Krimi zur Kaffeezeit

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Krimi zur Kaffeezeit
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DerWesten - 05.10.2008
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Basketball, 1. Bundesliga Damen
Krimi zur Kaffeezeit
Herne, 05.10.2008, Wolfgang Volmer
Katja Zberch und Marscilla Packer führen den Herner TC zum zweiten Sieg binnen 48
Stunden. Die letzte Minute dauert eine Ewigkeit. Wolfenbütteler Wildcats wehren sich
wacker.
Herner TC - BC Wolfenbüttel 81:76 (37:37)
Viertel: 16:18, 21:19, 24:13, 20:26. HTC: Packer (33 Punkte/6 Dreier), Zberch (19/1/14
Rebounds), Drozd (13/1), Flasarová (8), Balandis (4), Adlerová (2), Goddemeier (2), Karic,
Veith, Müller, Hoffarth. BCW: Ohanian (23/2), Teilane (15), Cherniy (12), Zaidi (12/2), Gemo
(8), Kufeld (6/2), Dathe (2), Stahmeyer, Kurkowski, Wessels, Janke.Zuschauer: 230.
Von Wolfgang Volmer
An Samstagabend-Krimis hat man sich in der MCG-Arena längst gewöhnt. Doch auch zur
Sonnntagskaffeezeit wollten Hernes Basketballerinnen keine flaue Seifenoper servieren. Also
spannten sie die Nerven ihrer Fans gehörig auf die Folter, ehe sich das explosive Gemisch aus
Hoffen und Bangen schließlich in einen ekstatischen Jubelsturm entlud. Der HTC hatte die
Wildkatzen gezähmt, binnen 48 Stunden den zweiten knappen Sieg eingefahren – und kann
sich jetzt voller Zuversicht in die nächsten Aufgaben stürzen.
47 Sekunden vor Schluss war es soweit. Als Nadzeya Drozd zwei Freiwürfe zum 78:70
versenkte, war allen Hernern klar: Das Ding ist gelaufen, zwei wichtige Punkte sind im Sack.
Ein entspanntes Lächeln spielte um Marek Piotrowskis Mundwinkel. Wenig später zeigte der
„Magier” sogar die Becker-Faust. „Die Nummer eins im Pott sind wir”, zischte er, als die
Nachricht von der Oberhausener Niederlage in Leipzig verkündet wurde. Und wie lange soll
das so bleiben? „Bis zum Saisonende”, lautete Piotrowskis Kampfansage an den großen
Nachbarn.
Wenn der HTC das Potenzial einmal voll ausschöpft, das die Mannschaft bislang nur
andeutete, muss diese Prognose nicht unbedingt an Größenwahn grenzen. Auch gegen die
Wildcats lief noch nicht alles nach Wunsch, und nicht alle Spielerinnen erwischten einen
Sahnetag. Letzten Endes aber gab es nur strahlende Gesichter: Der HTC, erstmals als Favorit
in eine Erstliga-Begegnung gegangen, war mit diesem Druck gut fertig geworden. Und wird
sich wohl daran gewöhnen müssen, künftig öfter mal die Favoritenbürde zu tragen.
Natürlich war es ein Sieg der gesamten Mannschaft. Natürlich brachte sich jede voll ein,
kämpfte um jeden Ball, rannte um ihr Leben. Doch zwei Hernerinnen waren es, die den
Unterschied ausmachten: Zunächst Katja Zberch. Die routinierte Weißrussin war die einzige,
die im ersten Viertel ihre Nerven voll im Griff hatte. Sie markierte 13 der 16 Herner Punkte,
schnappte sich gegen die langen Wildkatzen einen Rebound nach dem anderen – und sorgte
dafür, dass die frechen Gäste nicht allzu keck wurden.
Hernes gefürchtete „Shooterinnen” schossen
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hingegen anfangs nur Fahrkarten. Doch das
änderte sich bald. Ab dem zweiten Viertel war die
junge U-21-Weltmeisterin Marscilla Packer
überhaupt nicht mehr zu bändigen. Mit
katzenhafter Geschmeidigkeit wirbelte sie übers
Parkett, fischte Abpraller, spielte kluge Pässe –
und traf aus allen Lagen: 14 Punkte erzielte sie
allein im zweiten Abschnitt, 33 waren es am
Ende, darunter sechs Dreier bei acht Versuchen.
Spätestens seit gestern weiß die Liga: Herne hat
sich ein Juwel geangelt.
An ihr und Zberch richtete sich das Team auf. Als
sich die Wildcats nach der Pause gegen die
starke Defense etliche Ballverluste erlaubten, zog
Herne von 45:44 (25.) auf 61:48 (30.) davon. Die
Verbessert, aber noch Luft nach oben:
Katarina Flasarova (l.) deutete erst nach der
Gäste gaben sich nicht geschlagen, doch Packer,
Pause ihr großes Können an. Foto: Stefan
Kapitän Lucie Balandis und die verbesserte
Kuhn, pi
Katarina Flasarová hielten den Abstand konstant
zwischen fünf und zehn Punkten. Die letzten 90 Sekunden dehnten sich zur Ewigkeit. Die
Wildcats suchten ihre Chance in schnellen Fouls, an der Linie aber blieben die Hernerinnen
eiskalt. Um wenig später ihre Emotionen auszutoben.
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