Evolution des Menschen

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Evolution des Menschen
Ardipithecus ramidus
-Schädel
=> relativ kleine Eckzähne
=> wenig komplizierten Backenzähne mit recht dünnem
Zahnschmelz
=> besaß Prämolaren
-Körper
=>
=>
=>
=>
kopfwärts orientiertes Schultergelenk
trichterförmiger Brustkorb
gebogene Finger- und Zehenknochen
relativ kurze Hinterbeine
-Verbreitung
=> Fundort: Aramis, mittlere Awash-Region in Äthiopien
=> Lebensweise: am Rande des tropischen Regenwaldes
-Ernährung
=> Pflanzen, Insekten
-Kultur
=> keine Werkzeuge
-Besonderheit
=> Wegen gebogener Finger- und Zehenknochen und relativ kurzen Hinterbeinen
wird eine vorwiegend baumkletternde und nur temporär zweibeinig laufende Fortbewegung angenommen.
-Allgemeines
Benennung nach der Afar-Sprache:
"ardi" = Boden, Grund
"ramid" = Wurzel
Sinngemäß: Bodenaffe an der Wurzel des Menschen
=> mit 4,4 Millionen Jahren der bislang älteste Vormensch
=> Wegen ab 1992 gefundener Schädel-, Kiefer- und
Skelettelemente ist 1994 ein fast vollständiges Skelett bekannt geworden
Australopithecus anamensis
(Südaffe vom See)
Abb.1: Zeichnung des Schädels von Australopithecus anamensis
Schädel:
Körper:
Verbreitung:
Ernährung:
Kultur:
Der Australopithecus anamensis besitzt ein Gehirnvolumen
von ca. 440-600 cm³. Sein Kopf ist schnauzenförmig und er
hat eine fliehende Stirn.
Er ging aufrecht jedoch in gebeugter Körperhaltung. Seine
Finger waren affenähnlich.
Er Lebte von 4,1 – 3,9 Millionen Jahren in Ostafrika. Seine
Entdecker sind Peter Nzube, Meave Leakey.
Er Ernähert sich von Pflanzen, Blätter, Nüsse,
Wurzeln, Früchte, Stauden,
Beeren und gelegentlich Aas.
Er war zu grob motorisch um Werkzeuge herzustellen. Hatte auch kein Feuer.
Australopithecus afarensis
(Südaffe aus Afar)
Abb.2: Zeichnung des Schädels von Australopithecus afarensis
Schädel:
Körper:
Verbreitung:
Ernährung:
Kultur:
Der Australopithecus afarensis besitzt ein Gehirnvolumen
von ca. 400-550 cm³. Sein Kopf ist schnauzenförmig und er
hat eine fliehende Stirn.
Er hatte eine Größe von 1,20m und hat ein Gewicht von 3050kg. 20% des Skeletts wurden gefunden. Er ging Aufrecht,
dass ist durch Fußspuren belegt
Er lebte von 4- 2,9 Millionen Jahren in Ostafrika und wurde
von Ludwig Kohl- Larsen 1939 entdeckt.
Er Ernähert sich von Pflanzen, Blätter, Nüsse,
Wurzeln, Früchte, Stauden,
Beeren und gelegentlich Aas.
Er war zu grob motorisch um Werkzeuge herzustellen. Hatte auch kein Feuer.
Australopithecus bahrelghazali
Abb.3: Zeichnung des Schädels von Australopithecus bahrelghazali
Schädel:
Verbreitung:
Ernährung:
Kultur:
Der Australopithecus bahrelghazali besitzt ein Gehirnvolumen von ca. 500 cm³. Sein Kopf ist schnauzenförmig und er hat eine fliehende Stirn, sowie eine
flache Nase.
Er lebte vor 3,5- 3,0 Millionen Jahren , in der heutigen
Sahara. Wurde von Michel Brunet 1995 im Sudan gefunden.
Pflanzen, Blätter, Nüsse,
Wurzeln, Früchte, Stauden,
Beeren, gelegentlich Aas
Keine Werkzeuge.
Australopithecus africanus
Abb. 4: A.-africanus-Schädel
Frontalansicht
Abb. 5: A.-africanus-Schädel
Seitenansicht
Schädel:
Gehirnvolumen: ca.400
bis 500cm³
Stark
vorstehende Schnauze (Abb. 2 u. 3)
Große
Backenzähne (Abb. 4)
Abb. 7: A.-africanusSchädel Frontalansicht mit
geöffneter Schnauze
Abb. 6: Rekonstruiertes
Aussehen des A. africanus
Körper:
Verbreitung:
Nahrung:
Kultur:
Besonderheiten:
Größe: bis zu 1,40m
Gewicht: 30- 60 kg
Längere Arme
vor ca. 4,0 bis 1,0 Millionen Jahren in Südafrika
Früchte, Samen, harte Pflanzenteile und
gelegentlich Fleisch
Keine Werkzeuge
Aufrechter Gang
Australopiticus aethiopicus
Abb. 8: Rekonstruiertes Aussehen des
A. aethiopicus
Schädel:
Gehirnvolumen: ca. 410cm³
Größter Scheitelkamm
Massiver Kiefer
Körper:
Größe: ca. 1,30 m
Verbreitung:
Vor ca. 2,5 Millionen Jahren in Ostafrika
Nahrung:
Pflanzenfresser
Kultur:
Keine Werkzeuge
Besonderheiten:
Aufrechter Gang
Australopiticus robustus
Abb. 9: Rekonstruiertes Aussehen eines
A. robustus
Schädel:
Gehirnvolumen: ca. 530cm³
Kräftige Jochbeinbögen
Massive Backenzähne mit hartem Zahnschmelz
Körper:
Größe: 1,10m - 1,40m
Gewicht: 40- 60kg
Kräftige Gestallt
Verbreitung:
vor ca. 2,5 bis 1,0 Millionen Jahren in Südafrika
Nahrung:
Harte Pflanzenfasern, harte Früchte sowie Nüsse
Kultur:
Verwendete Knochen- und Hornteile
Besonderheiten:
Aufrechter Gang
Australopiticus boisei
Abb. 10: Rekonstruiertes Aussehen
des A. boisei
Abb. 12: A.-boisei-Schädel
Frontalansicht
Abb. 11: A.-boisei-Schädel Seitenansicht
Abb. 13: A.-boisei-Schädel
Frontalansicht mit geöffneter
Schnauze
Schädel:
Gehirnvolumen: ca. 530cm³
Starke Überaugenwülste
Starke, große Backenzähne (Abb. 9)
Mächtiges Kau- und Kiefersystem
Körper:
Größe: ca. 1,40m
Gewicht: 40-80 kg
Verbreitung:
vor ca. 2,3 bis 1,4 Millionen Jahren in Ostafrika
Nahrung:
Pflanzenfresser, hauptsächlich harte Samen und
Pflanzen
Kultur:
Keine Werkzeuge
Besonderheiten:
Aufrechter Gang
Hominiden
Australopithecus af- Australopithecus
ricanus
aethiopicus
Australopithecus ro- Australopithecus
bustus
boisei
Wann?
4.0 – 1.0 Mio. J.
2.5 – 1.0 Mio. J.
Wo?
Gehirnvolumen
Schädel
Südafrika
Ostafrika
Südafrika
Ostafrika
400 – 500 cm³
Ca. 410 cm³
Ca. 530 cm³
Ca. 500 cm³
• Flache Nase
• Kleines, flaches
• Flaches Gesicht
• Flache Nase
Gesicht
• Überaugen• Sagittaler
• Fliehende Stirn
wülste
• Größter sagittaKamm
• Überaugenler Kamm
• Hinter• Fliehende Stirn
wülste
• Fliehende Stirn
hauptsloch
• Überaugen• Sehr kräftig
unterhalb des
• Überaugenwülste
Schädels, nah am
wülste
• Flache Nase
Schwerpunkt
• Flache Nase
• Großer, massi• Stark vorver Schädel
stehende
• Kräftige JochSchnauze
bein- bögen
Zähne
Kaum ausgebildete Eck- Eckzähne kaum größer
zähne
als die übrigen
Große Backenzähne
Vor ca. 2.5 Mio. J.
Massiver Kiefer
Kiefer
Relativ kleine Vorderzähne
Massive Backenzähne
Sehr harter Zahnschmelz
2.3 – 1.4 Mio. J.
Starke, große Backenzähne
Kräftiger Unterkiefer
Kräftige Gestalt
Skelett zeigt, dass er ab
und zu mal größere
Raubtiere zu sich genommen hat
Körper
Größe
Gewicht
Nahrung
Bis zu 1,40 m
30 – 60 kg
Früchte, Samen, harte
Pflanzenteile
1,10 – 1,30 m
40 – 80 kg
Harte Pflanzenfasern,
harte Früchte, Nüsse
(Jahreszeitlich wechselnde Nahrung)
Werkzeuge
Keine Werkzeuge
Keine Werkzeuge
Funde
Kind von Taung
Unterkiefer
„OMO 18“
„The Black Skull“
Sonstiges
Aufrecht
Aufrecht
Ca. 1,40 m
40 – 80 kg
Pflanzenfresser
Gesammelte Knochenund Hornteile zum graben
Schädel „Nussknacker
Mensch“
Aufrecht
Aufrecht
Merkmal
Homo ergaster
Allgemeines
1,9-1,4 Mio. Jahre alt ca. 800.000 Jahre 600.000-200.000
alt, aus Nordspanien Jahre alt, aus Mauer
(nahe Heidelberg)
-Große Überau-Große Überaugen- -Große Überaugengenwülste
wülste
wülste
-fliehende Stirn
-fliehende Stirn
-fliehende Stirn
-breiter Nasenrücken -breiter Nasenrücken -breiter Nasenrü- weit auseinander
- weit auseinander cken
stehende Augen
- weit auseinander
stehende Augen
3
-Schnauzenform
-ca. 1000cm Hirn- stehende Augen
3
-großer Ober- und
-750-900 cm Hirnvo- volumen
lumen
Unterkiefer
-1100-1300 cm3
Hirnvolumen
-ca. 1,8 m Groß
Keine Angaben
-1,4-1,8 m Groß
-50-70 kg Gewicht
-60-75 kg Gewicht
-grazilerer Skelettbau
als H. erectus
Afrika
Nordspanien
Afrika, Europa
Pflanzen, Wurzeln, Keine Angaben
Pflanzen, Wurzeln,
Früchte, Fleisch
Früchte, Fleisch
Schädel
Körper
Verbreitung
Ernährung
Homo antecessor
Homo heidelbergensis
Bilder
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hom
o_ergaster
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ho
Quelle:
mo_antecessor
http://de.wikipedia.org/wiki/Ho
mo_heidelbergensis
Homo rudolfensis
Schädel: 600 – 800 cm³ Gehirnvolumen
Runder Schädel / kleines Gesicht
Körper: aufrechter Gang
ca. 1,50m groß
40 – 50 kg
Verbreitung: Ostafrika vor ca. 2,5 – 1,8 Mio. Jahren
Nahrung: Fleisch und Pflanzen
Kultur: primitive Steinwerkzeuge
kein Feuer
Abb. 14: Rekonstruiertes Aussehen
eines
Homo rudolfensis
Ist der Homo rudolfensis ein „Homo“ ?
Die Betrachtung der Merkmale des Homo rudolfensis führt immer wieder zu Problemen der Zuordnung einiger Funde in die Gattung „Homo“.
Die Vorfahren des Homo rudolfensis waren die Australopithecinen.
Das Gehirnvolumen des Homo rudolfensis beträgt 600 – 800 cm³. Dies ist damit
deutlich größer, als das der Australopithecinen.
Ein weiteres Merkmal zur Einordnung in die Gattung „Homo“ ist die Kultur. Der
Homo rudolfensis benutzte primitive Steinwerkzeuge zum Knacken von harten
Pflanzenschalen und konnte somit auch Fleisch zerlegen.
Damit erschlossen sie für sich eine neue ökologische Nische. Denn alle Australopithecinen ernährten sich nur von pflanzlicher Nahrung.
Homo habilis
Schädel: 600-800 cm³ Gehirnvolumen
Leichte Überaugenwülste
Kleiner Mund
Körper: aufrechter Gang
Affenähnliche Anatomie
ca. 1,45 m groß
30 – 40 kg
Verbreitung: Süd- und Ostafrika vor ca. 2,1 – 1,5 Mio. Jahren
Nahrung: Fleisch und Pflanzen
Kultur: einfach bearbeitete Steinwerkzeuge; kein Feuer
Besonderheiten: evolutionäre Zwischenstufe zwischen Australopithecinen
und der Gattung Homo
Abb. 15: Homo-habilis-Schädel
Frontalansicht
Abb. 16: Homo-habilis-Schädel
Seitenansicht
Abb. 17: Rekonstruktion eines
Homo habilis
Ist der Homo habilis ein „Homo“ ?
Die Vorfahren des Homo habilis sind die Australopithecinen. Die Unterschiede zu
diesen sind zu gering, die jedoch zum Nachfahren „Homo erectus“ zu groß.
Der Aufbau der Hand- und Fußknochen des Homo habilis unterscheiden sich kaum
von denen des Homo sapiens. Ebenso besitzt er ein höheres Gehirnvolumen, als das
der Australopithecinen.
Dies belegen einige Funde. So z.B. der KNM-ER 1813, der in Koobi Fora (Kenia)
gefunden wurde. Das Gehirnvolumen beträgt 510 cm³. Es liegt damit über dem
Durchschnittswert der Australopithecinen (bis ca. 500cm³), jedoch unter dem der
Gattung „Homo“ (ab ca. 600cm³).
Die Paläoanthropologin Mary Leakey machte im Jahre 1986 einige Funde in der Olduvai-Schlucht, die aufgrund der Merkmale eher zu den Australopithecinen zugeordnet wurden.
Allerdings gibt es oft keine Einigkeit unter den Wissenschaftlern. Bei neuen Funden
entfachen immer wieder neue Diskussionen.
Homo erectus
Allgemeines:
Der Homo erectus lebte vor etwa 1,5 Mio. Jahren bis ca. vor
40.000 Jahren. Der erste Fund von Homo erectus war eine Schädeldecke, die 1891 von Eugène Dubois auf Java entdeckt wurde.
Abb.18: Schädel des Homo erectus
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Homo_erectus
Schädel:
Der Schädel von Homo erectus war dickwandig und breit gebaut,
hatte große Überaugenwülste und darüber eine fliehende Stirn.
Sein Kiefer war breit, leicht V-Förmig und besaß kein Kinn.
Sein Hirnvolumen betrug etwa 800-1250 cm3.
Körper:
Das Skelett von Homo erectus war groß und robust gebaut.
H. erectus wurde auf 1,4 – 1,7 m Größe und auf ein Gewicht von
ca. 65 kg geschätzt.
Verbreitung:
H. erectus war verbreitet in Europa und Afrika, sowie in Süd-Ost
Asien (Pekingmensch, Javamensch)
Ernährung:
Die Ernährung von H. erectus setzte sich vermutlich größtenteils
aus Pflanzen, Wurzeln und Früchten zusammen, jedoch auch aus
Fleisch, da H. erectus wohl auch ein erfolgreicher Jäger war.
Kultur:
Der H. erectus war nicht nur wie seine Vorgänger dazu im Stande
Steinkeile o.Ä. zu benutzen, sondern sie sogar nach einer Art geis-
tigen Schablone selbst herzustellen. Außerdem war er im Gegensatz zu seinen Vorfahren dazu in der Lage Feuer zu machen.
Besonderheiten:
1984 wurde in der Nähe des Turkanasees in Afrika ein zu ca. 95%
erhaltenes Skelett gefunden. Das ca. 1,5 Mio. Jahre alte Skelett
des „Jungen vom Turkanasee“ ist etwa 1,5 m groß.
Homo sapiens neanderthalensis
Abb.19: Schädel eines
Neandertalers (Frontalansicht)
1.
Abb.20: Schädel eines Neandertalers (Seitenansicht) Abb.21: Schädel eines
Neandertalers (Frontalansicht)
mit geöffnetem Mund
Schädel
Welches Gehirnvolumen hatten sie?
Was für weitere Merkmale gab es?
Ein sehr interessantes Merkmal des Schädels ist das Gehirnvolumen von 1250 bis
1750 cm³, welches größer ist als das des heutigen Menschen. Weitere Merkmale
sind die Überaugwülsten, die fliehende Stirn und das sie kein Kinn besaßen.
−
−
2.
Körper
Welche Merkmale waren ausgeprägt?
Gibt es Gemeinsamkeiten mit dem heutigen Menschen?
Er war sehr muskulös, stämmig und massig, was ihn vor dem kälteren Klima geschützt hat. Unter anderem ging er aufrecht und hatte kürzere Gliedmaßen und
ähnelt im Gewicht und in der Größe dem heutigen Menschen.
−
−
Abb.22: Zeichnung des Neandertalerskelettes
(Profil und Draufsicht)
3.
Verbreitung
Wann und wo lebte er?
Der Homo sapiens neanderthalensis lebte vor ca. 220.000 bis 30.000 Jahren in
Europa und im nahen Osten.
−
Abb.23: Verbreitung des Neandertalers;
Punkte repräsentieren Fundstellen
4.
Ernährung
Waren sie Fleisch- oder Pflanzenfresser?
Er ernährte sich fast ausschließlich vom Fleisch, jedoch war er nicht abgeneigt
auch pflanzliche Nahrung zu sich zu nehmen.
−
5.
Kultur
Waren sie primitive und brutale Wesen?
Man hat herausgefunden, dass der Homo sapiens neanderthalensis seine Toten
bestattet hat und auch Kranke und Behinderte gepflegt hat. Daraus hat man vermutet, dass sie eine religiöse Vorstellung gehabt haben müssen, da auch kleine
Skulpturen gefunden wurden, die sie wahrscheinlich angebetet haben. Unter anderem fand man unterschiedliche Steinwerkzeuge, welche selbst hergestellt wurden.
−
Abb.24: Zeichnung einer kleinen Skulptur, die
die Neandertaler wahrscheinlich angebetet haben
Abb.25: Zeichnung von unterschiedlichen
Steinwerkzeugen, die wahrscheinlich
von Neandertalern benutzt worden sind
6.
Besonderheiten
Wie lebten sie?
Welche Entdeckungen haben sie gemacht?
Bei mehreren Funden hat man Kleidung gefunden, die schon leicht zerfallen war und auch Behausungen waren zu der Zeit des Homo sapiens neanderthalensis normal und alltäglich. Feuer war eine der größten Entdeckungen, die allerdings auch schon sein Vorgänger Homo erectus gemacht hat.
−
−
7.
Vermischungs- und Verdrängungsmodell
Gibt es einen Unterschied zwischen Homo sapiens neanderthalensis und
Homo neanderthalensis?
− Hat sich der Neandertaler mit dem modernen Menschen fort gepflanzt?
Der Homo sapiens neanderthalensis ist eine Unterart des Homo sapiens,
wobei der Homo neanderthalensis seine eigene Art ist.
In dem Vermischungsmodell glaubt man, dass die Lebenszeit der Neandertaler sich mit der Lebenszeit des modernen Menschen überkreuzt hat. Man
hat einen Fund entdeckt, der diese These bestätigt. Ein Mischlingskind,
welches die Gene des Homo sapiens neanderthalensis und des Homo sapiens enthält.
Im Verdrängungsmodell glaubt man, dass der moderne Mensch in Afrika
entstand und durch Wanderung andere schon lebende Hominiden verdrängt
hat.
−
Homo sapiens
Den Homo sapiens („weiser, kluger Mensch“) unterscheidet man in archaischen und
modernen Homo sapiens. Der archaische Homo sapiens lebte vor ca. 200.000 bis
100.000 Jahren und der moderne Homo sapiens lebte vor ca. 100.000 Jahren bis heute.
1. Schädel:
andere Hinterkopfpartie
hohe Stirn
kaum Überaugenwülste
Neandertaler
kleine Nase
Homo erectus
flaches Mittelgesicht
ausgeprägters Kinn
Abb.26: Schädel eines Homo sapiens sapiens
(Seitenansicht)
Abb.27: Schädel eines Homo
sapiens sapiens (Frontalansicht)
Näheres zum Schädel siehe…
2. Körper:
lange
Extremitäten
(größter Hominid)
filigran und
weniger kräftig
gebaut
schlankere Gestalt
Abb.28: Zeichnung des Skeletts von Homo sapiens sapiens
(Profil und Frontansicht)
Näheres zum Körper siehe…
3. Verbreitung:
Zur Verbreitung des Homo sapiens sapiens existieren zwei konkurrierende Theorien.
Zum einen die Theorie des multiregionalen Ursprungs und die Out-of-Africa-Theorie
(untere Abbildung). Derzeit gibt es viele Belege, die die Out-of-Africa-Theorie stützen und deshalb wird sie im Moment als richtig angesehen.
Demnach entwickelte sich der Homo sapiens sapiens in Afrika vor ca. 200.000 Jahren und wanderte vor etwa 100.000 aus Afrika in die gesamte Welt aus, wo er sich zu
den verschiedenen Völkergruppen entwickelte (obere Karte zeigt die vermutliche
Wanderungsroute von Homo sapiens sapiens anhand der Funde).
Abb.29: Wanderungsrouten des Homo sapiens sapiens aus Afrika
Näheres zu den konkurrierenden Theorien siehe …
Näheres zur Abstammung siehe…
4. Ernährung:
Der Homo sapiens sapiens ernährte sich vermutlich von weicher Nahrung (Früchte
und auch Fleisch). Deshalb besitzt er ein unspezialisiertes Gebiss, welches ihm ermöglicht, diese verschiedenen Nahrungsquellen zu nutzen.
Fleisch nahm der Homo sapiens sapiens nur in geringen Maßen zu sich, da es risikoreich war, dieses zu beschaffen. Als sesshafte frühe Bauern nahm durch die Nutzviehhaltung der Fleischkonsum zu. Damit begann auch der Domestikationsprozess
der Nutztiere und -pflanzen.
Des Weiteren kochte der Homo sapiens sapiens wahrscheinlich seine Nahrung, da
auch unser heutiger Magen auf warme Mahlzeiten ausgelegt ist.
5. Kultur:
5.1 Werkzeuge:
Der archaische Homo sapiens sapiens besaß feiner bearbeitete Werkzeuge im Vergleich zu seinen fossilen Vorfahren und besaß auch die Fähigkeit mit Feuer umzugehen. Er bearbeitete neben Steinen auch Knochen (Elfenbein). Der moderne Homo sapiens sapiens (hier vertreten durch die Cro-Magnon-Menschen) besaß noch komplexere und feiner gearbeitete Werkzeuge. Die exosomatische Evolution schreitet
schneller voran als die biologische Evolution.
5.2 Schmuck und Kulturgegenstände:
Es ist nicht bekannt, dass der archaische Homo sapiens sapiens bereits Schmuck oder
Kunst besessen hat. Die Cro-Magnon-Menschen (moderner Homo sapiens sapiens)
besaßen beides. Sie benutzten Höhlenmalereien zur Archivierung von Informationen,
da sie noch keine Schrift kannten.
Als Schmuck fertigten sie Muschelketten und ähnliches. Des weiteren besaßen sie
aus Elfenbein gefertigte Flöten und geschnitzte Figuren, in denen sie die primären
und sekundären Geschlechtsmerkmale gegenüber den Extremitäten extrem ausprägten.
Bilder der Höhle in Lascaux siehe Link:
http://www.culture.gouv.fr/fr/arcnat/lascaux/de/f-dec.htm
Bilder der Werkzeuge und Kulturgegenstände sieh Link:
http://www.kleio.org/de/geschichte/menschheit/kap_9.html
5.3 Totenbestattung:
Die Toten wurden bereits von dem archaischen Homo sapiens sapiens bestattet. Sie
legten die Toten in eine würdevolle Haltung. Grabbeilagen fand man jedoch nur bei
dem modernen Homo sapiens sapiens. Die Grabbeilagen bestanden aus Gegenständen aus dem Alltag (Werkzeuge) und Schmuck. Das ist ein beleg dafür, dass bereits
transzendentes Denken erfolgte.
6. Besonderheiten:
Der Homo sapiens sapiens ist der einzige Hominid, der bis heute überlebt hat.
Näheres, warum nur der Homo sapiens sapiens überlebte, siehe…
Näheres zum Schädel:
Neandertaler
Homo sapiens sapiens
Abb.30: Vergleich von Neandertaler- und Homo-sapiens-sapiens-Schädel
Die oben gezeigte Abbildung stellt den Schädel eines Neandertalers mit dem eines
modernen Homo sapiens sapiens gegenüber.
Der Schädel des Homo sapiens sapiens ist im vergleich zu dem Neandertaler abgerundeter. Die Überaugenwülste sind beim Neandertaler deutlich stärker ausgebildet
(1). Dafür ist das Kinn des Homo sapiens sapiens wesentlich ausgeprägter (2). Des
Weiteren besitzt der Homo sapiens sapiens ein flacheres Mittelgesicht (3). Der Neandertaler besaß eine größere Nase und eine andere Hinterkopfpartie als der Homo sapiens sapiens.
Hirnvolumina in cm3:
archaischer Homo sapiens sapiens: ca. 1350 cm3
Neandertaler: ca. 1250 bis 1750 cm3
Cro-Magnon-Mensch: ca. 1590 cm3
moderner Homo sapiens sapiens: ca. 1200 bis 1700 cm3 (im Mittel: 1400 cm3)
Näheres zum Körper des Homo sapiens sapiens:
Neandertaler
Homo sapiens sapiens
Neandertaler
Homo sapiens sapiens
Abb.31: Vergleich der Skelette von Neandertaler und Homo sapiens sapiens
Die obige Abbildung stellt die Skelette vom Neandertaler und Homo sapiens sapiens
gegenüber. Es fällt auf, dass das Skelett des Homo sapiens sapiens feiner und filigraner gebaut ist. Der Neandertaler weist dagegen eine eher kräftige Statur auf und
der Homo sapiens sapiens ist dagegen schlanker gebaut. Auch der Aufbau des Beckens unterscheidet sich zwischen Neandertaler und Homo sapiens sapiens.
Näheres zu den konkurrierenden Theorien:
Wie sich der Homo sapiens sapiens verbreitet hat, ist letztendlich noch nicht geklärt.
Es konkurrieren zwei Theorien miteinander, von denen die jeweiligen Vertreter sagen, nur ihre Theorie sei richtig. Die Frage um die Verbreitung des Homo sapiens sapiens verursachte unter den Anthropologen immer wieder heftige Streite, die teilweise nicht nur mit sachlichen Argumenten geführt worden sind.
1. Das Modell des multiregionalen Ursprungs des Homo sapiens sapiens:
Abb.32: Modell des multiregionalen Ursprungs des Homo sapiens sapiens
Diese Theorie sagt aus, dass der Homo erectus vor ca. 1,1 Millionen Jahren aus Afrika auswanderte und sich in verschiedenen Regionen der Erde niedergelassen hat.
Dort entwickelten sie sich weiter. Nach der Meinung der Multiregionalisten (so werden die Vertreter dieser Theorie genannt) entwickelte sich der Homo sapiens sapiens
jeweils aus diesen Homo-erectus-Populationen. Jedoch fand Genaustausch zwischen
den Populationen statt, da sich ansonsten die jeweiligen Populationen unabhängig
voneinander entwickelt hätten.
Gegen diese Theorie spricht, dass in jeder Region, in der eine Population sich befand,
ähnliche Selektionsdrücke, Mutationsraten und Rekombinationsmöglichkeiten hätten
vorherrschen müssen, da ansonsten nicht die gleiche Art aus jeder regionalen Homoerectus-Population hervorgegangen wäre. Dies sind schier auszuschließende Bedingungen.
Des weiteren spricht die so genannte Eva-Theorie gegen die Theorie des multiregionalen Ursprungs. Die Eva-Theorie ist eine molekulargenetische Untersuchung der
mitochondrialen DNA bei Frauen verschiedener Weltregionen. Die mitochondriale
DNA wird nur von der Mutter ererbt und ist so nicht der Rekombination unterzogen.
Die Idee dahinter ist, dass man mit Hilfe der Statistik zurückrechnen kann, wie lange
die weiblichen Abstammungslinien getrennt sind. Je länger die Abstammungslinien
getrennt sind, desto mehr Mutationen treten in den betreffenden Erbabschnitten in der
mitochondrialen DNA auf und umso mehr unterscheiden sie sich voneinander. Somit
kann man zurückrechnen, wie weit der letzte gemeinsame Urahne aller heute lebenden Menschen zurückliegt.
Diese Berechnungen ergaben, dass die gemeinsame Wurzel der heutigen Menschheit
vor ungefähr 200.000 Jahren gewesen sein muss. Da bisher die ältesten Funde vom
Homo sapiens sapiens in Afrika gefunden worden sind, so geht man davon aus, dass
der Ursprung von Homo sapiens sapiens auch in Afrika gelegen haben muss, wovon
die Out-of-Africa-Theorie ausgeht.
2. Die Out-of-Africa-Theorie:
Abb.33: Out-of-Africa-Theorie
Die Out-of-Africa-Theorie geht davon aus, dass sich Homo sapiens sapiens in Africa
aus dem Homo erectus entwickelt hat, vor ca. 200.000 Jahren. Von dort aus wanderte
der Homo sapiens sapiens vor ca. 100.000 Jahren in (nahezu) alle Regionen der Welt
aus. Die Theorie wird durch die Gegenargumente der Theorie des multiregionalen
Ursprungs gestützt.
Näheres zur Abstammung des Homo sapiens sapiens:
Entwicklung zum Homo sapiens sapiens:
Afrika
Homo sapiens sapiens
Asien
Flores-Mensch
Europa
Neandertaler
Homo erectus
Abb.34: Entwicklung zum Homo sapiens sapiens
Vor ca. 1,1 Millionen Jahren wanderte eine Homo-erectus-Population aus Afrika aus
und entwickelte sich in Europa in weiteren Schritten zum Neandertaler und in Asien
zum Flores-Mensch. In Afrika entwickelte sich der Homo erectus zum Homo sapiens
sapiens vor ca. 200.000 Jahren. Dieser wanderte dann vor ca. 100.000 Jahren in nahezu alle Regionen der Welt aus. Der Homo sapiens sapiens koexistierte mit dem
Neandertaler in Europa und mit dem Flores-Mensch in Asien (siehe rote Markierungen in der Abbildung Nr.). Dass der Homo sapiens sapiens in Asien mit einer weiteren Homo-erectus-Population koexistierte ist nicht bewiesen.
Durch diese Koexistenz entwickelte sich das leicht differenzierte Aussehen der jeweiligen Völkergruppen. Jedoch kann man nicht von Unterarten des Homo sapiens sapiens sprechen, da das Erbmaterial zwischen den Völkergruppen nicht genug Unterschiede aufweist. Bewiesen ist nur die Vermischung zwischen Homo sapiens sapiens
und Neandertaler, da man entsprechende Funde eines Hybriden gemacht hat. In Portugal fand man ein ca. vierjähriges Kind, dessen Überreste auf ein Alter von ca.
24.500 Jahre datiert wurden. Es weist wesentliche Merkmale von Homo sapiens sapiens und Neandertaler auf.
Das Problem mit der Nomenklatur:
In vielen Quellen wird der Neandertaler oft als Homo neanderthalensis bezeichnet.
Nach der binominalen Nomenklatur von Carl von Linné stellt der Neandertaler also
eine eigene Art dar. Betrachtet man allerdings den populationsgenetischen Artbegriff,
„Eine Art ist eine Population oder eine Gruppe von Populationen, die miteinander
fruchtbare Nachkommen hervorbringen, sich nicht aber mit anderen Arten fortpflanzen können“ (nach: „Evolution“, Schroedel-Verlag), so stellt man fest, dass der Neandertaler doch keine eigene Art darstellt, da er sich nachweislich mit dem Homo sapiens sapiens fortgepflanzt hat.
Andere Quellen bezeichnen den Neandertaler als Homo sapiens neanderthalensis.
Diese Benennung ist ebenfalls nicht korrekt, da diese Benennung voraussetzt, dass
die Theorie des multiregionalen Ursprungs gültig ist. Aufgrund der jetzigen Funde
und theoretischen Betrachtungen wird die Out-of-Africa-Theorie im Moment als zutreffend angesehen. Außerdem ist der Homo sapiens sapiens mit dem Neandertaler
nur entfernt verwandt, was die Untersuchung der Überreste von mitochondrialer
DNA des Neandertalers gezeigt hat. Die Nomenklatur „Homo sapiens neanderthalensis“ würde allerdings eine direkte Verwandtschaft zwischen Homo sapiens sapiens
und Neandertaler annehmen.
Näheres, warum nur der Homo sapiens sapiens überlebte
Ein Unterschied zwischen Homo sapiens sapiens und Neandertaler ist der Aufbau
und die Lage des Kehlkopfes. Dieser ermöglichte dem Homo sapiens sapiens das
Aussprechen von unterschiedlichen und zahlreicheren Lautgruppen. Dadurch war er
fähig, komplexere Sprachen zu entwickeln, womit die Entwicklung zur weitergehenden Kommunikation einsetzte. Ebendiese erbrachte dem Homo sapiens sapiens den
entscheidenden Vorteil im Überleben. Der Neandertaler war auch zur Sprache fähig,
konnte aber wahrscheinlich aufgrund der Kehlkopfstellung nicht die Lautvielfalt, wie
sie der Homo sapiens sapiens besitzt, aussprechen.
In extremen klimatischen Bedingungen wie z.B. der Eiszeit half die ausgeprägtere
Fähigkeit zur Kommunikation des Homo sapiens sapiens den Verlauf der wandernden Wildherden, die eine ihrer wichtigsten Nahrungsquellen zu dieser Zeit gewesen
sind, besser zu verfolgen. Dazu fertigten sie wahrscheinlich Bilder an, die die Wanderungsrouten der jeweiligen Herden abbildeten. Der Homo sapiens sapiens plante
demzufolge bereits weitsichtig, ein bis heute bewährtes Erfolgskonzept. Dazu war der
Neandertaler vermutlich nicht fähig, bewiesen ist es aber nicht.
Außerdem konnte der Homo sapiens sapiens aufgrund der Kommunikation größere
soziale Gruppen ausbilden, da er in der Lage war, diese auch zu strukturieren und zu
führen. Ohne Informationsaustausch wäre eine keine soziale Kohäsion möglich, es
würde sich kein verbindliches Gruppengefühl entwickeln, welches für den Erfolg einer Gruppe notwendig ist. Dadurch hat sich eventuell auch die effiziente Arbeitsaufteilung herausbilden können, wodurch auch komplexere Werkzeuge hergestellt werden konnten. Zudem fördern die Regeln einer Gruppe die Herausbildung von Intelligenz. Sozusagen ist die Gruppenorganisation der Beginn der rasant verlaufenden
exosomatischen Evolution, die zu unserem komplexen Sozialgefüge geführt hat.
Der Homo sapiens sapiens konnte sich in Bezug auf die biotischen und abiotischen
Faktoren besser behaupten als der Neandertaler, wodurch dieser allmählich vom Homo sapiens sapiens verdrängt wurde. Wahrscheinlich bedurfte es auch dazu keinerlei
kriegerischer Auseinandersetzungen, da unter anderem auch die Populationen zu
klein gewesen sind. Konflikte um die Nahrungsquellennutzung werden auf jeden Fall
in extremen klimatischen Verhältnissen stattgefunden haben, wobei der Homo sapiens sapiens durch seine effektiveren Werkzeuge enorme Vorteile besaß. Deswegen
wird der Neandertaler auch bewusst Auseinandersetzungen vermieden haben.
Somit schrumpfte die gesamte Population des Neandertalers und damit auch der
Genpool. Die genetische Variabilität nimmt dadurch ebenfalls ab, wodurch der Genpool nicht mehr flexibel auf Veränderungen reagieren kann. Die NeandertalerPopulationen könnten so immer weiter genetisch verarmen, bis sie vollständig ausstarben.

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