Gemeinsam sind wir stark

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Gemeinsam sind wir stark
Gemeinsam sind wir stark
Freundschaft und Zusammenhalt – ein wichtiges Motiv bei
Harry Potter und Thema dieser Unterrichtseinheit.
Lernziele
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Ø Die SchülerInnen üben die Analyse und den Vergleich von
Texten.
Ø Die SchülerInnen versuchen den Begriff „Freundschaft“ für
sich definieren zu können
können.
Materialien
Literaturstellen zu Harry Potter (Lehrerinfo)
Arbeitsblatt 1 (2 Seiten): Die 5 Freunde
Arbeitsblatt 2 (1 Seite): Pünktchen und Anton
Arbeitsblatt 3 (1 Seite): Der Denker greift ein
Arbeitsblatt 4 (1 Seite): Anne auf Green Gables
Einstiegsinformation zu Harry Potter
Der Waisenjunge Harry Potter wächst bei seinen nächsten
Verwandten, den Dursleys, Onkel, Tante und Cousin in England
auf. Sein Leben dort ist alles andere als schön: Wo es geht
wird er von den dreien getriezt, und auch in der Schule ist er
mit seiner zerbrochenen Brille und dem strubbeligen Haar ein
Außenseiter.
Erst an seinem 11. Geburtstag erfährt Harry Potter – trotz der
verzweifelten Versuche seiner Verwandten, dies zu verhindern
-, dass er über magische Kräfte verfügt und an der berühmten
Zauberschule Hogwarts aufgenommen wurde. Seine Ankunft
in der magischen Welt wird zu einer Reise ins Unbekannte und
Neue: Plötzlich ist Harry Potter überall bekannt, er wird als
der Star in der jungen Zauberwelt begrüßt. Während seiner
Schullaufbahn findet Harry Potter in der magischen Welt viele
Freunde, mit denen gemeinsam er eine Reihe an Abenteuern im
Kampf gegen den bösen Zauberer Voldemort, der Harrys Eltern
ermordet hat, besteht. Die Sommerferien muss er allerdings
jedes Jahr wieder bei seinen Verwandten verbringen, die ihn
nach wie vor so schlecht als möglich behandeln, allerdings
immer mehr Respekt und auch Angst vor seinen magischen
Kräften bekommen.
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Lehrerinformation
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Gemeinsam sind wir stark
Literaturstellen
Anhand einzelner Literaturstellen versuchen die SchülerInnen
zu analysieren, wie wichtig die Freundschaft für Harry Potter ist
und was Freundschaft für ihn ausmacht.
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Methode
Einzelne Literaturstellen werden gemeinsam oder auch
in einzelnen Gruppen gelesen und mit Hilfe einfacher
Fragestellungen analysiert. Eine Auswahl mit kurzen
Beschreibungen und Anregungen für Diskussionsfragen finden
Sie nachfolgend.
Harry Potter und der Stein der Weisen
Joanne K. Rowling, Carlsen Verlag GmbH: Hamburg 1998.
1. S. 195 oben bis 197: Ein gefährlicher Troll ist in die Schule
eingedrungen. Irrtümlich schließen Harry und Ron Hermine
gemeinsam mit dem Troll ein - daraufhin starten sie eine
Rettungsaktion.
Fragen zur Analyse:
- Sowohl Harry und Ron als auch Hermine beweisen ihre
Freundschaft zueinander. Auf welche Art passiert das?
- Was empfindet Harry Potter, als ihm klar wird, dass Hermine
eine Freundin von ihm ist?
2. S. 237/letzter Absatz bis S. 238 unten: Neville
Longbottom, ein Schulfreund von Harry wird von anderen
wegen seiner langsamen Art und Vergesslichkeit gehänselt,
Harry tröstet ihn.
Fragen zur Analyse:
- Wie unterstützt Harry seinen Freund Neville?
Harry Potter und die Kammer des Schreckens
Joanne K. Rowling, Carlsen Verlag GmbH: Hamburg 1998.
1. S. 19 oben bis S. 20/3. Absatz: Der Hauself Dobby warnt
Harry davor, nach Hogwarts zurückzukehren.
Fragen zur Analyse:
- Harry erhält in dieser Szene eine gefährliche Warnung vom
Hauself Dobby. Was trifft ihn aber am meisten, was tut ihm
am meisten weh?
2. S. 28 oben bis S. 29/2. Absatz: Ron Weasley holt Harry
Potter aus seinem Gefängnis unter der Treppe bei den Dursleys.
Fragen zur Analyse:
- Warum macht sich Ron auf den Weg zu Harry?
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Gemeinsam sind wir stark
Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Joanne K. Rowling, Carlsen Verlag GmbH: Hamburg 1999.
1. S. 15 oben bis S. 20 Mitte: Harry erhält einen
Geburtstagsbrief und ein Geschenk von seiner Freundin
Hermine.
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Fragen zur Analyse:
- Harry rechnet eigentlich mit einem dicken Buch von
Hermine. Warum freut sich Harry so besonders, als
er das Besenpflege-Set auspackt?
Arbeitsblatt 1: Die 5 Freunde
Arbeitsblatt 2: Pünktchen und Anton
Arbeitsblatt 3: Der Denker greift ein
Arbeitsblatt 4: Anne auf Green Gables
Diese vier Arbeitsblätter enthalten Ausschnitte aus der
Kinderliteratur, mit Hilfe derer Sie das Thema „Freundschaft“ im
Unterricht noch weiter vertiefen können.
Methode:
Die Texte können gemeinsam oder auch in einzelnen Gruppen
gelesen und mit Hilfe einfacher Fragestellungen analysiert
werden:
Ø Was verstehen die einzelnen Personen in den
Textausschnitten unter dem Begriff „Freundschaft“ bzw.
„Freund“?
Ø Warum ist es wichtig, dass die einzelnen Personen in den
Textausschnitten Freunde haben?
Ø Etc.
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Gemeinsam sind wir stark
© Sabine Wilharm / CARLSEN
Die 5 Freunde
von Enid Blyton
Julius, Anne und Richard sind Geschwister. Erstmals machen sie alleine Urlaub bei ihrem
Onkel Quentin, ihrer Tante Fanny und ihrer Kusine Georgina, die sie bis dahin noch
nie gesehen haben. Georgina, die sich nur Georg nennen lässt, ist allerdings gar nicht
begeistert vom Besuch ihrer beiden Kusins und ihrer Kusine.
„Du kannst ruhig fischen gehen, wenn du willst“, wiederholte Anne, als sie unten am
Strand angelangt waren. „Wir würden nichts davon erzählen. Weißt du, wir möchten dir
nämlich nicht ins Gehege kommen. Wir haben uns selbst zur Gesellschaft, und wenn du
keine Lust hast, mit uns zusammen zu sein, dann brauchst du es nicht.“
„Aber wir würden es gern sehen, wenn du bei uns bleiben wolltest“, fügte Julius großzügig
hinzu. [...]
Georg schaute ihn an. „Mal sehen“, sagte sie. „Ich schließe keine Freundschaft mit Leuten,
nur weil sie meine Vettern oder meine Kusine sind. Ich freunde mich nur mit jemandem
an, den ich mag.“ [...]
Julius, Anne und Richard wollen schwimmen gehen und fragen Georg, ob sie auch
mitkommt.
„Ich muss zuerst gehen und Tim holen“, sagte Georg und erhob sich.
„Wer ist Tim?“ wollte Richard wissen.
„Könnt ihr ein Geheimnis hüten?“ fragte Georg. „Das braucht niemand zu Hause zu
wissen.“
„Auf, verrate dein Geheimnis“, forderte Julius sie auf. „Du kannst es uns ruhig erzählen.
Wir sind keine Petzer.“
„Tim ist mein allerbester Freund“, sagte Georg. „Ich könnte nicht ohne ihn sein. Aber Vater
und Mutter mögen ihn nicht, so muss ich ihn heimlich um mich haben. Ich gehe jetzt und
hole ihn.“
Sie lief über den Klippenweg fort. Die drei schauten ihr nach. Georg war doch das
seltsamste Mädchen, das ihnen je begegnet war.
„Wer in aller Welt mag nur Tim sein?“ wunderte sich Julius. „Irgend so ein Fischerjunge,
vermute ich, von dem Georgs Eltern nichts wissen wollen.“
Die Kinder legten sich zurück in den warmen Sand und warteten. Nicht lange, da hörten
sie Georgs Stimme von der Klippe her rufen: „Komm, Tim, komm!“
Die drei setzten sich schnell auf, um nach Tim Ausschau zu halten. Sie sahen aber keinen
Fischerjungen – sondern einen großen braunen Hund, eine Promenadenmischung, mit
einem unwahrscheinlich langen Schwanz und einem so großen breiten Maul, dass es
aussah, als ob der Hund lachte. Schwanzwedelnd umsprang er Georg. Sie hatte inzwischen
die Kinder erreicht.
„Das ist Tim“, sagte sie. „Findet ihr nicht, dass er einfach vollkommen ist?“
Davon war er allerdings weit entfernt. Er hatte eine fast lächerliche Körperform, sein Kopf
war zu lang, seine Ohren zu spitz, der Schwanz zu lang. Es war unmöglich, seine Rasse
festzustellen. Aber er gebärdete sich so vergnügt und war überhaupt eine so freundliche,
täppische und lustige Kreatur, dass jedes der Kinder ihn sofort ins Herz schloss. [...]
In diesem Augenblick läutete nicht allzufern ein Eismann. Laut klang seine Stimme
herüber: „Eis – prima Eis.“ Julius fasste in seine Tasche. Dann sprang er auf und lief,
mit dem Geld klimpernd, davon. Nach kurzer Zeit war er zurück und trug vier dicke
Schokoladeneiscremestangen. Eine gab er Richard und Anne.
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Arbeitsblatt 1
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Gemeinsam sind wir stark
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Die dritte streckte er Georg hin. Sie sah sehnsüchtig darauf, schüttelte aber den Kopf.
„Nein, danke“, sagte sie. „Du hast ja gehört, was ich gerade gesagt habe. Ich habe kein
Geld, so etwas zu kaufen, also kann ich auch nichts von dir nehmen.“ [...]
Der Junge runzelte die Stirn, dann lächelte er. „Hör zu“, sagte er, „du hast etwas, was wir
so gern mit dir teilen möchten – ja, wirklich, du hast sogar eine ganze Menge Dinge, die
wir mit dir teilen möchten, wenn du uns nur ließest. Du teilst diese Dinge mit uns, und wir
teilen Eis und ähnliches mit dir. Verstehst du?“ [...]
Georg blickte in Julius’ braune Augen, die ständig in die ihren sahen. Sie konnte nichts
dafür, dass sie ihn so gern mochte. Es war an und für sich nicht ihre Art, zu teilen. Sie war
immer das einzige Kind gewesen, ein einsames, oft missverstandenes kleines Mädchen,
wild und heißblütig. Sie hatte nie Freunde gehabt. [...]
„Ja, du hast recht“, sagte Georg, plötzlich nachgebend, und nahm die
Schokoladeneisstange. „Danke schön, Julius. Ich will mit dir teilen. [...] Oh, es ist das
herrlichste Eis, das ich je gekostet habe“, sagte Georg. „Ihr seid nett, und ich bin doch
froh, dass ihr gekommen seid.“
Enid Blyton: Die 5 Freunde. Bertelsmann: München 1981. Seite 17-24.
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Arbeitsblatt 1
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Gemeinsam sind wir stark
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Pünktchen und Anton
von Emil Kästner
Antons Mutter ist sehr krank, so muss sich Anton um den Haushalt kümmern und muss
auch das Geld verdienen. In der Schule ist er aber dann so müde, dass er oft sogar
einschläft. Sein Lehrer, Herr Bremser, droht ihm, einen Brief an seine Mutter zu schreiben.
Weder Anton noch sein Lehrer haben allerdings mit Pünktchen, Antons Freundin gerechnet.
Sie greift beherzt ein.
„Ich kann Ihnen nur soviel sagen, dass sich der arme Junge Tag und Nacht abrackert.
Er hat seine Mutter gern, und da schuftet er und kocht und verdient Geld und bezahlt
das Essen und bezahlt die Miete, und wenn er sich die Haare schneiden lässt, bezahlt
er’s ratenweise. Und es wundert mich überhaupt, dass er nicht während Ihres ganzen
Unterrichts schläft.“ Herr Bremser saß still. Die anderen Lehrer lauschten. Pünktchen war
in voller Fahrt. „Und da setzen Sie sich hin und schreiben seiner Mutter einen Brief, dass
er faul wäre, der Junge! Da hört sich doch Verschiedenes auf. Die arme Frau wird gleich
wieder krank vor Schreck, wenn Sie den Brief schicken. Vielleicht kriegt sie Ihretwegen
noch ein paar Gewächse und muss wieder ins Krankenhaus! Dann wird der Junge aber
auch krank, das versprech ich Ihnen! Lange hält er dieses Leben nicht mehr aus.“
Herr Bremser sagte: „Schimpf nur nicht sosehr. Warum hat er mir denn das nicht erzählt?“
„Da haben Sie recht“, meinte Pünktchen. „Ich habe ihn ja auch gefragt, und wissen Sie,
was er gesagt hat?“
„Na?“ fragte der Lehrer. Und seine Kollegen waren wieder von den Stühlen aufgestanden
und bildeten um das kleine Mädchen einen Halbkreis.
„Lieber beiß’ ich mir die Zunge ab, hat er gesagt“, berichtete Pünktchen. „Wahrscheinlich
ist er sehr stolz.“
Herr Bremser stieg von seinem Fensterbrett herunter.
„Also gut“, sagte er, „ich werde den Brief nicht schreiben.“
„Das ist recht“, sagte Pünktchen. „Sie sind ein netter Mensch. Ich dachte mir’s gleich und
vielen Dank.“
Der Lehrer brachte sie zur Tür. „Ich danke dir auch, mein Kind.“
„Und noch eins“, sagte Pünktchen. „Ehe ich’s vergesse. Erzählen Sie dem Anton ja nicht,
dass ich Sie besucht habe.“
Zu den einzelnen Kapiteln hat Emil Kästner kurze Nachdenkereien geschrieben. Zu diesem
Kapitel lautet der Titel der Nachdenkerei:
Von der Freundschaft
Ob ihr mir’s nun glaubt oder nicht: ich beneide Pünktchen. Nicht oft hat man solche
Gelegenheit wie sie hier, dem Freund nützlich zu sein. Und wie selten kann man seinen
Freundschaftsdienst so heimlich tun! Herr Bremser wird keinen Brief an Antons Mutter
schreiben. Er wird den Jungen nicht mehr herunterputzen. Anton wird erst staunen, dann
wird er sich freuen, und Pünktchen wird sich heimlich die Hände reiben. Sie weiß ja, wie es
dazu kam. Ohne sie wäre es schief gegangen.
Aber Anton erfährt es nicht. Pünktchen braucht keinen Dank. Die Tat selber ist der Lohn.
Alles andere würde die Freude eher verkleinern als vergrößern.
Ich wünsche jedem von euch einen guten Freund. Und ich wünsche jedem von euch die
Gelegenheit zu Freundschaftsdiensten, die er jenem ohne sein Wissen erweist. Haltet euch
dazu, zu erfahren, wie glücklich es macht, glücklich zu machen.
Emil Kästner: Pünktchen und Anton. Elbemühl: Wien 1949. S. 92-95.
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Arbeitsblatt 2
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© Sabine Wilharm / CARLSEN
Der Denker greift an
von Christine Nöstlinger
Der Denker, der Sir und das Pik-As waren Freunde. Uralte Freunde. Sie waren schon
miteinander im Kindergarten gewesen und in der Volksschule auch. Und jetzt, im
Gymnasium, saßen sie wieder in einer Klasse. Der Sir neben dem Pik-As, und davor, vor
dem Pik-As, der Denker.
Irgendwie gehörte auch Lilibeth zu ihnen, weil Lilibeth ebenfalls denselben Kindergarten
und dieselbe Volksschule besucht hatte. Darum durfte sie neben dem Denker am Pult
sitzen und bekam auch lauter Einser, weil sie vom Denker abschrieb. Und wenn sie nicht
abschreiben konnte, wie in Mathematik, wo es bei den Schularbeiten eine Gruppe A und
eine Gruppe B gab und der Denker die Gruppe A hatte und Lilibeth die Gruppe B, dann
rechnete ihr der Denker auf kleinen Zetteln die B-Beispiele aus und schob sie ihr zu. Der
Denker hatte bei den Schularbeiten für solche Sachen genügend Zeit. Er war mit seiner
eigenen Arbeit immer schon nach zwanzig Minuten fertig.
Lilibeth konnte aber trotzdem keine „richtige“ Freundin für den Denker, das Pik-As und
den Sir sein. Sie hatte einen furchtbaren Nachteil: Sie durfte überhaupt nichts! Nach der
Schule musste sie immer auf dem schnellsten Weg nach Hause laufen. „Zehn Minuten
braucht man von der Schule bis zu uns her!“ behauptete Lilibeths Mutter. Die hatte die Zeit
gestoppt. Kam Lilibeth fünfzehn Minuten nach Schulschluss zu Hause an, hatte die Mutter
bereits Gramfalten im Gesicht. Kam Lilibeth zwanzig Minuten nach Unterrichtsschluss
angesaust, stand Lilibeths Mutter schon bei der Haustür und schimpfte und jammerte.
Wie das sein würde, wenn sich Lilibeth einmal um eine ganze halbe Stunde verspätete,
war gar nicht auszudenken. [...]
Ein Mädchen, das derart behütet und bewacht wird wie Lilibeth, kann einem leid tun, so
ein Mädchen kann man auch recht gern haben, fanden der Denker, das Pik-As und der
Sir. Aber für eine „richtige“ Freundschaft, da waren sie sich einig, war so ein Mädchen
wie Lilibeth nicht gut zu gebrauchen, denn in „richtige“ Freundschaft muss man Freizeit
investieren, und die hatte Lilibeth nicht.
Christine Nöstlinger: Der Denker greift an. Jugend & Volk: Wien 1981. Seite 10-11.
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Arbeitsblatt 3
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Anne auf Green Gables
Von L.M. Montgomery
Das kleine Waisenmädchen Anne lebt seit kurzem bei dem älteren Geschwisterpaar Marilla
und Matthew Cuthbert in Avonlea. Seit Anne denken kann, träumt sie davon eine richtige
Busenfreundin zu haben.
„Marilla“, wollte sie plötzlich wissen, „glaubst du, dass ich in Avonlea jemals eine
Busenfreundin finden werde?“
„Eine was?“
„Eine Busenfreundin – eine wirklich verwandte Seele, der ich mein Herz anvertrauen kann.
Davon träume ich schon mein ganzes Leben lang. Ich habe zwar nie geglaubt, dass ich
wirklich einmal eine Busenfreundin finden könnte, aber in den letzten Tagen sind so viele
meiner Träume wahr geworden, dass sich dieser vielleicht auch noch erfüllen könnte.
Hältst du das für möglich?“
„Diane Barry drüben auf Orchard Slope ist ungefähr in deinem Alter. Sie ist ein sehr nettes
kleines Mädchen. Vielleicht kannst du mit ihr spielen, wenn sie wieder nach Hause kommt.
[...]“
Annes Wangen glühten. „Wie sieht Diana aus?“
„Sie ist ein hübsches kleines Mädchen. Sie hat schwarze Augen und Haare und rosige
Wangen. Und sie ist brav und fleißig, was sehr viel wichtiger ist.“
„Ach, ich bin so froh, dass sie hübsch ist! Wenn man selbst hässlich ist, dann tut es doppelt
gut, eine hübsche Busenfreundin zu haben.
Die einzige Freundin, die ich je hatte, war Katie, meine ‚Fensterfreundin’. In Mrs. Thomas’
Wohnzimmer stand ein Bücherschrank mit Glastüren, musst du wissen. Bücher hatte Mrs.
Thomas zwar keine, aber sie bewahrte ihr gutes Porzellan und ihr Eingemachtes in dem
Schrank auf. [...] Da hab ich oft davor gestanden und mir vorgestellt, mein Spiegelbild
wäre ein anderes Mädchen, das in diesem Schrank lebte. Ich nannte sie Katie Maurice,
und wir waren richtige Freundinnen. Manchmal sprach ich stundenlang mit ihr, besonders
an den Sonntagen, wenn es nichts anderes zu tun gab. Ihr konnte ich alles sagen; Katie
war mein Trost und Beistand. Ich habe mir oft gewünscht, den Zauberspruch zu kennen,
um die Tür zu dem verwunschenen Schrank öffnen zu können und statt zwischen Mrs.
Thomas’ Einmachgläsern plötzlich mitten in Katies Zimmer zu stehen. Katie Maurice hätte
mich dann bei der Hand genommen und mich in ein wunderbares Land geführt, wo die
Feen tanzen und das ganze Jahr über die Sonne scheint und die Blumen blühen ...“
„Nun“, fiel Marilla ein, „es wird dir gut tun, wenn du eine richtige Freundin bekommst,
dann kannst du dir diesen ganzen Blödsinn aus dem Kopf schlagen. [...]“
L.M. Montgomery: Anne auf Green Gables. Loewe Verlag: Bindlach 1986. Seite 59-60.
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