TopBox 5 - SevenOne Media
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TopBox Ausgabe 5 | April 2009 Die Research-News von SevenOne Media Top: Navigator 03 — Implizite Wahrnehmung Werbewirkung: KreativSchmiede: Stimmung in Spots I Von Fall zu Fall: Dash I AdTrend Zoom: Fading der Werbewirkung I 6. TV-Wirkungstag Medien: Neue Formen der Mediennutzung I QuotenBox: Altersspektrum der Sender I Liquid Modernity: Die Zukunft der Medien, Teil 2 New Media: Wie online ist Europa? I In-Game-Advertising mit Wagner Big Pizza Markt: Konjunktur & Werbemarkt I Märkte im Visier: Dekorative Kosmetik I Special: Luxusmarken Zielgruppe: Selektivseher I Semiometrie TopThema: Grenzen der Soziodemografie Methode: ToolBox: Abbrüche bei Online-Befragungen Editorial Werbewirkung — explizit und implizit TopBox 5: TV-Werbewirkung im Fokus Thema --------------------------------------------- Thema --------------------------------------------- = Feste Rubrik in jeder Ausgabe = Einmaliger Beitrag Liebe Leser, Nachweise der Wirkung von Fernsehwerbung haben Hochkonjunktur: Gerade in der Krise steigt der Bedarf an fundierten Forschungsergebnissen. Denn jetzt ist es für Marketingentscheider besonders wichtig zu wissen, wo ihre Werbegelder am besten aufgehoben sind. Grund genug, uns in der vorliegenden Ausgabe von TopBox intensiv mit dem Thema TV-Werbewirkung zu befassen. So beleuchten wir etwa mit unserer Top-Stu- die ab Seite 05 die implizite Wirkung von TV und geben Ihnen Einblicke in den neuen Band der SevenOne MediaReihe „Navigator“, der im Mai veröffentlicht wird. Auch unsere Event-Rubrik Boxenstopp zahlt voll auf das Thema TV-Werbewirkung ein: Auf Seite 13 erhalten Sie einen Vorgeschmack auf den diesjährigen TV-Wirkungstag, der am 5. Mai im Frankfurter Congress Center unter dem Motto „Sehen, was Sache ist!“ stattfinden wird. Neben hochkarätigen Referenten und einem spannenden Programm erwartet die Besucher mit der TV AD Night wohl auch die Medienparty des Jahres. Werbewirkung steht auch im Fokus unserer Case Study auf Seite 10: Hier haben wir die vernetzte Kampagne des Waschmittelherstellers Dash genauer unter die Lupe genommen. Lesen Sie darüber hinaus mehr über die turbulenten Entwicklungen von Konjunktur und Werbemarkt ab Seite 27 sowie die Darstellung einer erfolgreichen Umsetzung von In-Game-Advertising ab Seite 24. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Daniel Haberfeld Editorial 02 03 Top TopStudie Navigator 03 – Implizite Wahrnehmung Kommt Ihnen folgende Situation bekannt vor? 19:00 Uhr, Sie kommen gerade von der Arbeit nach Hause, denken noch über das letzte Gespräch mit einem Kollegen nach. Sie schalten den Fernseher ein. Das Hotel für den nächsten Urlaub muss noch gebucht werden, also fix den Rechner hochgefahren und das Zimmer reserviert. Der Fernseher läuft weiter. Ein Freund ruft an. Sie verabreden sich mit ihm für den folgenden Abend. Der Fernseher läuft weiter. Hunger meldet sich. Sie gehen in die Küche und machen sich etwas zu essen. Der Fernseher läuft noch immer. Denken Sie, dass Werbung Sie in dieser Situation erreicht? Können Fernsehspots unter solchen Bedingungen der Nebenbeinutzung überhaupt wirken? Genau dieser Frage gehen wir in der dritten Ausgabe des Navigators nach. Ohne fokussierte Aufmerksamkeit keine Werbewirkung. Das ist die einfache, aber grundlegende Formel, auf die sich die meisten Werbewirkungsstudien stützen. Werbung funktioniert dann, wenn wir sie mit hoher Aufmerksamkeit verfolgen, wenn wir hoch involviert sind und uns anschließend bewusst an den Spot erinnern. Doch glaubt man der aktuellen psychologischen Forschung, dann müssen wir dieses Bild wohl teilweise revidieren, denn viele alltägliche Handlungen laufen überwiegend automatisch und unbewusst ab, ohne dass wir sie im Einzelnen reflektieren. Ganz ähnlich wie wir unwillkürlich auf einen Gesprächspartner reagieren, ihn anlächeln, skeptisch schauen oder auch die Augenbraue hochziehen, reagieren wir automatisch auf Reize unserer Umwelt — auch auf Werbung. Es reicht womöglich ein kurzer Blick aus dem Augenwinkel oder ein prägnanter akustischer Reiz, damit Werbung auch bei einer Nebenbeinutzung von Fernsehen wirken kann, ohne eine bewusste Erinnerung daran, die Werbung überhaupt gesehen zu haben. Wie verbreitet die Nebenbeinutzung von Fernsehen ist, zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen telefonischen Befragung. Dabei wird deutlich, dass viele Menschen den Fernseher heute so nutzen wie früher das Radio. Über 70 Prozent der Bevölkerung lassen zumindest manchmal den Fernseher laufen, während sie sich gleichzeitig mit etwas anderem beschäftigen. Es sind vor allem junge Zuschauer, häufig noch Auszubildende oder Studenten, für die Nebenbeinutzung zum selbstverständlichen Alltag gehört. Ganz oben auf der Liste der Tätigkeiten, bei denen im Hintergrund häufig der Fernseher läuft, steht Essen, gefolgt von Arbeiten im Haushalt und Telefonieren. Das Surfen im Internet wird, dank WLAN und anderer technischer Entwicklungen, inzwischen auch gerne mit TV-Kulisse erledigt. Während die aufmerksame und fokussierte TV-Nutzung bis zur Prime Time gleichmäßig ansteigt und dort ihren Höhepunkt erreicht, liegt die Kernzeit für die Nebenbeinutzung am Vorabend. Zur Prime Time sinkt sie wieder und spielt in der Late Prime quasi keine Rolle mehr. Was aber passiert konkret bei der Nebenbeinutzung des Struktur der Nutzertypen Angaben in % Top TopStudie: Navigator 03 — Implizite Wahrnehmung 100 16 29 80 60 05 29 42 33 25 26 34 35 7 32 5 28 13 23 36 35 38 44 39 58 15 44 31 40 36 18 68 61 64 51 40 41 39 35 32 31 20 28 19 21 0 Gesamt Heavy Selektiv 14–29 30–49 50–64 Männer Frauen Ledig Verh. Mit Partner gewesen Azubi Hausfrau Schüler Student Nicht-Nutzer Basis: 1.387 Erwachsene 14–64 Jahre Quelle: ENIGMA GfK 04 05 Top TopStudie ... Fortsetzung Fernsehens und wie wirkt Werbung in einem solchen Setting? Um diese Frage beantworten zu können, haben wir im zweiten Schritt eine umfangreiche qualitative Studie durchgeführt, in der wir teilnehmende Beobachtungen und morphologische In-home-Tiefeninterviews kombiniert haben. Der Interviewer verbringt dabei Zeit im häuslichen Umfeld der Testperson und registriert und interpretiert ihr Verhalten. Die wichtigsten Befunde dieser Studie lassen sich in drei Kernergebnissen zur parallelen Mediennutzung zusammenfassen. Die Parallelnutzung wird unterschätzt Das Ausmaß der Nebenbeinutzung ist weitaus höher als angenommen. Die parallele Nutzung nimmt vor allem dann zu, wenn Alltagsstrukturierungen wegfallen – zum Beispiel, wenn morgens die Familie aus dem Haus ist. Aber auch der Wechsel vom strukturierten Arbeitstag zum Feierabend muss gestaltet werden. Fernsehen füllt solche „Leerlaufsituationen“ und macht darüber hinaus monotone Tätigkeiten wie Bügeln oder Putzen angenehmer. Da der Bildschirm in diesen Situationen nur im Hintergrund läuft, verstehen sich die Nutzer selbst nicht als fernsehend. Es gibt zwei Modi der parallelen Fernsehnutzung Basaler Modus Sind Menschen mit anderen Aktivitäten beschäftigt, rückt Fernsehen automatisch in den Hintergrund der Wahrneh- mung. Doch es übernimmt auch dann noch wichtige psychologische Funktionen. Fernsehen füllt ansonsten leere Räume mit Geräuschen und Bildern, spendet Konstanz und Verlässlichkeit. Die laufenden Sendungen bilden eine gewohnte Umgebung mit einem Rhythmus aus Gesichtern, Stimmen und Tönen, die sich tagtäglich wiederholen und dadurch Sicherheit und Orientierung vermitteln. Fokussierter Modus Selbst wenn Zuschauer konzentriert mit anderen Medien beschäftigt sind, blicken sie immer wieder zum Bildschirm. Sie sondieren kurz das Geschehen und tauchen tiefer ein, wenn die Inhalte sie genügend involvieren. Dieses Eintauchen findet statt, wenn Inhalte die eigenen Interessen berühren. Bei einer Parallelnutzung lassen sich die Nutzer vor allem von Inhalten einfangen, die häppchenweise konsumiert werden können und bei denen ein Abschweifen möglich ist, ohne etwas Wichtiges zu verpassen. Shows und leichte Unterhaltung sind hierfür bestens geeignet, ebenso Werbespots, die eine kurze Geschichte erzählen und einen dann wieder in die Zeitungslektüre oder die Beschäftigung mit dem Internet entlassen. Es ist charakteristisch für sogenannte "Lean-forward"Formen der Mediennutzung [Surfen im Internet, Lesen] dass sie als besonders sinnvoll, da selbst gesteuert, empfunden werden. Jedoch wird die Nutzung auf Dauer anstrengend. Denn das Lesen von Texten in Zeitschriften Steckbrief - 36 morphologische In-home-2-std.-Tiefeninterviews und Zeitungen und das zielgerichtete Surfen im Internet erfordern konzentrierte Aufmerksamkeit, die im Laufe der Zeit nachlässt: In diesen Momenten tauchen die Rezipienten gerne kurzzeitig in das Geschehen des Fernsehens ein. Sie lassen sich vorübergehend verwickeln, um sich wieder ihrer eigentlichen Aktivität zuzuwenden. Das Programm tritt dann in den Hintergrund bis zum nächsten kurzen Blick auf den Bildschirm. Parallele Fernsehnutzung ist ein ständiger Wechsel zwischen basalem und fokussiertem Modus. Parallel rezipierte TV-Werbung ist besonders effektiv Nebenbei rezipierte Werbespots haben eine geradezu magnetische Anziehungskraft. Bei unserer qualitativen Studie warf jeder Teilnehmer zumindest einmal einen kurzen Blick auf den Bildschirm. Die meisten schauten mehrfach auch intensiver hin – sogar diejenigen, die sich selbst als „Werbeverweigerer“ bezeichneten. Auffällig war, dass alle Befragten später im Interview auf ein Stichwort hin beinahe sämtliche Spots auswendig kannten. Unseren Probanden war gar nicht bewusst, Werbung gesehen zu haben, da sie hauptsächlich mit einem anderen Medium beschäftigt „Manchmal, wenn das Putzen im Bad mich nervt, und ich hör was Spannendes aus der Talkshow, dann lauf ich schnell hin und werfe einen Blick drauf.“ waren. Werbung gelangt bei Go to: Navigator 03 Parallelnutzung auf zweierlei Weise zu den Rezipienten. Unbewusst, wenn sie tatsächlich nicht hinschauten, oder direkt, wenn sie bei einer ihrer „TV-Stippvisiten“ die Spots ansahen. In beiden Fällen haben Werbebotschaften in dieser Verfassung eine starke und nahezu ungehinderte Durchsetzungskraft, denn die üblichen Abwehrmechanismen werden in Situationen der Nebenbeinutzung heruntergefahren und Werbung entfaltet somit eine besonders starke Wirkung. Genau das macht Werbung im Modus der Parallelnutzung so effektiv. Zur gemessenen TV-Reichweite kommt somit eine „geheime Reichweite“ hinzu, die in den Auswertungssystemen nicht erfasst ist, weil der Zuschauer sich in diesen Situationen sich selbst nicht als fernsehend einschätzt. „Ich mache das TV nur zur Begleitung zum Surfen an, das ist nur um Begleitung zu haben, so oft guck ich ja nicht hin.“ „Andere hören Radio, ich guck TV, der läuft den ganzen Tag, beim Putzen, Kochen, Zeitunglesen. Dann ist einfach mehr Leben in der Bude.“ - Personen, die sich mindestens ein Mal die Woche hauptsächlich mit einem anderen Medium [18 Internet, 18 PZ] beschäftigen, während TV im Hintergrund läuft - 18 Personen in Paarsituation, 18 alleine - Alle haben einen DVD-Player, der an das TV-Gerät angeschlossen ist - Untersuchungsmaterial: Je vier DVDs mit normalem Sendungsprogramm und Werbeblöcken für die Zeitschienen Nachmittag, Access Prime, Prime, Late Prime - Untersuchungsorte: Köln, Hamburg - Durchführung: ifm Wirkungen + Strategien 06 07 Werbewirkung KreativSchmiede Stimmungsmacher Welchen Einfluss hat die Atmosphäre eines Spots auf seine Wahrnehmung? Macht es einen Unterschied, ob bei der Stimmung z. B. auf Spannung oder Entspannung gesetzt wird? Wir haben 293 Spots aus dem Spottest, den wir seit 2003 in regelmäßigen Abständen durchführen, nach Gestaltungsmerkmalen inhaltsanalytisch kategorisiert. Ein Kriterium war die Spotatmosphäre: Handelt es sich um einen unterhaltenden Spot? Oder ist die Stimmung ganz neutral und sachlich gehalten? Werden Emotionen geweckt? Wie in den Profilen zu sehen ist, wirken sich die verschiedenen Grundstimmungen ganz unterschiedlich auf das Spoterleben aus. So werden beispielsweise spannende Spots als besonders innovativ und originell empfunden. Sie sind die interessanteste Spotvariante, die beim Zuschauer die höchste Aufmerksamkeit weckt. Seriosität und Informationsgehalt stehen bei spannenden Spots hinten an. Im Gegensatz dazu sind informative Spots am wenigsten sympathisch und eher langweilig. Sie punkten dafür in Sachen Seriosität. Zwei Punkte gibt es, die von der Spotatmosphäre unberührt bleiben: Auf die Verständlichkeit oder Markenstimmigkeit eines Spots hat sie keinen oder nur einen geringen Einfluss. Werbewirkung KreativSchmiede: Stimmungsmacher Von Fall zu Fall: Dufte Kampagne — Dash als Sponsor von ’Die dreisten Drei’ AdTrend Zoom: Was passiert, wenn nichts passiert? BoxenStopp: 6. TV-Wirkungstag — Warum TV Leitmedium bleibt 09 10 12 13 Go to http://xxxx.de/xxxx/xxxyxyyy Spotprofil verschiedener Werbespotarten I Spotprofil verschiedener Werbespotarten II Angaben in % [Top Two: stimme voll und ganz zu/stimme zu] Angaben in % [Top Two: stimme voll und ganz zu/stimme zu] Verständlich Verständlich Passt gut zur Marke/zum Produkt Passt gut zur Marke/zum Produkt Sympathisch Sympathisch Seriös Seriös Modern/innovativ Modern/innovativ Informativ Informativ Originell/kreativ Originell/kreativ Macht Lust auf das Produkt Macht Lust auf das Produkt Interessant Interessant Humorvoll/witzig Humorvoll/witzig 20 Emotional Spannend 30 Informativ 40 50 60 70 Ø alle Spots Basis: 293 Werbespots [jeweils 100 Befragte, Erwachsene 14-49 Jahre] Quelle: psyma | SevenOne Media 08 Was bedeuten diese ErGo to: Navigator 02 gebnisse für die Praxis? Legt z. B. ein Dienstleis– ter großen Wert auf ein seriöses Image, empfiehlt es sich, den Spot nicht zu fiktional [spannend] oder unterhaltend zu gestalten. Für Marken, die ein modernes Image pflegen oder anstreben, dürfen die Werbespots nicht zu langweilig ausfallen. Sie müssen vielmehr durch eine emotionale oder unterhaltsame Atmosphäre den Bogen zum Markenbild schlagen. Für die Kreation eines Werbespots spielt die Wahl der vorherrschenden Stimmung eine wesentliche Rolle. Sie ist das Fundament eines Spots und beeinflusst die Wahrnehmung deutlich. Daher sollte die Atmosphäre des Werbemittels stets im Einklang mit den kommunikativen Zielen einer Kampagne stehen. Weitere Ergebnisse finden Sie im Navigator 02. 80 20 Unterhaltend Entspannend 30 40 Anregend 50 60 70 80 Ø alle Spots Basis: 293 Werbespots [jeweils 100 Befragte, Erwachsene 14-49 Jahre] Quelle: psyma | SevenOne Media 09 Werbewirkung Top Von Fall zu Fall Dufte Kampagne — Dash als Sponsor von ’Die Dreisten Drei’ Der Waschmittelklassiker Dash ist seit Jahren nicht mehr im Fernsehen beworben worden. Für die Rückkehr der Marke auf den Bildschirm haben die Macher sich etwas Besonderes einfallen lassen. Die ungewöhnlichen wie frechen Spots stellten den unwiderstehlichen Duft des Waschmittels in den Mittelpunkt. Gekrönt wurde die Kampagne durch eine Kooperation mit der Sat.1-Comedy „Die dreisten Drei“. In Sponsor- und Gewinnspiel-Trailern verliebt sich Comedy-Darstellerin Janine Kunze immer wieder aufs Neue in den Duft von Dash. Sie schmeißt sogar einen Blumenstrauß weg, um ihr Gesicht in der wohlriechenden Wäsche vergraben zu können. Eine In-house-Onlinebefragung im forsa.omninet-Panel sollte untersuchen, ob das Konzept funktioniert hat. Das Institut befragte vor und nach der Kampagne Haushaltsführende zwischen 20 und 45 Jahren, die regelmäßig Sat.1 sehen. Zunächst sahen die Teilnehmer Screenshots aus dem Sponsor-Trailer und sollten angeben, ob sie sich an die kleinen Werbefilme mit Janine Kunze erinnern können. Das Ergebnis ist beeindruckend: Jeder Zweite hatte das Sponsoring sofort parat — und das, obwohl auch Personen befragt wurden, die die Sendung nur ein Mal pro Monat sehen. Und auch das Gewinnspiel blieb in den Köpfen, 36 Prozent konnten sich daran erinnern. Die Kampagne hat bei den Sehern der Comedyserie aber nicht nur hohe Aufmerksamkeit erzielt. Auf beeindruckende Weise ist es gelungen, die richtigen Botschaften Gestützte Erinnerung Image Dash Angaben in % Angaben in % [Top Three: stimme voll und ganz zu/stimme zu/teils teils] Erinnerung Sponsoring 49 4 Erinnerung Gewinnspiel 59 6 zu vermitteln. Bei den Sat.1-Sehern – unabhängig von der Nutzung der Sendung und der Erinnerung an die Aktion – hat sich das Image von Dash in zwei Dimensionen verändert. Hohe Qualität und vor allem der unwiderstehliche Duft wurden dem Waschmittel nach der Kampagne stärker zugeschrieben als davor. Noch deutlicher ist der Imageschub bei Personen, die sich an das Sponsoring oder das Gewinnspiel erinnern konnten. In ihren Augen besitzt die Marke ein durchweg besseres Profil. Sie halten Dash für hochwertig und besonders gut riechend und haben folgerichtig vor, die Marke demnächst auszuprobieren. Alles in allem ein Auftakt nach Maß: Das pointierte Kampagnenkonzept mit einem zur Marke passenden Testimonial hat genau die Botschaften transportiert, die bei den Konsumenten ankommen sollten. Dash ist von hoher Qualität Dash hat einen unwiderstehlichen Duft Dash ist eine Marke, die ich demnächst ausprobieren werde Dash bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis 47 36 Mit Dash zu waschen macht einfach Spaß 30 Ja Nein „’Die Dreisten Drei’ wird seit diesem Jahr von Dash gesponsert. Können Sie sich an den Sponsor-Trailer von Dash erinnern?“ Basis: 411 Haushaltsführende 20-45 Jahre, die 4 bis 7 Mal pro Woche Sat.1 und mind. ein Mal im Monat Die dreisten Drei sehen Quelle: forsa. | SevenOne Media; März 2009 10 40 50 60 70 Weiß nicht/keine Angabe Nullmessung [n = 471] Endmessung [n = 719] Aktion erinnert [n = 219] „Wie sehr treffen diese Aussagen Ihrer Meinung nach auf Dash zu?“ Basis: Haushaltsführende 20-45 Jahre, die 4 bis 7 Mal pro Woche Sat.1 sehen und Dash kennen Quelle: forsa. | SevenOne Media; März 2009 11 Werbewirkung Top AdTrend Zoom BoxenStopp Was passiert, wenn nichts passiert? 6. TV-Wirkungstag — warum TV Leitmedium bleibt 6. TV-Wirkungstag 2009 Wiederholung gehört zu den elementaren Prinzipien der Fernsehwerbung. Stetige TV-Kontakte garantieren die Präsenz von Marken, schaffen Sympathie für die Kampagne und erhöhen den Abverkauf. Aber was passiert, wenn eine Werbepause eingelegt wird? Sicher ist, dass die Werbewirkung nach dem letzten Kontakt verblasst. Aber wie sieht dieser Prozess genau aus? Um diese Frage beantworten zu können, haben wir 303 Kampagnen aus den Jahren 2000 bis 2004 untersucht. Es zeigt sich, dass die einzelnen Indikatoren der Werbewirkung sehr unterschiedlich reagieren, wenn die Kampagne pausiert. Die Markenbekanntheit ist ein relativ stabiler Indikator. In den ersten Wochen nach dem letzten Kontakt sind die Verluste noch nicht gravierend, aber bereits nach knapp vier Monaten liegt die Bekanntheit zehn Prozent unter Ausgangsniveau. In der Folge fallen die Wirkungsverluste noch deutlicher ins Gewicht. Längerfristig sinkt die Bekanntheit um etwa 20 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung zeigen auch Kaufbereitschaft und Verwendung. Die Konsumgewohnheiten überdauern zunächst die Werbung, aber auf längere Sicht verspielen Marken ohne Werbepräsenz ihren Platz auf der Einkaufsliste der Verbraucher. Recall und Sympathie reagieren weitaus deutlicher. Nach nur zwei Wochen sinkt der Recall einer Kampagne um fast zehn Prozent, zehn Wochen nach dem letzten Kontakt sind es bereits 20 Prozent und nach einem halben Jahr oder mehr büßt eine Kampagne sogar 40 Prozent ihres ursprünglich erzielten Recalls ein. Bei der Sympathie Markenbekanntheit, Kampagnen-Recall und -sympathie beträgt der WirkungsGo to: AdTrend Spezial 6 — verlust bis zu 45 ProFading der Werbewirkung zent im Vergleich zum Ausgangswert. Bei der Analyse der Ve r g e s s e n s e f f e k t e müssen aber auch die Kontakte in Rechnung gestellt werden, die vor der Werbepause erzielt wurden. Eine hohe Anzahl von Kontakten garantiert zunächst ein hohes Ausgangsniveau. Während der Werbepause zeigt sich aber gerade hier der deutlichste Vergessenseffekt. Anfängliche Niveauunterschiede heben sich langfristig auf. Eine hohe Kontaktfrequenz zahlt sich nur aus, wenn keine längeren Werbepausen eingelegt werden. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Personen mit einer hohen Kontaktdosis zwangsläufig auch mehr konkurrierende Werbung wahrnehmen. Die Erinnerung an eine Kampagne kann durch diese Konkurrenzkontakte erschwert werden. Die Studie liefert geeignete Richtwerte für einen effizienten Einsatz von Werbedruck und Werbepausen und zeigt, welche Co-Faktoren die Halbwertszeit der Fernsehkontakte beeinflussen. Kampagnen-Recall Sehen, was Sache ist! Wirkungsnachweise für die Gattung TV und stellen innovative Forschungsansätze und spannende Fallbeispiele aus der Praxis vor. Gastgeber des eintägigen Branchenhighlights, das wie im Vorjahr im Frankfurter Congress Center stattfindet, sind neben den Initiatoren SevenOne Media und IP Deutschland auch ARD-Werbung SALES & SERVICES, ZDF Werbefernsehen, EL CARTEL MEDIA, VIACOM Brand Solutions, DISCOVERY NETWORKS Deutschland und TELE 5. Alle Partner haben es sich zur Aufgabe gemacht, mittels aktueller Wirkungsnachweise die Bedeutung des Fernsehens zu unterstreichen. Im Anschluss an den Kongress findet die im Vorjahr erfolgreich gestartete Abendveranstaltung TV AD Night in der angesagten King Kamehameha Suite statt. Der 6. TV-Wirkungstag findet am 5. Mai unter dem Motto „Sehen, was Sache31.03.2009 ist!“ 10:44:15 Uhr statt. Layout_Moderatorenkarte_final.indd 1 Ein Bild sagt mehr als 1.000 — ein Bewegtbild mehr als eine Million Worte. Fernsehen transportiert Emotionen wie kein anderes Medium. Es erlaubt das Einklinken in reale Geschehnisse weltweit ebenso wie das Ausklinken aus dem Alltag und das Abtauchen in Geschichten, die fesseln, begeistern und berühren. Daher ist Fernsehen das wohl prominenteste Schaufenster, um Marken erfolgreich zu präsentieren. Die Möglichkeiten, Produkte hoch emotional via TV zu inszenieren, sind nahezu grenzenlos. Deshalb kommt dem Fernsehen eine zentrale Rolle im Mediamix zu: TV ist Leitmedium — auch in den Mediaplänen von morgen und übermorgen. Unter dem Motto „Sehen, was Sache ist!“ liefern am 5. Mai 2009 namhafte Referenten im Rahmen des eintägigen Gattungsevents TV-Wirkungstag Belege für diese These. Mit neuesten Erkenntnissen aus der neurophysiologischen TV-Forschung oder auch der gemeinsamen Wirkung der Medien Fernsehen und Online präsentieren sie aktuelle In diesem Jahr erneut in der King Kamehameha Suite: Die Abendveranstaltung TV AD Night. Die Inhalte des TV-Wirkungstages im Überblick: Angaben in % und Indizes [Letzter Kontakt vor 0 Doppelwochen = 100] Angaben in % und Indizes [Letzter Kontakt vor 0 Doppelwochen = 100] 9.30 Uhr: Einlass 60 100 80 50 100 45 70 82 60 50 30 60 100 20 55 10 0 1 2 3 4 5 6 7-8 9-10 11-12 13+ 100 40 35 100 40 30 10.00 Uhr: Veranstaltungsbeginn 55 90 100 100 25 53 60 20 67 Recall Prof. Dr. Wolfgang Ullrich: Wie Marken und Konsum unsere Gesellschaft prägen Prof. Dr. René Weber: Perpektiven neurophysiologischer Wirkungsforschung David Brennan: TV und Online: Better Together Armin Jochum: Werbewirkung aus Sicht des Kreativprofis 0 1 mittel 2 3 4 5 6 7-8 9-10 11-12 13+ Ralf Langwost: Erfolgsfaktoren effektiver Spotkreation niedrig Dirk Ziems: Die Wirkungsmechanismen von Fernsehen als Begleitmedium Sympathie Basis: Erwachsene 14-64 Jahre I 303 Kampagnen Quelle: AdTrend 2000 bis 2004I © SevenOne Media 12 Stephan Grünewald: Die Rolle des Leitmediums TV aus psychologischer Sicht 15 hoch Bekanntheit Basis: Erwachsene 14-64 Jahre I 303 Kampagnen hoch = 21+ Kontakte, mittel = 11-20 Kontakte, niedrig = 1-10 Kontakte Quelle: AdTrend 2000 bis 2004I © SevenOne Media Mehr Informationen rund um den TV-Wirkungstag sowie aktuelle Studien zum TV Go to www.wirkstoff.tv 13 Medien Dranbleiben Neue Formen der Mediennutzung am Bildschirm Die Medienlandschaft ist einem ständigen Wandel unterworfen – und mit ihr auch die Nutzungsmuster. Das Internet als jüngstes Medium hat sich mittlerweile längst etabliert. Fast alles, so scheint es, kann man heute im Internet finden: von der Reisebuchung über Wetterberichte, Nachrichten oder Unternehmensinformationen bis hin zu ganzen TV-Sendungen. Mit diesen vielfältigen Möglichkeiten tritt das Internet neben die jeweils klassischen Informationsanbieter wie Print, Radio oder TV. Wie sich die Situation im Bereich Bewegtbild-Content gestaltet, beforschen wir aktuell in unserem Projekt zur „Audiovisuellen Gesamtreichweite“. Ziel ist es, die Nutzung von audiovisuellen Angeboten auf den verschiedensten Bildschirmmedien verstehen und beschreiben zu können. In Zusammenarbeit mit mindline media aus Berlin führten wir in einem ersten Schritt eine qualitative Studie durch. Rekrutiert wurden 34 Personen zwischen 16 und 39 Jahren mit ausgeprägter Affinität zu Online-Bewegtbild, um den alltäglichen Umgang mit den verschiedenen Übertragungswegen fokussiert untersuchen zu können. Im vergangenen Dezember führten sie knapp zwei Wochen lang täglich Tagebuch über ihre Bewegtbildnutzung. Im Vordergrund standen hier die lineare Nutzung von TVContent [on air], also das klassische Fernsehen, und die nicht-lineare Nutzung z. B. über das Internet oder Podcasts. Ebenso sollten die Teilnehmer über Rezeptions- situationen und -motive Auskunft geben. Um möglichst nah am Untersuchungsobjekt zu bleiben, wählten wir als Erhebungsinstrument genau das Medium, über dessen Nutzung wir mehr erfahren wollen: das Internet. In einer zweiten Phase wurde die Hälfte der Teilnehmer 60 Minuten lang zu ihren Motiven und den beobachteten Nutzungsmustern vertiefend interviewt. Klassisches TV: relevant und aktuell Dabei bestätigen sich die Ergebnisse der bisherigen Forschung zur klassischen TV-Nutzung: Beim Fernsehen handelt es sich um ein Medium mit großer Relevanz, das fest in den Alltag integriert ist und regelmäßig genutzt Lineare TV-Nutzung Anzahl Tage Anzahl Probanden 19 10–13 Tage 7–9 Tage 7 Etwa 6 Tage, dabei hoher Anteil an zeitversetzter Nutzung [insb. Festplattenrekorder] 6 2 Tage, geringe zeitversetzte Nutzung 2 Erhebungszeitraum: 8.12.–20.12.2008 Studiendesign Medien Zielgruppe - 16–39 Jahre - 50 % weiblich; 50 % männlich - Affinität zu Online-Bewegtbild - 50 % Format-Affine; 50 % Kontrollgruppe Dran bleiben: Neue Formen der Mediennutzung am Bildschirm 15 QuotenBox: Das Altersspektrum der TV-Sender — von Digimon bis Pilawa16 Willkommen in der Liquid Modernity: Die Zukunft der Medien — Teil 2 18 1. Phase: Online-Tagebuch [n = 34] 2. Phase: Tiefeninterviews [n = 16] - Dauer: 13 Tage - Dauer: 60 Minuten - Erstellung eines persönlichen Profils - Vertiefende Exploration - Tägliches Eintragen von gesehenen Bewegtbildern [on air und online] - Insightgenerierung: Nutzungsmotivation und Stellenwert - Beschreibung der persönlichen Nutzungs- und Bedürfnismotivation von nichtlinearen TV-Contents - Real Life Check und Thesengenerierung für die anschließende Explorationsphase 14 15 Medien Dranbleiben ... Fortsetzung wird. Der größte Teil der Befragten schaltet nahezu täglich ein. Die Linearität geht einher mit der Aktualität des Mediums: Inhalte werden zunächst on air ausgestrahlt, bevor sie online abrufbar sind. Dies hat zur Folge, dass bei als besonders wichtig eingestuften Ereignissen [wie z. B. dem Popstars-Finale] verstärkt darauf geachtet wird, die Sendung live zu sehen. So kann man sich sicher sein, mit allen anderen Zuschauern auf dem gleichen Informationsstand zu sein, was die Anschlusskommunikation in sozialen Gruppen wie z. B. auf dem Schulhof oder in der Kantine erleichtert. Des Weiteren können Fernseh-Routinen dabei helfen, den Alltag zu strukturieren und sich nach einem anstrengenden Arbeitstag zu entspannen. Online-Bewegtbild-Nutzung/ content-unabhängig Anzahl Tage 10–13 Tage 7–9 Tage 3–6 Tage [die meisten 4–5 Tage] 1–2 Tage, geringe nichtlineare Nutzung Anzahl Probanden 5 5 18 6 Erhebungszeitraum: 8.12.–20.12.2008 Online-TV: individuell und vielfältig Im Vergleich zur linearen Oxn-air-Nutzung sehen sich die Befragten trotz ihrer Affinität zu Online-Videos wesentlich weniger regelmäßig entsprechende TV-Inhalte online an. Die meisten von ihnen gehen an drei bis sechs Tagen des 13-tägigen Untersuchungszeitraums dafür online. Und während der Fernseher die Menschen meist schon durchs ganze Leben begleitet, ist die Erfahrung mit Bewegtbild im Internet noch relativ kurz und liegt in der Regel bei sechs bis zwölf Monaten. Der Erstkontakt mit dieser Art, TV-Inhalte zu sehen, kommt häufig durch Empfehlungen im Freundeskreis zustande. Dennoch erfolgt die eigentliche Nutzung häufiger alleine als beim klassischen Fernsehen, das beispielsweise auch gezielt als Familienzeit geplant wird. Bei der Suche nach Online-TV-Inhalten stehen die Internet– auftritte der Sender an erster Stelle – besonders für das Ansehen ganzer Folgen. Kurze Ausschnitte vermuten die Befragten eher auf Videoportalen. Internet-TV-Services wie z. B. Joost haben kaum eine Bedeutung. Sind die passenden Inhalte einmal gefunden, schafft sich ein Teil der Befragten eine ähnliche Rezeptionssituation wie beim Onair-Fernsehen [Stichwort: lean-back]. Andere wollen mög16 lichst schnell und einfach wieder auf den neuesten Stand kommen und legen deshalb weniger Wert auf eine passende Atmosphäre. Die Online-Nutzung von TV-Inhalten befriedigt ähnliche Bedürfnisse wie die on-air-Nutzung: Unterhaltung, Zeitvertreib und Entspannung. Das Medium Internet bietet zwar auch spezifische Gratifikationen [wie z. B. die Möglichkeit zur Interaktivität], diese werden jedoch nicht vorrangig gesucht. Bei der Online-Nutzung von TV-Inhalten spielen unterschiedliche Motivationsstrukturen eine Rolle: Das stärkste Argument für die online-Nutzung ist die Zeitsouveränität der Nutzer. Sie können individuell entscheiden, wann sie sich die neue Folge ihrer Lieblingssendung ansehen wollen und können so z.B. bei Kollisionen im Tagesablauf auf eine Online-Übertragung ausweichen. Sie richten also ihren Bewegtbild-Konsum an ihrem Tagesablauf aus – und nicht umgekehrt. Gleichzeitig können sie sich aus dem vorhandenen Material ihre bevorzugten Inhalte frei aussuchen, ohne auf ein festes Sendeschema angewiesen zu sein. Durch die on-air-induzierte Formatbindung kommen als Inhalte sowohl Catch-up-Folgen [ganze Sendungen, die bis zu sieben Tage nach TV-Ausstrahlung online abrufbar sind] als auch Zusatz-Content in Frage. Die Multimediali- tät des Internets ermöglicht zudem Kontakt und Kommunikation mit der Peergroup. Eine bisher eher unbekannte und wenig genutzte Form von Online-Content stellen Web-Exclusive-Inhalte dar. Die Befragten sehen darin allerdings viel Potenzial, etwa um abgesetzte Sendungen im Internet für die Fans fortzuführen. Inhaltlich stellen sie sich dabei eher in sich abgeschlossene und kurze Folgen vor, z. B. aus dem Comedy- oder Reality-Bereich. Die Herausforderung läge hier allerdings darin, die Bekanntheit des Online-Formats on air zu generieren, um eine relevante Reichweite zu erzeugen. Auf das Thema Werbung reagieren die Untersuchungsteilnehmer erstaunlich gelassen: Dass die Ausstrahlung von Inhalten refinanziert werden muss, kennen sie aus dem klassischen Fernsehen. Sie akzeptieren lieber Online-Werbung, als für ihre Lieblingsinhalte zu bezahlen. Besonders wenig gestört fühlen sie sich durch MidRollVideoAds. Die perfekte Ergänzung Wie hängt nun also die Nutzung von Fernsehen und Internet zusammen? Kannibalisieren sie sich gegenseitig, oder ergänzen sie sich eher? Klar ist Folgendes: Präferenzen für eine bestimmte Marke, also z. B. einen Sender oder ein spezielles Format, entwickeln sich bei der On-airNutzung. Online-Nutzung findet meist als Fortsetzung der on-air-Nutzung statt. So nutzen die Befragten OnlineVideos vorwiegend als Catch-up, wenn sie zum Zeitpunkt der TV-Ausstrahlung verhindert sind und den Anschluss an die Handlung nicht verpassen wollen. Einige von ihnen stöbern dann noch weiter und sehen sich zusätzliche Content-Angebote an. In der untersuchten Gruppe von Online-Video-Nutzern gab es nur einen Einzelfall, der so stark in seiner Web-Welt lebt, dass seine Fernsehnutzung dadurch reduziert wird. Klassisches Fernsehen hat nach wie vor eine große Relevanz. Das wird auch daran deutlich, dass laut den analysierten Tagebuch-Einträ„Wenn ich schon auf der Seite „Wenn ich ganz wenig Zeit gen zur Prime Time kaum bin, gucke ich, was es da sonst habe, reichen mir auch die Online-TV-Content genutzt noch gibt.“ Highlights!“ wird. Je nach zugrunde liegender Motivationsstruktur entscheiden sich die Befragten entweder für on air „Durch meinen Schichtdienst ist oder online — und ihre Bedürfdas ganz praktisch, denn ich kann nisse werden jeweils perfekt morgens die Sendung vom Vor– gestillt. abend gucken.“ „Bei Marienhof gucke ich drei Folgen im Fernsehen und eine dann online.“ 17 Medien Top QuotenBox Willkommen in der Liquid Modernity Das Altersspektrum der TV-Sender — von Digimon bis Pilawa Eine morphologische Studie zur Zukunft der Medien – Teil 2 ProSieben Zuschauer sind jung, ZDF-Seher alt. Scheinbar eine Binsenweisheit. Aber stimmt das so pauschal? Welches Altersspektrum decken die Sender mit ihren einzelnen Formaten ab, wie groß ist die Bandbreite innerhalb eines Senders und gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Erfolg einer Sendung und dem Durchschnittsalter ihrer Seher? Wir wollten es genau wissen und haben alle regelmäßigen Sendungen des Jahres 2008 mit mindestens acht Ausstrahlungen bei den großen Fernsehsendern analysiert. Von den betrachteten Sendern weist RTL II das größte Altersspektrum auf. Jedoch ergeben sich große Unterschiede zwischen Day- und Prime Time sowie zwischen Werktags- und Weekend-Programmierung: ’Digimon Data Squad’ und ’Das A-Team’ trennen mehr als ein Vierteljahrhundert Alterunterschied. Von den großen Vollprogrammen hat Sat.1 die größte Bandbreite. Sie reicht vom Musical-Casting ’Ich Tarzan – Du Jane’ in der Prime Time bis zu den Courtshows am Nachmittag. ProSieben ist jung ausgerichtet und bezieht seine Zuschauer aus einem Altersspektrum zwischen 28 Jahren [’Die Simpsons’] und 44 Jahren [’Unschuldig’]. Noch jünger sind lediglich die Zuschauer einiger RTLIISendungen. kabel eins positioniert sich mittig mit einem Spektrum zwischen 34 und 49 Jahren. Die ältesten Zuschauer haben Sendungen von ARD und ZDF. Diese positionieren sich überwiegend bei Zuschauern mit Erinnern Sie sich? In der letzten Ausgabe der TopBox haben wir über die Veränderung unseres Alltags und unserer gesamten Lebenskultur berichtet. Die Forscher des rheingold Instituts haben den Megatrend „Liquid Modernity“ im Rahmen einer groß angelegten, tiefenpsychologischen Studie identifiziert und den besonderen Einfluss der Medien herausgearbeitet. Die Vielzahl neuer, flexibler Medienangebote eröffnet eine Fülle an Möglichkeiten. Wir nutzen das Internet wann und wo immer wir wollen und verfügen über ausgedehnte Netzwerke mit „Freunden“ auf der ganzen Welt. Wir unterhalten uns mit lustigen, kuriosen und kreativen Filmschnipseln auf MyVideo, um uns kurz aus dem Alltagstrubel auszuklinken oder die Zeit zu vertreiben. Video-on-demand-Dienste ersparen den Gang zur Videothek und machen uns unabhängig von DVD- und Festplattenspielern. Zeitversetztes Fernsehen macht uns endlich zum wahrhaft souveränen Entscheider über das Fernsehprogramm. Wir sind in einer schönen neuen Welt der medialen Freiheit angekommen. Diese Welt hat aber auch anstrengende Kehrseiten, denn ihre Möglichkeiten auszukosten erfordert ein Mindestmaß an Eigenverantwortung und Organisation. Durch die Überwindung technischer Grenzen verwischen Strukturen, verlieren Beziehungen an Stabilität und geraten Umgangsformen und Werte in Unordnung. Über Facebook, Twitter und Communitys lassen wir die ganze Welt an privaten Details teilhaben, die früher nur unseren engsten Freunden einem Durchschnittsalter zwischen 55 und 65 Jahren. Die jüngsten Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen sind Sportübertragungen zur Fußball-EM – die älteste Sendung ist zugleich auch die älteste serielle Sendung im deutschen Fernsehen, nämlich ’Das Quiz mit Jörg Pilawa’. Betrachtet man das Durchschnittsalter der Sendungen zusammen mit dem Marktanteil bei 14–49-Jährigen, erkennt man neben dem Altersspektren der verschiedenen Sender auch den Zusammenhang zwischen Zuschaueralter und Marktanteilserfolg eines Formats. Die höchste Konzentration an Sendungen findet sich im mittleren Altersbereich [37–49 Jahre] — eine Verteilung, die die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung widerspiegelt. Hier findet sich der Großteil der Sendungen von Sat.1, kabel eins, RTL und VOX, aber auch einzelne ProSieben Formate. Erfolgreich sind vor allem Sendungen mit Zuschauern im mittleren Altersbereich zwischen 35 und 55 Jahren. In diesem Bereich werden die höchsten Marktanteile erzielt. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel. So erzielt ’Germany`s next Topmodel’ mit sehr jungen Zuschauern [Durchschnittsalter 34,8 Jahre] sensationelle Marktanteile von über 23 Prozent. vorbehalten gewesen wären. Der souveräne „eigene Programmdirektor“ wird zum gestressten Neurotiker, wenn die Kapazität der PVR-Festplatte zusammen mit dem eigenen technischen Fachwissen an ihre Grenzen stößt. Die permanente Erreichbarkeit und Einsatzfähigkeit über Blackberrys und WLAN-Laptops vermittelt mitunter das Gefühl, der gute alte Feierabend hätte sich aufgelöst in den Wellen der Funknetze, die unser ganzes Leben umspannen. Die natürliche Folge ist eine wachsende Sehnsucht nach Stabilisierung, Anleitung, Sinn und Ausrichtung. Gerade die Medien, die letztlich Mitverursacher der beschriebenen Verflüssigung sind, bieten hier die Lösung. Mit anderen Worten: Die Geister, die wir riefen, sollen es jetzt auch wieder richten. Medien fungieren hier als Instrumente, mit deren Hilfe wir unserem Alltag wieder Sinn, Form und Struktur geben, ohne die gewonnene Bewegungs- und Wahlfreiheit aufzugeben. Die Forscher von rheingold haben in diesem Zusammenhang sechs sogenannte „Meta-Medien-Verfassungen“ identifiziert. Diese beschreiben, welche Bedürfnisse Medien befriedigen und welche Medien sich besonders dafür eignen. Die Trendforscher gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass die Nachfrage nach mobilen Angeboten und Geräten steigen wird. Zunehmen wird aber auch der Wunsch nach Navigationshilfen, die uns bei der Alltagsstrukturierung und –bewältigung helfen. Ebenso werden das Bedürfnis nach Gemeinschaft und sozialer Wärme so- Sendungen nach Marktanteil und Durchschnittsalter Angaben in % und Jahren d Ausdrucksformen n u n e t tä denti I e l ltip Mu Ø-Alter TV gesamt: 50 Jahre Marktanteil bei E 14–49 in % 50 45 40 t 35 Globale G renze nlos igk ei 30 25 20 15 10 5 0 20 ProSieben 25 Sat.1 30 kabel eins 35 RTL RTL II 40 VOX 45 ARD/ZDF 50 55 60 65 Ø-Alter 70 Me hrla ufba hnleb ensläufe Fle x Verfl üssigte Kultur ibili sieru ng von Beziehungen keit ät g i g t n i ä l h b a n a Zunehmende Zeitu ion t p o te Wer Basis: Alle Fernsehhaushalte Deutschland [D+EU], 2008 Quelle: AGF/GfK Fernsehforschung | pc#tv aktuell 18 19 Medien Willkommen in der Liquid Modernity ... Fortsetzung wie die Sehnsucht nach Entlastung und Rückzugsmöglichkeiten von der täglichen Hektik stärker werden. In der letzten TopBox-Ausgabe haben wir dargestellt, welche Rolle das Internet in den unterschiedlichen Rezeptionsverfassungen spielt. Aber auch das Fernsehen gewinnt den Prognosen der Morphologen zufolge weiter an Bedeutung. Seine Kompetenzen sind besonders ausgeprägt bei Funktionalitäten, die ein Gegengewicht zu den unübersichtlichen und manchmal verwirrend vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten des Internets bieten. Die drei wichtigsten Funktionen des Fernsehens im digitalisierten Alltag sind: 1. Schutzräume einrichten Fernsehen ermöglicht es, sich zurückzuziehen, zur Ruhe zu kommen und entspannt in einen beliebigen Gemütszustand zu wechseln. Zeitversetztes Fernsehen, Video-ondemand und mobile TV-Geräte erlauben die Einrichtung von Schutzräumen zu jeder gewünschten Zeit und wo immer man es möchte. Gerade in wirtschaftlich und politisch unsicheren Zeiten ist der Rückzug ins Private, von Trendforschern schon Ende der Achtziger als Megatrend Cocooning für das 21. Jahrhundert prognostiziert, weit verbreitet. Die Sehnsucht, zwischendrin einfach mal abzuschalten, wird weiter zunehmen. 2. Durch den Alltag navigieren Ratgebersendungen, Doku-Soaps oder Boulevardmagazine können hilfreiche Vorlagen zur Alltagsstrukturierung und zur eigenen Orientierung liefern. Hier werden fertige Lebens- und Lösungsmuster zur Verfügung gestellt oder ermöglichen eine Standortbestimmung des eigenen Lebens. Fiktionale Serienformate, die nicht nur unterhalten, sondern auch umfassende Lebensbilder und Rollenmodelle liefern, können Orientierung geben. Eine besondere Rolle kommt dem linearen TV als Taktgeber zu. Die tägliche Nachrichtensendung oder die Lieblings-Telenovela stellen den Biorhythmus ein und sind wertvolle Fixpunkte im Tagesverlauf. In dieser Verfassung sind Optionen wie zeitversetztes Fernsehen nur nebensächlich, da man sich bewusst am festen Schema des Fernsehprogramms ausrichten möchte. 3. Gemeinschaften herstellen Das Herstellen von Gemeinschaftlichkeit ist von jeher ein Kern des Fernsehens. Man sitzt wie Millionen anderer – also quasi gemeinsam — zur gleichen Zeit vor einem bestimmten Programm, das man am nächsten Tag mit Freunden und Kollegen diskutiert. Die Funktion des Fernsehens als „Social Glue“ ist ein Gegenpol zum non-linearen, individuellen Video-on-demand. Das Bedürfnis nach öffentlicher Gemeinschaftlichkeit steigt offensichtlich mit dem Wachsen der vielen neuen Angebote individualisierten Medienkonsums. Public Viewing, die wohl intensivste Form des „Wir-Fernsehens“, erlebte mit der Fußball-WM 2006 einen Höhepunkt, und der Erfolg großer Live-Event-Formate wie z. B. ‚Schlag den Raab‘ dokumentiert, wie unverändert wichtig die gesellschaftliche Funktion des Fernsehens ist. Perspektiven für das Fernsehen in der Liquid Modernity: Bewegtbild-Inhalte werden in naher Zukunft auf mobilen Endgeräten, aber auch im gewohnten häuslichen Umfeld eine wichtige Rolle spielen. Fernsehen gibt uns Halt und Schutz zu Hause, während mobile Internetzugänge uneingeschränkte Bewegungsfreiheit ermöglichen. Im häuslichen Umfeld wird Fernsehen wieder mehr den Lagerfeuercharme früherer Zeiten bekommen. Mediennutzung in der Liquid Modernity Anstelle außerhäusiger Aktivitäten werden Formate gezielter und konzentrierter geschaut werden. Fernsehen wird wieder zum Event mit der Familie oder Freunden. Technisch wird Equipment wichtig, das die gemütliche Stimmung im Heimkino unterstützt, z. B. durch gute und große Screens mit bester Auflösung. Die Suche nach dem perfekten Heimkinofeeling bedeutet auch eine wachsende Chance für DVDs, VoD und zeitversetztes TV. Beim Navigieren durch den Alltag werden Handhelds mit Internet immer bedeutsamer. Man guckt sich Videoschnipsel an, sucht punktuell nach Nachrichten oder Sportergebnissen oder sieht nach, worüber das Land oder der Freundeskreis gerade spricht – in Communitys, auf MyVideo, in Facebook. Die Rezeption längerer Bewegtbilder wird in dieser Verfassung auf mobilen Geräten bis auf Weiteres keine Rolle spielen. Es wird aber eine neue, beweglichere Form des Fernsehens zu Hause geben. Denn in einer Gesellschaft, die sich immer weiter verflüssigt und damit auch mobiler wird, werden die erwähnten Schutzräume zunehmend auch außerhalb des Wohnzimmers gesucht. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass man Serien und Filme aus dem Netz lädt und sich sonntags morgens im Bett über WLAN ansieht. Oder dass man unterwegs, im Flugzeug, in der Bahn oder an öffentlichen Orten, an denen im physischen Sinn kein Rückzug möglich ist, mittels Laptop, Kopfhörer und Videostream einen schützenden Kokon um sich herum spannt. Die Rolle des Fernsehens in naher Zukunft Nutzungsmuster, die den Medienalltag in Zukunft prägen TV Schutzräume einrichten Medien bilden temporäre Luftblasen, in denen man sich abkapseln kann. Motive: Suche nach Halt, Geborgenheit, Stabilität; Wunsch, zur Ruhe zu kommen. Auf den Wellen surfen Suche nach immer neuen Möglichkeiten, Thrill & Action, Virtuosem. Dazu permanentes Jonglieren einer Vielzahl von Medien auf höchstem Aktivitätsniveau. Geräte und Medien weitgehend entkoppelt. Durch den Alltag navigieren Medien werden gezielt zur Strukturierung und Lebensbewältigung eingesetzt. 6 Nutzungsverfassungen In einen Sog geraten Lebenssimulation und -kompensation durch obsessiven Medienkonsum. Völliges Versinken in den Medien zur Ausblendung der eigenen Lebenswirklichkeit. Gemeinschaften herstellen Medien bieten Geborgenheit in der Gemeinschaft, ohne dass die eigene Freiheit eingeschränkt werden muss. 20 Handheld/Internet Laptopnutzung Laptopnutzung für Schutzräume unterwegs. für Schutzräume zuhause. Sich eingrenzen Bewusstes Nichtnutzen von Medien und Konzentration auf das traditionelle „analoge“ Lebensgefühl; häufig auch zur Abgrenzung vom „Mainstream“. 21 New Media Wie online ist Europa? Nord-Süd-Gefälle bei Online-Affinität Dass der Italiener sein Geld lieber für ein Glas Chianti ausgibt als für einen Xing-Premium-Account, haben wir uns schon gedacht. Ein bisschen mehr online in Skandinavien, ein bisschen weniger rund ums Mittelmeer – so die Vermutung frei nach Bauchgefühl. Doch der Anteil von Online-Haushalten variiert innerhalb westlicher Industriestaaten deutlich stärker als gedacht. Mit dem Nord-Süd-Gefälle liegen wir dabei völlig richtig. Wussten Sie zum Beispiel, dass in den Niederlanden fast neun von zehn Haushalten online sind? Und die Quote auch in Dänemark und Schweden bei über 80 Prozent liegt? Dagegen sind in Spanien nicht einmal zwei Drittel der Haushalte an das World Wide Web angebunden. Und in Italien, dem Land der 92 Millionen Handy-Anschlüsse bei nur 60 Millionen Einwohnern, geht gerade einmal jeder zweite Haushalt ins Netz. Inmitten dieses Nord-Süd-Gefälles positioniert sich Deutschland – geografisch wie nach Online-Affinität – im oberen Mittelfeld. Drei von vier Haushalten haben hierzulande einen Online-Zugang, so die November-Prognose 2008 von Jupiter Research. Der Online-Durchdringung Westeuropa New Media Wie online ist Europa: Nord-Süd-Gefälle bei Online-Affinität 23 Pizza, Piste, Pulverschnee: In-Game-Advertising mit Wagner Big Pizza 24 westeuropäische Durchschnitt lag zuletzt bei 68 Prozent und wird bis 2013 um zehn Prozentpunkte ansteigen – mit weiterhin deutlichen innereuropäischen Unterschieden. Breitbandstandard begünstigt Rich-Media-Werbung Die Länder mögen sich unterscheiden in der OnlinerQuote – bei der Übertragungsrate sind sich alle einig: Breitband ist Europa-Standard. In zwei Jahren, so schätzt Jupiter Research, gehen 95 Prozent aller westeuropäischen Internethaushalte per Breitband ins Netz, die meisten davon per DSL. Die hohen Übertragungsraten verändern auch das Gesicht der Online-Werbung. Künftig werden Rich-MediaFormate wie VideoAds den Großteil der Online-Werbung bestreiten. So gehen die Marktforscher von Forrester Research davon aus, dass die klassische Display-Werbung bis 2013 nur noch um durchschnittlich vier Prozent jährlich wächst. Rich-Media-Werbemittel werden dann hingegen 60 Prozent des gesamten Online-Umsatzes ausmachen. Und in Italien? Selbst im Land des „dolce far niente“ sind in vier Jahren zwei von drei Haushalten online – fast alle mit DSL-Breitbandzugang. Xing hat übrigens vor vier Wochen die erste italienische Niederlassung eröffnet. Darauf sollten wir noch schnell mit einem Glas Chianti anstoßen. Breitbandquote westeuropäische Online-Haushalte Prognose Haushaltsabdeckung in % Prognose in % 90 80 88 86 86 83 83 83 81 80 70 69 70 69 65 60 50 2007 95 95 96 97 93 90 91 85 80 55 50 100 86 80 75 2008 2009 2010 2011 2012 2013 70 Niederlande Dänemark Großbritannien Spanien Schweden Italien Quelle: Jupiter Research, November 2008 22 Deutschland 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Jupiter Research, November 2008 23 New Media Pizza, Piste, Pulverschnee In-Game-Advertising mit Wagner Big Pizza Normalerweise gibt es auf einer Skihütte ja eher Germknödel oder Kaiserschmarrn. Aber bei der SevenGames Ski Challenge 2009 wurde Wagner Pizza aufgetischt. Vom Werbebanner am Start über die Bandenwerbung auf der Piste bis zum Zieleinlauf – an Wagner Pizza kam jeder Spieler vorbei. In einer Befragung unter allen registrierten Nutzern haben wir untersucht, wer an der Ski Challenge teilnahm und welche Wirkung die starke Präsenz des Sponsors erzielte. Fast ausnahmslos Männer haben sich bei der Ski Challenge 2009 von SevenGames registriert. Lediglich sechs Prozent der Nutzer waren Frauen. Mehr als ein Viertel der Spieler war zwischen 14 und 19 Jahre alt; die zweitgrößte Gruppe mit 24 Prozent stellten die 40- bis 49-Jährigen. Das Durchschnittsalter aller Teilnehmer lag bei 32 Jahren. Obwohl das Spiel auch als Heftbeilage verteilt wurde, haben sich mehr als 90 Prozent der Befragten die Challenge aus dem Internet heruntergeladen. Die Hälfte der Nutzer gab an, [fast] täglich zu spielen. Knapp 90 Prozent spielten mindestens einmal pro Woche. 43 Prozent hielten sich zwischen einer halben und einer Stunde auf der virtuellen Piste auf; 30 Prozent sogar ein bis zwei Stunden. Allein an diesen hohen Werten zeigt sich, wie gut den Nutzern das Spiel gefiel. Knapp 90 Prozent bewerteten den Spielspaß der Ski Challenge entsprechend positiv mit „sehr gut“ oder Geschlechts- und Altersstruktur Angaben in % de profitieren. 76 Prozent der seltenen Nutzer konnten sich gestützt an Werbung für die Tiefkühlpizza erinnern. Bei täglicher Nutzung des Spiels erreichte die Erinnerung sogar ein unglaubliches Niveau von 87 Prozent. Damit liegen die Werte für Markenbekanntheit und Werbeerinnerung weit über denen vergleichbarer Untersuchungen. Zusätzlich haben wir die Gamer nach ihrer Meinung zur Werbung im Spiel gefragt. Mehr als zwei Drittel der Nutzer fanden In-Game-Advertising nicht weiter störend. Ganz im Gegenteil: Durch die Werbeeinblendungen im Spiel „gut“. Besonders gefiel auch die „Einsteigerfreundlichkeit“ des Spiels mit über 80 Prozent Zustimmung. Diese Begeisterung übertrug sich direkt auf die Werbewirkung der Kampagne. Wagner Pizza erzielte mit seinem In-GameAdvertisment herausragende Wirkungswerte. Auf die Frage „Welche Hersteller von Tiefkühlpizzen fallen Dir spontan ein?“ nannten insgesamt 71 Prozent der Befragten ungestützt Wagner Pizza. Je regelmäßiger die Teilnehmer die Ski Challenge spielten, desto bekannter war die Marke: Bereits 60 Prozent der seltenen Nutzer nannten spontan die Marke Wagner; dieser Anteil stieg mit zunehmender Nutzungsfrequenz auf über 74 Prozent an. Aber nicht nur die Bekanntheit gewann durch die Attraktivität des Spiels. Auch die gestützte Werbe– erinnerung konnte von der Spielfreu- sei das Spiel sogar realitätsgetreuer. Mehr als die Hälfte der Nutzer gab an, dass das Spiel durch die Werbung vergleichbarer mit Sportübertragungen im Fernsehen wird. Insgesamt zeigt sich, dass man durch In-Game-Advertising die männliche Zielgruppe sehr gut erreichen kann. Durch die große Faszination am Spiel erreicht man eine hohe Kontaktdosis, die sich positiv auf Bekanntheit und Erinnerung auswirkt, ohne dass Werbung dabei als störend empfunden wird. So wirkt die Kombination aus hoher Kontaktdosis und guter Bewertung gleich doppelt und ist unschlagbar für den Werbekunden. Ungestützte Bekanntheit Wagner Big Pizza nach Spielhäufigkeit Gestützte Werbeerinnerung Wagner Big Pizza nach Spielhäufigkeit Angaben in % Angaben in % 100 100 94,3 Männlich 5,5 Weiblich 72,2 32,4 Altersdurchschnitt 60 60,0 63,8 72,6 74,1 80 83 89 89 76 77 seltener fast 2-3/Monat pro Woche 2-3/Woche täglich 87 65,6 60 27,3 14–19 Jahre 40 40 17,6 20–29 Jahre 20 20,7 30–39 Jahre 20 24,4 40–49 Jahre 0 0 10,0 50 Jahre und älter 0 1-mal fast 2-3/Monat pro Woche 2-3/Woche täglich 20 Basis: 1.228 Erwachsene ab 14 Jahre Quelle: SevenOne Media 24 80 40 60 80 100 „Welche Hersteller von Tiefkühlpizzen fallen Dir spontan ein?“ Basis: 1.228 Erwachsene ab 14 Jahre Quelle: SevenOne Media täglich täglich ’Zurück zur Ski Challenge 09: Zu welchen der folgenden Marken oder Produkte hast Du in dem Spiel Werbung gesehen?’ Basis: 1.228 Erwachsene ab 14 Jahre Quelle: SevenOne Media 25 Markt Konjunktur & Werbemarkt Warten auf den Frühling Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds [IWF] wird die Weltwirtschaft 2009 erstmals seit dem zweiten Weltkrieg um mehr als ein Prozent schrumpfen. Unter dem Einbruch des globalen Handels hat Deutschland als noch amtierender Exportweltmeister naturgemäß besonders zu leiden. Schon im vierten Quartal 2008 ging das reale Bruttoinlandsprodukt um 2,1 Prozent zurück. Und die Vorhersagen für das erste Quartal 2009 deuten auf keinerlei Entspannung hin. Der Handelsblatt-BarclaysIndikator prognostiziert beispielsweise ein Minus von 2,7 Prozent. Für das Gesamtjahr 2009 erwarten die führenden Wirtschaftsforscher laut Frühjahrsgutachten ein Rekordminus von sechs Prozent. Immerhin hält sich die Verbraucherstimmung bislang auf halbwegs stabilem Niveau – kräftig gestützt durch fallende Preise und Konjunkturpaket II. Unübersehbar sind allerdings die Warnzeichen vom Arbeitsmarkt. Im März ist die sonst übliche Frühjahrsbelebung erstmals seit 1928 komplett ausgefallen. Und für mehr als 2,1 Millionen Arbeitnehmer wurde schon Kurzarbeit angemeldet. Wenig ermutigende Perspektiven für den privaten Konsum. Konjunktur in Zahlen Konjunkturindikatoren Markt Konjunktur & Werbemarkt: Warten auf den Frühling Märkte im Visier: Rote Lippen — schwarze Zahlen Arme Milliardäre: Weniger Geld für Luxusmarken 27 28 29 Ø Nov. Dez. Jan. Feb. März 2007 2008 2008 2009 2009 2009 Auftragseingänge1 [vs. Vormonat in %] – –7,0 –7,3 –6,7 –3,5 Gesamtproduktion 1 [vs. Vormonat in %] – –4,0 –3,9 –6,1 –2,9 Einzelhandelsumsätze 1 [vs. Vormonat in %] – 0,0 0,9 -0,9 –0,2 2,6 1,4 1,1 0,9 1,0 0,5 Arbeitslosenquote2 7,8 7,1 7,4 8,3 8,5 8,6 96,8 85,9 82,7 83,1 82,6 82,1 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung3 Bruttoinlandsprodukt [vs. Vorjahr in %] 6,5% 2,1% 3,4% 0,2% 17,0% 43,3% Ø IV I II III IV 2008 2007 2008 2008 2008 2008 1,3 1,6 2,1 3,4 1,4 –1,6 Privater Konsum [vs. Vorjahr in %] –0,1 –1,0 0,1 0,2 0,0 –0,6 Sparquote4 11,5 9,6 15,0 10,8 9,8 10,3 1Preis-, Marktanteile der Mediengruppe Angaben in % Verbraucherpreise [vs. Vorjahr in %] ifo-Geschäftsklimaindex [2.000 = 100] Werbemarkt im Negativ-Trend Die Bruttowerbeaufwendungen in den Above-the-lineMedien liegen nach dem ersten Quartal bei 4,7 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Rückgang der Investitionen von 2,5 Prozent. Zurückzuführen ist die negative Entwicklung vor allem auf den Monat März. Das höhere Minus im März ist auch durch das Osterfest bedingt, das im Vorjahr noch in diesen Monat fiel. Die TV-Werbewirtschaft muss Einbußen von 2,7 Prozent hinnehmen. Nach drei Monaten beziffern sich die Einnahmen aus TV-Spots damit auf 2,0 Milliarden Euro. Bei den Printmedien zeigt sich ein ungleiches Bild: Während Publikums- und Fachzeitschriften mit einer Anzeigenflaute kämpfen [–14,4 % bzw. ‑7,9%], liegen die Werbeumsätze der Tageszeitungen mit 1,3 Milliarden Euro klar über Vorjahresniveau. Auch Radio entwickelt sich gegen den Trend und legt um knapp zehn Millionen Euro auf insgesamt 305 Millionen Euro zu. Die Werbeeinnahmen der Außenwerbung gingen um zehn Prozent auf 160 Millionen Euro zurück. Der Werbeträger Kino notiert bei einer stark rückläufigen Entwicklung einen Umsatz von neun Millionen Euro. Der Handel ist, wie gewohnt, von Januar bis März 2009, stärkste Einzelbranche. Er investierte 525 Millionen Euro in die werbliche Kommunikation. Und mit einem Wachstum von 95 Millionen Euro ist der Handel unbestritten der Umsatzbringer Nummer eins im Werbemarkt. 2 saison- und kalenderbereinigt. In % der zivilen Erwerbspersonen. Preisbereinigt, verkettet. 4In % des verfügbaren Einkommens. Quellen: Destatis, ifo 27,4% Bruttowerbeinvestitionen gesamt: 4.685 Mio. � [ –2,5 %] Fernsehen Tageszeitungen Fachzeitschriften Hörfunk Publikumszeitschriften Plakat Kino 3 26 Quelle: Nielsen Media Research | SevenOne Media 27 Markt Top Märkte im Visier Arme Milliardäre! Rote Lippen — schwarze Zahlen Weniger Geld für Luxusmarken Go to: Märkte im Visier — Dekorative Kosmetik 28 dann doch zumindest ein neuer Lippenstift – frei nach dem Motto: „In der Krise wenigstens schön.“ Vorsicht – rote Lippen! Dass Frauen in wirtschaftlich düsteren Zeiten tatsächlich häufiger zum Lippenstift greifen, hat Leonard Lauder vor einigen Jahren herausgefunden. Der Chef des Kosmetikkonzerns Estée Lauder stellte mit seinem Lipstick-Index die These auf, dass konjunktureller Abschwung mit steigenden Lippenstiftverkäufen einhergeht. Eine Theorie, die tatsächlich empirisch belegt wurde. Eine amerikanische Beratungsfirma fand dazu heraus, dass Frauen bei jeder einprozentigen Steigerung der Arbeitslosenrate Lippenstifte im Wert von 25 Millionen US-Dollar mehr pro Jahr kaufen. Übrigens: In deutschen Drogeriemärkten stieg der Umsatz mit Lippenstiften im vierten Quartal 2008 um knapp neun Prozent … Lesen Sie alles Wissenswerte über führende Anbieter, starke Marken, Kosmetikkonsum und Werbeverhalten in der aktuellen Ausgabe „Märkte im Visier“: Dekorative Kosmetik. Umsatzentwicklung dekorative Kosmetik Das Wort „Luxus“, aus dem Lateinischen „Üppigkeit“, trägt in sich eine zwiespältige Bedeutung. Während die einen unter Luxus etwas Glanzvolles und Exklusives verstehen, denken die anderen eher an Überfluss und Verschwendungssucht. Für Deutsche sind Selbstsicherheit und Freude zentrale Luxusmotive, anders als bei Russen oder Chinesen, bei denen das „Zeigen“ im Fokus steht. In den jetzigen Krisenzeiten könnten Deutsche bei Shopping noch zurückhaltender und weniger demonstrativ werden. Seit Jahren stiegen die Umsätze der Luxusprodukte ununterbrochen. Die Hersteller wurden zum Teil mit zweistelligen Gewinnmargen verwöhnt. Lange hoffte man, dass Luxusgüter krisenresistent wären. Jetzt zeigt sich jedoch ein anderes Bild, denn die Finanzkrise hat auch die Reichen kalt erwischt. Image – das wichtigste Luxusgut Für Luxusmarken ist Image alles. Exklusivität ist gefragt, denn sie ist die innerste Bedeutung von Luxus. Doch letztlich muss auch die Kasse stimmen. Hier kommt es auf die richtige Balance an: Einerseits soll Luxus durch die Erweiterung von Produkt- und Preispaletten auch für die Massen erschwinglich werden, andererseits gilt es, die Exklusivität zu wahren und nicht das Image der Marke aufs Spiel zu setzen. Louis Vuitton, die wertvollste Marke der Welt, zeigt, wie man die aktuelle Krise als Chance nutzt. Die Werbeinvestitionen von Louis Vuitton stiegen innerhalb der vergangenen Jahre kontinuierlich. 2008 setzte der Hersteller zusätzlich auf das Fernsehen als wichtigen Image-Werbeträger. In den ersten zwei Monaten 2009 erhöhte er sein Werbeengagement, um die eigene Position zu festigen und den Wettbewerbern auch künftig einen Schritt voraus zu sein. Die Hoffnung ist, dass Luxus gerade in schweren Zeiten als Belohnung fungieren kann: für die einen ist es die Luxusschokolade, für die anderen die Louis-Vuitton-Tasche. In den letzten Jahren gab es immer mehr „High Net Worth Individuals“ und sie wurden immer vermögender. Von der aktuellen Forbes-Liste erfahren wir allerdings, dass selbst Superreiche in der Finanzkrise schwere Einbußen hinnehmen mussten. Bill Gates, der reichste Mann der Welt, besitzt jetzt „nur“ noch ein geschätztes Vermögen von 40 Milliarden, bei einem Verlust von 18 Milliarden innerhalb nur eines Jahres. Aber auch Gutsituierte, wie etwa Banker, die jahrelang dank großzügigem Unternehmensbonus in der Luxuswelt Fuß fassen konnten, spüren die Krise. Sie müssen nun aus finanziellen Gründen ihren Luxuskonsum einschränken. Bei den Superreichen mangelt es wohl weniger an Geld als an Laune. Die wertvollsten Luxusmarken der Welt Luxusunternehmen Bruttowerbeinvestitionen in Tsd. E Angaben in Mio. € Unternehmensgruppe 1.500 Louis Vuitton Hermès 1.334 1.247 +5,0 % 1.134 +10,0 % 1.080 900 +6,9 % -5,8 % 1.200 1.146 Markt für dekorative Kosmetik wächst Umsatzwachstum? Absatzplus? Steigende Werbeinvestments? Wer farbliche Akzente in der alltäglichen Schwarzmalerei sucht, sollte sich den Markt für dekorative Kosmetik ansehen. Die Branche rund um Lippenstift, Make-up und Lidschatten zeigt sich krisenfest: 1,3 Milliarden Euro Umsatz, ein Plus von sieben Prozent – so die Bilanz des Branchenverbands IKW für 2008. Vor allem im krisengeschüttelten vierten Quartal verzeichneten die Händler laut ACNielsen überproportionale Umsatzzuwächse. Und Experten sind sich einig, dass die Branche auch künftig verhältnismäßig wenig zu befürchten hat. Woran das liegt? Konsumnahe Branchen sind generell deutlich weniger von Wirtschaftsflauten betroffen. FMCGs – und hierzu zählen nahezu alle Kosmetika – sind Utensilien des täglichen Bedarfs. Sie belasten den Geldbeutel nicht zu stark und landen wie gewohnt im Einkaufskorb. Auch die deutsche Werbewirtschaft hat – zumindest in Sachen dekorative Kosmetik – allen Grund zur Freude: Die klassischen Bruttowerbeinvestitionen liegen seit Oktober vergangenen Jahres konstant über Vorjahresniveau und erreichten bis Ende Februar 2009 ein historisches Hoch von insgesamt 54 Millionen Euro. Dekorative Kosmetik als Krisenprofiteur? Es sieht ganz danach aus. Das Bedürfnis sich schön und attraktiv zu fühlen, kennt offensichtlich keine Flaute. Ganz im Gegenteil: Wenn es schon kein neues Auto sein kann, LVMH 25,74 Hermès Intl. 9,63 PPR Pinault printemps Redoute 9,34 Cartier Cie Financement Richemont 9,29 Chanel Chanel SA 8,66 Gucci Quelle: IKW-Arbeitsgruppe Markteinschätzung 8.632 357 539 7.670 8.604 7.876 836 800 5.925 6.226 7.235 190 187 Vuitton Louis, Genf 3.175 4.781 6.013 259 374 Armani Giorgio, Mailand 3.901 3.860 3.757 464 343 LVMH Watch & Jewel. Centr. Eur., Oberursel Giorgio Armani Spa 5,12 2.187 2.740 3.129 158 106 Gucci, Florenz Moët et Chandon LVMH 4,95 2.526 3.334 2.597 349 354 Chanel, Paris Fendi LVMH 4,67 2.062 2.059 1.807 148 219 Hermès, München 1.483 1.310 1.162 11 Armani Emporio, New York LVMH Parf. & Kos. Dt. Gmbh Div. Guerlain, Ddf 1.075 758 1.017 62 154 0 2007 2008 10.761 5,40 300 2006 2007 8.950 LVMH Armani 2005 2006 Jan. – Feb. 2009 6,28 Hennessy 2004 Chanel GmbH & Co, Hamburg Richemont Northern Europe, München Rolex Uhren GmbH., Köln Jan. – Feb. 2008 Rolex SA Rolex 600 Markenwert in Mrd. $ 1.318 1.410 537 Gucci Timepieces, Bad Dürkheim 298 395 452 Moët Hennessy Dt., München 641 1.095 420 195 26 37 2008 Quelle: Millward Brown Optimor, Brandz 2008 | SevenOne Media Above-the-line-Medien inkl. Online Quelle: Nielsen Media Research | SevenOne Media 29 Zielgruppe Rosinen im Kuchen SevenOne Media erreicht Selektivseher überdurchschnittlich gut Fernsehen ist die wichtigste Freizeitbeschäftigung der Deutschen. Drei Stunden und 41 Minuten sehen die ab 14-Jährigen mittlerweile durchschnittlich pro Tag fern. Drei Stunden und 41 Minuten — das bedeutet beispielsweise: eine Folge ’King of Queens’ auf kabel eins zur Kaffeezeit, am Vorabend die Telenovela ’Anna und die Liebe’, zur Information die ’Tagesschau’ auf der ARD und anschließend noch ’Germany’s next Topmodel’ auf ProSieben. 1.340 Stunden pro Zuschauer kommen so jährlich zusammen. Das entspricht 56 Tagen TV nonstopp, oder 168 Arbeitstagen à acht Stunden. Und drei Stunden, 41 Minuten sind nur der Durchschnitt. Die Versorgung der Wenigseher mit Werbekontakten. Analysen der SevenOne Media haben ergeben, dass ProSieben der Sender mit dem höchsten Anteil an Selektivsehern ist: 14,4 Prozent der ProSieben Zuschauer schauen nur selektiv fern [Strukturanteile Selektivseher]. Auch der Vergleich der privaten Nachrichtensender spricht für die ProSieben Gruppe: In einem durchschnittlichen Monat erreicht N24 über 20 Prozent mehr Selektivseher als n-tv [Netto-Reichweite Werbung]. *Definition: Die Sehdauer der Selektivseher liegt unter einem Drittel der Ø TVNutzung der Bundesbürger Während manche Zuschauer mit über sieben Stunden TV-Nutzung ihren Tag fast ausschließlich mit Fernsehen füllen, sehen andere, die Selektivseher*, nur eine knappe Stunde pro Tag fern. Damit ergibt sich auch für die Rezeption von TV-Werbung ein starkes Gefälle: Vielseher sehen bei einer durchschnittlichen Werbespotlänge von 24 Sekunden immerhin fast 70 Werbespots pro Tag — Wenigseher dagegen nur acht. Selektivseher sind nur geringem Konkurrenz-Werbedruck ausgesetzt und erweisen sich zudem in ihrer soziodemografischen Struktur als eine für die Werbewirtschaft sehr attraktive Zielgruppe. Daraus ergibt sich die zentrale Herausforderung der TV-Planung: Zielgruppe Rosinen im Kuchen: SevenOne Media erreicht Selektivseher überdurchschnittlich gut Semiometrie TopThema: Kein Bier für jedermann – Werthaltungen von Pilstrinkern Strukturanteile Selektivseher Netto-Reichweite Werbung Angaben in % Angaben in % 15 40 14,4 +9,6 % 31,2 28,4 30 10 31 32 10,4 9,9 9,7 9,5 9,4 9,4 9,1 8,8 7,3 5 +6,1 % 38,1 35,9 20 10 +23,6 % 15,2 12,3 0 0 Selektivseher N24 ProSieben VOX n-tv ARD Sat.1 RTL kabel eins N24 ZDF Intensivseher n-tv RTL II Basis: Fernsehpanel [D+EU] | 1.10.-31.12.08 | 03:00-03:00 Uhr I Mo-So Quelle: AGF/GfK Fernsehforschung | pc#tv aktuell | SevenOne Media 30 Durchschnittsseher Im Ø-Monat. Zeitraum: 1.10.-31.12.2008 I 03:00-03:00 Uhr I Mo-So I TA 01-30 Basis: Fernsehpanel [D+EU] I Erwachsene ab 14 Jahre Quelle: tv-control l SevenOne Media 31 Zielgruppe Top Semiometrie TopThema Kein Bier für jedermann — Werthaltungen von Pilstrinkern Soziodemografische Zielgruppendefinitionen sind in der Mediaplanung üblich, weil sie viele Vorteile haben: Sie sind leicht zu operationalisieren und in allen gängigen Studien und Tools einheitlich verfügbar. Leider vermögen sie oftmals nicht, die komplexe Realität von Märkten und Konsumenten adäquat abzubilden. Zum einen differenzieren sie zu wenig, denn es kann vorkommen, dass zwei Personen unterschiedlicher Soziodemografie die gleiche Marke verwenden. Zum anderen sind soziodemografische Eigenschaften nicht unmittelbar verhaltensrelevant. Wir präferieren eine Marke nicht, weil wir weiblich oder männlich, jung oder alt sind, sondern weil sie Werte repräsentiert, mit denen wir uns identifizieren können. Dies zeigt ein Beispiel zum Thema Pilsmarken aus der aktuellen Semiometrie-Erhebung, bei der die Hauptmarken-Verwender von Holsten und Jever näher betrachtet werden. Die 2,0 Millionen Jever-Freunde stellen rund drei Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahre, die 1,3 Millionen treuen Holsten-Trinker rund zwei Prozent. Vergleicht man die soziodemografischen Steckbriefe, so kann man nur zu einem Schluss kommen: Beide sprechen Männer über 50 mit gehobenem Einkommen und damit exakt die gleiche Zielgruppe an. Aber sitzen Holsten- und Jever-Trinker wirklich gemeinsam am Stammtisch? Semiometrie, ein Instrument zur Soziodemografie Hauptmarken-Verwender Bevölk. 16+ J. Holsten 2% Jever 3% 100% [n = 4.287] [n = 69] [n = 123] Geschlecht Alter Bildung Pers. NettoEinkommen psychografischen Beschreibung von Zielgruppen, gibt hier Aufschluss. Die Wertesysteme von Zielgruppen werden anhand der Bewertung von insgesamt 210 Begriffen erfasst. Verdichtet man die so entstandenen Daten, ergeben sich insgesamt 14 Wertefelder, mit denen sich jede Zielgruppe darstellen lässt. Starke Ladungen auf einzelnen Wertefeldern werden mit bis zu drei +-Zeichen dargestellt. Lehnt die Zielgruppe die Begriffe eines Wertefelds eher ab, wird dies durch –Zeichen angezeigt. Ergebnis: Der einsame Jever-Mann am Strand passt nicht in die gesellige Runde sportbegeisterter Freunde, die sich mit einem Holsten und einem „Auf uns, Männer!“ gemeinsam vor dem Fernseher niederlassen. Die Holsten-Trinker sind insbesondere lustorientiert, materiell und sozial. Die aufgeschlossene und lebensfrohe Zielgruppe legt viel Wert auf Gemeinschaft und Geselligkeit. „Treue“, „ehrlich“ und „bewundern“ sind Begriffe, die für sie wichtiger sind als für andere. Der selbstbestimmte und freiheitsliebende Jever-Trinker ist dagegen hauptsächlich kritisch. Überbewertete Begriffe dieser Zielgruppe sind etwa „eigenwillig“, „Veränderung“ und „Misstrauen“. Dies korrespondiert durchaus mit dem Kommunikationsauftritt der beiden Marken. Da präsentiert sich Jever mit Motiven wie „grenzenlose Freiheit“ und „friesisch herb“ als attraktive Marke für Wertesteckbriefe Hauptmarken-Verwender Wertefelder Jever 3% [n = 123] Holsten 2% [n = 69] familiär männlich 48 55 55 sozial weiblich 52 45 45 religiös 16–29 J. 21 14 16 materiell 30–49 J. 34 31 32 verträumt ++ +++ 50+ J. 45 55 52 lustorientiert Volks-/HS 45 43 45 erlebnisorientiert + mittlere Bildung 36 37 34 kulturell + Individualisten. Holsten hingegen kommuniziert eine eingeschworene Gemeinschaft aus Männern, die gemeinsam feiern und Spaß haben. Dieses Beispiel verdeutlicht die hohe Relevanz psychografischer Daten, die im Vergleich zur Soziodemografie wesentlich verhaltensnäher sind und besser differenzieren. Ausgehend von dieser Erkenntnis fallen auch die Media-Empfehlungen im Bereich TV-Formate für die beiden Marken unterschiedlich aus: Um die Nutzer von Holsten erfolgreich zu umwerben, sollten TV-Formate ausgewählt werden, die ihre Lebensfreude, Aufgeschlossenheit und Geselligkeit widerspiegeln. Das ’Sat.1 Magazin’ erweist sich dafür als optimales Umfeld. Die Jever-Trinker verlangen indessen Medieninhalte, die ihrer kritischen und reflektierenden Haltung gerecht werden, wie etwa die ProSieben-Sendungen ’Die Simpsons’, ’Schlag den Raab’ und ’Eureka – Die geheime Stadt’. Mehr Infos hier: Go to http:// Weitere Informationen zu dem Tool Semiometrie allgemein sowie zu konkreten Analysemöglichkeiten finden Sie: Go to http://www.sevenonemedia.de/research/zielgruppen/semiometrie/ TNS Homepage: www.tns-infratest.com/marketing_ tools/Semiometrie.asp +++ Abitur/Uni 19 20 21 rational –– bis unter 1.000 € 46 41 40 kritisch ++ 1.000–2.000 € 39 39 40 dominant 2.000+ € 15 19 21 kämpferisch + + pflichtbewusst traditionsverbunden – – + = 2 überbewertete Begriffe – = 2 unterbewertete Begriffe + + = 3 überbewertete Begriffe – – = 3 unterbewertete Begriffe + + + =4+ überbewertete Begriffe – – – = 4+ Unterbewertete Begriffe Basis: Erwachsene ab 16 Jahre, n=4.287 [65,7 Mio. Personen] Quelle: TNS Infratest, Semiometrie 32 Basis: Erwachsene ab 16 Jahre, n=4.287 [65,7 Mio. Personen] Quelle: TNS Infratest, Semiometrie 33 Methode ToolBox Vorsicht beim Tête-à-Tête mit dem Nutzer Die große Herausforderung bei Online-Befragungen ist, den Nutzer am Ball zu halten. Im Gegensatz zur Befragung auf der Straße, wo der Interviewer direkt vor dem Passanten steht, oder zu Telefoninterviews, wo der Interviewer immerhin als Stimme am anderen Ende der Leitung präsent ist, ist bei OnSite-Befragungen der Befragte nur wenig involviert. Und nichts ist einfacher, als mit einem Klick schnell das Befragungsfenster zu schließen. Ziel ist also, den Nutzer bei der Stange zu halten, bis er den Fragebogen fertig ausgefüllt hat. Anhand der Strukturbefragung auf unseren Online-Seiten wollen wir den Ablauf und die typischen Sollbruchstellen einer Online-Befragung darstellen. Durch einen Layer, der sich über die aktuell besuchte Site legt, werden die Nutzer der ProSiebenSat1 Networld eingeladen, an einer Befragung teilzunehmen. Viele Nutzer sind zunächst einfach neugierig und wollen sehen, was sich hinter dieser Einladung verbirgt. Sie klicken auf das Werbemittel, obwohl sie gerade eigentlich Inhalte auf der Site ansehen wollten. Der Vorteil der ProSiebenSat1-Sites ist, dass viele Nutzer sich freuen, von den sonst so unerreichbaren TV-Sendern nach ihrer Meinung gefragt zu werden. Methode ToolBox: Vorsicht beim Tête-à-Tête mit dem Nutzer 35 Fast die Hälfte der User, die auf die Befragungseinladung geklickt haben, steigt nach der ersten Frage aus. Dies liegt allerdings nicht an der schlecht gestellten Eisbrecher-Frage, sondern zeigt einfach die Neugierde der Nutzer. Danach ist das sprichwörtliche Eis gebrochen: Wer nach der ersten Frage noch dabei ist, macht auch erst einmal weiter. Eine Matrix-Frage, bei der die Nutzer das Eigenschaftsprofil der besuchten Website angeben sollen, erweist sich als nächster Stolperstein. Hier bricht ein weiteres Fünftel der Befragten ab, was belegt, wie wichtig Nutzerfreundlichkeit bei OnlineBefragung ist. Bei allem Interesse an detaillierten Ergebnissen sollte stets beachtet werden, dass der Befragungsabbruch nur einen Mausklick entfernt ist. Weiterer Stolperstein in unserem Beispiel ist die Frage nach dem Alter. Statt wie bisher immer nur Antworten anzuklicken, muss der Nutzer hier zwei Zahlen eingeben, was die Abbruchquote wieder etwas nach oben treibt. Wer diese Hürde geschafft hat, macht nun gerne die Befragung weiter. Nur bei der letzten Frage zeigt sich ein typisch deutsches Problem. Man könnte den Nutzer vermutlich eher nach seinen sexuellen Vorlieben befragen als nach dem Haushaltsnettoeinkommen. Hier steigen weitere vier Prozent der Befragten aus, die selbst dann keine Auskunft geben wollen oder kön- 34 nen, wenn sie nicht den genauen Betrag angeben, sondern nur eine Einkommenskategorie auswählen sollen. Selbst die Antwortoption „Möchte ich nicht beantworten“ kann diese Verweigerungshaltung nicht bremsen. Fazit: Wie beim persönlichen Kontakt kommt es auch bei der Fragebogengestaltung darauf an, gut mit dem Gegenüber harmonieren. Um interessierende Informationen vom Nutzer zu erhalten, muss man ihm eine möglichst angenehme Befragungssituation zu bieten. Eine komplizierte Matrix-Frage oder ein abrupter Themenwechsel können schnell zu Abbrüchen führen. Behandelt man die Befragten mit Respekt und Vorsicht, dann wird das Tête-à-Tête für beide Seiten eine gute Erfahrung mit der Chance auf ein zweites Date. Abbruchquote Angaben in % Letzter Besuch Aufmerksamkeit Letzte Nutzung Nutzungshäufigkeit Eigenschaftsprofil Internetnutzungserfahrung Net Promoter Score Ort der Internetnutzung Verbindungstechnik Flatrate Geschlecht Alter Familienstand Beruf Bildung Haushaltsführend HHNE 0 0 10 20 30 40 50 Basis: 9.032 Befragte im Januar und Februar 2009, Strukturbefragung Quelle: SevenOne Media [New Media Research] 35 Impressum Herausgeber Verantwortlich Chefredaktion Autoren Grafik & Layout SevenOne Media GmbH, Unterföhring Daniel Haberfeld Olaf Schlesiger, Johanna Teichmann Kerstin Ebser, Stefanie Klein, Martin Krautsieder, Anna Leisen, Gerald Neumüller, Silva Ranalli, Simone Reitbauer, Lucia Rizzo, Franziska Rochau, Olaf Stein, Dagmar Ziegler Valeri Dietrich Redaktionsschluss 28.4.2009 SevenOne Media GmbH Beta-Straße 10 i D-85774 Unterföhring Tel. +49 [0] 89/95 07 - 40 Fax +49 [0] 89/95 07 - 43 99 www.sevenonemedia.de [email protected] 36 SevenOne Media Austria Theobaldgasse 19 A-1060 Wien Tel. +43 [0] 1/3 68 77 66 - 0 Fax +43 [0] 1/3 68 77 66 - 3 99 www.sevenonemedia.at [email protected] SevenOne Media [Schweiz] AG Zürichstrasse 147 CH-8700 Küsnacht ZH Tel. +41 44 914 84 00 Fax +41 44 914 84 99 www.sevenonemedia.ch [email protected]