wir wollen euch!

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wir wollen euch!
Lescheder Esch 5
48488 Emsbüren
Telefon 0 59 03-93 55 40
www.teepen-metall.de
DIEWIRTSCHAFT.NOZ.DE
DIE WICHTIGSTEN TERMINE SEITE 32
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
AUSGABE 01/16
WIR
WOLLEN
EUCH!
Retten Flüchtlinge die
Unternehmen aus
der Personalnot?
EINZELPREIS 1,90 €
In dieser Ausgabe:
STANDORTPORTRÄT
GEMEINDE
RHEDE (EMS)
MACHER &
MÄRKTE
Überraschungserfolg
aus Haselünne: die
Limo „Mio Mio Mate“
Seite 3
SPEZIAL
WIRTSCHAFT
& WISSENSCHAFT
Wie Unternehmen
und Hochschulen der
Region sich vernetzen
Seiten 9 bis 16
GELD &
GESCHÄFT
Foto: imago/Leemage
Montage: Matthias Michel
Foto: imago/Leemage
Montage: Matthias Michel
Die Vorstellung
ist verlockend:
Junge, leistungswillige
Flüchtlinge könnten die
wachsenden Personallücken
in den Belegschaften füllen.
Das hoffen Manager in der Region.
Aber die Hürden sind hoch, und
die Zweifel nehmen zu. Seiten 4 und 5
Die interessantesten
Immobilien-Standorte
im Nordwesten
Seite 20/21
LEBEN &
LEIDENSCHAFT
Dorfgemeinschaft 2.0:
Wie wir künftig auf
dem Land leben werden
Seiten 28/29
Emco bleibt in der Familie
Nach dem Tod von Harald Müller führt Christian Gnaß die Lingener Unternehmensgruppe
VON THOMAS PERTZ
LINGEN. Zwischen Christian
Gnaß und Harald Müller stimmte die Chemie. „Wir haben Tür
an Tür zusammengearbeitet“,
beschreibt der nun alleinige Geschäftsführer der Emco-Gruppe
das gute Verhältnis zu der Unternehmerpersönlichkeit. Müller war im Dezember 2015 im
Alter von 74 Jahren gestorben.
„Der Verlust trifft uns sehr – sowohl aus menschlicher und persönlicher wie auch aus unternehmerischer Sicht“, betont Gnaß.
Müller war Visionär, Entscheider
und Gesicht des Unternehmens
mit seinen Geschäftsbereichen
Badausstattung, Bau- und Klimatechnik, Büro- und Befestigungstechnik sowie Elektrorollern. Weltweit sind 1200 Mitarbeiter bei der
Emco-Gruppe beschäftigt, rund
600 davon allein in Lingen. Mit
drei Werken, Verwaltung sowie
Forschungs- und Entwicklungszentrum bleibt die Emsstadt größter Standort in der Gruppe.
Der Tod von Müller bedeutet in
der strategischen Ausrichtung von
Emco keine Zäsur. Die Nachfolgeregelung war langfristig vorbereitet. Gnaß war 2008 als technischer
Geschäftsführer zu Emco gekommen. Der 54-jährige gebürtige Bielefelder hatte als studierter Maschinenbautechniker zuvor leitende Funktionen in der Autoindust-
Christian Gnaß, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Emco. Foto: Thomas Pertz
rie inne, unter anderem in Detroit,
USA. 2012 ernannte ihn Müller
zum Sprecher der Geschäftsführung. Gnaß übernahm das operative Geschäft, während sich Müller
auf die Strategie konzentrierte.
Die Investitionen von Emco in die
Elektromobilität – das Unternehmen ist heute Marktführer bei
Elektrorollern in Deutschland –
gehen auf seine Impulse zurück.
Auch wenn Gnaß nun die alleinige Geschäftsführung innehat,
bleibt Emco ein Familienunternehmen. Die Familie Müller hält
die Mehrheitsanteile und nimmt
eine aktive Rolle in der Gesellschafterversammlung ein. „Sie begleitet die strategische Ausrichtung der Gruppe“, erklärt der 54Jährige, der ebenfalls Anteile an
Emco hält.
Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr mit über 150 Millionen Euro den bislang höchsten
Umsatz der 70-jährigen Firmengeschichte erzielt.
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
MACHER &
MÄRKTE
SPEZIAL
MACHER &
MÄRKTE
WIRTSCHAFT &
WISSENSCHAFT
2
GELD &
GESCHÄFT
LEBEN &
LEIDENSCHAFT
1 | Emco
9 | Start-up Feelspace
17 | Nachhaltigkeit
25 | JVA Lingen
Große Fußstapfen:
Christian Gnaß tritt die Nachfolge
von Harald Müller an.
Studentinnen entwickeln
einen Navigationsgürtel
für Sehbehinderte.
Die ersten von der IHK
zertifizierten CSR-Manager
legen los.
Geschenkartikel aus dem
„Knastlädchen“ und
dem Online-Shop der Justiz.
2 | Editorial
10 | Schlaue Landtechnik
17 | UPM Kymmene
26 | Kultautos
Chance und Pflicht –
Berthold Hamelmann
über die Fluchtbewegung.
Forschungskooperationen
haben die Agrartechnik
an die Spitze gebracht.
Der Emsländer Bernd Eikens
übernimmt das Asien-Geschäft
des finnischen Papierkonzerns.
Timo Welink haucht
Karmann Ghia & Co.
neues Leben ein.
3 | Vivaris/Berentzen
11 | Manager und Dozent
18 | Ein Jahr Mindestlohn
27 | Maßkonfektion
Der Getränkehersteller
überrascht mit seiner
Erfolgslimo Mio Mio Mate.
Eine Firma führen und
zugleich an der Hochschule lehren?
Geht, sagt Lars Harden.
Wie Betriebe in der Region
unter den neuen
Bedingungen arbeiten.
Henning Tepe macht
Männern Mut
zum kleinen Stilbruch.
4/5 | Flüchtlinge
12/13 | Firmen und Forscher
19 | Windhoff
28/29 | Dorfleben 2.0
Unternehmen in der Region
wollen sich das Potenzial
der Zuwanderer erschließen.
Wie das Netzwerk von
Unternehmen und Hochschulen
der Wirtschaftsregion nützt.
Das Unternehmen aus Rheine
ist bekannt für Bahntechnik
und eine seltsame Aktie.
Wissenschaftler erforschen,
wie Senioren auf dem Land
in Zukunft leben werden.
6 | Soufeina Hamed
14 | Duales Studium
20/21 | Immobilienpreise
30 | Kaffeeröster
Sie studierte in Osnabrück.
Jetzt hilft sie Managern,
sich zu engagieren.
Tomke Siemens wird
Schiffbauerin – an der Hochschule
und auf der Meyer Werft.
Was Wohneigentum
an den wichtigsten Standorten
im Nordwesten kostet.
Drei Gründer setzen
die Osnabrücker Tradition
der feinen braunen Bohne fort.
7 | Volkswagen
15 | Hochschule Emden/Leer
22 | Finanzmarkt
31 | Heiliger Benedikt!
Was die Krise des Konzerns
für seine Zulieferer
in der Region bedeutet.
Die maritime Talentschmiede
bildet Nachwuchs für
die Schifffahrt aus.
So investieren die
wohlhabendsten Anleger
der Region in unruhigen Zeiten.
Von dem Einsiedler
der Spätantike können
Manager einiges lernen.
8 | Adidas
16 | Gartencenter Klukkert
23 | Digitale Preisschilder
32 | Gesichter der Wirtschaft
Nach den Protesten von
Leiharbeitern pendelt
der Betrieb in Rieste sich ein.
Auch kleine Unternehmen
machen sich die angewandte
Wissenschaft zunutze.
Die neue Technik kommt,
aber der Handel im
Nordwesten hat keine Eile.
Neujahrsempfänge, Weller-Gala,
Osnabrücker Mahlzeit, Marketingpreis Münster/Osnabrück
Unternehmens- und Personenindex
UNTERNEHMEN
Adidas.................................................. 8
Amazonen-Werke............................ 10
Bankhaus Hallbaum.......................22
Bankhaus Lampe ............................22
Barösta ..............................................30
Berentzen-Gruppe ...................... 3, 17
Bitnamic.......................................12/13
Boge Elastmetall ............................... 7
Budelmann Elektronik .................. 13
Claas................................................... 10
Commerzbank..................................22
Continental....................................7, 19
Delticom............................................ 19
Emco .....................................................1
Feelspace............................................. 9
Felix Schoeller Holding ............12/13
Ferdinands........................................30
Georgsmarienhütte Holding ........ 19
Grimme ............................................. 10
Hamm Reno Group ...................12/13
Hartmann Reederei.........................15
Hellmann Worldwide Logistics...4/5
Intan ............................................... 4/5
Iotec ..............................................12/13
Kaffee 1871 ........................................30
Kikxxl............................................... 4/5
Klukkert Gartencenter................... 16
Kotte................................................... 10
Krone ................................................. 10
Meyer Werft ............................... 13, 14
Norddeutsche Landesbank............. 7
NOZ Medien................................12/13
Piepenbrock ................................12, 17
Rofa-Bekleidungswerk..............12/13
Rosen ............................................12/13
Schuko H. Schulte-Südhoff............17
Tepe.men........................................... 27
Textilaufbereitung Riehemann.... 18
UPM Nordland Papier ....................17
Vectron Systems .............................. 19
Vivaris.................................................. 3
Volkswagen................................... 7, 26
Windhoff Bahnund Anlagentechnik....................... 19
PERSONEN
Aryus-Böckmann, Elisabeth ......... 18
Bartels, Simon ............................... 4/5
Bentin, Marcus .................................15
Bremer, Torsten................................. 7
Brink, Hannes.................................. 16
Degenhart, Elmar ............................. 7
Dreyer, Christian.............................32
Dudenhöffer, Ferdinand.................. 7
Duin, Garrelt....................................32
Eikens, Bernd....................................17
Faustin, Dirk ....................................22
Feldmann, Horst ........................... 4/5
Gerring, Claudio............................ 4/5
Giesen, Christian........................... 4/5
Gnaß, Christian ..................................1
Graf, Marco.......................................32
Grimme, Christof ......................10, 32
Hamed, Soufeina............................... 6
Harden, Lars .....................................11
Harting, Dietmar ............................32
Harting, Margit ...............................32
Harting, Philip.................................32
Harting-Hertz, Maresa...................32
Hawighorst, Heiner ........................ 18
Hebrok, Jörn ....................................32
Hirschfeld, Jana ............................. 32
Hoff, Carsten ..............................10, 32
Hundertmark, Friedhelm................ 8
Ickerott, Ingmar ........................28/29
Kaiser, Jochen..................................30
Kilbert, Patricia ................................17
Klusmann, Ira..................................32
Kolbe, Günther ................................ 14
König, Peter........................................ 9
König, Sabine..................................... 9
Konjer, Berthold..............................32
Kremer, Andreas ........................... 4/5
Lagemann, Manuela Maria...........32
Lampe, Johannes ............................32
Lüerßen, Dirk .............................12/13
Maag, Dirk........................................22
Montag, Christian...........................22
Müller, Henning ........................10, 32
Nerlinger, Thomas ....................28/29
Neubrech, Thorsten........................32
Nieber, Mandy ................................... 8
Oltmer, Jochen............................... 4/5
Pistorius, Boris .............................. 4/5
Qirezi, Ylli.........................................30
Raker, Maggy ................................. 4/5
Ricken, Matthias ........................... 4/5
Riehemann, Hans-Jürgen ............. 18
Rudolph, Stefan................................17
Ruschhaupt, Sven ......................... 4/5
Schlichter, Martin ......................... 4/5
Schröer, Stephan ............................. 31
Schübel, Frank................................... 3
Schumacher, Uwe ............................. 8
Schwindeler, Antje...........................17
Schwope, Frank ................................. 7
Siemens, Tomke............................... 14
Spiering, Rainer ........................10, 32
Susen, Stephan .................................. 3
Tepe, Henning.................................. 27
Tomas, Carlos...................................30
Wache, Susan ..................................... 9
Weil, Stephan.......................10, 18, 32
Welink, Timo....................................26
Weller, Burkhard.............................32
Welzel, Angelika ..............................32
Yildirim, Erden.............................. 4/5
E D I TO R I A L
FLÜCHTLINGE
Fordern
und fördern
VON BERTHOLD HAMELMANN
D
er politische Streit um den
richtigen Umgang mit dem
Thema Flüchtlinge nimmt weiter
an Schärfe zu. Ein Ende ist nicht
absehbar. Wie auch.
Das Ausmaß dieser Völkerwanderung wird – wie der Blick in Geschichtsbücher erahnen lässt –
noch Umwälzungen ungeahnter
Tragweite auslösen. Das Versagen
Europas, der Rückfall in Kleinstaaterei, der den politischen Blick
vieler an der jeweiligen Staatsgrenze enden lässt, weckt berechtigte Ängste. Wer dabei wie Bundeskanzlerin Merkel versucht, das
große Ganze zu sehen, steht ziemlich alleine da.
Sei es drum. Der Alltag muss
bewältigt werden. Flüchtlinge leben inzwischen in einem immer
noch nicht genau bekannten Umfang in Deutschland. Merkels „Wir
schaffen das“ bedarf der Konkretisierung etwa in dem Sinne „Wir
müssen es schaffen, dass die
Flüchtlinge es schaffen“. Je eher
dieser Personenkreis die Chance
erhält, hier zu arbeiten, desto seltener versinkt er in Perspektivlosigkeit und fällt den Sozialsystemen zur Last. Die ersten Jahre
sind auch hier entscheidend.
Läuft es gut, verjüngen Flüchtlinge unser Land, gründen Unternehmen, helfen in begrenztem
Maß beim Überwinden des Fachkräftemangels und tragen zur Entwicklung unserer Gesellschaft bei.
Sprachkenntnisse sind dabei
das A und O. Deutschkurse für
Ausländer boomen, nur ein Beleg
dafür, dass der Wille zur Integration bei vielen Flüchtlingen vorhanden ist.
Unternehmen, Institutionen
und Organisationen, die sich in
diesem Sinne um Flüchtlinge
kümmern, sind Leuchttürme, die
auch unsere Region braucht. Enttäuschungen auf beiden Seiten
wird es geben. Fordern und fördern lautet die zukunftsgerichtete
Devise, die Verständnis, Zeit und
Geld verlangt.
Jahre
Vier Marken – eine starke Gruppe
emco bad, emco bau und emco klima decken unterschiedliche Bereiche der Gebäudetechnik und Raumausstattung ab.
Novus office und Dahle office liefert innovative Bürotechnik und emco e-scooter Elektromobilität mit Zukunft.
Erwin Müller GmbH • Breslauer Str. 34-38 • 49808 Lingen • Tel. (0591) 9140-0 • [email protected] • www.emco-group.de
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
MACHER & MÄRKTE
Hauptstadtfähiger
Überraschungshit
aus Haselünne
Mit der Limonade Mio Mio Mate belegt der
Getränkehersteller Vivaris auf Anhieb Platz zwei
Stephan Susen, Geschäftsführer der Berentzen-Tochter Vivaris.
VON CHRISTIAN LANG
HASELÜNNE. Es war Liebe auf den
zweiten Blick. Als ihre Handelspartner vor wenigen Jahren mit
der Produkt-Idee Mio Mio Mate
auf sie zukamen, waren die Strategen des Haselünner Getränkeherstellers Vivaris zunächst
skeptisch. Inzwischen hat sich
die Mate-Limonade zur „Perle
im Sortiment“ entwickelt.
Sie hatten zwar beobachtet, wie
die bis dahin eher unbekannte
fränkische Brauerei Loscher mit
ihrer Limonade „Club Mate“ aus
dem Nichts heraus ein Kult-Getränk erfand. Doch den Vorschlag,
selbst ein Getränk aus der in Südamerika verbreiteten Pflanze zu
produzieren, fand die Führungsetage der Berentzen-Tochter erst
abwegig. Erst nach und nach sei
die Überzeugung gereift, auch auf
den Mate-Zug aufzuspringen, sagt
Vivaris-Geschäftsführer Stephan
Susen.
Die Entscheidung war goldrichtig. Mittlerweile hat sich Mio Mio
Mate sogar zur Vorzeigemarke von
Vivaris entwickelt oder – wie Su-
sen es ausdrückt – zur „Perle im
Sortiment“. Seit drei Jahren im
Handel erhältlich, verschafft das
koffeinhaltige Getränk dem bisher
eher im norddeutschen Raum bekannten Hersteller deutschlandweite Beachtung. Seinen Siegeszug
startete Mio Mio Mate in Berlin,
das schon zuvor als Mate-Hochburg galt. Von dort aus wuchs das
Verbreitungsgebiet. Mittlerweile
ist Mio Mio Mate das erste Pro-
„Wir wollen
nicht
Mainstream
werden.“
Stephan Susen, Vivaris
Reichweite über Norddeutschland hinaus gewonnen: Mio-Mio-Mate-Abfüllung bei Vivaris im
emsländischen Haselünne.
Fotos : Vivaris
dukt von Vivaris,
das in der gesamten Bundesrepublik
verkauft wird. Auch
für Mutterkonzern
Berentzen hat das
aufputschende Getränk eine hohe Bedeutung: „Mio Mio
Mate ist die erfolgreichste Neueinführung des nicht alkoholischen
Bereichs,
der kumuliert für
rund 38 Prozent des
Konzernumsatzes
steht“, sagte Frank
Schübel,
Vorstandssprecher der Berentzen-Gruppe, im vergangenen Juni. Das belegen auch die Zahlen:
2015 hat Vivaris insgesamt 3,8 Millionen Liter
seiner Mio-Mio-Getränke verkauft. Dazu gehören neben der Mate-Limo auch die Varianten
Cola und Cola Zero.
Rund 7,8 Millionen Flaschen wurden laut Firmenangaben im vergangenen Jahr befüllt. Deshalb hat der Mutterkonzern von Vivaris angekündigt, den Vertrieb von Mio
Mio Mate noch deutlich
auszubauen.
Erwartbar sei dieser Erfolg nicht gewesen, gibt Susen
zu. „Am Anfang waren wir sehr
skeptisch, aber die Erkenntnis,
dass es etwas werden kann, ist
dann doch ziemlich schnell gereift“, so der Geschäftsführer.
Doch worin liegen die Gründe
für den Erfolg des Getränks? Das
hat laut Susen zum einen viel mit
einem veränderten Konsumverhalten der Verbraucher zu tun. Die
Kunden wollten mittlerweile viel
ausprobieren, die Getränkebranche müsse sich daher mit stetig
neuen
Produkten
anpassen.
„Nichts ist so beständig wie der
Wandel, lautet das Motto“, sagt
der Geschäftsführer. In diesem Zuge lägen vor allem kleinere Hersteller im Trend. Kunden seien auf
der Suche nach Produkten, mit de-
nen sie sich
abheben können. „Sie
versuchen sich mit den Getränken
auszudrücken“, sagt Susen.
Ein Getränk als Distinktionsmerkmal – um dieses Bedürfnis zu
befriedigen, verzichtet Vivaris bei
Mio Mio Mate fast komplett auf
Werbung und Marketing. „Wir
wollen nicht Mainstream werden“,
so der Geschäftsführer.
Als eine reine Kopie von Club
Mate möchte Vivaris sein Produkt
nicht verstehen. Mio Mio Mate
setze eigene Akzente und hebe
sich sowohl in Optik als auch im
Geschmack von der Vorreiterbrause aus Franken ab. „Mio Mio Mate
schmeckt gefälliger und limonadiger“, sagt Susen. Dadurch werde
eine breitere Verbrauchergruppe
angesprochen. Abgefüllt wird das
Getränk in bauchigen Flaschen,
die an schon vergangen geglaubte
Zeiten erinnern sollen – eine bewusste Marketingstrategie. „Retro
liegt im Trend“, sagt Susen. Eine
weitere bewusste Entscheidung
des Unternehmens beim Design
der Flasche: Wie beim Platzhirschen Club Mate ist sie aus Glas,
und es gibt Pfand drauf. Damit ist
das
Mio-Mio-Behältnis
zwar
schwerer zu tragen als eine PETFlasche, dafür aber umweltfreundlicher. „Glas ist im Kommen. Vor
allem für junge Leute ist umweltbewusstes Handeln mittlerweile
ein großes Thema“, sagt der Vivaris-Geschäftsführer.
Genau diese gehören zur Zielgruppe, die Vivaris mit Mio Mio
Mate ansprechen möchte: Vor allem Studenten und junge Berufstätige sind laut Susen die Hauptabnehmer der Brause. Mit dem
hippen Szenegetränk hat das Unternehmen noch viel vor: Schon
jetzt sei Mio Mio Mate auf dem
deutschen Markt die Nummer
zwei bei den Mate-Getränken –
trotz vieler Konkurrenten. Dies ist
aber nicht genug für das Unternehmen. „Club Mate ist uns zwar
noch weit voraus. Aber auf Dauer
möchten wir dem Getränk den
Rang ablaufen“, sagt Susen. Das
Wachstumspotenzial sei riesig –
Susen vergleicht das Produkt noch
mit einem kleinen Pflänzchen.
„Aber ein Pflänzchen, das bei uns
gehegt und gepflegt wird!“
Das ideale
Umfeld.
Unternehmer im ecopark wissen:
Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen, da
leisten sie gute Arbeit. Investieren
auch Sie in ein gutes Umfeld – für Ihre
Mitarbeiter und für Ihr Unternehmen.
Im ecopark an der Hansalinie A1.
ecopark – der Qualitätsstandort.
5
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
MACHER & MÄRKTE
MACHER & MÄRKTE
Acht Wochen
Deutschland
für Anfänger
„Sprache, Sprache, Sprrache!“
Unternehmen in der Region wollen Flüchtlinge für die Arbeit in ihren Betrieb
ben fit
fii machen
Hoffnung auf ein
Mittel gegen den
Fachkräftemangel.
Fahrer? Logistiker?
Sachbearbeiter?
Callcenter-Agenten?
Ohne ausreichende
Deutschkenntnisse kaum
Chancen auf Arbeit.
VON BERTOLD HAMELMANN
UND CHRISTIAN SCHAUDWET
OSNABRÜCK. Mehr als 100 000
Flüchtlinge kamen im vergangenen Jahr nach Niedersachsen.
Unternehmen im Raum Osnabrück-Emsland wollen etwas für
die Ankommenden tun – und von
ihnen profitieren. Firmen wie
Kikxxl, Intan und Hellmann hoffen auf Nachwuchskräfte für die
Zukunft. Doch Integration ist ein
mühsames Geschäft.
Wenn Raher Abdelrahman eine Treppe im Bürogebäude des Osnabrücker
Callcenter-Dienstleisers Kikxxl hinuntergeht, stützt er sich mit beiden
Händen auf den Handläufen ab. Raher war neun, als eine Mine unter
ihm explodierte, damals in seinem
Heimatort Malta im Nordirak.
Außer beim Treppengehen ist ihm
die Beinprothese kaum anzumerken.
Der junge Kurde wurde 1995 zur medizinischen
Versorgung
nach
Deutschland gebracht. Seine Familie
erhielt Asyl, Raher ging zur Schule
und absolvierte eine Ausbildung zum
Einzelhandelskaufmann. Seit vier
Jahren arbeitet er nun bei Kikxxl.
„Dass dieses Unternehmen so stark
auf Migranten setzt, finde ich genial“,
sagt er.
Kikxxl-Chef Andreas Kremer hat
gute Erfahrungen mit Flüchtlingen
und Zuwanderern aus aller Welt gemacht. Viele seiner 1700 Mitarbeiter
haben Migrationshintergrund. An
den Kikxxl-Standorten Osnabrück,
Bremen, Dortmund und Bochum arbeiten Menschen aus 30 Nationen.
„Wir haben Migranten auf allen Hierarchie-Ebenen. Das gehört zu unserer
Unternehmenskultur“, sagt Kremer,
der das Unternehmen gemeinsam
mit Erden Yildirim führt. Der Mitgesellschafter hat türkische Wurzeln.
Den Konflikt über den Umgang
mit der Fluchtbewegung, der
Deutschland und die EU zu spalten
scheint, beurteilt der Unternehmer
pragmatisch: „Natürlich ist es eine
riesige Herausforderung, aber zu-
Mahabad Mahsud,
Mitarbeiterin bei
Kikxxl in Osnabrück,
wurde in Deutschland geboren.In der
Belegschaft der Callcenter-Gruppe mit
Standorten auch
in Bremen,Bochum
und Dortmund
sind 30 Nationen
vertreten.
nächst geht es vor allem um Finanzierung.“ Alles andere, sagt Kremer,
könne die Gesellschaft bewältigen.
„Den Unterschieden in Kultur und
Religion kann man sich doch stellen.“
Angesichts der niedrigen Geburtenrate der angestammten Bevölkerung und eines bereits viele Branchen schmerzenden Arbeitskräftemangels betrachtet der 46-Jährige
die Massenankunft Zufluchtsuchender als Riesenchance für die Wirtschaft der Region. „In zehn bis 15
Jahren können diese Menschen für
uns ein Segen sein.“
Sein Optimismus eint Kremer mit
dem niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius, der Mitte Februar
in Osnabrück Unternehmen dazu
aufrief, sich für Integration einzusetzen: „Gerade Sie, die in der Wirtschaft Tätigen, haben enorme Möglichkeiten, als Multiplikatoren für
dieses Thema zu werben“, sagte Pistorius. Zuwanderung liege unter demografischen Gesichtspunkten im
Interesse der Wirtschaft. Und Unternehmen seien in einer hervorragenden Position, um der Verunsicherung
der Bevölkerung durch Falschmeldungen über Flüchtlinge und der
teils verrohten Diskussion in sozialen
IHK: 45 Prozent
der Firmen sind
bereit, junge
Flüchtlinge
auszubilden.
Netzwerken entgegenzuwirken, sagte
der frühere Osnabrücker Oberbürgermeister.
Der Wunsch, mit Kikxxl selbst etwas für die Integration Ankommender zu tun, war bei Kremer schon
lange gereift. Die Idee zum „Kernteam Flüchtlingsinitiative“ entstand
bei einer Begegnung mit dem Schauspieler Til Schweiger, der in Osnabrück eine große Flüchtlingsunterkunft der Diakonie unterstützt. Mit
dem eigens für die Initiative gegrün-
deten Arbeitskreis wollen Kikxxl, das
Logistikunternehmen Hellmann, der
Mediendienstleister Intan, die regionale IHK sowie in Osnabrück die
Wirtschaftsförderung, das Jobcenter,
die Agentur für Arbeit, die Stadt und
die Diakonie Flüchtlingen Sprachkurse und Praktika in Betrieben ermöglichen.
Das soll rasch geschehen – auch
schon vor der Entscheidung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge über die Asylbewilligung oder -ablehnung. Denn die Behörde ist so
überlastet, dass Flüchtlinge in Erstaufnahmestellen wie in BramscheHesepe bei Osnabrück bis zu sechs
Monate warten müssen, bevor sie ihre Asylanträge überhaupt stellen dürfen. Dann erst beginnt die oft mehrere Monate dauernde Bearbeitung ihres Falls.
Allzu konkret sind die Vorstellungen der Unternehmen noch nicht.
Vor allem beim Deutschlernen wollen
sie helfen, etwa durch das Bereitstellen von Unterrichtsräumen.
„Sprache, Sprache, Sprache – dann
sind die Flüchtlinge je nach ihrer in
der Heimat erworbenen Qualifikation in verschiedenen Bereichen einsetzbar“, sagt Maggy Raker, die für
Intan in dem Arbeitskreis mitwirkt.
Mit ausreichenden Deutschkenntnissen könnten die Ankommenden in
der IT, der Verwaltung oder im Kundendienst arbeiten.
„Eine gewisse Sprachkompetenz in
Deutsch und Englisch“ erwartet auch
Hellmann-Personalchef Claudio Gerring von Job-Kandidaten aus den
Reihen der Flüchtlinge. Hellmann
wolle ihnen aus gesellschaftspolitischem Verantwortungsbewusstsein
eine Perspektive bieten. Allerdings
nicht ganz ohne Eigennutz – weil
nämlich „die Flüchtlinge von heute
die Fachkräfte von morgen sein können“, so Gerring. Einsatzmöglichkeiten sieht Hellmann beispielsweise im
Frachtumschlag in Lagern, im Fuhrpark, im Werkschutz, im Vertrieb
und im Personalwesen. Dort könnten
Zuwanderer ihre interkulturelle Erfahrung einbringen.
Die Logistikbranche klagt seit Jahren über Fahrermangel, Lagerfachleute sind ebenfalls knapp. Auch für
Callcenterbetreiber wird der Personalmarkt enger. Kikxxl-Chef Kremer
hofft deshalb, auch mithilfe von Zuwanderern die nötige Personalstärke
seines Unternehmens halten zu können. Sonst, sagt er, müssten deutsche
Callenter irgendwann in Länder abwandern, in denen sie noch genügend Bewerber fänden.
Fast 40 Prozent der der IHK-Unternehmen in der Region sehen im
Fachkräftemangel das größte Geschäftsrisiko. Eine Umfrage der Kam-
In Meppen üben Flüchtlinge
für eine Zukunft als Handwerker
VON ANN-CHRISTIN FISCHER
MEPPEN. Flüchtlinge schnell und
unkompliziert in Ausbildung und
Arbeit bringen – das ist auch beim
Berufsbildungs- und Technologiezentrum des Handwerks (BTZ)
und der Agentur für Arbeit in
Meppen Tagesthema. Vor Kurzem
begann am Meppener BTZ-Standort die sogenannten PerF-Maßnahme.
Seit Jahren zu Hause in der deutschen Berufswelt: Ümit Dursum (l.) und Raher Abdelrahman (r.),in den Neunzigerjahren als Flüchtlinge nach
h Deutschland gekommen,arbeiten beim Callcenter-Dienstleister Kikxxl in Osnabrück.Ihr Chef Andreas Kremer (M.) ist stolz auf den Mix der Kulturen in seinem Unternehmen.
mer Ende 2015 ergab: Im Emsland,
im Raum Osnabrück und in der Grafschaft Bentheim sind 45 Prozent der
Firmen bereit, jugendliche Flüchtlinge auszubilden. Die Hälfte möchte
Praktika anbieten. Und ein Viertel
würde qualifizierte Flüchtlinge als
Fachkräfte einstellen.
Werden also Flüchtlinge den Wirtschaftsraum Osnabrück/Emsland vor
den Folgen der demografischen Alterung Deutschlands bewahren – vor
einem Abwärtstrend, dem zuallererst
kleine und mittlere Unternehmen
zum Opfer fallen könnten?
Von Euphorie keine Spur: Die IHK
hat zwar in einem Acht-Punkte-Aktionsprogramm niedergelegt, wie sie
die Integration von Flüchtlingen in
die Wirtschaftswelt unterstützen will.
Doch ihr Präsident Martin Schlichter
erhofft sich von den Ankommenden
allenfalls auf lange Sicht Entlastung:
„Der viel beschriebene syrische Arzt
ist eher die Ausnahme“, sagt Schlichter. Das Ausbildungsniveau der meisten Flüchtlinge sei nicht besonders
hoch. „Für mich sind diese Menschen
deshalb auch weniger die Fachkräfte
von morgen als vielmehr die Fachkräfte von übermorgen.“
Auch die sechs niedersächsischen
Handwerkskammern treibt das Thema um. Sie haben sich in Zusammenarbeit mit dem Land, der Bundesagentur für Arbeit und den Landkreisen beim „Integrationsprojekt Handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge
und Asylbewerber“ (IHAFA) vorgenommen, 555 Flüchtlinge auszubilden oder als Fachkraft einzustellen.
Ein sehr ambitioniertes Vorhaben,
wie Sven Ruschhaupt inzwischen
weiß. Der Hauptgeschäftsführer der
Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim fasst zusammen: „Es ist ein zähes Unterfangen. Vielleicht haben wir das Angebot zu früh gemacht.“ Im Rahmen
des Ende 2015 gestarteten Projekts
sollen Asylsuchende und Flüchtlinge
für Handwerksausbildungen im Ausbildungsjahr 2016/17 fit gemacht werden.
Etwa 30 Flüchtlinge aus dem Emsland und 45 aus der Stadt und dem
Landkreis Osnabrück sollten bis zum
1. August als Azubis bereitstehen.
„Für den Bereich Osnabrück haben
wir bislang nur 14 Bewerber“, sagt
Ruschhaupt.
Denn die auch von der Politik propagierte Herausforderung, Flüchtlinge zu integrieren und schnell in Ausbildung und Arbeit zu bringen, scheitere in der Praxis häufig bereits an
fehlenden Deutschkenntnissen oder
an mangelnder beruflicher Kompetenz. „Und ohne Vorkenntnisse sind
unsere Qualitätsansprüche nicht zu
halten.“
Im Vergleich zu Deutschen oder
Menschen mit Migrationshintergrund, die schon länger in der Bundesrepublik lebten, „müssen die
„Wer hierher
kommt, muss
sich sich
anpassen,
das ist klar.“
Ümit Dursum, Kikxxl
Flüchtlinge in vielen Bereichen sehr
viel lernen, um hier überhaupt Fuß
fassen zu können“, so die nüchterne
Erkenntnis des Hauptgeschäftsführers. „Integration ist keine Frage von
Monaten, sondern von Jahren.“
Auch sei dieser Personenkreis nur
„ein kleiner Puzzlebestandteil“, um
den Facharbeitermangel zu beheben.
Ihn als die Lösung für alle demografischen Probleme des Arbeitsmarkts zu
sehen sei illusorisch. Es brauche
„Zeit, Geduld und Geld“, um dieses
Potenzial zu erschließen.
Zeit, die Raher Abdelrahman genutzt hat, seit er vor 20 Jahren als
Kriegsflüchtling nach Deutschland
kam. Und die er weiterhin nutzt, um
sich weiterzuentwickeln: Neben seinem Job bei Kikxxl, wo er Breitband-Datenvolumen der Deutschen
Telekom vermarktet, macht er eine
Ausbildung zum Heilpraktiker.
Wenn der 29-Jährige Bilder von
Flüchtlingen sieht, die erschöpft auf
deutschen Bahnhöfen eintreffen, erinnert er sich an die schlimmen Tage
seiner eigenen Flucht. Eines aber sei
heute anders: „Es kommen viel
mehr.“ Abdelrahman bezweifelt, dass
die Bundesregierung die Flüchtlingszuwanderung im Griff hat. Aber auch
die Ankommenden seien in der
Pflicht: „Ich rate jedem, schnell die
Sprache zu lernen.“ Gute Sprachkenntnisse, sagt Abdelrahman, seien
unerlässlich für eine Zukunft in
Deutschland.
Bei Kikxxl findet Integration teils
auch in umgekehrter Richtung statt:
„In unserem Team sprechen sich die
Jungs mit ‚Bruder’ an“, sagt Abdelrahmans Kollege Ümit Dursum.
„Auch Deutsche“. Bei Betriebssommerfesten glüht neben dem regulären Grill stets auch ein Grill, auf dem
„Halal“-Fleisch brutzelt, vorbereitet
nach islamischen Regeln.
Das Zusammenleben bei Kikxxl sei
INITIATIVEN IN DER REGION
Wie Firmen und Flüchtlinge zusammenkommen
Das Projekt „Kompetenzen erkennen –
Gut ankommen in
Niedersachsen“ erfasst
Qualifikationen von
Flüchtlingen in den Aufnahmeeinrichtungen.
fluechtlinge.niedersachsen.de
IHFA steht für
„Integrationsprojekt
Handwerkliche
Ausbildung für
Flüchtlinge und Asylbewerber“. Es gibt
Flüchtlingen die Möglichkeit, sprachliche und
handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen und
in Betriebspraktika
anzuwenden.
btz-osnabrueck.de
btz-handwerk.de
Die Zentrale Beratungsstelle Arbeitsmarkt und Flüchtlinge
der Caritas Osnabrück
unterstützt Unternehmen, die Flüchtlinge
einstellen wollen.
caritas-os.de
Arbeitsmöglichkeiten
in der Agrarbranche
ungetrübt von der zunehmend kontroversen
Flüchtlingsdebatte
in
Deutschland, sagt Ümit Dursum, der
mit sieben Jahren als Flüchtling aus
dem kurdischen Teil der Türkei nach
Deutschland kam. Doch er war schockiert, als er von den Silvester-Übergriffen durch Migranten auf Frauen
am Kölner Hauptbahnhof erfuhr.
„Wer hierher kommt, muss sich benehmen und sich anpassen, das ist
völlig klar“, sagt der 28-Jährige.
Dursum und Abdelrahman fürchten, als junge Männer mit Migrationshintergrund mit den Tätern von
Köln gleichgesetzt zu werden. Und
sie glauben, dass der Anstieg der
Flüchtlingszahlen und die Debatte
darüber die Stimmung im Land verändert haben. Wer jetzt komme, werde es schwerer haben, in der deutschen Gesellschaft Fuß zu fassen.
Steigen die Chancen der Neuen,
wenn sie möglichst rasch in Lohn
zeigt die Landwirtschaftskammer Niedersachsen Flüchtlingen
auf. Flüchtlinge besuchen im Rahmen des
Projekts landwirtschaftliche Betriebe.
lwk-niedersachsen.de
abschlüssen.
osnabrueck.ihk24.de
Die Initiative „Niedersachsen packt an!“
ruft zu „Solidarität, Toleranz und gesellschaftlichem Zusammenhalt“
auf. Zahlreiche FühDer Leitfaden Flüchtrungskräfte aus der
linge der IHK OsnaWirtschaft beteiligen
brück – Emsland –
sich. Initiatoren sind unGrafschaft Bentheim
ter anderem das Land,
gibt Unternehmen prak- der DGB und die Untertische Tipps unter ande- nehmerverbände Nierem zu asylrechtlichen
dersachsen.
Fragen, Sprachtests und niedersachsen-packtausländischen Berufsan.de
und Brot kommen? Nein, sagt der
Migrationsforscher Jochen Oltmer:
„Die These ‚Berufstätigkeit ist der
kürzeste Weg zur Integration‘ ist
nicht haltbar.“ Denn Sprache am Arbeitsplatz sei oft sehr spezifisch, erläutert der Professor am Institut für
Migrationsforschung und Interkulturelle Studien an der Universität Osnabrück „Dann hilft sie außerhalb
der Arbeit nur wenig.“ Oltmer verweist auf Arbeitsmigranten aus Südeuropa, die, angeworben vom Autohersteller Karmann, in den Sechzigerjahren nach Osnabrück kamen.
Eine Integration habe in vielen Fällen erst in der Generation ihrer Kinder stattgefunden.
Auch die Ankommenden aus Syrien, dem Irak oder Südosteuropa haben nicht selten anderes im Sinn, als
mühsam Deutsch zu pauken oder eine Ausbildung zu machen. Sie wollen
rasch Geld verdienen. Dabei seien ih-
re finanziellen Vorstellungen manchmal falsch oder überzogen, sagt
Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Sven Ruschhaupt. „Ausbildungsvergütungen reichen nun einmal nicht aus, um Familien in der
Heimat zu unterstützen.“
Komme es doch zu einer Ausbildung, sei die oft beobachtete Präferenz für Bauberufe verständlich:
„Hier werden die höchsten Ausbildungsvergütungen bezahlt, die zum
Teil über 1000 Euro monatlich betragen können“, so Ruschhaupt.
Migrationsforscher Oltmer sieht
dennoch Chancen dafür, dass viele
Flüchtlinge mit Bleibeperspektive in
der Wirtschaft ankommen – vorausgesetzt, Deutschland lerne aus Fehlern: „In der Bundesrepublik fehlte
lange die Einsicht, dass man junge
Zuwanderer so schnell wie möglich
in Schule und Ausbildung bringen
muss.“ Er rät dazu, zu erfassen, wel-
Fotos: Swaantje Hehmann
che Schulbildung und Ausbildungsbestandteile Flüchtlinge mitbringen.
„Wir haben viel zu wenige Daten
über die Qualifikationen, Interessen
und Ziele der Menschen. Wir müssen
ganz dringend eine vernünftige Planungsgrundlage schaffen“, fordert
Oltmer. Liege diese vor, müssten allgemeine Sprachkurse früh mit ausbildungs- und berufsspezifischen
Sprachtrainings sowie mit Betriebspraktika kombiniert werden. Praktika eigneten sich auch als Tests, um
Fähigkeiten zu erfassen.
Mit der Datenbasis scheint es in
der Tat noch nicht weit her zu sein.
Die Bundesagentur für Arbeit in
Nordhorn und Osnabrück kennt
zwar die Anzahl und die Herkunftsländer der ihren Bereichen zugewiesenen Flüchtlinge, aber: „Eine Einschätzung, wie viele der Flüchtlinge
potenziell für eine Eingliederung in
den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen ist sehr hypothetisch“, sagt
Christian Giesen von der Arbeitsagentur Nordhorn. Ein Teil verlasse
die Region nach ihrer Anerkennung,
und ein Drittel dürfte noch schulpflichtig sein „und dem Arbeitsmarkt
erst zu einem späteren Zeitpunkt zur
Verfügung stehen“.
Bei Flüchtlingen mit Asylstatus, die
sich melden, versuchen die Arbeitsagenturen zwar, Kompetenzprofile zu
erstellen. Doch oft fehlen den Geflohenen Zeugnisse oder sonstige Nachweise. Behörden in den kriegszerrütteten Herkunftsländern, die in Friedenszeiten Auskunft geben konnten,
sind meist nicht mehr erreichbar.
Hunderttausende, die arbeiten
wollen, dürfen sich zudem noch gar
nicht bei den Arbeitsagenturen melden, weil die Bearbeitung ihrer Anträge noch viele Monate dauern wird.
Wohl denen, die die Zeit zumindest mit dem Besuch von Sprachkursen nutzen können.
Es ist der zweite Durchlauf der Integrationsmaßnahme „Perspektiven
für Flüchtlinge – Potenziale identifizieren, Integration ermöglichen“,
abgekürzt PerF. Seit dem 25. Januar
bemühen sich sechs männliche
Flüchtlinge aus Papenburg, Lingen,
Haren und Meppen, die deutsche
Sprache zu erlernen, sich an die regionale Kultur zu gewöhnen und ihre Kompetenzen und Talente zu ergründen. Mit einem Ziel: irgendwann einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu ergattern. Dabei gilt es
vorrangig, die Sprachbarriere zu
überwinden und Stärken zu erkennen. „Die Kompetenzfeststellung ist
neben den Sprachlernkursen einer
der wichtigsten Bestandteile dieses
Programms“, sagt Horst Feldmann,
der Standortleiter des BTZ Meppen.
Dabei arbeite man eng mit der
Agentur für Arbeit zusammen, die
geeignete Personen zuweise.
Geeignet ist ein weiter Begriff. Eine Erklärung liefert Simon Bartels
von der Agentur für Arbeit Meppen:
„Geeignet sind Personen, die eine
relativ hohe Bleibeperspektive haben, ein wenig die deutsche Sprache
beherrschen und bestenfalls eine
gewisse Berufserfahrung mitbringen.“ Das sei nicht immer der Fall,
vor allem die Sprache sei ein Riesenproblem. Deshalb gilt: sooft es
geht, Deutsch oder zumindest Englisch sprechen.
Acht Wochen dauert die Schulung, unterteilt in drei Abschnitte.
„In den ersten vier Wochen finden
viele Einzelgespräche statt, Informationen über den deutschen Arbeitsmarkt werden kompakt erklärt
und verschiedene Fragen geklärt“,
so Feldmann. Fragen wie „Welche
Sprachkenntnisse haben Sie? Was
für eine Schulbildung haben Sie?
Welche Dokumente können Sie vorlegen?“ müssen geklärt werden.
Tagesablauf der Teilnehmer in
dieser Phase: Von 8 Uhr bis 14.45
Uhr sitzen die 21- bis 50-jährigen
Männer aus Syrien, der Elfenbeinküste, dem Sudan und dem Libanon
meist in einem Klassenraum und
büffeln. Auch kulturelle Themen
wie die Rechte der Frauen oder
Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit
kommen zur Sprache. Ihren Weg
zum BTZ bekommen die Männer
übrigens bezahlt. Feldmann: „Sie
müssen nur ihre Tickets mitbringen, dann bekommen sie den jeweiligen Preis direkt erstattet.“ Bis
nach Meppen fahren viele Busse,
schwieriger gestaltet es sich in der
zweiten Phase – den sechs Wochen
Praktikum in einem Betrieb, sofern
überhaupt einer gefunden wird.
Laut BTZ-Geschäftsführer Matthias Ricken wollen viele emsländische Firmen helfen. Doch haben
sich für die nächste Phase noch keine gefunden, die die Männer für einige Wochen in den Betriebsalltag
schauen lassen. Das BTZ hat Anfragen verschickt. „Wir brauchen die
Unterstützung der Betriebe. Wir
wissen, dass viele Fragen und Bedenken im Raum stehen, aber wir
sind jederzeit bereit, Auskunft zu
geben“, betont Feldmann. Auch die
Agentur für Arbeit berate gern.
„Flüchtlinge sind die Fachkräfte von
übermorgen, es wird ein zäher Prozess sein, aber es ist gut, wie es ist,
und wir müssen diese Aufgabe jetzt
meistern“, sagt Dirk Hake, Teamleiter der Arbeitsvermittlung Emsland.
„Wir sprechen immer von einer demografischen Lücke, oft finden sich
für das Handwerk keine Azubis. Ein
kleiner Teil der Flüchtlinge ist
durchaus geeignet, diese Lücke zu
schließen.“
Falls ein Betrieb sich der Flüchtlinge annimmt, stellt sich sofort
wieder die Mobilitätsfrage. In Gewerbegebiete fahren so gut wie keine Busse, Fahrgemeinschaften müssen her. Findet sich kein Betrieb,
kommen die Teilnehmer in die
Werkstätten des BTZ. Sektoren wie
Bau, Elektro, Metall und Malerarbeiten werden abgedeckt. Nach
sechs Wochen erstellt Feldmann einen Bericht. „Es kann ja auch sein,
dass derjenige überhaupt nicht für
das Handwerk gemacht ist, das wollen wir feststellen“, erläutert er. Die
letzten zwei Wochen der PerF-Maßnahme bestehen wieder aus vielen
Gesprächen und Hilfe beim Schreiben von Lebensläufen und Bewerbungen. Am 15. April endet die
Maßnahme. Ob erfolgreich oder
nicht, wird sich zeigen.
Saleh Hussein (30) und Walid Alabo (24) kommen beide aus Syrien und sprechen sogar ab und
an Plattdeutsch mit ihrer Dozentin Johanna Ricker (Mitte).
Foto: Ann-Christin Fischer
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
MACHER & MÄRKTE
Geld verdienen als Gutmensch
Die ehemalige Osnabrückerin Soufeina Hamed trainiert Führungskräfte
VON THOMAS WÜBKER
BERLIN. Wenn das Wort Gut-
mensch keinen so schlechten
Ruf hätte, könnte es umschreiben, was Soufeina Hamed tut:
Sie verdient ihr Geld damit,
Menschen beizubringen, ihr soziales Engagement wirkungsvoller und effizienter zu machen.
Die 26-Jährige hat an der Osnabrücker Universität interkulturelle
Wirtschafts- und Sozialpsychologie studiert. Sie ist die Tochter eines Tunesiers und einer Deutschen. Die Muslima wuchs in Berlin-Neukölln auf und ist nun in ihrer Heimatstadt als Projektmanagerin bei der gemeinnützigen Organisation LEAD tätig. Die Buchstaben stehen für „Leadership &
Advocacy“, also Führung und Anwaltschaft. Die Organisation wird
von mehreren Stiftungen unterstützt, darunter die Mercator Stiftung als Gesellschafterin und andere Organisationen wie die Haniel-Stiftung, die Joachim-HerzStiftung oder der Flughafenbetreiber Fraport.
„Wir sind so weit, uns im Social
Business etablieren zu können“,
sagt Soufeina Hamed. Wenn die
Organisation Profit abwerfe, werde dieser wieder in soziale Projekte gesteckt.
Führungskräfte, die sich sozial
engagieren wollen, lernen bei
LEAD in Seminaren, ihre Arbeit
effizienter zu gestalten. Dabei sitzen Manager aus Dax-Unternehmen neben Ehrenamtlern. Soufeina Hamed ist die erste Adresse für
Teilnehmer und Trainer. „Ich organisiere die einzelnen Trainings,
aber auch das Curriculum als Gan-
zes“, erklärt sie ihre Aufgabe. Mit
ihren Kollegen arbeitet sie zudem
am Ausbau des Programms. „Da
wir Bewerbern aus kleineren Organisationen die Teilnahme am
Curriculum durch Stipendien ermöglichen, suchen wir immer wieder Partner-Unternehmen, die uns
durch Spenden unterstützen“, so
Soufeina Hamed. LEAD versucht
auch, seine Seminare in Unternehmen als Fortbildungsangebote zu
integrieren. „Wir bekommen vermehrt Rückmeldung von Unternehmen, die das Curriculum als
Weiterbildungsmöglichkeit
für
Mitarbeiter deutlich interessanter
finden als interne Angebote“, so
Hamed.
„Führung,
bei der es
nicht um Profit
und Wachstum
geht.“
Soufeina Hamed, LEAD
In ihren Comics macht Soufeina Hamed unter anderem ihr Leben als Muslima in Deutschland
zum Thema.
Zeichnung: Soufeina Hamed
Ziel sei es, ein „neues Führungsverständnis“ zu schaffen, bei dem
es nicht um Profit und Wachstum
gehe, sondern darum, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Studien hätten gezeigt, dass die sogenannte Corporate Social Responsibility (CSR, soziale Verantwortung
von Unternehmen) für Firmen in
vielfacher Weise wichtiger werde,
auch unter dem Gesichtspunkt der
Arbeitgeber-Attraktivität. „Tatsächlich wollen wir bei LEAD zukünftig noch mehr Führungskräfte aus
CSR-Abteilungen für unsere Trainings gewinnen.
Soufeina Hamed berichtet, dass
sie in den Trainings viel positive
Energie, viel Leidenschaft für das
Netzwerken und eine „unglaubliche“ Lernbereitschaft erlebt. Aus
Evaluationsbögen und Gesprächen
wisse sie, dass viele Teilnehmer
die Trainings inspiriert und motiviert verließen. „Ob Ehrenamt
oder Hautberuf macht dabei keinen Unterschied.“
Die Curricula, also die Lernprogramme, sind laut eigener Aussage
das Herzstück von LEAD. In den
Seminaren stehen vom Netzwerken bis zur Persönlichkeitsentwicklung Dinge auf dem Stundenplan, die den Teilnehmern eine
bessere Arbeitsweise im sozialen
Engagement mit auf den Weg geben sollen.
Hamed betont, dass in diesen
Seminaren nicht unterrichtet werde, wie sich Menschen sozial engagieren können. Sie richten sich
viel mehr an Menschen, die schon
ein soziales Engagement leisten.
Die Trainer sind zum Beispiel
der Thriller-Autor Veit Etzold oder
der Zen-Meister Bernd Bender, der
20 Jahre in einem Kloster in San
Francisco gelebt und gelehrt hat.
Manchmal sind es nur kleine
Schrauben, an denen gedreht werden muss. Die Seminar-Teilnehmer lernen auch, wie sie PresseMitteilungen schreiben, sie erweitern ihre Kontakte oder arbeiten
an ihrem Netzwerk-Management.
Über allem steht die Frage: Wie
kann ich meine Botschaft besser
rüberbringen?
Da die Flüchtlingsproblematik
momentan einen großen Raum im
sozialen Engagement einnimmt,
bietet LEAD spezielle Trainings
für Menschen an, die sich in der
Flüchtlingsarbeit engagieren. „Oft
ist viel Wille da, oft fehlt aber die
strategische Kompetenz“, sagt
Soufeina Hamed.
Dank der Unterstützung der Stiftung Mercator und des freiwilligen
Engagements der Trainerinnen und
Hat in Osnabrück studiert und arbeitet nun mit Führungskräften in Berlin: Soufeina Hamed.
Trainer von LEAD bietet die Organisation ab dem Frühjahr kostenlose Trainings für Multiplikatoren in
der Flüchtlingshilfe an. Es geht um
Kommunikation, Führung, Selbstorganisation und Umgang mit unterschiedlichen
Kulturen.
Die
Workshops und Kurse sollen dann
an die Anforderungen der Teilnehmenden angepasst werden.
Im Grunde geht es in Soufeina
Hameds Tätigkeit um nichts Geringeres, als die Welt zu verbessern und damit Geld zu verdienen.
„Deswegen mache ich diesen Job“,
sagt sie. Sie selbst ist auch ehrenamtlich tätig, nämlich als stellvertretende Vorsitzende des Social
Entrepreneurship
Incubators
„Zahnräder Netzwerk“, einer bundesweiten Organisation muslimischer Ehrenamtler.
Eine ganz andere Seite von Soufeina Hamed kommt momentan
leider zu kurz: Sie zeichnet Comics. Zeitungen, Magazine und
Fernsehsendungen in Deutschland
haben über ihre Zeichnungen berichtet. Auch dort verfolgt Hamed
ein soziales Anliegen. In ihren Comics wirbt sie für einen toleranten
Umgang mit Muslimen. Sie selbst
trägt ein Kopftuch. Weil sie deswegen einmal in der U-Bahn angestarrt wurde wie eine Außerirdische, griff sie zum Stift.
Foto: Thomas Wübker
Bis Ende März sind ihre Comics in einer Ausstellung im Ludgeruswerk in Lohne bei Vechta zu
sehen. Zur Eröffnung hat sie auch
in Osnabrück vorbeigeschaut. Die
Stadt und einige ihrer Bewohner
sind ihr ans Herz gewachsen und
zu Freunden geworden, wie sie
sagt: „Ich denke immer noch sehr
gern an Osnabrück, werde es
auch sicher noch häufiger besuchen.“
LEAD Leadership & Advocacy:
le-ad.de
Soufeina Hameds Comics:
tuffix.deviantart.com
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7
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
MACHER & MÄRKTE
Mit Kratzern davongekommen
Die Zulieferindustrie in der Region spürt die Krise bei Volkswagen – offenbar aber weniger schmerzhaft als befürchtet
VON ALEXANDER KLAY
UND CHRISTIAN SCHAUDWET
OSNABRÜCK. Unruhe unter den
Zulieferern von Volkswagen: Infolge des Skandals um Millionen
manipulierter Dieselmotoren
verkauft VW weniger Autos –
und die Ausrüster müssen weniger Teile liefern. Darauf weist
jedenfalls die Arbeitgeberorganisation Niedersachsenmetall
hin. Die Betroffenen selbst wollen von Krise nichts wissen. Sie
halten sich betont bedeckt.
Gaspedal, Sitze, Bord-Elektronik:
Auf die Zulieferindustrie können
die Automobilhersteller nicht verzichten. Aber auch diese sind umgekehrt vom Erfolg der großen
Marken abhängig. Nach Einschätzung von Volker Schmidt, dem
Chef des Arbeitgeberverbands Niedersachsenmetall, bekommen die
Automobilzulieferer die Probleme
des Volkswagen-Konzerns klar zu
spüren. „Das Ordervolumen geht
zurück, teilweise über alle Baugruppen hinweg“, sagte er kürzlich. Dabei stützt er sich auf eine
Umfrage des Verbands unter 100
Unternehmen der Branche.
Dabei wurde auch deutlich: Die
Betriebe klagen über einen mangelnden Informationsfluss aus
Wolfsburg. „Die Zulieferer leiden
unter der Lage, dass sie keine Informationen, keine Erklärungen
erhalten. Aus dieser Unkenntnis
erwächst große Unsicherheit“, sagte Schmidt. Ernüchtert schob er
hinterher: „Mich betrübt die Situation bei VW extrem.“ Genaue
Zahlen zum Ausmaß des Bestellrückgangs nannte er nicht. Nur so
viel: Es gebe eine „Trennlinie“ zwischen den Produkten für Fahrzeuge mit Diesel- und Benzinmotor.
Die Unternehmen selbst üben
sich in Zurückhaltung. Jahrelang
haben sie gut an Aufträgen des
Automobilriesen verdient – und
das wollen sie nicht in Gefahr
bringen. Die ohnehin meist sehr
verschwiegene Branche gibt sich
betont wortkarg. Es müsse erst
einmal intern geklärt werden, was
man denn sagen dürfe, heißt es etwa bei einem Zulieferer: „Der
Kunde hat ja auch immer einen
Einfluss.“ VW gibt den Ton an.
Branchenkenner in der Region
Osnabrück-Emsland
berichten,
dass man bei Volkswagen nach
dem Konzernbeben erst einmal
die Luft angehalten habe. Manche
Zulieferer merkten das daran, dass
Aufträge in der VW-Zulieferkette
zunächst gestoppt, nach kurzer
Zeit aber wieder aktiviert wurden.
Gerüchte über Kurzarbeitpläne bei
Zulieferern machen die Runde.
Fakt ist: Die Zahl der Neuzulassungen von Fahrzeugen aus dem
Volkswagen-Konzern ist im Januar
deutlich gesunken. Die Kernmarke
VW schrumpfte in Deutschland
gegenüber dem Vorjahresmonat
um 8,8 Prozent auf 47 147 Neuwagen, wie der Monatsstatistik des
Kraftfahrt-Bundesamtes zu entnehmen ist.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Chef des CAR-Instituts
an der Uni Duisburg-Essen, rechnet damit, dass VW die Rückgänge
in Deutschland und Europa noch
für einige Monate spüren wird. In
der zweiten Jahreshälfte könnten
sich die Absatzzahlen bereits wieder einpendeln. „Wichtig wird
sein, wie VW die Ausbesserungsmaßnahmen ausführt“, sagt er.
Dass die Neuzulassungszahlen
erst jetzt zurückgehen, liegt an
den langen Lieferzeiten. Zwischen
der Unterschrift unter dem Kaufvertrag im Autohaus und der Auslieferung des Neuwagens konnten
bei VW bislang schon einmal zwei
Federbein-Stützlager für die Kfz-Produktion beim Autozulieferer Boge in Damme.Die VW-Krise trifft die Mitarbeiter der regionalen Zulieferer bisher weniger hart,als viele anfangs befürchteten.
bis vier Monate ins Land gehen.
Die Folgen des Skandals um die
im September bekannt gewordenen Manipulationen zeigen sich
also erst jetzt.
Besonders in den USA. Dort hat
die Marke VW nach eigenen Angaben im Januar 14,5 Prozent weniger Fahrzeuge ausgeliefert als ein
Jahr zuvor. VW produziert dort in
Chattanooga im Bundesstaat Tennessee sowie in Mexiko. Rings um
die Werke haben Zulieferer ihre
Fabriken, teils Ableger deutscher
Unternehmen.
„Die
werden
schwer zu kämpfen haben“, sagt
Dudenhöffer.
Und in Niedersachsen? Stolz
verkündete Boge Elastmetall in
Damme im Landkreis Vechta vor
gut einem Jahr einen Millionenauftrag von Volkswagen. Das Unternehmen produziert Pedalerien
für VW und investierte dafür wohl
einen zweistelligen Millionenbetrag in das Werk.
Was aus der Euphorie geworden
ist? „Wir sehen keine dramatischen Rückgänge bei den Abrufen
des VW-Konzerns, zumal unser
Zielmarkt nicht ausschließlich auf
den deutschen Fahrzeugabsatz fokussiert ist“, sagt Geschäftsführer
Torsten Bremer. „Tendenziell lässt
sich jedoch nicht übersehen, dass
es in einigen Werken seit dem
„Wir sehen keine
dramatischen
Rückgänge.“
Torsten Bremer,
Boge Elastmetall
letzten Quartal 2015 Volumenrückgänge zu verzeichnen gibt.“ Er
hält das aber für einen vorübergehenden Effekt: „Da wir uns darüber hinaus im Hochlauf wesentlicher Neuprojekte mit dem VWKonzern befinden, gehen wir unter dem Strich von weiterhin
wachsenden Umsätzen aus.“
Continental-Chef Elmar Degenhart sagte im Gespräch mit der
„Börsen-Zeitung“: „Es ist noch zu
früh, um über Auswirkungen zu
reden. Wir wären aber grundsätzlich betroffen, wenn Volkswagen
Marktanteile verlieren würde.“
Der Chef eines mittelständischen Zulieferers aus dem Osnabrücker Raum ist optimistisch:
„Unter den Zulieferern wird zwar
über Ausfälle spekuliert, aber ich
habe noch von keinem gravierenden Fall gehört.“ Er hat mit
Schlimmerem gerechnet, glaubt
stattdessen
aber
inzwischen:
„Volkswagen wird jetzt vorangehen.“ Einen Vertrauensverlust bei
den VW-Kunden befürchtet er
nicht: „Wenn ich jetzt ein Auto mit
astreinen Abgaswerten kaufen
wollte, würde ich einen VW nehmen.“ Mehr Sorge als die Folgen
des Abgas-Skandals machen dem
Unternehmer die Risiken, die sich
derzeit in der chinesischen Wirtschaft aufbauen. China ist Volkswagens wichtigster Absatzmarkt.
Dennoch dürfte der AbgasSkandal spürbare Konsequenzen
für die Zulieferer haben. „Mit Sicherheit werden die Wolfsburger
auch versuchen, den Kostendruck
auf die Automobilzulieferer zu erhöhen“, schreibt Frank Schwope,
Automobil-Analyst der Nord/LB.
Statt üblicher Preisreduzierungen
von zwei bis drei Prozent werde
VW „einen hoheren Nachlass anstreben“. Volkswagen selbst beziffert den Anteil der Zulieferer an
den Beschaffungskosten des Konzerns mit gut 34 Prozent.
Bei VW selbst gab es in diesem
Winter offenbar deutlich weniger
zu tun als sonst üblich. Der Konzern schickt seine Mitarbeiter normalerweise zwischen Weihnachten
und Neujahr in die Ferien. Diesmal standen die Bänder in Wolfsburg, Emden und Zwickau vom 17.
Dezember bis zum 11. Januar still
– zwei Wochen länger als üblich.
Foto: dpa
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Gesellschaft.
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
MACHER & MÄRKTE
Adidas findet die Balance
Im Logistikzentrum in Rieste wächst die Zahl der Festangestellten deutlich
VON MARCUS ALWES
RIESTE. Zweistellige Wachstums-
raten bei Adidas: Was in der
jüngsten Jahresprognose des
Sportartikelherstellers als beachtliche, aber nüchterne Zahlenprognose für Umsatz und Betriebsergebnis daherkommt,
spiegelt sich im weltgrößten Logistikzentrum des Konzerns in
Rieste in der Personal- und
Standortplanung.
Deutlich mehr festangestellte Beschäftige sind hier inzwischen anzutreffen, der Anteil der Leih- und
Zeitarbeitskräfte ist zurückgegangen – offenbar eine Trendwende in
der Personalpolitik. Dazu die laufenden Vorbereitungen für eine
räumliche Erweiterung des Standortes in Rieste, möglicherweise sogar für einen Neubau eigener Hallen. „Ob Adidas hier schon bestehende Gebäude anmietet, um seine Versandflächen auszudehnen,
oder selbst noch einmal die Bagger anrollen lässt, wird sich wohl
zu Ende Februar entscheiden“,
sagt der Geschäftsführer der Niedersachsenpark GmbH, Uwe Schumacher.
Aus dem ohnehin schon weltweit größten Logistikzentrum des
Konzerns wird ein noch größeres
Drehkreuz für den internationalen Warenversand. Der west- und
zentraleuropäische Markt wird
von Rieste aus bedient. Hier hatte
Adidas zuletzt nach eigenen Angaben starke Wachstumszahlen
verzeichnet. In Spitzenzeiten verlassen demnach täglich etwa
400 000 Produkte die Hallen im
Niedersachsenpark. Auch der Online-Handel des Konzerns hatte
am Standort Niedersachsenpark
zuletzt immer mehr Bedeutung
erlangt.
Die Freizeitschuh-Variationen
„Superstar Vintage Deluxe“ und
„Stan Smith Wrapped Animal“
„Wohnungen
und Unterkünfte
müssen einen
Mindeststandard
erfüllen.“
Adidas-Sozialcharta
seien zuletzt die Produktrenner
gewesen, die in Massen aus dem
Logistikzentrum quer über den
Kontinent versendet wurden, sagt
Adidas-Öffentlichkeitsarbeiterin
Mandy Nieber aus der Unternehmenszentrale in Herzogenaurach.
Um das steigende Auftragsaufkommen dauerhaft bewältigen zu können, hat Adidas die Zahl
seiner Festangestellten
in Rieste inzwischen auf
409 Beschäftigte ausgebaut. Vor
einem halben Jahr
waren es noch 292.
Im gleichen Atemzug
ging die Zahl der Leihund Zeitarbeiter zurück.
Von 644 auf 450.
„Wir sind positiv angetan,
dass der Standort weiter expandiert“, lobt auch Gewerkschafter Friedhelm Hundertmark
in einem Bilanzgespräch diese
Entwicklung. Seit dem vergangenen September gilt für das Werk
nördlich von Osnabrück eine Sozialcharta. Hundertmark von der
IG BCE hatte sie angestoßen. Der
Betriebsrat und die Adidas-Konzernleitung zogen mit. Generell,
so der Gewerkschafter, sei in der
Sozialcharta vereinbart worden,
Kassenschlager
im Adidas-Logistikzentrum in Rieste bei Osnabrück:
der ZXFlux‚ Techfit.
Foto: Adidas
dass die Betriebsparteien – also Werkleitung und Betriebsrat in Rieste – „kontinuierlich und regelmäßig“ das Zahlenverhältnis von Festangestellten zu
Zeitarbeitskräften
überprüfen.
Und auch kritisch hinterfragen.
Hundertmark präsentiert sich dabei aber als Realist: „Natürlich
würden wir uns einen höheren
Anteil an Festangestellten wün-
schen, aber leider ist dieses Gewerbe immer auch ein
Saisongeschäft.“
Weil die Leih- und Zeitarbeitskräfte im Logistikzentrum im Niedersachsenpark des
Öfteren auch aus entfernteren Regionen des Bundesgebietes oder
dem Ausland stammen, kommt
vor allem auch der SozialchartaPassage über eine „angemessene
Unterbringung“ dieser Arbeitnehmer eine besondere Bedeutung
zu. „Wohnungen und Unterkünfte
für entsandte Beschäftigte der
Nachunternehmer müssen einen
Mindeststandard erfüllen, der eine
angemessene und gesundheitsförderliche Lebens- und Wohnsituation gewährleistet“, heißt es dort.
Dies sei dann der Fall, wenn die
Wohnungen den Zertifizierungs-
richtlinien der Behörden entsprächen.
Hierüber sei der Werksleitung
des Standortes und dem Betriebsrat „durch die Nachunternehmer
eine Bescheinigung vorzulegen“,
so die Charta.
Die führenden Manager beim
Sportartikelgiganten können damit offenbar leben. „Wir sind gut
in Form. Unser strategischer Geschäftsplan mit Fokus auf eine Erhöhung der Markenbegehrlichkeit
liefert schon jetzt erste positive
Ergebnisse“, betont Vorstandschef
Herbert Hainer in einer Mitteilung des Unternehmens. Auch in
den meisten Schwellenländern,
einschließlich Chinas, stünden die
Zeichen aus Adidas-Sicht auf
Wachstum. Hainers Nachfolge und
damit auch die Geschicke des Adidas-Logistikzentrums in Rieste
wird Anfang Oktober der bisherige
Henkel-Chef Kasper Rorsted übernehmen.
Digitalisiertes Handwerk
Fip Zahnkunst setzt auf hochmoderne Innovationen in Verbindung mit traditioneller Handwerkskunst
Hochwertiger, ästhetisch
anspruchsvollster Zahnersatz
mit individueller Beratung
- das ist für Zahntechnikermeister Tobias Fip und das
Team von Fip Zahnkunst eine
Selbstverständlichkeit.
Seit der Gründung des
Dentallabors im Jahr 2010
stehen Qualität und Perfektion für die Zahntechniker an
der Ellerstraße in Osnabrück
an oberster Stelle. Zunächst
alleine, dann mit einem stetig wachsenden, jungen und
dynamischen Team stellt sich
Tobias Fip den vielfältigen
Herausforderungen in der ästhetischen und funktionellen
Rekonstruktion von Zähnen
und Zahnreihen.
Von Anfang an legte Tobias Fip Wert auf eine fortschrittliche und innovative
Ausrichtung des Betriebes.
Mit mehreren Scansystemen, zwei hochmodernen
Dental-Fräsmaschinen und
einem 3D-Drucker im hauseigenen Fräszentrum können
die CAD/CAM-Spezialisten
für jede Patientensituation
Zahnersatz auf digitaler Basis
fertigen. Dabei stehen ihnen
hochmoderne Materialien
zur Verfügung – von Zirkonoxid, einem keramischen
Werkstoff für höchste ästhetische Ansprüche, über
Kobalt-Chrom-Legierungen
für höchste Stabilität, bis hin
zu Hochleistungskunststoffen für höchste Biokompatibilität.
„Die Natur zu ersetzen
ist eine Kunst“,sagt Tobias
Fip. Doch erst die Synergie
aus digitaler Präzision und
perfekter Handwerkskunst
lässt hochästhetischen Zahnersatz Realität werden.
Alle Mitarbeiter, vom Auszubildenden bis zum erfahrenen Meister bilden sich
regelmäßig fort, um stets
am Zahn der Zeit zu bleiben
und neueste Erkenntnisse
und Techniken in die tägliche
Arbeit einfließen zu lassen.
Einzigartig im Osnabrücker
Raum ist die Spezialisierung
auf Kiefergelenksdiagnostik
mit dem Freecorder ® BlueFox. Hierbei werden die
patientenindividuellen Kiefergelenksbahnen präzise
und computergestützt in drei
Ebenen erfasst und aufgezeichnet. Die optoelektronische Messtechnik erlaubt
eine berührungsfreie und
damit für den Patienten sehr
komfortable Messung. Die
hohe Genauigkeit von bis zu
einem Mikrometer erlaubt
eine sichere Diagnose und
Therapie von Funktionserkrankungen des Kausystems.
Zur Therapie wurde ein Netzwerk von Kieferchirurgen,
Zahnärzten, Orthopäden,
Physiotherapeuten, Heilpraktikern und Internisten
geschaffen, das zusammen
mit Fip Zahnkunst diese
Fehlfunktionen beheben und
damit Patienten von verschiedensten Beschwerden befreien kann. Diese reichen von
Kiefergelenksschmerzen
über Schlafstörungen und
Tinnitus bis hin zu Sprachproblemen, Nacken- und
Rückenschmerzen. Ein großes
Anliegen für Tobias Fip und
das 15-köpfige Team ist es,
Patienten und Behandlern
beratend zur Seite zu stehen,
wenn es um die individuelle Planung umfangreichen
Zahnersatzes geht. Dabei
kann vom ersten Gespräch
an eine vertrauensvolle
Basis geschaffen werden, um
offen über alle Anliegen und
Wünsche zu sprechen und
den Patienten individuell zur
besten Lösung zu begleiten.
In Zukunft soll der Techniker
aus dem Labor Fip Zahnkunst
nicht nur bei Problemen hinzugezogen werden. „Erst die
Zusammenarbeit von Patient,
Behandler und Zahntechniker von Anfang an führt
zum besten Ergebnis für alle
Seiten“, ist sich der 35-jährige Inhaber sicher. Darüber
hinaus bietet Fip Zahnkunst
den Patienten auch eine
unabhängige Beratung und
Information an. In solchen
Gesprächen können individuelle Sorgen und Anliegen
der Patienten – auf Wunsch
auch zusammen mit ihrem
Behandler – erörtert werden.
Gern bietet das Labor auch
seine Hilfe an, wenn es darum geht, für einen Patienten
den passenden Behandler
zum jeweiligen Fall zu finden.
Die medizinische Beurteilung
und Behandlung bleibt dabei
natürlich beim Zahnarzt,
doch vielleicht kann dem Patienten manchmal eine Therapiemöglichkeit aufgezeigt
werden, die so noch nicht in
Erwägung gezogen wurde.
Fip Zahnkunst bietet das
komplette Leistungsspektrum moderner Zahntechnik
in Verbindung mit innovativer Technik und traditioneller
Handwerkskunst. Die fortschreitende Digitalisierung
und Automatisierung schafft
zudem Freiräume, die für
individuelle Patientenbera-
tung und Begleitung genutzt
werden kann. Qualität und
Service – vom Erstgespräch
bis zur fertigen Arbeit!
„Die Natur
zu ersetzen
ist eine Kunst“
Info / Kontakt
Fip Zahnkunst
Inhaber
Tobias Fip
Firmensitz
Osnabrück
Kompetenzen
ästhetische Zahntechnik,
Kiefergelenks-diagnostik,
Dentalfräszentrum
Adresse
Ellerstraße 67a, 49088 Osnabrück
Telefon
0541/1504414
Mail
fip@fip-zahnkunst.de
Web
www.fip-zahnkunst.de
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
SPEZIAL
9
WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT
GPS im Gürtel hilft Blinden
Forscherinnen der Universität Osnabrück entwickeln ein Gerät zur Navigation – Vom Studienprojekt zum Unternehmen
Beim Forschen über
Bewegung entstand
ein neues Gerät.
Vibrationen weisen
den Träger in die
richtige Richtung.
Die Markteinführung
ist für den Herbst
geplant.
VON STEFANIE HIEKMANN
OSNABRÜCK. Können Menschen
einen sechsten Sinn lernen?
Diese Frage hat ein Forschungsteam am Institut für Kognitionswissenschaften der Uni Osnabrück nicht nur zu wissenschaftlichen Erkenntnissen geführt,
sondern auch zu einer innovativen Idee: Im November wurde
die Feelspace GmbH gegründet.
Unter dem Dach der Gesellschaft soll ab diesem Jahr ein
Navigationsgürtel für blinde
Menschen verkauft werden.
Sehen, Hören, Schmecken, Fühlen
und Riechen: Ist das menschliche
Gehirn in der Lage, noch eine Reihe von weiteren – künstlich konstruierten – Sinnen zu erlernen
und sich fest anzutrainieren? Annahmen dazu finden sich etwa in
der Tierwelt. Zugvögel verfügen
zum Beispiel über einen Magnetsinn. Sie orientieren sich am Magnetfeld der Erde, um ihre Flugrichtung zu steuern. Wie könnte das
menschliche Gehirn dazu gebracht
werden, Verbindungen und Hinweise aus der Umwelt für eine verbesserte Orientierung zu nutzen?
2005 begann mit der Frage nach
solch einem sechsten Sinn ein Studienprojekt um den Physik- und
Medizinprofessor Peter König am
Institut für Kognitionswissenschaften an der Universität Osnabrück, das nun über elf Jahre lang
ausgebaut worden ist.
Jenseits der Beantwortung der
eigentlichen Forschungsfrage ist
über die Jahre ein fühlbares, wie
ein Gürtel um den Bauch getragenes Navigationsgerät entstanden.
Seinen Trägern weist es durch
GPS-Sensoren und Vibrationsmotoren den Weg zum gewünschten
Ziel. Es wird der eigens entwickelten App auf einem Smartphone
mitgeteilt, die wiederum mit den
GPS-Sensoren im Gürtel verbunden ist. Der Gürtel weist den Träger dann durch entsprechende Vibrationen am Bauch in die korrek-
Sie forschen an der Universität Osnabrück und haben ein markttaugliches Navigationsgerät für blinde Menschen entwickelt: Die beiden Geschäftsführerinnen derFeelspace GmbH (von links) Susan Wache, Silke Kärcher und Forschungsleiterin
Sabine König arbeiten federführend an der Entwicklung des Navigationsgürtels.
Fotos: Stefanie Hiekmann
te Richtung. Vibriert es seitlich
links an der Taille, dreht sich der
Träger mit dem Körper nach links
und geht dann geradeaus weiter.
Vibriert der Gürtel dann wenig
später hinten am Rücken, dreht
der Träger sich zu diesem Punkt
und geht geradeaus weiter.
Seit November 2015 ist es besiegelt, dass aus den Forschungen zu
diesem Gürtel eine eigenständige
Firma hervorgeht: Die drei jungen
Wissenschaftlerinnen Silke Kärcher, Jessika Schwandt und Susan
Wache sind die Geschäftsführerinnen der Feelspace GmbH. „Inzwischen haben wohl über 30 Personen am Projekt gearbeitet“, vermutet Silke Kärcher, die parallel
auch noch zum Feelspace-Projekt
promoviert. Auch Forschungsleiterin Sabine König, selbst Medizinerin, unterstreicht die Größe des
Projektes: Allein am nächsten grö-
ßeren Forschungspapier, das veröffentlicht wird, haben sich knapp
20 Mitarbeiter beteiligt. Dass nun
eine eigene Firma aus den Erkenntnissen und Errungenschaften hervorgeht, war zu Anfang gar
nicht geplant. Wie kam es doch
dazu?
Die ersten Schritte galten zunächst der Beantwortung der ursprünglichen
Forschungsfrage
nach einem möglichen sechsten
Sinn. Ein noch recht improvisierter Kompass-Gürtel aus Vibrationsmotoren, die in kleine Deckelchen von Saftflaschen eingeklebt
worden sind und anschließend zu
einem Gürtel verbunden wurden,
war das erste Produkt. Die Idee
dahinter: Menschen mithilfe der
Funktionen von Kompass und Vibrationsmotoren mehr Orientierungsvermögen zu geben. Gesunde und sehende Probanden haben
Blinde wollten
den Gürtel
nach dem Test
gleich behalten.
Der Feelspace-Navigationsgürtel mit GPS-Sensoren und Vibrationsmotoren.
den damals noch recht provisorisch angelegten Gürtel über Wochen, teilweise auch Monate getragen und damit intensiv trainiert:
„Sie mussten sich mindestens anderthalb Stunden pro Tag mit dem
Gürtel beschäftigen“, erläutert König. „Wir wollten in diesem Schritt
herausfinden, ob es möglich ist, eine Verbindung zwischen sensorischer Wahrnehmung und Bewegung im Raum zu erlernen.“
Die Resonanz der Probanden
war überwältigend: Blinde Menschen, die den Gürtel mehrere Tage oder Wochen getragen haben,
wollten ihn nicht mehr zurückgeben. Durch die ständigen Vibrationen entwickelte sich für viele von
ihnen ein Raumgefühl. Und auch
sehende Menschen haben nach
der Erfahrung und Trainingszeit
einen Mehrwert feststellen können: „Es ist das Gefühl der Sicherheit“, sagt die Forschungsleiterin,
die den Gürtel selbst zum Beispiel
schon bei einer Radtour eingesetzt
hat. „Ich wusste genau, wo wir
wann hinmüssen“, sagt sie.
Ein Gefühl, das für die meisten
Menschen erst nachvollziehbar
sein wird, wenn sie den Gürtel
mehrere Stunden oder Tage getragen haben. Wohl auch, weil ein
sechster Sinn, wenn er denn erlernbar ist, erst trainiert werden
und in Fleisch und Blut übergehen
muss. Das Forscherteam sagt in
diesem Fall eher: „In die Gehirnbahnen übergehen“, denn es sei eine Leistung des Gehirns, die hier
gemeint ist.
Getrieben von der überwältigenden Resonanz, erhielt das Forschungsprojekt einen weiteren,
zusätzlichen Zweig: Neben dem
Kompass-Gürtel, der durch Vibrationen Norden anzeigt, sollte nun
auch ein Navigationsgürtel speziell für blinde Menschen entwickelt
werden, der durch GPS-Sensoren
und eine verbundene App ganze
Wegstrecken navigieren kann.
2012 begann Silke Kärcher als
Absolventin des Studiengangs
Cognitive Science, nach ihrer Masterarbeit nun auch ihre Promotion
zum Feelspace-Projekt zu schreiben. Nun mit im Fokus: Der neue
Navigationsgürtel, der nun auch
Ausschlag für die Unternehmensgründung gegeben hat. Auf der
Cebit 2015 hatte das Team den
vorläufigen Gürtel, der mittlerweile nicht mehr aus Saftflaschendeckeln, sondern aus einem professionell gefertigten Gehäuse und
optisch versteckten Vibrationsmotoren besteht, das erste Mal öffentlich präsentiert. Die Resonanz
war überwältigend. Kontakte zu
Blindenverbänden, interessierten
Kunden und anderen Entwicklern
sind entstanden. Durchaus wäre
es auch eine Möglichkeit gewesen,
die Idee und das Konzept einem
Anbieter zu verkaufen, der die
Gürtel zukünftig umsetzt und vertreibt.
Doch das war für die drei Geschäftsführerinnen und das Forschungsteam um Sabine König
und ihren Mann Peter König keine
Option: „Wir wollen das selber
machen, wir haben den Forschungshintergrund und wollen
das Produkt auch weiterentwickeln“, sagt Silke Kärcher. Ab dem
Frühjahr wird im Internet eine
Crowdfunding-Kampagne
zum
Feelspace-Projekt starten. Die offizielle Markteinführung ist für den
Herbst 2016 zu einem Preis von
rund 800 Euro pro Stück geplant.
So funktioniert’s
Wie der Feelspace-Gürtel sehbehinderten Menschen den Weg zeigt
2
1
Bluetooth
3
1 Der Nutzer spricht das gewünschte Ziel in ein Smartphone mit der Feelspace-App.
2 Die App berechnet die Route und übermittelt diese per Bluetooth an den Gürtel.
3 Eine Vibration im Gürtel zeigt die Richtung an, in die der Nutzer gehen muss.
Am Ziel erhält der Nutzer ein Ankunftssignal.
Quelle: Feelspace · Grafik: Matthias Michel
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT
Mehr PS war früher –
„Farming 4.0“ ist Präzision
Die Landtechnik verändert sich rasant –Ohne enge Kooperation mit der
Wissenschaft könnten die Unternehmen den Wandel nicht bewältigen
Hightech regiert inzwischen in der Landwirtschaft.Zentimetergenau können deshalb beispielsweise Flüssigkeiten auf den Feldern ausgebracht werden.
VON MARCUS ALWES
RIESTE. Präzisionslandwirt-
schaft, „Farming 4.0“ oder auch
„Smart Farming“. Die Namensgebung für die digitale Revolution in den Ställen sowie auf den
Feldern und Höfen ist vielfältig.
Roboter, Sensoren, Drohnen,
vernetzte Systeme und Apps gewinnen immer mehr an Bedeutung. Eine Hauptrolle in diesem
radikalen Veränderungsprozess
spielt die Forschung.
Für die großen Landtechnik-Unternehmen im Nordwesten – Krone
(Spelle), Claas (Harsewinkel), Kotte
(Rieste), Grimme (Damme) oder
auch die Amazonen Werke (Hasbergen) – wird deshalb der Ausbau
der Zusammenarbeit mit den
Hochschulen, Universitäten oder
Fachhochschulen immer wichtiger.
„Im Fokus stehen dabei anwendungsorientierte Vorhaben mit
klarem Kundennutzen. Reine Forschungsthemen im Sinne eines
wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnes nehmen dabei einen geringeren Raum ein“, erklärt der Produktmanagement-Leiter der Kotte-Gruppe, Henning Müller. Die
Gülletechnikexperten aus Rieste
im Landkreis Osnabrück wollen
durch Kooperationsprojekte mit
den Forschungseinrichtungen „die
Effizienz bei der Nährstoffausbringung erhöhen und den Landwirt
durch intuitiv bedienbare Datenmanagementsysteme
unterstützen“, sagt Müller.
Eben solche Datenmanagementsysteme, aber auch Maschinenbediensysteme und -terminals und
Lenksysteme seien gemeinsam für
Kotte entwickelt worden. Kooperationspartner der Riester sind dabei die Hochschule Osnabrück, die
Universität Göttingen, die Fachhochschule Südwestfalen, die Universität Vechta, die Landwirtschaftskammern und die Landesinitiative
Ernährungswirtschaft
(NieKE). „Besonders erfreulich ist,
dass dank dieser Projekte in den
letzten Jahren schon einige kompetente Fachkräfte und Führungskräfte für unser Unternehmen gewonnen werden konnten“, erklärt
Müller.
Der Preis jahrzehntelanger Feldbewirtschaftung ohne die entscheidenden Informationen über
„Wir müssen
zugeben, die
maximale Größe
ist erreicht.“
Carsten Hoff, Claas
den ganz unterschiedlichen Düngerbedarf einzelner Teilflächen
waren vergeudeter Dünger, chemisch belastete Böden und verpasste Chancen zur Ertragssteigerung. Inzwischen aber ist die
Kommando-Übernahme der Computer in der Landwirtschaft nicht
mehr aufzuhalten. Das Tempo des
Wandels bezeichnen Fachleute als
atemberaubend schnell.
„Ich glaube schon, dass wir in
der Landtechnologie ganz vorne
dabei sind. Ich merke das immer,
wenn die Mobilfunknetz-Provider
bei uns vorbeischauen und fragen,
was kommt denn als Nächstes…“,
sagt Carsten Hoff. Er ist Geschäftsführer des Claas-Ablegers E-Systems.
Der Europa-Marktführer im
Mähdrescherbau hat unlängst angekündigt, bei Dissen im Osnabrücker Südkreis bis 2017 ein Entwicklungszentrum in der Elektroniksparte – samt Umbauhallen
und Teststrecke – zu errichten.
Einhergehen dürfte das Claas-Projekt mit weitere Forschungsaufträgen für die Hochschulen, Universitäen oder Fachhochschulen in der
Region.
Wo es dabei nicht hingehen soll,
ist klar: „Mehr PS, mehr Korntank, mehr Schneidwerkbreite.
Das war die Philosophie früher“,
sagt Carsten Hoff: „Wir müssen
zugeben, die maximale Größe ist
erreicht. Die Innovation der Zukunft ist nicht mehr die Größendimension.“ Es gehe stattdessen um
die Optimierung der Prozesse, be-
Foto: Kotte Landtechnik
tont Hoff. „Zusammenspiel ist gefragt. Das Zusammenspiel der Maschinen. Genau das ist Farming
4.0.“
Präzision ist in der gesamten
Landtechnik zum Zauberwort geworden. Eine neue Version des
Feldroboters BoniRob mit unterschiedlichen Applikationsmodellen – entwickelt an der Hochschule Osnabrück in Zusammenarbeit
mit den Amazonen Werken – ist
ein konkretes Beispiel dafür, wie
Forschung für bahnbrechenden
technischen Fortschritt sorgen
kann. Am Ende werden dabei
durch einen Bildverarbeitungsalgorithmus Düsen über Magnetventile des Unkrautroboters einzeln angesteuert – und somit das
Spritzmittel punktuell auf der
Ackerfläche ausgebracht.
Oder auch die unlängst preisgekrönte SmartControlConnect-App.
Eine Schnittstelle zwischen Tablet-PC und Maschinensteuerung
bei Landmaschinen wurde für
Kotte entwickelt. Und am Beispiel
eines Flüssigmisttankwagens dem
Praxistest unterzogen. Mit der Hilfe der App kann die Maschine
vollständig und nach allen Sicherheitsaspekten gesteuert werden.
Forschungserfolge, die nicht nur
die Firmenchefs, sondern inzwischen auch die Politik begeistern.
„Innerhalb der Industrie ist die
Landtechnik ganz weit vorne. Neben der Automobilindustrie. Das
sind in der Tat die beiden Trendsetter“, stellte beispielsweise Niedersachsens
Ministerpräsident
Stephan Weil fest. Der SPD-Politiker suchte Mitte Februar t auf Ein-
Präzision auf dem Acker: Hochschulstudent Oliver Eickhoff während einer Probephase für
die SmartControlConnect-App . Das Foto zeigt den ersten Prototypenaufbau der Dockingstation..
Foto: Sabrina Guske/Kotte
ladung seines Parteifreundes Rainer Spiering – eines früheren Berufsschullehrers und heutigen Bildungspolitikers aus Bad Rothenfelde im Bundestag – den Gedankenaustausch mit den führenden
Managern der regionalen Landtechnik-Firmen.
Aber auch die Wirtschaft hat
Wünsche an die Politik. „Von ihr
erwarten wir uns, dass ein stetiger
und kontinuierlicher Fokus auf die
praktische Ausbildung junger und
engagierter Menschen gelegt wird,
sodass wir als Firma auf eine große Palette von motivierten Menschen zurückgreifen können“, sagt
Christof Grimme stellvertretend
für die Unternehmer. Sehr gut und
umfassend ausgebildete Fachkräfte werden gebraucht. Zum Beispiel
für den Forschungssektor.
Weitere Zukunftsaufgaben in
der Landtechnik sind ebenfalls
gewaltig. Denn neue Produktionsprozesse und -abläufe bestimmen
vielerorts den Alltag in den Betrieben. Die Rollen von Herstellern und Kunden verändern sich.
Und Fragen nach IT-Sicherheit
und Datenschutz, mahnen Experten, müssten überzeugend und
schon bald beantwortet werden.
Außerdem gelte es zu verhindern,
dass die digitale Revolution für
eine immer größere Kluft unter
den Landwirten sorge. Nämlich
zwischen denen, die die Neuerungen zu nutzen wissen, und jenen,
die mit dem rasanten Fortschrittstempo nicht mehr mithalten könnten.
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT
Wissenschaft
als Nebenjob
Lars Harden macht vor, wie man als
Manager Lehrtätigkeit und das eigene
Unternehmen unter einen Hut bekommt
VON MARIE-LUISE BRAUN
OSNABRÜCK/HANNOVER. Es klingt
nach einem sinnvollen Wechselspiel: Unternehmer bereichern als Dozenten an Hochschulen und Universitäten
mit ihrer praktischen Erfahrung die Lehre und bereiten
Studierende auf die Arbeitswelt
vor. Die Führungskräfte
selbst erhalten Impulse aus
der Wissenschaft für ihre Praxis. Doch wie sind Lehre und
Wirtschaft im Alltag unter
einen Hut zu bekommen?
Lars Harden lehrt an der
Hochschule Osnabrück,
Campus Lingen.
Nichts Halbes und nichts Ganzes
– an dieses Sprichwort mag so
mancher denken, der das Wort
„halbe Professur“ an Hochschulen hört. Doch nicht nur in der
Ausschreibung solcher Stellen
klingt das anders: „Nebenberufliche Professur“ heißt es dort. Lars
Harden, der diesen Spagat seit
neun Jahren wagt, meint: „Es
wird nie langweilig.“
Der Unternehmer aus Hannover hat seit dem Jahr 2007 die
Professur „Kommunikationsberatung“ an der Hochschule Osnabrück am Standort in Lingen inne. Als halbe Stelle. Zuvor
hat der studierte Medienwissenschaftler in Niedersachsens
Landeshauptstadt ein Unternehmen aufgebaut, in dem er
heute die andere Hälfte seiner
Arbeitszeit verbringt: Unter dem
Namen „Aserto“ möchten er und
seine Mitarbeiter die Kommunikation von Unternehmen optimieren.
„Ich kann mir das Beste aus
zwei Arbeitswelten aussuchen“,
sagt Harden. Klar, das bedeute
auch, das Schlechte aus zwei
Welten zu erleben. Aber das Positive überwiege, meint Harden
mit Blick auf fast eine Dekade in
beiden Berufssphären. Eine Vollzeitprofessur wäre für ihn nicht
infrage gekommen. Seine Firma
wollte er nicht aufgeben.
Vorgehabt habe er das so
nicht, sagt Harden. Aber dann sei
er auf die Ausschreibung der nebenberuflichen Professur in Lingen gestoßen. „Es wäre komisch
gewesen, wenn ich es nicht probiert hätte“, fasst er seine Ent-
scheidung zur Bewerbung zusammen. Zumal: Harden ist nach seiner Promotion schon als Lehrbeauftragter an Hochschulen in
Hannover und Hamburg tätig gewesen. Eine Verbindung in die
Wissenschaft hat es also immer
gegeben.
Ob er das aber so hätte fortführen können, bezweifelt Lars
Harden: „Die unternehmerische
Zeit bindet enorm. Es ist dauerhaft kaum möglich, Lehraufträge
nebenher zu bewältigen, vor allem nicht mehrere Veranstaltungen pro Semester.“ Dann ergänzt
er: „Die Bezahlung von Lehrbeauftragten in diesem Land ist eine Katastrophe, das ist nahe an
der Grenze zum Mindestlohn.“
(Siehe Kasten.)
Sicher, ein Professorengehalt
stehe im Vergleich mit Managergehältern in der freien Wirtschaft nicht gut da, sagt Harden,
aber: „Wenn die Bezahlung ein
wichtiges Kriterium ist, dann ist
die Wissenschaft sicher nicht der
richtige Weg“, ergänzt er. Zudem
verdienten Professoren im gesellschaftlichen Schnitt immer noch
vergleichsweise gutes Geld und:
„Wir haben eine Reihe von Privilegien, die andere nicht haben.“
„Ich kann mir
das Beste aus
zwei Welten
aussuchen.“
Lars Harden,
HS Osnabrück, Aserto
Eine „halbe Professur“ hat Lars Harden an der Hochschule Osnabrück,Campus Lingen,inne.Zugleich führt der Unternehmer die Agentur Aserto in Hannover.
Acht Lehrveranstaltungen: So
sieht Lars Hardens Verpflichtung
in Lingen aus. Am Anfang sei viel
Vorbereitung nötig gewesen.
Doch einige Seminare und Vorlesungen wiederholen sich, sodass
er auf seine alten Konzepte zurückgreifen kann und nur noch
ein paar Zahlen aktualisieren
muss.
Als Professor schöpft er einerseits aus seiner Praxiserfahrung als Unternehmer: „Man
kann sich alles anlesen, aber
wie man etwas anwendet, kann
man mit praktischer Erfahrung
ganz anders erläutern“, meint
Harden. Aber auch die andere
Sichtweise gilt: So könne er
gut vermitteln, wofür die Zahlenkolonnen aus der Marktforschung in der Praxis notwendig
seien.
Nützt ihm denn sein Titel beruflich? „Anfangs war er vielleicht ein Faktor für einen Auftrag. Aber auf die Dauer entscheidet die Qualität der Arbeit“,
meint Harden nach kurzem
Überlegen. Zudem gelte auch die
andere Seite der Medaille: „Andere Kunden haben vielleicht
Sorge, dass ein Professor konservativ ist.“
Mobile Räume mieten.
Flexible Raumlösungen
für jede Branche.
AKADEMISCHES PERSONAL IN DER REGION
Rückgrat von Forschung und Lehre
An Hochschulen und
Universitäten lehren
nicht nur hauptamtliche Professoren, sondern auch wissenschaftliche Mitarbeiter,
Lehrbeauftragte und
Honorarprofessoren.
Das Lehrpersonal von
Universität und Hochschule Osnabrück in
Zahlen:
ne Bezahlung („honoris causa“ heißt: aus
Gründen der Ehre).
Lehrbeauftragte erhalten gegen ein Honorar eine Lehrbefugnis
jeweils für ein Semester. Die Vorbereitung
der Lehre und die Abnahme von Prüfungen
werden ihnen nicht
honoriert.
Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter (zumeist als
Zeitvertrag) sind fest
angestellt. Honorarprofessoren werden
von der Hochschule ernannt. Sie arbeiten oh-
Hochschule
Osnabrück:
• 9 nebenberufliche
Professorinnen und
Professoren
• 25 Honorarprofessoren und
-professorinnen
• rund 800 externe
Lehrbeauftragte
• Lehrpersonal
insgesamt: 392
Dazu zählen: Lehrkräfte für besondere Aufgaben, Professoren
und Verwalter sowie
Professoren mit
50-Prozent-Stelle
Universität
Osnabrück:
• 27 Honorarprofessoren und
-professorinnen
• durchschnittlich
rund 150 bis 160 externe Lehrbeauftragte:
Lehrbeauftragte bei
unterschiedlicher
Lehrverpflichtung
(Durchschnitt der
vergangenen vier
Jahre)
• Nebenberufliche
Professorinnen und
Professoren gibt es
an der Universität
Osnabrück nicht.
• Lehrpersonal
insgesamt: rund 1000
(Stand: 31. 12. 2015)
im wissenschaftlichen
Dienst.
Dazu zählen: 782 im
akademischen Mittelbau und 218 in der
Gruppe der Professoren/-innen einschließlich Verwalter und Vertreter.
ELA Container GmbH
Zeppelinstraße 19–21, 49733 Haren (Ems)
Tel +49 5932 506-0 Fax +49 5932 506-10
[email protected] www.container.de
Foto: Nigel Treblin
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT
SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT
GEMEINSAM FORSCHEN UND ENTWICKELN
Datenbrillen kommen beim Projekt „Glassroom“
der Universität Osnabrück zum Einsatz.
Zielanwendung: berufliche Bildung
Kooperationen
Gemeinsam forschen und
entwickeln ist en vogue.
So arbeiten Unternehmen
und Hochschulen der Region zusammen:
Projekt Sascha: Forscher der
Hochschule Osnabrück beschäftigen sich mit den wechselseitigen
Effekten von Klima- und Landnutzung in Westsibirien. Die
Amazonen-Werke sind Projektpartner und stellen unter anderem Maschinen.
Projekt Sirka: Der Bereich Physiotherapie der Hochschule Osnabrück arbeitet unter anderem mit
im Maschinen- und Anlagenbau.
Foto: David Ebener
Budelmann Elektronik (Münster),
der Meyer Werft, und dem
Rofa-Bekleidungswerk (Schüttorf )
an einem Sensoranzug. Er
misst die Bewegungen des
Trägers und hilft, gesundheitsschädliche Bewegungsabläufe
zu vermeiden.
THEORIE UND PRAXIS
Duales Studium
Eine direkte Verbindung von
Wirtschaft und Wissenschaft
stellt das duale Studium her. Die
Auszubildenden/Studenten lernen die Theorie in der Hochschule und die praktische Umsetzung
im Unternehmen. Viele Firmen in
der Region bieten das duale Studium an, darunter die Hamm Reno Group, die Osnabrücker Wirtschaftsprüfer-Kanzlei Herden
Böttinger Borkel Neureiter und
NOZ Medien.
Projekt Glassroom: Der Lehrstuhl für Informationsmanagement und Wirtschaftsinformatik
der Universität Osnabrück erforscht unter anderem mit Amazone die Möglichkeiten von Datenbrillen für die berufliche Bildung im Maschinen- und Anlagenbau.
Partner für duale Studiengänge in der Region:
• Institut für duale
Studiengänge (Hochschule
Osnabrück – Campus Lingen)
• Hochschule Osnabrück
(Standort Osnabrück)
• Phwt Vechta
• FH Münster
• HSW (Hochschule
Weserbergland)
• FH Bielefeld
AUS FORSCHUNG UND LEHRE IN DIE WIRTSCHAFT
Ausgründungen
Praxisnahe Forschung und Lehre
mündet manchmal gleich in die
Gründung eines Unternehmens.
Eine Auswahl von Ausgründungen aus der Universität und der
Hochschule Osnabrück:
FÜR HERVORRAGENDE LEISTUNGEN
Förderpreise
Sowohl die Universität Osnabrück
als auch die Hochschule Osnabrück vergeben jährlich Förderpreise. Regionale Firmen wie die
Felix Schoeller Holding, Piepenbrock oder Rosen, Organisationen, Verbände und Stiftungen
übergeben diese an die Studierenden und Doktoranden. Insgesamt
vergibt die Universität Osnabrück
über 30 Förderpreise und die
Hochschule Osnabrück ebenfalls
über 30 sogenannte StudyUpAwards. Mit den Preisen werden
hervorragende Promotions-, Examens- und Studienleistungen verschiedener Studiengänge gewürdigt.
Wirtschaft trifft Wisssenschaft
Bitnamic: Mit der Software von
Bitnamic können Servicetechniker per Videokonferenz weltweit
mit weit entfernten
Experten kommunizieren.
Diese können nicht nur beraten,
sondern auch Messgeräte
oder Rechner am Reparaturort
steuern.
bitnamic.net
Wie kommen Studierende in Kontakt zu Unternehmen? Es gibt zah
hlreiche Möglichkeiten,
sich beraten und fördern zu lassen. Hier ein kleiner Überblick, wie ju
unge Menschen Praxis und Forschung
in der Region verbinden können – bis hin zur Gründung eines eigen
nen Unternehmens.
Feelspace: Studentinnen haben
einen Gürtel entwickelt, dessen
Vibrationseinheiten mit einer Na-
VON WILFRIED ROGGENDORF, GERD SCHADE, ANN-KATRIN SICKENDIECK UND SEBASTIAN STRIC
CKER
vigationsapp verbunden sind. Der
Nutzer spricht das Ziel in sein
Smartphone, die App berechnet
die Route. Der Gürtel vibriert an
der Stelle, in die der Nutzer laufen soll. Zielgruppe: Menschen
mit Sehbehinderungen.
feelspace.de
Iotec: Das Startup entwickelt
Hightech für die Landwirtschaft.
Das Produkt OEOS (Optoelektronischer Objekt-Scanner) beispielsweise erstellt hochauflösende
Schattenbilder lichtundurchlässiger Objekte. Damit können beispielsweise bei der Pflanzenzucht
Eigenschaften von Pflanzen über
Algorithmen bestimmt werden.
iotec-gmbh.de
VIELFÄLTIGE BERATUNG
Vermittlungbüros und -portale
KENNENLERNEN VON STUDIERENDEN UND BETRIEBEN
Kontaktveranstaltungen
Studierende und Unternehmen
können bei diesen Veranstaltungen
persönliche Kontakte knüpfen:
Speed-Dating der Hochschule
Osnabrück: Zwölf Studierende
aus verschiedenen InformatikZweigen lernen in jeweils zwölf
Minuten Vertreterinnen und Vertreter von zwölf Unternehmen
kennen. Am Ende der zwölf Minuten wechseln die Studierenden
an einen anderen Tisch, zu einem
anderen Unternehmen.
Absolventenmesse „CHANCE“:
Etwa 120 regionale und überregionale Unternehmen präsentieren
sich dort an Messeständen,
um qualifizierte Studierende und
Absolventen der Osnabrücker
Hochschulen kennenzulernen
und eventuell für Abschlussarbei-
ten, Praktika oder eine Anstellung
zu gewinnen. Die Messe findet
in diesem Jahr am 9./10. November in der Aula und dem Foyer
der Hochschule Osnabrück
statt.
ps-os.de/chance
Jobmesse: Verschiedene Unternehmen stellen sich an Messeständen vor, um mit potenziellen
Bewerbern in Kontakt zu treten
und sich als möglicher Arbeitgeber zu präsentieren. Die Bewerber
bekommen die Gelegenheit, die
Unternehmen persönlich kennenzulernen und sich über unterschiedliche Berufe zu informieren. Die nächsten Jobmessen in
der Region finden am 4./5. Juni
in den Emslandhallen in Lingen
und am 10./11. September im Autohaus Walkenhorst in Osnabrück
statt.
jobmessen.de
Um die Kontakte zwischen Unternehmen und Studierenden kümmern sich auf dem Campus Lingen der Hochschule Osnabrück
die Dekanatsmitarbeiterin Nadine
Haberland und Ghousun Abu
Shammala vom Career Center.
Haberland sammelt Anfragen
von Unternehmen, die Praktikanten suchen, Projekte mit der
Hochschule starten wollen oder
Themen für Abschlussarbeiten
zu vergeben haben. Sie vermittelt
an die einzelnen Studiengänge
und macht Angebote unter den
Studierenden bekannt.
campus-lingen.hs-osnabrueck.de
Die Vermittlungsplattform „Unternehmenskompass“ des Wirtschaftsverbands Emsland, der
Wirtschaftsvereinigung Grafschaft
Bentheim und der Hochschule Osnabrück steht ebenfalls unter Haberlands Obhut. Dort stellen Unternehmen ihre offenen Praktika
und Themen für Abschlussarbeiten
ein.
unternehmenkompass.com
Im Career Center des Campus
Lingen berät Ghousun Abu Shammala Studierende, gibt ihnen Orientierung über die eigenen Fähigkeiten. Auch sie vermittelt PraktikaKontakte und Themen für Abschlussarbeiten. Ebenfalls im Programm: Bewerbertrainings. Auch in
Osnabrück bringen die Universität
und die Hochschule Unternehmen
und Studenten zusammen.
campus-lingen.hs-osnabrueck.de
Das Career Center der Hochschule Osnabrück bietet Beratungsleistungen zu den Themen
Berufsorientierung und Berufseinstieg und unterstützt Firmen bei
Kooperationen und Recruiting. Die
Mitarbeiterinnen sammeln Anfragen von Unternehmen, die Praktikanten suchen, Projekte mit der
Hochschule durchführen wollen
oder Themen für Abschlussarbeiten zu vergeben haben. Eine Möglichkeit für die Kontaktaufnahme
innerhalb des Career Centers
ist das Praxisportal „Praxiko“.
Dort können Unternehmen sich
sität und Hochschule Osnabrück.
Die Mitarbeiter vermitteln Kontakte zwischen Wissenschaft und
Wirtschaft und unterstützen Studierende bei Gründungsfragen
oder bei Verwertungsmöglichkeiten von Forschungsergebnissen
und Auftragsforschung. wtt-os.de
Dekanatsmitarbeiterin Nadine Haberland (r.) und Ghousun Abu Shammala vom Career Center
nd Studierende zusammen. Foto: Gert Westdörp
bringen auf dem Campus Lingen Unternehmen un
ein kostenloses Profil anlegen
und Praktika, Projekte, Abschlussarbeiten oder Stellen ausschreiben.
hs-osnabrueck.de
men die Möglichkeit, Einstiegsangebote für Studienabbrecher
über eine Datenbank abzugeben.
osnabrueck.ihk24.de
Beim Projekt „Neustart“ der
IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim haben Unterneh-
Der Wissens- und Technologietransfer Osnabrück ist eine gemeinsame Einrichtung von Univer-
Mit dem Bewerberportal „Jobachse“ schaltet sich der Verein
Wachstumsregion Ems-Achse mit
Sitz in Papenburg ein: „Darüber
können ganz konkret Bachelorund Masterarbeiten ebenso wie
Praktika eingestellt oder gesucht
werden“, sagt Geschäftsführer Dirk
Lüerßen. Zudem berate man auch
persönlich in Abstimmung mit den
Branchen-Kompetenzzentren des
Vereins. Die Ems-Achse ist
ein Bündnis von Unternehmen,
Kommunen, Bildungseinrichtungen, Kammern und Verbänden im
Emsland, in der Grafschaft Bentheim und in Ostfriesland. Sie unterstützt Unternehmen und Kommunen bei der Fachkräftegewinnung.
Studierende suchen über sie Unternehmenskontakte zu Themen
wie Personal, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, aber auch sehr speziell etwa zu Biochemie oder Lasertechnik.
Geschäftsführer Lüerßen empfiehlt Studierenden, sich nicht nur
auf die bekannten großen Betriebe
zu konzentrieren. „Es gibt viele kleine und mittlere Unternehmen, die
tolle Themen für Abschlussarbeiten
und später auch spannende Jobs
anbieten.“
Und wie kommt man als Unternehmen an gute Studierende?
„Ein guter Draht zu Lehrenden an
der Hochschule ist sicher hilfreich“,
sagt Lüerßen. Auch dabei unterstütze die Ems-Achse. Häufig würden
Firmen in Uni-Städten mit Anfragen
zu Bachelor- oder Masterarbeiten
geradezu überschüttet. Viele Studierende seien deshalb dankbar für Alternativen. „Für Emsländer, Grafschafter und Ostfriesen ist das doppelt attraktiv, weil sie in der Heimat
ihre Abschlussarbeit schreiben könjobachse.de
nen“, sagt Lüerßen.
FINANZIELLE FÖRDERUNG
Stipendien
Eine Möglichkeit der Vernetzung
von Studierenden und Unternehmen sind Stipendien. Dabei können Unternehmen entweder allein oder mit Partnern Studierende finanziell fördern. Die Stipendien in der Region:
Deutschlandstipendium: Dieses
Stipendium wird u. a. von BASF,
CLAAS, ROSEN, Stadtwerken Osnabrück und ZF unterstützt.
Helmut-Claas-Stipendium: Das
Helmut-Claas-Stipendium fördert
besonders die Wissenschaft und
Forschung im Bereich der Landtechnik und der angrenzenden ingenieurwissenschaftlichen Bereiche.
Krone-Stipendium: Die Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH
vergibt an die besten drei Fahrzeugtechnik- und MaschinenbauStudierende eines Jahrgangs der
HS Osnabrück ein Stipendium in
Höhe von monatlich 100 Euro bis
zum Studienende.
Emslandstipendium Wirtschaft
trifft Talente: Die Stipendiaten
erhalten monatlich 100 Euro und
können auf Wunsch ein Praktikum in dem fördernden Unternehmen machen und ihre Abschlussarbeit dort schreiben. Gefördert werden die Stipendien
von Mitgliedsunternehmen und
-kommunen des Wirtschaftsverbandes Emsland.
Foto: Michael Gründel
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT
Volle Kraft voraus:
Im Studium
Schiffe bauen
Die Meyer Werft in Papenburg
bietet acht duale Studiengänge an
VON CHRISTOPH ASSIES
PAPENBURG. Die Schule ist been-
det, das Abitur in der Tasche.
Und dann? Viele Betriebe in der
Region bieten duale Studiengänge an. Nicht zuletzt auch deshalb, um ihre eigenen Fachkräfte selbst auszubilden. Die Papenburger Meyer Werft engagiert sich seit mehr als 15 Jahren
auf diesem Gebiet.
Für acht Studiengänge bietet das
emsländische Traditionsunternehmen die Kombination von Ausbildung und Studium an. Werftsprecher Günther Kolbe: „Die Frage
nach dem Entweder-oder entfällt.
Die dualen Studiengänge bauen
nämlich auf einer praktischen
Ausbildung im Unternehmen auf.“
Das Unternehmen ist ein angesehener Arbeitgeber, nicht nur in
der Region Emsland/Ostfriesland.
„Wir beschäftigen Studenten aus
dem gesamten Bundesgebiet“, so
Kolbe. Rund 180 Bewerbungen erreichen die Schiffbauer zuletzt allein für die dualen Studiengänge
im technischen Bereich.
Eine von rund 50 dual Studierenden auf der Meyer Werft ist die
19-jährige Tomke Siemens aus
Leer. Die junge Frau arbeitet seit
September 2015 in einer ausgesprochenen Männerdomäne. Siemens studiert Schiffbau und Meerestechnik und hilft mit, die gigantischen Kreuzfahrtschiffe der
Meyer Werft zu bauen.
„Ich habe mich immer schon für
Technik begeistert“, begründet sie
ihre Wahl des Studienganges. Mit
dem sogenannten „Niedersachsen
Technikum“, einem Projekt des
Niedersächsischen Ministeriums
für Wissenschaft und Kultur und
der Hochschule Osnabrück, speziell für technikinteressierte junge
Frauen, hat Tomke Siemens vor
Studienbeginn erste Einblicke in
die Arbeit auf der Meyer Werft bekommen. „Ich habe mich letztendlich für Schiffbau als Studium entschieden, weil ich auch seit meinem sechsten Lebensjahr segele
und irgendwie schon immer mit
dem Wasser verbunden war“, sagt
die Ostfriesin. Auch über ein Maschinenbau-Studium habe sie
nachgedacht, aber „ich hatte das
Gefühl, da redet man drei Stunden
über eine Schraube. Da fand ich
Schiffbau interessanter.“
In Deutschland sind derzeit
rund 15 500 Arbeitnehmer im
Schiffbau beschäftigt. Der Negativtrend der westdeutschen Werften
scheint gestoppt. Für die nächsten
Jahre erwarten Branchenkenner
einen Anstieg der Beschäftigung.
Die Meyer Werft ist bis in das Jahr
2020 ausgelastet. In Papenburg
werden allein in diesem Jahr zwei
Ozeanriesen abgeliefert. In den
darauffolgenden Jahren folgen
noch neun Kreuzfahrtschiffe für
führende Reedereien aus den USA
und Asien. Kolbe: „Wir brauchen
Fachkräfte und bilden sie daher
im Rahmen unserer Ausbildungsund Studiengänge selbst aus. Damit investieren wir Arbeit und
Geld in unseren Nachwuchs und
bieten ihnen bei erfolgreichem Abschluss auch gute Perspektiven.“
Rund die Hälfte der im Rahmen
einer Studie der IG Metall Küste
befragten Werften hat aktuell
Schwierigkeiten, offene Stellen mit
geeigneten Kandidaten zu besetzen. Dabei sind die Bedingungen,
wie auf der Meyer Werft, für Berufseinsteiger gut: Nur vier Prozent der Beschäftigten haben einen befristeten Arbeitsvertrag.
Tomke Siemens ist in ihrem ersten Jahr nun bis September auf
der Meyer Werft und sammelt
praktische Erfahrung. Sie schließt
zunächst ihre Ausbildung zur
Seit September 2015 auf der Meyer Werft: die Ostfriesin Tomke Siemens.
Konstruktionsmechanikerin
im
Einsatzgebiet Schiffbau ab. Danach studiert sie für zwei Jahre an
der Hochschule Bremen. Die Studiengebühren werden dabei von
der Werft übernommen, und Siemens verdient ihr eigenes Geld.
Die Grundlage für ihre handwerkliche Arbeit hat Siemens in
der Lehrwerkstatt der Werft gelernt. „Dort haben wir das Bohren
und Schweißen gelernt. Dinge, die
ich nun täglich mache“, erklärt die
19-Jährige. Momentan arbeitet
Siemens in der Bordmontage auf
dem neuesten Kreuzfahrtschiff,
der 348 Meter langen „Ovation of
the Seas“. Der Ozeanriese liegt für
die letzten Arbeiten in der großen
Baudockhalle. Schon bald ziehen
Beim Schweißen auf der Werft: Tomke Siemens in Aktion.
Foto: Christoph Assies
Foto: Christoph Assies
Schlepper ihn ins Freie, und der
Innenausbau wird am Ausrüstungskai im Hafen fortgeführt, ehe
der Luxusliner Papenburg über die
Ems in Richtung Nordsee für immer verlässt.
Die „Ovation of the Seas“ ist das
erste Kreuzfahrtschiff, an dem
Tomke Siemens mitgearbeitet hat.
„In der Bordmontage setzen wir
Änderungen auf dem Schiff um,
und manchmal kommt es vor, dass
ich Teile wiedererkenne, die ich in
einem ganz frühen Stadium mitgebaut habe.“ Das mache sie schon
ein wenig stolz. Die Arbeit ist dabei körperlich hart. Die junge Frau
muss schwere Dinge heben und
tragen. „Dabei gibt es aber auch
einen gewissen Frauenbonus. Ich
habe viele Kollegen, die mir
schwere Dinge abnehmen“, sagt
Siemens.
Flexibel muss sie sein – und viel
laufen. Neben der Arbeit auf der
„Ovation“ wird sie auch auf einem
120 Meter langen Element des
nächsten Kreuzfahrtriesen eingesetzt. Die „Genting Dream“ wird
im Herbst Papenburg verlassen.
Bis dahin ist es noch eine Menge
Arbeit für Siemens und ihre Kollegen. Kabelbahnen, Rohrleitungen
und Klimaschächte müssen auf
den bis zu 70 Stahlblöcken installiert werden, die am Ende das fertige Kreuzfahrtschiff ergeben.
Auch wenn Siemens erst seit
September vergangenen Jahres
fest zur Belegschaft gehört und
PEARLs
damit Teil von 3000 fest angestellten Arbeitnehmern der Werft ist –
für sie liegen die Vorteile des dualen Studiums auf der Hand. „Wir
lernen das Unternehmen sehr gut
kennen und haben hier sehr gute
Weiterbildungsmöglichkeiten“,
meint sie. In der vorlesungsfreien
Zeit arbeitet sie im Unternehmen
und erhält so neben dem Studium
die Facharbeiterqualifikation.
Wie Werftsprecher Kolbe betont, vereinbaren beide Seiten,
Studenten und Unternehmen, gegenseitig Regeln und Bedingungen. „Wir vermitteln das Knowhow durch unsere Ausbildungsbeauftragten ganz nah an der Praxis.
Die Theorie und ihr Wissen für ihr
späteres Berufsleben bekommen
„Ich habe mich
immer schon
für Technik
begeistert.“
Tomke Siemens, Meyer Werft
die Studenten an der jeweiligen
Hochschule.“
Die Meyer Werft arbeitet nach
Angaben von Johannes Weber von
der unternehmenseigenen Akademie, die für Ausbildung, Weiterbildung und die Studiengänge zuständig ist, mit den Hochschulen
Bremen, Emden/Leer, Osnabrück,
der Jade-Hochschule Wilhelmshaven und der Berufsakademie Ostfriesland eng zusammen. Dadurch
könnten Praxis und Wissenschaft
schnell und effektiv zusammengebracht werden. „Jedes Unternehmen kann eigentlich ein duales
Studium anbieten. Prinzipiell ist
es ja so, dass wir uns verpflichten,
die Studenten in der vorlesungsfreien Zeit bei uns zu beschäftigen“, erklärt Weber. Bei einer vergleichsweise hohen Anzahl an dualen Studenten sei jedoch auch eine aufwendigere interne Organisation notwendig, so Weber. In jedem Fall entstehe eine starke Bindung zum Unternehmen. Und: Eine längere Einarbeitungszeit, Trainingsprogramme oder Kosten für
das Anwerben von Absolventen
nach Abschluss eines Studiums
entfallen, da die Dualstudenten
nahtlos vom Studium in das Arbeitsleben übergehen.
Das wünscht sich auch Tomke
Siemens. Sie hofft, dass der Luxusliner „Ovation of the Seas“ eines
von vielen Schiffen der Meyer
Werft ist, an denen sie mitarbeiten
darf.
Kompetenzen stärken:
... ��� S�ha�� ��� Mit����i���...
„
Persönlichkeiten
Methoden
Interaktionen
„
Si����� S�� I���� Un��������n�-
�rf�l� ��r�� �����l�� P�rs�n���n��i����n�
�n� �u���e���� Mit����i���!
Dynamik und Verhalten von Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern auf dem Arbeitsmarkt verändern sich
spürbar. Somit ist Mitarbeiterzufriedenheit ein
zentraler Faktor für den Erfolg eines Unternehmens.
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT
In Leer studieren die künftigen Kapitäne und Lotsen
Hochschule und maritime Wirtschaft arbeiten Hand in Hand – Die Berufsaussichten für Absolventen sind positiv
VON HELGE HOLZ
LEER. Die Kreisstadt Leer ist
ein wichtiger Standort für
maritime Forschung und Lehre.
Die Kreisstadt in Ostfriesland
blickt auf 165 Jahre Tradition
als Hochschulstandort zurück:
Aus der im 19. Jahrhundert
gegründeten Seefahrtsschule
wurde die Hochschule
Emden/Leer.
Auf den ersten Blick ist Leer nur
ein Provinzstädtchen. Beim Blick
auf das Ranking der deutschen
Hafenstädte und küstennahen Regionen aber zeigt sich die Stärke
dieses maritimen Wirtschaftsstandorts im Westen Niedersachsens.
Zwar steht Hamburg unangefochten auf Platz eins der deutschen Schifffahrtsstädte. Doch wer
folgt in dieser Hitparade auf dem
zweiten Rang? Bremen beansprucht diese Position. „Das
stimmt aber so nicht“, widerspricht selbstbewusst Marcus Bentin und präzisiert seine Aussage:
„An deren Kai-Anlagen mögen
vielleicht die größeren Schiffe anlegen – doch in Sachen Wirtschaftskraft ist unsere mittelständisch geprägte Ems-Ache zwischen
Haren und Leer dem Mitbewerber
von der Weser um einige Nasenlängen voraus.“ Marcus Bentin ist
vom Fach: Er ist Dekan der Hochschule Emden/Leer und eine Kapazität auf dem Fachgebiet Schifffahrt.
Leer ist nicht nur das Tor nach
Ostfriesland, sondern gleichfalls
ein bedeutender Standort für die
maritime Forschung und Lehre.
Als Hochschulstandort kann die
Stadt an Leda und Ems auf eine
165-jährige Tradition zurückblicken. Was einst als Seefahrtsschule anfing, entwickelte sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor im gesamten Niedersachsen.
Entsprechend umfangreich ist daher die Schnittmenge von den Interessen der Hochschule und den
hier beheimateten Wirtschaftsunternehmen.
Kooperationen zwischen Theorie und Praxis sind daher Alltag
und nicht die Ausnahme. Unter
anderem engagieren sich die Harener Reederei Briese Schifffahrt
und ihr Leeraner Mitbewerber
Hartmann an der Hochschule
und unterstützen Forschung wie
Ausbildung durch die Finanzierung von Professuren oder stellen
gar eigene Mitarbeiter als Lehrbeauftragte zur Verfügung. Die Experten unterfüttern im Hörsaal
die graue Theorie mit Wissen aus
der Praxis. Allein für die Professuren werden die Unternehmen
gut drei Millionen Euro in den
ostfriesischen Hochschul-Standort investieren.
Ein Pfund, mit dem letztlich
auch die gut 450 Studierenden
wuchern können. Wer hier sein
Studium beginnen will, hat die
Qual der Wahl: Entweder wartet
ein Studium der Nautik oder eine
Hochschulausbildung im Bereich
Schiffs- und Reedereimanagement. Letzteres ist wiederum in
einen ökonomischen wie technischen Bereich aufgeteilt, einerseits mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt „maritime
Wirtschaft und Logistik“ andererseits in den Schiffbau oder in die
Umwelt- und Meerestechnik.
Mit einem Bachelor-Abschluss
in der Tasche dürften den Absolventen die Türen offen stehen,
auf hoher See ebenso wie im Binnenland. So zählt auch die Logistikbranche zu den begehrten Arbeitgebern der frisch gebackenen
Fachleute.
Aber haben die deutschen
Nachwuchs-Seemänner und -frauen denn angesichts des globalen
Wettbewerbs überhaupt eine
Chance im internationalen Geschäft? „Durchaus“, antwortet
Marcus Bentin, „die gegenwärtigen Probleme der maritimen
Wirtschaft sind in den Augen des
Professors oft selbst gemacht und
mehr das Resultat unternehmerische Fehlentscheidungen.“
Nicht minder bedeutend ist für
den Fachmann auch die Rolle der
Banken, die oft durch eine zu laxe
Kreditpolitik einigen Reedereien
ermöglicht haben, bedingt durch
eine zu hohe Kreditlinie, sich
überhaupt neue Schiffe kaufen zu
können. Was oft außer Acht gelassen wurde, war die Eigenkapitalquote.
Die Folgen waren und sind
Überkapazitäten auf dem Markt.
Es wird sicher noch seine Zeit
dauern, bis die vorhandenen Tonnagekapazitäten sich der Nachfrage wieder angepasst haben werden. Noch ist diese Konsolidierung
nicht abgeschlossen. Für Kapitäne
und Offiziere sieht er dennoch gute Chancen, auch auf internationaler Ebene.
Hier sind die Qualifikationsstandards heute einheitlich. Auf
Probleme der
maritimen
Wirtschaft
sind oft
hausgemacht.
Marcus Bentin ist Dekan der Hochschule Emden/Leer.
Foto: Helge Holz
Die Perspektiven für Männer und Frauen,die Nautik oder Reedereimanagement studieren,die sind gut.
der Kostenseite bestehen allerdings große Unterschiede: Um
Geld zu sparen, heuern deutsche
Reeder oft ausländische Nautiker
an und produzieren auf diese Weise
ihren eigenen Fachkräftemangel.
Bedingt durch den demografischen
Wandel, wird in den kommenden
Jahren mehr qualifiziertes Wissen
(von Lotsen, Kapitänen oder Offizieren) altersbedingt vom Arbeitsmarkt ausscheiden, als nachwachsen wird. Um dieses kommende
Problem zu lösen, versucht der Gesetzgeber nun mithilfe der Steuerpolitik wieder eine Kostengerechtigkeit herzustellen. Damit sollen
auch deutsche Seeleute unter deutscher Flagge arbeiten können. Von
daher sieht Marcus Bentin die Berufsaussichten für „seine“ Absolventen doch positiv.
Auf akademischer Ebene fallen
seine beruflichen Prognosen ebenfalls recht optimistisch aus. So
führen die Leeraner im Augenblick mit finnischen und norwegischen Hochschulen Gespräche,
um dem akademischen Nachwuchs zusätzliche Perspektiven
bieten zu können, um auf internationaler Ebene gemeinsam mit
den beiden Partnern ein Masterstudium auf den Bachelor satteln
zu können.
Ein gutes Zeugnis stellt der Dekan ebenfalls den heimischen
Reedereien aus: Sie haben ihre
Hausaufgaben gemacht und für
sich geeignete Nischen gesucht
und gefunden, in denen sie ihr
vorhandenes Wissen einbringen
können.
Längst arbeiten Hochschule wie
Wirtschaft daran, ihre Region fit
für die Zukunft zu machen. Unter
der Dachmarke „Greenshipping
Niedersachsen“ agieren die Ostfriesen als wichtiges Kompetenzzentrum. So tüfteln die Fachleute
heute an kommenden Technologien, um ressourcenschonend Güter wie Menschen auf dem Wasserweg zu transportieren, oder sie liefern ihren Beitrag bei der Entwicklung neuer Antriebsarten von
Schiffen. Zwischen Emden und
Borkum hat diese Zukunft bereits
begonnen: Hier pendelt eine Fähre, die mit Flüssiggas statt Diesel
die Passagiere vom Festland zur
Insel bringt.
Foto: dpa
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT
Seit dem „Eye-Tracking“
wird mehr verkauft
Studentinnen verbessern die Warenpräsentation eines Gartencenters
VON WILFRIED ROGGENDORF
LINGEN. Kooperationen mit der
Wissenschaft sind nicht nur etwas für technologiestarke Exporteure. Sie können sich auch
für kleine Unternehmen lohnen.
So wie für das Gartencenter
Klukkert in Lingen. Fünf Studentinnen der Hochschule Osnabrück halfen, die Warenpräsentation zu verbessern.
Die aus dem Emsland und der
Grafschaft Bentheim stammenden
Betriebswirtschaftlerinnen hatten
vor einem knappen Jahr das Blick-
Hannes Brink, Klukkert-Geschäftsführer.
verhalten der Kunden im Gartencenter mittels „Eye-Tracking“ untersucht. Bei diesem Verfahren
tragen die Testpersonen eine spezielle Brille, mit deren Hilfe die
Augenbewegungen digital aufgezeichnet werden. So konnten die
Studentinnen ermitteln, auf welche wo platzierten Produkte die
Kunden des Gartencenters wie
lange blickten. Jetzt fasst Klukkert-Geschäftsführer
Hannes
Brink das Ergebnis in einem Satz
zusammen: „Es wird definitiv
mehr verkauft.“
Erreicht hat Brink die Steigerung der Verkaufszahlen, indem er
die von den Studentinnen gewonnenen Erkenntnisse konsequent
umgesetzt hat. Er präsentiert die
Waren auf den 21 000 Quadratmetern (davon 4000 Quadratmeter
überdacht) des Gartencenters seit
einem Jahr anders. Und er hat seine insgesamt 71 Mitarbeiter für
das Thema Warenpräsentation
sensibilisiert.
Doch was genau haben die Studentinnen herausgefunden? „Dort,
wo ein Produkt mit Dekorationsmaterial im Verbund präsentiert
wird, bleibt der Blick der Kunden
länger hängen“, erläutert Brink.
Außerdem stellte sich heraus, dass
auf Tischen präsentierte Waren
mehr Beachtung finden als solche
in Regalen. „Und was über Augenhöhe präsentiert werde, findet
überhaupt keine Beachtung“, erläutert Brink.
Wie das Gartencenter Klukkert
diese Erkenntnisse umgesetzt hat,
zeigt der Geschäftsführer an einem Beispiel: Auf einem Tisch stehen zur Ansicht bepflanzte Schalen, versehen mit verschiedenen
Dekorationsmaterialien. Die ent-
Die Bewegungen
der Augen
wurden digital
aufgezeichnet.
„Eye-Tracking“-Experiment im Gartencenter Klukkert: Daten aus der Brille geben Aufschluss über Kundenblicke.
sprechenden Schalen und Dekorationsgegenstände für den Verkauf
findet der Kunde unmittelbar dahinter im Regal. „Wir zeigen mehr
Produkte in der Anwendung; geben dem Verbraucher Ideen zur
Kombination der einzelnen Produkte mit.“ Brink ist sich sicher,
dass er damit die „beste Pflanzenkompetenz des Gartencenters“
und Inspiration zugleich vermittelt. „Dann entwickeln die Kunden
auch eigene Ideen“, sagt er. Ideen,
die dazu geführt hätten, dass sich
im vergangenen Jahr der Wert eines Durchschnittseinkaufs erhöht
habe. Konkrete Zahlen möchte
Brink nicht nennen, wirkt aber
sehr zufrieden. Bei der Hauptzielgruppe des Gartencenters, der
„Frau ab 40“, scheine die veränderte Präsentation der Waren angekommen zu sein.
Brink findet, dass der Einzelhandel sich zu wenig und oft unprofessionell mit der Präsentation
Fotos: Wilfried Roggendorf
seiner Waren beschäftigt. „Da wird
noch vieles aus dem Bauch heraus
gemacht.“ Umso zufriedener ist er,
dass er auf den Vorschlag der
Hochschule Osnabrück zu dem
studentischen Projekt einging.
Wenn er ein neues Forschungsthema sieht, will er sich an den Campus Lingen wenden. „Ich kann andere Unternehmen nur ermutigen,
solche praxistauglichen Projekte
mit der Hochschule durchzuführen.“
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
GELD &
GESCHÄFT
17
Bloß kein „Greenwashing“
Nachhaltigkeitsbeauftragte in Unternehmen müssen viel Überzeugungsarbeit leisten – Die IHK trainiert sie dafür
Zertifizierungskurs
mit Schwerpunkt
Nachhaltigkeit.
Auch Antje Schwindeler hat an
dem IHK-Kurs teilgenommen. Sie
ist Pressesprecherin beim Getränkeanbieter Berentzen-Gruppe AG
in Haselünne. Angebote für CSRKurse habe es genug gegeben.
Doch die 37-Jährige hat sich bewusst für den IHK-Kurs entschieden. „Der Kurs war sehr umfangreich, wir haben bei den Basics angefangen und uns schrittweise ei-
nen Überblick verschafft.“ Basics,
das heißt: Was ist CSR überhaupt?
Welche, womöglich ganz unterschiedliche, Auffassungen haben
die Teilnehmer von CSR? Wie ist
der Kenntnisstand? „Wir wurden
langsam an das Thema Nachhaltigkeit herangeführt und konnten
schließlich auch selbst tätig werden und Strategien entwickeln.“
Bei der Berentzen-Gruppe soll
das Thema Nachhaltigkeit verstärkt angegangen, „stärker strukturiert werden.“ Das heißt: Ein
neu ins Leben gerufenes ProjektTeam steht in den Startlöchern,
bald soll es „ans Eingemachte gehen“, wie Schwindeler sagt. Die
zukünftigen Kampagnen sollen
tatsächlich einem guten Zweck
dienen. Unternehmen, die sich
CSR auf die Fahne schreiben, werden von Kritikern oft mit dem Begriff „Greenwashing“ konfrontiert,
also dem Vorwurf, durch ein paar
Scheckübergaben für wohltätige
Zwecken ihr Image sauberwaschen zu wollen. Auch die mögliche Kritik sei Teil des IHK-Kurses
gewesen. Deshalb ist es der CSRManagerin wichtig, dass es sich
bei der Berentzen-Gruppe nicht
nur um kurzfristige „Projektchen“
handelt. „Nur so tun, als ob man
Nachhaltigkeit betreibt, bringt gar
nichts.“ Stattdessen gelte: „Man
muss die die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens ansehen und richtig kommunizieren;
man muss verhindern, dass die
Mitarbeiter gar nicht wissen, worum es einem geht“, so Antje
Schwindeler.
Stefan Rudolph ist Prokurist
und Personalleiter beim Maschinen- und Anlagenbauer Schuko H.
Schulte-Südhoff in Bad Laer. Seine
Teilnahme am IHK-Kurs ist auf Eigeninitiative entstanden. Management-Quereinsteiger sind im CSR
keine Seltenheit. Neben diversen
Weiterbildungsmaßnahmen und
fachspezifischen
Studiengängen
gibt es keine staatliche Ausbildung
zum CSR-Manager.
„Man muss erst einmal die Thematik verstehen – was sind die
Rahmenbedingungen für CSR?“,
sagt Rudolph. Die Vergleichbarkeit
der Maßnahmen im unternehmerischen Alltag sei sehr wichtig.
„Dafür gibt es etwaige Möglichkeiten, etwa den Deutschen Nachhaltigkeitskodex der Bundesregierung.“ Dieser Kodex bietet vor allem kleinen und mittleren Unternehmen einen Handlungsrahmen
und Strukturierungshilfe für eigenes nachhaltiges Wirtschaften.
„CSR muss in die Firmenphilosophie eindringen; es muss wie
ein Netz über das komplette Unternehmen geworfen werden. Es
muss verflochten und vom gesamten Betrieb gelebt werden“, beschreibt es Stefan Rudolph. Bei
Schuko werden nun konkrete
Nachhaltigkeits-Kampagnen
geplant. Dazu werden die Ressortleiter zusammengeholt und als Team
zusammengestellt. Aufgabe: Die
Fragestellung klären, wo kann und
wo muss man im Unternehmen
ansetzen? „Ich verinnerliche diese
Thematik, man muss es tagtäglich
leben. Das kann nicht funktionieren, wenn man es jemandem bloß
‚überstülpt‘ .“
Patricia Kilbert, Nachhaltigkeitsmanagerin
bei Piepenbrock.
Foto: Piepenbrock
Antje Schwindeler ist Pressesprecherin bei
Berentzen.
Foto: Berentzen
Stefan Rudolph, Personalleiter bei Schuko H.
Schulte-Südhoff.
Foto: Schuko
Die Aufgabe: CSR
muss sich durchs ganze
Unternehmen ziehen.
CSR ist gut fürs
Image, kann aber auch
nach hinten losgehen.
VON ANNALENA KLEIN
OSNABRÜCK/HASELÜNNE/BAD
LAER. Unternehmerisches Han-
deln mit Verantwortung für die
Gesellschaft: Dafür steht der Begriff „Corporate Social Responsibility“, kurz CSR. Engagement
für Nachhaltigkeit und soziales
Engagement können zugleich
das Image eines Unternehmens
verbessern. Die regionale IHK
hat jetzt erstmals CSR-Manager
zertifiziert. Wir stellen drei von
ihnen vor.
CSR – noch nie gehört? Vielleicht
aber hiervon: Eine große deutsche
Brauerei wirbt seit Jahren damit,
für jede verkaufte Bierkiste einen
Quadratmeter Regenwald zu retten. Was als „Biertrinken für den
Regenwald“ bekannt wurde, ist eines der bekanntesten CSR-Projekte Deutschlands.
Der IHK-Kurs setzte sich mit
den Fragen auseinander: Wie
kann ein Unternehmen möglichst
nachhaltig und sozial verantwortlich handeln? Und wie setzt man
das konkret um? In fünf Blockveranstaltungen in Osnabrück haben
die Teilnehmer eine betriebsspezifische Strategie zur Einführung
und Umsetzung von CSR im eigenen Unternehmen entwickelt.
Patricia Kilbert ist eine der Teilnehmerinnen. Die 26-jährige Referentin für Nachhaltigkeitsmanagement bei dem Gebäudedienstleister Piepenbrock in Osnabrück
brachte bereits einen Master in
„International Business Management with Sustainability Management“ mit. Die Struktur des fünfwöchigen IHK-Kurses: Anfangen
Auch das kann CSR sein: Viele Unternehmen stellen ihren Mitarbeitern Firmen-Fahrräder zur Verfügung. So soll auf dem Weg zum Arbeitsplatz
weniger CO2 freigesetzt und die Umwelt entlastet werden.
Foto: Colourbox.de
an der Basis. „Den Teilnehmern
wurde erklärt, wie man in sechs
Schritten CSR in der eigenen Firma implementiert.“ Dazu zähle zunächst die Analyse: „Wer sind wir,
also das Unternehmen? Wie kommunizieren wir unsere Werte, intern und extern?“, so Kilbert.
Ein wichtiger Aspekt ist die Vernetzung: Im besten Fall machen
sich Mitarbeiter in allen Bereichen
des Unternehmens CSR zu eigen.
Das zu erreichen ist Aufgabe der
Fachkräfte. Wie sieht also der Arbeitsalltag einer CSR-Managerin
aus? „Hauptsächlich sind es Projekte, die ich betreue und organisiere“, sagt Patricia Kilbert. Der
Ablauf eines Arbeitstages scheint
so unterschiedlich wie die Projekte selbst. Piepenbrock habe eine
große Anzahl von sozialen und
ökologischen Kampagnen gestartet, die sie nun betreue: die Nachhaltigkeitswoche, die „Aktion
Wachstum“ und das „Clean water“-Projekt in Laos sind einige davon.
Alles Schnellschüsse, um das
Bild des ehrbaren Kaufmanns öffentlichkeitswirksam zu transportieren? Nicht bei Piepenbrock,
sagt Kilbert. Man mache schon
seit den 1980er-Jahren Dinge am
Markt, die inzwischen unter den
Begriff Nachhaltigkeit fielen. Dieses „Buzzword“ sei erst um die
Jahrtausendwende aufgetaucht.
Man habe das Unternehmen
und auch die Projekte weiterentwickelt. So gehört CSR offenbar
zum unternehmerischen Alltag bei
Piepenbrock. Im Jahr 2008 veröffentlichte Piepenbrock seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht. Damaliger Schwerpunkt: „Piepenbrock
goes green.“ Unter diesem Motto
will das Unternehmen interne Abläufe, Dienstleistungen und Produkte in allen Geschäftsbereichen
umweltfreundlicher organisieren;
etwa den Papierverbrauch im Büro reduzieren. Durch Schulungen
würden die Mitarbeiter für das
Thema sensibilisiert. „Nur die Bewusstseinsbildung fördert das Verständnis für die Belange des Umweltschutzes“, heißt es im Bericht.
Ein Emsländer in Schanghai
Bernd Eikens leitet die Papiersparte der finnischen Nordland-Mutter UMP Kymmene in Asien
VON CHRISTIAN SCHAUDWET
SCHANGHAI. Bernd Eikens schafft
ihn ganz gut, den Spagat zwischen Heimatverbundenheit mit
dem Emsland und Weltgewandtheit. Seit Februar leitet er
das Papiergeschäft des finnischen Konzerns UPM Kymmene
in Asien.
Die Zentrale in der chinesischen
Wirtschaftsmetropole Schanghai,
dazu Niederlassungen in Hongkong, Japan, Südkorea, Singapur
und Australien – unter Eikens’
Leitung beliefert der Mutterkonzern von UPM Nordland Papier in
Dörpen Ostasien.
Besonders in China sieht Eikens
trotz der jüngsten Konjunkturab-
kühlung
noch
beträchtliches
Wachstumspotenzial für die Feinund Etikettenpapiere, die UPM
dort produziert. Sehr viele ineffiziente Papierfabriken mit veralteten
Anlagen gebe es dort, sagt Eikens.
„Da wollen wir mit unserer umweltfreundlichen Produktion in
den Wettbewerb gehen.“ Die
jüngsten Börsenturbulenzen und
Chinas im vergangenen Jahr auf
6,9 Prozent gesunkene Wachstumsrate schrecken ihn nicht: „Es
ist eine Abkühlung, aber keine
Schrumpfung, es findet nach wie
vor Wachstum statt.“
Eikens hat sich in einem von
vielen „Expats“, von Entsandten
ausländischer Unternehmen bewohnte Apartmentkomplexe, in
der Megacity Schanghai eingerich-
tet. Möbliert, wie er sagt, denn seine Heimat bleibt nach wie vor Papenburg, wo seine Familie lebt.
Nach reiflicher Überlegung und
Beratung seien seine Familie und
er zu dem Schluss gekommen: „Ja,
das passt“, sagt Eikens. Er hat
zwei Söhne, der ältere beginnt im
Sommer mit seiner Ausbildung.
Der Manager, der bis 2005 das
Nordland-Papierwerk in Dörpen
leitete, stellt sich auf viele Interkontinentalflüge ein: „Es wird anstrengend werden, aber ich denke,
es wird gehen.“ Zumal es nicht das
erste Mal ist, dass er von UPM
Kymmene auf einen anderen Kontinent entsandt wird. Von 2005 bis
2008 war Eikens für die finnische
Gruppe bereits in den USA tätig.
Vor seiner Asien-Mission leitete er
von Augsburg aus UPMs Geschäftsbereich Papier in Europa
und Nordamerika.
UPM Kymmene hat 2015 bei
stabilem Umsatz (10,1 Milliarden
Euro) sein Betriebsergebnis um 27
Prozent auf 1,16 Milliarden Euro
gesteigert. Dabei nahm der Anteil
klassischer Papierproduktion etwa
für die Zeitungsbranche ab, Gewinnwachstum kam unter anderem aus der Sparte Zellstoff und
Schnittholz UPM Biorefining.
Auch das konzernweite Programm
zur Kostensenkung schlug offenbar an. Dazu zählte auch die
Schließung von vier Papierfabriken in Europa.
In Asien, Eikens’ neuem Tätigkeitsraum, stehen die Zeichen dagegen auf Wachstum.
Neuer Mann in Schanghai: UPM -Manager Bernd Eikens.
Foto: UPM
18
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
GELD & GESCHÄFT
Höhere Kosten, Unruhe im Betrieb
Ein Jahr nach dem Start des gesetzlichen Mindestlohns: Unternehmer berichten von ihren Erfahrungen
Unter 8,50 Euro geht nichts mehr: Bis auf wenige Ausnahmen haben Arbeitnehmer seit Anfang 2015 Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro.
VON CHRISTOPH
LÜTZENKIRCHEN
NEUENKIRCHEN-VÖRDEN/MELLE.
Die Bilanz nach einem Jahr gesetzlichen Mindestlohns fällt für
Unternehmer aus der Region
durchwachsen aus. Die Mehrkosten haben sie nicht in jedem
Fall auf ihre Preise umlegen
können. Zudem gab es Unruhe
in den Betrieben – weil plötzlich
auch Mitarbeiter mehr verdienen wollten, die vom Mindestlohn gar nicht betroffen waren.
Von einem Tag auf den anderen
über 40 Prozent mehr Geld! Wer
hätte das nicht gern? Für einen
Teil der ungelernten Mitarbeiter
der Textilaufbereitung Riehemann
aus dem Niedersachsenpark in
Neuenkirchen-Vörden wurde der
Traum Anfang letzten Jahres Realität. Der Grund: Zum 1. Januar
2015 trat das „Gesetz zur Regelung
eines allgemeinen Mindestlohns“
(MiLoG) in Kraft. „Manche Mitarbeiter haben bis zum 30. Dezember sechs Euro in der Stunde verdient, ab dem 1. Januar waren es
dann 8,50 Euro“, sagt Hans-Jürgen
Riehemann, Geschäftsführer des
Unternehmens.
Jeder Arbeitnehmer in Deutschland hat seit Anfang 2015 einen
gesetzlichen Anspruch auf den
Mindestlohn. Bis Ende 2016 sind
allerdings Ausnahmen möglich:
Mit Tarifverträgen kann ein geringerer Satz vereinbart werden. Dies
trifft aktuell zum Beispiel noch für
die Bereiche Land- und Forstwirtschaft sowie Gartenbau zu.
Unternehmen, die ihren Mitarbeitern bislang weniger als 8,50
Euro die Stunde gezahlt haben,
bekommen seither die gestiegenen
Lohnkosten zu spüren. Hans-Jürgen Riehemann ist es nicht gelungen, diese im Geschäftsjahr 2015
über den Preis an die Kunden weiterzugeben. Riehemann beschäftigt circa 50 ungelernte Kräfte auf
450-Euro-Basis. „Die verdienen
weiterhin 450 Euro, arbeiten dafür
aber weniger Stunden“, erklärt er.
In der Folge musste er etwa 15
Prozent mehr Mitarbeiter für diesen Bereich einstellen. In der Spezialreinigung arbeiten die Mitarbeiter Fehler in Textilien auf, die
in der Produktion oder während
des Transports entstanden sind.
Zu Riehemanns Kunden zählen
Unternehmen wie Esprit oder Ernsting’ s family. Sie kommen aus
dem ganzen Bundesgebiet, aus
den Niederlanden und Belgien.
Für den Reinigungsspezialisten
hatte der Mindestlohn weitere Folgen. Mitarbeiter, die aufgrund hö-
Mit dem Mindestlohn verdienen die Mitarbeiter der Textilaufbereitung Riehemann bis zu 40
Prozent mehr Geld pro Stunde.
Foto: Riehemann
herer Leistung und längerer Betriebszugehörigkeit schon vorher
8,50 Euro verdient hatten, forderten mehr Geld, um den Abstand
im Lohngefüge zu wahren. „Das
Betriebsklima war belastet“, sagt
Riehemann: „Wir haben das Thema in mehreren Betriebsversammlungen diskutiert. Es war aber
nicht möglich, den Abstand vollständig wiederherzustellen.“
Der Unternehmer aus Neuenkirchen-Vörden zieht für seinen Betrieb jedenfalls keine positive Bilanz des gesetzlichen Mindestlohns. Die Zufriedenheit bei den
450 Euro-Kräften habe sich nicht
positiv verändert, da sie nicht
mehr Geld verdienen. Für ihn sei
es schwer, gute neue Leute zu finden. Die fest angestellten Mitarbeiter seien teilweise unzufrieden,
weil der innerbetriebliche Abstand
geringer geworden ist.
Mit anderen Problemen hat Heiner Hawighorst zu tun. Er baut in
Wallenhorst auf einer Fläche von
circa zehn Hektar Spargel an und
betreibt auf seinem malerischen,
alten Bauernhof eine Gastronomie. „In der Saison beschäftigen
wir 30 bis 40 Hilfskräfte“, sagt er:
„Deren Arbeit müssen wir seit der
Einführung des Mindestlohngesetzes detailliert dokumentieren.“
Für jeden Arbeitsschritt muss er
die Zeit festgehalten: Von wann
bis wann wurde gearbeitet, wann
wurden Ruhezeiten eingelegt, um
was für eine Art von Arbeit handelte es sich überhaupt? Als Betriebsleiter wendet Hawighorst dafür täglich etwa eine Stunde auf.
„Das mache ich dann abends zwischen zehn und elf“, sagt er.
Ganz anders stellt sich die Situation für Elisabeth Aryus-Böckmann
dar. Die Diplom-Ökotrophologin ist
Inhaberin des Erdbeerbetriebs
„Böckmann Erdbeeren“ in MelleNeuenkirchen. In der Saison betreibt sie 20 Verkaufsstellen in der
Region. „Die Dokumentation der
Arbeitszeit ist kein Problem für
uns“, sagt sie: „Das läuft über unsere Annahmestellen auf dem Feld.
Wer eine oder zwei Kisten voll hat,
bringt sie dorthin. Sie werden gewogen. Gleichzeitig erfassen wir
die Zeiten.“ Auch die Unternehmerin aus Melle hat als Folge des Mindestlohns 15 Prozent mehr Personal eingestellt. Schwierigkeiten er-
Foto: imago/Ralph Peters
wartet Aryus-Böckmann, wenn
der Mindestlohn in der Landwirtschaft ab Ende 2017 auf 9,10 Euro
steigt. „Das werden wir nur über
den Preis kompensieren können“,
sagt sie.
Mitarbeiter entlassen, das haben weder Hans-Jürgen Riehe-
„Das werden
wir nur über
den Preis
kompensieren
können.“
Elisabeth Aryus-Böckmann,
Unternehmerin
mann, Heiner Hawighorst noch
Elisabeth Aryus-Böckmann. Laut
einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg hat
sich die Beschäftigungsstruktur
infolge des gesetzlichen Mindestlohns bundesweit aber sehr wohl
verändert. „Während die sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung weiter wächst, ist die Zahl
der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse 2015 gesunken“, erklärt das IAB.
Demnach zeigen statistische
Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit, dass die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten zum
Jahreswechsel 2014/2015 saisonbereinigt um circa 94 000 Personen
zurückgegangen ist. Der Rückgang
war in Branchen und Regionen
mit niedrigem durchschnittlichem
Lohnniveau am deutlichsten zu
spüren. Für gesicherte Aussagen
zur Wirkungen des Mindestlohns
auf die Gesamtbeschäftigung lägen allerdings noch nicht genügend Daten vor. Geringer als von
Verfechtern des Mindestlohns im
Vorfeld erwartet ist laut der Studie
jedoch die Zahl der Menschen gesunken, die ergänzend zu ihrem
Arbeitseinkommen staatliche Sozialleistungen beziehen (Aufstocker).
Vom Mini-Job in die Festanstellung
Berufe mit den meisten Übergängen aus ausschließlich geringfügiger in
ausschließlich sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zum 31. 1. 2015
Die Erfahrungen aus den ersten
zwölf Monaten gesetzlicher Mindestlohn werden von Akteuren
aus Politik und Gesellschaft sehr
unterschiedlich bewertet. Laut
niedersachsens Ministerpräsident
Stephan Weil (SPD) hat er „positive wirtschaftliche Effekte und
kommt in den Portemonnaies von
Geringverdienern an“. Dagegen
bezweifelt Roland Wolf, Geschäftsführer und Leiter der Abteilung
Arbeitsrecht der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände BDA, dass abgebaute geringfügige Beschäftigungsverhältnisse vollständig in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung umgewandelt wurden. Dafür gebe es
keine belastbaren Belege, so Wolf.
Ernüchternd fällt die sozialpolitische Bilanz aus. Offenbar reicht
auch der Mindestlohn nicht, um
nach dem Arbeitsleben als Rentner ohne staatliche Hilfe über die
Runden zu kommen: Um nach
fünfundvierzig Jahren Berufstätigkeit im Alter nicht auf eine steuerfinanzierte Grundsicherung angewiesen zu sein, müsste man bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von
38,5 Stunden auf mindestens 11,50
Euro Stundenlohn kommen, wie
die Bundestagsfraktion der Linkspartei auf eine Anfrage an die
Bundesregierung erfuhr.
Rückgang (in Prozent) ausschließlich
geringfügig entlohnter Beschäftigung
zum 31. 1. 2015 im Vergleich zum Vormonat
Verkaufsberufe
Verkehr/Logistik
Tourismus/Hotel/Gaststätten
Fahrzeugführer
Lebensmittel
Unternehmensführung/-organisation
Reinigungsberufe
Gesundheit/Körperpflege
Schutz/Sicherheit
Gartenbau/Floristik
0
2000 4000 6000 8000
saisonbereinigte Veränderung zum Vormonat
3,2 bis 5,6
1,9 bis 3,2
1,5 bis 1,9
1,2 bis 1,5
Quelle: Datenbasis Arbeitsmarktspiegel · Grafik: Matthias Michel
19
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
GELD & GESCHÄFT
Windhoff: Gut in der Praxis, an der Börse ein Zombie
Die Aktie des Bahnausrüsters in Rheine fristet ihr Dasein als leere Hülle – der reale Betrieb gehört zur Georgsmarienhütte Holding
VON STEFAN WOLFF
RHEINE. Wenn ein Schienennetz-
betreiber seine Gleise abschleifen lässt, dann ist es wahrscheinlich, dass es mit einem Schleifwagen der Firma Windhoff aus
Rheine geschieht. Der Bahnausrüster steht in der Branche für
Qualität. Für die Die WindhoffAktie gilt das nicht.
Schleifwagen sind nur eines von
vielen Produkten, mit denen
Windhoff erfolgreich ist. „Die
Schleif- und Arbeitswagen aus
Rheine wurden über viele Jahre
konsequent weiterentwickelt und
haben inzwischen einen sehr stabilen Entwicklungsstand erreicht,
sodass damit den Betreibern ein
zuverlässiges und äußerst flexibel
einsetzbares Arbeitsmittel zur Verfügung steht“, lobte vor Kurzem
die Fachzeitschrift „Straßenbahn
Magazin“.
Weniger erfolgreich verlief die
kurze Börsenkarriere des Unternehmens. Aktien kosten derzeit
um die zwei Euro-Cent das Stück.
Sie sind an den Börsen in Frankfurt und Düsseldorf gelistet, haben aber mit dem Geschäft von
Windhoff nichts mehr zu tun. Die
Aktien fristen ihr Dasein als leere
Hülle, Mantel genannt. Das ist an
der Börse nicht Ungewöhnliches.
Es gibt viele solcher Börsenzom-
Qualitäts-Bahntechnik aus Rheine: Windhoff produziert unter anderem Schleif- und Arbeitswagen für die Schiene.
bies. Diese Entstehen meist nach
Unternehmenspleiten oder Übernahmen, die in eine Umwandlung
der übernommenen Kapitalgesellschaft in eine GmbH münden.
Mit der ehemaligen Windhoff
AG ist beides passiert. Das Unternehmen hatte nach verlustreichen
Jahren im Januar 2001 Insolvenzantrag gestellt. Schon das Jahr
1996 war ein Krisenjahr gewesen.
Die Süddeutsche Zeitung hatte da-
mals „gravierende Managementfehler und zum Teil öffentlich ausgetragene Differenzen zwischen
den Großaktionären“ ausgemacht.
Für die Geschäftsjahre 1997 und
1998 wurde wieder eine kleine Dividende ausgeschüttet, doch an
die Glanzzeiten, als sich Aktionäre
über eine Ausschüttung in Höhe
von 13 Euro je Aktie freuen konnten, konnte Windhoff nicht mehr
anknüpfen.
Foto: dpa
Im März 2002 übernahm die
Georgsmarienhütte
Holding
GmbH (GMH) die Bereiche Schienenfahrzeuge, Bahn- und Anlagentechnik von Windhoff. Der Konzern war auch in anderen Bereichen tätig, wie zum Beispiel in der
Wasseraufbereitung oder Klärtechnik.
Seitdem wird das Unternehmen unter dem Namen Windhoff
Bahn- und Anlagentechnik GmbH
geführt. Die Rheiner haben sich
auf Spezialprodukte in diesem
Bereich konzentriert, stellen also
keine herkömmlichen Lokomotiven oder Waggons her, sondern
Fahrzeuge, die mithilfe verschiedener Module „spezialisiert“ werden.
„Unsere Schienenfahrzeuge verfügen über ausgeklügelte Windhoff-Technik, die mit wenigen
Handgriffen das Aufsetzen und
Austauschen von Aufbauten ermöglicht. Container, Krane, Arbeitsbühnen und vieles mehr lassen sich innerhalb kürzester Zeit
wechseln und erweitern damit das
Einsatzspektrum des Fahrzeugs
ganz erheblich“, heißt es auf der
Homepage des Unternehmens. So
entstehen Lösch- und Rettungsfahrzeuge, Trägerfahrzeuge für
Krane, Arbeitsbühnen, Kabeltrommeln und sogenannte „Sozialcontainer“, in denen Arbeiter auf mobilen Baustellen untergebracht
werden können.
Im Bereich Bahntechnik rüstet
Windhoff Werkstätten von Bahnund Nahverkehrsbetrieben aus,
liefert unter anderem Hebeanlagen, Arbeitsbühnen, Drehscheiben, Drehgestellmessstände, Drehgestellwechsler,
Radlastwaagen,
Radsatzwechsel und Schiebebühnen. So können Lokomotiven und
Waggons, die gewartet werden
müssen, auf erhöhten Gleisen fah-
ren, sodass Techniker problemlos
an alle wichtigen Stellen gelangen
können.
Die Bahntechnik hat eine lange
Tradition bei Windhoff. Der Ingenieur Rudolf Windhoff gründete
die „Rheiner Maschinenfabrik“ im
Jahr 1889. Das junge Unternehmen belieferte die vielen Textilunternehmen im Münsterland. Kurz
darauf kamen die Eisenbahngesellschaften als Kunden hinzu, damals eine wahre Boombranche.
Die Firma expandierte, Tochterunternehmen wurden gegründet.
Im Jahr 1913 entstand die Windhoff AG; die Rheiner Maschinenfabrik und die Motoren- und Fahrzeugfabrik Gebr. Windhoff verschmolzen.
Die beiden Weltkriege und die
Weimarer Jahre dazwischen waren keine gute Zeit für den Konzern. Tiefpunkt der Unternehmensgeschichte: ein Bombenangriff, der den Standort Rheine am
5. Oktober 1944 komplett zerstörte.
Beim Wiederaufbau spielte Eisenbahntechnik natürlich eine
wichtige Rolle. Der Windhoff AG
gelangen der Neustart und dann
ein Wachstum über die Wirtschaftswunderjahre hinaus. Der
Börsengang folgte am 12. Oktober
1993. Anleger konnten die Aktien
damals für 375 D-Mark (191,73 Euro) kaufen.
Enttäuschendes Geschäft mit dem Winter
Reifenhändler Delticom im Minus – Vectron auf Höhenflug
OSNABRÜCK. Im Februar war es
für Autofahrer ab und an durchaus angeraten, mit Winterreifen
unterwegs zu sein. Davon profitiert der Reifenhandel – und eigentlich müsste das auch für die
Aktionäre von Reifenhandelsketten oder -herstellern gelten.
So machte auch die Delticom AG
in Hannover zum Jahresende kräftig Kasse mit dem Verkauf der
Reifen für die kalte Jahreszeit –
trotzdem hat das Papier seit November mehr als 20 Prozent an
Wert verloren. Auch die Aktionäre
von Continental, dem Weltkonzern
aus der Leinestadt, mussten Federn lassen: Ihre Anteilsscheine
verloren in den vergangenen drei
Monaten mehr als 15 Prozent ihres
Wertes.
Seltsam, denn eigentlich spricht
die Jahreszeit ja dafür, dass das
Geschäft mit den Winterpneus gut
läuft. Nach einem guten Start in
die Saison – immerhin besteht seit
Jahren mehr oder weniger Winterreifenpflicht in Deutschland – bröckelte das Geschäft mit dieser Ware in den letzten Wochen deutlich
ab: Denn viele Kunden, egal ob sie
Kursverlauf Vectron Systems AG
Angaben in Euro
45
40
35
25
Nov.
Dezember
Januar
Kursverlauf Delticom AG
Februar
Angaben in Euro
22
21
20
19
18
17
Nov.
Dezember
Januar
Februar
Personenwagen, Kleintransporter
oder Lkw bestücken müssen, hatten sich mit frischer Winterware
frühzeitig eingedeckt. Nun ist der
Markt offenbar gesättigt – daran
hat die Kältewelle im Februar
nicht viel geändert.
Bereits Ende Januar empfahlen
die Analysten des Bankhauses
Lampe Delticom-Aktionären den
Verkauf ihrer Papiere und senkten
das Kursziel. Schon im Vorjahr
standen die Reifenpreise unter
Druck. Auch in diesem Frühjahr
dürften Winterreifen-Restbestände von den Händlern zu Schnäppchenpreisen angeboten werden.
Die Delticom AG beliefert als
Online-Händler Gewerbe und Privatkunden mit Reifen und Felgen
aller Art sowie ausgewählten Ersatzteilen, Ölen und Batterien für
Motorräder, Pkw und Lkw.
Die Verkäufe auch des Reifenhandels müssen verbucht und abgerechnet werden. Genau das ist
das Metier von Vectron Systems.
Die Münsteraner bieten offenkundig eine einträglichere Ware an.
2015 schaffte Vectron Systems einen beachtlichen Gewinnsprung.
Das Vorsteuerergebnis stieg vorläufigen Zahlen zufolge um 127
Prozent auf 1,914 Millionen Euro.
Der Wert der Vectron-Papiere ging
in den vergangenen drei Monaten
entgegen dem allgemeinen Trend
am Aktienmarkt massiv nach oben
– seit Mitte November um mehr
als 85 Prozent.
Auf die Frage „Wie stehen die
Aktien?“ haben die Westfalen im
Moment also nur eine Antwort:
Gut! Sie setzen auf Herstellung
und Vertrieb von Kommunikations-Software zur Vernetzung von
Filialen und Kassensystemen. Ihre
Produkte helfen Wirten auf dem
Münchner Oktoberfest, deren
Nachbarn von BMW oder auch
Optikern in Dubai, den Überblick
über die Kassenlage zu behalten.
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•
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Energieaudits. Bafa Nr.: 200492
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21
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
GELD & GESCHÄFT
GELD & GESCHÄFT
Beste Lage im flachen Land
Immobilienatlas Nordwest
Was Wohnen kostet
Starker Arbeitsmarkt, gute Verkehrsanbindung, attraktive Einkaufsmöglichkeiten und hoher Freizeitwert: Osnabrück und Oldenburg
entwickeln sich so dynamisch wie nur wenige andere deutsche Städte in ihrer Liga. Kein Wunder, dass die Immobilienpreise hier
seit Jahren nur eine Richtung kennen: nach oben. Häuser und Wohnungen in den beliebtesten Lagen gehen oft nur unter der Hand weg.
Auch Städte und Gemeinden in der Fläche profitieren von der Wirtschaftskraft der Region. Die Immobilienpreise zeigen,
wo es gut, aber auch, wo es weniger gut läuft. Wir stellen einige der interessantesten Standorte im Nordwesten vor.
Immobilienpreise 2015, gemessen
an der Stadt Osnabrück (= 100)
Mittelwert aus Preisen für
69,8
Doppelhaushälften
Eigentumswohnungen
Baugrundstücke
Landkreis
Cloppenburg
bei gutem Wohnwert
Einfamilienhäuser
ohne Garage, 120 m Wohnfläche, bezugsfrei,
Objektpreis in tsd. €
inklusive Grundstück in lagetypischer Größe, mit Garage, 150 m ,
bezugsfrei, Objektpreis in tsd. €
2
Landkreis Cloppenburg
165
Diepholz
165
Friesoythe
Grafschaft Bentheim
keine Angabe
74,6
Landkreis
Osnabrück
Leer
keine Angabe
Melle
78,4
Nordhorn
Oldenburg
Landkreis Oldenburg
Osnabrück
Landkreis Osnabrück
Vechta
Landkreis Vechta
155
164
150
Quelle: IVD Nord-Immobilienpreisspiegel 2015, Immobilienverband Deutschland IVD Region Nord e.V., www.ivd-nord.de
200
170
178
195
180
160
5,00
Grafschaft Bentheim
Leer
Lohne
Melle
Nordhorn
6,50
8,60
300
7,50
250
6,00
135
1300
150
1300
90
5,80*
4,90*
* mittlerer Wohnwert, da keine Angabe für guten Wohnwert
Oldenburg
Landkreis Oldenburg
5,90
100
1900
* mittlerer Wohnwert, da keine Angabe für guten Wohnwert
Friesoythe
200
1250
1200
5,00
5,00
1650
200
270
180
Diepholz
6,30
120
1400
1500
175
Damme
140
1300
240
5,00
5,60
170
170
190
160
90
1000*
190
Landkreis Cloppenburg
6,45
100
1400
170
5,00
90
1275
1400
290
210
125
1250
2066
Quelle: Capital Immobilien-Kompass
65
1100
170
200
Osnabrück
EFH oder Doppelhäuser 1148
Neubauhäuser
1535
Eigentumswohnungen
1305
Neubauwohnungen
wohnwerttypische Größe und Ausstattung, 3 Zimmer, monatlich
in € je m² Wohnfläche, netto
250
140
Melle
Meppen
voll erschlossen, lagetypische Größe,
in € je m2
150
170
Damme
2035
in wohnwerttypischer Größe und Ausstattung
(3 Zimmer), bezugsfrei, Verkaufspreis in € je m2
155
180
150
100
Diepholz
1219
1644
1254
ohne Garage, 130 m , bezugsfrei,
Objektpreis in tsd. €
185
185
75,8
72,0
Landkreis
Vechta
EFH oder Doppelhäuser
Neubauhäuser
Eigentumswohnungen
Neubauwohnungen
Wohnungskaltmieten
220
150
65,8
2347
Papenburg
76,3
73,9
2058
1428
Baugrundstücke
175
175
Vechta
58,7
1302
Eigentumswohnungen
2
190
140
Landkreis
Oldenburg
Nordhorn
80,4
EFH oder Doppelhäuser
Neubauhäuser
Eigentumswohnungen
Neubauwohnungen
Doppelhaushälfte
135
175
125
Damme
Lohne
2
71,9
Lohne
* genaue Definition siehe Grafiken unten
Quelle: IVD Nord-Immobilienpreisspiegel 2015, eigene Berechnung
Reihenmittelhäuser
Lingen
66,8
Wohnungsmieten*
Grafschaft
Bentheim
Durchschnittspreise
Oldenburg
Leer
Friesoythe
61,4
Durchschnittskaufpreis in Euro
pro Quadratmeter Wohnfläche
110,9
Reihenhäuser
Einfamilienhäuser
VON BENEDIKT GROTJAHN
Quadratmeterpreise Emsland
Osnabrück
Landkreis Osnabrück
Vechta
Landkreis Vechta
22
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
GELD & GESCHÄFT
Leben mit neuen Risiken
Wie vermögende Bankkunden in der Region
mit den jüngsten Unwägbarkeiten des Finanzmarktes umgehen
VON CHRISTIAN SCHAUDWET
OSNABRÜCK. Finanzdienstleister
wie die Deutsche Bank, die OLB
und die Privatbanken haben unterschiedliche Namen dafür:
Wealth Management, strategische Vermögensplanung, Vermögensverwaltung – aber im
Grunde geht es um ein und dasselbe: die Betreuung der wohlhabendsten Kunden. Wie geht
die Klientel in der Region mit
der Unruhe auf dem Finanzmarkt um? Ein Einblick:
Die Flüchtlingskrise als Last für
die Privatwirtschaft? Durchaus
möglich, glaubt der Chefanalyst
der Commerzbank: „Wenn wegen
der Fluchtbewegung Grenzkontrollen über Nacht im HauruckVerfahren eingeführt werden, bekommen die Unternehmen Probleme“, sagte Chris-Oliver Schickentanz am Rande einer exklusiven
Veranstaltung für CommerzbankKunden Anfang Februar in einem
Tagungshotel bei Osnabrück.
Unternehmerische
Vermögen
sind in der mittelstandsstarken
Region Osnabrück-Emsland oft
zugleich Familienvermögen. So
manches davon betreut das in Osnabrück vertretene Bankhaus
Hallbaum, eine Tochter der Privat-
bank M.M. Warburg. Auf die Anlagestrategien wirke sich die Flüchtlingskrise bisher nicht aus, sagt
Niederlassungschef Dirk Maag:
Das Thema gehe an den Kunden
und der Bank natürlich nicht vorbei, „aber ein Bezug zu den Vermögenswerten wird nicht hergestellt.“
Einen ähnlichen Eindruck hat
Christian Montag, der Leiter der
Osnabrücker Niederlassung des
Bankhauses Lampe. Er hält positive Konjunktureffekte der Flucht-
Jetzt zu
günstigen
Konditionen
aufstocken?
bewegung nach Deutschland für
möglich. Die Versorgung der
Flüchtlinge etwa mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln könnte
„über höhere Einzelhandelsumsätze auch positiv auf die Wirtschaftsstimmung abfärben“.
Dennoch: Sorgenfrei sind die
vermögenden Mittelständler offenbar nicht. Die teils starken Abwärtsbewegungen an den Börsen
hätten auch die Anleger in der Region verunsichert, sagt HallbaumNiederlassungsleiter Maag. Beim
Bankhaus Lampe haben die „Vielzahl und Heterogenität der Risikofaktoren sowie die Erwartung einer erhöhten Schwankungsintensität an den Kapitalmärkten dazu
geführt, dass wir in unserer Vermögensverwaltung seit Jahresanfang Risikopositionen – vor allem
Aktien – sukzessive reduziert haben“, berichtet Montag.
Aber die Investoren scheinen
den Kopf nicht in den Sand zu stecken. „Wir spüren momentan eher
den Mut der Anleger, die bestehenden Aktienengagements zu
günstigeren Kursen aufzustocken“,
sagt Hallbaum-Manager Maag.
Ein solches Bild zeichnet auch
Dirk Faustin, der Leiter der Abteilung Wealth Management bei der
Commerzbank Osnabrück: Die
Kunden hätten „viel Liquidität
Neubauten in der chinesischen Provinz Zhejiang: Experten warnen vor Risiken in Chinas Immobilienmarkt.
vorgehalten, die sie jetzt vorsichtig
für Nachkäufe im Aktienmarkt
nutzen“. Faustin bescheinigt den
vermögenden Kunden große Besonnenheit bei der Anlagestrategie. Damit scheinen sie auf einer
Linie mit den Kunden des Bankhauses Lampe zu liegen, das zahlreiche Mittelständler betreut, wie
der Niederlassungsleiter berichtet:
Ihre unternehmerische Verantwortung bringe es mit sich, dass sie
häufig „Anlagestrukturen mit geringer Volatilität und stabilen
Wertbeiträgen“ den Vorzug gäben“, sagt Christian Montag.
Krieg in Syrien, Terrorgefahr in
Europa, Börsenvolatilität – der
Trend bei den Commerzbank-Kun-
den gehe „zur breiteren Aufstellung in den Anlageklassen Aktien,
Renten, Immobilien und alternative
Investments“,
bilanziert
Wealth-Manager Faustin. „Die Turbulenzen an den Finanzmärkten
haben gezeigt: Risiken lauern
überall, oftmals genau da, wo man
sie nicht erwartet.“
Auch in China? Seit die Wirtschaft in dem Riesenreich nicht
mehr ganz so schnell wächst,
kühlt auch die China-Euphorie
deutscher Exporteure ab. Das
Bankhaus Lampe hält für seine
Kunden bei Investments Sicherheitsabstand zu den sogenannten
„Emerging Markets“, denn „weitere
Zinsanhebungen in den USA und
Kurz notiert
Weiblicher: Die Oldenburgische Landesbank (OLB) will
mehr Frauen in Verantwortung
bringen. Während die Aktiengesellschaft die gesetzliche Frauenquote
für Vorstand und Aufsichtsrat bereits erfüllt, gibt es auf anderen
Führungsebenen Nachholbedarf.
Bislang sind Frauen in den regionalen Geschäftsleitungen sowie an
den Spitzen der Zentralabteilungen
nur zu 13,3 Prozent vertreten, in
den Leitungsfunktionen mit Prokura zu 12,6 Prozent. Die Bank will
die 20-Prozent-Quote bis zum 30.
Juni 2017 erreichen. Langfristig soll
der Frauenanteil auf mindestens
30 Prozent steigen.
ALLE
AUGEN
AUF SIE!
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Verstärkung: Die Papenburger
Meyer-Werft erweitert ihre Führungsmannschaft. Die Geschäftsführung um Bernard Meyer, Jan
Meyer und Lambert Kruse erhält ab dem 1. Juni Verstärkung
durch Tim Meyer. Damit stellt sich
das Management der Werft breiter
auf und wird weiter verjüngt, um
sich dem globalen Wettbewerb
und den besonderen Herausforderungen des Kreuzfahrtschiffbaus
zu stellen, teilt das Unternehmen
mit. Die Werft wird seit 1795 von
der Familie Meyer geführt. Tim
Meyer war nach dem Studium
zum Diplom-Wirtschaftsingenieur
seit 2008 in der Automobilindustrie in den Bereichen der Logistikund Produktionsplanung tätig.
Wechsel: Henning Müller leitet
seit dem Jahreswechsel das Produktmanagement der Firma Kotte
Landtechnik. Müller war zuvor
bei der Handwerkskammer Oldenburg als Beauftragter für Innovation und Technologie tätig
und leitete den Bereich Wirtschaftsförderung. Er blickt auf eine über 10-jährige Tätigkeit im Bereich Innovationsberatung und
Projektmanagement zurück.
Verantwortlich: Gerfried Pichler hat die Position des Geschäftsführers der Firma TMP TechnicMarketing-Products
GmbH
übernommen. Der jüngste Spross
der Berentzen-Gruppe aus Haselünne produziert und vertreibt
Frischsaftsysteme. Pichler verantwortet die Ressorts Marketing und
Vertrieb sowie Technik und Produktentwicklung. Der Diplom-Ingenieur arbeitet seit 20 Jahren in
leitenden Positionen der Lebensmittelbranche.
Erweiterung: Die Harting-Technologiegruppe aus Espelkamp
baut ihr Geschäft mit der Kassenzone aus: Die neu gegründete
Tochter Harting Service Center
GmbH & Co. KG soll sich als
Dienstleister etablieren. Zu ihren
Aufgaben gehören die Installation,
Reparatur und Wartung der Warenverkaufssysteme und Kassentische etwa in Supermärkten sowie
die Schulung des Kassenpersonals,
teilt Harting mit.
Verteidigt:
Der
Deutsche
Schutz- und Wachdienst (DSW)
ist auch in den kommenden sechs
Jahren für die Passagier- und
Handgepäckkontrollen am Flughafen Bremen zuständig. In einer öffentlichen Ausschreibung setzte
sich der Ableger der Piepenbrock
Unternehmensgruppe aus Osnabrück mit seinem Gesamtkonzept
gegen Mitbewerber durch.
Unterstützend: „Eine Möglichkeit der Fachkräftesicherung besteht in einem zielgerichteten Arbeitgebermarketing“, sagt Ulrich
Boll, Vorsitzender des Regionalausschusses Landkreis Emsland,
der Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim (IHK). Wie das
gelingen kann, hat die Kammer in
der neuen Broschüre „Attraktiver
Arbeitgeber“
zusammengefasst.
Sie soll den Einstieg in das Arbeitgebermarketing erleichtern. Themen sind denkbare Elemente eines guten Marketings, mögliche
praktischen Maßnahmen und wie
sich der Erfolg kontrollieren lässt,
so die IHK. Die Broschüre ist unter www.osnabrueck.ihk24.de
(Dokumentennummer 3149260)
verfügbar.
Foto: imago/Xinhua
fortbestehende Wachstumssorgen
in China hätten potenzielle Kapitalabflüsse aus den entsprechenden
Ländern zur Folge“, begründet Niederlassungsleiter Montag die Vorsicht. Aktien mit hohem Umsatzanteil in den Emerging Markets stünden derzeit „auf dem Prüfstand“.
Mit dem leidigen Niedrigzinsumfeld scheinen sich die vermögenden Anleger unterdessen arrangiert zu haben. „Der Wunsch
nach Sachwertinvestment ist nach
wie vor groß“, sagt Hallbaum-Niederlassungsleiter Maag. Insbesondere die Immobilie sei nach wie
vor gefragt – „auch wenn sie in
Osnabrück nicht mehr ganz günstig zu haben ist“.
28. April
vormerken
Die nächste „Die Wirtschaft“ erscheint am Donnerstag, 28. April
2016. Anzeigenschluss für diese
Ausgabe ist Freitag, 8. April 2016.
Weitere Informationen im Internet unter der Adresse diewirtschaft.noz.de.
App „noz Plus“
Diese Ausgabe von „Die Wirtschaft“ gibt es auch digital. Sie finden sie ab dem 27. Februar in der
App „noz Plus“ von NOZ Medien.
HERAUSGEBER: Prof. Dr. Dres. h.c. Werner F. Ebke
und Verleger Jan Dirk Elstermann
GESCHÄFTSFÜHRER: Laurence Mehl und Christoph Niemöller
CHEFREDAKTION: Ralf Geisenhanslüke (Chefredakteur), Dr. Berthold Hamelmann (Vertreter des
Chefredakteurs), Burkhard Ewert (Stellvertretender Chefredakteur), Dr. Anne Krum (Mitglied der
Chefredaktion)
KOORDINATION: Christian Schaudwet
AUTOREN DIESER AUSGABE: Marcus Alwes,
Christoph Assies, Marie-Luise Braun, Ann-Christin
Fischer, Dirk Fisser, Berthold Hamelmann, Christof
Haverkamp, Stefanie Hiekmann, Helge Holz, Alexander Klay, Annalena Klein, Sven Lampe, Christian
Lang, Stefan Lüddemann, Christoph Lützenkirchen, Thomas Pertz, Gerhard Placke, Harald Preuin, Wilfried Roggendorf, Gerd Schade, Christian
Schaudwet, Ann-Katrin Sickendieck, Sebastian
Stricker, Ina Wemhöner, Stefan Wolff, Thomas
Wübker
REDAKTION V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke
FOTOGRAFEN: David Ebener, Michael Gründel, Sabrina Guske, Swaantje Hehmann, Markus Nolte,
Bernd Oberheim, Hermann Pentermann, Nigel Treblin, Gert Westdörp
GRAFIK: Benedikt Grotjahn, Matthias Michel
VERLAG: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co.
KG, Postfach 42 60, 49032 Osnabrück; Breiter
Gang 10–16, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/310-330, Telefax 05 41/310266; Internet: www.diewirtschaft.noz.de; E-Mail:
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Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Postfach 29 80,
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Geschäftsführer: Sven Balzer, Sebastian Kmoch
(V.i.S.d.P.), Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer,
Hubert Bosse, Dirk Riedesel, Wilfried Tillmanns,
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23
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
GELD & GESCHÄFT
Auf Knopfdruck fünf Cent mehr
Elektronische Preisschilder sollen den Einzelhändlern die Arbeit erleichtern – Wer die Technik in der Region bald einsetzt und wer nicht
VON CHRISTIAN SCHAUDWET
OSNABRÜCK/MEPPEN. Die Digita-
lisierung des stationären Handels schreitet voran. Selbstfahrende Einkaufswagen mit Navi
sind zwar noch Science-Fiction.
Doch digitale Preisschilder halten bereits Einzug. Skeptiker
warnen: Was die Angestellten
vom mühsamen Etikettieren per
Hand erlösen soll, könnte zum
Schaden des Kunden sein.
Aber Gemach: Im Raum Osnabrück-Emsland wird es wohl noch
eine ganze Weile dauern, bis Kunden die modernen, gut lesbaren
Displays an Lebensmittelregalen
entdecken können. Edeka Minden-Hannover, in Norddeutschland zuständig für mehr als 1500
Märkte in einem Ost-West-Streifen
von der niederländischen bis zur
polnischen Grenze, teilt mit, elektronische Preisschilder seien im
Moment „kein Thema“. Das gilt
nach Aussage der Leeraner Bünting-Gruppe auch für deren Combi-Supermärkte.
Der Discounter Lidl testet die
Technologie zwar, plant nach eigener Darstellung aber nicht, sie einzuführen. Die Antwort vom Rivalen Aldi Nord: Man habe noch keine digitalen Preisschilder im Einsatz. Allerdings sagt eine Konzernsprecherin: „Wir beobachten je-
doch die generelle Entwicklung innovativer POS-Lösungen sehr genau.“
Etwas mehr verrät die ReweKette, die im Weser-Ems-Gebiet
rund 100 Märkte betreibt. Sie hat
zwei Filialen in Bremen und drei
weitere in Rotenburg, Geestland
und Stuhr-Brinkum mit der neuen
Technologie ausgerüstet. Dort stehen neu errichtete Märkte – bei
bestehenden hat es Rewe dagegen
nicht eilig. Es könne noch „eine
halbe Ewigkeit“ dauern, bis alle
Niederlassungen umgerüstet seien, sagt ein Unternehmenssprecher.
Der Vorreiter der Digitalisierung im stationären Einzelhandel
kommt aus einem ganz anderen
Segment: Die Metro-Tochter Media-Saturn will ihre ElektronikMärkte im Nordwesten bis zum
Herbst dieses Jahres mit elektronischen Etiketten ausstatten. Das
betrifft unter anderem MediaMarkt-Filialen in Papenburg, Meppen, Lingen, Oldenburg, Nordhorn, Belm bei Osnabrück, Rheine
und Münster.
Die Region steht bei Innovationen im Media-Saturn-Filialnetz
hintenan. In Berlin hat die Gruppe
bereits in fast all ihren Märkten
die Preisdarstellung digitalisiert.
Edeka Nord hat es in Hamburg getan und Rewe in neuen Flaggschiff-Filialen in Berlin.
Künftig bundesweit digital: Preisanzeige in einem Supermarkt des Einzelhändlers Rewe.
Digitaler
Vorreiter: die
Elektronikkette
Media-Saturn.
Das Motiv: Alles soll effizienter
werden. Bisher, sagt eine MediaSaturn-Sprecherin, müsse bei jeder Preisänderung für ein Produkt
ein Preisschild ausgedruckt und
zugeschnitten werden. Dann gehe
ein Mitarbeiter los, um die Schilder auszutauschen. „Das kostet
viel Zeit. Mit den elektronischen
Preisschildern können Preise unmittelbar aus unserem Warenwirtschaftssystem heraus verändert
werden.“
Foto: dpa
Auf längere Sicht plant MediaSaturn auch, QR-Codes auf den
neuen Preistafeln zu zeigen, die
Smartphone-Nutzer zu technischen Details oder auch Videoclips
über das Produkt führen.
Was auf den ersten Blick hübsch
und aufgeräumt anzusehen ist
und den Angestellten Lauferei erspart, könnte aber auch eine
Schattenseite haben. Verbraucherzentralen warnen vor schwindender Transparenz für die Kunden
beim Trend zu ständig änderbaren
Preisen im Internet und eben auch
im Einzelhandel. Ihre Sorge:
Händler könnten die Preise zu bestimmten Zeiten auf Knopfdruck
erhöhen. Etwa dann, wenn Kunden nach der Arbeit noch schnell
etwas besorgen wollen und in Eile
sind. Oder wenn Fußballfans kurz
vor Anpfiff noch ihre Biervorräte
für das Sporterlebnis vor dem
Fernseher aufstocken.
„Wir werden beobachten, ob das
Realität wird“, sagt der Chef des
Verbraucherzentrale-Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller. Ein
Kunde dürfe gegenüber einem anderen, der zu einem anderen Zeitpunkt kaufe, nicht benachteiligt
werden.
Nein, „tageszeitabhängige Rabattaktionen“ oder „tankstellenähnliche Preisänderungen“ seien
in keiner Weise beabsichtigt, entgegnet der Rewe-Sprecher. Für die
Kunden werde sich nichts ändern.
Es gehe einzig und allein darum,
die internen Arbeitsabläufe effizienter und weniger fehleranfällig
zu machen.
„Man muss die Kirche im Dorf
lassen“, kommentiert seine Kollegin bei Media-Saturn die Bedenken der Kritiker. Das Vertrauen
der Kunden sei dem Unternehmen
wichtiger.
Wo die Kirche am Ende steht,
wird die Praxis zeigen. (Mit dpa)
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Fax 05461 / 9372-19
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BBS Steuerberatungsgesellschaft
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Landwirtschaftsrecht
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Tel. 05951/2855
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
LEBEN &
LEIDENSCHAFT
25
Shoppen im Knastlädchen
Niedersachsens Justiz betreibt einen eigenen Onlineshop – In der JVA Lingen wird auch für die freie Wirtschaft produziert
Das Angebot reicht
von Kinderspielzeug
bis zum Hochsitz.
Gefangene und
„freie“ Auszubildende
arbeiten Hand in Hand.
2015 setzten
die Häftlinge knapp
19 Millionen Euro um.
VON SVEN LAMPE
LINGEN. Was Amazon kann, kann
die deutsche Justiz schon lange.
Vielleicht war es dieser Gedanke, der das niedersächsische
Justizministerium dereinst dazu
bewog, in ihren Gefängnissen
hergestellte Produkte über einen Online-Shop zu verkaufen.
Ein nicht geringer Teil der Produkte im JVA-Onlineshop entsteht hinter den Mauern der
Justizvollzugsanstalt Lingen.
Kaum zu glauben, was hinter Gitterstäben so alles produziert wird.
Handgeschmiedete Edelstahlgrills,
Hochsitze für passionierte Jäger,
Holzspielzeug für Kinder, TischDekoration oder Blühpflanzen.
Das Angebot unter www.jva-online-shop.de ist durchaus umfangreich. Aktuell stehen 196 unterschiedliche Artikel auf der Plattform, Tendenz steigend. Ausbaufähig sind auch die Zugriffszahlen.
Laut niedersächsischer Justizverwaltung sind im Geschäftsjahr
2015 per Mausklick exakt 2010 Bestellungen im Wert von knapp
584 000 Euro eingegangen.
Ein nicht unerheblicher Teil des
Angebotes stammt aus den offenen und geschlossenen Abteilungen der Justizvollzugsanstalt Lingen. In Lingen-Damaschke und
Groß Hesepe beispielsweise entstehen im Rahmen der Arbeitstherapie unter anderem Holzspielzeug, Tische, Bänke, Kamelien,
Buchsbäume und Nistkästen.
Aber nicht nur das. In der Holzwerkstatt in Damaschke produzieren Häftlinge und drei „freie“ Auszubildende Büromöbel. Derzeit
stapelt sich im Lager die neue Möbelausstattung des Oberlandesgerichts in Oldenburg. Regelmäßig
erhobene Vorwürfe, die Gefängnisse nähmen Unternehmen der freien Wirtschaft Aufträge weg, lassen
Fachbereichsleiter Arbeit Jörg Rie-
Kamelien und andere Pflanzen verschicken die Mitarbeiter der JVALingen,hier Karsten Meiners (links) und Gärtnermeister Ludger Maas,in speziellen Verpackungen.Bestellt werden kann online.
ken und Betriebsleiter Martin Dulle nicht gelten. Wohl gebe es Vereinbarungen mit niedersächsischen Justizeinrichtungen, an
Ausschreibungen dürften sich die
Vollzugsanstalten allerdings nicht
beteiligen. „Wir sehen uns eher als
Partner der Wirtschaft“, sagt Rieken.
Und tatsächlich lassen auch Firmen „von draußen“ hinter Gittern
montieren und sortieren. Teilweise
schon seit Jahrzehnten. „Renommierte Unternehmen aus der Region“, demonstriert Rieken Loyalität
mit seinen Auftraggebern, die ihre
Namen nicht unbedingt mit Gefangenenarbeit in Verbindung gebracht sehen möchten.
Kalkuliert werden müssten alle
Aufträge auf Grundlage marktüblicher Sätze, erläutert Rieken.
Selbst dann, wenn die Häftlinge
für ihre Arbeit nur einen überschaubaren Lohn von acht bis 20
Online vertrieben werden diese Produkte im Lager der JVALingen-Damaschke.
Euro am Tag ausbezahlt bekommen und die Arbeit nicht immer
freiwillig geleistet wird. Laut Gesetz sind Gefangene in der Regel
nämlich zur Arbeit verpflichtet –
sofern genügend Arbeit vorhanden
ist. Das soll auch die Kassen des
Landes entlasten, schließlich kostet ein Häftling nach Berechnungsgrundlage zwischen 80 und
200 Euro pro Tag. Mit den erwirtschafteten Überschüssen leisten
die Gefangenen nach den Worten
des Ministeriums ihren Beitrag
zur Finanzierung ihrer Unterbringung.
Landesweit haben 2015 im
Schnitt 3554 Häftlinge gearbeitet,
das waren rund 74 Prozent aller
Inhaftierten. In Lingen sind es aktuell 450 von 860 Gefangenen.
Wer sich standhaft der Arbeit verweigert, kann laut Rieken zur Kasse gebeten werden: „Dann werden
bis zu 360 Euro im Monat fällig.“
Fotos: Gert Westdörp
GEFANGENENGEWERKSCHAFT
Rentenversicherung für Häftlinge?
Die Mitsprache von
Arbeitnehmern ist
auch hinter Gittern ein
Thema. Dort kümmert
sich die GefangenenGewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO) um deren
Angelegenheiten. Die
GG/BO wirft der Justiz
unter anderem Ausbeutung vor. Darüber
hinaus fordert die 2014
gegründete Organisation die Zahlung des
Mindestlohnes und die
vollständige Einbeziehung von Häftlingen in
die Sozialversicherung.
Aktuell sind Gefangene
in die gesetzliche Unfall- und Arbeitslosenversicherung einbezogen. Die Gewerkschaft
fordert darüber hinaus
die Einbeziehung auch
in die Rentenversicherung. Nach Angabe
des niedersächsischen
Justizministeriums ist
in diese Angelegenheit
jetzt Bewegung gekommen. So haben die
Landesjustizminister
den Strafvollzugsausschuss darum gebeten,
Grundlagen und Auswirkungen einer Einbeziehung von Strafgefangenen und Siche-
rungsverwahrten für
Beschäftigungszeiten
während der Haft und
der Sicherungsverwahrung in die gesetzliche
Rentenversicherung zu
prüfen.
Zum Thema Mindestlohn für Gefangene
lässt das Justizministerium in Hannover auf
Anfrage unserer Redaktion wissen, dass
die Regelungen für
freie Arbeitnehmer
nicht auf arbeitende
Gefangene zu übertragen sei und daher für
diese Gruppe kein Anspruch auf Zahlung
des Mindestlohnes bestehe. Dabei bezieht
sich das Ministerium
auf eine Entscheidung
des Bundesverfassungsgerichtes von
1995, in dem es heißt:
„Anders als bei einem
... freien Arbeitnehmer
besteht bei einem
Strafgefangenen nicht
die Gefahr, dass er ...
seinen Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten kann. Denn zur
Erfüllung seiner materiellen Grundbedürfnisse ist der Strafgefangene auf seinen Lohn
nicht angewiesen.“
Offline im Knastlädchen in Lingen gibt es die Artikel auch zu kaufen.Dazu gehört auch dieser von Dennis Lange präsentierte Thekentisch.
26
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
LEBEN & LEIDENSCHAFT
Den Kultautos
neues Leben
einhauchen
Ein Ende der Oldtimer-Ära ist nicht in Sicht:
Timo Welink restauriert alte Klassiker
VON INA WEMHÖNER
VENNE. Sie rollten schon über un-
sere Straßen, als Neil Armstrong zum ersten Mal auf dem
Mond landete und Tausende
Hippies ausgelassen ihr Woodstock-Festival feierten. Damit
die sogenannten Veteranen der
Straße ihren Glanz nicht verlieren, kümmert sich Timo Welink
in Ostercappeln-Venne um die
aufwendige Restauration der
Oldtimer – auch wenn er selbst
noch längst kein „Oldie“ ist.
In der Werkstatt des 27-Jährigen
steht Karosserie an Karosserie:
Der Arbeitsplatz von Timo Welink
gleicht einem Oldtimer-Friedhof.
Jedoch sind diese Autos noch
längst nicht todgeweiht. „Ganz im
Gegenteil, wir erwecken sie zum
neuen Leben.“ Behutsam klettert
der Venner unter den VW Karmann Ghia und schweißt weiter
am Blech des 1970er-Jahre-Klassikers. Bei seiner Arbeit achtet der
Oldtimer-Fachmann auf Perfekti-
on und ist bei der Anfertigung der
Autoteile besonders akribisch. „Ich
bin sozusagen in der Werkstatt
meines Vaters in Hamm aufgewachsen und kenne das Handwerk von klein auf. Jedoch ist die
Arbeit mit Oldtimern eine ganz
andere“, weiß der Karosseriebauer.
Die Leidenschaft für die jahrzehntealten Autos entstand während seiner Lehre zum Kfz-Mechatroniker. Alles begann damals mit
einem Jaguar MK II aus dem Jahr
1970, der wegen eines Unfallschadens in die Werkstatt kam. „Ab
und zu brachten die Kunden ihre
Oldtimer zur Reparatur. Für mich
waren das die besten Aufträge.“
Was den jungen Familienvater an
den Oldtimern reizt? Es sei nicht
der Wert oder die Nostalgie dieser
alten Autos. Es gehe auch nicht
darum, sich mit einem Hollywood-Luxuswagen aus den 1950erJahren zu schmücken. Es seien die
Silhouette, die Form und die besondere Bauart, die ihn so faszinierten. „Das Material, die Innen-
Friedhof der Oldtimer: In seiner Werkstatt in Venne nimmt Timo Welink die alten Autos auseinander und restauriert sie Stück für Stück.
ausstattung und Holzarmaturen –
so wird heutzutage gar nicht mehr
gebaut, dabei hat dieser alte Stil
viel mehr Charme und Klasse.“
Nach der anschließenden Lehre
zum Karosseriebauer und der Zertifizierung zur Oldtimer-Fachkraft
mietete er im Sommer 2014 die
Werkstatthalle in Venne und er-
Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.
Typisch Ford:
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1
Ford Auswahl-Finanzierung, ein Angebot der Ford Bank Niederlassung der FCE Bank plc, Josef-Lammerting-Allee 24-34,
50933 Köln. Gültig bei Vertragsabschluss bis 31.03.2016 und nur für Gewerbekunden (ausgeschlossen sind Großkunden
mit Ford Rahmenabkommen sowie gewerbliche Sonderabnehmer wie z.B. Taxi, Fahrschulen, Behörden). Das Angebot
stellt das repräsentative Beispiel nach § 6a Abs. 3 Preisangabenverordnung dar. 2Gilt für einen Ford Transit Kastenwagen
LKW Basis 290 L2 Frontantrieb 2,2 l TDCi 74 kW (100 PS).
füllte sich damit einen lang gehegten Traum. Der junge Vater setzte
mit der Eröffnung der Werkstatt
alles auf eine Karte. „Ich hoffte
einfach, dass es klappte. Aber ich
hatte dabei ein gutes Gefühl.“ Die
Firmengründung von „Kfz-Stop“
war für Timo Welink finanziell
sehr riskant, da er zuvor mit der
Geschäftsidee eines Onlinehandels
scheiterte.
Doch das Wagnis zahlte sich
aus. Inzwischen beschäftigt er in
der 300 Quadratmeter großen
Halle fünf Mitarbeiter. Das Fachwissen für die Restauration der
Oldtimer hat sich der 27-Jährige
größtenteils selber beigebracht,
und der Umgang mit der speziellen
Blechverarbeitung
war
Übungssache. Mittlerweile baut er
die Autoteile exakt mit Schablonen oder Fotovorlagen nach. „Früher habe ich oft bis spät in die
Nacht in der Werkstatt gearbeitet.
Aber seit mein Sohn da ist, mach
ich deutlich früher Feierabend.“
Oldtimer-Ersatzteile gibt es je
nach Fahrzeugtyp und Alter kaum
noch zu kaufen, und auch auf Oldtimerbörsen
und
speziellen
Schrottplätzen wird kaum einer
fündig. Das führt die Kunden
dann meist in die Werkstatt von
Timo Welink. Er nimmt die alten
Autos auseinander und restauriert
sie Stück für Stück, bis sie wie neu
funktionieren. „Das ist zwar zeitaufwendig und nicht immer ganz
vorhersehbar, aber oft die einzige
Möglichkeit, die alten Fahrzeuge
wieder fahrbereit zu machen.“ Gerade den Besitzern von Oldtimern,
die aus Liebe zum Objekt erhebliche finanzielle Mittel ins Auto stecken, kommt es auf Originaltreue
an.
Monatelang arbeitet das Team
an den rostigen Fahrzeugen, bis
sie ihren Glanz zurückhaben. „Der
Druck ist groß, und manchmal
muss ich auch derbe Ansagen machen, damit das Fahrzeug rechtzeitig für den Kunden fertig wird“, so
der Familienvater, der nebenbei
noch seinen Karosserie- und Fahrzeugbauermeister in Osnabrück
absolviert.
In der Oldtimer-Szene ist der
Venner Karosseriebauer bereits
für seine Restauration bekannt.
Aber auch durch das VW Classic
Competence Center in Osnabrück
bekommt er viele Aufträge vermittelt. Die Gespräche mit den Kunden sind ihm dabei besonders
wichtig, auch wenn sie sehr zeitintensiv sind. „Sie erzählen von ihren Erlebnissen und Reisen mit
dem Auto. Einige streicheln ihre
Fahrzeuge sogar und geben es
dann in meine Hände.“ Das älteste
Modell in seiner Werkstatt ist zurzeit ein Mercedes-Benz 200 S Cabriolet aus dem Jahr 1958. „Da
muss noch jede Menge Arbeit
reingesteckt werden. Bei manchen
Fahrzeugen überschreitet die Restauration sogar den Wert des Autos. Für Oldtimer-Liebhaber spielen die Kosten aber nur eine nebensächliche Rolle.“ Timo Welink
unterscheidet zwei Typen von Old-
„Dieser alte
Stil hat viel
mehr Charme.“
Timo Welink,
Karosseriebauer
Foto: Jörn Martens
timer-Liebhaber: „Dem einen geht
es stark um den wirtschaftlichen
Aspekt. Er sieht das Fahrzeug eher
als Anlagenobjekt. Der andere Typ
ist ein leidenschaftlicher Hobbyfahrer und verbindet das Auto mit
Erinnerungen an die Eltern und
Kindheit.“ Die meisten Kunden
des Karosseriebauers haben einen
ganzen Fuhrpark zu Hause stehen.
Für die Zukunft hat der Venner
noch viele Pläne, denn das Lackieren und Polstern der Autositze
will er demnächst auch in seiner
Werkstatt anbieten. „Ich habe bereits zwei weitere Lagerhallen gekauft.“ Sein Traum sei es zudem,
spezielle Oldtimer auf Wunsch für
die Kunden zu beschaffen und aufzubereiten. Dafür habe er spezielle
Kontakte in die USA und nach
Schweden.
Er selbst fährt auch weiterhin
seinen acht Jahre alten Jeep, denn
den Traum von einem eigenen
Oldtimer konnte er sich noch
nicht erfüllen. „Meinen eigenen
Oldtimer würde ich natürlich selber bauen wollen. Und dann mein
Traumauto: einen Bugatti aus den
1930er-Jahren. Zurzeit habe ich
aber einfach nicht die Zeit für so
ein großes Projekt.“
Es ist vollbracht: Ein restaurierter Jaguar MK 2 aus dem Jahr 1961.
Das älteste Modell in der Werkstatt ist ein Mercedes 200 S Cabriolet (1958).
Foto: Timo Welink
Foto: J.Martens
27
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
LEBEN & LEIDENSCHAFT
Den Anzug von James Bond gibt es auch in Osnabrück
Die tausend Optionen der Maßkonfektion: Henning Tepe will Männern den Mut zum eigenen Look vermitteln
VON STEFAN LÜDDEMANN
OSNABRÜCK. Er hat den Anzug
von James Bond, die lockere
Chino-Hose oder das richtige
Outfit für den stilsicheren Auftritt bei der Hochzeit: Henning
Tepe bietet in Osnabrück Maßkonfektion an. Seine Grundregel: Mut zum eigenen Stil zählt
mehr als der konventionelle,
aber langweilige Look.
Der Helikopter kreist gefährlich
dicht über panisch kreischenden
Menschen, die auf einem Platz in
Mexiko-Stadt den Tag der Toten
feiern. Im trudelnden Hubschrauber liefert sich James Bond mit
dem Killer Sciarra einen Kampf
auf Leben und Tod. Trotz wüstem
Handgemenge sieht Bond-Darsteller Daniel Craig dennoch perfekt
angezogen aus. Seinen Anzug, den
Craig in der turbulenten Anfangsszene des Bond-Films „Spectre“
trägt, gibt es in Osnabrück – beinahe jedenfalls.
„Ich habe ihn für einen Kunden
kopiert“, sagt Henning Tepe, greift
zu einem der Anzüge, die auf der
Kleiderstange vor ihm hängen,
und breitet das gute Stück mit
großem Schwung auf dem Tisch
aus. Lichtvolles Blau, ein Muster
in großem Karo, zwei Knöpfe, gerade Pattentaschen – dieses feine
Stück ist etwas für die Liebe auf
den ersten Blick. „Fühlen Sie mal
den Stoff.“ Tepe knüllt einen Ärmel, lässt den Wollstoff wieder aus
der offenen Hand gleiten. „Das ist
eine wundervolle Qualität. Dieses
Jackett können Sie in den Koffer
stopfen und sehen hinterher doch
keine Falte.“ Henning Tepe strahlt
begeistert.
Bond-Darsteller Craig trägt eine
Kreation von Tom Ford. Henning
Tepe hat auch mit Konfektion zu
tun, allerdings mit Konfektion
nach Maß. Ein Widerspruch in
sich? Nein, findet Tepe, der seit
2014 in der Osnabrücker City „tepe.men“ betreibt. In einem schmucken Häuschen an der Rolandsmauer passt sein Atelier des guten
Geschmacks in zwei ganze Räume.
Hier der Gesprächsraum, dort das
Areal für Auswahl und Anprobe –
so klein kann eine Welt der tausend Möglichkeiten sein.
Und die eröffnen sich dem modebewussten Mann. „Ich bin kein
Maßschneider“, unterbindet Tepe
sofort das mögliche Missverständnis. Bei der Maßkonfektion greift
der Anbieter auf Standardschnittmuster zurück und passt sie den
individuellen Maßen des Kunden
an. Darüber hinaus kann der Kunde sein künftiges Kleidungsstück
regelrecht konfigurieren. Henning
Tepe, sportlicher Zwei-Meter-
Kleine Welt der tausend Möglichkeiten: In seinem Atelier in Osnabrück bietet Henning Tepe den kompletten Service der Maßkonfektion von Stoffwahl bis Anprobe.
Mann in schlanker Jeans und
leichter Jacke, blättert jenen Katalog der Optionen auf, den er mit
jedem Kunden durchgeht. Soll es
ein Jackett mit zwei oder drei
Knöpfen sein, mit vier oder fünf
Knöpfen am Ärmel, Pattentaschen
und einem Biletttäschchen womöglich? „Hier kann ich zeigen,
wie breit ein Sieben-ZentimeterRevers wirklich ist“, erläutert Tepe
weiter und fährt mit der Hand
über die Revers jener Jacketts, die
zu Demonstrationszwecken auf
Kleiderpuppen drapiert sind.
Ob Jackett, ganzer Anzug, Chi-
„Der richtige
Stil lebt vom
Mut zum kleinen
Stilbruch.“
Henning Tepe
Maßkonfektion Osnabrück
no-Hose, Mantel oder Jeans – vor
allem bei der Wahl des Stoffes
kann man alles richtig oder alles
falsch machen. „Die Schafe stehen
in Australien, die Wolle wird in
der Nähe von Mailand gewebt“,
schwärmt Tepe zum Beispiel von
jenem edlen Material, der den
James-Bond-Anzug erst wirklich
zum reinen Vergnügen für alle Tage macht. Bei Henning Tepe
kommt der Wollstoff von Vitale
Barberis aus Italien oder Tweed
von Harrods aus Großbritannien.
Und die Liste der großen Namen
geht munter weiter: Cerrutti, Zegna, Dormeuil. Tepe blättert im
Buch seiner Stoffmuster.
Eine Wissenschaft für sich?
Nein, nur eine Frage des Mutes,
meint der Mann der Maßkonfektion und prüft mit einem direkten
Blick, ob sein Gegenüber bereit für
eine herbe Wahrheit ist. „Mir sind
jene Kunden am liebsten, die mutig sind und ihre Frauen zu Hause
lassen. Dann sprechen wir hier
ganz offen alle Möglichkeiten
durch“, sagt der Spezialist für jene
Herrenmode, die aus dem Look
ein Statement macht. Natürlich ist
Tepe auch Unternehmer, der nach
dem Studium an der Akademie für
Modemanagement in Nagold und
jahrelanger Tätigkeit in der Modebranche 2014 „tepe.men“ gegründet hat. Aber Tepe versteht sich
vor allem als Botschafter des gu-
ten Geschmacks – und als Stilberater, der seinen Kunden Mut
macht, Mut zum eigenen Look.
Wann ist der Mann richtig gut angezogen? Wenn er die Courage
zum kleinen Stilbruch aufbringt,
findet Henning Tepe. Der Nadelstreifen-Anzug und dazu ein
Hemd in kleinem Karo: „Der kleine Stilbruch zählt. Aber er muss
gewollt sein“, sagt Tepe.
Und er muss als beabsichtigt zu
erkennen sein. Darauf verstehen
sich offenbar nur wenige. Ob Männer oder Frauen – in Deutschland
sind nach Tepes Meinung nur we-
nige Menschen richtig gut angezogen. New York oder Mailand sind
für den Mann der Maßkonfektion
in Sachen Mode das Maß der Dinge. Und das Kino. „Das Kino ist
ein wichtiger Indikator für Mode,
die am Markt angekommen ist“,
sagt Tepe und schwärmt von dem
Film „Suffragete“. Tepe hat dabei
nicht nur auf die Handlung geschaut, sondern insbesondere auf
die Mode geachtet. „Die Herren
tragen zum Beispiel Hemden mit
rundem Kent-Kragen“, berichtet
er und zeigt auf sein Muster dieses
besonderen Typs.
Fotos: Michael Gründel
Henning Tepe vertritt einen klaren Anspruch in Qualität und Stil.
Dennoch muss Mode von „tepe.men“ nicht unerschwinglich
sein. Sein Unternehmen bietet
Chinos und Jeans zu Preisen an,
die auch in Modehäusern für Stücke dieses Genres zu entrichten
wären. Und der Anzug nach dem
Jams-Bond-Vorbild? Den gibt es
bei Tepe für 700 Euro. „In London
würde er 3000 kosten“, sagt Henning Tepe entschieden. Mit Tepe
sich ein klein wenig wie Daniel
Craig alias Bond fühlen? Das geht.
Auch ohne Helikopter.
Mann der Maßkonfektion: Henning Tepe hat
Neben dem feinen Zwirn gibt es auch die besondere Jeans: Für seine Kreationen mit dem indi-
„tepe.men“ gegründet.
viduellen,auf den Kunden abgestimmten Look hat Tepe auch das eigene Label entwickelt.
29
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
LEBEN & LEIDENSCHAFT
LEBEN & LEIDENSCHAFT
SMS: Herr Meyer, ich
bräuchte noch Kartoffeln.
Bringen Sie mir
welche mit? Grüße,
Erna Müller.
SMS:
Hallo, Frau Müller,
geht klar. Sonst noch
irgendetwas?
Grüße, Ihr Nachbar
Meyer.
Alt
Al
l werden auf dem
Dorf
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Wii geht das
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Ein Projekt
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fleben
l
der Zukunft
ftt – Mit Technik gegen das
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All
Wohin im Alter? Die
meisten wollen in den
eigenen Wänden bleiben.
Das durchschnittliche
Alter in Weser-Ems
ist steigend.
50 000 Menschen in
der Region empfangen
Pflegegeld.
VON DIRK FISSER
OSNABRÜCK. Tief im Westen von
ALARM:
Ihre Mutter scheint
gestürzt zu sein.
Bitte rufen Sie
sie an.
WHATSAPP-NACHRICHT:
Könntest du Mutter
heute zum Arzt bringen?
Ich muss zum
Elternabend.
ERINNERUNG:
Es ist 15 Uhr.
Bitte denken Sie
an Ihre Tabletten.
Niedersachsen wird
wii in einer Art
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riesigem Feldversuch erf
rforscht,
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wii das
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fleben
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der Zukunft
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sein. Real wie
wii digital.
Die Krankenakte
Krr
von Emma Meyer ist lang: Die 83-jährige Witwe
leidet an Diabetes, und die Gelenke wollen auch nicht mehr so.
Hinzu kommt eine Demenz. Nach
einem Sturz lag sie vier Stunden
hilfl
flos
l in ihrer Wohnung, bis sie
ein Nachbar fand. Wie die meisten
Deutschen will auch die alte Dame
ihren letzten Lebensabschnitt in
den eigenen vier Wänden verbringen. Doch wie soll das gehen,
wenn die Kinder weit weg wohnen
und die alltäglichen Dinge zur
großen Herausforderung werden?
Oder anders gefragt
gt:
t Ist die Endstation Altersheim alternativlos?
Emma Meyer ist frei erfunden,
doch die Probleme sind real und
stellen sich täglich. Im Westen
Niedersachsens, in der Grafschaft
Bentheim und der Samtgemeinde
Spelle im südlichen Emsland, wird
jetzt nach Antworten gesucht.
„Dorfgemeinschaft 2.0“ nennt sich
das Projekt, das aufzeigen will, wie
sich die alternde Gesellschaft und
das Landleben in Einklang bringen lassen können.
Projektleiter ist Thomas Nerlinger – Geschäftsführer des Vereins
Gesundheitsregion Euregio. Emma Meyer dient ihm als Fallbeispiel. Er sieht sich und seine Mitstreiter als Pioniere. Im November
ist das Projekt gestartet, Ende
2020 läuft es aus. Fünf Millionen
Euro Fördermittel lässt das Bundesforschungsministerium springen. Uni und Hochschule Osnabrück sind beteiligt
gt,
t genauso wie
Unternehmen aus der Region. „Lösungen für den ländlichen Raum
werden nicht in Berlin oder München gefunden. Das müssen wir
hier schon vor Ort machen“, sagt
gtt
Ingmar Ickerott. Am Campus Lingen der Hochschule Osnabrück
unterrichtet der Professor Betriebswirtschaftslehre. „Uns stehen fünf Millionen Euro zur Verfügung. Damit kann man richtig etwas reißen.“
Die Ausgangslage: West-Niedersachsen ist vom demografischen
Wandel bislang weitgehend verschont geblieben. Während andernorts Landstriche entvölkern,
gelten in der Region andere Vorzeichen. Erst kürzlich rechnete
das Hamburger Weltwirtschaftsinstitut im Auftrag der Bertelsmannstiftung vor, dass die Zahl der Erwerbstätigen im Raum Weser-Ems
bis 2030 deutlich zunehmen wird
– ausgenommen Ostfriesland.
Also alles gut? Nein, denn auch
zwischen Nordseeküste und Teutoburger Wald werden Menschen
immer älter. In den vergangenen
15 Jahren stieg das Durchschnittsalter der Bevölkerung von 39,4 auf
43,3 Jahre. Ein Trend, der sich
nach allen vorliegenden Erkenntnissen weiter fortsetzen wird. Und
wohin mit den Alten? 514 Pfl
flegel
heime stehen im Raum WeserEms zur Auswahl, mit 89 die meisten im Landkreis Osnabrück, gefolgt
gtt vom Emsland mit 59 Einrichtungen.
Doch genau dies sind Orte, in
denen die meisten ihren Lebensabend nicht verbringen wollen.
Das hat eine Umfrage des Dorfgemeinschaft-Projektteams
unter
10 000 Menschen ergeben. „Die
„Lösungen für
das Land werden
nicht in Berlin
gefunden.“
Professor Ingmar Ickerott
Hochschule Osnabrück
Antwort darauf, wo man im Alter
leben will, war eindeutig: auf dem
Land“, fasst Thomas Nerlinger zusammen. Und zwar möglichst in
den eigenen vier Wänden. Als
wichtigster Faktor wurde dabei
die Nachbarschaft benannt.
Bereits jetzt leben in der Region
aber 50 000 Menschen, die Pfl
flegel
geld erhalten. Wie das Fallbeispiel
Emma Meyer brauchen sie also
zumindest Hilfe, um den Alltag
weiter im gewohnten Umfeld bestreiten zu können. Steigt
gtt das
Durchschnittsalter im Nordwesten
weiter, nimmt zwangsläufig auch
die Zahl der Pfl
flegegeldempfänger
l
weiter zu.
Es sind viele Ideen, die zusammengenommen das Dorfl
fleben
l
von
morgen gestalten sollen. Digitale
und reale Welt verschmelzen. Nerlinger nennt als Beispiele den
Dorfl
fladen,
l
die rollende Arztpraxis
oder den Anrufb
fbus.
b Dinge also, die
es so oder so ähnlich bereits gibt,
die mit einer besseren Vernetzung
aber effektiver eingesetzt werden
könnten. Die Hauptrolle spielt dabei also die Technik. Professor
Ickerott hat viele Ideen für Apps,
kleine Programme für das Handy,
die eine möglichst große Wirkung
entfalten sollen. So könnten Einkäufe innerhalb der Nachbarschaft koordiniert werden. Der
mobile Nachbar spielt quasi auf
Kn
Knopfdruck
n
Lieferdienst für den
immobilen.
Auch hier muss das Projektteam
nicht bei null anfangen. An der
Hochschule ist bereits eine App
mit dem Namen „Heldentaten“
programmiert worden und weitgehend einsatzbereit. Pfl
flegende
l
Angehörige sollen sich so miteinander vernetzen, um Absprachen zu
erleichtern. Arzttermine können
ebenso im Kalender notiert werden wie Erinnerungen an die Medikamentengaben.
Zwei Dinge stehen dem Projektteam im Weg. Problem eins ist der
mangelhafte Breitbandausbau im
ländlichen Raum. Allein im Landkreis Emsland sind rund 25 000
von insgesamt etwas über 100 000
Haushalten nicht an das schnelle
Internet angeschlossen. Viele der
Teilprojekte und Ideen von „Dorfgemeinschaft 2.0“ lassen sich so
nur schwerlich umsetzen.
Das zweite große Hindernis wäre der Datenschutz. Frank Teuteberg, Professor an der Uni Osnabrück, sagt
gt:
t „Die meisten Nutzer
wissen gar nicht, dass ihr Handy
über zwölf Sensoren und mehr
verfügt
gt.
t Wir generieren also permanent Daten.“ Und auf diese
könnte im Zuge des Projektes zurückgegriffen werden. So könnte
das Handy selbstständig Alarm
schlagen – etwa Kinder anrufen
oder den Notruf wählen –, wenn
es eine Erschütterung misst, die
auf einen Sturz hindeuten lässt.
Der Deal des Projekts lautet:
Daten gegen Lebensqualität. Der
Plan sieht eine sogenannte EthikBeratung vor, die mit den Senioren auch besprechen soll, wie weit
sie bereit sind, sich auf ihrem letzten Lebensweg überwachen zu lassen. Professor Ickerott spricht in
diesem Zusammenhang von „Datenchancen“.
Das Projekt ist gerade erst angelaufen. Dreh- und Angelpunkt ist
Nordhorn mit Satelliten in der
Samtgemeinde Spelle im Emsland
und Neuenhaus, Brandlecht und
Ohne in der Grafschaft Bentheim.
25 Menschen sind mit der Suche
nach der Pfl
flege
l
von morgen beschäftigt
gt.
t „Wir betreten absolutes
Neuland“, sagt
gtt Projektleiter Nerlinger. Vom Erfolg ist er fest überzeugt
gt:
t „Unser Projekt bietet Alternativen zum Pfl
flegeheim
l
und spart
dem Sozialträger damit bares
Geld.“
Foto: imago/Hansjörg Hörseljau
30
DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
LEBEN & LEIDENSCHAFT
Die Magie der braunen Bohne
Drei junge Firmengründer lassen die Kunst des Kaffeeröstens wieder aufleben
VON HARALD PREUIN
OSNABRÜCK. Die große Zeit der
Kaffeeröstereien in Osnabrück
war vorbei, als Carlos Tomas
(35), Jochen Kaiser (36) und Ylli
Qirezi (40) in der Wiege lagen.
Die Vielfalt der regionalen Kaffeemarken schrumpfte, als Handelshäuser begannen, Rohkaffee
aus Übersee im großen Stil zu
veredeln. Da verschwand dieses
besondere Aroma aus den Städten, das die kleinen Kaffeeröster
durch die Straßen wabern ließen, um Kunden anzuziehen.
Das Trio, das sich erst in den späteren Jahren kennenlernen sollte,
ahnte nicht sobald, das sein Leben
und Beruf einmal von der braunen
Bohne bestimmt sein würden. Dabei ging jeder seinen eigenen Weg
zum Ziel, einer eigenen Kaffeerösterei. Kaiser und Qirezi wurden in
der Gastronomie groß, Tomas dagegen erlernte bei Karmann den Beruf des Zerspanungsmechanikers,
weil sein portugiesischer Vater ihn
in einem zukunftssicheren Beruf
versorgt wissen wollte. Heute widmen sich die drei Osnabrücker mit
Leidenschaft der kleinen exotischen Frucht, die sie ganz traditionell so veredeln, wie es die Osnabrücker Röstmeister von Graute,
Pott, Vassmel & Co. noch vor rund
40 Jahren taten.
In Ylli Qirezis Barösta in der
Redlingerstraße bildet ein Probatröster den Blickfang. Er hat schon
viele Jahrzehnte auf dem Buckel.
Der gelernte Gastro-Fachmann
schwört auf den alten Trommelröster aus den 60er-Jahren – „alles aus
einem Guss“, schwärmt er, „der
geht nie kaputt“. Qirezi hat ihn gebraucht gekauft zu einem Preis, der
sich nur leicht von einem Neupreis
unterschied. Probatröster nutzten
schon die alten Kaffeeveredler, es
gibt sie seit Jahrzehnten in unterschiedlichen Größen.
Bevor der 40-Jährige sich von einer Gastrokette trennte, um sein
Ding aufzuziehen, hatte sich der
Rösterplan in seinem Kopf verfestigt. Zunächst eröffnete er vor zwei
Jahren das Kaffeehaus Barösta, veredelte den Rohkaffee mit einem
Freund in Hamburg, bevor die finanzielle Basis für den eigenen
Trommelröster stand, der ein paar
Häuser weiter aufgestellt wurde.
Seit September 2014 zieht immer
dann der aromatische Duft durch
die Redlingerstraße, wenn zehn bis
zwölf Kilo Bohnen unterschiedlicher Herkunft 23 bis 27 Minuten
bei 180 bis 195 Grad in der Drehtrommel gegrillt werden. „Schonend rösten“ sei das Geheimnis eines milden Kaffees, doziert Qirezi.
Seine beiden Kollegen sehen das
genauso. „Niemals über 220 Grad“,
sagt Carlos Tomas von Kaffee 1871
in der Großen Gildewart. „Maximal
240 Grad“, verrät Jochen Kaiser
vom Ferdinands in der Lohstraße.
Die Länge der Röstzeit entscheidet
„Keiner kann
sagen, dass er
den besten
Kaffee macht.“
Kaffeeröster Carlos Tomas
Verstehen das Handwerk: Daniela und Carlos Tomas rösten in Osnabrück Kaffee.
über das Aroma, deshalb bleiben
die Bohnen für einen Espresso
auch länger in der Trommel. Beide
Röstmeister bedienen sich bei ihrer
Tätigkeit ebenfalls gasbeheizter
Trommelröster. Tomas schwört auf
den Taper-Röster aus der Türkei
und Kaiser auf seinen Diedrich aus
den USA. Alle arbeiten nach dem
traditionellen Verfahren, aber mit
unterschiedlichen
Ergebnissen.
Kaffee ist und bleibt also eine Geschmackssache. Tomas: „Keiner
kann sagen, dass er den besten Kaffee macht, dazu gibt es zu viele unterschiedliche Geschmäcker.“
Carlos Tomas hat die Kaffeeleidenschaft seinen portugiesisch-brasilianischen Wurzeln zu verdanken.
Sein Karmann-Gastspiel war nur
kurz, nebenbei schnupperte er in
Gastro-Jobs, spielte danach zwei
Jahre den Saftschubser bei einer
deutschen Airline. In der Heimat
seiner Mutter fand er 2004 den Weg
in eine Kaffeeplantage. Seither habe
ihn das Thema nicht mehr losgelassen. 2010 wagte er den Schritt in
die Selbstständigkeit, den Kaffee
röstete er zuerst in der Garage.
Heute dreht sich die Trommel im
Geschäftslokal von Kaffee 1871 in
der Großen Gildewart, wo die Kunden nicht nur den Röstvorgang
hautnah erleben können, sondern
auch das Ergebnis verkosten können.
Rohkaffee aus Guatemala, El Salvador, Costa Rica, Kolumbien, Peru,
Brasilien, Indien, Indonesien, Kenia, Tansania und Äthiopien, aber
auch aus Nepal und Vietnam verarbeiten die jungen Röstmeister, zaubern durch Mischungen Geschmacksvarianten, experimentieren mit Bohnen, Röstzeiten und
Temperatur. Zehn bis zwölf Kilo
schaffen sie maximal in einem
Durchgang. Bei der Suche nach einem neuen Reiz für die Geschmacksknospen wird häufig ein
kleiner Proberöster eingesetzt.
Jochen Kaiser vom Ferdinands
hat im alten Lohgerberhaus 2014
eine neue Heimat gefunden. Zwei
Jahre zuvor begann seine Röstkarriere. Inzwischen betreibt Ferdinands auch das NOZ-Mediencafé in
der Großen Straße. Ehrgeiz hat ihn
dem Kaffee in die Arme getrieben.
Im TV sah er die Kunst der Barista
(Barkeeper) bei der Zubereitung
des Getränks. Das erste Barista-Seminar war beschlossene Sache.
Später widmete er sich neben der
„Latte Art“ der Kunst des Röstens.
Dass der Kaffeegenuss in den
letzten Jahren besonders in der Altersgruppe 25 bis 50 Jahre einen
höheren Stellenwert eingenommen
 GEZIELT WERBEN IN „DIE WIRTSCHAFT“!
Profitieren Sie vom Umfeld unserer speziell zugeschnittenen und ansprechend aufbereiteten
Sonderthemen in der nächsten Ausgabe von DIE WIRTSCHAFT am 28. April 2016.
Geplante Sonderthemen:
 Standortporträt Samtgemeinde Artland
 Industrie- und Gewerbebau
Anzeigenschluss: Freitag, 8. April 2016
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Stefan Grote
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Tel. 05 41/310-771
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Koordination Standortporträts
Tel. 05 41/310-798
[email protected]
Telefonischer Medienverkauf
Tel. 05 41/310-925
[email protected]
Ein Unternehmen der
Kaffeerösten ist eine Kunst für sich. Drei Unternehmer in Osnabrück haben sich
der Magie der braunen Bohne verschrieben.
Fotos: Jörn Martens
hat, dürfte nicht nur auf die immer
moderneren Kaffeemaschinen, sondern auch auf die regionalen Röstereien zurückzuführen sein. Filterkaffee scheint immer noch den
größten Freundeskreis um sich zu
scharen. Carlos Tomas ist sich mit
seinen Kollegen einig, dass sie mit
ihren Produkten vorerst nur eine
Nische besetzen. Doch die Fanszene für den besonderen Kaffeegeschmack wird größer, das hat wohl
auch etwas mit Mund-zu-MundPropaganda zu tun.
Auch wenn die Nachfrage nach
superfrischen
Kaffeeprodukten
wächst, können die Firmengründer
allein von ihrer Lauf- und Kauf-
kundschaft nicht leben. Ihre Kaffeestuben
liegen nicht in der
1-a-Lage der Innenstadt, sondern abseits davon, wo
sie von Stammkunden geliebt und
als Geheimtipps gehandelt werden.
Kunden enger an die röstfrische
Idee zu binden ist Ziel von KaffeeSeminaren und Barista-Kursen. Um
auf einen auskömmlichen Umsatz
zu kommen, umwerben die jungen
Röster Großkunden wie Unternehmen, Gastronomen, Kinos, Hotels,
Großküchen und Krankenhäuser,
aber auch Einzelhändler.
Deutschland ist nach Einschätzung des Branchenverbandes der
drittgrößte
Kaffee-Verbrauchermarkt der Welt, nach den USA und
Brasilien. Über 400 000 Tonnen
Röstkaffee werden pro Jahr geröstet. Eine kleine Gruppe von Großröstereien bedient rund 85 Prozent
des Marktes. Die größten Röstereien befinden sich in und um Hamburg und Bremen. Dass auch der
Staat an jeder Tasse Kaffee mitverdient, sollte nicht unerwähnt bleiben. 2,19 Euro pro Kilo Röstkaffee
bringen dem deutschen Fiskus
jährlich rund 1 Milliarde Euro ein.
HANDELSKNOTEN OSNABRÜCK
Die Mischung macht’s
Osnabrück war als
Handelsknoten schon
früh die Heimat von
Kaffeeröstern geworden. Von mindestens
18 Firmen in den 50erJahren gibt es Belege,
für etwa zwölf weitere
namentlich bekannte
Röster gibt es heute
wohl keine Zeitzeugen
mehr. Angefangen hatte der Boom mit Lebensmittel-Großhändlern, die die kleinen Geschäfte, die Kolonialwarenläden, im ganzen
Osnabrücker Land mit
Waren versorgten,
nicht wie Kaffee, Tee
und Gewürzen. Einer
der ersten Röstereien
entstand 1864 in der
Lebensmittel-Großhandlung M. H. Kellersmann, zunächst mit
Handbetrieb.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts verkauften
Lebensmittelhändler
vornehmlich Rohkaffee,
der auf offenem Feuer
des Küchenherdes in
Willy Massmann, selbst überzeugter Teetrinker, eröffnete seine Ladenrösterei 1949 am Neumarkt, hier
mit Frau Franziska (r.) und den Verkäuferinnen Ilse Hadde (l.) und Regina Krüger.
einem Handröster gegrillt wurde. Teurer Kaffee wurde meist nur an
hohen Feiertagen genossen. Ansonsten gab
es Muckefuck aus gerösteter Gerste. Spediteur und Großhändler
W. Vassmel sah 1869
seine Chance. Er richtete eine Rösterei für Kaffeebohnen und Gerste
ein. B.G.Kaffeeersatz
wurde schnell ein Hit.
Die Namen Graute und
Pott, Thörner und Lenzing, Harkos und Berckemeyer stehen für
die größeren Röstereien, die auch überregional verkauften. Viele
Osnabrücker aber
schwörten auf den Kaffeeröster gleich nebenan. Willmann, Saunus,
Zöllner, Massmann und
Foto: Fam.Massmann
auch Eklöh lockten ihre
Kunden mit Ladenröster und subtiler Werbung ins Geschäft –
beim Rösten ließen sie
durch geöffnete Fenster das verführerischeKaffeearoma in die
Stadt entweichen.
(entnommen dem Buch „Die Mischung macht’s“, Kaffeeröstereien in Osnabrück, von Harald
Preuin, erschienen 2010 im Verlag
Osnabrücker Nachrichten)
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
LEBEN & LEIDENSCHAFT
Das Zeitmanagement
des heiligen Benedikt
Altabt Stephan Schröer leitete 25 Jahre ein Kloster –
nun hält er Vorträge über das Leitbild seines Ordensgründers
VON CHRISTOF HAVERKAMP
MESCHEDE/OSNABRÜCK. Gut 1500
Jahre alt, aber nach wie vor aktuell sind viele Mönchsregeln,
die Abt Benedikt von Nursia für
das Kloster Monte Cassino in
Italien aufstellte. Heute können
diese Regeln auch Unternehmern nützen: beim Zeitmanagement und der Mitarbeitermotivation, in der Unternehmenskultur und der Alltagsstruktur.
Stephan Schröer kennt sich damit
bestens aus. Der Diplom-Kaufmann und Priester hat als Führungskraft Erfahrung, denn er leitete als Abt das Benediktinerkloster Königsmünster in Meschede,
25 Jahre lang, von 1976 bis 2001.
Zu der Abtei im Sauerland gehören eine Kunstschmiede, eine
Schreinerei, eine Weberei und
Gästehäuser; von der Größenordnung lässt sich der Betrieb mit einem mittelständischen Familienunternehmen vergleichen.
War es schwer, das Amt des Abtes abzugeben? „Meine Freunde
haben mich sehr gewarnt“, sagt
Altabt Stephan. Doch der Wechsel
hat funktioniert: „Es bekommt
mir ausgesprochen gut, nicht
mehr die Verantwortung im Alltag
zu haben.“
Von befreundeten Familienunternehmern kennt der 75-Jährige
das Problem, das ältere Chefs
nicht aufhören und den Jüngeren
Platz machen können und wollen.
Er selbst nahm sich seinerzeit vor,
seinem Nachfolger nicht reinzureden.
Nun hält der studierte Volkswirt
und Theologe Vorträge und kann
über die Referenten-Agentur Guillot als Redner gebucht werden.
Seine drei Themen: „Freiheit und
Dienst – Werteorientierung für
Unternehmer“; „Arbeit und Verantwortung“ und drittens: „Die
Regeln des heiligen Benedikt –
„Benedikt hat
immer den
einzelnen Bruder
im Blick.“
Altabt Stephan Schröer
Altabt Stephan Schröer an seinem Arbeitsplatz.
Foto: Markus Nolte
Anlehnung an eine kritische Betrachtung vom Zeitmanagement
des modernen Menschen“.
Darum ging es Mitte Januar
auch in Osnabrück, als Stephan
Schröer beim Jahresempfang des
Bundesverbandes der Mittelständischen Wirtschaft sprach. Den
Zuhörern stand ein Redner gegenüber, der ausstrahlte, dass er in
sich ruht.
Vom Leben des heiligen Benedikt erzählte Schröer allerdings
kaum etwas. Denn über den
Mönch, der in der Spätantike lebte, ist nur wenig bekannt. Die Lebensdaten lassen sich aus den
dürftigen historischen Quellen lediglich annähernd erschließen:
Benedikt wurde demnach um
480/490 geboren, gründete um
530 das Kloster Monte Cassino
und starb gegen 555/560.
Das Kloster hatte nicht lange Bestand.
Seine
Anweisungen
schon. Denn Benedikt hinterließ eine ausführliche Ordensregel: die
„Regula Benedicti“, untergliedert in
73 Kapitel. Die Anweisungen sind
so etwas wie ein Leitbild im Kloster, übertragbar auch auf das Management und die Ansprüche an
Führungskräfte und Mitarbeiter.
„Benedikt geht mit Führungskräften sehr fordernd um“, stellt
Stephan Schröer fest. „Er hat immer den einzelnen Bruder im
Blick – ihm ist es wichtig, dass es
ihm gut geht.“ Für eine leitende
Funktion mahne der Ordensgründer den „entschlossenen Ernst des
Meisters und die liebevolle Güte
des Vaters“ an, sagt der Altabt.
Und fügt hinzu, eine Führungskraft müsse ihre Mitarbeiter zu
mehr Eigenverantwortung ermutigen, wenn sie möchte, dass diese
ihr inneres Potenzial voll zur Entfaltung brächten.
Der Abt, so heißt es in der Benediktsregel, soll auf die Jungen hören, „weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere
ist“. Und er soll niemanden kränken – denn wer gekränkt werde,
der werde dadurch krank. In der
Leitungsfunktion müsse es für einen Abt im Übrigen darauf ankommen, mehr geliebt als gefürchtet zu werden.
Ordensgründer Benedikt hielt
auch einen gut strukturierten Tagesablauf für wichtig. Bei den
Mönchen herrscht demnach im
Foto: imago/blickwinkel
Alltag eine „gesunde Spannung“
aus Schlaf, Arbeit, Muße, Gebet
und Mahlzeiten, wie Altabt Stephan bemerkt. Konkret bedeutet
das: täglich drei Stunden Gebet,
sieben Stunden Schlaf und genauso viele Stunden Arbeit, drei Stunden Gebet und drei Stunden Lesung. Eine feste Struktur, die der
Haltung entspricht: Wer nur arbeitet, wird Workaholic, und wer
nur betet, der verliert die Bodenhaftung. Der Rhythmus von „Ora
et labora“, von Beten und Arbeiten, ist daher die gebotene Mischung.
Bei den Mahlzeiten verzichten
die Ordensleute der Benediktiner-
abtei Königsmünster an drei Tagen in der Woche – mittwochs,
freitags und sonntags – auf
Fleisch. Wert legen sie auf gesunde Nahrung, bewusst aber vermeiden sie den Begriff „biologisch“.
Dieses Wort hält Altabt Stephan
für überdehnt.
Während der Mittagsmahlzeiten
im Refektorium des Klosters, dem
Speisesaal, ist bei den Mönchen eine Tischlesung üblich. „Beim
Tisch der Brüder darf die Lesung
nicht fehlen“, heißt es in der Benediktsregel.
In der Abtei Königsmünster, so
berichtet Altabt Stephan, bekamen die Mönche kürzlich zum
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reden wir über die Woche“, stellt
der Benediktiner fest. Und wie
geht man dann mit Konflikten
um? „Bei schwierigen Themen
sagt jeder etwas“, lautet die Antwort. Aber alle Äußerungen bleiben ausdrücklich unkommentiert
im Raum stehen. „Niemand muss
sich verteidigen“, sagt Altabt Stephan Schröer und sieht diese Methode als hilfreich an.
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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016
LEBEN & LEIDENSCHAFT
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AB 28. 2. 2016 | 16.30 UHR
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und eine Lebensperspektive?“
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Update 2016“
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DER WIRTSCHAFT
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BVMW: Vortrag des Organisationsberaters Burkhard Fritz
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Wirtschaftsrat: Vortrag
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15. 3. 2016 | 17.00 UHR
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Foto: Michael Gründel
Modenschau auf dem IHK-Neujahrsempfang im Nino Hochbau, Nordhorn. Foto: Hermann Pentermann
Vorn: Maresa Harting-Hertz (l.), Garrelt Duin (NRW-Wirtschaftsminister, 2. v. l.), Margrit Harting. Hinten: Dietmar Harting (l.), MdL
Ernst-Wilhelm Rahe (2. v. r.), Philip Harting (r.). Ministerbesuch bei
Harting, Espelkamp.
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19. BIS 20. 3. 2016
Wohnen und Leben,
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6. 4. 2016 | 18.00 UHR
Mitgliederversammlung
Ems-Achse
JOH. À LASCO BIBLIOTHEK, EMDEN
✔ Ihre Feier
9. UND 10. 4. 2016
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Hebrok), Manuela Maria Lagemann (Agentur SEC),Verleihung Marketingpreis Münster/Osnabrück, Münster. Foto: Bernd Oberheim
Jobmesse Oldenburg
WESER-EMS-HALLEN, OLDENBURG
Die nächste Ausgabe von
DIE WIRTSCHAFT
erscheint am 28. April 2016.
19. 4. 2016 | 11.45 UHR
BVMW: Unternehmensnachfolge im Mittelstand
KOCHBÜHNE, BISSENDORF
Anzeigenschluss:
8. April 2016
25. 4. 2016 | 18.30 UHR
Preisverleihung
Karriere-Clip-Award
Von links: Christian Dreyer (Amazone), Carsten Hoff (E-Systems), Christof Grimme (Grimme) und Henning Müller (Kotte Landtechnik) mit
Ministerpräsident Stephan Weil (3. v. l.) und Gastgeber MdB Rainer Spiering (SPD) (r.) an der BBS in Osnabrück.
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NEU
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