Bibliotheksgalaxis

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Bibliotheksgalaxis
Bibliotheksgalaxis
Die Bibliotheksgalaxis ist Bestandteil der Basisbausteine im Projekt „Öffentliche Bibliothek
und Schule – neue Formen der Partnerschaft“ der Bertelsmann Stiftung (www.bertelsmannstiftung.de/project.cfm?lan=de&nid=818&aid=768). Sie beruht vor allem auf den
Erfahrungen von Bibliothekaren öffentlicher Bibliotheken im Umgang mit Schulklassen und
wurde im Folgenden geringfügig überarbeitet, v. a. gekürzt.
Zielgruppe: Schüler der Jgst. 7 - 10,
die die Bibliothek noch nicht kennen
Dauer:
90 Minuten
Grundidee
Die Bibliotheksgalaxis stellt das Ersteinführungsangebot für die Jgst. 7 - 10 dar. Je
nach Klasse, Mitarbeiterpotential und persönlichem „Stil“ gibt es verschiedene Formen
der Bibliotheksgalaxis. Die einzelnen Elemente sind austauschbar; ein Element kann
weggelassen oder durch ein anderes ersetzt werden. Auch kann das Thema variieren,
das heißt, es kann über die Aspekte der Galaxien und des Weltraumes hinausgehen.
So wie im Weltraum unzählige Galaxien existieren, sind in der Bibliothek unendlich viele
Themen und Informationen zu finden. Durch die neuen Medien und den Zugang zum
Internet ist die Bibliothek noch stärker als früher zu einem eigenen kleinen Universum
geworden. Der Begriff „Bibliotheksgalaxis“ ist eine Wortschöpfung, die erinnert an „Star
Trek“, „Enterprise“ und „Raumschiff Voyager“ – und das im Zusammenhang mit Bibliothek!
Grundidee ist, die Bibliothek mit dem Universum zu vergleichen. Durch die im ersten
Moment verblüffende Eröffnung durchkreuzt die Konzeption eventuell vorhandene
negative Vorurteile („Bibliothek ist langweilig!“). Über den Einsatz von Musik, Plakaten,
Vorlesen und Bewegung wird ein positives emotionales Erlebnis erzeugt. Zwei Elemente
sind für die Konzeption besonders entscheidend: Ein zentrales Moment ist die Präsentation
der Freizeitmedien, um ein negatives Image der Bibliothek vollends zu widerlegen („Die
haben nur alte Bücher!“). Da Jugendliche nicht „geführt“ werden wollen, liegt zum anderen
ein deutlicher Schwerpunkt auf der eigenständigen Erkundung der Bibliothek.
Klassenführungen sind bisher zumeist auf reine Wissensvermittlung ausgerichtet. Wenn
die Lehrer den Termin zur Klassenführung bekannt geben, haben die Schüler keine Lust
dazu und die Lehrer auch nicht, da sie ihrer Klasse nichts Attraktives anzubieten haben und
sie schon daran denken, wie sie die Schüler im Zaum halten werden. Klassenführung – ein
Pflichtprogramm.
Das Konzept der Bibliotheksgalaxis ist anders. Die Schüler sollen nicht mit schwierigen
Sachverhalten wie „Systematik“, „OPAC“, „Signatur“ etc. verunsichert werden und den
Eindruck mit nach Hause nehmen: „Da finde ich nie etwas.“, sondern ohne jegliches
Spezialwissen während der Bibliotheksgalaxis die Bibliothek benutzen, eine Fragestellung
lösen und nach dem Besuch das Gefühl haben: Eine Bibliothek zu benutzen, ist
selbstverständlich. Erlebnis, Bewegung, Überraschung, Phantasie und Kommunikation sind
Assoziationen zur Bibliotheksgalaxis. Die Bibliotheksgalaxis soll ein Ereignis, eine Attraktion
werden.
BIBLIOTHEKSGALAXIS
STAND: APRIL 2003
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Ziele der Führung
Spaß an Büchern und Nutzen von Medien vermitteln
Bibliothek auf neue Weise entdecken
Langfristige Bibliotheksnutzung festigen
Methoden
Die Bibliothek wird mit dem Universum verglichen. In Anlehnung an Douglas Adams findet
eine Reise statt: „Per Anhalter durch das Biblioversum“. Um die Ziele der Klassenführung
Bibliotheksgalaxis zu erreichen, werden folgende Methoden angewendet:
An das Freizeitverhalten der Schüler anknüpfen
Wiedererkennungseffekte schaffen
Medieninhalte transparent machen
Bibliothek mit dem Universum vergleichen
Multimediale Ansprache über mehrere Sinne: Bilder, Musik, Sprache, Bewegung
Ereignis-Charakter schaffen
Struktur und Leistungsspektrum der Bibliothek vorstellen
Schüler als junge Bibliotheksnutzer ernst nehmen
Vorbereitung
Moderationswand mit Papier bekleben, mit dem Wort »Universum« beschriften
Schild mit der Aufschrift »Biblioversum« bereitlegen, ebenso
Ghettoblaster und entsprechende Musik (siehe unten)
Medien zur Präsentation
Texte
Karten mit im OPAC zu suchenden Medien
Leseausweise der Schüler
Durchführung
Vergleich von Universum und Bibliothek (ca. 5 Minuten)
Wenn die Schulklasse die Bibliothek betritt, ertönt bereits das Intro aus Richard Strauß’
„Also sprach Zarathustra“, das durch Stanley Kubricks Film „2001 – Odyssee im Weltraum“
zum Synonym für das Universum geworden ist. Denkbar ist hier auch eine andere
Musik, z. B. das Erkennungsthema aus „Star Wars“ oder „Star Trek“. Wichtig ist nur, dass
durch die Musik bereits Assoziationen zum Weltall hervorgerufen werden. Die Schüler
befürchten in der Regel, einen langweiligen Vortrag des Bibliothekars zu hören, doch genau
dies geschieht nicht. Der Bibliothekar/Lehrer bittet einen Schüler, das Universum an die
Moderationswand zu zeichnen. Falls kein Schüler dazu in der Lage ist, sollte man zuerst
mit unserem Sonnensystem beginnen. Der Bibliothekar kann dann erklären, dass unser
Sonnensystem zusammen mit anderen eine Galaxie bildet, nämlich die Milchstraße. Das
Universum besteht nach dem gegenwärtigen Forschungsstand aus unzähligen Galaxien
und ist wahrscheinlich unendlich. Anschließend stellt der Bibliothekar die Frage, ob das
Universum mit der Bibliothek zu vergleichen ist. In der Regel kann man die Jugendlichen mit
diesem Einstieg aus der Reserve locken. Man kann mit den meisten Klassen sehr lebendig
über folgende Analogien diskutieren: Jedes Buch stellt eine eigene Welt dar, in die man sich
hineinversetzten kann. Alle Planeten eines Sonnensystems umkreisen ihre Sonne; in der
Bibliothek stehen alle Bücher, die um das gleiche Thema kreisen im selben Regal. Mehrere
locker miteinander verbundene Sonnensysteme (Sachgruppen zu verwandten Themen)
bilden Galaxien (z. B.: Naturwissenschaften = Astronomie, Geologie, Chemie, Physik,
Biologie). Auch kann man mit den Schülern sehr gut die Frage diskutieren, ob denn
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die Bibliothek unendlich ist. Zwar ist die Bibliothek räumlich und in der Anzahl ihrer Medien
endlich, doch ist sie über das vorhandene Wissen in den Medien, ständige Neuzugänge und
Abgänge und über das Internet für menschliche Verhältnisse tatsächlich unendlich.
Erkundung des „Biblioversums“
(Medienpräsentation 10 Minuten, Mediensuche 10 Minuten)
Nun stellt der Bibliothekar die Bücher und Medien der Bibliothek, die Jugendliche besonders
interessant finden, vor (z. B. Bücher aus den Reihen „Star Wars“, „Das Schwarze Auge“,
„Fear Street“, „Boyz ’n’ Girls“; Romane von Wolfgang Hohlbein, Agatha Christie, Brigitte
Blobel oder Stephen King, Schülerhilfen, Ratgeber zu Mode und Styling, Zeitschriften,
Hörbücher, CDs, Songbooks, Comics und CD-ROMs). Dieser Part ist unerlässlich für die
Leseförderung, denn hier entscheidet sich, ob die Jugendlichen die Bibliothek nutzen
werden oder nicht. Deshalb ist es so wichtig, die Interessen der Jugendlichen genau
zu treffen und mit dem Bestand zu überzeugen. Durch die kurze Medienpräsentation
motiviert, können die Schüler nun die gesamte Bibliothek zu den Klängen von TechnoMusik selbstständig erkunden. Der einzige Auftrag besteht darin, eine interessante Welt (ein
Medium) zu finden und mitzubringen. Durch eine im ganzen Bibliotheksbereich hörbare
Musik ist der Zeitraum der Suche klar bestimmt.
Per Anhalter durch das Biblioversum (10 Minuten)
Inzwischen hat der Bibliothekar über das gemalte Universum ein Schild mit der Aufschrift
„Biblioversum“ gehängt. Nun stellt er das Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ von
Douglas Adams vor und liest einen kurzen Textabschnitt daraus. Um selbst einen
Reiseführer durch das „Biblioversum“ zu erstellen, braucht man zuerst einmal eine
Karte. Da der Bibliothekar inzwischen über das Universum an der Moderationswand ein
dreidimensionales Bibliotheksgebäude gemalt hat, können nun alle einzeichnen, wo sie ihr
Buch gefunden haben und zu welcher Sachgruppe es gehört. Auf diese Weise entsteht eine
Orientierungskarte der Bibliothek. Dabei wird auch erläutert, was Signaturen sind und was
sie bedeuten.
Das elektronische Weltraumregister (15 Minuten)
Als nächstes beschäftigen wir uns mit dem Register der Sehenswürdigkeiten, das jeder
Reiseführer enthalten sollte. In der Bibliothek ist das der elektronische Katalog (kurz OPAC =
Online Public Access Catalogue). Ein paar Schüler ziehen mit Suchkärtchen los, auf denen
Titel von Büchern notiert sind. Sie sollen mit Hilfe des OPAC die dazu gehörige „Adresse“
(Standort = Signatur) notieren. Wenn sie dies geschafft haben, suchen andere Schüler die
dazugehörigen Bücher heraus. In den Pausen, die sich durch diese Vorgehensweise für die
anderen Schüler ergeben, liest der Bibliothekar kurze Texte vor, um zu zeigen, wie spannend
und informativ Buchinhalte sein können.
Suche zu vorgegebenen Themen (15 Minuten)
Es werden Gruppen gebildet, die zu folgenden Themen Definitionen suchen und Standorte in
der Bibliothek ausfindig machen. Die Ergebnisse werden von jeder Gruppe aufgeschrieben.
Science Fiction
Horoskope / Sternbilder
Sterne der Milchstraße
Star Trek
Erste Mondlandung
Planeten
Dieser Baustein kann ausgeweitet werden. Er kann auch durch ein anderes Thema ersetzt
werden (Die Bibliotheksgalaxie ist unendlich!) und somit ein Unterrichtsthema begleiten und
vertiefen oder in der Bibliothek beginnen lassen.
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Stöbern und Ausleihe (unverzichtbarer Baustein, 15 Minuten)
Jeder Schüler kann nun auf seine eigene Art und Weise die Vielfalt der Bibliothek entdecken
und sich die Medien aussuchen, die er ausleihen möchte. Vor der Verbuchung der Medien
versammelt sich die Klasse noch einmal, und die Ausleihmodalitäten werden kurz erklärt.
Es könnten evtl. kleine Handzettel (mit galaktischem Motiv) verteilt werden, auf denen
die wichtigsten Informationen vermerkt sind (Ausleihzeit, Verlängerungsmöglichkeit,
Öffnungszeiten etc.).
Ausklang (10 Minuten)
a) Rätsel
Das Rätsel lautet: „Gibt es überhaupt Bibliotheken, oder ist alles nur eine Illusion?“ Alle
haben fünf Minuten Zeit, Beweise zu sammeln (Auch das Bibliothekspersonal muss
damit rechnen, als Beweis herbeigeholt zu werden.). Der beste Beweis wird prämiert.
Anschließend treffen sich alle im Kreis und präsentieren ihre Beweise (mit Begründung).
Gemeinsam wird über den besten Beweis abgestimmt, und ein Preis wird verliehen.
b) Verabschiedung
Alle versammeln sich. Dann erfolgt die Verabschiedung, und die Schüler bekommen die
Frage mit auf den Heimweg: „Was passiert mit dem Wissen, wenn es keine Bibliotheken
mehr gibt?“ Wer Lust hat, kann die Antwort in Form einer kurzen (mindestens drei Seiten
DIN A5) Fantasy-Story in der Bibliothek abgeben und damit teilnehmen am „Fantasy-Pokal“
(regional / landesweit / bundesweit).
c) Hausaufgabe
Der Lehrer gibt die Hausaufgabe bekannt, die mündlich, schriftlich, bildlich oder akustisch
gelöst werden kann: „Kann man eine Bibliothek mit dem Universum vergleichen?“.
Durch die Hausaufgabe integriert der Lehrer die Führung in seinen Unterricht und
verdeutlicht, dass der Bibliotheksbesuch nicht einfach beendet ist. Die ungewöhnlichen
Möglichkeiten der Präsentation der Hausaufgabe machen das sonst eher Ungeliebte reizvoll.
Literaturangaben
Per Anhalter durch die Galaxis: Comic / von Douglas Adams u. a.,
Hamburg: Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, 1995, ISBN 3-8077-0299-7
Anhang: Beispiele für Rechercheaufgaben am OPAC
(müssen der jeweiligen Bibliothek angepasst werden)
Suche im OPAC nach dem Titel „The Horror Diamond“. Finde heraus, welcher Autor
dieses Buch geschrieben hat und bringe ein Buch des Autors mit.
Suche im OPAC unter dem Schlagwort „Kosmetik“ die Sachgruppe heraus, in der die
meisten Medien über Kosmetik zu finden sind. Suche dir dort ein Buch deiner Wahl und
bringe es mit.
Suche im OPAC unter dem Titel „Degrassi Junior High“ und finde die Anzahl der Bücher
heraus, die es in dieser Reihe gibt. Bringe ein Buch deiner Wahl mit.
Suche im OPAC unter dem Titel „Gangsta‘s Paradise“. Was ist das für ein Medium und
von welcher Person stammt es? Suche das Medium und bringe es mit.
Suche im OPAC unter dem Schlagwort „Aquarium“ und finde die Sachgruppe heraus,
in der die meisten Medien über Aquaristik zu finden sind. Suche dir dort ein Buch
deiner Wahl und bringe es mit.
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Suche im OPAC unter dem Schlagwort „Karate“ und finde heraus, in welchem Buch „Die
internationalen Regeln“ zu finden sind. Bringe das Buch mit.
Der Titel eines bekannten Buches heißt „Spiegelzeit“. Finde am OPAC heraus, wer dieses
Buch geschrieben hat. Suche das Buch im Regal und bringe es mit.
Suche im OPAC unter dem Titel „Mode zeichnen und entwerfen“. Finde heraus, welche
Signatur dieses Buch trägt und wo es zu finden ist! Bringe das Buch mit.
Suche im OPAC unter dem Schlagwort „Fußball“ und finde die Anzahl der Sachvideos
heraus, die wir zu diesem Thema in der Bibliothek haben. Bringe ein Video mit.
Suche im OPAC unter dem Schlagwort „Mode“ und finde die Sachgruppe heraus, in der
die meisten Bücher über Mode zu finden sind. Bringe zu diesem Thema ein Buch deiner
Wahl mit.
Suche im OPAC unter Autor nach dem Rapper „Snoop Doggy Dog“.
Welche CDs gibt es von ihm in der Bibliothek? Suche dir eine CD und bringe sie mit.
Suche im OPAC unter dem Titel „Italien“. Finde ein Buch über die
Fußballweltmeisterschaft in Italien und bringe es mit.
Suche im OPAC nach dem Autor „Raymond Feist“ und schreibe die Titel der Bücher auf,
die es von ihm in der Bibliothek gibt. Suche dir ein Buch von diesem Autor und
bringe es mit.
Suche im OPAC unter dem Schlagwort „Taekwondo“ die Anzahl der Bücher heraus, die
wir in der Bibliothek zu diesem Thema haben. Bringe ein Buch deiner Wahl mit.
Suche im OPAC unter dem Schlagwort „Inline-Skating“ einen Titel zu diesem Thema
heraus und bringe das Buch mit.
Suche im OPAC unter Autor nach dem Schauspieler „Keanu Reeves“. Finde heraus, von
welchen Filmen Videos in der Bücherei vorhanden sind, in denen er mitgespielt hat.
Bringe eines der Videos mit.
Suche im OPAC unter dem Schlagwort „Basketball“. In welchem Buch findest du „Die
internationalen Regeln“? Suche das Buch und bringe es mit.
Suche im OPAC unter dem Schlagwort „Italien“. Finde eine CD-ROM zum Thema Italien
und bringe sie mit.
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