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Publisher 1· 2005
Prepress
Broschüren und Booklets in Eigenproduktion
Ausschiessen ohne Ausschuss
Broschüren in Kleinauflagen selber zu drucken ist keine Hexerei – wenn man die richtige
Hilfe beim Aufbereiten der Druckjobs hat. Tools zum Ausschiessen übernehmen das
Anordnen der Seiten auf den Druckbögen, sodass man in Zeiten des Digitaldrucks nicht
mehr zu Schere und Klebstoff greifen muss.
■ MATTHIAS SCHÜSSLER Wie macht
man mit seinen Druckerzeugnissen Eindruck? Natürlich durch den Inhalt, der
klug, relevant und überraschend sein
soll. Wichtig ist aber auch die Aufbereitung und das äussere Erscheinungsbild
der Publikation.
Klar, man kann in Kleinauflagen produzierte Veröffentlichungen als Stapel
von A4-Blättern abgeben. Das dient
dem Zweck und eine Heftklammer in
der linken oberen Ecke sorgt dafür,
dass die «Publikation» nicht auseinanderfällt.
Eine Broschüre macht, ganz ohne
Frage, einen professionelleren Eindruck. Selbst wenn es nicht um prestigeträchtige Informationen geht und
nicht der Jahresbericht des Unternehmens zu präsentieren ist, sondern vielleicht nur ein Seminarprogramm oder
die interne Hauszeitung, hat der Leser
lieber ein geheftetes Druckwerk in der
Hand. Wenn bei einer Broschüre ein
festerer Umschlag Halt gibt und die
Blätter nicht lose flattern, wird der Leser dem Inhalt mehr «Kredibilität» zubilligen. Schliesslich gemahnt das Werk
an ein gebundenes Buch und nicht an
ein Sammelsurium von Wegwerf-Informationen.
dann doch die simple Methode und
bringt seine Informationen als Papierbündel an den Mann und die Frau.
Dabei ist der Broschürendruck keine
Hexerei. Zwar enthalten weder Betriebssysteme, noch Druckertreiber,
noch Layoutprogramme eine Funktion
zum Ausschiessen. Aber es gibt Programme, mit denen man recht komfortabel ans Ziel kommt. Es bleibt jedoch
zu kritisieren, dass die Hersteller dieser
Programme immer davon ausgehen,
dass die Anwender Erfahrungen aus
der Druckvorstufe mitbringen. Dass
Personen aus dem Bereich des Office- und Inhouse-Publishing nicht
unbedingt mit den Fachbegriffen vertraut sind, wird ignoriert. Das ist ein
Fehler; eine benutzerfreundliche Soft-
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Vorderseite
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Rückseite
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Das Ausschiessschema für eine achtseitige Broschüre.
Jonglieren mit den Seiten
Dass viele Leute dennoch lieber die
Finger von Broschüren lassen, liegt
am aufwändigen Erstellungsprozess.
Zwar ist jeder Laserdrucker mit Duplexfunktion geeignet, Broschüren zu
produzieren, die in der Mitte gefaltet und geheftet werden. Die Crux
liegt beim Aufbereiten des Druckjobs:
Wer A4-Seiten bedruckt und zu einem
Booklet broschiert, der kann nicht einfach auf das Druck-Symbol klicken.
Damit die Reihenfolge der Seiten in
der Broschüre noch stimmt, müssen
sie entsprechend auf den Druckbogen
angeordnet werden: Auf dem ersten
Blatt Papier kommt links die erste Seite
der Publikation zu liegen, rechts die
letzte Seite. Auf der Rückseite dann
die zweite und zweitletzte Seite – und
so weiter.
Doch die Umstellung der Seitenreihenfolge ist nicht die einzige Anpassung,
die für ein Booklet notwendig sind: Die
Seiten müssen skaliert und gedreht
werden. Je nach Dicke des Hefts ist der
Bundzuwachs zu berücksichtigen und
falls es die Duplex-Einheit des Ausgabegeräts verlangt, müssen die geraden
Seiten umgedreht werden. Da verliert
man leicht den Überblick und wählt
Schritt eins, um mit dots Pilot 2 ein Booklet zu erstellen:
Die Druckvorlage wird gewählt. Sie kann als PDF oder als
Postscript-Datei vorliegen. Es ist aber auch möglich, direkt aus
Anwendungen mit dem dots-Pilot-Druckertreiber zu drucken.
Schritt zwei: Das Druckerzeugnis ist zu wählen. Bei gehefteten Broschüren werden Vorder- und Rückseite der Blätter
so bedruckt, dass sie in der Mitte gefaltet und ineinander
gelegt werden können. Bei der gebundenen Broschüre («cut
& marry») werden die Blätter in einzelne Stapel zerschnitten,
aufeinandergelegt und am Rücken geleimt oder gelocht.
Im nächsten Schritt wird die Grösse des Endprodukts
bestimmt, d.h. in diesem Fall eine A5-Broschüre. Auch die
Anordnung von mehr als zwei Seiten auf einem Bogen ist
möglich. Im nachfolgenden Schritt des Assistenten (nicht
abgebildet) werden der Bundzuwachs, Formatanpassungen,
Seitenplatzierung und Passer- und Schnittmarken definiert.
Im letzten Schritt geht es um die Ausgabe: Die Broschüre kann
direkt auf den Laserdrucker geschickt werden.
Es ist aber auch möglich, eine PDF-Datei zu erstellen. Je
nach Duplex-Einheit des Ausgabegeräts ist hier die Option
«Rückseite drehen» anzugeben, damit die geraden Seiten nicht
Kopf stehen.
Prepress
henfolge zu speichern. Das Plug-in ist
nützlich; allerdings verwendet es eine
Terminologie, die nur Druckdienstleistern geläufig ist und mit der ein
Office-Anwender auf Anhieb nichts
anfangen kann. Dank der VorschauFunktion geht das Experimentieren
dennoch ohne allzu schlimmen Papierverschleiss vonstatten.
Das Plug-in InBooklet hat Adobe von
Alap hinzugekauft. Die SE-Version
des «PageMaker Plug-in Pack» enthält
nicht den gesamten Funktionsumfang;
die Vollversion ist für 99.99 USD bei
www.alap.com erhältlich.
Bunter Features-Strauss
Broschüren mit JoUp: Das Schema (links) gibt Seitenablauf, Rand, Lage und Steg vor.
Rechts die ausgeschossene PDF-Datei.
ware könnte sich im Office-Bereich
eine grosse Zahl von Anwendern erschliessen.
Das Distiller-Prinzip
Eine löbliche Ausnahme, was die Benutzerfreundlichkeit angeht, ist Dots
Pilot 2: ein Ausschiessprogramm, das
sich als Druckertreiber im System installiert. Über diesen Treiber druckt
man – wie mans vom Acrobat Distiller
kennt – seine Broschüren aus beliebigen Anwendungen. Wenn das auszugebende Dokument als PDF oder
Postscript-Datei vorliegt, kann man
Dots Pilot 2 auch als eigenständige
Anwendung starten, die dann die Aufbereitung des Druckjobs vornimmt.
Die Bedienung ist soweit unkompliziert. Ein Assistent führt durch den Prozess, und Hintergrundinformationen
liefert das Programmhandbuch. Dieses
zeigt die verschiedenen Möglichkeiten
in Form von grafischen Ausschiessschemen, sodass keine Fragen offen
bleiben. In unserem Test arbeitete Dots
Pilot 2 anstandslos – potenziell fehleranfällig ist das Arbeiten mit PDF-Dateien, wenn wiederum PDFs generiert
werden. Bekanntlicherweise kann es
beim erneuten Distillern zu Problemen
mit den Dokumentschriften kommen.
PDFs ummodeln
Wenn ausschliesslich mit PDF-Dateien
gearbeitet werden soll, ist JoUp eine
gute Wahl. Es handelt sich dabei um
ein Plug-in für Adobe Acrobat, das
PDF-Dateien ummodelt – d.h. die Seiten im Dokument entsprechend umstellt. Das Produkt arbeitet mit Acrobat
5 und Acrobat 6 zusammen. Es ist
nicht eben benutzerfreundlich, sondern muss beispielsweise von Hand
installiert werden. (Dazu ist die Datei
«JoUp.api» in den im Acrobat-Verzeichnis vorhandenen Ordner «plug_ins» zu
kopieren.)
Auch die Funktionsweise erschliesst
sich dem Benutzer nicht auf Anhieb.
Der Autor nennt die Bedienung seines
Produkts zwar «einfach und intuitiv»,
aber das braucht man nicht zu glauben. Das Konzept des Programms hat
seine Stärken, verlangt dem Benutzer aber einiges an Einarbeitung ab.
Zentral bei JoUp sind die Vorlagedateien. Sie geben das Ausschiessschema
vor und bestimmen den Bundsteg, die
Ränder und Schneidemarken – und
vieles mehr.
Hat man seine Vorlagedatei wunschgemäss erstellt, dann sind keine Klickmarathons durch die Dialoge eines
Softwareassistenten mehr nötig: Man
wählt zuerst die zu druckende Satzdatei, klickt in Acrobat in der JoUp-Palette
auf die Schaltfläche «Ausschiessen»,
wählt dann seine Vorlagedatei und
lässt Acrobat gewähren. Als Resultat
erhält man eine entsprechend umgestellte PDF-Datei, die sich drucken oder
auch belichten lässt. Der Preis von 499
Euro ist happig; bei häufigem Einsatz
jedoch schnell zu amortisieren. Über
die Vorlagedateien kann man präziser,
flexibler und schneller arbeiten als mit
den anderen Programmen, die mehr
oder weniger vielfältige AusschiessModi und -Parameter anbieten.
Eine praktische Lösung bietet auch
das Plug-in InBooklet aus dem Adobe
«PageMaker Plug-in Pack» – allerdings
nur dann, wenn für die BroschürenProduktion ausschliesslich InDesign
zum Einsatz kommt. InBooklet ist ein
«Einsteckmodul» für InDesign und
druckt ausgeschossene Dokumente.
Auf Wunsch ist es auch möglich, eine
Satzdatei mit umgestellter Seitenrei-
Speziell für die Bedürfnisse des OfficePublishing zugeschnitten ist Fineprint.
Dieses Programm installiert sich wie
Dots Pilot 2 als Druckertreiber im System, und enthält eine bunte Palette
an nützlichen Druckfeatures. Zum Papiersparen lassen sich mehrere Seiten
auf ein Blatt ausdrucken – praktisch,
wenn der angestammte Druckertreiber
keine solche Option bietet. Ausserdem
können Seiten mit Ränder ausgestattet, weitere Angaben wie Druckzeit,
Computer- oder Druckername in den
Ausdruck integriert oder Wasserzeichen hinterlegt werden. Ebenfalls nützlich: Die Möglichkeit, den Text aus
einem Druckjob zu «extrahieren», d.h.
in die Zwischenablage zu kopieren
oder Druckjobs ohne die Bilder auszugeben. Um ein Booklet auszugeben,
braucht nur die entsprechende Option
angekreuzt zu werden – ein Assistent,
der bei der ersten Verwendung eines
Publisher 1· 2005
Die Tools
Dots Pilot 2: für Windows
2000 oder XP, bzw. Windows 98.
Ab 195 Euro, Infos und Bestellung www.dots.de
Fineprint: Ab Windows 95,
49.95 USD, Informationen und
Bestellung: www.pdffactory.com
CocoaBooklet: Mac OS X,
Freeware. Siehe Publisher 3-04,
www.publisher.ch/download
JoUp Acrobat: Arbeitet mit
Adobe Acrobat 5 und Adobe
Acrobat 6 (Windows und Mac
OS X) zusammen und ist ab 499
Euro erhältlich. Infos und Bestellung: www.jolauterbach.de
Adobe PageMaker Plugin Pack: Für Anwender von
InDesign (Macintosh und Windows), 69 Euro. www.adobe.
de/products/indesign/pm_pack.
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Druckers zu durchlaufen ist, sorgt dafür, dass Fineprint z.B. über das Papierhandling des Ausgabegeräts Bescheid
weiss und beim beidseitigen Druck
für die Rückseite die richtige Orientierung wählt. Die Vorschau-Funktion von
Fineprint zeigt nicht das Ausschiessschema, sondern den normalen Seitenablauf.
Übrigens: Hefter für die Produktion
von Broschüren mit Sattelheftung gibts
ab etwa vierzig Franken. Beispielsweise
das Leitz Heftgerät 5560 bei www.officeprofi.ch.
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Mit InBooklet SE startet man den Broschürendruck direkt aus InDesign. Der Einstellungsdialog ist allerdings nicht das, was man «selbsterklärend» nennen würde.
Die Vorschaufunktion vermeidet Makulatur.
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