1881 125 jahre lufft 2006

Transcrição

1881 125 jahre lufft 2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 F E S T S C H R I F T 2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
INTERNATIONALITÄT
VERANTWORTUNG
”Globalisierung, Schluss mit
dem Nationaltheater!” (Manfred Hinrich, dt. Philosoph)
Das gilt für Großkonzerne wie
Mittelständler. Wir müssen
international agieren, ohne
die deutschen Wurzeln zu
vergessen.
“Wo alles klappt, übernimmt
man gern Verantwortung.”
(Erhard Horst Bellermann, dt.
Dichter) In einem komplexen
System wie einer Firma ist
das nicht immer so einfach.
Da birgt Verantwortung
Konfliktstoff. Die Interessen
derjenigen, die heute neudeutsch “Stakeholder” heißen und die uns als Kunden
oder Lieferanten, Mitarbeiter
oder Gesellschafter verbunde sind, gehen mitunter
beträchtlich auseinander. Die
Verantwortung besteht darin,
diese Positionen zu einem
vernünftigen Ganzen zusammenzufügen.
Z
I
E
L
E
”Wer Visionen hat, sollte
zum Arzt gehen.” (Helmut
Schmidt,
dt.
Politiker)
Wir sprechen ungern von
“Visionen”. Wir reden von
“Zielen”. Das hat etwas
Konkretes und passt besser
zu uns als Mittelständler.
FLEXIBILITÄT
“Der Dienstweg ist die
Verbindung der Sackgasse mit
dem Holzweg.” (unbekannt)
Als Mittelständler reagieren wir
auf Kundenwünsche schnell
und unkompliziert. Teure und
langwierige Umwege wollen
wir uns und Ihnen ersparen.
MITARBEITER
E
”Ein Unternehmen ist nur so
gut wie seine Mitarbeiter.”
(unbekannt) Weil wir als
High-Tech-Firma sogar sehr
gut sein wollen, schaffen wir
das richtige Klima für eine
hoch kompetente und hoch
motivierte Belegschaft.
“Hast du einmal Erfolg, kann
es Zufall sein. Hast du zweimal Erfolg, kann es Glück
sein. Hast du dreimal Erfolg,
so ist es Fleiß und Tüchtigkeit.”
(unbekannt)
Als
schwäbische Firma haben
wir dem nichts hinzuzufügen.
M
A
R
K
R
F
O
L
G
E
P R Ä Z I S I O N
“Ist der Ruf erst ruiniert, lebste nachher ungeniert.”
(Werner Kroll, dt. Kabarettist)
Was privat das Leben möglicherweise erleichtert, endet
geschäftlich fatal. Lufft steht
von jeher für Qualität und das
muss auch so bleiben.
”Eines steht fest: Alles ist
relativ.” (Werner Mitsch, dt.
Aphoristiker) Auch Temperatur
oder Feuchte lassen sich
technisch nicht absolut genau
erfassen. Wir bei Lufft haben
jedoch den Ehrgeiz, dem Ideal
relativ nahe zu kommen.
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Lufft-Geschichten
Lufft Stories
Diese Festschrift
ist den Geschwistern
Fanny und Erich Müller-Lufft gewidmet,
die uns das Unternehmen 1989 anvertrauten.
This anniversary publication
is dedicated to the siblings
Fanny and Erich Mueller-Lufft,
who entrusted us with the enterprise in 1989.
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Editorial
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Freunde von Lufft,
Dear readers, dear friends of Lufft,
125 Jahre sind vergangen, seit Gotthilf Lufft in Stuttgart sein
Unternehmen der Mess- und Regeltechnik gründete. 125 Jahre,
in denen zwei Weltkriege tobten und sich in den internationalen
Märkten enorme Umwälzungen vollzogen. Unzählige Unternehmen gingen in diesen Turbulenzen unter.
125 years have passed since Gotthilf Lufft founded his
measurement and control technology company in Stuttgart. 125
years in which two world wars raged and enormous changes
took place on international markets. Countless companies failed
due to these turbulences.
Heute entstehen in Deutschland jedes Jahr 500.000 Unternehmen – und 423.000 vergehen. Nur ein Drittel der Familienbetriebe überdauert den ersten Generationswechsel. In den
USA verschwinden jährlich zehn Prozent aller Firmen. Der britische Ökonom Paul Ormerod sagt dazu: „Ja, Organisationen
können sehr lange erfolgreich sein. Es ist nur auch wahr, dass
sie in einem unvorhersehbaren Moment alle scheitern.“
Für Lufft ist der ormerodsche Moment in 125 Jahren noch
nicht gekommen. Diese Leistung darf uns natürlich nicht selbstzufrieden werden lassen. Sie erfüllt uns aber doch mit so viel
Stolz, dass wir mit dieser Festschrift ein für unsere Firma
einmaliges Werk vorlegen. Wir hatten Mitglieder der LufftFamilie in aller Welt gebeten, ihre Unternehmer-Geschichten
mit uns zu teilen. In der Folge erreichten uns Berichte von einer
höchst ungewöhnlichen Treppenhaus-Nutzung in Fellbach,
einer 25000-Kilometer-Strapaze im winterlichen Kanada, vom
Bohren der sprichwörtlichen dicken Bretter in Japan und von
vielem mehr.
In der Zusammenschau, so glaube ich, zeichnen diese Beiträge
ein gutes Bild unseres Unternehmens im Jahr 2006.
Sie geben eine anschauliche Antwort auf die Frage, wie und
woran wir arbeiten und wofür Mess- und Regeltechnik
überhaupt gebraucht wird. Wer uns nicht kennt, wird
möglicherweise auch erstaunt feststellen, wie global ein eher
kleiner Mittelständler agiert.
Bei allem, was wir tun, steht ein Ziel ganz oben: Mit unserem
Handeln wollen wir einen Nutzen für die Gesellschaft erzeugen.
Dafür arbeiten wir auch künftig hoch motiviert und leidenschaftlich.
Gute Unterhaltung bei der folgenden Lektüre
Klaus Hirzel, Geschäftsführender Gesellschafter
Today, 500,000 companies are created every year here in
Germany - and 423,000 come to an end. Only one-third of
family companies outlast the first generation. In the USA, ten
percent of all companies vanish every year. On this matter, the
British economist Paul Ormerod says: "Yes, organizations can
be very successful for a very long time. However, it is also true
that they all fail at an unforeseen moment."
For Lufft, Ormerod's moment has not yet come in 125 years.
Of course, we must not allow this achievement to make us
complacent. However, it still fills us with enough pride so that
we present a unique work for our company with this Festschrift.
We asked members of the Lufft family all over the world to share
their entrepreneurial stories with us. Subsequently, we received
reports of the very unusual use of a stairwell in Fellbach, a
25000 kilometer expedition in the Canadian winter, drilling the
proverbial heavy boards in Japan, and many more.
In the synopsis, I think these contributions present a good
picture of our company in the year 2006. They provide a vivid
answer to the question how and what we are working on and
what measurement and control technology is actually needed
for. Those who do not know us may be surprised to realize just
how globally a small to mid-size company is operating.
In everything we do, one goal is our top priority: We want to
create a benefit for society through our activities. We are
working passionately towards this goal, with a great deal of
motivation.
We hope you enjoy the following reading.
Klaus Hirzel, CEO
Inhalt
Table of Contents
004
Lufft-Geschichte
004
Lufft History
008
Lufft-Management gestern und heute
008
Lufft Management yesterday and today
010-071 Lufft-Geschichten
010-071 Lufft Stories
010
USA: Technik-Einsatz gegen Obst-Schädlinge
Klaus Hirzel
010
USA: Technology Deployment against Fruit Pests
Klaus Hirzel
016
Finnland: Klafs und Lufft erfinden die Ursauna neu
Stefan Schöllhammer
016
Finland: Klafs and Lufft Reinvent the Original Sauna
Stefan Schöllhammer
020
Schweiz: Zehnder als Mehrheitseigner auf Zeit
Dr. Peter Wiesendanger
020
Switzerland: Zehnder as Temporary Majority Owner
Dr. Peter Wiesendanger
024
Luf(f)traum: Ein Geschäftsführer hebt ab
Axel Schmitz-Hübsch
024
Airspace: A Manager Takes Off
Axel Schmitz-Hübsch
028
Ungarn: Lufft trotzt der Billig-Konkurrenz
Dr. Karoly Nagy
028
Hungary: Lufft Defies Cheap Competition
Karoly Nagy
032
Treppenhaus: Der ideale Ort für Fall-Versuche
Lothar Blaschke
032
Stairwell: The Ideal Place for Drop Tests
Lothar Blaschke
036
Fellbach: Ein Weinmacher in Württemberg
Gert Aldinger
036
Fellbach: Winemaker in Wuerttemberg
Gert Aldinger
040
Kanada: Lufft verhilft zu sicheren Straßen
Sam Aebi
040
Canada: Lufft Helps Ensure Safe Roads
Sam Aebi
044
Singapur: Sprungbrett für die Märkte Asiens
Jimmy Soon
044
Singapore: Springboard for the Asian Markets
Jimmy Soon
048
Österreich: Wie E+E ein wichtiger Partner wird
Josef Hartl
048
Austria: How E+E Becomes an Important Partner
Josef Hartl
052
Japan: Luffts Fahrbahn-Sonden überzeugen
Yorioki Saito
052
Japan: Convincing Lufft Roadway Sensors
Yorioki Saito
056
Südafrika: Geräte aus Fellbach im Hitzetest
Claus Seitz
056
South Africa: Fellbach Devices in the Heat Test
Claus Seitz
060
Spanien: Mess-Schutz vor Verkehrsunfällen
Antonio Cogollos
060
Spain: Protection against Traffic Accidents
Antonio Cogollos
064
Indien: So trocknet Eipulver wirtschaftlich
Upendra Sahasrabuddhe
064
India: How to Dry Eggs Economically
Upendra Sahasrabuddhe
068
Waltrop: Manufactum setzt mit Lufft auf Qualität
Thomas Hoof
068
Waltrop: Manufactum Banks on Quality with Lufft
Thomas Hoof
072
Impressum
072
Imprint
003
Lufft-Geschichte / Lufft History
"Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als
der Wandel." (Charles Darwin, engl. Naturforscher)
"Nothing in the history of life is more constant than change."
(Charles Darwin, English natural scientist)
Im Deutschen Reich regierte Kaiser Wilhelm I., in Berlin und
in Hamburg gingen die ersten Telefonnetze in Betrieb,
als der Optikermeister Gotthilf Lufft 1881 in Stuttgart den
entscheidenden unternehmerischen Schritt wagte: Der damals
33-Jährige gründete die Firma "Mech. Werkstatt G. Lufft".
Grundlage des Betriebs war die Produktion von Barometern,
als deren Messelement eine Membran-Dose aus Metall diente.
Das luftleere Behältnis reagierte auf eine Veränderung
des Umgebungsdrucks, indem es sich mehr oder weniger stark
ausdehnte.
Kaiser Wilhelm I was ruling Germany and the first telephone
networks were being launched in Berlin and Hamburg when the
master optician Gotthilf Lufft dared to take the first decisive
entrepreneurial step in 1881 in Stuttgart: The 33 year old
founded the company "Mech. Werkstatt G. Lufft". The company was based on the production of barometers with a metal
membrane cell as the measuring element. The vacuum container reacted to changes in the ambient pressure by expanding to
a greater or lesser extent.
Im Bau von physikalischen und mathematischen Apparaten
hatte Lufft zuvor jahrelang Erfahrung sammeln können.
Zunächst als Assistent am Stuttgarter Polytechnikum – so hieß
seinerzeit die Universität - und seit 1872 als Selbständiger.
Damals übernahm er das Geschäft des Optikers S.F. Trostel in
der Stuttgarter Innenstadt. In Zeitungsannoncen empfahl Lufft
004 neben Brillen und Pincenez auch seine Aräometer und
Weinwaagen, seine Thermometer und Barometer.
Metallbarometer waren in Deutschland in jener Zeit schon
bekannt, mussten jedoch aus Frankreich importiert werden.
In diese Marktlücke stieß Lufft mit der neuen Firma.
Auch dank des sprichwörtlichen schwäbischen Fleißes des
Gründers florierte das junge Unternehmen und zog noch 1881
in neue Räume, die 1897 erneut zu klein wurden. Binnen 20
Jahren avancierte Lufft auf dem Gebiet der Metallbarometer
zum Marktführer. Der Höhenflug schien nicht enden zu wollen.
Bis der Erste Weltkrieg einen jähen Absturz herbeiführte.
Auf Basis seiner Membran-Dosen stellte das Unternehmen
zwischen 1914 und 1918 ausschließlich Höhenmesser für die
aufkommende Fliegerei her, die Lufft kurz zuvor ins Lieferprogramm aufgenommen hatte.
Mit dem Ende des Krieges musste der Betrieb seine Produktion
dann wieder komplett auf Friedens-Barometer umstellen. 1921,
inmitten des Neubeginns verstarb Gotthilf Lufft. So übernahm
sein Schwiegersohn Dr. Richard Müller-Lufft zusammen mit
dem Prokuristen Friedrich Wilhelm Flor den Wiederaufbau. Bald
florierte die Firma erneut. 1932 begann Lufft mit der Produktion
von Bimetall-Thermometern, die unzerbrechlich und deutlich
übersichtlicher waren als herkömmliche Quecksilber-Geräte.
Lufft had been able to collect years of experience in the
construction of physical and mathematical devices. First as an
assistant at the Stuttgart Polytechnikum - as the university was
known at that time - and then as an independent since 1872.
At that time, he took over the business of the optician S.F.
Trostel in downtown Stuttgart. In his newspaper advertisements, Lufft recommended its aerometers and wine scales,
thermometers and barometers in addition to glasses and
pincenez.
Metal barometers were already known in Germany at that time
but had to be imported from France. Lufft penetrated this market niche with the new company. The young company also
flourished due to the proverbial Swabian diligence of the founder, and moved to a new facility in 1881 which once again
became too small in 1897. Within 20 years, Lufft advanced to
the market leader in the metal barometer field. Soaring success
did not seem to want to end.
Until the first world war caused an abrupt crash. Between 1914
and 1918, the company supported the rise in aviation and
produced nothing but altimeters - which Lufft had added to the
product line shortly before - based on his metal membrane cells.
At the end of the war, the company had to once again
completely convert its production to peacetime barometers.
Gotthilf Lufft passed away in 1921, right in the middle of the
new beginnings. Thus his son-in-law Dr. Richard Müller-Lufft
and his proxy Friedrich Wilhelm Flor took over reconstruction.
Soon the company was flourishing again. In 1932 Lufft began
producing bimetal thermometers that were unbreakable and
much more clearly laid out than traditional quicksilver devices.
Then the second world war cast its shadow on the company.
Lufft-Geschichte / Lufft History
Dann warf der Zweite Weltkrieg seinen Schatten auf das
Unternehmen. 1939 musste Lufft den zwischenzeitlich erworbenen Pariser Konkurrenten Etablissements E. Huë Sarl wieder
aufgeben. Nach und nach verdrängte mittelbare Kriegsfertigung
erneut die Friedens-Produkte. 1941 verstarb zudem Flor,
Müller-Lufft verschied 1944.
Nach einer kurzen Übergangsphase rückte Müller-Luffts Sohn
Erich 1945 an die Unternehmensspitze. Er konzentrierte sich
auf die Produktion von Wetterwarten für Privathaushalte und
von meteorologischen Messgeräten für Industriekunden.
Abermals gelang ein Neustart aus einer fast ausweglosen
Situation. Ausschlaggebend war dabei die stets hohe Präzision
und Zuverlässigkeit der Produkte. Vor allem die Kompasse und
die Höhenmesser des Hauses stellten dies bei Expeditionen
unter Extremstbedingungen immer wieder unter Beweis, etwa
1953 am 8125 Meter hohen Nanga Parbat ("Nackter Berg") in
Pakistan oder 1954 in Grönland. Ende der 50er Jahre
beschäftigte die Firma etwa 300 Mitarbeiter.
Als Erich Müller-Lufft sen. 1970 verstarb, folgte ihm sein Sohn
Erich jun. nach, dessen ebenfalls mit 50 Prozent beteiligte
Schwester Fanny das Exportgeschäft leitete. 1981 ernannten
die Geschwister den Diplomingenieur Otto-Friedrich Pott zu
einem weiteren Geschäftsführer. Denn die Lage gestaltete sich
zunehmend schwierig. Der Boom des für Lufft relevanten
Marktes in den 60er und 70er Jahren hatte neue Wettbewerber
auf den Plan gerufen, die niedrige Preise mit moderner Technik
kombinierten.
Das Elektronik-Zeitalter hatte längst auch den Messbereich
erfasst. Auf diese dramatischen Veränderungen reagierte das
Unternehmen nicht schnell genug: 1989 umfasste die Preisliste
In 1939, Lufft had to give up the Paris competitor
Etablissements E. Huë Sarl it had acquired in the meantime.
Indirect war production slowly replaced the new peacetime
products once again. Furthermore, Flor passed away in 1941
and Müller-Lufft in 1944.
Müller-Lufft's son Erich took over as manager of the company in
1945 after a short transition phase. He concentrated on the
production of weather stations for private households and 005
meteorological measuring devices for industrial customers.
The re-launch from an almost hopeless situation was succesful
once again. The consistently high level of precision and reliability
of the products was a decisive factor. In particular, the company's compasses and altimeters proved this again and again
under extreme conditions; for example in 1953 on the 8125
meter Nanga Parbat ("naked mountain") in Pakistan or in 1954
in Greenland. At the end of the 50's the company had approximately 300 employees.
When Erich Müller-Lufft Senior passed away in 1970, he was
succeeded by his son Erich Junior who managed the export
business with his sister Fanny, who was also a 50 percent
participant in the company. In 1981 the siblings appointed the
graduate engineer Otto-Friedrich Pott as an additional manager.
This was because the situation was becoming increasingly
difficult. The boom of the market relevant for Lufft in the 60's
and 70's had given rise to new competitors who combined low
prices with modern technology.
The electronic age had long since penetrated the measurement
field as well. The company did not react to these dramatic
changes quickly enough: In 1989 the price list contained 1200
items, approximately 80 percent of which had been developed
Lufft-Geschichte / Lufft History
1200 Positionen, von denen etwa 80 Prozent vor mehr als zehn
Jahren entwickelt worden waren.
So erlebte die Firma ihre dritte existenzielle Krise –
die sie im Jahr des Berliner Mauerfalls durch einen radikalen
Kurswechsel ebenfalls meisterte. 1989, nach mehreren
Personalschnitten, verkauften die Inhaber den Betrieb an die
006 Wirtschaftsingenieure
Stefan Schöllhammer und Klaus Hirzel.
Nach dem Umzug von Stuttgart nach Fellbach-Schmiden im
September jenes Jahres lautete eine der vordringlichsten Aufgaben, die Produktionsbasis der mechanischen Geräte zu stärken. Hierzu bahnte das neue Führungsduo eine Zusammenarbeit mit der Firma Haenni in Jegenstorf bei Bern an. Im Rahmen
dieser Kooperation verlagerte Haenni die Produktion klimatechnischer Messgeräte zu Lufft nach Fellbach. Parallel dazu beteiligte sich die Haenni-Muttergesellschaft Zehnder Holding an
dem Unternehmen.
Die größte Herausforderung bestand indes darin, die Produkte
von Mechanik auf Elektronik umzustellen. Hierfür bot sich 1991
eine glänzende Gelegenheit. Gemeinsam mit zwei anderen
Unternehmen konnte Lufft Anteile an der Firma Klafs in
Schwäbisch Hall erwerben, dem Marktführer im Saunabau.
Schon damals war Klafs einer der bedeutenden Kunden für
mechanische Temperatur- und Feuchte-Messgeräte, die in den
Schwitz-Kabinen zum Einsatz kommen. Der Einstieg bei Klafs
ermöglichte es, künftig auch elektronische Saunasteuerungen
zu liefern. Im Zuge dieser Beteiligung wechselte Schöllhammer
1991 als Geschäftsführer zu Klafs.
Im Segment Agrarmeteorologie konnte Lufft seine starke Basis im
Bereich Mechanik ebenfalls für die Elektronik-Offensive nutzen.
Bereits seit Anfang der 80er Jahre halfen unter anderem die
more than ten years ago.
Thus the company experienced its third existential crisis - and
mastered it in the year the Berlin wall fell, by radically changing
course. In 1989, after several staff cuts, the owners sold the
company to the industrial engineers Stefan Schöllhammer and
Klaus Hirzel.
After the relocation from Stuttgart to Fellbach-Schmiden in
September of the same year, one of the most urgent tasks was
to strengthen the production base for the mechanical devices.
To accomplish this, the management duo initiated cooperation
with the company Haenni in Jegenstorf at Bern. Within the
framework of this cooperation, Haenni transferred the production of climate technology measurement devices to Lufft in
Fellbach. In parallel, the Haenni parent company Zehnder
Holding became a shareholder of the company.
The largest challenge however was to convert the products
from mechanical to electronic. A splendid opportunity to do so
presented itself in 1991. In conjunction with two other companies, Lufft was able to purchase shares of the company Klafs the market leader in sauna construction - in Schwäbisch Hall.
Even then Klafs was one of the important customers for mechanical temperature and humidity measurement devices which are
used in saunas. Participation in Klafs made it possible to also
supply electronic sauna controls in the future. As part of this
participation, Schöllhammer changed companies in 1991 and
became the manager of Klafs.
Lufft was also able to use its mechanical base for the electronics offensive in the agricultural meteorology field. Since the
early 80's, leaf moisture recorders had been helping customers
all over the world to prevent disease in fruit such as apples, grapes, and bananas. In 1990 Lufft introduced the HP100, the first
Lufft-Geschichte / Lufft History
Blattbenetzungsschreiber Kunden in aller Welt, beispielsweise
bei Äpfeln, Weintrauben und Bananen Krankheiten vorzubeugen.
1990 stellte Lufft mit dem HP100 das erste elektronische
Messgerät mit einem wesentlich erweiterten Funktionsumfang vor.
Axel Schmitz-Hübsch, der Vater des HP100, hatte noch in der
Kfz-Entwicklung des Autozulieferers Bosch gearbeitet, als er in
seiner Freizeit das Pioniergerät konstruierte. Schmitz-Hübsch,
der aus einer Obstbauern-Familie stammte, hatte für das
innovative Instrument einen Vermarktungspartner gesucht. Im
Markt profitierten die neuen elektronischen Apparate vom
ausgezeichneten Ruf ihrer mechanischen Vorgänger. Schließlich war Lufft in punkto Qualität stets führend.
Die Kombination aus technischer Kompetenz und Markenbekanntheit qualifizierten das Unternehmen für große agrarmeteorologische Messnetze wie in der Schweiz, wo derzeit etwa
200 elektronische Wetterstationen bei der Bekämpfung von
Pilzbefall einen unverzichtbaren Beitrag leisten.
Im Jahr 1995 änderte sich die Gesellschafterstruktur des
Unternehmens nochmals. Der Anteilseigner Zehnder beschloss,
sich auf die Sparte Heizkörper zu konzentrieren und die
gesamte Messtechnik-Sparte zu veräußern. So konnte Lufft die
Beteiligung zurückkaufen. Seitdem blieben die Eigentumsverhältnisse im Wesentlichen unverändert – in einer Zeit beständigen Wandels ein durchaus bemerkenswerter Umstand.
Heute ist Lufft ein 50 Mitarbeiter starkes, höchst innovatives
und international ausgerichtetes Unternehmen. 90 Prozent der
Umsätze stammen von Elektronik-Produkten, wobei maßgeschneiderte Kunden-Lösungen eine wesentliche Rolle spielen.
Mehr als 50 Prozent der Erlöse kommen aus dem Ausland.
Westeuropa bildet das Rückrat des Exportgeschäfts mit den
Hauptmärkten Spanien und Österreich. Der Stellenwert der
USA ist seit einem halben Jahrhundert ebenfalls hoch,
derjenige von Asien (nicht nur von China) und Osteuropa steigt
derzeit stark. In Mittel- und Südamerika will Lufft seine Präsenz
weiter verbessern.
2007, im Jahr 126 nach der Firmengründung, soll der
Umsatz die magische zehn-Millionen-Euro-Marke überschreiten.
Das wäre die vorläufige Krönung einer seit der existenziellen
Krise im Jahr 1989 recht rasanten Entwicklung: Damals lag der
Umsatz bei weniger als fünf Millionen Mark – also bei nicht
einmal einem Viertel der fürs kommende Jahr anvisierten
Ziel-Marke. Mit unserem ganz speziellen Lufft-Gemisch, einem
Mix aus Tradition und Innovation, sollten dem Unternehmen
noch viele weitere erfolgreiche Jahre gelingen.
electronic measurement device with a greatly expanded range
of functions. Axel Schmitz-Hübsch, the father of the HP100,
was still working in the automobile development department of
the automotive industry supplier Bosch when he built the pioneering device in his spare time. Schmitz-Hübsch, who came
from a family of orchard operators, had been looking for a marketing partner for the innovative device. The new electronic
devices profited from the excellent reputation of their mechanical
predecessors in the market. After all, Lufft had always been a
quality leader.
The combination of technical competence and brand power
qualified the company for the large agricultural meteorology
measurement networks, for example in Switzerland where
approximately 200 electronic weather stations currently make
an invaluable contribution towards fighting fungus infections.
The shareholder structure of the company underwent another
change in 1995. The shareholder Zehnder decided to concentrate on the radiator division and to sell the entire measurement
technology division. Thus Lufft was able to repurchase the
shares. Ownership has remained materially unchanged since 007
then - a remarkable fact in a time of constant change.
Today, Lufft is a highly innovative company with 50 employees
and an international orientation. 90 percent of sales are electronics products, with tailor-made customer solution playing an
essential role. Over 50 percent of revenues come from abroad.
Western Europe, with the main markets of Spain and Austria,
is the backbone of the export business. The USA is also very
significant since half a century, and the importance of Asia (not
just China) and Eastern Europe is currently increasing strongly.
Lufft wants to continue improving its presence in Central and
South America.
In 2007, the year 126 after the establishment of Lufft, sales are
to cross the magic ten million Euro mark. This would be the
temporary high point of the relatively rapid developments since
the existential crisis in 1989. At that time, sales were less than
five million Marks - so not even a quarter of the amounted targeted for the coming year. Due to the very special Lufft mixture,
a balanced blend of tradition and innovation, the company is
looking forward to many more successful years.
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 G E S T E R N 2006
1881 Y E S T E R D A Y 2006
008 Gotthilf Lufft
Firmengründer
1881
1881
1881
1881
1881
1881
Dr. Richard Müller-Lufft
Gesellschafter
125
125
125
125
125
125
Dipl.-Ing. Erich Müller-Lufft
Gesellschafter
JAHRE
JAHRE
JAHRE
JAHRE
JAHRE
JAHRE
Erich Müller-Lufft
Gesellschafter
LUFFT
LUFFT
LUFFT
LUFFT
LUFFT
LUFFT
Otto-Friedrich Pott
Geschäftsführer
2006
2006
2006
2006
2006
2006
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
1881 H E U T E 2006
1881 T O D A Y 2006
Dipl.-Wi-Ing. Stefan Schöllhammer
Geschäftsführender Gesellschafter
1881
1881
1881
1881
1881
1881
125
125
125
125
125
125
Dipl.-Wi-Ing. Klaus Hirzel
Geschäftsführender Gesellschafter
JAHRE
JAHRE
JAHRE
JAHRE
JAHRE
JAHRE
Dipl.-Ing. Axel Schmitz-Hübsch
Geschäftsführender Gesellschafter
LUFFT
LUFFT
LUFFT
LUFFT
LUFFT
LUFFT
2006
2006
2006
2006
2006
2006
009
010
Der Autor / the author
Klaus Hirzel lebt in Stuttgart
und arbeitet bei Lufft morgens mit
asiatischen, tagsüber mit europäischen
und abends mit seinen amerikanischen
Geschäftspartnern und Kunden.
Am Wochenende fordern vor allem
arabische Kunden Präsenz (bei ihnen ist
der Freitag Sonntag...)
Klaus Hirzel lives in Stuttgart, works in
the morning with Asian people, during
the day with Europeans and in the later
afternoon with Lufft´s North American
business partners and customers.
On European weekends, mainly Arabian
customers demand an operational readiness level (our friday is their sunday...)
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Erdbeeren aus Watsonville
Strawberries from Watsonville
Wie Lufft Obst-Schädlingen in den USA unter größtmöglichem persönlichem Einsatz Einhalt gebietet
How Lufft controlled American fruit crop pests with the greatest possible personal dedication
Wenn Politiker ihren Worten freien Lauf lassen, reichen die
Folgen mitunter von Stuttgart bis an Amerikas Westküste.
Das konnten wir bei Lufft 1991 beobachten. Spontan versprach
damals der baden-württembergische Landwirtschaftsminister,
Dr. Gerhard Weiser, anlässlich einer Fachtagung in unserer
Firma finanzielle Zuschüsse für Weinbauern, die sich unsere
elektronischen Wetterstationen HP100 anschaffen wollten.
Das Produktkürzel HP steht für HerbarumProtector und
bedeutet "Schützer der Pflanzen". Weisers Zusage bescherte
seinen Beamten jede Menge Arbeit - und uns stattliche
Aufträge. In der Folge orderten Wengerter zwischen Stuttgart
und Heilbronn 50 Anlagen, bei den Winzern zwischen
Baden-Baden und der Schweizer Grenze installierten wir
weitere 50 Geräte.
Beflügelt vom Erfolg in der Heimat, wollten wir unseren
Pflanzen-Schützer nun international in allen Obst- und
Weinbaugebieten weltweit vermarkten. Auch in den berühmten
Rebenregionen des US-Bundesstaates Kalifornien. Im Napa
und Sonoma Valley stellt der sogenannte Falsche Mehltau zwar
kein Problem dar – vor diesem Pilz-Befall schützt das trockene
Klima ( "It never rains in southern California", singt der Brite
Albert Hammond ).
Der Echte Mehltau jedoch – im Fachjargon Oidium genannt –
richtet beträchtlichen Schaden an.
When politicians are given free reign, sometimes the consequences are felt all the way from Stuttgart to the west coast of
the United States.
This was the case for Lufft in 1991. On the spur of the moment
during a company symposium, Baden Wuerttemberg's
Agriculture Minister Dr. Gerhard Weiser promised financial
kickbacks to any winegrower who would purchase our
electronic meteorological station HP100. (HP stands for
HerbarumProtector or protector of plants.)
While Weiser's commitment resulted in plenty of work for his
own civil servants, the result was some handsome contracts for
us. Consequently, vine dressers from Stuttgart to Heilbronn
ordered 50 units while an additional 50 units were installed at
wineries between Baden-Baden and the Swiss border.
Spurred on by our regional success, we hastened to market our
plant protector internationally - for every fruit crop and in every
vineyard worldwide. That included California's celebrated wine
country. Of course the so-called "downy mildew" is no
menace to wineries in the dry, sun-drenched climate of both the
Napa and Sonoma Valleys. (As Albert Hammond sings, "It never
rains in southern California"). However, powdery mildew or
Oidium (fungus genus) can definitely wreak havoc. For all
intents and purposes, a market for our high-tech tool definitely
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1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Ein Markt für unseren High-Tech-Nützling existierte also durchaus. Die Schwierigkeit war nur: Unser Vertriebspartner Abbeon
in Santa Barbara vermarktete die Lufft-Produkte bis dahin ausschließlich per Katalog, kannte also keinen Kunden persönlich.
Auf der ersten Weinbau-Messe in Oakland bei San Francisco,
auf der wir gemeinsam ausstellten, versteckten sich 1993 die
Abbeon-Mitarbeiter denn auch konsequent, sobald ein
Besucher mit Fragen drohte.
Immerhin konnte sich der Erzähler dieser Geschichte unter
diesen Umständen binnen kürzester Zeit das entsprechende
englische Fachvokabular aneignen.
Es war noch weitere Pionierarbeit zu leisten. Messdaten wurden
in Europa damals noch hauptsächlich per Telefonleitung zum
Computer übertragen, in den USA hingegen per Funk.
Um in Kalifornien überhaupt ins Geschäft kommen zu können,
mussten wir also eine drahtlose Lufft-Technik entwickeln.
Das Testgelände für unseren Prototypen wählten wir mit
Bedacht. Ein Weinberg kam nicht in Frage, weil Berge bei
Punkt-zu-Punkt-Verbindungen stets ein schwieriges Hindernis
darstellen. So sollte die HP100-Funk-Premiere in einem etwa
zwei Autostunden südlich von San Francisco gelegenen
Erdbeerfeld erfolgen.
Am Abend vor dem entscheidenden Feld-Versuch besprachen
wir den Ablauf bei einem gemeinsamen Essen. Nach dem
Dessert schworen wir uns auf einen erfolgreichen Abschluss
des Projektes ein.
Mit von der Partie waren neben unserem Partner Abbeon auch
ein Projektingenieur und ein Telekommunikationsspezialist,
der uns noch in großes Erstaunen versetzen sollte.
Am nächsten Morgen begann der eine Teil der Mannschaft,
die Station im Erdbeerfeld zu errichten. Der Rest des
HP100-Kommandos bereitete in unserer Zentrale im
Erdbeerberatungszentrum des 50000-Einwohner-Städtchens
Watsonville den Datenempfang vor.
Einzelne Teammitglieder bewiesen dabei erstaunliche
Qualitäten – auch jenseits alles Fachlichen. So verfügte der bei
Abbeon für neue Produkte zuständige Manager neben
Marketingfähigkeiten auch über große physische Kraft.
Stundenlang konnte er den sechs Meter hohen und 25
Kilogramm schweren Mast der Mess-Station im Erdbeerfeld
halten und hin- und herschwenken. Unterbrechen mussten wir
existed. However, reaching our customers personally was an
obstacle that needed to be addressed with our international
sales partner Abbeon. Based in Santa Barbara, the company
was marketing Lufft products exclusively through catalogue
distribution up until that time. At the first viticulture trade show
in Oakland (near San Francisco) where we jointly exhibited in
1993, it was evident that in order to be successful in this new
market, we needed to establish a more active presence and
directly tend to the inquiries of potential customers.
However, there was even more pioneer work to be done.
In Europe at the time, the primary method of data transmittal
from the field to a computer station was through telephone
lines, whereas the US mainly used radio technology.
Before launching HP100 into the California market, we had to
develop a wireless technique. After some deliberation we also
chose the testing site for our prototypes. Despite our ultimate
goal, a hilly vineyard was out of the question due to the natural
barriers complicating point-to-point connections.
For this reason, our trial wireless HP100-Funk had its debut run
in the flat oasis of a strawberry field. At a business dinner on the
night before the first experiment, we discussed the sequence of
events for the next day. By the time we finished with dessert we
had committed ourselves to the success of the project along 013
with our partner Abbeon, who was also along for the ride.
In addition, a project engineer and telecommunications
specialist who would ultimately play a key role, were also
called on board. The next morning, our instrument was pitched
in a strawberry field about two hours south of San Francisco.
In the meantime, the rest of the HP100 team prepared the
data receiver at headquarters in the 50,000-population town
of Watsonville.
It was there that individual team members demonstrated their
astonishing personal qualities, above and beyond just technical
skills. For example, besides his sharp marketing expertise, the
Abbeon new product manager also possessed tremendous
physical strength. For hours on end he held the 6m high, 25 kg
data station tower and panned it across the strawberry field.
Indeed the tests were constantly being interrupted by the
endless appetite of the American radio pro. But with a height of
1.7 m, the voracious man weighed a solid 150 kg.
After an entire day and endless trials later, our connection still
wasn't stable. Some data points were received, and then we
would get nothing at all for hours. In the process, we had
already abridged the original 5 km transmittal distance. To add
insult to injury a local television station caught wind of our novel
scheme and planned to do a live broadcast from the field
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1881 125 JAHRE LUFFT 2006
die Tests allerdings immer wieder wegen des unendlichen
Appetits des amerikanischen Funkprofis. Bei einer Körpergröße
von 1,70 Metern wog der Unersättliche gut drei Zentner.
Auch einen Tag und endlose Versuche später war die
Verbindung nicht wirklich stabil. Mal kamen die Messdaten
an, dann stundenlang wieder nicht. Dabei hatten wir die
ursprüngliche Distanz von fünf Kilometern bereits verkürzt.
Zu allem Übel hatte sich für den Nachmittag die örtliche
Fernsehanstalt zu einem Bericht über unsere neuartige Technik
angekündigt.
Doch Abbeons bärenstarker Produkt-Manager erwies sich
erneut als Multitalent – diesmal vor der Kamera. Ausgerüstet
mit einer dunklen Sonnenbrille, die in den USA zusätzlich
Souveränität ausstrahlt, pries er in einem 15-minütigen
Interview ausführlich den Nutzen unserer Technik für eine
umweltschonende Produktion.
Trotz des Fehlstarts in Watsonville verkauften wir an die
bekanntesten Weingüter Kaliforniens in der Folge einige
Dutzend Wetterstationen, wenn auch ohne Funk-Funktion.
Zudem kamen wir mit allen Wissenschaftlern auf diesem Gebiet
in Kontakt, insbesondere mit der Universität (UC) in Davis.
Diese Experten beantworteten die Frage nach dem besten
Weingut des Bundesstaates übrigens eindeutig: Beringer in St.
Helena, eine deutsche Familie, ausgewandert im 19.
Jahrhundert aus Rheinhessen. Die schwierige Zeit der
Prohibition hatte das Weingut Beringer damals nur durch
Lieferungen an die katholische Kirche überlebt. Das waren noch
Zeiten guten Messweins.
Freilich: Manches hat sich seitdem auch verbessert.
Schließlich reifen Erdbeeren und Reben heute unter dem
Schutz unseres HP100.
in the afternoon. Proving himself yet again as an American
all-rounder
while
proudly
sporting
his
'freedom'
shades, our husky colleague from Abbeon managed to throughly
glorify the use of our ned environmentally-sound instrument in a
15-minute interview.
Despite the launch failure in Watsonville, our efforts resulted in
the sale of several dozen weather stations to the most
renowned vine-growing estates in California - even without
radio capabilities. Furthermore, we established contacts with
academics working in the field, particularly with the University of
California in Davis.
Surprisingly enough, these experts' response to the best winery
in the state was unanimous: Beringer in St. Helena, a German
family who immigrated in the 19th century from Rheinhessen.
It was only through deliveries to the Catholic Church that the
Beringer estate survived through the prohibition. Indeed that
was a time of great communion wine.
Sure enough, quite a few things have improved since then.
Today, both strawberries and wine grapes around the world can
robustly ripen under the protection of our HP100.
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Der Autor / the author
Stefan Schöllhammer lebt in
Schwäbisch Hall und ist Geschäftsführer
der Klafs-Gruppe, Weltmarktführer im
Saunabau.
Er schweißt Lufft und Klafs zusammen,
und das schon seit 15 Jahren.
Stefan Schoellhammer lives in
Schwaebisch Hall and is managing
director of the Klafs group, world market
leader in saunas. He has been welding
Lufft and Klafs together, for almost 15
years by now.
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Wie man einer finnischen Sauna das Rauchen abgewöhnt
How to get a Finnish sauna to stop smoking
Ein Erweckungserlebnis in der Heimat des kultivierten Schwitzens macht das Duo Klafs/Lufft erfinderisch
An awakening experience in the homeland of cultivated sweating heats up the inventive spirit of the Klafs/Lufft duo
Wir bei Klafs, einem Beteiligungsunternehmen der G. Lufft
Mess- und Regeltechnik, sind immer auf der Suche nach
Innovationen, um das Saunabaden noch attraktiver und
gesünder zu machen. Diese Suche führte uns dann zur
finnischen Ursauna, der sogenannten "Rauchsauna".
We at Klafs, an associated company of G. Lufft Mess- und
Regeltechnik, are always on the lookout for innovations to make
sauna bathing even more attractive and healthier. This search
then led us to the original Finnish sauna, the so-called "smoke
sauna".
Wir fanden heraus, dass die "Rauchsauna" auch heute noch
sehr beliebt in Finnland ist und wollten der Sache auf den
Grund gehen. Mitte April 2000 brachen wir dann mit 18 Mann
zu unserer Reise in eine finnische Kleinstadt nördlich des
Polarkreises mit dem Namen Ivalo auf. Neben Schneefall und
einer Eiseskälte von -15 Grad Celsius erwartete uns eine
Hundeschlittenfahrt in die Einöde von Ivalo, eine wilde
Snowmobil-Safari, der Besuch einer Rentierfarm, ein großes
Schulungsprogramm und eine Flasche des finnischen Biers
Lapin Kulta.
We discovered that the "smoke sauna" is still very popular in
Finland today, and wanted to get to the bottom of the matter.
Thus in mid-April 2000, 18 of us embarked on our trip to a small
Finnish town called Ivalo, north of the Arctic Circle.
In addition to falling snow and freezing cold of -15 degrees
Celsius, a dogsled trip into the solitude of Ivalo, a wild
snowmobile safari, a visit to a reindeer ranch, an extensive training program, and a bottle of the Finnish beer Lapin Kulta
awaited us.
Höhepunkt unserer Reise aber war das gemeinschaftliche
Baden in einer Rauchsauna. Die seit Stunden mit einem offenen
Holzfeuer gut angeheizte und sehr große Sauna mit ihrem
riesigen Steinofen war auch für uns Saunaprofis von Klafs ein
Erlebnis. Innen nahezu vollständig rußgeschwärzt und wenig
beleuchtet, lud sie zum entspannten Saunabaden ein.
Der Schweiß floss in Strömen. Nicht zuletzt wegen des
But the high point of our trip was the communal bath in a smoke
sauna. The very large sauna with its huge stone stove, which
had been well heated for several hours with an open wood fire,
was an experience even for us sauna professionals from Klafs.
With an interior that was almost completely blackened by soot
and sparsely lit, it invited you in for a relaxed sauna bath. The
sweat ran in streams. In no small part, this was due to the
impressive Löyly (sauna infusion) which was poured on to the
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beeindruckenden Löyly (Saunaufguss), der auf den riesigen
Ofen gleich mit dem Eimer statt der Kelle aufgegossen wurde.
Und das nicht nur einmal am Ende des Saunagangs, sondern
gleich von Beginn an und dann immer wieder. Diese
Dampfstösse erreichten uns mal mehr oder weniger heftig und
führten zu wohligem Behagen. Es war ruhig in der Sauna, kein
Lüftchen rührte sich, da der Ofen nicht nachheizte. Nur die
Hitze des Ofens und der Saunawände war zu spüren.
Insgesamt ein sehr entspannender Badegenuss, der nach
dem Saunagang mit einem Bad im Eisloch (bei 0°C
Wassertemperatur) und mehreren Flaschen Lapin Kulta
komplettiert wurde.
Nach dem Saunabaden war uns schnell klar, so ein
Badeerlebnis sollte man auch in seiner kleinen, privaten Sauna
– ob im Keller, Bad oder unterm Dach – haben. Natürlich nicht
mit offenem Feuer, das wäre zu gefährlich, zu umständlich,
ganz zu schweigen von den Rußteilchen in der Saunaluft. Aber
mit dem gleichen wunderbaren Saunaerlebnis, das durch die
sanfte Strahlungswärme, viele Aufgüsse und das fehlende
Nachheizen des Ofens ermöglicht wird.
Nach der Reise wurde dann bei Klafs bald ein großes
Brainstorming im kleinen Kreis veranstaltet. Schnell war klar,
018 dass es mit den üblichen Saunaöfen, die nur zehn bis 20
Kilogramm Steine beinhalten, nicht funktionieren kann.
Ein großer Ofen musste her. Mit 100 Kilogramm Steinen für
gute, häufige Aufgüsse und großer Wärmespeicherkapazität.
Wir benötigten einen Ofen, der während des Saunagangs
abgeschaltet werden kann, ohne dass die Temperatur in der
Sauna zu stark abfällt. Aber wie sollte das Abschalten des
Ofens im richtigen Moment erfolgen? Und zwar so, dass der
Saunaofen sich nach dem Saunagang automatisch wieder einschaltet und dann die Sauna für den nächsten Saunagang
wieder aufgeheizt wird? Dazu waren dann die Elektronikspezialisten von Lufft gefordert, die umgehend ins "Boot"
genommen wurden. Zusammen diskutierten und beratschlagten wir, wie man diese Anforderungen an Komfort und
Sicherheit umsetzen kann. Heraus kam zuerst einmal ein toller
Lösungsvorschlag und eine Patentanmeldung für diese ganz
spezielle Saunaregelung. Dann wurde konstruiert und entwikkelt, wir bauten und testeten Prototypen des Ofens und der
überarbeiteten Steuerung 16033 nebst Innenanzeige mit
Starttaste. Und das Ergebnis dieser ersten Tests war sensationell: jetzt konnte man erstmalig das Gefühl der urigen Wärme
einer finnischen Rauchsauna zu Hause erleben, ohne
Schaltgeräusche, ohne elektromagnetische Strahlungen und
ohne Nachheizen des Ofens. Ganz natürlich nur mit Holz,
Steinen und Wasser und das ganz angenehm und sicher.
huge stove - not with a dipper, but by the bucketful. And this not
just once at the end of the sauna bath, but right at the beginning
and then again and again. These surges of steam reached us,
sometimes with more force and sometimes with less, resulting
in languorous wellbeing. It was quiet in the sauna and there was
no air movement since the stove was no longer on. All you could
feel was the heat of the stove and the sauna walls. Overall, it
was a very relaxing experience which was completed by a bath
in a hole in the ice (at a water temperature of 0°C) and several
bottles of Lapin Kulta.
After the sauna bath, we quickly came to the conclusion that
such a bath experience should also be possible in a small,
private sauna - be it in the basement, bathroom, or attic. But of
course not with an open fire - that would be too dangerous and
complicated, not to mention the soot particles in the air inside
the sauna. But with the same wonderful sauna experience made
possible by the gentle radiant heat, frequent application of the
sauna infusion, and the fact that the oven is off during the bath.
Soon after the trip, there was a big brainstorming session with
a small group at Klafs. It quickly became clear that the common
sauna stoves containing only ten to 20 kg of rock would not
work. A large stove was needed. With 100 kg of rock for good,
frequent applications of sauna infusion and large heat storage
capacity. We needed a stove that could be turned off during the
sauna bath without the temperature in the sauna dropping too
much. But how should the stove be turned off at the right
moment? And in such a way that the sauna stove would
automatically turn back on after the sauna bath and then re-heat
the sauna for the next session? For this, we needed the Lufft
electronics specialists, and they were immediately welcomed
"on board". Together, we discussed and deliberated how to
implement these comfort and safety requirements. The result
was a great suggestion for a solution and a patent registration
for this very special sauna control. Then construction and development began; prototypes of the stove and the revised 16033
control with interior display and start button were built and
tested. The results of these initial tests were sensational: Now,
for the first time, it was possible to experience the quaint heat
of a Finnish smoke sauna at home, without the disruptive sound
of switches, without electromagnetic radiation, and with the
stove off during the bath. All natural, with just wood, rocks, and
water, and all that pleasantly and safely.
But what should we name the new system? This was a job for
the Klafs marketing department. Inspiration came after extensive deliberation: This is a pure sauna! So what was more obvious
Aber wie sollten wir das neue System nennen? Hier war
die Marketingabteilung bei Klafs gefordert. Nach
längerem Überlegen kam da der Geistesblitz: das ist doch
Sauna pur! Was lag also näher, als das neue System
"SaunaPur" zu nennen?
Die Markteinführung des neuen Saunaofens, der übrigens
"Majus" (auf deutsch: der Große) genannt wurde, mit
SaunaPur-Funktion im September 2001 stieß in der
Vertriebsmannschaft bei Klafs und bei ihren Kunden auch
ohne Lapin Kulta auf große Begeisterung. Und der Verkauf des
neuen Systems übertraf alle Erwartungen: bis heute konnten
bereits mehr als 10.000 SaunaPur-Systeme verkauft werden.
Ein schöner Erfolg für beide Unternehmen und ein gelungenes
Beispiel aus der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen
Lufft und Klafs. Seit nunmehr annähernd 15 Jahren wurden
zahlreiche innovative Saunakomponenten gemeinsam
entwickelt, die wesentlich mit dazu beigetragen haben, daß
Klafs heute der größte und erfolgreichste Saunahersteller
weltweit ist. Und auch dazu, dass die "Mutter" Lufft heute
mit berechtigtem Stolz auf das "Töchterchen" Klafs blicken
kann, hat sie doch einiges zu dessen Erfolg beigetragen.
than calling the new system "SaunaPur"?
The market launch of the new sauna stove with SaunaPur
functionality, which by the way was called "Majus" (in English:
the large one), in September 2001 was greeted with great
enthusiasm by the Klafs sales team and their customers - even
without Lapin Kulta. And sales of the new system exceeded all
expectations: To this day, over 10,000 SaunaPur systems have
already been sold.
A nice success for both companies and a great example of the
excellent cooperation between Lufft and Klafs. For almost 15
years, many innovative sauna components have been jointly
developed, and these have made a significant contribution
to making Klafs the largest and most successful sauna
manufacturer today. And also to the fact that the "mother" Lufft
can look at the "daughter" Klafs with justifiable pride today,
since it has made a lot of contributions to its success.
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Der Autor / the author
Dr. Peter Wiesendanger lebt in Zürich,
fliegt häufig “round the world” und hat
neben einigen Aufsichtsratsmandaten
auch Geschäftsführungsaufgaben
innerhalb der weltweit operierenden
Zehnder-Gruppe mit Schwerpunkt
Gebäudetechnik.
Dr. Peter Wiesendanger lives in Zurich,
Switzerland, as a frequent "round the
world" flyer. Besides many supervisory
board mandates, he manages differerent
subsidiaries of the Zehnder Holding,
mainly in the heating and ventilation
business.
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Die Stunde der Eidgenossen
The hour of the Swiss
Die Schweiz ist berühmt für ihren Käse, ihre Schokolade und ihr Geld. Letzteres half Lufft im rechten Augenblick
Switzerland is famous for its cheese, its chocolate, and its money. The latter helped Lufft at the right moment
Am Anfang war die Not.
Die beiden jungen Wirtschaftsingenieure Stefan Schöllhammer
und Klaus Hirzel, die 1989 die Firma Lufft mehrheitlich
übernommen hatten, sahen sich bald mit einem Problem
konfrontiert: Die vorhandenen finanziellen Mittel reichten nicht
aus, um die notwendigen neuen Produkte zu entwickeln und
das in der Folge zu erwartende Wachstum zu finanzieren.
At the beginning, there was a need.
The two young economics engineers Stefan Schöllhammer and
Klaus Hirzel, who took over majority control of the company
Lufft in 1989, soon saw themselves confronted with a problem:
The existing financial assets were insufficient to develop the
required new products and to finance the resulting expected
growth.
So wandten sie sich im Oktober 1990 an die Geschäftsleitung
der schweizerischen Messgerätefirma Haenni & Cie, einer
Tochterfirma der Zehnder Holding, und formulierten in ihrem
Brief wie folgt: "Zur Sicherung des geplanten Wachstums und
des Einstiegs in moderne Technologien suchen wir jetzt einen
Partner, dessen Produkteprogramm und Kundenstruktur mit
dem unseren Gemeinsamkeiten aufweist und mit dem
Synergieeffekte bei Produktion und Vertrieb erreichbar sind.
Eine Beteiligung an Lufft, auch mehrheitlich, wäre für einen
geeigneten Partner möglich".
Therefore, they turned to the management of the Swiss
measuring device company Haenni & Cie, a subsidiary of
Zehnder Holding, in October 1990 and worded their letter as
follows: "In order to secure our planned growth and entry into
modern technologies, we are currently seeking a partner whose
product program and customer structure has similarities to our
own and with whom synergy effects can be achieved in
production and sales. Participation in Lufft, even in a majority
position, would be possible for a suitable partner".
Um mögliche Synergien auszuloten, fuhr ich bald darauf zu
Lufft nach Fellbach-Schmiden. Es zeigte sich, dass ein
Zusammengehen der beiden Firmen in der Tat sehr sinnvoll
wäre. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich eine gegenseitige
Sympathie einstellte – was als Erfolgsfaktor bei Kooperationen
Soon after, I traveled to Lufft in Fellbach-Schmiden to
investigate possible synergies. It turned out that cooperation
between the two companies would indeed be very useful. In
part, this was due to the mutual sympathy that developed which is often underestimated as a success factor for
cooperation. We decided to commence cooperation
021
oft unterschätzt wird. Wir beschlossen, sofort mit der
Zusammenarbeit zu beginnen. Einerseits nahm Lufft einige
Produkte von uns in sein Verkaufsprogramm auf, beispielsweise
das legendäre Haenni-Wetterhäuschen. Andererseits bauten
wir die Baro-Hygro-Werke von Lufft in unsere Geräte ein und
übernahmen die Vertretung der Marke in der Schweiz.
Die Gespräche über eine kapitalmäßige Beteiligung durch die
Haenni-Muttergesellschaft Zehnder Holding kamen naturgemäß weniger zügig voran. Auch nach unzähligen Weinschorle
und Viertele (schwäbische 0,25 Liter Wein – d. Red.) gingen die
Ansichten über das Ausmaß der prozentualen Beteiligung
wie auch über die Bewertung der Anteile noch auseinander.
Mehrere Monate lang liefen die Verhandlungen ins Leere – bis
ein äußerer Umstand die Dinge entscheidend beschleunigte.
Einer der Großkunden von Lufft, der Saunabau-Marktführer
Klafs mit Sitz in Schwäbisch Hall, geriet im August 1991 in
wirtschaftliche Schwierigkeiten. Lufft bot sich die einmalige
Chance, eine Beteiligung an Klafs zu erwerben, was aber
zusätzliche Mittel erforderte.
Unter diesem Zeitdruck wurden Zehnder und Lufft nun handelseinig. Am 24. Oktober 1991 unterzeichnete man im Büro eines
Stuttgarter Notars die für die vereinbarte Kapitalerhöhung
022 notwendigen Dokumente.
Verschiedene Zeitungen meldeten kurz darauf: "Die vorwiegend
in den Bereichen Spezialheizkörper und Messgeräte international tätige Zehnder-Gruppe hat über ihre deutsche HoldingGesellschaft eine 51-prozentige Beteiligung an der deutschen
G. Lufft Mess- und Regeltechnik GmbH (Stuttgart) erworben."
Nur wenige Tage später, am 31. Oktober 1991, berichtete die
Presse unter der Überschrift "Klafs-Saunabau in neuen
Händen", dass Lufft und das Unternehmen UnterwasserElectric (UWE) mit Sitz in Schwäbisch Gmünd die Firma Klafs
"in neue Höhen zu führen gedenken". Einen wesentlichen
Beitrag, dass diese Entwicklung in den folgenden Jahren
tatsächlich eintrat, leistete Lufft: Stefan Schöllhammer, einer
der beiden Geschäftsführer, übernahm die Leitung von Klafs.
Als Folge der Beteiligung von Zehnder vertieften Haenni und
Lufft ihre gute Zusammenarbeit zu beidseitigem Vorteil.
Wir übergaben die Produktion diverser Klimamessgeräte wie
auch des gesamten Solar-Produkteprogramms (Messung der
Sonneneinstrahlung) an Lufft.
Sogar einen Umzug von Lufft in das neue Betriebsgebäude von
Haenni in Bad Cannstatt haben wir geprüft, aus verschiedenen
Gründen dann aber doch nicht umgesetzt. Glücklicherweise,
immediately. On the one hand, Lufft added some of our products to their sales program, for example the legendary Haenni
weather station. On the other hand, we installed the baro-hygro
components from Lufft in our devices and became the
representative for the brand in Switzerland.
Naturally, the discussions regarding share participation by the
Haenni parent company Zehnder Holding proceeded less quikkly. Even after countless "Weinschorle" and "Viertele" (Swabian
0.25 liter wine - Editor), the views regarding the extent of percentage participation and the value of the shares still diverged.
The negotiations dragged on for several months - until external
circumstances sped matters up decisively. One of Lufft's large
customers, the market leader in sauna construction Klafs with
its head office in Schwäbisch Hall, encountered economic difficulties in August 1991. Lufft had a unique opportunity to purchase a share of Klafs, but this required additional resources.
Due to this deadline, Zehnder and Lufft were able to come to an
agreement. The documents required for the agreed increase in
capital were signed on October 24, 1991 in the office of a
Stuttgart notary.
Soon thereafter, various newspapers reported the following:
"The Zehnder Group, internationally active primarily in the
specialized heating device and measurement device fields, has
purchased a 51 percent share of the German G. Lufft Mess- und
Regeltechnik GmbH (Stuttgart) via its German holding
company."
Just a few days later, on October 31, 1991, the media - under
the headline "Klafs-Saunabau in New Hands" - reported that
Lufft and the company Unterwasser-Electric (UWE) with its head
office in Schwäbisch Gmünd intended to lead the company
Klafs "to new heights". Lufft made an essential contribution to
ensure that this development actually took place in the following
years: Stefan Schöllhammer, one of the two managers, took
over leadership of Klafs.
Due to the participation by Zehnder, Haenni and Lufft extended
their cooperation to the advantage of both sides. We transferred the production of various climate measuring devices and the
entire solar product program (measuring solar radiation) to Lufft.
We even investigated the possible relocation of Lufft into the
new Haenni premises in Bad Cannstatt, but did not implement
this for various reasons. Fortunately, as it turns out from
today's point of view - since Zehnder then sold the premises in
2001.
muss man aus heutiger Sicht sagen, denn Zehnder hat die
Räumlichkeiten 2001 bereits wieder verkauft.
Um nicht in Verdacht zu geraten, in der Retrospektive alles
rosarot zu verklären, will ich hinzufügen: Selbst diese
Kooperation unter Klimamesstechnik-Profis blieb nicht völlig
frei von atmosphärischen Störungen. So hielt sich die
Begeisterung der anderen Gesellschafter durchaus in engen
Grenzen, als Zehnder Managementgebühren erhob und
plötzlich eine teure, internationale Wirtschaftsprüfungsgesellschaft den Jahresabschluss durchsah.
Schon bald sollte Zehnders Interesse an der schwäbischen
Tochter dramatisch nachlassen. Am 9. Dezember 1994
schrieben die Herren Dr. Zehnder und Paul Aeschimann
von der Zehnder Holding in einem Brief an die
Geschäftsführung von Lufft, "dass die Zehnder-Gruppe eine
Änderung der Strategie vorgenommen hat und sich in Zukunft
auf ihr Kerngeschäft, den Bau von Heisswasser-Wärmekörpern,
konzentrieren will. Dies bedeutet, dass die Beteiligung an der
Firma Lufft für die Zehnder-Gruppe an strategischer Bedeutung
verloren hat. Die Zehnder GmbH hat deshalb die Absicht, ihre
51% Beteiligung am Gesellschaftkapital der Firma G. Lufft
Mess- und Regeltechnik GmbH zu veräussern."
Klaus Hirzel und Stefan Schöllhammer meldeten ihr Interesse
an einem sogenannten Management Buy-out an. Knapp ein
Jahr lang wogten die Verhandlungen hin und her, bis am
18. Dezember 1995 der 51-Prozent-Anteil von Zehnder an
die Herren Schöllhammer, Hirzel und Schmitz-Hübsch überging, der von da an als mitverantwortlicher LufftGeschäftsführer zeichnete.
Der beauftragte Stuttgarter Notar konnte protokollarisch
feststellen, "dass die Gesellschafterversammlung mit
einstimmigem Beschluss vom 23. Juni 1995 dieser
Geschäftsanteilsübertragung einstimmig zugestimmt hat".
Womit sich die Aktendeckel über diesem eidgenössischen
Kapitel der 125-jährigen Lufft-Geschichte schlossen.
Just so that I am not suspected of depicting everything as rosy
in retrospect, I would like to add the following: Even this
cooperation among climate measurement technology professionals was not completely free of atmospheric disturbances.
Thus the enthusiasm of the other shareholders was definitely
limited when Zehnder charged management fees and an
expensive, international auditing firm suddenly audited the
annual financial statements.
However, Zehnder's interest in the Swabian subsidiary was to
decrease dramatically very soon. On December 9, 1994,
Dr. Zehnder and Mr. Paul Aeschimann of Zehnder Holding
sent a letter to Lufft management, stating that "The Zehnder
Group has undergone a change in strategy and wants to
concentrate on its core business, the production of hot water
heating elements, in the future. This means that participation in
the company Lufft has lost its strategic importance for the
Zehnder Group. Therefore, Zehnder GmbH intends to sell its
51% participation in the shares of the company G. Lufft Messund Regeltechnik GmbH."
Klaus Hirzel and Stefan Schöllhammer indicated they were
interested in a so-called management buyout. The negotiations
went back and forth for close to a year, until on December 18,
1995 the 51 percent share held by Zehnder was transferred to 023
Mr. Schöllhammer, Mr. Hirzel, and Mr. Schmitz-Hübsch, who
became a jointly responsible Lufft manager from this point
forward.
The Stuttgart notary was able to document that
"the shareholder assembly unanimously agreed to this share
transfer on June 23, 1995".Thus the file of this Swiss chapter
in the 125-year history of Lufft was closed.
024
Der Autor / the author
Axel Schmitz-Hübsch lebt in Remseck
bei Stuttgart und ist u.a. verantwortlich
für das hohe Innovationstempo bei Lufft.
Axel Schmitz lives in Remseck close to
Stuttgart. He is, among other things,
responsible for the high innovation
speed at Lufft.
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Der Traum vom Fliegen
The dream of flying
Wie man sich als Geschäftsführer einer kleinen Firma auf Augenhöhe mit der Großindustrie bewegt
How the manager of a small company can move at eye level with large industry
Flugzeuge haben mich schon als Kind fasziniert. Sonntags ging
ich häufig zu dem nahe gelegenen Flugplatz in Bad NeuenahrAhrweiler. An einen Flugschein war damals allerdings noch
nicht zu denken und mit der Zeit verlor ich meine frühe
Leidenschaft etwas aus den Augen. Nach der Schule begann
ich das Studium in Aachen. Dann ging es Schlag auf
Schlag. Der Beruf wurde sehr wichtig, ich habe geheiratet, die
Kinder folgten, wir haben ein Haus gebaut und einen schönen
Garten angelegt. Die Jahre vergingen und obwohl ich in
unmittelbarer Nähe eines kleinen Flugplatzes wohne, war der
Traum vom Fliegen fast vergessen.
Meine Bodenhaftung währte exakt bis zu jenem Moment, in
dem ein neuer Mitarbeiter mich auf die Ultraleicht-Maschinen
(kurz UL) aufmerksam machte. In Deutschland zählen die ULs
nicht zu den Flugzeugen, sondern gehören wie Drachen und
motorisierte Gleitschirme zu den Luftsportgeräten.
Die ersten ULs erhoben sich Mitte der 80er Jahre in die Lüfte
und erinnerten an motorisierte Besen oder bespannte
Rasenmäher. Die heutigen ULs sind aerodynamisch optimierte
Flugzeuge aus modernen Verbundwerkstoffen. Ihr maximales
Abfluggewicht beläuft sich auf 472,5 Kilogramm, der Motor ist
in der Regel 80 bis 100 PS stark, die Reichweite beträgt je nach
Typ bis zu 1200 Kilometer und die Reisegeschwindigkeit kann
Even as a child, I was fascinated by airplanes. On Sundays,
I frequently went to the nearby airport in Neuenahr-Ahrweiler.
But a pilot's license was unthinkable back then, and I gradually
lost sight of my early passion. After school I commenced my
studies in Aachen. Then things went blow-by-blow. My career
became very important, I got married, children soon followed,
we built a house and put in a beautiful garden. The years
passed, and although I lived in the immediate vicinity of a small
airport, the dream of flying was almost forgotten.
I remained grounded - exactly until that moment when a new
co-worker drew my attention to the modern ultra light aircraft
(UL for short). ULs are not classed as airplanes in Germany; rather, they count as aerial sports devices just like hang gliders and
motorized gliders. The first ULs took to the air in the mid-80's
and resembled motorized brooms or lawn mowers with wings.
Today's ULs are aerodynamically optimized aircraft made from
modern composite materials. Their maximum takeoff weight is
472.5 kg., the motor normally has 80 to 100 horsepower, the
range is up to 1200 kilometers depending on the model, and the
travel speed can reach 250 kilometers per hour. The machines
are approved for two persons and consume seven to ten liters
of leaded fuel from a normal gas pump for every 100 kilometers.
The flying virus had infected me once again.
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250 Stundenkilometer erreichen. Die Maschinen sind für zwei
Personen zugelassen und verbrauchen pro 100 Kilometer
sieben bis zehn Liter verbleiten Kraftstoff von einer normalen
Zapfsäule.
Es hatte mich wieder infiziert, das Fliegervirus.
Eine Flugschule war über das Internet leicht zu finden.
Einen Probestart habe ich gleich telefonisch vereinbart und
schon konnte die Ausbildung zum UL-Piloten beginnen.
Nach etlichen Stunden Unterricht in Theorie und Praxis sowie
einer medizinischen Eignungsprüfung hatte ich meinen
Kindheitstraum endlich in der Tasche: die Lizenz zum Abheben.
Der erste Alleinflug war ein Abenteuer. Beim An-Bord-Gehen
war mir, als ob pures Adrenalin durch meine Adern flösse.
Beim Aussteigen mischten sich Glücksgefühle mit Stolz.
Aus der Vogelperspektive entwickeln die heimatlichen Gefilde
einen ganz besonderen Charme – und schrumpfen beträchtlich.
Die Nordsee ist lediglich drei UL-Stunden von Stuttgart
entfernt, der Bodensee sogar nur eine. In den Sommermonaten
finden in Süddeutschland zudem viele Flugfeste statt.
Das größte Piloten-Festival steigt in Tannheim und heißt
Tannkosh – in Anlehnung an das in den USA stattfindende
berühmte Flieger-Meeting Oshkosh. Dieses Jahr landeten zum
Tannkosh im Juli 1300 Maschinen aus ganz Europa.
Den vorläufigen Höhepunkt meiner Piloten-Laufbahn bildete
ein Rundflug über Südafrika, Botswana, Simbabwe und
Namibia mit vier weiteren ULs. In sechs Tagen legten wir
6000 Kilometer zurück.
Lufft hatte sich früher auch mit Luftfahrt-Technik beschäftigt.
Bei den Vorbereitungen für die 125-Jahr-Feier bin ich auf einige
Höhenmesser für Flugzeuge gestoßen, die unser Unternehmen
im frühen 20. Jahrhundert hergestellt hat. Irgendwann wurde
die Produktion dann leider eingestellt. Ansonsten würde ich in
meinem UL heute bestimmt einen Höhenmesser von Lufft
benutzen. Nun sind die historischen Stücke nur noch in
unserem Firmen-Museum zu besichtigen.
Üblicherweise ist es ja ein Privileg von Konzern-Vorständen und
Top-Politikern, zu weit entfernt anberaumten Terminen im
eigenen Flugzeug anzureisen. Die UL-Lizenz gibt mir, dem
Geschäftsführer eines kleinen Unternehmens, nun Gelegenheit,
mich mit den Großkopferten praktisch auf Augenhöhe zu
bewegen.
It was easy to locate a flight school via the internet. I immediately arranged a test flight over the phone, and thus my training
to become a UL pilot was underway. After many hours of training in theory and practice and a medical examination, I finally
had my childhood dream in my pocket: A license to fly.
The first solo flight was an adventure. I felt as though pure adrenalin was flowing through my veins as I climbed on board.
Elation mixed with pride at the end of my flight.
From a bird's eye view, my familiar home turf develops a
special charm - and shrinks noticeably. The North Sea is only
three UL hours from Stuttgart, and Lake Constance only one. In
addition, there are many flight festivals in southern Germany
during the summer months. The largest pilot festival takes off in
Tannheim and is called Tannkosh - in reference to the famous
aviator meeting Oshkosh in the USA. This year, 1300 aircraft
from all over Europe arrived for Tannkosh in July.
The temporary highlight of my career as a pilot is a round trip
over South Africa, Botswana, Zimbabwe, and Namibia with four
other ULs. We covered 6000 km in six days.
Lufft was involved in aviation technology in the past. During
preparations for the 125-year anniversary, I discovered an 027
airplane altimeter produced by our company in the early 20's.
Unfortunately production ceased at some point. Otherwise I
would certainly be using a Lufft altimeter in my UL today. Now
the historical devices can only be seen in our company
museum.
By the way, it is normally a privilege of group executives and top
politicians to travel to distant appointments in their private
plane. The UL license makes it possible for me, the manager of
a small company, to be practically at eye level with the bigwigs.
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Der Autor / the author
Dr. Karoly Nagy lebt in Kecskemét
in der ungarischen Tiefebene und ist
der Agrarberater schlechthin in Ungarn.
Bei Lufft ist er ob seiner hartnäckigen
Preisverhandlungen besonders
gefürchtet.
Dr. Karoly Nagy lives in Kecskemét
in the Hungarian lowlands and is the
consultant for state-of-the-art agricultural
technologies in Hungary. His persistent
price negotiations are known to all Lufft
people.
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Gute Geschäfte in Kecskemét
Good business in Kecskemét
Bei der Agrarmeteorologie trotzt Luffts ungarischer Außenposten sogar der Billigst-Konkurrenz
In agricultural meteorology, Lufft's Hungarian outpost defies even the cheapest competitors
Kennen Sie Kecskemét? Haben Sie davon schon gehört?
Kecskemét ist eine Stadt, die mit 650 Jahren nicht zu alt ist und
mit 120.000 Einwohnern nicht zu groß. Sie liegt in der großen
ungarischen Tiefebene zwischen Donau und Theiss, 85
Kilometer von der Hauptstadt Budapest entfernt.
Eine florierende Landwirtschaft, Garten- und Obstbau
bestimmen ihre Umgebung – und ihr Leben. Früher galten
Wissenschaftler, Richter, Lehrer, Ingenieure, Apotheker,
Handwerker und Händler nicht als echte Kecskeméter, wenn
sie von Weintrauben und Obstbäumen nicht mindestens
genau so viel verstanden wie von ihrem Beruf. Der hiesige
Aprikosenschnaps und die besonders feinen Speisegewürze
sind in ganz Europa beliebt.
Heute sind die Einwohner stolz darauf, dass Kecskemét immer
mehr als eine Stadt der Kultur gilt. Im ehemaligen Kloster
hat die weltbrühmte Kodály Musikhochschule ein Zuhause
gefunden, das Gebäude des Theaters ist ein richtiges
Schmuckstück, im Zierpalais (Cifrapalota) wurde eine
Bildergalerie untergebracht. Die Sehenswürdigkeiten ließen sich
fast endlos aufzählen. In dieser Stadt also arbeitet die
Firma Interduna-Impex KFT (GmbH). Interduna wurde 1996
gegründet und unterhält seit 1998 Handelsbeziehungen zu
Lufft, besonders auf dem Gebiet der Agrarmeteorologie.
Do you know Kecskemét? Have you already heard of it?
Kecskemét is a town that is not too old, at 650 years, and not
too large, at a population of 120,000. It is located in the large
low-lying Hungarian plains between the Danube and the Tisza,
85 kilometers from the capital Budapest. Flourishing agriculture,
market gardens, and orchards shape its surroundings - and its
life. In the past, scientists, judges, teachers, engineers,
pharmacists, tradespeople, and merchants were not regarded
as true Kecskemétians if they did not know grapes and fruit
trees at least as well as their profession. The local apricot
schnapps and the especially fine spices are popular all over
Europe.
Today, the residents of Kecskemét are proud that their town is
increasingly regarded as a cultural centre. The world-famous
Kodály academy of music has found a home in the former
convent, the theater building is truly a highlight, the Cifrapalota
houses a picture gallery. The list of landmarks would be almost
endless.
The company Interduna-Impex KFT (GmbH) operates in this
town. Interduna was founded in 1996 and has had a trade relationship with Lufft since 1998, especially in the agricultural
meteorology field. Cooperation has definitely been successful:
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Die Zusammenarbeit ist durchaus von Erfolg gekrönt: Heute
sind in Ungarn etwa 150 elektronische Wetterstationen von
Lufft in Betrieb, hauptsächlich im Anbau von Wein, Äpfeln,
Kartoffeln und Paprika. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man
weiß, unter welch hohem Preisdruck Agrarprodukte in
Osteuropa stehen. Lokale Wettbewerber bieten ihre
Wetterstationen häufig zu einem Bruchteil des Lufft-Preises an.
Bei den Agrar-Anwendungen kommt es darauf an, die
Behandlungszeitpunkte genau zu kennen (die vom jeweiligen
Mikroklima im Weinberg oder Obstgarten abhängen) und die
Mittel so zu wählen, dass pilzliche Krankheiten wie Echter und
Falscher Mehltau keine Resistenz aufbauen können.
Manchmal muss die Bekämpfung präventiv erfolgen, und
manchmal kurativ. Wenn Niederschläge in Kombination mit
hohen Temperaturen zu erwarten sind, können Winzer und
Obstbauern bereits im Vorfeld einen Schutzbelag auf die
Blätter aufbringen (Prävention). Bei kurativem Einsatz haben
Wengerter die Möglichkeit, bis zu drei Tage nach einer Infektion
mit Fungiziden wirksam gegenzusteuern. Später verfängt dies
nicht mehr, da der Pilz dann bereits in die tieferen
Blattschichten (Epidermis) eingedrungen ist.
Derzeit arbeiten wir daran, sämtliche in den vergangenen
Jahren
gelieferten
Agrar-Wetterstationen
zu
einem
landesweiten Messnetz zusammenzuschließen. Verteilt werden
die Daten dabei via Internet. Auf demselben Weg haben alle
Anwender künftig Zugang zu einer fachlichen Beratung.
Übrigens avancierte Ungarn für Weininteressierte zum
Entdeckerland. Neben den berühmten Süßweinen aus Tokaij,
die heute Weltruf genießen, existieren Geheimtipps wie die
tiefroten, gehaltvollen Rotweine aus der Gegend um Pécs und
"Pécsi Cirfandli", ein Weißwein, der als Solitär keine
Begleiter braucht.
It was easy to Today, about 150 Lufft electronic weather stations
are in operation in Hungary, mainly in the production of wine,
apples, potatoes, and paprika. This is even more amazing when
you consider the price pressure agricultural products are subjected to in Eastern Europe. Local competitors frequently offer
their weather stations for a fraction of the Lufft price.
For agricultural applications, it is critical to recognize treatment
times exactly (which depend on the respective microclimate in
the vineyard or the orchard) and to select the treatments so that
fungus diseases such as real and false mildew cannot build up
resistance. Sometimes treatment must be preventive,
sometimes reactive. When precipitation is expected in combination with high temperatures, winegrowers and orchard
operators can apply a protective coating to the leaves in
advance (prevention). In reactive applications, winegrowers
have the option of effectively applying a fungicide up to three
days after an infection. If they wait longer then it is no longer
effective since the fungus has then penetrated the lower layers
(epidermis) of the leaves.
We are currently in the process of interconnecting the agricultural weather stations supplied in prior years into a country-wide
measurement network. The data are distributed via the internet.
In the future, all users will also have access to professional 031
advice through this medium.
By the way, Hungary has advanced to a land of discoveries for
wine connoisseurs. In addition to the famous sweet wines from
Tokaij which are world-renowned today, there are secrets like
the deep-red, full-bodied red wines from the region around
Pécs and "Pécsi Cirfandli", a white wine that does not require
accompaniment.
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Der Autor / the author
Lothar Blaschke lebt in Uhingen bei
Göppingen und arbeitet leidenschaftlich
an Technologieverbesserungen und an
dem Erhalt des Wettbewerbsvorsprungs
gegenüber unseren osteuropäischen
und asiatischen Mitbewerbern.
Lothar Blaschke lives in Uhingen close
to Goeppingen and works passionately
on technology improvements which let
us stay ahead of our Asian and Eastern
European competitors.
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Kreativität kommt vor dem Fall
Creativity comes before the fall
Was Mittelständler Konzernen voraus haben? Eine Flexibilität, wie sie im Lufft-Treppenhaus zu besichtigen ist
What is a frequent advantage medium-sized companies have over large ones? Flexibility as it can be seen in the Lufft stairwell
Es gibt Situationen, da fühlt man sich als Entwickler bei Lufft wie
ein Galileo Galilei der Neuzeit. Denn ab und an weist die Arbeit
einige Gemeinsamkeiten mit derjenigen des italienischen
Wissenschaftspioniers auf, der im 16. Jahrhundert den
Gravitationsgesetzen auf der Spur war. Galilei wollte damals
studieren, wie sich verschiedene Gegenstände im freien Fall
verhalten. Was nicht so einfach möglich war. Sein Problem
bestand darin, dass noch keine Uhren existierten, die genau
genug gewesen wären, um einen echten freien Fall zu messen.
Doch Galilei wusste sich zu helfen: Um den Vorgang zu
verlangsamen – und damit zeitlich erfassbar zu machen – ließ
er die Objekte nicht fallen, sondern statt dessen auf einer
schiefen Bahn hinabgleiten.
Bei Lufft bringt einen das hohe Innovationstempo mitunter
ebenfalls an die Grenzen von Zeit und Raum. Vor einiger Zeit
stand ich vor der Aufgabe, unseren Radar-Regen-Sensor (von
uns liebevoll-prägnant R2S genannt) mittels simulierter
Regentropfen zu überprüfen. Um die Testbedingungen möglichst realitätsnah zu halten, sollten die Wasserpartikel beim
Aufschlagen auf dem Sensor ihre Endgeschwindigkeit von bis
zu 36 Kilometer pro Stunde erreicht haben. Das bedeutet nach
einem Gesetz des irischen Mathematikers George Stokes, dass
There are situations when, as a Lufft developer, one feels like
Galileo Galilei. Every so often, the work has some things in
common with that of the Italian scientific pioneer who was
pursuing the law of gravity in the 16th century. In his day,
Galilei wanted to study how various objects behaved during a
free fall. This was not all that simple. His problem was that
timepieces that would have been precise enough to measure a
true free fall did not exist yet.
But Galilei found a way: To slow down the process - and thus
make it measurable - he did not drop the objects but let them
slide down an inclined plane instead.
At Lufft, the high speed of innovation sometimes brings us to
the limits of time and space as well. Space will be our topic
below. Some time ago I was faced with the task of testing our
radar-rain sensors (lovingly and concisely called R2S by us)
using simulated raindrops. In order to make the test conditions
as realistic as possible, the water particles had to reach their terminal velocity of up to 36 kilometers per hour before impacting
the sensor. According to a law discovered by the Irish mathematician George Stokes, this meant that the fall height for average
drops had to be at least five meters. However, a different
and very obvious physical law states that it is not possible
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die Fallhöhe für mittlere Tropfen mindestens fünf Meter
betragen muss.
Ein anderes, höchst offensichtliches physikalisches Gesetz
besagt allerdings, dass man in einem Testlabor mit 2,50 Meter
Deckenhöhe keine Fallversuche über eine Distanz von fünf
Metern durchführen kann. Versuche im Freien wiederum
bringen wegen Winden und Böen keine brauchbaren
Ergebnisse. Die Tropfen müssen zuverlässig auf dem R2S
auftreffen, um sie messtechnisch erfassen zu können.
Doch wie einst Galilei finden auch flexible Mittelständler ungewöhnliche Lösungen. Ich identifizierte in unserem
Firmengebäude den idealen "Raum" für mich und meine
Versuche: das zweite, vermeintlich unbenutzte Treppenhaus
neben dem Aufzugsschacht. PC und Mess-Equipment waren
rasch angeschlossen, der Tropfengenerator, der einer
Infusionsmaschine ähnlich sieht, ebenfalls schnell mit den entsprechenden Kabeln und Schläuchen verbunden. Und schon
konnte es losgehen.
In einem Punkt hatte ich mich allerdings getäuscht: Das scheinbar abgelegene Treppenhaus war stärker frequentiert als
gedacht. Die Kollegen mussten sich nun daran gewöhnen, ihren
Weg über Kabel und Schläuche zu suchen, wobei sich einige
über die "Infusionsmaschine" wunderten, die sie eher in einem
Krankenhaus vermutet hätten.
Bald öffneten die Mitarbeiter die Türen entsprechend vorsichtig
und hoben beim Betreten des Treppenhauses ihre Füße automatisch ein Stück höher als sonst. Besonders Neugierige, die
sich über das Treppengeländer beugten, um im inneren FallRaum nach oben zu schauen, wurden mit Tropfen auf die Stirn
belohnt.
Es stellte sich übrigens schnell heraus, dass die Versuche gut
funktionierten. Die Mess-Ergebnisse des Treppenhaus-R2S
deckten sich sehr gut mit denen der anderen Anlagen im realen
Einsatz. Und ich habe bislang abends auch noch nie vergessen,
die "Infusionsmaschine" abzustellen, damit der Keller nicht
überschwemmt wird.
Derzeit arbeiten wir an der Erweiterung der Zustandserfassung. Mittels spezieller Kunststoffkugeln simulieren
wir Hagel mit einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern. Während dieser Versuche ist das Treppenhaus allerdings vollständig gesperrt. Wegen Lebensgefahr.
to conduct drop tests over a five meter distance in a room
with a ceiling height of 2.50 meters. But our test lab is only 2.50
meters high. On the other hand, outdoor tests do not deliver
usable results due to air movement and wind gusts.
The drops have to impact the R2S reliably so that they can be
recorded by the measurement technology.
But just as Galilei once did, flexible medium-sized companies
also find unusual solutions. I identified the ideal "room" in our
company facility for me and my tests: The second stairwell assumed to be unused - next to the elevator shaft. The PC and
measurement equipment were quickly connected; the drop
generator, which resembles an infusion machine, was also quikkly hooked up using the corresponding cables and hoses. And
so I was ready to begin.
However, I was wrong about one thing: The seemingly remote
stairwell was used more frequently than I had thought. My
colleagues now had to become accustomed to picking their
way across cables and hoses, with some of them marveling at
the "infusion machine" they would have been more inclined to
expect in a hospital.
Soon my co-workers opened the doors with corresponding care
and automatically lifted their feet a bit higher than normal when 035
entering the stairwell. The especially curious who leaned over
the railing in order to look up within the fall zone were rewarded
with drops on their forehead and/or glasses.
By the way, it quickly turned out that the tests were working
well. The measurement results of the R2S in the stairwell matched the results of other devices in actual applications well. And
so far I have never forgotten to turn off the "infusion machine"
at night so that the basement does not get flooded.
Currently we are in the process of expanding the range of
conditions we can record. We simulate hail with a speed of 100
kilometers per hour using special plastic balls. During these
tests, the stairwell is completely off limits. Due to deadly peril.
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Der Autor / the author
Gert Aldinger lebt in Fellbach bei
Stuttgart und hat den Weinbau in
Württemberg revolutioniert.
Das Familienweingut besteht seit 1492,
als Kolumbus Amerika entdeckte, und
ist einer der ersten Kunden bei Lufft für
die elektronische Wetterstation HP100
(HerbarumProtector = Schützer der
Pflanzen)
Gert Aldinger lives in Fellbach near
Stuttgart, he revolutionzed viticulture in
Wuerttemberg. The family wine property
exists since 1492, when Kolumbus
discovered America, and is one of the
first customers of Lufft´s HP100
(HerbarumProtector = protector of
crops)
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Riesling und Trollinger aus der Hagelzone
Riesling and Trollinger from the hail zone
Lehrjahre eines Wengerters oder weshalb wir von Weinen aus Württemberg bald noch viel hören werden
Apprenticeship of a winemaker or why we will soon hear much more about wines from Wuerttemberg
Lange Zeit waren die Aldingers ein klassischer Familienbetrieb
mit, wie man hier im Schwäbischen sagt, einer Kuh im Stall,
einer Sau und einer Geis – also der übliche Mischbetrieb. Doch
als meine Eltern 1955 heirateten, kamen als erstes die Kühe
weg, dann hörte mein Vater ganz mit der Landwirtschaft auf und
konzentrierte sich fortan völlig auf den Weinbau. Heute besitzen
wir 20 Hektar Rebfläche und bei den Sorten von allem etwas.
Ob Lemberger, Merlot oder Chardonnay – an jedem Hang und
auf jedem Boden steht die Rebe, die sich dort am wohlsten
fühlt. Trollinger und Riesling sind unsere Hauptstandbeine und
Klassiker.
Meine Art, Weinbau zu betreiben, wurde sicher sehr stark durch
meine Ausbildungszeit geprägt. Nachdem ich ein Jahr meiner
Lehre zu Hause verbracht hatte, sagte mein Vater: „Du bleibst
nicht in Württemberg, du gehst raus!“ Und so kam ich ins
Weingut Schales in Rheinhessen, was 1973 geradezu weltbewegend war – so als ginge man heute nach Übersee. Schales
agierte schon damals sehr modern und verkaufte auch Bücher
über Wein und Essen, und für ihren Rebensaft konnten die
Inhaber immer ein paar Mark mehr erzielen, dank eines intelligenten Marketings.
Nach der Lehre wollte ich nicht sofort nach Weinsberg auf die
For a long time, the Aldingers were a classic family operation, as
they say here in Swabia; a cow in the barn, a pig, and a goat the usual mixed operation. But when my parents married in
1955, the cow was the first to go, and soon my father stopped
farming altogether and concentrated solely on viniculture. Today
we have 20 hectares of vineyards and many different varieties.
Be it Lemberger, Merlot, or Chardonnay - every hill and every
type of soil has the grapevine that does best in that spot.
Trollinger and Riesling are our classics and our foundation.
My way of carrying on viniculture was definitely affected greatly
by my apprenticeship. After I had completed a year as an
apprentice at home, my father said: "You're not staying in
Wuerttemberg, you're getting out of here!" And so I came to the
Schales vineyard in Rheinhessen, which was a world-shaking
event in 1973 - like going overseas is today. Even then, Schales
operated in a very modern way and also sold books on wine and
food, and the owners were always able to get a few extra Marks
for their product thanks to intelligent marketing.
After the apprenticeship, I did not want to go straight to school
in Weinsberg - I wanted to gather more practical experience.
I went to the renowned delicatessen Boehm. There, I was
mainly interested in those areas that were not directly related to
wine, such as the laboratory, the advertising department, or
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Schule, sondern weitere praktische Erfahrungen sammeln.
Ich ging zum renommierten Feinkost Böhm. Dort interessierte
ich mich vor allem für jene Bereiche, die nicht direkt etwas
mit Wein zu tun hatten, also für das Labor, die Werbeabteilung
oder den Ein- und Verkauf. Böhm hatte eine klare Kleiderordnung: weißer Baumwollarbeitsmantel mit Krawatte, auch
wenn Kisten aufgeräumt werden mussten. Der Filialleiter, ein
Grandseigneur alter Schule, legte großen Wert auf perfekte
Umgangsformen und beschrieb mir gleich am ersten Tag die
wichtigsten Cannstatter Kunden etwa so: „Frau Seibolds
Mann ist Trainer beim VfB, sie kauft immer Côte de Beaune, den
trinkt sie gern, und Obst und Gemüse sollten gut reif sein. Frau
Witzmann vom Bekleidungsgeschäft Witzmann können Sie an
ihrem ungarischen Akzent erkennen. Sie benutzt immer ein an
Maiglöckchen erinnerndes Parfüm und möchte, dass man ihre
Tasche zum Wagen trägt.“ Das fand ich toll. Schon als junger
Kerl war ich beeindruckt, wie bei Böhm Kundenpflege betrieben
wurde, und auch ich versuche dies heute umzusetzen.
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Da ich ein sehr kommunikativer Mensch bin, brauche und
suche ich den Kontakt zum Kunden, das liegt mir einfach. Ich
bin der Meinung, dass wir heute ganz gute Weine erzeugen,
und auch unser Auftritt nach außen ist gut. Trotzdem
brauchen wir Württemberger sicher noch zehn Jahre, bis
unser Image auf dem Stand anderer guter Weinregionen der
Welt ist. Dann hätten wir allerdings viel bewegt! Es ist doch
grandios, was hier in den vergangenen fünf Jahren so alles
geschehen ist. Im Gegensatz zu Bordeaux, wo man seit 150
Jahren am Image arbeitet, hat man von Württemberg noch
Ende der 80er Jahre im Rest der Welt nichts gewusst.
Schließlich benötigt eine Rebe nun einmal 30 bis 40 Jahre, bis
sie gute Weine hervorbringt.
Meine Weine leben besonders von ihrer Fruchtaromatik, weil die
Frucht doch das ist, was mich zuerst anspringt. Wonach wird
denn ein Wein bewertet? Es ist der Duft, das Aroma, das als
Eindruck mich zuerst erreicht. Das ist wie beim Menschen: Der
erste Eindruck entscheidet, und so muss es auch beim Wein
sein – vorausgesetzt er hält, was er verspricht.
Damit unsere Erzeugnisse dieses Versprechen einlösen, arbeiten bei uns alle Hand in Hand. Mein Wirkungsbereich umfasst
so ziemlich alles. Ich bin überall: im Weinberg, im Keller, auch im
Büro, wo hauptsächlich meine Frau tätig ist. Zusätzlich
beschäftige ich im Weinberg und Keller je einen Techniker.
Hansjörg, mein ältester Sohn, engagiert sich jetzt
voll im Betrieb, geht aber vielleicht noch mal für ein halbes
Jahr ins Ausland, und Matthias, unser jüngerer, studiert in
Geisenheim. Bei uns muss jeder alles machen können, das
purchasing and sales. Boehm had a clear dress code: White
cotton overall with tie, even when you were just stacking boxes.
The branch manager, an old-school Grandseigneur, placed
great importance on perfect form and described the most
important Cannstatt customers to me on the very first day,
something like this: "Mrs. Seibold's husband is a VfB trainer,
she always buys Côte de Beaune which she likes to drink; fruit
and vegetables should always be well ripened. You can recognize Mrs. Witzmann from the Witzmann clothing store by her
Hungarian accent. She always wears a perfume that reminds
me of lily of the valley, and wants her bags carried to the car."
I thought that was great. Even as a young fellow I was
impressed at the customer service provided by Boehm, and I
try to do the same today.
Since I am a very communicative person, I need and seek out
customer contact; it just comes naturally to me. It is my opinion
that we produce very good wines today and that our
appearance to the outside is good. Nevertheless, we in
Wuerttemberg will surely need another ten years before our
image is at the same level as that of other good wine regions in
the world. But then we would have achieved a great deal!
All the things that have happened here in the last five years are
terrific. In contrast with Bordeaux, which has been working on
its image for 150 years, the rest of the world knew nothing of
Wuerttemberg at the end of the 80's. After all, a vine does
require 30 to 40 years to produce good wines.
My wines mainly come alive by their fruit aroma, since it is after
all the fruit that I notice first. So how is a wine evaluated? The
flavor, the aroma, is the first impression that reaches me. It is
the same as with people: The first impression is decisive, and it
has to be same for a wine - assuming it can keep what it
promises.
Everyone works hand-in-hand so that all our products can keep
their promises. My sphere of activity includes pretty much
everything. I am everywhere: In the vineyard, in the cellar, even
in the office which is mostly the domain of my wife. In addition,
I employ a technician in the vineyard and one in the cellar.
Hansjoerg, my older son, is now fully involved in the business
but may go abroad once more for half a year, and Matthias, our
younger son, is studying in Geisenheim. With us, everyone has
to be able to do everything, the entire team must work together
so that I am free to manage. A good cook who has to do
everything himself will never be a terrific cook. However, he has
to know about everything and recognize when something is
missing, in a timely manner. Since we are doing well, there is
always the danger of becoming complacent.
ganze Team muss zusammenarbeiten, damit ich den Rücken
frei habe. Ein guter Koch, der sich um alles selber kümmern
muss, wird nie ein grandioser Koch werden. Er muss aber über
alles Bescheid wissen und rechtzeitig erkennen, wenn etwas
fehlt. Da es uns gut geht, besteht natürlich die Gefahr, dass man
träge wird. Deshalb sage ich meinen Leuten immer wieder: „Du
wirst jeden Tag überholt, wenn du nicht aufpasst.“
Manches haben wir leider nicht in der Hand. Im Jahr 2003
verloren wir fast ein Drittel unserer Ernte durch Hagel. Dennoch
war das geradezu ein Klacks gegenüber 2000, als wir von 20
Hektar 16 verloren hatten – und dort nicht eine Traube ernten
konnten. Es ist über Jahrhunderte hinweg nachgewiesen, dass
unsere Fellbacher Gegend die hagelgefährdetste Region
Württembergs ist. Im Rheintal kommt von Westen
her die Gewitterfront, der Schwarzwald baut diese Front auf,
und wenn sie den Schwarzwald übersprungen hat, zieht sie in
relativ schneller Strömung auf Stuttgart zu. Stuttgart ist der
zweite Riegel, und unser Kappelberg wirkt wie ein Keil und reißt
die ganzen Fronten wieder auf – dann geht es hier rund.
Um selbst solche Unbillen des Schicksals wegstecken zu
können, müssen wir unsere Arbeit so sorgfältig machen wie nur
irgend möglich. Unsere Weine probieren wir beispielsweise im
Keller, im Labor, im Verkostungsraum und in der Wohnung.
Um herauszufinden, ob ein Wein passt, probieren wir ihn aus
dem Stielglas und aus dem Viertelesglas, zum Schmalzbrot
und zum Essen. Ganz wichtig ist für mich: Eine Flasche Wein
muss immer leer werden. Wenn ich mit meiner Frau zusammen
eine Flasche Wein aufmache, und – Schwupps! – ist sie leer,
dann war sie Klasse, dann war sie gut. Einer meiner Freunde
sagt immer: „Es gibt Trinkweine und es gibt Spuckweine,
die nur zur Verkostung taugen.“ Für mich ist ganz klar, dass ich
Weine erzeugen will, die Freude bereiten.
Therefore, I always tell my people: "You can be passed any day,
if you are not careful."
Unfortunately, there are some things we cannot control.
In 2003, we lost almost one-third of our harvest to hail.
However, this was peanuts compared to 2000 when we lost 16
hectares out of 20 - and were unable to harvest a single grape
on that land. It has been proven over centuries that our Fellbach
area is the region at the highest risk for hail in Wuerttemberg.
The thunderstorm front comes up the Rhine valley from the
west, the Black Forest builds up this front, and once it has jumped the Black Forest it approaches Stuttgart in a relatively fast
stream. Stuttgart is the second barrier, and our Kappelberg acts
like a wedge that tears open the entire front - and then the party
starts.
To be able to withstand such rigors of fate, we have to
complete our jobs as carefully as possible. For example, we
taste our wines in the cellar, the laboratory, the tasting room,
and at home. To find out if a wine is right, we try it from the
stemware glass and the "Viertele" glass, with a snack, and with
meals. Extremely important for me: A bottle of wine must always
be emptied. When my wife and I open a bottle of wine and - just
like that! - it is empty, then it was good, it was great. One of my
friends always says: "There is wine to drink and wine to spit out, 039
which is only good for tasting." For me, it is totally clear that
I want to produce wine that is enjoyable.
040
Der Autor / the author
Der Sohn / the son
Sam Aebi lebt in Montreal, Canada,
hält sich aber auch häufig im geliebten
Westen (“British Columbia - the best”)
auf und reist manchmal im Auto von
Küste zu Küste (6000 km), um gründlich
nachdenken zu können.
Stefan Aebi lebt in der Nähe seiner Eltern.
Wenn er nicht segelt, arbeitet er mit seinem
Vater daran, die Familienfirma voranzubringen. Er wird von Lufft auch schon mal für
schwierige technische Auslandseinsätze
wie in Korea abkommandiert.
Sam Aebi lives in Montreal, Canada,
frequently travelling west ("British
Columbia - the best"). He prefers driving
in the car from coast to coast (6000 km),
in order to think thoroughly.
Stefan Aebi lives in the proximity of
his parents. If he doesn´t sail, he works
with his father on family business
development. Lufft´s troubleshooter for
difficult technical on-site missions
(South Korea).
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Ein Vater, ein Sohn und 25000 Kilometer
A father, a son, and 25000 kilometers
Für ein neues Straßen-Infosystem wagt Luffts Vertriebspartner in Kanada eine Schnitzeljagd der Superlative
Lufft's sales partner in Canada embarks on a superlative scavenger hunt for a new road information system
Das zweitgrößte Land der Erde hat ein Problem, das gerade
die Deutschen sehr gut nachvollziehen können. Schließlich
haben ja auch sie sich daran gewöhnt, dass weitgehend
unabhängige Landesregierungen einsame Entscheidungen
treffen, die in der bundesweiten Perspektive oft nicht
zusammenpassen.
In Kanda geht es konkret um Folgendes: In den Provinzen und
Territorien existieren mehr als 200 moderne Straßen-WetterInformationssysteme (Advanced Road Weather Information
Systems/ARWIS). Weil die Sensoren jedoch in unterschiedlichen Jahren eingebaut wurden und auf unterschiedlichen
Technologien basieren, können die Gebietskörperschaften die
gesammelten Daten nicht austauschen.
Jedenfalls noch nicht. Denn künftig will Kanada bei
umfassenden und integrierten Straßen-Wetter-Technologien
eine weltweit führende Rolle einnehmen.
Seit 1999 arbeiten die kanadischen Ministerien für Verkehr und
Umwelt mit den Provinzen und Territorien zusammen, um ein
landesweites Netz aus hochwertigen Straßen-Wetter-MessStationen zu schaffen, das auf den Bundesautobahnen (dem
National Highway System) installiert werden soll.
Canada already has more than 200 Advanced Road Weather
Information Systems (ARWIS) installed by various jurisdictions.
Since these sensors were installed at different times using
different technologies, jurisdictions are not able to share the
collected information. An integrated system will provide
consistent weather information for all jurisdictions.
With the implementation of a national Road Weather
Information System, Canada will be a world leader in
large-scale, integrated road weather technology.
Since 1999, Transport Canada and Environment Canada have
worked with the provinces and territories to create a crossCanada network of high quality road weather systems that
would be installed on the National Highway System.
The federal government is negotiating with the provinces and
territories to finalize contribution and data sharing agreements
for these systems. Once an agreement is in place, construction
of the environmental sensor sites along the National Highway
System would begin. The negotiations, construction and
activation are expected to take up to two years.
Transport Canada has concluded agreements with most
provinces and territories and activation of stations will likely be
completed by the end of 2007. Negotiations for data sharing
041
042
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Über die jeweiligen Beiträge zu dem Groß-Projekt hat sich die
Regierung in Ottawa mit den Gebietskörperschaften
inzwischen geeinigt. Die Verhandlungen über die DatenNutzung dauern hingegen noch an. Bis Ende 2007 werden
voraussichtlich alle Stationen am Netz sein.
Bereits 2001 konnte sich Traffic Technology 2000, die
kanadische Vertretung von Lufft, eine Order über 25 ARWISStationen in der Provinz Ontario sichern. Wegen zahlreicher
Verzögerungen konnten wir in jenem Jahr erst Mitte November
mit der Ausführung des Auftrags beginnen – als der
harte kanadische Winter längst begonnen hatte und wir dem
31. Januar 2002, unserem Fertigstellungstermin für das Projekt,
schon erschreckend nahe gekommen waren.
Am 10. Dezember packte ein aus Vater und Sohn bestehendes
Zwei-Mann-Team einen Geländewagen und brach zu einer
Schnitzeljagd der Superlative auf. Binnen 45 Tagen besuchten
wir jeden ARWIS-Standort der Provinz mindestens zweimal und
legten 25000 Kilometer zurück. Ohne ein zuverlässiges GPSSystem hätten wir einige Mess-Stationen in schwerem
Schneegestöber und um elf Uhr nachts unmöglich gefunden.
So konnten wir lediglich einen Standort beim ersten Anlauf
nicht erreichen. Die Autobahnpolizei hatte einen 100 Kilometer
langen Abschnitt wegen Schneewehen gesperrt, was in
diesem Teil des Landes nicht ungewöhnlich ist.
Eine nahe gelegene Bergarbeiter-Schenke mit einem
Fremdenzimmer diente uns als Notunterkunft für die Nacht. Die
Tür unserer Bleibe hatte kein Schloss, und so klemmten
wir die Lehne eines kaputten Stuhls unter die Klinke, um in
unserem Zimmer – das ja eindeutig schon belegt war – nicht
noch weitere Gäste aufnehmen zu müssen.
Die Strapazen sollten sich lohnen. Am Ende konnten wir
zufrieden feststellen, dass Timing und Ausführung unserer
Gewalt-Tour geradezu perfekt waren: Alle Stationen waren ans
Netz angeschlossen und liefen problemlos, als unsere Deadline
schnell näherkam.
Diese Rundreise der besonderen Art hat die
Schriftsteller in uns übrigens dazu gebracht, über
Roman nachzudenken. "Der Vater unterrichtet
könnte der Titel lauten. Passender wäre
"Der Sohn verlangt einen neuen Vater."
potenziellen
einen neuen
den Sohn",
aber wohl:
agreements were to continue.
Traffic Technology 2000, the Canadian Lufft representative,
was able to secure a contract for 25 ARWIS stations in the
province of Ontario in late 2001. Due to numerous delays,
actual implementation did not get under way until mid
November.
A father and son team packed-up an SUV on around December
10th and headed off on a 25'000 km hunt, visiting every ARWIS
location in the province at least twice within
45 days. Finding some of these sites in heavy snowfall at
11 o'clock at night would not have been possible without an
accurate GPS system. Only one site could not be reached
at first approach, as the Highway Patrol did close a 100 km
section due to heavy snow and snow drifts, which
is not uncommon in this part of the country.
A close-by Tavern (Miners only) with one room for rent did
serve as an overnight emergency shelter. A lock on the door did
not seem necessary, so the back rest of an already broken chair
was jammed underneath the door handle to prevent any
potential night guest from joining an already crowded room.
Overall, this valuable experience has prompted potential
writers for a new novel titled: "Father teaches Son" or better
"Son demands new Father".
Timing as well as execution of this venture seems to have been
perfect as all sites were up and running with the January
31, 2002, completion deadline fast approaching.
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044
Der Autor / the author
Jimmy Soon lebt in Singapur.
Dieser Stadtstaat wird seit 41 Jahren
von der PAP regiert (People Action
Party). Im Volksmund wird die Partei
wegen der hohen Abgaben auch “Pay
And Pay” genannt. Jimmy Soon ist
Luffts Brückenkopf in Südostasien.
Jimmy Soon lives in Singapore.
This city state is governed for 41 years
by PAP (People Action Party). Residents
also call the party "Pay And Pay" due to
high taxes. Jimmy Soon is Lufft´s
bridgehead in Southeast Asia.
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Die Vermessung der fernöstlichen Welt
Measuring the world in the Far East
Wie Lufft von der Drehscheibe Singapur aus die höchst preissensiblen Länder Asiens erobern will
How Lufft wants to use the hub of Singapore to conquer the highly price-sensitive countries in Asia
Mit Lufft ins Geschäft zu kommen, war gar nicht so leicht.
Im Dezember 1999, als ich auf der Fachmesse CIA in Singapur
nach Produkten suchte, die ich vertreiben könnte, kam ich am
Stand von Lufft vorbei und wollte es auch dort probieren.
Doch Klaus (der Geschäftsführer Klaus Hirzel – d. Red.)
schmiss den Stand alleine und war ständig im Gespräch.
Er unterhielt sich mit interessierten Besuchern, denen er sein
Unternehmen vorstellte. Ich drehte einige Runden auf der
Messe und kam immer wieder zu Lufft zurück, um mit Klaus zu
reden, hatte aber lange kein Glück. Bis ich ihn schließlich doch
ein paar Minuten für mich hatte.
Wir verabredeten, uns am Abend in meinem Büro zu einem
ausführlichen Gespräch zu treffen – und der Anfang unserer
Geschäftsbeziehung war gemacht.
Als erstes arbeitete ich unsere gemeinsame Fernost-Strategie
aus: Wie wir die Marke Lufft in Singapur bekannt machen und
den Stadtstaat als Sprungbrett in die anderen asiatischen
Wirtschaftsräume wie ASEAN, Vietnam und China nutzen
konnten. Die Tatsache, dass es sich bei Lufft um eine deutsche
Marke handelt, erwies sich für unsere Pläne von
Anfang an als hilfreich.
Schwierig hingegen gestaltet sich in diesem Teil der Welt
stets das Preis-Leistungs-Thema. Mögliche Kunden davon zu
überzeugen, dass eine deutsche Technologie mit ihrer hohen
I treasure the family-like care and concern attribute that is
special and unique to Lufft. This special attribute radiates out
from the hearts of the people whom I have interacted and
acquainted over the last five years. From its Managing Director,
Klaus Hirzel to the staff at Lufft, they exhibit this uniqueness,
which has become a strong and positive organisational value.
This unique value is tempered with a steady focus on business
profitability and growth.
It has forged a strong partnering relationship between us.
It is close to our hearts too, as we can associate it with our
philosophy of doing business in Asia. It deepens our desire to
continue our efforts in promoting and marketing the Lufft brand
in Asia.
It was in December 1999, at the CIA tradeshow in Singapore
that I learnt about Lufft. On an active lookout for suitable
products to represent, I chanced on the Lufft booth.
Klaus manned the booth alone and he was always busy,
discussing and presenting Lufft to interested visitors.
I walked around the tradeshow few rounds, returning to the
booth to get an opportunity to talk to him, but always
unsuccessful. Finally, I had a few minutes opportunity.
We spoke and decided that we should meet for a deeper
discussion in our office after the tradeshow is over. Klaus
agreed. That was the beginning of our business relationship.
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Qualität, Präzision und Leistungsfähigkeit auch ihren angemessenen Preis hat, ist – gelinde gesagt – ein sehr sportliches
Unterfangen.
Wir kamen eigentlich recht gut damit voran, die tragbaren
Handmessgeräte zu vermarkten. Vor allem das Modell
OPUS 10 (ein batteriebetriebener Datenlogger zum Messen
und Speichern von Temperatur und relativer Feuchte,
beispielsweise in Museen und Industrielabors – d. Red.) ließ
sich in Singapur bestens verkaufen. Mit dem Systemgeschäft
unserer
elektronisch-automatischen
Wetterstationen
hingegen haben wir bislang weniger Glück.
Aber wir versuchen es hartnäckig weiter. Zumal wir schon
erste Erfolge feiern konnten. 2001 implementierten wir ein einfaches Mess-System im Datenzentrum von Visa International.
Der Kreditkartenkonzern wollte die Umgebungsbedingungen
seiner Hochleistungsrechner (Server) hinsichtlich Temperaturund Feuchte erheben.
Nach mehreren intensiven persönlichen Gesprächen und
Besichtigungsterminen schlugen wir vor, die OPUS 200
Daten-Logger-Module inklusive entsprechender Sensoren
einzusetzen und die Daten direkt in den Kontroll-Raum zu
übertragen, wo eine spezielle Software namens SmartControl
die Analyse langfristiger klimatischer Trends und Profile erlaubt.
Das System ist nach wie vor in Betrieb – ein Beweis für die
Qualität und Zuverlässigkeit der Lufft-Produkte.
2005 konnten wir überdies dem Data Storage Institute ein
Überwachungsset verkaufen. Das Forschungs- und
Entwicklungslabor mit Sitz in Singapur hat sich darauf spezialisiert, klimatische Effekte bei magnetischen Medien zu untersuchen. Wir haben den Wissenschaftlern ein portables System
geliefert, so dass sie ihre Experimente sowohl in den eigenen
Labors als auch bei den Kunden durchführen können.
Dieses Jahr planen wir einen weiteren Sprung nach vorne.
Wir hoffen, trotz starken Wettbewerbs von gut etablierten
Anbietern in China mit unseren Reinraum-Klimageräten zu
einem erfolgreichen Abschluss zu kommen. Und wir arbeiten
hart daran, von den Behörden in Singapur für ihr landesweites
Wetterstationen-Messnetz als der bevorzugte Partner
ausgewählt zu werden.
Alles in allem sind wir nach wie vor höchst zuversichtlich,
die Marke Lufft in Asien erfolgreich zu etablieren.
Der Optimismus ist in den schlagkräftigen Partner-Netzwerken
begründet, über die wir in Südostasien, Vietnam und China
verfügen, sowie in der starken Unterstützung durch Lufft.
Gut, dass ich Klaus damals auf der Messe so hartnäckig
nachgestellt habe.
My first action was to map out our strategy in creating the Lufft
brand awareness in Singapore and how we could use
Singapore as Lufft's business springboard into the Asia
economic regions, encompassing ASEAN, Vietnam and China.
Being of German origin helped in our brand awareness
campaign. But the price-performance issue is always a
challenge in the markets in this part of the world. It is always
interesting but at times disappointing, having to convince the
end-users to accept the fair price for the quality, precision and
performance of German technology and products. We were
quite successful in promoting and marketing of Lufft's portable
and hand-held instruments, particularly the OPUS 10
Thermo-hygrometer in Singapore. However, we are not quite
successful with the system business - weather-related
environmental monitoring. We are still nurturing the efforts
in this niche area of environmental monitoring.
Our first success in the system business was in year 2001 when
we implemented a simple environmental monitoring in the data
centre of Visa International. Visa International is concerned with
the temperature and humidity profile of their servers in
particular locations in the data centre. After some consultations
and site reviews, we proposed using the OPUS 200
two-channel data logger modules with appropriate temperature / humidity sensor probes to provide a continuous monitoring
with the data streamed into their Operation Room, using the
SmartControl software to give long-term climatic trending and
profiles. The system is still in operation, demonstrating the
quality and reliability of the system manufactured by Lufft. Last
year, we managed to offer a monitoring set to Data Storage
Institute, a research & development laboratory specialising in
the study on climatic effects on magnetic media. The monitoring set is designed to be portable so that the research officers
can carry out their experiments within the R&D laboratories as
well as in their clients' locations. Though these are small
systems, they are critical to our continuous efforts to bring Lufft
into the markets.
We are making an active launch of the weather-related and
industrial monitoring systems this year. We hope to be able to
bring to fruition these efforts with our clean room monitoring
systems with our clients in China, despite strong competition
from much well established player like Lighthouse and Particle
Measuring Systems (PMS). We are working hard to be the
preferred partner for our weather authorities in their island-wide
review of weather stations.
We maintain a quiet confidence of our future success in creating Lufft brand in Asia. This confidence is made possible with
Lufft's strong support and its years of experiences, and our
active networks of business partners in South East Asia,
Vietnam and China.
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Der Autor / the author
Josef Hartl lebt in der Nähe von Linz
im schönen Oberösterreich. Hr. Hartl
kennt die ganze Welt, verhandelt heute
mit Indien, morgen mit China, und ist
ein österreichischer Kosmopolit.
Josef Hartl lives in the proximity of Linz
in beautiful upper Austria. Mr. Hartl has
seen all corners of our blue planet,
negotiates today with India, tomorrow
with China, and is a real Austrian
cosmopolitan.
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Drum prüfe, wer sich technisch bindet
Select technology in haste, repent at leisure
Lufft und E+E vertrauten einander bei der Sensorik schließlich auch dank einer alten japanischen Weisheit
Due to ancient Japanese wisdom, Lufft and E+E trusted each other when it came to sensor technology
Die Annäherung war vorsichtig und abwartend: „Schon wieder
einer, der viel verspricht. Jetzt schauen wir uns mal an, was Sie
können“. So oder ähnlich äußerten sich uns gegenüber anfangs
die Lufft-Mitarbeiter.
The approach was cautious and watchful. "Just another one
promising the world. Let's wait and see what you can really do",
or something like that - this was the initial response we got from
the Lufft employees.
Anfangs – das war 1991. Unser Unternehmen E+E versuchte
damals, sich im Bereich Feuchtesensorik zu etablieren und die
Firma Lufft, die sich im Umbruch befand, als Kunden zu gewinnen. Weil die Fellbacher auf dem Gebiet der Feuchtemessung
über eine langfährige Expertise verfügten und schlechte
Erfahrungen mit kapazitiven Elementen gemacht hatten, waren
sie zu Beginn entsprechend reserviert.
In the beginning - that was in 1991. At that time, our company
E+E was trying to establish itself in the field for humidity sensors
and to win the company Lufft, which was undergoing change,
as a customer. Since the Fellbach based company had years of
expertise in the area of humidity measurement, however
negative experience with capacitive elements, they were
obviously very reserved at the outset. The initial contact between our companies was made by Mr. Schoellhammer who was
then one of the two directors at Lufft, and through a - as it
would soon turn out - highly critical counter part; Mr. SchmitzHuebsch, Manager responsible for research and development.
Zu ersten Kontakten zwischen unseren Unternehmen kam es
durch Herrn Schöllhammer, einen der beiden LufftGeschäftsführer, sowie durch einen – wie sich bald
herausstellen sollte – sehr kritischen Gesprächspartner, den
zuständigen Entwicklungsleiter Herrn Schmitz-Hübsch.
Natürlich erfüllte in dieser Zeit so mancher Sensor „made by
E+E“ nicht die hohen Anforderungen der Firma Lufft.
Doch wir gingen damit gemäß einer alten japanischen Weisheit
um, wonach eine Reklamation ein Glücksfall ist, der die
Zusammenarbeit belebt.
Of course, many a sensor "made by E+E" did not meet the strict
requirements of Lufft at that time. However, we handled this
situation according to the old Japanese wisdom which states
that a customer complaint is a godsend that spurs cooperation.
Sure enough, it was not long before our liaison bore fruit.
At the beginning of 1993, Lufft used E+E components to
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Und tatsächlich trug unsere Liaison schon bald erste
Früchte. Anfang 1993 fertigte Lufft mit Hilfe von E+EKomponenten die ersten Messumformer für Temperatur und
relative Feuchte mit CAN-Bus (ein Datenbus, der hauptsächlich
in der Autoindustrie eingesetzt wird – d. Red.).
Den Bereich Saunasteuerungen erschlossen wir damals
ebenfalls gemeinsam. Der gute Ruf der Marke
Lufft in der Meteorologie und die Fachkenntnis der Mitarbeiter
waren für uns in dieser Phase von immenser Bedeutung.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich unsere ursprüngliche
Kunden-Lieferanten-Beziehung zu einer echten Partnerschaft,
die auf Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung basiert.
„Gemeinsam sind wir stark“ – diesen oft zu Unrecht
strapazierten Slogan erfüllten wir wirklich mit Leben.
manufacture the first transducer for temperature and relative
humidity with a CAN bus (a data bus used mainly in the
automotive industry - Editor).
Together we developed the sauna controls during that time as
well. The good reputation of the Lufft brand in meteorology and
the technical knowledge of our employees were immensely
important to us.
Over time, our original customer-supplier relationship
developed into a true partnership based on trust and mutual
appreciation. "Together, we are strong" - although a very often
overused slogan, it truly reflects our real-life relationship.
Perhaps, the initial cautious approach of Lufft's management
contributed a lot to our present success.
Vielleicht hat die anfängliche Vorsicht der Lufft-Leute dabei
sogar sehr geholfen.
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Der Autor / the author
Yorioki Saito lebt in Tokio,
und hat mit japanischer Geduld und
Konsequenz Lufft zu einem Teil der
Aktivitäten in seinem eigenen
Unternehmen gemacht.
Yorioki Saito lives in Tokyo,
and with Japanese patience and
consequence, he finally made Lufft
a part of his enterprise activities.
1881 125 JAHRE LUFFT 2006
Das Land der aufgehenden Sonde
The land of the rising sensor
Mit einem neuen Messnetz aus Lufft-Sensoren will Japan die Umwelt und den Winterdienst-Etat entlasten
Japan wants to benefit the environment and unburden the winter road maintenance budget with a new measurement network
Eigentlich erstaunlich, dass das Just-in-time-Prinzip
ausgerechnet in Japan erdacht wurde. Bereits in den 50er
Jahren fand Autobauer Toyota die Wunderformel zur
Lager-Minimierung,
der
zufolge
Zulieferer
ihre
Bauteile erst bei Bedarf direkt ans Montageband transportieren.
Dabei ist Just-in-time in der zweitgrößten Volkswirtschaft der
Erde gar nicht so einfach zu verwirklichen.
Das Land wird der Länge nach von Gebirgen durchzogen und
auf der Insel Hokkaido im Norden fallen in den Wintermonaten
regelmäßig mehr als vier Meter Schnee. Die hohen Berge
erschweren es, das nationale Straßennetz auch in der kalten
Jahreszeit gut in Schuss zu halten.
Doch nur mit Verkehrswegen, die das ganze Jahr über
problemlos zu befahren sind, kann das Prinzip des prompten
Anlieferns reibungslos funktionieren – und damit auch die
darauf beruhende Wirtschaft des 120-Millionen-EinwohnerLandes.
Es kommt also darauf an, kritische Fahrbahnzustände genau
zu überwachen. Hierfür kommen bislang vor allem
berührungslose Sensoren zum Einsatz. Das bringt große
Ungenauigkeiten mit sich und verdammt die Verantwortlichen
In a way, it is amazing that the just-in-time principle was invented in Japan, of all places. The miracle formula to minimize
inventory, according to which suppliers deliver their components
directly to the assembly line on demand, was found by the automobile manufacturer Toyota back in the 50s. But just-in-time is
not that simple to implement in the second-largest national economy on the planet. The country is traversed by mountains
along its length, and the island of Hokkaido in the north regularly experiences snowfalls in excess of four meters during the
winter months. The high mountains make it more difficult to
keep the national highway network in good shape during the
winter season. However, the principle of prompt delivery can
only work with highways that can be traveled all year without
any problems - and the economy of this nation of 120 million
inhabitants depends on it.
Therefore, it is necessary to constantly monitor critical roadway
conditions. Until now, this has mainly been done using contactfree sensors. This always results in great inaccuracies and constantly forces those responsible for winter road maintenance to
"make sure". Since officials do not know exactly whether a road
is still clear or already iced over after all, they send road maintenance vehicles out earlier if there is any doubt; and therefore
often sooner than actually required. Therefore the use of de-
053
für den Winterdienst dazu, stets auf Nummer sicher zu gehen.
Weil die Behörden nicht genau wissen, ob eine
Straße noch frei oder doch schon vereist ist, schicken sie die
Einsatzfahrzeuge im Zweifel früher und öfter los als eigentlich
nötig.
So fällt der Verbrauch an Enteisern (Natriumchlorid,
Magnesiumchlorid) mit 400.000 Tonnen pro Jahr unnötig hoch
aus. Dies bedeutet nicht nur vermeidbare Kosten.
Die Überdosis an salzhaltigem Straßen-Streu übersäuert auch
die Böden und führt zu Umweltschäden – was sich längst zu
einem ernsten Problem ausgewachsen hat.
Mit dem Versprechen, zur Umweltschonung beizutragen und
die Kosten für den Winterdienst zu reduzieren, starteten wir
2001 damit, die Lufft-Technik in Japan einzuführen und
bekannt zu machen.
Ich hatte zwischenzeitlich die Lufft-Vertretung übernommen.
Unsere ersten Wege führten uns unter anderem zu den
entsprechenden Abteilungen des Verkehrsministeriums. Dort
bezweifelte der verantwortliche Techniker, dass es von
besonderem Nutzen sein sollte, Fahrbahnsonden direkt in die
Straße einzubauen. Er glaubte uns auch deshalb nicht, weil er
054 von der aktuellen Technik schon einmal enttäuscht worden war.
Bei einem seiner Kollegen hatten wir schließlich mehr Glück.
Er erklärte sich bereit, den Lufft-Sensor auf einer
Haupt-Verkehrsader des Landes einem ausgiebigen Test zu
unterziehen. In der Folge verbrachten wir viele Tage gemeinsam
am Messort. Wir verglichen unsere eigenen Beobachtungen
zum Straßenzustand (trocken, feucht, nass, Eis, Schnee, mit
und ohne Salz) immer wieder mit der Anzeige des Sensors.
Solche Zustandserfassungen, die mit der menschlichen
Inaugenscheinnahme
übereinstimmen
sollen,
sind
messtechnisch höchst anspruchsvoll und mit einer reinen
Temperaturerfassung in der Fahrbahn nicht zu vergleichen.
Am Ende war der Ministeriums-Techniker von unserer Lösung
so sehr überzeugt, dass er entsprechende Budgets für die
Folgejahre vorbereitete, um ein dichtes Lufft-Messnetz
in ganz Japan zu ermöglichen. Er begründete dies mit dem
Umwelt-Beitrag und mit einer Kostenersparnis beim
Winterdienst in Höhe von 20 Prozent. Weil schon bei mittleren
Kommunen mit 50.000 Einwohnern der Winterdienst summa
summarum schnell mehr als eine Million Euro pro Jahr verschlingt, werden die Ausgaben für unsere Sonden-Systeme
rasch wieder eingespielt.
icing materials (sodium chloride, magnesium chloride) is
unnecessarily
high
at
400,000
tons
per
year.
This does not just mean preventable costs. The overdose of
salty material applied to the roads also makes the ground
acidic and leads to environmental damage - which has long
since become a serious problem.
In 2001, we began to introduce and establish Lufft technology
in Japan - with the promise to contribute to environmental
protection and reduce the costs for winter road maintenance.
I had taken over as the Lufft representative at that time. The first
places we went, among others, were the corresponding
departments of the ministry of transport. The responsible
technician there doubted that there would be any special
benefit to installing roadway sensors directly in the road. In part,
he did not believe us because he had already been disappointed
by the current technology before.
Finally, we had more luck with one of his colleagues. He was
prepared to subject the Lufft sensor to an extensive test on one
of the main traffic arteries in the country. We subsequently
spent many days together at the test location. We compared
our own observations of the road conditions (dry, moist, wet,
ice, snow, with and without salt) to the sensor results again and
again. This type of recording of road conditions, which has to
correspond to human inspection, is very demanding from a
measurement technology point of view and cannot be compared to simply recording the temperature in the roadway.
In the end, the technician from the ministry was so convinced
by our solution that he prepared corresponding budgets for the
following year in order to make a dense Lufft measurement
network possible in all of Japan. He justified this with the
contribution to environmental protection and 20 percent cost
savings in winter road maintenance. Since winter road
maintenance quickly consumes more than a million Euros per
year in total even for medium-sized communities with 50,000
residents, the outlays for our sensor system would be paid
back quickly.
Today, our roadway sensors are installed in seven locations on
one of the most important traffic arteries in the country. Lufft
technology is also in use on the island of Hokkaido since last
winter; the Olympic winter games took place there in 1972, and
in 2002 we were first able to present our systems to a broad
circle of specialists there. The occasion was the SIRWEC
conference ("Standing International Road Weather European
Conference"); Lufft has long been a known quantity at this
conference and will continue to do so - after Bingen 2004 and
Heute sind unsere Fahrbahnsensoren auf einer der wichtigsten
Verkehrsadern des Landes an sieben Stellen installiert. Seit
dem vergangenen Winter ist die Lufft-Technik auch auf der Insel
Hokkaido in Gebrauch, wo 1972 die Olympischen Winterspiele
stattfanden und wo wir 2002 unsere Systeme in Japan erstmals
einem breiten Spezialistenkreis präsentieren konnten. Anlass
war die Tagung SIRWEC ("Standing International Road Weather
European Conference"), bei der Lufft längst eine feste Größe
ist und bleiben wird – nach Bingen 2004 und Turin 2006
auch in Prag 2008 und in Québec 2010.
Turin 2006 also in Prague 2008 and Québec 2010.
Nippon has declared that it wants to expand the roadway
monitoring measurement network.
However, it sometimes takes a long time to give disappointed
users renewed hope with new technology, especially for
state-funded projects - even in the (just-in-)time-conscious
country of Japan.
Nippon will das derzeitige Messnetz zur Fahrbahnüberwachung
erklärtermaßen weiter ausbauen.
Allerdings dauert es manchmal gerade bei staatlichen
Projekten sehr lange, enttäuschten Nutzern mit einer neuen
Technologie neuen Mut zu machen – sogar im ansonsten
höchst zeitbewussten Just-in-time-Land Japan.
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056
Der Autor / the author
Claus Seitz lebt in Südafrika, sein Vater
in Deutschland. Gemeinsam spielen sie
das “Hase-Igel-Spiel” und sind immer
schon da, wenn die Ingenieure von
Mercedes und Porsche Meetings
wünschen.
Claus Seitz lives in South Africa,
his father in Germany. They play the
"hare hedgehog game" together and
are always present, if Mercedes and
Porsche engineers require meetings
here and there.
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Lufft besteht den Härtetest
Lufft passes the durability test
Weshalb die Firma Solartec bei Materialprüfungen in Südafrikas Extrem-Klima auf Technik aus Fellbach setzt
Why the company Solartec counts on technology from Fellbach during material tests in the extreme climate of South Africa
Die Wüste Kalahari und die subtropische Provinz KwaZuluNatal in Südafrika sind für viele Menschen ziemlich genau das,
was sie unter einem unwirtlichen Landstrich verstehen.
Das eine Gebiet ist extrem heiß und trocken, das andere extrem
heiß und nass. Für uns von Solartec allerdings ist ein solches
Klima geradezu ideal. Im Auftrag von Unternehmen testen wir
Materialien und Werkstoffe, indem wir sie drastischen
Wettereinflüssen aussetzen – eben in der Kalahari und in
KwaZulu-Natal.
Die so genannte Freibewitterungsprüfung hat sich mittlerweile
als ein fester Bestandteil der Produktentwicklung und der
Qualitätssicherung etabliert. Ausschlaggebend hierfür war das
Aufkommen von Polymermaterialien in Fahrzeugen und
unzähligen anderen Produkten. Jahrzehntelange Erfahrungen
auf diesem Gebiet haben gezeigt, dass die Tests im
Labor jene unter realen Bedingungen lediglich ergänzen
können. Zumal die Ansprüche der Kunden an die Erzeugnisse
gestiegen sind.
Früher mussten Dinge einfach eine Zeit lang funktionieren.
Heutzutage legen Verbraucher auch auf den Wiederverkaufswert und die Langfristqualität großen Wert. Gleichzeitig
werden die Materialien zunehmend strapaziert. In dem Maß,
For many people, the Kalahari Desert and the subtropical
province KwaZulu-Natal in South Africa are exactly what they
mean by inhospitable areas. One area is extremely hot and dry,
the other extremely hot and wet. But for us a Solartec such a
climate is ideal. We test materials and substances - under
contract by companies - by exposing them to the influence of
drastic weather conditions, such as those in the Kalahari and in
KwaZulu-Natal.
Meanwhile, so-called outdoor weathering tests have
established themselves as a standard component of product
development and quality assurance. The rise of polymer
materials in vehicles and countless other products was decisive
for this development. Decades of experience in this field have
shown that laboratory tests can only supplement those carried
out under actual conditions. Especially since customer
demands on the products have increased.
In the past, things only had to work for a while. Today's consumers also place great importance on the resale value and the
long-term quality. At the same time the materials are being
subjected to increased stress. As the ozone layer is depleted,
UV radiation reaching the earth becomes ever stronger - with an
ever-increasing destructive power. Pilot projects with an interna-
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in dem sich die Ozonschicht vermindert, erreicht verstärkt
UV-Strahlung die Erde – mit einer immer größer werdenden
Zerstörungskraft. Pilotprojekte mit einem internationalen
Kraftfahrzeughersteller haben erwiesen, dass Südafrika eine
der höchsten Globalstrahlungsstärken der Welt aufweist. Die
Studie zeigte sogar, dass das dortige UV-Niveau im
Winter mit demjenigen der nördlichen Hemisphäre im Sommer
vergleichbar ist. In Mitteleuropa fallen im Juli 800 Watt pro
Quadratmeter an, in Südafrika in der Spitze mittlerweile 1400
Watt pro Quadratmeter – im Jahr 2000 waren es max.1200.
Dies verstärkt den Zeitraffereffekt noch, der in der Regel einen
Faktor von drei bis vier erreicht und bereits dadurch entsteht,
dass die jeweiligen Objekte bei den Bewitterungs-Versuchen
deutlich exponierter angeordnet sind als bei der normalen
Kundennutzung.
Wirklich aussagekräftig sind unsere Tests für die Hersteller nur
dann, wenn die Umgebungsbedingungen einwandfrei dokumentiert sind. Was bedeutet, dass die Messgeräte trotz des
extremen Klimas auf keinen Fall versagen dürfen. Die
Instrumente müssen Daten wie Objekttemperatur, Strahlung,
Feuchte und sämtliche Wetterdetails mindestens zwei Jahre
lang fehlerfrei und lückenlos aufzeichnen. Diese Informationen
sagen wir unseren Kunden verbindlich zu.
Als wir vor neun Jahren nach Unternehmen gesucht haben,
die uns die benötigten Messgeräte liefern könnten, legten wir
die Kriterien "Made in Germany", "Innovationskraft" und
"Flexibilität" an. Nach einer Vorauswahl und einem
Pilotlauf über einige Jahre entschieden wir uns vor sechs
Jahren ausschließlich für Produkte der Firma Lufft (Opus 2 und
Opus 200). Im Lauf der Zeit entwickelte sich mit Lufft eine
fruchtbare Zusammenarbeit, die sogar zu einer Neuentwicklung
führte: dem Modell Opus 208.
Der Weg zur Serientwicklung dieses Geräts, das wir in der
Kalahari und in KwaZulu-Natal einsetzen, war dornenreich und
stellte an alle Beteiligten höchste Anforderungen. Und zwar
technisch wie menschlich. Doch das liegt in der Natur der
Sache und ließ sich deshalb leider nicht vermeiden.
Denn wie hoch die Anforderungen an die Messinstrumente
sind, kann nur derjenige verstehen, der das extreme Klima auf
unseren südafrikanischen Prüfarealen am eigenem Leib
erfahren hat.
tional automobile manufacturer have proven that South Africa
has one of the highest levels of global radiation in the world. The
study even showed that the UV level there in the winter is comparable to that in the northern hemisphere during the summer.
In Central Europe in July, we measure 800 watts per sqm, in
South Africa we count up to 1400 watts per sqm by now - after
a maximum 1200 watts per sqm in the year 2000.
This further increases the time lapse effect, which is normally
1:3 to 1:4 and already arises due to the fact that the objects are
left much more exposed during the weathering tests than
during normal customer use.
Of course our tests are only really significant for the manufacturers when the environmental conditions have been flawlessly
documented. This means that the measurement devices must
not fail under any circumstances, in spite of the extreme
climate. The instruments have to record data such as object
temperature, radiation, humidity, and all weather details for at
least two years with no errors or gaps. We commit to providing
our customers with this information.
When we were looking for a company to supply the required
measuring devices nine years ago, we used the criteria "Made
in Germany", "innovation", and "flexibility". After a preliminary 059
selection process and a pilot project over the course of a few
years, we decided exclusively on products from the company
Lufft (Opus 2 and Opus 200) six years ago. Over time, we
developed fertile cooperation with Lufft which even led to a
new development: The model Opus 208.
The path to series production for this device, which we have
deployed in the Kalahari and KwaZulu-Natal, was thorny and
placed great demands on all participants. Both from a technology and a human point of view. But that is the nature of the matter and was therefore unfortunately unavoidable. To understand
how high the requirements for the measurement instruments
are, one has to experience the climate at our South Africa test
sites in person.
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Der Autor / the author
Antonio Cogollos lebt in Valencia,
Spanien, und hat aus einem Problem eine
Chance gemacht. Als das Unternehmen,
in dem er arbeitete, in die Insolvenz ging,
gründeten motivierte Mitarbeiter
zusammen das Nachfolgeunternehmen,
das heute spanienweit erfolgreich tätig ist.
Antonio Cogollos lives in Valencia, Spain,
and turned a problem into a challenge.
When the enterprise, where he was
engaged, went into difficulties, he and
motivated colleagues took over the
business operations. Today, they run a
renowned instrumentation company with
sales offices in all big cities in Spain.
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Das Ende der iberischen Eiszeit
The end of the Iberian ice age
Im Lufft-Jubiläumsjahr startet Spanien eine Initiative, um die Straßen des Landes winter-sicher zu machen
In the Lufft anniversary year, Spain launches an initiative to make the country's roads safe in winter
Bei Spanien denken Mitteleuropäer, nicht nur in Fellbach,
vor allem an Sonne, Strand und Sangría (Wein, Fruchtsaft,
Spirituosen). Doch mitunter zeigt sich das Königreich von einer
ganz anderen Seite.
Im Winter sinkt in dem Land, in dem ansonsten Oliven,
Weintrauben und Zitrusfrüchte reifen, die Temperatur immer
wieder weit unter den Gefrierpunkt – im Januar 2005 zum
Beispiel bis auf minus 20 Grad. Gerade weil der Sonnenstaat
nicht darauf eingestellt ist, bringen vereiste Straßen den Verkehr
dann regelmäßig zum Erliegen und führen zu schlimmen
Sach- und Personenschäden.
2006, im Lufft-Jubiläumsjahr, wurde nun ein öffentliches Projekt
ausgeschrieben, um die Sicherheit auf den Straßen zu erhöhen
und die Zahl der Unfälle zu reduzieren. Mehrere Unternehmen
des Landes bewarben sich um den Auftrag. Eine dieser Firmen
bot Sico eine Zusammenarbeit an.
Sico – die Abkürzung steht für Sistemas de Control
("Kontrollsysteme") – ist ein junges Unternehmen, das sich auf
Umwelt-Messsysteme spezialisiert hat und dabei von Anfang
an auf eine enge Kooperation mit Lufft vertraute. Sico sah
dieses Projekt als große Herausforderung und ließ sich darauf
mit entsprechender Motivation und Begeisterung ein. Zudem
Spain - Mid-Europeans, not only those in Fellbach, think
mostly of sun, the beach, and Sangría (wine, fruit juice, and
spirits) when they hear this. But every so often the kingdom
presents a very different side. In the winter, the temperature in
this country where, at other times, olives, grapes, and citrus
fruits ripen often dips well below freezing - for example to minus
20 degrees in January 2005. And because the sunshine state is
not accustomed to this, icy roads regularly shut down traffic at
such times and lead to serious accidents.
In 2006, the Lufft anniversary year, a public project to improve
safety on the roads and decrease the number of accidents went
to tender. Several domestic companies applied for the contract.
One of these companies offered Sico a joint venture.
Sico - the abbreviation stands for Sistemas de Control ("control
systems") - is a young company specialized in environmental
measurement systems that has relied on close cooperation with
Lufft right from the outset.
Sico viewed this project as a large challenge and agreed - with
the corresponding motivation and enthusiasm. Furthermore,
Sico counted on a high-quality product: The slip hazard reporting
system by Lufft.
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setzte Sico auf ein Hochqualitätsprodukt: die Glättemeldeanlage (GMA) von Lufft.
Mit diesem System, das unter anderem die Temperatur und den
Salzgehalt der Fahrbahn misst, lässt sich eine Eisbildung auf
sehr effiziente Art und Weise erkennen. Autofahrer können auf
Grundlage dieser Daten dann über mögliche Gefahren
informiert werden.
Nach einem wahren Hürdenlauf aus verschiedenen
Demonstrationen, technischen Spezifikationen, persönlichen
Treffen, Testanlagen etc. – und dank des Einsatzes der
Sico-Mitarbeiter sowie der Qualität der angebotenen Produkte
– erhielt Sico mit seinem Kooperationspartner den Zuschlag
für das Projekt.
Inzwischen sind auf Brücken und an anderen heiklen
Abschnitten des spanischen Straßennetzes zahlreiche
Glättemeldeanlagen im Einsatz. Sie machen den Verkehr für
diejenigen Fahrer und Fußgänger sicherer, die auch außerhalb
der heißen Sommermonate in Spanien unterwegs sind.
This system, which measures the temperature and salt content
on the roadway, among other things, recognizes ice formation in
a very efficient way. Based on these data, drivers can then be
informed of possible danger.
After a real hurdle-race consisting of various demonstrations,
technical specifications, personal meetings, test setups, etc. and thanks to the engagement of the Sico employees and the
quality of the products offered - Sico and their joint venture
partner were awarded the contract for the project.
By now, a large number of slip hazard reporting systems have
been deployed on bridges and other dangerous sections of the
Spanish highway network. They make traffic safer for those drivers and pedestrians who travel in Spain outside the hot
summer months.
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Der Autor / the author
Upendra Sahasrabuddhe lebt in Pune,
Indien, und arbeitet für Forbes Marshall
auf dem ganzen Subkontinent.
Das mehr als 1000 Mitarbeiter starke
Unternehmen ist sehr sozial eingestellt
und unterstützt die Kinder seiner
Beschäftigten im Hinblick auf eine gute
Schulausbildung bis zum
Universitätsabschluss. Daneben hilft Mr.
Forbes beim Auf- und Ausbau der
Infrastruktur in Pune, beispielsweise mit
Zuschüssen für den Bau von
Krankenhäusern.
Upendra Sahasrabuddhe lives in Pune,
India, and works for Forbes Marshall
on the whole subcontinent. Forbes
Marshall employs more than 1000 people
in India. The enterprise is socially active
and supports the children of its employees
to achieve excellent education. Besides
that, Mr. Forbes supports improvements of
the local infrastructure in Pune, for instance with funds for hospitals.
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Das Adler-Eipulver-Problem
The Eagle-powdered-egg problem
Jungtiere wie Produktionsprozesse brauchen oft ein konstantes Klima. Und dazu verhilft Lufft auch in Indien
Young animals and production processes often need a stable environment. Lufft makes this happen in India
Adler, die im deutschen und im amerikanischen Staatswappen
Stärke symbolisieren sollen, sind eigentlich recht sensible
Geschöpfe. Zumindest zu Beginn ihres Lebens. Damit AdlerJunge gedeihen können, benötigen sie ganz bestimmte
Temperatur- und Feuchte-Werte, die nur wenig schwanken dürfen. Gleichzeitig legt ein Adlerpaar pro Jahr höchstens zwei
Eier. Deshalb überlassen Zoos und andere Einrichtungen,
die Adler halten, wenn möglich nichts dem Zufall. Um auf
Nummer sicher zu gehen, geben sie die Eier der Könige der
Lüfte in spezielle Brutmaschinen.
So gesehen hat Adler-Aufzucht eine Menge mit unserer täglichen Arbeit zu tun. Unser Unternehmen Forbes Marshall, das
in Indien bereits seit 60 Jahren existiert, zählt dort zu den
führenden Firmen auf dem Gebiet der Dampferzeugung und in
der Regelungstechnik. Wir haben uns darauf spezialisiert,
unterschiedlichste Produktionsprozesse zu optimieren – etwa in
den Wirtschaftszweigen Pharma, Chemie, Öl und Gas, Energie,
Papier, Bier, Lebensmittel und Zucker.
Der Kontakt zu Lufft ist in den vergangenen Jahren zustande
gekommen. Seit wir die präzisen Instrumente aus Deutschland
einsetzen, können wir unseren Kunden zusätzlich zur
Prozessmesstechnik "Druck" nun auch die Anwendung
"Temperatur und Feuchte" anbieten.
Wir wissen, dass indische Denkweisen und Anforderungen für
Forbes Marshall is one of the leading engineering Companies in
India engaged in the field of steam engineering & control instrumentation. The Company is also a market leader in
providing customized steam engineering / process control
solutions to their customers in Sugar, Pharmaceuticals,
Chemical, Steel, Oil & Gas, Defence, Power, Paper, Distilleries &
Breweries, Food & Beverages, etc.
Although, ours is a 60 years old Organization, we have been
associated with Lufft very recently. Using Lufft's excellent
product mix in climate measurement, we have been successful
in providing highly specialized solutions to our customers
in India.
We have a customer, which is a 100% export oriented unit,
manufacturing egg powder in southern part of India. They have
the initial processing of eggs and they prepare egg powder
using spray drying system. Such powder is then packed into
cardboard cartons, weighing 25 Kg. per box. Such boxes are
stored in 10 mtr. x 7 mtr. x 7 mtr. hot room for 14 days for heat
treatment. The treatment used to bring down the initial powder
moisture of 7% to 5.5% and at a time, they used to charge 22
Tons of such powder in one such room. In the past, the customer used to only do manual temperature control and try to
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westliche Hersteller sehr gewöhnungsbedürftig sind. Inder wollen alle Fragen sofort beantwortet haben. Doch gerade bei
Entscheidungsprozessen darf man die Uhr in Indien häufig
nicht präzise stellen.
Dennoch läuft unsere deutsch-indische Zusammenarbeit sehr
erfolgreich. Das beste Beispiel hierfür liefert ein Unternehmen,
das im Süden Indiens Eipulver für den Export produziert.
Der Herstellungsprozess beginnt mit frischen Eiern und setzt
Spraytrockner ein, um daraus Pulver zu erzeugen. Dieses
Pulver wird dann in Kartons zu je 25 Kilo abgefüllt und in
speziellen Hochtemperatur-Räumen gelagert. Jeder Raum mit
einer Länge von zehn Metern sowie einer Breite und Höhe von
je sieben Metern kann bis zu 22 Tonnen des Pulvers aufnehmen.
Um die relative Feuchte des Eipulvers auf 5,5 Prozent zu reduzieren, regelte der Kunde früher ausschließlich die Temperatur.
Und zwar von Hand. Mit Hilfe von elektrischen Heizgeräten und
Ventilatoren versuchte das Unternehmen, die Temperatur möglichst konstant bei 85 Grad Celsius zu halten. Nach einer intensiven Analyse mit Forbes Marshall entschied sich der Hersteller,
für die 14 Tage des Trocknungsprozesses künftig zusätzlich zu
einer Temperaturvon 85 Grad eine relative Umgebungsfeuchte
von 35 Prozent anzustreben.
Aktuell waren die Werte davon weit entfernt: Die anfangs 50
Prozent Feuchte der Umgebung rutschten bis zum Erreichen
der angepeilten 85 Grad auf drei Prozent ab. So entwickelten
wir Sprühsysteme mit speziellen Düsen, um trockenen,
gesättigten Dampf in den Raum hineinzublasen und die
Feuchte von drei auf 35 Prozent zu erhöhen. Entscheidend war
dabei, die Anlage so zu entwerfen, dass aus den Sprühdüsen
kein Kondenswasser tropfte. Dies hätte das Pulver unbrauchbar gemacht. Im zweiten Teil des Verfahrens führte die ausströmende Feuchte des Eipulvers zu Werten von mehr als 35
Prozent. Um die Zielmarke einzuhalten, setzten wir komprimierte Umgebungsluft ein, die wir über Ein- und Auslassventile
entsprechend dosieren konnten. Gleichzeitig lieferten wir alle
notwendigen Steuerungselemente für Heizungen sowie
Ventilatoren und optimierten damit das System aus einer Hand.
Das Ergebnis war bestens. Die Raumtemperatur schwankt nun
maximal zwischen 84 und 86 Grad, die Feuchte bewegt sich
allenfalls zwischen 32,5 und 37,5 Prozent. Unsere KlimaFeinabstimmung erlaubte es, den Trocknungsprozess von 14
Tagen auf acht Tage zu verkürzen. Zudem fällt heute kein
Ausschuss mehr an. Früher mussten etwa zwölf Prozent der
jährlichen Produktion (22 Tonnen Eipulver) vernichtet werden,
weil die Heißluft zu ungleichmäßig im Raum verteilt war. Der
Kunde ist hochzufrieden und hat uns bereits einen Folgeauftrag
für einen zweiten Hochtemperatur-Raum erteilt.
maintain the temperature of 85 deg.C. for 14 days, using
electrical heaters & fans. After a detailed discussion with their
process development group, we arrived at a condition, where
they wanted to maintain 35% RH at 85 deg.C. for the entire 14
days period.
When we were analyzing the drying process, it was understood
that the ambient humidity of 50% RH will become 3%, once the
temperature reaches 85 deg.C. We designed some specialized
steam spraying nozzles to spray dry saturated steam into the
room to increase the humidity from 3% to 35%. It was very
important to design a proper steam conditioning equipment in
order to ensure that we spray only dry saturated steam and the
condensate water does not fall out of spray nozzle and spoil the
powder in the boxes. Proper design of steam PRV, trapping
system and humidifier nozzles ensured these requirements.
During the secondary stage of drawing, the internal moisture
from the powder starts coming out and increases the humidity
from 35% RH upwards. We used ambient compressed air with
control valves at inlet & outlet to bring down this humidity back
to 35% RH. We also provided the necessary controls for
electrical heaters & fans to complete the scheme.
The end result was - We were able to maintain the room
temperature within +/- 1 deg. and the RH within +/- 2.5%. Due 067
to this uniform climate control, the actual process time was
reduced from 14 days to 8 days. Further, earlier they did not
have an uniform distribution of hot air inside the room and
hence used to waste about 12% of the total product (22 Tons).
This wastage was totally eliminated. The customer was
extremely happy and placed order on us for one more room,
which is also recently commissioned.
Thanks to Lufft for providing this proper climate control
concepts with the right products.
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Der Autor / the author
Thomas Hoof lebt im Ruhrgebiet,
gründete in den 80er Jahren die Firma
Manufactum und brachte 1988 seinen
ersten Katalog heraus.
Die Produktschau stellt eine Mischung
aus Werbung und Warenkunde dar und
avancierte durch ihren Sprach- und
Foto-Stil zu einem Klassiker.
Thomas Hoof lives in the Ruhr district
near Dortmund and established
Manufactum in the 80's. The first catalog
was published in 1988. The product
showcase combines unique background
information with excellent photo style.
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"Ein Gruß zum Hundertfünfundzwanzigsten"
"One hundred twenty-fifth anniversary greetings"
Es gibt sie noch, die guten Dinge
The good things in life still exist
Unter unseren vielen deutschen Lieferanten ist mir Lufft einer
der liebsten; nicht nur wegen seiner feinen feinmechanischen
Produkte, die ja wie geschnitzt erscheinen für unser Sortiment,
sondern auch deshalb, weil Lufft mir geradezu als ein Prototyp
der immer noch – und entgegen allen Unkenrufen – überaus
erfolgreichen mittelständischen deutschen Industrie erscheint.
Deren beste Vertreter haben ihr Spielbein in allen Ecken des
Weltmarkts (jedenfalls dort, wo noch ein Qualitätskalkül zum
Tragen kommt), stehen mit Ihrem Standbein aber auf dem festen Grund des industriegeschichtlichen Bodens ihrer jeweiligen
Branche: Die großen deutschen Logistik-Unternehmen blicken
ja alle auf eine Fuhrmannsvergangenheit zurück, und SAP ist –
einem vielzitierten Bonmot zufolge – eigentlich gar kein
Softwareunternehmen, sondern ein klassischer deutscher
Anlagen- und Maschinenbauer (was ich als SAP-Anwender nur
bestätigen kann, mit den allerdings durchaus gemischten
Gefühlen desjenigen, der eine Säge bestellt zu haben glaubte
und ein ganzes Sägewerk geliefert bekam).
Als Manufactum und Lufft sich erstmals trafen, bewegte sich
der traditionsreiche Hersteller nicht nur guter, sondern auch
gestalterisch beispielgebender Thermometer längst und erfolgreich in den Gefilden der elektronischen Umweltmeß- und
Regeltechnik und war eben dabei, sich gedanklich von
Among our many German suppliers, Lufft is one of my favorites;
not just because of their high-quality fine mechanical products
that seem as though they are tailored to our product line, but
also because Lufft appears to me almost as a prototype of the
still - in spite of all prophecies of doom - highly successful
medium-sized German industry. Its best representatives are
involved in all corners of the global market (at least where quality considerations are involved), but their foundation is firmly on
the historical solid ground of their respective industry: The
largest German logistics companies all have a past as freight
companies, and SAP - according to a much quoted one-liner is not really a software company but a classic German
equipment and machinery producer (which I can only confirm
as a SAP user, but with the definitely mixed feelings of one who
thought he ordered a saw but had an entire sawmill delivered).
When Manufactum and Lufft first met, the traditional
manufacturer of thermometers that were not only high-quality
but also exemplary in design had long been successfully
involved in the area of environmental measurement and control
technology and was just in the process of mentally distancing
itself from the production and sale of mechanical consumer
climate measurement devices since the specialized trade in
devices of this quality and price class was becoming increasingly
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Produktion und Vertrieb der konsumentennahen, mechanischen Klimameßgeräte zu verabschieden, weil sich der
Fachhandel mit Geräten dieser Qualitäts- und Preisklasse
immer schwerer tue. Er täte das ungern, erklärte mir Klaus
Hirzel, nicht nur aus Anhänglichkeit an die ersten hundert Jahre
der Firmengeschichte, sondern auch deshalb, weil er die feinmechanische Produktion für die Lehrlingsausbildung erhalten
wolle: Nirgendwo – erst recht nicht am Bildschirm – lasse sich
Präzisionsgesinnung, Geduld, Konzentration und technisches
Verständnis so erlernen, einüben und festigen wie bei der
feinmechanischen Arbeit an richtigen Werkstücken.
Und das ist sie ja auf den Punkt gebracht: Die "Werkorientierung" der deutschen Industrie- und Facharbeiterkultur, die
die amerikanischen Autoren Michael Priore und Charles Sabel
vor einigen Jahren als die Hauptstärke der deutschen Industrie
bezeichnet hatten und als Quelle von deren andauernder
Qualitätsführerschaft im Investitionsgütermarkt.
Der sehr weitgehende Rückzug der deutschen Industrie aus
den Konsumgüter- und Endverbrauchermärkten beruht auf der
resignativen Einschätzung, daß ihre Stärken dort keine Rolle
spielen. Das mag heute noch richtig sein, ob es das morgen
auch noch ist, ist zweifelhaft. Der Konsumgüterkarneval geht
zumindest bei Teilen der Verbraucher zurück; die Attitüde des
"Das-hol-ich-mir" verwandelt sich langsam wieder in eine
Haltung des "Anschaffens". Die derzeit – noch befördert durch
ostasiatische Niedriglöhne und dramatisch unterbewertete
Währungen – stattfindenden Verschleuderungsorgien auf den
grünen Wiesen sind kein Auftakt, sondern ein Nachspiel.
Insofern sind wir sicher, daß die mechanische Produktion von
Lufft – weitergeführt zunächst aus eher marktfremden Motiven
– auch am Markt eine Zukunft haben wird. Nicht nur deshalb,
weil Qualität eine Zukunft hat, sondern auch deshalb, weil
mechanische Meßapparaturen, jedenfalls dort, wo sie, wie im
Haushalt, außerhalb von Steuer- und Regelverbünden tätig
sind, die technisch angemessenere und deshalb intelligentere
Lösung darstellen.
Und daher der Firma Lufft und ihren Mitarbeitern einen
herzlichen Glückwunsch zum 125. und, guten Mutes, die
besten Wünsche für die Zeit bis zum 150.
difficult. They were reluctant to do so, Klaus Hirzel explained to
me; not just because they were devoted to the first one
hundred years of company history, but also because he wanted
to maintain fine mechanical production for the training of
apprentices: Nowhere - and definitely not at the computer - can
a disposition for precision, patience, concentration, and
technical understanding be learned, practiced, and strengthened
as during fine mechanical work on actual products.
And that, of course, is the point: The "craftsmanship"
orientation of the German industry and technician culture,
which the American authors Michael Priore and Charles Sabel
identified as the main strength of German industry and as the
source of sustained quality leadership in the capital equipment
market a few years ago.
The extensive retreat by German industry from the consumer
goods and end user markets is based on the resigned
assessment that its strengths do not matter there. This may still
be correct today, but it is doubtful whether it will still be the case
tomorrow. The consumer goods carnival is receding, at least
with some consumers; the "I'm going to get that" attitude is
slowly changing back to the concept of "acquiring". The orgies
of waste that are still taking place on today's green pastures still fed by low wages in eastern Asia and dramatically
undervalued currencies - are not a sign of things to come,
but the aftermath.
Therefore we are certain that mechanical production at Lufft initially carried on for reasons outside of the market - will
also have a future on the market. Not only because quality has
a future there, but also because mechanical measurement
devices - at least where they are used in the household, outside
of control and regulation components - are the technically more
suitable and therefore intelligent solution.
Therefore we would like to congratulate the company Lufft and
its employees on their 125th anniversary, and, in good cheer,
best wishes for the period up to the 150th.
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Impressum / Imprint
Herausgeber
Geschäftsführung G. Lufft Mess-und Regeltechnik GmbH
Objektleitung
Klaus Hirzel
Chefredaktion
Joachim Hirzel
Übersetzung
Prime Ad! Translations AG
Art Direction, Bildredaktion
Alexa Schick-Hirzel
Herstellung, Litho, Druck
DHW Druckhaus Waiblingen
Bei der Entstehung der Texte haben mitgewirkt:
Klaus Hirzel
Stefan Schöllhammer
Dr. Peter Wiesendanger
Axel Schmitz-Hübsch
Karoly Nagy
Lothar Blaschke
Gert Aldinger
Sam Aebi
Jimmy Soon
Josef Hartl
Yorioki Saito
Claus Seitz
Antonio Cogollos
Upendra Sahasrabuddhe
Thomas Hoof
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www.Lufft.de
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S
E
R
V
I
C
E
“Was der Kunde wirklich will,
ist erstens Service, zweitens
Service und drittens Service.”
(unbekannt) Bei Lufft hat der
Dienst am Kunden erstens
absolute Priorität, zweitens
absolute Priorität und drittens
absolute Priorität.
G
E
W
I
N
N
„Gewinn ist so notwendig
wie die Luft zum Atmen,
aber es wäre schlimm, wenn
wir nur wirtschafteten, um
Gewinne zu machen, wie es
schlimm wäre, wenn wir nur
lebten, um zu atmen.”
(Hermann Abs, dt. Topmanager) Profit ist für uns
ein unverzichtbares Mittel
zum Zweck. Auch unser
Unternehmen, das ja beinahe so heißt wie das lebensnotwendige Gasgemisch,
muss kräftig durchschnaufen können. Nur ein vitaler
Betrieb kann seinen Kunden
und Mitarbeitern auf Dauer
ein verlässlicher Partner sein.
T R A D I T I O N
„Tradition verpflichtet.” (unbekannt) Seit 125 Jahren
halten wir an unseren hohen
Standards fest. Unsere
Kunden, Mitarbeiter und
Geschäftspartner können
sich darauf verlassen, dass
dies auch künftig so bleibt.
P A R T N E R
D
„Suche Partner für meine
Solokarriere.“ (Anke Engelke,
dt. Entertainerin). Das ist
wirklich nicht unser Weg.
Wir unterstützen Sie bei der
Lösung Ihrer Messaufgaben
stets mit dem Ziel, auch
Ihren Erfolg zu befördern.
”Die Schönheit rettet die
Welt.” (Fjodor M. Dostojewskij,
russ. Schriftsteller) Unsere
Technik soll ansprechend
verpackt sein. Gute Ergonomie und gutes Design helfen, unsere komplexen
Messgeräte intuitiv zu nutzen.
Q U A L I T Ä T
T
E
C
H
N
I
„Qualität ist, wenn der Kunden zurückkommt, nicht das
Produkt.” (unbekannt) Wir
streben von jeher nicht nach
“billigst”, sondern nach
“bestens”. Weil das unterm
Strich auch für unsere Kunden das Günstigste ist.
“Der Fortschritt war so fortschrittlich, dass er dem Menschen auf und davon und fort
schritt.” (Wolfgang J. Reus, dt.
Satiriker) Es geht auch anders.
Wir entwickeln Produkte, die
unsere Umwelt ein wenig besser zu machen.
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I N N O V A T I O N
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„Du siehst Dinge und fragst
‚Warum?’. Ich träume von
Dingen und sage ‚Warum
nicht?’.“ (George B. Shaw, ir.
Schriftsteller) In einer Zeit, in
der sich die High-Tech-Welt
über Nacht weiterentwickelt,
„träumen“ wir mehr denn je.
“Wir wollen nichts von Ihnen,
aber wir haben etwas für
Sie.” (brand eins, dt. Magazin)
Wir bieten maßgeschneiderte Systeme, die Ihnen einen
maximalen Nutzen versprechen - damit Sie möglichst
lange etwas von uns haben.
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