Swisspearl Architecture 23 Am Wasser

Transcrição

Swisspearl Architecture 23 Am Wasser
AM WASSER
EDITORIAL
Der Blick auf Gewässer fasziniert, offenbart er doch
ein Naturschauspiel. Denn Wasser folgt seinem natür­
lichen Kreislauf und bleibt in ständiger Bewegung.
Das Sonnenlicht wird auf mannigfache Art an der Ober­
fläche gebrochen. Je nach Tageszeit und Witterung,
je nach Wasserbewegung und Welligkeit glimmern,
glitzern oder funkeln die Reflexionen. Der Ausblick über
ein Meer oder einen See hinweg ans andere Ufer ruft
ein Gefühl von Weite hervor, das wir mit Offenheit und
Freiheit verbinden. Er weckt Erinnerungen an Bade­
ferien, Schifffahrten oder Segeltörns.
Ein Gebäude mit Blick zum Wasser bringt seine Bewoh­
ner in Kontakt mit der Natur. Nicht nur in Schwimm­
bädern, Bootshäusern und Werften trifft die Architektur
aufs Wasser. Auch für öffentliche Veranstaltungsorte
und kulturelle Einrichtungen wählt man gerne Stand­
orte an der Wasserkante. Einen innigen Bezug zum
Wasser stellen Wohnhäuser her. Ufergrundstücke und
Küstenhänge gehören zu den bevorzugten Wohnlagen,
da stehen die Bauten oft dicht gedrängt.
Gebäude am Wasser nehmen in ihrer architektonischen
Gestaltung oft Bezug auf maritime Bauformen. Ins­
besondere das Schiffsmotiv hat in der modernen
Architektur eine feste Tradition. Gerundete und spitz
zulaufende Volumen, Geländer wie eine Reling,
Auf­bauten wie eine Kommandobrücke sind geläufige
Schiffsmetaphern. Anderswo wird die Wellenform
auf die Gebäudesilhouette, auf die Fassadenhaut oder
auf andere Gestaltungselemente übertragen. Manch­mal ist es nur die Farbgebung, die an das nahe Wasser
erinnert.
Diese Ausgabe von Swisspearl Architecture zeigt anhand einiger Beispiele, wie mit Zementkomposit
am Wasser gebaut wird. Die Architekturhistorikerin
Rahel Hartmann Schweizer berichtet, wie sich das
Bauen am Wasser im Laufe der Geschichte verändert
hat. Und der Architekt und Städteplaner Kees
Christiaanse bespricht vor dem Hintergrund seiner
eigenen Planungen die Umwandlung und Entwick­lung von Hafenstädten.
Ich wünsche viel Einsicht und Vergnügen mit unserer
Zeitschrift.
Michael Hanak, Redaktor
Links: «Coastal Promenade», Arbeit der
libanesischen Künstlerin Camille Zakharia,
fotografiert 2010 an der Küste Bahrains.
AM WASSER
Report von Rahel Hartmann Schweizer
2 BRÜCKENHÄUSER, FISCHERHOCHSITZE,
SCHIFFSRÜMPFE
Norwegen
Narud Stokke Wiig, Oslo
6 KYSTENS HUS, TROMSØ
Kanada
Patkau Architects, Vancouver
12 TULA HOUSE
6
Australien
Idle Architecture, Richmond
20 WOHNHAUS, JAN JUC, VICTORIA
Schweiz
Müller Architekten, Ipsach
25 EINFAMILIENHÄUSER BELLA VISTA,
TWANN-TÜSCHERTZ
Schweiz
Neff Neumann, Zürich
28 WOHNÜBERBAUUNG DOLLIKERSTRASSE,
MEILEN
Norwegen
LEADinc., Husnes, und Rambøll Norge as, Fyllingsdalen
35 KULTURZENTRUM, HUSNES
12
Kroatien
Sangrad d. o. o., Zagreb
38 SCHWIMMZENTRUM VIJUŠ,
SLAVONSKI BROD
Portugal
Tiago Castro, Viana do Castelo
44 SEGELZENTRUM, VIANA DO CASTELO
Essay von Kees Christiaanse
50 DAS HAFENGEBIET ALS VORREITER
EINER NACHHALTIGEN ZUKUNFT
25
PRÄGUNG
57 HAUS DER RELIGIONEN, BERN, SCHWEIZ
FRÄSUNG
61 JOPLIN HIGH SCHOOL /
FRANKLIN ­TECHNOLOGY CENTER, ­
JOPLIN (MO), USA
44
2
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
BRÜCKENHÄUSER,
FISCHERHOCHSITZE,
SCHIFFSRÜMPFE
Report von Rahel Hartmann Schweizer
Ponte Vecchio in Florenz, erbaut
1345, Aufnahme um 1952.
Rechts: Schwimmbad in Bellinzona,
Schweiz, 1968 – 1970, von Aurelio
Galfetti, Flora Ruchat-Roncati und
Ivo Trümpy.
AM WASSER
Bauen am Wasser ist heute meist eine lukrative Angelegenheit. Das
war aber nicht immer so. In Seen und Flüsse wurden Abwässer ein­
geleitet, Überschwemmungen verheerten das Land, zerstörten die
Ernten. In Ufernähe siedelten sich Menschen mit ihren Handwerks­
zweigen, später Industrien an, die auf das Wasser angewiesen waren:
erst Fischer, Gerber, Färber, Müller, dann Fabriken. In der speziellen
Bauform von Brückenhäusern wurden zunächst Handwerk und Ver­
kauf kombiniert, später die Wasserkraft genutzt.
Einer der berühmtesten Brückenbauten ist der Ponte Vecchio in
Florenz. Die Brücke, auf der heute fast ausschliesslich Schmuck feil­
geboten wird, dominierten ursprünglich ebenfalls Gewerbebetriebe,
vor allem Metzger und Gerber. Die einen warfen ihre übel riechen­
den tierischen Abfälle in den Arno, die anderen wuschen ihre Leder­
waren, die sie vorher mit Pferdeurin gegerbt hatten, im Fluss. Wegen
des Gestanks verfügte Cosimo I. de’ Medici 1565 die Ansiedlung von
Goldschmieden.
Behaust wurde auch die Wehrbrücke des 1915 / 16 am Rhein er­
richteten Flusskraftwerks in Eglisau, das 1920 zum ersten Mal Strom
lieferte. Um der Betriebsmannschaft ein Dach gegen die Witterung
zu bieten, wurde der Steg auf seiner ganzen Länge mit einem Schutz­
haus versehen. Dessen Konstruktion bestand aus einem leichten Ei­
sengerippe und Wänden aus Zementkompositplatten, die damals
noch die Bezeichnung Eternit trugen.
Die moderne Wasserversorgung machte Gewerbebetriebe vom
Seeanstoss unabhängiger, Industrien waren nicht mehr auf natürli­
che Wasserläufe angewiesen. Für die Leitungen kamen auch Rohre
aus Zementkomposit zum Einsatz. Flüsse und Seen wurden nun als
Wohnlagen und zur Freizeitgestaltung attraktiv. Ausser Villen ent­
3
standen Bäder und temporäre Unterhaltungsanlagen wie Ausstellun­
gen, Kinos, Theater.
Behauste Brücken
Brückenhäuser erlebten ein Revival als Sehenswürdigkeiten. Sie ka­
men nicht nur in den Rang von Wahrzeichen, wie der Ponte Vecchio
in Florenz (1345) und der Rialto in Venedig (1588–1591), sondern
wurden auch zu Vorbildern für zeitgenössische architektonische Pla­
nungen. Bernhard Tschumi und Luca Merlini griffen 1989 in ihrem
siegreichen Wettbewerbsentwurf zur Umgestaltung des Quartiers
Flon in Lausanne auf das Modell zurück: Die Talsohle, die einst der
gleichnamige Fluss durchzogen hatte, wurde im 19. Jahrhundert tro­
ckengelegt. Tschumi und Merlini konzipierten mit Bauten bestückte
Passerellen und planten, diese mit verschiedenen kulturellen und
kommerziellen Nutzungen zu alimentieren.
Zur Ikone wurde die als Brücke ausgebildete Fussgängerpasserelle­
des Schwimmbads in Bellinzona (1968–1970). Behaust wurde sie
indes nicht oberhalb, sondern unterhalb der in sechs Metern Höhe ge­
lagerten Betonplatte. Kassen, Kabinen und Garderoben platzierten die
Architekten Aurelio Galfetti, Flora Ruchat-Roncati und Ivo Trümpy
auf einer drei Meter über Grund liegenden, mittels Rampe und Treppe
mit dem Fussgängerniveau verbundenen Zwischenebene. Kontrastie­
rend zur Massivität des Viadukts wählten sie eine leichte Stahlkon­­
struktion, die sie mit Thermolux-Glas und Eternit ausfachten.
Pfahlbauten und Zelte
Auch der Blick auf das Fischerleben war mit dem Einzug der Moder­ne
ein anderer. Bernard Rudofsky, der das Augenmerk auf die Qualität
4
vernakulären Bauens legte, präsentierte in seinem Buch Architecture without Architects (1964) unter anderem einen spektakulären
Fischerhochsitz im italienischen Vieste. Das Haus am Murtensee,
das Werner Allenbach 1945 baute, wirkt, als hätte ein ebensolcher
Fischerhochsitz Modell gestanden.
Pierre Zoelly verband bei dem sechseckigen Sommerpavillon am
Hoover Lake in Westerville, Columbus (OH), 1962 die Aufständerung
auf sechs Telefonstangen in bester Pfahlbauermanier mit einer zelt­
artigen Überdachung, welche die Verglasung beschirmte. Die Aussen­
wand in der Form einer Wanne, die Untersicht mit Brüstung kombi­
nierte, verkleidete er mit Eternit.
Auch an der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (Saffa)
1958 am Zürichsee wurde die gewünschte optische Leichtig­keit mit
Eternit erzielt. Die Ausstellungsarchitektin Annemarie HubacherConstam wählte eine Schiefer-Doppeldeckung, um den Gottesdienst­
raum wie mit einem grossen Zelt zu überdachen.
Auf die Nähe zum Wasser spielte auch die wogende Dachland­
schaft des Eingangs zur Zürcher Gartenbau-Ausstellung (Züga) an,
die Karl Egender und Wilhelm Müller 1933 zusammen mit dem Land­
schaftsgestalter Gustav Ammann konzipierten. Ähnliches gilt für
die mehrheitlich an Hangars oder Werften erinnernden Hallen, die
einheitlich mit Welleternitplatten und Glas verkleidet waren. Doch
beliessen es die Architekten nicht bei der metaphorischen Referenz.
Die Schweizerische Bauzeitung vom 2. September 1933 schwärmte von
der schönen «Wirkung dieser Glasflächen, von denen das
Regenwasser […] auf die grau silbern schimmernden
Eternitplatten abläuft».
Futuristische Kulissen
Das Bauen am Wasser war somit zu einem eigenen Topos
geworden – gleichsam antithetisch zum Bauen in den
Bergen. Bruno Taut hatte in dem 1919 erschienenen Werk
Alpine Architektur Fantasien am Wasser ersonnen und
in Zeichnungsblättern wie «Weg zum Kristallhause am
Wildbachtal» oder «Tal mit reicher Architektur» skiz­
ziert.
In ganz anderer Weise fantastisch – oder eher futuris­
tisch – waren die Häuser, die der Autokonzern Ford und
die Elektronikfirma Motorola in den 1960er-Jahren als
Kulissen ihrer jeweiligen Produkte publizierten. Ford
nutzte dazu sein Magazin Ford Times, das die Firma seit
1908 monatlich publizierte. Der Herausgeber wählte
zehn spektakuläre Orte und beauftragte den Architekten
Rudy Hermes, Häuser zu entwerfen, die die Landschaf­
ten in Szene setzen sollten. Der Fotograf Charles Harper
visualisierte sie fotorealistisch. Ähnlich verfuhr Moto­
rola. Die Firma hiess den Künstler und Illustrator Charles
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
Schridde, eine Serie von Häusern zu malen, die sie unter
dem Titel ‹House of the Future› in verschiedenen Inse­
raten publizierte. Etliche der von Hermes / Harper bezie­
hungsweise Schridde ‹entworfenen› Villen hatten einen
engen Bezug zum Wasser, kragten spektakulär über eine
Meeresbucht aus, verliefen hart am Ufer eines Flussarms,
erhoben sich Leuchttürmen gleich in tosender Brandung,
schwammen wie gestrandete Fliegende Untertassen auf
oder als eine Art von aussen nach innen gestülpte Aquarien im Was­
ser, oder sie waren gar als Unterseeboote konzipiert. Beim 2012 fer­
tig gestellten Tula House (S. 12) macht es ganz den Anschein, als
knüpften Architekten heute an solche Modelle an.
Schiffsmetapher
Das Schiff als Referenz propagierte Le Corbusier. Das ‹Dom-ino›Prinzip verweist auf das Skelett des Schiffsbaus, das im Wesentlichen
auf Rückgrat, Kiel, Spanten und Stringern basiert, über die eine Haut
aus Fell, Holz oder Stahl gezogen wurde, sowie dem Deck. Mit der
maschinistischen Version des Ozeandampfers begründete er dann
die «Wohnmaschine». Die Schiffsmetapher feierte in der Folge in et­
lichen Bauten der Klassischen Moderne Urständ, wobei der reale
Kontext zum Wasser sekundär war.
Hans Scharoun entwarf 1930 für den Löbauer Nudelfabrikanten
Fritz Schminke ein Haus auf der grünen Wiese, dessen geschwunge­
nen Terrassen, rampenartigen Treppen und runden Bullaugenfens­
tern Assoziationen zu einem Schiff wecken.
Ein schönes, im Jahr 2012 renoviertes Beispiel in Sichtweite zum
Wasser, mit Blick auf den Zürichsee, ist die von Otto Zollinger 1929
erbaute Villa Streiff in Küsnacht. Die Schiffsästhetik manifestiert sich
hier vor allem in gerundeten Ecken und weit auskragenden Balkonen.
Die metaphorische Analogie mit der Nähe zum Wasser verbun­
den hat der schweizerisch-amerikanische Architekt Otto Kolb in der
Sommerhaus Erlinger bei
Rust am Neusiedler See,
Österreich, 1958, Bruno
Tinhofer. Oben: Bootshaus des Yacht-Clubs in
Zürich, 1917, Pfleghard & Häfeli. Rechts
oben: Villa Streiff in Küsnacht, Schweiz, 1929,
Otto Zollinger. Rechts
unten: Einfa­milienhaus
in Villarepos, Schweiz,
2009 / 10, Aeby, Aumann,
Emery
AM WASSER
Villa für das Ehepaar Horner in Beverly Shores (1948–
1950), einem von Dünen gebildeten Landstrich am Süd­
ufer des Lake Michigan. Kolb gliederte das Raumpro­
gramm in die vier Gebäudekörper Garage, Gästehaus so­
wie Schlaf- und Wohn­bereich mit Veranda. Während
Garage und Gästehaus als Einzelkuben platziert sind,
fungiert der turmartige Schlaftrakt statisch als Anker für
die leichte Holzkonstruktion des Wohnraumes, wie die
Kommandobrücke des auf der Düne balancierenden und rückseitig
über ein üppig bewachsenes Tobel auskragenden Hauses. Während
Kolb die geschlossenen Fassadenteile aller Bauten mit Redwood be­
kleidete, fachte er die Fensterbrüstungen des Annexes mit Zement­
kompositplatten aus. Kolb kam das Material zupass, weil es einerseits
eine industrielle Note in den Holzbau brachte, die dem Schiffsmotiv
entsprach, und dabei dennoch eine ‹natürliche›, das heisst dem Ma­
terial immanente Farbe hatte, andererseits die Leichtigkeit des Hau­
ses betonte. Dieses segelt wie ein Schiff durch die Landschaft. In der
Unterschutzstellungsakte von 1996 heisst es: «Die verglasten Fassa­
den auf der Nord- und der Südseite bewirken, dass Decke und Boden
inmitten der natürlichen Laube (schwimmend) zu treiben scheinen.»
Ein eigentlicher Schwimmkörper ist das Bootshaus des Zürcher
Yacht-Clubs von Pfleghard & Häfeli von 1917. Er besteht aus sechs
Eisenbetonpontons, die mit einer durchgehenden, bewehrten Beton­
platte überdeckt sind und so ein Floss ausbilden. Verwendeten die
Architekten für die Aussenfassade Pitchpine-Latten, die an Schiffs­
planken erinnern, verkleideten sie das Innere mit Eternit.
Beim Sommerhaus Erlinger nahe Rust am Neusiedler See nutzte
der Wiener Bruno Tinhofer 1958 eine vorhandene, auf Pfählen im
Wasser verankerte Grundplatte, um die Holzkonstruktion darauf
zu platzieren. Alle äusseren Wandflächen gestaltete er mit weissen
Eternitplatten. Ein angehängter Steg wirkt wie das Beiboot des Haus­
boots.
5
Das 2009 / 10 im südlich des Murtensees gelegenen Villarepos er­
baute Einfamilienhaus verkörpert förmlich das Thema ‹Bauen am
Wasser›: Die Architekten Aeby, Aumann, Emery gewannen mit die­
sem Bau den Architekturpreis ‹Das beste Einfamilienhaus› der Zeit­
schrift Ideales Heim. Sechs wie die Kufen eines Tragflächenboots
ausgebildete trapezförmige Streifenfundamente, mit denen die Be­
tonbodenplatte verankert ist, heben diese vom Terrain ab, das – ähn­
lich wie bei Kolbs Horner-Villa – darunter hindurchzuströmen
scheint. Dies gilt umso mehr, als die Architekten keine Umgebungs­
gestaltung vorgenommen, sondern das Haus direkt in die Wiese
gesetzt haben. Die Verkleidung aus teilweise perforiertem, hell­
grauem Welleternit versetzt es in wogende Bewegung (vgl. ARCH 157,
S. 29–31). Der Bau ‹mimt› gleichermassen das Schiff und das Wasser.
Literatur
Hartmann Schweizer, Rahel, Otto Kolb – Architekt und Designer, Zürich 2013,
S. 202–212. – National Register of Historic Places, Horner House, Porter County,
Indiana, The Art Institute of Chicago, Chicago 1996, S. 10 (Zitat: «The window
walls on both north and south elevation, make the floor and ceiling seem to float
in the midst of a natural bower.»). 6
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
NORWEGEN
ANKER AUS GRANIT
Kystens Hus, Tromsø
STANDORT: Stortorget
1 BAUHERRSCHAFT: Norges Råfisklaget – The Norwegian Fishermen’s Sales Organization Stokke Wiig ( VERANTWORTLICHER PARTNER: Gudmund Stenseth), Oslo BAUZEIT: 2014 / 15
GENERALUNTERNEHMUNG: Econor AS, Tromsø FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, CARAT Black Opal 7024R
ARCHITEKTEN: Narud
AM WASSER
7
8
Kystens Hus ist ein Blickfang. Hier treffen die unterschiedlichsten Interessengruppen zusammen, die sich mit
der Küstenregion und dem Fischfang
befassen. Das transparente, vollverglaste Erdgeschoss ist als Erweiterung
des öffentlichen Raums konzipiert.
Die oberen Geschosse mit Büroräumlichkeiten sind mit einer facetten­
reichen Hülle bekleidet, die an die Felsformationen an der Küste im Norden
Norwegens erinnert.
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
Patrick Zamariàn Kystens Hus – das ‹Zen­
trum für Fisch und Meeresfrüchte an der
Küste Nordnorwegens› – ist ein Vorzeigebau
im Herzen von Tromsø und präsentiert die
mächtige Fischerei-Industrie des Landes. Es
wurde als zentrale Informations- und Han­
delsplattform für die Forschung und die Ent­
wicklung der Fischerei und den Tourismus
geplant. In erster Linie soll die neue Einrich­
tung der Öffentlichkeit die kulturelle Tra­
dition, den natürlichen Reichtum und die
wirtschaftliche Dynamik der Stadt und ihrer
Küstenregion näherbringen. Im Besonderen
will Kystens Hus die Entwicklung und das
Marketing von Produkten und Dienstleistun­
gen unterstützen, indem die Zusammenar­
beit und der Austausch zwischen privaten
Unternehmen, Forschungsinstituten und der
Öffentlichkeit gefördert wird.
Informeller Treffpunk
Um seinem öffentlichen Anspruch ge­
recht zu werden, ist das überhohe Erdge­
schoss durchlässig gestaltet und weitherum
verglast. Viele separate Türen und zwei
Haupteingänge, die sich im rechteckigen
Grundriss gegenüberliegen, führen zu den
Fusswegen rund ums Gebäude. So entsteht
ein diagonaler Pfad, der einen öffentlichen
Platz im Südwesten des Gebäudes mit einer
beliebten Quaipromenade im Norden verbin­
det und das Gebäude selbst in zwei ineinan­
der verzahnte Dreiecke teilt. Als informeller
Treffpunkt konzipiert nimmt das Erdge­
schoss viele zusätzliche Räume und Treppen
auf und lässt sich für die unterschiedlichsten
Zwecke gleichzeitig nutzen. Neben einer per­
manenten Food-Halle für lokale Produzen­
ten und Spezialitätenläden bietet das Zen­
trum einen Ausstellungssaal für Forschungsund Bildungsorganisationen. In seiner Mitte
befindet sich ein grosser, lichtdurchfluteter
Innenhof mit einer geschwungenen Treppe,
die den öffentlichen Raum in die nächste
Etage führt. In den oberen Stockwerken
kommt Kystens Hus seiner geschäftlichen
Bestimmung im engeren Sinn nach. Hier rei­
hen sich Büros an Sitzungsräume, zu denen
man über Passerellen gelangt, mit Sicht auf
die Lobby im Erdgeschoss.
Vielseitige Hülle
Die Architekten von Narud Stokke Wiig
aus Oslo waren bestrebt, einen zentralen An­
ziehungspunkt in der Stadt zu schaffen, der
zwar Charakter zeigt, aber nicht die formale
Einheit seiner Umgebung sprengt. Obschon
sie die Holzgebäude der Nachbarschaft we­
sentlich überragt, scheint die 12 500 Quadrat­
meter grosse Anlage über ihrem vollverglas­
ten unteren Teil zu schweben, was ihr eine
gewisse Leichtigkeit verleiht. Die unregel­
mässige Kontur der Fassade trägt zu diesem
Eindruck bei, denn sie bricht den Massstab
des Gebäudes, lässt so viel natürliches Licht
hinein wie möglich und gewährt spektaku­
läre Aussichten auf die Uferpromenade und
den Stadtteil auf dem Festland. Die Fassade
ist mit stark isolierten anthrazitfarbenen
Swisspearl-Platten bekleidet und setzt sich
aus 23 Flächen zusammen. Auf diese Weise
reagiert sie auf die typischen Merkmale des
urbanen Kontextes: überschwänglich am
Wasser, zurückhaltender auf ihrer Rückseite,
wo das Gebäude mit dazu beiträgt, das Stras­
senbild zu klären. Form und Farbe des Baus
evozieren die zerklüfteten Granitklippen der
norwegischen Küste und widerspiegeln seine
ursprüngliche Absicht, Tradition und Tech­
nologie, Vergangenheit und Zukunft zu ver­
binden.
AM WASSER
9
10
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
AM WASSER
«Wir wollten ein Form mit einzigartigem
Ausdruck finden, welche die bestehen­
den Qualitäten der Umgebung stärkt
und zugleich ein neues Zentrum in der
SNO-47_Kystens-Hus_Tromso
Stadt darstellt.»
11
4. Obergeschoss
Vertical section
Narud Stokke Wiig Architekten
Scale: 1:20
2. Obergeschoss
1
2
3
3
4
7
3
7
5
8
6
7
6
1. Obergeschoss 1:1000
9
SNO-47_Kystens-Hus_Tromso
SNO-47_Kystens-Hus_Tromso
Scale: 1:1000
Scale: 1:1000
1
10
11
1 Swisspearl® LARGO panel 8 mm
2 ventilation cavtiy, vertical timber batten
3 timber batten
4 plywood board
5 moisture barrier
1
Vertikalschnitt 1:20
1Swisspearl® LARGO Platte 8 mm
mit R-Color-Beschichtung
2 Hinterlüftung, vertikale Holzlattung
3 Holzlattung
4 Sperrholzplatte
5 Feuchtigkeitssperre
6 Gipskartonplatte
7 Wärmedämmung
8 Dampfsperre
9 Rollstoren
10 Parkett
11 Beton
12
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
KANADA
STRANDGUT
Tula House
STANDORT: Quadra
Island BAUHERRSCHAFT: Eric Peterson & Christina Munck, Quadra Island
Architects, Vancouver BAUZEIT: 2007 – 2012
GENERALUNTERNEHMUNG UND FASSADENBAU: J. Toelle Construction Ltd., Quathiaski Cove
FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, CARAT Anthrazit 7024
ARCHITEKTEN: Patkau
AM WASSER
13
14
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
AM WASSER
«In seiner geometrischen und räumlichen
Anordnung widerspiegelt das Gebäude
die schroff geschnittenen Felsvorsprünge
wie auch den Strand und den Wald.»
John Patkau, Architekt
15
16
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
AM WASSER
Patkau Architects haben an einem
wilden Küstenabschnitt von Quadra
Island ein einzigartiges Einfamilien­haus gebaut. Das Gebäude passt sich
in die natürliche Umgebung ein und
unterstreicht gleichzeitig ihre raue
Schönheit. Das Meer und die Wirkung
der Gezeiten inspirierten die Archi­
tekten bei ihrem sorgfältigen Entwurf
und der Form des Gebäudes.
Mirko Beetschen Für Architekten schlicht
der Traumauftrag: ein Haus auf einem Ge­
lände in abgelegener Naturkulisse zu bauen
und das volle Vertrauen der Bauherrschaft zu
geniessen. «Ausser einer Liste von Räumen
hat die Bauherrschaft uns das Bauprojekt
vollständig überlassen», sagt Architekt John
Patkau. Die Eigentümer eines baufälligen
Landhauses an der Ostküste von Quadra Is­
land wollten «ein architektonisch entworfe­
nes Haus, das einfühlsam auf die üppige und
abwechslungs­reiche Szenerie reagiert», fährt
er fort. Fast sechs Stunden nördlich von Van­
couver gelegen sollte das Haus Wohnsitz des
Paars werden, aber auch das informelle
Hauptquartier ihrer Tula-Stiftung, einer Fa­
milienorganisation zur Förderung von Ge­
sundheits- und Umweltinitiativen.
Quadra Island ist die grösste Insel der
Discovery Islands nordwestlich von Vancou­
ver, zwischen Vancouver Island und dem
Festland. Das mehr als 26 000 Quadratmeter
grosse Grundstück umspannt einen felsigen
Küstenabschnitt mit dem Standort des Ge­
bäudes auf einer 13 Meter hohen Klippe, um­
geben von einer typisch kanadischen Land­
schaft aus Basalthügeln, Roterlen, Ahornbäu­
men und überwiegend Douglas­tannen. «Die
Topografie des Geländes ist höchst abwechs­
lungsreich», erklärt Patkau. «Das Gebiet ist
eigentlich mehrere Gebiete in einem.»
Zurück auf Feld eins
Vor Baubeginn wurde das verfallene
Landhaus abgerissen, die einstigen Aufschüt­
tungen abgetragen und das natürliche Ter­
rain freigelegt. Darauf organisierten die Ar­
chitekten das einstöckige Gebäude als eine
Abfolge scherbenförmiger Betonplatten, die
sich wie eine Spirale, ähnlich einer Muschel,
um einen zentralen Innenhof gruppieren.
Das natürliche Strandgut der pazifischen Ge­
zeiten, die Baumstämme, Äste und Felsen
hinterlassen «wie ein Mikado-Kinderspiel»,
waren eine weitere Inspirationsquelle für die
Anordnung und die Form des Hauses.
Die Gebäudestruktur besteht hauptsäch­
lich aus Beton, nur das Dach und der Boden,
der über den felsigen Strand und das Meer
auskragt, haben eine Stahlrahmenkonstruk­
tion. An der Nord- und an der Ostseite des
Hauses liegen die Tagesräume mit voll ver­
glasten Fronten und uneingeschränkter Sicht
auf das Wasser, auf die Inseln in der Strasse
von Georgia und das Festland von Britisch
Kolumbien mit seinen weit entfernten Berg­
ketten. Auf der anderen Seite, gegen Norden,
finden sich die Bett- und Badezimmer, von
wo der Blick auf die idyllischen grünen Ba­
salthügel hinter dem Haus fällt.
17
Sich einpassen
Obschon Patkau Architects mit dem Tula
House eine kühne Behauptung aufstellen, ist
das einstöckige, 420 Quadratmeter umfas­
sende Gebäude sorgfältig in die Landschaft
eingepasst: Architektur und Natur, innen und
aussen harmonieren. Die Haupt­räume fä­
chern sich zum Innenhof hin aus und fangen
die Aussicht aufs Wasser ein, während die
Nebenräume einzelne Elemente der Land­
schaft fokussieren, etwa einen moosbewach­
senen Felsen oder eine Baumgruppe. Durch
schmale Oberlichter fällt natürliches Licht
ins Gebäude, und in der auskragenden Bo­
denplatte sind dreieckige Fenster eingelas­
sen, durch die man auf den Strand und aufs
Meer hinunterblickt. Auch ein flaches Was­
serbecken im Innenhof nimmt das Haupt­
thema des Gebäudes – Wasser – auf.
Aussen ist das Gebäude mit SwisspearlPlatten bekleidet. «Wir haben uns für Ze­
mentkomposit entschieden, weil wir ein Ma­
terial brauchten, das man überlappend
schichten kann», sagt Patkau. «Wir wollten
ein gezahntes Wandprofil schaffen, um das
Spiel von Licht und Schatten auf der Oberflä­
che aufzuzeigen.» Die an Holzkohle erin­
nernde Farbe der Platten und das moosüber­
wachsene Dach tragen dazu bei, dass sich das
Haus mit seiner Umgebung vereint. Zusam­
men mit der einheimischen Vegetation, die
erneut angepflanzt wurde, verschwindet das
neue Gebäude fast zwischen den Felsen und
dem dunklen Wald.
Viel Erfahrung
1978 gründete das Ehepaar Patricia und
John Patkau ihr Architekturbüro. Heute lei­
ten die Partner Greg Boothroyd und David
Shone das in Vancouver ansässige Unterneh­
men mit. Mit vielen Projekten verschiedens­
ter Baugrösse haben Patkau Architects inter­
nationale Bekanntheit erlangt. Ein bemer­
kenswertes Projekt ist eine Reihe Landhäuser
auf dem Gelände von Frank Lloyd Wrights
berühmtem Fallingwater House in Pennsyl­
vania. Derzeit sind unter anderem ein Kunst­
komplex für die Universität von Manitoba,
die Polygon Gallery in North Vancouver und
verschiedene Wohnprojekte in Arbeit. «So
wie die Umstände, unter denen wir arbeiten,
sich ändern, so erweitern sich auch unsere
Interessensgebiete», sagen die Architekten.
«Eine eindimensionale Definition von Archi­
tektur lehnen wir ab: Architektur als Kunst,
als Technologie, als soziale Dienstleistung,
als ökologisches Mittel, als politisches State­
ment. Wir verstehen Architektur als viel­
schichtige und lebhafte Disziplin, die alle
diese Definitionen zusammen umfasst.»
18
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
8
1
2
3
6
3
4
5
9
1. Obergeschoss
1 Swisspearl® LARGO panel 8 mm
2 ventilation cavity, sub framing
3 thermal insulation
4 vapour barrier
5 concrete
6 steel beam
7 sub framing
8 sheet aluminum
9 glazed balustrade
8
MUR-74_Tula-House_Quadra-Island
Horizontal section
Scale: 1:20
Schnitt 1:500
1
2
7
7
6
Vertikalschnitt 1:20
1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm
2 Hinterlüftung, Unterkonstruktion
3 Wärmedämmung
4 Dampfsperre
5 Beton
6 Stahlträger
7 Unterkonstruktion
8 Aluminiumblech
9 verglaste Brüstung
1
2
3
4
5
8
9
1
2
Horizontalschnitt 1:20
74_Tula-House_Quadra-Island
1:500
1
2
6
7
1 Swisspearl® LARGO panel 8 mm
1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm
2 Hinterlüftung, vertikale Unterkonstruktion
3 Wärmedämmung
4 Dampfsperre
5 Beton
6 Unterkonstruktion
7 Holzplatte
8 Aluminiumfenster
AM WASSER
19
20
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
AUSTRALIEN
SCHLAFEN AUF
DER KOMMANDOBRÜCKE
Wohnhaus, Jan Juc, Victoria
STANDORT: Jan
Juc BAUHERRSCHAFT: Tim Norris ARCHITEKT: Idle Architecture, Richmond BAUZEIT: 2012 / 13
Construction, Belmont FASSADENBAU: Maatsuyker Construction, Belmont
FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, XPRESSIV Dark Grey 8220 und Grey 8060
GENERALUNTERNEHMUNG: Maatsuyker
Patrick Zamariàn Der Familienwohnsitz auf einem
Hügel nahe der südpazifischen Küste blickt nach
Südwesten und bietet von jedem Zimmer eine
weitschweifende Sicht auf das Meer. Die Räume
gruppieren sich rund um eine grosszügige, leicht
erhöhte Ess-und-Wohnzone, die zur Meerseite
wie auch zum Swimmingpool hin voll verglast ist.
Wer im Pool schwimmt, geniesst somit das von
Norden einfallende Licht wie auch Meersicht, allerdings ohne dem rauen Küstenwind ausgesetzt
zu sein.
Um dem Wunsch der Bauherrschafft nach minimalen Unterhaltskosten nachzukommen,
kombinierten Idle Architekten viele Fassaden­
materialien, die keine zusätzliche Bekleidung
brauchen. Zum Pool hin und für die zwei Schlafzimmerflügel beidseits der gemeinschaftlichen
Wohnzone kamen Swisspearl-Platten in zwei
Grautönen zum Einsatz. Dank seiner dunkelgrauen
Hülle scheint das Elternzimmer im Obergeschoss
des Westflügels über dem restlichen Gebäude
zu schweben. Von da aus bietet sich ein atemberaubender Blick auf die nahe Küste. Der eingeschossige Kinderzimmer-Flügel folgt dem natürlichen Gefälle des Grundstücks und ist alternierend
mit hellen und dunklen Platten bekleidet. Sie
betonen die Sägezahn-Form des Flügels, die sich
aus einer Serie von auserkernden Schlafzimmerfenstern zum Meer hin ergibt.
AM WASSER
21
22
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
E-XXX_Norris-House_Victoria
rtical section
ale: 1:20
2. Obergeschoss
Sch
Ans
Folie
verd
Ach
8
4
5
6
Hinterlüftungsraum min. 2cm
1
M
2
H
3
N
1. Obergeschoss 1:500
7
2
1
Isolation 0,035
8
9
5
1 Swisspearl® LARGO panel 8 mm
2 ventilation cavity
3 steel beam
4 corrugated metal decking
5 batten
6 timber rafter
Vertikalschnitt
1:20
7 thermal
insulation
8 metal sheet
®
1
Swisspearl
LARGO Platte 8 mm
9 plywood
board
2 Hinterlüftung
3 Stahlträger
4 Trapezblech
5 Lattung
6 Holzbalken
7 Wärmedämmung
8 Metallblech
9 Sperrholzplatte
FDE-XXX_Norris-House_Victoria
1
2
Scale: 1:500
3
Fertigbeton 0,035
Beton 0,035
FDE-XXX_Norris-House_Victoria
FDE-XXX_Norris-House_Victoria
Scale:
1
2
6
Back
AM WASSER
Fenster in unterschiedlichen Dimensionen und
Formen bieten rundum Ausblicke auf den Pazifik.
23
24
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
Si
AM WASSER
SCHWEIZ
SEE IN SICHT
Einfamilienhäuser Bella Vista, Twann-Tüschertz
STANDORT: Gaichstrasse BAUHERRSCHAFT: Casa
e Vita AG, Biel ARCHITEKTEN: Müller Architekten AG, Ipsach
Immobilien, Biel FASSADENBAU: Studer & Cie., Schüpfen
FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, NOBILIS Grau N 212 und N 213 ; Swisspearl® INTEGRAL PLAN, NOBILIS Grau N 214R
BAUZEIT: 2012 – 2014 GENERALUNTERNEHMUNG: Bielersee
25
26
Vertical section
Scale: 1:20
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
2
2
7
9
10
4
5
Hinte
1
3
4
6
5
7
Isola
8
6
7
8
3. Obergeschoss
1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm
2 Swisspearl® INTEGRAL PLAN Platte 8 mm
3 Hinterlüftung, vertikale Lattung
4 Holzfaserplatte
5 Wärmedämmung, Glasfaser
6 Grobspanplatte
7 Lattung
8 Gipsplatte
9 Konterlattung
10 Unterdachfolie
Ferti
Beton
Vertikalschnitt 1:20
1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm
2 Swisspearl® INTEGRAL PLAN Platte 8 mm
3 Hinterlüftung, vertikale Lattung
4 Holzfaserplatte
5 Wärmedämmung, Glasfaser
6 Grobspanplatte
7 Lattung
8 Gipsplatte
9 Konterlattung
10 Unterdachfolie
2. Obergeschoss
CH_EFH_Tueschertz
Scale: 1:500
1. Obergeschoss 1:200
CH_EFH_Tueschertz
Scale: 1:200
AM WASSER
Anna Roos Am nördlichen Ufer des Bielersees ist vor Kurzem eine Gruppe Einfamilienhäuser entstanden. In drei Reihen
ergiessen sich die Doppelhäuser den steilen Hang hinunter. Dank der Topografie
des Geländes bietet jede Einheit eine herrliche Aussicht über den See bis hin zu
den Bergspitzen der Alpen. Im Querschnitt
sind die Häuser mit Minergiestandard
tief in das steile Gefälle gebettet. Ihr dreigeschossiges Volumen wirkt optisch
reduziert, da nur die beiden oberen Etagen
mit Swisspearl-Platten bekleidet sind.
Die Fassaden der Schlafzimmer im untersten Geschoss sind in einem kontrastierenden hellen buttrig-gelben Ton verputzt.
Farblich subtil von mattem Beige zu Hellgrau abgestuft scheinen die Zementkomposit-Platten nahtlos von den Wänden
zum Dach überzugehen. Die integrierte
Dachtraufe und die gestutzte Traufkante
unterstreichen den abstrakten Eindruck
der Bauten. An der Hauptfassade besteht
die Befensterung aus nur gerade zwei
Fenstern: Ein grosses, langgezogenes
Wohnzimmerfenster und eine neckisch
aufgesetzte Dachgaube bieten uneingeschränkte Aussicht auf den See.
27
28
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
SCHWEIZ
WOHNEN IM BOOTSHAUS
Wohnüberbauung Dollikerstrasse, Meilen
STANDORT: Dollikerstrasse
ARCHITEKTEN: Neff
1 – 7 BAUHERRSCHAFT: Baugenossenschaft Zurlinden, Zürich
Neumann, Zürich BAUZEIT: 2012 – 2014 FASSADENBAU: Salm Fassadenbau AG, Schinznach-Dorf
FASSADENMATERIAL: Swisspearl® ONDAPRESS-57 Grün (Spezialfarbe)
AM WASSER
29
30
Am Zürichsee nimmt ein übertiefes
Bauvolumen die Themen Licht und
Wasser auf. Neff Neumann Architekten
inszenieren den Bau mit 25 Wohnungen
mit wassergrüner, gewellter Fassade,
und in den Höfen zwischen den Wohnungen schimmert Mosaikkeramik. Der
konsequente Entwurf verbindet die
Einbettung in der Landschaft und eine
grossstädtische Dichte.
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
Sabine von Fischer In einer Ausschreibung
suchte die Gemeinde Meilen eine gemein­
nützige Bauträgerschaft, die ein nicht über­
bautes Grundstück an der Dollikerstrasse
in Meilen im Baurecht übernehmen würde.
Unter fünf Bewerbern erhielt die Baugenos­
senschaft Zurlinden den Zuschlag und veran­
staltete auf eigene Kosten einen Architek­
turwettbewerb. Aus den elf eingeladenen
Teilnehmern ging im Februar 2011 das Pro­
jekt ‹pairi-daeza› – persisch für ‹Paradiesgar­
ten› – der Architektinnen Barbara Neff und
Bettina Neumann siegreich hervor.
Der Name eines Projekts, auch wenn er in
erster Linie der Anonymisierung der Teil­
nehmer dient, ist immer auch Bote des Pro­
gramms: Hier ist dies eine idyllische Wohn­
welt, die im Haus und im Garten gleichsam
vom Thema Licht und Wasser animiert wird.
Mit einem subtil strukturierten Volumen re­
agiert das Projekt auf die heterogene Umge­
bung am Rand der Kernzone, direkt gegen­
über der Obermeilemer Badewiese und im
Norden an das Industriegebiet angrenzend.
Die in dunklem Blau-Grün gehaltene Fassade
aus Wellzementkompositplatten nimmt die
Themen der Gartenhäuser und der Boots­
häuser in der Umgebung auf und erfüllt
gleichzeitig die hohen ökologischen Anforde­
rungen. Die Rahmenbedingungen für die
Wohnidylle waren eng: Nicht nur sollten die
Mieten an der attraktiven Lage um monatlich
2500 Franken für knapp 100 Quadratmeter
liegen, auch formten die Immissionen von
der stark befahrenen Seestrasse und der Ge­
wässerabstand zum Inneren Dollikerbach
die Bedingungen für die Architektur. Letzte­
rem konnten die Architektinnen zusammen
mit der Landschaftsarchitektin Robin Wino­
grond Qualitäten abgewinnen: Weil die Fas­
sade die durch den Gewässerschutz gegebene
Grenzlinie nicht überschreiten durfte, bleibt
viel Platz für Bäume, Sträucher und Plätze
entlang dem naturbelassenen Bachbett. Ganz
in der Tradition des Quartiers umspielt der
Garten das Wohnhaus. Die Einfahrt zur Tief­
garage mit 23 unterirdischen Parkplätzen ist
kaum sichtbar an der Gebäudeecke eingezo­
gen und trägt wesentlich zu quartierverträg­
lichen Erscheinung bei.
Sicherung der Nachhaltigkeit
Die Baugenossenschaft Zurlinden leistet
auch in Meilen Pionierarbeit im nachhaltigen
Bauen – wie zuvor in Zürich mit der sechsge­
schossigen Wohnsiedlung in Holzbauweise
von pool Architekten und der energetisch
vorbildlichen Sanierung der Wohnhochhäu­
ser Sihlweid aus den 1970er-Jahren durch
Harder Haas Partner. Als Zusammenschluss
von Handwerksbetrieben kann die Genos­
senschaft auf direktestem Weg den Einsatz
nachhaltiger Bauteile bewirken. 1923 gegrün­
det ist sie die zweitälteste der drei Zürcher
Baugenossenschaften, in denen nicht die
Mieter, sondern die Unternehmer beteiligt
und stimmberechtigt sind. So verbaut die Ge­
nossenschaft auch Elemente, die es auf dem
Schweizer Markt noch nicht gibt: etwa ein in
bisher drei Siedlungen eingebautes, in den
Fensterrahmen integriertes Lüftungselement,­
das Genossenschaftspräsident Urs Frei mit
der Firma FenTech aus St. Gallen entwickelt
hat und über seine Fensterfabrik Albisrieden
vertreibt.
Himmelfarben im Lichthof
Dem Erfindergeist der Architektinnen ist
es zu verdanken, dass auf dem dreigeschossig
bebauten Grundstück 25 Wohnungen mehr­
heitlich mit dreieinhalb und viereinhalb Zim­
mern Platz gefunden haben. Durch die Vor­
gabe, eine maximale Anzahl preisgünstiger
Wohnungen zu erstellen, liegen vor allem
die um einen Lichthof gruppierten offenen
Wohnbereiche eng beieinander. Mit Licht­
höfen hatten die Architektinnen bereits in
der ‹Rheinresidenz› am St. Albangraben in
Basel auf sich aufmerksam gemacht: Dort
grenzen die Innenhöfe allerdings nur an je­
weils eine der vier übereinanderliegenden
Eigentumswohnungen. Ob die Meilemer Be­
wohner die nachbarlichen Einblicke als stö­
rend empfinden, wird sich im Lauf der Zeit
erweisen.
Auf den Balkonen und innerhalb der
Wohnungen bieten profilierte Gläser einen
Sichtschutz und nehmen die Themen von
Licht und Wasser wieder auf. Die Lichthöfe
durchbrechen den mit 21,8 Metern über­
tiefen Baukörper so, dass sich entlang der
nordwestlichen, mit Glasmosaik belegten
Wand das Himmelslicht in allen Farben spie­
gelt. Wohn- und Küchenzone mäandrieren
um den Lichthof und bilden den Mittel- und
Höhepunkt jeder Wohnung.
AM WASSER
31
N?
32
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
Situ
N
Pläne
Sit
«Das Material verweist auf
Gebäude in der Garten­
architektur und – aufgrund
FH_Meilen
seiner Robustheit – auf
CH_MFH_Meilen
Nutzbauten
am
See.»
ntal section
1:20
Neff Neumann Architekten
Vertical section
Scale: 1:20
3. Obergeschoss
Mst:
Mst:
Mst:
Plän
Mst:
Mst:
2. Obergeschoss
Mst
Mst
Plä
Schnitt 0,2Ms
CH_MFH_Meilen
Scale: 1:500
Ansicht 0,09
Folien 0,09 Ms
verdeckte Ans
M
Ms
Achsen 0,09
1. Obergeschoss 1:1000
M
Hinterlüftungsraum min. 2cm und Spalt von
M
Massivholz
CH_MFH_Meilen
1
Scale: 1:500
6
2
7
8
M
Holzwerkst
M
3
Natur / Stei
4
1 Swisspearl® ONDAPRESS-57 We
2 Hinterlüftung
6
3 horizontale Holzlattung
Isolation 40,035
Feuchtigkeitsperre
Backstein 0,035
5 Weichfaserplatte
6 Wärmedämmung
7 Grobspanplatte
8 Gipsfaserplatte
9 Insektengitter
10 Metallblech
5
2
1
4
5
6
7
CH_MFH_Meilen
3
Scale: 1:500
9
8
9
8
10
10
Horizontalschnitt 1:20
1 Swisspearl® ONDAPRESS-57 Wellplatte 6,4 mm
2 Swisspearl® Eckwinkel rund 6 mm für Aussenecke (mit Innenmuffe)
1 Swisspearl® ONDAPRESS-57 Wellplatte 6,4 mm
3 Swisspearl® Eckwinkel glatt 6 mm für Innenecke (mit Innenmuffe)
2 Swisspearl® Eckwinkel rund 6 mm für Aussenecke (mit Innenmuffe)
4 Hinterlüftung
3 Swisspearl® Eckwinkel glatt 6 mm für Innenecke (mit Innenmuffe)
5 horizontale Holzlattung
4 Hinterlüftung
6 Feuchtigkeitsperre
5 horizontale Holzlattung
7 Weichfaserplatte
6 Feuchtigkeitsperre
8 Wärmedämmung
7 Weichfaserplatte
9 Grobspanplatte
8 Wärmedämmung
10 Gipsfaserplatte
9 Grobspanplatte
10 Gipsfaserplatte
Vertikalschnitt 1:20
1 Swisspearl® ONDAPRESS-57 Wellplatte 6,4 mm
2 Hinterlüftung
Fertigbeton
3 horizontale Holzlattung
4 Feuchtigkeitsperre
5 Weichfaserplatte
6 Wärmedämmung
7 Grobspanplatte
8 Gipsfaserplatte
9 Insektengitter
10 Metallblech
Beton 0,035
0,035
AM WASSER
Die Wohn- und Küchenzone mäandriert
jeweils um einen Lichthof und bildet den
Mittel- und Höhepunkt jeder Wohnung.
33
34
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
AM WASSER
35
NORWEGEN
KOMPOSITION AUS WELLE UND FUGE
Kulturzentrum, Husnes
ORT: Sentrumsvegen BAUHERRSCHAFT: Kvinnherad
kommune, Rosendal
Husnes, und Rambøll Norge as, Fyllingsdalen BAUZEIT: 2012 / 13 FASSADENKONSTRUKTION: Kvinnherad Bygg AS, Seimfoss FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, REFLEX Black Velvet 9221
ARCHITEKTEN: LEADinc.,
In einer Gemeinde, die vor fünfzig Jahren im Umfeld einer Aluminiumfabrik
entstand, hüllen die Architekten ein
Haus in Swisspearl-Platten. Das lässt
aufmerken. Die Platten des Kultur­­
zentrums werden zur bildnerischen
Komposition.
Rahel Hartmann Schweizer Der am Har­
dangerfjorden an der südwestlichen Atlantik­
küste gelegene Ort Husnes ist heute das kom­
merzielle und kulturelle Zentrum der Ge­
meinde Kvinnherad. Er machte bereits 2008
mit dem von Helén & Partner fertiggestellten
Shoppingcenter von sich reden (siehe Swisspearl Architecture 12). Dass ihm nun erneut
eine Plattform geboten wird, ist nicht nur
metaphorisch gesprochen. Das Kulturzen­
trum ist mit zahlreichen «Brettern, die die
Welt bedeuten», ausgestattet. Berufen haben
sich die Architekten jedoch nicht auf Fried­
rich Schiller, sondern auf William Shakes­
peare, dessen berühmte Passage aus Wie es
Euch gefällt sie in ihrem Projektbeschrieb zi­
tieren: «All the world’s a stage, and all the
men and women merely players: They have
their exits and their entrances; and one man
in his time plays many parts […].» Wird die
Welt als Bühne begriffen, so folgern die Ar­
chitekten, ist unsere gebaute Umwelt der
Schauplatz kultureller Darstellung. Entspre­
chend realisierten sie ihre Idee, jeden Raum
als Bühne menschlicher Darbietungen aus­
zugestalten.
Inszenierung des Zugangs
Schon von aussen fällt dieses inszenatori­
sche Moment auf. Der im Grundriss als auch
im Aufriss geknickte Baukörper beschirmt
mit dem überhängenden Volumen des Tanz­
studios die Eingangshalle, die zum Sehen und
Gesehen werden einlädt. Das die Untersicht
wellenförmig traversierende, polierte Stahl­
blech lädt sie atmosphärisch auf. Tagsüber
spielen Reflexionen auf die Wasseroberfläche
des nahen Sees, den Opsangervatnet, an.
Nachts stecken LED-Leuchten, die in ein
vermeintlich wahlloses Muster von Perfora­
tionen eingelassen sind, die geografischen
Umrisse der Region ab.
Indem sie die Erschliessung inszenieren,
aussen mit einem roten Metallgewebe ver­
kleidet, innen sind die Treppenstufen in Rot
getaucht, reihen sich die Architekten in eine
Tradition, die der russische Architekt Bert­
hold Lubetkin einst in die schöne Formel
kleidete: «Naturgemäss ist jede Treppe eine
Art Maschine, um hinauf- und hinunterzu­
steigen, aber in ihrer besten Definition durch
die schönen Künste ist sie eine Bühne, ein
Tanz.»
Musikalisches Gefüge
Ursprünglich konzipierten die Architek­
ten die Hülle als einen Schleier, als eine ‹Alu­
minium-Lingerie›. Das hätte jedoch das Bud­
get gesprengt, weshalb die Wahl auf die
naheliegende Alternative des in Sichtweite
stehenden Einkaufszentrums fiel: Zement­
kompositplatten
Nun treten Kultur und Kommerz insofern
in einen Dialog, als die Farbpalette mit
schwarzen Swisspearl-Platten nahtlos an die
hell- und dunkelgrauen Tönungen der Shop­
pingmeile anschliesst. Je nach Lichtverhält­
nissen changiert die Fassade in einem Spek­
trum zwischen Grau und Rostbraun, verän­
dert sich die Prägnanz des Fugenbilds. Dieses
haben die Architekten in eine Komposition
aufgelöst, die an bildnerische Darstellungen
musikalischer Fugenthemen erinnert, wie sie
etwa von Richard Paul Lohse oder Heinrich
Neugeboren bekannt sind. Analog sind sie
mit den meisten Fensterfronten verfahren
und haben so einen komplementären Aus­
druck erzielt, der sich im Hell-Dunkel-Kon­
trast, im Positiv-Negativ-Spiel von geschlos­
senen und verglasten Wandpartien sowie mit
dem Bild der Fugen oder der Profile manifes­
tiert. Die innere Gliederung verwandelt den
Ausblick auf den Fjord in ein Gemälde musi­
kalischen Gefüges – und signalisiert umge­
kehrt nach aussen die Funktion des Hauses.
36
2. Obergeschoss
Alles Bühne: von der Eingangshalle zum FreiluftAmphitheater und über das Foyer zur Black Box des
Konzert- und Theatersaals; über die aussenräumliche
Gangway, die das Tanzstudio erschliesst, und die
Binnentreppe bis zu den Schulräumen und den Büros.
3. Obergeschoss
Scale: 1:500
1. Obergeschoss 1:500
SNO-25_Kulturzentrum_Husnes
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
AM WASSER
37
Das die Untersicht wellen­
förmig traversierende,
polierte Stahlblech lädt die
Eingangshalle atmosphärisch
auf. Tagsüber bilden sich
Reflexionen darauf, die auf
die Wasser­oberfläche des
Opsangervatnet-Sees an­spielen. Nachts bilden die
in ein vermeintlich wahlloses
Muster von Perforationen
eingelassenen LED-Leuchten
die Karte der Gegend ab.
38
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
KROATIEN
EXTROVERTIERTER POOL
Schwimmzentrum Vijuš, Slavonski Brod
STANDORT: Ul. Stanka
Vraza BAUHERRSCHAFT: Stadt Slavonski Brod ARCHITEKT: Sangrad d. o. o., Zagreb BAUZEIT: 2012 / 13
d. o. o., Zagreb FASSADENKONSTRUKTION: Imal-Plast d. o. o., Josipovac
FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, CARAT Anthrazit 7022
GENERALUNTERNEHMUNG: Strabag
AM WASSER
Das Architekturbüro Sangrad aus
Zagreb erhielt den Auftrag, im Osten
Kroatiens eine grosse Sportanlage zu
errichten. Auf einem schmalen Grundstück zwischen Stadion und Fluss
schufen die Architekten einen markanten Swimmingpool. Seine so funktionale
wie zeitlose Form erinnert an öffentliche Bäder der Moderne und öffnet sich
der natürlichen Umgebung.
Mirko Beetschen Die Stadt Slavonski Brod
trägt ihren Namen erst seit 80 Jahren, obwohl
jüngere Entdeckungen darauf hinweisen,
dass die Gegend bereits vor 8000 Jahren be­
völkert war. Bis 1934 hiess der Ort am Ufer
der Sava in Ostkroatien Brod na Savi: ‹brod›
bedeutet ‹Furt›, in modernem Kroatisch
‹Brücke›. Slavonski Brods weitherum be­
kannte Festung gehört zu den besterhaltenen
in Europa und zeigt, dass die Stadt früher
eine strategisch wichtige Stellung einnahm.
Die Burg wurde im Barock während der Dop­
pelmonarchie Österreich-Ungarn errichtet,
als Bollwerk gegen das Osmanische Reich auf
der anderen Flussseite.
Geschlossen auf der einen Seite …
Das historisch wichtige Gebäude war für
den Entwurf der Architekten eine zentrale
39
Referenz. Die Stadt hatte das Architekturbüro­
aus Zagreb damit beauftragt, auf einem drei­
eckigen Stück Land, das im Südwesten vom
Fluss Sava und im Norden von einem Sport­
stadion begrenzt wird, ein neues Schwimm­
zentrum zu errichten. «Wir leiteten das ar­
chitektonische Konzept von dieser räumlich
begrenzten Situation wie auch von der Nähe
des Flusses ab», sagt Vedran Pedišić von San­
grad Architekten. Ihr Entwurf hat eine recht­
eckige Form, die entlang der Nordseite des
Dreiecks platziert ist und zum Fluss hin viel
unverbaute Fläche lässt. Gegen Norden zum
Sportstadion hin zeigt sich das Schwimm­
zentrum fast geschlossen. «Hier präsentiert
40
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
«Mit dem Schwimmzentrum wollten wir eine Balance
zwischen dem geforderten Raumprogramm und
der natürlichen Umgebung – dem Fluss Sava – schaffen.»
Vedran Pedišić, Architekt
AM WASSER
41
Gegen Norden und Westen
gibt sich das Gebäude
geschlossen, während es sich
mit seiner Glasfassade zum
Freiluftbecken und zum Fluss
vollständig öffnet.
es sich in der Form einer Festung», erklärt
der Architekt, «eine Referenz an das be­
rühmte Bauwerk der Stadt.»
… offen zur anderen
Auf der anderen Seite, Richtung Fluss,
­öffnet sich das Zentrum hingegen mit voll
verglasten Fassaden und verbindet innen und
aussen. «Wir wollten es gänzlich mit der Um­
gebung verschmelzen lassen», fügt Pedišić
an. Im Innern befinden sich alle nötigen
Dienstleistungen eines Schwimmzentrums,
wobei Garderoben, Duschen und Saunas an
der nördlichen Seite des Grundrisses ange­
ordnet sind. So konnten die Planer die effek­
tive Swimmingpool-Fläche zur anderen Seite
ganz öffnen. «Die Schwimmbecken sind ex­
troveriert», um es mit den Worten des Archi­
tekten zu sagen. Durch die Glasfront genies­
sen die Schwimmenden einen freien Blick auf
das Ufer und den Fluss. Die grossen Fenster,
die ein elegantes Stahlrahmengitter teilt, er­
innern an Bauten der Moderne. Eine fein ge­
täfelte Holzdecke betont diese Assoziation.
Der grosse Innenpool befindet sich im Erdge­
schoss. Eine grosszügig angelegte Tribüne
dient als Verbindung zu den Kinderbecken
im Obergeschoss.
Für die Bekleidung der hybriden Kon­
struktion aus Stahl, Beton, Holz und Glas
wählten die Architekten Swisspearl-Platten.
«Wir haben das Material bereits bei vielen
früheren Projekten eingesetzt und waren mit
dem Resultat immer zufrieden», sagt Pedišić.
«Das Schwimmzentrum sollte eine hinterlüf­
tete Fassade haben, und so waren SwisspearlPlatten die richtige Wahl für uns.» Nicht nur
ihre technischen Qualitäten und ihre Kosten­
effizienz überzeugen; es zeigte sich, dass eine
der gewählten Swisspearl-Farben (Anthrazit
7022) sogar der Farbe des Wappens der Stadt
Slavonski Brod entspricht.
42
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
«Swisspearl-Platten waren nicht nur
technisch und ökonomisch die
beste Lösung, sie waren sogar in der
Farbe des Stadtwappens erhältlich.»
Vedran Pedišić, Architekt
adeanstalt_SlavonskiBrod
ction
2. Obergeschoss
1
2
3
4
5
1. Obergeschoss 1:1000
Vertikalschnitt 1:20
®
1 Swisspearl®
LARGO
panel
8 mm
1Swisspearl
LARGO
Platte
8 mm
ventilation cavity
2 2Hinterlüftung
moisture barrier
3 3
Feuchtigkeitssperre
thermal insulation
4 4
Wärmedämmung
concrete
5 5
Beton
CRO-114_Badeanstalt_Slavonski-Brod
Scale: 1:1000
CRO-114_Badeanstalt_Slavonski-Brod
AM WASSER
43
44
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
PORTUGAL
RAFFINIERTE WERFT
Segelzentrum, Viana do Castelo
STANDORT: Hafenareal BAUHERRSCHAFT: Gemeinde
Viana do Castelo ARCHITEKT: Tiago Castro, Viana do Castelo
Alves Ribeiro & Filhos, Esposende
FASSADENBAU: Statuscontraste, Porto FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, CARAT Rubin 7031
BAUZEIT: 2013 GENERALUNTERNEHMUNG: António
Im Rahmen einer umfassenden Sanierung im Hafen von Viana do Castelo
entstand auf einem unbenutzten Pier
ein neues Gebäude für den renom­
mierten Segelklub der Stadt. In zwei
separaten Volumen bietet das Zentrum
Raum für Begegnungen und für das
Training sowie Abstellplätze für die
Boote. Mit Swisspearl-Platten in einem
einheitlichen Rot bekleidet fügt es
sich in die Nutzbauten des bestehen­den Hafengeländes ein.
Patrick Zamariàn Im letzten Jahrzehnt ver­
schlechterte sich die wirtschaftliche Situa­
tion von Viana do Castelo, einst einer der
wichtigsten Hafen im oberen Norden Portu­
gals, stetig. Zwar blieben eine Reihe der tra­
ditionellen Werften erhalten, doch verlor der
Hafen seinen überaus wichtigen Anteil am
transantlantischen Handel. Vor einigen Jah­
ren beschloss der Stadtrat, den Hafen als
‹Meereszentrum› neu zu erfinden und so die
einmalige geografische und landschaftliche
Charakteristik des Ortes zu nutzen. Das Zen­
trum besteht im Wesentlichen aus einer An­
sammlung von Bauten mit verschiedenen
Wassersportanlagen. Im Kern des Umbaus
stand die Idee, den altehrwürdigen Segelklub
an einem neuen Ort anzusiedeln. Der Klub,
der eine Segelschule betreibt und internatio­
nal bekannte Regatten organisiert, sollte von
seinem engen und zerfallenen Areal weiter
flussaufwärts an einen in die Flussmündung
reichenden ehemaligen Pier im alten Hafen
umziehen.
Zwei differenzierte Volumen
Die neue Anlage umfasst zwei einzelne
Volumen, die durch einen verglasten Ein­
gangsbereich miteinander verbunden sind
und sich L-förmig um einen grossen, gepflas­
terten Hof legen. Auf diesem Platz können
die Segler ihre Boote manövrieren und abstel­
len, bevor sie sie über eine neu geschaffene
Rampe wassern. Im längeren, Nord-Südgerichteten Gebäude, einem Stahlskelettbau,
befinden sich die Sportanlagen. Eine Passe­
relle an der östlichen Ecke dieses ‹Hangars›
definiert zwei Zonen unterschiedlicher Hö­
hen, in denen die verschieden grossen Schiffe
Platz finden. Im nördlichsten Teil neben der
Vorhalle befinden sich im Erdgeschoss die
Diensträume und im zweiten Geschoss die
Trainingsräume der Segelschule, von wo aus
man die ganze Halle überblicken kann. Im
kleineren Gebäude, das in einem rechten
Winkel zum ‹Hangar› steht, befinden sich die
Gesellschaftsräume des Klubs. Neben Garde­
roben steht im Erdgeschoss eine Reihe von
Gruppenräumen für Segel-Events zur Verfü­
gung. Im oberen Geschoss befinden sich die
Administration sowie eine kleine Küche, die
man auch über eine Aussentreppe erreicht.
Edle Zurückhaltung
Die äusserst rauen Bedingungen an Por­
tugals Atlantikküste, denen das Zentrum aus­
gesetzt ist, stellten hohe Anforderungen an
die Beschaffenheit der Hülle. Um das Raum­
klima zu regulieren und die Kosten der In­
standhaltung minimal zu halten, entschied
sich der Architekt Tiago Castro für ein hin­
terlüftetes Fassadensystem, das in einheitlich
rote Swisspearl-Platten gekleidet ist. Weisse
Abflussrohre und Dachkanten umgrenzen
die rote Fläche, während grau gerahmte
Fensteröffnungen sie durchbrechen. Tore aus
Holzlamellen sorgen für eine ständige Durch­
lüftung des Hangars, während eine Holzlat­
tenvorrichtung die vollverglasten, nach Süd­
westen ausgerichteten Räume des kleineren
Volumens vor der Sonne schützt.
Die Zurückhaltung des neuen Segelzen­
trums ist beeindruckend. Es widersteht der
Versuchung, die Form eines Segelbootes oder
das Dunkelblau des Meeres zu imitieren und
so seine maritime Umgebung zu spiegeln.
Vielmehr liess sich Castro von den Nutzbau­
ten der bestehen Werft inspirieren und kon­
zentrierte sich auf den sorgfältigen Umgang
mit Proportion, Detail und Qualität des Fas­
sadenmaterials.
Si
AM WASSER
45
46
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
«Da der Hafen extremen klima­
tischen Bedingungen ausge­
setzt ist, entschieden wir uns
für eine hinterlüftete Fassade,
die vollständig mit SwisspearlPlatten bekleidet ist. Damit
reduzieren sich auch die Unter­
haltskosten.»
Tiago Castro, Architekt
AM WASSER
47
N?
48
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
SIS-24_Segelcenter_
Viana-do-Castelo
Vertical section
Scale: 1: 20
2. Obergeschoss
Pläne
1. Obergeschoss 1:1000
1
Mst: 1:2000
2
3
4
Die beiden Volumen sind L-förmig
angeordnet. Eine Holzlattenvorrichtung
schützt die Versammlungsräume
im kleineren Gebäude vor der Sonne.
Mst: 1:1000
5
Mst: 1:500
Mst: 1:200
6
7
3
8
9
10
Mst: 1:100
4_Segelcenter_Viana-do-Castelo
SIS-24_Segelcenter_Viana-do-Castelo
1:1000
Scale: 1:1000
Vertikalschnitt 1:20
1 Swisspearl® LARGO panel 8 mm
1sub
Swisspearl
2 ventilation cavity, vertical
framing® LARGO Platte 8 mm
2 Hinterlüftung, vertikale Unterkonstruktion
3 thermal insulation
3 Wärmedämmung
4 bracket
4 Wandhalter
5 concrete
5 Beton
6 sheet metal roof
6 Metallblechdach
7 waterproofing
8 gypsum plaster board 7 Abdichtung
8 Gipskartonplatte
9 steel beam
9 Stahlträger
10 water gutter
10 Wasserrinne
AM WASSER
49
50
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
DAS HAFENGEBIET ALS VORREITER
EINER NACHHALTIGEN ZUKUNFT
Essay von Kees Christiaanse
In vielen maritimen Städten spielen Hafenareale eine
zentrale Rolle, um attraktive Wohnviertel am Wasser
zu entwickeln. Diese Stadtquartiere bieten oft den
Nährboden für urbane Formen, die aus einem ungewöhnlichen Mix von Gebäuden, funktionalen Anlagen
und öffentlichen Räumen entstehen. Man könnte sogar
sagen, dass sich die zeitgemässe Idee von Urbanität
in diesen Gegenden fortsetzt und mit neuer Bedeutung
auflädt. Hafengebiete schwanken typologisch zwi­schen zwei Extremen: Einerseits sind da Orte, eigent­
liche Markenzeichen der Städte, an denen sich auf dichtem Raum Wohn- und Bürogebäude, Einkaufs- und
Vergnügungsmöglichkeiten sowie ein gastronomisches
Angebot ansiedeln; andererseits gibt es weiter entfernt
vom Zentrum auch brachliegendes Land, auf dem
sich interessante neue Formen der Koexistenz zwischen
Wohnen und industrieller Produktion entwickeln.
Kees Christiaanse ist Stadtplaner, Architekt, Gründungs­
partner von KCAP und Professor an der ETH Zürich.
AM WASSER
51
52
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
Bahia de Pasaia San Sebastian (Spanien), Planung 2009 – 2011
FredericiaC (Dänemark), Planung ab 2011
Olympic City Hamburg (Deutschland), Planung ab 2015
AM WASSER
HafenCity Hamburg (Deutschland), Planung ab 2000
Baoan Water City Shenzhen (China), Planung 2014
HafenCity Hamburg (Deutschland), Planung ab 2000
Oostelijke Handelskade Amsterdam (Niederlande), Planung 2000 – 2009
53
54
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
Wenn ich an die vielen Hafenstadt-Projekte zurück­
denke, an denen wir seit den frühen 1980er-Jahren gear­
beitet haben, zeigt sich, dass das Wiederbeleben früherer
Hafenanlagen in europäischen Städten parallel mit dem
derzeitigen fundamentalen wirtschaftlichen Wandel ein­
hergeht. Ich meine damit nicht den stetigen Wandel, der
Häfen und Cargo-Terminals dazu bewegte, in grössere
Anlagen näher zum Meer umzuziehen und die innerstäd­
tischen Häfen einer anderen Entwicklung zu überlassen.
Vielmehr denke ich an die schnelle Atomisierung und
Konzentration der Gesellschaft im Zuge der wirtschaft­
lichen Globalisierung, die zu einer Renaissance der Stadt
und einer Nachfrage nach qualitativ guten, dichten Vier­
teln mit gemischter Nutzung, besten Verkehrsverbindun­
gen und Fussläufigkeit führten.
Diese Renaissance der Stadt resultiert nicht aus der
Ideologie nostalgischer Politiker oder Städteplaner, die
sich der Verdichtung verschrie­
ben haben. Viel eher war es ein
wirtschaftlicher Wandel, der die
Haushalte atomisierte und zent­
ralisierte, neue Lifestyles hervor­
brachte, und damit verbunden
neue Tagesroutinen, ein neues
Verhältnis zwischen Produktion
und Konsum. Dafür braucht es
andere Räume, urbane Typolo­
gien und Leistungen, kurz eine
andere Art von Stadt. Für diese
neuen, breit gefächerten Haus­
halte braucht es mehr sichere
und attraktive städtische Wohn­
räume, die auch nahe Arbeits­
plätze, Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants bieten.
Die meisten Produktionsstätten sind heute automati­
siert, sauber und auf die Kundenwünsche abgestimmt,
weshalb sie in die Stadt zurückkehren. Technologiefir­
men, die zu globalen Giganten herangewachsen sind, ato­
misieren ihre Produktion und lagern bestimmte Teilpro­
duktionen und die Software an lokale Kreativbetriebe
aus, was umgekehrt wiederum weitere Dienstleistungen
nach sich zieht. Der E-Trade benötigt neue Formen der
Güterverteilung und des Transports.
Wegen ihres zentralen Standorts, der attraktiven öf­
fentlichen Räume am Wasser und weil sich Industriebau­
ten gut für andere Funktionen umnutzen lassen, eignen
sich ehemalige Hafenareale besonders für diese aufkom­
mende urbane Kultur. Die spezifische Identität, die aus
der Kombination dieser Charakteristiken wächst, macht
die Hafenareale für verschiedene soziale Gruppen attrak­
tiv, stimuliert den Austausch und schmiedet in der Folge
neue urbane Gemeinschaften.
35 Jahre Erfahrung im Entwickeln von Hafenarealen
hat präzise und zielgerichtete Strategien des City-Bran­
dings, eine Baukultur, Investitionen und Programme her­
vorgebracht, um diese urbane Kultur zu erhalten. In den
frühen 1980er-Jahren hatte man diese Entwicklung noch
nicht vorhersehen können.
Vergleicht man etwa die frühen Entwicklungen im
Osthafen von Amsterdam (Oostelijke Havengebieden),
deren Planung in den frühen 1980ern begann, mit der 15
Jahre später entwickelten HafenCity in Hamburg, wird
der Unterschied der Ansätze offensichtlich. Im Amster­
damer Hafen wurde jeder Pier einzeln entwickelt und
fast ausschliesslich mit Wohneinheiten versehen, aller­
dings – im Einklang mit der grossen niederländischen
Wohnhaustradition – mit sehr experimentellen Typolo­
gien. Die Piers, die manchmal 2000 oder mehr Wohnun­
gen umfassen, wurden meist institutionellen Anlegern
oder Wohngenossenschaften an­
geboten und verpachtet. Die Ha­
fenCity in Hamburg hingegen
entstand im Rahmen eines über­
zeugenden städtebaulichen Ent­
wurfs mit Strassen, Quais und
Hafenbecken, in denen einige
Funktionen lokal dominieren,
während auch gemischte Nut­
zungen, Ladenpassagen und ver­
schiedene Bautypologien vor­
handen sind. Statt Pier um Pier
entwickelte man die HafenCity
Block um Block oder Cluster um
Cluster, die an verschiedene
kommerzielle und institutionelle
Parteien verkauft wurden. So konnte die HafenCity in
Etappen wachsen und eine lebendige funktionelle und ar­
chitektonische Diversität entstehen.
Einen entscheidenden Einfluss auf diesen Wandel üb­
ten die Hausbesetzer, die Kulturschaffenden und die Kre­
ativunternehmer aus, die die verlassenen Hafenanlagen
Jahre vor den offiziellen Wiederbelebungsprojekten in
Beschlag nahmen und der New Yorker Loft-Kultur der
1950er- und 1960er-Jahre nacheiferten. Bereits in den
1970er-Jahren, als die Schiffswerften die Docks verlies­
sen, liessen sie sich von den charakteristischen, grossen
und günstigen Lagerhäusern inspirieren, darin Künstle­
rateliers und Musikstudios, Theater, Konzerthallen und
alternative Wohnräume einzurichten. Sie bevölkerten
und belebten die Quais mit einer ‹City als Loft›.
Diese zuerst informellen Besetzungen, die auf politi­
schen Aushandlungen und einer Politik der Toleranz ba­
sierten, galten zunehmend als wertvolle Beiträge, um eine
städtische Kultur aufzubauen; Gemeinden und kommer­
Wegen ihres zentralen
Standorts, der attrak­­ti­ven öffentlichen
Räume am Wasser und
da sich Industriebauten
gut umnutzen lassen,
eignen sich ehemalige
Hafen­areale besonders
für eine urbane Kultur.
AM WASSER
zielle Investoren übernahmen deshalb diese Strategie.
Gebäude wie beispielsweise die Tate Gallery in London
und sogar die Elbphilharmonie in Hamburg, beides Um­
bauten, kann man als Exponenten einer ‹gezähmten Sub­
kultur› ansehen, die zu wichtigen Branding-Leuchttür­
men wurden.
Entscheidender für die lokale urbane Kultur und das
Entstehen von Gemeinschaft ist aber, dass solche Initia­
tiven und Basisbewegungen sowie die Entwicklung neuer
Wohn- und Bürogebäude programmatisch koexistieren.
Gemeinden reservieren bewusst bestimmte Gebiete und
ältere Bauten mit tiefen Mieten für genau diese Aktivitä­
ten, und Entwickler integrieren sie in ihren Masterplan.
Im Pakhuizen-Projekt an der Oostelijke Havenkade in
Amsterdam überzeugten die Architekten und die Ge­
meinde den Investor, statt einer Enklave von exklusiven
Wohnungen und Büros ein Programm für verschiedene
Nutzungen zu realisieren, darun­
ter auch Künstlerateliers, sozia­
len Wohnungsbau und einen Ab­
leger von Jamie Olivers Restau­
rant ‹Fifteen›, in dem ehemalige
Straftäter arbeiten. Da bedienen
sie CEOs von internationalen
Unternehmen beim Mittagessen
und reintegrieren sich symbo­
lisch in die Gesellschaft. Diese
Kombination von hoch besetzter
Kultur und tiefen Kosten respek­
tive Subkultur und hohem Bud­
get wurde zum Markenzeichen
des Projekts und stärkte den ho­
hen Wert der Immobilie.
Dezentrale Hafenareal stehen weniger unter wirt­
schaftlichem Druck und machen zuweilen auch eine um­
gekehrte Entwicklung durch. In der NDSM-Werft in
Amsterdam oder in Heijplaat in Rotterdam beleben
Hochkultur-Programme mit kleinem Budget, Lehrbe­
triebe und Lofts im Eigenbau den Ort. Sehr zentrale Are­
ale hingegen, etwa die Oosterdoks Island in Amsterdam,
die zur selben Zeit wie die HafenCity entstanden, werden
zu eigentlichen Geschäftszentren und umfassen Biblio­
theken, Museen, Universitäten und Handelszentren.
Zurzeit arbeiten wir am Masterplan der Hamburger
Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024, die gegen­
über der HafenCity, am anderen Ufer der Elbe, stattfin­
den sollen; da, wo die Hafenarbeiten noch voll im Gang
sind und die Industrie dominiert. Das Projekt beabsich­
tigt, die Spiele für eine nachhaltige urbane Erneuerung
zu instrumentalisieren, wie dies in Barcelona, Vancouver
und London zuvor geschah. Es ist insofern einzigartig, als
es versucht, die industrielle Produktion in das städtische
Viertel zu integrieren und damit Bedingungen zu schaf­
fen, welche die atomisierte und zentralisierte Wirtschaft,
wie bereits beschrieben, verlangt. Quaimauern, natürli­
che Ufer und Brückenelemente werden ebenso erhalten
wie alte Lagerhäuser, Eisenbahnschienen und Kopfstein­
pflaster; sie sollen die Identität und die Geschichte des
Geländes stärken. Solche ganzheitlichen urbanen Quar­
tiere sind ein Zeichen gegen die üblichen monofunktio­
nalen Vorstädte und Büroviertel; damit verbunden ist das
Versprechen für beispielhafte städtische Bedingungen.
Seit den ersten Projekten sind immer mehr solche Ha­
fenareale in ganz Europa entstanden, von Kopenhagen,
Oslo und Helsinki über Antwerpen bis nach Marseille,
Barcelona und San Sebastian. Sie üben in diesen Städten
einen beachtlichen Einfluss auf die Architektur und die
Kultur des Städtebaus aus und damit auch darauf, wie an­
dere städtische Brachen revitalisiert werden.
Seit den 1990er-Jahren und
seit dem wirtschaftlichen Auf­
schwung in Asien wurde das eu­
ropäische Modell sowie kom­
merzielle US-Hafenanlagen, wie
Baltimore oder Boston, zum Ex­
portschlager und zum Symbol
des Städtemarketings. Das zeigen
auch Projekte wie Pudong Island
in Schanghai oder Marina Bay in
Singapore, die Teil einer neuen
Generation von ‹Grand Projets›
sind, mit denen Städte riesige
Umwälzungen vornehmen. Die
meisten dieser Projekte werden
allein von Investoren- und Be­
hördenseite her entwickelt und lassen einer aufblühen­
den facettenreichen, urbanen Kultur wenig Spielraum.
Ein alternatives ‹Grand Projet› ist unser Vorschlag für
das Baoan-Hafenareal in Shenzhen, ein 45 Kilometer lan­
ger Landstrich, auf dem ehemals Mangrovenwälder in ei­
nem Feuchtgebiet wuchsen. In den letzten zwanzig Jah­
ren entwickelte sich das Gebiet in eine trostlose Indust­
riebrache mit einer Autostrasse, die auf Pfeilern über dem
Meer verläuft, und einem Flughafen entlang des Ufers. In
diesem Projekt wollen wir die Wasserwirtschaft und die
Regeneration der Natur, städtische Bauten und Verkehrs­
strukturen wieder miteinander verbinden. Das lässt sich
schrittweise realisieren, als eine Art Therapie für den
Schaden, den die industriellen Hafenanlagen der Umwelt
in der Vergangenheit zufügten.
Hafenprojekte üben
in einigen europäischen
Städten einen beacht­
lichen Einfluss auf die
Architektur und die
Kultur des Städtebaus
aus und damit
auch darauf, wie andere
städtische Brachen
revitali­siert werden.
Literatur
Martina Baum und Kees Christiaanse, City as Loft, Zürich 2012.
Kees Christiaanse, «The Grand Projèt: Creating Urban Centralities
in Distinct Contexts», in Harvard Design Magazine, no. 37, 2014,
S. 118–123.
55
56
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
57
PRÄGUNG
DIALOG DER OBERFLÄCHEN
Vor mehr als einem Jahrzehnt hatten
Vertreter verschiedener lokaler Glau­
bensgemeinschaften die Idee für dieses
anspruchsvolle Projekt. Ihre Vision
eines interreligiösen Raums führte zu
einem Architekturwettbewerb, der
1999 im Rahmen von Europan 5 lan­
ciert wurde und den Madir Shah von
Urban Office in Amsterdam gewann.
Damit begann eine Realisierung, die
15 Jahre dauern würde.
Anna Roos Unter einem Dach einen Ort
schaffen mit Sakralräumen für Gläubige der
fünf Weltreligionen – Christentum, Islam,
Hinduismus, Bahaismus und Buddhismus –­
war die Kernidee des Projekts. Es sollte
ein einzigartiger Andachtsort sein, an dem
sich Menschen unterschiedlicher Kultu­ren, Nationalitäten und Religionsgemein­
schaften treffen können. 15 Jahre später
öffnete das 25 800 Quadratmeter grosse Ge­
bäude mit gemischter Nutzung endlich
seine Türen. Auf einem ehemals vernachläs­
sigten, zwischen Autobahn und Zuglinie
einge­keilten Grundstück im Westen von
Bern ist es als Tor zur Stadt konzipiert. Das
Wahrzeichen am Bahnhof auf dem Europa­
platz symbolisiert das Zusammentreffen
der Innenstadt und seiner Peripherie, in der
ein grosser Teil der Bevölkerung nichtschweizerische Wurzeln hat. Vertreter die­
ser Gemeinschaften schlossen sich zusam­
men, um mit vereinten Kräften den 15 Jahre
dauernden Bauprozess des Hauses der Reli­
gionen voranzutreiben. Nur ihrer Hartnä­
ckigkeit und Ausdauer ist es zu verdanken,
dass die ehrgeizige Vision realisiert werden
konnte: fünf Religionen, ein Gebäude. Das
allein ist eine grossartige Leistung.
Wenn auch nur ein einziges Bauwerk
dasteht, so hält das Gebäude doch nicht
nur sakrale Räume bereit. Vielmehr sind
auch Räume für unterschiedlichste Nutzun­
gen darin untergebracht: Wohn- und
Arbeitsräume, Gewerbeflächen und Restau­
rants. Das Haus der Religionen bildet
jedoch das Herz des Entwurfs. Ihm haben
die Architekten mit einer zwei Geschosse
hohen, verglasten Fassade, die sich vor das
mehrstöckige Hauptvolumen schiebt, eine
ge­sonderte Identität zugeschrieben.
Als hauptsächliches Bekleidungsmaterial
dienen dunkelgraue Swisspearl-Platten
mit zwei unterschiedlichen Oberflächen­
prägungen – eine gute Wahl, da sie neu­tral
und zurückhaltend sind und so dem
spiegelnden, verglasten Gebäudeteil mit den
sakralen Räumen den prominenteren
Auftritt überlassen. Die höchst flexibel ein­
setzbaren Zementkompositplatten boten
den Architekten zudem die Freiheit, unter­
schiedliche Fensteröffnungen einzupla­nen und so die übereinandergestapelten
Funktionen aufzuzeigen. Im ‹Kopf› des
Gebäudes dominiert ein Raster aus langen
horizontalen Öffnungen, derweil sich im
Hauptkörper quadratische und vertikale
Fenster abwechseln, alle mit auffallenden,
hellen Metallrahmen. Der abwechslungs­
reiche Ausdruck der Fassade verweist auf
die unterschiedlichen Funktionen im In­
nern des Gebäudes.
Jeder der fünf sakralen Räume hat seine
eigene Innengestaltung, worin sich das
re­ligiöse Ritual seines Glaubens spiegelt.
Der Farbenreichtum des hinduistischen
Tempels mit all seinen Göttern kontrastiert
mit dem ruhigen Weiss im Innern der
christlichen Kapelle von Architekt Patrick
Thurston, während ein riesiger Kronleuch­
ter den zwei Geschosse hohen Raum der
­islamischen Moschee schmückt. All diese
Räume führen zur zentralen Gemein­
schaftszone, die dem Dialog zwischen den
Gruppierungen dient. Auch ein Informa­
tions­­zentrum, ein Buch­laden, ein Souvenir­
shop, Büros der Adminis­tration und Be­
triebsräume befinden sich da.
Weit mehr als ein Jahrzehnt lang arbei­
teten Urban Office mit Bauart Architekten
und ihren Auftraggebern zusammen, um
das Projekt zu verwirklichen – und dabei
ungezählte Hindernisse zu überwinden.
Das Haus der Religionen ist der konkrete
Beweis dafür, dass religiöse Gemeinschaften
unterschiedlichen Glaubens friedlich
zusammenarbeiten können, um ein gemein­
sames Ziel zu erreichen. Mag es uns allen
als Zeichen der Hoffnung leuchten!
Haus der Religionen, Bern,
Schweiz
Standort
Europaplatz
Bauherrschaft
Verein «Haus der Religionen –
Dialog der Kulturen»
Architekten
Bauart Architekten und
Planer AG, Bern, und
Urban Office, Amsterdam
Bauzeit
2012–2014
Generalunternehmung
Halter AG, Bern
Fassadenbau
Ediltecnica AG, Urtenen-
Schönbühl
Fassadenmaterial
Swisspearl® LARGO, NOBILIS
Schwarz N 012 (mit Textil­
prägung)
58
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
«Der Ausgangspunkt der Planung war
das unregelmässige Anordnen der Fassaden­
platten. Basierend darauf entstanden die
Fensteröffnungen und die Fensterrahmen.
Die Planung entwickelte sich also von
aussen nach innen.»
Stefan Kesselring, Ediltecnica
7. Obergeschoss
CH_Haus-der-Religionen_Bern
Vertical section
Scale: 1:20
4. Obergeschoss
3. Obergeschoss
1
2
3
4
5
6
2. Obergeschoss
Vertikalschnitt 1:20
1. Obergeschoss 1:2000
1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm
2 Hinterlüftung, vertikales Aluminiumprofil
Swisspearl®Aluminium
LARGO Platte 8 mm
31 Winkelprofil
Hinterlüftung, vertikales
Aluminiumprofil
42Wärmedämmung,
Mineralwolle
Winkelprofil Aluminium
53vorfabrizierter
Beton
Wärmedämmung,
Mineralwolle
64horizontales
Aluminiumblech
5 vorfabrizierter Beton
6 horizontales Aluminiumblech
CH_Haus-der-R
Scale: 1:?
59
Ein mit grazilen Ornamenten versehener Glaskörper
markiert den Eingang ins Haus der Religionen.
Darüber und über den kommerziell genutzten Etagen
türmen sich sieben Wohngeschosse in die Höhe.
Für dieses Objekt wurden
spezielle Swisspearl-Platten
gefertigt. Die Einprägung
einer natürlichen, grob gewobenen Textilstruktur in
den mineralischen Werkstoff
verleiht den Platten eine
einzigartige Authentizität
und Tiefe.
60
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
61
FRÄSUNG
120 PLATTEN FÜR EINEN ADLER
In erstaunlich kurzer Zeit ist dieser
weit ausgreifende Campus entworfen
worden. Nach einem Tornado in
einer Gemeinde von Missouri galt es,
der akuten Not an Schulräumen zu
begegnen. Swisspearl bot die Lösung
für einen Teil der äusseren Bekleidung
wie für die charakteristische Wand
in der Sporthalle, auf der das Schul­
emblem in einer zweilagigen Platten­
beschichtung eingraviert ist.
Patrick Zamariàn Der Tornado, der Joplin,
Missouri, am 22. Mai 2011 verwüstete, for­
derte 161 Menschenleben und zerstörte fast
7000 Häuser wie auch 10 der 20 Distrikt­
schulen, darunter die einzige öffentliche
High School. Angesichts der Notlage hatten
die DLR-Group und ihre Partner, CGA
Architekten, nur acht Monate Zeit, um eine
komplexe neue High School und einen
technischen Campus zu entwerfen und zu
planen. Termingerecht erfolgte der Spa­
tenstich des 110-Millionen-Dollar-Projekts
am ersten Jahrestag der Katastrophe. Die
Arbeiten begannen, während die Architek­
ten noch die Pläne fertigstellten, und
im September 2014 kam US-Vizepräsident
Joe Biden nach Joplin, um zu Beginn des
akademischen Jahres den Campus zu eröff­
nen, der mit 45 000 Quadratmetern Fläche
3000 Studenten Platz bietet.
In der modernen Anlage bietet ein neu­
artiger Studienablauf den Studierenden
eine Wahl aus fünf Studienrichtungen. Statt
ähnliche Funktionen an einem Ort zusam­
menzulegen, organisierten sie die Architek­
ten in vier parallelen Gebäuderiegeln,
die sie mit thematischen Innenhöfen und
Unterrichtsräumen im Freien voneinan­der trennten. Während ihrer vier Schuljahre
‹wandern› die Studenten von einer der
kleinen Lerngemeinschaften des dezentra­
lisierten Grundstudiums auf dem auskra­
genden obersten Geschoss eines jeden Ge­
bäuderiegels über die spezialisierten
Studiengänge auf der mittleren Etage zu
den grossen Labors im Erdgeschoss.
Man betritt das Gebäude von Osten via Ge­
meinschaftsräume: eine zweigeschossige
Erschliessung, die auch Begegnungszone
ist. Von da führen verglaste Gehwege zu
den Klassenzimmern und zur mit maximal
2500 Plätzen grössten der drei Sport­hallen
in einem separaten Gebäude in der Mitte
des Campus. Das Zentrum der darstellen­
den Künste und das Franklin Technology
Center, das auch öffentlich zugänglich ist,
ergänzen den Klassenzimmer-Flügel an
je einem Ende.
Die Architekten haben viele pflege­
leichte Materialien kombiniert, etwa
schwarze, gerippte Metallplatten, silberne
Metallplatten und Betonmauerstein, um
der Gebäudehülle Struktur, Tiefe und Mus­
terung zu geben. Grosse Gebäudeteile sind
mit Swisspearl-Platten in zwei verschie­
denen Rottönen bekleidet, die das grosse
Gebäudeformat optisch redimensionieren
und der Fassade zugleich ein verspieltes
Element verleihen.
Auch für die charakteristische 340
Quadratmeter messende Wand in der Sport­
halle haben die Architekten SwisspearlPlatten verwendet. Die Fläche zeigt das Em­
blem der Schule, einen abstrahierten
weissen Adler auf rotem Grund, erleuchtet
von einer Reihe nordwärts gerichteter
Lampen. Die Architekten wollten das Bild
auf den Platten eingravieren – ein unge­
wöhnliches Ansinnen, das Swisspearl löste,
indem das Unternehmen eine CaratCrystal-Platte als Basis definierte und darüber eine zweite Platte in einer eigens
dafür angefertigten Farbe legte. SwisspearlIngenieure und externe Fachleute arbeite­
ten zusammen, um die 120 Einheiten ge­
mäss den verlangten Vorgaben zu beschich­
ten, sie anschliessend einzugravieren
und auf die passende Grösse zuzuschnei­
den. Bis anhin eignet sich diese interessante
neue Technik nur für Innenräume,
doch Swisspearl führt derzeit Tests durch,
um sie auch für Aussenfassaden anbieten
zu können.
Joplin High School /
Franklin Technology Center,
Joplin ( MO ), USA
Standort
2104 Indiana Avenue ( JHS ) und
2200 Indiana Avenue ( FTC )
Bauherrschaft
Joplin School District
Architekten
DLR Group, Overland Park ( KS ),
und CGA Architects, Joplin ( MO )
Bauzeit
2013–2015
Generalunternehmung
Universal Construction,
Lenexa ( KS )
Fassadenbau
PCG, Grandview ( MO )
Fassadenmaterial
Swisspearl® LARGO, CARAT
Rubin 7031, 7032, 7031 HR, 7032
HR und PLANEA Farbe auf
Kundenwunsch NR152-14-AS1
auf Crystal-Basis
62
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
2. Obergeschoss
High-School_Joplin
Vertical section
Scale: 1:20
1. Obergeschoss 1:3000
8
9
5
1
3
4
Die charakteristische Wand in der Arena besteht aus 120 weissen
Platten, die zusätzlich in einen Rotton gehüllt wurden. Hundert
dieser Platten wurden einzeln graviert und bilden zusammen
das Emblem der Schule: einen abstrakten Adler.
10
11
5
5
6
4
7
2
Vertikalschnitt 1:20
®
1 Swisspearl
LARGO
1 Swisspearl®
LARGO
panelPlatte
8 mm8 mm
®
2 Swisspearl
LARGO
8 mm,
ornamentiert
2 Swisspearl®
LARGO
panelPlatte
8 mm,
engraved
3 Hinterlüftung,
vertikale
3 ventilation
cavity, vertical
subUnterkonstruktion
framing
4 horizontale
Unterkonstruktion
4 horizontal
sub framing
5 Wärmedämmung
5 thermal
insulation
6 Sperrholzplatte
6 plywood
board
7 vertikale
Unterkonstruktion
7 vertical
sub framing
8 Abdichtung
8 waterproofing
9 Bauplatte
9 building
board
10 Trapezblech
10 corrugated
metal decking
11 Stahlkonstruktion
11 structural
steel
63
64
Herausgeber
Eternit (Schweiz) AG
CH-8867 Niederurnen
Telefon +41 (0)55 617 11 11
[email protected]
www.swisspearl.ch
Swisspearl Architecture ist die
inter­national vertriebene Zeit­
schrift der Eternit (Schweiz) AG
und stellt deren Zementkom­
positprodukte in den Kontext der
aktuellen Architektur.
Redaktionsbeirat
Michèle Rüegg Hormes,
Bereichsleiterin Kommunikation,
Dept. ­Architektur, ETH Zürich
Martin Tschanz, Dozent ZHAW
Redaktionskommission
SWISSPEARL ARCHITECTURE #23
Autoren
Mirko Beetschen ist freier Journa­
list in Zürich und im Berner
Oberland. Als Partner der Bergdorf AG gibt er Bücher zu Wohnund Architekturthemen heraus.
Im September 2014 ist sein erster
Roman Schattenbruder erschienen.
Kees Christiaanse, geboren 1953 in
Amsterdam, studierte Architektur
und Stadtplanung an der TU Delft.
Neben seiner Tätigkeit als Architekt
konzentriert er sich auf Aufgaben in
komplexen, städtebaulichen Situa­
tionen und auf die Leitung von ur­
banen Prozessen. Von 1996 bis 2003
war er Professor an der TU Berlin,
seit 2003 an der ETH Zürich.
Sabine von Fischer ist Architektin
und Autorin und lebt in Zürich. Sie
hat an der ETH Zürich promoviert,
publiziert im Bereich Architektur
und unterrichtet an verschiedenen
Hochschulen.
Michael Hanak
Janine Löpfe
Marco Pappi
Jürg Schönenberger
Daniel Steinmann
Robert Wirichs
Michael Hanak ist Kunst- und
Architekturhistoriker in Zürich.
Er widmet sich gerne der jüngs­ten
Architekturgeschichte. Zudem
publiziert er über zeitge­nössische
Architektur.
Redaktion
Rahel Hartmann Schweizer ist
Kunst- und Architekturhistorikerin
in Bern und Zürich. Nach Tätigkeit
als Fachredaktorin und einer Dis­
sertation über den Architekten Otto
Kolb schreibt sie über die Inter­
disziplinarität zwischen Architek­
tur, Kunst und Ingenieurwesen.
Michael Hanak, Zürich
Lektorat
Marion Elmer, Zürich
Übersetzung
Marion Elmer / Nina Toepfer,
Zürich
Gestaltung
Bernet & Schönenberger, Zürich
Plangrafik
Deck 4 GmbH, Zürich
Druck
Galledia AG, Flawil
Auflage
20 000
Schriften
Brown Pro, Mercury Text
Deutsche Ausgabe
ISSN 2297–1629
Anna Roos ist Architektin in Bern.
Sie schreibt über aktuelle Architek­
turgeschehnisse und arbeitet auch
als Übersetzerin und Lektorin.
­Zurzeit verfasst sie ihr erstes Buch
für DAAB Publishers.
Patrick Zamariàn arbeitet als
­frei­schaffender Autor und
Übersetzer. Zurzeit schreibt er
seine Doktorarbeit über britische
Nachkriegs­architektur an
der University of Liverpool.
Fotos
U1: James Dow, Edmonton
U2: Camille Zakharia, Manama
U3: Rouven Hauri, Niederurnen
U4: Rune Backs, Kopenhagen
S. 2: Kurt Hutton (Picture Post /
Hulton Archive / Getty Images)
S. 3: Pino Brioschi, Bellinzona
S. 4 oben: Baugeschichtliches
­Archiv der Stadt Zürich
S. 4 unten: Archiv für Baukunst,
Innsbruck
S. 5 oben: Kantonale Denkmalpflege
des Kantons Zürich, Dübendorf
S. 5 unten, S. 24–27, S. 56–59: Jürg
Zimmermann, Zürich
S. 7–11: Bent Raanes Sørensen,
Tromsø
S. 12–19: James Dow, Edmonton
S. 20–23: Jacob Hogan / Ambition
Photography, Geelong
S. 28–33: Ralph Bensberg, Kerns
S. 33 oben: Roger Frei, Zürich
S. 34, 37: Rizah Konjic, Fornebu
S. 36: LEADinc., Husnes
S. 38–43: Sandro Lendler, Zagreb
S. 44–49: José Campos, Porto
S. 51, S. 52 oben und unten links,
S. 53 oben links: KCAP, Rotterdam /
Zürich / Schanghai
S. 52 unten rechts: KCAP, Arup,
Vogt, Kunst + Herbert, GMP, WES,
Drees & Sommer
S. 53 oben rechts: Elbe & Flut /
HafenCity Hamburg GmbH
S. 53 unten: Paulien Borst
S. 60–63: Alistair Tutton,
Kansas City
Rechtliche Hinweise
Alle Texte, Bilder und Grafiken in
dieser Publikation werden durch
das Copyright und das Urheber­
recht geschützt. Die Rechte an den
Texten liegen bei den Autoren. Kein
Teil dieses Werks darf in irgend­
einer Form vervielfältigt, verbreitet,
weiterverarbeitet oder Dritten für
kommerzielle Zwecke zur Verfü­
gung gestellt werden. Zudem befin­
den sich auf einigen Seiten Werke,
deren Copyright Dritte besitzen.
Die Inhalte dieser Publikation wur­
den mit grösster Sorgfalt zusam­
mengestellt und geprüft. Trotzdem
übernimmt der Herausgeber keine
Garantie für die Fehlerfreiheit oder
die Richtigkeit aller Angaben.
Die Pläne stellten die Architekten
freundlicherweise zur Verfügung.
Die Detailpläne wurden zur besse­
ren Lesbarkeit überarbeitet; für de­
ren Richtigkeit kann die Redaktion
keinerlei Garantie übernehmen.
Abgesehen von CARAT Onyx und
­Bernstein werden alle ­Swiss­pearl®
LARGO Platten ausschliess­lich in
der ­Schweiz hergestellt.
KNOW-HOW
Wasser ist das Elixier, das Leben erst möglich macht.
Es ist nicht nur notwendig für Menschen, Tiere und
Pflanzen, sondern auch für die Herstellung der Zement­
kompositprodukte: Die Mischung zur Plattenherstellung enthält am Anfang des Prozesses nämlich bis
zu 72 Prozent des blauen Golds.
Das für die Produktion eingesetzte Wasser kommt dank
des nahezu geschlossenen Wasserkreislaufes direkt
aus der Kläranlage: Wir sind Wiederverwender. Einzig
das in der Platte eingebundene Wasser wird mit
Hilfe zweier Grundwasserstationen aus dem Rautibach
ergänzt. Rund 350 Kubikmeter Wasser, dies ent­spricht etwa 1750 Badewannen, durchlaufen während
einer Produktionsstunde den Prozesskreislauf. Wird
die Mischung auf die Plattenmaschine gepumpt und zu
einer ersten Platte gepresst, beträgt der Wassergehalt
nur noch zirka 18 Prozent. Und nach einer dreiwöchigen
Abbindezeit erreichen die Zementkompositplatten
einen Restwassergehalt von 8 bis 9 Prozent. Das Wasser
geht aber nicht verloren, sondern wird in der Platte che­
misch gebunden. Das fertige, beschichtete SwisspearlProdukt hat schliesslich einen Wassergehalt von zirka
5 Prozent und entspricht der Ausgleichsfeuchte im
europäischem Klima. Sie wird benötigt, damit es keinen
‹Schwind›-Prozesse an der Fassade gibt. In Form von
Regen, Schnee oder Luftfeuchtigkeit ist die Fassade stets
dem Wasser ausgesetzt. Sie nimmt je nach Witterung
geringfügig Feuchtigkeit auf oder gibt sie wieder ab –
ein Bauelement, das mit seiner Umgebung harmoniert.
Wasser begleitet uns im Produktionsprozess täglich.
Aus den Glarner Alpen fliesst es als Bach durch unser
Produktionswerk in Niederurnen und über den ‹Rauti­
brunnen› in die Produktion. Danach reinigt die Klär­
anlage das Wasser mehrstufig, bevor es erneut in der
Produktion eingesetzt wird. Der geringfügige Wasser­
überschuss wird in den Bachlauf zurückgeleitet, wofür
strenge gesetzliche Auflagen bestehen. Auf dem Bach
schwimmen Enten, er bringt Ruhe und Gemächlichkeit
in den lauten Produktionsbetrieb. Und wenn wir uns
am Mittag im Personalrestaurant direkt am Bach eine
Pause gönnen, wird klar: Wasser ist Swisspearls Elixier.
Kennwerte
72 % Wasser wird für den Herstellungsprozess von
Zementkomposit benötigt.
350 m3 Wasser pro Stunde sind im Prozesskreislauf.
5 % Restwassergehalt verbleiben zirka im Baustoff
Zementkomposit.
Marco Ziethen,
Leiter Primärproduktion
Eternit (Schweiz) AG
Der «Rauti» genannte Bach fliesst mitten durch das Firmenareal in Niederurnen.
Hausboot ‹Solo› in Nykøbing, Dänemark, 2006 / 07, Waterliving A / S, Kopenhagen.
AM WASSER
Diese Ausgabe von Swisspearl Architecture zeigt anhand einiger Beispiele, wie
mit Zementkomposit am Wasser gebaut wird. Die Architekturhistorikerin Rahel
Hartmann Schweizer berichtet, wie sich das Bauen am Wasser im Laufe der
Geschichte verändert hat. Und der Architekt und Städteplaner Kees Christiaanse
bespricht vor dem Hintergrund seiner eigenen Planungen die Umwandlung
und Entwicklung von Hafenstädten.