3407_215 Elvis _ OK.ind

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3407_215 Elvis _ OK.ind
WEISSER JUNGE,
SCHWARZES HERZ
Vor 30 Jahren starb Elvis Presley. Als Mythos ist er präsenter
denn je. Auch weil seither nie wieder jemand an ihn heranreichte
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VON K AT H A R I N A VO N D E R L E Y E N – FOTOS: A L F R E D W E R T H E I M E R
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KÖNIGSKUSS
Der King und eine
Unbekannte, am 30. 6. 1956
im Mosque Theatre,
Richmond/Virginia: eines
der Tourfotos, die Alfred
Wertheimer im Sommer
1956 schoss und die auf den
folgenden Seiten teils
erstmals zu sehen sind
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KU LTUR
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EIN PAAR TAGE IM SOMMER 1956
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1 Elvis vor seinem Auftritt im Mosque
Theatre in Richmond 2 Am nächsten
Morgen in New York 3 Fans in New
York 4 Im Studio 1 bei RCA in New
York bei den Aufnahmen von „Hound
Dog“ 5 In der Garderobe des New
Yorker Hudson Theatre für die „Steven
Allen Show“ 6 In seinem Elternhaus in
Memphis 7 Konzert im RusswoodStadion, Memphis 8 Im Zug nach
Memphis 9 Der King im Profil
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BIOG RAFI E
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KU LTUR
A
m Mittag des 16. August 1977 wachte die
damalige Freundin von Elvis Presley, eine
20-jährige Miss Tennessee, gegen halb
zwei allein in Elvis’ riesigem Bett auf. Sie
telefonierte erst mit ihrer Mutter und
ging anschließend in ihr Badezimmer,
um sich zu schminken. Eine Stunde später klopfte sie an die Tür von Elvis’ Badezimmer. Als sie keine Antwort bekam,
drückte sie dagegen und fand ihn auf
dem Boden liegend, seine goldene Schlafanzughose um die Knöchel, mit dem Gesicht in Erbrochenem auf dem dicken
Plüschteppich. Sie rief um Hilfe, und sofort kamen sein Vater Vernon, seine
Sicherheitsleute, einige der Vertrauten,
die in Graceland lebten. Es war zu spät:
Elvis Presley war tot, gestorben im Alter
von 42 Jahren an Herzversagen.
ßer Krawatte. Vernon Presley hatte darauf
bestanden, dass sich die Fans von seinem
Sohn verabschieden durften. Viele fielen
vor dem Sarg in Ohnmacht, der von Bodyguards bewacht wurde. Vernon blieb die
ganze Zeit in der Nähe, als müsse er seinen Sohn beschützen. Das hatte er schon
zu dessen Lebzeiten nicht geschafft.
Elvis Presley verkauft bis heute mehr
Platten als irgendein anderer lebender
oder toter Künstler: Mehr als eine Milliarde sollen es inzwischen sein. Seine
Musik ist kein bisschen überholt, seine
Stimme berührt immer noch jeden. Und
auch sein eigentliches Lebenswerk bleibt
unangetastet: „Elvis Presley … Er hat
uns verdammt noch mal befreit, Mann!“,
lässt Tony Parsons den jugendlichen Helden seines Romans „Als wir unsterblich
waren“ sagen, einen Punk. Kein Widerspruch.
Jeder glaubt, die Geschichte des Kings
zu kennen, obwohl der schon lange vor
seinem Tod im Nebel der Legende verschwand. Die Bilder von ihm – der laute,
hüftschwingende Hillbillyrocker der
50er mit dem unschuldigen Gesicht; der
schlanke, kantige Sexgott in schwarzem
Leder beim „68 Special“-Auftritt und die
aufgedunsene, in Overalls gequetschte
Karikatur seiner selbst bei den letzten
Konzerten der 70er – sind jedem so präsent wie Fotos aus dem eigenen Familienalbum. Trotzdem: Keine der schockierenden Ent hüllu ngen über sei ne
Essgewohnheiten, seine schrägen Sexvorlieben, seine Launenhaftigkeit, seine Tabletten konnten dem Bild etwas anhaben.
„Elvis veränderte alles – musikalisch,
sexuell, politisch“, schrieb Bono 2004 im
»Elvis veränderte alles – musikalisch,
sexuell, politisch. Je tiefer er fiel, desto
gottgleicher wurde er für die Fans«
Am nächsten Tag fand in Graceland die
Trauerfeier statt. Zwei Nationalgardisten
standen Wache vor der Eingangstür. 120
Beamte versuchten, 50 000 Fans im Griff
zu behalten, über dem Haus kreisten drei
Polizeihubschrauber.
Im Foyer des zweistöckigen Kolonialstilhauses war Elvis Presley in einem 450
kg schweren Kupfersarg unter einem Kristalllüster aufgebahrt. Er trug einen weißen
Anzug und ein hellblaues Hemd mit wei-
„Rolling Stone“. „Je tiefer er fiel, desto
gottgleicher wurde er für seine Fans.“
Elvis Presley veränderte die Musikgeschichte und damit die Welt. Er bewegte
sich wie ein Schwarzer, verwendete Lidschatten und kleidete sich schwul – bemerkenswert für einen weißen Jungen
aus dem amerikanischen Süden der 50er,
wo noch der rassistische Ku-Klux-Klan
sein Unwesen trieb. Die Teenager drehten
durch, Elvis gab ihnen, was James Dean
nur versprochen hatte. Die Erwachsenen
hassten ihn dafür und machten ihn für
alles verantwortlich, was mit der Jugend
schieflief. Viele beschwerten sich, Elvis
sei nicht politisch gewesen, weil er sich
nie zu bestimmten Themen äußerte. Aber
Elvis tat das, was die amerikanische Bürgerrechtsbewegung forderte: Er riss Mauern ein. Er sorgte dafür, dass schwarze
Musik von Weißen gehört wurde, dass
schwarze Kultur ernst genommen wurde.
Er öffnete Türen, durch die alle, die nach
ihm kamen, nur noch hindurchspazieren
mussten. „Elvis hat für uns das Eis gebrochen“, sagte Al Green. Er veränderte die
Sicht der Menschen auf die Welt. Wenn
das nicht politisch ist.
D
ie Geschichte von Elvis
Presley, dem größten Popstar aller Zeiten, ist die ultimative Geschichte des
amerikanischen Traums,
der zum Albtraum wurde.
Elvis Presley wurde mit 19 Jahren zum
Superstar. Niemand konnte ihn darauf
vorbereiten, weil es so etwas noch nie gegeben hatte: Niemand in der Musikgeschichte vor oder nach ihm war so berühmt. Frank Sinatra nicht, die Beatles
nicht, Madonna nicht.
Elvis, ein Kind armer Eltern, das in
schimmeligen Mietskasernen in Memphis aufwuchs, wurde zum erfolgreichsten Entertainer der Welt. Dabei hörte er
nie auf, sich als Außenseiter zu fühlen:
„Ich habe in meinem Leben niemanden
erlebt, der so unsicher war“, erklärte einmal Elvis’ langjähriger Vertrauter und
Bodyguard Lamar Fike, der ihn seit 1957
begleitet hatte. Elvis konstruierte sich
eine harte Machohülle, um seine Unsicherheit zu verstecken, und eine eigene
Welt, zu der nur sehr wenige Zutritt hatten. Der Rest war Misstrauen bis hin zur
Paranoia.
Die Zeit in der Armee setzte ihm
schwer zu, weil er fürchtete, seine Fans
würden ihn in der Zwischenzeit vergessen. Mit 23 verlor er seine Mutter Gladys, was ihn das erste Mal aus der Bahn
warf: Was bedeutete der ganze Erfolg
denn, wenn die wichtigste Person seines
Lebens nichts mehr davon hatte? Er suchte sich Freunde von früher, die noch
wussten, wer er gewesen war, bevor er
wurde, was er war. Er bezahlte sie, weil er
sie 24 Stunden lang um sich haben wollte.
Für das Geld konnte er permanente Aufmerksamkeit einfordern. Aber wie ernst
kann man Freunde nehmen, die von einem abhängig sind?
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nern verbarg. Wahrscheinlich gab es niemanden, der den ganzen Elvis kannte.
„Bleib ein Mysterium!“, hatte ihm sein
Manager Colonel Tom Parker am Karriere-Anfang empfohlen, bis diese Rolle sich
verselbstständigte.
„Elvis hat mit keiner Frau eine wirkliche Beziehung aufgebaut“, meint Peter
Guralnick, Autor der preisgekrönten
Elvis-Biografien „Last Train to Memphis“
und „Careless Love“. „Sobald er seine
Geschichte erzählt und sich entblättert
hatte, schien es ihm, die Beziehung würde sich nicht weiterentwickeln. Deshalb
ging Elvis von einer Frau zur nächsten:
Er war nicht in der Lage, sie zu Partnerinnen zu machen.“
»Nach 1975 konnte er sich nicht einmal
mehr aufraffen, ins Studio zu gehen. Er
hatte nur noch Angst zu versagen«
wie die Männertruppe um Elvis genannt
wurde, in einem Interview. „Sie war seine
Geisha.“
Elvis brauchte Frauen, um ihnen eine
Seite von sich zu zeigen, die er vor Män-
F
BEST O
E LV I S
DIE BESTE ELVISBIOGRAFIE
Peter Guralnick: „LAST
TRAIN TO MEMPHIS –
Der Aufstieg“ und
„CARELESS LOVE – Der
Abgesang“, Berlin 2006,
Bosworth Edition, je 24,95
Euro. Eines der schönsten
und traurigsten Bücher
über Elvis, unermüdlich
recherchiert, präzise
geschrieben.
DIE BIOGRAFIE AUF CD
Bear Family Records,
jeweils 12 CDs. Guralnicks
Meisterwerk, unsentimental, aber herzzerreißend
gelesen von Bela B.
DIE ZWEI BESTEN
ELVIS-FILME
KING CREOLE (1958)
Elvis wollte noch ein
echter Schauspieler sein
und zeigte eine Mischung
aus James Dean und
Marlon Brando.
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Priscilla hatte er von Anfang an betrogen. Er und seine Jungs machten, was ihnen passte: Er war schließlich der King.
Vielleicht hätte er Priscilla 1967 lieber
nicht geheiratet. Ihr Vater setzte Elvis un-
VIVA LAS VEGAS (1964)
mit Ann-Margret: Die
Spannung zwischen den
beiden Hauptdarstellern
entsprang dem richtigen
Leben, weil die beiden
sich nämlich furchtbar
ineinander verliebt hatten.
„Wir sahen uns an, wie wir
uns bewegten, und sahen
praktisch in ein Spiegelbild“, erzählte sie in ihrer
Biografie.
DIE DREI WICHTIGSTEN
DOKUMENTATIONEN
AUF DVD
1. THE ’68 COMEBACK
SPECIAL „Das war die
beste Musik seines Lebens.
Wenn es jemals Musik
gab, die blutete: Hier war
sie.“ (Greil Marcus)
2. THAT’S THE WAY IT IS
Sensationelle Doku über
Elvis in Las Vegas
3. ELVIS BY THE PRESLEYS
Eine Priscilla mit überwältigend jugendlichem
Gesicht erzählt ihre
Version von früher,
interviewt ihre Eltern und
Lisa Marie, führt durch
Graceland und zeigt
Privatfilme von Elvis.
DIE ZEHN BESTEN
ELVIS-SONGS
„Polk Salad Annie“
„Milky White Way“
„I’ve Lost You“
„I Got a Feelin’ in My
Body“
„Merry Christmas Baby“
„I Just Can’t Help
Believing“
„Gentle on My Mind“
„Walk a Mile in My Shoes“
„Don’t Think Twice, it’s
Alright“
„Don’t Cry Daddy“
AUSSTELLUNG
Das Ellington-Hotel in
Berlin zeigt vom 13. 8. bis
1. 9. rund 100 Wertgegenstände aus dem
Privatbesitz des King.
ter Druck: Wenn er seine Tochter nicht
heiraten würde, würde die Presse erfahren, dass der Star seit sechs Jahren mit
einer Minderjährigen zusammenlebte.
N
ach dem Ende seiner
Filmkarriere schaffte es
Elvis, sich neu zu erfinden, und feierte ein
sensationelles BühnenComeback: Das „’68 Special“ zeigte einen elektrisierenden, unglaublich selbstbewussten, männlichen
Elvis. „A white boy with black hips“, wie
die „New York Times“ schrieb, weit weg
von den Haarsprayrollen seiner größtenteils jämmerlichen Filme. Es folgten die
Verträge mit dem International Hotel in
Las Vegas, die ihn zum höchstbezahlten
Entertainer der Welt machten. Und die
Welt lag ihm wieder zu Füßen. „Elvis ist
die größte kulturelle Kraft des 20. Jahrhunderts“, sagte der große Dirigent Leonard Bernstein damals über ihn. „Er löst
eine neue kulturelle Revolution aus – er
hat die 60er erfunden.“
Der Künstler aber hatte längst jeden
Sinn für die Realität verloren. Er kaufte
seinen Jungs Autos, vergaß aber, dass sie
für ihre Kinder Hosen kaufen mussten.
Mit seiner Entourage spielte er, wie Kinder
spielen, und erfüllte sich und anderen jeden Wunsch, kostete es, was es wolle. Seit
Jahren konnte er tagsüber das Haus nicht
mehr verlassen, die Hölle brach los, wenn
er irgendwo gesehen wurde. Das Leben
begann für ihn gegen elf Uhr abends.
Tagsüber schliefen sie wie Fledermäuse.
Elvis veränderte sich immer mehr, die
Drogen, die er seit Jahren nahm – Amphetamine seit der Armee; später Ritalin;
dann Codein (gegen das er allergisch war,
weshalb er häufig so aufgedunsen aussah); Demerol (ein synthetisches Opiat);
Dilaudid (ein pharmazeutischer Heroinersatz) und schließlich flüssiges Kokain, womit er Wattebäusche tränkte, die er sich in
die Nase stopfte – machten ihn hart und
gemein. Aber als Priscilla endlich den Mut
aufbrachte, ihn zu verlassen, brach er zusammen, obwohl er jahrelang alles getan
hatte, um es so weit kommen zu lassen.
Das Ende seiner Ehe war der Anfang
auch seines eigenen Endes. Dass er, dem
es sein Leben lang darum gegangen war,
geliebt zu werden, verlassen wurde, löste
tiefe Selbstzweifel aus, denen er nicht gewachsen war. Sein Drogenkonsum nahm
ständig zu: Weil es sich um verschreibungspflichtige Medikamente handelte,
dachte er, sie wären nicht so schlimm. Sein
Arzt, Dr. Nichopoulos, wurde nach Elvis’
FOTOS : A L FR ED W ER T H E I M ER / CO N TAC T P R E S S I M AG E S / AG EN T U R FOC U S
Die hübsche, 14-jährige Priscilla hatte er
in Deutschland kennengelernt, als er am
unsichersten und verletzbarsten war.
Zwei Jahre später holte er sie nach Memphis, wo sie ihre Schule beendete. Da war
er schon nicht mehr der, den sie kennengelernt hatte. In Amerika war er wieder
ein großer Star, hatte die aschblonden
Haare schwarz gefärbt und ließ zwischen
Hollywood und Las Vegas als 28-jähriger
Junggeselle keinen Spaß aus. Für die Frage, ob sie ihm gewachsen sei, war es zu
spät: Er formte sie, erzog sie und verwandelte sie in seine Idealfrau.
„Elvis hat Priscilla nie als Erwachsene
gesehen“, sagte Marty Lacker, ein anderer
aus der sogenannten Memphis-Mafia,
ALRIGHT, MAMA
Elvis mit seiner geliebten
Mama Gladys am 4. 7. 56
in seinem Elternhaus in
Memphis/Tennessee. Sie
starb 1958, zwei Jahre
nach dem Durchbruch
ihres Sohnes, im Alter von
46 Jahren
Tod wegen fahrlässiger Tötung verklagt.
In Wirklichkeit hatte Elvis eine ganze Riege an Ärzten. Wenn ihm einer etwas nicht
verschrieb, tat es ein anderer, und wenn
sich alle weigerten, stieg er ins Auto und
klingelte mitten in der Nacht an der Haustür irgendeines Arztes. „Mein Name ist
Elvis Presley“, erklärte er dem verschlafenen Doktor dann, „ich kann meinen Arzt
nicht erreichen, brauche aber dieses und
jenes Medikament.“
W
er versuchte, mit ihm
über seine Drogensucht zu sprechen,
wurde gefeuert oder
verstoßen. Betty Ford
hatte noch keine Klinik gegründet, Rehab gab es nicht. Peter
Guralnick ist überzeugt, dass Elvis die
letzten drei Jahre seines Lebens an einer
klinischen Depression litt: „Nach 1975
konnte er sich nicht einmal mehr aufraffen, ins Studio zu gehen“, sagt er. „Er
hatte nur noch Angst, zu versagen. Entsetzlich traurig.“
Sein Manager sagte Konzerte in England
ab, die Elvis, wie viele glauben, vielleicht
aus seiner Lethargie befreit hätten – aber
1975 war Elvis ein todkranker Junkie, der
durch keine europäische Drogenkontrolle gekommen wäre.
Irgendwann gab er einfach auf. Priscilla
war weg, seine Entourage hatte sich aufgelöst, die Leute um ihn herum bedeuteten
ihm nichts, das Verhältnis zum Colonel
hatte sich erschöpft wie eine totgelaufene
Ehe, Frauen wollten nichts mehr von ihm
wissen. Er hatte keine Rücklagen: 1974 betrug sein Einkommen 7 272 622 Dollar,
mehr als sechs Millionen davon kamen
aus seinen Tourneen und Shows. Seine geschäftlichen Ausgaben beliefen sich auf
jährliche 4 295 372 Dollar, seine privaten
auf 3 Millionen. Er war so einsam, dass er
seinen Cousin Billy Smith, der ihm näher
stand als irgendwer sonst, auf der letzten
Tour gelegentlich fragte, ob er bei ihm und
seiner Frau im Bett schlafen dürfe.
Bei seiner Obduktion wurden 14 verschiedene Drogen in seinem Körper gefunden. Elvis hinterließ eine Exfrau, seine
neunjährige Tochter, seinen Vater, seine
Großmutter, ein Haus, 80 Gold- und 43
Platinalben. Heute sind es 36 Gold- und
91 Platinalben.
Am Tag der Beerdigung fuhr eine Karawane aus 17 weißen Cadillacs und dem
weißen Leichenwagen die fünf Kilometer
von Graceland zum Friedhof Forest Hill,
vorbei an den weinenden Fans: Es war so
still, dass man einzelne Schluchzer hören
konnte. Um halb fünf Uhr nachmittags
wurde Elvis in dem weißen Marmormausoleum beigesetzt.
Vernon beschloss, die unendlichen Mengen an Blumen und Kränzen den Fans zu
schenken. Am nächsten Morgen wurden
um halb neun die Friedhofstore geöffnet.
Bis elf Uhr waren alle Blumen bis aufs
letzte Blütenblatt verschwunden.
Noch immer kommen jedes Jahr 600 000
Fans und Touristen aus aller Welt nach
Memphis, um des King of Rock ’n’ Roll zu
gedenken. Zu seiner Beerdigung waren
50 000 gekommen. Am 16. August, seinem
30. Todestag, werden in Graceland wieder
so viele erwartet.
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