ATDA - Reduzierte Gratis Ausgabe
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Seit 1889 Sonnabend, 22. Februar 2014 124. Jahrgang Nr. 31.968 „Zentrale Stütze der Gemeinschaft“ Georg Porak erhält „Großes Ehrenzeichen für Verdienste um Österreich“ Von Marcus Christoph Buenos Aires (AT) – „Er reichischen Vereinigung und ist eine zentrale Stütze und stand dieser 18 Jahre lang Persönlichkeit der österreials Vorsitzender vor. Auch chischen Gemeinschaft.“ bei weiteren Institutionen Mit diesen Worten würdigte und Vereinigungen wie dem Österreichs Botschafterin Dr. Mozarteum in Argentinien, Karin Proidl den Einsatz dem Europäischen Club, der von Georg Porak zugunsten argentinisch-österreichider österreichischen Kultur schen Handelskammer oder in Argentinien. Am Monim Vorstand des Deutschen tagabend überreichte die Hospitals wirkte Porak in Diplomatin dem 87-Jährigen verantwortungsvollen Positimc das „Große Ehrenzeichen für onen mit. Dem Vorstand des Verdienste um die Republik Mozarteums gehört er seit Georg Porak an der Seite seiner Ehefrau Elisabeth (l.) und Botschafterin Karin Proidl. Österreich“. Porak habe nicht nunmehr 53 Jahren an. nur für einen Brückenschlag zwischen Kontinenten, Besonders die Heranführung jüngerer Generationen sondern auch zwischen Generationen gesorgt, hob Pro- an die österreichische Kultur sei Porak wichtig gewesen, idl während der Festveranstaltung in ihrer Residenz im unterstrich Proidl. Dies ist nicht zuletzt auch in Poraks Stadtteil Belgrano hervor. Für den musikalischen Rahmen eigener Familie gelungen: So hat vor Kurzem sein Sohn des Abends sorgte der Wiener Pianist Paul Gulda. Ferdinand den Vorsitz bei der argentinisch-österreichiIn ihrer Laudatio ging die Botschafterin auf Poraks schen Vereinigung übernommen. langjähriges ehrenamtliches Engagement ein. So gehörte er vor 30 Jahren zu den Gründern der argentinisch-österMehr Inhalt Klicken Sie bitte auf den Titel des gewünschten Artikels oder die gewünschte Rubrik Argentinien Wirtschaft Neue Spur im Fall Colli..............................................................3 Die Woche in Argentinien........................................................4 Argentinien...................................................................................8 Lateinamerika............................................................................13 Geschäftsnachrichten..............................................................14 Meinung Fußball für Alle.............................................................................5 Bauernopfer..................................................................................6 Randglossen.................................................................................7 Wirtschaftsübersicht Die kurzfristige Wirtschaftspolitik geht an den Grundproblemen vorbei...............................16 Titelseite In seiner Ansprache begründete Porak sein Engagement vor allem mit Dankbarkeit Österreich gegenüber. So erinnerte er an die Wirren der Nachkriegszeit, als seine aus Südböhmen stammende Familie plötzlich als Staatenlose da stand. Das Gebiet fiel wieder an die Tschechoslowakei und alle deutschsprachigen Bewohner wurden abgeschoben. „In diesem Moment gab uns Österreich die Staatsangehörigkeit“, so der Geehrte. Dies sei aus Staatsinteresse erfolgt, da sein Vater Leiter und Eigentümer einer bekannten Papierfabrik gewesen war, wie Porak gegenüber dem Tageblatt ergänzte. Der Vater sollte die Leitung einer Papierfabrik in der Steiermark übernehmen, wohin die Familie dann übersiedelte. Porak selbst ging nach Wien zum Studium an der Hochschule für Welthandel. 1952 zog es Porak in die Ferne nach Argentinien. Hier arbeitete er zunächst bei verschiedenen europäischen und US-amerikanischen Firmen. Ab 1956 fand er Anstellung bei einer deutschen, international tätigen Vermögensverwaltung in Buenos Aires, wo er später auch die Geschäftsführung übernahm. Seit seiner Pensionierung 1991 widmete sich Porak größtenteils ehrenamtlichen Aufgaben. Für sein Engagement hatte er bereits das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um Österreich (1986) sowie das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1999) erhalten. Porak hob den Stellenwert hervor, den klassische Musik für ihn besitze. Einer seiner Idole aus Wiener mc Pianist Paul Gulda sorgte für den musikalischen Rahmen des Abends. Studienzeiten sei dabei der österreichische Pianist und Komponist Friedrich Gulda (1930–2000) gewesen. Von daher war bei Porak die Freude groß, dass die österreichische Botschaft zu seiner Ehrung Paul Gulda, den Sohn des erwähnten Musikers, eingeladen hatte. Wie dessen Vater ist auch dieser ein Virtuose am Klavier und seit 1982 als Konzertpianist tätig. In der österreichischen Residenz brachte Gulda junior auf meisterhafte Weise Interpretationen von Werken seines Vaters sowie von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Frédéric Chopin zu Gehör. Zurück zum Inhalt Interessieren Sie sich für das politische Zeitgeschehen in Argentinien und Lateinamerika? In der neuen Online-Ausgabe des Argentinischen Tageblatts finden Sie noch mehr Artikel, Bilder und Information. Klicken Sie hier, um ein Gratis-Beispiel zu sehen Kontakt twitter Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 2 - Argentinien Neue Spur im Fall Colli Pass des vor elf Jahren verschwundenen Bergsteigers gefunden Buenos Aires (AT/mc) – In den Fall des Ende 2002 unter mysteriösen Umständen in den Anden verschollenen deutschen Bergsteigers Andreas Colli ist wieder Bewegung gekommen. Nachdem vor wenigen Tagen zwei österreichische Alpinisten einen Brustbeutel mit persönlichen Dokumenten des Deutschen fanden, hat Ermittlungsrichter Alberto Benito Ortíz eine Suchaktion auf dem Caballito-Gletscher am Berg Mercedario angeordnet. Dort hatten die Österreicher Anfang dieses Monats in einer Höhe von 5560 Metern den Reisepass, Impfbescheinigungen sowie andere persönliche Papiere des aus Ulm stammenden Bergsteigers entdeckt, der zum Zeit seines Verschwindens 37 Jahre alt war. Kurios ist dabei vor allem der Umstand, dass die erwähnten Gegenstände in drei Kilometern Entfernung vom 1400 Meter tiefer liegenden Fuß des Gletschers auftauchten, wo 2007 der Rucksack Collis entdeckt wurde. Eine damalige Suchaktion blieb ergebnislos. Bergführer Pablo Schlögl, der die beiden Österreicher vom Berg abholte, brachte gegenüber der Zeitung „Diario de Cuyo“ seine Verwunderung über die unterschiedlichen Fundorte zum Ausdruck: „Als man damals den Rucksack fand, konnte man noch glauben, der Bergsteiger sei abgestürzt. Aber den neuen Fund können wir uns nicht erklären: Es ist kaum glaubhaft, dass jemand in solche Kontakt twitter Höhe steigt und dort seine persönlichen Dokumente wegschmeißt.“ Der neue Fund am Mercedario, dem mit 6770 Metern vierthöchsten Berg Südamerikas, nährt den Verdacht, dass Colli möglicherweise einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte. Die Familie des Bergsteigers hatte stets angenommen, dass ein Verbrechen hinter dem Verschwinden stehe. Horst Kelb, der Onkel Collis, versucht seit Jahren zu erforschen, was mit seinem Neffen passiert ist. Als Hauptverdächtige hat er mehrere Grenzpolizisten im Visier, die – so der Verdacht - den deutschen Bergsteiger ausraubten und ihn dann beseitigten. Dabei hätten sie mit einem Hotel-Manager zusammengearbeitet, der gewusst habe, dass Colli größere Mengen Bargeld bei sich führte. Kelb hält den aktuellen Fund für ein Vertuschungsmanöver, wie er gegenüber dem Argentinischen Tageblatt ausführte. Seiner Meinung nach sei sein Neffe nie am Caballito-Gletscher gewesen, sondern nur bis zur Laguna Blanca in einer Höhe von 3200 Metern gekommen. Dies sei klar bewiesen. Nun werde versucht, erneut falsche Spuren zu legen: „Ein grausamer Mord soll mit vielen untauglichen Mitteln, falschen Zeugen und Spuren vertuscht werden“, ist sich Kelb sicher. Zurück zum Inhalt Zum nächsten Artikel Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 3 - Argentinien Die Woche in Argentinien Urribari will kandidieren Noch sind es gut anderthalb Jahre bis zu den nächsten Präsidentschaftswahlen. Doch es haben bereits mehrere Politiker angekündigt, ins Rennen gehen zu wollen. Vor wenigen Tagen reihte sich Sergio Urribari, der Gouverneur der Provinz Entre Ríos, in die Schar der Ambitionierten ein. Gegenüber der Zeitung „Página/12“ erklärte der 55-jährige Parteigänger von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner: „Ja, ich werde Kandidat sein. Das politische Projekt, das Néstor und Cristina Kirchner auf den Weg gebracht haben, ist noch lange nicht beendet.“ Urribari kündigte an, 2015 bei den Vorwahlen, bei denen die Parteien und Bündnisse ihre Präsidentschaftskandidaten ermitteln, gegen jeden Mitbewerber anzutreten. Im Lager der regierenden Peronisten haben bereits mehrere politische Schwergewichte ihre Ansprüche angemeldet, Cristina im Amt beerben zu wollen: Urribaris Gouverneurskollegen Daniel Scioli (Provinz Buenos Aires) und Juan Manuel Urtubey (Salta) sowie Innenminister Florencio Randazzo und Senator Aníbal Fernández. Kirchner kann 2015 nicht antreten, da die Verfassung eine zweite Wiederwahl in Folge für das Staatsoberhaupt nicht vorsieht. Aus den Reihen der Opposition werden bislang der peronistische Abtrünnige Sergio Massa, der rechtskonservative Buenos-Aires-Bürgermeister Mauricio Macri, der Sozialist Hermes Binner sowie der Radikale Ernesto Sanz als Kandidaten gehandelt. Echegaray angezeigt Ricardo Echegaray, dem Chef der Steuerbehörde AFIP, steht juristischer Ärger ins Haus. So beantragte Staatsanwalt Jorge Di Lello am Montag die Aufnahme von Ermittlungen gegen Echegaray wegen Verletzung des Steuergeheimnisses. Zudem forderte er Vorermittlungen, ob der Steuerchef sich der unzulässigen Bereicherung im Amt schuldig gemacht habe. Die Anzeige wegen Verletzung des Steuergeheimnisses wurde von dem Abgeordneten Manuel Garrido (UCR) erstattet. Er bezog sich dabei auf Äußerungen Echegarays, der Steuerdaten von Oppositionspolitikern unzulässigerweise ausgeplaudert haben soll. Beispielsweise sagte Echegaray bei einer Pressekonferenz bezüglich der Abgeordneten Elisa Carrió: „Diese Dame, die mir vorwirft, Dollars zu kaufen, zahlt selber keinen Peso an Einkommenssteuer.“ Keiner der möglichen Präsidentschaftskandidaten der Opposition zahle auch nur die Hälfte dessen, was er selbst an Steuern zahle, so Echegaray. Wegen des Verdachts auf Bereicherung im Amt wurde der Steuerchef vom Rechtsanwalt Alejandro Sánchez Kalbermatten angezeigt. Dieser behauptete, Echegaray habe seit seinem Amtsantritt sein Vermögen um 2055 Prozent vermehrt. Streit um Drogenpolitik Zur Drogenproblematik spricht die Nationalregierung derzeit nicht mit einer Stimme. Während Verteidigungsminister Agustín Rossi jüngst erklärte, in Argentinien würde mittlerweile Kokain in größerem Umfang hergestellt, hat Sicherheitsstaatssekretär Sergio Berni eine andere Sichtweise der Dinge. Am Montag widersprach er Rossi in deutlicher Form: „Diejenigen, die tagtäglich gegen den Drogenhandel kämpfen, wissen, dass hierzulande kein Kokain produziert wird.“ Dazu hätte Argentinien schon gar nicht die geographischen und klimatischen Voraussetzungen, so Berni. Rossi hatte seine Behauptung auf Labors und „Küchen“ gestützt, die in jüngster Zeit entdeckt wurden. Argentinien sei nicht länger nur Transit- und Konsumland für Drogen, so der Verteidigungsminister. Er leitete daraus die Folgerung ab, die Ermittlungsarbeit darauf zu fokussieren. Starkregen in San Juan Vier Tage Dauerregen und damit einhergehende Überschwemmungen haben den Süden der Provinz San Juan bis Sonntag in Ausnahmezustand versetzt. 2800 Menschen mussten evakuiert werden. In einigen Gegenden brach die Stromversorgung zusammen. Die Fernstraße Kontakt twitter 141 wurde gesperrt, da sich ein sechs Meter tiefes Schlagloch gebildet hatte. Betroffen war vor allem die Gegend Valle Fértil. Die in dem Tal fließenden Flüsse stiegen aufgrund der Regenmassen über die Ufer und zogen nahe liegende Ortschaften in Mitleidenschaft. Schließlich erreichte das Wasser auch die Provinzhauptstadt San Juan, wo 70 Personen ihre Häuser räumen mussten. Quebracho gegen Shell Furcht einflößende Demonstration vor der „Shell“Tankstelle an der 9 de Julio in Buenos Aires. Vermummt und mit Schlagstöcken bewaffnet versammelten sich rund 100 Aktivisten der „Quebracho“-Bewegung und anderer linksgerichteter Gruppierungen vor den Zapfsäulen des britisch-holländischen Ölkonzerns. Sie beschimpften das Unternehmen, „spekulative Manöver“ gegen die argentinische Wirtschaft betrieben zu haben. Am Mittwoch organisierte „Quebracho“ dann eine Demonstration vor dem Supermarkt „Coto“ gegenüber dem Einkaufszentrum „Abasto“, um gegen Preiserhöhungen zu protestieren. Saftige Strafen Mit saftigen Geldstrafen geht die Nationalregierung derzeit gegen Supermarktketten vor, die sich nicht an die Preisvereinbarungen mit der Regierung halten. Wir Wirtschaftsminister Axel Kicillof vor wenigen Tagen mitteilte, habe es zuletzt 141 Verstöße gegen das Abkommen gegeben, das stabile Preise für 194 Produkte der Grundversorgung vorschreibt. Insgesamt verhängte die Regierung gegen sechs landesweit vertretene Geschäftsketten Bußgelder in Höhe von 3,5 Millionen Pesos. Besonders teuer wird es für „Carrefour“, das alleine 1,3 Millionen Pesos zahlen soll. Aber auch die Unternehmen „Día“, „Wallmart“ (beide je 600.000 Pesos), „Vea“ (419.000 Pesos), „Chango Más“ (323.000 Pesos) und „Coto“ (240.000 Pesos) werden zur Kasse gebeten. Allerdings haben die Supermarktketten die Möglichkeit, bei der Justiz eine einstweilige Verfügung zu beantragen. So könnte die Zahlung der Strafe ausgesetzt werden, bis eine rechtskräftige Sachentscheidung vorliegt. Geisterfahrer betrunken Der Geisterfahrer, dessen Falschfahrt Anfang dieses Monats zwei deutsche Touristinnen und 15 weitere Menschen in den Tod riss, saß stark betrunken am Steuer seines Lastwagens. Er war mit einem entgegenkommenden Reisebus frontal kollidiert. Der Fahrer hatte 2,32 Promille Alkohol im Blut, wie die Zeitung „Clarín“ am Montag unter Berufung auf Gerichtsmediziner berichtete. Bei dem Unfall in der Provinz Mendoza wurden 17 Menschen getötet, unter ihnen zwei Augsburgerinnen. Ein 52-Jähriger, Ehemann der einen und Vater der anderen Deutschen, ist unter den 14 Verletzten. Der Lastwagen fuhr mit über 100 Kilometern pro Stunde auf der falschen Spur einer Autobahn. Auch der Fahrer starb. In Argentinien gilt absolutes Alkoholverbot für Lastwagenfahrer. Vorsitz im Richterrat Damit dürfte das Regierungslager nicht wirklich zufrieden sein: Der Richterrat wird in diesem Jahr von zwei Richtern geführt, die der Regierung eher kritisch gegenüber stehen. Neuer Vorsitzender wird Alejandro Sánchez Freytes, ein Bundesrichter aus Córdoba. Dessen Stellvertreter wird Ricardo Recondo, ein Kammerrichter für Zivilsachen. Das Regierungslager sah sich zu diesen Zugeständnissen veranlasst, da es keine eigene Mehrheit in dem Gremium hat. Immerhin erreichten die Kirchner-Gefolgsleute nach stundenlangen Verhandlungen, dass ihnen der Vorsitz in zwei wichtigen Kommissionen erhalten bleibt: im Ausschuss für die Auswahl der Richter sowie im Ausschuss für Beschwerden gegen Richter. (AT/mc/dpa) Zurück zum Inhalt Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 4 - Meinung Fußball für Alle F ussball ist bekanntlich der populärste Sport in der Welt, auch wenn in den USA Sportarten wie Basketball und ihr eigener Rugby-ähnlicher Football dominieren. In Argentinien hat sich der Fußball in 100 Jahren als der nationale Lieblingssport entwickelt. Fußballthemen beherrschen die Diskussionen der Fangemeinde, wobei der Sport meistens Männersache ist. Auch auf den Tribünen dominieren die Männer, darunter viele mit Gewaltneigung. Die Kirchnerregierungen haben dem Fußball bescheinigt, dass sie ihn als Vermittlung für ihre politische Ideologie betrachten und ausnützen. Das bekannte Fernsehprogramm „Fußball für Alle“ („Fútbol para todos“) wird von der Regierung finanziert, was bereits weit über eine Milliarde Pesos im Jahr kostet und indirekt durch die Zentralbank mit reiner Geldschöpfung finanziert wird, was die Inflation fördert. Anfangs sollte laut dem damaligen Kabinettschef und heutigem Senator Aníbal Fernández private Propaganda für die Kosten aufkommen, aber Präsident Néstor Kirchner entschied anders. Er erkannte die Möglichkeit, das Regierungsprogramm über den Fußball bekannt zu machen, indem während der Übertragung der Spiele Regierungsspots geschaltet werden. Fußballübertragungen im Fernsehen genießen hohes Rating. Das ging soweit, dass im Vorjahr die beiden bekanntesten Fußballklubs Boca Juniors und River Plate Sonntagabend spielen mussten, um den bekannten Oppositionsjournalisten Jorge Lanata im Rating ab 22 Uhr zu dezimieren, was freilich nicht gelang. Lanata hat mit seiner Kritik maßgebend zur Wahlniederlage der kirchnerhörigen Politiker beigetragen. „Fußball für Alle“ erwies sich als nutzlos für politische Zwecke der Regierung. Unlängst wollten Kabinettschef Jorge Milton Capitanich und Präsidialsekretär Carlos Zannini eine Teilprivatisierung des Fußballgeschäfts durchsetzen, indem sie den besonders populären Fernsehmoderator Marcelo Tinelli Kontakt twitter einschalteten. Als Präsidentin Cristina unterrichtet wurde und ihr Sohn Máximo Kirchner dagegen protestierte, setzte sie mit einem Wutausbruch dem Versuch ein Ende. Máximo hatte sie offensichtlich an die Devise ihres Gatten erinnert, dass das Programm „Fußball für Alle“ nicht für Geld geschaffen wurde, sondern um Regierungspropaganda zu betreiben, wie es auch geschehen war. Die regierungshörige Hebe de Bonafini, Vorsitzende der „Mütter der Plaza de Mayo“, sagte auch klipp und klar, dass das Programm für die Regierungspolitik geschaffen wurde, nicht um Geld zu machen. Während der Spiele zeigt die Regierung ihre Errungenschaften an neuen Staatsinvestitionen und Sozialprogrammen. Die vorjährigen Parlamentswahlen bewiesen deutlich, dass diese Propaganda wirkungslos blieb. Tinelli, selber Vizepräsident des letzten Champions San Lorenzo, wurde ausgeschaltet, so dass alles beim Alten bleibt. „Fußball für Alle“ wird weiter als Propagandamittel der Regierung fungieren, obwohl Präsidentin Cristina Kirchner nächstes Jahr nicht mehr kandidieren darf. Ob sie einen eigenen Kandidaten für ihre Nachfolge aufstellen wird, ist unbekannt. Zudem wird die Justizialistische Partei ihren Kandidaten in den nächstjährigen Vorwahlen, im spanischen Kürzel als PASO bekannt, küren, für die sich bereits mehrere Anwärter der Öffentlichkeit vorstellen. Nutznießer der Staatsgelder für dieses Programm sind die Fußballklubs, von denen mehrere finanziell marode sind. Der Klub Colón in Santa Fe musste einen Spielstreik hinnehmen, weil die Gehälter nicht bezahlt worden waren. Julio Grondona, langjähriger Präsident des Spitzenverbands AFA, verwaltet die Regierungsgelder und hat bisher die formelle Pleite einiger Klubs verhindert. Andere Klubs wie Lanús und Boca Juniors erwirtschaften Überschüsse. Viele Klubs finanzieren sich mit den Verkäufen ihrer besten Spieler meistens nach Europa. Reicht das nicht, springt die Regierung mit dem Programm „Fußball für Alle“ ein. Zurück zum Inhalt Zum nächsten Artikel Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 5 - Meinung Bauernopfer Von Stefan Kuhn D er CSU-Innenpolitikexperte Hans-Peter Uhl brachte es auf den Punkt: „Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass ein SPD-Abgeordneter mutmaßlich kinderpornografische Schriften kauft und die einzige Konsequenz darin besteht, dass ein CSUMinister zurücktritt“, sagte der Bundestagsabgeordnete in einem Interview. Mit diesem Satz beschreibt er wohl treffend, was viele in Deutschland und vor allem im Ausland über die „Edathy-Affäre“ denken. Recht hat er damit allerdings nicht. Der SPD-Abgeordnete Sebastian Edathy hat sein Bundestagsmandat niedergelegt. Uhls Parteikollege Hans-Peter Friedrich hat einen Fehler gemacht, der auch strafrechtliche Konsequenzen haben könnte. Er hat als Innenminister Ende Oktober 2013 Amtsgeheimnisse weitergegeben. Dies hätte ihn auch in seinem neuen Amt als Landwirtschaftsminister beschädigt. Sein Rücktritt war deshalb folgerichtig, wenn auch nicht unvermeidlich. Weder Bundeskanzlerin Angela Merkel noch Friedrichs Parteichef Horst Seehofer gaben ihm den nötigen Rückhalt. Vermutlich weil der Rückzug politisch klug war. Jetzt richtet sich der Fokus der Öffentlichkeit nämlich mehr auf die Adressaten von Friedrichs gut gemeinter Plauderei: SPD-Chef Sigmar Gabriel, den damaligen Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und dessen Nachfolger Thomas Oppermann, der damals noch Parlamentarischer Geschäftsführer der Partei war. Gabriel, dem heutigen Wirtschaftsminister, kann man nun strafrechtlich nicht vorwerfen, dass er ein Amtsgeheimnis, das keines mehr war, an andere in der Parteispitze weitergeleitet hat. Das war ja schließlich der Sinn von Friedrichs Indiskretion. Er wollte, dass die SPD bei den Koalitionsverhandlungen mit den Unionsparteien ihren aufstrebenden Abgeordneten Edathy nicht für ein höheres Amt in Betracht zieht. Man kann es Friedrich durchaus abnehmen, dass er dies im Interesse Deutschlands getan hat. Ein Staatssekretär oder gar Minister, der mit Kinderpornografie in Verbindung gebracht wird, wäre kein guter Start für die große Koalition gewesen. Strafrechtlich relevant würde es für die Sozialdemokraten allerdings, wenn einer der drei Spitzenfunktionäre Edathy gewarnt hätte. Brisant wäre wohl auch, wenn die drei eine große Zahl von Parteimitgliedern darüber informiert hätten. Danach sieht es derzeit nicht aus, eher im Gegenteil, denn Edathy nahm in einem Unterausschuss an den Koalitionsverhandlungen teil. Das lässt den Schluss zu, dass in der SPD eher zu wenig als zu viel geredet wurde. Zudem strebt Gabriel ein Parteiausschlussverfahren gegen den ehemaligen Abgeordneten an - eine riskante Sache, wenn Edathy wirklich jemanden aus der Führung belasten könnte. Für Hans-Peter Uhl und die CSU wäre es natürlich eine Genugtuung, wenn auch in der SPD Köpfe rollen würden. Am ehesten käme dafür Thomas Oppermann in Frage. Der Fraktionschef hat bisher mehr als unglücklich agiert. So hat Oppermann schon Mitte November seinen Parteigenossen Jörg Ziercke angerufen, den Chef des Bundeskriminalamts. Er wollte wissen, was an den Anschul- Kontakt twitter digungen dran ist. Laut Oppermanns erster Version hat Ziercke den Verdacht bestätigt. Der BKA-Chef bestreitet das mit gutem Grund. Er hätte sich in diesem Fall selbst des Geheimnisverrats schuldig gemacht. Oppermann bestätigt inzwischen Zierckes Version. Warum er dies nicht von Anfang an getan hat, ist nicht so recht nachvollziehbar. Für den Fall ist es bedeutungslos, was Ziercke gesagt hat, und für Oppermann ebenfalls. Er hat in jedem Fall seine Kompetenzen überschritten. Vermutlich wird die politische Komponente des Falles nie aufgeklärt werden. Es gibt zwar noch eine Reihe von Merkwürdigkeiten, aber es wussten einfach zu viele Bescheid. SPD-Leute, das Bundestagspräsidium, Friedrichs Staatssekretär und vermutlich noch mehr im Innenministerium, das Bundeskriminalamt und 16 Landeskriminalämter. Dazu kommt das SPD-geführte niedersächsische Innenministerium (in Niedersachsen liegt Edathys Wahlkreis) sowie die für Edathys Wohnort zuständige Polizeidienststelle und Staatsanwaltschaft. Wenn dieser vorgewarnt worden wäre, kämen viele in Betracht. Sehr wahrscheinlich ist auch, dass Edathy von selbst auf das drohende Ermittlungsverfahren aufmerksam geworden ist. Er war Kunde eines kanadischen Anbieters von kinderpornografischem Material, der von der kanadischen Polizei bereits 2011 hochgenommen wurde. Mitte November 2013 wurde der Fall öffentlich. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte bei Edathy der kalte Schweiß ausgebrochen sein. Kurz darauf nahm er sich einen Anwalt, und Anfang Januar lässt er sich krank schreiben, einen Monat später tritt er zurück. Seine politische Karriere ist beendet, auch wenn das Ermittlungsverfahren gegen ihn mit großer Wahrscheinlichkeit eingestellt wird. Bisher hat die zuständige Staatsanwaltschaft kein „strafrechtlich relevantes“ Material gefunden. Die sichergestellten Fotos befinden sich demnach „im Grenzbereich“ zur Kinderpornografie. Das war wohl schon zu Beginn der Affäre Ende Oktober klar. Allerdings liegt hier ein Anfangsverdacht vor. Das heißt, wer Fotos und Filme von nackten Jungen kauft, hat pädophile Neigungen und könnte die Grenze auch schon überschritten haben. Das Ermittlungsverfahren ist folglich keine Hexenjagd, sondern strafrechtlich gerechtfertigt. Vermutlich wird Friedrich das einzige Bauernopfer in dieser politischen Farce bleiben. Das ist tragisch, denn der damalige Innenminister mag sich wirklich in einem Interessenskonflikt befunden haben. Aber die wütenden Angriffe aus München, die Krokodilstränen Seehofers und Hans-Peter Uhls sind fehl am Platz. Die CSU hat größeren Anteil an Friedrichs Rücktritt als der sozialdemokratische Koalitionspartner. Folgt man der Argumentation Uhls, müsste sich die SPD dafür verantworten, was einer ihrer Abgeordneten in seiner Freizeit tut. Friedrich selbst hegt nach eigenen Aussagen keinen „Groll“ gegenüber Gabriel und Co. Er hat einen Fehler begangen, der menschlich und politisch keiner war. Dass ihn seine eigene Partei und die Kanzlerin fallen gelassen haben, dürfte er nicht so schnell vergessen. Zurück zum Inhalt Zum nächsten Artikel Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 6 - Meinung Randglossen I n der argentinischen Drogenpolitik ist ein Streit entstanden. Verteidigungsminister Agustín Rossi behauptete dieser Tage, dass Argentinien nicht mehr wie früher nur Transit- und Konsumland sei, sondern neuerdings auch Produktionsland. Sicherheitssekretär Sergio Berni, von Beruf Arzt, konterte, dass Argentinien Transit- und Konsumland sei, aber keine Drogen produziere. Das stimmt, sofern es sich auf den Anbau von Kokapflanzen bezieht, die in Bolivien, Peru und Kolumbien gezüchtet werden. In Argentinien gibt es weder Boden noch Klima für diese Zucht. Allerdings werden Drogen neuerdings auch in Argentinien zu besonders giftigen Produkten verarbeitet, die ihre Konsumenten vielfach in den frühen Tod reißen. Im Transit verschiffen Drogenhändler ihre Waren meistens nach Europa, soweit sie an den Flughäfen nicht von dressierten Schnüffelhunden erkannt werden. A rgentinische Parteipolitiker sind längst gefordert, ihre Strategien für die nächstjährigen Exekutivwahlen vorzubereiten. Gewählt werden außer Parlamentariern wie bei den letztjährigen Zwischenwahlen, Präsident, Gouverneure und Bürgermeister sowie deren Stellvertreter, insgesamt mehrere Tausend an der Zahl. Präsidentin Cristina Kirchner darf sich nicht stellen, weil die Verfassung ihr das verbietet, ebenso wie die meisten Gouverneure nach zwei Amtsperioden in Folge, wogegen Bürgermeister überall mehr als zwei Perioden von je vier Jahren amtieren dürfen. Hierüber wird bereits die These vertreten, dass auch die Bürgermeister nur zwei Perioden in Folge tätig sein dürfen. Bisher haben entsprechende Vorschläge geringe Unterstützung gefunden, insbesondere unter erfolgreichen Bürgermeistern, die in ihren Städten und Dörfern allgemein beliebt sind. Kontakt twitter D ie Schweiz braucht Einwanderer. Ein kleiner peinlicher Zwischenfall müsste auch die nationalkonservativ-populistische SVP davon überzeugen. Bei der Entführung einer äthiopischen Passagiermaschine begleiteten französische Kampfjets das Flugzeug. Das war kein großes Problem, denn die Maschine landete in Genf. Peinlich dabei war, dass die Schweizer Luftwaffe das Flugzeug gar nicht hätte eskortieren können, weil die Landung vor ihrem Dienstantritt um 8 Uhr geschah. Das soll sich jetzt ändern, die Schweiz soll jetzt auch nachts verteidigungsbereit sein, aber dafür sind rund 100 zusätzliche Piloten erforderlich. Die könnte man in der Schweiz schon finden, aber dann fehlen sie in zivilen Luftfahrtunternehmen. V ielleicht kommt ja Hilfe aus Sardinien. Dort gibt es eine bisher noch recht spaßige Initiative, die die italienische Insel zum Schweizer Kanton machen will. Die Argumentation ist einleuchtend. Rom, vor allem Berlusconi, hat die Insel heruntergewirtschaftet, ein Anschluss an die Schweiz verspricht wirtschaftliche und soziale Sicherheit. Italienisch ist in der Schweiz eine der offiziellen Sprachen, und die Eidgenossenschaft hätte ein neues Ferienparadies und Zugang zum Mittelmeer. Unter den 1,6 Millionen Bewohnern dürften sich auch einige Piloten finden. Allerdings sind mehr als anderthalb Millionen Zuwanderer sicher ein Problem für die SVP. Dass die Schweiz durch den Kanton Sardinien um gut 50 Prozent größer wäre, ist dabei unerheblich. 1,6 Millionen Italiener bedeuten unzumutbare „Überfremdung“. Was für ein Glück, dass bisher nur 0,1 Prozent der Sardinier die Initiative unterstützen. Zurück zum Inhalt Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 7 - Wirtschaft Argentinien Der Dollarkurs schloss am Donnerstag zu $ 7,825, um 0,32% über der Vorwoche und um 19,92 % über Ende Dezember 2013. Die ZB-Reserven betrugen zum Donnerstag u$s 27,67 Mrd., knapp unter der Vorwoche, aber weit unter den u$s 30,72 von Ende 2013. Der Rhythmus des Reservenverlusts hat in den letzten Wochen stark abgenommen. Der Rofex Terminkurs lag zum 31.03.14 bei $ 7,92, zum 30.06.14 bei $ 8,45, zum 30.9.14 bei $ 9,21 und zum 30.12.14 bei $ 10,25. Der Terminkurs zum Dezember 2014 enthält einen Jahreszinssatz von 37,90%, der die Abwertungserwartung wiedergibt. Der Schwarzkurs erreichte bei Dollarnoten in der Spitze $ 11,83. Bei Überweisungen mit Bonex X und Boden 15 ergab sich ein Kurs von $ 10,58. *** Der Merval Aktienindex der Börse von Buenos Aires verzeichnet in einer Woche zum Donnerstag ein Plus von 0,65 % und lag 10,85 % über Ende 2013. *** Par-Bonds in Pesos gewannen zur Vorwoche 15,38% und notierten mit 20,00% im Plus gegenüber Ende 2013. Discount-Bonds in Pesos stiegen in einer Woche um 19,59%, lagen jedoch mit 24,26% gegenüber Ende 2013 im Minus. Da diese Bonds mit dem CER-Index berichtigt werden, hat der neue Index der Konsumentenpreise die Erwartung einer korrekten Berichtigung der Bonds geweckt, was eine höhere Notierung rechtfertigt. Boden 2015 nahmen gegenüber der Vorwoche um 2,70% zu, lagen jedoch gegen Ende 2013 mit 4,99% im Minus. Boden 2014 gewannen zur Vorwoche 7,96% und in diesem Jahr 10,41% zu, und Global 2017 Arg. stiegen um 0,19%, bzw. 0,18%. *** Gold wurde am Donnerstag in Buenos Aires (Banco Ciudad) bei 18 Karat zu $ 216,98 (Vorwoche $ 214,00) je Gramm gehandelt, und bei 24 Karat zu $ 309,97 (Vorwoche $ 305,85). *** Kontakt twitter Am Samstag der Vorwoche weihte Präsidentin Cristina Kirchner die Verbindung des Stromnetzes von Santa Cruz mit dem nationalen Verbundnetz ein. Sie wies darauf hin, dass sich die Kirchner-Regierungen besonders um dieses Thema bemüht hätten. 2003 umfasste das Verbundnetz 9000 Km und jetzt sind es 14.500 Km, mit einer Zunahme von 61% der Hochspannungsleitungen. Die Kapazität der Kraftwerke sei in dieser Periode von 17.900 MW um 49% auf 26.600 MW erhöht worden. Die effektive Stromerzeugung stieg noch mehr, weil ungenutzte Kapazitäten ausgeschöpft wurden, die unter der MenemRegierung geschaffen wurden. Bei Gas sei die Kapazität der Ferngasleitungen um 23% erhöht worden. Was das Verbundnetz betrifft, so sind die Leitungen, die in Santa Cruz errichtet worden sind, im Prinzip unwirtschaftlich, weil es um lange Strecken und einen geringen Konsum geht. In diesem Fall ist es vernünftiger, den Konsum mit lokalen Kraftwerken zu decken, wobei in Santa Cruz Windkraftwerke relativ wirtschaftlich sind, weil meistens ein starker Wind bläst. Die Leitung, die jetzt bis Calafate geht (wo CFK ihre Ferienresidenz hat und Hotels besitzt), dürfte gelegentlich mit dem Kohlenbergwerk Rio Turbio verbunden werden, wo in absehbarer Zeit das neu gebaute Wärmekraftwerk in Betrieb genommen werden soll. *** Der Ökonom Dante Sica, der die Consulting-Firma abeceb leitet, weist darauf hin, dass das Außenhandelsdefizit (Importe minus Exporte) bei einzelnen Sparten zwischen 2007 und 2012 stark gestiegen sei. Bei Energie (Erdöl, Erdölprodukte, Gas und elektrischem Strom) stieg es von u$s 3,76 auf u$s 6,16 Mrd., bei Kfz und ihren Zubehörteilen von u$s 3,74 auf u$s 9,16 Mrd. und bei elektronischen Produkten (Mobiltelefone, Computer, Mikrowellenherde u.a.) von u$s 2,76 auf u$s 4,03 Mrd. *** Die Consulting-Firma „Economía & Regiones“, geleitet von Rogelio Frigerio (bis zum 10. Dezember Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 8 Wirtschaft Präsident der Banco Ciudad und jetzt Nationaldeputierter) schätzt die Zunahme der Konsumentenpreise für Februar auf 5%. Das sei eine Folge der Abwertung von 18%, die im Januar stattgefunden hat. Für das 1. Bimester rechnet diese Firma mit einer Preiszunahme von 9%. *** Die Bauwirtschaft verzeichnet 2013 eine Zunahme gegenüber 2012 von 4,6%, ergibt der Index des INDEC. Im Dezember erreichte die interannuelle Zunahme sogar 5,2%. Die Bauwirtschaft ist stark durch das Programm Pro.Cre.Ar. beeinflusst, das sich auf Wohnungen bezieht, die mit weichen Kredite (der ANSeS) finanziert werden. *** Die Leasing-Kredite nahmen 2013 um ca. 50% auf $ 7,14 Mrd. zu, berichtet der argentinische LeasingVerband (ALA, Asociación de Leasing Argentina). Im Dezember erreichten die bestehenden Leasing-Kredite insgesamt $ 19,49 Mrd., 34% über dem gleichen Vorjahresmonat. 66% der Kredite gingen letztes Jahr an kleine und mittlere Unternehmen. Von den Krediten entfiel 56.7% auf Transportmittel, besonders Kfz, 15,2% auf Maschinen und Anlagen für die Industrie, 9,9% auf Baumaschinen. 9,8% auf Landmaschinen, 4,8% auf Technologie und Telefonie und 1,6% auf Immobilien. Beim Leasing bleibt der Gläubiger im Besitz des finanzierten Gutes, das erst mit der Zahlung der letzten Quote auf den Käufer übergeht. Das bedeutet auch, dass die MwSt. erst am Schluss gezahlt wird, statt am Anfang, wie es bei einem normalen finanzierten Kauf der Fall ist. *** Die Industrieproduktion lag im Januar 2014 um 1,5% unter dem gleichen Vorjahresmonat, hat die ConsultingFirma Orlando Ferreres & Partner ermittelt. Im Januar geht die Produktion normalerweise wegen Ferien und Stilllegung für Instandhaltung zurück. Dieses Jahr ist die Wirkung der Stromkrise hinzugekommen, die viele Industriebetriebe in den Tagen mit extremer Hitze gezwungen hat, den Betrieb stillzulegen. Außerdem sank die Automobilproduktion wegen der neuen Steuer. *** Kontakt twitter Die AFIP hat durch Beschluss 3589 (Amtsblatt von 17.2.14) die Strafen für Unternehmen verschärft, die Schwarzarbeiter beschäftigen. Bisher war es so, dass die Schließung eines Unternehmens während 5 Tagen nur verfügt werden konnte, wenn die gesamte Belegschaft schwarz arbeitete. Jetzt ist das schon bei zwei Schwarzarbeitern der Fall und auch bei unvollständigen Eintragungen von Arbeitnehmern. Die Schließung erfolgt jedoch nicht sofort; zunächst wird dem Unternehmen die Möglichkeit geboten, Berufung gegen die Maßnahmen einzubringen. In der Praxis wird jetzt die AFIP, wie auch bisher das Arbeitsministerium, zweifeln, eine Schließung zu verfügen, die ein noch größeres soziales Problem schafft, als es bei der Schwarzarbeit besteht.Die Regierung hat sich das Ziel gestellt, die Schwarzarbeit von gegenwärtig 34,6% der Beschäftigten zunächst auf 30% zu verringern. Das grundsätzliche Problem besteht jedoch nicht in der Aufdeckung der Schwarzarbeit, die in vielen Fällen der Regierung bekannt ist, sondern im Übergang von schwarz auf weiß, der für Kleinunternehmen unbezahlbar ist. *** Die Gewerkschaft der Sportanstalten UTEDyC hat mit ihren Arbeitgebern eine Lohnerhöhung von 30% ab 1. Januar vereinbart, zahlbar in zwei Stufen: 15% sofort und 15% ab 1. Juli. Das Abkommen enthält auch eine Klausel, gemäß der im September eine Revision stattfindet, falls die Inflation höher als erwartet ausfällt. *** Zwei Provinzen haben schon Gehaltserhöhungen für ihre Beamten verfügt. In Santiago del Estero wurden die Gehälter für dieses Jahr um 25% erhöht, was auch die Polizei und die Lehrer einschließt. In San Luis wurden die Gehälter um 30% erhöht, aber stufenweise, mit 15% ab 1. März, 10% ab 1. Juli und 5% ab 1. Oktober. *** Die Zahl der Passagiere, die bei den argentinischen Flughäfen (die von Aeropuertos Argentina 2000 betrieben werden) im Januar ankam, lag mit 3,36 Mio. Personen um 2,8% über dem gleichen Vorjahresmonat. Die Zahl der lokalen Passagiere nahm um 7,7% auf 1,29 Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 9 Wirtschaft Mio. zu, die der internationalen ging um 2,1% auf 1,06 Mio. zurück. *** Die argentinische Regierung hat beim Obersten Gerichtshof der USA beantragt, dass dieser im Streit mit den Geierfonds eine Entscheidung treffe, die einen neuen Default verhindere. Die Eingabe stellt die Zuständigkeit der US-Justiz in Frage, wenn es um souveräne Entscheidungen des Staates ginge. Wenn die Urteile erster und zweiter Instanz nicht revidiert würden, die Argentinien zur vollen Zahlung der Forderung dieser Gläubiger verurteile, dann würde Argentinien faktisch vor die Unmöglichkeit gestellt, die verpflichteten Zahlungen zu erfüllen, was einem neuen Default das Tor öffne. Argentinien könnte dann auch den Inhabern der Staatsbonds nicht zahlen, die aus der Umschuldung von 2005 und 2010 hervorgegangen seien, die 92% des Gesamtbetrages der Staatsschuld darstellten, die 2001 in Defaultzustand geriet. *** Der landesweite Stromkonsum lag im Januar um 7,8% über dem gleichen Vorjahresmonat, jedoch um 2,2% unter Dezember 2013, berichtet die Stiftung Fundelec. Der hohe Stromkonsum vom Januar wurde durch die hohen Temperaturen verursacht, die zu einem vollen Einsatz der stark gestiegenen Zahl von Klimaanlagen führen. Am 20. Januar wurde mit 24.034 MW ein neuer Rekord bei der Beanspruchung der Leistung der Kraftwerke erreicht, nach einer vorangehenden Spitze am 17. Januar von 23.989 MW. *** Der Index über die wirtschaftliche Tätigkeit (was etwa dem BIP entspricht), den die Consulting-Firma Orlando Ferreres & Partner berechnet, ergab für Januar 2014 eine interannuelle Zunahme von 1,3%, aber eine Abnahme von 0,2% gegenüber Dezember 2013, bei Berücksichtigung der saisonalen Umstände. Ohne dies wäre die Abnahme gegenüber Dezember viel höher. Die Entwicklung war jedoch in 12 Monaten zum Januar sehr unterschiedlich: Die Industrie verzeichnet einen Rückgang von 1,5%, der Handel einen von 0,5, während Finanzdienste um 13,5% und Strom, Gas und Wasser um Kontakt twitter 6,9% stiegen. *** Die ZB hat bei der Wechselausschreibung vom Dienstag $ 9,07 Mrd. zugeteilt, wobei in der Woche bestehende Wechsel (Lebac und Nobac) für $ 3,25 Mrd. amortisiert wurden. Somit wurden netto $ 5,2 Mrd. aufgenommen, womit in diesem Jahr schon $ 34,7 Mrd. aufgesogen wurden, davon $ 16,5 Mrd. im Februar. Die Zinsen blieben unverändert hoch. *** Die Metallarbeitergewerkschaft (UOM, Unión Obrera Metalúrgica), geleitet von Antonio Caló (der der Regierung nahe steht), hat einen Vorschuss von $ 700 im Februar und ein weiteren von ebenfalls $ 700 im März gefordert. Der bestehende Tarifvertrag läuft am 31. März ab, so dass die Verhandlungen nach diesem Datum beginnen. Zunächst war die Möglichkeit erwogen worden, die Verhandlungen vorzuverlegen, so dass der neue Arbeitsvertrag gleich am 1. April 2014 in Kraft tritt. Das wurde jedoch bei Seite gelassen, weil die Inflation im Januar und Februar einen hohen Stand erreicht hat, was die Verhandlungen erschwert. Die Regierung hofft, mit ihrer Preispolitik („gepflegte Preise“) und keiner weiteren Abwertung, plus der restriktiven Geldpolitik, dass die Preiserhöhungen ab März niedriger ausfallen und die Lohnverhandlungen nicht stören. *** Die Rohstahlproduktion lag im Januar mit 397.100 t um 24,1% über dem gleichen Vorjahresmonat, aber um 8,4% unter Dezember 2013, und die von Eisen sogar um 45,7%, teilt der Verband der Branche mit. Warmgewalzte Stahlprodukte stiegen im interannuellen Vergleich im Januar um 1,6% und kaltgewalzte um 7,6%. *** Die Arbeitslosigkeit lag im 4. Quartal 2013 bei 6,4% der aktiven Bevölkerung, teilt das Statistische Amt (INDEC) mit. Das ist ein halber Prozentpunkt weniger als vor einem Jahr. Doch im gleichen Zeitraum ging der Anteil der aktiven Bevölkerung (diejenigen, die arbeiten, plus diejenigen, die arbeiten wollen) von 46,3% auf 45,6% Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 10 Wirtschaft der Gesamtbevölkerung zurück, und die Zahl der effektiv Beschäftigten von 43,1% auf 42,7%. Das ist eine anormale Entwicklung, die darauf hinweist, dass viele Menschen, die keine Arbeit haben, die Bemühungen aufgegeben haben, eine zu erhalten, womit sie von der offiziellen Statistik nicht als Arbeitslose eingestuft werden. Viele Arbeitslose werden bei offenen Stellen von vorne herein nicht berücksichtigt, weil sie nicht oder weniger als andere qualifiziert sind. Und das wissen sie. Auch die Unterbeschäftigung (diejenigen, die weniger als 35 Wochenstunden arbeiten, aber länger arbeiten wollen) sank von 9% auf 7,8%, von denen 5,1% sich um mehr Arbeit bemühen und 2,1% nicht. Auch die Statistik über Arbeitslosigkeit des INDEC ist verdächtig; denn es ist unglaubhaft, dass die Vollarbeitslosigkeit in Resistencia (Provinz Chaco) nur 0,6%, in Posadas (Misiones) 1,2% und in Santa Rosa (La Pampa) 1,1% beträgt. *** Landwirtschaftsexperten weisen darauf hin, dass die Rindfleischknappheit erst im Juni überwunden werden könne. Gegenwärtig hat sich der Zustand der Weiden dank weitverbreiteten Regenfällen dieses Sommers sehr verbessert, so dass die Landwirte dies für eine Gewichtszunahme der Rinder einsetzen, so dass schließlich mehr Fleisch produziert und angeboten wird. Im Winter werden dann die Bestände abgebaut, weil Gras fehlt und Platz für die Neugeburten vom Frühling gemacht werden muss. Der Export verbleibt sehr beschränkt, nachdem 2013 nur 132.000 t Rindfleisch exportiert wurden, gegen ca. 500.000 t im Jahr 2007, bevor Guillermo Moreno den Export beschränkte. *** Die Schulen hängen von den Provinzen und nicht vom Nationalstaat ab, so dass die Gouverneure über Gehaltserhöhungen der Lehrer entscheiden. Der Gouverneur von Córdoba, José Manuel de la Sota, hat den Lehrern eine Erhöhung von 31,6% geboten, in zwei Stufen, womit das Anfangsgehalt ab August auf $ 6.011 steigt, weit über dem nationalen Minimum von $ 3.416, das gegenwärtig gilt. Die Gouverneurin von Catamarca, Lucía Corpacci, Kontakt twitter hat den Lehrern 28% angeboten (auch in zwei Stufen), der Gouverneur von Santiago del Estero hat 25% geboten. Die Regierung von San Luis hat schon per Dekret eine Erhöhung von 30% verfügt, obwohl sie sich bei der Zusammenkunft von Vertretern von 14 Provinzen zu 25% verpflichtet hatte. Die nationale Richtlinie von 23% bis 25% wird allgemein übertreten. Die Provinzen verfügen jedoch nicht über die Mittel für die Gehaltserhöhungen, und wenn der Nationalstaat sie ihnen nicht gibt, können sie die Erhöhungen nicht zahlen. *** Durch Dekret 31/2014 wurden zwei Zollfreigebiete („zonas francas“) in Santa Cruz genehmigt, eines in Rio Gallegos und das andere in Caleta Olivia. Es handelt sich im Wesen um Lagerhäuser für importierte Ware, wobei die Zollabfertigung (mit Zahlung von Zöllen, Steuern und Gebühren) erst erfolgt, wenn die Ware die Zollfreizone verlässt. In Santa Cruz hat dies ein geringe Bedeutung. Der einzige Fall, in dem dies eine effektive Wirkung hat, ist der von La Plata, im Hafengebiet, weil hier viele Importeure (auch lokale Industrieunternehmen) Ware lagern, die sie erst verzollen, wenn sie sie brauchen. *** Die Börse von Buenos Aires hat jetzt auch den Handel von sogenannten „Börsenwechseln“ aufgenommen, die zu den vordatierten Schecks hinzukommen. Der erste Fall war der eines landwirtschaftlichen Unternehmens, das die Garantie der Kreditrisikoversicherungsgesellschaft (SGR) Aval Federal erhielt und einen Wechsel auf 400 Tage unterbrachte. Beim Handel von Wertpapieren über die Börse bestehen Gebühren, die weit unter der Marge liegen, die bei Banken zwischen aktiven und passiven Zinsen besteht. Das bedeutet, dass Sparer mehr erhalten und Kreditnehmer weniger zahlen. Dennoch weiten sich diese Geschäfte nur langsam aus. *** Der gut informierte Journalist Marcelo Bonelli berichtet in der Zeitung „Clarín“ (21.2.14), dass der Vorschlag der US-Finanzgesellschaft Gramercy zur Lösung des Problems mit den Holdouts gescheitert sei, Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 11 Wirtschaft nachdem der Fonds „Black Rock“, Hauptinhaber argentinischer (umgeschuldeter) Staatsbonds, mitteilte, dass er nicht mitmache. Der Vorschlag bestand darin, dass die Inhaber von Bonds, die aus den Umschuldungen von 2005 und 2010 stammen, sich verpflichten, einen Teil der Beträge, die sie als Zinsen und Amortisation erhalten, in einen Fonds einzuzahlen, mit dem den Holdouts dann ein Zusatzbetrag gezahlt werden sollte, der zur Zahlung hinzukäme, die sie in analoger Höhe wie diejenigen erhalten, die die Umschuldung angenommen haben, was um die 30% des Nennwertes ausmacht. Da über 92% der ursprünglichen Schuld umgeschuldet wurden, wäre die Last für die Inhaber der neuen Bonds tragbar. Wie weit die Differenz zum vollen Nennwert gezahlt wird, den die Holdouts gerichtlich fordern, bildet Thema einer schwierigen Verhandlung. Für die Inhaber argentinischer Staatsbonds ergäbe sich dabei der Vorteil, dass der Defaultzustand aufgehoben würde und die argentinischen Bonds an der Börse höher notieren würden *** Das Landwirtschaftsministerium schätzt die Sonnenblumenernte 2013/14 auf ca. 2 Mio. Tonnen, 35,5% unter dem Vorjahr. Bisher hatten die Getreidebörse von Buenos Aires und das US-Landwirtschaftsdepartement (USDA) auf 2,3 Mio. t getippt. Gegenüber dem Rekord von 7,12 Mio. t, der 1998 erreicht wurde, stellt der Rückgang 72% dar. Auch Sonnenblume wurde weitgehend durch Sojabohne verdrängt, deren Anbau rentabler ist. *** Der einflussreiche Deputierte der Regierungspartei, Héctor Recalde, der auch Berater der Gewerkschaftszentrale CGT ist, hat ein Gesetzesprojekt eingebracht, das von 14 Deputierten unterzeichnet wurde, das u.a. die Enteignung von Gütern vorsieht, die für die Befriedigung des Bedarfs der Bevölkerung notwendig sind. Das Projekt ändert das Versorgungsgesetz (20.680), das Gesetz Kontakt twitter über Handelsloyalität (24.240) und auch das Gesetz über Konkurrenzschutz (von 1980, mit einem Zusatz im Jahr 1998). Im Wesen wird dabei das Eigentumsrecht stark beschränkt, wobei Willkür und Politik bei der konkreten Anwendung großen Schaden anrichten können. Im ursprünglichen Versorgungsgesetz von 1974 war vorgesehen, dass der Staat Privatunternehmen intervenieren und verwalten könne. Das wurde in einigen Fällen effektiv vollzogen und hat großen Schaden angerichtet, dessen Behebung unter der Militärregierung sehr konfliktiv war und die Staatsfinanzen belastet hat. Der Vorschlag von Recalde könnte ebenfalls großen Schaden anrichten. Es ist anzunehmen, dass er nicht genehmigt wird, weil er im Wesen verfassungswidrig ist. *** Letzte Woche hat die Regierung sämtliche Importanträge freigegeben, die Großunternehmen eingereicht hatten, die nachgewiesen hatten, dass der Import mit einer Auslandsfinanzierung begleitet wurde. Bisherige Forderungen, wie ein entsprechender Export oder der Nachweis, dass es keine Möglichkeit gab, das Produkt im Inland zu beziehen, wurden beiseite gelassen. *** Wie aus guter Quelle verlautet, arbeiten das Wirtschaftsministerium und das Planungsministerium an einer Vereinheitlichung der Stromtarife im ganzen Land. Dabei sollen Höchstwerte festgesetzt werden, mit einer gewissen (geringen) Differenzierung einzelner Gegenden. Im Wesen bedeutet dies, dass die Tarife in der Bundeshauptstadt und Umgebung, die sehr niedrig sind, denen der Provinzen angeglichen und stark angehoben werden. Mit dem neuen landesweiten Preisindex käme diese Zunahme statistisch nur beschränkt zum Ausdruck. *** Zurück zum Inhalt Zum nächsten Artikel Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 12 Wirtschaft Lateinamerika Die brasilianische Regierung hat am Donnerstag ein Programm der Verringerung der öffentlichen Ausgaben angekündigt, das gesamthaft einen Schnitt von u$s 185 Mrd. bedeutet. Die Staatsausgaben werden auf breiter Ebene gekürzt, auch im militärischen Bereich, bei Agrarprogrammen und sozialen Subventionen. Dabei soll 2014 ein primärer Überschuss (also ohne Zinsen auf die Staatsschuld) von 1,9% des BIP erreicht werden. Die Regierung rechnet jetzt für dieses Jahr mit einer BIP-Zunahme von 2,5%, statt bisher 3,8%. Private Schätzungen liegen indessen unter 2%. *** Zurück zum Inhalt Zum nächsten Artikel Interessieren Sie sich für Theater und Tanz, Musik und Mode, Kunst und Kino? Möchten Sie mehr über die pulsierende Kulturmetropole Buenos Aires erfahren? In der neuen Online-Ausgabe des Argentinischen Tageblatts gibt es noch mehr Artikel. Fotos und Videos dazu, und darüber hinaus einen Veranstaltungs- und einen Ausstellungskalender. Klicken Sie hier, um ein Gratis-Beispiel zu sehen Kontakt twitter Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 13 Wirtschaft Geschäftsnachrichten Banco Ciudad Diese Bank, die dem Staat der Stadt Buenos Aires gehört, hat bekanntgegeben, dass sie die bestehenden Förderungsmaßnahmen beim Einsatz von Kredit- und Zahlkarten (die über die Bank ausgestellt wurden) trotz hoher Inflation beibehält. Bei Zahlung mit Kreditkarten werden weiter 24 Monatsraten ohne Zinsen gewährt, und bei Zahlkarten ein Rabatt von 10% und Zahlung in 12 Raten. Dies gilt bei Käufen in den Geschäften von Frávega, Garbarino, Rodó und Compumundo. Marketing-Direktor Maximiliano Coll erklärte, dass dies für die Bank zwar eine große Anstrengung bedeute, dadurch jedoch angestrebt werde, die Treue der Kunden zu stärken. Cerámica del Norte Der Vorstandsvorsitzende dieses Unternehmens der Provinz Salta, Juan José Soler, gab bekannt, dass schon $ 15 Mio. in den Bau der vierten Fabrikationsanlage investiert worden seien, die insgesamt ca. $ 100 Mio. kosten und 40 neue Arbeitsplätze schaffen werde. Die neue Fabrikhalle von 12.000 qm wird erlauben, 2000 t Keramikprodukte täglich zu erzeugen, insgesamt 80 Mio. Einzelprodukte pro Jahr. Die neuen Anlagen sind mit der modernsten Technologie ausgestattet. Casino Club Dieses Unternehmen von Cristóbal López, der den Kirchners nahe steht und in Argentinien schon 31 Lokale mit 17.500 Spielmaschinen („tragamonedas“) und 395 Tischen für Kartenspiele betreibt, hat jetzt seine Tätigkeit auf die USA ausgedehnt, mit einer Investorengruppe jenes Landes, die jedoch angeblich nur mit einem Viertel am Objekt beteiligt ist. Mit einer Investition von u$s 45 Mio. übernimmt er den Spielkomplex Dania Jai-Alai, der mit Pokersälen, 2000 Spielmaschinen u.a. Anlagen ausgestattet ist. Der Bürgermeister von Dania Beach im Staat Florida, Walter Duke, hat die Spielanlage am Mitt- Kontakt twitter woch eingeweiht. C. López hat in Argentinien auch den Rundfunksender Radio 10 und den Fernsehkanal C5N übernommen. Ebenfalls ist er mit der Firma Oil in das Erdölgeschäft eingestiegen. Es ist nicht bekannt, wie er so hohe Mittel für diese unternehmerische Expansion aufbringen konnte, nachdem er vor den Kirchners kaum bekannt war. La Nación Der Verlag dieser bedeutenden Zeitung, die unlängst in ein neues Gebäude an der Avenida Libertador und General Paz, im Vorort Vicente López, umgezogen ist, hat zwei wichtige Ernennungen vorgenommen. Carlos Guyot (44) übernimmt jetzt die Redaktionsleitung (als Redaktionssekretär) an Stelle von Héctor D’Amico, der die Redaktion während 13 Jahren geleitet hat und jetzt zum Direktor für Institutionelle Beziehungen ernannt wurde. Guyot war bisher zweiter Mann bei der Redaktionsleitung. An seine Stelle treten jetzt Carlos Reymundo Roberts (der schon auf diesem Gebiet tätig war) und Claudio A. Jaquelin (51), der in der Redaktion eine leitende Stellung hatte. Guillermo Rivaben (47) wurde zum Generaldirektor ernannt, an Stelle von Luis Saguier (der zur Familie gehört, die das Kontrollpaket des Verlages besitzt). Rivaben ist von Beruf Elektronikingenieur und war die letzten vier Jahre Generaldirektor des Mobiltelefonunternehmens Personal, das zum Telefónica-Konzern gehört. Jetzt wird er sich um die Verwaltung des Verlages der Zeitung kümmern. YPF Dieses staatlich kontrollierte Erdölunternehmen hat ein Absichtsabkommen mit der malaysischen Petronas abgeschlossen, das sich auf die gemeinsame Ausbeutung eines Gebietes von 187 qKm in „Vaca Muerta“ bezieht. Einzelheiten wurden nicht bekanntgegeben. Bisher hat YPF schon drei Abkommen mit privaten Unternehmen abgeschlossen, um dieses Schiefergasgebiet zu erforschen Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 14 Wirtschaft und auszubeuten. Das erste wurde mit Chevron unterzeichnet, das zweite im September mit der US-Firma Dow (Inhaberin des petrochemischen Werkes PBB in Bahía Blanca), und das dritte im November mit Pampa Energía. Hingegen ist das Absichtsabkommen mit Bridas (die von den Brüdern Bulgheroni kontrolliert wird) gescheitert. Newsan Dieses Unternehmen, das in Tierra del Fuego allerlei Haushaltsgeräte, Computer u.dgl. montiert, hat dem Wunsch der Regierung stattgegeben, auch Exporte zu schaffen, um seine hohen Importe auszugleichen. In diesem Sinn ist das Unternehmen schon mit acht Fischereiunternehmen von Santa Cruz, Chubut und Mar del Plata tätig, das sie zum Teil bei ihren Exportgeschäften finanziert. Miguel Glikman, der bei Newsan für diese Geschäfte verantwortlich ist, gab bekannt, dass die Firma jetzt 25% eines Schiffes finanziert habe, das u$s 2 Mio. gekostet hat und von der Werft Contessi gebaut worden sei. Dieses Schiff, das besonders für den Fang von Garnelen („langostinos“) eingesetzt wird, soll jährlich Exporte von u$s 7 Mio. schaffen. Secontur Lufthansa City Center Nach neunmonatigen Bemühungen hat Secontur LCC die Zertifizierung ISO09001:2008 erhalten, die das traditionelle hervorragende Verhalten des Unternehmens bestätigt, das 1986 gegründet wurde, um die besten Tourismusdienste und Flugreisen zu bieten. Die Firma verfügt über hochqualifiziertes Personal, das über Geschäftsreisen, Messen, Kongresse und Vergnügungsreisen, einschließlich Abenteuertourismus, Golfmöglichkeiten, Gruppenreisen und Tourismus im allgemeinen berät. Zurück zum Inhalt Zum nächsten Artikel Möchten Sie mehr über die Zusammenhänge in der argentinischen und lateinamerikanischen Wirtschaft wissen? In der neuen Online-Ausgabe des Argentinischen Tageblatts finden Sie Meinungsartikel unserer Wirtschaftsexperten. Klicken Sie hier, um ein Gratis-Beispiel zu sehen Kontakt twitter Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 15 Wirtschaftsübersicht Die kurzfristige Wirtschaftspolitik geht an den Grundproblemen vorbei D ie Regierung ist sich bewusst, dass sie zwei große wirtschaftliche Probleme hat, die eng miteinander verbunden sind: die Zahlungsbilanzkrise und die gestiegene Inflation. In beiden Fällen begegnet sie dem Problem mit kurzfristigen Maßnahmen, die es zunächst vertuschen und hinausschieben, aber in keiner Weise lösen. Im Gegenteil: Je länger es dauert, bis die bestehenden strukturellen Probleme ernsthaft in Angriff genommen werden, umso schwieriger wird deren Überwindung. Viele Maßnahmen, die in letzter Zeit getroffen wurden, sind als solche in Ordnung, sofern inzwischen an den grundsätzlichen Lösungen gearbeitet wird, was jedoch nicht getan wird. Dies entspricht dem Verhalten, das die Kirchners von Anfang an gezeigt haben: stets Lösungen für die unmittelbar auftretenden Probleme zu suchen, aber die Grundprobleme unter den Teppich zu kehren. Die langfristige Entwicklung kann nicht als Summe der jeweils kurzfristigen konjunkturellen Lagen verstanden werden. Es muss umgekehrt sein: Was unmittelbar auf wirtschaftspolitischem Gebiet getan wird, muss in eine langfristige Sicht eingebettet werden. Doch das bedeutet kurzfristig, dass das Bruttoinlandsprodukt weniger wächst und der Spielraum für Demagogie eingeengt wird. Diese politischen Kosten wollten weder Néstor noch Cristina Kirchner tragen. Sie haben im Grunde nach dem Prinzip gehandelt, “nach mir die Sintflut”. Doch diese hat jetzt schon begonnen, und das stellt CFK und ihre Mannschaft vor völlig neue Probleme, denen sie offensichtlich nicht gewachsen sind. Sie verneinen sie, und dabei wird die sogenannte Erzählung (“el relato”) über Lage und Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft zunehmend zu einem Kindermärchen. Die kritische Zahlungsbilanz Bei der Zahlungsbilanz handelt es sich um den Reser- Kontakt twitter venverlust, bei dem ein Ende der ZB-Reserven vorauszusehen ist. Es werden zwar Reserven von fast u$s 28 Mrd. ausgewiesen, doch verfügbar sind nur um die u$s 8 Mrd. Denn man muss die Reserven auf Dollardepositen bei Banken abziehen, die bei der ZB deponiert werden, und auch Kredite, die die ZB aufgenommen hat, ebenfalls die für Terminverkäufe der ZB verpflichteten Reserven. Die ZB informiert über dies nicht, um Panik auf dem Finanzmarkt zu vermeiden. Dennoch ist der Fall allgemein bekannt, auch wenn sich die Wirtschaftler über die Größenordnung der effektiv verfügbaren ZB-Reserven streiten. Es fällt auf, dass die parlamentarische Opposition auch keine Auskunft fordert. Das Grundproblem besteht hier darin, dass Auslandsschulden (in Dollar) bei Verfall mit ZB-Reserven gezahlt werden, aber kaum neue Auslandskredite gewährt werden, um dies auszugleichen. Auch die USA und die meisten Staaten wären sofort am Ende, wenn sie ihre Staatsschulden bei Verfall nicht durch Neuverschuldung ausgleichen würden. Selbst im privaten Bereich ist es für Unternehmen meistens kaum möglich, Schulden zu zahlen, ohne gleichzeitig neue aufzunehmen, die mit neuen Geschäften verbunden sind. Die Kapitalbilanz ist stark negativ, einmal, weil die Banken im Ausland nur sehr beschränkt Kredite an Argentinien gewähren, dann weil die Weltbank keine neuen Kredite vergibt und die Interamerikanische Entwicklungsbank weniger als es sein könnten, dann weil kaum echte Auslandsinvestitionen nach Argentinien kommen (also nicht die, die mit finanziellen Überschüssen lokaler Auslandsunternehmen finanziert werden), und schließlich, weil die Kapitalflucht der lokalen Sparer andauert. Gleichzeitig nimmt der Überschuss der Handelsbilanz ab, besonders wegen des zunehmenden Defizits der Mehr Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 16 - Wirtschaftsübersicht Energiebilanz, so dass der Überschuss das Defizit bei der Kapitalbilanz und auch bei der Dienstleistungsbilanz nicht entfernt ausgleicht. Die Regierung begegnet dem Problem mit einer strengen Devisenbewirtschaftung: Beschränkung der Importe, keine Genehmigung für Überweisung von Gewinnen und Dividenden u.a. Zahlungen, Behinderung der Zahlungen, die im Ausland über Kreditkarten getätigt werden, und weitgehendem Verbot von Devisenkäufen für Sparzwecke oder um Dollarschulden zu zahlen oder Käufe zu tätigen, bei denen der Verkäufer nur Dollar annimmt. Zusätzlich wurde den Banken vorgeschrieben, die Anlage ihrer Reserven in Dollar stark zu verringern, so dass sie auch Devisen verkaufen mussten. Auch wurde den Banken verboten, den Getreideexporteuren Kredite zur Finanzierung ihrer Exporte (und der vorangehenden lokalen Käufe von Getreide und Ölsaaten) zu gewähren, so dass sie Finanzierung aus dem Ausland erhalten müssen. Auch bei Importeuren wurden die Banken angewiesen, keine Kredite für importierte Ware zu erteilen, so dass sie auf eigene Mittel oder Auslandskredite angewiesen sind. Kurzfristig wurde mit all diesen Maßnahmen, plus einem höheren Export von Sojabohne (der durch den Abwertungssprung angeregt wurde), erreicht, dass die ZB-Reserven nicht mehr abnahmen. Eine gewisse Zeit wirkt dies weiter; doch dann taucht das strukturelle Ungleichgewicht wieder auf, und die Regierung hat keine rationelle Möglichkeit, die Wirkung zu verhindern, nämlich den totalen Verlust der ZB-Reserven, was dann bedeutet, dass der Kurs in die Höhe springt und die Konjunktur in eine tiefe Rezessionsphase eintritt, die als Krise bezeichnet wird. Auch kann man dabei einen neuen Default erwarten, einfach weil die Amortisationen von Staatspapieren in Dollar nicht gezahlt werden können. Diese Möglichkeit überschattet die Gegenwart und führt zu anormal hohen Renditen bei Staatspapieren in Dollar: 12,5% beim Boden 2015 und 14,5% beim Bonar 2017. Der Fall hat indessen eine einfache Lösung, die jedoch nur möglich ist, wenn die zivilisierten Beziehungen zum Internationalen Währungsfonds wieder aufgenommen Kontakt twitter werden, was konkret bedeutet, dass wieder zugelassen wird, dass der Fonds die öffentlichen Finanzen Argentiniens prüft. Laut Artikel 4 der Fondsstatuten, ist das für alle Mitglieder obligatorisch. Das hat für das Land weiter keine unmittelbare Bedeutung, kann jedoch von einem geschickten Wirtschaftsminister als Argument verwendet werden, um harte Maßnahmen zu treffen, bei denen er selber sonst als der böse Buhmann erscheint. Ob es dann zum einem Standby-Abkommen kommt, bei dem der IWF einen Kredit bereitstellt und sich die Regierung zur Einhaltung bestimmter Ziele und zu konkreten Maßnahmen verpflichtet, ist eine andere Frage, die auf alle Fälle jetzt nicht zur Diskussion steht. Wenn sich die Krise zuspitzt, dürfte auch dies notwendig sein. Die Rückkehr zum IWF führt sofort zur Lösung des Problems mit dem Pariser Klub, der bereit ist, dass die ausstehende argentinische Schuld in Raten auf mehrere Jahre gezahlt wird, die aus nicht bezahlten Krediten für Kapitalgüterlieferungen stammt, die vor 2001 vergeben wurden. Das stellt dann sofort neue weiche Kredite für Lieferung von Kapitalgütern in Aussicht, die die lokale Industrie dringend benötigt, aber auch dem Staat und seinen Unternehmen gewährt werden. Damit wird das Defizit der Staatsfinanzen zum Teil finanziert. An erster Stelle können Kraftwerke auf diese Weise finanziert werden. Danach müssen sofort zwei Probleme gelöst werden, nämlich die Zahlung an die Holdouts und an die Gläubiger, die beim Weltbankschiedsgericht ICSID gegen Argentinien prozessieren. Was die Holdouts betrifft, darunter besonders die sogenannten Geierfonds (die sehr hart und aggressiv vorgehen) muss auf eine Kompromisslösung hingesteuert werden, die in der Anerkennung der Zahlung eines Teils der Differenz zwischen dem Nennwert und dem Betrag besteht, den Argentinien allgemein gezahlt hat (etwas über 30% des Nennwertes der Schuld). Die meisten Holdouts würden eine Sofortlösung dieser Art der Fortsetzung der Prozess vorziehen. Und wenn der IWF hier mithilft, und eventuell dann auch die US-Regierung, die Mehr Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 17 - Wirtschaftsübersicht mit einem “amicus curiae” (einer politischen Empfehlung an die Richter) auf die Prozesse einwirken kann, dann sollte der Fall realistisch gelöst werden können. Solange Argentinien den Gläubigern, die das Umschuldungsangebot von 2005 und 2010 nicht angenommen haben, nicht zahlt, bleibt der Defaultzustand bestehen, und das belastet die ganzen finanziellen Beziehungen mit der Welt. Dies verscheucht auch Auslandsinvestitionen. Was die zahlreichen Konflikte beim Weltbankschiedsgericht ICSID betrifft, so müssen Kompromisslösungen gesucht werden, statt die Prozesse mit Schikanen in die Länge zu schieben. Das gegenwärtige Verhalten überschattet Auslandsinvestitionen und auch Auslandskredite für Argentinien, denn es bedeutet, dass der Staat als Regel versucht, seine Verpflichtungen nicht zu erfüllen. Das schafft ein zusätzliches Risiko. Auch bei diesen Verhandlungen könnte der IWF eventuell behilflich sein. Wenn diese Probleme, und auch das der Zahlung an Repsol (über das die prinzipielle Entscheidung schon getroffen wurde), gelöst werden, dann steht Argentinien vor der Welt anders da. Einmal würden dann die von der Weltbank in Aussicht gestellten Kredite für u$s 3 Mrd. binnen drei Jahren effektiv gewährt werden. Allerdings müssten sich das Wirtschaftsministerium und das Planungsministerium dann bemühen, sinnvolle und gut studierte Projekte vorzulegen, was bei dieser Regierung nicht der Fall ist. Auch von der Interamerikanischen Entwicklungsbank u.a. Banken können dann höhere Kreditbeträge erhalten werden. Eine sofortige und intensive Bemühung im Sinn der Lösung der genannten Probleme würde sehr wahrscheinlich kurzfristig zu größeren Auslandsinvestitionen führen. Die internationale Finanzwelt ist sehr flüssig, die Zinsen sind weltweit niedrig und es besteht viel Risikokapital, das Anlagemöglichkeiten sucht. Argentinien könnte ab sofort höhere Beträge, eventuell über u$s 10 Mrd., für die Ausbeutung des Schiefergaslagers Vaca Muerta erhalten. Das erfordert ein neues Erdölgesetz, um die notwendige Rechtssicherheit zu schaffen. Auch dies gehört in das Gesamtkonzept und sollte der einfachste Punkt der Lösung Kontakt twitter sein. Intern kann auch mehr getan werden, um der Zahlungsbilanzkrise zu begegnen. Es sollte erreicht werden, dass die lokalen Sparer ihre Dollar nicht in Banknoten horten, sondern bei Banken deponieren. Denn dann werden diese Dollar schließlich von denjenigen, die Dollarkredite aufnehmen, verkauft, um allerlei interne Pesozahlungen vorzunehmen. Bei Dollardepositen und -krediten handelt es sich im Grunde nur darum, dass das Kursrisiko vom Sparer auf den Kreditnehmer übertragen wird. Zunächst müsste auf diesem Gebiet der Spielraum für lokale Dollarkredite stark erweitert werden, also auch für langfristige Hypothekarkredite und Kredite für Geschäfte, die indirekt mit dem Wechselkurs verbunden sind (wie Erzeugung von Exportprodukten) zugelassen werden, Das würde den Banken erlauben, höhere Zinsen an die Sparer zu zahlen, und diese Depositen somit anziehender gestalten. Unter diesen Umständen könne auch eine Weißwaschung schwarzer Dollarguthaben erfolgreich sein. Die letzte ließ einmal zu viele Fragen offen, wie besonders das Problem einer Klage wegen Geldwäsche durch das dafür zuständige Amt, aber grundsätzlich bestand eben ein tiefes Misstrauen. Wenn im oben genannten Sinn vorgegangen würde, dann würde eine andere Konstellation geschaffen, bei der viele Sparer Interesse hätten, ihr schwarzes Vermögen zu legalisieren. Wenn all die genannten Teilaspekte der Zahlungsbilanzproblematik gleichzeitig in Angriff genommen werden, dann sollte kurzfristig so viel Geld ins Land fließen, dass die ZB vor das umgekehrte Problem gestellt würde: nämlich ein Überschuss, der sich monetär expansiv auswirkt. Doch dieses Problem lässt sich relativ leicht lösen. Die monetäre Expansion Das zweite große Problem, das gegenwärtig besteht, liegt in der Gefahr einer starken monetären Expansion, die inflationär wirkt. Wenn die Geldpolitik nicht mit der Preis- und Lohnpolitik in Einklang gebracht wird, dann Mehr Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 18 - Wirtschaftsübersicht ist es nicht möglich, die Inflation zu bekämpfen. Ebenfalls wirkt die überhöhte monetäre Expansion auch negativ auf die Zahlungsbilanz, da dabei auch die Nachfrage nach Devisen steigt, sowohl von Sparern, wie auch von Unternehmen, die sich gegen die Inflation mit hohen Beständen an importierten Produkten (Rohstoffe, Halbfabrikate und Endprodukte) schützen wollen. Die ZB betreibt unter ihrem Präsidenten Juan Carlos Fábrega in letzter Zeit eine sehr restriktive Politik, indem sie die Zinsen stark erhöht hat und viel höhere Beträge an Wechseln (Lebac und Nobac) aufnimmt als vorher. Im Laufe dieses Jahres wurden schon $ 34,7 Mrd. mit diesen Wertpapieren aufgesogen, was immerhin fast 5% der gesamten Bankdepositen und 10% der monetären Basis darstellt. Dabei wurde schon erreicht, dass die Rate der monetäre Expansion (gemessen an der monetären Basis oder am Aggregat M2) stark zurückging. Doch damit diese Politik weitergeführt werden kann, muss der Staat die ZB in geringerem Umfang in Anspruch nehmen, was bedeutet, dass die Staatsausgaben gesenkt werden müssen. Sonst platzt das Schema, und die monetäre Expansion nimmt sofort wieder stark zu. Fábrega hat unlängst gegenüber einer Gruppe von führenden Oppositionspolitikern (die er empfing) erklärt, dass diese Politik nicht lange beibehalten werden könne, weil sie dann sehr stark rezessiv wirke. Er ist sich bewusst, dass die Verringerung der monetären Expansion konkreter Maßnahmen in bezug auf Staatsausgaben bedarf. Doch Wirtschaftsminister Axel Kicillof vertritt die Meinung, dass die Staatsausgaben nicht verringert werden können, und das ist bedenklich. Wenn der Minister, der einen großen Teil der Verantwortung für den Fall trägt, das Bestehen des Problems verneint, kann man gewiss nicht erwarten, dass er auf diesem Gebiet etwas tut. Er sagte vor Kurzem: “Die Kritiker sollen seriös sein, und sagen, was sie bei einer Senkung der Staatsausgaben wollen. Denn, als eine minimale Zunahme des Omnibustarifs verfügt wurde, sagten sie, dies sei inflationär und rezessiv. Wollen sie, dass die öffentlichen Arbeiten in den Dörfern stillgelegt werden, dass der Bau von Kraftwerken einge- Kontakt twitter stellt wird, dass der Bau von Sozialwohnungen aufhört, dass das Programm “Progresar” (Subvention an junge Menschen, damit sie ihr unterbrochenes Studium wieder aufnehmen oder sich sonst ausbilden) aufgehoben wird, oder gar die universelle Subvention für Kinder?” All das ist üble Demagogie. Es bestehen viele Sparmöglichkeiten, die rationellen Charakter haben und kaum mit sozialen Kosten verbunden sind. Auf alle Fälle wären diese unverhältnismäßig geringer, als wenn nichts getan wird und die Inflation explodiert. Halten wir fest: u Die Subventionen für Strom, Gas, Wasser und Personentransport im Raum von Groß-Buenos Aires müssten sofort stark gesenkt werden. Damit könnten dieses Jahr ohne weiteres über $ 50 Mrd. gespart werden. Dabei können die Tarife für Haushalte mit geringem Konsum, die auf ärmere Familien entfallen, weiter stark subventioniert werden. Was den Personentransport betrifft, so hat Macri bei der U-Bahn ein System vorgeschlagen, das unmittelbar eingeführt werden soll, das denjenigen, die den Dienst ständig verwenden, einen starken Rabatt gewährt. Das geschieht über die Verwendung der SUBE-Karte. Das gleiche System könnte bei den Vororteisenbahnen und den städtischen Omnibussen eingeführt werden. u Eine Einfrierung der offen Stellen (die bei der Staatsverwaltung durch Pensionierung, Tod, Entlassung oder Rücktritt ständig entstehen, was etwa 2% bis 3% der Beamtenschaft pro Jahr ausmacht), wie es sie schon mehrmals gegeben hat, wäre das erste, was man tun müsste. u Bei vertraglich verpflichteten Beamten müssten die Verträge so weit wie möglich nicht erneuert werden. Und bei den vielen unnötig in den letzten 10 Jahren ernannten Beamten, müsste versucht werden, viele wieder zu entlassen, oder sie zumindest dort einsetzen, wo sie eventuell notwendig sind. Z.B. fehlen Polizisten auf der Straßen und Krankenschwestern in den Hospitälern. u Bei den Staatsunternehmen muss eine gründliche Rationalisierung eingeleitet werden. An erster Stelle steht der Skandalfall von Aerolíneas Argentinas, mit einem Mehr Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 19 - Wirtschaftsübersicht Defizit von ca. u$s 2 Mio. pro Tag. Minister De Vido gab vor längerer Zeit schon ein Programm bekannt, um das Defizit zu verringern, u.a durch Abschaffung von hoch defizitären Flügen nach dem fernen Orient. Daraus wurde jedoch nichts. Aber auch das Energieunternehmen Enarsa, bei dem man nicht weiß, wozu es eigentlich da ist, muss zumindest stark verkleinert werden. Ebenfalls kann bei den anderen Staatsunternehmen gewiss viel gespart werden. Man muss sich an erster Stelle darum kümmern. Doch die Regierung ist sich nicht einmal bewusst, dass hier Probleme und viele Sparmöglichkeiten bestehen. u Das Programm “Fußball für alle” kann ohne Schwierigkeiten um etwa eine Milliarde Pesos jährlich verringert werden. Es genügt, wenn die Spiele in nur einem offenen Kanal gesendet werden, und dabei an den vergeben werden, der am meisten dafür zahlt, was er mit Werbung deckt. u Die staatliche Werbung ist explosiv gestiegen und müsste verringert werden. Von den vielen Medien, die die Regierung großzügig subventioniert, müssten die meisten aufgegeben werden. Ohnehin ist es rechtlich fragwürdig, dass ausgerechnet Zeitungen und Zeitschriften mit geringer Auflage oder Gratisverteilung, und Fernseh- und Rundfunkprogramme, mit minimaler Zuhörerschaft, den Staat Unsummen kosten, aber die unabhängigen Medien, die viele Leser, Zuschauer oder Zuhörer haben, kaum Regierungswerbung erhalten. u Staatsinvestitionen müssen streng kontrolliert werden. Es müssen Prioritäten festgesetzt werden, die Projekte müssen eingehend studiert werden, und es muss vor Beginn der Arbeiten eine Finanzierung verpflichtet werden. In vielen konkreten Fällen kann das Problem durch Übertragung des Objektes an ein Privatunternehmen (mit Konzession oder sonstwie, je nachdem um was es sich handelt) gelöst werden. Absurde Investitionen wie Tecnópolis oder das Kraftwerk in Rio Turbio müssen vermieden werden. Bei den vielen Fehlinvestitionen und mangelhaft studierten Projekten der Kirchner-Regierung wurden viele Milliarden Dollar vergeudet. Das sollte sofort aufhören u Die Staatsstruktur, die unter den Kirchners stark erwei- Kontakt twitter tert wurde, mit einer Unmenge neuer und überflüssiger Ämter, muss verkleinert werden. u Allgemein muss die Einführung von Informatikprogrammen gefördert werden, die im Endeffekt Kosten sparen, besonders weil sie menschliche Arbeit ersetzen. Bei der Justiz kann dabei enorm viel erreicht werden. U.a. spielt es dann keine Rolle mehr, wo sich die einzelnen Gerichte befinden, da die Anwälte einen großen Teil ihrer Arbeit über Internet erledigen, und dabei auch Arbeit sparen. u Die Einführung der neuen Beleuchtungssysteme, mit LED-Lampen, in staatlichen Stellen (Verwaltungsgebäuden u.a.) spart viel Geld. Stadtchef Macri hat unlängst bekanntgegeben, dass er bei der öffentlichen Beleuchtung und seinen Verwaltungsgebäuden voll auf dieses System übergehen werde, was die Stromrechnung halbieren werde. u Schließlich müssen auch die Sozialpläne revidiert werden. Es wird dabei viel Geld verschenkt oder falsch verwendet, oder schlicht für Stimmenkauf eingesetzt. Die jüngste Subvention für junge Menschen, damit sie wieder studieren, hat wenig Sinn. Das Problem muss anders angegangen werden, nämlich durch Erleichterung der Einstellung von Lehrlingen, etwa wie beim deutschen Dualsystem. Es ist auf alle Fälle viel vernünftiger, Subventionen zu zahlen, oder auf Sozialabgaben zu verzichten, um Arbeitsplätze zu schaffen, und junge Menschen auf diese Weise in den Wirtschaftsprozess einzugliedern, als einfach Geld zu verschenken. Minister Kicillof kann uns gewiss nicht sagen, dass wir ihm nicht ziemlich genau erklären, was getan werden kann, um die Staatsausgaben einzudämmen. Wir sind sehr in Einzelheiten eingegangen, weil es sich um “das Problem” handelt und wir zeigen wollten, dass es konkrete Lösungsmöglichkeiten hat. Viele Wirtschaftsexperten könnten dem Minister gewiss auch guten Rat erteilen. Aber die Regierung muss sich zunächst bewusst sein, dass die Staatsausgaben auf alle Fälle Mehr Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 20 - Wirtschaftsübersicht stark verringert werden müssen. Die Frage ist eigentlich nur, ob dies geordnet und rationell geschieht, oder anarchisch und eventuell mit Hochinflation, einfach weil sich diese überhöhten Ausgaben nicht finanzieren lassen. Die Probleme, vor denen die argentinische Wirtschaft steht, haben gewiss eine Lösung. Der anerkannte Wirtschaftler Miguel Angel Broda sagte unlängst, von den über zehn Krisen, die Argentinien in der Nachkriegszeit durchgemacht habe, sei diese die unnötigste. In der Tat wurde diese absurde Krise künstlich von den Kirchners geschaffen, und von Anfang an haben sie dabei die Warnungen von seriösen Ökonomen überhört oder sie als Ausdruck obskurer Interessen abgetan. Doch jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen. Entweder auch sie erkennen dies und handeln entsprechend, oder es wird ihnen und uns allen sehr schlecht gehen. Zurück zum Inhalt Interessieren Sie sich für Sport? Möchten Sie wissen, wie Ihr Lieblingsclub gespielt hat? In der neuen Online-Ausgabe des Argentinischen Tageblatts gibt es noch mehr Artikel. Fotos und Videos dazu, und außerdem die vollständigen Tabellen der argentinischen Liga. Klicken Sie hier, um ein Gratis-Beispiel zu sehen Kontakt twitter Sonnabend, 22. Februar 2014 - Seite 21 -