Foto: © Privatarchiv Peter Kröger Reportage der "Deister

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Foto: © Privatarchiv Peter Kröger Reportage der "Deister
Foto: © Privatarchiv Peter Kröger
Reportage der "Deister- und Weserzeitung" über den Hafenverein Hameln e.V. vom 10.
April 2008:
Der Hamelner Schutzhafen mit seinen Hausbooten. Der Hafenverein hat sich zur Aufgabe
gemacht, diese Idylle an der Weser zu erhalten. (Foto: © Heiko Gropp / Dewezet)
Ein Stück Geschichte der Weserstadt erhalten
Hafenverein Hameln e.V. konnte Zuschütten des Hafens verhindern /
Hausboote als Heimat
Hameln (von Heiko Gropp)
Für Andreas Engelhardt war der 21. August 2002 einer seiner schönsten Tage in seinem
bisherigen Leben. Mit sieben Freunden gründete er als Initiator an diesem Tag den
Hafenverein Hameln e.V.. „Mit dem Kauf eines Hausbootes hatte ich mir zuvor einen Traum
verwirklicht. Doch bis 2002 stand nicht fest, ob der auch auf Dauer Bestand haben würde,
denn der Hamelner Hafen sollte geschlossen und zugeschüttet werden.“
Das wollten er und seine Freunde verhindern und hatten Erfolg. Der alte Schutzhafen der
Stadt Hameln und damit die Aufgabe seiner Erhaltung, der Pflege der
Hochwasserschutzdeiche, sowie die Förderung des Umweltschutzes und Naturschutzes im
Hafengelände wurden dem Verein sozusagen übertragen.
Der Vorstand des Hafenvereins Hameln mit seinem Vorsitzenden Bernhard Mandla (v.re),
Wolfgang Lenz, Andreas Wieland, Ming-Mei Cheng-Engelhardt, David Brockbank und
Andreas Engelhardt (Foto: © Heiko Gropp / Dewezet)
Heute zählt der Hafenverein 50 Mitglieder. Sie stammen aus Deutschland, England, den
Niederlanden, der Schweiz und Taiwan. Zur Aufgabe hat es sich diese multikulturelle
Gemeinschaft gemacht, weite Bevölkerungskreise für die Bedeutung und Notwendigkeit des
Gewässer-, Umwelt- und Naturschutzes, somit der Erhaltung natürlicher Lebensräume für
geschützte Tier- und Pflanzenarten zu interessieren; und das unter Berücksichtigung der Tier-,
Arten-, Gewässer- und Naturschutzbestimmungen insgesamt und einem Stück Hamelner
Lebenskultur. Wert legen dabei alle darauf, dass sie sich parteipolitisch und konfessionell
unabhängig engagiert für ihre Sache einsetzen.
Schiffswracks verschrottet
Tausende ehrenamtlich abgeleistete Arbeitsstunden durch die Mitglieder stecken schon jetzt
in diesem Projekt. So wurden mehrere alte Schiffswracks verschrottet und aus dem alten
Schutzhafen entsorgt, Müll an Land gesammelt und vom Hafenboden durch Feuerwehr- und
britische Taucher gehoben, geborgen und ebenfalls entsorgt.
Besondere Unterstützung erfuhr der Verein bei diesen „Aufräumungsarbeiten“ von den
Stadtwerken Hameln. „Ohne sie, insbesondere immer wieder des Zuspruches und der Hilfe
durch Susanne Treptow, wäre unser Unternehmen zum Scheitern verurteilt gewesen,“ stellt
der heutige Vorsitzende Bernhard Mandla fest und „vergessen möchte ich dabei auch nicht
den Hafenmeister Wolfgang Rautmann mit seinem Team.“
Ein Heim fand der Hafenverein dann im letzten Jahr mit dem Vereinsschiff „Task“. In
mühevoller Arbeit, und vor allen Dingen Eigenleistung, wurde das 28 Meter lange und 5,55
Meter breite, ehemalige Binnenschiff zu einem Hausboot ausgebaut und soll offiziell in
diesem Jahr im Mai eröffnet werden. Neben diesem liegen weitere Hausboote, wie die
„Liberty“, „Freedom“ und „Indipendence“.
„Solch einen Hafen mit bewohnten Hausbooten gibt es nur drei Mal in Deutschland: in
Berlin, Hamburg und hier in Hameln. Das wir das geschafft haben, darauf sind wir stolz,“
sagt Andreas Engelhardt.
Aber nicht nur für den Hafen, seine eigene Heimstatt, die Umwelt und Natur setzt sich der
Verein ein. Großes Engagement und auch Zuwendungen erbringt er in Zusammenarbeit mit
der Gaststätte „Zur Badewanne“ für das „Patenkind“ Heilpädagogischer Kindergarten in
Hameln. Im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt der Hafenverein die dort lebenden und
schwerbehinderten Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren mit Spenden.
So konnte in den letzten zwei Jahren eine Spende in Höhe von insgesamt 2.270 € übergeben
werden. Auch 2008 sollen es minimal 1.000 € durch eine Tombola bei der Einweihung der
„Task“ und weiteren Veranstaltungen des Hafenvereins für den Kindergarten der Lebenshilfe
werden.
Ein Sück Hamelner Geschichte erhalten
Viel Arbeit liegt hinter den Mitgliedern des Hafenvereins, viel aber auch vor ihnen, wie
Mandla zu berichten weiß. „Manch einer wird sich da fragen: warum ein Hafenverein und
soviel Arbeit?
Ganz einfach. Wir sind die einzigen Bürger der Stadt, die Interesse am Hamelner Hafen
haben, ein Stück Geschichte und besondere Natur und Lebensraum erhalten wollen.“
Der Winter ist vorbei, und ein Außenbordmotor wird von Andreas Engelhardt (v. li.),
Bernhard Mandla und Wolfgang Lenz genauer „unter die Lupe“ genommen (Foto: © Heiko
Gropp / Dewezet)
Wolfgang Lenz weiß das in Zahlen zu fassen. „Die Stadt würde das sicherlich pro Jahr
20.000 € kosten, was wir in ehrenamtlicher Arbeit leisten. Wir tun es aber gerne und Kampf
sind wir gewohnt.“
Nur einen haben diese engagierten „Hamelner Wasserratten“ aufgegeben: Den der
Anerkennung als gemeinnütziger Verein und damit gegen das Finanzamt. „Wir haben einfach
nicht das Geld, diesen Kampf mit Rechtsanwälten weiterzuführen. Da investieren wir lieber
das Geld in den Hafen und seinen Erhalt,“ sagt Mandla.
Bericht und Fotos: © Dewezet 10. April 2008