Kurier 1/2013 - BBZ Solothurn-Grenchen

Transcrição

Kurier 1/2013 - BBZ Solothurn-Grenchen
Kurier1/2013
Redaktion:
V. Djurinovic
Kanton Solothurn
P.P. 2540 Grenchen
Uhrmacherschule
Sportstrasse 2
2540 Grenchen
ZeitZentrum
39880 10/13 1600
Editorial
Stilles Wirken und neue
Herausforderungen
Vier Jahre sind es her, seit das ZeitZentrum aus Anlass seines 125-jährigen
Bestehens im Fokus der Öffentlichkeit
stand. Fünf Jahre gar sind seit dem
Erscheinen des letzten ZeitZentrum
Kuriers ins Land gegangen. Was hat sich
in dieser Zeit am ZeitZentrum getan?
Grosse Veränderungen vollziehen sich
manchmal unmerklich. Vor vier oder
fünf Jahren noch eher eine Randerscheinung, sind die Smartphones bei den Lernenden zum allgegenwärtigen Begleiter
geworden. Erste Versuche mit dem
gezielten Einsatz der neuen Medien im
Unterricht laufen bereits an verschiedenen Schulen und es gibt bereits einzelne
Apps für am ZeitZentrum vermittelte
Unterrichtsinhalte.
Gemäss einer Umfrage der «CoopZeitung» lesen 21 Prozent der «User» die
Zeit bereits vom Handy ab – aber 52
Prozent der Befragten geben an, der
guten alten Armbanduhr den Vorzug
zu geben. Auch die Exportmärkte der
Schweizer Uhrenindustrie zeigen sich
der Armbanduhr geneigt, und so überrascht wenig, dass sich die Schülerzahlen am ZeitZentrum in den vergangen
Jahren erfreulich bis rekordverdächtig
entwickelt haben. Das «Brummen»
des «kolossal» wachsenden Marktes
(«NZZ am Sonntag» Nr. 10, 10.03.2013,
S. 28) stellt die Uhrenindustrie vor neue
Herausforderungen. An einen Ausbau
der Ausbildungsplätze am ZeitZentrum
ist zwar nicht zu denken, aber es werden neue Ausbildungswege gangbar
gemacht: Seit 2010 besuchen Berufslernende, die die neue zweijährigen
Attestlehre Uhrenarbeiter/-in absolvieren, den Berufsfachschulunterricht am
ZeitZentrum.
Auch personell verfliessen Kontinuität
und Wandel am ZeitZentrum, und wer
uns besucht, findet viel Vertrautes und
bekannte, aber auch eine stattliche
Anzahl neuer Gesichter. Wir stellen sie
kurz vor.
Fünf Jahre: Wie viele Preise haben unsere Lernenden in dieser Zeit abgeräumt,
wie viele Besucher uns beehrt, wie viele
Medien über uns berichtet, wie viele Aktivitäten das ordentliche Schulprogramm
begleitet – wir wollen uns bemühen anhand einiger exemplarischer Geschichten
einen Einblick in die Aktivitäten im und
rund um das ZeitZentrum zu vermitteln.
Reisen bildet: Lernende und Lehrperso-
nen haben in den vergangenen Jahren
Bildungsreisen in alle Welt unternommen
um Partnerschaften aufzubauen oder zu
pflegen. Starke Partner braucht das ZeitZentrum auch in Zukunft, wenn es um
die Schaffung neuer Übernachtungsmöglichkeiten in Grenchen oder um neue Bildungsverordnungen geht. Die Erfahrung
zeigt, wie wichtig es ist, dass alle Partner
am gleichen Strick ziehen.
ZeitZentrum am Puls der Zeit
In den letzten Jahren ist in der Uhrenindustrie ein neues Berufsprofil
entstanden: Anlehren werden seit der Einführung des mittlerweile
nicht mehr so «neuen» Berufsbildungsgesetzes sukzessive durch zweijährige Berufsattest-Ausbildungen abgelöst. Seit 2010 ist das ZeitZentrum auch Berufsfachschule für Uhrenarbeiter/Uhrenarbeiterin EBA.
(Bild: zvg)
Eine rundum erfreuliche Nachricht:
Die Schweizer Uhrenbranche boomt
und schafft neue Arbeitsplätze.
Uhrmacherinnen und Uhrmacher
sind gesuchte Leute: Seit der grossen Krise der Schweizer Uhrenindustrie, die im Lauf der 70er und
80er Jahre zwei Drittel der dereinst
90‘000 Arbeitsplätze kostete, gab es
nicht so viele Beschäftigte in der
Branche wie derzeit.
2012 arbeiteten gemäss Erhebung
der Convention Patronale 42,8 Prozent der knapp 56‘000 Beschäftig-
«Theorieseitig hat sich das
ZeitZentrum dem gymnasialen
Bildungsweg angenähert»
Gegenläufig zu dem wachsenden
Interesse der Industrie an kürzeren
Ausbildungsgängen für Uhrmacherinnen und Uhrmacher bleibt
die Nachfrage nach hoch qualifizierten Uhrenfachleuten konstant.
Eine Herausforderung, der das
ZeitZentrum massgeschneidert
Rechnung trägt, wie Rektor Daniel
Wegmüller im Gespräch erläutert
(Seite 14).
Grafik 1: Anzahl neue Lehrverträge
nach weniger qualifizierten Arbeitskräften durch die Anstellung
von ungelerntem Personal und mit
Anlehren. Letztere erfolgten weit
gehend im Betrieb und waren stark
individualisiert. Sie konnten ein
oder zwei Jahre dauern; der Abschluss einer Anlehre wurde mit einem Ausweis bestätigt, der aber
wegen der individualisierten Ausbildungsgänge wenig verbindliche
Aussagekraft besass.
Von der Anlehre zur Attestausbildung – eine Win-win-Situation
Das neue Berufsbildungsgesetz, das
im Kern auf eine verstärkte DurchGRAFIK: Daniel Wegmüller: Uhrmacherbildung in der Deutschschweiz: Herausforderungen an die Tradition.
lässigkeit des Systems der berufliGrenchen 2013, S. 21 | Daten: BFS
chen Bildung vor allem auch in
Richtung höherer Qualifikation abzielt, löst das System der Anlehre
ten in der Schweizer Uhrenindustrie schatten dieser Entwicklung andurch das Eidgenössische Berufsatsteigt, dies aber vor allem im Beohne Qualifikation, das heisst als
test (EBA) ab. EBA-Ausbildungsgänreich der weniger qualifizierten BeUngelernte oder Angelernte – unge dauern zwei Jahre und sind ähngefähr gleich viele wie Beschäftigte rufsfelder. In der Industrie steigt die lich strukturiert wie drei- und vierNachfrage vorab nach drei- und
mit Lehrabschluss (44,4 Prozent).
jährige Berufslehren im dualen Bezweijährigen Ausbildungsgängen,
Wenn heute von dem bemerkensrufsbildungssystem: Es wird ein
während diejenige nach vierjähriwerten Zuwachs an Arbeitsplätzen
Lehrvertrag zwischen Betrieb und
gen konstant bleibt (Grafik 1).
in der Uhrenbranche die Rede ist,
lernender Person abgeschlossen,
wird oft nicht nach Qualifikation
der die Verpflichtung beinhaltet an
Diese Zahlen spiegeln wirtschaftlidifferenziert. Für das ZeitZentrum
einem Tag pro Woche an einer Beals Lehrbetrieb und Berufsfachschu- che Erfordernisse. Wenn die Industrufsfachschule fachliche und allgerie brummt (Grafik 2), heisst das
le reicht diese grobe Optik nicht.
meinbildende Qualifikationen zu
nicht automatisch, dass auch der
Hier steht die Frage im Zentrum,
vertiefen. Abgeschlossen wird die
welche Anforderungen die Industrie Bedarf nach hoch qualifizierten
Ausbildung mit einem eidgenössisch
Uhrmachern und Uhrmacherinnen
unter sich wandelnden Bedingunanerkannten Berufsattest. Es sind
gen an die berufliche Bildung stellt. ansteigt; diese werden immer benö- Berufslehren für Menschen, die vor
tigt, aber konjunkturelle Schwanallem praktisch begabt sind. – Gekungen schlagen hier in geringerem eignete und gewillte Lernende haMasse durch als bei weniger hoch
Uhrenindustrie braucht
ben die Möglichkeit, auf der Basis
qualifiziertem Personal.
Arbeitskräfte – aber nicht nur
der zweijährigen Attestlehre in eine
hochqualifizierte
drei- oder vierjährige Lehre überzuGrafik 2: Beschäftigte und Betriebe in der Uhrenindustrie: Bis
Die zur
Branche boomt . . des
neuen BeEinführung
wechseln, wobei die Vorleistungen
rufsbildungsgesetzes
im Jahr
2004
Und da zeigt sich, dass die Anzahl
GRAFIK: Convention Patronale, Erhebung 2012, angerechnet
LCHdF 2013, S. 09 werden.
deckte die Industrie den Bedarf
der Lehrverträge zwar im Wind-
Grafik 2: Beschäftigte und Betriebe in der Uhrenindustrie: Die Branche boomt…
EBA-Unterricht am
ZeitZentrum
GRAFIK: Convention Patronale, Erhebung 2012, LCHdF 2013, S. 09
Das ZeitZentrum bietet im VollzeitSchulbetrieb traditionell ausschliesslich vierjährige Ausbildungsgänge zum Uhrmacher bzw. Uhrmacherin Fachrichtung Rhabillage
an. In den in der Romandie beheimateten Vollzeit-Ausbildungszentren für Uhrmacherberufe werden
auch dreijährige Vollzeit-Lehrgänge
angeboten, zwei Schulen bieten sogar Berufsattest-Ausbildungen an.
Diese Unterschiede wurzeln in unterschiedlichen Mentalitäten, die
sich historisch erklären lassen.
2
Für das ZeitZentrum Grenchen
stellen die neuen EBA-Ausbildungsgänge vorab eine schulorganisatorische Herausforderung dar. Die Klassengrössen hängen ausschliesslich
von der Zahl der in den Unternehmen abgeschlossenen Lehrverträge
ab.
Grafik 3
Grosse Aufbauleistung und
persönliche Tragödie
Der inzwischen als Folge einer
heimtückischen Krankheit verstorbene Marco Müller hat beim Aufbau des Fachunterrichts für die
EBA-Ausbildungsgänge grosse Vorleistungen erbracht. Heute unterrichten zwei ausgewiesene Fachkräfte, Christoph Homberger und
Beat Studer, je eine Jahrgangsklasse
im fachlichen Bereich, während
Thomas Leisi sie in der Allgemeinbildung betreut.
«Marco Müller hat enorme Aufbauarbeit geleistet», bestätigt Christoph Homberger, «ohne seine Vorleistung hätte ich mich gar nicht auf
diese Herausforderung einlassen
können.» Homberger sieht die EBAAusbildungen nicht als Konkurrenz
zu den dreijährigen Lehrgängen.
«Das absehbare Wachstum der Uhrenindustrie in den kommenden
Jahren – es ist die Rede von einem
zusätzlichen Bedarf an 5‘000 Arbeitskräften in den nächsten fünf
Jahren – schafft neue Bedürfnisse in
der Industrie; zwar werden viele
Stellen mit Ungelernten besetzt,
aber von den EBA-Absolventen erwartet man sich polyvalent einsetzbare Fachkräfte, die im Betreib flexibler einsetzbar sind als Ungelernte.» Uhrmacher mit drei- und vierjähriger Ausbildung werden aber
weiterhin gebraucht, namentlich
auch in leitenden Funktionen.
«Ich habe das Gefühl, dass sich die
EBA-Ausbildung in den kommenden
Jahren etablieren wird. Die Zuwachsraten in den vergangenen
Jahren sprechen für sich», meint
Christoph Homberger. Für eine längerfristige Beurteilung ist es aber
noch zu früh.
Eigene Grafik | Daten: Convention Patronale, Erhebung 2012, LdCHF 2013, S. 11
Anspruchsvolle Ausbildung
Dass die zweijährige Ausbildung
zum Uhrenarbeiter bzw. zur Uhrenarbeiterin anspruchsvoll ist, bestätigt auch Beat Studer. Er ist hauptberuflich Leiter des Uhrenateliers/
Rhabillage bei der Bucherer AG in
Luzern. Dort werden vorwiegend
Uhrmacherinnen und Uhrmacher
der Fachrichtung Rhabillage, welche
eine vierjährige Lehrzeit erfordert,
ausgebildet. «Auch die Absolventen
unserer zweijährigen Kurse kennen
am Ende ihrer Ausbildung den Aufbau der kompletten Uhr, mechanische und elektronische Werke sowie
Werkstoffe, und sie erwerben Grund-
kenntnisse der Astronomie, die sie
befähigen, Kalendersysteme zu verstehen.» Für Studer ist klar: «Uhrenarbeiter, die den nötigen Fleiss und
etwas Geschick an den Tag legen,
bilden die Grundpfeiler für solide
Uhrwerksmontage bis hin zu Teamleiter einzelner Montagegruppen in
der Produktion. Die Kenntnisse über
sämtliche Funktionen und das Verständnis des Zusammenspiels aller
im Uhrwerk vorhandenen ‹Organe›
machen Attest-Inhaber zu wertvollen und unverzichtbaren Mitarbeitenden für Uhrenhersteller sämtlicher Marken.»
Marco Müller
Marco Müller begann im August
2010 seine Unterrichtstätigkeit als
nebenamtlicher Berufskundelehrer
am ZeitZentrum. Hauptberuflich
leitete er das Restaurationsatelier
der Firma Bucherer in Luzern.
Zuvor arbeitete Marco Müller bei
renommierten Uhrenmanufakturen in der Westschweiz. Als Präsident der Lehrlingskommission des
Verbandes Schweizer Goldschmiede und Uhrenfachgeschäfte VSGU
und Lehrabschlussexperte für Uhrmacherberufe hatte er stets ein
offenes Ohr für die Anliegen der
Lernenden und der Berufsfachschule. Der eidg. dipl. Uhrmachermeister gab sein Wissen mit
Engagement, hoher Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz an die
jungen Berufsleute weiter und
verstand es, Anliegen von Handel,
Industrie und Ausbildung ausgewogen und lösungsorientiert zu
behandeln. Eine heimtückische
Krankheit zwang Marco, nach zwei
Jahren aus dem Schuldienst
auszutreten und auch die anderen
Tätigkeiten zu reduzieren. Im
Frühling 2013 wurde Marco Müller
im Alter von 35 von seinem Leiden
erlöst. Das ZeitZentrum verliert mit
ihm einen überaus geschätzten
Kollegen, Mitarbeiter und Lehrer.
Daniel Wegmüller, Rektor
3
«Der Betreuungsaufwand ist wirklich enorm»
Die EBA-Klassen sind in allen
Berufen kleine Klassen, die
Kontakte zwischen Lehrpersonen und Lehrbetrieben besonders eng, denn die spezifischen Bedürfnisse der Lernenden sind hier individuell. Wir
baten Thomas Leisi, der sie
im Fach allgemeine Bildung
unterrichtet, um eine Stellungnahme.
«ZZ Kurier»: Wie unterscheidet
sich der allgemeinbildende Unterricht in der EBA-Ausbildung
von der der traditionellen dreiund vierjährigen Lehrgänge?
(Bild: zvg)
Thomas Leisi arbeitet seit 1989 am ZeitZentrum als Sport- sowie als
allgemein bildender Lehrer. Seit Beginn des zu Ende gehenden Schuljahres unterrichtet er die EBA-Klassen am ZeitZentrum im Fach Allgemeinbildung, nachdem seine Vorgängerin, die erfahrene Spezialistin
Ursula Näf, ihr Engagement in Grenchen aus beruflichen Gründen
beenden musste. Wir befragten Thomas Leisi über seine Erfahrungen
mit der neuen Herausforderung.
Thomas Leisi: Die Themengebiete sind im ersten Lehrjahr identisch. Der zu vermittelnde Stoffumfang ist jedoch bei den Uhrenarbeitern kleiner. Das zweite
Lehrjahr ist inhaltlich etwa gleich
wie das dritte Lehrjahr bei den
3-jährigen Lehren. Themengebiete, welche bei der 3-jährigen Lehre im 2. Lehrjahr durchgenommen
werden, fallen bei der 2-jährigen
Lehre fast gänzlich weg, im Prinzip die Bereiche Staatskunde und
Wirtschaftskunde.
«ZZ Kurier»: Du besuchst die
Ausbildungsbetriebe der zukünftigen Uhrenarbeiter EBA.
Wie erlebst Du die Kontakte
mit den Ausbildungsverantwortlichen in den Betrieben?
Thomas Leisi: Sehr positiv. Da ich
jedes Jahr bei den Betrieben vorbeischaue, entsteht ein persönlicheres Verhältnis zwischen Schule
und Betrieb, was ich sehr schätze.
Generell ist der Kontakt viel enger. Wenn Probleme auftauchen,
kann es sein, dass ich jede Woche
mit einem Lehrbetrieb Kontakt
aufnehme. So können Probleme
sofort erkannt und geeignete,
koordinierte Lösungswege eingeschlagen werden.
«ZZ Kurier»: Vielen Dank für
das Gespräch!
Erstmals fand am 5. Juli 2013 die Lehrabschlussfeier des ZeitZentrums nicht in der Aula des BBZ,
sondern im Parktheater statt. Swatch Group-CEO Nick Hayek konnte als Gastredner gewonnen
werden. Er unterstrich das Bedürfnis der Industrie nach der Überwindung bürokratischer Hürden
im Berufsbildungswesen und insbesondere die Bedeutung von Auslandaufenthalten von Lernenden
bereits während der Ausbildung.
(Bild: zvg)
4
Abschlussklassen 2009 bis 2013
Viele Lernende, pro Jahrgang jeweils um die 50, haben in den vergangenen Jahren ihren
Lehrabschluss am ZeitZentrum gefeiert. Von einigen wird man zweifellos noch hören…
Auf dem Bild oben zu sehen sind die Abschlussklassen von 2013. Alle 55 Absolventinnen und Absolventen dieses Jahrgangs haben das Qualifikationsverfahren in unterschiedlichen Profilen erfolgreich abgeschlossen.
(Bilder: zvg)
Der Abschlussjahrgang 2012.
Der Abschlussjahrgang 2011.
Der Abschlussjahrgang 2010.
Der Abschlussjahrgang 2009.
Short Cuts
"
Geschichte der Uhrmacherschulen der
Schweiz. Der Neuenburger Uhrensammler
und Verleger Antonin Simonin hat zusammen mit der Historikerin Estelle Fallet
einen gewichtigen Band über die 10 kantonalen Uhrmacherschulen der Schweiz
herausgegeben. Sechs davon gibt es noch.
Das ZeitZentrum ist nicht nur im Buch
vertreten – es besteht fort als einzige Uhrmacherschule der Deutschschweiz.
Estelle Fallet / Antoine Simonin (ed.):
Dix écoles d’horlogerie suisses. Chefs-d’œvre de savoir-faire.
Neuchâtel (Éditions Simonin) 2010
Neue Bildungsverordnungen für Uhrmacherberufe. Die geltenden Ausbildungsreglemente der Uhrmacherberufe
stammen aus dem Jahr 2001 – bei der mit
zunehmender Beschleunigung sich verkürzenden Halbwertszeit von Bildungsplänen
nicht verwunderlich, dass bereits an neuen
Bildungsverordnungen gearbeitet wird.
Am ZeitZentrum blickt man nicht ohne
Spannung in die Zukunft: Es gilt, die spezifischen Interessen der einzigen Deutschschweizer Uhrmacherschule (FranzösischUnterricht!) zu wahren.
5
Die «besten Uhrmacherstifte der Schweiz» kommen
aus…
Besonders stolz ist jede Schule auf ihre Preisträgerinnen und Preisträger. Hier nur die jüngsten
Hoffnungsträger der Uhrmacher- und Uhrmacherinnenkunst mit Herkunftsangabe «ZZ made».
Als «besten Uhrmacherstift der
Schweiz» tituliert die «Solothurner Zeitung» vom 30. Juni 2011
Samuel Schmid, der vor mittlerweile zwei Jahren den Patek
Philippe-Wettbewerb, an dem sich
Berufslernende von allen sechs
kantonalen Berufsfachschulen für
Uhrmacher der Schweiz sowie aus
der Industrie beteiligten, im ersten
Rang abschliesst. Ihm ist die Feinregulierung eines komplizierten
Werkes am besten gelungen.
Er habe sich «brutal gefreut», als
sein Name bei der Preisverkündung fiel, gibt Samuel Schmid
Journalisten zu Protokoll – mit
ihm gefreut hat sich das ganze
ZeitZentrum.
Besser als George Clooney: Preisträger Samuel Schmid.
(Bild zvg)
Diplomarbeiten
Klein – aber immer noch
spektakulär
Diplomarbeiten sind an den
Lehrabschlussfeiern immer
der Hingucker. Das gilt vor
allem für die Gross-UhrenProjekte, die sich die Lernenden selbst als Herausforderung zumuteten. Aus organisatorischen Gründen werden
die Diplomarbeiten neuerdings konsequent auf Kleinuhren realisiert. Spektakulär
bleiben sie allemal. «In ein
altes Taschenuhrwerk Cal.
6445 von Unitas habe ich ein
‹Doppelspiral-Regulierorgan›
eingebaut. Hierfür habe
ich eine neue Unruhbrücke
selbst hergestellt und das
Uhrwerk selber verziert» erläutert Simona In-Albon sein
6
beachtliches Gesellenstück.
«Ich habe ihm am Anfang
gesagt, so etwas zu bauen
sei unmöglich», sagt Atelierchef und Ausbildner Peter
Walter, «aber ich habe gewusst, dass es einer schaffen
kann, wenn er den nötigen
Biss hat. Simon In-Albon hat
diesen Biss.»
(Bild zvg)
Den ersten Preis am Prix Cartier 2012
holt Stefan Kuhn ans ZeitZentrum.
Die Aufgabe bestand darin, auf einem bestimmten Werk zifferblattseitig eine Animation zu konstruieren.
Stefan Kuhns Käfer mit beweglichen Beinen überzeugte die Jury
am meisten. Dass Samuel Schmid
2012 am Prix Cartier als Preisträger
des «Prix à l‘originalité» wieder im
Scheinwerferlicht steht, überrascht
angesichts seiner Fama als «bester
Uhrmacherstift der Schweiz» nicht.
Im 7. Rang – angesichts der grossen
Zahl an Teilnehmern eine hervorragende Leistung – klassiert sich ein
dritter Schüler des ZeitZentrums,
Lenny Hohberg.
Ausriss: Sonntag, 6. Mai 2013
Der Sonntag, Nr. 18, 6. Mai 2012
50 REGION
|
Grenchner Lehrlinge räumten ab
Gleich drei Preise am Uhrmacher-Wettbewerb von Cartier für das ZeitZentrum Grenchen
VON ANDREAS TOGGWEILER
seit 1993 jedes Jahr einen Wettbewerb
für junge Uhrmacher aus, an dem jeweils 75 bis 85 «Azubis» des dritten Lehrjahrs mitmachen. Auch das ZeitZentrum
Grenchen nimmt regelmässig am Wettbewerb teil, bei dem es primär um die
kreativen Aspekte des Uhrmacher-Handwerks geht. «In den letzten sechs Jahren
waren wir viermal unter den ersten drei
Rängen vertreten und gewannen zwei
Mal den Preis für die originellste Arbeit»,
sagt ZeitZentrum-Rektor Daniel Wegmüller nicht ohne Stolz.
Ein unerwarteter Überschuss
Nachrichte
Open Air Re
Kirche lädt z
Katholiken Versammlung genehmigt Rechnung 2012 und Möglichkeit der privaten Revision
MASSIV «EINGESCHLAGEN» hat es dieses
Jahr, mit gleich drei Rangierten des ZeitZentrums,
darunter
dem Hauptpreis. Er
VON
ANDREAS
TOGGWEILER
wurde von Stefan Kuhn (20) aus Grenchen gewonnen, mit einer Metallspinne
Die
Gemeindeversammlung
mit beweglichen
Beinen. Diese muss al-der Kalerdings samthat
«Antrieb»
Ziffertholiken
dieauf einem
Jahresrechnung
blatt Platz finden: «Anfertigen einer Ani2012
verabschiedet und eine Teilrevimation (Automat) auf der Zifferblattseite
sion
der Gemeindeordnung
(GO) gedes Werkes
6497 (eine Taschenuhr, Anm.
d. Red.), indem
das bestehende
Zeigernehmigt.
Diese
erlaubt es,
dass die
stellsystem verwendet wird», heisst es in
Kirche
die Jahresrechnung
der Formulierung
der Wettbewerbsauf-künftig
tholiken mit einem weiteren Rückgang. Dieser fiel aber milder aus als
erwartet. Die Steuereinnahmen 2012
beliefen sich auf 1,677 Mio. Fr. gegenüber budgetierten 1,575 Mio. Fr. In
der Investitionsrechnung wurde
ebenfalls weniger ausgegeben als veranschlagt; laut Kilchenmann vor alvon einer Revisionsfirma prüfen las- lem deshalb, weil verschiedene Arsen kann. «Es wird von Jahr zu Jahr beiten im Zusammenhang mit der Inschwieriger,
für sind
die Kommissi- nenreinigung der Eusebiuskirche
UnsereLeute
Lehrlinge
onsarbeit
zuundfinden»,
kreativ
könne ihrebegründete nicht ausgeführt werden mussten.
Kirchgemeindepräsident
Alfred Kil- Günstiger kam auch die BadezimIdeen auch umsetzen.»
mer-Sanierung
im(Mitte)
Pfarrhaus.
Die
chenmann die Änderung. Dies insbeANDREAS TOGGWEILER
Wettbewerbssieger
Stefan Kuhn
freut sich
mit InLenny Hohberg (links, 7. Rang) und Samuel Schmid (Prix à l’originalité).
DANIEL WEGMÜLLER, REKTOR ZEITZENTRUM
vestitionen
von
sondere,
GRENCHEN wenn dazu
knapp
644 000
Fr. Rang im Patek-Phi- der Zeitung inspirieren lassen», lacht folgreich umsetzen, nicht zuletzt dank
noch Personen mit
den Zeitbedarf richtig einschätzen,
er- belegte
er den ersten
gabe. Dabei werden
Originalität der Kre- läutert Berufsschullehrer Roland (inkl.
Wyss. Orgelrevision)
lippe-Wettbewerb, der jeweils mehr auf Hohberg und zeigt eine stehende Helve- der kompetenten Unterstützung und
Fachwissen
gesucht
ation, Qualität der Ausführung und Die ganze Klasse des dritten Lehrjahres technische Aspekte der Uhren ausge- tia, welche mit ihrem Speer ein sich dre- Motivation durch die Lehrkräfte», lobt
konnten
durch
sind,
wie das bei
hendes 1-Cent-Eurostück traktiert, so- ZeitZentrum-Rektor Daniel Wegmüller
Funktionssicherheit gleichermassen be- nimmt jeweils am Wettbewerb teil, dies- richtet ist.
geder
Rechnungsprübald man am Zeigermechanismus die Leistung von Lehrlingen und Lehrwertet
(je mit maximal 15 Punkten) so- mal waren es 14 TeilnehmendeRückstellungen
aus
wie die «Sauberkeit des Werkes» mit Grenchen unter Wyss’ Führung. deckt LENNY
HOHBERG
werden.
Der(18) aus Bern schliess- dreht. Dafür bekam er den 7. Preis des körper.
fungskommission
lich, überzeugte die fünfköpfige Jury Wettbewerbs. Alle acht Prämierten be5 Punkten.
Alfred Kilchenmann, Präsident
Umstand,
dass
zu
(RPK)Dieder
Fall
sei.
Teilnehmer können maximal 32 DIE SCHÜLER HABEN jeweils eine Woche mit seiner Kreation, die schon fast eine kommen zudem eine Cartier-Uhr.
DIE ANGEHENDEN UHRMACHER haben
Aussage ist. «Warum sich
«Unsere Lehrlinge sind wirklich kre- auch schon konkrete Pläne, was ihre beArbeitsstunden
viele politische
RückstellunErst
letzte innerhalb
Woche von 14 Tagen Zeit, um sich ein «Projekt» zu überlegen.
nicht einmal
der Spinne
bin ich führte
für die Aufgabe
aufwenden. Der in
Maschigenmit
gebildet
wurden,
zu von
zu-aktuellen Themen in ativ. Und sie können ihre Ideen auch er- rufliche Zukunft betrifft. Denn die Uhhatten
die Reformierten
ihrer «Auf
neu-die Idee
renindustrie reisst sich dank dem lang
nenpark ist stark eingeschränkt. Nur ei- während eines Berufspraktikums im
sätzlicherklärt
nötigen
Abschreibungen.
en
Kirchenordnung
Vor- gekommen»,
Kuhn. Seine
anhaltenden Boom um gute Berufsleute
ne Bohrmaschine
und einedieselben
Drehbank Wallis
sie ist ebenfalls
in Grenchen die Versammwie schon lange nicht mehr. Die drei
dürfen benützt geschaffen.
werden. «Manchmal
genehmigte
aussetzungen
Für dieFreundin
lau- –Hierfür
jungen Männer werden in der Branche
muss man die Lehrlinge auch etwas be- im 2. Lehrjahr an der Uhrmacherschule
lung
zwei
Nachtragskredite
von
zufende
Amtsperiode
rechnet
Kilchenmit offenen Armen empfangen, sei es in
raten, damit sie die Möglichkeiten und – fand sie ebenfalls originell, und Roknapp
170«Ich
000 Fr,
mann noch damit, die entsprechenland Wyss sammen
befand sie für
umsetzbar.
der Industrie, als Servicefachmann im
hatte am Schluss schon das Gefühl, dass
Ausland oder dank Berufsmittelschulabden ehrenamtlichen Mitarbeitenden
die Arbeit gut gelungen ist, aber dass ich
schluss als Ingenieur. «Schweizer UhrZEITZENTRUM
GRENCHEN
■
zu finden.
000
Franken
gleich den475
ersten
Preis
bekomme,Steuerausstände
hat
macher sind auch im Ausland dank ihmich dann doch
Sterer Mehrsprachigkeit sehr gefragt»,
Die kantonale solothurnische UhrmaEinüberrascht»,
kurze sagt
Diskussion
entstand
fan Kuhn und freut sich. Hat er doch
meint Wegmüller.
cherschule «ZeitZentrum» in Grenchen
zum
Thema
Steuerausstände,
die
Dafür
eine
Finanzkommission
jetzt eine einwöchige Reise nach New
Die drei prämierten Grenchner
ist die einzige deutschsprachige Uhrsich zurzeit auf einer Höhe von
Falls die RPK
in Zukunft
aufgehoYork gewonnen.
Uhrmacher-Lehrlinge konnten ihre
macherschule
in der Schweiz.
Sie konnSamuel
Schmid
hat «Einen Teil der
Preise gestern Mittag an einem feierlite 2009
ihr und
125-jähriges
Bestehen fei475
000aus
Fr.Langendorf
befinden.
ben
wird
die Rechnungsrevision
ebenfalls einen Preis eingeheimst, denchen Anlass des Institut Horlogerie
ern. Zurzeit besuchen 79 Lernende
Forderungen
müssen
wir
wohl
abextern
durchgeführt
wird,
muss
aljenigen für die originellste Arbeit. Sein
Cartier in La Chaux-de-Fonds entgegenFachbereich Rhabillage, 37 Fachgebiet
schreiben»,
vermutete
Frédéric Fallerdings
neu
eine Finanzkommission
Cadran wird
von einer farbigen
Schlannehmen.
Industrie, 36
Uhrmacher-Praktiker
und
geziert,briard.
die über Stifte
Exzenter
9 Uhrenarbeiter
EBA den BerufsfachDemund
wurde
nicht widersproeingeführt
werden,
welche den ge
Budzum «Schlängeln» gebracht wird. Für
schulunterricht. 55 von ihnen sind als
chen.Leberberger
Felix Bernhardsgrütter
merkte
getprozess
zusammen
denFi18-jährigen
ist es übriVollzeit-Lernende
in den Ateliersmit
des dem
MEHR IM INTERNET
gens schonan,
der zweite
ZeitZentrums. (AT.) überwachen muss.
ROLAND WYSS
von Stefan Kuhn.
dass Preis.
die Letztes
Stadt,Jahr
die Siegerobjekt
das Steuerinnanzverwalter
Fotos der anderen Objekte online.
Auch hier wären dann wieder drei kasso macht, durch Bewirtschaftung
der Schuldscheine noch etwas herKommissionsmitglieder gefragt.
INSERAT
Die Rechnung 2012 der Kirchge- einholen könne. Die Zahl der Kathomeinde schliesst mit einem Über- liken in Grenchen beläuft sich laut
schuss von 295 000 Fr. ab. Erwartet Angaben von Alfred Kilchenmann
wurde ein leichtes Defizit von gut auf zurzeit etwa 4800. Die Zahl neh4000 Fr. Hauptgrund für den Über- me seit geraumer Zeit durch Todesschuss sind die Steuereinnahmen. fälle oder Kirchenaustritte um etwa
Zwar rechnete man auch bei den Ka- 70 Personen pro Jahr ab.
«
● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●
«Es wird schwieriger,
Leute für die Kommissionsarbeit zu finden.»
● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●
●
● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●
Rechnung 2012
Laufende Rechnung
Aufwand
Ertrag
Aufwandüberschuss
Ertragsüberschuss
Investitionsrechnung
Ausgaben
Einnahmen
Nettoinvestitionen
Grosses Renommee geniesst auch
der 2013 zum vierten Mal durchgeführte Prix Patek Philippe, an dem
Lernende von allen sechs kantonalen Uhrmacherschulen der Schweiz
teilnehmen. Es ging darum, ein den
Teilnehmenden im Voraus nicht bekanntes Uhrwerk des Genfer Herstellers möglichst gut zu reglieren und
die Gangabweichung zu minimieren.
Der erste und der dritte Preis gingen
2013 an Lernende des ZeitZentrums.
Im Bild der stolze Sieger Christian
Lehmann und die drittplatzierte
Rahel Bryner. (Ausriss aus der
«Solothurner Zeitung» von 27. Juni
2013, S. 23). Max Bossart, Lehrmeister des zweiten Lehrjahrs, zu den
Gründen des Erfolgs: «Vo nüüt
chunnt nüüt…»
Grenchen
● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●
Die Nobeluhrenmarke
richtet | Nordwestschweiz
Donnerstag,
27. Cartier
Juni 2013
Rechnung 2012
2 315 152
2 453 245
138 092
643 533
263 696
379 837
Voranschlag 2012
2 162 290
2 157 970
4 320
Auch das Jahr 2013 sieht Berufslernende des ZeitZentrums «in den
Kränzen». Diesmal kommt die FrauenPower zum Zug. Der zweitplatzierten
Marcella Corbetti haben Scherben
sprichwörtlich Glück gebracht: Die
Inspiration zu ihrer Gestaltung eines
Zifferblatts unter Verwendung von
Glasscherben kam von einem Missgeschick, bei dem ein Glas zu Bruch
gegangen war. Marcella Corbettis
Kollegin Sandra Flück wiederum
Römisch-katholischen Kirche Grenchen
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1972–2002 in Mio. Franken
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Rechnung 2011
2 323 945
2 544 477
(Bild zvg)
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210 000
570 000
220 531
247 734
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1,0
247 734
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20.30 Uhr. (MGT)
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Am Freitag, 28
Reformierte
Grenchen-Bettla
Open-Air-Anlass
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chef Emil Blüem
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1972
1982
1992
2002
Quelle: Röm.-kath. Kirchgemeinde Grenchen
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Grafik: Grenchner Tagblatt / Bild: Hansjörg Sahli
Wieder erfolgreiche Uhrmacher-Lehrlinge
ZeitZentrum Die UhrmacherLehrlinge reihen Preis an Preis.
Den ersten und den dritten
Rang am Patek-Philippe-Wettbewerb für Regulierkunst gab
es diesmal.
VON ANDREAS TOGGWEILER (TEXT UND FOTO)
So hat beim Wettbewerb der Genfer
Nobelmarke Patek Philippe wieder
ein Uhrmacher des Zeitzentrums
Grenchen zugeschlagen. Genau genommen gleich zwei. Im «Kunstfertigkeits- und Präzisionswettbewerb»
mit 18 Teilnehmern der sechs
Schweizer Uhrmacherschulen haben
die Lehrlinge aus Grenchen den ersten und den dritten Platz geholt. Bereits 2011 hatte der damals 18-jährige Samuel Schmid aus Langendorf
für das Zeitzentrum diesen Wettbewerb gewonnen.
Diesmal geht der erste Preis an
Christian Lehmann (17) aus Zofingen
(AG). Er gewinnt zwei Weiterbildungspraktika: Je eine Woche im Patek-Philippe-Werk in Genf und im
Service Center in München. Der dritte Preis, ein Praktikum in Genf, geht
an Rahel Bryner (19) aus Sumiswald
(BE). Beide Lernende erhalten zudem
einen Koffer mit Uhrmacher-Werk-
Rahel Bryner (3. Preis) und Christian Lehmann (1. Preis) in der
Lehrwerkstatt des ZeitZentrums.
zeug vom Feinsten. «Der Preis bedeutet zunächst einmal eine grosse Ehre
für uns», sagt Rahel Bryner. Und ein
Praktikum bei einem klingenden Na-
«Unsere Kollegen
freuen sich mit uns.»
Christian Lehmann, 1. Preis
men der Branche mache sich immer
gut im Curriculum. Die beiden Lernenden konnten die Auszeichnungen Anfang Juni in Genf in Anwesen-
heit von Patek-Philippe-Direktor
Thierry Stern entgegennehmen.
Schwierige Entscheidung
Waren die Kollegen in der Uhrmacherschule nicht neidisch? «Nein, ich
glaube, sie freuen sich mit uns», sagt
der Wettbewerbsgewinner Christian
Lehmann. Allerdings sei es sicher keine leichte Entscheidung für den
Lehrmeister (Max Bossart, Anm. d.
Red.), wen er an den zweitägigen Berufswettbewerb nach Genf schicke.
Jede Uhrmacherschule darf drei «Stifte» im zweiten Lehrjahr stellen. Das
ZeitZentrum kann nun den Wanderpokal, der mit dem ersten Preis verbunden ist, während eines Jahres behalten.
Laut Bryner hatten die Teilnehmer
die Aufgabe, ein ihnen bis anhin unbekanntes Uhrwerk des Genfer Herstellers möglichst gut zu reglieren
und die Gangabweichung zu minimieren. Der Patek-Philippe-Wettbewerb wurde zum vierten Mal durchgeführt.
Im vergangenen Jahr haben die
Grenchner Lehrlinge bei einem Wettbewerb für Drittlehrjahr-Stifte drei
Auszeichnungen geholt, darunter
den Hauptpreis. Bei diesem Wettbewerb des Herstellers Cartier geht es
darum, eine möglichst originelle Uhr
zu entwerfen.
Nick Hayek kommt
Am kommenden 5. Juli um 14 Uhr
feiert das Zeitzentrum übrigens Lehrabschlussfeier. Dabei macht Nick
Hayek, Chef der Swatch Group, seine
Aufwartung. Der Chef der grössten
Uhrenfirma der Welt wird die Festansprache halten.
Mehr Fotos vom Uhrmacher-Wettbewerb
auf www.grenchnertagblatt.ch
Ausriss: SZ 27.06.2013
7
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weitert. (AT.)
Neue Köpfe am ZeitZentrum
In den vergangenen fünf Jahren – seit dem Erscheinen des letzten regulären «Kuriers» – haben
einige Lehrpersonen das ZeitZentrum verlassen. Um nur einige zu nennen: Ben Bonauer, der den
Informatik-Unterricht betreute, musste wegen starker Beanspruchung durch seine eigene Firma
den Stab weitergeben, Hansruedi Iseli gab seinen Lehrauftrag für Elektromechanik altershalber
ab, ebenso Englisch-Teacherin Pat Gubelmann; Französischlehrerin Andrea Kummer folgte dem
Ruf einer Aargauer Kantonsschule und Marco Müller, der den Fachunterricht EBA aufgebaut hat,
wurde von einer tückischen Krankheit dahingerafft. Alle haben sie am ZeitZentrum ihre unverwechselbaren Spuren und hohe Qualitätsansprüche hinterlassen. An dieser Stelle ein Überblick
über die «Neuen», die dem ZeitZentrum sein heutiges Gesicht geben.
Vreni Steiner, 1979 in Dagmarsellen geboren, absolvierte eine Lehre als Uhrmacher-Rhabilleuse 1995-1999 bei Josef Poffa in Aarau. 2003 diplomierte sie als
Uhrmachermeisterin und arbeitete während rund 10 Jahren in verschiedenen
Position im In- und Ausland in Fachgeschäften und in der Industrie. Seit 2009
berufsbegleitend Studium als Wirtschaftsingenieurin (Abschluss voraussichtlich
September 2013). Vreni Steiner unterrichtet seit August 2011 Mathematik und
Uhrenelektronik sowie in geringerem Umfang im Rahmen von überbetrieblichen
Kursen am ZeitZentrum. Inhaberin Atelier Steiner. Vreni Steiner ist neu bei uns –
aber sie kennt ihre Pappenheimer.
Dominique Buser, 1973 in Nussbaumen AG geboren, ist den Freundinnen und
Freunden des ZeitZentrums von unserer Festschrift zum 125-Jahr-Jubiläum des
Bestehens des ZeitZentrums her bekannt. Nach seiner Lehrzeit am ZeitZentrum
in Solothurn bildete er sich an der ETH weiter zum Physiker und arbeitet seit Jahren als Konstrukteur für eine innovative Firma mit Sitz in Genf. Dass er seit zwei
Jahren am ZeitZentrum Fachzeichnen am PC lehrt, ist als Glücksfall zu werten. Er
ist ein Beispiel dafür, wie «Kopf und Hand», praktische Berufserfahrung und Berufsfachschulunterricht zusammengeführt werden. Die Lernenden saugen seine
Ausführungen mesmerisiert auf.
Martin Witmers Lebenslauf – neudeutsch CV (vorzugsweise «züritüütsch» ausgesprochene Abkürzung für curriculum vitae) – liest sich wie ein Slalomsturmlauf
durch den Bildungsdschungel. 1953 in Basel geboren hat er Theologie, Elektrotechnik und Physik studiert. Hauptberuflich ist Martin Witmer in der Lernendenausbildung bei login Berufsbildung, einem Ausbildungsverbund von über 60 Betrieben aus der Verkehrswelt – unter anderem auch der SBB –, tätig. Am ZeitZentrum unterrichtet er Elektrotechnik. «Die Welt der Uhrmacherei fasziniert mich
je länger je mehr», bilanziert er die Erfahrung aus seiner Unterrichtstätigkeit in
Grenchen. Oft lässt er die Lernenden im vor kurzem zusammen mit der Abteilung
der Elektroberufe an der Gewerbefachschule eingerichteten Elektrolabor knifflige Probleme an Schaltkreismodellen lösen (Bild).
Rolf Balsiger, 1971 in Aarberg geboren, bildete sich nach abgeschlossener Lehre
als Elektromonteur 1998 weiter zum Informatiker. Seine Arbeit bei einer IT-Firma
gewährte ihm interessante Einblicke in IT-Systeme von Grosskunden wie UBS,
Credit Suisse, TCS und Winterthur. Danach schlug er sich einige Jahre lang in der
Justiz-Direktion des Kanton Berns mit Informatik-Problemen und -Wünschen der
Statthalter, Richter und Betreibungsämter der Region Jura Seeland herum. Seit
September 2007 arbeitet Rolf Balsiger im BBZ in Grenchen im Technischen Dienst
der Höheren Fachschule für Technik des Kanton Solothurn, welche im August
2012 zur Höheren Fachschule für Technik Mittelland (HFTM) fusionierte. In der
HFTM ist er mit seinem Team zuständig für das Netzwerk, Firewall, Drucker, Server und Client-Computer mit den dazugehörigen Softwares. Seit 2011 unterrichtet Rolf Balsiger am Zeitzentrum in Grenchen das Fach Informatik.
8
Beat Studer
Der Herkunfts-Kanton von Beat Studer ist an seinem Dialekt unschwer zu erkennen. Der Geburtsort Saanen bei Gstaad und weitere Wohn-Stationen im Berner
Oberland (1977-1993) hatten seine Sprache recht «urchig» geprägt. Seine Ausbildungsorte Biel (Lehre als Uhrmacher-Rhabilleur), La Chaux-de-Fonds (Restaurations-Techniker für antike Uhren) sowie seine beruflichen Stationen bei IWC in
Schaffhausen und Bucherer in Luzern lassen ihn inzwischen aber ein moderates
Berndeutsch sprechen. Seine aktuelle Haupttätigkeit ist die Leitung des Uhrenateliers/Rhabillage in der letztgenannten Firma. Am ZeitZentrum unterrichtet
Beat Studer engagiert die Berufskunde fürs 2. Lehrjahr Uhrenarbeiter EBA und
geniesst «das konkrete Eingehen-Können auf die Schüler in der kleinen Klasse».
Christoph Homberger: «Ich habe die Lehre als Uhrenmacher-Mikroelektroniker
1996 in der Firma Titoni AG in Grenchen gemacht. Danach habe ich mich (in der
gleichen Klasse wie Vreni) zum Uhrenmachermeister weitergebildet. Später habe
ich dann noch ein Studium zum Betriebskönom absolviert. Zurzeit arbeite ich als
Produktionsleiter in der Festinagroup in Herbetswil. Seit 2012 bin ich als PensumLehrer für die Theorie Ausbildung der EBA-Schüler des 1. Lehrjahrs verantwortlich. Ich möchte hier kurz ein Wort sagen zu meinem Vorgänger Marco Müller.
Was er den letzten Jahren für die ganze EBA Ausbildung auf die Beine gestellt
hat, ist einfach fantastisch. Marco danke für alles!»
Elizabeth Ulrich stammt aus Florida, wo sie zunächst eine Ausbildung zur Pflegefachfrau durchlief – bis zum «Master of Science in Nursing», ausgestellt von
der Vanderbilt University in Nashville Tennessee. Seit Mitte der 90er Jahre hat
sie verschiedene Zertifikate unter anderem als Englisch-Lehrerin für Erwachsene,
Business und medizinische Fachsprache erworben. Seit 2008 bringt sie angehenden Uhrmacherinnen und Uhrmachern mit viel Engagement und Temperament
die Kunst der Konversation in Englisch, aber auch fachsprachliche Besonderheiten bei. Nicht selten vernimmt man aus ihrem Klassenzimmer dringendes Gelächter, und oft bleiben Lernende noch bis weit in die Pause hinein in Diskussionen
mit ihr verwickelt.
Cristina Zanco Palermo, 1974 in Grenchen geboren und dreisprachig aufgewachsen, hatte schon immer ein grosses Interesse für Sprachen, insbesondere für
Französisch. Nach dem Studium der englischen und französischen Sprach- und
Literaturwissenschaft an der Universität Fribourg sowie einer Ausbildung an der
Pädagogischen Hochschule Bern sammelte sie Unterrichtserfahrung in verschiedenen Bereichen (Oberstufe, Gymnasium, Fachmittelschule, Berufsfachschulen
und Erwachsenenbildung). Französisch ist in Grenchen im Alltag anzutreffen,
sei es am Wochenmarkt, in Schriftzügen, wie etwa am „Hôtel de Ville“, oder im
Arbeitsleben. Letzteres ist den französischsprechenden Pendlern zu verdanken,
die hauptsächlich in der Uhren- und Schmuckindustrie arbeiten. Die aus der ganzen Deutschschweiz ans ZeitZentrum kommenden Berufslernenden wissen über
die Wichtigkeit der Französischen Sprache in der Uhrenindustrie Bescheid. «Mir
ist wichtig, dass alle Lernenden bestmöglich für eine eventuelle Stelle im französischsprechenden Raum vorbereitet werden.»
Achtung Prüfung! Bei Theorieprüfungen heute eine Selbstverständlichkeit: Die Lernenden geben ihre Smartphones unaufgefordert ab – und es soll kaum
je vorkommen, dass eines vergessen worden wäre…
9
Vom Sextanten über das Astrolabium zur
astronomischen Uhr:
Werner Anderegg-Ausstellung im Uhrenmuseum
Eine besondere Herausforderung für die Belegschaft des ZeitZentrums stellt die Ausstellung
über die astronomischen Uhren des Toggenburger Einzelgängers Werner Anderegg dar.
Die astronomischen Uhren von Werner Anderegg – seit November 2011 im Uhrenmuseum des ZeitZentrums ausgestellt – sind zum Teil so kompliziert, dass
einige Wochen vor der Eröffnung der Ausstellung alle Lehrpersonen an einer Schulung teilnehmen, damit sie bei Führungen auf alle Fragen eine Antwort
parat haben. Dabei leistet der ehemalige ABU- und Mathe-Lehrer am ZeitZentrum Robert Baggenstos und heute Lehrer an der Kantonsschule Solothurn
(zweiter von rechts, hinter Hans Imboden) wertvolle Hilfe. Alte Bande rosten nicht…
(Bild: zvg)
Dass die Ausstellung zustande kommt, verdankt sich
mehreren Zufällen. «Den drei Töchtern von Werner
Anderegg ist es ein Anliegen, die Meisterwerke ihres
2009 verstorbenen Vaters weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich zu machen; sie haben sich darum
grosszügigerweise bereit erklärt, die Uhren für mindestens 3 Jahre dem ZeitZentrum zu leihen», erklärt
Rektor Daniel Wegmüller anlässlich der Eröffnung
der Ausstellung am 4. November 2011. Langfristig
soll mit dieser Lösung das nötige Know-how für die
Instandhaltung der nicht alltäglichen Konstruktionen
gewährleistet werden. Zahlreiche Führungen durch
die Ausstellung, die seither stattgefunden haben,
zeugen von regem Interesse. Dass Werner Anderegg
sein Handwerk am ZeitZentrum – seinerzeit noch in
Solothurn – erlernt hat, versteht sich beinahe schon
von selbst.
…und immer ein Koffer in Grenchen
Auswärtige Lernende am ZeitZentrum sind auf eine
Unterkunft in Grenchen angewiesen
1884 in Solothurn eröffnet, wurde die Uhrmacherschule1972 kantonalisiert und zur einzigen Berufsfachschule
für alle Uhrmacher-Lernenden in der Deutschschweiz.
Für pendelnde Schüler aus Schaffhausen, Zürich, dem
Bündnerland oder Oberwallis etc. bestand im kantonalen «Kosthaus» in Solothurn eine Übernachtungsund Verpflegungsmöglichkeit. 2002 wurde die Schule
nach Grenchen verlegt. Im Personalhaus des Alten
Spitals Grenchen übernachten seither pro Woche
durchschnittlich 50 Lernende, welche den Berufsfachschulunterricht oder überbetriebliche Kurse am ZeitZentrum besuchen. Nach der Fertigstellung des Spitalneubaus in Grenchen im Jahr 1984 wurde das Alte
10
Spital als Übergangslösung bis 2001 als Alters- und
Pflegeheim genutzt. Danach standen die Räumlichkeiten leer und konnten von den Lehrbetrieben (für duale
Lehrverhältnisse) bzw. Eltern (für Vollzeit-Schüler ZeitZentrum) zwecks Übernachtung gemietet werden.
Nach der Aufgabe des Standort Grenchen durch die Solothurner Spitäler AG hat der Regierungsrat am 4. Mai
2009 die Abgabe des Alten Spitals im Baurecht an eine
private Firma beschlossen. Diese plant ab 2016 eine
neue Überbauung auf dem Gelände Altes Spitals, Personalhaus und Nebengebäude. Bis zu diesem Zeitpunkt
muss eine Ersatzlösung für die Übernachtung der Uhrmacher-Lernenden bestehen.
Reisen bildet
Beim Wort Schulreisen denken viele unwillkürlich an Rucksäcke, Dörrfrüchte und volle Züge.
Wenn das ZeitZentrum – oder Teile davon – auf Reisen geht, steht Weiterbildung im Vordergund.
3. Dezember 2010: Walter Baumann (vorderste Reihe links) und Markus Kaufmann
(mit Micros), zwei Generationen von Ausbildungsverantwortlichen bei der IWC, empfangen die Lehrpersonen des ZeitZentrums
in Schaffhausen. Die IWC Schaffhausen
bildet im Schnitt fünf Lernende pro Lehrjahr
aus – damit pendeln permanent 20 Lernende
zwischen dem Lehrbetrieb in Schaffhausen
und dem Schulort Grenchen. «Die Schule
kann ohne Unterkunft nicht existieren und
wir auch nicht und infolgedessen mussten
wir uns verbünden», erinnert sich Walter
Baumann an sein Engagement bei der Suche
nach einer Unterkunft, als das ZeitZentrum
2002 von Solothurn nach Grenchen umzog.
«Wir von der IWC haben damals unser ganzes Gewicht in die Waagschale gelegt. Ein
Unternehmen, das Steuern zahlt und in der
ganzen Welt tätig ist, kann gegenüber der
Politik immer mehr Gewicht in die Schale
legen als eine Schule. Und darum braucht die
Schule so starke Partner.»
(Bild zvg)
Die grosse VESUS-Reise nach Dresden im Jubiläumsjahr 2009 scheint den Appetit geweckt zu haben. Jedenfalls reisten 2010 zwei Klassen des ZeitZentrums
für einige Tage in ein altes Zentrum der Uhrmacherkunst: London. Der Reisebericht von zwei Teilnehmenden, die ihre Berufslehre am ZeitZentrum bereits 2011 abgeschlossen haben, dokumentiert, wie
beeindruckt die Gruppe war (in diesem «Kurier»).
Eine weitere Reise führten das Kollegium des Zeit-
Zentrums in coropre nach Schaffhausen, wo der mittlerweise im Unruhestand stehende und der gegenwärtige Ausbildungsverantwortliche der IWC, Walter
Baumann und Markus Kaufmann, erklärten, wie es
zur Gründung einer Uhrenfabrik in der Ostschweiz
kommen konnte und welche Beziehungen sich in
den vergangenen Jahrzehnten zwischen Schaffhausen und Solothurn bzw. Grenchen entwickelt haben.
—> Bericht London-Reise auf der nächsten Seite
ZeitZenrum auf Reisen – hier bei Junghans in Schramberg (17. Juni 2011): Ein grosser Teil der Lernenden und der Lehrpersonen besichtigen im Juni 2011
die Firma Junghans in Schramberg im Schwarzwald – keine Industriespionage, sondern Respekt und Interesse.
(Bild: zvg)
11
Schulreise nach London im Juni 2010
Reisebericht von Christian Arter und Colin Kupper
Wir, das dritte und vierte Lehrjahr des Zeitzentrums Grenchen, waren vom 16.06.2010 bis zum 20.06.2010
auf einer Schulreise in London. Begonnen hat sie am Mittwoch Abend am Flughafen in Basel. Wir flogen in
den frühen Abendstunden los nach London Gatwick Airport. Dort angekommen bezogen wir unser nahe am
Piccadilly Circus gelegenes Hotel, das «Piccadilly Backpackers». Den Rest des Abends verbrachten wir damit
etwas zu essen und die Stadt ein wenig bei Nacht zu erkunden.
17. Juni 2010
Morgens um neun Uhr trafen wir uns vor dem Hotel um gleich
wieder in zwei Gruppen aufgeteilt zu werden. Die grössere
Gruppe besuchte die ca. eine Zugstunde von London entfernte
Uhrenfirma Frodsham, während die andern eine Tour durch
London unternahmen. Sie besuchten die Tower bridge, den
Tower of London und zwei Museen in Chelsea.
Abends um sechs Uhr versammelten sich beide Gruppen wieder
vor dem Hotel und hatten den Rest des Tages freien Ausgang.
Während es die einen in Clubs und Pubs zog, genossen die
anderen Konzerte, Musicals oder einfach die Stadt bei Nacht.
Nachtruhe war keine vorgeschrieben.
18. Juni 2010
Früh morgens mussten alle, ob ausgeschlafen oder müde, um
neun Uhr vor dem Hotel bereit stehen. Sogleich machten wir
uns auf den Weg zum Britsh Museum, in dem eine sehr umfangreiche Uhrensammlung zu sehen ist. Den Rest des Museums
konnten wir selbstständig erkunden. Nachmittags machten wir
uns dann auf die Suche nach dem Clockmaker Museum. Nach
dem Museumsbesuch konnten wir wieder selber über unsere
Freizeit verfügen. Am Abend fand sich ein Grossteil der Gruppe
jedoch im Club «Cafe de Paris» wieder, selbst die Lehrmeister.
19. Juni 2010
Den windigen Samstag begannen wir mit einem Besuch am
Nullmeridian im Greenwich Observatory. Dort bestaunten wir
die Werke von George Harrison und anderer grosser Uhrmachern und machten Gruppenfotos auf dem Meridian. Nach dem
Ausflug nach Greenwich hatten wir den Rest des Tages frei.
Dies nutzten viele um in London zu shoppen oder die Stadt
näher kennen zu lernen. Abends trafen sich beide Klassen um
zusammen auszugehen...
20. Juni 2010
Packen, Auschecken, zum Flughafen reisen, in den Flieger steigen und einen letzten Blick auf das schöne London werfen.
(Bilder zvg)
12
«Tue Gutes und sprich darüber»:
Das ZeitZentrum im Schaufenster
Alle Medienberichte über das ZeitZentrum, die in den vergangenen Jahren erschienen, aufzuzählen – von
Beiträgen im Elsässischen Regionalfernsehen über Treffpunkt von Radio DRS 1 am 03. März 2010 und SF bi
de Lüt vom 15. August 2010 oder Persönlich aus Grenchen mit Rektor Daniel Wegmüller vom 19. Juni 2011
bis hin zur langen Liste an Berichten in der gedruckten Presse von NZZ (10. März 2007) bis WoZ (15. Mai 2008)
– wäre ein langwieriges Unterfangen. Hier einige Fotoflashs, die mehr sagen als tausend Worte…
3. März 2010: Die Sendung Treffpunkt von Radio DRS 1 wird am
ZeitZentrum produziert.
(Bild: zvg)
4. Juni 2010: Die versammelten Regierungen der Kantone Basel-Stadt
und Solothurn besuchen das ZeitZentrum.
(Bild: zvg)
Auch Eltern und Anverwandte nutzen die Besuchtstage gerne um einen
Blick in die Werkstätten des ZeitZentrums zu werfen. (Bild: Elterntag
Oktober 2010)
(Bild: zvg)
Februar 2013: Eine Delegation aus China schaut den Lernenden am ZeitZentrum über die Schulter.
(Bild: dw)
1. Dezember 2011: Der Regierungsrat des Kantons Schwyz besichtigt die Ateliers…
(Bild: zvg)
13
«Theorieseitig hat sich das ZeitZentrum dem
gymnasialen Bildungsweg angenähert»
Zu den Aufgaben von Daniel Wegmüller, seit 2005 Rektor des ZeitZentrums, gehört nicht zuletzt, Medien gegenüber Red’ und Antwort zu stehen. Im Bild
wird er für die Sendung «SF Schweiz aktuell» von Moderatorin Sabine Dahinden befragt. Unser Gespräch fand Anfang Juli 2013 statt.
(Bild: zvg)
«ZZ Kurier»: Herr Wegmüller, unser letztes Gespräch für den «ZZ Kurier» liegt bald acht Jahre zurück. Wie würden Sie einer ehemaligen
Schülerin erklären, was sich in diesen Jahren
am ZeitZentrum verändert hat?
Daniel Wegmüller: Vorweg würde ich betonen,
was gleich geblieben ist: Das ZeitZentrum hat
seine Position als Zentrum für Ausbildungen für
Uhrmacherberufe in der Deutschschweiz konsolidiert. Die Schülerzahlen sind auf hohem Niveau
konstant. Das verdanken wir nicht zuletzt der erfreulichen Entwicklung der Schweizer Uhrenindustrie in den vergangen Jahren – gemäss Angaben der
Convention Patronale beschäftigt sie heute mehr
als 55‘000 Personen – und bis im Jahr 2016 rech-
«Gemäss Convention Patronale
ist bis zum Jahr 2016 mit einem
zusätzlichen Bedarf an 3‘200
ausgebildeten Berufsleuten zu
rechnen.»
14
net der Verband mit einem zusätzlichen Bedarf an
3‘200 ausgebildeten Berufsleuten. Die UhrmacherBerufe sind attraktiv wie nie und wir arbeiten daran, die Schule im Schritt mit den Veränderungen
des Arbeitsmarktes weiter zu entwickeln.
«ZZ Kurier»: Welche Auswirkung hat der Boom
der Schweizer Uhrenindustrie auf das ZeitZentrum?
Daniel Wegmüller: Auf der einen Seite stellen wir
fest, dass der Boom die Nachfrage nach einem neuen
Typus von ausgebildetem Personal geschaffen hat –
die Uhrenarbeiterin und Uhrenarbeiter mit eidgenössischem Berufs-Attest. Die zweijährige Attest-Lehren
sind im Rahmen der Revision des Berufsbildungsgesetzes vor zehn Jahren ins Leben gerufen worden mit
dem Ziel, die Anlehre abzulösen. Schrittweise haben
die einzelnen Berufsgattungen Bildungsverordnungen für EBA-Ausbildungen geschaffen. Nach Pilotkursen, die 2007 in der Romandie begannen, wurde
Ende 2009 die Bildungsverordnung für Uhrenarbeiter
EBA in Kraft gesetzt und seit dem Schuljahr 2010/11
erfolgt der Berufsschulunterricht in Grenchen.
«ZZ Kurier»: Erste Erfahrungen?
Daniel Wegmüller: Die Zahlen sprechen für sich:
Die erste Klasse begann mit 4 Schülern, die zweite
zählte bereits deren 5 und die dritte sogar 10.
«ZZ Kurier»: Das entspricht einer ziemlich
markanten Verdoppelungsrate!
Daniel Wegmüller: Ich glaube eher, dass sich
die Schülerzahlen auf fünf bis zehn pro Jahrgang
einpendeln werden. Nicht in allen Berufsfeldern
kommen die EBA-Ausbildungsgänge so gut an wie
etwa im Detailhandel; mir scheint, dass sie sich in
den gewerblichen und industriellen Berufen weniger durchsetzen werden. Aber es lässt sich nicht von
der Hand weisen, dass die zweijährige Ausbildung
für Uhrenarbeiterinnen und Uhrenarbeiter einem
verbreiteten Bedürfnis entspricht – sowohl seitens
der Industrie wie auch seitens von Schulabgängern.
Wir bekommen auch immer wieder Anfragen für
Vollzeitausbildungen.
Daniel Wegmüller: Das sehe ich überhaupt nicht
so. Im Gegenteil, ich stelle an unserer Schule einen
gegenläufigen Trend fest, der sich an der Anzahl
Fachlehrer am ZeitZentrum erkennen lässt. Das lässt
sich daran ablesen, dass wir hier am ZeitZentrum 13
Fachlehrpersonen beschäftigen, von denen fast alle
hauptberuflich Spezialisten sind auf dem Gebiet,
das sie unterrichten. Ich sehe viele Berufslehrgänge,
während denen die Berufslernenden es nur mit ein,
zwei oder drei Fachlehrpersonen zu tun bekommen; bei uns sind es – Sprachen und Allgemeinbil-
Wieder unter einem Dach:
Grundbildung und Weiterbildung
für Uhrmacherberufe
«Wir beschäftigen hier am ZeitZentrum 13 Fachlehrpersonen,
von denen alle Spezialisten sind
auf dem Gebiet, welches sie unterrichten.»
«ZZ Kurier»: Baut das ZeitZentrum demnächst
aus?
Daniel Wegmüller: Das kommt nicht in Frage.
Wenn wir – wie es in Biel heute geschieht – auch
für Attestlehren eine Vollzeitausbildung anbieten
wollten, müssten wir zwei neue Werkstatträume in
Betrieb nehmen. Das geht schon vom Platzangebot
im BBZ Grenchen her nicht. Ausserdem herrscht in
der Deutschschweiz – anders als in weiten Teilen
der Romandie – die Überzeugung vor, dass es nicht
Aufgabe des Staates sei, die praktische Ausbildung
der Uhrenarbeiter wahrzunehmen.
«Unsere Lernenden müssen
bereit sein, auch ausserhalb
der Schweiz zuarbeiten.»
«ZZ Kurier»: Man hört auch munkeln, dass die
zweijährige Ausbildung zum neuen Standard
avancieren und die drei- und vierjährigen Ausbildungen konkurrenzieren könnten…
Die im Jahr 2004 an der Höheren Fachschule für
Technik des Kantons Solothurn (HFT, heute Höhere Fachschule für Technik Mittelland HFTM) in
Grenchen ins Leben gerufenen Weiterbildungskurse Uhrentechnik und Mikrotechnik (vgl.
ZZ-Kurier 1/2005) kamen nicht recht auf Touren.
Ab Oktober 2013 bietet die HFTM ein einsemestriges Modul Uhrentechnik an, das sich nicht nur
an Berufsleute aus der Uhrenbranche, sondern
an alle Absolventen und Absolventinnen technischer Grundbildungen, also namentlich auch an
Polymechaniker, richtet. (www.hftm.ch)
15
dung eingerechnet – sogar 16! Theorieseitig hat
sich das ZeitZentrum dem gymnasialen Bildungsweg
angenähert. Das erkennt man auch an dem grossen
Anteil von Berufsmaturanden bei unseren Vollzeitschülerinnen und -schülern – er liegt bei fast einem
Viertel.
«ZZ Kurier»: Der Arbeitsmarkt bietet qualifizierten Uhrmacherinnen und Uhrmachern nach
wie vor Chancen?
Daniel Wegmüller: Davon bin ich überzeugt. Aber
es genügt nicht, eine gute Ausbildung zu haben,
man muss auch flexibel sein, gerade in unserer
Branche. Die Industrie braucht heute eine grosse
Zahl von qualifiziertem Personal – aber vor allem
auch im Ausland. Die grossen Marken wollen doch
Uhren aus Asien nicht für einen Bandwechsel oder
einen kleinen Service in die Schweiz schicken. Sie
brauchen Fachleute vor Ort, und weil die Verkaufszahlen in verschiedenen Weltgegenden in den vergangenen Jahren stark angestiegen sind, wird es
auch beim Service eine steigende Nachfrage geben.
Aber unsere Lernenden müssen bereits sein, auch
ausserhalb der Schweiz zu arbeiten.
«Mit dem ab Mitte Oktober an
der HFTM neu angebotenen einsemestrigen Vertiefungsmodul
Uhrentechnik wird einem Bedürfnis der Uhrenindustrie nach
Weiterbildungsmöglichkeiten
Rechnung getragen.»
«ZZ Kurier»: Vierjährige Uhrmacher-Lehren
sind vor allem auch Sprungbretter für berufliche Weiterentwicklung?
Daniel Wegmüller: Von den «Vierjährigen» wird
eine hohe Bereitschaft zu inner- und ausserbetrieblicher Weiterbildung erwartet. Mit dem ab Mitte
Oktober 2013 an der HFTM neu angebotenen einsemestrigen Vertiefungsmodul Uhrentechnik wird einem Bedürfnis der Uhrenindustrie nach beruflichen
Weiterbildungsmöglichkeiten Rechnung getragen.
16
Der Kurs richtet sich nicht nur an Uhrmacherinnen
und Uhrmacher, sondern an alle Berufsleute mit
technischer Ausbildung.
«ZZ Kurier»: Das alte Spital wird in wenigen
Jahren nicht mehr als Unterkunft für die Lernenden des ZeitZentrums zur Verfügung stehen.
Daniel Wegmüller: Es ist für das ZeitZentrum von
grösster Wichtigkeit, dass die auswärtigen Lernenden in Grenchen übernachten können. Kanton,
Stadt Grenchen und Verbände arbeiten an einer
Lösung dieses Problems. Wir haben ein Public-private-partnership-Projekt in der Pipeline, das einen
Neubau auf dem Schulgelände vorsieht. Das ZeitZentrum wird zum Campus.
«Es ist für das ZeitZentrum von
grösster Wichtigkeit, dass die
auswärtigen Lernenden in Grenchen übernachten können.»
«ZZ Kurier»: Bei unserem ersten Gespräch vor
acht Jahren trugen Sie eine goldene Omega
am Handgelenk, ein Hochzeitgeschenk Ihrer
Frau. Was für eine Uhr tragen Sie heute?
Daniel Wegmüller: Eine ZeitZentrum-Uhr.
«ZZ Kurier»: Vielen Dank für das Gespräch!