Tätigkeitsbericht 2014 - Weiße Rose Stiftung eV
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Tätigkeitsbericht 2014 - Weiße Rose Stiftung eV
Tätigkeitsbericht 2014 Weiße Rose Stiftung e.V. Inhaltsübersicht 1 Zur Einführung 5 2 Chronik und Ausstellungskalender 7 3 90. Geburtstag von Franz J. Müller 11 4 Bericht von Prof. Dr. Wolfgang Huber, 2. Vorsitzender 12 5 Joachim Baez zu den Gedenkveranstaltungen für Willi Graf 14 6 Einzelausstellung zu Hans Leipelt 15 7Wanderausstellungen Die Weiße Rose in Deutschland Die Weiße Rose in Frankreich Die Weiße Rose in Italien Die Weiße Rose in Ost- und Mitteleuropa Die Weiße Rose in den USA Die Weiße Rose in Brasilien 19 19 21 22 23 28 34 8 DenkStätte Weiße Rose München 36 9 DenkStätte Weiße Rose Ulm 39 10 Historisch-pädagogische Projekte 42 Vergessener Widerstand 42 Kooperation mit dem Theater Eukitea 45 Lehrerfortbildungstag47 11Veranstaltungen 50 Der Blinde Fleck – ein Film von Daniel Harrich und Ulrich Chaussy 50 Weiße Rose Orgelkonzert zum 18. Februar 1943 51 Josef Gieles. Studentenbriefe 1939-1942 52 Zeugnis eines Überlebenden von Oradour – Robert Hébras 53 Die Weiße Rose – Defizite einer Erinnerungskultur54 Hans Scholl: Sehnsucht nach dem Lichte 55 12Internetpräsenz 56 13 Kurznachrichten um die Weiße Rose 57 14Personalia 62 15Neuerscheinungen 64 16 Die Weiße Rose Stiftung e.V., ihre Organe und MitarbeiterInnen 65 Die Weiße Rose Stiftung e.V. dankt herzlich allen öffentlichen und privaten Förderern sowie allen Spendern für ihre Zuwendungen. Impressum Weiße Rose Stiftung e.V. Ludwig-Maximilians-Universität Geschwister-Scholl-Platz 1 80539 München Tel. 089 / 2180-5678 / -5359 Fax 089 / 2180-5346 E-Mail: [email protected] Facebook: www.facebook.com/WeisseRoseStiftung Redaktion: Ursula Kaufmann M.A., Dr. Hildegard Kronawitter V.i.S.d.P.: Dr. Hildegard Kronawitter Bildnachweis: Joachim Baez, Denkstättenkurato rium NS-Dokumentation Oberschwaben, Deutsches Generalkonsulat Bordeaux, Mathias Durchfeld, EUKITEA, Google Doodle Archiv, Hans-Leipelt-Schule Donauwörth, Prof. Dr. Wolfgang Huber, Landeshauptstadt München, Ludwig-Maximilians-Universität, Heinrich Mayer, Staatsbibliothek Berlin, Südwest Presse, Weiße Rose Stiftung e.V. USA: Auskunft Angie Kretschmann, Osteuropa: Auskunft Winfrid Vogel, Brasilien: Auskunft Anna Schäfer, Yasmin Utida Layout und Satz: AS-Texte, München Druck und Herstellung: OrtmannTe@m GmbH, Ainring © 2015 Weiße Rose Stiftung e.V. 1 Zur Einführung Mit DenkStätte und Verwaltungsbüro ist die Weiße Rose Stiftung e. V. in München ansässig, doch ihre Arbeit wurde überregional und über Landesgrenzen hinweg ausgerichtet. Sie soll – so der Gründungsauftrag – den Widerstand der Weißen Rose im In- und Ausland bekannt machen und dem Vermächtnis der studentischen Widerstandsgruppe in der Gegenwart Aufmerksamkeit verschaffen. Diesem Auftrag sind wir im Berichtsjahr 2014 erneut mit Wanderausstellungen, DenkStätte, historisch-pädagogischen Projekten und Veranstaltungen gerecht geworden. Insbesondere unsere landessprachlichen Versionen der Ausstellung „Die Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler 1942/43“ vermittelten im Ausland die historischen Fakten zur Weißen Rose und die mit diesem Widerstand verknüpfte Botschaft von Freiheit, Zivilcourage und persönlicher Verantwortung. So ist in den USA eine Präsentationsserie mit 18 einzelnen Ausstellungsterminen in Universitätsbibliotheken, Colleges und anderen publikumsträchtigen Institutionen gelungen. Jede einzelne dieser Ausstellungen war mit einem umfangreichen und interpretierenden Rahmenprogramm verbunden. Auch andernorts wie in Polen oder Russland sind die Präsentationen durchgängig ergänzt mit Vorträgen, Filmvorführungen, Diskussionen oder Schüler-Workshops. Dies setzt eine besondere Affinität zur Widerstandsgruppe sowie beträchtlichen organisatorischen und inhaltlichen Einsatz der jeweiligen Ausstellungspartner voraus – gleich ob in USA, Russland, Kasachstan, Frankreich, Brasilien oder Italien. Für all diese Präsentationen und für das damit verbundene große Engagement dankt die Weiße Rose Stiftung e.V. herzlich. Es ist im besten Sinne nach dem Diktum von Willi Graf „ein Weitertragen“. Nach den vielen Veranstaltungen im 70. Weiße-RoseGedenkjahr 2013 gelangen auch im Berichtsjahr wichtige Ausstellungsstationen in Deutschland. Stellvertretend spreche ich jene in der Berliner Staatsbibliothek mit dem anspruchsvollen Symposion zum Widerstand an sowie die Ausstellungsfolge an bayerischen Schulen, die über die Kooperation mit dem freien Theater Eukitea möglich geworden ist. Die Münchner DenkStätte Weiße Rose in der Ludwig-Maximilians-Universität erfährt wachsendes Interesse im In- und Ausland. Erstmals wies unsere Statistik über 30.000 Besucher auf und damit 20 Prozent mehr als vor fünf Jahren. 560 Besuchergruppen, davon nahezu zwei Drittel Schulklassen, informierten sich über die Widerstandsgruppe. Bemerkenswerterweise kamen 130 Schulklassen aus dem Ausland und ein Drittel aus den unterschiedlichsten Teilen Deutschlands. Nicht zuletzt suchen ausländische Einzelbesucher oder Gruppen den Erinnerungsort auf Empfehlung internationaler Reiseführer auf. Englischsprachige Erläuterungen sind daher ein Muss bei der vorgesehenen Erneuerung der Dauerausstellung in der DenkStätte. Die wöchentlichen Facebook-Nachrichten rund um die Weiße Rose – gelegentlich in Englisch – informieren ebenfalls grenz- und generationenüberschreitend. Von den über 2000 „Freunden“ lebt ein Drittel im Ausland (überwiegend in USA); in der Altersverteilung dominieren die Jahrgänge unter 45. 5 Unsere Erinnerungsarbeit bestätigt die „Städtegemeinschaft Weiße Rose“, also München, Hamburg, Saarbrücken, Ulm, Freiburg, Berlin und Gräfelfing, finanzielle Mittel dafür bereitzustellen. Wir danken herzlich für die Unterstützung der Städtegemeinschaft. Die Mittel – in Höhe einer Vollzeitstelle – disponieren wir weitgehend für unsere deutschlandweite und internationale Arbeit. Freilich wäre die Bandbreite unseres Wirkens ohne freigiebige Spender und den großen Kreis der Freunde und Förderer ebenso wenig möglich wie ohne das bewundernswerte bürgerschaftliche Engagement vor Ort. Unsere schulpädagogische Arbeit ist hingegen auf Bayern ausgerichtet und wird inhaltlich und auch finanziell maßgeblich von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit ermöglicht. Die Weiße Rose Stiftung e. V. kooperiert mit Schulen und will Unterstützung für deren historisch-pädagogische Arbeit geben. Beispielhaft nenne ich die diesjährige Lehrerfortbildung. Zusammen mit der Landeszentrale stellten wir in Vorträgen und Diskussionen das Leitthema „Sind wir, wie wir heißen – Schulnamen und ihre Bedeutung für Schulprofil und Schulalltag“. Die Hans-Leipelt-Schule in Donauwörth zeigte auf eindrucksvolle Weise – u. a. auch mit unserer neuen Hans-Leipelt-Ausstellung – am 70. Jahrestag seiner Verurteilung und der von Marie-Luise Jahn, wie der Schulname zum pädagogischen Programm wird. Wir danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landeszentrale herzlich für fachlichen Rat, organisatorische Hilfestellung und finanzielle Unterstützung. Erneut erfuhren wir von den Mitarbeitern der Ludwig-Maximilians-Universität vielfache Unterstützung. Dafür und für die Überlassung der Büroräume danke ich vielmals und stellvertretend Herrn Präsidenten Prof. Dr. Bernd Huber. Unsere vielfältige Erinnerungs- und Vermittlungsarbeit wird von vielen Menschen mitgetragen – sei es über den Kreis der Freunde und Förderer, sei es in einer ehrenamtlichen Mitarbeit in der DenkStätte oder im Ausstellungsverleih, sei es im Mitarbeiter Innen-Team als Angestellte oder über einen Werk auftrag. Sie alle leitet eine tiefe Empathie für die jungen Widerständler und ihren Professor sowie die Einsicht, dass historisches Wissen auch die Gegenwart menschlicher und ziviler zu machen vermag. Für all dieses Mittun, Unterstützen und „Weitertragen“ sage ich zusammen mit meinen Vorstandskollegen großen Dank. Dr. Hildegard Kronawitter, Vorsitzende 6 2 Chronik und Ausstellungskalender Chronik der Veranstaltungen 2014 Überblick über die Wanderausstellungen im In- und Ausland → ab S. 9 16.1.2014 Filmvorführung „Der Blinde Fleck“ im Kino Münchner Freiheit mit anschließender Diskussion mit Ulrich C haussy, dem Regisseur Daniel Harrich und Anna Bräsel von der regionalen Bera tungsstelle des Bayerischen Jugendrings gegen Rechtsextremismus für Oberbayern und Schwaben. Eine Kooperation mit dem Bayerischen Jugendring / Rechtsberatungsstelle, dem KulturForum der SPD München und der Weiße Rose Stiftung e.V., → mehr S. 50 24.1.2014 Eröffnung des sechsten und letzten Teils der Ausstellung „Vergessener Widerstand“ in der großen Aula des Franz-Marc-Gymnasiums Markt Schwaben mit abschließender Gesamtschau der Ausstellungsserie, die mit Unterstützung der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungs arbeit und in Zusammenarbeit mit der Weiße Rose Stiftung e.V. realisiert wurde, → mehr S. 42 27.1.2014 Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Im Sophiensaal sprach Albert Knoll über die Geschichte der Homosexuellen in München in der NS-Zeit „Der Rose Winkel“. 29.1.2014 „Dem Rad in die Speichen fallen“ – Widerstand gestern und heute – Oberkirchenrätin Susanne Breit-Keßler, Regionalbischöfin für München und Oberbayern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern hält die Weiße Rose Gedächtnisvorlesung im Audimax der LMU. 18.2.2014 Weiße-Rose-Gedenkkonzert im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität: Der Münchner Domorganist Hans Leitner spielt an der Weiße Rose Or- gel, Michael Stacheder vom Jungen Schauspiel Ensemble München liest aus Verhörprotokollen der Widerstandsgruppe. Eine Veranstaltung mit Unterstützung der Weiße Rose Stiftung e.V., → mehr S. 51 21.2.2014 Buchvorstellung in der DenkStätte Weiße Rose von „Josef Gieles. Studentenbriefe 1939-1942. Widerständiges Denken im Umfeld der Weißen Rose“ durch den Herausgeber Prof. Dr. Heinrich Kanz mit anschließender Lesung aus den Briefen durch Gerwita Hees, Ensemble mitglied des Münchner Gärtnerplatz theaters, → mehr S. 52 22.2.2014 Protestveranstaltung gegen die Todes strafe von Amnesty München am 71. Hinrichtungstag der Geschwister Scholl und Christoph Probst 18.3.2014 „Zeugnis eines Überlebenden – Robert Hébras“ von Michaël Fauge roux, 2011: Dokumentarfilm mit deutschen Untertiteln mit anschließendem Zeitzeugengespräch mit Robert Hébras in der LMU. Eine Veranstaltung der Weiße Rose Stiftung e.V. in Kooperation mit dem Förderverein NS-Dokumentationszentrum München, → mehr S. 53 20.3.2014 Lesung des Jungen Schauspiel Ensemble „Weiße Rose und Widerstand“ im Rahmen der zweitägigen Non-Violent-Resistance Conferenz in der Ludwig-Maximilians-Universität. Dr. Hildegard Kronawitter schickt ein Grußwort, das auf der Homepage der Veranstalter zu lesen ist. 6.5.2014 Buchvorstellung „Die Weiße Rose – Defizite einer Erinnerungskultur“ mit der Autorin Kristina Kargl in der DenkStätte Weiße Rose, → mehr S. 54 9.5.2014 Google Doodle auf der Startseite von Google Deutschland zu Ehren von Sophie Scholl 7 19.5.2014 „Sophie Scholl – eine Ikone des Widerstands“, Vortrag von Dr. Hildegard Kronawitter auf dem Kolloquium „Widerstand im Dritten Reich“ in der Staatsbibliothek Berlin. Eine Kooperation der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e.V. mit der Staatsbibliothek zu Berlin und der Weiße Rose Stiftung e.V., → mehr S. 19 3.6.2014 „Ordre national du Mérite“ für Hildegard Kronawitter. Der Französische Staat, vertreten durch Botschafter Maurice Gourdault-Montagne, würdigte mit der Auszeichnung für die Vorsitzende Dr. Hildegard Kronawitter die Arbeit der Weiße Rose Stiftung e.V. in Frankreich, → mehr S. 57 13.7.2014 71. Todestag von Alexander Schmorell und Prof. Kurt Huber. Erinnern und das Vermächtnis schützen. Die Weiße Rose Stiftung e. V. unterstützt die Gegendemonstration zur so genannten „Mahnwache“ am Karlsplatz-Stachus in München. 14.7.2014 „Wie wir werden, was wir sind“ – Stadtgeschichtliches Kolloquium für Angelika Baumann. Dr. Hildegard Kronawitter nimmt am Podiumsgespräch teil. 11.10.14 Konzert „The Soul of Migration“: Geschichte einer Heimkehr in der Fremde in der Großen Aula, LudwigMaximilians-Universität München: Musik und Text blechimpuls – Brass ensemble aus Ulm. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Weiße Rose Stiftung e.V. im Rahmen der 13. Internationalen Bindungskonferenz „Bindung und Migration“ in der LMU 16.9.2014 Verleihung der Alexander-SchmorellStipendien im Rahmen der russischdeutschen Kulturwoche in Orenburg, → mehr S. 24 8 18.10.2014 Die DenkStätte Weiße Rose öffnet in der Langen Nacht der Münchner Museen, Führungen und Schauspiel des Theaters Eukitea „Sophie Scholl – Innere Bilder“, → mehr S. 37 und 45 15.10.2014 Lehrerfortbildungstag in der DenkStätte Weiße Rose unter dem Motto „Sind wir, wie wir heißen? – Schulnamen und ihre Bedeutung für Schulprofil und Schulalltag“ in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungs arbeit, → mehr S. 47 13.10.2014 Eröffnung der neuen Einzelausstellung „Hans Leipelt und die Weiße Rose“ in der Aula der Hans-LeipeltBerufsoberschule Donauwörth. Zur Eröffnung sprach Prof. Dr. Wolfgang Huber vom Vorstand der Weiße Rose Stiftung e.V., → mehr S. 15 25.11.2014 Vorstellung der Neuerscheinung zu Hans Scholl mit dem Titel „Sehnsucht nach dem Lichte – Zur religiösen Entwicklung von Hans Scholl. Unveröffentlichte Gedichte, Briefe und Texte“ mit dem Hamburger Pastor und Autor Robert M. Zoske in der DenkStätte Weiße Rose. Einführung von Dr. Detlef Bald, Historiker, → mehr S. 55 1.12.14 Der Journalist Glenn Greenwald erhält den Geschwister-Scholl-Preis für sein Buch „Die globale Überwachung. Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen“ in der Großen Aula der LMU. Eine Veranstaltung der Landeshauptstadt München und des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Landesverband Bayern. → mehr S. 61 Ausstellungskalender Deutschland 20.1. – 24.1.2014 FOS Ingolstadt 27.1. – 31.1.2014 Theodor-Heuss-Gymnasium Nördlingen 10.2. – 14.2.2014 Ringeisen Gymnasium Ursberg 17.2. – 21.2.2014 Carl-von-Linde Gymnasium Kempten 24.2. – 28.2.2014 Christoph Probst Realschule Neu-Ulm 17.3. – 21.3.2014 Gymnasium bei St. Anna Augsburg 9.3. – 6.4.2014 Liebfrauenkirche Witzenhausen 24.3. – 28.3.2014 Mittelschule Hallbergmoos 28.4. – 02.5.2014 Marianum Buxheim Gymnasium Buxheim 12.5. – 27.5.2014 Staatsbibliothek Berlin Einzelausstellungen 25.11.2013 – 31.1.2014 Alexander Schmorell Bayerische Staatsbibliothek München 10.3. – 11.4.2014 Christoph Probst Mittelschule Murnau 1.4. – 31.5.2014 Prof. Kurt Huber Geschwister-Scholl-Schule Ingersheim/Crailsheim 1.9. – 30.9.2014 Willi Graf Volksbildungswerk Klarenthal e.V. Wiesbaden 13.10. – 31.12.2014 Hans Leipelt Hans-Leipelt-Schule Donauwörth Ausstellungskalender international Brasilien 18.2. – 15.3.2014 Universidade Federal Fluminense – Bundesuniversität Fluminense 14.7. – 18.7.2014 Maria-Ward-Realschule München 17.3. – 11.4.2014 Universidade Federal do Rio de Janeiro – Bundesuniversität Rio de Janeiro 8.9. – 15.9.2014 Hohenstaufen Gymnasium und Gartenschau Kaiserslautern 15.5.2014 Kulturelle Veranstaltung an der „Tenda Cultural Ortega y Gasset“ 6.10. – 7.10.2014 Gymnasium Wertingen 10.10. – 28.11.2014 Bibliothek Florestan Fernandes Universität São Paulo 13.10. – 17.10.2014 Geschwister-Scholl-Mittelschule Aichach Frankreich 13.10. – 14.11.2014 Hans-Leipelt-Schule Donauwörth 27.1. – 17.2.2014 Gymnasium Pape Clément Pessac 10.11. – 14.11.2014 Mittelschule Fischach 20.3. – 13.4.2014 Musée de la Résistance Limoges 17.11. – 21.11.2014 Maria-Ward-Gymansium Augsburg 2.10. – 14.10.2014 Stadt Bordeaux 17.11. – 24.11.2014 Festival international du film d’histoire Pessac 9 Italien 17.4. – 4.5.2014 Gallerie del Progetto, Palazzo Valvason Morpurgo Udine 28.4. – 23.5.2014 Liceo linguistico ‚Sophie Scholl‘ Trient 12.11. – 26.11.2014 Liceo Porporato Pinerolo Kasachstan ab 28.4.2014 Gemeinderaum der St. Nikolaus Kirche Almaty Lettland ab 1.10.2014 Okkupationsmuseum Liepaja Polen 14.3. – 31.3.2014 Kulturhaus Strzyzow ab 13.10.2014 Dom Edyty Stein Wroclaw Russland ab 16.9.2014 Dt. Russische Kulturwoche Orenburg Usbekistan 20.11.2014 – 7.1.2015 Gelände der Uspensky-Kathedrale Taschkent USA 8.1. – 26.1.2014 Marathon County Public Library Wausau, WI 31.1. – 21.2.2014 University of Wisconsin Eau Claire, WI 31.1. – 6.3.2014 Washington State University Pullman, WA 27.2. – 12.3.2014 Nicolet High School Glendale, WI 10.3. – 2.4.2014 Pacific Lutheran University Tacoma, WA 14.3. – 30.3.2014 Kessler‘s Old World Guesthouse Cleveland, WI 2.4. – 30.4.2014 University of South Dakota Vermillion, SD 29.4. – 23.5.2014 University of Iowa Iowa City, IA 8.7. – 23.8.2014 German-American Heritage Museum of the USA Washington, DC 28.8. – 3.10.2014 Shippensburg University Shippensburg, PA 7.10. – 10.10.2014 Duquesne University Pittsburgh, PA 12.10. – 17.10.2014 Rodef Shalom Congregation Pittsburgh, PA 20.10. – 24.10.2014 Winchester Thurston School Pittsburgh, PA 26.10. – 31.10.2014 Shady Side Academy Pittsburgh, PA 2.11. – 14.11.2014 Wheeling Jesuit University Wheeling, WV 16.11. – 21.11.2014 Washington Jefferson College Washington, PA 1.12. – 5.12.2014 Old Trail School Bath, OH 15.12.2014 – 27.3.2015 University of Oregon Eugene, OR 10 3 90. Geburtstag von Franz J. Müller Am 8. September 2014 feierte Franz J. Müller seinen 90. Geburtstag. Zu diesem Anlass würdigte die Weiße Rose Stiftung e.V. seine großen Verdienste um die Erinnerung an die Weiße Rose und ihre Vergegenwärtigung. Franz J. Müller gehörte als Schüler der Abiturientengruppe eines Ulmer Gymnasiums an, die das fünfte Flugblatt der Weiße Rose von Sophie Scholl erhielt, hinter der Orgel der Martin-Luther-Kirche in Ulm kuvertierte und mit der Post an Adressaten im Raum Ulm versandte. Im zweiten Prozess gegen die Weiße Rose vor dem Volksgerichtshof, am 19. April 1943, erhielten Franz J. Müller, Hans und Susanne Hirzel sowie Heiner Guter unterschiedlich hohe Gefängnisstrafen. Franz J. Müller wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt und am 12. April 1945 von amerikanischen Truppen aus dem Jugendgefängnis in Heilbronn befreit. Franz J. Müller hat mit großem persönlichen Einsatz dazu beigetragen, die Erinnerung an die Weiße Rose wach zu halten. Zusammen mit Inge Aicher-Scholl, Dr. h.c. Anneliese K noop Graf, Dr. Marie-Luise Schultze-Jahn und anderen gründete er 1987 die Weiße Rose Stiftung e.V. Bis 2004 war er deren Vorsitzender, seither ist er Ehrenvorsitzender. Gemeinsam mit dem damaligen Rektor der Universität Prof. Dr. Andreas Heldrich realisierte er die DenkStätte Weiße Rose in der Ludwig-Maximilians-Universität München, in der er unzählige Zeitzeugengespräche mit Schülern führte. 11 4 Bericht von Prof. Dr. Wolfgang Huber, 2. Vorsitzender Am 12. Januar stellte Prof. Heinrich Kanz in der DenkStätte Weiße Rose die Neuauflage seiner Ausgabe der Briefe von Josef Gieles vor: „Josef Gieles: Studentenbriefe 1939-1942. Widerständiges Denken im Umfeld der Weißen Rose“. Ich leistete dazu einleitende Bemerkungen. Vom 7. bis 12. April nahm ich an einem Symposium zur Weißen Rose in Italien teil. Aus Anlass mehrerer Buchveröffentlichungen veranstalten die Commune di Brescia und die Cooperativa Cattolico-democratica di Cultura in Brescia ein Symposium zu Fragen der Weißen Rose: Ciclo di iniziative sulla Rosa Bianca „Un spirito duro e un cuore tenero“. Am Symposium nahmen teil: Alessandra Lombardi, Carmelo Rifici, Marta Perrini, Lucia Mor, Lilian Groag, Carla Boroni, Paolo Ghezzi, Rolando Anni. Die Weiße Rose Stiftung e.V. war durch mich vertreten. Am 7. April leitete ich an der Università Cattolica del Sacro Cuore ein Seminar zum Thema „Die Weiße Rose in einem totalitären Staat“. Dann sprach ich an vier Tagen im Teatro Sociale und anderen Veranstaltungsorten zum Rahmenthema „Die Weiße Rose als Herausforderung und Verantwortung“. Das Thema bezog sich zum Teil auf den von Marta Perrini herausgegebenen Sammelband „Rosa Bianca – La sfida della responsabilità“, zu dem Frau Dr. Kronawitter ein Grußwort schrieb, „L’attività della Weiße Rose Stiftung di Monaco“. Mein Beitrag hatte den Titel: „La Rosa Bianca: la rivolta della coscienza cristiana contra la religione politica“. Die Vorträge waren u.a. auch für Schüler mehrerer Gymnasien aus Brescia und Umgebung gedacht. Wegen des großen Andrangs mussten Rolando Anni, Marta Perrini und ich die Vorträge mehrmals halten. Am 13. Juli, dem 71. Todestag von Alexander Schmorell und meinem Vater, fand eine Gegendemonstra tion zur so genannten rechtsextremen „Mahnwache“ am Münchner Karlsplatz Stachus statt. Um deutlich zu machen, dass die fälschliche Verwendung des Namens „Weiße Rose“ ebenso inakzeptabel ist wie die Instrumentalisierung des Gedenktages 13. Juli zur Propagierung rechtsextremistischen Gedankenguts, stand ich für Fragen zur Verfügung. Am 5. und 6. September machte eine Brescianer Gruppe aus ca. 80 Radfahrern und Marathon-Läufern eine Friedensfahrt von Brescia nach München. Am 5. September trafen sie in der Universität ein und wurden von mir durch Universität und DenkStätte Weiße Rose geführt. Am 6. September hielt ich morgens einen Vortrag über Ideen und Motive der Beteiligten an den Aktionen der Weißen Rose. Aus Anlass des 70. Todestages von Hans Leipelt am 13. Oktober hielt ich in der Hans Leipelt Schule in Donauwörth einen Vortrag mit dem Thema: „Hans Leipelt und die Weiße Rose“. Am 9. November beteiligte ich mich an der Verlesung der Namen der durch die Pogromnacht und deren Folgen ums Leben gekommenen Münchner Juden am Gedenkstein der alten Synagoge. Wolfgang Huber 12 Prof. Dr. Wolfgang Huber in Brescia „Eine besondere Ehre wurde der Hans-Leipelt-Schule dadurch zuteil, dass Prof. Dr. Wolfgang Huber diese neue Ausstellung eröffnete. Er ist der Sohn Prof. Kurt Hubers, der der Widerstandsgruppe Weiße Rose angehörte und das letzte Flugblatt „Kommilitoninnen! Kommilitonen!“ verfasst hatte. Prof. Kurt Huber (…) wurde zusammen mit Alexander Schmorell am 13. Juli 1943 durch die Nationalsozialisten im Gefängnis München-Stadelheim ermordet. In seinem Vortrag betonte Prof. Dr. Wolfgang Huber, dass er und seine Familie Hans Leipelt und Marie-Luise Jahn bis heute zu besonderem Dank verpflichtet sind, denn sie seien es gewesen, die seine Familie, nach dem Tod des Vaters mittellos geworden, finanziell unterstützten.“ Auszug aus dem Bericht der Hans-Leipelt-Schule zur Ausstellungseröffnung Ausstellungseröffnung in Donauwörth 13 5 Joachim Baez zu den Gedenkveranstaltungen für Willi Graf Joachim Baez, Neffe von Willi Graf und Mitglied der Weiße Rose Stiftung e.V. und des Beirats, wirkte als Vertreter der Familie Knoop-Graf an zwei Gedenkveranstaltungen in Bonn und in München mit, die in zeitlichem Zusammenhang mit dem 71. Todestag von Willi Graf stattfanden. Am 29. September wurde im Bonner Stadtteil Beuel der „Willi-Graf-Ring“ mit der Enthüllung eines den Namensgeber und seine Widerstandstätigkeit vorstellenden Straßenschildes durch den Oberbürgermeister der Stadt und den Bezirksbürgermeister feierlich eingeweiht; hierbei konnte ich eine helfende Hand reichen und gleichzeitig, im Hinblick auf das Fehlen kompetenter Zeitzeugen auf die immer wichtiger werdende Arbeit beispielsweise der Weiße Rose Stiftung e.V. hinweisen. Willi Graf, 1940 Joachim Baez (re.) bei der Enthüllung des Straßenschildes Die Namensgebung ging zurück auf einen Bürger antrag von Schülern und Lehrern des St. AdelheidGymnasiums Beuel aus dem Jahr 2004 – gestellt im Anschluss an einen von der damaligen 2. Vorsitzenden der Stiftung, Frau Anneliese Knoop-Graf, gehaltenen Vortrag über ihren Bruder. Nach Abschluss der Bauarbeiten konnte nunmehr das „Ergebnis“ in Anwesenheit einer Schulabordnung und der damaligen Schulleiterin als Initiatorin der Öffentlichkeit – und hier vornehmlich den in dem entstandenen Neubaugebiet wohnenden Anliegern – vorgestellt werden. Am 15. und 16. November 2014 fand in München die 50-Jahr-Feier des „Willi-Graf-Studentenwohnheims“ statt. Nach dem geselligen Teil am Samstag stand am Sonntag das besinnlichere Moment im Vordergrund. Nach einem Festgottesdienst, zelebriert von Generalabt Th. Handgrätinger OPraem, zeichnete ich ein Lebensbild des Namensgebers unter dem tradierten Motto: „Du weißt, dass ich nicht leichtsinnig gehandelt habe!“ Die daran anschließende Podiumsdiskussion, die von Annette Kugler vom BR moderiert wurde, stellte aus „junger“ und „alter“ Sicht Elemente der Lebensführung und -gestaltung heraus, die von der Begegnung mit der Person Willi Grafs und dem von ihm verkörperten Gedanken des Widerstandes der Weißen Rose beeinflusst sind. Joachim Baez 14 6 Einzelausstellung zu Hans Leipelt Die Ausstellung „Hans Leipelt und die Weiße Rose“ ist eine biografische Einzelausstellung, die von Ursula Kaufmann M.A. erarbeitet wurde. Wir danken Angela Bottin, Dr. Anne-Barb Hertkorn und Klaus Möller für Beratung und Dokumente. Die Ausstellung wurde am 13. Oktober 2014, dem 70. Jahrestag des Todesurteils gegen Hans Leipelt, an der Hans-Leipelt-Fach- und Berufs oberschule Donauwörth mit einem eindrucksvollen Programm eröffnet. Herzlichen Dank an die Schule, besonders an den Geschichtslehrer Stefan Schupfner und an Schulleiter OStD Karl Rieger, für die gute Zusammenarbeit. Hans Leipelt, o.J. Privatarchiv Angela Bottin Hans Konrad Leipelt, Student der Chemie in München, erhielt – so erinnerte sich seine Freundin Marie-Luise Jahn – das sechste Flugblatt der Weißen Rose am 18. Februar 1943. An diesem Tag wurden Hans und Sophie Scholl im Lichthof der LudwigMaximilians-Universität München beim Verteilen dieses Flugblattes verhaftet. Als Leipelt Tage später von den ersten Todesurteilen für die Geschwister Scholl und Christoph Probst erfuhr, setzte er gemeinsam mit Marie-Luise Jahn ihren Widerstand fort unter dem Motto „…und ihr Geist lebt trotzdem weiter!“. Hans Leipelt wuchs in Hamburg auf und stammte aus einer weltoffenen, wohlhabenden Familie, die mütterlicherseits von rassistischer Verfolgung betroffen war. Er selbst galt als „Halbjude“ und wurde deshalb im Sommer 1940 trotz seiner militärischen Auszeichnungen aus der Wehrmacht entlassen. Ab Herbst 1942 konnte Hans Leipelt am Chemischen Institut München studieren; der dortige Institutsleiter Prof. Heinrich Wieland setzte sich über die verordnete Diskriminierung „halbjüdischer“ Studenten mutig hinweg. Hans Leipelt, Marie-Luise Jahn und weitere Freunde wurden im Oktober 1943 verhaftet. Ein ein Jahr später, am 13. Oktober 1944, verurteilte der Volks gerichtshof Hans Leipelt in Donauwörth zum Tode. Am 29. Januar 1945 wurde er im Gefängnis München-Stadelheim mit der Guillotine hingerichtet. Er war 23 Jahre alt. Die Ausstellung „Hans Leipelt und die Weiße Rose“ behandelt den Widerstand von Hans Leipelt vor seinem persönlichen Hintergrund von Diskriminierung und Verfolgung. Seine Schwester Maria Leipelt überlebte die NS-Diktatur als einziges Familienmitglied. Zwei Personen, die ihm besonders nahe standen, kommen in der Ausstellung ausführlich zu Wort: Seine Freundin und Mitstreiterin Marie-Luise Schultze-Jahn und einer seiner engsten Freunde aus Hamburg, der Regimegegner Karl Ludwig Schneider. Vom 8. Januar bis 5. Februar 2015 wird die Einzel ausstellung in Hamburg in Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und der Initiative Gedenken in Harburg in der Bücherhalle Harburg gezeigt. Dort wird sie von zahlreichen Veranstaltungen wie Führungen, Filmvorführungen, Vorträgen und Podiumsgesprächen begleitet. 15 Eröffnung in Donauwörth Die Eröffnung der Ausstellung fand am 13. Oktober 2014 um 11 Uhr in der Aula der Hans-Leipelt-Fachund Berufsoberschule vor zahlreichen Schülern statt. Nach der Begrüßung der Gäste durch Schulleiter Karl Rieger führten zehn Schüler unter der Regie von Brigitte Schupfner ein selbst verfasstes Theaterstück zum Widerstand Hans Leipelts und seiner Freude auf. Im Anschluss eröffnete Prof. Wolfgang Huber mit einem beeindruckenden Vortrag die Ausstellung. Am gleichen Tag fand abends im Rahmen der Donauwörther Kulturtage vor großem Publikum mit vielen Vertretern der Donauwörther Zivilgesellschaft eine weitere Gedenkveranstaltung statt. Dr. Hildegard Kronawitter sprach ein Grußwort und betonte die heutige Konsequenz aus Hans Leipelts Widerstand: Er sei ein fortwährender Aufruf, für Freiheit und Recht einzustehen, persönlich Verantwortung zu übernehmen und Toleranz zu zeigen. Couragiert habe Leipelt als Teil der Weißen Rose friedliebend aber zugleich entschieden gegen das Unrechts- und Terrorregime der Nazis gekämpft. Stadtarchivar Dr. Ottmar Seuffert sprach über die Verhaftungen am Chemischen Institut und die Hintergründe der Gerichtsverhandlung in Donauwörth am 13. Oktober 1944. Schulleiter OStD Karl Rieger und Kulturreferentin Barbara Kandler unterstrichen ihren Wunsch, „dass es kein Vergessen“ geben dürfe. Die Ausstellung „Hans Leipelt und die Weiße Rose“ wurde auch von umliegenden Schulen gut besucht. Freundlicherweise führte der Geschichtslehrer Stefan Schupfner Gruppen durch die Ausstellung. Gleichzeitig war auch unsere große Wanderausstellung in der Aula zu sehen. Bemalte Säule in der HansLeipelt-Schule Donauwörth 16 Selin Schuster, Schülerin der Klasse F12S3, berichtet für die Theatergruppe über die szenische Darstellung: „Die für Geschichte begeisterten 12.Klässler nahmen freiwillig und mit viel Engagement an der Vorbereitung und Durchführung dieses Stückes teil. Nachmittag für Nachmittag wurde für die biographische Vorstellung geübt. Bevor sie jedoch zu schauspielern begannen, wurde den Jugendlichen durch die Lehrerin und Stückeschreiberin Brigitte Schupfner das ernste Thema und die Bedeutung des Gedenktages näher gebracht. (…) Als die Gruppe dann die kurzen Texte lernte, sich die Reihenfolge und die Aufgaben während des Vorspiels einzuprägen versuchte und der 13. Oktober immer näher rückte, waren alle schon ziemlich aufgeregt. Drei Tage vor dem Auftritt wurde erstmals das Bühnenbild aufgestellt und eine erste Stellprobe durchgeführt. Etwas unsicher und mit kurzen Unterbrechungen spielten die acht Mädchen und zwei Jungen das Stück ebenfalls das erste Mal vor ihrer Lehrerin, die Regie führte, komplett durch. Jeder wusste, dass es die letzte Vorbereitungs stunde sein würde und am Montag alles gegeben werden müsste. (…) Ich hätte niemals gedacht, dass Menschen von einer kleinen Darbietung so berührt sein können. Es ist eben eine wahre Geschichte und man konnte sich vielleicht durch unsere Vorführung zumindest vorstellen, was in den Köpfen von solch furchtlosen, kämpferischen und geradlinigen Leuten wie Hans Leipelt , Marie-Luise Jahn, Hans und Sophie Scholl oder Christoph Probst vorging. Man sollte ihnen auch heute noch größte Anerkennung schenken und kann nicht oft genug ihrer gedenken. Wir sind froh, dass wir das durften und würden bzw. werden es immer wieder tun. … Denn ihr Geist lebt trotzdem weiter!“ Theateraufführung der Schüler 17 Gottesdienst zum Schulbeginn Die Schule erinnerte an ihren Namensgeber außerdem im Gottesdienst zum Schulbeginn und mit einem besonderen Projekt, das wir hier gerne vorstellen: Die Verhaftung von Hans Leipelt und seine einjährige Inhaftierung im Gefängnis München-Stadelheim nahm die Sozialklasse der Jahrgangsstufe 12 zum Anlass, sich mit der heutigen Situation politischer Gefangener auseinanderzusetzen. Dabei sei klar geworden, dass politische Gefangene wie Hans Leipelt oder Liu Xiaobo aus China nach unseren heutigen, demokratischen Maßstäben keine Straftat begangen haben. Allein der Gebrauch von Menschen- und Bürgerrechten wie Meinungsfreiheit führte zu ihrer Verhaftung. Um Regimekritiker mundtot zu machen, würden sie in entlegene Gefängnisse gebracht, wo sie unter schlechten Haftbedingungen leiden, wie es die Klasse für politische Gefangene in China, Nordkorea und Russland untersucht hat. Hans Leipelt hat sein politisches und menschliches Engagement mit dem Leben bezahlen müssen. Die politischen Gefangenen von heute hoffen durch ihr Beispiel, die Opposition in den jeweiligen Ländern zu unterstützen und möglicherweise einen Demokratisierungsprozess mitzugestalten. Collagen des Projekts „Politische Gefangene“ 18 7Wanderausstellungen Die Weiße Rose in Deutschland Die große Wanderausstellung „Die Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler, München 1942/43“ wurde 17 Mal gezeigt. Unsere Zusammenarbeit mit dem freien Theater Eukitea führte zu 13 Ausstellungsstationen an bayerischen Schulen (siehe dazu Bericht S. 45). Die biografischen Einzelausstellungen wurden fünf Mal gezeigt. Wir bedanken uns bei allen Kooperationspartnern, die den Ausstellungsverleih vor Ort ermöglicht und ein umfangreiches Rahmenprogramm organisiert haben. Stellvertretend berichten wir über ausgewählte Ausstellungstermine. Auf Initiative von Pfarrer Gerhard Hahn der Ev. Kirchengemeinde Witzenhausen war unsere Ausstellung vom 9. März bis 6. April unter der Kuppel der Liebfrauenkirche zu sehen. Begleitend wurde im dortigen Capitol Kino der Spielfilm „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ und der Dokumentarfilm „Die Widerständigen – Zeugen der Weißen Rose“ gezeigt. Ausstellungseröffnung in der Liebfrauenkirche Witzenhausen Im Rahmen des zweitägigen Kolloquiums „Widerstand im Dritten Reich“ wurde unsere Ausstellung vom 21. bis 24. Mai in der Staatsbibliothek Berlin präsentiert. Das Kolloquium wurde von Prof. Dr. h.c. mult. Klaus G. Saur, Beiratsmitglied und vielfältiger Förderer der Weiße Rose Stiftung e.V., initiiert und vom Verein „Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin“ veranstaltet. In insgesamt neun wissenschaftlichen Vorträgen wurden verschiedene Dimensionen des Widerstandes sowie Fragen der Erinnerungskultur thematisiert. Zur Eröffnung der Ausstellung am Ende des ersten Kolloquiumtages sprach Prof. Dr. Hans Maier, Politologe und ehem. Bayerischer Staatsminister, zum Thema „Christlicher Widerstand im Dritten Reich – eine Spurensuche“. Von der Weiße Rose Stiftung e.V. referierten Dr. Hildegard Kronawitter zu „Sophie Scholl – eine Ikone des Widerstands“ und Bischof Prof. Dr. Wolfgang Huber spricht auf dem Kolloquium in Berlin 19 Prof. Dr. h.c. Klaus G. Saur zum Thema „Die Emigration als Element des Widerstandes“. Weiterhin sprachen u.a. Bischof Prof. Dr. Dr. hc Wolfgang Huber, ehem. Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, zu „Dietrich Bonhoeffer – das theologische Profil seines politischen Widerstands“, Dr. Jürgen Zarusky, Institut für Zeitgeschichte München – Berlin, zu „Widerstand als „Hochverrat“: Politische Justiz, Gegnerspektrum und Widerstandsbegriff“, Prof. Dr. Paul Nolte, Friedrich-Meinecke-Institut der FU Berlin, zu „Flugblätter. Gedanken zur Widerstandskommunikation nicht nur im 20. Jahrhundert“ sowie Dr. Andreas Heusler, Stadtarchiv München, zu „Zukunft der Erinnerung. Wege und Konzepte des Widerstandsgedenkens“. Der Vortrag „Sophie Scholl – eine Ikone des Widerstands“ ist in der zweiten Ausgabe 2014 von „Einsichten und Perspektiven“, hrsg. von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit nachzulesen: http:// www.blz.bayern.de/blz/eup/02_14/ Einsichten_Perspektiven_2-2014_ Web.pdf Unsere Zusammenarbeit mit der Stadtkommission Kaiserslautern war im September ein großer Erfolg. Über 1000 SchülerInnen und 300 Erwachsene wurden mit drei Ausstellungsstationen und fünf Theatervorstellungen erreicht. Zahlreiche Besucher schauten sich in der Veranstaltungshalle der Gartenschau Kaiserslautern, am HohenstaufenGymnasium Kaiserslautern und an der Gesamtschule Bettina von Arnim in Ottersberg unsere Wanderausstellung an, viele Schulklassen sahen das Theaterstück „Sophie Scholl – Widerstand des Gewissens“. Das Gospel Art Studio gab drei Vormittags- und eine Abendveranstaltung seiner „fesselnden Inszenierung“, die auf Aufzeichnungen, Archivunterlagen und auf Schilderungen aus dem Familienund Freundeskreis der Weißen Rose beruht. Am 21. September gestalteten Jugendliche einen Gottesdienst in der Stadtmission Kaiserslautern zum Thema „Widerstand des Gewissens“. Unter dem Motto „Widerstand gehört Vitrine in der Staatsbibliothek Berlin 20 nicht in die Vergangenheit, sondern in die Gegenwart – auch in Kaiserslautern“ gab die Stadtkommission Kaiserslautern eine kleine Broschüre heraus, in der Persönlichkeiten der Stadt über ihre eigenen Vorbilder für Zivilcourage schreiben. Wir danken besonders Karl-Richard Albus, Vorsitzender der Stadtkommission, für sein großes Engagement. 2015 wird das Schulforum der Mittelschule Murnau entscheiden, ob sich die Schule in Zukunft nach Christoph Probst, der 1919 in Murnau geboren wurde, benennen wird. Im Rahmen dieses Namensgebungsprozesses zeigte die Schule vom 10. März bis 11. April die Einzelausstellung „Christoph Probst und die Weiße Rose“. Alle Klassen besuchten die Ausstellung und waren laut Rückmeldung der Lehrkräfte sehr interessiert. Im Anschluss veranstaltete die Schule eine Projektwoche zu Christoph Probst. Peter Hälterlein, komm. Schulleiter, bedankte sich für die Unterstützung beim Prozess der Namensgebung. Eine „Christoph-Probst-Schule Murnau“ wäre die dritte Bildungseinrichtung in Deutschland, die nach ihm benannt ist. Bislang gibt es die Christoph-Probst-Realschule in Neu-Ulm und das Christoph-Probst-Gymnasium in Gilching. Die Weiße Rose in Frankreich Im Berichtsjahr wurde die Wanderausstellung „La Rose Blanche“ an vier Orten in Frankreich gezeigt. Für die Organisation der Ausstellung im Musée de la Résistance de Limoges danken wir der Montgelas-Gesellschaft München. Für die Präsentation am Gymnasium Pape Clèment in Pessac, in Bordeaux anlässlich der 50jährigen Städtepartnerschaft München-Bordeaux und beim Festival International Du Film D´Histoire danken wir dem Generalkonsulat Bordeaux herzlich. Am 27. Januar, dem Holocaust Gedenktag, wurde die Ausstellung am Gymnasium Pape Clément in Pessac in der dortigen Bibliothek mit einem Grußwort des deutschen Generalkonsuls Hans-Werner Bussmann eröffnet. Die Ausstellung wurde an dem Gymnasium, an dem auch das deutsche Abitur abgelegt werden kann, bis zum 17. Februar gezeigt. Zum Rahmenprogramm gehörte der Film „Sophie Scholl – Les derniers Jours“. Ab 20. März 2014 wurde die französischsprachige Wanderausstellung „La Rose Blanche“ im neuen Musée de la Résistance in Limoges, der Hauptstadt des Limousin, gezeigt. Das Kernthema des Musée de la Résistance ist die französische Widerstandsbewegung während der deutschen Besatzung. Über die Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg sollen besonders jungen Menschen die grundlegenden Werte der französischen Republik vermittelt werden. Die Ausstellung erfolgte in Kooperation mit der Stadt Limoges und der Montgelas-Gesellschaft zur Förderung der bayerisch-französischen Zusammenarbeit e.V. Nach Informationen des Generalkonsuls stieß die Ausstellung in Bordeaux und Umgebung auf großes Interesse, zumal in Frankreich die Existenz von Widerstandsgruppen im Nazi-Deutsch- SchülerInnen des Collège Cassignol in Bordeaux land nur wenigen Kennern bekannt sei. Zum 50jährigen Jubiläum der Städte partnerschaft Bordeaux-München besuchte Anfang Oktober auch der 2. Bürgermeister Josef Schmid mit seiner Delegation die Ausstellung „La Rose Blanche“. Vor Vertretern der jüdischen Gemeinde und anderer Vereinigungen der Stadt sowie vor Schülern des Montesquieu-Lyzeums, der Partnerschule des Münchner WilliGraf-Gymnasiums, betonte er in seiner Rede die enorme erinnerungskulturelle Bedeutung dieser Widerstandsgruppe. v.re.: Bürgermeister Josef Schmid, Vertreterin der Stadt Bordeaux F. Forzy-Raffard, Generalkonsul Hans-Werner Bussmann Die jüdische Gemeinde in Bordeaux und ein Vertreter der Stadt wollen sich dafür einsetzen, dass die Ausstellung der Deutschen Schule Toulouse, den AbiBac- und PASCH-Schulen im Amtsbezirk des Generalkonsulats sowie vermehrt den Schulen mit verstärktem Deutsch-Unterricht angeboten wird. Die Anregung des Generalkonsuls, das Begleitmaterial zur Ausstellung gerade für den Geschichtsunterricht an französischen Schulen zu erweitern, nehmen wir gerne auf. „Vor allem für französische Deutsch- und Geschichtslehrer sollten Unterrichtshandreichungen erarbeitet werden, die sie animieren, die Ausstellung in ihren Unterricht zu integrieren“. Weiterhin teilte uns Generalkonsul Bussmann mit, dass „mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk der Gedanke aufgenommen wird, für Schülergruppen aus Bordeaux, Oradour-sur-Glane, Beyssenac (Pont Lasveyras) und Gurs Reisen nach München, Dachau (…) Nürnberg und Berlin zu organisieren, um ihnen eine intensive Auseinandersetzung mit dem III. Reich und dem deutschen Widerstand zu ermöglichen.“ 21 Die Weiße Rose in Italien Anlässlich der neuen Namensgebung der Liceo Linguistico „Sophie Scholl“ wurde die deutschsprachige Wanderausstellung im Mai in Trient gezeigt. Über Mathias Durchfeld von der Institution istoreco wurde die italienische Sprachversion in Udine und in Torre Pellice gezeigt. Im Mai 2014 wurde die neusprachliche Schule in Trient mit dem neuen Namen Liceo Linguistico „Sophie Magdalena Scholl“ offiziell eingeweiht. Um die Namensgeberin Sophie Scholl und ihre Geschichte besser kennenzulernen, zeigte die Schule unsere Ausstellung vom 2. bis 20. Mai. Begleitend fanden im Unterrichtsfach Deutsch unter der Leitung von Gabriella Vettori intensive Projekttage statt, die die Schüler zur Auseinandersetzung mit Sophie Scholl und dem Widerstand der Weißen Rose anregten. Zur Vorbereitung hatten im April Schüler des Liceo Linguistico in mehreren Gruppen die DenkStätte Weiße Rose in München besucht. Vom 17. April bis 4. Mai war die Ausstellung in der Galllerie del Progetto im Palazzo Valvason Morpurgo in Udine zu sehen. Am 25. Oktober wurde sie in Torre Pellice in der Galleria „Filippo Scroppo“ von Bürgermeister Marco Cogno eröffnet. Paolo Ghezzi, Historiker und Verleger, hielt den Eröffnungsvortrag. Anschließend sprach Lorenzo Tibaldo, Vorsitzender des Vereins „Val Pellice per la difesa die valori della Resistenza e della Costituzione repubblicana“ und Autor der Neuerscheinung „La Rosa Bianca – Giovani contro Hitler“, die er auch am 8. November in Pinerolo präsentierte. Am 26. Oktober wurde in Udine der Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ von Marc Rothemund gezeigt. Ein weiteres Mal wurde die italienische Ausstellung ab 12. November im Liceo Porporato in Pinerolo gezeigt. Bei der Eröffnung sprachen u.a. Riccardo Vercelli, Vorsitzender von Anpi (L'Associazione Nazionale Partigiani d'Italia), Sezione di Pinerolo und Lorenzo Tibaldo. Im Anschluss lasen die Schüler aus Texten der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Die Ausstellung wurde dort bis zum 26. November gezeigt. Wir danken Mathias Durchfeld, der den Ausstellungsverleih in Italien von Reggio Emilia aus organisiert. 22 Die Weiße Rose in Ost- und Mitteleuropa 2014 wurde die russischsprachige Ausstellung in den Hauptstädten von Kasachstan und Usbekistan sowie in Lettland und in Polen gezeigt. Das russiche Fernsehen begleitete die alljährliche Vergabe der Alexander Schmorell Stipendien in Orenburg und bezog in seine Dokumentation auch die DenkStätte Weiße Rose in München ein. Das Berichtsjahr 2014 im Raum Mittel- und Osteuropa war im Gegensatz zu den problemfreien Vorjahren überschattet durch eine wachsende Entfremdung der Politik der Bundesrepublik und der Russischen Föderation. Sie begann nicht erst mit der Annektierung der Krim und der Sezession der Ostukraine von Kiew, sondern mit der Abwesenheit westeuropäischer Spitzenpolitiker bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Sotschi. Die Enttäuschung über dieses Verhalten des von den Russen stets bewunderten Deutschland prägte die Diskussionen und persönlichen Gespräche während unseres Ausstellungsprogramms. Die Frage, ob angesichts dieses verschlechterten politischen Klimas die jährliche Stipendienvergabe in Orenburg und das Ausstellungsprogramm in Russland noch angebracht seien, beantworten wir mit einem „Jetzt erst recht!“ Der neue deutsche Botschafter in Moskau, Freiherr von Fritsch, den wir über unsere Tätigkeit in Russland unterrichtet hatten, bestärkte uns in diesem Entschluss in seinem sehr persönlich gehaltenen Brief vom 1. September und entsandte den zuständigen Generalkonsul aus Jekaterinburg, sagte zu, einmal nach Orenburg zu kommen und lud Dr. Igor Chramow, Präsident von Eurasia Orenburg, zur Feier des deutschen Nationalfeiertages in die deutsche Botschaft nach Moskau ein. Hier kam es zu einem persönlichen Gespräch mit Dr. Chramow. Deutsch-Russische Kulturtage 16. – 20. September in Orenburg Beherrschendes Thema aller Gespräche während des Begleitprogramms mit Studenten, Dozenten und Freunden waren Krimkrise und Bürgerkrieg in der Ostukraine. Unterrichtet durch die russischen Medien – nicht immer ganz objektiv – waren NATO und EU-Aktivitäten Hauptgegenstand der Diskussionen – auch für Andreas Klaßen, Generalkonsul in Jekaterinburg. Dieser besuchte den neu gewählten Gouverneur Juri Berg und gratulierte zu dessen Wiederwahl. Für die Zukunft wünschten sich unsere Gesprächspartner die Wiederherstellung der guten Beziehungen zwischen unseren Ländern. v.li.: Winfrid Vogel, Generalkonsul Andreas Klaßen, Dr. Werner Rechmann 23 Die Bedeutung der Eröffnungsveranstaltung im Großkino Kosmos mit rund 600 Studenten, Rektoren und Dozenten beider Orenburger Universitäten, wurde durch die Anwesenheit von Autoritäten aus Stadtverwaltung und Oblast unterstrichen. Zusammen mit Dr. Werner Rechmann, Schatzmeister der Weiße Rose Stiftung e.V., und Winfrid Vogel überreichten sie die Alexander-Schmorell-Stipendien. Die Beauftragte für die Sprachausbildung Deutsch des deutschen Generalkonsulats nutzte ihren Besuch der Eröffnungsveranstaltung, um Urkunden der Deutschen Botschaft an ca. 20 Studenten, die ihre Sprachprüfung bestanden hatten, zu verleihen. Stipendienverleihung in Orenburg Ein Filmteam des Kulturkanals des russischen Fernsehens begann in Orenburg seine Dreharbeiten, die in Begleitung von Dr. Chramow in München zum Thema „Der Widerstand der Studenten der Weißen Rose“ fortgesetzt wurden. Kasachstan Die ehemalige Republik der Sowjetunion, neuntgrößtes Flächenland der Erde, wirtschaftlich reich, verlor im „Großen Vaterländischen Krieg“ 1941-1945 mehr als 600 000 Soldaten. Bei einer Bevölkerung von heute knapp 16 Millionen ein hoher Prozentsatz. 1731 schloss das Steppenland einen Schutzvertrag zur Abwehr der Turkvölker mit dem russischen Zarenreich. Nach der Revolution 1917 war zunächst Orenburg seine Hauptstadt, bis es später Almaty und 1998 Astana, zentraler gelegen, wurde. Die Verbindungen zur nur ca. 70 km entfernten Oblast Orenburg sind noch eng. Die Kontakte, die während der Ausstellung im Sommer 2013 in Astana geknüpft wurden, führten zur Einladung nach Almaty (früher Alma Ata). Die Durchführung der Ausstellung wurde unterstützt durch das Deutsche und Russische Generalkonsulat, das Russische Kultur- und das Goethe Institut. Vor allem die Orthodoxe Kirche, die in Almaty ein großes Kloster und eine Kathedrale unterhält, machte die Ausstellung zu ihrer Sache: Plakatierung, Unterbringung im Bereich von Kathedrale und Kloster, Besuch des Metropoliten sicherten einen hohen Bekanntheitsgrad in der Millionenstadt. Dr. Igor Chramow (li.) mit einem Vertreter der Orthodoxen Kirche in Almaty 24 Ausstellung in Almaty Die Verbindung zur mächtigen und geachteten orthodoxen Kirche, die Verehrung, die Alexander Schmorell als Märtyrer genießt, sowie die Anwesenheit hoher diplomatischer und politscher Persönlichkeiten (darunter der Generalkonsul der UNESCO) führten zu einem großen Medieninteresse. Die Studentenschaft interessierte sich besonders für den Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ und die Frage, wie sich aus der Kulturnation Deutschland das verbrecherische Nazideutschland entwickeln konnte. Die Ausstellung wurde von 28. April bis 30. Juni im Gemeindesaal der Kirche gezeigt. Usbekistan Im Steppenland Usbekistan mit 28 Millionen Einwohnern, ehemalige Sowjetrepublik, konnte unsere Ausstellung in der Hauptstadt Taschkent gezeigt werden. Der Leiter des Instituts Rossotrundnitschestwo, einem mit dem Goethe Institut vergleichbaren russischen Kulturinstitut, kannte die Wanderausstellung aus Astana, organisierte und bezahlte den Transport und die Unterbringung der Orenburger Delegation. Eröffnung der Ausstellung durch den Metropolit von Taschkent und Usbekistan mit dem deutschen und russischen Botschafter Besucher der Ausstellung 25 Direktor Viktor Schulika machte die Ausstellung zu seiner Sache. Da Taschkent nur ca. 260 km von Almaty entfernt ist und die Finanzierung gesichert war, wurde die Ausstellung vom 20. November (Eröffnung) bis zum 7. Januar 2015 auf dem Gelände der Uspenski-Kathedrale gezeigt. Zur Eröffnung konnten 250 geladene Gäste begrüßt werden. Es sprachen die Botschafter der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation sowie der Vorsteher der Mittelasiatischen Metropolie der russischorthodoxen Kirche. Die Eröffnung wurde nicht nur von allen staatlichen Fernsehsendern Usbekistans übertragen, ein unerwartet breites Echo fand sich auch in den Meldungen der russischen PresseAgenturen wie Ria-Nowosti. Lettland Dr. Werner Rechmann, Leiter des Büros der Friedrich Ebert Stiftung in den Baltischen Staaten, gelang es, die Unterstützung seiner Stiftung für weitere Ausstellungen im Baltikum sicherzustellen. Schon bei der Ausstellung in Riga 2013 meldeten Besucher aus Liepaja (früher Liebau) ihr Interesse an. Ihre Stadt war der letzte, von der „Kurlandarmee“ 1945 hart umkämpfte Hafen. Die Eröffnung der Ausstellung fand am 1. Oktober im Okkupationsmuseum der Stadt mit zahlreichen Gästen auch des aktiven Deutsch-Baltischen Vereins statt und fand ein großes Echo in Medien und Bevölkerung. Bemerkenswert sind die Themen der Redner bei der Eröffnung: der Stellvertretende Bürgermeister Vitkovsky betonte die Notwendigkeit, sich jederzeit im Sinne des Satzes aus einem Flugblatt der Weißen Rose für Demokratie und Freiheit einzusetzen: „Jeder ist verantwortlich für das, was er geschehen lässt“. Die Leiterin der Museen der Stadt, Frau Dace Korkla, verwies auf die „Notwendigkeit der alltäglichen Auseinandersetzung mit Unrecht“. Dr. Werner Rechmann hob in seinem Grußwort hervor, dass die eigene Geschichte in jedem Land, auch in Lettland, stärker im heutigen Bewusstsein verankert sein sollte. Bis zum Ende der Ausstellung am 30. Dezember 2014 fanden Führungen mit Schulklassen statt. Die Ausstellung „Weiße Rose“ in Liepaja, Lettland 26 Polen Die Region Galizien im Südosten Polens wurde nach der Aufteilung des Königreichs eine Provinz des Habsburgerreiches und war somit im ersten Weltkrieg stark zerstörtes Kriegsgebiet. Die Armee des Zarenreichs drang bis an den Stadtrand von Krakau vor, bevor sie von deutschen und österreichischen Truppen im Mai 1915 wieder zurückgedrängt wurde. 250 000 Tote zeugen in den gut gepflegten Kriegsgräbern von der Härte dieser Kämpfe. Im 2. Weltkrieg begann in Galizien die massenhafte Ausrottung der jüdischen Einwohner. Hitler ließ in der Nähe des Städtchens Strzyzow schon 1940 große Bunker für seine Führungszüge zur Vorbereitung des Überfalls auf die Sowjetunion im Juni 1941 bauen. Unser Ausstellungsort, das Kulturhaus Strzyzow in der 20 000 Einwohner zählenden Stadt, war ein idealer Ort, denn er erlaubte die enge Anbindung der Ausstellung an den großen Kinosaal. Die Organisation lag wiederum in den bewährten Händen von Dozentin Maria Szymanska, die schon im November 2013 die erfolgreiche Ausstellung in Gorlice möglich gemacht hatte. Zusammen mit der Direktorin des Kulturhauses, Jadwiga Skoron, und mit Unterstützung des Bürgermeisters und des deutschen Generalkonsuls aus Krakau gelang es, mehr als 2000 Schüler in die Ausstellung zu führen. Auch die Bevölkerung nutzte das Wochenende, um die Weiße Rose kennenzulernen. Eröffnung und Gestaltung für alle verlief nach der „Methode Szymanska“, das heißt, wohlvorbereitete Schüler trugen die Geschichte der Weißen Rose und Auszüge aus den Flugblättern vor. Im Beiprogramm wurde der Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ (Untertitel Polnisch) gezeigt. Die Ausstellung war vom 14. bis 30. März zu sehen. Wrocław Im April veranstaltete die Bildungsstätte Dom Edyty Stein, dauerhafter Standort unserer Ausstellung in Polen, ein mehrtägiges Seminar mit Studenten der Breslauer Universität und Schülern zur Geschichte der Weißen Rose. Dozenten der Universität referierten zum Thema. Im Herbst erfolgte mit finanzieller Unterstützung der Weiße Rose Stiftung e.V. und in Eigenbeteiligung eine Renovierung der Ausstellungsräume im Souterrain des Hauses Dom Edyty Stein. Winfrid Vogel, Osteuropabeauftragter der Weiße Rose Stiftung e.V. v.li.: Jadwiga Skoron, Winfrid Vogel und Maria Szymanska (ganz rechts) mit Schülern in der Ausstellung in Strzyzow 27 Die Weiße Rose in den USA 2014 wurden unsere Wanderausstellungen „White Rose. The student resistance against Hitler, Munich 1942/43“ 18-mal gezeigt. Ohne aktive Unterstützung der jeweiligen Ausstellungspartner wären so viele Präsentationen nicht umsetzbar gewesen. Persönlich und im Namen der Weiße Rose Stiftung e.V. danke ich allen herzlich, besonders Sigurd Piwek, Grundschullehrer an der Milwaukee German Immersion School, der vier Ausstellungen koordinierte, sowie Isabel Ranner, Voluntärin bei „Classrooms Without Borders“ in Pittsburgh, Pennsylvania, die sieben Ausstellungen in mehreren Staaten initiierte und tatkräftig betreute. In der Marathon Public Library in Wausau, Wisconsin, wurde die Ausstellung vom 8. bis 25. Januar gezeigt. Initiiert wurde diese sowie weitere drei Stationen im Staat Wisconsin von Sigurd Piwek. In Zusammenarbeit mit Bibliotheksleiter Chad Dally wurde ein umfangreiches Rahmenprogramm organisiert: Zur Ausstellungseröffnung sprach Jeff Leigh, Professor an der Universität Wisconsin Marathon County (UWMC). Es folgte eine Präsentation des Filmes „Wisconsin‘s Nazi Resistance: The Mildred FishHarnack Story“ mit anschließender Diskussionsrunde, geleitet von Holly Hassel, Leiterin des Women‘s Studies Program, sowie eine Vortragsreihe zur Weißen Rose mit Prof. Jeff Leigh, Eric Yonke, Direktor des International Program an der UWSP, sowie dem Historiker Jeffrey Kleinman von der Universität Wisconsin Marshfield. Unterstützt wurde die Ausstellung von den Friends of MCPL, Wisconsin Women Making History, einem Projekt des öffentlichen Fernsehsenders Wisconsin, The Wisconsin Humanities Council, sowie der Wisconsin Historical Society. Zweiter Ausstellungsort im Staat Wisconsin war die Universität Wisconsin Eau Claire, wo die Ausstellung vom 31. Januar bis 21. Februar gezeigt wurde. Koordiniert wurde sie vom Deutschprofessor Dr. Josh Brown in Zusammenarbeit mit Sigurd Piwek. Ausstellungsort war die McIntyre Library der Universität. Zur Eröffnung sprach der Leiter des Department of Languages, Dr. Carter Smith, gefolgt vom Vortrag „Resistance Movement. Lessons from the Nazi Past“ der Historikerin Dr. Theresa Sanislo. „It is extremely appropriate that this exhibit will be displayed at the university, as the White Rose was a group of university students“, bemerkte Prof. 28 Josh Brown „Although separated by decades, their legacy of social justice will hopefully resonate with today‘s students.“ Zusätzlich zu den Studenten besuchten mehrere hundert High School Schüler die Ausstellung an der Universitätsbibliothek. Es folgten zwei weitere Stationen in Wisconsin: Die Nicolet High School sowie das Kessler‘s Old World Guest house in Cleveland. An der Nicolet High organisierte Marc Wagner die Ausstellung vom 27. Februar bis 3. März. Frank Kessler, Leiter des Kessler‘s Old World Guesthouse, einem Kulturzentrum in Cleveland, übernahm die Ausstellungsorganisa tion in Cleveland. Beide Ausstellungen wurden mit großem Interesse aufgenommen. Bibliotheksleiter Chad Dally installiert die Tafeln in der Marathon Public Library in Wausau Im Anschluss reisten die Tafeln weiter nach South Dakota, wo sie vom 2. bis 30. April an der Universität von South Dakota Vermillion installiert wurden. Hier übernahm die Ausstellungskoordination Prof. Carol Leibiger zusammen mit dem Dekan der Universitätsbibliotheken Dan Daily. „The University Libraries are pleased to host this compelling exhibit from the White Rose Foundation,” teilte Daily der Presse mit, „as an institution committed to lifelong learning, USD and the University Libraries host exhibits such as ‘The White Rose’ that encourage the critical examination of the past and its ramifications in the present day. I encourage anyone in the area to view this important exhibition.” Zusätzlich zu themenbezogenen Filmabenden mit anschließender Diskussion wurde Schülern der 6. bis 12. Jahrgangsstufe ein pädagogisches Programm zur Weißen Rose angeboten. Ausstellungsplakat der Universität Iowa Vom 1. bis 23. Mai war die Ausstellung an der Universität Iowa in Iowa City zu sehen. Der dort dozierende Biologe Dr. Daniel Lusche übernahm Organisation und Abwicklung in den Räumlichkeiten des Callaghan Auditoriums der Universität. Eine Gruppe von Professoren verschiedener Fakultäten organisierte ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen, Filmvorführungen, Lesungen sowie Führungen für High Schools. „This exhibit is a reminder that human rights don’t come cheap: they require courageous people to defend them”, erinnerte die dort dozierende Historikerin Elizabeth Heineman. Der Direktor des International Writing Programs der Universität Iowa, Christopher Merrill, hielt in einem nahe gelegenen Buchladen einen Vortrag zur Weißen Rose. Unterstützt wurde die Ausstellung u.a. von jüdischen Organisationen, Menschenrechtsorganisationen, dem German American National Congress sowie privaten Spendern. Live Musik zur Ausstellungseröffnung 29 Ein besonderer Höhepunkt der Ausstellungsserie 2014 war die Präsentation vom 8. Juli bis 23. August in der amerikanischen Hauptstadt Washington DC, und zwar im bedeutenden „German-American Heritage Museum of the USA“ im historischen „Penn Quarter“. Das Museum ist zugleich Sitz der German-American Heritage Foundation, die eine wichtige Rolle im transatlantischen Austausch beider Länder und Kulturen spielt. Die Geschäftsführerin des Museums, Petra Schürmann, initiierte und koordinierte die Ausstellung vor Ort. Sie hatte diese bereits 2012 in ihrer Funktion als Herausgeberin der größten deutschamerikanischen Zeitschrift „German World“ unterstützt. Nun konnten wir, Dank Ihrer zusätzlichen Tätigkeit, dieses neue Projekt gemeinsam umsetzen. Das Museum veranstaltete während der Ausstellung eine Filmreihe und Vorträge zum Thema deutscher Widerstand. Im Rahmen dieses Programms hielt u.a. Agostino von Hassel, Enkel des Widerstandskämpfers Ulrich von Hassel, am 9. August einen Vortrag. Filmreihe zum Thema Widerstand Im Anschluss reiste die Ausstellung weiter nach Pennsylvania, wo sie vom 28. August bis 3. Oktober an der University of Pennsylvania Shippensburg gezeigt wurde. Zur Eröffnung am 9. September hielt der Germanist Dr. David Wildermuth, der die Koordination vor Ort übernahm, seinen Vortrag „Dangerous Words and Noble Treason: The White Rose and German Student resistance to National Socialism“. Die Ausstellung war sehr gut besucht. Dr. David Wildermuth eröffnet die Ausstellung in Pennsylvania 30 Petra Schürmann mit einem Besucher bei der Ausstellungseröffnung German-American Heritage Museum Washington, DC Studenten der University of Pennsylvania hören den Vortrag von Dr. David Wildermuth Isabel Ranner, Volontärin bei der jüdischen Organisation „Classrooms Without Borders“ (CWB), die sich für die Weiterbildung von Lehrern und Schülern der Region Pittsburgh einsetzt, gelang es, im Anschluss eine Reihe von sieben Ausstellungen in drei Staaten umzusetzen. Die Ausstellungsreihe wurde von CWB unterstützt. Erste Station in Pittsburgh, Pennsylvania, war vom 6. bis 10. Oktober die Duquesne Universität. Am 6. Oktober veranstaltete CWB in Kooperation mit dem Western Chapter der AATG (American Association of German Teachers) auf dem Campus der Pittsburgher Carnegie Mellon Universität einen Info Workshop für Deutschlehrer zum Thema „Weiße Rose“. Koordiniert und geleitet wurde dieser von Dr. Gabriele Eichmanns, dem CWB Gründer und Leiter Dr. Zipora Gur, sowie Isabel Ranner, Leiterin des International Program der CWB. Es nahmen Lehrer und Professoren der Hampton High School, der Carnegie Mellon Universität sowie der Obama Academy of International Studies teil. Es wurden Unterrichtsmethoden zum Thema diskutiert, die die Ausstellung mit einbezogen, sowie über mögliche zukünftige Kooperationen zwischen der AATG und CWB nachgedacht. Eintrag im Gästebuch der Organisation „Classrooms Without Borders“ Es folgten drei weitere Ausstellungen in Pittsburgh, vom 12. bis 17. Oktober in den Räumlichkeiten der R odef Shalom Congregation, vom 19. bis 24. Oktober in der Winchester Thurston School und vom 26. bis 31. Oktober an der Shady Side Academy. Dort wurde u.a. am 20. Oktober ein Schüler Workshop unter dem Motto „The White Rose: A Day of Learning on Resistance and Dissent“ veranstaltet. Mehrere örtliche High Schools nahmen teil. Geleitet wurde das Programm von Anne Nelson, Professorin an der Columbia University und Autorin des Buches „The Red Orchestra: Rodef Shalom Congregation in Pittsburgh 31 The Story of the Berlin Underground and the Circle of Friends Who Resisted Hitler”. Nach einer Führung durch die Ausstellung entwarfen die Schüler Briefe, die eine Brücke zur aktuellen politischen Situation Syriens schlagen sollten, sowie Comics, Collagen und Plakate zum Thema Weiße Rose und Widerstand. Prof. Nelson zeigte sich in ihrer Rede in der Rodef Shalom Congregation beeindruckt vom Engagement der Schüler „Having a whole day”, sagte sie „gives it meaning. I’m undoing some of the mythology. Evidence is overwhelmingly against the idea that all Germans hated all Jews. The dynamics of European Anti-Semitism have been oversimplified. It was much more nuanced.” Zum Workshop sagte sie: „I hope it arouses curiosity. If the students read a book or see a movie, I’ll consider it a success.” Auch Leigh Ann Totty, Lehrerin an der Bethel Park High School, die mit ihren Schülern teilnahm, betonte, dass Ausstellung und Begleitprogramm den Schülern wertvolle Informationen übermitteln, die über den gewohnten Lehrplan hinaus gehen. Anschließend wurde die Ausstellung vom 2. bis 14. November an der Wheeling Jesuit University in Wheeling, West Virginia, gezeigt. Im Anschluss ging es mit einer Zwischenstation am Washington Jefferson College im Staat Pennsylvania vom 16. bis 21. November weiter nach Ohio, wo die Tafeln vom 1. bis 5. Januar in der Old Trail School in Bath, gezeigt wurden. An der Westküste wurden mit unserem zweiten Ausstellungsset drei weitere Ausstellungen realisiert. Vom 1. Februar bis 6. März wurde die Ausstellung an den „Holland and Terrell Libraries“ der University of Washington, Pullman, gezeigt. Gabriella Reznowski organisierte diese mit tatkräftiger Unterstützung von Sean Schmidt. Zur Eröffnung am 3. Februar sprach Prof. David Clay Large, Autor mehrerer Bücher zur deutschen Geschichte, u.a. „Where Ghosts Walked: Munich’s Road to the Third Reich”. Es folgte eine Filmreihe am 7., 11. und 25. Februar mit anschließenden Diskussionsrunden. Gabriella Reznowski betonte, dass die Botschaft der Weißen Rose auch heute noch relevant sei „It’s a great reminder to stand up for what you believe in”, sagte sie. „It gives us hope that there are people who are willing to stand up and speak for what is right. Human rights are always worth fighting for, and the human spirit can overcome in the darkest of human times.” Zusätzlich fand am 7. Februar eine Diskussion zum Thema „Resisting Hate: The Le32 Isabell Ranner (CWB) präsentiert Schüler plakate in der Rodef Shalom Congregation Schülerinnen der Shady Side Academy vor den Tafeln zu Sophie Scholl Ausstellungsplakat Eröffnung der Ausstellung an der University of Washington, Pullman gacy of the White Rose“ statt. Teilnehmer der Runde waren u. a. C. Richard King vom WSU Department of Critical Culture, Gender and Race Studies, Ted Nitz, Director of International Studies und Associate Professor of History an der Gonzaga University, Rachel Halverson, Associate Professor of German, Marianna Merritt und Donald E. Matteson Distinguished Professor und Associate Chair, WSU Department of Foreign Languages and Cultures sowie Raymond Sun, Associate Professor of History und Vorsitzender des WSU Department of History. Prof. David Clay Large eröffnet die Ausstellung an der University of Washington Im Staat Washington folgte eine weitere Präsenta tion vom 10. März bis 4. April an der Pacific Lutheran University in Tacoma. Holly Seann übernahm die Koordination vor Ort. Am 15. Dezember wurde die Ausstellung im Westen an der University of Oregon, Eugene, installiert und am 13. Januar 2015 offiziell eröffnet. Den Eröffnungsreden folgte eine Podiumsdiskussion zu den Themen „What do we know about the mentality of „ordinary“ people in the Third Reich?“, „Who knew what and when about the Holocaust?“, „What do new documents about resistance against the Nazis reveal?“ und „Resistance to Dehumanization“. Es nahmen die Historiker der UO John McCole und David Lübke, der Germanist Jeffrey Librett sowie der Präsident der OATG Matthias Vogel teil. Die Ausstellung wird dort bis 27. März 2015 zu sehen sein. Ich danke dem Deutschen Generalkonsulat San Francisco, das regelmäßig auf seiner Webseite Informationen über die Ausstellung veröffentlicht. Angie Kretschmann Ankündigung der Ausstellung an der University of Oregon, Eugene, auf der Website des Deutschen Generalkonsulats San Francisco 33 Die Weiße Rose in Brasilien In Brasilien wurde die deutschsprachige Ausstellung mit portugiesischem Begleitheft mit Unterstützung des Goethe-Instituts Sao Paulo und Rio de Janeiro an vier Orten gezeigt. Im Mai 2014 erschien die zweite Auflage der portugiesischen Übersetzung des Buches von Inge Aicher-Scholl. Vier Teilnehmerinnen des studentischen Übersetzerteams der Universität Sao Paulo arbeiten zu Aspekten des Widerstands der Weißen Rose in ihren wissenschaftlichen Aufbaustudiengängen. Am 13. März eröffnete die Germanistikstudentin Flora Bonatto die zweisprachige Wanderausstellung in Rio de Janeiro an der Universidade Federal Fluminense mit einem Vortrag. Außerdem fand ein fächerübergreifender Weiterbildungskurs in Germanistik statt, an dem sich zahlreiche Studierende ausführlich mit dem Widerstand der Weißen Rose beschäftigten. Dank des Engagements von Dr. Monika Heitz, Lektorin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, und Herrn Oliver Niels Völkel, DAAD-Sprachassistent, wurde die Ausstellung an der Bundesuniversität Rio de Janeiro am 24. März eröffnet, am 26. März wurde dort der Spielfilm „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ gezeigt. Anna Carolina Schäfer und Yasmin Cobaiachi Utida, beide Mitglieder des Übersetzerteams, stellten die von ihnen erarbeiteten interaktiven Lernstationen zur Geschichte der Weißen Rose bereit. Abschließend fand am 31. März ein Übersetzungsworkshop statt, auf dem die Übersetzerinnen des Buches von Inge AicherScholl die Herausforderungen ihrer Arbeit darlegten. Im April lud die Universität São Paulo das Übersetzerteam ein, um über den Übersetzungsprozess des Buches „A Rosa Branca“ von Inge Aicher-Scholl und den historischen Hintergrund der Weißen Rose zu sprechen. Im Anschluss an die Diskussion wurde der Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ von Marc Rothemund gezeigt. Am 15. Mai fand an der Universität São Paulo eine große Veranstaltung zur Weißen Rose statt. Die Wanderausstellung wurde mit dem Theaterstück „Pétalas Vivas de Rosa Branca“ (Lebendige Blätter der Weißen Rose) eröffnet, anschließend diskutierten die Germanistinnen Prof. Juliana P. Perez und Prof. Tinka Reichmann mit der Historikerin Prof. Maria Luiza Tucci Carneiro und dem Soziologen Prof. Rainer Schmidt. Cide Piquet vom Verlag Editora 3, der das Buch von Inge Aicher-Scholl in Brasilien heraus34 gibt, moderierte das Gespräch. Zum Abschluss wurde der Spielfilm „Die weiße Rose“ von Michael Verhoeven mit portugiesischen Untertiteln gezeigt. Über 150 Personen haben die Veranstaltung besucht. Das Kulturprogramm „Capítulo à Parte“ brachte einen halbstündigen Fernsehbeitrag zur Weißen Rose in Brasilien. Am 4. Juni stellte Prof. Jörn Albrecht, Institut für Übersetzen und Dolmetschen der Universität Heidelberg, „A Rosa Branca“ auf einem Kolloquium vor. Am 19. September präsentierte Prof. Dr. Juliana P. Perez das Buch in einer kleinen Buchhandlung im nördlichen Teil von São Paulo und am 17. Oktober an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften – FEI in São Paulo. Vom 10. Oktober bis 28. November wurde die Ausstellung an der Universität Sao Paulo an der Bibliothek Florestan Fernandes gezeigt. Prof. Tinka Reichmann und Yasmin Utida führten durch die Ausstellung. Yasmin Cobaiachi Utida und Anna Carolina Schäfer „Die Geschichte der Weißen Rose (und des deutschen Widerstandes im Allgemeinen) war vor der portugiesischen Übersetzung von Inge Scholls Buch in Brasilien praktisch unbekannt. Seit der Veröffentlichung des Buches lässt sich feststellen, dass immer mehr Leser – darunter auch viele junge Menschen – stark von der Geschichte und den Idealen der Widerstandsgruppe von München beeindruckt sind. Das zeigt, dass das Potential der Weißen Rose, Menschen zu berühren und zu inspirieren, keine Grenzen kennt. Die Weiße Rose ist ein Beispiel dafür, dass man nicht nur mit großen Taten, sondern auch im Kleinen sehr viel für das eigene Land tun kann.“ Anna Carolina Schäfer und Yasmin Cobaiachi Utida Rio de Janeiro Flora Bonatto (li.) und Prof. Dr. Susana Kampff Lages, Dozentin an der UFF, bei der Abschlussveranstaltung Nach der erfolgreichen Veröffentlichung der brasilianischen Übersetzung „Die Weiße Rose“ von Inge Aicher-Scholl und der Ausstellungseröffnung im letzten Jahr in São Paulo hat die Geschichte der Widerstandsgruppe Germanistikstudenten aus Rio de Janeiro gleichfalls fasziniert. Dank des Engagements von Frau Dr. Monika Heitz (Lektorin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes – DAAD an der Bundesuniversität Rio de Janeiro – UFRJ) und Herrn Oliver Niels Völkel (DAAD-Sprachassistent an der UFRJ) wurde der 2. Interinstitutionelle Weiterbildungskurs im Bereich Germanistik – CINTEG organisiert, dessen Thema „Die Weiße Rose: Studentischer Widerstand im Dritten Reich“ war. Die Veranstaltung vereinte Studierende der drei großen Universitäten von Rio de Janeiro (Universidade Federal do Rio de Janeiro – UFRJ, Universidade Federal Fluminense – UFF und Universidade Estadual do Rio de Janeiro – UERJ) an drei Terminen. Geschätzt haben ca. 30 Studierende an jedem Treffen teilgenommen. Vor dem CINTEG wurde bereits am 13. März die erste Station der Wanderausstellung „Die Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler. 1942 / 43“ an der UFF mit einem Vortrag von Flora Bonatto, einem Workshop und einer Diskussionsrunde abgeschlossen. Am 24. März wurden Tafeln der Ausstellung präsentiert. Die Dozentinnen der URFJ und zwei Mitglieder des Übersetzungsteams des Buches von Inge Scholl, Anna Carolina Schäfer und Yasmin Cobaiachi Utida, haben eine kreative Auseinandersetzung mit der Geschichte der Weiße Rose mittels interaktiver Lernstationen ermöglicht. Am 26. März wurde der Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“, von Marc Rothemund gezeigt und eine Debatte über die Beziehung zwischen Medien und Geschichte durchgeführt. Studierende arbeiten an der interaktiven Lernstation Zum Schluss hat am 31. März ein Übersetzungsworkshop stattgefunden. Mitglieder des Übersetzungsteams, Anna Carolina Schäfer, Janaína Lopes Salgado und die Professorin Juliana Pasquarelli Perez, erzählten von ihrem Projekt und den Herausforderungen dieser Übersetzungsarbeit. Nach dem Vortrag hatten die motivierten Studierenden aus Rio de Janeiro die Gelegenheit, kurze Texte mit der Unterstützung der Übersetzer zu übersetzen. 35 8 DenkStätte Weiße Rose München Über 30.000 Personen besuchten 2014 die DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der Ludwig-MaximiliansUniversität – ein Zeichen, dass die Bekanntheit der DenkStätte Weiße Rose als Ort der Erinnerung und des Nachdenkens über den Widerstand der Weiße Rose wächst. Zahlreiche Führungen und Beratungsgespräche wurden von Ursula Kaufmann und Uli Müller übernommen. Gruppen aus USA, England, Italien und Frankreich führten Stefania Zuber und Dr. Eva Hoegner. Insgesamt zählten wir 560 Besuchergruppen, davon waren 63 % Schulklassen von Gymnasien, Fachoberschulen sowie Mittel-, Berufs- und Realschulen – 30 % von ihnen aus Deutschland und 30 % aus München. 130 Schulklassen (36 %) kamen aus dem Ausland, überwiegend aus Italien, Frankreich und Großbritannien, entweder als Austauschschüler Münchner Gymnasien, von deutschen Auslandsschulen oder auf eigene Initiative. Aber auch Schüler aus Asien, Afrika, Nord- und Südamerika und dem Pazifikinselstaat Neuseeland besuchten die Ausstellung in der DenkStätte Weiße Rose. Viele Studentengruppen kamen auf Vermittlung der LMU, die meisten ausländischen Studierenden stammten aus den USA, Italien, Russland und Japan. Ein Besuch der DenkStätte Weiße Rose ist fester Programmpunkt vieler Einrichtungen und Institutionen: Dazu gehören die Sanitätsakademie der Bundeswehr, das Studentenwerk, der Akademische Austauschdienst, die Referate „Internationale Angelegenheiten“ und „Interne Weiterbildung“ der LMU, das Goethe-Institut sowie diverse Sprachen- und Dolmetscherschulen, die AWO, die Münchner Volkshochschule, Münchner Stadtrundfahrten und andere Reiseunternehmen. Auch dieses Jahr besuchten uns wieder die Pfadfindergruppe „Weiße Rose“ aus Dortmund, Schüler der Japanischen Internationalen Schu- le, die SchlauSchule, die Pfennigparade, das Förderzentrum München Nord und Mitarbeiter des Tauschbuchladens der Diakonie Hasenbergl. Wir danken besonders der LMU für die gelungene Kooperation. An ihrem Projekt „Unitag“, das sie zwei Mal im Jahr für hochbegabte Schüler durchführt, führten wir wieder durch die Ausstellung, ebenso an den Einführungstagen für neue Mitarbeiter der LMU. Auf Studienreisen und mit entsprechend gezieltem Interesse besuchten die DenkStätte u.a. Germanistikstudenten der Universität Rijeka, Teilnehmer des Programms „Crimes against Humanity“ der Southern Utah University, David Limburg, Germanistikprofessor aus North Carolina mit seinen Studenten sowie Teilnehmer einer Friedensstudienreise aus Japan. Im Dezember besuchten uns israelische Lehramtsstudentinnen vom GordonCollege in Haifa, die an einem Seminar der Studiengesellschaft für Friedensforschung München teilnahmen. Nach einem Vortrag zur Weißen Rose diskutierten sie zwei Stunden mit Dr. Hildegard Kronawitter zu Fragen der Geschichte und Gegenwart. Auf Einladung des Maximilian-KolbeWerkes waren 2014 in München erneut Holocaust-Überlebende zu Gast. Seit 1973 unterstützt das Max-KolbeWerk ehemalige KZ- und Ghetto-Häftlinge und deren Angehörige in Polen, Mittel- und Osteuropa, u.a. ermöglicht Holocaust-Überlebende aus der Ukraine im Gespräch mit Ursula Kaufmann 36 es ihnen Reisen nach Bayern. In diesem Jahr besuchte am 23. September eine Gruppe aus der Ukraine die DenkStätte Weiße Rose. Die jüdischen Überlebenden zeigten sich sehr beeindruckt von der Entschiedenheit und Kompromisslosigkeit, mit der sich die jungen Studenten damals gegen das NS-Regime stellten. Zum ersten Mal erfuhren sie, dass die Weiße Rose im II. Flugblatt im Sommer 1942 gegen die Ermordung der Juden in Polen protestierte und als „das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen“ verurteilte. Die Überlebenden, heute zwischen 80 und 90 Jahre alt, waren in ihrer Kindheit und Jugend in Ghettos oder KZs inhaftiert. Einige überlebten im Versteck. So wurde Vasil Novak in die KZs Mauthausen, Buchenwald und Dachau verschleppt, wo er mit 21 Jahren befreit wurde. Viele der osteuropäischen Überlebenden sind heute noch ärmlichen Lebensbedingungen ausgesetzt: Er habe nie so viel zu Essen gehabt, wie auf der jetzigen Reise nach Deutschland, meinte Novak. Auch der Präsident der Allukrainischen Assoziation der Jüdischen KZ- und Ghettoüberlebenden, Borys Zabarko ist unter den ukrainischen Gästen. Als Historiker hat er mehr als 200 Bücher und Artikel verfasst, darunter das Buch „Nur wir haben überlebt“, in dem er – selbst Überlebender des Ghettos Schargorod – Berichte aus Ghettos in der Ukraine veröffentlicht. In der am 19. Oktober wie immer gut besuchten „Langen Nacht der Münchner Museen“ gab das Theater Eukitea zwei eindrucksvolle Aufführungen von „Sophie Scholl – Innere Bilder“ mit Sandra Pagani als Hauptdarstellerin. Auf Grund der großen Nachfrage führte Ulrich Müller fünf große Gruppen durch die Ausstellung und erläuterte die Denkmäler im Lichthof. Sophie Scholl-Darstellerin Sandra Pagani Der deutsch- und englischsprachige Audioguide, mit dem ein eigenständiger Rundgang durch die Ausstellung möglich ist, liegt demnächst auch in Italienisch vor. Um größere Gruppen ohne akustische Schwierigkeiten durch die Ausstellung zu führen, gibt es nun einen Tourguide. Wir danken der LMU, besonders dem Referat II.6 für Personalentwicklung, Interne Weiterbildung, das diese Anschaffung zu einem erheblichen Teil mitfinanzierte. Großer Dank geht auch an Michael Strauch von der Hausverwaltung der LMU und seine Mitarbeiter, ebenso an die Hörsaaltechnik und an die Hausmeisterei. 37 Dank an die Ehrenamtlichen Ein engagiertes Team aus ehrenamtlichen MitarbeiterInnen ermöglicht Montag bis Samstag die Öffnung der DenkStätte Weiße Rose. Regelmäßig und sehr verlässlich übernehmen die Damen und Herren wöchentlich jeweils einen halben Tag Dienst. Flexibel decken sie auch Urlaubs- und Krankheitstage ab. Barbara Keim und Brigitte Schmid übernehmen zusätzlich Kassenführung bzw. Besucherstatistik. Selbst im Wirrwarr von munteren Schülergruppen behalten unsere Ehrenamtlichen stets den Überblick und einen kühlen Kopf. Sie geben bereitwillig Auskunft, beaufsichtigen diskret den Raum und kümmern sich um die Präsenzbibliothek. Ihren Einsatz organisiert Christa Nickisch. Es ist eine Freude wahrzunehmen, wie sich unsere Ehrenamtlichen mit der Erinnerungs- und Vermittlungsaufgabe der Weiße Rose Stiftung e.V. identifizieren und wie sie selbst zu kundigen, einsatzbereiten Mitstreitern geworden sind, wie nachstehende Zitate belegen. Im Namen meiner Vorstandskollegen und unserer angestellten Mitarbeiterinnen, vor allem auch persönlich danke ich sehr herzlich dem freiwillig und unentgeltlich arbeitenden DenkStätten-Team Alfons Balthesen, Susanne Bergmann, Irene von Denffer, Gerda Eierstock, Barbara Keim, Dr. Maren Killmann, Marie Lohmeyer, Ellen Moll, Christa Nickisch, C arolin Pflüger, Horst Plotzki, Ingeborg Rubner, Brigitte Schmid und Dr. Gotthilf Walz. Dr. Hildegard Kronawitter Drei Ehrenamtliche, die seit mehr als zehn Jahren Dienst leisten, zu ihrer Motivation: „Mehr als zehn Jahre bin ich nun dabei und schätze noch immer die Gespräche mit Besuchern, die sich meistens sehr interessiert in der DenkStätte einfinden. Für mich bedeuten diese Gespräche oft eine Bereicherung und Anregung, dieses Thema nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und auch und vor allem an junge Menschen weiterzugeben.“ „Mit meiner ehrenamtlichen Arbeit in der DenkStätte Weiße Rose möchte ich dazu beitragen, die wichtige Bedeutung des Widerstands sowie die Erinnerung daran zahlreichen Besuchern aus aller Welt aktiv zu vermitteln. Viele Begegnungen und Gespräche mit internationalen Schülern und Studenten bereichern meine Arbeit und mein persönliches Wissen über Land und Leute.“ „Nach einem interessanten Berufsleben ist mir der Kontakt mit Menschen und eine sinnvolle Aufgabe sehr wichtig. Beides fand ich im Ehrenamt wieder und bin manchmal erstaunt, wie viel positive Energie hier zurückfließt. Die Bandbreite der Besucher erstreckt sich von ganz jung bis ins hohe Alter und quer durch alle Berufsschichten. Zudem kommen sehr viele ausländische Gäste, man kann fast sagen, aus der ganzen Welt. Immer wieder ergeben sich interessante Gespräche, das gibt Freude und Ansporn auch weiterhin ehrenamtlich tätig zu sein.“ 38 9 DenkStätte Weiße Rose Ulm „wir wollten das andere“ – Jugendliche in Ulm 1933 bis 1945 – so lautet die Ausstellung in der DenkStätte Weiße Rose, die im EinsteinHaus der Ulmer Volkshochschule am 19. April 2000 eröffnet wurde. Zu Wort kommen Jugendliche, die sich während der NS-Zeit in Ulm dem Zugriff der Nationalsozialisten entzogen oder Widerstand leisteten wie Franz J. Müller und Hans Hirzel. Die DenkStätte Weiße Rose Ulm wurde von der Weiße Rose Stiftung e.V. in Kooperation mit der Ulmer Volkshochschule und der Stadt Ulm eingerichtet. 2014 wurden 29 Führungen mit 843 Personen durchgeführt. Neben Gruppen aus Ulm/Neu-Ulm und der Schwäbischen Alb kamen Gruppen aus Crailsheim, Sigmaringen, Kempten, Mannheim, Salzburg, der Schweiz, Frankreich, Großbritannien und Australien sowie eine Gruppe des Landesposaunentags. Aufgrund von Projektarbeiten und Referaten als Leistungsnachweise an Schulen, blieb die Anzahl an Führungen, die Schüler selbst über die Weiße Rose hielten, auf hohem Niveau konstant. Damit blieb auch der Betreuungsaufwand für SchülerInnen an der Ulmer DenkStätte Weiße Rose relativ hoch. Die Anzahl der Einzelpersonen, die im Foyer der Ulmer Volkshochschule unsere Ausstellung sahen, belief sich auf ca. 15 Personen am Tag – bei 270 Tagen dieses Jahr macht das über 4000 weitere BesucherInnen. Mit zahlreichen EinzelbesucherInnen entstanden Gespräche über Ulm während der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit sowie über die Opposition Jugendlicher in Ulm. Insgesamt gehen wir von einer Gesamtbesucherzahl von ca. 6000 Personen aus. Viele SchülerInnen wurden bei Haus- und Facharbeiten bzw. Schulreferaten unterstützt. Themen waren hier v. a. Ulmer Lokalgeschichte im Dritten Reich und die Weiße Rose. Die Ulmer DenkStätte führte das, von der Landeszentrale für politische Bildung geförderte Projekt „Was kann ich heute tun“, mit Schülern und Flüchtlingen aus Langenau und Elchingen durch. Dabei ging es darum, deutsche Schüler mit Flüchtlingen aus Sammelunterkünften in der Region zusammenzubringen und gemeinsam Ideen für die Verbesserung ihrer Situation zu erarbeiten. Am ersten Projekttag gab es zunächst eine Einführung zum Thema „Politische Flüchtlinge“ von Lehrer Wilmar Jakober und dem Projektbetreuer und Filmemacher Mark Klawikowski. Anschließend wurden im Unterricht Fragen zum Thema diskutiert, das Programm der Projektwo- DenkStätte in Ulm 39 che vorgestellt und vorbereitet. Mark Klawikowski erläuterte, wie er das Projekt mit der Kamera begleiten wird, um die entstehende Filmdokumentation auch anderen Schulklassen zur Verfügung zu stellen und die Erfahrungen weitergeben zu können. Anschließend wurden vier Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit Themen wie „Jugendwiderstand und politische Verfolgung im Nationalsozialismus“ oder „Menschenrechtsverletzungen in der Gegenwart – Wie kann man sich in heutiger Zeit für Menschenrechte engagieren?“ beschäftigten. Beim Besuch der Ulmer DenkStätte Weiße Rose am zweiten Projekttag bekamen die Schüler eine Führung von Dr. Andreas Lörcher mit dem Schwerpunkt „Politischer Jugendwiderstand und politische Verfolgung im Nationalsozialismus“. Anschließend wurden Fragen der Schüler diskutiert und erläutert, welche Rolle die Verfolgung während des Nationalsozialismus bei der Ausgestaltung der aktuellen Asylgesetzgebung in Deutschland gespielt hat und wie sich die historische Erfahrung aus dieser Zeit auf die Wahrnehmung von politischer Verfolgung heute auswirkt. Die Museumspädagogin Anette Lein führte die Gruppe im Anschluss durch das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg zum Thema „Politische Verfolgung und Menschenrechtsverletzung im Nationalsozialismus“. Anschließend wurde darüber diskutiert, welche Verantwortung für politische Flüchtlinge sich aus der eigenen Geschichte ergibt. Am dritten Projekttag wurde das Büro von Amnesty International Ulm besucht. Dort erklärte der Leiter, was Amnesty International allgemein und die Ulmer Gruppe im Speziellen bezüglich politischer Flüchtlinge unternehmen. Es wurden Ideen und Anregungen in den Projektgruppen diskutiert und teilweise von den Schülern übernommen. Beim Besuch des Behandlungszentrums für Folteropfer Ulm beschrieb Manfred Markowitzki seine Tätigkeit und erläuterte die Situation der Menschen, die dort betreut werden. Anschließend wurde über Möglichkeiten gesprochen, Hilfe für Folteropfer zu leisten. Im Asylbewerberheim in Elchingen trafen sich die Schüler am vierten Projekttag mit zwei syrischen Flüchtlingsfamilien und einem Kind, das ohne seine Familie aus Syrien geflohen war. Damit ein Gespräch zustande kommen konnte, übersetzte der zweisprachige syrische Flüchtling Ramadan Ali. Er und die syrischen Flüchtlinge berichteten über ihre Flucht, ihre derzeitige Situation und ihren Alltag. Gemeinsam wurde überlegt, wie die Situation der Flüchtlinge zukünftig noch verbessert werden könnte. Am letzten Projekttag trafen sich die Schüler mit Familien aus Serbien, die im Asylbewerberheim Langenau untergebracht sind. Auch hier berichteten die Asylbewerber über ihre Flucht, ihre derzeitige Situation und ihren Alltag. Anschließend wurde das Asylbewerberheim besichtigt und über die Lebensumstände in der Sammelunterkunft gesprochen. Der für das Asylbewerberheim zuständige Sozialpädagoge Walter Sippel sowie sein Vorgesetzter Erwin Bolach vom Landratsamt des Alb-Donau-Kreises begleiteten das Treffen und beschrieben Ihre Rolle bezüglich der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen. Abschließend wurde die Ausgangsfragestellung: „Was kann ich heute tun?“ aufgegriffen und über verschiedene Möglichkeiten diskutiert. Als wichtigstes Resümee des Projekts wurde festgehal40 ten, dass der persönliche Kontakt zu den Flüchtlingen sowie gemeinsame Freizeitaktivitäten am besten helfen, den eintönigen Alltag der Flüchtlinge zu durchbrechen. Dadurch könnten auch Missverständnisse und Konflikte abgebaut und aus einem „Nebeneinander“ ein „Miteinander“ werden. Eine weitere Aktivität der Ulmer DenkStätte war die Initiative für eine Gedenktafel am Hinrichtungsort eines französischen Zwangsarbeiters in der Gemeinde Langenau bei Ulm. Die Ulmer DenkStätte Weiße Rose hatte schon im Januar 2011 mit einer Gedenkveranstaltung für den im April 1945 von der SS ermordeten Francis Bioret eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem unbequemen Thema der Ortsgeschichte angeregt. Daraufhin bildete sich in Langenau mit Unterstützung u.a. der evangelischen Kirchengemeinde Langenau eine Bürgerinitiative, die sich für die Gedenktafel am Hinrichtungsort einsetzte. Nach der Zustimmung des Gemeinderats wurde die durch Spenden von Langenauer Bürgern finanzierte Gedenkplatte im April 2013 im Rahmen einer feierlichen Gedenkveranstaltung aufgestellt. Dieses Engagement wurde im November 2014 mit dem Preis »Aktiv für Demokratie und Toleranz« des BfDT ausgezeichnet. Dr. Andreas Lörcher 41 10 Historisch-pädagogische Projekte Vergessener Widerstand Am 24. Januar 2014 wurde der letzte Teil der Ausstellungsserie „Vergessener Widerstand in Markt Schwaben und Umgebung“ im Franz-MarcGymnasium Markt Schwaben eröffnet. Aus diesem Anlass zeigte die Schule eine abschließende Gesamtschau der Ausstellungsserie, die mit Unterstützung der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und mit wissenschaftlicher Begleitung durch die Weiße Rose Stiftung e.V. realisiert werden konnte. Über ein Jahr haben die AbiturientInnen unter Anleitung ihres Geschichtslehrers OStR Heinrich Mayer in Archiven recherchiert und nach Zeitzeugen gesucht. Mit der Pensionierung ihres Lehrers fand dieses Ausstellungsprojekt nun vorläufig seinen Abschluss. Aus diesem Anlass wurden nochmals alle 40 Ausstellungstafeln, das Ergebnis einer über 10-jährigen Arbeit mit Schülern des Franz-Marc-Gymnasiums, präsentiert. Die Ausstellungsserie wurde bis zum Schuljahresende gezeigt. Schüler am Abend der Eröffnung vor ihren Tafeln Zahlreiche Schüler und Kollegen erlebten die eindrucksvolle Eröffnung des sechsten Teils des Projekts „Vergessener Widerstand“ am Franz-MarcGymnasium. OStD Gerhard Dittmann begrüßte die Gäste unter ihnen auch Kinder und Enkel jener Menschen, deren tapfere Haltung gegenüber dem NS-Staat im neuen Ausstellungsprojekt gewürdigt wird. Der Schulleiter lobte die Schüler für ihre Arbeit und betonte die Wichtigkeit dieses Langzeitprojekts auch für die Profilbildung der Schule. Durch das Projekt hätten sich die Schüler Methodenkompetenz erworben und die Möglichkeit, in der Begegnung mit Zeitzeugen Geschichte hautnah zu erleben. Die Geschichte des Nationalsozialismus wäre so greifbarer, widerständiges Handeln und Denken im Einzelfall mit allen seinen Widersprüchen nachvollziehbarer geworden. OStD Gerhard Dittmann dankte OStR Heinrich Mayer für seine Leistung als „Spiritus Rector“. Seine Intitiative und sein Einsatz hätten diese Projekte erst möglich gemacht. Auch Dr. Hildegard Kronawitter bedankte sich bei Heinrich Mayer und Gerhard Dittmann für die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit und hob die beispielgebende Projektarbeit hervor. Im letzten Teil der Ausstellungsserie werden Einzelschicksale von Verfolgten erzählt, darunter einige Kommunisten wie zum Beispiel Ludwig Büttner. 1907 bei Schweinfurt geboren, kommt er nach sei42 Angehörige von Ludwig Büttner im Gespräch mit einem Schüler ner Schulzeit nach Niederding, Kreis Erding. 1932 wird er Mitglied der KPD und im Dezember 1933 inhaftiert. Der Vorwurf: Diebstahl von einem Sack Weizen. Das Urteil: Mehrere Monate Dachau. 1939 wird er erneut wegen angeblicher Beleidigung des „Führers“ in Schutzhaft genommen. Oder die Geschichte von Josef Schön, er ist schon früh Anhänger eines kommunistischen Jugendverbandes. Wegen Abhörens feindlicher Sender bekommt er 1939 vier Jahre Zuchthaus. Englische Truppen befreien ihn am 1. Mai 1945 im KZ Bergen-Belsen. derful, wonderful experience. I am very greatful to share this experience with todays youth of Germany and it has been nothing but a healing process and I am only praying and hoping that this feeling will never leave me and it will be with me for my dying days.“ Auf der Homepage des Franz-MarcGymnasiums können alle sieben Ausstellungen aufgerufen werden: http://franz-marc-gymnasium.info/ homepage/projekte/ak-politik/ Die Einzelausstellungen wurden in vielen Gemeinden und Schulen gezeigt und sind auch künftig über OStR Heinrich Mayer, der das Projekt ehrenamtlich weiter betreut, ausleihbar. Die vom Bayerischen Fernsehen produzierten Dokumentarfilme „Der Mühldorfer Todeszug“ und „Endstation Seeshaupt“ machten das umfangreiche Projekt „Vergessener Widerstand“ 2011 einer überregionalen Öffentlichkeit bekannt. Die Schüler recherchierten damals zum „Todeszug“, in dem in den letzten Tagen vor Kriegsende im April 1945 über 3.600 KZ-Häftlinge aus KZ-Aussenkommandos evakuiert werden. Laszlo „Leslie“ Schwartz war damals 14 Jahre alt und wohl der jüngste Gefangene auf diesem Todeszug. Jahrzehnte lang hat er über die Geschehnisse dieser Odyssee durch Oberbayern geschwiegen. Erst durch die Begegnung mit den Schülern des Franz-Marc-Gymnasiums in Markt Schwaben brach er sein Schweigen. Der Film dokumentiert, wie sechs Jugendliche des „Arbeitskreises Politik und Zeitgeschichte“ gemeinsam mit Leslie nochmals die verschiedenen Stationen des „Todeszugs“ aufsuchen. Am Ende dieser Zeitreise in die Vergangenheit steht für Leslie Schwartz, der heute in den USA und Deutschland lebt, das Verzeihen, das Vergeben: „Markt Schwaben was really the beginning of my won- „Eine besondere Ehrung erfuhr die Schule diesmal durch den überraschenden Besuch von Frau Cantoni, Tochter von Luc Cantoni, einem überlebenden KZ-Häftling aus Marseille. Sie bedankte sich für die Einladung und überbrachte die Grüße ihres Vaters. In ihrer kurzen Rede verlieh sie ihrer Freude Ausdruck, dass der Lebensretter ihres Vaters, Josef Schön in der Ausstellung gewürdigt werde. Sie lobte die Schülerarbeiten und betonte die Bedeutung der Erinnerung an die Opfer von NS-Verbrechen. Den Schülern überreichte sie die Erinnerungen ihres Vaters an die KZ-Haft in Deutschland. Die folgende eindrucksvolle szenische Lesung 43 Frau Cantoni im Gespräch mit Thomas Benzinger des P-Seminars, erarbeitet von StD Gerhard Böhm, thematisierte Schicksale von Menschen, die wegen ihrer kritischen Haltung oder ihrer Hilfe für Verfolgte selbst Opfer von Verfolgung und Polizeiwillkür im NSStaat geworden waren. Die Ausstellung „Der Todeszug Mühldorf-PoingSeeshaupt-Tutzing“ in der Mittelschule Erding stieß in Verbindung mit einem von mir vorbereiteten Zeitzeugengespräch mit Leslie Schwartz auf starkes Interesse unter den Schülern. Großes Interesse an der Ausstellung und an den Recherchen zum Todeszug zeigte auch der amerikanische Historiker Jim Deem aus Tucson, Arizona. Dabei konzentrierte er sich besonders auf den ehemaligen KZ-Häftling und Überlebenden des Todestransports Ernest Landau. Dem Ausstellungsheft 3 entnahm er wertwolle Hinweise für seine Recherchen entlang der Bahnstrecke Mühldorf-Poing-München-Bichl-Seeshaupt, bei denen ich ihn begleitete.“ Heinrich Mayer Für die Weiße Rose Stiftung e.V. hat Ursula Kaufmann M.A. das Projekt „Vergessener Widerstand“ inhaltlich und redaktionell betreut. OStR Heinrich Mayer bedankt sich bei seinen Schülern 44 Kooperation mit dem Theater Eukitea Im Herbst 2013 startete unser Kooperationsprojekt mit dem freien Theater Eukitea mit der Aufführung von „Sophie Scholl – Innere Bilder“ im Lichthof der LMU. Seitdem bietet Eukitea bayerischen Schulen die Aufführung des Theaterstücks mit gleichzeitiger Präsentation unserer Wanderausstellung „Die Weiße Rose“ an und präsentiert damit eine bemerkenswerte, künstlerische Bearbeitung eines historischen Stoffes. 2014 wurden die Theateraufführungen vom Bayerischen Kulturfonds unterstützt und an 13 Schulen realisiert. Die Ausstellung „Die Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler, München 1942/43“ ist eine ideale Ergänzung zu „Sophie Scholl – Innere Bilder“. Das Einpersonenstück ist eine berührende Collage aus Tagebucheinträgen und Briefen von Sophie Scholl. In starken Bildern und mitreißenden, poetischen Texten zeigt die Inszenierung mit der Schauspielerin Sandra Pagany das Leben dieser „ganz normalen“ jungen Frau, die durch ihren Mut und ihre Sehnsucht nach Freiheit und Sinn zur herausragenden Gestalt wurde. Die Aufführung wirft Fragen nach den freundschaftlichen Verbindungen innerhalb der Weißen Rose und ihren gemeinsamen Widerstandsaktionen auf, die anhand der Ausstellung vertieft und beantwortet werden können. Regisseur Stephan Eckl: „Es ist EUKITEA ein tiefes Anliegen, diese charismatische Gestalt für junge Menschen unserer Zeit sichtbar und nacherlebbar zu machen. Um aus dieser Erinnerung neuen Schwung und Motivation für die eigene Lebensgestaltung zu erlangen. Sich einzusetzen für Offenheit und menschliches Miteinander und die Augen zu öffnen für das Wunderbare dieser Welt.“ Das Theater EUKITEA ist ein freies, professionelles Theater mit Sitz und Theaterhaus in Diedorf bei Augsburg sowie einem Projektbüro in Berlin. Die Weiße Rose Stiftung e.V. schätzt die Zusammenarbeit mit dem Theaterhaue EUKITEA ganz besonders, lässt sich doch damit die Erinnerung an die Widerstandsgruppe Weiße Rose an viele bayerische Schulen herantragen. Die Schauspielerin Sandra Pagany mit den Regisseuren Claudio Raimondo (li.) und Stephan Eckl (re.) 45 Stimmen zur Aufführung: „Die Reaktionen waren durchwegs positiv – bei Lehrern, Eltern und Presse. Inhalt und Qualität der Darbietung wurden über alle Maßen gelobt. Bei den Schülern gab es überwiegend positive Reaktionen, allerdings mussten Hintergrundinformationen gegeben und nachgeliefert werden, um die komplexeren Zusammenhänge zu verstehen. Die Wanderausstellung gab eine gute Möglichkeit, die Widerstandsbewegung, die damaligen Verhältnisse darzustellen und auch eine Betroffenheit zu erzeugen.“ Geschwister-Scholl-Mittelschule Aichach „Es gab viel Lob für die herausragende schauspielerische Leistung. Trotz dem Fakt, dass es ein Ein-Personen-Stück ist, ist es sehr bewegend gestaltet und motiviert zu weiteren Recherchen.“ Berufliche Oberschule Ingolstadt „Durchweg waren die Zuschauer und Lehrkräfte begeistert, auch vielen Schülern war es möglich einen Zugang zu dem Stück und der Thematik aufzubauen.“ Theodor-Heuss-Gymnasium Nördlingen Sophie Scholl-Darstellerin Sandra Pagani 46 Lehrerfortbildungstag Die diesjährige Lehrerfortbildung fand am 15. Oktober wiederum in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit statt. Besonders sei Herrn Werner Karg, stellvertr. Leiter der Landeszentrale, gedankt, der das Programm der Fortbildung zusammen mit Dr. Hildegard Kronawitter entwickelte. Übergreifende Fragestellung für Referate und Diskussionen war „Sind wir, wie wir heißen? – Schulnamen und ihre Bedeutung für Schulprofil und Schulalltag“. Laura Treml, Studentin am Institut für Bayerische Geschichte, gab einen historischen Abriss über Schulbenennungen nach der Weißen Rose in Bayern. Die Darlegung basierte auf ihrer Zulassungsarbeit am Institut für Bayerische Geschichte: 2010 – wie sie berichtete – hätten in Deutschland ca. 200 Schulen den Namen eines Mitglieds der Weißen Rose getragen, mit 187 die meisten den der Geschwister Scholl. Die Verteilung auf die einzelnen Bundesländer sei dabei sehr unterschiedlich, in Bayern sind es bis heute 16 Schulen. Federführend wären bei den frühen Namensgebungsprozessen Städte und Gemeinden gewesen. Zu den Motiven der Namensgebungen würden häufig biographische Bezüge der Namensgeber zum Schulort zählen. In einigen Fällen sei wie z.B. in Nürnberg mit der Schulbenennung ein bewusster Kontrapunkt zu einem Täterort gesetzt worden. In den Begründungen stünde die Würdigung des vorbildhaften Verhaltens der Mitglieder der Weißen Rose im Mittelpunkt. Seit den 1980er Jahren sei die Motivation für die Namensgebung wesentlich geprägt gewesen von dem Wunsch, mit dem Schulnamen ein Zeichen für eine akzentuierte Werteerziehung zu setzen. In der anschließenden Diskussion war man sich einig, dass die Benennung der Schulen die politisch und parteipolitisch geprägte Rezeption der Weißen Rose in der Bundesrepublik widerspiegelt. Als zweiter Referent berichtete Dr. Gregor Pelger, bis zum Schuljahr 2013/2014 Lehrer am Kurt-HuberGymnasium in Gräfelfing (KHG) und jetzt Mitarbeiter im Kultusministerium, gemeinsam mit Dr. Marianne Ott-Meinberg über die „Formulierung neuer Leitziele bezogen auf den Namensgeber der Schule“, die nach einem Evaluierungsverfahren eine von drei getroffenen Zielvereinbarungen für die Schulentwicklung am KHG ist. „Sind wir, wie wir heißen?“, diese Frage stehe auch im aktuellen Schulentwicklungsprojekt des KHG im Mittelpunkt. Viele Jahre von Zeitzeugen mitgetragen, habe die Erinnerungsarbeit am KHG in Zukunft andere Wege zu gehen. Angesichts des Risikos, dass das Interesse der Schüler und Lehrer am Namensgeber abnähme, rücke die Frage „was hat das mit mir zu tun?“ in den Vordergrund. Es gelte nun, aus der Erinnerung an den Namensgeber und seiner Würdigung Leitziele für das aktuelle pädagogische Programm der Schule abzuleiten. Über den seltenen Fall eines „Umbenennungsprozesses einer Schule am Beispiel des früheren Wernher-von-Braun-Gymnasiums in Friedberg“ berichtete Dr. Robert Sigel von der Bayerischen Landeszentrale für Politische Bildung. Die problematische Rolle des Physikers und Raketenbauers im Nationalsozialismus sei zum Zeitpunkt der Namensgebung in den 1960er Jahren in der Bundesrepublik noch weitgehend verdrängt worden. Erst in den 1990er Jahren 47 sah sich die Schule mit zunehmender öffentlicher Kritik konfrontiert. Daraufhin habe sie zunächst versucht, konstruktiv mit diesen Vorwürfen umzugehen und die kritische Auseinandersetzung mit dem Namensgeber als pädagogische Herausforderung verstanden. Eine anhaltende Diskussion veranlasste die Schulleitung jedoch, sich 2013 an die Bayerische Landeszentrale für politische Bildung zu wenden. Diese moderierte die Auseinandersetzung und regte eine Leitzieldiskussion an. Am Ende eines als sehr mühsam beschriebenen Weges stand schließlich die Namensänderung der Schule in „Gymnasium Friedberg“. Abschließend stellte Herr Dr. Sigel einen Kriterienkatalog vor, der vergleichbaren Fällen bei einer Namensänderung zugrunde gelegt werden kann. Im zweiten Teil der Veranstaltung berichteten die Lehrkräfte Andrea Maria Moser und Franco Stelzer vom Liceo Linguistico Sophie Magdalena Scholl in Trient über den eben erfolgten Namensgebungsprozess an ihrer Schule. Das Liceo Linguistico, ein neu erfolgter Zusammenschluss eines naturwissenschaftlich-neusprachlichen mit einem sozialwissenschaftlichen Gymnasium, habe einen neuen, identitätsstiftenden Namen gesucht. Der Namensgeber sollte für die Überbrückung kultureller Grenzen stehen und Denkanstöße geben. Den Ausschlag für Sophie Scholl habe letztendlich ihr Einstehen für ihre Ideale und ihre Zivilcourage gegeben, was vor allem in der Schülerschaft überwältigende Zustimmung gefunden habe. Die Namensgebung wurde am 16. Mai diesen Jahres mit einem großen Fest begangen, das von verschiedenen Schülerprojekten zur Weißen Rose begleitet war. Die identitätsstiftende Funktion der Namensgebung stand auch im Mittelpunkt der sich anschließenden Diskussion. Wir geben einige Wortmeldungen dazu wieder: So berichtete Herr Wildoer, Schulleiter der Sophieund-Hans-Scholl-Schule Wiesbaden, vom dortigen Namensgebungsprozess in den Jahren 2001/2. Schon seit ihrer Gründung trug die integrierte Gesamtschule den Namen „Geschwister-Scholl-Schule“ genauso wie die benachbarte Grundschule. Um die verwaltungsrechtlichen Probleme dieser Namens- 48 gleichheit zu umgehen, habe man den Doppelnamen gewählt. Die Umbenennung sei bei Schülern, Eltern und Lehrern zwar unumstritten gewesen, führte aber zu keiner intensiveren Auseinandersetzung mit den Namensgebern. Christian Schleicher von der SophieScholl-Schule Oberjoch (Allgäu) schilderte die große Bedeutung des Schulnamens für Identität und Zusammenhalt an seiner Schule. Der Großteil der Schüler halte sich an der Schule, die dem Alpenklinikum Santa Maria, einer Reha-Klinik für Kinder und Jugendliche, angegliedert ist, wegen einer Erkrankung auf. Unter diesen besonderen Umständen einer sehr heterogenen und häufig wechselnden Schülerschaft spiele die identitätsstiftende Wirkung der Namensträgerin eine besondere Rolle. Sichtbar wäre das auch am „Dokumentationsraum“, einer kleinen zentralen Gedenkstätte der Schule, wo u.a. das Faksimile eines Briefes von Elisabeth Hartnagel an Sophie Scholl ausgestellt sei. Andrea Winter vom Christoph-ProbstGymnasium Gilching habe zu Beginn ihrer Tätigkeit bereits eine lebendige Erinnerungskultur vorgefunden. Alle neuen Schüler bekämen am ersten Schultag weiße Rosen überreicht. Am Todestag von Christoph Probst fände in jeder Klasse eine Gedenkstunde statt, unabhängig vom jeweiligen Fach. Im Mittelpunkt des Gedenkens stünden die Motive des Widerstands, die auch einen Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Problemen wie Rechtsradikalismus herstellen ließen. Die städtische Berufsschule für Großhandels- und Automobilkaufleute in München befände sich derzeit noch im Prozess einer Namensgebung, so Manfred Kerber, stellv. Schulleiter. Er zeigte Sympathie für Walter Klingenbeck, der 1943 in München im Alter von 19 Jahren von den Nationalsozialisten ermordet worden war. Als Namensträger stünde Klingenbeck den Schülern durch Alter und Ausbildung besonders nahe. Da die Schule in der Nähe des Königsplatzes liegt, der historisch vorbelastet sei, könnte die Benennung nach einem Widerstandskämpfer ein starkes Zeichen setzen. Gertrud Sauer-Dietl, Schulleiterin des städtischen Willi-Graf-Gymnasiums in München, gab zu bedenken, dass der Schulname im Alltag auch zum Korsett werden könne, wenn sich zu hohe oder falsche Erwartungen daran knüpften. Dennoch hob sie auch für ihre Schule eine positive Integrationskraft des Schulnamens hervor. Diese zeige sich an einem jährlich vergebenen Schulpreis des Elternbeirats oder im positiven Umgang der Schüler mit ihrem Namensträger („unser Willi“). Kathrin Essick bedauerte, dass eine engere Identifizierung mit Hans Leipelt an der Hans-Leipelt-Schule Donauwörth schwierig sei, da die dortige Ausbildung der Schüler nur drei Jahre dauert. Auch im Geschichtsunterricht sei es trotz vielfältiger Bemühungen nicht einfach, den Widerstand von Hans Leipelt und der Weißen Rose eingehender zu behandeln, da der Lehrplan für Geschichte erst nach 1945 beginne. Von Schülern sei für Schüler ein Flyer erstellt worden, der Leipelts Lebensgeschichte auf verständliche und für Jugendliche ansprechende Weise vorstellt. Hans Leipelts Schicksal sei auf besondere Weise mit Donauwörth verbunden, da hier der Prozess gegen ihn stattfand. Ursula von Busse von der ChristophProbst-Realschule in Neu-Ulm berichtete, dass die Namensgebung an ihrer Schule von der Familie Probst angestoßen worden sei und in der Schulfamilie auf große Zustimmung gestoßen wäre. Dem Namensträger sei in der Schule eine kleine Ausstellung gewidmet, auch im Schulalltag sei Christoph Probst immer wieder durch verschiedene Projekte präsent. So würden in Zusammenarbeit mit der VHS Neu-Ulm Schüler zu Tutoren ausgebildet werden, die jüngere Schüler an Gedenkorte der Stadt führen. Als jüngstes Projekt sei eine Aufführung des Theaters EUKITEA an der Schule zu sehen gewesen, mit dem auch die Weiße Rose Stiftung e.V. zusammenarbeite. Abschließend hob Dr. Hildegard Kronawitter das besondere Anliegen der Weiße Rose Stiftung e.V. hervor, in der historisch-pädagogischen Arbeit mit Schulen zu kooperieren. Sie seien ein wichtiger Partner, wenn es darum ginge, die Erinnerung an die Weiße Rose wachzuhalten. Auch diese Fortbildung habe bewiesen, dass die Weiße Rose Stiftung e.V. und die Namensträgerschulen einen gemeinsamen Auftrag hätten. 49 11Veranstaltungen Der Blinde Fleck – ein Film von Daniel Harrich und Ulrich Chaussy Vor dem offiziellen Kinostart am 23. Januar 2014 zeigte das Kino Münchner Freiheit den Spielfilm „Der blinde Fleck“ in einer Extravorstellung. Im Anschluss diskutierten der Journalist Ulrich Chaussy, der Regisseur Daniel Harrich und Anna Bräsel von der regionalen Beratungsstelle des Bayerischen Jugendrings gegen Rechtsextremismus für Oberbayern und Schwaben mit dem Publikum. Die Veranstaltung erfolgte in Kooperation mit dem Bayerischen Jugendring / Rechtsberatungsstelle und dem KulturForum der SPD München. Der Film wird vom „Bayerischen Bündnis für Toleranz, Demokratie und Menschenrechte schützen“, bei dem die Weiße Rose Stiftung e.V. Mitglied ist, empfohlen. Am 26. September 1980 starben bei einem Attentat auf das Münchner Oktoberfest dreizehn Menschen, über 200 wurden verletzt. Der Journalist Ulrich Chaussy setzte sich dafür ein, die rechtsextremen Hintergründe des Attentats aufzuklären. 1983 verfasste er einen Radiobericht, in dem er auf die Zweifel eines Opferanwalts hinweist. Bei dem Anwalt hätten sich Zeugen gemeldet, die der Polizei erzählten: der Täter sei nicht alleine in München gewesen und wahrscheinlich auch kein Einzeltäter gewesen. In den geheimen Ermittlungsakten, die Chaussy von Informanten nach seinem Radiobericht zugespielt wurden, bestätigte sich diese These. Chaussy berichtete darüber, im Radio und in einem Buch, das 1985 erschien und in einer überarbeiteten Neuauflage im Januar 2014. Es ist die Grundlage für das Politdrama „Der blinde Fleck: Das Oktoberfestattentat“, in dem Benno Fürmann als Ulrich Chaussy nach der Wahrheit sucht und dort genau hinsieht, wo die Ermittler damals wegschauten. Durch die NSU-Prozesse haben die Hintergründe des Oktoberfestattentats eine neue Aktualität bekommen. Weitere Zeugen sind aufgetaucht, deren Aussagen die Einzeltäterthese widerlegen. Die Ermittlungen werden wieder aufgenommen. Ulrich Chaussy ist Mitglied der Weiße Rose Stiftung e.V. Seit vielen Jahren recherchiert und veröffentlicht er auch über die Widerstandsgruppe Weiße Rose. Zuletzt erschien im Fischer Verlag zusammen mit Gerd R. Ueberschär „Es lebe die Freiheit! Die Geschichte der Weißen Rose und ihrer Mitglieder in Dokumenten und Berichten“. 50 Weiße Rose Orgelkonzert zum 18. Februar 1943 Am 18. Februar 2014 erklang die Weiße Rose Orgel im Lichthof der LMU in Erinnerung an den Widerstand der Weißen Rose. Der Münchner Domorganist Hans Leitner weihte das Instrument ein, das Jahrzehnte nicht gespielt und 2013 restauriert werden konnte. Michael Stacheder, Theaterregisseur des Jungen Schauspiel Ensemble München, las dazu aus Dokumenten der Widerstandsgruppe. Eine Veranstaltung des Liegenschaftsdezernats der LMU und der Weiße Rose Stiftung e.V. mit Unterstützung des Uni Sommerfest e.V., des Zentrums Seniorenstudium und des Departements Kunstwissenschaften. Als klingendes Denkmal für die Widerstandskämpfer der Weißen Rose wurde im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität 1960 eine Orgel eingebaut. Das erste Gedenkkonzert für die Weiße Rose fand am 23. Februar 1961 statt. Rektor Joseph Pascher, der Initiator der Orgel, erläuterte in seiner Rede damals die Idee des Instruments: „Am 18. Februar 1943 war dieser festliche Hof Schauplatz eines unvergesslichen Zeugnisses und eines unüberhörbaren Aufrufs zur Freiheit. Es war die Stimme der „Weißen Rose“, als die Geschwister Hans und Sophie ihre Flugblätter warfen, und es war die Stimme der Freiheit überhaupt. Um diese Stimme ging es, als der Plan entstand, dieser Halle eine Orgel zu geben, die Königin der Instrumente.“ Auf dem gut besuchten Gedenkkonzert spielte Hans Leitner Werke von Johann Sebastian Bach, Johann Pachelbel, Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Rheinberger, Jean Langlais und Joseph Ahrens. Michael Stacheder las Auszüge aus den Verhörprotokollen von Hans Scholl, Sophie Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf, aus dem Entwurf des 7. Flugblatts von Christoph Probst und aus der Verteidigungsrede von Kurt Huber vor dem Volksgerichtshof. Zum Gedenktag gab das Universitätsarchiv den 14. Band von LMUniversum mit dem Titel „Die Weisse-RoseOrgel der Ludwig-Maximilians-Universität. Dokumentation über Geschichte und Gestalt“ heraus. Der Band ist in der DenkStätte Weiße Rose erhältlich. 51 Josef Gieles. Studentenbriefe 1939-1942 Am 21. Februar 2014 stellten wir in der DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der LMU die Neuerscheinung mit dem Titel „Josef Gieles: Studentenbriefe 1939-1942. Widerständiges Denken im Umfeld der Weißen Rose“ vor, die Prof. Dr. Heinrich Kanz, Schwager von Josef Gieles, kommentiert herausgab. Anschließend las Gerwita Hees, Ensemblemitglied des Gärtnerplatztheaters, aus einer Auswahl der veröffentlichten Briefe. Prof. Wolfgang Huber gab eine Einführung. Bisher liegen von der Widerstandsgruppe Weiße Rose die Briefe der Geschwister Scholl, die Tagebucheinträge und Briefe Willi Grafs, der Briefwechsel Sophie Scholls mit ihrem Freund Fritz Hartnagel und die im Jahre 2011 veröffentlichten gesammelten Briefe Alexander Schmorells und Christoph Probsts vor. Erstmals wird nun eine umfangreiche Briefsammlung eines Angehörigen des weiteren Freundeskreises der Weißen Rose vorgelegt, der selbst nicht an den Widerstandsaktionen beteiligt war. Nach einer Einführung von Prof. Wolfgang Huber zur Person Josef Gieles und der Bedeutung seiner Briefe stellte der Herausgeber Prof. Dr. Heinrich Kanz sein Buch vor. Der 1918 geborene Josef Gieles stammte aus einer deutschnationalen, katholischen und dem NS-Regime gegenüber ablehnend eingestellten Familie aus dem hessischen Kleinauheim. Er studierte ab Herbst 1939 in München Medizin. Als leidenschaftlicher Musiker wurde er schnell Mitglied des Münchner Bachchores, dem auch sein Offenbacher Schulfreund Otmar Hammerstein und später auch Hubert Furtwängler angehörten, die ebenfalls zum weiteren Freundeskreis der Weißen Rose gehören. Ab Mai 1941 war Gieles Angehöriger der Studentenkompanie, wo er Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf kennenlernte. Ende 1942 legte er sein Staatsexamen ab, im Januar 1943 wurde er als Arzt an die russische Front versetzt. Nach der Verhaftung der Geschwister Scholl fand die Gestapo bei ihnen seine Adresse. So wurden auch er und seine Post durchsucht. Aber man konnte ihm nichts nachweisen. Er schickte seinen Eltern eine Warnung, die mit Hilfe seiner Schwester die Briefe Josefs in Blechdosen im Garten vergruben. Josef Gieles fiel am 27. Januar 1945 im Alter von 26 Jahren als Oberarzt in Guben an der Neiße. 52 Gerade im Zusammenhang mit der Geschichte der Weißen Rose kommt den insgesamt 191 Briefen aus seinen Münchner Studentenjahren eine wichtige Bedeutung zu: Sie geben einen authentischen Einblick in die Lebensumstände und Gedankenwelt der Medizinstudenten der Weißen Rose. Gieles thematisiert nicht nur die Verhältnisse und Stimmungen in ihrer gemeinsamen Studentenkompanie, sondern auch das katholische Milieu um den Hochlandkreis des Publizisten Carl Muth, der besonders auf Hans Scholl einen großen Einfluss ausübte. Nicht zuletzt spricht Gieles eine ganze Reihe von Kritikpunkten am Nationalsozialismus an, die auch Hans Scholl und Alexander Schmorell teilten. Seine äußerst offene, radikale Kritik erreicht einen Höhepunkt, als er die nationalsozialistischen Krankenmorde verurteilt: „Diese Bestien bringen doch nur Unglück ins Land und ins Volk und es ist, wenn es so weitergeht, eigentlich bald eine Frage der Notwehr!“ Der Weg von Josef Gieles führt jedoch nicht in den politischen Widerstand sondern zu dem Entschluss, der Allgemeinheit als Arzt an der Front zu dienen. Es ist dabei berührend, mit welcher Gewissenhaftigkeit Josef Gieles in seinen Familienbriefen um die richtige geistige Position ringt und darüber Rechenschaft ablegt. Zeugnis eines Überlebenden von Oradour – Robert Hébras In einem vollbesetzten großen Hörsaal der Ludwig-Maximilians-Universität wurde am 18. März 2014 der Dokumentarfilm mit deutschen Untertiteln „Zeugnis eines Überlebenden – Robert Hébras“ von Michaël Faugeroux gezeigt. Nach dem Film diskutierte der französische Zeitzeuge Robert Hébras mit dem Filmemacher, der Historikerin Bernadette Malinvaud aus Oradour und dem Publikum. Die Veranstaltung wurde von der Weiße Rose Stiftung e.V., und dem Förderverein NS-Dokumentationszentrum München durchgeführt, unterstützt von den Bezirksausschüssen Maxvorstadt und Schwabing West, dem Institut Francais und Francais du monde sowie von Gegen Vergessen – für Demokratie e.V. Wir danken unserem Kooperationspartner und allen Unterstützern. Oradour steht für eines der schlimmsten Massaker der Waffen-SS in Westeuropa. Am 10. Juni 1944 wurden dort 642 Menschen von der SS-Division „Das Reich“ an einem Tag ermordet. Robert Hébras, damals 19 Jahre alt, sollte einer der sechs Dorfbewohner sein, die das Massaker überlebten. Heute ist Robert Hébras 89 Jahre alt. Er wolle nicht anklagen, sondern aufklären und versöhnen, indem er die Erinnerung an die Opfer von Oradour lebendig halte. 2011 hat ihn Michaël Faugeroux, Lehrer am französischen Gymnasium in München, interviewt und das Gespräch in einem Film festgehalten. „Recht auf Erinnerung“ heißt die Dokumentation, die zu Beginn der Veranstaltung gezeigt wurde. Hébras erinnert sich darin an den Samstag 1944, an dem er das Massaker an seinen Nachbarn und Bekannten überlebt hatte. Über 600 Personen, darunter viele Schüler und Studenten, kamen zur Veranstaltung. Unter der Moderation von Michael Faugeroux entstand eine lebhafte und bewegende Diskussion zu den historischen Ereignissen und der juristischen Aufarbeitung, zu denen Bernadette Malinvaud die wichtigsten Fakten vermittelte. In der Bundesrepublik sei niemand zur Verantwortung gezogen, die Beschuldigten seien nicht nach Frankreich überstellt worden. Wie er seine Rachegefühle überwinden konnte, fragte ein junger Mann Robert Hébras. Für ihn sei die internationale Konferenz zum 40. Jahrestag der Nürnberger Prozesse ein Wendepunkt gewesen, antwortete er. Viel sei damals auch über Oradour gesprochen worden, da habe er auch angefangen, zu erzählen, ein Buch zu schreiben und Besucher durch die Ruinen des zerstörten Oradour zu führen. Er wünsche sich Offenheit, dass die Wahrheit gesagt wird, mehr nicht. Der überfüllte Hörsaal dankte ihm mit großem Applaus. Robert Hébras (li.) 53 Die Weiße Rose – Defizite einer Erinnerungskultur Am 6. Mai 2014 stellte Dr. Kristina Kargl in der DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der LMU ihre Dissertation „Die Weiße Rose – Defizite einer Erinnerungskultur. Einfluss und Wirkung des Exils auf die Publizität der Münchner Widerstandsgruppe“ vor, die in der Wissenschaftsreihe bavaria des Allitera Verlag München veröffentlicht wurde. Nach den Einführungen von Prof. Dr. h.c. mult. Klaus G. Saur, Prof. Dr. Oliver Jahraus, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur und Medien und von Prof. Dr. Waldemar Fromm, Herausgeber der Reihe „bavaria“, präsentierte Dr. Kristina Kargl wesentliche Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit zur frühen Phase der Erinnerung an die Weiße Rose von 1943 bis 1948/49. Erstmalig in der historischen Forschung untersucht Kristina Kargl die entscheidende Rolle, die dabei deutsche Emigranten – insbesondere in Großbritannien und den USA – und deren Verbindungen zu Widerstandsgruppen in Deutschland spielten. In den Mittelpunkt stellt sie den Bericht von James Graf von Moltke vom Kreisauer Kreis, den sie in seinem prägenden Einfluss auf die frühe Erinnerung an die Widerstandsgruppe genauer untersucht. Das deutsche Exil nahm diesen und nachfolgende Nachrichten über die Weiße Rose mit Begeisterung auf und widmete der deutschen Widerstandsgruppe zahlreiche – in der Forschung teilweise unbekannte – Artikel, Aufsätze, Veranstaltungen, Rundfunkreden und Bücher. Ein wichtiges im amerikanischen Exil entstandenes Werk war z.B. der fiktionale Roman des deutschjüdischen Schriftstellers Alfred Neumann „Es waren ihrer sechs“. 1945 ins Englische übersetzt, dann in den USA veröffentlicht, erschien er 1947 und 1949 auch in Deutschland. Dort stark rezipiert, wurde er zugleich insbesondere von Angehörigen der hingerichteten Weiße Rose Mitglieder wegen mangelnder Historizität als „Schundroman“ abgelehnt. Inge Scholl sah sich schließlich veranlasst, in ihrem Buch „Die Weiße Rose“ die Geschichte ihrer Geschwister aus ihrer Sicht als Zeitzeugin dagegen zu setzen. Sie legte so den Grundstein für eine neue und bis heute prägende, aber defizitäre Erinnerungskultur, in der die wichtigen Einflüsse des Exils fehlen. Zur Untersuchung der Wirkungsgeschichte des Romans „Es waren ihrer sechs“ wertete Kristina Kargl den Nachlass von Alfred Neumann im Münchner Literaturarchiv Monacensia aus. 54 Hans Scholl: Sehnsucht nach dem Lichte Am 25. November stellte Dr. Robert M. Zoske in der DenkStätte Weiße Rose seine Dissertation „Sehnsucht nach dem Lichte – Unveröffentlichte Gedichte, Briefe und Texte“ vor, die 2014 im Herbert Utz Verlag erschien. Mit einer Einführung von Dr. Detlef Bald, Historiker mit zahlreichen Veröffentlichungen zur Weißen Rose. Der Hamburger Pastor Robert M. Zoske zeigt in seiner Studie „Sehnsucht nach dem Lichte“, dass der Widerstand des führenden Kopfes der Weißen Rose als Akt wagemutiger Freiheit auch ein zutiefst religiöses Phänomen war. Der Autor interpretiert bisher unveröffentlichte Gedichte, Prosatexte und Briefe von Scholl aus dem Institut für Zeitgeschichte, die in der Forschung bislang nicht beachtet wurden. Mit seiner philologisch-theologischen Auswertung des Quellenmaterials zeigt er, dass die christliche Gedankenwelt für Hans Scholl Zuflucht, Fundament und Motivation zum Widerstand war. Auch die Ereignisse im Jahr 1937, die Verhaftung Hans Scholls im Dezember für drei Wochen wegen „bündischer Umtriebe“, deutet er weit weniger vordergründig, als bisher in der Literatur geschehen. Denn diese Außenseitererfahrung, die er durch die Anklage wegen Homosexualität erlebte, sei – so der Autor – entscheidend für seine beginnende politische Distanzierung vom NS-System gewesen. Dazu Dr. Detlef Bald in seiner Einführung: „Die Lebenskrise nach 1937 hat Hans Scholl gewandelt. Persönlich auf schlimmste sozial geächtet, hat Scholl seinen Platz gesucht, indem er sich seiner Werte vergewisserte. Er fand wieder Boden unter den Füßen, seine Sehnsucht wurde gesellschaftlich gestillt, zunächst im Beruf, sogar im Militär. Ich denke, diese „Sehnsucht“ aber war weit gespannt, ging über den persönlichen Horizont der Suche nach sich selbst hinaus und erfasste die ganze Lebenswelt. Oder: wenn der Lebenssinn Klarheit erfährt, erschließt sich ebenso der gesellschaftlich-politische Horizont. In seinen Worten in den Flugblättern: das Böse, die Fratze des Nationalsozialismus wurde angeklagt. Diese Vergewisserung seiner Werte, nach der Krise 1937 gab Hans Scholl die Bereitschaft und Fähigkeit, in Freiheit Widerstand zu leisten.“ Hans Scholl sei sich der lebensgefährlichen Konsequenzen seines Handelns gegen den Staat bewusst gewesen, er habe „entweder ganz leben oder gar nicht“ leben wollen, so der Autor Robert Zoske. Religion sei für Scholl „keine kulturelle Arabeske“ gewesen, „sondern (…) existentielle Betroffenheit, Ergriffensein von dem, was ihn am weitesten und tiefsten Sinne unbedingt anging. Die märtyrergleiche Absolutheit seines Handelns ist ein Verdikt über die christusfernen, weitgehend nichts- und darum versagenden institutionellen Kirchen und zugleich Hoffnungszeichen und Vorbild für Glauben und Gesellschaft heute. Hans Scholls Leben und Sterben bleiben Anklage und Auftrag.“ 55 12Internetpräsenz Die Geschichte des Widerstands der Weißen Rose ist von Historikern genau rekonstruiert und in vielen Publikationen veröffentlicht. Doch wie finden historische Fakten den Weg zu einem breiten Publikum und wie entsteht aus Faktenwissen Empathie? Hier setzt unsere Kommunikation via Homepage und Facebook an. Mit Informationen zu verschiedenen Fragestellungen und Ereignissen rund um die Weiße Rose, zu Jahrestagen, Ausstellungseröffnungen im In- und Ausland oder Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt wollen wir Interesse für die Widerstandsgruppe wecken und dazu anregen, sich intensiver mit ihr zu beschäftigen. Wir hoffen, die Botschaft der Weißen Rose besonders jungen Menschen nahe zu bringen, um sie für demokratische Werte zu sensibilisieren. Unsere Homepage www.weisserose-stiftung.de wird monatlich an die 3000 Mal aufgerufen. Für alle, die sich näher mit der Weißen Rose beschäftigen oder eine unserer vielen Ausstellungen ausleihen wollen, ist hier eine Fülle von Informationsmaterial zu finden. Ausstellungs- und Vortragstexte oder Arbeitsblätter für den Unterricht stehen zum Download zur Verfügung. Ergänzend ist das in die Homepage integrierte „Netzwerk Weiße Rose“ eine Plattform für Schulen, um hier eigene Projekte zur Weißen Rose einzustellen oder sich Anregungen für die eigene Arbeit zu holen. Die Facebook-Seite www.facebook. com/WeisseRoseStiftung hat inzwischen über 2000 Freunde. Zwei Drittel unserer Freunde sind jünger als 44 Jahre. Diese Zahl bestätigt unser Anliegen, gerade die jüngere Generation für die Weiße Rose zu interessieren. 70 Jahre nach Kriegsende liegt der Zweite Weltkrieg für junge Menschen in weiter Ferne: „Was geht mich das heute noch an?“, ist eine zentrale Frage, die deshalb immer wieder aufs Neue beantwortet werden muss. Wenngleich zwei Drittel der Facebook-Freunde in Deutschland leben, ist es bemerkenswert und für ein weltweites Interesse an der Weißen Rose signifikant, dass ein Drittel der Freunde aus 45 Ländern stammt und 36 unterschiedliche Sprachen spricht. In unserem Newsletter informieren wir ausführlich alle drei Monate mittlerweile über 1000 Leser. Wir freuen uns, wenn sich Leser dafür bedanken und nehmen ihre Anregungen gerne auf. 56 13 Kurznachrichten um die Weiße Rose „Ordre national du Mérite“ für Hildegard Kronawitter Der Französische Staat, vertreten durch Botschafter Maurice Gourdault-Montagne, würdigte mit der Auszeichnung für die Vorsitzende Dr. Hildegard Kronawitter deren langjährige ehrenamtliche Arbeit und damit auch ihr Engagement für die Weiße Rose Stiftung e.V. Bei der Ordensverleihung am 3. Juni 2014 betonte Botschafter Gourdault-Montagne die bleibenden Werte, für die die Weiße Rose stehe, als gemeinsame Basis unserer Demokratien. Die Ehrung fand in der Residenz des Generalkonsuls Emmanuel Cohet in München statt. Der nationale Verdienstorden Frankreichs wurde am 3. Dezember 1963 durch den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle gestiftet und wird für besondere Verdienste im öffentlichen, zivilen, militärischen oder im privaten Bereich verliehen. v.li.: Botschafter Maurice Gourdault-Montagne, Dr. Hildegard Kronawitter und Generalkonsul Emmanuel Cohet Auszeichnung für „Alexander Schmorell. Gestapo-Verhörprotokolle, Februar-März 1943“, hrsg. von Dr. Igor Chramow Ende Mai zeichnete der Verlegerverband Russlands das Buch „Alexander Schmorell. Gestapo-Verhörprotokolle, Februar-März 1943“, hrsg.v. Igor Chramow, mit dem 1. Preis für den Bereich „Memoiren und historische Dokumentationen“ aus. Weiterhin erhielt es einen Preis des Journalistenverbandes Russlands. Urkunde des Verlegerverbandes 57 Der Herausgeber und Übersetzer Dr. Igor Chramow nahm die Preise auf einer feierlichen Veranstaltung in Moskau entgegen. Die Weiße Rose Stiftung e.V. gratuliert Dr. Chramow herzlich für beide Auszeichnungen. Igor Chramow ist Mitglied der Weiße Rose Stiftung e.V. und Ansprechpartner für den Ausstellungsverleih in Russland. Die deutsch-russische Edition von „Alexander Schmorell. GestapoVerhörprotokolle Februar-März 1943“ ist 2013 in zweiter Auflage mit einem Vorwort von Prof. Dr. Wolfram Wette erschienen und in der DenkStätte Weiße Rose erhältlich. Non-Violent-Resistance Conference an der Ludwig-Maximilians-Universität Die Non-Violent-Resistance Conference über „gewaltfreien Widerstand und neue Autorität“ bezog in ihrem Programm am 20. und 21. März den Widerstand der Weißen Rose als historisches Beispiel mit ein. „Diesen gegenwartsbezogenen Fokus (…) weiß die Weiße Rose Stiftung e.V. sehr zu schätzen, ist sie doch satzungsgemäß verpflichtet, die Erinnerung an die Weiße Rose wach zu halten und zugleich aus dieser Erinnerung heraus Impulse für unsere Zivilgesellschaft zu setzen“, sagte Dr. Hildegard Kronawitter in ihrem Grußwort. Michael Stacheder, Junges Schauspiel Ensemble München, bot eine gut besuchte Lesung zur Weißen Rose an. Wir danken Tobias von der Recke, der die Konferenz ausrichtete und seit vielen Jahren dem Kreis der Freunde und Förderer der Weiße Rose Stiftung e.V. angehört. Neues Studierendenwohnheim des „Studentenwerks Weiße Rose“ im „Campus Weiße Rose“ in Weingarten – Gedenkstein für Sophie Scholl in Krauchenwies Nach langen Verhandlungen konnte das Studentenwerk Weiße Rose am 8. Mai 2014 mit den Bauarbeiten am neuen Studentenwohnheim starten. In Gebäuden, die nach Studenten der Weißen Rose benannt werden, mit jeweils vier Wohngeschossen, werden 172 Plätze mit modernstem Energiestandard geschaffen. Die Fertigstellung des Baus ist für den Beginn des Wintersemesters 2015/16 geplant. Der „Campus Weiße Rose“ wie auch die „Oberschwäbischen Erinnerungswege“ wurden vom Denkstättenkuratorium NS-Dokumentation Oberschwaben initiiert. Mittlerweile gibt es 75 Denkorte in mehreren Landkreisen, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. So enthüllte Prof. Wolfgang Marcus, Vorsitzender des Kuratoriums, im Mai 2014 im Schlosspark Krauchenwies einen Gedenkstein für Sophie Scholl. Ab April 1942 leistete sie dort sechs Monate Reichsarbeitsdienst. Schüler der SophieScholl-Schule trugen Auszüge aus den Flugblättern der Weißen Rose vor. Die Weiße Rose Stiftung e.V. ist Mitglied des DENKStättenkuratoriums zur NS-Dokumentation Oberschwaben. http://www.dsk-nsdoku-oberschwaben.de 58 Enthüllung des Straßenschilds des Willi-Graf-Rings in Bonn-Beuel Am 29. September 2014 enthüllten Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Bezirksbürgermeister Guido Déus das Straßenschild des Willi-Graf-Rings in Bonn. Joachim Baez, Beauftragter der Familie KnoopGraf, sprach ein Grußwort. Die Benennung der Straße geht u.a. auf den Bürgerantrag einer Klasse des Sankt- Adelheid-Gymnasiums in Pützchen zurück. Nach Abschluss der Ausbaumaßnahmen des WilliGraf-Rings konnte das Straßenschild nun offiziell enthüllt werden. Weiße Rose i-Punkt Forchtenberg Zum 93. Geburtstag von Sophie Scholl luden die Gedenkstätte Weiße Rose i-Punkt und die Stadt Forchtenberg am 4. Mai zur Ausstellungseröffnung „Die Scholls in Forchtenberg“ ein. Der Jurist Klaus Beer hielt einen Vortrag zu „Fritz Hartnagel – Sophie Scholls Freund und Streiter für ihr Vermächtnis“. Am 11. Mai feierte die GedenkStätte Weiße Rose i-Punkt ihr 10jähriges Bestehen mit einem Konzert in der Michaelskirche „Musikalische Gedenkrosen“ mit anschließender „Sophies Kaffeetafel“. Postkarte von Sophie Scholl in der Ausstellung „Die Scholls in Forchtenberg“ Am 3. August 2014 wurde im Herrenhaus Buchen bach die Wanderausstellung von Renate S. Deck „Die Scholls in Forchtenberg und Denkarbeit Hohenlohe“ vom Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl eröffnet. Bernhard Woll sprach über den Mentor der Weiße Rose, Theodor Haecker, und Renate Deck stellte ihr neues Buch „Spuren einer Freundschaft, ein Lesespaziergang in Langenburg“ vor. Am 23. August veranstaltete Renate Deck in Hohenlohe die Abendwanderung „Wanderer in der Nacht“ mit Texten von Theodor Haecker und anschließender Lesung „Spurensuche: Hans und Sophie Scholl in Hohenlohe“. 59 Till M. Mendler, Musicalwerkstatt Münster e.V.: Musical „Sophie Scholl“ auf CD Das Musical „Sophie Scholl – Briefe über Grenzen“ stellt die Beziehung von Sophie Scholl und Fritz Hartnagel und ihren jahrelangen Briefwechsel in den Mittelpunkt. Das Musical wurde vom Deutschen Rock- und Poppreis 2013 als bestes Musicalalbum mit einem 1. Platz ausgezeichnet. Die CD ist für 15 €, zuzüglich Versand, unter der Email-Adresse [email protected] zu bestellen. Amnesty International protestiert gegen die Todesstrafe Am 22. Februar, dem 71. Todestag von Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst protestierte Amnesty International München gegen die Todesstrafe. Wie jedes Jahr wurden in Erinnerung an die Widerstandsgruppe weiße Rosen an die Passanten verteilt und gleichzeitig dazu aufgerufen, sich dem aktuellen Protestaufruf anzuschließen. „Ein Blick in unsere jüngste Geschichte verpflichtet“, so Amnesty. Nach wie vor halten 58 Staaten an der Todesstrafe fest, dazu gehören arabische und afrikanische Staaten, aber auch China, Indien, Japan und die USA. Aktuelle Fälle, wie die grausame Hinrichtung von Denis McGuire in den USA am 16. Januar 2014, zeigen, dass kein „humaner“ Weg existiert einen Menschen zu töten und die Todesstrafe an sich gegen zentrale Menschenrechte verstößt. 60 Blatt für Blatt – 9 Frauen. Ein Leben. Sophie Scholl 9 Studentinnen des Vienna Konservatoriums und der Neuen Schauspielschule interpretieren in ihrem Theaterstück Leben und Widerstand von Sophie Scholl. Die Aufführung ist eine Mischung aus dokumentarischem Material, persönlicher Deutung und Selbstreflexion. Nach drei gut besuchten Aufführungen spielten sie erneut am 28. und 29. November im Off-Theater in Wien. Jeder Mensch hat einen Namen An der alljährlichen Namenslesung am Gedenkstein der ehemaligen Hauptsynagoge am 9. November nahmen für die Weiße Rose Stiftung e.V. Prof. Wolfgang Huber und Dr. Hildegard Kronawitter teil. Die Namenslesung in Gedenken an die Opfer der „Reichskristallnacht“ erinnerte in diesem Jahr – 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges – an jüdische Münchnerinnen und Münchner, die als überzeugte Patrioten an diesem Krieg im Militär- Kranken- oder Rettungsdienst teilgenommen hatten. Nach 1933 wurden sie verfolgt, vertrieben und ermordet. Dr. Hildegard Kronawitter bereitete in der Arbeitsgruppe „9. November“ die Lesung mit vor. Geschwister-Scholl-Preis für Glenn Greenwald Der Journalist Glenn Greenwald wurde am 1. Dezember 2014 in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität München für sein Buch „Die globale Überwachung. Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen“ mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. Als engagierter Jurist und leidenschaftlicher Journalist warnt Glenn Greenwald vor einem mächtigen Überwachungsapparat, der unsere Privatsphäre zu zerstören und die Grundlagen der Demokratie zu untergraben droht. Er verkörpert damit das überzeugende zeitgenössische Beispiel eines couragierten Bürgers, der sich gemeinsam mit anderen und ohne Rücksicht auf persönliche Nachteile für das Recht auf ungehinderte Berichterstattung, freie Meinungsäußerung, individuelle Freiheit und die notwendige Kontrolle staatlicher Macht einsetzt. Glenn Greenwald hat mit seinen Artikeln und nun auch mit seinem Buch „Die globale Überwachung“ exemplarisch demonstriert, was eine freie, unabhängige Publizistik leisten kann und was sie leisten sollte. v.li.: Glenn Greenwald (mi.) übernimmt die Urkunde von Oberbürgermeister Dieter Reiter (re.) und dem Vorsitzenden des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Michael Lemling (li.) 61 14Personalia 100. Geburtstag von Herta Probst Herta Probst, die Witwe von Christoph Probst, wurde am 21. Juli 100 Jahre alt. Christoph Probst konnte sich von seiner Familie nicht mehr verabschieden. Erst durch Traute Lafrenz und Werner Scholl erfuhr Herta Probst, dass ihr Mann zum Tode verurteilt wurde. Vergeblich reichte sie ein Gnadengesuch ein. Als ihr Mann Christoph Probst am 22. Februar 1943 hingerichtet wurde, blieb sie mit drei kleinen Kindern, zwei Söhnen und einer eben geborenen Tochter, allein zurück. Einen weiteren Schicksalsschlag erlebte sie, als ihr Vater Harald Dohrn in Zusammenhang mit der Freiheitsaktion Bayern Ende April hingerichtet wurde. Erinnerungen von Herta Probst sind in der DenkStätte Weiße Rose in der LMU in der Seh station und in einigen Hörstationen dokumentiert. Auch der Dokumentarfilm die „Widerständigen“ hält ihre Erinnerungen lebendig. 70. Geburtstag von Gert Heidenreich Aus Anlass seines 70. Geburtstages am 30. März erfuhr der Schriftsteller und Sprecher Gert Heidenreich für sein vielfältiges kulturelles Schaffen hohe Anerkennung. Die Weiße Rose Stiftung e.V. reiht sich in den Kreis seiner Bewunderer ein, gratuliert und dankt ihrem Fördermitglied. Sein Engagement in unserer Sache formulierte Gert Heidenreich zu unserem 25jährigen Bestehen in einem „Gruß an die Aufrechten“: „… Dass ich (…) nach meinen Möglichkeiten die Stiftung Weiße Rose unterstütze, ist kein Akt der Zivilcourage. Es ist für mich auch kein Akt des Gedenkens, es ist der Versuch, in Gemeinschaft mit anderen kritische Aufmerksamkeit für den Zustand unserer Gesellschaft zu erhalten und zu fördern; eine Aufmerksamkeit, die den Mitgliedern der Weißen Rose unter verheerenden Bedingungen so viel Wert war, dass sie dafür ihr Leben riskierten. Uns kostet es klaren Blick und unvoreingenommene Betrachtung, offenes Wort.“ Gert Heidenreich bei der Konzertlesung „Weiße Rose und Widerstand“ am 12. Oktober 2013 in der großen Aula der LMU 62 Ohel-Jakob-Medaille für Hans-Jochen Vogel Der frühere Münchner Oberbürgermeister und SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel ist mit der OhelJakob-Medaille in Gold, der höchsten Auszeichnung der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, geehrt worden. Damit wurde Vogels Engagement für die Versöhnung und das Miteinander der Religionen in Deutschland gewürdigt. Die Weiße Rose Stiftung e.V. gratuliert ihrem hochgeschätzten Beiratsmitglied. v.li.: Prof. Dr. Fritz Stern, Dr. Hans-Jochen Vogel und Dr. h.c. Charlotte Knobloch Anneliese Munzinger ist verstorben Anneliese Munzinger studierte in München zur selben Zeit wie Hans Scholl und Alexander Schmorell Medizin. Sie kannte sie nicht persönlich, wusste aber von ihrem Widerstand. Vor zwei Jahren trat sie in Kontakt mit der Weiße Rose Stiftung e.V. und schrieb ihre Erinnerungen auf. Eindrucksvoll schildert sie darin auch ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit der Rede des Gauleiters Paul Giesler am 13. Januar 1943 vor Studierenden im Deutschen Museum. In schamloser Weise hatte Giesler die Studentinnen aufgefordert, ihr Studium abzubrechen und besser „dem Führer ein Kind zu schenken“. Ende Mai ist sie im Alter von 91 Jahren verstorben. Wir danken Anneliese Munzinger für ihre Erinnerungen und die Zeichnung eines Freundes, auf der er den Abschied junger Soldaten der Studentenkompanie am Münchner Ostbahnhof skizzierte. Auszüge aus ihren Erinnerungen finden Sie in unserem Tätigkeitsbericht 2012, abrufbar unter http://www.weisse-rose-stiftung.de/images/pdf/ Taetigkeitsbericht-2012.pdf (S. 18) Der katholische Religionsphilosoph Eugen Biser ist verstorben Mehr als ein Jahrzehnt war Eugen Biser Inhaber des Guardini-Lehrstuhls an der Ludwig-Maximilians-Universität München und wusste sich der Weißen Rose sehr verbunden. In seinem Geleitwort „Widerstand im Geist der Freiheit“ zu der Veröffentlichung „Wider die Kriegsmaschinerie“ von Detlef Bald schrieb Biser über die Weiße Rose: „Den Kern ihrer Motivation artikulierte schließlich Hans Scholl, als er mit dem Ruf ‚Es lebe die Freiheit!‘ in den Tod ging. Für diese Freiheit gingen die Angehörigen der Weißen Rose in den Tod.“ Am 25. März 2014 ist Eugen Biser mit 96 Jahren gestorben. 63 15Neuerscheinungen Marion Döbert Sophie Scholl – Die letzten Tage. Ein Buch in einfacher Sprache in Anlehnung an das Drehbuch von Fred Breinersdorfer Spaß am Lesen, Münster 2014 Konrad Hilpert (Hrsg.) Glaube und Widerstand. 70 Jahre Weiße Rose LMUniversum, Band 15, 2014 Jakobus Kaffanke OSB (Hrsg.) Alexander Schmorell – der Märtyrer. Zur Würdigung seines christlichen Widerstandes durch die Russische Orthodoxe Kirche Beitrag von Detlef Bald in: Jäger P., Beroner Forum, Edition 6, 2014 Kristina Kargl Die Weiße Rose – Defizite einer Erinnerungskultur. Einfluss und Wirkung des Exils auf die Publizität der Münchner Widerstandsgruppe Allitera Verlag 2014 Hans Mommsen Das NS-Regime und die Auslöschung des Judentums in Europa Wallstein Verlag, Januar 2014, überarbeitete zweite Auflage Harald Roth (Hrsg.) Was hat der Holocaust mit mir zu tun? 37 Antworten Pantheon Verlag 2014 u.a. mit einem Aufsatz von Michael Verhoeven: „Eine neue Weiße Rose – was soll das?“ Claudius Stein (Hrsg.) Die Weiße-Rose-Orgel der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dokumentation über Geschichte und Gestalt LMUniversum, Band 14, 2014 Lorenzo Tibaldo La Rosa Bianca. Giovani contro Hitler claudiana, Turin 2014 Mathias Tietke Yoga in der DDR – Geächtet, Geduldet, Gefördert Steve-Holger Ludwig Verlag, September 2014 (mit Hinweisen zu Heinz Kucharski, der als Mitglied der „Hamburger Weißen Rose“ im April 1945 zum Tode verurteilt wurde, floh und später in der Yoga szene in Leipzig als IM arbeitete) 64 16 Die Weiße Rose Stiftung e.V., ihre Organe und MitarbeiterInnen Der Vorstand Dr. Hildegard Kronawitter, 1. Vorsitzende (ehrenamtliche Geschäftsführung) Prof. Dr. Wolfgang Huber, 2. Vorsitzender Dr. Werner Rechmann, 3. Vorsitzender (Schatzmeister) Franz J. Müller, Ehrenvorsitzender Die Mitglieder Joachim Baez, Heinz Beumer, Dr. Igor Chramow, Karin Friedrich, Thomas Guckenbiehl, Heiner Guter, Dr. Klaus Hahnzog, Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Prof. Dr. Wolfgang Huber, Dr. Thomas Kiepe, Dr. Hildegard Kronawitter, Dr. Traute LafrenzPage, Dr. Silvester Lechner, Prof. Dr. Hans Mommsen, Franz J. Müller, Dr. David Müller, Jula Müller, Britta MüllerBaltschun, Johannes Nebmaier, Christa Nickisch, Christian Petry, Dr. Werner Rechmann, Dr. Rachel Salamander, Prof. Dr. h.c. Klaus Saur, Heino Seeger, Frank Trümper, Winfrid Vogel, Christian Vorländer, Prof. Dr. Michael Wyschogrod Der Beirat Joachim Baez, Karin Friedrich, Dr. Klaus Hahnzog (Vorsitzender), Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Prof. Dr. Hans Mommsen, Prof. Dr. Heribert Prantl, Dr. Rachel Salamander (stellv. Vorsitzende), Prof. Dr. h.c. Klaus Saur (stellv. Vorsitzender), Dr. Christof Schmid, Markus Schmorell, Dr. Ludwig Spaenle, Alexander Stuwe, Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze, Erwin Teufel, Christian Ude, Dr. Michael Verhoeven, Dr. HansJochen Vogel, Winfrid Vogel, Dr. Beatrice von Weizsäcker MitarbeiterInnen (in Teilzeit) Christine Fiala-Köfer: Finanzen und Verwaltung Ursula Kaufmann: Einzelausstellungen, pädagogische Projekte, Besucherbetreuung, Kommunikation Sandra Knösel: Ausstellungsverleih, Netzwerk Weiße Rose, Lehrerfortbildung Aurora Bergmaier (bis September 2014): Mitarbeit im Büro Dr. Eva Hoegner (ab September 2014): Mitarbeit im Büro und Führungen Ulrich Müller: Archiv, Führungen Markus Kirchner und Ferdinand Kramer: student. Aushilfe Lisa Reiter, Anna Schäfer: Praktikum Angie Kretschmann, Annette Scholz, Stefania Zuber: freiberufliche Mitarbeit Ehrenamtliche MitarbeiterInnen in der DenkStätte Weiße Rose: Alfons Balthesen, Susanne Bergmann, Irene von Denffer, Gerda Eierstock, Barbara Keim, Dr. Maren Killmann, Marie Lohmeyer, Ellen Moll, Christa Nickisch, Carolin Pflüger, Horst Plotzki, Ingeborg Rubner, Brigitte Schmid und Dr. Gotthilf Walz Vereinsregister Amtsgericht München VR 12214 Finanzamt München Steuer-Nr. 143/224/40546 Die Weiße Rose Stiftung e. V. ist zur Entgegennahme von Spenden und Bußgeldern gemäß Körperschaftssteuerbescheid vom 30.1.2014 berechtigt. Spenden werden für die satzungsgemäßen Aufgaben verwendet. Spendenkonto und Bankverbindung: Stadtsparkasse München IBAN: DE68 7015 0000 0000 0008 85 BIC: SSKMDEMM 65 Beitrittserklärung Weiße Rose Stiftung Ludwig-Maximilians-Universität Geschwister-Scholl-Platz 1 D-80539 München Telefon 0 89 / 2180-5359, 2180-5678 Telefax 0 89 / 2180--5346 E-Mail [email protected] www.weisse-rose-stiftung.de www.facebook.com/WeisseRoseStiftung Stadtsparkasse München IBAN: DE68 7015 0000 0000 0008 85 BIC: SSKMDEMM Ich möchte die Arbeit der Weiße Rose Stiftung e.V. über den Kreis der Freunde und Förderer unterstützen. Mein Jahresbeitrag (€ 65,– oder mehr) € (€ 35,– Studierende) Meine Spende € (jährlich) Meine Spende € (einmalig) Die Beiträge sollen per Lastschrift eingezogen werden. Spendenquittung wird zugesandt. Bank IBAN BIC Name Vorname Beruf Telefon E-Mail Straße Institution Datum Unterschrift Bitte hier abtrennen PLZ, Ort Weiße Rose Stiftung e.V. 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