Ich bin am Entschleunigen
Transcrição
Ich bin am Entschleunigen
Sonntag, 27. Februar 2011 / Nr. 9 Piazza Zentralschweiz am Sonntag 37 «Ich bin am Entschleunigen» 38 FÜR ZWISCHENDURCH Wer ein echter Fasnächtler ist, zieht es durch vom Schmutzigen Donnerstag bis zum Aschermittwoch. Da brauchts immer wieder Stärkendes – und auch die nötigen Kalorien. Etwa in Form einer Mehlsuppe oder eines Käsekuchens. 39 TSCHÜSS TV Gabriela Amgarten (49) hat einen neuen Lebensabschnitt begonnen und sich verselbstständigt. Warum eigentlich? Und was macht sie jetzt? Hat sie noch einen Fernseher im Hause? Wir haben sie in Meggen besucht. HANS GRABER [email protected] DIE SCHÖNSTE ROBE Heute Nacht findet in Los Angeles die Oscar-Verleihung statt. «Mode macht Oscar-Gewinnerinnen», sagen wir und küren für einmal die am besten gekleidete Schauspielerin auf dem roten Teppich. 40 PATAGONIEN Gabriela Amgarten, dass Sie nach 21 Jahren das Schweizer Fernsehen verlassen haben, weiss man. Was kaum jemand weiss: Was machen Sie jetzt? Gabriela Amgarten: Im Moment primär zwei Sachen. Ich habe zum einen eine Firma gegründet, die auf drei Beinen steht: Moderation, Medientraining und Coaching. Und zum andern absolviere ich selber eine CoachingAusbildung, die noch bis August dauert und der ich viel Zeit widme. Zu Ihren neuen Tätigkeiten später. Zuerst aber: Weshalb sagten Sie dem Fernsehen Ade? Amgarten: Es war Zeit für eine neue Phase. Ich hatte eine tolle Zeit beim Fernsehen. Doch jetzt wollte ich Platz schaffen für einen lang gehegten Wunsch. Und das, ehe bei meinem Alter vorne eine 5 aufleuchtet. Vom Grossbetrieb im Leutschenbach zur Einzelkämpferin in Meggen: Fehlt nichts? Amgarten: Ich bin nach wie vor sehr gut vernetzt, habe mein virtuelles Team, bin viel in Kontakt mit Kunden und Kollegen. Jeden Morgen wird unter ein paar befreundeten Selbstständigen fleissig geskypt. Ich habe nur nicht mehr im Halbstundentakt Sitzungen, was ich aber als angenehm empfinde. Im Süden Chiles und Argentiniens liegt Patagonien, eine Gegend, die fast so gross wie Europa und sehr dünn besiedelt ist. Die endlos weiten Landschaften und die mächtigen Berggipfel sind schlicht überwältigend. Aber umstellen mussten Sie sich nach dem TV-Abschied doch ein wenig. Amgarten: Das schon. Die Arbeit war sehr fordernd in den letzten Jahren. Ich war oft auf Schnelligkeit getaktet und bin nun am Entschleunigen. Wie? Amgarten: Viel lesen, im Moment vor allem für die Ausbildung. Mehr Sport, Joggen, Fitness, endlich wieder mal Ski fahren. Aber auch mehr Zeit für meine Tochter, mehr Zeit für Freunde. Wer regelmässig joggt, hat einen Marathon im Hinterkopf. Sie auch? Amgarten: Ich verbinde Sport nicht mit Leistung. Sport ist für mich Entspannung und Energie sammeln. Haben Sie eine esoterische Ader? Amgarten: Wie kommen Sie denn darauf? berggasthof.ch ANZEIGE www.gabriel.ch Für Umzug und Transport: 041 624 40 40 <wm>%"0g1+bnI%K6%4gh8%7S%tVQJ6-U7H5eq-lk-/jkRlOy85%U3%9nDp%Sy</wm> <wm>%4qwB+hgm%j/%EwPl%Ca+ANDJX%3x%c4=.C%7S+=HzEj%vT%N"e.7%LB+Z6ckcQD%UL%9tJ32wyQ%0d%O5r7K-G0kP/T-Cx-jDxwCahQP%Gg%l'p4%dh%DlL/ub%Xmjw7-NBaZld-ry-CqyKrIE/Z.YGQ%ow%'1fRm2%ra%/2r1nmSbfZb%0TUe'.fim%Q"%yPQgvGrdbmd%7q%R57YeaLEfW2r%ove/H.Fv"%re%h6r1nmwRL"bX%dh%DlU/1b%Xm5Rq+mrV+Nl+M=%iKpc%lID8+vu2+X1Gu%3a%cdFOog%5e</wm> bewegt. papierkonfetti. konfettikanone. kanonenkugel. kugelfisch. fischkleister. Weil Sie von «Energie sammeln» oder «entschleunigen» reden und weil da ein Buch über «Mythen» zuoberst auf der Beige liegt. Amgarten: (lacht) Nein, ich habe keine esoterische Ader, im Gegenteil. Das «Mythen»-Buch gehört noch in die Fernsehzeit. Viele Unterhaltungsshows folgen der Erzählweise der klassischen Heldengeschichte. Ich habe das Buch im Zusammenhang mit Storytelling gelesen. Sehr empfehlenswert. Was mich mehr interessiert: Einen TV haben Sie immer noch, wie ich sehe. Amgarten: Ja, ich wollte zwar nach 21 Jahren beim Fernsehen tatsächlich mal etwas TV-abstinent werden, aber ich bin innert Kürze rückfällig geworden. Was schauen Sie? Amgarten: Nach wie vor am liebsten Schweizer Fernsehen. Und hin und wieder zeichne ich Spielfilme oder eine Serie auf, Krimis oder «Desperate Housewives» schaue ich gerne. «Nicht mehr so viele Sitzungen zu haben, empfinde ich als angenehm»: Gabriela Amgarten vor dem Schloss Meggenhorn, an welchem sie auch regelmässig vorbeijoggt. Bild Manuela Jans Vermissen Sie es nicht, selber vor der Kamera zu stehen? Amgarten: Nein, das war ja schon länger nicht mehr der Fall. Ich habe gerne «Risiko» moderiert, ich war aber auch gerne hinter den Kulissen, ich habe gerne Sendungen entwickelt, ich habe gerne eine Redaktion und später die Abteilung Unterhaltung geführt. chen unserer Ziele wichtig. Wir durften uns über viele Erfolge freuen. «SF bi de Lüt», «Happy Day» oder «Die grössten Schweizer Hits» sind nur drei Beispiele. Zudem gehört es zu einer Funktion, wie ich sie innehatte, dass es manchmal stürmt und hagelt. Das gilt es auszuhal- Ob als Moderatorin oder in einer Führungsfunktion: Beim Fernsehen ist man ziemlich ausgestellt. Kann man da sich selber bleiben? Amgarten: Bedeutendere Einschnitte gab es ganz am Anfang. Da fühlte ich mich schon etwas eingeschränkt. Aber mit der Zeit wurde das alltäglich. Es belastete mich nicht mehr. «Auch den Männern bläst ab und an ein rauer Wind entgegen. Sie nehmen es einfach oft gelassener, als wir Frauen das tun.» Gehört auch zum TV-Job, dass man ertragen muss, öffentlich angefeindet zu werden? Als Sie zurücktraten, stand in einer Zeitung: «Gut, geht die Ära Amgarten zu Ende.» Tut das nicht weh? Amgarten: Im gesamten Kontext nicht. Es tut mir leid, wenn wir nicht jeden Journalisten von unserer Arbeit überzeugen konnten. Für mich waren jedoch die Zuschauer und das Errei- ten. Sonst sollte man solch einen Job nie annehmen. Und Gott sei Dank, das Positive hat klar überwogen. Jetzt bilden Sie Leute aus für den Umgang mit Medien. Wen genau? Amgarten: Leute, die in der Öffentlichkeit stehen und unglücklich sind über ihre Wirkung oder weil sie etwas ganz anderes vermitteln wollten als das, was beim Publikum haften bleibt. Und Leute, die neu «öffentlich werden». Worauf kommt es da an? Amgarten: Wichtig ist, dass man sich darauf vorbereitet, was man sagen möchte. Die Aussage muss präzise sein, kurz und stimmig. Entscheidend ist gerade bei den elektronischen Medien auch die Art, wie man etwas sagt, also mit welchen Worten und in welcher Stimmlage und -modulation. Im Fernsehen häufig unterschätzt wird die Bedeutung von Kleidung und Körpersprache. Und für alle Bereiche ganz wichtig ist Authentizität, sich selber bleiben. Medientraining zielt nicht darauf ab, jemanden aalglatt und ohne Ecken und Kanten erscheinen zu lassen. Sinn einer Medienberatung ist es primär, dass die Unsicherheit weicht, dass man selbstbewusst auftritt. Gibts auch hoffnungslose Fälle? Amgarten: Sagen wir es so: Es gibt Naturtalente, die keine Begleitung brauchen. Es gibt viele, bei denen sich Fortsetzung auf Seite 38 Sonntag, 27. Februar 2011 / Nr. 9 Lebensart Zentralschweiz am Sonntag 38 Währschaftes für die schönsten Tage TRADITION Die Fasnacht erfordert Ausdauer. Eine Mehlsuppe wirkt Wunder. Und für den «guten Boden» sorgen Käsekuchen oder -schnitten. Auch wenn die Innerschweiz heute die Hochburg ist: Die Guuggenmusig wurde aus Basel importiert. Gleich wie eine andere Tradition, die immer wieder mal zum Tragen kommt, wenn es spät oder früh wird: Basler Mehlsuppe. Am Rheinknie gehört sie zum festen Bestandteil des Morgestraichs, gleich wie die Zwiebel-Käse-Wähe. In der Innerschweiz kennt man keine fixen Zeiten für diese typischen Fasnachtsgerichte, beliebt sind sie aber auch hier, wobei man bei der Wähe meist auf Zwiebeln verzichtet. Vor der Fastenzeit darf man noch einmal zuschlagen. Für aktive Fasnächtler ist das Dürfen schon eher ein Müssen, um überhaupt bis Aschermittwoch durchhalten zu können. gemachten «Croque Monsieur». Ich selber habe – nicht lachen, bitte – gute Erinnerungen an «WK-Käseschnitten». Gemäss Militärkochbuch der Schweizer Armee braucht es dazu für 4 Personen ungefähr 250 Gramm Käse, 40 bis 50 Gramm Zwiebeln, eine halbe Knoblauchzehe (beides fein gehackt), 100 Gramm Mehl, 2 Deziliter Milch, 1 Ei, Salz und Pfeffer sowie ein RuchbrotPfünderli und Öl für die Fritüre. Und so gehts: Käse mit Zwiebeln, Knoblauch, Mehl und Gewürzen trocken mischen, dann Milch und Ei beimengen, die Masse abschmecken und 2 bis 3 Stunden ruhen lassen. Brot in 1 Zentimeter dicke Scheiben schneiden und etwa zentimeterdick mit Käsemasse bestreichen. Speiseöl in Pfanne oder Friteuse erhitzen und Brotschnitten (allenfalls portionenweise) mit der Käsemasse nach unten schwimmend hellbraun backen. Gebackene Brotscheiben auf Sieb kurz abtropfen lassen und servieren. Und welcher Käse? Das Militärkochbuch empfiehlt umgerechnet für die 4 Personen je zirka 80 Gramm Emmentaler und Greyerzer und je 40 Gramm Tilsiter und Appenzeller. Im Hausgebrauch nimmt man Käse nach eigenen Vorlieben. Mehlsuppe in der Beiz Mein Hausrezept Typisch für die Basler Mehlsuppe: Man geniesst sie in der Beiz. Denn wer mag heute in der häuslichen Küche Mehl rösten? Und Mehl rösten mit oder ohne Butter oder Fett? Üblicherweise wird geraten, in einer Pfanne eingesottene Butter zu schmelzen und darin das Mehl unter stetem Rühren hellbraun zu rösten, danach mit Bouillon abzulöschen, gut zu verrühren und die Suppe mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abzuschmecken. Als Zutaten in Frage kommen geröstete Brotwürfelchen oder Zwiebeln, geriebener Käse oder etwas Rahm, Grünzeug, Speck usw. Alles falsch, könnte da ein Urbasler einwenden. Erstens werde das Mehl unter stetem Rühren ohne Fett oder Butter geröstet, dafür werde die Suppe (natürlich mit hausgemachter Bouillon zubereitet) mitsamt Kalbs- oder Schweinsfuss geköchelt, der vor dem Servieren zu entfernen ist. Darum dieser Tipp: Für die Mehlsuppe in die Beiz! Auch an der Luzerner Fasnacht. Zu den einfacheren, aber schmackhaftesten Varianten, sich für die Fas- Meine liebste und im Bekanntenkreis überaus geschätzte Käseschnitte ist eine Eigenkreation, die ohne Mengenangaben auskommt und nie gleich ist. Dazu nehmen wir beliebige Stücke von Halbhartkäse (bei uns meistens Emmentaler, Greyerzer, Tête de Moine, Formagella usw.). Es kann auch mal ein Rest von einem Dallenwiler Geisskäse sein oder ein Weichkäse. Der Käse wird mit der Röstiraffel oder der Küchenmaschine geraffelt (ausgenommen Weichkäse, der von Hand zu zerkleinern ist). Dazu kommen ein paar Essiggurken, in kleine Würfeli geschnitten oder ebenfalls durch die Röstiraffel getrieben. Zubereitung: Käse und Essiggurken mischen, mit Pfeffer aus der Mühle (weiss oder schwarz nach Belieben) sowie Muskatnuss würzen. Ein Gutsch Weisswein kommt hinzu. Brotscheiben (Ruchbrot, Sauerteigweggen, Baguette oder Walliser Roggenbrot) leicht toasten, damit der Brotboden nicht zu sehr aufweicht. Den Käse gehäuft auf die Brotscheiben geben und diese im Backofen oder im Grill mit Oberhitze so WALTER SCHNIEPER [email protected] Fortsetzung von Seite 37 «Ich bin am Entschleunigen» ein Medientraining sehr vorteilhaft auswirkt. Und dann gibts eine kleine Minderheit, die sich immer unwohl fühlen wird und nur unter grösstem Stress öffentliche Auftritte bewältigen kann. Was raten Sie in solchen Fällen? Amgarten: Dass es wohl besser ist, die Öffentlichkeitsarbeit zu delegieren. Mir persönlich sind mittlerweile jene am sympathischsten, die eher etwas ungelenk und sperrig auftreten, die nicht auf alles und jedes innert Sekunden eine Antwort haben, sondern vielleicht auch mal sagen, etwas nicht zu wissen. Amgarten: Das darf so sein. Man muss nicht auf alles eine Antwort haben, und Pausen können eine Aussage sogar unterstreichen. Auf der anderen Seite sollte man die Gesetze der Medienwelt kennen und für sich zu nutzen wissen. Wenn man interviewt oder als Talkgast eingeladen wird, ist es wichtig, seine Botschaft in der beabsichtigten Wirkung zu platzieren, sonst verliert man die Aufmerksamkeit. Ein Beispiel: Wer sich eine sehr auffällige Halskette umhängt, darf sich nicht wundern, wenn die Aufmerksamkeit auf der Halskette hängen bleibt statt auf der Botschaft. Falls das beabsichtigt ist, okay, aber wenn einem etwas an der Botschaft liegt, sollte man auf ein solches Outfit verzichten. Was ist mit dem Coaching? Amgarten: Darunter versteht man die Begleitung einer Person oder eines Teams in einem beruflichen Umfeld. Es hat das Ziel, vorhandenes Potenzial zu entwickeln, es ist ziel- und lösungs- Frisch und heiss aus dem Ofen ist er am besten: klassischer Käsekuchen. Bild Betty Bossi nacht zu stärken, gehören Käsekuchen, -wähen oder -schnitten. Käsekuchenrezepte finden sich in Kochbüchern zuhauf. In Marianne Kaltenbachs Kochbuch-Klassiker «Ächti Schwizer Chuchi» gibt es eine ganze Variantenpalette. Auch die Zentralschweiz ist gut vertreten, unter anderem mit einer Luzerner und einer Urner Chässuppe, die beide ziemlich ähnlich daherkom- men, heutzutage aber nicht mehr jedermanns Geschmack entsprechen, weshalb wir sie ruhen lassen. orientiert. Tipps und Ratschläge sind nicht gefragt. Es geht darum, mittels bestimmter Fragemethoden den Kunden zur eigenen Lösung zu führen. zur Hälfte aus Frauen und Männern, und selbst die SF-Geschäftsleitung war ausgewogen … Und das gefällt Ihnen? Amgarten: Ja, ich war bereits vor sechs Jahren in einer Coaching-Ausbildung, musste diese dann aber abbrechen, als ich bei SF Abteilungsleiterin Unterhaltung wurde, denn beides miteinander wäre zu viel gewesen. Aber schon damals war für mich klar, dass ich in einer nächsten Lebensphase diese Ausbildung wieder aufnehmen werde. Diese Tätigkeit entspricht mir. Und sie ist äusserst hilfreich. Wie hilft sie? Amgarten: Sie hilft, wenn Menschen in bestimmten Situationen einen Sparringpartner brauchen. Vielleicht sind sie in einer Entscheidungsfrage blockiert, oder sie möchten eine komplexe Fragestellung mittels Coaching in den Griff bekommen. Vielleicht fühlen sie sich unwohl mit für sie mühsamen Mitarbeitenden oder brauchen Unterstützung bei der Entwicklung einer Strategie. Eine Aussensicht kann neue Perspektiven aufzeigen und Blockaden lösen. Führungsleute fühlen sich häufig auch alleine mit einer Fragestellung und sind froh über eine Begleitung. Militärkäseschnitte Schier unendlich sind die Variationsmöglichkeiten im Bereich der Käseschnitten, vom auf einer Brotschnitte zum Schmelzen gebrachten Ob- oder Nidwaldner Bratkäse bis zum selbst … gerade unter Frauen wird es manchmal am schwierigsten. Amgarten: Ich kann Ihnen versichern: Es können sowohl Frauen wie Männer schwierig tun. (lacht) Ich glaube, in der Tendenz werden Frauen vor allem in der Öffentlichkeit nach wie vor strenger bewertet. Bei einem Mann werden mehr Facetten toleriert, Ecken und Kanten, ja gar Macken werden positiv gewertet. Den Frauen wird immer noch ein engerer Rahmen zugestanden als der, der den Männern zur Verfügung steht. Trotzdem, insgesamt hat sich vieles zu Gunsten der Frauen Sprechen Sie aus eigener Erfahrung? Amgarten: Ja und nein. Einsam fühlte ich mich aber kaum je, ich suchte auf der neuen Ebene Gesprächspartner und nahm dabei auch die Unterstützung eines Coachs in Anspruch. Dabei habe ich bemerkt, dass mich die Arbeit des Coachs faszinierte, und fühle mich nun bereit, nach 16 Jahren Führungserfahrung selbst in diese Rolle zu gehen. Hat es eine Frau beim Führen schwieriger? Amgarten: Intern habe ich das nicht so erlebt. Mein Team bestand rund je «Aus einem Apfel wird nie eine Birne.» Bild Manuela Jans gebessert. Und ich möchte jeder Mut machen, Verantwortung entgegenzunehmen, sie zu tragen und Widerstände auszuhalten. Und – auch den Männern bläst ab und an ein rauer Wind entgegen. Sie nehmen es einfach oft gelassener, als wir Frauen das tun. Was macht eine gute Führungsperson aus? Amgarten: Auch hier ist die Authentizität zentral. Aus einem Apfel wird nie eine Birne. Man sollte seine eigenen Stärken und Schwächen sehr gut kennen und allenfalls Schwächen in Form von Heterogenität im Team ausgleichen. Das Bild der modernen Führungskraft hat sich jedoch zweifelsohne geändert. Die Königsdisziplin guter Chefs ist, im heutigen komplexen Umfeld die richtigen Fragen zu stellen und gut zuzuhören. Zudem nutzt er die Stärken des Teams und ist sich bewusst, dass die Summe aller mehr ist als ihre Teile. Er kann delegieren und Vertrauen schenken und wechselt selbst ab und zu die Rollen. Mal ist er Moderator in einem Prozess, mal Motivator und zwischendurch auch ein einfaches Mitglied im Team. Dieser Ansatz ist fruchtbarer als streng hierarchisches Führen. Das ist vorbei. Heute ist gute Vernetzung wichtig. In dieser Hinsicht sind Frauen im Vorteil. Aus ihrer tradierten Rolle heraus sind sie in dieser Funktionsweise oft geübter. Aber ein Chef muss doch auch befehlen können und schnell entscheiden. Amgarten: In Krisensituationen ist das richtig, dann soll er oder sie das Heft in die Hand nehmen. Wenn aber keine Krise da ist, ist Führen vor allem Prozessbegleitung und Wissen abholen, von aussen und innen, von oben und unten, von links und rechts. Natürlich sollte ein Chef stets das Ganze im Blickfeld haben, aber wer nur befiehlt, würgt enorm viel Kreativität ab. Käsekuchen selbst gemacht ZUTATEN Für ein rundes Wähenblech von 25 bis 30 cm Durchmesser: 300 g Kuchenteig, je 100 g Emmentaler und Greyerzer (oder nach Belieben), fakultativ zirka 50 g Zwiebeln, 3 Eier, 4 dl Joghurt oder Sauerrahm, 50 g Mehl, Salz, Muskatnuss, Pfeffer. Zubereitung: Teig mit Backpapier auf Blech legen, beachten, dass der Teigrand stark und hoch genug ist, Teigboden mit Gabel mehrfach einstechen. Mehl mit Milch verrühren und in einer Kasserolle unter Rühren zum Kochen bringen. Gegebenenfalls fein gehackte Zwiebeln beifügen und etwa 5 Minuten mitkochen. Vom Feuer nehmen, etwas abkühlen lassen und den geriebenen Käse, die zerklopften Eier, Joghurt oder Sauerrahm, Salz und Muskat (gerieben) beifügen. Die Mischung auf dem Teig verteilen. Im heissen Backofen bei 200 Grad (mit eher mehr Unterhitze) 30–40 Minuten WS backen und heiss servieren. HINWEIS Das Rezept stammt von Eva Maria Borer, der «Grossmutter» der echten Schweizer Küche. lange backen bzw. grillieren, bis der Käse zerläuft und mit einer hellbraunen Kruste zum Verzehr lockt. Tipp: Wenn das Brot ein bisschen zu lange im Toaster liegen blieb, die Scheiben mit ein paar Tropfen Weisswein befeuchten, bevor der Käse aufgetragen wird. Und für alle, die zu Hause doch lieber mal wieder einen klassischen Käsekuchen oder eben eine Wähe zubereiten möchten, hat es im Kasten noch ein probates Rezept. Wer nicht mehr bis zum Schmutzigen Donnerstag warten mag, probiert es am besten sofort aus. Es schmeckt nämlich immer! www... Rezepte von Betty Bossi für eine Basler Mehlsuppe, eine Zwiebelwähe und einen Käsekuchen finden Sie unter www.luzernerzeitung.ch/bonus Apropos Kreativität: Am Donnerstag geht die Fasnacht los. Mit Ihnen? Amgarten: Ich werde sicher mit meiner Tochter die Umzüge in Meggen und Luzern anschauen, das muss sein. Aber sonst bin ich an der Fasnacht kaum unterwegs. Nicht mehr wie früher jedenfalls. (lacht) Zum Schluss: Wird es je ein TV-Comeback geben? Amgarten: Ich habe zwar gelernt, nie etwas für immer und ewig zu erklären, aber im Moment verschwende ich wirklich keinen Gedanken daran. Obwaldnerin ZUR PERSON hag. Gabriela Amgarten, geboren am 23. Oktober 1961, ist in Lungern OW aufgewachsen. Nach der Ausbildung zur Krankenschwester in der Psychiatrie des Luzerner Kantonsspitals wechselte sie in den Journalismus, zunächst zu Radio Pilatus und zur LNN. Seit 1990 arbeitete sie bei SF, bis 1992 moderierte sie das «Sonntags-Magazin», danach bis 2004 «Risiko», von 1995 bis 2004 war sie Redaktionsleiterin Spiele, ab 2004/ 05 Co-Leiterin «Quiz und Spiele» und ab 2005 Abteilungsleitung Unterhaltung sowie Mitglied der SF-Geschäftsleitung. Seit 1. Januar 2011 führt sie ihre eigene Amgarten GmbH (www.amgarten.ch). Gabriela Amgarten ist geschieden, sie lebt mit Tochter Sophie (10) in Meggen. Die Innerschweiz bezeichnet sie als ihre Heimat, regelmässig ist sie auch zu Besuch im Hause ihrer verstorbenen Eltern in Lungern, «wo immer noch jederzeit ein Zimmer für mich frei ist».