John Deere - IG Metall Bruchsal
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John Deere - IG Metall Bruchsal
Eine bessere Arbeitswelt ist machbar Gleicher Lohn für Zeitarbeit ■ Der Ausgangspunkt Mal waren es 300, mal bis zu 520: Fast zehn Jahre war die befristete Beschäftigung in den John Deere Werken Mannheim übliche Praxis. Wer neu eingestellt wurde, bekam einen befristeten Vertrag. Lief der aus, musste der Kollege gehen und der nächste wurde eingearbeitet. Zeitweise war jeder dritte Montagear- beiter nur maximal zwei Jahre angestellt. Massive Proteste der Belegschaft und Verhandlungen des Betriebsrates mit der Geschäftsleitung führten dazu, dass 300 zusätzliche feste Jobs geschaffen wurden. Doch die Befristungen wurden nicht geringer. Letztlich konnte der Betriebsrat nur die Quote auf 20 Prozent begrenzen. ■ Der Anlass Zugespitzt hat sich die Situation, als die Geschäftsleitung im Werk Bruchsal künftig Zeitarbeiter einsetzen wollte. Das Unternehmen wollte zwar zum dürftigen Zeitarbeiterlohn einen Zuschlag zahlen, doch alles andere wäre ungeregelt gewesen. Betriebsrat und IG Metall suchten nach einem neuen Modell. Keine Befristungen mehr, keine Lohnunterschiede zwischen fest und flexibel Beschäftigten, aber trotzdem Flexibilität fürs Unternehmen. ■ Das Vorgehen 2006 wurde „Jobpool Rhein-Neckar GmbH“ gegründet. Jeder, dessen Befristung ausläuft, wird fest und unbefristet bei „Jobpool“ angestellt und von dort an John Deere ausgeliehen. Die IG Metall hat mit „Jobpool“ einen Firmentarifvertrag abgeschlossen, der festschreibt, dass sämtliche Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie für Nordwürttemberg-Nordbaden gelten. Eine Betriebsvereinbarung regelt den Einsatz der Zeitarbeiter. ■ Der Vorteil Zeitarbeiter bei John Deere erhalten ab dem ersten Tag den gleichen Lohn wie die Stammbeschäftigten, ebenso Zulagen, Prämien und Lohnerhöhungen. Sie profitieren von Qualifizierungsmaßnahmen, erhalten Kleidung und Sicherheitsausrüstung und das Kantinenessen zum üblichen Preis. beschäftigung überbrücken. In diesem Fall gelten andere Entgeltgruppen. ■ Das Ergebnis Der IG Metall und dem Betriebsrat ist die weitgehende Gleichstellung von Stammbelegschaft und Zeitarbeitern gelungen. Damit ist das Ziel erreicht, dass prekär Beschäftigte nicht ungewollt zu Lohndrückern der Festen gemacht werden können. Darüber hinaus hat sich der Betriebsrat ein erweitertes Mitbestimmungsrecht gesichert. So kann John DeeDie Zeitarbeiter bei John Deere hare monatlich maximal „Es ist uns ben einen verkürzten Kündigungszehn Prozent der gelungen, dass schutz und keine Alters- und Zeitarbeiter an Zeitarbeiter bei uns Verdienstabsicherung ab dem „Jobpool“ zu53./54. Lebensjahr. Mehrargenauso viel verdienen wie rückgeben, aber beitszuschläge, Prämien, Urerst, wenn andie Festen. Allerdings bleilaubsgeld und Anteile der taben sie die Manövriermasse dere Maßnahriflichen Jahresleistung fließen men, wie etwa des Unternehmens.“ – in Zeit umgewandelt – auf ein Verkürzung der Rainer Wietstock, Arbeitszeitkonto, das begrenzt Arbeitszeit für die BR-Vorsitzender ist auf 280 Stunden. Sollte ein ZeitGesamtbelegschaft, arbeiter keinen Einsatz haben, kann er ausgeschöpft sind. Zuraus diesem Konto eine Phase der Nichtzeit sind 150 Zeitarbeiter bei John Deere, bis zu 250 weitere werden nach und nach folgen. ■ Der Unterschied ■ Der Betrieb Die John Deere Werke Mannheim sind der zweitgrößte Produktionsstandort des US-amerikanischen Unternehmens. Hier werden komplette Traktoren für die Land- und Forstwirtschaft hergestellt. In Mannheim arbeiten 3 100 Beschäftigte, davon 2 000 gewerbliche. Das Werk Bruchsal, in dem ebenfalls der Firmentarifvertrag gilt, produziert Kabinen für Traktoren, Mähdrescher und Feldhäcksler. Kontakt: [email protected].