pressekit - Lifespring
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MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT LIFESPRING - PRIVATKLINIK BAD MÜNSTEREIFEL ALLGEMEIN INHALT 1. Angaben zur Einrichtung...................................................................................................................................3 2.1 Räumliches Angebot....................................................................................................................................... 4 2.2 Medizinisch-technische Ausstattung.............................................................................................................. 4 2.3 Personalbemessung........................................................................................................................................ 5 3.1. Vorbemerkungen............................................................................................................................................ 6 3.1. Medizinisch-konzeptionelle Grundlagen........................................................................................................ 6 3.2. Psychologisch-konzeptionelle Grundlagen.................................................................................................... 7 3.3. Indikationen/Kontraindikationen..................................................................................................................... 8 3.4. Abgrenzung ambulanter versus stationärer Behandlung:.............................................................................. 9 3.5. Ziele der Behandlung................................................................................................................................... 10 4.1. Aufnahmeverfahren...................................................................................................................................... 11 4.2 Diagnostik...................................................................................................................................................... 11 4.2.1. Somatische Diagnostik.............................................................................................................................. 11 4.2.2. Psychologische Diagnostik....................................................................................................................... 11 4.3. Ärztliche, psychologische und pflegerische Aufgaben................................................................................ 12 4.3.1. Chefarzt..................................................................................................................................................... 12 4.3.2. Oberarzt..................................................................................................................................................... 13 4.3.4. Diplom-Psychologen und psych. Psychotherapeuten.............................................................................. 13 4.3.5. Krankenpfleger.......................................................................................................................................... 13 4.4. Behandlungselemente.................................................................................................................................. 14 4.4.1.1 Medizinische Behandlung....................................................................................................................... 14 4.4.1.2 Psychotherapeutische Behandlung........................................................................................................ 15 4.4.2. Gruppenpsychotherapie............................................................................................................................ 17 4.4.3. Psychoedukation....................................................................................................................................... 18 4.4.4. Achtsamkeitsfokussierte Therapie............................................................................................................ 19 4.4.5. Musiktherapie............................................................................................................................................ 19 4.4.6. Kunsttherapie............................................................................................................................................ 19 4.4.7. Verpflegung und Verköstigung.................................................................................................................. 20 4.4.8. Freizeitgestaltung...................................................................................................................................... 20 4.4.9 Nachsorge.................................................................................................................................................. 20 4.5 Notfallmanagement....................................................................................................................................... 21 5.1. Dokumentation............................................................................................................................................. 22 5.2. Qualitätssicherung und Internes Qualitätsmanagement.............................................................................. 22 5.3. Fortbildungen............................................................................................................................................... 22 7. Hygiene........................................................................................................................................................... 24 8. Angaben zum Datenschutz............................................................................................................................. 24 LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | ALLGEMEIN 2 ALLGEMEIN 1. ANGABEN ZUR EINRICHTUNG In der Lifespring Privatklinik Bad Münstereifel werden Patienten mit stoffgebundenen Suchterkrankungen behandelt. Die Klinik verfügt über 26 stationäre Behandlungseinheiten verteilt auf ein Dreibettzimmer, drei Zweibettzimmer und 16 Einzelzimmer. Die LIFESPRING Privatklinik Bad Münstereifel ist eine reine Privatklinik und es bestehen keine Versorgungsverträge mit gesetzlichen Krankenkassen. Die Kosten werden entweder durch die Patienten selbst getragen oder von den privaten Krankenversicherungen und Beihilfestellen ganz oder teilweise übernommen. Für gesetzlich versicherte Patienten besteht die Möglichkeit einer Kostenübernahme im Rahmen des sogenannten Kostenerstattungsverfahrens. schen Partei Deutschlands. Vom Stadtzentrum Kölns aus ist Bad Münstereifel in 45 min. über die Autobahn zu erreichen. Die Fahrt mit dem Zug zum 5 min. entfernten Bahnhof dauert eine Stunde. Im Stadtzentrum, das durch die Anfang 2015 erfolgte Eröffnung eines auf viele denkmalgeschützte Häuser verteilten „Outlet-Centers“ deutlich belebt worden ist, findet man zahlreiche Cafés, Restaurants, Bäckereien und allgemeine Einkaufsmöglichkeiten. Die LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel befindet sich in Bad Münstereifel, einer mittelalterlichen Kurstadt in der landschaftlich reizvollen Eifel. Am Hang über dem Ort gelegen, bietet die Klinik eine wunderschöne Aussicht über die umliegenden Hügel und Wälder. Bad Münstereifel liegt im Landkreis Euskirchen, im Süden von NRW, etwa 60 km von Köln und Aachen entfernt. Bad Münstereifel hat sich als Kurort einen Namen gemacht, besonders durch sein seit 1974 „staatlich anerkanntes KneippHeilbad“. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Stadt zur Zentrale der Kneipp’schen Heilmethode in Westdeutschland erkoren. Durch eine enge Kooperation mit Facharztpraxen in Bad Münstereifel können die Patienten der LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel mit Hilfe modernster diagnostischer Apparate untersucht werden. Es bestehen zudem Kooperationsvereinbarungen mit den umliegenden Akutkrankenhäusern. Das in den 50er Jahren gebaute und 1983 erweiterte Klinikgebäude beherbergte bis Ende 2014 die KurtSchumacher-Akademie, eine Tagungsstätte der FriedrichEbert-Stiftung. Die Akademie hat eine lange Geschichte als Ort, in dem deutsche Parteipolitik gemacht wurde. Hier schrieb Willy Brandt 1969 seine Regierungserklärung, und die Akademie war über Jahrzehnte ein Rückzugsort für die führenden Politiker der sozial-demokrati- LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | ALLGEMEIN 3 ALLGEMEIN 2. STRUKTUR DER EINRICHTUNG 2.1 RÄUMLICHES ANGEBOT Die psychosomatische Klinik verfügt über 26 stationäre Therapieplätze auf vier Etagen. Ein Aufzug für sechs Personen ist vorhanden. Die ruhige Lage am Waldesrand mit schöner Aussicht auf ein großes parkähnliches Grundstück bietet für die Patienten besonders günstige Voraussetzungen. Auf dem Gelände befindet sich ein Kräuter- und Gemüsebeet, ein Boule- und Bogenschießplatz, ein Feuerplatz und eine Gartenlaube, die zum Verweilen im Grünen einlädt. Der großzügig ausgestattete Freizeitraum (mit TV-Projektor, Billardtisch und einer umfangreichen DVD-Spielfilmsammlung), die Bibliothek mit zahlreichen Bänden Belletristik, Bildbänden, Fachliteratur und diversen Tageszeitungen und Zeitschriften sowie der geschmackvoll eingerichtete Speisesaal bieten eine entspannende Atmosphäre. Schließlich finden die Patienten auch Erholung in den modern ausgestatteten Zimmern, teilweise mit Balkon und fantastischem Weitblick. Der für die psychosomatische Klinik zuständige Pflegestützpunkt befindet sich an zentraler Stelle im 1. OG (Räume 1.05, 1.06), die Räume der Ärzte und psychologischen Psychotherapeuten haben ihre Büros im Erdgeschoss und im 1.OG. Für die Gruppenpsychotherapie stehen zwei Gruppenräume zur Verfügung. Diese befinden sich im EG (Raum 0.23) und im 1.OG (Raum 1.07). Die Kunst- und Gestaltungstherapie findet im, durch eine mobile Wand getrennten, großen Seminarraum (0.22) im EG statt. Raum 0.21 kann auch für Gruppengespräche genutzt werden. Die Klinik verfügt über ein behindertengerechtes Zimmer. Für medizinische Vorträge, Konferenzen oder diverse Abendveranstaltungen kann der große Seminarraum mit 60 Plätzen im Erdgeschoss der Klinik genutzt werden. Ein Fitnessraum im Untergeschoss (Raum -1.20) mit Matten, Tischtennisplatte, Fahrradergometer, Rudergerät und Hantelbank steht für Yoga und sportliche Betätigungen zur Verfügung. Direkt nebenan befindet sich eine Sauna mit großzügiger Nasszelle und Ausgang auf einen sichtgeschützten Hof. In wenigen hundert Metern befindet sich das Kneipp-Heilbad mit einer Physiotherapie- und einer Massagepraxis. 2.2 MEDIZINISCH-TECHNISCHE AUSSTATTUNG Alle diagnostischen Verfahren, für die Medizingeräte benötigt werden, werden in der Praxis unseres Kooperationspartners in Bad Münstereifel durchgeführt. Sonographische Untersuchungen erfolgen mittels eines mobilen Gerätes im Arztzimmer der LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel. In der mit uns kooperierenden Praxis stehen darüber hinaus zur Verfügung: EKG: Zwei EKG-Aufnahmegeräte mit 12 Kanalschreibungen Sonographie: Ein modernes Sonographiegerät zur Untersuchung der Gelenke und Weichteile, der Organe des Oberbauches und der Schilddrüse. Langzeit-EKG: Zwecks Analyse von Herzrhythmusstörungen, bradykarden oder tachykarden Phasen sowie eventuell stummer Ischämien steht ein Langzeit-EKG Aufnahmegerät mit computergestützter Analyse zum Einsatz bereit. Langzeit-Blutdruck-Messung: Zur Diagnostik und Kontrolle nach medikamentöser Einstellung steht ein Gerät mit halbautomatischer Auswertung zur Verfügung. Darüber hinaus ist im Rahmen der interdisziplinären Behandlung auch die Durchführung einer Lungenfunktionsprüfung möglich. Doppler-Sonographie und Farbduplexsonographie: zu differenzierter Gefäßdiagnostik steht in der kooperierenden Praxis ein Gerät zur Basis-Ultraschalldiagnostik sowie ein Farbduplexsystem bereit, mit dem alle peripheren Venen und Arterien hinsichtlich Gefäßwand und Flussveränderungen erfasst und analysiert werden können. LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | ALLGEMEIN 4 ALLGEMEIN 2. STRUKTUR DER EINRICHTUNG Das gesamte Spektrum der Laboranalyse ist. durch eine Kooperation mit einer großen Laborgemeinschaft in der Nähe des Standortes Bad Münstereifel gegeben, somit kann ein Notfall-Labor innerhalb kürzester Zeit bestimmt werden. Die Überwachung des Erfolges der Behandlungsmaßnahmen bei begleitenden Stoffwechselerkrankungen ist ebenfalls sichergestellt. Umfangreiche Lehrbücher, Literatur und Fachzeitschriften stehen zudem allen Mitarbeitern unserer Klinik zur Verfügung. 2.3 PERSONALBEMESSUNG Die medizinische Behandlung in der LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel in Bad Münstereifel wird durch ein interdisziplinär zusammengesetztes Behandlungsteam gewährleistet. Sie wird von zwei in der Suchtmedizin erfahrenen Fachärzten geleitet. Die medizinische und psychiatrische Behandlung wird von beiden Fachärzten sowie von Assistenzärzten gewährleistet. Die Einzel- und Gruppenpsychotherapie, gewisse Entspannungs-verfahren sowie psychometrische Tests werden von DiplomPsychologen (approbiert oder zurzeit in psychotherapeutischer bzw. verhaltenstherapeutischer Weiterbildung) und teilweise auch von den beiden Fachärzten durchgeführt. Die Kunst-, Gestaltungs- und Musiktherapie wird von Diplom-Kunst- und Musiktherapeuten geleitet. Die achtsamkeitsbasierte Rückfallprävention (MBPR, mindfulness based relapse prevention) wird von einem gesondert hierfür ausgebildeten Achtsamkeitstherapeuten durchgeführt. Zur Bewegungstherapie gehören Yoga (fakultativ) und geführte Spaziergänge, Wanderungen oder Nordic Walking Ausflüge (je nach Belastungsfähigkeit). Fakultativ kann im weitläufigen Klinikgarten unter Anleitung des Klinikgärtners gearbeitet werden. Psychoedukation, bei der zwei Aspekte der Erkrankung beleuchtet werden. Zum einen wird erläutert was eine Suchterkrankung ist, wodurch sie herbeigeführt wird und welche mit der Sucht einhergehende Veränderung der Denk- und Lernprozesse stattfindet. Zum anderen werden die mit psychotropen Substanzen im Gehirn ausgelösten Prozesse auf neurophysiologischer Basis erläutert. Hierzu gehört ein Verständnis der Wirkungsweise von Neurotransmittern sowie eine Kenntnis der Interaktionen der verschiedenen Areale des Gehirns. Einmal pro Woche gibt es ein Treffen aller Patienten und Mitarbeiter im großen Seminarraum, bei dem Anregungen und Kritik geäußert werden können. Dort werden auch Vorträge zu psychologischen Themen angeboten. Ein 24-stündiger ärztlicher Bereitschaftsdienst und fachärztlicher Hintergrunddienst ist gewährleistet. Das zahlenmäßige Verhältnis der verschiedenen Mitarbeiter zu den Patienten ist somit: • Ärzte und Psychologen ca. 1:3 • Pflegepersonal ca. 1:5 Zu den 4 Ärzten, 5 Psychologen und 5 Krankenpflegern, die bei Vollauslastung in der LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel arbeiten, kommen noch ein Kunst- und Gestaltungtherapeut, ein Musiktherapeut, ein Suchtcoach mit biographischer Suchterfahrung und ein/e Achtsamkeits- und Bewegungstherapeut(-in). Als besonders wichtig erachten wir es, dass Coaches mit eigener, überwundener Suchterkrankung bei der Behandlung der Patienten mitwirken. Dies erfolgt über zwei von ihnen geleiteten Gruppensitzungen (eine am Samstag) und in Einzelgesprächen nach individueller Absprache. Ein weiterer wichtiger Eckpfeiler unserer Therapie ist die LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | ALLGEMEIN 5 ALLGEMEIN 3. KONZEPTIONELLE GRUNDLAGEN 3.1. VORBEMERKUNGEN Die LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel bietet Behandlungen unterschiedlicher Dauer an: • körperliche Entgiftung mit einer Dauer von ca. 5-7 Tagen (bei Benzodiazepinen und langwirkenden Opioiden etwas länger), • qualifizierter Entzug mit einer Dauer von 2-4 Wochen, bei kompliziertem Verlauf der Entgiftungsphase und in besonders gelagerten, begründeten Einzelfällen bis zu 6 Wochen, • Entwöhnungsbehandlung, bzw. weitergehende Behandlung von Doppeldiagnosen mit einer Dauer von bis zu 3 Monaten Die reine Entgiftungsbehandlung (Detoxifikation) ist ausschließlich für Patienten die entweder bereits in kurz zurückliegender Vergangenheit einen qualifizierten Entzug oder eine Entwöhnungsbehandlung absolviert haben und rückfällig geworden sind, oder die sich direkt im Anschluss einer Entwöhnungsbehandlung in einer anderen (z.B. von der Rentenversicherung getragenen) Einrichtung unterziehen werden. Der „qualifizierte Entzug“ ist die Regelbehandlung der LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel. Sie ist eine suchtpsychiatrische bzw. suchtmedizinische Akutbehandlung, die über die körperliche Entgiftung hinausgeht. Grundsätzlich erfolgt eine Behandlung der Intoxikationsund Entzugssymptome und eine Diagnostik und Behandlung der psychischen und somatischen Begleit- und Folgeerkrankungen. Der qualifizierte Entzug beinhaltet eine intensive tiefenpsychologisch und verhaltenstherapeutisch fundierte Behandlung, die auf die Reduzierung belastender psychischer Symptome bzw. Syndrome und die Förderung von Veränderungsbereitschaft zielt und zumindest langfristig die Befähigung zur Alkoholabstinenz bewirkt. Der qualifizierte Entzug ist eine unter Berücksichtigung moderner suchtmedizinischer Gesichtspunkte fachärztlich geleitete Behandlung Suchtkranker, die im Sinne des § 39 SGB V als wirksam, notwendig, zweckmäßig, ausreichend und wirtschaftlich zu bezeichnen ist. Die Entwöhnungsbehandlung dient der medizinischen Rehabilitation und hat zum Ziel, die Funktions- und Leistungsfähigkeit der/des Abhängigkeitskranken zu erhalten, zu verbessern oder wiederherzustellen und die Teilhabe am Arbeitsleben und in der Gesellschaft zu fördern. Teil der Entwöhnungsbehandlung kann auch eine Psychotherapie der psychischen Komorbiditäten bei Patienten mit Doppeldiagnosen beinhalten. Sie ist eine weiterführende, vorwiegend psychotherapeutische Behandlung für Patienten, • deren neuropsychologische und kognitive Fähigkeiten noch nicht ausreichend wiederhergestellt worden sind; • die noch nicht emotional stabil genug sind; • deren komorbide psychische und somatische Erkrankungen noch stationär behandelt werden müssen. 3.1. MEDIZINISCH-KONZEPTIONELLE GRUNDLAGEN Neben der Vielzahl an psychischen Komorbiditäten gehen Suchterkankungen oft mit somatischen Begleiterkrankungen einher. So gibt es z.B. beim Alkoholentzug kaum ein Organ, welches nicht geschädigt sein kann, während der i.v.-Konsum von Suchtstoffen das Risiko einer HCVoder HIV-Infektion erhöht. Jeder Patient wird daher bei der Aufnahme und während des Aufenthaltes ärztlich und labordiagnostisch gründlich auf körperliche Erkrankungen untersucht. Der körperliche Entzug von Suchtstoffen bedarf fast immer einer begleitenden pharmakologischen Behandlung. Sie dient (1) der Vorbeugung von Komplikationen wie Krampfanfällen oder Delir, (2) der Unterdrückung gesundheitsgefährdender Symptome und der Linderung von Beschwerden, (3) der Behandlung des Suchtverlangens und damit der Rückfallprophylaxe. Sollte eine medikamentöse Behandlung notwendig sein erfolgt sie nach aktuellem Kenntnisstand und unter Vermeidung unerwünschter Nebenwirkungen. Patienten werden über die Wirkungsweise jedes Medikaments gründlich informiert. Dadurch können die Patienten die therapeutischen Möglichkeiten weitaus LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | ALLGEMEIN 6 ALLGEMEIN 3. KONZEPTIONELLE GRUNDLAGEN besser nutzen und ihre Behandlung aktiver angehen. Wir legen großen Wert auf diese Wissensvermittlung. Wenn es medizinisch notwendig ist, wird der Entzug auch durch langsame Dosisreduktion durchgeführt, so z.B. bei Benzodiazepinen. Bei der Behandlung von Alkoholabhängigen orientiert sich die LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel an den bis 2019 gültigen S3-Leitlinien „Alkoholbezogene Störungen: Screening, Diagnose und Behandlung“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF). Die LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel verfolgt ständig die weltweite aktuelle Forschung und wird gegebenenfalls neue, vielversprechende Ergebnisse in ihr pharmakologisches Behandlungskonzept aufnehmen. 3.2. PSYCHOLOGISCH-KONZEPTIONELLE GRUNDLAGEN Sucht ist eine chronische Krankheit mit gravierenden gesundheitlichen und vor allem auch sozialen Folgen für die Suchtkranken selbst und deren unmittelbares Umfeld. Sucht ist zugleich auch ein gesamtgesellschaftliches Problem. Die Dimensionen der Suchtproblematik sind unverändert groß. Noch bis in die 80er Jahre waren eindimensionale Erklärungsansätze der Sucht weit verbreitet diese konnten aber weder empirischen Überprüfungen standhalten noch sich als ausreichende Grundlage zur Entwicklung effektiver Therapieformen erwiesen. Angesichts der Komplexität von Suchterkrankungen ist es nicht verwunderlich, dass eindimensionale Modelle nur widersprüchliche empirische Bestätigung fanden und dass ein bio-psycho-soziales Modell am ehesten geeignet erscheint, die Entstehung und die Aufrechterhaltung von Substanzabhängigkeit zu beschreiben. Ein zentraler Begriff in diesem Modell ist die funktionelle Gesundheit. Ein Mensch ist dann gesund, wenn seine körperlichen (einschließlich psychischen) Funktionen und seine körperlichen Strukturen allgemein anerkannten Normen entsprechen (Konzept der Körperfunktionen und -strukturen), wenn er zudem alles was von einem Menschen ohne Gesundheitsproblemen erwartet wird (Konzept der Aktivitäten) bewerkstelligen kann, und wenn er sein Dasein in allen Lebensbereichen, die ihm wichtig sind, in der Weise und dem Umfang entfalten kann, wie es vom Menschen ohne Beeinträchtigung der Körperfunktionen und –strukturen oder der Aktivitäten erwartet wird (Konzept der Teilhabe an Lebensbereichen). Dabei werden als Kontextfaktoren alle externen Gegebenheiten gewählt, in denen der Mensch lebt, sowie seine persönlichen Eigenschaften und Aktivitäten. In diesem Zusammenhang wären beispielsweise die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen oder Wohnraum, technologische Errungenschaften, Geschlecht, Alter, Leistungsbereitschaft oder soziale Beziehungen zu benennen. So betrachtet ist Krankheit nicht nur die vorliegende Pathologie, sondern auch deren Auswirkung bezüglich der selbständigen Lebensführung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben als handelndes Subjekt unter Berücksichtigung der Lebensumstände. Die ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health ) orientiert sich dabei nicht nur an Defiziten, sondern auch an vorhandenen Ressourcen. In diesem Zusammenhang lässt sich festhalten, dass Körperstrukturen und -funktionen, Aktivität, Teilhabe und Kontextfaktoren sich gegenseitig beeinflussen (Rückkoppelungsschleifen). Deshalb setzen erfolgreiche Interventionen an den oben genannten Bereichen an, um den durch Krankheit und Behinderung bedingten Einschränkungen entgegenzuwirken und dem Patienten möglichst ein eigenständiges Leben zu ermöglichen. Abhängigkeitserkrankungen entwickeln sich im Bedingungsgefüge von Individuum, Umwelt und psychotropen Substanzen. In dem oben dargestellten Modell wird deutlich, in welchem Beziehungsgeflecht Abhängigkeitserkrankungen entstehen. Das Individuum hat für seine Auseinandersetzung mit den Anforderungen seiner sozialen Umwelt nicht ausreichende (oder in nicht ausreichendem Maße) Bewältigungsmechanismen in seiner Person zur Verfügung. Deshalb muss es durch psychotrope Substanzen (d.h. Drogen) biochemisch ein inneres LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | ALLGEMEIN 7 ALLGEMEIN 3. KONZEPTIONELLE GRUNDLAGEN psychisches Gleichgewicht herstellen. Durch die regelmäßige Einnahme der Droge wird einerseits ein Zugewinn an Kompetenz verhindert und andererseits die Konsummenge erhöht, weil eine gehirnphysiologisch bedingte Gewöhnung an das Suchtmittel eintritt. Daraus entsteht in der Regel eine Eigendynamik, bei der das körperliche und psychische Verlangen nach der psychotropen Substanz den Lebensalltag immer stärker reglementiert. 3.3. INDIKATIONEN/KONTRAINDIKATIONEN Indikationen sind alle unter die ICD-10 Kapitel V (Psychische und Verhaltensstörungen) in die Gruppen F10-F19 fallenden Krankheiten und damit einhergehenden Komorbiditäten. Zur Diagnose eines „Abhängigkeitssyndroms“ müssen mindestens drei der folgenden Kriterien während des letzten Jahres gemeinsam erfüllt gewesen sein: 1) Ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang zum Konsum eines Suchtmittels . 2) Schwierigkeiten, die Einnahme zu kontrollieren (was den Beginn, die Beendigung und die Menge des Konsums betrifft). 3) Ein körperliches Entzugssyndrom, wenn die Substanz reduziert oder abgesetzt wird, nachgewiesen durch spezifische Entzugssymptome oder durch die Aufnahme der gleichen oder einer nahe verwandten Substanz um Entzugssymptome zu vermindern oder zu vermeiden. 4) Toleranzentwicklung gegenüber den Wirkungen der Substanz. 5) Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen oder Vergnügen zugunsten der Suchtmitteleinnahme. Es wird viel Zeit verwandt, das Suchtmittel zu erhalten, zu konsumieren oder sich davon zu erholen. 6) Fortdauernder Suchtmittelgebrauch trotz des Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen oder depressiver Verstim- mungen infolge starken Konsums. Es sollte dabei festgestellt werden, dass der Konsument sich tatsächlich über Art und Ausmaß der schädlichen Folgen im Klaren war oder dass zumindest davon auszugehen ist. Ein eingeengtes Verhaltensmuster im Umgang mit dem Suchtmittel wird ebenfalls als charakteristisches Merkmal beschrieben. Die im Rahmen einer Doppeldiagnose festgestellten psychischen Komorbiditäten können sein: Depressionen, die durch u. U. erhebliche Beeinträchtigungen im emotionalen Erleben (niedergedrückte Stimmung, Affektschwankungen, Anhedonie), im kognitiven Bereich (Aufmerksamkeits-, Auffassungs-, Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen sowie Grübeln), im Verhalten (soziale Rückzugstendenzen, Passivität, Vermeidung anstehender Aufgaben) und auf physiologischer Ebene (verspannt sein, Schmerzen, vegetative Symptomatik) sowie insgesamt durch verminderte Belastbarkeit gekennzeichnet sind. Angststörungen, wie z. B. spezifische Phobien, Panikstörungen, Agoraphobie und generalisierte Angststörungen, die sich in unterschiedlichem Ausmaß auf Aktivitäten und Teilhabe auswirken können. Panikstörungen können z.B. u.a. zu einer Tagesmüdigkeit und Störung der konzentrativen Funktionen führen. Die generalisierten Angststörungen können durch die ständig angespannte Besorgtheit sowohl berufliche als auch alltägliche Verpflichtungen in erheblichem Ausmaß beeinträchtigen. Bei ausgeprägten Agoraphobien ist es für den Betroffenen unmöglich, das Haus zu verlassen und am sozialen Leben teilzunehmen. Psychophysische Erschöpfungszustände, wie etwa Burnout oder Neurasthenie, die den Betroffenen wegen chronifizierter Erschöpfung, verminderter Regenerationsfähigkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen usw. daran hindern, den privaten oder beruflichen Verpflichtungen nachgehen zu können. LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | ALLGEMEIN 8 ALLGEMEIN 3. KONZEPTIONELLE GRUNDLAGEN Posttraumatische Belastungsstörungen, die durch FlashBacks, Interessenverlust, Alpträume, Ängste, Schlafstörungen und psychische Anspannung erhebliche Beeinträchtigungen von Aktivitäten und Teilhabe hervorrufen können. Zwangsstörungen, die aufgrund von Zwangshandlungen/Ritualen Alltagstätigkeiten oder berufliche Verpflichtungen in einem erheblichen Ausmaß beeinträchtigen (z. B. durch Kontrollzwänge) oder die durch Zwangsgedanken Auswirkungen auf Aufmerksamkeit, Konzentration und Ausdauer haben und sich insgesamt negativ auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirken können. 3.4. ABGRENZUNG AMBULANTER VERSUS STATIONÄRER BEHANDLUNG: Eine stationäre Behandlung ist generell indiziert bei: • Zu erwartendem schweren Entzugssyndrom • Komplikationen bei Entzugsbehandlungen in der Vorgeschichte (epileptische Anfälle, Delir) • ausgeprägte Organschäden, schwere Intoxikation • eskalierende Entzugssymptomatik, insbesondere bei beginnendem Delir • Mehrfachabhängigkeiten • zusätzliche belastende und ausgeprägte psychische Störungen (Komorbiditäten) • ausgeprägte Belastungen und Konflikte in der unmittelbaren sozialen Umgebung bzw. am Wohnort; fehlende soziale Unterstützung • Notwendigkeit einer pflegerischen Betreuung oder ärztlichen Überwachung welche über die Möglichkeiten einer ambulanten Rehabilitation hinausgeht • mangelnde psychische Belastungsfähigkeit • fehlende soziale Unterstützung • Misserfolg bei ambulanter Entgiftung • wenn der Patient eine stationäre Entzugsbehandlung wünscht. tracht: • wenn es gewünscht ist, dass der Patient weiterhin in seinen häuslichen Rahmen eingebunden bleibt • wenn Belastungserprobungen sinnvoll erscheinen • wenn die Einbindung von Angehörigen sinnvoll erscheint • wenn alltagsnahe Veränderungen erreicht werden sollen • wenn häusliche Pflichten wie etwa Kinderbetreuung nicht delegiert werden können, Kontraindikationen für eine Behandlung in der LifespringPrivatklinik: • Patienten mit ausgeprägten Persönlichkeitsstörungen • Patienten mit psychogener Essstörung (Anorexie, BMI > 15, Bulimie, Adipositas) • Patienten mit akuter produktiv-psychotischer Symptomatik • Patienten mit akuter Selbst- oder Fremdgefährdung • ausgeprägte Antriebsminderung • schwere Beeinträchtigungen der kognitiven Leistungsfunktionen • erhöhter ärztlicher und pflegerischer Behandlungs- und Überwachungsbedarf • schwerwiegende körperliche Komorbiditäten • endogene Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis (Schizophrenien), • schizotype Störungen sowie wahnhafte Störungen (ICD 10: F20 – F29) • bipolare affektive Psychosen (ICD 10: F31) • schwere Episoden depressiver Störungen (mit oder ohne psychotische Symptome, ICD 10: F32.2, F32.3, F33.2, F33.3) Eine ambulante Behandlung kommt dagegen in Be- LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | ALLGEMEIN 9 ALLGEMEIN 3. KONZEPTIONELLE GRUNDLAGEN 3.5. ZIELE DER BEHANDLUNG Übergeordnetes Ziel der Behandlung in der LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel ist den Patienten zu einem langfristig abstinenten Leben zu befähigen. Die Behandlungsziele lassen sich dabei in die folgenden drei Kategorien unterteilen: • Klärung von sozialen Konflikten und Problemen, die das Suchtverhalten unterstützen; • Analyse und Planung notwendiger Veränderungen am Arbeitsplatz; • Analyse und Planung von Veränderungen im privaten Umfeld. Ziele bezogen auf körperliche und seelische Funktionen: • Körperliche Entgiftung • Medizinische Behandlung von Folge- und Begleiterkrankungen • Diagnose und Behandlung oder Weitervermittlung zur Behandlung psychischer Komorbiditäten (Doppeldiagnosen) • Kognitiv und erlebnisorientierte Einsicht, dass der eigene Wille im Umgang mit dem Suchtmittel die Steuerungsfähigkeit verloren hat • Intrinsische Motivation zur Veränderung des bisherigen Verlangens • Erlernen von Entspannungs- und Stressbewältigungsmethoden • Vermittlung von Techniken zum Umgang mit Suchtverlangen • Förderung einer achtsameren Wahrnehmung von Auslösern, Gedankenspiralen oder automatischen Reaktionen. Ziele bezogen auf Aktivitäten: • Erweiterung des Verhaltensrepertoires; • Verbesserung sozialer und Beziehungs-/Gestaltungsfähigkeit • Erwerb neuer Problemlösungsfähigkeiten; • Verbesserung des Kommunikationsverhaltens; • Verbesserung der Fähigkeiten zur Freizeitgestaltung; • Erlangung von Fähigkeiten zum verbesserten Umgang mit Belastungssituationen • Motivation zur Teilnahme an Selbsthilfegruppen. Ziele bezogen auf systemische Faktoren • Systemische Analyse der Lebenssituation und LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | ALLGEMEIN 10 THERAPIE 4. BEHANDLUNGSVERLAUF 4.1. AUFNAHMEVERFAHREN Nach Eingang der Unterlagen des Patienten bei der Aufnahmeabteilung der LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel werden die Unterlagen vom Chefarzt bzw. seinem Vertreter (Oberarzt) gesichtet und überprüft, ob die Aufnahmekriterien für den jeweiligen Patienten gegeben sind. Durch die Aufnahmeabteilung der LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel wird Kontakt mit dem Patienten aufgenommen und eine Einladung mit Aufnahmetermin und Fragebogen geschickt. Am Tag der Anreise erhält jeder Patient einen Aufnahmetermin sowohl bei seinem zuständigen Arzt als auch bei seinem behandelnden Psychotherapeuten. Neben der notwendigen Diagnostik werden die somatischen und psychotherapeutischen Behandlungsmaßnahmen den Therapiezielen entsprechend festgelegt. Diese werden in die EDV eingetragen, so dass am nächsten Tag unverzüglich mit der Therapie begonnen werden kann. Es ist jederzeit möglich, im weiteren Verlauf des Aufenthaltes eine Änderung/Modifikation der Therapiemaßnahmen in Absprache mit den behandelnden Ärzten und Therapeuten vorzunehmen. Einmal pro Woche erfolgt für die neuen Patienten ein Einführungsvortrag mit dem Chefarzt und dem gesamten Behandlungsteam. In diesem Zusammenhang wird das medizinisch-psychotherapeutische Denken und Handeln vermittelt und auch die Abläufe des stationären Alltags näher erläutert. Anfallende Fragen und Probleme werden gemeinsam erörtert. 4.2 DIAGNOSTIK 4.2.1. SOMATISCHE DIAGNOSTIK Nach dem ausführlichen Aufnahmegespräch und der Anamneseerhebung werden alle Patienten sorgfältig, sowohl allgemeinmedizinisch als auch psychiatrisch, untersucht und befundet. Hierzu gehört ein Atemalkoholtest und ggf. ein Drogenscreening. Diese werden während des gesamten Aufenthalts sporadisch wiederholt um auszuschließen, dass ein heimlicher Konsum stattfindet. Es erfolgt die den zu erwartenden Abstinenzsyndromen entsprechende medikamentöse Versorgung, es werden die Elektroden des Gerätes zur „neuro-elektrischen Stimulation“ angelegt, und eine umfangreiche labormedizinische Routineuntersuchung durchgeführt. Falls notwendig, kann diese erweitert werden (Spezialanforderungen). Darüber hinaus kann je nach Indikation/Notwendigkeit eine breite Palette apparativer Diagnostik aus dem Gebiet der Inneren Medizin in der Praxis unseres Kooperationspartners in Anspruch genommen werden. Bei einsetzender Entzugssymptomatik wird der Patient in sein Zimmer gebracht. In vielen Fällen wird sich der Patient hinlegen und zunächst entsprechend der Ausprägung seines Abstinenzsyndroms 2-5 Tage in seinem Zimmer verweilen. Medikamente, Nahrungsmittel und Getränke werden während der Bettlägerigkeit der Patienten ins Zimmer gebracht. Während der ersten 2-3 Tage wird der Patient engmaschig überwacht (Puls/RR/Atemfrequenz/ Sauerstoffsättigung alle 1,5-2 Std.). 4.2.2. PSYCHOLOGISCHE DIAGNOSTIK Nach Abklingen des Abstinenzsyndroms wird eine Diagnose mittels der internationalen Klassifikation der Krankheiten nach ICD-10 erstellt. Mit jedem Patienten wird ein ausführliches diagnostisches Interview geführt; im Bereich der Psychodiagnostik wird eine verhaltenstherapeutische Anamnese erhoben. Die Diagnostik hinsichtlich einer standardisierten, störungsbildübergreifenden sowie kontinuierlichen bzw. regelmäßigen Therapieevaluation umfasst folgende computergestützte Fragebögen: Fragebogen zum Konsum psychotroper Substanzen: Symptomcheckliste (SCL-90-R) Die Symptomcheckliste liefert einen Überblick über die psychische Belastung einer Person in Bezug auf 9 klinisch relevante Skalen. Darüber hinaus lassen sich drei globale Kennwerte psychischer Belastungen ermitteln. LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | THERAPIE 11 THERAPIE 4. BEHANDLUNGSVERLAUF Beck-Depressions-Inventar (BDI) Das Beck-Depressions-Inventar stellt einerseits ein störungsspezifisches Verfahren dar (Erfassung der Schwere einer depressiven Symptomatik). Der Wert eines Patienten im BDI ist ein genereller Indikator für seine psychische oder allgemeine Befindlichkeit. Dabei werden in der Regel „Vorher-Nachher-Messungen“ (Prä-Post-Messungen), d.h. jeweils eine Messung in der ersten und eine Messung in der letzten Behandlungswoche, zur Erfassung von Veränderungen relevanter Symptome/ Verhaltensweisen durchgeführt. Darüber hinaus stehen weitere psychodiagnostische Testverfahren zur Verfügung. Diese werden je nach Bedarf bei den entsprechenden Krankheitsbildern eingesetzt. Für die Diagnose von Komorbiditäten stehen folgende Testverfahren zur Verfügung: • Soziale Phobie: Soziale Phobie Skala (SPS) • Sozial-Interaktion: Anxiety Scale (SIAS) • Agoraphobie/Panikstörung: Fragebogen zu körperbezogenen Ängsten, Kognitionen und Vermeidung (AKV) • Posttraumatische Belastungsstörungen: Fragebogen zu Gedanken nach traumatischen Erlebnissen (PTCI) • Persönlichkeitsstörungen: Persönlichkeits-, Stil- und Störungsintervall (PSSI) Darüber hinaus können zur Erfassung kognitiver Funktionsbeeinträchtigungen mehrere Verfahren eingesetzt werden. Eine entsprechende Testung im Sinne einer kognitiven Funktionsdiagnostik/neuropsychologischen Diagnostik wird ausschließlich nach Indikation vorgenommen. Demnach stehen folgende Verfahren zur Verfügung: • Syndrom Kurztest (SKT): Kreuztest zur Erfassung von Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen • Neuropsychologische Testbatterie Cerad • DemTect: Demenz-Screening mit den Subtests: Verbales Gedächtnis, kognitive Flexibilität, Wortflüssigkeit, Arbeitsgedächtnis, mittelfristige Gedächtnisleistung • Hamburg-Wechsler-Intelligenz-Test, revidierte Version (HAWIE-R): Messung des allgemeinen Intelligenz-Niveaus • MWT-B: Messung der kristallinen Intelligenz sowie Einschätzung des prämorbiden Intelligenz-Niveaus • Auditory Verbal Learning-Test (AVLT): Erfassung verbaler Merkfähigkeitsparameter • Zahlen-Verbindungs-Test (ZVT): Messung der kognitiven Verarbeitungsgeschwindigkeit als Merkmal der Aufmerksamkeit/Konzentrationsfähigkeit • Mini-Mental-State-Examination (MMSE): Erfassung schwerer kognitiver Störungen, Beurteilung des Schweregrades dementieller Erkrankungen 4.3. ÄRZTLICHE, PSYCHOLOGISCHE UND PFLEGERISCHE AUFGABEN 4.3.1. CHEFARZT Zu den Aufgaben des Chefarztes gehören: • Leitung der Abteilung Psychosomatik • Supervision der Mitarbeiter • Leitung der täglichen Morgenbesprechungen und der täglichen patientenbezogenen Teambesprechung auch in Verbindung mit dem Pflegeteam • tägliche Sprechstunden, tägliche Visiten • Psychoedukation • Kontakt zu Kostenträger • Bearbeitung von Beschwerden • Urlaubsplanerstellung LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | THERAPIE 12 THERAPIE 4. BEHANDLUNGSVERLAUF 4.3.4. DIPLOM-PSYCHOLOGEN UND PSYCH. PSYCHOTHERAPEUTEN • Organisation der Arbeitsabläufe • Fortbildung von Mitarbeitern • Mitarbeit im Weiterbildungszirkel Zu ihren Aufgaben gehören: 4.3.2. OBERARZT Zu den Hauptaufgaben des Oberarztes gehören: • Vertretung des Chefarztes • tägliche Sprechstunden/Visiten • anteilsmäßige Patientenbetreuung (Aufnahmeuntersuchung, Therapie-planerstellung, medizinische Behandlung, Entlassungsuntersuchungen, Entlassungsbriefe) • psychotherapeutische Einzelgespräche • Psychoedukation • Vertretung von ärztlich-psychologischen Mitarbeitern bei Urlaub und Krankheit • Teilnahme an Team- und Fallbesprechungen • Kooperation mit Konsiliarärzten sowie Betriebsärzten • Einleitung von Nachsorgemaßnahmen • Verordnung von Medikamenten • Anamnese und Befunderhebung • Durchführung von psychologischer und psychosozialer Diagnostik • Erstellung des psychotherapeutischen Behandlungsplans • Durchführung von Einzel- und Gruppenpsychotherapie als Bezugstherapeuten • Durchführung von Entspannungstrainings • Mitwirkung beim Gesundheitstrainingsprogramm • Einbezug von Angehörigen • Kontaktaufnahme zu externen Behandlern und Organisation der ambulanten Nachsorge • Erstellung des psychologischen Teils des Entlassungsberichtes • Teilnahme an den Teambesprechungen und Supervision 4.3.5. KRANKENPFLEGER 4.3.3. ASSISTENZÄRZTE Zu ihren Aufgaben gehören: Zu ihren Aufgaben gehören: • Begrüßung der Patienten bei der Aufnahme • detaillierte Erläuterung der klinikinternen Abläufe; • Organisation der Termine für die Blutabnahme, der Routinediagnostik und der Aufnahmeuntersuchung • Blutentnahmen • Durchführung der Drogenscreenings und Atemalkoholtests • Medikamentenabgabe • Dokumentation und Kontrolle von Puls, Blutdruck, Blutzucker • bei Bedarf stützende Gespräche mit den Patienten • Überwachung der Patienten während des Entzugs • Gewährleistung der 24-Stunden-Anwesenheit einer examinierten Pflegekraft • Patientenaufnahme • Erstellung von Therapieplänen • Verordnung von Medikamenten • Visiten, Teilnahme an den Teambesprechungen und Supervisionen • Auswertung von Laborbefunden • Erstellung von Entlassungsberichten (medizinischer Teil) • Sozialmedizinische Beurteilung • Durchführung der medizinischen Dokumentation • Kooperation mit Konsiliarärzten, Betriebsärzten • Einleitung von Nachsorgemaßnahmen LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | THERAPIE 13 THERAPIE 4. BEHANDLUNGSVERLAUF 4.4. BEHANDLUNGSELEMENTE ausgleich geachtet. 4.4.1.1 MEDIZINISCHE BEHANDLUNG Beim Entzug von Opioiden verwenden wir das englische Medikament Britlofex (Lofexidin), dessen Wirksamkeit gegenüber Methadon in zahlreichen randomisierten Doppelblindstudien bewiesen ist. Britlofex ist ein Medikament das, ähnlich wie Clonidin, die Ausschüttung von Norepinephrin unterdrückt. Norepinephrin ist ein Neurotransmitter, dessen unkontrollierte Ausschüttung für die zentralen Entzugssymptome (tränende Augen, laufende Nase, Schwitzen, Zittern, Gliederschmerzen etc.) verantwortlich ist. Britlofex ermöglicht den Opioidentzug kalt durchzuführen, d.h. ohne fraktionierte Gabe von Methadon. Hierdurch verringert sich die Dauer des Entzugs und somit auch die notwendige stationäre Verweildauer deutlich. Einige psychotrope Substanzen, speziell Alkohol und Opioide, führen nach einem gewissen Zeitraum des chronischen Konsums zu einer körperlichen Abhängigkeit. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass eine Unterbrechung des Konsums zu einer Entgleisung des vegetativen Nervensystems führt. Die Folgen sind Entzugssymptome wie z.B. Desorientierung, Schwindel, Tremor, Übelkeit, Frieren, Schwitzen, tränen von Augen und Nase, Tachykardie, Hypertonie, Schlaflosigkeit, Nervosität, Wahrnehmungsstörungen, Glieder- und Gelenkschmerzen, Krampfanfälle, Delir u.v.m. Die Ausprägung der Entzugserscheinungen variiert stark und hängt neben der individuellen Prädisposition von der Menge und Dauer des Suchtmittelkonsums ab. Entzugssymptome können lebensbedrohlich werden, so dass eine stationäre Behandlung meistens angebracht ist. Ziel ist die Sicherstellung der Vitalfunktionen und die Vermeidung von Komplikationen (z.B. epileptische Anfälle oder Delirium tremens) sowie die Reduzierung/Linderung von Entzugserscheinungen. Um eine engmaschige Überwachung der Patienten in der Entzugsphase zu gewährleisten werden sie in Zimmern in räumlicher Nähe zum Pflegestützpunkt untergebracht (1.09, 1.12, 1.15, 1.18). Die Sauerstoffsättigung der Patienten wird durchgehend überwacht, und es werden alle 1,5-2 Std. Atemfrequenz, Puls, Blutdruck und Ansprechbarkeit überprüft. Die Pharmakotherapie des Alkoholabstinenzsyndroms folgt den Empfehlungen der S3-Leitlinie des AWMF. Anwendung finden Diazepam oder Clonazepam und ggf. zur Krampfprophylaxe Gabapentin. Bei schwerer Leberschädigung kann Gabapentin als Monotherapie gegeben werden, da es renal ausgeschieden wird. Routinemäßig erhalten diese Patienten in den ersten Tagen Thiamin i.m. und es wird auf eine adäquate Hydratation und Elektrolyt- Der kaum mit somatischen Symptomen behaftete Kokain- und Amphetaminentzug bedarf vor allem einer Therapie des oft ausgeprägten „Cravings“ und damit einhergehender Depressionen. Hierzu eignen sich Dopaminagonisten wie Bromokryptin (Pravidel). Zusätzlich können Sedativa zum Einsatz kommen. THC (Haschisch, Marihuana) bedarf oft keiner oder nur geringer Pharmakotherapie. Allerdings kann THC in manchen Fällen psychotische, insbesondere paranoide Zustände hervorrufen, die neuroleptisch behandelt werden müssen. Benzodiazepine werden fraktioniert entzogen. Zunächst wird das eingenommene Benzodiazepin durch Diazepam oder Clonazepam in äquivalenter Dosis ersetzt und dann semi-logarithmisch, d.h. zu Beginn mit großen und später mit immer kleineren Schritten entzogen. Dies dient der Vermeidung von Krampfanfällen. Auch postakute Beschwerden können pharmakologisch behandelt werden. So gibt es große Anstrengungen in der Forschung zur Entwicklung von Substanzen, die das Suchtverlangen herabsetzen und somit der Rückfallprophylaxe dienen. Bei der Behandlung der Alkoholabhängigkeit sind dies z.B. Accamprosat, Disulfiram und LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | THERAPIE 14 THERAPIE 4. BEHANDLUNGSVERLAUF Naltrexon. Die Wirksamkeit dieser Medikamente scheint jedoch individuell unterschiedlich zu sein, möglicherweise abhängig von genetischen Polymorphismen. Naltrexon wird auch zur Behandlung der Opioidabhängigkeit verwendet. Die Forschung auf diesem Gebiet wird von der LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel aufmerksam verfolgt und falls erfolgversprechend wird den Patienten in Zukunft eine genetische Typisierung zur Wahl des richtigen Mittels angeboten. Länger anhaltende Depressionen und depressive Verstimmungen können, besonders bei Kokain- und Opiatabhängigen, als Folge der Abstinenz auftreten. Diese sollten mit entsprechenden Antidepressiva behandelt werden. Schlafstörungen gehören bei allen Suchtmitteln zu den üblichen postakuten Beschwerden. Sie werden am besten mit sedierenden Antidepressiva behandelt. Zusätzlich zur medikamentösen Therapie behandeln wir alle Patienten, bei denen ein Abstinenzsyndrom zu erwarten ist, mit der „neuro-elektrischen Stimulation“ (NES) Bei dieser Methode werden EKG-Elektroden beidseitig auf die Mastoiden geklebt und an diese ein niedriger, kaum spürbarer Wechselstrom (ca. 1 mA) mit einer Frequenz von ca. 100 Hz appliziert. Hierdurch werden einerseits die Entzugssymptome abgemildert, andererseits wird die Dauer des Entzugs deutlich verkürzt, die Patienten erholen sich schneller und die psychotherapeutische Behandlung kann früher einsetzen. Die NES wurde in den 1970er Jahren in Honkong entdeckt. Dem großen Interesse an traditioneller chinesischer Medizin folgend wurden in einem chirurgischen Krankenhaus Versuche zur Anästhesie mit Elektroakupunktur durchgeführt. Zu dieser Zeit waren ca. 10% der Bevölkerung Honkongs heroin- oder opiumabhängig und dementsprechend häufig kam es vor, dass Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, nach einiger Zeit ein starkes Abstinenzsyndrom entwickelten. Zur großen Überraschung der behandelnden Ärzte berichteten zahlreiche Patienten, dass die Elektroakupunktur nach kurzer Zeit zu einer starken Abschwächung ihrer Entzugserscheinungen führte. Eine schottische Ärztin, Margret Pat- terson, damals Leiterin des chirurgischen Krankenhauses in Honkong, entwickelte daraus das NES-Verfahren, bei dem anstatt der schwierig anzubringenden und umständlich zu handhabenden Akupunkturnadeln heute einfach EKG-Elektroden benutzt werden . Als Stromquelle für die NES kann im Prinzip jedes herkömmliche TENS-Gerät verwendet werden. Wir benutzen allerdings den von André Stucki in der Schweiz entwickelten und als medizinisches Gerät zugelassenen „Neurojet“, der sehr viel zuverlässiger funktioniert als TENS-Geräte. André Stucki verwendet die Elektrostimulation seit nunmehr 20 Jahren erfolgreich zur Behandlung des Abstinenzsyndroms bei Opioidabhängigen und Alkoholikern. Obwohl die Wirkung der NES noch nicht endgültig überzeugend durch randomisierte klinische Doppelblindversuche nachgewiesen ist, haben wir die Effizienz der NES bei der Behandlung von mehr als 300 Patienten durch unseren Chefarzt Wim Steffen beobachten können. Die Wirkungsweise der NES ist in zahlreichen Experimenten (hauptsächlich Tierversuche) untersucht worden und man geht heute davon aus, dass durch den elektrischen Strom die durch den Suchtstoff unterdrückte Produktion von Endorphinen angeregt wird (Endorphine sind „endogene Mo-rphine“, also endogene Opioide die ähnlich wirken wie Morphin). Hierdurch wird u.a. auch die Freisetzung von Dopamin angeregt, das wiederum allgemein positiv auf die Stimmung und Motivation wirkt. Patienten, die bereits frühere Entzüge ohne NES absolviert haben, sind ausnahmslos von der deutlichen Wirksamkeit der NES beeindruckt und würden keinen Entzug mehr ohne NES machen. 4.4.1.2 PSYCHOTHERAPEUTISCHE BEHANDLUNG Aus dem Blickwinkel der Neurobiologie betrachtet kann ein Verhaltensmuster nur geändert werden indem es durch ein anderes Verhaltensmuster ersetzt wird. Dies erfordert neuroplastische Veränderungen im Gehirn. Wie auch ein Muskel trainiert werden muss um neuen Anfor- LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | THERAPIE 15 THERAPIE 4. BEHANDLUNGSVERLAUF derungen (z.B. das Heben schwerer Gewichte) gerecht zu werden muss auch das Gehirn trainiert werden um der Anforderungen eines abstinenten Lebens gerecht zu werden. Ziel ist dabei eine zufriedene Abstinenz. Diese ist nicht im Moment der Entlassung aus der stationären Behandlung zu erwarten, sondern kann sich nur über einen gewissen Zeitraum (ähnlich dem Wachsen eines Muskels) etablieren. Ziel der stationären Behandlung kann also nur sein, den Patienten dazu zu befähigen, sein Verhalten dahingehend zu verändern, dass die Voraussetzungen für die neuroplastische Veränderung geschaffen werden. Diese sind u.a.: genügend Zeit, neue Aktivitäten (z.B. Kulturveranstaltungen, Selbsthilfegruppen), veränderte Tagesstruktur, körperliche Betätigung, Verringerung von psychischen Belastungen und vor allem Verbesserung der sozialen Interaktionen (z.B. Überwindung von Einsamkeit, Gefühl der Zugehörigkeit). Während anfänglich eine gewisse Disziplin bzw. feste Struktur hierfür notwendig ist, deren Einhaltung von einer ständigen inneren Auseinandersetzung begleitet wird, entsteht mit der Zeit ein inneres Bedürfnis nach dem neuen Verhaltensmuster. Dem Erreichen dieses Ziels dient die psychotherapeutische Behandlung in der LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel. Durch eine intensive Behandlung in Einzelgesprächen mit dem psychologischen Psychotherapeuten ist ein Höchstmaß an individueller Behandlung gewährleistet. Zunächst muss dabei ein Vertrauensverhältnis zwischen Therapeuten und Patient aufgebaut werden. Diesem Ziel sind andere Behandlungsziele unterzuordnen, da eine Öffnung des Patienten für eine erfolgreiche Behandlung unerlässlich ist. Die Patienten haben daher auch die Möglichkeit den ihnen zugeordneten Therapeuten zu wechseln. Die psychotherapeutische Behandlung erfolgt vom ersten Tag an. Obwohl die Patienten oft noch nicht belastbar sind, können sie schon während der Entgiftungsphase an therapeutischen Einzel- und (eingeschränkt) an Gruppengesprächen teilnehmen. Einzelgespräche finden bei Bedarf auch im Zimmer des Patienten statt. Die Entgiftung kann depressive Verstimmungen beim Patienten auslösen, die zunächst durch ein empathisches „zur Seite stehen“ gelindert werden. Dabei hilft eine Art „neurophysiologische Empathie“, ein Einfühlungsvermögen in die neurophysiologischen Abläufe beim Patienten. Hier helfen Coaches mit biographischer Suchterfahrung und neurophysiologischen Grundkenntnissen. In den täglichen psychotherapeutischen Einzelgesprächen erfolgt zunächst eine umfassende Information und Aufklärung der Patienten über das komplexe Krankheitsbild, die insbesondere auch die individuellen Besonderheiten und das Zusammentreffen mehrerer Erkrankungen neben der Suchtkrankheit einschließen. Die darauffolgende psychotherapeutische Behandlung ist verhaltenstherapeutisch orientiert. Sie integriert jedoch tiefenpsychologische Anteile sowie ressourcenorientierte und systemische Behandlungselemente. Zentraler Therapieansatz ist dabei, die Suchterkrankung des Patienten im Zusammenhang mit seiner Lebensgeschichte und der aktuellen psychischen und sozialen Situation, sowie als mögliche Reaktion auf (häufig unbewusste) psychischer Konflikte, zu verstehen. Der Therapieansatz orientiert sich an dem beschriebenen Modell des bio-psycho-sozialen Krankheitsverständnisses, welches die individuellen Symptome des Patienten vor dem Hintergrund seines sozialen Umfeldes auszuleuchten versucht. Der Fokus der psychiatrisch-psychotherapeutisch Behandlung ist die Reduzierung belastender psychischer Symptome bzw. Syndrome und die Förderung von Veränderungsbereitschaft und die Befähigung zur Abstinenz von psychotropen Substanzen. Im Rahmen der sozialtherapeutischen Maßnahmen werden auch die familiäre und berufliche Situation der Betroffenen in die Behandlung einbezogen. Neben den verhaltens- und tiefenpsychologischen Einzelgesprächen mit dem Bezugstherapeuten finden auch zweimal in der Woche verhaltenstherapeutische Einzelsitzungen statt, die sich nur auf den Umgang mit den individuellen Gefährdungssituationen konzentrieren. Um möglicherweise belastende systemische Zusammenhänge des Patienten (sein Beziehungsgeflecht) aufzudecken, gibt es in der ersten Woche samstags LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | THERAPIE 16 THERAPIE 4. BEHANDLUNGSVERLAUF das Angebot, eine systemische Analyse mit Hilfe einer Familienaufstellung oder eine Aufstellung der Mitarbeiter am Arbeitsplatz durchzuführen. Hierzu werden jedoch nicht wie in der ursprünglich von Hellinger entwickelten Methode Mitpatienten eingesetzt, sondern die Aufstellung erfolgt mittels kleiner Figuren, die dann die entsprechende Person darstellen sollen. Eine Familienaufstellung nach Hellinger mit lebenden Personen kann auch durchgeführt werden, falls dies gewünscht wird. Als ergänzende Verfahren kommen Kunst- und Gestaltungstherapie, Musiktherapie, Entspannungsverfahren und eine achtsamkeitsfokussierte Therapie zum Einsatz. Sie dienen u.a. der Förderung kognitiver und koordinativer Fähigkeiten, die bei Suchtkranken häufig gestört sind. Sie sollen darüber hinaus einen nonverbalen Zugang zur eigenen Person, der Erkrankung, den Veränderungsmöglichkeiten und der Förderung bzw. Stärkung von Selbstbewusstsein, Eigenverantwortung und sozialer Kompetenz der Betroffenen ermöglichen. Ein unverzichtbarer Bestandteil der Behandlung ist die Einleitung und Organisation erforderlicher und konkreter weiterführender Hilfen bzw. Therapiemaßnahmen nach Abschluss der Behandlung. Hierzu gehört u.a. die Vorstellung des 12-Schritte Modells der Anonymen Alkoholiker bzw. Narcotics Anonymous. Um die Patienten zum Besuch solcher Gruppen zu motivieren, werden Teilnehmer verschiedener Selbsthilfegruppen einmal die Woche die Klinik besuchen und sich den Patienten vorstellen. Die LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel setzt sich mit den neuesten Erkenntnissen aus der medizinischen, neurophysiologischen und psychologischen Forschung auseinander und wird neue Konzepte fortlaufend in ihr Therapiemodell einbauen. Ein Beispiel hierfür ist die im letzten Jahrzehnt entwickelte ACT (Acceptance and Commitment Therapy). ACT ist eine neue achtsamkeitsbasierte Verhaltenstherapie, deren Effektivität in der Suchtbehandlung nachgewiesen worden ist. Wie alle unsere Verfahren und Methoden ist sie daher evidenzbasiert („evidence-based“). Im Kontrast zur Annahme der „gesunden“ Normalität der westlichen Psychologie geht ACT davon aus, dass die psychologischen Prozesse eines „normalen“ Menschen oft destruktiv sind und psychisches Leiden auslösen. Da das psychologische Modell von ACT auf der Überzeugung basiert, dass alle Versuche zur Symptomreduktion klinische Störungen überhaupt erst auslösen, ist ACT nicht primär darauf gerichtet, Symptome zu bekämpfen. Die Therapie besteht hauptsächlich darin, den Patienten dabei zu unterstützen, seine dysfunktionalen Kontrollversuche abzubauen indem er seine Bereitschaft erhöht, auch unangenehme Empfindungen zu erleben – „als das, was sie sind, nicht als das, was sie zu sein vorgeben“, wie es ACT-Therapeuten oft ausdrücken. Hier kommen unterschiedliche Techniken zum Einsatz, die zum Teil buddhistischen Meditationspraktiken wie auch dem Methodenrepertoire anderer therapeutischer Schulen (z. B. der Gestalttherapie) entliehen sind. Einen weiten Raum nimmt in einer Therapie nach dem ACT-Modell die Klärung von Werten und Lebenszielen ein, aus denen dann konkrete Handlungsabsichten (commitments) abgeleitet werden. Wie auch bei anderen Ansätzen der kognitiven Verhaltenstherapie wird an dysfunktionalen Gedanken gearbeitet. Allerdings wird nicht versucht, den Inhalt der Gedanken zu verändern (etwa „negative“ durch „positive“ oder „irrationale“ durch „rationale“ Gedanken zu ersetzen). Solche Versuche führen, wie auch aus der Relational Frame Theory abzuleiten ist, oftmals nur zu einer Stärkung der zugrundeliegenden „Bezugsrahmen“ – mit dem Effekt, dass die entsprechenden Gedanken an Intensität und Frequenz noch zunehmen. Vielmehr wird versucht, die Funktion der kognitiven Reaktionen zu modifizieren, indem der Patient Techniken erlernt, die ihn in die Lage versetzen, seine eigenen Gedanken „achtsam“ zu betrachten, ohne mit ihnen zu „verschmelzen“, d. h., ohne an sie zu glauben oder zwangsläufig sein Verhalten an ihnen auszurichten. 4.4.2. GRUPPENPSYCHOTHERAPIE Die Gruppenpsychotherapie wird in der Regel von einer der Psychologinnen (oder Ärzten) durchgeführt. Sie gehört zum Standardprogramm der stationären medizini- LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | THERAPIE 17 THERAPIE 4. BEHANDLUNGSVERLAUF schen Behandlung. Es finden jede Woche 2 psychodynamische Gruppentherapien und 3 themengebundene Gruppentherapien statt. In den psychodynamischen gruppentherapeutischen Gesprächen kann jeder Patient seine Beschwerden, seelische Probleme und andere ihm wichtige Themen einbringen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Gestalten und Erleben der Beziehung in der Gruppe. Verhaltensweise, Gefühle und Fantasien können im Austausch mit den Mitpatienten beobachtet und über bewusste und unbewusste zwischenmenschliche Reaktion verstanden werden. Hintergrund ist dabei, dass Beziehungserfahrungen in der Herkunftsfamilie und in Primärgruppen eine wichtige Rolle dafür spielen, wie wir uns als Erwachsene in Gruppen erleben. Über das Erkennen dieser Zusammenhänge können biografische Erfahrungen verarbeitet werden. In der psychodynamischen Gruppentherapie werden neue heilsame Beziehungserfahrungen ermöglicht und angemessene Problemlösungen erarbeitet, die sich wiederum positiv auf die aktuellen Beschwerden auswirken können. Die formale Struktur des themengebundenen gruppentherapeutischen Programms ist dadurch gekennzeichnet, dass es sich über den Zeitraum von vier Wochen erstreckt und so konzipiert ist, dass zu jedem Zeitpunkt neu aufgenommene Patienten teilnehmen können. An einer Gruppe nehmen maximal neun Patienten teil. Themenbereiche sind u.a.: die individuelle Entwicklung der Abhängigkeit, persönliche Konsequenzen des Konsums, die abstinente Zukunft: positive Veränderungen/Probleme, die Stärkung der Veränderungsmotivation, persönliche Stärken zur Veränderung, zufriedene Lebensbereiche als Ressourcen zur Veränderung und Rückfallprävention: Umgang mit sozialem Druck, Risikosituationen, Umgang mit einem Rückfall. Zu jedem dieser Themen erhält der Patient Arbeitsbögen, die er vor den Therapiesitzungen bearbeitet. Im Rahmen dieser verhaltenstherapeutisch orientierten Problemlösegruppe werden den Patienten allgemeine Problemlösefertigkeiten mit dem Ziel der Entwicklung von Lösungs- und Veränderungsmöglichkei- ten für individuelle Problembereiche vermittelt. Außerdem besteht die Möglichkeit zur Reflexion und Verbesserung des Interaktionsverhaltens. 4.4.3. PSYCHOEDUKATION Die Psychoedukation bildet einen wesentlichen Bestandteil des Behandlungskonzeptes unserer Klinik. An ihr beteiligt sich das gesamte medizinisch-psychologische Team. In den täglich stattfinden 50-minütigen psychoedukativen Gesprächen wird Wissen in sechs verschiedenen suchtrelevanten Gebieten vermittelt. Diese sind: • Das Suchtmittel und seine Wirkung: Hier werden im Wesentlichen die positiven und negativen Wirkungen des Konsums der spezifischen Suchtmittel und die Diagnose einer Abhängigkeitserkrankung erörtert. • Die Neurobiologie der Sucht: Zentrale Themen sind (1) die Funktionsweise des limbischen- und Belohnungssystems und deren Beeinflussung durch den Suchtmittelkonsum, (2) die Rolle der verschiedenen Neurotransmitter beim Auslösen des Rauscherlebnisses und der Abstinenzsymptomatik und (3) die Neurobiologie der Entstehung zwanghaften Suchtverhaltens und des Kontrollverlustes. • Psychiatrische Aspekte der Sucht sind die von psychotropen Substanzen verursachten psychiatrischen Symptome wie Angststörungen, Depressionen und Psychosen und wie diese entstehen bzw. mit dem Konsum zusammenhängen. • Psychologische Aspekte der Sucht sind die von psychotropen Substanzen ausgelösten Veränderungen der Psyche und die mit dem Konsum zusammenhängender Gefühle, wie Schuld, Scham und Verzweiflung. • Sucht und das soziale Umfeld: Hier werden die negativen Auswirkungen der Sucht auf das Sozialleben erörtert sowie soziale Probleme die direkt mit dem Suchtmittelkonsum zusammenhängen. • Sucht und systemische Zusammenhänge: Themen sind die Auswirkung der Sucht auf das Verhältnis zu nahestehenden Personen wie z.B. die Co-Abhängigkeit. LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | THERAPIE 18 THERAPIE 4. BEHANDLUNGSVERLAUF 4.4.4. ACHTSAMKEITSFOKUSSIERTE THERAPIE Ein weiterer Eckpfeiler unserer Therapie ist die klinisch vielfältig bewährte und positiv evaluierte, achtsamkeitsbasierte Rückfallprävention („Mindfulness Based Relapse Prevention“, MBPR). Sie wurde auf Basis positiver Erfahrungen mit der Ende der 1970er Jahre entwickelten achtsamkeitsbasierten Stressreduktion („Mindfulness Based Stress Reduction“, MBSR) zur Rückfallprävention bei Substanzabhängigkeiten entwickelt. Achtsamkeit ist dabei definiert als „eine besondere Form der Aufmerksamkeitslenkung, wobei die Aufmerksamkeit (a) absichtsvoll („on purpose“) und (b) nicht-wertend („nonjudgemental“) (c) auf das bewusste Erleben des gegenwärtigen Moments („present moment“) gerichtet ist“. Ein achtsamkeitsbasiertes Gruppenprogramm verringerte das Craving (Substanzverlangen), erhöhte die interne Attribution (Einschätzung inwiefern man sein Schicksal selbst in die Hand nehmen kann) und die Verfügbarkeit von Ressourcen. Auf der Grundlage eines von Marlatt et al. entwickelten Manuals zur MBRP werden in täglichen Sitzungen à 50 min. acht Themen vermittelt: Autopilot und Rückfall, achtsame Wahrnehmung von Auslösern, informelle Achtsamkeitsübungen für Alltagssituationen, Achtsamkeit in Risikosituationen, Akzeptanz und bewusstes Verhalten, Selbstfürsorge und Lebensstil, soziale Unterstützung. Dazu kommen tägliche 20-minütige Übungen zum Körperbewusstsein (Body scan oder progressive Muskelrelaxation), formelle Sitzmeditation mit Atemachtsamkeit oder Etikettierung und Benennung von Gedanken, als Übungen die die distanzierte Beobachtungsfähigkeit stärken. Die Effektivität der Achtsamkeit ist durch verschiedene Untersuchungen belegt. Eine Metaanalyse von zehn Vergleichsstudien zur Wirksamkeit von MBSR zeigt eine Effektstärke von 0,5 – also eine halbe Standardabweichung, die klinisch relevant ist. Eine Pilotstudie mit 167 Suchtkranken, randomisiert zu MBRP oder TAU, zeigte eine signifikant stärkere Reduktion des Suchtmittelkon- sums nach zwei Monaten. 4.4.5. MUSIKTHERAPIE Die Musiktherapie, als eine erlebnis- und handlungsorientierte Form der Therapie, bietet die Möglichkeit, eigene Ressourcen wahrzunehmen sowie sich mit Gefühlen aktiv auseinanderzusetzen. Mit der Musik entsteht eine neue Sprache und es können neue Ausdrucksmöglichkeiten für das eigene Erleben gefunden werden. 4.4.6. KUNSTTHERAPIE In der Gestaltungstherapie wird mit bildnerischen Materialien wie Farben, Ton, Holz oder Stein kreativ gearbeitet. Hierbei geht es nicht um die künstlerische Betätigung an sich mit dem Ziel, ein Kunstwerk zu schaffen, sondern um die Möglichkeit Unbewusstes bildlich zu symbolisieren, zu bearbeiten und zu integrieren. Über die Art und Weise, wie der Patient gestaltet und über das Ergebnis des kreativen Prozesses kann Unbewusstes sichtbar werden. Durch eine anschließende Reflexion kann die Gestaltungstherapie so zu einer vertieften Selbsterfahrung beitragen. Sehr häufig besteht bei den Abhängigkeitserkrankten Patienten eine Spaltung zwischen körperlichen und seelischen Anteilen der Erkrankung. Die Patienten sehen ihre Erkrankung entweder als rein körperliches Leiden oder nur als psychische Erkrankung. In der Gestaltungstherapie werden daher Kräfte und Fähigkeiten des Patienten gefördert, die ihm ermöglichen, die gegenseitige Wechselwirkung zwischen körperlichen und seelischen Anteilen ihrer Erkrankung zu akzeptieren. Hierzu erscheint die nonverbale Herangehensweise der Gestaltungstherapie besonders geeignet. Über gestalterische Medien werden kreative Potentiale eröffnet und nonverbale Ausdrucksmittel angeboten, die einen Zugang zu inneren Bildern, Vorstellungen und den damit verbundenen Gefühlen und Bewertungen unterstützen und eine verbale Auseinandersetzung mit diesen Inhalten initiieren. Im Rahmen des themenzentrierten Arbeitens kann bewusst die Auseinander- LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | THERAPIE 19 THERAPIE 4. BEHANDLUNGSVERLAUF setzung mit wesentlichen Aspekten der parallel laufenden Psychotherapie über das nonverbale Medium ergänzend unterstützt werden. Multi- und interdisziplinäre Teamarbeit wird somit gefördert. Durch den Einsatz von verschiedenen Medien werden neue Impulse für Veränderung, Aktivierung und Förderung von Persönlichkeitskräften gesetzt. Diese stellen wichtige Grundlagen für eine eigenverantwortliche Lebensgestaltung dar. 4.4.7. VERPFLEGUNG UND VERKÖSTIGUNG Das Frühstück und das Abendessen werden als Buffet angeboten.. Mittags stehen drei Gerichte zur Auswahl, es ist immer ein vegetarisches Gericht dabei. Wir legen größten Wert auf eine besonders hohe Qualität unserer Küche. Nachmittags gibt es Kuchen. Obst wird in den Aufenthaltsräumen und den Zimmern angeboten. Zwei vollautomatische gastronomische Heißgetränkemaschinen zur Zubereitung verschiedener Getränke befinden sich im UG. In den Gemeinschaftsräumen stehen Mineralwasser und Säfte bereit. 4.4.8. FREIZEITGESTALTUNG Die LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel bietet ein umfangreiches Freizeitangebot. Zur Verfügung stehen: ein gemütlicher Aufenthaltsraum (-1.19) mit Fernseher und Projektor, einer umfangreichen Videosammlung und einem Billardtisch. In der Bibliothek (1.07) lädt ein breites Bücherangebot zum Lesen ein. Im UG befindet sich eine Sauna mit Ausgang zu einem Saunahof. Auf dem Klinikgelände befindet sich auch ein Bogenschieß- und ein Bouleplatz, auf dem auch Feder- oder Volleyball gespielt werden kann. Im Fitnessraum befinden sich eine Tischtennisplatte, diverse Ausdauergeräte und eine Hantelbank. Am Wochenende finden Workshops und Vorträge zu wechselnden Themen statt. 4.4.9 NACHSORGE Ebenso wie die stationäre Behandlung wird auch die ambulante Nachbetreuung von uns gemeinsam mit dem Patienten geplant und organisiert. Um den Übergang in den Alltag zu gestalten, ziehen wir die wesentlichen Bezugspersonen noch während des stationären Aufenthaltes hinzu. Bei Patienten, die bereits vorher in einer Therapie waren, binden wir auch den betreffenden Therapeuten zum Ende der stationären Phase mit ein. Wir sind dabei, ein Netz von Korrespondenztherapeuten aufzubauen. Diese werden mit unserem Konzept vertraut gemacht und können von interessierten Patienten schon vor dem Beginn der Therapie aufgesucht werden, um sich über unsere Klinik informieren zu lassen und Unterstützung beim Antrag auf Kostenübernahme zu erhalten. Sie können die weitere Behandlung ohne Zeitverlust übernehmen, wenn zuvor kein weiterbehandelnder Therapeut aufgesucht wurde. Da sich die Patienten kurz nach dem stationären Aufenthalt in der fragilsten Phase befinden, ist der nahtlose Übergang zu einer ambulanten Betreuung besonders wichtig. Der Besuch von Selbsthilfegruppen wird von uns einerseits durch den wöchentlichen Besuch von Mitgliedern verschiedener Gruppen vorbereitet,, andererseits durch das Heranführen an das 12-Schritte Modell der Anonymen Alkoholiker. Wir suchen mit dem Patienten nach Selbsthilfegruppen in Wohnortnähe und erläutern die inhaltlichen Unterschiede zwischen den Gruppen. Es besteht ein breites Spektrum verschiedener Gruppen (AA, NA, Kreuzbund, Oberberggruppen etc.). Darüber hinaus werden wir eine Online-Nachsorge für Patienten anbieten. Ziel dieses Projektes ist es, mittels Internet die kritische Zeit zwischen der stationären und der ambulanten Versorgung zu überbrücken. Zu diesem Zweck wird den Patienten nach einer stationären Behandlung (1) via Chat eine Online-Gruppe angeboten, die von erfahrenen Gruppentherapeuten begleitet wird LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | THERAPIE 20 THERAPIE 4. BEHANDLUNGSVERLAUF und (2) eins zu eins Online-Gespräche (über Skype oder Facetime) mit dem Bezugstherapeuten. Das Gruppenkonzept orientiert sich an der therapeutisch begleiteten Selbsthilfegruppe und hat den Charakter einer Erhaltungstherapie, denn die Erhaltung des Gesundheitszustandes, der während der stationären Behandlung erreicht worden ist, steht im Vordergrund. Organisiert werden die Gruppen nach dem Prinzip der Offenen Gruppe, d.h. Zu- und Abgänge aus den Gruppen erfolgen gleitend. Scheiden Teilnehmer aus, rücken neue Teilnehmer nach, so dass die Gruppe kontinuierlich fortgeführt wird. Im Chatroom treffen sich max. 8 Gruppenteilnehmer. Die Gruppensitzungen finden wöchentlich zu einem festen Zeitpunkt statt und dauern 90 Minuten. Die anvisierte Teilnahmedauer für die Patienten beträgt i.d.R. 12 Wochen. Im Anschluss daran haben motivierte ehemalige Chatteilnehmer die Möglichkeit, sich wöchentlich in einem Chatroom ohne Therapeut zu treffen. Teilnehmen können alle Patienten der Klinik, die über einen Internetzugang verfügen und unsere Teilnahmekriterien erfüllen. Alle Teilnehmer stellen sich im Rahmen der Entlassungsuntersuchung dem zuständigen Gruppentherapeuten persönlich vor. Um in Krisensituationen eine Intervention vor Ort zu ermöglichen, geben alle Teilnehmer einen Arzt bzw. psychologischen Psychotherapeuten als Kontaktperson an. 4.5 NOTFALLMANAGEMENT In der LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel sind die diensthabenden Ärzte mit Notfallrufgeräten ausgestattet. Der Hintergrunddienst wird durch die beiden Fachärzte der Klinik (Chefarzt und Oberarzt, Fachärzte für Suchtmedizin und Facharzt für Psychiatrie/Psychotherapie) sichergestellt. Die Patientenzimmer sind alle mit Telefonen für den Notruf ausgestattet. durch die ständig anwesenden Ärzte und das Pflegepersonal wird eine Notfallbehandlung sichergestellt. Auch nachts ist der ärztliche Notdienst durchgehend in vollem Umfang gewährleistet. Für die Notfallversorgung stehen auch ein Notfallkoffer, ein Defibrillator sowie zwei Sauerstoff-Flaschen zur Verfügung. Bei internistisch-kardiologischen Notfällen besteht die Möglichkeit, einen Troponin-Test (zum Ausschluss eines Herzinfarktes) direkt durchzuführen. Bei Notfällen benötigt der Notarzt von der Rettungsleitstelle bis in die Klinik ca. 15 Minuten. Sollten sportliche Aktivitäten wie z. B. Nordic Walking außerhalb der Klinik stattfinden, so ist der zuständige Therapeut mit einem Mobiltelefon ausgestattet. Ferner finden regelmäßige Erste-Hilfe-Übungen und Notfallschulungen für Ärzte, Pflegepersonal und die anderen Klinikmitarbeiter statt. 5. Dokumentation und Qualitätssicherung Bei Bedarf bieten wir als Fortsetzung und Ergänzung der stationären Erstbehandlung eine - meist kürzere - zweite Therapie oder eine Intervalltherapie an. Sie wird zum Zeitpunkt der Entlassung geplant und fest verabredet. Ziel ist es, dass der Patient Therapieerfolge der ersten Behandlungsphase bei einem weiteren stationären Aufenthalt festigen kann. Die Intervalltherapie wird meist innerhalb von vier bis sechs Monaten nach der ersten stationären Behandlung durchgeführt. Sie wird mit der ersten als eine Behandlungseinheit angesehen, auch wenn zwischen Erst- und Intervallbehandlung eine Phase ambulanter Nachsorge liegt. LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | THERAPIE 21 DOKUMENTATION 5. QUALITÄTSSICHERUNG / FORTBILDUNGEN 5.1. DOKUMENTATION Als Dokumentationssoftware verwenden wir eine integrierte und komplette Softwarelösung: Die Software bildet den Arbeitsablauf von kleinen und mittleren Krankenhäusern von Exposéversand über die Belegungsplanung, Patienten-, Dokumenten- und Aufnahmeverwaltung, Artztbriefschreibung, Dokumentation, Therapieplanung und Abrechnung bis hin zur Offenen Postenverwaltung vollständig ab. Die Patientenakte wird also elektronisch geführt und Therapie mittels EDV gesteuert. Was die psychotherapeutischen Maßnahmen betrifft, so werden diese von den zuständigen Bezugstherapeuten nach dem Aufnahmegespräch in die Software eingetragen und terminiert. Der Patient erhält einen Therapieplan, in den alle Behandlungen eingetragen sind. Bei Nichterscheinen des Patienten erfolgt eine Information an den zuständigen Arzt oder Therapeuten, der dies in den Therapieplan einträgt. Diese Eintragungen werden am Ende übertragen. Bei Vorlage neuer Informationen bzw. etwaigen Veränderungen im weiteren Behandlungsverlauf kann der Therapieprozess jederzeit flexibel angepasst werden. Das heißt, der zuständige Bezugstherapeut oder der zuständige Arzt kann einzelne Maßnahmen absetzen und durch andere, erforderlich erscheinende Maßnahmen, ie, ersetzen. 5.2. QUALITÄTSSICHERUNG UND INTERNES QUALITÄTSMANAGEMENT Die LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel in Bad Münstereifel wird im Laufe von 2016/2017 nach DIN-ISO 9001 zertifiziert. In diesem Rahmen finden regelmäßige Sitzungen der Hygiene- und Arzneimittelkommission sowie erste Hilfe-, Notfall- und Brandschutzübungen statt. Im Rahmen der internen Supervision dienen die Patienten- und fallzentrierten Besprechungen der Information und dem Erfahrungsaustausch der Therapeuten, der Abstimmung von Therapieplanung sowie der angewandten Therapiemethoden, der Integration verschiedener Elemente des Patientenverhaltens und nicht zuletzt der Lösung inter-therapeutischer Probleme. Unter der Leitung des Chefarztes findet täglich eine Gesamtteamsitzung statt, die sich mit den medizinischen und therapeutischen Kernpunkten der jeweiligen Therapiegruppe befasst. Die Therapieziele und die Art und Weise des Vorgehens werden festgelegt, abgestimmt und koordiniert. Die externe Supervision wird durch einen auswärtigen Supervisor gewährleistet. Sie findet in Form einer kontinuierlichen Fall- und Team-Supervision statt und dient u.a. der Beziehungsklärung innerhalb der Therapie, der Überprüfung konkreter therapeutischer Inhalte und ebenso der Hilfestellung bei spezifischen Störungen. 5.3. FORTBILDUNGEN Ferner existiert ein strukturiertes internes und externes Fortbildungsprogramm: Die interne und externe Fortbildung wird durch die Chefärzte der zwei Abteilungen organisiert. Zweimal monatlich findet in der Klinik ein Fortbildungsseminar statt, das diagnostische und therapeutische Schwerpunkte innerhalb der Psychosomatik zum Gegenstand hat und auch gebietsübergreifende Themen behandelt. Außerdem wird auf pflegerische Fortbildung großen Wert gelegt. Folgende Leistungen werden wöchentlich erbracht und sind im pauschalen Tagessatz der Klinik enthalten: Einzelbehandlungen: • Bezugstherapeut: Täglich ein tiefenpsychologisch fundiertes Gespräch à 50 min. • Kunst- oder Musiktherapie: 1-2 x tiefenpsychologisch fundierte Gestaltungs-therapie à 50 min. • Suchtkompetenztraining: 1-2 x verhaltenstherapeutische Psychotherapie à 50 min. 6. THERAPEUTISCHE LEISTUNGEN • Visite im Krankenhaus: je nach Dauer 3 x durch den Chefoder Oberarzt LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | DOKUMENTATION 22 KLINIK 6. THERAPEUTISCHE LEISTUNGEN Gruppenbehandlungen: • Psychodynamische Psychotherapie: 2 x 100 min. • Verhaltenstherapeutische Psychotherapie: 3 x 100 min. • Kunst- oder Musiktherapie: täglich tiefenpsychologisch fundierte Gestaltungs-therapie à 100 min. • Body-Scan oder progressive Muskelrelaxation: täglich 20 min. • Diverse bewegungstherapeutische Maßnahmen Ein- gegebenenfalls mehrmals pro Aufenthalt werden u.a. folgende Leistungen erbracht: • Ausführliche Biographische Anamnese • Ausführliche körperliche Untersuchungen • Systemische Analyse mittels Familienaufstellung • Diagnostische Verfahren – Anwendung und Auswertung von psychologischen Tests, EEG, EKG, Ultraschall etc., Laboruntersuchungen. Die beschriebene Menge an Behandlungseinheiten stellt das Maximum an Leistungen dar, die der Patient in einer Woche erhält. Entsprechend der Belastbarkeit und der individuellen Wünsche erhalten die Patienten auch einen weniger dicht gestaffelten Therapieplan. Die Therapieplanung erfolgt immer in enger Absprache mit den Patienten und versucht deren Wünsche so gut wie möglich entgegenzukommen- manche Patienten sind in der Frühe und vormittags leistungsfähiger, während andere erst später am Tag belastbar sind. Während einige Patienten viel Zeit für sich alleine zur Reflexion brauchen, sind andere gerne ständig unter Menschen und reflektieren lieber im Gespräch. Die Psychotherapieangebote finden von montags bis samstags in der Zeit zwischen 08:00 Uhr und 18:30 Uhr statt. Sportliche Aktivitäten bzw. Fitnessangebote beginnen teilweise schon um 07:30 Uhr und enden um 18:00 Uhr. Darüber hinaus erstreckt sich das Therapieangebot mit verschiedenen Gruppenprogrammen wie z. B. Tai Chi, Qi Gong, Autogenes Training und Progressive Relaxation bzw. Pilates auch auf die Abende und das Wochenende. Die Therapiedokumentation erfolgt in der elektronischen Patientenakte, in der die Anamnese, die klinische Untersuchung, diverse Untersuchungsergebnisse, ärztliche Anordnungen (z. B. Medikation), Verlängerungsanträge, diverse medizinische Unterlagen, Visitenprotokolle bzw. Protokolle über stattgefundene Teambesprechungen festgehalten werden . Speziell für die Psychotherapie gibt es zertifizierte Dokumente: psychologisches Aufnahmegespräch, Dokumentation Psychotherapiestunde, Dokumentation über das psychologische Abschlussgespräch. Auch für die Kunst-Therapie gibt es zertifizierte Dokumente wie Verlaufsdokumentation bezüglich Motivation, Arbeitsweise und Verhalten. Bezüglich der Indikationsgruppen werden Anwesenheitslisten mit therapeutischen Vermerken geführt. Die Entlassungsberichte werden innerhalb von 10 Tagen erstellt. Der Entlassungsbericht ist wie folgt gegliedert: 1. Allgemeine und klinische Anamnese 2. Jetzige Beschwerden und funktionelle Einschränkungen 3. Gegenwärtige Therapie 4. Allgemeine Sozialanamnese 5. Arbeits- und Berufsanamnese 6. Aufnahmebefund, Vorbefunde, ergänzende Diagnostik 7. Therapieziele 8. Behandlungsverlauf 9. Behandlungsergebnis 10. Sozialmedizinische Epikrise 11. Nachsorgeempfehlungen LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | KLINIK 23 KLINIK 7. / 8. HYGIENE UND DATENSCHUTZ 7. HYGIENE Im Rahmen des internen Qualitätsmanagements verfügt die LIFESPRING - Privatklinik Bad Münstereifel über einen Hygieneplan und einen hygienebeauftragten Arzt. Zweimal im Jahr finden Sitzungen der Hygienekommission mit einer Hygienefachkraft statt. Es liegen u. a. Arbeitsanweisungen vor für den Umgang mit Nadelstichverletzungen, Infektions-krankheiten (z. B. Hepatitis) für den Umgang mit meldepflichtigen Infektions-krankheiten und für die Führung einer Infektionsstatistik. Darüber hinaus finden Infektionsschutzunterweisungen statt. 8. ANGABEN ZUM DATENSCHUTZ Die Patientenakte und die PCs sind passwortgeschützt, und die sich in Arztzimmern/Zimmern des psychologischen Personals befinden PCs sind durch abschließbare Räume vor unberechtigtem Zugriff geschützt. Auch liegen im Rahmen des internen Qualitätsmanagements Formulare zur Schweigepflichtsentbindung vor. Die Wahrung der Schweigepflicht der Mitarbeiter wird durch Unterschrift im Arbeitsvertrag gewährleistet. Die Patientenakten werden entsprechend den gesetzlichen Vorgaben 30 Jahre lang archiviert. LIFESPRING® | MEDIZINISCHES UND PSYCHOTHERAPEUTISCHES KONZEPT | KLINIK 24