NewsGear 2000 ê Stand der Technik - WAN-IFRA

Transcrição

NewsGear 2000 ê Stand der Technik - WAN-IFRA
Redaktion
Kerry Northrup
Dezember 1999
zeitungstechnik
Redaktion der Zukunft
NewsGear 2000 – Stand der Technik
Seit mehr als 30
Jahren arbeiten
Zeitungen daran,
redaktionelle Aktivitäten zu digitalisieren. Als Stichworte können
beispielsweise
der elektronische
Seitenumbruch, datenbankgestützte
Bildarchive, die
Erstellung von Infografiken mit Macintosh-Rechnern,
Satellitenverbindungen zu Agenturdiensten, die
elektronische Bildredaktion, die
vernetzte Textbearbeitung und das
Web-Publishing
genannt werden.
Newsgear 2000: die mobile Multiple-Media-Ausrüstung für den Journalisten im dritten Jahrtausend.
All dies hat für eine regelrechte
Revolution bei der Produktion und im Erscheinungsbild vieler Zeitungen gesorgt.
Dennoch hat diese Revolution „kaum
dazu beigetragen, die Qualität der Artikel
zu verbessern“, schreibt Tom Boyer, Wissenschaftsredakteur der amerikanischen
Zeitung Seattle Times, im American Journalism Review. „Seit der erste PC auf den
Markt kam, sind mehr als 20 Jahre vergangen, und trotzdem arbeiten viele Redakteure bei großen, erfolgreichen Zeitungen
nach wie vor in vernetzten IT-Umgebungen
aus grauer Vorzeit: mit Mainframe-Rechnern verbundene „dumme“ Terminals und
auf 70er-Jahre-Technologie basierende spezielle Textverarbeitungssoftware. Der Zugriff auf das Internet ist oft nur mit einigen
wenigen PCs irgendwo im Redaktionsbüro
oder über den privaten Internet-Zugang zu
Hause möglich.“
T. Boyer beschreibt hier die Situation
bei vielen Zeitungen in den USA; die Ifra
hat jedoch festgestellt, daß überall auf der
Welt noch ähnliche Zustände in Redaktionen anzutreffen sind.
Und der Internet-Zugang ist nur eines von vielen Beispielen dafür, daß die
Technologierevolution offenbar einen Bogen um die Redaktion macht. Wenn Reporter und Redakteure jedoch die Möglichkeit
bekommen, bei ihrer Arbeit ebenfalls von
den Fortschritten in der Informationsmanagement- und Recherche-Technologie, in
NewsGear und das NewsGear-Logo sind eingetragene
Marken der Ifra und des Ifra Centre for Advanced
News Operations.
44
der Dokumenten- und Bildverarbeitung sowie von modernen Kommunikations-Tools
und der verbesserten Benutzerfreundlichkeit von Computern und digitalen Tools zu
profitieren, wird sich dies mit Sicherheit
positiv auf die ihre Produktivität und Leistung auswirken. Vielen dieser Technologien kommt sogar eine entscheidende Bedeutung zu – sie werden benötigt, damit die
traditionelle Redaktion für den Nachrichtenmarkt des 21. Jahrhunderts gerüstet ist.
Vor diesem Hintergrund hat die Ifra
ihr Projekt Advanced Journalist Technology (AJT) auf den Weg gebracht, das jetzt
im zweiten Jahr läuft. Die AJT-Projektgruppe entwickelt Szenarios für die Arbeit
von Redaktionen im digitalen Informationszeitalter, Produkte und Technologien
werden im Hinblick auf ihre Eignung für
moderne Redaktionsumgebungen geprüft,
und die besten Produkte werden in das
NewsGear-Ausrüstungspaket aufgenommen, das der Nachrichtenbranche und Anbietern von Nachrichtentechnologie auf der
ganzen Welt als Muster dienen soll.
Im ersten Jahr fing die AJT-Projektgruppe bei null an und entwickelte erstmals ein NewsGear-Paket. Das Ergebnis ist
ein vollständiger, autonomer, mobiler und
Multiple-Media-fähiger Redaktionsarbeitsplatz, der problemlos in einen Rollkoffer
mit Handgepäck-Standardmaßen paßt und
weniger als 10 000 US-$ kostet. NewsGear
’98-’99 setzt sich ausschließlich aus auf
dem Markt erhältlichen Hardware- und
Software-Produkten zusammen, die von
der Ifra auf ihren Funktionsumfang und
ihre Zuverlässigkeit hin untersucht wurden
und Reporter in die Lage versetzen, so gut
wie unabhängig an entlegenen Nachrichtenschauplätzen zu arbeiten, ohne auf
direkte Kommunikationsmöglichkeiten mit
Kollegen, Managern und Ressourcen verzichten zu müssen. NewsGear ’98-’99 umfaßte deshalb die zum damaligen Zeitpunkt
neuesten Produkte aus den Bereichen ultraleichte Laptops, digitale Videokameras und
Audiorecorder, tragbare Scanner und
Drucker, drahtlose Kommunikations- und
Netzwerktechnologie, Spracherkennung,
Handschrifterkennung, Satellitennavigation, Browser-gestütztes Digital Asset Management sowie weitere Komponenten.
zeitungstechnik
Dezember 1999
In diesem Jahr vergaben wir im Rahmen AJT-Projekts das NewsGear-Prädikat
an sechs neue Produkte bzw. Technologien,
die das ursprüngliche Ausrüstungspaket
entweder ergänzen oder weitere Aspekte im
Redaktionsbereich abdecken – einschließlich der von T. Boyer genannten Anforderung: Web- und E-Mail-Zugriff für alle
Reporter.
Das Upgrade NewsGear 2000 setzt
sich aus folgenden Produkten zusammen:
> PC Card-Laufwerk Iomega Clik! mit
Wechseldatenträgern: eine clevere Lösung
zur Sicherung und Weitergabe von Dateien.
> Tastatur GoType! von LandWare:
macht den Palm-PDA zu einem effektiven
Werkzeug für die Texteingabe.
> Zwei-Megapixel-Digitalkamera Nikon
Coolpix 950: digitale Fotos in hervorragender Qualität zu einem niedrigen Preis.
> CapShare Portable e-Copier von
Hewlett-Packard: problemlose Dokumentenerfassung für Redaktionsdatenbanken.
> iPhone von InfoGear: ein Vorreiter
der ersten Generation leistungsfähiger Internet-Geräte der Nach-PC-Generation.
> ThemeScape von Cartia: eine innovative Technologie für die Darstellung und
das Management von Nachrichtenmaterial.
Warum ein Upgrade?
Da das AJT-Projekt mittlerweile in
das zweite Jahr geht, hatte sich die Ifra
darauf eingestellt, alle im letzten Jahr ausgewählten Produkte durch in diesem Jahr
auf den Markt gekommene, neuere und
bessere Produkte zu ersetzen. Schließlich
scheint die Innovationsgeschwindigkeit
derzeit so hoch zu sein, daß die meisten
elektronischen bzw. digitalen Produkte
schon nach wenigen Monaten veraltet sind.
Die Hüter des Ifra-Budgets waren jedoch hocherfreut über die Tatsache, daß
sich alle im letzten Jahr für das NewsGearPaket ausgewählten Produkte auch zwölf
Monate später noch mit dem aktuellen Angebot auf dem Markt messen konnten. Die
digitale MPEG-Videokamera von Hitachi
ist nach wie vor eine hervorragende Wahl
für den Multimedia-Reporter. NaturallySpeaking von Dragon Systems ist weiterhin
eine der am besten für den Journalismus
geeigneten Spracherkennungsanwendungen. Das CrossPad von Cross Pen ist bei Erfassung handgeschriebener Notizen und
der Konvertierung in digitalen Text immer
noch konkurrenzlos. Der Storm PageScan
Kerry Northrup
Redaktion
USB ist nach wie vor der einzige tragbare
24-Bit-Farbscanner, bei dem die Stromversorgung über die USB-Verbindung erfolgt,
so daß kein Netzadapter erforderlich ist (allerdings hat Storm inzwischen seine Aktivitäten eingestellt). Das Card Phone von
Nokia ist weiterhin eines der führenden
Geräte im Bereich Computer-Telefonie-Integration. Der Earthmate von DeLorme ist
auch heute noch einer der kleinsten und
benutzerfreundlichsten Computer-kompatiblen GPS-Empfänger. Das FingerabdruckLesegerät U.are.U von Digital Persona steht
auch nach einem Jahr noch für allerneueste
Biometrik-Technologie zur Berechtigungsabfrage ohne Kennwort. NewsEngin ist
weiterhin führend im Bereich Redaktionssysteme mit Browser-Schnittstelle. Und
diese Liste ließe sich noch weiter fortführen. (Eine vollständige Übersicht über die
Produkte des Newsgear-Pakets ’98-’99 ist
in der November-Ausgabe 1998 von zeitungstechnik enthalten. Die Übersicht kann
auch per E-Mail bei [email protected]
angefordert werden.)
Wir könnten stolz behaupten, daß die
ungebrochene Aktualität in den von der
Ifra angewendeten strengen Auswahlkriterien begründet liegt. Bescheidener kann
man jedenfalls feststellen, daß sich die für
Reporter geeignete Technologie nicht so
schnell weiterentwickelt, daß sich Investitionen kaum rechnen. Dies sind nicht nur
gute Nachrichten für IT-Manager und
knauserige Chefredakteure, es sollte auch
ein Trost für Journalisten sein, die viel Zeit
darin investieren müssen, den Umgang mit
den neuen Redaktionstools zu erlernen: Die
Mühe lohnt sich.
Nur in einem vom NewsGear-Paket
abgedeckten Bereich konnten wir im
Im Raumschiff-Enterprise-Kostüm präsentiert Kerry
Northrup die neuesten Tools für Reporter.
Verlauf der letzten zwölf Monate spürbare Fortschritte ausmachen: ultraleichte
Laptops.
Als der Toshiba Portégé 7000CT im
September 1998 als Herzstück des ersten
NewsGear-Pakets ausgewählt wurde, war er
konkurrenzlos. Es handelte sich um den ersten vollwertigen Laptop, der folgendes
bot: ein Gewicht von weniger als zwei
Kilogramm, eine Höhe von weniger als
2,5 cm, ein 12,1-Zoll-Aktivmatrix-Display,
Unterstützung für DVDs und Multimediadateien im MPEG-Format, eine Tastatur in
Normalgröße, eine Docking-Architektur zur
Ergänzung durch verschiedene Peripheriegeräte je nach Reportagesituation sowie
ausreichende Möglichkeiten zur Aufrüstung von Speicher und Festplatte. Es handelte sich also um ein Gerät, das so gut wie
allen damals erhältlichen Desktop-Rechnern Paroli bieten konnte. Zudem bot der
7000CT auch Möglichkeiten zur digitalen
Audio- und Videoausgabe, so daß er nicht
nur für Journalisten aus den Printmedien
von Interesse war.
In der vom starken Konkurrenzdruck
geprägten Laptop-Branche kann sich jedoch kaum ein Hersteller lang auf seinen
Lorbeeren ausruhen. Kaum drei Monate,
nachdem der Portégé im Rahmen der
NewsGear-Präsentation auf der IFRA98
Expo in Lyon vorgestellt wurde, kamen
mindestens drei Rechner auf den Markt, die
beim AJT-Auswahlverfahren ebenfalls gut
abgeschnitten hätten. Toshiba übertraf sich
sogar selbst: Der 7000CT mit 266 MHz
Pentium-II-Prozessor wurde vom Portégé
Die Tastatur GoType! von LandWare eröffnet neue
Nutzungsmöglichkeiten für den Palm III.
45
Redaktion
Kerry Northrup
als Ersatz für die Produkte des NewsGearPakets ’98-’99 konzipiert.
Vier neue Klicks für NewsGear
Beim NewsGear 2000-Upgrade klickt
es gleich viermal. Der erste Klick stammt
vom Iomega Clik! PC Card-Laufwerk. Hierbei handelt es sich um einen mobilen Datenträger in Form einer PC-Card, bei dem
die Dateien auf einem 40 MB fassenden
Clik!-Medium von Iomega gespeichert werden. Bei Clik!-Medien handelt es sich um
robuste Disketten mit Metallgehäuse, die
über einen Durchmesser von nur 50 mm
und eine Dicke von 2 mm verfügen. Der
Clik!-Adapter kann in jeden Standard-Slot
für PC-Cards eingeschoben werden, wie er
auch bei den Toshiba Portégés der Serie
7000 vorhanden ist. Die Clik!-Disketten
werden in das andere Ende der PC-Card
eingesteckt. In Windows werden die Disketten als normale Laufwerke dargestellt.
Das Clik!-Laufwerk wurde deshalb
ausgewählt, weil einige Ifra-Mitglieder bei
der Beurteilung des ersten NewsGearPakets zu der Einschätzung kamen, daß die
drahtlose Dateiübermittlung über Mobilfunk- oder IEEE-802.11-Netze ein etwas zu
ehrgeiziges Ziel darstellte. Ihrer Ansicht
nach muß ein Reporter oder Fotograf über
die Möglichkeit verfügen, umfangreiche
Bild- oder Videodateien auf einem externen Medium zu speichern, um sie in dieser
Form in der Redaktion abliefern zu können,
falls kein Breitband-Internet-Zugang zur
Verfügung steht.
Ein zusätzlicher Vorteil von Iomega
Clik! ist die Tatsache, daß das PC CardLaufwerk problemlos zwischen Laptops
mit entsprechenden Steckplätzen ausgetauscht werden kann, da keinerlei Software
installiert werden muß. Das Laufwerk in
PC-Card-Form kostet zirka 200 US-$, der
Preis der Disketten liegt bei lediglich
zehn Dollar pro Stück.
Der zweite Klick beim NewsGearUpgrade ist das Tippgeräusch der aufklappbaren Tastatur GoType! von LandWare zur
direkten Eingabe von Text in die PalmPDAs (Personal Digital Assistants) von
3Com. GoType! wurde den Ifra-Mitgliedern
bereits in der Juni-Ausgabe 1999 von
zeitungstechnik als NewsGear-Kandidat
vorgestellt und nun offiziell in das NewsGear-Paket 2000 aufgenommen.
Die Einbeziehung des PDA Palm III in
das NewsGear-Paket ’98-’99 wurde oft kri-
Der Scanner für unterwegs: CapShare e-Copier von
Hewlett-Packard.
7010 mit 300 MHz Pentium-II-Prozessor
abgelöst.
Die Portégés der Reihe 7000, die mittlerweile auch den Portégé 7020 mit noch
schnellerem Prozessor und größerem Display umfaßt, bleiben jedoch auch im zweiten Jahr auf dem Siegertreppchen: Im Laufe des letzten Jahres hat sich gezeigt, daß
der Portégé hart im Nehmen, zuverlässig
und hervorragend für die Texteingabe geeignet ist. Je nach Anforderungen und Prioritäten der Zeitungen können jedoch auch
andere Rechner in Betracht gezogen werden: eNote von eMachine, IBM 570, das
LifeBook L470 von Fujitsu und das PowerBook G3 von Apple.
Beim hier angesprochenen PowerBook handelt es sich um die neue, „schlanke“ Version aus der Macintosh-LaptopReihe, bei der jedes Modell verwirrenderweise denselben Namen trägt. Unser Modell
ist etwa drei Kilogramm schwer und mehr
als 2,5 cm hoch, so daß er kaum als
„Leichtgewicht“ einzustufen ist. Im Vergleich zum ursprünglichen PowerBook G3,
das im letzten Jahr wegen seiner Sperrigkeit nicht in das NewsGear-Paket aufgenommen wurde, handelt es sich jedoch um
ein elegantes Werkzeug für den Reporter.
Ein weiteres neues Argument für den
Apple-Rechner ist die Tatsache, daß nun
auch Spracherkennungssoftware für den
Macintosh verfügbar ist. Nachdem im letzten Jahr kein Apple-Produkt das NewsGear-Prädikat erhielt, umwarb Apple
erfolgreich verschiedene Anbieter von
Spracherkennungssoftware und brachte sie
dazu, auch Macintosh-Versionen ihrer
Programme auf den Markt zu bringen.
Da das vorhandene NewsGear-Paket
offenbar noch recht gut in Form ist, wurde
NewsGear 2000 somit als Upgrade, nicht
46
Dezember 1999
zeitungstechnik
tisiert. Von vielen Seiten kam das Argument, daß der Palm kein effizientes Tool
für den mobilen Journalisten ist, schließlich sei ein PDA überflüssig, wenn auch ein
Laptop zur Verfügung steht. Ist dies nicht
der Fall, sei die Texteingabe über die
schwerfällige Schrifterkennungssoftware
des PDA zu umständlich.
Dies ändert sich mit der etwa 300 g
schweren und 25 cm breiten Tastatur GoType!. Das Eindocken des Palm III in die
Tastatur ist einfach: GoType! wird aufgeklappt, und der PDA wird auf einen senkrechten seriellen Anschluß aufgesteckt. Das
Display läßt sich leicht ablesen, und auf
der Tastatur, die fast Normalmaße aufweist,
ist auch Blindschreiben möglich. Der Palm
hat sich somit im Nu zu einer effektiven
und ausgesprochen mobilen Lösung für
Reporter gewandelt, die vor Ort Artikel
schreiben müssen. Ist der Text eingegeben,
kann der Palm von der Tastatur abgenommen und an ein Modem angeschlossen
werden, um den geschriebenen Artikel an
die Redaktion zu übertragen.
Der Preis des Palm III liegt derzeit bei
300 US-$, die entsprechenden Modems
bzw. Mobiltelefon-Adapter kosten rund 150
US-$. Hinzu kommen 80 US-$ für eine GoType-Tastatur (90 US-$ für eine Palm-Vkompatible Tastatur). Für wenig mehr als
500 US-$ pro Person können Zeitungen
also ihre gesamte Freelancer-Mannschaft
an die digitale Welt anbinden. Der Palm
mit GoType-Tastatur ist somit die moderne
Variante des in den 80er Jahren verbreiteten tragbaren Rechners vom Typ Tandy
TRS-80 Modell 100.
Der dritte Klick des NewsGear 2000Upgrade stammt vom Auslöserknopf der
Digitalkamera Nikon Coolpix 950.
Im letzten NewsGear-Paket war nur
eine Kamera enthalten: die Hitachi MPEGCam, die hauptsächlich für die Erfassung
von Ton- und Videosequenzen ausgelegt
ist. Das AJT-Projektteam entschied sich damals deshalb gegen eine Digitalkamera für
unbewegte Bilder, da nur zwei Optionen
zur Wahl standen, die beide nicht angemessen schienen: für professionelle Pressefotografen ausgelegte teure High-End-Geräte,
wie sie von Associated Press und Kodak
vertrieben werden, oder Amateurkameras
mit geringer Auflösung, mit denen kaum
Fotos aufgenommen werden können, welche die für die Reproduktion in Zeitungen
gegebenen Voraussetzungen erfüllen. >
Redaktion
Kerry Northrup
erfolgen, oder man steckt das CompactFlash-Medium in einen Disketten- oder PCCard-Adapter ein.
Wenn die mit einem Preis von 850
US-$ relativ günstige Coolpix also Bilder
liefern kann, die in ihrer Qualität mit denen
von 10 000 oder 15 000 US-$ teuren HighEnd-Kameras vergleichbar sind, fragt man
sich unwillkürlich, welche Argumente noch
für die teurere Variante sprechen.
Es gibt immer noch überzeugende
Argumente dafür, hochqualifizierte Nachrichtenfotografen mit spezieller HighEnd-Ausrüstung an wichtige Nachrichtenschauplätze mit schwierigen Motiven zu
entsenden: hier sind Fotos mit guter
Qualität für Nachrichtenunternehmen unverzichtbar. Als die AJT-Arbeitsgruppe
im letzten Jahr erstmals Szenarios für
zukünftige Workflows entwickelte, kam sie
zu dem Ergebnis, daß auch in Zukunft
Bedarf für Journalisten bestehen wird, die
sich auf ein bestimmtes Medium spezialisiert haben, selbst wenn der Trend offenbar
in Richtung einer Multiple-Media-Ausrüstung für Reporter geht.
Die Coolpix 950 wiegt nur rund
350 g und ist ausgesprochen klein: 14 cm x
7,5 cm x 3,5 cm. Bei dieser Kombination
aus geringen Abmessungen, hoher Qualität
und niedrigem Preis können Redaktionen
nun ernsthaft darüber nachdenken, zehn
oder zwölf dieser Digitalkameras zum Preis
einer High-End-Kamera anzuschaffen, um
auf diese Weise die Zahl der Bildquellen für
die Publikation in gedruckter und elektronischer Form schlagartig zu vervielfachen.
Der vierte Klick ist zu hören, wenn
man den Aktivierungsknopf des CapShare
Portable e-Copiers drückt. Der e-Copier
wurde bis vor kurzem noch unter dem Namen CapShare 910 Information Appliance
vertrieben und wurde den Ifra-Mitgliedern
– ebenso wie die GoType!-Tastatur – bereits vor einigen Monaten zu seiner Markteinführung als NewsGear-Anwärter vorgestellt. Inzwischen hat sich bestätigt, daß
der mittlerweile überarbeitete e-Copier zu
Recht einen Platz im NewsGear-Ausrüstungspaket für Journalisten verdient.
Beim CapShare handelt es sich um
einen Handheld-Scanner, der einfach Ukurvenförmig über die Dokumentfläche
geführt wird. Das Gerät fügt die Flächen
anschließend elektronisch zusammen und
rekonstruiert das Dokument in Form einer
Schwarzweißdatei im PDF- oder TIFF-For-
Mit der Coolpix 950 wurde jedoch
eine neue Generation von verhältnismäßig
preisgünstigen und benutzerfreundlichen
Digitalkameras mit einem CCD-Sensor begründet, der mehr als zwei Millionen Pixel
erfassen kann. Diese sogenannten ZweiMegapixel-Kameras bieten eine für die
Repro-Anforderungen von Zeitungen ausreichende Auflösung. Ein Standardfoto der
Coolpix 950 in einer Bildgröße von 1600 x
1200 Pixeln enthält genug Bilddaten, um
selbst bei einer Reproduktion in A4-Größe
oder in noch größeren Formaten mit der
Fotoqualität von Negativkameras mithalten
zu können.
Im Gegensatz zu den bisher auf dem
Markt verfügbaren Digitalkameras für den
Amateurbereich kann die Coolpix 950 mit
verschiedenen Objektiven bestückt werden,
darunter mit einem Teleobjektiv, dessen
Brennweite 280 mm bei Kleinbildobjektiven entspricht. Die Brennweite des standardmäßig vorhandenen Dreifach-ZoomNikkor-Objektivs entspricht 38 bis 115 mm
bei Kleinbild. Darüber hinaus bietet die
Coolpix umfassende professionelle Einstellungsmöglichkeiten, obwohl sie wegen
ihrer „verbraucherorientierten“ Herkunft
auch über ein hohes Maß an Automatisierung und über zahlreiche Funktionen zur
Bildstabilisierung für weniger erfahrene
Nutzer verfügt.
Die Coolpix 950 ist mit zahlreichen
Funktionen zur Bildkatalogisierung ausgestattet, und die Bilder werden auf CompactFlash-Medien gespeichert, wobei eine 16MB-Karte mindestens 40 Fotos fassen
kann. Die Übertragung der Bilder auf einen
Desktop- oder Laptop-Rechner kann anschließend entweder über ein serielles Kabel
Das iPhone von InfoGear: E-Mail- und Web-Zugriff
ohne hohe Anschaffungskosten.
48
Dezember 1999
zeitungstechnik
mat mit einer Auflösung von 300 dpi. Der
Speicher faßt jeweils bis zu 50 Seiten, die
über eine Hochgeschwindigkeits-InfrarotSchnittstelle an verschiedene Geräte, beispielsweise ein SmartPhone, einen Drucker
oder einen Computer, übertragen werden
können. Die Auflösung ist für eine Weiterverarbeitung mit OCR-Software mehr als
ausreichend, und das PDF-Format ist perfekt für die Speicherung des Dokuments in
einer Redaktionsdatenbank oder für die Bereitstellung auf einer Web-Site geeignet.
Der zu einem Preis von 690 US-$
erhältliche CapShare ist ein einfach zu
nutzendes Tool, mit dem der immer mehr
an Bedeutung gewinnende Aspekt der
Quellensammlung hervorragend abgedeckt
wird.
Das Problem Internet-Zugriff
Wie bereits zu Beginn dieser Kolumne erwähnt, können viele Journalisten nur
unter größten Schwierigkeiten über die
heutige vernetzte Welt berichten, da sie
nach wie vor nicht über ausreichende
Zugriffsmöglichkeiten auf E-Mail und das
World Wide Web verfügen. Es ist nicht
übertrieben, zu sagen, daß diese Kommunikationswege derzeit eine ebenso große
Bedeutung erlangen wie das Telefon. Und
welcher Reporter würde schon gern ohne
Telefon arbeiten?
Dennoch zögern viele IT-Manager
von Zeitungen weiterhin, die Redaktionsarbeitsplätze mit Internet-Zugängen auszustatten. Möglicherweise müssen „dumme“ Terminals durch teure PCs ersetzt
werden. Möglicherweise muß das gesamte
Redaktionsnetzwerk erneuert werden, damit es über die erforderliche Bandbreite
verfügt und Internet-Protokolle unterstützt.
Auf jeden Fall müßten Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, und unter
Umständen wäre sogar die Installation
von Proxy-Servern und eines komplexen
Firewall-Systems erforderlich.
In solchen Fällen ist das iPhone
von InfoGear eine innovative Lösung: Es
wurde in das NewsGear-Paket aufgenommen, weil es sich um ein vom PC
unabhängiges digitales Telefon handelt,
das zugleich als E-Mail-Client und WebBrowser eingesetzt werden kann. Netzwerk,
Firewall, Computer und Telefonanlage sind
nicht erforderlich.
Auf den ersten Blick sieht das iPhone
kaum anders aus als ein High-Tech-Telefon
zeitungstechnik
Dezember 1999
mit 7,4-Zoll-LCD-Display, das beispielsweise zur Anzeige von Anruferdaten oder
eines Anrufprotokolls dienen könnte.
Und tatsächlich verfügt das iPhone über
sämtliche Funktionsmerkmale eines gut
ausgestatteten Telefons, z. B. einen digitalen Anrufbeantworter, eine Freisprecheinrichtung und eine Kurzwahlfunktion.
Die Tatsache, daß sich unter dem
Telefon eine Tastatur in Normalgröße hervorziehen läßt, macht jedoch deutlich, daß
das iPhone noch sehr viel mehr bietet. Es
verfügt über ein 56-K-Modem, über das
PPP-Einwahlverbindungen mit so gut wie
jedem Internet-Provider hergestellt werden
können. Anschließend können mittels der
LCD-Graustufen-Touchscreen über jeden
Standard-POP-E-Mail-Server E-Mails abgerufen, versendet und verwaltet werden.
Darüber hinaus kann der Nutzer mit dem
iPhone im Internet surfen und auch Seiten
mit Java-Komponenten und Multimedia-
Kerry Northrup
Redaktion
Das letzte Produkt im NewsGear
2000-Upgrade ist eine Internet-basierte
Technologie, die den Umgang mit Agenturmeldungen und die Vergabe von Reportageaufträgen durch die Redaktionsleitung
revolutionieren könnte. Die ThemeScape
genannte Technologie von Cartia ermöglicht eine ausgesprochen intuitive Darstellung der Themenschwerpunkte in sämtlichen verfügbaren Meldungen und anderem Nachrichtenmaterial in Form einer
topografischen Karte.
Für manche Bereiche kommt der
Blick auf die Karte dem Blick von einem
Satelliten auf die Erde gleich. Die höchsten,
„schneebedeckten“ Erhebungen sind durch
einen weißen Fleck in der Mitte gekennzeichnet, während die Farbe immer dunkler
wird, je niedriger der betrachtete Bereich
ist. Täler werden also Gebiete in dunklen
Grün- und Brauntönen dargestellt, die
sich zwischen den helleren Bergen hin-
Inhalten (z. B. Video- und Tonsequenzen)
abrufen.
Eine sehr interessante Funktion ist
eine Anzeige am Bildschirmrand, die den
Anwender auf eingegangene E-Mail- und
Voicemail-Nachrichten aufmerksam macht.
Zudem kann das iPhone so eingerichtet
werden, daß es sich zu bestimmten Uhrzeiten automatisch beim E-Mail-Server einwählt und neue E-Mails abruft.
Das zum Preis von 400 US-$ erhältliche iPhone kann entweder über nur eine
Telefonleitung betrieben werden, wobei der
Wechsel zwischen Daten- und Sprachübertragungsmodus automatisch erfolgt, oder
es kann mit zwei Leitungen arbeiten, so
daß der Anwender simultan telefonieren
und im Internet surfen kann. Neben dem
Anschaffungspreis berechnet InfoGear ein
geringes monatliches Entgelt für die Anbindung an ein iPhone-kompatibles Netz.
Einwahlknoten sind weltweit verfügbar.
49
Redaktion
Kerry Northrup
Ein Redakteur könnte also in Zukunft
anhand einer auf einem großen Monitor
angezeigten ThemeScape-Karte der aktuellen Meldungen sofort feststellen, welche
Themen im Mittelpunkt des Interesses stehen und welche Themenbereiche weniger
häufig behandelt werden. Eine wichtiger
neuer Nachrichtenschwerpunkt würde als
Hügel angezeigt, der unvermittelt auftaucht
und schnell zu einem weißen Gipfel heranwächst. Redakteure, die solche Entwicklungen frühzeitig erkennen, können schnell
die entsprechenden Vorkehrungen für die
Berichterstattung treffen. Ebenso könnte
der Redakteur anhand der ThemeScapeKarte Themenbereiche identifizieren, über
die nicht in angemessenem Umfang berichtet wird.
Ein weiterer möglicher Einsatzbereich
für ThemeScape ist die Erstellung einer
Karte mit allen Themen, die eine Zeitung in
den vergangenen vier Wochen behandelt
hat. Einer solchen Karte könnte man beispielsweise entnehmen, daß eine Zeitung
besonders viele Artikel zur Regierungspolitik, jedoch nur sehr wenige aus dem Bereich „Buntes aus aller Welt“ publiziert hat.
Diese Karte kann anschließend über die
entsprechende Karte für ein Konkurrenzprodukt projiziert werden. Einige Erhebungen befinden sich vielleicht an derselben
Stelle und sind ebenso hoch wie auf der
Karte für die eigene Zeitung, andere wiederum nicht, so daß sofort deutlich wird,
wo die individuellen Schwerpunkte der
einzelnen Zeitungen liegen und welche
Zeitung es versäumt hat, über bestimmte
Themen zu berichten. Eine weitere Möglichkeit könnte darin bestehen, eine Karte
mit den Ergebnissen einer Leserumfrage zu
erstellen und diese anschließend auf die
vorhandene Karte mit der tatsächlichen
Themenverteilung zu projizieren, so daß
schnell erkennbar ist, wo die Interessen der
Leser von den Schwerpunkten abweichen,
welche die Redaktion gesetzt hat. Eine
mögliche Variation der thematisch geordneten ThemeScape-Karte wäre eine auf
der tatsächlichen geografischen Position
der betroffenen Regionen basierende Karte,
anhand der intuitiv festgestellt werden
kann, über welche Regionen viel und über
welche wenig berichtet wird.
ThemeScape von Cartia ist ein faszinierendes System. Es ist beachtlich, daß
es einem Unternehmen, das nicht aus
dem Publishing- oder Journalismusbereich
durchwinden. Insgesamt wirken ThemeScape-Karten beinahe dreidimensional, und
schon nach kurzer Zeit hat man sich an
die Darstellung von Bergen und Tälern
gewöhnt.
ThemeScape ist eine Suchmaschine
und ein Server-basiertes Tool zur Auswertung von Nachrichtenmeldungen, das Inhalte mittels einer linguistischen Analyse
miteinander verknüpft. Von den Wettbewerbern unterscheidet sich ThemeScape
jedoch insbesondere durch die Darstellung
der Analyseergebnisse.
Nach der Untersuchung großer Mengen von Nachrichtenmeldungen und der
Zuordnung zu bestimmten Themen zeigt
die Software von Cartia in Form einer
Berg-und-Tal-Formation an, zu welchen
Themen besonders viele Meldungen vorliegen, d. h. welche Themenbereiche von besonders großem Interesse sind. Themen,
über die weniger häufig berichtet wird,
d. h. zu denen eine geringere Zahl an Meldungen vorliegt, werden dementsprechend
als weniger hohe Berge oder nur als kleine
Hügel dargestellt. Hügel, die für verwandte
Themen stehen, befinden sich auf der ThemeScape-Karte nebeneinander, so daß sie
eine Art Bergkette ergeben. Eine isolierte
Erhebung symbolisiert somit ein Thema
bzw. eine Reihe von Meldungen, die nicht
mit anderen Themenbereichen verknüpft
sind. Ein breites, jedoch nicht sehr hohes
Plateau symbolisiert eine Gruppe von Meldungen, zwischen denen eine gewisse, jedoch nicht sehr enge Verbindung besteht;
d. h. in den Meldungen liegt keine Konzentration zu einem ganz bestimmten Themenschwerpunkt vor. Ein Tal zwischen
mehreren Hügeln steht für ein Thema, das
kaum oder gar nicht von den in der Nachrichtendatenbank vorhandenen Meldungen
abgedeckt wird.
Ein Beispiel dafür, wie die Software
mit verschiedenen verfügbaren Nachrichtendatenbanken arbeitet, findet man auf
der ThemeScape Demo-Web-Site unter
www.newsmaps.com.
Auch die vom AJT-Projekt aufgestellten Szenarios haben bestätigt, daß Bedarf
für Tools wie ThemeScape besteht; schließlich steigt die bei Redaktionen eingehende
Materialmenge ständig an, und der Druck
auf die Redakteure, die Flut der von verschiedenen Mitarbeitern und Agenturen
eingehenden Artikel zu bändigen, wächst
immer weiter.
50
Dezember 1999
zeitungstechnik
kommt, gelungen ist, seine Technologie
so erfolgreich auf Nachrichtendatenbanken
anzuwenden. Das AJT-Projekt der Ifra wird
im kommenden Jahr enger mit Cartia zusammenarbeiten, um weitere Anwendungsmöglichkeiten für die ThemeScape-Nachrichtenkarten zu untersuchen.
Reaktion auf NewsGear
Das Projekt Advanced Journalist
Technology wurde ins Leben gerufen, da
bei zahlreichen Ifra-Mitgliedern ein großer
Bedarf an Informationen über die neuesten
Technologien für Redaktionen bestand. Erwartungsgemäß war deshalb das Interesse
am NewsGear-Ausrüstungspaket recht groß.
NewsGear-Präsentationen sind daher
auch eine der am häufigsten nachgefragten
Leistungen des Ifra Centre for Advanced
News Operations. Im vergangenen Jahr
fanden bei Zeitungen aus zwölf Ländern
sowie bei großen Organisationen wie der
World Association of Newspapers und dem
American Press Institute mehr als 30 Präsentationen statt.
Fast immer wurde das mit NewsGear
angestrebte Ziel erreicht: Es wurde eine
Debatte über die Zukunft von Nachrichten,
Redaktionen und Zeitungen angeregt. Einige Beobachter reagieren erwartungsgemäß
mit Bedenken oder einer gesunden Skepsis
darauf, daß Reporter und Redakteure im 21.
Jahrhundert offenbar immer stärker von
der Technik abhängig sein werden. Die
meisten sind jedoch erfreut darüber, daß sie
ihr Spektrum von Möglichkeiten für die
Nachrichtengewinnung erweitern und zuverlässige, effiziente und benutzerfreundliche Tools, die von einer kompetenten Institution wie der Ifra geprüft wurden, in die
Redaktions-Workflows einbinden können.
NewsGear ist nicht als Koffer voller
Geräte konzipiert, den Zeitungen möglichst
komplett kaufen und einsetzen sollten. Es
handelt sich eher um einen Koffer voller
Ideen, aus dem moderne Manager der
Nachrichtenbranche sowie Journalisten
einzelne Komponenten auswählen können,
die ihrer eigenen Vorstellung vom Nachrichten-Publishing im dritten Jahrtausend
entsprechen, um auf diese Weise ihre Zukunftsvisionen in die Realität umzusetzen.
Das auf der IFRA99 vorgestellte
NewsGear 2000-Upgrade ist Teil einer
wachsenden Zahl an Ideen und Konzepten
für die Zukunft. Und an NewsGear 2001
arbeiten wir bereits. <

Documentos relacionados