Ich bin am Entschleunigen

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Ich bin am Entschleunigen
Sonntag, 27. Februar 2011 / Nr. 9
Piazza
Zentralschweiz am Sonntag
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«Ich bin am Entschleunigen»
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FÜR ZWISCHENDURCH
Wer ein echter Fasnächtler
ist, zieht es durch vom
Schmutzigen Donnerstag
bis zum Aschermittwoch.
Da brauchts immer wieder
Stärkendes – und auch die
nötigen Kalorien. Etwa in
Form einer Mehlsuppe
oder eines Käsekuchens.
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TSCHÜSS TV Gabriela
Amgarten (49) hat einen neuen Lebensabschnitt begonnen
und sich verselbstständigt.
Warum eigentlich? Und was
macht sie jetzt? Hat sie noch
einen Fernseher im Hause? Wir
haben sie in Meggen besucht.
HANS GRABER
[email protected]
DIE SCHÖNSTE ROBE
Heute Nacht findet in Los
Angeles die Oscar-Verleihung statt. «Mode macht
Oscar-Gewinnerinnen»,
sagen wir und küren für
einmal die am besten gekleidete Schauspielerin auf
dem roten Teppich.
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PATAGONIEN
Gabriela Amgarten, dass Sie nach 21
Jahren das Schweizer Fernsehen verlassen haben, weiss man. Was kaum jemand weiss: Was machen Sie jetzt?
Gabriela Amgarten: Im Moment primär zwei Sachen. Ich habe zum einen
eine Firma gegründet, die auf drei
Beinen steht: Moderation, Medientraining und Coaching. Und zum andern
absolviere ich selber eine CoachingAusbildung, die noch bis August dauert
und der ich viel Zeit widme.
Zu Ihren neuen Tätigkeiten später.
Zuerst aber: Weshalb sagten Sie dem
Fernsehen Ade?
Amgarten: Es war Zeit für eine neue
Phase. Ich hatte eine tolle Zeit beim
Fernsehen. Doch jetzt wollte ich Platz
schaffen für einen lang gehegten
Wunsch. Und das, ehe bei meinem
Alter vorne eine 5 aufleuchtet.
Vom Grossbetrieb im Leutschenbach zur
Einzelkämpferin in Meggen: Fehlt nichts?
Amgarten: Ich bin nach wie vor sehr
gut vernetzt, habe mein virtuelles
Team, bin viel in Kontakt mit Kunden
und Kollegen. Jeden Morgen wird unter
ein paar befreundeten Selbstständigen
fleissig geskypt. Ich habe nur nicht
mehr im Halbstundentakt Sitzungen,
was ich aber als angenehm empfinde.
Im Süden Chiles und Argentiniens liegt Patagonien, eine Gegend, die fast
so gross wie Europa und
sehr dünn besiedelt ist.
Die endlos weiten Landschaften und die mächtigen Berggipfel sind
schlicht überwältigend.
Aber umstellen mussten Sie sich nach
dem TV-Abschied doch ein wenig.
Amgarten: Das schon. Die Arbeit war
sehr fordernd in den letzten Jahren. Ich
war oft auf Schnelligkeit getaktet und
bin nun am Entschleunigen.
Wie?
Amgarten: Viel lesen, im Moment vor
allem für die Ausbildung. Mehr Sport,
Joggen, Fitness, endlich wieder mal Ski
fahren. Aber auch mehr Zeit für meine
Tochter, mehr Zeit für Freunde.
Wer regelmässig joggt, hat einen Marathon im Hinterkopf. Sie auch?
Amgarten: Ich verbinde Sport nicht
mit Leistung. Sport ist für mich Entspannung und Energie sammeln.
Haben Sie eine esoterische Ader?
Amgarten: Wie kommen Sie denn
darauf?
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bewegt.
papierkonfetti.
konfettikanone.
kanonenkugel.
kugelfisch.
fischkleister.
Weil Sie von «Energie sammeln» oder
«entschleunigen» reden und weil da ein
Buch über «Mythen» zuoberst auf der
Beige liegt.
Amgarten: (lacht) Nein, ich habe
keine esoterische Ader, im Gegenteil.
Das «Mythen»-Buch gehört noch in die
Fernsehzeit. Viele Unterhaltungsshows
folgen der Erzählweise der klassischen
Heldengeschichte. Ich habe das Buch
im Zusammenhang mit Storytelling gelesen. Sehr empfehlenswert.
Was mich mehr interessiert: Einen TV
haben Sie immer noch, wie ich sehe.
Amgarten: Ja, ich wollte zwar nach 21
Jahren beim Fernsehen tatsächlich mal
etwas TV-abstinent werden, aber ich
bin innert Kürze rückfällig geworden.
Was schauen Sie?
Amgarten: Nach wie vor am liebsten
Schweizer Fernsehen. Und hin und
wieder zeichne ich Spielfilme oder eine
Serie auf, Krimis oder «Desperate
Housewives» schaue ich gerne.
«Nicht mehr so viele Sitzungen zu haben, empfinde ich als angenehm»: Gabriela Amgarten
vor dem Schloss Meggenhorn, an welchem sie auch regelmässig vorbeijoggt.
Bild Manuela Jans
Vermissen Sie es nicht, selber vor der
Kamera zu stehen?
Amgarten: Nein, das war ja schon
länger nicht mehr der Fall. Ich habe
gerne «Risiko» moderiert, ich war aber
auch gerne hinter den Kulissen, ich
habe gerne Sendungen entwickelt, ich
habe gerne eine Redaktion und später
die Abteilung Unterhaltung geführt.
chen unserer Ziele wichtig. Wir durften
uns über viele Erfolge freuen. «SF bi de
Lüt», «Happy Day» oder «Die grössten
Schweizer Hits» sind nur drei Beispiele.
Zudem gehört es zu einer Funktion, wie
ich sie innehatte, dass es manchmal
stürmt und hagelt. Das gilt es auszuhal-
Ob als Moderatorin oder in einer Führungsfunktion: Beim Fernsehen ist man
ziemlich ausgestellt. Kann man da sich
selber bleiben?
Amgarten: Bedeutendere Einschnitte
gab es ganz am Anfang. Da fühlte ich
mich schon etwas eingeschränkt. Aber
mit der Zeit wurde das alltäglich. Es
belastete mich nicht mehr.
«Auch den Männern
bläst ab und an ein
rauer Wind
entgegen. Sie
nehmen es einfach
oft gelassener, als
wir Frauen das tun.»
Gehört auch zum TV-Job, dass man
ertragen muss, öffentlich angefeindet zu
werden? Als Sie zurücktraten, stand in
einer Zeitung: «Gut, geht die Ära Amgarten zu Ende.» Tut das nicht weh?
Amgarten: Im gesamten Kontext
nicht. Es tut mir leid, wenn wir nicht
jeden Journalisten von unserer Arbeit
überzeugen konnten. Für mich waren
jedoch die Zuschauer und das Errei-
ten. Sonst sollte man solch einen Job
nie annehmen. Und Gott sei Dank, das
Positive hat klar überwogen.
Jetzt bilden Sie Leute aus für den Umgang mit Medien. Wen genau?
Amgarten: Leute, die in der Öffentlichkeit stehen und unglücklich sind
über ihre Wirkung oder weil sie etwas
ganz anderes vermitteln wollten als das,
was beim Publikum haften bleibt. Und
Leute, die neu «öffentlich werden».
Worauf kommt es da an?
Amgarten: Wichtig ist, dass man sich
darauf vorbereitet, was man sagen
möchte. Die Aussage muss präzise sein,
kurz und stimmig. Entscheidend ist
gerade bei den elektronischen Medien
auch die Art, wie man etwas sagt, also
mit welchen Worten und in welcher
Stimmlage und -modulation. Im Fernsehen häufig unterschätzt wird die
Bedeutung von Kleidung und Körpersprache. Und für alle Bereiche ganz
wichtig ist Authentizität, sich selber
bleiben. Medientraining zielt nicht darauf ab, jemanden aalglatt und ohne
Ecken und Kanten erscheinen zu lassen. Sinn einer Medienberatung ist es
primär, dass die Unsicherheit weicht,
dass man selbstbewusst auftritt.
Gibts auch hoffnungslose Fälle?
Amgarten: Sagen wir es so: Es gibt
Naturtalente, die keine Begleitung
brauchen. Es gibt viele, bei denen sich
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Lebensart
Zentralschweiz am Sonntag
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Währschaftes für die schönsten Tage
TRADITION Die Fasnacht
erfordert Ausdauer. Eine Mehlsuppe wirkt Wunder. Und für
den «guten Boden» sorgen
Käsekuchen oder -schnitten.
Auch wenn die Innerschweiz heute
die Hochburg ist: Die Guuggenmusig
wurde aus Basel importiert. Gleich wie
eine andere Tradition, die immer wieder mal zum Tragen kommt, wenn es
spät oder früh wird: Basler Mehlsuppe.
Am Rheinknie gehört sie zum festen
Bestandteil des Morgestraichs, gleich
wie die Zwiebel-Käse-Wähe.
In der Innerschweiz kennt man keine
fixen Zeiten für diese typischen Fasnachtsgerichte, beliebt sind sie aber
auch hier, wobei man bei der Wähe
meist auf Zwiebeln verzichtet.
Vor der Fastenzeit darf man noch
einmal zuschlagen. Für aktive Fasnächtler ist das Dürfen schon eher ein
Müssen, um überhaupt bis Aschermittwoch durchhalten zu können.
gemachten «Croque Monsieur». Ich selber habe – nicht lachen, bitte – gute
Erinnerungen an «WK-Käseschnitten».
Gemäss Militärkochbuch der Schweizer
Armee braucht es dazu für 4 Personen
ungefähr 250 Gramm Käse, 40 bis 50
Gramm Zwiebeln, eine halbe Knoblauchzehe (beides fein gehackt), 100
Gramm Mehl, 2 Deziliter Milch, 1 Ei,
Salz und Pfeffer sowie ein RuchbrotPfünderli und Öl für die Fritüre.
Und so gehts: Käse mit Zwiebeln,
Knoblauch, Mehl und Gewürzen trocken mischen, dann Milch und Ei
beimengen, die Masse abschmecken
und 2 bis 3 Stunden ruhen lassen. Brot
in 1 Zentimeter dicke Scheiben schneiden und etwa zentimeterdick mit Käsemasse bestreichen. Speiseöl in Pfanne
oder Friteuse erhitzen und Brotschnitten (allenfalls portionenweise) mit der
Käsemasse nach unten schwimmend
hellbraun backen. Gebackene Brotscheiben auf Sieb kurz abtropfen lassen
und servieren. Und welcher Käse? Das
Militärkochbuch empfiehlt umgerechnet für die 4 Personen je zirka 80
Gramm Emmentaler und Greyerzer
und je 40 Gramm Tilsiter und Appenzeller. Im Hausgebrauch nimmt man
Käse nach eigenen Vorlieben.
Mehlsuppe in der Beiz
Mein Hausrezept
Typisch für die Basler Mehlsuppe: Man
geniesst sie in der Beiz. Denn wer mag
heute in der häuslichen Küche Mehl
rösten? Und Mehl rösten mit oder ohne
Butter oder Fett? Üblicherweise wird
geraten, in einer Pfanne eingesottene
Butter zu schmelzen und darin das
Mehl unter stetem Rühren hellbraun zu
rösten, danach mit Bouillon abzulöschen, gut zu verrühren und die Suppe
mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abzuschmecken. Als Zutaten in Frage kommen geröstete Brotwürfelchen oder
Zwiebeln, geriebener Käse oder etwas
Rahm, Grünzeug, Speck usw. Alles
falsch, könnte da ein Urbasler einwenden. Erstens werde das Mehl unter
stetem Rühren ohne Fett oder Butter
geröstet, dafür werde die Suppe (natürlich mit hausgemachter Bouillon zubereitet) mitsamt Kalbs- oder Schweinsfuss geköchelt, der vor dem Servieren
zu entfernen ist. Darum dieser Tipp:
Für die Mehlsuppe in die Beiz! Auch an
der Luzerner Fasnacht.
Zu den einfacheren, aber schmackhaftesten Varianten, sich für die Fas-
Meine liebste und im Bekanntenkreis
überaus geschätzte Käseschnitte ist
eine Eigenkreation, die ohne Mengenangaben auskommt und nie gleich ist.
Dazu nehmen wir beliebige Stücke von
Halbhartkäse (bei uns meistens Emmentaler, Greyerzer, Tête de Moine,
Formagella usw.). Es kann auch mal ein
Rest von einem Dallenwiler Geisskäse
sein oder ein Weichkäse. Der Käse wird
mit der Röstiraffel oder der Küchenmaschine geraffelt (ausgenommen Weichkäse, der von Hand zu zerkleinern ist).
Dazu kommen ein paar Essiggurken, in
kleine Würfeli geschnitten oder ebenfalls durch die Röstiraffel getrieben.
Zubereitung: Käse und Essiggurken
mischen, mit Pfeffer aus der Mühle
(weiss oder schwarz nach Belieben)
sowie Muskatnuss würzen. Ein Gutsch
Weisswein kommt hinzu. Brotscheiben
(Ruchbrot, Sauerteigweggen, Baguette
oder Walliser Roggenbrot) leicht toasten, damit der Brotboden nicht zu sehr
aufweicht. Den Käse gehäuft auf die
Brotscheiben geben und diese im Backofen oder im Grill mit Oberhitze so
WALTER SCHNIEPER
[email protected]
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«Ich bin am
Entschleunigen»
ein Medientraining sehr vorteilhaft auswirkt. Und dann gibts eine kleine Minderheit, die sich immer unwohl fühlen
wird und nur unter grösstem Stress
öffentliche Auftritte bewältigen kann.
Was raten Sie in solchen Fällen?
Amgarten: Dass es wohl besser ist,
die Öffentlichkeitsarbeit zu delegieren.
Mir persönlich sind mittlerweile jene am
sympathischsten, die eher etwas ungelenk und sperrig auftreten, die nicht auf
alles und jedes innert Sekunden eine
Antwort haben, sondern vielleicht auch
mal sagen, etwas nicht zu wissen.
Amgarten: Das darf so sein. Man
muss nicht auf alles eine Antwort
haben, und Pausen können eine Aussage sogar unterstreichen. Auf der anderen Seite sollte man die Gesetze der
Medienwelt kennen und für sich zu
nutzen wissen. Wenn man interviewt
oder als Talkgast eingeladen wird, ist es
wichtig, seine Botschaft in der beabsichtigten Wirkung zu platzieren, sonst
verliert man die Aufmerksamkeit. Ein
Beispiel: Wer sich eine sehr auffällige
Halskette umhängt, darf sich nicht
wundern, wenn die Aufmerksamkeit
auf der Halskette hängen bleibt statt auf
der Botschaft. Falls das beabsichtigt ist,
okay, aber wenn einem etwas an der
Botschaft liegt, sollte man auf ein solches Outfit verzichten.
Was ist mit dem Coaching?
Amgarten: Darunter versteht man die
Begleitung einer Person oder eines
Teams in einem beruflichen Umfeld. Es
hat das Ziel, vorhandenes Potenzial zu
entwickeln, es ist ziel- und lösungs-
Frisch und heiss aus dem Ofen ist er am
besten: klassischer Käsekuchen.
Bild Betty Bossi
nacht zu stärken, gehören Käsekuchen,
-wähen oder -schnitten. Käsekuchenrezepte finden sich in Kochbüchern
zuhauf. In Marianne Kaltenbachs
Kochbuch-Klassiker «Ächti Schwizer
Chuchi» gibt es eine ganze Variantenpalette. Auch die Zentralschweiz ist gut
vertreten, unter anderem mit einer
Luzerner und einer Urner Chässuppe,
die beide ziemlich ähnlich daherkom-
men, heutzutage aber nicht mehr jedermanns Geschmack entsprechen, weshalb wir sie ruhen lassen.
orientiert. Tipps und Ratschläge sind
nicht gefragt. Es geht darum, mittels
bestimmter Fragemethoden den Kunden zur eigenen Lösung zu führen.
zur Hälfte aus Frauen und Männern,
und selbst die SF-Geschäftsleitung war
ausgewogen …
Und das gefällt Ihnen?
Amgarten: Ja, ich war bereits vor
sechs Jahren in einer Coaching-Ausbildung, musste diese dann aber abbrechen, als ich bei SF Abteilungsleiterin
Unterhaltung wurde, denn beides miteinander wäre zu viel gewesen. Aber
schon damals war für mich klar, dass
ich in einer nächsten Lebensphase
diese Ausbildung wieder aufnehmen
werde. Diese Tätigkeit entspricht mir.
Und sie ist äusserst hilfreich.
Wie hilft sie?
Amgarten: Sie hilft, wenn Menschen
in bestimmten Situationen einen Sparringpartner brauchen. Vielleicht sind
sie in einer Entscheidungsfrage blockiert, oder sie möchten eine komplexe
Fragestellung mittels Coaching in den
Griff bekommen. Vielleicht fühlen sie
sich unwohl mit für sie mühsamen
Mitarbeitenden oder brauchen Unterstützung bei der Entwicklung einer
Strategie. Eine Aussensicht kann neue
Perspektiven aufzeigen und Blockaden
lösen. Führungsleute fühlen sich häufig
auch alleine mit einer Fragestellung
und sind froh über eine Begleitung.
Militärkäseschnitte
Schier unendlich sind die Variationsmöglichkeiten im Bereich der Käseschnitten, vom auf einer Brotschnitte
zum Schmelzen gebrachten Ob- oder
Nidwaldner Bratkäse bis zum selbst
… gerade unter Frauen wird es manchmal am schwierigsten.
Amgarten: Ich kann Ihnen versichern: Es können sowohl Frauen wie
Männer schwierig tun. (lacht) Ich glaube, in der Tendenz werden Frauen vor
allem in der Öffentlichkeit nach wie vor
strenger bewertet. Bei einem Mann
werden mehr Facetten toleriert, Ecken
und Kanten, ja gar Macken werden
positiv gewertet. Den Frauen wird immer noch ein engerer Rahmen zugestanden als der, der den Männern zur
Verfügung steht. Trotzdem, insgesamt
hat sich vieles zu Gunsten der Frauen
Sprechen Sie aus eigener Erfahrung?
Amgarten: Ja und nein. Einsam fühlte
ich mich aber kaum je, ich suchte auf
der neuen Ebene Gesprächspartner
und nahm dabei auch die Unterstützung eines Coachs in Anspruch. Dabei
habe ich bemerkt, dass mich die Arbeit
des Coachs faszinierte, und fühle mich
nun bereit, nach 16 Jahren Führungserfahrung selbst in diese Rolle zu gehen.
Hat es eine Frau beim Führen schwieriger?
Amgarten: Intern habe ich das nicht
so erlebt. Mein Team bestand rund je
«Aus einem Apfel wird
nie eine Birne.»
Bild Manuela Jans
gebessert. Und ich möchte jeder Mut
machen, Verantwortung entgegenzunehmen, sie zu tragen und Widerstände
auszuhalten. Und – auch den Männern
bläst ab und an ein rauer Wind entgegen. Sie nehmen es einfach oft gelassener, als wir Frauen das tun.
Was macht eine gute Führungsperson
aus?
Amgarten: Auch hier ist die Authentizität zentral. Aus einem Apfel wird nie
eine Birne. Man sollte seine eigenen
Stärken und Schwächen sehr gut kennen und allenfalls Schwächen in Form
von Heterogenität im Team ausgleichen. Das Bild der modernen Führungskraft hat sich jedoch zweifelsohne
geändert. Die Königsdisziplin guter
Chefs ist, im heutigen komplexen Umfeld die richtigen Fragen zu stellen und
gut zuzuhören. Zudem nutzt er die
Stärken des Teams und ist sich bewusst,
dass die Summe aller mehr ist als ihre
Teile. Er kann delegieren und Vertrauen
schenken und wechselt selbst ab und
zu die Rollen. Mal ist er Moderator in
einem Prozess, mal Motivator und zwischendurch auch ein einfaches Mitglied im Team. Dieser Ansatz ist fruchtbarer als streng hierarchisches Führen.
Das ist vorbei. Heute ist gute Vernetzung wichtig. In dieser Hinsicht sind
Frauen im Vorteil. Aus ihrer tradierten
Rolle heraus sind sie in dieser Funktionsweise oft geübter.
Aber ein Chef muss doch auch befehlen
können und schnell entscheiden.
Amgarten: In Krisensituationen ist
das richtig, dann soll er oder sie das
Heft in die Hand nehmen. Wenn aber
keine Krise da ist, ist Führen vor allem
Prozessbegleitung und Wissen abholen,
von aussen und innen, von oben und
unten, von links und rechts. Natürlich
sollte ein Chef stets das Ganze im
Blickfeld haben, aber wer nur befiehlt,
würgt enorm viel Kreativität ab.
Käsekuchen
selbst gemacht
ZUTATEN Für ein rundes Wähenblech von 25 bis 30 cm Durchmesser: 300 g Kuchenteig, je 100 g
Emmentaler und Greyerzer (oder
nach Belieben), fakultativ zirka 50
g Zwiebeln, 3 Eier, 4 dl Joghurt
oder Sauerrahm, 50 g Mehl, Salz,
Muskatnuss, Pfeffer.
Zubereitung: Teig mit Backpapier
auf Blech legen, beachten, dass
der Teigrand stark und hoch genug ist, Teigboden mit Gabel
mehrfach einstechen.
Mehl mit Milch verrühren und in
einer Kasserolle unter Rühren zum
Kochen bringen. Gegebenenfalls
fein gehackte Zwiebeln beifügen
und etwa 5 Minuten mitkochen.
Vom Feuer nehmen, etwas abkühlen lassen und den geriebenen
Käse, die zerklopften Eier, Joghurt
oder Sauerrahm, Salz und Muskat
(gerieben) beifügen. Die Mischung
auf dem Teig verteilen. Im heissen
Backofen bei 200 Grad (mit eher
mehr Unterhitze) 30–40 Minuten
WS
backen und heiss servieren.
HINWEIS
Das Rezept stammt von Eva Maria
Borer, der «Grossmutter» der echten
Schweizer Küche.
lange backen bzw. grillieren, bis der
Käse zerläuft und mit einer hellbraunen
Kruste zum Verzehr lockt. Tipp: Wenn
das Brot ein bisschen zu lange im
Toaster liegen blieb, die Scheiben mit
ein paar Tropfen Weisswein befeuchten, bevor der Käse aufgetragen wird.
Und für alle, die zu Hause doch lieber
mal wieder einen klassischen Käsekuchen oder eben eine Wähe zubereiten
möchten, hat es im Kasten noch ein
probates Rezept. Wer nicht mehr bis
zum Schmutzigen Donnerstag warten
mag, probiert es am besten sofort aus.
Es schmeckt nämlich immer!
www...
Rezepte von Betty Bossi für eine Basler Mehlsuppe,
eine Zwiebelwähe und einen Käsekuchen finden
Sie unter www.luzernerzeitung.ch/bonus
Apropos Kreativität: Am Donnerstag
geht die Fasnacht los. Mit Ihnen?
Amgarten: Ich werde sicher mit meiner Tochter die Umzüge in Meggen und
Luzern anschauen, das muss sein. Aber
sonst bin ich an der Fasnacht kaum
unterwegs. Nicht mehr wie früher jedenfalls. (lacht)
Zum Schluss: Wird es je ein TV-Comeback geben?
Amgarten: Ich habe zwar gelernt, nie
etwas für immer und ewig zu erklären,
aber im Moment verschwende ich wirklich keinen Gedanken daran.
Obwaldnerin
ZUR PERSON hag. Gabriela Amgarten, geboren am 23. Oktober
1961, ist in Lungern OW aufgewachsen. Nach der Ausbildung zur
Krankenschwester in der Psychiatrie des Luzerner Kantonsspitals
wechselte sie in den Journalismus,
zunächst zu Radio Pilatus und zur
LNN. Seit 1990 arbeitete sie bei SF,
bis 1992 moderierte sie das «Sonntags-Magazin», danach bis 2004
«Risiko», von 1995 bis 2004 war sie
Redaktionsleiterin Spiele, ab 2004/
05 Co-Leiterin «Quiz und Spiele»
und ab 2005 Abteilungsleitung
Unterhaltung sowie Mitglied der
SF-Geschäftsleitung. Seit 1. Januar
2011 führt sie ihre eigene Amgarten GmbH (www.amgarten.ch).
Gabriela Amgarten ist geschieden,
sie lebt mit Tochter Sophie (10) in
Meggen. Die Innerschweiz bezeichnet sie als ihre Heimat, regelmässig ist sie auch zu Besuch im
Hause ihrer verstorbenen Eltern in
Lungern, «wo immer noch jederzeit ein Zimmer für mich frei ist».

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