Aufspulen von Filamentgarnen mit hohen
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Aufspulen von Filamentgarnen mit hohen
LENZINGER Folge 42 Aufspulen von Filamentgarnen Geschwindigkeiten mit hohen Dr. Karl B a u e r Barmag, Barmer Maschinenfabrik-Aktiengesellschaft, Remscheid-L,ennep Hohe Spulgeschwindigkeiten werden beim Schnellspinnen und Spinnstrecken von Filamentgarnen für textile Einsatzzwecke angewandt. Zunächst werden charakteristische Merkmale dieser Verfahren besprochen und danach einige Besonderheiten von Spulköpfen. die für diese Einsatzgebiete entwickelt wurden. beschrieben. High winding Speeds are used for high-Speed-spinning and spin-draw-winding of filament yarns for textile applications. A discussion of the characteristics of these processes is followed by a description of some special features of the winding heads which were developed for these applications. 1. Definition der Hochgeschwindigkeitsspinnverfahren Beim Spinnen von Filamentgarnen unterscheidet je nach Verfahren und Geschwindigkeitsbereich Begriffe, die in Tabelle 1 aufgezählt sind. BERICHTE Jänner 1977 ” bei der dabei erfolgenden Orientierung ohne besondere Streckeinrichtungen einen Zustand erreicht, in dem er als fertiger Faden weiterverarbeitet werden kann. Der Wunsch, durch einfaches Streckspinnen einen fertigen Faden herzustellen, besteht schon sehr lange, und man hat während vieler Jahre der Entwicklung immer wieder gedacht, man stünde kurz vor dem Ziel und müßte die Geschwindigkeit nur noch ein wenig anheben, um die gewünschte hohe Festigkeit und niedrige Dehnung zu erreichen. War man aber bei dieser höheren Geschwindigkeit angelangt, stellte sich heraus, daß die Dehnung nllch nicht genügend verringert war und man das Niveau der Geschwindigkeit noch etwas anheben mußte Erst in der Nähe von 6000 m/min Spinngeschwindigkeit, also durch Superschnellspinnen, können (unter normalen Bedingungen) Fäden hergestellt werden, die für spezielle Einsatzgebiete als fertige Fäden wetterverarbeitet werden können. Polyamidfäden Polyesterfäden haben eine geringere Dehnung bei gleicher Spinngeschwindigkeit. * l als Sollen auf der Spinnmaschine direkt fertige glatte Fäden für die verschiedenen textilen Einsatzgebiete hergestellt werden, so verstreckt man sie mittels Galetten und spricht von Spi.nnstrecken. Durch Verstrecken mittels Galetten - die häufig auch beheizt sind kann man die Eigenschaften der Fäden in bezug auf Orientierung, Kristallisation, Dehnung, man die Wir sprechen von Langsamspinnen, wenn die Aufspulgeschwindigkeit nicht höher als etwa 1800 m/min ist und wenn der Faden aus der Spinndüse kommend nicht durch besondere Vorrichtungen verstreckt wird, sondern in seinem ,,Naturzustand“ aufgespult wird. Spinnen mit Spulgeschwindigkeiten von 1800 bis 3000 m’min bezeichnet man als Mittelgeschwindigkeitsspinnen, das von 3000 bis 4000 m/min als Schnellspinnen und das von 4000 bis 6000 m/min als Superschnellspinnen. Je höher die Spinngeschwindigkeit ist, desto höher sind Orientierung und Festigkeit des Fadens und desto geringer ist die Dehnung. . Mit dem Ausdruck ,,Streckspinnen“ bezeichnet man eine Variante des Schnellspinnens - ein Verfahren, bei dem der Faden so schnell gesponnen wird, daß er Tabelle 1: Geschwindigkeitsbereiche strecken Verfahren bei Spinnen Geschwindigkeit mlmin und Spinn- Kurzbezeichnung bis 1800 LSS Mittelgeschwindigkeitsspinnen 1800-3000 MSS Schnellspinnen 3000-4000 HSS Superschnellspinner! 4000-6000 SHSS Langsamspinnen Spinnstrecken bis 4000 SDW Schnellspinnstrecken um 6000 HSDW Spinnstrecktexturieren (z B. für Teppichgarn) 98 bis ca. 4000 SDT Abb. 1: Fadenlauf in Spinnmaschinen streckmaschinen (b) (a) und in Spinn- N LENZINGER Jänner 1977 c Festigkeit und Weiterverarbeitung Sehrumpf den anpassen. Erfordernissen BERICHTE Folge 42 der Spinnt man hierbei mit Schnellspinngeschwindigkeit, also mit 3000 bis 4000 m/min, und verstreckt anschließend die Fäden in einem Arbeitsgang, so müssen diese mit Geschwindigkeiten von 5500 bis 6000 m/min aufgespult werden, und man spricht vom Schnellspinnstrecken. Wird nach dem Spinnstrecken im gleichen Arbeitsgang ein texturierter Faden erzeugt, so bezeichnet man das Verfahren als Spinnstrecktexturieren. Abbildung 1 zeigt Beispiele für den Fadenlauf in Spinn- und Spinnstreckmaschinen. Bei Spinnmaschinen mit Gazetten werden die Fäden durch Galetten von den Spinndüsen abgezogen und über die Präparationseinrichtung mit konstanter Geschwindigkeit den Spulköpfen zugeliefert. Durch Einstellung des Gezwischen Galette und schwindigkeitsverhältnisses Spulkopf kann dann die Fadenspannung vor dem Aufspulen auf ‘einfache Weise eingestellt werden. Bei gaZettenlosen Spinnmaschinen laufen die Fäden von den Spinndüsen über die Präparationseinrichtung direkt zum Spulkopf, das heißt, der Spulkopf bestimmt Abzugsund Aufspulgeschwindigkeit. Diese Ausführung wird in den letzten Jahren zunehmend gewählt, um die Kosten für die Galetten zu sparen, die Bedienung zu vereinfachen und die Fadenbruchzahlen zu verringern. Die Spulköpfe sollten dann eine Abfallwicklung legen können - denn im ersten Moment des Aufspulens auf der leeren Hülse ist der Fadentiter noch nicht korrekt, weil der Faden durch den Anlegeinjektor nicht mit definierter Geschwindigkeit von der Spinndüse abgezogen wird. Bei galettenlosen nahmen ergreifen, schacht bis; zur Niveau zu halten, auch der Spulkopf nung des Fadens beeinflussen. Spinnmaschinen sollte man Maßum die Fadenspannung vom SpinnAufwicklung auf einem niedrigen und es wäre wünschenswert, wenn die Möglichkeit böte, die Spanunmittelbar vor dem Aufspulen zu Spinnstreckmaschinen haben Galetten zum Verstrekken der Friden. Die Galetten werden mehrfach umschlungen, und es ist auf einfache Weise möglich, die Spannung des zum Spulkopf laufenden Fadens einzustellen. Das gleiche trifft auch für die Spinnstrecktexturiermaschinen zu. Abb. 2: Dehnbarkeit von Polyesterfilament keit von der Spinngeschwindigkeit in Abhängig- im Simultanverfahren und weisen gute Lagerfähigkeit auf. Bei Geschwindigkeiten um oder über 4000 m/min beobachtet mar eine noch bessere Lagerfähigkeit und beim Texturieren einfachere Bedienung, verringerte Querschnittsdeformation, verbesserten tfberlauf der Fadenreserven usw. Bei 6000 m/min erreicht man im vorliegenden Fall eine Verstreckung von ca. 1. : 1,15 bzw. ca. 15 “10. Die Größe der Verstreckung kann im Einzelfall von der hier gezeigten Kurve je nach Filamenttiter, LösungsViskosität des Polymeren 3der Einsatzgebiet (z. B. Verstreckung in der Streckzwirnmaschine, der Falschzwirnmaschine usw.) etwas abweichen. Sie sehen, daß sich diese Kurve mit zunehmender Geschwindigkeit dem Streckverhältnis 1 : 1 asymptotisch nähert, ohne dies bei 6000 m/min erreicht zu haben. Schnellgesponnene Filamentgarne haben also auch bei einer Spinngeschwindigkeit von 6000 m/min noch nicht die niedrige Dehnung von verstreckten Garnen, die üblicherweise beim Simultanstrecktexturieren das Streckverhältnis 1 : 1 haben. Modifikationen wurden, um wirken sich sicher“ Und richtungen, schaften mit im Spinnprozeß, die vorgeschlagen die Lage der Asymptote zu verändern, empfindlich aus,. Sie sind teurer, weniger universell einst tzbar als Spinnstreckeinmit denen die gewünschten GarneigenSicherheit erzielt werden können. Abbildung 3 zeigt die Produktionsmenge keit von der Spinngeschwindigkeit. wurde dimensionslos gezeicmet, damit in AbhängigDie Ordinate sie vom Titer Hier muß allerdings häufig mit besonders niedrigen Aufspulspannungen gearbeitet werden, und es müssen besonders weiche Spulen hergestellt werden, damit die Fadenk.räuselung in der Spule auch bei längerer Lagerzeit nicht Schaden leidet und eine gute Spulenform erhalten bleibt. Welche Vorteile bieten die neuen Hochgeschwindigkeitsspinnverfahren im Vergleich zu den früher üblichen langsamen Verfahren? 2. Das Schnellspinnen Abbildung 2 zeigt die Abhängigkeit der Verstreckung von Polyesterfilamentgarn, die in der Falschzwirnmaschine eingestellt wird, von der Spimigeschwindigkeit. Filamentgarne, die mit Geschwindigkeiten über 3000 m/min hergestellt werden, eignen sich aus vielerlei Gründen besonders gut für das Strecktexturieren Abb. 3: Produktionsmenge v>n Polyesterfilament hängigkeit von der LIpinngeschwindigkeit in Ab- 99 LENZINGER Folge 42 BERICHTE unabhängig ist. Wir sehen, daß eine Geschwindigkeitssteigerung über 4000 m’min neben der Qualitätsverbesserung einen deutlichen Produktionszuwachs liefert. 3. Spinnstrecken Zusammenfassend kann 0 aus Gründen 0 aus Gründen erhöhter ter Wirtschaftlichkeit lohnt, sich befassen. der mit man feststellen, verbesserten hohen 4. Anforderungen Produktion Fadenqualität und Der Anpreßdruck der Spule gegen die Reibwalze sollte einstellbar sein. Fadenreserven und gegebenenfalls Abfallwindungen müssen automatisch auf die Hülsen gewickelt werden können. 0 Die Spulknöpfe sollen wenig Platz benötigen, damit sie in dichtgedrängter Anordnung möglichst mehretagig in der Spinnmaschine untergebracht werden können. 0 Der Fadenlauf soll einfach und übersichtlich und sich während der Spulreise möglichst ändern. 0 Die Bedienung soll einfach sein, das heißt, das Wechseln der Spulen soll nur wenig Zeit in Anspruch nehmen, damit die Kosten für Bedienung und Abfall niedrig bleiben. Der Spulkopf soll in bezug auf die Spulhülsen möglichst anspruchslos sein, damit je nach Einsatzgebiet billige Einwegoder Mehrweghülsen eingesetzt werden können. 0 Schließlich erwartet man Betriebssicherheit hinsichtlich wie Wartungsfreundlichkeit teilbedarf. 0 Der Geräuschpegel zu an Hochgeschwindigkeitsspulköpfe die an moderne Hochgestellt werden, sind in 1. konstante Aufspulgeschwindigkeit 2. konstante Fadenspannung über die Spulreise 3. konstante Fadenspannung über den Changierhub 4. einstellbare Fadenspannungshöhe 5. groAe Spulenabmessungen 8. einstellbarer 9. einfache 0 sowie verbesser- Tabelle 2: Anforderungen an Hochgeschwindigkeitsspulköpfe 8. konstanter Große Spulenabmessungen erreicht werden können. daß es sich Aufspulgeschwindigkeiten Einige der Anforderungen, geschwindigkeitsspulköpfe Tabelle 2 zusammengestellt. 7. geringer 0 und Schnellspinnstrecken Beides ist vor allem zur Herstellung von glatten Fäden interessant, um die früher getrennt geführten Prozesse zwecks Kostensenkung zusammenzufassen bzw. die Produktion zu steigern. Hier ist die Produktionszunahrne der Größe der Auslaufgeschwindigkeit proportional. Anpreßdruck Platzbedarf Jänner 1977 und -gewichte müssen . sein nicht vom Spulkopf noch Unfallverhütung sound geringen Ersatz- soll möglichst niedrig sein. Die Erfahrung hat gezeigt, da0 alle diese Anforderungen am einfachsten und am besten durch Spulmaschinen mit Friktionsantrieb erfüllt werden können. Deshalb hat die Barmag fiu dieses Einsatzgebiet eine Reihe von Spulköpfen entwickelt, die zwar nach dem gleichen Grundprinzip arbeiten und verwandte Teile enthalten, die aber in verschiedenen Ausführungen eingesetzt werden können. Abbildung 4 zeigt eine Schnellspulmaschine für das Aufspulen von acht Fäden in einer Teilung von 700 mm. Diese acht Fäden kommen aus einem ge- Fadenlauf Bedienung 1C. Betriebssicherheit 11. niedriger Geräuschpegel 0 Wir wünschen eine konstante Aufspulgeschwindigkeit, weil auch die Zuliefergeschwindigkeit des Fadens konstant ist bzw. weil der Titer des Fadens konstant, gehalten werden muß. 0 Die Fadenspannung soll während der gesamten Spulreise wegen der gleichmäßigen Fadenqualität konstant, sein. Während der ersten Sekunden der Spulreise, wenn der Faden gerade auf die Leerhülse aufgewickelt wird, können Sonderbedingungen gelten. 0 Die Fadenspannung über dem Changierhub soll möglichst konstant sein, damit die Spule über die gesamte Länge möglichst den gleichen Durchmesser und die gleiche Härte erhält. 0 Niedrige oder hohe Aufspulspannungen sollen bei gutem Spulenaufbau möglich sein, damit je nach Faden und gewünschter Spulenqualität in bezug auf Transportsicherheit usw. stets eine optimale Spulenqualität erzielt werden kann. 100 b--LAbb. 4: Schnellspylmaschinen für mit Spulkopf SW4SSD das Achtfachspinnen m LENZINGER Jänner 1977 BERICHTE Folge 42 P meinsamen Spinnschacht, laufen nebeneinader über die Präparationseinrichtung und werden jeweils zu vieren auf einen Spulkopf der Type SW4SSD aufgespult. Auf jedem Spannfutter werden also vier Spulen a 6 kg Gewicht hergestellt. Die Maximalgeschwindigkeit dieser Spulmaschine beträgt 6000 m/min. DURCH ______ FRIKTION UBERTRAGBARE LEISTUNG ------------ ---_ Sobald die Spulen den gewünschten Durchmesser erreicht haben, übernimmt der Bedienungsmann die kontinuierlich zulaufenden Fäden in den Absauginjektor, nimmt die Vollspulen ab, steckt die Leerhülsen auf und legt die Fäden neu an das Spannfutter an. Abfallwindungen und Fadenreserve werden automatisch gelegt, und die neue Spulreise kann beginnen. Wir sehen hier den geringen Platzbedarf derartiger Spulköpfe in einer Spinnmaschine und die Möglichkeit, die Spulköpfe mehretagig anzuordnen. Die nächste Abbildung (Abb. 5) zeigt den Aufspulteil einer Spinnstrecktexturiermaschine der Type FE 25 mit vollautomatischen Spulköpfen vom Typ SW4R2. Hier kommen aus dem Spinnschacht zwei Fäden im Titerbereich von ca. 1000 bis 2000 dtex. Die Fäden werden zunächst durch Galetten verstreckt, dann texturiert und auf einen Spulkopf, der auf seinem Spannfutter zwei einzelne Hülsen trägt, nebeneinander aufgespult. Ist der gewünschte Spulendurchmesser erreicht, so werden die Spulen vollautomatisch gewechselt. Hier ist die kompakte Anordnung weniger entscheiden.d, vielmehr dagegen ein automatischer, betriebssicherer und abfallfreier Spulenwechsel, weil die Laufzeiten einer Spule oft nur ca. 10 Minuten betragen t ‘85 Abb. 6: SPULEN 6360 Antriebsleistung gramm) über Spulendurchmesser (Dia- Durch Versuche wurde aber festgestellt, daß die gefürchtete Walkarbeit in den Spulen weit geringer ist als angenommen und daß sich der Friktionsantrieb der Spulen gerade für höhere Spulgeschwindigkeiten hervorragend eignet. Abbildung 6 zeigt als Beispiel das Diagramm der Antriebsleistung, die von der Treibwalze während der Spulreise aufgebracht werden muß. Wir stellen fest, daß es während der gesamten Spulreise keine kritische Phase gibt, in der der sichere Antrieb in Frage gestellt ist. Das rechn’erisch ermittelte Antriebsmoment zwischen Spule und Treibwalze ist deutlich größer als das benötigte experimentell ermittelte Moment. Aus Messungen geht hervor. daß der Schlupf zwischen Spulenoberfläche und Treibwalzenoberfläche bei normalen Produktionsbedingungen kleiner als 0,l “/u ist, sodaß er also für den praktischen Betrieb keine Rolle spielt. 5. 2. Massearme Changierun’g erlaubt hohe Changiergeschwindigkeit bei geringem Verschleiß. i Abb. 5: A.ufspulteil 5. Einige köpfen technische 5. 1. Der Antrieb einer Spinnstrecktexturiermaschine Besonderheiten von Die Realisierung hoher Spulgeschwindigkeiten wurde erst möglich, als eine Chan,giereinrichtung entwickelt war, mit der hohe Doppelhubzahlen bei geringem Verschleiß des Fadenführers und bei niedrigem Lärmpegel erzielt werden konnte. Im Zuge dieser Arbeiten wurde ein Fadenführer entwickelt (Abb. 7) der weniger als 1 g wiegt. !Schnellspul- der Schnellspulköpfe Als man sich vor über acht Jahren entschloß, Spulmaschinen für den Geschwindigkeitsbereich von etwa 4000 m/min. zu entwickeln, war durchaus nicht klar, ob für diesen Einsatzfall der Friktionsantrieb geeignet sei. In Veroffentlichungen wurde zu dieser Zeit auch die Auffassung vertreten, die Walkarbeit in den Spulen wäre bei solchen Geschwindigkeiten so groß, daß man durch Friktion die notwendige Antriebsleistung nicht auf die Spule übertragen könne. Abb. 7: Changierfadenführer SW-IS 101 LENZINGER Folge 42 BERICHTE Jänner 1977 JOR DER UMKEHR .4hh. 9: Zusammenspiel und Nutwalze zwisch Sn Changierfadenführei w Nutwalze und bis in deren IJmkehrbögen hineinzuführen. Danach gelangt der Faden in die Nut der Nutwalze, die ihn dann mit sehr kurzer Schlepplänge auf die Spule übergibt. Hierdurch werden besonders kleine Ablageradien dea Fadens am Hubende erreicht (Abb. 10). -ibh. 8. Bewegung bereich des SWG-Fadenftihrcrs im Umkthi.- In den aus Kunststoff gespritzten Körper dieses Fadenführers ist ein verschleißfestes Sinterkeramikstück eingesetzt, durch das der Faden gleitet. Da der Fadenführer aus einem Stück besteht, muß er während eines Doppelhubs in der Nut der Kehrgewindewelle kippen, wie dies auch in Abbildung 8 zu sehen ist. Auf diese Weise vermeidet mal übermäßige Materialanhäufungen am Spulenende, die Härte der Spule über die Länge ist besonders gleichmäßig, und der Aufbau der Stirnfläche der Spule wird besonders stabil. Bei großen Umkehrradien dagegen besteht die Gefahr, daß sich bei Beriihrung, während des Transports usw. die Fäden nicht halten können, sondern abgleiten und Abschläger oder Spannfäden bilden. Hierdurch ist es auch möglich, bei verschiedenen Filamenttitern und Spinnpräparationen einen optimalen Spulenaufbau zu erzielen. KLEINER ABLEGER4DIUS Im oberen Tei.1 sehen Sie den Fadenführer mit Faden, wie er sich nach rechts bewegt. Im mittleren Teil der Abbildung ist die Phase dargestellt, in der sich der Fadenführer genau im Umkehrpunkt befindet; das Keramikstück liegt horizontal, Im unteren Teil des Bildes sehen wir die Phase, in der sich der Fadenführer nach links bewegt und entsprechend der Steigung der Kehrgewindewellennut gekippt ist. Durch solche :massearmen, verschleißfesten rer ist es möglich, Changiergeschwindigkeiten 900 m/min im Dauerbetrieb zu erzielen. Fadenfühbis zu Damit der Faden mit möglichst kleinem Umkehrradius auf die Spule abgelegt wird - kleiner, als dies durch jeden mechanischen Fadenführer möglich wäre -, wurde als Besonderheit die Kombination des Changierfadenführers mit einer nachgeschalteten Nutwalze entwickelt. Diese Nutwalze wurde auf Grund von Erfahrungen konstruiert, die bereits früher mit Schlitztrommeln gesammelt worden waren. Aus Abbildung 9 geht hervor, daß der Changierfadenführer eine Vorchangierung zur Nutwalze darstellt, um den Faden sicher über die Kreuzungspunkte der 102 Abb. 10: Ablage des Fadens am Spulenrand Weil der Fadenführer in de:- Umkehrung von der Nutwalze geführt wird, kann er selbst mit großem Umkehrbogen, das heißt mit k:.einen Beschleunigungskräften, bewegt werden, wodurch sehr hohe Doppelhubzahlen mit großer Sicherheit im Dauerbetrieb erreicht werden können. Der Instandhaltungsaufwand ebenso wie der Lärm ist gerir.g, und es war möglich, die Maximalgeschwindigkeit cles Spulkopfes bei Bedarf von 4000 auf 6000 m/min zu erhöhen, ohne das Changierprinzip ändern zu miissen. i, Jifnner 1977 LENZINGER BERICHTE Folge 42 5.4. Die Voreilung der Nutwalze ergibt eine niedrige Aufapulspannung. Die Nutwalze kann auch dazu benutzt werden, die Spannung des Fadens zu beeinflussen, mit der er auf die Spule abgelegt wird; Wie aus Abbildung 12 hervorgeht, kann die Umfangsgeschwindigkeit der Nutwalze unabhangig von der Fadengeschwindigkeit eingestellt werden. bt die Umfangsgeschwindigkeit der Nutwalze hoher als die Fadengeschwindigkeit, so iibt Y I I I ZElT T sie auf den Faden eine Fiirderwirkung aus. Die FadenCIDOPPEIH~B-------~ spannurlg zwischen Nutwalze und Spule wird dadurch gerfnger. Der umgekehrte Effekt wird erzielt, wenn 35Wmhin FULYESTER dtex 167134 POY die Nutwalze eine kleinere Umfangsgesrhwindigkeit als der Faden erhalt. Abb. 11: Fadenspannungsverlauf iiber den Changierhub 5.5. Einfafhe Bedienung des Spulkopfes 5.3. Konstante Fadenspannung iiber den Cbangierhub Wird ein Faden in einem ebenen Changierdreieck liings der Spule hin- und herchangiert, so beobachtet man iiber dem Changierhub einen bestimmten Fadenspannungsverlauf. der in erster Linie von den geometrischen Verhaltnissen im Changierdreieck, zum Teil aber auch von der Elastizitat des Fadens und von der Changiergeschwindigkeit abhiingt. Einen derartigen Fadenspannungsverlauf when Sie in Abbildung 11 durch die strichlierte Linie dargestellt. Uber dem Changierhub treten gro5e Fadenspannungsunterschiede auf, die jedoch unerw-t sind, weil sie zu UngleichmaDikeiten im Faden ftihren ktinnen. Diese Fadenspannungsschwankungen konnen stark vermindert werden, indem die Tiefe der Nut uber die Changierbreite geiindert wird. Danaeh liegt die Fadenspannung innerhalb der durrhgehend linierten Kurve der Abbildung. Wenn der Faden iiber die Mitte der Spule hlnaus nach a d e n lauft, so muO er normalerweise gedehnt werden, und die Fadenspannung steigt an. Wir vergro5ern hier jedoch die Tide der Nut und vermeiden so die starke Dehnung des Fadens. Umgekehrt f;?Ut die Fadenspannung bei normaler Changierung in dem Moment zusammen, wenn si& der Fadenfuhrer vom Hubende zur Mitte hin bewegt. Dieses plotzliche Akiuken der Fadenspannung kann aber d u d eine ebenso plotnliche Verringerung der. Nuttiefe ausgeglichen werden. Abbildung 13 zeigt einen Spulkopf, bei dem die gerade fertiggestellte Vollspule durch eine Abdriickvorrichtung auf den bereitgestellten Dorn eines Servo-Doffers aufgeschoben wird. Wahrend dieses Arbeitsganges ist die Treibwalze mit dem Changiergehause nach oben in Warteposition gefahren worden. Der Bedienungsmann driickt anschlie5end die Spule mit Hilfe des Servo-Doffers auf das bereitgestellte Ablagegatter. steckt die Leerhulse auf das Spannfutter, senkt die Treibwalze auf die Leerhiilse ab und kann die Faden neu anlegen. Ahb. 13: Spulenwecbsel am Spulkopf SW4SSD und Steuerung des Fadenanprelldrudtes Dazu beniitzt er eineFadenreserveeinrichtung(Abb. 14), dureh die die Faden vollautomatiscb auf die Hiilse gelegt werden, die Fadenreserve gebildet und der Faden an die Changierfadenfiihrer iibergeben wird. 5.6. Jhstellbnrer A n p d d ~ d ~ Abb. 12: Fadenspannungsvenninderung dumb voreilende Nutwalze WAhrend der Spulreise wird dann normalerweise ein gleichbleibender AnpreBdruck der Treibwalze gegen die Hiilse eingestellt. Dieser wird durch einen Druckentlastungszylinder erreicht, den Abbildung 13 zeigt. 103 LENZINGER BERICHTE Falge 42 Abb. 14: Bildung der Fadenreserve auf der Hiilse Er ist druckluftbeaufschlagt und entlastet die Spule teilweise vom Gewicht der Treibwalze. I n Sonderfallen kann durch eine besondere Steuerung der AnpreRdruck wahrend der Anlaufphase und wahrend der Spulreise verandert werden. Eine spezielle Vorrichtung zur Feinregelung des Anpreadruckes wurde mit der sogenannten PCC-Einrichtung entwickelt, eine Zusatzeinrichtung, die die Einstellung und Konstanthaltung von besonders niedrigen AnpreRdriicken (von z. B. 12 kg) ermoglicht. 5. 7. Betriebssicherbeit Einen der am hochsten beanspruchten Bauteile der Spulkopfe stellt das Spannfutter dar. Bei einer Produktionsgeschwindigkeit von 6000 m/min, das heiRt also bei 360 km/h und bei einem Auillendurchmessclder Hulsen von beispielsweise 83 mm, betragt die An- Janner 1977 fangsdrehzahl des Spannfutters ca. 23.000 U/min. Bei zunehmendem Spulendurchmesser sinkt zwar die Drehzahl des Spannfutters, jedoch wirken dann erhebliche Radialkrafte durch das zunehmende Spulengewicht. Um trotz dieser hohen Beanspruchung eine hohe Standzeit der Kugellager zu gewahrleisten, ist das Spannfutter weich gelagert, sodaR es wahrend der gesamten Betriebszeit iiberkritisch lauft. Die Spannelemente fur die Hiilsen sind selbsttragend, also explosionssicher, sodaR auch beim Platzen von Hiilsen bei hochsten Geschwindigkeiten keine Gefahrdung des Bedienungspersonals durch das Spannfutter entsteht. Abbildung 15 zeigt eine Gesamtansicht des Spulkopfes, der sich durch kompakte und robuste Bauweise auszeichnet. Auf einem Spannfutter konnen zwei Spulen mit je 250mm Hub und 360mm Durchmesser, das heiRt mit je ca. 24 kg Gewicht, gespult werden. In Abbildung 16 sehen Sie einen Spulkopf einer einfacheren und billigeren Ausfiihrung. Dieser Spulkopf ist nur fur Produktionsgeschwindigkeiten bis zu 3000 m/min geeignet, er besitzt keine Nutwalze, also lediglich eine Fadenfuhrerchangierung, weshalb er weniger vielseitig einsetzbar ist. Da wegen des Fehlens der Nutwalze die Changierbewegung des Fadens und damit der Spulenaufbau von geringerer Qualitat ist als hei den oben beschriebenen Kopfen, muR hier der AnpreRdruck der Treibwalze besonders niedrig gehalten werden. Deshalb ist bei dieser Spulkopftype der Einsatz der PrazisionsanpreRdruckregelung PCC serienmaillig vorgesehen. t " r c Abb. 15: Spulkopf SW4SLD 104 Abb. 16: Spulkopf SWSS . Jänner LENZINGER 1977 6. Spulköpfe mit automatischem Der Vorgang des Spulenwechsels bei vollautomatischen Spulköpfen kann durch einen Film schm~ller und einfacher beschrieben werden als durch Worte. Ich möchte Ihnen deshalb zum Abschluß meines Vortrags einen Kurzfilm über den Spulenwechsel bei einem solchen Spulkopf vori’ühren. Sie sehen dabei folgende Arbeitsphasen: 2. Nachdem vorgangs Vollspule unten. Betriebsstellung in (das Signal zur Einleitung des Wechselgegeben wurde, dreht sich die Achse der im Uhrzeigersinn, das heißt nach recht,< 3. Gleichzeitig wird das zweite Spannfutter mit den Leerhülsen nach oben auf die Treibwalze zubewegt. In dem Augenblick, in dem Vollspule und Leerhülse die Treibwalze oder Nutwalze berühren, wird der Drehvorgang unterbrochen und die Leerhülse auf die gewünschte Umfangsgeschwindigkeit beschleunigt. 4. Die Fadenübergabe von der Vollspule auf die Leerhülse wird vorgenommen. Auf der Leerhülse wird die Fadenreserve gebildet und der Faden an den Changierfadenführer abgegeben. . Folge 42 Normalerweise steigt bei schnellaufenden Teilen. wie zum Beispiel bei Doppelndrahtspindeln, wo viel Luftreibung auftritt, der Energiebedarf etwa mit der Potenz 2.8. Bei DÖppeldrahtspindelnzwirnt man oft bei höheren Geschwindigkeiten teurer als bei niedrigen - nur wegen des hierfür aufzuwendenden Energiebedarfs. Daher lag es nahe, diese Probleme genauer zu betrachten. Glücklicherweise konnten wir feststellen, daß der Energiebedarf beim Schnellspinnen nur einen ganz untergeordneten Kostenfaktor darstellt. Die genauen Zahlen darüber habe ich zwar jetzt nicht hier, ich wurde aber schätzen, daß die Energiekosten für das Aufsnulen allein - nicht für den Extruderteil - kleiner als !I ‘/s sind. Eine Steigerung auf das Doppelte fällt also prakt:sch nicht ins Gewicht, wenn man berücksichtigt, da13 man aus der gesamten Anlage eine viel höhere Produktion herausholt. Um die Fadenbrüche bei höheren Spinngeschwindigkeiten in der Hand zu behalten, muß man eventuell ein höherwertiges Polymeres einsetzen Obwohl ich kein Fachmann auf diesem Gebiet bin -- das ist ein Problem, das eher die Verfahrenstechniker berührt -, kann ich sagen, daß man durch den Einsatz von Mischern oder Mischtorpedos im Extruder (zur Homogenisierung der Schmelze und zur Verbesserung der Temperaturgleichmäßigkeit) und vor allem auch durch den Einsatz von Zentralfiltern - entweder in Form von Long-liveoder von Non-stop-Filtern - eine beachtliche Verbesserung der Spinnbedingungen erzielen konnte. So stellt die Polymerqualität - meiner Erfahrung nach - beispielsweise bei Spinngeschwindigkeiten bis zu 4000 m/min keinen so entsche:denden Faktor dar. Erfahrungen mit Spinngeschwindigkeiten bis 6000 m/min sind natürlich noch-wenig vorhanden, da diese Geschwindigkeiten bisher nur im Piotmaßstab erreicht werden. Aber auch hier liegen sehr po;jitive Ergebnisse vor, und ich erwarte auf diesem Sektor keine erheblichen Schwierigkeiten. Die Fadenbruchzahlen, die man beim Schnellspinnen erreichen kann - des wissen viele der anwesenden Herren besser als ich --, sind nicht höher als beim Langsamspinnen. Bei den Investitionskosten frir Doffer muß man sich im Einzelfall genau überlegen, welcher Doffer an welcher Stelle der richtige ist. Der positionsintegrierte Doffer (PID) eignet sich nur dann, wenn die Spulerdaufzeit sehr kurz ist, das ist zum Beispiel in Spinnstrecktexturiermaschinen der Fall, wo die Laufzeit 6 bis höchstens 12 Minuten beträgt. Hat man es dagegen mit großen Spulen mit glatten Fäden feinen Titers zu tun und liegt die Laufzeit in der Größenordnung von 2 Stunden, dann wäre es sicher zweckmäßig, eine andere Art von Doffer zu wählen. Wir bieten dafiir einen Servo-Doffer an, der dem Bedienungspersonal zwar das Handhaben der schweren Spulen erleichtert, hinsichtlich Bedienungszeit ,aber praktisch kaum einen Vorteil bringt. Das Umgehen mit den schweren Spulen bringt heute schon Probleme mit sich, und in Zukunft wenn die entsprechenden Arbeitsschutzgesetze eingeführt sein werden - werden es noch mehr sein. Das Handhaben von Spulen mit 16 kg und mehr Gewicht ist als Dauerbeschäftigung praktisch unzumutbar. Wir müssen also dem Kunden die-Möglichkeit geben, die Maschinen genauso schnell zu bedienen, als hätten sie kleine Spulen, damit sich die Kosten nicht zu Ungunsten der größeren Spulen verschieben. Bauer: Spulenwechsel 1. Die Vollspule läuft in normaler Kontakt mit der Treibwalze. BERICHTE 5. Der Revolver dreht sich weiter, sodaß die Vollspule in die untere Ruhelage kommt, während die neue Spule ihre normale Produktionsstellung einnimmt. 6. Die Vollspule wird vom Spannfutter abgeschoben und für den Bedienungsmann bereitgelegt. Dieser hat lediglich die Leerhülsen auf den Spulkopf aufzustecken und die Vollspulenanlage wieder in Wartestellung zu bringen. Im Film sehen Sie eine vollautomatische Einrichtung für Spulenabtransport und Leerhülsenzuführung zum Spulkopf. Hier handelt es sich um das System des positionsintegrierten Doffers, das heißt, unter jedem Spulkopf ist eine Vorrichtung zur Abnahme der Vollspule und zum Aufstecken der Leerhülse vorhanden. Durch eine Transportkette werden im Takt die Vollspulen weggefahren und die Leerhülsen antransportiert. Diese Ausführung eignet sich besonders für Spulmaschinen mit sehr kurzen Spulenlaufzeiten, beispielsweise in Spinnstrecktexturiermaschinen. Diskussion Wir haben deshalb eine ganze Palette von Doffern entwickelt. sodaß wir für jeden Eiinzelfall den für den Kunden am besten geeigneten Koffer anbieten können. Riggert: Welche Möglichkeiten bestehen für eine weitere Steigerung der Geschwindigkeiten? Es ist natürlich klar, daß der Wissenschaftler weiterdenkt und sich nicht mit dem heutigen Stand der Technik zufriedengibt. Ich hatte mir auch überlegt, ob ich nicht über höhere Geschwindigkeiten sprechen sollte, wollte mich dann aber doch mehr darauf beschränken, was heute technisch realisiert werden kann und auch schon realisiert wird. Bauer: Wie groß ist der Energiebedarf bei diesen hohen Aufspulgeschwindigkeiten pro kg oder pro t? Sicher wird er erheblich höher sein als bei langsamen Geschwindigkeiten, wie beispielsweise bei 1000 oder 1200 m/min. Wie häufig treten bei diesen hohen Spulstreckgeschwindigkeiten Fadenbrüche auf? Wie groß ist der Investitionsbedarf? - Diese automatische Wechseleinrichtung ist technisch sehr elegant gelöst, kostet aber sicher sehr viel Geld. Heute, wo man besonders darauf achten muß, daß die Gestehungskosten niedrig bleiben, könnte nämlich die Einsparung von Arbeitskräften durch die um soviel höheren Investitionskosten wieder aufgehoben werden. Studt: Natürlich arbeitet man vers&rsweise bereits mit höheren Geschwindigkeiten, also mit solchen von 6000 bis 8000 m/min, es gibt meines Wissens aber noch keine spezielle Bezeichnung für diesen Geschwindigkeitsbereich. Wenn wir heute vom ,,Superschnellspinnen“ sprechen, müßte man dann vielleicht vom ,,Ultraschnellspinnen“ sprechen. 105 Folge 42 LENZINGER Die erzielten Ergebnisse sind meines Wissens etwas widersprüchlich, möglicherweise deshalb, weil es bisher auf Grund der existierenden Technik noch nicht gelungen ist, genügend konstante Betriebsbedingungen zu erreichen, das heißt, eine Spule über eine oder mehrere Stunden laufen zu lassen, bis sich beispielsweise das thermische Gleichgewicht in der Gesamtanlage eingestellt hat. Ich persönlich habe keine große Meinung von Spinngeschwindigkeiten über 6000 m/min für die Praxis. Es klang in meinem Referat schon etwas an, daß man möglicherweise fertige Fäden durch Streckspinnen nur für Sondereinsatzgebiete herstellen wird. Eine universelle Maschine zur Herstellung von fertigen Fäden sollte meiner Ansicht nach Galetten haben, damit man durch diese Galetten und deren Beheizung die Eigenschaften der Fäden jeweils dem gewünschten Endverbrauchszweck anpassen kann. Sonst ist die Maschine zu einseitig. Riggert: Sie wiesen mit Recht darauf hin, daß der Gleichmäßigkeit der Fadenspannung während des Changierablaufs eine große Bedeutung zukommt. Nun wird aber ein Unterschied in der Aufspulspannung dadurch erzeugt, daß infolge des Changierdreiecks der Weg zwischen Galette und Fadenführer verschieden lang ist. Das kann man jedoch durch verschiedene Nutentiefen wieder ausgleichen. Zusätzlich wirken aber die Trägheitskräfte des Fadens im Umkehrpunkt, und es gibt kaum eine Möglichkeit, deren Unterschiede auszugleichen. Bauer: Ja, das ist richtig - gegen die Trägheitskräfte kann man nicht sehr viel tun. Wenn man einen schnell changierenden Faden beobachtet, so führt er eine Art Peitschbewegung, insbesondere im Bereich der Umkehrung, aus. Man kann versuchen, den Faden etwa durch Anschlagbleche oder ähnliches einzuengen, aber das ruft eine unerwünschte Reibung hervor, und man hat die Verhältnisse dann schlechter als zuvor. Wir haben aber den Eindruck, daß glücklicherweise diese Trägheitskräfte für die Fadenspannungsspitzen bzw. -Schwankungen im Bereich der Umkehr oder über dem des Hubes nicht entscheidend sind. Ich bedaure, da0 ich nicht das Originaldiagramm der Fadenspannungsschwankungen hier gezeigt habe. Es wird darin nämlich sichtbar, daß dem Fadenspannungsverlauf über den Hub tatsächlich noch einzelne Spitzen überlagert sind, die mindestens teilweise von diesen Trägheitskräften herrühren. Mit Hilfe des Uster-Diagramms kann man in einzelnen Fällen die Changierperiode erkennen. Es ist aber beim Schnellspinnen von Polyester 167 dtex möglich, selbst bei galettenlosen Spinnmaschinen, die hierin meistens etwas 106 BERICHTE Jänner 1977 empfindlicher sind, Uster-Werte von ca. 0,6 bis 0,7 zu erreichen. Das zeigt, daß die jetzt noch vorhandenen Störgrößen nicht sehr gravierend sind. Pabst: Sie sprachen vorhin beim Film von einem texturierten Teppichgarn. Sind auch alle Voreinrichtungen den hohen Geschwindigkeiten, mit denen man ein derartiges Garn spinn- bzw. streckspinntexturieren kann. angepaßt? Bauer: Die Entwicklung der SW4R-Spulköpfe für vollautomatischen Fadenwechsel geht auf den Kundenwunsch zurück, speziell für Spinnstrecktexturiermaschinen von Teppichgarnen geeignete Aufspulmaschinen für Geschwindigkeiten im Bereich bis zu ca. 3000 m/min zu erhalten. Wir haben diesem Wunsch entsprechend zuerst die Spulköpfe und dann komplette Maschinen geliefert, wobei das Texturieraggregat für uns eine Blackbox darstellte, da die Kunden sie selbst entwickelt hatten. Wir sind dann dazu übergegangen, auch eigene Entwicklungen in Verbindung mit einem Kunden, der uns gewisse Elemente aus seinen Arbeiten zu übernehmen erlaubte. zu betreiben. Wir haben diese etwas modifiziert und sind heute in der L,age, komplette Spinnstrecktexturiermaschinen anzubieten. Diese sind für Polyamid und Polypropylen im Titerbereich bis zu ca. 2000 dtex (Einzeltiter bei Polypropylen bis zu 30 dtex, bei Nylon bis zu 18 oder 20 dtex) geeignet. Nach allem, was wir von unseren Kunden hören. ist die Qualität der Garne sehr gut. Mit welchem Auslastungsgrad würden Sie bei solchen Anlagen rechnen, bzw. sind die Störungen so, da0 man sie durch den Einbau verschiedener Elemente rasch beheben kann? Wie hoch schätzen Sie die Instandhaltungskosten’? Bauer: Man sollte diese Frage unterteilen, und zwar den Spinnteil, den Texturierteil und den Spulteil betreffend. Am einfachsten läßt sich die Frage beantworten, die sich auf den Spulteil bezieht. Die Spulwechselsicherheit von vollautomatischen Spulköpfen liegt über 99”/11 - also im Hinblick darauf ist die Maschine sehr betriebssicher. Was den Spinnteil anbelangt, so hat man hier mit Unterbrechungen - verursacht durch die beschränkte Düsenstandzeit, die wieder von den Filtern, den Durchsatzmengen, der Polymerqualität usw. abhängt - zu rechnen. Gegenüber den Verhältnissen, die heute an einer Spinnanlage herrschen, wird sich hier nicht sehr viel ändern. Der Texturierteil ist eigentlich in den seltensten Fällen -Anlaß zu Störungen. Diese treten bei solch hohen Durchsatzmengen vorzugsweise im Spinnteil auf, und zwar lt-egen der begrenzten Lebenszeit von Düsen, Filtern usw. Pabst: