University of Tampere (2014/15)
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University of Tampere (2014/15)
University of Tampere Erfahrungsbericht Auslandssemester WS 2014/2015 Bevor ihr mit dem Lesen anfangt klickt schnell auf diesen Link und lasst die Musik im Hintergrund laufen: https://www.youtube.com/watch?v=1GxU8H9ijgc. Läuft? Gut! Das ist übrigens die inoffizielle finnische Nationalhymne. Das Original wurde 1899/1900 von Jean Sibelius geschrieben. Aber von der finnischen Geschichte werdet ihr entweder schon etwas gehört haben oder ihr werdet etwas hören, wenn ihr ins wunderschöne Land der tausend Seen kommt. Wohin ins Auslandssemester gehen? Das war keine Frage, die ich mir gestellt habe, da ich hauptsächlich ein Studium angefangen habe, um bessere Chancen auf dem internationalen – ok, finnischen – Arbeitsmarkt zu haben. Warum Tampere und nicht Vaasa? Die Frage ist schon eher interessant. Ich war vor der Bewerbung an der Viadrina in beiden Städten und mir war danach klar, dass Vaasa nicht in Frage kommt, da es mir persönlich einfach zu weit von allen – für mich – interessanten Orten entfernt ist. Tampere hingegen sitzt fast mittig in Südfinnland und man ist mit dem Zug oder Bus in 2 Stunden in Helsinki oder Turku, in 5 Stunden in Oulu und auch nach Rovaniemi kann man ohne Umsteigen fahren. Ein weiterer großer Pluspunkt für Tampere war, dass die Stadt auf fast allen Touren finnischer Bands dabei ist. Inseln vor Helsinki Vorbereitung Anreise Ich bin von Tegel aus mit AirBerlin nach Helsinki geflogen und habe von Helsinki den Zug nach Tampere genommen. Der Flug hat um die 125,00 EUR gekostet und das Zugticket so um die 25,00 EUR, wobei ihr nicht den Studententarif nutzen könnt, solange ihr euren finnischen Studentenausweis nicht habt. Vom Flughafen Vantaa nehmt ihr den Bus 615/620 bis zur Endstation (Rautatientori). Die Zugfahrkarten könnt ihr euch vorher auf online kaufen und zuhause ausdrucken. Alternativ könnt ihr auch mit dem Bus 61 nach Tikkurila fahren und dort in den Zug nach Tampere einsteigen, das ist ein bisschen günstiger und etwas kürzer. Allerdings wurde auf dem Bahnhof gebaut und die Fahrstühle haben nicht funktioniert, was mit viel Gepäck schon unglücklich ist. OnniBus ist die oft preisgünstigste Möglichkeit zu fahren, wenn ihr nicht zu viel Gepäck habt (z.B. nur einen Koffer und ein kleineres Handgepäck), da sie eine Größen-/Gewichtsbeschränkung beim Gepäck haben. Wenn ihr viel Gepäck habt und nicht alleine anreist könnte sich eventuell auch ein Mietwagen lohnen, da ihr euch dann die Gepäckschlepperei spart. Und sollte einer der Mitreisenden ADAC-Mitglied sein, würde ich den Mietwagen immer darüber buchen, da der Haftungsausschluss schon mit drin ist. 1 Auslandskrankenversicherung Grundsätzlich gilt in Finnland die EHIC (europäische Gesundheitskarte), aber die Zuzahlungen bei z.B. Krankenhausaufenthalten sollen relativ hoch sein, so dass sich gegebenenfalls eine Auslandskrankenversicherung lohnt. Viele Standard-Reisekrankenversicherungen gelten aber nur für die ersten 6 Wochen nach der Reise, aber viele Versicherer bieten Zusatzpakete an, die den Schutz verlängern. Ich habe über die EuropaVersicherung einen Standard-Reisekrankenschutz und zusätzlich noch eine Verlängerung für 4,5 Monate für insgesamt ca. 130,00 EUR abgeschlossen. Für mich war der Preis ok, da mir meine heimische Krankenversicherung eine Zuzahlungsliste für Finnland zugeschickt hatte, wo ich nach 5 Tagen im Krankenhaus den gesamten Beitrag rausgehabt hätte. Hört sich vielleicht übervorsichtig an, aber ich habe mir schon mal im finnischen Winter die Hand gebrochen und weiß, dass meine Eis-/Schneelaufkünste nicht sonderlich gut entwickelt sind. Erster Schnee in Tampere Da wir gerade bei Krankheiten sind. Um die typische Erkältung kommen nur die wenigsten rum also nehmt euch ruhig ein paar Medikamente dafür mit. Ich würde Halsschmerztabletten mit Schmerzhemmer empfehlen, da es in Finnland nur eine Sorte gab, die den Hals betäubt und die haben bei mir nicht sonderlich gut gewirkt. Winteranfang in Ostfinnland Unterkunft TOAS bietet die preisgünstigsten Studentenunterkünfte an und die meisten Austauschstudenten der UTA wohnen in den Wohnheimen Lapinkaari oder City. Auch über Opiskelijan Tampere kann man Zimmer bekommen, wenn man kein TOAS-Zimmer kriegt. Bewerbung Der Bewerbungstermin für die TOAS-Zimmer ist immer Mitte Mai für das kommende Wintersemester. Ich würde empfehlen direkt an dem Tag die Bewerbung loszuschicken. Bei uns war glaube ich um 8:00 Bewerbungsbeginn (finnische Zeit), also braucht man nicht bis Mitternacht vor dem Rechner sitzen. Aber TOAS gibt auf ihrer Website an, wann die Bewerbungsrunde eröffnet wird. Man kann bei dieser Bewerbung keine Sonderwünsche (z.B. eigenes Bad oder bestimmtes Wohnheim) angeben. Aber ich habe TOAS direkt nach dem Absenden der Online-Bewerbung eine Mail geschrieben, dass ich gerne nach Lapinkaari möchte und ich kam nach Lapinkaari. Lapinkaari Über TOAS City kann ich nicht viel sagen, außer dass es zum Teil Gemeinschaftsbäder hat, sehr zentral liegt (gleich um die Ecke vom Bahnhof und vielen Clubs) und die Lautstärke und Partyfrequenz entsprechend sein soll. Da ich genau dieses schon vorher wusste, wollte ich nach Lapinkaari. Es ist etwas raus aus dem Stadtzentrum (ca. 20-30 Minuten zu Fuß zum Bahnhof) und alle Zimmer haben ein eigenes Bad. Auch in Lapinkaari gab es die ein oder andere laute Party, aber nicht in der Häufigkeit, wie in City. Der Bus (Linie 2) hält fast direkt vor der Tür, allerdings fährt er nur zwischen ca. 5:30 und 22:30/23:30. 2 Auch mit dem Fahrrad erreicht man in Tampere alles relativ schnell und wenn ihr auch so einen milden Dezember erwischt, könnt ihr die ganze Zeit mit dem Fahrrad unterwegs sein. Das Innenleben von Lapinkaari ist im ersten Moment etwas schockierend. Auf den Bildern sieht alles so schön aus und wenn man dann sein Zimmer aufschließt und angeschmuddelte Wände, Brandlöcher im Boden und Möbel mit sehr sichtbaren Gebrauchsspuren sieht kann man erst einmal ziemlich enttäuscht sein. Aber nach einer gewissen Zeit gewöhnt man sich dran und ein kleiner IKEA-Teppich wirkt Wunder. Wichtig ist allerdings diese Mängel an TOAS zu melden, damit sie wissen, dass ihr nicht diejenigen wart, die das Zimmer so zugerichtet haben. Was uns auch gleich zum nächsten Problem führt – die Gemeinschaftsküchen. Hier hängt die Sauberkeit natürlich immer von den Mitbewohnern ab, aber in diesem Jahr war es wirklich unterirdisch. Und egal was TOAS an Sanktionen androht es fühlt sich niemand verantwortlich. Nach einer gründlichen Putzorgie hat es ein paar Tage gedauert bis der VorherZustand wieder zu bewundern war. Alternativ bietet TOAS auch möblierte WGs an. Allerdings sind diese dann weiter entfernt und auch da kann man je nach Mitbewohnern seinen Spaß haben. Tampere Tampere ist die drittgrößte Stadt Finnlands und war früher einmal als das Manchester des Nordens bekannt. In der ehemaligen Finlaysson-Fabrik sind heute Bars, Restaurants, ein Kino und einige andere Geschäfte zu finden. Kino in Finnland ist empfehlenswert, wenn man seine Filme gerne unsynchronisiert guckt (meist Englisch mit finnischem und schwedischem Untertitel). Auch hat Tampere zwei EishockeyMannschaften – Ilves und Tappara – in der finnischen Liiga (sowas wie Bundesliga für Eishockey) und die Spiele gegeneinander sind immer sehr beliebt, dafür sollte man sich dann schnell eine Karte besorgen. Die bekanntesten Konzert-Venues sind das Pakkahuone und der Klubi, wo ich u.a. Apulanta, Amorphis und Kotiteollisuus gesehen habe. Dann gibt es noch mehrere Bars, in denen regelmäßig live gespielt wird. An jedem ersten Donnerstag des Monats kann man sich den improvShowdown von JadaJada Improv im O'Connell's anschauen – sehr witzig und ein sehr schöner Irish Pub. Universität Uni in Finnland ist wie Finnisch: Nicht schwer, aber anders. Ich wusste schon bei der Bewerbung, dass die Kurse an der UTA für meine Schwerpunkte nur beschränkt geeignet sind, so dass ich alle IOM-Kurse bereits vorher an der Viadrina fertig gemacht habe. Zum Glück kann ich nur sagen, da meine favorisierten Kurse an der TAMK dieses Jahr nicht über das UnipoliNetzwerk angeboten wurden. Das Semester ist ähnlich wie an der Viadrina in zwei Perioden geteilt. Gelegentlich gibt es periodenübergreifende Kurse, aber diese sind nicht viele. Mein einziger Kurs war „Finnish Society and Culture“ in dem es für Anwesenheit bei allen Vorlesungen 1 ECTS gab. Bei einigen Terminen war die vollständige Anwesenheit schon eine Herausforderung, da manche Themen unglaublich langweilig dargestellt wurden oder der Dozent Probleme mit Englisch hatte. Aus einigen Veranstaltungen bin ich hinterher rausgegangen und habe mich gefragt, was z.B. mit Arto Paasilinna ist oder wie man es schafft 90 Minuten über finnische Populärmusik zu sprechen und Metal nur in einem Halbsatz auf der vorletzten Folie zu erwähnen – in einem Land mit der höchsten „Metal Band pro Einwohner“-Dichte. Aber es gab auch eine sehr gute Vorlesung über das finnische Sozialsystem, diese war interessant und sie war eine der wenigen Dozenten, die den Hörsaal mit in die Präsentation einbezogen hat. 3 Für Accounting habe ich „Internal Auditing und Control Systems“ belegt. Der Kurs war sehr praxisorientiert, da einer der beiden Dozenten in einer Internal Auditing-Firma arbeitet und dieser uns auch an zwei Übungsterminen mal eines der meistbenutzen Auditing-Programme erklärt hat. Für diesen Kurs habe ich meine einzige Klausur in Finnland geschrieben. Vorher konnten wir Hausaufgaben erledigen und einreichen, für die man dann eine bzw. zwei Klausuraufgaben streichen konnte. Diese Aufgaben haben mir am Ende vermutlich auch die Note gerettet, da ich in der Nacht vor der Klausur vom Grand Russia Trip zurück gekommen bin und nicht wirklich lernen konnte. In der zweiten Periode habe ich dann „Business Ethics“ und „Strategic Analysis“ belegt. Für beide Kurse musste hier in Gruppen gearbeitet werden. In „Business Ethics“ wurden die Gruppen von der Dozentin zusammengestellt. Wir mussten einen Report über ethische Beziehungen in einer bestimmten Firma schreiben und unsere Ergebnisse dann auf einem Poster präsentieren. Zusätzlich mussten wir ein Lerntagebuch führen. Diese drei Sachen haben am Ende die Note gebildet. Dieser Kurs war schlussendlich sehr interessant, da man viele Diskussionen innerhalb der Gruppe hatte und die Themen aus verschiedenen kulturellen Sichtweisen betrachtet hat. Bei „Strategic Analysis“ haben sich die Gruppen selbst zusammengestellt. Auch hier musste ein Report über eine Firma geschrieben werden, bei dem verschiedene strategische Analyse-Tools zum Einsatz kommen sollten. Am Ende stand hier dann eine 30minütige Präsentation und 15 Minuten Fragen zum Thema. Gruppenarbeiten und Lerntagebücher gibt es so an der Viadrina nicht und zuerst war ich bei beiden Kursen nicht sonderlich begeistert, aber nachdem sich meine Gruppen dann in die Arbeit gestürzt haben und sich erste Diskussionen und Ergebnisse entwickelt haben wurden es doch noch interessante und spannende Kurse. Auch die Ergebnisse dieser Kurse waren sehr gut, da alle Gruppenmitglieder gute Noten haben wollten. Freizeit Die ESN Clubs in Tampere sind sehr aktiv und wenn man möchte kann man ziemlich viel machen. Insbesondere vom Lappland-Trip haben viele Leute geschwärmt. Über die ESN-Clubs habe ich nur den Grand Russia Trip der TUT mitgemacht. St. Petersburg, Nowgorod und Moskau in 8 Tagen war anstrengend, aber auch ein ganz tolles Erlebnis mit so vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen. Für mich steht fest, dass ich mir St. Petersburg irgendwann nochmal im Frühling oder Sommer ansehen muss. Und da man von Helsinki aus nur 4 Stunden mit dem Zug fährt ist das doch der perfekte Grund, um auch mal wieder nach Finnland zu fliegen. Roter Platz in Moskau Während der Uni-Zeit bin ich nur mal nach Helsinki oder Oulu zu Konzerten gefahren, aber die letzte Woche vorm Heimflug habe ich zum Reisen genutzt. Turku, Savonlinna, Lappeenranta, Kotka und Tallinn mussten einfach nochmal sein. The Man-Eating Tree in Helsinki 4 Fazit Ich würde es immer wieder tun! Finnland war, ist und bleibt für mich eines der Länder in denen ich mir ein Leben nach dem Studium vorstellen kann. Das Preisniveau hat mich nicht so geschockt, da ich vorher schon mehrfach in Finnland war und wusste was auf mich zukommt. Das nichtenden wollende Schmuddelwetter war eine Herausforderung und ich habe mich immer gefreut, wenn morgens Schnee lag, auch wenn das wieder bedeutete sehr vorsichtig zu laufen und lieber die Spikes mitzunehmen. An meinen Schneelaufkünsten muss ich definitiv noch arbeiten, aber die Eitelkeit ohne Spikes in der Gegend rumzurutschen und sich das Pfötchen zu brechen habe ich wenigstens schon abgelegt. Wenn alles so klappt wie ich es hoffe, dann geht das Training im nächsten Herbst in Lappeenranta weiter. Tuomiokirkko, Helsinki Das einzig negative an meinem Auslandsaufenthalt waren die Gemeinschaftsküchen in Lapinkaari. Wenn es so zugemüllt ist, dass man nicht mal mehr Platz findet, um einen Topf Wasser auf den Herd zu stellen braucht man schon starke Nerven und einen noch stärkeren Magen. Aber das hat nichts mir Finnland und den Finnen zu tun, denn in Lapinkaari wohnen hauptsächlich Austauschstudenten. Kleine Holzkapelle in Ostfinnland Links • • • • • • • http://www.finavia.fi/en/helsinki-airport/to-and-from/bus-service/ https://www.vr.fi/cs/vr/en/frontpage http://www.onnibus.com/en/index.htm http://aikataulut.tampere.fi/?lang=en http://www.toas.fi/en http://opiskelijantampere.fi/en http://www.aikamatkat.fi/student-tours 5