Usability-Evaluierung von Universitätswebsites

Transcrição

Usability-Evaluierung von Universitätswebsites
Usability-Evaluierung von
Universitätswebsites
eingereicht von
Thomas Binder
[email protected]
Magisterarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
Magister rerum socialium oeconomicarumque
Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
(Mag.rer.soc.oec.)
Fakultät für Informatik
Universität Wien
Studienrichtung: Wirtschaftsinformatik
Begutachter:
Ao.Univ.Prof. Gerald Futschek
Wien, im November 2006
Ich möchte mich herzlich bei meinen Eltern bedanken,
die mir diese Ausbildung ermöglicht und mich immer und
überall unterstützt und gefördert haben.
Meinem Bruder Georg danke ich dafür, dass er mir geholfen hat,
den Spaß am Studium (wieder) zu entdecken.
Bei meiner Freundin Esra bedanke ich mich für die grenzenlose
Unterstützung und für die wunderschöne Zeit.
Danke.
II
Kurzfassung
Das Internet stellt in der heutigen Informationsgesellschaft eines der wichtigsten Medien
dar, um Informationen zugänglich zu machen. Das Potential, das es für Einrichtungen
wie eine Universität bietet, ist enorm: Jede Information, die ein Benutzer der Website
entnehmen kann, muss nicht auf einem anderen Weg erfragt werden und spart somit
sowohl dem Nachfragenden als auch dem Informationsanbieter Zeit und Geld. Wichtig ist
für die Website einer Universität, dass notwendige Informationen grundsätzlich vorhanden
und leicht zu finden sind. Der entscheidende Faktor ist dabei die hohe Usability – also
die Benutzbarkeit – der Website, da es Besuchern möglich sein muss, die Website zu
bedienen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, herauszufinden, wie es um die Usability von
Universitätswebsites allgemein und der Website der TU Wien im Speziellen bestellt ist.
Zu diesem Zweck wird mittels Literaturrecherche eine geeignete Methode gesucht, um die
Benutzbarkeit von Universitätswebsites ermitteln und miteinander vergleichen zu können.
Im Anschluss wird sowohl eine Evaluierung anhand einer Usability-Heuristik als auch ein
Test von ausgewählten Websites zusammen mit echten“ Benutzern durchgeführt.
”
Die Ergebnisse zeigen, dass zahlreiche Usability-Vorschriften eingehalten und auch gute
Ideen, wie sich eine Universität im Internet präsentieren kann, umgesetzt werden. Auf der
anderen Seite existiert jedoch noch viel Potential zur Verbesserung, da bei weitem nicht
alle Usability-Kriterien erfüllt werden und auch nicht alle notwendigen Informationen
bereitgestellt werden.
Diese Arbeit soll somit helfen, bestehende Internetangebote zu verbessern und benutzerfreundlicher zu gestallten. Sie soll als Vorlage dienen, wie eine Universitätswebsite
evaluiert werden kann, und bietet auch gleichzeitig konkrete Verbesserungsvorschläge für
die untersuchten Internetauftritte.
III
Abstract
The Internet has become one of the most important media, granting access to a wide
pool of information. Its potential, especially for institutions like universities, is enormous:
Every piece of information that can be retrieved from a website does not have to be
searched for in another way and therefore saves costs for the person searching, as well as
for the entity offering the information. It is especially important for university websites
that all the necessary information is basically available and easy to find. In this regard,
usability is a crucial factor, allowing users the convenient handling of a website.
The main goal of this thesis is to analyze the usability of university websites in general
and the website of the TU Vienna in particular. For these purposes a suitable method
for the measurement and comparison of the usability of university websites is established
according to the specific literature. Subsequently a selection of websites is evaluated by
means of an usability heuristic and a test including “real” users.
The results of this evaluation show that a large number of usability specifications are
observed and that many good ideas about the presentation of universities in the Internet
are realized. On the other hand, there is a high potential for improvement, as by far not
all usability criteria are met and some of the necessary information is still missing.
This thesis therefore aims to help improve the existing Internet platforms and redesign
them in a more user-friendly way. It may be used as a guideline for the evaluation of
university websites and at the same time offers suggestions for the improvement of the
examined sites.
IV
Inhaltsverzeichnis
1 Problemstellung
1.1 Einleitung . . . . .
1.2 Motivation . . . . .
1.3 Zielsetzung . . . .
1.4 Aufbau der Arbeit
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2 Über Usability
2.1 Ursprung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.2 Was ist Usability . . . . . . . . . . . . . . .
2.2.1
Usability“ im deutschen Sprachraum
”
2.2.2 Definition nach ISO . . . . . . . . . .
2.2.3 Definition nach Nielsen . . . . . . . .
2.2.4 Gegenüberstellung der Definitionen .
2.3 Warum Usability? . . . . . . . . . . . . . . .
2.3.1 Eine Frage des Produkterfolgs . . . .
2.3.2 Eine Frage von Leben und Tod . . .
2.3.3 Eine Frage der Kosten . . . . . . . .
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3 Usabilty Engineering
3.1 Usability-Mythen . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.2 Usabiliy im Softwareherstellungsprozess . . . . . .
3.2.1 Software Lifecycle . . . . . . . . . . . . . .
3.2.2 Usability Engineering Lifecycle . . . . . .
3.3 Usability-Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.3.1 Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.3.2 Usability-Tests . . . . . . . . . . . . . . .
3.3.3 Benutzer involvierende Usability-Methoden
3.3.4 Usability Inspections . . . . . . . . . . . .
3.3.5 Discount Usability Engineering . . . . . .
3.3.6 Automatisierung . . . . . . . . . . . . . .
3.3.7 Vergleich und Schlussfolgerung . . . . . . .
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4 Usability im Internet
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4.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
4.2 Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
4.3 Bedeutung von Web-Usability . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
V
Inhaltsverzeichnis
4.4
4.3.1 Vor dem Kauf ist nach dem Kauf . . . . .
4.3.2 Kostenersparnis und Nutzen einer Website
4.3.3 Die Konkurrenz ist einen Klick entfernt . .
Besondere Aspekte der Usability im Web . . . . .
4.4.1 Accessibility . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.4.2 Information Architecture . . . . . . . . . .
4.4.3 Standards des Webs . . . . . . . . . . . .
4.4.4 Design versus Funktionalität . . . . . . . .
4.4.5 Automatisierung bei Web-Evaluierung . .
5 Internet und Universitäten
5.1 Komplexität von Universitätswebsites
5.1.1 Geschichte . . . . . . . . . . .
5.1.2 Informationsüberangebot . . .
5.1.3 Nutzergruppen . . . . . . . .
5.2 Bedeutung einer Website . . . . . . .
5.2.1 Finanzielle Aspekte . . . . . .
5.2.2 Services . . . . . . . . . . . .
5.2.3 Image . . . . . . . . . . . . .
5.2.4 Wechsel zur Konkurrenz . . .
6 Testaufbau
6.1 Ziel der Evaluierung . . . . . . .
6.2 Methodenauswahl . . . . . . . . .
6.2.1 Ungeeignete Methoden . .
6.2.2 Guideline Inspection . . .
6.2.3 Usability-Test . . . . . . .
6.3 Umfang der Evaluierung . . . . .
6.3.1 Externe Betrachtungsweise
6.3.2 Keine Mobile Usability . .
6.3.3 Sprachen . . . . . . . . . .
6.4 Auswahl der Websites . . . . . .
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7 Guideline Inspection
7.1 Spezifikation . . . . . . . . . . . . . . .
7.1.1 Guideline: Standard Inspection
7.1.2 Guideline: Feature Inspection .
7.2 Durchführung . . . . . . . . . . . . . .
7.2.1 Anmerkungen . . . . . . . . . .
7.2.2 TU Wien . . . . . . . . . . . .
7.2.3 Universität Wien . . . . . . . .
7.2.4 WU Wien . . . . . . . . . . . .
7.2.5 Universität Innsbruck . . . . . .
7.2.6 Universität Graz . . . . . . . .
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124
9 Fazit
9.1 Universitätswebsites und Usability . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.2 Usability der TU Wien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.3 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
127
127
129
130
Literaturverzeichnis
132
Abbildungsverzeichnis
142
Tabellenverzeichnis
143
7.3
7.2.7 LMU München . . . . . . . . . .
7.2.8 TU München . . . . . . . . . . .
7.2.9 TU Berlin . . . . . . . . . . . . .
7.2.10 ETH Zürich . . . . . . . . . . . .
7.2.11 Universität Zürich . . . . . . . .
7.2.12 Harvard University . . . . . . . .
7.2.13 UC Berkeley . . . . . . . . . . . .
7.2.14 MIT . . . . . . . . . . . . . . . .
7.2.15 University of Cambridge . . . . .
7.2.16 University of Oxford . . . . . . .
Auswertung der Guideline Inspection . .
7.3.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
7.3.2 Usability-Highlights . . . . . . . .
7.3.3 Top 10 Usability-Probleme . . . .
7.3.4 Reihung der Websites . . . . . . .
7.3.5 Auswertung . . . . . . . . . . . .
8 Usability-Test
8.1 Spezifikation . . . . . . . . . . . . . .
8.1.1 Grundsatz des Usability-Tests
8.1.2 Websites . . . . . . . . . . . .
8.1.3 Testnutzer . . . . . . . . . . .
8.1.4 Tasks und Befragung . . . . .
8.1.5 Zeitplan . . . . . . . . . . . .
8.1.6 Setup . . . . . . . . . . . . .
8.2 Auswertung des Usability-Tests . . .
8.2.1 Reihung der Websites . . . . .
8.2.2 TU Wien . . . . . . . . . . .
8.2.3 TU München . . . . . . . . .
8.2.4 University of Cambridge . . .
.
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VII
1 Problemstellung
1.1 Einleitung
Das Internet stellt in der heutigen Informationsgesellschaft eines der wichtigsten Medien
dar, um Informationen zugänglich zu machen und Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Universitäten haben sich von Anfang an des Mediums bedient und wollen auf diesem Weg
eine Vielzahl von unterschiedlichen Nutzergruppen im Internet erreichen.
Das Potential, das durch das Internet für Einrichtungen wie eine Universität zur
Verfügung gestellt wird, ist enorm: Jede Information, die ein Benutzer der Website
entnehmen kann, muss nicht per Telefon oder vor Ort in Erfahrung gebracht werden.
Dadurch können Informationsbedürfnisse schneller und vollständiger befriedigt und
außerdem Kosten eingespart werden: Jede Anfrage, die über die Website beantwortet
werden kann, spart den Mitarbeitern der Universität Arbeitszeit und somit der Universität
Geld. Darüber hinaus können spezielle Services den Arbeitsalltag für Studenten und
Angestellte erleichtern und weiter Kosten sparen. Eine Website nimmt außerdem auch
Einfluss darauf, wie eine Einrichtung in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Wichtig ist es aber, nicht nur eine Internetsite zu haben, welche die richtigen Informationen und Services für die unterschiedlichen Zielgruppen bereit hält, sie muss auch so
gestaltet sein, dass sie möglichst einfach benutzbar ist:
Usability bezeichnet, wie gut ein Produkt zu gebrauchen ist, damit ein bestimmter
Benutzer unter einem bestimmten Nutzungskontext ein bestimmtes Ziel erreichen kann.
Das Ziel soll dabei effizient, effektiv und zufriedenstellend erreicht werden. [16]
Eine Website mit schlechter Usability führt dazu, dass Informationen nicht gefunden
werden können, mehr Arbeit für die Administration entsteht und das Image der Universität beschädigt werden kann. Auf der anderen Seite ermöglicht es gute Usability, dass
Information auf einer Website leichter auffindbar werden, Zeit und Kosten – sowohl für
den Nachfrager als auch den Anbieter der Information – gespart werden und das Bild in
der Öffentlichkeit positiv beeinflusst wird.
1
1 Problemstellung
1.2 Motivation
Meine persönliche Motivation im Hinblick auf diese Arbeit besteht aus meinem großen
Interesse sowohl an Usability allgemein, als auch am Internet.
Usability halte ich insofern für eine spannende Aufgabe, da es dabei nicht nur darum
geht, Lösungen für Probleme zu finden, sondern auch Rücksicht darauf genommen wird,
wer diese Lösungen unter welchen Bedingungen verwenden möchte. Beispiele schlechter
Usability, wie umständliche Handys oder andere Elektronikgeräte haben wohl die meisten
Menschen schon am eigenen Leib erfahren. Die betroffen Produkte müssen dabei nicht
grundsätzlich schlecht sein, oft sind sie schlichtweg nicht zu Ende gedacht. In meinen
Augen ist folgende Überlegung in der Entwicklung eines Produkts entscheidend: Wer
wird es benutzen und wie wird er es benutzen. Darüber hinaus wird Usability immer
wichtiger, da Computer nicht mehr nur von Experten sondern auch von Laien verwendet
werden.
Außerdem habe ich Interesse am Internet, da es sich dabei ohne Frage um ein Medium
handelt, das immer weiter an Bedeutung gewinnen wird. Schon im heutigen Alltag nimmt
es für viele Personen eine zentrale Rolle ein und wird dies in weiterer Zukunft für immer
mehr Menschen tun.
Der Anstoß, die Usability von Universitätswebsites zu evaluieren, kam jedoch von einer
anderen Seite: Dipl. Ing. Niedermayer vom Zentralen Informationsdienst der TU Wien
und Mag. Sommer, Pressesprecher der TU Wien, wünschten sich eine Bestandsaufnahme der Usability der TU Wien Website. Es sollte festgestellt werden, ob die Website
generell benutzbar und gut“ sei, es sollte aber auch ein Vergleich mit Websites anderer
”
Universitäten erfolgen. Diese Analyse bildet das Ziel und den Inhalt der vorliegenden
Diplomarbeit.
1.3 Zielsetzung
Die zentrale Frage, die mittels dieser Diplomarbeit beantwortet werden soll lautet:
Wie benutzerfreundlich ist die TU Website tatsächlich?“
”
Um diese Frage jedoch beantworten zu können, müssen im Vorfeld viele andere Fragen
gelöst werden, die somit Unterziele dieser Arbeit bilden. Zu allererst muss ermittelt werden,
welche Mittel zur Verfügung stehen, um Usability von Produkten zu messen. Durch
eine fundierte Literaturrecherche sollen gängige Methoden gesammelt und beschrieben,
2
1 Problemstellung
sowie deren individuelle Vor- und Nachteile ermittelt werden. Dabei soll Rücksicht darauf
genommen werden, welche speziellen Eigenschaften Websites in Bezug auf Usability
haben und diese sollen im Detail berücksichtigt werden. Aufgrund dieser gesammelten
Erkenntnisse sollen passende Methoden ausgewählt werden, um die Website der TU
Wien evaluieren zu können.
Ein weiteres Unterziel ist es, herauszufinden, was die Besonderheiten an Universitätswebsites sind. Es sollen verschiedene Aspekte beachtet werden, wie zum Beispiel die
Zielgruppen und deren Ansprüche. Ebenso soll festgestellt werden, ob eine Universitätswebsite ihren Zweck erfüllt. Zu guter Letzt soll herausgefunden werden, wie sich mehrere
Universitätswebsites effizient miteinander vergleichen lassen.
Zusammenfassend ergibt sich folgende Sammlung an zu klärenden Fragen:
• Wie kann man Usability messen?
– Welche Methoden zur Evaluierung von Usability gibt es?
– Was sind spezielle Eigenschaften von Websites in Bezug auf Usability?
– Welche Methoden eignen sich zur Evaluierung von Websites?
– Wie kann festgestellt werden, ob eine Website ihren Zweck erfüllt?
• Was ist das Besondere an Universitätswebsites?
– Wer benutzt Universitätswebsites?
– Welche Ansprüche werden an Universitätswebsites gestellt?
– Wie lassen sich Universitätswebsites vergleichen?
Neben der Klärung, wie es um die Usability der Website der TU Wien bestellt ist, wäre
es wünschenswert herauszufinden, wie die Usability von Universitätswebsites gesteigert
werden kann. Hierzu sollen folgende Fragen beantwortet werden:
• Welche Universitätswebsites haben eine besonders hohe Usability und warum?
• Welche Fehler werden in der Usability von Websites gemacht?
• Was wird in der Usability von Websites besonders gut gemacht?
Als Nebenprodukt der Evaluierung soll eine Sammlung an konkreten Verbesserungsvorschlägen für die Benutzbarkeit der TU Wien Website zusammengestellt werden.
3
1 Problemstellung
1.4 Aufbau der Arbeit
Die Arbeit ist folgendermaßen aufgebaut: Über Usability, Kapitel 2 auf der nächsten Seite,
erklärt, was Usability ist und welchen Zweck sie erfüllt. Es folgt Usabilty Engineering,
Kapitel 3 auf Seite 13, wie man Usability umsetzen und messen kann. Usability im Internet,
Kapitel 4 auf Seite 42, erklärt die Bedeutung von Usability in Bezug auf das Internet,
und Internet und Universitäten, Kapitel 5 auf Seite 53, legt dar, warum Universitäten
eine Website benötigen. In Testaufbau, Kapitel 6 auf Seite 59, wird schließlich gezeigt,
wie die Websites überprüft werden sollen, während in Guideline Inspection, Kapitel 7 auf
Seite 72, und Usability-Test, Kapitel 8 auf Seite 117, die Durchführung und Ergebnisse
der Evaluierung dokumentiert werden. Unter Fazit, Kapitel 9 auf Seite 127, wird ein
abschließendes Resümee gezogen, sowohl über die Ergebnisse der Evaluierung insgesamt,
als auch für die Website der TU Wien speziell.
4
2 Über Usability
Dieses Kapitel erklärt, was den Ursprung der Usability, die Definition sowie den praktischen Nutzen von Usability.
2.1 Ursprung
Auch wenn grundsätzliche Konzepte der Benutzbarkeit schon weiter zurück gehen, existiert der Begriff Usability erst seit den achtziger Jahren. Zu dieser Zeit begannen mit
Apple und IBM die großen Computerhersteller Personal Computer“, also Computer
”
für jedermann, zu verkaufen. Während zuvor Computer ausschließlich von Experten
benutzt wurden, die als Techniker und Wissenschafter einerseits über das nötige Hintergrundwissen verfügten, um Computer bedienen zu können, andererseits auch bereit
waren Benutzerdokumentationen zu lesen, gab es nun eine Zielgruppe, bei der eine
möglichst einfache Bedienung wichtig war. Bald erkannte man, dass einfache Benutzung
den Schlüssel zu höheren Verkaufszahlen war und somit wurde die Bedienbarkeit zu einem
wichtigen Feature von Software. Auch die Softwareanwendungen an sich veränderten
sich von Expertensoftware, die in erster Linie für Spezialisten geschrieben wurde, hin zu
Programmen für allgemeinere und breitere Aufgaben. Besonders für diese neue Menge
an Softwareanwendungen, die in Konkurrenz zueinander stand, wurde Usability immer
wichtiger. Darüber hinaus wurde und wird Software bis heute immer komplexer und
mächtiger. In jeder neuen Version kommt eine große Anzahl von neuen Funktionen hinzu,
dennoch darf die Benutzbarkeit nicht auf der Strecke bleiben. [63][41]
Mittlerweile ist Usability nicht nur ein Thema, wenn es um die Interaktion zwischen
Mensch und Maschine geht, sondern generell um die Bedienung von Produkten allgemein.
Das Standardwerk The Design of Everyday Things“[54] hat die Benutzbarkeit von
”
alltäglichen Gegenständen des Lebens zum Thema gemacht: So geht es um Türen bei
denen man nicht erkennen kann, wie man sie öffnet, oder Wasserhähne, bei denen
man nicht weiß, wo Kalt- und wo Warmwasser aufgedreht wird. Auch die International
Standards Organization – kurz ISO – hat die Notwendigkeit der Usability im täglichen
5
2 Über Usability
Leben erkannt und arbeitet an dem Standard ISO/CD 20282, der sicherstellen soll, dass
vor allem auch ältere Leute sowie Leute mit Behinderungen Gegenstände des täglichen
Lebens nutzen können.[63]
2.2 Was ist Usability
Um sich nun mit dem Thema Usability auseinandersetzen zu können, scheint es sinnvoll,
eine genauere Definition des Begriffs festzulegen. Es existiert eine Vielzahl an Definitionen
für Usability, die bekanntesten kommen dabei von der ISO und von dem Usability
Vordenker Jakob Nielsen und werden im folgenden Abschnitt erklärt und einander
gegenüber gestellt. Zuvor wird noch auf den Begriff Usability im deutschen Sprachgebrauch
eingegangen.
2.2.1
Usability“ im deutschen Sprachraum
”
Für den Begriff Usability existiert keine einheitliche Übersetzung. Ein Blick in
Wörterbücher zeigt verschiedene Versionen:
• Verwendbarkeit, Brauchbarkeit in Collins German Dictionary“[1]
”
• Gebrauchstauglichkeit im Wörterbuch der Daten- und Kommunikationstechnik“[4]
”
• Ausnutzbarkeit, Brauchbarkeit in Computer-Englisch – Ein englisch-deutsches und
”
deutsch-englisches Fachwörterbuch“[64]
Während viele deutschsprachige Autoren den Begriff Usability einfach aus dem englischen übernehmen, werden neben den oben genannten auch folgende Begriffe verwendet:
Benutzbarkeit, Nutzbarkeit, Nützlichkeit, Anwenderfreundlichkeit, Benutzerfreundlichkeit
oder auch Nutzerfreundlichkeit.
In Rahmen dieser Arbeit wird im Folgenden entweder Usability oder Benutzbarkeit
verwendet, wobei diese Begriffe synonym verstanden werden sollen.
2.2.2 Definition nach ISO
Die ISO liefert eine eher grundsätzliche Definition mit dem ISO-Standard 9241-11
Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten – Teil 11:
”
Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit – Leitsätze“:
6
2 Über Usability
Gebrauchstauglichkeit: Das Ausmaß, in dem ein Produkt durch bestimm”
te Benutzer in einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann,
um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen.“
ISO-Standard 9241-11 [16]
Der ISO-Standard spricht hier ausdrücklich von einem bestimmten Benutzer, der ein
bestimmtes Ziels erreichen möchte. Daraus lässt sich ableiten, dass ein Produkt nicht
generell über gute Usability verfügt oder nicht, sondern dies sowohl von Benutzer abhängt
als auch vom zu erreichenden Ziel. So kann ein Produkt abhängig von den physischen und
psychischen Fähigkeiten des jeweiligen Benutzers über eine gute bzw. schlechte Usability
verfügen.1 Bei dem zu erreichenden Ziel verhält es sich analog: ein Produkt kann über
gute Benutzbarkeit für ein Ziel verfügen und gleichzeitig über schlechte Benutzbarkeit
für ein anderes Ziel.2
Die Usability setzt sich dabei aus drei Größen zusammen: Effektivität, Effizienz und
Zufriedenheit.
• Effektivität bezeichnet wie genau und vollständig ein bestimmtes Produkt Anforderungen oder Aufgaben erfüllen kann. So kann ein mathematisches Computerprogramm eine hohe Effektivität besitzen, wenn es sehr viele Formeln und
Berechnungsarten beherrscht, die sehr genaue Ergebnisse liefern.
• Effizienz besagt, dass der eingesetzte Aufwand möglichst gering sein soll, um ein
bestimmtes Ziel zu erreichen. In dem mathematischen Computerprogramm könnte
die Effizienz festgestellt werden, indem man misst, wie lange eine Berechnung
dauert oder wie einfach bzw. umständlich der Aufruf einer bestimmten Funktion
erfolgt.
• Zufriedenheit umfasst, in wieweit ein Benutzer mit einem Produkt zufrieden
ist. Da Zufriedenheit von einer Vielzahl von Faktoren abhängt, ist dies die am
schwierigsten zu messende Größe. So nehmen Effizienz und Effektivität großen
Einfluss, aber auch andere Kriterien wie Design oder Image des Produkts können
die Zufriedenheit stark beeinflussen.
1
2
So können beispielsweise Softwareprogramme mit kleiner Schrift von Personen mit Sehschwächen nicht
so gut benutzt werden, selbst wenn sie grundsätzlich über gute Benutzbarkeit verfügen.
Dies kommt dann zum Tragen wenn ein Softwareprogramm über mehrere Funktionen verfügt, von
denen einige gut benutzbar sind und andere nicht. Hier ist es vom Ziel des Benutzers abhängig, ob
er die gut benutzbaren Funktionen einsetzen kann und das Programm für dieses Ziel also über gute
Usability verfügt oder ob umständliche und komplexe Funktionen eingesetzt werden müssen, deren
Benutzbarkeit schlecht ist.
7
2 Über Usability
Zuletzt legt der ISO-Standard Wert darauf, dass der Kontext in dem ein Produkt genutzt
wird, von großer Bedeutung für die Usability ist. Ob die Benutzbarkeit eines Objekts gut
oder schlecht ist, ist also auch vom Umfeld abhängig, in dem sich ein Benutzer befindet.
So können bestimmte Softwareprogramme sehr gut nutzbar sein, wenn man sie vom Büro
aus an einem 21-Zoll Monitor bedient, aber eine sehr schlechte Usability haben, wenn man
sie unterwegs auf einem Pocket-PC ausführen möchte. Ebenfalls können unterschiedliche
Umweltbedingungen wie Lärm oder Wetter Einfluss auf die Usability nehmen.
2.2.3 Definition nach Nielsen
Nielsen sieht Usability in einem breiteren Zusammenhang. In seinem Buch Usability
”
Engineering“ [41] beschreibt er, dass es für jedes System eine gewisse Akzeptanz gibt, die
aus mehreren Teilaspekten besteht. Abbildung 2.1 zeigt, dass die generelle Zustimmung
zu einem Produkt von sozialen Aspekten und vom praktischen Einsatz abhängt. Soziale
Abbildung 2.1: Modell der Akzeptanz eines Systems [41]
Akzeptanz umfasst vor allem ethische Fragen, also ob der Zweck des Programms aus
sozialer Hinsicht angenommen wird.3 Die praktischen Aspekte setzen sich aus traditionellen Kategorien wie Kosten, Kompatibilität und Ausfallssicherheit, sowie der Kategorie
Usefulness“ zusammen. Usefulness bezeichnet die Nützlichkeit eines Systems und wird
”
wiederum unterteilt in Utility“ und schließlich Usability“. Während Utility prinzipiell
”
”
beschreibt, ob ein System eine gewisse Funktionalität besitzt, beschreibt Usability wie
zugänglich diese Funktionen für einen menschlichen Benutzer sind. Ein System kann also
nur dann nützlich sein, wenn einerseits benötigte Funktionen vorhanden sind, andererseits
diese auch leicht zu benutzen sind.
Nielsen schreibt, dass Usability nicht eine einzige, eindimensionale Eigenschaft eines
3
Beispielsweise haben Systeme, die tief in die Privatsphäre von Nutzern eindringen, in diesem Bereich
oft große Probleme und werden unter Umständen im Gesamten nicht angenommen.
8
2 Über Usability
Benutzerinterfaces darstellt,4 sondern aus folgenden fünf Teilbereichen besteht: Learna”
bility“, Efficiency“, Memorability“, Errors“ and Satisfaction“.
”
”
”
”
• Learnability: Der Aufwand um ein System zu erlernen soll möglichst gering
sein. Das System soll also leicht zu verstehen sein, ohne dass Benutzer zuvor eine
Benutzerdokumentation lesen oder eine Schulung besuchen zu müssen.
• Efficiency: Ein System soll, sobald die Benutzung gelernt wurde, mit hoher Produktivität nutzbar sein.
• Memorability: Ein System soll so gestaltet sein, dass man sich auch nach einer
längeren Zeit, in der man es nicht benutzt hat, zurechtfinden kann, ohne die
Bedienung neu lernen müssen.
• Errors: Bei der Nutzung des Systems soll es zu möglichst wenig Fehlern kommen,
und wenn es zu Fehlern kommt, so soll es einfach sein, diese zu beseitigen, um
weiterarbeiten zu können.
• Satisfaction: Das System soll den Benutzer zufrieden stellen.
2.2.4 Gegenüberstellung der Definitionen
Die beiden Definitionen von Usability von Nielsen und der ISO ähneln sich über weite
Teile, haben aber auch einige wichtige Unterschiede: Zufriedenheit und Effizienz sehen
beide als wichtigen Bestandteil an, die Effektivität ist dagegen nur bei der ISO Bestandteil
der Usability. Nielsen gliedert diesen Aspekt unter dem Begriff Utility aus und vertritt
die Meinung, dass es sich hierbei nicht um einen Bestandteil von Usability handelt.
Er definiert im Gegensatz dazu die Usefulness und sagt, dass ein System nur dann
nützlich sein kann, wenn es einerseits nützlichen Funktionen bereit hält (Utility) und
diese auch zugänglich sind (Usability). Die Definition der ISO entspricht daher eher
Nielsens Begriffsbestimmung der Usefulness als der Usability. Fehler treten bei der ISO
nicht explizit als Bestandteil der Definition auf, können aber durchaus als Teil der Effizienz
und der Zufriedenheit gesehen werden: Je öfter Fehler auftreten und je schwieriger der
Normalzustand wieder hergestellt werden kann, desto geringer ist die Effizienz und desto
höher ist die Unzufriedenheit des Benutzers. Des Weiteren berücksichtigt Nielsen den
Aspekt der Einprägsamkeit, d.h. wie leicht sich ein Benutzer an die Bedienung eines
4
It is important to realize that usability is not a single, one-dimensional property of a user interface.“[41]
”
9
2 Über Usability
Systems erinnert. Dies ist vor allem bei Systemen wichtig, die selten benutzt werden.5 Die
ISO legt außerdem besonders Wert darauf, dass Usability immer von einem bestimmten
Nutzer abhängt, der ein bestimmtes Ziel in einem bestimmten Kontext erreichen möchte.
Während man das bestimmte Ziel in Nielsens Utility wiederfinden kann, ist die Fixierung
des Benutzers und des Kontexts in seiner Definition nicht zu finden. Zwar ist sich Nielsen
der Tatsache bewusst, dass die Benutzbarkeit auch von diesen Faktoren abhängt und
betont deren Wichtigkeit beim Testen von Usability, in seiner Definition werden sie jedoch
nicht explizit erwähnt.
Nielsens Sichtweise zufolge ist Usability meist mit einem Trade-off zwischen den
verschiedenen Teilaspekten verbunden: So kann es passieren, dass die Erlernbarkeit eines
Systems vereinfacht wird, wodurch die Effizienz gesenkt wird. Oft können positive Effekte
in einem Teilbereich so groß sein, dass sie Nachteile in anderen Teilbereichen aufheben
oder zumindest stark abschwächen: Sind beispielsweise die Funktionen eines Systems so
selbsterklärend, dass der Lernaufwand sehr gering ist, dann kann die Einprägsamkeit
vernachlässigt werden.
2.3 Warum Usability?
Usability ist dafür zuständig, dass Produkte gut nutzbar sind. Die enthaltenen Funktionen sollen einerseits leicht zu erlernen und zu verstehen sein, andererseits auch leicht
zu benutzen. Die folgenden Beispiele sollen verdeutlichen, dass Usability auch unter
ökonomischen Gesichtspunkten einen sehr hohen Stellenwert einnimmt und dass gute
bzw. schlechte Usability einem Produkt nutzen oder auch schaden kann.
2.3.1 Eine Frage des Produkterfolgs
Firma A veröffentlicht einen neuen DVD-Recorder6 . Die Entwicklung des DVD-Recorders
hat mehrere Jahre gedauert und das Unternehmen verspricht sich einen großen Markterfolg, da durch den Einsatz modernster Technik eine besonders hohe Aufnahmequalität
erreicht wird, mit der die Konkurrenz bei Weitem übertroffen wird. Dennoch bleiben
5
6
Ein Beispiel hierfür sind Uhren: Diese werden im Normalfall nur nach der Zeitumstellung oder einem
Stromausfall eingestellt, also ungefähr zwei bis vier Mal pro Jahr. Vor allem Uhren auf Stereoanlagen
und Autoradios neigen dazu, eher umständlich in der Bedienung zu sein, sodass der Benutzer immer
wieder gezwungen ist, das Benutzerhandbuch zu konsultieren, anstatt den Vorgang aus dem Gedächtnis
durchführen zu können.
Um welche Art von Produkt es sich hier handelt ist nicht so wichtig, es könnte genauso gut eine
Waschmaschine, ein Handy, ein Auto oder ein Raumschiff sein. Der DVD-Recorder dient lediglich als
Beispiel.
10
2 Über Usability
die Verkäufe hinter den Erwartungen zurück. Schlimmer noch, viele Käufer geben das
bereits gekaufte Produkt zurück, da – wie sich später herausstellt – sie es einfach nicht
bedienen können.
Laut einer holländischen Studie von Elke den Ouden [56] probieren Konsumenten
neue Geräte maximal 20 Minuten lang aus. Sind sie bis dahin nicht dahinter gekommen,
wie das neue Produkt zu bedienen ist, dann geben sie es zurück. Schoeffel [63] verweist
auf eine Studie, die besagt, dass Usability der zweitwichtigste Aspekt beim Kauf eines
Produkts ist7 . Ist die Bedienung also zu kompliziert, kann dies der Grund dafür sein,
dass ein Produkt scheitert.
2.3.2 Eine Frage von Leben und Tod
Viel schlimmere Auswirkungen hat schlechte Usability, wenn davon nicht nur der Erfolg
eines Produkts abhängt, sondern es tatsächlich um Leben und Tod geht. Ein Beispiel
hierfür ist das Cockpit eines Flugzeuges: Alle Schalter und Knöpfe müssen hier so aufgeteilt
und zugänglich sein, dass sie auch in einer Stresssituation gut und schnell erreichbar sind.
Der Pilot muss immer in der Lage sein, die richtigen Aktionen durchführen zu können.
Ist die Bedienung zu umständlich, so besteht die Gefahr, dass die Reaktionszeiten zu
lange dauern bzw. überhaupt falsche Tätigkeiten durchgeführt werden: Dies kann je nach
Situation fatale Folgen haben.
Nielsen erwähnt auf seiner Usability-Website Useit.com“[48] ein anderes Beispiel: die
”
tödlichen Folgen schlechter Usability bei medizinischen Systemen. Manche Systeme in der
Medizin sind derart umständlich zu bedienen, dass es immer wieder zu Fehlern kommt. So
berichtet Nielsen unter anderem von einem gut dokumentierten Killer Design“, welches
”
für die zu hohe Bestrahlung von sechs Patienten verantwortlich ist. Im Artikel beschreibt
er auch, wie die schlechten Designs klassischen Erkenntnissen der Usability zugeordnet
werden können. Das bedeutet, dass die Fehler eigentlich vermeidbar wären, wenn während
der Entwicklung der Geräte mehr Rücksicht auf die Usability genommen würde.
2.3.3 Eine Frage der Kosten
Gute Usability kann in vielen Fällen dazu beitragen, Kosten zu senken. Dies ist meist dann
der Fall, wenn sie dazu beiträgt, Fehler zu reduzieren, Arbeitsvorgänge zu beschleunigen
sowie den Bedarf an Support und Schulungen, die in Unternehmen einen sehr großen
7
Als wichtigsten Aspekt nennt die Studie den Preis.
11
2 Über Usability
Kostenfaktor darstellen können, zu senken. Nielsen erwähnt folgende dokumentierte
Fälle [41]:
• Der Wählvorgang bei einem Telefon konnte durch eine neue Bedienoberfläche um
0,15 Sekunden pro Ziffer beschleunigt werden. Dadurch konnten zentrale Telefonanlagen im Wert von 1.000.000 US-Dollar eingespart werden.
• Vor einer Usability-Überprüfung waren die Formulare einer Versicherung so kompliziert, dass durchschnittlich 7,8 Fehler pro Formular gemacht wurden. Deswegen
mussten Angestellte der Firma über eine Stunde pro Formular mit dem Ausbessern von Fehlern verbringen. Das neue Design ermöglicht der Firma jährliche
Einsparungen von über 500.000 US-Dollar.
• Durch das Überarbeiten der Steuerung des Flugzeugs Boeing 757“ ist es möglich,
”
dieses von nur zwei statt drei Piloten fliegen zu lassen.
Usability hilft also Kosten zu senken, indem sowohl die Produktivität gesteigert werden
kann, als auch dadurch, dass weniger und kürzere Schulungen der Anwender notwendig
sind. Des Weiteren entstehen bei der Benutzung von Produkten weniger Fehler und der
Bedarf an Benutzer-Support kann gesenkt werden. [34]
12
3 Usabilty Engineering
Nachdem im vorangehenden Kapitel die Vorzüge und Notwendigkeit von Usability dargestellt wurden, zeigt dieser Abschnitt, wie Usability generiert werden kann. Eingeleitet
wird das Kapitel mit einer Liste von Gründen, warum Usability oft in Projekten auf der
Strecke bleibt, gefolgt von einer Übersicht darüber, wo Usability in der Softwareentwicklung ihren Platz hat. Anschließend werden die wichtigsten und bekanntesten Techniken
vorgestellt, die es ermöglichen Usability zu überprüfen und zu erschaffen.
3.1 Usability-Mythen
Wenn es darum geht, Software zu produzieren, die auch gut nutzbar sein soll, ist es
wichtig zu erkennen, dass Usability ein entscheidender Teil eines jeden Systems ist. Ein
Grund, warum viele Unternehmen und deren Produkte Probleme mit der Benutzbarkeit
haben, besteht oft in falschen Meinungen und grundsätzlich schlechten Einstellungen
zu Usability in den Köpfen der Mitarbeiter. Mayhew beschreibt in ihrem Buch The
”
Usability Engineering Lifecycle“ [34] einige dieser Mythen, die einem zweckmäßigen
Umgang mit der Entwicklung von benutzbaren Anwendungen im Weg stehen:
• The quality of the user interface doesn’t really matter: Die Meinung, dass
ein gutes Interface nicht entscheidend für den Produkterfolg ist, ist zwar heute kaum
noch verbreitet. Dennoch stellen viele Unternehmen für eine gute Benutzbarkeit
meist zu wenig Zeit, Budget und Ressourcen bereit.
• As long as designers are familiar with available user interface priciples
and guidelines, they will design good user interfaces: Leider fehlt oft das
Bewusstsein, dass Usability Engineering ein Prozess ist, der geführt werden muss.
Das bloße Kennen von Prinzipien und Richtlinien allein schafft noch kein gutes
Interface.
• User interface design tasks don’t arise until the detailed design phase
of a development project: Viele Software Entwickler sind der Meinung, dass
13
3 Usabilty Engineering
Usability durch eine gute Benutzeroberfläche entsteht. Ihnen ist nicht bewusst, dass
bei guter Usability ganze Arbeitsabläufe nach Kriterien der Benutzbarkeit gestaltet
werden müssen. Durch diesen Irrglauben wird auf Usability in Projekten oft zu
spät Rücksicht genommen.
• Usability is subjective and cannot be measured or engineered: Entwickler
neigen oft dazu, Usability für eine Mischung aus subjektiver Meinung, ästhetischen
Gesichtspunkten und Menschenverstand zu halten. Dies ist mit ein Grund dafür, dass
für Usability im Softwareentwicklungsprozess kein angemessener Platz geschaffen
wird.
• User interface design can be done right the first time, in the design
phase: Hier wird verleugnet, dass es sich bei der Erstellung von Usability um
einen komplexen Prozess handelt. Stattdessen wird davon ausgegangen, dass gute
Usability am Anfang des Projekts geplant wird und dann genauso einfach umgesetzt
werden kann.
• User interface design is an implicit part of software design and development, and need not be explicitly planned and budgeted for: User Interface
wird meist als Bestandteil von Design und Entwicklung betrachtet. Die Ansicht,
dass User Interface Design ein eigener, wichtiger Bestandteil von Softwareprojekten
ist, hat sich bis jetzt kaum durchgesetzt. Erst wenn die Wichtigkeit von Usability
für ein Projekt allgemein anerkannt ist, wird sich diese Ansicht ändern.
3.2 Usabiliy im Softwareherstellungsprozess
Dieser Abschnitt erklärt zuerst den Lebenszyklus eines Softwareprojektes, anschließend
wird der Platz erläutert, den Usability in einem solchen Projekt einnimmt.
3.2.1 Software Lifecycle
Der Prozess bei dem Software erstellt wird, wird auch Software Lifecycle“ genannt.
”
Dieses Konzept deckt den gesamten Lebenslauf einer Software ab, von der ersten Planung
bis zum letzten Einsatz, und wird dabei in unterschiedliche Phasen unterteilt. Es existiert
eine Vielzahl von Modellen1 die den Ablauf eines Softwareprojektes abbilden. Ein solches
1
Bekannte Beispiele für Software Entwicklungsmodelle sind das Wasserfallmodell, das Spiralmodell
oder das V-Modell.
14
3 Usabilty Engineering
Modell soll sicherstellen, dass alle nötigen Schritte während eines Softwareentwicklungsprojekts in der richtigen Reihenfolge durchgeführt werden. Obwohl sich diese Modelle
teilweise maßgeblich unterscheiden, umfassen sie meist die folgende Phasen: [65]
• Anforderungen: Zweck der dieser Phase ist es, festzustellen, welche Funktionen
und Eigenschaften eine Software erfüllen soll. Es wird festgelegt, was implementiert
werden soll und warum und welche Ziele dabei erreicht werden sollen.
• Spezifikation: In dieser Phase wird das bestehende System analysiert und es wird
genau festgelegt, wie die Anforderungen umgesetzt werden sollen.
• Implementierung: Die Implementierung ist schließlich der Vorgang, während
dem die Spezifikation tatsächlich durchgeführt wird.
• Integration: Bei der Integration werden verschiedene Systemteile und verschiedene
Systeme miteinander verbunden.
• Wartung: In der Wartung wird der laufende Betrieb überwacht und eventuell
auftretende Probleme werden beseitigt.
Je nach Softwareentwicklungsmodell können noch weitere Phasen enthalten sein, die
Bezeichnungen anders lauten oder sich in der Aufteilung unterscheiden. Auch folgen die
Phasen selten streng aufeinander, je nach Modell können sie sich überlappen oder parallel
laufen. Testen ist beispielsweise ein Vorgang, der idealer Weise während des gesamten
Prozess begleitend durchgeführt wird. In iterativen Modellen werden Phasen oder auch
ihre Abfolgen mehrmals durchlaufen.
Die Blickweise auf ein Softwareprojekt als Lifecycle hilft, den Softwareerstellungsprozess
als ein Ganzes zu sehen und allen wichtigen Aspekte eines Projekts einen Platz zuzuweisen.
3.2.2 Usability Engineering Lifecycle
Analog zum Lebenszyklus einer Software, existiert auch der so genannte Usability Engi”
neering Lifecycle“: Dieser ist mit dem Software Lifecycle eng verbunden und beinhaltet
alle Prozesse, die für Usability notwendig sind. Genauso wie in der Softwareentwicklung
existieren auch hier unterschiedliche Modelle. Eines der bekanntesten Modelle stammt von
Deborah Mayhew [34] und gliedert sich zunächst in die drei Hauptphasen Requirement
Analysis, Design/Testing/Development und Installation. Jede der Phasen besteht wiederum aus vielen unterschiedlichen Bausteinen, wie in Abbildung 3.1 auf der nächsten Seite
zu sehen ist.
15
3 Usabilty Engineering
Abbildung 3.1: Usability Engineering Lifecycle [35]
In der Phase Requirement Analysis werden unter Berücksichtigung der Benutzer, der
Aufgaben der Benutzer und weiteren Nebenbedingungen die Ziele für die Usability definiert. In der folgenden Phase Design/Testing/Development werden zuerst die Aufgaben
der Benutzer und deren mögliche Umsetzung analysiert. Dies ist ein entscheidender
Schritt: Es gilt nicht nur, bestehende Vorgänge in einem Computerprogramm umzusetzen,
sondern auch, diese Aufgaben unter Usability Gesichtspunkten zu zerlegen und neu
zusammen zu setzen. Schließlich werden verschiedene Prototypen gebaut und immer
wieder getestet, bis das Ergebnis ein fertiges User Interface ergibt. Abschließend erfolgt die
Phase Installation, in der das Produkt installiert wird. Mit Hilfe von Benutzer-Feedback
können weitere Verbesserungen erfolgen. Alle Phasen laufen parallel und integriert zu
den entsprechenden Gegenstücken des Software Lifecycles.
Wichtig ist, dass das Modell iterativ aufgebaut ist, sodass innerhalb der Phase
Design/Testing/Development jeder Block mit einer Überprüfung abgeschlossen wird.
Nur wenn die Ziele vollständig erfüllt werden, wird zum nächsten Block weiter gegangen.
Bei Nichterreichung werden ganze Blöcke wiederholt, im Extremfall müssen sogar die
beiden Phasen Reqirement Analysis und Design/Testing/Development neu begonnen
werden.
16
3 Usabilty Engineering
Während des Usability Engineering Lifecycles wird sehr viel mit Prototypen gearbeitet.
Der Einsatz von Prototypen erlaubt es, zu einem sehr frühen Zeitpunkt mit dem Testen
zu beginnen, verursacht dabei nur geringe Kosten und erlaubt das Ausprobieren von
verschiedenen Konzepten. Es wird dabei jedoch nicht der gesamte Funktionsumfang
abgebildet, sondern nur der zu testende Teil. Je nach Art der Simulation des Systems
spricht man von unterschiedliche Arten eines Prototypen: [41]
• In einem vertikalen Prototypen wird die Anzahl der Funktionen reduziert, die
auf dem System durchführbar sind. So sind nur einzelne Funktionen verfügbar,
diese jedoch möglichst vollständig.
• Im Gegensatz dazu werden bei einem horizontalen Prototypen möglichst alle
Funktionen simuliert, ohne dass diese jedoch tatsächlich funktionieren. Diese Art
von Prototypen wird meist eingesetzt, um User Interfaces zu testen, da bereits alle
Funktionen in einem User Interface repräsentiert sein müssen.
• Ein Szenario-Prototyp stellt eine Mischung aus vertikalem und horizontalem
Prototyp dar. Das Ziel ist, alle Funktionen zu simulieren, die für eine definierte Aufgabe notwendig sind. Andere Funktionen müssen jedoch noch nicht implementiert
sein.
Prototypen können dabei unterschiedliche Formen haben, die je nach Einsatzzweck
gewählt werden. Die einfachste Variante ist ein verbaler Prototyp, bei dem eine Person
sagt, wie sie mit dem System interagieren möchte, eine andere Person beschreibt die
Reaktion und den Zustand des Systems. Bei Papierprototypen werden Tests anhand
von Skizzen eines User Interfaces durchgeführt. Interaktive Prototypen können entweder
Simulationen (zum Beispiel in Shockwave oder Powerpoint) eines Programms sein oder
eine eingeschränkte Version des Programms selbst.
3.3 Usability-Methoden
Im folgenden Abschnitt werden nun die wichtigsten Methoden vorgestellt, mit denen
die Usability von Systemen ermittelt werden kann. Zu Beginn werden einige Werkzeuge
vorgestellt, die bei den meisten Techniken zur Unterstützung eingesetzt werden. Die
Techniken selbst lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Erstens Usability-Tests, bei
denen repräsentative Benutzer in einem Test ein System verwenden und aufgrund ihrer
Interaktion mit dem System Probleme in der Usability gefunden werden sollen. Zweitens
17
3 Usabilty Engineering
Methoden, die mit Hilfe von Benutzern durchgeführt werden, aber keine Tests im
herkömmlichen Sinn darstellen. Hierzu zählen beispielsweise Feldstudien oder Befragungen.
Drittens Methoden, die völlig ohne Benutzer auskommen. Bei diesen Inspektionen oder
Evaluierungen ermitteln Tester – meist Entwickler oder Usability-Experten – anhand
von verschiedenen Techniken, wo ein System Schwachstellen in der Benutzung hat. Im
nächsten Teil der Arbeit folgt eine Beschreibung des Discount Usability Engineering“,
”
bei dem Usability unter Berücksichtigung der Kosten möglichst günstig ermittelt werden
soll. Abschließend werden alle Methoden zusammengefasst und ein Fazit gezogen.
3.3.1 Hilfsmittel
Im Usability Engineering und Testen gib es einige Hilfsmittel, die den jeweiligen Ablauf
unterstützen und vereinfachen. Sie sorgen dafür, dass für eine Evaluierung ein passender
Kontext, richtige Benutzer und die zu lösenden Aufgaben bereitgestellt werden.
Szenarien
Unter Szenario [41] wird die Beschreibung der Umgebung und der Situation verstanden,
in der ein System benutzt wird. Hintergrund dafür ist, dass die Ansprüche an Usability,
je nach Situation des Einsatzes, völlig unterschiedlich sein können. Ein gutes Beispiel
hierfür ist ein elektronischer Stadtplan: Die Anforderungen an die Benutzeroberfläche
sind völlig unterschiedlich, je nachdem ob ein Benutzer vor seinem Desktop-PC im Büro
in aller Ruhe eine Adresse sucht, oder ob wenn ein Benutzer mit dem Auto im Stau steht
und in dieser Stresssituation eine Adresse auf seinem Handheld-Computer sucht.
Szenarien stellen also den Kontext dar, in dem ein System genutzt wird und enthalten
üblicherweise Informationen über das Gerät, das ein Benutzer verwendet und die Situation
in der er sich befindet, welches Ziel er dabei erreichen möchte und wie viel Zeit er dazu
hat.
Benutzerprofile
Mayhew [34] beschreibt, welche Benutzer ein Programm benutzen, also die Zielgruppe
eines Programms. Da die Usability eines Systems – wie in Kapitel 2 auf Seite 5 beschrieben – immer von den jeweiligen Benutzern abhängig ist, muss eine möglichst genaue
Beschreibung derselben vorliegen, um eine Überprüfung der Usability vornehmen zu
können. Benutzerprofile enthalten üblicherweise Angaben über demographische Daten der
Benutzer (Alter, Geschlecht, Bildungsgrad) und über ihre Erfahrung mit Computern. Die
18
3 Usabilty Engineering
Erfahrung lässt sich dabei in drei Bereiche unterteilen und zwar Erfahrung mit Computern grundsätzlich, mit dem Arbeitsgebiet des Programms und dem speziellen Programm
selbst.2 Setzt sich die Zielgruppe aus mehreren heterogenen Gruppen zusammen, so sollte
für jede Gruppe ein eigenes Benutzerprofil erstellt werden, das dann später auch explizit
getestet werden kann.
Testplan
Am Anfang eines jeden Usability-Tests steht ein Testplan. Dieser beinhaltet alle
Informationen, die nötig sind, um die Evaluierung wie gewünscht durchführen und
nachvollziehen zu können. Elemente, die ein Testplan üblicherweise beinhalten sollte
sind: [41]
• Welches Ziel hat der Test?
• Wie lange wird der Test dauern?
• Wann und wo soll der Test stattfinden?
• Welche Infrastruktur wird benötigt?
• In welchem Status soll sich das zu testende System am Anfang des Tests befinden?
• Wer ist der Verantwortliche für den Test?
• Wie hoch ist das Testbudget und wie setzt es sich zusammen?
• Wie soll der Test ablaufen?
Durch das Erstellen eines Testplans lässt sich der Test strukturierter und effizienter
durchführen. Strittige Punkte können vor Beginn des Test geklärt werden. Durch gute
Planung lässt sich der Test leichter in den Software Lifecycle integrieren. [34]
Testtasks
Als Testtasks werden jene Aufgaben bezeichnet, die ein Benutzer während eines Tests
durchführen soll, damit ersichtlich wird, wo Usability-Probleme liegen. Die Testtasks
sollen dabei möglichst repräsentativ und realistisch sein, also Tätigkeiten entsprechen,
die ein Benutzer auch wirklich mit dem Programm durchführen würde. Wichtig ist,
2
Handelt es bei der zu testenden Applikation etwa um Buchhaltungssoftware, so ist es wichtig zu
wissen, wie gut sich die erwarteten Benutzer mit Finanzen auskennen.
19
3 Usabilty Engineering
dass die Aufgaben weder zu trivial sind, da sie sonst zu schnell erfüllt werden könnten
und es kaum zu Problemen kommen würde, noch zu komplex, damit sie innerhalb des
Usability-Tests vollendet werden können. Es sollte dabei genau definiert werden, welches
Ziel ein Benutzer erreichen soll.
3.3.2 Usability-Tests
Bei Usability-Tests verwenden repräsentative Benutzer das zu testende System. Anhand ihrer Interaktion sollen Probleme und Fehler in der Usability festgestellt werden.
Die unten stehende Beschreibung des Usability-Tests folgt Nielsens Buch Usability
”
Engineering“ [41].
Testnutzer
Testnutzer sind jene Personen, die ein zu testendes Programm verwenden sollen, um
dabei Probleme der Usability sichtbar zu machen. Damit die Ergebnisse repräsentativ
und relevant für die Entwicklung des Produkts sind, ist es wichtig, dass die Testnutzer
möglichst gut mit der Zielgruppe des Programms übereinstimmen. Dazu werden im Vorfeld
möglichst genaue Benutzerprofile erstellt, mit denen die Testnutzer dann übereinstimmen
sollten.
So ist es beispielsweise wichtig, wie eine neue Version eines Programms auch von
Personen angenommen wird, die bereits mit dem Vorgänger gearbeitet haben. Würde
man hier ausschließlich Nutzer testen, die keine Erfahrung mit der vorherigen Version
haben, so würden wichtige Aspekte im Test fehlen.
Je genauer das Zielpublikum eingegrenzt werden kann und je besser die Testnutzer mit
dieser Zielgruppe übereinstimmen, umso relevanter sind die Ergebnisse eines UsabilityTests. Sollte es mehrere unterschiedliche Zielgruppen für ein Programm geben, so sollten
auch möglichst alle Zielgruppen durch Testnutzer repräsentiert werden.
Ablauf eines Tests
Ein Usability-Test umfasst üblicherweise die vier Phasen Vorbereitung, Einführung, den
Test selbst und Nachbesprechung:
1. Während der Vorbereitung wird sichergestellt, dass alle im Testplan benötigten
Ressourcen bereit stehen, also beispielsweise der Computer, auf dem der Test
stattfinden wird, die zu testende Software und auch alle benötigten Testunterlagen.
20
3 Usabilty Engineering
Die Software muss sich in der richtigen Ausgangssituation befinden und Daten, die
bei eventuell vorangegangenen Tests erstellt oder verändert wurden, müssen wieder
in den ursprünglichen Zustand versetzt werden.
2. In der Einführung wird dem Benutzer der Ablauf und Sinn des Tests erklärt.
Besonders wichtig ist es, eindeutig zu vermitteln, dass das System getestet wird
und nicht der Benutzer selbst. Es soll auch erläutert werden, dass der Test dann
erfolgreich ist, wenn möglichst viele Probleme entdeckt werden und nicht der
Nachweis von Fehlerfreiheit das Ziel ist. Der Testnutzer soll auch dazu ermutigt
werden, während des Tests Fragen zu stellen, da es wichtig ist zu wissen, wo
Unklarheiten bestehen. Er muss jedoch informiert werden, dass der Testleiter keine
Antworten geben kann, da der Benutzer ja selbst mit dem Programm auskommen
soll.
3. Während der Test durchgeführt wird, sollte sich der Testleiter so weit wie möglich
im Hintergrund halten und ein Protokoll über problematische Stellen im System
führen. Er sollte dem Benutzer keinerlei Feedback geben, ob dieser mit dem Programm gut oder schlecht interagiert und er soll auch keine Fragen beantworten. Eine
Ausnahme besteht, wenn der Testnutzer sich in einer ausweglosen Situation befindet
und nicht mehr weiter weiß. Hierbei muss der Testleiter helfend eingreifen, damit
der Test fortgesetzt werden kann, dies muss jedoch auf jeden Fall im Testprotokoll
vermerkt werden. Natürlich muss der Testleiter auch eingreifen, wenn der Benutzer
vergisst, Anforderungen des Tests einzuhalten (also beispielsweise nicht mehr weiß,
was er tun soll) oder die für den Test notwendigen Methoden richtig anzuwenden
(und etwa seine Gedanken nicht laut äußert).
4. Bei der Nachbesprechung wird der Benutzer zu allererst zum System befragt.
Er sollte sich dazu äußern, welche Aspekte ihm gut und welche ihm weniger gut
gefallen haben, wo er Probleme hatte und wo er Ansätze für Verbesserungen sieht.3
Anschließend besteht die Möglichkeit einer Diskussion mit dem Testnutzer, bei der
seine Fragen beantwortet werden können und er auch die Möglichkeit hat, zum
Test selbst Feedback zu geben.
Anschließend sollte der Testleiter sichergehen, dass das Testprotokoll richtig gekennzeichnet ist, um es dem Test zuordnen zu können und so bald wie möglich eine
Zusammenfassung des Tests schreiben, solange seine Eindrücke noch frisch sind.
3
Zwar werden diese Vorschläge nicht immer umgesetzt, vor allem weil unterschiedliche Testnutzer
oftmals gegensätzliche Vorschläge machen, können aber dennoch einen wertvollen Input darstellen.
21
3 Usabilty Engineering
Thinking Aloud
Thinking Aloud“ ist eine Technik, die meist in Usability-Tests eingesetzt wird. Der
”
Benutzer, der ein Programm testet, soll bei dieser Methode während des gesamten Tests
ständig aussprechen, was er sich denkt. Auf diese Weise kann der Testleiter verstehen,
warum der Benutzer etwas macht und wie er das zu testende System wahrnimmt. Thinking
Aloud ermöglicht es, eine große Menge an qualitativem Feedback zu einem User Interface
zu sammeln.
Der Einsatz dieser Technik fällt Testnutzern oft schwer, da es für viele Personen sehr
unnatürlich ist, ständig ihre Gedanken zu äußern. Vor allem sehr geübte Benutzer neigen
dazu, Vorgänge automatisch durchzuführen, ohne dabei viel nachzudenken. Wenn es
notwendig ist, sollte der Testleiter daher den Benutzer daran erinnern, seine Gedanken
zu verbalisieren, indem er Fragen stellt wie Was denken Sie jetzt?“ oder Was hat diese
”
”
Meldung Ihrer Meinung nach zu bedeuten?“.
Um den Einstieg ins Thinking Aloud zu erleichtern, empfiehlt es sich, dass sich der
Testleiter vor dem Test selbst an den Computer setzt und seine Gedanken verbalisiert
während er das System benutzt, um die Technik vorzuzeigen.
Performance Measurement
Beim Performance Measurement“ wird gemessen, wie schnell und mit wie vielen Fehlern
”
unterschiedliche Testnutzer zuvor definierte Aufgaben mit einem Programm durchführen
können. Dies dient einerseits dazu festzustellen, ob festgelegte Usability-Ziele erfüllt
werden und wie ein System im Vergleich zu einem konkurrierenden Produkt zu bewerten
ist. Ebenso lassen sich unterschiedliche Versionen von User Interfaces damit vergleichen.
Beim Performance Measurement wird üblicherweise erhoben, wie lange ein Benutzer
braucht, um eine Tätigkeit durchzuführen, wie viele Fehler er dabei macht, wie oft Hilfefunktionen aufgerufen werden muss, oder auch, wie viele Benutzer nach Durchführen des
Tests angeben, das getestete System einem Konkurrenzprodukt gegenüber zu bevorzugen.
Usability-Labor
Professionelle Usability-Labore können sehr große Dimensionen annehmen. Abbildung
3.2 auf der nächsten Seite zeigt ein beispielhaftes Labor: Es besteht aus drei schalldichten
22
3 Usabilty Engineering
und durch Einwegspiegel verbundenen Räumen.4 Im Test Room“ werden die Tests an
”
sich durchgeführt, wobei mehrere Kameras installiert sind, um das Geschehen festhalten
zu können. Nebenan liegt ein Beobachtungsraum, in dem der Test genau verfolgt werden
kann. In einem dritten Raum können Entwickler den gesamten Test überblicken. Durch
die Trennung der Räume können die Beobachter in den anderen Räumen den Test
kommentieren, ohne den Test selbst dabei zu stören.
Abbildung 3.2: Usability-Labor [41]
Nielsen betont zwar, dass ein Usability-Labor nicht notwendig ist, um Usability-Tests
durchzuführen, weist jedoch auf zahlreiche Vorteile hin, die ein solches Labor mit sich
bringt. Durch die feste Installation eines Usability-Labors entfallen große Teile der
Vorbereitung, da die Testinfrastruktur bereits besteht. Es kommt zu weniger Problemen
einen Termin zu finden, da das eigene Labor immer bereit steht, und andere Entwickler
werden durch das Durchführen eines Tests nicht gestört.
4
Nielsen weist darauf hin, dass sich die Testnutzer natürlich der Tatsache bewusst sind, dass sie durch
den Spiegel beobachtet werden. Der Sinn der Spiegel ist, dass die Beobachter keinen Einfluss auf den
Test nehmen. Es wird empfohlen, dem Testnutzer vorher den Beobachtungsraum kurz zu zeigen und
ebenso wer sich dort befindet, um dem Benutzer ein besseres Gefühl zu geben.
23
3 Usabilty Engineering
3.3.3 Benutzer involvierende Usability-Methoden
In diesem Abschnitt sind alle Methoden zusammengefasst, bei denen es sich zwar nicht um
Tests im Sinne des vorherigen Abschnitts handelt, für die dennoch Benutzer maßgeblich
gebraucht werden, um Informationen zur Benutzbarkeit zu sammeln.
Observation
Der Testleiter besucht einen Benutzer in dessen gewöhnlicher Arbeitsumgebung, um
ihn beim Umgang mit dem zu testenden System zu beobachten. Dabei werden meist
nicht spezielle Aufgaben vorgegeben, sondern der Benutzer arbeitet gemäß seiner normalen Routine. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass beobachtet werden kann,
wie Benutzer Systeme in ihrem Alltag einsetzen und wo Probleme auftreten. Der Testleiter kann während der Beobachtung Aufzeichnungen machen, um nachher mit dem
Benutzer über problematische Aspekte der Usability zu sprechen. Observationen werden
meist bei Programmen eingesetzt, die bereits in Verwendung sind und für die eine neue
Version entwickelt werden soll. Ebenfalls werden sie verwendet, um festzustellen, wie
Konkurrenzprodukte in der Praxis eingesetzt werden. Oft können aus einem solchen
Konkurrenzvergleich wertvolle Informationen für eigene Produkte gewonnen werden,
indem man sich an guten Konzepten orientiert oder problematische Bereiche besser gestaltet. Grundsätzlich lassen sich Erkenntnisse aus Observationen nutzen, um Programme
zu verbessern, indem Funktionen vereinfacht oder zusätzliche Funktionen hinzugefügt
werden.[41]
Befragungen und Interviews
Oftmals werden Befragungen und Interviews [41] eingesetzt, um feststellen zu können, wo
es Probleme bzw. Potential zur Verbesserung bei sich im Einsatz befindlichen System gibt.
Genauso wie bei Observationen handelt es sich dabei meist um Programme, zu denen
eine neue Version entwickelt werden soll, oder auch Programme von anderen Herstellern.
Auf diese Weise lassen sich viele Daten zur Usability direkt von tatsächlichen Benutzern
sammeln.
Befragungen werden anhand von standardisierten Fragebögen durchgeführt, entweder
in Papierform, oder mittlerweile auch oft über eine eigene Internetsite. Auf diese Weise
lässt sich eine große Zahl von Nutzern mit relativ geringem Aufwand ansprechen. Zu
beachten bei Befragungen ist jedoch, dass – je nach Zielgruppe an welche die Fragebögen
24
3 Usabilty Engineering
geschickt werden – nur ein gewisser Prozentsatz an Antworten zurück kommt.5 Es sollte
daher immer eine höhere Anzahl an Fragebögen verschickt werden, als eigentlich benötigt
wird.
Interviews werden entweder telefonisch durchgeführt, oder der Interviewer führt die
Befragungen vor Ort durch. Der Aufwand ist dadurch deutlich größer, einerseits weil jedes
Interview einiges an Zeit benötigt, andererseits weil bei Interviews vor Ort zusätzlich
Wegzeiten anfallen. Im Gegensatz zu Fragebögen ist es hier jedoch stärker möglich, das
Gespräch der jeweiligen Situation anzupassen und so besser auf den Befragten einzugehen.
Die Fragen während eines Interviews sollten dabei so gestellt werden, dass der Befragte
möglichst in ganzen Sätzen antworten muss. Beispielsweise sollte eine Frage, nach einer
bestimmten Funktion nicht Hat Ihnen die Funktion, um Dateien zu speichern, gefallen“
”
lauten sondern eher Wie finden Sie die Funktion die Dateien speichert“, sodass der
”
Befragte dazu angeregt wird, einen ausführlicheren Kommentar zu äußern, anstelle einer
kurzen ja/nein Antwort.
Fokusgruppen
Fokusgruppen [41] ist eine Technik, bei der eine Gruppe von Leuten über ein Produkt
diskutieren soll und so Meinungen und Gefühle zu diesem Produkt erhoben werden
können. Fokusgruppen kommen bei allen möglichen Produkten zum Einsatz, meist soll
vor einer Markteinführung vorab getestet werden, wie potentielle Kunden auf ein Produkt
reagieren, um noch Änderungen vornehmen zu können. Geleitet werden diese Sitzungen
von einem gut geschulten Moderator, der dafür verantwortlich ist, dass die Diskussion
am Laufen gehalten wird, dass sich alle Teilnehmer gleichermaßen an dem Gespräch
beteiligen können und, dass die gewünschten Themen angesprochen werden.[23]
Beim Usability Engineering lassen sich Fokusgruppen nutzen, um Benutzer-Interfaces
zu testen, die noch nicht implementiert wurden, oder auch Programme, die bereits seit
einiger Zeit in Benutzung sind. Fokusgruppen, meist mit sechs bis neun Teilnehmern,
eignen sich gut, um die Informationen über die Bedürfnisse von Benutzern zu sammeln.
Ein Nachteil ist jedoch, dass eine große Zahl an Benutzern benötigt wird – vor allem
auch, da empfohlen wird, mehr als eine Fokusgruppe durchzuführen, da eine Gruppe
allein meist nicht repräsentativ genug ist. [41]
5
Nielsen erwähnt in [41], dass bei Fragebögen, die auf dem Postweg verschickt werden, der Anteil an
Antworten deutlich erhöht werden kann, wenn ein bereits frankiertes und adressiertes Kuvert zur
Rücksendung beiliegt.
25
3 Usabilty Engineering
Logfile Auswertung
Bei der Logfile Analyse“ [41] wird automatisch aufgezeichnet, welche Funktionen wie oft
”
verwendet werden. Dies ermöglicht es, anhand vieler Benutzer gleichzeitig zu erheben, wie
ein Programm tatsächlich eingesetzt wird. Dadurch kann in Erfahrung gebracht werden,
welche Funktionen besonders oft oder besonders selten benutzt werden und wo oft Fehler6
in der Benutzung eines Programms auftreten. Mit dem Wissen, welche Funktionen oft
verwendet werden, kann man speziell diese Funktionen verbessern und vereinfachen, um
so eine Steigerung in der Usability zu erzielen, anstatt Features zu verbessern, die ohnehin
selten genutzt werden. Bei Funktionen die besonders selten eingesetzt werden, sollte man
sich fragen, warum das so ist: Möglicherweise handelt es sich um eine Spezialfunktion,
die einfach selten eingesetzt wird, anderseits könnte es sich um einen Hinweis darauf
handeln, dass die Benutzbarkeit nicht gut genug ist. Funktionen, bei denen oft Fehler
auftreten, sollte man ebenfalls genauer untersuchen. Auch hierbei handelt es sich meist
um einen Hinweis auf ungenügende Usability.
Ein Aspekt, der beim Logging nicht vergessen werden darf, ist der Datenschutz. Das
Einverständis der Nutzer sollte auf jeden Fall zur Erhebung der Daten eingeholt werden.
Dazu ist es wichtig, den Benutzern zu vermitteln, dass nur statistische Informationen
erhoben werden, nicht die tatsächlich eingegeben Daten selbst.
Zusätzlich zum statistischen Logging gibt es noch die Möglichkeit einzelne Benutzungen
eines Programms komplett aufzuzeichnen und dann zur Analyse wiederzugeben. Zu
beachten ist, dass hier der Datenschutz um vieles wichtiger ist, da alle Daten aufgezeichnet
werden. Es wird empfohlen bei solchen Aufzeichnung zusätzlich noch Interviews mit den
Benutzern zu führen, um auch zu erfahren, warum ein Benutzer etwas gemacht hat – aus
der Aufzeichnung selbst ist nämlich nur erkenntlich, was ein Benutzer gemacht hat.
User Feedback
User Feedback“ [41] bezeichnet die Rückmeldungen zu einem System, die Benutzer von
”
sich aus tätigen. Hierbei können wertvolle Informationen zu Programmen gesammelt
werden, die sich bereits im Einsatz befinden. Es gilt zwar zu beachten, dass diese
Rückmeldungen meist negativer Natur sind und nicht repräsentativ sein müssen, da vor
allem besonders unzufriedene Benutzer auf diesem Weg ihre Meinung äußern. Dennoch
kann es sich bei User Feedback um wichtigen Input für neue Versionen eines Programms
6
Gemeint ist hier nicht ein Fehler, der ein Programm zum Absturz oder zu fehlerhaftem Verhalten
führt, sondern Fehler durch falsche Eingaben durch den Benutzer – beispielsweise ein Datum in einem
falschen Format.
26
3 Usabilty Engineering
handeln. Grundsätzlich muss kein Aufwand betrieben werden, um dieses Feedback zu
erhalten, da es Benutzer von sich aus äußern. Es empfiehlt sich jedoch, es dem Benutzer
so einfach wie möglich zu machen, seine Meinung an den Hersteller zu übermitteln,
beispielsweise durch die Angabe einer E-Mail-Adresse für Feedback im Programm. Vor
allem Wissensdatenbanken im Internet bieten oft eine Möglichkeit, direkt bei dem
jeweiligen Artikel Feedback zu geben.7 Eine andere Möglichkeit dieses Feedback zu
sammeln ist das Einrichten von Foren im Internet. Ein zusätzlicher Vorteil von Foren
ist, dass oft Diksussionen zwischen Nutzern entstehen, die zu weiterem Feedback und
zu neuen Ideen führen können und das sich Benutzer auch gegenseitig weiterhelfen
können. Um den Benutzer zu zeigen, dass sein Feedback wertgeschätzt wird, sollte er
eine entsprechende Antwort erhalten bzw. ein Forum entsprechend moderiert werden.
3.3.4 Usability Inspections
Inspektionen sind Methoden, die ohne echte“ Benutzer auskommen. Stattdessen versu”
chen Usability-Tester – bevorzugt solche Personen, die besonders gut in Usability geschult
sind – mit Hilfe von unterschiedlichen Techniken vorauszusagen, wie Benutzer mit einem
Interface umgehen werden. Auf diese Weise sollen Probleme erkannt werden, ohne dass
ein Programm mit tatsächlichen Benutzern getestet wird.
Heuristic Evaluation
Bei der Heuristic Evalution“ werden Usability-Prinzipien – die Heuristiken“ – einge”
”
setzt, um Mängel in der Benutzbarkeit eines Systems festzustellen. Ein Usability-Tester
benutzt die Liste der Heuristiken, die zehn Punkte umfasst, um in einem User Interface
Verletztungen gegen diese Regeln aufzuspüren, die zu Problemen bei der Benutzbarkeit
führen können. [40]
Ursprünglich entwickelten Nielsen und Molich im Jahr 1990 neun Heuristiken. [37]
Nach einer Studie anhand von 249 Usability-Problemen [39] erweiterte und verfeinerte
Nielsen 1994 diese zu den folgenden zehn Usability-Heuristiken: [40]
• Visibility of system status: Das System soll dem Benutzer immer anzeigen, in
welchen Zustand es sich befindet, indem es entsprechendes Feedback liefert.
• Match between system and the real world: Das System soll die Sprache
des Benutzers sprechen, anstelle von systemorientierten Fachbegriffen. Durch das
7
Auf den Webpages der Onlinehilfe zu Microsoft Office [36] sind zum Beispiel am Ende von jedem
Artikel Buttons sowie ein Textfeld, um zu bewerten, ob ein Artikel hilfreich war.
27
3 Usabilty Engineering
Befolgen von Konventionen aus der echten Welt werden Informationen in einer
natürlichen und logischen Ordnung zugänglich.
• User control and freedom: Benutzer verwenden oft unabsichtlich eine falsche
Funktion und benötigen dann eine Möglichkeit, wieder in den ursprünglichen
Zustand zurückzukehren. Funktionen zum Rückgängigmachen und Wiederherstellen
von Eingaben ( Undo“ und Redo“) sollen bereitgestellt werden.
”
”
• Consistency and standards: Benutzer sollen nicht darüber nachdenken müssen,
ob verschieden Worte, Situationen oder Aktionen die selben Sachen meinen. Konventionen der jeweiligen Plattform sollen befolgt werden.
• Error prevention: Noch besser als gute Fehlermeldungen ist ein gut durchdachtes
Design, dass Fehlern von vornherein vorbeugt.
• Recognition rather than recall: Objekte, Aktionen und Optionen sollen für den
Benutzer sichtbar sein. Der Benutzer soll sich nicht von einem Teil eines Dialogs
zu einem anderen Informationen merken müssen. Anleitungen zur Benutzung des
Systems sollen sichtbar oder leicht zugänglich sein.
• Flexibility and efficiency of use: Systeme sollen Beschleuniger beinhalten, die
erfahrenen Benutzern eine höhere Effizienz bieten, aber für unerfahrene Benutzer
unsichtbar bleiben. Auf diese Weise ist ein System sowohl für Experten, als auch
für Neulinge gut benutzbar.
• Aesthetic and minimalist design: Dialoge sollen keine Informationen beinhalten, die irrelevant sind oder nur sehr selten gebraucht werden. Jede zusätzliche
Einheit an Information zieht einen Anteil der Aufmerksamkeit auf sich und verringert somit den relativen Anteil der Aufmerksamkeit für relevante Information.
• Help users recognize, diagnose, and recover from errors: Fehlermeldungen
sollen in Klartext geschrieben sein, das Problem genau beschreiben und eine Lösung
zur Behebung vorschlagen.
• Help and documentation: Auch wenn ein System ohne Dokumentation bedienbar sein soll, ist es manchmal nötig, eine Hilfestellung anzubieten. Diese soll dann
sowohl möglichst einfach zu durchsuchen, als auch auf die Tätigkeit des Benutzers
fokussiert sein, und die durchzuführenden Schritte auflisten ohne zu lange zu sein.
28
3 Usabilty Engineering
In einer Untersuchung [52] hat sich herausgestellt, dass einzelne Tester bei der Anwendung der Heuristiken nur einen geringen Teil der enthaltenen Usability-Probleme finden8 ,
aber auch, dass unterschiedliche Tester unterschiedliche Fehler finden. Durch den Einsatz
von mehreren Testern ist es möglich, mit einem immer noch relativ geringen Aufwand
einen Großteil der enthaltenen Probleme zu identifizieren. Es wir empfohlen, drei bis
fünf Tester einzusetzen, um das beste Verhältnis zwischen Aufwand und Fehlerfindung
zu erreichen. Beim Einsatz mehrerer Tester ist zu beachten, dass diese ihre Arbeit unabhängig voneinander durchführen und erst die Ergebnisse am Ende verglichen werden,
damit es zu keinen Beeinflussungen in der Beurteilung kommen kann.
Bessere Ergebnisse werden erzielt, wenn die Evaluationen von Usability-Experten
durchgeführt werden. Handelt es sich hierbei um so genannte Double Experts“ – also
”
Personen, die auch Hintergrundwissen über die spezielle Domäne des Programms haben
– so kann die Fehlerfindungsrate noch weiter verbessert werden. Kann man bei einer
Evaluierung auf Double Experts zurückgreifen, dann ist eine Anzahl von zwei bis drei
Testern ausreichend. [38]
Die Vorteile dieser Technik sind, dass sie bereits in sehr frühen Stadien – auch anhand
von Papierprototypen – durchgeführt werden kann, und dass sie leicht anzuwenden
und sehr kostengünstig ist. Der Output einer Heuristic Evaluation ist eine Liste mit
potentiellen Usability-Problemen, aufgeschlüsselt nach den zugehörigen Heuristiken. Als
Nachteil gilt, dass zwar viele Usability-Probleme aufgezeigt werden, meist jedoch ohne
einen Vorschlag, wie das Problem beseitigt werden könnte.
Eine Heuristic Evaluation lässt sich natürlich auch mit anderen Heuristiken durchführen.
Teilweise werden auch sehr lange Listen an Punkten noch als Heuristic Evaluation
bezeichnet, obwohl es sich dabei dann eher um Guideline Inspections 9 handelt.
Cognitive Walkthrough
Cognitive Walkthrough“ [88] ist eine Technik, bei der ein oder mehrere Experten versuchen,
”
das mögliche Verhalten eines Benutzers vorauszusehen, um auf diese Weise Probleme in
der Benutzbarkeit eines Systems ausfindig zu machen. Der Fokus liegt dabei auf der Frage,
ob ein System leicht zu erlernen ist, vor allem mittels Lernen durch Ausprobieren, ohne
dass vorher ein Training erfolgt ist. Es soll herausgefunden werden, ob die jeweiligen Ziele
und das Wissen eines Benutzers dazu führen, dass er eine korrekte Aktion durchführt,
8
9
Abhängig von der Erfahrung der Tester, aber auch abhängig vom zu testenden Programm, werden 20
bis 50% der enthaltenen Probleme von einzelnen Bewertern gefunden.
Guideline Inspections werden im Detail unter Guideline Inspection auf Seite 34 beschrieben.
29
3 Usabilty Engineering
um seinem Ziel näher zu kommen.
Ein Cognitive Walkthrough wird ausgehend von einer detaillierten Beschreibung eines User Interfaces gemacht, die beispielsweise als Papierprototyp oder als DesignDokument vorliegen. Neben der detaillierten Beschreibung des User Interface, müssen
zur Durchführung eines Cognitive Walkthroughs folgende Informationen vorhanden sein:
• Die Aufgabe, die ein Benutzer mit dem System erfüllen soll.
• Aufbau und Zusammensetzung der Zielgruppe des Systems.
• Der Nutzungskontext, in dem das System eingesetzt wird.
• Die Abfolge der Aktionen, die ein Benutzer durchführen muss, um seine Aufgabe
erfolgreich durchführen zu können.
Mit Hilfe dieser Informationen simuliert dann ein Tester einen Benutzer, indem er sich
vorstellt, wie dieser Benutzer das System verwendet. Dabei bildet der Tester möglichst
realistische User Stories“, also Geschichten, wie ein Benutzer mit dem Programm
”
interagiert. Diese können erfolgreich ( Success Stories“) oder fehlerhaft ( Failure Stories“)
”
”
verlaufen, wobei der Tester immer beschreibt, warum ein Benutzer eine Funktion auswählt.
Hierzu überlegt sich der Tester folgende Aspekte:
1. Versucht der Benutzer, den richtigen Effekt zu erreichen?
2. Erkennt der Benutzer, dass die benötigte Aktion verfügbar ist?
3. Erkennt der Benutzer, dass die benötigte Aktion den richtigen Effekt bewirkt?
4. Erkennt der Benutzer, dass er Fortschritte zur Erfüllung seiner Aufgabe macht,
nachdem er die benötigte Aktion durchgeführt hat?
Cognitive Walkthroughs lassen sich sowohl alleine, als auch in Gruppe durchführen. Die
Gruppen können dabei aus Programmierern, User Interface Designern, Vertriebspersonal
oder auch Autoren von Gebrauchsanleitungen bestehen. Jeder Teilnehmer übernimmt
dann eine andere Rolle, wie beispielsweise Moderator oder Schreiber, sowie unterschiedliche Expertenrollen mit speziellem Wissen über den potentiellen Markt, die Bedürfnisse
der Benutzer und dergleichen.
Wenn es sich bei den Testern um Usability-Experten handelt, werden laut einer Studie
von Lewis et al. [25] weitaus bessere Ergebnisse erzielt, als es der Fall wäre wenn keine
Experten zur Verfügung stünden.
30
3 Usabilty Engineering
Der Vorteil des Cognitive Walkthrough ist, dass dieser sehr früh im Entwicklungsstadium
eines Systems durchgeführt wird, da eine Beschreibung des Benutzer-Interface ausreicht,
um die Evaluierung realisieren zu können. Außerdem kann er billig durchgeführt werden
und ergibt meist konkrete Vorschläge zur Verbesserung eines Interface.
Nachteilig ist, dass hauptsächlich der Aspekt der leichten Erlernbarkeit getestet wird.
Andere Faktoren der Usability, wie Effizienz, Merkbarkeit, Umgang mit Fehlern, sowie
Zufriedenheit der Benutzer werden nicht explizit untersucht. Ebenso wenig wird überprüft,
wie konsistent das Programm ist.10 Die anspruchsvolle Vorbereitung eines Cognitive
Walkthrough und der empfohlene Einsatz von Experten machen diese Methode relativ
aufwändig.
Pluralistic Walkthrough
Beim Pluralistic Walkthrough“ ([2] und [3]) wird – wie auch beim Cognitive Walkthrough
”
– die Benutzbarkeit eines Programms mittels Durchdenken der Arbeitsabläufe ermittelt.
Durchgeführt wird er in einer Gruppe, die sich immer aus Entwicklern des Systems,
repräsentativen Nutzern und Usability-Experten, von denen einer als Moderator fungiert,
zusammensetzt. Der Ablauf sieht folgendermaßen aus: Es wird ein Szenario erklärt, in
dem sich ein Benutzer befindet, sowie eine Aufgabe, die dieser Benutzer erfüllen soll.
Alle Teilnehmer erhalten einen Screenshot, der den aktuellen Zustand des Systems zeigt
und versetzen sich anschließend in die Rolle des Benutzers. Jeder schreibt so detailliert
wie möglich auf, welchen Schritt er als nächstes macht, um seine Aufgabe zu erfüllen.
Zu allererst beschreibt der Moderator die richtige“ Lösung, dann sind die Benutzer an
”
der Reihe, ihre Lösung zu präsentieren. Weichen die richtige Lösung und die Lösungen
der Benutzer voneinander ab, so entsteht meist eine Diskussion, um die Gründe für die
Abweichungen zu erfahren. Der Moderator muss in dieser Diskussion darauf achten, dass
die Benutzer ihre Meinung frei äußern können und stellt die Schnittstelle zwischen diesen
und den Entwicklern dar. Sobald ein Screenshot durchgearbeitet ist, wird mit jenem
Screenshot weitergemacht, der den Zustand des Systems nach der simulierten Aktion
zeigt.
Pluralistic Walkthroughs lassen sich bereits sehr früh im Entwicklungsstadium einsetzen
und ermöglichen so einen schnellen Zyklus von Testen und Re-Design. Oft werden sogar
während einer Evaluierung von Entwicklern, Usability-Experten und Benutzern neue
Prototypen entworfen. Ein positiver Effekt, der dadurch entsteht ist, dass Usability10
Ein System wird dann als konsistent bezeichnet, wenn beispielsweise Begriffe im System einheitlich
verwendet werden und Dialoge durchgängig gestaltet sind.
31
3 Usabilty Engineering
Experten und Entwickler zusammenarbeiten anstatt gegeneinander“.11 Dadurch, dass
”
die Entwickler sehen, wie Benutzer das von ihnen erstellte Programm benutzen, können
sie mehr Verständnis dafür entwickeln, wie mit einem User Interface umgegangen wird.
Nachteilig ist, dass jeder Durchgang immer solange dauert, bis auch der langsamste
Teilnehmer seine Lösung gefunden hat. Eine weitere Einschränkung ist, dass niemals
alle Aktionen eines Programms simuliert werden können, da dies zu aufwändig wäre. Da
es meist für einen gewünschten Schritt mehrere korrekte Lösungen gibt, müssen nach
jedem Schritt alle Teilnehmer wieder auf den gleichen Pfad zurückkehren, um gemeinsam
weiterarbeiten zu können.
Formal Usability Inspection
Formal Usability Inspection“ [20] ist eine Technik zur Inspektion die einem starken
”
Formalismus folgt. Durchgeführt wird die Evaluierung von einer Gruppe, die sich aus
Entwicklern und Usability-Experten zusammensetzt. Die Inspektion erfolgt in folgenden
sechs Schritten:
1. Die Planung wird meist vom Moderator und dem Inhaber“ des Produkts ge”
meinsam durchgeführt. Während der Moderator üblicherweise nicht Mitglied des
Projektteams sein soll, ist der Inhaber ein Mitglied des Design-Teams, das sich
gut mit dem Produkt auskennt und die Verantwortung für den Test übernimmt.
Als erstes wird das Ziel festgelegt, das durch die Evaluierung erreicht werden soll.
Anschließend werden die Teammitglieder ausgewählt und Rollen verteilt: Neben
dem bereits erwähnten Moderator und Inhaber wird noch ein Schreiber benötigt,
die restlichen Teammitglieder fungieren als Inspektoren, von denen zwischen drei
und fünf gebraucht werden.
Des Weiters werden in der Vorbereitung ein Zeitplan sowie Instruktionen für die
Inspektion erstellt. Diese beinhalten Benutzerprofile von der erwarteten Zielgruppe,
Szenarien, in denen ein Benutzer das Programm verwendet, Aufgaben, welche die
Inspektoren mit dem Programm erfüllen sollen, sowie Methoden, die während der
Evaluierung angewandt werden sollen.
2. Beim Kick-Off Meeting trifft sich das Team zum ersten Mal. Moderator und
Inhaber erklären den Teilnehmern die Instruktionen, den Zeitplan, sowie das weitere
11
Da es die Aufgabe von Usability-Experten ist, ein User Interface zu verbessern, können Entwickler
dies oft als Kritik an ihrer Arbeit verstehen, was zu einem schlechten Klima zwischen den beiden
Gruppen führen kann.
32
3 Usabilty Engineering
Vorgehen. Ebenso werden die Aufgaben erklärt, die während der Evaluierung mit
dem System durchgeführt werden sollen.
3. Während der Vorbereitung führt jeder Teilnehmer eine Evaluierung des zu testenden Programms durch, so wie es im Kick-Off Meeting besprochen wurde. Wann
immer ein Inspektor bei der Durchführung einer Aufgabe unsicher oder verwirrt
ist, schreibt er dies als ein Usability-Problem auf. Jedes Problem soll nachvollziehbar beschrieben werden, also unter welchen Umständen und in welchem Teil des
Testobjekts es zu dem Problem gekommen ist. Nach Möglichkeit sollte auch ein
Lösungsvorschlag notiert werden.
4. In einer Sitzung treffen sich dann alle Mitglieder des Inspektion-Teams, nachdem
sich jeder alleine vorbereitet hat. Der Moderator geht dann die Aufgaben, die die
Tester zu erfüllen hatten, Schritt für Schritt durch und aufgetretene Probleme
werden besprochen und diskutiert. Oftmals kommen während dieses Vorgangs
Inspektoren darauf, dass sie eine gestellte Aufgabe falsch erfüllt haben. Diese wird
dann ebenfalls als Usability-Problem notiert. Lösungsvorschläge werden üblicherweise nicht diskutiert, da sich die Sitzungen sonst zu sehr in die Länge ziehen.
5. Während der Nachbearbeitung wird versucht, alle erhobenen Fehler auszubessern,
wenn diese tatsächlich eine entsprechende Auswirkung auf die Benutzbarkeit eines
Systems haben. Ist die Entwicklung schon weit fortgeschritten und würde eine
Änderung im Design daher große Auswirkungen haben, so wird der Defekt an die für
das Projekt verantwortliche Person weitergeleitet, sodass diese über eine Änderung
entscheiden kann. Oft werden die Inspektoren zu weiteren Treffen herangezogen, in
denen dann mögliche Lösungen für gefundene Probleme erarbeitet werden sollen.
6. In der Phase Follow up erstellt der Moderator eine Zusammenfassung der Evaluierung. Dabei sind besonders die Effizienz, also wie viele Fehler pro investierter
Zeiteinheit gefunden wurden, sowie die Effektivität, also wie viele gefundene Fehler
zu Verbesserungen am Produkt beigetragen haben, interessant. Diese Daten werden
dann allen Teilnehmer und dem Projektmanagement bereit gestellt.
Die gemeinsame Auswertung der einzeln erfassten Probleme bietet eine Reihe von
Vorteilen: Beim gemeinsamen Auswerten der Ergebnisse werden oft zusätzliche Probleme
entdeckt, außerdem können Usability-Experten voneinander lernen und Entwickler erfahren eine neue Sichtweise auf Benutzer-Interfaces, die ihnen helfen kann, in Zukunft
bessere Benutzerschnittstellen zu planen.
33
3 Usabilty Engineering
Eine Formal Usability Inspection kann ebenfalls bereits sehr früh im Software
Engineering Lifecycle durchgeführt werden, da die Evaluierung anhand von Screenshots, Prototypen oder textueller Beschreibung erfolgen kann. Output der Methode ist
eine Liste an Problemen, sowie die bereits umgesetzten Lösungen, was zu einem besser
benutzbaren Produkt führt.
Guideline Inspection
Guidelines“ sind Richtlinien, deren Einhaltung garantieren soll, dass ein Produkt be”
stimmte Merkmale aufweist. Je nach Inhalt der Richtlinie können so verschiedene Aspekte
eines Systems überprüft werden. Im Gegensatz zu Heuristiken, die eher eine Orientierung darstellen und Platz für Interpretationen bieten, sind einzelne Guidelines strikte
Merkmale, die in einem untersuchten System zutreffen oder nicht. Guideline-Dokumente
können bis zu 1,000 Richtlinien umfassen, was die Anwendung sehr schwer und aufwendig
macht. [29] Typische Inhalte von Guidelines sind:
Eine Consistency Inspection [91] untersucht, ob ein Programm konsistent ist. Hierbei geht es jedoch nicht primär darum, ob das Programm in sich selbst konsistent ist,
sondern im Bezug auf andere Programme derselben Produktfamilie. Ziel ist es, sicherzustellen, dass mehrere Produkte derselben Firma das gleiche Benutzererlebnis bieten,
also dass die gleiche Nomenklatur und die gleichen Symbole für die gleichen Funktionen
verwendet werden, sodass ein Benutzer eines Programms das Verhalten eines anderen
Programms voraussehen kann, ohne überrascht zu werden. Oft kann es auch sinnvoll
sein, konsistent mit Produkten anderer Firmen zu sein, um – falls es sich um ein Konkurrenzprodukt handelt – den Umstieg oder das parallele arbeiten zu erleichtern, für
den Fall, dass es sich um Programme handelt, die sich ergänzen. Consistency Inspections
können allein oder in einer Gruppe durchgeführt werden, wobei die besten Ergebnisse
mit Experten erzielt werden, die bereits Erfahrung mit den zu vergleichenden Produkten
haben. Oft werden auch Consistency Inspections durchgeführt, bevor ein User Interface
entwickelt wird, um zu sehen, wie andere Produkte Funktionen umsetzen, um diese dann
konsistent planen zu können.
Die Standard Inspection [91] verläuft analog zur Consistency Inspection, nur dass
hier nicht die Konsistenz zu einem anderen Produkt untersucht wird, sondern die Übereinstimmung mit einem Standard. Dabei kann es sich um Standards handeln, die vorgeschrieben sind – zum Beispiel durch gesetzliche Regelungen oder durch den Auftraggeber
– oder Standards, die eine hohe Usability versprechen. Auch hier sind die Ergebnisse
dann am besten, wenn Experten die Inspektion durchführen, die besonders mit den
34
3 Usabilty Engineering
entsprechenden Standards vertraut sind.
Bei der Feature Inspection [29] liegt der Fokus auf den Funktionen eines Systems.
Es soll festgestellt werden, ob die verfügbaren Funktionen tatsächlich den Bedürfnissen
der Benutzer entsprechen. Es wird also nicht nur die Usability einer Benutzeroberfläche
überprüft, sondern die Usability des dahinterliegenden Features und wie es einen Benutzer
unterstützen, seine Aufgaben zu erfüllen.
3.3.5 Discount Usability Engineering
Discount Usability Engineering“ nach Nielsen [41] bezeichnet einen Ansatz, der sich
”
zum Ziel macht, nicht alle Usability-Probleme eines Systems durch Einsatz der besten
Methode des Usability Engineerings finden zu wollen, sondern möglichst viele Probleme
mit möglichst geringem Aufwand. Er geht dabei davon aus, dass, wenn die Ansprüche an
Usability-Methoden zu hoch gesetzt werden, diese meist gar nicht durchgeführt werden
und folgert daraus, dass es besser ist, unter der Berücksichtigung von Einschränkungen
wie Zeit und Geld ein Maximum an Usability zu erreichen. Er empfiehlt daher ein
iteratives Vorgehen, mit kleinen Tests, die aber, nach Umsetzung eines neuen Designs,
wiederholt werden können.
Discount Usability Engineering basiert hauptsächlich auf Usability-Tests und Heuristic
Evaluation. Die Usability-Tests werden dabei so weit wie möglich vereinfacht: Die Tests
werden anhand von klar abgesteckten Szenarien mit Hilfe von Szenario-Prototypen
abgehalten, die dann vom Umfang auf die jeweilige Situation reduziert sein können.
Dadurch wird der Aufwand zur Erstellung von Prototypen reduziert und es wird ein
schneller Zyklus zwischen Testen und neuen Entwürfen ermöglicht. Des Weiteren wird
auf Videoaufzeichnungen der Tests verzichtet, deren Auswertung mit hohem Aufwand
verbunden ist. Stattdessen geschieht die Analyse der Tests anhand der schriftlichen
Aufzeichnungen, die der Testleiter während des Tests vornimmt. Ebenso müssen die
Tests nicht von Usability-Experten geleitet werden, sondern können von Mitgliedern des
Projektteams durchgeführt werden. Laut Nielsen [45] wird ein Test mit fünf Benutzern
als ausreichend erachtet, da mit dieser Anzahl 85% der Usability-Probleme gefunden
werden können.12
Heuristic Evaluation wurde speziell für den Zweck des Discount Usability Engineering
12
Nielsen erwähnt auch, dass es immer besser ist, mit einem Benutzer zu Testen, als mit keinem.
Wichtig ist vor allem, dass Tests stattfinden. Einige Autoren wie Krug [24] gehen sogar noch einen
Schritt weiter, indem sie empfehlen, irgendwelche Benutzer zu testen, anstelle von Benutzern die der
Zielgruppe entsprechen, wenn dies bedeutet, dass dann mehr Tests durchgeführt werden können.
35
3 Usabilty Engineering
entwickelt und wird daher nicht weiter vereinfacht.
3.3.6 Automatisierung
Um die Usability eines Produktes schneller und ressourcenschonender ermitteln zu können,
ist das Interesse groß, automatisierte Evaluierungen einzusetzen. Die Vorteile, die man
sich davon verspricht sind Reduktion der Kosten, höhere Konsistenz der entdeckten Fehler,
bessere Planbarkeit, geringere Abhängigkeit von Experten, sowie bessere Integration der
Evaluation in den Design-Prozess. Automatisierung soll dabei als sinnvolle Ergänzung zu
bestehenden Methoden gesehen werden. Als Ersatz kann sie schon allein deswegen nicht
dienen, da Aspekte wie Geschmack oder Zufriedenheit von Benutzern nicht automatisch
gemessen werden können. [18]
Leider sind die Fähigkeiten der Werkzeuge zur Automatisierung stark begrenzt: Große
Unterstützung bieten sie, wenn es darum geht, Daten aufzuzeichnen, beispielsweise durch
das Festhalten der Interaktion zwischen Mensch und Computer mit einem Screen Capture
Tool während eines Usability-Tests. Ebenso ermöglichen sie die statistische Auswertung
von Daten, um etwa herauszufinden, in welche Eingabefelder einer Applikation am
öftesten fehlerhafte Daten eingegeben werden. In diesen Fällen bieten sie Testern eine
gute und wichtige Unterstützung in ihrer Arbeit. Ebenfalls lässt sich die Einhaltung
mancher Standards automatisch überprüfen, sofern diese quantitativ messbar sind. Ebenso
kann die Größe von Elementen auf dem Bildschirm oder die Konsistenz innerhalb eines
Programms geprüft werden.[18]
So kann Automatisierung zwar eine Unterstützung für viele Techniken der Usability
bieten, eine Evaluierung durch den Einsatz von Tools alleine ist aber – zum heutigen
Zeitpunkt – nicht denkbar.
3.3.7 Vergleich und Schlussfolgerung
Wie der vorhergehende Abschnitt zeigt, gibt es eine große Anzahl an Methoden, um
die Usability eines Systems zu bestimmen. Diese Methoden unterscheiden sich teilweise
erheblich im Aufwand, der betrieben werden muss, in den Zielen die sie erreichen und
auch in den Ergebnissen die sie liefern. Abhängig vom Fortschritt des Projekts und von
der Art des zu entwickelnden Systems sind verschiedene Methoden besser geeignet als
andere.
36
3 Usabilty Engineering
Fehlerklassifizierung
Möchte man verschiedene Methoden vergleichen, so ist nicht nur wichtig, wie viele Fehler
mit einer bestimmten Methode gefunden werden können, sondern auch, wie schwerwiegend
diese sind. Hierzu gibt es das so genannte Severity Rating“, das die schwere eines Fehlers
”
angibt.13 Die Severity setzt sich aus drei Faktoren zusammen: [40]
• Die Häufigkeit, in der das Problem auftritt: Ist es selten oder oft?
• Die Auswirkungen die das Problem hat: Kann ein Benutzer nachher ohne großen
Aufwand weiterarbeiten?
• Die Beständigkeit des Problems: Handelt es sich um ein Problem, auf das der
Benutzer immer wieder treffen wird, oder kann der Benutzer dem Problem ausweichen?
Je nach Ausprägung der einzelnen Faktoren wird eine von fünf Stufen vergeben, beginnend
mit kein Usability Problem“ bis zu Usability Katastrophe“. Durch die Einteilung von
”
”
gefundenen Fehlern nach ihrer Severity kann man die Methoden nicht nur nach Quantität
der gefundenen Fehler, sondern auch nach ihrer Qualität vergleichen. Es kann oft wichtiger
für die Benutzbarkeit eines Produkts sein, einen schweren Fehler zu finden und zu beheben,
als viele kleine.
Überblick über die Methoden
Es folgt eine Überblick über die bereits vorgestellten Methoden und die Fehler, die sich
damit finden lassen. Die Tabelle 3.1 auf Seite 41 fasst alle Vor- und Nachteile nochmals
zusammen.
• Usability-Tests finden einen großen Teil der Fehler in einem Benutzer-Interface,
vor allem solche, die eine hohe Severity haben. Fehler mit geringer Schwere werden
dagegen eher weniger gefunden. Sie bieten außerdem die Möglichkeit, zu messen,
wie viele Benutzer einen Task erfolgreich beenden können, wie viele dies ohne Fehler
können und wie viel Zeit dafür benötigt wird.
Usability-Tests sind jedoch die teuerste Form des Usability Engineering, da die
Beschaffung von Testnutzern, das Abhalten der Tests selbst und deren Auswertungen
viel Zeit verbrauchen. Zur Überprüfung der Konsistenz eines Programms mit sich
selbst ist diese Technik ebenfalls ungeeignet. [19]
13
Severity, englisch für Ernsthaftigkeit, Gewicht.
37
3 Usabilty Engineering
• Die Ergebnisse von den benutzerinvolvierenden Usability-Methoden Observation, Befragungen und Interviews, Fokus Gruppen, Logfile Auswertungen und
User Feedback lassen sich schlecht mit Usability-Tests oder Inspections vergleichen,
da sie andere Ziele verfolgen. Im Gegensatz zu Tests und Inspections werden hier
meist fertige Produkte getestet, um Informationen für neue Produkte zu sammeln.
Ein Vergleich untereinander ist ebenso wenig zielführend, da alle Methoden gute
Ergebnisse liefern, der jeweilige Einsatz aber von konkreten Mitteln und Zielen
abhängt.
• Heuristic Evaluation findet die meisten Fehler von allen Methoden, wobei nicht
nur die Anzahl der leichten und mittelschweren Probleme hoch ist, sondern auch
viele schwere Fehler gefunden werden.
Die Methode funktioniert aber nur dann so gut, wenn Usability-Experten in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Sind die Experten leicht verfügbar, bildet
diese Methode die beste Fehlerfindung zu den günstigsten Kosten. [19]
• Cognitive Walkthrough helfen dabei, die Ziele und Annahmen von Benutzern
zu verstehen und auf diese Weise Probleme in der Usability aufzuspüren.
Leider werden generelle und wiederkehrende Probleme mit der Methode nicht
besonders gut erfasst. Außerdem ist die Methode sehr aufwendig in der Vorbereitung
und mühsam in der Durchführung. [29]
• Beim Pluralistic Walkthrough arbeiten Benutzer, Entwickler und UsabilityExperten zusammen. Dadurch können die Teilnehmer voneinander lernen und
mehr Verständnis füreinander aufbringen. Oft werden nicht nur Probleme gefunden,
sondern auch Lösungen dazu.
Ein Pluralistic Walkthrough ist jedoch aufwendig, da viele Teilnehmer für eine
Sitzung gebraucht werden und die Sitzungen sehr lange dauern können. Außerdem lassen sich in den Sitzungen nur Bruchteile eines Programms simulieren und
testen. [3]
• Formal Usability Inspection hat den Vorteil, vergleichbare Zahlen zu liefern,
anhand derer sich unterschiedliche Projekte gegenüberstellen lassen, was Effizienz
und Effektivität der Inspektionen betrifft. Durch den starken Formalismus eignet
sich diese Methode besonders gut für die Teilnahme mit Personen, die wenig
Erfahrung mit Usability haben.
38
3 Usabilty Engineering
Auch hier ist durch die große Anzahl an Teilnehmern und die lange Vorbereitung
der Aufwand sehr groß. [20]
• Discount Usability Engineering umfasst Heuristic Evaluation, sowie eine stark
reduzierte Version der Usability-Tests. Sinn ist es, Usability-Methoden so günstig
realisieren zu können, dass diese auch wirklich in Projekten umgesetzt werden. Vor
allem wenn diese Methoden iterativ eingesetzt werden, können sehr gute Ergebnisse
zu gleichzeitig geringen Kosten erzielt werden. [41]
• Inspektionen anhand von Guidelines bieten den Vorteil, dass sie wiederkehrende
und generelle Probleme gut aufdecken können, sofern diese in den Richtlinien
berücksichtigt werden. Der Einsatz von Guidelines ermöglicht es, sich auf bestimmte
Aspekte zu konzentrieren. Außerdem lassen sie sich auch weniger geschultem
Personal gut einsetzen.
Guidelines können jedoch nicht alle Probleme in der Benutzbarkeit aufdecken, viele
schwere Probleme werden gar nicht entdeckt. Je größer die Anzahl an anzuwendenden Richtlinien ist, desto aufwendiger und unübersichtlicher wird der Vorgang.
[29]
Fazit
Wie die Zusammenfassung zeigt, sind es vor allem Usability-Tests und Heuristic Evaluation, die die besten Ergebnisse liefern, durch den Einsatz von Discount Usability
Engineering geschieht dies außerdem zu den geringsten Kosten.
Dennoch haben auch die anderen Methoden ihre Berechtigung: Walkthroughs und
Inspections ermöglichen es beispielsweise, Mitglieder der Projektleitung oder Entwicklern
des Systems, am Prozess der Evaluierung teilzunehmen zu lassen, sodass diese aus erster
Hand Probleme erfahren. Dies kann die Position und das Verständnis für Usability
innerhalb eines Projektteams oder Unternehmens deutlich stärken. Gemäß Seeing
”
is believing“ [3] kann auf diese Weise die Bedeutung von Usability Engineering am
einfachsten und eindrucksvollsten vermittelt werden.
Guidelines wiederum ermöglichen es, sicherzustellen, dass bestimmte Aspekte eines
Benutzer-Interface ordnungsgemäß umgesetzt sind, beispielsweise hinsichtlich der Konsistenz oder Kompatibilität gegenüber Standards und Richtlinien. Der Einsatz von
Guidelines kann – abhängig von ihrer Qualität – sehr effizient sein und ist nicht von
Experten abhängig.
39
3 Usabilty Engineering
Welche Methode zur Evaluierung eines User Interface gewählt werden sollte hängt im
Endeffekt von den Zielen ab, die das Usability Engineering erreichen soll, sowie von den
zur Verfügung stehenden Ressourcen.
Auf Testen mit Benutzern sollte übrigens niemals ganz verzichtet werden, da – so
viele Probleme man mit alternativen Methoden auch finden mag – manche Aspekte
nur in Zusammenarbeit mit Benutzern ermittelt werden können. Dazu zählen vor allem
die Akzeptanz eines Systems, die Präferenzen von Benutzern, sowie der Vergleich mit
Programmen von Mitbewerbern. [29]
40
Automatische Erhebung und Auswertung,
welche Funktionen oft benutzt werden
Feedback, das Benutzer von sich aus geben, wird gesammelt und ausgewertet
2-5 Experten beurteilen das Produkt nach
vorgegebenen Heuristiken
Experten versuchen Ziele und Annahmen
von Nutzern zu verstehen
Experten, Benutzer und Entwickler evaluieren zusammen ein User Interface; jeder
beschreibt einzeln, wie er eine Aufgabe
im Programm erfüllen würde
Experten evaluieren einzeln nach einem
vorgegebenen Formalismus ein User Interface, die Ergebnisse werden in Gruppe
verglichen
User Interface wird anhand einer Richtlinie evaluiert
Logfile
Auswertung
User Feedback
Heuristic
Evaluation
Cognitive
Walkthrough
Pluralistic
Walkthrough
Guideline
Inspection
Formal Usability
Inspection
Experten lernen durch Vergleich der
Ergebnisse; Effizienz und Effektivität
von Evaluierungen aufgrund der Daten vergleichbar
wiederkehrende und generelle Probleme können aufgedeckt werden; Konzentration auf bestimmte Aspekte;
keine Experten benötigt; vergleichbare Ergebnisse
gute Ergebnisse; relativ kostengünstig
Ziele von Benutzern stehen im Mittelpunkt
ermöglicht vor allem Entwicklern gute Einblicke, wie mit einem User Interface umgegangen wird
hoher Automatisierungsgrad; gibt
Hinweise auf Problemstellen
kann wertvolle Hinweise auf Problemstellen geben
Bedürfnisse und Gefühle von Benutzern lassen sich erheben
Vorteile
liefert die besten Ergebnisse unter
allen Methoden, da echte Benutzer
eingesetzt werden; vor allem schwerwiegende Probleme werden entdeckt
Erkenntnis, wie tatsächlich mit Produkten gearbeitet wird
Stimmungsbild zu Produkten lässt
sich erheben
Tabelle 3.1: Überblick der Usability-Methoden
Meinungen werden in Gruppendiskussionen mit 6-9 Teilnehmern erhoben
Fokusgruppen
Befragungen
und Interviews
Observation
Beschreibung
echte Benutzer verwenden Programme in
einer Testumgebung; anhand ihrer Interaktion werden Probleme in der Bedienbarkeit festgestellt
Beobachtung von Benutzern in ihrer Arbeitsumgebung
Benutzermeinung wird durch Interviews
oder Fragebögen erhoben
Methode
Usability-Tests
nur in der Richtlinie berücksichtigte
Aspekte können gefunden werden; viele
schwere Probleme können nicht entdeckt
werden; Anwendung schwierig, wenn
Richtlinie zu groß
Aufwand wegen Anzahl der Teilnehmer
und langer Vorbereitung groß
aufwendig; Benutzer muss Programm
schon länger im Alltag einsetzen
nur bei schon länger im Einsatz befindlichen Programmen; Meinungen müssen
nicht tatsächliche Probleme widerspiegeln
aufwendig, da für repräsentatives Ergebnis hohe Teilnehmerzahl und mehrere
Gruppen evaluiert werden sollten
Datenschutz problematisch kann nur sehr
wenige Probleme identifizieren
Meinungen müssen nicht tatsächliche Probleme widerspiegeln; kann nur sehr wenige
Probleme identifizieren
abhängig von Verfügbarkeit von Usability
Experten
generelle und wiederkehrende Probleme
werden nicht gefunden; hoher Aufwand
aufwendig, wegen hoher Teilnehmerzahl
und langer Sitzungsdauern
Nachteile
sehr hoher Aufwand; nicht geeignet um
Konsistenz in Programmen zu testen
3 Usabilty Engineering
41
4 Usability im Internet
Dieses Kapitel beschreibt besondere Eigenschaften von Usability im Zusammenhang mit
dem Internet. Nach einer Erläuterung der wichtigsten Begriffe wird auf die Bedeutung
von Usability für Websites sowie auf spezielle Aspekte eingegangen.
4.1 Einleitung
Das Internet hat sich in den letzten Jahren zu einem der führenden Medien zur Informationsbereitstellung entwickelt und ist ein maßgeblicher Teil der Entwicklung zur
Informationsgesellschaft. Genutzt wird es von so gut wie allen Seiten: Unternehmen
präsentieren sich und ihre Produkte, Geschäfte werden angebahnt und abgewickelt,
Behörden informieren und bieten Services, Benutzer tauschen sich aus und informieren
sich.
Wie viele Benutzer in Österreich bereits online sind, zeigt ein Bericht von Statistik
Austria [66]: 55% aller befragten Personen zwischen 16 und 74 Jahren haben in den
letzten drei Monaten das Internet genutzt. 47% aller österreichischen Haushalte, in denen
mindestens eine Person in diesem Alter wohnt, verfügen über einen Internetzugang.
Ungefähr 50% dieser Haushalte haben eine Breitbandverbindung, der Rest wählt sich
per Analog-Modem oder ISDN über eine Telefonleitung ein. 58% der Internetnutzer
gaben in der Studie an, täglich online zu sein. Hauptnutzung des Internets ist die
Kommunikation per E-Mails (87%), gefolgt vom Suchen nach Informationen zu Waren
und Dienstleistungen (76%). 45% der Nutzer haben bereits E-Government-Angebote in
Anspruch genommen und 42% haben mindestens einmal in den letzten drei Monaten
Waren über das Internet eingekauft. Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie stark der
Stellenwert des noch jungen Mediums in so wenigen Jahren gestiegen ist.
International sehen die Statistiken ähnlich aus: In Deutschland nutzen derzeit fast 58%
der Erwachsenen das Internet [86], in den USA sind es sogar 68% der Bevölkerung [7].
Das Internet selbst besteht aus vielen unterschiedlichen Services, die technisch über
verschiedenste Protokolle abgewickelt werden: Die bekanntesten und am weitesten ver-
42
4 Usability im Internet
breiteten sind dabei das World Wide Web, um Websites zu betrachten, E-Mail, für
elektronische Post, oder auch FTP, um Dateien zu übertragen. Wird im Folgenden vom
Internet gesprochen, so bezieht sich dies vor allem auf das World Wide Web.
4.2 Begriffe
Rund um Internetsites gibt es eine Reihe von Begriffen, deren Abgrenzung nicht unbedingt immer klar ist. Um eine deutliche Trennung zwischen verschiedenen Teilen eines
Internetauftritts vornehmen zu können, werden in dieser Arbeit folgende Begriffe gemäß
der nebenstehenden Bedeutung verwendet:
• Website ist die Bezeichnung eines kompletten Internetauftritts. Sowohl die Einstiegsseite als auch alle Unterseiten sind die Bestandteile einer Website.
• Webpage ist eine einzelne Seite. Es kann sich hierbei beispielsweise um die
Einstiegsseite oder auch um eine beliebige Unterseite einer Website handeln.
Beispiel: http://www.example.com/Unterseite.html
• Homepage ist die Bezeichnung für die Einstiegsseite einer Website, die aufgerufen wird, wenn ein Benutzer die Website ohne Angabe einer Unterseite aufruft.
Beispiel: http://www.example.com
Die Homepage ist der übliche Einstiegspunkt zu einer Website.
4.3 Bedeutung von Web-Usability
Die Benutzbarkeit von einer Website ist unerlässlich dafür, dass sie ihren Zweck erfüllen
kann. Es folgen drei Beispiele, die zeigen, wie wichtig Usability für eine Website ist. So hat
Benutzbarkeit in diesem Bereich einen noch größeren Stellenwert, als bei traditionellen
Gütern und eine gute Website kann einem Unternehmen helfen, Kosten zu sparen.
Außerdem kann Usability einen entscheidenden Wettbewerbsvor- oder auch -nachteil
gegenüber anderen Websites darstellen.
4.3.1 Vor dem Kauf ist nach dem Kauf
Nielsen beschreibt in seinem Buch Designing Web Usability“ [44] den fundamentalen
”
Unterschied zwischen Usability im Internet und Usability von physischen Produkten oder
auch von Software: In der realen“ Welt wird Benutzbarkeit erst relevant, wenn ein Kunde
”
43
4 Usability im Internet
ein Produkt gekauft hat und dieses zuhause ausprobiert. Kommt der Benutzer dann
darauf, dass er das Produkt nicht bedienen kann oder mit einzelnen Funktionen nicht
zurechtkommt, so hat er das Produkt dennoch bereits gekauft. Natürlich ist mangelhafte
Benutzbarkeit hier ein großes Problem: Möglicherweise gibt er das Produkt zurück,
kauft nie wieder bei der Firma oder warnt Freunde und Bekannte vor Produkten des
Unternehmens. Dies sind alles Problematiken, die sich geschäftsschädigend auswirken
können.
Im Internet ist die Reihenfolge von Kaufen und Verwenden nun vertauscht, da ein
potentieller Kunde zuerst eine Website benutzen muss, um dann ein Produkt zu kaufen.
Findet sich ein Benutzer auf einer Website nicht zurecht, wird es nie soweit kommen, dass
er etwas kauft. Das Geschäft ist in diesem Fall vorbei, bevor es begonnen hat. Dies gilt
nicht nur für E-Commerce-Seiten: Es ist egal, ob tatsächlich ein Produkt um Geld über
eine Website verkauft werden soll, oder die Website einen anderen Zweck verfolgt. Ist
eine Website nur umständlich zu bedienen, so werden sie viele Besucher wieder verlassen
und sie kann ihren Zweck nicht erfüllen.
Unternehmen sollten darüber hinaus nie vergessen, dass eine Website einen wichtigen
Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit darstellt. Eine schlechte Internetsite kann sich durchaus
negativ auf das Image eines Unternehmens niederschlagen, was abhängig von der Branche
stärker oder geschehen kann.
4.3.2 Kostenersparnis und Nutzen einer Website
Auch die Usability von Websites die nur informativen Charakter haben, kann Auswirkungen auf die Kosten von Organisationen haben. Ein einfaches Beispiel wäre hier ein
Museum, das grundsätzliche Informationen wie Öffnungszeiten auf seiner Website zur
Verfügung stellt. Ist die Website übersichtlich aufgebaut und verfügt über gute Benutzbarkeit, so sind potentielle Besucher des Museums in der Lage, diese Öffnungszeiten dort
abzurufen. Egal wie viele Personen diese Information nachfragen, pro zusätzlicher Person
entsteht kein zusätzlicher Aufwand.1
Ist die gewünschte Information aber gar nicht oder nur schwer zugänglich auf der
Website vorhanden, besteht die Gefahr, dass ein Teil der Personen von einem Besuch
im Museum absehen wird, was zu entgangenen Einnahmen führt. Ein anderer Teil der
interessierten Personen wird bei dem Museum anrufen, um die Öffnungszeiten zu erfragen.
In diesem Fall verursacht jede nachfragende Person Kosten, da sich ein Angestellter in
1
Natürlich verursacht jeder Besucher Datenverkehr, die Kosten dafür sind jedoch verschwindend gering.
44
4 Usability im Internet
der Verwaltung oder der Informationsstelle mit diesen Anrufen beschäftigen muss und
in dieser Zeit nicht seiner eigentlichen Tätigkeit nachgehen kann. Eine eigene Stelle zur
Beantwortung solcher Fragen ist zwar meist vorhanden, aber je mehr Informationen auf
diesem Weg erfragt werden müssen, umso mehr Arbeit muss diese Stelle erledigen.
Dieses Beispiel kann auf jede Art von Einrichtung angewendet werden, die Informationen
anbietet. Sind Informationen auf einer Website leicht zugänglich, so können beliebig viele
Personen diese abrufen, ohne zusätzliche Kosten zu verursachen. Müssen Informationen
telefonisch oder auch vor Ort nachgefragt werden, so verursacht jedes einzelne Nachfragen
Kosten.
4.3.3 Die Konkurrenz ist einen Klick entfernt
Websites haben die Eigenschaft, dass sie sehr leicht zu erreichen sind. Es muss nur die
korrekte Adresse im Webbrowser angegeben oder ein Link angeklickt werden, schon wird
der gewünschte Internetauftritt abgerufen. Auf der anderen Seite kann man Websites
genauso schnell verlassen. Da es für fast alle Angebote im Internet auch alternative
Anbieter gibt, kann eine schlechte Website rasch dazu führen, dass potentielle Benutzer
einfach zu anderen Websites wechseln, wenn sie mit einem Internetauftritt unzufrieden
sind. [44]
4.4 Besondere Aspekte der Usability im Web
Die Usability im Internet ist der Usability von Software im Grunde sehr ähnlich, nicht
zuletzt dadurch, dass es sich bei Webbrowsern, mit denen Websites betrachtet werden,
auch um Software handelt. Dennoch weist die Benutzbarkeit von Internetsites einige
spezielle Merkmale auf, die in diesem Abschnitt erklärt werden.
4.4.1 Accessibility
Accessibility d.h. barrierefreies Internet soll gewährleisten, dass jeder, ungeachtet seiner
körperlichen Möglichkeiten, Websites abrufen, lesen und benutzen kann. Das World
Wide Web Consortium – verantwortlich für Standards rund um das Internet – definiert
Accessibility folgendermaßen:
Web accessibility means that people with disabilities can use the Web. More
”
specifically, Web accessibility means that people with disabilities can perceive,
45
4 Usability im Internet
understand, navigate, and interact with the Web, and that they can contribute
to the Web.“ World Wide Web Consortium [94]
Dem World Wide Web Consortium zufolge, soll es also auch Menschen mit Behinderung
möglich sein, am Internet aktiv und passiv teilzunehmen.
Um dieses Ziel zu erreichen, sollen Websites so gestaltet werden, dass unterschiedlichen
Behinderungen mit geeigneten Mitteln entgegen gekommen wird. Nielsen beschreibt in
seinem Buch Designing Web Usability“ einige Möglichkeiten, wie diese Mittel aussehen
”
können: [44]
• Um Sehbehinderungen entgegen zu kommen, sollen leserliche Schriftarten
gewählt werden. Die Schriftgröße muss sich vom Benutzer verstellen lassen, wobei
das Layout der Website erhalten bleiben soll.2 Es sollen kontrastreiche Farben
gewählt werden und auf Hintergrundbilder verzichtet werden. Um blinden Benutzern, die sich oft Websites vom Computer vorlesen lassen, die Navigation zu
erleichtern, sollen Überschriften auch im Quelltext entsprechend als solche gekennzeichnet werden. Für Bilder und Grafiken sollen alternative Texte erfasst werden,
damit Benutzer, die Probleme mit Bildern haben, stattdessen Beschreibungen der
Bilder abrufen können.
• Für Benutzer mit Hörbehinderungen sollen von Audio- und Videodateien Transkripte angelegt werden.
• Um es Benutzern mit motorischen Behinderungen zu ermöglichen, eine Internetsite zu benutzen, soll auf sogenannte Imagemaps verzichtet werden oder
zumindest eine alternative Navigation angeboten werden. Bei Imagemaps handelt
es sich um Grafiken, bei denen unterschiedliche Bereiche auf verschiedene Websites
verlinken.3 Imagemaps erfordern eine sehr präzise Navigation und können daher
ein Problem darstellen.
• Um Probleme für Benutzer mit kognitiven Behinderungen zu vermeiden, soll
die Navigation so einfach wie möglich gehalten werden. Es soll eine Sitemap
bereitgestellt werden, also eine spezielle Unterseite, die wie ein Inhaltsverzeichnis
Links zu allen – oder zumindest zu den wichtigsten – Unterseiten bietet. Es sollen
2
3
Manche Websites bieten keine Möglichkeit, die Schriftgröße zu verändern. Andere werden äußerst
unleserlich, wenn sich das Layout nicht der größeren Schrift anpasst.
Ein Beispiel für eine Imagemap ist eine Landkarte von Europa: Klickt man auf einen bestimmten
Staat, so wird man zu einer Website des Staats weitergeleitet.
46
4 Usability im Internet
ausreichend Orientierungshilfen vorhanden sein, um immer zu wissen, wo man
sich genau befindet. Links sollen sinnvoll benannt sein: Anstatt von Linktexten
wie Hier klicken“ soll der Linktext möglichst präzise aussagen, wohin ein Link
”
führt. Suchmaschinen sollen eine Rechtschreibprüfung anbieten, sodass bei falschen
Eingaben, die zu keinen Ergebnissen führen, nach korrigierten Wörtern gesucht
werden kann.
In manchen Definitionen wird unter Accessibility nicht nur die Rücksicht auf Behinderungen, sondern auch die auf technische Barrierefreiheit verstanden. In diesem Fall soll die
Zugänglichkeit zu Informationen und Dienstleistungen möglich sein, unabhängig von der
eingesetzten Software wie Betriebssystem oder Browser, unabhängig von der Plattform,
wie PC, Handy oder PDA, und auch unabhängig von der Umwelt, beispielsweise bei
lauter Umgebung oder schlechtem Licht. [57]
Krug [24] weist darauf hin, dass Websites, die über eine gute Accessibility verfügen
generell auch eine bessere Usability aufweisen. Der Grund dafür ist sowohl, dass sich viele
Richtlinien für Barrierefreiheit mit guter Benutzbarkeit decken, als auch, dass die Macher
von Websites, die Wert auf Accessibility legen meist auch für Usability sensibilisiert
sind. Er empfiehlt, sich in jedem Fall um die low hanging fruits“ zu kümmern, also
”
die Aspekte der Accessibility, die bei geringem Aufwand eine hohe Verbesserung der
Zugänglichkeit bieten: Etwa alternative Texte für Grafiken oder leserliche Schriftgrößen
und -farben.
Accessibility ist teilweise auch gesetzlich vorgeschrieben: In den USA gibt es die so
genannte Section 508“, welches seit 1986 Teil des Rehabilitation Act of 1973“ ist. Das
”
”
Gesetz legt Mindeststandards der Accessibility für die Informationstechnik4 fest, die
von der gesamte Verwaltung der USA und allen Firmen im Auftrag der Verwaltung
eingehalten werden muss. Für Websites sind darin 16 Richtlinien festgeschrieben, die
eine Mindestanforderung an die Accessibility stellen. [17]
In Österreich müssen laut Bundesgesetz über Regelungen zur Erleichterung des
”
elektronischen Verkehrs mit öffentlichen Stellen“ [5] alle Internetsites der öffentlichen
Verwaltung ab 1. Jänner 2008 internationalen Standards zu Barrierefreiheit entsprechen.
Auch in Deutschland müssen manche Websites gewisse Richtlinien erfüllen. Das dortige
Gesetz Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behinder”
tengleichstellungsgesetz“ setzt fest, dass ab dem 31. Dezember 2005 alle Internetauftritte
von Behörden der Bundesverwaltung ohne Einschränkung von Behinderten nutzbar sein
4
Es gibt unter anderem Richtlinien für Software Programme, Betriebssysteme, Websites, Telekommunikationsprodukte, Video- und Multimediaprodukte, sowie Computer an sich.
47
4 Usability im Internet
sollen, indem eine Reihe von speziellen Anforderungen umgesetzt werden muss. [6]
4.4.2 Information Architecture
Ein wichtiges Thema für die Benutzbarkeit von Internetsites ist die Information Ar”
chitecture“ [62]. Eine gute Information Architecture soll dafür sorgen, dass Information
leicht zugänglich ist. Dies umfasst zahlreiche Aspekte einer Website, angefangen mit
Anforderungen an eine Suche, über Struktur der Website, bis hin zum Aufbau von Texten.
So soll die Suche den Benutzer so weit wie möglich unterstützen, indem Rechtschreibkorrekturen und andere Suchwörter vorgeschlagen werden, falls zu wenige Treffer in der
Ergebnisliste stehen und es soll Möglichkeiten geben, um eine durchgeführte Suche zu
verfeinern. In der Struktur der Website soll Wert darauf gelegt werden, dass die einzelnen
Unterseiten innerhalb von sinnvollen Kategorien geordnet werden und leicht zugänglich
sind. Die Texte der Websites sollten so gestaltet sein, dass sie einfach zu überfliegen sind
und sich gut überlesen lassen, um den Nutzungsgewohnheiten der Internetsurfer entgegen
zu kommen.
Ein weiterer Aspekt von Information Architecture ist, dass man sich auch zurechtfinden
können soll, wenn eine Website durch eine beliebige Unterseite betreten wird. Oftmals
folgen Benutzer einem Link von einer anderen Website direkt zu einer Unterseite oder
betreten eine Website über eine Suchmaschine und landen dann ebenfalls nicht auf der
Homepage, sondern einer untergeordneten Seite.5 Jede Unterseite muss daher über eine
Struktur und Navigation verfügen, die es auch solchen Quereinsteigern“ ermöglicht, sich
”
innerhalb des Internetauftritts zurecht zu finden. Sollte dies nicht gegeben sein, besteht
die Gefahr, dass Benutzer die Website aus Mangel an Orientierung wieder verlassen.
Schlechte Information Architecture hat ähnliche Folgen wie schlechte Usability: Informationen lassen sich nur schwer oder gar nicht finden, stattdessen werden Hotlines
beansprucht, Schulungen für Anwender werden notwendig und das Image von Marken
kann geschädigt werden.
4.4.3 Standards des Webs
Das Internet baut auf einigen Standards auf, von denen die meisten vom World Wide Web
Consortium entwickelt wurden und werden. Dieses sieht seine Aufgabe folgendermaßen:
To lead the World Wide Web to its full potential by developing protocols and guidelines
”
5
Laut Hoffmann et Al. [13] kommen 60% des Traffics einer typischen kommerziellen Website von
Besuchern, die durch Suchmaschinen die Website betreten.
48
4 Usability im Internet
that ensure long-term growth for the Web“ [93]. Die bekanntesten dieser Standards sind
HTML, XML, CSS, SVG und RSS und behandeln eher technische Fragen, beispielsweise Internetsites oder Dienste über das Internet übertragen werden können und wie
ein Browser diese darzustellen hat. Sie beinhalten zwar die technischen Möglichkeiten,
Websites mit hoher Benutzbarkeit zu erstellen, stellen jedoch keine Richtlinie dar, dies
auch zu tun. Web Accessibility Initiative“ (WAI) – ein weiterer World Wide Web
”
Consortium Standard – bildet eine Ausnahme. Es handelt sich hierbei um einen Standard
zur Barrierefreiheit, der genau definiert, wie eine zugängliche Website gestaltet werden
muss.
Im Gegensatz dazu gibt es eine Reihe von De-facto-Standards, die sich mit der Zeit
im Internet etabliert haben. Hierunter werden Gestaltungsmittel verstanden, die über
den Großteil der Websites gleichermaßen eingesetzt werden und so den Benutzern eine
durchgängige Bedienung erlauben. Beispiele hierfür sind:
• Aussehen von Hyperlinks: Links haben meist eine andere Farbe als der übrige Text
und unterstrichen. Üblicherweise werden noch nicht besuchte Links in einem hellen
Blau dargestellt, besuchte Links in einem dunklen Blau.
• Die Navigation einer Website befindet sich normalerweise in einer eigenen Spalte
ganz links, sowie in einer Kopfzeile.
• Das Logo der Website ist meist links oben auf einer Seite platziert.
• In Webshops hat es sich durchgesetzt, dass man Artikel in einen virtuellen Einkaufswagen legt, der auch symbolisch durch einen Einkaufswagen dargestellt wird.
Werden diese De-facto-Standards nicht eingehalten, so kann dies durchaus starke Einbußen
in der Benutzbarkeit zur Folge haben. Ein gutes Beispiel sind Unterstreichungen von
Texten auf Websites: Es ist ein ungeeignetes Mittel, um Wörter hervorzuheben, da
diese dann für Links gehalten werden. Eine solche Hervorhebung führt meist dazu, dass
Benutzer die Wörter anklicken, in der Hoffnung zu einer weiteren Website zu gelangen. [44]
Standards und De-facto-Standards sind ein wichtiger Teil der Usability von Internetsites.
Ist eine Seite besonders konform mit vielen anderen Websites, so muss ein Benutzer
im Umgang mit ihr weniger lernen. Im Idealfall ist Nielsens Anspruch an Usability in
Punkto Learnability also bereits teilweise erfüllt: Ein Benutzer müsste dann nicht mehr
lernen, wie Links aussehen, wo er die Navigation findet, oder wie er einkaufen kann.
Natürlich muss er immer lernen, wie eine bestimmte Website aufgebaut ist und wo welche
Informationen zu finden sind.
49
4 Usability im Internet
Je mehr eine Website in diesen Punkten eigenständig, von Standards abweichend,
gestaltet ist, desto mehr muss ein Benutzer nicht nur neu lernen, er muss auch damit
umgehen, dass das bereits Gelernte und auf anderen Websites immer noch Gültige, hier
nicht anzuwenden ist.
Natürlich ist der Lernaufwand meist gering. Um wieder zum oben genannten Beispiel
zurückzukehren: Sollte eine Website Unterstreichungen als Hervorhebung von wichtigen
Begriffen einsetzen und Links sich nur durch die Farbe unterscheiden, so wird der Benutzer
dies durch zwei, drei erfolglose Klickversuche lernen. Trotzdem ist dies ein Zustand, der
Benutzer verärgern und in Zusammenhang mit weiteren Problemen in der Benutzbarkeit
dazu führen kann, dass eine Website verlassen und nicht mehr besucht wird.
4.4.4 Design versus Funktionalität
Für die Erstellung einer Website gibt es grundsätzlich zwei Sichtweisen: Auf der einen
Seite steht ein künstlerischer Ansatz, der sich oder eine Idee verwirklichen möchte. Dem
entgegen steht der Ansatz des Ingenieurs, der mit Hilfe der Website ein Problem des
Kunden lösen möchte. Dies führt oft zu dem Konflikt, ob mehr Wert auf ein ausgefallenes
Design oder auf eine möglichst einfache Benutzerführung gelegt werden soll. [44]
Besonders auffallende und innovative Designs greifen meist auf Techniken zurück, die zu
Einbußen bei der Usability führen können. Websites die beispielsweise mit Macromedia
”
Flash“ erstellt werden, ermöglichen meist besonders interaktive und aufwendige Effekte.
Leider lassen sich diese Flash-Seiten nicht mehr wie normale“ Websites steuern, sodass
”
es zu Einschnitten in der Benutzbarkeit kommen kann.6
Auf der anderen Seite gelten beispielsweise Websites wie Yahoo7 oder Amazon8 aufgrund
der Reduktion auf das Wesentliche und ihrer guten Navigation als Musterbeispiele für
gute Usability. Diesen wird jedoch von manchen Seiten vorgeworfen, dass durch ihren
simplen Aufbau der Fun-Faktor [...] auf der Strecke“ [67] bleibt.
”
Natürlich darf auch das Design nicht zu sehr vernachlässigt werden. Laut einer Studie [26] entscheiden Internetsurfer innerhalb von 50 Millisekunden, ob sie an einer Website
gefallen finden oder nicht. Die Benutzbarkeit kann also von dem ersten, visuellen Eindruck
überdeckt werden, denn wenn ein Benutzer bei Nicht-Gefallen eine Website verlässt, wird
er nie feststellen können, ob er mit der Benutzbarkeit zurecht gekommen wäre.
6
7
8
So lassen sich Flash-Seiten meist nicht über die Tastatur steuern und der Zurück-Knopf“ funktioniert
”
oft nicht.
http://www.yahoo.com
http://www.amazon.com
50
4 Usability im Internet
Umgekehrt trägt Aesthetics“ auch zur Usability bei und gilt somit als wichtiger
”
Aspekt einer Website: Findet ein Benutzer eine Website ansprechend gestaltet, so fühlt
er sich auch wohler und kann seine Aufgabe mit höherer Zufriedenheit9 erfüllen. Das
Design kann außerdem die Wirkung einer Nachricht verstärken. Welche gestalterischen
Mittel angebracht sind, ist jedoch immer vom Inhalt einer Website abhängig. So hat eine
Seite mit Börsenkursen andere Ansprüche als eine Website für Teenager. [12]
Ob eine Website nun mehr Gewicht auf Funktionalität oder auf Design legen soll,
muss der Urheber der Website für sich entscheiden und ist auch vom Zweck der Website
abhängig. Werbesites zu Marketingzwecken setzen meist auf einen sehr innovativen“
”
Zugang und bevorzugen Design vor Funktionalität. Dies hängt auch mit dem Image
des jeweiligen Unternehmens zusammen. Websites, die ein Produkt verkaufen oder
Informationen bereit stellen, sollten jedoch immer einen funktionellen Zugang wählen,
um dieses Ziel auch erreichen zu können.
4.4.5 Automatisierung bei Web-Evaluierung
Wie bei den Usability-Methoden bereits beschrieben,10 erfüllt Automatisierung bei
der Evaluierung von Benutzbarkeit vor allem zwei Rollen: Einerseits hilft sie, Daten
aufzuzeichnen und auszuwerten, andererseits können bestimmte Standards automatisch
überprüft werden, sofern diese quantitativ messbar sind. [18]
Die automatische Aufzeichnung und Auswertung von Daten kommt bei Internetsites
vor allem im Zusammenhang mit Server-Logfiles vor. Aus diesen lassen sich Informationen
herauslesen, welche Webpages besonders oft aufgerufen werden und von welchen der
Internetauftritt am öftesten verlassen wird. Dabei kann es sich um einen Hinweis handeln,
an welchen Stellen auf der Website Verbesserungsbedarf besteht. Vor allem bei ECommerce-Websites kann es wichtig sein, zu sehen, in welchem Schritt eines Onlinekaufs
besonders viele Kunden den Vorgang abbrechen. Bei diesen Pages empfiehlt es sich,
tiefergehende Überprüfungen der Usability durchzuführen.
Die automatische Überprüfung von Standards kommt im Internet ebenfalls oft zum
Einsatz. Durch sie lassen sich wichtige Aspekte kontrollieren, beispielsweise die Standardkonformität des HTML-Codes, die Einhaltung der WAI Richtlinien oder das Suchen
nach Broken Links“, also Links zu Webpages die nicht (mehr) vorhanden sind. Neben
”
9
10
Zufriedenheit bzw. Satisfaction ist einer der fünf Teilaspekte der Usability nach Nielsen. Siehe dazu
auch Definition nach Nielsen Kapitel 2.2.3 auf Seite 8.
Siehe hierzu Automatisierung, Kapitel 3.3.6 auf Seite 36.
51
4 Usability im Internet
zahlreichen Werkzeugen im Web, die derartige Überprüfungen kostenlos anbieten11 ,
existiert auch eine Hand voll kostenpflichtiger Programme12 , die tiefergehende Evaluierungen aufgrund von statistischen Methoden durchführen und so versuchen, vorauszusagen,
wo weitere Probleme in der Benutzbarkeit auftreten können. So werden beispielsweise
die Wörter auf einer Page gezählt, um zu lange oder zu kurze Texte aufzuspüren. Alle
auffälligen Seiten werden dann für eine manuelle Überarbeitung empfohlen. So kommt
Automatisierung nur eine unterstützende Rolle zu, da nur wenige Aspekte tatsächlich
automatisch überprüft werden können.
11
12
Beispielsweise das W3C Markup Validation Service“ des World Wide Web Consortiums, das die
”
Einhaltung des HTML Standards überprüft unter http://validator.w3.org/.
Beispielsweise LIFT“ von UsableNet Inc., unter
”
http://www.usablenet.com/products services/products services.html.
52
5 Internet und Universitäten
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Besonderheiten von Universitätswebsites. Es
erklärt, warum Universitätswebsites eine besonders hohe Komplexität aufweisen und
welche Bedeutung eine Website für eine Universität haben kann.
5.1 Komplexität von Universitätswebsites
Internetauftritte von Universitäten weisen meist einen sehr hohen Komplexitätsgrad
auf. Dies hat mehrere Gründe: Einerseits haben vor allem große Universitäten sehr
viel Information, die sie mitteilen möchten und müssen, andererseits existieren viele
unterschiedliche Gruppen von Benutzern, die größtenteils unterschiedliche Ansprüche an
die Website einer Universität stellen. Zu guter Letzt ist es auch von Bedeutung, dass
manche Universitäten bereits seit sehr langer Zeit über eine eigene Website verfügen.
5.1.1 Geschichte
Universitäten zählen zu den Vorreitern im Internet: Noch vor allen anderen waren viele
Universitäten im damals neuen Medium mit eigenen Webauftritten vertreten. So konnte
zwar auf der einen Seite viel Erfahrung gesammelt werden, andererseits ist es dadurch
für Universitäten schwieriger geworden, eine neue Website von Grund auf zu planen, da
bereits bestehende Bestandteile oft nicht einfach ersetzt werden können.
Ob nun eine Universität einen Vorteil durch Erfahrung hat, oder einen Nachteil durch
diese Altlasten, ist schwer abzuschätzen, und von Fall zu Fall unterschiedlich.
5.1.2 Informationsüberangebot
Die Struktur von Universitäten ist oft sehr komplex: Es gibt eine Vielzahl von Studienrichtungen, Instituten, Professoren, Räten oder auch Vertretungen, die alle in der
einen oder anderen Weise ihren Platz in der Universität innehaben. Eine Website ist nun
oftmals gezwungen diesen Gruppen – oder zumindest Teilen davon – eine Möglichkeit zu
53
5 Internet und Universitäten
geben, ihre Informationen zu veröffentlichen oder auf eine Website zu verweisen, auf der
sich diese Gruppen selbst präsentieren.
Die Website einer Universität und vor allem die Homepage hat also selten einen
einzelnen Urheber, der gerne ein Produkt präsentieren möchte, sondern eine Vielzahl von
Personen und Gruppen, die versuchen, Einfluss auf Inhalt, Aufbau und Erscheinungsbild
zu nehmen. Eine koordinierte, übergeordnete Autorität, die über die Gestaltung der
Website entscheidet, gibt es somit nicht.
Die vielen – auch entgegengesetzten – internen Interessen erschweren es, eine Homepage
und eine Website allgemein nach den Bedürfnissen der Benutzer auszurichten. [24]
5.1.3 Nutzergruppen
Noch stärker als es oftmals keinen einzelnen Urheber gibt, wirkt es sich aus, dass
auch keine homogene Zielgruppe existiert. Vielmehr existieren mehrere Zielgruppen, die
unterschiedliche Informationen und Services von einer Universitätswebsite erwarten. Die
folgende Liste nennt die wichtigsten Benutzergruppen von Universitätswebsites, sowie
deren Motivation diese Websites aufzusuchen. Die Liste orientiert sich dabei auf der
Auflistung von Ritter et al.[60]:
• Studenten, die bereits an der betreffenden Universität studieren. Für diese Gruppe
sind Neuigkeiten rund um ihr Studium interessant, Informationen zu Lehrveranstaltungen, sowie Semesterbeginn, -ende und lehrveranstaltungsfreie Tage.
• Potentielle Studenten, die überlegen, an der betreffenden Universität ein Studium zu beginnen oder ein Auslandssemester zu absolvieren. Diese Gruppe interessiert
sich in erster Linie dafür, welche Studienrichtungen angeboten werden und wie
die Studien aufgebaut sind. Außerdem ist von Interesse, zu welchen Bedingungen
an der betroffenen Universität studiert werden kann, also beispielsweise, welche
Studienvoraussetzungen es gibt und wie viel ein Studium kostet.
• Eltern suchen Informationen zur Reputation der Universität und – ebenfalls wie
potentielle Studenten – Informationen zu Studienplänen und Bedingungen, um auf
der Universität studieren zu können.
• Angestellte der Universität suchen Informationen, wie verschiedene administrative Tätigkeiten auf der Universität abgewickelt werden. Hierbei kann es sich um
Informationen wie Reisekostenerstattung oder auch Weiterbildungsmöglichkeiten
handeln.
54
5 Internet und Universitäten
• Potentielle Angestellte suchen nach freien Stellen, sowie weiteren Informationen
zur Arbeit an der Universität.
• (Potentielle) Spender möchten in Erfahrung bringen, wie sie Geld spenden
können und was mit gespendetem Geld geschieht. Eventuell erwarten sie einen
Bereich auf der Website, wo Spendern gedankt wird und über Veranstaltungen für
Spender informiert wird.
• Forscher suchen nach Kontakten zu anderen Forschern, sowie an der Universität
veröffentlichten Publikationen und möchten sich über potentielle Kooperationspartner erkundigen.
• Journalisten suchen meist statistische Daten, wie Anzahl der Studierenden, der
Absolventen, der Studienabbrecher, der Angestellten, des Anteils an Frauen unter
den Studierenden und Lehrenden oder historische Informationen. Ebenso werden
Neuigkeiten und Presseaussendungen auf der Website nachgefragt.
• Unternehmen aus der Wirtschaft suchen potentielle Kooperationspartner.
Natürlich gibt es auch zahlreiche Überschneidungen in den Motiven, die jemanden
dazu bewegt eine Universitätswebsite aufzusuchen. Viele der angebotenen Informationen
sind ebenso für andere Benutzergruppen relevant.
5.2 Bedeutung einer Website
Wie bereits im vorhergehenden Kapitel zur allgemeinen Bedeutung von Websites beschrieben, kann ein Internetauftritt dazu dienen, Kosten zu senken und das Bild in der
Öffentlichkeit zu prägen. Die Stellung, die Websites speziell für Universitäten einnehmen,
wird in diesem Abschnitt erläutert.
5.2.1 Finanzielle Aspekte
Durch das Bereitstellen von Informationen kann eine Website einen wichtigen Teil zur
Kostensenkung beitragen. Im Fall einer Universität handelt es sich jedoch hierbei nicht
nur um Informationen, die abgerufen werden. Vielmehr lassen sich auch große Teile des
Verwaltungsapparats über das Internet abwickeln. Beispiele dafür sind Plattformen, über
die sich Studenten für Lehrveranstaltungen und Prüfungen anmelden, Noten abfragen
oder auch Übungsaufgaben online abgeben können. Durch derartige Funktionen einer
55
5 Internet und Universitäten
Website müssen sich die Mitarbeiter einer Universität und ihrer Institute weniger mit
organisatorischer Arbeit befassen und können mehr Arbeitszeit in ihre übrigen Aufgaben
investieren. Durch die gesteigerte Produktivität ist ein geringerer Personalaufwand
notwendig und es bleibt mehr Zeit für die wesentlichen Aufgaben.
Ebenfalls ist es einfacher und schneller möglich Informationen für Studenten zugänglich
zu machen. Statt per Post wichtige Informationen zuschicken zu müssen, kann die
Information auf der Website hinterlegt und per E-Mail darauf aufmerksam gemacht
werden. Hierbei besteht die Ersparnis sowohl im geringeren logistischen Aufwand, als
auch in den Portokosten.1
5.2.2 Services
Ein weiterer positiver und immer wichtiger werdender Aspekt von Websites ist das Anbieten von unterschiedlichen Services. Bei Universitäten geht es vor allem darum, Studenten
und Mitarbeitern den Studienalltag zu erleichtern: So lassen sich online Anmeldungen zu
Kursen durchführen oder auch speziell für Studenten relevante Informationen abrufen.
Interaktive Studienpläne, aus denen sich der individuelle Studienfortschritt ablesen lässt,
sind ebenso denkbar wie automatisch generierte Vorschläge für Stundenpläne im folgenden Semester. Auch die Vernetzung zwischen Studenten kann durch das Bereitstellen
von Kommunikationsplattformen wie Foren verstärkt werden. Auf diese Weise können
sich Studenten bei auftretenden Problemen – beispielsweise wenn Unklarheiten bezüglich
Lehrveranstaltungen bestehen – gegenseitig helfen und somit den Verwaltungsapparat
weiter entlasten. E-Learning Plattformen bieten weitere Services für Studenten und
Lehrende: Aufgaben und Abgaben können online übermittelt und Vorlesungen über den
Computer besucht werden. Teilweise werden von Instituten und Professoren auch virtuelle
Sprechstunden abgehalten, bei denen Studenten per Chat Fragen an Lehrveranstaltungsleiter stellen können. Dies erspart es den Studenten, physisch in eine Sprechstunde zu
gehen, um eventuell nur eine kurze Frage zu stellen. Ebenso sind Abgabegespräche über
IP Telefon möglich. Auch hier müssen Lehrender und Student nicht physisch am gleichen
Ort sein.
Universitätsbibliotheken machen oft ihren Katalog über das Internet zugänglich und
ermöglichen eine Vorbestellung von Büchern. Somit können Studenten von Zuhause aus
recherchieren, welche Bücher eine Bibliothek besitzt und ob ein gesuchtes Buch verfügbar
1
Zu beachten ist jedoch, dass sich nicht jede Information auf diese Weise virtualisieren“ lässt. Zeugnisse
”
werden beispielsweise oftmals als Originale benötigt, sie müssen also in der einen oder anderen Form
abgeholt oder zugeschickt werden.
56
5 Internet und Universitäten
ist. Muss ein Buch zurückgegeben werden, weil die Verleihfrist zu Ende geht, können
Studenten elektronisch informiert werden. Die Möglichkeit für Angehörige der Universität
kostenfrei auf Informationsarchive zugreifen zu können, die eigentlich gebührenpflichtig
sind, rundet das Angebot zur Recherche ab.
Natürlich kann es eine Vielzahl an weiteren Services geben, die sowohl der Kostenersparnis als auch der Unterstützung von Studenten oder Lehrenden dienen. Bei den
hier genannten handelt es sich um einige Beispiele, die das Potential einer Website
verdeutlichen sollen.
5.2.3 Image
Da eine Website viele Informationen rund um eine Universität bietet, ist sie oftmals die
erste und auch wichtigste Anlaufstelle, um mit einer Bildungseinrichtung in Kontakt
zu treten und stellt somit ein wichtiges Marketinginstrument dar. Der Eindruck, den
ein Benutzer durch die Website gewinnt, fließt dabei in das Bild ein, das dieser generell
von der Bildungseinrichtung hat. So hat eine besonders übersichtlich und klar gestaltete
Website, die dem Benutzer alle Fragen beantwortet, einen entschieden anderen Einfluss
auf das Image als eine Website auf der man sich nicht zurechtfindet, das Design nicht
ansprechend ist oder Links nicht funktionieren. Jeder Betreiber einer Website sollte sich
immer darüber im Klaren sein: Je nachdem wie man sich im Internet präsentiert, wird
man auch in der wirklichen Welt“ wahr genommen.
”
5.2.4 Wechsel zur Konkurrenz
E-Commerce Websites haben – sofern sie nicht exklusive Produkte besitzen – das Problem,
dass eine sehr hohe Wechselbereitschaft der Benutzer vorhanden ist. Die Konkurrenz ist
nur einen Klick entfernt und kommt ein Benutzer mit der Bedienung einer Website nicht
zurecht, so ist es sehr wahrscheinlich, dass er sich an einen anderen Anbieter wendet.
Auch Universitäten sollten sich bewusst sein, dass eine schlechte Website durchaus dazu
führen kann, dass potentielle Studenten sich für andere Bildungseinrichtungen entscheiden.
Natürlich würde niemand eine Universität allein aufgrund der Website auswählen. Sucht
jedoch jemand nach einer für ihn geeigneten Hochschule, so kann es sein, dass bestimmte
Universitäten aufgrund von zu wenig Informationen nicht in die engere Auswahl des
Suchenden kommen und somit aus seiner weiteren Wahrnehmung verschwinden. Besteht
die Wahl zwischen mehreren Bildungseinrichtungen, so ist die Wahrscheinlichkeit höher,
jene zu wählen, über die mehr Informationen vorhanden sind. Dies gilt vor allem auch
57
5 Internet und Universitäten
dann, wenn sich die Universitäten geografisch weit entfernt vom Interessenten befinden,
und eine Nachfrage vor Ort dadurch nicht möglich ist. Beispielsweise wollen Studenten, die
planen ein Auslandssemester zu absolvieren, so viel wie möglich über Studienbedingungen
und Studienangebote wissen, was dazu führt, dass sie eher nicht auf einer Universität
studieren werden, über die es wenige Informationen gibt. Vor allem für diese Gruppe
kann die Website einen wesentlichen Faktor in der Auswahl des Studienorts ausmachen.
58
6 Testaufbau
In den vorhergehenden Kapiteln wurde beschrieben wie Usability allgemein getestet
werden kann und warum eine Universität eine Website mit guter Usability benötigt.
Dieses Kapitel führt nun beide Themen zusammen und zeigt, wie Universitätswebsites
sinnvoll getestet und miteinander verglichen werden können.
6.1 Ziel der Evaluierung
Ziel der Untersuchung soll es sein, die Usability der Website der TU Wien zu messen.
Dazu soll die Website mit anderen Onlinepräsenzen, die ebenfalls Universitäten im
Internet repräsentieren, verglichen werden.
Für einen Überblick über die Benutzbarkeit von Universitätswebsites sollen insgesamt – inklusive der TU Wien – 15 Internetauftritte von ausgewählten Universitäten
getestet werden. Anschließend soll die Site der TU sowie der beiden Bestplatzierten
näher untersucht werden, um einen detaillierten Vergleich mit den besten Websites zu
bekommen.
6.2 Methodenauswahl
Wie in Kapitel 3.31 beschrieben, hat jede Technik zur Messung der Benutzbarkeit
bestimmte Vor- und Nachteile. Die Auswahl der eingesetzten Methoden hängt daher
immer sowohl von den verfügbaren Ressourcen, als auch von der Zielsetzung ab.
Es folgt eine Begründung welche Usability-Methoden für diese Projekt geeignet sind
und welche nicht. Für die ausgewählten Techniken wird angegeben, wie diese umgesetzt
werden sollen.
1
Siehe hierzu Usability-Methoden, Kapitel 3.3 auf Seite 17.
59
6 Testaufbau
6.2.1 Ungeeignete Methoden
Usability-Testing ist die Methode des Usability Engineerings, die die besten Ergebnisse
über die Benutzbarkeit einer Website liefert. Doch so hochwertig die Resultate auch sind,
so aufwendig ist die Durchführung dieser Tests für jede zu evaluierende Website.2 Um
einen Vergleich zwischen 15 Websites durchführen zu können, muss daher eine Methode
eingesetzt werden, die es ermöglicht, mit geringerem Aufwand pro Website eine Bewertung
der Usability durchführen zu können.
Die Benutzer involvierenden Methoden 3 lassen sich aufgrund der zu untersuchenden
Objekte nicht anwenden: Observation ist nur bei Programmen oder Websites sinnvoll, die
wiederholt im Alltag genutzt werden. Dies wäre zwar für einzelne Benutzergruppen einer
Universitätswebsite – beispielsweise Studierende – möglich, nicht aber für Personen die
erstmalig Informationen auf einer Website suchen. Auch für Befragungen und Interviews
müssten sich Benutzer über einen längeren Zeitraum mit einzelnen Universitätswebsites
intensiv auseinandergesetzt haben, um genügend Erfahrungswerte für eine solche Auswertung liefern zu können. Fokusgruppen sind von Haus aus relativ aufwendig. Da sich
innerhalb einer Fokusgruppe nicht die gewünschte Anzahl von Websites vergleichen lässt,
müssten zahlreiche Fokusgruppen durchgeführt werden, wodurch der Aufwand viel zu
groß würde. Für Logfile Auswertung und User Feedback sind schlichtweg die Daten nicht
verfügbar, da nur die jeweiligen Websitebetreiber selbst diese haben. Außerdem liefern
Logfile Auswertung und User Feedback zwar Hinweise, wo Probleme in der Benutzbarkeit
liegen können, diese sind aber immer nur als Ergänzungen zu verstehen und können in
keinem Fall eine Evaluierung alleine tragen.
Eine andere Möglichkeit zur Beurteilung der Usability wäre eine Heuristic Evaluation
nach Nielsen4 . Diese Methode ist aber insofern ungeeignet, da die Anwendung der zehn
Heuristiken immer noch relativ aufwendig ist und drei bis fünf Tester benötigt werden.
Außerdem lassen sich zwar gute Ergebnisse in Bezug auf Probleme in der Usability
erzielen, die gewonnen Informationen sind jedoch kaum miteinander vergleichbar. Da ein
Ziel der Evaluierung der Vergleich der Websites sein soll und darüber hinaus die benötigte
Anzahl an Testern nicht zur Verfügung steht, ist diese Methode ebenfalls ungeeignet.
Cognitive Walkthrough 5 , Pluralistic Walkthrough 6 und Formal Usability Inspection 7
2
3
4
5
6
7
Siehe
Siehe
Siehe
Siehe
Siehe
Siehe
hierzu
hierzu
hierzu
hierzu
hierzu
hierzu
Usability-Tests, Kapitel 3.3.2 auf Seite 20.
Benutzer involvierende Usability-Methoden, Kapitel 3.3.3 auf Seite 24.
Heuristic Evaluation, Kapitel 3.3.4 auf Seite 27.
Cognitive Walkthrough, Kapitel 3.3.4 auf Seite 29.
Pluralistic Walkthrough, Kapitel 3.3.4 auf Seite 31.
Formal Usability Inspection, Kapitel 3.3.4 auf Seite 32.
60
6 Testaufbau
fallen ebenfalls weg, da diese alle mit zu hohem zeitlichen Einsatz verbunden sind, mehrere
Tester benötigen und die Ergebnisse nicht die gewünschte Vergleichbarkeit erzielen.
6.2.2 Guideline Inspection
Eine Guideline Inspection 8 bietet im Gegensatz dazu die Möglichkeit, Websites mit
geringerem Aufwand anhand von Checklisten zu bewerten und die Ergebnisse anschließend
zu vergleichen. Die eingesetzte Checkliste soll dabei so gestaltet sein, dass auf die richtigen
Schwerpunkte Rücksicht genommen wird und der Umfang nicht zu groß ist, damit eine
sinnvolle Anwendung gewährleistet werden kann. Die Guideline Inspection wird in zwei
Teilen durchgeführt. Im ersten Teil werden Usability-Kriterien überprüft, was im weiteren
Sinn einer Standard Inspection entspricht. Beim zweiten Teil handelt es sich um eine
Feature Inspection, die das Vorhandensein von notwendigen Informationen untersucht.
Die Guidelines für die Standard Inspection und die Feature Inspection werden im Rahmen
dieser Arbeit erstellt.
Standard Inspection
Die Checkliste soll alle wichtigen Punkte der Benutzbarkeit einer Website abdecken und
prüfen, ob diese Aspekte richtig umgesetzt werden. Dabei handelt es sich um die Bereiche
Standards und Quasi-Standards des Internets, Accessibility und Information Architecture
der jeweiligen Website.
Die Guideline orientiert sich am Web Usability Index“ [11].9 Dabei handelt es sich
”
um eine Checkliste mit deren Hilfe die Usability von Websites bewertet und mit anderen
Websites verglichen werden kann. Der Web Usability Index umfasst insgesamt 137
Usability-Punkte in fünf Kategorien:
• Navigation und Orientierung
Beispiel: Ist der Navigationsbereich immer verfügbar?
• Interaktion und Informationsaustausch
Beispiel: Ist der Titel der Website aussagekräftig in Bezug auf den Inhalt?
• Aktualität und Qualität
Beispiel: Sind die angebotenen Informationen auf dem aktuellen Stand?
8
9
Siehe hierzu Guideline Inspection, Kapitel 3.3.4 auf Seite 34.
Der Web Usability Index“ versteht sich zwar selbst als Heuristik, die darin enthaltenen Punkte sind
”
jedoch einer Guideline sehr ähnlich und können – entsprechend angepasst – in eine solche übernommen
werden.
61
6 Testaufbau
• Informations- und Textdesign
Beispiel: Ist die Schrift groß genug, um erkennbar und lesbar zu sein?
• Auffindbarkeit und Zugänglichkeit
Beispiel: Ist die Webadresse so gewählt, dass sie einen sinnvollen Bezug zur Organisation oder zum Unternehmen herstellt?
Jeder Punkt wird dabei mit einer von fünf Noten von sehr gut“ bis nicht genügend“
”
”
bewertet bzw. als nicht zutreffend“ markiert, falls die Frage nicht auf die Website
”
angewandt werden kann.10 Mit Hilfe dieser Benotung wird eine Prozentwertung ermittelt,
die aussagen soll, wie gut die Usability einer Website ist. Der Web Usability Index soll
jedoch nur als Grundgerüst dienen und wird für die Evaluierung der Universitätswebsites
grundlegend unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur und Forschung überarbeitet.
Automatisierte Hilfe durch den Einsatz von ausgewählten Tools soll dort beansprucht
werden, wo dies einfach möglich und sinnvoll ist – etwa wenn es um Standardkonformität
zu WAI geht.
Feature Inspection
Wie die Definition von Usability durch die ISO besagt,11 ist die Effektivität, mit der man
mit einem Produkt ein bestimmtes Ziel erreichen kann, ein wichtiger Bestandteil von
Usability. Um festzustellen, ob die zu testenden Websites die Anforderungen der Benutzer
erfüllen wird eine Task Analysis durchgeführt: Zuerst werden Gruppen an Benutzern
definiert, deren Bedürfnisse durch die Website befriedigt werden sollen. Anschließend
wird für jede dieser Gruppen eine Liste an Problemstellungen gesammelt, die sie mit Hilfe
der Website lösen möchten. Während die Standard Inspection vorrangig die Form einer
Website bewertet, wird durch die Feature Inspection auf den Inhalt Bezug genommen.
Auf einer guten Website sollte es möglich sein, alle Tasks erfüllen zu können. Aufgaben,
die nicht bewältigt werden können, weisen darauf hin, dass Informationsbedürfnisse
der Benutzer nicht befriedigt werden können. So gut die Usability im ersten Teil der
Checkliste auch bewertet sein mag – kann ein Benutzer seine Aufgabe auf einer Website
nicht erfüllen, hilft ihm auch die beste Usability nicht weiter und die Website ist für ihn
nutzlos.
Die Feature Inspection wird sich an das Paper Discovering User Information Needs:
”
The Case of University Department Web Site“ [60] anlehnen, bei dem eine Task Analysis
10
11
Enthält eine Website beispielsweise keine Suchfunktion, so sind alle tiefergehenden Fragen zur Suche
nicht zutreffend“.
”
Siehe hierzu Definition nach ISO, Kapitel 2.2.2 auf Seite 6.
62
6 Testaufbau
erstellt wurde, die von Universitätswebsites erfüllt werden soll, und anhand derer auch
Websites analysiert wurden. Die bestehende Task Analysis dient dabei als Orientierung,
wobei sowohl Benutzergruppen als auch enthaltene Tasks noch einmal überarbeitet und
erweitert bzw. gekürzt werden sollen.
6.2.3 Usability-Test
Abschließend soll mit der Website der TU Wien sowie den höchst platzierten anderen
Websites ein Usability-Test durchgeführt werden, bei dem anhand von echten“ Benutzern
”
die Usability im Detail untersucht werden soll.
Standard Inspection und Feature Inspection können zwar überprüfen, ob die Rahmenbedingungen für eine gute Usability gegeben sind, aber auch eine Website, die alle
Usability-Punkte erfüllt und alle Aufgaben beherrscht, muss dennoch nicht gut zu bedienen sein. Diese beiden Bereiche bieten somit das Fundament für eine gute Benutzbarkeit,
aber erst ein Usability-Test kann zeigen, ob eine gute Usability auch tatsächlich vorhanden
ist, da sich manche Probleme nur in Verbindung mit Benutzern offenbaren.12
6.3 Umfang der Evaluierung
Die Evaluierung soll unter sinnvollen Rahmenbedingungen durchgeführt werden. Diese
Einschränkungen sollen es ermöglichen, dass nur Aspekte geprüft werden, die einerseits
für die betreffenden Website auch tatsächlich relevant sind, andererseits eine hohe
Vergleichbarkeit der Ergebnisse ermöglichen.
6.3.1 Externe Betrachtungsweise
Eine grundlegende Rahmenbedingung ist die Festlegung der Sichtweise auf die Websites.
Universitäten bieten oftmals Angehörigen, wie Studenten oder Lehrenden, über ihre Website spezielle Services an. Diese umfassen meist Informationen über Lehrveranstaltungen,
sowie Prüfungsanmeldungen, online Zugang zu Zeugnissen oder auch Foren. Die Services
selbst sind oft in geschützten Teilen der Website enthalten, die nur für Angehörige per
Passworteingabe zugänglich sind.13
12
13
Siehe hierzu Usability-Tests, Kapitel 3.3.2 auf Seite 20.
Bei der TU Wien beispielsweise findet sich ein Großteil dieser Dienste im tuwis++“. Ohne auf der
”
Universität Angehöriger zu sein, ist jedoch nur ein äußerst eingeschränkter Zugriff möglich.
63
6 Testaufbau
Da es im Rahmen der Evaluierung nicht möglich ist, an 15 Universitäten einen internen
Zugang zu bekommen, wird nur eine externe Sicht angewendet. Daraus folgt, dass die
Task Analysis nur für Benutzergruppen14 durchgeführt werden kann, die nicht zum Kreis
der Angehörigen einer Universität zählen. Alle Aufgaben, die Studenten und Angestellte
der Universität mit Hilfe einer Universitätswebsite erfüllen wollen, sind nicht Teil der
Analyse.
Übrig bleiben somit folgende Benutzergruppen, die für die Erfüllung ihrer Aufgaben
keine interne Sicht auf die Website einer Universität benötigen: Potentielle Studenten,
Angestellte und Spender, Eltern, Forscher, Journalisten und Unternehmen.
6.3.2 Keine Mobile Usability
In den letzten Jahren erlangte mobiles Internet mittels Handy oder Handheld zunehmend
mehr Bedeutung. Aufgrund der kleinen Bildschirme der mobilen Zugangsgeräte müssen
Websites sorgfältig entworfen werden, damit eine sinnvolle Navigation möglich ist und
Inhalte dargestellt werden können. Websites die nur für die Betrachtung am PC entworfen
werden, haben oft Probleme in der Usability, wenn sie mit kleinen Bildschirmen betrachtet
werden.
Natürlich wäre es wünschenswert, wenn jede Website von jedem Gerät aus – egal
ob Handy oder Desktop-PC – gleich gut zu bedienen wäre. Dennoch darf man nicht
vergessen, dass nicht alle Dienste im gleichen Maße mobil genutzt werden: Ein webbasierendes Telefonbuch oder Nachrichtenseiten werden ohne Frage auch mobil abgerufen. Im
Gegensatz dazu ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass etwa ein potentieller Student
seinen zukünftigen Studienplatz über ein Handy aussuchen möchte. Generell sind die
Aufgaben, die von den oben festgelegten Benutzergruppen erfüllt werden, von der Natur,
dass sie von einem Desktop-PC aus durchgeführt werden.
Mobile Usability“ soll daher nicht Kriterium der Untersuchung sein, da der Aufwand,
”
diesen Aspekt zu untersuchen zu groß wäre im Verhältnis zur Bedeutung von mobilen
Zugriffen auf Universitätswebsites.
6.3.3 Sprachen
Soll ein Produkt auf seine Usability getestet werden, so ist es entscheidend, dass die
überprüfenden Personen – sowohl Experten als auch Testnutzer – dieses in einer Sprache
14
Eine Beschreibung aller Benutzergruppen befindet sich unter Nutzergruppen, Kapitel 5.1.3 auf Seite 54.
64
6 Testaufbau
testen, die sie in ausreichendem Maße gut verstehen. Dadurch soll verhindert werden,
dass sprachliche Verständigungsprobleme mit Usability-Problemen verwechselt werden.
In der vorliegenden Evaluierung sollen nur Universitätswebsites berücksichtigt werden,
deren Hauptsprache englisch oder deutsch ist. Der Grund dafür liegt darin, dass ich
lediglich in diesen beiden Sprachen ausreichende Sicherheit besitze, um ausschließen zu
können, dass Usability-Probleme mit sprachlichen Problemen verwechselt werden.
Des Weiteren sollen die Websites nur in ihrer Hauptsprache getestet werden, also in
jener, in der der Internetauftritt primär gestaltet ist. Angebote in anderen Sprachen
sind zwar meist vorhanden, jedoch oft auf das nötigste beschränkt, sodass hier keine
Vergleichbarkeit gegeben wäre.
Diese beiden Einschränkungen führen dazu, dass nur Websites aus dem deutschen und
englischen Sprachraum für die Evaluierung in Frage kommen.
6.4 Auswahl der Websites
Die Evaluierung soll anhand einer ausgewogene Auswahl an Websites durchgeführt
werden. Es sollen dabei sowohl regionale Universitäten, die aufgrund der lokalen Nähe
zur TU Wien einen Mitbewerber darstellen, als auch Universitäten aus dem gesamten
deutschsprachigen Raum, sowie internationale Top-Universitäten miteinander verglichen
werden. Die Fachrichtungen sollen nur in der Weise berücksichtigt werden, dass zumindest
ein Drittel der Universitäten eine technische Ausrichtung haben soll.
Neben der TU Wien als Fixstarter“ gilt es weitere 14 Universitäten auszuwählen.
”
Ausgehend von Besprechungen mit Vertretern der Pressestelle der TU Wien und
Professoren, ist die Entscheidung gefallen, insgesamt fünf österreichische, drei deutsche,
zwei aus der deutschsprachigen Schweiz und fünf Universitäten aus dem englischen
Sprachraum auszuwählen. Somit bilden Universitäten aus dem deutschen Sprachraum zwei
Drittel der zu untersuchenden Bildungseinrichtungen, das letzte Drittel ist international
besetzt.
Die Auswahl der einzelnen Universitäten für die Evaluierung erfolgte teils auf speziellen Wunsch, bestimmte Einrichtungen zu berücksichtigen, teils unter Zuhilfenahme
von Universitätsranglisten. Folgende Ranglisten wurden in die Auswahl der Websites
einbezogen:
• Die Rangliste Academic Ranking of World Universities 2005 [14] der Shanghai Jiao Tong University misst unter anderem die Anzahl der Nobelpreisträger
unter den Studienabgängern einer Universität sowie die Anzahl der Nobelpreisträger,
65
6 Testaufbau
die derzeit an der Universität tätig sind. Außerdem wird berücksichtigt, wie oft
Angehörige der Universität in Artikeln zitiert werden und wie viele Artikel in speziellen Fachzeitschriften veröffentlicht werden. Die Größe der Bildungseinrichtung
wird ebenfalls berücksichtigt.
• Webometrics Ranking of World Universities [15] untersucht die Bedeutung
einer Universität mit Hilfe der Internetsuchmaschienen Google 15 , Yahoo 16 , MSN 17
und Teoma 18 . Die Urheber sind davon überzeugt, dass eine gute Universität auch
im Internet gut repräsentiert sein muss und werten daher aus, wie oft die Website
einer Universität von anderen Websites zitiert wird. Die Anzahl der Links, die auf
den Internetauftritt einer Universität zeigen, bestimmen zu einem großen Teil die
Position im Ranking. Darüber hinaus werden auch die Größe einer Website sowie
die Anzahl der Dokumente19 auf der Website berücksichtigt. Dadurch profitieren
Universitäten im Ranking, die Artikel auf ihren Websites öffentlich zugänglich
machen.
Die Entscheidung ist auf folgende 15 Universitäten gefallen:
• Österreich
– Technische Universität Wien
Die TU Wien wurde 1815 als k. k. polytechnisches Institut gegründet und trägt
seit 1975 den Namen Technischen Universität. Insgesamt sind über 16.000
Studenten inskribiert und etwa 2.000 Wissenschaftler beschäftigt. Angeboten
werden unter anderem die Studienrichtungen Architektur, Raumplanung, Bauingenieurwesen, Verfahrenstechnik, Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik,
Technische Chemie, Mathematik und Physik und mehreren Lehramtsstudien.
Die TU Wien ist – wie der Name schon sagt – eine technische Universität. [73]
– Universität Wien
Die Universität Wien wurde 1365 gegründet und ist somit die älteste Universität im deutschen Sprachraum. Die Studentenzahl beträgt 63.000, während
5.400 Wissenschaftler an der Universität arbeiten. Das Studienangebot umfasst
15
16
17
18
19
http://www.google.com
http://www.yahoo.com
http://www.msn.com
http://www.ask.com
Es werden Dokumente in den Formaten PDF, Postscript, Microsoft Word und Microsoft Powerpoint
berücksichtigt.
66
6 Testaufbau
sowohl technische als auch andere Studienrichtung. In Summe werden fast 130
Studien angeboten, die aus folgenden Bereichen stammen: Katholische Theologie, Evangelische Theologie, Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften,
Informatik, Historische Kulturwissenschaften, Philologische Kulturwissenschaften, Philosophie und Bildungswissenschaft, Psychologie, Sozialwissenschaften,
Mathematik, Physik, Chemie, Geowissenschaften, Geographie und Astronomie,
Lebenswissenschaften, Translationswissenschaft und Sportwissenschaft. Die
Universität Wien bietet technische und nicht technische Studien an. [78]
– Wirtschaftsuniversität Wien
Die Wirtschaftsuniversität Wien besteht seit 1898, zur Gründung hieß sie k.k.
Exportakademie. Nachdem sie zwischendurch auch den Namen Hochschule für
Welthandel getragen hatte, wurde sie 1975 anlässlich einer Neuorganisierung
in Wirtschaftsuniversität Wien umbenannt. Ungefähr 400 Wissenschaftler
forschen und rund 20.000 Personen studieren in den Gebieten Wirtschaftsrecht
und Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Bei der WU Wien handelt es sich
somit um eine nicht technische Universität. [89] [90]
– Universität Innsbruck
Die Universität Innsbruck wurde 1669 gegründet und wird auch LeopoldFranzens-Universität genannt. Rund 20.000 Studierende studieren auf folgenden Fakultäten: Katholisch-Theologische Fakultät, Fakultät für Bildungswissenschaften, Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Philosophisch-Historische Fakultät, Fakultät für Mathematik, Informatik und Physik, Fakultät für Betriebswirtschaft, PhilologischKulturwissenschaftliche Fakultät, Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaften, Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie, Fakultät für Biologie,
Fakultät für Architektur, Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik, Fakultät
für Chemie und Pharmazie sowie Fakultät für Bauingenieurwissenschaften.
Die Universität bietet auch technische Studien an. [77]
– Universität Graz
Die Universität Graz oder Karl-Franzens-Universität Graz besteht seit 1585.
900 Wissenschaftler sind hier mit Forschung beschäftigt. Auf der Universität
studieren ca. 20.000 Personen in ungefähr 60 Studiengängen an folgenden
Fakultäten: Naturwissenschaft, Geisteswissenschaft, Sozial- und Wirtschaftswissenschaft, Rechtswissenschaft und Katholische Theologie. Die Universität
wird zu den nicht technischen Bildungseinrichtungen gezählt. [21] [22]
67
6 Testaufbau
• Deutschland
– Ludwig-Maximilians-Universität München
An der 1472 gegründeten Ludwig-Maximilians-Universität München forschen
etwa 3.000 wissenschaftlicher Mitarbeiter. 150 Studienrichtungen werden von
fast 47.000 Studierenden genutzt und von folgenden 18 Fakultäten angeboten: Katholisch-Theologische Fakultät, Evangelisch-Theologische Fakultät,
Juristische Fakultät, Fakultät für Betriebswirtschaft, Volkswirtschaftliche Fakultät, Medizinische Fakultät, Tierärztliche Fakultät, Fakultät für Geschichtsund Kunstwissenschaften, Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und
Religionswissenschaft, Fakultät für Psychologie und Pädagogik, Fakultät für
Kulturwissenschaften, Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik,
Fakultät für Physik, Fakultät für Chemie und Pharmazie, Fakultät für Biologie und Fakultät für Geowissenschaften. Die Ludwig-Maximilians-Universität
München ist keine technische Universität. [28] [27]
– Technische Universität München
Die Bildungseinrichtung wurde ursprünglich 1868 als Polytechnische Schule gegründet und und ab 1877 als Technische Hochschule bezeichnet. Seit
1970 trägt sie den Titel Technische Universität München. Auf 12 Fakultäten
studieren heute 20.000 Personen, während 4.000 Wissenschaftler forschen.
Die Fakultäten umfassen Mathematik, Physik, Chemie, Wirtschaftswissenschaften, Bauingenieur- und Vermessungswesen, Architektur, Maschinenwesen,
Elektrotechnik und Informationstechnik, Informatik, Ernährung, Landnutzung
und Umwelt, Medizin und Sportwissenschaften. Die TU München ist eine
technische Universität. [70] [72]
– Technische Universität Berlin
Die Königliche Technische Hochschule wurde 1879 durch Zusammenschluss
der Bauakademie und der Gewerbeakademie gegründet, 1916 wurde auch
noch die Bergakademie eingegliedert. 1946 wurde sie – nach Ende des zweiten
Weltkriegs – als Technische Universität neu eröffnet. An der Universität sind
rund 2.000 Wissenschaftler beschäftigt und fast 28.000 Studenten studieren
auf folgenden Fakultäten: Geisteswissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften, Prozesswissenschaften, Elektrotechnik und Informatik, Verkehrsund Maschinensysteme, Wirtschaft und Management und schließlich der so-
68
6 Testaufbau
genannten Fakultät IV in der die beiden Fakultäten Bauingenieurwesen und
Angewandte Geowissenschaften und Architektur Umwelt Gesellschaft zusammengefasst wurden. Bei der TU Berlin handelt es sich um eine technische
Universität. [68] [69]
• Schweiz
– Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
An der 1855 gegründeten ETH Zürich studieren fast 13.000 Studenten während
über 3.500 wissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigt sind. Die 15 Departemen”
te“ umfassen die Gebiete Architektur, Bau, Umwelt und Geomatik, Informatik,
Informationstechnologie und Elektrotechnik, Management, Technologie und
Ökonomie, Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Materialwissenschaft, Biologie, Chemie und Angewandte Biowissenschaften, Mathematik, Physik, Agrarund Lebensmittelwissenschaften, Erdwissenschaften, Umweltwissenschaften
und Geistes-, Sozial und Staatswissenschaften. ETH Zürich ist eine technische
Universität. [9] [10]
– Universität Zürich
1833 wurde aus den höheren Schulen für Theologie, Jurisprudenz und Medizin zusammen mit der neuen philosophische Fakultät die Universität Zürich
gegründet. Heute gibt es rund 2.500 wissenschaftliche Mitarbeiter und es
studieren fast 24.000 Studenten an den Fakultäten für Theologie, Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Veterinärmedizin und
Philosophie sowie der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät. Die
Universität Zürich ist keine technische Universität. [79] [80]
• International
– Harvard University
Die Harvard University existiert seit 1636 und befindet sich hauptsächlich
an Standorten in Cambridge und Boston (Massachusetts, USA). Neben dem
Harvard College existieren elf Graduate Schools: Diese umfassen die Graduate
School of Arts and Sciences, John F. Kennedy School of Government, Harvard
Business School, Harvard Law School, Graduate School of Design, Harvard
Divinity School, Harvard Medical School, School of Dental Medicine, Harvard
School of Public Health, Graduate School of Education sowie das American
Repertory Theatre Institute for Advanced Theatre Training. Insgesamt studieren
69
6 Testaufbau
fast 20.000 Studenten an der Harvard University, bei der es sich um keine
technische Bildungseinrichtung handelt. [58] [59]
– UC Berkeley
Berkeley – University of California wurde 1868 gegründet und setzt sich
aus folgenden 14 Colleges und Schools zusammen: Haas School of Business,
College of Chemistry, Graduate School of Education, College of Engineering,
College of Environmental Design, School of Information, Graduate School
of Journalism, Law School, College of Letters & Science, College of Natural
Resources, School of Optometry, School of Public Health, The Richard & Rhoda
Goldman School of Public Policy sowie School of Social Welfare. Insgesamt
studieren über 33.000 Studenten an der Universität in technischen und nicht
technischen Studienrichtungen. [75] [76] [81]
– Massachusetts Institute of Technology
Das MIT wurde 1861 gegründet und nahm 1865 die ersten Studenten auf, heute
studieren über 10.000 Personen an der Universität. Sie setzt sich aus folgenden
sechs Schools zusammen: Whitaker College of Health Sciences and Technology,
School of Architecture and Planning, School of Engineering, School of Humanities, Arts, and Social Sciences, Sloan School of Management und der School
of Science. Das MIT ist eine technische Bildungseinrichtung. [31] [32] [33]
– University of Cambridge
Die Universität Cambridge wurde 1209 gegründet und setzt sich aus sechs
Schools zusammen, an denen über 18.000 Personen studieren: Arts and Humanities, Biological Sciences, including Veterinary Medicine, Clinical Medicine,
Humanities and Social Sciences, Physical Sciences sowie Technology. Unter den
angebotenen Studien befinden sich sowohl technische als auch nicht technische
Richtungen. [82] [83]
– University of Oxford
Für die Universität Oxford ist kein genaues Gründungsdatum bekannt. Lehreinrichtungen bestehen seit 1096, seit 1167 gewann der Bildungsstandort stark
an Bedeutung, nachdem Henry II. englische Studenten von der Universität in
Paris ausgeschlossen hatte. Heute studieren über 18.000 Studenten in Oxford.
Die Universität ist in vier Bereichen organisiert: Humanities Division, Mathematical, Physical & Life Sciences Division, Medical Sciences Division sowie
Social Sciences Division. Jede dieser Divisions besteht wiederum aus einer
70
6 Testaufbau
Reihe von Fakultäten, Departments und Instituten. Die Bildungseinrichtung
bietet technische und nicht-technische Studienrichtungen an. [84] [85]
71
7 Guideline Inspection
In diesem Kapitel erfolgt die genaue Spezifikation der Guideline Inspection sowie die
Durchführung der Evaluierung und eine Auswertung der Ergebnisse.
7.1 Spezifikation
Im folgenden Abschnitt wird erklärt, wie die Guideline Inspection aufgebaut ist und
welche Punkte enthalten sind.
7.1.1 Guideline: Standard Inspection
Nachdem im vorangegangenen Kapitel definiert wurde, wie die Evaluierung erfolgen soll
und die zu überprüfenden Bildungseinrichtungen bestimmt wurden, wird als nächstes die
Checkliste für die Standard Inspection aufgestellt. Wie bereits zuvor erwähnt, lehnt sich
die Checkliste am Web Usability Index“ [11] an, soll jedoch mit Hilfe weiterer Literatur
”
überarbeitet werden: Unwichtige Punkte sollen gekürzt und fehlende Aspekte ergänzt
werden. Zu jedem in der Checkliste enthaltenen Punkt wird im Folgenden eine kurze
Beschreibung samt Quellenangabe bereitgestellt.
Die einzelnen Punkte sind in drei Bereiche eingeteilt: Navigation, Design und Zugänglichkeit. Diese Unterteilung ermöglicht eine bessere Übersicht beim Durchführen der
Evaluierung.
Die Auswertung des originalen Web Usability Index ergibt eine Prozentzahl, die angibt,
wie hoch die Usability einer getesteten Website ist. Die Aussage einer solchen Bewertung
ist jedoch sehr zweifelhaft, da es einerseits meiner Ansicht nach nicht möglich ist, die
Usability einer Website in einer einzigen Zahl darzustellen, andererseits die einzelnen
Punkte des Index nicht gewichtet sind. Dadurch wird zwischen einem schwereren Fehler
in der Usability und einem leichteren Problem kein Unterschied gemacht, womit das
Ergebnis verzerrt wird.
Die Bewertung der Websites erfolgt indem die wichtigsten Punkte textuell beschrieben
72
7 Guideline Inspection
werden. Sowohl Probleme als auch gute Lösungen sollen aufgezeigt werden. Abschließend
wird für jeden untersuchten Internetauftritt ein Resümee gezogen.
Navigation
Ein wichtiger Teilaspekt der Usability einer Website ist die Navigation und die Orientierung. Ein Benutzer muss immer das Gefühl haben, zu wissen, wo er sich befindet und
wie er sich auf der Site weiter bewegen kann. Die Suche und das Aussehen von Links
sind genauso Teile dieses Bereichs wie die Kennzeichnung von Downloads.
• Ist der Navigationsbereich immer verfügbar?
Der Navigationsbereich sollte immer verfügbar sein, sodass ein Benutzer navigieren
kann, ohne den Zurück-Knopf des Browsers einsetzen zu müssen. [11]
• Befindet sich der Navigationsbereich immer an der selben Stelle?
Der Navigationsbereich sollte sich immer an der selben Stelle befinden, sodass ein
Benutzer ihn schnell wiederfinden kann. [11]
• Ist immer ein Textlink zur Homepage vorhanden?
Es sollte dem Benutzer immer die Möglichkeit gegeben werden, mit einem Klick
zur Homepage zurück zu kehren. Für diesen Zweck sollte es immer einen Link in
Textform geben. Da Untersuchungen gezeigt haben, dass ein Großteil der Benutzer
nicht weiß, dass Logos auf Webpages meist zur Homepage zurück verlinken, ist das
Logo als Link nicht ausreichend. [11] [74]
• Ist immer ein Link in die nächsthöhere Hierarchiestufe vorhanden?
Es sollte dem Benutzer möglich sein, ohne Umwege in die nächsthöhere Hierarchiestufe zurückzukehren. [11]
• Erleichtert die hierarchische Einteilung der Site die Orientierung?
Die Hierarchie sollte so gestaltet sein, dass ein Benutzer erkennen kann, wo sich
welche Informationen befinden. [11] [24]
• Erkennt der Benutzer in der Navigation, wo er sich gerade befindet?
Die Navigation sollte dem Benutzer immer zeigen, wo er sich in der Hierarchie
gerade befindet. [11]
• Sind Links zur aktuellen Page inaktiv?
Der Link auf die aktuelle Webpage sollte nicht aktiv sein, da es Benutzer verwirren
73
7 Guideline Inspection
kann, wenn sie auf einen Link zu einer Page klicken können, auf der sie sich bereits
befinden. [53]
• Existiert eine Suche?
Eine Suchfunktion erleichtert das Auffinden von Informationen enorm und sollte
auf jeder Website vorhanden sein. [11] [44]
• Ist die Suche von jeder Page aus erreichbar?
Die Suche sollte von allen Pages aus erreichbar sein. [44]
• Werden Suchergebnisse gut präsentiert?
Die Ergebnisseite einer Suche sollte so aufgebaut sein, dass der ursprüngliche
Suchbegriff zusammen mit den Ergebnissen angezeigt wird und für eine neue Suche
geändert werden kann. Für den Fall das keine Ergebnisse gefunden worden sind,
sollte die Suche Vorschläge zur Verbesserung der Suchbegriffe machen (beispielsweise
auf Rechtschreibfehler aufmerksam machen). [61]
• Existiert eine Sitemap?
Sitemaps ermöglichen es Benutzern, schnell einen Überblick über den Inhalt einer
Website zu bekommen und sollten daher immer als zusätzliche Orientierungsmöglichkeit vorhanden sein. [62]
• Sind Links vom Text unterscheidbar?
Es ist außerordentlich wichtig, dass Links immer für Benutzer eindeutig erkennbar
sind und sich vom übrigen Text unterscheiden. Generell sollten Link-Farben dem
gängigen Standard entsprechen und nicht geändert werden.1 [42] [44]
• Unterscheiden sich besuchte und nicht besuchte Links optisch?
Um für Benutzer zu kennzeichnen, dass sie einen Link bereits besucht haben, sollte
dieser ein anderes Aussehen haben als ein unbesuchter Link. [11]
• Sind Links sinnvoll benannt?
Links sollten sinnvoll benannt sein, sodass sich Benutzer vorstellen können, wohin
ein Link führt. Der Link soll nicht die Aufforderung zum Klicken sein, sondern
ein Hinweis auf die verlinkte Page. Beispiel: Bei Für die Suche bitte hier klicken“
”
sollte das Wort Suche“ der Link sein, nicht der Teil hier klicken“. Dies ermöglicht
”
”
1
Nichtbesuchte Links sind normalerweise blau, bereits besuchte Links rot oder violett.
74
7 Guideline Inspection
es, Webpages schneller zu überfliegen und auch Benutzer mit einer Behinderung
können Links auf diese Weise schneller erkennen.2 [92]
• Sind Downloads ausreichend gekennzeichnet?
Links, die auf andere Daten zeigen als auf eine Webpage sollten entsprechend
gekennzeichnet sein. Neben der Angabe, um welches Format es sich handelt, sollte
angegeben sein, wie groß die Datei ist. Auf diese Weise kann ein Benutzer vor dem
Start des Downloads beurteilen, ob er eine Datei herunterladen möchte. [53]
Design
Das optische Design ist von großer Bedeutung für die Usability einer Website. Schrift,
Layout und Grafiken müssen in den richtigen Größen vorliegen und sich den Bedürfnissen
der Benutzer anpassen lassen.
• Ist die Schrift groß genug, um gut lesbar zu sein?
Die Schrift sollte in einer Größe sein, die ohne Probleme und Anstrengung lesbar
ist. [11]
• Lässt sich die Größe der Schrift anpassen?
Die Schrift sollte sich über die entsprechende Funktion im Browser verändern lassen
und nicht auf eine bestimmte Größe fixiert sein.3 Ebenfalls sollte darauf geachtet
werden, dass das Layout der Pages nicht zusammenbricht, wenn die Schrift skaliert
wird. [46] [50]
• Bietet die Schrift mit dem Hintergrund genug Kontrast um gut lesbar
zu sein?
Die Farben von Schrift und Hintergrund sollten so gewählt sein, dass ein höchstmöglicher Kontrast entsteht. Je mehr Kontrast, desto leichter fällt das Lesen eines Textes.
[46]
• Passt sich das Layout der Website an das Browserfenster an?
Websites sollten so gestaltet sein, dass sie sich an die Größe des Browserfensters
anpassen können. Das Layout soll sowohl in einem kleinen Fenster gut aussehen,
2
3
Sehbehinderte Benutzer setzen oft Screenreader“ ein, die den Inhalt einer Webpage vorlesen. Diese
”
bieten die Möglichkeit alle Links einer Page vorzulesen. Sind diese jedoch mit hier klicken“ statt mit
”
einem Hinweis auf den Inhalt des Links benannt, kann diese Option nicht sinnvoll genutzt werden.
Manche Browser sind zwar in der Lage, die Schrift zu vergrößern, auch wenn diese eigentlich fixiert
ist. Der Internet Explorer 6.0, der von 85% der Internetsurfer genutzt wird [55] besitzt diese Fähigkeit
nur sehr eingeschränkt.
75
7 Guideline Inspection
als auch in großen Fenstern den vorhandenen Platz gut ausnutzen. Laut aktuellen
Untersuchungen [51] nutzen 60% der Internetbenutzer eine Auflösung von 1024x768
Bildpunkten, 17% verwenden 800x600, 18% eine Auflösung von 1280x1024. Nielsen
empfiehlt im Rahmen der Untersuchung daher, dass jedes Layout jedenfalls mit
den Auflösungen 800x600 und 1280x1024 funktionieren soll.
• Sind Grafiken groß genug, um leicht erkennbar und anklickbar zu sein?
Neben der Schrift sollten natürlich Grafiken groß genug sein, damit sie leicht
erkennbar sind und eventuell enthaltener Text gut lesbar ist. [11]
• Werden verständliche Icons eingesetzt?
Für den Fall, das Icons eingesetzt werden, sollte darauf geachtet werden, dass
gängige Icons verwendet werden und diese möglichst aussagekräftig sind. Icons
sollten außerdem – wie alle Grafiken – ein kurze Textbeschreibung haben, wenn
der Benutzer mit der Maus auf das Icon zeigt. [11] [62]
• Sind Texte gut strukturiert?
Da sich auf Websites kurze Texte viel leichter lesen lassen als lange, sollten Texte
durch Überschriften, Absätze und Aufzählungen gut strukturiert sein. Dies erleichtert ein Überfliegen der Texte und ermöglicht das gezielte Lesen von einzelnen
Textpassagen. [43] [24]
• Wird Gebrauch von Überschriften gemacht?
Überschriften sind – wie bereits erwähnt – wichtig, um Texte zu strukturieren.
Damit sie gut funktionieren, sollte jede Page mindestens eine Überschrift haben,
die kurz und informativ gehalten sein sollte. [11]
• Lassen sich die Webpages ausdrucken bzw. gibt es eine spezielle Druckansicht?
Webpages werden oft ausgedruckt, vor allem dann, wenn es sich um längere Texte
handelt, bei denen es zu mühsam wäre, sie am Bildschirm zu lesen, oder wenn sich
darauf Informationen befinden, die man gerne mitnehmen möchte (beispielsweise ein
Lageplan oder Öffnungszeiten). Daher sollten sich Pages immer einfach ausdrucken
lassen, indem sie entweder von Haus aus in einem gut druckbaren Layout vorliegen,
es eine eigene Druckansicht gibt oder Texte auch in besser druckbaren Formaten
angeboten werden (etwa als PDF ). [24] [44]
76
7 Guideline Inspection
• Ist der Titel der Webpages aussagekräftig in Bezug auf den Inhalt?
Der Titel einer Page sollte sowohl einen Bezug zur Website haben, als auch zum
speziellen Inhalt der Website. Dies ist vor allem deswegen wichtig, da der Titel
sowohl in Suchmaschinen als auch bei den Lesezeichen bzw. Favoriten im Browser
angezeigt wird. Eine gute Umschreibung des Inhalts durch den Titel bietet in diesen
Fällen erhöhte Usability. [53]
• Ist das Layout konsistent auf der ganzen Website?
Das Layout sollte innerhalb einer Website konsistent bleiben. Dies hat den Grund,
dass sich Benutzer nicht ständig mit einem geänderten Layout auseinandersetzen
müssen und ihnen außerdem immer bewusst bleibt, dass sie sich noch auf der selben
Website befinden. Die Homepage selbst kann dabei eine Ausnahme bilden, sollte
sich aber auch nicht zu sehr vom Rest der Site abheben. [53] [24]
• Ist die Website ohne Frames aufgebaut?
Frames“ sind eine Technik, die es erlauben, mehrere einzelne Seiten einem einem
”
Browserfenster anzuzeigen. So können eigene Frames für Navigation, Kopfzeile
und Inhalt eingerichtet werden, die unabhängig voneinander neu geladen werden
können. Der Einsatz von Frames führt jedoch zu Problemen in der Usability: Frames
erschweren das Ausdrucken und das Anlegen von Lesezeichen. Außerdem können
Suchmaschinen mit Frames nicht umgehen. Frames sollten daher nicht eingesetzt
werden. [44]
Zugänglichkeit
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Usability ist, dass eine Website für so viele Benutzer
wie möglich zugänglich sein soll. Dies ist dann der Fall, wenn sie sich mit verschiedenen
Browsern nutzen lässt, barrierefrei gestaltet ist und auf internationale Unterschiede
Rücksicht nimmt.
• Ist die Website international verständlich?
Hat eine Website ein internationales Zielpublikum, so muss darauf geachtet werden,
dass die Inhalte kulturübergreifend verständlich sind. So müssen etwa Zeitangaben
in einem unmissverständlichen Format4 vorliegen, indem der Name des Monats
4
Missverständnisse sind hier leicht möglich, da Datumsangaben kulturabhängig unterschiedlich gelesen
werden: Die Datumsangabe 02.03.04 bezeichnet in Japan den 4. März 2002, in Europa den 2. März
2004 und in den USA den 3. Februar 2004. [8]
77
7 Guideline Inspection
ausgeschrieben wird und das Jahr vierstellig angegeben wird. Auch bei eingesetzten
Grafiken sollte auf eine allgemeine Verständlichkeit geachtet werden. [11]
• Kann die Website in verschiedenen Web-Browsern ohne wesentliche Beeinträchtigungen betrachtet werden?
Die Website soll mit den gängigsten Browsern gleich bzw. ohne Beeinträchtigung
betrachtet werden können. Dies wird mit den aktuell am weitesten verbreiteten
Browsern5 Microsoft Internet Explorer 6.0 und Mozilla Firefox 1.5 getestet. [44]
• Gibt es ein Impressum mit Informationen über den Betreiber der Website?
Es sollte auf der Website eine Page geben, auf der die wichtigsten Informationen
über den Betreiber der Site zu finden sind. Diese Informationen sollten Namen und
Anschrift des Betreibers und Kontaktinformationen, wie Adresse, E-Mail-Adresse
und Telefonnummer, beinhalten. [11]
• Ist die Adresse der Website sinnvoll gewählt?
Die Adresse der Website sollte so gewählt sein, dass sie sinnvoll in Bezug zu den
präsentierten Inhalten steht und sollte leicht merkbar sein. [11]
• Ist die Website barrierefrei gestaltet?
Damit auch Benutzer mit Behinderungen eine Website nutzen können, sollten die
Empfehlungen der Web Accessibility Initiative [94] umgesetzt werden. Diese Überprüfung erfolgt mit dem automatischen Testtool Watchfire WebXACT“ [87]. [11]
”
• Ist die Ladezeit der Webpages akzeptabel?
Einzelne Webpages sollten nicht zu große Mengen an Daten umfassen, damit diese
zügig im Browser geladen werden können. Nielsen gibt an, dass eine Webpage in
zehn Sekunden geladen werden sollte.6 [53] [11]
5
6
Laut einer Analyse von onestat.com [55] hatte der Microsoft Internet Explorer 6.0 im Mai 2006 einen
Marktanteil von ca. 85% während Mozilla Firefox 12% Marktanteil nachweisen konnte. Auch wenn
solche Analysen der Verbreitung von Browsern immer nur auf Stichproben einiger Websites basieren,
zeigen die Zahlen, dass diese beiden Browser deutlich am meisten genutzt werden. Ein Test mit diesen
beiden Browser scheint also ausreichend
Die Ladezeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Verbindungsgeschwindigkeit des Servers und
Internetanbindung des Benutzers. Anfang 2004 [47] waren immer noch 62% der Benutzer mit Dial-Up
Modems online, die eine sehr geringe Übertragungsgeschwindigkeit besitzen. Webpages sollten daher
eine Größe von 75 Kilobytes nicht übersteigen.
78
7 Guideline Inspection
7.1.2 Guideline: Feature Inspection
7
potentielle Studenten
Eltern
potentielle Angestellte
Forscher
Journalisten
Unternehmen
potentielle Spender
Ziel der Feature Inspection ist es herauszufinden, ob die zu überprüfenden Universitätswebsites alle Informationen bereitstellen, die für Benutzer derart wichtig sind, dass ein
Fehlen als Problem in der Usability betrachtet werden kann. Wie bereits beschrieben7
wird eine ausschließlich externe Betrachtungsweise untersucht, bei der die Benutzer
keinen Zugang zu internen Bereichen der Website haben. Aus diesem Grund wird auch
ausschließlich die Erfüllung jener Informationsbedürfnisse untersucht, die Benutzer haben,
ohne bereits mit der Universität in einer wie auch immer gearteten Verbindung zu stehen.
Die Tabelle 7.1 listet alle Informationen auf, die eine gute Universitätswebsite beinhalten
sollte und wurde auf Basis des Papers Discovering User Information Needs: The Case of
”
University Department Web Site“ [60] sowie intensiven Gesprächen mit Kollegen erstellt.
Sie zeigt für welche Benutzergruppen welche Informationen vorhanden sein sollten –
das heißt jedoch nicht, dass für die anderen Gruppen diese Daten uninteressant sind. Es
handelt sich bei ihnen jedoch nicht um die primären Interessen, und ihr Vorhandensein
bildet daher eine Ergänzung aber keine Notwendigkeit.
Natürlich ist die Liste an Informationen, die eine Universität auf einer Website anbieten
könnte, fast beliebig erweiterbar. Die vorliegende Guideline bildet den Mindestanspruch
an einen Internetauftritt einer Universität:
Geschichte der Universität
X
X
X
X
X
X
X
Kontaktinformationen
X
X
X
X
X
X
X
Adresse
X
X
X
X
X
X
X
Plan
X
X
X
X
X
X
X
Erreichbarkeit und öffentliche Verkehrsmittel
X
X
X
X
Anzahl der Studenten/Absolventen
X
X
X
X
X
Studienpläne und Studiendauer
X
X
X
X
X
Berufsbilder/Möglichkeiten mit Studienabschluss
X
X
X
Studienvoraussetzungen
X
X
X
Einschreibfristen/Bewerbung
X
X
benötigte Dokumente zum Einschreiben
X
Siehe hierzu Externe Betrachtungsweise, Kapitel 6.3.1 auf Seite 63.
79
X
Stipendien
X
X
X
Wohnmöglichkeiten für Studenten
X
X
Informationen für Austauschstudenten
X
Partneruniversitäten
X
X
offene Stellen an der Universität
X
X
X
X
X
Möglichkeiten zu Spenden
News und Neuigkeiten
X
X
X
X
X
Pressemeldungen
X
X
X
Veranstaltungen
X
X
X
Semesterbeginn und -ende
X
X
X
X
Möglichkeiten zu Firmenkooperationen
Wissenschaftliche Publikationen
potentielle Spender
X
Unternehmen
X
Journalisten
Eltern
Studienkosten
Forscher
potentielle Studenten
potentielle Angestellte
7 Guideline Inspection
X
X
X
X
X
X
Tabelle 7.1: Feature Inspection für Universitätswebsites
7.2 Durchführung
7.2.1 Anmerkungen
Die folgenden Anmerkungen zur Guideline Inspection erklären, wie die Auswertung der
Evaluierung erfolgt, warum der Zeitpunkt wichtig ist und warum – aus Benutzersicht –
kein Unterschied darin besteht, ob Informationen nicht gefunden werden können oder
nicht vorhanden sind.
Textuelle Bewertung
Im Verlauf der Guideline Inspection hat sich gezeigt, dass eine digitale“ Bewertung
”
der Websites mittel Katalog, der nur erfüllt“ oder nicht erfüllt“ zulässt, nicht sinnvoll
”
”
möglich ist. Die Usability einer Website ist zu komplex, um in einem solchen System
bewertet werden zu können, außerdem garantiert die bloße Anwesenheit eines Features nicht, dass dieses auch tatsächlich die Benutzbarkeit einer Website erhöht. Eine
80
7 Guideline Inspection
vorhandene Sitemap muss nicht zwangsläufig Übersicht oder Orientierung verschaffen.
Alle notwendigen Eigenschaften einer Funktion per Liste abzufragen würde diese jedoch
äußerst umfangreich und umständlich machen, wodurch eine Evaluierung zu aufwendig
werden würde. Aus diesem Grund habe ich mich während der Durchführung der Evaluierung entschieden, eine ausführliche textuelle Bewertung der Websites vorzunehmen.
Erwähnt werden nur Punkte, die eine Website nicht erfüllen kann oder die sie besonders
gut erfüllt. Wird ein Punkt nicht erwähnt, so ist dieser zufriedenstellend gelöst.
Datum der Evaluierung
The Only Web Constant Is Change“, schreibt Nielsen [44]. Zwar bezieht er sich dabei
”
mehr auf die Standards des Internets, aber seine Aussage gilt gleichfalls für die Inhalte:
Websites werden oft geändert, was dazu führt, dass in der vorliegenden Evaluierung
beschriebene Eigenschaften bereits zum Zeitpunkt des nächsten Aufrufs der jeweiligen
Website nicht mehr vorhanden sein müssen. Das Datum der Evaluierung gibt an, wann
die Bewertung durchgeführt wurde und zu welchem Zeitpunkt die Ergebnisse gültig
waren.
Nicht gefundene Informationen
In der Feature Inspection wird versucht, bestimmte Informationen auf einer Website zu
finden. Sollten diese nicht gefunden worden sein, so bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass
die Information tatsächlich nicht vorhanden war. Vielmehr heißt das, dass im Rahmen
der Evaluierung diese Information weder über die Navigation, noch die Sitemap oder
Suchmaschinen gefunden werden konnte. De Facto spielt es jedoch keine Rolle, ob eine
Information nur nicht gefunden werden kann oder tatsächlich nicht vorhanden ist, da das
Ergebnis das gleiche ist: Ein Benutzer, der sein Informationsbedürfnis nicht befriedigen
kann.
7.2.2 TU Wien
Evaluierung
Der Einstieg über die Homepage der TU Wien 8 funktioniert sehr gut, die relevantesten
Bereiche sind direkt verlinkt. Für die meisten Informationsbedürfnisse gibt es entsprechende Links bereits auf der Eingangsseite, sodass diese rasch erfüllt werden können.
8
http://www.tuwien.ac.at, Datum der Evaluierung 09.08.2006.
81
7 Guideline Inspection
Wenige Informationen sind eher schwer zugänglich – etwa die Partneruniversitäten – da
sich diese Informationen weiter in der Tiefe der Website befinden. Insgesamt können 23
von 24 Punkten der Feature Inspection erfüllt werden, einzig eine Möglichkeit zu Spenden
ist nicht vorhanden.
Die Standard Inspection ergibt gemischte Ergebnisse: Ausgehend von der Homepage
wird man in unterschiedliche Unterbereiche verlinkt. Die einzelnen Unterbereiche unterscheiden sich teilweise komplett in Layout und Aufbau, sodass sehr wenige allgemeine
Aussagen zu Navigation, Design und Zugänglichkeit gemacht werden können. Manche
Unterbereiche haben zwar ein einheitliches Layout, sind aber tatsächlich voneinander
getrennt, sodass die dort vorhandene Suche und Sitemap immer nur den aktuellen
Teilbereich abdecken.
Die Trennung in die verschiedenen Unterbereiche ist für Benutzer nicht nachvollziehbar.
Scheinbar entspricht die Struktur den Abteilungen der Universität, statt nach einer
inhaltlichen Trennung vorzugehen und sich nach den Bedürfnissen der Benutzer zu
richten.9 So existieren Unterbereiche wie PR, Studienhomepages, Leitung, oder Verwaltung,
deren Bedeutung für die meisten Benutzer eigentlich keine Rolle spielt. Der Benutzer
möchte sein Informationsbedürfnis stillen, egal ob dafür nun die PR-Abteilung oder die
Verwaltung zuständig ist.
Die Navigation ist nicht einheitlich auf allen Pages und Unterbereichen. Auch der
Umgang mit Links auf die aktuelle Page ist nicht durchgängig. Sogar in Bereichen, die
eigentlich dem selben Layout folgen sind Links zur aktuellen Page manchmal aktiv,
manchmal nicht.10 Ein Link auf die Homepage zurück ist auf den meisten Pages nur in
Form eines anklickbaren TU Logos realisiert.
Unter der Teilung in Unterbereiche leidet auch die Suche. In vielen Bereichen existiert gar keine Suche, in einigen (beispielsweise PR, Studienhomespages, Leitung, oder
Verwaltung) beschränkt sie sich auf den jeweiligen Unterbereich. Dies ist besonders problematisch, da Benutzer davon ausgehen könnten, dass die Suche die ganze Site abdeckt.
Sollte in diesem Fall eine Anfrage nicht erfolgreich sein, könnte ein Benutzer dann annehmen, dass der Suchbegriff auf der gesamten Site nicht vorhanden sei, was tatsächlich aber
nicht stimmen muss. Auch die Sitemap ist derart segmentiert und zeigt – wenn überhaupt
vorhanden – immer nur Inhalte aus dem aktuellen Unterbereich. Die Suche auf der
Homepage beschränkt sich in der Grundeinstellung nur auf Personal der Universität. Es
9
10
Laut Nielsen [44] ist das Nachbilden der Unternehmensstruktur auf der Website einer der grundlegenden
Gründe, die zu einer falschen Gestaltung führen.
Extrembeispiel ist die Page http://www.tuwien.ac.at/pr/services/faq.shtml. Hier existiert ein Link zu
sich selbst, der jedoch nicht funktioniert.
82
7 Guideline Inspection
handelt sich zwar um eine praktische Funktionalität, die Suche einschränken zu können,
sinnvoller wäre aber eine allgemeine Suche als Standardeinstellung.11
Die Bezeichnung von Downloads ist unterschiedlich, teilweise wird vorbildlich Dateiformat und Größe der Datei angegeben, teilweise verstecken sich Downloads hinter
gewöhnlich aussehenden Links.
Das Layout passt sich der Fenstergröße des Browsers an, lediglich bei sehr großen
Fenstern skalieren die Pages nicht mehr mit, sodass der Platz horizontal nicht optimal
ausgenutzt wird. Das Layout ist für das Ausdrucken von Pages nicht geeignet, da Teile
der Pages abgeschnitten werden.
Eine eingeschränkte englische Version gibt auch internationalen Besuchern die Möglichkeit, die wichtigsten Informationen zu bekommen. Negativ fällt hierbei jedoch auf, dass
die Navigation auf der englischen Website teilweise in deutscher Sprache ist.
Barrierefrei ist die Website leider nicht, dies wird vor allem durch zahlreiche grafische
Elemente verhindert, die der Gestaltung der Website dienen und nicht mit entsprechenden
Beschreibungen ausgestattet sind.
Insgesamt werden 19 Punkte der Standard Inspection vollständig erfüllt, sieben Punkte
nicht und sechs Punkte teilweise. Da Icons auf der Website nicht eingesetzt werden, fließt
dieser Punkt nicht in die Wertung ein.
Fazit
Die Website der TU Wien vermittelt einen gemischten Eindruck. Teilweise sind sehr gute
Ansätze zu erkennen und Usability-Kriterien vorbildlich umgesetzt, gleichzeitig werden
die gleichen Kriterien in anderen Teilen der Site komplett ignoriert. Größtes Problem
der Site ist jedoch die Segmentierung in unterschiedliche Bereiche. Sicherlich lässt sich
durch Detailveränderungen die Usability insgesamt steigern, aber eine durchgängige
Benutzerfreundlichkeit wäre wohl nur zu erreichen, indem die Website komplett neu
strukturiert würde, um sich dann dem Besucher einheitlich und ohne Grenzen zwischen
den Unterbereichen präsentieren zu können.
Die wichtigsten Inhalte sind größtenteils bereits auf der Homepage verlinkt, sodass
die meisten Aufgaben relativ schnell erfüllbar sind. Insgesamt konnten alle bis auf eine
Aufgabe erfüllt werden. Einige Informationen sind mehrfach vorhanden: Beispielsweise
11
Laut Krug [24] sollten Suchen standardmäßig immer ganze Websites durchsuchen, nur optional bzw.
wenn ein Suchbegriff zu viele Ergebnisse ergibt, sollte die Möglichkeit geboten werden, den Suchbereich
einzugrenzen.
83
7 Guideline Inspection
gibt es mehrere – im Detail nicht immer gleiche – Leitfäden zur Inskription.12 Hier sollte
die Möglichkeiten des Hypertextes besser ausgenutzt werden und sich Informationen
nur auf einer einzelnen Page befinden, die – überall wo es auf der Site sinnvoll ist
– entsprechend verlinkt wird. Die Mehrfachführung von Inhalten birgt außerdem die
Gefahr, dass Änderungen nicht immer überall durchgeführt werden. Veraltete oder
falsche Informationen auf der Website können die Folge sein.
7.2.3 Universität Wien
Evaluierung
Betritt man die Homepage der Universität Wien 13 , so bekommt man aktuelle Informationen aus der Universitätszeitung und über Forschungsergebnisse. Links verweisen zu den
größten Unterpunkten, wie Studium, Forschung oder Organisation. Zur Erfüllung der
Aufgaben aus der Feature Inspection ist dieser Aufbau jedoch nicht optimal, die meisten
Informationen erweisen sich als relativ versteckt. So konnte beispielsweise die Auflistung
der zur Inskription benötigten Dokumente erst nach Ausfüllen einer Vor-Inskription auf
der Website gefunden werden. Möglichkeiten zu Spenden, wissenschaftliche Publikationen,
Informationen zur Erreichbarkeit und öffentliche Verkehrsmittel sowie Möglichkeiten zu
Firmenkooperationen konnten gar nicht gefunden werden. In Summe werden 20 der 24
Punkte erfüllt.
Wie schon bei der TU Wien gibt es auch bei der Universität Wien kein einheitliches Layout für alle Pages. Die Site ist in mehrere Unterbereiche geteilt, die jeweils
unterschiedlich zu handhaben und anders organisiert sind. Die Unterbereiche sind in
diesem Fall jedoch eher nach den Aufgaben und Bedürfnissen der Benutzer unterteilt,
den Eindruck dass hier Organisationsstrukturen nachgebaut wurden gewinnt man nicht.
Auch hier können aufgrund des unterschiedlichen Layouts wenige allgemeine Aussagen
zur Einhaltung von Standards gemacht werden.
Ein Link zur Homepage ist oftmals nur über das Logo vorhanden.
Die Navigation ist in den meisten Bereichen der Website völlig unterschiedlich, eine
Orientierung bietet sie immer nur innerhalb dieser Unterbereiche. Insofern gibt es auch
kaum eine Hierarchie, um das Navigieren zu erleichtern.
Eine Suche ist in den meisten Unterbereichen vorhanden, jedoch nicht in allen.
12
13
Informationen zur Inskription findet man sowohl unter http://www.tuwien.ac.at/studium/nut/beginn.shtml
als auch unter http://www.tuwien.ac.at/starthilfe/4.shtml, wobei sich die Inhalte in Umfang und
Detailgrad unterscheiden.
http://www.univie.ac.at, Datum der Evaluierung 11.08.2006.
84
7 Guideline Inspection
Links heben sich optisch deutlich vom übrigen Text ab und erlauben auch eine klare
Unterscheidung zwischen besuchten und nicht besuchten Verweisen. Negativ fällt auf,
dass Links auf Downloads nicht speziell gekennzeichnet sind und daher mit gewöhnlichen
Links auf Webpages verwechselt werden können. Auf der Homepage ist eine Sitemap
verlinkt, die als Wegweiser zu den wichtigsten Themen gut funktioniert und somit einen
schnellen Überblick über das Webangebot liefert.
Die Schrift ist grundsätzlich gut lesbar, aber leider ist es weder möglich die Schriftgröße
zu verstellen, noch wächst das Layout mit dem Browserfenster mit. Hier wird dem
Benutzer die Möglichkeit genommen, die Website seinen Gewohnheiten entsprechend
anzusehen. Teilweise ist sogar horizontales Scrolling erforderlich, dass aus UsabilityHinsicht vermieden werden sollte.14
Die wichtigsten Informationen sind auch in englischer Sprache vorhanden, einige
Informationen für Studierende auch auf Französisch.
Die Website ist barrierefrei gestaltet: Im automatischen Test durch Watchfire
”
WebXACT“ [87] erfüllt sie den Standard W3C WCAG – A Compliance.
Sehr negativ ist während der Inspection das Verhalten der Website immer dann
aufgefallen, wenn man mit einem englischsprachigen Browser die deutsche Website
betrachten will: Wann immer man zur Homepage zurück kehrt, wird diese auf Englisch
aufgerufen, selbst wenn man von einer deutschsprachigen Page der Website zur Homepage
zurückkehrt. Dadurch müssen Benutzer ständig explizit die Sprache zurückstellen. Möchte
man die englische Website mit einem deutschsprachigen Browser betrachten, wird man
mit den selben Problemen konfrontiert.
Von den überprüften Standards können 21 vollständig erfüllt werden, zwei teilweise
und neun gar nicht. Einer wurde nicht angewendet, da sich keine Icons auf der Website
befanden.
Fazit
Die Unterteilung in verschiedene Unterbereiche ist gut geglückt, leider erschwert das
stark unterschiedliche Layout der einzelnen Bereiche die Benutzung enorm. Verbesserungswürdig ist vor allem die Homepage: Wünschenswert wäre es, wenn die wichtigsten
Informationsangebote gleich hier verlinkt würden. Auffallend ist auch, dass eine große
Zahl von Standards gar nicht eingehalten wird.
14
Nielsen [49] ist der Ansicht, dass horizontales Scrollen ein Hindernis in der Benutzbarkeit darstellt.
85
7 Guideline Inspection
7.2.4 WU Wien
Evaluierung
Die Homepage der WU Wien 15 ist übersichtlich gestaltet. Allgemeine Informationen sowie
die wichtigsten Bereiche sind direkt verlinkt. Das Erfüllen der Aufgaben gestaltet sich
unterschiedlich: Manche Informationen sind gut erreichbar und können sofort gefunden
werden, andere sind jedoch relativ verborgen, und eine verhältnismäßig große Anzahl gar
nicht auffindbar. Versteckt sind beispielsweise die Stellenangebote der Universität, die
nicht an einem Ort gesammelt stehen, sondern regelmäßig in den so genannten Mitteilungsblättern publiziert werden, durch die sich ein Interessent dann durcharbeiten muss.
Insgesamt konnten 18 von 24 Aufgaben erfüllt werden, fünf Aufgaben blieben unerfüllt,
eine wird nur teilweise erfüllt: Erreichbarkeit und öffentliche Verkehrsmittel wird zwar
verlinkt, verweist aber nur auf die Website der Stadt Wien, die Verbindungen muss sich
der Benutzer selber suchen; Wohnmöglichkeiten für Studenten werden nur für Ausstauschstudenten geboten, für reguläre Studierende gibt es kein derartiges Informationsangebot;
Möglichkeiten zu Spenden, News und Neuigkeiten sowie Wissenschaftliche Publikationen
konnten gar nicht gefunden werden. Berufsbilder/Möglichkeiten mit Studienabschluss,
die sich durch ein Studium an der WU Wien ergeben, gibt es leider nur für vereinzelte
Studienrichtungen und wird nur teilweise erfüllt.
Die Website der WU Wien bietet ein einheitliches und durchgängiges Design.
Die Suche ist von jeder Page aus sofort verfügbar und liefert eine gute Ergebnisseite.
Der Suchbereich lässt sich sinnvoll auf Unterbereiche der Website einschränken, wobei
dies nur vor der Suche möglich ist. Von der Ergebnisseite aus lässt sich der Suchbereich
nicht einschränken. Eine Sitemap ist zwar als Link vorhanden, dieser Link funktioniert
jedoch nicht.
Downloads sind nur selten speziell gekennzeichnet, sodass sie mit Links verwechselt
werden können. Auch Links auf E-Mail-Adressen sind nicht unterscheidbar. Die optische
Kennzeichnung der Links ist nicht optimal: Links sind in blauer Schrift und unterstrichen,
während im normalen Text sowohl Unterstreichungen als auch blaue Farbe als Hervorhebung eingesetzt wird. Dies führt durchaus zu Unklarheiten, ob nun ein Link vorliegt oder
nicht. Darüber hinaus unterscheiden sich besuchte Links nicht von noch unbesuchten.
Die Schrift ist kleiner als auf anderen Websites und somit nicht mehr ganz so angenehm
zu lesen. Leider lässt sich die Schrift nicht vergrößern, auch das Layout der Webpages
passt sich nicht dem Browserfenster an. Zum Drucken gibt es eigene Versionen der Pages
15
http://www.wu-wien.ac.at, Datum der Evaluierung 12.08.2006.
86
7 Guideline Inspection
bei denen alle unwichtigen Elemente wie Navigation ausgeblendet werden und nur die
eigentlichen Inhalte gedruckt werden. Leider wird beim Ausdrucken der Pages nicht
automatisch die Druckversion gedruckt, sodass ein Benutzer für optimale Ergebnisse
vorher dezidiert auf die Druckversion wechseln muss. Für den Druck von Pages und das
Anzeigen von Pages als PDF werden Icons eingesetzt. Während der Drucker als Symbol
für die Druckansicht verständlich ist, ist es das Blatt Papier für ein PDF-Dokument nicht
unbedingt. Dieser Punkt wird als teilweise erfüllt angesehen.
Die Pages innerhalb eines der vier Hauptbereiche (Portal, Lehre, Forschung und
Service) tragen immer den gleichen Titel, wodurch sich Lesezeichen nicht am Namen
unterscheiden lassen, wenn sie aus dem selben Hauptbereich stammen. Generell bieten
die Titel dadurch eine sehr geringe Aussage über den Inhalt einer Page.
Die Site ist international verständlich, da die wichtigsten Informationen auch auf
Englisch vorliegen.
Der Accessibility Standard W3C WCAG – A Compliance wird knapp versäumt, da
der Suchbutton, der sich auf allen Pages befindet, keine Textbeschreibung hat.
In der Standard Inspection stehen sich 25 erfüllte und sieben unerfüllte Punkte gegenüber. Ein Standard wurde teilweise erfüllt.
Fazit
Die Website der WU Wien präsentiert sich in einem einheitlichen Design und erleichtert
so den Benutzern den Umgang. Leider stehen einige Designvorgaben gängigen UsabilityEmpfehlungen entgegen: Das Aussehen von Links ist ebenso nicht ideal wie die Fixierung
auf eine bestimmte Schrift- und Fenstergröße. Pages enthalten stets Links auf sich
selbst und Barrierefreiheit wurde knapp verpasst. Dies ist schade, da es sich bei diesen
Problemen eigentlich um Details handelt, deren Änderung kaum Aufwand bedeutet, aber
große Verbesserungen verspricht. Es ist ebenfalls negativ aufgefallen, dass sechs der 24
Aufgaben nicht oder nur teilweise erfüllt werden konnten.
7.2.5 Universität Innsbruck
Evaluierung
Auf Homepage der Universität Innsbruck 16 werden keine Inhalte oder tiefergehenden
Links geboten, neben einer Suche findet man nur Verweise auf die Hauptkategorien
Fakten, Service, Fakultäten, Studium und Forschung. Um die Informationsbedürfnisse
16
http://www.uibk.ac.at/index de.pl, Datum der Evaluierung 12.08.2006.
87
7 Guideline Inspection
erfüllen zu können, muss teilweise sehr tief in die Struktur der Website vorgedrungen
werden. Im Endeffekt konnten 18 von 24 Aufgaben der Feature Inspection erfüllt werden.
Manche Informationen waren dabei versteckt, besonders schwierig waren die Studienvorraussetzungen für österreichische Staatsbürger mit österreichischem Schulabschluss zu
finden: Diese waren unter der Bezeichnung EWR BürgerInnen mit deutschsprachiger
”
Urkunde der allgemeinen Universitätsreife: Klicken Sie bitte hier [...] z.B. Deutsche,
Liechtensteiner, Luxemburger...“ untergebracht. Dass dort auch die Informationen für
Österreicher zu finden sind, widerspricht zwar nicht der Beschreibung, ist aber auf den
ersten Blick nicht erkenntlich. Bei den nicht erfüllbaren Punkten handelte es sich um
Erreichbarkeit und öffentliche Verkehrsmittel, Berufsbilder/Möglichkeiten mit Studienabschluss, Informationen für Austauschstudenten, Möglichkeiten zu Spenden, Möglichkeiten
zu Firmenkooperationen sowie wissenschaftliche Publikationen.
Die gesamte Website hat ein einheitliches Layout und verfügt auf allen Pages über die
selbe Navigation. Ein Link auf die Homepage ist nur als Logo realisiert, wobei mangels
Inhalt ein Zurückkehren auf die Homepage ohnehin nicht sinnvoll erscheint und sich die
Hauptkategorien der Website von jeder Page erreichen lassen. Die Navigation und die
hierarchische Unterteilung ist eher durchwachsen, sodass es nicht immer einfach ist, seine
gewünschten Ziele zu erreichen. Unangenehm fällt auf, dass Links von Pages auf sich
selbst immer aktiv sind.
Eine Sitemap ist nicht vorhanden.
Links unterscheiden sich gut vom übrigen Text, wobei besuchte Links jedoch nicht von
noch nicht besuchten unterschieden werden können. Bei Links auf Downloads wird das
jeweilige Dateiformat angegeben, jedoch nicht die Dateigröße.
Die Schriftgröße ermöglicht ein angenehmes Lesen, lässt sich jedoch nicht den Benutzerwünschen anpassen. Das Layout ist starr, sodass in großen Browserfenster viel Platz
ungenutzt bleibt.
Die eingesetzten Icons stiften eher Verwirrung: Während eine Lupe für die Suche noch
nachvollziehbar ist, muss der Benutzer erst erkennen, dass die Lippen für den Wechsel
zwischen Englisch und Deutsch stehen und dass ein Klammeraffe Kontakt bedeutet.
Die Website bietet zwar auch die wichtigsten Pages in englischer Sprache an, jedoch
wird ohne vorherige Warnung auf deutsche Pages verlinkt, sodass der Benutzer nach
englischen Inhalten suchen muss. Datumsangaben sind in der Form TT.MM.JJJJ 17
angegeben, sodass es hier zu Unklarheiten kommen kann.
Die Adresse der Website ist mit http://www.uibk.ac.at nicht ideal gewählt, da die
17
Beispielsweise 01.09.2006.
88
7 Guideline Inspection
meisten Personen mit der Abkürzung uibk wohl nichts anfangen können.
Die Website bietet in ihrer Standardausführung keine Barrierefreiheit, die reine Textversion der Website erfüllt jedoch den Standard W3C WCAG – A Compliance.
Als sehr umständlich hat es sich beim Test herausgestellt, wenn man mit einem deutschsprachigen Browser die englischen Pages (bzw. umgekehrt) benutzen will: Die Sprache
wird beim Aufruf mancher Links automatisch auf die Sprache des Browsers gewechselt,
sodass der Benutzer jedesmal gezwungen wird, erneut seine Sprache auszuwählen.
23 der überprüften Standards werden erfüllt, einer teilweise und neun gar nicht.
Fazit
Das einheitliche Layout wird konsequent durch die gesamte Website gezogen und bietet
somit Besuchern ein durchgängiges Erscheinungsbild. Die Struktur der Website erleichtert
dem Benutzer seine Aufgaben jedoch nicht immer, oft muss er lange nach gewünschten Informationen suchen. Änderbare Schriftgrößen und automatische Anpassung an
die Größe des Browserfensters wären ebenso wichtige Verbesserungen wie die optische
Unterscheidung ob Links schon besucht wurden. Ein großes Usability-Problem ist die
englische Version der Website: Neben den unklaren Datumsangaben ist vor allem die
ständige Verlinkung auf deutschsprachige Pages für internationale Besucher umständlich.
Insgesamt konnten nur 18 der 24 Aufgaben gelöst werden.
7.2.6 Universität Graz
Evaluierung
Sobald die Homepage der Universität Graz 18 geladen ist, findet der Benutzer die wichtigsten Kategorien als Links vor. Darüber hinaus werden Links für unterschiedliche
Benutzergruppen unter dem Titel Informationen für...“ angeboten. Auf diese Weise
”
kommt der Benutzer schnell zu gesuchten Informationen. Insgesamt konnten 21 der 24
Aufgaben erfüllt werden, wobei Möglichkeiten zu Spenden , Wissenschaftliche Publikationen und Berufsbilder/Möglichkeiten mit Studienabschluss nicht entdeckt werden
konnten. Offene Stellen sind zwar per Link erreichbar, dieser verweist aber nur auf die
Mitteilungsblätter, die dann mühsam einzeln aufgerufen und durchsucht werden müssen.
Das Layout der Website zieht sich – bis auf wenige Ausnahmen – über alle Pages.
Die Navigation ist über den Internetauftritt homogen und gibt zu erkennen, wo sich der
18
http://www.uni-graz.at, Datum der Evaluierung 14.08.2006.
89
7 Guideline Inspection
Besucher befindet. Die Rückkehr zur Homepage ist nur durch Klick auf das Logo möglich,
ein Textlink existiert nicht.
Die Suche ist zwar auf jeder Page verlinkt, verweist aber noch auf eine Zwischenpage
auf der man den Suchbereich auswählen muss, bevor man zur eigentlichen Suchpage
kommt. Wäre eine Suchbox auf jeder Page verfügbar, würde sich der Benutzer das
Aufrufen von zwei Pages sparen.
Links unterscheiden sich gut von Texten, allerdings sehen unbesuchte und besuchte
Links gleich aus. Die Benennung von Links ist sinnvoll, wobei bei Downloads nur das
Format angegeben ist, nicht die Größe der Datei.
Die Schriftgröße und der Kontrast lassen gute Lesbarkeit zu. Leider ist es nicht
möglich, die Schriftgröße über den Browser anzupassen. Das Layout wächst nicht mit
dem Browserfenster mit, ist allerdings für den Ausdruck gut geeignet.
Die Titel der Pages sind zu lange: So ist immer Karl-Franzens-Universität Graz“
”
vorangestellt, bevor der eigentlich Titel kommt. Durch die Länge wird der relevante Teil
meist abgeschnitten und nicht angezeigt.
Die Internationalisierung ist suboptimal gelöst: Zwar existieren die wichtigsten Pages
auch auf Englisch, diese verlinken jedoch oft auf deutschsprachige Pages ohne dies zu
kennzeichnen. Auch Datumsangaben sind durch das Format TT.MM.JJJJ international
zweideutig.
Die Website ist gemäß W3C WCAG – A Compliance barrierefrei.
Alles in allem werden 25 Standards eingehalten, einer teilweise und sechs gar nicht.
Da keine Icons eingesetzt werden, ist ein Standard nicht relevant.
Fazit
Die Homepage der Universität Graz bietet einen guten Einstieg für den Internetauftritt.
Die meisten Aufgaben können schnell erledigt werden, was auch durch das einheitliche
Layout erleichtert wird. Insgesamt ließen sich in der Evaluierung 21 Aufgaben lösen,
nur drei Informationsbedürfnisse ließen sich nicht stillen. Leider kann der Benutzer die
Website nicht seinen Vorlieben anpassen, da Schriftgröße und Layout fixiert sind. Die
Internationalisierung ist durch die ständige Verlinkung auf deutschsprachige Inhalte und
unklare Datumsangaben mangelhaft. Außerdem sollten Links optisch gekennzeichnet
sein, nachdem sie besucht wurden.
90
7 Guideline Inspection
7.2.7 LMU München
Evaluierung
Die Ludwig-Maximilians-Universität München 19 bietet auf ihrer Homepage neben aktuellen Meldungen rund um die Universität auch gleich Links zu den wichtigsten Bereichen
und für spezielle Benutzergruppen. Diese stellen alles Wissenswerte für Schüler, Studierende, Alumni, Mitarbeiter und Presse bereit und ermöglichen in der Regel ein schnelles
Auffinden von Informationen. In der Feature Inspection konnten 17 der gesuchten Informationen gefunden werden. Bei den sieben nicht erfüllten Anforderungen handelte es sich
um die Punkte Plan, Erreichbarkeit und öffentliche Verkehrsmittel, Wohnmöglichkeiten
für Studenten, Partneruniversitäten, Möglichkeiten zu Spenden, Möglichkeiten zu Firmenkooperationen und Wissenschaftliche Publikationen. Positiv aufgefallen ist, dass sich
die Studienpläne sehr ausführlich damit beschäftigen, welche Berufe und Berufsfelder
nach einem Abschluss ergriffen werden können.
Das Layout ist ebenso wie die Navigation über den gesamten Webauftritt durchgängig
gestaltet. Verschiedene Unterbereiche der Website haben eigene Grafikthemen, die Funktionsweise und Bedienung bleibt jedoch immer gleich. Die Navigation ist übersichtlich
und bietet eine gute Orientierung. Die Verlinkung auf die Homepage erfolgt jedoch nur
durch das Logo. Links zur aktuellen Page zurück sind aktiv.
Eine Sitemap ist zwar vorhanden, bietet aber aufgrund ihrer Darstellung als lange
Liste nur wenig Überblick.
Links auf Downloads sind nicht speziell gekennzeichnet, sodass keine Unterscheidung
möglich ist, ob ein Link auf eine Webpage oder eine Datei zeigt.
Das Layout wächst nicht mit der Fenstergröße und setzt noch dazu eine minimale Fensterbreite von mindesten 1024 Bildpunkten voraus. Vorbildlich ist dagegen der Ausdruck
von Pages realisiert: Dieser erfolgt automatisch mit einer optimierten Version, einfachem
Layout und ohne Navigation.
Der Accessibility Standard W3C WCAG – A Compliance wird von der Page erfüllt.
In der Gesamtheit erfüllt der Internetauftritt 28 der Standards vollständig, nur vier
nicht. Da keine Icons eingesetzt werden, ist der betreffende Standard hinfällig.
Fazit
Die Website unterstützt den Benutzer dabei, seine Aufgaben zu erfüllen und Informationen
zu finden. Durch den Einsatz verschiedener Grafikthemen erkennt der Benutzer immer, in
19
http://www.uni-muenchen.de, Datum der Evaluierung 14.08.2006.
91
7 Guideline Inspection
welchem Unterbereich der Website er sich befindet, muss sich jedoch nie an eine andere
Bedienung gewöhnen. Die Anzahl von sieben Informationen, die nicht gefunden werden
konnten, ist jedoch sehr hoch. In Bezug auf die Standard Inspection macht die Site fast
alles richtig, nur wenige Punkte trüben den Gesamteindruck. Würde sich das Layout
an die Fenstergröße anpassen, ein Textlink auf die Homepage hinzugefügt werden, der
Link zur jeweils aktuellen Page inaktiv sein und Downloads entsprechend gekennzeichnet,
würde die Site in Hinsicht auf Usability-Standards auf ganzer Linie überzeugen.
7.2.8 TU München
Evaluierung
Sobald man die Homepage der Technischen Universität München 20 aufgerufen hat, kommt
man zu einer Begrüßungsseite auf der die wichtigsten Links in Form von Grafiken abgelegt
sind. Erst wenn man auf eine der Grafiken geklickt hat, kommt man zur eigentlichen
Website. Dort existiert auch eine eigene Startseite auf der – ähnlich wie auf einer Sitemap
– der Großteil der Pages des Internetauftritts thematisch verlinkt sind. Interessant ist die
Möglichkeit, dass Benutzer ihre Zielgruppe angeben können: Je nachdem, ob sie sich als
Öffentlichkeit, Alumni, Studierende, Mitarbeiter oder Schüler zu erkennen geben, werden
auf der Startseite unterschiedliche Links präsentiert und die Navigation entsprechend
angepasst. Von dieser Startseite aus können auch fast alle Informationsbedürfnisse
mit wenigen Klicks erfüllt werden. 22 der 24 Punkte der Feature Analysis konnten
problemlos erfüllt werden. Nur teilweise erfüllt werden konnte Berufsbilder/Möglichkeiten
mit Studienabschluss, da diese nicht auf der Website der Universität selbst, sondern nur
auf den Sites der einzelnen Fakultäten angegeben sind. Leider bieten jedoch nicht alle
Untersites diese Informationen an. Wissenschaftliche Publikationen konnten gar nicht
auf dem Internetauftritt der Universität gefunden werden.
Die Navigation und Orientierung funktioniert Dank einheitlichem Design sehr gut. Ein
Link auf die Homepage existiert zwar nicht, aber dafür ist immer ein Link vorhanden,
der zur Startseite führt. Da diese Page die Funktion einer Homepage besser erfüllt als die
eigentlich Einstiegsseite, ist dieser Link ohnehin die bessere Wahl und der Punkt kann
als erfüllt angesehen werden.
Texte und Links unterscheiden sich farblich, jedoch ist es nicht erkennbar, ob ein Link
bereits besucht wurde.
Die von jeder Seite aus erreichbare Suche ist nicht sehr benutzerfreundlich: Wenn
20
http://www.tu-muenchen.de, Datum der Evaluierung 15.08.2006.
92
7 Guideline Inspection
die Suchergebnisse präsentiert werden, wird der eingegebene Suchbegriff nicht wieder
angezeigt und kann demnach auch nicht angepasst werden. Vertippt sich ein Benutzer
bei einem Suchbegriff, so bekommt er keine Ergebnisse und nachdem der Suchbegriff
nicht angezeigt wird, hat er auch keine Möglichkeit den Tippfehler zu entdecken. Dies
wird noch erschwert, da es keine automatische Korrektur des Suchbegriffs gibt, wenn zu
wenige Treffer gefunden werden.
Als Icon wird nur ein gut zu erkennendes Symbol für einen Drucker eingesetzt. Beim
Drucken wird automatisch eine optimierte Version für optimale Ergebnisse – ohne
Navigation – verwendet.
Die Titel der Pages sind nicht gut gewählt, da leider immer Technische Universität
”
München“ vorangestellt wird, sodass der eigentliche Titel weit nach hinten rückt und so
in den meisten Fällen aus der Wahrnehmung verschwindet.
Für internationale Besucher existiert eine englische Version der Website. Leider ist der
Wechsel der Sprache umständlich: Obwohl man nur zwischen Englisch und Deutsch wählen
kann – also eigentlich immer nur eine Option zum Wechseln hat – muss die Zielsprache
aus einem Drop-Down“ Menü ausgewählt und dann ein Button gedrückt werden.
”
Datumsangaben sind im international untauglichen Format TT.MM.JJJJ angegeben
und oft wird man ohne Vorwarnung auf deutsche Pages verlinkt.
Die Site ist nicht barrierefrei, da für zahlreiche grafische Elemente keine Beschreibungen
hinterlegt sind. Außerdem sind die Pages teilweise zu groß: Die Startseite 21 liegt knapp
über den maximalen 75 Kilobytes, sodass Modembenutzer länger als 10 Sekunden warten
müssen.
Die Website der TU München befolgt 26 der Standards, sieben Standards werden nicht
erfüllt.
Fazit
Die Website der TU München überzeugt mit ihrem Informationsdesign: Über die praktische Startseite lässt sich der Großteil der Informationen schnell aufrufen. Insgesamt konnte
fast die gesamte Feature Inspection positiv abgeschlossen werden. Neben den fehlenden
wissenschaftlichen Publikationen wäre es wünschenswert, dass die Berufsbilder/Möglichkeiten mit Studienabschluss von den Fakultätswebsites zur Universität wechseln, sodass
diese auch einheitlich präsentiert werden können. Die aktuelle Homepage sollte allerdings
durch die Startseite ersetzt werden, da diese den Zweck einer Einstiegsseite besser erfüllt.
Die Standard Inspection zeigt, dass noch Raum für Verbesserung besteht.
21
http://portal.mytum.de/navigation view, Stand 15.08.2006.
93
7 Guideline Inspection
7.2.9 TU Berlin
Evaluierung
Die Homepage der Technische Universität Berlin 22 präsentiert dem Besucher die wichtigsten Kategorien in der Navigation, sowie eigene Links, die Informationen für folgende Zielgruppen aufbereiten: Schüler, Studierende, Wissenschaftler, Wirtschaft, Medien,
Beschäftigte und Alumni. Klickt der Benutzer auf eine dieser Zielgruppen, so bekommt
er eine Page mit Links speziell für diese Gruppe präsentiert, wobei die Einträge in der
Navigation jedoch gleich bleiben. Somit lassen sich Informationen zügig finden und außer
einer Möglichkeit zu Spenden und wissenschaftlichen Publikationen konnten alle Punkte
der Feature Inspection erfüllt werden.
Die Website der TU Berlin ist in unterschiedliche Teile gegliedert, die jeweils ein etwas
abgewandeltes Layout haben. Die Navigation befindet sich jedoch immer an derselben
Stelle, sodass der optische Wechsel keine großen Probleme in der Benutzerführung macht.
Die hierarchische Einteilung funktioniert zwar gut, aber leider erkennt man an der
Navigation nicht, wo man sich gerade befindet. Einen Textlink zur Homepage gibt es
nicht, auf einigen Pages ist der Link zurück als Logo vorhanden. Manche Seiten müssen
allerdings ganz ohne Link zum Anfang auskommen.
Eine Suche ist vorhanden, allerdings lässt sie sich nicht von jeder Page aus erreichen.
Eine Sitemap existiert zwar, ist aber gut versteckt.
Links haben, nachdem sie besucht wurden, eine andere Farbe, wobei die Farbtöne
einander aber so ähnlich sind, dass eine Unterscheidung schwer fällt.
Die Schriftgröße ist kleiner als auf anderen Websites und lässt sich darüber hinaus
nicht anpassen. Auch das Layout des Internetaufritts ist starr und wächst nicht mit dem
Browserfenster mit. Für den Druck gibt es keine spezielle Version der Pages, allerdings
lässt sich das Layout ohnehin gut drucken.
Den Titeln der Pages ist TU Berlin“ vorangestellt, bevor ein beschreibender Titel
”
folgt. Da das Präfix relativ kurz ist, stört es nicht, womit die Benennung der Seiten ihren
Zweck erfüllt.
Der englischsprachige Auftritt ist gut gelungen, die meisten Texte liegen in einer
übersetzten Fassung vor. Für den Fall, dass auf deutschsprachige Seiten verlinkt wird,
wird der User vorgewarnt.
Die Website ist nicht barrierefrei, da für grafische Elemente die beschreibenden Texte
fehlen.
22
http://www.tu-berlin.de, Datum der Evaluierung 16.08.2006.
94
7 Guideline Inspection
Insgesamt können 23 Standards erfüllt werden, während neun verfehlt werden. Da keine
Icons auf der Website verwendet werden, wird der betreffende Standard nicht gewertet.
Fazit
Die TU Berlin schafft es, alle außer einer Information zugänglich zu machen. Generell
gelingt das Auffinden recht schnell, da die Navigation erkennen lässt, wo sich welche
Inhalte befinden. Nachteilig ist für die Website, dass sehr viele Usability-Standards nicht
eingehalten werden und somit die Bedienung relativ umständlich ist. Erschwerend kommt
hinzu, dass teilweise unterschiedliche Layouts verwendet werden. Ebenfalls wäre es eine
große Verbesserung der Usability, wenn die Navigation immer anzeigen würde, wo man
sich in der Website gerade befindet.
7.2.10 ETH Zürich
Der Webauftritt Eidgenössische Technische Hochschule Zürich 23 bietet seinen Besuchern
beim Betreten neben Neuigkeiten rund um die Universität eine Navigationsleiste mit
Links zu den wichtigsten Bereichen. Informationen lassen sich durch eine gute Anordnung
recht schnell finden, insgesamt konnten 20 der 24 Punkte aus der Feature Inspection
erfüllt werden. Die Studienpläne und Beschreibungen der Studien sind nicht im Portal der
ETH Zürich enthalten, sondern auf den Websites der einzelnen Studienrichtungen. Diese
sind jedoch nicht einheitlich gestaltet, und so sind nur teilweise Informationen zu Berufsbilder/Möglichkeiten mit Studienabschluss vorhanden. Keine Informationen konnten zu
den Partneruniversitäten, Möglichkeiten zu Firmenkooperationen sowie Wissenschaftliche
Publikationen gefunden werden.
Das Layout der Website ist über alle Pages hinweg grundsätzlich gleich, je nachdem in
welchem Bereich der Page man sich befindet ändert sich jedoch das Farbschema. Dadurch
muss sich der Benutzer nie an eine andere Navigation gewöhnen, da diese durchgängig
ist, weiß aber gleichzeitig auch immer in welchem Abschnitt der Site er sich befindet.
Links zur aktuellen Page zurück sind immer aktiv.
Eine Suche ist von jeder Website aus erreichbar, in manchen Bereichen der Website24
wird jedoch ein Login vom Benutzer gefordert, sodass externe Besucher die Suche nicht
verwenden können. Eine Sitemap ist vorhanden, enthält aber deutsche und englische
Pages, sodass rund doppelt so viele Einträge vorhanden sind, wie für den Besucher
23
24
http://www.ethz.ch/, Datum der Evaluierung 17.08.2006.
Beispielsweise http://www.maturandeninfo.ethz.ch.
95
7 Guideline Inspection
relevant sind.
Links unterscheiden sich vom Text nicht farblich, sondern nur durch Unterstreichung,
unbesuchte Links haben das gleiche Aussehen wie besuchte Links. Links auf Downloads
sind ebenfalls nicht gekennzeichnet, was durchaus zu Überraschungen beim Surfen führen
kann.
Beim Drucken wird automatisch eine optimierte Version der Pages ausgegeben.
Die eingesetzten Icons können nicht restlos überzeugen: Neben einem noch relativ
verständlichen Icon für Drucken, gibt es einen Brief, mit dem man die aktuelle Page
an eine E-Mail-Adresse verschicken kann, sowie ein Symbol um die aktuelle Page als
PDF aufzurufen. Weder der Brief noch das Symbol für die PDF-Datei lassen wirklich
erkennen, was der Benutzer damit machen kann.
Die Titel der einzelnen Pages sind aussagekräftig. Zwar existiert auch hier ein Präfix,
dieses ist mit ETH Zürich“ jedoch kurz genug, um nicht zu stören.
”
International ist die Website problematisch, da von englischen Pages ohne Vorwarnung
auf deutsche verlinkt wird und Datumsangaben in dem missverständlichen Format
TT.MM.JJJJ gemacht werden.
Eine W3C WCAG – A Compliance Kompatibilität wird knapp verpasst, da es für den
Suchbutton keinen beschreibenden Text gibt.
Die Webpage kann 27 Vorgaben der Standard Inspection erfüllen, sechs Punkte bleiben
unerfüllt.
Fazit
Das Konzept der ETH Zürich, bei dem grundsätzlich das Design immer gleich bleibt, die
Farbe sich jedoch je nach Unterbereich ändert, ist eine gute Idee: So ist sich der Benutzer
immer bewusst, wenn er einen anderen Unterbereich betritt, muss sich aber nicht an eine
andere Navigation gewöhnen. Nicht gelungen ist allerdings die internationale Version:
Neben zweideutigen Datumsangaben und dem ständigen Verlinken von deutschsprachigen
Webpages ist vor allem die Sitemap mit ihren englischen und deutschen Einträgen ein
Hindernis in der Usability. In der Feature Inspection wäre es wünschenswert, wenn die
Berufsbilder/Möglichkeiten mit Studienabschluss in das Hauptportal integriert würden,
um so einheitlich für alle Studienrichtungen vorhanden zu sein. Auf Seiten der Standard
Inspection sollte vor allem das Aussehen der Links überarbeitet werden: Bessere Unterscheidbarkeit vom Text durch andere Farben, Unterscheidung von besuchten und nicht
besuchten Links sowie Kennzeichnung von Downloads.
96
7 Guideline Inspection
7.2.11 Universität Zürich
Evaluierung
Die Homepage der Universität Zürich 25 offenbart ihren Besuchern, neben Newsmeldungen
und einer Suche, Links zu den wichtigsten Kategorien. Viele der Informationen sind
eher schwer in den Tiefen der Site aufzufinden, schlussendlich werden 18 Punkte der
Feature Inspection erfüllt. Vier Punkte – Erreichbarkeit und öffentliche Verkehrsmittel,
Möglichkeiten zu Spenden, Möglichkeiten zu Firmenkooperationen und Wissenschaftliche
Publikationen – sind nicht auffindbar, Studienpläne und Studiendauer und Berufsbilder/Möglichkeiten mit Studienabschluss nur teilweise: Diese Informationen befinden sich
auf den Websites der einzelnen Institute und sind in der Folge uneinheitlich oder gar
nicht vorhanden.
Das Layout der Website ist nicht durchgängig, was dazu führt, dass eine Navigation zwar
immer vorhanden ist, sich jedoch an unterschiedlichen Stellen befindet. Besucher müssen
sich also oft neu orientieren und umstellen. Ein Link in die nächsthöhere Hierarchieebene
ist nicht immer vorhanden. Generell bietet die Navigation kaum eine Möglichkeit für den
Benutzer, zu erkennen, wo er sich gerade befindet, darüber hinaus unterstützt ihn die
hierarchische Aufteilung der Site kaum.
Sitemaps existieren nur teilweise für einzelne Unterbereiche des Internetauftritts und
beschränken sich jeweils auf diese.
Links heben sich gut vom Text ab und erlauben eine Unterscheidung, ob sie schon
besucht wurden oder nicht, aber leider nicht ausnahmslos: Auf den Übersichtsseiten
zu den einzelnen Bereichen26 , sind Überschriften teilweise gleichzeitig auch Links und
teilweise reiner Text, eine Unterscheidung ist ohne Anstrengung nicht möglich.
Die Schrift ist teilweise sehr klein, sodass das Lesen mühsam wird, und lässt sich
erschwerend nicht über den Browser vergrößern. Das Layout wächst nicht mit dem
Browserfenster mit.
Die eingesetzten Icons sind verständlich und für den Druck gibt es eine optimierte
Ansicht. Die Titel der Webpages sind jedoch nicht gut gewählt, da diese immer aus dem
Namen der Universität und dem Unterbereich der Page bestehen, bevor ein eigentlicher
beschreibender Titel folgt.
Die englische Version der Website leidet darunter, dass immer wieder und ohne
Vorwarnung auf deutsche Inhalte verlinkt wird. Datumsangaben sind in einem klaren
25
26
http://www.unizh.ch, Datum der Evaluierung 21.08.2006.
Beispielsweise http://www.unizh.ch/studium.
97
7 Guideline Inspection
Format angegeben.
Die Website ist nicht barrierefrei.
Insgesamt werden nur 18 Punkte vollständig und zwei Punkte teilweise erfüllt. 13
Punkte werden verfehlt.
Fazit
Die Website der Universität Zürich leidet sowohl unter dem uneinheitlichen Layout, als
auch darunter, dass viele Usability-Guidelines nicht oder nur teilweise berücksichtigt
werden. Vor allem die Untergliederung der Website erschwert ein schnelles Auffinden
von gewünschten Informationen, während der Bruch mit Standards der Benutzbarkeit
eher eine störende Begleiterscheinung darstellt. Ein durchgängiges Konzept in Bezug auf
Layout und Usability-Kriterien wäre wünschenswert, um Benutzern ihre Aufgaben auf
der Webpage zu erleichtern.
7.2.12 Harvard University
Evaluierung
Betritt man die Homepage der Harvard University 27 , kommt man zu einem Portal mit
den wichtigsten Links. Sobald man sich auf die Suche nach Informationen macht, bemerkt
man die Organisation der Universität: Die einzelnen Schools 28 , aus denen sich Harvard
zusammensetzt, besitzen eine hohe Eigenständigkeit und verfügen daher über eigene
Internetauftritte, auf denen jeweils ein Großteil der Informationen enthalten ist. Nur die
generellsten Informationen sind über das allgemeine Portal verlinkt. Während 19 Aufgaben zur Gänze erfüllt werden konnten, ließen sich zwei Aufgaben nur teilweise erfüllen:
Informationen zu Studienplänen und Studiendauer und Berufsbilder/Möglichkeiten mit
Studienabschluss findet man nur auf den Websites der einzelnen Schools, wobei diese
in unterschiedlichem Detailgrad vorhanden sind. Während beispielsweise die Graduate
School of Education ausführliche Beschreibungen der Studiengänge zur Verfügung stellt,
sind diesbezügliche Informationen an der John F. Kennedy School of Government extrem knapp. Keine Informationen konnten zu Partneruniversitäten, Möglichkeiten zu
Firmenkooperationen sowie Wissenschaftlichen Publikationen gefunden werden.
Die Website jeder School verfolgt ein eigenständiges Konzept mit eigenem Layout.
Dadurch werden einige Standards nur teilweise befolgt, andere, die auf der gesamten
27
28
http://www.harvard.edu, Datum der Evaluierung 22.08.2006.
Harvard besteht aus dem Harvard College und insgesamt elf Graduate Schools.
98
7 Guideline Inspection
Website vorhanden sein müssen, um erfüllt werden zu können, werden verfehlt.
Ein Navigationsbereich ist zwar immer vorhanden, jedoch – je nach School – an einer
anderen Stelle und anders aufgebaut. Ein Link auf die Homepage ist genauso nicht immer
vorhanden wie ein Link in die nächsthöhere Hierarchieebene. Die hierarchische Aufteilung
der Website ist ebenfalls problematisch, da auch hier jede School ihr eigenes Konzept
verfolgt. Nur in manchen Bereichen erkennt der Benutzer auch wirklich, wo er sich gerade
befindet.
Es existieren mehrere Suchen, jedoch ist nicht immer eine verfügbar. Die Ergebnisseiten
sind teilweise gut. Die verschiedenen Suchen decken nicht die gesamte Website ab sondern
nur Teilbereiche, zeigen dies aber deutlich an, sodass hier keine Missverständnisse zu
erwarten sind. Sitemaps sind nur in manchen Teilbereichen verfügbar und umfassen dann
auch nur die jeweiligen Abschnitte.
Links sind vom übrigen Text nur teilweise gut unterscheidbar, auch eine farbliche
Verschiedenheit von besuchten und unbesuchten Links ist nicht auf der gesamten Website
zu finden. Die Links auf Downloads sind nicht ausreichend gekennzeichnet.
Zwar ist die Schrift auf allen Pages gut genug lesbar, eine Anpassung über den Browser
ist aber selten möglich. Die meisten Layouts sind darüber hinaus fixiert und passen sich
nicht der Fenstergröße an. Für den Druck gibt es teilweise eigene Versionen, beim Druck
mit dem Standardlayout bleibt ein großer Teil der Seiten ungenutzt.
Die Titel der Websites sind auf manchen Pages gut gewählt, andere leiden jedoch unter
zu langen Präfixen.
Die Website ist aufgrund der englischen Sprache international verständlich, auch
Datumsangaben können nicht missverstanden werden.
Barrierefreiheit gilt nur für wenige Untersites, die meisten Pages verfehlen den Standard
deutlich.
Insgesamt konnten nur 14 Standards erfüllt werden, zehn wurden komplett verfehlt
und acht teilweise. Da keine Icons eingesetzt wurden, blieb der betreffende Standard
unbewertet.
Fazit
Nicht nur die Aufteilung der Informationen auf die Sites der Schools, sondern auch die
unterschiedlichen Konzepte zur Navigation und die verschiedenen Layouts erschweren
das Auffinden von Informationen. Des Weiteren werden Usability-Standards uneinheitlich
umgesetzt und oft gänzlich ignoriert. Auch wenn schlussendlich 19 Aufgaben der Feature
Inspection komplett und zwei teilweise erfüllt werden konnten, ist das Suchen nach
99
7 Guideline Inspection
Informationen aufwendig. Ein einheitliches Layout und Konzept wären unbedingt nötig,
um die Benutzbarkeit der Site zu steigern. Positiv fällt die FAQ auf, mit deren Hilfe man
zu vielen Fragen passende Antworten finden kann.
7.2.13 UC Berkeley
Evaluierung
Die Website der University of California, Berkeley 29 bietet auf ihrer Homepage eine
Fülle von nützlichen Links sowie eine Suche. Die Links sind übersichtlich angeordnet und
leiten Besucher in Bereiche weiter, über die sie dann zu den eigentlichen Informationen
weitergelinkt werden. Durch diese gelungene hierarchische Aufteilung können die meisten
Informationen schnell gefunden werden. Für die Bereitstellung mancher Inhalte existieren
eigene Portale, Beispielsweise für News und Neuigkeiten, Möglichkeiten zu Spenden oder
Informationen zu den Studienrichtungen. 21 Punkte der Feature Inspection konnten
erfüllt werden, einer nur teilweise: Berufsbilder/Möglichkeiten mit Studienabschluss liegen
leider nicht für alle Studienrichtungen vor. Nicht gefunden werden konnten Informationen
zu Partneruniversitäten und wissenschaftlichen Publikationen.
Egal wo man sich auf der Website befindet, eine Möglichkeit zur Navigation ist immer
vorhanden, auch wenn diese nicht immer an derselben Stelle ist, bedingt durch die
unterschiedlichen Layouts der verschiedenen Portale. Während ein Link zur Homepage
immer vorhanden ist, sucht man einen Verweis zur nächsthöheren Hierarchieebene auf
manchen Pages vergeblich. Dennoch weiß der Benutzer eigentlich immer, wo er sich auf
der Website befindet und wird von der hierarchischen Einteilung der Website unterstützt.
Links zur aktuellen Page sind teils aktiv, teils inaktiv.
Neben einer sehr versteckten Sitemap existiert auch ein Inhaltsverzeichnis mit den
wichtigsten Pages der Website von A bis Z. Während die Sitemap einen groben Überblick verschafft, ermöglicht das Inhaltsverzeichnis raschen Zugriff auf den Großteil der
Informationen.
Links unterscheiden sich gut vom Text, der Unterschied zwischen besuchten und
unbesuchten Links ist jedoch zu gering, um ohne Mühe erkannt zu werden zu können.
Die Schrift selbst ist größtenteils in einer angenehmen Schriftgröße, manche Texte sind
jedoch kleiner und nicht mehr ganz so augenfreundlich. Die Website bietet jedoch die
Möglichkeit, die Schriftgröße über den Browser anzupassen.
Speziell für behinderte Benutzer gibt es eine Text Only“ Version der Website, die
”
29
http://www.berkeley.edu, Datum der Evaluierung 23.08.2006.
100
7 Guideline Inspection
ohne grafische Elemente auskommt. Diese lässt sich auch hervorragend zum Ausdrucken
nutzen. Während die normale Ansicht der Website keinen WAI Standard erfüllen kann,
erreicht die Text Only Version den Standard W3C WCAG – A Compliance.
Ungewöhnlicherweise konnte auf der Website kein Impressum gefunden werden, dass
Auskunft darüber gibt, wer für den Inhalt verantwortlich ist.
Die Website erfüllt 24 Standards komplett und drei teilweise. Fünf Standards werden
verfehlt, einer nicht angewendet, da keine Icons zum Einsatz kommen.
Fazit
Der Großteil der Informationen ist von der Startseite aus sinnvoll zugänglich, sodass
die Orientierung leicht fällt. Die Auslagerung mancher Informationen auf eigene Portale
bietet Vor- und Nachteile. Negativ fällt ins Gewicht, dass man sich mit einer neuen
Navigation auseinandersetzen muss, dafür werden die dort präsentierten Themen äußert
ausführlich behandelt. Beispielsweise bietet das Portal für Spender die Möglichkeit, genau
auszuwählen, was mit dem Geld passieren soll: Es lassen sich bestimmte Projekte, Schools
oder auch Sportclubs auswählen. Da immer noch die meisten Informationen direkt von
der Hauptsite abgerufen werden können, ist ein Wechsel auf die anderen Sites eher selten
und fällt nicht so schwer ins Gewicht, dennoch wäre ein einheitliches Layout, an das sich
alle Sites halten, wünschenswert. Generell gelingt das Auffinden von Informationen leicht.
7.2.14 MIT
Evaluierung
Die Homepage des Massachusetts Institute of Technology 30 begrüßt seine Besucher mit
den aktuellsten Neuigkeiten sowie einigen Links zu den wichtigsten Bereichen und einer
Suche. Wie auch schon bei der Website von Harvard sind viele Informationen auf die
Websites der einzelnen Schools ausgelagert, andere Informationen – beispielsweise zur
Bewerbung an der Universität oder zu Firmenkooperationen – haben überhaupt eigene
Websites. Die meisten dieser Sites verfügen über ein eigenes Layout und Bedienkonzept,
sodass das Auffinden von Informationen relativ aufwendig ist. Insgesamt konnten 19
Aufgaben erfüllt werden, nicht gefunden werden konnte eine Liste der Partneruniversitäten
und Informationen über wissenschaftliche Publikationen. Studienpläne und Studiendauer,
Berufsbilder/Möglichkeiten mit Studienabschluss und Pressemeldungen sind teilweise auf
den Websites der einzelnen Schools vorhanden.
30
http://web.mit.edu, Datum der Evaluierung 24.08.2006.
101
7 Guideline Inspection
Die Aufteilung der Informationen des MIT auf viele Websites spiegelt sich auch in
der Standard Inspection negativ wider: Die Navigation befindet sich nicht immer an der
selben Stelle, und auch auf einen Link auf die nächsthöhere Hierarchieebene oder zur
Homepage existiert nicht.
Eine Suche existiert, ist aber nicht von allen Pages aus zugänglich. Auf manchen
Pages kann die Suche mit guten Ergebnisseiten aufwarten, teilweise wird aber auch
schlechtere Qualität geliefert. Eine Sitemap ist nur für einige Websites von einzelnen
Schools vorhanden, einen gesamten Überblick über das Internetangebot bekommt man
jedoch nicht.
Text von Links bzw. besuchte von unbesuchten Links zu unterscheiden ist meist nicht
möglich. Downloads sind nicht gekennzeichnet.
Die Schrift ist gut lesbar, leider lässt sich die Größe nicht anpassen. Die meisten
Layouts ändern sich auch nicht mit der Fenstergröße, was auch beim Drucken zu schlechten Ergebnissen führt, da keine eigene Druckversion der Pages vorhanden ist und das
Standardlayout oft keine guten Ergebnisse liefert.
Die Titel sind nur bei wenigen Pages gelungen. Manche Pages haben ein zu langes
Präfix, sodass der relevante Teil zu weit nach hinten gerückt wird, in anderen Bereichen
haben einzelne Pages überhaupt keine individuellen Titel.
Der Standard W3C WCAG – A Compliance zur Barrierefreiheit wird befolgt.
Von den 33 Punkten der Standard Inspection konnte die Website des MIT nur 16
auf allen Pages erfüllen, elf Standards wurden verfehlt und fünf teilweise erfüllt. Icons
wurden keine eingesetzt, weswegen der betreffende Standard nicht überprüft wurde.
Fazit
Die Aufteilung der Informationen macht es dem Benutzer sowohl durch die gewählte
Struktur als auch durch die wechselnden Navigationsleisten schwer. Viele Informationen
lassen sich erst nach langem Suchen finden. Die Missachtung vieler Usability-Standards
ist ein weiteres Hindernis in der Benutzbarkeit. Vor allem das Design der Links, dass
weder eine klare Unterscheidung von gewöhnlichem Text noch zwischen besuchten und
unbesuchten Links ermöglicht, macht die Bedienung der Website unangenehm. Ein
durchgängiges Konzept zu Aufbau und Gestaltung der Pages unter Miteinbeziehung von
Usability-Kriterien für den gesamten Internetauftritt könnte Besuchern das Nutzererlebnis
stark zum Positiven verändern.
102
7 Guideline Inspection
7.2.15 University of Cambridge
Evaluierung
Die Website der Universität Cambridge 31 empfängt die Benutzer mit einem eher schlichten
Design. Neben Links mit Informationen für bestimmte Benutzergruppen, gibt es Links zu
den wichtigsten Themen, sowie einen Verweis zur Suche und zu einem Inhaltsverzeichnis.
Die Verlinkung der Inhalte hilft Besuchern gesuchte Informationen schnell zu finden, vor
allem das Inhaltsverzeichnis ist eine praktische Unterstützung. 22 Aufgaben der Feature
Inspection konnten gelöst werden, nicht auffindbar waren Partneruniversitäten sowie
wissenschaftliche Publikationen. Informationen für Austauschstudenten waren nur sehr
wenige zu finden.
Die gesamte Website verfügt grundsätzlich über ein einheitliches Layout mit einer
durchgängigen Navigation, nur der Bereich für die Bewerbung an der Universität stellt
ein eigenes Portal dar. Links zur aktuellen Page zurück sind anklickbar.
Eine Sitemap ist in Form eines Inhaltsverzeichnisses vorhanden, das alle Pages alphabetisch auflistet. Dies bietet zwar nicht den Überblick, den eine Sitemap eigentlich
verschaffen sollte, erleichtert die Suche nach Informationen aber stark.
Links auf Downloads sind zwar mittels Symbolen gekennzeichnet, eine Größenangabe
fehlt jedoch.
Eine eigene Druckansicht gibt es nicht, ist aber auch nicht nötig, da das Standardlayout
sehr gute Ergebnisse liefert. Icons kommen nur bei Links auf Downloads zum Einsatz
und sind dann auch verständlich.
Die Titel der Pages haben kein einheitliches Konzept und sind nur teilweise gut
gelungen.
Die Website erreicht den zweithöchsten Standard des World Wide Web Consortium in
Bezug auf Accessibility: W3C WCAG - AA Compliance, manche Pages sogar den noch
höheren W3C WCAG - AAA Compliance.
Alles in allem können 30 Richtlinien der Standard Inspection erfüllt werden, ein Punkt
teilweise und zwei nicht.
Fazit
Die Website von Cambridge überzeugt durch ihr einfaches und effizientes Design. Informationen sind meist nachvollziehbar angeordnet und Usability-Standards werden umgesetzt.
Bemerkenswert ist vor allem, dass die Website einen sehr hohen Accessibility Standard
31
http://www.cam.ac.uk, Datum der Evaluierung 26.08.2006.
103
7 Guideline Inspection
erfüllen kann. Die nicht erfüllten Punkte der Standard Inspection sowie die fehlenden
Informationen der Feature Inspection sind verschwindend wenige, ihre Erfüllung würde
aber die Benutzbarkeit der Website weiter optimieren.
7.2.16 University of Oxford
Evaluierung
Betritt ein Benutzer die Homepage der University of Oxford 32 , so wird ihm ein Überblick
über das Angebot der Website geboten: Neuigkeiten und aktuelle Events werden ebenso
präsentiert wie Links zu bestimmten Themen oder für bestimmte Benutzergruppen. Die
Suche nach Informationen funktioniert durch die gute Struktur der Website relativ gut,
als hilfreich erweist sich die Unterstützung durch die Sitemap und eine FAQ. Von den
gestellten Aufgaben kann Oxford 21 komplett erfüllen. Anzahl der Studenten/Absolventen
kann nur teilweise erfüllt werden, da keine Informationen zu den Absolventen der Graduate
Studien gefunden werden konnten. Gar keine Informationen konnten auf der Website zu
Partneruniversitäten und wissenschaftlichen Publikationen ausgemacht werden.
Die Internetsite verfügt grundsätzlich über ein einheitliches Layout, unterscheidet sich
in verschiedenen Unterbereichen jedoch im Detail. Die Navigation ist durchgängig und
erleichtert es somit dem Benutzer, die Website zu bedienen. Ein Link zur Homepage ist
oft nur in Form eines Logos vorhanden, womit dieser Punkt verfehlt wird.
Eine Suche ist von jeder Page aus erreichbar und deckt nur den aktuellen Bereich ab,
der Suchbereich kann problemlos auf den gesamten Webauftritt ausgeweitet werden.
Downloads sind nicht ausreichend gekennzeichnet.
Eine eigene Druckversion der Pages existiert nicht, die Standardansicht lässt sich
jedoch gut drucken.
Die Titel der Webpages sind gut gewählt, der Anfang beschreibt jeweils den Inhalt der
Webpage, dann folgt die Angabe University of Oxford“, sodass sowohl erkennbar ist,
”
was der Inhalt der Page ist, als auch zu welcher Site sie gehört.
Die Website ist barrierefrei gestalten und erfüllt den Standard W3C WCAG – A
Compliance.
Der Internetauftritt befolgt 29 Punkte der Standard Inspection und drei nicht. Nicht
angewandt wurde der Standard bezüglich Icons, da die Website auf den Einsatz verzichtet.
32
http://www.ox.ac.uk, Datum der Evaluierung 28.08.2006.
104
7 Guideline Inspection
Fazit
Die Website von Oxford bietet mit einem übersichtlichen Layout und Informationsdesign
Besuchern die Möglichkeit, Informationen rasch zu finden ohne lange suchen zu müssen.
Die Website schafft es, sowohl in der Feature Inspection, als auch in der Standard Inspection
den Großteil der Aufgaben zu erfüllen. Die wenigen nicht erfüllten Punkte sind dennoch
Details, durch die sich die Usability noch ein wenig steigern lassen könnte.
7.3 Auswertung der Guideline Inspection
Die Ergebnisse der Guideline Inspection zeigen, dass die Einhaltung von Standards zur
Usability sehr unterschiedlich von einzelnen Websites erfolgt. Erfreulich ist, dass insgesamt
18 der 33 Punkte der Standard Inspection und 18 der 24 Punkte der Feature Inspection
von mehr als zwei Drittel der Websites erfüllt werden. Eine detaillierte Übersicht über
alle Ergebnisse geben die Tabellen 7.5 auf Seite 115 und 7.6 auf Seite 116. Es folgt eine
textliche Zusammenfassung der Ergebnisse sowie eine Sammlung der Highlights und
größten Probleme.
7.3.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
Navigation
Die meisten Punkte der Standard Inspection werden vom Großteil der Websites befolgt.
Probleme gibt es bei der Platzierung der Navigation selbst: Bei sechs von 15 Websites ist
keine durchgängige Navigation vorhanden, die sich immer an derselben Stelle befindet.
Dies führt dazu, dass sich Benutzer während der Benutzung einer Website mit deren
Bedienung neu auseinandersetzen müssen. Ebenfalls lässt sich nur bei weniger als zwei
Drittel der Websites in der Navigation erkennen, wo sich der Benutzer gerade befindet,
wodurch die Orientierung erschwert wird. Problematisch ist auch die Suche: Zwar verfügen
im Test alle Websites über eine eigene Suche, aber nur bei 10 von 15 Internetauftritten
ist diese auch von jeder Page aus erreichbar. Dies führt zu dem paradoxen Umstand,
dass Benutzer die Suche oft erst suchen müssen. Die Unterscheidung zwischen besuchten
und unbesuchten Links ist nur auf neun von zehn Websites möglich, da sich die Links
entweder gar nicht oder zu schwach unterscheiden.
Drei Punkte wurden nur von einem Drittel oder weniger Websites befolgt: Einen
Link in Textform zurück auf die Homepage findet man nur auf fünf der untersuchten
105
7 Guideline Inspection
Internetauftritte. 33 Nur zwei Websites schaffen es durchgängig, dass Links auf die aktuelle
Page inaktiv sind. Downloads werden nur auf drei Websites ausreichend gekennzeichnet.
Design
Auch im Bereich Design können die meisten Punkte erfüllt werden. Probleme treten
oft bei den Titeln der Pages auf: Viele Universitäten tendieren dazu, jedem Titel den
eigenen Namen in voller Länge voranzustellen, sodass der eigentliche, beschreibende Teil
des Titels aus der Wahrnehmung der Benutzer verschwindet. In der Evaluierung schaffen
es nur acht der beobachteten Internetauftritte die Pages sinnvoll zu betiteln. Nur eben so
wenige haben ein durchgängiges Layout über die ganze Website. Dies führt einerseits dazu,
dass Benutzer nicht immer sicher sein können, ob sie sich noch auf derselben Website
befinden, anderseits erfordert jede Änderung im Layout eine gewisse Umgewöhnung in
der Benutzung.
Der Großteil der Websites erweist sich als äußert inflexibel: Nur bei sieben Websites ist
es möglich, die Schriftgröße über den Browser zu ändern, was es vor allem für Benutzer
mit Sehstörung erschwert, Texte ohne Probleme lesen zu können. Das Layout passt sich
überhaupt nur bei einem Drittel der Websites an die Größe des Browserfensters an. So
bleiben vor allem bei großen Browserfenstern weite Teile des Bildschirms ungenutzt.
Icons kommen bei sechs Websites zum Einsatz, von denen es nur drei schaffen, durchwegs
verständliche Symbole einzusetzen. Vor allem bei Symbolen für PDF-Dokumente kommt
es zu Unklarheiten.
Zugänglichkeit
Mit der Zugänglichkeit haben die wenigsten Websites Probleme, sodass die Mehrheit
der Anforderungen erfüllt wird. Vor allem zwei Aspekte sind negativ aufgefallen: Die
Accessibility und internationale Versionen. Nur sechs der untersuchten Websites schaffen
es, den Usability-Standard W3C WCAG – A Compliance oder höher zu erfüllen. Brauchbare internationale Versionen bieten nur fünf der zehn deutschsprachigen Websites in
der Evaluierung: Zwar ist auch immer eine englische Version vorhanden, in rund der
Hälfte der Fälle ist diese aber nur bedingt benutzbar: Englische Pages wechseln sich ohne
Vorwarnung mit deutschen ab und Datumsangaben werden in international mehrdeutigen
Formaten gemacht.
33
Die Möglichkeit, durch einen Klick auf das Logo der Website zur Homepage zurück zu kehren,
bieten deutlich mehr Websites, diese ist jedoch – wie bereits erwähnt – aus Usability-Hinsicht nicht
ausreichend.
106
7 Guideline Inspection
Feature Inspection
Die Feature Inspection zeigt, dass die Websitebetreiber die Informationsbedürfnisse der
Nutzer ernst nehmen und die meisten Informationen zur Verfügung stellen. Leider trifft das
nicht auf alle überprüften Informationen zu, manche sind eher selten auf Internetauftritten
zu finden. Informationen zu Erreichbarkeit und öffentliche Verkehrsmittel sind nur auf
zwei Drittel der Websites zu finden. Berufsbilder/Möglichkeiten mit Studienabschluss
sind bei zwei Universitäten gar nicht vorhanden, nur bei sechs für alle Studienrichtungen,
bei sieben für manche Studienrichtungen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die
Studienpläne nicht direkt in der Website vertreten sind, sondern auf Untersites von
Instituten bzw. Fakultäten aufgeteilt werden. Mangels einheitlichem Auftritt neigen
manche Studienrichtungen dann dazu, diese relevante Auskunft nicht zu präsentieren.
In nur acht von 15 Fällen konnte eine Auflistung der Partneruniversitäten ausfindig
gemacht werden, nur neun Websites haben Informationen zu Firmenkooperationen.
Lediglich sieben Websites haben einen eigenen Bereich in dem beschrieben wird, welche
Möglichkeiten zu Spenden es gibt. Dass es sich hierbei ausschließlich um deutschsprachige
Websites handelt lässt den Schluss zu, dass es im deutschen Sprachraum eher untypisch
ist, eine Universität mit Spenden zu fördern. Unterstützt wird diese Annahme von der
Tatsache, dass sich die TU München damit rühmt, die erste staatliche deutschsprachige
Universität zu sein, die [...] Fundraising systematisch aufbaute.“ [71]. Ein Fehlen dieser
”
Information muss also kein Defizit einer Website darstellen, sondern es kann sich auch
um eine bewusste Entscheidung handeln. Bei englischsprachigen Universitäten ist die
Möglichkeit zu spenden durchgehend vorhanden.
Umfassende Informationen zu wissenschaftlichen Publikationen bietet nur die TU
Wien. Dort ist es möglich, eine Suche nach allen Veröffentlichungen der Universität
durchzuführen.
Manche Informationen sind zwar auf Websites vorhanden, teilweise jedoch so versteckt, dass sie erst nach mühsamem Suchen gefunden werden können. Offene Stellen
an der Universität sind bei manchen Universitäten zum Teil nur in so genannten Mit”
teilungsblättern“ ausgeschrieben, sodass Interessenten diese regelmäßig erscheinenden
Publikationen einzeln durchsuchen müssen. Dieses Beispiel zeigt, dass das Vorhandensein
von Information nicht eine gute Auffindbarkeit garantiert.
107
7 Guideline Inspection
7.3.2 Usability-Highlights
In diesem Bereich werden die besten Usability-Lösungen vorgestellt, die auf den evaluierten
Websites gefunden werden. Dabei handelt es sich um Instrumente, durch die das Auffinden
von Informationen und die Benutzung der Websites stark erleichtert wird.
• Informationen nach Zielgruppe aufbereitet
Um Informationen für bestimmte Nutzergruppen leichter auffindbar zu machen,
bieten manche Websites Links nach Zielgruppen geordnet an. Je nachdem, ob
der Besucher nun Student, Journalist oder eine andere Rolle innehat, klickt er
auf den für seine Gruppe bereitgestellten Link und wird dann zu einem Bereich
weitergeleitet, wo vor allem Links und Auskünfte angeboten werden, die für diese
Gruppe relevant sind. Informationen können auf diese Weise gezielter und schneller
zugänglich gemacht werden.
• Homepage mit guten Verweisen
Eine gute Homepage, auf der die wichtigsten Links der Website vorhanden sind,
erspart Besuchern viel Zeit. Die University of Oxford 34 stellt beispielsweise übersichtlich Links zu bestimmten Themengebieten, für bestimmte Benutzerguppen, zu
aktuellen Neuigkeiten und Veranstaltungen sowie eine Suche bereit. Die meisten
Aufgaben lassen sich auf diese Weise mit wenigen Klicks von der Homepage aus
erfüllen.
• Vollständiges Inhaltsverzeichnis
Die UC Berkeley 35 bietet ihren Besuchern in einem Inhaltsverzeichnis alle wichtigen Pages des Internetauftritts alphabetisch geordnet. Dies stellt eine hilfreiche
Ergänzung dar, um Informationen schnell auffinden zu können. Zu beachten ist
jedoch, dass ein solches Inhaltsverzeichnis nur als ergänzendes Werkzeug eingesetzt
werden darf, keinesfalls als Ersatz für eine Sitemap – diese hat auch die Aufgabe, einen Überblick über die Informationsstruktur zu schaffen – oder eine gute
hierarchische Aufteilung der Pages.
• Umfassende FAQ
Vor allem bei den Universitäten Harvard und Oxford ist eine ausführliche FAQ
aufgefallen. Richtig umgesetzt kann auch sie ein Mittel sein, das Besuchern hilft,
Informationsbedürfnisse rasch zu befriedigen. Entscheidend ist, dass sie nur Fragen
34
35
http://www.ox.ac.uk, Stand 28.08.2006.
http://www.berkeley.edu/a-z/a.html, Stand 28.08.2006.
108
7 Guideline Inspection
beinhaltet, die tatsächlich für Besucher interessant sind36 , und dass sie übersichtlich
gestaltet ist.
• Suche mit Google
Insgesamt zehn der 15 Websites setzen Google als interne Suchmaschine ein. Es
spricht natürlich nichts dagegen, eine eigene Suchmaschine zu verwenden, wenn
diese gute Ergebnisse liefert, teilweise sind eigene Suchmaschinen jedoch deutlich
den Ergebnissen von Google unterlegen, da unter anderem die Möglichkeit fehlt,
Suchbegriffe für eine neue Suche zu ändern, und bei Tippfehlern keine automatische
Korrektur angeboten wird. Der Einsatz von Google oder einer anderen eigenständigen Suchmaschine als Ersatz für eine eigene Entwicklung kann durchaus Vorteile
für die Benutzer mit sich bringen.
• Eigene grafische Themen für Unterbereiche
Eine Universität besteht aus unterschiedlichen Einrichtungen und Institutionen.
Soll die Eigenständigkeit verschiedener Unterorganisationen auch in der Website
widergespiegelt werden, so empfiehlt es sich dies deutlich zu machen, indem zwar das
Grundsätzliche Layout mit Anordnung und Navigation über die gesamte Website
einheitlich bleibt, jedoch manche grafischen Aspekte variiert werden. Gute Beispiele
dafür sind die LMU München, die je nach Bereich die Grafik in der Kopfzeile
auswechselt, oder die ETH Zürich, die das Farbschema wechselt. Der Besucher
erkennt somit, dass er sich in einem anderen Bereich, aber immer noch auf derselben
Website, befindet und muss sich nie umgewöhnen.
• Automatischer Wechsel zu optimierter Druckansicht
Das Layout von Websites ist meist für die Betrachtung am Bildschirm optimiert
und bringt beim Drucken oft schlechte Ergebnisse. Relativ häufig wird eine eigene
Version angeboten, die für den Ausdruck optimiert ist. Da diese jedoch vom
Benutzer explizit aufgerufen werden muss, besteht die Gefahr, dass sie entweder
nicht wahrgenommen wird oder auch auf die Möglichkeit vergessen wird. Vorbildlich
lösen dieses Problem die LMU München, die TU München und die ETH Zürich:
Ohne Zutun des Benutzers wird automatisch eine optimierte Version der jeweiligen
Page an den Drucker weitergegeben. Auf diese Weise gelingen Drucke optimal ohne
zusätzlichen Aufwand für den Benutzer.
36
Krug beschreibt in [24] die Gefahr, dass anstelle von FAQs eher QWWPWAs“ bereit gestellt werden,
”
also Questions We Wish People Would Ask“.
”
109
7 Guideline Inspection
• Reichhaltige Beschreibung der Studienrichtungen
Beispielhaft ist etwa die Beschreibungen der angebotenen Studienrichtungen bei
der Universität Oxford : Neben ausführlichen, aber dennoch sehr übersichtlichen Beschreibungen von Inhalten eines Studiums, kommen auch die möglichen Berufsfelder
nach erfolgreichem Abschluss nicht zu kurz.
• Ausführliche Informationen über Spenden
Die UC Berkeley fällt mit ihrem eigenen Spendenportal37 auf, bei dem potentielle
Spender ausführlich über die Möglichkeiten zu Spenden informiert werden und auch
genau auswählen können, was mit einer Spende passieren soll. Die Auswahl reicht
dabei von universitätsweiten Projekten, über einzelne Colleges bis zu speziellen
Sportclubs.
• Bereitstellen einer Publikationssuchmaschine
Wie in der Auswertung der Feature Inspection erwähnt, stellt nur eine der Universitäten ausführliche Informationen über wissenschaftliche Publikationen gesammelt
bereit: Die TU Wien bietet eine eigene Suchmaschine38 , um nach Publikationen zu
suchen.
7.3.3 Top 10 Usability-Probleme
Analog zu den Highlights der Usability werden nun die größten Probleme vorgestellt. Es
handelt sich um die zehn bedeutendsten Probleme in der Benutzbarkeit, die während der
Evaluierung aufgetreten sind. Sie erschweren den Umgang mit einer Website und sollten
in jedem Fall vermieden werden.
• Kein durchgängiges Layout
Das größte Problem für die Benutzbarkeit ist es, wenn es Websites nicht schaffen,
ihren Internetauftritt in einem einheitlichen Layout zu halten. Benutzer müssen sich
ständig neu orientieren und mit neuen Navigationskonzepten auseinandersetzen,
außerdem wissen sie nie mit Sicherheit, ob sie sich noch auf derselben Website
befinden oder den Internetauftritt verlassen haben.
• Informationsarchitektur nach Unternehmensstruktur
Besucht ein Nutzer die Website einer Universität, so möchte er bestimmte Informationen erhalten. Dabei ist es für ihn jedoch nicht relevant, welche Abteilung oder
37
38
http://www.urel.berkeley.edu/givetocal, Stand 23.08.2006.
http://publik.tuwien.ac.at, Stand 09.08.2006
110
7 Guideline Inspection
Organisationseinheit in der Universität für die Bereitstellung verantwortlich ist. Die
Ordnung von Informationen nach internen Abläufen ist für Besucher meist nicht
nachvollziehbar und erschwert die Zugänglichkeit. Der Inhalt einer Website sollte
daher immer nach den Bedürfnissen der Benutzer gestaltet sein, niemals jedoch die
Struktur eines Unternehmens nachbilden.
• Unflexible Gestaltung
Überraschend viele Websites erlauben weder ein Anpassen der Schriftgröße über
den Browser, noch bieten sie ein Layout das sich an die Größe des Browserfensters
anpasst. Besucher können dadurch Websites nicht ihren Bedürfnissen entsprechend
betrachten und werden somit in der Benutzung gestört.
• Links auf sich selbst aktiv
Bei vielen untersuchten Websites sind Links auf die aktuelle Page zurück aktiv. Ein
angebotener Link, der keinen merklichen Effekt hat, kann Besucher verwirren.
• Sinnlose Einstiegsseite
In der Evaluierung sind zwei Websites mit ihren sinnlosen Homepages aufgefallen:
Sowohl die Universität Innsbruck als auch die TU München bieten auf ihren
Homepages kaum Informationen und auch nur sehr wenige Links. Somit bekommen
Besucher erst nachdem sie sich zur nächsten Page weitergeklickt haben tatsächlich
einen Zugang zum Onlineangebot.
• Verstecken von Stellenangeboten
Bei zwei der getesteten Websites waren die Stellenangebote zwar vorhanden, aber in
einer Weise aufbereitet, die es für Benutzer denkbar umständlich macht, sich einen
guten Überblick zu verschaffen: Anstatt an einem Ort alle offenen Stellen gesammelt
zu präsentieren, müssen sich Interessenten durch einzelne Mitteilungsblätter“
”
suchen, wo – neben vielen anderen Informationen – auch Stellenausschreibungen
publiziert werden. Diese Vorgehensweise ist äußert umständlich und nutzt nicht die
Vorteile von Hypertext aus.
• Umständliche Titel der Pages
Der Titel einer Page sollte kurz und prägnant sein und den Inhalt der Page beschreiben, da er in der Titelzeile des Browserfensters und als Lesezeichen angezeigt wird.
Viele der untersuchten Websites machen den Fehler, den Namen der Universität
dem jeweiligen Titel voranzustellen bevor ein beschreibender Teil folgt. Dadurch
werden die Titel einerseits sehr lange, anderseits verschwinden die relevanten Teile
111
7 Guideline Inspection
aus dem Wahrnehmungsbereich der Benutzer, da lange Titel meist nicht ganz
angezeigt werden. Besser wäre es, den Namen der Universität abzukürzen und
hinter den beschreiben Teil des Titels zu stellen.
• Aufteilung von Inhalten auf Untersites
Bei einigen der beobachteten Universitäten werden manche Inhalte auf Untersites
aufgeteilt. Vor allem bei Studienplänen ist dies oft der Fall: Sie sind nicht gesammelt
auf der Website der Universität selbst zu finden, sondern sind aufgeteilt auf die
jeweiligen Untersites der Studienrichtungen. Dies hat meist zur Folge, dass die
jeweiligen Informationen – in diesem Fall Studienpläne und mögliche Berufsbilder –
mühsam auf mehreren Sites gesucht werden müssen und in sehr unterschiedlichem
Detailgrad vorliegen. Die Qualität der Informationen schwankt oft stark und die
Zugänglichkeit wird erschwert.
• Unterscheidung von besuchten und unbesuchten Links
Die optische Unterscheidung von besuchten und unbesuchten Links erlaubt es
Benutzern zu erkennen, ob sie eine Page bereits besucht haben, bevor sie einen Link
anklicken. Dies erleichtert nicht nur die erstmalige Suche nach Informationen, bei
der es Benutzer vermeiden können, immer auf die selben Pages zu klicken, sondern
auch das Wiederfinden von Informationen, die sie zu einem früheren Zeitpunkt
gefunden haben: In diesem Fall brauchen Besucher nur jene Links anzuklicken, die
bereits als besucht markiert sind.
• Mangelhafte internationale Version
Einige der Universitäten haben problematische internationale Versionen ihres Internetauftritts: Neben mehrdeutigen Datumsangaben fällt negativ auf, dass oft
ohne Vorwarnung zwischen englischen und deutschen Inhalten verlinkt wird, sodass
Besucher durch Ausprobieren herausfinden müssen, ob ein Link zu einer Page in
der von ihnen gewünschten Sprache führt.
7.3.4 Reihung der Websites
Um eine Bilanz über das Abschneiden der Websites in der Standard Inspection ziehen
zu können, werden Standard Inspection und Feature Inspection zunächst unabhängig
voneinander betrachtet. Die Websites werden nach der Anzahl der befolgten Richtlinien
gereiht. Die beiden Tabellen 7.2 bzw. 7.3 auf der nächsten Seite stellen diese Reihenfolgen
dar, der Grauton zeigt an, zu welchem Drittel die Websites gehören. Je nach Zugehörigkeit
112
7 Guideline Inspection
1
0
0
0
0
1
1
3
0
1
2
6
2
5
8
0
1
1
0
0
1
0
1
1
0
1
1
0
1
1
Tabelle 7.2: Reihung nach
Inspection
Universität
University of Cambridge
TU München
University of Oxford
ETH Zürich
TU Berlin
LMU München
Universität Graz
UC Berkeley
TU Wien
WU Wien
Universität Innsbruck
Universität Wien
Universität Zürich
MIT
Harvard University
Standard
Punkte
Standard Inspection
3
3
3
3
2
3
2
2
1
2
2
1
1
1
1
Universität
TU Wien
TU München
TU Berlin
University of Cambridge
UC Berkeley
University of Oxford
Universität Graz
ETH Zürich
Universität Wien
MIT
Harvard University
Universität Zürich
WU Wien
Universität Innsbruck
LMU München
teilweise erfüllt
nicht anwendbar
2
3
4
6
7
6
7
5
9
9
9
7
13
11
10
nicht erfüllt
teilweise erfüllt
30
29
28
27
26
25
25
24
23
23
21
19
18
16
14
erfüllt
nicht erfüllt
Universität
University of Cambridge
University of Oxford
LMU München
ETH Zürich
TU München
Universität Graz
WU Wien
UC Berkeley
TU Berlin
Universität Innsbruck
Universität Wien
TU Wien
Universität Zürich
MIT
Harvard University
erfüllt
zum oberen, mittleren oder unteren Drittel bekommen sie drei, zwei oder nur einen Punkt.
Die Punkte von Standard Inspection und Feature Inspection werden addiert und dienen
dazu, die Websites in drei Gruppen zu teilen: Universitätswebsites, die ihre Funktion
überdurchschnittlich, durchschnittlich bzw. unterdurchschnittlich erfüllen. Dies wird in
Tabelle 7.4 angezeigt.
23
22
22
22
21
21
21
20
20
19
19
18
18
18
17
1
1
2
2
2
2
3
3
4
2
3
4
5
6
7
0
1
0
0
1
1
0
1
0
3
2
2
1
0
0
Tabelle 7.3: Reihung nach
Inspection
Punkte
Feature Inspection
3
3
2
2
3
1
2
2
3
1
1
2
1
1
1
Feature
Punkte gesamt
6
6
5
5
5
4
4
4
4
3
3
3
2
2
2
Tabelle 7.4: Reihung nach Endergebnis
113
7 Guideline Inspection
7.3.5 Auswertung
Abschließend kann also gesagt werden, dass folgende Universitäten ihre Aufgabe gemäß
Guideline Inspection besonders gut erfüllen: University of Cambridge, TU München,
University of Oxford, ETH Zürich sowie TU Berlin. Die Ergebnisse der folgenden vier
Universitäten sind als durchschnittlich zu beurteilen: LMU München, Universität Graz,
UC Berkeley und TU Wien. Unterdurchschnittlich benutzerfreundlich schneiden sechs
Universitäten ab: WU Wien, Universität Innsbruck, Universität Wien, Universität Zürich,
MIT und Harvard University.
Überraschend ist das schlechte Abschneiden der amerikanischen Universitäten: Sowohl
das MIT als auch die Harvard University, die beide über einen hervorragenden Ruf
verfügen, befinden sich im unteren Drittel, nur UC Berkeley schafft eine Platzierung im
Mittelfeld. Erstklassig ist dagegen das Abschneiden der englischen Bildungseinrichtungen,
die beide im oberen Drittel eingeordnet werden.
Ob technische Universitäten bessere Websites haben als nicht-technische ist mit den
erhobenen Daten schwer zu beurteilen: Zwar schaffen es nur Universitäten, die auch
technische Studienrichtungen anbieten, in das obere Drittel, doch die Menge der evaluierten Internetauftritte ist nicht groß genug, um hierzu eine fundierte Aussage treffen zu
können.
114
TU Wien
+
–
∼
–
–
∼
∼
+
–
∼
+
+
+
+
∼
+
+
+
∼
+
/
+
+
–
+
–
+
+
+
+
+
–
+
19
6
7
1
Universität Wien
+
–
∼
–
–
∼
–
+
–
+
+
+
+
+
–
+
–
+
–
+
/
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
21
2
9
1
WU Wien
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
–
+
+
–
+
–
+
–
+
∼
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
–
+
25
1
7
0
Univ. Innsbruck
+
+
–
+
+
+
–
+
+
+
–
+
+
+
∼
+
–
+
–
+
–
+
+
+
+
+
+
–
+
+
–
–
+
23
1
9
0
Universität Graz
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
+
∼
+
–
+
–
+
/
+
+
+
–
+
+
–
+
+
+
+
+
25
1
6
1
LMU München
+
+
–
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
–
+
/
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
28
0
4
1
TU München
+
+
+
+
+
+
–
+
+
–
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
–
+
+
+
–
–
26
0
7
0
TU Berlin
+
+
–
–
+
–
–
+
–
+
+
+
+
+
+
+
–
+
–
+
/
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
–
+
23
0
9
1
ETH Zürich
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
–
+
–
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
–
+
27
0
6
0
+
–
∼
–
–
–
–
+
+
+
∼
–
+
+
+
–
–
+
–
+
+
+
+
+
–
–
+
–
+
+
+
–
+
18
2
13
0
Universität Zürich
Tabelle 7.5: Ergebnisse der Standard Inspection
1. Navigation immer verfügbar?
2. Navigation immer an derselben Stelle?
3. Link zur Homepage immer vorhanden?
4. Link in nächsthöhere Hierarchiestufe vorhanden?
5. Hierarchische Einteilung erleichtert Orientierung?
6. Navigation zeigt Standort an?
7. Links zur aktuellen Page inaktiv?
8. Existiert eine Suche?
9. Suche von jeder Page aus erreichbar?
10. Suchergebnisse werden gut präsentiert?
11. Existiert eine Sitemap?
12. Links vom Text unterscheidbar?
13. Besuchte und nicht besuchte Links unterscheidbar?
14. Links sinnvoll benannt?
15. Downloads gekennzeichnet?
16. Schrift groß genug?
17. Größe der Schrift anpassbar?
18. Schrift kontrastreich genug?
19. Layout passt sich Browserfenser an?
20. Grafiken groß genug?
21. Icons verständlich?
22. Texte gut strukturiert?
23. Überschriften gut eingesetzt?
24. Page gut druckbar?
25. Titel aussagekräftig?
26. Layout konsistent?
27. Website ohne Frames aufgebaut?
28. Website international verständlich?
29. Kompatibel mit Webbrowsern?
30. Impressum vorhanden?
31. URL sinnvoll?
32. Website barrierefrei?
33. Ladezeit akzeptabel?
+ Summe erfüllt“
”
∼ Summe teilweise“
”
– Summe verfehlt“
”
/ Summe nicht verfügbar“
”
Harvard University
+
–
–
–
–
∼
–
+
–
∼
∼
∼
∼
+
–
+
–
+
∼
+
/
+
+
∼
∼
–
+
+
+
+
+
–
+
14
8
10
1
UC Berkeley
+
∼
+
∼
+
+
∼
+
+
+
+
+
–
+
–
+
+
+
+
+
/
+
+
+
+
–
+
+
+
–
+
–
+
24
3
5
1
MIT
+
–
–
–
+
–
–
+
–
∼
∼
–
–
+
–
+
–
+
∼
+
/
+
+
∼
∼
–
+
+
+
+
+
+
+
16
5
11
1
Univ. of Cambridge
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
+
+
∼
+
+
+
+
+
+
+
+
30
1
2
0
Univ. of Oxford
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
/
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
29
0
3
1
Summe erfüllt“
”
15
9
5
8
11
9
2
15
10
11
11
11
9
15
3
14
7
15
5
15
3
15
15
12
8
7
15
10
15
14
14
6
14
Summe teilweise“
”
0
1
3
1
0
3
2
0
0
3
3
1
1
0
3
0
0
0
3
0
1
0
0
2
3
0
0
0
0
0
0
0
0
Summe verfehlt“
”
0
5
7
6
4
3
11
0
5
1
1
3
5
0
9
1
8
0
7
0
2
0
0
1
4
8
0
5
0
1
1
9
1
Summe n.v.“
”
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
9
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
7 Guideline Inspection
115
TU Wien
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
23
0
1
Universität Wien
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
–
–
20
0
4
WU Wien
+
+
+
+
–
+
+
∼
+
+
+
+
+
–
+
+
+
–
–
+
+
+
+
–
18
1
5
Univ. Innsbruck
+
+
+
+
–
+
+
–
+
+
+
+
+
+
–
+
+
–
+
+
+
+
–
–
18
0
6
Universität Graz
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
–
21
0
3
LMU München
+
+
+
–
–
+
+
+
+
+
+
+
+
–
+
–
+
–
+
+
+
+
–
–
17
0
7
TU München
+
+
+
+
+
+
+
∼
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
22
1
1
TU Berlin
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
–
22
0
2
ETH Zürich
+
+
+
+
+
+
+
∼
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
–
–
20
1
3
+
+
+
+
–
+
∼
∼
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
–
–
18
2
4
Universität Zürich
Tabelle 7.6: Ergebnisse der Feature Inspection
1. Geschichte der Universität
2. Kontaktinformationen
3. Adresse
4. Plan
5. Erreichbarkeit und öffentliche Verkehrsmittel
6. Anzahl der Studenten/Absolventen
7. Studienpläne und Studiendauer
8. Berufsbilder/Möglichkeiten mit Studienabschluss
9. Studienvorraussetzungen
10. Einschreibfristen/Bewerbung
11. benötigte Dokumente zum Einschreiben
12. Studienkosten
13. Stipendien
14. Wohnmöglichkeiten für Studenten
15. Informationen für Austauschstudenten
16. Partneruniversitäten
17. offenen Stellen an der Universität
18. Möglichkeiten zu Spenden
19. News und Neuigkeiten
20. Pressemeldungen
21. Veranstaltungen
22. Semesterbeginn und -ende
23. Möglichkeiten zu Firmenkooperationen
24. Wissenschaftliche Publikationen
+ Summe erfüllt“
”
∼ Summe teilweise“
”
/ Summe nicht verfügbar“
”
Harvard University
+
+
+
+
+
+
∼
∼
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
–
–
19
2
3
UC Berkeley
+
+
+
+
+
+
+
∼
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
–
21
1
2
MIT
+
+
+
+
+
+
∼
∼
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
∼
+
+
+
–
19
3
2
Univ. of Cambridge
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
–
22
0
2
Univ. of Oxford
+
+
+
+
+
∼
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
+
+
–
21
1
2
Summe erfüllt“
”
15
15
15
14
10
14
12
6
15
15
15
15
15
13
14
8
15
7
14
14
15
15
9
1
Summe teilweise“
”
0
0
0
0
0
1
3
7
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
Summe verfehlt“
”
0
0
0
1
5
0
0
2
0
0
0
0
0
2
1
7
0
8
1
0
0
0
6
14
7 Guideline Inspection
116
8 Usability-Test
Anschließend an die Guideline Inspection wird mit drei der Universitätswebsites ein
Benutzertest durchgeführt. Dieses Kapitel beschreibt den genauen Aufbau des Tests
sowie die Ergebnisse.
8.1 Spezifikation
In diesem Abschnitt wird beschrieben, welche Aufgaben im Usability-Test durchgeführt
werden müssen, wie die Benutzer ausgewählt werden und welche Methoden angewandt
werden.
8.1.1 Grundsatz des Usability-Tests
Der Usability-Test soll im Sinne des Discount Usability Engineering“ [29] nach Nielsen
”
und Usability Testing on 10 Cent a Day“ [24] nach Krug durchgeführt werden: Statt
”
einem aufwendigen Setup mit Usability-Labor und Videoaufzeichnungen, erfolgt die
Sicherung und das Protokollieren durch den Testleiter während des Test, zusätzliche
Informationen werden in einem Gespräch im Anschluss an den Test erhoben.
8.1.2 Websites
Getestet werden sollen insgesamt drei Websites, und zwar der Internetauftritt der TU
Wien, sowie die am besten platzierten aus der Guideline Inspection. Sowohl in der
Standard Inspection als auch in der Feature Inspection konnten sich die Websites der
University of Cambridge und der TU München durchsetzen. Somit ist auch ein guter
internationaler Mix im Usability-Test gegeben, da neben der österreichischen Universität
auch eine aus dem übrigen deutschen Sprachraum und eine aus dem internationalen
Raum vertreten ist.
Getestet wird within-subject, d.h. jeder Testnutzer testet alle Websites.
117
8 Usability-Test
Die Reihenfolge der Websites soll variiert werden, da sonst immer die selben Websites
von Lerneffekte profitieren würden, und so das Ergebnis verfälscht werden würde.[30] Ein
Vergleich, wie einfach Aufgaben mit den verschiedenen Websites gelöst werden können,
wäre dann nicht möglich. Das Lernen und Anwenden dieses Wissens wird durch die
Variation zwar nicht verhindert, aber durch die wechselnde Reihenfolge sind alle Websites
im gleichen Ausmaß an erster, mittlerer oder letzter Stelle im Test und profitieren auch
gleichermaßen von Lerneffekten.
8.1.3 Testnutzer
Laut Nielsen beträgt die ideale Anzahl an Testnutzern fünf. [45] Da es bei drei zu
testenden Websites insgesamt sechs Kombinationen an Reihenfolgen gibt, bietet es sich
an, einen sechsten Testnutzer hinzuzuziehen und jede Kombination im Test einmal
anzuwenden. Die Anforderungen an die Testnutzer werden nach Krug1 gering gehalten,
und setzen sich wie folgt zusammen:
• Alter
Entsprechend der sehr weiten Zielgruppe von Universitätswebsites sollen auch
die Testnutzer aus verschiedenen Altersgruppen stammen. Das untere Limit soll
16 Jahre betragen – ein Alter in dem potentielle Studenten beginnen sich für
Universitäten zu interessieren – nach oben ist kein Limit gesetzt.
• Erfahrung/Wissen
Die Testnutzer sollen ohne Probleme einen Computer mit Windows XP und einem
Browser – Firefox 1.5 oder Internet Explorer 6.0 – bedienen können und auch
Erfahrung im Umgang mit Websites besitzen. Sie sollen geübte Nutzer des Internets
sein, die dieses Medium in ihrem Alltag regelmäßig nutzen. Somit soll sichergestellt
werden, dass auftretende Probleme nicht auf die Softwareumgebung, die Nutzung
eines Computers generell oder zu wenig Erfahrung mit dem Internet zurückgeführt
werden können, sondern ausschließlich in Zusammenhang mit den zu testenden
Websites stehen.
Die Benutzer müssen in deutscher und englischer Sprache ausreichende Kenntnisse
haben, sodass Probleme aufgrund der Sprache ausgeschlossen werden können und
diese nicht fälschlich für Probleme der Usability gehalten werden.
1
Krug [24] ist der Überzeugung, dass es nur eine äußerst geringe Rolle spielt, mit welchen Benutzern
getestet wird, solange das zu testende Produkt keine sehr spezielle Zielgruppe hat oder besonderes
Domänenwissen voraussetzt.
118
8 Usability-Test
• Ausschlusskriterium
Die Benutzer dürfen die zu testenden Websites nicht kennen oder gar benutzt haben.
Das bereits bestehende Vorwissen würde die Testergebnisse stark verfälschen.
8.1.4 Tasks und Befragung
Die Testnutzer sollen mit Hilfe der Universitätswebsites fünf Fragen zur jeweiligen
Bildungseinrichtung beantworten:
• In welchem Jahr wurde die Universität gegründet?
• Wie viele Studenten werden an der Universität unterrichtet?
• Wie kann man sich an der Universität bewerben?
• Wie ist das Studium Architektur 2 aufgebaut und wie lange dauert es?
• Wann beginnt das Semester?
Die einzuholenden Informationen stellen dabei einen Mix an Informationsbedürfnissen
der verschiedenen Zielgruppen einer Universitätswebsite dar. Den Testnutzern wird pro
Universität maximal 20 Minuten Zeit gegeben, so viele Fragen wie möglich zu beantworten.
Im Anschluss an jede Website wird der Benutzer mit sieben Aussagen konfrontiert und
er muss auf einer vierstelligen Skala angeben, inwieweit er damit übereinstimmt:
• Die Website ist einfach zu benutzen.
• Informationen können leicht gefunden werden.
• Informationen sind klar strukturiert.
• Man erkennt immer, wo man sich auf der Website gerade befindet.
• Beim Klicken auf Links wird man nie vom dahinter liegenden Inhalt überrascht.
• Es ist immer klar, wohin man als nächstes klicken muss.
• Die Website hat mir gut gefallen.
2
Das Studium Architektur wurde ausgewählt, weil es an allen drei Universitäten angeboten wird.
119
8 Usability-Test
Auf diese Weise wird – neben der Beobachtung, wie der Benutzer mit der Website
interagiert – auch das subjektive Empfinden erfasst. Dem Testnutzer wird ebenfalls in
Anschluss an das Benutzen einer Website Gelegenheit gegeben, besonders gute bzw.
schlechte Aspekte der Website zu nennen. Zum Abschluss des Tests soll der Testnutzer
eine persönliche Hitliste aufstellen, welche Website ihm am besten gefallen hat.
8.1.5 Zeitplan
Pro Testsitzung ist eine Dauer von maximal 120 Minuten geplant. In dieser Zeit sind eine
Einführung über den Zweck des Tests und die zu erfüllenden Aufgaben, je 20 Minuten
Durchführung pro Website, ein abschließendes Gespräch und Pausen eingeplant.
8.1.6 Setup
Zum Test wird ein Computer mit Windows XP mit Maus und Tastatur zur Eingabe
benötigt. Um die Internetsites abrufen zu können, müssen die Programme Firefox 1.5 und
Internet Explorer 6.0 installiert sein, sowie eine Breitbandinternetanbindung vorhanden
sein.
8.2 Auswertung des Usability-Tests
Die Auswertung des Usability-Tests besteht aus zwei Teilen. Einerseits werden die Beobachtungen der Tests sowie die Äußerungen der Testnutzer herangezogen, um ein
vergleichendes Ergebnis zu bilden, sodass gezeigt wird, wie die Websites in einer Gegenüberstellung abschneiden. Im zweiten Teil werden für jede Website Probleme der
Benutzbarkeit aufgelistet, die im Usability-Test aufgetreten sind.
8.2.1 Reihung der Websites
Grundsätzlich haben alle drei Websites den Testnutzern gut gefallen, was angesichts der
Tatsache, dass es sich um die führenden Sites aus der Guideline Inspection handelt, nicht
verwunderlich ist. Die Website der TU München sticht jedoch besonders positiv hervor:
Mit ihr konnten die Aufgaben im Vergleich zu den anderen Websites von fünf der sechs
Nutzer am schnellsten gelöst werden. Auf die Frage, welche Website den Nutzern am
besten gefallen hat, haben alle Nutzer die TU München genannt. Die Internetauftritte der
TU Wien und University of Cambridge liegen näher beieinander: Ein Testnutzer reihte
120
8 Usability-Test
beide Websites gleichwertig auf den zweiten Platz, von den übrigen Testern gab es für die
TU Wien zwei Mal und für Cambridge drei Mal den zweiten Platz. Dagegen hat die TU
Wien bei den Aufgaben etwas besser abgeschnitten: Ein Nutzer konnte seine Aufgaben
am schnellsten mit der Website der TU Wien erfüllen, ein anderer war mit den Websites
der TU Wien und TU München gleich schnell während er mit der Website der University
of Cambridge langsamer war. Die University of Cambridge gehört nur einmal zu den
schnellsten Websites: Ein Benutzer war mit Cambridge und TU München gleich schnell,
mit der TU Wien brauchte er jedoch länger. Zwei Benutzer konnten mit der Website der
University of Cambridge nicht alle Aufgaben innerhalb des Zeitlimits erfüllen,3 auf den
anderen beiden Websites war jedem Testnutzer eine vollständige Informationsbeschaffung
möglich.
Im direkten Vergleich ist in diesem Test die TU München als klarer Sieger hervorgegangen, gefolgt von der University of Cambridge und der TU Wien, die beide knapp
beieinander liegen. Auffällig – wenn auch nicht überraschend – war im Test, dass Benutzern tendenziell jene Websites besser gefielen, mit denen sie ihre Aufgaben schneller und
vollständiger erfüllen konnten. Dies bedeutet aber auch, dass eine andere Auswahl von
Aufgaben zu anderen Ergebnissen führen kann.
8.2.2 TU Wien
Die Website der TU Wien ist bei den Benutzern grundsätzlich gut angekommen, jedem
Testnutzer gelang es, alle gestellten Aufgaben innerhalb der vorgegebenen Zeitspanne
zu erfüllen. Während der abschließenden Befragung gaben die Testnutzer überwiegend
an, dass ihnen nicht immer klar war, wohin sie als nächstes klicken mussten. Folgende
Probleme haben einem oder mehreren Benutzern das Lösen der Aufgaben erschwert:
• Suchergebnisse
Ein Nutzer versuchte mit Hilfe der Suche zu den gewünschten Informationen zu
kommen. Die Suche lieferte jedoch zu viele Ergebnisse zurück, einige davon nicht
von der TU Wien selbst, sondern von angehörigen Organisationen, ohne diese
Treffer jedoch speziell zu kennzeichnen. So war der Internetauftritt der Fachschaft
Informatik unter den Treffern, ohne dass dem Benutzer klar wurde, dass es sich
dabei um keine offizielle Seite der TU Wien handelt.
3
Ein Testnutzer konnte die Anzahl der Studenten nicht herausfinden, ein anderer fand das Datum des
Semesterbeginns nicht.
121
8 Usability-Test
• Studienplan als PDF-Datei
Zwei der Nutzer fanden auf der Suche nach allgemeinen Informationen zum Studium
Architektur nur den gesamten Studienplan als PDF-Datei. Diese ist zwar gut
geeignet, um detailliert das Studium zu erläutern, aber nicht um einen Überblick zu
verschaffen. Sinnvoller wäre es, wenn überall zuerst auf die Überblicksseite verlinkt
würde und man dann von dort Detailinformationen aufrufen könnte.
• Inskriptionsleitfaden
Obwohl Informationen, wie man sich an der Universität anmelden kann, bereits auf
der Homepage verlinkt sind, hat es bei den meisten Benutzern eher länger gedauert,
bis die Informationen gefunden werden konnte. Der Grund dafür war der Titel des
Links: Unter TU-Studienangebot“ erwarteten die Nutzer laut eigener Aussage eher
”
eine Beschreibung der verschiedenen Studien, als Informationen zum Studienbeginn.
Ein Nutzer fand die Page der Studien- und Prüfungsabteilung4 , wo sehr prominent
auf die online Erfassung“ verwiesen wird. Dies veranlasste den Nutzer dazu
”
zu glauben, er würde erst Informationen bekommen, wenn er alle seine Daten
eingibt. Sinnvoller wäre hier eine Verlinkung des Leitfadens zum Start des Studiums
Studieren an der TU Wien“ 5 , wo der Hinweis auf die elektronische Erfassung in
”
einer angemessener Form beinhaltet ist. Generell ist zu sagen, dass dieser Leitfaden
alle Informationen gut aufbereitet beinhaltet, die zum Start des Studiums benötigt
werden. Leider hat keiner der Testnutzer diesen gefunden, sondern nur verschiedene
Zusammenfassungen in unterschiedlichen Teilen der Website.
• Zwei Navigationsleisten
In einigen Bereichen der Website6 gibt es neben der gewöhnlichen Navigation am
linken Rand der Page auch ganz rechts eine Navigationsleiste mit zusätzlichen
Links. Die meisten Testnutzer hatten mit dieser zweiten Navigationsleiste Probleme
und haben sie erst sehr spät oder gar nicht wahrgenommen.
• Navigation mit unterschiedlichen Inhalten
Je nachdem in welchem Unterbereich der Website sich der Benutzer befindet, ändert
sich der Inhalt der Navigationsleiste, teilweise bleiben jedoch die Titel gleich. Der
Umstand, dass Wir für Sie“ in einem Bereich andere Inhalte hat als in einem
”
anderen, war für einen Teil der Nutzer sehr verwirrend.
4
5
6
http://www.tuwien.ac.at/zv/stud/index.shtml, Stand 12.09.2006.
http://www.tuwien.ac.at/starthilfe/4.shtml, Stand 12.09.2006.
Beispielsweise http://www.tuwien.ac.at/studium/aktuelles/index.shtml, Stand 12.09.2006.
122
8 Usability-Test
• Link zur Homepage
Zwei der Testnutzer störte es, dass es keinen Link zurück zur Homepage gibt und
dass sie so die URL neu eingeben bzw. entsprechend oft den Zurück-Knopf des
Browsers betätigen mussten. Dass das Logo als Link zurück funktioniert war ihnen
nicht bekannt.
Das Lösen von Aufgaben wurde den Benutzern vor allem durch Punkte erschwert, die
schon in der Guideline Inspection aufgefallen sind. Besonders störend erwies sich, dass
sich viele Informationen – unterschiedlich in Qualität und Detailgrad – mehrfach auf der
Website befinden. Beispielhaft sei dafür der Leitfaden zur Inskription genannt: Statt von
allen Stellen, wo es sinnvoll ist, zu einer Page zu verlinken, auf der die Informationen
gut aufbereitet sind, wurden im Test von sechs Benutzern vier unterschiedliche Pages
gefunden, auf denen die gesuchte Informationen unterschiedlich gut aufbereitet waren.
Ebenso störend war der fehlende Textlink auf die Homepage oder die Navigation mit
unterschiedlichem Inhalt.
Neu entdeckt wurden durch den Benutzertest die schlechten Ergebnisse der Suche:
Hier wäre es sinnvoller, wenn nur Treffer angezeigt würden, die zum Kernangebot der
TU Wien Website gehören, und Seiten von Studenten, Fachschaften und Instituten nur
auf Wunsch zusätzlich angezeigt würden. Ebenfalls eine neue Erkenntnis ist die Tatsache,
dass die auf vielen Seiten vorhandene, rechte Navigationsleiste kaum wahrgenommen
wird. Zu dieser wäre eine besser sichtbare Alternative notwendig, da sich dort oft wichtige
Links befinden.
8.2.3 TU München
Die Website der TU München hat im Benutzertest am besten abgeschnitten: Fünf
der sechs Benutzer konnten mit dieser Website die gestellten Aufgaben am schnellsten
bewältigen, alle Testnutzer gaben an, der Internetauftritt der TU München habe ihnen
am besten gefallen. Insgesamt gab es während des Test wenige Probleme, folgende Punkte
sind jedoch aufgefallen:
• Inhaltsleere Homepage
Die Homepage der TU München bietet keinen Inhalt, nur Links zu den übergeordneten Kategorien der Website. Die meisten Nutzer wussten im Test nicht recht,
wohin sie klicken sollten, und kehrten nach Verlassen der Homepage niemals zu ihr
zurück. Statt eines Portals, mit dem man die häufigsten Aufgaben schnell lösen
kann, stellt die Homepage somit eher ein verwirrendes Hindernis dar.
123
8 Usability-Test
• Gute Startseite“ nicht gefunden
”
Die Website der TU München verfügt über eine Page mit dem Titel Startseite“ 7 .
”
Diese listet ähnlich einer Sitemap die wichtigsten Links und Kategorien relativ
übersichtlich auf, wurde im Test jedoch nur von einem Benutzer gefunden. Diese
Page sollte prominenter auf der Website positioniert werden, sodass sie leichter
gefunden werden kann.
• Lange Linklisten
In manchen Bereichen der Website trifft man auf Listen von Links, die mehr als
zehn Verweise umfassen.8 Im Benutzertest hat sich gezeigt, dass manche Benutzer
solche verhältnismäßig langen Linklisten nicht vollständig durchlesen und somit die
später gereihten Einträge aus der Wahrnehmung verschwinden.
• Änderungen der Navigation
Klickt ein Benutzer in der Navigation einen Link an, so ändert sich oft die Navigation und wird durch einen Unterbereich ergänzt. Einigen Benutzern sind diese
Änderungen im Test nicht oder erst sehr spät aufgefallen, sodass auch die neu
aufgedeckten Unterbereiche erst spät oder gar nicht entdeckt wurden.
• Suche
Auch bei der TU München bietet die Suche zu viele Ergebnisse, deren Qualität
noch dazu nicht besonders hoch ist. Allgemeine Informationsbedürfnisse mit Hilfe
der Suche zu stillen ist somit zwar möglich, aber ein sehr mühsamer Vorgang.
Die Website der TU München ist insgesamt sehr zugänglich und leicht zu bedienen.
Die hier genannten Punkte sind eher Details als tatsächliche Probleme, dennoch handelt
es sich um Ansatzpunkte, um die Benutzbarkeit zu verbessern.
8.2.4 University of Cambridge
Vier der sechs Benutzer konnten mit Hilfe der Website der University of Cambridge alle
ihre Aufgaben lösen, zwei Benutzer waren jedoch innerhalb des Zeitlimits nicht erfolgreich.
So war es einem Benutzer nicht möglich, die Semesterdaten zu ermitteln, ein anderer
Benutzer konnte die Anzahl der Studenten nicht erheben. Schlechte Noten wurden vor
allem auf die Frage vergeben, ob Informationen leicht gefunden werden können und ob
7
8
http://portal.mytum.de, Stand 12.09.2006.
Beispielsweise http://portal.mytum.de/studium/folder listing, Stand 12.09.2006.
124
8 Usability-Test
klar ist, wohin man als nächstes klicken muss. Es folgen die auffälligsten Punkte des
Benutzer-Tests:
• Lange Texte
Mehrere Nutzer störten sich daran, dass viele der Texte relativ lang sind und sich
schlecht überfliegen lassen. Das erfassen von Inhalten auf einen Blick ist somit nicht
möglich, stattdessen werden die Benutzer gezwungen, lange Absätze zu lesen.
• Annual Report ohne Statistiken
Auf der Suche nach Studentenzahlen stießen einige der Testnutzer auf den Annual
”
Report“ 9 . In diesem konnten jedoch - zur Verwunderung der Testnutzer – keine
Studentenzahlen gefunden werden.
• Figures & Facts als Poster und Broschüre
Im Figures & Facts Bereich der Website10 werden ein Poster und eine Broschüre
als PDF-Dateien zum Download angeboten. Diese beinhalten zwar die wichtigsten
Daten, jedoch in einer für den Bildschirm ungeeigneten Darstellungsform: Während
das Poster sehr unübersichtlich gestaltet ist, ist bei der Broschüre ein Teil verkehrt
gedruckt, sodass man das PDF ständig drehen muss. Zusätzlich kommen noch
Abkürzungen zum Einsatz, deren Bedeutung nicht erklärt wird. Im PDF müssen Interessenten die Anzahl der Undergraduate und der Graduate selbst zusammenzählen,
um auf die Gesamtzahl der Studenten zu kommen.
• Studiendauer
Die Beschreibungen der einzelnen Studienrichtungen sind im Test leicht gefunden
worden und bieten auch einen guten Überblick über die jeweiligen Studien. Die
Studiendauer ist in dieser Beschreibung jedoch nicht enthalten, sodass die Testnutzer
diese zusätzlich suchen mussten.
• Student Handbook
Für viel Verwirrung sorgte im Test das Student Handbook“ 11 . Viele der Testnutzer
”
glaubten, dort Informationen über die Aufnahme an der Universität und zu Studienrichtungen finden zu können. Dass sich das Handbuch nur an Studenten richtet,
die bereits auf der Universität aufgenommen sind und daher diese Informationen
nicht mehr benötigen, war den Testnutzern nicht ersichtlich.
9
10
11
http://www.admin.cam.ac.uk/univ/annualreport/2005, Stand 13.09.2006.
http://www.admin.cam.ac.uk/offices/planning/data/facts, Stand 13.09.2006.
http://www.cam.ac.uk/cambuniv/studenthandbook, Stand 13.09.2006.
125
8 Usability-Test
• Layout Undergraduate Admissions
Die Website der University of Cambridge verfügt eigentlich über ein einheitliches
Layout, nur der Bereich Undergraduate Admissions 12 , wo Informationen zur Bewerbung für neue Studenten gesammelt sind, bildet eine Ausnahme. Ein Teil der
Testnutzer wurde durch den Wechsel der Darstellung verwirrt, ein Nutzer benötigte
lange um die obere Navigationsleiste zu entdecken. Ein anderer bemerkte, dass er
den Wechsel des Layouts als störend empfand.
Die größten Probleme der Website waren, dass Benutzer die meisten Informationen
einfach nicht dort finden konnten, wo sie danach suchten. Dass viele der Texte den
Benutzern zu lange waren, um sie überfliegen zu können, erschwert diese Situation
zusätzlich, da so mehr Zeit benötigt wurde, um zu erkennen, dass benötigte Informationen
nicht vorhanden sind. Dieser Aspekt ist insofern interessant, da bei der Durchführung
der Guideline Inspection die Texte eigentlich als überfliegbar eingestuft wurden, erst
der Usability-Test zeigte, dass sie für manche Testnutzer doch zu lange sind. Statt der
langen Texte wäre es hilfreich, Informationen steckbriefartig zu veröffentlichen. Die langen
Texte sollten dann nur ergänzend aufrufbar sein, falls Besucher wirklich tiefergehende
Informationen wünschen.
Um die Benutzbarkeit zu steigern, müsste auch der Bereich der Undergraduate Admissions das Layout der Hauptseite übernehmen, die Texte müssten internetgerecht
aufbereitet und die Auffindbarkeit von einzelnen Informationen erhöht werden.
12
http://www.cam.ac.uk/admissions/undergraduate, Stand 13.09.2006
126
9 Fazit
Das abschließende Kapitel ist in drei Teile unterteilt: Einen allgemeinen und einen auf TU
Wien bezogenen Teil, sowie einem Ausblick. Der allgemeine Teil fasst die Erkenntnisse in
Bezug auf Universitätswebsites und deren Usability generell zusammen, der zweite Teil
geht die Ergebnisse für die Website der TU Wien ein. Der Ausblick umreißt Aspekte,
die nicht Fokus der Untersuchung waren, deren weitere Evaluierung aber ebenfalls die
Usability von Universitätswebsites erhöhen könnten.
9.1 Universitätswebsites und Usability
Am Anfang der Evaluierung stand die Frage, wie man die Usability von Websites
am besten erheben kann und wie sich verschiedene Websites vergleichen lassen. Eine
umfassende Literaturrecherche hat ergeben, dass ein Vergleich mehrere Websites am
besten anhand einer Guideline Inspection durchzuführen ist, die einerseits feststellen soll,
welche Standards eingehalten werden (Standard Inspection), andererseits welche Features
und Informationen geboten werden (Feature Inspection). Ein Usability-Test – also ein
Test mit echten Benutzern – ist jedoch ergänzend notwendig, um ein vollständiges Bild
der Usability einer Website zu erhalten. Da Usability-Tests sehr aufwendig sind, sind nur
jene Websites mit Benutzern getestet worden, die in der Guideline Inspection am besten
abgeschnitten haben.
Die Usability von Websites wird durch besondere Merkmale geprägt. Die Information
Architecture, also die Anordnung und Aufbereitung von Informationen ist von besonderer
Bedeutung, ebenso die Navigation, sowie festgesetzte und etablierte Standards. Accessibility – die Barrierefreiheit, die allen Benutzern uneingeschränkten Zugang ermöglichen
soll – ist für Websites ebenfalls ein wichtiges Thema.
Usability ist eine äußerst wichtige Eigenschaft von Websites. Eine Website muss einen
Benutzer überzeugen, bevor er ein Produkt kauft. Kommt ein Benutzer mit der Bedienung
einer Website nicht zurecht, so wird er diese mit hoher Wahrscheinlichkeit verlassen und
in Zukunft nicht mehr besuchen, sodass ein Kaufvorgang niemals durchgeführt wird.
127
9 Fazit
Websites, die nur“ Informationen anbieten, stehen vor dem gleichen Problem. Kann
”
ein Benutzer sie nicht benutzen, so werden sie ihren Zweck nicht erfüllen können. Dabei
bieten sie in der Regel ein hohes Kosteneinsparungspotential, da Interessenten informiert
werden können, ohne dass pro Besucher zusätzliche Kosten entstehen. Kann eine solche
Website einen Besucher nicht ausreichend informieren, so muss dieser andere Wege finden,
um seine Informationsbedürfnisse zu befriedigen. Fragt er dann beispielsweise vor Ort
oder telefonisch nach, so geht wertvolle Arbeitszeit der informierenden Person verloren.
Universitätswebsites haben besonders hohe Ansprüche, da sie einerseits über viele
verschiedene Zielgruppen mit unterschiedlichen Interessen verfügen, andererseits über ein
sehr großes Informationsangebot.Gerade für Universitäten bietet das Internet ein großes
Potential: Neben Einsparungsmöglichkeiten, lassen sich auch Services realisieren, die
Mitarbeitern und Studenten den Arbeitsalltag erleichtern. Außerdem kann die Website
einer Universität das Image und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit beeinflussen und
prägen.
Zum Vergleich der Usability wurden insgesamt 15 Websites herangezogen, fünf aus
Österreich, drei aus Deutschland, zwei aus der Schweiz sowie fünf aus dem gesamten
internationalen Raum. Die Auswahl wurde teils aufgrund von geäußerten Präferenzen
der Interessenten an dieser Arbeit getroffen, teilweise mit Hilfe von Universitätsrankings.
Da es nicht möglich war, zu allen Bildungseinrichtungen einen internen Zugang zu
bekommen, wie ihn beispielsweise Studenten oder Mitarbeiter haben, wurden für die
Feature Inspection nur Informationen ausgewählt, die für externe Benutzer – die eben
keinen internen Zugang haben – relevant sind. Für die Standard Inspection wurden die
wichtigsten Usability-Standards des Internets herangezogen.
In der Guideline Inspection sind vor allem die TU München und die University of
Cambridge positiv aufgefallen. Beide Websites erfüllen überdurchschnittlich viele Anforderungen im Vergleich zu den übrigen getesteten Internetauftritten. Im anschließenden
Test der beiden Sites, sowie des Internetauftritts der TU Wien mit sechs Testnutzern,
ging die TU München als die Website hervor, mit der gestellte Aufgaben am schnellsten
gelöst werden konnten und die außerdem den Benutzern am besten gefiel. Die Websites
der TU Wien und der University of Cambridge hielten sich dagegen die Waage.
Wichtig für Universitätswebsites ist es, viele Informationen anzubieten und diese auch
leicht zugänglich zu machen. Dabei müssen jedoch auch Usability-Standards des Internets berücksichtigt und umgesetzt werden. Auch wenn einige Websites den Großteil der
Standards bereits berücksichtigen, herrscht überall noch Potential zur Optimierung und
weiteren Verbesserung. Der wichtigste Punkt für jede Universitätswebsite ist jedoch ein
128
9 Fazit
durchgängiges Konzept und Layout über den gesamten Internetauftritt: Nach Möglichkeit sollten alle Pages, die zur Website gehören, über eine einheitliche Optik und ein
durchgängiges Bedienkonzept verfügen. Dies ermöglicht den Benutzern eine einfache
Bedienung, unabhängig davon, von welcher Organisationseinheit einer Universität eine
Information bereitgestellt wird.
9.2 Usability der TU Wien
Hauptziel der vorliegenden Arbeit sollte es sein, festzustellen, wie es um die Usability
der TU Wien bestellt ist.
Im Vergleich mit anderen Universitätswebsites erreicht die TU Wien ein gemischtes
Ergebnis. Zwar schafft sie es, von allen evaluierten Internetauftritten die meisten Informationen bereit zu stellen, im Gegenzug dazu gehört sie jedoch zu jenen Onlinepräsenzen,
die die wenigsten Usability-Standards erfüllen können.
Die TU Wien macht dabei einige Dinge sehr richtig. So werden – wie bereits erwähnt
– sehr viele Informationen angeboten. Die Homepage ermöglicht dabei einen schnellen
Zugang zu vielen dieser Informationen, sowohl nach Themen sortiert als auch für einzelne
Benutzergruppen aufbereitet.
Das größte Problem der TU Wien ist das fehlende durchgängige Konzept in Bezug auf
Benutzerführung, Layout und Organisation von Informationen. Statt eines homogenen
Bildes nach außen, werden Besucher mit verschiedenen Oberflächen konfrontiert, sodass
sie sich ständig an andere Navigationen und Strukturen gewöhnen müssen. Man merkt
der Website außerdem an, dass ihr Aufbau der Struktur der Universität folgt, anstelle
sich nach den Bedürfnissen der Benutzer zu richten.
Ein Aspekt dieser Probleme ist, dass in manchen Bereichen Usability-Kriterien vorbildlich umgesetzt und gleichzeitig in anderen Teilen der Site komplett ignoriert werden.
Informationen lassen sich schwieriger finden, Sitemaps und Suchfunktionen sind auf
bestimmte Unterbereiche beschränkt, ohne dass der Besucher darauf ausreichend aufmerksam gemacht wird. Ebenfalls problematisch ist die Tatsache, dass einige Informationen
an vielen verschiedenen Stellen auf der Website vorkommen und dabei unterschiedlich
gut aufbereitet sind. Dieses Mehrfachvorkommen birgt außerdem die Gefahr, dass anfallende Änderungen nicht überall durchgeführt werden und somit falsche oder veraltete
Informationen auf der Website zu finden sind.
Die Empfehlung an die Website der TU Wien kann dabei nur lauten, dass sie komplett
unter einem einheitlichen Konzept neu gestaltet werden sollte. Der Aufbau der Inhalte
129
9 Fazit
sollte nach den Bedürfnissen der Benutzer organisiert werden, Informationen sollten nicht
mehrfach vorkommen, sondern nur an einer Stelle, auf die dann von überall verlinkt werden
kann. Wichtig wäre es, bei einer solchen Neugestaltung sinnvolle Usability-Richtlinien
einfließen zu lassen. Natürlich sollte eine Reform nicht unter Ausschluss von Benutzern
erfolgen: Regelmäßige Tests bereits in frühen Phasen der Planung stellen sicher, eine
Website mit hoher Benutzbarkeit zu erstellen.
9.3 Ausblick
Der Fokus der vorliegenden Arbeit ist die Usability der TU Wien Website im Vergleich
mit den Internetauftritten anderer Universitäten. Universitätswebsites bieten jedoch noch
zahlreiche weitere Anknüpfungspunkte, deren Untersuchung diesen Rahmen sprengen
würde, die aber viel Potential zu einer weiteren Steigerung der Benutzbarkeit beinhalten.
Folgende Themen, entweder als eigenständige Analyse oder als Teil einer größeren
Untersuchung, bieten sich für weitere Evaluierungen an:
• Mehrsprachigkeit
Werden Universitätswebsites in mehreren Sprachen angeboten? Handelt es sich
bei anderen Sprachversionen um vollwertige Gegenstücke oder werden nur die
wichtigsten Informationen bereitgestellt?
• Interne Sichtweise
Wie hoch ist die Usability von Bereichen, die nur internen“ Benutzern, beispiels”
weise Studenten oder Mitarbeitern, zugänglich sind? Sind interne Bereiche mit
mobilen Endgeräten gut zu bedienen?
• Universitätshomepage
Wie sollte die ideale Homepage einer Universitätswebsite aufgebaut sein? Wie sind
Homepages in der Realität gestaltet?
• Online-Inskription
Zahlreiche Hochschulen bieten die Möglichkeit, sich Online für die Bildungseinrichtungen einzuschreiben. Wie benutzerfreundlich sind diese Vorgänge?
• Suchfunktion
Vor allem im Usability-Test hat sich gezeigt, dass die Suchfunktionen nicht die
vom Benutzer gewünschten Ergebnisse liefern. Eine Evaluierung dieses Aspekts mit
konkreten Verbesserungsvorschlägen wäre daher ebenfalls wichtig.
130
9 Fazit
Abschließend sei noch einmal an Nielsens Zitat erinnert: The Only Web Constant Is
”
Change“ [44]. Dies bedeutet, dass gute Usability niemals als abgeschlossen betrachtet
werden darf und nur durch ständiges Evaluieren und Testen gesichert werden kann.
131
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141
Abbildungsverzeichnis
2.1
Modell der Akzeptanz eines Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8
3.1
3.2
Usability Engineering Lifecycle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Usability-Labor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16
23
142
Tabellenverzeichnis
3.1
Überblick der Usability-Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
Feature Inspection für Universitätswebsites
Reihung nach Standard Inspection . . . . .
Reihung nach Feature Inspection . . . . . .
Reihung nach Endergebnis . . . . . . . . .
Ergebnisse der Standard Inspection . . . .
Ergebnisse der Feature Inspection . . . . .
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41
80
113
113
113
115
116
143

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