BAD WALDSEE / AULENDORF - Bad Waldseer Lauffieber

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BAD WALDSEE / AULENDORF - Bad Waldseer Lauffieber
BAD WALDSEE / AULENDORF
Montag, 21. Mai 2012
Heute im Lokalen
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Bad Waldsee
Ist berufliche Karriere ohne Abitur
möglich? Wir haben uns in Betrieben umgehört und bei IHK und
Handwerkerschaft nachgefragt.
Beim Lauffieber ist fast alles möglich
Das Bad Waldseer Laufsport-Ereignis feiert zehnten Geburstag – Tausende feiern mit
Von Kara Ballarin
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Aulendorf
Pater Alois Poncelet feierte sein
goldenes Jubiläum der Priesterweihe mit einem Festgottesdienst in St.
Johann/Blönried.
Regionalsport
Birgit Fauser von der LG Bad Waldseer Lauffieber hat bei ihrem Heimrennen am Samstag den Marathon
gewonnen.
Dichtes Feld: Nach dem Massenstart führt die Strecke die Läufer
zunächst durch die Innenstadt.
Wie bin ich gelaufen? Marathonis
erfahren ihre Zeiten am Monitor
unter den Rathaus-Arkaden.
Tut gleich nicht mehr weh: Die
Helfer vom Roten Kreuz verarzten
so manches aufgeschlagene Knie.
BAD WALDSEE - Ein Motto der Veranstalter des Bad Waldseer Lauffiebers könnte lauten: Das Wort „unmöglich“ gibt es nicht. Samstagvormittag, 11.30 Uhr im Wettkampfbüro
in der Stadthalle: Franz Lorinser vom
vierköpfigen Kernteam des veranstaltenden Vereins Bad Waldseer
Lauffieber läuft auf Hochtouren. Lorinser ist Herr über die Anmeldungen und Leiter des Wettkampfbüros.
In einer Sekunde macht er einen Läufer darauf aufmerksam, dass dieser
den Chip zum Zeitnehmen von seinem Schuh entfernen muss, weil es
beim Lauffieber Chipstreifen auf den
Starternummern gibt. In der nächsten Sekunde ruft er Helfern zu:
„Nehmt beide rosa Luftballons.“ Sie
dienen den Läufern später beim Marathon als Orientierung. Noch eine
Sekunde später gibt er einem weiteren Helfer einen Umschlag mit Starternummern und Infomaterial in die
Hand, den der Helfer schnell von der
Stadthalle zum Sprecherturm am
Rathaus bringen soll. „Eine Teilnehmerin hat vom Zug aus angerufen. Sie
will den Marathon laufen. Und der
Zug kommt erst um zehn vor zwölf
am Bahnhof an“, erklärt Lorinser. Die
Läuferin kommt direkt zum Start, nur
Sekunden verspätet. Dank Lorinser
ist alles für sie bereit – auch das ist
möglich.
Etwa 1800 Läufer von sechs bis 73
Jahren sind bei der Jubiläumsausgabe
in den unterschiedlichen Kategorien
des Bad Waldseer Lauffiebers am
Samstag an den Start gegangen. Bernhard Schultes, Vorsitzender des organisierenden Vereins, hat zum zehnten Geburtstag um 10.30 Uhr noch
vor den Wettkämpfen zum VIP-Empfang neben dem Rathaus geladen –
der „Lockruf“ hat gewirkt. „Viele von
Euch haben dazu beigetragen, dass
das Lauffieber das ist, was es heute
ist: das schönste Laufsport-Event im
Süden“, sagt Schultes unter Beifall
der vielen Helfer, Mitorganisatoren,
Vertretern der Stadt und Landtagsabgeordneten Paul Locherer. Einige
Neuigkeiten gibt es zum 10. Bestehen
des Lauffiebers – unter anderem eine
gemeinsame Wertung im Halbmarathon mit der Laufveranstaltung Run&Fun in Tuttlingen am 16. und 17. Juni.
Beeindruckend: der Massenstart
Die beeindruckendste Neuigkeit war
der Massenstart um 12 Uhr, nachdem
die Bambinis und Kids unterschiedlicher Altersklassen ihre Läufe bereits
hinter sich hatten. Erstmals starteten
Marathon-, Halbmarathon- und PaarMarathonläufer gleichzeitig. Rund
1100 Läufer warteten also an der
Startlinie auf dem Waldseer Marktplatz – vor einer atemberaubenden
Kulisse aus gotischem Rathaus, altem
Kornhaus und in Sichtweite der
Kirchtürme von St. Peter – auf den
Startschuss von Bürgermeister Roland Weinschenk. Gegenüber der SZ
hatte das Stadtoberhaupt zuvor
schmunzelnd gesagt: „Einmal im Jahr
darf ich scharf schießen.“ Typisch für
das Lauffieber: Zum Start lassen die
Läufer Luftballons aufsteigen, so dass
der Himmel für einen Moment mit
farbigen Punkten geschmückt ist.
Mit dabei – bereits zum zehnten
Mal – war Andreas Meiß mit seinem
Erstmals gingen die Läufer für den Marathon, den Halbmarathon und den neuen Paar-Marathon gemeinsam an
den Start – bestückt mit den für das Lauffieber typischen Luftballons.
FOTOS: ROLF SCHULTES (4), KARA BALLARIN (6)
Team, den Blue Numbers. Entlang
der Strecke, wie auch vor und nach
den Läufen, sammelt die Laufgruppe
Spenden. Der Erlös des Lauffiebers
geht an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei, die mit einem Hymermobil während des Lauffiebers vor
der Polizei vertreten war. Der Grund:
„Wir rennen hier mit einer Selbstverständlichkeit“, sagt Meiß, und das sei
etwas, was anderen, denen es nicht so
gut geht, verwehrt bleibe.
Nahe der Polizei konnten sich die
Kinder austoben: unter anderem auf
der Hüpfburg der Sparkasse oder an
den Ruderergometern des Rudervereins. Und wer sich in einen Tiger verwandeln wollte, konnte das am Stand
der Schwäbischen Zeitung beim Kinderschminken tun.
Zu kleinen Problemen hat lediglich das hervorragende Wetter geführt. Sonnenschein und Temperaturen über 20 Grad gingen dem einen
oder anderen Läufer auf den Kreislauf. Joachim Fischer, Einsatzleiter
des Roten Kreuzes zum Lauffieber,
spricht von etwa sieben solcher Fälle.
„Aber das ist ganz normal, alles
nichts Besonderes“, so Fischer. Mit
27 Helfern war die Bad Waldseer
Ortsgruppe des Roten Kreuzes im
Einsatz – Unterstützung bekamen sie
von fünf Kollegen aus Aulendorf. Ansonsten mussten die Helfer ein paar
Pflaster anbringen, „vor allem nach
dem Bambini-Lauf“, so Fischer.
Keine nennenswerten Probleme
Auch die Polizei hat laut Bernhard
Schultes „Null“ zu melden gewusst.
„Das ist das, was uns am meisten beruhigt – dass nichts passiert ist.“ Lediglich von zwei Unfällen weiß
Schultes zu berichten: Ein Helfer hat
sich am Morgen beim Aufbauen eines
Kühlwagens eine tiefe Schnittwunde
zugezogen. „Er hat sich klammern
lassen und am Nachmittag seinen
Dienst gemacht“, sagt Schultes. Ein
Läufer hat zudem die Nacht im Waldseer Krankenhaus verbracht wegen
Seriensieg: Berthold und Sigrid Schmidinger empfangen ihr Team „Grüner
Baum“ nach deren vierten Staffel-Sieg in Folge (von links): Konstantin
Häcker, Christian Baur, Simon Yohannes und Johannes Schuschkewitz.
eines allergischen Schocks, der
durch Essen ausgelöst war, wie
Schultes berichtet. Er sei aber schon
wieder zu Hause.
Erstmals erlebten die Organisatoren kurze Engpässe an den Verpflegungsstationen – auch eine Folge des
Wetters. „So viel haben wir noch nie
gebraucht“, sagt Markus Brauchle,
der zum vierköpfigen Kernteam der
Lauffieber-Organisatoren gehört. „Es
ist einfach sehr viel getrunken worden.“ Doch er hat mittlerweile ein
Team, auf das er sich verlassen könne. Und auch in diesem Jahr die benötigten 400 Helfer gefunden – und das
trotz langem Wochenende, „und vor
allem trotz Champions-League-Finale am Abend“, sagt Brauchle lachend.
Nach den Siegerehrungen um 16
Uhr verwandelte sich die Hochstatt
fließend in eine Party-Meile. „Wir
hatten ja auch am Abend noch Königswetter“, sagt Schultes. Und hat
es, wie im vergangenen Jahr, Probleme mit Anwohnern gegeben, die sich
belästigt gefühlt hatten? „Überhaupt
nicht“, sagt Schultes. Sie seien zum
Teil auf den Terrassen und Balkonen
gesessen und haben den Rocksox bei
deren Auftritt gelauscht. Ein runder
Abschluss, denn das erste Lauffieber
vor zehn Jahren war auch einer der
ersten Auftritte der Coverband aus
Ravensburg.
Einen Beitrag zum Lauffieber 2012
sehen Sie heute im Regio TV
Journal. Bildergalerien zur sportlichen Seite der Veranstaltung und
Impressionen vom Streckenrand:
» schwaebische.de/bad-waldsee
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„Der Massenstart
ist ein
Gänsehauterlebnis“
„Wir kommen jedes Jahr hierher“
1800 Läufer in acht verschiedenen Kategorien und unzählige Zuschauer am Streckenrand – Kara Ballarin hat gefragt: Warum sind sie alle hier?
Für den siebenjährigen
Adrian Vetter aus Bad
Waldsee ist
am Nachmittag
alles
Sportliche gelaufen – er hat zum ersten Mal bei den Kids teilgenommen.
Hat es Spaß gemacht? „Ja!“, ruft er.
„Ich will nächstes Jahr wieder mitmachen.“ Dann feuert er gemeinsam mit Papa Markus und Mama Janina Vetter die Geschwister Leonie
(9) und Leonard (12) an.
SZ: Herr Schultes, Ihre Bilanz des
10. Bad Waldseer Lauffiebers?
Bernhard Schultes: Wir hatten
Königswetter, eine tolle Stimmung,
begeisterte Läufer – eine rundum
gelungene Veranstaltung. Für mich
ist es faszinierend, wie viele helfende Hände beim Lauffieber zeitgenau ineinandergreifen. Spannend
fand ich auch mal wieder das Vorher-Nachher-Erlebnis. Vor 10 Uhr
wirkt Waldsee wie eine normale
Stadt, dann wird’s bunt. Eine halbe
Stunde später ist die Stadt voll von
Menschen, deren Gesichter viele
interessante Geschichten erzählen
könnten.
SZ: Hat sich das Lauffieber etabliert?
Schultes: Auf jeden Fall, auch weit
über Bad Waldsee hinaus. Es ist
verrückt, woher die Läufer überall
anreisen – das kann man an den
Starterlisten ablesen. Ich habe bei
der Party auf der Hochstatt mit
einem Paar gesprochen – er arbeitet
in Stuttgart, sie ist extra aus North
Carolina in den USA angereist.
Gemeinsam haben sie am Marathon
teilgenommen. Das zeugt von unserem guten Ruf.
SZ: Bleibt es bei den Neuerungen
zum Jubiläums-Lauffieber, etwa
beim Massenstart für Marathon-,
Halbmarathon-, und Paar-Marathonläufern?
Schultes: Der Massenstart ist ein
Gänsehauterlebnis, der wird auf
jeden Fall bleiben. Am Anfang ist es
in der Stadt ein bisschen eng für die
Läufer, aber es macht mehr Spaß, in
so einer Masse zu laufen. Auch der
Empfang vor den Wettkämpfen war
schön und wird bleiben.
SZ: Sie haben gemeinsam mit
Achim Linder den Laufsport-Tag
moderiert. Hat’s Spaß gemacht?
Schultes: Die Inszenierung mit ihm
war sehr gelungen. Toll war das
Lied zum Lauffieber 2012 „An Tagen wie diesen“. Ich krieg schon
wieder Gänsehaut.
SZ: Und wann laufen Sie selbst
mit?
Schultes: Das wär schon was, geht
aber nicht. Vielleicht zur Jubiläumsveranstaltung zum 20-Jährigen.
So erreichen Sie uns
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Früher ist er
selbst Marathon
gelaufen, heute
steht Markus
Kaulingfrecks
aus
Haisterkirch am Rand
und unterstützt
seine Frau Petra
Häusler. In der Laufgruppe des Bad
Waldseer Lauffiebers hat sie sich für
den Marathon fit gemacht. „Mein
Knie ist kaputt“, sagt Kaulingfrecks.
„Laufmäßig geht bei mir nichts
mehr – leider.“
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Zehn Jahre
Bad Waldseer Lauffieber – es hat
sich einiges
getan seit
der ersten
Auflage des
LaufsportEreignisses
2003. Und
jährlich
kommen kleinere und größere
Neuerungen hinzu – etwa der Massenstart zur Jubiläumsveranstaltung
am vergangenen Samstag. Kara
Ballarin hat Bernhard Schultes
(Foto: privat), Vorsitzender des
organisierenden Vereins Bad Waldseer Lauffieber, um ein Fazit nach
der Jubiläumsveranstaltung am
Samstag gebeten.
Umfrage
Margot
und Jakob
Olicher
aus
Bad
Waldsee
haben
noch keinen einzigen der bisher zehn Lauffieber-Tage verpasst. „Wir kommen
jedes Jahr hierher“, sagt Jakob Olicher. Die beiden betrachten von den
Stufen der Sparkasse aus das bunte
Treiben an der Starterlinie. „Es isch
einfach schee“, sagt Margot Olicher
über die Atmosphäre.
Nachgefragt
Ein
laufender
Stadtrat: Dominik Souard von
der Grünen Alternativen Liste
wagte bei der
zehnten Auflage
des Bad Waldseer Lauffiebers
den Halbmarathon. „Ich hab‘ ein
halbes Jahr intensiv trainiert“, sagt
Souard, doch der letzte Lauf sei Jahre her. Seine angestrebte Zeit? „Die
verrate ich erst hinterher“, sagt er lachend.
Gute
Vorbereitung ist alles: Peter Weinbach aus
Bubesheim
bei
Günzburg reibt
sich vor dem Marathon mit Sonnencreme ein. Der
55-Jährige hat sich
spontan zum Mitlaufen entschlossen. Vor zweieinhalb Jahren hat er
mit dem Laufen angefangen, das
Lauffieber war sein zweiter Start.
„Man kann sagen, ich bin ein Spätberufener“, sagt er.
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