Endlich so richtig erwachsen!

Transcrição

Endlich so richtig erwachsen!
30
Gratismagazin
Mai 2007
5. Jahrgang
Zeitschrift des Studentenwerks Berlin
Endlich so richtig
erwachsen!
Die „3“ vor dem Komma: Das
werkblatt erscheint zum 30. Mal
Tolle Wurst: Mensa-Lieferant in der
Reportage
Muff Potter im Interview
Alles über den Festival-Sommer
Zum 30. Mal: Das Editorial
Die Magie der 30
Mit 30 Jahren sind die meisten aus dem
Studierendenalter schon raus, das werkblatt mit seiner 30. Ausgabe jedoch
keinesfalls. Es informiert und unterhält
über die Hochschulszene und über das
Studentenwerk Berlin. Auch als „Ü-30er“ ist
das werkblatt für Sie da – Mitten auf dem
Campus.
Die 30 ist eine besondere Zahl, viele verbinden den 30. Geburtstag mit einer Zäsur:
Jetzt ist Frau/Mann richtig erwachsen.
Die Erinnerung an Geburtstagsbräuche
drängt sich nahezu auf: In einigen Regionen
müssen am 30. Geburtstag unverheiratete
Männer – oft verkleidet – Dreck von der
Rathaustreppe oder von einer Brücke,
zusammenfegen. Sie dürfen damit nicht
eher aufhören, bis sie von einer Jungfrau
Impressum
Herausgeber: Studentenwerk Berlin und CAMPUSdirekt Deutschland GmbH Redaktion: Jürgen
Morgenstern (verantwortlicher Redakteur, V.i.S.d.P.)
Autoren dieser Ausgabe: Dirk Oberländer, Jürgen
Morgenstern, Anja Schreiber, Ingo Dinger Lektorat:
Ingo Dinger, Susanne Zweiniger
„frei geküsst“ werden. Unverheiratete
Frauen müssen am 30. Geburtstag Klinken
putzen ... Mein 30. Editorial war für mich
Anlass, im Studentenwerk nach der „30“ zu
recherchieren. Vor vier Jahren jährte sich
der Gründungstag des Studentenwerks
zum 30. Mal...
im BAföG-Amt, in den Beratungs- und Betreuungsdiensten und in der Verwaltung.
Es gibt aber nur zwei Beschäftigte, die in
diesem Jahr ihren 30. Geburtstag feiern.
Alles Gute für Jasmin Amtsberg aus dem
BAföG-Amt und Anja Uhlemann aus dem
Finanz- und Rechnungswesen.
30 Jahre sind eine lange Zeit, besonders im
Berufsleben. Karin Henk, die „Salatfee“ aus
der Küche der TFH-Mensa, hat es geschafft,
30 Jahre beim Studentenwerk Berlin ununterbrochen zu arbeiten. Aber auch Petra
Friebe und Wolfgang Pleinert aus der
Wohnheimabteilung können auf eine 30jährige Betriebszugehörigkeit zurückblicken. Das verdient Dank und Anerkennung.
Im Studentenwerk Berlin arbeiten rund
800 Frauen und Männer in den Mensen und
Cafeterien, in den Studentenwohnheimen,
Das 30. werkblatt ist Grund genug,
weiter nach der „30“ im Studentenwerk
zu suchen: In der Reinhardtstraße 30
befindet sich die Mensa Nord an der
Humboldt-Universität, eine der größten des
Studentenwerks Berlin. Rund 3000 Gäste
erscheinen hier täglich, um die leckeren
Speisen zu genießen: Aktionsangebote,
Tellergerichte, Salate, Suppen, Desserts,
Kuchen und vieles mehr kommen auf den
Tisch. Kein Wunder also, dass die Gäste sehr
gern in der Mensa Nord sind. Das machte
auch die letzte Gästebefragung deutlich.
Gestaltung: genauso.und.anders° graphical wellness
Satz und Layout: Stephan König, genauso.und.
anders° graphical wellness Fotos: photocase.com,
Stephan König, Studentenwerk Berlin Titelbild:
photocase.com Druck: hk druck & design, Isergebirgsweg 373, 95485 Warmensteinach
Kontakt: werkblatt, Hardenbergstr. 34, 10623 Berlin,
Tel.: (030) 31 12 415, Mail: [email protected]
Anzeigen: CAMPUSdirekt Deutschland GmbH,
Markgrafenallee 3c, 95448 Bayreuth, Kathrin Grübert
Tel.: (0921) 78 778 59 26
Das werkblatt erscheint in Berlin. Das werkblatt
liegt an den Berliner Hochschulen aus. Namentlich
gekennzeichnete Beiträge geben nicht die Meinung
der Redaktion wieder. Weitere Informationen finden
Sie im Internet unter: www.studentenwerk-berlin.de.
Editorial 3
Wolfgang Pleinert
30 Jahre dabei - Karin Henk
30 Jahre dabei
Petra Friebe
Jasmin Amtsberg
Vielen Dank dafür an Ilona Reutemann,
die Wirtschafterin, und Hans Oberländer,
den Mensaleiter. Im kommenden Jahr zieht
die Mensa um, das gute Essen und ein
angenehmes Ambiente wird es auch am
neuen Standort geben.
Bei einem Blick auf die Wohnheim-Übersichtskarte werde ich ebenfalls fündig: Mit
der „30“ ist hier das Studentenwohnheim
Werneuchener Straße beziffert. In BerlinHohenschönhausen hat das Studentenwerk
Berlin Mitte der 1990er-Jahre aus einem
heruntergekommenen Gästehaus ein
modernes und attraktives Studentenwohnheim gemacht. 245 Studentinnen
und Studenten, darunter auch zahlreiche
Programmstudierende aus allen Teilen
der Welt, haben hier ihr Zuhause in Berlin
gefunden. Irene Spitzer und Bodo Hähnel
verwalten das Wohnheim.
4 Editorial
Die Mieterinnen und Mieter sind sehr
zufrieden. In den bisherigen 30 Ausgaben
hat sich auch das werkblatt verändert. Ihre
Hinweise, Anregungen und auch Ihre Kritik
waren willkommener Anlass, am Heft zu
arbeiten und es weiter zu entwickeln. Neben
Unterhaltung, sei es in der Mittagspause in
der Mensa, in der U-Bahn oder zwischen den
Vorlesungen und Seminaren, wollen wir mit
praktischen Tipps zu wichtigen Rahmenfaktoren des Studiums, wie z. B. dem BAföG
oder Sozialleistungen, informieren. Es gab
viele Veränderungen im werkblatt, geblieben
sind von der ersten Ausgabe bis heute das
Editorial und die Reihe „Was wir schon
immer wissen wollten...“.
Dank an dieser Stelle deshalb auch an die
Redakteure/innen sowie unseren
Layouter und die Firma CampusDirekt, die
zuverlässige und wichtige Kooperationspartner sind.
Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre
des 30. werkblatts. Wir haben wie immer
eine interessante und vielseitige Mischung
vom Leben für Sie zusammengestellt.
Ihre Petra Mai-Hartung
Geschäftsführerin des Studentenwerks
Berlin
������
����
Reinhardtstraße 30
Anja Uhlemann
Inhalt
Seite 3-5
Die Magie der 30
30 werkblätter und alles, was es über die
magische Zahl im Studentenwerk noch zu erfahren gibt
Seite 6/7
Meldungen und Berichte
Aktuelle Informationen aus dem Studentenwerk
Seite 8/9
Hier geht’s um die Wurst
Von der Fleischfabrik in die Mensen
Seite 10/11
444 Minuten
Heute mit Marina Henke, Schwerbehindertenvertrauensfrau im Studentenwerk
Seite 12/13
Da waren wir dabei...
Zu Besuch bei den Crous (Studentenwerke)
von Paris und Versailles
Seite 14
Der gute Rat
Schluss mit der Aufschieberitis
Seite 15
Kultur-Tipps
Hier steht, was in der Stadt geht
Seite 16/17
Muff Potter im Interview
11 Songs, 11 Meinungen, EINE Single
Seite 18
Alles über den Festivalsommer
Rasant rocken - Vom Nürburgring nach
Budapest
Wohnheim Werneuchener Straße
Editorial 5
Meldungen und Berichte
Noch günstiger bargeldlos
zahlen mit der MensaCard
Mittagessen in der Mensa oder Cafeteria: für
die meisten Gäste ist das Bezahlen mit der
MensaCard inzwischen selbstverständlich.
Kein lästiges Kramen nach Klein- oder
Wechselgeld mehr, der Bezahlvorgang
verkürzt sich spürbar, und das Essen ist auch
noch am Tisch warm.
Der Vorteil der MensaCard liegt nicht allein
bei den Gästen. Die Geldbewegungen, die an
den über 80 Kassen im Studentenwerk Berlin
auch logistisch bewältigt werden müssen,
kosten Geld. Geld, das das Studentenwerk
lieber in die Ausstattung der Mensen und
Cafeterien investieren möchte – zugunsten
aller Gäste.
Deshalb werden seit April 2007 die
Nutzerinnen und Nutzer der MensaCard
mit einem zusätzlichen Bonus belohnt. Der
zehnprozentige Aufschlag, der seit 1. April
2007 von Gästen der Mensen und Cafeterien,
die mit Bargeld zahlen, erhoben wird, entfällt.
Ein zusätzlicher guter Grund, sich für die
MensaCard zu entscheiden.
Die MensaCard erhalten Sie in allen Mensen
und Cafeterien; dort befinden sich auch
Automaten, an denen die MensaCard mit
Münzen und Banknoten bis zu 50 Euro
aufgeladen werden kann.
begann. Zehn Technikerinnen und Techniker
und vier Elektromonteure bezogen ihre neuen
Räume im Studentenhaus am Steinplatz.
Im Kellergeschoss wurde ein Werkstattraum
eingerichtet.
In ihren bisherigen Büros am FranzMehring-Platz werden künftig die Damen
der Wohnheimverwaltung und die
Hausmeister des Wohnheims arbeiten.
Damit werden die von ihnen bisher
genutzten Studentenwohnungen frei, und
im Studentenwohnheim Franz-Mehring-Platz
gibt es drei Zwei-Zimmer-Apartments und
ein Drei-Zimmer-Apartment mehr. Begehrte
Plätze für neun Studierende.
Fazit: Die Verwaltungswege im
Studentenwerk werden noch effizienter und
kürzer, und den Studierenden stehen mehr
Wohnheimplätze zur Verfügung.
Hardenbergstraße direkt erfolgen. Dadurch
verbessern sich besonders für Studierende
an der Technischen Universität und der
Humboldt-Universität die Jobchancen.
Aber auch die Jobdatenbank im Internet
unter www.studentenwerk-berlin.de/jobs/
datenbank wurde ausgebaut.
Die Jobvergabe „per Ausruf“ wurde bis auf
den Ausruf um 8.30 Uhr eingestellt, beibehalten wurde jedoch das Nummernvergabeverfahren zur Bestimmung des
Vorzugsrechts bei mehreren interessierten
Studierenden für ein und dasselbe
Jobangebot. Auch künftig gilt: Wer sich zuerst
auf einen Job meldet, bekommt ihn.
Über die Bildschirme von CampusTV in den
Mensen des Studentenwerks Berlin werden
künftig ausgewählte Jobs als „Top-Jobs“ angeboten. Damit soll die neue Vermittlungspraxis
der Heinzelmännchen bekannter gemacht
werden.
Umbau im Studentenhaus
am Steinplatz
Den Kunden der Arbeitsvermittlung
Heinzelmännchen und der Studentischen
Darlehnskasse im Studentenhaus am
Steinplatz ist es nicht verborgen geblieben:
Bauarbeiten in den oberen Geschossen
kündeten von Veränderungen. Es wurde
fleißig umgebaut, denn leer stehende, früher
von der TUSMA genutzte Räume, sollten bald
den Beschäftigten des Bereichs Technik zur
Verfügung stehen. Am 30. April war es dann
soweit: Der Umzug, das große Stühle rücken
6 Meldungen und Berichte
Bei der Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen
wurde das Vermittlungsverfahren für Jobs
verändert.
Ziel ist ein besserer Service für die Studierenden. Die Beschäftigten der Arbeitsvermittlung sollen entlastet werden, damit auch
mehr Zeit für die Beratung und die gezielte
Vermittlung und Akquise von Jobs zur
Verfügung steht.
Das bisherige Vermittlungsverfahren wurde
modernisiert, da die bisherige Form der
Verlosung und des Jobausrufes nicht mehr
zeitgemäß waren. Das bisherige Verfahren
war zwar fair, führte aber immer wieder dazu,
dass Studierende in Jobs vermittelt wurden,
für die ihre Kenntnisse und Qualifikationen
letztlich doch nicht ausreichten, da für
eine genaue Prüfung und „passgerechte
Vermittlung“ kaum Zeit war. Nicht zufrieden
waren aber auch die Studierenden, die über
einen längeren Zeitraum kein Glück bei der
Verlosung hatten.
Neu ist, dass in den Filialen der Heinzelmännchen in der Thielallee und in der Hardenbergstraße alle Arbeitsangebote sofort auf
Displays angezeigt werden. Somit kann
jetzt auch eine Jobvermittlung in der
Foto: KV Bayerns
Neues Vermittlungsverfahren
für Jobangebote bei den
Heinzelmännchen
Studentische Krankenversicherungsbeiträge steigen
ab dem Wintersemester
2007/2008
Der für versicherungspflichtige Studierende
und Praktikanten maßgebende Beitragssatz
in der gesetzlichen Krankenversicherung
beträgt ab dem WS 2007/2008 9,7 Prozent,
wie das Bundesministerium für Gesundheit
mitteilte. Hinzu kommt noch der zusätzliche
Beitragssatz von 0,9 Prozent.
Ab dem Wintersemester 2007/2008 wird
der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung demnach 49,40 Euro und
zur Pflegeversicherung 7,92 Euro (unter
23 Jahre oder Studierende mit Kind) bzw.
9,09 Euro (älter als 23 Jahre oder kinderlos)
betragen. Welche Folgen die beschlossene
Gesundheitsreform hinsichtlich einer dann
möglichen Flexibilisierung (Prämiensystem,
Selbstverantwortung) haben wird, ist noch
nicht absehbar.
Da die BAföG-Bedarfssätze – trotz Steuer-
mehreinnahmen – laut Bundesministerin
Schavan nicht verändert werden können,
bleiben die BAföG-Zuschläge für die
Krankenversicherung bei 47 Euro/mtl. und
die Pflegeversicherung bei 8 Euro/mtl. Leider
liegt der BAföG-Bedarfssatz damit unterhalb
der tatsächlich zu zahlenden Beiträge.
Mensa-Essen aus fünf
Jahrzehnten
Foto: Reinhard Görner
Der werkblatt-Veranstaltungstipp
..
..
UNI IM GESPRACH
Info-Reihe für Studieninteressierte zum
Studium an der Freien Universität Berlin:
Die Veranstaltung UNI IM GESPRÄCH
bietet Gelegenheit, sich umfassend über
den Studieneinstieg und das Studium
an der Freien Universität zu informieren.
Auswahlverfahren, Bewerbungsmodalitäten,
Entscheidungs- und Orientierungshilfen
oder methodisches Arbeiten sind nur einige
der Themen, die vorgestellt werden.
Am Mittwoch, dem 30. Mai 2007, 18.00 Uhr
geht es im Raum L 115 der„Silberlaube“ um
das Thema Studienfinanzierung. Während
des Studiums müssen Lebenshaltungskosten, Lernmittel, Studiengebühren,
Praktika, Auslandssemester und Studienabschluss finanziert werden. Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es? - Dargestellt
und diskutiert werden: Unterhalt der Eltern,
BAföG, Stipendien, Studienkredite und
soziale Vergünstigungen. Referentin ist
Melitta Saß vom Studentenwerk Berlin.
Kurz und knapp
Mensa des Jahres 2006: Beim alljährlichen
Wettbewerb um die „Mensa des Jahres
2006“ schaffte es die TFH-Mensa des
Studentenwerks wieder unter die ersten 20
der weit über 700 Mensen und Cafeterien
an Universitäten, Fachhochschulen und
Akademien in Deutschland. Dazu gratulieren
wir Detlev Gutberlet und seinem Team
herzlich.
Exzellenzinitiative: Das Studentenwerk
Berlin hat sich beim Deutschen
Akademischen Austauschdienst (DAAD)
mit seinem Wohnheimtutorenprogramm
um den Preis des Auswärtigen Amtes
Nach grundlegender Restaurierung wurde
der Henry-Ford-Bau der Freien Universität
an der Dahlemer Garystraße wieder eröffnet.
Entworfen wurde der Bau aus den Jahren
1952-54 von den Berliner Architekten
Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller,
finanziert wurde das Haus durch die FordFoundation. Die Restaurierung plante die
Bauabteilung der Freien Universität unter
Martin Schwacke und Alexander Matt. Auch
sie wurde von amerikanischen Spenden
unterstützt.
Im Rahmen des Festprogramms am
16. April 2007 gab es Mensa-Essen aus
fünf Jahrzehnten. Das Team der Mensa
FU II um Thomas-Arne Jarocki hatte
in alten Unterlagen gekramt und sich
Originalrezepte aus längst vergangenen
Tagen für den Wiedereröffnungstag
des Henry-Ford-Baus bereit gelegt. So
konnten sich die Gäste des Eröffnungstags
an den Speisen – zeitgemäß zubereitet
– für die weiteren Programmpunkte wie
Architekturführungen, Vorträge und
Gesprächsrunden stärken.
Study-Buddy-Bär
Die Lieferung des Study-Buddy-Bärs in
Miniaturausführung (wir berichteten im
werkblatt) verzögert sich. Die Miniaturen
werden erst im Mai gefertigt, Ende Juni 2007
sollen sie im Studentenwerk eintreffen.
für exzellente Betreuung ausländischer
Studierender an deutschen Hochschulen im
Jahr 2007 beworben.
Studierenden-Stadtplan: Der kostenlose
Stadtplan für Studierende der Firma
PlanPromotion ist zum Sommersemester
2007 mit 20 000 Exemplaren neu erschienen, erstmals in Kooperation mit dem
Studentenwerk Berlin. Ab sofort ist der Plan
in allen Einrichtungen des Studentenwerks
Berlin erhältlich.
Jurysitzung: Am 14. März 2007 tagte die
Jury zum 21. Plakatwettbewerb des DSW
„Kinder? Kinder!“ in der Alten TU-Mensa
Hardenbergstraße.
Foto: photocase.de
Mitfahrzentrale auf der
Homepage des
Studentenwerks Berlin
Das Studentenwerksportal im Internet
wächst weiter: Jüngster Spross ist eine
Mitfahrzentrale, die, in Kooperation mit
Raumobil, online geht.
Studierende und alle anderen User haben
die Möglichkeit, gezielt Mitfahrgelegenheiten anzubieten oder auch zu suchen.
Kostenlos und ohne größeren Aufwand.
Die wesentlichen Pluspunkte von
Raumobil, wie die Aussicht, in Zukunft das
Mobilitätsmanagement jedes Einzelnen
durch neue Technologien zu verbessern
und damit Straßen und letztendlich die
Umwelt zu entlasten, wurde auch beim
High-Tech-Gründerfonds der Bundesrepublik Deutschland anerkannt und mit
einer Startfinanzierung belohnt.
Nicht zuletzt profitiert die Umwelt von
Raumobil. Angesichts ständig steigender
Treibstoff- und Energiekosten wird die
effizientere Nutzung der Ressourcen auch
für jeden Einzelnen immer wichtiger.
Weniger gefahrene Leerkilometer,
weniger Verkehrsdichte und weniger
Emissionen sind das Ergebnis.
Die Mitfahrzentrale ist unter www.
studentenwerk-berlin.de/studentenwerk/
service zu finden.
Die Jury hatte die Qual der Wahl. Die
Preisverleihung mit den besten Plakaten
soll noch diesen Sommer im Museum für
Kommunikation Berlin stattfinden...
Das werkblatt wird berichten.
Coffeebar: In der Mensa Lankwitz wird
das Studentenwerk eine Coffeebar neben
dem bisherigen AStA-Büro einrichten. Die
Eröffnung ist für Sommer 2007 geplant.
Speisepläne online: Die Speisepläne der
Mensen FHTW Wilheminenhof Oberschöneweide und HfM Charlottenstraße sind ab
sofort unter www.studentenwerk-berlin.de
abrufbar.
Kurz und knapp 7
Hier geht`s um die Wurst
Woher stammen die Lebensmittel in unserem Mensa-Essen?
Jeden Tag servieren die Mensen des Studentenwerks Berlin rund
45000 Essen an hungrige Lernende, Lehrende und Mitarbeiter. Neben
einer einwandfreien Qualität muss dabei natürlich vor allem der
Preis stimmen. Doch woher kommen die Lebensmittel, die wir tagtäglich auf unserem Teller appetitlich zubereitet vorfinden? Wir
haben uns exemplarisch auf Spurensuche begeben und einem
Zulieferer des Studentenwerks einen Ortstermin abgestattet, damit
ihr seht, woher das Schnitzel auf eurem Teller stammt.
Gut kalkuliert fürs studentische Budget
Unsere Recherchen führen uns in ein Industriegebiet nach Spandau,
es ist noch recht früh am Tag, eigentlich keine wirkliche Zeit für eine
Exkursion, zudem knurrt dem Fotografen hörbar der Magen. Sichtlich
wacher zeigt sich unser Gastgeber Richard Mischau, Geschäftsführer
der gleichnamigen Fleischfabrik, der allem Anschein nach bereits
einige Stunden auf den Beinen ist. Bevor wir in der Produktion beim
Entstehen der Fleisch- und Wurstwaren zuschauen können, erzählt er
uns einiges über den Handel mit Lebensmitteln. Seit über vier Jahren
beliefert das Familienunternehmen mit gut 80 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern die Mensen des Studentenwerks. Dabei sei der
Konkurrenzkampf bei den teils europaweit ausgeschriebenen
Lieferantenaufträgen groß. Kein Wunder, schließlich soll das MensaEssen ja bezahlbar bleiben. Zudem werden die Aufträge immer nur
für drei Monate vergeben und mit einer Preisgarantie abgesichert.
Hier heißt es gut zu kalkulieren, denn Lebensmittel werden fast wie
an der Börse mit wochenaktuellen Preisen gehandelt.
Qualität & Quantität zählen
Neben dem reinen Einkaufspreis spielen natürlich auch qualitative Aspekte eine Rolle, so muss der Zulieferer eine pünktliche Anlieferung an die einzelnen Standorte sicherstellen und die
gewünschte Qualität exakt einhalten. Bei all dem merkt man Richard
Mischau an, dass er nicht nur Kaufmann, sondern in erster Linie überzeugter Handwerker ist. Die Herkunft der Produkte sei wichtig und
müsse für den Kunden immer nachvollziehbar sein. Um das sicherzustellen, habe man im Unternehmen früh auf Qualitätssicherung
gesetzt und lasse die Einhaltung der Standards regelmäßig von externen Kontrollstellen überprüfen. Daneben sei auch die Verarbeitung
von Fleisch aus dem ökologischen Landbau extra zertifiziert. An
einem praktischen Beispiel erläutert der Geschäftsführer, was diese
8 Hier geht’s um die Wurst
Transparenz bedeute. So wird über jedes Produkt elektronisch Buch
geführt. Anhand von Kontrollnummern lässt sich feststellen, von welchen Zulieferern das Fleisch stammt, wie die einzelnen Schritte in
der Weiterverarbeitung abliefen, wer die Verpackung produzierte
und wann und auf welchen Wegen der Kunde mit der Ware beliefert
wurde. Man merkt Mischau an, dass ihm solche Details wichtig sind.
Mindestens ebenso wichtig ist ihm die Qualität seiner Produkte. So
bemüht er sich, überwiegend bei regionalen Züchtern einzukaufen.
Die Zugabe von Geschmacksverstärkern und ähnlichen Hilfsmitteln
lehnt er ab. Lieber würde er ab und zu eine Ausschreibung verlieren,
als den Kunden eine mäßige Qualität zu liefern. Gesunde Ernährung
sei wichtig. Sein Tipp sei deshalb, den persönlichen Fleischkonsum
lieber etwas zu reduzieren und dafür auf hochwertige Qualität
zu achten. Um weit größere Mengen als „mal ein Schnitzel“ geht
es natürlich in unserer Reportage. Schließlich liefert der Betrieb
dem Studentenwerk rund 11 Tonnen Fleisch- und Wurstwaren pro
Monat, also eine gute halbe Tonne pro Werktag. Natürlich sind wir
gespannt, wie die Wurst auf dem Teller und das besagte Schnitzel in
der Pfanne landet. Wir drängen auf eine Besichtigung der Produktion,
der Magen des Fotografen äußert zunehmend den Wunsch zur
Nahrungsaufnahme.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Bevor wir uns durch die zweistöckige Produktion bewegen dürfen,
werden wir noch entsprechend eingekleidet. Die weißen Einwegkittel
aus Kunststoff harmonieren prächtig mit blauen Überziehern für
unser Straßenschuhwerk und dem pittoresken Mundschutz. Während
der Fotograf sich schon diebisch freut, hinter der Kamera zu stehen, also nicht in voller Montur abgelichtet zu werden, begebe ich
mich in die Schleuse zur Produktion. Hier werden die Hände und das
Schuhwerk desinfiziert, erst danach ist es möglich, die Halle zu betreten. Zunächst fällt uns auf, dass hier recht wenige Menschen arbeiten. Doch der Schein trügt, viele Kunden werden bereits morgens mit
Ware beliefert, so dass der Betrieb in mehreren Schichten arbeitet.
Jetzt ist es bereits kurz vor 11 Uhr, so dass das Vormittagsgeschäft mit
Frischwaren schon gelaufen ist.
Als erstes führt uns unser Gastgeber in den Wareneingang. Hier
messen Mitarbeiter die Temperatur der aus dem Schlachthof
gelieferten Fleischprodukte und erfassen anhand der besagten
Kontrollnummern, von welchen Tieren das Fleisch stammt.
Um die Qualität zu überprüfen, würde man auch selbst regelmäßig
Proben auf Keime untersuchen und die Ergebnisse den Zulieferern
mitteilen, erklärt Mischau das hauseigene Kontrollsystem. Ist alles in
Ordnung, wandern die Waren in die Produktion. Dort werden nach
traditionellen Rezepten Aufschnitte, Räucherwaren und verschiedene Fleischsorten hergestellt. Auch Feinkostsalate stellt die Firma
her. Wir befinden uns derweil in der Produktion und merken, weshalb
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter recht dick bekleidet sind, es ist
ziemlich kalt hier. Als noch kälter erweisen sich die Kühlkammern, ein
dauerhafter Besuch wird angedroht, falls wir uns nicht ordentlich verhalten sollten.
Wissen, was in der Wurst steckt
Der Hinweis ist gut gemeint, denn an der nächsten Station ist der
Fotograf fast versucht, uns zu Tiefkühlware verarbeiten zu lassen.
Hier werden Grillwürstchen hergestellt. Der Wunsch, einfach mal
zuzugreifen, liegt nahe – zumindest was den Sound des Magens
angeht, denn mittlerweile knurrt der Fotografenmagen bedenklich.
Wir bewegen uns derweil weiter durch die Hallen und sind an großen
Schränken angelangt, aus denen es duftet. Kurz öffnet der Chef eine
der Türen und erklärt, was hier abläuft: „Das sind Räucherschränke,
hier werden Würste und Fleischwaren geräuchert.“ Das Ergebnis
sieht man einige Meter weiter fertig aufgereiht auf einem
Transportbehälter hängen. Die Würste sind übrigens zusätzlich mit
einer Wachsschicht über der Pelle versehen. Oft würden Kunden meinen, diese sei nur dazu da, auf der Fleischereiwaage Gewicht zu schinden, erzählt Herr Mischau. Doch weit gefehlt, Wachs ist ein natürliches Konservierungsmittel und sorgt dafür, dass die Wurst auf dem
Weg zum Kunden nicht austrocknet und dann schnell fad schmeckt.
Bei anderen Zutaten sei die Bezeichnung „Konservierungsmittel“
jedoch eher hinderlich für den Verkauf, berichtet der Fachmann. Seit
Pökelsalz laut EU-Richtlinie als Konservierungsmittel gekennzeichnet
werden muss, denken viele Kunden, ihre Wurst sei chemisch behandelt. Dabei handelt es sich bei der Zutat um ein Gewürz, das traditionell zum Einsatz kommt und primär dem Geschmack diene, nicht
unbedingt der Konservierung. Doch im Großen und Ganzen zeigt
sich Mischau mit den Kennzeichnungsvorschriften zufrieden, der
Verbraucher soll schließlich wissen, was sich in der Wurst befindet.
Mit der Globalisierung und den hohen Anforderungen an die
Dokumentation aller Verarbeitungsschritte hat sich auch die
Arbeit des Fleischers verändert. Die meisten Angestellten haben
sich bewusst für ein Handwerk als Beruf entschieden, wie der
Geschäftsführer bemerkt, und sehen sich zunehmend mit
Computertechnik und „Büroarbeit“ konfrontiert. Dabei seien viele
EDV-Programme nicht gerade benutzerfreundlich. Auf rund 20%
schätzt er den Anteil der Arbeitszeit, die für Dokumentation und
Qualitätssicherung aufgewendet werden muss. Trotzdem steht
nach wie vor der Umgang mit den Lebensmitteln im Vordergrund.
Inzwischen sind wir an einer riesigen Schneidemaschine angelangt,
die Aufschnitt in feine Scheiben teilt und danach direkt abpackt. „Wir
liefern den Kunden exakt die Verpackungsgrößen, die sie benötigen“,
erklärt Richard Mischau, Wenn das Studentenwerk Rindfleischstücke
von beispielsweise 125 g haben will, kann man diese auf plus minus
10 g exakt auswiegen und portionieren. Während wir uns unterhalten, stehen wir plötzlich im Nebel. Wir sind an der Station angelangt,
an der die Transportkisten gereinigt werden, in der Waschküche sozusagen. Jetzt erweisen sich unsere weißen „Klinikkittel“ sogar als sehr
praktisch. Nachdem wir so frisch „geduscht“ wurden, verlassen wir
die Produktion. Natürlich geht es abermals durch die Hygieneschleuse
mit Fuß- und Handwäsche.
Guten Appetit!
Der Fotograf erfreut sich derweil an den farbenfrohen Fotos und deutet dezent an, jetzt erst recht Hunger zu haben, wo er doch gar nicht
gefrühstückt hätte. Diese Vorlage lässt sich Richard Mischau nicht
entgehen, umgehend geht’s in die werkseigene Fleischerei, in der
sich auch die Mitarbeiter der benachbarten Firmen mit Fleisch, Wurst
und Salaten kräftig eindecken. Freundlich werden wir gebeten, uns
doch einfach durchs Sortiment zu probieren. Mich als Vegetarier lokken dann doch eher die fleischlosen und sehr leckeren Salate, während Kollege Scheel seiner Fleischeslust freien Lauf lässt. Satt und
zufrieden verlassen wir gegen Mittag das Besichtigungsobjekt,
nicht ohne uns noch mal bei Herrn Mischau für die interessante
Betriebsbesichtigung zu bedanken, bei der keine Tür verschlossen
blieb. Fazit: Lasst es euch gut schmecken!
[Dirk M. Oberländer]
Hier geht’s um die Wurst 9
444 Minuten*
Heute mit Marina Henke
Schwerbehindertenvertrauensfrau
im Studentenwerk Berlin
Unterschied gleichbehandelt
„Ohne Unterschied macht Gleichheit keinen Spaß“, hat Dieter Hildebrandt, deutscher
Kabarettist, einmal festgestellt. Allerdings
gibt es Unterschiede, die sehr wohl auszugleichen sind: Unterschiede in Lebenswie auch in Arbeitsbedingungen beispielsweise. Diesem beruflichen – zuweilen aber
ebenso privat werdenden – Aspekt widmet
sich Marina Henke bei ihrer Tätigkeit. Sie
setzt sich für Gleichheit ein; für Gleichheit
im Arbeitsumfeld von Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des Studentenwerks
Berlin, die gesundheitliche Einschränkungen
haben, damit einerseits von Behinderung
bedroht sein können bzw. bereits anerkannte
Behinderungen haben.
Widerspruch eindeutig gelöst
23. April 2007. Stippvisite: Marina Henke
erscheint um 8.30 Uhr nur kurz in ihrem Büro
im BAföG-Amt. Sie checkt ihre E-Mails, ist
auf dem Sprung, denn montags stehen oft
Außentermine an. Dieses Mal macht sie sich
auf den Weg zur Mensa FU II und Mensa FU I
an der Freien Universität, um als Schwerbehindertenvertrauensfrau die dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Studentenwerks zu beraten. „Ich habe in
diesen beiden Einrichtungen eine persönliche Sprechstunde mit festen Zeitabständen
10 444 Minuten
etabliert. So kann ich die dort tätigen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiver
betreuen“, schildert mir Frau Henke.
Insgesamt sind im Studentenwerk Berlin
121 Beschäftigte tätig, die einen anerkannten Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50 Prozent haben oder nach § 2
Absatz 3 des IX. Sozialgesetzbuchs (SGB IX)
anerkannte Gleichgestellte sind. In Bezug
auf die Gesamtzahl entspricht das einem
Wert von 14,3 Prozent der Beschäftigten.
Außerdem befinden sich derzeit 18
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem
Anerkennungsverfahren, und Frau Henke
begleitet sie dabei.
„Zahlenmäßig ist mein Tätigkeitsfokus als
Schwerbehindertenvertrauensfrau bei den
Mensen und Cafeterien anzusiedeln“, erklärt
mir Frau Henke später. In den genannten
Einrichtungen ist der Beschäftigtenanteil
mit Migrationshintergrund relativ hoch und
der Unterstützungsbedarf folglich ebenso.
Marina Henke hilft bei Verfahren zu Erstoder zu Verschlimmerungsanträgen und
dabei, etwaige Sprachbarrieren zu überwinden; beispielsweise wenn es darum geht,
gesetzliche Grundlagen zu verstehen und
Vordrucke richtig auszufüllen.
Die Anträge werden beim Landesamt für
Gesundheit und Soziales (LAGeSO) gestellt.
Meistens geht es um mögliche finanzielle
Förderungen oder – grundsätzlich – um die
Feststellung des Grades der Behinderung.
Liegt der GdB bei mindestens 30 Prozent
und der- oder diejenige ist gemäß SBG
IX „gleichgestellt“ bzw. liegt ein GdB von
50 Prozent vor, können Fachdienste und
Unterstützungsmittel beim LAGeSO für leistungsgewandelte Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter herangezogen werden. Bei einem
GdB von 50 Prozent gilt eine Person als
schwerbehindert.
„Viele unserer Beschäftigten sind schon
weit über 10 Jahre in körperlich anstrengenden Berufen tätig“, berichtet Frau Henke.
„Das bringt teilweise einen gesundheitlichen Verschleiß mit sich.“ Sie unterstützt die
Betroffenen dann gegenüber den zuständigen Stellen. Wird der nach SGB IX gestellte
Antrag abgelehnt, begleitet sie darüber
hinaus das Widerspruchsverfahren –
und zwar erfolgreich: 80 Prozent der
Widersprüche, die sie bisher mit geführt
hat, wurden abgeholfen. Doch auch im
Innenverhältnis setzt sich die Frau, die vor
Energie und Überzeugung nur so sprüht,
kompetent und mit Fingerspitzengefühl für
ihre Klientel ein. Bei auffälligen krankheitsbezogenen Fehlzeiten etwa sucht sie das
Gespräch mit Vorgesetzten, spricht eventuelle zwischenmenschliche oder arbeitsbezogene Schwierigkeiten an und setzt sich für
Kompromisslösungen ein, die sowohl der
Arbeitnehmer- als auch der Arbeitgeberseite
entgegen kommen.
Schwergewicht leicht gehoben
Gegen 12.30 Uhr besucht Marina Henke
einen Kollegen in der Poststelle des BAföGAmts, der einen GdB von 50 Prozent hat.
Ordnung dient der Ergonomie
100 Prozent weich, kuschelig und ergonomisch!
Erleichterung: Lift me up, Scotty
Für ihn ist es besser, schweres Heben und
Tragen zu meiden. Das gilt auch besonders für den Hausmeister dort, der ebenfalls schwerbehindert ist. Frau Henke hat
sich für beide schlau gemacht und Angebote
zu verschiedenen Elektro-Hubwagen eingeholt. Nach Überprüfung durch den technischen Beratungsdienst des LAGeSO und
dessen Gutachten konnte schließlich ein solches Gerät beschafft werden. „Ich möchte
nun wissen, ob das Gerät wirklich für ihn
geeignet ist“, schildert sie. Dieses Beispiel
verdeutlicht, wie sehr Frau Henke bei ihrer
Aufgabe am Ball bleibt: Sie führt vertrauliche Gespräche, kümmert sich um die
Anliegen ihrer Gesprächspartner/innen,
ermittelt einen etwaigen Bedarf, prüft, wie
sie den Wünschen entsprechen kann, veranlasst die notwendigen Schritte und stellt
schließlich die Beschaffung sicher. An dieser Stelle ließe sich annehmen, dass ihr Job
damit abgeschlossen ist. Doch sie geht einen
Schritt weiter, indem sie sich auch über die
Zufriedenheit ein Bild macht. „Erst wenn ich
weiß, dass der oder die Betroffene zufrieden
ist, bin ich es auch“, betont Frau Henke. „Ich
bin sogar sehr zufrieden“, versichert unser
Kollege darauf lächelnd; eine Bestätigung,
die Frau Henke sichtlich freut.
Montag ist auch der Tag, an dem die PowerFrau ihr „Sondierungsverfahren“ durchführt: Abteilungsweise prüft sie, wo und
wie die Arbeitsbedingungen gegebenenfalls weiter optimiert werden können, beispielsweise durch technische Hilfsmittel
und/oder veränderte Arbeitsabläufe bzw.
Arbeitsübertragungen. „Dann sind Sie
zugleich ‚Ergonomie-Beauftragte’?“ frage
ich nach. „Das würde ich so nicht sagen. Die
Berücksichtigung der richtigen Ergonomie
ist wichtig, und daher bin ich auf die
Unterstützung des technischen Fachdienstes
und die Kenntnis um die gesundheitlichen Einschränkungen der betroffenen
Personen dringend angewiesen“, so Frau
Henke. „Schließlich ist es auch hinsichtlich
der Vorbeugung wichtig, frühzeitig etwaige
berufsbedingte Erkrankungsrisiken zu erkennen und diesen entgegenzuwirken. Damit
einher geht das laufende Verhandeln über
Erleichterungen am Arbeitsplatz.“ Wieder
stelle ich fest, wie sehr sich Frau Henke in
ihrem Job einsetzt, sie übt tatsächlich die
Interessenvertretung für schwerbehinderte und gleichgestellte Beschäftigte des
Studentenwerks aus. Außerdem engagiert sie
sich in den notwendigen Foren, zum Beispiel
im Arbeitskreis „Runder Tisch Gesundheit“.
Hier präsentiert sie die möglicherweise anzuschaffenden Geräte und gibt Anregungen für
künftige Ausstattungen bzw. Umbauten. Zu
alledem arbeitet Frau Henke intensiv mit der
Betriebssozialarbeiterin des Studentenwerks
Berlin zusammen.
Mechanik bewusst ersetzt
Zurück im BAföG-Amt: Um ca. 14.15 Uhr
prüft Frau Henke für zwei Beschäftigte, ob
elektrisch verstellbare Tische beschafft werden können. Diese bieten einerseits eine
schonendere Ausrichtung gegenüber mechanisch verstellbaren Tischen, andererseits
gewährleisten sie durch die noch besseren
individuellen Anpassungsmöglichkeiten
eine nahezu ideale Körperhaltung. „Zu
einem vernünftigen Tisch gehört ein vernünftiger Stuhl“, stellt sie fest. „Ich habe
daher empfohlen, sogenannte ‚Bio-Swings’
zu erwerben. Das sind Stühle, die eine
besonders gesunde Körperhaltung ermöglichen.“ Die Stühle sind für Menschen mit
Wirbelsäulenerkrankungen besonders geeignet, in dem konkreten Fall also auch für eine
Kollegin und einen Kollegen.
„Wie läuft die Beschaffung genau ab?“
möchte ich wissen. „Ich liefere die
Vorschläge, und dann werden gemäß
Landeshaushaltsordnung jeweils drei
Angebote dazu eingeholt“, erörtert sie.
Ihre Bilanz kann sich sehen lassen: Bis
dato wurden alle von ihr eingereichten
Empfehlungen bewilligt. „Übrigens nehme
ich alle Lieferungen selbst entgegen, da
die Lieferscheine ja an das LAGeSO gesandt
werden müssen. Und ich verwalte etwaige
Reparaturen“, ergänzt Frau Henke. „Löst denn
der Erwerb bestimmter Arbeitsgeräte oder
Arbeitsmöbel manchmal eine Kettenreaktion
bei den Beschäftigten aus? Nach dem Motto:
‚Das ist aber praktisch bzw. schön, das hätte
ich auch gern!’?“ erkundige ich mich. „Ja,
in der Tat gibt es ‚begehrte Objekte’“, so
Frau Henke. Als Beispiel nennt sie einen
Wipp-Sessel für Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in den Kindertagesstätten, der
die Wirbelsäule entlaste und es den dortigen Beschäftigten bei Bedarf leichter mache,
Kinder zu beruhigen oder zu trösten.
Teilung vollständig gesehen
Ab ca. 15.00 Uhr schaltet Frau Henke um auf
„BAföG-Betrieb“, denn zur Hälfte ist sie noch
Sachbearbeiterin. „Am Donnerstagvormittag
werde ich wieder als Schwerbehindertenvertrauensfrau meinen Kolleginnen und
Kollegen zur Verfügung stehen, dieses
Mal in der Hardenbergstraße“, verspricht
sie. Dort wird sie unter anderem
Eingliederungsgespräche führen, zuvor
die betroffenen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter ermutigen, ihnen zusprechen
und über Lohnkostenzuschüsse, Kuren und
vieles mehr beraten. Zusätzlich wird sie
den umfangreichen Schriftverkehr bewältigen, den 45 Lohnkostenzuschuss-Verfahren
und mehr als 35 technische Arbeitsassis
tenzverfahren mit sich bringen. Und sie
wird die Studierenden nachmittags in ihrer
Sprechstunde im BAföG-Amt beraten; bis
18.00 Uhr. „444 Minuten sind eben manchmal relativ“, gibt Frau Henke augenzwinkernd zu. „Doch meine Studenten sind mir
nun einmal genauso wichtig.“
Frau Henke berät demnach so oder so, doch
„Ohne Unterschied macht Gleichheit keinen
Spaß“, wie wir lesen konnten. Vielleicht ist ja
genau das ein Grund dafür, warum sie sich
schon seit fünf Jahren neben ihrem Job im
BAföG-Amt, wo sie Studierende berät, auch
als Schwerbehindertenvertrauensfrau für die
Beschäftigten im Studentenwerk engagiert...
[Ingo Dinger]
*444 Minuten sind die tägliche Sollarbeitszeit
im Studentenwerk Berlin.
444 Minuten 11
,,Da waren wir dabei,
es war prima...
...konnten, in Anlehnung an die Kölner Gruppe „Höhner“, die elf Teilnehmerinnen und Teilnehmer
aus Berlin, Dresden und Görlitz sagen, die vom 15. bis 22. März 2007 auf Einladung der CROUS
(Studentenwerke) von Paris und Versailles die französische Hauptstadt und die Banlieus
besuchten.
,,
Eine Woche intensiver Erfahrungsaustausch
mit französischen Studierendenvertreterinnen und –vertretern, die Besichtigung
von Studentenwohnheimen, Mensen und
Galerien, Vorträge über die Grundzüge
des französischen Bildungssystems und
der Betreuung der Studierenden an den
Hochschulen durch die Studentenwerke war
kombiniert mit Besichtigungen der Sehenswürdigkeiten von Paris und Versailles. Die
Stimmung war großartig, was machten da
eisige Temperaturen, ein scharfer Wind und
Nieselregen.
Partnerschaft mit Tradition
Bereits seit vielen Jahren gibt es partnerschaftliche Beziehungen zwischen dem
Studentenwerk Berlin und dem CROUS
Paris. Vor drei Jahren wurde der Austausch
stärker auf inhaltliche Schwerpunkte und
praktische Erfahrungen konzentriert. So
kochten Köchinnen und Köche aus Berlin für
die Pariser Studierenden beim CROUS Paris,
und 2005 überzeugten die Küchenmeister
und Küchenmeisterinnen aus Paris die
Gäste in Berliner Mensen. „Tour de France“
12 Da waren wir dabei
hieß damals die Mensa-Aktionswoche.
Auf Initiative von Frau Mai-Hartung, der
Geschäftsführerin des Studentenwerks Berlin,
kam es Anfang Januar dieses Jahres mit dem
Studentenwerk Dresden, das seit Jahren eine
Partnerschaft mit dem CROUS Versailles hat,
zu einer Vereinbarung über einen vierseitigen
Austausch. Studierendenvertreterinnen und
-vertreter aus den Studentenwerksgremien
der vier Hochschulregionen waren aufgerufen, sich am Austausch zu beteiligen. Innerhalb von acht Wochen wurde der Austausch
vorbereitet. Zahllose Telefonate und E-Mails
wurden gewechselt, die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer ausgewählt, und schließlich
flogen am 15. März 2007 sechs Studierende
aus Berlin und fünf Studierende aus Dresden
und Görlitz nach Paris.
Straffes Programm
Es gab ein großes Hallo auf dem Airport
„Charles de Gaulle“. Die Begrüßung durch
die Gastgebenden in Paris war sehr herzlich;
vom ersten Augenblick bestand das
Gefühl, sich schon „ewig“ zu kennen. Die
besten Grundlagen für ein konstruktives
und kooperatives Treffen! Das Programm
selbst war anspruchsvoll, die Tage optimal
ausgelastet. Ein knapp neunstündiges
Seminar am Eröffnungstag, das der Vorstellung der jeweiligen Strukturen und
dem gegenseitigen Kennenlernen diente,
bildete den Auftakt zu vertiefenden
Veranstaltungen. Dabei wurden die Grundzüge des französischen Bildungssystems
ebenso erläutert wie die Beteiligung der
französischen Studierenden an der Leitung
der Studentenwerke und Hochschulen.
Praktische Anschauungsbeispiele boten in
den folgenden Tagen Besichtigungen in den
Studentenwohnheimen sowie in Kulturund Sporteinrichtungen nicht nur in Paris,
sondern auch in den Banlieus, dem Pariser
„Speckgürtel“. Die deutschen Studierenden
erlebten das studentische Leben in RetortenHochschulstädten wie Nanterre, Guyancourt
und Anthony.
In den 1960er Jahren wurden zahlreiche Hochschuleinrichtungen aus der Pariser Sorbonne
ausgegliedert und als Universitätsneugründungen im Pariser Umland angesiedelt.
Weitläufige und großzügige Hochschulstädte
sind so entstanden. Große Probleme
bereiten den französischen Studierenden
die mangelnden Wohnmöglichkeiten in Studentenwohnheimen. Gemessen an der Zahl
der in Paris und im Umland Studierenden
ist die Zahl der Studentenwohnplätze
verschwindend gering. Die Mieten sind
entsprechend hoch und die Chancen, auf
dem Wohnungsmarkt in Hochschulnähe ein
bezahlbares Zimmer zu ergattern, gering.
Hautnah am studentischen Alltag waren die
Gäste aus Deutschland bei der abendlichen
Schlacht am Pariser Mensa-Tresen. Die Nachfrage in Paris hat dafür gesorgt, dass in zwei
Mensen des CROUS Paris ein Abendessen
für die Studierenden angeboten wird. Im
Gegensatz zu den Berliner Mensen werden
in Paris Komplett-Menüs angeboten, die
individuelle Auswahl ist begrenzt. Mit
Überraschung reagierten die Deutschen auf
die Wasserspender in allen Mensen. Hier wird
den Gästen der Mensen kostenlos Wasser
angeboten; zusammen mit dem Brötchen
oder Baguette als obligatorischer Bestandteil
vieler Mahlzeiten in Frankreich.
Zum gemeinsamen abendlichen Clubbing
trafen sich die französischen Gastgeber
und die deutschen Gäste in einem
Studentenclub in Anthony. Hier wurden
neue Freundschaften geknüpft und der
Erfahrungsaustausch auf persönlicher Ebene
fortgesetzt. Die Diskussion war rege, und alle
Sprachbarrieren waren aufgehoben, denn in
dieser multikulturellen Truppe konnte man
sich schnell auf eine Kommunikationssprache
verständigen, sei es Englisch oder Chinesisch!
Natürlich wurde auch das Tanzbein
geschwungen. – So waren alle traurig, als der
Abschied nahte.
Sightseeing inklusive
Neben dem Programm blieb zum
Glück auch noch etwas Zeit für ein
Rahmenprogramm. Damit konnten sich
die Gäste aus Deutschland von den Reizen
von Paris und Versailles überzeugen.
Auch wenn der Wettergott kein Erbarmen
hatte, die Aufgeschlossenheit und
die herzliche Gastfreundschaft der
französischen Gastgebenden erwärmten
sichtlich. Besonders beeindruckt waren
die Studierenden aus Berlin und Dresden
von einer Bootsfahrt auf der Seine, alle
Sehenswürdigkeiten der französischen
Hauptstadt wurden so „en passant“
gesehen. Aber auch ein Rundgang durch
das Quartier Latin und die Besichtigung des
Künstlerhügels Montmartre war Bestandteil
des Programms.
„Ich war sehr beeindruckt von Höflichkeit und
Hilfsbereitschaft der Franzosen. Diese Reise
war ein wirklich wertvolles Erlebnis, um das
Leben der Studenten und deren Organisation
kennen zu lernen!“, so Xikun Cao, Studentin
aus Berlin.
Nunmehr geht es an die Vorbereitung des
Gegenbesuchs der französischen Studierenden in Berlin und Dresden.
Ideen werden bereits gesammelt...
[Jürgen Morgenstern]
Da waren wir dabei 13
Die Serie des werkblatts mit Tipps und Hilfen für (fast) alle Lebenslagen
Heute: Aufschieben
Die Anmeldung zur Abschlussprüfung
wird immer wieder verschoben. Die
Hausarbeit aus dem vorletzten Semester
wird und wird nicht fertig... Das Problem
der „Aufschieberitis“ kennt jeder. Doch bei
manchen wird aus der kleinen Schwäche eine
ausgewachsene Krise, die den Studienerfolg
ernsthaft gefährdet.
„Wer unrealistisch hohe Erwartungen
an seinen Studienerfolg hat, kommt oft
einfach nicht voran und bleibt schon in
den Vorarbeiten stecken”, berichtet HansWerner Rückert, Buchautor und Leiter der
Studienberatung an der Freien Universität
Berlin. Manche Studierende bewahren
sich durch Aufschieben ihre Illusionen,
sie könnten Traumnoten erzielen. „Einige
Studierende ziehen lieber ihr Studium in
die Länge als nur kleine Brötchen zu backen,
denn das kränkt ihren Narzissmus.“
Auch der Diplom-Psychologe Holger Walther
von der Psychologischen Beratungsstelle der
Humboldt-Universität zu Berlin kennt aus
seiner Arbeit das Problem der Aufschieberitis.
„Hinter dem Aufschieben stecken bei
vielen Studierenden oft Probleme mit dem
wissenschaftlichen Handwerkszeug, zum
Beispiel dem wissenschaftlichen Schreiben.“
In diesem Fall sollten die Studenten ihre
mangelnde Kompetenz etwa durch den
Besuch eines Workshops beheben. Aber
es gibt noch andere Ursachen: „Manche
Studierende haben Prüfungsangst.
Deswegen ziehen sie ihre Studienzeit in die
Länge. Andere wissen nicht, was sie nach dem
Studium machen sollen.“
Die Aufschieberitis kann in den
verschiedenen Phasen des Studiums
auftreten, gegen Ende, aber auch
am Beginn. Während des Studiums
können zum Beispiel Probleme mit der
Arbeitsorganisation auftreten. Rückert:
„Man hat sich vorgenommen, drei Scheine
zu machen, schafft das aber nicht. Und
so wird eine Seminararbeit von einem
Semester auf das nächste verschoben. In
den neuen Bachelorstudiengängen kann
der permanente Prüfungsdruck dazu
führen, dass man blockiert und die ruhige
Arbeitshaltung verliert.“
Hans-Werner Rückert rät Aufschiebern,
ihre Arbeit professionell zu planen.
„Besonders wichtig ist die Kontrolle der
14 Der gute Rat
eigenen Impulsivität, wie zum Beispiel des
vermeintlichen Bedürfnisses, jetzt sofort
abwaschen oder etwas essen zu müssen.“
Studierende sollten sich Rechenschaft
über den Gebrauch ihrer Zeit ablegen. Ein
paar Fragen können dabei helfen: Womit
verbringe ich meine Zeit? Wann bin ich
abgelenkt? Wie viel Freizeit nehme ich mir?
Schaffe ich das, was ich mir vorgenommen
habe? Die Arbeit sollte detailliert geplant
und die Arbeitsschritte genau beschrieben
werden, zum Beispiel die Durchsicht einer
bestimmten Bibliographie. Wer so vorgeht,
hat einen entscheidenden Vorteil: Er
muss nicht darüber sinnieren, ob der Tag
erfolgreich war, sondern nur dafür sorgen,
dass er die vorgesehenen Aufgaben erledigt.
Wer aber auch bei genauer und realistischer
Planung seine Aufgaben nicht erledigt, hat
meist ein schwerer wiegendes Problem.
„Hinter der Aufschieberitis können sich auch
grundsätzliche Probleme verbergen, etwa
wenn ein Student studiert, um Lehrer zu
werden, aber gar nicht Lehrer werden will“,
berichtet Walther. Besonders kompliziert
werde es dann, wenn er sich zudem
nicht traue, dies seinen Eltern zu sagen.
Studierende sollten hellhörig werden, wenn
sie unter dem Aufschieben zunehmend
leiden. „Jeder schiebt mal auf, etwa wenn ich
mit einem Freund - der gerade in der Stadt
ist - einen schönen Abend verbringe. Wer aber
ständig aufschiebt und die Zeit vertrödelt,
der sollte Hilfe suchen.“ Das könne eine
psychologische Beratungsstelle, aber auch
ein offenes Gespräch mit einem Freund oder
einer Freundin sein. „Das Problem ist nämlich
häufig, dass Studierende ihre Aufschieberitis
verschweigen und der Umwelt signalisieren,
dass sie mit dem Studium klar kommen.“
Aufschieber meinen oft, all ihre Probleme
alleine meistern zu müssen. Doch vor dieser
Einstellung warnt Rückert: „Es ist wichtig,
sich Hilfe zu holen, die Unterstützung durch
eine Arbeitsgruppe zu organisieren oder
einen Babysitter für das Kind anzuheuern.“
Tipps: Wie überwinde ich die Aufschieberitis?
Werde dir bewusst, wie du zum Aufschieber
wurdest. Welche Konflikte stecken hinter
dem Aufschieben? Welche Einstellungen
begünstigen das Aufschieben oder welche
stehen dem entgegen?
Setze überprüfbare Ziele, plane in
vernünftigen Schritten und setze diese auch
um.
Ein vernünftig geführter Kalender oder
Organizer kann bei der Tagesplanung helfen.
Setze Prioritäten.
Berücksichtige bei deiner Planung deinen
Biorhythmus und deine Tagesform.
Vermeide stressige 16-Stunden-Tage und
verteile die Arbeit gleichmäßig.
Plane jeden Tag eine Zeit für Sport, Vergnügen
und Erholung ein und halte dir mindestens
einen Tag in der Woche frei.
Beginne mit der Arbeit zu einem festgelegten
Zeitpunkt. Gute Laune und Lust dürfen nicht
Voraussetzungen für den Arbeitsbeginn sein.
Führe täglich eine To-do-Liste, die du abarbeitest. Getane Arbeit sollte ausgestrichen
werden.
Lege dir Rechenschaft über deine Fortschritte
ab.
Belohne dich nach getaner Arbeit.
Kontrolliere deine eigene Impulsivität. Gehe
zum Beispiel nicht jedem Bedürfnis nach
einem frischgekochten Kaffee nach.
Es ist hilfreich, sich etwa durch Babysitter
oder Lieferung von Lebensmitteln zu
entlasten.
Arbeite nicht, wenn du dich krank oder
übermüdet fühlst.
[Anja Schreiber]
Literaturtipp
Hans-Werner Rückert: Schluss mit dem
ewigen Aufschieben. Wie Sie umsetzen, was
Sie sich vornehmen, Campus Verlag, 6., vollst.
überarb. Aufl., Frankfurt/Main, New York
2006, 17,90 Euro, ISBN-10: 3-593-38144-3,
ISBN-13: 978-3-593-38144-2
Beratung
Neben der psychologischen Beratung der
Hochschulen bietet auch die Psychologischpsychotherapeutische Beratung des
Studentenwerks Berlin Hilfe an:
- Hardenbergstr. 34
10623 Berlin
Tel.: (030) 3112 - 490
- Franz-Mehring-Platz 2
10 234 Berlin
Tel.: (030) 29 30 2 - 271
Email: [email protected]
Internet: www.studentenwerk-berlin.de/
pp_beratung/index.html
Der Mai ist ein Wonnemonat, schon deshalb,
weil langsam die Open-Air-Saison beginnt
und von Freilichtkino über Konzerte bis
hin zu allen möglichen Kulturfestivals die
Menschen hinausgehen in die hoffentlich
sonnige Stadt. Deshalb haben wir auf der
WWI Seite auch einen kleinen Festivalplaner
für euch zusammengestellt. Falls das Wetter
doch nicht so mitspielt, hier natürlich noch
ausgewählte Indoor-Kulturtermine.
Wenn Bands eine eigene Musikrichtung
(mit) kreieren, liegt immer der Verdacht
nahe, dass über die Jahre die eigene
Geschichte zelebriert wird, ohne Neues zu
schaffen. Bei den mittlerweile vier Musikern
von Tocotronic kann man unbesorgt sein.
Obgleich die Fangemeinde oft alten 3Zeilen-Songs nachtrauert, ist der Schritt vom
textlich Konkreten zum Abstrakten mutig
und notwenig, will man nicht zur eigenen
Legende verkommen. Im letzten Jahr wurde
es etwas stiller um die Ex-Hamburger, die
an einem neuen Album arbeiteten und
deswegen vornehmlich im Studio weilten.
Offiziell kommt der Longplayer mit dem
hoffentlich nicht programmatischen Titel
„Kapitulation“ erst im Juni in den Handel. An
der Volksbühne könnt ihr der musikalischen
Botschaft aber schon am 17.5. ab 21 Uhr
lauschen.
Volksbühne
Rosa Luxemburg Platz, 10178 Berlin
www.tocotronic.de
Für alle Cineastinnen und Cineasten beginnt
der Kinosommer schon mit der Eröffnung
des ersten Freilichtkinos. Ab 15.5. zeigt das
Freilichtkino Kreuzberg täglich einen Film,
los geht’s zum Warm Up mit britischen
Kurzfilmen. Die Saison endet am 10.9. mit
Dave Chappell’s Block Party.
Das volle Programm findet ihr unter
www.freilichtkino-berlin.de. Kurz darauf
starten auch die Freilichtkinos im Friedrichshain (selbe Website), auf der Insel in Treptow
(www.freiluftkino-insel.de) und in der
Hasenheide (www.freiluftkino-hasenheide.
de). Einen guten Überblick über fast alle
Open-Air-Kinos der Stadt bietet:
www.mmeansmovie.de/freiluftkinos.html
Aber bitte Popcorn, Decke und Freund/in
nicht vergessen!
Wer (politisches) Kabarett überwiegend aus
den öffentlich-rechtlichen Sendern kennt,
ahnt, warum die Einschaltquoten nach den
meist zuvor gezeigten Spätnachrichten
oft unter denen des Wetterberichts liegen.
In Zeiten, in denen Politiker sich selbst ad
absurdum führen, macht Zeigefingerkabarett
wenig Spaß. Wirklich lustig sind dagegen
die Auftritte von Christoph Sieber, der sein
Programm sehr selbstsicher „Sie haben
mich verdient“ nennt. Der Absolvent der
Folkwang-Hochschule in Essen hat das Talent,
Stimmungen mit nur einem Satz kippen
zu lassen, Witz und Tragik liegen dicht
beieinander, und auch körperlich gibt der
Alleinunterhalter im positiven Wortsinn alles:
Tanzen, Feuerschlucken und Schauspielern.
So macht Kleinkunst Laune. Zu sehen ist
Christoph Sieber u. a. am 19.5. um 20 Uhr im
Mehringhoftheater.
Mehringhoftheater
Gneisenaustraße 2a, 10961 Berlin
www.christoph-sieber.de
Wer Krimis liebt, kommt beim nächsten Stück
auf seine Kosten: „Der Beweis“ heißt der u. a.
mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete
Krimi des Amerikaners David Aubum. Der
weltberühmte Mathematiker Robert ist tot.
Fünf Jahre lang kümmerte sich seine Tochter
Cathrine aufopferungsvoll um die Pflege ihres
todkranken Vaters. Beim neugierigen Stöbern
entdeckt Student Hal in den Aufzeichnungen
seines Ex-Professors eine mathematische
Sensation. Doch stammt die revolutionäre
Formel wirklich vom senilen Robert oder
ist Tochter Cathrine ebenso begabt wie ihr
Vater? Vielleicht steckt auch die Krankheit,
der der alte Professor letztlich erlag, in ihr.
Fragen, die Hal dringend klären – logisch
klären – müsste, doch eigene Gefühle lassen
sich dabei dummerweise nicht immer
unterdrücken... Der düster-unterhaltsame
Krimi ist u. a. am 1.6. und 2.6. um 20 Uhr im
Kleinen Theater zu sehen.
Kleines Theater
Südwestkorso 64, 12161 Berlin
www.kleines-theater.de
Etwas wider Willen sind die Mitglieder
dieser Combo doch zu Starruhm gekommen.
Obwohl Sänger Peter Hein einen sicheren Job
bei einem bekannten Kopiergerätehersteller
dem unsicheren Musikerleben zeitweise
vorzog. Beinahe 23 Jahre nach dem Erscheinen ihres legendären Debütalbums „Monarchie und Alltag“ stehen die Fehlfarben in
Originalbesetzung wieder auf der Bühne.
Glücklicherweise handelt es sich nicht um
eine „Altherrenband“, die den seligen Zeiten
nachtrauert, nein, die sechs Musiker haben
mit ihrem 2002 erschienenem Album „Knietief im Dispo“ bewiesen, dass sie das feine
Gespür für die gesellschaftliche Großwetterlage nicht verloren haben. Jüngst erschien
ihre neueste CD „Handbuch für die Welt“.
Wir lassen uns dieselbe gerne erklären...
am 8.6. um 20 Uhr im Admiralspalast.
Admiralspalast Theater
Friedrichstraße 101-102, 10117 Berlin
www.fehlfarben.com
Eine junge Frau aus Rumänien verlässt
ihr Land, um ihrem Freund nach Irland
nachzureisen; in der Hoffnung, im Westen
das (wirtschaftliche) Glück zu machen. Im
Flugzeug trifft Madalina auf den Künstler
Bogdan, der ebenfalls mit ganz eigenen
Vorstellungen Irland bereist. Zwischen
Bogdan, Madalina und ihrem Freund Voicu
entsteht eine gefährliche Dreiecksbeziehung
aus illegalen Machenschaften, Abhängigkeiten und Liebe. Zu Dritt versuchen Sie
aus dem selbst gewählten Exil das Beste
zu machen. Das überaus spannende Stück
„Kebab“ der 1977 geborenen Autorin
Gianina Carbunariu entstand am Royal Court
Theatre in London und ist in Berlin u. a. am
21.5./22.5./30.5. um 20.30 Uhr an der
Schaubühne zu sehen.
Schaubühne am Lehniner Platz
Kurfürstendamm 153, 10709 Berlin
www.schaubuehne.de
14 Kultur-Tipps
Besser wohnen mit WLAN 15
Muff Potter im werkblatt-Interview
Einfache Wahrheiten sind langweilig und
schnell zu durchschauen. So dachten wohl
auch die vier Musiker von Muff Potter bei
der Wahl ihres Bandnamens, einer Figur
aus Mark Twains „Die Abenteuer von Tom
Sawyer“. Ausgerechnet ein zu Unrecht
des Mordes bezichtigter Trinker hielt vor
fast 14 Jahren als Namengeber her. Auch
sonst haben die ursprünglich aus Rheine
stammenden Herren Thorsten „Nagel“
Nagelschmidt (Gesang, Gitarre), Dennis
Schneider (Gitarre, Gesang), Dominic
„Shredder“ Laurenz (Bass) und Thorsten
„Brami“ Bramaier (Schlagzeug) ihren eigenen
Kopf. Sie nahmen die ersten Platten komplett
in Eigenregie auf, organisierten den Vertrieb
über ein eigenes Label und spielten, wo
immer sich die Möglichkeit bot. Inzwischen
kennen die vier fast jedes Jugendzentrum
im Bundesgebiet, gaben bislang über 400
Gigs und erspielten sich mit melodischem
Punk und intelligenten Texten eine solide
Fanbasis. Oft fallen Vergleiche mit Tocotronic
und Bands der „Hamburger Schule“, obwohl
treffender Slime und Ton Steine Scherben als
Referenz anzugeben wären. Die Band lässt
sich glücklicherweise in keine Schublade
packen. So war es nur eine Frage der Zeit,
bis sich die großen Plattenkonzerne für die
Herren interessierten. Inzwischen sind Muff
Potter bei Universal Music gelandet und
haben Anfang Mai ihr neues Album „Steady
Fremdkörper“ herausgebracht.
16 Muff Potter im Interview
Der Erfolg ist Muff Potter dennoch nicht zu
Kopf gestiegen, denn als ich den Drummer
Brami am Telefon erwische, berichtet dieser
von seinem derzeit noch aktuellen Nebenjob
als Fensterputzer und seinem Studium der
Sonderpädagogik.
Ihr habt erst einmal einen Plattendeal mit
einer großen Firma, verändert das die Art,
Platten aufzunehmen?
Unsere Arbeitsweise hat sich nicht
vom letzten Album unterschieden. Wir
mussten jetzt bloß nicht selbst das Geld
zusammenkratzen, um die Studiozeit zu
bezahlen. Es ist auch nicht so, dass dann
jemand von der Plattenfirma vorbeikommt.
Man hört es ja sonst öfter, dass da
reinspaziert wird und dann sagt jemand:
„Mhh, ich höre da noch keine Single“. Aber
die Jungs hatten während der Aufnahmen
Studioverbot. Wir haben das bereits im
Vorfeld geklärt. Wir wollten unsere Freiheit
behalten. Natürlich sind wir umgekehrt auch
nicht beratungsresistent. Denn es arbeiten
dort ja Leute, die Ahnung von Musik haben.
Wenn man eine Platte aufgenommen hat
gibt es natürlich bei elf Songs elf Meinungen,
welcher Song als Single erscheinen soll. Die
Entscheidung haben wir der Plattenfirma
dann gerne überlassen.
Spielt ihr die Songs erst ein, wenn sie
praktisch fertig arrangiert sind?
Die Musik ist zu neunzig Prozent da und der
Text sollte es natürlich auch sein. Aber das
ist meist nicht der Fall. Es liegt allerdings
nicht daran, dass wir das Konzept haben,
den Text erst im Studio zu schreiben,
sondern an unserer Faulheit. Bis kurz vor
den Gesangsaufnahmen wird immer noch
an den Texten gefeilt. Das war aber schon
immer so bei uns. Die Musik ist natürlich
fast fertig, weil es teuer ist, im Studio Dinge
auszuprobieren. Lenny Kravitz schließt
sich zwei Jahre ins Studio ein und versucht
Sachen, aber wir können das nicht. Es fördert
natürlich unheimlich den kreativen Prozess,
so zu arbeiten. Das haben wir erlebt, als
wir letztes Jahr zwei mal zehn Tage Ferien
gemacht haben und im Emsland Songs
geschrieben und aufgenommen haben. Das
würde ich gerne wieder machen. Es besteht
natürlich die Gefahr, dass man im Nachhinein
hier und da noch so lange etwas ändert, bis
ein Song total durchkonstruiert ist. Wenn
man sofort aufnimmt, gibt es oft das beste
Ergebnis und das mit dem niedrigsten
Arbeitseinsatz.
Wenn du die eigene Musik in drei Sätzen
beschreiben müsstest ...
Indie-Gitarren-Punk-Rock-Musik, keine
Ahnung. Aber eigentlich ist es auch ein
wenig Pop. Ich finde das allerdings auch nicht
wirklich wichtig.
Werden die Hallen dank einer guten PRStrategie größer?
Nein. Natürlich werden die Hallen größer,
aber ich weiß nicht genau, worauf das zurück
zu führen ist. Einerseits hat man jetzt ein
Promotionbudget, das vorher nicht vorhanden
war, andererseits war auch die letzte Platte
ziemlich stark. Ich habe keine Ahnung.
Die neue Platte „Steady Fremdkörper“ klingt
melodischer als der Vorgänger, war das
Absicht?
Du findest die neue Platte echt melodischer?
Ich hoffe du meinst das nicht negativ! Wir
haben einfach unsere Songs aufgenommen
und nicht mit einer bestimmten Vorgabe
geplant. Ich selbst finde das Album eher
düsterer als den Vorgänger. Allerdings bin ich
da natürlich subjektiv. Es ist auf jeden Fall das
beste Album, das wir je gemacht haben.
Wie reagieren die Menschen live auf die teils
sehr ironischen Texte?
Wir haben bis jetzt erst einmal zwei Songs
vom neuen Album gespielt und daher
kannten die Fans sie noch nicht. Meist müssen
die Leute erst die ganze Platte kennen, bevor
du wirklich Reaktionen bemerken kannst.
Einen komplett neuen Song live sofort zu
verstehen, ist schwierig.
Weiß man als Musiker schon im Studio,
welche Lieder live wie funktionieren?
Man glaubt das zu wissen und erlebt dann
immer wieder Überraschungen. Mit den
potentiellen Single-Hits ist das ähnlich. Und
die werden dann doch nichts oder klingen
anders, als man dachte. Umgekehrt gibt es
Songs, die man eigentlich nur aufnimmt, weil
noch ein Tag Zeit war, und die werden dann
Dreh- und Angelpunkt der Platten. Erst beim
live ausprobieren merkt man das dann. Aber
auch wenn die Platte gerade raus ist in den
Internetforen.
Wer wäre deine persönliche Traumvorband
auf eurer Tour, und wem sollte Auftrittsverbot erteilt werden?
Als Vorband würde ich gerne die Bright
Eyes mitnehmen. Deren Album höre ich
den ganzen Tag, und die würden natürlich
gut einheizen. Schlechte Bands gibt es eine
Menge, und jetzt fallen mir doch keine
Namen ein. Man muss im Rockbusiness auch
aufpassen, wen man basht (lacht). Nein, war
natürlich ein Scherz. Es gibt auch viele Bands,
deren Musik ich schrecklich finde, aber wo
ich die Menschen sehr gerne mag. Da will ich
natürlich überhaupt keine Namen nennen.
Den Leuten kann man das natürlich als
Freund trotzdem ehrlich sagen. Ich habe auch
Bekannte, die uns als Band nicht so mögen.
selbst früher viele deutsche Bands wie Slime
gehört haben.
Man liest viel, der Hype lasse nach, Popkultur
und Ironie hätten sich abgenutzt und der
Boom der deutschsprachigen Bands sei
vorbei. Merkt ihr davon etwas oder ist das
mit einer stabilen Fanbasis im Nacken egal?
Mit einer stabilen, aber kleineren Fanbasis.
Auf der „von wegen Tour“ war viel los. Da
gab es natürlich auch gerade den Hype um
die ganzen deutschen Bands. Ich bin mir
allerdings nicht sicher, ob es wirklich daran
lag. Sollten auf der nächsten Tour weniger
Leute da sein, wissen wir das. Wir definieren
uns auch nicht so über die Sprache, in der wir
singen. Das hat eher damit zu tun, dass wir
www.muffpotter.net (offizielle Website mit
MP3 Files und Tourplan)
HYPERLINK „http://www.muff-potter.net“
www.muff-potter.net (gut gemachte Fanpage
mit Interviews und Konzertreviews)
Wird es irgendwann Muff Potter auf Englisch
geben?
Wir haben ja auch mal eine Platte auf
Englisch herausgebracht. Die wurde dann
in Japan veröffentlicht und seitdem habe
ich nichts mehr davon gehört. Rammstein
gehen ja zum Beispiel weltweit und auch in
Japan gut ab. Aber ich glaube eher wegen
ihres Images als „komische Deutsche“. Keine
Ahnung, warum es viele nach Japan zieht.
Bei uns war es Zufall. Ingo von den Donots
hat ein eigenes Label dort, und da haben
wir dann halt veröffentlicht. Nagel, unser
Sänger, hat sich dann die Mühe gemacht, die
Texte zu übersetzen und alles noch mal neu
einzusingen.
[Interview: Dirk M. Oberländer]
Muff Potter im Internet:
Aktuelles Album: „Steady Fremdkörper“,
erschienen bei Universal Domestic.
Muff Potter im Interview 17
Was wir schon immer über
den Festivalsommer wissen
wollten...
Was ich schon immer über die richtigen
Festivals wissen wollte .... aber nie zu fragen
wagte. Wir präsentieren euch die bessere
Hälfte des Jahres, den Sommer, mit Grill,
genug zu trinken und Freunden auf Tour
über die Festivalwiesen im Bundesgebiet.
Da sollte von Indie-Fan bis Metall-Freak für
jede/n was dabei sein.
Rock am Ring/Rock im Park
Ort: Nürburgring/Nürnberg
Wann: 1.-3. Juni
Für wen? Den Popfan, der die härtere
Gangart schätzt
Web: www.rockamring.de
Kosten: Rund 130 € inkl. Camping
Wer spielt: DIE ÄRZTE, ARCTIC MONKEYS,
BEATSTEAKS, BILLY TALENT, GOOD CHARLOTTE,
LINKIN PARK, MANDO DIAO, MY CHEMICAL
ROMANCE, SLAYER, SMASHING PUMPKINS,
THE WHITE STRIPES, WIR SIND HELDEN, DAVE
MATTHEWS BAND, JAN DELAY & DISKO NO. 1,
EVANESCENCE, THE HIVES ...
Der Klassiker im Süden Deutschlands. Nach
Belieben kann zwischen den Standorten
am Nürburgring oder in Nürnberg am
Zeppelinfeld gewählt werden, denn die Bands
pendeln zwischen den beiden Städten. Bei
über 80.000 Zuschauern sollte man keine
Angst vor großen Menschenmengen haben,
allerdings haben die Veranstalter die Logistik
durch jahrelange Erfahrung gut im Griff. Wer
einen Hang zum süddeutschen Raum hat,
sollte gerade in Nürnberg noch einen Tag zur
18 Alles über den Festivalsommer
Stadterkundung einplanen. Die Karten sind
mit fast 130 € nicht gerade günstig zu nennen. Als Fan von mindestens drei Bands im
Line-Up rechnet sich das sicherlich trotzdem.
Fest van Cleef
Ort: Potsdam – Lindenpark
Wann: 6. Juli
Für wen? Ambitionierte Freunde der späten
Hamburger Schule
Web: www.ghvc.de
Kosten: 25 €
Wer spielt? BERND BEGEMANN, HANSEN
BAND, KANTE, KETTCAR, THE KILIANS,
MARITIME
Genau genommen handelt es sich um ein
Label-internes Open Air. Die kleine aber
feine Plattenfirma Grand Hotel van Cleef
aus Hamburg präsentiert ihre Stars in entspannter Atmosphäre. Eins ist allen Musikern
gemein: Sie lieben das Live-spielen und kennen fast jedes Jugend-/Kulturzentrum von
Norden bis Süden. Hier ist Publikumskontakt
durchaus erwünscht, und die Stars sind hinterher noch am Biertresen zu finden. Hoffen
wir, dass Bernd Begemann den anderen
Bands noch Zeit zum Spielen überlässt, sonst
pflegt der Herr ja gerne mal vierstündige
Solokonzerte zu geben. Man sieht sich ...
Sziget Festival
Ort: Budapest - Obudai-Donauinsel
Wann: 8. – 15. August
Für wen? Pop-/Rockfans, die eine Woche
Konzerte durchhalten und auch einem gewissen Pensum an Kultur nicht abgeneigt sind.
Web: www.sziget.hu/festival_german
Kosten: Rund 120 € inkl. Camping für 7 Tage
Wer spielt? CHEMICAL BROTHERS, FAITHLESS,
MANDO DIAO, NINE INCH NAILS, PINK,
JAN DELAY & DISKO NO. 1, GENTLEMAN &
THE FAR EAST BAND, THE HIVES, JULIETTE &
THE LICKS, THE KILLERS, MADNESS, SINÉAD
O‘CONNOR, SPORTFREUNDE STILLER,
WITHIN TEMPTATION ...
Ein Festivalklassiker, fantastisch gelegen
direkt an der Donau, praktisch fast schon
mitten in Budapest. Das Sziget startete vor
15 Jahren als studentisches Projekt und
hat inzwischen riesige Ausmaße erreicht.
Dabei zählt nicht allein die Popmusik. Neben
den bekannten Headlinern und unzähligen lokalen Bands geben sich auch klassische Orchester und Folklorebands ein
Stelldichein. Die Veranstalter legen viel Wert
auf ein breit gefächertes Kulturprogramm.
So kann man bspw. vormittags einige
Brocken Ungarisch lernen und das Wissen
abends beim Abrocken am Bierstand
testen. Durch die Lage des Geländes lohnen sich auch kürzere Abstecher direkt in
die Innenstadt von Budapest. Für kleinere
Festivalbesucher/innen gibt es tagsüber
sogar Kinderbetreuung. Die ganze Woche
dürfte für Kiddies aber deutlich zu hart werden.
[Dirk M. Oberländer]

Documentos relacionados