wir wollen euch!
Transcrição
wir wollen euch!
Lescheder Esch 5 48488 Emsbüren Telefon 0 59 03-93 55 40 www.teepen-metall.de DIEWIRTSCHAFT.NOZ.DE DIE WICHTIGSTEN TERMINE SEITE 32 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 AUSGABE 01/16 WIR WOLLEN EUCH! Retten Flüchtlinge die Unternehmen aus der Personalnot? EINZELPREIS 1,90 € In dieser Ausgabe: STANDORTPORTRÄT GEMEINDE RHEDE (EMS) MACHER & MÄRKTE Überraschungserfolg aus Haselünne: die Limo „Mio Mio Mate“ Seite 3 SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT Wie Unternehmen und Hochschulen der Region sich vernetzen Seiten 9 bis 16 GELD & GESCHÄFT Foto: imago/Leemage Montage: Matthias Michel Foto: imago/Leemage Montage: Matthias Michel Die Vorstellung ist verlockend: Junge, leistungswillige Flüchtlinge könnten die wachsenden Personallücken in den Belegschaften füllen. Das hoffen Manager in der Region. Aber die Hürden sind hoch, und die Zweifel nehmen zu. Seiten 4 und 5 Die interessantesten Immobilien-Standorte im Nordwesten Seite 20/21 LEBEN & LEIDENSCHAFT Dorfgemeinschaft 2.0: Wie wir künftig auf dem Land leben werden Seiten 28/29 Emco bleibt in der Familie Nach dem Tod von Harald Müller führt Christian Gnaß die Lingener Unternehmensgruppe VON THOMAS PERTZ LINGEN. Zwischen Christian Gnaß und Harald Müller stimmte die Chemie. „Wir haben Tür an Tür zusammengearbeitet“, beschreibt der nun alleinige Geschäftsführer der Emco-Gruppe das gute Verhältnis zu der Unternehmerpersönlichkeit. Müller war im Dezember 2015 im Alter von 74 Jahren gestorben. „Der Verlust trifft uns sehr – sowohl aus menschlicher und persönlicher wie auch aus unternehmerischer Sicht“, betont Gnaß. Müller war Visionär, Entscheider und Gesicht des Unternehmens mit seinen Geschäftsbereichen Badausstattung, Bau- und Klimatechnik, Büro- und Befestigungstechnik sowie Elektrorollern. Weltweit sind 1200 Mitarbeiter bei der Emco-Gruppe beschäftigt, rund 600 davon allein in Lingen. Mit drei Werken, Verwaltung sowie Forschungs- und Entwicklungszentrum bleibt die Emsstadt größter Standort in der Gruppe. Der Tod von Müller bedeutet in der strategischen Ausrichtung von Emco keine Zäsur. Die Nachfolgeregelung war langfristig vorbereitet. Gnaß war 2008 als technischer Geschäftsführer zu Emco gekommen. Der 54-jährige gebürtige Bielefelder hatte als studierter Maschinenbautechniker zuvor leitende Funktionen in der Autoindust- Christian Gnaß, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Emco. Foto: Thomas Pertz rie inne, unter anderem in Detroit, USA. 2012 ernannte ihn Müller zum Sprecher der Geschäftsführung. Gnaß übernahm das operative Geschäft, während sich Müller auf die Strategie konzentrierte. Die Investitionen von Emco in die Elektromobilität – das Unternehmen ist heute Marktführer bei Elektrorollern in Deutschland – gehen auf seine Impulse zurück. Auch wenn Gnaß nun die alleinige Geschäftsführung innehat, bleibt Emco ein Familienunternehmen. Die Familie Müller hält die Mehrheitsanteile und nimmt eine aktive Rolle in der Gesellschafterversammlung ein. „Sie begleitet die strategische Ausrichtung der Gruppe“, erklärt der 54Jährige, der ebenfalls Anteile an Emco hält. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr mit über 150 Millionen Euro den bislang höchsten Umsatz der 70-jährigen Firmengeschichte erzielt. DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 MACHER & MÄRKTE SPEZIAL MACHER & MÄRKTE WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT 2 GELD & GESCHÄFT LEBEN & LEIDENSCHAFT 1 | Emco 9 | Start-up Feelspace 17 | Nachhaltigkeit 25 | JVA Lingen Große Fußstapfen: Christian Gnaß tritt die Nachfolge von Harald Müller an. Studentinnen entwickeln einen Navigationsgürtel für Sehbehinderte. Die ersten von der IHK zertifizierten CSR-Manager legen los. Geschenkartikel aus dem „Knastlädchen“ und dem Online-Shop der Justiz. 2 | Editorial 10 | Schlaue Landtechnik 17 | UPM Kymmene 26 | Kultautos Chance und Pflicht – Berthold Hamelmann über die Fluchtbewegung. Forschungskooperationen haben die Agrartechnik an die Spitze gebracht. Der Emsländer Bernd Eikens übernimmt das Asien-Geschäft des finnischen Papierkonzerns. Timo Welink haucht Karmann Ghia & Co. neues Leben ein. 3 | Vivaris/Berentzen 11 | Manager und Dozent 18 | Ein Jahr Mindestlohn 27 | Maßkonfektion Der Getränkehersteller überrascht mit seiner Erfolgslimo Mio Mio Mate. Eine Firma führen und zugleich an der Hochschule lehren? Geht, sagt Lars Harden. Wie Betriebe in der Region unter den neuen Bedingungen arbeiten. Henning Tepe macht Männern Mut zum kleinen Stilbruch. 4/5 | Flüchtlinge 12/13 | Firmen und Forscher 19 | Windhoff 28/29 | Dorfleben 2.0 Unternehmen in der Region wollen sich das Potenzial der Zuwanderer erschließen. Wie das Netzwerk von Unternehmen und Hochschulen der Wirtschaftsregion nützt. Das Unternehmen aus Rheine ist bekannt für Bahntechnik und eine seltsame Aktie. Wissenschaftler erforschen, wie Senioren auf dem Land in Zukunft leben werden. 6 | Soufeina Hamed 14 | Duales Studium 20/21 | Immobilienpreise 30 | Kaffeeröster Sie studierte in Osnabrück. Jetzt hilft sie Managern, sich zu engagieren. Tomke Siemens wird Schiffbauerin – an der Hochschule und auf der Meyer Werft. Was Wohneigentum an den wichtigsten Standorten im Nordwesten kostet. Drei Gründer setzen die Osnabrücker Tradition der feinen braunen Bohne fort. 7 | Volkswagen 15 | Hochschule Emden/Leer 22 | Finanzmarkt 31 | Heiliger Benedikt! Was die Krise des Konzerns für seine Zulieferer in der Region bedeutet. Die maritime Talentschmiede bildet Nachwuchs für die Schifffahrt aus. So investieren die wohlhabendsten Anleger der Region in unruhigen Zeiten. Von dem Einsiedler der Spätantike können Manager einiges lernen. 8 | Adidas 16 | Gartencenter Klukkert 23 | Digitale Preisschilder 32 | Gesichter der Wirtschaft Nach den Protesten von Leiharbeitern pendelt der Betrieb in Rieste sich ein. Auch kleine Unternehmen machen sich die angewandte Wissenschaft zunutze. Die neue Technik kommt, aber der Handel im Nordwesten hat keine Eile. Neujahrsempfänge, Weller-Gala, Osnabrücker Mahlzeit, Marketingpreis Münster/Osnabrück Unternehmens- und Personenindex UNTERNEHMEN Adidas.................................................. 8 Amazonen-Werke............................ 10 Bankhaus Hallbaum.......................22 Bankhaus Lampe ............................22 Barösta ..............................................30 Berentzen-Gruppe ...................... 3, 17 Bitnamic.......................................12/13 Boge Elastmetall ............................... 7 Budelmann Elektronik .................. 13 Claas................................................... 10 Commerzbank..................................22 Continental....................................7, 19 Delticom............................................ 19 Emco .....................................................1 Feelspace............................................. 9 Felix Schoeller Holding ............12/13 Ferdinands........................................30 Georgsmarienhütte Holding ........ 19 Grimme ............................................. 10 Hamm Reno Group ...................12/13 Hartmann Reederei.........................15 Hellmann Worldwide Logistics...4/5 Intan ............................................... 4/5 Iotec ..............................................12/13 Kaffee 1871 ........................................30 Kikxxl............................................... 4/5 Klukkert Gartencenter................... 16 Kotte................................................... 10 Krone ................................................. 10 Meyer Werft ............................... 13, 14 Norddeutsche Landesbank............. 7 NOZ Medien................................12/13 Piepenbrock ................................12, 17 Rofa-Bekleidungswerk..............12/13 Rosen ............................................12/13 Schuko H. Schulte-Südhoff............17 Tepe.men........................................... 27 Textilaufbereitung Riehemann.... 18 UPM Nordland Papier ....................17 Vectron Systems .............................. 19 Vivaris.................................................. 3 Volkswagen................................... 7, 26 Windhoff Bahnund Anlagentechnik....................... 19 PERSONEN Aryus-Böckmann, Elisabeth ......... 18 Bartels, Simon ............................... 4/5 Bentin, Marcus .................................15 Bremer, Torsten................................. 7 Brink, Hannes.................................. 16 Degenhart, Elmar ............................. 7 Dreyer, Christian.............................32 Dudenhöffer, Ferdinand.................. 7 Duin, Garrelt....................................32 Eikens, Bernd....................................17 Faustin, Dirk ....................................22 Feldmann, Horst ........................... 4/5 Gerring, Claudio............................ 4/5 Giesen, Christian........................... 4/5 Gnaß, Christian ..................................1 Graf, Marco.......................................32 Grimme, Christof ......................10, 32 Hamed, Soufeina............................... 6 Harden, Lars .....................................11 Harting, Dietmar ............................32 Harting, Margit ...............................32 Harting, Philip.................................32 Harting-Hertz, Maresa...................32 Hawighorst, Heiner ........................ 18 Hebrok, Jörn ....................................32 Hirschfeld, Jana ............................. 32 Hoff, Carsten ..............................10, 32 Hundertmark, Friedhelm................ 8 Ickerott, Ingmar ........................28/29 Kaiser, Jochen..................................30 Kilbert, Patricia ................................17 Klusmann, Ira..................................32 Kolbe, Günther ................................ 14 König, Peter........................................ 9 König, Sabine..................................... 9 Konjer, Berthold..............................32 Kremer, Andreas ........................... 4/5 Lagemann, Manuela Maria...........32 Lampe, Johannes ............................32 Lüerßen, Dirk .............................12/13 Maag, Dirk........................................22 Montag, Christian...........................22 Müller, Henning ........................10, 32 Nerlinger, Thomas ....................28/29 Neubrech, Thorsten........................32 Nieber, Mandy ................................... 8 Oltmer, Jochen............................... 4/5 Pistorius, Boris .............................. 4/5 Qirezi, Ylli.........................................30 Raker, Maggy ................................. 4/5 Ricken, Matthias ........................... 4/5 Riehemann, Hans-Jürgen ............. 18 Rudolph, Stefan................................17 Ruschhaupt, Sven ......................... 4/5 Schlichter, Martin ......................... 4/5 Schröer, Stephan ............................. 31 Schübel, Frank................................... 3 Schumacher, Uwe ............................. 8 Schwindeler, Antje...........................17 Schwope, Frank ................................. 7 Siemens, Tomke............................... 14 Spiering, Rainer ........................10, 32 Susen, Stephan .................................. 3 Tepe, Henning.................................. 27 Tomas, Carlos...................................30 Wache, Susan ..................................... 9 Weil, Stephan.......................10, 18, 32 Welink, Timo....................................26 Weller, Burkhard.............................32 Welzel, Angelika ..............................32 Yildirim, Erden.............................. 4/5 E D I TO R I A L FLÜCHTLINGE Fordern und fördern VON BERTHOLD HAMELMANN D er politische Streit um den richtigen Umgang mit dem Thema Flüchtlinge nimmt weiter an Schärfe zu. Ein Ende ist nicht absehbar. Wie auch. Das Ausmaß dieser Völkerwanderung wird – wie der Blick in Geschichtsbücher erahnen lässt – noch Umwälzungen ungeahnter Tragweite auslösen. Das Versagen Europas, der Rückfall in Kleinstaaterei, der den politischen Blick vieler an der jeweiligen Staatsgrenze enden lässt, weckt berechtigte Ängste. Wer dabei wie Bundeskanzlerin Merkel versucht, das große Ganze zu sehen, steht ziemlich alleine da. Sei es drum. Der Alltag muss bewältigt werden. Flüchtlinge leben inzwischen in einem immer noch nicht genau bekannten Umfang in Deutschland. Merkels „Wir schaffen das“ bedarf der Konkretisierung etwa in dem Sinne „Wir müssen es schaffen, dass die Flüchtlinge es schaffen“. Je eher dieser Personenkreis die Chance erhält, hier zu arbeiten, desto seltener versinkt er in Perspektivlosigkeit und fällt den Sozialsystemen zur Last. Die ersten Jahre sind auch hier entscheidend. Läuft es gut, verjüngen Flüchtlinge unser Land, gründen Unternehmen, helfen in begrenztem Maß beim Überwinden des Fachkräftemangels und tragen zur Entwicklung unserer Gesellschaft bei. Sprachkenntnisse sind dabei das A und O. Deutschkurse für Ausländer boomen, nur ein Beleg dafür, dass der Wille zur Integration bei vielen Flüchtlingen vorhanden ist. Unternehmen, Institutionen und Organisationen, die sich in diesem Sinne um Flüchtlinge kümmern, sind Leuchttürme, die auch unsere Region braucht. Enttäuschungen auf beiden Seiten wird es geben. Fordern und fördern lautet die zukunftsgerichtete Devise, die Verständnis, Zeit und Geld verlangt. Jahre Vier Marken – eine starke Gruppe emco bad, emco bau und emco klima decken unterschiedliche Bereiche der Gebäudetechnik und Raumausstattung ab. Novus office und Dahle office liefert innovative Bürotechnik und emco e-scooter Elektromobilität mit Zukunft. Erwin Müller GmbH • Breslauer Str. 34-38 • 49808 Lingen • Tel. (0591) 9140-0 • [email protected] • www.emco-group.de 3 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 MACHER & MÄRKTE Hauptstadtfähiger Überraschungshit aus Haselünne Mit der Limonade Mio Mio Mate belegt der Getränkehersteller Vivaris auf Anhieb Platz zwei Stephan Susen, Geschäftsführer der Berentzen-Tochter Vivaris. VON CHRISTIAN LANG HASELÜNNE. Es war Liebe auf den zweiten Blick. Als ihre Handelspartner vor wenigen Jahren mit der Produkt-Idee Mio Mio Mate auf sie zukamen, waren die Strategen des Haselünner Getränkeherstellers Vivaris zunächst skeptisch. Inzwischen hat sich die Mate-Limonade zur „Perle im Sortiment“ entwickelt. Sie hatten zwar beobachtet, wie die bis dahin eher unbekannte fränkische Brauerei Loscher mit ihrer Limonade „Club Mate“ aus dem Nichts heraus ein Kult-Getränk erfand. Doch den Vorschlag, selbst ein Getränk aus der in Südamerika verbreiteten Pflanze zu produzieren, fand die Führungsetage der Berentzen-Tochter erst abwegig. Erst nach und nach sei die Überzeugung gereift, auch auf den Mate-Zug aufzuspringen, sagt Vivaris-Geschäftsführer Stephan Susen. Die Entscheidung war goldrichtig. Mittlerweile hat sich Mio Mio Mate sogar zur Vorzeigemarke von Vivaris entwickelt oder – wie Su- sen es ausdrückt – zur „Perle im Sortiment“. Seit drei Jahren im Handel erhältlich, verschafft das koffeinhaltige Getränk dem bisher eher im norddeutschen Raum bekannten Hersteller deutschlandweite Beachtung. Seinen Siegeszug startete Mio Mio Mate in Berlin, das schon zuvor als Mate-Hochburg galt. Von dort aus wuchs das Verbreitungsgebiet. Mittlerweile ist Mio Mio Mate das erste Pro- „Wir wollen nicht Mainstream werden.“ Stephan Susen, Vivaris Reichweite über Norddeutschland hinaus gewonnen: Mio-Mio-Mate-Abfüllung bei Vivaris im emsländischen Haselünne. Fotos : Vivaris dukt von Vivaris, das in der gesamten Bundesrepublik verkauft wird. Auch für Mutterkonzern Berentzen hat das aufputschende Getränk eine hohe Bedeutung: „Mio Mio Mate ist die erfolgreichste Neueinführung des nicht alkoholischen Bereichs, der kumuliert für rund 38 Prozent des Konzernumsatzes steht“, sagte Frank Schübel, Vorstandssprecher der Berentzen-Gruppe, im vergangenen Juni. Das belegen auch die Zahlen: 2015 hat Vivaris insgesamt 3,8 Millionen Liter seiner Mio-Mio-Getränke verkauft. Dazu gehören neben der Mate-Limo auch die Varianten Cola und Cola Zero. Rund 7,8 Millionen Flaschen wurden laut Firmenangaben im vergangenen Jahr befüllt. Deshalb hat der Mutterkonzern von Vivaris angekündigt, den Vertrieb von Mio Mio Mate noch deutlich auszubauen. Erwartbar sei dieser Erfolg nicht gewesen, gibt Susen zu. „Am Anfang waren wir sehr skeptisch, aber die Erkenntnis, dass es etwas werden kann, ist dann doch ziemlich schnell gereift“, so der Geschäftsführer. Doch worin liegen die Gründe für den Erfolg des Getränks? Das hat laut Susen zum einen viel mit einem veränderten Konsumverhalten der Verbraucher zu tun. Die Kunden wollten mittlerweile viel ausprobieren, die Getränkebranche müsse sich daher mit stetig neuen Produkten anpassen. „Nichts ist so beständig wie der Wandel, lautet das Motto“, sagt der Geschäftsführer. In diesem Zuge lägen vor allem kleinere Hersteller im Trend. Kunden seien auf der Suche nach Produkten, mit de- nen sie sich abheben können. „Sie versuchen sich mit den Getränken auszudrücken“, sagt Susen. Ein Getränk als Distinktionsmerkmal – um dieses Bedürfnis zu befriedigen, verzichtet Vivaris bei Mio Mio Mate fast komplett auf Werbung und Marketing. „Wir wollen nicht Mainstream werden“, so der Geschäftsführer. Als eine reine Kopie von Club Mate möchte Vivaris sein Produkt nicht verstehen. Mio Mio Mate setze eigene Akzente und hebe sich sowohl in Optik als auch im Geschmack von der Vorreiterbrause aus Franken ab. „Mio Mio Mate schmeckt gefälliger und limonadiger“, sagt Susen. Dadurch werde eine breitere Verbrauchergruppe angesprochen. Abgefüllt wird das Getränk in bauchigen Flaschen, die an schon vergangen geglaubte Zeiten erinnern sollen – eine bewusste Marketingstrategie. „Retro liegt im Trend“, sagt Susen. Eine weitere bewusste Entscheidung des Unternehmens beim Design der Flasche: Wie beim Platzhirschen Club Mate ist sie aus Glas, und es gibt Pfand drauf. Damit ist das Mio-Mio-Behältnis zwar schwerer zu tragen als eine PETFlasche, dafür aber umweltfreundlicher. „Glas ist im Kommen. Vor allem für junge Leute ist umweltbewusstes Handeln mittlerweile ein großes Thema“, sagt der Vivaris-Geschäftsführer. Genau diese gehören zur Zielgruppe, die Vivaris mit Mio Mio Mate ansprechen möchte: Vor allem Studenten und junge Berufstätige sind laut Susen die Hauptabnehmer der Brause. Mit dem hippen Szenegetränk hat das Unternehmen noch viel vor: Schon jetzt sei Mio Mio Mate auf dem deutschen Markt die Nummer zwei bei den Mate-Getränken – trotz vieler Konkurrenten. Dies ist aber nicht genug für das Unternehmen. „Club Mate ist uns zwar noch weit voraus. Aber auf Dauer möchten wir dem Getränk den Rang ablaufen“, sagt Susen. Das Wachstumspotenzial sei riesig – Susen vergleicht das Produkt noch mit einem kleinen Pflänzchen. „Aber ein Pflänzchen, das bei uns gehegt und gepflegt wird!“ Das ideale Umfeld. Unternehmer im ecopark wissen: Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen, da leisten sie gute Arbeit. Investieren auch Sie in ein gutes Umfeld – für Ihre Mitarbeiter und für Ihr Unternehmen. Im ecopark an der Hansalinie A1. ecopark – der Qualitätsstandort. 5 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 MACHER & MÄRKTE MACHER & MÄRKTE Acht Wochen Deutschland für Anfänger „Sprache, Sprache, Sprrache!“ Unternehmen in der Region wollen Flüchtlinge für die Arbeit in ihren Betrieb ben fit fii machen Hoffnung auf ein Mittel gegen den Fachkräftemangel. Fahrer? Logistiker? Sachbearbeiter? Callcenter-Agenten? Ohne ausreichende Deutschkenntnisse kaum Chancen auf Arbeit. VON BERTOLD HAMELMANN UND CHRISTIAN SCHAUDWET OSNABRÜCK. Mehr als 100 000 Flüchtlinge kamen im vergangenen Jahr nach Niedersachsen. Unternehmen im Raum Osnabrück-Emsland wollen etwas für die Ankommenden tun – und von ihnen profitieren. Firmen wie Kikxxl, Intan und Hellmann hoffen auf Nachwuchskräfte für die Zukunft. Doch Integration ist ein mühsames Geschäft. Wenn Raher Abdelrahman eine Treppe im Bürogebäude des Osnabrücker Callcenter-Dienstleisers Kikxxl hinuntergeht, stützt er sich mit beiden Händen auf den Handläufen ab. Raher war neun, als eine Mine unter ihm explodierte, damals in seinem Heimatort Malta im Nordirak. Außer beim Treppengehen ist ihm die Beinprothese kaum anzumerken. Der junge Kurde wurde 1995 zur medizinischen Versorgung nach Deutschland gebracht. Seine Familie erhielt Asyl, Raher ging zur Schule und absolvierte eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Seit vier Jahren arbeitet er nun bei Kikxxl. „Dass dieses Unternehmen so stark auf Migranten setzt, finde ich genial“, sagt er. Kikxxl-Chef Andreas Kremer hat gute Erfahrungen mit Flüchtlingen und Zuwanderern aus aller Welt gemacht. Viele seiner 1700 Mitarbeiter haben Migrationshintergrund. An den Kikxxl-Standorten Osnabrück, Bremen, Dortmund und Bochum arbeiten Menschen aus 30 Nationen. „Wir haben Migranten auf allen Hierarchie-Ebenen. Das gehört zu unserer Unternehmenskultur“, sagt Kremer, der das Unternehmen gemeinsam mit Erden Yildirim führt. Der Mitgesellschafter hat türkische Wurzeln. Den Konflikt über den Umgang mit der Fluchtbewegung, der Deutschland und die EU zu spalten scheint, beurteilt der Unternehmer pragmatisch: „Natürlich ist es eine riesige Herausforderung, aber zu- Mahabad Mahsud, Mitarbeiterin bei Kikxxl in Osnabrück, wurde in Deutschland geboren.In der Belegschaft der Callcenter-Gruppe mit Standorten auch in Bremen,Bochum und Dortmund sind 30 Nationen vertreten. nächst geht es vor allem um Finanzierung.“ Alles andere, sagt Kremer, könne die Gesellschaft bewältigen. „Den Unterschieden in Kultur und Religion kann man sich doch stellen.“ Angesichts der niedrigen Geburtenrate der angestammten Bevölkerung und eines bereits viele Branchen schmerzenden Arbeitskräftemangels betrachtet der 46-Jährige die Massenankunft Zufluchtsuchender als Riesenchance für die Wirtschaft der Region. „In zehn bis 15 Jahren können diese Menschen für uns ein Segen sein.“ Sein Optimismus eint Kremer mit dem niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius, der Mitte Februar in Osnabrück Unternehmen dazu aufrief, sich für Integration einzusetzen: „Gerade Sie, die in der Wirtschaft Tätigen, haben enorme Möglichkeiten, als Multiplikatoren für dieses Thema zu werben“, sagte Pistorius. Zuwanderung liege unter demografischen Gesichtspunkten im Interesse der Wirtschaft. Und Unternehmen seien in einer hervorragenden Position, um der Verunsicherung der Bevölkerung durch Falschmeldungen über Flüchtlinge und der teils verrohten Diskussion in sozialen IHK: 45 Prozent der Firmen sind bereit, junge Flüchtlinge auszubilden. Netzwerken entgegenzuwirken, sagte der frühere Osnabrücker Oberbürgermeister. Der Wunsch, mit Kikxxl selbst etwas für die Integration Ankommender zu tun, war bei Kremer schon lange gereift. Die Idee zum „Kernteam Flüchtlingsinitiative“ entstand bei einer Begegnung mit dem Schauspieler Til Schweiger, der in Osnabrück eine große Flüchtlingsunterkunft der Diakonie unterstützt. Mit dem eigens für die Initiative gegrün- deten Arbeitskreis wollen Kikxxl, das Logistikunternehmen Hellmann, der Mediendienstleister Intan, die regionale IHK sowie in Osnabrück die Wirtschaftsförderung, das Jobcenter, die Agentur für Arbeit, die Stadt und die Diakonie Flüchtlingen Sprachkurse und Praktika in Betrieben ermöglichen. Das soll rasch geschehen – auch schon vor der Entscheidung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge über die Asylbewilligung oder -ablehnung. Denn die Behörde ist so überlastet, dass Flüchtlinge in Erstaufnahmestellen wie in BramscheHesepe bei Osnabrück bis zu sechs Monate warten müssen, bevor sie ihre Asylanträge überhaupt stellen dürfen. Dann erst beginnt die oft mehrere Monate dauernde Bearbeitung ihres Falls. Allzu konkret sind die Vorstellungen der Unternehmen noch nicht. Vor allem beim Deutschlernen wollen sie helfen, etwa durch das Bereitstellen von Unterrichtsräumen. „Sprache, Sprache, Sprache – dann sind die Flüchtlinge je nach ihrer in der Heimat erworbenen Qualifikation in verschiedenen Bereichen einsetzbar“, sagt Maggy Raker, die für Intan in dem Arbeitskreis mitwirkt. Mit ausreichenden Deutschkenntnissen könnten die Ankommenden in der IT, der Verwaltung oder im Kundendienst arbeiten. „Eine gewisse Sprachkompetenz in Deutsch und Englisch“ erwartet auch Hellmann-Personalchef Claudio Gerring von Job-Kandidaten aus den Reihen der Flüchtlinge. Hellmann wolle ihnen aus gesellschaftspolitischem Verantwortungsbewusstsein eine Perspektive bieten. Allerdings nicht ganz ohne Eigennutz – weil nämlich „die Flüchtlinge von heute die Fachkräfte von morgen sein können“, so Gerring. Einsatzmöglichkeiten sieht Hellmann beispielsweise im Frachtumschlag in Lagern, im Fuhrpark, im Werkschutz, im Vertrieb und im Personalwesen. Dort könnten Zuwanderer ihre interkulturelle Erfahrung einbringen. Die Logistikbranche klagt seit Jahren über Fahrermangel, Lagerfachleute sind ebenfalls knapp. Auch für Callcenterbetreiber wird der Personalmarkt enger. Kikxxl-Chef Kremer hofft deshalb, auch mithilfe von Zuwanderern die nötige Personalstärke seines Unternehmens halten zu können. Sonst, sagt er, müssten deutsche Callenter irgendwann in Länder abwandern, in denen sie noch genügend Bewerber fänden. Fast 40 Prozent der der IHK-Unternehmen in der Region sehen im Fachkräftemangel das größte Geschäftsrisiko. Eine Umfrage der Kam- In Meppen üben Flüchtlinge für eine Zukunft als Handwerker VON ANN-CHRISTIN FISCHER MEPPEN. Flüchtlinge schnell und unkompliziert in Ausbildung und Arbeit bringen – das ist auch beim Berufsbildungs- und Technologiezentrum des Handwerks (BTZ) und der Agentur für Arbeit in Meppen Tagesthema. Vor Kurzem begann am Meppener BTZ-Standort die sogenannten PerF-Maßnahme. Seit Jahren zu Hause in der deutschen Berufswelt: Ümit Dursum (l.) und Raher Abdelrahman (r.),in den Neunzigerjahren als Flüchtlinge nach h Deutschland gekommen,arbeiten beim Callcenter-Dienstleister Kikxxl in Osnabrück.Ihr Chef Andreas Kremer (M.) ist stolz auf den Mix der Kulturen in seinem Unternehmen. mer Ende 2015 ergab: Im Emsland, im Raum Osnabrück und in der Grafschaft Bentheim sind 45 Prozent der Firmen bereit, jugendliche Flüchtlinge auszubilden. Die Hälfte möchte Praktika anbieten. Und ein Viertel würde qualifizierte Flüchtlinge als Fachkräfte einstellen. Werden also Flüchtlinge den Wirtschaftsraum Osnabrück/Emsland vor den Folgen der demografischen Alterung Deutschlands bewahren – vor einem Abwärtstrend, dem zuallererst kleine und mittlere Unternehmen zum Opfer fallen könnten? Von Euphorie keine Spur: Die IHK hat zwar in einem Acht-Punkte-Aktionsprogramm niedergelegt, wie sie die Integration von Flüchtlingen in die Wirtschaftswelt unterstützen will. Doch ihr Präsident Martin Schlichter erhofft sich von den Ankommenden allenfalls auf lange Sicht Entlastung: „Der viel beschriebene syrische Arzt ist eher die Ausnahme“, sagt Schlichter. Das Ausbildungsniveau der meisten Flüchtlinge sei nicht besonders hoch. „Für mich sind diese Menschen deshalb auch weniger die Fachkräfte von morgen als vielmehr die Fachkräfte von übermorgen.“ Auch die sechs niedersächsischen Handwerkskammern treibt das Thema um. Sie haben sich in Zusammenarbeit mit dem Land, der Bundesagentur für Arbeit und den Landkreisen beim „Integrationsprojekt Handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber“ (IHAFA) vorgenommen, 555 Flüchtlinge auszubilden oder als Fachkraft einzustellen. Ein sehr ambitioniertes Vorhaben, wie Sven Ruschhaupt inzwischen weiß. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim fasst zusammen: „Es ist ein zähes Unterfangen. Vielleicht haben wir das Angebot zu früh gemacht.“ Im Rahmen des Ende 2015 gestarteten Projekts sollen Asylsuchende und Flüchtlinge für Handwerksausbildungen im Ausbildungsjahr 2016/17 fit gemacht werden. Etwa 30 Flüchtlinge aus dem Emsland und 45 aus der Stadt und dem Landkreis Osnabrück sollten bis zum 1. August als Azubis bereitstehen. „Für den Bereich Osnabrück haben wir bislang nur 14 Bewerber“, sagt Ruschhaupt. Denn die auch von der Politik propagierte Herausforderung, Flüchtlinge zu integrieren und schnell in Ausbildung und Arbeit zu bringen, scheitere in der Praxis häufig bereits an fehlenden Deutschkenntnissen oder an mangelnder beruflicher Kompetenz. „Und ohne Vorkenntnisse sind unsere Qualitätsansprüche nicht zu halten.“ Im Vergleich zu Deutschen oder Menschen mit Migrationshintergrund, die schon länger in der Bundesrepublik lebten, „müssen die „Wer hierher kommt, muss sich sich anpassen, das ist klar.“ Ümit Dursum, Kikxxl Flüchtlinge in vielen Bereichen sehr viel lernen, um hier überhaupt Fuß fassen zu können“, so die nüchterne Erkenntnis des Hauptgeschäftsführers. „Integration ist keine Frage von Monaten, sondern von Jahren.“ Auch sei dieser Personenkreis nur „ein kleiner Puzzlebestandteil“, um den Facharbeitermangel zu beheben. Ihn als die Lösung für alle demografischen Probleme des Arbeitsmarkts zu sehen sei illusorisch. Es brauche „Zeit, Geduld und Geld“, um dieses Potenzial zu erschließen. Zeit, die Raher Abdelrahman genutzt hat, seit er vor 20 Jahren als Kriegsflüchtling nach Deutschland kam. Und die er weiterhin nutzt, um sich weiterzuentwickeln: Neben seinem Job bei Kikxxl, wo er Breitband-Datenvolumen der Deutschen Telekom vermarktet, macht er eine Ausbildung zum Heilpraktiker. Wenn der 29-Jährige Bilder von Flüchtlingen sieht, die erschöpft auf deutschen Bahnhöfen eintreffen, erinnert er sich an die schlimmen Tage seiner eigenen Flucht. Eines aber sei heute anders: „Es kommen viel mehr.“ Abdelrahman bezweifelt, dass die Bundesregierung die Flüchtlingszuwanderung im Griff hat. Aber auch die Ankommenden seien in der Pflicht: „Ich rate jedem, schnell die Sprache zu lernen.“ Gute Sprachkenntnisse, sagt Abdelrahman, seien unerlässlich für eine Zukunft in Deutschland. Bei Kikxxl findet Integration teils auch in umgekehrter Richtung statt: „In unserem Team sprechen sich die Jungs mit ‚Bruder’ an“, sagt Abdelrahmans Kollege Ümit Dursum. „Auch Deutsche“. Bei Betriebssommerfesten glüht neben dem regulären Grill stets auch ein Grill, auf dem „Halal“-Fleisch brutzelt, vorbereitet nach islamischen Regeln. Das Zusammenleben bei Kikxxl sei INITIATIVEN IN DER REGION Wie Firmen und Flüchtlinge zusammenkommen Das Projekt „Kompetenzen erkennen – Gut ankommen in Niedersachsen“ erfasst Qualifikationen von Flüchtlingen in den Aufnahmeeinrichtungen. fluechtlinge.niedersachsen.de IHFA steht für „Integrationsprojekt Handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber“. Es gibt Flüchtlingen die Möglichkeit, sprachliche und handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen und in Betriebspraktika anzuwenden. btz-osnabrueck.de btz-handwerk.de Die Zentrale Beratungsstelle Arbeitsmarkt und Flüchtlinge der Caritas Osnabrück unterstützt Unternehmen, die Flüchtlinge einstellen wollen. caritas-os.de Arbeitsmöglichkeiten in der Agrarbranche ungetrübt von der zunehmend kontroversen Flüchtlingsdebatte in Deutschland, sagt Ümit Dursum, der mit sieben Jahren als Flüchtling aus dem kurdischen Teil der Türkei nach Deutschland kam. Doch er war schockiert, als er von den Silvester-Übergriffen durch Migranten auf Frauen am Kölner Hauptbahnhof erfuhr. „Wer hierher kommt, muss sich benehmen und sich anpassen, das ist völlig klar“, sagt der 28-Jährige. Dursum und Abdelrahman fürchten, als junge Männer mit Migrationshintergrund mit den Tätern von Köln gleichgesetzt zu werden. Und sie glauben, dass der Anstieg der Flüchtlingszahlen und die Debatte darüber die Stimmung im Land verändert haben. Wer jetzt komme, werde es schwerer haben, in der deutschen Gesellschaft Fuß zu fassen. Steigen die Chancen der Neuen, wenn sie möglichst rasch in Lohn zeigt die Landwirtschaftskammer Niedersachsen Flüchtlingen auf. Flüchtlinge besuchen im Rahmen des Projekts landwirtschaftliche Betriebe. lwk-niedersachsen.de abschlüssen. osnabrueck.ihk24.de Die Initiative „Niedersachsen packt an!“ ruft zu „Solidarität, Toleranz und gesellschaftlichem Zusammenhalt“ auf. Zahlreiche FühDer Leitfaden Flüchtrungskräfte aus der linge der IHK OsnaWirtschaft beteiligen brück – Emsland – sich. Initiatoren sind unGrafschaft Bentheim ter anderem das Land, gibt Unternehmen prak- der DGB und die Untertische Tipps unter ande- nehmerverbände Nierem zu asylrechtlichen dersachsen. Fragen, Sprachtests und niedersachsen-packtausländischen Berufsan.de und Brot kommen? Nein, sagt der Migrationsforscher Jochen Oltmer: „Die These ‚Berufstätigkeit ist der kürzeste Weg zur Integration‘ ist nicht haltbar.“ Denn Sprache am Arbeitsplatz sei oft sehr spezifisch, erläutert der Professor am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien an der Universität Osnabrück „Dann hilft sie außerhalb der Arbeit nur wenig.“ Oltmer verweist auf Arbeitsmigranten aus Südeuropa, die, angeworben vom Autohersteller Karmann, in den Sechzigerjahren nach Osnabrück kamen. Eine Integration habe in vielen Fällen erst in der Generation ihrer Kinder stattgefunden. Auch die Ankommenden aus Syrien, dem Irak oder Südosteuropa haben nicht selten anderes im Sinn, als mühsam Deutsch zu pauken oder eine Ausbildung zu machen. Sie wollen rasch Geld verdienen. Dabei seien ih- re finanziellen Vorstellungen manchmal falsch oder überzogen, sagt Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Sven Ruschhaupt. „Ausbildungsvergütungen reichen nun einmal nicht aus, um Familien in der Heimat zu unterstützen.“ Komme es doch zu einer Ausbildung, sei die oft beobachtete Präferenz für Bauberufe verständlich: „Hier werden die höchsten Ausbildungsvergütungen bezahlt, die zum Teil über 1000 Euro monatlich betragen können“, so Ruschhaupt. Migrationsforscher Oltmer sieht dennoch Chancen dafür, dass viele Flüchtlinge mit Bleibeperspektive in der Wirtschaft ankommen – vorausgesetzt, Deutschland lerne aus Fehlern: „In der Bundesrepublik fehlte lange die Einsicht, dass man junge Zuwanderer so schnell wie möglich in Schule und Ausbildung bringen muss.“ Er rät dazu, zu erfassen, wel- Fotos: Swaantje Hehmann che Schulbildung und Ausbildungsbestandteile Flüchtlinge mitbringen. „Wir haben viel zu wenige Daten über die Qualifikationen, Interessen und Ziele der Menschen. Wir müssen ganz dringend eine vernünftige Planungsgrundlage schaffen“, fordert Oltmer. Liege diese vor, müssten allgemeine Sprachkurse früh mit ausbildungs- und berufsspezifischen Sprachtrainings sowie mit Betriebspraktika kombiniert werden. Praktika eigneten sich auch als Tests, um Fähigkeiten zu erfassen. Mit der Datenbasis scheint es in der Tat noch nicht weit her zu sein. Die Bundesagentur für Arbeit in Nordhorn und Osnabrück kennt zwar die Anzahl und die Herkunftsländer der ihren Bereichen zugewiesenen Flüchtlinge, aber: „Eine Einschätzung, wie viele der Flüchtlinge potenziell für eine Eingliederung in den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen ist sehr hypothetisch“, sagt Christian Giesen von der Arbeitsagentur Nordhorn. Ein Teil verlasse die Region nach ihrer Anerkennung, und ein Drittel dürfte noch schulpflichtig sein „und dem Arbeitsmarkt erst zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung stehen“. Bei Flüchtlingen mit Asylstatus, die sich melden, versuchen die Arbeitsagenturen zwar, Kompetenzprofile zu erstellen. Doch oft fehlen den Geflohenen Zeugnisse oder sonstige Nachweise. Behörden in den kriegszerrütteten Herkunftsländern, die in Friedenszeiten Auskunft geben konnten, sind meist nicht mehr erreichbar. Hunderttausende, die arbeiten wollen, dürfen sich zudem noch gar nicht bei den Arbeitsagenturen melden, weil die Bearbeitung ihrer Anträge noch viele Monate dauern wird. Wohl denen, die die Zeit zumindest mit dem Besuch von Sprachkursen nutzen können. Es ist der zweite Durchlauf der Integrationsmaßnahme „Perspektiven für Flüchtlinge – Potenziale identifizieren, Integration ermöglichen“, abgekürzt PerF. Seit dem 25. Januar bemühen sich sechs männliche Flüchtlinge aus Papenburg, Lingen, Haren und Meppen, die deutsche Sprache zu erlernen, sich an die regionale Kultur zu gewöhnen und ihre Kompetenzen und Talente zu ergründen. Mit einem Ziel: irgendwann einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu ergattern. Dabei gilt es vorrangig, die Sprachbarriere zu überwinden und Stärken zu erkennen. „Die Kompetenzfeststellung ist neben den Sprachlernkursen einer der wichtigsten Bestandteile dieses Programms“, sagt Horst Feldmann, der Standortleiter des BTZ Meppen. Dabei arbeite man eng mit der Agentur für Arbeit zusammen, die geeignete Personen zuweise. Geeignet ist ein weiter Begriff. Eine Erklärung liefert Simon Bartels von der Agentur für Arbeit Meppen: „Geeignet sind Personen, die eine relativ hohe Bleibeperspektive haben, ein wenig die deutsche Sprache beherrschen und bestenfalls eine gewisse Berufserfahrung mitbringen.“ Das sei nicht immer der Fall, vor allem die Sprache sei ein Riesenproblem. Deshalb gilt: sooft es geht, Deutsch oder zumindest Englisch sprechen. Acht Wochen dauert die Schulung, unterteilt in drei Abschnitte. „In den ersten vier Wochen finden viele Einzelgespräche statt, Informationen über den deutschen Arbeitsmarkt werden kompakt erklärt und verschiedene Fragen geklärt“, so Feldmann. Fragen wie „Welche Sprachkenntnisse haben Sie? Was für eine Schulbildung haben Sie? Welche Dokumente können Sie vorlegen?“ müssen geklärt werden. Tagesablauf der Teilnehmer in dieser Phase: Von 8 Uhr bis 14.45 Uhr sitzen die 21- bis 50-jährigen Männer aus Syrien, der Elfenbeinküste, dem Sudan und dem Libanon meist in einem Klassenraum und büffeln. Auch kulturelle Themen wie die Rechte der Frauen oder Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit kommen zur Sprache. Ihren Weg zum BTZ bekommen die Männer übrigens bezahlt. Feldmann: „Sie müssen nur ihre Tickets mitbringen, dann bekommen sie den jeweiligen Preis direkt erstattet.“ Bis nach Meppen fahren viele Busse, schwieriger gestaltet es sich in der zweiten Phase – den sechs Wochen Praktikum in einem Betrieb, sofern überhaupt einer gefunden wird. Laut BTZ-Geschäftsführer Matthias Ricken wollen viele emsländische Firmen helfen. Doch haben sich für die nächste Phase noch keine gefunden, die die Männer für einige Wochen in den Betriebsalltag schauen lassen. Das BTZ hat Anfragen verschickt. „Wir brauchen die Unterstützung der Betriebe. Wir wissen, dass viele Fragen und Bedenken im Raum stehen, aber wir sind jederzeit bereit, Auskunft zu geben“, betont Feldmann. Auch die Agentur für Arbeit berate gern. „Flüchtlinge sind die Fachkräfte von übermorgen, es wird ein zäher Prozess sein, aber es ist gut, wie es ist, und wir müssen diese Aufgabe jetzt meistern“, sagt Dirk Hake, Teamleiter der Arbeitsvermittlung Emsland. „Wir sprechen immer von einer demografischen Lücke, oft finden sich für das Handwerk keine Azubis. Ein kleiner Teil der Flüchtlinge ist durchaus geeignet, diese Lücke zu schließen.“ Falls ein Betrieb sich der Flüchtlinge annimmt, stellt sich sofort wieder die Mobilitätsfrage. In Gewerbegebiete fahren so gut wie keine Busse, Fahrgemeinschaften müssen her. Findet sich kein Betrieb, kommen die Teilnehmer in die Werkstätten des BTZ. Sektoren wie Bau, Elektro, Metall und Malerarbeiten werden abgedeckt. Nach sechs Wochen erstellt Feldmann einen Bericht. „Es kann ja auch sein, dass derjenige überhaupt nicht für das Handwerk gemacht ist, das wollen wir feststellen“, erläutert er. Die letzten zwei Wochen der PerF-Maßnahme bestehen wieder aus vielen Gesprächen und Hilfe beim Schreiben von Lebensläufen und Bewerbungen. Am 15. April endet die Maßnahme. Ob erfolgreich oder nicht, wird sich zeigen. Saleh Hussein (30) und Walid Alabo (24) kommen beide aus Syrien und sprechen sogar ab und an Plattdeutsch mit ihrer Dozentin Johanna Ricker (Mitte). Foto: Ann-Christin Fischer 6 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 MACHER & MÄRKTE Geld verdienen als Gutmensch Die ehemalige Osnabrückerin Soufeina Hamed trainiert Führungskräfte VON THOMAS WÜBKER BERLIN. Wenn das Wort Gut- mensch keinen so schlechten Ruf hätte, könnte es umschreiben, was Soufeina Hamed tut: Sie verdient ihr Geld damit, Menschen beizubringen, ihr soziales Engagement wirkungsvoller und effizienter zu machen. Die 26-Jährige hat an der Osnabrücker Universität interkulturelle Wirtschafts- und Sozialpsychologie studiert. Sie ist die Tochter eines Tunesiers und einer Deutschen. Die Muslima wuchs in Berlin-Neukölln auf und ist nun in ihrer Heimatstadt als Projektmanagerin bei der gemeinnützigen Organisation LEAD tätig. Die Buchstaben stehen für „Leadership & Advocacy“, also Führung und Anwaltschaft. Die Organisation wird von mehreren Stiftungen unterstützt, darunter die Mercator Stiftung als Gesellschafterin und andere Organisationen wie die Haniel-Stiftung, die Joachim-HerzStiftung oder der Flughafenbetreiber Fraport. „Wir sind so weit, uns im Social Business etablieren zu können“, sagt Soufeina Hamed. Wenn die Organisation Profit abwerfe, werde dieser wieder in soziale Projekte gesteckt. Führungskräfte, die sich sozial engagieren wollen, lernen bei LEAD in Seminaren, ihre Arbeit effizienter zu gestalten. Dabei sitzen Manager aus Dax-Unternehmen neben Ehrenamtlern. Soufeina Hamed ist die erste Adresse für Teilnehmer und Trainer. „Ich organisiere die einzelnen Trainings, aber auch das Curriculum als Gan- zes“, erklärt sie ihre Aufgabe. Mit ihren Kollegen arbeitet sie zudem am Ausbau des Programms. „Da wir Bewerbern aus kleineren Organisationen die Teilnahme am Curriculum durch Stipendien ermöglichen, suchen wir immer wieder Partner-Unternehmen, die uns durch Spenden unterstützen“, so Soufeina Hamed. LEAD versucht auch, seine Seminare in Unternehmen als Fortbildungsangebote zu integrieren. „Wir bekommen vermehrt Rückmeldung von Unternehmen, die das Curriculum als Weiterbildungsmöglichkeit für Mitarbeiter deutlich interessanter finden als interne Angebote“, so Hamed. „Führung, bei der es nicht um Profit und Wachstum geht.“ Soufeina Hamed, LEAD In ihren Comics macht Soufeina Hamed unter anderem ihr Leben als Muslima in Deutschland zum Thema. Zeichnung: Soufeina Hamed Ziel sei es, ein „neues Führungsverständnis“ zu schaffen, bei dem es nicht um Profit und Wachstum gehe, sondern darum, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Studien hätten gezeigt, dass die sogenannte Corporate Social Responsibility (CSR, soziale Verantwortung von Unternehmen) für Firmen in vielfacher Weise wichtiger werde, auch unter dem Gesichtspunkt der Arbeitgeber-Attraktivität. „Tatsächlich wollen wir bei LEAD zukünftig noch mehr Führungskräfte aus CSR-Abteilungen für unsere Trainings gewinnen. Soufeina Hamed berichtet, dass sie in den Trainings viel positive Energie, viel Leidenschaft für das Netzwerken und eine „unglaubliche“ Lernbereitschaft erlebt. Aus Evaluationsbögen und Gesprächen wisse sie, dass viele Teilnehmer die Trainings inspiriert und motiviert verließen. „Ob Ehrenamt oder Hautberuf macht dabei keinen Unterschied.“ Die Curricula, also die Lernprogramme, sind laut eigener Aussage das Herzstück von LEAD. In den Seminaren stehen vom Netzwerken bis zur Persönlichkeitsentwicklung Dinge auf dem Stundenplan, die den Teilnehmern eine bessere Arbeitsweise im sozialen Engagement mit auf den Weg geben sollen. Hamed betont, dass in diesen Seminaren nicht unterrichtet werde, wie sich Menschen sozial engagieren können. Sie richten sich viel mehr an Menschen, die schon ein soziales Engagement leisten. Die Trainer sind zum Beispiel der Thriller-Autor Veit Etzold oder der Zen-Meister Bernd Bender, der 20 Jahre in einem Kloster in San Francisco gelebt und gelehrt hat. Manchmal sind es nur kleine Schrauben, an denen gedreht werden muss. Die Seminar-Teilnehmer lernen auch, wie sie PresseMitteilungen schreiben, sie erweitern ihre Kontakte oder arbeiten an ihrem Netzwerk-Management. Über allem steht die Frage: Wie kann ich meine Botschaft besser rüberbringen? Da die Flüchtlingsproblematik momentan einen großen Raum im sozialen Engagement einnimmt, bietet LEAD spezielle Trainings für Menschen an, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren. „Oft ist viel Wille da, oft fehlt aber die strategische Kompetenz“, sagt Soufeina Hamed. Dank der Unterstützung der Stiftung Mercator und des freiwilligen Engagements der Trainerinnen und Hat in Osnabrück studiert und arbeitet nun mit Führungskräften in Berlin: Soufeina Hamed. Trainer von LEAD bietet die Organisation ab dem Frühjahr kostenlose Trainings für Multiplikatoren in der Flüchtlingshilfe an. Es geht um Kommunikation, Führung, Selbstorganisation und Umgang mit unterschiedlichen Kulturen. Die Workshops und Kurse sollen dann an die Anforderungen der Teilnehmenden angepasst werden. Im Grunde geht es in Soufeina Hameds Tätigkeit um nichts Geringeres, als die Welt zu verbessern und damit Geld zu verdienen. „Deswegen mache ich diesen Job“, sagt sie. Sie selbst ist auch ehrenamtlich tätig, nämlich als stellvertretende Vorsitzende des Social Entrepreneurship Incubators „Zahnräder Netzwerk“, einer bundesweiten Organisation muslimischer Ehrenamtler. Eine ganz andere Seite von Soufeina Hamed kommt momentan leider zu kurz: Sie zeichnet Comics. Zeitungen, Magazine und Fernsehsendungen in Deutschland haben über ihre Zeichnungen berichtet. Auch dort verfolgt Hamed ein soziales Anliegen. In ihren Comics wirbt sie für einen toleranten Umgang mit Muslimen. Sie selbst trägt ein Kopftuch. Weil sie deswegen einmal in der U-Bahn angestarrt wurde wie eine Außerirdische, griff sie zum Stift. Foto: Thomas Wübker Bis Ende März sind ihre Comics in einer Ausstellung im Ludgeruswerk in Lohne bei Vechta zu sehen. Zur Eröffnung hat sie auch in Osnabrück vorbeigeschaut. Die Stadt und einige ihrer Bewohner sind ihr ans Herz gewachsen und zu Freunden geworden, wie sie sagt: „Ich denke immer noch sehr gern an Osnabrück, werde es auch sicher noch häufiger besuchen.“ LEAD Leadership & Advocacy: le-ad.de Soufeina Hameds Comics: tuffix.deviantart.com Forderungsmanagement Versprochen ist versprochen und wird doch gebrochen. Immer häufiger werden Zahlungsversprechen gebrochen.Wir sorgen dafür, dass Sie schneller an Ihr Geld kommen. Für mehr werthaltiges Geschäft – national wie international. AUTOKRANE-ARBEITSBÜHNEN-SCHWERTRANSPORTE www.autokrane-gertzen.de 26892 Kluse-Ahlen · Tel. 0 49 63/9 11 80 49811 Lingen-Ems · Tel. 05 91/71 00 99-0 SCC Arbeitssicherheit SCC Wir sind zertifiziert Regelmäßige freiwillige Überwachung Creditreform Osnabrück/ Nordhorn Unger KG www.creditreform-osnabrueck.de www.creditreform-nordhorn.de Tel.: 05 41 / 6 92 55-40 Tel.: 0 59 21 / 80 81-0 t, ranker . e v l a n Regio n Ihrer Seite it a weltwe 7 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 MACHER & MÄRKTE Mit Kratzern davongekommen Die Zulieferindustrie in der Region spürt die Krise bei Volkswagen – offenbar aber weniger schmerzhaft als befürchtet VON ALEXANDER KLAY UND CHRISTIAN SCHAUDWET OSNABRÜCK. Unruhe unter den Zulieferern von Volkswagen: Infolge des Skandals um Millionen manipulierter Dieselmotoren verkauft VW weniger Autos – und die Ausrüster müssen weniger Teile liefern. Darauf weist jedenfalls die Arbeitgeberorganisation Niedersachsenmetall hin. Die Betroffenen selbst wollen von Krise nichts wissen. Sie halten sich betont bedeckt. Gaspedal, Sitze, Bord-Elektronik: Auf die Zulieferindustrie können die Automobilhersteller nicht verzichten. Aber auch diese sind umgekehrt vom Erfolg der großen Marken abhängig. Nach Einschätzung von Volker Schmidt, dem Chef des Arbeitgeberverbands Niedersachsenmetall, bekommen die Automobilzulieferer die Probleme des Volkswagen-Konzerns klar zu spüren. „Das Ordervolumen geht zurück, teilweise über alle Baugruppen hinweg“, sagte er kürzlich. Dabei stützt er sich auf eine Umfrage des Verbands unter 100 Unternehmen der Branche. Dabei wurde auch deutlich: Die Betriebe klagen über einen mangelnden Informationsfluss aus Wolfsburg. „Die Zulieferer leiden unter der Lage, dass sie keine Informationen, keine Erklärungen erhalten. Aus dieser Unkenntnis erwächst große Unsicherheit“, sagte Schmidt. Ernüchtert schob er hinterher: „Mich betrübt die Situation bei VW extrem.“ Genaue Zahlen zum Ausmaß des Bestellrückgangs nannte er nicht. Nur so viel: Es gebe eine „Trennlinie“ zwischen den Produkten für Fahrzeuge mit Diesel- und Benzinmotor. Die Unternehmen selbst üben sich in Zurückhaltung. Jahrelang haben sie gut an Aufträgen des Automobilriesen verdient – und das wollen sie nicht in Gefahr bringen. Die ohnehin meist sehr verschwiegene Branche gibt sich betont wortkarg. Es müsse erst einmal intern geklärt werden, was man denn sagen dürfe, heißt es etwa bei einem Zulieferer: „Der Kunde hat ja auch immer einen Einfluss.“ VW gibt den Ton an. Branchenkenner in der Region Osnabrück-Emsland berichten, dass man bei Volkswagen nach dem Konzernbeben erst einmal die Luft angehalten habe. Manche Zulieferer merkten das daran, dass Aufträge in der VW-Zulieferkette zunächst gestoppt, nach kurzer Zeit aber wieder aktiviert wurden. Gerüchte über Kurzarbeitpläne bei Zulieferern machen die Runde. Fakt ist: Die Zahl der Neuzulassungen von Fahrzeugen aus dem Volkswagen-Konzern ist im Januar deutlich gesunken. Die Kernmarke VW schrumpfte in Deutschland gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,8 Prozent auf 47 147 Neuwagen, wie der Monatsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes zu entnehmen ist. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Chef des CAR-Instituts an der Uni Duisburg-Essen, rechnet damit, dass VW die Rückgänge in Deutschland und Europa noch für einige Monate spüren wird. In der zweiten Jahreshälfte könnten sich die Absatzzahlen bereits wieder einpendeln. „Wichtig wird sein, wie VW die Ausbesserungsmaßnahmen ausführt“, sagt er. Dass die Neuzulassungszahlen erst jetzt zurückgehen, liegt an den langen Lieferzeiten. Zwischen der Unterschrift unter dem Kaufvertrag im Autohaus und der Auslieferung des Neuwagens konnten bei VW bislang schon einmal zwei Federbein-Stützlager für die Kfz-Produktion beim Autozulieferer Boge in Damme.Die VW-Krise trifft die Mitarbeiter der regionalen Zulieferer bisher weniger hart,als viele anfangs befürchteten. bis vier Monate ins Land gehen. Die Folgen des Skandals um die im September bekannt gewordenen Manipulationen zeigen sich also erst jetzt. Besonders in den USA. Dort hat die Marke VW nach eigenen Angaben im Januar 14,5 Prozent weniger Fahrzeuge ausgeliefert als ein Jahr zuvor. VW produziert dort in Chattanooga im Bundesstaat Tennessee sowie in Mexiko. Rings um die Werke haben Zulieferer ihre Fabriken, teils Ableger deutscher Unternehmen. „Die werden schwer zu kämpfen haben“, sagt Dudenhöffer. Und in Niedersachsen? Stolz verkündete Boge Elastmetall in Damme im Landkreis Vechta vor gut einem Jahr einen Millionenauftrag von Volkswagen. Das Unternehmen produziert Pedalerien für VW und investierte dafür wohl einen zweistelligen Millionenbetrag in das Werk. Was aus der Euphorie geworden ist? „Wir sehen keine dramatischen Rückgänge bei den Abrufen des VW-Konzerns, zumal unser Zielmarkt nicht ausschließlich auf den deutschen Fahrzeugabsatz fokussiert ist“, sagt Geschäftsführer Torsten Bremer. „Tendenziell lässt sich jedoch nicht übersehen, dass es in einigen Werken seit dem „Wir sehen keine dramatischen Rückgänge.“ Torsten Bremer, Boge Elastmetall letzten Quartal 2015 Volumenrückgänge zu verzeichnen gibt.“ Er hält das aber für einen vorübergehenden Effekt: „Da wir uns darüber hinaus im Hochlauf wesentlicher Neuprojekte mit dem VWKonzern befinden, gehen wir unter dem Strich von weiterhin wachsenden Umsätzen aus.“ Continental-Chef Elmar Degenhart sagte im Gespräch mit der „Börsen-Zeitung“: „Es ist noch zu früh, um über Auswirkungen zu reden. Wir wären aber grundsätzlich betroffen, wenn Volkswagen Marktanteile verlieren würde.“ Der Chef eines mittelständischen Zulieferers aus dem Osnabrücker Raum ist optimistisch: „Unter den Zulieferern wird zwar über Ausfälle spekuliert, aber ich habe noch von keinem gravierenden Fall gehört.“ Er hat mit Schlimmerem gerechnet, glaubt stattdessen aber inzwischen: „Volkswagen wird jetzt vorangehen.“ Einen Vertrauensverlust bei den VW-Kunden befürchtet er nicht: „Wenn ich jetzt ein Auto mit astreinen Abgaswerten kaufen wollte, würde ich einen VW nehmen.“ Mehr Sorge als die Folgen des Abgas-Skandals machen dem Unternehmer die Risiken, die sich derzeit in der chinesischen Wirtschaft aufbauen. China ist Volkswagens wichtigster Absatzmarkt. Dennoch dürfte der AbgasSkandal spürbare Konsequenzen für die Zulieferer haben. „Mit Sicherheit werden die Wolfsburger auch versuchen, den Kostendruck auf die Automobilzulieferer zu erhöhen“, schreibt Frank Schwope, Automobil-Analyst der Nord/LB. Statt üblicher Preisreduzierungen von zwei bis drei Prozent werde VW „einen hoheren Nachlass anstreben“. Volkswagen selbst beziffert den Anteil der Zulieferer an den Beschaffungskosten des Konzerns mit gut 34 Prozent. Bei VW selbst gab es in diesem Winter offenbar deutlich weniger zu tun als sonst üblich. Der Konzern schickt seine Mitarbeiter normalerweise zwischen Weihnachten und Neujahr in die Ferien. Diesmal standen die Bänder in Wolfsburg, Emden und Zwickau vom 17. Dezember bis zum 11. Januar still – zwei Wochen länger als üblich. Foto: dpa www.pwc.de/mittelstand Wie Industrie 4.0 sind Sie? Die Digitalisierung hat weitreichende Auswirkungen auf nahezu alle Branchen. Von strategischen Entscheidungen rund um die Digitale Transformation, Data & Analytics oder Industrie 4.0 bis hin zu Fragen zur IT-Sicherheit. Der erste Schritt hin zu Industrie 4.0 ist die Bestimmung des Reifegrades des eigenen Unternehmens. Unter https://i40-self-assessment.pwc.de finden Sie das PwC Industrie 4.0 Self Assessment, mit dem Sie entlang unseres Maturitätsmodells bestimmen können, wie digital Ihr Unternehmen heute schon ist. Probieren Sie es aus! Oder diskutieren Sie mit uns drüber! Georg Stegemann, Tel.: +49 541 3304-558, [email protected] © 2016 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. „PwC“ bezieht sich auf die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft. 8 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 MACHER & MÄRKTE Adidas findet die Balance Im Logistikzentrum in Rieste wächst die Zahl der Festangestellten deutlich VON MARCUS ALWES RIESTE. Zweistellige Wachstums- raten bei Adidas: Was in der jüngsten Jahresprognose des Sportartikelherstellers als beachtliche, aber nüchterne Zahlenprognose für Umsatz und Betriebsergebnis daherkommt, spiegelt sich im weltgrößten Logistikzentrum des Konzerns in Rieste in der Personal- und Standortplanung. Deutlich mehr festangestellte Beschäftige sind hier inzwischen anzutreffen, der Anteil der Leih- und Zeitarbeitskräfte ist zurückgegangen – offenbar eine Trendwende in der Personalpolitik. Dazu die laufenden Vorbereitungen für eine räumliche Erweiterung des Standortes in Rieste, möglicherweise sogar für einen Neubau eigener Hallen. „Ob Adidas hier schon bestehende Gebäude anmietet, um seine Versandflächen auszudehnen, oder selbst noch einmal die Bagger anrollen lässt, wird sich wohl zu Ende Februar entscheiden“, sagt der Geschäftsführer der Niedersachsenpark GmbH, Uwe Schumacher. Aus dem ohnehin schon weltweit größten Logistikzentrum des Konzerns wird ein noch größeres Drehkreuz für den internationalen Warenversand. Der west- und zentraleuropäische Markt wird von Rieste aus bedient. Hier hatte Adidas zuletzt nach eigenen Angaben starke Wachstumszahlen verzeichnet. In Spitzenzeiten verlassen demnach täglich etwa 400 000 Produkte die Hallen im Niedersachsenpark. Auch der Online-Handel des Konzerns hatte am Standort Niedersachsenpark zuletzt immer mehr Bedeutung erlangt. Die Freizeitschuh-Variationen „Superstar Vintage Deluxe“ und „Stan Smith Wrapped Animal“ „Wohnungen und Unterkünfte müssen einen Mindeststandard erfüllen.“ Adidas-Sozialcharta seien zuletzt die Produktrenner gewesen, die in Massen aus dem Logistikzentrum quer über den Kontinent versendet wurden, sagt Adidas-Öffentlichkeitsarbeiterin Mandy Nieber aus der Unternehmenszentrale in Herzogenaurach. Um das steigende Auftragsaufkommen dauerhaft bewältigen zu können, hat Adidas die Zahl seiner Festangestellten in Rieste inzwischen auf 409 Beschäftigte ausgebaut. Vor einem halben Jahr waren es noch 292. Im gleichen Atemzug ging die Zahl der Leihund Zeitarbeiter zurück. Von 644 auf 450. „Wir sind positiv angetan, dass der Standort weiter expandiert“, lobt auch Gewerkschafter Friedhelm Hundertmark in einem Bilanzgespräch diese Entwicklung. Seit dem vergangenen September gilt für das Werk nördlich von Osnabrück eine Sozialcharta. Hundertmark von der IG BCE hatte sie angestoßen. Der Betriebsrat und die Adidas-Konzernleitung zogen mit. Generell, so der Gewerkschafter, sei in der Sozialcharta vereinbart worden, Kassenschlager im Adidas-Logistikzentrum in Rieste bei Osnabrück: der ZXFlux‚ Techfit. Foto: Adidas dass die Betriebsparteien – also Werkleitung und Betriebsrat in Rieste – „kontinuierlich und regelmäßig“ das Zahlenverhältnis von Festangestellten zu Zeitarbeitskräften überprüfen. Und auch kritisch hinterfragen. Hundertmark präsentiert sich dabei aber als Realist: „Natürlich würden wir uns einen höheren Anteil an Festangestellten wün- schen, aber leider ist dieses Gewerbe immer auch ein Saisongeschäft.“ Weil die Leih- und Zeitarbeitskräfte im Logistikzentrum im Niedersachsenpark des Öfteren auch aus entfernteren Regionen des Bundesgebietes oder dem Ausland stammen, kommt vor allem auch der SozialchartaPassage über eine „angemessene Unterbringung“ dieser Arbeitnehmer eine besondere Bedeutung zu. „Wohnungen und Unterkünfte für entsandte Beschäftigte der Nachunternehmer müssen einen Mindeststandard erfüllen, der eine angemessene und gesundheitsförderliche Lebens- und Wohnsituation gewährleistet“, heißt es dort. Dies sei dann der Fall, wenn die Wohnungen den Zertifizierungs- richtlinien der Behörden entsprächen. Hierüber sei der Werksleitung des Standortes und dem Betriebsrat „durch die Nachunternehmer eine Bescheinigung vorzulegen“, so die Charta. Die führenden Manager beim Sportartikelgiganten können damit offenbar leben. „Wir sind gut in Form. Unser strategischer Geschäftsplan mit Fokus auf eine Erhöhung der Markenbegehrlichkeit liefert schon jetzt erste positive Ergebnisse“, betont Vorstandschef Herbert Hainer in einer Mitteilung des Unternehmens. Auch in den meisten Schwellenländern, einschließlich Chinas, stünden die Zeichen aus Adidas-Sicht auf Wachstum. Hainers Nachfolge und damit auch die Geschicke des Adidas-Logistikzentrums in Rieste wird Anfang Oktober der bisherige Henkel-Chef Kasper Rorsted übernehmen. Digitalisiertes Handwerk Fip Zahnkunst setzt auf hochmoderne Innovationen in Verbindung mit traditioneller Handwerkskunst Hochwertiger, ästhetisch anspruchsvollster Zahnersatz mit individueller Beratung - das ist für Zahntechnikermeister Tobias Fip und das Team von Fip Zahnkunst eine Selbstverständlichkeit. Seit der Gründung des Dentallabors im Jahr 2010 stehen Qualität und Perfektion für die Zahntechniker an der Ellerstraße in Osnabrück an oberster Stelle. Zunächst alleine, dann mit einem stetig wachsenden, jungen und dynamischen Team stellt sich Tobias Fip den vielfältigen Herausforderungen in der ästhetischen und funktionellen Rekonstruktion von Zähnen und Zahnreihen. Von Anfang an legte Tobias Fip Wert auf eine fortschrittliche und innovative Ausrichtung des Betriebes. Mit mehreren Scansystemen, zwei hochmodernen Dental-Fräsmaschinen und einem 3D-Drucker im hauseigenen Fräszentrum können die CAD/CAM-Spezialisten für jede Patientensituation Zahnersatz auf digitaler Basis fertigen. Dabei stehen ihnen hochmoderne Materialien zur Verfügung – von Zirkonoxid, einem keramischen Werkstoff für höchste ästhetische Ansprüche, über Kobalt-Chrom-Legierungen für höchste Stabilität, bis hin zu Hochleistungskunststoffen für höchste Biokompatibilität. „Die Natur zu ersetzen ist eine Kunst“,sagt Tobias Fip. Doch erst die Synergie aus digitaler Präzision und perfekter Handwerkskunst lässt hochästhetischen Zahnersatz Realität werden. Alle Mitarbeiter, vom Auszubildenden bis zum erfahrenen Meister bilden sich regelmäßig fort, um stets am Zahn der Zeit zu bleiben und neueste Erkenntnisse und Techniken in die tägliche Arbeit einfließen zu lassen. Einzigartig im Osnabrücker Raum ist die Spezialisierung auf Kiefergelenksdiagnostik mit dem Freecorder ® BlueFox. Hierbei werden die patientenindividuellen Kiefergelenksbahnen präzise und computergestützt in drei Ebenen erfasst und aufgezeichnet. Die optoelektronische Messtechnik erlaubt eine berührungsfreie und damit für den Patienten sehr komfortable Messung. Die hohe Genauigkeit von bis zu einem Mikrometer erlaubt eine sichere Diagnose und Therapie von Funktionserkrankungen des Kausystems. Zur Therapie wurde ein Netzwerk von Kieferchirurgen, Zahnärzten, Orthopäden, Physiotherapeuten, Heilpraktikern und Internisten geschaffen, das zusammen mit Fip Zahnkunst diese Fehlfunktionen beheben und damit Patienten von verschiedensten Beschwerden befreien kann. Diese reichen von Kiefergelenksschmerzen über Schlafstörungen und Tinnitus bis hin zu Sprachproblemen, Nacken- und Rückenschmerzen. Ein großes Anliegen für Tobias Fip und das 15-köpfige Team ist es, Patienten und Behandlern beratend zur Seite zu stehen, wenn es um die individuelle Planung umfangreichen Zahnersatzes geht. Dabei kann vom ersten Gespräch an eine vertrauensvolle Basis geschaffen werden, um offen über alle Anliegen und Wünsche zu sprechen und den Patienten individuell zur besten Lösung zu begleiten. In Zukunft soll der Techniker aus dem Labor Fip Zahnkunst nicht nur bei Problemen hinzugezogen werden. „Erst die Zusammenarbeit von Patient, Behandler und Zahntechniker von Anfang an führt zum besten Ergebnis für alle Seiten“, ist sich der 35-jährige Inhaber sicher. Darüber hinaus bietet Fip Zahnkunst den Patienten auch eine unabhängige Beratung und Information an. In solchen Gesprächen können individuelle Sorgen und Anliegen der Patienten – auf Wunsch auch zusammen mit ihrem Behandler – erörtert werden. Gern bietet das Labor auch seine Hilfe an, wenn es darum geht, für einen Patienten den passenden Behandler zum jeweiligen Fall zu finden. Die medizinische Beurteilung und Behandlung bleibt dabei natürlich beim Zahnarzt, doch vielleicht kann dem Patienten manchmal eine Therapiemöglichkeit aufgezeigt werden, die so noch nicht in Erwägung gezogen wurde. Fip Zahnkunst bietet das komplette Leistungsspektrum moderner Zahntechnik in Verbindung mit innovativer Technik und traditioneller Handwerkskunst. Die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung schafft zudem Freiräume, die für individuelle Patientenbera- tung und Begleitung genutzt werden kann. Qualität und Service – vom Erstgespräch bis zur fertigen Arbeit! „Die Natur zu ersetzen ist eine Kunst“ Info / Kontakt Fip Zahnkunst Inhaber Tobias Fip Firmensitz Osnabrück Kompetenzen ästhetische Zahntechnik, Kiefergelenks-diagnostik, Dentalfräszentrum Adresse Ellerstraße 67a, 49088 Osnabrück Telefon 0541/1504414 Mail fip@fip-zahnkunst.de Web www.fip-zahnkunst.de DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 SPEZIAL 9 WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT GPS im Gürtel hilft Blinden Forscherinnen der Universität Osnabrück entwickeln ein Gerät zur Navigation – Vom Studienprojekt zum Unternehmen Beim Forschen über Bewegung entstand ein neues Gerät. Vibrationen weisen den Träger in die richtige Richtung. Die Markteinführung ist für den Herbst geplant. VON STEFANIE HIEKMANN OSNABRÜCK. Können Menschen einen sechsten Sinn lernen? Diese Frage hat ein Forschungsteam am Institut für Kognitionswissenschaften der Uni Osnabrück nicht nur zu wissenschaftlichen Erkenntnissen geführt, sondern auch zu einer innovativen Idee: Im November wurde die Feelspace GmbH gegründet. Unter dem Dach der Gesellschaft soll ab diesem Jahr ein Navigationsgürtel für blinde Menschen verkauft werden. Sehen, Hören, Schmecken, Fühlen und Riechen: Ist das menschliche Gehirn in der Lage, noch eine Reihe von weiteren – künstlich konstruierten – Sinnen zu erlernen und sich fest anzutrainieren? Annahmen dazu finden sich etwa in der Tierwelt. Zugvögel verfügen zum Beispiel über einen Magnetsinn. Sie orientieren sich am Magnetfeld der Erde, um ihre Flugrichtung zu steuern. Wie könnte das menschliche Gehirn dazu gebracht werden, Verbindungen und Hinweise aus der Umwelt für eine verbesserte Orientierung zu nutzen? 2005 begann mit der Frage nach solch einem sechsten Sinn ein Studienprojekt um den Physik- und Medizinprofessor Peter König am Institut für Kognitionswissenschaften an der Universität Osnabrück, das nun über elf Jahre lang ausgebaut worden ist. Jenseits der Beantwortung der eigentlichen Forschungsfrage ist über die Jahre ein fühlbares, wie ein Gürtel um den Bauch getragenes Navigationsgerät entstanden. Seinen Trägern weist es durch GPS-Sensoren und Vibrationsmotoren den Weg zum gewünschten Ziel. Es wird der eigens entwickelten App auf einem Smartphone mitgeteilt, die wiederum mit den GPS-Sensoren im Gürtel verbunden ist. Der Gürtel weist den Träger dann durch entsprechende Vibrationen am Bauch in die korrek- Sie forschen an der Universität Osnabrück und haben ein markttaugliches Navigationsgerät für blinde Menschen entwickelt: Die beiden Geschäftsführerinnen derFeelspace GmbH (von links) Susan Wache, Silke Kärcher und Forschungsleiterin Sabine König arbeiten federführend an der Entwicklung des Navigationsgürtels. Fotos: Stefanie Hiekmann te Richtung. Vibriert es seitlich links an der Taille, dreht sich der Träger mit dem Körper nach links und geht dann geradeaus weiter. Vibriert der Gürtel dann wenig später hinten am Rücken, dreht der Träger sich zu diesem Punkt und geht geradeaus weiter. Seit November 2015 ist es besiegelt, dass aus den Forschungen zu diesem Gürtel eine eigenständige Firma hervorgeht: Die drei jungen Wissenschaftlerinnen Silke Kärcher, Jessika Schwandt und Susan Wache sind die Geschäftsführerinnen der Feelspace GmbH. „Inzwischen haben wohl über 30 Personen am Projekt gearbeitet“, vermutet Silke Kärcher, die parallel auch noch zum Feelspace-Projekt promoviert. Auch Forschungsleiterin Sabine König, selbst Medizinerin, unterstreicht die Größe des Projektes: Allein am nächsten grö- ßeren Forschungspapier, das veröffentlicht wird, haben sich knapp 20 Mitarbeiter beteiligt. Dass nun eine eigene Firma aus den Erkenntnissen und Errungenschaften hervorgeht, war zu Anfang gar nicht geplant. Wie kam es doch dazu? Die ersten Schritte galten zunächst der Beantwortung der ursprünglichen Forschungsfrage nach einem möglichen sechsten Sinn. Ein noch recht improvisierter Kompass-Gürtel aus Vibrationsmotoren, die in kleine Deckelchen von Saftflaschen eingeklebt worden sind und anschließend zu einem Gürtel verbunden wurden, war das erste Produkt. Die Idee dahinter: Menschen mithilfe der Funktionen von Kompass und Vibrationsmotoren mehr Orientierungsvermögen zu geben. Gesunde und sehende Probanden haben Blinde wollten den Gürtel nach dem Test gleich behalten. Der Feelspace-Navigationsgürtel mit GPS-Sensoren und Vibrationsmotoren. den damals noch recht provisorisch angelegten Gürtel über Wochen, teilweise auch Monate getragen und damit intensiv trainiert: „Sie mussten sich mindestens anderthalb Stunden pro Tag mit dem Gürtel beschäftigen“, erläutert König. „Wir wollten in diesem Schritt herausfinden, ob es möglich ist, eine Verbindung zwischen sensorischer Wahrnehmung und Bewegung im Raum zu erlernen.“ Die Resonanz der Probanden war überwältigend: Blinde Menschen, die den Gürtel mehrere Tage oder Wochen getragen haben, wollten ihn nicht mehr zurückgeben. Durch die ständigen Vibrationen entwickelte sich für viele von ihnen ein Raumgefühl. Und auch sehende Menschen haben nach der Erfahrung und Trainingszeit einen Mehrwert feststellen können: „Es ist das Gefühl der Sicherheit“, sagt die Forschungsleiterin, die den Gürtel selbst zum Beispiel schon bei einer Radtour eingesetzt hat. „Ich wusste genau, wo wir wann hinmüssen“, sagt sie. Ein Gefühl, das für die meisten Menschen erst nachvollziehbar sein wird, wenn sie den Gürtel mehrere Stunden oder Tage getragen haben. Wohl auch, weil ein sechster Sinn, wenn er denn erlernbar ist, erst trainiert werden und in Fleisch und Blut übergehen muss. Das Forscherteam sagt in diesem Fall eher: „In die Gehirnbahnen übergehen“, denn es sei eine Leistung des Gehirns, die hier gemeint ist. Getrieben von der überwältigenden Resonanz, erhielt das Forschungsprojekt einen weiteren, zusätzlichen Zweig: Neben dem Kompass-Gürtel, der durch Vibrationen Norden anzeigt, sollte nun auch ein Navigationsgürtel speziell für blinde Menschen entwickelt werden, der durch GPS-Sensoren und eine verbundene App ganze Wegstrecken navigieren kann. 2012 begann Silke Kärcher als Absolventin des Studiengangs Cognitive Science, nach ihrer Masterarbeit nun auch ihre Promotion zum Feelspace-Projekt zu schreiben. Nun mit im Fokus: Der neue Navigationsgürtel, der nun auch Ausschlag für die Unternehmensgründung gegeben hat. Auf der Cebit 2015 hatte das Team den vorläufigen Gürtel, der mittlerweile nicht mehr aus Saftflaschendeckeln, sondern aus einem professionell gefertigten Gehäuse und optisch versteckten Vibrationsmotoren besteht, das erste Mal öffentlich präsentiert. Die Resonanz war überwältigend. Kontakte zu Blindenverbänden, interessierten Kunden und anderen Entwicklern sind entstanden. Durchaus wäre es auch eine Möglichkeit gewesen, die Idee und das Konzept einem Anbieter zu verkaufen, der die Gürtel zukünftig umsetzt und vertreibt. Doch das war für die drei Geschäftsführerinnen und das Forschungsteam um Sabine König und ihren Mann Peter König keine Option: „Wir wollen das selber machen, wir haben den Forschungshintergrund und wollen das Produkt auch weiterentwickeln“, sagt Silke Kärcher. Ab dem Frühjahr wird im Internet eine Crowdfunding-Kampagne zum Feelspace-Projekt starten. Die offizielle Markteinführung ist für den Herbst 2016 zu einem Preis von rund 800 Euro pro Stück geplant. So funktioniert’s Wie der Feelspace-Gürtel sehbehinderten Menschen den Weg zeigt 2 1 Bluetooth 3 1 Der Nutzer spricht das gewünschte Ziel in ein Smartphone mit der Feelspace-App. 2 Die App berechnet die Route und übermittelt diese per Bluetooth an den Gürtel. 3 Eine Vibration im Gürtel zeigt die Richtung an, in die der Nutzer gehen muss. Am Ziel erhält der Nutzer ein Ankunftssignal. Quelle: Feelspace · Grafik: Matthias Michel 10 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT Mehr PS war früher – „Farming 4.0“ ist Präzision Die Landtechnik verändert sich rasant –Ohne enge Kooperation mit der Wissenschaft könnten die Unternehmen den Wandel nicht bewältigen Hightech regiert inzwischen in der Landwirtschaft.Zentimetergenau können deshalb beispielsweise Flüssigkeiten auf den Feldern ausgebracht werden. VON MARCUS ALWES RIESTE. Präzisionslandwirt- schaft, „Farming 4.0“ oder auch „Smart Farming“. Die Namensgebung für die digitale Revolution in den Ställen sowie auf den Feldern und Höfen ist vielfältig. Roboter, Sensoren, Drohnen, vernetzte Systeme und Apps gewinnen immer mehr an Bedeutung. Eine Hauptrolle in diesem radikalen Veränderungsprozess spielt die Forschung. Für die großen Landtechnik-Unternehmen im Nordwesten – Krone (Spelle), Claas (Harsewinkel), Kotte (Rieste), Grimme (Damme) oder auch die Amazonen Werke (Hasbergen) – wird deshalb der Ausbau der Zusammenarbeit mit den Hochschulen, Universitäten oder Fachhochschulen immer wichtiger. „Im Fokus stehen dabei anwendungsorientierte Vorhaben mit klarem Kundennutzen. Reine Forschungsthemen im Sinne eines wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnes nehmen dabei einen geringeren Raum ein“, erklärt der Produktmanagement-Leiter der Kotte-Gruppe, Henning Müller. Die Gülletechnikexperten aus Rieste im Landkreis Osnabrück wollen durch Kooperationsprojekte mit den Forschungseinrichtungen „die Effizienz bei der Nährstoffausbringung erhöhen und den Landwirt durch intuitiv bedienbare Datenmanagementsysteme unterstützen“, sagt Müller. Eben solche Datenmanagementsysteme, aber auch Maschinenbediensysteme und -terminals und Lenksysteme seien gemeinsam für Kotte entwickelt worden. Kooperationspartner der Riester sind dabei die Hochschule Osnabrück, die Universität Göttingen, die Fachhochschule Südwestfalen, die Universität Vechta, die Landwirtschaftskammern und die Landesinitiative Ernährungswirtschaft (NieKE). „Besonders erfreulich ist, dass dank dieser Projekte in den letzten Jahren schon einige kompetente Fachkräfte und Führungskräfte für unser Unternehmen gewonnen werden konnten“, erklärt Müller. Der Preis jahrzehntelanger Feldbewirtschaftung ohne die entscheidenden Informationen über „Wir müssen zugeben, die maximale Größe ist erreicht.“ Carsten Hoff, Claas den ganz unterschiedlichen Düngerbedarf einzelner Teilflächen waren vergeudeter Dünger, chemisch belastete Böden und verpasste Chancen zur Ertragssteigerung. Inzwischen aber ist die Kommando-Übernahme der Computer in der Landwirtschaft nicht mehr aufzuhalten. Das Tempo des Wandels bezeichnen Fachleute als atemberaubend schnell. „Ich glaube schon, dass wir in der Landtechnologie ganz vorne dabei sind. Ich merke das immer, wenn die Mobilfunknetz-Provider bei uns vorbeischauen und fragen, was kommt denn als Nächstes…“, sagt Carsten Hoff. Er ist Geschäftsführer des Claas-Ablegers E-Systems. Der Europa-Marktführer im Mähdrescherbau hat unlängst angekündigt, bei Dissen im Osnabrücker Südkreis bis 2017 ein Entwicklungszentrum in der Elektroniksparte – samt Umbauhallen und Teststrecke – zu errichten. Einhergehen dürfte das Claas-Projekt mit weitere Forschungsaufträgen für die Hochschulen, Universitäen oder Fachhochschulen in der Region. Wo es dabei nicht hingehen soll, ist klar: „Mehr PS, mehr Korntank, mehr Schneidwerkbreite. Das war die Philosophie früher“, sagt Carsten Hoff: „Wir müssen zugeben, die maximale Größe ist erreicht. Die Innovation der Zukunft ist nicht mehr die Größendimension.“ Es gehe stattdessen um die Optimierung der Prozesse, be- Foto: Kotte Landtechnik tont Hoff. „Zusammenspiel ist gefragt. Das Zusammenspiel der Maschinen. Genau das ist Farming 4.0.“ Präzision ist in der gesamten Landtechnik zum Zauberwort geworden. Eine neue Version des Feldroboters BoniRob mit unterschiedlichen Applikationsmodellen – entwickelt an der Hochschule Osnabrück in Zusammenarbeit mit den Amazonen Werken – ist ein konkretes Beispiel dafür, wie Forschung für bahnbrechenden technischen Fortschritt sorgen kann. Am Ende werden dabei durch einen Bildverarbeitungsalgorithmus Düsen über Magnetventile des Unkrautroboters einzeln angesteuert – und somit das Spritzmittel punktuell auf der Ackerfläche ausgebracht. Oder auch die unlängst preisgekrönte SmartControlConnect-App. Eine Schnittstelle zwischen Tablet-PC und Maschinensteuerung bei Landmaschinen wurde für Kotte entwickelt. Und am Beispiel eines Flüssigmisttankwagens dem Praxistest unterzogen. Mit der Hilfe der App kann die Maschine vollständig und nach allen Sicherheitsaspekten gesteuert werden. Forschungserfolge, die nicht nur die Firmenchefs, sondern inzwischen auch die Politik begeistern. „Innerhalb der Industrie ist die Landtechnik ganz weit vorne. Neben der Automobilindustrie. Das sind in der Tat die beiden Trendsetter“, stellte beispielsweise Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil fest. Der SPD-Politiker suchte Mitte Februar t auf Ein- Präzision auf dem Acker: Hochschulstudent Oliver Eickhoff während einer Probephase für die SmartControlConnect-App . Das Foto zeigt den ersten Prototypenaufbau der Dockingstation.. Foto: Sabrina Guske/Kotte ladung seines Parteifreundes Rainer Spiering – eines früheren Berufsschullehrers und heutigen Bildungspolitikers aus Bad Rothenfelde im Bundestag – den Gedankenaustausch mit den führenden Managern der regionalen Landtechnik-Firmen. Aber auch die Wirtschaft hat Wünsche an die Politik. „Von ihr erwarten wir uns, dass ein stetiger und kontinuierlicher Fokus auf die praktische Ausbildung junger und engagierter Menschen gelegt wird, sodass wir als Firma auf eine große Palette von motivierten Menschen zurückgreifen können“, sagt Christof Grimme stellvertretend für die Unternehmer. Sehr gut und umfassend ausgebildete Fachkräfte werden gebraucht. Zum Beispiel für den Forschungssektor. Weitere Zukunftsaufgaben in der Landtechnik sind ebenfalls gewaltig. Denn neue Produktionsprozesse und -abläufe bestimmen vielerorts den Alltag in den Betrieben. Die Rollen von Herstellern und Kunden verändern sich. Und Fragen nach IT-Sicherheit und Datenschutz, mahnen Experten, müssten überzeugend und schon bald beantwortet werden. Außerdem gelte es zu verhindern, dass die digitale Revolution für eine immer größere Kluft unter den Landwirten sorge. Nämlich zwischen denen, die die Neuerungen zu nutzen wissen, und jenen, die mit dem rasanten Fortschrittstempo nicht mehr mithalten könnten. Industrielackierung · Fahrzeuglackierung · Werbetechnik · Sandstrahlen INDUSTRIELACKIERUNG Termingerechte Beschichtung der Produkte aus dem Stahl-, Behälter- und Maschinenbau FAHRZEUGLACKIERUNG Smart-Repair, Teil- oder Komplettlackierung und Aufbereitung sowohl für Ihre Privat- als auch Firmenfahrzeuge WERBETECHNIK Ob Fahrzeugbeschriftung, Werbeanlagen, Bauschilder oder Displaysysteme – wir haben für alle Wünsche die perfekte Lösung! SANDSTRAHLEN Wir rücken dem Rost auf den Leib! Sandstrahlen in unserer Sandstrahlanlage mit den Maßen 17 x 5 x 4 m Klaus Berning GmbH Friedrich-Ebert-Straße 121 · 49811 Lingen Tel. 05 91- 97 39 00 · Fax 05 91- 97 39 07 18 www.berning-lackierung.de · e-Mail [email protected] 11 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT Wissenschaft als Nebenjob Lars Harden macht vor, wie man als Manager Lehrtätigkeit und das eigene Unternehmen unter einen Hut bekommt VON MARIE-LUISE BRAUN OSNABRÜCK/HANNOVER. Es klingt nach einem sinnvollen Wechselspiel: Unternehmer bereichern als Dozenten an Hochschulen und Universitäten mit ihrer praktischen Erfahrung die Lehre und bereiten Studierende auf die Arbeitswelt vor. Die Führungskräfte selbst erhalten Impulse aus der Wissenschaft für ihre Praxis. Doch wie sind Lehre und Wirtschaft im Alltag unter einen Hut zu bekommen? Lars Harden lehrt an der Hochschule Osnabrück, Campus Lingen. Nichts Halbes und nichts Ganzes – an dieses Sprichwort mag so mancher denken, der das Wort „halbe Professur“ an Hochschulen hört. Doch nicht nur in der Ausschreibung solcher Stellen klingt das anders: „Nebenberufliche Professur“ heißt es dort. Lars Harden, der diesen Spagat seit neun Jahren wagt, meint: „Es wird nie langweilig.“ Der Unternehmer aus Hannover hat seit dem Jahr 2007 die Professur „Kommunikationsberatung“ an der Hochschule Osnabrück am Standort in Lingen inne. Als halbe Stelle. Zuvor hat der studierte Medienwissenschaftler in Niedersachsens Landeshauptstadt ein Unternehmen aufgebaut, in dem er heute die andere Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt: Unter dem Namen „Aserto“ möchten er und seine Mitarbeiter die Kommunikation von Unternehmen optimieren. „Ich kann mir das Beste aus zwei Arbeitswelten aussuchen“, sagt Harden. Klar, das bedeute auch, das Schlechte aus zwei Welten zu erleben. Aber das Positive überwiege, meint Harden mit Blick auf fast eine Dekade in beiden Berufssphären. Eine Vollzeitprofessur wäre für ihn nicht infrage gekommen. Seine Firma wollte er nicht aufgeben. Vorgehabt habe er das so nicht, sagt Harden. Aber dann sei er auf die Ausschreibung der nebenberuflichen Professur in Lingen gestoßen. „Es wäre komisch gewesen, wenn ich es nicht probiert hätte“, fasst er seine Ent- scheidung zur Bewerbung zusammen. Zumal: Harden ist nach seiner Promotion schon als Lehrbeauftragter an Hochschulen in Hannover und Hamburg tätig gewesen. Eine Verbindung in die Wissenschaft hat es also immer gegeben. Ob er das aber so hätte fortführen können, bezweifelt Lars Harden: „Die unternehmerische Zeit bindet enorm. Es ist dauerhaft kaum möglich, Lehraufträge nebenher zu bewältigen, vor allem nicht mehrere Veranstaltungen pro Semester.“ Dann ergänzt er: „Die Bezahlung von Lehrbeauftragten in diesem Land ist eine Katastrophe, das ist nahe an der Grenze zum Mindestlohn.“ (Siehe Kasten.) Sicher, ein Professorengehalt stehe im Vergleich mit Managergehältern in der freien Wirtschaft nicht gut da, sagt Harden, aber: „Wenn die Bezahlung ein wichtiges Kriterium ist, dann ist die Wissenschaft sicher nicht der richtige Weg“, ergänzt er. Zudem verdienten Professoren im gesellschaftlichen Schnitt immer noch vergleichsweise gutes Geld und: „Wir haben eine Reihe von Privilegien, die andere nicht haben.“ „Ich kann mir das Beste aus zwei Welten aussuchen.“ Lars Harden, HS Osnabrück, Aserto Eine „halbe Professur“ hat Lars Harden an der Hochschule Osnabrück,Campus Lingen,inne.Zugleich führt der Unternehmer die Agentur Aserto in Hannover. Acht Lehrveranstaltungen: So sieht Lars Hardens Verpflichtung in Lingen aus. Am Anfang sei viel Vorbereitung nötig gewesen. Doch einige Seminare und Vorlesungen wiederholen sich, sodass er auf seine alten Konzepte zurückgreifen kann und nur noch ein paar Zahlen aktualisieren muss. Als Professor schöpft er einerseits aus seiner Praxiserfahrung als Unternehmer: „Man kann sich alles anlesen, aber wie man etwas anwendet, kann man mit praktischer Erfahrung ganz anders erläutern“, meint Harden. Aber auch die andere Sichtweise gilt: So könne er gut vermitteln, wofür die Zahlenkolonnen aus der Marktforschung in der Praxis notwendig seien. Nützt ihm denn sein Titel beruflich? „Anfangs war er vielleicht ein Faktor für einen Auftrag. Aber auf die Dauer entscheidet die Qualität der Arbeit“, meint Harden nach kurzem Überlegen. Zudem gelte auch die andere Seite der Medaille: „Andere Kunden haben vielleicht Sorge, dass ein Professor konservativ ist.“ Mobile Räume mieten. Flexible Raumlösungen für jede Branche. AKADEMISCHES PERSONAL IN DER REGION Rückgrat von Forschung und Lehre An Hochschulen und Universitäten lehren nicht nur hauptamtliche Professoren, sondern auch wissenschaftliche Mitarbeiter, Lehrbeauftragte und Honorarprofessoren. Das Lehrpersonal von Universität und Hochschule Osnabrück in Zahlen: ne Bezahlung („honoris causa“ heißt: aus Gründen der Ehre). Lehrbeauftragte erhalten gegen ein Honorar eine Lehrbefugnis jeweils für ein Semester. Die Vorbereitung der Lehre und die Abnahme von Prüfungen werden ihnen nicht honoriert. Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter (zumeist als Zeitvertrag) sind fest angestellt. Honorarprofessoren werden von der Hochschule ernannt. Sie arbeiten oh- Hochschule Osnabrück: • 9 nebenberufliche Professorinnen und Professoren • 25 Honorarprofessoren und -professorinnen • rund 800 externe Lehrbeauftragte • Lehrpersonal insgesamt: 392 Dazu zählen: Lehrkräfte für besondere Aufgaben, Professoren und Verwalter sowie Professoren mit 50-Prozent-Stelle Universität Osnabrück: • 27 Honorarprofessoren und -professorinnen • durchschnittlich rund 150 bis 160 externe Lehrbeauftragte: Lehrbeauftragte bei unterschiedlicher Lehrverpflichtung (Durchschnitt der vergangenen vier Jahre) • Nebenberufliche Professorinnen und Professoren gibt es an der Universität Osnabrück nicht. • Lehrpersonal insgesamt: rund 1000 (Stand: 31. 12. 2015) im wissenschaftlichen Dienst. Dazu zählen: 782 im akademischen Mittelbau und 218 in der Gruppe der Professoren/-innen einschließlich Verwalter und Vertreter. ELA Container GmbH Zeppelinstraße 19–21, 49733 Haren (Ems) Tel +49 5932 506-0 Fax +49 5932 506-10 [email protected] www.container.de Foto: Nigel Treblin 13 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT GEMEINSAM FORSCHEN UND ENTWICKELN Datenbrillen kommen beim Projekt „Glassroom“ der Universität Osnabrück zum Einsatz. Zielanwendung: berufliche Bildung Kooperationen Gemeinsam forschen und entwickeln ist en vogue. So arbeiten Unternehmen und Hochschulen der Region zusammen: Projekt Sascha: Forscher der Hochschule Osnabrück beschäftigen sich mit den wechselseitigen Effekten von Klima- und Landnutzung in Westsibirien. Die Amazonen-Werke sind Projektpartner und stellen unter anderem Maschinen. Projekt Sirka: Der Bereich Physiotherapie der Hochschule Osnabrück arbeitet unter anderem mit im Maschinen- und Anlagenbau. Foto: David Ebener Budelmann Elektronik (Münster), der Meyer Werft, und dem Rofa-Bekleidungswerk (Schüttorf ) an einem Sensoranzug. Er misst die Bewegungen des Trägers und hilft, gesundheitsschädliche Bewegungsabläufe zu vermeiden. THEORIE UND PRAXIS Duales Studium Eine direkte Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft stellt das duale Studium her. Die Auszubildenden/Studenten lernen die Theorie in der Hochschule und die praktische Umsetzung im Unternehmen. Viele Firmen in der Region bieten das duale Studium an, darunter die Hamm Reno Group, die Osnabrücker Wirtschaftsprüfer-Kanzlei Herden Böttinger Borkel Neureiter und NOZ Medien. Projekt Glassroom: Der Lehrstuhl für Informationsmanagement und Wirtschaftsinformatik der Universität Osnabrück erforscht unter anderem mit Amazone die Möglichkeiten von Datenbrillen für die berufliche Bildung im Maschinen- und Anlagenbau. Partner für duale Studiengänge in der Region: • Institut für duale Studiengänge (Hochschule Osnabrück – Campus Lingen) • Hochschule Osnabrück (Standort Osnabrück) • Phwt Vechta • FH Münster • HSW (Hochschule Weserbergland) • FH Bielefeld AUS FORSCHUNG UND LEHRE IN DIE WIRTSCHAFT Ausgründungen Praxisnahe Forschung und Lehre mündet manchmal gleich in die Gründung eines Unternehmens. Eine Auswahl von Ausgründungen aus der Universität und der Hochschule Osnabrück: FÜR HERVORRAGENDE LEISTUNGEN Förderpreise Sowohl die Universität Osnabrück als auch die Hochschule Osnabrück vergeben jährlich Förderpreise. Regionale Firmen wie die Felix Schoeller Holding, Piepenbrock oder Rosen, Organisationen, Verbände und Stiftungen übergeben diese an die Studierenden und Doktoranden. Insgesamt vergibt die Universität Osnabrück über 30 Förderpreise und die Hochschule Osnabrück ebenfalls über 30 sogenannte StudyUpAwards. Mit den Preisen werden hervorragende Promotions-, Examens- und Studienleistungen verschiedener Studiengänge gewürdigt. Wirtschaft trifft Wisssenschaft Bitnamic: Mit der Software von Bitnamic können Servicetechniker per Videokonferenz weltweit mit weit entfernten Experten kommunizieren. Diese können nicht nur beraten, sondern auch Messgeräte oder Rechner am Reparaturort steuern. bitnamic.net Wie kommen Studierende in Kontakt zu Unternehmen? Es gibt zah hlreiche Möglichkeiten, sich beraten und fördern zu lassen. Hier ein kleiner Überblick, wie ju unge Menschen Praxis und Forschung in der Region verbinden können – bis hin zur Gründung eines eigen nen Unternehmens. Feelspace: Studentinnen haben einen Gürtel entwickelt, dessen Vibrationseinheiten mit einer Na- VON WILFRIED ROGGENDORF, GERD SCHADE, ANN-KATRIN SICKENDIECK UND SEBASTIAN STRIC CKER vigationsapp verbunden sind. Der Nutzer spricht das Ziel in sein Smartphone, die App berechnet die Route. Der Gürtel vibriert an der Stelle, in die der Nutzer laufen soll. Zielgruppe: Menschen mit Sehbehinderungen. feelspace.de Iotec: Das Startup entwickelt Hightech für die Landwirtschaft. Das Produkt OEOS (Optoelektronischer Objekt-Scanner) beispielsweise erstellt hochauflösende Schattenbilder lichtundurchlässiger Objekte. Damit können beispielsweise bei der Pflanzenzucht Eigenschaften von Pflanzen über Algorithmen bestimmt werden. iotec-gmbh.de VIELFÄLTIGE BERATUNG Vermittlungbüros und -portale KENNENLERNEN VON STUDIERENDEN UND BETRIEBEN Kontaktveranstaltungen Studierende und Unternehmen können bei diesen Veranstaltungen persönliche Kontakte knüpfen: Speed-Dating der Hochschule Osnabrück: Zwölf Studierende aus verschiedenen InformatikZweigen lernen in jeweils zwölf Minuten Vertreterinnen und Vertreter von zwölf Unternehmen kennen. Am Ende der zwölf Minuten wechseln die Studierenden an einen anderen Tisch, zu einem anderen Unternehmen. Absolventenmesse „CHANCE“: Etwa 120 regionale und überregionale Unternehmen präsentieren sich dort an Messeständen, um qualifizierte Studierende und Absolventen der Osnabrücker Hochschulen kennenzulernen und eventuell für Abschlussarbei- ten, Praktika oder eine Anstellung zu gewinnen. Die Messe findet in diesem Jahr am 9./10. November in der Aula und dem Foyer der Hochschule Osnabrück statt. ps-os.de/chance Jobmesse: Verschiedene Unternehmen stellen sich an Messeständen vor, um mit potenziellen Bewerbern in Kontakt zu treten und sich als möglicher Arbeitgeber zu präsentieren. Die Bewerber bekommen die Gelegenheit, die Unternehmen persönlich kennenzulernen und sich über unterschiedliche Berufe zu informieren. Die nächsten Jobmessen in der Region finden am 4./5. Juni in den Emslandhallen in Lingen und am 10./11. September im Autohaus Walkenhorst in Osnabrück statt. jobmessen.de Um die Kontakte zwischen Unternehmen und Studierenden kümmern sich auf dem Campus Lingen der Hochschule Osnabrück die Dekanatsmitarbeiterin Nadine Haberland und Ghousun Abu Shammala vom Career Center. Haberland sammelt Anfragen von Unternehmen, die Praktikanten suchen, Projekte mit der Hochschule starten wollen oder Themen für Abschlussarbeiten zu vergeben haben. Sie vermittelt an die einzelnen Studiengänge und macht Angebote unter den Studierenden bekannt. campus-lingen.hs-osnabrueck.de Die Vermittlungsplattform „Unternehmenskompass“ des Wirtschaftsverbands Emsland, der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim und der Hochschule Osnabrück steht ebenfalls unter Haberlands Obhut. Dort stellen Unternehmen ihre offenen Praktika und Themen für Abschlussarbeiten ein. unternehmenkompass.com Im Career Center des Campus Lingen berät Ghousun Abu Shammala Studierende, gibt ihnen Orientierung über die eigenen Fähigkeiten. Auch sie vermittelt PraktikaKontakte und Themen für Abschlussarbeiten. Ebenfalls im Programm: Bewerbertrainings. Auch in Osnabrück bringen die Universität und die Hochschule Unternehmen und Studenten zusammen. campus-lingen.hs-osnabrueck.de Das Career Center der Hochschule Osnabrück bietet Beratungsleistungen zu den Themen Berufsorientierung und Berufseinstieg und unterstützt Firmen bei Kooperationen und Recruiting. Die Mitarbeiterinnen sammeln Anfragen von Unternehmen, die Praktikanten suchen, Projekte mit der Hochschule durchführen wollen oder Themen für Abschlussarbeiten zu vergeben haben. Eine Möglichkeit für die Kontaktaufnahme innerhalb des Career Centers ist das Praxisportal „Praxiko“. Dort können Unternehmen sich sität und Hochschule Osnabrück. Die Mitarbeiter vermitteln Kontakte zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und unterstützen Studierende bei Gründungsfragen oder bei Verwertungsmöglichkeiten von Forschungsergebnissen und Auftragsforschung. wtt-os.de Dekanatsmitarbeiterin Nadine Haberland (r.) und Ghousun Abu Shammala vom Career Center nd Studierende zusammen. Foto: Gert Westdörp bringen auf dem Campus Lingen Unternehmen un ein kostenloses Profil anlegen und Praktika, Projekte, Abschlussarbeiten oder Stellen ausschreiben. hs-osnabrueck.de men die Möglichkeit, Einstiegsangebote für Studienabbrecher über eine Datenbank abzugeben. osnabrueck.ihk24.de Beim Projekt „Neustart“ der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim haben Unterneh- Der Wissens- und Technologietransfer Osnabrück ist eine gemeinsame Einrichtung von Univer- Mit dem Bewerberportal „Jobachse“ schaltet sich der Verein Wachstumsregion Ems-Achse mit Sitz in Papenburg ein: „Darüber können ganz konkret Bachelorund Masterarbeiten ebenso wie Praktika eingestellt oder gesucht werden“, sagt Geschäftsführer Dirk Lüerßen. Zudem berate man auch persönlich in Abstimmung mit den Branchen-Kompetenzzentren des Vereins. Die Ems-Achse ist ein Bündnis von Unternehmen, Kommunen, Bildungseinrichtungen, Kammern und Verbänden im Emsland, in der Grafschaft Bentheim und in Ostfriesland. Sie unterstützt Unternehmen und Kommunen bei der Fachkräftegewinnung. Studierende suchen über sie Unternehmenskontakte zu Themen wie Personal, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, aber auch sehr speziell etwa zu Biochemie oder Lasertechnik. Geschäftsführer Lüerßen empfiehlt Studierenden, sich nicht nur auf die bekannten großen Betriebe zu konzentrieren. „Es gibt viele kleine und mittlere Unternehmen, die tolle Themen für Abschlussarbeiten und später auch spannende Jobs anbieten.“ Und wie kommt man als Unternehmen an gute Studierende? „Ein guter Draht zu Lehrenden an der Hochschule ist sicher hilfreich“, sagt Lüerßen. Auch dabei unterstütze die Ems-Achse. Häufig würden Firmen in Uni-Städten mit Anfragen zu Bachelor- oder Masterarbeiten geradezu überschüttet. Viele Studierende seien deshalb dankbar für Alternativen. „Für Emsländer, Grafschafter und Ostfriesen ist das doppelt attraktiv, weil sie in der Heimat ihre Abschlussarbeit schreiben könjobachse.de nen“, sagt Lüerßen. FINANZIELLE FÖRDERUNG Stipendien Eine Möglichkeit der Vernetzung von Studierenden und Unternehmen sind Stipendien. Dabei können Unternehmen entweder allein oder mit Partnern Studierende finanziell fördern. Die Stipendien in der Region: Deutschlandstipendium: Dieses Stipendium wird u. a. von BASF, CLAAS, ROSEN, Stadtwerken Osnabrück und ZF unterstützt. Helmut-Claas-Stipendium: Das Helmut-Claas-Stipendium fördert besonders die Wissenschaft und Forschung im Bereich der Landtechnik und der angrenzenden ingenieurwissenschaftlichen Bereiche. Krone-Stipendium: Die Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH vergibt an die besten drei Fahrzeugtechnik- und MaschinenbauStudierende eines Jahrgangs der HS Osnabrück ein Stipendium in Höhe von monatlich 100 Euro bis zum Studienende. Emslandstipendium Wirtschaft trifft Talente: Die Stipendiaten erhalten monatlich 100 Euro und können auf Wunsch ein Praktikum in dem fördernden Unternehmen machen und ihre Abschlussarbeit dort schreiben. Gefördert werden die Stipendien von Mitgliedsunternehmen und -kommunen des Wirtschaftsverbandes Emsland. Foto: Michael Gründel 14 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT Volle Kraft voraus: Im Studium Schiffe bauen Die Meyer Werft in Papenburg bietet acht duale Studiengänge an VON CHRISTOPH ASSIES PAPENBURG. Die Schule ist been- det, das Abitur in der Tasche. Und dann? Viele Betriebe in der Region bieten duale Studiengänge an. Nicht zuletzt auch deshalb, um ihre eigenen Fachkräfte selbst auszubilden. Die Papenburger Meyer Werft engagiert sich seit mehr als 15 Jahren auf diesem Gebiet. Für acht Studiengänge bietet das emsländische Traditionsunternehmen die Kombination von Ausbildung und Studium an. Werftsprecher Günther Kolbe: „Die Frage nach dem Entweder-oder entfällt. Die dualen Studiengänge bauen nämlich auf einer praktischen Ausbildung im Unternehmen auf.“ Das Unternehmen ist ein angesehener Arbeitgeber, nicht nur in der Region Emsland/Ostfriesland. „Wir beschäftigen Studenten aus dem gesamten Bundesgebiet“, so Kolbe. Rund 180 Bewerbungen erreichen die Schiffbauer zuletzt allein für die dualen Studiengänge im technischen Bereich. Eine von rund 50 dual Studierenden auf der Meyer Werft ist die 19-jährige Tomke Siemens aus Leer. Die junge Frau arbeitet seit September 2015 in einer ausgesprochenen Männerdomäne. Siemens studiert Schiffbau und Meerestechnik und hilft mit, die gigantischen Kreuzfahrtschiffe der Meyer Werft zu bauen. „Ich habe mich immer schon für Technik begeistert“, begründet sie ihre Wahl des Studienganges. Mit dem sogenannten „Niedersachsen Technikum“, einem Projekt des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur und der Hochschule Osnabrück, speziell für technikinteressierte junge Frauen, hat Tomke Siemens vor Studienbeginn erste Einblicke in die Arbeit auf der Meyer Werft bekommen. „Ich habe mich letztendlich für Schiffbau als Studium entschieden, weil ich auch seit meinem sechsten Lebensjahr segele und irgendwie schon immer mit dem Wasser verbunden war“, sagt die Ostfriesin. Auch über ein Maschinenbau-Studium habe sie nachgedacht, aber „ich hatte das Gefühl, da redet man drei Stunden über eine Schraube. Da fand ich Schiffbau interessanter.“ In Deutschland sind derzeit rund 15 500 Arbeitnehmer im Schiffbau beschäftigt. Der Negativtrend der westdeutschen Werften scheint gestoppt. Für die nächsten Jahre erwarten Branchenkenner einen Anstieg der Beschäftigung. Die Meyer Werft ist bis in das Jahr 2020 ausgelastet. In Papenburg werden allein in diesem Jahr zwei Ozeanriesen abgeliefert. In den darauffolgenden Jahren folgen noch neun Kreuzfahrtschiffe für führende Reedereien aus den USA und Asien. Kolbe: „Wir brauchen Fachkräfte und bilden sie daher im Rahmen unserer Ausbildungsund Studiengänge selbst aus. Damit investieren wir Arbeit und Geld in unseren Nachwuchs und bieten ihnen bei erfolgreichem Abschluss auch gute Perspektiven.“ Rund die Hälfte der im Rahmen einer Studie der IG Metall Küste befragten Werften hat aktuell Schwierigkeiten, offene Stellen mit geeigneten Kandidaten zu besetzen. Dabei sind die Bedingungen, wie auf der Meyer Werft, für Berufseinsteiger gut: Nur vier Prozent der Beschäftigten haben einen befristeten Arbeitsvertrag. Tomke Siemens ist in ihrem ersten Jahr nun bis September auf der Meyer Werft und sammelt praktische Erfahrung. Sie schließt zunächst ihre Ausbildung zur Seit September 2015 auf der Meyer Werft: die Ostfriesin Tomke Siemens. Konstruktionsmechanikerin im Einsatzgebiet Schiffbau ab. Danach studiert sie für zwei Jahre an der Hochschule Bremen. Die Studiengebühren werden dabei von der Werft übernommen, und Siemens verdient ihr eigenes Geld. Die Grundlage für ihre handwerkliche Arbeit hat Siemens in der Lehrwerkstatt der Werft gelernt. „Dort haben wir das Bohren und Schweißen gelernt. Dinge, die ich nun täglich mache“, erklärt die 19-Jährige. Momentan arbeitet Siemens in der Bordmontage auf dem neuesten Kreuzfahrtschiff, der 348 Meter langen „Ovation of the Seas“. Der Ozeanriese liegt für die letzten Arbeiten in der großen Baudockhalle. Schon bald ziehen Beim Schweißen auf der Werft: Tomke Siemens in Aktion. Foto: Christoph Assies Foto: Christoph Assies Schlepper ihn ins Freie, und der Innenausbau wird am Ausrüstungskai im Hafen fortgeführt, ehe der Luxusliner Papenburg über die Ems in Richtung Nordsee für immer verlässt. Die „Ovation of the Seas“ ist das erste Kreuzfahrtschiff, an dem Tomke Siemens mitgearbeitet hat. „In der Bordmontage setzen wir Änderungen auf dem Schiff um, und manchmal kommt es vor, dass ich Teile wiedererkenne, die ich in einem ganz frühen Stadium mitgebaut habe.“ Das mache sie schon ein wenig stolz. Die Arbeit ist dabei körperlich hart. Die junge Frau muss schwere Dinge heben und tragen. „Dabei gibt es aber auch einen gewissen Frauenbonus. Ich habe viele Kollegen, die mir schwere Dinge abnehmen“, sagt Siemens. Flexibel muss sie sein – und viel laufen. Neben der Arbeit auf der „Ovation“ wird sie auch auf einem 120 Meter langen Element des nächsten Kreuzfahrtriesen eingesetzt. Die „Genting Dream“ wird im Herbst Papenburg verlassen. Bis dahin ist es noch eine Menge Arbeit für Siemens und ihre Kollegen. Kabelbahnen, Rohrleitungen und Klimaschächte müssen auf den bis zu 70 Stahlblöcken installiert werden, die am Ende das fertige Kreuzfahrtschiff ergeben. Auch wenn Siemens erst seit September vergangenen Jahres fest zur Belegschaft gehört und PEARLs damit Teil von 3000 fest angestellten Arbeitnehmern der Werft ist – für sie liegen die Vorteile des dualen Studiums auf der Hand. „Wir lernen das Unternehmen sehr gut kennen und haben hier sehr gute Weiterbildungsmöglichkeiten“, meint sie. In der vorlesungsfreien Zeit arbeitet sie im Unternehmen und erhält so neben dem Studium die Facharbeiterqualifikation. Wie Werftsprecher Kolbe betont, vereinbaren beide Seiten, Studenten und Unternehmen, gegenseitig Regeln und Bedingungen. „Wir vermitteln das Knowhow durch unsere Ausbildungsbeauftragten ganz nah an der Praxis. Die Theorie und ihr Wissen für ihr späteres Berufsleben bekommen „Ich habe mich immer schon für Technik begeistert.“ Tomke Siemens, Meyer Werft die Studenten an der jeweiligen Hochschule.“ Die Meyer Werft arbeitet nach Angaben von Johannes Weber von der unternehmenseigenen Akademie, die für Ausbildung, Weiterbildung und die Studiengänge zuständig ist, mit den Hochschulen Bremen, Emden/Leer, Osnabrück, der Jade-Hochschule Wilhelmshaven und der Berufsakademie Ostfriesland eng zusammen. Dadurch könnten Praxis und Wissenschaft schnell und effektiv zusammengebracht werden. „Jedes Unternehmen kann eigentlich ein duales Studium anbieten. Prinzipiell ist es ja so, dass wir uns verpflichten, die Studenten in der vorlesungsfreien Zeit bei uns zu beschäftigen“, erklärt Weber. Bei einer vergleichsweise hohen Anzahl an dualen Studenten sei jedoch auch eine aufwendigere interne Organisation notwendig, so Weber. In jedem Fall entstehe eine starke Bindung zum Unternehmen. Und: Eine längere Einarbeitungszeit, Trainingsprogramme oder Kosten für das Anwerben von Absolventen nach Abschluss eines Studiums entfallen, da die Dualstudenten nahtlos vom Studium in das Arbeitsleben übergehen. Das wünscht sich auch Tomke Siemens. Sie hofft, dass der Luxusliner „Ovation of the Seas“ eines von vielen Schiffen der Meyer Werft ist, an denen sie mitarbeiten darf. Kompetenzen stärken: ... ��� S�ha�� ��� Mit����i���... „ Persönlichkeiten Methoden Interaktionen „ Si����� S�� I���� Un��������n�- �rf�l� ��r�� �����l�� P�rs�n���n��i����n� �n� �u���e���� Mit����i���! Dynamik und Verhalten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auf dem Arbeitsmarkt verändern sich spürbar. Somit ist Mitarbeiterzufriedenheit ein zentraler Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. © PEARLs - Unternehmensberatung für Personalentwicklung Dr. Astrid Lodde · Hauswörmannsweg 154 · 49080 Osnabrück · Telefon 0541 20066713 · www.pearls-coaching.de 15 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT In Leer studieren die künftigen Kapitäne und Lotsen Hochschule und maritime Wirtschaft arbeiten Hand in Hand – Die Berufsaussichten für Absolventen sind positiv VON HELGE HOLZ LEER. Die Kreisstadt Leer ist ein wichtiger Standort für maritime Forschung und Lehre. Die Kreisstadt in Ostfriesland blickt auf 165 Jahre Tradition als Hochschulstandort zurück: Aus der im 19. Jahrhundert gegründeten Seefahrtsschule wurde die Hochschule Emden/Leer. Auf den ersten Blick ist Leer nur ein Provinzstädtchen. Beim Blick auf das Ranking der deutschen Hafenstädte und küstennahen Regionen aber zeigt sich die Stärke dieses maritimen Wirtschaftsstandorts im Westen Niedersachsens. Zwar steht Hamburg unangefochten auf Platz eins der deutschen Schifffahrtsstädte. Doch wer folgt in dieser Hitparade auf dem zweiten Rang? Bremen beansprucht diese Position. „Das stimmt aber so nicht“, widerspricht selbstbewusst Marcus Bentin und präzisiert seine Aussage: „An deren Kai-Anlagen mögen vielleicht die größeren Schiffe anlegen – doch in Sachen Wirtschaftskraft ist unsere mittelständisch geprägte Ems-Ache zwischen Haren und Leer dem Mitbewerber von der Weser um einige Nasenlängen voraus.“ Marcus Bentin ist vom Fach: Er ist Dekan der Hochschule Emden/Leer und eine Kapazität auf dem Fachgebiet Schifffahrt. Leer ist nicht nur das Tor nach Ostfriesland, sondern gleichfalls ein bedeutender Standort für die maritime Forschung und Lehre. Als Hochschulstandort kann die Stadt an Leda und Ems auf eine 165-jährige Tradition zurückblicken. Was einst als Seefahrtsschule anfing, entwickelte sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor im gesamten Niedersachsen. Entsprechend umfangreich ist daher die Schnittmenge von den Interessen der Hochschule und den hier beheimateten Wirtschaftsunternehmen. Kooperationen zwischen Theorie und Praxis sind daher Alltag und nicht die Ausnahme. Unter anderem engagieren sich die Harener Reederei Briese Schifffahrt und ihr Leeraner Mitbewerber Hartmann an der Hochschule und unterstützen Forschung wie Ausbildung durch die Finanzierung von Professuren oder stellen gar eigene Mitarbeiter als Lehrbeauftragte zur Verfügung. Die Experten unterfüttern im Hörsaal die graue Theorie mit Wissen aus der Praxis. Allein für die Professuren werden die Unternehmen gut drei Millionen Euro in den ostfriesischen Hochschul-Standort investieren. Ein Pfund, mit dem letztlich auch die gut 450 Studierenden wuchern können. Wer hier sein Studium beginnen will, hat die Qual der Wahl: Entweder wartet ein Studium der Nautik oder eine Hochschulausbildung im Bereich Schiffs- und Reedereimanagement. Letzteres ist wiederum in einen ökonomischen wie technischen Bereich aufgeteilt, einerseits mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt „maritime Wirtschaft und Logistik“ andererseits in den Schiffbau oder in die Umwelt- und Meerestechnik. Mit einem Bachelor-Abschluss in der Tasche dürften den Absolventen die Türen offen stehen, auf hoher See ebenso wie im Binnenland. So zählt auch die Logistikbranche zu den begehrten Arbeitgebern der frisch gebackenen Fachleute. Aber haben die deutschen Nachwuchs-Seemänner und -frauen denn angesichts des globalen Wettbewerbs überhaupt eine Chance im internationalen Geschäft? „Durchaus“, antwortet Marcus Bentin, „die gegenwärtigen Probleme der maritimen Wirtschaft sind in den Augen des Professors oft selbst gemacht und mehr das Resultat unternehmerische Fehlentscheidungen.“ Nicht minder bedeutend ist für den Fachmann auch die Rolle der Banken, die oft durch eine zu laxe Kreditpolitik einigen Reedereien ermöglicht haben, bedingt durch eine zu hohe Kreditlinie, sich überhaupt neue Schiffe kaufen zu können. Was oft außer Acht gelassen wurde, war die Eigenkapitalquote. Die Folgen waren und sind Überkapazitäten auf dem Markt. Es wird sicher noch seine Zeit dauern, bis die vorhandenen Tonnagekapazitäten sich der Nachfrage wieder angepasst haben werden. Noch ist diese Konsolidierung nicht abgeschlossen. Für Kapitäne und Offiziere sieht er dennoch gute Chancen, auch auf internationaler Ebene. Hier sind die Qualifikationsstandards heute einheitlich. Auf Probleme der maritimen Wirtschaft sind oft hausgemacht. Marcus Bentin ist Dekan der Hochschule Emden/Leer. Foto: Helge Holz Die Perspektiven für Männer und Frauen,die Nautik oder Reedereimanagement studieren,die sind gut. der Kostenseite bestehen allerdings große Unterschiede: Um Geld zu sparen, heuern deutsche Reeder oft ausländische Nautiker an und produzieren auf diese Weise ihren eigenen Fachkräftemangel. Bedingt durch den demografischen Wandel, wird in den kommenden Jahren mehr qualifiziertes Wissen (von Lotsen, Kapitänen oder Offizieren) altersbedingt vom Arbeitsmarkt ausscheiden, als nachwachsen wird. Um dieses kommende Problem zu lösen, versucht der Gesetzgeber nun mithilfe der Steuerpolitik wieder eine Kostengerechtigkeit herzustellen. Damit sollen auch deutsche Seeleute unter deutscher Flagge arbeiten können. Von daher sieht Marcus Bentin die Berufsaussichten für „seine“ Absolventen doch positiv. Auf akademischer Ebene fallen seine beruflichen Prognosen ebenfalls recht optimistisch aus. So führen die Leeraner im Augenblick mit finnischen und norwegischen Hochschulen Gespräche, um dem akademischen Nachwuchs zusätzliche Perspektiven bieten zu können, um auf internationaler Ebene gemeinsam mit den beiden Partnern ein Masterstudium auf den Bachelor satteln zu können. Ein gutes Zeugnis stellt der Dekan ebenfalls den heimischen Reedereien aus: Sie haben ihre Hausaufgaben gemacht und für sich geeignete Nischen gesucht und gefunden, in denen sie ihr vorhandenes Wissen einbringen können. Längst arbeiten Hochschule wie Wirtschaft daran, ihre Region fit für die Zukunft zu machen. Unter der Dachmarke „Greenshipping Niedersachsen“ agieren die Ostfriesen als wichtiges Kompetenzzentrum. So tüfteln die Fachleute heute an kommenden Technologien, um ressourcenschonend Güter wie Menschen auf dem Wasserweg zu transportieren, oder sie liefern ihren Beitrag bei der Entwicklung neuer Antriebsarten von Schiffen. Zwischen Emden und Borkum hat diese Zukunft bereits begonnen: Hier pendelt eine Fähre, die mit Flüssiggas statt Diesel die Passagiere vom Festland zur Insel bringt. Foto: dpa 16 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 SPEZIAL WIRTSCHAFT & WISSENSCHAFT Seit dem „Eye-Tracking“ wird mehr verkauft Studentinnen verbessern die Warenpräsentation eines Gartencenters VON WILFRIED ROGGENDORF LINGEN. Kooperationen mit der Wissenschaft sind nicht nur etwas für technologiestarke Exporteure. Sie können sich auch für kleine Unternehmen lohnen. So wie für das Gartencenter Klukkert in Lingen. Fünf Studentinnen der Hochschule Osnabrück halfen, die Warenpräsentation zu verbessern. Die aus dem Emsland und der Grafschaft Bentheim stammenden Betriebswirtschaftlerinnen hatten vor einem knappen Jahr das Blick- Hannes Brink, Klukkert-Geschäftsführer. verhalten der Kunden im Gartencenter mittels „Eye-Tracking“ untersucht. Bei diesem Verfahren tragen die Testpersonen eine spezielle Brille, mit deren Hilfe die Augenbewegungen digital aufgezeichnet werden. So konnten die Studentinnen ermitteln, auf welche wo platzierten Produkte die Kunden des Gartencenters wie lange blickten. Jetzt fasst Klukkert-Geschäftsführer Hannes Brink das Ergebnis in einem Satz zusammen: „Es wird definitiv mehr verkauft.“ Erreicht hat Brink die Steigerung der Verkaufszahlen, indem er die von den Studentinnen gewonnenen Erkenntnisse konsequent umgesetzt hat. Er präsentiert die Waren auf den 21 000 Quadratmetern (davon 4000 Quadratmeter überdacht) des Gartencenters seit einem Jahr anders. Und er hat seine insgesamt 71 Mitarbeiter für das Thema Warenpräsentation sensibilisiert. Doch was genau haben die Studentinnen herausgefunden? „Dort, wo ein Produkt mit Dekorationsmaterial im Verbund präsentiert wird, bleibt der Blick der Kunden länger hängen“, erläutert Brink. Außerdem stellte sich heraus, dass auf Tischen präsentierte Waren mehr Beachtung finden als solche in Regalen. „Und was über Augenhöhe präsentiert werde, findet überhaupt keine Beachtung“, erläutert Brink. Wie das Gartencenter Klukkert diese Erkenntnisse umgesetzt hat, zeigt der Geschäftsführer an einem Beispiel: Auf einem Tisch stehen zur Ansicht bepflanzte Schalen, versehen mit verschiedenen Dekorationsmaterialien. Die ent- Die Bewegungen der Augen wurden digital aufgezeichnet. „Eye-Tracking“-Experiment im Gartencenter Klukkert: Daten aus der Brille geben Aufschluss über Kundenblicke. sprechenden Schalen und Dekorationsgegenstände für den Verkauf findet der Kunde unmittelbar dahinter im Regal. „Wir zeigen mehr Produkte in der Anwendung; geben dem Verbraucher Ideen zur Kombination der einzelnen Produkte mit.“ Brink ist sich sicher, dass er damit die „beste Pflanzenkompetenz des Gartencenters“ und Inspiration zugleich vermittelt. „Dann entwickeln die Kunden auch eigene Ideen“, sagt er. Ideen, die dazu geführt hätten, dass sich im vergangenen Jahr der Wert eines Durchschnittseinkaufs erhöht habe. Konkrete Zahlen möchte Brink nicht nennen, wirkt aber sehr zufrieden. Bei der Hauptzielgruppe des Gartencenters, der „Frau ab 40“, scheine die veränderte Präsentation der Waren angekommen zu sein. Brink findet, dass der Einzelhandel sich zu wenig und oft unprofessionell mit der Präsentation Fotos: Wilfried Roggendorf seiner Waren beschäftigt. „Da wird noch vieles aus dem Bauch heraus gemacht.“ Umso zufriedener ist er, dass er auf den Vorschlag der Hochschule Osnabrück zu dem studentischen Projekt einging. Wenn er ein neues Forschungsthema sieht, will er sich an den Campus Lingen wenden. „Ich kann andere Unternehmen nur ermutigen, solche praxistauglichen Projekte mit der Hochschule durchzuführen.“ Handelsblatt Digitalpass: 4 Wochen gratis Live App ePaper Premium Inhalte: handelsblatt.com Archiv Exklusiv für noz-Abonnenten: Der Handelsblatt Digitalpass zum Vorzugspreis Profitieren Sie als noz-Abonnent jetzt noch mehr und lesen Sie Deutschlands führende Wirtschaftszeitung digital! Sichern Sie sich den Handelsblatt Digitalpass 4 Wochen kostenfrei und anschließend zum Vorzugspreis von nur 9,99 € statt 30,99 €/Monat.* *Den Handelsblatt Digitalpass zum Vorzugspreis von 9,99 €/Monat erhalten alle Zeitungs- und Digital-Abonnenten der Neuen Osnabrücker Zeitung und ihrer Regionalausgaben. Sie haben noch kein Abo? Jetzt informieren unter noz.de/abo. Jetzt Handelsblatt Digitalpass zum Vorzugspreis bestellen unter noz.de/handelsblatt Haben Sie noch Fragen? Tel. 05 41/310-320 · E-Mail: [email protected] In Kooperation mit: DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 GELD & GESCHÄFT 17 Bloß kein „Greenwashing“ Nachhaltigkeitsbeauftragte in Unternehmen müssen viel Überzeugungsarbeit leisten – Die IHK trainiert sie dafür Zertifizierungskurs mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Auch Antje Schwindeler hat an dem IHK-Kurs teilgenommen. Sie ist Pressesprecherin beim Getränkeanbieter Berentzen-Gruppe AG in Haselünne. Angebote für CSRKurse habe es genug gegeben. Doch die 37-Jährige hat sich bewusst für den IHK-Kurs entschieden. „Der Kurs war sehr umfangreich, wir haben bei den Basics angefangen und uns schrittweise ei- nen Überblick verschafft.“ Basics, das heißt: Was ist CSR überhaupt? Welche, womöglich ganz unterschiedliche, Auffassungen haben die Teilnehmer von CSR? Wie ist der Kenntnisstand? „Wir wurden langsam an das Thema Nachhaltigkeit herangeführt und konnten schließlich auch selbst tätig werden und Strategien entwickeln.“ Bei der Berentzen-Gruppe soll das Thema Nachhaltigkeit verstärkt angegangen, „stärker strukturiert werden.“ Das heißt: Ein neu ins Leben gerufenes ProjektTeam steht in den Startlöchern, bald soll es „ans Eingemachte gehen“, wie Schwindeler sagt. Die zukünftigen Kampagnen sollen tatsächlich einem guten Zweck dienen. Unternehmen, die sich CSR auf die Fahne schreiben, werden von Kritikern oft mit dem Begriff „Greenwashing“ konfrontiert, also dem Vorwurf, durch ein paar Scheckübergaben für wohltätige Zwecken ihr Image sauberwaschen zu wollen. Auch die mögliche Kritik sei Teil des IHK-Kurses gewesen. Deshalb ist es der CSRManagerin wichtig, dass es sich bei der Berentzen-Gruppe nicht nur um kurzfristige „Projektchen“ handelt. „Nur so tun, als ob man Nachhaltigkeit betreibt, bringt gar nichts.“ Stattdessen gelte: „Man muss die die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens ansehen und richtig kommunizieren; man muss verhindern, dass die Mitarbeiter gar nicht wissen, worum es einem geht“, so Antje Schwindeler. Stefan Rudolph ist Prokurist und Personalleiter beim Maschinen- und Anlagenbauer Schuko H. Schulte-Südhoff in Bad Laer. Seine Teilnahme am IHK-Kurs ist auf Eigeninitiative entstanden. Management-Quereinsteiger sind im CSR keine Seltenheit. Neben diversen Weiterbildungsmaßnahmen und fachspezifischen Studiengängen gibt es keine staatliche Ausbildung zum CSR-Manager. „Man muss erst einmal die Thematik verstehen – was sind die Rahmenbedingungen für CSR?“, sagt Rudolph. Die Vergleichbarkeit der Maßnahmen im unternehmerischen Alltag sei sehr wichtig. „Dafür gibt es etwaige Möglichkeiten, etwa den Deutschen Nachhaltigkeitskodex der Bundesregierung.“ Dieser Kodex bietet vor allem kleinen und mittleren Unternehmen einen Handlungsrahmen und Strukturierungshilfe für eigenes nachhaltiges Wirtschaften. „CSR muss in die Firmenphilosophie eindringen; es muss wie ein Netz über das komplette Unternehmen geworfen werden. Es muss verflochten und vom gesamten Betrieb gelebt werden“, beschreibt es Stefan Rudolph. Bei Schuko werden nun konkrete Nachhaltigkeits-Kampagnen geplant. Dazu werden die Ressortleiter zusammengeholt und als Team zusammengestellt. Aufgabe: Die Fragestellung klären, wo kann und wo muss man im Unternehmen ansetzen? „Ich verinnerliche diese Thematik, man muss es tagtäglich leben. Das kann nicht funktionieren, wenn man es jemandem bloß ‚überstülpt‘ .“ Patricia Kilbert, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Piepenbrock. Foto: Piepenbrock Antje Schwindeler ist Pressesprecherin bei Berentzen. Foto: Berentzen Stefan Rudolph, Personalleiter bei Schuko H. Schulte-Südhoff. Foto: Schuko Die Aufgabe: CSR muss sich durchs ganze Unternehmen ziehen. CSR ist gut fürs Image, kann aber auch nach hinten losgehen. VON ANNALENA KLEIN OSNABRÜCK/HASELÜNNE/BAD LAER. Unternehmerisches Han- deln mit Verantwortung für die Gesellschaft: Dafür steht der Begriff „Corporate Social Responsibility“, kurz CSR. Engagement für Nachhaltigkeit und soziales Engagement können zugleich das Image eines Unternehmens verbessern. Die regionale IHK hat jetzt erstmals CSR-Manager zertifiziert. Wir stellen drei von ihnen vor. CSR – noch nie gehört? Vielleicht aber hiervon: Eine große deutsche Brauerei wirbt seit Jahren damit, für jede verkaufte Bierkiste einen Quadratmeter Regenwald zu retten. Was als „Biertrinken für den Regenwald“ bekannt wurde, ist eines der bekanntesten CSR-Projekte Deutschlands. Der IHK-Kurs setzte sich mit den Fragen auseinander: Wie kann ein Unternehmen möglichst nachhaltig und sozial verantwortlich handeln? Und wie setzt man das konkret um? In fünf Blockveranstaltungen in Osnabrück haben die Teilnehmer eine betriebsspezifische Strategie zur Einführung und Umsetzung von CSR im eigenen Unternehmen entwickelt. Patricia Kilbert ist eine der Teilnehmerinnen. Die 26-jährige Referentin für Nachhaltigkeitsmanagement bei dem Gebäudedienstleister Piepenbrock in Osnabrück brachte bereits einen Master in „International Business Management with Sustainability Management“ mit. Die Struktur des fünfwöchigen IHK-Kurses: Anfangen Auch das kann CSR sein: Viele Unternehmen stellen ihren Mitarbeitern Firmen-Fahrräder zur Verfügung. So soll auf dem Weg zum Arbeitsplatz weniger CO2 freigesetzt und die Umwelt entlastet werden. Foto: Colourbox.de an der Basis. „Den Teilnehmern wurde erklärt, wie man in sechs Schritten CSR in der eigenen Firma implementiert.“ Dazu zähle zunächst die Analyse: „Wer sind wir, also das Unternehmen? Wie kommunizieren wir unsere Werte, intern und extern?“, so Kilbert. Ein wichtiger Aspekt ist die Vernetzung: Im besten Fall machen sich Mitarbeiter in allen Bereichen des Unternehmens CSR zu eigen. Das zu erreichen ist Aufgabe der Fachkräfte. Wie sieht also der Arbeitsalltag einer CSR-Managerin aus? „Hauptsächlich sind es Projekte, die ich betreue und organisiere“, sagt Patricia Kilbert. Der Ablauf eines Arbeitstages scheint so unterschiedlich wie die Projekte selbst. Piepenbrock habe eine große Anzahl von sozialen und ökologischen Kampagnen gestartet, die sie nun betreue: die Nachhaltigkeitswoche, die „Aktion Wachstum“ und das „Clean water“-Projekt in Laos sind einige davon. Alles Schnellschüsse, um das Bild des ehrbaren Kaufmanns öffentlichkeitswirksam zu transportieren? Nicht bei Piepenbrock, sagt Kilbert. Man mache schon seit den 1980er-Jahren Dinge am Markt, die inzwischen unter den Begriff Nachhaltigkeit fielen. Dieses „Buzzword“ sei erst um die Jahrtausendwende aufgetaucht. Man habe das Unternehmen und auch die Projekte weiterentwickelt. So gehört CSR offenbar zum unternehmerischen Alltag bei Piepenbrock. Im Jahr 2008 veröffentlichte Piepenbrock seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht. Damaliger Schwerpunkt: „Piepenbrock goes green.“ Unter diesem Motto will das Unternehmen interne Abläufe, Dienstleistungen und Produkte in allen Geschäftsbereichen umweltfreundlicher organisieren; etwa den Papierverbrauch im Büro reduzieren. Durch Schulungen würden die Mitarbeiter für das Thema sensibilisiert. „Nur die Bewusstseinsbildung fördert das Verständnis für die Belange des Umweltschutzes“, heißt es im Bericht. Ein Emsländer in Schanghai Bernd Eikens leitet die Papiersparte der finnischen Nordland-Mutter UMP Kymmene in Asien VON CHRISTIAN SCHAUDWET SCHANGHAI. Bernd Eikens schafft ihn ganz gut, den Spagat zwischen Heimatverbundenheit mit dem Emsland und Weltgewandtheit. Seit Februar leitet er das Papiergeschäft des finnischen Konzerns UPM Kymmene in Asien. Die Zentrale in der chinesischen Wirtschaftsmetropole Schanghai, dazu Niederlassungen in Hongkong, Japan, Südkorea, Singapur und Australien – unter Eikens’ Leitung beliefert der Mutterkonzern von UPM Nordland Papier in Dörpen Ostasien. Besonders in China sieht Eikens trotz der jüngsten Konjunkturab- kühlung noch beträchtliches Wachstumspotenzial für die Feinund Etikettenpapiere, die UPM dort produziert. Sehr viele ineffiziente Papierfabriken mit veralteten Anlagen gebe es dort, sagt Eikens. „Da wollen wir mit unserer umweltfreundlichen Produktion in den Wettbewerb gehen.“ Die jüngsten Börsenturbulenzen und Chinas im vergangenen Jahr auf 6,9 Prozent gesunkene Wachstumsrate schrecken ihn nicht: „Es ist eine Abkühlung, aber keine Schrumpfung, es findet nach wie vor Wachstum statt.“ Eikens hat sich in einem von vielen „Expats“, von Entsandten ausländischer Unternehmen bewohnte Apartmentkomplexe, in der Megacity Schanghai eingerich- tet. Möbliert, wie er sagt, denn seine Heimat bleibt nach wie vor Papenburg, wo seine Familie lebt. Nach reiflicher Überlegung und Beratung seien seine Familie und er zu dem Schluss gekommen: „Ja, das passt“, sagt Eikens. Er hat zwei Söhne, der ältere beginnt im Sommer mit seiner Ausbildung. Der Manager, der bis 2005 das Nordland-Papierwerk in Dörpen leitete, stellt sich auf viele Interkontinentalflüge ein: „Es wird anstrengend werden, aber ich denke, es wird gehen.“ Zumal es nicht das erste Mal ist, dass er von UPM Kymmene auf einen anderen Kontinent entsandt wird. Von 2005 bis 2008 war Eikens für die finnische Gruppe bereits in den USA tätig. Vor seiner Asien-Mission leitete er von Augsburg aus UPMs Geschäftsbereich Papier in Europa und Nordamerika. UPM Kymmene hat 2015 bei stabilem Umsatz (10,1 Milliarden Euro) sein Betriebsergebnis um 27 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro gesteigert. Dabei nahm der Anteil klassischer Papierproduktion etwa für die Zeitungsbranche ab, Gewinnwachstum kam unter anderem aus der Sparte Zellstoff und Schnittholz UPM Biorefining. Auch das konzernweite Programm zur Kostensenkung schlug offenbar an. Dazu zählte auch die Schließung von vier Papierfabriken in Europa. In Asien, Eikens’ neuem Tätigkeitsraum, stehen die Zeichen dagegen auf Wachstum. Neuer Mann in Schanghai: UPM -Manager Bernd Eikens. Foto: UPM 18 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 GELD & GESCHÄFT Höhere Kosten, Unruhe im Betrieb Ein Jahr nach dem Start des gesetzlichen Mindestlohns: Unternehmer berichten von ihren Erfahrungen Unter 8,50 Euro geht nichts mehr: Bis auf wenige Ausnahmen haben Arbeitnehmer seit Anfang 2015 Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro. VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN NEUENKIRCHEN-VÖRDEN/MELLE. Die Bilanz nach einem Jahr gesetzlichen Mindestlohns fällt für Unternehmer aus der Region durchwachsen aus. Die Mehrkosten haben sie nicht in jedem Fall auf ihre Preise umlegen können. Zudem gab es Unruhe in den Betrieben – weil plötzlich auch Mitarbeiter mehr verdienen wollten, die vom Mindestlohn gar nicht betroffen waren. Von einem Tag auf den anderen über 40 Prozent mehr Geld! Wer hätte das nicht gern? Für einen Teil der ungelernten Mitarbeiter der Textilaufbereitung Riehemann aus dem Niedersachsenpark in Neuenkirchen-Vörden wurde der Traum Anfang letzten Jahres Realität. Der Grund: Zum 1. Januar 2015 trat das „Gesetz zur Regelung eines allgemeinen Mindestlohns“ (MiLoG) in Kraft. „Manche Mitarbeiter haben bis zum 30. Dezember sechs Euro in der Stunde verdient, ab dem 1. Januar waren es dann 8,50 Euro“, sagt Hans-Jürgen Riehemann, Geschäftsführer des Unternehmens. Jeder Arbeitnehmer in Deutschland hat seit Anfang 2015 einen gesetzlichen Anspruch auf den Mindestlohn. Bis Ende 2016 sind allerdings Ausnahmen möglich: Mit Tarifverträgen kann ein geringerer Satz vereinbart werden. Dies trifft aktuell zum Beispiel noch für die Bereiche Land- und Forstwirtschaft sowie Gartenbau zu. Unternehmen, die ihren Mitarbeitern bislang weniger als 8,50 Euro die Stunde gezahlt haben, bekommen seither die gestiegenen Lohnkosten zu spüren. Hans-Jürgen Riehemann ist es nicht gelungen, diese im Geschäftsjahr 2015 über den Preis an die Kunden weiterzugeben. Riehemann beschäftigt circa 50 ungelernte Kräfte auf 450-Euro-Basis. „Die verdienen weiterhin 450 Euro, arbeiten dafür aber weniger Stunden“, erklärt er. In der Folge musste er etwa 15 Prozent mehr Mitarbeiter für diesen Bereich einstellen. In der Spezialreinigung arbeiten die Mitarbeiter Fehler in Textilien auf, die in der Produktion oder während des Transports entstanden sind. Zu Riehemanns Kunden zählen Unternehmen wie Esprit oder Ernsting’ s family. Sie kommen aus dem ganzen Bundesgebiet, aus den Niederlanden und Belgien. Für den Reinigungsspezialisten hatte der Mindestlohn weitere Folgen. Mitarbeiter, die aufgrund hö- Mit dem Mindestlohn verdienen die Mitarbeiter der Textilaufbereitung Riehemann bis zu 40 Prozent mehr Geld pro Stunde. Foto: Riehemann herer Leistung und längerer Betriebszugehörigkeit schon vorher 8,50 Euro verdient hatten, forderten mehr Geld, um den Abstand im Lohngefüge zu wahren. „Das Betriebsklima war belastet“, sagt Riehemann: „Wir haben das Thema in mehreren Betriebsversammlungen diskutiert. Es war aber nicht möglich, den Abstand vollständig wiederherzustellen.“ Der Unternehmer aus Neuenkirchen-Vörden zieht für seinen Betrieb jedenfalls keine positive Bilanz des gesetzlichen Mindestlohns. Die Zufriedenheit bei den 450 Euro-Kräften habe sich nicht positiv verändert, da sie nicht mehr Geld verdienen. Für ihn sei es schwer, gute neue Leute zu finden. Die fest angestellten Mitarbeiter seien teilweise unzufrieden, weil der innerbetriebliche Abstand geringer geworden ist. Mit anderen Problemen hat Heiner Hawighorst zu tun. Er baut in Wallenhorst auf einer Fläche von circa zehn Hektar Spargel an und betreibt auf seinem malerischen, alten Bauernhof eine Gastronomie. „In der Saison beschäftigen wir 30 bis 40 Hilfskräfte“, sagt er: „Deren Arbeit müssen wir seit der Einführung des Mindestlohngesetzes detailliert dokumentieren.“ Für jeden Arbeitsschritt muss er die Zeit festgehalten: Von wann bis wann wurde gearbeitet, wann wurden Ruhezeiten eingelegt, um was für eine Art von Arbeit handelte es sich überhaupt? Als Betriebsleiter wendet Hawighorst dafür täglich etwa eine Stunde auf. „Das mache ich dann abends zwischen zehn und elf“, sagt er. Ganz anders stellt sich die Situation für Elisabeth Aryus-Böckmann dar. Die Diplom-Ökotrophologin ist Inhaberin des Erdbeerbetriebs „Böckmann Erdbeeren“ in MelleNeuenkirchen. In der Saison betreibt sie 20 Verkaufsstellen in der Region. „Die Dokumentation der Arbeitszeit ist kein Problem für uns“, sagt sie: „Das läuft über unsere Annahmestellen auf dem Feld. Wer eine oder zwei Kisten voll hat, bringt sie dorthin. Sie werden gewogen. Gleichzeitig erfassen wir die Zeiten.“ Auch die Unternehmerin aus Melle hat als Folge des Mindestlohns 15 Prozent mehr Personal eingestellt. Schwierigkeiten er- Foto: imago/Ralph Peters wartet Aryus-Böckmann, wenn der Mindestlohn in der Landwirtschaft ab Ende 2017 auf 9,10 Euro steigt. „Das werden wir nur über den Preis kompensieren können“, sagt sie. Mitarbeiter entlassen, das haben weder Hans-Jürgen Riehe- „Das werden wir nur über den Preis kompensieren können.“ Elisabeth Aryus-Böckmann, Unternehmerin mann, Heiner Hawighorst noch Elisabeth Aryus-Böckmann. Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg hat sich die Beschäftigungsstruktur infolge des gesetzlichen Mindestlohns bundesweit aber sehr wohl verändert. „Während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weiter wächst, ist die Zahl der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse 2015 gesunken“, erklärt das IAB. Demnach zeigen statistische Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit, dass die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten zum Jahreswechsel 2014/2015 saisonbereinigt um circa 94 000 Personen zurückgegangen ist. Der Rückgang war in Branchen und Regionen mit niedrigem durchschnittlichem Lohnniveau am deutlichsten zu spüren. Für gesicherte Aussagen zur Wirkungen des Mindestlohns auf die Gesamtbeschäftigung lägen allerdings noch nicht genügend Daten vor. Geringer als von Verfechtern des Mindestlohns im Vorfeld erwartet ist laut der Studie jedoch die Zahl der Menschen gesunken, die ergänzend zu ihrem Arbeitseinkommen staatliche Sozialleistungen beziehen (Aufstocker). Vom Mini-Job in die Festanstellung Berufe mit den meisten Übergängen aus ausschließlich geringfügiger in ausschließlich sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zum 31. 1. 2015 Die Erfahrungen aus den ersten zwölf Monaten gesetzlicher Mindestlohn werden von Akteuren aus Politik und Gesellschaft sehr unterschiedlich bewertet. Laut niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat er „positive wirtschaftliche Effekte und kommt in den Portemonnaies von Geringverdienern an“. Dagegen bezweifelt Roland Wolf, Geschäftsführer und Leiter der Abteilung Arbeitsrecht der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände BDA, dass abgebaute geringfügige Beschäftigungsverhältnisse vollständig in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung umgewandelt wurden. Dafür gebe es keine belastbaren Belege, so Wolf. Ernüchternd fällt die sozialpolitische Bilanz aus. Offenbar reicht auch der Mindestlohn nicht, um nach dem Arbeitsleben als Rentner ohne staatliche Hilfe über die Runden zu kommen: Um nach fünfundvierzig Jahren Berufstätigkeit im Alter nicht auf eine steuerfinanzierte Grundsicherung angewiesen zu sein, müsste man bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 Stunden auf mindestens 11,50 Euro Stundenlohn kommen, wie die Bundestagsfraktion der Linkspartei auf eine Anfrage an die Bundesregierung erfuhr. Rückgang (in Prozent) ausschließlich geringfügig entlohnter Beschäftigung zum 31. 1. 2015 im Vergleich zum Vormonat Verkaufsberufe Verkehr/Logistik Tourismus/Hotel/Gaststätten Fahrzeugführer Lebensmittel Unternehmensführung/-organisation Reinigungsberufe Gesundheit/Körperpflege Schutz/Sicherheit Gartenbau/Floristik 0 2000 4000 6000 8000 saisonbereinigte Veränderung zum Vormonat 3,2 bis 5,6 1,9 bis 3,2 1,5 bis 1,9 1,2 bis 1,5 Quelle: Datenbasis Arbeitsmarktspiegel · Grafik: Matthias Michel 19 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 GELD & GESCHÄFT Windhoff: Gut in der Praxis, an der Börse ein Zombie Die Aktie des Bahnausrüsters in Rheine fristet ihr Dasein als leere Hülle – der reale Betrieb gehört zur Georgsmarienhütte Holding VON STEFAN WOLFF RHEINE. Wenn ein Schienennetz- betreiber seine Gleise abschleifen lässt, dann ist es wahrscheinlich, dass es mit einem Schleifwagen der Firma Windhoff aus Rheine geschieht. Der Bahnausrüster steht in der Branche für Qualität. Für die Die WindhoffAktie gilt das nicht. Schleifwagen sind nur eines von vielen Produkten, mit denen Windhoff erfolgreich ist. „Die Schleif- und Arbeitswagen aus Rheine wurden über viele Jahre konsequent weiterentwickelt und haben inzwischen einen sehr stabilen Entwicklungsstand erreicht, sodass damit den Betreibern ein zuverlässiges und äußerst flexibel einsetzbares Arbeitsmittel zur Verfügung steht“, lobte vor Kurzem die Fachzeitschrift „Straßenbahn Magazin“. Weniger erfolgreich verlief die kurze Börsenkarriere des Unternehmens. Aktien kosten derzeit um die zwei Euro-Cent das Stück. Sie sind an den Börsen in Frankfurt und Düsseldorf gelistet, haben aber mit dem Geschäft von Windhoff nichts mehr zu tun. Die Aktien fristen ihr Dasein als leere Hülle, Mantel genannt. Das ist an der Börse nicht Ungewöhnliches. Es gibt viele solcher Börsenzom- Qualitäts-Bahntechnik aus Rheine: Windhoff produziert unter anderem Schleif- und Arbeitswagen für die Schiene. bies. Diese Entstehen meist nach Unternehmenspleiten oder Übernahmen, die in eine Umwandlung der übernommenen Kapitalgesellschaft in eine GmbH münden. Mit der ehemaligen Windhoff AG ist beides passiert. Das Unternehmen hatte nach verlustreichen Jahren im Januar 2001 Insolvenzantrag gestellt. Schon das Jahr 1996 war ein Krisenjahr gewesen. Die Süddeutsche Zeitung hatte da- mals „gravierende Managementfehler und zum Teil öffentlich ausgetragene Differenzen zwischen den Großaktionären“ ausgemacht. Für die Geschäftsjahre 1997 und 1998 wurde wieder eine kleine Dividende ausgeschüttet, doch an die Glanzzeiten, als sich Aktionäre über eine Ausschüttung in Höhe von 13 Euro je Aktie freuen konnten, konnte Windhoff nicht mehr anknüpfen. Foto: dpa Im März 2002 übernahm die Georgsmarienhütte Holding GmbH (GMH) die Bereiche Schienenfahrzeuge, Bahn- und Anlagentechnik von Windhoff. Der Konzern war auch in anderen Bereichen tätig, wie zum Beispiel in der Wasseraufbereitung oder Klärtechnik. Seitdem wird das Unternehmen unter dem Namen Windhoff Bahn- und Anlagentechnik GmbH geführt. Die Rheiner haben sich auf Spezialprodukte in diesem Bereich konzentriert, stellen also keine herkömmlichen Lokomotiven oder Waggons her, sondern Fahrzeuge, die mithilfe verschiedener Module „spezialisiert“ werden. „Unsere Schienenfahrzeuge verfügen über ausgeklügelte Windhoff-Technik, die mit wenigen Handgriffen das Aufsetzen und Austauschen von Aufbauten ermöglicht. Container, Krane, Arbeitsbühnen und vieles mehr lassen sich innerhalb kürzester Zeit wechseln und erweitern damit das Einsatzspektrum des Fahrzeugs ganz erheblich“, heißt es auf der Homepage des Unternehmens. So entstehen Lösch- und Rettungsfahrzeuge, Trägerfahrzeuge für Krane, Arbeitsbühnen, Kabeltrommeln und sogenannte „Sozialcontainer“, in denen Arbeiter auf mobilen Baustellen untergebracht werden können. Im Bereich Bahntechnik rüstet Windhoff Werkstätten von Bahnund Nahverkehrsbetrieben aus, liefert unter anderem Hebeanlagen, Arbeitsbühnen, Drehscheiben, Drehgestellmessstände, Drehgestellwechsler, Radlastwaagen, Radsatzwechsel und Schiebebühnen. So können Lokomotiven und Waggons, die gewartet werden müssen, auf erhöhten Gleisen fah- ren, sodass Techniker problemlos an alle wichtigen Stellen gelangen können. Die Bahntechnik hat eine lange Tradition bei Windhoff. Der Ingenieur Rudolf Windhoff gründete die „Rheiner Maschinenfabrik“ im Jahr 1889. Das junge Unternehmen belieferte die vielen Textilunternehmen im Münsterland. Kurz darauf kamen die Eisenbahngesellschaften als Kunden hinzu, damals eine wahre Boombranche. Die Firma expandierte, Tochterunternehmen wurden gegründet. Im Jahr 1913 entstand die Windhoff AG; die Rheiner Maschinenfabrik und die Motoren- und Fahrzeugfabrik Gebr. Windhoff verschmolzen. Die beiden Weltkriege und die Weimarer Jahre dazwischen waren keine gute Zeit für den Konzern. Tiefpunkt der Unternehmensgeschichte: ein Bombenangriff, der den Standort Rheine am 5. Oktober 1944 komplett zerstörte. Beim Wiederaufbau spielte Eisenbahntechnik natürlich eine wichtige Rolle. Der Windhoff AG gelangen der Neustart und dann ein Wachstum über die Wirtschaftswunderjahre hinaus. Der Börsengang folgte am 12. Oktober 1993. Anleger konnten die Aktien damals für 375 D-Mark (191,73 Euro) kaufen. Enttäuschendes Geschäft mit dem Winter Reifenhändler Delticom im Minus – Vectron auf Höhenflug OSNABRÜCK. Im Februar war es für Autofahrer ab und an durchaus angeraten, mit Winterreifen unterwegs zu sein. Davon profitiert der Reifenhandel – und eigentlich müsste das auch für die Aktionäre von Reifenhandelsketten oder -herstellern gelten. So machte auch die Delticom AG in Hannover zum Jahresende kräftig Kasse mit dem Verkauf der Reifen für die kalte Jahreszeit – trotzdem hat das Papier seit November mehr als 20 Prozent an Wert verloren. Auch die Aktionäre von Continental, dem Weltkonzern aus der Leinestadt, mussten Federn lassen: Ihre Anteilsscheine verloren in den vergangenen drei Monaten mehr als 15 Prozent ihres Wertes. Seltsam, denn eigentlich spricht die Jahreszeit ja dafür, dass das Geschäft mit den Winterpneus gut läuft. Nach einem guten Start in die Saison – immerhin besteht seit Jahren mehr oder weniger Winterreifenpflicht in Deutschland – bröckelte das Geschäft mit dieser Ware in den letzten Wochen deutlich ab: Denn viele Kunden, egal ob sie Kursverlauf Vectron Systems AG Angaben in Euro 45 40 35 25 Nov. Dezember Januar Kursverlauf Delticom AG Februar Angaben in Euro 22 21 20 19 18 17 Nov. Dezember Januar Februar Personenwagen, Kleintransporter oder Lkw bestücken müssen, hatten sich mit frischer Winterware frühzeitig eingedeckt. Nun ist der Markt offenbar gesättigt – daran hat die Kältewelle im Februar nicht viel geändert. Bereits Ende Januar empfahlen die Analysten des Bankhauses Lampe Delticom-Aktionären den Verkauf ihrer Papiere und senkten das Kursziel. Schon im Vorjahr standen die Reifenpreise unter Druck. Auch in diesem Frühjahr dürften Winterreifen-Restbestände von den Händlern zu Schnäppchenpreisen angeboten werden. Die Delticom AG beliefert als Online-Händler Gewerbe und Privatkunden mit Reifen und Felgen aller Art sowie ausgewählten Ersatzteilen, Ölen und Batterien für Motorräder, Pkw und Lkw. Die Verkäufe auch des Reifenhandels müssen verbucht und abgerechnet werden. Genau das ist das Metier von Vectron Systems. Die Münsteraner bieten offenkundig eine einträglichere Ware an. 2015 schaffte Vectron Systems einen beachtlichen Gewinnsprung. Das Vorsteuerergebnis stieg vorläufigen Zahlen zufolge um 127 Prozent auf 1,914 Millionen Euro. Der Wert der Vectron-Papiere ging in den vergangenen drei Monaten entgegen dem allgemeinen Trend am Aktienmarkt massiv nach oben – seit Mitte November um mehr als 85 Prozent. Auf die Frage „Wie stehen die Aktien?“ haben die Westfalen im Moment also nur eine Antwort: Gut! Sie setzen auf Herstellung und Vertrieb von Kommunikations-Software zur Vernetzung von Filialen und Kassensystemen. Ihre Produkte helfen Wirten auf dem Münchner Oktoberfest, deren Nachbarn von BMW oder auch Optikern in Dubai, den Überblick über die Kassenlage zu behalten. Sparen Sie Energiekosten. Erhöhen Sie Ihren Gewinn. Sie profitieren von unseren Dienstleistungen und Ihren Energieeinsparungen. Energiemanagement: • Energiemanagementsystem DIN ISO 50001 • Interner/Externer Auditor DIN ISO 50001 • Energieaudit nach dem Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) für Nicht KMU • Zugelassener Energieauditor nach den Bafa Richtlinien für Energieaudits. Bafa Nr.: 200492 • Alternatives System (SpaEfV) Effizienzberatung/ Projektmanagement: Unsere ENERGIE BERATUNG Die ENERGIE ANALYSE IHRE • Energieeffizienzberatung • Zugelassener Energieberater nach den BAFA Richtlinien. Bafa Nr.: 200492 • Energieberatung Mittelstand (bis zu 30% staatliche Förderung möglich) • Materialeffizienz • Produktablaufeffizienz • Projektleitung/- management Power On Energieconsulting Inhaber Sven Kowert Stadtweg 46a 49086 Osnabrück ENERGIE EFFIZIENZ © Kowert Kommunikation VON GERHARD PLACKE Telefon: 05 41 - 99 98 66 80 Telefax: 05 41 - 99 98 66 81 E-mail: [email protected] www.power-on-energie.de 21 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 GELD & GESCHÄFT GELD & GESCHÄFT Beste Lage im flachen Land Immobilienatlas Nordwest Was Wohnen kostet Starker Arbeitsmarkt, gute Verkehrsanbindung, attraktive Einkaufsmöglichkeiten und hoher Freizeitwert: Osnabrück und Oldenburg entwickeln sich so dynamisch wie nur wenige andere deutsche Städte in ihrer Liga. Kein Wunder, dass die Immobilienpreise hier seit Jahren nur eine Richtung kennen: nach oben. Häuser und Wohnungen in den beliebtesten Lagen gehen oft nur unter der Hand weg. Auch Städte und Gemeinden in der Fläche profitieren von der Wirtschaftskraft der Region. Die Immobilienpreise zeigen, wo es gut, aber auch, wo es weniger gut läuft. Wir stellen einige der interessantesten Standorte im Nordwesten vor. Immobilienpreise 2015, gemessen an der Stadt Osnabrück (= 100) Mittelwert aus Preisen für 69,8 Doppelhaushälften Eigentumswohnungen Baugrundstücke Landkreis Cloppenburg bei gutem Wohnwert Einfamilienhäuser ohne Garage, 120 m Wohnfläche, bezugsfrei, Objektpreis in tsd. € inklusive Grundstück in lagetypischer Größe, mit Garage, 150 m , bezugsfrei, Objektpreis in tsd. € 2 Landkreis Cloppenburg 165 Diepholz 165 Friesoythe Grafschaft Bentheim keine Angabe 74,6 Landkreis Osnabrück Leer keine Angabe Melle 78,4 Nordhorn Oldenburg Landkreis Oldenburg Osnabrück Landkreis Osnabrück Vechta Landkreis Vechta 155 164 150 Quelle: IVD Nord-Immobilienpreisspiegel 2015, Immobilienverband Deutschland IVD Region Nord e.V., www.ivd-nord.de 200 170 178 195 180 160 5,00 Grafschaft Bentheim Leer Lohne Melle Nordhorn 6,50 8,60 300 7,50 250 6,00 135 1300 150 1300 90 5,80* 4,90* * mittlerer Wohnwert, da keine Angabe für guten Wohnwert Oldenburg Landkreis Oldenburg 5,90 100 1900 * mittlerer Wohnwert, da keine Angabe für guten Wohnwert Friesoythe 200 1250 1200 5,00 5,00 1650 200 270 180 Diepholz 6,30 120 1400 1500 175 Damme 140 1300 240 5,00 5,60 170 170 190 160 90 1000* 190 Landkreis Cloppenburg 6,45 100 1400 170 5,00 90 1275 1400 290 210 125 1250 2066 Quelle: Capital Immobilien-Kompass 65 1100 170 200 Osnabrück EFH oder Doppelhäuser 1148 Neubauhäuser 1535 Eigentumswohnungen 1305 Neubauwohnungen wohnwerttypische Größe und Ausstattung, 3 Zimmer, monatlich in € je m² Wohnfläche, netto 250 140 Melle Meppen voll erschlossen, lagetypische Größe, in € je m2 150 170 Damme 2035 in wohnwerttypischer Größe und Ausstattung (3 Zimmer), bezugsfrei, Verkaufspreis in € je m2 155 180 150 100 Diepholz 1219 1644 1254 ohne Garage, 130 m , bezugsfrei, Objektpreis in tsd. € 185 185 75,8 72,0 Landkreis Vechta EFH oder Doppelhäuser Neubauhäuser Eigentumswohnungen Neubauwohnungen Wohnungskaltmieten 220 150 65,8 2347 Papenburg 76,3 73,9 2058 1428 Baugrundstücke 175 175 Vechta 58,7 1302 Eigentumswohnungen 2 190 140 Landkreis Oldenburg Nordhorn 80,4 EFH oder Doppelhäuser Neubauhäuser Eigentumswohnungen Neubauwohnungen Doppelhaushälfte 135 175 125 Damme Lohne 2 71,9 Lohne * genaue Definition siehe Grafiken unten Quelle: IVD Nord-Immobilienpreisspiegel 2015, eigene Berechnung Reihenmittelhäuser Lingen 66,8 Wohnungsmieten* Grafschaft Bentheim Durchschnittspreise Oldenburg Leer Friesoythe 61,4 Durchschnittskaufpreis in Euro pro Quadratmeter Wohnfläche 110,9 Reihenhäuser Einfamilienhäuser VON BENEDIKT GROTJAHN Quadratmeterpreise Emsland Osnabrück Landkreis Osnabrück Vechta Landkreis Vechta 22 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 GELD & GESCHÄFT Leben mit neuen Risiken Wie vermögende Bankkunden in der Region mit den jüngsten Unwägbarkeiten des Finanzmarktes umgehen VON CHRISTIAN SCHAUDWET OSNABRÜCK. Finanzdienstleister wie die Deutsche Bank, die OLB und die Privatbanken haben unterschiedliche Namen dafür: Wealth Management, strategische Vermögensplanung, Vermögensverwaltung – aber im Grunde geht es um ein und dasselbe: die Betreuung der wohlhabendsten Kunden. Wie geht die Klientel in der Region mit der Unruhe auf dem Finanzmarkt um? Ein Einblick: Die Flüchtlingskrise als Last für die Privatwirtschaft? Durchaus möglich, glaubt der Chefanalyst der Commerzbank: „Wenn wegen der Fluchtbewegung Grenzkontrollen über Nacht im HauruckVerfahren eingeführt werden, bekommen die Unternehmen Probleme“, sagte Chris-Oliver Schickentanz am Rande einer exklusiven Veranstaltung für CommerzbankKunden Anfang Februar in einem Tagungshotel bei Osnabrück. Unternehmerische Vermögen sind in der mittelstandsstarken Region Osnabrück-Emsland oft zugleich Familienvermögen. So manches davon betreut das in Osnabrück vertretene Bankhaus Hallbaum, eine Tochter der Privat- bank M.M. Warburg. Auf die Anlagestrategien wirke sich die Flüchtlingskrise bisher nicht aus, sagt Niederlassungschef Dirk Maag: Das Thema gehe an den Kunden und der Bank natürlich nicht vorbei, „aber ein Bezug zu den Vermögenswerten wird nicht hergestellt.“ Einen ähnlichen Eindruck hat Christian Montag, der Leiter der Osnabrücker Niederlassung des Bankhauses Lampe. Er hält positive Konjunktureffekte der Flucht- Jetzt zu günstigen Konditionen aufstocken? bewegung nach Deutschland für möglich. Die Versorgung der Flüchtlinge etwa mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln könnte „über höhere Einzelhandelsumsätze auch positiv auf die Wirtschaftsstimmung abfärben“. Dennoch: Sorgenfrei sind die vermögenden Mittelständler offenbar nicht. Die teils starken Abwärtsbewegungen an den Börsen hätten auch die Anleger in der Region verunsichert, sagt HallbaumNiederlassungsleiter Maag. Beim Bankhaus Lampe haben die „Vielzahl und Heterogenität der Risikofaktoren sowie die Erwartung einer erhöhten Schwankungsintensität an den Kapitalmärkten dazu geführt, dass wir in unserer Vermögensverwaltung seit Jahresanfang Risikopositionen – vor allem Aktien – sukzessive reduziert haben“, berichtet Montag. Aber die Investoren scheinen den Kopf nicht in den Sand zu stecken. „Wir spüren momentan eher den Mut der Anleger, die bestehenden Aktienengagements zu günstigeren Kursen aufzustocken“, sagt Hallbaum-Manager Maag. Ein solches Bild zeichnet auch Dirk Faustin, der Leiter der Abteilung Wealth Management bei der Commerzbank Osnabrück: Die Kunden hätten „viel Liquidität Neubauten in der chinesischen Provinz Zhejiang: Experten warnen vor Risiken in Chinas Immobilienmarkt. vorgehalten, die sie jetzt vorsichtig für Nachkäufe im Aktienmarkt nutzen“. Faustin bescheinigt den vermögenden Kunden große Besonnenheit bei der Anlagestrategie. Damit scheinen sie auf einer Linie mit den Kunden des Bankhauses Lampe zu liegen, das zahlreiche Mittelständler betreut, wie der Niederlassungsleiter berichtet: Ihre unternehmerische Verantwortung bringe es mit sich, dass sie häufig „Anlagestrukturen mit geringer Volatilität und stabilen Wertbeiträgen“ den Vorzug gäben“, sagt Christian Montag. Krieg in Syrien, Terrorgefahr in Europa, Börsenvolatilität – der Trend bei den Commerzbank-Kun- den gehe „zur breiteren Aufstellung in den Anlageklassen Aktien, Renten, Immobilien und alternative Investments“, bilanziert Wealth-Manager Faustin. „Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben gezeigt: Risiken lauern überall, oftmals genau da, wo man sie nicht erwartet.“ Auch in China? Seit die Wirtschaft in dem Riesenreich nicht mehr ganz so schnell wächst, kühlt auch die China-Euphorie deutscher Exporteure ab. Das Bankhaus Lampe hält für seine Kunden bei Investments Sicherheitsabstand zu den sogenannten „Emerging Markets“, denn „weitere Zinsanhebungen in den USA und Kurz notiert Weiblicher: Die Oldenburgische Landesbank (OLB) will mehr Frauen in Verantwortung bringen. Während die Aktiengesellschaft die gesetzliche Frauenquote für Vorstand und Aufsichtsrat bereits erfüllt, gibt es auf anderen Führungsebenen Nachholbedarf. Bislang sind Frauen in den regionalen Geschäftsleitungen sowie an den Spitzen der Zentralabteilungen nur zu 13,3 Prozent vertreten, in den Leitungsfunktionen mit Prokura zu 12,6 Prozent. Die Bank will die 20-Prozent-Quote bis zum 30. Juni 2017 erreichen. Langfristig soll der Frauenanteil auf mindestens 30 Prozent steigen. ALLE AUGEN AUF SIE! Das Beste aus Print und Digital für Ihre Werbung. Verstärkung: Die Papenburger Meyer-Werft erweitert ihre Führungsmannschaft. Die Geschäftsführung um Bernard Meyer, Jan Meyer und Lambert Kruse erhält ab dem 1. Juni Verstärkung durch Tim Meyer. Damit stellt sich das Management der Werft breiter auf und wird weiter verjüngt, um sich dem globalen Wettbewerb und den besonderen Herausforderungen des Kreuzfahrtschiffbaus zu stellen, teilt das Unternehmen mit. Die Werft wird seit 1795 von der Familie Meyer geführt. Tim Meyer war nach dem Studium zum Diplom-Wirtschaftsingenieur seit 2008 in der Automobilindustrie in den Bereichen der Logistikund Produktionsplanung tätig. Wechsel: Henning Müller leitet seit dem Jahreswechsel das Produktmanagement der Firma Kotte Landtechnik. Müller war zuvor bei der Handwerkskammer Oldenburg als Beauftragter für Innovation und Technologie tätig und leitete den Bereich Wirtschaftsförderung. Er blickt auf eine über 10-jährige Tätigkeit im Bereich Innovationsberatung und Projektmanagement zurück. Verantwortlich: Gerfried Pichler hat die Position des Geschäftsführers der Firma TMP TechnicMarketing-Products GmbH übernommen. Der jüngste Spross der Berentzen-Gruppe aus Haselünne produziert und vertreibt Frischsaftsysteme. Pichler verantwortet die Ressorts Marketing und Vertrieb sowie Technik und Produktentwicklung. Der Diplom-Ingenieur arbeitet seit 20 Jahren in leitenden Positionen der Lebensmittelbranche. Erweiterung: Die Harting-Technologiegruppe aus Espelkamp baut ihr Geschäft mit der Kassenzone aus: Die neu gegründete Tochter Harting Service Center GmbH & Co. KG soll sich als Dienstleister etablieren. Zu ihren Aufgaben gehören die Installation, Reparatur und Wartung der Warenverkaufssysteme und Kassentische etwa in Supermärkten sowie die Schulung des Kassenpersonals, teilt Harting mit. Verteidigt: Der Deutsche Schutz- und Wachdienst (DSW) ist auch in den kommenden sechs Jahren für die Passagier- und Handgepäckkontrollen am Flughafen Bremen zuständig. In einer öffentlichen Ausschreibung setzte sich der Ableger der Piepenbrock Unternehmensgruppe aus Osnabrück mit seinem Gesamtkonzept gegen Mitbewerber durch. Unterstützend: „Eine Möglichkeit der Fachkräftesicherung besteht in einem zielgerichteten Arbeitgebermarketing“, sagt Ulrich Boll, Vorsitzender des Regionalausschusses Landkreis Emsland, der Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim (IHK). Wie das gelingen kann, hat die Kammer in der neuen Broschüre „Attraktiver Arbeitgeber“ zusammengefasst. Sie soll den Einstieg in das Arbeitgebermarketing erleichtern. Themen sind denkbare Elemente eines guten Marketings, mögliche praktischen Maßnahmen und wie sich der Erfolg kontrollieren lässt, so die IHK. Die Broschüre ist unter www.osnabrueck.ihk24.de (Dokumentennummer 3149260) verfügbar. Foto: imago/Xinhua fortbestehende Wachstumssorgen in China hätten potenzielle Kapitalabflüsse aus den entsprechenden Ländern zur Folge“, begründet Niederlassungsleiter Montag die Vorsicht. Aktien mit hohem Umsatzanteil in den Emerging Markets stünden derzeit „auf dem Prüfstand“. Mit dem leidigen Niedrigzinsumfeld scheinen sich die vermögenden Anleger unterdessen arrangiert zu haben. „Der Wunsch nach Sachwertinvestment ist nach wie vor groß“, sagt Hallbaum-Niederlassungsleiter Maag. Insbesondere die Immobilie sei nach wie vor gefragt – „auch wenn sie in Osnabrück nicht mehr ganz günstig zu haben ist“. 28. April vormerken Die nächste „Die Wirtschaft“ erscheint am Donnerstag, 28. April 2016. Anzeigenschluss für diese Ausgabe ist Freitag, 8. April 2016. Weitere Informationen im Internet unter der Adresse diewirtschaft.noz.de. App „noz Plus“ Diese Ausgabe von „Die Wirtschaft“ gibt es auch digital. Sie finden sie ab dem 27. Februar in der App „noz Plus“ von NOZ Medien. HERAUSGEBER: Prof. Dr. Dres. h.c. Werner F. Ebke und Verleger Jan Dirk Elstermann GESCHÄFTSFÜHRER: Laurence Mehl und Christoph Niemöller CHEFREDAKTION: Ralf Geisenhanslüke (Chefredakteur), Dr. Berthold Hamelmann (Vertreter des Chefredakteurs), Burkhard Ewert (Stellvertretender Chefredakteur), Dr. Anne Krum (Mitglied der Chefredaktion) KOORDINATION: Christian Schaudwet AUTOREN DIESER AUSGABE: Marcus Alwes, Christoph Assies, Marie-Luise Braun, Ann-Christin Fischer, Dirk Fisser, Berthold Hamelmann, Christof Haverkamp, Stefanie Hiekmann, Helge Holz, Alexander Klay, Annalena Klein, Sven Lampe, Christian Lang, Stefan Lüddemann, Christoph Lützenkirchen, Thomas Pertz, Gerhard Placke, Harald Preuin, Wilfried Roggendorf, Gerd Schade, Christian Schaudwet, Ann-Katrin Sickendieck, Sebastian Stricker, Ina Wemhöner, Stefan Wolff, Thomas Wübker REDAKTION V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke FOTOGRAFEN: David Ebener, Michael Gründel, Sabrina Guske, Swaantje Hehmann, Markus Nolte, Bernd Oberheim, Hermann Pentermann, Nigel Treblin, Gert Westdörp GRAFIK: Benedikt Grotjahn, Matthias Michel VERLAG: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Postfach 42 60, 49032 Osnabrück; Breiter Gang 10–16, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/310-330, Telefax 05 41/310266; Internet: www.diewirtschaft.noz.de; E-Mail: [email protected] ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Postfach 29 80, 49019 Osnabrück, Telefon 05 41/310-500, Geschäftsführer: Sven Balzer, Sebastian Kmoch (V.i.S.d.P.), Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Hubert Bosse, Dirk Riedesel, Wilfried Tillmanns, Marvin Waldrich ANZEIGENANNAHME: Geschäftskunden: Telefon 05 41/310-510, Telefax 05 41/310-790; E-Mail: [email protected] TECHNISCHE HERSTELLUNG: Druckzentrum Osnabrück, Weiße Breite 4 23 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 GELD & GESCHÄFT Auf Knopfdruck fünf Cent mehr Elektronische Preisschilder sollen den Einzelhändlern die Arbeit erleichtern – Wer die Technik in der Region bald einsetzt und wer nicht VON CHRISTIAN SCHAUDWET OSNABRÜCK/MEPPEN. Die Digita- lisierung des stationären Handels schreitet voran. Selbstfahrende Einkaufswagen mit Navi sind zwar noch Science-Fiction. Doch digitale Preisschilder halten bereits Einzug. Skeptiker warnen: Was die Angestellten vom mühsamen Etikettieren per Hand erlösen soll, könnte zum Schaden des Kunden sein. Aber Gemach: Im Raum Osnabrück-Emsland wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis Kunden die modernen, gut lesbaren Displays an Lebensmittelregalen entdecken können. Edeka Minden-Hannover, in Norddeutschland zuständig für mehr als 1500 Märkte in einem Ost-West-Streifen von der niederländischen bis zur polnischen Grenze, teilt mit, elektronische Preisschilder seien im Moment „kein Thema“. Das gilt nach Aussage der Leeraner Bünting-Gruppe auch für deren Combi-Supermärkte. Der Discounter Lidl testet die Technologie zwar, plant nach eigener Darstellung aber nicht, sie einzuführen. Die Antwort vom Rivalen Aldi Nord: Man habe noch keine digitalen Preisschilder im Einsatz. Allerdings sagt eine Konzernsprecherin: „Wir beobachten je- doch die generelle Entwicklung innovativer POS-Lösungen sehr genau.“ Etwas mehr verrät die ReweKette, die im Weser-Ems-Gebiet rund 100 Märkte betreibt. Sie hat zwei Filialen in Bremen und drei weitere in Rotenburg, Geestland und Stuhr-Brinkum mit der neuen Technologie ausgerüstet. Dort stehen neu errichtete Märkte – bei bestehenden hat es Rewe dagegen nicht eilig. Es könne noch „eine halbe Ewigkeit“ dauern, bis alle Niederlassungen umgerüstet seien, sagt ein Unternehmenssprecher. Der Vorreiter der Digitalisierung im stationären Einzelhandel kommt aus einem ganz anderen Segment: Die Metro-Tochter Media-Saturn will ihre ElektronikMärkte im Nordwesten bis zum Herbst dieses Jahres mit elektronischen Etiketten ausstatten. Das betrifft unter anderem MediaMarkt-Filialen in Papenburg, Meppen, Lingen, Oldenburg, Nordhorn, Belm bei Osnabrück, Rheine und Münster. Die Region steht bei Innovationen im Media-Saturn-Filialnetz hintenan. In Berlin hat die Gruppe bereits in fast all ihren Märkten die Preisdarstellung digitalisiert. Edeka Nord hat es in Hamburg getan und Rewe in neuen Flaggschiff-Filialen in Berlin. Künftig bundesweit digital: Preisanzeige in einem Supermarkt des Einzelhändlers Rewe. Digitaler Vorreiter: die Elektronikkette Media-Saturn. Das Motiv: Alles soll effizienter werden. Bisher, sagt eine MediaSaturn-Sprecherin, müsse bei jeder Preisänderung für ein Produkt ein Preisschild ausgedruckt und zugeschnitten werden. Dann gehe ein Mitarbeiter los, um die Schilder auszutauschen. „Das kostet viel Zeit. Mit den elektronischen Preisschildern können Preise unmittelbar aus unserem Warenwirtschaftssystem heraus verändert werden.“ Foto: dpa Auf längere Sicht plant MediaSaturn auch, QR-Codes auf den neuen Preistafeln zu zeigen, die Smartphone-Nutzer zu technischen Details oder auch Videoclips über das Produkt führen. Was auf den ersten Blick hübsch und aufgeräumt anzusehen ist und den Angestellten Lauferei erspart, könnte aber auch eine Schattenseite haben. Verbraucherzentralen warnen vor schwindender Transparenz für die Kunden beim Trend zu ständig änderbaren Preisen im Internet und eben auch im Einzelhandel. Ihre Sorge: Händler könnten die Preise zu bestimmten Zeiten auf Knopfdruck erhöhen. Etwa dann, wenn Kunden nach der Arbeit noch schnell etwas besorgen wollen und in Eile sind. Oder wenn Fußballfans kurz vor Anpfiff noch ihre Biervorräte für das Sporterlebnis vor dem Fernseher aufstocken. „Wir werden beobachten, ob das Realität wird“, sagt der Chef des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller. Ein Kunde dürfe gegenüber einem anderen, der zu einem anderen Zeitpunkt kaufe, nicht benachteiligt werden. Nein, „tageszeitabhängige Rabattaktionen“ oder „tankstellenähnliche Preisänderungen“ seien in keiner Weise beabsichtigt, entgegnet der Rewe-Sprecher. Für die Kunden werde sich nichts ändern. Es gehe einzig und allein darum, die internen Arbeitsabläufe effizienter und weniger fehleranfällig zu machen. „Man muss die Kirche im Dorf lassen“, kommentiert seine Kollegin bei Media-Saturn die Bedenken der Kritiker. Das Vertrauen der Kunden sei dem Unternehmen wichtiger. Wo die Kirche am Ende steht, wird die Praxis zeigen. (Mit dpa) Wir haben keine Ahnung von Oldtimern. Aber wir wissen, wie man Ihr Vermögen erfolgreich verwaltet. olb.de/vermoegensverwaltung Fahren Sie mit den besten Strategien für Ihr Vermögen in die Zukunft: langfristige Anlage gepaart mit nachhaltigem Wachstum. Wiederholt wurden wir dafür mit dem renommierten First-Five-Siegel in der Kategorie „konservativ“ ausgezeichnet. Wenn auch Sie mit einer ausgezeichneten Strategie unterwegs sein wollen, dann legen Sie die Verantwortung für Ihr Vermögen in unsere Hände. Vereinbaren Sie einen persönlichen Termin unter olb.de/vermoegensverwaltung Hier zu Hause. Ihre OLB. Ihre Partner in der Region § Rechtsanwälte, Steuerberater § Arbeitsrecht & Gutachter Anzeigensonderveröffentlichung Die monatliche Branchenseite Niederländisches Recht Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Rechtsanwälte Kirschner und Kleine Rechtsanwalt Friedrich Kirschner FA für Arbeitsrecht Herzog-Arenberg-Str. 58 49716 Meppen www.ra-kirschner.de Tel. 05931-86068 [email protected] SBZ Juristen mr. J. Gepken Kruizemunt 5 NL-7892 AE Emmen-Klazienaveen www.sbzjuristen.eu Tel.: 0031-681978688 Mobil: 0049-17673292558 [email protected] Roggenkamp-Nösekabel, RAin Martina Schwarz, Nahm und Schwarz, Notar, Fachanwältin für ArbeitsFachanwälte, Rechtsanwälte recht und Sozialrecht Hasemauer 17 49074 Osnabrück www.noesekabel-kollegen.de Tel. 0541/22 800 Fax 0541/27 426 [email protected] § Dr. Stindt, Dr. Bowe und Kollegen Hauptstraße 33 49757 Werlte Tel. 05951/2855 [email protected] Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email § RA Dr. Stindt FA für Arbeitsrecht Kanzlei Roggenkamp-Nösekabel, Ingo Roggenkamp-Nösekabel Hasemauer 17 49074 Osnabrück Nahm und Schwarz, Notar, Rechtsanwalt und Notar www.noesekabel-kollegen.de Fachanwälte, Rechtsanwälte Bank- und Kapitalanlagerecht § Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email HEYERS Rechtsanwälte Rechtsanwalt Werner Dillerup Arndtstraße 19 49080 Osnabrück www.Bankrecht-Osnabrück.de Tel. 0541 / 20239382 Fax 0541 / 20239383 [email protected] § Bau- und Architektenrecht Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Tel. 0541/22 800 Fax 0541/27 426 [email protected] Dr. Stindt, Dr. Bowe und Kollegen Tel. 05951/2855 [email protected] § RA Dr. Stindt RA P. Albers Hauptstraße 33 49757 Werlte Familien- und Erbrecht Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Rechtsanwaltskanzlei Anita Grotegeers Rechtsanwältin Anita Grotegeers Fachanwältin für Familienrecht Markt 4-6 (Im Hansehaus) 49740 Haselünne www.RA-grotegeers.de Tel. 05961/958670 Fax 05961/958671 [email protected] Rechtsanwältin Kerstin Suschowk Dr. Stindt, Dr. Bowe und Kollegen § Rechtsanwältin Kerstin Suschowk RA Dr. Bowe RA Dr. Stindt Schullendamm 4 49716 Meppen Hauptstraße 33 49757 Werlte Tel. 05951/2855 [email protected] Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Kanzlei Hecht RAin Sigrid Hecht FA für Familienrecht Deichstr. 1 B 49716 Meppen Tel. 05931-28 28 Fax 05931 -53 65 [email protected] Rechtsanwälte Kirschner und Kleine RA Birgit Kleine FA für Familienrecht Herzog-Arenberg-Str. 58 49716 Meppen www.ra-kirschner.de Tel. 05931-86068 [email protected] § Telefon/Fax/Email Rechtsanwälte Kirschner und Kleine Rechtsanwalt Friedrich Kirschner FA für Sozialrecht Herzog-Arenberg-Str. 58 49716 Meppen www.ra-kirschner.de Tel. 05931-86068 [email protected] Strafrecht / Ordnungswidrigkeiten Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Rechtsanwältin Kerstin Suschowk Rechtsanwältin Kerstin Suschowk Schullendamm 4 49716 Meppen Tel. 05931/ 1025 [email protected] Rechtsanwalt Peter Ahrens Rechtsanwalt Peter Ahrens Bahnhofstr. 13 49716 Meppen Tel. 05931/29690 [email protected] Unfall- und Verkehrsrecht Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Rechtsanwalt Peter Ahrens Rechtsanwalt Peter Ahrens Bahnhofstr. 13 49716 Meppen Tel. 05931/29690 [email protected] Dr. Stindt, Dr. Bowe und Kollegen RA Dr. Bowe RA P. Albers Hauptstraße 33 49757 Werlte Tel. 05951/2855 [email protected] Steuerberatung Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email BBS Steuerberatungsgesellschaft von Bar und Schriever Sigismund von Bar Dipl. Betriebswirt Mühlenort 1 49565 Bramsche Tel. 05461 / 9372-0 Fax 05461 / 9372-19 bbs-steuerberatungsgesellschaft.de [email protected] BBS Steuerberatungsgesellschaft von Bar und Schriever Christian Schriever Dipl. Ing. (FH) Dieckmannstraße 31 49201 Dissen bbs-steuerberatungsgesellschaft.de Tel. 05421 / 613 Fax 05421 / 2575 [email protected] Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Gutachter Handels- und Gesellschaftsrecht Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email HEYERS Rechtsanwälte Rechtsanwalt Werner Dillerup Arndtstraße 19 49080 Osnabrück www.Bankrecht-Osnabrück.de Tel. 0541 / 20239382 Fax 0541 / 20239383 [email protected] § Adresse/Homepage € Familienrecht Sozialrecht / Sozialversicherungsrecht Ansprechpartner § Tel. 05931/ 1025 [email protected] Tel. 0541/22 800 Fax 0541/27 426 [email protected] Kanzlei § Telefon/Fax/Email Roggenkamp-Nösekabel, Ingo Roggenkamp-Nösekabel Hasemauer 17 49074 Osnabrück Nahm und Schwarz, Notar, Rechtsanwalt und Notar www.noesekabel-kollegen.de Fachanwälte, Rechtsanwälte Notar Fachgebiet Ansprechpartner Baugutachten, Wärmebildaufnahmen, BQÜ, SIVV, Beratung, Projekte Dipl.-Ing.HenningBrandstrup, Buschstr. 1 Sachverst.Baumängel,Be48480 Spelle tonschäden,Instandhaltung www.brandstrup.org Mobil: 0170/6630283 Fax: 05977/928065 [email protected] Immobiliensachverständiger Landwirtschaftsrecht Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Fachgebiet Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Dr. Stindt, Dr. Bowe und Kollegen RA Dr. Bowe Hauptstraße 33 49757 Werlte Tel. 05951/2855 [email protected] Verkehrs- u. Beleihungswertgutachten HÜLSHOFF Immobilienbewertung Große Schulstr. 6 49078 Osnabrück www.huelshoff-immowert.de Tel.: 0541/20068393 [email protected] § Mietrecht / Wohnungseigentumsrecht Kanzlei Ansprechpartner Adresse/Homepage Telefon/Fax/Email Rechtsanwälte Kirschner und Kleine RA Birgit Kleine FA für Miet- und Wohnungseigentumsrecht Herzog-Arenberg-Str. 58 49716 Meppen www.ra-kirschner.de Tel. 05931-86068 [email protected] Immobiliensachverständiger, Dipl.-Sachverständiger(DIA) In der Barlage 20a Beleihungs-u.Verkehrswert- Marc-André Lasarz 49078 Osnabrück gutachten,Kurzgutachten Mobil: 0171/31 73 777 www.lasarz-partner.de Tel. 0541/600 99 220 Fax. 0541/600 99 223 [email protected] EZH-+Fachmarktgutachten: LÜHRMANN Marktwert,Wertindikation, Deutschland Mietwert,Beleihungswert GmbH & Co. KG Tel. 0541/29 555-500 [email protected] www.luehrmann.de Buchen Sie jetzt Ihren Eintrag auf unserer Sonderseite Rechtsanwälte, Steuerberater & Gutachter – die monatliche Branchenseite! Alle Informationen zu finden unter mso-medien.de/zeitung/sonderseiten Valuation Neumarkt 9-10 49074 Osnabrück Tim Kramer Verkaufsberater Tel.: 05 41/310-925 Fax: 05 41/310-760 E-Mail: [email protected] Ein Unternehmen der DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 LEBEN & LEIDENSCHAFT 25 Shoppen im Knastlädchen Niedersachsens Justiz betreibt einen eigenen Onlineshop – In der JVA Lingen wird auch für die freie Wirtschaft produziert Das Angebot reicht von Kinderspielzeug bis zum Hochsitz. Gefangene und „freie“ Auszubildende arbeiten Hand in Hand. 2015 setzten die Häftlinge knapp 19 Millionen Euro um. VON SVEN LAMPE LINGEN. Was Amazon kann, kann die deutsche Justiz schon lange. Vielleicht war es dieser Gedanke, der das niedersächsische Justizministerium dereinst dazu bewog, in ihren Gefängnissen hergestellte Produkte über einen Online-Shop zu verkaufen. Ein nicht geringer Teil der Produkte im JVA-Onlineshop entsteht hinter den Mauern der Justizvollzugsanstalt Lingen. Kaum zu glauben, was hinter Gitterstäben so alles produziert wird. Handgeschmiedete Edelstahlgrills, Hochsitze für passionierte Jäger, Holzspielzeug für Kinder, TischDekoration oder Blühpflanzen. Das Angebot unter www.jva-online-shop.de ist durchaus umfangreich. Aktuell stehen 196 unterschiedliche Artikel auf der Plattform, Tendenz steigend. Ausbaufähig sind auch die Zugriffszahlen. Laut niedersächsischer Justizverwaltung sind im Geschäftsjahr 2015 per Mausklick exakt 2010 Bestellungen im Wert von knapp 584 000 Euro eingegangen. Ein nicht unerheblicher Teil des Angebotes stammt aus den offenen und geschlossenen Abteilungen der Justizvollzugsanstalt Lingen. In Lingen-Damaschke und Groß Hesepe beispielsweise entstehen im Rahmen der Arbeitstherapie unter anderem Holzspielzeug, Tische, Bänke, Kamelien, Buchsbäume und Nistkästen. Aber nicht nur das. In der Holzwerkstatt in Damaschke produzieren Häftlinge und drei „freie“ Auszubildende Büromöbel. Derzeit stapelt sich im Lager die neue Möbelausstattung des Oberlandesgerichts in Oldenburg. Regelmäßig erhobene Vorwürfe, die Gefängnisse nähmen Unternehmen der freien Wirtschaft Aufträge weg, lassen Fachbereichsleiter Arbeit Jörg Rie- Kamelien und andere Pflanzen verschicken die Mitarbeiter der JVALingen,hier Karsten Meiners (links) und Gärtnermeister Ludger Maas,in speziellen Verpackungen.Bestellt werden kann online. ken und Betriebsleiter Martin Dulle nicht gelten. Wohl gebe es Vereinbarungen mit niedersächsischen Justizeinrichtungen, an Ausschreibungen dürften sich die Vollzugsanstalten allerdings nicht beteiligen. „Wir sehen uns eher als Partner der Wirtschaft“, sagt Rieken. Und tatsächlich lassen auch Firmen „von draußen“ hinter Gittern montieren und sortieren. Teilweise schon seit Jahrzehnten. „Renommierte Unternehmen aus der Region“, demonstriert Rieken Loyalität mit seinen Auftraggebern, die ihre Namen nicht unbedingt mit Gefangenenarbeit in Verbindung gebracht sehen möchten. Kalkuliert werden müssten alle Aufträge auf Grundlage marktüblicher Sätze, erläutert Rieken. Selbst dann, wenn die Häftlinge für ihre Arbeit nur einen überschaubaren Lohn von acht bis 20 Online vertrieben werden diese Produkte im Lager der JVALingen-Damaschke. Euro am Tag ausbezahlt bekommen und die Arbeit nicht immer freiwillig geleistet wird. Laut Gesetz sind Gefangene in der Regel nämlich zur Arbeit verpflichtet – sofern genügend Arbeit vorhanden ist. Das soll auch die Kassen des Landes entlasten, schließlich kostet ein Häftling nach Berechnungsgrundlage zwischen 80 und 200 Euro pro Tag. Mit den erwirtschafteten Überschüssen leisten die Gefangenen nach den Worten des Ministeriums ihren Beitrag zur Finanzierung ihrer Unterbringung. Landesweit haben 2015 im Schnitt 3554 Häftlinge gearbeitet, das waren rund 74 Prozent aller Inhaftierten. In Lingen sind es aktuell 450 von 860 Gefangenen. Wer sich standhaft der Arbeit verweigert, kann laut Rieken zur Kasse gebeten werden: „Dann werden bis zu 360 Euro im Monat fällig.“ Fotos: Gert Westdörp GEFANGENENGEWERKSCHAFT Rentenversicherung für Häftlinge? Die Mitsprache von Arbeitnehmern ist auch hinter Gittern ein Thema. Dort kümmert sich die GefangenenGewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO) um deren Angelegenheiten. Die GG/BO wirft der Justiz unter anderem Ausbeutung vor. Darüber hinaus fordert die 2014 gegründete Organisation die Zahlung des Mindestlohnes und die vollständige Einbeziehung von Häftlingen in die Sozialversicherung. Aktuell sind Gefangene in die gesetzliche Unfall- und Arbeitslosenversicherung einbezogen. Die Gewerkschaft fordert darüber hinaus die Einbeziehung auch in die Rentenversicherung. Nach Angabe des niedersächsischen Justizministeriums ist in diese Angelegenheit jetzt Bewegung gekommen. So haben die Landesjustizminister den Strafvollzugsausschuss darum gebeten, Grundlagen und Auswirkungen einer Einbeziehung von Strafgefangenen und Siche- rungsverwahrten für Beschäftigungszeiten während der Haft und der Sicherungsverwahrung in die gesetzliche Rentenversicherung zu prüfen. Zum Thema Mindestlohn für Gefangene lässt das Justizministerium in Hannover auf Anfrage unserer Redaktion wissen, dass die Regelungen für freie Arbeitnehmer nicht auf arbeitende Gefangene zu übertragen sei und daher für diese Gruppe kein Anspruch auf Zahlung des Mindestlohnes bestehe. Dabei bezieht sich das Ministerium auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes von 1995, in dem es heißt: „Anders als bei einem ... freien Arbeitnehmer besteht bei einem Strafgefangenen nicht die Gefahr, dass er ... seinen Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten kann. Denn zur Erfüllung seiner materiellen Grundbedürfnisse ist der Strafgefangene auf seinen Lohn nicht angewiesen.“ Offline im Knastlädchen in Lingen gibt es die Artikel auch zu kaufen.Dazu gehört auch dieser von Dennis Lange präsentierte Thekentisch. 26 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 LEBEN & LEIDENSCHAFT Den Kultautos neues Leben einhauchen Ein Ende der Oldtimer-Ära ist nicht in Sicht: Timo Welink restauriert alte Klassiker VON INA WEMHÖNER VENNE. Sie rollten schon über un- sere Straßen, als Neil Armstrong zum ersten Mal auf dem Mond landete und Tausende Hippies ausgelassen ihr Woodstock-Festival feierten. Damit die sogenannten Veteranen der Straße ihren Glanz nicht verlieren, kümmert sich Timo Welink in Ostercappeln-Venne um die aufwendige Restauration der Oldtimer – auch wenn er selbst noch längst kein „Oldie“ ist. In der Werkstatt des 27-Jährigen steht Karosserie an Karosserie: Der Arbeitsplatz von Timo Welink gleicht einem Oldtimer-Friedhof. Jedoch sind diese Autos noch längst nicht todgeweiht. „Ganz im Gegenteil, wir erwecken sie zum neuen Leben.“ Behutsam klettert der Venner unter den VW Karmann Ghia und schweißt weiter am Blech des 1970er-Jahre-Klassikers. Bei seiner Arbeit achtet der Oldtimer-Fachmann auf Perfekti- on und ist bei der Anfertigung der Autoteile besonders akribisch. „Ich bin sozusagen in der Werkstatt meines Vaters in Hamm aufgewachsen und kenne das Handwerk von klein auf. Jedoch ist die Arbeit mit Oldtimern eine ganz andere“, weiß der Karosseriebauer. Die Leidenschaft für die jahrzehntealten Autos entstand während seiner Lehre zum Kfz-Mechatroniker. Alles begann damals mit einem Jaguar MK II aus dem Jahr 1970, der wegen eines Unfallschadens in die Werkstatt kam. „Ab und zu brachten die Kunden ihre Oldtimer zur Reparatur. Für mich waren das die besten Aufträge.“ Was den jungen Familienvater an den Oldtimern reizt? Es sei nicht der Wert oder die Nostalgie dieser alten Autos. Es gehe auch nicht darum, sich mit einem Hollywood-Luxuswagen aus den 1950erJahren zu schmücken. Es seien die Silhouette, die Form und die besondere Bauart, die ihn so faszinierten. „Das Material, die Innen- Friedhof der Oldtimer: In seiner Werkstatt in Venne nimmt Timo Welink die alten Autos auseinander und restauriert sie Stück für Stück. ausstattung und Holzarmaturen – so wird heutzutage gar nicht mehr gebaut, dabei hat dieser alte Stil viel mehr Charme und Klasse.“ Nach der anschließenden Lehre zum Karosseriebauer und der Zertifizierung zur Oldtimer-Fachkraft mietete er im Sommer 2014 die Werkstatthalle in Venne und er- Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis. Typisch Ford: lädt viel, braucht wenig FORD TRANSIT KASTENWAGEN LKW BASIS ESP, Beifahrer-Doppelsitz, Seitenwandverkleidung, halbhoch, 4-fach verstellbarer Fahrersitz Günstig mit der monatl. Finanzierungsrate von € 229,-1,2 Unser Kaufpreis (inkl. Überführungskosten) Laufzeit Gesamtlaufleistung Sollzinssatz p.a. (gebunden) Effektiver Jahreszins Nettodarlehnsbetrag Anzahlung Gesamtdarlehnsbetrag Restrate 23.787,50 € 36 Monate 45000 km 0,00 % 0,00 % 19.989,50 € 3.798,- € 19.989,50 € 11.974,50 € Autohaus Deymann GmbH & Co. KG Belmfort 1 3 49733 Haren (Ems) Tel.: 05932/72300 Fax: 05932/723030 EMail: info@autodeymann.de www.autodeymann.de 1 Ford Auswahl-Finanzierung, ein Angebot der Ford Bank Niederlassung der FCE Bank plc, Josef-Lammerting-Allee 24-34, 50933 Köln. Gültig bei Vertragsabschluss bis 31.03.2016 und nur für Gewerbekunden (ausgeschlossen sind Großkunden mit Ford Rahmenabkommen sowie gewerbliche Sonderabnehmer wie z.B. Taxi, Fahrschulen, Behörden). Das Angebot stellt das repräsentative Beispiel nach § 6a Abs. 3 Preisangabenverordnung dar. 2Gilt für einen Ford Transit Kastenwagen LKW Basis 290 L2 Frontantrieb 2,2 l TDCi 74 kW (100 PS). füllte sich damit einen lang gehegten Traum. Der junge Vater setzte mit der Eröffnung der Werkstatt alles auf eine Karte. „Ich hoffte einfach, dass es klappte. Aber ich hatte dabei ein gutes Gefühl.“ Die Firmengründung von „Kfz-Stop“ war für Timo Welink finanziell sehr riskant, da er zuvor mit der Geschäftsidee eines Onlinehandels scheiterte. Doch das Wagnis zahlte sich aus. Inzwischen beschäftigt er in der 300 Quadratmeter großen Halle fünf Mitarbeiter. Das Fachwissen für die Restauration der Oldtimer hat sich der 27-Jährige größtenteils selber beigebracht, und der Umgang mit der speziellen Blechverarbeitung war Übungssache. Mittlerweile baut er die Autoteile exakt mit Schablonen oder Fotovorlagen nach. „Früher habe ich oft bis spät in die Nacht in der Werkstatt gearbeitet. Aber seit mein Sohn da ist, mach ich deutlich früher Feierabend.“ Oldtimer-Ersatzteile gibt es je nach Fahrzeugtyp und Alter kaum noch zu kaufen, und auch auf Oldtimerbörsen und speziellen Schrottplätzen wird kaum einer fündig. Das führt die Kunden dann meist in die Werkstatt von Timo Welink. Er nimmt die alten Autos auseinander und restauriert sie Stück für Stück, bis sie wie neu funktionieren. „Das ist zwar zeitaufwendig und nicht immer ganz vorhersehbar, aber oft die einzige Möglichkeit, die alten Fahrzeuge wieder fahrbereit zu machen.“ Gerade den Besitzern von Oldtimern, die aus Liebe zum Objekt erhebliche finanzielle Mittel ins Auto stecken, kommt es auf Originaltreue an. Monatelang arbeitet das Team an den rostigen Fahrzeugen, bis sie ihren Glanz zurückhaben. „Der Druck ist groß, und manchmal muss ich auch derbe Ansagen machen, damit das Fahrzeug rechtzeitig für den Kunden fertig wird“, so der Familienvater, der nebenbei noch seinen Karosserie- und Fahrzeugbauermeister in Osnabrück absolviert. In der Oldtimer-Szene ist der Venner Karosseriebauer bereits für seine Restauration bekannt. Aber auch durch das VW Classic Competence Center in Osnabrück bekommt er viele Aufträge vermittelt. Die Gespräche mit den Kunden sind ihm dabei besonders wichtig, auch wenn sie sehr zeitintensiv sind. „Sie erzählen von ihren Erlebnissen und Reisen mit dem Auto. Einige streicheln ihre Fahrzeuge sogar und geben es dann in meine Hände.“ Das älteste Modell in seiner Werkstatt ist zurzeit ein Mercedes-Benz 200 S Cabriolet aus dem Jahr 1958. „Da muss noch jede Menge Arbeit reingesteckt werden. Bei manchen Fahrzeugen überschreitet die Restauration sogar den Wert des Autos. Für Oldtimer-Liebhaber spielen die Kosten aber nur eine nebensächliche Rolle.“ Timo Welink unterscheidet zwei Typen von Old- „Dieser alte Stil hat viel mehr Charme.“ Timo Welink, Karosseriebauer Foto: Jörn Martens timer-Liebhaber: „Dem einen geht es stark um den wirtschaftlichen Aspekt. Er sieht das Fahrzeug eher als Anlagenobjekt. Der andere Typ ist ein leidenschaftlicher Hobbyfahrer und verbindet das Auto mit Erinnerungen an die Eltern und Kindheit.“ Die meisten Kunden des Karosseriebauers haben einen ganzen Fuhrpark zu Hause stehen. Für die Zukunft hat der Venner noch viele Pläne, denn das Lackieren und Polstern der Autositze will er demnächst auch in seiner Werkstatt anbieten. „Ich habe bereits zwei weitere Lagerhallen gekauft.“ Sein Traum sei es zudem, spezielle Oldtimer auf Wunsch für die Kunden zu beschaffen und aufzubereiten. Dafür habe er spezielle Kontakte in die USA und nach Schweden. Er selbst fährt auch weiterhin seinen acht Jahre alten Jeep, denn den Traum von einem eigenen Oldtimer konnte er sich noch nicht erfüllen. „Meinen eigenen Oldtimer würde ich natürlich selber bauen wollen. Und dann mein Traumauto: einen Bugatti aus den 1930er-Jahren. Zurzeit habe ich aber einfach nicht die Zeit für so ein großes Projekt.“ Es ist vollbracht: Ein restaurierter Jaguar MK 2 aus dem Jahr 1961. Das älteste Modell in der Werkstatt ist ein Mercedes 200 S Cabriolet (1958). Foto: Timo Welink Foto: J.Martens 27 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 LEBEN & LEIDENSCHAFT Den Anzug von James Bond gibt es auch in Osnabrück Die tausend Optionen der Maßkonfektion: Henning Tepe will Männern den Mut zum eigenen Look vermitteln VON STEFAN LÜDDEMANN OSNABRÜCK. Er hat den Anzug von James Bond, die lockere Chino-Hose oder das richtige Outfit für den stilsicheren Auftritt bei der Hochzeit: Henning Tepe bietet in Osnabrück Maßkonfektion an. Seine Grundregel: Mut zum eigenen Stil zählt mehr als der konventionelle, aber langweilige Look. Der Helikopter kreist gefährlich dicht über panisch kreischenden Menschen, die auf einem Platz in Mexiko-Stadt den Tag der Toten feiern. Im trudelnden Hubschrauber liefert sich James Bond mit dem Killer Sciarra einen Kampf auf Leben und Tod. Trotz wüstem Handgemenge sieht Bond-Darsteller Daniel Craig dennoch perfekt angezogen aus. Seinen Anzug, den Craig in der turbulenten Anfangsszene des Bond-Films „Spectre“ trägt, gibt es in Osnabrück – beinahe jedenfalls. „Ich habe ihn für einen Kunden kopiert“, sagt Henning Tepe, greift zu einem der Anzüge, die auf der Kleiderstange vor ihm hängen, und breitet das gute Stück mit großem Schwung auf dem Tisch aus. Lichtvolles Blau, ein Muster in großem Karo, zwei Knöpfe, gerade Pattentaschen – dieses feine Stück ist etwas für die Liebe auf den ersten Blick. „Fühlen Sie mal den Stoff.“ Tepe knüllt einen Ärmel, lässt den Wollstoff wieder aus der offenen Hand gleiten. „Das ist eine wundervolle Qualität. Dieses Jackett können Sie in den Koffer stopfen und sehen hinterher doch keine Falte.“ Henning Tepe strahlt begeistert. Bond-Darsteller Craig trägt eine Kreation von Tom Ford. Henning Tepe hat auch mit Konfektion zu tun, allerdings mit Konfektion nach Maß. Ein Widerspruch in sich? Nein, findet Tepe, der seit 2014 in der Osnabrücker City „tepe.men“ betreibt. In einem schmucken Häuschen an der Rolandsmauer passt sein Atelier des guten Geschmacks in zwei ganze Räume. Hier der Gesprächsraum, dort das Areal für Auswahl und Anprobe – so klein kann eine Welt der tausend Möglichkeiten sein. Und die eröffnen sich dem modebewussten Mann. „Ich bin kein Maßschneider“, unterbindet Tepe sofort das mögliche Missverständnis. Bei der Maßkonfektion greift der Anbieter auf Standardschnittmuster zurück und passt sie den individuellen Maßen des Kunden an. Darüber hinaus kann der Kunde sein künftiges Kleidungsstück regelrecht konfigurieren. Henning Tepe, sportlicher Zwei-Meter- Kleine Welt der tausend Möglichkeiten: In seinem Atelier in Osnabrück bietet Henning Tepe den kompletten Service der Maßkonfektion von Stoffwahl bis Anprobe. Mann in schlanker Jeans und leichter Jacke, blättert jenen Katalog der Optionen auf, den er mit jedem Kunden durchgeht. Soll es ein Jackett mit zwei oder drei Knöpfen sein, mit vier oder fünf Knöpfen am Ärmel, Pattentaschen und einem Biletttäschchen womöglich? „Hier kann ich zeigen, wie breit ein Sieben-ZentimeterRevers wirklich ist“, erläutert Tepe weiter und fährt mit der Hand über die Revers jener Jacketts, die zu Demonstrationszwecken auf Kleiderpuppen drapiert sind. Ob Jackett, ganzer Anzug, Chi- „Der richtige Stil lebt vom Mut zum kleinen Stilbruch.“ Henning Tepe Maßkonfektion Osnabrück no-Hose, Mantel oder Jeans – vor allem bei der Wahl des Stoffes kann man alles richtig oder alles falsch machen. „Die Schafe stehen in Australien, die Wolle wird in der Nähe von Mailand gewebt“, schwärmt Tepe zum Beispiel von jenem edlen Material, der den James-Bond-Anzug erst wirklich zum reinen Vergnügen für alle Tage macht. Bei Henning Tepe kommt der Wollstoff von Vitale Barberis aus Italien oder Tweed von Harrods aus Großbritannien. Und die Liste der großen Namen geht munter weiter: Cerrutti, Zegna, Dormeuil. Tepe blättert im Buch seiner Stoffmuster. Eine Wissenschaft für sich? Nein, nur eine Frage des Mutes, meint der Mann der Maßkonfektion und prüft mit einem direkten Blick, ob sein Gegenüber bereit für eine herbe Wahrheit ist. „Mir sind jene Kunden am liebsten, die mutig sind und ihre Frauen zu Hause lassen. Dann sprechen wir hier ganz offen alle Möglichkeiten durch“, sagt der Spezialist für jene Herrenmode, die aus dem Look ein Statement macht. Natürlich ist Tepe auch Unternehmer, der nach dem Studium an der Akademie für Modemanagement in Nagold und jahrelanger Tätigkeit in der Modebranche 2014 „tepe.men“ gegründet hat. Aber Tepe versteht sich vor allem als Botschafter des gu- ten Geschmacks – und als Stilberater, der seinen Kunden Mut macht, Mut zum eigenen Look. Wann ist der Mann richtig gut angezogen? Wenn er die Courage zum kleinen Stilbruch aufbringt, findet Henning Tepe. Der Nadelstreifen-Anzug und dazu ein Hemd in kleinem Karo: „Der kleine Stilbruch zählt. Aber er muss gewollt sein“, sagt Tepe. Und er muss als beabsichtigt zu erkennen sein. Darauf verstehen sich offenbar nur wenige. Ob Männer oder Frauen – in Deutschland sind nach Tepes Meinung nur we- nige Menschen richtig gut angezogen. New York oder Mailand sind für den Mann der Maßkonfektion in Sachen Mode das Maß der Dinge. Und das Kino. „Das Kino ist ein wichtiger Indikator für Mode, die am Markt angekommen ist“, sagt Tepe und schwärmt von dem Film „Suffragete“. Tepe hat dabei nicht nur auf die Handlung geschaut, sondern insbesondere auf die Mode geachtet. „Die Herren tragen zum Beispiel Hemden mit rundem Kent-Kragen“, berichtet er und zeigt auf sein Muster dieses besonderen Typs. Fotos: Michael Gründel Henning Tepe vertritt einen klaren Anspruch in Qualität und Stil. Dennoch muss Mode von „tepe.men“ nicht unerschwinglich sein. Sein Unternehmen bietet Chinos und Jeans zu Preisen an, die auch in Modehäusern für Stücke dieses Genres zu entrichten wären. Und der Anzug nach dem Jams-Bond-Vorbild? Den gibt es bei Tepe für 700 Euro. „In London würde er 3000 kosten“, sagt Henning Tepe entschieden. Mit Tepe sich ein klein wenig wie Daniel Craig alias Bond fühlen? Das geht. Auch ohne Helikopter. Mann der Maßkonfektion: Henning Tepe hat Neben dem feinen Zwirn gibt es auch die besondere Jeans: Für seine Kreationen mit dem indi- „tepe.men“ gegründet. viduellen,auf den Kunden abgestimmten Look hat Tepe auch das eigene Label entwickelt. 29 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 LEBEN & LEIDENSCHAFT LEBEN & LEIDENSCHAFT SMS: Herr Meyer, ich bräuchte noch Kartoffeln. Bringen Sie mir welche mit? Grüße, Erna Müller. SMS: Hallo, Frau Müller, geht klar. Sonst noch irgendetwas? Grüße, Ihr Nachbar Meyer. Alt Al l werden auf dem Dorf rff : Wie Wii geht das as? s Ein Projekt ktt forscht nach dem Dorf rfl fleben l der Zukunft ftt – Mit Technik gegen das ass Altenheim All Wohin im Alter? Die meisten wollen in den eigenen Wänden bleiben. Das durchschnittliche Alter in Weser-Ems ist steigend. 50 000 Menschen in der Region empfangen Pflegegeld. VON DIRK FISSER OSNABRÜCK. Tief im Westen von ALARM: Ihre Mutter scheint gestürzt zu sein. Bitte rufen Sie sie an. WHATSAPP-NACHRICHT: Könntest du Mutter heute zum Arzt bringen? Ich muss zum Elternabend. ERINNERUNG: Es ist 15 Uhr. Bitte denken Sie an Ihre Tabletten. Niedersachsen wird wii in einer Art Arr riesigem Feldversuch erf rforscht, f wii das wie ass Dorfl fleben l der Zukunft ftt aussehen könnte. „Dorf rfgemeinf schaft ftt 2.0“ nennt sich das ass Projekt. In spätestens fünf fü ü Jahren soll die pas assende s Infr fras rastru s ruktu u tur u fü für ü eine alternde all Gesellschaft ftt gefu funden u sein. Real wie wii digital. Die Krankenakte Krr von Emma Meyer ist lang: Die 83-jährige Witwe leidet an Diabetes, und die Gelenke wollen auch nicht mehr so. Hinzu kommt eine Demenz. Nach einem Sturz lag sie vier Stunden hilfl flos l in ihrer Wohnung, bis sie ein Nachbar fand. Wie die meisten Deutschen will auch die alte Dame ihren letzten Lebensabschnitt in den eigenen vier Wänden verbringen. Doch wie soll das gehen, wenn die Kinder weit weg wohnen und die alltäglichen Dinge zur großen Herausforderung werden? Oder anders gefragt gt: t Ist die Endstation Altersheim alternativlos? Emma Meyer ist frei erfunden, doch die Probleme sind real und stellen sich täglich. Im Westen Niedersachsens, in der Grafschaft Bentheim und der Samtgemeinde Spelle im südlichen Emsland, wird jetzt nach Antworten gesucht. „Dorfgemeinschaft 2.0“ nennt sich das Projekt, das aufzeigen will, wie sich die alternde Gesellschaft und das Landleben in Einklang bringen lassen können. Projektleiter ist Thomas Nerlinger – Geschäftsführer des Vereins Gesundheitsregion Euregio. Emma Meyer dient ihm als Fallbeispiel. Er sieht sich und seine Mitstreiter als Pioniere. Im November ist das Projekt gestartet, Ende 2020 läuft es aus. Fünf Millionen Euro Fördermittel lässt das Bundesforschungsministerium springen. Uni und Hochschule Osnabrück sind beteiligt gt, t genauso wie Unternehmen aus der Region. „Lösungen für den ländlichen Raum werden nicht in Berlin oder München gefunden. Das müssen wir hier schon vor Ort machen“, sagt gtt Ingmar Ickerott. Am Campus Lingen der Hochschule Osnabrück unterrichtet der Professor Betriebswirtschaftslehre. „Uns stehen fünf Millionen Euro zur Verfügung. Damit kann man richtig etwas reißen.“ Die Ausgangslage: West-Niedersachsen ist vom demografischen Wandel bislang weitgehend verschont geblieben. Während andernorts Landstriche entvölkern, gelten in der Region andere Vorzeichen. Erst kürzlich rechnete das Hamburger Weltwirtschaftsinstitut im Auftrag der Bertelsmannstiftung vor, dass die Zahl der Erwerbstätigen im Raum Weser-Ems bis 2030 deutlich zunehmen wird – ausgenommen Ostfriesland. Also alles gut? Nein, denn auch zwischen Nordseeküste und Teutoburger Wald werden Menschen immer älter. In den vergangenen 15 Jahren stieg das Durchschnittsalter der Bevölkerung von 39,4 auf 43,3 Jahre. Ein Trend, der sich nach allen vorliegenden Erkenntnissen weiter fortsetzen wird. Und wohin mit den Alten? 514 Pfl flegel heime stehen im Raum WeserEms zur Auswahl, mit 89 die meisten im Landkreis Osnabrück, gefolgt gtt vom Emsland mit 59 Einrichtungen. Doch genau dies sind Orte, in denen die meisten ihren Lebensabend nicht verbringen wollen. Das hat eine Umfrage des Dorfgemeinschaft-Projektteams unter 10 000 Menschen ergeben. „Die „Lösungen für das Land werden nicht in Berlin gefunden.“ Professor Ingmar Ickerott Hochschule Osnabrück Antwort darauf, wo man im Alter leben will, war eindeutig: auf dem Land“, fasst Thomas Nerlinger zusammen. Und zwar möglichst in den eigenen vier Wänden. Als wichtigster Faktor wurde dabei die Nachbarschaft benannt. Bereits jetzt leben in der Region aber 50 000 Menschen, die Pfl flegel geld erhalten. Wie das Fallbeispiel Emma Meyer brauchen sie also zumindest Hilfe, um den Alltag weiter im gewohnten Umfeld bestreiten zu können. Steigt gtt das Durchschnittsalter im Nordwesten weiter, nimmt zwangsläufig auch die Zahl der Pfl flegegeldempfänger l weiter zu. Es sind viele Ideen, die zusammengenommen das Dorfl fleben l von morgen gestalten sollen. Digitale und reale Welt verschmelzen. Nerlinger nennt als Beispiele den Dorfl fladen, l die rollende Arztpraxis oder den Anrufb fbus. b Dinge also, die es so oder so ähnlich bereits gibt, die mit einer besseren Vernetzung aber effektiver eingesetzt werden könnten. Die Hauptrolle spielt dabei also die Technik. Professor Ickerott hat viele Ideen für Apps, kleine Programme für das Handy, die eine möglichst große Wirkung entfalten sollen. So könnten Einkäufe innerhalb der Nachbarschaft koordiniert werden. Der mobile Nachbar spielt quasi auf Kn Knopfdruck n Lieferdienst für den immobilen. Auch hier muss das Projektteam nicht bei null anfangen. An der Hochschule ist bereits eine App mit dem Namen „Heldentaten“ programmiert worden und weitgehend einsatzbereit. Pfl flegende l Angehörige sollen sich so miteinander vernetzen, um Absprachen zu erleichtern. Arzttermine können ebenso im Kalender notiert werden wie Erinnerungen an die Medikamentengaben. Zwei Dinge stehen dem Projektteam im Weg. Problem eins ist der mangelhafte Breitbandausbau im ländlichen Raum. Allein im Landkreis Emsland sind rund 25 000 von insgesamt etwas über 100 000 Haushalten nicht an das schnelle Internet angeschlossen. Viele der Teilprojekte und Ideen von „Dorfgemeinschaft 2.0“ lassen sich so nur schwerlich umsetzen. Das zweite große Hindernis wäre der Datenschutz. Frank Teuteberg, Professor an der Uni Osnabrück, sagt gt: t „Die meisten Nutzer wissen gar nicht, dass ihr Handy über zwölf Sensoren und mehr verfügt gt. t Wir generieren also permanent Daten.“ Und auf diese könnte im Zuge des Projektes zurückgegriffen werden. So könnte das Handy selbstständig Alarm schlagen – etwa Kinder anrufen oder den Notruf wählen –, wenn es eine Erschütterung misst, die auf einen Sturz hindeuten lässt. Der Deal des Projekts lautet: Daten gegen Lebensqualität. Der Plan sieht eine sogenannte EthikBeratung vor, die mit den Senioren auch besprechen soll, wie weit sie bereit sind, sich auf ihrem letzten Lebensweg überwachen zu lassen. Professor Ickerott spricht in diesem Zusammenhang von „Datenchancen“. Das Projekt ist gerade erst angelaufen. Dreh- und Angelpunkt ist Nordhorn mit Satelliten in der Samtgemeinde Spelle im Emsland und Neuenhaus, Brandlecht und Ohne in der Grafschaft Bentheim. 25 Menschen sind mit der Suche nach der Pfl flege l von morgen beschäftigt gt. t „Wir betreten absolutes Neuland“, sagt gtt Projektleiter Nerlinger. Vom Erfolg ist er fest überzeugt gt: t „Unser Projekt bietet Alternativen zum Pfl flegeheim l und spart dem Sozialträger damit bares Geld.“ Foto: imago/Hansjörg Hörseljau 30 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 LEBEN & LEIDENSCHAFT Die Magie der braunen Bohne Drei junge Firmengründer lassen die Kunst des Kaffeeröstens wieder aufleben VON HARALD PREUIN OSNABRÜCK. Die große Zeit der Kaffeeröstereien in Osnabrück war vorbei, als Carlos Tomas (35), Jochen Kaiser (36) und Ylli Qirezi (40) in der Wiege lagen. Die Vielfalt der regionalen Kaffeemarken schrumpfte, als Handelshäuser begannen, Rohkaffee aus Übersee im großen Stil zu veredeln. Da verschwand dieses besondere Aroma aus den Städten, das die kleinen Kaffeeröster durch die Straßen wabern ließen, um Kunden anzuziehen. Das Trio, das sich erst in den späteren Jahren kennenlernen sollte, ahnte nicht sobald, das sein Leben und Beruf einmal von der braunen Bohne bestimmt sein würden. Dabei ging jeder seinen eigenen Weg zum Ziel, einer eigenen Kaffeerösterei. Kaiser und Qirezi wurden in der Gastronomie groß, Tomas dagegen erlernte bei Karmann den Beruf des Zerspanungsmechanikers, weil sein portugiesischer Vater ihn in einem zukunftssicheren Beruf versorgt wissen wollte. Heute widmen sich die drei Osnabrücker mit Leidenschaft der kleinen exotischen Frucht, die sie ganz traditionell so veredeln, wie es die Osnabrücker Röstmeister von Graute, Pott, Vassmel & Co. noch vor rund 40 Jahren taten. In Ylli Qirezis Barösta in der Redlingerstraße bildet ein Probatröster den Blickfang. Er hat schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel. Der gelernte Gastro-Fachmann schwört auf den alten Trommelröster aus den 60er-Jahren – „alles aus einem Guss“, schwärmt er, „der geht nie kaputt“. Qirezi hat ihn gebraucht gekauft zu einem Preis, der sich nur leicht von einem Neupreis unterschied. Probatröster nutzten schon die alten Kaffeeveredler, es gibt sie seit Jahrzehnten in unterschiedlichen Größen. Bevor der 40-Jährige sich von einer Gastrokette trennte, um sein Ding aufzuziehen, hatte sich der Rösterplan in seinem Kopf verfestigt. Zunächst eröffnete er vor zwei Jahren das Kaffeehaus Barösta, veredelte den Rohkaffee mit einem Freund in Hamburg, bevor die finanzielle Basis für den eigenen Trommelröster stand, der ein paar Häuser weiter aufgestellt wurde. Seit September 2014 zieht immer dann der aromatische Duft durch die Redlingerstraße, wenn zehn bis zwölf Kilo Bohnen unterschiedlicher Herkunft 23 bis 27 Minuten bei 180 bis 195 Grad in der Drehtrommel gegrillt werden. „Schonend rösten“ sei das Geheimnis eines milden Kaffees, doziert Qirezi. Seine beiden Kollegen sehen das genauso. „Niemals über 220 Grad“, sagt Carlos Tomas von Kaffee 1871 in der Großen Gildewart. „Maximal 240 Grad“, verrät Jochen Kaiser vom Ferdinands in der Lohstraße. Die Länge der Röstzeit entscheidet „Keiner kann sagen, dass er den besten Kaffee macht.“ Kaffeeröster Carlos Tomas Verstehen das Handwerk: Daniela und Carlos Tomas rösten in Osnabrück Kaffee. über das Aroma, deshalb bleiben die Bohnen für einen Espresso auch länger in der Trommel. Beide Röstmeister bedienen sich bei ihrer Tätigkeit ebenfalls gasbeheizter Trommelröster. Tomas schwört auf den Taper-Röster aus der Türkei und Kaiser auf seinen Diedrich aus den USA. Alle arbeiten nach dem traditionellen Verfahren, aber mit unterschiedlichen Ergebnissen. Kaffee ist und bleibt also eine Geschmackssache. Tomas: „Keiner kann sagen, dass er den besten Kaffee macht, dazu gibt es zu viele unterschiedliche Geschmäcker.“ Carlos Tomas hat die Kaffeeleidenschaft seinen portugiesisch-brasilianischen Wurzeln zu verdanken. Sein Karmann-Gastspiel war nur kurz, nebenbei schnupperte er in Gastro-Jobs, spielte danach zwei Jahre den Saftschubser bei einer deutschen Airline. In der Heimat seiner Mutter fand er 2004 den Weg in eine Kaffeeplantage. Seither habe ihn das Thema nicht mehr losgelassen. 2010 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit, den Kaffee röstete er zuerst in der Garage. Heute dreht sich die Trommel im Geschäftslokal von Kaffee 1871 in der Großen Gildewart, wo die Kunden nicht nur den Röstvorgang hautnah erleben können, sondern auch das Ergebnis verkosten können. Rohkaffee aus Guatemala, El Salvador, Costa Rica, Kolumbien, Peru, Brasilien, Indien, Indonesien, Kenia, Tansania und Äthiopien, aber auch aus Nepal und Vietnam verarbeiten die jungen Röstmeister, zaubern durch Mischungen Geschmacksvarianten, experimentieren mit Bohnen, Röstzeiten und Temperatur. Zehn bis zwölf Kilo schaffen sie maximal in einem Durchgang. Bei der Suche nach einem neuen Reiz für die Geschmacksknospen wird häufig ein kleiner Proberöster eingesetzt. Jochen Kaiser vom Ferdinands hat im alten Lohgerberhaus 2014 eine neue Heimat gefunden. Zwei Jahre zuvor begann seine Röstkarriere. Inzwischen betreibt Ferdinands auch das NOZ-Mediencafé in der Großen Straße. Ehrgeiz hat ihn dem Kaffee in die Arme getrieben. Im TV sah er die Kunst der Barista (Barkeeper) bei der Zubereitung des Getränks. Das erste Barista-Seminar war beschlossene Sache. Später widmete er sich neben der „Latte Art“ der Kunst des Röstens. Dass der Kaffeegenuss in den letzten Jahren besonders in der Altersgruppe 25 bis 50 Jahre einen höheren Stellenwert eingenommen GEZIELT WERBEN IN „DIE WIRTSCHAFT“! Profitieren Sie vom Umfeld unserer speziell zugeschnittenen und ansprechend aufbereiteten Sonderthemen in der nächsten Ausgabe von DIE WIRTSCHAFT am 28. April 2016. Geplante Sonderthemen: Standortporträt Samtgemeinde Artland Industrie- und Gewerbebau Anzeigenschluss: Freitag, 8. April 2016 www.mso-medien.de Stefan Grote Monika Hackmann Sascha In der Stroth Tim Kramer Emsland Tel. 05 91/8 00 09-92 [email protected] Stadt und Land Osnabrück Tel. 05 41/310-771 [email protected] Verkaufsleiterin Koordination Standortporträts Tel. 05 41/310-798 [email protected] Telefonischer Medienverkauf Tel. 05 41/310-925 [email protected] Ein Unternehmen der Kaffeerösten ist eine Kunst für sich. Drei Unternehmer in Osnabrück haben sich der Magie der braunen Bohne verschrieben. Fotos: Jörn Martens hat, dürfte nicht nur auf die immer moderneren Kaffeemaschinen, sondern auch auf die regionalen Röstereien zurückzuführen sein. Filterkaffee scheint immer noch den größten Freundeskreis um sich zu scharen. Carlos Tomas ist sich mit seinen Kollegen einig, dass sie mit ihren Produkten vorerst nur eine Nische besetzen. Doch die Fanszene für den besonderen Kaffeegeschmack wird größer, das hat wohl auch etwas mit Mund-zu-MundPropaganda zu tun. Auch wenn die Nachfrage nach superfrischen Kaffeeprodukten wächst, können die Firmengründer allein von ihrer Lauf- und Kauf- kundschaft nicht leben. Ihre Kaffeestuben liegen nicht in der 1-a-Lage der Innenstadt, sondern abseits davon, wo sie von Stammkunden geliebt und als Geheimtipps gehandelt werden. Kunden enger an die röstfrische Idee zu binden ist Ziel von KaffeeSeminaren und Barista-Kursen. Um auf einen auskömmlichen Umsatz zu kommen, umwerben die jungen Röster Großkunden wie Unternehmen, Gastronomen, Kinos, Hotels, Großküchen und Krankenhäuser, aber auch Einzelhändler. Deutschland ist nach Einschätzung des Branchenverbandes der drittgrößte Kaffee-Verbrauchermarkt der Welt, nach den USA und Brasilien. Über 400 000 Tonnen Röstkaffee werden pro Jahr geröstet. Eine kleine Gruppe von Großröstereien bedient rund 85 Prozent des Marktes. Die größten Röstereien befinden sich in und um Hamburg und Bremen. Dass auch der Staat an jeder Tasse Kaffee mitverdient, sollte nicht unerwähnt bleiben. 2,19 Euro pro Kilo Röstkaffee bringen dem deutschen Fiskus jährlich rund 1 Milliarde Euro ein. HANDELSKNOTEN OSNABRÜCK Die Mischung macht’s Osnabrück war als Handelsknoten schon früh die Heimat von Kaffeeröstern geworden. Von mindestens 18 Firmen in den 50erJahren gibt es Belege, für etwa zwölf weitere namentlich bekannte Röster gibt es heute wohl keine Zeitzeugen mehr. Angefangen hatte der Boom mit Lebensmittel-Großhändlern, die die kleinen Geschäfte, die Kolonialwarenläden, im ganzen Osnabrücker Land mit Waren versorgten, nicht wie Kaffee, Tee und Gewürzen. Einer der ersten Röstereien entstand 1864 in der Lebensmittel-Großhandlung M. H. Kellersmann, zunächst mit Handbetrieb. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts verkauften Lebensmittelhändler vornehmlich Rohkaffee, der auf offenem Feuer des Küchenherdes in Willy Massmann, selbst überzeugter Teetrinker, eröffnete seine Ladenrösterei 1949 am Neumarkt, hier mit Frau Franziska (r.) und den Verkäuferinnen Ilse Hadde (l.) und Regina Krüger. einem Handröster gegrillt wurde. Teurer Kaffee wurde meist nur an hohen Feiertagen genossen. Ansonsten gab es Muckefuck aus gerösteter Gerste. Spediteur und Großhändler W. Vassmel sah 1869 seine Chance. Er richtete eine Rösterei für Kaffeebohnen und Gerste ein. B.G.Kaffeeersatz wurde schnell ein Hit. Die Namen Graute und Pott, Thörner und Lenzing, Harkos und Berckemeyer stehen für die größeren Röstereien, die auch überregional verkauften. Viele Osnabrücker aber schwörten auf den Kaffeeröster gleich nebenan. Willmann, Saunus, Zöllner, Massmann und Foto: Fam.Massmann auch Eklöh lockten ihre Kunden mit Ladenröster und subtiler Werbung ins Geschäft – beim Rösten ließen sie durch geöffnete Fenster das verführerischeKaffeearoma in die Stadt entweichen. (entnommen dem Buch „Die Mischung macht’s“, Kaffeeröstereien in Osnabrück, von Harald Preuin, erschienen 2010 im Verlag Osnabrücker Nachrichten) 31 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 LEBEN & LEIDENSCHAFT Das Zeitmanagement des heiligen Benedikt Altabt Stephan Schröer leitete 25 Jahre ein Kloster – nun hält er Vorträge über das Leitbild seines Ordensgründers VON CHRISTOF HAVERKAMP MESCHEDE/OSNABRÜCK. Gut 1500 Jahre alt, aber nach wie vor aktuell sind viele Mönchsregeln, die Abt Benedikt von Nursia für das Kloster Monte Cassino in Italien aufstellte. Heute können diese Regeln auch Unternehmern nützen: beim Zeitmanagement und der Mitarbeitermotivation, in der Unternehmenskultur und der Alltagsstruktur. Stephan Schröer kennt sich damit bestens aus. Der Diplom-Kaufmann und Priester hat als Führungskraft Erfahrung, denn er leitete als Abt das Benediktinerkloster Königsmünster in Meschede, 25 Jahre lang, von 1976 bis 2001. Zu der Abtei im Sauerland gehören eine Kunstschmiede, eine Schreinerei, eine Weberei und Gästehäuser; von der Größenordnung lässt sich der Betrieb mit einem mittelständischen Familienunternehmen vergleichen. War es schwer, das Amt des Abtes abzugeben? „Meine Freunde haben mich sehr gewarnt“, sagt Altabt Stephan. Doch der Wechsel hat funktioniert: „Es bekommt mir ausgesprochen gut, nicht mehr die Verantwortung im Alltag zu haben.“ Von befreundeten Familienunternehmern kennt der 75-Jährige das Problem, das ältere Chefs nicht aufhören und den Jüngeren Platz machen können und wollen. Er selbst nahm sich seinerzeit vor, seinem Nachfolger nicht reinzureden. Nun hält der studierte Volkswirt und Theologe Vorträge und kann über die Referenten-Agentur Guillot als Redner gebucht werden. Seine drei Themen: „Freiheit und Dienst – Werteorientierung für Unternehmer“; „Arbeit und Verantwortung“ und drittens: „Die Regeln des heiligen Benedikt – „Benedikt hat immer den einzelnen Bruder im Blick.“ Altabt Stephan Schröer Altabt Stephan Schröer an seinem Arbeitsplatz. Foto: Markus Nolte Anlehnung an eine kritische Betrachtung vom Zeitmanagement des modernen Menschen“. Darum ging es Mitte Januar auch in Osnabrück, als Stephan Schröer beim Jahresempfang des Bundesverbandes der Mittelständischen Wirtschaft sprach. Den Zuhörern stand ein Redner gegenüber, der ausstrahlte, dass er in sich ruht. Vom Leben des heiligen Benedikt erzählte Schröer allerdings kaum etwas. Denn über den Mönch, der in der Spätantike lebte, ist nur wenig bekannt. Die Lebensdaten lassen sich aus den dürftigen historischen Quellen lediglich annähernd erschließen: Benedikt wurde demnach um 480/490 geboren, gründete um 530 das Kloster Monte Cassino und starb gegen 555/560. Das Kloster hatte nicht lange Bestand. Seine Anweisungen schon. Denn Benedikt hinterließ eine ausführliche Ordensregel: die „Regula Benedicti“, untergliedert in 73 Kapitel. Die Anweisungen sind so etwas wie ein Leitbild im Kloster, übertragbar auch auf das Management und die Ansprüche an Führungskräfte und Mitarbeiter. „Benedikt geht mit Führungskräften sehr fordernd um“, stellt Stephan Schröer fest. „Er hat immer den einzelnen Bruder im Blick – ihm ist es wichtig, dass es ihm gut geht.“ Für eine leitende Funktion mahne der Ordensgründer den „entschlossenen Ernst des Meisters und die liebevolle Güte des Vaters“ an, sagt der Altabt. Und fügt hinzu, eine Führungskraft müsse ihre Mitarbeiter zu mehr Eigenverantwortung ermutigen, wenn sie möchte, dass diese ihr inneres Potenzial voll zur Entfaltung brächten. Der Abt, so heißt es in der Benediktsregel, soll auf die Jungen hören, „weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist“. Und er soll niemanden kränken – denn wer gekränkt werde, der werde dadurch krank. In der Leitungsfunktion müsse es für einen Abt im Übrigen darauf ankommen, mehr geliebt als gefürchtet zu werden. Ordensgründer Benedikt hielt auch einen gut strukturierten Tagesablauf für wichtig. Bei den Mönchen herrscht demnach im Foto: imago/blickwinkel Alltag eine „gesunde Spannung“ aus Schlaf, Arbeit, Muße, Gebet und Mahlzeiten, wie Altabt Stephan bemerkt. Konkret bedeutet das: täglich drei Stunden Gebet, sieben Stunden Schlaf und genauso viele Stunden Arbeit, drei Stunden Gebet und drei Stunden Lesung. Eine feste Struktur, die der Haltung entspricht: Wer nur arbeitet, wird Workaholic, und wer nur betet, der verliert die Bodenhaftung. Der Rhythmus von „Ora et labora“, von Beten und Arbeiten, ist daher die gebotene Mischung. Bei den Mahlzeiten verzichten die Ordensleute der Benediktiner- abtei Königsmünster an drei Tagen in der Woche – mittwochs, freitags und sonntags – auf Fleisch. Wert legen sie auf gesunde Nahrung, bewusst aber vermeiden sie den Begriff „biologisch“. Dieses Wort hält Altabt Stephan für überdehnt. Während der Mittagsmahlzeiten im Refektorium des Klosters, dem Speisesaal, ist bei den Mönchen eine Tischlesung üblich. „Beim Tisch der Brüder darf die Lesung nicht fehlen“, heißt es in der Benediktsregel. In der Abtei Königsmünster, so berichtet Altabt Stephan, bekamen die Mönche kürzlich zum www.ekelhoff.de Pools Lassen Sie sich inspirieren von unserem neu angelegten Poolgarten und besuchen Sie unsere Werksausstellung „pools. info“. Mehr als 2000 m2 Ideen, schicke Whirlpools & Schwimmbecken. Rufen Sie uns an und kommen Sie zum Testbaden! Mo.Fr. 8 -17 Uhr, samstags 10-16 Uhr. aus dem Emsland ... pools.de SEIT 1901 In Nordhorn erwarten Sie über 200 Traumküchen zum Wohlfühlen auf mehr als 10.000 m2. Beispiel das Buch des Briten Neil MacGregor „Deutschland. Erinnerungen einer Nation“ vorgelesen. Auch eine Reflexion gehört zum festen Bestandteil des Ordens- lebens: „Am Sonntagabend reden wir über die Woche“, stellt der Benediktiner fest. Und wie geht man dann mit Konflikten um? „Bei schwierigen Themen sagt jeder etwas“, lautet die Antwort. Aber alle Äußerungen bleiben ausdrücklich unkommentiert im Raum stehen. „Niemand muss sich verteidigen“, sagt Altabt Stephan Schröer und sieht diese Methode als hilfreich an. Küchenhaus Ekelhoff | Hauptstraße 14 -16 | 48529 Nordhorn | Tel.: +49 05921 80480 | [email protected] Küchenland Ekelhoff | Bentheimer Str. 259 | 48531 Nordhorn | Tel.: +49 05921 80210 | [email protected] Klöcknerstraße 2 • D-49744 Geeste-Dalum • Telefon: 05937-660 • E-Mail: [email protected] 32 DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2016 LEBEN & LEIDENSCHAFT DIE TERMINE Bewerben Sie hier DER WIRTSCHAFT AB 28. 2. 2016 | 16.30 UHR Ausstellung „Minijobs in Osnabrück – Basis für das Jobwunder und eine Lebensperspektive?“ GEWERKSCHAFTSHAUS, OSNABRÜCK 8. 3. 2016 | 17.00 UHR Jana Hirschfeld (l.) und Thorsten Neubrech (MAZ Immobilien), Angelika Welzel (BVMW Osnabrück) auf dem Neujahrsempfang des BVMW bei NOZ Medien in Osnabrück. Foto: Hermann Pentermann Abend der Ausbildung MEYER WERFT, PAPENBURG DIE GESICHTER 9. 3. 2016 | 19.00 UHR Vortrag „Silicon Valley in Berlin – Und was heißt das für Osnabrück?“ HOCHSCHULE OSNABRÜCK Marco Graf (IHK Osnabrück - Emsland Grafschaft Bentheim), Ira Klusmann (Steigenberger-Hotel Remarque) beim IHK- Neujahrsempfang im Nino Hochbau, Nordhorn. Foto: Hermann Pentermann ✔ Ihre Veranstaltung 10. 3. 2016 | 16.00 UHR Tagung „ IT-Sicherheit Update 2016“ INNOVATIONSCENTRUM OSNABRÜCK DER WIRTSCHAFT 10. 3. 2016 | 18.00 UHR BVMW: Vortrag des Organisationsberaters Burkhard Fritz SIEVERS GROUP, OSNABRÜCK 11. 3. 2016 | 19.30 UHR Wirtschaftsrat: Vortrag MdL Burkhard Jasper, anmeldepflichtig WEIN CABINET, OSNABRÜCK 15. 3. 2016 | 17.00 UHR ✔ Ihr Jubiläum Emotion 2016, Sport-Wirtschafts-Gala Emsland ALTES GASTHAUS KAMP, MEPPEN Ingo Bonner (l.) und Johannes Lampe (beide Volkswagen-Zentrum Osnabrück) und Berthold Konjer (AudiZentrum Osnabrück) (2. v. r.) bei der Osnabrücker Mahlzeit, Osnabrück-Halle. Foto: Michael Gründel Modenschau auf dem IHK-Neujahrsempfang im Nino Hochbau, Nordhorn. Foto: Hermann Pentermann Vorn: Maresa Harting-Hertz (l.), Garrelt Duin (NRW-Wirtschaftsminister, 2. v. l.), Margrit Harting. Hinten: Dietmar Harting (l.), MdL Ernst-Wilhelm Rahe (2. v. r.), Philip Harting (r.). Ministerbesuch bei Harting, Espelkamp. Foto: Harting Burkhard Weller (Weller-Gruppe) auf der Gala 2016 des Unternehmens, Osnabrück-Halle. Foto: Weller-Gruppe 19. BIS 20. 3. 2016 Wohnen und Leben, Immobilienmesse FORUM MELLE 6. 4. 2016 | 18.00 UHR Mitgliederversammlung Ems-Achse JOH. À LASCO BIBLIOTHEK, EMDEN ✔ Ihre Feier 9. UND 10. 4. 2016 Von links: Thomas Hans (Marketing-Club), Jörn Hebrok (Ziegelei Hebrok), Manuela Maria Lagemann (Agentur SEC),Verleihung Marketingpreis Münster/Osnabrück, Münster. Foto: Bernd Oberheim Jobmesse Oldenburg WESER-EMS-HALLEN, OLDENBURG Die nächste Ausgabe von DIE WIRTSCHAFT erscheint am 28. April 2016. 19. 4. 2016 | 11.45 UHR BVMW: Unternehmensnachfolge im Mittelstand KOCHBÜHNE, BISSENDORF Anzeigenschluss: 8. April 2016 25. 4. 2016 | 18.30 UHR Preisverleihung Karriere-Clip-Award Von links: Christian Dreyer (Amazone), Carsten Hoff (E-Systems), Christof Grimme (Grimme) und Henning Müller (Kotte Landtechnik) mit Ministerpräsident Stephan Weil (3. v. l.) und Gastgeber MdB Rainer Spiering (SPD) (r.) an der BBS in Osnabrück. Foto: Marcus Alwes NEU Mitarbeiter der Weller-Gruppe auf der Gala 2016 des Unternehmens, Osnabrück-Halle. Foto: Weller-Gruppe FILMPASSAGE OSNABRÜCK Abendmagazin Mein Feierabend. Täglich ab 18 Uhr eintauchen in die aktuellen Themen des Tages: Informieren Sie sich mit dem noz Abendmagazin hintergründig und multimedial über das Neueste aus Stadt und Land Osnabrück, dem Emsland und der Welt. Ob zu Hause oder unterwegs – genießen Sie mehr vom Tag! www.noz.de/abend