www.hirsch-bonn.de 1 Die geprügelte Generation: Was hat Gewalt

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Für den privaten Gebrauch
Die geprügelte Generation:
Kochlöffel, Rohrstock
und die Folgen:
Was hat Gewalt
in der Pflege
damit zu tun?
Fachtagung - Kronshagen, Mai 2013
Rolf D. Hirsch
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Erziehung im Nationalsozialismus bezeichnet die
Theorie und Praxis der „totalen Erziehung“ im
nationalsozialistischen Deutschland 1933 bis 1945. Sie
umfasst die Vorschul-, die schulische und
außerschulische Erziehung sowie die Hochschulbildung
während der Zeit des Nationalsozialismus.
Ziel war es, die so genannte „arische“ Jugend zu „rassebewussten Volksgenossen“ zu formen, „ihre
jugendlichen Körper zu stählen“ und sie zu überzeugten
Nationalsozialisten zu erziehen.
(nach Gaj u. Allouche)
Der völkische Staat hat in dieser Erkenntnis seine gesamte
Erziehungsarbeit in erster Linie nicht auf das Einpumpen von
bloßen Wissens einzustellen, sondern auf das heranzüchten
kerngesunder Körper.
Seine gesamte Erziehung und Ausbildung muss darauf angelegt
werden, ihm die Überzeugung zu geben, andern unbedingt
überlegen zu sein.
Das Ziel der weiblichen Erziehung hat unverrückbar die
kommende Mutter zu sein“.
Mein Kampf, 1933 (47. Aufl., Verlag Franz Eher Nachfolger, München)
Hitler will eine Jugend, die ...
• das Schwache verabscheut.
• die Welt in Schrecken versetzt.
• gewalttätig, herrisch, unerschrocken
und grausam ist.
• Schmerzen ertragen kann.
• das zärtliche ablehnt.
„IHR SOLLT SEIN: HART WIE KRUPPSTAHL, ZÄH WIE
LEDER UND FLINK WIE WINDHUNDE“
WINDHUNDE“ (HITLER)
• Schule dient nicht der Bildung, sondern der Vorbereitung auf den
Krieg.
• Lehrer werden aufgefordert der NSLB (Nationalsozialistischer
Lehrerbund) beizutreten.
• 1937 wird die Zeit bis zum Abitur auf 12 Jahre verkürzt.
• Konfessionelle Schulen wurden geschlossen.
• Koedukation wurde abgeschafft. (Jungen und Mädchen werden
nun getrennt unterrichtet).
• Hitler und die NS sind ständiger Bestandteil des Unterrichts, z.B.
Hitlergruß, Hakenkreuze, Fahnenappelle und Hitlerbilder.
• Hass gegen „Minderwertige“
„Minderwertige (Untermenschen ) wird verstärkt.
• Jüdische Lehrkräfte und 1/3 der Lehrer/innen wurden entlassen.
• Unterrichtsinhalte wurden der NSNS-Ideologie angepasst.
Z.B Biologie: Gesetz zur Reinhaltung des deutschen Blutes
(nach Gaj u. Allouche)
(nach Gaj u. Allouche)
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Für den privaten Gebrauch
DIE NATIONALSOZIALISTISCHE MISSION
Wie sie sein soll
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•
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Wie sie nicht sein soll
Persönliche Anteilnahme
Hineinnehmen der Welt in die
Innerlichkeit
Assimilation + Verarbeitung
Siegen oder sterben
kämpferisch sein
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•
•
•
Objektiv an Aufgaben gehen
Seelische Befreiung
Vergegenständlichung und
Versachlichung
Trennung von Person und Sache
Trennung von Schöpfer und
Schöpfung
„Die Geschichte der Kindheit ist ein Alptraum,
aus dem wir gerade erst erwachen.
Je weiter wir in der Geschichte zurückgehen, desto
unzureichender wird die Pflege der Kinder, die Fürsorge für sie und desto größer die Wahrscheinlichkeit,
dass Kinder getötet, ausgesetzt, geschlagen, gequält
und sexuell missbraucht wurden“.
(de Mause 1977)
Formung aller Geistesinhalte
Die nationalsozialistische Mission ist die
Vollendung der erzieherischen Idee
(nach Gaj u. Allouche)
Erziehungsstile
30,1: Wer liebhat seinen Sohn, hält stets den
Stock für ihn bereit, damit er sich am Ende freuen
kann.
30,2: Wer seinen Sohn bestraft, wird Freude an
ihm haben und sich vor den Bekannten seiner
rühmen können.
30,12: Beug ihm den Kopf in seiner Jugendzeit,
und schlag ihn aufs Gesäß solang er klein ist,
dass er nicht widerspenstig wird, und gegen dich
sich auflehnt und dir durch ihm ein Herzeleid
entsteht.
wilhelminisch
Montessori
nationalsozialistisch
30,13: Bestrafe deinen Sohn und mach sein Joch
ihm schwer, damit er nicht in Torheit gegen dich
sein Haupt erhebt.
(Jesus von Sirach 30)
antiautoritär
heutige Erziehung
"Vaterländische Erziehung" in preußischen Schulen
Ordnung und Disziplin sind höchste Tugenden.
Schon kleine Verstöße oder Versäumnisse bestraft
beispielsweise die Schulleitung der Flensburger
Gelehrtenschule mit körperlicher Züchtigung,
Strafarbeiten, Arrest oder Nachsitzen. Dies gilt auch
für Fehltritte außerhalb der Schule wie unerlaubte
Wirtshausbesuche oder schlechtes Betragen in der
Öffentlichkeit.
(1. Auflage: 1845)
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(1. Auflage: 1970)
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Für den privaten Gebrauch
Kinder können sich gegen Angriffe
der körperlich stärkeren Erwachsenen
nicht wehren; sie sind Opfer von Kräften, über die sie selbst nicht verfügen,
Und sie wurden und werden auf alle
erdenklichen –und oft auch undenklichen- Weisen gequält, in denen sich
bewusste und -viel häufiger- unbewusste Motive ihrer Eltern ausdrücken.
(Lloyd de Mause 1980)
Ursachen von Gewalt in der Familie
1. Restriktiver Erziehungsstil
2. Niedriges Bildungsniveau der Eltern
vor allem wenn ohne Schulabschluss
3. Unsichere Beschäftigungsverhältnisse
vor allem Arbeitslosigkeit
4. Gewalt in der Erziehung
GG Art 2…
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese
Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen
werden.
§ 1631 BGB
(1) Die Personensorge umfasst insbesondere die Pflicht und
das Recht, das Kind zu pflegen, zu erziehen, zu beaufsichtigen und seinen Aufenthalt zu bestimmen.
(2) Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung.
Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und
andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.
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Für den privaten Gebrauch
Quellen des Gewaltpotentials
(Ruthemann 1993, Hirsch 2010)
strukturelle
Zwänge
Diskrepanz: körperliche Nähe – seelische Distanz
Arbeitsablauf kontra Bedürfnisse
Bevormundung
TeamProbleme
Familienprobleme
Strukturelle
Zwänge
unfreie
Kontakte
jüngerer
Helfer
älterer
Mensch
Mangelnde Dankbarkeit
erlebte
„Endstation“/
Abhängigkeit
Querstellung gegen „Programm“
unverarbeitete
unverarbeitete
Erfolglosigkeit der „Endlospflege“
Biographie
Biographie
Konfrontation mit der Endlichkeit
„Prügelerfahrungen“
„Prügelerfahrungen“ Erinnerung an frühere Autoritätspersonen Kriegs/NachkriegsIndirektes Kriegstrauma
erlebnisse
Überforderung – Burnout
Eigene Gewalterfahrung
Aggressionshemmung
Hilflosigkeit
Pflegebedürftiger
Patient/Klient
(Opfer-Täter)
- alt -
Beeinflussende Faktoren:
Stimmung - Beanspruchung
Einstellung - Professionalität
Personen - Unterstützung
Zeit
- Umgebung
Trägheit
- Vorgaben u. a.
„geprügelt“ - „nicht geprügelt“
Kriegstrauma ?
Helfer
Pflegender / Arzt
andere
Professionelle
(Täter-Opfer)
- jung -
........ und
alte Kinder??
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Kumulation von Macht,
Unterdrückung, Ohnmacht,
Angst, Wut, Hilflosigkeit,
Verstrickung in Schuldgefühle
Versorgt werden
Autonomieverlust
„Rechtlosigkeit“
Projektion von Verlusten
Institution
F
o
l
g
e
n
Kritische
Situation
- aktuell - chronisch -
?
Gesellschaft
Vorzeichen?
Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei
Zeugen: André Breton, Paul Éluard und dem
Maler Max Ernst, 1926
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