Inka-Loreen Minden

Transcrição

Inka-Loreen Minden
Themenheft 2011
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Federn der Verfuhrung
In dieser Ausgabe:
Deutschsprachige Autoren der
Vampire&Romance
Erotic Fantasy
verführerische
Kurzgeschichten von
Simone Wilhelmy
Nicole Döhling
Monika De Giorgi
Leseprobe aus
„The Black Club, London“
Gewinnt
ein signiertes Exemplar von
„The Black Club, London“
von Emilia Jones!
und
„Die Legenden von Trindad“
von Roy Francis Ley
I E M R
J
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Loreen Minden
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Jones
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oy
Giorgi
Francis Ley
ennifer
Schreiner
Supported by
und vieles mehr...
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Inhalt
Portait & Interview mit Inka-Loreen Minden
3
Shortstory „Blind Date mit Folgen“ von Nicole Döhling
8
Interview mit Emilia Jones
12
Leseprobe - „The Black Club, London“ von Emilia Jones
15
Shortstory „Aello - Windsbraut“ von Simone Wilhelmy
19
Autorin Monika De Giorgi
22
Leseprobe - „Edens Asche“ von Moni De Giorgi
24
Shortstory „Oktobernacht“ von Monika De Gorgi
30
Autorin Roy Francis Ley
38
Leseprobe - „Darklight Sea Cruiser“ von Roy Francis Ley 40
Rückblick: 1872 Beginn einer Legende
41
Shortstory „Die Nacht ruft deinen Namen“ von Carola Kickers
44
Buchvorstellung Anthologie „Fantastisches“
48
Leseprobe - Siegergeschichte von Yara Nacht
49
Autorin Jennifer Schreiner
50
Leseprobe - „Venusblut“ von Jennifer Schreiner
53
Impressum
55
Editorial VMM
Special
Liebe Fans der dunklen Romantik,
„Federn der Verführung“ ist eine Sonderedition des
Vampire Magic Magazines, das wir bereits seit 2008
herausgeben.
Diese Ausgabe bezieht sich ausschließlich auf Bücher,
die wir für Leser ab 18 Jahre empfehlen.
Der Inhalt dieser Ausgabe
ist jedoch jugendfrei gehalten.
Eure
Inhalt
~   2 ~
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Inka-Loreen Minden
Inka Loreen Minden, geboren im Jahre 1976 in Berchtesgaden, hat sich schon als kleines Kind Geschichten ausgedacht und aufgeschrieben – später erschienen ihre ersten Gedichte in einer Heimatzeitung.
Nach dem Abitur verschlug es sie gemeinsam mit
ihrem Mann nach München, wo sie einige Jahre als
Zahntechnikerin arbeitete. Im Jahr 2006 machte sie
sich als Autorin selbstständig, war Herausgeberin in
einem Buchverlag und gestaltete dort die Cover, was
sie jedoch aus Zeitmangel aufgeben musste. Mittlerweile konzentriert sie sich nur noch aufs Schreiben;
weshalb sie seit Ende letzten Jahres auch mit der Literarischen Agentur Kolf zusammenarbeitet.
Unter den Pseudonymen Inka Loreen Minden und
Lucy Palmer sind von ihr bisher 18 Bücher, 6 Hörbücher und zahlreiche E-Books bei diversen Verlagen erschienen. Mit ihren homoerotischen Liebesromanen
– den Gay Historicals – hat sich die Autorin bereits
einen Namen gemacht.
Ihre Helden tummeln sich am liebsten im historischen England oder sind Vampire, Dämonen und Gestaltwandler.
Es ist der Autorin ein dringendes Bedürfnis, sinnliche
Erotik mit einer spannenden Rahmenhandlung zu
verknüpfen, wobei sie Wert auf eine niveauvolle Ausdrucksweise legt.
Zu ihren erfolgreichsten Titeln zählen der ErotikBestseller »Mach mich scharf!« von Lucy Palmer
(blue panther books) und der Soft-SM-Roman »Tödliches Begehren« (dead soft Verlag) von Inka Loreen Minden. Im Frühling erschien ihr neuster Roman
»ENGELSLUST« beim Fallen Star Verlag.
Mehr über die Autorin und ihre Werke auf ihrer Homepage:
w w w . i n k a - l o r e e n - m i n d e n . d e
Ich glaube, ich habe eine neue Leseleidenschaft für mich entdeckt: Erotisches aus der Feder von
Inka Loreen Minden alias Lucy Palmer ... Rezension auf Happy End Bücher
Inka Loreen Minden versteht es, eine Geschichte spannend zu erzählen und mit sehr geschmackvollen erotischen
Szenen zu spicken. Dabei beschreibt sie verschiedene Spielarten sehr detailliert und lustvoll, ohne vulgär zu werden.
Leser-Rezension von Zabou1964 auf Lovelybooks
Fantasywesen in vielen heißen Szenen. Bericht auf Ciao.
Autorin Inka-Loreen Minden
~   3 ~
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Interview mit Inka-Loreen Minden
Hallo Inka, Du bist ja in der Fantasy Romance und Erotic Schiene keine Unbekannte.
Wie ist es überhaupt zum Schreiben in diesem Genre gekommen? War das von Anfang an Dein Ziel oder Zufall?
Eher Zufall. Geschrieben hab ich schon immer. Das verlor sich ein wenig, als ich ins Berufsleben
einstieg und eine Ausbildung zur Zahntechnikerin machte. Einige Jahre später, als mein Sohn in
den Kindergarten kam und ich endlich wieder »Luft« hatte, begann ich erneut intensiv zu schreiben. Ursprünglich hatte ich mich auf All-Age-Fantasy bzw Sci-Fi konzentriert, als dann jedoch die
Storys von ganz allein immer erotischer wurden, dachte ich mir, das einfach mal zu probieren.
Ich habe mir zuerst sehr viel »Lektüre« zum Thema besorgt, um zu sehen: Mache ich das überhaupt richtig? In dieser Zeit habe ich auch die historischen Liebesromane entdeckt, die ich heute
noch gerne lese.
Es macht mir großen Spaß, dieses Knistern zwischen den Protagonisten zu beschreiben, sodass
beim Lesen die Seiten förmlich Feuer fangen und der Leser vielleicht sogar ein Kribbeln im Bauch
verspürt.
Siehst Du es noch als Genre mit Potential, wo immer mehr US-Autoren gerade auf
diesen Markt drängen?
Einige Verlage bauen ja gerade das Romantasy- bzw (Fantasy-)Erotic-Romance-Genre aus und
suchen auch verstärkt deutsche Autoren, was mich sehr freut. Und Erotik läuft ja sowieso immer. Gerade ein Thema wie die Liebe wird wohl ewig aktuell bleiben, denn – was gibt es Schöneres? Die meisten Leserinnen und Leser träumen sich gerne weg. Was mich ebenfalls freut: dass
immer mehr Männer diese Genres für sich entdecken. Daher versuche ich meine Storys, wie jetzt
aktuell Engelslust, so zu gestalten, dass auch männliche Leser ihre Freude daran haben: Action,
Spannung und eine Protagonistin, die Mann gefällt :-)
Engelslust
Erotischer Fantasyroman
von Inka Loreen Minden
Fallen Star Verlag
ISBN:
978-3-942322-03-4
Erscheinungstermin:
22. Januar 2011
Interview mit Inka-Loreen Minden
Was wäre, wenn nicht nur die Hölle, sondern
auch die Menschen- und Mythenwelten von einer einzigen Frau regiert würden?
Noch dazu einer, die ebenso teuflisch attraktiv wie
gefährlich ist?
Das ist Cains größte Sorge, als er in New York auf
Raja, die Tochter eines Elfen und der machtgierigen Höllenfürstin, trifft.
Der Engel setzt alles daran, dass ein gestohlener
magischer Kelch nicht in ihre Hände fällt.
Dieser verleiht seinem Besitzer die alleinige
Herrschaft über alle Welten, wenn man ihn mit
sieben besonderen Zutaten füllt. Daher muss der
Kelchdieb, ein gefährlicher Magier, unbedingt
aufgehalten werden. Ein globaler Wettlauf gegen
die Zeit beginnt.
Doch als Engel in einem funktionstüchtigen,
menschlichen Körper zu stecken, kann ganz schön
fies sein, wenn Raja versucht, mit weiblicher Verführungskunst an den Kelch zu gelangen ...
~   4 ~
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Verlockende Versuchungen
Erotische Geschichten
von Inka Loreen Minden
Ubooks Verlag
ISBN: 9783866081068
Was geschah im Turmzimmer, bevor der Prinz Dornröschen wachküsste?
Wie befriedigt man ein devotes Schneewittchen?
Und wie reagiert eine Dämonenjägerin, die sich in
ihr Opfer verliebt hat? Verlockende Vampire, dominante Prinzessinnen, devote Engel und lüsterne
Dämonen entführen den Leser in eine märchenhaft-erotische Welt. Inka Loreen Minden lässt in
ihrem Buch keine Träume unerfüllt und erzählt uns
Märchen voller Lust, Verlangen und Leidenschaft.
Dunkle Sehnsüchte und knisternde Erotik bringen
die Fantasie zum Kochen.
Dieses Buch beinhaltet 14 unterschiedliche Geschichten, von romantisch-verspielt bis sehr explizit. Mal hart, mal zart, mal spitzzüngig, mal witzig,
aber immer märchenhaft-erotisch.
In Deiner Vita schreibst Du ja, dass Du Deine Romane gerne in vergangenen Zeiten
spielen lässt. Was ist der Grund für dieses besondere Faible und in welcher Zeit hättest Du selbst gern gelebt?
Als ich vor wenigen Jahren die historischen Liebesromane entdeckte, war ich sofort gefesselt
von der Zeit (bevorzugt 19. Jahrhundert, Handlungsort: England), in der sie spielten. Daraufhin
schaute ich Jane-Austen-Filme und verliebte mich in die Kulisse: die Herrenhäuser, die Landschaft, die Kostüme der Adligen, die Gepflogenheiten der damaligen Zeit. Wenn ich in der Zeit
zurückreisen könnte, würde ich wahrscheinlich zuerst dorthin gehen, aber leben – wohl eher
nicht. Ich bin sehr froh, in einem Jahrhundert zu leben, in der es eine gute medizinische Versorgung gibt, ansonsten würde es mich schon lange nicht mehr geben ;-)
Wirst Du in Zukunft auch Serien schreiben?
Ja, in Zukunft wird es Serien geben, auch unter anderen Pseudonymen, aber leider kann / darf
ich im Moment dazu noch nichts Genaueres sagen.
2011 ist gerade „Engelslust“ erschienen. Wird es dieses Jahr noch mehr Veröffentlichungen von Dir geben, auf die sich die Leser freuen können?
Ich hoffe es, aber die Mühlen im Verlagswesen mahlen nun mal langsam und ich habe aktuell
noch keine konkreten Termine.
Geplant ist auf jeden Fall noch ein weiterer Gay Historical bzw eine Gay Romance für 2011, mal
sehen, wozu ich komme. Beide Bücher sind bereits am Entstehen, jedoch halten mich andere
Projekte im Moment davon ab. Seit ein paar Monaten arbeite ich nämlich mit der Agentur Kolf
zusammen und schreibe fleißig an einem Jugendbuch und einer weiteren paranormalen Romance im Stil von Engelslust, nur mit anderen Wesen.
Interview mit Inka-Loreen Minden
~   5 ~
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Machst Du auch Lesungen und falls ja, welche Termine hast du für unsere Leser?
Ich hab schon einige Lesungen gegeben, aber aktuell (nein, eigentlich immer ;-) schreibe ich unter Hochdruck, sodass mir dafür keine Zeit bleibt. Ab und zu kann man mich auf der Buchmesse
antreffen, die Termine gebe ich dann auf meiner Homepage bekannt.
Noch eine kleine persönliche Frage: Du hast viele „fantastische“ Protagonisten. Welcher ist Dein ganz besonderer Liebling, von dem Du Dich selbst gerne verführen ließest und warum? :-)
Meine persönlichen Lieblinge sind meistens die, mit denen ich gerade »arbeite«. Aktuell zwei geflügelte Geschöpfe mit Namen Vincent und Ash, deren Geschichte gerade meiner Agentur bzw. einigen Verlagen vorliegt. Ash ist ein gefallener Engel, aber Vincent ist ein ganz besonderes Wesen, von
denen sich auf dem Buchmarkt noch kaum welche (und in seiner ganz besonderen Art kein einziges)
tummeln, deswegen möchte ich dazu noch schweigen. Ich kann nur so viel sagen:
Er ist groß, er ist stark, er ist sexy (lacht). Ein dunkler Engel, ein Beschützer, ein Wesen der Nacht,
aber kein Vampir (jetzt dürft ihr raten ;-).
Vincent hätte ich gerne zum Freund, als einen Kumpel zum Anlehnen, aber ich denke, da würde
mein Mann ziemlich eifersüchtig reagieren. Von Vincents Partnerin mag ich mal gar nicht sprechen;
die würde mir die Hölle heißmachen (lacht).
So sehr ich meine Protagonisten auch ins Herz geschlossen habe – verführen darf mich nur einer :-)
Herzlichen Dank für das kleine Interview. Wir freuen uns auf weitere Abenteuer aus
Deiner Feder!
Liebe Carola, ich habe mich über das Interview gefreut und hoffe sehr, den Leserinnen und Lesern
bald etwas Neues präsentieren zu können :-)
Feurige Offenbarung
- Dämonenglut 1
Hartgesottene Dämonenkrieger beschützen die
Menschheit vor finsteren Mächten.
Doch nicht nur fiese Gesellen haben den Jägern den Kampf angesagt, sie müssen sich
auch noch mit ihren eigenen Gefühlen herumschlagen. Da ist auf der einen Seite Brody:
Er verliebt sich in einen jungen Mann, der nur
zur Hälfte menschlich ist. Aber der einzelgängerische Krieger wehrt sich verbissen gegen
seine aufkeimende Leidenschaft. Und da gibt
es noch die Jäger Mark und Alan, die ihre Liebe schon lange geheim halten. Als jedoch ein
mächtiger Dämon von ihrer Zuneigung erfährt, benutzt er sein Wissen gegen sie,
um die Truppe zu schwächen. Knisternde Erotik und brennende Sehnsüchte führen die Kämpfer in ihre persönliche Hölle, aus der sie nur die Liebe befreien kann.
Interview mit Inka-Loreen Minden
erotischer Fantasyroman
von Inka Loreen Minden
Co-Autorin: Nicole Henser
dead soft verlag - editio cupido
ISBN: 9783934442610
~   6 ~
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Einfach mit ein paar Freunden in geselliger Runde beeinander sitzen?
Dann sind Sie hier genau richtig.
Getränke a' la carte. Neben über 180 Sorten Absinthen
führen wir Flaschenbiere, Wein, Sekt, Alkoholfreie
Getränke, Kaffee, Tee je nach Angebot und kleine
Knabbereien.
Ebenso ist es möglich aus den Karten der
Soupbar, Beiruth Night oder Piagor Speisen zu ordern.
Hunde erwünscht - Raucher raus? Nicht bei uns. Qualmen können Sie bei uns ganz nach belieben!
Mo- Sa ab 19.00 Uhr
Zutritt ab 18 Jahren!
Musikalische Untermalung:
von Chill Out über Jazz bis Rockabilly
http://www.absintherie-la-petite.de/
Die Absintherie la Petite
in Leipzig verriet
uns ein Rezept, das Eure
Fantasie
anregen wird:
Death in the Afternoon
Das sollte man über Absinth wissen...
Ursprünglich als Heilmittel gegen Magenbeschwerden, Depressionen oder gar Krebs verordnet, erlebte es seine Hochzeit Ende der
letzten Jahrhundertwende nachdem Soldaten des Algerienkrieges
auch nach der Heimkehr nach Frankreich nicht auf Ihren Absinthe
verzichten wollten.
Poeten, Maler, Intelektuelle dieser Zeit suchten Ihre Inspiration
während der "L'heure verte" und fanden. Bedeutende Kunstwerke
entstanden. Van Gogh malte seine "Sonnenblumen", Oskar Wilde
verfasste "Das Bildnis des Dorian Grey".
Nach dem Verbot wurde es still um die "Grüne Fee". Fast in Vergessenheit geraten blieben in den Köpfen der Menschen nur
Bruchstücke um dieses grüne Mysterium.
Absinthe... da wird man doch blind von!
Nun ja, Absinthe wurde damals oft illegal gebrannt in kleinen privaten Distillen in den Kellerräumen. Hält man sich nicht genau an
die Temperaturvorgaben kann man durchaus vom Resultat blind
werden, jedoch am Wermut liegt es nicht.
Heut zu Tage werden die Absinthe mit größter Sorgfalt und dem
erlesensten Wermut von erfahrenen Brennmeistern hergestellt.
Oft basierend auf originalen Rezepturen zaubern Sie Blanche, Bleu
und Verte und erwecken die "Grüne Fee" aufs Neue. Jede kleine
Manufaktur kreiert Ihre Vorstellung eines guten Absinthes. So ist
ein breit gefächertes Angebot mit vielfältigen Geschmacksnuancen
entstanden. Immer basierend auf der heiligen Dreifaltigkeit Wermut,
Anis und Fenchel ist es kaum zu beschreiben wie unterschiedlich ein
und dasselbe Getränk sein kann.
Absintherie „La Petite“
Glas: Sektglas/ Sektflöte
1cl Absinthe
9cl Champagner/ Sekt
Absinthe mit Champagner/
Sekt auffüllen.
TIP:
gerne wird noch ein
dash Erdbeerlimes
zugefügt
Absintheempfehlung:
Perigan 68 (ESP)
Alk. 50%
ohne Anis
mit leichter
Fenchelnote
Angela Parszyk / pixelio.de
~   7 ~
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Blind Date mit Folgen
Es war kalt. Es war nass und es war das mieseste Blind Date meines Lebens. Wenn ich gewusst
hätte, dass der Abend so laufen würde, hätte ich mich nie auf dieses Date eingelassen. Aber ich
blöde Kuh konnte ja nicht Nein sagen, als Katrin mich gestern bat. Auf Knien hatte sie mich
angefleht, mich mit ihrem Arbeitskollegen zu treffen. Man würde mir mittlerweile ansehen, dass
ich seit Monaten keinen Orgasmus mehr hatte.
Was wusste die denn schon? Keinen Orgasmus. Immerhin konnte Frau noch von anderen Dingen leben. Es gab Wichtigeres als Sex. Wäschewaschen zum Beispiel. Oder shoppen. Ja, genau
shoppen war doch eine prima Alternative zum Sex. Einkaufen konnte Frau so herrlich befriedigen. Nichts war schöner und entspannender, als mit einer neuen Pradatasche nach Hause zu
gehen. Wer brauchte da schon noch Sex.
Nach diesem völlig katastrophalen Date lief ich jetzt nach Hause - durch den Regen, die finstere Nacht, die noch finsterere Gasse. Die, die ich eigentlich nie im Dunkeln laufen wollte, die ich
jetzt aber aus Bequemlichkeit und der Kälte wegen nahm, weil sie mir eine halbe Stunde Fußmarsch ersparte. Ich dumme Pute hatte meine Geldbörse bei meiner Flucht aus dem Restaurant auf dem Tisch liegen lassen. Dort lag sie jetzt gut. Direkt neben meinem Essen, welches ich
kaum angerührt hatte. Hummer. Lecker Hummer. Ich liebte Hummer; im Wasser, lebendig.
»Du wirst es nicht bereuen. David ist ein so toller Mensch«, äffte ich meine Freundin nach, während ich weiter durch die Gasse stampfte und das Pfützenwasser mir bis an die frischrasierten
Waden spritzte. »Der netteste Mann den ich kenne. Und er sieht einfach toll aus.«
Klar und wie. Diese Halbglatze, einfach zum Küssen. Und diese abstehenden Ohren, zum Dahinschmelzen. Oh, nicht zu vergessen das Oberlippenbärtchen mit den beiden zu Kringeln
geformten Bartspitzen links und rechts der unförmigen Oberlippe. Ja, dieser Mann traf so ziemlich meine Vorstellung eines Traummannes. Gleich zur Begrüßung hatte er mich mit schlapprigem Knutscher in seine Arme gezogen. Hmm, Knoblauchatem. Wenn es etwas gab, wovor ich
noch mehr wegrennen wollte als vor David, dann war es Knoblauch.
Oh, und seine Lobdudelei auf meine Freundin. »Katrin ist immer so nett zu mir. Sie meinte,
ich sollte mal unter Leute gehen. Als sie den Vorschlag machte, mit dem Blind Date, da hab ich
gleich ja gesagt. Und ich muss sagen, ich bereue es nicht.« Bei dem letzten Satz hatte mich der
Schleimer fast ausgezogen mit seinen Augen. »Wenn ich ehrlich bin, bin ich ja etwas verliebt
in Katrin. Aber als ich dich zur Tür habe reinkommen sehen, in diesem dunkelroten Kleid, das
mehr zeigt als es verbirgt, da war es um mich geschehen.«
Verfluchtes Kleid. Auch das war eine Idee von Katrin. »Zieh doch das Rote an. Darin siehst du
unglaublich aus. Es betont deine weiblichen Rundungen. Und der Ausschnitt – man, wenn ich
solche Brüste hätte ... Die kannst du doch nicht verstecken. David steht auf Vamps. Vielleicht
sollten wir deinen Haaren noch ein frischeres Kastanienbraun gönnen? Was meinst du?«
Gregor Bechmann / pixelio.de
Shortstory „Blind Date mit Folgen“ von Nicole Döhling
~   8 ~
Das Magazin für die Kinder der Nacht
»Ja, und vergiss nicht die Pediküre und die Maniküre«, hatte ich genervt geantwortet. Ich bin doch
kein Püppchen, das man ausstaffieren kann. Schließlich war ich einmal so was wie eine erfolgreiche
Geschäftsfrau, in einem Geschäft, in dem Männer die Geldgeber waren. Ich wusste also sehr wohl,
worauf es ankam, beim Männer verführen.
Ich stellte mir vor, wie ich Katrin die Hände um den Hals legen würde, jeden Finger einzeln. Und
dann würde ich zudrücken, solange bis sie um Gnade winselte. Ich würde ihr sagen, das wäre das letzte Mal, dass ich ihr einen Gefallen getan hätte.
Ich stolperte über etwas, was ich im Dunkeln nicht sehen konnte und fluchte laut und undamenhaft.
Mit den Händen rieb ich mir die Gänsehaut von den Armen. Mein nächster Schritt führte mich direkt
in eine Pfütze. Feuchtigkeit drang in meine hochhackigen teuren Manolos und ich fluchte noch unschicklicher. Hinter mir vernahm ich ein Kichern. Ich lauschte. Kommt da jemand hinter mir her? Ich
zögerte kurz, drehte mich um und blinzelte in die Dunkelheit, konnte aber nichts sehen.
Ich würde gleich am Ende der Gasse sein. Sollte ich schneller gehen? Oder die Schritte ignorieren? So
tun, als wären sie nicht da? Aber sie waren da. Direkt hinter mir. Sie hallten in der kleinen Gasse. Es
klang wie große, zügige Schritte. Sie kamen schnell näher. Nur noch ein paar Meter.
Mein Magen knurrte. Hatte heute ja kein Abendbrot. Schhhh. Still. Gleich hat er mich eingeholt.
Jetzt. Ein Mann, groß, breite Schultern, so das ganze Gegenteil von meinem Blind Date stand vor
mir. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen in der Dunkelheit, aber er roch gut. Überaus gut. Mein Herz
klopfte wie wild unter meiner Brust. Mein Magen zog sich vor Erwartung zusammen. Er drängte mich
rückwärts gegen eine Hauswand. Ich konnte seinen Atem heiß auf meinem Gesicht spüren. Seine
Hände hielten meine Oberarme umklammert. Die Kälte der Ziegel drang durch den Stoff meines dünnen Aigner-Kleides.
Ich ließ es geschehen. Wehrte mich nur so wenig, dass es ihm nicht verdächtig vorkam. Er sollte denken, er habe ein Opfer vor sich, dass nicht genoss was gleich geschehen würde. Seine Lippen senkten
sich meinen entgegen. Seine Hände fummelten grob in meinem Ausschnitt. Er presste seinen Unterleib gegen meine Hüften.
Der Kuss war grob, aber gut. Der Mann schmeckte nach Zigaretten und Bier. Ich biss ihm sanft auf
die Zunge und leckte gierig den kupfrigen Geschmack seines Blutes. Der Fremde stöhnte, riss den
Kopf zurück und blickte in den sternenklaren Himmel. Der moschusartige Duft seiner Erregung stieg
mir in die Nase. Ich neigte den Kopf zur Seite ab, kurz bevor sein Mund meinen traf. Dann schoss
ich ein wenig vor mit meinem Gesicht. Schnell wie eine Kobra. Ich fand den Puls, nahe seiner Kehle
sofort. Meine Zähne bohrten sich ganz von allein in das weiche Fleisch. Hmm Blut
Nicole Döhling
Shortstory „Blind Date mit Folgen“ von Nicole Döhling
~   9 ~
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Shop-Tipp!
Er war der Frauenschwarm der 30 Jahre und wäre damals wohl
zum Sexiest Man Alive gewählt worden: Bela Lugosi.
Ich habe ein ganz besonderes Merchandise entdeckt:
Eine handgefertigte Seife, die im Dunkeln leuchtet, mit dem Konterfei des Stummfilmstars:
Bela Lugosi
* 20. Oktober 1882 in Lugos, Banat, damals zu Österreich-Ungarn, heute zu Rumänien (rum.: Lugoj; dt.: Lugosch) gehörend;
† 16. August 1956 in Los Angeles, USA; eigentlich Béla Ferenc
Dezs Blaskó
war ein ungarischer Schauspieler, der besonders Rollen in
Horrorfilmen spielte. In seiner Anfangszeit als Schauspieler
verwendete er auch das Pseudonym „Arisztid Olt“.
Lugosi wurde vor allem durch seine Darstellung des Dracula
in der Verfilmung von 1931 bekannt. Seine Karriere beschloss
er als
Darsteller in verschiedenen B-Movies des Regisseurs Ed Wood.
Quelle: Wikipedia
Erhältlich ist dieser Artikel HIER
http://www.etsy.com/listing/57977007/horrorshow-soap-glows-in-the-dark-bela
Der Shop ist eine wahre Fundgrube für uns Vampirfans.
Hier gibt es entzückende Kleinigkeiten und außergewöhnliche Geschenkartikel zu entdecken, die man in Deutschland
gar nicht findet! Ich selbst habe über eine Stunde dort gestöbert. Daher eine Shopempfehlung von:
Shoptipp!
10 ~
~   
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Shop-Tipp!
Schokosärge gefällig?
Kein Witz, in den Staaten (wo
auch sonst) gibt es solche und
ähnliche Leckereien.
Probe-Essen konnte ich zwar
nicht, aber das macht nichts.
Lecker sehen die auf jeden
Fall aus!
Gerade überlege ich: Wenn
es eine Füllung gäbe, wie die
wohl aussähe …?
http://www.pushindaisies.com/candypress/scripts/prodView.asp?idproduct=356
Dieser Shop hat übrigens noch weitere
Gags zu bieten, zum Beispiel getrocknete „tote“ Rosen! Falls Ihr also einem
ungeliebten Ex-Freund etwas zu sagen
habt, oder einem echten Vampir oder
Gothic einen Gruß senden wollt:
Das hier ist echte DUNKLE ROMANTIK !
http://www.pushindaisies.com/candypress/scripts/prodView.asp?idproduct=79
Shoptipp!
11 ~
~   
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Emilia Jones
Emilia Jones
... ist das Pseudonym
der Autorin Ulrike Stegemann. Sie ist Jahrgang 1978, gelernte
Rechtsanwalts- und
Notarfachangestellte
und seit September
2000 bei einer Zeitung
tätig.
Ihre Geschichten veröffentlichte sie bisher
in diversen Anthologien,
Zeitschriften,
Heftromanen, der lokalen Zeitung sowie
als eBooks. Seit März
2004 ist sie Herausgeberin des Literaturmagazins „Elfenschrift“.
Ihr erster erotischer
Vampirroman unter
dem Pseudonym Emilia Jones erschien im
April 2006 im Plaisir
d’Amour Verlag. Seitdem folgten eine Novelle und zwei weitere
Romane um den „Club
Noir“ sowie eine Märchen- Novelle.
Emilia Jones ist heute wieder zu Gast in unserem Magazin,
nachdem wir ihren Titel „Blutnächte“ bereits früher einmal
vorgestellt hatten. Jetzt hat sie ihr neuestes Werk „The Black
Club, London“ als dritten Band vorgelegt. Auf den nachfolgenden Seiten hat sie uns auch eine kleine Leseprobe zur Verfügung gestellt. Und da geht es schon ziemlich aufregend zur Sache. Liebe Emilia, erzähl unseren neuen Lesern doch ein wenig
über die Serie:
Im Vordergrund der Serie steht der „Club Noir“ – Treffpunkt und
Heimat für Vampire. Hier können sie sich ungestört ihrer Lust und
Leidenschaft hingeben. Es gibt Frauen, die die Vampire freiwillig
aufsuchen und ihnen ihr Blut geben, um als Gegenleistung den besten
Sex ihres Lebens zu bekommen. Aber es gibt auch Frauen, die eher
zufällig in den Club geraten und deren Anwesenheit oder Neugier einen gewissen Zwist auslöst. Und dann ist da noch das Machtgerangel
der Vampire untereinander. Es gibt immer einen Anführer und immer
einen, der sich gegen diesen auflehnt. Im „Black Club“ tauchen dann
erstmals die Werwölfe als Kontrahenten auf.
Den Club Noir gibt es ja nicht nur in einer Stadt (Achtung, kleiner Hinweis für unsere Leserschaft :-)), da bieten sich Fortsetzungen förmlich an. Bleibt es bei einer Trilogie oder geht es
noch weiter?
Zurzeit bleibt es bei der Trilogie um den Club, was aber nicht heißen soll, dass ich eine Fortsetzung komplett ausschließen möchte.
Tatsächlich habe ich nach Abschluss des dritten Romans noch viele
weitere Ideen in meinem Notizbuch aufgeschrieben. Es gibt Figuren,
die mich nicht gleich losgelassen haben, weil ihre Geschichten einfach noch nicht erzählt sind. Aber es gibt da auch noch andere Ideen
für völlig neue Geschichten, die nichts mit Vampiren oder dem Club
zu tun haben. Diese Ideen schreien genauso sehr danach, verfolgt zu
werden. Daran arbeite ich gerade.
Der Klappentext klingt so ein wenig nach Krimi. Wäre das auch
ein Genre, dass Sie reizen würde?
Ich muss zugeben, dass ich mal behauptet habe, ich könnte mit dem
Genre Krimi nichts anfangen. Mit den Jahren hat sich das allerdings
geändert. Heute mag ich diese spannenden Geschichten, in denen man
bis zum Ende rätseln kann, wer denn nun eigentlich der Mörder war.
Der Krimi ist heute also definitiv ein Gerne, das mich noch reizt.
A u t o re n h o m e p a g e
Interview mit Emilia Jones
Welche Helden aus dem phantastischen Bereich faszinieren
Sie persönlich und warum? (Film oder Buch)
12 ~
~   
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Es fällt mir schwer, mich auf ein oder zwei Helden festzulegen, die mich besonders faszinieren. Ich lese vieles aus völlig unterschiedlichen Bereichen und sehe mir auch gerne Filme an.
Harry Potter mag ich ebenso gerne wie die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett. Es
gab eine Phase, in der ich unbedingt alle Karpatianer-Romane von Christine Feehan lesen
musste. Aber diese Phase ist vorbei und zurzeit lese ich mich lieber durch die sogenannte AllAge- Literatur. Was mich da zuletzt am meisten fasziniert hat, war „Kalix“ von Martin Millar
– eigentlich eine verrückte Geschichte um eine ziemlich durchgeknallte Werwölfin und ein
paar andere schräge Gestalten. Diese Andersartigkeit fand ich toll.
Sie sind ja sowieso unglaublich vielseitig unterwegs. Wie vereinbaren Sie diese
abenteuerliche Vampirerotik mit Ihrer Tätigkeit als Herausgeberin des zauberhaften Magazines Elfenschrift, zwei so völlig unterschiedlichen Welten?
Die Elfenschrift und meine Vampirromane kommen wir selbst gar nicht als Gegensätze vor.
In der Fantasy gibt es so viele unterschiedliche Bereiche – so viele Welten, Wesen, Möglichkeiten. Andersherum gesagt, gibt es für mich nichts, was in der Welt der Fantasy unmöglich
wäre oder dort nicht hinein passen könnte. Es existieren keine Grenzen. Das ist es letztendlich auch, was mir daran so viel Freude bereitet. Ob ich nun selbst darüber schreibe oder
ein Heft zu dem Thema herausgebe – beides ist auf seine eigene Weise sehr fantastisch und
macht mir einfach Spaß.
Verraten Sie uns ein Cocktailrezept aus Ihrem berühmten Club?
In meinen Vampir-Clubs gibt es natürlich nur einen Cocktail, der auf der Karte ganz oben
steht: Die Bloody Mary. Sie besteht aus 12 cl Tomatensaft, 4 cl Wodka und 1 cl Zitronensaft. Dazu je eine Prise Salz und Pfeffer und (nach Belieben) je einen Spritzer Tabasco und
Worcestersauce. Das Ganze mit 4-6 gestoßenen Eiswürfeln in einem Shaker gut durchschütteln. Wer keinen Shaker besitzt, mischt die Zutaten und gibt sie in ein mit Eiswürfeln gefülltes Glas.
Für eine Variante ohne Alkohol kann man 16 cl Tomatensaft und 1-2 cl Limettensaft mit den
Gewürzen mixen.
Ich wünsche gutes Gelingen ;-)
Herzlichen Dank für das kleine Interview!
Jetzt darf Emilia Jones unseren Lesern eine Frage stellen, die ein signiertes Buch
von „The Black Club, London“ gewinnen wollen. Sie lautet:
In welcher Stadt befindet sich der berüchtigte „Club Noir“ ?
Viel Spaß beim Raten und viel Vergnügen beim Lesen!
Die Antworten für die Verlosung bitte bis zum 31.07.2011 an mck-books (at) gmx.net
Wir leiten die Einsendungen an Emilia Jones weiter.
Sie wird selbst den Gewinner auswählen!
Interview mit Emilia Jones
13 ~
~   
Das Magazin für die Kinder der Nacht
The Black Club, London - Leseprobe
Der jungen Anwältin
Libba Hope wird von
ihrem Vorgesetzten
keinleichter Auftrag
zugeschoben:
Sie
soll den verruchten
Damian Black vom
Verkauf seines heruntergekommenen
Londoner
Nachtclubs überzeugen.
Doch als Libba den
Club betritt, wird
sie nicht nur Zeugin hemmungsloser
Sexspiele, sondern
läuft auch dem mysteriösen Cedric überden Weg. Dieser hat
ebenfalls ein Interesse daran, Damian
Black aus dem Weg
zu räumen.
Während Libba noch
glaubt, dass es sich
bei dem Verkauf um
ein ganz normales
Geschäft
handelt,
braut sich hinter
ihrem Rücken ein
Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen
zusammen.
Libba
gerät in die Schusslinie, und ehe sie sich
versieht, ist sie nicht
nur nahe daran, ihr
Leben aufs Spiel zu
setzen, sondern auch
ihr Herz.
Teil 3 der Club Noir - Serie erschien im Juni 2010 im Plaisir d‘Amour Verlag.
Eine Lizenzausgabe erscheint im Oktober 2011 unter dem Titel „The Black Club“ als Ullstein
Taschenbuch.
14 ~
The Black Club, London von Emilia Jones
~   
Das Magazin für die Kinder der Nacht
Nach London
Cedric war müde von seinem ewigen Dasein und den Erinnerungen der Vergangenheit,
die ihn jetzt auf grausame Weise einzuholen drohten. Er musste sich eingestehen, dass
er sich in den vergangenen Jahren etwas vorgemacht hatte. In der Zeit seines Versteckspiels. Durch die ganze Welt war er gereist, bis er in London einen Ort zum Verweilen
gefunden hatte. Doch viel zu kurz, um die Stadt tatsächlich kennenzulernen.
„Ich werde zurückgehen.“
„Nach London?“ Andrew zeigte ein wenig verständnisvolles Lächeln. Ein Schatten zog
über sein makelloses Gesicht und ließ die hohen Wangenknochen stark hervortreten. Seine Erscheinung war nicht weniger dunkel als die Cedrics, jedoch jünger und kräftiger.
Ein normaler Mensch würde in diesem Augenblick sagen, er wirkte gefährlich – und vermutlich würde derjenige sogar die Flucht ergreifen.
„Was hat London, das dir Brüssel nicht bieten kann?“
Cedric riss sich vom Ausblick auf die Stadt los und lehnte sich mit dem Rücken gegen
die Balkonbrüstung. Ein kalter Windhauch streifte ihm um die Nase. Im großzügigen
Wohnzimmer entdeckte er Jesse, Andrews Geliebte und Gefährtin für die Ewigkeit. Cedric konnte ihre starken Gefühle füreinander spüren. Sie machten sich in ihm breit, vergifteten seine Gedanken. Sie versprühten ihre Liebe mit jeder Pore ihres Seins. Wie eine
Dunstwolke hüllte es ihre Körper ein, und reichte weit darüber hinaus.
Cedric fühlte sich nicht stark genug, um dagegen anzukommen. Es war ihm schier unmöglich, die Liebe der beiden zu ertragen.
Sie waren so glücklich, wie Cedric es bis ans Ende aller Zeiten nicht mehr werden würde.
Verbittert wandte er sich ab.
„Einen Neuanfang“, sagte er schließlich mit rauer Stimme. „Das ist es, was London mir
bieten kann.“
„Nun gut.“ Andrew ließ ein tiefes Seufzen verlauten.
Er schien zu wissen, dass er Cedric nicht aufhalten konnte – und auch niemand sonst
wäre in der Lage gewesen, dies zu tun.
„Dann heißt es wohl Abschied nehmen.“
„Ja, das heißt es.“
Cedric verließ den „Club Noir“, als besäße er keine übernatürlichen Kräfte, die ihn durch
Raum und Zeit katapultieren konnten, indem er den Weg durch die Eingangstür nahm.
Ein letztes Mal warf er einen Blick auf die verschlungenen Buchstaben oberhalb der Tür,
die im Dunkel der Nacht beinahe verblassten.
Andrew sollte die Schrift erneuern lassen, überlegte Cedric. Er musste über diesen Gedanken lachen, als er sich von seinem alten Freund abwandte.
Innerhalb weniger Minuten hatte Cedric den Vampirclub hinter sich gelassen und er-
Leseprobe - „The Black Club, London“ von Emilia Jones
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
reichte den Grand’ Place, den Mittelpunkt Brüssels, an dem sich das wahre Leben
abspielte.
Er blieb stehen, als ein verliebtes Paar seinen Weg kreuzte. Eng umschlungen stiegen die
beiden die Treppenstufen zum Eingang einer Bar hinauf und ließen nicht einmal voneinander ab, als der Mann die Tür öffnete. Wie eine perfekte Einheit schoben sie sich ins Innere. Cedric schaute weg. Er wollte dieses Paar nicht sehen, ebenso wenig wie er Andrew
und Jesse weiterhin sehen wollte.
Liebe! Er schnaufte verächtlich. Einst hatte er sich diesem Gefühl hingegeben und wahrhaft geliebt. Doch diese Liebe war ihm auf brutale Weise entrissen worden und alles, was
übrig blieb, war ein tiefer Schmerz und der Schwur, sich niemals wieder einer solchen
Schwäche hinzugeben.
Er ging weiter, bis er mit dem Dunkel der Nacht verschmolz und für das menschliche
Auge unsichtbar wurde. Dann öffnete er die Arme, streckte seine imaginären Flügel zu
den Seiten aus. Er spürte den kräftigen Antrieb, dem ihm die Schwingen verliehen. Sie
ließen ihn langsam hinauf in die Lüfte gleiten. Erst nach einigen Metern setzte er zur Verwandlung an. Seine kräftige, große Gestalt schrumpfte zusammen und er wurde zu einem
pechschwarzen Vogel. Einer Krähe, aus deren gefährlich spitzem Schnabel ein ohrenbetäubendes Krächzen erklang und weit durch die Straßen hallte.
Für einen Moment hielten die Menschen in Brüssel aufgrund dieses Grauen erweckenden
Geräusches den Atem an, und kehrten den Laut vergessend zu ihren alltäglichen Beschäftigungen zurück.
Andrews traurig in die Ferne gerichteter Blick und seine wehmütigen Gedanken über den
Verlust seines besten Freundes und Mentors, der ihn nun für immer verließ, verfolgten
Cedric bis zum Morgengrauen.
Der Wind glitt angenehm kühl durch das Federkleid der Krähe. Cedric flog schneller und
schneller, bis es nichts mehr gab, was sich mit seiner Geschwindigkeit hätte messen können. In einem solchen Augenblick durchbrach er Raum und Zeit. Sein Körper sauste durch
eine Art Tunnel und steuerte einem hellen Licht entgegen. Er spannte sämtliche Muskeln
an und machte sich auf einen gewaltigen Sprung gefasst, in dem er aus der Vogelgestalt
am Himmel fiel und als Mensch am Boden aufkam. Mitten im Zentrum von London.
Ein Ruck ging durch seinen Körper, wie ein Blitz, der mit einem einzigen Schlag sämtliche Energien aus ihm herauspeitschte. Ächzend richtete Cedric sich auf und stellte fest,
wie seltsam verschwommen alles um ihn herum war.
Der Flug hatte ihn ein enormes Maß an Kraft gekostet. Zu viel für einen hungrigen Vampir, der seine letzte Mahlzeit vor zwei Tagen zu sich genommen hatte. Wie dumm von
ihm, sich selbst zu quälen.
London war voll von Menschen. Auch nachts. Er würde keine Probleme haben, auf der
Stelle ein williges Opfer zu finden, an dem er seinen Durst stillen konnte.
Leseprobe - „The Black Club, London“ von Emilia Jones
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Als er den Kopf aufrichtete, um seine Umgebung zu durchforsten, legte er ein gefährliches Funkeln in seine Augen. Bereits nach wenigen Sekunden nahm er eine Witterung
auf. Ein süßer, verführerischer Duft schlich sich in seine Nase. Traurigkeit lag ebenfalls
darin, und je näher er kam, desto mehr spürte er auch eine Spur von Furcht.
„Du brauchst dich nicht zu fürchten.“ Eine Aussage, mit der er die Fremde hatte beruhigen wollen. In Wahrheit redete er sich nur selbst gut zu. Die Gier nach ihrem pulsierenden Lebenssaft überfiel ihn mit voller Wucht, sodass er Schwierigkeiten hatte, die Kontrolle zu behalten.
Lächelnd brachte die Frau sich in Pose und zeigte Cedric ihre prallen Rundungen, schaffte es aber nicht, die perfekte Verführerin zu spielen. Als sie sich an der Hauswand abstützen wollte, rutschte sie ungeschickt ab und gab eine eher lächerliche Figur ab. Sie war so
betrunken, dass ihre Alkoholfahne vermutlich jeden anderen Vampir in die Flucht geschlagen hätte. Cedric hingegen rümpfte nur die Nase. Sein Hunger war zu übermächtig,
um sich davon beeindrucken zu lassen.
Das Mondlicht zauberte ein sanftes Schimmern auf ihre langen, seidigen Locken. Die
blonde Schönheit kam ihm gerade recht. Ebenso wie er war sie auf der Suche. Das machte
die Sache ungeheuer leicht.
„Ganz allein?“, hauchte Cedric mit rauer Stimme.
Sie senkte den Blick und errötete unter einem frivolen Lächeln, während sie damit beschäftigt war, eine ihrer Haarsträhnen um den Zeigefinger zu wickeln. Ihr üppiges Dekolleté hob und senkte sich schnell durch ihre flatternden Atemzüge. Cedrics Blick wanderte zu der verführerischen Spalte, die ihr freizügiges Oberteil offenbarte.
Vermutlich hätte sie auch jeden anderen Mann begleitet, aber das interessierte Cedric in
diesem Moment wenig. Ihr Blut würde seinen Zweck erfüllen, und gegen ein wenig körperliche Leidenschaft hatte er auch nichts einzuwenden.
„Komm mit mir, meine Hübsche.“
Widerstandslos ließ sie sich an seine Brust pressen. Sie sollte nicht einmal bemerken, wie
er sie in seinen Bann zog und plötzlich den Ort wechselte.
Als wäre sie aus einem Traum erwacht, sah die Blonde sich in ihrer neuen Umgebung,
einem mit Kerzenschein erhellten Raum, um. „Entschuldige“, stammelte sie. „Ich hatte
wohl einen Drink zu viel.“
Cedric erwiderte ihre Worte mit einem Kuss. Einem derart heftigen und besitzergreifenden Kuss, dass er deutlich spürte, wie die Knie der Blondine nachgaben. Ihr Körper
wurde zu Wachs in seinen Händen. Gerade noch hatten ihre Füße den Boden berührt, im
nächsten Moment lag er mit ihr ausgestreckt auf dem Bett. Der seidig-zarte Stoff ihrer
Bluse schälte sich wie von selbst von ihrem Körper. Cedric schickte ein erregendes Prickeln über ihre Haut. Sie keuchte, konnte es scheinbar kaum erwarten, bis er, dessen Namen sie bislang nicht einmal wusste, endlich mit seinen Händen von ihr Besitz ergriff ...
Leseprobe - „The Black Club, London“ von Emilia Jones
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Neu!
Die Blut-Loge
Neuerscheinung
Ein erotischer Vampir-Krimi
von Carola Kickers
ab April 2011
Auflage: 01/2011
Umfang: 207 Seiten
Verlag: AAVAA Verlag, Berlin
ISBN: 978-3-86254-613-8
Download E-Book
http://www.beam-ebooks.de/ebook/18409
Gabriel Stark führt nicht nur einen mächtigen internationalen Konzern, er gehört auch einer uralten
Vampirloge, der Sangue Ombra, an.
Sein persönliches Ziel liegt darin, nicht nur die
Herrschaft über die Menschen zu gewinnen, sondern auch die Gilde der Vampire unter seine Kontrolle zu bringen. Dabei sind ihm und seinem Sohn
alle Mittel recht. Sie verführen, betrügen und nutzen
die modernen Mittel der Wissenschaft, um sich alles
und jeden gefügig zu machen.
Als ihre Machenschaften in Berlin Leichen hinterlassen, kommt ihnen die Kripo-Beamtin Evi Fischer
auf die Spur. Doch selbst sie verfängt sich in den
Netzen der Vampire und wird zu ihrem Werkzeug.
Fazit: Ein äußerst gelungenes Buch mit Vampiren,
die des 21. Jahrhunderts würdig sind!
The Good:
+ Endlich wieder Vampire mit Cojones
+ Spannend erzählt
+ Erotik gut in Handlung integriert
+ Glaubwürdige Charaktere
The Not-So-Good:
- Manchen Helden sterben zu früh
- Stellenweise zu schnell voranschreitende Handlung
Dan Gerrit
http://dan-gerrit.blogspot.com
Vollständige Rezension auf:
http://dan-gerrit.blogspot.com/2011/05/rezension-die-blut-loge.html
Neuerscheinung: Die Blut-Loge
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
uschi dreiucker / pixelio.de
Aello
Windsbraut
Besorgt betrachte ich den Himmel. Ein Sturm zieht auf. Zu spät
hatte ich mich auf den Heimweg gemacht. Nun würde ich nicht nur
in die Nacht kommen, sondern musste auch noch vor dem Sturm
fliehen. Ich schließe die Augen und gebe mich für einen Moment
der verhängnisvollen Versuchung hin den Wind zu fühlen. Die immer stärker werdenden Böen werfen sich gegen meinen Körper und
spielen mit meinem Haar. In den Tagen nach dem Schnee und vor
dem Frühling, wenn die Natur Kraft sammelt, um die Welt wieder
mit Farben zu füllen, kommen die Stürme. Sie bringen Wasser und
Energie. Sie fegen mit ihrem Zorn die letzten Reste des Winters
davon. Ich liebe diese ersten Stürme des Jahres. Diese unbändige
Stärke. Die Luft schmeckt süß, voll von Lebenskraft und Verheißung des kommenden Frühlings. Ich lasse mich treiben, fühle wie
der Wind an meiner Kleidung zerrt. Es ist gefährlich sich zu lange
der Wut der Natur hinzugeben und sich von den Farben des Windes gefangen zu nehmen. Doch der Himmel in diesen Sturmnächten verzaubert mich und ich kann mich nicht abwenden von dieser
Schönheit. Nach dem Weiß des Winters erscheinen mir die vielen
farbigen Akzente verschwenderisch bunt und es kribbelt in meinen
Fingern vor Ungeduld und Vorahnung. Ich fühle mich, als könnte
ich aus dem Stand in den Himmel springen und nach den Sternen
greifen, die sich hinter den getriebenen Wolken verstecken und wie
Edelsteine glitzern. Wenn ich mich jetzt nicht nach einer Unterkunft für die Nacht umsehe, wird es für mich gefährlich werden.
Niemand sollte sich der temperamentvollen Rage einer Sturmnacht
entgegenstellen, doch noch immer hält mich der Sturm in seinem
Bann. Ich bin trunken von der Stärke. Mit geballten Fäusten stelle
ich mich dem Wind in den Weg und schreie ihm meinen Mut entgegen. Meine Unverfrorenheit facht die Wut des Sturmes noch an.
Wie kann ich es wagen mich hier mit ausgestreckten Armen in den
Shortstory „Aello - Windsbraut“ von Simone Wilhelmy
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Wind zu stellen, anstatt mich verängstigt in Hütten oder Höhlen zu
verkriechen und bangend das Wüten abzuwarten. Die Natur brüllt
mir mich an und das Fauchen des Windes ist so laut, dass ich davon
taub werde. Nebel steigt auf und verhüllt den Boden, verschleiert
den Weg hinaus. Jetzt bin ich gefangen und mein Schicksal liegt
nicht mehr in meinen Händen. Ich habe keine Angst, denn ich fühle
mich in den unsichtbaren Armen der Luft zuhause. Aello -Windsbraut – nannten mich die Alten des Dorfes und schüttelten die Köpfe. Schon immer hat es mich in den Sturmnächten hinaus getrieben. Ich wollte inmitten des Aufruhrs der Elemente stehen und die
Kraft spüren und die Leidenschaft der Natur. In Nächten, in denen
der Sturm um das Haus polterte, träumte ich davon auf Wolken zu
reiten. Der Regen fällt wie Tränen auf mein Gesicht. Vielleicht weine ich auch, vor Glück, weil ich endlich erfahren werde, was mich
erwartet, wenn ich dem Drängen nachgebe, einfach in den Himmel
zu springen. Der Wind hat plötzlich gedreht und ich verliere den
Halt. Für einen Moment schwebe ich von Donnergrollen eingehüllt.
Ein einschlagender Blitz vervollständigt die magische Verbindung
der vier Elemente. Etwas wird passieren. Ich kann regelrecht spüren, wie sich die Härchen auf meinem Arm aufstellen, doch es ist
nicht Furcht, die mich durchflutet. Angelockt von dem Trommeln
des Regens kringeln sich Regenwürmer auf der Erde. Sie sind ineinander verschlungen wie eine Zuckerstange und tanzen im kühlen Mondlicht einen Fruchtbarkeitstanz. Ich kann sie genau sehen,
denn ich schwebe noch immer dicht über den Boden. Der Geruch
der feuchten Erde ist betörend. Für einen Moment wünsche ich mir,
ich könnte mich in sie hinein graben, doch ich gehöre nicht hierher.
Ich bin Aello die Braut des Sturms. Ein starker Luftstoß treibt mich
ein Stück hinauf und mein Körper ist den Wellen des Sturms ausgeliefert. Atemlos sehe ich, wie sich der Erdboden immer weiter
von mir entfernt, bis ein Windzug mich herumreißt und ich dem
Himmel entgegen sehe. Ich spüre wie der Sturm in mich eindringt
und mein Blut in Wallung bringt. Er liebkost meinen Körper und
streichelt meine Seele bis ich an einen Punkt komme, an dem mein
Denken aussetzt und nicht mehr von ihm getragen werde, sondern
selbst bestimme wohin ich fliege. Die Arme ausgebreitet wie Flügel
krächze ich vogelartig und stoße mich von einer Böe ab. Ich stürme
dem Himmel entgegen und durchstoße die puderigen Wolken, weiß
wie Zucker und verliere mich im Glitzern der Sterne.
Simone Wilhelmy Contact:
http://wortsplitter.wordpress.com/
Shortstory „Aello - Windsbraut“ von Simone Wilhelmy
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
EULENFLUCHT
Wenn Deine Liebe alle in Gefahr bringt, die Dir etwas bedeuten …
978-3942602136
Elysion-Books
256 Seiten, Broschur mit UV
12,90 €
Buchvorstellung „Eulenflucht“ von Emily Kay
Ich schwankte, als die
Fensterscheiben barsten
und ich mit meinem Kopf
gegen eine Wand schleuderte. Etwas glitt aus
meinen Händen. Ein Geigenkasten. Jetzt zerbrochen. Benommen sah ich
auf einen jungen Mann
vor mir, der ebenfalls
gestürzt war. Er richtete
sich auf und drehte sich
um. Ich blickte in seine
wunderschönen
smaragdgrünen Augen, als
er meinen Namen rief:
„Elisaaabeeeth!“
Immer wieder träumt
Mae den gleichen Albtraum, der scheinbar
keine Verbindung zu
ihrem Leben hat. Und
trotzdem lassen sie die
Traumbilder und Gefühle nicht los. Wenig
später tauchen Sam und
Konrad auf - zwei rätselhafte Brüder. Mae spürt
vom ersten Augenblick
eine Anziehung zu Sam,
die sie sich nicht erklären kann. Noch ahnt sie
nicht, dass die Brüder
ein dunkles Geheimnis
umgibt, das mit ihr verbunden ist.
Ein Schicksal, das nicht
gebrochen werden kann.
Eine Liebe gegen jede
Vernunft. Denn sie zerstört die Menschen, die
Mae liebt.
(Das lang erwartete Buch
der deutsche All-Age Autorin Emily Kay ist der
Auftakt einer romantischen Fantasytrilogie.)
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Moni De Giorgi
Die Rosenheimer Autorin Monika De Giorgi, geb. 1981 schreibt
seit ihrem 12. Lebensjahr. Zu Anfang begeisterte sie vorwiegend das Fantasygenre, schon bald entdeckte sie jedoch die
paranormale Welt der Vampire und blieb ihr bis heute treu.
Aber auch andere „Geschöpfe der Nacht“ finden Erwähnung
in ihren Erzählungen. Ihr erster Roman „Edens Asche“, ein
düster-romantischer Vampirroman, wurde im Mai 2007 veröffentlicht und ist derzeit als E-book auf www.club-der-sinne.
de erhältlich.
Außerdem wurde bei READ A BOOK die Fortsetzung von
„Edens Asche“ mit dem Titel „Edens Asche – Engel der Rosen“ veröffentlicht. Weitere Werke der Autorin sind die Kurzgeschichte „L’angelo Custode“, sowie die Kurzgeschichten
„Namenlos“, die 2008 den Jalicano Gruselgeschichtenwettbewerb gewann, „Weiß wie Schnee“, „Schmetterlingsküsse“,
„Freunde“ und „Oktobernacht“.
Weitere Informationen zu Monika De Giorgi und ihren Werken finden sich auf ihrer Autorenpage
http://www.midnight-fairytales.de
und in ihrem Blog auf
http://favolademezzanotte.wordpress.com.
„Moni“, wie Fans die Autorin nennen, ist der Kontakt zu
ihren Lesern sehr wichtig. Sie freut sich über Feedback und
Leserpost, so ist sie in den wichtigen Social Networks wie
Facebook und Twitter persönlich vertreten.
Facebook:
http://www.facebook.com/midnightfairytales
Edens Asche bei Facebook:
http://www.facebook.com/EdensAsche
Twitter:
http://twitter.com/monidg
Autorin Monika De Giorgi
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Edens Asche
Engel der Rosen
Ungekürzte Ausgabe, READ A BOOK
1. Auflage
ISBN: 978-3-981278-1-4
www.readabook.de
"Egal wie alt wir auch werden, vor der Ewigkeit sind wir nicht mehr als ein paar Staubkörner, die irgendwann verwehen. Vieles
überlebt auch uns, die Sterne, der Mond.
Doch selbst sie wird es vielleicht eines Tages
nicht mehr geben."
Von tiefer Trauer und Verzweiflung erfüllt,
flieht der Vampir Damian nach dem Tod seines Lehrers und Geliebten, vor seinem bösartigen Gegenspieler François nach Italien.
Zuerst scheint es, als ob er uns seine Freunde endlich Frieden finden. Doch nicht nur
Damians Albträume kehren zurück, sondern auch andere Nachtschatten. Sind sie wirklich die einstigen Freunde Joshuas, für die sie sich ausgeben oder Gesandte von
François? Auch der rachsüchtige Vampir selbst spürt
Damian schließlich auf. Der Kampf auf Leben und Tod
beginnt, ebenso zum Leidwesen von Damians Geliebten.
Doch nicht nur die Bedrohung durch François schwebt
wie ein dunkler Schatten über Damian, sondern auch
die Geheimnisse vergangener Vampirgenerationen.
auch als EBOOK erhältlich
Buchvorstellung „Edens Asche“ von Monika De Giorgi
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Gemütlich schlenderte er die Promenade entlang und ließ sich einfach dahintreiben im Strom
der nächtlichen Spaziergänger. Er hatte kein besonderes Ziel. Zu Damians rechter Seite schlugen
die Wellen des nachtschwarzen Meeres leise gegen das von Menschenhand geschaffene Hafenbecken. Links von ihm dagegen lärmte das geschäftige Treiben der kleinen Hafenstadt. Jugendliche auf Vespas rasten über die verstopften Straßen. Gruppen von Menschen jeglichen Alters
strömten aus oder in die kleinen Bars und Lädchen, die bis spät in die Nacht ihre Türen geöffnet
hielten. Damian seufzte.
‚Warum nur fühle ich mich nicht mehr zugehörig zu ihnen? Ich bin jetzt gerade ein Jahr ein
Vampir. Ich bin 24 Jahre alt und fühle mich manchmal älter, als es meine Großmutter jetzt wäre.’
Damian fauchte leise.
„Hey, du wolltest das Trübsal blasen doch sein lassen“, raunte er sich selbst streng zu.
Er zündete sich eine Zigarette an und ließ seinen Blick zu den belebten Straßen zurückkehren,
zu den schwatzenden, streitenden, fröhlichen und nachdenklichen Menschen, die durch Porto
Cesareo bummelten. Er atmete tief durch.
„Es wird Zeit, sich unter sie zu mischen.“
Er stieg auf die kleine Mauer, welche die Promenade vom restlichen Betrieb der Stadt trennte.
Ein paar Schritte balancierte er darauf dahin, vorbei an einer Gruppe Mädchen, die kichernd
auf seine schlanke Gestalt blickten. Auffordernd stupsten sie eine von ihnen an. Damian sprang
anmutig auf der anderen Seite von der Mauer und ging langsam weiter und tat so, als bemerke
er nicht, dass sie ihm „unauffällig“ folgten. Dabei flüsterten sie heftig miteinander. Damian verbiss sich ein Lachen. Seine vampirische Anziehungskraft hatte sich augenscheinlich mal wieder
selbstständig gemacht. Er kam sich vor wie der Rattenfänger von Hameln. Er wechselte die Straßenseite und hüllte sich in die Schatten. Wie der Blitz verschwand er in einer kleinen Nebengasse, zu schnell, als dass ein Sterblicher ihm hätte mit den Blicken folgen können. So witzig er die
Aufmerksamkeit fand, die sie ihm schenkten, Beobachter konnte er nicht gebrauchen. Damians
Gedanken wanderten zu Beatrice, während er nach einer Bar Ausschau hielt, die geeignet war,
ihm als Jagdrevier zu dienen. Sie und er würden sich später wieder treffen, denn bei der Jagd
waren sie beide lieber allein. Anfangs hatte Damian sie begleitet, ihr gezeigt, wie sie ihre neuen
Fähigkeiten einsetzen und erforschen konnte, und ihr beigebracht, wie man den Bann effektiv
nutzte. Und er hatte sie die wichtigste Lektion gelehrt, die ihm und Joshua so viele Streitgespräche beschert hatte. Die, dass alles zu begreifen unmöglich war. Die, dass es manchmal auf das
Wieso/Weshalb/Warum? einfach keine Antwort gab. Beatrice hatte schneller als er akzeptiert,
dass es in diesem Dasein Fragen und Antworten gab, die kein Sterblicher oder Unsterblicher in
Worte fassen konnte. Man gewann einfach irgendwann diese Erkenntnis, wenn man sie denn
gewinnen wollte. Aber vielleicht klappte es auch nie. Dies hatte er versucht, Beatrice zu vermitteln. Er wusste, er war im Grunde ein schlechter, wenn nicht gar ungeeigneter Ausbilder. Er war
ja selbst noch ein Neuling unter den Vampiren. Doch wer hätte sich sonst um Beatrice kümmern
sollen? Er kannte ja keine anderen Vampire mehr, außer den einen, von dem er sich wünschte,
ihn nie kennen gelernt zu haben. Aber Beatrice hatte das, was er ihr beibringen konnte, schneller
internalisiert, als er selbst damals. Damian wusste, dass sie sich oft auch ihm zuliebe zurückgehalten hatte mit ihren Fragen, um ihn nicht daran zu erinnern, wie wenig Zeit er und Joshua
gehabt hatten. Damian wusste jetzt, dass er sich keinen besseren Lehrmeister hätte wünschen
können. Er bereute nun sehr, Joshua so oft mit seinen Launen gequält zu haben. Doch auf der
anderen Seite hatte Joshua sich auch oft einen Witz auf seine Kosten gemacht, indem er einfache
Antworten in rätselhafte Worte hüllte, gegen die die Prophezeiungen des Nostradamus wie die
Texte aus einem Micky Maus Comic wirkten.
Isabella saß an der Theke einer hoffnungslos überfüllten Bar und rührte missmutig in ihrem Cappuccino. Ihr war langweilig und sie wünschte sich Gesellschaft.
Leseprobe - „Edens Asche“ von Moni De Giorgi
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
„Eine verdammt blöde Idee, alleine in den Urlaub zu fahren“,
murmelte sie.
Wenigstens eine Freundin hätte sie mitnehmen können. Aber nein. Sie hatte sich ja in den Kopf
setzen müssen, alleine zu vereisen. Sie hätte nie gedacht, dass es so schwer sein würde, jemanden
kennenzulernen. Das war ja eigentlich der Sinn der Reise gewesen, sich dazu zu zwingen, endlich
mal auf Leute zuzugehen.
„Du bist zu schüchtern, Mädel“, schimpfte sie leise.
„Wie bitte?“
Eine melodiöse, dunkle Stimme sprach sie von der Seite an. Auf Deutsch! Sie war so erfreut, dass
sich endlich jemand gefunden hatte, mit dem sie sich vielleicht eine Weile würde unterhalten
können, dass ihr das Selbstgespräch gar nicht peinlich war.
„Nichts. Ich habe nur zu mir selbst gesprochen“, sagte sie schnell und wandte sich, verlegen lächelnd, ihrem Sitznachbarn zu.
Augenblicklich sah sie in die schönsten Augen, die sie je erblickt hatte. Sie hatten dieselbe dunkelblaue Farbe, wie das Meer hier in Apulien. Diese Augen fesselten sie. Isabella hatte das Gefühl
darin zu versinken, wie in dem Wasser, dessen Farbe sie hatten. Die Geräusche der überbevölkerten Bar drangen nur noch schwach an ihre Ohren. Ihre Kehle wurde plötzlich eng. Ihr Mund
trocknete aus. Was war nur mit ihr los? Hastig griff sie nach ihrer Tasse und trank einen tiefen
Schluck. Der Bann war gebrochen. Die Realität hielt wieder Einzug in dem Areal ihres Gehirns,
das für die Wahrnehmung zuständig war.
„Sie sind Deutscher?“ fragte sie dann. ‚Diese Frage zeugt wahrhaftig von Intelligenz, meine Liebe’, verspottete sie sich im Geiste selbst.
„Zur Hälfte. Meine Mutter stammte von hier. Mein Vater war Deutscher. Ich lebe allerdings hier“,
antwortete er und lächelte freundlich.
Erleichtert stellte sie fest, dass er ihre Frage nicht spöttisch beantwortete.
„Da haben sie es gut. Ich mache hier nur Urlaub. Mein Name ist übrigens Isabella.“
Höflich streckte sie ihm ihre Hand entgegen.
„Freut mich. Ich bin Damian“, sagte er und ergriff die ihm
dargebotene Hand.
Isabella stockte kurz der Atem, als seine große, schlanke Hand die ihre umfasste. Seine Haut
fühlte sich zart und seidig an. Seine Berührung war kalt wie Eis. Trotzdem war sie ihr durchaus
angenehm. Ihre Haut begann zu kribbeln dort, wo sie mit der seinen in Kontakt trat. Ein Schauer
rieselte durch ihren Körper. Als er ihr seine Finger entzog, verspürte sie ein seltsames Gefühl des
Verlustes.
‚Ich glaube, ich werde verrückt’, dachte sie von sich selbst und den Reaktionen ihres Körpers auf
diesen Fremden überrascht.
Er griff in die Brustasche seines Hemdes und holte ein Päckchen Zigaretten hervor. Isabella nutzte die Gelegenheit, ihre neue Bekanntschaft neugierig zu betrachten. Er war sehr groß, soweit sie
das, weil er doch auf einem Barhocker saß, feststellen konnte und auch äußerst schlank. Dieser
Eindruck wurde durch die engen schwarzen Schlagjeans und das blutrote, taillierte Hemd noch
zusätzlich betont. Sein schmales, überaus hübsches Gesicht wurde von rabenschwarzen, schulterlangen Locken umrahmt. Ihr fiel auf, dass er seltsam blass war für diese Region und Jahreszeit.
‚Wie ein Vampir’, schoss es ihr durch den Kopf. Sie lächelte über ihre Assoziation amüsiert. Da
sah er zu ihr auf. Seine mandelförmigen, dunkelblauen Augen, die unter scharf geschwungenen,
Leseprobe - „Edens Asche“ von Moni De Giorgi
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
schmalen Brauen lagen, leuchteten von anziehender Magie erfüllt wie aus tiefen Schatten auf
sie nieder. Sie schlug die Augen nieder, um ihrer Bannkraft zu entfliehen.
‚Er trägt Augen-Make-up!’, fiel ihr plötzlich auf. ‚Er ist exzentrisch, ein italienischer Grufti. Daher
auch seine Mondlichtblässe. Kein Fall für Van Helsing’, verspottete sie sich selbst.
Sie sah wieder zu ihm auf. Seine beinahe schon feminin anmutenden, vollen Lippen umspielte
ein verführerisches Lächeln.
„Trinkst du ein Glas Wein mit mir?“ lud er sie ein.
Seine Stimme war von einer hypnotischen Sinnlichkeit und Isabella konnte nur antworten:
„Sehr gerne. Danke.“ Erschrocken über den heiseren Klang ihrer Stimme wollte sie sich verlegen
abwenden, doch sein Blick hielt sie fest. Seine Mittelmeeraugen fesselten sie mit unsichtbaren
Banden. Sie war eine Gefangene seiner magischen Aura, welche sie ganz zu umspannen schien
und den Rest der Welt in ein Meer aus undeutlichen Farben und Geräuschen verwandelte.
Damian bestellte eine Karaffe mit süßem Rotwein beim Barkeeper und sah dann zu dem Mädchen an seiner Seite. Mühsam versuchte er den Grund zu verdrängen, der, außer der Tatsache,
dass sie überaus nett aussah, dazu geführt hatte, dass er sie ansprach. Es wäre ja ein Leichtes
gewesen, ihr Selbstgespräch zu ignorieren, aber sie gefiel ihm und es tat gut mal wieder Deutsch
zu hören, von seiner WG mal abgesehen natürlich. Er unterdrückte ein schwermütiges Seufzen.
Es fiel ihm immer noch schwer zu sagen, wo letztendlich seine Interessen lagen. Vor allem da
solche Flirts immer dasselbe, mehr oder weniger unglückliche Ende hatten. Der Vampir in ihm
verhinderte unbeschwertes Flirten.
‚Ich gebe es ja zu, dass ich die Jagd inzwischen genieße, dass es mich befriedigt, wenn ich ihr Blut
zu mir nehme und dass ich nicht mehr vor Reue in Tränen ausbreche, wenn ich töte, sondern
sich lediglich ein leises Bedauern zeigt. Aber ich wünsche mir auch, endlich wieder jemanden zu
finden, mit dem ich mich anfreunden kann. Aber sobald ich ihr Blut habe, sind sie mir dann, kalt
gesagt, komplett egal. Der Vampir in mir sucht die Menschen aus, die ich anspreche. Er wickelt
den Bann um sie und spinnt sie in sein Netz. Er weckt das Begehren in ihnen und begehrt sie.
Aber Damian Krieger sehnt sich nach mehr als Sex und Blut.’
Diese Gedanken beschäftigten ihn schon lange, einst, vor wenigen Wochen, hatte er sich Beatrice
in dieser Sache anvertraut. Die Erinnerung an dieses Gespräch war so frisch wie der Meereswind,
der Tag und Nacht seine Lieder in den Ästen der Bäume sang, die um seine und Kims Villa herum
standen.
Sie hatten am Rande des Brunnens im Garten gesessen und die Goldfische gefüttert. Er hatte
über diese unselige Frage nachgesonnen und Fischfutter, eine Handvoll nach der anderen, in das
Brunnenbecken geworfen, bis Beatrice ihm nachdrücklich die Dose aus den
Fingern löste.
„Ich glaube, sie haben jetzt genug zu fressen, meinst du nicht?“
Sie schenkte ihm ein humorvolles Lächeln. Damian nickte aber lediglich abwesend. Sie legte ihm
eine Hand auf die Schulter.
„Was beschäftigt dich?“
Diese besorgte Erkundigung weckte ihn aus seinen Gedanken. Es war äußerst selten, dass Beatrice nicht wartete, bis er von selber sprach. Allerdings wusste er auch, dass es für Kim und
sie nicht einfach sein musste zuzusehen, wie er immer wieder in seine Melancholie versank. Es
störte ihn ausnahmsweise nicht, dass sie fragte. Es freute ihn eher. Es erinnerte ihn daran, nicht
alleine diesem Gebirge aus Ängsten und Sorgen gegenüberzustehen. Das war etwas, das er nur
allzu gerne vergaß, denn er war es gewohnt, als Einzelkämpfer alle Probleme zu lösen. Doch
damals, nachdem seine Eltern gestorben waren, hatte er aus eigener Entscheidung alle Aufga-
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
ben an sich gerissen, nur um vom Nachdenken abgehalten zu werden. Kim hätte ihm gerne
geholfen, das wusste er, aber Damian hatte es nur selten zugelassen. Es war aber nicht nur die
Flucht vor dem Nachdenken. Er wollte seiner Umwelt auch beweisen, dass er dazu fähig war,
für sich und Kim gut zu sorgen. Er sah es auch als seine Pflicht an, alles alleine zu machen. Er
war der große Bruder und Kim der Jugendliche, der ein schönes Leben haben sollte, wofür er ja
jetzt die Verantwortung trug. Er wollte nicht, dass vielleicht das Jugendamt auf sie aufmerksam
werden würde und ihm Kim wegnehmen könnte. Es wäre für ihn schrecklich gewesen, wenn sie
seinen Bruder in eine Pflegefamilie, in ein Heim oder weiß Gott wohin geschickt hätten. Und irgendwann war es ihm zur Natur geworden, alle, die er liebte, seine Freunde und Kim, vor allem
Unglück beschützen zu wollen. Er wollte immer für sie da sein, ohne auf sich selbst Rücksicht zu
nehmen. Doch selbst konnte er nur schwer über seine Sorgen reden. Damian hatte Glück, dass
er gute Freunde hatte, die ihn kannten und die inzwischen wussten, wie sie mit ihm umzugehen
hatten, so dass auch sie ihm helfen konnten. Er duldete Einmischungen nur ungern und schon
gar nicht von Menschen, die er nicht gut kannte, die aber aufdringlich in sein Leben eingreifen wollten. Damals nach dem Tod seiner Eltern und der Großmutter waren viele sogenannte
Freunde und Bekannte aufgetaucht, die glaubten mit „wohlgemeinten“ Ratschlägen die beiden
reichen Erben leicht beeinflussen zu können. In der Zeit entwickelten die Brüder ein gesundes
Misstrauen gegenüber diesen „guten Freunden“. Gute Ratschläge hörte er sich durchaus an, aber
er wollte selbst entscheiden, welche er annahm und welche nicht. Damian hatte damals so viele
schlechte Erfahrungen machen müssen, so dass jemand, der ihm näher kommen wollte, erst eine
Probezeit bestehen musste. Diese war genau dann vorüber, wenn sein Gefühl es ihm sagte. Nur
dieser Person gewährte er dann viele Freiheiten. Und jetzt war es so weit. Er war schuld, dass
Kim und Beatrice in dieser Situation steckten und er alleine musste sie auch wieder unbeschadet
hier herausbringen. Er durfte die beiden nicht noch zusätzlich mit seinen Problemen belasten.
Doch jetzt konnte er nicht mehr.
Diese Frage drängte aus ihm heraus.
„Willst du nicht darüber reden?“ fragte Beatrice vorsichtig und riss ihn aus seiner Selbstanalyse.
Ohne es zu merken, war er wieder abgedriftet. Damian seufzte.
„Doch. Kann ich dir eine Frage stellen?“ Er sah sie aus großen, bittenden Augen an.
„Klar. Immer. Welche?“ erwiderte sie sanft.
Damian atmete tief durch.
„Glaubst du, wir können uns in einen Sterblichen verlieben? Ich meine, an Vampiren scheint die
Auswahl nicht gerade groß zu sein. Was bleibt uns also anderes übrig, als unser Glück bei den
Menschen zu suchen? Aber ist uns das überhaupt möglich? Können wir mit einem Menschen
schlafen, ohne ihn dann letztendlich von unserer Lust überwältigt zu töten, wenn sich die Begierde nach dem Körper mit dem Hunger nach Blut vermischt? Und wenn das nicht in der ersten
Nacht geschieht, dann halt in irgendeiner anderen.“
Beatrice sah ihn nachdenklich aus ihren Rehaugen an. Sie sah regelrecht hilflos aus. Doch dann
begann sie mit fester und überzeugter Stimme zu sprechen.
„Ja, davon bin ich fest überzeugt, Dam“, sagte sie und Damian konnte in ihren Augen lesen, dass
es nicht nur leere Worte waren, die sie wählte, um einen traurigen Freund zu trösten.
„Wenn du den richtigen Menschen triffst, dann wirst du es nicht über dich bringen, sein Blut zu
dir zu nehmen. Denk doch nur an Joshua
und Gabriel.“
Damian war bei der Erinnerung an Joshua schmerzlich berührt worden, aber trotzdem empfand
er ein Gefühl des Trostes bei ihren Worten und sie gaben ihm die Hoffnung, irgendwann wieder
eine Liebe zu finden. Noch befielen ihn immer wieder diese Zweifel. Aber dann rief er sich
Leseprobe - „Edens Asche“ von Moni De Giorgi
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
stets dieses Gespräch in Erinnerung und bemerkte, wie es ihn tröstete.
Die Liebe, sie gab dem Leben erst den richtigen Sinn. Sie schuf die Möglichkeit, die zweite Hälfte
der eigenen Seele zu finden. Freunde, auch sie waren ein Teil des Puzzlespiels, welches das fehlende Stück der Seele darstellte, doch das wichtigste, größte Stück konnte nur von der wahren
Liebe ausgefüllt werden. Von der Person, die man vermisste, ohne sie zu kennen. Ein unsterbliches Leben ohne dieses Teilstück erschien Damian schlimmer als der Tod. Damian hatte einst
geglaubt Joshua wäre diese Person, aber diese Hoffnung war grausam zerstört worden. Er würde
Joshua immer in seinem Herzen bewahren, doch er wollte die Ewigkeit nicht alleine verbringen.
Noch immer sah er das Mädchen neben sich an. Der Barkeeper hatte inzwischen den Wein vor
ihnen abgestellt und jedem ein Glas eingeschenkt. Mal wieder war er in Gedanken versunken.
„Tut mir leid. Ich fürchte ich bin heute sehr abwesend. Aber ich werde mich bemühen jetzt ein
besserer Unterhalter zu sein“, entschuldigte er sich.
Sie schenkte ihm ein schüchternes Lächeln, das sich in ihren graublauen Augen widerspiegelte
und strich sich eine Strähne ihres silberblonden Haares aus der Stirn, das so hell war, dass es
schon fast weiß wirkte. Doch die Farbe war echt. Das erkannte er. Sie war schlank, doch nicht
übermäßig, wie es jetzt die Mode war, sondern besaß die richtigen Rundungen an der richtigen
Stelle. Damian ließ seinen Blick zu ihrem Gesicht zurückkehren. Ihr Make-up wirkte natürlich
und dezent. Sie benutzte nur ein wenig bronzefarbenen Lidschatten, der perfekt zu ihrem gleichfarbigen Trägerkleidchen passte und Mascara. Auf Lippenstift hatte sie ganz verzichtet. Sie hob
unter seinen erneuten Betrachtungen ihrer Person errötend das Weinglas.
„Prost“, sagte sie.
„Salute“, erwiderte Dam.
Er schenkte ihr, über den Rand seines Weinglases hinweg, ein sanftes Lächeln, das schon fast
aufreizend wirkte. Sie spürte wie sich die feinen Härchen in ihrem Nacken aufrichteten, als sie
das Funkeln in seinen Augen bemerkte. Er berührte sie nicht, doch verspürte sie seine Gegenwart
am ganzen Körper. Diesmal konnte sie nicht aufatmen, als er den Blick senkte, nein. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten weiter und sie fühlte im Gegenteil, eine tiefe Sehnsucht wieder
in seinem Blick zu ertrinken, ihn zu berühren, ihn zu …
‚Hey, hey, hey Mädchen. Ruhig bleiben’, ermahnte sie sich in Gedanken.
Damian betrachtete sein verzerrtes Spiegelbild im Weinglas und lächelte still in sich hinein. Das
Jagdfieber hatte ihn gepackt und er erlaubte sich kein Bedauern. Er hatte sich als das, was er
war, akzeptiert und die Erinnerung an das Gespräch mit Beatrice hatte seine Bedenken hinweg
gewischt.
‚Ich kann mir selbst bei der Jagd in die Augen sehen. Es hat lange gedauert, dieses Gefühl zu erreichen. Beatrice hat recht, sollte ich den oder die Richtige treffen, werde ich es wissen’, dachte
er und richtete seine Konzentration entschlossen wieder auf Isabella.
Sie war schon fast da, wo er sie haben wollte. Wieder suchte er ihren Blick, webte die unsichtbaren Fäden seines Bannes. Sie war so süß. Er wollte, dass es schön für sie sein würde, dass sie
es ebenso genießen würde wie er. Nein, er würde sie nicht töten. Er würde ihr einen Traum bescheren, an den sie immer gerne zurückdenken würde. Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem
Weinglas. Isabella tat es ihm gleich. Langsam, mit schon gezwungener Präzision in ihren Bewegungen, stellte sie das Glas wieder auf der Theke ab. Ihre Lippen glänzten vom Wein feucht und
rot wie von Blut. Damian ließ seine Zungenspitze über die plötzlich trockenen Lippen gleiten.
Diese Geste schien etwas in ihr zum Zerspringen zu bringen. Damian sah die Leidenschaft in
ihren Augen aufflackern wie eine Kerzenflamme. Da neigte sich ihm Isabella zu. Ganz nahe kam
ihr Gesicht dem seinen und endlich berührten sich ihre Lippen.
(c) Monika De Giorgi
Leseprobe - „Edens Asche“ von Moni De Giorgi
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Neuerscheinung
30. Juni 2011
978-3-942602-04-4
Elysion-Books
204 Seiten, Broschur
12,90 €
TRISKELION
- GRENZGÄNGER
Die spannendste Urban-Fantasy-Welt, seit es Alternativuniversen gibt.
Ihr neuer Job bei der Agentur
Triskelion bringt Feline an
den Rand des Wahnsinns. Mit
der Wahrheit über ihre eigene
Welt konfrontiert, muss sie
sich damit anfreunden, dass
ihre Mutter eine Hexe, ihr
Boss ein Drache und ihr Ficus
ein Hausgeist ist. Als wäre das
nicht schon Grund genug, ein
Mythologielexikon zu Rate zu
ziehen, muss Feline für den Frieden zwischen Feen, Grengängern und anderen übersinnlichen Wesen
sorgen. Doch wie, wenn ein sinnlicher Engel sie als seine Privaterlösung betrachtet, Dämonen hinter
ihr her sind – und ihr wieder einmal niemand die Spielregeln erklärt hat?
„Nina Behrmann, die unter verschiedenen Namen unter anderem für Heyne und Ullstein schreibt, kreiert mit „Grenzgänger“ ein faszinierendes Urban-Fantasy-Universum, in dem die Agentur „Triskelion“
für Frieden sorgen.“
Buchvorstellung „Triskelion - Grenzgänger“ von Nina Behrmann
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
„Oktobernacht“
Es war eine kalte Oktobernacht. Nebel kroch durch die Straßen und Gassen der Stadt,
eine düstere, bedrückende Stimmung verbreitend – eine perfekte Nacht, um an die
dunklen, geheimnisvollen Seiten der Literatur zu glauben, kurz: eine perfekte Halloweennacht.
Schade nur, dass sich dieses Fest bisher in der kleinen, bayrischen Stadt namens Rosenheim noch nicht durchgesetzt hatte, auch wenn man davon nicht mehr viel bemerkte,
sobald man das MIDNIGHT betrat, wie es Joshua gerade tat.
Jack O’Lanterns zierten die Tische und Bar, Gummifledermäuse, fluoreszierende Skelette, schwarze Katzen und Krähen aus Plastik, Plüsch und Federn schmückten jeden
Winkel des Clubs. Und auch die Gäste boten ein extravaganteres Bild als sonst, stellte Joshua fest, als er sich umsah. Die bevorzugte Farbgebung war zwar immer noch
schwarz kombiniert mit Schneewittchen-Blässe, doch tummelten sich dazwischen Hexen, Werwölfe, weiße Frauen, Vogelscheuchen und andere unheimliche Geschöpfe.
Joshua, der wie Damian heute nicht arbeitete suchte den Tisch, welchen Dam für sie
reserviert hatte und ließ sich an diesem nieder, um das Getümmel interessiert zu beobachten. Wann immer ein Vampir in sein Blickfeld geriet, musste er amüsiert grinsen,
vor allem da er sich in einem Anflug von Ironie ebenfalls für dieses Kostüm entschieden
hatte und nun ganz B-Movie Dracula im MIDNIGHT saß.
Wow, Grinsen und Ironie und das obwohl er heute nahezu so etwas wie ein Date mit
Damian hatte …
Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gebracht, verging ihm das Grinsen und machte
Nervosität Platz. Nur selten verbrachten „freie“ Abende an denen sie weder trainierten,
noch sich um Damians neues Leben als Vampir kümmerten, sondern ihre Sorgen entschlossen verdrängten alleine miteinander. Und das trotz der Tatsache, dass sie sich
ihrer Gefühle immer bewusster wurden und es ihnen immer schwerer fiel sie zu verdrängen. Sie wussten es, aber … nun ja – es schien eine stumme Übereinkunft zu geben
nicht daran zu rühren. Aber Joshuas Herz klopfte närrisch, wenn er an den heutigen
Abend dachte, dafür war ihm im Magen leicht flau.
Wieso feierten sie nicht mit Damians Clique in München? Welche verräterische Stimme
in ihnen, hatte sie beide dazu gebracht Halloween alleine miteinander zu feiern?
Wo blieb Damian eigentlich? Sie hatten ausgemacht sich um 21:30 Uhr zu treffen, dieser Zeitpunkt war seit über fünf Minuten vorüber!
Joshua seufzte und sagte sich, dass er es einfach unhöflich fand zu spät zu kommen und
er nicht aufgeregt wie ein Teenager auf Damian wartete. Der Vampir winkte einer der
Kellnerinnen und bestellte sich einen Wodka Lemon. Entschlossen ließ er seinen Blick
zur Bar wandern und konzentrierte sich auf seinen Kollegen der die Halloweenschicht
übernommen hatte. Es interessierte ihn nur, wie der andere Barkeeper an diesem geschäftigen Abend klar kam. Er wollte nicht etwa zur Privattür spähen. Joshua verdrehte
die Augen über sich selbst und seufzte wieder.
Die Kellnerin brachte sein Getränk. „Geht ganz schön zu heute, nicht?“, lenkte sie seine Aufmerksamkeit auf die Tanzfläche und die voll besetzten Tische. Sie hatte recht.
Für die Ausgeher war es eigentlich eine noch recht frühe Stunde und trotzdem war das
MIDNIGHT schon nahezu überfüllt. Und Damian schien diesen Ansturm erwartet zu
haben, denn obwohl Joshua und er selbst frei hatten, war das gesamte restliche Personal im Einsatz.
„Hallo Joshua“, begrüßte ihn da eine wohlbekannte, nachtsamtene Stimme.
Shortstory „Oktobernacht“ von Monika De Gorgi
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Joshua blickte auf und … und … erstarrte. Vor ihm stand Damian und Damian war …
wunderschön. Joshua hätte nicht gedacht, dass Damians Wirkung auf ihn noch atemberaubender, seine Sehnsucht nach ihm noch schmerzhafter werden könnte, doch der
Jungvampir bewies ihm gerade das Gegenteil.
Joshuas Blick verfing sich zuerst in Damians Augen. Der Vampir hatte sie kunstvoll mit
silbergrauem und schwarzem Lidschatten betont und ebensolchen Kajal umrahmt, so
dass sie noch eindringlicher wirkten. Joshua war, als blicke ihr leuchtendes Dunkelblau
tief in sein Herz. Er konnte sich kaum aus ihrem Bann befreien und als er es endlich
vermochte, war es ausgerechnet Damians lächelnder Mund, der seine Aufmerksamkeit fesselte. Dunkelrot, feucht glänzend, wie mit Blut geschminkt und so verführerisch.
Joshuas Zungenspitze huschte über seine plötzlich trockenen Lippen. Er senkte den
Blick und konnte nun nichts anderes tun, als Damians … nackten … er sog scharf den
Atem ein … Oberkörper zu betrachten.
Joshua hatte Damian schon oft ohne Oberteil gesehen, doch in diesem diffusen Nachtclublicht schien seine seidenweiße Haut magisch zu schimmern. Das farbige Licht, das
über den flachen Bauch, die weiße Brust, die schlanken Arme glitt, machte Damians anmutige Gestalt noch ätherischer, noch unwirklicher. Verstärkt wurde dieser Eindruck,
durch den tief auf Damians Hüften sitzenden, schmalgeschnittenen, bodenlangen Rock
aus schwarzem Satin, der mit mehreren, zarten Silberketten, die diese umschlangen,
verziert war.
Damian streckte eine schlanke Hand aus und zog sich einen Stuhl heran. Ähnliche Ketten klirrten an seinen Handgelenken. Was man mit diesen Ketten … Joshua schloss die
Augen.
„Wow…“, entfloh es ihm, bevor er sich zurückhalten konnte. Wispernd nur, aber er
wusste Damian hatte es vernommen. Immerhin war er ein Vampir.
Doch Damian blickte ihn nur an. Als bemerke er gar nicht, dass Joshua ihn anstarrte
als sei er eine göttliche Vision und nicht nur als solche verkleidet. Denn das musste
Damians Kostüm darstellen – entweder einen Engel oder einen Lustknaben … oder
eine verruchte Kombination aus beidem. Als hätte Damian seine Gedanken gelesen,
was sogar im Bereich des Möglichen lag, lächelte der Vampir ihm nun hintergründig zu.
Joshua wünschte sich, dass Dam sich den Stuhl nicht nur herangezogen hätte, sondern
vielleicht auch mal benutzen, also sich setzen würde. Denn dann wäre der Anblick des
Vampirs, halb vom Tisch verborgen, eventuell nicht mehr ganz so beunruhigend.
Damian setzte sich. Nun, es half nicht. Erstens war nur die so oder so züchtig vom Rock
verhüllte, untere Hälfte Damians unter dem Tisch verborgen und zweitens war Dam
ihm nun noch näher. Und Joshua war sich dieser Nähe sehr bewusst. Er fühlte Damians
Körper neben sich, als berühre dieser ihn und dessen Duft, dieser Duft nach Dam und
dessen bevorzugten Parfüm machte Joshua ganz schwach.
„Hallo Joshua“, wiederholte Damian und lehnte sich im Stuhl zurück.
Joshuas Blick blieb an Damians Bauchnabel hängen, während er vergeblich versuchte
endlich ein Wort über die Lippen zu bringen, das über „Wow“, hinausging.
Er schaffte es nicht. Stattdessen ertappte er sich bei dem Gedanken, wie es wohl wäre
seine Zähne in das weiße Fleisch unter Damians Bauchnabel zu senken, seine Zunge die
zarte Haut liebkosen, das süße Blut schmecken zu lassen. Verlegen strich er sich eine
Strähne dunklen Haares aus dem Gesicht und hoffte Damian hatte nicht in ihm gelesen.
Damian reckte sich wie eine Katze und verbiss sich ein boshaftes Grinsen. Sein Vorhaben, Joshua die Sprache zu verschlagen, war gelungen und das war ein guter Anfang für
Shortstory „Oktobernacht“ von Monika De Gorgi
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
diesen Abend. Es war irgendwie ein schöner Anblick, Joshuas markante Züge von Verlegenheit gezeichnet zu sehen. Er gab der Kellnerin ein Zeichen und kurz darauf stellte
sie einen neuen Drink vor Joshua und das übliche Glas Rotwein vor Damian ab. Joshua
wunderte sich nicht, dass die junge Sterbliche kurz erstarrte, als Damian ihr dankbar
zulächelte, bevor sie errötend von dannen hastete. Er selbst wäre im Moment am liebsten unter den Tisch gekrochen und hätte sich dort versteckt, aber Dams Anblick war zu
fesselnd, um auch nur kurz die Augen von ihm abzuwenden.
‚Bannt er mich etwa?‘, fragte sich Joshua, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Es
war doch nicht möglich einen Vampir zu bannen. Seine innere Stimme widersprach,
erinnerte ihn daran was für eine Art Vampir Damian war, doch Joshua hieß sie schweigen. Vor allem, da Dam ihm nun wieder verführerisch zulächelte. Der junge Vampir hob
sein Glas und prostete im zu. Joshuas Finger umklammerten seinen Wodka Lemon.
Mechanisch hob er das Longdrinkglas an die Lippen und trank einen tiefen Schluck.
Zum Glück konnte er nicht betrunken werden, sonst wäre es möglich, dass er heute
Dummheiten machte. Obwohl … Er brachte ja noch immer kein Wort über die Lippen
und saß nur hier wie ein hypnotisiertes Kaninchen.
Damian dagegen fand es beruhigend dass Joshua nicht sprach, dafür aber seinen Blick
nicht von ihm lassen konnte. Damian hatte vor, in dieser Halloweennacht die Grenzen
von Joshuas Selbstbeherrschung auszuloten. Er wusste Joshua fand ihn anziehend und
auch, dass Joshua ihn wollte. Aber leider hatte sich Joshua meistens viel zu gut im Griff.
Doch heute Nacht schien dies zum Glück anders zu sein. Zuerst hatte er sich kaum Hoffnungen gemacht, aber nun … konnte er sich erlauben zu hoffen? Er wandte den Blick
ab und sammelte sich. ‚Damit ich mich nicht noch verrate, indem er mir die Gedanken
vom Gesicht abliest, oder schlimmer er meine Gedanken mithört!‘, ermahnte er sich.
Er hörte wie Joshua laut ausatmete, als sich ihre Blicke voneinander lösten. ‚Hat er den
Atem angehalten?‘, ging es ihm durch den Kopf. Seine Finger bebten, als er sich eine
Zigarette anzündete.
„Du … siehst heute … du strahlst“, vernahm er schließlich Joshuas heißere Stimme.
„Ich meine …“, der ältere Vampir räusperte sich. „Cooles Kostüm“, beendete er schließlich den Satz. Damian verkniff sich ein Grinsen und bemühte sich stattdessen um ein
freundliches Lächeln, doch die Mühe hätte er sich sparen können, denn Joshua hatte
den Blick schon verlegen auf seinen Drink gesenkt. Wieder musste sich Damian ein
Grinsen verkneifen. Er hatte Joshua noch nie so verunsichert erlebt, doch auf diese
Situation bezogen gefiel ihm das sehr gut. ‚Wenn Vampire betrunken werden könnten‘,
flüsterte ein kleiner Teufel in ihm, der beunruhigenderweise seine Stimme hatte. Dam
runzelte die Stirn. Er hatte noch nie jemanden bewusst betrunken gemacht, um ihn zu
verführen und das war auch gar nicht seine Art!
Trotzdem gab er der Bedienung ein Zeichen und bestellte eine komplette Flasche Wodka und dazu Orangensaft. Immerhin konnten Vampire ja eh nicht betrunken werden
und wenn, dann würde er sich lieber selbst Mut antrinken.
Eine Stunde später allerdings wäre er sich Joshuas Versicherung , dass Vampire nicht
betrunken werden konnten, keineswegs mehr sicher gewesen, hätte er noch einen Gedanken daran verschwendet. Sein Stuhl stand dicht an Joshuas gerückt und sie lachten gerade verstohlen eine Besucherin des MIDNIGHT aus, deren Haar auf eine Art
und Weise frisiert war, die Dam und seinen Ausbilder an eine Kragenechse erinnerte.
Damians Hand lag in Joshuas, dessen Finger spielten mit den seinen. Ihre Gesichter
waren sich sehr nahe und Joshua schien gar nicht daran zu denken auf Abstand zu gehen. Sie fühlten sich beide so unbeschwert, ihre Herzen schwebten, ihr Kopf war leicht.
Damian bestellte Nachschub. Ihm war leicht schwindelig, doch es lag wohl nicht am
Shortstory „Oktobernacht“ von Monika De Gorgi
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Wodka. Joshuas Nähe machte ihn betrunken. Dieses weiße Hemd, das so viel von seiner durchtrainierten Brust offenbarte, war atemberaubend sexy an ihm. Kein Wunder
also, dass ihm schwindelte – er litt an konstantem Sauerstoffmangel (dabei brauchten
Vampire doch gar keinen Sauerstoff, aber Vampire konnten ja auch nicht betrunken
werden). Aber nur so konnte er sich erklären, dass sein Gehirn nicht mehr klar dachte
und er begann mit der Verschnürung von Joshuas Hemd zu spielen, an ihr zu zupfen,
sie zu lösen, seine Fingerspitzen über freigelegte, kühle Haut gleiten zu lassen. Er fühlte
Joshua unter seiner Berührung erschauern. Dam atmete tief durch und verringerte den
Abstand zwischen ihren Gesichtern weiter. Joshua wich nicht zurück! Tief sahen sie
sich in die Augen und Damian sah Feuer in den dunklen Tiefen Joshuas – Feuer und …
Begehren.
Der ältere Vampir streckte eine Hand aus und ließ sie in Damians Haar gleiten. Dam
verharrte, doch sein Herzschlag beschleunigte sich, während Joshua ihm eine Haarsträhne hinter das Ohr strich und seinen Blick gefangen hielt. Der Atem des Vampirs
strich über seine Wangen, seine Lippen. Dam öffnete sie leicht, wagte es aber nicht, die
kurze Distanz zwischen ihnen zu überwinden. Joshua schloss die Augen, Dam tat es
ihm nach.
Zart, weich und kühl berührten Joshuas Lippen die Seinigen, nippten an seiner Unterlippe. Seufzend erwiderte Damian die Zärtlichkeit. Vorsichtig ließ er seine Finger über
Joshuas Arme nach oben gleiten, öffnete einladend weiter die Lippen. Joshuas Zunge
schmeckte nach Orangen und Alkohol, als der Vampir zuerst zögernd, dann forscher
Dams Mund eroberte. Damians Herz hüpfte, raste. Sein Magen zuckte - Schmetterlinge? Nein eher etwas viel Größeres. Er hätte schreien mögen vor Glück! Noch nie hatte
ein Kuss ihn so glücklich gemacht. Alles in ihm verlangte danach seine Arme um Joshua
zu schlingen und ihn all die Sehnsucht und Hingabe spüren zu lassen, die ihn erfüllte,
doch er wagte es nicht. Zu sehr fürchtete er Joshua könnte ihren süßen Kuss brechen
und wieder beginnen irgendetwas über Vernunft, Verlust und Verantwortung zu erzählen. Drei V mit denen Damian sich diese Nacht nicht befassen wollte. Er bevorzugte
Verlangen, Verführung und Vö… nun soweit wollte er nicht denken. So beschränkte er
sich darauf, den Kuss abwechselnd mit Zärtlichkeit und verführerischer Sinnlichkeit zu
erwidern. Und darauf, ihn zu genießen, wie ein heißes Bad nach einem in Schnee und
Kälte verbrachten Tag.
Doch wieder überraschte Joshua ihn. Aus seiner Kehle drang eine Art kehliges Knurren, als er sich eine Strähne von Damians Haar um die Finger wickelte und ihn näher
zog. Er legte seinen Arm um Damians Mitte und hob ihn beinahe auf seinen Schoß. Begehrlich stöhnte Dam in Joshuas Kuss und verschränkte die Hände in dessen Nacken.
Doch da riss Joshua sich von Damian los. Heftig atmend starrten sie sich in die Augen.
Stumme Kommunikation. Wünsche, die sie sich nicht auszusprechen getrauten. Damian schluckte schwer, sammelte sich. Dann streckte er die Hand aus und zog Damian mit
sich hoch. Einen Moment drehte sich alles um ihn und der Boden schien zu wanken.
Joshua stützte ihn. Ihre Blicke verhakten sich erneut und sie trafen eine stumme Übereinkunft. Hand in Hand durchquerten sie den Club und traten durch den Privataufgang
zu Dams Wohnung.
Kaum fiel die Tür hinter ihnen zu, drängte Damian sich gegen Joshua und küsste ihn
mit all der aufgestauten Sehnsucht und Lust der vergangenen Wochen, Monate. Seine Finger zerrten an Joshuas Hemd, der seine Hände zärtlich suchend über Damians
Oberkörper streichen ließ.
Damian keuchte erregt unter Joshuas Berührungen. Sein Körper bebte, doch nicht nur
vor Lust, auch vor Glück. Er konnte es nicht fassen Joshua hier in seinen Armen zu halShortstory „Oktobernacht“ von Monika De Gorgi
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
ten – erfüllt von Verlangen, seine Zärtlichkeiten erwidernd, ja den ersten Schritt tuend.
Joshua war auf ihn zugegangen und wehrte sich nicht mehr gegen ihre Nähe! Erneut
küssten sie sich und Joshua schien sich wirklich endlich zu erlauben, Damian zu wollen
und erwiderte Dams nun fordernde Küsse mit derselben vampirischen Wildheit. Der
ältere Vampir zerrte am Bund von Damians Rock und presste ihn an sich, ließ ihn seine
Erregung spüren. Der Jungvampir schob Joshuas Hemd über dessen Schultern. Sacht
biss er den Freund, der scharf den Atem einsog in Hals und Schlüsselbein, während
seine Fingerspitzen in sanften Kreisen über dessen Brust, den flachen, durchtrainierten
Bauch zum Bund von dessen enger Hose irrten.
„Lass … uns … nach oben gehen!“, stöhnte Joshua bittend.
Ein elektrisierender Blitz durchzuckte Damians Körper und einen Moment gefror er.
Dann küsste er Joshua feurig und voller Emotion. Was für ein Geschenk diese Nacht
war!
Er wusste nicht, wie sie es auf das Sofa im Wohnzimmer geschafft hatten, er wusste nicht einmal mehr seinen Namen. Nur, dass es sich unglaublich gut anfühlte was
Damian gerade mit ihm tat. Erschauernd sank er in die Kissen. Sein Körper schien wie
flüssige Lava. Damian kniete neben der Couch auf dem Boden und sein herrlicher Kurtisanenmund malte glühende Linien über Joshuas Brust, seine Rippenbögen, seinen
flachen Bauch und als Dam seinen Nabel erreichte und seine Zunge irisierende Muster
um diesen zeichnete krallten sich seine Finger in die Polsterung, um nicht eine Handvoll von Damians Haar zu packen und seinen Mund dorthin zu lenken, wo sein Verlangen am lautesten nach Beachtung schrie.
Da legte sich Damians kühle Hand auf seine Hüften und glitt quälend langsam nach innen, löste die Verschnürung seiner Hosen und befreite ihn aus dem inzwischen schmerzhaft engen Gefängnis. . Dam leckte sich die Lippen. Er bemerkte, wie Joshua bei diesem
Anblick erschauerte, hörte das Stöhnen, das aus dessen Kehle drang und fühlte einen
Moment des Triumphs. Sollte er? Seine Finger strichen über Joshuas Glied. Der ältere Vampir seufzte laut und hob sich Damians Berührung entgegen. Damian lächelte
und strich Joshua die Hosen über die Hüften. Joshua setzte sich auf, half Damian, ihn
komplett zu entkleiden. Dam konnte es nicht schnell genug gehen. Er wollte Joshua
am ganzen Körper spüren. Haut auf Haut. Er stellte sich zwischen Joshuas Knie und
der zog ihn näher. Joshua schmiegte seine Wange an dessen Bauch. Dann tat er, was
er sich zuvor insgeheim gewünscht hatte. Mit Lippen und Zunge liebkoste er die zarte
Haut, schmeckte Damian, fühlte die kühle Glätte. Er hörte Damian seufzen, was sich
in begehrliche, kehlige Laute wandelte, als er seine Fänge in das weiße Fleisch senkte.
Seine Fingernägel gruben sich in Damians Rücken, doch der Jungvampir drängte sich
hingebungsvoll gegen Joshua. Ein heiserer Lustschrei drang aus Dams Kehle. Gierig
fordernd, lockte Joshua mit der Zungenspitze Damians süßes Blut aus den Wunden.
Durch den kühlen Satin von Dams Rock fühlte er dessen heiße Erregung, die sich gegen
ihn presste. Ein genüsslicher, nahezu tierischer Laut vibrierte in seinem Hals. Erst als
Damians Finger sich haltsuchend in seine Schulter bohrten, riss er sich los. Damians
Hände wühlten sich in sein Haar. Beinahe schmerzhaft zogen sie seinen Kopf zurück,
so dass er zu Dam aufblickte. Fiebrig fing Damians Blick den seinen, dann senkte Dam
seinen Mund stürmisch auf Joshuas. Wie ein hungriges Kätzchen leckte der junge Vampir sein eigenes Blut von Joshuas Lippen. Sie lächelten sich frech an, als Damian dieses
Mal als erster ihren Kuss brach und einen Schritt zurücktrat. Dann griff dieser an seine
Seite. Klirrende Kettchen, raschelnder Satin fielen zu Boden und Joshuas Augen wurden groß. Unter dem Rock enthüllte sich nur noch mehr von Damians begehrenswerter, weißer Haut. Nur Haut! Wie nahe war er die ganze Zeit seinen geheimen Träumen
gewesen. Joshua gab ein fast schon wimmerndes Geräusch von sich, als er Damians
Shortstory „Oktobernacht“ von Monika De Gorgi
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Körper umfassen und an sich ziehen wollte, doch Dam wich ihm aus. Fragend blickte
Joshua zu ihm auf. Wieder ein intensiver Moment stummer Zwiesprache.
Damian trat wieder näher und schob mit seinen Beinen Joshuas Knie weiter auseinander. Anmutig sank er dann nieder. Um seine Lippen spielte ein sinnliches Lächeln.
Joshua bewunderte die Eleganz in Damians Bewegungen immer wieder. Doch was?
Damians Hände legten sich auf seine Oberschenkel, glitten langsam, quälend zart nach
oben. Joshuas Atem beschleunigte sich. Damian senkte den Blick, senkte den Kopf. Sein
Mund folgte, sanfte Küsse auf Joshuas Haut hauchend seinen Händen. Wollte Damian?! Wollte er…? Seine langen Wimpern warfen Schatten auf Dams bleiche Wangen. Er
wirkte nun schlicht engelsgleich und unglaublich sexy!
Joshua seufzte verlangend. Oh, wie gerne wollte er diesen Engel verderben! Doch
Damian brauchte keine Aufforderung, keine Verführung durch Joshua. Sein suchender Mund lockte bald raue Lustschreie aus der Kehle des Vampirs. Damian war hingebungs- und fantasievoll in seinen Liebkosungen und Joshua fühlte sich wie in einem
fiebrigen Traum. Viel zu bald zog Dam sich zurück, doch er glitt zitternd auf Joshuas
Schoß. Sein Mund suchte zum ungezählten Male Joshuas und sie küssten sich zart. Joshua sah zu seinem Eleven auf. Dams große Augen leuchteten, seine sinnlichen Lippen
waren geschwollen von Küssen und bebten vor Verlangen. Er war so schmerzhaft schön.
Stürmisch zog er seinen Engel an sich, der seine Küsse ungezähmt erwiderte. Dann glitt
Damians heißer Mund zu seinem Hals, sein fliegender Atem kitzelte über seinen Puls
und ließ ihn begehrlich erschauern. Seine Hände krallten sich in Damians Rücken. Zu
gerne wollte er dass Damian … Dams Fänge ritzten seinen Puls, seine Zungenspitze
lockte sein Blut. Er warf den Kopf zurück, überließ sich dem Hunger seines Vampirs.
Eine rauhe bebende Stimme – oh wie oft hatte er Dam in seinen Träume so zu ihm
sprechen hören:
„Ich will dich spüren, Joshua!“
Einen Moment forschten ihre glühenden Augen ineinander, dann umfasste Joshua
Damians Taille und half ihm sein Begehren zu erfüllen und fand seinen eigenen Traum
wahr geworden.
Ein Kuss erstickte Damians Schrei – der Lust.
Damian erwachte. Schweißgebadet, in zerwühlten Decken, umgeben von Kissen. Einen Moment blickte er sich orientierungslos um. Er war durcheinander. Sein Kopf war
schwer, seine Gedanken langsam und zäh. Beinahe hätte er annehmen können verkatert zu sein, aber Vampire konnten doch gar nicht …
Wo war Joshua? Er hatte das Gefühl, der Vampir müsse bei ihm sein. Erinnerungen …
wirklich Erinnerungen?!
Nein, sie hatten doch nicht … und überhaupt … . Ihm wurde kalt … heiß … kalt … heiß
… . Nein!
Das musste ein Traum gewesen sein. Ein Alkoholtraum.
‚Aber Vampire können doch gar nicht betrunken werden!‘ , erinnerte ihn eine hartnäckige Stimme, die gemeinerweise wie seine eigene klang.
Was war geschehen, in jener Oktobernacht?
© Monika De Giorgi
Shortstory „Oktobernacht“ von Monika De Gorgi
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
„Im Bann der Lilie“ - jetzt als Sammelband!
Im Bann der Lilie" ist eine homoerotische Novellenserie vor
real-historischem Hintergrund. Crossover aus Dark Fantasy
mit Gay Historical Romance
Den Sammelband gibt es jetzt auch als Printedition bei FWZ.
http :// www . amazon . de /B ann -L ilie -S innlicher - romantischer -F antasyroman / dp /3942539071
Ein Auftragskiller der ganz besonderen Art sucht Paris im ausgehenden 18.
Jahrhundert heim...
Als adeliger und verhasster Bastard geboren wird der junge Marcel Saint-Jacques nach einem Mordanschlag durch
den verführerischen und geheimnisvollen Marquis de Montespan zum Vampir gewandelt.
Die Wirren der französischen Revolution
trennen
Meister
und
Schüler; jeder
geht
seinen
eigenen Weg
und ist doch
auf der Suche nach dem
anderen und
dem eigenen
Schicksal, das
gerade für den
jungen
Marcel
eine ganz besondere Berufung bereithält...
Als Ebook erhältlich auf
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Buchvorstellung „Im Bann der Lilie“ con Carol Grayson
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Roy Francis Ley
Roy Francis Ley wurde 1979 in Leoben, Steiermark (Österreich) geboren. Nach ihrem Abitur 1999 begann sie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien zu
studieren, um Tierärztin zu werden. Nach zahlreichen und mit Blut verbundenen
Tierbeschauungen, sowie den daraus resultierenden Ohnmachtsanfällen entschied
sich die Autorin für einen anderen Weg und immatrikulierte an der Universität
Wien für die Studienrichtungen Geschichte, Psychologie und Philosophie.
Aufgrund eines tragischen Familienschicksals unterbrach sie ihr Studium jedoch,
das sie nun wieder aufgenommen hat. Heute lebt die Autorin mit ihrem Lebensgefährten und zahlreichen Haustieren in der Nähe von Graz.
Roy Francis Ley debütierte 2008/2009 mit ihrer Wettbewerbsgeschichte „Die Legende von Trindad“ zu dem Thema „Homoerotisches Märchen“ bei der Edition
Banzini, wo sie den 2. Platz erhielt.
Seit damals schreibt sie homoerotische Belletristik, ist aber anderen Genres gegenüber aufgeschlossen. Von sich selbst sagt sie, dass sie es nicht ausschließen kann,
auch einmal in einem anderen Bereich zu schreiben.
Aufgrund von zahlreichen, positiven Anfragen zur „Legende von Trindad“ entschied sich die Autorin, die Kurzgeschichte neu zu überarbeiten und zu einem
Roman auszubauen, der im Jänner 2011 beim Verlag FWZ-Edition erschienen ist.
Eine Fortsetzung der homoerotischen Göttergeschichte ist in Planung.
2009 erhielt Roy Francis Ley den 3. Platz für ihre Wettbewerbsgeschichte „Der
Wechselbalg – Eine homoerotische Kurzgeschichte“ bei der Ausschreibung „Fantasy“ der FWZ-Edition. Die Geschichte fand in der Anthologie „Fantastisches“, Mai
2010, ihre Veröffentlichung.
2009/2010 reichte die Schriftstellerin bei der Ausschreibung „Formwandler/Gestaltwandler“ bei der Edition Banzini ihre Kurzgeschichte „Darklight Sea Cruiser
– Der Teufelsdämon“ ein, wofür sie den 1. Platz erhielt. Die homoerotische Geschichte wurde im August 2010 publiziert.
Roy Francis Leys Kindheit auf dem Land inspiriert sie heute zu zahlreichen Fantasygeschichten, während ihr Studium, vor allem das der Geschichte, sie zu massenhaften historischen Ideen anregt. Sie selbst meint dazu: „Warum die Wahrheit
nicht mit der Fantasie beflügeln? Nichts regt den Geist mehr an, als Historisches
mit Legenden, Mythen und Fantasie zu verbinden!“
Beantwortet die Frage und gewinnt eine signierte Ausgabe von „Die Legende von Trindad“
"Einer der Nebenprotagonisten im Roman ist der griechische Gott "Hermes". Er gilt unter anderem
als Erfinder der Redekunst, Überbringer von Botschaften und ist Schutzgott der Dichter.
Außerdem wird ihm ein ausgeprägter Erfinderreichtum nachgesagt. Hermes wird meist als jugendliche Schönheit ohne Bartwuchs mit feinen Zügen und einem ansehnlichen Körper dargestellt.
Wie lautet Hermes` berühmter Beiname?"
a) Hermes der Götterbote
b) Hermes der Liebesgott
Die Antworten für die Verlosung bitte bis zum 31.07.2011 an mck-books (at) mx.net
http://www.royfrancisley.com/
Autorin Roy Francis Ley
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Die Legende von Trindad
Broschiert: 284 Seiten
Verlag: Fantasy Welt Zone Verlag; Auflage: 1. (01/ 2011)
ISBN: 978-3942539012
Ein uralter, böser Fluch lastet auf Azral, der ihn seit Tausenden
von Jahren an sein Reich bindet. Einzig die wahre Liebe kann
ihn erlösen. Doch daran glaubt der Gott nicht. Dennoch führt
man ihm immer wieder einen jungen Mann zu, jedoch nicht, um
ihn zu erlösen, sondern um ihn zu quälen. Denn rund um ihn
bauen andere Götter böse Machenschaften auf, um Azral immer
wieder in die Knie zu zwingen. Bis eines Tages León in Trindad
auftaucht. Azral ist hin- und hergerissen zwischen der Erkenntnis der Wahrheit und den Gefühlen, die ihm jeden Funken der
Realität nehmen, sobald der junge Mann in seiner Nähe ist. Doch
León umgeben Geheimnisse. Nicht nur, dass er ein Lichtalb ist,
nein, er verfolgt ganz andere Interessen ...
Darklight Sea Cruiser
- Der Teufelsdämon
Edition Banzini-Hefte
(Ausgabe 8)
ISBN: 978-3-942381-06-2
Din-A-5 Heft, ca. 52 S.    -    3,95  €
E-Book (PDF)
    -    2,50  €
Kommandant Braden Kenzy und
seine Mannschaft machen sich mit
dem U-Boot Darklight Sea Cruiser
im Jahr 2734 auf die Suche nach
dem bösartigsten und mächtigsten
Vampir, den die Evolution je hervorbrachte. Doch seltsame Dinge
passieren, seit das Friedenskampfschiff aufbrach. Ein Vampir hinterlässt seine Spuren an Bord, und
Braden steht vor einer schwierigen
Aufgabe. Hat womöglich der neue
Spezialagent und überaus attraktive Kapitän Jean-Emilion Brodica
etwas mit der Sache zu tun?
Autorin Roy Francis Ley
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
»Verzeihen Sie mein Zuspätkommen, Sir, Kapitän«, sagte Jean-Emilion Brodica so ernst
er konnte, nachdem ihn die grinsenden Gesichter der beiden Männer links und rechts von
dem Kapitän verwirrten.
Braden musterte den jungen Mann wütend.
Himmel, der Kerl war ganze zwei Stunden zu spät und besaß dennoch die Frechheit, ihn
heuchlerisch anzugrinsen und so zu tun, als wäre er lediglich zu spät in den Schulunterricht
gekommen. Er hatte nicht vor, den Neuen zu verschonen, auch wenn sein Lächeln noch so
unwiderstehlich war. Die meeresblauen Augen mit den langen schwarzen Wimpern verwirrten ihn, von seinen einladenden, sinnlichen Lippen und den markanten, attraktiven
Gesichtszügen ganz zu schweigen. Und von seinem Körper war nicht einmal die Rede! Seine Uniform passte ihm wie angegossen und sein langes, dunkles Haar verlieh dem Mann
etwas Geheimnisvolles.
Langes Haar? Seit wann durfte man bei der Marine lange Haare haben? Warum hatte man
sie ihm nicht abgeschnitten?
Himmel, sein Haar war selbst lang, aber er war immerhin Kapitän dieses Schiffes.
Mürrisch klopfte Braden mit seinem Stift auf die Arbeitsplatte, während er die Unterlagen
des Neuen musterte. Noch immer hatte er nicht mehr Informationen von dem Stabsoffizier,
als der Computer ohnehin preisgab.
Zur Hölle, irgendetwas verschwieg man ihm!
Genervt starrte er wieder auf den Mann, der nach wie vor seine Haltung bewahrte, obwohl
er längst unter ihm hätte zusammenzucken sollen.
Minuten schienen zu vergehen, während Braden den Frischling immer wieder musterte.
Gott, warum konnte er nicht mehr klar denken?
Seit der junge Mann den Raum betreten hatte, kämpfte er mit seiner Fassung. Fast schien
es, als übe der Fremde eine unsichtbare Macht auf ihn aus, eine Macht, die ihm nicht guttat.
Er hätte aufspringen und den Rekruten klarmachen sollen, wer er war, doch stattdessen saß
er auf seinem Hintern und rutschte unruhig hin und her. Seine Hosen spannten sich unangenehm über seinen harten Schaft, der zum Bersten mit Blut gefüllt war. Ja, er hatte den
jungen Mann gesehen und im selben Moment die Kontrolle über seinen Körper verloren.
Er würde sich erst wieder beruhigen, wenn sein Hunger gestillt war.
Gott, als er Jean-Emilion Brodica sah, hatte es ihm den Boden unter den Füßen weggezerrt.
Braden hatte das neue Crewmitglied für Sekunden angestarrt, während er den Hauch eines
Rots, das sich in dem bleichen Gesicht gebildet hatte, bemerkte, als er seinen Blick nicht
mehr abwenden konnte. Die Zeit schien stillgestanden zu haben, und hätte ihn Anthony
nicht unter dem Tisch getreten, hätte er vermutlich weiter auf den jungen Mann gestarrt.
Unangenehm berührt hatte er zu Boden gesehen, hatte verstört seine Unterlagen durchwühlt und wirres Zeug gestammelt, bis Henric endlich das Wort ergriff und ihn vor weiteren Peinlichkeiten rettete.
Leseprobe - „Darklight Sea Cruiser“ von Roy Francis Ley
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Rückblick: 1872 Beginn einer Legende
Einer der fast vergessenen Autoren erster erotischer Vampirnovellen ist der Autor Sheridan Le
Fanu. Wir haben seine Quellenangaben auf Wikipedia entdeckt und möchten Euch diese nicht
vorenthalten, den dieser Autor hat den Kultautor BRAM STOKER
maßgeblich beeinflusst!
Seine Geschichte Carmilla ist eine 1872 erschienene Novelle des irischen Autors Sheridan Le Fanu, in der die Begegnung einer jungen Frau mit einem weiblichen Vampir
namens Carmilla erzählt wird. Der Text erschien zuerst
in drei Teilen zwischen Januar und März 1872 in der
Zeitschrift The Dark Blue und noch im selben Jahr in
dem von Le Fanu herausgegebenen Sammelband In a
Glass Darkly. Die Veröffentlichung in The Dark Blue
enthielt Illustrationen von M. Fitzgerald und D.H.
Friston, die in die Buchausgabe nicht übernommen
wurden, weil sie sich nicht direkt auf den Inhalt der
Geschichte bezogen.
Die Titelfigur Carmilla gilt als der Prototyp einer langen
Reihe weiblicher, auch lesbischer Vampire, auch wenn
– den Gepflogenheiten der Zeit geschuldet – Le Fanu Sexualität nicht deutlich benennt. Dennoch sind die HinweiQuelle: Wikipedia
se (beispielsweise die Präferenz weiblicher Opfer) deutlich.
Auch sind bereits einige Charakteristika des "modernen Vampirs" vorhanden: Die Fähigkeit, durch Wände zu gehen, die Verwandlung in ein Tier und der Schlaf im Sarg. In anderen Punkten unterscheidet sie sich von dem mittlerweile ausgeprägten Typus: Zwar bevorzugt Carmilla die Nacht,
sie ist aber nicht darauf angewiesen, sich vor der Sonne zu schützen. Auch ist ihr animalisches
Alter Ego nicht die Fledermaus, sondern die Katze.
Die Geschichte hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf Bram Stoker gehabt. So spielt
dessen erster Entwurf zu Dracula ebenfalls in der Steiermark; erst später verlegte Stoker die
Handlung nach Transsylvanien. Auch die Erzählperspektive der ersten Person Singular, die es
dem Leser erlaubt, zusammen mit der erzählenden Person hinter das Geheimnis der Geschichte
zu kommen, sind in beiden Geschichten gleich. Ebenso gibt es Parallelen bei den handelnden Figuren, beispielsweise zwischen Hesselius und Van Helsing (Naturwissenschaftler mit metaphysischen Interessen) oder zwischen Carmilla und Lucy Westenraa (Aussehen, Schlafwandeln).
Rückblick: 1872 Beginn einer Legende
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
David Henry Friston - 1872
Illustration in Carmilla,
Joseph Sheridan Le Fanu‘s vampire story.
Quelle: Wikipedia
Carmilla - die Handlung
David Henry Friston - 1872
Illustration in Carmilla, Joseph Sheridan
Le Fanu‘s vampire story.
Quelle: Wikipedia
Rückblick: 1872 „Camilla“ die Handlung
Zusammen mit seiner Tochter Laura lebt ein reicher, englischer, ehemals in österreichischen Diensten stehender
Witwer auf einem Schloss in der Steiermark. Mit sechs Jahren sieht Laura nachts ein wunderschönes Wesen in ihrem
Schlafzimmer und wird von diesem in die Brust gebissen,
wovon sich allerdings später keine Spuren finden.
Zwölf Jahre später erhält Lauras Vater einen Brief eines alten Freundes, General Spielsdorf, der einen angekündigten
Besuch mit seiner Nichte absagt, da diese plötzlich unter eigenartigen Umständen verstorben sei. Laura ist traurig, da
sie sich im Schloss einsam fühlt und gerne eine Gefährtin
gehabt hätte. Kurze Zeit später bringt der Unfall einer Kutsche ihr eine Gefährtin mit dem Namen Carmilla ins Haus.
Da das junge Mädchen verletzt scheint, deren Mutter aber
vorgibt, dass die unternommene Reise keinen Aufschub
dulde, soll ihre Tochter für drei Monate in der Obhut der
Familie des Schlosses bleiben. Vor ihrer Weiterfahrt versichert die Fremde, dass ihre Tochter geistig gesund sei, aber
keinerlei Informationen über sich, ihre Familie und ihre
Herkunft sowie über ihre Vergangenheit preisgeben werde.
In einem Gespräch erfährt Laura, dass Carmilla in ihrer
Kindheit denselben Traum wie sie gehabt habe. Diese Gemeinsamkeit führt dazu, dass die beiden Mädchen enge
Freundinnen werden, auch wenn Carmilla sich durch Fragen nicht dazu verleiten lässt, Laura mehr über sich zu erzählen. Auffällig sind allerdings Carmillas abrupte Stimmungsschwankungen und ihre romantische Hinwendung
zu Laura. Sie wandelt im Schlaf und schläft von daher tagsüber viel. Ebenso berührt ihre Abneigung gegen christliche
Gebräuche – sie wird wütend, als Laura angesichts eines Beerdigungszuges in die Lieder einstimmt – diese eigenartig.
Merkwürdig ist, dass Carmilla - wie ein altes Familienportrait zeigt - einer Vorfahrin von Laura, der Gräfin Mircalla
Karnstein, bis aufs Haar gleicht; die Ähnlichkeit erstreckt
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Michael Fitzgerald - 1872
Illustration in Carmilla, Joseph Sheridan
Le Fanu‘s vampire story.
Quelle: Wikipedia
Rückblick: 1872 „Camilla“ die Handlung
sich sogar bis hin zum Muttermal in ihrem Nacken.
Während Carmillas Aufenthalt hat Laura wieder Albträume: diesmal von einer großen teuflischen Katze, die sie
nachts in die Brust beißt, sich dann in eine Frau verwandelt
und den Raum durch das Fenster verlässt, ohne es zu öffnen. Der herbeigerufene Arzt kann keine Krankheit benennen, gibt aber den Rat, das Mädchen nie ohne Aufsicht zu
lassen.
Um sie abzulenken, macht ihr Vater mit ihr einen Ausflug in
das Dorf Karnstein. Da Carmilla noch schläft, hinterlassen
sie eine Nachricht, sie möge mit einer Gouvernante nachkommen, wenn sie erwacht sei. Auf dem Weg nach Karnstein treffen sie zufällig auf General Spielsdorf, der ihnen
seine eigene, unheimliche Geschichte erzählt. Auf einem
Kostümball habe er ein junges Mädchen namens Millarca
und deren geheimnisvolle Mutter kennengele f der Stelle
so eingenommen von dem Mädchen gewesen, dass man die
beiden für drei Monate eingeladen habe, zumal die Mutter
ihn davon habe überzeugen können, dass sie alte Bekannte
seien. Während des Aufenthalts sei seine Nichte erkrankt
und habe die gleichen, eigenartigen Symptome aufgewiesen, wie Laura sie nun habe. Der von ihm konsultierte Dr.
Hesselius sei sich sicher gewesen, dass seine Nichte von
einem Vampir heimgesucht werde. Daraufhin habe er sich
nachts mit einem Schwert bewaffnet in deren Schlafzimmer
in einem Wandschrank verborgen und gesehen, wie eine
katzenhafte Kreatur durch ihr Zimmer geschlichen sei und
seine Nichte in den Nacken gebissen habe. Als er das Wesen
angegriffen habe, habe es die Form von Millarca angenommen und sei durch die verschlossene Tür entschwunden.
Unmittelbar darauf sei seine Nichte gestorben.
In Karnstein angekommen, wendet sich Spielsdorf an den
Förster, um zu erfahren, wo er das Grab von Mircalla Karnstein finden könne. Er will ihr den Kopf abschlagen, denn
nur so werde der Albtraum enden. Der Förster berichtet,
dass der Mann, der vor langer Zeit den Vampir besiegt
habe, das Grab verlegt habe und nur sein Herr wisse, wo
es zu finden sei. Noch während der General mit Laura in
der verlassenen Kapelle wartet, erscheint Carmilla. Als sie
Spielsdorf sieht, greift sie ihn an. Der General verteidigt
sich mit einer Axt und vertreibt sie. Er erläutert Laura, dass
es sich bei „Carmilla“ um Anagramm von „Millarca“ handelt und man es mit dem wiederauferstandenen Vampir,
der Gräfin Karnstein, zu tun habe.Die Geschichte endet mit
der Öffnung des Grabes und der Vernichtung des Vampirs.
Laura erleidet davon ein Trauma .
Die ganze Geschichte in der deutschen Fassung ist
HIER zu lesen
http://www.gutenberg.org/ebooks/10007
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Die Nacht ruft deinen Namen ….
Jede Nacht pünktlich um 23 Uhr ging Dorian Rivers bei NITE.FM auf Sendung. Niemand
wusste, ob das sein richtiger Name war. Dorian war Anfang Dreißig. Ein attraktiver, im wirklichen Leben eher introvertierter junger Mann mit schwarzen Haaren und eisblauen Augen. Als
Moderator war er sehr beliebt, vor allem bei den weiblichen Hörern, die ihm am Telefon von
ihrem Kummer erzählen konnten und davon ausgiebig Gebrauch machten. Deshalb hieß seine
Sendung auch „Candlelight Talk“.
Es war seine dunkle, melodische Stimme mit dem leichten Akzent, die die Einschaltquoten
um diese Zeit noch in die Höhe trieb. Sie hatte etwas Tröstendes für die verzweifelten Herzen
in der Nacht. Manchmal erschütterte ihn die eine oder andere Geschichte seiner Hörerinnen,
einige amüsierten ihn, doch das ließ er sich als Profi niemals anmerken.
Viele rätselten über seine Herkunft, einige behaupteten, er käme aus dem Süden, vom Mississippi. Der Sender hielt das Geheimnis um Dorian aufrecht, das war medienwirksam. Allein
die Klatsch-Zeitungen berichteten fast täglich über ihn. Und die Werbesponsoren liefen dem
Sender die Türen ein.
Um diese Zeit war das Sendegebäude fast menschenleer, obwohl diese Stadt „niemals schlief“,
wie schon Frank Sinatra in einem seiner Songs behauptet hatte.
Dorian bediente die Technik selbst, darauf hatte er bei seiner Einstellung bestanden. Wenn er
auf Sendung ging teilte nur der Stanley, alte Pförtner, am Empfang sein kleines Reich mit ihm.
Aber selbst dieser kannte Dorian nicht persönlich.
„Einen wunderschönen guten Abend und herzlich Willkommen beim Candlelight Talk. Am
Mikrofon begrüßt Sie, wie jede Nacht, Dorian Rivers. Nach einer kleinen musikalischen Einstimmung, darf ich gleich den ersten Nachtschwärmer am Telefon begrüßen“, so oder ähnlich
lautet seine Begrüßung an die Welt da draußen, wie er sie nannte.
Den ersten Song, den er heute wählte, hieß „Driftwood“, ein alter Titel aus den fünfziger Jahren, was übersetzt Treibholz heißt. Selbst die Musik für seine Sendung wählte er selbst aus
und setzte sie gekonnt ein. Dorian war heute Nacht für zwei Stunden die rettende Insel für alle
Gestrandeten.
Kurz nach seinen ersten Sätzen blinkten bereits die ersten Lichter an der Telefonanlage auf.
Ein Monitor zeigte ihm den Vornamen, Telefon-Nummer und den Ort des Anrufers.
Zunächst kamen nur banale Probleme wie entlaufene Hunde, aufsässige Teenager und untreue Partner auf den Tisch, die Dorian jedoch geduldig anhörte und sich immer um einige
Tipps und tröstende Worte bemühte.
Wieder einmal drückte er jetzt auf einen der leuchtenden Schalter und begrüßte einen weiteren Anrufer.
Shortstory „Die Nacht ruft deinen Namen“ von Carola Kickers
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
„Hallo, hier ist Dorian, wie kann ich dir helfen?“ Er klang wie ein guter Freund. Einige Sekundenbruchteile blieb es still, dann klang eine schüchterne Stimme in der Leitung, wie die eines sehr jungen Mädchens.
„Hallo, mein Name ist Cleo.“
„Hallo, Cleo, was ist dein Problem?“
„Mein Mann hat mich verlassen.“
„Das tut mir leid. Wann ist das passiert?“
„Heute Nacht. Wir sind nicht verheiratet, aber schon eine Ewigkeit zusammen. Wir haben uns gestritten.
Er langweilte sich wohl mit mir nach der langen Zeit.“
Die Stimme kam jetzt was weinerlich herüber.
„OK, Cleo, das mag vielleicht wenig tröstlich sein. Aber ich bin sicher, dass er zurückkommt“, versuchte
Dorian die verzweifelte Frau aufzurichten. Jetzt schluchzte sie erst recht.
„Nein, er wird nie mehr wieder kommen. Das weiß ich. Nach so vielen Jahren ist er meiner überdrüssig
geworden“
„Dann hat er dich nicht verdient. Auf dich wartet etwas Besseres!“, Dorians Stimme klang jetzt überzeugend und fest.
„Ich bin sehr wählerisch“, behauptete Cleo fast wieder lächelnd. Dann blieb es erneut einige Zeit still.
Dorian wurde ungeduldig. „Und nun wieder ein bisschen Musik.“ Er spielte eine Rockballade, an die sich
die Werbung anschließen würde.
Cleo war noch in der Leitung.
„Dorian?“
„Ja“
„Ich kann so nicht weiterleben. Ich brauche jemanden an meiner Seite.“
„So sehr hast du ihn geliebt?“
„Ich weiß nicht, ob man das Liebe nennen kann. Er war lange Zeit der Einzige für mich.“
„Ich verstehe.“
„Ich würde gerne privat mit dir sprechen. Ohne andere Zuhörer“, kam jetzt die scheue Bitte. Dorian zögerte, er mochte weder aufdringliche Fans, noch private Treffen mit seinen Hörern. Aber er spürte deutlich, dass hier jemand wirklich Hilfe suchte.
„Ruf mich nach der Sendung noch einmal an, Cleo. Ich bleibe noch etwas länger im Sender.“
„Danke“, hauchte die Frauenstimme.
Dorian hielt sein Wort, und als er gerade seinen Studioplatz aufräumte, leuchte erneut einer der Schalter
an der Telefonanlage auf. Er nahm ab.
„Hier ist Cleo.“
„Geht es dir besser?“
„Mir kann keiner mehr helfen“, seufzte Cleo am anderen Ende der Leitung. „Nikolas hat alles für mich
getan. Er hat mich versorgt und war immer für mich da. Ich musste mich um nichts kümmern.“
„Bitte, mach jetzt keine Dummheiten. Es gibt bestimmt eine andere Lösung.“ Dorian überlegte, ob er die
Telefonseelsorge anrufen sollte. Irgendwie fühlte er sich überfordert.
„Da gibt es doch bestimmt noch andere Menschen, die dir helfen werden, zum Beispiel deine Familie?“,
fragte Dorian besorgt.
„Nein, sie sind schon vor sehr langer Zeit gestorben. Ich habe schon fast ihre Namen vergessen.“
„Dann bist du ganz allein?“, wunderte sich Dorian. Er hatte Mitleid mit der unbekannten Frau.
„Ja, ich hatte nur Nikolas.“ Dorian überlegte.
„Wir leben doch alle für den Tag, an dem wir sterben“, sagte Cleo jetzt. Der Radiomoderator war erschüttert.
„Cleo, vielleicht sollten wir einmal persönlich miteinander sprechen.“
„Willst du das wirklich?“, die Stimme klang erstaunt.
„Wie wäre es mit einem Kaffee bei „Charly´s Diner“? Das liegt direkt um die Ecke beim Sender“, schlug
Dorian vor.
Shortstory „Die Nacht ruft deinen Namen“ von Carola Kickers
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
„Ich kenne den Laden“, antwortete Cleo immer noch zögerlich.
„In zehn Minuten bin ich da“, gab Dorian zur Antwort.
Cleo legte auf.
Charly´s Espresso war jetzt genau das Richtige, um wach zu bleiben. Außerdem war er gespannt, wer ihm
heute Nacht dabei Gesellschaft leisten würde.
Ein verliebtes Pärchen turtelte in einer Ecke ganz hinten, ansonsten war das Lokal leer. Dorian bestellte
und setzte sich an einen der Tisch mit den typischen, rot gepolsterten Sitzbänken.
Er kam fast jede Nacht nach der Sendung hierher, wenn der Moloch Großstadt durchzuatmen schien für
einen neuen, hektischen Tag.
Die Glastür ging auf. Eine zierliche, junge Frau mit kurzen dunklen Haaren und einer Sonnenbrille betrat
das Lokal. Sie trug einen schwarzen Trenchcoat. ‚Ein zartes Reh wie Audrey Hepburn’, dachte Dorian
so für sich und winkte ihr. Sie trat näher, setzte sich zu ihm und nahm die Sonnenbrille ab. Ihre Augen
waren wunderschön und glänzten wie blauschwarze Saphire. ‚So was verlässt man doch nicht’, dachte
Dorian wieder und wunderte sich. Dann wiederholte er sein Kompliment laut. „Sie sehen bezaubernd
aus. Ihr Mann muss ein echter Trottel sein“, sagte er.
„Danke“, lächelte sie.
„Wirklich, ich könnte mich glatt in sie verlieben“, das war nicht einmal gelogen. Die Lady wirkte in der
Tat sehr anziehend auf den jungen Mann. Eine zerbrechliche Elfe, die den Beschützerinstinkt in ihm
weckte.
Spontan ergriff er ihre Hand.
„Versprechen Sie mir, dass Sie keine Dummheiten machen. So ein hübsches, junges Ding wie Sie, hat
doch das ganze Leben noch vor sich.“
Cleo seufzte. „Ich wünschte, das wäre so.“
„Sind Sie etwa krank oder so?“, fragte Dorian erschocken.
„Oh nein, ganz im Gegenteil. Ich habe nur eine Nahrungsmittelallergie.“
„Das tut mir leid.“
Cleo schüttelte den Kopf. „Muss es nicht.“ Dann, nach einer kleinen Weile. „Ich bin froh, dass Sie mir
helfen wollen.“
Dorian fühlte sich geschmeichelt. „Das mache ich doch gerne. Darf ich Ihnen einen Kaffee spendieren?“
Wieder verneinte die junge Frau. „Nein danke. Würden Sie mich ein paar Schritte begleiten?“, fragte sie
dann. Dorian erhob sich. „Gerne.“
Die beiden jungen Leute verließen das Lokal. Die Nachtluft war kühl und erfrischend. Es roch nach Regen. Der Radiomoderator schlug den Kragen seiner Jeansjacke hoch.
„Erzählen Sie mir doch einfach was über Ihren Mann“, schlug er vor. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht“,
fügte er schnell hinzu.
„Nikolas und ich haben uns in Europa kennen- und liebengelernt. Das war zu einer anderen Zeit“, antwortete die junge Frau. Ein schicker, silberner Sportwagen stand am Straßenrand. Sie deutete darauf.
„Wollen wir?“, fragte sie.
Dorian war erstaunt. „Ist das Ihrer? Donnerwetter!“, erwiderte er bewundernd und stieg ein. Während
der Fahrt stadtauswärts erzählte ihm die hübsche Frau von ihrer Beziehung. ‚Muss ja ein toller Typ gewesen sein’, dachte Dorian dabei fast ein wenig eifersüchtig. Dabei kam ihm ihre Wortwahl manchmal ein
bisschen altmodisch vor. Aber das tat ihrer Anziehungskraft keinen Abbruch.
Ihr Bungalow lag in einer weitläufigen Gartenlandschaft mit Sicherheitsumzäunung. Zumindest finanziell schien es ihr nicht schlecht zu gehen, soviel stand fest. Der Luxus war unübersehbar, selbst ein kleines,
überdachtes Schwimmband und ein Wintergarten waren vorhanden.
Der sonst eher zurückhaltende Moderator konnte nicht widerstehen, als Cleo ihn auf eine spontane private Schwimmparty einlud und ihm sogar eine Badehose zur Verfügung stellte. Sie selbst trug einen schlichten, schwarzen Bikini, der ihre durchtrainierte zierliche Figur noch unterstrich.
Als er nach ein paar sportlichen Bahnen aus dem Wasser stieg, reichte sie ihm ein Badehandtuch und
Shortstory „Die Nacht ruft deinen Namen“ von Carola Kickers
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
half ihm geschickt, sich abzutrocknen. Dabei schmiegte sie sich spielerisch an ihn, ihre zarten, gepflegten
Hände strichen durch sein dunkles Haar und ehe er es sich versah, presste sie ihre Lippen auf die seinen.
Im ersten Moment wollte er sie abweisen, weil er nicht als Trostpflaster für diesen Nikolas herhalten
wollte, aber dann riss er sie doch in seine Arme und erwiderte ihren Kuss. Schließlich war auch er kein
Kostverächter. Wenn sie unbedingt einen One-Night-Stand haben wollte, warum nicht?
Als Dorian ihren Körper liebkoste und Cleo sich unter seinen Zärtlichkeiten öffnete, bemerkte er die
winzigen, punktförmigen Narben an Hals und Schulter. Er ließ kurz von ihr ab, sah ihr in die tiefblauen,
fast schwarzen Augen. „Du bist eine von uns?“, fragte er. Sie nickte nur und zog ihn wieder an sich heran.
„Schon sehr lange“, hauchte sie in sein Ohr und schlang ihre Beine um ihn, „seit fast 250 Jahren. Nikolas
hat es getan. Und du?“ „Ich komme da lediglich auf 98. Bei mir war es eine Kreolin aus New Orleans“,
keuchte er, dann überließ er sich ganz ihrer Führung und seiner Erregung. Sie war sehr ausdauernd und
einfallsreich, das musste er ihr lassen. Er lernte fast alle Zimmer dieses Hauses kennen, vom Whirlpool
bis zur Küche, wo sie sich Eiswürfel besorgte. Allerdings nicht zum Essen.
Die Nacht verging fast wie im Fluge und als der Morgen anbrach, lagen beide erschöpft auf dem blutroten
Satin ihres kreisrunden Schlafzimmerbettes. Die Sonne lugte durch die Ritzen der heruntergelassenen
Jalousien. Cleo blickte ihn an, immer noch mit dieser Gier in den Augen.
„Willst du bei mir bleiben?“, fragte sie gerade heraus. Er konnte nur nicken. „Ich bin nicht billig“, lockte
sie und streichelte dabei über seine Brust bis hinunter zu seinen Beinen. Er schloss genießerisch die Augen. „Was verlangst du von mir?“
„Ich brauchte noch nie selbst zu jagen“, flüsterte sie. „Du musst mich alle zwei Tage mit frischem Blut
versorgen.“
Dorian fuhr hoch. „Frischblut?“, fragte er fast entsetzt. „Es gibt genug andere Möglichkeiten heutzutage.“
Cleo lachte laut auf. Es klang bitter. „Sicher, aber das ist nichts für mich. Ich habe doch gesagt, ich bin
nicht billig.“
Dorian kam ins Grübeln. Er hatte noch nie eine feste Gefährtin gehabt in seiner dunklen Welt. „Wie soll
ich das anstellen? Schließlich bin ich auch nicht gewohnt, lebende Opfer zu erlegen“, fragte er zweifelnd
zurück. „Das würde ich für dich erledigen.“ Jetzt begann Cleo, ihn zu küssen, und wiederum ließ sie so gut
wie keine Stelle seines Körpers aus.
Genießerisch lehnte er sich in die Kissen zurück. Sie machte ihn irgendwie süchtig, das fühlte er jetzt
schon. Wieder unterbrach sie ihr Spiel, was ihm einen enttäuschen Ausruf entlockte.
„Denk doch an die vielen Menschen, die du jede Nacht erreichen kannst, an all deine Fans, die so für dich
schwärmen. Ab und zu wäre ich auch zu einer Ménage à trois bereit…“, schlug sie mit lockender Stimme
vor. Dann verschwand ihr Kopf wieder zwischen seinen Beinen. Dorian stöhnte vor Lust. Er würde alles
für sie tun, alles.
„Einen schönen guten Abend und herzlich Willkommen beim Candlelight Talk
am Freitagabend. Am Mikrofon begrüßt sie Dorian Rivers. Wie jede Woche
kann auch heute einer unserer Hörer ein aufregendes Treffen mit mir gewinnen. Ihr müsst nur den Interpreten des nächsten Songs erraten. Die Leitungen
für unser Gewinnspiel sind genau 60 Sekunden lang frei geschaltet. Also ruft
an, die Zeit läuft!“, so lautete die Begrüßung des beliebtesten Nachtmoderators
der Stadt.
„Ich bin sicher, ihr werdet diesen Abend nie vergessen. Schließlich leben wir
doch alle nur für den Tag, an dem wir sterben“, sagte er mit einer verführerisch-lächelnden Stimme ins Mikrofon.
von Carola Kickers
Shortstory „Die Nacht ruft deinen Namen“ von Carola Kickers
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Fantastisches
Romantik, Lust und Verlangen, drei außergewöhnliche
homoerotische Liebesgeschichten, die unter die Haut gehen.
Jede einzelne Geschichte hat ihre Besonderheit, ein gelungener
Lesespass, dass den Leser überraschen wird!
ISBN: 978-3-942539-00-5
Preis €8,50
Es sind die Siegergeschichten des
1. Kurzgeschichtenwettbewerbs
des Fantasy Welt Zone-Autoren-Boards
Yara Nacht:
Unsterblicher Liebreiz der Nacht - In einer eiskalten
Winternacht rettet der Schriftsteller Jan Nik einen in
einen schwarzen Umhang gehüllten jungen Mann vor
dem Gefriertod. Jan ist fasziniert von der Schönheit und
der ihm unerklärlichen Anziehungskraft des Fremden,
nichts ahnend, wer der schöne Unbekannte in Wahrheit
ist ...
Michaela Nolan:
Der Bronzeengel Martin, Graf von Avon, verbirgt ein
tiefes Geheimnis. So wie der König von England kann
auch er es nicht wagen, sein Innerstes, sein wahres
Gesicht zu zeigen. Doch überraschend wagt der junge
König den ersten Schritt, und so fallen auf einem
Kostümball im wahrsten Sinne des Wortes die Masken ...
Roy Francis Ley:
Der Wechselbalg
Durch zahlreiche Wirrungen wächst Leandro
als jüngster Sohn einer Schmiedfamilie auf,
die noch vor seiner Geburt sein Leben einem
Dämon versprachen. Verraten, gedemütigt und
missverstanden fügt sich der junge Mann und kehrt
mit dem Unsterblichen mit in dessen Reich. Doch
dort erwartet ihn sein vorherbestimmtes Schicksal.
Nicht nur, dass er der Sohn des Lichtalbenkönigs
sein soll, nein, auch der Feuerdämon löst in ihm
Gefühle aus, die so nicht vorhersehbar waren ...
Buchvorstellung Anthologie „Fantastisches“
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
In einer eiskalten Winternacht rettet der Schriftsteller Jan Nik einen in einen
schwarzen Umhang gehüllten jungen Mann vor dem Gefriertod. Jan ist fasziniert von der Schönheit und der ihm unerklärlichen Anziehungskraft des Fremden, nichts ahnend, wer der schöne Unbekannte in Wahrheit ist ...
Leseproben der Siegergeschichte
„Unsterblicher Liebreiz der Nacht“
von Yara Nacht
Es war bereits dunkel, als Jan im Wohnzimmer erwachte. Er musste wohl eingenickt sein. Mechanisch stand er auf
und lief zur breiten Fensterfront hinüber, um in die Dunkelheit hinauszusehen. Es war eine wunderbare Nacht. Vom
Himmel glitzerten unzählige Sterne herab und der Mond warf sein helles Licht auf die weiße Schneedecke, die in aller
Pracht funkelte. Völlig unerwartet entdeckte er etwas Merkwürdiges zwischen den Bäumen. Irgendetwas lag dort
im Schnee und versuchte sich immer wieder hochzurappeln, was in Jan den Gedanken aufkeimen ließ, dass es sich
um einen Verletzten handeln musste. Bei genauerer Betrachtung dämmerte es ihm: Es war die Gestalt mit dem bodenlangen schwarzen Umhang, die er neulich am Straßenrand gesehen hatte. Sogar jetzt hielt die seltsam gekleidete
Person seinen Kopf tief in die Kapuze gehüllt. Ein nachdenklicher Seufzer drang aus seiner
Kehle. Er konnte dieses arme Geschöpf doch unmöglich dort draußen in der Kälte liegen lassen! Noch immer sah er
gebannt in den nahegelegenen Wald hinein, der an sein hinteres Grundstück grenzte. Ohne weiter darüber nachzudenken, lief er hinter das Haus und zum Waldstück hinüber. Dabei bekam er die Kälte der Nacht ordentlich zu spüren. Schwerfällig stapfte er durch den tiefen Schnee und blieb wenige Meter vor der eingehüllten Person stehen.Jan
war kein ängstlicher Mensch und wollte dieser armen Kreatur, die sich nachts in der Kälte vermutlich nur den Tod
geholt hätte, bloß helfen.
Seltsamerweise hatte sich die unbekannte Gestalt zwischenzeitlich im Schnee sitzend umgedreht, um ihm nun den
Rücken zuzuwenden. Vorsichtig machte er ein paar weitere Schritte nach vor.
„Hallo? Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er höflich nach, doch er bekam keine Antwort. Auch wenn Jan keine Angst
verspürte, so überlief ihn trotzdem für einen Moment ein kalter Schauder. Er hatte sich noch nie in so einer unangenehmen Situation befunden. Warum versteckte die Person sich vor ihm?
„Hallo? Verstehen Sie mich?“, versuchte er es ein weiteres Mal. Doch wieder erntete er nur Schweigen. Die Gestalt
rührte sich keinen Zentimeter; stattdessen wippte sie einfach mit dem Oberkörper voran in den Schnee hinein. Anscheinend war sie zu erschöpft, um noch sprechen zu können. Hastig lief Jan zu dem schwarzen Bündel hin und
zog ihm die Kapuze vom Kopf, da er es nicht mochte, wenn jemand sein Gesicht vor ihm verbarg. Durch den hellen
Mondschein war es ihm möglich, in die gequälten Gesichtszüge eines jungen Mannes zu blicken. Mit weit aufgerissenen Augen und stark geweiteten
Pupillen sah er Jan beinahe flehentlich an, sprach aber kein Wort. Unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe
ab und seine Hand, die Jan nun berührte, fühlte sich eisigkalt an. Trotz der unbehaglichen Situation, in der er sich
befand, war Jan auf Anhieb fasziniert von der Schönheit des Fremden. Er hatte rabenschwarzes Haar, wunderschöne
braune Augen und die schwärzesten Wimpern, die er je gesehen hatte. Seinen Mund hielt er leicht geöffnet und er
starrte Jan an, als wollte er ihm dringend etwas mitteilen.
„Warten Sie, ich helfe Ihnen hoch“, sagte er betont und legte den linken Arm des dunkelhaarigen Schönen um seine
Schultern. Widerstandslos ließ er es mit sich geschehen.
Erst jetzt stellte Jan beklemmend fest, dass es dem
Fremden kaum noch möglich war, sich aufrecht auf den Beinen zu halten. Vermutlich
"Spannende Story mit klaren, lebhaften Bildern!
hatte er schon länger nichts mehr zu sich
Macht Lust auf mehr!"
genommen, dachte er, und schleppte
"Handlung und Stil gut. Charaktere und Geschichte gelungen.
ihn mit sich fort in sein Haus.
Wann gibt es mehr?"
"Sehr schöne Geschichte, ich hoffe du schreibst bald weiter."
(Wettbewerbsbewertungen)
Leseprobe - Siegergeschichte von Yara Nacht
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Jennifer Schreiner
Ich wurde am 01.04.1976 geboren,
bin verheiratet und habe einen Sohn.
Seit Dezember 2002 bin ich Magister der Philologie. (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften, Geschichte und Pädagogik).
Mit neun habe ich angefangen Geschichten zu schreiben, was meinen Eltern eine Einladung zu meiner Klassenlehrerin einbrachte.
Auch danach erfreuten sich meine Phantastereien und Gedichte großer Beliebtheit bei
verärgerten Lehrern. Trotzdem ließ ich mich nicht abschrecken und obwohl es niemand
lesen wollte (Die Lehrer wollten ja nur, dass ich nicht in ihren Stunden schrieb.), schrieb
und schrieb ich immer weiter. Zwei dieser"Ergüsse" habe ich zur allgemeinen Belustigung in die "Kurzgeschichten" gepackt - damit sich jeder ein Bild davon machen kann, ob
das Nicht-Lesen-Wollen berechtigt war.
Da mich auch 2002 niemand abhalten konnte, schrieb ich mein erstes Märchenbuch „Es
war einmal ...“ und veröffentlichte es bei „Books on Demand“.
Seitdem hat mich das "Schreiben-Müssen" mit festen Klauen gegriffen und zwingt mich
immer wieder an den Computer.
http://www.jenniferschreiner.com/
Autorin Jennifer Schreiner
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Zwillingsblut
In einem Jahrhunderte währenden Kampf
um Legenden und Leidenschaften setzt er
seinen letzten Trumpf.
Als Sofia in einem verschlossenen Sarg erwacht,
wird ihr schnell klar, dass sie Mittelpunkt eines makaberen Spieles ist, welches ein Vampir für die attraktive junge Frau inszeniert hat.
Hineingeboren in eine Vampirgesellschaft,
in der die übermächtige Vampirkönigin andere weibliche Vampire verbietet und in der
Männer unbegrenzte Macht über Frauen haben, wird Sofia rasch als Bedrohung betrachtet.
Während die Königin Sofia von ihren „Schatten“
durch die ganze Welt hetzen lässt, buhlen der gefährliche Callboy Xylos, der undurchsichtige Joel und
der sinnliche Edward um die Gunst der Vampirin.
Doch erst als die „Schatten“ Sofia in die Enge getrieben haben, begreift sie den Plan ihres Schöpfers
und muss sich entscheiden, welchem der drei Männer sie ihre Seele anvertraut.
978-3942602044
224 Seiten
Broschur mit UV
12,90€
In einem Jahrhunderte währenden Kampf
um Legenden und Leidenschaften bricht er
seine letzte Regel.
Penthouse: Okt 2007 „Ein herrliches Lesevergnügen; pure vampirisch-animalische Leidenschaften.“
Media Mania „Zwillingsblut“ ist dunkel, erotisch, lüstern und verspricht sehr sinnliches Lesevergnügen. „
Honigblut
Nach dem Tod der Hexe Morna wird eine schreckliche Prophezeiung Realität und bedroht die Unsterblichkeit aller Vampire. Von der Königin ausgesandt, um der Vorhersehung Einhalt zu gebieten,
gerät der Vampircallboy Xylos nicht nur ins Visier
der um den Thron kämpfenden Rebellen, sondern
wird zum Spielball eines ebenso intriganten wie
mächtigen Vampirs, der Xylos eine Frau zuspielt,
der er nicht widerstehen kann.
In einem Anflug aus Mitgefühl erschafft der skrupellose Xylos mit ihr eine Vampirin, die schon bald
die Grundfeste seiner Existenz erschüttert. Doch
ausgerechnet ihre Erschaffung stellte eine unkalkulierbare Gefahr für die Vampirgesellschaft dar.
Happy-End: „Eine erotische Geschichte in düsterer
Atmosphäre, die ganz dazu angetan ist, den Leser
nicht so schnell wieder loszulassen. „
Leser-Welt: „Für Freunde von erotischen VampirRomanen mit düster-dominanten Helden ein Muss!
Buchvorstellungen Jennifer Schreiner
978-3942602068
200 Seiten
Broschur mit UV
12,90€
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Venusblut
In einem Jahrhunderte
währenden Kampf um
Legenden und Leidenschaften macht er seinen
letzten Zug.
Nachdem die Unsterblichkeit der Vampire erloschen
ist, liegt es an Joel der letzten
Intrige des mächtigen Magnus auf die Spur zu kommen.
Doch ausgerechnet Judith,
die menschliche Tochter dieses unberechenbaren Vampirs erweist sich als ausgesprochen störrisch. Während
der „Herr der Schatten“
versucht, Judith das letzte
Geheimnis ihres Vaters zu
entlocken, kommen die Vampirkönigin und ihr treuster
Feind Hasdrubal dem wahren Geheimnis der Unsterblichkeit auf die Spur.
Aber die gefundenen Bruchstücken der Vergangenheit
verändern die Geschichte
der gesamten Vampirgesellschaft – und der Preis für die
neuerliche
Unsterblichkeit
der Vampire ist unerträglich
hoch.
Buchvorstellung „Venusblut“ von Jennifer Schreiner
978-3942602075
224 Seiten
Broschur mit UV
12,90 €
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Die Information hatte sich aus ihrem Bewusstsein zurückgezogen,
hatte etwas mit der Toilette zu tun und mit … sie wusste es nicht
mehr, erinnerte sich nur noch an das, was sie gerade hatte tun wollen. Tief durchatmend und sich innerlich gegen alle Möglichkeiten
wappnend, zog sie abermals den Jackenärmel hoch und prüfte das
Band. Die Schrift war verkehrt herum, offenbar war das, was dort
stand, nicht für sie bestimmt. Sie verdrehte ihren Arm und las: Joline. Daneben stand eine Nummer. Eine Telefonnummer?
Nachdenklich betrachtete sie die Zahlen, doch eine Telefonnummer war das einzige, was einen Sinn ergab. Nachdenklich starrte
sie auf das Stück Plastik und die neuen Fragen brachten sie beinahe um den Verstand. Wer bist du, Joline? Und warum trägst du deinen Namen und eine Telefonnummer auf einem Plastikarmband
bei dir? Die Antwort war so simpel, dass es beinahe weh tat: Weil
das hier vermutlich nicht zum ersten Mal passierte! Vielleicht würde sich gleich alles aufklären!
Mit zittrigen Fingern holte sie das Handy aus der Tasche und starrte es unentschlossen an. Was, wenn alles ganz anders war? Wenn
sie von dem Ort, an den die Telefonnummer führte, geflohen war?
Vielleicht, weil es ein schlimmer und unerträglicher Ort war und
sie jedes Mal floh und sich jedes Mal selbst wieder dorthin verfrachtete, weil sie jedes Mal gedächtnislos anrief?
Sie könnte auch die Polizei anrufen – aber dann? Hätte sie als Erinnerungslose nicht schlechte Karten? Vor allem, wenn die anderen
die zwangsläufig glaubhaftere Erklärung für ihre derzeitige Situation hatten?
Vor Frust über ihre eigene Paranoia hätte Joline beinahe geschrien. Wütend auf sich selbst wählte sie die Nummer und wartete gespannt. Nach dreimaligem Läuten wurde die Verbindung hergestellt und eine Bandansage begann. Schon bei den ersten Worten
hätte Joline beinahe angefangen zu weinen. Sie kannte diese Stimme. Und die Sätze, die folgen würden, ebenfalls. Sie war dabei gewesen, als sie zum ersten Mal gesprochen und aufgezeichnet worden waren. Vor einer halben Ewigkeit und in einem Leben, in dem
ihr Leben beinahe normal gewesen war.
Leseprobe - „Venusblut“ von Jennifer Schreiner
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
Trotz ihres Willens nicht zu weinen, traten nun erste Tränen in ihre
Augen und zauberten einen trüben Schleier über die Welt. Aber sie
musste sich zusammenreißen. Musste stark sein und weitergehen,
tun, was die Stimme sagte. Sie hatte keine Zeit für Schwäche!
Noch bevor der Ansager ausgesprochen hatte, legte Joline entschlossen auf. Zum ersten Mal sah sie wieder Charakter und Willensstärke in den Zügen ihres Spiegelbildes. Eine Körperhaltung
und ein Antlitz, das ihr wohl vertraut war. Mit einem seltsamen
Hochgefühl ob des gelösten Rätsels drehte sie sich um – und wäre
beinahe in den Mann hineingelaufen.
Sie hatte nicht gehört, dass er die Toilette verlassen hatte. Zum ersten Mal sah sie ihn wirklich. Alter Glanz und ein gehobener Status
zeichneten sich auf seinen Zügen ab – und machten seinen optischen Verfall noch deutlicher. Und seinen Hass. Uralte Wut, der
man sich niemals würde vollständig entziehen können. Sie manifestierte sich als Angst in Jolines Adern, ließ ihr Herz schneller
schlagen, das Blut in ihren Adern rasen. Eine Gänsehaut lief über
ihre Haut und brachte sie ebenso zum Zittern, wie der selbstgerechte Zorn des Alten, der sich in ihr festsetzte und unnachgiebig
an ihren anderen Emotionen nagte. In seiner Welt gab es nur eins,
den Feind. Alles drehte sich um ihn, jedes Gefühl, jeder Gedanke
und jede Handlung.
Jolines Blick traf den des Mannes und die Vergangenheit holte sie
ein: Gebrochene Augen, Körperteile, abgehackt, abgerissen, zerfetzt, Blut und Dreck, Asche und Feuer, ein stinkendes Kaleidoskop des Todes.
Vampirkriege! Wie zuvor kam das Wissen ungefragt und ohne Vorwarnung. Bilder der Zerstörung, der Vernichtung und des Wahnsinns riefen Übelkeit und Verzweiflung hervor. Der gesamte erste
Eindruck, die Szenerie und die Geschichte hatten sich in wenigen
Sekundenbruchteilen in Joline manifestiert, bohrten sich in ihre
Seele und verdrängten jedes Glücksgefühl in ihr. Joline öffnete
den Mund zu einem tonlosen Schrei.
Sie war weit gelaufen, aber nicht weit genug!
Leseprobe - „Venusblut“ von Jennifer Schreiner
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Das Magazin für die Kinder der Nacht
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*Aktion gilt bis Ende August 2011
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