr um die Rechte am Kohnstein in Rivalität zum Gipswerk der Leuna-Werke bemüht. Die Leuna SAG konnte sich auf die sowjetische Generaldirektion berufen, die Vorabverfügungen von Interessen und Rechten gegen Leuna durch die Vorortbehörden, insbesondere in Thüringen wirksam zu verhindern wusste. Die Kriegsschwefelanlage unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Die steil aufragenden Staubwolkenfontänen im Hintergrund sind bezeichnend für die Wucht der Sprengungen offenbar der Stolleneingänge auf der Südwestseite des Kohnsteinmassiv herrühren (A-B-Stollen). Das Foto ist vom Johannisberg in Niedersachswerfen aufgenommen worden. Foto : Privatarchiv des Autors Im Jahre 1948 konnte die erste Tonne Anhydritbinder auf den Baustoffmarkt durch das Anhydritwerk Niedersachswerfen geliefert werden. In den schwierigen Jahren davor war man bemüht, neue Technik aufzubauen, damit überhaupt etwas produziert werden konnte. Die Kriegsanlage Blockschwefelwerk war ja im Zuge der Umsetzung der Beschlüsse des Potsdamer Abkommens demontiert worden und lag teilweise monatelang an den Gleisen der Bahnanlagen aufgetürmt. Die Anhydritbaustoffe sind mit wissenschaftlicher Unterstützung zur Marktreife entwickelt worden (Bauuniversität Weimar). Dennoch gab es Probleme mit der Akzeptanz am Markt. Man hatte nicht damit gerechnet, dass die Bauwirtschaft zum größten Teil noch von den alten Technologien geprägt war und beeinflusst wurde. Weit verbreitet war die Ansicht, dass man nur mit Zement und Kalk bauen konnte. Eine umfangreiche Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit musste geleistet werden, und nach vielem Auf und Nieder gelang es, dem Anhydritbinder zum Durchbruch zu verhelfen. Es wurde eine weitere Produktion aufgenommen, und zwar wurden im Anhydritwerk Niedersachswerfen in den Hallen des ehem. Kriegsschwefelwerkes Niedersachswerfen Projekt 365 noch Leichtbauelemente (Anhydritsteine für Mauerwerk, später in der Bezeichnung Porenanhydritsteine) in Großformat hergestellt. Auch diese sollten dazu beitragen, dass für die DDR Volkswirtschaft schneller ausreichender Wohnraum geschaffen werden konnte. Ausschnitt einer zu DDR Zeiten gefertigten Karte (Kopie), die im wesentlichen die Grundrisse der Bauten des Kriegsschwefelwerkes mit aufzeigt. Gut zu sehen Ni 115, der heute als einzig gebliebenes steinernes Monument von den Bauten der Anlage sowie den ermordeten Zwangsarbeitern weithin sichtbar zeugt. Die stärkere durchgehend verlaufende Linie zeigt die Gemarkungsgrenze zwischen Niedersachswerfen und Nordhausen (Salza)auf. Gut zu sehen sind mit Ni 101 Kranbahnhalle sowie Ni 110 Lagerhalle die großen Hochbauten der Anlage, die mehr als 50 Jahre das Bild der gesamten Anlage geprägt haben. Kartenausschnitt : Kopie aus Privatarchiv des Autor Erst in heutiger Zeit ist der Bedarf an Schwefelsäure und Schwefelprodukten vergleichsweise stark rückläufig und wird wohl nicht wieder alte Größenordnungen erreichen. Dies ist im Einsatz von Substituten begründet, aber auch die Stilllegung von nicht mehr konkurrenzfähigen Anlagen spielt hier zu. Der Bedarf an Schwefelsäure war ebenso aufgrund des Verwendungsverbotes von FCKW- haltigen Treib- und Kältemitteln stark rückläufig. Sicher wird nicht wieder damit zu rechnen sein, dass Größenordnungen wie 600 000 t Anhydrit p.a. in die Schwefelsäureproduktion gehen werden. Der Hauptteil des Anhydrit ist über Jahre hinweg auch in die Ammonsulfatherstellung der Leuna-Werke gegangen. Aufgrund einer modifizierten Technologie der Ammonsulfatherstellung, wobei das Ammonsulfat aus der Caprolactamproduktion anfällt, wird kein Anhydrit mehr benötigt, dieser Markt war einmal ebenso mit bis zu 600 000 t p.a. anzusehen. Die folgende Übersicht führt Gebäude und Grundmittelkonten aus dem Gipswerk Niedersachswerfen, Bereich Baustoffe auf, dem vormaligen Kriegsschwefelprojekt der Wifo. Neben Grundmittelkonto und Gebäude-Nr. sind insbesondere die Verwendung, Baugruppen und Nutzungsjahre angegeben, wie diese zu DDR-Zeiten im Gipswerk Niedersachswerfen des VEB Leuna-Werke “Walter Ulbricht“, Hauptabteilung SPN, Unterabteilung SPNG geführt worden sind. Dem Werk fehlte es zu DDR Zeiten am Instandhaltungspotential, was den Bauten des Kriegsschwefelwerkes „anzusehen“ war: Schwefelwerk Niedersachswerfen Gebäude-Nr. Grundmittel Konto-Nr. Verwendungsart Melde-Nr. Techn. Niveau (Bau-Gr.) Normative Nutzung in Jahren KostenstellenNr. %-Anteil pro Kostenstellen-Nr. 155 324 - 60 00020 100 Ni 101 10010 Kranbahnhalle 102 10010 Tiefbunkeranlage 156 504 - 80 00020 100 103 10010 Verladeanlage - Ost 156 104 - 80 00020 100 104 10000 Mühlenbau 113 646 5 120 00020 100 105 10000 Gebäude für Bauelementeherstellung 112 241 5 120 00045 100 106 10000 Lagergebäude 112 241 5 120 00020 100 107 10010 Lagerrampe überdacht 158 202 - 40 00020 100 108 10000 Absack- und Verladestation 114 146 5 120 00020 100 109 10000 Schalthaus 115 412 3 80 12032 100 110 10000 Lagerhalle 112 211 5 120 00045 100 110 10000 E-Station u. Steuerstand 111 10000 Kompressorenstation 115 311 5 100 00020 100 112 10000 Verladeanlage - West 114 913 5 120 00020 100 113 10000 Lagerraum 112 111 2 40 00020 100 114 10000 Lager 112 111 2 60 00020 100 115 Kamin 116 10000 Waagehaus (Gleiswaage) 117 911 2 60 00020 100 117 10000 Werkstatt 111 111 2 60 12008 100 118 10000 Kondensatstation 119 10000 Wasserstation 116 511 2 50 36562 100 120 10000 Werkstatt 111 111 2 60 12008 100 121 17100 Sozialgebäude 144 536 3 65 122 10000 Verwaltungsgebäude 147 336 3 100 36562 75 80035 25 36562 50 43248 20 86715 30 123 10000 Pförtnerhaus 147 632 2 50 46195 100 124 10000 Garagen u. Sanitätsstelle 112 111 2 50 36562 50 18191 50 125 10000 Waagehaus (Fuhrwerkswaage) 117 911 2 60 00020 100 126 10000 Fahrradschuppen 117 911 1 20 36562 100 129 10000 Baustofflabor 111 111 2 60 00808 100 130 10000 Werkstattbaracke 111 111 2 60 00037 100 131 10000 Lagergebäude 111 112 3 80 00020 100 132 17100 Aufenthaltsraum 144 732 2 50 00020 100 133 10000 Lager für Anregersalze 112 211 5 120 00020 100 135 10000 Lokschuppen 117 411 2 60 00086 100 136 10000 500 t-Stilo mit Wägeund Verladeeinrichtung 140 10000 Verladegebäude 141 10000 Spillhaus Quelle: Privatarchiv C*Tim Schäfer 2004 Hintergründe und Projektmanagement Im Folgenden hat der Autor in einigen Ausführungen direkt auf Zeugenaussagen zurückgegriffen, wobei er gerade aber nichts weiter kommentieren wollte. Diese Zeugen waren jedoch weit genug dran an den Projekten der IG Farbenindustrie und Wifo sowie SS - Mittelwerk und involviert, so dass deren Aussagen, hier Ihre Berücksichtigung fanden, ein entsprechendes Bild zeichnen sollen. Der Kritiker muss bedenken, dass auch für die Zeugen zum Zeitpunkt der Aussagen mehr als 45 Jahre vergangen waren. Kopien der Mitschriften dieser Zeugenaussagen befinden sich beim Autor, die Ausführungen sind im Folgenden aber zusammengefasst, in ihrem Wortlaut aber weitestgehend nicht geändert wiedergegeben. Wenn man sich also ab 1939 und in den Folgejahren zur Planungsbesprechung für das Geheimprojekt Blockschwefelwerk und den anderen Projekten bei der Wifo und in den späteren Büros der Mittelwerk GmbH getroffen hat, legendär sind später die täglichen Arbeitssitzungen geworden, die erst um 20.00 Uhr begannen, dann saß sich schon zu Beginn ein eingespieltes Team gegenüber, welches hochqualifiziert und erfahren genug gewesen war, schon einige Klippen aus den vorhergehenden Projekten erfolgreich zu meistern. Man bedenke nur die Phase 1 der Stollenbauten am Kohnstein in Niedersachswerfen, den tödlichen Unfall dabei 1938 oder die bis dahin weit vorangeschrittene Projektdurchführung und Abrechnung des 1. Bauvertrages. Bild 12 Sozialgebäude Ni 121 (mit Uhr) Linke Seite war mal Speisesaal mit Kleinküche, im Keller Kohleheizung (mit 3x GK 71). Im hinteren Bereich (im Bild bereits abgebrochen) befand sich die Badeanlage( Becken, Duschen) mit Umkleideraum, in Baumitte Toiletten. Hier badeten lange Jahre auch Familienangehörige von Belegschaftsmitgliedern. Im Keller wurden auch Ersatzteile gelagert. Quelle: Privatarchiv des Autors Ab Januar 1939 war es in den Vorhaben und Investitionen zu Änderungen in der Arbeits- und Ablauforganisation gekommen, bspw. wurden im Zweischichtsystem a 10 h gearbeitet, um die ehrgeizigen Zielstellungen zu erreichen. Personell konnten keine Arbeitskräfte mehr seitens der Arbeitsverwaltung zur Verfügung gestellt werden, so dass auch immer wieder und mit hoher Priorität die Beschaffung und Bereitstellung effektiver Technik projektübergreifend koordiniert worden ist. Die technische Infrastruktur war seitens der Wifo weitgehend autark bis hin zur eigenen Stromversorgung ausgebaut. Seit 1937 befanden sich Wachposten des SS an verschiedenen Kontrollposten und Eingängen und seit deren Existenz gab es damit immer wieder Probleme, anfangs sehr offen und direkt. Die wachsende Macht der SS führte später freilich dazu, dass die Vorbehalte gegen die Wachtruppe nachließen, dann kamen die Häftlinge und damit begann letztlich die absolute Machtphase der SS. Die Geheime Staatspolizei (GESTAPO-d.A.) war in die Abwehrmaßnahmen und die politische Überwachung der Angestellten und Arbeiter auch im Gipswerk Niedersachswerfen involviert. Wie wir schon gesehen haben, geschah dies auch über die Abwehrstellen im AMW zentral. In einem Falle sollten 33 Leute aus Gründen der Unzuverlässigkeit wegen mangelnder politischer Aktivität aus den Projekten abgezogen werden, was zu Auseinandersetzungen führte. Bild 1.12 Beton-Sprengschutzhäuser bzw. Bunker die vor 1945 im KZ Dora standen (A, B-Stollen). Diese wurden nach 1970 zur Sicherung der Sprengposten durch das Leuna-Werk aus dem Bereich KZ Dora umgesetzt und genutzt. Drei dieser Betonbunker sind noch vorhanden: Leipziger Straße rechte Seite (ca. Mitte) Hinter Bau 121/122 Betriebsgelände (Bild) An der Zorgeböschung hinter der ehemaligen Kältetechnik. Quelle : Privatarchiv Von Mai bis Oktober 1938 wurden am Kohnstein beispielsweise geheime Versuche mit neuartigen, in Oppau (dort befindet sich die BASF) entwickelten flüssigen Sprengstoffen durchgeführt, die wesentliche Vorteile im Abbau vor Ort im Großversuch zeigten. Die Versuche wurden an der Abbauwand im Tagebau und im Stollen mit Erfolg abgeschlossen. Bei den Leitungsfunktionen stachen die Sachlichkeit von Direktor Wehling immer wieder hervor, das Zivilpersonal der Wifo und des AMW Gipswerk Niedersachswerfen, man sah sich nicht als Aufseher, Kontrolleure, schon gar nicht als SS –zugehörig an, war ebenso von stringenten Maßnahmen betroffen, die sich verschärften. Die Leute litten unter dem Druck, denen sie sich ausgesetzt sahen und der in den Folgejahren dominante Einsatz von Zwangsarbeitern und Häftlingen bis 1945 tat sein übriges, es wurde insbesondere seitens der Wifo –Leute desöfteren die katastrophalen Bedingungen beklagt (Häftlingseinsatz, Zwangsarbeiter). Später wurde die Wifo in die SS-Firma Mittelwerke integriert. Es war dieser Elite klar, das die Situation für jeden selbst schnell gefährlich werden konnte, andererseits war mit nichts zu vergleichen, was Häftlinge und Zwangsarbeiter zu erleiden hatten. Mittelwerk war eine SS-Firma Die Mittelwerk GmbH war ein reichseigenes Unternehmen. Am 21. September 1943 kam es auf einer Sitzung in Berlin zur Gründung der Mittelwerk GmbH. Drei Tage später wurde die Mittelwerk GmbH ins Handelsregister des Amtsgerichts Charlottenburg eingetragen. Die Rüstungskontor GmbH trat mit einem Strohmann als Gesellschafter auf. Der Prokurist der Rüstungskontor GmbH, Schulte-Langforth, übernahm eine Stammeinlage des Stammkapitals in Höhe von 100 000 RM und Schmidt-Loßberg als Vertreter des Rüstungskontors 900 000 RM. Seit dem 7. Oktober 1943 exfistierte die Firma mit der Eintragung in das Berliner Handelsregister auch de jure, seit dem 11. Oktober 1943 als hundertprozentige Tochter der Rüstungskontor GmbH, nachdem Schulte-Langforth seinen Geschäftsanteil an das Rüstungskontor abgetreten hatte. (Wagner, Prod. des Todes, S. 196, siehe auch Bornemann, Geheimprojekt Mittelbau, S. 47/48) Auch das war diesen technischen Fachkräften, Erfüllungsgehilfen, Ingenieuren und Managern klar: Kamen sie ernsthaft mit der gegebenen Ordnung in Konflikt, deren Ausmaß an Regelung zunahm, konnten Sie vor allem ab Mitte 1943, ebenso schnell „eingekleidet werden“, zumindest angedroht, was nichts anderes bedeutet hat, als das sie selbst in Häftlingskleidung gesteckt und in das Lager (gemeint KZ Mittelbaud.A.) eingewiesen werden konnten. Bekannt geworden sind auch verordnete Fronteinsätze im Osten. Bild 1.15 Anschlussgleis in den Ostbereich (Halle Ni 101) mit Original-Torpfosten Quelle : Privatarchiv des Autors Fachkräfte und ganze Arbeitsgruppen wurden aus Zwangsarbeitern und Häftlingen rekrutiert und den Projektleitern zugeordnet, manche waren wegen dieser Verhältnisse fix und fertig. Darüber hinaus wurden zu Spezialfragen Arbeitskräfte aus den Lagern hinzugezogen, die Doktoren waren, also durchaus fachlich qualifizierter, als besonders die jungen deutschen Ingenieure. So erlebte dies ein gewisser Bauingenieur Hennecke, der wohl ein wenig einem Kaspar ähnelte, der aber ein Schutzschild bildete für die Sonderhäftlinge, die ihm zugeteilt waren. Es gab beispielsweise ergänzend auch spezielle tschechische Elektriker zur Betreuung der Wifo eigenen Anlagen und der weiteren Installationen. Die Wifo Leute pflegten mit denen einen relativ normalen Umgang, Ihnen waren die Kapos aus dem Lager, gerade die mit den grünen Ecken ein Grauen, die sollten nicht den Arbeitskräften zugeordnet werden, da die sadistisch waren. Hinweis des Autors : Kapo`s mit den grünen Ecken. Vertiefende Erläuterung und Systematik in der Literatur zu Systemen der Konzentrationslager, siehe Quellen. Hier sind Funktionshäftlinge gemeint, die als kriminell eingestuft waren und durch einen grünen Winkel an der Häftlingskleidung gekennzeichnet wurden. Sie waren häufig ein verlängerter Arm und Handlanger der SS und wetteiferten mit dieser im Quälen und Schikanieren der eigenen Kameraden (von J.Kulbe, Nordhausen). Hierzu gab es mehrfach Auseinandersetzungen, denn letztlich sollten und wollten die Projektverantwortlichen dem hohen Termindruck unbedingt gerecht werden. Das konnte nur durch reibungslose Arbeitsabläufe geschehen, wobei man das aufgrund der gesamten Betrachtung in keinster Weise mit heutigen oder normalen Verhältnissen vergleichen darf. Es wird auch von einem französischen Häftling berichtet, der beliebt war und sich als Frisör betätigt hat, quer durch die Hierarchie der Wifo hindurch. Naturgemäß entwickelten sich hier Formen zwischenmenschlicher Beziehungen, es wurden trotz Verbots Zigaretten und Brote mitgenommen usw. . Bild 1.13 Anschlussgleis in dem Westbereich des Betriebes. In der linken Bildmitte ist die installierte Weiche für den geplanten Gleisanschluss nach Bau Ni 120 (auch Feldherrenhalle genannt) zu erkennen. Die rechte Seite zeigt den Lokschuppen. Dieser Bau wurde in den 50iger Jahren durch die Forstwirtschaft genutzt (Bau von Zäunen, Schweinehütten usw.). Die vorhandenen Montagegruben wurden mit Holzimpregnierstoffen gefüllt (flüssig), die Bauteile eingetaucht. Auf den Freiflächen (links) wurde Holz gelagert, Scheitholz (Buche) geschält und verladen (auch in Lohnarbeit, Nebenbeschäftigung). Auf dem Platz vor den Lokschuppen (rechts) standen nach 1945 – ca. 1949 defekte Autos, Maschinen, Krane usw. Bis Ende der 60iger Jahre existierte hier ein Fußballplatz mit Beleuchtung für den Trainingsbetrieb als BSG „Chemie“ Niedersachwerfen – Sektion Fußball. Sonstiges: Bis ca. 1948 stand in den Lokschuppen eine Dampflok. In dieser Zeit fuhren noch Kohlezüge von West- in die Ostzone. diese mussten in NSW auf freie Fahrt warten (nur noch 1 Gleis, denn im Zuge der Reparationen an die Sowjetunion wurde das zweite Gleis demontiert und weggebracht). Während der Stehzeiten sicherten sich die Bewohner des Barackenlagers ihre Brennmaterialien indem die Waggons bestiegen wurden und Kohle von den offenen Waggons heruntergeworfen wurden, nach der Zugabfahrt holte man sich dann die Kohle. Dieses taten auch die Jugendlichen des Barackenlagers (Umsiedler, Vertriebene) und heizten diese Dampflok damit, der Schuppen dampfte aus allen Fenstern und Türen, was ein besonderes Gaudi war. In den 70iger Jahren wurde der Lokschuppen als Pflegestützpunkt und Unterbringung der Dieselloks V 10, V 15, V 60 genutzt. Sanitär- und Sozialeinrichtungen wurden errichtet (Heizung, Bad; Umkleideraum) und genutzt durch die Anschlussbahn der Leuna-Werke. Quelle: Privatarchiv des Autors Einige der Sonderhäftlinge sind dann nach einem Aufstand oder Aufruhr den es gegeben hatte, direkt ins KZ eingewiesen worden. Diese Umstände und auch Sabotage hat man seitens der SS dem SS-Lagerführer des KZ Otto Förschner angelastet, der unter den Führungskräften vor Ort als labil und nicht durchzugsstark sowie hart genug galt. Auch warf man ihm zu engen, wohl auch privaten Kontakt zu einigen Häftlingen vor. Dies sagen Zeitzeugenaussagen aus. Förschner hatte offenbar einen privaten Häftling, der ihn oft begleitet hat. Er bot den Wifo und SS-Leuten auch Leistungen der Häftlinge an, die die anderen auch privat nutzen sollten, so irgendwelche Handarbeiten wie Näharbeiten um beispielsweise einen Anzug wenden zu lassen. Hinweise zu O. Förschner Im September 1943 „Kommandoführer“ des neugegründeten Außenlagers Dora Förschner hat mit Funktionshäftlingen in der Häftlingsverwaltung eng zusammengearbeitet, die eine wichtige Stütze seiner Herrschaft bildeten. Von überlebenden Häftlingen wurde Förschners Haltung gegenüber den Gefangenen allerdings sehr unterschiedlich geschildert, wobei auffällt, dass ihn die ehemaligen politischen Funktionshäftlinge fast durchgehend wesentlich positiver beurteilten als Häftlinge, die keine Funktionen innerhalb der Häftlingsverwaltung bekleideten. Obwohl die Aussagen widersprüchlich sind, kristallisiert sich ein Bild heraus, das Förschner als einen Kommandanten darstellt, der sich auf die Mitarbeit insbesondere der politischen Funktionshäftlinge stützte und diese zeitweise protegierte. Förschner aus seiner Tätigkeit in Buchenwald die Zusammenarbeit mit einer „roten“ Häftlingsverwaltung durchaus vertraut, und er war als Kommandant eines „Arbeitslagers“ auf die Mitarbeit von Funktionshäftlingen angewiesen, die Organisationsgeschick und Sachkompetenz vorweisen konnten. Das war gerade bei den organisierten politischen Häftlingen im allgemeinen eher der Fall als bei den als kriminell eingestuften. Gerade in der Aufbauzeit des Lagers besetzte Förschner viele Funktionsposten mit politischen Häftlingen, die bereits in Buchenwald in der Häftlingsverwaltung gearbeitet hatten und somit über die nötige Sachkenntnis verfügten. Förschner scheint sich in Fragen des inneren Lagerbetriebs stark auf die politischen Funktionshäftlinge verlassen zu haben. Die Zusammenarbeit mit den politischen Funktionshäftlingen zeigt jedoch, dass Förschner im Gegensatz zu manchen seiner Untergebenen geistig und ideologisch flexibel genug war, um die Herrschaft der SS pragmatisch auf die Erfordernisse der KZ-Zwangsarbeit auszurichten. So ließ er insbesondere in der „Arbeitsstatistik“ politische Funktionshäftlinge einsetzen. Unter den Blockältesten dominierten dagegen Gefangene, die den grünen Winkel der als kriminell Eingestuften trugen. Ob die Ablösung Förschners im Februar 1945 tatsächlich ausschließlich durch die Favorisierung politischer Häftlinge begründet ist, ist nicht endgültig zu klären. Möglicherweise wäre er nach mehr als anderthalbjähriger Amtszeit als Lagerführer und Kommandant Anfang 1945 ohnehin bald abgelöst worden. Seine Versetzung nach Kaufering wurde jedoch durch eine Reihe von Faktoren beschleunigt. Förschner selbst sprach später von einer Strafversetzung. nachdem die Gestapo im Herbst 1944 mehrere Widerstandsgruppen im Lager dora aufgedeckt hatte, denen zahlreiche politische Häftlinge angehörten, die Förschner auf Anraten von Albert Kuntz auf Funktionsposten gesetzt hatte, soll er unter erheblichen Druck des SD und der Gestapo geraten sein. Aber nicht nur bei der Gestapo, sondern auch bei seinen Vorgesetzten in der SS geriet er in Misskredit. Als Geschäftsführer des Mittelwerkes hatte er 1944 auf Veranlassung Rickheys eine einmalige Gratifikation in Höhe von 10 000 RM erhalten und versäumt, dies der SS-Verwaltung zu melden. Als Kammler und Himmler dennoch davon erfuhren, verlangen sie die sofortige Rückzahlung des Geldes. Zwischen Kammler und Förschner soll es daraufhin zu einem Zerwürfnis gekommen sein, weil dieser sich von dem Geld ein teures Reitpferd gekauft hatte und sich weigerte, die Summe an das Mittelwerk zurückzuzahlen. Ob es nun die Aufdeckung der Widerstandsgruppen war oder die Dotationsaffäre, die Förschners Versetzung auslöste oder zumindest beschleunigte, lässt sich nicht mehr beantworten. Jedenfalls musste er kurz nach der Ankunft der ersten EvakuierungsTransporte aus Ausschwitz seinen Posten an den bisherigen Kommandanten dieses Lagers, Richard Baer, abgeben. Die letzten drei Kriegsmonate, vom 1. Februar bis Ende April 1945, verbrachte Förschner als Lagerführer der elf Kauferinger Außenlager des KZ Dachau. Dort hatte er ähnliche Aufgaben wie anfangs im KZ Mittelbau-Dora; seine Versetzung war nach Maßstäben der SS also durchaus funktional. Für seine Tätigkeit in Kaufering musste Förschner sich im Herbst 1945 in Dachau vor einem amerikanischen Militärgericht verantworten, das ihn am 13. Dezember 1945 zum Tode verurteilte. Ein halbes Jahr später, am 28. Mai 1946, wurde das Urteil in Landsberg vollstreckt. (Angaben zu Förschner zitiert nach J. Wagner, Produktion des Todes). Der die Serienproduktion und Raketenentwicklung maßgebliche Vorantreiber Sawatzki hat mitunter nicht mehr geschlafen, was insbesondere den Umständen vor Ort geschuldet gewesen sein soll. Sawatzki hatte trotz seiner fachlichen Qualitäten und Stellung mitunter harte Auseinandersetzungen mit Leuten von der SS Kammlers, so mit einem gewissen Topp, die ihm Schwierigkeiten bis nach ganz oben einbrachten. Dr. Kammler dagegen wird als außerordentlich intelligent, aber eiskalt, beschrieben. Vor ihm hatten alle Achtung und Angst. Dem Leser wird empfohlen zur Rolle von Sawatzki und Dr. Kammler die Literatur heranzuziehen, so ist das hier schon häufig zitierte Buch von Wagner, Produktion des Todes insbesondere zu nennen. Ein großer Choleriker war Degenkolb, der soll nach Zeugenberichten oft gebrüllt haben. Generaldirektor Wehling hatte seine Frau hier, als in Berlin die Gefahr von Luftangriffen stieg. Frau Wehling hatte desöfteren Migräne und so hatte man sich „ in tröstender Weise“ um sie zu kümmern. Bild 8 Blick auf die offene Halle Ni 110 vor Abbruchbeginn. Links das Mühlengebäude Ni 104, davor die ESchaltanlage Ni 109. Rechts im Hintergrund der Schornstein mit Becherwerksturm und Rundsilo 17/18. Rechts im Bild die ZKZ bzw. uc-v-Behälter-Verladeanlage Ni 140 mit Seilrangieranlage (Fertigstellung Anfang der 80iger Jahre).Diese Halle diente nach 1945 als Lagerhalle für Ersatzteile und sonstige Materialien und war unterhalb des vorderen Dachabschlusses mit einer Betonzwischenwand versehen. In den 80iger Jahren war geplant, in dieser Halle Ni 110 eine neue Verladeanlage (Mitte) zu errichten. Quelle : Privatarchiv des Autors. Dem SS-Mann Simon gegenüber haben einige massiv Ihre Bedenken über den Häftlingseinsatz kund getan. So sollte er mehrfach ganze Trupps sofort ausgetauscht werden. Zur nächsten Schicht sollte man 100 andere Häftlinge bringen, da die vorhandenen immer mehr wegbrachen, also nicht mehr in der Lage waren, die geplanten Arbeiten einigermaßen auszuführen. Zu Wilhelm Simon: - SS-Oberscharführer - zeitweilig (Dez. 1943 – Sommer 1944) Arbeitseinsatzführer im KZ-Dora - Persönlich an Misshandlungen von Häftlingen beteiligt - 1947 Anklage im Dora-Kriegsverbrecherprozess und Verurteilung zu lebenslänglicher Haft - 1954 vorzeitige Haftentlassung - Kurzbiographie in „Das KZ Mittelbau-Dora“, siehe auch Wagner, Prod. des Todes Es wurde sich massivst beschwert, da Häftlinge offenbar aus Protest über die Zustände „ in die Essenkübel geschissen hätten“ … Niedersachswerfen im September 1991 Ein Zeitzeuge sagt aus: Das Jahr 1938 war mein Eintrittsjahr in die WIFO. Zum damaligen Zeitpunkt waren die Büros des anfangs recht kleinen WIFO-Stabes in Niedersachswerfen ungefähr dort, wo heute die Arztpraxis Dr. Spiller sich befindet. Später wechselten wir dann in die Teichstraße in die ersten Häuser links nach dem Bahnübergang. Wiederum nach einiger Zeit, Herr Eichhorn war bereits technischer Leiter im Gipswerk, zogen die Büros der WIFO in gewisse Baracken um. Diese waren ebenfalls in der Teichstraße errichtet worden, später dienten andere auch Unterkunftszwecken für Zwangsarbeiter. Die waren aber wohl mehr in Richtung der Bahn gelegen. Im Jahre 1939 mussten alle Angestellten unter strengen Kontrollen, ich eingeschlossen, „Tag und Nacht“ Fässer zählen, in denen wohl Treib- und Schmierstoffe im Berg eingelagert waren. Die WIFO unterhielt weitere Außenstellen, in denen ebenfalls Dinge eingelagert worden waren. Einige davon: - Bad Gandersheim - Hitzacker - Langelsheim . Herr Neu aus Altendiez (oder Altendietz), whf. damals in Ilfeld-Wiegersdorf ist ein sehr intelligenter Mann gewesen. Eine seiner besonderen Gaben waren, Briefe und andere Schriftstücke in einem Zuge und frei zu diskutieren, sein Hobby waren Pferde. Er war in Amerika gewesen, Dipl.-Ing. und kam über die Firma P. Holzmann zur WIFO nach Berlin ... Im übrigen war Neu ein selbstsicherer und entscheidungsfreudiger Mann, der Durchsetzungsvermögen besaß. Sein Chef war Herr Wehling. Der damalige Leiter des Gipswerkes, Herr Dr. –Ing. Guilleaume wohnte ebenfalls in Ilfeld. Herr Braun war ein von sich eingenommener Mensch. Er wohnte zeitweilig im zweiten Haus nach dem Bahnübergang .. Zu diesem Zeitpunkt war er schon Professor, war aber durch Hitler noch nicht geadelt worden. Von Braun sei immer im Dunkeln gekommen mit hochgeschlagenem Kragen ... Im späteren Mittelwerk, als die V-Waffen produziert wurden, sind regelmäßig Sabotageakte verübt worden. Das ging soweit, dass Erfolgsmeldungen über angeblich produzierte Stückzahlen abgegeben worden sind. Teilweise wurden die V-2 mit Sand aufgefüllt, statt ... Es muss im Jahre 1944 gewesen sein ..., da wurden im Stollen A acht Mann wegen Sabotage aufgehängt ..., einer davon war ein jüngerer Dipl.-Ing., der im Bereich Technik der Mittelwerke tätig war. Er muss aus Berlin hergekommen sein, war in Niedersachswerfen oder in Ilfeld wohnhaft und hatte in die Familie Bierbach (ehem. Bäckerei in Niedersachswerfend.A.), Niedersachswerfen eingeheiratet…. Auch Häftlinge sind mit aufgehängt worden. Alle Beteiligten sollten zur Abschreckung an diesen aufgehängten „Saboteuren“ vorbeigehen. Ich allerdings habe das nicht gemacht. Diese Zeit, der Druck, diese Erlebnisse sind schrecklich ... Auch Wehling ist von den Amerikanern mitgenommen worden ... Quelle : Zeugenaussage R.A.- 1991, Privatarchiv des Autors Diese Dinge zeigen, dass eine reine Reduzierung dieser Techniker auf gewissenlose Technokraten in allgemeingültiger Form als zu einseitig angesehen werden muss. Wer die Verhältnisse erlebte und seine eigenen Bedrohung erkannte, musste freilich sehen, dass und wie er diese Zeiten überstehen konnte. Dazu gehörte, daß man sich arrangierte. Auch mit den Geflogenheiten der vielen Feiern, die teilweise in Niedersachswerfen selbst bis hin zum Thyra-Fuchs bei Rottleberode abgehalten worden sind. In dem bekannten Thyra Fuchs (offenbar aber zu Zeiten des sog. Sperrkreises B) haben einige oft und ausgiebig unter Einbeziehung vor allem der Stempedaer gefeiert und es sei zu einigen Verhältnissen gekommen. Es soll aber nur ein Gerücht sein, dass wenn man durch Stempeda fährt und die Menschen dort trifft, noch heute die Gesichtszüge einiger führender Nazis erkennen könnte. Zu denen die da feierten gehörten Schriel, Sawatzki und ein gewisser Schmitz, die gemeinsam wahre Zechtouren durchführten. Vor allem Schmitz, der wegen seiner Ausstrahlung sehr beliebt war. Prof. Schriel, ein führender Geologe seiner Zeit, konnte auf die Büros der Wifo und der Mittelwerke zugreifen. Die, die ihn aus dieser Zeit kannten, beschrieben ihn als einen mit bayerischen Stutzen und kurzen Hosen, der ein dickes und ein dünnes Bein hatte. Dem Professor musste man ab und zu die vergessene Waffe samt Koppel hinterher tragen… Walter Schriel (1892 – 1959), geboren und aufgewachsen in Ilfeld, 1912-1914 u. 1919-1920 Studium der Naturwissenschaften in Göttingen und Leipzig, 1920 Promotion in Göttingen, 1921-1937 Geologe bei der Preußischen Geologischen Landesanstalt, 1937 o. Professor am Geologischen Institut der Univ. Göttingen, 1940-1945 dessen Direktor, 1922-1928 Mitglied des Stahlhelms, am 1.3.1933 Beitritt zur SA, am 1.5.1933 zur NSDAP, Leitungstätigkeit im NS-Dozentenbund und zeitweise Lektor für Geologie in der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums; 1940-1944 Kompaniechef einer Pioniereinheit in Höxter, 6.3.1944 bis Winter 1944/45 geologischer Sachverständiger für die Mittelbau-Bauprojekte bei der SS-Sonderinspektion II und bei der OT-Einsatzgruppe Kyffhäuser, im Juli 1945 auf Anweisung der brit. Besatzungsbehörden Entlassung von der Univ. Göttingen, 1955 emeritiert und 1959 in Göttingen verstorben. (Angaben zitiert nach J. Wagner, Produktion des Todes, S. 673) An Silvester 1943 kam es im Zeichenbüro zu einem Eklat, einer der Zeichner hatte große Zahnschmerzen und hat diese offenbar mit Rum aus einem Fass beruhigt, der für die Silvesterfeier gedacht war. Bild 1.5 Schornstein Bau Ni 115 mit Teilansicht Bau Ni 112 mit Rundsilo 17/18 und Becherwerkturm, links Teilansicht Siloanlage zur Beladung von Straßensilofahrzeugen- Foto: Privatarchiv des Autor Wie sahen sich diese Techniker, Verwaltungsangestellten und Manager? Nun, ganz ohne Zweifel. Man hielt sich für elitär und mit der Sache der Nazis eng verbunden. Das Hitler als der Führer und andere Nazigrößen anerkannt und sehr beliebt waren, kann leicht anhand der Reaktionen bei Besuchen festgemacht werden. Nazigrößen wurden jubelnd begeistert empfangen, weit über das zustehende, aus dem Anstandsprinzip resultierende Maß hinaus. Gerade aufdrängend stellt sich die Frage, warum diese Elite vertrauensselig Vertrauen gewährte, obwohl Tatsachen dann doch daran zweifeln lassen mussten. Vertrauensselig meint, ohne entsprechende Erfahrung ahnungslos und gutgläubig in etwas Vertrauen zu investieren. Vertrauensvoll handelt, wer in seinen eigenen Vorhaben nicht enttäuscht worden ist. Dass die Führungskräfte von AMW, Gipswerk Niedersachswerfen auch „Zur Bewegung“ der Nazis standen und regional in dieses Umfeld eingebunden waren, versteht sich von selbst. Einige haben das später noch zu spüren bekommen, bis in die 60-er und 70-er Jahre hinein, als unter DDRVerhältnissen Altsäuberungsaktionen durchgeführt wurden. So ist von einem leitenden Kaufmännischen Angestellten bekannt geworden, dass man ihn dann zu DDR- Zeiten auf „demokratischen Beschluss“ des Betriebsrates aus dem Betrieb entfernte, weil er zum Ende der Weimarer Republik die herrschende Verhältnisse im Betrieb offen kritisiert hatte und sich mit der nationalsozialistischen Bewegung identifizierte. Im Laufe von 1944 bis 1945 war den Leuten vor Ort ihr Schicksal nicht mehr klar, man wusste nicht, ob man das was da kam, überleben konnte. Viele fragten sich ja wie geht das aus und wollten alles erleben, was noch an Lebenswertem geboten oder auch vor Ort geboten werden konnte. Bild 14 Neue Scheuermittelanlage Ni 138/139, Kostenaufwand ca. 10 Millionen Mark der DDR mit neuester Technik und vorgesehener LKW und Schienenbeladung. Während des Probelaufes und Erstbetrieb wurden ca. 20 000 Flaschen mit Scheuermittel gefüllt. Anschließend Stillstand und Abbruch 1993.Im Vordergrund von 138/139 Dosieranlage für Duftstoffe und Rohanhydritsilo. Im hinteren Bereich vorgesehene Heizung mit Schornstein, davor Rampe für Straßenversand. Im Hintergrund Ansicht Kirchberg und Niedersachswerfen „Süd“. Aber sie hielten trotz allem bis zum Schluss die unbedingte Gefolgschaft zum System. Sie fühlten sich nicht schuldig- eher verpflichtet- all dies zu tun und auch auf sich zu nehmen. Die Techniker und Manager waren in diem Sinne keine Mörder oder Antisemiten, sie waren besessen von Ihrer Stellung und den Projekten, Ihren Aufgabenstellungen im Interesse des Reiches, die sie um jeden Preis erfüllen wollten. So arrangierten sie sich mit SS, Zwangsarbeit, Häftlingseinsatz. Einige setzten sich damit auseinander, aber sie tolerierten dies bis über die Grenzen der eigenen Moralauffassungen hinaus. Ja sicher-einige ignorierten und sahen weg, profitierten von allzu strengem Vorgehen. Und doch müssen sie zugestehen, letztlich konnten sie keinen Erfolg haben, vielmehr gingen viele Ihrer Ziele und Vorhaben endgültig mit dem Untergang Nazideutschlands dahin. Bild 1.9 Bau Ni 122 Die rechte Seite wurde für Verwaltungsaufgaben genutzt (Betriebsleitung, Instandhaltung). Die linke Seite wurde als Wohnung für Monteure genutzt. Nach 1978 arbeitete in diesem Bereich die Baustoffforschung. Der Kellerbereich (rechts) wurde als Frauen-Umkleideraum, der linke Bereich für Ersatzteillagerung genutzt. Quelle : Privatarchiv des Autors. Vielen ging das verbrecherische System erst später auf, sehr schmerzlich, als alles in Trümmern lag oder viele Jahre später. Das sie Teil des verbrecherischen Systems waren, haben einige nie wahrhaben wollen. Der totale Krieg endete in totaler Niederlage und menschlichem Vakuum. Eine gefühlsmäßige Schicksalhaftigkeit wie noch nach dem 1. Weltkrieg konnte nun nicht mehr herangezogen werden, die Deutschen hatten alles verschuldet. Mag die deutsche Jungend sich dies immer vor Augen halten und daran erinnern. Schließlich meint der Autor, dass man auch daran denken muss, dass wie im Falle des jungen Dipl.-Ing. zeigt, der in die Niedersachswerfener Fam. Bierbach eingeheiratet hatte, vor dem verbrecherischen System niemand sicher war. Es gibt keine Hinweise dafür, doch kann man die Frage stellen, ob Dipl.-Ing. Bierbach ein Widerständler im Mittelwerk war, also gar ein Nordhäuser Stauffenberg? Wenn es eine sabotierende Handlung war, ist sie dementsprechend motiviert erfolg. Das Schwefelwerk Niedersachswerfen; Projekt Ni.365 als Element eines geplanten Chemiekriegs mit Senfgas und Co. In der Kriegswirtschaft des Naziregimes ? Nach Baranowski, der en detail insbesondere die Projekte der Kriegsproduktion analysiert hat, sei das IG Farben/ Wifo Projekt Schwefelwerk Niedersachswerfen, Projekt Ni 365 aus Gründen der Erweiterung der Kampf- und Nebelstoffproduktion für die Wehrmacht entwickelt worden, denn ab 1939 wurden große Mengen an Elementarschwefel gebraucht. Kampf – und Nebelstoffe sind Bezeichnungen für chemische Waffen, die seinerzeit intensiv erforscht und erprobt und auch massiv schon im Ersten Weltkrieg eingesetzt worden sind. Aus diesem Grund sei durch die Wifo der Aufbau zahlreicher Schwefelgewinnungsanlagen im gesamten Deutschen Reich forciert worden. Diese Angabe hinsichtlich der Kampf- und Nebelstoffe sowie nach Art und Qualität der Produkte für Kampfstoffe soll nachstehend näher untersucht werden. Sicherlich stammt die von Baranowski gebrauchte Bezeichnung Nebelstoff noch aus Zeiten um den ersten Weltkrieg, Kampfstoffe auf Schwefelbasis haben jedoch mehrer Modifikationen gefunden. Schließlich soll nicht unbetrachtet bleiben, dass das Projekt Schwefelwerk Nie.365 in Niedersachswerfen eine Einbindung / Ergänzung zu vorhandenen IG Farben Kapazitäten darstellen sollte und eine der innovativsten Anlagen seiner Zeit war, die den Stand der Technik, rein verfahrenstechnisch gesehen, mitbestimmt hat. Und man soll nicht außer Acht lassen, dass zwar Schwefel sicher ein unverzichtbarer Stoff für Kriegsprodukte war und ist, jedoch Schwefel in vielfältige Produkte eingeht, mithin kann nicht ohne weiteres auf chemische Kampfstoffe geschlußfolgert werden. In Sachswerfen sollte grundsätzlich Elementarschwefel hergestellt werden. Zu den furchtbarsten und gefährlichsten Massenvernichtungswaffen, die in der Welt bisher entwickelt wurden, gehören die chemischen Kampfstoffe. Bereits im Altertum und im Mittelalter machten Menschen von der giftigen Wirkung chemischer Stoffe Gebrauch. Man bedenke die Möglichkeiten, Brunnen, Futter sowie Lebensmittel des Gegners zu vergiften. Der Einsatz solcher Methoden war jedoch verpönt und fand nur selten Anwendung. Schon die Römer sagten: „Armis bella, non venis geri.“ (Krieg soll mit Waffen ausgetragen werden, aber nicht mit Giften.) Bereits 1675 schlossen Frankreich und Deutschland einen Vertrag gegen einen etwaigen Giftkrieg. Obwohl schon auf den internationalen Konferenzen in Den Haag 1899 und 1907 und im Genfer Protokoll von 1925 der Einsatz von giftigen Chemikalien für Kriegszwecke verboten wurde, werden bis heute diese verbrecherischen Vernichtungswaffen eingesetzt und vorgehalten und es wird an ihrer Vervollkommnung gearbeitet. Gerade unter heutigen Bedingungen der weltweiten Systemauseinandersetzung mit sogenannten „Schurkenstaaten“ oder terroristisch konspirativen Zellen avancieren waffenfähige chemische Verbindungen, die sich ohne technologische Spezialkenntnisse relativ leicht synthetisieren lassen bis zur Atombombe „ des armen Mannes“. Bereits im Artikel 23 zum IV. Haager Abkommen von 1907 (sogen. Haager Landkriegsordnung) heißt es: „Abgesehen von den durch Sonderverträgen aufgestellten Verboten, ist namentlich untersagt: a) die Verwendung von Gift oder vergifteten Waffen; b) der Gebrauch von Waffen, Geschossen oder Stoffen, die geeignet sind, unnötig Leiden zu verursachen ….“ Es ist bemerkenswert, daß alle europäischen Staaten und auch die USA dieses Abkommen unterzeichnet haben. Diese Ächtung lediglich Gebrauch/Verwendung betreffend verhinderte dann überhaupt nicht, dass mit dem weiteren raschen Aufschwung der chemischen Industrie in vielen Staaten (in Nazideutschland insbesondere in den Konzernbetrieben der IG Farbenindustrie und ausgewählten Forschungsstellen) daran gearbeitet wurde, den militärischen Einsatz von Giften zu ermitteln. Das im ersten Weltkrieg angewendete Blasverfahren hat heute keine praktische Bedeutung mehr. Chemische Kampfstoffe können in Artilleriegeschosse, Raketen und Bomben, e.c. gefüllt werden, bei deren Detonation der Giftstoff verspritzt oder, falls er als Feststoff vorliegt, zu einem lange haltenden Rauch zerstäubt wird oder in geeigneter sonstiger Weise freigesetzt wird. Chemische Kampfstoffe sind militärisch einsatzfähige Verbindungen, die als Gas, Dampf, Flüssig oder auch fest, Nebel oder Rauch schon in geringster Konzentration schädliche Veränderungen oder Tod bei Mensch und Tier hervorrufen. Die Gefährlichkeit chemischer Kampfstoffe wird nach ihren physiologischen, physikalischen und chemischen Eigenschaften beurteilt. Nachstehend sollen Hautschädigende Kampfstoffe betrachtet werden, da hier die sog. Schwefelkampfstoffe wiederzufinden sind. Zur Gruppe der hautschädigenden Kampfstoffe zählt man jene chemischen Verbindungen, welche die Fähigkeit besitzen, durch die menschliche und tierische Haut einzudringen und dann Zerstörungen der Zellen zu verursachen. Daher können Menschen trotz aufgesetzter Atemschutzgeräte durch solche Gifte schwer geschädigt werden. Die Kampfstoffe dieser Gruppe sind Halogenderivate organischer Schwefel-, Arsen-, oder Stickstoffverbindungen. Eine wichtige Verbindung mit stark hautschädigender Wirkung ist das 2,2-Dichlordiäthylsulfid, das als Yperit oder Lost bezeichnet wird. Strukturformel Schwefel Lost Yperit ist eine ölige, farblose bis gelbliche Flüssigkeit mit einem charakteristischen Geruch nach Senf oder Merrettich. Wegen dieses Geruches wird die Verbindung auch Senfgas genannt. Das technische Produkt hat eine dunkle Farbe und zeigt bisweilen sogar knoblauchartigen Geruch. In Wasser ist die Substanz fast unlöslich, jedoch gut löslich in vielen organischen Lösungsmitteln. Yperit ist verhältnismäßig beständig gegen den Sauerstoff der Luft und wird auch von Wasser nur sehr langsam zersetzt. Yperit durchdringt sowohl als Dampf als auch als Flüssigkeit poröse Materialien wie Textilien, Leder, Holz, Ziegel und andere. Undurchlässig für diesen Kampfstoff sind Gummi und bestimmte Plaste, die deshalb auch zur Herstellung von Schutzbekleidung verwendet werden. Die rasante Entwicklung der chemischen Industrie im 19. Jahrhundert hatte dazu geführt, dass eine große Anzahl von chemischen Verbindungen entwickelt und produziert wurden, von denen einige aufgrund ihrer Toxizität als Kampfstoffe geeignet waren. So war es fast eine, wenn auch grausame logische Konsequenz, dass man die giftigsten Vertreter wie Chlor, Phosgen und Blausäure im Ersten Weltkrieg als Kampfgase einsetzte. Da man jedoch beim Einsatz gerade von diesen gasförmigen Kampfstoffen immer darauf angewiesen war, dass der Wind in Richtung der gegnerischen Linien blies, - oft genug wurden auch eigene Soldaten vergiftet, wenn der Wind drehte - wurden sehr bald Kampfstoffe verwandt, die mit Hilfe von Granaten verschossen werden konnten und gegen die herkömmlichen Gasmasken keinen ausreichenden Schutz boten. So wurde auf deutscher Seite bereits 1917 erstmals der Hautkampfstoff SchwefelLost (S-Lost), auf alliierter Seite der Hautkampfstoff Lewisit eingesetzt. Insgesamt forderte der Einsatz von Giftgas im Ersten Weltkrieg etwa 100.000 Tote und 1,2 Millionen Verletzte. Die Entdeckungsgeschichte von ß,ß'-Dichlordiethylsulfid (Schwefel-LOST) reicht bis ins Jahr 1822 zurück . Die toxikologische Wirkung wurde erstmals von NIEMANN 1860 beschrieben. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, daß Schwefel-LOST (nach Lommel und Steinkopf) fast ein Jahr (Juli 1917 bis Juni 1918) nur von Deutschland eingesetzt werden konnte. Der I. Weltkrieg wurde ab 1915 zum Gaskrieg und alle damals beteiligten Nationen setzten chemische Kampfstoffe ein: - ab 13.7.1917 wird erstmals von deutscher Seite bei Ypern LOST eingesetzt - von alliierter Seite wird LOST ab Juni 1918 eingesetzt. Diese Stoffe stellten eine neue Art von Waffen dar, da der Eintritt in den menschlichen Organismus nicht über die Atemwege, sondern über die Haut erfolgt. Ein Schutz ist also nur durch Ganzkörperschutzanzüge, sowie durch eine restlose Beseitigung der Kampfstoffe nach einem Angriff (Dekontamination) zu erreichen. Im Ersten Weltkrieg wurden durch Hautkampfstoffe mehr Menschen verletzt, als durch alle anderen Chemiewaffen zusammen. Trotz der vorhandenen Gasmasken waren die Soldaten den Hautkampfstoffen hilflos ausgeliefert, da ihre Aufnahme über die Haut erfolgt. S-Lost ist gut fettlöslich und dringt deshalb innerhalb weniger Minuten über die Haut in den Organismus ein. Beim Auftreffen des flüssigen oder dampfförmigen Kampfstoffes auf die Haut sind zunächst keinerlei Wirkungen (etwa Brennen oder Jucken) zu spüren. Nach wenigen Stunden treten erste schwere Hautentzündungen auf. Erst nach mehreren Stunden werden Schwellungen und Rötungen sichtbar. Anschließend bilden sich Blasen, dann stirbt die Oberhaut ab, und schließlich treten langwierige Eiterungen auf. Im weiteren Verlauf, für den es keine Therapie gibt, bleibt nur die Behandlungsmöglichkeit mit Hautsalben. Meist kommt es zu Schädigungen der Lunge, des Nerven- und des Herz-/Kreislaufsystems, die fast immer tödlich enden. Überlebende müssen Spätfolgen, wie Krebs und Veränderung des Erbgutes, sowie Leber-, Blut- und Nierenschäden rechnen. Die schweren Störungen des Organismus können auf molekularer Ebene durch Reaktionen des S-Lost mit Schwefel- und Stickstoffatomen von Proteinen (Eiweißen) und der DNS (Erbsubstanz) erklärt werden. Durch diese irreversiblen Reaktionen kommt der Stoffwechsel zum Erliegen. Dichloräthylsulfid dringt auch durch die Haut, gelangt dann in die Blutbahn und kann auch tödliche Vergiftungen verursachen. Besonders gefährdet durch Dämpfe oder Aerosole von Yperit sind die Augen, der Nasen- und Rachenraum und die Lunge. Obwohl das Genfer Giftgasprotokoll von 1925 (100 Unterzeichner-Staaten) den Einsatz von Chemiewaffen untersagte, wurde dennoch an der Entwicklung von neuen Giftgastypen gearbeitet. Dies geschah in dafür eingerichteten Forschungszentren, die sich von der Anzahl der beschäftigten Wissenschaftler durchaus mit den späteren Atombomben-Entwicklungszentren vergleichen lassen. Aus solchen Laboratorien stammen auch die berüchtigten Nervenkampfstoffe Tabun und Sarin (entwickelt bei der IG Farben) sowie Soman. Mitte der 20er Jahre ging man aufgrund der Erfahrungen im I. Weltkrieg davon aus, daß im "Zukunftskriege" chemische Kampfstoffe eine wichtige Rolle spielen. Den Einsatz chemischer Kampfstoffe durch die bereits ratifizierten Verträge von Genf und Versailles wirksam unterbinden zu können, hielt man für nicht sehr wahrscheinlich. Die Chemiker-Zeitung stellt schon 1919 fest: "Ohne die Fortschritte der Chemie ist das Heer undenkbar." Die Ernsthaftigkeit der Bestrebungen, möglichst "erfolgreiche" Kampfstoffe zu entwickeln, zeigte sich u.a. darin, daß 1928 im Auftrag des Heereswaffenamtes 10.000 potentiell geeignet erscheinende toxische chemische Verbindungen auf Wissenschaftler mit bereits einschlägiger Erfahrung "aufgeteilt" wurden: Dabei fiel es dem Wissenschaftler Hantsch von der Universität Leipzig zu, die Untersuchung und Suche nach neuen Lost-Varianten durchzuführen. Dabei war ein ganzer Katalog von Kriterien zu betrachten, die die strategische Einsatzfähigkeit unter militärischen Gesichtspunkten umfasste. Allein die Giftigkeit reichte jedoch bei weitem nicht aus, um die Kriegstauglichkeit des jeweiligen Stoffes zu beurteilen. Es wurden hohe Ansprüche an den entsprechenden Stoff gestellt, bevor seine Eignung als Waffe in Betracht gezogen werden konnte: - Sind die erforderlichen Rohstoffe auch in Krisensituationen verfügbar? - Welche Kosten entstehen durch Produktion größerer Mengen? - Ist das Herstellungsverfahren ausgereift? - Ist es möglich, kurzfristig geeignete Anlagen und Apparaturen bereit zu stellen? - Welche chemisch-physikalischen Eigenschaften hat das Produkt? - Stehen ausreichend eingearbeitete und zuverlässige Arbeitskräfte zur Verfügung? - Was ist möglicherweise bei der Laborierung des Stoffes zu beachten? - Ist der Stoff korrosionsbeständig? - Ist die Rohrsicherheit und Detonationsbeständigkeit gegeben? - Unter welchen Bedingungen ist die Lagerfähigkeit gewährleistet? - Und nicht zuletzt war von großer Bedeutung: Welche Wirksamkeit zeigt der betreffende Stoff bei einem Einsatz im Gelände? Die nach Ansicht der Militärs notwendigen Geländeversuche wurden in den Jahren 1927 bis 1931 in Russland durchgeführt. Deutsche Experten bauten den "Gasversuchsplatz TOMKA" auf und führten die Versuche durch. Die Kampfstoffe, hauptsächlich LOST, Perstoff und Blaukreuzkampfstoffe, wurden von den Russen zur Verfügung gestellt. Nachdem die Versuche in TOMKA eingestellt wurden, verlegte man weitere Aktivitäten ab 1935 auf deutsches Territorium (Truppenübungsplatz Munster- Nord/Niedersachsen). Mit dem planmäßigen Ausbau der Sprengstoffproduktion im ehemaligen Deutschen Reich wurde unmittelbar nach Machtübernahme intensiv begonnen. Bereits 1933 (!) begannen die ersten Planungen für einen massiven Ausbau der Spreng- und Kampfstoffproduktion. Entscheidend an diesen gezielten Kriegsvorbereitungen beteiligt war Carl Krauch, Repräsentant des IG Farben-Konzerns. So wurden ab 1936 in Deutschland wieder chemische Kampfstoffe produziert. Bei Kriegsende lagerten in Deutschland ca. 70000 t chemische Kampfstoffe, von denen 31650 t auf Loste, 5900 t auf Phosgen und Perstoff, 3700 t auf Adamsit, 7500 t auf Arsinöl, 7114 t auf Chloracetophenon, 1000 t auf Clark I und 12827 t auf die Nervenkampfstoffe Tabun und Sarin entfielen. In Niedersachswerfen sollten aber keinerlei Hautkampfstoffe produziert werden, soweit das bekannt ist. Allerdings gibt es keine detaillierten technologischen Informationen zur Anlage in Niedersachswerfen außer den Angaben von Kopien von Besprechungsprotokollen aus 1939 und 1942 der WiFo mit dem Gipswerk Niedersachswerfen des AMW Ammoniakwerk Merseburg der IG Farben. Die deutsche chemische Industrie hatte bereits vor dem Kriege durch Forschungsarbeiten und großzügige Versuchsanlagen Erfahrungen gesammelt, um den 16 bis 20%igen Schwefelgehalt des Gipses zur Erzeugung von Schwefel und Schwefelsäure verwendbar zu machen. Es gelang. Zu Niedersachswerfen existieren mitunter unterschiedliche Angaben zur Inbetriebnahme des Schwefelwerkes und zu technologischen Problemen, aber man muss sicher in Betracht ziehen, daß hier ein technologisch führendes Werk gebaut worden war, um dem Autarkiebestreben der Deutschen Kriegswirtschaft gerecht zu werden. Insofern ist die einseitige Darstellung, Nebelstoffproduktion als Grundlage des Projektes Ni 365 sicher nicht haltbar, so sollte man vielmehr Autarkiegesichtspunkte zu Grunde legen und von einer Ersatzanlage für Kriegszwecke sprechen, die durchaus in Friedenszeiten Ihre Märkte hatte, wozu es aber letztlich aufgrund des Schleifens der Anlage nach dem Kriege nicht gekommen ist und aus Niedersachswerfen Rohstoffe Jahrzehnte lang bezogen worden sind, um an anderen Orten, vorrangig auch ehem. IG Farben Anlagen zu betreiben, die Schwefelprodukte und Schwefelsäure vorrangig hergestellt haben. Es war in Niedersachswerfen in der Tat auch geplant, eine zusätzliche Ausweichanlage mitzubauen, um Schwefeldioxyd zu verflüssigen und die SO3Anlage in Ocker und Mansfeld mit flüssigem SO2, in Flaschen und Kesselwagen abgefüllt, zu beliefern. Das Gesamtvorhaben Niedersachswerfen diente zur Herstellung von Elementarschwefel als Hauptaufgabe. Der Bevölkerung gegenüber wurde dieses Projekt als Zementfabrik getarnt. Es war gerade auch Strategie, die Deutsche Kriegswirtschaft unabhängig vom Bezug kriegswichtiger Rohstoffe und Produkte zu machen, insoweit konnten gerade durch die Potentiale der IG Farben anspruchsvolle Aufgabenstellungen gelöst und der Stand der Technik vorangebracht werden. Dass, abschließend betrachtet, diese chemischen Kampfstoffe im Zweiten Weltkrieg nicht eingesetzt wurden, lag wohl nach Expertenmeinung daran, dass fast alle beteiligten Länder Chemiewaffen besaßen und die Erinnerung an den schrecklichen Folgen des Gaskrieges im Ersten Weltkrieg noch wach war. In deutschen Gaskammern dagegen wurden durch das Giftgas Zyklon B (Blausäure) Millionen von Unschuldigen umgebracht. Stollenbau durch IG Farben & Wifo : Geheimprojekt Sachsenberg Mit der Wifo Anlage Sachsenberg wurde Niedersachswerfen in der Führung der IG Farben und dem RKM interessant, was maßgeblich Dr. Guilleaume herbeigeführt und initiiert hat. Der Beginn der Planungen des Kriegsschwefelwerkes am Standort Niedersachswerfen muss im Kontext mit weiteren Vorhaben gesehen werden, die die Wifo vor Ort insbesondere mit dem Gipswerk Niedersachswerfen gemeinsam durchführte. Dies lief nie ohne Reibereien und Kompetenzstreitigkeiten unter den besonderen Bedingungen der Geheimhaltung, Bedeutung der Projekte und später in besonderem Maße des Zwangsarbeiter- und Häftlingseinsatz ab und trug zum Teil sehr dramatische Züge. Aber eine besonders enge Kooperation wurde entwickelt. Dies kann am Beispiel der Kalkulationen für das Kriegsschwefelprojekt in der Frühphase schon abgeleitet werden, denn schließlich war die Wifo, Gipswerk (AMW) und die IG Farbendirektion mit Vermittlungsstelle W längst in Interna vor Ort, wie Kalkulationen, Bedingungen involviert, selbst insbesondere Dr. Carl Krauch von der Führung der IG Farben war seit Jahren einbezogen worden. Abwehrfragen führten regelmäßig zu Auseinandersetzungen vor Ort, später gab es insbesondere mit der allmächtigen SS in und um Niedersachswerfen bei der Vielzahl von Projekten sehr ernste Auseinandersetzungen mit den Beteiligten, die auch zu härtesten persönlichen Konsequenzen für die Betroffenen führten. Dabei begann alles relativ harmlos mit der Überlegung, wie man den Anhydritabbau effektiver und gerade in Schlechtwetterperioden optimaler durchführen und dadurch insbesondere Lagermöglichkeiten für Sprengstoff und Gerät vor Ort schaffen konnte. Bereits 1927 wurde in Niedersachswerfen nach einigen kleineren Stollen ein weiterer Stollen aufgelassen, der für die Sprengstofflagerung und Zwischenmateriallagerung genutzt worden ist. Das gewonnene Material wurde gerade unter schlechten Wetterbedingungen in einer in zum Tagebau gesehen, höheren Qualität abgebaut und ist weiterverwendet worden. Die Abbaustollen waren immerhin schon ca. 250 m lang, zwischen zwei Abbaustollen sollten 20 m Pfeiler, die Abbaufirste 60 bis 70 m unter Obergrenze des Massivs (Erdoberfläche) bleiben. So wurde das bei amtlichen Stellen offiziell beantragt und auch genehmigt. Diesbezüglich wurde zwischen dem Ammoniakwerk und der Preußischen Staatsforstverwaltung ein Vertrag geschlossen. Dieser Vertrag wurde nach Schriftwechsel von 1930 und 1931 zur Gestattung, unter dem staatlichen Gelände Bergbau zwecks Gewinnung von Anhydritgestein zu betreiben, verlängert. Als Laufzeit wurden dann 1931 bis 1947 vereinbart. Schnell wurde offenbar, das sich dieses Vorgehen rechnen lies. Der Untertage-Abbau lohnte sich aus den genannten Gründen. Vertraglich bestand weitergehend für das Ammoniakwerk die Pflicht, die Stolleneingänge zuzumauern, so dass nach Aufgabe des Untertage-Abbaues Dritten kein Schaden zustoßen kann. Für die großen geschaffenen Hohlräume hatte man zunächst also keine Nutzung. Später wurde dann im November 1930 u. a. ein Gipsförderstollen, Trasse 265 im damaligen Höllental, aufgelassen. Es ist also bereits zu dieser Zeit festzustellen, dass bezüglich des Untertage-Abbaues seitens des Ammoniakwerkes rege Aktivitäten einsetzten, die insbesondere dem Management des AMW sowie der Mutter der COMPANIEin Ludwigshafen / Oppau nicht verborgen geblieben sind. Die Sprengstofflagerstollen dürften im Laufe der Jahre gewechselt haben, die übrigen Stollen abbaubedingt temporärer Natur gewesen sein. So findet sich für 7/1934 eine erneute Genehmigung für einen Sprengstoffstollen im Kohnsteinfelsen. Bei diesen Arbeiten wurde auch die Gängertalshöle als eine natürlich entstandene Laughöhle entdeckt, die später wieder zugemauert worden ist und bis heute erhalten blieb, was für künftige Planungen vor Ort berücksichtigt werden sollte. Der Autor hat in der Tageszeitung Thüringer Allgemeinen auf dieses Naturdenkmal im Dornröschenschlaf aufmerksam gemacht und hofft, daß die Eigentümer des Bergwerkseigentums am Kohnstein bzw. die zuständige Behörde, das Thüringer Oberbergamt, darauf achten, daß die Gängertalshöhle erhalten bleibt und nicht beeinträchtigt wird. Um 1934 traten verstärkt wirtschaftliche Probleme auf. Die Abnahme der Produkte aus dem Gipswerk Niedersachswerfen des AMW, pegelte sich in Leuna auf ein niedriges Niveau ein. Die Herren Grimmel und Eichhorn entwickelten im Auftrag vom Leiter des Gipswerkes Niedersachswerfen, Dr. Ing. Guilleaume, einen Plan, der die Rentabilität des Betriebes garantieren sollte. Aus ihm ging hervor, dass ab 1. April 1935, wenn die Leistungen nach Leuna mit 3,5 Zügen bestehen bleiben sollen, rund 150 Arbeiter nicht mehr beschäftigt werden können, wenn die derzeitige Abbaumethode also grundsätzlich noch im Tagebau beibehalten wird. Es bleibt wiederum festzustellen, dass insbesondere die Gestaltung eines konkurrenzfähigen Preises im Vordergrund der Erwägungen der Unternehmensleitung um Dr. Guilleaume stand, den gesamten Anhydritabbau anders, nach einer gänzlich neuen Abbaumethode in den Stollen auf Höhe 265 zu verlegen und die „150 überflüssigen Leute“ nach Möglichkeit mit zu beschäftigen. Die entsprechenden Silos im Berg und die dazugehörigen Gleisanlagen der 2. Brecherei waren vorhanden. Eine Voraussetzung für die breite Einführung dieser neuen Technologie war, dass in einem geologischen Gutachten vom 01.09.1935 der Bezirksgeologe vom preußischen geologischen Landesverband Berlin die geologische Beschaffenheit als geeignet und die Standfestigkeit des Gesteins im Staatsforst Kohnstein (Jagen 10) zwecks Anlage eines Stollensystems für positiv befand. Gleichzeitig muss ein Plan erwogen worden sein, in dem Berg Lagermöglichkeiten (für Benzine und Fette) zu schaffen, der offenbar auch bei der Direktion des Ammoniakwerkes großes Interesse fand. Durch leitende Angestellte des Unternehmens (Schneider, Lenz, Fischer, DehnRotfelsen, Strombeck) wurden Ideen und Projektierungsvorschläge an maßgebliche Stellen weitergeleitet. Des weiteren wurde die Vermittlungsstelle W der IG Farbenindustrie AG beauftragt, dass Reichskriegsministerium und das Reichswirtschaftsministerium zu konsultieren. Wiederum offensichtlich wurde in dem erwogenen Projekt ein schneller Ausweg aus den wirtschaftlichen Problemen gesehen, das langfristig gute Ergebnisse erwarten ließ. Bereits im Juli 1935 trieb man auf Veranlassung Guilleaume’s links vom Höllental auf Höhe 210 acht Stollenöffnungen in die Wand, die Versuchszwecken dienen sollten. Desweiteren wurde die Konstruktion eines entsprechenden Behälters in Auftrag gegeben, der geeignet war, Stoffe zu Lagerungszwecken aufzunehmen. Foto von Dr.-Ing. Max Guilleaume, dem Vater der Stollen im Kohnstein bei Niedersachswerfen, Foto offenbar kurz vor seinem Tode, seine Frau war eine weltberühmte Opernsängerin, das Grab von Guilleaume ist auf dem Friedhof in Ilfeld zu finden, unter einer kleinen Hängebirke am Südhang auf dem Friedhof vor dem Obertore in Ilfeld gelegen, Fotokopie: Privatarchiv des Autors Die Interessenlage des Reichswirtschaftsministeriums ausnutzend, wurde seitens des Ammoniakwerkes versucht, den Vorgang zu den Projektplänen – Benzineinlagerung in Niedersachswerfen – rasch mit Leben zu erfüllen. In einem Schreiben vom 27. August 1935 an das Reichswirtschaftministerium heißt es: „... bitten Sie, im Interesse einer raschen Erledigung der Angelegenheit, unseren Sachbearbeiter, Herrn Oberingenieur Dr. Guilleaume, zu empfangen, der die für die Bearbeitung notwendigen Unterlagen mitbringen wird.“ Unter anfänglichen Kompetenzproblemen sich beeinträchtigt sehend, wandte sich Dr. Guilleaume mit Schreiben vom 29.11.35 direkt an den Herrn Dr. Ritter, Berlin (Vermittlungsstelle W, IG Farbenindustrie AG), um „zu einer die Sache fördernden Zusammenarbeit zu kommen.“ Weitergehend wurde vereinbart, dass zu allen Besprechungen in dieser Angelegenheit mit einzelnen Bearbeitern der Ministerien als Sachbearbeiter der Leiter Dr. Guilleaume hinzugezogen wird und dass die sachliche Bearbeitung in seinen Händen bleibt. Das Bestreben, den Vorgang – Benzineinlagerung in Niedersachswerfen – mit Leben zu erfüllen, trug erste Früchte. Am 12.12.1935 fand eine Veranstaltung im Reichswirtschaftsministerium statt, bei der seitens des Reichswirtschaftsministeriums es als notwendig und gewünscht erachtet wurde, weitere Vorschläge in differenzierter Form zu unterbreiten. Diese sollten insbesondere die Möglichkeit für den Anschluss von weiteren drei Entladestellen beinhalten. Für den Austritt der Stollen waren Örtlichkeiten gewählt worden, an denen der Fels möglichst steil und rein zu Tage tritt. Die Stollen sollten1,5 m breit und 1,8 m hoch sein. Eine geringere Abmessung war mit Rücksicht auf die Arbeitsmöglichkeiten, die Abfuhr des ausgesprengten Gesteins und die Begehbarkeit nicht zu empfehlen. Es war weitergehend anzunehmen, dass der Stollen A an einer Stelle eine Verwerfung durchqueren muss. Man sah hier also vor, den Stollen auszumauern. Insgesamt waren die Stollen mit einer Länge von etwa 3,5 km geplant. Unter der Voraussetzung, dass überall festes Gestein war, würden die einzelnen Arbeitskolonnen in der Woche 24 m vorankommen, so dass bei 3,5 km Länge in rund 75 Wochen die Stollen plangemäß fertig sein konnten, d.h., die Stollen konnten gleichzeitig mit der eigentlichen Lageranlage fertig werden. Die Kosten der Stollenherstellung wurden pro km mit rund RM 70.000,-veranschlagt. In diesen Kosten sind die Kosten für die Herstellung von Mauerungen, von Rohrleitungsanlagen, Beleuchtung und dergl. nicht enthalten, lediglich die reine Felsarbeit war berücksichtigt worden. „Wir werden Ihrem Wunsche entsprechen, die von uns hier vorgeschlagenen Ausgangstellen der Stollen im Gelände bezeichnen, so dass sie bei den für die Woche vom 13. Januar ab festgesetzten Besuch besichtigt werden können.“ (Aus Schreiben vom 30.12.35) Kopie eines Schreibens der Vermittlungsstelle W, Sparte 1, Herr Eckel Vom 29.05.1936 an IG Farbenindustrie Direktor Dr. Krauch in Ludwigshafen/Oppau zu Niedersachswerfen, Dr. Krauch war direkt involviert, Quelle : Kopie Privatarchiv des Autors Mit Schreiben an Direktor Dr. Krauch konnte Eckel von der Vermittlungsstelle W, Sparte I Guilleaumes Ergebnisse zusammenfassen und Krauch darüber informieren, dass das RKM (Reichskriegsministerium) beschlossen hatte, den Bau des Projektes Niedersachswerfen durchzuführen. Die Wifo sollte in die weiteren Verhandlungen eintreten, was in der Folge auch geschah. Im Niedersachswerfener Gipswerk löste dieses Ergebnis einen wahren Sturm der Begeisterung aus, wenngleich nur wenige Eingeweihte überhaupt von diesen Plänen Kenntnis hatten. Inder Gefolgschaft war allerdings zu diesem Zeitpunkt bereits durchgesickert, daß Guilleaume für das Gipswerk einen Großauftrag im Interesse des Reiches verhandelt, der die Auslastung des Werkes auf viele Jahre sichern würde. Ohne alle Details hier darzustellen, wie die Vertragsentwürfe ausgestaltet wurden und so weiter, konnten die Verhandlungen mit der reichseigenen Wifo erfolgreich abgeschlossen werden. Die Baumaßnahmen begannen am 16. Juli 1936. Am 17. Juni 1936 fand zwischen dem Direktor der Wifo, Baurat Wehling, den Direktoren des bauausführenden Gipswerkes Niedersachswerfen, Grimmel und Dr. Guilleaume, sowie Dr. Dieckmann von den IG-Farben eine Besprechung über die mögliche Realisierung der Anlage statt. Schreiben vom Dezember 1936 zur Problematik Abwehrfragen, die bereits im frühen Stadium eine gewichtige Rolle gespielt haben: Kopie. Privatarchiv des Autors Der Projektvorschlag des Ammoniakwerkes Merseburg sah die Errichtung einer 100.000 t fassenden Benzinkammeranlage mit Großtankbehältern vor. Zu diesem Zweck sollten zwölf Lagerkammern in den Kohnstein getrieben werden, eine Kammer für Gebindereinigung und Fassreparatur, zwei Hilfslagerkammern sowie eine Maschinenkammer. Das Ammoniakwerk war Generalauftragnehmer und übernahm als solcher die gesamte Bauausführung einschließlich der Vergabe von Unteraufträgen. Auch die Wifo richtete in Niedersachswerfen zur Kontrolle der Bauausführung durch das Ammoniakwerk und zur Durchführung der nicht dem Ammoniakwerk obliegenden Installationsarbeiten eine örtliche Bauleitung ein. Diese wurde mit einem charismatischen Bauingenieur besetzt, der von Holtzmann kam und einige Jahre in Amerika gewesen war, Herr Neu, der in der Folge mit den Leuten vom Gipswerk eng kooperierte. Schreiben vom 10.09.37 Abstimmung Urlaubsliste mit Wifo, Quelle: Kopie, Privatarchiv des Autors. In der Tat übernahm nach dem Tode von Guilleaume Neu schnell und effektiv die Projektleitung vor Ort und war maßgeblich an der weiteren Projektentwicklung in Niedersachswerfen beteiligt. So hat er denn auch das Einlagerungsprojekt geleitet und projektiert. Diese Wifo Anlage wurde unter dem Decknamen „Sachsenberg“ geführt. Das geschah aber offenbar nicht durchgängig. Kopie eines Schreibens 18.Juli 1936, Koordinierung Feier erster Spatenstich und Anweisung von IG Farben, das keinesfalls das Personal des AMW und in den Projekten wie Stollenbau zur Anlage Sachsenberg schlechter zu stellen ist. Quelle : Fotokopie Archiv des Autors. Ende 1937 verstärkte die Leitung des Ammoniakwerkes Merseburg und besonders die Leitung des AMW Gipswerkes in Niedersachswerfen vor Ort die Bestrebungen, im Geschäft mit der Wifo zu bleiben und neue Aufträge zu bekommen. Dabei wurde die Wifo in die Mitbenutzung der Straßen, Anschlussbahngleise, später sogar unter eigener Anschrift, einbezogen. Weitergehend wurden Erdarbeiten für die Wifo erledigt. Insbesondere durch das Tätigwerden von Kräften der SS gab es ständig Querelen um Kompetenzen und Kooperationsbereitschaft. Kopie eines Schreiben vom 08.Juni 1937 zur Übernahme zweier Kammern durch Wifo Bauleitung, gezeichnet Neu. Quelle : Kopie im Archiv des Autors Kostenfragen standen immer wieder zur Diskussion. Man konnte sich stets schließlich einigen. Allerdings machten die Ausbruchkosten in etwa nur die Hälfte der Gesamtkosten für diese Wifo-Anlage I, Sachsenberg aus. Am 17. Februar 1938, kurz vor Abschluss der ersten, aus zwölf Kammern bestehenden Ausbaustufe, machte das Ammoniakwerk Merseburg der Wifo den Vorschlag, die bisherige Anlage um dreißig weitere Kammern zu erweitern. Fotokopie eines Telegramms von Grimmel an Guilleaume „gratuliere zum ersten Durchschlag“ von Dezember 1938. Quelle : Kopie Privatarchiv des Autors Anlässlich einer Begutachtung der Standsicherheit der Decke wurde festgehalten, dass die Gefahr des Herabsturzes von Gesteinsblöcken oder –schalen groß sei. Das beträfe auch die Firste im Fahrstolen A, da doch bei der feinblättrigen und schalenförmigen Gebirgsbeschaffenheit im Kohnsteinfelsen gerade an dieser Stelle ein Lösen von Steinschalen möglich sei, wie im Juni 1938 begutachtet worden war. Erweiterung der Stollenanlagen ab 1938 Offensichtlich konnte man sich unter Beilegung oder bewusster Ignoration an höherer Stelle über die vorhandenen gegenteiligen Standpunkte schnell auf einen neuen Vertragsentwurf einigen. Dieser sogenannte Erweiterungsvertrag zwischen Wifo und dem Ammoniakwerk hatte eine Erweiterung der Stollenanlagen mit dem Bau von weiteren 27 Kammern mit den dazugehörigen Fahrstollen A und B sowie der Schaffung eines mittleren Begehungsstollens zum Gegenstand. Die Kammern sollten im Rundprofil von 12 m Durchmesser und 166 m Länge abgebaut werden. Die bergmännischen Arbeiten wurden als der wesentliche Teil der Erweiterungsanlage vom Ammoniakwerk durchgeführt. Dem Papier nach war vorgesehen, der Wifo einen Raum von ungefähr 752 000 cbm Rauminhalt als Stollenanlage zu übergeben. Im § 6 des Vertrages ist vereinbart worden, dass dem Ammoniakwerk das Recht eingeräumt wird, die Fertigstellung der Anlage dem Anhydritbedarf des Leunawerkes anzupassen. Es sollte an eine bestimmte Bauzeit nicht gebunden sein. Richtungsweisend wurde noch vereinbart, dass die Anlage spätestens innerhalb von 5,5 Jahren beendet sein musste. Vom Grenzstollen aus, beginnend mit der Kammer 42 und vom Notstollen aus mit der Kammer 18, wurde von zwei Seiten mit dem Fahrbegehungsstollen und den Kammern angefangen, wobei inoffizieller Baubeginn der 30.05.1938 war. Historie des Grenzstollenbau- restauriert nach Angaben und Skizzen Erstellt: Tim Schäfer C* 2004 Doch die günstigen Konditionen des Vertrages gerieten bald unter Druck. In Verhandlungen mit der Wifo wurden schließlich abgeänderte Konditionen vereinbart. Kurz nach Beginn der Bauarbeiten kam es zu einem folgenschweren Unfall bei den Stollenbauarbeiten am 10.08.1938. Dieser Unfall stellte kurzzeitig das gesamte Vorhaben in Frage, da Zweifel an der Eignung des Kohnsteinfelsen aufkamen. Jedoch konnte unter Berücksichtigung der Gutachten und Maßnahmen wie Betonarmierungen usw. diese Probleme ausdiskutiert und gelöst werden. Am Kreuzpunkt des Fahrstollens A der Kammer 17 und des Notstollens löste sich ein 1,5 m breiter Gesteinskeil und begrub 4 Gefolgschaftskollegen des Gipswerkes Niedersachswerfen des AMW. Für sie kam jede Hilfe zu spät. Daraufhin wurde das Kreuzgewölbe untersucht und mit Betonstützen ausgekleidet. Die Technologie des Ausbruches der Stollenanlagen sah vor, dass der Vortrieb an einer Arbeitsstelle von 1 Sprengmeister, 4 Bohrern, 1 Baggerführer, 1 Lokführer und Rangierer im Akkordsystem durchzuführen war. Gearbeitet wurde in 3 Schichten, in der 1. und 2. Schicht wurde gebohrt und gesprengt und in der 3. Schicht das Haufwerk gefördert. Dieses System änderte sich, als genügend Angriffspunkte zur Verfügung standen. Bei normalem Arbeitsablauf hatte eine Baggerbetriebsgruppe an 3 Arbeitsstellen zur gleichen Zeit zu bohren, zu sprengen und das Haufwerk zu baggern. Eingesetzt waren unter Tage Diesellöffelraupenbagger mit 3/4 m³ Löffelinhalt. Zur Aufnahme des Ladegutes standen etwa 120 Stück 2 m³Muldenkipper und 180 Stück 2,5 m³ Kastenwagen bereit. Die Gleise waren auf Holzschwellen im Stollen verlegt, und 7 Stück Dieselloks waren unter Tage und 5 Dampflokomotiven über Tage eingesetzt. Der ungehinderte Wechsel der vollen und leeren Förderwagen konnte erst später innerhalb der Stollenanlage stattfinden. Bei der Ausführung des zweiten Auftrages leitete man die Förderung durch den Not- und Grenzstollen. Die Bewetterung der Stollenanlage wurde in folgender Weise durchgeführt. Man errichtete eine Scheidewand aus Vierkanthölzern und Brettern ca. 1,20 m von der Stollenwand entfernt in Richtung des Vortriebes und führte diese jeweils bis 50 m vor Ort nach. Dieses System wurde als Wetterkanal bezeichnet und von 4 Ventilatoren, die eine Gesamtansaugmenge von 3200 m³ in der Minute hatten, bewettert. Während die Abgase durch diesen Wetterkanal abgesaugt wurden, strömte in den übriggebliebenen Stollenteil die Frischluft nach. Außerdem waren senkrechte Wetterschächte durch das Gebirge vorgesehen und gebaut worden. Als Beleuchtung vor Ort diente weitgehend noch die einfache Karbidgrubenlampe in verschiedenen Größen. Auch die Bagger waren mit großen Karbidlampen ausgerüstet. Erst mit dem Fortschreiten des Ausbaues der Stollenanlage baute man elektrische Beleuchtung ein und verlegte die Leitungen an der Außenseite dieser Wetterwand. Das Sprengen des Gesteins erfolgte in der üblichen Weise mit Donarit I und den bekannten Zündmaschinen. Für die Versorgung der Bohrgeräte standen insgesamt 4 zweistufige Kolbenkompressoren mit insgesamt 96 m³/min Leistung und 6 atü Betriebsdruck zur Verfügung. Die Bohrer verwendeten 22 kg schwere Handpresslufthammer der Firma Flottmann und Demag und den 26 mm starken Bohrstahl mit Kreuzschneideform. Die Gesteinsmengen, die beim Stollenvortrieb in größeren Mengen noch stehen geblieben waren, mussten durch das sogenannte Profilieren (Ablösen der Gesteinsmassen mit annähernd glatter Oberfläche – d.Autor) durch ein besonderes Sprengverfahren hergestellt werden; erst nach Beendigung der Bohr-Spreng- und Beräumungsarbeiten fand der Abtransport des herausgelösten Anhydrits statt. Nach Mandel bestanden für die im Stollenbau eingesetzten Kollegen äußerst schlechte Arbeitsbedingungen. Abgesehen von den schweren Bohrhämmern und dem Aufstellen der Bohrgerüste, waren trotz der Bewetterung die Belästigungen durch die Abgase der Bagger und Lokomotiven sowie der Abgase nach den Sprengarbeiten und des Bohrstaubes für die Gesundheit der Kollegen unverantwortlich. Schreiben vom 04. Januar 1939 Gipswerk an Wifo in Berlin zur Abstimmung div. Fragen, Fotokopie, Quelle: Privatarchiv des Autors. Hierzu kamen noch der erhöhte Lärm und die klimatischen Bedingungen im Stollensystem, wo Sommer wie Winter, unabhängig von den Außentemperaturen, + 9 °C betrugen, die hohe Luftfeuchtigkeit und die Zu gluft durch die Bewetterung. Der weitere Ausbau des umfangreichen Systems erfolgte unter strenger Geheimhaltung und wurde durch die SS strengstens kontrolliert. Unter anderen Sicherheitsmaßnahmen, die unter Abwehrfragen geregelt waren, konnte nur eingestellt werden, wer vor seiner Einstellung durch die zuständige Staatspolizei überprüft worden war. Politische Bedenklichkeit reichte aus, um Ablehnungen zu begründen. Politische Bedenklichkeit war gegeben, wenn jemand politisch inaktiv war. Im Oktober 1938 wurden zusätzliche Abbrucharbeiten in der Stollenanlage notwendig. Diese sollten im Fahrstollen "6" am 15. Dezember 1938 beendet werden. Des Weiteren erfolgte die Bewetterung der alten Anlage ab 16. Dezember durch Ventilatoren der Wifo. Die wifoeigene Stromversorgung der alten Anlage hat wegen der gewünschten Zurverfügungstellung ihres Trafos auf der Försterwiese bereits am 1. Oktober des Jahres 1938 eingesetzt. Baustellen – Einrichtung Wifo Projekt 18 Ventilatoren einschl. 8 Luftenventilatoren, 5 Bagger (Dieselraupenbagger) 7 Diesellokomotiven, 7 Dampflokomotiven, 180 Kastenwagen, 2,5 cbm, 750 mm Spur, 120 Muldenkippwagen 2,-- cbm, 750 mm Spur, 9,5 km Gleis einschließlich Weichen, 200m Pressluftleitung ∅ 250 mm 2800 m Pressluftleitung ∅ 150 mm, 1400m Pressluftleitung ∅ 100 mm 2200 m Pressluftleitung ∅ 80 mm, 1500 m Pressluftleitung ∅ 50 mm 23000 Stück Schwellen, 180 Stück Pressluftschläuche, 125 Stück Pressluftbohrhämmer 24000 qm Rauspund, 400 cbm Kanthölzer 10 x 12 cm 825 cbm Gerüstbohlen, 6650 Stück Gerüststangen, 1000 m Luttenrohre ∅ 600 mm 750 Stück Grubenkarbidlampen, Diverses Kleinmaterial. Es erfolgten im Dezember 1938 laufend Sprengstoffabgaben an die Beton- und Monierbau AG zum Zwecke des zusätzlichen Ausbruchs der Portale "a" und "b". Bereits im November 1938 wurde im Auftrag seitens der Gutachter Herr Prof. Schriel und Herr Bergrat Martini begutachtet und als Ergebnis ausgewiesen, dass gegen die Wahl eines kreisrunden Profils keine Bedenken bestehen. Im Schreiben vom 26.11.38 der Wifo an das Gipswerk Niedersachswerfen wurde darauf aufbauend weitergehend mitgeteilt, dass die maßgeblichen Stellen der Zentrale in Berlin aufgrund dieser Gutachten den lichten Durchmesser der einzubauenden Behälter auf 9,00 m festlegen, was einem zu erstellenden Kammerausbruch von 10,50 m lichten Durchmesser entspricht. Der Leiter der Wifo in Niedersachswerfen Neu entwickelte daraufhin eine neue WIFO – Variante zur Flüssigkeitslagerung mit Darstellung des Kammerprofiles M am 31.12.38. Die Firste für Kammern und Fabrikstollen wurden in gleicher Höhe geplant. Äußerste Kammerbreite Äußerste Kammerhöhe = 10,50 m = 9,80 m Die Sohlen der Fahrstollen „A“ und „B“ sind in dieser Variante auf Höhe +210,6m, und die Kammersohle auf Höhe + 207,8m. In der Erweiterungsanlage Kammerlängsschnitt v. Sept. 1938 war die Anordnung der Kammern zwischen Fahrstollen „A“ und „B“ ersichtlich. Zwischen beiden Kammern wurden technologische Einrichtungen geplant: - Einsteigeöffnungen Pumpenschacht Rohrleitungskanal Bedienungsgang Kabelkanal. Vorgesehen war der Einbau von Stahlbehältern in den Kammern mit einem Durchmesser 9m und einer Gesamtlänge von 68,75 m, sowie mit einem Gefälle von 1:100 in Richtung des Pumpenschachtes. Die Stahlbehälter sollten mit einem Ummantelungsbeton versehen werden. In einer Kammer/ Behältern sollten ca. 4.370 m3 bzw. 4.370.000 l Flüssigkeit eingelagert werden können. Die Ergebnisse des Januar 1939 brachten eine Verschärfung der Situation mit sich. Dr. Guilleaume vom Gipswerk Niedersachswerfen sah sich Forderungen nach verkürzten Bauzeiten ausgesetzt, die die Leitung des Gipswerkes aber zunächst ablehnten, schließlich wollte man ja im Grunde einen regelmäßigen geordneten Bau durchziehen und das gewonnene Material passenderweise direkt der Weiterverarbeitung zuführen. Aber über die Wifo wurde allergrößter Wert darauf gelegt, die Räume des weiteren Ausbaues der Stollenanlage bereits innerhalb der nächsten 2 Jahre zu gewährleisten und hierbei die Gewinnung der vom Ammoniakwerk Merseburg benötigten Anhydritmengen sicherzustellen. Das führte in der Konsequenz dazu, dass ab Januar 1939 eine Arbeitszeitstraffung durchgeführt wurde. Es wurden 10 h-Schichten (2 Schichtsystem) eingeführt. Dies war nach damaligen Erwägungen notwendig, weil einerseits seitens des Auftraggebers für die Stollenanlage eine Verkürzung der Bauzeit auf höchstens 2 Jahre vorgeschrieben war, und weil zweitens nach Angabe des Arbeitsamtes eine entsprechende Vermehrung der Gesellschaft z. Zeit nicht möglich war. Das Ammoniakwerk wurde erheblich unter Druck gesetzt, die Spannung zwischen Wifo und Ammoniakwerk erhielt neue Nahrung So suchte auch die IG Farbenindustrie AG nach weiteren Möglichkeiten für den Ausbau der Geschäftsaktivitäten. Am Kohnstein wurden in als Geheim klassifizierten Großversuchen neuartige Sprengstoffe ausprobiert. Bereits im September 1936 fanden am Kohnstein schon einmal Schießversuche der Wehrmacht statt. Dabei wurde versucht, Detonations- und Schallwellen zusammenzufassen und auf einen Punkt zu lenken. Dadurch sollte eine zerstörende Wirkung hervorgerufen werden. Diese Versuche verliefen offenbar ergebnislos. Nunmehr wurden Großversuche mit den neuartigen, flüssigen Sprengstoffen Nisalit und Disalit im Tagebau des Gipswerkes Niedersachswerfen durchgeführt. Der Einsatz sollte Abbau und Stollentrieb effektiveren. Diese Sprengstoffe sind an Ort und Stelle, je nach Bedarf, durch Zusammenmischen der Komponenten ohne fließendes Kühlwasser in einem Aluminiumbehälter hergestellt worden. Die meisten Versuche wurden mit Nisalit vorgenommen. 200 g Nisalit wurden an einer Eisenbahnschiene elektrisch zur Zündung gebracht. Die Eisenbahnschiene wurde in mehrere Teile zersprengt. Im Tagebau wurden größere Knäpper (Anhydritbrocken – der Autor) mit Erfolg auf diese Weise ohne Umherfliegen des Gesteins gesprengt. Ein Stein als ein solcher Knäpper von 1,5 m³ wurde mit 200 g Disalit durch bloßes Auflegen genügend zertrümmert. Die Versuche an der Wand zeigten ebenfalls gute Ergebnisse, 3 kg Nisalit wurden in ein Bohrloch von 40 mm Weite und ca. 3 m Tiefe eingegossen und ohne Verdämmung abgetan. Die Wirkung war offenbar ausgezeichnet und übertraf die Erwartungen. Sie entsprach der Wirkung mit 5 Bohrlöchern mit je 2,5 kg Donarit I. Im Stollen gestalteten sich die Versuche schwieriger. Durch Eintreiben von schräg abwärts geneigten Bohrlöchern erreichte man trotzdem mit diesem Sprengstoff eine sehr gute Wirkung. Vom 21.09.38 bis 31.10.38 wurde ein Großversuch an der Anhydritwand mit dem Ziel, etwa 50 000 t Anhydrit herauszuschießen und zu zerkleinern, durchgeführt. In geheimen Bericht über den Versuch konnte festgehalten werden, dass da das direkte Eingießen des Nisalits infolge der Risse im Gestein nicht immer durchzuführen war, in die Bohrlöcher 2,8 m lange und 28 mm starke Blechrohre eingelassen worden waren und mit Sprengstoff gefüllt wurden; ca. 1,8 Liter Nisalit wurden pro Rohr gebraucht. Während das direkte Eingießen in die Bohrlöcher mit einer Vorgabe von 4 - 5 m und einem seitlichen Abstand von 2 - 2,5 m erfolgte, erwies sich bei der Verwendung von Blechrohren eine Vorgabe von 2,5 - 3 m und ein seitlicher Abstand von 1,5 m als vorteilhafter. Hierfür fiel das Gestein gut zerkleinert an ohne wesentliches Fortschleudern der Gesteinsbrocken. Die Beständigkeit des Nisalits war völlig ausreichend, eine Sprengung mit 18 Bohrlöchern 24 Stunden lang starken Regengüssen ausgesetzt, die Sprengung konnte trotzdem mit gutem Erfolg durchgeführt werden. Als Zünder wurden welche mit MP-Isolierung angewandt, die in die Flüssigkeit eingetaucht wurden und zur Zündung kamen. Diese Versuche wurden von gewissen Andussow, Braun, Holtermann, Leinweber und Grimmel durchgeführt. Die Wirtschaftlichkeit wies aus, dass nach der neuen Abbauweise die Kosten nur noch 40 % der alten Abbauweise betrugen. Gemäß Verfügung des damaligen Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe vom 28. Juni 1938, musste diese Angelegenheit streng geheim gehalten werden. In einem Schreiben vom November 1938 der IG Ludwigshafen wird mitgeteilt, dass ein Antrag bei der "Chemisch-technischen Reichsanstalt" auf die Eignung des Sprengstoffes für militärische Zwecke gestellt wurde. Nach wie vor musste der Kreis der Eingeweihten äußerst beschränkt bleiben. Ende Januar/Anfang Februar 1939 kam es zu Überschneidungen. Das Ammoniakwerk hatte in seinem Angebot zu Grunde gelegt, dass der Bau der Anlage dem Verbrauch an Anhydrit angepasst werde. Seitens der Wifo war dies ursprünglich auch zugestanden worden. Allerdings wurde Niedersachswerfen jetzt erheblich unter Druck gesetzt. Die Termine sollten um die Hälfte gekürzt werden, das Ammoniakwerk musste zusätzliche Nebenkosten geltend machen. Die Auseinandersetzungen zwischen Wifo und Ammoniakwerk spitzten sich erneut zu. Um den weiteren Ausbau nicht zu gefährden, fand in Berlin eine geheime Beratung unter Federführung der Wifo statt. Hier wurden verschiedene Dinge geregelt, die ein zukünftiges Aufeinanderprallen von Wifo und Ammoniakwerk verhindern sollten. Nunmehr wurden die gegenseitigen Einflussgebiete derartig darauf begrenzt und auch bei dem neuen Vertrag sollte sichergestellt sein, dass die Möglichkeiten für die Berührungen und Reibungen so weitgehend vermindert sind, dass sich bei gutem Willen eine Durchführung des neu erteilten Auftrages ermöglichen ließe. Die Wifo begründete die erneute Auftragserteilung dahingehend, dass insbesondere Wehling mit der Arbeit des Ammoniakwerkes in jeder Weise zufrieden sei. Ab Mai 1939 wurden neue Verträge zum Vorhaben gemacht. Der Vertragsentwurf lag bereits im Mai 1939 vor. Durch die Erweiterungsanlage ergab sich ein voraussichtlicher Rauminhalt von rund 670 000 cbm. Das Ammoniakwerk verpflichtete sich, unter Einhaltung gewisser Prämissen (Maschinenlieferungen etc.), die Erweiterungsanlage bis spätestens 1. Oktober 1941 in dem vereinbarten Zustand zu übergeben. Diese endgültige Vertragsfassung beinhaltete auch einen neuen Einheitspreis der Ausbruchmasse (5,48 RM je m³). Gleichzeitig wurde vereinbart, dass die Wifo willens war und beabsichtigte, den vom Ammoniakwerk gepachteten Teil des Kohnsteins, in welchem die Stollenanlage hineinschneidet, einschließlich eines Schutzstreifens von 50 m Breite zu erwerben. Der Durchbruch der Stollenanlage nach Salza hin gehörte nicht zum Vertrag. Nach Beginn des Krieges traten einige, offenbar vorher abgestimmte Rechtsänderungen in Kraft, die den Druck auf die in den Stollen tätigen Arbeiter erhöhten. Am 11. Nov. 1939 verstarb nach einer Operation der Vater der Stollen im Kohnstein bei Niedersachswerfen und Führer des Betriebes Gipswerk Niedersachswerfen, Herr Dr. Ing. Max Guilleaume. Sein Nachfolger in der Führung der Geschäfte im Gipswerk wurde der 48jährige Dipl.-Ing. Erwin Frohne. Bereits im August des Jahres 1940 verstarb der Betriebsführer Dipl.-Ing. Erwin Frohne und der seit 1917 im Betrieb tätige Herr Grimmel wurde als Betriebsführer eingesetzt. In dieser Zeit wurde in der Stollenanlage mit Hochdruck gearbeitet. Im wesentlichen war man mit dem Rohausbruch Anfang des Jahres 1941 fertig. Jedoch nahmen Profilierungs- und Erweiterungsarbeiten einen recht erheblichen Umfang an. Ende 1940 kamen zur Unterstützung 16 italienische Arbeitskräfte im Ammoniakwerk zum Einsatz. Ein Jahr danach soll die Zahl 46 betragen haben. Sie stammten offenbar aus dem Gemeinschaftslager. In der alten Anlage Sachsenberg (Ka 1 - 17) wurden große Mengen Benzinfässer eingelagert. Damit wurde sie ihrer eigentlichen Bestimmung zunächst gerecht. Wie Augenzeugen berichteten, habe man unter ständiger Kontrolle tagelang diese Fässer gezählt. Die Arbeiten fanden generell unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Sicherungsmaßnahmen der SS verstärkten sich von Jahr zu Jahr; die Arbeitskollegen besaßen keine Genehmigung, sich außerhalb ihres Arbeitsbereiches aufzuhalten; sie wurden ständig durch Schulungen und Belehrungen darauf aufmerksam gemacht. Zur Entwicklung der Rechtslage am Kohnstein Nachruf der Kohnsteininteressenten zu Nordhausen / Salza (im Text steht KI = Kohnsteininteressenten) Einführung Die Kohnsteininteressenten von Nordhausen (Salza), eigentlich die Interessentengemeinschaft Kohnstein, die sich selbst auch als Separationsinteressenten (wohl wörtlich aus den Separationsrezessen her abgeleitet) oder auch als Altnachbarberechtigte bezeichnet haben bzw. bezeichnet worden sind, sind heute als entrechtet anzusehen. Rezesse sind Niederschriften von mündlichen Vergleichen und Verhandlungen. Rezeß In der Separationssache von Salza Gthl. Littr. S. No. 440 Merseburg, den 20. Oktober 1873 §8 Gemeinschaft – Verhältnisse nach der Separation 1. Am Gemeindewald stehen wir bereits im § 5 erwähnt ist, der Corporation altnachbarBerechtigten Besitzer das Eigentum und zugleich ein Teil der Nutzungsrechte, den Besitzern von nachbarberechtigten Häusern einschl. des Domänen-Vorwerks der Pfarre und Schule in ihrer Eigenschaft als Gemeindeglieder zu Salza, aber der andere Teil der Nutzungsrechte zu ... Hinsichtlich der Holznutzung wurden für die Zukunft Regelungen aufgenommen ... Die Bestimmungen sind durch Verhandlung vom 11. Juni 1873 dahin abgeändert, dass der Gemeindewald, der Kohnstein – Gemeindeglieder Vermögen im Sinne der ... vom 6. Juli 1847 ist an welchem nebenstehend genannten altnachbarberechtigten Häuser, das Domänen-Vorwerks, die Pfarre und Schule in ihrer Eigenschaft als Gemeindeglieder ¾ der Holznutzung, sowie alle etwaigen Nutzungen zusteht, während die politische Gemeinde ¼ der Holznutzung hat ... In Krimderode wurde am 14. Januar 1874 verhandelt Als Ergebnis des Vergleichs wurde einem Zimmermeister die Berechtigung erteilt, in bestimmten Umfang Steine zu brechen. Für unteranderem mehr zum Verlaut, besonders gebrochene Steine zahlt er in die Kasse der altnachbarberechtigten Besitzer eine Abgabe von 7 ½ Silbergroschen pro Schachtrate resp. 4,4519 cbm ... Obige Abgabe steht laut Rezeß den altnachbarberechtigten Besitzern von Salza zu, und wird durch den Ortsvorstand unter Zuziehung der Deputierten der altnachbarberechtigten Besitzer nach Verhältnis ihrer Anteile an den Nutzungen des Kohnsteins verteilt ... Nach dem Rezeß von 1872 steht dem Landrat ggf. nur eine Oberaufsicht zu. Abschrift Rezeß von 1873 Durch solche Rezesse wurden im 19. Jahrhundert die bis dahin teilweise nur gewohnheitsrechtlich bestehenden Eigentums- und Nutzungsrechte an Wäldern geklärt und schriftlich festgehalten. Diese Interessenschaft hat jedoch in unserer regionalen Geschichte eine nicht unbedeutende Rolle im Geschehen um das Kohnsteinbergmassiv und den diversen Projekten gespielt, was aber mithin bisher weitgehend von der Geschichtsschreibung nach Ansicht des Autors zu Unrecht vernachlässigt worden ist. Als Nachruf auf die einst mächtige Interessenschaft aus Nordhausen wurde daher im Gutachtenstil unter dem besonderen Gesichtspunkt der rechtlich- historischen Betrachtung dieses Kapitel aufgenommen. Die Kohnstein-Interessentengemeinschaft behauptete immer, ihr stünden das Eigentum am Kohnsteinwald und Nutzungsrechte, insbesondere die Abbaurechte am Anhydritvorkommen zu. Wirtschaftskarte des Kohnsteinswaldes Die Steinbruchgrenzen sind heute aufgrund des massiven Abbaus zu DDR-Zeiten stark nach West verschoben. Insbesondere im eingekreisten Gelände sollten den Kohnsteininteressenten die geltend gemachten und über Jahre abgegoltenen Rechte zu stehen. Kopie der Karte: Privatarchiv des Autors Wegen dieser Rechte sollten einst erfolgte Zahlungen für den Abbau des Anhydritvorkommens, die sogenannte Bruchzinsabgabe, nach Ende der DDR wieder aufgenommen werden. Die Kohnsteininteressenten seien zu Unrecht enteignet worden. Solche Zahlungen wurden in der Tat insbesondere von den Leuna-Werken, AMW Ammoniakwerk Merseburg mit seinem Gipswerk Niedersachswerfen der BASF, später der IG Farben über Jahrzehnte geleistet. Und auch die Wifo und die Mittelwerk GmbH waren bis 1945 mit Fragen zu Nutzungs- und Eigentumsrechten befasst. Zur Vorgeschichte der Kohnsteinrechte Nachfolgend soll abrißhaft die Historie der fraglichen Rechte betrachtet werden. Nach bekannten Veröffentlichungen sind bereits im späteren Mittelalter – 11. bis 14. Jahrhundert, aus den Höfen der Grundherren und durch das Lehnsystem, in unserer Gegend viele Burgen entstanden. Die Grafen zu Hohnstein, ein in Ihrer Hochzeit im Mittelalter mächtiges und einflussreiches Grafengeschlecht, übten über unser Gebiet die Herrschaft aus. Zu ihrer mächtigen Burg bei Neustadt ließen sie 1360 im Kohnstein auf der südöstlichen Seite – etwa 1,7 km von Salza entfernt – auf einer vorspringenden Bergnase eine Herrenburg bauen, mit der sie die Handelsstraße von Nordhausen über Ellrich nach Hannover, die unter dem Kohnstein entlang ging, verwalteten. Nach einem Krieg mit der Reichsstadt Nordhausen wurde diese Burg 1366 zerstört. Bereits im Mittelalter hatte die königliche Domäne in Salza Teile des Kohnsteins zu verwalten und in Nutzung. 1368 wurde der Kohnstein mehrfach unter dem Namen Kaynstein und 1370 dann Kansteyn erwähnt. Die Jagd(-rechte) und das Forstwesen standen im südlichen Teil des Kohnsteines den Grafen von Hohnstein zu, die ihn als Teil der alten Grafschaft bis 1683 von Bleicherode aus verwaltet haben sollen; später waren Ellrich und Neustadt/Ilfeld Osterode Sitz der Verwaltung. Als 1692 ein Teil der längst nicht mehr so mächtigen Grafschaft zum Kurfürstentum Hannover kam, verlief die Grenze von Nordhausen kommend, am Schurzfell vorbei, auf der Kastanienallee bis zur Schnabelmühle, auf der alten Handelsstraße (jetzige Leipziger Straße) am Kohnstein entlang, bis zum Zorgewehr, hinter dem „Maisoldschen Grundstück“, Mitte Zorge bis zum Bau 24 des Leuna-Werkes, durch das Steinbruchbüro, ein Stück am ehemaligen Fuße des Kohnsteins entlang, in Richtung kalte Wieda, dann nach Norden zum Himmelsberg. Von dort aus zog sich die Grenze über Cleysingen zwischen Werna und Ellrich nordwestlich bis über Bad Sachsa hinaus. Diese Grenze, die später die Provinzgrenze zwischen Hannover und Thüringen bildete, war immer auch eine Frage bei den vertraglichen Gestaltungen beispielsweise beim Aufbau des Gipswerkes Niedersachswerfen des AMW Ammoniakwerk Merseburg der BASF, die insbesondere zu Klärungsbedarf mit der Regierung von Hannover und Thüringen geführt hat. 1807 verschoben sich die Ländergrenzen noch einmal, als unsere Gegend zum Königreich Westfalen unter Napoleon kam und das Harzdepartement in Distrikte und neun Kantone eingeteilt wurde. 1815 gehörte Niedersachswerfen zum Königreich Hannover und ab 1866 zu Preußen. Tuff-, Dolomit- und Kalksteine vom Kohnstein wurden schon von Alters her als Baumaterial in dieser Gegend verwendet. Zeugen der Verwendbarkeit des Kalksteines als Baumaterial finden wir in der gesamten näheren Umgebung. So wurden zum Beispiel die Frauenkirche in Ellrich im Jahre 900 gebaut, der Nordhäuser Dom, die ehemalige Peters- und Frauenbergkirche und andere Gebäude des frühen Mittelalters sind und waren Zeugen der Verwendung des Kalksteins als Baumaterial. Hirschfeld wies in „Gesteinsvorkommen Deutschlands“ – 1910 darauf hin, dass beim Bau der alten Stadtmauer in Nordhausen im Jahre 1400 die Kalksteine vom Kohnsteinbruch aus Sachswerfen verwendet wurden. Erwähnt wird weitergehend auch, dass es bereits im Jahre 1368 unter dem Kohnstein mehrere Kalkröstereien gab. Aus Rezeßunterlagen der „Altnachbarberechtigten“ von Salza geht hervor, dass dem Kalkhüttenbesitzer, Scharfe, Robert – Hof unter dem Kohnstein – das Recht zustand, auf einem bestimmten Teil der Morgenseite des Kohnsteins Steine zum Betrieb seiner Kalkhütte zu brechen. Die Gemeindemitglieder von Salza hatten ebenfalls das Recht, für den eigenen Bedarf, aber nicht zum Verkauf, Steine zu brechen. Im Jahre 1880 wurde dem Besitzer der Schnabelsmühle Grohse gegen 100,-- Mark Pacht an der Südseite des Kohnsteines die Abbruchgenehmigung erteilt. Eine weitere Genehmigung wurde 1885 der Besitzerin der Kalkhütte unter dem Kohnstein der Aktiengesellschaft „Schaft“, Tapetenfabrik Nordhausen, auf der Morgen- und Mittagseite des Kohnsteins 1885 von den Altnachbarberechtigten erteilt. Der Kohnstein-Wald hat also in früherer Zeit im Eigentum der Grafen von Hohnstein, dann der Fürsten von Brandenburg und Könige von Preußen gestanden. Diese Herren räumten den „ursprünglichen Einwohnern“ von Salza wegen der Armut der Gemeinde die Viehweide und Mast im Walde ein sowie die Entnahme von Reisig (Unterholz), mithin also nach heutigem Verständnis Nutzungsrechte der verschiedensten Art und Gestalt. Diese Bewilligungen waren zunächst widerruflichen Charakters, so nachweislich noch Ende des 16. Jahrhunderts, wurden dann aber zu Rechten, welche nicht ohne weiteres abänderbar, also unwiderruflich wurden. 1799 besaßen die Berechtigten in dem größten Teil des Kohnstein-Waldes das Recht der Weide, Mast und des Unterholzes, wogegen dem Königlichen Fiskus der „Oberbaum“ zustand. Aus forstwirtschaftlichen und sonstigen Gründen wurde auf Vorschlag des Forstfiskus in einem Vergleich (Rezeß vom 2.4./4.5.1802) ein Austausch von Rechten vorgenommen: Die Berechtigten erhielten etwas mehr als ein Drittel der Waldfläche, auf der sie bisher unterholzberechtigt gewesen waren, zu vollem Eigentum; dafür verzichteten sie auf alle bisherigen Rechte in dem übrigen Waldteil zugunsten des Fiskus. Aus dem Wortlaut des Rezesses vom 2.April/4.Mai 1802 sowie dem Protokoll über die vorausgegangene Verhandlung vom 19. Januar 1799 ergibt sich: Die „Gemeinde“ Salza hat bisher 700 Morgen 141 Quadratruten Unterholz im Forstrevier am Kohnstein in Besitz gehabt, der zugehörige „Oberbaum“ gehörte jedoch dem Königlichen Fiskus. Um die mit dieser Übereinanderlagerung der Eigentumsrechte „verbundenen Unbequemlichkeiten zu heben“, erhält die Gemeinde von der genannten Waldfläche 194 Morgen 68 Ruten zu vollem Eigentum mit Ober- und Unterholz bei gleichzeitigem Verzicht auf die Unterholzberechtigung in der restlichen Fläche und außerdem von einer anderen bisher dem Fiskus ganz gehörigen Waldfläche 54 Morgen 171 Quadratruten zu vollem Eigentum, so dass die Gemeinde künftig insgesamt 249 Morgen 59 Quadratruten Wald besaß. Somit ergibt sich, dass offenbar nur ein Umtausch von Rechten zum Zweck einer reinlicheren Abgrenzung der beiderseitigen Befugnisse stattgefunden hat. Am 27. Mai 1853 ist von dem Königlichen Preußischen Revisionskollegium für Landeskultursachen in Berlin in einer Streitsache der „Urgemeinde“ zu Salza wider den Ortsschulzen wegen unbefugter Anlegung eines Kalksteinbruches gefällt worden. Bei der Grundstücksumlegung (Separation) der Gemeinde im Jahre 1874 wurde der Kohnsteinwald zum Gemeindegliedervermögen erklärt. Die Berechtigten waren damit jedoch nur einverstanden, weil man sie überzeugt hatte, dass unter dieser Rechtsform der Zersplitterung und Veräußerung des Waldes nach auswärts am besten vorgebeugt werden könne. In einer vorhergehenden SeparationsVerhandlung war der Wald zum Eigentum der Berechtigten erklärt worden, und wieder vorher (1856?) hatten sich die Berechtigten zur freiwilligen Hergabe von 1/4 des Holzertrags an die notleidende Gemeindekasse bewegen lassen. Im Beschluss des Kreisausschusses des Landkreises Nordhausen vom 13. Nov. 1886 ist darauf hingewiesen, dass das Nutzungsrecht der Altnachbarberechtigten am Kohnsteinwald als für alle Zeiten gewährleistetes, klagbares Privatrecht zu gelten habe, da es, wie der Separationsrezeß von 1874 erkennen lässt, damals den Berechtigten gegen Verzichtleistung auf ¼ der Holznutzung zugunsten der politischen Gemeinde zuerkannt worden sei. Ursprünglich war im Rezeß die „Korporation der altnachbarberechtigten Besitzer“ als Eigentümerin und Nutzungsberechtigte eingesetzt, bis dann in einer nachträglichen Verhandlung vom 11. Juni 1873 das Eigentum am Wald und ¼ der Holznutzung der politischen Gemeinde, ¾ der Holznutzung und alle übrigen Nutzungen den Altnachbarberechtigten zugestanden wurden. Dass die ursprüngliche Regelung abgeändert wurde, hatte jedoch ganz offensichtlich seinen Grund in dem Bewusstsein, dass die Rechtslage nicht eindeutig klar war, dass der politischen Gemeinde irgendwie ein Anrecht am Wald noch zukam und dass man sie nicht ganz leer ausgehen lassen konnte, wenn es auf eine einwandfreie rechtliche Fixierung abgesehen war. Ein ähnliches Vorgehen ist bei der sogenannten „Auseinandersetzung“ zwischen Altgemeinden und politischen Gemeinden im 19. Jahrhundert häufig zu beobachten. Entwicklung und Berücksichtigung Rechtsverhältnisse des Gipswerkes 1890 – 1937 unter besonderer Niedersachswerfen des AMW Ammoniakwerk Merseburg der COMPANIE Im Mai 1890 wurde der erste hier relevante und die Sache weitergehend betreffende Vereinbarungskomplex zwischen den Kohnsteininteressenten und der AG für Monierbau (vorm. G.A. Wayss + Co.) in Form eines Pachtvertrages v. 3. Mai 1890 sowie eines Nachtrages vom 22. Mai 1890 abgeschlossen. Demnach stand der Pächterin die Nutzung des gesamten Gemeindewaldes in dem durch den Separationsrezeß von Salza festgestellten Umfange, soweit diese Nutzung, die sich auf Brechen und Verwertung von Steinen aller Art sowohl in den schon vorhandenen als in neu anzulegenden Steinbrüchen bezieht, jedoch unbeschadet und vorbehaltlich der nach dem Separationsrezeß den Interessenten und anderen Personen zustehenden Recht und Befugnisse zum Steinbrechen und der Waldgemeinde dafür zu zahlende Abgaben zu. Gleichzeitig wurde der Pächterin das Recht zur Unterverpachtung bei Einhaltung des Status quo der Vereinbarungen / Verträge eingeräumt sowie weitere gestalterische Vereinbarungen aufgenommen. Anlage zu einem Vertragsstück von 1873 Vertraglich wurde eine Laufzeit bis 1920 vereinbart und Caution hinterlegt. Seit 1892 verpachtete Monierbau an Süßmilch. Im Oktober 1913 macht die AG Monierbau vom Recht der Unterverpachtung Gebrauch und schließt einen diesbezüglichen Vertrag mit der Firma Süßmilch GmbH. Im Rahmen dieses Vertrages wird der Fa. Süßmilch ein Verkaufsrecht für sämtliche Liegenschaften und Einrichtungen der AG Monierbau eingeräumt. Im Februar des Jahres 1914 wiederum schließt die Firma Süßmilch GmbH mit der Firma Otte (Gipswerkbesitzer) einen Pachtvertrag ab, in dem Fa. Süßmilch als Pächterin an Karl Otte den 250 m oberhalb und 250 m unterhalb gelegenen Teil dieses Bruches zwecks Gewinnung von Steinen für den Betrieb der Gipsfabrik dieselben überlässt. Fa. Karl Otte schließt in den folgenden Jahren im November 1916, Februar 1917, Juni 1917, Juli 1917 sowie August 1917 einen zweiten, aus mehreren Verträgen bestehenden Vereinbarungskomplex mit den KI ab. Die Nutzung des gesamten KIwaldes, ausgenommen des Steinbruchs der Monierbau (AG) für die Zeit 01.05.20 – 30.04.35 wird im November 1916 vereinbart (mit Verlängerungsklausel für 20 Jahre). Die Verträge vom Februar 1917 gestalten das Recht der Fa. Karl Otte als Unterpächter der Fa. Süßmilch resp. AG Monierbau für 1920 weiterzupachten. Im Juni 1917 schließlich wird vertraglich für die Zeit vom 1.5.20 – 30.4.35 unbeschränkte Mengen an Gestein bei gleichzeitiger Pachtneuregelung zu entnehmen festgeschrieben (Juni / Juli 1917). Mit Firma Karl Otte schlossen die Kohnstein –Interessenten unter dem 29.Juni 1917, nach 8 Uhr abends einen Nachtragsvertrag, der vorsah, dass das Mindestpachtgeld von 5000 Mark auf 15 000 Mark erhöht und der Pachtzins für Rohgips aller Art Mark 0,50 pro 10 000 kg, für Lenzin, Düngegips, gekochte und gebrannte Gipse Mark 1,50 pro 10 000 kg. Weiterhin wird zwischen der Fa. Otte und der AG Monierbau im Juli 1917 ein Vertrag über die Verpachtung (Pachtvertrag) über denjenigen Teil der Gipsnutzung, welcher südöstlich einer Linie gelegen ist, die 200 m nordwestlich der jetzigen Drahtseilbahn parallel mit dieser verläuft ( da Fa. Otte ab 1920 die Nutzung des gesamten KI-waldes s. o. Vertrag vom November 1916 vertraglich gesichert hatte), geschlossen. Am 30. Juli 1917 wurde beim Königlichen Notar Dr. Usbek in Nordhausen eine Verpflichtungserklärung beurkundet, wonach die Kohnstein - Interessenten zu Salza alljährlich 20 % der Pachtgeldsumme der an Fa. Karl Otte verpachteten Flächen der politischen Gemeinde als Entschädigung für eine Abtretung an die COMPANIEmit der Berechtigung zur Förderung unbeschränkter Mengen Gips- und Anhydritsteine zu übertragen. Neben weiteren Bestimmungen wurde vereinbart, dass alle zu errichtenden gewerblichen Anlagen auf dem Gebiet der Gemeinde Salza zu errichten waren. Im August 1917 folgt ein Vertrag, der der Fa. Otte das Recht einräumt, die Rechte aus den Verträgen - Februar 1914 - November 1916 - Februar 1917 durch Abtretung oder Pacht auf die COMPANIEzu übertragen. Gleichzeitig wird der COMPANIEdas Recht zur Unterverpachtung eingeräumt. Trotz des Vertragsabschlusses zwischen Otte und der COMPANIEblieb Süßmilch als Unterpächterin der Monierbau bis 1920 Hauptpächterin der KI. Aufgrund des Vertrages zwischen Otte und der COMPANIEbzw. Süßmilch wurde jedoch der Vertrag von 1890 mit Süßmilch 1920 nicht erneuert. Somit war spätestens ab 1920 die COMPANIEHauptpächterin der KI. Ab 1934 kann von einer 3. Pachtperiode gesprochen werden. Im März 1934 wird der Pachtvertragskomplex November 16 / Februar 17 / Juni 17 um 20 Jahre, vom 1.5.1935 – 30.4.1955 verlängert. Im Dezember 34 wird vereinbart, dass ab Juni 35 für das auf Höhe 210 liegende und in Anspruch genommene Gelände ein Betrag von RM 20,-- je Morgen und Jahr gezahlt wurde. Dieser Betrag sollte eine Entschädigung dafür sein, dass die nach § 4 des Vertrages vom 29.6.1917 vorgesehene Wiederaufforstung des Kohnsteins nicht, wie seitens der KI erwartet, noch während der Vertragsdauer erfolgen kann. Weitergehend stellte die Summe eine Entschädigung für etwaige sonstige Beeinträchtigungen, z. B. solche der Jagdnutzung dar. Gleichzeitig wurde der KI bestätigt, dass bei Beendigung des Vertrages das abgebaute Gebiet mit Hilfe des an der Försterwiese und sonstwie liegenden Abraums (Mutterboden und heben) wieder aufgeforstet wird. Zur Verdeutlichung wurde ff. Übersichtsblatt erstellt: Übersichtsblatt Betr.: Verträge mit den Kohnsteininteressenten I. Pachtperiode ( vom 01.05.1890 bis 30.04.1920 ) ( Hauptpächter: Monierbau, Unterpächter: Süßmilch, Otte, B.A. ) vom 03.05.1890 zwischen Kohnsteininteressenten und Monier Monier Hauptpächter v. 01.05.1890 – 30.04.1920 vom 03.10.1913 zwischen Monier und Süßmilch (seit 1892) Süßmilch Unterpächter von Monier v. 01.01.1915 – 31.12.1919 Süßmilch muss mit Monier noch einen früheren Vertrag gehabt haben, denn § Abs. 2 des Vertrages vom 03.10.1913 besagt, dass der „jetzt bestehende Pachtvertrag am 31.12.1914“ endet. vom 01.01. / 05.02.1914 zwischen Süßmilch und Otte Otte Unterpächter von Süßmilch v. 01.01.1914 – 31.12.1919 Zusatz-Vertrag v. 01. / 02.08.1917 Otte Unterpächter von Süßmilch v. 01.01.20 – 30.04.20 B.A.S.F Unterpächter in der I. Pachtperiode vom 23.02.1917 zwischen Kohnsteininteressenten und Otte, Otte erhält das Recht eingeräumt, als Unterpächter von Süßmilch bzw. Monier Teile dieser Unterpacht weiterzuverpachten vom 29.06.1917 zwischen Kohnsteininteressenten und Otte Otte erhält das Recht, seine Rechte sowohl als Unterpächter von Süßmilch, als auch aus dem Hauptvertrag vom 16.11.1916 mit den Kohnsteininteressenten an die B.A.S.F. abzutreten vom 27. / 28.07.1917 zwischen Otte und B.A.S.F. Tritt die B.A.S.F. als Unterpächterin von Otte in den Vertrag vom 01.01 / 15.02.1914 zwischen Süßmilch und Otte bzw. zu Vertrag vom 01. / 02.08.1917 zwischen Süßmilch und Otte II. Pachtperiode ( ab 1. Mai 1920) (Hauptpächter: Otte bzw. B.A.S.F., Unterpächter: Monier bzw. Süßmilch) vom 27. / 28.07.1917 zwischen Otte und B.A.S.F. B.A.S.F. tritt als Hauptpächter in den Vertrag vom 16.11.1916 zwischen Otte und Kohnsteininteressenten für die Zeit vom 01.05.1920 bis 1925 eventl. 1955 unter Übernahme folgender Verpflichtungen vom 31.07.1917 zwischen Otte und Monier ( Monier hat das Recht der Weiterpackung an Süßmilch) Monier bzw. Süßmilch Unterpächter von Otte bzw. B.A.S.F. vom 01.05.1920 – 30.04.1935 desjenigen Teiles des Gipsbruches, welcher südöstl. eine Linie gelegen ist, die 200 m nordwestlich der Drahtseilbahn parallel mit dieser verläuft. III. Pachtperiode ( vom 01.05.1935 – 30.04.1955 ) 23.03.1934 27.03.1934 21.12.1934 Verlängerung des Pachtvertrages vom 29.06.1917 aus 20 Jahre vom 01.05.1935 bis 30.04.1955 Ab 1. Juni 1935 wird für das von uns in Anspruch genommene Gelände, soweit es auf Höhe + 210 liegt, ein Betrag von RM 20,-- je Morgen und Jahr gezahlt. Der Betrag ist eine Entschädigung dafür, dass die nach § 4 des Vertrages vom 29.06.1917 vorgesehene Wiederaufforstung des Kohnsteins nicht, wie von den Kohnsteininteressenten erwartet, noch während der Vertragsdauer erfolgen kann. Die Summe ist außerdem eine Entschädigung für etwaige sonstige Beeinträchtigung, z. B. solche der Jagdnutzung. Gleichzeitig bestätigen wir Ihnen, so heißt es in dem Vertrag weiter, dass wir auf Grund der Ziffer des Vertrages vom 29.06.1917 bei Beendigung des Vertrages das abgebaute Gebiet mit Hilfe des an der Försterwiese und sonst wie liegenden Abraumes (Mutterboden und Lehm) wieder aufgeforstet werden. Die COMPANIEtrat also in die Verträge unter Abgabe einer Garantieerklärung für die bisherigen Pächter ein. Nach dieser Erklärung verpflichtete sich die COMPANIEgemäß I Ziffer 8 des zwischen der Fa. Ernst Süßmilch GmbH Leipzig und Herrn Karl Otte, Nied., unterm 1. / 2. August 1917 abgeschlossenen Vertrags als Unterpächter des Herrn Otte, dass sie alle Bedingungen des vorerwähnten Vertrages kennt und sich diesen Bedingungen so unterwirft, als wenn dieselben Firma Süßmilch direkt übernommen hätte. Am 16. Februar 1923 folgten gesonderte Abmachungen betreffs Zahlungen und Zahlweisen. Darin wurden vom 1. Januar 23 bis 30. Juni 23 die Gipsgebühren in der Weise fortgesetzt, dass mtl. für je 10000 kg der fünfte Teil des in dem betreffenden Monat geltenden reinen Stundenlohnes eines vollbezahlten ungelernten Betriebsarbeiters – ausschließlich aller sonstigen Zulagen vergütet wird. Bspw. wurde im Juli 1923 eine Gipsförderabgabe gezahlt. Gleichzeitig wurde die Geltungsdauer des Abkommens über die Gipsgebühren vom 8. April 23 – 31. Dezember 23 verlängert. Im November 23 betrieben die KI eine Pachtanpassung wegen Inflationsentwertung. Es wurde vorgeschlagen, dass die Badische Anilin- & Soda-Fabriken Niedersachswerfen die Bruchpacht in Goldmark entrichten sollten und zwar unter Verwendung der in der Verhandlung vom 29. Juni 1917 unter 1a festgelegten 50 Pf. pro 10000 kg. Unter Rücksichtnahme darauf wurde seitens der COMPANIEad 1 wöchentliche Zahlung per Geldboten vorgeschlagen und ad 2 bezüglich der vorgeschlagenen Neuregulierung der Bruchpacht auf das Abkommen vom April des Jahres verwiesen (s. o.). Weitergehend bestanden die KI auf Zahlung der Steinbruchpacht ab Januar 1924 in Goldmark. Im Juli unterzeichnen die KI eine bezüglich eines Vertrages mit dem Staatlichen Forst erstellte Verzichtserklärung mit ff. Wortlaut: „Wir sind die Vertreter der Kohnsteininteressenten, der Eigentümer des Interessentenwaldes zu Salza. An der Grenze des Salzaer Gemeindewaldes und der Grenze des gegenüber gelegenen Staatlichen Forstes zieht sich im Gängertal ein Weg entlang, an welchem dem Kohnsteininteressenten und dem Forstfiskus eine gemeinschaftliches Benutzungsrecht zusteht. Wir verzichten hiermit namens der von uns vertretenen Kohnsteininteressenten auf das denselben zustehende vorbezeichnete Wegbenutzungsrecht zu Gunsten des Preuß. Forstfiskus und beantragen, demselben eine einmalige Ausfertigung dieses Protokolls zu erteilen.“ Am 17. März 1924 richteten die Ammoniakwerke Merseburg GmbH in Übereinstimmung mit der Leitung des Gipswerkes in Niedersachswerfen an die Juristische Abteilung A der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik ein Schreiben. Darin wird ausgeführt, dass aufgrund des Vertrages mit den Kohnsteininteressenten vom 29. Juni 1917 Ziff. 1 die Abrechnung und Zahlung der geschuldeten Pachtzinsen für jedes Kalendervierteljahr binnen eines Monats nach Schluss desselben stattzufinden hat. Es wurde damit gerechnet, dass es zu einem Prozess kommen würde. Gleichzeitig wurde vorgeschlagen, dem seitens der KI vorgebrachten Verrechnungsmodus in Goldmark näher zu treten. Im November / Dezember 1924 kam es zum Prozess. Mit Schreiben vom 8. Dezember 1924 nehmen die Leuna-Werke (Ortsangabe), Ammoniakwerk Merseburg GmbH ausführlich Stellung: I. Der Vergleichsvorschlag der Kläger, der weit über den Vertragspreis hinausgeht, ist weder durch den Stand des Prozesses noch durch die tatsächlichen Verhältnisse begründet und deshalb für uns unannehmbar. Bitten daher, den Vergleichsvorschlag abzulehnen. II. Das Gericht hat beschlossen, eine Auskunft des Regierungspräsidenten in Erfurt einzuholen, ob der Abbau genehmigt worden ist. Von einer solchen Genehmigung des Regierungspräsidenten in Erfurt, besonders für unseren Abbau, ist uns nicht bekannt. Sie ist auch unseres Ermessens nicht erforderlich, da der Abbau in den Steinbrüchen am Kohnstein schon seit langer Zeit vor uns erfolgte und von uns ohne Unterbrechung weitergeführt wurde. Fest steht jedoch, dass dem Regierungspräsidenten der Abbau bekannt war und keinerlei Einwendungen dagegen erhoben worden sind. So wurde die Genehmigung zur Anlage unseres Gleisanschlusses zum Zwecke der Gipsförderung erteilt durch Urkunde des Regierungspräsidenten Hildesheim vom 25. März 1918. Bei diesen Verhandlungen war auch die Regierung in Erfurt beteiligt. Und noch am 16. Nov. / 8. Dez. 1923 schlossen wir mit der Regierung in Erfurt einen Vertrag über die Ablagerung von aus dem Kohnsteinbruch stammenden Schutt auf fiskalischem Gelände. III. Das Gericht hat fernen beschlossen, eine Auskunft des Landrates in Nordhausen einzuholen, oder der Kreisausschuss seinerzeit die Genehmigung dazu erteilt hat, dass die Verpachtung nicht im öffentlichen Meistgebot erfolgte. Dass diese Genehmigung vorliegt, ergibt sich aus dem Genehmigungsvermerk zum Vertrag vom 30. Juli 1917, welcher lautet: Nordhausen, den 2. Aug. 1917 Vorseitiger Nachtragsvertrag und der dazugehörige Vertrag vom 29. Juni 1917 werden gemäß § 114 der Landgemeindeordnung vom 3.7.1891 von Aufsichtswegen hierdurch genehmigt. Nordhausen, d. 31. Juli 1917 Der Kreisausschuss Kreises Grafschaft Hohenstein. des Am 10. Januar 1925 wurde die Streitsache mit dem KI durch folgenden gerichtlichen Vergleich beigelegt: „Die Beklagte zahlt die nach den Verträgen vom 23. Februar 1917 und 30. Juli 1917 jeweils fälligen Entgelte in Goldwert, und zwar mit rückwirkender Kraft ab 1. Juli 1923. Die Kläger lassen sich anrechnen die ihnen seit 1. Juli 1923 gemachten Zahlungen. Für diese Zahlungen wird zugrunde gelegt der Tag der Auszahlung bzw. der Gutschrift bei der Bank. Im übrigen bleibt es bei den bestehenden Verträgen. Die Gerichtskosten werden geteilt, die außergerichtlichen Kosten werden gegeneinander aufgehoben.“ Im November 1930 führten Differenzen in der Auslegung einiger Vertragsteile erneut zu Auseinandersetzungen. Ausgangspunkt waren z. B. inhaltlich unterschiedliche Auffassungen zu angeblichen Grußlieferungen. Jedoch kam es 1931 bereits zur Einigung. Diese konnte im Beisitz von Kirchenvertretern sowie dem Anwalt v. Dehn – Rotfelser erreicht werden. Um zukünftig Mißverständnisse auszuschalten, wurde empfohlen, ein neues einheitliches Vertragswerk zu erstellen. Das Preußische Oberverwaltungs-Gericht entschied (am 21.10.30 – VIII.G.St. 140.30.), bezüglich der sog. Ausbeutungsverträge, dass die entrichteten Beiträge den Kaufpreis für das von durch das Brechen gewonnene Material, nicht aber einen Pachtzins für das Recht des Ausbeuters darstellen. Damit wurde die Ansicht des Finanzamtes, Bruchzinsen seien Miet- bzw. Pachtzinsen im Sinne des § 5, Abs. 2 der Preußischen Gewerbesteuerverordnung, die vom Gewerbeertrage nicht abgesetzt werden dürfen, widerlegt. Im Laufe des Jahres 1931 wurden mehrere Neue Vertragsentwürfe vorgelegt. Diese hielten jedoch regelmäßig der Kritik nicht stand. Oftmals konnte keine Einigung über den Pachtgegenstand in seinen vertraglichen Grenzen erzielt werden. Das Jahr 1932 war von Prozessen der Feststellung der vertraglichen Grenzen zwischen Otte und den KI gekennzeichnet (In dem Vertrag zwischen Otte und den KI war bekanntlich für Otte das Ammoniakwerk Merseburg GmbH, Gipswerk Niedersachswerfen eingetreten). Letztlich schaffte Herr Friedrich Bock als Vermessungsingenieur grundsätzlich Klarheit. Im November 1932 beklagten die KI „Raubbau“ im Steinbruch der Fa. Süßmilch GmbH. Darin wurde ein Verstoß gegen den § 4 des Vertrages vom 3. Mai 1890 gesehen. Mit Schreiben vom 23. Februar 1934, 23. März 1934 sowie 27. März 1934 – Einschreiben – erfolgte die Übereinkunft zur Verlängerung des am 29. Juni 1917 geschlossenen Vertrages um 20 Jahre bis zum 30. April 1955. Die Direktion des Ammoniakwerkes Merseburg GmbH, Leuna-Werke (Kreis Merseburg) erklärte im Schreiben vom 5. April 1934: „Es ist selbstverständlich, dass Ihnen die im Vertrag und seinen Ergänzungen gegebenen Rechte nach wie vor zustehen.“ ... Im März 1935 kam es zu einem mündlichen Pachtvertrag für 10 Jahre bis 1945 über die Parzellen 252/50 sowie 253/54. An die Gemeinde Salza waren demnach für diese Parzellen 20,-- RM zu zahlen. Aufgrund des Stollenbaus sowie nach Durchsicht der Akten sowie in Wertung der Rechtslage sah man es als notwendig an, eine Ergänzungsvereinbarung zwischen dem Ammoniakwerk sowie den KI zu schließen. Diese kam am 13. Februar 1937 zustande. Demnach überlassen in Ergänzung der alten Verträge die KI dem Ammoniakwerk für die Dauer der Verträge also bis 30.04.1955, den Gebrauch und die Nutzung des gesamten oberirdisch und unterirdisch freigelegten Geländes innerhalb des Bruches auch für Zwecke, die außerhalb des eigentlichen Steinbruchbetriebes liegen. Als Nutzung gilt auch Vermietung oder Verpachtung. In diesem Falle würden die KI für die durch die durch die äußere Begrenzung der Stollenanlage geschaffenen Fläche einen Pachtpreis von RM 40,-- je Morgen und Jahr erhalten. Der vorgenannte Pachtbetrag wird je nach dem Fortgang des beabsichtigten Baues im Verhältnis der in Anspruch genommenen Fläche gezählt. Rechtsverhältnisse unter dem Einfluß der WiFO und Mittelwerk GmbH (1937- 1945) Festzustellen bleibt, dass durch die 1937/38 in Angriff genommenen Stollenprojekte, der gepachtete Steinbruch nunmehr in geringerem Ausmaße in Anspruch genommen wurde. Denn das Material wurde ja im Stollenvortrieb gewonnen und konnte, anstatt als Abraum zu dienen, direkt als Rohstoff weiterverkauft werden. Dies war gerade in nasskalten Witterungsperioden von besonderem Vorteil, denn es sind immer wieder Qualitätsprobleme mit dem Rohstoff, insbesondere in regnerischen Wintern aufgetreten. Im Februar 1938 wurde wegen historischer Studien vom Direktor der Landesanstalt für Volksheitskunde mit Genehmigung des Werkes der Kohnsteinwald vermessen. Seitens des Werkes wurde vorab empfohlen, die Genehmigung des Grundeigentümers der Kohnsteininteressenten, vertreten durch Herrn Landwirt Credo in Salza b. Nordhausen, einzuholen. Klärung zu Berechtigten der Separationsberechtigten von 1939 Optimistisch geht Herr Neu 1939 für die Wifo davon aus, dass der Kaufvertrag über den Kohnsteinwald in Kürze abgeschlossen werden kann und teilt dies dem überraschten Gipswerk Niedersachswerfen mit. Das war insofern überraschend, da hierzu entgegen der Gepflogenheiten einer nicht reibungsfreien aber intensiven Kooperation, nichts vorab kommuniziert worden war und sich die Leitung des Gipswerkes in Ihren eigenen Vorhaben tangiert sah. Die Frage hat zu weitergehenden internen Auseinandersetzungen geführt, selbst über die Vermittlungstelle W strebte das AMW Ammoniakwerk Merseburg GmbH eine Klärung, kurz gesagt, ein Zurückpfeifen der Wifo an. Schließlich sah man eigene Interessen als gefährdet an und wollte schon gar nicht, dass die ohnehin schon Einfluss nehmende Wifo insbesondere mit dem charismatischen Neu nun noch das letzte Wort am Kohnstein zu sagen hatte. Neu ließ sich davon aber nicht beeindrucken, wenngleich er dieses Vorhaben nicht realisieren konnte und sich mehrfach scharfen Auseinandersetzungen hierzu in den Folgejahren gegenüber sah, wie Zeitzeugen erklärten. Im September 1940 teilt die WIFO brieflich mit, dass in Erwartung des Kaufes des Kohnsteinwaldes durch die WIFO alle Zahlungen an die KI eingestellt werden sollten. Allerdings beauftragte die Kirchgemeinde i. A. der KI den ersten Bergrat Herrn F. Hasse, Madgeburg, ein Gutachten zu erstellen. Es bestand also keine Einigung zu den Kaufpreisvorstellungen, die Kohnsteininteressenten waren einem Verkauf aber nicht abgeneigt. Wie den Beständen des Bundesarchivs zu Koblenz entnehmbar ist, beabsichtigte die WIFO 22,272 ha Grund und Boden des Kohnsteinwaldes von den KI anzukaufen. Im Innern dieses Geländes sollten Hohlräume für besondere Zwecke hergestellt werden. Die Ausführung der Arbeiten erfolgte durch das Ammoniakwerk Merseburg GmbH, Gipswerk Niedersachswerfen. Dazu wurde vorweg kurz bemerkt, dass zu einem Grundstück ganz allgemein ... nicht nur die Oberfläche gehört, sondern auch die unter der Erdoberfläche, der Bergmann sagt: „bis in die ewige Teufe“ anstehenden Gesteine, nutzbaren Materialien usw., soweit dies nicht durch Sondergesetze, z. B. das Berggesetz, dem Grundeigentum entzogen sind. Kauf von Land von den Kohnsteininteressenten Der erste Bergrat Hasse (Magdeburg) bewertete den Wert des Grund und Bodens ( Anhydrit ) i. A. der KI am 18.11.40 auf RM 144 910,--.Demgegenüber ging die WIFO erst mit ca. RM 40 000,-- in die Verhandlungen. Somit blieb eine Differenz von rd. RM 104 000,--. 1943 korrigierte die WIFO die Preisvorstellungen, da viele der von ihr zu erwerbenden Teile des Kohnsteinwaldes nicht im Anhydrit stehen würden. Es wurde dann seitens der WIFO von einem Preis von RM 30 000,-- gesprochen. Bezüglich der Gutachten wurden Gegengutachten erstellt. Die Stellungnahmen der WIFO wiesen 2 Knackpunkte auf: Nämlich war es nach Einschätzung der WIFO nicht möglich, dem Gutachten den Pachtvertrag zugrunde zu legen, sondern nur in Anlehnung an diesen zu verfahren. Viele Flächen des WIFO Kaufinteresses stünden weitergehend nicht im Anhydrit. Neu (WIFO), Niedersachswerfen, berechnete so am 6. Januar 1940: Wald und Bodenwert 69.463 22,25 ha Industriewert Gutachter 40 000 RM für 22,25 ha = 0,31 RM = 0,18 RM/m² Für die WIFO wurden katasteramtlich vermessen 22,2720 ha, das waren 220,00 m² mehr als die Gutachter in ihren Ermittlungen zugrunde gelegt haben. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache, kam er auf eine Kaufsumme für den Wald und Bodenwert RM 69.463,00 + 220,00 x 0,31 = RM 69.531,20 Kaufsumme für den Industriewert RM 40.000,-- + 220,00 x 0,18 Daraus resultiert die Summe von = RM 40.039,60 = RM 105.320,80 Allerdings akzeptieren die KI nur die Summe für den Wald. Im Mai 1941 wird eine Vereinbarung zur Einzäunung des Kohnsteinwaldes geschlossen, die zumindest bis 1945 Bestand hatte. Der KI wurde das Recht des Betretens eingeräumt. Dafür wurde ein extra Schlüssel hinterlegt sowie eine Art Anmelde- und Betreteordnung vereinbart. Gleichzeitig wurde eine Entschädigung für Jagdpacht vereinbart sowie gesonderte Regelungen wegen Pachtgeld für Stollenräume sowie die Bruchzinsabrechnung getroffen. Im April 1941 schließt das Ammoniakwerk den Vertrag Nr. 71 mit der Preußischen Landesforstverwaltung Erfurt zwecks Abraumlagerung der im Lageplan „gelb“ gekennzeichneten Flächen (Plan ist nicht vorhanden). Gleichzeitig wurde bestätigt, dass folgende Verträge bzw. Nachtragsverträge außer Kraft getreten waren: Vertrag 7 vom 16.11. / 05.12.1923 Nachtrags vom 04.01. / 17.01.1925 Nachtrags vom 12.11. / 17.12.1927 Nachtrags vom 30.04. / 03.05.1932 Nachtrags vom 11.06. / 15.07.1935 (alle sind hier nicht weiter erwähnt d.V.). Im Februar 1942 kam es seitens der KI zu Protesten wegen der Abschneidung von Wegen. Diese Proteste wurden aber wegen Inanspruchnahme aus „wichtigen Gründen“ hier durch eine Firma (WIFO), die im Auftrag des Wirtschafts- und Reichskriegsministeriums besondere Zwecke verfolgt, aus dem Weg geräumt. Den Vertretern der Salzaer Kohnsteininteressenten wurde ebenso unmissverständlich klar gemacht, dass diese Fragen absolut vertraulichen Charakter hatten. Am 05.09.1944 findet sich eine Sachstandsübersicht im Bestand des Koblenzer Archivs. Diese besagt, dass die WIFO einschätzte, im Sachstand Kauf des KIWaldes nicht weitergekommen zu sein. Im Oktober 1944 richtet Herr Neu als Unterzeichnender für die Mittelwerk GmbH (vormals WIFO) an die WIFO, Abt. HGF in München-Krailling, Post Planegg ein Schreiben. In diesem teilt er mit, dass die Bitte den Kohnsteinwald anzukaufen, als erledigt zu betrachten ist. Denn nach dem die hiesige Außenstelle der WIFO durch die Mittelwerk GmbH (Sonderausschuß A 4 ) übernommen wurde und die Verwaltung des zur hiesigen Anlage gehörenden Grundbesitzes für die Dauer des Pachtvertrages übergegangen ist, sollten die Dinge hier geregelt werden. Es wurden durchschnittlich zwischen 1918 - 1944 100 Tsd. Tonnen bis 1 Mio. Tonnen Material p.a. geliefert. Gemäß Aufstellung des Gipswerkes Niedersachswerfen (Bauersfeld v. 23. März 1946) wurden seit dem Jahre 1938 an die Kohnstein-Interessenten ff. Abgaben entrichtet (Angaben in Reichsmark RM.): 1. Bruchzins für gefördertes Nutzgestein , 2. Entschädigung Höhe 210 3. Jagdpachtentschädigung RM. RM. RM. 172 885,38 7.000,00 p.A.450,00. Klärung von Ersatzansprüchen der KI, Schreiben vom 25.10.1944 der Mittelwerk GmbH (Die Wifo war von der Mittelwerk GmbH übernommen worden) Wie im Archiv Koblenz ersichtlich, hat sich Neu noch im Februar 1945 an die WIFO betreffs Ankauf des Kohnsteinwaldes gewandt. Weitergehend war Schadensersatz gegen Übergriffe im Forst von Wachkommandos und Häftlingen beim Häftlingslager Dora direkt geltend zu machen. „Was die Zukunft des Kohnsteinwaldes betrifft, haben vor einigen Tagen mit dem Sonderbeauftragten des Reichsforstmeisters Verhandlungen stattgefunden, die voraussichtlich in Kürze ein endgültiges Ergebnis zeitigen werden“. Schreiben vom Januar 1945 wegen Zahlung von Ersatzanspruchsentschädigung an die KI Allerdings muss man darauf aufmerksam machen, dass im Chaos der letzten Tage an einem KI-Waldkauf nicht mehr zu denken, geschweige denn ein solcher durchzuführen war. 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Anlage für Mittelwerk GmbH, Talstation Lofer, MOB-Vorhaben der Ostdeutschen Maschinenbau GmbH Leslau (Geschützwerk), Anlagen in Frankreich hierin: 1943-1944 Bilanz der Deutschen Industriewerke AG 1944 Bilanz der Generatorkraft AG 1943 Satzung, Geschäfts- und Betriebsordnung der Mittelwerk GmbH 1943 sowie Organisation 1944 Gutachten und Bilanzen betr. „Famo“ Fahrzeug- und Motorenwerke GmbH, Breslau 1943 406 Gründung und Erwerb der Mittelwerke GmbH und Ankauf der Spandauer Anlage der Spreewerke GmbH bzw. Montan Industriewerke GmbH, Abtretung von RÜKOAnteilen an Inko 1943-1948 544 Beteiligung an Mittelwerk GmbH, Berlin: Gründung, Verwaltungsangelegenheiten, Gesellschafterversammlungen, Geschäftsordnung, Prüfungsbericht 1944 1943-1944 R121/ Mittelwerk GmbH 1768 Sammlung von Duplikaten, u.a. Prüfungsberichte, Aktenvermerke (vermutlich Handakten) R121/ RüKo 1602 Mittelwerk GmbH, Berlin- Charlottenburg Prüfung der kaufmännischen Verwaltung R121 Mittelwerk GmbH 1944-1945 1944 1945 1766 Prüfung der Gehaltsaufwendungen von Sept. bis Dez. 1944 R121 Mittelwerk GmbH 1767 Gehaltszahlungen, Allgemeines und Einzelfälle hierin: Häftlingseinsatz bei den einzelnen Abteilungen. Übersicht für die Monate März und September (1944) R125/402 WIFO Mappe / Niedersachswerfen Gemarkung Niedersachswerfen Flur 7 Lageplan der Fabrik-Anlage Gemarkung Woffleben Nr. 64 Flur 2 Grunderwerbsplan der Fabrik-Anlage Gemarkung Niedersachswerfen Nr. 17 Flur 5 Zerlegbare Fütterungsanlage für Rehwild Geländeplan Siedlung 1 Mappe mit: 4 Lageplänen über den geplanten Grunderwerb von den Kohnsteininteressenten Anlage Anhydrit Grunderwerbsplan Blatt I Anlage zum Katasterplan Anlage Niedersachswerfen Gemarkung Niedersachswerfen Flur 5 Katasterplanauszug zum Bestandsverzeichnis Nordhausen Meßtischblatt 2 525 dto. mit Woffleben Woffleben (Berliner Gipswerke) 2fach Lageplan Erholungslager für Häftlinge und SS Unterkünfte R125/402 Lageplan, Grunderwerb u. Grenzregulierung 1944 Wifo Amoniakwerk Lageplan der Siedlung über; bestehende Wifo Geb., Projektierte, Fremde Eigentümer Baustelle Niedersachswerfen Übersichtsriss über den geplanten Grunderwerb Blatt 1 u. 2 Lageplan mit Darstellung der Besitzverhältnisse für die Erweiterungsanlage Woffleben Baustelle Niedersachswerfen Übersichtsriss über den geplanten Grunderwerb Anlage Niedersachswerfen Übersichtsplan über den geplanten Grunderwerb Niedersachswerfen-Woffleben 2fach Gemarkung Salza Nr. 54 Flur 2 Grunderwerbsplan für Salza für Stollenportale, Gleisanschlüsse und Tonabbaugebiet Gemarkung Woffleben Nr. 64 Flur 4 dto. Flur 5 dto. Flur 6 Gemarkung Niedersachswerfen Nr. 17 Flur 5 dto. Flur 6 dto. Flur 7 Lageplan Grunderwerb Niedersachswerfen Anlage 10 Plan Bens.u.Verschiebebahnhof mit Anschlußgleis zum Tonabbau Übersichtsplan der Anlagen 109 u. 365 in Niedersachswerfen Erweiterung III Lageplan Nr. 2 Grunderwerb Gemarkung Salza Nr. 54 Flur 4/5 dto. Flur 6 1 Kuvert mit 6 Negativen u. Handzeichnung nach den Katasterkarten 1 Kuvert mit 1 Negativ Salza Flur 6 1 Handzeichnung nach den Katasterkarten Grafschaft Hohenstein Gemarkung Woffleben Anlage 511 Blatt 2 R125/231 Niedersachswerfen Grunderwerb, G307/1 R125/232 Niedersachswerfen Grunderwerb, G307/2 R125/233 Niedersachswerfen Grunderwerb, G307/3 R125/234 Niedersachswerfen Grunderwerb, G307/4 ‚AH R125/235 Niedersachswerfen Grunderwerb, G307/5, IW R125/236 Niedersachswerfen Grunderwerb, Allg. Handakten, G307/6 R125/237 Niedersachswerfen Grunderwerb, Urkunden A-K, G307/7 R125/238 Niedersachswerfen Grunderwerb, Urkunden L-Z, G307/8 R125/239 Niedersachswerfen Grunderwerb, a) Zorge, b) Kohnstein, c) Pachtvertr.Staatsforst, d) Schnabelsburg, G308/1 R125/240 Niedersachswerfen Grunderwerb: Domäne Salza-Woffleben, G 308/2 R125/241 Niedersachswerfen Grunderwerb – Erweiterung, G308/3 R125/242+a Niedersachswerfen Grunderwerb – Handakten, G308/4 R125/243+a Niedersachswerfen Grunderwerb – Urkunden-Anl. 365, 517, 518, G309/1 R125/244 Niedersachswerfen Grunderwerb A-M, Anl. 365, G309/1 R125/245 Niedersachswerfen Grunderwerb L-Z, Anl. 365, G309/2 R125/245+a Niedersachswerfen Grunderwerb, Abschriften von Grunderwerbsverträgen R125/246 Norkitten Grunderwerb – Urkunden, G407/1 R125/247 Ostmark Grunderwerb Kleintanklager, G511/1 R125/248 Osttal/Löwenhagen Grunderwerb Urkunden, G414/1 R125/249 Peyse Grunderwerb, G408/1 R125/250 Peyse, Urkunden, G408/2 R125/251 Pölitz, Grunderwerb, G314/1 R125/252 Prag, Bodenamt-Anl. 364, G510/1 R125/253 Przemysl, Urkunden, G503/1 R125/254 Raudnitz, Grunderwerb Allgem., G504/1 R125/255 Raudnitz, Urkunden A-L, G504/2 R125/256 Raudnitz, Urkunden M-Z, G504/3 R125/257 Raudnitz, Landwirtschaft, G504/4 R125/258 Raudnitz, Pachtsachen, G504/5 R121/260 Mittelwerk GmbH Verlagerung von Produktionsteilen der RaxWerke GmbH, Wiener Neustadt zur Mittelwerk GmbH, Halle hierin: Bilanzen der Mittlwerk GmbH, Halle R121/303 Mittelwerk GmbH, Berlin Prüfung + Revision R121/349 Abwicklung u. a. Personal, Forderungen von Firmen 3312 Ausbau Mittelwerk bei Niedersachswerfen: Bauvorhaben „Kaolin“ (Obj. Nr. 539) darin: Plan von B11 und B12 für Junkerswerke, .... R7/1186 Fol. 93 ff. 190: U- Verlagerung R121/303 Mittelwerk GmbH, Berlin: Prüfung und Revision 1943-1945 1943 1944 1944-1945 1944 R7/1227 Niedersachswerfen, Anlagen B11 und B12 („Zinnstein“, „Kaolin“) R7/1172 fol. 96: Anforderung bergmännischer Fachkräfte für Niedersachswerfen R3/611 Fertigung im Sperrgebiet „Mittelbau“ R22/4188 Befreiung von der Eintragungspflicht im Handelsregister 1945 Burghof, I. & L / Pelny, K. „Mittelbau Dora, Kurzgefaßte Chronik eines faschistischen Konzentrationslagers“, Mahn- und Gedenkstätten „Mittelbau Dora“ Burghof, I. & L / Pelny, K., „Antifaschistische Mahn- und Gedenkstätte MittelbauDora“, KL Nordhausen der SED; Geschichtskommision Craven, Wesley F. / Cate, James Lea: The Army Air Force in World War II, Bd. I-VI. Chicago 1951. 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