Die Banjara und ihre Stickereien

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Die Banjara und ihre Stickereien
Die Banjara und ihre Stickereien
Michael Beste
Die Banjara und ihre Stickereien
Michael Beste
Januar 2002
CD-ROM Dezember 2005
_________________________________
Alle Rechte vorbehalten, auch die Verbreitung durch Funk,
Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder
Art und auszugsweisen Nachdruck sowie der Übersetzung.
Michael Beste
Auf dem Hilkenrath 2
D-52385 Abenden
Tel:
02427 8510
E-Mail: [email protected]
http://www.m-beste.de
Es ist mir eine große Freude, all jenen zu danken, die durch ihre
Ermutigung und ihre Arbeit an der Verwirklichung des vorliegenden
Büchleins mitgewirkt haben.
Herrn Doktor Wolfgang Ritter, Wuppertal, nicht nur für die herrlichen Photographien. Er hat mich bei der Entstehung dieser Schrift
von Anfang an mit Rat und Tat unterstützt und die Rolle des
Lektors übernommen. Frau Margarete Ritter half mir bei der
Analyse der Stiche.
Manu Bhai Khavadiya, New Delhi, für seine Geduld, mit der er all
meine Fragen beantwortete, Nachforschungen anstellte und mir
seine Sammlung zeigte. Nicht zu vergessen seine Frau und seine
Tochter, die uns während unseren langen Gesprächen mit Tee
und Keksen versorgten.
Frau Marie-Louise Nabholz-Kartaschoff und Frau Marlène LangMeyer für die Erlaubnis die Abbildungen aus dem Kapitel StickTechnik ( Katalog „Götter, Tiere, Blumen“, Basel 1987) verwenden
zu dürfen.
Mister Bipin Shah, Ahmedebad, für die Erlaubnis ein Foto aus
dem Buch „The Last Wanderers“von T.S. Randhana, verwenden
zu dürfen.
Herrn Detlev Lehmann, Esens, für die Analyse einiger Textilien
unter dem Elektronenmikroskop.
EINLEITUNG
DIE BANJARA
Allgemeines
Abstammung und Geschichte
Sprache und Namen
Organisation und soziale Struktur
Die Hochzeit bei den Banjara
Religion und Ursprungsmythen
DAS ERSCHEINUNGSBILD DER BANJARA
Der Schmuck
Die Kleidung
DIE STICKEREIEN
Überblick
Techniken
Regionale Variationen
Muster und Motive
Der Quincunx
Verwendete Materialien
Die Stiche
ABSCHLUSS
GLOSSAR
ICH ÜBER MICH
LITERATUR
KARTE
Westen von Indien.1 Zu dieser Zeit fand
man hier kaum Touristen und ich ver-
EINLEITUNG
sprach mir einiges von diesem Aufenthalt.
Manchmal verwenden die Weber einen goldenen
Um es kurz zu machen, ich fand hier
Faden, um ein Tuch schöner zu machen. Die
weniger Textilien und Schmuck als er-
Banjara sind der goldene Faden im reichen kultu-
wartet, aber aus den paar Tagen wurden
rellen Erbe Indiens.
doch mehr als zwei Wochen. Die Stadt
Indira Gandhi, 1966, Gulbarga
mit ihrer Umgebung und ihre Menschen
hatten mich in ihren Bann gezogen.
Anfang der neunziger Jahre sah ich zum
Indien, wie ich es mir immer erträumt
ersten mal Stickereien der Banjara.
hatte; eine Zeitreise, ein paar Jahrhun-
Ich war auf einer Einkaufsreise in Guja-
derte zurück.
rat auf der Suche nach alten Textilien.
Eines Tages, etwas außerhalb der Stadt,
Ich wollte eine repräsentative Sammlung
besuchte ich einen befreundeten Händ-
indischer Stücke zusammentragen. Seit
ler und fragte ihn, ob er noch irgend et-
einigen Jahren verfolgte ich dieses Ziel
was Interessantes für mich hätte.
und ich war recht erfolgreich.
Meine
brachte einen größeren Sack und schüt-
Schränke daheim waren ziemlich voll,
tete dessen Inhalt vor meine Füße. Eine
im Bücherschrank standen alle verfüg-
endlose Anzahl kleiner und kleinster
baren Bücher und Veröffentlichungen
Textilstücke, rechteckig, quadratisch, mit
und mir fehlten eigentlich nur noch we-
und ohne Kaurischnecken, mit und ohne
nige Typen. Genauer gesagt, ich war auf
Spiegelchen - vor allem aber ver-
der Suche nach alten Turbanen aus Ra-
schmutzt und staubig.
jasthan - ich sollte sie einige Wochen
Beim näheren Hinsehen konnte ich fest-
später in der Nähe von Jaipur finden -
stellen, dass es sich um Stickereien han-
und nach guten tie- and- dye odhinis
delte, hauptsächlich gehalten in allen
und patolas, die ja auch aus Gujarat
Schattierungen
kommen. Bis jetzt war ich mit meinen
Ocker; bei einigen konnte ich feststellen,
Einkäufen zufrieden.
dass es sich um Täschchen handelte, ei-
Bevor ich nach Mumbay zurückflog
nige sahen aus wie Gürtel, die meisten
wollte ich noch einige Tage in Bhuj
waren rechteckige und quadratische be-
verbringen. Bhuj ist eine sehr alte wun-
stickte Tücher. Trotz allem Schmutz fiel
derschöne Stadt in Gujarat im äußersten
1
von
Rot,
Er
Gelb und
Die Stadt wurde durch das Erdbeben am 26.
Januar 2001 zu 90% zerstört.
mir sofort die Feinheit der Stickerei ins
lang es mir aber doch genügend Mate-
Auge.
rial zu bekommen, um mich an die
Am stärksten berührten mich aber die
selbstgestellte Aufgabe zu machen.
Muster. Sie unterschieden sich von al-
Vor einiger Zeit sah ich Fotos aus Indien,
lem, was ich in Indien bisher gesehen
aufgenommen in den Achtziger Jahren:
hatte. Keine Spur von Blumen, Pfauen,
Frauen der Banjara in ihren traditionel-
Elefanten oder den starren geometri-
len Trachten - bunt und vollbehangen
schen Mustern von Baghs und Phulka-
mit Schmuck, auf dem Kopf schwere
ris. Ich sah, von wenigen Ausnahmen
Lasten von Ziegelsteinen - auf einer Bau-
abgesehen, abstrakte Kreationen, ge-
stelle in Trombay östlich von Mumbay.
schaffen mit einem instinktiven Gefühl
Am Abend kehrten die Banjara dann
für Proportionen und Farben.
wieder zurück in ihre traditionelle Sied-
Mein Freund sagte mir diese Stücke
lung, Tanda genannt, zurück
stammten von den Banjara.
wurde damals das erste indische Kern-
Natürlich erwarb ich den größten Teil
kraftwerk gebaut.
diese Sackes. Nachdem ich die Sticke-
Mittelalter und Atomzeitalter.
reien hatte reinigen lassen bestätigte sich
Ein Autor bezeichnet die Banjara als "le-
meine anfängliche Faszination; Neugier
benden Anachronismus".
kam dazu.
Mir gefällt besser Childers Beschrei-
Im Laufe der nächsten Zeit erwarb ich
bung:“ ... die Banjara bewegen sich in
noch mehr Stücke; gleichzeitig versuchte
den Zwischenräumen der sozialen Ord-
ich alle verfügbaren Informationen über
nung, sie sind nicht in ein bestimmtes
diese Textilien und ihre Hersteller zu be-
soziales System eingebunden.“2
kommen.
Die Faszination nahm nicht ab; alles,
was ich über die Banjara erfahren
konnte, wurde zusammengetragen damals tauchte das erste mal der Gedanke an eine Veröffentlichung auf.
Dies erwies sich als schwieriger als angenommen. Informationen widersprachen
sich, Veröffentlichungen gab es kaum
und die Banjara, die ich traf, waren nicht
sehr gesprächig. Mit Hilfe von Freunden in Indien und in Deutschland ge-
2
Childers, S. 248.
Hier
Die Banjara
So stellt sich bei der ersten Begegnung
eine scheinbare Vertrautheit her; beim
Betrachten der Fotos oder der Textilien
Allgemeines
taucht das Gefühl "typisch indisch" auf.
Mit ein wenig Glück kann jeder Tourist
in Indien Banjara treffen.
Vom Taxi-
oder Zugfenster sieht man oft ihre
Frauen, wie sie harte Arbeit beim Straßen- oder Häuserbau leisten. Oft tragen
sie schwere Lasten von Ziegelsteinen
oder Zement in Körben auf dem Kopf
oder sie sitzen am Straßenrand und
stellen Schotter her, indem sie Felsbrocken mit einem schweren Hammer zerkleinern.
Ihre farbenprächtigen be-
stickten Kleider, der reiche Schmuck, die
vielen Armreifen und bei den älteren
Frauen die Tätowierungen fallen sofort
auf. Meist leben sie in Zelten direkt an
der Baustelle; fährt man gegen Abend
oder am frühen Morgen vorbei kann
man sie auch beim Kochen oder anderen
Haushaltstätigkeiten
beobachten.
Manchmal sieht man auch mitten im
Verkehrschaos einer Großstadt wie Ahmedabad eine kleine Karawane von
Eseln, geleitet von Banjarakindern, die
Sand zu einer Baustelle bringt.
In den meisten Bildbänden und Reiseprospekten über den Subkontinent, vor
Beginnt man sich aber näher für die
Banjara zu interessieren wird diese oberflächliche Vertrautheit schnell in Frage
gestellt. Es stellt sich bald heraus, dass
es eigentlich nur wenig zuverlässige Informationen gibt, oft widersprechen sie
sich auch und man wird mehr mit Vorurteilen als mit Fakten konfrontiert.
Auch wird es klar, dass die Banjara eine
Randgruppe in Indien sind, der von den
Mitgliedern der Hauptgruppen meist
Misstrauen oder Ablehnung entgegengebracht wird.
Interessiert man sich für die Textilien
dieser Gruppe, macht man bald ähnliche
Erfahrungen.
Zwar gibt es einige
Sammlungen in Museen, es gab auch
vereinzelte Ausstellungen.3 Vergleicht
man aber die verfügbaren Informationen
mit denen über andere Gruppen indischer Textilien, wie z.B. den Patola oder
den Kashmirschals, so stellt man schnell
fest, dass hier noch ein Nachholbedarf
besteht. Meines Wissens gibt es z.Z. nur
zwei Veröffentlichungen, die den Textilien der Banjara gerecht werden.4
allem über die Bundesstaaten Rajasthan
und Gujarat, fehlen nicht die entsprechenden Fotos.
3
Museum für Völkerkunde, Basel 1987/88;
Museum of International Folk Art, Santa Fe,
1993/1994; Japan Folk Craft Museum, Tokyo,
1996
4
N. Fisher; M. Lang-Meyer und L. Kartaschoff
Im Standardwerk über indische Sticke-
Frau Fisher bezeichnet diese Erklärung
reien5 werden sie überhaupt nicht er-
als eine „zwar prächtige Beschreibung ihrer
wähnt.
Arbeit, die aber wahrscheinlich doch nur
Von den Banjara selbst Auskunft zu er-
eine Halbwahrheit ist.“9
halten stellt sich auch als sehr schwierig
Versucht man im Lande selber mehr
heraus. Nora Fisher schreibt:
über sie zu erfahren, macht man bald
Sie lieben es, wenn Leute auf sie auf-
dieselbe Erfahrung. Fragt man in Indien
merksam werden und ihre Kleider und
nach den typischen Eigenschaften der
Stickereien bewundern, aber sie sind
Banjara, so kann man sicher sein so
überhaupt nicht geneigt direkte Fragen
konträre Antworten wie "harte Arbeiter,
zu beantworten, die ihre Symbole inter-
fleißig, selbstsicher und ehrenhaft" bis
pretieren oder Licht auf die Herkunft
hin zu „gefährlich, falsch und kriminell"
der Stücke werfen.6
zu erhalten.
An anderer Stelle schreibt sie:
Woher
Nicht-Banjara sind Außenseiter und
kommen sie, in welchem Kontext muss
bieten daher Gelegenheit für Witze, Lü-
man ihre Textilien sehen?
gen, Diebstähle und Gedächtnislücken.
Selbst meinen indischen Informanten
Die Umstände der Feldforschung ähneln hier denen, die Sutherland bei
ihrer Arbeit mit amerikanischen Zigeunern schildert.7
In der Literatur findet man eine oft zitierte sehr poetische Äußerung einer
Banjarafrau:
Wir handhaben die Fadenstränge wie
Blumen und arbeiten das Muster auf
der Rückseite des Stoffes. Wir sticken
von unten nach oben, als würden wir
von der Erde zum Himmel schreiten.
Alle Pflanzen, Tiere und Menschen
müssen die Lebensleiter auf diese Weise
hinaufklettern.8
5
Wer sind nun diese Banjara?
J.Irwin und M. Hall
6
N. Fisher, S. 157
7
N. Fisher, S. 228
8
Bhagwat und Jayakar, S. 5
fällt es schwer, den Begriff Banjara genau zu definieren. Es geschieht manchmal, dass sie mit anderen nomadischen
Gruppen verwechselt oder in einen Topf
geworfen werden. Auch kann man gelegentlich lesen, dass es gar keine einheitliche Gruppe der Banjara gibt, sondern dass es mehrere, ähnlich wirkende,
Gruppen sind, die eigentlich gar nichts
miteinander zu tun haben.
Im folgenden möchte ich aufzeigen, dass
es sich tatsächlich um ein Volk handelt.
Zwar sind die Banjara über ganz Indien
verstreut, aber sie teilen alle dieselben
Ursprungsmythen und ein kompliziertes
System von Klan-namen und Stammbäumen. Auch in der Kleidung finden
sich, bei allen regionalen Variationen,
lässt11.
Die Angehörigen dieser Kaste
viele Gemeinsamkeiten.
galten als heilige Männer. Sie waren herumziehende Sänger und lebende Geschichtsbücher, ihre wenigen Habseligkeiten beförderten sie auf einem Pack-
Abstammung und Geschichte
ochsen und sie hatten Zugang zu allen
Fürstenhöfen. Diese Barden standen in
Der Ursprung der Banjara liegt noch
dem Ruf, sich lieber umzubringen, als
weitgehend im Dunkeln. Manche Ethno-
ihnen anvertrautes Gut aufzugeben. Als
logen verknüpfen ihn mit den dunkel-
Abschreckung gegen potentielle Über-
häutigen dravidischen Ureinwohner des
fälle diente die Legende, dass ein zum
Subkontinents. Wahrscheinlicher aber
Selbstmord getriebener Charan den Tä-
ist, dass ihre Wurzeln im ehemaligen
ter lebenslang als Geist verfolgen würde.
Rajputana liegen, das aus Teilen des
Sie genossen praktisch überall Immuni-
heutigen Punjab, Gujarat und Rajasthan
tät. So waren sie ideal geeignet Bot-
besteht. Dafür sprechen sowohl die ei-
schaften und auch Wertgegenstände von
genen Herkunftsmythen als auch ihre
einem Hof zum anderen zu befördern.
Kleidung und Sprache.
Sie selbst be-
Das ihnen entgegengebrachte Vertrauen
zeichnen das Gebiet um Jodhpur und
öffnete aber im Lauf der Zeit größere
Jaisalmer als Zentrum ihres Heimatlan-
Möglichkeiten für sie. Von Führern der
des.
Karawanen wurden sie deren Eigentü-
Iravati Karva schließt die Möglichkeit
mern und mit wachsendem Wohlstand
nicht aus, dass die Banjara nach Indien
auch zu Geldverleihern.
eingewandert seien. Sie sagt, dass ihre
mehr organisierten und übernahmen sie
Namen und auch die Hochzeitsrituale
den Nachschub der Heere.
denen der Rajputen ähneln. Daher sei es
mit riesigen Karawanen durch Indien; es
möglich, dass sie zu Beginn des Mittel-
heißt, die Brüder Bhangi und Jhangi
alters mit den Rajputen und Gujars nach
Rathod hätten im 17. Jahrhundert einen
Indien eingewandert seien.10
Zug von 180 000 Ochsen zusammenge-
Wahrscheinlicher ist aber, dass sich der
stellt.
Ursprung der Banjara von der Charan-
Im 17. Jahrhundert zogen sie im Gefolge
oder Bhatkaste aus Rajasthan herleiten
des Moghulherrschers Aurangzep süd-
Mehr und
Sie zogen
lich in die Hochebene des Deccan. Spä9
N. Fisher S. 157
Iravani Karve, Seite 123.
10
11
T.S.Randhawa, S.136
ter organisierten sie auch den Nach-
Im Laufe der Zeit verbreiteten sie sich
schub für das britische Heer.12
über fast ganz Indien; heute finden wir
In einem Bericht über die Armeen der
sie hauptsächlich in Gujarat, Rajasthan,
Moghule findet man folgende Beschrei-
Uttar Pradesh, Maharashtra, Andhra
bung :
Pradesh, Madhya Pradesh, Karnataka
,Diese Leute versorgen die indische
und Orissa, aber auch in allen anderen
Armeen auf dem Schlachtfeld, sie wer-
16 indischen Bundesstaaten und selbst in
den niemals angegriffen. Man nimmt
Pakistan und im Iran."15
ihnen das Getreide ab, aber es wird
In einem Bericht von 1824 finden wir
selbstverständlich dafür bezahlt. Jeden
eine anschauliche Beschreibung einer
Abend bauen sie aus Getreidesäcken ei-
solchen Karawane :
nen quadratischen Schutzwall um ihr
Wir kamen an einem großen Lager von
Lager. Sie und ihre Familien sind in der
Brinjarees vorbei, einem Volk, das seine
Mitte, die Ochsen werden außen ange-
ganzes Leben damit verbringt Getreide
bunden. Wachen mit Gewehren und
von einem Ende des Landes zum ande-
Speeren sind an den Ecken postiert, sie
ren zu befördern. Meist geschieht dies
haben auch
Wachhunde.13
Ich habe
im Auftrag anderer reicher Händler.
Herden von 5000 Ochsen gesehen. Am
Sie ziehen in großen Gruppen mit ihren
Tage bewegen sie sich nicht schneller
Frauen, Kindern, Hunden und belade-
als 2 Meilen in der Stunde, da sie ihrem
nen Ochsen. Die Männer sind alle be-
Vieh gestatten wahrend dem Marsch zu
waffnet als Schutz gegen Diebe. Sie
grasen.
haben von den Herrschern und Armeen
14
Über die Jahre wurden die Banjara zu
Indiens nichts zu befürchten.
einer gut organisierten Gruppe, die sich
Armeen im Kampf erlauben ihnen si-
Sogar
sehr gut verteidigen konnte und sich so
nicht mehr nur auf die Abschreckung
durch Selbsttötung verlassen musste.
12
Es ist überliefert, dass die Banjara 1791-1792
der britischen Armee unter dem Marquis von
Cornwall während der Belagerung von
Seringapatnam Getreide lieferten. Der Herzog
von Wellington beschäftigte sie regelmäßig in
seiner Armee.
13
Auch heute noch sind die Banjara bekannt für
ihre Wachhunde; in ganz Zentralindien findet
man heilige Schreine, die besonders treuen und
bekannten Hunden geweiht sind.
14
T.S.Randhawa, S.136
15
" Als Randbemerkung sei angeführt, dass
einzelne Gruppen der Banjara spätestens gegen
1000 n. Chr., vielleicht aber schon früher im
Windschatten des Heeres Alexander des Großen,
Indien in Richtung Westen verlassen haben; sie
gelten heute als Vorfahren der europäischen
Zigeuner.
Erhärtet
wird
dies
durch
Untersuchungen, die ergaben, dass Elemente der
europäischen Zigeunersprache sich auf das
Sanskrit zurückverfolgen lassen. ( Vossen, S.18:"
Die indische Herkunft der Zigeuner gilt seit über
200 Jahren aufgrund von Sprachvergleichen
erwiesen. Umstritten sind jedoch bis heute der
Zeitraum der Abwanderung, die Lage des
Herkunftsgebietes zwischen Nordindien und
Persien, die Wanderwege und die mögliche
Verwandtschaft mit zigeunerähnlichen Gruppen
in diesem Raum heute.")
cher vorbeizuziehen; sie nehmen ihnen
Sprache und Namen
niemals ihre Güter ab, ohne dafür zu
Es heißt, dass sich der Name Banjara von
bezahlen und hindern sie nicht einmal
van (Wald) und charan (Wanderer) ab-
daran das gegnerische Heer zu belie-
leitet.
fern. Klugerweise stimmen beide Seiten
Man findet aber auch andere Erklärun-
darin überein ein Gewerbe zu unter-
gen.
stützen und zu respektieren, dessen
Unterbindung am Ende für beide Sei-
Van-jara
Bewohner des Waldes
ten verhängnisvoll sein könnte. 16
Biranjar
Reisträger
Deogaonkar vergleicht diesen Status mit
dem des Roten
(persisch)
Kreuzes17.
Banjara
Bogen
Mit dem Auftauchen der Eisenbahn in
Labhan
Salzträger
den Sechzigerjahren des 19. Jahrhun-
Banjar
(Urdu)
braungelbes Land; die Bewohner wären dann Banjara.
derts und dem Ausbau eines modernen
Straßennetzes verloren sie mehr und
mehr ihr ursprüngliches Auskommen.
Sie werden aber nicht immer Banjara
Heute findet man sie hauptsächlich als
genannt, abhängig von der Region, in
Straßen- und Bauarbeiter, als Altwaren-
der sie leben und der Tätigkeit, die sie
händler und als wandernde Landarbei-
ausführen, haben sie viele verschiedene
ter
Namen. Ich möchte nur einige davon
Anderseits hat ein nicht geringer Teil
aufführen.
von ihnen eine gute Ausbildung und be-
Banjari,Vanjari, Brinjari, Baladhia (Ochsenfüh-
kleidet hohe Positionen. In Bombay gibt
rer)
es viele Rechtsanwälte und hohe Regie-
Kangsi (Kammhersteller und -verkäufer).
rungsbeamte, die Banjara sind. Der ver-
Lamania (Salzhändler)
storbene Staatschef von Maharashtra,
Lambada, Labhana (Überbringer, Bote)
V.P. Naik, war ein Banjara; sein Neffe
Sudhakar Naik bekleidete dasselbe Amt
Anfang der neunziger Jahren.
Shirkiband (Hersteller von Grasmatten).
Sugali, Sukali (Betelnußhändler).
1983 veröffentlichte die Regierung von
Maharashtra eine Liste aller Banjara und
ihrer Untergruppen. Um der Vollständigkeit halber gebe ich die Aufzählung
hier wieder.
16
17
T.S.Randhawa, S. 135
Deogaonkar, Seite 12
Banjara, Banjari, Vanjara, Mathura-Ban-
Je nach Quelle schwanken die Angaben
jara, Gor-Banjara, Lambada/Lambara, Lam
über ihre Anzahl beträchtlich, sie liegen
bhani, Charan Banjar, Labhan, Mathura-La-
zwischen 3-20 Millionen.
bhani, Kachkiwala Banjara, Laman Ban-
Die Banjara sprechen mindestens zwei
jara, Laman-Lamani, Laban, Ghali/Dhalia,
Sprachen. Einmal die Sprache oder den
Dhadi/Ghadi, Singri, Navi Banjara, Jogi-
Dialekt des Landesteiles, in dem sie le-
Banjara, Shingade-Banjara, Lambade, Pha-
ben oder sie sich ihren Unterhalt verdie-
nade Banjara, Sunar Banjara, Dhalya Ban-
nen. So können sie Kontakt halten mit
jara, Shingadiya Banjara.18
der übrigen Bevölkerung und fallen
Eine andere Untersuchung stellt fest,
nicht allzu sehr auf.
dass die Banjara unter mindestens 26
Untereinander verständigen sie sich aber
Namen bekannt sind und dass es we-
in ihrer eigenen Sprache, die von Außen-
nigstens 17 Untergruppen in verschiede-
seitern als Banjaraboli oder Lambadaboli
nen Gegenden Indiens gibt.19
bezeichnet wird, die sie selber aber
Es gibt auch Hinweise darauf, dass es im
Ghormati nennen. Sie ist mit dem Ra-
Dhule-Distrikt im Norden Maharashtras
eine Untergruppe der Bhil Stämme
(Mavchi Bhil) gibt, die sich vom Erscheinungsbild her zu den Banjara zählen
läßt.20
jasthani, dem Hindi, aber auch mit der
europäischen Romasprache verwandt.
Diese Sprache ist für Nichtgruppenmitglieder unverständlich.
Childers schreibt:
Dies sind aber alles Namen, die von Au-
Durch die Beherrschung dieser Sprache
ßenstehenden benutzt werden, sie selber
beweisen Mitglieder, die vorübergehend
bevorzugen den Namen Ghor oder
oder für immer die sichtbaren Zeichen
Ghormati21, das heißt "Volk mit den
wie Kleidung und Erscheinungsbild
Ochsen".22
abgelegt haben, ihre Zugehörigkeit zur
Gruppe.23
18
Deogaonkar, Seite 11
R. Naik, 1969
20
Singh, Seite 134
21
Childers, S.247
22
Thurston, Seite 210: Es scheint, dass die Namen Sugali, Lambadi und Brinjari auf ein und
dieselben Leute angewendet wird, obwohl man
eine Unterscheidung machen könnte. Die Sugali
haben sich dauerhaft in Arcot (nördliches Tamil
Nadu) niedergelassen, die Lambadi ziehen zwischen der Küste und Mysore hin und her während
die Brinjari von Hyderabad oder den Zentralprovinzen heruntergezogen kommen.
19
23
Childers, S. 247
Organisation und soziale Struktur
Der größte Teil der Banjara lebt in sogenannten
Tandas
-
Hütten,
Zelten,
Nora Fisher schreibt, dass sie im Verlauf
Wohnwägen seltener auch in festen Ge-
ihrer Feldforschungen Kontakt mit Tau-
bäuden am Rande der Siedlungen. Um
senden von Banjara aus allen Ebenen der
ein Tanda betreten zu dürfen oder gar
Gesellschaft hatte.
um fotografieren oder Fragen stellen zu
„Ich traf Banjara aus allen Ebenen der
können ist es unumgänglich zuerst
Gesellschaft; Eselstreiber und Taxifahrer,
Kontakt mit dem Oberhaupt, dem Naik,
Fabrikarbeiter, Hotelbesitzer und Ziga-
zu machen und seine Erlaubnis zu er-
rettenverkäufer, Sozialarbeiter, Wissen-
halten.
schaftler, Architekten und Rechtsan-
Der Naik, zusammen mit dem Ältesten-
wälte. Ich habe Banjarastudenten ge-
rat (ghor panchayat), übernimmt auch die
troffen, die sich auf ihre Abschlüsse vor-
Rechtsprechung innerhalb der Siedlung.
bereiteten, aber auch Anführer mit viel
Strafen können Geldstrafen, öffentliche
Ausstrahlung, die keine oder sehr wenig
Ausbildung hatten."24
Sie kommt zu dem Schluss:
„Zwei gemeinsame Elemente verbinden
diese Personen mit grundverschiedenen
Berufen und Ausbildungen.
Erstens arbeiten alle Banjara sehr hart,
meist ist es auch sehr einträglich für sie.
Zweitens schaffen es diese Personen, wo
immer sie auch auf der gesellschaftlichen
Leiter stehen, sich ihre Privatsphäre zu
erhalten. Sowohl Tagelöhner als auch
Angehörige akademischen Berufe vermeiden es Vollzeitbeschäftigungen anzunehmen; so schaffen sie es in ihrem
Leben Raum zu lassen, um ihren Verpflichtungen als Banjara wie die Teil-
Zurechtweisung
oder,
als
eine der
höchsten Strafen, sogar Ausschluss aus
der Gruppe sein.
Auch werden alle Angelegenheiten, die
die Gruppe betreffen besprochen; selbst
der Brautpreis, das Mindestalter für die
Hochzeit und nach wie viel Tagen die
Braut nach der Hochzeit zum Lager ihrer neuen Verwandten aufbrechen sollte.
Diese Selbstverwaltung, soweit sie heute
noch möglich ist, erlaubt es ihnen, sich
den übergeordneten sozialen und gesellschaftlichen Ordnungen zu entziehen
und so ihre Eigenständigkeit zu bewahren.
Überhaupt kann man sagen, dass für
nahme an den Feiertagen oder Über-
die
Banjarakultur
die
Abgrenzung
gangsriten nachkommen zu können“.25
gegenüber der Gesellschaft ein sehr
wichtiges Thema ist. Definitionsgemäß
gehören sie zu den nomadisierenden
24
N. Fisher, S. 144
25
N. Fisher, S. 144
oder halbsesshaften Bevölkerungsgrup-
pen ohne Kastenzugehörigkeit (symbiotic
Gruppen, deren Namen ungefähr Stier-
peripatic nomads), die ihre Waren oder
Laman, Ochsen-Seth, Holzfäller- La-
Dienstleistungen der Bevölkerung an-
man und Holzkohlen-Seth lauten. Die
bieten und kein eigenes Land besitzen.
Leute können sie nicht als Banjara
Sie müssen daher deutliche Grenzen er-
identifizieren, ihnen bleibt verborgen,
richten, um bei allem Kontakt mit der
dass ein Mitglied der Ochsen-Seth u.
übrigen Welt ihre kulturelle Integrität
U. der Bruder eines Holzfäller-Laman
bewahren zu können.
ist. Um bessere Geschäftsmöglichkeiten
zu haben und den Verkehr mit den Leu-
Diese Grenzen zeigen sich sehr deutlich
ten leichter zu gestalten, bringen die
in ihren schwer zugänglichen Siedlun-
Banjara die Leute dazu zu glauben,
gen, ihrer Außenstehenden unverständ-
dass sie Holz von einer Gruppe, Holz-
lichen Sprache, in ihrer Religion, in ih-
kohle von einer anderen und Ochsen
ren Ursprungsmythen und Tabus, ihrem
Klansystem,
ihrem
selbstbewusstem
Auftreten und nicht zuletzt in den bunten charakteristischen Trachten und Stickereien.
Sie legen Wert darauf mit der Umgebung, von der sie ja letztendlich abhängig sind, gut auszukommen, ohne sich
jedoch mehr als notwendig anzupassen.
Um leichter akzeptiert zu werden und
andere Gruppen nicht zu erschrecken,
nehmen sie manchmal sogar eine andere
Identität an.
N. Fisher berichtet:
„Eine Gruppe in Maharashtra benutzt
Außenseitern gegenüber verschiedene
Gruppennamen, von denen keiner typisch für die Banjara ist. Wenn sie jedes
von einer dritten kaufen.“26
Die Banjara sind endogam, das heißt
Hochzeit mit Nichtbanjara ist nicht erlaubt. Sie teilen sich in ein verzweigtes
Netz von Klans und Untergruppen auf,
die gotra genannt werden. Hier herrscht
das exogame Prinzip, eine Heirat ist nur
erlaubt zwischen Mitgliedern verschiedener gotra. Wir finden hier übrigens einen weiteren Hinweis für die Abstammung der Banjara aus dem Umkreis der
Rajputen in Rajasthan.
Alle gotra-Na-
men wie Rathod, Chauhan, Pawar sind
die Familiennamen alter Rajputfamilien.
Dieselben gotra findet man bei allen
Banjara Indiens; sie unterteilen sich
allerdings noch in unzählige Untergrup-
Jahr zu den westlichen Gebirgen ziehen,
pen. Wenn Banjara aus verschiedenen
reisen sie in kleinen Gruppen; Familien
Gegenden sich treffen, können sie sich
teilen sich den Anforderungen entspre-
schnell untereinander einordnen, indem
chend auf und präsentieren sich den
sie ihre Abstammung und ihren Grup-
Außenseitern als vier verschiedene
26
N. Fisher, S. 147
penstammbaum darlegen. So dient auch
„Für die Hochzeitszeremonie er-
das gotra-System der Abgrenzung ge-
richten sie ein Zelt, auf den Boden
genüber der Außenwelt und der Stär-
stellen sie zwei Reismörser, die von
kung der Gruppenidentität.
Braut und Bräutigam siebenmal
umkreist werden. Als Symbol ihres
Nomadenlebens können die Mörser
Die Hochzeit bei den Banjara
ersetzt werden durch einen Packsattel mit zwei Säcken Getreide.
Das Hochzeitsalter liegt bei den Männern bei 20-25 Jahren; die Frauen sind
15-18 Jahre alt.
Im Gegensatz zu den traditionellen Hindus betrachten die Banjara die Monsoonzeit als sehr günstig für die Hochzeit. Das hat auch praktische Gründe, da
sie in dieser Zeit nicht herumreisen und
mehr Zeit haben für die Zeremonien.
Eine Hochzeit mit Nichtbanjara ist nicht
erlaubt. Untereinander sind sie exogam,
das heißt , sie heiraten nur außerhalb ihrer Unterkaste oder Klans.
Im Gegensatz zu den meisten Bevölkerungsgruppen in Indien ist die Mitgift
Während der Umkreisungen hält
der Priester oder Brahmane die
Hand der Braut; sollte sie stolpern
ist das ein sehr schlechtes Omen.
Danach rennt das Mädchen weg
und der Priester muss sie verfolgen
und fangen. In Bhandara tragt die
Braut einen leichten Rock und ein
Brusttuch, ihr Körper ist von Kopf
bis Fuß eingeölt, um dem Priester
seine Aufgabe zu erschweren.
Währenddessen bewirft die Hochzeitsgesellschaft den Priester mit
Reis,
Gelbwurz
und
Nüssen,
manchmal auch mit Steinen. Falls
er Schmerzensschreie ausstößt gilt
nicht nur eine Last für die Familie der
dies als gutes Omen.
Frau, sondern auch die Familie des
In manchen Orten stellen sich
Bräutigams hat ihren Teil an Schmuck,
nach der Hochzeit Braut und Bräu-
Vieh, Nahrung und Kleidung beizusteu-
tigam auf zwei Ochsen, die ange-
ern. Auch ist die Frau bei ihnen weniger
trieben werden. Wer als erster her-
untergeordnet als in patriarchalischen
unterfällt wird als erster sterben.
Gruppen.
Da es weniger Frauen als Männer
Das Hochzeitsritual dauert mindestens
gibt, wird es einer Witwe selten
drei Tage.
erlaubt die Familie zu verlassen;
Russel und Hira Lal geben eine an-
wenn ihr Gatte stirbt nimmt sie
schauliche Beschreibung einer Hochzeit
entweder sein jüngerer oder sein
bei den Banjara:
älterer Bruder zu sich. Dies steht
im Gegensatz zu den üblichen
Töpfe in jedem29. Innerhalb des Platzes
Bräuchen der Hindus,“27
wurden zwei Stößel in den Boden gesteckt. Die Braut wird mit einem be-
Während sie die Reismörser um-
stimmten Textil bedeckt und aus dem
kreisen singen die Frauen folgen-
Haus geführt, um den Bräutigam zu
des Lied.
treffen.
Oh Braut, mache deine Runden,
Beide stehen innerhalb der vier Stapel
Du hast geprahlt, dass du nicht
von Töpfen, um ihre Schultern wird ein
heiraten wirst
Tuch gebunden, in das der Priester eine
Aber jetzt bist du verheiratet
Rupie einbindet....Dann gibt sich das
Oh Braut, mache deine Runden.
Paar die rechten Hände und sie um-
Umsonst ist dein Prahlen jetzt,
runden sieben mal die Stößel, während
denn du hast den Pudding geges-
die Frauen folgendes Lied singen, eine
sen.
Zeile für jede Runde:
Drehe deine Runden, oh Mädchen,
hör auf zu prahlen,
Du und ich, wir sind jetzt verhei-
hast du nicht auf dem hölzernen
ratet
Fußboden gesessen,
Wir gehen gemeinsam
die Schenkel des Bräutigams auf
Hochzeitspfahl.
den deinen? 28
Geh das dritte mal, wir sind ver-
um den
heiratet,
Thurston gibt eine anschauliche Be-
Du bist mit mir verheiratet.
schreibung
Geh das fünfte mal, wir sind ver-
einer
Banjarahochzeit in
Bellary im Grenzgebiet zwischen Kar-
heiratet,
nataka und Andhra Pradesh:
geh das sechste mal, wir sind ver-
" Der Bräutigam kommt in der Nacht
heiratet,
zum Haus der Braut; ein Tuch bedeckt
geh das siebte mal, wir sind verhei-
seinen Kopf und eine kunstvoll be-
ratet.
stickte Tasche mit Betelblättern und
Sieben Runden sind wir gegangen,
Nüssen hängt über seine Schulter.
und ich bin die deine.
Außerhalb des Hauses, an den vier Sei-
Geh das siebte mal, und du bist
ten eines quadratischen Platzes, sind
mein.
vier Haufen Tontöpfe aufgestapelt- fünf
Das Paar setzt sich nahe einem Stößel
auf eine Decke auf den Boden und wird
völlig mit einem Tuch bedeckt. Die
27
Zitiert nach T.S. Randhawa, S.138
28
Thurston, Seite 223
Braut gibt dem Bräutigam sieben kleine
Handgelenk und Ellbogen getragen; als
Kugeln aus Reis, Butter und Zucker,
verheiratete Frau trägt sie sie jetzt zwi-
die er isst. Er gibt ihr dann sieben an-
schen Ellbogen und Schulter. Auch das
dere, die sie isst.
kodi sadak, ein langes Band, auf dem
Der selbe Vorgang wird nahe dem an-
Kaurischnecken aufgenäht sind und das
deren Stößel wiederholt. Während der
von der Taille des Rocks herabhängt und
ganzen Zeit singen die Frauen.
das topevalo junda, ein Schmuckstück,
Dann geht das Paar ins Haus und die
das mittig am hinteren Teil des Kopf-
Zeremonie für diesen Abend ist vorbei.
Am nächsten Tag werden Braut und
Bräutigam getrennt gebadet, dann wird
gefeiert. An diesem Abend befestigt die
Mutter oder eine nahe weibliche Verwandte an den Haarsträhnen nahe den
Schläfen die merkwürdigen Abzeichen,
gugri genannt, die eine verheiratete
Frau von einer unverheirateten unterscheiden. Das Haar wird hinten mit
Quasten geschmückt und sie bekommt
ein Band um die Hüften, von dem eine
kleine Tasche herunterhängt, in die der
Bräutigam fünf Rupien steckt. Diese
Stücke werden nicht jeden Tag getragen, sondern nur bei bestimmten Gele-
umhangs befestigt ist, zeigen , dass die
Trägerin verheiratet ist.
Ein Paar Stofflaschen (karya), die an den
Schultern der Bluse befestigt sind, zeigen auch den verheirateten Status der
Frau an.
Eine verwitwete Frau muss
diese entfernen; bei Unverheirateten findet man sie nie.
Im südlichen Rajasthan, Madhya Pradesh und im nördlichen Maharashtra
schmückt sie sich mit einen chunda, auch
seengh genannt. Dies kann ein versilberter Maiskolben sein, der bei manchen
Gelegenheiten auf dem Kopf getragen
wird. Im Süden von Madhya Pradesh, in
genheiten angelegt.
Nimar, ist es ein sehr auffallender, über
Am nächsten Tag wird das Mädchen
einen Meter hoher, Kopfschmuck.
von ihrem neuen Gatten mit nach
Nach vollzogener Ehe gibt der Bräuti-
Hause genommen."30
gam der Braut einen viereckigen Silber-
Der Bräutigam erhält von der Braut eine
anhänger (tali, bottu), bei der Geburt ei-
Tasche (chenchi) zum Aufbewahren der
nes Kindes kommt jeweils ein neuer
Gerätschaften und Zutaten für den Be-
dazu. Letztendlich werden diese zu ei-
telgenuss.
nem großen Anhänger zusammenge-
Die
traditionellen
Elfenbeinarmreifen
werden von den Mädchen zwischen
29
schmolzen, der als sichtbarer Beweis der
fruchtbaren Ehe dient.
Siehe das Kapitel über den Quincunx
30
Thurston, Seite 221-222
Bevor die Braut mit dem Bräutigam ihre
"... sie verehren das höchste Wesen auf
Familie verlässt, wiederholt sie mehr-
sehr merkwürdige Weise. Ein Stab,
mals folgendes Lied:
entweder ein geschnitzter Stock, ein
Pflock oder ein Messer, wird in den
Oh Vater,
Boden gesteckt; die Männer und
So liebevoll hast Du mich aufgezogen
Frauen bilden einen Kreis darum, und
So viel Geld hast Du für mich aufge-
ein wilder, seltsamer Gesang hebt an,
bracht.
während sie sich alle tief auf die Erde
Wozu dies alles?
beugen. Sie alle umrunden den Stab,
Oh Mutter,
bewegen die Arme voll Verzweiflung,
Die Zeit ist gekommen, ich muss Dich
verschränken sie zum Gebet und he-
verlassen.
ben sie
Hast Du mich genährt, um mich heute
klingt wie das Schreien eines Kindes
wegzuschicken?
in der Nacht, ein Schrei nach Licht."32
schließlich in die Luft. Es
Oh Brüder und Schwestern, wie kann ich
Die Muttergottheit wird unter vielen
leben fern von Euch?31
Namen angebetet - Guttalamma, Poleramma,
Mallalamm,
Ankalamma,
Ped-
damma und Maremma sind einige davon.
Religion und Ursprungsmythen
Sie haben ihre eigenen Helden, Götter,
Pilgerplätze und Rituale, die mit ihrer
Die Banjara gelten offiziell als Hindus,
Vergangenheit und ihrem Lebensstil eng
sind aber nicht Teil des Kastensystems.
verknüpft sind. Sie pflegen den Ahnen-
Sie ahmen Teile davon nach, man findet
kult und verehren gewisse Heilige; man-
bei Ihnen aber auch Elemente des Islam
che sind nur von lokaler Bedeutung wie
und der Sikhreligion.
Mahakali und Ramdeo-ji, andere werden
Sie
verehren
hauptsächlich
Vishnu,
von allen Banjara verehrt.
meist in der Form von Krishna, da sie
Bedingt durch ihre Vergangenheit als
ihre Abstammung auf ihn und seine
Ochsenführer verehren sie diese Tiere.
Begleiterin Radha zurückführen. Zur
Die weibliche Schutzgottheit aller Ban-
selben Zeit besteht aber ein großer Teil
jara heißt Banjara Devi; sie wohnt in den
ihres religiösen Lebens aus vorhinduisti-
Hörnern des Leitochsen33, manchmal hat
schen animistischen Traditionen.
sie auch ihren eigenen Schrein, der ab-
So schreibt G.N. Thomssen:
seits vom Lager im Wald liegt. Meist be-
32
31
Thurston, Seite 224
33
Thurston, Seite 228
Thurston, Seite228
steht er aus einer Anhäufung von Stei-
die sich bekämpfen, sondern sie emp-
nen; der oberste ist rot bemalt und rep-
finden sie als verschiedene Aspekte der-
räsentiert die Göttin. Bei jedem Gebet
selben Wahrheit.
wird ein Stein hinzugefügt.
Diese scheinbar irrationalen Aspekte ih-
Im Tanda wird sie durch einen Sattel
rer Kultur und ihres Lebensstils tragen
(khogir) repräsentiert, der in einer er-
natürlich auch dazu bei, die Unsicher-
höhten Ecke der Hütte aufgestellt ist.
heit
Bevor die Karawane aufbricht, wird die-
Bevölkerung ihnen gegenüber zu ver-
sem Verehrung entgegengebracht.
größern. Anderseits übt dies auch, wie
In der Karawane ist ein ausgewählter
überall in der Welt, eine Anziehung aus
Ochse, hatadya genannt, er muss nie eine
– den Banjara werden magische Kräfte
Last tragen, wird nie geschlachtet (ha-
nachgesagt und sie nutzen diesen Ruf
tya-adhya in Sanskrit: Eine Sünde ist es
aus, indem sie ihre Dienste als Heiler
ihn zu töten) und wird mit Kaurischne-
und Wahrsager anbieten.
cken und Troddeln geschmückt.
Ein Mantra der Banjara lautet frei über-
Die Banjara haben ihre eigenen Priester
setzt folgendermaßen:
und
auch
Feindseligkeit
(bhagat) und Schamanen (janya oder
Ich verehre Brahma in den Wurzeln
janta), die mit den Ahnen verkehren und
Vishnu, der den Stamm bildet,
Omen und Träume interpretieren.
Shiva, der in den Ästen ist,
Sie haben Respekt für die Vorgänge in
und die Göttinnen in jedem Blatt.35
der
der Natur und zeigen tiefes Verständnis
für die Vieldeutigkeit und Gegensätze,
Noch ein paar Worte zu ihren eigenen
die ihr innewohnen. Gut und Böse sind
Ursprungsmythen.
für sie relative Begriffe, daher können
Wie schon erwähnt betrachten sie das
sie nicht viel anfangen mit den festge-
Gebiet um Jodhpur und Jaisalmer als
legten moralischen Begriffen des Groß-
ihre Heimat. In ihren eigenen Legenden
teils der Bevölkerung. Statt dessen haben
wird überliefert, dass sie schon im Heer
sie, schreibt Frau Fisher "großes Ver-
Alexander des Großen als Boten dienten.
ständnis für Mehrdeutigkeiten, Neckereien
Im 14.
und Ausgelassenheit. Diese Neigung zur Ir-
Mogulheere Material befördert und den
rationalität gibt ihnen eine eigene Stärke
Nachschub organisiert haben.
und Anziehungskraft.“34
Die Banjara aus dem Gebiet von Yeotmal
Für die Banjara sind gegensätzliche As-
in Maharashtra glauben, dass sie vor 300
Jahrhundert sollen sie für die
pekte und Widersprüche keine Kräfte,
34
35
N. Fisher, S. 148
Thurston, Seite 227
Prithviraj Chauvan und einem unge-
Das Erscheinungsbild der Banjara
nannten Mogulherrscher aus Rajasthan
Der Schmuck
– 500 Jahren nach einem Krieg zwischen
eingewandert sind.36
Bei den Banjara gibt es die Legende, dass
Die Banjara tragen meist den typischen
sie von zwei Affengenerälen, Vali und
Schmuck der Gegend, in der sie leben.
Sugriva, abstammen, die im Ramayana
erwähnt werden. Es waren einmal zwei
Viele der Schmuckstücke sind daher
nicht banjaraspezifisch, sondern werden
Brüder, Mota und Mola, Söhne von
auch von anderen Gruppen getragen.
Sugriva. Mola hatte keine Nachkommen,
Dazu gehören u. a. die weiter unten er-
so ging er mit seiner Frau Radha an den
wähnten Armreifen aus Knochen oder
Hof von drei Königen. Dort zeigte er
Elfenbein; diese sind typische Schmuck-
seine akrobatischen Fähigkeiten, und die
stücke aus den ländlichen Gebieten des
Könige waren davon und von der
westlichen Indiens. Auch ihre Liebe für
Schönheit und Anmut Radhas so beein-
dünne Glasarmreifen teilen sie mit ande-
druckt, dass sie ihnen einen Wunsch
ren indischen Frauen.
freistellten. Mola erbat von jedem der
Das mag mit ihrer Haltung zu tun haben
drei Könige einen Jungen zur Adoption.
nicht unnötig zu provozieren, sondern
Die Könige gewährten die Bitte.
sich reibungslos in der Gesellschaft zu
Die Namen der drei Jungen war Chavia,
bewegen. Ein wichtiger Grund ist sicher
Lohia Panchar und Ratade. Im Lauf der
aber auch, dass sie keine eigenen Silber-
Zeit wurden sie erwachsen und heirate-
schmiede haben, sondern in den Basaren
ten.
der Städte und Dörfer einkaufen.
Ihre Nachkommen wurden die Stamm-
Ein großer Teil des Schmuckes aber ist
väter der verschieden Banjaragruppen.
typisch und wird, auch wenn sie ihn
nicht selber herstellen, nur von Banjara
verwendet. Dies gilt besonders für die
Gruppen in den Bundesstaaten Karnataka, Andhra Pradesh und Madhya Pradesh, wo sich die kulturelle Identität
noch stärker erhalten hat als z.B. in Maharashtra.
Sehr auffällig sind die zahlreichen Arm-
36
Deongaonkar, Seite 12
und Beinringe aus Metall, Elfenbein,
Knochen oder, in neuerer Zeit, auch aus
Rand hängen winzige Silberglöck-
Plastik ( baliya, bodal oder chudo).37 Ein
chen. Es wird zumka genannt.40
besticktes, ungefähr drei Zentimeter
Stirnschmuck, Nasenring (mukaram) und
breites, mit Kaurischnecken38 besetztes
diverser Ohrschmuck vervollständigen
Stoffband hindert diese daran über die
den Schmuck des Kopfes.
Handgelenke bzw.
Als Halsschmuck findet man oft einen
Knöchel zu rut-
schen. 39 Verwitwete Frauen tragen keine
schweren Silberreifen (hasli) oder
bei
Beinringe mehr; unverheiratete Mäd-
unverheirateten
bis
chen tragen Armschmuck nur an den
zwanzig auf Pferdehaaren aufgezogene
Unterarmen.
Stränge schwarzer Glasperlen mit einem
An den Schläfenhaaren bringen verhei-
Anhänger aus Kaurischnecken (cheed).
ratete Frauen schwere Silbergehänge an
Die vielen Finger- und Zehenringe (kada)
(gugri, gujuri), ihre Abwesenheit zeigt
sind aus Silber, Messing oder Blei.
an, dass die Frau Witwe ist.
Nach vollzogener Ehe gibt der Bräuti-
Deogaonkar beschreibt ein anders typi-
gam der Frau einen viereckigen Sil-
sches Schmuckstück der Banjarafrauen.
beranhänger (bottu), bei der Geburt eines
Ein typischer Schmuck, der die Auf-
Kindes kommt jeweils ein neuer dazu.
merksamkeit von Fremden auf sich
Nachdem sich drei Anhänger angesam-
zieht, ist ein großes glockenförmiges
melt haben, werden sie zu einem zu-
Schmuckstück, dass über den Kopf
sammengeschmolzen; es werden keine
gelegt wird und hinter den Ohren
weiteren hinzugefügt.
herunterhängt – große hohle Ohr-
Die Männer der Banjara haben eine Vor-
ringe; die Öffnung wird mit rotge-
liebe für Goldschmuck; so findet man
färbter Schafswolle ausgestopft, am
Ohrringe, Halsschmuck und mit Gold
Mädchen
zehn
eingelegte Schneidezähne.
37
Über die Namen der Schmuckstücke gibt es, je
nach verwendeten Literatur, verschiedene
Versionen.
Einerseits hängt das mit der
Umschreibung Ghormati - Englisch zusammen,
anderseits hatten die Ethnologen wohl Kontakt
mit verschiedenen Gruppen, so dass hier
regionale
Unterscheidungen
berücksichtigt
wurden. Manche der verwendeten Namen sind
auch nicht Ghormati, sondern in Hindi.
38
D. Bhagwat und P. Jayakar S.11: "Die
Kaurischnecke (cyproa moneta) verkörpert das
weibliche Prinzip im Universum und ist das
Emblem der Göttermutter Parvati." Stehen keine
Kauris zur Verfügung, können sie durch
Samenkörner, Knöpfe oder Quasten aus Stoff
ersetzt werden.
39
(gozra oder guzera für die Handgelenke,
pachala für die Knöchel)
Moor gibt Ende des 18. Jahrhunderts
eine sehr anschauliche Beschreibung der
Banjarafrauen.
Wir sahen Frauen, die, abgesehen von
einem Kind auf dem Rücken, acht bis
zehn Pfund Gewicht an Metall oder
Elfenbein an den Armen und Beinen
trugen. Die beliebtesten Schmuckstücke sind Elfenbeinarmreifen, die mit
zunehmender Größe vom Handgelenk
ein kleineres Rechteck angesetzt wird,
bis
wer-
das über den Nabel bis zur Taille reicht.
den......Diese Reifen sind manchmal
Die angenähten Ärmel sind röhrenför-
rot gefärbt.
mig. Meist werden die Stickereien auf
Schwere Reifen, rund oder spiralför-
unterlegtem Stoff ausgeführt, um die
mig, aus Silber, Blei, Kupfer oder
nötige Stabilität zu gewährleisten. Oft
Messing hängen an den Schienenbei-
ist die Bluse mit Spiegelchen verziert.
nen; wir haben Frauen so beladen ge-
Für die Herstellung des Rockes (ghagra,
zur
Schulter
getragen
sehen, dass es ein Verbrecher in Ketten kaum unbequemer haben kann als
diese Frauen, die mit ihrem Schmuck
auf lange Wanderungen gehen und
ihn auch im heißesten Wetter niemals
ablegen.41
Die Kleidung
Bei einer Begegnung mit den Banjara
fällt als erstes die farbenfrohe und reichbestickte Kleidung der Frauen ins Auge.
Hat man auf einem Fest der Banjara die
Gelegenheit sie beim Tanz zu beobachten, kann man einen ersten Eindruck
von der Komplexität ihrer Tracht bekommen.
Die Bluse der Frauen (kacholi oder choli)
lässt den Rücken frei und wird auf halber Höhe mit Kordeln verschlossen. Bei
der Herstellung werden die einzelnen
Teile vor dem Zusammennähen bestickt
und manchmal mit Kauris, Glasperlen
oder Spiegelchen verziert. Das Vorderteil ist ein breites Rechteck, an das unten
40
Deogaonkar, Seite 23.
Narrative of the Operations of Little's
Detachment against Tippoo Sultan, 1794
auch phetia oder duheri lahenga) werden
mehrere ca. 30cm breite Stoffbänder bestickt, mit Spiegelchen besetzt und an
den Kanten mit applizierten Zackenreihen aus andersfarbigem Stoff verziert
Der Rock wird aus mehreren dieser
Bänder
horizontal
zusammengesetzt.
Der untere Teil ist doppelt gearbeitet,
um die nötige Stabilität zu gewährleisten. In der Taille wird der Stoff in Fältchen gerafft und an einen gefütterten
und bestickten Gürtel (lepo) angenäht.
Diese Röcke haben eine Weite von über
zwei Metern.
Man sieht auch Röcke, die nicht bestickt
sind, sondern aus bedruckten, im Bazar
erworbenen Baumwollstoff, genäht sind.
Der Schnitt ist aber immer identisch.
Über die Stirn wird ein großer Kopfumhang
(chantia,
chhatya
oder
tookar,
ca.140x200cm) so gelegt, dass der Kopf
halb bedeckt ist.. Das andere Ende wird
in den Rock gesteckt.
Der Teil, der auf dem Kopf aufliegt und
das Gesicht umrahmt, ist schön bestickt
oder mit angenähten Münzen oder Spie-
41
geln verziert. Das Tuch selber ist groß-
flächig bestickt. Ist es aus dicken Mate-
Ich möchte noch einmal wiederholen,
rial gefertigt wird es pomcha genannt.
dass all diese Details einem Eingeweih-
Am Gürtel wird meist eine kleine Tasche
ten, dass heißt einem Mitglied der Ban-
(kotudi) getragen.
jara, Auskunft geben über den Status der
Sehr schön ist der dreiteilige Kopf-
Frau, woher sie kommt, ob sie verheira-
schmuck, deren ursprünglicher Sinn
tet, ledig oder verwitwet ist, welche
wohl darin lag das Tragen eines schwe-
Rolle sie in der Gesellschaft spielt und
ren Wasserkruges zu ermöglichen. Auf
ob sie traditionell eingestellt ist.
einem aus Pflanzenfasern geflochtenen
Die Männer der Banjara sind weniger
Ring (nihanji oder indhoni) liegt eine
auffallend gekleidet. Üblicherweise ist
quadratische bestickte Stoffauflage, Sei-
ihre Kleidung weiß, dazu wird ein gro-
tenlänge 10-12cm, phulia genannt. Am
ßer weißer oder auch farbiger, mit
Hinterkopf wird ein rechteckiges Textil
Silberfäden durchsetzter Turban getra-
(gala), ca. 20x40 cm, befestigt. An drei
gen.
Seiten ist es fast immer mit Kaurischne-
schnitten, hat traditionell zwölf Bänder
cken und Quasten verziert.
zum Schließen und wird mit einem ge-
Diese "gala" sind sehr interessant. Ei-
fütterten und bestickten Gürtel zusam-
nerseits finden wir hier die mit am bes-
mengehalten. Manchmal ist dieser Gür-
ten und feinsten Stickereien der Banjara,
tel auch als Geldkatze gearbeitet.
anderseits kann man, wie ich später auf-
tragen eine unscheinbare Schnur um die
zeigen werde, mit einiger Kenntnis an
Taille, die aus Quasten und Bleianhän-
Hand der verwendeten Materialien, Mu-
gern zusammengesetzt ist (kanadori oder
ster und Farben Rückschlüsse auf die
kanadoro).
Herkunft des Stückes ziehen.
wiederum dazu Informationen über
Wenn man genau hinsieht, kann man an
Rang und Abstammung des Trägers zu
den Rändern von Kleidungsstücken und
geben.
Taschen kleine, verschieden geformte
Den unteren Teil des Körpers bedeckt
Anhänger aus Blei entdecken.
Form,
entweder ein schlichtes, in einer be-
Größe und Gestalt dieser unscheinbaren
stimmten Weise um die Hüften gewi-
kleinen Verzierungen geben Auskunft
ckeltes Baumwolltuch (duheri dhoti) oder
über Herkunft, sozialen Status und Ab-
weiße Hosen, die gerade über die Knie
stammung der Trägerin oder des Trä-
reichen.
Das Hemd (barkasi) ist weit ge-
Sie
Dieses Schmuckstück dient
gers.42
42
N. Fisher, S. 152: In einem Tanda
unterscheidet sich die Frau des Naik (Anführer)
nur durch eine einzige, mit Bleianhängern
verzierte Tasche von den anderen Frauen.
Sowohl bei Frauen als auch bei Männern
B)
Verschieden Typen von Taschen.
findet man Tatoos. Die übliche Stelle ist
C)
Gürtel und Bänder zum Verzieren
der Oberarm, bei den Frauen aber auch e
und
Beschweren
Stirn, Handrücken und am Nasenflügel.
Kopf- und Schultertüchern.
Man findet Schriften wie z.B. den eige-
D)
Blusen und Röcke
nen Namen, den Namen des Bruders
E)
Textilien
oder Anrufungen der Götter. Aber auch
zum
von
Röcken,
Schmücken
der
Tiere.
bildliche Darstellungen wie eine Skorpion, ein Paar Ochsen oder eine Tul-
Beim Betrachten Hunderter von Sticke-
sipflanze 43 werden häufig verwendet.
reien konnte ich nahezu jedes Stück einer dieser Kategorien zuordnen. Allerdings sind die Übergänge zwischen den
Die Stickereien
Gruppen fließend, wie ja die Banjara
Einteilung
überhaupt eine Vorliebe für das Vieldeu-
Während der größte Teil der indischen
ländlichen Bevölkerung in ihren Stickereien florale Motive oder Tierdarstellungen bevorzugt, findet man bei den Banjara hauptsächlich abstrakte Motive.
Quadrate, Rechtecke, Kreise und unregelmäßige Formen, ausgeführt in leuchtenden, aber harmonischen Farben sind
die Elemente, aus denen sich die Muster
zusammensetzen.44
Die verschiedenen Textilien der Banjara
lassen sich in fünf Hauptgruppen aufteilen.
A)
Rechteckige und quadratische Tücher
43
occinum religiosa, heiliges Basilikum, dem
Vishnu geweihte Pflanze
44
J. Graham schreibt: "Die Bedeutung der
Banjarastickereien liegt darin, dass hier ein Stil
verwendet wird, der aus der Zeit vor den
Moghulen stammt...Die geometrischen Muster
sind aus der Architektur dieser Epoche bekannt."
(Hali 39, Seite 46)
tige und Ambivalente haben. Sie sind
sich sehr bewusst wie viel Sorgfalt und
Mühe für eine Stickerei aufgewendet
werden musste, daher werden abgenutzte Stücke nicht einfach weggeschmissen, sondern umgearbeitet und in
einem andern Kontext wiederverwendet. Gefaltete und zusammengenähte
Tücher ergeben verschiedene Taschen
und Täschchen, eine aufgetrennte Tasche ergibt ein Tuch und ein alter Gürtel
kann durchaus noch als Henkel einer
Umhängetasche dienen.
Auf den Märkten in Goa und Delhi habe
ich für Touristen gefertigte Bettüberwürfe gesehen, die patchworkartig aus
Fragmenten alter Banjaratextilien zusammengesetzt waren.
Die heutigen Frauen der Banjara tragen
meist Röcke, die aus gekauften Baumwollstoffen gefertigt sind; fast immer ist
aber unten eine alte bestickte Borde an-
Diese Stück wird später nach der Zere-
gesetzt und auch der gefütterte und be-
monie, im "Alltagsleben" wiederverwen-
stickte Gürtel, an den die Stoffbahnen
det; entweder in der ursprünglichen
genäht sind (lepo), stammt meist von ei-
Form, oder es wird auf verschiedene
nem alten Rock.
Arten zusammengenäht und ergibt so
Die Tücher bilden eine Gruppe für sich.
unterschiedliche Taschen.
Sie dienen, je nach Größe, Material und
Der Kopfschmuck beim Hochzeitsritual
Anlass als Sitzunterlagen, zum Abde-
besteht aus einem stoffumwickelten
cken von Wasserkrügen und Speisen,
Ring aus Pflanzenfasern (nihanji oder
zum Zudecken und Einwickeln, als
indhoni) auf dem ein besticktes quadrati-
Utensil beim Tanz, als Kinderwiege oder
sches Textil von ca. 10 cm Seitenlänge
einfach als Zierstück.
aufliegt (phulia).
Das wichtigste Textil dieser Gruppe ist
deckt eine rechteckige Stickerei, die an
eine quadratische Stickerei von ungefähr
drei Seiten mit Kaurischnecken besetzt
50-60cm Seitenlänge. Dieses Textil heißt
ist (gala).
dhavalo.45 Dhavalo ist eigentlich der
Diese gala dokumentieren die Kunstfer-
Name für die Klagelieder, Gebete und
tigkeit der Banjarafrauen sehr schön.
Gelübde, die beim Auszug der Braut aus
Obwohl sich diese Stücke anhand der
dem Elternhaus eine wichtige Rolle
Muster und Farbauswahl regional ein-
spielen.
ordnen lassen, gleicht doch kein Stück
Dieses Zeremonialtuch ist an allen vier
dem anderen, die Stickerin lässt all ihr
Seiten mit Kauris (kodi) besetzt, fast im-
Können und ihre Erfahrung einfließen.
mer ist es zusammengesetzt aus einem
Bei der Namensgebung liegt der Säug-
inneren bestickten Quadrat und außen
ling
angesetzten, ca. 10 cm breiten Borden.
quadratischen bestickten Tuch, ghodiu
An den vier Ecken des inneren Quadrats
genannt. Dieses Textil ist oft von einem
ist jeweils ein kleineres Quadrat ange-
dhavalo nicht zu unterscheiden.
näht. Die Komposition des Stickgrunds
Es verwundert nicht bei einer nomadi-
bildet also einen Quincunx, auf dessen
sierenden Gruppe eine Vielzahl von Sä-
Bedeutung für die Banjara ich später
cken, Taschen und Täschchen zu finden
noch zurückkommen werde.
- muss doch beim Aufbruch alles seinen
in
einem
Den Hinterkopf be-
rechteckigen
oder
Platz finden.
45
N.Fisher, S. 155, benutzt diesen Namen, Frau
Lang-Meyer nennt es cadno (S. 87). Bei meinen
Informanten in Indien war der Name als
Bezeichnung für ein Textil unbekannt.
Sehr schön, im Muster manchmal an die
gala erinnernd, sind die kalchi (auch kulchi, khalchi oder kalechi), die Brotta-
schen.46 Ein dicht besticktes quadrati-
dient zum Umhängen. Oft sind die vier
sches Textil von 50-70 cm Seitenlänge
Seitenteile wiederverwendete galas, das
wird wie ein Briefumschlag an drei Sei-
Umhängeband diente vorher unter Um-
ten aneinander genäht, die vierte Seite
ständen als Gürtel. Die Teile werden mit
wird mit einer Verschlusskordel verse-
einer sehr starken, gut sichtbaren Zier-
hen und dient als Deckel.
naht verbunden. Manchmal ist das In-
Der Stick-
grund ist aus mehreren Stofflagen ge-
nere in zusätzliche Fächer unterteilt.
quiltet.
Eine gebräuchliche Opfergabe im Tem-
Hier werden die am Morgen vor dem
pel oder am Hausaltar ist eine Kokos-
Aufbruch gebackenen Brotfladen, die
nuss, die in einer speziellen Tasche, ju-
chapati, roti und kulcha unterwegs auf-
mer (jolanu)
bewahrt.
Hier wird ein quadratisches besticktes
Ähnliche Brottaschen finden wir übri-
Tuch von ungefähr 30cm Seitenlänge an
gens überall in Asien.
den Seiten jeweils zur Hälfte mit einer
Dasselbe Textil kann aber auch anders
dicken Ziernaht zusammengenäht. An
zusammengenäht werden. Zwar wird es
jede der vier Ecken wird eine Schnur
wie oben beschrieben gefaltet, aber die
angenäht, die alle durch eine Metallperle
vier Seiten werden jeweils zur Hälfte mit
laufen; indem man diese verschiebt wird
einer dicken Ziernaht aneinandergenäht.
die Tasche geöffnet oder geschlossen.
An den vier Ecken befestigte Bänder
Sehr dekorativ ist auch ein andere Ta-
dienen zum Schließen und zum Tragen
schentyp (sunchi) An jede der vier Seiten
dieser Frauentaschen.
eines quadratischen Stück Stoffs von ca.
Man findet kübelförmige, aus vier recht-
15-20 cm Seitenlänge wird eine quadra-
eckigen Stücken und einem Quadrat als
tische Tasche angefügt. Im Zentrum des
Bodenstück zusammengesetzte Schul-
Mittelstücks ist ein dicker Faden zum
tertaschen für Frauen, ein reich bestick-
Befestigen, beim Aufhängen nimmt die
tes Band mit Pompons an den Kanten
Tasche die Form eines nach unten offe-
46
N. Fisher benutzt den Namen „kotli' und
bezeichnet sie als Mitgifttaschen.
Meine
Informanten in Indien meinten diese Taschen
könnten bei der Hochzeit benutzt werden, ihr
Hauptzweck sei aber der oben erwähnte. Bei
Frau Lang-Meyer taucht der Name „kotudi' für
einen kleinen Geldbeutel auf, der im Aufbau den
kalchis gleicht, aber nur eine Seitenlänge von ca.
15 cm hat. Den Namen „kotli“' verwendet sie für
eine kleine rechteckige Tasche, die zum
Aufbewahren von Toilettenutensilien dient.
genannt, getragen wird.
nen Würfels an. An den unteren Kanten
der vier Taschen sind Troddeln aus
Stoff, Kauris und Bleianhängern.
Das
ganze Stück ist, wie nicht anders erwartet, reich bestickt.
In dieser Tasche bringt die Braut Ge-
cm bis hin zu spärlich bestickten einfar-
würze, den Grundstock ihrer neuen Kü-
bigen Säcken und Doppeltaschen von
che, zum Haus des Bräutigams.
80-90 cm Seitenlänge. Ich denke aber,
Bei der Hochzeit bekommt der Bräuti-
dass die Aufzählung auf den vorherigen
gam von seiner zukünftigen Braut eine
Seiten den größten Teil dieser Gruppe
Tasche (chenchi) zum Aufbewahren der
abdeckt.
Gerätschaften und Zutaten für den Be-
Wenn man Textilien der Banjara ansieht
telgenuss. Die eigentliche Tasche ist hier
findet sich darunter immer eine Anzahl
relativ klein (15-20cm, quadratisch) und
von Bändern, Gürteln und Schärpen ver-
in mehrere Fächer unterteilt.
Die De-
schiedener Länge und Breite. Die langen
ckelpartie aber ist bis zu 60cm lang, nach
Bänder, bis zu vier Meter lang und ver-
Gebrauch wird diese um die Tasche ge-
schieden breit, dienten als Rocksaum.
wickelt und mit einer Schnur verschlos-
Stücke von ungefähr 150 cm Länge und
sen.
oft mit Spiegeln besetzt, waren an den
Lange, schlauchartige Geldkatzen wer-
Kopftüchern, den chantias, angenäht,
den von den Männern als Gürtel be-
und zwar an dem Teil, der das Gesicht
nutzt.
umrahmt.
Man findet rechteckige, an der Längs-
Die Männer der Banjara tragen bestickte
seite offene Taschen, ca. 8x20cm, die
Gürtel und Schärpen.48 Diese sind meist
meinen Informationen nach zur Aufbe-
dick gefüttert und haben an den Schmal-
wahrung von Kämmen und den dünnen
seiten Schlaufen bzw. Quasten aus Stoff,
Zweigen des Neembaumes47 dienen (da-
um sie schließen zu können.
tanya, kanshija).
Etwas schmaler und kleiner sind die
Rechteckige, ungefähr 25cm x 60 cm
Taillenbänder, die den oberen Abschluss
große, auf einer Seite bestickte Tücher,
der Röcke bilden.
die an einer Längsseite einen ca. 30 cm
Blusen und Röcke habe ich schon bei der
großen Schlitz haben, werden als Kissen-
Kleidung erwähnt.
hüllen (takya) verwendet.
Auch die Haustiere, vor allem die Och-
Ich habe im Laufe der letzten Jahre viele
sen, werden geschmückt.
Beutel und Taschen der Banjara gesehen.
spielen nicht nur im Alltag, sondern
Darunter fanden sich winzige von 5x5
auch bei religiösen Zeremonien und bei
Diese Tiere
Hochzeiten eine zentrale Rolle. Dies
47
Diese Zweige dienen in Indien zur Zahnpflege.
Dazu wird ein Zweig für einige Zeit an einem
Ende zerkaut. Abgesehen von dem mechanischen Effekt wie ein Zahnstocher desinfiziert das
im Neemholz enthaltene Öl das Zahnfleisch.
verwundert nicht, da die Banjara ja in
ihren alten Rolle als Karawanenführern
von deren Gesundheit und Wohlergehen
den zwei Stoffstreifen, ungefähr 15 cm x
abhängig waren. Wie ich schon vorher
90 cm, kreuzförmig aufeinandergenäht.
erwähnte, betrachten sie die Hörner des
Durch Stickerei werden die Streifen in
Leitochsen als den Wohnsitz der Banjara
Felder unterteilt, in denen allerlei Sym-
Devi, ihrer Schutzgöttin.
bole auftauchen. Gespielt wird mit 16
Der Stirnschmuck besteht aus einem
Steinchen oder Holzklötzchen.
breiten Stoffstreifen, der zwischen den
Jeder "Arm" des gebildeten Kreuzes
Hörnern auf dem Kopf ruht. Daran sind
wird in 24 Felder unterteilt Das mittlere,
vier Rechtecke oder Quadrate mit einer
im Schnittpunkt gelegene Quadrat, wird
Spitze angenäht.
"koliphul" genannt.
Das Teil ist spärlich
bestickt und meist mit Spiegeln und
Das Spiel hat einen festen Platz im indi-
Kauris besetzt. Manchmal findet man
schen Hochzeitsritual, nicht nur bei den
auch Pfauenfedern.
Banjara. Es wird aber auch sonst zum
Die Hörner werden mit einem Paar von
Zeitvertreib gespielt. Diese Stickereien
Hornüberzügen geschmückt. Dies sind
sind sehr selten zu finden.
zwei feste spitz zulaufende Stoffhüllen,
ca. 15 cm lang, Durchmesser 5-6 cm, die
über die Spitzen der Hörner gestülpt
Techniken
werden. Sie sind dicht mit Kauris besetzt.49
Es gibt sicher verschiedene Wege sich
Als eine gesonderte Gruppe möchte ich
mit den Textilien der Banjara vertraut zu
die Chopatspiele erwähnen. Chopat oder
machen. Für mich war in der Phase des
chaupar ist ein in fast ganz Indien be-
Kennenslernens der ästhetische Aspekt
kanntes Brettspiel.
Allerdings ist das
entscheidend, ich konnte lange die ver-
"Brett" aus Stoff angefertigt. Dazu wer-
schiedenen Muster genießen und das
Gespür der Frauen bei der Kombination
48
10-20cm x 70-85 cm.
Frau Lang-Meyer beschreibt ein Paar von
Hornhüllen wie folgt:" Die Hornhüllen .. sind
ganzflächig bestickt und an den Spitzen mit
Spiegelchen besetzt. Als Stickgarn wird sogar
Seidengarn benutzt, was sonst nur sehr selten der
Fall ist. Die herabhängenden Schnüre aus farbig
umwickelten oder umstickten Pferdehaarsträhnen
sind rundherum mit Kaurischnecken behängt
Eine einzige Hornhülle kann die stattliche Anzahl
von bis zu 230 dieser kostbaren Schnecken
aufweisen.“( S. 87). Die Hornhüllen, die ich bis
jetzt zu Gesicht bekam, waren alle viel einfacher
aufgebaut.
49
der Farben bewundern.
Nach einiger
Zeit genügte mir das aber nicht mehr,
ich begann nach einem Schema zu suchen, in das ich meine bisherige Sammlung und zukünftige Stücke einordnen
konnte.
Parallel zu der vorher beschriebenen
Einteilung der Stickereien nach ihrem
Verwendungszweck lässt sich folgende
Kreisen, Spiralen oder sich kreuzenden
Systematik aufstellen.
Streifen aus mehrfarbigen Linien. Gerne
werden diese geometrischen Felder mit
Die Stücke lassen sich in zwei Haupt-
einer Linie aus Kettenstich nachgezeich-
gruppen aufteilen:
net.
Erstens die flächendeckenden Sti-
Umrahmt wird das Innenfeld meist von
ckereien; das heißt, der Stickgrund
einer Bordüre aus schmalen parallelen
ist nicht mehr sichtbar.
Streifen in verschiedenen Farben50, ei-
Zweitens die Stickereien, bei de-
nem oder mehreren unifarbigen Streifen
nen der Untergrund sichtbar bleibt
(Kreuznahtstich) oder einer Kombina-
und oft auch zur Musterbildung
tion von beiden.
beiträgt.
Spiegelchen eingesetzt um markante
Manchmal werden
Punkte des Textils zu betonen. KauriDie erste Gruppe lässt sich nun noch mal
schnecken dienen zur Verzierung der
differenzieren.
Außenkanten, seltener werden sie auf
der Innenfläche in Reihen oder in blü-
1a) Flächendeckende Stickereien mit
tenförmigen Vierergruppen verwendet
mehreren Stichen und Grund-
Zum Schluss wird der Rand der Stoffla-
motiven in freier Musteranord-
gen umstickt.
nung.
Die vorherrschenden Farben bei dieser
1b) Flächendeckende Stickereien mit
Gruppe sind verschiedene Rot- und
einem Hauptmotiv und einem
Gelbtöne, daneben auch Orange, Grün
Hauptstich.
und Aubergine.
Typ 1a) Bei Beginn werden zwei, selte-
Gemeinsam ist ihnen allen, dass der
ner auch mehrere Stofflagen mit Vorsti-
Stickgrund nicht mehr sichtbar ist.
chen zusammengenäht.
Gestickt wird
Es gibt eine Variante, bei der das Textil
Das Innenfeld
in vier Quadrate unterteilt ist. Wieder
wird in aneinandergrenzende Felder
finden wir als Umrahmung 2-4 Streifen,
unterschiedlicher Größe eingeteilt; diese
die Innenfläche der Quadrate ist aber
werden in verschiedenen Farben ausge-
nur mit einem Quiltstich bestickt, in den
stickt. Eine häufige Grundform ist das
zusätzliche
Quadrat.
wurden. Hier dient der Untergrund als
durch alle Stofflagen.
Dieses wird gerne in acht
Dreiecke aufgeteilt, man findet aber
auch die Unterteilung in vier kleinere
Quadrate.
Kombiniert wird dies mit
50
Musterfäden
eingezogen
Diese erinnern oberflächlich an die KharekStickereien aus Gujarat oder dem Sindh.
Allerdings sind sie gröber gestickt (Abbildung
siehe N. Fisher, S.67, S.82)
farbgebendes Element; das Stück ist eine
Auch die zweite Gruppe - zur Erinne-
Mischform mit dem später erwähnten
rung: hier bleibt der Untergrund sicht-
Typ 2b).
bar - lässt sich noch einmal unterteilen.
Typ 1b), die flächendeckenden Stickereien mit einem Hauptstich und einem
2a)
Hauptmotiv haben eine ruhigere Aus-
lage, bei denen der Untergrund sicht-
strahlung.
bar bleibt; oft sind sie patchworkartig
Springt bei der ersten
Stickereien auf einfacher Stoff-
Gruppe die Vielzahl der Formen ins
zusammengesetzt.
Auge ist es hier mehr die harmonische
2b) Quiltartige Stickereien mit sicht-
Zusammenstellung der Farben.
barem Stoffgrund.
Die Bordüre ist schmal im Vergleich
zum Mittelfeld; dieses ist in kleine geo-
Typ 2a), bei denen der Untergrund
metrische Muster aufgeteilt, die sich
sichtbar bleibt und oft am Muster mit-
wiederholen.
Meist finden wir Raute,
wirkt, kommt fast nur in Madhya Pra-
Dreiecke, manchmal auch kleine Quad-
desh vor. Hier wird ein quadratisches
rate.51
Zeremonialtuch von 45-50 cm Seiten-
Die vorherrschenden Stiche sind der ge-
länge hergestellt Ein inneres Quadrat
rade Stich, der schräge Stich und der
wird von einer circa 10 cm breiten Bor-
Kreuzstich, wobei ersterer versetzt gear-
düre umrahmt.
beitet ist.
Den Kreuzstich findet man
webe nicht aus einem Stück, sondern
meist in Randbordüren oder Trennstrei-
patchworkartig aus verschiedenfarbigen
fen.
Stoffteilen zusammengesetzt.
Hier werden keine Spiegel verwendet.
auf einer Stofflage gearbeitet wird, fas-
Der indische Namen dieses Stils ist "ka
sen sich diese Stücke weicher und weni-
shida"52, Außenseiter sprechen auch von
ger stabil an als die der ersten beiden
"diamondwork".
Unterteilungen.
Oft ist das Grundge-
Da nur
Auch für Bänder und Streifen, die später
51
Frau Lang-Meyer weist auf einen interessanten
Effekt hin (S. 93)."Bei horizontaler und diagonaler Farbanordnung der Dreiecke und Rauten
wechselt eine mehrfarbige oder andersfarbige
Reihe immer ab mit einer einfarbig roten Reihe
So erscheinen die farbigen Motive auf einem roten Grund gestickt zu seid, obwohl dieser aus
dem gleichen Motiv im gleichen Stich besteht.“
52
Bhagvat und Jayakar, S.5: Die Sanskritliteratur
setzte für Stickerei das Wort khachita, das ursprünglich, im Zusammenhang mit Edelsteinen,
besetzt oder übersät bedeutete. Später bezeichnete es die Sterne am nächtlichen Himmel, der
wie mit Edelsteinen übersät ist. Weil er Sonne,
Besätze an Röcken, Blusen und Tüchern
bilden, wird diese Technik gerne verwendet.
Als Stiche tauchen fast nur gerader und
schräger Stich, wie auch der Webstich
Mond und Sterne wiedergab, bemächtigte sich
schließlich der Sticker dieses Wortes und wendete es auf seine eigenen Werke an.“
auf.
Allen Stücken dieser Gruppe ist
gemeinsam,
dass
Grundgewebes
mit regelmäßigen Reihen von nebenein-
die
Farbe
des
anderliegenden oder versetzten Vorsti-
sichtbar
bleibt
und
chen fixiert. Die oberste Stofflage ist oft
musterbildend wirkt.
Wiederum tau-
aus
verschiedenfarbigen
Stoffstücken
chen keine Spiegel auf, fast immer sind
zusammengesetzt.53 In verschiedenen
die Kanten mit Kauris umsäumt.
Farben werden in die Vorstiche Muster-
Oft erinnern diese Stücke durch ihre ge-
fäden eingezogen oder eingehängt. Auf
ometrische Anordnung an ein Mandala.
diese Art und Weise können ohne allzu
Interessant ist es, dass es einen Mischtyp
großen Arbeitsaufwand beliebig große
zwischen 1b) und 2a) gibt; hier ist das
geometrische Muster gebildet werden.
Mittelfeld flächendeckend im Kashida-
Meist sind die Vorstichfäden gesmokt,
Stil gearbeitet, während die mit großen
das heißt etwas zusammengezogen, so
Zackenmotiven bestickte Bordüre die
ergibt sich eine leicht gewellte reliefar-
Farbe des Gewebes als Element mit ein-
tige Oberflächenstruktur.
bezieht. Diese Stücke kommen meistens
Taschen dieser Art findet man bei allen
aus Maharashtra.
Gruppen der Banjara in ganz Indien54,
Fast immer sind einzelne Musterele-
manchmal kann man sie aber auf Grund
mente umrahmt von einer applizierten
kleiner Variationen der Stiche bestimm-
Bordüre aus winzigen Dreiecken.
ten Regionen zuordnen.
Bei den Banjara werden diese Zeremoni-
Obwohl dieser Typus bei weitem nicht
altücher hoch geschätzt und spielen un-
so spektakulär ist wie viele andere Sti-
ter anderem als Bedeckung für ein Was-
ckereien der Banjara, zeigt sich doch ge-
sergefäß oder als rituelle Tischbede-
rade hier im Zusammenwirken von
ckung eine wichtige Rolle im Hochzeits-
Formen, Farbwechsel des Garnes und
ritual.
des Stickgrunds das Gespür der Sticke-
Auch wenn es abgenutzt ist, wird ein
rinnen für Harmonie und Raumauftei-
solches Stück nie verworfen. Statt des-
lung.
sen wird es auf verschiedene Arten gefaltet und zusammengenäht und bildet
nun verschiedene Taschen und Täsch53
chen.
Bei Gruppe 2b, den einfachen quiltartigen Stickereien mit sichtbarem Untergrund. finden sich Taschen, Säcke und
Decken.
Mehrere Lagen Stoff werden
N. Fisher bildet auf Seite 158/59 einen Quillt
aus Karnataka ab, bei dem die oberste Stofflage
aus Sari-Fragmenten zusammengesetzt wurde.
54
Taschen von fast identischer Größe (ca. 40cm
x 40 cm), Form und Muster wurden sowohl in
Nordkarnataka als auch in Bhilwara in Rajasthan,
fast 1000 km nördlich, gefunden. (N. Fisher,
S.157)
Regionale Variationen der Stickereien
rende und falsche Auskünfte geben. Die
Frauen sind stolz auf ihre Erzeugnisse
Obwohl Textilien der Banjara in Museen
und zeigen sie auch gerne, aber dem zu
und Sammlungen auftauchen und es in
viele Fragen stellenden Sammler oder
den letzten Jahren Ausstellungen in
Ethnologen weichen sie aus oder stillen
England, Schweiz, Indien und Japan
seine Neugier mit Nebensächlichkeiten.
gab55,ist es für die meisten Sammler,
Anderseits konnte doch in den letzten
Museen, Händler und auch für die Ban-
Jahren durch Ausdauer, viel Zeitauf-
jara selber schwer Stücke bestimmten
wand, Feldforschung und nicht zuletzt
Regionen zuzuordnen. Auch das Alter
durch Respekt und Sympathie anstelle
ist nicht leicht festzustellen. Noch spärli-
von rein wissenschaftlicher Neugier, ei-
cher sind, wie vorher erwähnt, Informa-
niges an Material zusammengetragen
tionen über Motive und Symbole der
werden.
Textilien.
mehr Banjara der Außenwelt, da sie ein-
Dafür gibt es verschiedene
Auch öffnen sich mehr und
Gründe.
sehen, dass auch ihr Leben im Wandel
Einerseits werden die Textilien in Indien
begriffen ist und dass sie ihre selbstge-
von umherziehenden Händlern, oft sel-
wählte Isolation wenigstens teilweise
ber Banjara, aufgekauft und zentral an
aufgeben müssen.
bestimmten Plätzen, die meist weit ent-
Nora Fisher schreibt:
fernt sind vom Herstellungsort, weiter-
„Ich reiste in Indien Tausende von
verkauft. Begreiflicherweise haben diese
Meilen von Karnataka im Süden bis
Händler kein
nach Himachal Pradesh im Norden; be-
Interesse daran, ihre
Quellen preiszugeben.
quem im Auto oder in reservierten Zü-
So konnte es vorkommen, dass ein
gen, nicht so bequem in überfüllten
Händler aus London in Goa eine Sticke-
Bussen und Zügen ohne Reservierung
rei erwirbt, die ursprünglich aus Südin-
... Nachdem ich sorgfältig Ergebnisse
dien stammt. Dieses Stück wurde dann
aus 50 Tandas in 8 Bundesstaaten ver-
an ein amerikanisches Museum weiter-
glichen habe, kann ich feststellen, dass
verkauft.
es sich um ein Volk handelt, das nicht
nur eng verwandte Klannamen und
Anderseits haben auch die Banjara sel-
Abstammungslinien sowie gleiche Ur-
ber kein großes Interesse daran Informa-
sprungsmythen teilt, sondern das auch
tionen weiterzugehen. Sie erhalten sich
über ganz Indien hinweg charakteristi-
lieber ihre Eigenständigkeit, indem sie
sche Kleidungsformen und Stickereien
keine, wenige oder aber auch irrefüh55
Siehe Fußnote 3
benutzt, in denen sich viele wiederer-
bendigkeit. Alle Stücke werden wahr-
kennbare Elemente finden.
scheinlich von der Rückseite her be-
Ich kann
über die typische Banjarakleidung so
stickt.58
wohl für den täglichen Gebrauch als
Hervorragende Stücke dieser Gruppe
auch für Feierlichkeiten sprechen; ein
sind so fein gestickt, dass sie auf den ers-
Schwerpunkt liegt auf der Bedeutung
ten Blick wie gewebt wirken.
vieler der schmückenden Elemente Ich
Meist
kann zwischen traditionellen Banja-
Baumwolle ausgeführt, seltener findet
raelementen und denen unterscheiden,
man aber auch Seidenfaden.
die von der Umgebung angenommen
wurden.... Schließlich kann ich jetzt
viele regionale und überregionale Banjaravariationen
identifizieren“.56
Zügen der von Frau Fisher vorgeschlaMeine
Gespräche mit Sammlern, Galeristen
und Händlern sowohl in Indien als auch
Europa bestätigten ihre Einteilung.
Bekannt sind die Stickereien der Banjara
des Kandeshgebiets im Distrikt Jalgaon
im Norden Maharashtras. Diese Textilien wirken streng geometrisch, sie gehören zur Gruppe lb57. Zur Musterbildung werden fast nur zwei Stickstiche
verwendet, der gerade Stich (Wickelstich) und seine Variation der schräge
Stich und der Kreuzstich.
die
Stickereien
mit
Die Muster sind meist streng geometrisch aus kleinen Quadraten, Rauten,
Dreiecken und Zickzacklinien zusammengesetzt, öfters findet man das Quin-
Ich werde mich im folgenden in großen
genen Systematik anschließen.
werden
Der erstere
wird immer über abgezählte Fäden gestickt, der Kreuzstich nicht immer. Da
so kleine Unregelmäßigkeiten auftauchen können, haben die aus ihm gebil-
cunxmotiv.
Gelegentlich tauchen auch stark abstrahierte Abbildungen von Tieren, Gebäuden und seltener menschlichen Figuren
auf. Diese Stücke, meist handelt es sich
um Taschen, sind sehr selten.
Die Stickereien sind fast immer hinterlegt; es lohnt sich aber einmal das Futter
aufzutrennen und die Feinheit der Stiche
von der Rückseite her zu bewundern.
Ebenfalls aus dem Kandeshgebiet, aber
mehr nördlich aus dem Distrikt Nimar
in Madhya Pradesh, kommen quadratische Zeremonialtücher, die nicht so
dicht bestickt sind (Gruppe 2a).
Der
Untergrund ist immer sichtbar, oft ist er
aus
verschiedenfarbigen
zusammengesetzt.
Stoffstücken
Die Sticharten sind
auch hier recht beschränkt59; meist findet
deten Würfelmuster oft eine eigene Le58
56
57
N. Fisher, Seite 160
siehe Seite 18
Lang-Meyer, S. 88 und S. 93. Vergleiche
auch die Phulkaristickereien aus dem Punjab.
59
Lang-Meyer: Webstich, Gerader und Schräger
Stich, Kreuzstich, Kreuznahtstich.
man linear angelegte Muster, seltener
gelegten unregelmäßigen Flächen zu-
bestickte Flächen.
sammengesetzt, die mit konzentrischer
Die Tücher sind nicht hinterfüttert; oft
Stickerei gefüllt werden. Sie wirken sehr
ist die Rückseite so sorgfältig gearbeitet,
abstrakt, manchmal wild und archaisch.
dass sie zur Schauseite werden kann.
Charakteristisch ist es auch, dass die ein-
Die Muster dieser Stücke wirken sehr
zelnen Flächen und Muster meist um-
ruhig und harmonisch, sie erinnern so-
stickt sind mit weißem oder gelben Ket-
wohl an Yantras (Bilder zur visuellen
tenstich. Manchmal überschneiden sich
Meditation) als auch an die Diagramme,
zwei Reihen von linear mäandernden
die in vielen Gegenden Indiens zu ge-
Kettstichen und bilden so eine Reihe von
wissen Gelegenheiten mit Reismehl vor
Ovalen. Diese werden in einer kontras-
den Türschwellen angelegt werden.60
tierenden Farbe ausgestickt.
Frau Fishers meint, dass diese Tücher
Der äußere Rand eines Stückes wird oft
u.U. zur Meditation benutzt wurden.
aus kleinen parallelen Reihen, die wie
Gehen wir weiter südlich nach Karna-
dünne, ca. 3 mm dicke Stäbchen wirken,
taka kommen wir zu den "Shimoga
gebildet.62
Hills"61
Dieses fruchtbare Gebiet liegt
Fast alle Stücke aus dieser Gegend sind
östlich der unzugänglichen westlichen
mit Spiegeln besetzt, wie in anderen Ge-
Ghats und südlich des felsigen Plateau
bieten auch finden wir Kaurischnecken
des Deccan.
und Bleianhänger.
Hier werden die Banjara
Lambani genannt.
Ich habe eine Gruppe von Textilien, die
Die Stickereien aus diesem Gebiet sind
stilistisch in diese Gruppe fallen. Aller-
sehr charakteristisch. Die Arbeit bedeckt
dings sind die Farben bei weitem nicht
den aus mehreren Lagen bestehenden
so leuchtend. Als Stickgarn wurde meist
Stickgrund vollständig.
Die vorherr-
Wolle verwendet, alle Farben sind na-
schenden Farben sind dunkle Rottöne,
türlichem Ursprungs. Informanten in
Grün und Schwarz.
Mit leuchtendem
Indien sagten mir, diese Textilien seien
Gelb und Weiß werden Akzente gesetzt.
älter als die übrigen; wahrscheinlich
Die Muster werden aus großzügig an-
stammten sie aus dem 19. Jahrhundert
60
Interessant ist das auf Seite 193 von Mud, Mirror and Thread abgebildete Türschwellendiagramm eines Banjaratandas in Karnataka.
61
Ich behalte den englischen Ausdruck bei, da
sich "hills" nicht ohne weiteres in Hügel übersetzen läßt. Die "foothills of the Himalaja" erreichen immerhin eine stolze Höhe bis zu 2500
Metern, und die "hills" Zentralindiens haben in
und wurden weiter nördlich im Distrikt
von Nimar im nördlichen Madhya Pradesh hergestellt.
Höhe und Gestalt nichts mit unseren europäischen Hügeln gemein.
62
Siehe Fußnote 50
Andere Banjara aus den bedeutend un-
es taucht mehr Grün und Schwarz auf,
fruchtbareren Gegenden um Afzalpur,
die Stickereien viel feiner und die Spie-
Gulbarga und Bidar im nordöstlichen
gelchen sehr klein. Auffallend sind
Karnataka ziehen saisonweise in das Ge-
kleine aufgestickte Blümchen oder Stern-
biet von Shimoga, um sich als Erntear-
chen. Auch finden sich hier öfters die
beiter zu verdingen. Die Stickereien die-
bei anderen Gruppen der Banjara, aber
ser nördlichen Gruppen unterscheiden
nie in Shimoga gesehenen applizierten
sich von denen aus Shimoga. Hellgelb
Borden aus kleinen Dreiecken.
und Rot sind die dominanten Farben,
Ob diese Stücke zu einer, vielleicht älte-
regelmäßige Muster, zusammengesetzt
ren, Untergruppe der Shimoga-Textilien
aus Quadraten und Rechtecken sind
gehören, oder aber, wie mir indische In-
vorherrschend.
Ausgefüllt sind diese
formanten sagten, aus dem weiter süd-
Flächen, oft unterteilt in weitere Recht-
östlich gelegenen Vishakhapatnam an
ecke, Quadrate oder Dreiecke, mit kon-
der Grenze zwischen Andhra Pradesh
zentrisch verlaufenden Kettstichen.
und Orissa stammen, läßt sich zur Zeit
Auch hier werden die einzelnen Flächen
noch nicht feststellen.
oft durch eine Reihe von Kettstichen
Im Süden Rajasthans und im angren-
voneinander abgesetzt.
zenden Madhya Pradesh gibt es einen
Spiegel werden fast nie verwendet; wie
Typ von Textilien, der nicht bestickt ist,
schon weiter vorne erwähnt erfüllen die
sondern applizierte florale Motive in
konzentrisch angefüllten Flächen den-
Weiß, Rot, Schwarz und Gelb auf
selben Zweck.
blauem oder roten Grund aufweist.
Ein Mischtyp der beiden Typen stammt
Diese Stücke stammen nach Aussagen
aus der Gegend von Bijapur im nördli-
von Banjara aus Marwar im Bundesstaat
chen Karnataka. Hier finden wir in den
Rajasthan.
äußeren Feldern der Stickereien die oben
erwähnten dünnen stäbchenförmigen
Stickereien, das Innenfeld erinnert aber
Muster und Motive
wegen seiner Regelmäßigkeit mehr an
die Stücke aus Gulbarga.
Es heißt, dass die Muster auf den Sticke-
Ich fand einige Banjarastickereien, die in
reien früher eine definierte Bedeutung
keiner der von Frau Fisher verwendeten
hatten und dass sie, wie die Bleianhän-
Gruppen Platz findet. Oberflächlich er-
ger und der Schmuck zur nonverbalen
innern sie an Stücke aus den Shimoga
Identifizierung des Trägers oder der
Hills. Die Farben sind aber gedämpfter,
Trägerin dienten.63 Im Laufe der Zeit
Stickereien finden wir bei den Banjara
verloren sich aber diese Überlieferun-
von wenigen Ausnahmen abgesehen nur
gen.
geometrische
Es lässt sich also sagen, dass bei den
Quadrat, Rechteck, Raute oder den
Banjara (aber nicht nur bei diesen) Sym-
Kreis. Diese Grundformen werden dann
bole und Muster hoch geschätzt werden,
weiter aufgeteilt der Kreis zum Beispiel,
deren Ursprung aber so lange zurück-
falls er nicht durch einen Spiegel gebil-
liegt, dass deren ursprüngliche Bedeu-
det wird, kann auch als Spirale oder
tung, wenn überhaupt, nur noch weni-
sternförmig auftauchen, das Quadrat
gen Eingeweihten bekannt ist. Da es zur
wird vertikal, horizontal oder diagonal
Eigentümlichkeit eines Symbols oder
unterteilt.
Rituals gehört, dass es über die verbale
Manchmal findet man allerdings auf Ta-
und intellektuelle Ebene hinaus wirkt,
schen Darstellungen von Tieren oder
ist aber gar nicht notwendig es analysie-
Abbildungen von Tempeln oder Perso-
ren, erklären und einordnen zu können.
nen, aber diese sind sehr geometrisch
64
und auf das notwendigste reduziert.
Im Gegensatz zu den Blumen- und
Oft bilden applizierte bestickte anders-
Tiermotiven fast aller anderen indischen
farbige Stoffstreifen den Randabschluss.
Motive
wie
Dreieck,
In manchen Gruppen werden einzelne
63
Bhagvat und Jayakar, S. 9: "Noch vor einer
Generation standen die Muster in Verbindung
mit totemistischen Zeichen: die Wassernuß, der
Lotos, der Teich usw., sie erlaubten dadurch,
weil die Banjara exogam sind, Hinweise auf den
Zivilstand des Trägers oder der Trägerin und
dienten als Anhaltspunkt für die Wahl des
zukünftigen Ehepartners.
Daher spiegelt sich in unsere Arbeit das
Universum wider. Menschliche Wesen und große
Tiere fehlen wohl, aber die Erde und der
Himmel, Blumen, Schlingpflanzen, Teiche,
Flüsse, Hügel, Fische, Fliegen und Sterne sind
alle darin enthalten. Jede Kreatur hat dafür ihr
eigenes Zeichen, die Vorfahren kannten deren
volle Bedeutung, wir nicht, sticken sie aber
weiterhin auf unsere Gewebe.“
64
M. Lurker, S.553: "Bei der Erklärung des
Symbolischen, bei der Übertragung in die
Sprache der Begriffe, bleibt immer ein
unübersetzbarer Rest. Gerade weil das Symbol
auf das Unsichtbare und Unbegreifbare weist
und es repräsentiert, läßt es sich nicht mit
unserer Ratio begreifen. Mircea Eliade hebt als
Eigenart des Symbols hervor, dass es sich an den
ganzen Menschen wendet und nicht nur an seinen
Verstand. „
Musterelemente von einer applizierten
Baumwollbordüre aus kleinen Dreiecken
umrahmt.
Ein Element fast aller Banjaratextilien
sind auch die Kaurischnecken, Quasten
aus verschiedenen Materialien und Applikationen aus gegossenem Blei, die jedes Textil mehr oder weniger reichlich
verzieren. Die Swastika taucht als Symbol für Fruchtbarkeit und Ehe auf; dieses
Zeichen findet sich überall in Indien und
ist nicht banjaratypisch.
Die Spiegelchen haben, nicht nur bei den
Banjara, neben dem dekorativen Effekt
auch die Aufgabe, den bösen Blick zurückzuwerfen, bevor er der Trägerin
schaden kann. Bei den älteren Stücken
Zur Deutung dieser Musteranordnung
kann man sehen, dass die Spiegel leicht
ist es hilfreich sich daran zu erinnern,
gewölbt sind. Früher wurden zu ihrer
dass die Zahl Fünf in der indischen
Herstellung Glaskugeln geblasen, innen
Kosmologie und Philosophie eine wich-
verspiegelt und dann zerschlagen. Oft
tige Rolle spielt.
findet man auch runde Felder konzen-
So postuliert der indische Weise Kapila
trisch ausgestickt; diese erfüllen den sel-
im fünften Jahrhundert vor Christus,
ben Zweck wie die Spiegel.
dass sich der Kosmos aus fünf Elementen zusammensetzt. Es gibt fünf Himmelsrichtungen, da zu den vier Haupt-
Der Quincunx
richtungen das Zentrum, der Welten-
Ein wichtiges Motiv in den Textilien aller Banjaragruppen ist der Quincunx.
Darunter versteht man die Anordnung
von fünf Quadraten in der Stellung der
Fünf eines Würfels.
Dabei haben die
äußeren vier Quadrate immer dieselbe
Größe, das innere kann bedeutend größer sein. Dieses Motiv kann in vielen
Variationen auftreten, oft zeigt es sich
schon in der Aufteilung des Stickgrundes.
berg Meru, die axis mundi, hinzukommt.
Man kennt die fünf kosmischen Akte
von Schöpfung, Erhaltung, Vernichtung,
Verhüllung und Erlösung, symbolisiert
durch die fünf Häupter Shivas.
Weiterhin kennt man die fünf Erkenntnisorgane, die fünf Tatorgane und die
fünf Elemente.
Für den Hinduismus offenbart sich das
Höchste Wesen in unzähligen Formen
mit verschiedenen Namen; in allen hinduistischen Gruppierungen werden aber
wenigstens die fünf Hauptgötter Shiva,
Vishnu, Surya, Devi und Ganesha verehrt.
Bei den frühmittelalterlichen Tempeln
Nordindiens finden wir den Panchayana-
Typ a
Typ b
Typ, bei dem der zentrale Tempelturm
(Shikhara), der den oben erwähnten
Wo immer dies Motiv in einer indischen
Stickerei auftaucht, kann man nahezu sicher sein, dass sie von Banjara hergestellt wurde.
Weltenberg Meru als Zentrum des Universums repräsentiert, an den Ecken von
vier niedrigeren Türmen umringt ist, die
die vier Hauptkontinente darstellen.
Ein indischer Informant teilte mir mit,
Die Wolle ist oft mit Grannenhaaren
dass es in Haushalten Zentralindiens
durchsetzt.65,66 Auch wurde Pferde- und
heute noch einen Hausaltar, tulsi mandir,
Ziegenhaar verwendet.
genannt
Indische Informanten teilten mir mit,
gäbe,
der
genau
diesem
Grundriß entspricht.
dass auch Pflanzenfasern benutzt wur-
Vor diesem Hintergrund lässt sich die
den, ich konnte hierfür aber kein Beleg-
Bemerkung Nora Fishers verstehen, dass
stück finden.
der Quincunx in den Banjarastickereien
Beliebt sind die schon vorher erwähnten
ein Symbol für die Ordnung des Univer-
Kaurischnecken (cypraea moneta).
sums sei.
Die Verwendung der Kauris, nicht nur
bei den Banjara, lässt mehrere Deutungen zu. Im einfachsten Fall bieten sie
Verwendete Materialien
sich durch die glänzende Oberfläche
und ihre Form einfach als schmückendes
Selten verwendeten die Banjara als
Element an; hinzu kommt ihr Wert als
Stickgrund neue Materialien - meistens
Tauschwährung. Betrachtet man eine
findet
wiederverwendetes
Kauri querliegend ähnelt sie einem
Stoffstück; oft ist der Stickgrund auch
Auge - Abwehr des bösen Blicks. Hoch-
aus mehreren alten Textilien zusam-
gestellt gleicht sie dem weiblichen Ge-
mengesetzt.
schlecht; vor allem auf den Hochzeits-
Auf vielen Stücken entdeckte ich auf der
textilien dürfte sie so dem Wunsch nach
Rückseite schöne Baumwolldrucke aus
Fruchtbarkeit Ausdruck verleihen.
Rajasthan aus dem 19. Jahrhundert. Bei
Bei den Spiegelchen kann man zwei Ty-
den meisten Stücken ist der Stoff hand-
pen finden. Die älteren Stücke sind et-
gesponnen und grob; bei Kleidungsstü-
was gewölbt und haben einen stumpfen
cken wie Blusen und Röcke wurden aber
Glanz (Herstellung siehe Seite 35); die
auch feinere, maschinell gewebte Stoffe
neueren Stücke wurden aus maschinell
verwendet. Ich habe keinen Hinweis auf
gefertigtem Spiegelglas geschnitten und
selbstgewebte Stücke gefunden.
sind daher flach. Die Metallanhänger an
man
ein
Das Material ist ausnahmslos Baumwolle.
Als Stickgarn wurde meistens mehrfädige Baumwolle verwendet; man findet
aber auch Seide und - vor allem bei den
älteren Stücken - Wolle.
65
Grannenhaare: Zum Deckhaar zählende, über
die Wollhaare hinausragende, steife, unterhalb
ihrer Spitze verdichte Haare des Fells von
Säugetieren.
66
Laboruntersuchung durch Herrn Lehmann,
Esens, vom 4. Juni 1998.
vielen Stücken sind aus Blei oder einer
Beiden Typen ist gemeinsam, dass die
bleiähnlichen Legierung.
Stickerei sehr fein und präzise ausgeführt ist.
Die Stiche
Die Informationen und Analysen zu diesem Kapitel entnahm ich zum größten
Teil dem Katalog "Götter, Blumen, Tiere"
des Museums für Völkerkunde Basel,
1987. Der Sachkenntnis und Sorgfalt der
Autorinnen Frau Nabholz-Kartaschoff
und Frau Lang lässt sich nur wenig hinzufügen. Ich möchte mich bei ihnen
auch für die freundliche Erlaubnis bedanken, die Zeichnungen aus diesem
Katalog verwenden zu dürfen.
Je nach Charakteristik des verwendeten
Stiches wurden die Stücke von der
Rückseite her über abgezählte Fäden gestickt oder aber frei, von der Vorderseite
her. Der erste Typ kann natürlich nur
auf einfachem, nicht unterlegtem Stickgrund ausgeführt werden; falls mehrere
Stofflagen gefragt waren, wurden sie
später hinzugefügt.
Von der Vorderseite her gestickte Arbeiten können dagegen von Anfang an
auf einfach oder mehrfach unterlegtem
Stoff ausgeführt werden.
Vorstich:
Aufnähen von Applikationen
Verdoppelter Vorstich:
Linien, Trennlinien; gleichzeitig in zwei
Arbeitsgängen hin und zurück in der
gleichen Linie.
Zum Zusammenfügen zweier Stoffstücke, z.B. für eine Tasche, oder zum Umsticken verschiedener Stofflagen wird
ein Zierrandstich, wie z. B. Ketten- oder
Verschlingstich oder überkreuzter Blattstich, verwendet. Dabei ergibt sich oft
ein Wulstrand, der als dekoratives Element eingesetzt wird.
Die meisten der von den Stickerinnen
angewendeten Stiche lassen sich auf einige Grundstiche zurückführen; allerdings gibt es verschiedene Varianten, die
nur von den Banjara verwendet werden.
Die von den Banjara verwendeten Stiche
werden nach der Systematik von Boser
und Müller (1969, 1984) aufgeführt. Die
dort nicht aufgeführten Varianten sind
zur besseren Verständlichkeit mit Zeichnungen dargestellt.
Webstich (musterbildender Spannstich oder broschierter Stich)
Gewebeähnliche Struktur in der Art
von Webmustern. Rückseite zeigt reziprokes Musterbild der Vorderseite.
Steppstich
Trennlinien, linearer Füllstich.
Schrägstich (Wickelstich)
Trennlinien, dreireihige Trennstreifen.
Erhabener Stielstich (Wickelstich)
Flächen aus übereinander liegenden
Reihen, über aufgelegte Fäden gearbeitet.
Variante (Abb.1)
Flächenmuster in Form von einzeln gestickten Dreiecken oder Rauten. Links
ist jeweils die Stichfolge der auf- und
absteigenden Reihen schematisch wiedergegeben.
Winkelstich (Maschenstich)
Flächen, auch Rückseite als Bildseite
verwendet.
Chevronwinkelstich
Streifenmuster, aufsteigend gestickte
Reihe, Winkel dicht übereinander.
Streifenmuster, zurückgreifend gestochen, gestaffelte Winkel.
Variante (Abb. 2)
Blattförmig von oben nach unten gestickt, mit einem Kettenstich am Anfang; Einzelmotive in Flächen oder
wellenartigen Bordüren.
Kreuzstich
Einzelne hin- und herlaufende Reihen
für Streifen oder Flächen (Würfel);
Rückseite mit einer unterbrochenen
und einer übergreifenden Stichreihe.
Einzelne Reihen für Streifen auf applizierten Stoffbändern, zweifarbig in
zwei Reihen gestickt; Rückseite mit
senkrechten Doppelstichen.
Variante (Abb. 3)
Zweireihige Musterstreifen (Röcke,
Blusen), wobei ein Kreuz übersprungen
wird und in einer dritten Reihe die
Kreuzungspunkte mit einem andersfarbigen Vorstich überstickt werden;
Bild- und Rückseite identisch.
Variante (Abb. 4)
In zwei Säulen in einem Arbeitsgang
von der Rückseite her von unten nach
oben gestickt. Doppelte waagrechte Stiche sind mit einem senkrechten Stich
verbunden. Dieser Stich wird beim
Aufsteigen zur nächsten Zweierreihe
mit dem unteren Stich verhängt oder,
als zusätzliche Verzierung, durchstochen.
Geschlossener
(Hexenstich)
Kreuznahtstich
Musterstreifen, Füllstich für kleinere
Flächen; auf der Rückseite waagrechte
Stiche.
Offener Kreuznahtstich (Hexenstich)
Streifenmuster, Kreuzungspunkte mit
andersfarbigen Vor- oder Steppstichen
überstickt; auf uni Stoff oder schmalen
Applikationsstreifchen;
Rückseite
waagrechte Stiche.
Variante (Abb. 5)
Senkrecht von oben nach unten gestickter Kreuznaht- oder überkreuzter
Blattstich; zum Übersticken von Kanten. Der Stich ist einseitig schräg gestochen. Die Kreuzungspunkte liegen
auf der Kante.
Senkrecht gestochener Kreuznahtstich (Hexenstich oder gegenseitiger
Festonstich)
Streifenmuster; Flächen oder breite
Streifen aus mehreren ineinandergreifenden Reihen.
Einseitig betonter Kreuznahtstich
(Hexenstich und Festonstich kombiniert)
Streifenmuster aus zwei ineinander
greifenden Stichreihen; waagrechte Stiche von oben nach unten; senkrechte
Festonstiche in der Mitte gegeneinander.
Rosetten-Kreuznahtstich
Zur Befestigung von Spiegelchen über
Fadenring.
Variante (Abb. 6)
Senkrecht gestochen; die äußeren Stiche können in der Länge variieren, so
dass der äußere Rand rund, tropfenförmig oder dreieckig sein kann.
Variante (Abb. 8)
Im Fadenring werden zwei Schlaufen
nacheinander eingehängt; der Randstich ist doppelt so lang; damit wird die
untere Fadenkreuzung sichtbar gemacht.
Gelegter Kettenstich
Trennlinien, Streifen, linear gefüllte
Flächen.
Gestochener Kettenstich oder Verschlingstich
Die Schlaufen werden in beide oder einen Schenkel der vorhergehenden
Schlaufe eingehängt.
Variante (Abb. 9)
Aus zwei nebeneinanderliegenden
Reihen in einem Arbeitsgang von links
nach rechts gearbeitet. Die Schlaufen
werden im linken Schenkel der darüberliegenden Schlaufen eingehängt; für
Randabschlüsse mit leicht eckigen
Kanten oder Nahtverbindungen. Je
nach Länge des zurückführenden Stiches ergibt sich eine mehr oder weniger
erhöhte Wulstnaht. Die Schlaufenreihen liegen dann beiderseits des Wustes
und die oberen Verbindungsstiche liegen quer über der Naht.
Variante (Abb. 10)
Aus zwei nebeneinanderliegenden
Reihen in einem Arbeitsgang von links
nach rechts gearbeitet. Die Schlaufen
umfassen beide Schenkel der darüberliegenden Schlaufen und bilden deutliche Kettenreihen; für Randabschlüsse
mit stark eckigen Kanten oder Nahtverbindungen. Der kurze zurückführende Stich verstärkt die Wulstbildung.
Offener Kettenstich oder Leiterchenstich
Streifenmuster
Offener Festonstich
Flächenmuster aus versetzten, ineinandergreifenden Reihen; Gittereffekt. Reliefartig über aufgelegten Faden gestickt.
Rosettenfestonstich
Halbe Schlaufen unten fixiert; die
Rückseite zeigt senkrechte Stiche; aus
vier Stichen von außen zur Mitte gestochen als kreuzförmiges Einzelmotiv.
Variante (Abb. 11)
Kreisförmig geführt über aufgelegten
Fadenring zur Befestigung von Spiegelchen.
Kretischer oder Griechischer Federstich
Blattförmige Einzelmotive in wellenförmigen Streifenmustern; diagonale
Stiche von außen zur Mitte gestochen.
Orientalischer Füllstich
Streifen oder Flächenmuster; dicht nebeneinanderliegende Spannstiche mit
kurzen, waagrechten Stichen fixiert.
Quiltstich (Abb. 12)
Flächenmuster; in die gleichlaufenden
oder versetzten Vorstichreihen sind zusätzliche Musterfäden eingezogen.
ABSCHLUSS
mit all seinen Herausforderungen und
Chancen.
Bei einem Besuch der Touristenmärkte
1881 schloss ein Colonel Mckenzie einen
in Delhi, Mumbay oder Goa kann man
Bericht über die Banjara mit folgender
feststellen, dass die Frauen der Banjara
Feststellung ab: „...es muss eine Zeit
auch heute noch Stickereien herstellen.
kommen in der all ihre besonderen Un-
Bevorzugt werden Taschen in allen Grö-
terscheidungsmerkmale und Traditio-
ßen und verzierte Kleidungsstücke. Al-
nen vergessen sein werden.“67
lerdings darf man keine großen Ansprü-
Diese Prophezeiung hat sich nicht erfüllt
che an die Qualität dieser Stücke stellen
- auch heute noch, hundert Jahre später,
oder sie gar mit den alten Textilien ver-
sind sie fast überall in Indien präsent
gleichen. Die Stiche sind viel gröber, die
und sichtbar.
Farbzusammenstellungen sehr grell und
1982 standen die Banjara im Nordwesten
es werden verschiedene Stilformen ver-
Karnatakas im Mittelpunkt einer Stu-
mischt.
die.68 Man kam dabei zu dem Schluss,
Natürlich kann man nostalgisch die al-
dass
„die Juden, die Lue, die Chinesen
ten Zeiten rühmen und sie sich zurück
in Thailand, die Lamani (Banjara)
wünschen. Ich ziehe es aber vor diese
und andere ähnliche Gemeinschaf-
Erscheinung als ein Zeichen für die Anpassungsfähigkeit
und
Vitalität
ten in Indien schärfere soziale Ab-
der
grenzungen haben und eine festere
Banjara zu sehen. Schon öfters haben sie
soziale Einheit bilden als Bundes-
im Wandel der Zeiten ihre alten Er-
staaten oder Gemeinden“.69
werbsquellen aufgeben müssen und wa-
„haben sich erfolgreich
ren gezwungen neue zu erschließen.
den ver-
mehrten Kontakten angeglichen....
Immer bewegten sie sich wie Fische im
und dabei doch eine kulturelle
Wasser, die ihnen sich anbietenden
Identität bewahrt, die noch intakt
Chancen ausnützend, und schafften es
ist.“70
dabei bis heute ihre Identität zu bewahren und ein starkes Volk zu bleiben.
Wohl sind sie sich ihres Glaubens, ihrer
alten Traditionen und Bräuche bewusst
und ihre Identität baut darauf auf, aber
gleichzeitig leben sie im „Hier und Jetzt“
Sie
67
Russel und Hira Lal, S. 191-192
Halbar, 1982.
69
Halbar, S. 210
70
Halbar, S.214
68
GLOSSAR
Dhavalo
Jaisalmer
Tamil Nadu
Zeremonialgesänge
beim Abschied der
Braut vom Elternhaus
Wüstenstadt
im
Westen Rajasthans
Bundesstaat im Süden Indiens mit der
Hauptstadt Chennai
(Madras)
Afzalpur
Stadt im Westen von
Gulbarga
Ahmedabad
Größte Stadt im Bundesstaat
Gujarat
Andhra
Pra- Bundesstaat im Süddesh
osten Indiens
Baliya
Chudo
Banjara Devi
Schutzgöttin
der
Banjara; wohnt in den
Hörnern des Leitochsen
Barkasi
Männerhemd
Bhagat
Priester der Banjara
Bhuj
Stadt im Nordwesten
Gujarats
Bidar
Distrikt im Norden
Karnatakas
mit
gleichnamiger Hauptstadt
Bijapur
Distrikt im Norden
Karnatakas
mit
gleichnamiger Hauptstadt
Bodal
siehe ? chudo
Bottu
Tali
Cadno
dhavalo
Chantia
Kopfumhangtuch für
Frauen
Cheed
Anhänger aus Kaurischnecken
Chenchi
Täschchen zum Aufbewahren der Utensilien zum Betelgenuß
Chhatya
Chantia
Choli
Bluse
Chopat
Indisches Brettspiel
Chudo
Chunda
Datanya
Deccan
Dhoti
Gala
Ghagra
Ghat
Ghodiu
Ghor
Ghor
chayat
Ghormati
Gotra
Gugri
Gujarat
Gujuri
Gulbarga
Guzera
Hasli
Arm- und Beinringe
aus
verschiedenen
Materialien
Kopfschmuck
der
Banjara
Täschchen zum Aufbewahren von Toilettenutensilien
Der Teil Indiens südlich
vom
Narmadefluß, Hochplateau.
Im Osten und Westen
von den
Ghats begrenzt
Beinkleidung
für
Männer
Rechteckiges
Textil;
Teil der Kopfbedeckung bei den Frauen
der Banjara
Rock
Bergkette, die den
Abbruch des
Deccan zum Meer bildet
Kinderwiege aus Stoff
Bezeichnung
der
Banjara für ihr Volk
pan- Ältestenrat
Bezeichnung
der
Banjara für ihr eigenes Volk und zugleich
für ihre Sprache
Klansystem der Banjara
Schläfenschmuck
Bundesstaat im Westen Indiens
Gugri
Distrikt im Norden
Karnatakas
mit
gleichnamiger Hauptstadt
Verziertes Stoffband,
das über dem Ellbogen getragen wird, um
das Herunterrutschen
der
chudo zu verhindern
Halsreif aus Metall
Hatadya
Himachal Pradesh
Hyderabad
Indhoni
Jaipur
Jalgaon
Janya
Jodhpur
Jolanu
Jumer
Kalchi
Kaledi
Kanadori
Kanadoro
Kandesh
Kania
Kanshija
Karnataka
Karya
Kashida
Khalchi
Khogir
Kodi
Kodi sadak
Koliphul
Kotudi
Krishna
Laigna
Langa
Geweihter Ochse
Bundesstaat im Norden Indiens
Hauptstadt von
Andhra Pradesh
Nihanji
Hauptstadt von
Rajasthan
Distrikt im Norden
Maharashtras
mit
gleichnamiger Hauptstadt
Schamane
Stadt in Rajasthan
Jumer
Tasche für eine Kokosnuß
Rechteckige
Tasche
zur
Aufbewahrung
von Brotfladen
Kalchi
Hüftschnur
mit
Quasten und Bleianhängern
Kanadori
Region im Distrikt
Jalgaon und
Nimar
Silbergehänge,
am
oberen Ohrrand befestigt
Datanya
Bundesstaat im Südwesten Indiens mit
der Hauptstadt Bangalore
Stofflaschen an den
Schultern einer Bluse
Stickstil
Kalchi
Sattel, der den Sitz
der ? Banjara Devi
symbolisiert
Kaurischnecken
(cyproa moneta)
Band mit aufgenähten
Kaurischnecken
Zentrum des
Chopatspiels
Kleine
quadratische
Tasche am Gürtel
Hirtengott, Inkarnation Vishnus
Ghagra
Ghagra
Lue
Stamm im Norden
Thailands
Madhya
Pra- Bundesstaat in Zentdesh
ralindien
mit
der
Hauptstadt Bhopal
Mahakali
Die "große Schwarze";
furchtbarer
Aspekt
der großen Göttin
Maharashtra
Bundesstaat im Westen Indiens mit der
Hauptstadt Mumbay
Marwar
Distrikt im Südwesten
Rajasthans
Monsoon
Regenzeit
Mukaram
Nasenschmuck
Mumbay
Hauptstadt
Maharashtras;
früher
Bombay
Mysore
Naik
Nihanji
Nimar
Odhini
Orissa
Pachala
Patola
Phulia
Punjab
Quincunx
Distrikt im Bundesstaat
Karnataka,
mit
gleichnamiger
Hauptstadt
Oberhaupt
einer
Banjarasippe
Teil der Kopfbedeckung bei Frauen
Distrikt im Süden
Madhya Pradeshs
Tuch für Kopf und
Schultern
Bundesstaat im Osten
Indiens
mit
der
Hauptstadt
Bubaneshwar
Stoffband am Fuß;
erfüllt dieselbe Funktion wie das
guzera
Doppelikat, meist aus
Patan in
Gujarat
Quadratisches Textil,
Teil der Kopfbedeckung
Bundesstaat
im
Nordwesten
Indiens
mit der Hauptstadt
Amritsar. Vor der Unabhängigkeit gehörten
Teile des heutigen Pakistans dazu.
Fünf Quadrate, angeordnet wie die Punkte
auf der Fünf des
Würfels
Rajasthan
Rajput
Rajputana
Ramdeo-ji
Sari
Seengh
Shimoga
Sikh
Sindh
Sunchi
Bundesstaat im Westen Indiens mit der
Hauptstadt Jaipur
Herrscherkaste
in
Nord- und Zentralindien. Sie betrachten
sich selber als Nachkommen der Kriegerkaste (kshattriya)
Wörtlich "Land der
Rajput"; eine Gruppe
von Staaten, die ungefähr das heutige
Rajasthan umschließen
Heldenfigur
Hauptkleidungsstück
der indischen Frau.
Chunda
Distrikt im Mittelwesten
Karnatakas
mit
gleichnamiger
Hauptstadt
Angehöriger einer Religionsgruppe,
gegründet von Guru
Nanak
Provinz in Südostpakistan. Vor der Unabhängigkeit
zählten
Teile des heutigen
Punjab,
Rajasthans
und
Gujarats dazu
Taschentyp
Swastika
Takya
Tali
Tanda
Tie-and-dye
Tookar
Topevalo
junda
Tulsi mandir
Uttar Pradesh
Vishakhapatnam
Vishnu
Zumka
Hakenkreuz;
tantrisches Symbol in ganz
Indien
Rechteckige Kissenhülle
Hochzeitsanhänger
Siedlung der Banjara
Färbeverfahren in der
Abbindetechnik
Chantia
Anhänger am hinteren Teil des Kopfumhangs
Kleiner Hausaltar mit
dem Grundriß eines
Quincunx
Bundesstaat im Norden Indiens mit der
Hauptstadt Lucknow
Distrikt im Nordosten
Andhra Pradeshs
mit
gleichnamiger
Hauptstadt
Indischer Gott, der
Bewahrer, Teil der
Trinität Brahma (der
Schöpfer), Vishnu
und Shiva ( der Zerstörer)
Kopfschmuck
Ich über mich
Ich wurde 1950 in Bad Nauheim geboren und verlebte meine Kindheit dort und in
Aachen. In München besuchte ich das Gymnasium und studierte dann Chemie. Nach dem
Abschluss meiner Diplomarbeit 1976 reiste ich das erste mal nach Indien.
Aus den geplanten drei Monaten wurden, mit kurzen Unterbrechungen, sechs Jahre. Mich
schlugen die Lebenseinstellung, die Traditionen und die Künste dieses Landes und seiner
verschiedenen Völker in Bann.
In den achtziger Jahren kehrte ich nach Deutschland zurück und eröffnete 1984 die Galerie
Noah’s Ark.
Das Angebot meiner Galerie soll sowohl meine Liebe und Respekt für Indien als auch die
Vielfältigkeit und den Reichtum der Kultur des Subkontinents wiederspiegeln.
Um das Spektrum des Angebots in der Galerie zu erweitern und Informationen für Veröffentlichungen zu bekommen reise ich regelmäßig nach Indien. Im Laufe der Jahre unternahm ich auch ausgedehnte Reisen nach Nepal, Tibet, Thailand und Nordafrika.
Zum ständigen Sortiment gehören u.a.:
Eine große Sammlung alter Textilien aus ganz Indien (darunter natürlich Stücke der
Banjara und Phulkari.)
Alter Gold- und Silberschmuck
Stammeskunst
Objekte und Figuren aus Metall, Holz und Stein
Tibetica
Zu den Freunden und Kunden meiner Galerie gehören Sammler, Museen und Galerien.
Ich interessiere mich besonders für indische Textilien. Mein Artikel über die Bagh und
Phulkari des Punjab erschien in der Zeitschrift HALI (Nr. 113, Nov/Dez 2000) in Englisch.
Die erweiterte Fassung des Artikels können Sie in deutscher Sprache über die Galerie
beziehen:
Phulkari und Bagh –Stickereien aus dem Punjab
41 Seiten, 38 Farbabbildungen, 2 Karten.
Falls Sie Fragen haben, so wenden Sie sich bitte an mich oder besuchen mich im Internet
auf meiner Seite http://www.m-beste.de. Dort können Sie auch einen Teil meines Angebotes sehen.
Den größten Teil meines Sortiments habe ich fotografiert; bei Anfrage schicke ich Ihnen
gerne eine CD-ROM.
Sie können mich, nach telefonischer Absprache, in der Galerie besuchen; da ich viel reise,
zeige ich Ihnen gerne auch ausgewählte Stücke bei Ihnen zu Hause – natürlich völlig
unverbindlich.
_________________________
Literatur:
Beste, M. 1994: Phulkari und Bagh – Stickereien aus dem Punjab.
Abenden
Bhagvat, D. und P. Jaykar 1972: Stickerei in Indien. Ciba-Geigy
Rundschau 1972/3
Boser, Renée und Müller, Irmgard 1969: Stickerei, Systematik
der Stichformen. Museum für Völkerkunde und Schweizerisches
Museum für Volkskunde. Basel
Childers, C.H. 1975: Banjaras. In L.S. Leshnik und G.D.
Sontheimer (Hrsg.): Pastoralists and Nomads in South India. Wiesbaden.
Deogaonkar, S.G. und S.S1992: The Banjara. New Delhi
Doshi, Saryu 1992: Tribal India. Marg Publications, Mumbay.
Fisher, N. 1993: Banjara: Adornment of a People of All India. In
Mud, Mirror and Thread. Grantha Corporation, USA
Graham, Joss 1988: Ladders Of Life. In Hali 39.
Irwin, J. und Hall, M. 1973: Indian Embroideries. Ahmedabad,
Indien.
Iwatate, Hiroko 1996: Embroideries of Banjara People. Mingei
520, Japan Folk Craft Museum, Tokyo.
Karve, Iravati 1962: Marathi Lokanchi Sanskriti. Pune.
Keilhauer, A. und P.: 1983: Die Bildsprache des Hinduismus.
Köln.
Lang-Meyer, Marlène und Nabholz-Kartaschoff, Marie-Louise
1987: Stickereien der Banjara. In Götter, Tiere, Blumen. Museum
für Völkerkunde und Schweizerisches Museum für Volkskunde.
Basel
Lurker, M. 1979: Wörterbuch der Symbolik. Kröner Verlag, Stuttgart.
Morrell, Anne 1994: The Techniques of Indian Embroidery. Batsford Ltd. London.
Nabholz-Kartaschoff, Marie-Louise 1986: Golden Sprays And
Scarlet Flowers. Shikosha Publishing Co, Kyoto.
Naik, D.B. 2000: The Art and Literature of Banjara Lambanis. New
Delhi
Randhawa, T.S. 1996: The Last Wanderers. Grantha Corporation,
USA
Rowney, H.R. 1882: The Wild Tribes of India. Thos. De La Rue &
Co, London
Schleberger, E. 1986: Die indische Götterwelt. Köln.
Singh, K.S. 1994: The Scheduled Tribes. Oxford India Paperbacks.
Thurston, E. 1909: Castes and Tribes of Southern India. Madras.
Vossen, R. 1983: Zigeuner. Hamburgisches Museum für Völkerkunde. Hamburg,
51
1) Gala, ca. 25x45 cm. Wolle, Baumwolle, Kauri-
3) Gala, ca. 19x37 cm. Wolle, Baumwolle.
Madhya Pradesh, Gebiet von Nimar.
2) Gala, ca. 24x40 cm. Wolle, Baumwolle.
Madhya Pradesh, Gebiet von Nimar.
4) Gala, ca. 25x39 cm. Wolle, Baumwolle,
Andhra Pradesh.
52
5) Gala, ca. 26x32 cm (ohne Troddeln). Wolle, BaumWolle, Kaurischnecken. Andhra Pradesh.
6) Gala, ca. 26x30 cm. Baumwolle, Seide, Kaurischnecken. Karnataka.
7) Gala, ca. 27x35 cm. Baumwolle, Kaurischnecken,
Spiegelchen. Nord Maharashtra (Kandesh Gebiet).
8) Gala, ca. 29x30 cm. Baumwolle, Kaurischnecken,
Spiegelchen. Madhya Pradesh.
53
9) Gala, ca. 25x31 cm. Baumwolle. Karnataka, wahrscheinlich Gebiet von Bijapur.
11) Gala, ca. 23x30 cm. Baumwolle. Karnataka.
10) Gala, ca. 22x26 cm. Baumwolle. Karnataka, wahrscheinlich Gebiet von Shimoga.
12) Gala, ca. 20x31 cm. Baumwolle. Karnataka.
54
13) Gala, ca. 19x27 cm. Baumwolle, Wolle, Kaurischnecken. Wahrscheinlich Andhra Pradesh.
14) Gala, ca. 22x31 cm. Baumwolle, Kaurischnecken.
Karnataka oder Andhra Pradesh.
15) Gala, ca. 25x35 cm. Baumwolle, Kaurischnecken,
Spiegelchen. Andhra Pradesh, Gebiet von Vishakhapat-
16) Gala, ca. 26x39 cm. Baumwolle, Kaurischnecken,
Metallglöckchen. Madhya Pradesh oder südwestliches
55
17) Gala, ca. 24x39 cm. Baumwolle, Spiegelchen. Andhra
19) Gala, ca. 29x40 cm. Baumwolle. Karnataka.
18) Gala, ca. 24x35 cm (ohne Troddeln). Baumwolle,
Kaurischnecken. Maharashtra, Gebiet von Kandesh.
20) Gala, ca. 20x31 cm. Baumwolle, Wolle.
Karnataka oder Andhra Pradesh.
56
21) Gala, ca. 28x33 cm. Baumwolle, Wolle.
Andhra Pradesh oder Karnataka.
23) Gala, ca. 22x28 cm. Baumwolle. Maharashtra.
22) Gala, ca. 28x33 cm. Baumwolle, Wolle.
Andhra Pradesh oder Karnataka.
24) Gala, ca. 18x27 cm. Baumwolle,
Kaurischnecken. Madhya Pradesh.
57
25) Kalchi, Vorder–und Rückseite., ca. 34x52 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Karnataka.
26) Kalchi, Vorder–und Rückseite., ca. 37x56 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Karnataka.
58
27) Kalchi, Vorder–und Rückseite., ca. 33x48 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Karnataka, wahrscheinlich Gebiet
von Gulbarga.
28) Kalchi, Vorder–und Rückseite., ca. 33x48 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Karnataka oder Andhra Pradesh.
59
29) Kalchi, Vorder–und Rückseite., ca. 56x86 cm. Baumwolle, Mathura Untergruppe. Andhra Pradesh, Gebiet von
Adilabad
30) Kalchi, Vorder–und Rückseite., ca. 37x54 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Karnataka.
60
31) Zeremonialtuch, ca. 50x50 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh.
32) Kleine Tasche (datanya, kanshija), ca. 11x23 cm. Wolle, Baumwolle, Kaurischnecken.Karnataka oder Andhra
Pradesh.
61
33) Zeremonialtuch, ca. 45x46 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh.
34) Rolltasche mit vier Innenfächern, ca. 21x59 cm. Wolle, Baumwolle. Madhya Pradesh oder Maharashtra.
62
35) Zeremonialtuch, ca. 43x46 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh.
36) Zeremonialtuch, ca. 37x39 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh (?).
37) Zeremonialtuch, ca. 66x67cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh (West Nimar) oder Maharashtra Kandesh Gebiet).
38) Zeremonialtuch, ca. 50x50 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh oder südwestliches Rajasthan, Gebiet von Marwar).
39) Kleine Rolltasche mit zwei Innenfächern, ca. 10x42 cm. Baumwolle. Karnataka.
63
40) Zeremonialtuch, ca. 79x82 cm. Baumwolle. Madhya Pradesh (West Nimar) oder Maharashtra (Kandesh Gebiet)
41) Bleifigur an einem Gürtel. Höhe der Figur ca. 3 cm. Blei, Baumwolle. Karnataka.
42) Detail von Nummer 39. Quincunx-motiv.
64
43) Zeremonialtuch, ca. 68x68 cm. Baumwolle. Maharashtra, Kandesh Gebiet, oder Madhya Pradesh, West Nimar
44) Rechteckige Tasche
mit zwei Innenfächern,
ca. 18x20 cm (ohne Troddeln).
Baumwolle, Spiegelchen.
An der Rückseite wurden
anstelle der Spiegelchen
Münzen eingesetzt.
Maharashtra, Kandesh
Gebiet.
65
45) Zeremonialtuch, ca. 65x67 cm. Baumwolle, Wolle, Kaurischnecken. Maharashtra (Kandesh Gebiet) oder
Madhya Pradesh (West Nimar)
46) Gequiltete Schärpe für einen Mann, ca. 22x62 cm. Baumwolle, Spiegelchen. Andhra Pradesh.
66
47) Tragetuch oder Schaukel für einen Säugling (godiu), ca 67x85 cm. Baumwolle. Madhya Pradesh.
48) Zeremonialtuch, ca. 86x102 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh (West Nimar)
oder Maharashtra (Kandesh Gebiet).
67
49) Zeremonialtuch, ca. 75x105 cm. Baumwolle, Seide. Madhya Pradesh, Ebene zwischen der Vindya–und der Satpura Kette.
50) Tragetuch oder Schaukel für einen Säugling (godiu), ca. 90x100 cm. Wolle, Baumwolle, Madhya Pradesh.
68
51) Zeremonialtuch, u.U. umgearbeitete Säuglingsschaukel (godiu). Baumwolle. Südwestliches Rajasthan oder
Madhya Pradesh.
52) Kissenhülle,Durchmesser ca. 68 cm. Südwestliches Rajasthan
oder Madhya Pradesh.
Ein indischer Informant berichtete, es handele sich um eine Hülle
für ein Schild, das im Hochzeitsritual eine Rolle spiele.
53) Detail Nummer 52
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54) Rechteckiges Tuch, ca. 84x100 cm. Baumwolle. Wahrscheinlich Mathura Gruppe,
Maharashtra, Gebiet von Aurangabad.
55) Rolltasche, Vorder–und Rückseite,
ca. 13x34 cm.
Wolle, Baumwolle,
Bleianhänger, Spiegelchen.
Madhya Pradesh.
(Vorder–und Rückseite)
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57
58
56 Taillenband für einen Rock (lepo), ca. 16x76 cm. Wolle, Baumwolle. Andhra Pradesh, aus dem Gebiet vom Nalgonda.
57 Taillenband für einen Rock (lepo), ca. 16x70 cm. Baumwolle. Maharashtra, Kandesh Gebiet.
58 Taillenband für einen Rock (lepo), ca. 17x80 cm. Baumwolle. Karnataka.
59) Kleine Rolltasche
mit zwei Innenfächern,
ca. 10x47 cm. Baumwolle, Bleianhänger.
Karnataka.
(Vorder–und Rückseite)
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Diese Bänder wurden an der Längsseite eines Kopftuches (odhini) befestigt und schmückten
den oberen Teil der Stirn.
60) Ca. 7x69 cm, Baumwolle. Karnataka.
61) Ca. 8x77 cm, Baumwolle. Karnataka.
62) Ca. 8x74 cm, Baumwolle, Seide. Karnataka.
63) Ca. 7x76 cm, Baumwolle, Seide. Karnataka.
64) Ca. 7x71 cm, Baumwolle. Madhya Pradesh.
65) Ca. 10x55cm, Baumwolle. Madhya Pradesh.
66) Ca. 7x66 cm, Baumwolle, Seide. Karnataka.
67) Ca 8x65 cm, Baumwolle, Seide. Karnataka.
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68) Gewürztasche
Ca. 45x45 cm.
Baumwolle, Seide,
Kaurischnecken.
Maharashtra, Kandesh Gebiet.
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69) Kübelförmige Umhängetasche,Seitenlänge ca. 16x21 cm, Länge des Umhängebandes ca. 59 cm.
Baumwolle, Bleianhänger, Metallringe.
Karnataka, wahrscheinlich Gebiet von Shimoga.
70) Doppeltasche
Ca. 50x50 cm. Baumwolle,
Kaurischnecken, Bleianhänger. Karnataka.
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71) Kleine Tasche, Vorder–und Rückseite, ca. 16x17 cm (ohne Troddeln). Baumwolle, Seide, Kaurischnecken.
Maharashtra oder Madhya Pradesh.
72) Kleine Tasche, Vorder–und Rückseite, ca. 24x25 cm (ohne Troddeln). Baumwolle, Kaurischnecken.
Andhra Pradesh, Gebiet von Vishakhapatnam.
73) Rolltasche
mit zwei Innenfächern,
ca. 11x49 cm.
Baumwolle.
Madhya Pradesh (?)
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74) Chopad, ca. 87x88 cm mit vier Detailaufnahmen. Wahrscheinlich Maharashtra.
75) Kokosnußtasche
(jumar), ca. 21x21
cm (gefaltet).
Seide, Baumwolle,
Kaurischnecken,
Metallanhänger.
Karnataka.
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76) Kissenhülle, ca. 36x76 cm. Baumwolle. Andhra Pradesh (?). Die untere, größere, Inschrift bedeutet: Om namashivaya (Om Shiva); die obere, kleinere: Om-su-swagatam (wörtlich Om-gut-willkommen, ein gebräuchlicher Gruß). Ich
bedanke mich bei Familie Ganguly für die Übersetzung.
77) Kissenhülle, ca. 47x67 cm. Baumwolle, Wolle; als Rückseite
wurde ein Mashru-Textil benutzt. Madhya Pradesh, die Figuren zeigen einen Einfluß aus Rajasthan.
78) Gürtel für einen Bräutigam.
Ca. 11x110 cm. Baumwolle, Seide.
Maharashtra.
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79) Kissenhülle, Vorder–und Rückseite, ca. 43x60 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Maharashtra.
80) Kissenhülle, Vorder–und Rückseite, ca. 37x75 cm. Baumwolle. Madhya Pradesh.
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79) Kissenhülle, Vorder–und Rückseite, ca. 43x60 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Maharashtra.
80) Kissenhülle, Vorder–und Rückseite, ca. 37x75 cm. Baumwolle. Madhya Pradesh.
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81) Kopfschmuck, bestehend aus gala, einem Ring( indhoni oder nihanji) und einem quadratischen Textil (phulia).
Gala ca. 19x27 cm, phulia ca. 12x12 cm, Durchmesser indhoni ca. 13 cm. Baumwolle, Wolle, Kaurischnecken, Spiegelchen. Karnataka.
82) Rechteckige Tasche, ca. 18x20 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh.
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83) Frauenbluse, Vorderteil ca. 40x46 cm. Baumwolle, Spiegelchen, Metallanhänger.
Maharashtra, Kandesh Gebiet.
84) Ochsenschmuck
für Stirn und Hörner.
Länge Hornschmuck
ca. 17 cm.
Rechteckiger Teil
Stirnschmuck ca.
9x20 cm.
Baumwolle, Kaurischnecken. Spiegelchen.
Karnataka.
Kalchi, geöffnet. Karnataka, ca. 53 x 55 cm
Kalchi, geöffnet. Karnataka, ca. 52 x 55 cm
Kalchi, geöffnet. Karnataka, ca 52 x 58 cm
Kalchi, geöffnet. Karnataka, ca. 56 x 57 cm
Kalchi, geöffnet. Madhya Pradesh, ca. 60 x 63 cm
Kalchi, geöffnet. Karnataka, ca. 53 x 53 cm

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