Wirtschaftsbericht Peru 2014

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Wirtschaftsbericht Peru 2014
Schweizerische Botschaft in Peru
Wirtschaftsbericht Peru 2014
A754 / 23.04.2015 – FSR
Peru war mit einem Wachstum von durchschnittlich 7% Südamerikas Wirtschaftswunder der letzten
Dekade. Dank hoher Rohstoffpreise und milliardenschwerer Investitionen aus dem Ausland verdoppelte
sich die peruanische Wirtschaft innert zehn Jahren. Die Schweiz mauserte sich durch florierende
Goldimporte erst zum zweit-, heute drittwichtigsten Markt für peruanische Ausfuhren. Dank
makroökonomischer Stabilität und einer liberalen Wirtschaftsordnung liessen sich zahlreiche Schweizer
Unternehmen in Peru nieder.
2014 war jedoch ein Jahr, welches die Alarmglocken läuten liess. Aufgrund des globalen Umfeldes aber
auch hausgemachter Probleme schrumpfte das Wachstum auf gut 2%. Zukünftig dürften
Wachstumsraten von immerhin 3-5% jährlich erwartet werden, vorausgesetzt, dass einige
wirtschaftspolitische Herausforderungen gemeistert werden.
Das langfristige Potential für die Schweizer Wirtschaft in ausgewählten Sektoren, beispielsweise in
Zusammenhang mit grossen, staatlichen Infrastrukturprojekten, ist beträchtlich. Als stabile und immer
noch überdurchschnittlich wachsende Volkswirtschaft im Zentrum Südamerikas dürfte Peru als
Investitions- und Exportdestination weiter attraktiv bleiben.
Inhaltsverzeichnis
1. Wirtschaftliche Situation......................................................................................................................... 2
1.1. Einschätzung der Wirtschaftslage .................................................................................................. 2
1.2. Ausblick, Potential und Herausforderungen................................................................................... 3
2. Internationale und regionale Wirtschaftsabkommen ............................................................................. 4
2.1. Politik und Prioritäten ..................................................................................................................... 4
2.2. Perspektiven für die Schweiz ......................................................................................................... 5
3. Aussenhandel ........................................................................................................................................ 5
3.1. Allgemeine Entwicklung ................................................................................................................. 5
3.2. Bilateraler Handel ........................................................................................................................... 6
4. Direktinvestitionen.................................................................................................................................. 7
4.1. Allgemeine Entwicklung ................................................................................................................. 7
4.2. Bilaterale Investitionstätigkeit ......................................................................................................... 7
5. Handels-, Wirtschafts- und Tourismusförderung ................................................................................... 8
5.1. Instrumente der Aussenwirtschaftsförderung ................................................................................ 8
5.2. Tourismus und Ausbildung in der Schweiz .................................................................................... 8
5.3. Investitionen in der Schweiz........................................................................................................... 8
5.4. Interessen für den Schweizer Finanzplatz ..................................................................................... 8
6. Bilaterale aussenwirtschaftspolitische Agenda ...................................................................................... 9
7. Schlussfolgerungen ............................................................................................................................. 10
8. Annex ................................................................................................................................................... 11
1. Wirtschaftliche Situation
1.1. Einschätzung der Wirtschaftslage1
Peru hat in den letzten Jahren eine beeindruckende wirtschaftliche Entwicklung erlebt. Ende der
Achtzigerjahre galt Peru als eines der instabilsten und ärmsten Länder des Kontinents, gefangen in einer
tiefen Wirtschaftskrise. Heute hat es die schnellstwachsende Mittelschicht Lateinamerikas. Nirgends in der
Region ist die Armut so rasch zurückgegangen wie in Peru. Grundlage für diesen Aufschwung bildeten ein
stabiles makroökonomisches Umfeld und ein wirtschaftspolitischer Konsens, der auf Experimente
verzichtete und auf einer insgesamt liberalen und offenen Wirtschaftsordnung fusst.
Die Wirtschaft Perus ist in den letzten zehn Jahren mit Ausnahme des Krisenjahres 2009
durchschnittlich mit 7% gewachsen und war der Spitzenreiter in der Region. Die Wirtschaftsleistung hat
sich so innert einer Dekade verdoppelt. Treiber des Wachstums waren zum einen die hohen
internationalen Rohstoffpreise und die (ausländische) Investitionstätigkeit vorab im Bergbau, aber auch
ein dynamischer Dienstleistungs-, Bau- und Landwirtschaftssektor.
2014 wurde mit einer Wachstumsrate von 2.4% die wirtschaftliche Dynamik merklich gebremst
(siehe Abbildung 1). Die wirtschaftliche Abkühlung hat verschiedene sowohl kurzfristig-konjunkturelle wie
auch strukturelle Ursachen. Hauptgründe bilden die tieferen internationalen Rohstoffpreise und die
schwächere Nachfrage vor allem aus China, verzögerte Grossprojekte im Bergbau- und
Infrastrukturbereich sowie eine zurückhaltende Investitionstätigkeit vor allem aus dem Ausland. Zudem
musste die Fischerei einen Einbruch verzeichnen (- 65%), verursacht durch einen milden „El Niño“. Die
Regierung reagierte mit verschiedenen Konjunkturpaketen im Umfang von geschätzten 1.7% des BIP.
Die Wirtschaft bleibt stark von Rohstoffexporten (vorab Gold und Kupfer) abhängig, auf welche weiterhin
über die Hälfte der Ausfuhren entfallen. Jedoch entwickelte sich in den letzten Jahren auch der
Dienstleistungssektor, insbesondere der Finanzsektor und der Tourismus, sehr dynamisch und konnte
schneller als die Gesamtwirtschaft wachsen. Eine grosse Herausforderung birgt nach wie vor die
Schattenwirtschaft. ILO-Schätzungen gehen von einer informellen Beschäftigungsquote von 64% aus.
Für 2014 wurde eine Inflation von 3.2% verzeichnet, verglichen mit 2,8% im Vorjahr. Dieser Wert liegt
leicht über dem Zielband der Zentralbank (BCRP) von 1-3%. Der Inflationsdruck dürfte sich in den
kommenden Monaten jedoch abschwächen. Um der wirtschaftlichen Abkühlung entgegenzuwirken, bleibt
die Geldpolitik trotz der leicht erhöhten Inflation expansiv. Die BCRP hat 2014 den Leitzins weiter auf
3.25% gesenkt. Die Zentralbank gilt als sehr fähig und somit als Vertrauensanker für ausländische
Investoren. Die Devisenreserven der BCRP haben sich seit 2008 auf heute USD 63 Mrd. verdoppelt.
Perus Währung, der Nuevo Sol, hat sich 2014 wie die meisten Währungen der Region gegenüber des
erstarkten Dollars um etwa 7% abgeschwächt. Damit ist der Wechselkurs so tief wie seit sechs Jahren
nicht mehr. Die Abschwächung setzte sich in den ersten Monaten 2015 fort.
Die aufgrund von verringerten Gold- und Kupferausfuhren abgeschwächte Exportleistung hatte 2014 eine
Ausdehnung des Leistungsbilanzdefizits zur Folge, welches im Berichtsjahr ein Minus von 4,7% des
BIP erreicht hat (gut USD 10 Mrd.). Das Defizit wird sich verringern, wenn die grossen Minenprojekte die
Produktion aufnehmen.
Die Schuldenquote der öffentlichen Hand ist sehr tief und hat weiter abgenommen. 2014 erreicht sie
20.1% des BIP. Die Schuldenquote sollte bis 2020 auf unter 17% weiter fallen. Die Ratingagentur Moody’s
hat in einem bemerkenswerten Schritt die Kreditwürdigkeit Perus Anfang Juli 2014 auf Grundlage der
langfristig stabilen Wirtschaftsaussichten um zwei Stufen auf A3 erhöht.
Das Geschäftsumfeld ist zwar nicht frei von Herausforderungen, wird aber als eines der besten in der
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Region bewertet (Rang 35 in der „Doing Business“ Rangliste der Weltbank ). Gemäss Weltbank
entstehen potenziellen Investoren in Peru vor allem in Rechtsfragen und wegen der aufgeblähten
Bürokratie die meisten Schwierigkeiten; eine Einschätzung welche auch von der Mehrheit der Schweizer
Unternehmen geteilt wird. Das Land schneidet insbesondere bezüglich Baubewilligungen, der
Durchsetzung von Verträgen, bei Insolvenzverfahren und dem Zugang zu Elektrizität schlecht ab.
Die Wettbewerbsfähigkeit Perus kann insgesamt als mittelmässig eingestuft werden. Im „Global
Competitiveness Report“ des WEF verbleibt Peru auf Platz 65 von 148 Ländern und damit innerhalb
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Lateinamerikas auf dem sechsten Platz. Die Schwachpunkte bleiben die ineffiziente Bürokratie,
Korruption, die restriktiven Arbeitsmarktvorschriften und Infrastrukturdefizite.
Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten Jahre erlaubte eine bemerkenswerte und kontinuierliche
Armutsreduktion. Die Armutsquote, gemessen an USD 4 pro Tag, ging markant von 59% in 2004 auf
1
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Quelle für das ganze Kapitel wenn nicht anders vermerkt: Economist Intelligence Unit (EIU)
Weltbank; Doing Business (Link)
World Economic Forum; Global Competitiveness Report (Link)
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24% in 2013 zurück. Damit konnte in nur zehn Jahren ein Drittel der Bevölkerung - etwa zehn Millionen
Menschen - aus der Armut entfliehen. In gewissen ländlichen Regionen verbleiben jedoch über 50% der
Bevölkerung in Armut. Schätzungen des UNDP gehen davon aus, dass 72% der Armutsreduktion alleine
durch das Wirtschaftswachstum und nur 28% durch staatliche Programme erreicht wurden. Die
Ungleichheit bleibt zwar wie in der gesamten Region sehr hoch, hat sich jedoch von einem Gini5
Koeffizienten von 0.54 in 2002 zu 0.45 in 2012 stetig reduziert.
1.2. Ausblick, Potential und Herausforderungen
Der Ausblick für die peruanische Wirtschaft ist grundsätzlich positiv, jedoch mit einigen Unsicherheiten
verbunden. Wachstumsraten von 8-9% werden sich in absehbarere Zeit nicht wiederholen lassen. 2015
dürfte nach vorläufigen Schätzungen mit einem Wachstum in der Grössenordnung von 4% jedoch wieder
besser als 2014 ausfallen. Somit würde Peru wiederum doppelt so rasch wie die Region insgesamt
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wachsen. Die Indikatoren der ersten Monate in 2015 deuten jedoch darauf hin, dass einige
ernstzunehmende Risiken hinsichtlich dieser Prognose bestehen.
Kurzfristig wird das Wachstum vor allem von zwei Faktoren abhängen: den globalen Kupferpreisen und
den Staatsausgaben. Zwei Risikofaktoren stehen im Zentrum, welche das Wachstum unter 4% drücken
könnten: einerseits politische Instabilitäten hinsichtlich der Wahlen im April 2016. Diese könnten sich
negativ auf öffentliche wie private Investitionen sowie die Konsumentenstimmung auswirken und auch
vermehrt zu sozialen Konflikten führen. Andererseits bergen das globale Wirtschaftsumfeld und die
internationalen Rohstoffpreise sowie das ‚tapering‘ der amerikanischen Zentralbank einige
Unsicherheiten.
Mittel- und langfristig werden die makroökonomische Stabilität, die Investitionstätigkeit, die Exportsowie die Produktivitätsentwicklung die entscheidenden Faktoren darstellen. In den kommenden Jahren
dürften grosse Minen- (Toromocho und Las Bambas) und staatliche Infrastrukturprojekte (zweite
Metrolinie in Lima und Gaspipeline in Südperu) kräftige Wachstumsimpulse auslösen. Allein die
Kupferproduktion könnte sich gemäss Regierungsangaben bis 2017 auf 2.6 Mio. Tonnen verdoppeln und
die Exporterlöse stark anwachsen lassen. Für die Zeitspanne bis 2019 wird mit einem
Wirtschaftswachstum in der Grössenordnung von 3-5% jährlich gerechnet (siehe Abbildung 1). Damit liegt
das Wachstum zwar unter dem Potentialwachstum; eine eigentliche Rezession, wie sie beispielsweise
Brasilien zur Zeit erlebt, bleibt jedoch unwahrscheinlich.
Abbildung 1: Jährliches Wirtschaftswachstum seit 2000 und Ausblick bis 2019
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Langfristig hängen die Wirtschaftsaussichten massgeblich von der Wirtschaftspolitik der nächsten
Präsidentschaft ab, welche ab Mitte 2016 das Steuer übernehmen wird. Eine Wahlprognose bleibt zur
Zeit sehr schwierig. Es gibt jedoch mehrere Gründe anzunehmen, dass der wirtschaftspolitische Kurs, der
auf einer stabilen und offenen Wirtschaftsordnung fusst, nicht fundamental verändert werden wird. Die
Präsidentschaft Humala hat gezeigt, dass einmal im Amt, die populistische Wahlrhetorik einem
gemässigten Pragmatismus weicht. Der wirtschaftspolitische Kurs der letzten Jahre hat breiten Teilen der
Bevölkerung zu einem besseren Leben verholfen und geniesst daher grosse Akzeptanz. Zudem hat sich
Peru in verschiedenen Freihandelsabkommen vertraglich verpflichtet, eine orthodoxe Wirtschaftspolitik zu
garantieren, welche ausländische Investitionen schützt. Der anvisierte OECD-Beitritt sollte dies noch
untermauern. Die Unabhängigkeit der fähigen Zentralbank ist zusätzlich Garant für makroökonomische
Stabilität.
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Instituto Nacional de Estadísticañ e Informática (INEI) (Link)
Weltbank (Link)
EIU (April 2015)
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EIU (April 2015)
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Weitere wichtige Faktoren, welche die zukünftige Wirtschaftsentwicklung bestimmen werden, sind die
2014 eingeleiteten Diversifikations- und Innovationsstrategien (siehe 2.1). Zentral bleiben zudem die
bislang aufgeschobene Arbeitsmarktreform, Schritte zur Formalisierung der Wirtschaft sowie weitere
Reformen im Bildungs- und Hochschulbereich.
Zusätzlich bleiben soziale Konflikte im Zusammenhang mit dem Bergbausektor zahlreich. Das Wahljahr
könnte zu zusätzlichen Spannungen führen. Die nationale Ombudsstelle „Defensoria del Pueblo“ zählte
Ende 2014 insgesamt 210 Konflikte. 8 Von diesen wurden 160 als aktiv eingestuft. 94 Konflikte stehen in
Zusammenhang mit dem Bergbau. Damit hat sich die Zahl der Konfliktsituationen 2014 nicht signifikant
verändert. Anfang 2015 sind jedoch eine Reihe neuer Konflikte, u.a. in Pichanaki oder Tia Maria,
aufgeflammt.
2. Internationale und regionale Wirtschaftsabkommen
2.1. Politik und Prioritäten
Die Regierung Humala führt im Allgemeinen die grundsätzlich liberale Wirtschaftspolitik der letzten zehn
Jahre fort. Die Erfolge, welche diese Politik erzielt hat, führen zu einem relativ breiten Konsens, welcher
die makroökonomische Stabilität und aussenwirtschaftliche Öffnung nicht grundsätzlich in Frage stellt. Die
Regierung ist bemüht, ein wirtschaftsfreundliches Umfeld zu schaffen und ausländische Investoren
anzuziehen. Die Wirtschafts- und Finanzpolitik wird umsichtig geführt. Die Regierung hat punktuell
versucht, die Wirtschaftstätigkeit zu erleichtern, so zum Beispiel über vereinfachte Exportprozeduren.
Auch die verschiedenen Konjunkturmassnahmen, welche die Regierung 2014 erlassen hat, sollen die
Steuer- und Regulierungslast lindern.
Zwei grosse Reformprojekte, die Diversifikations- und die Innovationsstrategie, versuchen die
strukturelle Schwächen der peruanischen Wirtschaft, insbesondere die Abhängigkeit vom Rohstoffsektor,
anzugehen. Obwohl damit auch eine aktivere Rolle des Staates in der Wirtschaft einhergeht, was gewisse
Experten als kontraproduktiv werten, dürfte dies mittel- und langfristig wichtige Impulse für den
strukturellen Wandel auslösen. Die angestrebte Arbeitsmarktreform für junge Arbeitnehmer („ley pulpin“),
ist nach anfänglicher Unterstützung anfangs 2015 gescheitert. Bis zum Ende der Amtszeit Humalas im
Sommer 2016 sind aufgrund des anlaufenden Wahlkampfes sowie der Schwäche der Regierungspartei im
Parlament keine grossen Reformen mehr zu erwarten.
Betreffend die regionale Integration ist die Pazifikallianz (PA) nach wie vor „the most exciting thing going
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on in South America these days“. Bei den Regierungen der vier Mitgliedsstaaten, Mexiko, Kolumbien,
Peru und Chile, treffen ähnliche liberale und auf aussenwirtschaftliche Öffnung bedachte Politiken
aufeinander. Im Rahmen des 8. Gipfeltreffens in Cartagena im Februar 2014 wurde das sich seit zwei
Jahren in Verhandlungen befindliche Freihandelsprotokoll – das Herzstück des Rahmenabkommens zur
PA – unterzeichnet. Seit November 2013 hat die Schweiz Beobachterstatus bei der PA. Abgesehen von
der wirtschaftspolitischen Agenda werden vor allem auch Kooperationsprojekte, beispielsweise die
gemeinsamen Nutzung von diplomatischen Vertretungen oder im Bildungsbereich, vorangetrieben.
Peru hat in den vergangenen Jahren insgesamt 21 Freihandelsabkommen abgeschlossen, welche heute
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etwa 90% des Handelsvolumens abdecken. Mit den USA, China und der EU bestehen seit 2009, 2010
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respektive 2013 Abkommen. Zur Zeit befinden sich sechs zusätzliche Abkommen in Verhandlung. Die
Verhandlungen über das Trans-Pacific Partnership Agreement (TPP), welches 12 Länder umfasst, bleibt
bislang hinter dem Zeitplan zurück. Mit Indien und Russland wurde trotz starken Interessen von
zahlreichen Akteuren noch kein offizielles Mandat durch den peruanischen Kongress erlassen. Der Fokus
wird verstärkt auf dem Asiatischen Raum, bspw. Indonesien, bleiben. Peru versucht jedoch auch vermehrt
auf eine Vertiefung der bereits bestehenden Freihandelsabkommen hinzuarbeiten. Darüber hinaus ist
Peru Mitglied in allen wichtigen internationalen Wirtschaftsorganisationen. Im Oktober 2015 wird zudem
das Jahrestreffen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds in Lima stattfinden.
Der Beitritt zur OECD, welcher bis 2021 anvisiert wird, findet in allen politischen Lagern Zuspruch. Es
wird darum gehofft, dass der Beitrittsprozess als Katalysator für wichtige aber schmerzhafte
Reformprojekte, beispielsweise zur Eindämmung der informellen Wirtschaft, genutzt werden kann. Ende
2014 wurde das Länderprogramm für Peru lanciert, welches die Reformfelder identifizieren und dann
spezifische Lösungen für diese jeweiligen Problemfelder entwickeln soll.
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Defensoría del Pueblo (Link)
Chilenischer Finanzminister, Lima, WEF, 27. April 2013
Ministerio de Comercio Exterior y Turismo del Perú (MINCETUR) (Link)
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Abkommen resp. Partnerländer: TPP, Honduras, El Salvador, Türkei, WTO-Doha-Runde sowie TISA („Trade in Services Agreement“)
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2.2. Perspektiven für die Schweiz
2.2.1. Freihandelsabkommen
Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen den Staaten der EFTA und Peru begannen
im Juni 2007 und wurden am 31. Oktober 2008 abgeschlossen. Am 1. Juli 2011 ist das Abkommen für die
Schweiz in Kraft getreten. Die Dienstleistungen werden in einem Artikel über den Handel mit
Dienstleistungen, welcher eine Entwicklungsklausel enthält, sowie in einem Artikel und einem Anhang
über die Anerkennung von beruflichen Qualitäten der Dienstleistungserbringer behandelt. Als
Hauptinteressen der Schweiz auf diesem Gebiet wurden Wartungs- und Reparaturdienstleistungen,
Logistikleistungen sowie Umweltdienstleistungen identifiziert.
2.2.2. Doppelbesteuerungsabkommen
Das Doppelbesteuerungsabkommen mit Peru ist seit dem 10. März 2014 in Kraft und wird seit dem 1.
Januar 2015 angewendet. Es ist konform mit dem relevanten OECD-Standard in diesem Bereich.
2.2.3. Investitionsschutzabkommen
Das Investitionsschutzabkommen zwischen der Schweiz und Peru ist seit 1993 in Kraft.
3. Aussenhandel
3.1. Allgemeine Entwicklung
3.1.1 Güter
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Der Wert der Gesamtexporte Perus (traditionelle und nicht-traditionelle) hat sich in den letzten Jahre sehr
dynamisch entwickelt und seit dem Jahr 2000 versechsfacht. Wie Abbildung 2 zeigt, war vor allem das
grosse Exportwachstum des Bergbaus bis
2011 dafür verantwortlich. Wie schon in
den letzten zwei Jahren, sind jedoch die
Gesamtexporte auch 2014 mit einem
Rückgang von 9.6% weiter auf USD 37.8
Mrd. zurückgegangen.
Die
traditionellen
Exportsektoren
(Bergbau, Fischmehl und -öl, Energie und
Energiederivate, Landwirtschaft) machen
mit 69% weiterhin wertmässig den
Grossteil der peruanischen Exporte aus.
Von diesen traditionellen Exportprodukten
stammen ganze 75% aus dem Bergbausektor: mit grosser Mehrheit Kupfer (46%) und Gold (29%), gefolgt
von Zink, Blei, Silber und Platin. Gold und Kupfer alleine machen gut 40% der Gesamtexporte Perus aus.
Sowohl die Kupfer- (-10%) wie auch die Goldexporte (-33%) sind 2014 aufgrund tieferer Preise und
gesunkener Ausfuhrmenge stark zurückgegangen und erklären damit den Grossteil der Kontraktion der
Gesamtausfuhren.
Der
Wert
der
nicht-traditionellen
Exporte
(nicht-traditionelle
Landwirtschafts-produkte,
vor
allem
agroindustrielle
Produkte,
Textilien,
Chemie, Holz- und Papier, Metall, Eisenund Stahlindustrie) verzeichnete 2014 ein
Wachstum von 5% und erreichte mit USD
11.6 Mrd. einen neuen Höchststand
(siehe Abbildung 3). Sie machen damit
31% der Gesamtausfuhren aus, der
höchste
Wert
seit
2001.
Am
dynamischsten Entwickelten sich die
verarbeiteten
landwirtschaftlichen
Produkte welche sich seit 2000 mehr als
verzehnfacht haben.
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SUNAT (Link)
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Hinsichtlich der Absatzmärkte konnte sich China mit 18.3% der Gesamtexporte erneut als wichtigster
Markt für peruanische Produkte behauptet. Die USA befinden sich mit 16.0% an zweiter Stelle, gefolgt
von der Schweiz, die mit 6.9% (USD 2.6 Mrd.) den dritten Platz beibehält, auf den sie 2012 aufgrund der
wertmässig niedrigeren Goldausfuhren gelangt ist (2011 war es noch der zweite Platz gewesen) (siehe
3.2.1). Knapp dahinter folgen Kanada (6.8%), welches in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt hat,
Brasilien (4.2%), Japan (4.1%) und Chile (4.0%).
Der Wert der Gesamtimporte nach Peru hat sich 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 2.9% auf USD 42.1
Mrd. abgeschwächt. Diese Abnahme reflektiert die schwächere Konjunkturlage, welche vor allem in einer
gesunkenen Nachfrage nach Kapitalgütern zum Ausdruck kommt (-5.7%). Da der Rückgang der Exporte
stärker als der Rückgang der Importe ausfiel, erhöhte sich das Defizit der Handelsbilanz für das
Berichtsjahr auf USD 4.2 Mrd., nach USD 1.7 Mrd. in 2013 und einem positiven Saldo von USD 3.7 Mrd.
in 2012. China belegt zum ersten Mal den Spitzenplatz mit USD 8.4 Mrd. und 21.1% am Total, vor den
USA mit USD 8.3 Mrd. (20.9%), Brasilien (4.8%), Mexico (4.6%) und Ecuador (4.4%). Die Schweiz nimmt
mit USD 194.4 Mio. und 0.5% an den Gesamteinfuhren neu den 29. Platz ein (+2 Plätze).
3.1.2. Dienstleistungen
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Das Defizit der Handelsbilanz mit Dienstleistungen beläuft sich in 2014 auf USD -1.8 Mrd. und hat sich im
Berichtsjahr gegenüber 2013 praktisch nicht verändert. Für den negativen Saldo verantwortlich ist mit
einem Minus von USD 1.4 Mrd. der Transportsektor. Der Tourismus- und Reisesektor konnte seine
starke Position mit einem Überschuss von USD 1.4 Mrd. leicht ausbauen. Diese Ziffern spiegeln die
positive Entwicklung in den Besucherzahlen wider. Für 2014 wird mit gut 3 Millionen Besuchern, davon
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über 20’00 aus der Schweiz, gerechnet, was eine Verdreifachung innert zehn Jahren entspricht.
3.2. Bilateraler Handel
3.2.1. Güter
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Der bilaterale Handel mit Peru hat sich in den letzten Jahren in gewissen Bereichen dynamisch entwickelt
(siehe auch Annex 8.5). Er zeichnet sich jedoch durch ein markantes, wenn auch abnehmendes
Handelsbilanzdefizit aus. Die Exporte aus der Schweiz nach Peru sind von USD 196.2 in 2013 auf
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USD 164.8 Mio. in 2014 gesunken, was einem Rückgang 16% entspricht. Die einzelnen Sparten
unterliegen teils grosser Volatilität. Mit Ausfuhren von USD 71 Mio. war die Sparte der Maschinen,
Apparate und Geräte am bedeutendsten, welche leicht zulegen konnte. Es folgen Uhren mit USD 24 Mio.
(-19%), Pharmazeutische Erzeugnisse mit USD 24 Mio. (+3%) und Optische sowie photographische oder
kinematographische Instrumente mit USD 14 Mio. (-62%).
Die Importe aus Peru sind mit USD 2.7 Mrd. fast 16 Mal grösser wie die Exporte. Gold macht jedoch mit
USD 2.6 Mrd. 96.6% des Totals aus (siehe Box 1). Ohne Gold belaufen sich die Einfuhren auf lediglich
USD 92.3 Mio., ein Wachstum von 3%. Davon entfallen USD 57 Mio. auf Landwirtschaftsprodukte wie
Bananen, Avocados, Mangos und Kaffee und USD 16 Mio. auf Zinn.
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Box 1: Goldimporte aus Peru
Die Schweiz wurde zu Perus drittgrösstem
Exportmarkt
(zeitweilig
sogar
zum
zweitgrössten) aufgrund stark gestiegener
Goldexporte seit Mitte der letzten Dekade.
2011 und 2012 erreichten die Exporte
Werte von über CHF 5 Mrd. jährlich.
Die Ausfuhren haben sich jedoch in den
letzten zwei Jahren merklich reduziert, was
vor allem auf einer mengenmässigen aber
auch
wertmässigen
Rückgang
zurückzuführen ist. Vor allem asiatische
Märkte haben an Bedeutung zugenommen. Die Schweiz importiert jedoch immer noch etwa die Hälfte der
gesamten peruanischen Goldausfuhren. Das importierte Gold geht zu grossen Teilen an die vier grossen
Raffinerien Metalor, PAMP, Valcambi und Argor-Heraeus.
13
BCRP (Link) ,
MINCETUR (Link)
Eidgenössische Zollverwaltung; Impex (Link)
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Die Differenz zu den Angaben der peruanischen Behörden ergibt sich aus der unterschiedlichen Berechnungsweisen.
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Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) (Link). Erst seit Anfang 2015 publiziert die EZV die statistischen Daten über den Aussenhandel der Schweiz mit
Gold, Silber und Münzen.
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In ihrer Länderkategorie stuft die Schweizerische Exportrisikoversicherung (SERV) Peru auf einer Skala
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von 0 bis 7 auf dem drittem Platz ein (7 stellt das höchste Risiko dar).
3.2.1. Dienstleistungen
Der bilaterale Dienstleistungsverkehr zeigt in einzelnen Bereichen, beispielsweise Finanzdienstleistungen
oder Tourismus, interessante Entwicklungen. Das Kapitel über Dienstleistungen im Freihandelsabkommen der EFTA mit Peru ist jedoch nach wie vor ausstehend (siehe 6.2).
4. Direktinvestitionen
4.1. Allgemeine Entwicklung
Ausländische Investitionen stellen einen zentralen Pfeiler des peruanischen Wirtschaftsmodells dar. Sie
sind zu einem grossen Teil für den bemerkenswerten Aufschwung der letzten Jahre verantwortlich.
Ausländische Direktinvestitionen in Peru fanden 2014 im Umfang von USD 9.9 Mrd. statt, was einer
leichten Abnahme von 2% gegenüber dem Vorjahr und 30% weniger als dem Höchstwert von 2012
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entspricht. Gründe für den Rückgang sind im 2013 eingeleiteten „tapering“ der amerikanischen
Zentralbank und in einer grösseren Zurückhaltung ausländischer Investoren vor allem im Bergbausektor
zu finden. Für 2015 erwartet die BCRP ein ausländisches Investitionsvolumen von etwa USD 9.5 Mia (5%). Der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in Peru blieb 2014 praktisch unverändert bei USD
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23.3 Mrd. Im regionalen Kontext konnte Peru nach Brasilien, Mexiko, Chile und Kolumbien den fünften
Rang bezüglich ausländischer Investitionen belegen.
Gemäss Proinversión stammt rund die Hälfte der 2014 in Peru bestehenden ausländischen Investitionen
aus drei Ländern: Spanien (19.3%), dem Vereinigten Königreich (18.6%) und den USA (13.7%). Die
Schweiz figuriert an zwölfter Stelle mit 2.0%.
Bezüglich der verschiedenen Sektoren, welche ausländische Investitionen anziehen, bietet sich ein
interessantes Bild: auf den Bergbau entfällt mit 24% der Grossteil der Investitionen (2002 waren es noch
12%), es folgt der Finanzsektor mit 18% (2002: 15%), die Kommunikationsbranche mit 17% (2002: 33%),
die Industrie mit 14% (2002: 17%) und der Energiesektor mit 13% (2002: 12%).
Dieses Bild bestätigt die grosse Wichtigkeit des Rohstoffsektors, allen voran des Kupfer- und
Goldbergbaus. Gemäss dem Wirtschaftsministerium besteht für die kommenden Jahre eine
Investitionspipeline von etwa 50 Projekten mit einem Gesamtwert von USD 64 Mrd. (wovon etwa ein
Viertel von chinesischen Investoren stammen dürfte). Rund 50% des geplanten Investitionsvolumens
entfällt auf die drei Regionen Apurímac, Arequipa und Cajamarca. Etwa 12% der peruanischen
Gesamtfläche sind für den Bergbau konzessioniert, wovon sich lediglich 1% zurzeit in Exploration
befindet. Jedoch ist die Explorationstätigkeit letztes Jahr gemäss Schätzungen um bis zu 50%
zurückgegangen, was die Skepsis vieler Investoren wiederspiegelt.
Es ist allerdings ebenso bemerkenswert, dass drei Viertel der ausländischen Investitionen auf andere
Sektoren als den Bergbau entfallen. Die Wahrnehmung, dass Peru ausschliesslich am Tropf des
Bergbaubooms hängt, muss differenziert werden. Der EIU geht davon aus, dass sich das Investitionsklima
für ausländische Akteure aufgrund weiterer Massnahmen zur Reduktion von Investitionsprozeduren
tendenziell weiter verbessern dürfte.
4.2. Bilaterale Investitionstätigkeit
Laut der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erreichte 2013 der Kapitalbestand (gemessen am
Buchwert) von schweizerischen Direktinvestitionen in Peru CHF 849 Mio., nach CHF 993 Mio. in
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2012. Gemäss SNB beschäftigten schweizerische Unternehmen in Peru im Jahr 2013 insgesamt 10‘819
Personen. Abgesehen vom Lebensmittel- (Néstlé) und Bergbausektor (Glencore) ist der Grossteil der
Schweizer Unternehmen im Pharmazeutischen-, Dienstleistungs-, Industrie- und Infrastruktursektor tätig
(u.a. Novartis, Roche oder ABB). Peru steht bezüglich der schweizerischen Direktinvestitionen in
Lateinamerika an siebter Stelle. Als Folge der 2013 erfolgten Fusion zwischen Glencore und Xstrata
wurde per Juli 2014 die grosse Kupfermine Las Bambas für etwa USD 7 Mrd. an ein chinesisches
Konsortium verkauft, um Fusionsauflagen der chinesischen Wettbewerbsbehörden zu erfüllen.
Neue Schweizer Unternehmen wie beispielsweise Victorinox sind in den peruanischen Markt eingetreten.
Das grösste Potential für Schweizer Firmen wird zur Zeit insbesondere im Infrastrukturbereich geortet,
beispielsweise in der Projektleitung oder dem Tunnelbau, wo eine Reihe von Grossprojekten anstehen.
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SERV, April 2014
Proinversion auf Basis von BCRP (Link)
Proinversion (Link)
21
SNB, (Link)
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5. Handels-, Wirtschafts- und Tourismusförderung
5.1. Instrumente der Aussenwirtschaftsförderung
Die Schweizerische Handelskammer (Cámara de Comercio Suiza en el Perú) verfügt über ein Mandat
der Schweizer Botschaft für die Erbringung von Dienstleistungen im Bereich der Wirtschafts- und
Handelsförderung. Die Handelskammer zählt etwa 200 Mitglieder. Sie ist zudem Kontaktagent für das
SIPPO-Programm in Peru (siehe unten).
Peru ist seit 2008 ein Schwerpunktland der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit des SECO,
welche mit einem Jahresbudget von etwa USD 20 Mio. auf folgende vier Bereiche fokussiert: Förderung
eines wettbewerbsfähigen Privatsektors, nachhaltige und integrierte urbane Infrastruktur, nachhaltige
Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen sowie Förderung einer effektiven und transparenten öffentlichen
Verwaltung.
Weiter kann Peru vom Swiss Import Promotion Programme (SIPPO) profitieren. Dieses Programm
erleichtert peruanischen Unternehmen den Zugang zum schweizerischen und europäischen Markt, indem
es Kontakte und Marktinformationen zur Verfügung stellt. Das Programm wird weiter von
Exportförderungsprojekten begleitet. Letztere konzentrieren sich in Peru auf folgende Sektoren:
Landwirtschaftsprodukte (Früchte, Gemüse, Bohnen), Bioprodukte, Fisch und Meeresfrüchte, Holz,
Zulieferungsindustrie, Schmuck, Mode und Kleidung, Ökotourismus.
Zwischen der Schweiz und Peru konnten einige Wirtschaftsmissionen durgeführt und Treffen auf
Ministerebene organisiert werden. Bundesrat Schneider-Ammann traf sich mit dem peruanischen
Zentralbankpräsidenten und dem Produktionsminister im September 2014 in Bern. Im Rahmen der
Teilnahme an der UN-Weltklimakonferenz im Dezember 2014 in Lima fanden Treffen zwischen
Bundesrätin Leuthard und dem peruanischen Energie- und Minen- sowie den Transportminister statt.
5.2. Tourismus und Ausbildung in der Schweiz
Die Schweiz geniesst in Peru einen sehr guten Ruf. Als Reise- wie auch als Ausbildungsland bleibt sie für
Peruaner jedoch aus finanziellen aber auch sprachlichen Gründen bislang erst wenig attraktiv. Das
Potential für den Schweizer Tourismus wird als mässig eingeschätzt. Gutbetuchte Peruaner sind sowohl
für Hochschulbildung, ärztliche Versorgung wie auch Ferien nach wie vor stark auf die USA ausgerichtet.
Das Interesse an Ausbildung in der Schweiz konzentriert sich weitgehend auf die Hotellerie, welche einen
ausgezeichneten Ruf geniesst. Die Schweiz bietet jedes Jahr Stipendien für die postgraduierten Stufe an,
welche vor allem Interessenten aus den Naturwissenschaften anzieht. 2014 ging jedoch keine Bewerbung
von genügender Qualität ein.
5.3. Investitionen in der Schweiz
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) weist für Peru in 2013 keine Direktinvestitionen in der Schweiz
22
aus. Generell ist die peruanische Auslandsinvestitionstätigkeit nach wie vor sehr gering. Im Vordergrund
stehen die Nachbarländer, allen voran Chile.
5.4. Interessen für den Schweizer Finanzplatz
Die Präsenz von Schweizer Banken ist zumeist diskret: CS, UBS und einige Privatbanken wie BSI und
Julius Baer unterhalten lokale Vertretungen, verfügen jedoch über keine Bankenlizenz. Während sich UBS
auf die Vermögensverwaltung konzentriert, fokussiert Credit Suisse stärker auf das Investment Banking
und tritt auch mit Prognosen für die peruanische Wirtschaft an die Öffentlichkeit. Die Diskussionen um das
Bankkundengeheimnis sind in Perus interessierten Kreisen zwar nicht unbemerkt geblieben, in der lokalen
Presse wurde das Thema aber in der Vergangenheit kaum aufgegriffen. Schlagzeilen machte jedoch der
Swissleaks-Fall im Februar 2015, da einige Konten mit Verbindung zum ehemaligen UN-Generalsekretär
Javier Pérez de Cuéllar erwähnt wurden. Der Schweizer Finanzplatz verfügt jedoch weiterhin über einen
guten Ruf.
22
Quelle : SNB (Link)
8/16
6. Bilaterale aussenwirtschaftspolitische Agenda
6.1. Güter
Das Freihandelsabkommen mit Peru eröffnet neue Möglichkeiten, um den Handel zu intensivieren und vor
allem auch zu diversifizieren. Seit Inkrafttreten des Abkommens Mitte 2011 scheint eine gewisse
Diversifikation der Handelsströme stattzufinden. Die folgenden Sektoren könnten von speziellem
Interesse für schweizerische Firmen sein: Energie (die Schweiz geniesst einen ausgezeichneten Ruf in
diesem Bereich, da schweizerische Firmen und Ingenieure viel zur Elektrifizierung des Landes
beigetragen haben), Maschinenindustrie, Chemieprodukte, Agrochemie, medizinische Geräte und
pharmazeutische Produkte sowie insbesondere der Infrastruktur- und Transportsektor (beispielsweise
Tunnelbau), wo mehrere Grossprojekte anstehen. An einem Expertentreffen wurde beschlossen, die
Thematik der Ursprungsbezeichnungen vorderhand nicht zu verhandeln.
6.2. Dienstleistungen
Das Freihandelsabkommen sieht vor, dass spätestens ein Jahr nach dessen Inkrafttreten Verhandlungen
über ein Dienstleistungsabkommen eröffnet werden sollten. Am ersten Treffen des gemischten
Ausschusses im April 2013 wurde von beiden Seiten das Interesse an Verhandlungen bestätigt.
Anlässlich des Besuches von Staatssekretärin Ineichen-Fleisch Ende März 2014 in Lima wurde beim
Treffen mit der peruanische Handelsministerin Magali Silva die Tatsache angesprochen, dass das Kapitel
über Dienstleistungen im Freihandelsabkommen der EFTA mit Peru noch ausstehend ist. Als
Hauptinteressen der Schweiz auf diesem Gebiet wurden Wartungs- und Reparaturdienstleistungen,
Logistikleistungen sowie Umweltdienstleistungen identifiziert.
6.3. Investitionen
Zwischen der Schweiz und Peru gibt es seit November 1993 ein Abkommen über die Förderung und den
gegenseitigen Schutz der Investitionen. Dieses Abkommen gewährt schweizerischen Investoren freien
Zins-, Dividenden- und Gewinntransfer und den Transfer anderer laufender Einkommen. Zudem schützt
es Investoren vor Diskriminierung und verschafft ihnen die Möglichkeit, allfällige Investitionsstreitigkeiten
einem internationalen Schiedsgericht zu unterbreiten.
Aufgrund grosser Investitionsprojekte werden sich im Infrastruktur-, Energie- und Transportsektor in
den kommenden Jahren interessante Möglichkeiten für Schweizer Unternehmen eröffnen. Ein bilaterales
Treffen zwischen Bundesrätin Doris Leuthard und dem peruanischen Verkehrsminister im Dezember 2014
verlief vielversprechend. Im Frühsommer 2015 wird eine Infrastrukturmission in die Schweiz stattfinden.
6.4. Arbeit
Der peruanische Arbeitsmarkt verfügt im Allgemeinen über relativ gut qualifizierte Arbeitskräfte. Das
Lohnniveau ist jedoch in den meisten Sektoren nach wie vor relativ tief. Daher bleibt der peruanische
Arbeitsmarkt für Schweizer, mit Ausnahme von Experten vorab im Ingenieurbereich, generell nicht sehr
attraktiv. Zudem bekunden ausländische Fachkräfte Schwierigkeiten bei der Anerkennung von Diplomen.
6.5. Geistiges Eigentum
Hinsichtlich des Schutzes Geistigen Eigentums sind für Peru die Abkommen im Rahmen der
Andengemeinschaft (CAN) massgebend. Die Botschaft setzt sich aktiv für den Schutz der Marke Schweiz
und ihrer Symbole ein. Sie arbeitet in diesem Bereich mit dem peruanischen Institut zum Schutz von
Geistigem Eigentum (INDECOPI) zusammen. Die Pharmaindustrie ist in besonderem Masse von Lücken
in der peruanischen Gesetzgebung betroffen (siehe Kapitel 7).
Die Schweiz scheint mehr als andere Länder von missbräuchlichem Gebrauch ihres Namens und ihrer
Symbole betroffen zu sein, was auch auf die ausgezeichnete Reputation zurückzuführen ist. Die Botschaft
wird sich 2015 schwerpunktmässig mit dieser Thematik befassen.
6.6. Horizontale Politikfelder
Das Doppelbesteuerungsabkommen mit Peru ist seit dem 1. Januar 2015 in Kraft. Es handelt sich dabei
23
um eines der ersten Abkommen überhaupt, das Peru zu dieser Thematik abgeschlossen hat. Es ist
konform mit Art. 26 der Modelkonvention der OECD.
23
Peru hat lediglich mit Spanien, Portugal, Chile, Südkorea, Kanada, Brasilien, Schweden und im Rahmen der CAN Doppelbesteuerungsabkommen
abgeschlossen.
9/16
7. Schlussfolgerungen
Peru wurde in der Vergangenheit als armen Bettler belächelt, der auf einer Bank aus Gold sitzt. Lange
Zeit konnte das riesige Potential, das in Perus Boden schlummerte, nicht genutzt werden. In der letzten
Dekade hat sich der Bettler jedoch zu einem Land mit mittleren Einkommen gemausert und sogar das
Aufnahmeverfahren in die OECD – den Club der reichen Länder – wurde eröffnet.
Heute befindet sich die peruanische Wirtschaft jedoch an einem Wendepunkt. Das bisherige
Wachstumsmodell, welches sich vorab auf private, meist ausländische Investitionen und Erträge aus dem
Bergbau konzentriert, hat in dieser Form ausgedient. Zwar dürfte Peru mit voraussichtlich 3-5% jährlich
weiterhin stärker als seine Nachbarn wachsen. Die Raten von 7%, welche für eine Fortsetzung der
rasanten Armutsreduktion notwendig wären, sind jedoch ausser Reichweite.
Die wirtschaftliche Abkühlung könnte sich jedoch als eine grosse Chance herausstellen, weil sie
zusammen mit dem anvisierten OECD-Beitritt notwendige strukturelle Reformen erst politisch möglich
machen könnte. Die Diversifikations- sowie die Innovationsstrategie sind ermutigende Beispiele, welche
das Potential haben, das peruanische Wirtschaftsmodell strukturell zu reformieren.
Mit seinen 30 Millionen Einwohnern war Peru bislang für die Schweizer Aussenwirtschaftspolitik von eher
begrenzter Bedeutung. Auch hängen einige Sorgenwolken, wie die Wahlen 2016 und die zahlreichen
sozialen Konflikte, über dem peruanischen Himmel.
Das langfristige Potential in ausgewählten Sektoren – nicht nur unter dem Boden! - darf jedoch nicht
unterschätzt werden. Dank einer prall gefüllten Staatskasse werden etwa im Infrastrukturbereich einige
Grossprojekte lanciert werden, die interessante Geschäftsmöglichkeiten für Schweizer Unternehmen
eröffnen. Als offene, stabile und überdurchschnittlich wachsende Volkswirtschaft im Zentrum Südamerikas
und als Gründungsmitglied der Pazifikallianz dürfte Peru weiterhin attraktiv für die Schweizer Wirtschaft
bleiben.
10/16
8. Annex
8.1. Liens Internet utiles
Statistiques :
-
Institut national de statistique : www.inei.gob.pe
Commerce : www.aduanet.gob.pe
Investissements : www.proinversion.gob.pe
Législation :
-
http://www.congreso.gob.pe/ntley/default.asp
Ministères :
-
État péruvien : www.peru.gob.pe
Économie et finances : www.mef.gob.pe
Commerce extérieur / tourisme : www.mincetur.gob.pe
Affaires étrangères : www.rree.gob.pe
Energie et mines: www.minem.gob.pe
Industrie et pêche : www.produce.gob.pe
Agriculture : www.minag.gob.pe
Transports et communication : www.mtc.gob.pe
Institutions publiques :
-
Banque centrale : http://www.bcrp.gob.pe
Autorité fiscale et douanière : www.sunat.gob.pe
Agence de promotion des investissements : www.proinversion.gob.pe
Protection du consommateur et propriété intellectuelle : www.indecopi.gob.pe
Marchés publics : www.osce.gob.pe
Médias :
-
El Comercio : www.elcomercioperu.com.pe
El Péruano (journal officiel) : www.editoraperu.com.pe/elperuano
Gestión : http://gestion.pe
Agence de presse Andina : www.andina.com.pe
Instituts d’étude :
-
Instituto Peruano de Economía: www.ipe.org.pe/
Macroconsult: www.macroconsult.com.pe/
Institutions Suisse :
-
Chambre de Commerce Suisse au Pérou (CCSP) : www.swisschamperu.org
-
Blog de l’Ambassade de Suisse: www.blogembajadasuizaenperu.org
11/16
8.2. Kennzahlen
Indikator
2010
2011
2012
2013
2014
2015*
2016*
2017*
2018*
2019*
BIP Wachstum (in %)
8.4
6.5
5.9
5.7
2.4
4.2
5.3
5.0
4.6
4.5
Nominales BIP (USD Mrd.)
149
171
193
202
203
203
216
231
246
262
BIP pro Kopf (USD)
5042
5725
6395
6642
6586
6510
6870
7260
7660
8090
BIP pro Kopf (USD PPP)
8680
9330
9940
10550
10840
11290
11930
12620
13360
14090
1.5
3.4
3.7
2.8
3.2
2.7
3.0
3.1
3.1
3.0
Inflation (Jahresdurchschnitt)
Budgetdefizit (% des BIP)
-0.2
2.0
2.3
0.9
-0.1
-0.5
0.1
0.2
0.2
0.3
Öffentliche Schulden (% des BIP)
24.3
22.1
20.4
19.6
20.1
19.6
18.5
17.7
17.1
16.7
6.6
7.9
5.2
6.5
6.6
6.1
5.9
5.5
5.5
5.6
-2.4
-1.9
-2.7
-4.4
-4.1
-4.6
-4.2
-4.1
-3.3
-2.8
1.2
7.1
5.6
-2.3
-0.1
3.2
4.5
4.9
5.3
5.3
Offizielle Arbeitslosenzahl (%)
Leistungsbilanz (% des BIP)
Exportwachstum (in %)
* Prognose
Quelle: EIU
8.3. Wirtschaftsstruktur (in % BIP)
Sektor
Landwirtschaft
Fischerei
Rohstoffe
Industrie
Elektrizität und Wasser
Bau
Handel
Dienstleistungen
Staatl. Dienstleistungen
2000
2013
7.0
0.8
13.2
15.7
1.7
4.6
10.0
42.1
5.0
5.3
0.5
12.1
15.1
1.7
6.9
11.0
42.6
4.8
(2014 noch nicht erhältlich)
Quelle: Instituto Nacional de Estadísticas e Informática (INEI) – www.inei.gob.pe
12/16
8.4. Handelspartner 2014
CH@WORLD: A352
Pays
1
2
3
4
5
6
…
Chine
Etats-Unis
Suisse
Canada
Japon
Brasil
…………
Exportations
Part
(FOB USD millions)
par le pays de
résidence
6’968
18.3%
16.0%
6’088
2’641
6.9%
2’509
6.6%
1’580
4.2%
1’592
4.1%
…………
3 Suisse
Total
2’641
37’840
Pays
1
2
3
4
5
6
…
Chine
Etats-Unis
Brésil
Equateur
Mexique
Alemagne
…………
Importations
Part
(CIF USD millions)
par le pays de
résidence
8’413
21.1%
8’380
20.9%
2’323
4.8%
1’929
4.4%
1’818
4.6%
1’588
3.2%
…………
6.9% 29 Suisse
100%
Total
194
42’041
0.49%
100%
Source: Superintendencia nacional de aduanas y de administración tributaria (SUNAT) – www.sunat.gob.pe
13/16
8.5. Bilateraler Handel zwischen der Schweiz und Peru 1990 - 2014
„Konjunktursicht" (Total 1): ohne Gold in Barren und andere Edelmetalle, Münzen, Edel- und Schmucksteinen sowie
Kunstgegenständen und Antiquitäten. Erst seit Anfang 2015 publiziert die Eidgenössische Zollverwaltung die
statistischen Daten über den Aussenhandel der Schweiz mit Gold, Silber und Münzen.
Import
Export
Jahr
Menge (Kg)
Wert (CHF)
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
7'725'482
5'398'816
3'573'726
2'734'508
3'336'183
3'279'945
2'767'796
3'456'886
3'812'937
3'982'802
4'545'699
4'130'916
4'062'353
4'554'950
5'752'469
7'549'078
8'498'760
10'088'157
17'405'364
14'541'345
15'286'232
16'584'400
19'001'898
22'014'471
25'724'978
29'419'060
27'720'582
17'803'350
16'344'445
15'320'560
15'393'137
12'372'191
16'896'714
19'108'548
18'967'049
20'752'533
15'921'293
14'432'792
19'033'184
20'045'578
21'632'093
31'529'268
35'985'337
54'902'400
40'570'056
43'378'676
46'367'392
70'449'965
83'363'268
84'082'319
Wert +/- %
Menge (Kg)
0.1
-5.8
-35.8
-8.2
-6.3
0.5
-19.6
36.6
13.1
-0.7
9.4
-23.3
-9.3
31.9
5.3
7.9
45.8
14.1
52.6
-26.1
6.9
6.9
51.9
18.3
0.9
1'964'622
1'951'811
1'801'730
1'852'246
2'602'103
2'611'475
2'090'624
2'759'040
2'856'772
2'428'490
1'937'634
2'078'378
2'171'028
2'052'161
2'613'803
2'661'201
2'787'857
3'055'433
3'179'257
2'355'843
3'355'359
3'147'091
4'482'933
3'357'513
3'702'074
Wert (CHF)
61'125'549
73'018'426
61'019'339
63'342'781
81'060'751
71'654'864
52'558'694
85'222'153
98'339'595
61'751'779
73'761'833
65'128'529
67'977'763
62'500'082
65'554'560
97'453'656
86'651'948
101'320'154
120'355'389
94'465'496
127'868'063
114'097'806
162'110'482
181'531'945
150'549'780
Wert +/- %
-0.9
19.5
-16.4
3.8
28
-11.6
-26.7
62.1
15.4
-37.2
19.4
-11.7
4.4
-8.1
4.9
48.7
-11.1
16.9
18.8
-21.5
35.4
-10.8
42.1
12
-17.1
Exporte und Importe seit 1990 (CHF Mio.) ohne Gold
Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung; Impex
14/16
8.6. Handel nach Produktegruppen
EXPORTE - Warengruppe (2-stellige Tarifgruppen)
Elektrische Maschinen, Apparate, Geräte und andere elektrotechnische
Waren sowie Teile davon; Tonaufnahme- oder Tonwiedergabegeräte,
Bild- und Tonaufzeichnungs- oder -Wiedergabegeräte für das Fernsehe
Kernreaktoren, Kessel, Maschinen, Apparate und mechanische Geräte;
Teile dieser Maschinen oder Apparate
Uhrmacherwaren
Pharmazeutische Erzeugnisse
Optische, photographische oder kinematographische Instrumente,
Apparate und Geräte; Mess-, Prüf- oder Präzisionsinstrumente, apparate und -geräte; medizinische und chirurgische Instrumente,
Apparate
Organische chemische Erzeugnisse
IMPORTE - Warengruppe (2-stellige Tarifgruppen)
Echte Perlen oder Zuchtperlen, Edelsteine, Schmucksteine oder
dergleichen, Edelmetalle, Edelmetallplattierungen und Waren daraus;
Phantasieschmuck; Münzen
Geniessbare Früchte; Schalen von Zitrusfrüchten oder von Melonen
(Bananen, Avocados, Mangos)
Zinn und Waren daraus
Kaffee, Tee, Mate und Gewürze
Gemüse, Pflanzen, Wurzeln und Knollen, zu Ernährungszwecken
Zubereitungen von Gemüse, Früchten oder anderen Pflanzenteilen
Wert
(Millionen USD)
Wert USD
+/- %
38
65
33
24
24
-30.1
-19.1
3
14
9
-62.6
19.9
Wert
(Millionen USD)
Wert USD
+/- %
2'587
-
33
16
10
9
5
14.5
-2.5
2
-5
14.5
Quelle: EZV / Impex, Stand: 07.04.2015
15/16
8.7. Principaux pays investisseurs (selon la domiciliation de la maison mère) 2014
Module CH@WORLD: A356
Rang
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Pays
Investissements directs (Mio. USD)
(stock)
Part
Espagne
Royaume Uni
Etats-Unis
Pays-Bas
Chili
Brésil
Colombie
Canada
Panama
Luxembourg
Mexique
Suisse
4’491
4’322
3’192
1’532
1’487
1’166
1’079
1’070
947
543
487
457
19.3%
18.6%
13.7%
6.6%
6.4%
5.0%
4.6%
4.6%
4.1%
2.3%
2.1%
2.0%
Total
23'283
100%
Quelle: “Agencia de promoción de la inversión privada” (ProInversión)
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