Die Banjara und ihre Stickereien
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Die Banjara und ihre Stickereien
Die Banjara und ihre Stickereien Michael Beste Die Banjara und ihre Stickereien Michael Beste Januar 2002 CD-ROM Dezember 2005 _________________________________ Alle Rechte vorbehalten, auch die Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art und auszugsweisen Nachdruck sowie der Übersetzung. Michael Beste Auf dem Hilkenrath 2 D-52385 Abenden Tel: 02427 8510 E-Mail: [email protected] http://www.m-beste.de Es ist mir eine große Freude, all jenen zu danken, die durch ihre Ermutigung und ihre Arbeit an der Verwirklichung des vorliegenden Büchleins mitgewirkt haben. Herrn Doktor Wolfgang Ritter, Wuppertal, nicht nur für die herrlichen Photographien. Er hat mich bei der Entstehung dieser Schrift von Anfang an mit Rat und Tat unterstützt und die Rolle des Lektors übernommen. Frau Margarete Ritter half mir bei der Analyse der Stiche. Manu Bhai Khavadiya, New Delhi, für seine Geduld, mit der er all meine Fragen beantwortete, Nachforschungen anstellte und mir seine Sammlung zeigte. Nicht zu vergessen seine Frau und seine Tochter, die uns während unseren langen Gesprächen mit Tee und Keksen versorgten. Frau Marie-Louise Nabholz-Kartaschoff und Frau Marlène LangMeyer für die Erlaubnis die Abbildungen aus dem Kapitel StickTechnik ( Katalog „Götter, Tiere, Blumen“, Basel 1987) verwenden zu dürfen. Mister Bipin Shah, Ahmedebad, für die Erlaubnis ein Foto aus dem Buch „The Last Wanderers“von T.S. Randhana, verwenden zu dürfen. Herrn Detlev Lehmann, Esens, für die Analyse einiger Textilien unter dem Elektronenmikroskop. EINLEITUNG DIE BANJARA Allgemeines Abstammung und Geschichte Sprache und Namen Organisation und soziale Struktur Die Hochzeit bei den Banjara Religion und Ursprungsmythen DAS ERSCHEINUNGSBILD DER BANJARA Der Schmuck Die Kleidung DIE STICKEREIEN Überblick Techniken Regionale Variationen Muster und Motive Der Quincunx Verwendete Materialien Die Stiche ABSCHLUSS GLOSSAR ICH ÜBER MICH LITERATUR KARTE Westen von Indien.1 Zu dieser Zeit fand man hier kaum Touristen und ich ver- EINLEITUNG sprach mir einiges von diesem Aufenthalt. Manchmal verwenden die Weber einen goldenen Um es kurz zu machen, ich fand hier Faden, um ein Tuch schöner zu machen. Die weniger Textilien und Schmuck als er- Banjara sind der goldene Faden im reichen kultu- wartet, aber aus den paar Tagen wurden rellen Erbe Indiens. doch mehr als zwei Wochen. Die Stadt Indira Gandhi, 1966, Gulbarga mit ihrer Umgebung und ihre Menschen hatten mich in ihren Bann gezogen. Anfang der neunziger Jahre sah ich zum Indien, wie ich es mir immer erträumt ersten mal Stickereien der Banjara. hatte; eine Zeitreise, ein paar Jahrhun- Ich war auf einer Einkaufsreise in Guja- derte zurück. rat auf der Suche nach alten Textilien. Eines Tages, etwas außerhalb der Stadt, Ich wollte eine repräsentative Sammlung besuchte ich einen befreundeten Händ- indischer Stücke zusammentragen. Seit ler und fragte ihn, ob er noch irgend et- einigen Jahren verfolgte ich dieses Ziel was Interessantes für mich hätte. und ich war recht erfolgreich. Meine brachte einen größeren Sack und schüt- Schränke daheim waren ziemlich voll, tete dessen Inhalt vor meine Füße. Eine im Bücherschrank standen alle verfüg- endlose Anzahl kleiner und kleinster baren Bücher und Veröffentlichungen Textilstücke, rechteckig, quadratisch, mit und mir fehlten eigentlich nur noch we- und ohne Kaurischnecken, mit und ohne nige Typen. Genauer gesagt, ich war auf Spiegelchen - vor allem aber ver- der Suche nach alten Turbanen aus Ra- schmutzt und staubig. jasthan - ich sollte sie einige Wochen Beim näheren Hinsehen konnte ich fest- später in der Nähe von Jaipur finden - stellen, dass es sich um Stickereien han- und nach guten tie- and- dye odhinis delte, hauptsächlich gehalten in allen und patolas, die ja auch aus Gujarat Schattierungen kommen. Bis jetzt war ich mit meinen Ocker; bei einigen konnte ich feststellen, Einkäufen zufrieden. dass es sich um Täschchen handelte, ei- Bevor ich nach Mumbay zurückflog nige sahen aus wie Gürtel, die meisten wollte ich noch einige Tage in Bhuj waren rechteckige und quadratische be- verbringen. Bhuj ist eine sehr alte wun- stickte Tücher. Trotz allem Schmutz fiel derschöne Stadt in Gujarat im äußersten 1 von Rot, Er Gelb und Die Stadt wurde durch das Erdbeben am 26. Januar 2001 zu 90% zerstört. mir sofort die Feinheit der Stickerei ins lang es mir aber doch genügend Mate- Auge. rial zu bekommen, um mich an die Am stärksten berührten mich aber die selbstgestellte Aufgabe zu machen. Muster. Sie unterschieden sich von al- Vor einiger Zeit sah ich Fotos aus Indien, lem, was ich in Indien bisher gesehen aufgenommen in den Achtziger Jahren: hatte. Keine Spur von Blumen, Pfauen, Frauen der Banjara in ihren traditionel- Elefanten oder den starren geometri- len Trachten - bunt und vollbehangen schen Mustern von Baghs und Phulka- mit Schmuck, auf dem Kopf schwere ris. Ich sah, von wenigen Ausnahmen Lasten von Ziegelsteinen - auf einer Bau- abgesehen, abstrakte Kreationen, ge- stelle in Trombay östlich von Mumbay. schaffen mit einem instinktiven Gefühl Am Abend kehrten die Banjara dann für Proportionen und Farben. wieder zurück in ihre traditionelle Sied- Mein Freund sagte mir diese Stücke lung, Tanda genannt, zurück stammten von den Banjara. wurde damals das erste indische Kern- Natürlich erwarb ich den größten Teil kraftwerk gebaut. diese Sackes. Nachdem ich die Sticke- Mittelalter und Atomzeitalter. reien hatte reinigen lassen bestätigte sich Ein Autor bezeichnet die Banjara als "le- meine anfängliche Faszination; Neugier benden Anachronismus". kam dazu. Mir gefällt besser Childers Beschrei- Im Laufe der nächsten Zeit erwarb ich bung:“ ... die Banjara bewegen sich in noch mehr Stücke; gleichzeitig versuchte den Zwischenräumen der sozialen Ord- ich alle verfügbaren Informationen über nung, sie sind nicht in ein bestimmtes diese Textilien und ihre Hersteller zu be- soziales System eingebunden.“2 kommen. Die Faszination nahm nicht ab; alles, was ich über die Banjara erfahren konnte, wurde zusammengetragen damals tauchte das erste mal der Gedanke an eine Veröffentlichung auf. Dies erwies sich als schwieriger als angenommen. Informationen widersprachen sich, Veröffentlichungen gab es kaum und die Banjara, die ich traf, waren nicht sehr gesprächig. Mit Hilfe von Freunden in Indien und in Deutschland ge- 2 Childers, S. 248. Hier Die Banjara So stellt sich bei der ersten Begegnung eine scheinbare Vertrautheit her; beim Betrachten der Fotos oder der Textilien Allgemeines taucht das Gefühl "typisch indisch" auf. Mit ein wenig Glück kann jeder Tourist in Indien Banjara treffen. Vom Taxi- oder Zugfenster sieht man oft ihre Frauen, wie sie harte Arbeit beim Straßen- oder Häuserbau leisten. Oft tragen sie schwere Lasten von Ziegelsteinen oder Zement in Körben auf dem Kopf oder sie sitzen am Straßenrand und stellen Schotter her, indem sie Felsbrocken mit einem schweren Hammer zerkleinern. Ihre farbenprächtigen be- stickten Kleider, der reiche Schmuck, die vielen Armreifen und bei den älteren Frauen die Tätowierungen fallen sofort auf. Meist leben sie in Zelten direkt an der Baustelle; fährt man gegen Abend oder am frühen Morgen vorbei kann man sie auch beim Kochen oder anderen Haushaltstätigkeiten beobachten. Manchmal sieht man auch mitten im Verkehrschaos einer Großstadt wie Ahmedabad eine kleine Karawane von Eseln, geleitet von Banjarakindern, die Sand zu einer Baustelle bringt. In den meisten Bildbänden und Reiseprospekten über den Subkontinent, vor Beginnt man sich aber näher für die Banjara zu interessieren wird diese oberflächliche Vertrautheit schnell in Frage gestellt. Es stellt sich bald heraus, dass es eigentlich nur wenig zuverlässige Informationen gibt, oft widersprechen sie sich auch und man wird mehr mit Vorurteilen als mit Fakten konfrontiert. Auch wird es klar, dass die Banjara eine Randgruppe in Indien sind, der von den Mitgliedern der Hauptgruppen meist Misstrauen oder Ablehnung entgegengebracht wird. Interessiert man sich für die Textilien dieser Gruppe, macht man bald ähnliche Erfahrungen. Zwar gibt es einige Sammlungen in Museen, es gab auch vereinzelte Ausstellungen.3 Vergleicht man aber die verfügbaren Informationen mit denen über andere Gruppen indischer Textilien, wie z.B. den Patola oder den Kashmirschals, so stellt man schnell fest, dass hier noch ein Nachholbedarf besteht. Meines Wissens gibt es z.Z. nur zwei Veröffentlichungen, die den Textilien der Banjara gerecht werden.4 allem über die Bundesstaaten Rajasthan und Gujarat, fehlen nicht die entsprechenden Fotos. 3 Museum für Völkerkunde, Basel 1987/88; Museum of International Folk Art, Santa Fe, 1993/1994; Japan Folk Craft Museum, Tokyo, 1996 4 N. Fisher; M. Lang-Meyer und L. Kartaschoff Im Standardwerk über indische Sticke- Frau Fisher bezeichnet diese Erklärung reien5 werden sie überhaupt nicht er- als eine „zwar prächtige Beschreibung ihrer wähnt. Arbeit, die aber wahrscheinlich doch nur Von den Banjara selbst Auskunft zu er- eine Halbwahrheit ist.“9 halten stellt sich auch als sehr schwierig Versucht man im Lande selber mehr heraus. Nora Fisher schreibt: über sie zu erfahren, macht man bald Sie lieben es, wenn Leute auf sie auf- dieselbe Erfahrung. Fragt man in Indien merksam werden und ihre Kleider und nach den typischen Eigenschaften der Stickereien bewundern, aber sie sind Banjara, so kann man sicher sein so überhaupt nicht geneigt direkte Fragen konträre Antworten wie "harte Arbeiter, zu beantworten, die ihre Symbole inter- fleißig, selbstsicher und ehrenhaft" bis pretieren oder Licht auf die Herkunft hin zu „gefährlich, falsch und kriminell" der Stücke werfen.6 zu erhalten. An anderer Stelle schreibt sie: Woher Nicht-Banjara sind Außenseiter und kommen sie, in welchem Kontext muss bieten daher Gelegenheit für Witze, Lü- man ihre Textilien sehen? gen, Diebstähle und Gedächtnislücken. Selbst meinen indischen Informanten Die Umstände der Feldforschung ähneln hier denen, die Sutherland bei ihrer Arbeit mit amerikanischen Zigeunern schildert.7 In der Literatur findet man eine oft zitierte sehr poetische Äußerung einer Banjarafrau: Wir handhaben die Fadenstränge wie Blumen und arbeiten das Muster auf der Rückseite des Stoffes. Wir sticken von unten nach oben, als würden wir von der Erde zum Himmel schreiten. Alle Pflanzen, Tiere und Menschen müssen die Lebensleiter auf diese Weise hinaufklettern.8 5 Wer sind nun diese Banjara? J.Irwin und M. Hall 6 N. Fisher, S. 157 7 N. Fisher, S. 228 8 Bhagwat und Jayakar, S. 5 fällt es schwer, den Begriff Banjara genau zu definieren. Es geschieht manchmal, dass sie mit anderen nomadischen Gruppen verwechselt oder in einen Topf geworfen werden. Auch kann man gelegentlich lesen, dass es gar keine einheitliche Gruppe der Banjara gibt, sondern dass es mehrere, ähnlich wirkende, Gruppen sind, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben. Im folgenden möchte ich aufzeigen, dass es sich tatsächlich um ein Volk handelt. Zwar sind die Banjara über ganz Indien verstreut, aber sie teilen alle dieselben Ursprungsmythen und ein kompliziertes System von Klan-namen und Stammbäumen. Auch in der Kleidung finden sich, bei allen regionalen Variationen, lässt11. Die Angehörigen dieser Kaste viele Gemeinsamkeiten. galten als heilige Männer. Sie waren herumziehende Sänger und lebende Geschichtsbücher, ihre wenigen Habseligkeiten beförderten sie auf einem Pack- Abstammung und Geschichte ochsen und sie hatten Zugang zu allen Fürstenhöfen. Diese Barden standen in Der Ursprung der Banjara liegt noch dem Ruf, sich lieber umzubringen, als weitgehend im Dunkeln. Manche Ethno- ihnen anvertrautes Gut aufzugeben. Als logen verknüpfen ihn mit den dunkel- Abschreckung gegen potentielle Über- häutigen dravidischen Ureinwohner des fälle diente die Legende, dass ein zum Subkontinents. Wahrscheinlicher aber Selbstmord getriebener Charan den Tä- ist, dass ihre Wurzeln im ehemaligen ter lebenslang als Geist verfolgen würde. Rajputana liegen, das aus Teilen des Sie genossen praktisch überall Immuni- heutigen Punjab, Gujarat und Rajasthan tät. So waren sie ideal geeignet Bot- besteht. Dafür sprechen sowohl die ei- schaften und auch Wertgegenstände von genen Herkunftsmythen als auch ihre einem Hof zum anderen zu befördern. Kleidung und Sprache. Sie selbst be- Das ihnen entgegengebrachte Vertrauen zeichnen das Gebiet um Jodhpur und öffnete aber im Lauf der Zeit größere Jaisalmer als Zentrum ihres Heimatlan- Möglichkeiten für sie. Von Führern der des. Karawanen wurden sie deren Eigentü- Iravati Karva schließt die Möglichkeit mern und mit wachsendem Wohlstand nicht aus, dass die Banjara nach Indien auch zu Geldverleihern. eingewandert seien. Sie sagt, dass ihre mehr organisierten und übernahmen sie Namen und auch die Hochzeitsrituale den Nachschub der Heere. denen der Rajputen ähneln. Daher sei es mit riesigen Karawanen durch Indien; es möglich, dass sie zu Beginn des Mittel- heißt, die Brüder Bhangi und Jhangi alters mit den Rajputen und Gujars nach Rathod hätten im 17. Jahrhundert einen Indien eingewandert seien.10 Zug von 180 000 Ochsen zusammenge- Wahrscheinlicher ist aber, dass sich der stellt. Ursprung der Banjara von der Charan- Im 17. Jahrhundert zogen sie im Gefolge oder Bhatkaste aus Rajasthan herleiten des Moghulherrschers Aurangzep süd- Mehr und Sie zogen lich in die Hochebene des Deccan. Spä9 N. Fisher S. 157 Iravani Karve, Seite 123. 10 11 T.S.Randhawa, S.136 ter organisierten sie auch den Nach- Im Laufe der Zeit verbreiteten sie sich schub für das britische Heer.12 über fast ganz Indien; heute finden wir In einem Bericht über die Armeen der sie hauptsächlich in Gujarat, Rajasthan, Moghule findet man folgende Beschrei- Uttar Pradesh, Maharashtra, Andhra bung : Pradesh, Madhya Pradesh, Karnataka ,Diese Leute versorgen die indische und Orissa, aber auch in allen anderen Armeen auf dem Schlachtfeld, sie wer- 16 indischen Bundesstaaten und selbst in den niemals angegriffen. Man nimmt Pakistan und im Iran."15 ihnen das Getreide ab, aber es wird In einem Bericht von 1824 finden wir selbstverständlich dafür bezahlt. Jeden eine anschauliche Beschreibung einer Abend bauen sie aus Getreidesäcken ei- solchen Karawane : nen quadratischen Schutzwall um ihr Wir kamen an einem großen Lager von Lager. Sie und ihre Familien sind in der Brinjarees vorbei, einem Volk, das seine Mitte, die Ochsen werden außen ange- ganzes Leben damit verbringt Getreide bunden. Wachen mit Gewehren und von einem Ende des Landes zum ande- Speeren sind an den Ecken postiert, sie ren zu befördern. Meist geschieht dies haben auch Wachhunde.13 Ich habe im Auftrag anderer reicher Händler. Herden von 5000 Ochsen gesehen. Am Sie ziehen in großen Gruppen mit ihren Tage bewegen sie sich nicht schneller Frauen, Kindern, Hunden und belade- als 2 Meilen in der Stunde, da sie ihrem nen Ochsen. Die Männer sind alle be- Vieh gestatten wahrend dem Marsch zu waffnet als Schutz gegen Diebe. Sie grasen. haben von den Herrschern und Armeen 14 Über die Jahre wurden die Banjara zu Indiens nichts zu befürchten. einer gut organisierten Gruppe, die sich Armeen im Kampf erlauben ihnen si- Sogar sehr gut verteidigen konnte und sich so nicht mehr nur auf die Abschreckung durch Selbsttötung verlassen musste. 12 Es ist überliefert, dass die Banjara 1791-1792 der britischen Armee unter dem Marquis von Cornwall während der Belagerung von Seringapatnam Getreide lieferten. Der Herzog von Wellington beschäftigte sie regelmäßig in seiner Armee. 13 Auch heute noch sind die Banjara bekannt für ihre Wachhunde; in ganz Zentralindien findet man heilige Schreine, die besonders treuen und bekannten Hunden geweiht sind. 14 T.S.Randhawa, S.136 15 " Als Randbemerkung sei angeführt, dass einzelne Gruppen der Banjara spätestens gegen 1000 n. Chr., vielleicht aber schon früher im Windschatten des Heeres Alexander des Großen, Indien in Richtung Westen verlassen haben; sie gelten heute als Vorfahren der europäischen Zigeuner. Erhärtet wird dies durch Untersuchungen, die ergaben, dass Elemente der europäischen Zigeunersprache sich auf das Sanskrit zurückverfolgen lassen. ( Vossen, S.18:" Die indische Herkunft der Zigeuner gilt seit über 200 Jahren aufgrund von Sprachvergleichen erwiesen. Umstritten sind jedoch bis heute der Zeitraum der Abwanderung, die Lage des Herkunftsgebietes zwischen Nordindien und Persien, die Wanderwege und die mögliche Verwandtschaft mit zigeunerähnlichen Gruppen in diesem Raum heute.") cher vorbeizuziehen; sie nehmen ihnen Sprache und Namen niemals ihre Güter ab, ohne dafür zu Es heißt, dass sich der Name Banjara von bezahlen und hindern sie nicht einmal van (Wald) und charan (Wanderer) ab- daran das gegnerische Heer zu belie- leitet. fern. Klugerweise stimmen beide Seiten Man findet aber auch andere Erklärun- darin überein ein Gewerbe zu unter- gen. stützen und zu respektieren, dessen Unterbindung am Ende für beide Sei- Van-jara Bewohner des Waldes ten verhängnisvoll sein könnte. 16 Biranjar Reisträger Deogaonkar vergleicht diesen Status mit dem des Roten (persisch) Kreuzes17. Banjara Bogen Mit dem Auftauchen der Eisenbahn in Labhan Salzträger den Sechzigerjahren des 19. Jahrhun- Banjar (Urdu) braungelbes Land; die Bewohner wären dann Banjara. derts und dem Ausbau eines modernen Straßennetzes verloren sie mehr und mehr ihr ursprüngliches Auskommen. Sie werden aber nicht immer Banjara Heute findet man sie hauptsächlich als genannt, abhängig von der Region, in Straßen- und Bauarbeiter, als Altwaren- der sie leben und der Tätigkeit, die sie händler und als wandernde Landarbei- ausführen, haben sie viele verschiedene ter Namen. Ich möchte nur einige davon Anderseits hat ein nicht geringer Teil aufführen. von ihnen eine gute Ausbildung und be- Banjari,Vanjari, Brinjari, Baladhia (Ochsenfüh- kleidet hohe Positionen. In Bombay gibt rer) es viele Rechtsanwälte und hohe Regie- Kangsi (Kammhersteller und -verkäufer). rungsbeamte, die Banjara sind. Der ver- Lamania (Salzhändler) storbene Staatschef von Maharashtra, Lambada, Labhana (Überbringer, Bote) V.P. Naik, war ein Banjara; sein Neffe Sudhakar Naik bekleidete dasselbe Amt Anfang der neunziger Jahren. Shirkiband (Hersteller von Grasmatten). Sugali, Sukali (Betelnußhändler). 1983 veröffentlichte die Regierung von Maharashtra eine Liste aller Banjara und ihrer Untergruppen. Um der Vollständigkeit halber gebe ich die Aufzählung hier wieder. 16 17 T.S.Randhawa, S. 135 Deogaonkar, Seite 12 Banjara, Banjari, Vanjara, Mathura-Ban- Je nach Quelle schwanken die Angaben jara, Gor-Banjara, Lambada/Lambara, Lam über ihre Anzahl beträchtlich, sie liegen bhani, Charan Banjar, Labhan, Mathura-La- zwischen 3-20 Millionen. bhani, Kachkiwala Banjara, Laman Ban- Die Banjara sprechen mindestens zwei jara, Laman-Lamani, Laban, Ghali/Dhalia, Sprachen. Einmal die Sprache oder den Dhadi/Ghadi, Singri, Navi Banjara, Jogi- Dialekt des Landesteiles, in dem sie le- Banjara, Shingade-Banjara, Lambade, Pha- ben oder sie sich ihren Unterhalt verdie- nade Banjara, Sunar Banjara, Dhalya Ban- nen. So können sie Kontakt halten mit jara, Shingadiya Banjara.18 der übrigen Bevölkerung und fallen Eine andere Untersuchung stellt fest, nicht allzu sehr auf. dass die Banjara unter mindestens 26 Untereinander verständigen sie sich aber Namen bekannt sind und dass es we- in ihrer eigenen Sprache, die von Außen- nigstens 17 Untergruppen in verschiede- seitern als Banjaraboli oder Lambadaboli nen Gegenden Indiens gibt.19 bezeichnet wird, die sie selber aber Es gibt auch Hinweise darauf, dass es im Ghormati nennen. Sie ist mit dem Ra- Dhule-Distrikt im Norden Maharashtras eine Untergruppe der Bhil Stämme (Mavchi Bhil) gibt, die sich vom Erscheinungsbild her zu den Banjara zählen läßt.20 jasthani, dem Hindi, aber auch mit der europäischen Romasprache verwandt. Diese Sprache ist für Nichtgruppenmitglieder unverständlich. Childers schreibt: Dies sind aber alles Namen, die von Au- Durch die Beherrschung dieser Sprache ßenstehenden benutzt werden, sie selber beweisen Mitglieder, die vorübergehend bevorzugen den Namen Ghor oder oder für immer die sichtbaren Zeichen Ghormati21, das heißt "Volk mit den wie Kleidung und Erscheinungsbild Ochsen".22 abgelegt haben, ihre Zugehörigkeit zur Gruppe.23 18 Deogaonkar, Seite 11 R. Naik, 1969 20 Singh, Seite 134 21 Childers, S.247 22 Thurston, Seite 210: Es scheint, dass die Namen Sugali, Lambadi und Brinjari auf ein und dieselben Leute angewendet wird, obwohl man eine Unterscheidung machen könnte. Die Sugali haben sich dauerhaft in Arcot (nördliches Tamil Nadu) niedergelassen, die Lambadi ziehen zwischen der Küste und Mysore hin und her während die Brinjari von Hyderabad oder den Zentralprovinzen heruntergezogen kommen. 19 23 Childers, S. 247 Organisation und soziale Struktur Der größte Teil der Banjara lebt in sogenannten Tandas - Hütten, Zelten, Nora Fisher schreibt, dass sie im Verlauf Wohnwägen seltener auch in festen Ge- ihrer Feldforschungen Kontakt mit Tau- bäuden am Rande der Siedlungen. Um senden von Banjara aus allen Ebenen der ein Tanda betreten zu dürfen oder gar Gesellschaft hatte. um fotografieren oder Fragen stellen zu „Ich traf Banjara aus allen Ebenen der können ist es unumgänglich zuerst Gesellschaft; Eselstreiber und Taxifahrer, Kontakt mit dem Oberhaupt, dem Naik, Fabrikarbeiter, Hotelbesitzer und Ziga- zu machen und seine Erlaubnis zu er- rettenverkäufer, Sozialarbeiter, Wissen- halten. schaftler, Architekten und Rechtsan- Der Naik, zusammen mit dem Ältesten- wälte. Ich habe Banjarastudenten ge- rat (ghor panchayat), übernimmt auch die troffen, die sich auf ihre Abschlüsse vor- Rechtsprechung innerhalb der Siedlung. bereiteten, aber auch Anführer mit viel Strafen können Geldstrafen, öffentliche Ausstrahlung, die keine oder sehr wenig Ausbildung hatten."24 Sie kommt zu dem Schluss: „Zwei gemeinsame Elemente verbinden diese Personen mit grundverschiedenen Berufen und Ausbildungen. Erstens arbeiten alle Banjara sehr hart, meist ist es auch sehr einträglich für sie. Zweitens schaffen es diese Personen, wo immer sie auch auf der gesellschaftlichen Leiter stehen, sich ihre Privatsphäre zu erhalten. Sowohl Tagelöhner als auch Angehörige akademischen Berufe vermeiden es Vollzeitbeschäftigungen anzunehmen; so schaffen sie es in ihrem Leben Raum zu lassen, um ihren Verpflichtungen als Banjara wie die Teil- Zurechtweisung oder, als eine der höchsten Strafen, sogar Ausschluss aus der Gruppe sein. Auch werden alle Angelegenheiten, die die Gruppe betreffen besprochen; selbst der Brautpreis, das Mindestalter für die Hochzeit und nach wie viel Tagen die Braut nach der Hochzeit zum Lager ihrer neuen Verwandten aufbrechen sollte. Diese Selbstverwaltung, soweit sie heute noch möglich ist, erlaubt es ihnen, sich den übergeordneten sozialen und gesellschaftlichen Ordnungen zu entziehen und so ihre Eigenständigkeit zu bewahren. Überhaupt kann man sagen, dass für nahme an den Feiertagen oder Über- die Banjarakultur die Abgrenzung gangsriten nachkommen zu können“.25 gegenüber der Gesellschaft ein sehr wichtiges Thema ist. Definitionsgemäß gehören sie zu den nomadisierenden 24 N. Fisher, S. 144 25 N. Fisher, S. 144 oder halbsesshaften Bevölkerungsgrup- pen ohne Kastenzugehörigkeit (symbiotic Gruppen, deren Namen ungefähr Stier- peripatic nomads), die ihre Waren oder Laman, Ochsen-Seth, Holzfäller- La- Dienstleistungen der Bevölkerung an- man und Holzkohlen-Seth lauten. Die bieten und kein eigenes Land besitzen. Leute können sie nicht als Banjara Sie müssen daher deutliche Grenzen er- identifizieren, ihnen bleibt verborgen, richten, um bei allem Kontakt mit der dass ein Mitglied der Ochsen-Seth u. übrigen Welt ihre kulturelle Integrität U. der Bruder eines Holzfäller-Laman bewahren zu können. ist. Um bessere Geschäftsmöglichkeiten zu haben und den Verkehr mit den Leu- Diese Grenzen zeigen sich sehr deutlich ten leichter zu gestalten, bringen die in ihren schwer zugänglichen Siedlun- Banjara die Leute dazu zu glauben, gen, ihrer Außenstehenden unverständ- dass sie Holz von einer Gruppe, Holz- lichen Sprache, in ihrer Religion, in ih- kohle von einer anderen und Ochsen ren Ursprungsmythen und Tabus, ihrem Klansystem, ihrem selbstbewusstem Auftreten und nicht zuletzt in den bunten charakteristischen Trachten und Stickereien. Sie legen Wert darauf mit der Umgebung, von der sie ja letztendlich abhängig sind, gut auszukommen, ohne sich jedoch mehr als notwendig anzupassen. Um leichter akzeptiert zu werden und andere Gruppen nicht zu erschrecken, nehmen sie manchmal sogar eine andere Identität an. N. Fisher berichtet: „Eine Gruppe in Maharashtra benutzt Außenseitern gegenüber verschiedene Gruppennamen, von denen keiner typisch für die Banjara ist. Wenn sie jedes von einer dritten kaufen.“26 Die Banjara sind endogam, das heißt Hochzeit mit Nichtbanjara ist nicht erlaubt. Sie teilen sich in ein verzweigtes Netz von Klans und Untergruppen auf, die gotra genannt werden. Hier herrscht das exogame Prinzip, eine Heirat ist nur erlaubt zwischen Mitgliedern verschiedener gotra. Wir finden hier übrigens einen weiteren Hinweis für die Abstammung der Banjara aus dem Umkreis der Rajputen in Rajasthan. Alle gotra-Na- men wie Rathod, Chauhan, Pawar sind die Familiennamen alter Rajputfamilien. Dieselben gotra findet man bei allen Banjara Indiens; sie unterteilen sich allerdings noch in unzählige Untergrup- Jahr zu den westlichen Gebirgen ziehen, pen. Wenn Banjara aus verschiedenen reisen sie in kleinen Gruppen; Familien Gegenden sich treffen, können sie sich teilen sich den Anforderungen entspre- schnell untereinander einordnen, indem chend auf und präsentieren sich den sie ihre Abstammung und ihren Grup- Außenseitern als vier verschiedene 26 N. Fisher, S. 147 penstammbaum darlegen. So dient auch „Für die Hochzeitszeremonie er- das gotra-System der Abgrenzung ge- richten sie ein Zelt, auf den Boden genüber der Außenwelt und der Stär- stellen sie zwei Reismörser, die von kung der Gruppenidentität. Braut und Bräutigam siebenmal umkreist werden. Als Symbol ihres Nomadenlebens können die Mörser Die Hochzeit bei den Banjara ersetzt werden durch einen Packsattel mit zwei Säcken Getreide. Das Hochzeitsalter liegt bei den Männern bei 20-25 Jahren; die Frauen sind 15-18 Jahre alt. Im Gegensatz zu den traditionellen Hindus betrachten die Banjara die Monsoonzeit als sehr günstig für die Hochzeit. Das hat auch praktische Gründe, da sie in dieser Zeit nicht herumreisen und mehr Zeit haben für die Zeremonien. Eine Hochzeit mit Nichtbanjara ist nicht erlaubt. Untereinander sind sie exogam, das heißt , sie heiraten nur außerhalb ihrer Unterkaste oder Klans. Im Gegensatz zu den meisten Bevölkerungsgruppen in Indien ist die Mitgift Während der Umkreisungen hält der Priester oder Brahmane die Hand der Braut; sollte sie stolpern ist das ein sehr schlechtes Omen. Danach rennt das Mädchen weg und der Priester muss sie verfolgen und fangen. In Bhandara tragt die Braut einen leichten Rock und ein Brusttuch, ihr Körper ist von Kopf bis Fuß eingeölt, um dem Priester seine Aufgabe zu erschweren. Währenddessen bewirft die Hochzeitsgesellschaft den Priester mit Reis, Gelbwurz und Nüssen, manchmal auch mit Steinen. Falls er Schmerzensschreie ausstößt gilt nicht nur eine Last für die Familie der dies als gutes Omen. Frau, sondern auch die Familie des In manchen Orten stellen sich Bräutigams hat ihren Teil an Schmuck, nach der Hochzeit Braut und Bräu- Vieh, Nahrung und Kleidung beizusteu- tigam auf zwei Ochsen, die ange- ern. Auch ist die Frau bei ihnen weniger trieben werden. Wer als erster her- untergeordnet als in patriarchalischen unterfällt wird als erster sterben. Gruppen. Da es weniger Frauen als Männer Das Hochzeitsritual dauert mindestens gibt, wird es einer Witwe selten drei Tage. erlaubt die Familie zu verlassen; Russel und Hira Lal geben eine an- wenn ihr Gatte stirbt nimmt sie schauliche Beschreibung einer Hochzeit entweder sein jüngerer oder sein bei den Banjara: älterer Bruder zu sich. Dies steht im Gegensatz zu den üblichen Töpfe in jedem29. Innerhalb des Platzes Bräuchen der Hindus,“27 wurden zwei Stößel in den Boden gesteckt. Die Braut wird mit einem be- Während sie die Reismörser um- stimmten Textil bedeckt und aus dem kreisen singen die Frauen folgen- Haus geführt, um den Bräutigam zu des Lied. treffen. Oh Braut, mache deine Runden, Beide stehen innerhalb der vier Stapel Du hast geprahlt, dass du nicht von Töpfen, um ihre Schultern wird ein heiraten wirst Tuch gebunden, in das der Priester eine Aber jetzt bist du verheiratet Rupie einbindet....Dann gibt sich das Oh Braut, mache deine Runden. Paar die rechten Hände und sie um- Umsonst ist dein Prahlen jetzt, runden sieben mal die Stößel, während denn du hast den Pudding geges- die Frauen folgendes Lied singen, eine sen. Zeile für jede Runde: Drehe deine Runden, oh Mädchen, hör auf zu prahlen, Du und ich, wir sind jetzt verhei- hast du nicht auf dem hölzernen ratet Fußboden gesessen, Wir gehen gemeinsam die Schenkel des Bräutigams auf Hochzeitspfahl. den deinen? 28 Geh das dritte mal, wir sind ver- um den heiratet, Thurston gibt eine anschauliche Be- Du bist mit mir verheiratet. schreibung Geh das fünfte mal, wir sind ver- einer Banjarahochzeit in Bellary im Grenzgebiet zwischen Kar- heiratet, nataka und Andhra Pradesh: geh das sechste mal, wir sind ver- " Der Bräutigam kommt in der Nacht heiratet, zum Haus der Braut; ein Tuch bedeckt geh das siebte mal, wir sind verhei- seinen Kopf und eine kunstvoll be- ratet. stickte Tasche mit Betelblättern und Sieben Runden sind wir gegangen, Nüssen hängt über seine Schulter. und ich bin die deine. Außerhalb des Hauses, an den vier Sei- Geh das siebte mal, und du bist ten eines quadratischen Platzes, sind mein. vier Haufen Tontöpfe aufgestapelt- fünf Das Paar setzt sich nahe einem Stößel auf eine Decke auf den Boden und wird völlig mit einem Tuch bedeckt. Die 27 Zitiert nach T.S. Randhawa, S.138 28 Thurston, Seite 223 Braut gibt dem Bräutigam sieben kleine Handgelenk und Ellbogen getragen; als Kugeln aus Reis, Butter und Zucker, verheiratete Frau trägt sie sie jetzt zwi- die er isst. Er gibt ihr dann sieben an- schen Ellbogen und Schulter. Auch das dere, die sie isst. kodi sadak, ein langes Band, auf dem Der selbe Vorgang wird nahe dem an- Kaurischnecken aufgenäht sind und das deren Stößel wiederholt. Während der von der Taille des Rocks herabhängt und ganzen Zeit singen die Frauen. das topevalo junda, ein Schmuckstück, Dann geht das Paar ins Haus und die das mittig am hinteren Teil des Kopf- Zeremonie für diesen Abend ist vorbei. Am nächsten Tag werden Braut und Bräutigam getrennt gebadet, dann wird gefeiert. An diesem Abend befestigt die Mutter oder eine nahe weibliche Verwandte an den Haarsträhnen nahe den Schläfen die merkwürdigen Abzeichen, gugri genannt, die eine verheiratete Frau von einer unverheirateten unterscheiden. Das Haar wird hinten mit Quasten geschmückt und sie bekommt ein Band um die Hüften, von dem eine kleine Tasche herunterhängt, in die der Bräutigam fünf Rupien steckt. Diese Stücke werden nicht jeden Tag getragen, sondern nur bei bestimmten Gele- umhangs befestigt ist, zeigen , dass die Trägerin verheiratet ist. Ein Paar Stofflaschen (karya), die an den Schultern der Bluse befestigt sind, zeigen auch den verheirateten Status der Frau an. Eine verwitwete Frau muss diese entfernen; bei Unverheirateten findet man sie nie. Im südlichen Rajasthan, Madhya Pradesh und im nördlichen Maharashtra schmückt sie sich mit einen chunda, auch seengh genannt. Dies kann ein versilberter Maiskolben sein, der bei manchen Gelegenheiten auf dem Kopf getragen wird. Im Süden von Madhya Pradesh, in genheiten angelegt. Nimar, ist es ein sehr auffallender, über Am nächsten Tag wird das Mädchen einen Meter hoher, Kopfschmuck. von ihrem neuen Gatten mit nach Nach vollzogener Ehe gibt der Bräuti- Hause genommen."30 gam der Braut einen viereckigen Silber- Der Bräutigam erhält von der Braut eine anhänger (tali, bottu), bei der Geburt ei- Tasche (chenchi) zum Aufbewahren der nes Kindes kommt jeweils ein neuer Gerätschaften und Zutaten für den Be- dazu. Letztendlich werden diese zu ei- telgenuss. nem großen Anhänger zusammenge- Die traditionellen Elfenbeinarmreifen werden von den Mädchen zwischen 29 schmolzen, der als sichtbarer Beweis der fruchtbaren Ehe dient. Siehe das Kapitel über den Quincunx 30 Thurston, Seite 221-222 Bevor die Braut mit dem Bräutigam ihre "... sie verehren das höchste Wesen auf Familie verlässt, wiederholt sie mehr- sehr merkwürdige Weise. Ein Stab, mals folgendes Lied: entweder ein geschnitzter Stock, ein Pflock oder ein Messer, wird in den Oh Vater, Boden gesteckt; die Männer und So liebevoll hast Du mich aufgezogen Frauen bilden einen Kreis darum, und So viel Geld hast Du für mich aufge- ein wilder, seltsamer Gesang hebt an, bracht. während sie sich alle tief auf die Erde Wozu dies alles? beugen. Sie alle umrunden den Stab, Oh Mutter, bewegen die Arme voll Verzweiflung, Die Zeit ist gekommen, ich muss Dich verschränken sie zum Gebet und he- verlassen. ben sie Hast Du mich genährt, um mich heute klingt wie das Schreien eines Kindes wegzuschicken? in der Nacht, ein Schrei nach Licht."32 schließlich in die Luft. Es Oh Brüder und Schwestern, wie kann ich Die Muttergottheit wird unter vielen leben fern von Euch?31 Namen angebetet - Guttalamma, Poleramma, Mallalamm, Ankalamma, Ped- damma und Maremma sind einige davon. Religion und Ursprungsmythen Sie haben ihre eigenen Helden, Götter, Pilgerplätze und Rituale, die mit ihrer Die Banjara gelten offiziell als Hindus, Vergangenheit und ihrem Lebensstil eng sind aber nicht Teil des Kastensystems. verknüpft sind. Sie pflegen den Ahnen- Sie ahmen Teile davon nach, man findet kult und verehren gewisse Heilige; man- bei Ihnen aber auch Elemente des Islam che sind nur von lokaler Bedeutung wie und der Sikhreligion. Mahakali und Ramdeo-ji, andere werden Sie verehren hauptsächlich Vishnu, von allen Banjara verehrt. meist in der Form von Krishna, da sie Bedingt durch ihre Vergangenheit als ihre Abstammung auf ihn und seine Ochsenführer verehren sie diese Tiere. Begleiterin Radha zurückführen. Zur Die weibliche Schutzgottheit aller Ban- selben Zeit besteht aber ein großer Teil jara heißt Banjara Devi; sie wohnt in den ihres religiösen Lebens aus vorhinduisti- Hörnern des Leitochsen33, manchmal hat schen animistischen Traditionen. sie auch ihren eigenen Schrein, der ab- So schreibt G.N. Thomssen: seits vom Lager im Wald liegt. Meist be- 32 31 Thurston, Seite 224 33 Thurston, Seite 228 Thurston, Seite228 steht er aus einer Anhäufung von Stei- die sich bekämpfen, sondern sie emp- nen; der oberste ist rot bemalt und rep- finden sie als verschiedene Aspekte der- räsentiert die Göttin. Bei jedem Gebet selben Wahrheit. wird ein Stein hinzugefügt. Diese scheinbar irrationalen Aspekte ih- Im Tanda wird sie durch einen Sattel rer Kultur und ihres Lebensstils tragen (khogir) repräsentiert, der in einer er- natürlich auch dazu bei, die Unsicher- höhten Ecke der Hütte aufgestellt ist. heit Bevor die Karawane aufbricht, wird die- Bevölkerung ihnen gegenüber zu ver- sem Verehrung entgegengebracht. größern. Anderseits übt dies auch, wie In der Karawane ist ein ausgewählter überall in der Welt, eine Anziehung aus Ochse, hatadya genannt, er muss nie eine – den Banjara werden magische Kräfte Last tragen, wird nie geschlachtet (ha- nachgesagt und sie nutzen diesen Ruf tya-adhya in Sanskrit: Eine Sünde ist es aus, indem sie ihre Dienste als Heiler ihn zu töten) und wird mit Kaurischne- und Wahrsager anbieten. cken und Troddeln geschmückt. Ein Mantra der Banjara lautet frei über- Die Banjara haben ihre eigenen Priester setzt folgendermaßen: und auch Feindseligkeit (bhagat) und Schamanen (janya oder Ich verehre Brahma in den Wurzeln janta), die mit den Ahnen verkehren und Vishnu, der den Stamm bildet, Omen und Träume interpretieren. Shiva, der in den Ästen ist, Sie haben Respekt für die Vorgänge in und die Göttinnen in jedem Blatt.35 der der Natur und zeigen tiefes Verständnis für die Vieldeutigkeit und Gegensätze, Noch ein paar Worte zu ihren eigenen die ihr innewohnen. Gut und Böse sind Ursprungsmythen. für sie relative Begriffe, daher können Wie schon erwähnt betrachten sie das sie nicht viel anfangen mit den festge- Gebiet um Jodhpur und Jaisalmer als legten moralischen Begriffen des Groß- ihre Heimat. In ihren eigenen Legenden teils der Bevölkerung. Statt dessen haben wird überliefert, dass sie schon im Heer sie, schreibt Frau Fisher "großes Ver- Alexander des Großen als Boten dienten. ständnis für Mehrdeutigkeiten, Neckereien Im 14. und Ausgelassenheit. Diese Neigung zur Ir- Mogulheere Material befördert und den rationalität gibt ihnen eine eigene Stärke Nachschub organisiert haben. und Anziehungskraft.“34 Die Banjara aus dem Gebiet von Yeotmal Für die Banjara sind gegensätzliche As- in Maharashtra glauben, dass sie vor 300 Jahrhundert sollen sie für die pekte und Widersprüche keine Kräfte, 34 35 N. Fisher, S. 148 Thurston, Seite 227 Prithviraj Chauvan und einem unge- Das Erscheinungsbild der Banjara nannten Mogulherrscher aus Rajasthan Der Schmuck – 500 Jahren nach einem Krieg zwischen eingewandert sind.36 Bei den Banjara gibt es die Legende, dass Die Banjara tragen meist den typischen sie von zwei Affengenerälen, Vali und Schmuck der Gegend, in der sie leben. Sugriva, abstammen, die im Ramayana erwähnt werden. Es waren einmal zwei Viele der Schmuckstücke sind daher nicht banjaraspezifisch, sondern werden Brüder, Mota und Mola, Söhne von auch von anderen Gruppen getragen. Sugriva. Mola hatte keine Nachkommen, Dazu gehören u. a. die weiter unten er- so ging er mit seiner Frau Radha an den wähnten Armreifen aus Knochen oder Hof von drei Königen. Dort zeigte er Elfenbein; diese sind typische Schmuck- seine akrobatischen Fähigkeiten, und die stücke aus den ländlichen Gebieten des Könige waren davon und von der westlichen Indiens. Auch ihre Liebe für Schönheit und Anmut Radhas so beein- dünne Glasarmreifen teilen sie mit ande- druckt, dass sie ihnen einen Wunsch ren indischen Frauen. freistellten. Mola erbat von jedem der Das mag mit ihrer Haltung zu tun haben drei Könige einen Jungen zur Adoption. nicht unnötig zu provozieren, sondern Die Könige gewährten die Bitte. sich reibungslos in der Gesellschaft zu Die Namen der drei Jungen war Chavia, bewegen. Ein wichtiger Grund ist sicher Lohia Panchar und Ratade. Im Lauf der aber auch, dass sie keine eigenen Silber- Zeit wurden sie erwachsen und heirate- schmiede haben, sondern in den Basaren ten. der Städte und Dörfer einkaufen. Ihre Nachkommen wurden die Stamm- Ein großer Teil des Schmuckes aber ist väter der verschieden Banjaragruppen. typisch und wird, auch wenn sie ihn nicht selber herstellen, nur von Banjara verwendet. Dies gilt besonders für die Gruppen in den Bundesstaaten Karnataka, Andhra Pradesh und Madhya Pradesh, wo sich die kulturelle Identität noch stärker erhalten hat als z.B. in Maharashtra. Sehr auffällig sind die zahlreichen Arm- 36 Deongaonkar, Seite 12 und Beinringe aus Metall, Elfenbein, Knochen oder, in neuerer Zeit, auch aus Rand hängen winzige Silberglöck- Plastik ( baliya, bodal oder chudo).37 Ein chen. Es wird zumka genannt.40 besticktes, ungefähr drei Zentimeter Stirnschmuck, Nasenring (mukaram) und breites, mit Kaurischnecken38 besetztes diverser Ohrschmuck vervollständigen Stoffband hindert diese daran über die den Schmuck des Kopfes. Handgelenke bzw. Als Halsschmuck findet man oft einen Knöchel zu rut- schen. 39 Verwitwete Frauen tragen keine schweren Silberreifen (hasli) oder bei Beinringe mehr; unverheiratete Mäd- unverheirateten bis chen tragen Armschmuck nur an den zwanzig auf Pferdehaaren aufgezogene Unterarmen. Stränge schwarzer Glasperlen mit einem An den Schläfenhaaren bringen verhei- Anhänger aus Kaurischnecken (cheed). ratete Frauen schwere Silbergehänge an Die vielen Finger- und Zehenringe (kada) (gugri, gujuri), ihre Abwesenheit zeigt sind aus Silber, Messing oder Blei. an, dass die Frau Witwe ist. Nach vollzogener Ehe gibt der Bräuti- Deogaonkar beschreibt ein anders typi- gam der Frau einen viereckigen Sil- sches Schmuckstück der Banjarafrauen. beranhänger (bottu), bei der Geburt eines Ein typischer Schmuck, der die Auf- Kindes kommt jeweils ein neuer dazu. merksamkeit von Fremden auf sich Nachdem sich drei Anhänger angesam- zieht, ist ein großes glockenförmiges melt haben, werden sie zu einem zu- Schmuckstück, dass über den Kopf sammengeschmolzen; es werden keine gelegt wird und hinter den Ohren weiteren hinzugefügt. herunterhängt – große hohle Ohr- Die Männer der Banjara haben eine Vor- ringe; die Öffnung wird mit rotge- liebe für Goldschmuck; so findet man färbter Schafswolle ausgestopft, am Ohrringe, Halsschmuck und mit Gold Mädchen zehn eingelegte Schneidezähne. 37 Über die Namen der Schmuckstücke gibt es, je nach verwendeten Literatur, verschiedene Versionen. Einerseits hängt das mit der Umschreibung Ghormati - Englisch zusammen, anderseits hatten die Ethnologen wohl Kontakt mit verschiedenen Gruppen, so dass hier regionale Unterscheidungen berücksichtigt wurden. Manche der verwendeten Namen sind auch nicht Ghormati, sondern in Hindi. 38 D. Bhagwat und P. Jayakar S.11: "Die Kaurischnecke (cyproa moneta) verkörpert das weibliche Prinzip im Universum und ist das Emblem der Göttermutter Parvati." Stehen keine Kauris zur Verfügung, können sie durch Samenkörner, Knöpfe oder Quasten aus Stoff ersetzt werden. 39 (gozra oder guzera für die Handgelenke, pachala für die Knöchel) Moor gibt Ende des 18. Jahrhunderts eine sehr anschauliche Beschreibung der Banjarafrauen. Wir sahen Frauen, die, abgesehen von einem Kind auf dem Rücken, acht bis zehn Pfund Gewicht an Metall oder Elfenbein an den Armen und Beinen trugen. Die beliebtesten Schmuckstücke sind Elfenbeinarmreifen, die mit zunehmender Größe vom Handgelenk ein kleineres Rechteck angesetzt wird, bis wer- das über den Nabel bis zur Taille reicht. den......Diese Reifen sind manchmal Die angenähten Ärmel sind röhrenför- rot gefärbt. mig. Meist werden die Stickereien auf Schwere Reifen, rund oder spiralför- unterlegtem Stoff ausgeführt, um die mig, aus Silber, Blei, Kupfer oder nötige Stabilität zu gewährleisten. Oft Messing hängen an den Schienenbei- ist die Bluse mit Spiegelchen verziert. nen; wir haben Frauen so beladen ge- Für die Herstellung des Rockes (ghagra, zur Schulter getragen sehen, dass es ein Verbrecher in Ketten kaum unbequemer haben kann als diese Frauen, die mit ihrem Schmuck auf lange Wanderungen gehen und ihn auch im heißesten Wetter niemals ablegen.41 Die Kleidung Bei einer Begegnung mit den Banjara fällt als erstes die farbenfrohe und reichbestickte Kleidung der Frauen ins Auge. Hat man auf einem Fest der Banjara die Gelegenheit sie beim Tanz zu beobachten, kann man einen ersten Eindruck von der Komplexität ihrer Tracht bekommen. Die Bluse der Frauen (kacholi oder choli) lässt den Rücken frei und wird auf halber Höhe mit Kordeln verschlossen. Bei der Herstellung werden die einzelnen Teile vor dem Zusammennähen bestickt und manchmal mit Kauris, Glasperlen oder Spiegelchen verziert. Das Vorderteil ist ein breites Rechteck, an das unten 40 Deogaonkar, Seite 23. Narrative of the Operations of Little's Detachment against Tippoo Sultan, 1794 auch phetia oder duheri lahenga) werden mehrere ca. 30cm breite Stoffbänder bestickt, mit Spiegelchen besetzt und an den Kanten mit applizierten Zackenreihen aus andersfarbigem Stoff verziert Der Rock wird aus mehreren dieser Bänder horizontal zusammengesetzt. Der untere Teil ist doppelt gearbeitet, um die nötige Stabilität zu gewährleisten. In der Taille wird der Stoff in Fältchen gerafft und an einen gefütterten und bestickten Gürtel (lepo) angenäht. Diese Röcke haben eine Weite von über zwei Metern. Man sieht auch Röcke, die nicht bestickt sind, sondern aus bedruckten, im Bazar erworbenen Baumwollstoff, genäht sind. Der Schnitt ist aber immer identisch. Über die Stirn wird ein großer Kopfumhang (chantia, chhatya oder tookar, ca.140x200cm) so gelegt, dass der Kopf halb bedeckt ist.. Das andere Ende wird in den Rock gesteckt. Der Teil, der auf dem Kopf aufliegt und das Gesicht umrahmt, ist schön bestickt oder mit angenähten Münzen oder Spie- 41 geln verziert. Das Tuch selber ist groß- flächig bestickt. Ist es aus dicken Mate- Ich möchte noch einmal wiederholen, rial gefertigt wird es pomcha genannt. dass all diese Details einem Eingeweih- Am Gürtel wird meist eine kleine Tasche ten, dass heißt einem Mitglied der Ban- (kotudi) getragen. jara, Auskunft geben über den Status der Sehr schön ist der dreiteilige Kopf- Frau, woher sie kommt, ob sie verheira- schmuck, deren ursprünglicher Sinn tet, ledig oder verwitwet ist, welche wohl darin lag das Tragen eines schwe- Rolle sie in der Gesellschaft spielt und ren Wasserkruges zu ermöglichen. Auf ob sie traditionell eingestellt ist. einem aus Pflanzenfasern geflochtenen Die Männer der Banjara sind weniger Ring (nihanji oder indhoni) liegt eine auffallend gekleidet. Üblicherweise ist quadratische bestickte Stoffauflage, Sei- ihre Kleidung weiß, dazu wird ein gro- tenlänge 10-12cm, phulia genannt. Am ßer weißer oder auch farbiger, mit Hinterkopf wird ein rechteckiges Textil Silberfäden durchsetzter Turban getra- (gala), ca. 20x40 cm, befestigt. An drei gen. Seiten ist es fast immer mit Kaurischne- schnitten, hat traditionell zwölf Bänder cken und Quasten verziert. zum Schließen und wird mit einem ge- Diese "gala" sind sehr interessant. Ei- fütterten und bestickten Gürtel zusam- nerseits finden wir hier die mit am bes- mengehalten. Manchmal ist dieser Gür- ten und feinsten Stickereien der Banjara, tel auch als Geldkatze gearbeitet. anderseits kann man, wie ich später auf- tragen eine unscheinbare Schnur um die zeigen werde, mit einiger Kenntnis an Taille, die aus Quasten und Bleianhän- Hand der verwendeten Materialien, Mu- gern zusammengesetzt ist (kanadori oder ster und Farben Rückschlüsse auf die kanadoro). Herkunft des Stückes ziehen. wiederum dazu Informationen über Wenn man genau hinsieht, kann man an Rang und Abstammung des Trägers zu den Rändern von Kleidungsstücken und geben. Taschen kleine, verschieden geformte Den unteren Teil des Körpers bedeckt Anhänger aus Blei entdecken. Form, entweder ein schlichtes, in einer be- Größe und Gestalt dieser unscheinbaren stimmten Weise um die Hüften gewi- kleinen Verzierungen geben Auskunft ckeltes Baumwolltuch (duheri dhoti) oder über Herkunft, sozialen Status und Ab- weiße Hosen, die gerade über die Knie stammung der Trägerin oder des Trä- reichen. Das Hemd (barkasi) ist weit ge- Sie Dieses Schmuckstück dient gers.42 42 N. Fisher, S. 152: In einem Tanda unterscheidet sich die Frau des Naik (Anführer) nur durch eine einzige, mit Bleianhängern verzierte Tasche von den anderen Frauen. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern B) Verschieden Typen von Taschen. findet man Tatoos. Die übliche Stelle ist C) Gürtel und Bänder zum Verzieren der Oberarm, bei den Frauen aber auch e und Beschweren Stirn, Handrücken und am Nasenflügel. Kopf- und Schultertüchern. Man findet Schriften wie z.B. den eige- D) Blusen und Röcke nen Namen, den Namen des Bruders E) Textilien oder Anrufungen der Götter. Aber auch zum von Röcken, Schmücken der Tiere. bildliche Darstellungen wie eine Skorpion, ein Paar Ochsen oder eine Tul- Beim Betrachten Hunderter von Sticke- sipflanze 43 werden häufig verwendet. reien konnte ich nahezu jedes Stück einer dieser Kategorien zuordnen. Allerdings sind die Übergänge zwischen den Die Stickereien Gruppen fließend, wie ja die Banjara Einteilung überhaupt eine Vorliebe für das Vieldeu- Während der größte Teil der indischen ländlichen Bevölkerung in ihren Stickereien florale Motive oder Tierdarstellungen bevorzugt, findet man bei den Banjara hauptsächlich abstrakte Motive. Quadrate, Rechtecke, Kreise und unregelmäßige Formen, ausgeführt in leuchtenden, aber harmonischen Farben sind die Elemente, aus denen sich die Muster zusammensetzen.44 Die verschiedenen Textilien der Banjara lassen sich in fünf Hauptgruppen aufteilen. A) Rechteckige und quadratische Tücher 43 occinum religiosa, heiliges Basilikum, dem Vishnu geweihte Pflanze 44 J. Graham schreibt: "Die Bedeutung der Banjarastickereien liegt darin, dass hier ein Stil verwendet wird, der aus der Zeit vor den Moghulen stammt...Die geometrischen Muster sind aus der Architektur dieser Epoche bekannt." (Hali 39, Seite 46) tige und Ambivalente haben. Sie sind sich sehr bewusst wie viel Sorgfalt und Mühe für eine Stickerei aufgewendet werden musste, daher werden abgenutzte Stücke nicht einfach weggeschmissen, sondern umgearbeitet und in einem andern Kontext wiederverwendet. Gefaltete und zusammengenähte Tücher ergeben verschiedene Taschen und Täschchen, eine aufgetrennte Tasche ergibt ein Tuch und ein alter Gürtel kann durchaus noch als Henkel einer Umhängetasche dienen. Auf den Märkten in Goa und Delhi habe ich für Touristen gefertigte Bettüberwürfe gesehen, die patchworkartig aus Fragmenten alter Banjaratextilien zusammengesetzt waren. Die heutigen Frauen der Banjara tragen meist Röcke, die aus gekauften Baumwollstoffen gefertigt sind; fast immer ist aber unten eine alte bestickte Borde an- Diese Stück wird später nach der Zere- gesetzt und auch der gefütterte und be- monie, im "Alltagsleben" wiederverwen- stickte Gürtel, an den die Stoffbahnen det; entweder in der ursprünglichen genäht sind (lepo), stammt meist von ei- Form, oder es wird auf verschiedene nem alten Rock. Arten zusammengenäht und ergibt so Die Tücher bilden eine Gruppe für sich. unterschiedliche Taschen. Sie dienen, je nach Größe, Material und Der Kopfschmuck beim Hochzeitsritual Anlass als Sitzunterlagen, zum Abde- besteht aus einem stoffumwickelten cken von Wasserkrügen und Speisen, Ring aus Pflanzenfasern (nihanji oder zum Zudecken und Einwickeln, als indhoni) auf dem ein besticktes quadrati- Utensil beim Tanz, als Kinderwiege oder sches Textil von ca. 10 cm Seitenlänge einfach als Zierstück. aufliegt (phulia). Das wichtigste Textil dieser Gruppe ist deckt eine rechteckige Stickerei, die an eine quadratische Stickerei von ungefähr drei Seiten mit Kaurischnecken besetzt 50-60cm Seitenlänge. Dieses Textil heißt ist (gala). dhavalo.45 Dhavalo ist eigentlich der Diese gala dokumentieren die Kunstfer- Name für die Klagelieder, Gebete und tigkeit der Banjarafrauen sehr schön. Gelübde, die beim Auszug der Braut aus Obwohl sich diese Stücke anhand der dem Elternhaus eine wichtige Rolle Muster und Farbauswahl regional ein- spielen. ordnen lassen, gleicht doch kein Stück Dieses Zeremonialtuch ist an allen vier dem anderen, die Stickerin lässt all ihr Seiten mit Kauris (kodi) besetzt, fast im- Können und ihre Erfahrung einfließen. mer ist es zusammengesetzt aus einem Bei der Namensgebung liegt der Säug- inneren bestickten Quadrat und außen ling angesetzten, ca. 10 cm breiten Borden. quadratischen bestickten Tuch, ghodiu An den vier Ecken des inneren Quadrats genannt. Dieses Textil ist oft von einem ist jeweils ein kleineres Quadrat ange- dhavalo nicht zu unterscheiden. näht. Die Komposition des Stickgrunds Es verwundert nicht bei einer nomadi- bildet also einen Quincunx, auf dessen sierenden Gruppe eine Vielzahl von Sä- Bedeutung für die Banjara ich später cken, Taschen und Täschchen zu finden noch zurückkommen werde. - muss doch beim Aufbruch alles seinen in einem Den Hinterkopf be- rechteckigen oder Platz finden. 45 N.Fisher, S. 155, benutzt diesen Namen, Frau Lang-Meyer nennt es cadno (S. 87). Bei meinen Informanten in Indien war der Name als Bezeichnung für ein Textil unbekannt. Sehr schön, im Muster manchmal an die gala erinnernd, sind die kalchi (auch kulchi, khalchi oder kalechi), die Brotta- schen.46 Ein dicht besticktes quadrati- dient zum Umhängen. Oft sind die vier sches Textil von 50-70 cm Seitenlänge Seitenteile wiederverwendete galas, das wird wie ein Briefumschlag an drei Sei- Umhängeband diente vorher unter Um- ten aneinander genäht, die vierte Seite ständen als Gürtel. Die Teile werden mit wird mit einer Verschlusskordel verse- einer sehr starken, gut sichtbaren Zier- hen und dient als Deckel. naht verbunden. Manchmal ist das In- Der Stick- grund ist aus mehreren Stofflagen ge- nere in zusätzliche Fächer unterteilt. quiltet. Eine gebräuchliche Opfergabe im Tem- Hier werden die am Morgen vor dem pel oder am Hausaltar ist eine Kokos- Aufbruch gebackenen Brotfladen, die nuss, die in einer speziellen Tasche, ju- chapati, roti und kulcha unterwegs auf- mer (jolanu) bewahrt. Hier wird ein quadratisches besticktes Ähnliche Brottaschen finden wir übri- Tuch von ungefähr 30cm Seitenlänge an gens überall in Asien. den Seiten jeweils zur Hälfte mit einer Dasselbe Textil kann aber auch anders dicken Ziernaht zusammengenäht. An zusammengenäht werden. Zwar wird es jede der vier Ecken wird eine Schnur wie oben beschrieben gefaltet, aber die angenäht, die alle durch eine Metallperle vier Seiten werden jeweils zur Hälfte mit laufen; indem man diese verschiebt wird einer dicken Ziernaht aneinandergenäht. die Tasche geöffnet oder geschlossen. An den vier Ecken befestigte Bänder Sehr dekorativ ist auch ein andere Ta- dienen zum Schließen und zum Tragen schentyp (sunchi) An jede der vier Seiten dieser Frauentaschen. eines quadratischen Stück Stoffs von ca. Man findet kübelförmige, aus vier recht- 15-20 cm Seitenlänge wird eine quadra- eckigen Stücken und einem Quadrat als tische Tasche angefügt. Im Zentrum des Bodenstück zusammengesetzte Schul- Mittelstücks ist ein dicker Faden zum tertaschen für Frauen, ein reich bestick- Befestigen, beim Aufhängen nimmt die tes Band mit Pompons an den Kanten Tasche die Form eines nach unten offe- 46 N. Fisher benutzt den Namen „kotli' und bezeichnet sie als Mitgifttaschen. Meine Informanten in Indien meinten diese Taschen könnten bei der Hochzeit benutzt werden, ihr Hauptzweck sei aber der oben erwähnte. Bei Frau Lang-Meyer taucht der Name „kotudi' für einen kleinen Geldbeutel auf, der im Aufbau den kalchis gleicht, aber nur eine Seitenlänge von ca. 15 cm hat. Den Namen „kotli“' verwendet sie für eine kleine rechteckige Tasche, die zum Aufbewahren von Toilettenutensilien dient. genannt, getragen wird. nen Würfels an. An den unteren Kanten der vier Taschen sind Troddeln aus Stoff, Kauris und Bleianhängern. Das ganze Stück ist, wie nicht anders erwartet, reich bestickt. In dieser Tasche bringt die Braut Ge- cm bis hin zu spärlich bestickten einfar- würze, den Grundstock ihrer neuen Kü- bigen Säcken und Doppeltaschen von che, zum Haus des Bräutigams. 80-90 cm Seitenlänge. Ich denke aber, Bei der Hochzeit bekommt der Bräuti- dass die Aufzählung auf den vorherigen gam von seiner zukünftigen Braut eine Seiten den größten Teil dieser Gruppe Tasche (chenchi) zum Aufbewahren der abdeckt. Gerätschaften und Zutaten für den Be- Wenn man Textilien der Banjara ansieht telgenuss. Die eigentliche Tasche ist hier findet sich darunter immer eine Anzahl relativ klein (15-20cm, quadratisch) und von Bändern, Gürteln und Schärpen ver- in mehrere Fächer unterteilt. Die De- schiedener Länge und Breite. Die langen ckelpartie aber ist bis zu 60cm lang, nach Bänder, bis zu vier Meter lang und ver- Gebrauch wird diese um die Tasche ge- schieden breit, dienten als Rocksaum. wickelt und mit einer Schnur verschlos- Stücke von ungefähr 150 cm Länge und sen. oft mit Spiegeln besetzt, waren an den Lange, schlauchartige Geldkatzen wer- Kopftüchern, den chantias, angenäht, den von den Männern als Gürtel be- und zwar an dem Teil, der das Gesicht nutzt. umrahmt. Man findet rechteckige, an der Längs- Die Männer der Banjara tragen bestickte seite offene Taschen, ca. 8x20cm, die Gürtel und Schärpen.48 Diese sind meist meinen Informationen nach zur Aufbe- dick gefüttert und haben an den Schmal- wahrung von Kämmen und den dünnen seiten Schlaufen bzw. Quasten aus Stoff, Zweigen des Neembaumes47 dienen (da- um sie schließen zu können. tanya, kanshija). Etwas schmaler und kleiner sind die Rechteckige, ungefähr 25cm x 60 cm Taillenbänder, die den oberen Abschluss große, auf einer Seite bestickte Tücher, der Röcke bilden. die an einer Längsseite einen ca. 30 cm Blusen und Röcke habe ich schon bei der großen Schlitz haben, werden als Kissen- Kleidung erwähnt. hüllen (takya) verwendet. Auch die Haustiere, vor allem die Och- Ich habe im Laufe der letzten Jahre viele sen, werden geschmückt. Beutel und Taschen der Banjara gesehen. spielen nicht nur im Alltag, sondern Darunter fanden sich winzige von 5x5 auch bei religiösen Zeremonien und bei Diese Tiere Hochzeiten eine zentrale Rolle. Dies 47 Diese Zweige dienen in Indien zur Zahnpflege. Dazu wird ein Zweig für einige Zeit an einem Ende zerkaut. Abgesehen von dem mechanischen Effekt wie ein Zahnstocher desinfiziert das im Neemholz enthaltene Öl das Zahnfleisch. verwundert nicht, da die Banjara ja in ihren alten Rolle als Karawanenführern von deren Gesundheit und Wohlergehen den zwei Stoffstreifen, ungefähr 15 cm x abhängig waren. Wie ich schon vorher 90 cm, kreuzförmig aufeinandergenäht. erwähnte, betrachten sie die Hörner des Durch Stickerei werden die Streifen in Leitochsen als den Wohnsitz der Banjara Felder unterteilt, in denen allerlei Sym- Devi, ihrer Schutzgöttin. bole auftauchen. Gespielt wird mit 16 Der Stirnschmuck besteht aus einem Steinchen oder Holzklötzchen. breiten Stoffstreifen, der zwischen den Jeder "Arm" des gebildeten Kreuzes Hörnern auf dem Kopf ruht. Daran sind wird in 24 Felder unterteilt Das mittlere, vier Rechtecke oder Quadrate mit einer im Schnittpunkt gelegene Quadrat, wird Spitze angenäht. "koliphul" genannt. Das Teil ist spärlich bestickt und meist mit Spiegeln und Das Spiel hat einen festen Platz im indi- Kauris besetzt. Manchmal findet man schen Hochzeitsritual, nicht nur bei den auch Pfauenfedern. Banjara. Es wird aber auch sonst zum Die Hörner werden mit einem Paar von Zeitvertreib gespielt. Diese Stickereien Hornüberzügen geschmückt. Dies sind sind sehr selten zu finden. zwei feste spitz zulaufende Stoffhüllen, ca. 15 cm lang, Durchmesser 5-6 cm, die über die Spitzen der Hörner gestülpt Techniken werden. Sie sind dicht mit Kauris besetzt.49 Es gibt sicher verschiedene Wege sich Als eine gesonderte Gruppe möchte ich mit den Textilien der Banjara vertraut zu die Chopatspiele erwähnen. Chopat oder machen. Für mich war in der Phase des chaupar ist ein in fast ganz Indien be- Kennenslernens der ästhetische Aspekt kanntes Brettspiel. Allerdings ist das entscheidend, ich konnte lange die ver- "Brett" aus Stoff angefertigt. Dazu wer- schiedenen Muster genießen und das Gespür der Frauen bei der Kombination 48 10-20cm x 70-85 cm. Frau Lang-Meyer beschreibt ein Paar von Hornhüllen wie folgt:" Die Hornhüllen .. sind ganzflächig bestickt und an den Spitzen mit Spiegelchen besetzt. Als Stickgarn wird sogar Seidengarn benutzt, was sonst nur sehr selten der Fall ist. Die herabhängenden Schnüre aus farbig umwickelten oder umstickten Pferdehaarsträhnen sind rundherum mit Kaurischnecken behängt Eine einzige Hornhülle kann die stattliche Anzahl von bis zu 230 dieser kostbaren Schnecken aufweisen.“( S. 87). Die Hornhüllen, die ich bis jetzt zu Gesicht bekam, waren alle viel einfacher aufgebaut. 49 der Farben bewundern. Nach einiger Zeit genügte mir das aber nicht mehr, ich begann nach einem Schema zu suchen, in das ich meine bisherige Sammlung und zukünftige Stücke einordnen konnte. Parallel zu der vorher beschriebenen Einteilung der Stickereien nach ihrem Verwendungszweck lässt sich folgende Kreisen, Spiralen oder sich kreuzenden Systematik aufstellen. Streifen aus mehrfarbigen Linien. Gerne werden diese geometrischen Felder mit Die Stücke lassen sich in zwei Haupt- einer Linie aus Kettenstich nachgezeich- gruppen aufteilen: net. Erstens die flächendeckenden Sti- Umrahmt wird das Innenfeld meist von ckereien; das heißt, der Stickgrund einer Bordüre aus schmalen parallelen ist nicht mehr sichtbar. Streifen in verschiedenen Farben50, ei- Zweitens die Stickereien, bei de- nem oder mehreren unifarbigen Streifen nen der Untergrund sichtbar bleibt (Kreuznahtstich) oder einer Kombina- und oft auch zur Musterbildung tion von beiden. beiträgt. Spiegelchen eingesetzt um markante Manchmal werden Punkte des Textils zu betonen. KauriDie erste Gruppe lässt sich nun noch mal schnecken dienen zur Verzierung der differenzieren. Außenkanten, seltener werden sie auf der Innenfläche in Reihen oder in blü- 1a) Flächendeckende Stickereien mit tenförmigen Vierergruppen verwendet mehreren Stichen und Grund- Zum Schluss wird der Rand der Stoffla- motiven in freier Musteranord- gen umstickt. nung. Die vorherrschenden Farben bei dieser 1b) Flächendeckende Stickereien mit Gruppe sind verschiedene Rot- und einem Hauptmotiv und einem Gelbtöne, daneben auch Orange, Grün Hauptstich. und Aubergine. Typ 1a) Bei Beginn werden zwei, selte- Gemeinsam ist ihnen allen, dass der ner auch mehrere Stofflagen mit Vorsti- Stickgrund nicht mehr sichtbar ist. chen zusammengenäht. Gestickt wird Es gibt eine Variante, bei der das Textil Das Innenfeld in vier Quadrate unterteilt ist. Wieder wird in aneinandergrenzende Felder finden wir als Umrahmung 2-4 Streifen, unterschiedlicher Größe eingeteilt; diese die Innenfläche der Quadrate ist aber werden in verschiedenen Farben ausge- nur mit einem Quiltstich bestickt, in den stickt. Eine häufige Grundform ist das zusätzliche Quadrat. wurden. Hier dient der Untergrund als durch alle Stofflagen. Dieses wird gerne in acht Dreiecke aufgeteilt, man findet aber auch die Unterteilung in vier kleinere Quadrate. Kombiniert wird dies mit 50 Musterfäden eingezogen Diese erinnern oberflächlich an die KharekStickereien aus Gujarat oder dem Sindh. Allerdings sind sie gröber gestickt (Abbildung siehe N. Fisher, S.67, S.82) farbgebendes Element; das Stück ist eine Auch die zweite Gruppe - zur Erinne- Mischform mit dem später erwähnten rung: hier bleibt der Untergrund sicht- Typ 2b). bar - lässt sich noch einmal unterteilen. Typ 1b), die flächendeckenden Stickereien mit einem Hauptstich und einem 2a) Hauptmotiv haben eine ruhigere Aus- lage, bei denen der Untergrund sicht- strahlung. bar bleibt; oft sind sie patchworkartig Springt bei der ersten Stickereien auf einfacher Stoff- Gruppe die Vielzahl der Formen ins zusammengesetzt. Auge ist es hier mehr die harmonische 2b) Quiltartige Stickereien mit sicht- Zusammenstellung der Farben. barem Stoffgrund. Die Bordüre ist schmal im Vergleich zum Mittelfeld; dieses ist in kleine geo- Typ 2a), bei denen der Untergrund metrische Muster aufgeteilt, die sich sichtbar bleibt und oft am Muster mit- wiederholen. Meist finden wir Raute, wirkt, kommt fast nur in Madhya Pra- Dreiecke, manchmal auch kleine Quad- desh vor. Hier wird ein quadratisches rate.51 Zeremonialtuch von 45-50 cm Seiten- Die vorherrschenden Stiche sind der ge- länge hergestellt Ein inneres Quadrat rade Stich, der schräge Stich und der wird von einer circa 10 cm breiten Bor- Kreuzstich, wobei ersterer versetzt gear- düre umrahmt. beitet ist. Den Kreuzstich findet man webe nicht aus einem Stück, sondern meist in Randbordüren oder Trennstrei- patchworkartig aus verschiedenfarbigen fen. Stoffteilen zusammengesetzt. Hier werden keine Spiegel verwendet. auf einer Stofflage gearbeitet wird, fas- Der indische Namen dieses Stils ist "ka sen sich diese Stücke weicher und weni- shida"52, Außenseiter sprechen auch von ger stabil an als die der ersten beiden "diamondwork". Unterteilungen. Oft ist das Grundge- Da nur Auch für Bänder und Streifen, die später 51 Frau Lang-Meyer weist auf einen interessanten Effekt hin (S. 93)."Bei horizontaler und diagonaler Farbanordnung der Dreiecke und Rauten wechselt eine mehrfarbige oder andersfarbige Reihe immer ab mit einer einfarbig roten Reihe So erscheinen die farbigen Motive auf einem roten Grund gestickt zu seid, obwohl dieser aus dem gleichen Motiv im gleichen Stich besteht.“ 52 Bhagvat und Jayakar, S.5: Die Sanskritliteratur setzte für Stickerei das Wort khachita, das ursprünglich, im Zusammenhang mit Edelsteinen, besetzt oder übersät bedeutete. Später bezeichnete es die Sterne am nächtlichen Himmel, der wie mit Edelsteinen übersät ist. Weil er Sonne, Besätze an Röcken, Blusen und Tüchern bilden, wird diese Technik gerne verwendet. Als Stiche tauchen fast nur gerader und schräger Stich, wie auch der Webstich Mond und Sterne wiedergab, bemächtigte sich schließlich der Sticker dieses Wortes und wendete es auf seine eigenen Werke an.“ auf. Allen Stücken dieser Gruppe ist gemeinsam, dass Grundgewebes mit regelmäßigen Reihen von nebenein- die Farbe des anderliegenden oder versetzten Vorsti- sichtbar bleibt und chen fixiert. Die oberste Stofflage ist oft musterbildend wirkt. Wiederum tau- aus verschiedenfarbigen Stoffstücken chen keine Spiegel auf, fast immer sind zusammengesetzt.53 In verschiedenen die Kanten mit Kauris umsäumt. Farben werden in die Vorstiche Muster- Oft erinnern diese Stücke durch ihre ge- fäden eingezogen oder eingehängt. Auf ometrische Anordnung an ein Mandala. diese Art und Weise können ohne allzu Interessant ist es, dass es einen Mischtyp großen Arbeitsaufwand beliebig große zwischen 1b) und 2a) gibt; hier ist das geometrische Muster gebildet werden. Mittelfeld flächendeckend im Kashida- Meist sind die Vorstichfäden gesmokt, Stil gearbeitet, während die mit großen das heißt etwas zusammengezogen, so Zackenmotiven bestickte Bordüre die ergibt sich eine leicht gewellte reliefar- Farbe des Gewebes als Element mit ein- tige Oberflächenstruktur. bezieht. Diese Stücke kommen meistens Taschen dieser Art findet man bei allen aus Maharashtra. Gruppen der Banjara in ganz Indien54, Fast immer sind einzelne Musterele- manchmal kann man sie aber auf Grund mente umrahmt von einer applizierten kleiner Variationen der Stiche bestimm- Bordüre aus winzigen Dreiecken. ten Regionen zuordnen. Bei den Banjara werden diese Zeremoni- Obwohl dieser Typus bei weitem nicht altücher hoch geschätzt und spielen un- so spektakulär ist wie viele andere Sti- ter anderem als Bedeckung für ein Was- ckereien der Banjara, zeigt sich doch ge- sergefäß oder als rituelle Tischbede- rade hier im Zusammenwirken von ckung eine wichtige Rolle im Hochzeits- Formen, Farbwechsel des Garnes und ritual. des Stickgrunds das Gespür der Sticke- Auch wenn es abgenutzt ist, wird ein rinnen für Harmonie und Raumauftei- solches Stück nie verworfen. Statt des- lung. sen wird es auf verschiedene Arten gefaltet und zusammengenäht und bildet nun verschiedene Taschen und Täsch53 chen. Bei Gruppe 2b, den einfachen quiltartigen Stickereien mit sichtbarem Untergrund. finden sich Taschen, Säcke und Decken. Mehrere Lagen Stoff werden N. Fisher bildet auf Seite 158/59 einen Quillt aus Karnataka ab, bei dem die oberste Stofflage aus Sari-Fragmenten zusammengesetzt wurde. 54 Taschen von fast identischer Größe (ca. 40cm x 40 cm), Form und Muster wurden sowohl in Nordkarnataka als auch in Bhilwara in Rajasthan, fast 1000 km nördlich, gefunden. (N. Fisher, S.157) Regionale Variationen der Stickereien rende und falsche Auskünfte geben. Die Frauen sind stolz auf ihre Erzeugnisse Obwohl Textilien der Banjara in Museen und zeigen sie auch gerne, aber dem zu und Sammlungen auftauchen und es in viele Fragen stellenden Sammler oder den letzten Jahren Ausstellungen in Ethnologen weichen sie aus oder stillen England, Schweiz, Indien und Japan seine Neugier mit Nebensächlichkeiten. gab55,ist es für die meisten Sammler, Anderseits konnte doch in den letzten Museen, Händler und auch für die Ban- Jahren durch Ausdauer, viel Zeitauf- jara selber schwer Stücke bestimmten wand, Feldforschung und nicht zuletzt Regionen zuzuordnen. Auch das Alter durch Respekt und Sympathie anstelle ist nicht leicht festzustellen. Noch spärli- von rein wissenschaftlicher Neugier, ei- cher sind, wie vorher erwähnt, Informa- niges an Material zusammengetragen tionen über Motive und Symbole der werden. Textilien. mehr Banjara der Außenwelt, da sie ein- Dafür gibt es verschiedene Auch öffnen sich mehr und Gründe. sehen, dass auch ihr Leben im Wandel Einerseits werden die Textilien in Indien begriffen ist und dass sie ihre selbstge- von umherziehenden Händlern, oft sel- wählte Isolation wenigstens teilweise ber Banjara, aufgekauft und zentral an aufgeben müssen. bestimmten Plätzen, die meist weit ent- Nora Fisher schreibt: fernt sind vom Herstellungsort, weiter- „Ich reiste in Indien Tausende von verkauft. Begreiflicherweise haben diese Meilen von Karnataka im Süden bis Händler kein nach Himachal Pradesh im Norden; be- Interesse daran, ihre Quellen preiszugeben. quem im Auto oder in reservierten Zü- So konnte es vorkommen, dass ein gen, nicht so bequem in überfüllten Händler aus London in Goa eine Sticke- Bussen und Zügen ohne Reservierung rei erwirbt, die ursprünglich aus Südin- ... Nachdem ich sorgfältig Ergebnisse dien stammt. Dieses Stück wurde dann aus 50 Tandas in 8 Bundesstaaten ver- an ein amerikanisches Museum weiter- glichen habe, kann ich feststellen, dass verkauft. es sich um ein Volk handelt, das nicht nur eng verwandte Klannamen und Anderseits haben auch die Banjara sel- Abstammungslinien sowie gleiche Ur- ber kein großes Interesse daran Informa- sprungsmythen teilt, sondern das auch tionen weiterzugehen. Sie erhalten sich über ganz Indien hinweg charakteristi- lieber ihre Eigenständigkeit, indem sie sche Kleidungsformen und Stickereien keine, wenige oder aber auch irrefüh55 Siehe Fußnote 3 benutzt, in denen sich viele wiederer- bendigkeit. Alle Stücke werden wahr- kennbare Elemente finden. scheinlich von der Rückseite her be- Ich kann über die typische Banjarakleidung so stickt.58 wohl für den täglichen Gebrauch als Hervorragende Stücke dieser Gruppe auch für Feierlichkeiten sprechen; ein sind so fein gestickt, dass sie auf den ers- Schwerpunkt liegt auf der Bedeutung ten Blick wie gewebt wirken. vieler der schmückenden Elemente Ich Meist kann zwischen traditionellen Banja- Baumwolle ausgeführt, seltener findet raelementen und denen unterscheiden, man aber auch Seidenfaden. die von der Umgebung angenommen wurden.... Schließlich kann ich jetzt viele regionale und überregionale Banjaravariationen identifizieren“.56 Zügen der von Frau Fisher vorgeschlaMeine Gespräche mit Sammlern, Galeristen und Händlern sowohl in Indien als auch Europa bestätigten ihre Einteilung. Bekannt sind die Stickereien der Banjara des Kandeshgebiets im Distrikt Jalgaon im Norden Maharashtras. Diese Textilien wirken streng geometrisch, sie gehören zur Gruppe lb57. Zur Musterbildung werden fast nur zwei Stickstiche verwendet, der gerade Stich (Wickelstich) und seine Variation der schräge Stich und der Kreuzstich. die Stickereien mit Die Muster sind meist streng geometrisch aus kleinen Quadraten, Rauten, Dreiecken und Zickzacklinien zusammengesetzt, öfters findet man das Quin- Ich werde mich im folgenden in großen genen Systematik anschließen. werden Der erstere wird immer über abgezählte Fäden gestickt, der Kreuzstich nicht immer. Da so kleine Unregelmäßigkeiten auftauchen können, haben die aus ihm gebil- cunxmotiv. Gelegentlich tauchen auch stark abstrahierte Abbildungen von Tieren, Gebäuden und seltener menschlichen Figuren auf. Diese Stücke, meist handelt es sich um Taschen, sind sehr selten. Die Stickereien sind fast immer hinterlegt; es lohnt sich aber einmal das Futter aufzutrennen und die Feinheit der Stiche von der Rückseite her zu bewundern. Ebenfalls aus dem Kandeshgebiet, aber mehr nördlich aus dem Distrikt Nimar in Madhya Pradesh, kommen quadratische Zeremonialtücher, die nicht so dicht bestickt sind (Gruppe 2a). Der Untergrund ist immer sichtbar, oft ist er aus verschiedenfarbigen zusammengesetzt. Stoffstücken Die Sticharten sind auch hier recht beschränkt59; meist findet deten Würfelmuster oft eine eigene Le58 56 57 N. Fisher, Seite 160 siehe Seite 18 Lang-Meyer, S. 88 und S. 93. Vergleiche auch die Phulkaristickereien aus dem Punjab. 59 Lang-Meyer: Webstich, Gerader und Schräger Stich, Kreuzstich, Kreuznahtstich. man linear angelegte Muster, seltener gelegten unregelmäßigen Flächen zu- bestickte Flächen. sammengesetzt, die mit konzentrischer Die Tücher sind nicht hinterfüttert; oft Stickerei gefüllt werden. Sie wirken sehr ist die Rückseite so sorgfältig gearbeitet, abstrakt, manchmal wild und archaisch. dass sie zur Schauseite werden kann. Charakteristisch ist es auch, dass die ein- Die Muster dieser Stücke wirken sehr zelnen Flächen und Muster meist um- ruhig und harmonisch, sie erinnern so- stickt sind mit weißem oder gelben Ket- wohl an Yantras (Bilder zur visuellen tenstich. Manchmal überschneiden sich Meditation) als auch an die Diagramme, zwei Reihen von linear mäandernden die in vielen Gegenden Indiens zu ge- Kettstichen und bilden so eine Reihe von wissen Gelegenheiten mit Reismehl vor Ovalen. Diese werden in einer kontras- den Türschwellen angelegt werden.60 tierenden Farbe ausgestickt. Frau Fishers meint, dass diese Tücher Der äußere Rand eines Stückes wird oft u.U. zur Meditation benutzt wurden. aus kleinen parallelen Reihen, die wie Gehen wir weiter südlich nach Karna- dünne, ca. 3 mm dicke Stäbchen wirken, taka kommen wir zu den "Shimoga gebildet.62 Hills"61 Dieses fruchtbare Gebiet liegt Fast alle Stücke aus dieser Gegend sind östlich der unzugänglichen westlichen mit Spiegeln besetzt, wie in anderen Ge- Ghats und südlich des felsigen Plateau bieten auch finden wir Kaurischnecken des Deccan. und Bleianhänger. Hier werden die Banjara Lambani genannt. Ich habe eine Gruppe von Textilien, die Die Stickereien aus diesem Gebiet sind stilistisch in diese Gruppe fallen. Aller- sehr charakteristisch. Die Arbeit bedeckt dings sind die Farben bei weitem nicht den aus mehreren Lagen bestehenden so leuchtend. Als Stickgarn wurde meist Stickgrund vollständig. Die vorherr- Wolle verwendet, alle Farben sind na- schenden Farben sind dunkle Rottöne, türlichem Ursprungs. Informanten in Grün und Schwarz. Mit leuchtendem Indien sagten mir, diese Textilien seien Gelb und Weiß werden Akzente gesetzt. älter als die übrigen; wahrscheinlich Die Muster werden aus großzügig an- stammten sie aus dem 19. Jahrhundert 60 Interessant ist das auf Seite 193 von Mud, Mirror and Thread abgebildete Türschwellendiagramm eines Banjaratandas in Karnataka. 61 Ich behalte den englischen Ausdruck bei, da sich "hills" nicht ohne weiteres in Hügel übersetzen läßt. Die "foothills of the Himalaja" erreichen immerhin eine stolze Höhe bis zu 2500 Metern, und die "hills" Zentralindiens haben in und wurden weiter nördlich im Distrikt von Nimar im nördlichen Madhya Pradesh hergestellt. Höhe und Gestalt nichts mit unseren europäischen Hügeln gemein. 62 Siehe Fußnote 50 Andere Banjara aus den bedeutend un- es taucht mehr Grün und Schwarz auf, fruchtbareren Gegenden um Afzalpur, die Stickereien viel feiner und die Spie- Gulbarga und Bidar im nordöstlichen gelchen sehr klein. Auffallend sind Karnataka ziehen saisonweise in das Ge- kleine aufgestickte Blümchen oder Stern- biet von Shimoga, um sich als Erntear- chen. Auch finden sich hier öfters die beiter zu verdingen. Die Stickereien die- bei anderen Gruppen der Banjara, aber ser nördlichen Gruppen unterscheiden nie in Shimoga gesehenen applizierten sich von denen aus Shimoga. Hellgelb Borden aus kleinen Dreiecken. und Rot sind die dominanten Farben, Ob diese Stücke zu einer, vielleicht älte- regelmäßige Muster, zusammengesetzt ren, Untergruppe der Shimoga-Textilien aus Quadraten und Rechtecken sind gehören, oder aber, wie mir indische In- vorherrschend. Ausgefüllt sind diese formanten sagten, aus dem weiter süd- Flächen, oft unterteilt in weitere Recht- östlich gelegenen Vishakhapatnam an ecke, Quadrate oder Dreiecke, mit kon- der Grenze zwischen Andhra Pradesh zentrisch verlaufenden Kettstichen. und Orissa stammen, läßt sich zur Zeit Auch hier werden die einzelnen Flächen noch nicht feststellen. oft durch eine Reihe von Kettstichen Im Süden Rajasthans und im angren- voneinander abgesetzt. zenden Madhya Pradesh gibt es einen Spiegel werden fast nie verwendet; wie Typ von Textilien, der nicht bestickt ist, schon weiter vorne erwähnt erfüllen die sondern applizierte florale Motive in konzentrisch angefüllten Flächen den- Weiß, Rot, Schwarz und Gelb auf selben Zweck. blauem oder roten Grund aufweist. Ein Mischtyp der beiden Typen stammt Diese Stücke stammen nach Aussagen aus der Gegend von Bijapur im nördli- von Banjara aus Marwar im Bundesstaat chen Karnataka. Hier finden wir in den Rajasthan. äußeren Feldern der Stickereien die oben erwähnten dünnen stäbchenförmigen Stickereien, das Innenfeld erinnert aber Muster und Motive wegen seiner Regelmäßigkeit mehr an die Stücke aus Gulbarga. Es heißt, dass die Muster auf den Sticke- Ich fand einige Banjarastickereien, die in reien früher eine definierte Bedeutung keiner der von Frau Fisher verwendeten hatten und dass sie, wie die Bleianhän- Gruppen Platz findet. Oberflächlich er- ger und der Schmuck zur nonverbalen innern sie an Stücke aus den Shimoga Identifizierung des Trägers oder der Hills. Die Farben sind aber gedämpfter, Trägerin dienten.63 Im Laufe der Zeit Stickereien finden wir bei den Banjara verloren sich aber diese Überlieferun- von wenigen Ausnahmen abgesehen nur gen. geometrische Es lässt sich also sagen, dass bei den Quadrat, Rechteck, Raute oder den Banjara (aber nicht nur bei diesen) Sym- Kreis. Diese Grundformen werden dann bole und Muster hoch geschätzt werden, weiter aufgeteilt der Kreis zum Beispiel, deren Ursprung aber so lange zurück- falls er nicht durch einen Spiegel gebil- liegt, dass deren ursprüngliche Bedeu- det wird, kann auch als Spirale oder tung, wenn überhaupt, nur noch weni- sternförmig auftauchen, das Quadrat gen Eingeweihten bekannt ist. Da es zur wird vertikal, horizontal oder diagonal Eigentümlichkeit eines Symbols oder unterteilt. Rituals gehört, dass es über die verbale Manchmal findet man allerdings auf Ta- und intellektuelle Ebene hinaus wirkt, schen Darstellungen von Tieren oder ist aber gar nicht notwendig es analysie- Abbildungen von Tempeln oder Perso- ren, erklären und einordnen zu können. nen, aber diese sind sehr geometrisch 64 und auf das notwendigste reduziert. Im Gegensatz zu den Blumen- und Oft bilden applizierte bestickte anders- Tiermotiven fast aller anderen indischen farbige Stoffstreifen den Randabschluss. Motive wie Dreieck, In manchen Gruppen werden einzelne 63 Bhagvat und Jayakar, S. 9: "Noch vor einer Generation standen die Muster in Verbindung mit totemistischen Zeichen: die Wassernuß, der Lotos, der Teich usw., sie erlaubten dadurch, weil die Banjara exogam sind, Hinweise auf den Zivilstand des Trägers oder der Trägerin und dienten als Anhaltspunkt für die Wahl des zukünftigen Ehepartners. Daher spiegelt sich in unsere Arbeit das Universum wider. Menschliche Wesen und große Tiere fehlen wohl, aber die Erde und der Himmel, Blumen, Schlingpflanzen, Teiche, Flüsse, Hügel, Fische, Fliegen und Sterne sind alle darin enthalten. Jede Kreatur hat dafür ihr eigenes Zeichen, die Vorfahren kannten deren volle Bedeutung, wir nicht, sticken sie aber weiterhin auf unsere Gewebe.“ 64 M. Lurker, S.553: "Bei der Erklärung des Symbolischen, bei der Übertragung in die Sprache der Begriffe, bleibt immer ein unübersetzbarer Rest. Gerade weil das Symbol auf das Unsichtbare und Unbegreifbare weist und es repräsentiert, läßt es sich nicht mit unserer Ratio begreifen. Mircea Eliade hebt als Eigenart des Symbols hervor, dass es sich an den ganzen Menschen wendet und nicht nur an seinen Verstand. „ Musterelemente von einer applizierten Baumwollbordüre aus kleinen Dreiecken umrahmt. Ein Element fast aller Banjaratextilien sind auch die Kaurischnecken, Quasten aus verschiedenen Materialien und Applikationen aus gegossenem Blei, die jedes Textil mehr oder weniger reichlich verzieren. Die Swastika taucht als Symbol für Fruchtbarkeit und Ehe auf; dieses Zeichen findet sich überall in Indien und ist nicht banjaratypisch. Die Spiegelchen haben, nicht nur bei den Banjara, neben dem dekorativen Effekt auch die Aufgabe, den bösen Blick zurückzuwerfen, bevor er der Trägerin schaden kann. Bei den älteren Stücken Zur Deutung dieser Musteranordnung kann man sehen, dass die Spiegel leicht ist es hilfreich sich daran zu erinnern, gewölbt sind. Früher wurden zu ihrer dass die Zahl Fünf in der indischen Herstellung Glaskugeln geblasen, innen Kosmologie und Philosophie eine wich- verspiegelt und dann zerschlagen. Oft tige Rolle spielt. findet man auch runde Felder konzen- So postuliert der indische Weise Kapila trisch ausgestickt; diese erfüllen den sel- im fünften Jahrhundert vor Christus, ben Zweck wie die Spiegel. dass sich der Kosmos aus fünf Elementen zusammensetzt. Es gibt fünf Himmelsrichtungen, da zu den vier Haupt- Der Quincunx richtungen das Zentrum, der Welten- Ein wichtiges Motiv in den Textilien aller Banjaragruppen ist der Quincunx. Darunter versteht man die Anordnung von fünf Quadraten in der Stellung der Fünf eines Würfels. Dabei haben die äußeren vier Quadrate immer dieselbe Größe, das innere kann bedeutend größer sein. Dieses Motiv kann in vielen Variationen auftreten, oft zeigt es sich schon in der Aufteilung des Stickgrundes. berg Meru, die axis mundi, hinzukommt. Man kennt die fünf kosmischen Akte von Schöpfung, Erhaltung, Vernichtung, Verhüllung und Erlösung, symbolisiert durch die fünf Häupter Shivas. Weiterhin kennt man die fünf Erkenntnisorgane, die fünf Tatorgane und die fünf Elemente. Für den Hinduismus offenbart sich das Höchste Wesen in unzähligen Formen mit verschiedenen Namen; in allen hinduistischen Gruppierungen werden aber wenigstens die fünf Hauptgötter Shiva, Vishnu, Surya, Devi und Ganesha verehrt. Bei den frühmittelalterlichen Tempeln Nordindiens finden wir den Panchayana- Typ a Typ b Typ, bei dem der zentrale Tempelturm (Shikhara), der den oben erwähnten Wo immer dies Motiv in einer indischen Stickerei auftaucht, kann man nahezu sicher sein, dass sie von Banjara hergestellt wurde. Weltenberg Meru als Zentrum des Universums repräsentiert, an den Ecken von vier niedrigeren Türmen umringt ist, die die vier Hauptkontinente darstellen. Ein indischer Informant teilte mir mit, Die Wolle ist oft mit Grannenhaaren dass es in Haushalten Zentralindiens durchsetzt.65,66 Auch wurde Pferde- und heute noch einen Hausaltar, tulsi mandir, Ziegenhaar verwendet. genannt Indische Informanten teilten mir mit, gäbe, der genau diesem Grundriß entspricht. dass auch Pflanzenfasern benutzt wur- Vor diesem Hintergrund lässt sich die den, ich konnte hierfür aber kein Beleg- Bemerkung Nora Fishers verstehen, dass stück finden. der Quincunx in den Banjarastickereien Beliebt sind die schon vorher erwähnten ein Symbol für die Ordnung des Univer- Kaurischnecken (cypraea moneta). sums sei. Die Verwendung der Kauris, nicht nur bei den Banjara, lässt mehrere Deutungen zu. Im einfachsten Fall bieten sie Verwendete Materialien sich durch die glänzende Oberfläche und ihre Form einfach als schmückendes Selten verwendeten die Banjara als Element an; hinzu kommt ihr Wert als Stickgrund neue Materialien - meistens Tauschwährung. Betrachtet man eine findet wiederverwendetes Kauri querliegend ähnelt sie einem Stoffstück; oft ist der Stickgrund auch Auge - Abwehr des bösen Blicks. Hoch- aus mehreren alten Textilien zusam- gestellt gleicht sie dem weiblichen Ge- mengesetzt. schlecht; vor allem auf den Hochzeits- Auf vielen Stücken entdeckte ich auf der textilien dürfte sie so dem Wunsch nach Rückseite schöne Baumwolldrucke aus Fruchtbarkeit Ausdruck verleihen. Rajasthan aus dem 19. Jahrhundert. Bei Bei den Spiegelchen kann man zwei Ty- den meisten Stücken ist der Stoff hand- pen finden. Die älteren Stücke sind et- gesponnen und grob; bei Kleidungsstü- was gewölbt und haben einen stumpfen cken wie Blusen und Röcke wurden aber Glanz (Herstellung siehe Seite 35); die auch feinere, maschinell gewebte Stoffe neueren Stücke wurden aus maschinell verwendet. Ich habe keinen Hinweis auf gefertigtem Spiegelglas geschnitten und selbstgewebte Stücke gefunden. sind daher flach. Die Metallanhänger an man ein Das Material ist ausnahmslos Baumwolle. Als Stickgarn wurde meistens mehrfädige Baumwolle verwendet; man findet aber auch Seide und - vor allem bei den älteren Stücken - Wolle. 65 Grannenhaare: Zum Deckhaar zählende, über die Wollhaare hinausragende, steife, unterhalb ihrer Spitze verdichte Haare des Fells von Säugetieren. 66 Laboruntersuchung durch Herrn Lehmann, Esens, vom 4. Juni 1998. vielen Stücken sind aus Blei oder einer Beiden Typen ist gemeinsam, dass die bleiähnlichen Legierung. Stickerei sehr fein und präzise ausgeführt ist. Die Stiche Die Informationen und Analysen zu diesem Kapitel entnahm ich zum größten Teil dem Katalog "Götter, Blumen, Tiere" des Museums für Völkerkunde Basel, 1987. Der Sachkenntnis und Sorgfalt der Autorinnen Frau Nabholz-Kartaschoff und Frau Lang lässt sich nur wenig hinzufügen. Ich möchte mich bei ihnen auch für die freundliche Erlaubnis bedanken, die Zeichnungen aus diesem Katalog verwenden zu dürfen. Je nach Charakteristik des verwendeten Stiches wurden die Stücke von der Rückseite her über abgezählte Fäden gestickt oder aber frei, von der Vorderseite her. Der erste Typ kann natürlich nur auf einfachem, nicht unterlegtem Stickgrund ausgeführt werden; falls mehrere Stofflagen gefragt waren, wurden sie später hinzugefügt. Von der Vorderseite her gestickte Arbeiten können dagegen von Anfang an auf einfach oder mehrfach unterlegtem Stoff ausgeführt werden. Vorstich: Aufnähen von Applikationen Verdoppelter Vorstich: Linien, Trennlinien; gleichzeitig in zwei Arbeitsgängen hin und zurück in der gleichen Linie. Zum Zusammenfügen zweier Stoffstücke, z.B. für eine Tasche, oder zum Umsticken verschiedener Stofflagen wird ein Zierrandstich, wie z. B. Ketten- oder Verschlingstich oder überkreuzter Blattstich, verwendet. Dabei ergibt sich oft ein Wulstrand, der als dekoratives Element eingesetzt wird. Die meisten der von den Stickerinnen angewendeten Stiche lassen sich auf einige Grundstiche zurückführen; allerdings gibt es verschiedene Varianten, die nur von den Banjara verwendet werden. Die von den Banjara verwendeten Stiche werden nach der Systematik von Boser und Müller (1969, 1984) aufgeführt. Die dort nicht aufgeführten Varianten sind zur besseren Verständlichkeit mit Zeichnungen dargestellt. Webstich (musterbildender Spannstich oder broschierter Stich) Gewebeähnliche Struktur in der Art von Webmustern. Rückseite zeigt reziprokes Musterbild der Vorderseite. Steppstich Trennlinien, linearer Füllstich. Schrägstich (Wickelstich) Trennlinien, dreireihige Trennstreifen. Erhabener Stielstich (Wickelstich) Flächen aus übereinander liegenden Reihen, über aufgelegte Fäden gearbeitet. Variante (Abb.1) Flächenmuster in Form von einzeln gestickten Dreiecken oder Rauten. Links ist jeweils die Stichfolge der auf- und absteigenden Reihen schematisch wiedergegeben. Winkelstich (Maschenstich) Flächen, auch Rückseite als Bildseite verwendet. Chevronwinkelstich Streifenmuster, aufsteigend gestickte Reihe, Winkel dicht übereinander. Streifenmuster, zurückgreifend gestochen, gestaffelte Winkel. Variante (Abb. 2) Blattförmig von oben nach unten gestickt, mit einem Kettenstich am Anfang; Einzelmotive in Flächen oder wellenartigen Bordüren. Kreuzstich Einzelne hin- und herlaufende Reihen für Streifen oder Flächen (Würfel); Rückseite mit einer unterbrochenen und einer übergreifenden Stichreihe. Einzelne Reihen für Streifen auf applizierten Stoffbändern, zweifarbig in zwei Reihen gestickt; Rückseite mit senkrechten Doppelstichen. Variante (Abb. 3) Zweireihige Musterstreifen (Röcke, Blusen), wobei ein Kreuz übersprungen wird und in einer dritten Reihe die Kreuzungspunkte mit einem andersfarbigen Vorstich überstickt werden; Bild- und Rückseite identisch. Variante (Abb. 4) In zwei Säulen in einem Arbeitsgang von der Rückseite her von unten nach oben gestickt. Doppelte waagrechte Stiche sind mit einem senkrechten Stich verbunden. Dieser Stich wird beim Aufsteigen zur nächsten Zweierreihe mit dem unteren Stich verhängt oder, als zusätzliche Verzierung, durchstochen. Geschlossener (Hexenstich) Kreuznahtstich Musterstreifen, Füllstich für kleinere Flächen; auf der Rückseite waagrechte Stiche. Offener Kreuznahtstich (Hexenstich) Streifenmuster, Kreuzungspunkte mit andersfarbigen Vor- oder Steppstichen überstickt; auf uni Stoff oder schmalen Applikationsstreifchen; Rückseite waagrechte Stiche. Variante (Abb. 5) Senkrecht von oben nach unten gestickter Kreuznaht- oder überkreuzter Blattstich; zum Übersticken von Kanten. Der Stich ist einseitig schräg gestochen. Die Kreuzungspunkte liegen auf der Kante. Senkrecht gestochener Kreuznahtstich (Hexenstich oder gegenseitiger Festonstich) Streifenmuster; Flächen oder breite Streifen aus mehreren ineinandergreifenden Reihen. Einseitig betonter Kreuznahtstich (Hexenstich und Festonstich kombiniert) Streifenmuster aus zwei ineinander greifenden Stichreihen; waagrechte Stiche von oben nach unten; senkrechte Festonstiche in der Mitte gegeneinander. Rosetten-Kreuznahtstich Zur Befestigung von Spiegelchen über Fadenring. Variante (Abb. 6) Senkrecht gestochen; die äußeren Stiche können in der Länge variieren, so dass der äußere Rand rund, tropfenförmig oder dreieckig sein kann. Variante (Abb. 8) Im Fadenring werden zwei Schlaufen nacheinander eingehängt; der Randstich ist doppelt so lang; damit wird die untere Fadenkreuzung sichtbar gemacht. Gelegter Kettenstich Trennlinien, Streifen, linear gefüllte Flächen. Gestochener Kettenstich oder Verschlingstich Die Schlaufen werden in beide oder einen Schenkel der vorhergehenden Schlaufe eingehängt. Variante (Abb. 9) Aus zwei nebeneinanderliegenden Reihen in einem Arbeitsgang von links nach rechts gearbeitet. Die Schlaufen werden im linken Schenkel der darüberliegenden Schlaufen eingehängt; für Randabschlüsse mit leicht eckigen Kanten oder Nahtverbindungen. Je nach Länge des zurückführenden Stiches ergibt sich eine mehr oder weniger erhöhte Wulstnaht. Die Schlaufenreihen liegen dann beiderseits des Wustes und die oberen Verbindungsstiche liegen quer über der Naht. Variante (Abb. 10) Aus zwei nebeneinanderliegenden Reihen in einem Arbeitsgang von links nach rechts gearbeitet. Die Schlaufen umfassen beide Schenkel der darüberliegenden Schlaufen und bilden deutliche Kettenreihen; für Randabschlüsse mit stark eckigen Kanten oder Nahtverbindungen. Der kurze zurückführende Stich verstärkt die Wulstbildung. Offener Kettenstich oder Leiterchenstich Streifenmuster Offener Festonstich Flächenmuster aus versetzten, ineinandergreifenden Reihen; Gittereffekt. Reliefartig über aufgelegten Faden gestickt. Rosettenfestonstich Halbe Schlaufen unten fixiert; die Rückseite zeigt senkrechte Stiche; aus vier Stichen von außen zur Mitte gestochen als kreuzförmiges Einzelmotiv. Variante (Abb. 11) Kreisförmig geführt über aufgelegten Fadenring zur Befestigung von Spiegelchen. Kretischer oder Griechischer Federstich Blattförmige Einzelmotive in wellenförmigen Streifenmustern; diagonale Stiche von außen zur Mitte gestochen. Orientalischer Füllstich Streifen oder Flächenmuster; dicht nebeneinanderliegende Spannstiche mit kurzen, waagrechten Stichen fixiert. Quiltstich (Abb. 12) Flächenmuster; in die gleichlaufenden oder versetzten Vorstichreihen sind zusätzliche Musterfäden eingezogen. ABSCHLUSS mit all seinen Herausforderungen und Chancen. Bei einem Besuch der Touristenmärkte 1881 schloss ein Colonel Mckenzie einen in Delhi, Mumbay oder Goa kann man Bericht über die Banjara mit folgender feststellen, dass die Frauen der Banjara Feststellung ab: „...es muss eine Zeit auch heute noch Stickereien herstellen. kommen in der all ihre besonderen Un- Bevorzugt werden Taschen in allen Grö- terscheidungsmerkmale und Traditio- ßen und verzierte Kleidungsstücke. Al- nen vergessen sein werden.“67 lerdings darf man keine großen Ansprü- Diese Prophezeiung hat sich nicht erfüllt che an die Qualität dieser Stücke stellen - auch heute noch, hundert Jahre später, oder sie gar mit den alten Textilien ver- sind sie fast überall in Indien präsent gleichen. Die Stiche sind viel gröber, die und sichtbar. Farbzusammenstellungen sehr grell und 1982 standen die Banjara im Nordwesten es werden verschiedene Stilformen ver- Karnatakas im Mittelpunkt einer Stu- mischt. die.68 Man kam dabei zu dem Schluss, Natürlich kann man nostalgisch die al- dass „die Juden, die Lue, die Chinesen ten Zeiten rühmen und sie sich zurück in Thailand, die Lamani (Banjara) wünschen. Ich ziehe es aber vor diese und andere ähnliche Gemeinschaf- Erscheinung als ein Zeichen für die Anpassungsfähigkeit und Vitalität ten in Indien schärfere soziale Ab- der grenzungen haben und eine festere Banjara zu sehen. Schon öfters haben sie soziale Einheit bilden als Bundes- im Wandel der Zeiten ihre alten Er- staaten oder Gemeinden“.69 werbsquellen aufgeben müssen und wa- „haben sich erfolgreich ren gezwungen neue zu erschließen. den ver- mehrten Kontakten angeglichen.... Immer bewegten sie sich wie Fische im und dabei doch eine kulturelle Wasser, die ihnen sich anbietenden Identität bewahrt, die noch intakt Chancen ausnützend, und schafften es ist.“70 dabei bis heute ihre Identität zu bewahren und ein starkes Volk zu bleiben. Wohl sind sie sich ihres Glaubens, ihrer alten Traditionen und Bräuche bewusst und ihre Identität baut darauf auf, aber gleichzeitig leben sie im „Hier und Jetzt“ Sie 67 Russel und Hira Lal, S. 191-192 Halbar, 1982. 69 Halbar, S. 210 70 Halbar, S.214 68 GLOSSAR Dhavalo Jaisalmer Tamil Nadu Zeremonialgesänge beim Abschied der Braut vom Elternhaus Wüstenstadt im Westen Rajasthans Bundesstaat im Süden Indiens mit der Hauptstadt Chennai (Madras) Afzalpur Stadt im Westen von Gulbarga Ahmedabad Größte Stadt im Bundesstaat Gujarat Andhra Pra- Bundesstaat im Süddesh osten Indiens Baliya Chudo Banjara Devi Schutzgöttin der Banjara; wohnt in den Hörnern des Leitochsen Barkasi Männerhemd Bhagat Priester der Banjara Bhuj Stadt im Nordwesten Gujarats Bidar Distrikt im Norden Karnatakas mit gleichnamiger Hauptstadt Bijapur Distrikt im Norden Karnatakas mit gleichnamiger Hauptstadt Bodal siehe ? chudo Bottu Tali Cadno dhavalo Chantia Kopfumhangtuch für Frauen Cheed Anhänger aus Kaurischnecken Chenchi Täschchen zum Aufbewahren der Utensilien zum Betelgenuß Chhatya Chantia Choli Bluse Chopat Indisches Brettspiel Chudo Chunda Datanya Deccan Dhoti Gala Ghagra Ghat Ghodiu Ghor Ghor chayat Ghormati Gotra Gugri Gujarat Gujuri Gulbarga Guzera Hasli Arm- und Beinringe aus verschiedenen Materialien Kopfschmuck der Banjara Täschchen zum Aufbewahren von Toilettenutensilien Der Teil Indiens südlich vom Narmadefluß, Hochplateau. Im Osten und Westen von den Ghats begrenzt Beinkleidung für Männer Rechteckiges Textil; Teil der Kopfbedeckung bei den Frauen der Banjara Rock Bergkette, die den Abbruch des Deccan zum Meer bildet Kinderwiege aus Stoff Bezeichnung der Banjara für ihr Volk pan- Ältestenrat Bezeichnung der Banjara für ihr eigenes Volk und zugleich für ihre Sprache Klansystem der Banjara Schläfenschmuck Bundesstaat im Westen Indiens Gugri Distrikt im Norden Karnatakas mit gleichnamiger Hauptstadt Verziertes Stoffband, das über dem Ellbogen getragen wird, um das Herunterrutschen der chudo zu verhindern Halsreif aus Metall Hatadya Himachal Pradesh Hyderabad Indhoni Jaipur Jalgaon Janya Jodhpur Jolanu Jumer Kalchi Kaledi Kanadori Kanadoro Kandesh Kania Kanshija Karnataka Karya Kashida Khalchi Khogir Kodi Kodi sadak Koliphul Kotudi Krishna Laigna Langa Geweihter Ochse Bundesstaat im Norden Indiens Hauptstadt von Andhra Pradesh Nihanji Hauptstadt von Rajasthan Distrikt im Norden Maharashtras mit gleichnamiger Hauptstadt Schamane Stadt in Rajasthan Jumer Tasche für eine Kokosnuß Rechteckige Tasche zur Aufbewahrung von Brotfladen Kalchi Hüftschnur mit Quasten und Bleianhängern Kanadori Region im Distrikt Jalgaon und Nimar Silbergehänge, am oberen Ohrrand befestigt Datanya Bundesstaat im Südwesten Indiens mit der Hauptstadt Bangalore Stofflaschen an den Schultern einer Bluse Stickstil Kalchi Sattel, der den Sitz der ? Banjara Devi symbolisiert Kaurischnecken (cyproa moneta) Band mit aufgenähten Kaurischnecken Zentrum des Chopatspiels Kleine quadratische Tasche am Gürtel Hirtengott, Inkarnation Vishnus Ghagra Ghagra Lue Stamm im Norden Thailands Madhya Pra- Bundesstaat in Zentdesh ralindien mit der Hauptstadt Bhopal Mahakali Die "große Schwarze"; furchtbarer Aspekt der großen Göttin Maharashtra Bundesstaat im Westen Indiens mit der Hauptstadt Mumbay Marwar Distrikt im Südwesten Rajasthans Monsoon Regenzeit Mukaram Nasenschmuck Mumbay Hauptstadt Maharashtras; früher Bombay Mysore Naik Nihanji Nimar Odhini Orissa Pachala Patola Phulia Punjab Quincunx Distrikt im Bundesstaat Karnataka, mit gleichnamiger Hauptstadt Oberhaupt einer Banjarasippe Teil der Kopfbedeckung bei Frauen Distrikt im Süden Madhya Pradeshs Tuch für Kopf und Schultern Bundesstaat im Osten Indiens mit der Hauptstadt Bubaneshwar Stoffband am Fuß; erfüllt dieselbe Funktion wie das guzera Doppelikat, meist aus Patan in Gujarat Quadratisches Textil, Teil der Kopfbedeckung Bundesstaat im Nordwesten Indiens mit der Hauptstadt Amritsar. Vor der Unabhängigkeit gehörten Teile des heutigen Pakistans dazu. Fünf Quadrate, angeordnet wie die Punkte auf der Fünf des Würfels Rajasthan Rajput Rajputana Ramdeo-ji Sari Seengh Shimoga Sikh Sindh Sunchi Bundesstaat im Westen Indiens mit der Hauptstadt Jaipur Herrscherkaste in Nord- und Zentralindien. Sie betrachten sich selber als Nachkommen der Kriegerkaste (kshattriya) Wörtlich "Land der Rajput"; eine Gruppe von Staaten, die ungefähr das heutige Rajasthan umschließen Heldenfigur Hauptkleidungsstück der indischen Frau. Chunda Distrikt im Mittelwesten Karnatakas mit gleichnamiger Hauptstadt Angehöriger einer Religionsgruppe, gegründet von Guru Nanak Provinz in Südostpakistan. Vor der Unabhängigkeit zählten Teile des heutigen Punjab, Rajasthans und Gujarats dazu Taschentyp Swastika Takya Tali Tanda Tie-and-dye Tookar Topevalo junda Tulsi mandir Uttar Pradesh Vishakhapatnam Vishnu Zumka Hakenkreuz; tantrisches Symbol in ganz Indien Rechteckige Kissenhülle Hochzeitsanhänger Siedlung der Banjara Färbeverfahren in der Abbindetechnik Chantia Anhänger am hinteren Teil des Kopfumhangs Kleiner Hausaltar mit dem Grundriß eines Quincunx Bundesstaat im Norden Indiens mit der Hauptstadt Lucknow Distrikt im Nordosten Andhra Pradeshs mit gleichnamiger Hauptstadt Indischer Gott, der Bewahrer, Teil der Trinität Brahma (der Schöpfer), Vishnu und Shiva ( der Zerstörer) Kopfschmuck Ich über mich Ich wurde 1950 in Bad Nauheim geboren und verlebte meine Kindheit dort und in Aachen. In München besuchte ich das Gymnasium und studierte dann Chemie. Nach dem Abschluss meiner Diplomarbeit 1976 reiste ich das erste mal nach Indien. Aus den geplanten drei Monaten wurden, mit kurzen Unterbrechungen, sechs Jahre. Mich schlugen die Lebenseinstellung, die Traditionen und die Künste dieses Landes und seiner verschiedenen Völker in Bann. In den achtziger Jahren kehrte ich nach Deutschland zurück und eröffnete 1984 die Galerie Noah’s Ark. Das Angebot meiner Galerie soll sowohl meine Liebe und Respekt für Indien als auch die Vielfältigkeit und den Reichtum der Kultur des Subkontinents wiederspiegeln. Um das Spektrum des Angebots in der Galerie zu erweitern und Informationen für Veröffentlichungen zu bekommen reise ich regelmäßig nach Indien. Im Laufe der Jahre unternahm ich auch ausgedehnte Reisen nach Nepal, Tibet, Thailand und Nordafrika. Zum ständigen Sortiment gehören u.a.: Eine große Sammlung alter Textilien aus ganz Indien (darunter natürlich Stücke der Banjara und Phulkari.) Alter Gold- und Silberschmuck Stammeskunst Objekte und Figuren aus Metall, Holz und Stein Tibetica Zu den Freunden und Kunden meiner Galerie gehören Sammler, Museen und Galerien. Ich interessiere mich besonders für indische Textilien. Mein Artikel über die Bagh und Phulkari des Punjab erschien in der Zeitschrift HALI (Nr. 113, Nov/Dez 2000) in Englisch. Die erweiterte Fassung des Artikels können Sie in deutscher Sprache über die Galerie beziehen: Phulkari und Bagh –Stickereien aus dem Punjab 41 Seiten, 38 Farbabbildungen, 2 Karten. Falls Sie Fragen haben, so wenden Sie sich bitte an mich oder besuchen mich im Internet auf meiner Seite http://www.m-beste.de. Dort können Sie auch einen Teil meines Angebotes sehen. Den größten Teil meines Sortiments habe ich fotografiert; bei Anfrage schicke ich Ihnen gerne eine CD-ROM. Sie können mich, nach telefonischer Absprache, in der Galerie besuchen; da ich viel reise, zeige ich Ihnen gerne auch ausgewählte Stücke bei Ihnen zu Hause – natürlich völlig unverbindlich. _________________________ Literatur: Beste, M. 1994: Phulkari und Bagh – Stickereien aus dem Punjab. Abenden Bhagvat, D. und P. Jaykar 1972: Stickerei in Indien. Ciba-Geigy Rundschau 1972/3 Boser, Renée und Müller, Irmgard 1969: Stickerei, Systematik der Stichformen. Museum für Völkerkunde und Schweizerisches Museum für Volkskunde. Basel Childers, C.H. 1975: Banjaras. In L.S. Leshnik und G.D. Sontheimer (Hrsg.): Pastoralists and Nomads in South India. Wiesbaden. Deogaonkar, S.G. und S.S1992: The Banjara. New Delhi Doshi, Saryu 1992: Tribal India. Marg Publications, Mumbay. Fisher, N. 1993: Banjara: Adornment of a People of All India. In Mud, Mirror and Thread. Grantha Corporation, USA Graham, Joss 1988: Ladders Of Life. In Hali 39. Irwin, J. und Hall, M. 1973: Indian Embroideries. Ahmedabad, Indien. Iwatate, Hiroko 1996: Embroideries of Banjara People. Mingei 520, Japan Folk Craft Museum, Tokyo. Karve, Iravati 1962: Marathi Lokanchi Sanskriti. Pune. Keilhauer, A. und P.: 1983: Die Bildsprache des Hinduismus. Köln. Lang-Meyer, Marlène und Nabholz-Kartaschoff, Marie-Louise 1987: Stickereien der Banjara. In Götter, Tiere, Blumen. Museum für Völkerkunde und Schweizerisches Museum für Volkskunde. Basel Lurker, M. 1979: Wörterbuch der Symbolik. Kröner Verlag, Stuttgart. Morrell, Anne 1994: The Techniques of Indian Embroidery. Batsford Ltd. London. Nabholz-Kartaschoff, Marie-Louise 1986: Golden Sprays And Scarlet Flowers. Shikosha Publishing Co, Kyoto. Naik, D.B. 2000: The Art and Literature of Banjara Lambanis. New Delhi Randhawa, T.S. 1996: The Last Wanderers. Grantha Corporation, USA Rowney, H.R. 1882: The Wild Tribes of India. Thos. De La Rue & Co, London Schleberger, E. 1986: Die indische Götterwelt. Köln. Singh, K.S. 1994: The Scheduled Tribes. Oxford India Paperbacks. Thurston, E. 1909: Castes and Tribes of Southern India. Madras. Vossen, R. 1983: Zigeuner. Hamburgisches Museum für Völkerkunde. Hamburg, 51 1) Gala, ca. 25x45 cm. Wolle, Baumwolle, Kauri- 3) Gala, ca. 19x37 cm. Wolle, Baumwolle. Madhya Pradesh, Gebiet von Nimar. 2) Gala, ca. 24x40 cm. Wolle, Baumwolle. Madhya Pradesh, Gebiet von Nimar. 4) Gala, ca. 25x39 cm. Wolle, Baumwolle, Andhra Pradesh. 52 5) Gala, ca. 26x32 cm (ohne Troddeln). Wolle, BaumWolle, Kaurischnecken. Andhra Pradesh. 6) Gala, ca. 26x30 cm. Baumwolle, Seide, Kaurischnecken. Karnataka. 7) Gala, ca. 27x35 cm. Baumwolle, Kaurischnecken, Spiegelchen. Nord Maharashtra (Kandesh Gebiet). 8) Gala, ca. 29x30 cm. Baumwolle, Kaurischnecken, Spiegelchen. Madhya Pradesh. 53 9) Gala, ca. 25x31 cm. Baumwolle. Karnataka, wahrscheinlich Gebiet von Bijapur. 11) Gala, ca. 23x30 cm. Baumwolle. Karnataka. 10) Gala, ca. 22x26 cm. Baumwolle. Karnataka, wahrscheinlich Gebiet von Shimoga. 12) Gala, ca. 20x31 cm. Baumwolle. Karnataka. 54 13) Gala, ca. 19x27 cm. Baumwolle, Wolle, Kaurischnecken. Wahrscheinlich Andhra Pradesh. 14) Gala, ca. 22x31 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Karnataka oder Andhra Pradesh. 15) Gala, ca. 25x35 cm. Baumwolle, Kaurischnecken, Spiegelchen. Andhra Pradesh, Gebiet von Vishakhapat- 16) Gala, ca. 26x39 cm. Baumwolle, Kaurischnecken, Metallglöckchen. Madhya Pradesh oder südwestliches 55 17) Gala, ca. 24x39 cm. Baumwolle, Spiegelchen. Andhra 19) Gala, ca. 29x40 cm. Baumwolle. Karnataka. 18) Gala, ca. 24x35 cm (ohne Troddeln). Baumwolle, Kaurischnecken. Maharashtra, Gebiet von Kandesh. 20) Gala, ca. 20x31 cm. Baumwolle, Wolle. Karnataka oder Andhra Pradesh. 56 21) Gala, ca. 28x33 cm. Baumwolle, Wolle. Andhra Pradesh oder Karnataka. 23) Gala, ca. 22x28 cm. Baumwolle. Maharashtra. 22) Gala, ca. 28x33 cm. Baumwolle, Wolle. Andhra Pradesh oder Karnataka. 24) Gala, ca. 18x27 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh. 57 25) Kalchi, Vorder–und Rückseite., ca. 34x52 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Karnataka. 26) Kalchi, Vorder–und Rückseite., ca. 37x56 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Karnataka. 58 27) Kalchi, Vorder–und Rückseite., ca. 33x48 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Karnataka, wahrscheinlich Gebiet von Gulbarga. 28) Kalchi, Vorder–und Rückseite., ca. 33x48 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Karnataka oder Andhra Pradesh. 59 29) Kalchi, Vorder–und Rückseite., ca. 56x86 cm. Baumwolle, Mathura Untergruppe. Andhra Pradesh, Gebiet von Adilabad 30) Kalchi, Vorder–und Rückseite., ca. 37x54 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Karnataka. 60 31) Zeremonialtuch, ca. 50x50 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh. 32) Kleine Tasche (datanya, kanshija), ca. 11x23 cm. Wolle, Baumwolle, Kaurischnecken.Karnataka oder Andhra Pradesh. 61 33) Zeremonialtuch, ca. 45x46 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh. 34) Rolltasche mit vier Innenfächern, ca. 21x59 cm. Wolle, Baumwolle. Madhya Pradesh oder Maharashtra. 62 35) Zeremonialtuch, ca. 43x46 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh. 36) Zeremonialtuch, ca. 37x39 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh (?). 37) Zeremonialtuch, ca. 66x67cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh (West Nimar) oder Maharashtra Kandesh Gebiet). 38) Zeremonialtuch, ca. 50x50 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh oder südwestliches Rajasthan, Gebiet von Marwar). 39) Kleine Rolltasche mit zwei Innenfächern, ca. 10x42 cm. Baumwolle. Karnataka. 63 40) Zeremonialtuch, ca. 79x82 cm. Baumwolle. Madhya Pradesh (West Nimar) oder Maharashtra (Kandesh Gebiet) 41) Bleifigur an einem Gürtel. Höhe der Figur ca. 3 cm. Blei, Baumwolle. Karnataka. 42) Detail von Nummer 39. Quincunx-motiv. 64 43) Zeremonialtuch, ca. 68x68 cm. Baumwolle. Maharashtra, Kandesh Gebiet, oder Madhya Pradesh, West Nimar 44) Rechteckige Tasche mit zwei Innenfächern, ca. 18x20 cm (ohne Troddeln). Baumwolle, Spiegelchen. An der Rückseite wurden anstelle der Spiegelchen Münzen eingesetzt. Maharashtra, Kandesh Gebiet. 65 45) Zeremonialtuch, ca. 65x67 cm. Baumwolle, Wolle, Kaurischnecken. Maharashtra (Kandesh Gebiet) oder Madhya Pradesh (West Nimar) 46) Gequiltete Schärpe für einen Mann, ca. 22x62 cm. Baumwolle, Spiegelchen. Andhra Pradesh. 66 47) Tragetuch oder Schaukel für einen Säugling (godiu), ca 67x85 cm. Baumwolle. Madhya Pradesh. 48) Zeremonialtuch, ca. 86x102 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh (West Nimar) oder Maharashtra (Kandesh Gebiet). 67 49) Zeremonialtuch, ca. 75x105 cm. Baumwolle, Seide. Madhya Pradesh, Ebene zwischen der Vindya–und der Satpura Kette. 50) Tragetuch oder Schaukel für einen Säugling (godiu), ca. 90x100 cm. Wolle, Baumwolle, Madhya Pradesh. 68 51) Zeremonialtuch, u.U. umgearbeitete Säuglingsschaukel (godiu). Baumwolle. Südwestliches Rajasthan oder Madhya Pradesh. 52) Kissenhülle,Durchmesser ca. 68 cm. Südwestliches Rajasthan oder Madhya Pradesh. Ein indischer Informant berichtete, es handele sich um eine Hülle für ein Schild, das im Hochzeitsritual eine Rolle spiele. 53) Detail Nummer 52 69 54) Rechteckiges Tuch, ca. 84x100 cm. Baumwolle. Wahrscheinlich Mathura Gruppe, Maharashtra, Gebiet von Aurangabad. 55) Rolltasche, Vorder–und Rückseite, ca. 13x34 cm. Wolle, Baumwolle, Bleianhänger, Spiegelchen. Madhya Pradesh. (Vorder–und Rückseite) 70 56 57 58 56 Taillenband für einen Rock (lepo), ca. 16x76 cm. Wolle, Baumwolle. Andhra Pradesh, aus dem Gebiet vom Nalgonda. 57 Taillenband für einen Rock (lepo), ca. 16x70 cm. Baumwolle. Maharashtra, Kandesh Gebiet. 58 Taillenband für einen Rock (lepo), ca. 17x80 cm. Baumwolle. Karnataka. 59) Kleine Rolltasche mit zwei Innenfächern, ca. 10x47 cm. Baumwolle, Bleianhänger. Karnataka. (Vorder–und Rückseite) 71 Diese Bänder wurden an der Längsseite eines Kopftuches (odhini) befestigt und schmückten den oberen Teil der Stirn. 60) Ca. 7x69 cm, Baumwolle. Karnataka. 61) Ca. 8x77 cm, Baumwolle. Karnataka. 62) Ca. 8x74 cm, Baumwolle, Seide. Karnataka. 63) Ca. 7x76 cm, Baumwolle, Seide. Karnataka. 64) Ca. 7x71 cm, Baumwolle. Madhya Pradesh. 65) Ca. 10x55cm, Baumwolle. Madhya Pradesh. 66) Ca. 7x66 cm, Baumwolle, Seide. Karnataka. 67) Ca 8x65 cm, Baumwolle, Seide. Karnataka. 72 68) Gewürztasche Ca. 45x45 cm. Baumwolle, Seide, Kaurischnecken. Maharashtra, Kandesh Gebiet. 73 69) Kübelförmige Umhängetasche,Seitenlänge ca. 16x21 cm, Länge des Umhängebandes ca. 59 cm. Baumwolle, Bleianhänger, Metallringe. Karnataka, wahrscheinlich Gebiet von Shimoga. 70) Doppeltasche Ca. 50x50 cm. Baumwolle, Kaurischnecken, Bleianhänger. Karnataka. 74 71) Kleine Tasche, Vorder–und Rückseite, ca. 16x17 cm (ohne Troddeln). Baumwolle, Seide, Kaurischnecken. Maharashtra oder Madhya Pradesh. 72) Kleine Tasche, Vorder–und Rückseite, ca. 24x25 cm (ohne Troddeln). Baumwolle, Kaurischnecken. Andhra Pradesh, Gebiet von Vishakhapatnam. 73) Rolltasche mit zwei Innenfächern, ca. 11x49 cm. Baumwolle. Madhya Pradesh (?) 75 74) Chopad, ca. 87x88 cm mit vier Detailaufnahmen. Wahrscheinlich Maharashtra. 75) Kokosnußtasche (jumar), ca. 21x21 cm (gefaltet). Seide, Baumwolle, Kaurischnecken, Metallanhänger. Karnataka. 76 76) Kissenhülle, ca. 36x76 cm. Baumwolle. Andhra Pradesh (?). Die untere, größere, Inschrift bedeutet: Om namashivaya (Om Shiva); die obere, kleinere: Om-su-swagatam (wörtlich Om-gut-willkommen, ein gebräuchlicher Gruß). Ich bedanke mich bei Familie Ganguly für die Übersetzung. 77) Kissenhülle, ca. 47x67 cm. Baumwolle, Wolle; als Rückseite wurde ein Mashru-Textil benutzt. Madhya Pradesh, die Figuren zeigen einen Einfluß aus Rajasthan. 78) Gürtel für einen Bräutigam. Ca. 11x110 cm. Baumwolle, Seide. Maharashtra. 77 79) Kissenhülle, Vorder–und Rückseite, ca. 43x60 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Maharashtra. 80) Kissenhülle, Vorder–und Rückseite, ca. 37x75 cm. Baumwolle. Madhya Pradesh. 77 79) Kissenhülle, Vorder–und Rückseite, ca. 43x60 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Maharashtra. 80) Kissenhülle, Vorder–und Rückseite, ca. 37x75 cm. Baumwolle. Madhya Pradesh. 78 81) Kopfschmuck, bestehend aus gala, einem Ring( indhoni oder nihanji) und einem quadratischen Textil (phulia). Gala ca. 19x27 cm, phulia ca. 12x12 cm, Durchmesser indhoni ca. 13 cm. Baumwolle, Wolle, Kaurischnecken, Spiegelchen. Karnataka. 82) Rechteckige Tasche, ca. 18x20 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Madhya Pradesh. 79 83) Frauenbluse, Vorderteil ca. 40x46 cm. Baumwolle, Spiegelchen, Metallanhänger. Maharashtra, Kandesh Gebiet. 84) Ochsenschmuck für Stirn und Hörner. Länge Hornschmuck ca. 17 cm. Rechteckiger Teil Stirnschmuck ca. 9x20 cm. Baumwolle, Kaurischnecken. Spiegelchen. Karnataka. Kalchi, geöffnet. Karnataka, ca. 53 x 55 cm Kalchi, geöffnet. Karnataka, ca. 52 x 55 cm Kalchi, geöffnet. Karnataka, ca 52 x 58 cm Kalchi, geöffnet. Karnataka, ca. 56 x 57 cm Kalchi, geöffnet. Madhya Pradesh, ca. 60 x 63 cm Kalchi, geöffnet. Karnataka, ca. 53 x 53 cm