Handreichung für Ausbilder im Gartenbau
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Handreichung für Ausbilder im Gartenbau
Berufsbildungswerk des Sächsischen Garten-, Landschafts- und Wasserbaus e. V. Handreichung für Ausbilder im Gartenbau Erarbeitet im Rahmen des Modellprojektes „Fachkräfteentwicklung im Gartenbau“ Stand 09/2013 Herausgeber: Berufsbildungswerk des Sächsischen Garten-, Landschafts- und Wasserbaus e. V. Gompitzer Str. 24, 01157 Dresden Telefon: 0351/ 424 59 30 Telefax: 0351/ 27 100 38 E-Mail: [email protected] www.bbw-galabau.de www.pro-gruene-fachkraefte.de Autoren: Berufsbildungswerk des Sächsischen Garten-, Landschafts- und Wasserbaus e.V. Geschäftsleitung: Rosemarie Gampig Geschäftsleitung: Toralf Purschwitz Projektleitung: Karsten Lange Gabriele Walther Linda Dreßler Hinweis: Diese Broschüre kann im Internet unter www.pro-gruene-fachkraefte.de eingesehen werden. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Verwendung und Vervielfältigung – auch auszugsweise – der in dieser Handreichung dargestellten Inhalte sind außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle nur mit schriftlicher Zustimmung der Autoren zulässig. Inhaltsverzeichnis Einleitung ..................................................................................................................................... 7 I. Ich will ausbilden! Und nun? ............................................................................................... 9 1.1. Ausbildung will geplant und durchdacht sein! ........................................................ 9 1.2. Die Ausbildungsplanung im Betrieb ...................................................................... 10 1.3. Geeignete Arbeitsplätze auswählen und ausbildungsgeeignete Tätigkeiten für Auszubildende aufbereiten ............................................................................................... 12 1.4. Das Ausbildungspersonal....................................................................................... 13 1.4.1. Nach welchen Kriterien wird der Ausbilder ausgewählt? ..................................... 14 1.4.2. Welche Möglichkeiten der Unterstützung des Ausbilders gibt es? ...................... 14 1.4.3. Tipps für den Ausbildungsbeauftragten/ Ausbilder .............................................. 15 II. Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender ...................................................... 17 2.1. Wie begeistere ich für mein Unternehmen? ......................................................... 17 2.2. Welche Kooperationspartner können mir beim Finden meines Auszubildenden helfen? ............................................................................................................................... 22 2.3. Berufsorientierte Praktikumsplätze anbieten ....................................................... 25 2.4. Den richtigen Auszubildenden finden ................................................................... 26 2.4.1. Das Anforderungsprofil ......................................................................................... 26 2.4.2. Instrumente zur Auswahl von Bewerbern............................................................. 27 2.4.3. Der Entscheidungsprozess ..................................................................................... 31 Anlagen .............................................................................................................................. 33 III. Wer ausbildet muss auch ausbilden! ............................................................................ 49 3.1. Vom Bewerber zum Auszubildenden .................................................................... 49 3.1.1. Einstellungsformalitäten ....................................................................................... 49 3.1.2. Zwischenzeitliche Betreuung des neuen Auszubildenden bis zum Ausbildungsbeginn ................................................................................................................ 51 3.2. Den neuen Auszubildenden in den Betrieb integrieren ........................................ 52 3.3. Den Ausbildungsalltag organisieren ...................................................................... 54 3.3.1. Ausbildungspflicht, was heißt das? ....................................................................... 54 3.3.2. Überbetriebliche Ausbildungskurse ...................................................................... 54 3.3.3. Berufsschule .......................................................................................................... 55 3.3.4. Ausbildungsmittel/ Arbeitsmittel/ Lernmittel ....................................................... 55 3.3.5. Der schriftliche Ausbildungsnachweis/ Berichtsheft ............................................. 55 3.3.6. Ausbildungsberater/ Ausbildungsberatung........................................................... 56 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 1 Inhaltsverzeichnis BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 2 Inhaltsverzeichnis 3.4. Die Probezeit gestalten ......................................................................................... 58 3.5. Erfolgreich am Arbeitsplatz ausbilden................................................................... 60 3.6. Betrieblichen Unterricht planen und durchführen ............................................... 62 3.7. Andere Lernorte in die Ausbildung einbinden ...................................................... 65 3.8. Der Lernort Betrieb................................................................................................ 67 3.9. Lernprozessbegleitung – Unterstützung für den Auszubildenden sichern .......... 69 3.9.1. Der Ausbilder als Lernbegleiter ............................................................................. 70 3.9.2. Wie gelingt eine gute Begleitung? ......................................................................... 70 3.9.3. Lernprozesse begleiten.......................................................................................... 71 3.10. Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen – Methoden in der beruflichen Ausbildung zum Gärtner.................................................................................................... 72 3.10.1. Vormachen/ Nachmachen..................................................................................... 72 3.10.2. Projektmethode..................................................................................................... 72 3.10.3. Leittext – gestützte Methoden .............................................................................. 74 3.10.4. Lernecke ................................................................................................................ 75 3.11. Auszubildende führen ........................................................................................... 76 3.11.1. Der Ausbilder als Führungsperson ........................................................................ 76 3.11.2. Die Balance von Nähe und Distanz am Ausbildungsplatz ..................................... 77 3.11.3. Passives Verhalten in der Ausbildung – wenn der Auszubildende nicht so richtig will oder nicht so richtig zum Zug kommt ............................................................................. 78 3.11.4. Worauf Sie beim Führen von Auszubildenden achten sollten .............................. 79 3.12. Feedback, Beurteilung & Co – Den Auszubildenden beurteilen ........................... 81 3.12.1. Das Beurteilungsgespräch ..................................................................................... 83 3.12.2. Schlüsselqualifikationen definieren ...................................................................... 83 3.12.3. Feedback für den Ausbilder ................................................................................... 85 3.13. Lobkultur in der Ausbildung .................................................................................. 86 3.14. Den Auszubildenden fördern ................................................................................ 87 3.14.1. Externe Unterstützungsangebote ......................................................................... 87 3.14.2. Interne Unterstützungsangebote .......................................................................... 88 3.15. Der Abschluss der Ausbildung ............................................................................... 89 3.15.1. Den Auszubildenden erfolgreich auf die Abschlussprüfung / Zwischenprüfung vorbereiten ............................................................................................................................ 89 3.15.2. Wie geht es nach der Prüfung weiter? .................................................................. 91 3.15.3. Verlängerung der Ausbildungszeit durch Nichtbestehen der Abschlussprüfung . 93 3.15.4. Verlängerung der Ausbildungszeit durch Nicht Zulassung zur Abschlussprüfung 95 3.15.5. Verkürzung der Ausbildungszeit ............................................................................ 95 Anlagen .............................................................................................................................. 96 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 3 Inhaltsverzeichnis BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 4 Inhaltsverzeichnis IV. Die soziale Komponente der Ausbildung .................................................................... 101 4.1. Der Auszubildende im Blickpunkt ........................................................................ 101 4.1.1. Die Lebensphase „Jugendlicher“ ......................................................................... 101 4.1.2. Der Wunsch nach Struktur, Anerkennung und sinnvollem Tun .......................... 101 4.2. Auszubildende motivieren................................................................................... 104 4.2.1. Motivation durch Authentizität und Vorbildwirkung des Ausbilders ................. 104 4.2.2. Motivation durch Wahrnehmen der Wünsche ................................................... 105 4.2.3. Motivation durch Erfolgserlebnisse .................................................................... 106 4.3. Mit Auszubildenden kommunizieren .................................................................. 107 4.4. Probleme in der Ausbildung ................................................................................ 112 4.4.1. Umgang mit Ärger ............................................................................................... 112 4.4.2. Drogen - Konsum erkennen und handeln ........................................................... 112 4.4.3. Stressbewältigung und Umgang mit Stress in der Ausbildung ............................ 115 4.4.4. Umgang mit Prüfungsstress und Prüfungsangst ................................................. 116 4.4.5. Schwierigkeiten mit dem Lernen – Blockaden und Widerstände erkennen und darauf reagieren .................................................................................................................. 117 V. 4.4.6. Ausbildungsabbrüche vermeiden ........................................................................ 119 4.4.7. Grenzen in der Zusammenarbeit – die Kündigung .............................................. 122 Qualifizierung und Weiterbildungsangebote für Ausbilder ........................................... 123 5.1. Wer sind wichtige Ansprechpartner bezüglich Qualifizierung und Weiterbildung? 124 5.2. Was kann zusätzlich zur Weiterbildung getan werden, um Qualität in der Ausbildung zu sichern? .................................................................................................... 125 Quellenverzeichnis .......................................................................................................... 127 Hinweis: Ausbilder meint das gesamte Ausbildungspersonal, also sowohl den Ausbilder an sich, als auch die Ausbildungsbeauftragten mit entsprechender Eignung! Die im Folgenden verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen stehen gleichwertig für beide Geschlechter, auch wenn sie nur in der maskulinen Form benannt sind. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 5 Inhaltsverzeichnis BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 6 Einleitung Einleitung Ausgehend von der derzeitigen Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt und der demografischen Gesamtentwicklung, wird auch im Berufsbild Gartenbau eine Fachkräfteentwicklung sichtbar, welche die wirtschaftliche Stabilität vieler Betriebe im Gartenbau mit seinen 7 Fachsparten seitens der Personalentwicklung in Frage stellt. Es sind zunehmend Schwierigkeiten bei der Besetzung freier Stellen in den Betrieben der Branche erlebbar. Zudem wird durch die demografische Entwicklung auch ein Rückgang an potentiellen Berufsnachwuchskräften verzeichnet. Konkret erlebbar ist, dass Betriebe der grünen Branche erhebliche Schwierigkeiten haben, geeignete Auszubildende zu finden. Bewerber werden zahlenmäßig weniger und qualitativ schlechter. Hier sind auch Fragen nach der Motivation für den Gartenbauberuf und der Attraktivität der grünen Branche bedeutsam für die Berufsnachwuchsgewinnung. Die Betriebe haben für sich häufig noch keinen Weg gefunden, wie sie frühzeitig eine systematische Gewinnung von Auszubildenden aufbauen können. Es gibt keine schlüssigen Konzepte, wie sie leistungsschwächere, aber motivierte Auszubildende mit Erfolg zur Prüfung begleiten und sie als Jungfacharbeiter in die Firma fest integrieren können. Paradoxer Weise besteht jedoch ein Widerspruch zwischen mangelnder Fachkompetenz der Auszubildenden aus unternehmerischer Sicht und der Nutzung der Angebote zur Qualifizierung. Dies zeigt die sinkende Nachfrage nach der Nutzung der bestehenden Angebote zur Qualifizierung der Auszubildenden in der ÜbA in den verschiedenen Fachrichtungen. Im Besonderen in Ostdeutschland gehen die Fachkräfte aus. Sorgen um die geeignete personelle Besetzung mit Fachkräften bindet Kapazitäten und beeinträchtigt die Stabilität der Firmen. Zukunftsfähige Unternehmen im Gartenbau brauchen qualifizierte Mitarbeiter. Die betriebliche Ausbildung ist eine Möglichkeit, gute Mitarbeiter zu beschaffen und diese auch langfristig an das Unternehmen zu binden. Die Vorteile Ausbildungsbetrieb zu sein, sind vielfältig:1 Der Mitarbeiterstamm wird durch die Integration junger Menschen neu belebt. Junge Menschen bringen in den Betrieb neue, unkonventionelle Ideen, Lebendigkeit und frischen Wind. Ausbildungsbetriebe sind gezwungen, sich auf dem neuesten Stand von Technologien, Verfahren, Sorten oder Trends des Marktes zu bewegen, um die Ausbildungsqualität sichern zu können. Dieses innovative Engagement strahlt auch auf routinierte Mitarbeiter aus. Die Ausbildungsbetriebe genießen in der Branche und in der Region Ansehen. Wer ausbildet, sorgt sich um die Zukunft der jungen Generation und übernimmt gesellschaftliche Verantwortung. Wenn sich ein Unternehmen der Verantwortung der Ausbildung stellt, wird es einen Imagegewinn erfahren. Auf dem freien Markt bedeutet ein positives Image auch einen Wettbewerbsvorteil. Durch eine kontinuierliche Ausbildung macht sich das Unternehmen vom Arbeitsmarkt unabhängig, bleibt wettbewerbsfähig und bindet geeignetes Personal langfristig an den Betrieb. 1 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2009), S. 12. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 7 Einleitung Eine Überalterung der Belegschaft kann durch die regelmäßige Übernahme von Auszubildenden vermieden werden. Die Anforderungen an die Mitarbeiter der Branche sind sehr hoch. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen auch die Qualität der dualen Ausbildung stimmen und die Rahmenbedingungen der Branche entsprechend angepasst werden. Ohne Investitionen in Bildung wird es trotz weiter bestehender Arbeitslosigkeit an qualifizierten Fachkräften mangeln! Aus diesen Gegebenheiten heraus entwickelte das Berufsbildungswerk des Sächsischen Garten-, Landschafts- und Wasserbaus e.V. ein „Modellprojekt zur Fachkräfteentwicklung im Gartenbau“. (siehe dazu auch die Projektwebsite: http://www.pro-gruene-fachkraefte.de) In dem Projekt ging es um alle verbindenden Themen wie: die Gewinnung von geeigneten Bewerbern, eine optimale Ausbildung bis hin zur Prüfungsvorbereitung, sowie auch eine weiterhin enge Bindung ans Unternehmen. Es ging um das Erschließen von Reserven und die Entwicklung neuer Wege zur Verbesserung der Personalarbeit, besonders in Hinblick auf die Gewinnung von Auszubildenden und der Ausbildung dieser durch den Berufsstand Gärtner. Wir bearbeiteten dieses Projekt für alle Fachrichtungen des Gartenbaus im Freistaat Sachsen. Zu diesen Fachrichtungen zählen die Gärtner der Fachsparten Gemüsebau, Garten- und Landschaftsbau, Baumschulen, Friedhofsgärtnereien, Staudengärtnereien, Zierpflanzenbau und Obstbau. Bei den Themen „Gewinnung von Auszubildenden“ und „Erhöhung der Qualität der betrieblichen Ausbildung“ sahen wir in Sachsen erhebliche Defizite, welche die Existenz der Betriebe im Gartenbau perspektivisch gefährden können. Hier setzte unser Modellprojekt an, beginnend mit Analyse der gegenwärtigen Situation. Ergebnisse dieser Analyse waren aktuelle und verallgemeinerungswürdige Aussagen zum Stand der Fachkräftesituation in der Gartenbaubranche Sachsen. Daraus zogen wir Schlussfolgerungen für die personellen Entwicklungen und für die notwendigen Aktivitäten der Betriebe in Richtung Personalentwicklung und Ausbildung. Bei der Ermittlung des Ist-Zustandes, spielten neben der Arbeit mit den Firmen auch die Befragungen in den verschiedensten Berufsschulen, Bildungseinrichtungen und Fachschulen eine wichtige Rolle. Dabei wurden die Teilergebnisse immer mit den zuständigen Stellen und deren Erfahrungen und Zahlen abgeglichen. Im Modellprojekt ging es vor allem um ein Material (Ausbildungshandbuch) zur qualitativen Verbesserung der betrieblichen Ausbildung im Interesse der Nachwuchssicherung für die Betriebe der Fachrichtungen des Gartenbaus. Dieses Ergebnis halten Sie in den Händen. Es ist ein Ausbildungshandbuch, mit dem Sie als Unternehmer, bzw. Ausbilder, praktische Anleitungen, Hilfen und Aktionspläne erhalten, mit der Zielstellung, die Ausbildung in Ihrem Betrieb zu optimieren, Sie bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe zu unterstützen und Qualität in der Ausbildung zu sichern. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 8 Kapitel I: Ich will ausbilden! Und nun? I. Ich will ausbilden! Und nun? Sowohl für den Fortbestand des Berufszweiges Gärtner, als auch für die Zukunft der Unternehmen und Betriebe des Gartenbaus, ist die Verfügbarkeit von Mitarbeitern und Fachkräften von enormer Bedeutung. Doch fachlich und persönlich hoch qualifizierte Mitarbeiter sind rar auf dem Arbeitsmarkt – insofern stellt Ausbildung ein besonders wichtiges Instrument zur Gewinnung von Fachkräften, bzw. zur Deckung des eigenen Fachkräftebedarfs dar.2 Die erfolgreiche Ausbildung eines Auszubildenden hin zu einer Fachkraft hängt dabei von mehreren Faktoren ab. Neben Potential, Fähigkeiten und Persönlichkeit des Auszubildenden spielt auch der ausbildende Betrieb eine wichtige Rolle. Hier müssen die Rahmenbedingungen für eine optimale Ausbildung gegeben sein, damit alle Seiten zum Erfolg kommen. Ausbilden heißt, gewisse Anforderungen an sachliche und personelle Ressourcen zu erfüllen. Dazu zählen beispielsweise:3 - Wie viele Ausbildungsplätze gibt der Betrieb her bzw. werden zur Verfügung gestellt? Stimmt die Relation bzw. das Verhältnis von Mitarbeitern bzw. Fachkräften und Auszubildenden? Sind die räumlichen, materiellen und technischen Voraussetzungen im Betrieb gegeben? Wie ist die Auftragslage, bzw. Auslastung des Betriebes? Kann ich mir die Investition leisten? Welche Kosten kommen auf mich zu? Welche Erträge erziele ich? Welche Aufgaben/ Tätigkeiten bietet speziell das Unternehmen? Gibt es Stellen, die in naher Zukunft nachzubesetzen sein werden? Warum/ wofür wird im Unternehmen ausgebildet? Gibt es (persönlich und fachlich) geeignete Ausbilder? Eine gute Hilfestellung und Grundlage zur Planung, bietet dabei das Berufsbildungsgesetz (BBiG). In dieser Phase der Planung kommen insbesondere die Bestimmungen aus Teil 2, Kapitel 1, Abschnitt 3 (§§ 27 – 31 BBiG) zum Trage, nachzulesen unter www.gesetze-im-internet.de. In diesem abgesteckten Rahmen spielen sich auch die verantwortungsvolle Planung der Ausbildung und das weitere Vorgehen ab. 1.1. Ausbildung will geplant und durchdacht sein! Auszubilden heißt, einen Bildungsauftrag zu übernehmen. Wie jeder andere Auftrag auch, muss dieser geplant, kalkuliert und seine Umsetzung und Erfüllung im und durch den Betrieb gewährleistet werden. Mit einem „Konzept“ unterstreicht ein Betrieb gleichzeitig den Stellenwert und den Anspruch, der den Ausbildungsaktivitäten entgegengebracht wird. Gute Ausbildung orientiert sich am Bedarf des Berufszweiges, bzw. am Bedarf des Unternehmens – und zwar mindestens mittelfristig gedacht! Dieser Bedarf gibt den Rahmen für Qualität und Effizienz, Anspruch und Anforderung der Ausbildung vor. 2 Vgl. von Koppen, G. (2011), S. 6. Vgl. ebd., S. 7f. 3 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 9 Kapitel I: Ich will ausbilden! Und nun? Die Qualität des Ausbildungsprozesses und auch das Resultat der Ausbildung im Betrieb hängen von den Strukturen ab, die für die Ausbildung im Betrieb geschaffen werden, denn diese fördern, unterstützen oder aber erschweren das Ausbildungsgeschehen.4 Mit einer, zumindest groben, „Konzeption“ der Ausbildung über die Ausbildungszeit hinweg, wird dem Anspruch an strukturierter betrieblicher Ausbildung Rechnung getragen. Wichtige Fragen, die diesbezüglich beantwortet und geklärt werden müssen sind beispielsweise: - Welche Ausbildungsinhalte und Arbeitsgebiete fallen an und können abgedeckt werden? - Wie kann die Vermittlung aller Ausbildungsinhalte sichergestellt werden, muss ggf. mit anderen Betrieben und Einrichtungen kooperiert werden? - Wer bildet aus? Welcher Mitarbeiter ist geeignet? Wie können Ausbildungstätigkeit und die eigene Arbeitstätigkeit miteinander vereinbart werden? Übernimmt ggf. ein zusätzlicher Mitarbeiter bestimmte Lehrinhalte? 1.2. Die Ausbildungsplanung im Betrieb Grundlage für die Planung bzw. Strukturierung der Ausbildung im Betrieb ist, neben zu berücksichtigenden Gesetzen und Verordnungen, die gültige Ausbildungsordnung des jeweiligen Gärtnerberufes. Diese gilt für alle ausbildenden Betriebe im Bundesgebiet und ist mit dem Rahmenlehrplan der Berufsschulen abgestimmt. Aktuelle Ausbildungsordnungen, sowie dazugehörige Ausbildungsberufsbilder und weitere Informationen finden sich bspw. auf: http://www.bibb.de/berufe http://www.berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/index.jsp Aus der Ausbildungsordnung wird der Ausbildungsrahmenplan abgeleitet. Dieser entspricht einer sachlichen und zeitlichen Gliederung der Ausbildungsinhalte und kann als Grundlage für den individuellen Ausbildungsplan genutzt werden. Ein individueller Ausbildungsplan muss für jeden Auszubildenden erstellt werden und ist auch Bestandteil des Berufsausbildungsvertrages. Dazu werden die Themen/ Inhalte einzelnen Lernorten (Baustelle; Gewächshaus; Kundenobjekt; eigenes Betriebsgelände) und ggf., zusätzlich zum Ausbilder, anderen Mitarbeitern als Ausbildungsbeauftragte zugeordnet. 4 Vgl. Ebbinghaus, M. (2013), S. 33. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 10 Kapitel I: Ich will ausbilden! Und nun? Dies könnte wie folgt aussehen:5 Ausbildungsberuf: Ausbildungsjahr: Vor- und Zuname des Auszubildenden: Lfd. Nr. Teil des zu vermittelnde Zeit Lernort und Ausbildungsberufs- Fertigkeiten/ (Angabe in Wochen Zuständigkeit bildes Kenntnisse und ggf. oder Monaten) Schlüsselkompetenzen Diese Übersicht beinhaltet noch nicht die Reihenfolge, in der die Inhalte abgehandelt werden! Diese kann sich an vorhandenen Aufträgen und Baustellen oder Produktionsdurchläufen im Betrieb orientieren oder aber danach richten, welche Inhalte parallel in der Berufsschule abgehandelt werden bzw. welche Inhalte bis zu den einzelnen Prüfungen abgehandelt sein müssen. Solange keine Inhalte entfallen, sind nachträgliche zeitliche Verschiebungen oder Umstellungen möglich (Flexibilitätsklausel BBiG). Ausbildungsbetriebe können zudem immer über den Mindeststandard der Ausbildungsordnung hinaus ausbilden und die Ausbildung um zusätzliche Inhalte erweitern!6 Grundsätzlich sollten zuerst Grundkenntnisse, anschließend Fachkenntnisse vermittelt werden. Muster einer Ausbildungsplanung:7 Name: Monat 09 10 11 12 1.Lj Lfd. Nr. / Zuständigkeit/ Lernort 01 02 03 04 05 06 07 08 2.Lj Lfd. Nr. / Zuständigkeit/ Lernort 3.Lj Lfd. Nr. / Zuständigkeit/ Lernort Legende: Grundausbildung Fachausbildung Berufsschule Ausbildungsabschnitt im Verbundbetrieb Prüfung Urlaub 5 Vgl. Bleumortier, S. (2013), S. 8. Vgl. ebd., S. 15. 7 Vgl. Dr. h.c. Cramer, G. (2013), S. 5. 6 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 11 Kapitel I: Ich will ausbilden! Und nun? Das zentrale Ziel der Ausbildung ist die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz. Eine moderne Ausbildung verknüpft dazu die Vermittlung von Fachkenntnissen mit der Schulung von Schlüsselkompetenzen wie Selbstständigkeit, Kooperationsfähigkeit oder die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung. Aktive Lernprozesse stehen dabei im Mittelpunkt (siehe Kap. V „Methoden in der Berufsausbildung). Dies sollte bei der Konzeption der Ausbildung mit berücksichtigt werden. Wichtig ist, dass alle an der betrieblichen Ausbildung beteiligten Akteure in die Planung mit einbezogen werden. So können Aufgaben und Verantwortlichkeiten klar und verbindlich festgelegt werden. Alle Mitarbeiter sollten über den Ablauf, die Organisation und einzelne Zuständigkeiten informiert werden. Ausbildung muss als eine Gesamtaufgabe im Betrieb verstanden werden! Ausbildungsplanung nimmt Zeit in Anspruch und bedeutet „Abstimmungsarbeit“. Hilfestellungen leisten auch die zuständigen Ausbildungsberater. (siehe Kap. 3.3.6.) Diese Investition in Zeit und Kommunikation lohnt sich und zahlt sich während der Ausbildung aus! 1.3. Geeignete Arbeitsplätze auswählen und ausbildungsgeeignete Tätigkeiten für Auszubildende aufbereiten Das Lernen am Arbeitsplatz umfasst im Ausbildungsablauf der Gärtner einen wesentlichen Zeitanteil der gesamten Ausbildungsdauer. Das Lernen im Betrieb ist daher für den Auszubildenden eine besonders wichtige Zeit. Die Ausbildungsordnung der Gärtnerberufe und die jeweiligen Ausbildungsrahmenpläne geben die Inhalte vor, die mindestens während der Ausbildungszeit abgehandelt und vermittelt werden müssen. Die Ausbildungsverantwortlichen haben zu prüfen, ob die genannten Inhalte und Ziele allumfassend an geeigneten Arbeitsplätzen und durch geeignete Tätigkeiten im Betrieb ausgebildet werden können. Dazu wird die sachliche und zeitliche Gliederung der Ausbildung herangezogen, die Lehrjahre mit den jeweiligen Inhalten Punkt für Punkt durchgegangen und entsprechende Arbeitsplätze bzw. Tätigkeitsfelder zugeordnet. Bei der Prüfung der Eignung der Ausbildungsstätte helfen folgende Fragen: - Wo und wie können in dem Betrieb die im Ausbildungsrahmenplan genannten Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt werden? - Wer soll die Inhalte im Einzelnen vermitteln? (Ggf. zusätzliche Ausbildungsbeauftragte) - Kann in dem Betrieb eine allumfassende Berufserfahrung für den Gärtnerberuf erworben werden? Sollten Sie feststellen, dass eine vollständige Ausbildung in diesem Unternehmen nicht möglich ist, müssen Alternativen organisiert und Abhilfe geschaffen werden. Das können Kurse der überbetrieblichen Ausbildung, eine Kooperation von Firmen untereinander oder eine Verbundausbildung sein. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 12 Kapitel I: Ich will ausbilden! Und nun? 1.4. Das Ausbildungspersonal Der Ausbilder übernimmt die Verantwortung, dem Auszubildenden die im Ausbildungsplan festgelegten Ziele und Inhalte entsprechend zu vermitteln. Unterstützend wirken dabei Ausbildungsbeauftragte, d.h. Mitarbeiter, die fachlich geeignet sind und bestimmte Ausbildungsinhalte vermitteln können (z.B. Mitarbeiter auf der Baustelle, bestimmten „Stationen“ bei der Pflanzenproduktion oder im Verkauf). An der Seite des Ausbilders machen die Auszubildenden erste Erfahrungen am künftigen Arbeitsplatz. Die Ausbilder verkörpern den Beruf des Gärtners mit all seinen Facetten. Somit kommt den Ausbildern eine anspruchsvolle Funktion, eine Schlüsselfunktion, beim Heranziehen junger Fachkräfte und schlussendlich auch bei der Sicherung des Nachwuchses für den Betrieb im Kleinen und dem Gartenbau im Großen zu. Qualität und Ausbildungserfolg, ein Stück Zukunft sozusagen, liegt auch in der Hand des Ausbilders. Für die Ausführung des Bildungsauftrages ist es wichtig, dass betriebsintern die Verantwortung und Kompetenzen des Ausbilders und der Ausbildungsbeauftragten klar bestimmt und abgegrenzt werden. Üblicherweise gehören zu den Aufgaben des Ausbilders: - - Die Gestaltung der Lernsituation am Arbeitsplatz Die Vermittlung und Vertiefung von Fertigkeiten und Kenntnissen laut Ausbildungsordnung und -plan Überwachen und Überprüfen von Lernfortschritten Die praxisbezogene Unterweisung – Achtung: offene Augen und Ohren für Weiterentwicklungen! Die Gestaltung, Erteilung, Kontrolle und Auswertung von ganzheitlichen (!) Arbeitsaufgaben. „Die besten Ausbildungsmethoden sind wirkungslos, wenn Auszubildende nur in Teilbereichen Hilfsarbeiten ausführen dürfen, aber niemals einen Auftrag als Ganzes selbstständig erfüllen lernen. Der Auszubildende muss seine Erfahrungen mit der Durchführung der Tätigkeit reflektieren, sich seiner Schwierigkeiten und Lernschritte bewusst werden, um […] zu lernen“8 (siehe dazu Kapitel III 3.10. „Methoden der Ausbildung“) Die Kontrolle des schriftlichen Ausbildungsnachweises (Berichtsheft) Das Feedback für den Auszubildenden Ausbilden will vorbereitet sein! Der Ausbilder sollte sich mit den fachlichen Inhalten, dem Ablauf und den Zielen der Ausbildung, sprich dem betriebseigenen Ausbildungsplan, vertraut machen, um der verantwortungsvollen Aufgabe Rechnung zu tragen! Zusätzlich zu seinen fachlich-inhaltlichen Aufgaben muss sich der Ausbilder aber auch seiner Rolle als Führungsperson und Erzieher bewusst werden und bestimmte Haltungen und Werte vermitteln. Um eine ganzheitliche Ausbildung zu gewährleisten, stellen sich dem Ausbilder eine Reihe zusätzlicher Aufgaben: - Beratung hinsichtlich persönlicher Entwicklungsziele des Auszubildenden Führen von Entwicklungs- und Beurteilungsgesprächen Vorschlagen von Fördermaßnahmen 8 Vgl. ebd. S. 6f. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 13 Kapitel I: Ich will ausbilden! Und nun? - Ggf. Motivationsarbeit mit dem Auszubildenden Ggf. Konfliktarbeit 1.4.1. Nach welchen Kriterien wird der Ausbilder ausgewählt? Neben den - fachlichen Voraussetzungen (Berufsabschluss im Ausbildungsberuf) und - formalen Kriterien, wie ein abgeschlossener Ausbildereignungslehrgang, zählen die persönlichen Voraussetzungen wie - mehrjährige Berufserfahrung, - die Bereitschaft und Freude, Jugendliche zu unterweisen zu den wichtigsten Anforderungen, die ein ausbildender Mitarbeiter erfüllen sollte! Hilfreich ist es sicherlich, wenn der Ausbilder zusätzlich über das Vermögen verfügt gut erklären zu können und mit der Zielgruppe “Jugendliche“ umgehen kann. 1.4.2. Welche Möglichkeiten der Unterstützung des Ausbilders gibt es? Anhand der Aufgaben und Anforderungen die an einen Ausbilder gestellt werden wird deutlich, dass ein Ausbilder gut auf seine Verantwortung vorbereitet und während der Ausbildungszeit begleitend unterstützt werden muss. Nur so kann die Ausbildung erfolgversprechend durchgeführt werden.9 Folgende Möglichkeiten der Unterstützung bieten sich daher an: - Da der Ausbilder in den meisten Fällen zusätzlich zur eigentlichen Arbeitstätigkeit die Ausbildungstätigkeit übernimmt und ausübt, ist es wichtig, die Vereinbarkeit beider Tätigkeiten zu ermöglichen! - Regelmäßige Gesprächsrunden und enge Kooperation mit allen an der Ausbildung Beteiligten - entsprechende Weiterbildungen im Bereich „Ausbildung“ anregen und zulassen - Ausbildungsordnung in einen betrieblichen Ausbildungsplan überführen und daraus eine Übersicht „Ausbildungsinhalte“ ableiten, auf welcher vermerkt ist, welche Inhalte bereits vermittelt wurden und welche noch ausstehen - Leitlinien (bspw. zur Unterweisung von Lehrlingen) und Fachliteratur bereit stellen 9 Vgl. Ebbinghaus, M. (2013), S. 34. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 14 Kapitel I: Ich will ausbilden! Und nun? 1.4.3. Tipps für den Ausbildungsbeauftragten/ Ausbilder Die Ausbilder in einem Gartenbaubetrieb haben es mitunter nicht leicht. Sehen sie sich doch tagtäglich dem Spagat zwischen Erfüllung des Arbeitsauftrags und – wenn Sie auch die Aufgabe der Ausbildung ernst nehmen – Erfüllung des Ausbildungsauftrags ausgesetzt. Ausbildung braucht Zeit, gute Ausbildung braucht etwas mehr Zeit. Umso wichtiger ist es, gute Strategien und ein gutes Zeitmanagement zu entwickeln, um sowohl beiden Aufgaben, aber auch der eigenen Gesundheit gerecht zu werden. Mögliche Ansatzpunkte, um diesen Spagat zu meistern liegen bspw. in der Ausbildungsmethodik, oder in der Zielplanung. Die Ausbildungsmethodik Die Ausbildungsmethodik lässt sich grob in 2 Gruppen Teilen: die Methoden mit unmittelbarer Führung und die Methoden ohne unmittelbare Führung des Auszubildenden. Zu der ersten Gruppe zählen bspw. die Vier-Stufen-Methode oder die Unterweisung. Bei diesen Methoden steht der Ausbilder „in der Manege“ und trägt, bzw. führt vor und der Auszubildende ist der „Zuschauer“. Diese Methode bedeutet „zeitliche Belastung“ für den Ausbilder während der Arbeitszeit. Zur zweiten Gruppe zählen bspw. die Projekt-Methode oder die Leittext-Methode. Bei diesen Methoden sorgt der Ausbilder dafür, dass die Rahmenbedingungen für ein selbstgesteuertes Lernen und Arbeiten geschaffen werden und sich der Auszubildende seine Lerninhalte ohne unmittelbare Anleitung selbst erschließt. Die Anwendung von Methoden des selbstgesteuerten Lernens bedeutet zeitliche Entlastung für den Ausbilder während der Arbeitszeit. Dies muss aber sehr gut vorbereitet und dafür im Vorfeld Zeit investiert werden! Je nach Lage der Arbeitsaufträge sollte ein Ausbilder also seine Lehrmethoden auswählen, bzw. planen. (Siehe dazu weiterführend Kapitel III 3.10. „Methoden der beruflichen Bildung“) Die Zielplanung Ausbilder und Auszubildender sollten jederzeit klar vor Augen haben, was der Schützling am Ende des jeweiligen Ausbildungsabschnitts gelernt haben soll. Eine konkrete Zielplanung und Zielformulierung hilft dabei, die Ausbildungsaktivitäten entsprechend zu planen und bestmöglich zum Ziel und Lernerfolg zu kommen. Die Festlegung und Formulierung von Lernzielen soll dabei nach folgenden Kriterien erfolgen: - Das Lernziel eindeutig und konkret formulieren - Das Lernziel hoch, aber erreichbar stecken - Das Lernziel innerhalb eines festgesetzten Zeitraums erreichen (Deadline) - Der Lernerfolg muss überprüfbar sein Wichtig für die Zielplanung ist auch, Prioritäten zu setzen. Welches ist das „wichtigste“ Lernziel in diesem Ausbildungsabschnitt und welche Aufgaben und Tätigkeiten bringen den Auszubildenden dahin? BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 15 Kapitel I: Ich will ausbilden! Und nun? Beispiel für ein Lernziel: Der Auszubildende soll am Ende des Ausbildungstages eine Terrasse mit Hilfe der entsprechenden Werkzeuge und Materialien fehlerfrei einmessen können. - - Im Ergebnis soll die Fläche exakt eingemessen und mit Richtschnuren versehen sein. Dazu muss der Auszubildende nicht nur mit den Messwerkzeugen umgehen, sondern auch das Setzen von Schnureisen und den Umgang mit Fäustel und Schnur wiederholen. Außerdem kann dieses Lernziel als Vorbereitung für die nächsten Ziele (Erdaushub, Einbau der Schichten, Legen von Platten usw.), im Sinne einer vollständigen Handlung dienen. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 16 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender II. Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender 2.1. Wie begeistere ich für mein Unternehmen? Der Weg zur Gewinnung von Auszubildenden beginnt mit den Fragen: „Was macht mein Unternehmen in den Augen Ausbildungsplatzsuchender attraktiv?“ „Was wissen Jugendliche mit dem Wunsch einer Gärtnerkarriere von meiner Firma?“ „Wie werde ich als regionaler Arbeitgeber und als Ausbildungsbetrieb wahrgenommen?“ Öffentlichkeitsarbeit ist für alle Gartenbaubetriebe genauso wichtig, wie für Unternehmen mit großen Marken. Ziele der Öffentlichkeitsarbeit sind: Steigerung des Bekanntheitsgrades des Unternehmens Verbesserung des Images Schaffung von Vertrauensbonus Verringerung des Aufwands für die Suche nach geeigneten Bewerbern Vermittlung eines realistischen Einblickes in das Betätigungsfeld Auszubildenden Verringerung vorzeitiger Abbrüche von Ausbildungsverhältnissen des künftigen Als Instrumente von Öffentlichkeitsarbeit dienen: Schulen: Schaltung von Anzeigen zu Schülerpraktikumsangeboten oder Angeboten für Ferienarbeit in Schülerzeitungen oder am „Schwarzen Brett“ der Schule Lernpartnerschaften: sind auf Dauer angelegte, intensive Verbindungen zwischen einer Schule und einem benachbarten Betrieb und basieren auf Kooperationsvereinbarungen Schüler besuchen regelmäßig den Betrieb, sie lernen den Betrieb kennen Fachkräfte der Firma werden in ausgewählte Unterrichtsthemen oder -fächer eingebunden Lehrkräfte und Schüler absolvieren gemeinsam einen Tag (Tage) in der Praxis→ darüber Presseveröffentlichung Firmen unterstützen im naturwissenschaftlichen Unterricht mit Praxisobjekten ehemalige Mitarbeiter der Firma (Senioren), oder auch leistungsstarke Auszubildende der Firma unterstützen Hauptschüler mit Lernschwächen, die als mögliche Auszubildende im Fokus stehen Betriebserkundungen für Schüler Beispiel siehe Anlage II.1. „Betriebserkundung“ (S. 33) BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 17 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Teilnahme von Auszubildenden am Berufswettbewerb damit wird gezeigt, dass die Ausbildung im Unternehmen einen hohen Stellenwert besitzt hier wird auch die Qualität der Ausbildung sichtbar Internet mit der Betreibung einer aktuellen Homepage u.a. auch mit Bewerbungstipps für potentielle Auszubildende, Karriere-Chancen im Unternehmen, neu zu besetzenden Stellen, Leistungsangeboten und Referenzen, Dienstleistungsangeboten, Verkaufsaktionen, etc. präsentieren sich Gartenbaubetriebe oder Garten- und Landschaftsbauunternehmen. Einstellen von Stellenangeboten bei Jobsuchmaschinen (z.B. www.jobscanner.de, www.jobs.de, www.yovadis.de) Flyer verteilt in der Region machen diese u.a. auf Leistungsangebote des Betriebes oder auf Verkaufsaktionen aufmerksam und präsentieren die Firmen als Arbeitgeber Pressemitteilungen regelmäßige Pressemitteilungen zur Ausbildungsarbeit, zu Erfolgen der/ des Auszubildenden, zu speziellen Dienstleistungen, neuen Technologien, Verfahren, Sorten, Mitwirkung an Projekten, Leistungswettbewerben, Engagement von Mitarbeitern u.a. auch im Ehrenamt etc. rücken ein Unternehmen in ein positives Licht Diese werden vor allem von Eltern bzw. Großeltern potentieller Auszubildender gelesen Qualität der Produkte und Dienstleistungen Eine hohe Qualität der Produkte und Dienstleistungen nimmt die Öffentlichkeit wahr und verschafft einem Unternehmen einen guten Ruf, macht es als Ausbildungsbetrieb attraktiv Kommunikation der Stärken bei öffentlichen und privaten Auftraggebern Banner an Baustellen oder Aufsteller an Pflanz- und Pflegeobjekten im öffentlichen Grün oder in privaten Objekten machen aufmerksam und geben Auskunft, wer der Auftragnehmer ist Auftritt auf Ausbildungsbörsen, regionalen Messen, Fachmessen zielgruppengerecht wird die Ausbildung im Gartenbau präsentiert junge Menschen werden erreicht Eindrücke/ Erfahrungen aus persönlichen Gesprächen mit potentiellen Bewerbern werden gesammelt und können als Grundlage bei der professionellen Gewinnung von Auszubildenden dienen Berufsbild Gärtner Kompakte Informationen zum Berufsbild finden Sie auch unter: http://www.smul.sachsen.de/bildung/23.htm http://www.augala.de http://www.beroobi.de/berufe/gaertner/#/start/ BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 18 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Spezielle Events wie: Tage der Offenen Gärtnerei oder Tage des offenen Garten- und Landschaftsbau Unternehmens10 Mitmachanimationen für die ganze Familie o Natursteinbearbeitung o Sträuße binden o Veredlung von z.B. zweier Kürbispflanzen o eine Pflanze topfen und als Geschenk mitgeben o Kopfstecklinge schneiden und weiteren Werdegang vorstellen o Schätzen von Gewichten: Schubkarre beladen mit Torf, Kompost, Sand o Pflanzenrätsel, Saatguträtsel o Pflanzen des Jahres o Pflanzen oder Natursteinmaterialien bestimmen, Substrate ertasten o Meristem-Vermehrung vorstellen, Vermehrungsarten o Zaunpfähle nach Zeit und Geradlinigkeit einschlagen o Pflastersteine Gemisch nach Zeit sortieren o Pflastersteinweitwurf o Höhenunterschiede im Gelände schätzen Partner von Umweltstationen hinzuholen (z.B. Nistkästen bauen) Verkaufsaktionen mit speziellem Service Pflanzen umtopfen, Pflanzgefäße bepflanzen, Transportservice oder auch die Pflege der Pflanzungen bei Abwesenheit sind Dienstleistungen, bei denen das Unternehmen indirekt für sich wirbt und auch als Arbeitgeber bzw. Ausbildungsbetrieb bei den Kunden wahrgenommen wird Sponsoring von Sachleistungen o Bereitstellung z.B. von T-Shirts für Kinder- und Jugendmannschaften mit Firmenaufdruck in Trainingszentren Sponsoring, Betreuung bzw. Überwachung von gezielten Projekten o z.B. in Sportstätten, Kindereinrichtungen, Schulen, kommunalen Einrichtungen werden Projekte durch den Ausbilder mit den Auszubildenden fachlich begleitet/ betreut Schulpatenschaften Projekte zwischen Schule(n) und Betrieb(en) zur Förderung der Ausbildungsreife und des Interesses für die Ausbildung im Berufsfeld Gärtner werden angeboten und realisiert Berufsbilder können hier realistisch vorgestellt werden, der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt wird verbessert das Image als zukunftsorientierter Arbeitgeber wird gesteigert, eine Kostensenkung und Verringerung des Aufwandes für die Bewerberauswahl kann erreicht werden Präsenz bei öffentlichen Veranstaltungen Unterstützung traditioneller Feste in der Region z.B. durch Ausgestaltung, Transporte oder Aktionen 10 Vgl. von Koppen, G.(2011), S. 18. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 19 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Beschriftung von Betriebsfahrzeugen und Baumaschinen mit professionellem pfiffigem Slogan So kann für die Ausbildung zum Gärtner geworben werden Die Mitgliedschaft in Fachverbänden kann hervorgehoben werden Das Ansehen eines Unternehmens basiert auch auf dem Ruf seines Personals. Die Mitarbeiter identifizieren sich mit ihrem Unternehmen und kommunizieren dies in ihrem Umfeld. Auch darin liegt Potential für die Gewinnung von Auszubildenden. Wichtige Faktoren für die Attraktivität des Unternehmens sind z.B.: Ruf des Arbeitgebers Betriebsklima/ Arbeitsklima Sicherheit des Arbeitsplatzes Arbeitsbedingungen/ Arbeitszeit/ Arbeitszeitmodelle Qualität der Arbeitsplätze/Sozialeinrichtungen/ Gesundheitsschutz Lohn- und Gehaltsniveau Förderung der Weiterbildung der Beschäftigten Karrierechancen/ Aufstiegsmöglichkeiten Schutz der Umwelt als natürliche Lebensgrundlage Die Kommunikation dieser Faktoren in der Öffentlichkeit wird sich im Bewerberverhalten und in dem Bestreben der Auszubildenden widerspiegeln. Arbeitgeber sollten die Erwartungen der Jugendlichen an den Ausbildungsbetrieb kennen. Erkenntnisse aus der Shell – Jugendstudie 2010 besagen, dass die Werte der Jugendlichen immer noch Tradition, Sicherheit und Fleiß sind, gepaart mit dem Wunsch nach Kreativität und sozialem Engagement. Zusätzlich spielen aber auch materielle Befriedigung, Genuss, Durchsetzungsfähigkeit und Macht eine Rolle.11 Für die Fachschüler unserer Befragung im Rahmen des Modellprojekts „Fachkräfteentwicklung im Gartenbau“ spielten bei der Entscheidungsfindung für ein Gartenbauunternehmen folgende Aspekte eine Rolle: interessante Tätigkeit/ neue Herausforderung Entgeltangebote im Rahmen der abgeschlossenen Fortbildung (Meister/ Techniker) Unternehmen bietet Aufstiegsmöglichkeiten Verantwortung im Tätigkeitsbereich Abgefragte Leistung entspricht dem gegenwärtigen Fortbildungsstand die räumlich Nähe zum gegenwärtigen Lebensmittelpunkt In allen diesen Aussagen finden Unternehmer Ansatzpunkte für taktische und weitsichtige Überlegungen, vor allem auch im Hinblick auf die später angestrebte Tätigkeit und den Karriereweg des potentiellen Auszubildenden im Unternehmen. Die Jugendlichen wollen beachtet werden, abrechenbare Verantwortungsbereiche übernehmen und erfolgreich ihre Ausbildung absolvieren. Um die Jugendlichen für einen Ausbildungsplatz in gärtnerischen Unternehmen zu begeistern, müssen folgende Fragen beantwortet werden: 11 Vgl. Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg (2010), S. 1. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 20 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Was ist das Besondere an meinem Ausbildungsplatz? Wie kann ich meinen Ausbildungsplatz verbessern? Wie sehen die Ausbildungsplätze der Wettbewerber aus? Die Aufforderung zur Bewerbung um einen Ausbildungsplatz in einer der sieben Sparten des Gartenbaus muss die Vielfältigkeit des Berufes widerspiegeln, in kurzer, prägnanter und aussagekräftiger Form. Die Anzeige sollte Lockangebote enthalten. So sind Unternehmen gut auf die Situation des aktuellen Ausbildungsmarktes, auf dem Betriebe um die besten Bewerber konkurrieren, eingestellt. Hier einige Beispiele für Lockangebote:12 Vorabkurs an einem Samstag anbieten (es gibt Essen, Trinken und eine Karte zur Disko, ins Kino) einen Tag Probefahrt und Umgang mit Baumaschinen und Gartenbautechnik, einen Tag Schnupperlehre, den hautnahen Kontakt zum Gartenbau üben Pflanzen und deren Verwendung kennenlernen Stil- und Farbberatung die Ausbildungsqualität hervorheben, u.a. auch durch die Beteiligung an Berufswettbewerben, Einsatz eines Ausbildungsbegleiters, Stützunterricht während der Ausbildungszeit ermöglichen (evtl. realisiert durch freie Bildungsträger) Lehrmittel/ Arbeitsmittel zum Verbleib zur Verfügung stellen (Profigartenschere, -säge, -gärtnermesser, Pflanzenbestimmungsbuch, …) die Höhe der tariflich festgelegten Ausbildungsvergütung ausreizen oder alternativ: Fahrtkostenübernahme/ bzw. -beteiligung („Job-Ticket“, Tankgutscheine) sowie Kostenbeteiligung in Wohngemeinschaft/ Internat oder auch Kostenbeihilfen für Kindertagesstätten (ggf. leistungsbezogen) anbieten Senior Experten mit umfangreicher Berufs- und Lebenserfahrung engagieren sich als Ausbildungsbegleiter für eine erfolgreiche Ausbildung www.ses-bonn.de, Eva Möller Regionalkoordinatorin SES-Büro Dresden; E-Mail: [email protected] ein Auslandspraktikum für sehr gute und gute Ausbildungsleistungen ermöglichen Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen (z.B. garantierte Übernahmechancen bei Note „gut“ und „sehr gut“) Projektarbeiten (eigenverantwortliches, selbstständiges Arbeiten) Zusatzqualifikationen als Motivationsfaktor (bei Abschlussnote „sehr gut“, „gut“ prozentual gestaffelte finanzielle Beteiligung am Führerschein bzw. am LKW Führerschein) Ermöglichung und Finanzierung von Kursen für die Prüfungsvorbereitung (z.B. maximale Ausnutzung des Angebotes an ÜbA Kursen) Startchancen für Jugendliche mit Nachteilen bieten: durch kontinuierliche Lehrunterweisungen, Stützunterricht, Hilfestellung bei Berichtsheftführung, der Erstellung der Fachberichte und bei der Anfertigung des Herbarium, Integration in ein Team mit fester Bezugsperson 12 Vgl. ebd., S. 3f. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 21 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Ausbildungsteilzeit für junge Mütter, bzw. Väter anbieten http://www.kas.de/upload/dokumente/2011/11/Aufstieg_Aus-Bildung/Aufstieg_AusBildung_3-1.pdf und als Beispiel: http://www.ihk-schleswigholstein.de/bildung/ausbildung/projekte/732518/Teilzeitausbildung.html Präsente für besonders gute Azubis (Ansatzpunkte für Motivationen: z.B. Tankgutschein für den einzelnen Azubi, … ) Der geringe Bekanntheitsgrad vieler Gartenbau- und Gartenbau-Dienstleistungs-Betriebe, eine oftmals unvollständige Darstellung des Berufsbildes des Gärtners in der Öffentlichkeit, das Ausbilderimage aber auch externe Faktoren wie das Branchenimage und Berufsaussichten nach der Ausbildung, sorgen in vielen Gartenbauausbildungsbetrieben für einen Mangel an Bewerbern. Das Ziel aller oben genannten Aktivitäten ist, dass sich geeignete Azubis bewerben und anschließend im Unternehmen verbleiben. Die Anzahl der Bewerbungen ist dabei nicht maßgeblich. 2.2. Welche Kooperationspartner können mir beim Finden meines Auszubildenden helfen? Nach den Ergebnissen unserer Studie „Modellprojekt - Fachkräfteentwicklung im Gartenbau“ nutzten Auszubildende zu je 20% die Familie, Freunde und das Berufsinformationszentrum (BIZ) als Informationsquellen für die Berufsfindung. Bei 16% diente das Internet als Informationsquelle. Weitere 11% der befragten Auszubildenden haben durch praktische Erfahrungen mit Gartenbauunternehmen im täglichen Leben und 10% durch Berufspraktikum in der Schulzeit zur Berufsausbildung gefunden. Die Fachschüler, die also ihre Gärtnerausbildung schon hinter sich haben und über Berufserfahrungen verfügen, entschieden sich bei den vorgegebenen Aktivitäten zur Gewinnung von Auszubildenden folgendermaßen: 21% benannten das Schülerpraktikum, 15% das Internet, 12% Projekttage „Lernen im Gartenbaubetrieb“, 11% die Bildungsmessen, 10% die öffentlichen Medien und 6% das Berufsinformationszentrum als Informationsquelle für die Berufsfindung. Diese und weitere Studienergebnisse unterschiedlicher Branchen zeigen, wer wichtige Multiplikatoren/ Impulsgeber bei der Berufsfindung sind: Eltern / Familie / Freunde Eltern als Erziehungsberechtigte zu Veranstaltungen mit einbeziehen (Schnuppertag vor Ort, Einblicke in das Berufsbild, Tag der offenen Tür, Fortbildungsmöglichkeiten, Karrierechancen) Eltern als zufriedene Kunden an das Unternehmen binden (mit Qualität der Produkte überzeugen, verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt, Schonung von Ressourcen) Arbeitgeber in der Region sein (Mund zu Mund Propaganda) BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 22 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Lehrer / allgemeinbildende Schulen Lehrkräfte (z.B. Klassenlehrer, Fachlehrer) in den Betrieb holen, Berufsrealität zeigen, Verbindung zum Fachwissen im Ausbildungsberuf demonstrieren, Berufsbild praxisnah erleben als Unternehmen an Schulveranstaltungen teilnehmen mit Sachspenden an den Schulen (Pflanzen, Holz, Wegebeläge, Gartengeräte, Schüttgüter) Projekte unterstützen Betriebe planen oder gestalten mit Schülern Teile von Pausen-/ Freizeitflächen der Schule Ausbilder und seine Lehrlinge leiten ein Schulprojekt im grünen Bereich Unternehmer gehen in die Schule und bieten eine Bewerbungsberatung aus Sicht des Praktikers regelmäßig Berufs-/ Betriebspraktika ermöglichen, hier gesetzter Partner der Schule sein Schüler gestalten im Rahmen von Patenschaften Webseiten für Firmen oder richten den Zugang zu Netzwerken ein Mit Unterstützung der Landesverbände das Berufsbild auf Schulmessen vorstellen Senior Partner (z.B. Rentner des Unternehmens) begleiten Hauptschüler (Ausbildungspakt) bei der Festigung und Übung von Unterrichtsstoff (Lernpatenschaft), bei der Suche nach passgenauen Praktikumsplätzen oder Ausbildungsstellen, bei Betriebserkundungen (www.ses-bonn.de) Berufsinformationszentrum (BIZ) / Arbeitsagenturen Der zuständige Berufsberater wird zur Betriebsbesichtigung eingeladen, damit dieser den Ausbildungsbetrieb und die Ausbildungsbedingungen besser kennen lernt. Somit kann Jugendlichen passgenauer ein Ausbildungsplatzangebot unterbreitet werden Ein freier Ausbildungsplatz wird bei der Arbeitsagentur angezeigt und in die Jobbörse eingestellt (http://www.arbeitsagentur.de) Internet13 Ausbildungsplatzangebot und Karriere-Profile auf der eigenen Homepage einstellen, dabei Sprache der Zielgruppe sprechen, evtl. duzen Berufsbildvideo (z.B. produziert vom Landesverband) auf der Firmenwebsite Erfahrungsberichte von Azubis der Firma auf Firmenwebsite einstellen, Azubis als Partner bei der Eigenpräsentation mit einbeziehen, „Azubis sprechen künftige Azubis an“ (Handy-)Videos von eigenen Azubis zeigen, z.B. „Ein Tag mit einem Azubi“ (auch auf www.YouTube.com) Selbstdarstellung im Internet: Nutzer kann z.B. selbst Inhalte von Ausbildungsplatzangeboten erstellen und in sozialen Netzwerken einstellen (z.B. bei Facebook, Twitter) oder Unternehmenseinblicke gewähren; weiterhin: Arbeitgeber-Bewertungsportal einrichten und pflegen (z.B. http://www.kununu.de) Ausbildungsplatzangebot auf der Homepage des Landesverbandes einstellen lassen Ausbildungsportale nutzen, um Stellenangebote zu veröffentlichen www.azubister.net; http://yousty.de; www.aubi-plus.de; www.azubi.net 13 Vgl.: ebd., S. 4. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 23 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Eigene Azubis Azubis in die Berufsnachwuchswerbung einbeziehen, um die Werbebotschaft für den Ausbildungsberuf zu bestärken und es dem Azubianwärter einfacher zu machen, sich für das Angebot zu entscheiden Azubi-Blog oder Online-Tagebücher – Azubis berichten über ihren Arbeitsalltag (z.B. www.ausbildungsblog.de oder www.frostablog.de) Eigene Mitarbeiter verfügen über vielfältige Kontaktpunkte und können so den guten Ruf ihres Unternehmens gezielt pflegen sollten in der Lage sein, ein anschauliches Berufsbild des Ausbildungsberufes Gärtner in ihrem Unternehmen, gegenüber Kunden und im privaten Umfeld zu kommunizieren holen eigene Kinder oder Enkelkinder ins Unternehmen Gartenbauverbände wirken unterstützend: bei der Auswahl von Messeauftritten (Ausbildungsmessen, Schulmessen, Verbrauchermessen) bei der Gestaltung von Messeständen mit Informations- und Werbematerial mit Veröffentlichungen von Ausbildungsplatzangeboten der Firmen auf ihrer Homepage bei der Nachwuchswerbung (im Garten- und Landschaftsbau gefördert durch das Ausbildungsförderwerk AuGaLa; Information und Bestellung unter: www.augala.de/nachwuchswerbung.aspx) Zuständige Landesverbände für Betriebe: http://www.gartenbau-sachsen.de http://www.galabau-sachsen.de http://www.sächsisches-obst.de http://www.baumschulen-sachsen.de BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 24 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender 2.3. Berufsorientierte Praktikumsplätze anbieten Praktikumsplätze sind eine wertvolle Informationsquelle und Entscheidungshilfe bei der Berufs- und Betriebswahl und werden bei den Jugendlichen geschätzt. Damit kann ein fließender Übergang von der Schule zur Ausbildung geschaffen werden. Erfolgreiche und vor allem ansprechende Praktika ziehen Jugendliche auch in die Gartenbaubranche. Eine direkte Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Eine kontinuierliche, langfristige Bereitstellung von Praktikumsplätzen wirkt nachhaltig und kann z.B. in Schülerzeitschriften am „Schwarzen Brett“ in der Schule über Klassenlehrer über die eigene Homepage unter Karriere/ Praktikumsplätze über die Homepage der Landesverbände oder auch über das Berufsinformationszentrum (BIZ) bei der Arbeitsagentur veröffentlicht werden Ziel der Bereitstellung von Praktikumsplätzen ist es:14 15 unmittelbar die Berufs- und Arbeitswelt kennenlernen den Ausbildungsberuf kennenlernen Eignung für bestimmte Tätigkeiten testen soziale Komponenten im Unternehmen vermitteln o Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen, Pünktlichkeit, Motivation, Teamfähigkeit, Kommunikation, brauchbares (konstruktives) Konfliktverhalten möglichst breites Anforderungsspektrum als Entscheidungshilfe in der Berufsfindung anbieten Praktikumsplan erstellen Es ist sinnvoll einen Praktikumsplan zu erstellen, um eine strukturierte und von Anfang an erfolgreiche Praktikumsdurchführung zu gewährleisten. Siehe dazu Anlage II.2. „Praktikumsplan für ein Praktikum in einem GaLaBau-Betrieb“ und Anlage II.3. „Praktikumsplan für ein Praktikum in einem Produktionsgartenbau-Betrieb“. (S. 35/ 37) Zudem wird jedem Praktikanten eine Bescheinigung über das geleistete Praktikum ausgestellt (siehe dazu Anlage II.4. „Praktikumsbescheinigung“, S. 39). Um eine weitere Rückmeldung über das geleistete Praktikum zu erhalten, kann auch die Meinung des Praktikanten eingeholt werden. Mit der Anlage II.5. „Bewertung des Betriebes durch den Praktikanten“ (S. 41) geht die Beurteilung des Praktikums über ein einfaches „Es hat Spaß gemacht.“ und „War alles gut.“ hinaus. Diese Beurteilungen und Kritiken sollten ernst genommen und bei der nächsten Durchführung eines Praktikums berücksichtigt werden. 14 Vgl. Süsser, T. (2013), S. 5. Vgl. Deutscher Bauernverband (DBV) (2012), S. 3. 15 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 25 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender 2.4. Den richtigen Auszubildenden finden Die Auswahl und Einstellung von Auszubildenden unterscheidet sich von der Auswahl und Einstellung von Mitarbeitern mit Berufserfahrung. Im Gegensatz zum erfahrenen Mitarbeiter, blicken Anwärter auf einen Ausbildungsplatz meist nur auf ihre schulische Laufbahn und schulische Erfolge zurück und können, wenn überhaupt, nur wenig berufsrelevante Erfahrungen vorweisen, die man direkt abfragen kann. Dies gilt es sich bewusst zu machen! Insofern lohnt es durchaus, sich über das Auswahlverfahren und den/die Bewerber ein paar Gedanken mehr zu machen. Schlussendlich entscheidet man hier schließlich auch über eine Investition und über eine mehrjährige Zusammenarbeit. Das Ausbildungsförderwerk des Garten- und Landschaftsbaus hat eigens dazu die Broschüre “Wie gewinnen Betriebe gute Azubis?“ entwickelt. Diese kann beim Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Sachsen e. V. bestellt werden. 2.4.1. Das Anforderungsprofil Um einen geeigneten Bewerber zu finden, muss man sich zunächst die Anforderungen, die an ihn gestellt werden, bewusst machen: 1. Welche Anforderungen werden generell an einen Gärtner gestellt? (berufstypische Anforderungen) 2. Welche Anforderungen ergeben sich speziell aus dem Tätigkeitsfeld? (arbeitsplatztypische Anforderungen) 3. Wird Hauptschülern, Realschülern oder Abiturienten ein Vorzug gegeben? 4. Wird Schulabgängern oder Bewerber auf dem 2. Bildungsweg ein Vorzug gegeben? 5. Wird ggf. eine verkürzte Ausbildung für Abiturienten eingeräumt? Welche fachlichen Kompetenzen muss der künftige Auszubildende haben, um den Anforderungen gerecht zu werden bzw. um diese Stelle zu besetzen? Gibt es darüber hinaus persönliche Eigenschaften und Voraussetzungen, die der künftige Auszubildende mitbringen sollte? Gegebenenfalls können alle im Betrieb an der Ausbildung beteiligten um ihre Meinung dazu gefragt werden. Mit diesem Schritt wird auch das Team auf den künftigen „Mitarbeiter“ eingestimmt. Eventuell werden Sie feststellen, dass die Anforderungen an die persönlichen Eigenschaften des künftigen Auszubildenden vor den fachlichen Forderungen liegen. Zum einen hat die Bedeutung der sogenannten „weichen Kompetenzen“, in der Ausbildung zugenommen. Zum anderen kann kaum Fachwissen vom Neuling erwartet werden. Ein nächster Schritt ist, zu überlegen, wie die erforderlichen oder festgelegten Kompetenzen und Voraussetzungen, die ein Bewerber mitbringen soll, abgefragt bzw. geprüft werden können. Die persönlichen Voraussetzungen können den Bewerbungsunterlagen entnommen, bzw. im Bewerbungsgespräch direkt erfahren werden. Die fachlichen Kompetenzen und persönlichen BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 26 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Eigenschaften lassen sich nur zum Teil daraus schließen und bedürfen eines intensiveren Blicks beim Probearbeiten oder beim Bewältigen kleiner Testaufgaben. Insbesondere zur Beurteilung der persönlichen Eigenschaften, müssen diese konkretisiert, näher definiert und „beobachtbar“ gemacht werden: was wird bspw. unter „Kommunikationsfähigkeit“ verstanden? Diese Überlegungen führen zu den Verhaltensweisen, die bei den Ausbildungsplatzanwärtern im Bewerbungsgespräch beurteilt, bzw. beim Probearbeiten beobachtet werden können.16 Da es den „perfekten Bewerber“ kaum gibt, ist es wichtig, sich klar zu werden, welche Voraussetzungen unabdingbar sind und wo ggf. Abstriche bzw. Zugeständnisse gemacht werden können. Welche Basis muss gegeben sein? Was kann innerhalb der Ausbildung noch entwickelt werden? „Die jugendlichen Bewerber sind oftmals noch unsicher und kindlich, so dass der erste persönliche Eindruck leicht täuschen kann.“17 Man sollte versuchen, auch die fachlichen und persönlichen Potentiale eines Bewerbers zu erfassen und der zum Teil noch wenig ausgeprägten Persönlichkeit eine gewisse Toleranz entgegen zu bringen. 2.4.2. Instrumente zur Auswahl von Bewerbern Legen Sie einen Bewerbungszeitraum fest, der gut in die betrieblichen Abläufe passt. Vielleicht sind in einer Firma die Monate Januar/ Februar günstig, andere entscheiden sich schon im Herbst des Vorjahres für einen neuen Auszubildenden. Sind genügend Bewerbungen eingegangen, wird, beispielsweise in der letzten Februarwoche mit der Bewerberauswahl begonnen. Das individuelle, firmenspezifische Anforderungsprofil und die daraus abgeleiteten Eigenschaften sind die Basis für die Auswahl eines geeigneten Auszubildenden aus dem Pool der Bewerber. Bedenken Sie: Erfahrungsgemäß ist es schwierig eine hundertprozentige Trefferquote zu erreichen, in der Anforderungsprofil und Bewerber zusammenpassen. Suchen Sie nach dem passendsten Bewerber, nicht immer nach dem Besten. Die Schulnoten sollten schon im Durchschnitt der Anforderungen an den Beruf liegen. Bewerbungsmappen Sind Bewerbungen im Betrieb eingegangen, sollten diese sofort nach einer vorgegebenen Checkliste gesichtet werden. Siehe dazu Anlage II.6. „Checkliste zur ersten Prüfung von Bewerbungsunterlagen“. (S. 43) Dem Bewerber sollte mit einem kurzen Anschreiben der Eingang seiner Unterlagen bestätigt werden und der Beginn des Bewerbungsverfahren zum angegeben Zeitpunkt (bspw. in der letzten Februarwoche) mitgeteilt werden. 16 Vgl. Dietl, Stefan F. (2013c), S. 7f. Vgl. von Koppen, G. (2011), S. 6. 17 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 27 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Meistens werden Bewerbungsunterlagen in Papierform eingereicht. Diese Unterlagen enthalten ein Anschreiben, was folgende Auskünfte enthalten sollte: Warum wurde meine Firma als potentieller Ausbildungsbetrieb ausgewählt? Worüber hat der Jugendliche von meiner Ausbildungsbereitschaft erfahren? Warum will der Jugendliche gerade den Beruf eines Gärtners erlernen? Die Beantwortung dieser Fragen ist für die Analyse Ihrer Ausbildungsoffensive von Bedeutung. Denn hier können sie erfahren, ob Sie bei der Suche nach zukünftigen Auszubildenden vorerst alles richtig gemacht haben oder zukünftig noch andere Wege gehen müssen. Immer häufiger werden jedoch auch Bewerbungen per E-Mail oder direkt online. Wurde in der Anzeige die E-Mail-Adresse angegeben, dann ist eine Onlinebewerbung potentieller Auszubildender möglich. Hier müssen Sie auf Ihrer Homepage zusätzliche Angaben zur Form der Bewerbung machen, damit diese nicht von vornherein als Spam erkannt und als unerwünschte Werbepost vernichtet wird. Jugendliche mit Onlinebewerbung formulieren ein Anschreiben, alle anderen Bewerbungsunterlagen sind im Email-Anhang hinterlegt. Zur Vermeidung großer Anhänge wird oft nur der Lebenslauf mitgeschickt. Erst auf Wunsch werden dann die vollständigen Bewerbungsunterlagen nachgereicht. Der Lebenslauf muss lückenlos sein. Bewertungskriterien sind: Umfang, Form und Übersichtlichkeit: Ein vollständiger Lebenslauf gibt Auskunft über: persönliche Daten schulischen Werdegang sonstige Qualifikationen Hobbys/ Engagement Die Hinweise auf ein Hobby oder auf ein ehrenamtliches Engagement geben darüber Auskunft, wie der Jugendliche seine Freizeit verbringt. Diese Aktivitäten können ein Zeichen dafür sein, dass der Bewerber freiwillig und motiviert an seinen Erfolgen arbeitet. Gute Schulnoten geben folgende Informationen über das Leistungsvermögen des Jugendlichen: ihm fällt das Lernen leicht oder er hat sich mit Fleiß diese Ergebnisse erarbeitet. Zu Beginn des Auswahlprozesses kann mithilfe einer Checkliste eine Analyse der Bewerbungsunterlagen erfolgen und eine Vorauswahl getroffen werden. (siehe Anlage II.6. „Checkliste zur ersten Prüfung von Bewerbungsunterlagen“; S. 43). Die für eine Gärtnerausbildung ungeeigneten Bewerber werden aussortiert. Das kann nach der ABC Analyse erfolgen: (siehe auch: http://www.augala.de /downloads / Vordrucke/Bewerberbogen) Die Bewerber werden in A - besonders geeignet B - gut geeignet C - ungeeignet → Absage A B C Kandidaten eingeteilt. Mit dieser Analyse kann schon ein großer Teil an nicht passenden Bewerbungen aussortiert werden. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 28 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Nachdem die Bewerbungsunterlagen beurteilt sind, werden die besonders gut und gut geeigneten Jugendlichen zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Bewerber, denen keine Chance auf einen Ausbildungsplatz in der Firma eingeräumt werden kann, werden zeitnah und schriftlich informiert und die Bewerbungsunterlagen zurückgeschickt. Bedenken Sie dabei immer, dass Sie Arbeitgeber in der Region sind und Werbung für die Ausbildung in Ihrer Firma machen. Gerade deshalb sollten Sie diesen aufwendigeren Weg wählen und die persönlichen Unterlagen den Jugendlichen zurückgeben. Das Vorstellungsgespräch Mit dem Vorstellungsgespräch will der Betrieb endgültig den richtigen Azubi finden, der auf das Stellenprofil des angebotenen Ausbildungsplatzes passt. Dabei wird vor allem auf den persönlichen Eindruck geachtet. Außerdem hat der Jugendliche hierbei die Gelegenheit, für sich zu klären, ob er eine Ausbildung in dieser Firma absolvieren möchte. Nehmen Sie sich beim Vorstellungsgespräch genügend Zeit und beschreiben Sie sehr gut die Ausbildungsbedingungen in ihrem Betrieb. Sie gewähren damit einen Einblick in den Ausbildungsalltag und sorgen von Anfang an für Klarheit. Erklären Sie hierbei genau, dass der Gärtner seinen Arbeitsplatz unter freiem Himmel hat und unter Umständen immer den Witterungsbedingungen ausgesetzt ist. Auch die Regelung der Wochenarbeitszeit/ Wochenendarbeit und im Garten- und Landschaftsbau die Regelung zur Erreichbarkeit der Baustellen sollten konkret angesprochen werden. Hiermit schaffen Sie Grundlagen gegen einen vorzeitigen Abbruch der Berufsausbildung und der neue Auszubildende startet nicht mit einem diffusen Vorwissen, sondern mit konkreten Vorstellungen in den Berufsalltag. Ihre Informationen über die Ausbildungsbedingungen haben zum Beispiel folgende Angaben: (kurz, klar formuliert und in zielgruppengerechter Sprache) Ausbildungsbeginn und -ende/ gleitende Arbeitszeit/ Überstunden Arbeitspausen Krankmeldung Urlaubsantrag Regelung bei ausfallendem Unterricht in der Berufsschule Benutzung von Privathandy Benutzung von dienstlichen Telefon und PC für private Zwecke vergleichsweise in der Gewächshausproduktion die Benutzung von Raucherinseln Regelungen zum Personalverkauf Besonderheiten im Betrieb Erscheinungsbild des Auszubildenden … Das Vorstellungsgespräch soll in einer angenehmen, stressfreien Atmosphäre verlaufen. Analysieren Sie die Bewerbungsunterlagen und klären eventuell offene Fragen. Danach erfolgen bspw. Fragen zu Berufswunsch, Betriebsauswahl, Schule/ Zeugnisse oder auch persönliche Angelegenheiten: BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 29 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender u.a. z.B.:18 Wieso möchten Sie in diesem Beruf eine Ausbildung machen? Was wissen Sie über den Beruf eines Gärtners? Welches Berufsziel haben Sie? Welche Berufspraktika/ Erfahrungen haben Sie bisher gemacht? Was wissen Sie über unsere Firma? Wie kommen Sie morgens in die Firma? Warum sollten wir gerade Sie einstellen? Erzählen Sie uns was zu Ihrer Familie! Was machen Eltern/Geschwister? Welche Lieblingsfächer haben Sie in der Schule? Was macht Ihnen in der Schule am meisten Spaß? Welche Schulnoten sind Ihr Ziel? Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Wie kommen Sie zu Ihrem Hobby? Engagieren Sie sich in einem Verein? Was erwarten Sie von Ihren Freunden? Was schätzen Ihre Freunde an Ihnen? Haben Sie schon einmal persönliche Verantwortung übernommen? Was sind Ihre Stärken, was sind Ihre Schwächen? Leitfaden für Bewerbungsgespräch und dessen Bewertung finden Sie: http://www.augala.de/downloads/Vordrucke/Bewerberbogen Fertigen Sie sofort nach Beendigung des Bewerbungsgesprächs für jeden Bewerber einen separaten Bewertungsbogen an. (siehe dazu Anlage II.7. „Bewertungsbogen für das Vorstellungsgespräch“, S. 45). Das erleichtert die Vergleichbarkeit bei der Auswahl des „geeigneten“ Auszubildenden. Eine besonders effektive und gute Bewerberauswahl kann erreicht werden, wenn der Ausbilder den Azubi schon von Schülerpraktika, gemeinsamen Schulprojekten oder einer Lernpartnerschaft kennt. Der Aufwand für das Bewerberverfahren kann so reduziert werden. Zum Schluss des Vorstellungsgespräches wird dem Jugendlichen weder eine Zusage, noch eine Absage erteilt, es wird ihm nur eine Tendenz mitgeteilt. Das Erläutern des weiteren Vorgehens im Bewerbungsverfahren bildet den Abschluss des Gesprächs. Kurzes Probearbeiten oder auch Auswahlpraktikum Die Probearbeit ist ein Teil des Bewerbungsverfahrens. Wenn Ihnen für Ihre Entscheidungsfindung die ausführlichen Bewerbungsunterlagen und das Vorstellungsgespräch nicht ausreichend sind, können Sie die in die engste Wahl gekommenen Azubis zum Auswahlpraktikum einladen. Eine Dauer von mindestens zwei Tagen gilt als realistisch. Probearbeitszeit und Auswahlpraktikum werden in der Regel nicht bezahlt. Durch Probearbeiten bzw. das Auswahlpraktikum sollen die Bewerber in der reellen Arbeitsumgebung eingeschätzt und darüber hinaus deren praktische und vor allem persönliche 18 Schwarz, G. (2013), S. 16f. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 30 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Fähigkeiten und Stärken betrachtet werden. Ein Auszubildender muss auch menschlich in den Betrieb passen. Dazu gehören beispielsweise Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Belastbarkeit, Verlässlichkeit, Disziplin, Verantwortungsbewusstsein, Motivation, Selbstständigkeit, Teamfähigkeit, Toleranz und das Verhalten gegenüber Kollegen und Vorgesetzten. Diese Eigenschaften sind entscheidender für den zu besetzenden Ausbildungsplatz als gute Schulnoten. Bei der Probearbeit selbst werden kleinere Aufgaben vergeben, die gut zu bewältigen sind, sich in einen reellen Arbeitsablauf eingliedern und meistens von einer Person angeleitet und begleitet werden. Dabei wird geprüft, wie gut der zukünftige Auszubildende die Aufgaben meistert und wie er sich gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitern verhält. Das Auswahlpraktikum kann mit Hilfe eines Bewertungsbogens Anlage II.8. „Bewertung des Probearbeitens durch den Betrieb“ (S. 46) beurteilt werden. Mit einem Feedbackgespräch wird dieses Auswahlpraktikum beendet. 2.4.3. Der Entscheidungsprozess Der Bewerber mit der niedrigsten Punktezahl ist nach dem eben genannten Bewertungsbogen der Favorit für den Ausbildungsplatz. Tragen Sie zusätzlich noch alle wichtigen Informationen zusammen und beziehen Sie diese in Ihrer Entscheidung ein. Bedenken Sie auch, welche und wie viele Wahlmöglichkeiten Ihnen noch zur Verfügung stehen. Vergleichen Sie Vor- und Nachteile bei Ihrer Auswahl und welches Ziel Sie mit Ihrem Auszubildenden verfolgen. Sobald die Entscheidung für einen Bewerber gefallen ist, sollte dieser sofort darüber informiert werden. Laden Sie ihn und seine Eltern zur Ausbildungsvertragsunterzeichnung ein. Allen anderen Bewerbern sollten Sie alsbald eine individuell formulierte Absage, mit dem Hinweis auf die Möglichkeit einer telefonischen Beantwortung aller damit verbundenen offenen Fragen, erteilen. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 31 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 32 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Anlagen Anlage II.1.: Beispiel für eine Betriebserkundung in einem Zierpflanzenproduktionsgartenbaubetrieb (erfolgt nach konkreten Absprachen mit dem Klassenlehrer/ Fachlehrer und nach zu bearbeitenden Aufgabenschwerpunkten der Schüler) Vorstellung des Betriebes (verstärkt mit Organigramm) Firmengeschichte/ Traditionen > Gründung > Entwicklung der Firma Firmendaten > Produktionsstandort(e) > Größe > Rechtsform > Organisation > Betriebsmittel (Maschinen, Fuhrpark, Gebäude, Gewächshausanlagen heizbar/ kalt) > Bedeutung für die Region Produkte/ Dienstleistungen > Art und Vielfalt der Produkte/ der Dienstleistung Beet- und Balkonpflanzen, Schnittblumen, Schnittgrün, Zwiebeltreiberei, Zimmerpflanzen, Spezialisierungen, Überwinterung von Kundenpflanzen, Pflege, Bepflanzungen, …) > Produktionsumfang Beschaffungsmarkt > Bezugsquellen von Substraten, Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, Pflanzenstärkungsmittel und Energie (Inland, europaweit und weltweit) > Lieferanten (namhafte) Absatzmarkt > Einzelhandel, > Großhandel, etc. Mitarbeiter/ Personal > Anzahl Beschäftigte/ Auszubildende > Qualifikationen Betriebsrundgang (eigene Azubis einbeziehen Lehrausbildung präsentieren) je nach Klassenstärke, Einteilung in 3 -4 Gruppen z.B. Thema: „Von der Aussaat bis zur verkaufsfertigen Pflanze“ Stationen zum Selbstprobieren (altersgerecht) einbinden (evtl. pikieren, Topfen, Stecklinge stecken …) Substrate ertasten, Saatgut bestimmen, Pflanzen kennen, Kosten, Energie und Umweltschutz Schwerpunkte benennen BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 33 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Abschlussgespräch Vermarktung (wer sind die Kunden), Karrierechancen im Zierpflanzenbau aufzeigen Beantwortung noch offener Fragen, Feedback der Schüler einholen, evtl., selbst getopfte Pflanze als Geschenk Flyer zum Gärtnerberuf, Visitenkarte der Firma, Aufkleber, Stifte oder Schreiblöcke als Werbematerial BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 34 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Anlage II.2.: Praktikumsplan für ein Praktikum in einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb19 20 Betrieb: Praktikant/ in: Tel.: Praktikumszeitraum: Betreuender Lehrer/ in: Tel.: Betreuer/ in im Betrieb: Tel.: Arbeitsbereich/ Verantwortliche/r Praktikumsinhalte/ -themen/ -aufgaben Betrieb kennenlernen Begrüßung, Vorstellung (Betreuer, Praktikant, evtl. Mitarbeiter) Informationen über Aufbau und Aufgaben des Betriebes, betrieblicher Abläufe, Arbeitsorganisation, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge Arbeitssicherheit und Unfallverhütung Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz kennen lernen und Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sowie Unfallverhütung anwenden Umweltschutz bei der Arbeit beachten Bedeutung und Realisierung des Umweltschutzes in den betrieblichen Abläufen kennen lernen Organisation Verantwortlicher Betreuer Aushändigung Schutzkleidung ggf. Auszubildenden als Paten zur Seite stellen, der Arbeitsschritte nochmals erklären und prüfen kann und sich in den Pausen um den Praktikanten kümmert Handhabung und Instandhaltung von Maschinen, Geräten und Betriebseinrichtungen kennen lernen Materialien und Werkstoffe nach ihrem Verwendungszweck auswählen und verwenden bei Pflege und Instandhaltung mitwirken Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz beachten 19 Vgl. Süsser, T. (2013), S. 5. Vgl. Deutscher Bauernverband (DBV) (2012=), S. 3. 20 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 35 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Bautechnische Arbeiten kennen lernen bei Einrichtung von Baustellen mitwirken bei Ausführung von Erdarbeiten mitwirken bei Herstellung befestigter Flächen mitwirken bei Herstellung von Bauwerken mitwirken Vegetationstechnische Arbeiten kennen lernen bei der Bodenbearbeitung und Pflege mitwirken Pflanzen und deren Verwendung kennen lernen bei der Herstellung von Rasenflächen mitwirken Pflegemaßnahmen kennen lernen Arbeitsbereich/ Verantwortliche/r Praktikumsinhalte / -themen/ -aufgaben Pflegemaßnahmen in Pflanzflächen kennen lernen Pflanzflächen lockern und säubern bei Schnittmaßnahmen mitwirken bei der Bewässerung und Düngung mitwirken Pflanzenschäden beobachten Pflegemaßnahmen in Rasenflächen kennen lernen Mäharbeiten durchführen bei Bewässerung und Düngung mitwirken Bei Vertikutierarbeiten sowie bei der Regeneration von Rasenflächen mitwirken Organisation verantwortliche/r Betreuer/ in Rückgabe Schutzkleidung Auswertung Praktikum/ Feedbackgespräch, Aushändigung Praktikumsbescheinigung und Bewertung des Praktikanten durch das Unternehmen, Feedbackbogen für das Unternehmen, evtl. kleines Dankeschön, Werbegeschenk BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 36 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Anlage II.3.: Praktikumsplan für ein Praktikum in einem Produktionsgartenbaubetrieb21 22 Betrieb: Praktikant/ in: Tel.: Praktikumszeitraum: Betreuender Lehrer/ in: Tel.: Betreuer/in im Betrieb: Tel.: Arbeitsbereich/ Verantwortliche/r Praktikumsinhalte/ -themen/ -aufgaben Betrieb kennenlernen Begrüßung, Vorstellung (Betreuer, Praktikant, evtl. Mitarbeiter) Informationen über Aufbau und Aufgaben des Betriebes, betrieblicher Abläufe, Arbeitsorganisation, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge Arbeitssicherheit und Unfallverhütung Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz kennen lernen und Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sowie Unfallverhütung anwenden Umweltschutz bei der Arbeit beachten Bedeutung des Umweltschutzes in den betrieblichen Abläufen kennen lernen, Umweltbelastung vermeiden Organisation Verantwortlicher Betreuer Aushändigung Schutzkleidung, Arbeitsmittel ggf. Auszubildenden als Paten zur Seite stellen, der Arbeitsschritte nochmals erklären und prüfen kann und sich in den Pausen um den Praktikanten kümmert Handhabung und Materialien und Werkstoffe nach ihrem auswählen und verwenden bei Pflege und Instandhaltung mitwirken Instandhaltung von Maschinen, Geräten und Betriebseinrichtungen Verwendungszweck Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz beachten kennen lernen 21 Vgl. Süsser, T. (2013), S. 16. Vgl. Deutscher Bauernverband (DBV) ( 2012), S. 13f. 22 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 37 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Kultur und Verwendung von Pflanzen kennen lernen Arbeitsbereich/ Verantwortliche/r bei der Verwendung von Böden, Erden und Substraten mitwirken bei der Bodenbearbeitung und Pflege mitwirken bei Arbeiten an und mit der Pflanze mitwirken die Verwendung von Pflanzen kennen lernen Wachstumsabläufe und technische Vorgänge kennen lernen Schädigungen an Pflanzen beobachten Bei Pflegearbeiten von Pflanzbeständen oder -anlagen mitwirken Praktikumsinhalte/ -themen/ -aufgaben Nutzung pflanzlicher Produkte kennen lernen bei der Ernte von Pflanzen und pflanzlichen Produkten mitwirken bei Transport und Lagerung gärtnerischer Erzeugnisse mitwirken Organisation verantwortliche/r Betreuer/ in Rückgabe Schutzkleidung / Arbeitsmittel Auswertung Praktikum/ Feedbackgespräch, Aushändigung Praktikumsbescheinigung und Bewertung des Praktikanten durch das Unternehmen, Feedbackbogen für das Unternehmen, evtl. kleines Dankeschön, Werbegeschenk Weitere Formulare: Verwaltungsvorschriften und Richtlinien zum Betriebspraktikum Quelle: http://www.sachsen-gesetze.de/shop/mb_kultus/2009/4/read_pdf Vereinbarung zur Durchführung eines Schülerpraktikums Quelle: http://www.bauernverband.de/betriebspaktikum-fuer-schueler BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 38 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Anlage II.4.: Praktikumsbescheinigung23 Herr/ Frau wohnhaft in hat von/ bis ein Schülerpraktikum in unserem Betrieb absolviert. Tätigkeiten Erworbene Kenntnisse Besondere Fähigkeiten 23 Vgl. Deutscher Bauernverband (DBV) (2012), S. 15. Abrufbar im Internet: http://www.mil.brandenburg.de/media_fast/4055/546899.pdf. Stand: 17.6.2013. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 39 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Bemerkungen Ort, Datum Unterschrift Betriebsleiter BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 40 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Anlage II.5.: Bewertung des Betriebes durch den Praktikanten24 Betrieb (Praktikant/in) Tätigkeiten Praktikumszeitraum Aufgaben und Betreuung im Betrieb (++) (+) (+/-) (-) Ich hatte im Praktikumsbetrieb immer einen Ansprechpartner vor Ort. Die Aufgaben waren für mich interessant. Die Aufgaben wurden verständlich erklärt. Ich konnte die Aufgaben gut erfüllen. Bei Schwierigkeiten wurde ich unterstützt. Die tägliche Arbeitszeit konnte ich gut bewältigen. Ich hatte genügend Raum für selbstständiges Arbeiten. 24 Vgl. Deutscher Bauernverband (DBV) (2012), S. 17. Abrufbar im Internet: http://www.mil.brandenburg.de/media_fast/4055/546899.pdf. Stand: 17.6.2013. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 41 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Vorbereitung des Praktikums (++) (+) (+/-) (-) (++) (+) (+/-) (-) Das Praktikum verlief nach einem persönlichen Praktikumsplan. Ich konnte mein Wissen aus der Schule im Praktikum gut anwenden Arbeitsmittel und Schutzausrüstung wurden vom Betrieb gestellt Sonstiges Ich wurde im Betrieb gut aufgenommen. Meine Vorstellungen und Erwartungen an das Praktikum wurden erfüllt. Ich habe mich im Betrieb wohlgefühlt. Das Praktikum hat meinen Berufswunsch bestätigt. Ich könnte mir eine Ausbildung im Gartenbau vorstellen. Bemerkungen: Ort, Datum Unterschrift Praktikant/ in BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 42 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Anlage II.6.: Checkliste zur ersten Prüfung von Bewerbungsunterlagen25 Bewerber Eingangsdatum: wichtige Kriterien der Bewerbungsunterlagen vorhanden Ja Notizen Nein Bewerbungsmappe E-Mail Bewerbung guter Eindruck, sorgfältig gestaltet Rechtschreibfehler Kopien lesbar Absender vollständig? Telefonnummer vorhanden? E-Mail Adresse Foto - seit der Einführung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) fragwürdig Empfängeradresse vollständig? Aktuelles Datum? Berufsbezeichnung vollständig? Hinweise zur Informationsquelle? Wissen übers Unternehmen vorhanden? Lebenslauf vollständig? Angaben zu Praktika vorhanden? Angaben zu Praktika im Berufsfeld? Angaben zu Praktika im Beruf? 25 Vgl. Radischat, P. (2009), S. 1f. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 43 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender wichtige Kriterien der Bewerbungsunterlagen vorhanden Ja Nein XXX XXX Notizen Praktika Beurteilungen vorhanden? Außerschulische Aktivitäten, die zum Berufswunsch passen? Gibt es unentschuldigte Fehlzeiten im Zeugnis? Schulabschluss lt. Anforderungsprofil? Aktuelle Zeugnisse beigelegt? Notizen zu Schulnoten Führerschein vorhanden? Zusätzliche Qualifikationen? Ärztliche Bescheinigung nach JASCHG vorhanden? Aktive Freizeitbeschäftigung? Aktives Vereinsmitglied? Mitwirkung in schulischen Gremien? BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 44 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Anlage II.7.: 1=sehr ausgeprägt Bewertungsbogen für das Vorstellungsgespräch26 2=ausgeprägt 3= weniger ausgeprägt Motive Begründung Berufswahl Gärtner Wissen/ Kenntnisse zum Berufsbild Berufliche Ziele/ Vorstellungen vom Werdegang Vorkenntnisse und Praxiserfahrung(en) Wissen/ Kenntnisse zum Betrieb Selbstständigkeit Selbstvertrauen verbale Ausdrucksmöglichkeiten Interessen und Allgemeinbildung Eigenverantwortung und Eigeninitiative Leistungsorientierung Erfolgsorientierung Zukunftsorientierung Integration und soziales Verhalten Emotionalität Umgangsformen Positiver Ehrgeiz Kleidung/Äußeres Ausstrahlung Sozialer Hintergrund 1 Gesamtpunktzahl: (möglichst wenige Punkte sind das Ziel) von Platz: von 2 4= nicht vorhanden 3 4 80* (z.B.) 3 (Bewerbern) * (in diesem Falle 20 Aspekte zu jeweils 4 Ausprägungen) 26 Schwarz, G. (2013), S. 18. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 45 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Anlage II.8.: Bewertung des Probearbeitens durch den Betrieb27 Betrieb Praktikant/in Praktikumszeitraum Wichtigste Tätigkeiten während des Praktikums Der Praktikant… Fertigkeiten und Kenntnisse (++) (+) (+/-) (-) (++) (+) (+/-) (-) … hat eine gute Allgemeinbildung … kann sein Schulwissen gut anwenden … bringt Vorerfahrungen für den Gärtnerberuf mit … kann geschickt mit Geräten/ Werkzeugen/ Technik umgehen geht verantwortungsbewusst mit Pflanzen/ Materialien um Leistungsfähigkeit … zeigt Interesse am Gartenbau … kann gestellte Aufgaben verstehen und umsetzen 27 Vgl. Deutscher Bauernverband (DBV) (2012), S. 16. Abrufbar im Internet: http://www.mil.brandenburg.de/media_fast/4055/546899.pdf. Stand: 17.6.2013. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 46 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender Leistungsfähigkeit (++) (+) (+/-) (-) (++) (+) (+/-) (-) … arbeitet selbstständig … arbeitet umsichtig … arbeitet sorgfältig … ist belastbar … ist zuverlässig Zusammenarbeit … ist teamfähig … hat respektvollen Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten … ist höflich Bemerkungen: Ort, Datum Unterschrift Beurteiler BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 47 Kapitel II: Gewinnung und Auswahl geeigneter Auszubildender BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 48 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! III. Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.1. Vom Bewerber zum Auszubildenden 3.1.1. Einstellungsformalitäten Bevor ein Berufsausbildungsvertrag abgeschlossen wird, sollte geprüft werden, ob folgende Voraussetzungen gegeben sind und Gesetze beachtet wurden: Hinweis: angegebene Gesetzestexte im Internet abrufbar www.juris.de Voraussetzungen nach §§ 28, 29, 30 BBiG Voraussetzungen nach §§ 10, 11, 12 BBiG § 10 JArbSchG Dauer der täglichen Arbeitszeit § 32 JArbSchG Eignungsuntersuchung § 108 BGB Einwilligung der Eltern bei Jugendlichen § 119 BGB Anfechtung des Vertrages Der Berufsausbildungsvertrag Der Berufsausbildungsvertrag, in vierfacher Ausfertigung, muss nach § 11 des BBiG spätestens vor Beginn der Berufsausbildung in schriftlicher Form niedergelegt werden. Nach der Unterzeichnung aller Partner, sprich Ausbildungsbetrieb, Auszubildender und bei Minderjährigen auch die erziehungsberechtigten Personen, werden die Ausfertigungen beim zuständigen Bildungsberater (siehe Anlage III.3) des jeweiligen Landkreises eingereicht. Zu jeder Niederschrift des Ausbildungsvertrages gehören als Anlage der persönliche Ausbildungsplan (sachlich und zeitlich gegliedert) und bei Minderjährigen das vom Arzt ausgefüllte Formular „Erstuntersuchung nach dem JArbSchG“ (gemäß §32 JArbSchG). Der Bildungsberater veranlasst die Eintragung des Berufsausbildungsvertrages in das Verzeichnis der Ausbildungsverhältnisse bei der zuständigen Stelle. Danach verbleibt jeweils eine Ausfertigung bei der zuständigen Stelle, beim Betrieb, beim Auszubildenden und bei den erziehungsberechtigten Personen. Im Berufsausbildungsvertrag müssen die Überbetrieblichen Ausbildungskurse (ÜbA), an denen Ihr Auszubildender teilnehmen soll, festgelegt sein. (http://www.smul.sachsen.de/bildung/42.htm/ÜbA, oder Anlage III.2) Überreichen Sie in einem würdigen Rahmen Ihrem Auszubildenden seinen Ausbildungsvertrag. Vielleicht laden Sie zu diesem Anlass auch die Eltern und Geschwister mit ein und verbinden dieses Ereignis mit einem Betriebsrundgang. Nutzen Sie dieses Treffen, um einen Personalbogen auszufüllen und die erforderlichen abrechnungsrelevanten Daten einzutragen (bspw. Krankenkasse, Rentenversicherung, Lohnsteuerabzugsmerkmale, …) BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 49 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Vorteilhaft ist es auch die Kleider- und Schuhgrößen Ihres Auszubildenden zu erfassen, damit am ersten Ausbildungstag die notwendige Arbeitsbekleidung und ggf. persönliche Schutzausrüstung vorliegt. Stellen Sie Ihrem Auszubildenden Arbeitsmaterialien zur Verfügung, dann denken Sie daran, diese frühzeitig zu bestellen. Formulare zur Berufsausbildung im jeweiligen Beruf finden Sie im Internet unter: http://www.smul.sachsen.de/bildung/42.htm Das Berufsbildungsgesetz (BBiG), die Ausbildungsordnung (AO) sowie Rahmenlehrpläne (RLP) oder die Ausbildungseignungsverordnung (AEVO) finden Sie auf den Seiten des Prüferportals unter: http://www.prueferportal.org/html/39.php Fragen zum Prüfungswesen werden Ihnen auf den Seiten des Ministeriums beantwortet. http://www.smul.sachsen.de/bildung/43.htm Mit allen offenen Fragen, speziell auch zur Ausbildung in ihrem Unternehmen, wenden sie sich immer an den für Sie zuständigen Ausbildungsberater. Den für Sie zuständigen Bildungsberater können Sie bspw. auf der Internetseite des Ministeriums heraussuchen. http://www.smul.sachsen.de/bildung/41.htm oder Sie nutzen die Anlage III 3, S. 97. Beschäftigen Sie in Ihrem Betrieb einen oder mehrere minderjährige Personen, so sind Sie verpflichtet ein Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) im Betrieb auszuhängen. Das JArbSchG finden Sie bspw. im Internet unter http://www.gesetze-im-internet.de Melden Sie ihren Auszubildenden rechtzeitig bei der Berufsschule an. Berufsschulstandort, Anmeldeformular und Kontaktdaten finden Sie unter: http://www.bsz-agrar-dd.de http://www.bsz-wurzen.de http://www.bsz-wilkau.de http://www.bszloebau.de http://www.bsz-freiberg-turnerstr.de http://www.bbw-leipzig.de (Berufsbildungswerk für junge Menschen mit einer Hör-, Sprachoder Lernbeeinträchtigung) http://www.smul.sachsen.de/bildung/80.htm BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 50 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.1.2. Zwischenzeitliche Betreuung des neuen Auszubildenden bis zum Ausbildungsbeginn Liegt zwischen dem beendeten Bewerbungsverfahren, mit einem geschlossenen Berufsausbildungsvertrag, und dem Ausbildungsbeginn ein längerer Zeitraum, dann ist es wichtig, mit dem neuen Auszubildenden den Kontakt zu pflegen. Ziel ist es, dem Jugendlichen möglichst einen problemlosen Übergang von der Schule in den Betrieb zu ermöglichen. Der Jugendliche schlüpft aus der Rolle eines Schülers in die Rolle eines Auszubildenden in einem Betrieb. Je mehr betriebliche Informationen Ihr zukünftiger Auszubildender in dieser Zwischenzeit aus erster Hand, also von Ihnen, bekommt, desto schneller kann er sich mit seiner neuen Rolle auseinander-setzen und darauf vertrauen, dass seine Entscheidung für den Gärtnerberuf gut und richtig war. Durch eine gefestigte Bindung zum Betrieb kann ein Rücktritt des neuen Auszubildenden vom Ausbildungsvertrag vermieden werden. Ihnen muss bewusst sein, dass es jungen Auszubildenden zum Teil an Erfahrungen und Vergleichsmöglichkeiten für eine objektive Einschätzung mangelt. Sie entscheiden oftmals spontan und abhängig von der Situation, oder lassen sich von Gleichaltrigen aus dem Freundeskreis beeinflussen. Wenn ein Jugendlicher seinen Ausbildungsbetrieb mit „mein Betrieb“ kommuniziert, haben Sie in der Zwischenzeit alles richtig gemacht. Signalisieren Sie Ihrem neuen Auszubildenden eine sich vollziehende Integration in den Betrieb, in dem ein Ansprechpartner Ihrer Firma (es kann auch ein Auszubildender eines höheren Lehrjahres sein) eine persönliche Beziehung zu dem künftigen Auszubildenden aufbaut. Geben Sie ihrem Betrieb ein Gesicht, indem der neue Auszubildende persönliche Erlebnisse mit dem Betrieb verbindet. So können Sie die Hemmschwelle für das Absagen des Ausbildungsverhältnisses erhöhen. Kommunikationsbrücken zwischen dem Betrieb und dem neuen Auszubildenden könnten u.a. sein: E-Mail Kontakte halten, Hinweise auf Branchenportale geben Fachzeitschriften zuschicken, auf Artikel zur Berufsausbildung in Fachzeitschriften hinweisen Azubi zu Events einladen z.B. Erlebnisverkauf im Advent, Tag der offenen Gärtnerei, zum Tag der offenen Tür und ihn ggf. an der Gestaltung beteiligen Teilnahme am Betriebsausflug, Betriebswandertag, Betriebsjubiläum, Betriebsversammlung, Arbeitsschutzbelehrung Einladung zur Anprobe der künftigen Firmenkleidung und diesen Anlass zur Beantwortung der noch offenen Fragen nutzen über die Anmeldebestätigung der Berufsschule informieren über Berufsschulzeiten informieren betriebliche Informationen/ Rundschreiben mailen Interesse an dem Prüfungsergebnis in der allgemeinbildenden Schule/ Gymnasium signalisieren zum Elternabend einladen Festtagsgrüße zu Weihnachten Grüße zum Geburtstag, soweit dieser zwischen Vertragsabschluss und Ausbildungsbeginn liegt BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 51 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.2. Den neuen Auszubildenden in den Betrieb integrieren Haben Sie zu Ihrem neuen Auszubildenden in der Zwischenzeit vom Abschluss des Ausbildungsvertrages bis zum Beginn der Ausbildung Kontakte gepflegt, so wird der Eintritt in das Unternehmen für den Betrieb und den Auszubildenden unkompliziert ablaufen. Der Auszubildende kennt schon grobe Betriebsstrukturen, ihm weisungsberechtigte Vorgesetzte, vielleicht einzelne Mitarbeiter, Auszubildende und vor allem seinen Ausbilder. Mit diesem Verfahren haben Sie schon eine wichtige Grundlage geschaffen, einem Ausbildungsabbruch entgegenzuwirken. Haben Sie im Vorhinein keinen Kontakt gepflegt, dann erklären Sie ihm ausführlich die Betriebsstrukturen und stellen Sie ihm weisungsberechtigte Vorgesetzte und die Mitarbeiter des Betriebes vor. Stellen Sie sich individuell auf Ihren Auszubildenden ein und geben Sie ihm Zeit sich in den Betrieb einzuleben und zurechtzufinden. Für die Zeit der Eingewöhnung gibt es kein Rezept, keine Zeitvorgabe und Sie können auch nicht immer im Umgang mit ihrem Auszubildenden auf ihre langjährige Erfahrung zurückgreifen. Jeder Auszubildende ist ein Individuum für sich. Die Jugendlichen starten mit klaren Erwartungen, aber auch mit geringen Erfahrungen in Ihre Ausbildung. Ausbilder und Auszubildender sollten gleich am ersten Ausbildungstag ihre Gedanken dazu aufschreiben und darüber sprechen. Dabei könnte der Auszubildende erfahren welche seiner Erwartungen realistisch und erfüllbar sind und welche nicht erfüllt werden können. Gemeinsam aufgestellte Regeln als Richtschnur vereinfachen das Verhalten, den Umgang und die Kommunikation miteinander. Sie als Ausbilder zeigen damit, dass Sie den Auszubildenden ernst nehmen. Ein Ergebnis unserer Studie besagt, dass Auszubildende eigenverantwortliches Handeln, gefördert durch ihren Ausbilder, von Anfang an erwarten. Geben Sie Ihrem Auszubildenden diese Möglichkeit. Umso aktiver wird er seinen Lernprozess im Betrieb mit gestalten. Die ersten Tage im Betrieb werden noch in der Form des gegenseitigen „Beschnupperns“ ablaufen. Der Auszubildende ist noch unsicher in seinem Verhalten und strahlt diese Unsicherheit auch aus. Denn:28 er weiß nicht, wen er mit unterschiedlichen Anliegen befragen kann er kennt die Zuständigkeiten nicht er kennt die Regeln des Betriebes nicht er weiß nicht, wo er was finden kann und er kennt auch noch nicht die Erwartungen an ihn. Hier sind die Erfahrungen des Ausbilders im Umgang mit derartigen Situationen gefragt. Stellen Sie z.B. dem Neuen einen Paten zur Seite, der ihn die ersten Tage im Berufsalltag begleitet und bei allen Fragen zur Seite steht. Die Funktion des Paten kann auch ein älterer Auszubildender übernehmen. Geben Sie in der ersten Woche Ihrem Auszubildenden: täglich die Möglichkeit mit seinem Ausbilder zu sprechen Gelegenheit sich zu informieren und zu orientieren kleine Aufgaben, die erste Erfolgserlebnisse ermöglichen. In den darauffolgenden Wochen sollte der Kontakt zwischen Ausbilder und Auszubildenden noch verstärkt gehalten werden. 28 Vgl.: Radischat, P. (2009), S. 1. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 52 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Der Ausbilder kontrolliert wöchentlich den Ausbildungsnachweis (ehemals Berichtsheft.) Durchschnittlich kontrollieren nur 15% der Ausbilder im 1. Lehrjahr wöchentlich das Berichtsheft, 15% vierteljährlich und sogar 4% erst am Ende des Ausbildungsjahres (Ergebnis aus unserer Studie, Modellprojekt-Fachkräfteentwicklung im Gartenbau). Diese Handhabung ist für eine optimale und vor allem klar strukturierte Ausbildung nachteilig. Kommt der Jugendliche seiner Pflicht einer regelmäßigen Berichtsheftführung nicht nach, so gerät er bei vernachlässigter Kontrolle durch den Ausbilder in Verzug, welcher von vornherein vermeidbar wäre. Schiebt der Auszubildende nicht gelöste Aufgaben vor sich her, sind das schwerwiegende Störfaktoren im Ausbildungsverlauf. Die Mitarbeiter des Betriebes sollten auch wissen, dass ein neuer Auszubildender seine Ausbildung begonnen hat. Stellen Sie den Neuen allen Mitarbeitern vor. Vielleicht kann der Ausbilder an einem der ersten Ausbildungstage mit seinem Auszubildenden, beispielsweise im Garten- und Landschaftsbau, die Baustellen abfahren, den Auszubildenden diese zeigen und ihn mit den Mitarbeitern bekannt machen. Eine gute Gemeinschaft und ein gutes Betriebsklima sind für die Auszubildenden wichtig – das wird kommuniziert! Mit der Unterzeichnung des Ausbildungsvertrages erklärt der Ausbilder seine Ausbildungspflicht. Haben Sie für den ersten Tag alles zusammen und vorbereitet? Vergleichen Sie dazu auch mit unserer Checkliste. Anlage III.1. „Checkliste Ausbildungsbeginn“ (S. 95). BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 53 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.3. Den Ausbildungsalltag organisieren 3.3.1. Ausbildungspflicht, was heißt das? 29 Das Einstgellen und Ausbilden von Auszubildenden ist an Bedingungen geknüpft. Im Berufsbildungsgesetz (BBiG) sind diese Bedingungen festgeschrieben, z.B.: Wer Auszubildende ausbildet muss persönlich und fachlich dafür geeignet sein. Diese Eignung muss mit Zeugnissen belegt werden Wenn Sie aufgrund Ihrer Betriebsstruktur nicht in der Lage sind alle Ausbildungsinhalte abzudecken, können diese Hemmnisse in der Ausbildung über eine Kooperation oder über einen Ausbildungsverbund abgebaut werden. Für die Erreichung des Ausbildungszieles werden Ihrem Auszubildenden durch einen Partner die notwendigen beruflichen Handlungsfähigkeiten vermittelt (außerbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen) (siehe auch Abschnitt: Wie binde ich andere Lernorte in die Ausbildung ein?) Sie verpflichten sich, für die Erreichung des Ausbildungszieles Sorge zu tragen (§14 Abs.1 Nr.1 und Nr.2 BBiG) o Anhand eines sachlich und zeitlich gegliederten individuellen Ausbildungsplanes vermitteln Sie Ihrem Auszubildenden in der dafür vorgesehenen Ausbildungszeit die erforderlichen beruflichen Handlungsfähigkeiten (Kenntnisse und Fertigkeiten). o Den individuellen Ausbildungsplan erarbeiten und besprechen Sie zu Beginn der Ausbildung mit Ihrem Auszubildenden. Der Ausbildungsplan des Auszubildenden wird in sein Berichtsheft eingeordnet und dient ihm und dem Ausbildungsberater zur Kontrolle. o Das Formular für diesen Ausbildungsplan und das ausgebildete Berufsfeld finden Sie unter: www.smul.sachsen.de/bildung/80.htm individuelle Ausbildungspläne 3.3.2. Überbetriebliche Ausbildungskurse Wenn Sie aufgrund Ihrer Firmenstruktur nicht in der Lage sind alle Ausbildungsinhalte im vollen Umfang zu vermitteln und zu trainieren, dann ermöglichen Sie Ihrem Auszubildenden, entsprechende Angebote an Überbetrieblichen Ausbildungskursen (ÜBA) wahrzunehmen. Dort werden ungestört vom betrieblichen Ablauf, innerhalb einer Kurswoche, die in der Berufsschule und die im Betrieb erworbenen Fähigkeiten in größeren, zusammenhängenden Arbeitsprozessen vertieft und mit theoretischem Wissen unterfüttert. Die Betriebe des Garten- Landschafts- und Sportplatzbaus werden bei den Aufwendungen für die ÜbA durch das Ausbildungsförderwerk unterstützt. Das AuGaLa übernimmt die von ihm genehmigten Kosten der ÜbA. Dazu gehören Lehrgangsgebühren, Kosten für Übernachtungen und Verpflegung, Sachkosten und die Reisekosten der Auszubildenden. Die Abrechnung für ausbildungsumlagepflichtige Betriebe erfolgt direkt über das AuGaLa – damit verringert sich auch der Verwaltungsaufwand für die Betriebe. 29 Siebert, R. (2013), S. 12ff. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 54 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Informationen über die Überbetrieblichen Ausbildungskurse finden Sie unter: www.smul.sachsen.de/bildung Allgemeines zur Überbetrieblichen Ausbildung ÜBA Organisationsplan für überbetriebliche Lehrgänge 2012/13 oder die Anlage III.2. „Angebote ÜbA“, S. 96. 3.3.3. Berufsschule Neben dem Ausbildungsbetrieb ist die Berufsschule der Lernort Nummer zwei. Als Ausbilder sind Sie verpflichtet Ihren Auszubildenden für zwei Tagen in der Woche oder im Blockunterricht (i.d.R. 12 Wochen im Jahr) für den Berufsschulbesuch freizustellen. (§15 BBiG) Der Ausbilder ist verpflichtet seinen Auszubildenden zum Besuch der Berufsschule anzuhalten (§14Abs.1Nr.4). Das heißt, Sie sollten sich als Ausbilder ständig darüber informieren, ob Ihr Auszubildender die Berufsschule regelmäßig besucht. Ist das nicht der Fall, dann müssen Sie ihn immer wieder an seine Berufsschulpflicht erinnern, ihn zum Besuch ermahnen oder entsprechende Hilfe anregen. 3.3.4. Ausbildungsmittel/ Arbeitsmittel/ Lernmittel Für die ordnungsgemäße und erfolgreiche Berufsausbildung und zum Ablegen der Zwischen- und Abschlussprüfung müssen die erforderlichen Ausbildungsmittel vom Ausbilder kostenlos zur Verfügung gestellt werden. (§14Abs.1Nr.3 BBiG). Notwendige und von der Berufsgenossenschaft vorgeschriebene persönliche Schutzausrüstung (z.B.: Sicherheitsschuhe, Schutzbrille, Gehörschutz,...) muss generell kostenlos vom ausbildenden Unternehmen gestellt werden und gehört nicht zu den Arbeitsmitteln. Die übliche Berufsbekleidung besorgt, bezahlt, reinigt und pflegt der Auszubildende selbst. Schreiben Sie in Ihrer Firma eine einheitliche Berufsbekleidung vor, dann stellen Sie diese Ihrem Auszubildenden kostenlos zur Verfügung. Den Betrieben des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus werden durch das Ausbildungsförderwerk Lernmittel (z.T. kostenlos) zur Verfügung gestellt. So gibt es bspw. die AuGaLa-Pflanzen-App oder die klassische Variante „Pflanzenbuch für Auszubildende, incl. DVD“. Weitere Information dazu und Bezugsmöglichkeiten unter www.augala.de/lernmittelform.aspx bzw. http://www.augala.de/unterrichtsmaterialienform.aspx. 3.3.5. Der schriftliche Ausbildungsnachweis/ Berichtsheft Zu den Ausbildungsmitteln gehört der schriftliche Ausbildungsnachweis/ das Berichtsheft. Bezugsquellen, das Merkblatt zur Berichtsheftführung und weitere Informationen finden Sie unter: http://www.smul.sachsen.de/bildung/80.htm BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 55 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Der schriftliche Ausbildungsnachweis des Auszubildenden ist (nach §43Abs.1Nr.2BBiG) Zulassungsvoraussetzung zur Abschlussprüfung. Er soll die Nachprüfbarkeit einer ordnungsgemäßen Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule dokumentieren. Es sind stichwortartig betriebliche Tätigkeiten, Unterweisungen, sonstige Schulungen und Inhalte des Berufsschulunterrichts einzutragen. Er ist regelmäßig, ordentlich, sauber und am besten wöchentlich zu führen. Die Eintragungen sollten durch den Ausbilder immer zeitnah (Hinweis: einmal monatlich, an einem bestimmten Tag oder Datum, z.B. immer am 30. d.M.) durchgesehen werden. Zu den Eintragungen gehören auch die täglichen Wetterbeobachtungen. Auszubildender und Ausbilder bestätigen die Richtigkeit der Eintragungen mit Datum und Unterschrift. Der Ausbilder muss dem Auszubildenden die Gelegenheit geben, den schriftlichen Ausbildungsnachweis während der Ausbildungszeit zu führen. Kommt der Auszubildende seiner Pflicht der schriftlichen Ausbildungsnachweisführung nicht nach, so können Sie sich diesbezüglich Rat und Unterstützung beim zuständigen Ausbildungsberater holen. 3.3.6. Ausbildungsberater/ Ausbildungsberatung Den für Sie zuständigen Ausbildungsberater können Sie unter http://www.smul.sachsen.de/bildung/80.htm abrufen oder in der Anlage III.3. „Adressen der Bildungsberater“, S. 97 nachlesen. (Stand 09/2013) Zusammenfassend30 Pflichten des Ausbilders nach BBiG Vermittlung aller Fertigkeiten und Kenntnisse, die zum Erreichen des Ausbildungszieles dienen nur Aufgaben erteilen, die zur Erreichung des Ausbildungszieles dienen sachlich und zeitlich gegliederter persönlicher Ausbildungsplan selbst ausbilden oder an geeigneten Ausbildungsbeauftragten delegieren ordnungsgemäße Ausbildungsnachweisführung sichern kostenlose Bereitstellung von Arbeitsmitteln für die Ausbildung und für die Zwischen- und Abschlussprüfung rechtzeitige Anmeldung zur Zwischen- und Abschlussprüfung, Prüfungsgebühren tragen Freistellung zum Berufsschulbesuch, zum Besuch der Berufsschule „anhalten“ bei Auszubildenden unter 18 Jahren muss vor Ausbildungsbeginn ärztliche Erstuntersuchungsbescheinigung nach JArbSchG vorliegen, und vor Ablauf des ersten Ausbildungsjahres Nachuntersuchungstermin veranlassen 30 Vgl.: Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen (2012), S. 30. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 56 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Pflichten des Auszubildenden alle Bemühungen aktivieren, um Ausbildungsziel zu erreichen und sich alle Fertigkeiten und Kenntnisse dafür aneignen regelmäßiger Berufsschulbesuch, nach BBIG: „..an allen Ausbildungsmaßnahmen teilnehmen, für die sie freigestellt werden…“ und Schulgesetz Freistaat Sachsen Sorgfaltspflicht, bspw. ordnungsgemäße Führung schriftlicher Ausbildungsnachweise Verschwiegenheitspflicht, bspw. Stillschweigen über Betriebsgeheimnisse Bewahrungspflicht, bspw. pfleglicher Umgang mit Einrichtungen, Maschinen und Geräten Betriebsregeln beachten Weisungen Folge leisten Krankheitsmeldung, bspw. unverzüglich melden und bei Krankheit ärztliche Bescheinigung vorlegen BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 57 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.4. Die Probezeit gestalten 31 Nach §20 BBiG beginnt das Berufsausbildungsverhältnis mit der Probezeit. Die Probezeit beträgt mindestens einen und höchstens vier Monate. Das Ausbildungsverhältnis kann in dieser Zeit beiderseits ohne Angaben von Gründen schriftlich gekündigt werden. Vorzeitige, in der Probezeit, aufgelöste Ausbildungsverträge sind nicht nur mit zeitlichen Verlusten verbunden. Für Ausbildungsbetriebe ist es oft schwer, oder sogar unmöglich, diese Stelle neu zu besetzen. Bei den Auszubildenden ist diese Entscheidung für deren Erwerbsbiografie ungeeignet und kann den weiteren Lebensweg auf Dauer nachteilig verändern. Vorbeugend geeignete Maßnahmen gegen eine Auflösung eines Ausbildungsverhältnisses gehören zur Strategie bei der Arbeit mit Jugendlichen. Für Sie als Ausbilder ist es selbstverständlich, dass Sie Ihrem Auszubildenden alle fachlichen Inhalte des individuellen Ausbildungsplanes auf kompetente Weise vermitteln bzw. vermitteln lassen. Aber auf welcher Beziehungsebene befinden Sie sich zu Ihrem Auszubildenden? Aus welchem Blickwinkel betrachten Sie seine Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse bei denen er sich wohl fühlt? Ausbilder sollten wissen was Auszubildende wissen wollen. Nehmen Sie sich anfangs mehr Zeit für Ihren Auszubildenden, unterstützen Sie ihn aktiv bei seinem Streben nach Zugehörigkeit. Das bedeutet, dass Sie seine Stärken entdecken und weiterentwickeln. Machen Sie sich Gedanken um Ihren Auszubildenden und lassen Sie ihn das auch wissen. Sprechen Sie als Ausbilder offen mit Ihrem Auszubildenden über ihre Wahrnehmungen und Gefühle. Nehmen Sie seine eventuelle Verunsicherung ernst und signalisieren Sie Ihre Hilfsbereitschaft. Bieten Sie Ihrem Auszubildenden eine organisierte Struktur, um ihm zu helfen, seinen Arbeitsalltag zu kalkulieren. Er muss lernen diese Zeit in Arbeits- und Pausenzeiten einzuteilen. Machen Sie auch klare Ansagen zum Umgang mit dem privaten Handy während der Ausbildungszeit und der Regelung von Raucherpausen, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. Fragen Sie wiederholt nach, ob noch Informationsbedarf besteht (Feedback holen). Ihr Auszubildender hat noch keine Erfahrungen im Berufsleben und geht gerade in der Probezeit ganz anders mit seinen Wahrnehmungen/ Empfindungen um, als die anderen Mitarbeiter in der Firma. Für ihn ist bspw. ausschlaggebend: Hat sich die Firma/ der Ausbilder auf meinen Ausbildungsbeginn vorbereitet? Ist der Beruf überhaupt passend für mich? Wie erleichtert mir die Firma den Übergang von der Schule zur Ausbildung? Fühle ich mich als Teil des Teams/ des Betriebes? Gehe ich morgens gerne zur Arbeit? Macht mir die Arbeit Spaß? Werde ich ernst genommen? Ist mein Ausbilder ein Vorbild? Bin ich gesundheitlich für den Beruf geeignet? 31 Vgl.: Ehlers, I. U./ Schäfer, R. (2013a). BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 58 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Geben Sie Ihrem Auszubildenden die Gelegenheit über seine Probleme, Bedenken und unerfüllten Erwartungen zu sprechen. Vielleicht sollten diese Gespräche, wenn es erforderlich ist, immer freitags kurz vor Arbeitsende stattfinden. Hierbei könnte die Arbeitswoche analysiert werden und dabei ein Rückblick auf das Erreichte erfolgen. Finden Sie gemeinsam Antworten auf folgende Fragen: Der Ausbilder zieht Bilanz was macht der Auszubildende schon gut was muss noch verbessert werden Auszubildender zieht Bilanz was gefällt ihm was gefällt ihm nicht wo gibt es Probleme was ist noch unklar Als Ausbilder haben Sie bspw. noch weitere Möglichkeiten die Probezeit so zu gestalten, dass es nicht zu vorzeitigen Ausbildungsabbrüchen kommt: bei Leistungsschwankungen in der Berufsschule Kontakt zum Klassenlehrer herstellen, pflegen und gemeinsam Lösungswege finden treten Lernschwächen auf, sofort ausbildungsbegleitende Hilfen beginnen bei minderjährigen Auszubildenden die Eltern zur Unterstützung mit einbeziehen bei der Vermittlung von Fertigkeiten und Fähigkeiten erhöhte Anstrengungen leisten (Ausbilder ist in der Probezeit mehr Stunden als sonst mit dem Auszubildenden zusammen) Zum Ende sollte in einem Feedbackgespräch die Probezeit ausgewertet werden. Es werden gemeinsame Teilziele erarbeitet und Strategien der Vorgehensweise festgelegt. Für das Feedbackgespräch können die Anlagen III.4. und III.5. „Feedbackbogen“ (S. 98/ 99) als Vorlage und Hilfestellung genutzt werden. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 59 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.5. Erfolgreich am Arbeitsplatz ausbilden Auszubildende sollen in den täglichen Geschäftsprozess integriert und am Arbeitsplatz ausgebildet werden. Lernort Arbeitsplatz ist das Schlagwort dafür und ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausbildung im Gartenbau. Diese Form der Ausbildung ermöglicht es, in die reale Berufswelt einzutauchen und Berufserfahrungen zu sammeln. Im individuellen Ausbildungsplan sind die zu vermittelnden Ausbildungsinhalte ausgewiesen. Neben den Fertigkeiten und Kenntnissen ist es notwendig, dem Jugendlichen die Chance zu geben, Berufserfahrungen zu erwerben. Verlangen Sie von Ihrem Auszubildenden bei der Erledigung von Aufgaben ein hohes Maß an Selbstständigkeit und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen. Nur so wird sich Ihr Auszubildender als wichtiges Glied im Betriebsgeschehen identifizieren. Er wird teamfähiger und seine Leistungsbereitschaft dabei gestärkt. Der Auszubildende lernt die Grundlagen des jeweiligen Gärtnerberufes bei und mit seinem Ausbilder kennen. Das Erweitern und Festigen des Gelernten, also der praktischen Fertigkeiten und der fachlichen Kenntnisse, wird in der täglichen Arbeit auf der Baustelle oder im Produktionsbetrieb mit den Facharbeitern trainiert. Beim Lernen durch Mitarbeit erreicht man eine gewisse Intensität der Ausbildung. Lassen Sie Ihren Auszubildenden nur zuschauen oder beauftragen Sie ihn mit einfachen Hilfstätigkeiten, so können Sie auch nur eine geringe bis keine Lernmotivation erwarten. Die Folge werden daraus resultierende unbefriedigende Lernergebnisse sein. In der Ausbildungsordnung ist auch der zeitliche Rahmen für die Lerninhalte festgelegt. Geben Sie Ihrem Auszubildenden ausreichend Zeit, sich in den neuen Aufgaben zurechtzufinden, eigene Erfahrungen und Fehler zu machen und zu üben. Berufserfahrungen können nur mit einer ausreichenden Verweildauer und Intensität am jeweiligen Ausbildungsplatz, auf der Baustelle oder im Produktionsgartenbau, erworben werden. Das sollten Sie bei der Ausbildung beachten: Der Ausbilder bestimmt die Ausbildungsinhalte, welche durch Lernen und Mitarbeit vermittelt werden Der Ausbilder organisiert die Ausbildung an den jeweiligen Arbeitsplätzen Der Ausbilder informiert die Facharbeiter an den entsprechenden Arbeitsplätzen über die zu erlernenden und zu trainierenden Fertigkeiten und Kenntnisse und schafft damit dem Auszubildenden die Möglichkeit in der realen Berufswelt Berufserfahrungen zu sammeln Im Gartenbau besteht der Vorteil, dass die anfallenden Arbeitsabläufe überschaubar sind. Das Zusammenwirken von verschiedenen Facharbeiten und die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit bestimmter Tätigkeiten kann ein Auszubildender mit Interesse an seinem Ausbildungsberuf leicht überblicken. Hier erlebt der Auszubildende die Produktionsabläufe und/ oder Dienstleistungsprozesse in der gesamten Breite. Gerade im Gartenbau sind aber auch Fachkräfte mit Blick über den Tellerrand hinaus gefragt. Denn Produkte oder Lieferanten kommen nicht nur aus Sachsen oder Deutschland, sondern auch bspw. aus Europa. Gleichwohl werden auch Produkte oder Materialien dahin verschickt. Das bedeutet, dass im Gartenbau auf einem hohen fachlichen Niveau ausgebildet werden muss. Das erfordert wiederum, dass die Ausbildung Sache der Ausbilder und nicht der Facharbeiter auf den Baustellen BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 60 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! oder in den Produktionsstätten ist, denen es an pädagogischen Kenntnissen und Fähigkeiten mangelt! In Anbetracht des stetigen Anstiegs des beruflichen Anspruchs im Gartenbau, muss die Ausbildung diesem Entwicklungsprozess angepasst werden. Erläutern und übertragen Sie Ihrem Auszubildenden abrechenbare, am besten selbstständig zu lösende, Teilaufgaben und die Verantwortung dafür. Das heißt aber auch, ihm Auswirkungen von Fehlern oder eventuelle Kundenreaktionen erleben zu lassen. (siehe dazu auch Abschnitt 3.10. „Methoden in der Ausbildung“) Ziel des Lernens durch Mitarbeit ist es: Auszubildende müssen ihre Entscheidungen begründen o z.B. durch Wahl der optimalen Technologie/ Ausführung Auszubildende müssen verschiedene Möglichkeiten der Kommunikation wahrnehmen Auszubildende müssen in Stresssituationen einen kühlen Kopf bewahren und zielstrebig im Team nach Problemlösungen zu suchen Auszubildende trainieren Schlüsselqualifikation o z.B. durch Übernahme von Verantwortung o durch Beachtung und Einhaltung von Arbeitsschutzbestimmungen o durch Ordnung, Sauberkeit und Ehrlichkeit Am Ziel jeder Arbeitsaufgabe führen Sie mit dem Auszubildenden ein Auswertungsgespräch. Schwerpunkte könnten dabei sein:32 was war das Ziel der Aufgabe welche Ergebnisse wurden erreicht was hat an der Aufgabe besonders gefallen welche Erfahrungen konnten gemacht werden welches Wissen musste neu erworben werden welche Probleme sind aufgetreten, wie wurden diese gelöst was ist gut gelaufen was ist nicht gut gelaufen gab es zeitliche Änderungen gab es inhaltliche Änderungen war die Änderung sinnvoll wie ist die Zufriedenheit beim Auszubildenden konnten Vorschläge zur Aufgabenlösung mit eingebracht werden Gerade im ersten Ausbildungsjahr sollten Sie auch in der praktischen Ausbildung aufmerksam auf Lernschwierigkeiten reagieren. Sprechen Sie mit Ihrem Auszubildenden darüber. Legen Sie gemeinsam Lernziele fest. Am besten organisiert sich das in Form einer Zielvereinbarung, welche der Ausbilder und der Auszubildende formulieren und unterschreiben. In anfangs kürzeren Zeitabständen, bspw. vierteljährlich, werden Soll- und Istzustand dieser Zielvereinbarung verglichen. Bei unbefriedigenden Ergebnissen vereinbaren Sie die Schritte zum Ziel neu. So sollten Sie auch die Durchführung Ihrer Ausbildungsaufgaben im Betrieb mit den Mitarbeitern abstimmen, die auf den Baustellen oder in der Produktion eine Leitungsfunktion ausüben und den Auszubildenden in deren Team integrieren. 32 Kluge, M. (2013b), S. 9. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 61 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.6. Betrieblichen Unterricht planen und durchführen Die betriebliche Lehrunterweisung ist ein fester Bestandteil der Berufsausbildung und zugleich eine bewährte Methode für die richtige Erlangung praktischer Fähigkeiten und Fertigkeiten. Soweit es die Lerninhalte erlauben, sollten Sie Ihre Lehrunterweisungen anschaulich, praxisnah und mit eigenverantwortlicher Umsetzung gestalten. Passend zum Lernfortschritt Ihres Auszubildenden, zu den saisonalen Arbeiten aber auch parallel der aktuellen Schwerpunkte in der Berufsschule wählen Sie die Themen aus. Bei der betrieblichen Unterweisung soll der Jugendliche den Sinn darin erkennen, warum Zeit – Arbeitszeit – investiert wird, um Ihnen als Ausbilder zuzuhören. Er muss verstehen, warum es wichtig ist, das zu lernen was Sie Ihm gerade beibringen wollen. Der Zweck Ihrer Unterweisung muss für den Auszubildenden nachvollziehbar sein. Hierbei sollten Sie, wenn möglich, den Bezug zur Berufsschule herstellen. Theorie und Praxis gehören zusammen. Die Lernorte Betrieb und Berufsschule sollten eine Einheit bilden! Durch die Spezialisierung unserer Gartenbau- und Garten- und Landschaftsbaubetriebe müssen bei Lehrunterweisungen alle gängigen und aktuellen Technologien und Verfahren benannt werden, die zum Einsatz kommen könnten, auch wenn Sie in der eigenen Firma nicht eingesetzt werden. Der Ausbilder muss Bescheid wissen. Eine Lehrunterweisung kann durchaus auch in Form einer Betriebsbesichtigung (bspw. Steinbruch, Produktionsbetriebe für Betonteile, spezialisierte Jungpflanzenanzuchtbetrieb, Baumschule, Bodenuntersuchungslabor, Institute für Pflanzenschutz, Wetterwarte, staatliche Versuchseinrichtungen, Spezialbetrieb für Rollrasenproduktion, …) erfolgen. Die Vorbereitung einer Lehrunterweisung erfordert Zeit. Bereiten Sie die Unterweisung schriftlich vor. Legen Sie Lernziele fest. Vermitteln Sie auch bei Lehrunterweisungen Schlüsselqualifikationen, wie Sorgfalt, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Ordnung und Sauberkeit. Stellen Sie sich auf mögliche Fragen ein, die gestellt werden könnten. Unabhängig davon, welche Methode Sie für Ihre Lehrunterweisung wählen, ist es in jedem Fall notwendig, dass Sie Ihrem Auszubildenden bei der Ausführung der Aufgabe die Gelegenheit geben, die vermittelten Lerninhalte in Ruhe zu verinnerlichen und zu üben. Der Auszubildende soll Schritt für Schritt seine Vorgehensweise kommentieren und diese begründen. Für ihn muss klar sein: „Warum? Warum muss das so gemacht werden und nicht anders?“ Die Reihenfolge der einzelnen Schritte muss für ihn einen Sinn ergeben und nachvollziehbar sein. In der Phase der Ausführung durch den Auszubildenden beobachten Sie auch dessen Vorgehensweise und beantworten ihm noch eventuell offene Fragen. Beherrscht er die Arbeitsweise schon gut, dann sagen Sie ihm das und loben sie ihn. Greifen Sie nicht in den Ablauf ein, (außer bei Gefahr) auch wenn ersichtlich ist, dass Fehler gemacht werden. Aus Fehlern wird Ihr Auszubildender lernen (Kombination Arbeiten und Lernen). Entdeckt Ihr Auszubildender bei seiner Arbeitsweise selbst, was er falsch gemacht hat, dann loben Sie ihn dafür. Entdeckt der Auszubildende die Fehler nicht, dann stellen Sie Ihm geeignete Fragen, die zum Fehler hinführen. Loben Sie ihn, wenn er erkennt, was an seinen praktischen Ausführungen fehlerhaft oder falsch ist. Sie als Ausbilder müssen sich vergewissern, dass Ihr Auszubildender seine, bei der Ausführung gemachten, Fehler erkennt. Außerdem muss der Auszubildende in der Lage sein, BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 62 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! seine Arbeit zu bewerten. Sprechen Sie gemeinsam darüber, warum und wie es zu Fehlern kam. Umso besser kann der Auszubildende mit eigenen Erfahrungen seine Kenntnisse und Fertigkeiten vertiefen und festigen. Wenn das Arbeitstempo trotz ausgiebiger Übungen, noch über der Zeitspanne liegt, dann beschleunigen Sie dieses durch geeignete Hilfestellung und sprechen Sie Ihrem Auszubildenden Mut zu. Geben Sie ihm weiterhin mehrmals die Gelegenheit zum Üben. Nach der Unterweisung sollte der Auszubildende eine Zusammenfassung über das Gelernte schreiben (Hausaufgabe). So kann der größte Lerneffekt durch sehen (Vormachen), selbst tun (Ausführung) und aufschreiben (Vertiefung /Reflektion) erzielt werden. Kontrollieren Sie diese Aufzeichnungen, ob alles richtig ist, was er sich gemerkt und aufgeschrieben hat (Zusammenfassung wiedergeben und erklären können). Sie können auch einen Spezialisten Ihrer Firma mit einer betrieblichen Unterweisung beauftragen. Themen könnten hier sein: - Rechtsgrundlagen - Ausbringung und Abgabe von Pflanzenschutzmitteln - Allgemeiner Arbeitsschutz und Arbeitsschutzbestimmungen im Speziellen - Der Betrieb als Ort des Wirtschaftens/ Betriebserkundungen - Klimatechnik in Gewächshäusern - Raseneinsaat und -vorbereitung - Gehölzpflanzung von Containerware - Heckenpflanzung - Arbeiten mit Steintrennmaschinen - Pflanzung und Anbinden eines Baumes - Aufstellung und Arbeit mit einem Nivelliergerät - Fachgerechtes Versetzen von Rasenborden - Schüttgüter (Materialkunde) im Garten- und Landschaftsbau und deren DIN gerechter Einbau - Einbau von Regenwassereinläufen - Aufbau einer Tröpfchenbewässerung auf Anzuchttischen - Umgang mit der Rückenspritze - Umgang mit dem Düngerdosierer Dosatron - Umtopfen einer Pflanze in Seramis - Stecken von Kopfstecklingen - Obstbaumschnitt bei Kernobst - Obstbaumschnitt bei Steinobst - Naturnahe Gestaltung von Gräbern - Veredlung von Gurken - Züchtung neuer Stauden - Sorten - Stammveredlung bei Baumschulgehölzen - … BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 63 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Pflanzenkenntnisse Das Herzstück bei der Ausbildung zum Gärtner ist die Pflanzenkenntnis. Am Ende der Berufsausbildung muss sich Ihr Auszubildender einer Pflanzenkenntnisprüfung unterziehen und nach den aktuellen Pflanzenlisten der jeweiligen Fachsparten: - Pflanzen anhand typischer Pflanzenteile erkennen und mit deutschem und wissenschaftlichen/ botanischen Namen benennen und - die Eigenschaften, Standortansprüche und Verwendungsmöglichkeiten dieser Pflanzen beschreiben. Die jeweilige Pflanzenkenntnisliste ist die Grundlage für die Pflanzenkenntnisprüfung. Die Berufsschule und der Ausbildungsbetrieb vermitteln gemeinsam die Pflanzenkenntnisse. In der Berufsschule werden die Eigenschaften, die Ansprüche an den Standort und die Verwendung der jeweiligen Pflanze gelehrt. Im Ausbildungsbetrieb übt Ihr Auszubildender vor allem das Erkennen der Pflanzen und deren Bezeichnung (deutsch und wissenschaftlich). Hinweis Pflanzenkenntnislisten finden Sie unter: (Stand 09/2013) http://www.smul.sachsen.de/bildung/download/Galabau_21.09.2010(1).pdf http://www.smul.sachsen.de/bildung/download/Gemuesebau_21.09.2010(1).pdf http://www.smul.sachsen.de/bildung/download/Baumschule_21.09.2010(1).pdf http://www.smul.sachsen.de/bildung/download/Zierpflanze_21.09.2010(1).pdf http://www.smul.sachsen.de/bildung/download/Staudengaertnerei_21.09.2010.pdf http://www.smul.sachsen.de/bildung/download/Friedhofsgaertnerei_21.09.2010(1).pdf Die Pflanzenkenntnisliste Obstbau wird demnächst neu im Internet eingestellt! Unterstützen Sie Ihren Auszubildenden beim Erwerb von Pflanzenkenntnissen, in dem Sie ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit Kenntnisse (bspw. Erkennungsmerkmale an der Pflanze) vermitteln und die deutsche bzw. wissenschaftliche Bezeichnung abfragen. Beziehen Sie dabei die Mitarbeiter Ihrer Firma mit ein, die täglich mit dem Auszubildenden zusammen sind. Beide Seiten können von so einer Regelung profitieren. Der Auszubildende übt und festigt seine Pflanzenkenntnisse, der Mitarbeiter frischt diese auf und bewahrt sich somit seinen Kenntnisstand. Zusätzlich muss ein Herbarium angefertigt werden. Das Herbarium ist Bestandteil des schriftlichen Ausbildungsnachweises/ Berichtsheftes und somit eine Zugangsvoraussetzung zur Zwischen- und Abschlussprüfung. Lassen Sie sich in regelmäßigen Abständen das erstellte Herbarium vorlegen. So können Sie den Fortschritt kontrollieren und eventuell helfend oder auch ermahnend eingreifen. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 64 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.7. Andere Lernorte in die Ausbildung einbinden Wer Gärtner ausbilden möchte, benötigt die Ausbildungsgenehmigungen für die Ausbildungsstätte und für den Ausbilder. Diese Genehmigung wird durch die zuständige Stelle für die Ausbildung im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Referat 34 Berufsbildung erteilt. http://www.smul.sachsen.de/bildung/41.htm Die Erteilung dieser Ausbildungsgenehmigung unterliegt dem Berufsbildungsgesetz (BBiG). http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/bbig_2005/gesamt.pdf Im §27(2) des BBiG ist für den Fall, dass Sie nicht in vollem Umfang die Lerninhalte aus dem Ausbildungsrahmenplan vermitteln können die Möglichkeit vorgesehen, Ausbildung auch in Zusammenarbeit mit anderen Betrieben und Bildungseinrichtungen durchzuführen. Bei einer Verbundausbildung schließen sich mehrere Unternehmen zusammen, um gemeinsam die Berufsausbildung von Jugendlichen durchzuführen. Dabei werden einzelne Ausbildungsabschnitte im jeweiligen Partnerunternehmen absolviert. Durch diese Form der gemeinsamen Ausbildung mehrerer Betriebe, kann in Firmen ausgebildet werden, die alleine nicht zur Ausbildung berechtigt wären. Das gilt auch für hochspezialisierte Betriebe, die oft auf die eigene Ausbildung angewiesen sind, aber nicht alleine ausbilden können, weil ihre Eignung nur unvollständig gegeben ist. Das können bspw. Firmen mit reiner Orchideenvermehrung, Großbaumpflege, Sportplatzbau, Schwimmteich- und Pflanzenkläranlagenbau oder auch reine Jungpflanzenanzuchtbetriebe sein. Betriebliche Ausbildungskooperation und die Verbundausbildung bieten so die Möglichkeit zusätzlich neue Ausbildungsplätze zu erschließen. Für die Ausbildung in der Zusammenarbeit mehrerer Betriebe (Verbundausbildung) sprechen quantitative und qualitative Gründe:33 - Bereitstellung zusätzlicher Ausbildungsplätze, durch die Einbeziehung von Betrieben, die allein nicht oder nicht mehr (bspw. durch Spezialisierung) in der Lage sind die vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte vollständig zu vermitteln - Qualitätsverbesserung der Ausbildung durch die Nutzung des hohen Qualifikationspotentials spezialisierter Betriebe in der Produktion und der Dienstleistung - Steigerung der Attraktivität des Ausbildungsberufes Gärtner durch das Kennenlernen verschiedener Betriebe im Rahmen der Ausbildung - Erweiterung der fachlichen und sozialen Kompetenz der Auszubildenden, da sie sich schon während er Ausbildung auf wechselnde Teams und neue Aufgabenbereiche einstellen müssen 33 Vgl.: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfahlen (2007), S. 1. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 65 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Möglichkeiten von Verbundausbildungsmodellen Leitbetrieb mit Partnerunternehmen Der Leitbetrieb bindet vertraglich andere Partnerunternehmen, die als Ausbildungsbetriebe (AB) anerkannt sind und bestimmte Ausbildungsaufgaben übernehmen. Die gesamte organisatorische und rechtliche Verantwortung liegt beim Leitbetrieb. Ausbildungskonsortium Mehrere Ausbildungsbetriebe (AB) schließen einen Kooperationsvertrag. Die organisatorische Leitung übernimmt ein AB. Die rechtliche Verantwortung bleibt bei den einzelnen AB. Jeder AB übernimmt bestimmte Ausbildungsaufgaben. Für den planmäßigen Ablauf der Ausbildung ist ein separat eingesetzter Ausbilder verantwortlich, der von allen AB finanziert wird. Auftragsausbildung Ein anderer anerkannter Ausbildungsbetrieb (AB) übernimmt bestimmte Ausbildungsaufgaben im Auftrag und gegen Kostenerstattung lt. Vertrag. Die gesamte organisatorische und rechtliche Verantwortung liegen beim Auftraggeber. Ausbildungsverein Zu Ausbildungszwecken gründen interessierte Unternehmen einen Verein (e.V.). Die Satzung regelt die Zusammenarbeit, ein Geschäftsführer wird eingesetzt und einige Mitgliedsbetriebe führen konkrete Ausbildungsmaßnahmen aus. Finanzierungsquellen sind Mitgliedsbeiträge, Fördermittel oder Spenden. Arbeitgeberzusammenschluss Zusammenschluss mehrerer Unternehmen mit gemeinsamem Mitarbeiterbestand. Auf diesem Weg können Mitarbeiter gebunden werden, die ein Unternehmen allein nicht auslasten und finanzieren kann. Aus Teilarbeitsplätzen können so Vollarbeitsplätze entstehen. In einem Ausbildungsnetzwerk kann so auch ausgebildet werden. Organisations- und Rechtsfragen Speziell zur Regelung der Kosten und der Haftung, wenn der Auszubildende einen Schaden verursacht, oder der Auszubildende einen Schaden erleidet. Eine Mustervereinbarung nach dem Modell Leitbetrieb/ Partnerbetrieb finden Sie unter: http://www.landwirtschaftskammer.de/bildung/pdf/verbundausbildung.pdf BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 66 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.8. Der Lernort Betrieb Die duale Ausbildung ist im Berufsbildungsgesetz (BBiG) geregelt. Für den Lernort Betrieb gilt der, aus der Verordnung über die Berufsausbildung zum Gärtner abgeleitete, Ausbildungsrahmenplan. Hier findet sich die sachliche und zeitliche Gliederung wieder. Jeder Auszubildende wird nach einem, im Betrieb zu erstellenden, individuellen Ausbildungsplan ausgebildet. Für den Lernort Berufsschule gilt der Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Gärtner. Dieser Rahmenlehrplan ist die Grundlage für den vom Sächsischen Kultusministerium erlassenen Lehrplan für die Ausbildung an den Berufsschulen. Um die Ausbildung in höchster Qualität zu garantieren muss es zwischen den Lernorten auch ohne beiderseitige Vereinbarungen dauerhaft, zu konkreten Abstimmungen über Lehr- und Ausbildungsinhalte kommen. Denn trotz präziser Planung der Ausbildung in der Berufsschule und im Betrieb, lässt sich bisher keine Parallelität erreichen. Die erforderlichen theoretischen Kenntnisse können nicht immer für die gerade im Betrieb laufenden praktischen Erfahrungen vermittelt werden. Die Jugendlichen kommen aus sehr unterschiedlich organisierten Betrieben des Garten- und Landschaftsbau, des Friedhofsgartenbau bzw. des Produktionsgartenbau und erleben demzufolge sehr individuelle betriebliche Abläufe. Aus diesen Gründen sollte zwischen Betrieb und Berufsschule, konkret bedeutet das zwischen Ihnen als Ausbilder und dem verantwortlichen Berufsschullehrer, Informationen ausgetauscht werden. Vielleicht kann mit diesem stetigen Informationsfluss die betriebliche Ausbildung sogar geplant und teilweise dem Berufsschulunterricht angepasst werden: - bspw. Nadelgehölze in der Pflanzenkunde – im Betrieb Stecklingsvermehrung von Nadelgehölzen - in der Pflanzenkunde: blühende Sträucher – Betrieb: Pflanzung von Hecken, die Rodung von Sträuchern, topfen von Sträuchern, Gehölzschnitt blühender Sträucher etc. - Im Informatikunterricht, im Deutsch- oder Englischunterricht könnten Fach-/ bzw. Erfahrungsberichte erstellt werden. Inhalt und Rechtschreibung, Umgang am PC und mit der jeweiligen Software usw. werden zensiert. So werden der Ausbilder und auch der Auszubildende in ihrer Freizeit entlastet. Damit würde eine erhebliche Qualitätsverbesserung in der Ausbildung erzielt werden. Bei gemeinsamen Planungen zwischen Schule und Betrieb verbessern sich die Rahmenbedingungen für die Ausbildung und somit auch das Lernklima. Um für eine erfolgreichere Ausbildung unserer Jugendlichen eine gute Basis zu schaffen sollten sich die Berufsschullehrer und die Ausbilder regelmäßig über ihre Arbeit, ihre Erfolge und Misserfolge austauschen. Neben einem jährlichen gemeinsamen Treffen, genügt schon ein Anruf, die Kommunikation über eine E- Mail oder der „kurze Draht“ über den Auszubildenden. Die Lernorte Betrieb, überbetriebliche Ausbildung und Berufsschule tragen mit ihrem hochqualifizierten und erfahrenen Personal gemeinsam die Verantwortung für den gesamten Ausbildungsprozess. Das sollte auch demonstriert werden. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 67 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Beispielsweise kann sich das gemeinsame Augenmerk auf nachfolgende Kernthemen konzentrieren: Planung und Abstimmung von Prüfungsvorbereitungen der Zwischen- und Abschlussprüfung Führung des schriftlichen Ausbildungsnachweises/ Berichtsheftes, schreiben von Erfahrungs- und Fachberichten Vermittlung, Übung und Festigung von Pflanzenkenntnissen Betriebserkundungen Lösungsansätze bei Schulmüdigkeit bzw. lustlosen Berufsschulbesuch finden und definieren gemeinsame Anstrengungen für ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) für den Jugendlichen (diese finden Sie bspw. unter: www.arbeitsagentur.de → Unternehmen →finanzielle Hilfen → Rehabilitation → Ausbildungsbegleitende Hilfen http://www.arbeitsagentur.de/nn_27608/zentraler-Content/A05-BeruflQualifizierung/A051-Jugendliche/Allgemein/Foerderung-Berufsausbildung-AG.html BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 68 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.9. Lernprozessbegleitung – Unterstützung für den Auszubildenden sichern „Ausbildung hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Die Rolle des Ausbilders hat sich vom allwissenden Lehrmeister hin zum Coach und Lernbegleiter gewandelt“34, beziehungsweise hat sich um den Begriff „Lernbegleiter“ erweitert. Bevor wir uns diesem Thema etwas ausführlicher widmen, zuvor noch ein paar Gedanken und Hinweise zur „generellen“ Ausbildungsbegleitung. Werden Sie sich zunächst klar, welche Art von Begleitung Ihr Auszubildender braucht. Müssen Sie ihn gezielt betreuen oder ihn zur Selbstständigkeit erziehen? Erstellen Sie für sich einen „Fahrplan“, vielleicht auch anhand des Ausbildungsplans oder anhand Ihrer Erfahrungen, wann gezielte Betreuung notwendig ist, oder wann der Lehrling selbstständig arbeiten kann. Das A und O in der Betreuung und Begleitung sind regelmäßige Gespräche und Feedbacks mit dem Auszubildenden. Markante Punkte im Ausbildungsverlauf bieten mindestens Anlässe zur Gesprächsführung, so etwa: nach Beendigung der Probezeit, nach Beendigung eines Ausbildungsabschnittes oder Lehrjahres oder vor und während anstehender Prüfungen bzw. Prüfungsphasen. Reflektieren Sie Vergangenes, fokussieren und besprechen Sie Anstehendes. Darüber hinaus sollten aber auch, wie schon gesagt, regelmäßig, etwa alle 2 Wochen, Gespräche stattfinden! (Siehe dazu auch die Abschnitte Kap. III.3.12. „Beurteilung, Feedback & Co“ und den Abschnitt Kap. IV.4.3. „Mit Auszubildenden kommunizieren“) Unabdingbar sind auch Gespräche, die aus einer Situation heraus erforderlich werden. Führen Sie diese Gespräche möglichst zeitnah, ansonsten laufen Sie Gefahr, dass das Geschehene verblasst, möglicherweise Regeln verwässern und sich Dinge einschleifen. Zur Ausbildungsbegleitung gehört ebenso das Schaffen, Einfordern und Einhalten von Regeln und Verhaltensstandards. Dazu gehören sowohl betriebsinterne Regelungen als auch gesetzliche Vorgaben. Diese müssen dem Auszubildenden vorgestellt und auch Konsequenzen bei Nichteinhaltung mit ihm besprochen werden. Des Weiteren unterstützen Sie Ihren Auszubildenden auch, indem Sie ihn fordern! Dafür müssen Sie Ihren Auszubildenden gut kennen, um die Grenze zur Überforderung nicht zu überschreiten. Getreu dem Motto „Stärken stärken – Schwächen schwächen“35 befähigen Sie ihn zu Spitzenleistungen und ermöglichen ihm, sich in kleinen Arbeitsaufträgen auszuprobieren und zu verwirklichen. Ihre Ausbildung soll dem Auszubildenden ermöglichen, einen umfassenden Einblick in die Tätigkeitsfelder und Aufgaben, also in die reale Arbeitswelt eines Gärtners (in der jeweiligen Sparte), zu erhalten. Der Auszubildende soll dabei alle Facetten kennen lernen, gerade auch, um sich mit den weniger beliebten Tätigkeitsfeldern des Berufes auseinander zu setzen und um zu lernen mit ihnen umgehen. 34 Vgl.: Pottggiesser, S. (2013), S. 4. Dietl, Stefan F. (2013), S. 4. 35 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 69 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.9.1. Der Ausbilder als Lernbegleiter Wie oben schon beschrieben, sehen sich Ausbilder heutzutage einer „neuen Generation Auszubildender“ gegenübergestellt. Die Umwelt der Auszubildenden hat sich stark verändert. Sie ist geprägt von und durch die neuen Medien, immer neue Technologien und Tätigkeitsfelder, die sich stets weiter entwickeln und überholen, noch ehe der Vorläufer sich richtig entfalten konnte. Die Halbwertzeit des Wissens und der beruflichen Anforderungen verkürzt sich. Fachliches Wissen vorzuweisen bedeutet heutzutage auf lebenslanges Lernen und Weiterbildung eingestellt zu werden und Handlungskompetenz zu entwickeln. Dies meint, dass Auszubildende dazu befähigt werden müssen, Ihr Können und Wissen, flexibel und kreativ auf immer wieder neue Situationen anzuwenden. Ein „höher, schneller, weiter“ und ein „alles ist möglich“ fordert den Jugendlichen von heute viel ab und verlangt neben dem Aneignen fachlichen Wissens im Ausbildungsberuf zunehmend auch die Ausprägung und Stärkung persönlicher Kompetenzen. Dies bedeutet auch für Sie als Ausbilder neue Herausforderungen. Sie sind nun auch gefordert, dem Auszubildenden als Coach gegenüber zu treten, ihn individuell zu beraten, zu fördern und zu begleiten, ihm Werte zu vermitteln und ihn zu selbstverantwortlichem Handeln zu befähigen. Die Beziehung zwischen Ausbilder und Auszubildenden erweitert sich dahingehend, dass Sie sowohl Lehrmeister, als auch Vorbild, Vertrauter und Pädagoge sein sollten. Als „Coach“ (engl. für „Kutscher“) lenken und betreuen Sie Ihren Auszubildenden bis zu dem Punkt, ab dem er sich selbst managen kann. 3.9.2. Wie gelingt eine gute Begleitung? - Schaffen Sie als Basis gegenseitigen Respekt und Akzeptanz Nehmen Sie Ihr Gegenüber so an wie er ist, lassen Sie sich auf ihn ein, fokussieren Sie die Stärken Nehmen Sie seine Bedürfnisse und Probleme wahr und setzen Sie sich damit auseinander Seien Sie konsequent in Ihrem Tun Seien Sie Gesprächspartner/ Ansprechpartner Machen Sie Ihrem gegenüber Mut und trauen Sie ihm was zu BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 70 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.9.3. Lernprozesse begleiten Lernprozesse begleiten bedeutet: - Arbeit an Lernblockaden, Prüfungsängsten und Motivationskrisen36 - Aufmerksamkeit für das Lernverhalten des Auszubildenden - Ermöglichen Sie eine umfassende Ausbildung, auch fernab von Aufträgen, die zu erledigen sind - Erkennen Sie, orientieren Sie sich, nutzen und fördern Sie die Potentiale Ihres Auszubildenden (bspw. durch entsprechende Übungsangebote) - Befähigen Sie zu selbstgesteuertem Lernen, bzw. regen Sie dazu an (durch entsprechende Aufgaben) - Schaffen Sie lernförderliche Rahmenbedingungen: Übungs-, Gesprächs- und Feedbackangebote; (Anregungen und Angebote schaffen, die nicht auf Anhieb, jedoch mit vorhandenem Wissen bewältigt werden können und Ergebnis und Prozess reflektieren) - Berücksichtigen Sie Stresserleben und Ruhepausen im Lernprozess - Lassen Sie Irrtümer und Fehler zu - Ermöglichen Sie sowohl Lernen unter Anleitung als auch Lernen per Selbstversuch (durch entsprechende Aufgaben) - Verbinden Sie Lernen mit Antrieb, Freude und Neugier - Reflektieren Sie gemeinsam mit dem Auszubildenden Gelerntes in Verbindung von Theorie und Erfahrung (Praxis)– meint: theoretisch Gelerntes in der Praxis umsetzen lassen und Prozess und Ergebnis reflektieren - Übernehmen Sie eine Vorbildfunktion Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Sie als Ausbilder eine wichtige, tragende Rolle einnehmen. Lassen Sie sich jedoch nicht entmutigen, nehmen Sie stattdessen diese Herausforderung an! Viel erreicht und einen wichtigen Schritt haben Sie schon getan, wenn Sie folgendes tun: Übernehmen Sie Verantwortung, mit all Ihren bequemen und unbequemen Facetten! 36 Kirchhof, S. (2013), S. 4. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 71 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.10. Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen – Methoden in der beruflichen Ausbildung zum Gärtner Das heutige Berufsleben erfordert Mitarbeiter, die selbstständig denken, handeln und Entscheidungen fällen müssen. Damit aus den Auszubildenden solche Mitarbeiter werden, muss bereits die Ausbildung auf diese Anforderungen eingestellt werden. Einen Beitrag leistet die Berufsschule, die ihren Lehrplan in berufliche Handlungsfelder strukturiert hat. Auch die Abschlussprüfungen gehen weg vom reinen Abfragen von Fakten, hin zu übergreifenden, komplexen Aufgaben. In der betrieblichen Praxis müssen deshalb Lehrmethoden angewendet werden, die die Auszubildenden über die reine Fachkompetenz hinaus befähigen und motivieren, zusammenhängend und selbstständig zu denken und zu handeln. Im Folgenden sollen nun praktikable Lehrmethoden vorgestellt und mit Beispielen erläutert werden: 3.10.1. Vormachen/ Nachmachen Zu dieser, in der betrieblichen Praxis wohl gebräuchlichsten Methode, braucht nicht viel erläutert zu werden. Der Ausbilder zeigt dem Auszubildenden eine bestimmte Tätigkeit, der Auszubildende macht die Arbeiten nach und wird auf Fehler oder Besonderheiten hingewiesen. Im Folgenden wird der Auszubildende bei seiner Arbeit hin und wieder beobachtet und ggf. korrigierend eingegriffen. Dies ist auch die Grundlage der oft publizierten 4-Stufen-Methode. Vorteile ergeben sich daraus, dass der Auszubildende direkt im Arbeitsprozess unterwiesen wird und der Ausbilder weitgehend seiner eigenen Arbeit nachgehen kann bzw. der Auszubildende die Arbeit des Ausbilders unterstützt oder zuarbeitet. Auch können zu Beginn der Ausbildung oder bei neuen Arbeiten einzelne Handgriffe so zunächst erlernt und gefestigt werden. Diese Methode hat jedoch nichts mit vollständigem Lernen oder aktivierenden Lernformen zu tun, weil der Auszubildende nur nach „Befehlen“ handelt. Ähnlich verhält es sich mit dem Vorzeigen, Vorführen oder Besichtigen. 3.10.2. Projektmethode Diese Methode bildet das Modell der vollständigen Handlung am besten ab und erfordert ein weitgehend selbstgesteuertes Lernen. Außerdem werden hier, neben dem Erwerb fachlicher, vor allem methodische und, bei der Arbeit in der Gruppe, auch soziale Kompetenzen gefördert. Der Ausbilder tritt in den Hintergrund und greift nur noch ein, wenn durch grobe Fehler das Projekt zu scheitern droht. (Anm.: Normalerweise werden bei dieser Methode Fehler in gewissem Maße toleriert, getreu dem Motto: aus Fehlern lernt man am nachhaltigsten.) Vorteilhaft ist weiterhin, dass der Ausbilder nur noch bei Problemen zu Rate gezogen wird und so weitestgehend seiner Arbeit nachgehen kann. Die Durchführung eines solchen Projektes soll am Beispiel einer Aufgabe für Auszubildende 2. Lehrjahr. GaLaBau – Bau eines Vorgartens vorgestellt werden: BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 72 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Projektphasen Auswahlphase/ Projektübergabe Informationsphase Planungsphase Entscheidungsphase Umsetzungsphase Kontrollphase (häufig parallel zur Umsetzungsphase) Bewertungsphase Umsetzung Der Ausbilder übergibt den Auszubildenden die Planunterlagen (LV, Ausführungsplan, etc.) und erläutert die Randbedingungen. Die Auszubildenden ziehen aus den Planunterlagen selbstständig die nötigen Informationen zum Material (Schüttgüter, Pflaster, Pflanzen, Ausstattungselemente usw.) und holen sich Auskünfte zur Beschaffung der Materialien. Die Auszubildenden legen die notwendigen Arbeiten fest, planen die Abfolge (Bauzeitenplan) und wählen die benötigten Werkzeuge und Maschinen aus. Hier erfolgt die endgültige Abstimmung der Arbeitsplanung: Wer macht was, Verantwortlichkeit, Abstimmung mit den anderen Baustellen/ mit dem Betrieb, gibt es Änderungen, ... Hier wird ggf. auch der Kunde über mögliche Termine informiert. Die Gruppe hat die Arbeiten begonnen und muss nun gemeinsame Lösungsideen finden, sich um die Einhaltung des Terminplanes bemühen und sich (z.B. beim Einsatz von Maschinen) mit den anderen Mitarbeitern abstimmen. Außerdem muss die Baustellendokumentation (Bau-Tagesbericht, Maschinenberichte, Rapportzettel etc.) geführt werden. Die Auszubildenden kontrollieren selbstständig ihre Arbeit im Hinblick auf vorgegebene Werte (Schichthöhen, Ebenflächigkeiten, Einhaltung Pflanzplan, ...). Es müssen auch Lieferungen überprüft (Qualität, Menge, Übereinstimmung mit Bestellung) und die Einhaltung des Bauzeitenplans überwacht werden. Die Auszubildenden werten und reflektieren ihre Arbeit und gleichen den Ablauf mit den geplanten Vorgaben ab. Außerdem wird das Werk, z.B. bei der Abnahme durch den Kunden, dem Ausbilder entsprechend präsentiert. Diese Arbeiten könnten bei Auszubildenden im 3. Lehrjahr. durch eigene Planungsaufgaben (Gestaltung des Vorgartens, Erstellen des Leistungsverzeichnisses, Recherchieren von Material-preisen) ergänzt werden. Vorstellbar wäre auch die Arbeit in einer Gruppe Auszubildender unterschiedlicher Lehrjahre, in der jeder gemäß seinen bisher erworbenen Kenntnissen und Fertigkeiten eingesetzt wird. Probleme könnten entstehen wenn die Gruppe sich zerstreitet oder mit dem Kunden vereinbarte Termine nicht eingehalten werden können. Hier muss der Ausbilder entsprechend einschreiten und z.B. mittels Gesprächen die Gruppe wieder motivieren oder mit dem Kunden Vereinbarungen zu neuen Terminen treffen. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 73 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Der ÜbA – Kurs 12 „Bau- und Vegetationstechnik – Die Baustelle im GaLaBau ist komplett nach dieser Methode strukturiert und eignet sich, auf Grund der Kleinteiligkeit, hervorragend als Vorbereitung auf die praktische Abschlussprüfung für Landschaftsgärtner. Für andere gärtnerische Sparten könnte diese Methode z.B. bei der Planung, Vorbereitung und Ausführung von Pflanzungen zur Anwendung kommen. 3.10.3. Leittext – gestützte Methoden Diese Methode erfordert ebenfalls eine stärkere Eigenaktivität und Selbstständigkeit des Auszubildenden. Man kann diese Methode auch als schriftliche Anleitung zum selbstständigen Lernen/ Arbeiten bezeichnen. Der Leittext enthält: - Leitfragen zur Information und zur Klärung der Arbeitsaufgabe - Hilfen zur Planung des Arbeitsablaufs - Kontrollbogen zur Selbstkontrolle durch den Auszubildenden und als Unterlage zur Bewertung durch den Ausbilder - Leitsätze, welche die erworbenen Kenntnisse zusammenfassen und so den Ausbildungserfolg sichern Prinzipiell verläuft die Ausbildung nach dieser Methode in 6 Stufen: 1. 6. 2. Was soll getan werden? Beurteilen. 4. Ausführen. Kontrollieren. Durchführen der Arbeit Arbeit fachgerecht? (Auftragsbearbeitung) Planen. Wie geht man vor? (Leitfragen) Was soll beim nächsten Mal besser gemacht werden? (Fachgespräch) 5. Informieren. (Arbeitsplan) 3. Entscheiden. Methoden und Hilfsmittel festlegen (Fachgespräch mit dem Ausbilder) (Kontrollbogen) Auch bei dieser Methode tritt der Ausbilder während der „Abarbeitung“ der Aufgabe weitgehend in den Hintergrund und hat somit Freiraum für seine eigenen Arbeitsaufgaben. Jedoch erfordert diese Art der Ausbildung eine gewisse Vorarbeit für das Erstellen der Leittexte und einer Matrix zur Bewertung der Aufgaben. Diese können natürlich auch mehrfach verwendet werden. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 74 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Als praktisches Beispiel seien hier die Wartungsarbeiten an einem Rasenmäher genannt. Als Leittext können die entsprechenden Hinweise aus der Bedienungsanleitung fungieren. Dazu wird eine kurze Checkliste erstellt. An Hand dieser Liste kann der Auszubildende seine Arbeitsgänge kontrollieren und erledigte Tätigkeiten abhaken, z.B.: Arbeitsschritte Kerzenstecker abgezogen √ Gehäuse oberseits gereinigt, Sichtkontrolle auf Beschädigungen ... 3.10.4. Erledigung/ Bemerkungen Lernecke Diese sehr einfach umzusetzende Methode bietet die Möglichkeit, verschiedene Fertigkeiten zu erlernen bzw. zu festigen. Gerade in der beschäftigungsarmen Zeit im Winter können die Auszubildenden so mehr Routine in bestimmten Tätigkeiten erhalten. Vorstellbar wäre z.B. ein Geviert von ca. 3x3 m, ca. 40-50 cm tief, gefüllt mit Sand, um das Setzten von Borden oder das Verlegen von Pflastersteinen zu lernen oder zu trainieren. Außerdem kann hier auch die praktische Abschlussprüfung – Erstellen eines Gesamtwerkes aus Wegebau, Pflanzung, Rasenansaat usw. – trainiert werden. Hier könnten auch, abseits vom Baustellenstress, kreative Pflasterarbeiten aus Restmaterialien entworfen werden, die dann beim Kunden umzusetzen sind. Die 3 letztgenannten Methodenbeispiele sollen deutlich machen, dass das Ausbildungspersonal mit wenig Aufwand - Ausbildungsinhalte vermitteln, - den Auszubildenden (z.T. auch fachübergreifend) zum selbstständigen Denken und Handeln anregen und - seine eigenen Arbeitsaufgaben erledigen kann. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 75 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.11. Auszubildende führen 3.11.1. Der Ausbilder als Führungsperson Zusätzlich zu seinen fachlich-inhaltlichen Aufgaben muss sich der Ausbilder auch damit auseinander setzen, in der Rolle als Führungsperson und Erzieher gefragt zu sein. In dieser Rolle ist er angehalten auch bestimmte Arbeitshaltungen, bzw. Verhaltensweisen zu vermitteln, die in der Gärtnerbranche gefordert und erwünscht sind. Manch einer ist für diese Aufgabe gemacht, andere verunsichert dieser Gedanke. Fragen auch Sie sich, wie Sie „erziehen“ können? Mit Stil! Grundsätzliche gilt dabei: Ihr Führungsstil orientiert sich am jeweiligen Kontext/ an der Situation und am Gegenüber. Was oder wer steht in der Situation im Mittelpunkt: die Aufgabe oder der Auszubildende? Die sachliche oder die persönliche Ebene? Zudem bezieht man das Können (Wissen und Fähigkeiten) und die Motivation des Auszubildenden in die Überlegung ein. Je nachdem kann man seinen Führungsstil gewichten. Im Groben lassen sich mit dieser Überlegung vier Führungsstile ausmachen: Der unterweisende Führungsstil Dies meint, dass die Aufgabe im Fokus des Ausbilders liegt und der Auszubildende als Person in den Hintergrund tritt. Klare Ziele und Anweisungen werden durch den Ausbilder vorgegeben, bei ihm liegt die Verantwortung der Zielerfüllung. Ideen des Auszubildenden bleiben unberücksichtigt, seine Kreativität und Entscheidungsfähigkeit werden eingeschränkt. Für fachlich noch Unbedarfte ist dieser Stil hilfreich und unterstützend. Der kooperative Führungsstil Hier stehen Aufgabe und Auszubildende gleichermaßen im Fokus des Ausbilders. Zur Lösung einer Aufgabe werden die Meinung und die Erfahrung des Auszubildenden mit einbezogen und Lösungen gemeinsam entwickelt. Dieser partnerschaftliche und wertschätzende Stil eignet sich besonders bei motivierten Auszubildenden, die auf dem Fachgebiet kompetent sind. Der Stil birgt jedoch die Gefahr im Diskutieren hängen zu bleiben. So ist der Ausbilder gefordert, zielführend die Zügel in der Hand zu halten. Der unterstützende Führungsstil Bei diesem Stil tritt die Person des Auszubildenden mit seinen Wünschen und Bedürfnissen in den Vordergrund, während die Aufgabe in den Hintergrund tritt. Dies ist insbesondere dann hilfreich, wenn der Auszubildende Probleme, Ängste oder Unsicherheiten hat, die über eine Aufgabe zutage treten. Dann heißt es, die Aufgabe nachrangig zu behandeln, dem Auszubildenden in dieser Situation zuzuhören, zu helfen und ihn wieder arbeitsfähig zu machen. Der delegierende Führungsstil. Bei diesem Stil liegt der Fokus des Ausbilders weder auf dem Auszubildenden, noch auf der Aufgabe. Der Ausbilder gibt schlicht die Aufgabe/ das Ziel vor und übergibt Lösungsweg und Verantwortung komplett in die Hände des Auszubildenden. Der Ausbilder vertraut seinem Auszubildenden. Diese BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 76 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Freiheit bedeutet für diesen entweder Stolz oder Überforderung. Grundsätzlich eignet sich dieser Stil, wenn der Auszubildende zur Lösung der gestellten Aufgabe ausreichend Wissen besitzt und er dieses kreativ und selbstorganisiert umsetzen kann. Jeder Führungsstil hat sein Für und Wider, alle jedoch haben ihre Berechtigung in entsprechenden Situationen zur Anwendung zu kommen. Beobachten und reflektieren Sie Ihr eigenes Verhalten und schätzen Sie ab, in welchen Situationen mit Ihrem Auszubildenden sich welcher Stil am besten eignet. Im Führungsprozess gilt es, den Reifegrad des Auszubildenden zu berücksichtigen. Hat er die Ausbildung gerade erst begonnen, bedienen Sie sich eher eines unterweisenden, kooperativen und dirigierenden Stils. Agieren Sie noch stärker als Vorbild. Im Verlauf der Ausbildung verlagert sich der Führungsstil hin zum unterstützenden und delegierenden Stil. Hier sollen Verhalten, Methodik, Arbeitsplanung und Selbstmanagement des Auszubildenden gefördert und unterstützt werden. 3.11.2. Die Balance von Nähe und Distanz am Ausbildungsplatz Aus der Praxis ist zu beobachten, dass im Ausbildungsverhältnis häufig ein Ungleichgewicht in Bezug auf Nähe und Distanz im Verhältnis zwischen Auszubildenden und Ausbilder bzw. Mitarbeitern im Unternehmen anzutreffen ist. Die Gesellschaft insgesamt ist im Umgang miteinander lässiger geworden. Dies verleitet auch Auszubildende zu übertriebener Nähe im Miteinander während der Ausbildung. Dies kann sich darin äußeren, dass Auszubildende: - offen über alles Private kommunizieren - Kollegen und Ausbilder mit „du“ anreden und mit „du“ angesprochen werden möchten - Kritik sehr persönlich nehmen - bei jeder Kleinigkeit auf den Ausbilder zukommen Persönliche Problemlagen oder aber die Herausforderung der neuen Situation „Ausbildung“ können jedoch auch zu übertriebener Distanz führen. Dies zeigt sich unter anderem, wenn Auszubildende: - nichts von sich Preis geben und niemanden an sich heran lassen - sich abseits vom Team halten und sich schwer integrieren - sich nicht für die Mitarbeiter und Kollegen interessieren Beide Varianten sind für das Gelingen des Ausbildungsprozesses hinderlich. Aber auch beim Ausbilder kann es Verzerrungen im Umgang mit dem Auszubildenden geben. Gemeint ist, wenn:37 - Ausbilder Ihren Auszubildenden „bemuttern“ Ausbilder Kritik an Ihrem Auszubildenden üben, die zu persönlich ausfällt Ausbilder sich bewusst „jugendlich geben“ oder den Auszubildenden in Klatsch und Tratsch einbeziehen 37 Vgl.: Ehlers, I. U./ Schäfer, R. (2013b), S. 5f. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 77 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! oder wenn - Ausbilder sich zu wenig in den Auszubildenden hinein versetzen können und zu wenig Verständnis für ihn haben - Ausbilder sich zu sehr für Lernergebnisse und zu wenig für die Person des Auszubildenden in ihrer Gesamtheit interessieren - Ausbilder zu viel Selbstdisziplin und Eigenständigkeit von Auszubildenden erwarten/ verlangen Die Verzerrungen im Umgang miteinander führen zwangsläufig dazu, dass die eigentlich angestrebte Beziehungsebene, die durch Akzeptanz und Respekt voreinander geprägt sein soll, blockiert wird und somit auch der Lernerfolg, bzw. eine erfolgreiche Ausbildung beeinträchtigt wird. Wie schafft man es, eine Beziehungsebene zu schaffen, die partnerschaftlich, respektvoll und wertschätzend, gleichwohl aber auch klar, konsequent und kritisch geprägt ist? Sie müssen sich immer vor Augen halten, dass Sie dem Auszubildenden als verantwortlicher und weisungsbefugter Vorgesetzter mit der entsprechenden Autorität entgegentreten. Dies jedoch ohne Machtgehabe und mit der entsprechenden Wertschätzung des Gegenübers. In einer Beziehung wird viel über die Kommunikation gesteuert. Das bedeutet für Sie: regelmäßige Gespräche führen, in einem höflich distanzierten Stil. Insgesamt sollte Ihr Auftreten durch einen gesunden Mix aus angemessener Strenge und Lockerheit, sowie Konsequenz und Einfühlungsvermögen geprägt sein. Des Weiteren gilt für das Führen von Auszubildenden: - Schaffen Sie klare Regeln und Sprechen Sie Klartext - Halten Sie Widerstände und Konflikte aus - Bleiben Sie authentisch - Behalten Sie Ihr Verhalten/ Ihre Positionierung kontinuierlich bei 3.11.3. Passives Verhalten in der Ausbildung – wenn der Auszubildende nicht so richtig will oder nicht so richtig zum Zug kommt 38 Im Verlauf der Ausbildung übertragen Sie mehr und mehr die Verantwortung für das Lösen und Erledigen von Aufgaben an Ihren Auszubildenden, wobei Sie ihm die zum Teil noch notwendige Unterstützung in bestimmten Bereichen anbieten und gewähren. Grundsätzlich gilt: - Nehmen Sie dem Auszubildenden nichts ab, was er selbst tun kann - Ermöglichen Sie ihm Selbsttätigkeit oder ermuntern Sie ihn dazu Die Aktivität von Ausbilder und Auszubildenden sollte 50 – 50 betragen. Dann ist eine ausgewogene Zusammenarbeit möglich. Wird diese Balance von Seiten des Auszubildenden durch seine Passivität gestört, dann: 38 Kluge, M. (2013). BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 78 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! - Konfrontieren Sie den Auszubildenden mit seinem Verhalten, indem Sie es konkret ansprechen. Damit drücken Sie ihm gegenüber aus, dass Sie ihn ernst und wahrnehmen Finden Sie in einem Gespräch heraus, ob die Passivität durch Überforderung/ Unterforderung oder durch persönliche Befindlichkeiten hervorgerufen wird Leiten Sie den Auszubildenden entsprechend an, dass er die Aufgabe erfolgreich erledigen kann oder erhöhen Sie das Niveau der Aufgabenstellung Geben Sie ihm entsprechende Hilfestellung, wenn persönliche Probleme zutage treten (mehr dazu im Kapitel IV dieser Empfehlung) 3.11.4. Worauf Sie beim Führen von Auszubildenden achten sollten Auszubildende zu führen sollte nicht erst beginnen, wenn „das Kind in den Brunnen gefallen ist“, sondern sollte von Ausbildungsbeginn an ein kontinuierlicher Prozess sein. Wichtig ist, dass Sie regelmäßig reflektieren, welchen Leistungsstand der Auszubildende in der Praxis und in der Berufsschule hat und wie er sich generell an Verhaltensnormen (Krankschreibung, Pünktlichkeit) hält. Positives Verhalten gilt es durch Lob zu verstärken, bei Fehlverhalten oder Leistungsschwäche gilt es, das Motiv oder die Ursache herauszufinden und dessen Lösung anzugehen. Auch hinter positiven Verhaltensweisen stehen Motive. Finden Sie diese heraus und schaffen Sie Situationen, in denen der Auszubildende dieses Motiv ausleben kann. Auszubildende für „Reviere“ im Betrieb sensibilisieren39 Zuweilen kommt es vor, dass Auszubildende Probleme hinsichtlich angemessenen Verhaltens im Betrieb haben. Zum einen ist für sie die Situation, in der sie sich befinden, neu und es fehlt Ihnen an Erfahrung im Umgang mit Mitarbeitern und direkten Vorgesetzten. Zum anderen sind Ihre Verhaltensweisen durch Unsicherheit und dem Wunsch, alles „besonders gut“ zu machen, geprägt. Ihre Aufgabe als Ausbilder ist es, den Auszubildenden auch auf diesem Gebiet zu führen, zu entwickeln und ihn für Fehlverhalten zu sensibilisieren. Unangebrachte Verhaltensweisen und „Revierverletzungen“ seitens des Auszubildenden treten dabei in allen Bereichen des Ausbildungsalltags auf: - Beim Nutzen von Büros, Werkstätten und Gemeinschaftsräumen (Frühstücksraum) - Beim Nutzen von Werkzeugen, Geräten und Betriebsfahrzeugen - Beim Kommunizieren mit Kunden und Kontakten zu Kunden - Bei der Zuständigkeit/ Verantwortung für bestimmte Aufgaben in einem Betrieb Für all diese Bereiche müssen klare Verhaltensregeln mit dem Auszubildenden abgesprochen werden. Oft sind betriebsinterne Regelungen und Zuständigkeiten so selbstverständlich und jedem Mitarbeiter in „Fleisch und Blut“ übergegangen, dass man schlicht vergisst, diese „abgesteckten Reviere“ dem Neuling aufzuzeigen. Konflikte mit Kollegen aufgrund von empfundenem Fehlverhalten 39 Vgl.: Ehlers, I. U./ Schäfer, R. (2013c). BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 79 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! sind so vorprogrammiert. Dem können Sie entgegenwirken, wenn Sie gleich zu Beginn der Ausbildung: - Abgesteckte „Reviere“ (Zuständigkeit, Nutzung, Ansprechpartner) aufzeigen - Klare Verhaltensregeln schaffen und Erwartungshaltungen kommunizieren - Dem Auszubildenden eigene Reviere zuweisen, die im Laufe der Ausbildung ggf. erweitert werden (Spind, Übungsfläche, Arbeitsutensilien, Sitzplatz im Frühstücksraum, Zuständigkeit, …) - Animieren Sie Ihren Auszubildenden durch Beobachtung zu lernen und Reviere zu erkennen BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 80 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.12. Feedback, Beurteilung & Co – Den Auszubildenden beurteilen Die Beurteilung des Auszubildenden gehört wohl zu den schwierigsten Aufgaben des Ausbilders. Zunächst stellt sich die Frage, Was, Wie und Wann beurteilt werden soll. Nach welchen Regeln oder Kriterien wird beurteilt und wie beurteilt man gerecht? Sowohl die Ausbildungsverordnung als auch das BBiG verlangen ein Zeugnis, das Angaben „über die erworbenen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten des Auszubildenden […], auf Verlangen […] auch Angaben über Verhalten und Leistung“40 enthält. Ergänzend können auch Schlüsselqualifikationen oder Entwicklungsfortschritte im Ausbildungsprozess beurteilt werden. Zusätzliche Beurteilungen bieten die Möglichkeit, die Fähigkeiten und das Lernverhalten eines Auszubildenden zu erkennen und somit zielführend zu fördern bzw. zu korrigieren. Schwächen können geschwächt, Stärken gestärkt werden. Als Beurteilender entscheiden Sie womöglich über Karriere oder Lebensverlauf eines Menschen. In dieser Machtposition tragen Sie eine große Verantwortung. Es gilt, mit Umsicht und Sorgfalt zu urteilen und Beurteilungsfehler zu vermeiden. Es lohnt sich daher, sich mit Beurteilungsmechanismen zu befassen. Beurteilungen müssen objektiv und transparent sein. Objektivität verlangt viel Disziplin und meint, sich beim Beurteilen nicht von Sympathie oder Antipathie, persönlichen Stimmungen und Erwartungen oder dem ersten Eindruck leiten zu lassen, sondern nüchtern, sachlich und objektiv die Fakten und Aspekte zu bewerten. Um Ihren Auszubildenden realistisch und gerecht beurteilen zu können, müssen Sie ihm offen und vorurteilsfrei entgegen treten und ihn so annehmen, wie er ist. Bevor Sie ein Urteil fällen, betrachten Sie den zu beurteilenden Aspekt auch mal aus einer anderen Perspektive. Werten Sie gewisse Aspekte zu selektiv? Bewerten Sie über oder unter? Alles, was beurteilt wird muss auch in der Ausbildung vermittelt werden. Einen roten Faden oder Anhaltspunkte für eine Beurteilung bietet der individuelle Ausbildungsplan, aus dem sich Ausbildungsabschnitte und -stationen ergeben, „innerhalb derer Lernfortschritte, [Kenntnisse und Fähigkeiten des Auszubildenden] zu beurteilen sind.“41 Für eine Beurteilung eignet sich bspw. die Ausarbeitung einer Zielvereinbarung. Je nachdem ob und wie das vereinbarte Ziel erreicht wird, kann eine Beurteilung erfolgen. Hilfreich ist auch das Anlegen eines „Beobachtungsbogens“. Mit diesem Instrument können Sie positive und negative Begebenheiten mit Ihrem Auszubildenden dokumentieren. Datum 03.01. 28.01. Text A. hat nach kurzer Einweisung das Pikieren der Pflanzen selbstständig und mit sehr gutem Ergebnis erledigt A. hat trotz wiederholter Anweisung das Bewässern der Pflanzen vergessen Um die Beurteilung transparent gestalten zu können, muss nach einheitlichen, eindeutigen und konstanten Kriterien, Leitlinien und Standards beurteilt werden. Diese werden in einem 40 Vgl: http://www.gesetze-im-internet.de/bbig_2005/__16.html. Stand: 18.7.2013. Vgl.: Prof. Dr. Schmidt, H. (2013), S. 3. 41 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 81 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Beurteilungsbogen festgelegt und müssen allen Beteiligten – dem Beurteilenden und dem Beurteilten – bekannt sein. Manche Kompetenzen und Fähigkeiten sind nicht von vorneherein beurteilbar. Sie müssen zunächst messbar bzw. beobachtbar gemacht werden, um dann breit und abgestuft beurteilt werden zu können. Beispiele für Beurteilungskriterien: Kriterium Merkmal Abstufung: 1 = „sehr gut“ 5 = „Anforderungen nicht erfüllt“ 1 Arbeitsausführung Qualität, Sorgfalt Arbeitsmethodik Planung, Arbeitsweise 2 3 4 5 Zeitaufwand Lernbereitschaft Interesse, Einsatz, Initiative Ausdauer Betriebliche Ordnung Betriebliche Zusammenarbeit Wille, Konzentration, Belastbarkeit Einhalten und Befolgen von Regeln und Weisungen Verhalten ggü. Mitarbeitern und Kunden, Teamfähigkeit Beurteilungen sollten regelmäßig schriftlich erfolgen. Anlässe für eine Beurteilung werden mindestens durch den Ablauf der Ausbildung geboten:42 - Beendigung der Probezeit - Lernfortschrittskontrolle - Abschluss eines Abschnitts - Halbjahresgespräche - Beendigung der Ausbildung Nimmt man das Beurteilungsverfahren ernst, so ergeben sich im Ausbildungsverlauf eine Reihe von Beurteilungen, die das Verhalten und die Leistungen in den jeweiligen Ausbildungsabschnitten widerspiegeln. Diese „Einzelnachweise“ können in eine Übersicht übertragen und dort komprimiert zusammengefasst werden. So erhält man einen Gesamtblick über die Entwicklung des Auszubildenden. Diese kann wunderbar bei der Erstellung von Abschlusszeugnissen herangezogen werden. Eine schriftliche Beurteilung kann man mit dem Auszubildenden auch besprechen. Damit wird die Möglichkeit gegeben, die Beurteilung zu Erläutern und rückblickend zu reflektieren, bzw. voraus zu schauen. Gegebenenfalls nimmt der Auszubildende Stellung zu bestimmten Bewertungspunkten. 42 Vgl.: Prof. Dr. Schmidt, H. (2013), S. 4. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 82 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.12.1. Das Beurteilungsgespräch Die Eröffnung des Gesprächs erfolgt dabei mit positiven Aspekten. Lobenswerte Leistungen und Verhaltensweisen werden hervorgehoben. Danach werden Mängel thematisiert, wobei gleichzeitig Hilfeangebote unterbreitet werden. Grundsätzlich erfolgt das Gespräch in einem wertschätzenden Ton, Anerkennung und Kritik kommen gleichermaßen zum Tragen. 3.12.2. Schlüsselqualifikationen definieren Neben dem Bewerten von Kenntnissen und Fertigkeiten laut Ausbildungsplan des jeweiligen Gärtnerberufes, kann man auch die Entwicklung weiterer Schlüsselqualifikationen während der Berufsausbildung beobachten und bewerten. Bei diesen Schlüsselqualifikationen handelt es sich um Fähigkeiten, die meist anhand von Verhaltensweisen zu beobachten und zu beurteilen. Die Verhaltensweisen, die Sie zur Beurteilung heranziehen, werden auch durch Sie als Ausbilder – quasi per „Lernen am Vorbild“ geschult. Damit ist gemeint: Schlüsselqualifikation Kooperationsfähigkeit Teamfähigkeit Kritikfähigkeit Verhaltensweisen (beispielsweise) Passt sich den Abläufen im Betrieb an Hält sich an Vorschriften/ Regeln Übernimmt einfache Tätigkeiten selbst Bietet Hilfe an Bringt sich ins Team ein/ nimmt an Gesprächen teil Nimmt Kritik an – ändert das Verhalten Muss wiederholt für die gleiche Sache kritisiert werden Nimmt Kritik persönlich Arbeitet an gemeinsamen Lösungen mit Ausbildungsjahr 1. 2. 3. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 83 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Schlüsselqualifikation Kommunikationsfähigkeit Kommunikationsverhalten Ausdrucksfähigkeit Selbstständigkeit Verantwortungsbewusstsein Eigeninitiative Zielorientierung Arbeitsmethodik Arbeitsplanung und -durchführung Kreativität Verhaltensweisen (beispielsweise) Ist gesprächsbereit/ teilt sich mit Weiß, wie er sich Mitarbeitern gegenüber verhält Weiß, wie er sich Kunden gegenüber verhält Lässt andere ausreden Hält Augenkontakt im Gespräch Fragt nach, wenn es Fragen gibt/ Bespricht Aufgaben Grüßt und verabschiedet sich Meldet sich bei Fehlzeiten ab Wirkt sicher und ruhig beim Reden Spricht klar Vermeidet Schimpfwörter Beherrscht die Sprache/ Grammatik Hält Termine/ Fristen ein Kontrolliert seine Aufgaben/ Ergebnisse Erkennt Risiken Erkennt, wenn er Hilfe benötigt Gesteht Fehler ein Erkennt und meistert anstehende Aufgaben Liest Fachliteratur zum Thema Fragt nach neuen Aufgaben Konzentriert sich auf die Aufgabe und bringt sie zu Ende Setzt Prioritäten richtig Führt eine alte Aufgabe vor einer neuen zum Ende Plant selbstständig Zerlegt größere Aufgabe in Teilaufgaben Teilt Arbeitsstand oder Probleme mit Bewahrt Ruhe beim Arbeiten Führt Berichtsheft strukturiert Wiederholt Fehler Entwickelt Lösungen Hat Ideen bei neuen Aufgaben Arbeit ist inhaltlich/ optisch korrekt Hat einen sauberen Arbeitsplatz Kann Arbeitsschritte erklären Kann Gelerntes anwenden/ Übertragen Ausbildungsjahr 1. 2. 3. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 84 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.12.3. Feedback für den Ausbilder Gegebenenfalls wünschen auch Sie sich, als Ausbilder, nach Abschluss eines Ausbildungsabschnitts oder eines Lehrjahres ein Feedback. Sie können dadurch zum Ausdruck bringen, dass Sie sowohl Ihre Arbeit, als auch Ihr Gegenüber ernst nehmen. Ein Feedback hilft Ihnen dabei, sich und Ihre Arbeit zu reflektieren und gewisse Handhabungen gegebenenfalls zu überdenken oder zu entwickeln. Es empfiehlt sich, den Auszubildenden von Beginn an darauf hinzuweisen, dass Sie ein Feedback wünschen. Sie können ihm einen entsprechenden Bogen aushändigen, dem die Kriterien oder offenen Fragen zur Bewertung zu entnehmen sind. Dann weiß der Auszubildende, worauf er achten kann. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 85 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.13. Lobkultur in der Ausbildung Loben heißt: eine Leistung zu bemerken und diese anzuerkennen. Dies kann durch Worte oder Taten erfolgen. Sie als Ausbilder haben die fachliche und persönliche Kompetenz, die es braucht, um eine Leistung objektiv zu beurteilen und loben zu können. Sie geben dem Lob einen Wert. Lob ist motivierend und wirkt leistungsfördernd, somit ausbildungsfördernd und stärkt das Selbstbewusstsein. Dies gilt gerade für junge Menschen in einem neuen Tätigkeitsfeld. Fehlendes Lob suggeriert, dass das eigene Engagement und die eigene Leistung nicht wahrgenommen werden oder als selbstverständlich angesehen werden. Für Neulinge ist die Erledigung einer Aufgabe aber nicht selbstverständlich! Sie brauchen eine Rückmeldung zu ihrer Leistung, dass sie einschätzen können, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Wichtig ist die richtige Dosierung von Lob. Zu viel des Lobes bringt manchen Auszubildenden vielleicht dazu, sich gar nicht mehr anzustrengen, weil sowieso jeder Handschlag gelobt wird. Auch könnte dadurch Ihre Autorität als Ausbilder geschmälert werden, weil Sie dann „zu nett“ wirken. Und sicher ist es auch richtig, dass Auszubildende sich durch die Herausforderung und ein Ziel an sich motivieren sollten und ihre Aktivität nicht an Ihr Loben binden. Darauf sollten Sie beim Loben achten: - - - Bewerten Sie nicht über und übertreiben Sie nicht. Lob und die damit zum Ausdruck gebrachte Anerkennung und Begeisterung muss in angemessenem Maße zum Anlass geschehen Achten Sie beim Loben auch darauf, dass Sie andere damit nicht vergleichend gegenüber stellen und abwerten Würdigen Sie eine konkrete Leistung Loben Sie gegebenenfalls vor Publikum Berichten Sie Ihrem Auszubildenden, wenn Dritte ihn gelobt haben Orientieren Sie Ihr Lob am Leistungsvermögen des Auszubildenden. Loben Sie auch schwächere Auszubildende und berücksichtigen Sie dabei bspw. seinen Leistungswillen oder -fortschritt Loben Sie unmittelbar und zeitnah BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 86 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.14. Den Auszubildenden fördern Wenn Sie Ihren Auszubildenden in angemessener Form durch die Ausbildung begleiten, mit ihm in Kontakt und in regelmäßigen Gesprächen stehen – ihn also gut kennen – dann kennen Sie auch seine Stärken und Schwächen. Getreu dem Motto „Schwächen schwächen“ gehört es auch zu Ihrer Aufgabe, bei mangelhaften Leistungen oder Beurteilungen geeignete Fördermaßnahmen und Unterstützungsleistungen zu gewähren bzw. auf den Weg zu bringen. 3.14.1. Externe Unterstützungsangebote Setzen Sie sich unbedingt mit Ihrem zuständigen Ausbildungsberater in Verbindung! Allgemeine Informationen zu Hilfsangeboten unter http://www.bildungsmarktsachsen.de/ausbildung/in_ausbildung.php Stütz- und Förderunterricht in entsprechenden Einrichtungen - bspw. Schülernachhilfe - wichtig: Finanzierung klären! - Schülernachhilfe für Ihre Region finden Sie bspw. im Internet unter http://www.nachhilfeschuelerhilfe.com/azubis/ Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) - über zuständige Arbeitsagentur - Gruppenunterricht zur Überwindung schulischer, fachpraktischer oder persönlicher Probleme - Hilfe bei Lernschwierigkeiten, Prüfungsangst oder schlechten Noten, die den Abschluss gefährden43 - kostenfrei Programm VerA - VerA heißt: Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen - Das Programm ist eine Initiative des Senior Experten Service (SES) - VerA hilft, wenn es Probleme in der Ausbildung gibt oder sogar Ausbildungsabbruch droht, weil der Auszubildende bspw. in der Berufsschule nicht mitkommt, unter Prüfungsstress steht oder Ärger mit dem Ausbilder oder Lehrer hat - Sie können sich auf der Internetseite http://vera.ses-bonn.de oder dem Flyer http://vera.sesbonn.de/fileadmin/redaktion/flyer/Flyer_Leipzig_Chemnitz_Dresden.pdf ausführlich über das Programm informieren - Der Ansprechpartner für den Beruf Gärtner in Sachsen ist: (Stand 09/2013) 43 Vgl: http://www.bildungsmarkt-sachsen.de/ausbildung/in_ausbildung/probleme_ausbildung.php. Stand: 25.7.2013. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 87 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Gisela Müller Tel.: 0351 8928 3410, Fax: 0351 8928 3099 Email: [email protected] 3.14.2. Interne Unterstützungsangebote Lerntagebuch führen - zusätzlich zum Berichtsheft wird der Arbeitsprozess mit eigenen Worten dokumentiert/ begleitet und schriftlich fixiert Schritt für Schritt wird reflektiert, was gelernt wurde Effekt: so setzt sich der Auszubildende intensiv mit einem Thema/ einem Arbeitsschritt auseinander. Er vergleicht vorhandenes Wissen mit neuen Inhalten, verknüpft, erweitert oder ersetzt Gelerntes. So wird der Lernprozess effektiv begleitet, Vorwissen wird aktiviert und einbezogen und so das Wissen insgesamt besser verankert. Unterstützt und kontrolliert wird das Lerntagebuch durch den Ausbilder Übernahme von Sonderaufgaben - Ziel: Vertiefung des Wissens gezielte Stütze durch Ausbilder Gezielte Mitarbeit und Mitgestaltung von Projekten Umgekehrt müssen aber auch Fördermöglichkeiten für besonders Begabte ermöglicht werden. Dies kann geschehen, indem man den Erwerb von Zusatzqualifikationen (Lehrgänge oder Abschlüsse) parallel während der Ausbildung unterstützt. Wie so oft im Ausbildungsprozess gilt auch bei der Förderung: nehmen Sie Probleme wahr, nehmen Sie Probleme ernst und suchen Sie gemeinsam mit dem Auszubildenden nach Lösungen. Verhalten Sie sich verständnisvoll und nehmen Sie dem Auszubildenden den Druck zu Versagen. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 88 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.15. Der Abschluss der Ausbildung 3.15.1. Den Auszubildenden erfolgreich auf die Abschlussprüfung / Zwischenprüfung vorbereiten Prüfungen spielen angesichts ihrer weitreichenden Folgen eine wichtige Rolle im Bildungssystem.44 Während bei den gärtnerischen Berufen die Zwischenprüfung eher den Charakter einer Prüfung des Wissensstandes hat, soll der Prüfling in der Abschlussprüfung nachweisen, ob er den vermittelten Stoff beherrscht und in der Lage ist, eine qualifizierte, berufliche Tätigkeit eigenverantwortlich auszuführen. Die beste Vorbereitung auf die Prüfungen ist eine umfassende, vollständige Ausbildung, gemäß den Vorgaben des Ausbildungsplanes. Dennoch sollte der Auszubildende explizit auf die jeweiligen Prüfungen vorbereitet werden. Für Betriebe und Auszubildende des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus finden sich hilfreiche Ratschläge und Tipps zur Prüfungsvorbereitung auf den Internetseiten des Ausbildungsförderwerks AuGaLa unter www.augala.de/checklisten.aspx (Sachsen). Dazu ist es enorm hilfreich, wenn Mitarbeiter in Prüfungskommissionen tätig sind. Dort bekommt man nicht nur Einblicke in Themen und Abläufe der Prüfungen, sondern auch in die jeweiligen Bewertungsmaßstäbe. Im Fach Pflanzenkenntnisse lässt sich eine Prüfungsvorbereitung verständlicherweise nicht in ein paar Tagen oder Wochen vermitteln. Hier sollte von Anfang an kontinuierlich trainiert werden. Dafür bieten sich vielfältige Möglichkeiten: - Pflanze der Woche im Berichtsheft - Pflanzen auf der Baustelle (soweit relevant) bestimmen lassen - Täglich einige Minuten (z.B. bei der Fahrt zur Baustelle) Pflanzennamen wiederholen lassen - Pflanzenlieferungen kontrollieren lassen - Kleine Pflanzpläne erstellen lassen (und umsetzen) - Karteikartenmethode (hier werden Karten mit Pflanzennamen angefertigt; die unbekannten kommen in ein Kästchen, die bekannten in ein anderes; die unbekannten werden immer wieder so lange angeschaut, bis sie in das andere Kästchen können) Wichtig ist, sich in der ersten Ausbildungshälfte vor allem auf die Pflanzen zu konzentrieren, die zur Zwischenprüfung abgefragt werden können (in der Pflanzenliste mit „Z“ gekennzeichnet). Zur Vorbereitung auf die schriftliche Prüfung sind Kontrollfragen zu den jeweiligen Fächern hilfreich (analog den Prüfungsfragen). Im Handel gibt es entsprechende Literatur. Einige Bundesländer stellen vergangene Prüfungen ins Internet, z.B.: www.alf-au.bayern.de. Diese Kontrollfragen helfen den Auszubildenden auch, ihre Unterlagen zu strukturieren und evtl. Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Auch fällt das Lernen leichter, weil der Auszubildende merkt, worauf es in dem jeweiligen Sachgebiet ankommt. 44 Vgl.: Dr. Freytag, H.P./ Dr. Grasmeher, F. (2011), S. D5 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 89 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Im Abschnitt Methoden wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Abschlussprüfungen als Handlungsfelder konzipiert werden, d.h., es erfolgt nicht mehr nur ein Abfragen von Fakten, sondern der Prüfling soll fachübergreifende Kompetenzen und anwendbares, situationsgerechtes Wissen vorweisen. Kurz vor der Prüfung sollte der Ausbilder daher eine Art „Probeprüfung“ inszenieren. Dabei bekommt der Auszubildende einen Eindruck über den Umfang und ein Zeitgefühl. Auch wird durch eine Simulation die Angst vor der Prüfung erheblich gemindert, weil man es ja „schon mal gemacht hat“. Weiterhin bekommt der Ausbilder einen Einblick in den Wissensstand des Auszubildenden bzw. auch dessen Umgang mit dem Wissen in schriftlichen Arbeiten. Im Prüfungsgespräch soll der Prüfling sein Wissen zu einem komplexen Thema unter Beweis stellen. Sinnvollerweise, z.B. um Unsicherheiten oder Ängste abzubauen, konfrontiert man den Auszubildenden zur Vorbereitung mit der Situation des Gespräches. Auch dazu ist es hilfreich, durch die Mitarbeit im Prüfungsausschuss, die Themengebiete zu kennen. Die Durchführung ist recht einfach: der Auszubildende darf ein Thema (i.d.R. werden 3 angeboten) auswählen, hat dann 10 Minuten Zeit, sich dazu Notizen zu machen und spricht anschließend bis zu 50 Minuten dazu bzw. beantwortet Fragen. Sehr hilfreich für die 10-minütige Vorbereitungszeit ist es, wenn die während der Ausbildungszeit zu verschiedensten Themen angefertigten Sachberichte aus dem Berichtsheft mit heran gezogen werden! Das Berichtsheft darf zur Vorbereitung genutzt werden. Die Kommission für diese Testprüfung kann aus dem Ausbilder und einem oder zwei (im realen Gespräch sind immer drei Prüfer anwesend) Mitarbeitern bestehen. Bei mehreren zukünftigen Prüflingen können auch die Auszubildenden die „Prüfungskommission“ bilden. Dies hat den Vorteil, dass die „Prüfer“ durch das Überlegen von Fragen und Bewerten der Antworten ebenfalls einen Lerneffekt haben. Wichtig ist, dass die Antworten bewertet werden und das Gespräch am Ende ausgewertet wird, damit der Auszubildende ein Gefühl bekommt, ob er richtig geantwortet hat. Im Abschnitt Methoden wurde bereits auf den (bspw. für Garten- und Landschaftsbau Auszubildenden) ÜbA – Kurs 12 hingewiesen. Dieser Kurs stellt eine der besten Möglichkeiten zur Vorbereitung auf die praktische Prüfung dar: ein komplexes fachliches Werk muss in einer bestimmten Zeit gebaut werden, anschließend müssen die Auszubildenden im Gespräch ihre Arbeit „verteidigen“. Natürlich kann eine solche Vorbereitung (Errichten eines gärtnerischen Gesamtwerkes) auch im Betriebsgelände erfolgen. Das Gesamtwerk unterteilt sich in Tätigkeiten der Vermessung, Erdarbeiten, Befestigte Flächen, Pflanzung und Rasenansaat, die jeweils einzeln gewertet und zum Schluss zu einer Note vereint werden. Unabdingbar für den Erfolg ist dabei die Zeitvorgabe. Auch hier kann sich der Ausbilder an realen Beispielen aus vergangenen Prüfungen orientieren. Wichtig ist auch die Bewertung. Da in Sachsen nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Arbeitsweise gewertet werden, sollte sich der Ausbilder im Vorfeld entsprechende Bewertungshilfen suchen. Muster für Gesamtwerke und auch ein Bewertungsprotokoll findet man z.B. auf www.lwkniedersachsen.de (Rubrik Beruf und Bildung → Gärtner → Prüfungen → Gewerkpläne Garten- und Landschaftsbau.) BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 90 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Es werden für die Vorbereitung auf Zwischen- und Abschlussprüfungen auch Seminare angeboten, z.B.: www.bbw-galabau.de. Hier wird der Auszubildende kompetent und zielgerichtet auf alle Prüfungsteile vorbereitet. 3.15.2. Wie geht es nach der Prüfung weiter? 45 Der Übergang von einer abgeschlossenen Ausbildung in ein Beschäftigungsverhältnis ist für einen Auszubildenden ein wichtiges Schlüsselereignis für dessen weitere berufliche Entwicklung. Für die Jugendlichen endet der organisierte Ausbildungsalltag. Plötzlich tragen sie selbstständig die Verantwortung für ihre Arbeitsergebnisse und deren Dokumentation, schaffen Werte, müssen in einer Fünf-Tage-Woche arbeiten und bekommen dafür eine zeit- oder leistungsbezogene Vergütung. Sollte es sich abzeichnen, bzw. beschlossene Sache sein, dass der Auszubildende als Facharbeiter in den Mitarbeiterstamm übernommen wird, dann sollten einige Hinweise für die Gestaltung eines reibungslosen Übergangs beachtet werden: - mindestens drei Monate vor Ablauf des Berufsausbildungsvertrages, besser im letzten Ausbildungshalbjahr, sollte mit Ihrer Personalplanung begonnen werden - mit Ihrem Auszubildenden muss ein Personalgespräch geführt werden, in dem ihm mitgeteilt wird, dass man ihn gerne weiterbeschäftigen möchte o seine Planungen nach der Ausbildung, seine Gehaltsvorstellungen und die Vorstellungen von seinem künftigen Arbeitsplatz müssen in Erfahrung gebracht werden o ihm sollte ein attraktives Gehalt, mit Steigerungsmöglichkeiten, geboten werden, um ihn im Betrieb zu halten o langfristige Entwicklungsmöglichkeiten, zeitliche oder auch finanzielle Unterstützung bei Aufstiegsqualifizierungsabsichten oder auch beim Führerscheinerwerb binden Ihren Auszubildenden an Ihren Betrieb Man sollte immer im Kopf behalten: - gut ausgebildete junge Menschen werden von nicht ausbildenden Betrieben abgeworben - dem Auszubildenden stehen zunehmend Auswahlmöglichkeiten als Alternative zur Verfügung (bspw. ein Studium) Wird dem Auszubildenden keine Gesprächsbereitschaft signalisiert, muss er davon ausgehen, dass er in Ihrem Betrieb nicht weiterbeschäftigt wird. - hat der Betrieb derzeit nicht genügend Aufträge oder befindet er sich in einer zeitlich begrenzten, ungünstigen betrieblichen und wirtschaftlichen Situation, dann sollte zumindest die selbst ausgebildete Fachkraft befristet eingestellt werden, um diese nicht an die Konkurrenz zu verlieren - in der Übergangszeit vom Auszubildenden zum Mitarbeiter sollte der Ausbilder noch Ansprechpartner und Ratgeber sein Zum Ablauf der Ausbildungszeit ist noch folgendes zu beachten: 45 Vgl: Dietl, Stefan F. (2013a). BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 91 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Nach § 21 des BBiG Beendigung: Absatz (1) … endet das Berufsausbildungsverhältnis mit Ablauf der Ausbildungszeit. - Absatz (2) … endet das Berufsausbildungsverhältnis mit Bekanntgabe des Ergebnisses durch den Prüfungsausschuss. Nach § 24 des BBiG Weiterarbeit: - Werden Auszubildende im Anschluss an das Berufsausbildungsverhältnis beschäftigt, ohne dass hierüber ausdrücklich etwas vereinbart worden ist, so gilt ein Arbeitsverhältnis auf unbestimmte Zeit als begründet. Nach § 16 des BBiG muss dem Auszubildenden bei Beendigung des Berufsausbildungsverhältnisses ein schriftliches Zeugnis ausgestellt werden. Das Zeugnis enthält Angaben über Art, Dauer und Ziel der Berufsausbildung sowie über die erworbenen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten. Auf Verlangen des Auszubildenden sind auch Angaben über Verhalten und Leistung aufzunehmen. http://www.ausbildung-meistern.de/material/update_2007_04_19/ziellauf-brosch_zeugnisserichtig-schreiben_download.pdf Der letzte Ausbildungstag im Betrieb sollte für Ihren Auszubildenden einen würdigen Rahmen finden. Nehmen Sie sich Zeit für ein zwangloses Abschlussgespräch, frühstücken Sie gemeinsam, übergeben Sie Ihrem Auszubildenden sein Arbeitszeugnis, sprechen Sie ihm Dank und Anerkennung aus und überreichen Sie ein kleines Präsent (bspw. Kinokarten, Konzertkarten, …) zum Abschied. Werden die Prüfungszeugnisse und Facharbeiterbriefe in einer zentralen Feierstunde überreicht, dann planen Sie sich diesen Termin fest ein. Gehen Sie als Ausbilder mit Ihrem Auszubildenden und vielleicht seinen Angehörigen und Partner zu dieser Freisprechung. Veröffentlichen Sie auf der betriebseigenen Homepage, in einer Pressemitteilung oder am schwarzen Brett im Betrieb ein Foto von dieser würdigen Abschlussveranstaltung. Auf diese Art wird auf den Betrieb und die Ausbildungsmöglichkeit aufmerksam gemacht und ein Puzzleteilchen am Projekt Nachwuchsgewinnung angefügt. Alternativ zum letzten Ausbildungstag im Betrieb könnten Sie im Anschluss der zentralen Feierstunde gemeinsam essen gehen. „Das zeigt durchaus Wertschätzung, würdigt eine erfolgreich verlaufende Ausbildung, trägt zu einer guten Arbeitgebermarke bei und unterstützt somit auch den Verbleib des Auszubildenden im Unternehmen.“46 46 Vgl: Dietl, Stefan F. (2013a). BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 92 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.15.3. Verlängerung der Ausbildungszeit durch Nichtbestehen der Abschlussprüfung Antrag auf Verlängerung der Ausbildungszeit Hat Ihr Auszubildender die Abschlussprüfung nicht bestanden, so endet das Berufsausbildungsverhältnis mit Ablauf der vereinbarten Ausbildungszeit (siehe Ausbildungsvertrag). Der Auszubildende hat jedoch einen Rechtsanspruch auf Verlängerung des Ausbildungsverhältnisses bis zur nächstmöglichen Wiederholungsprüfung, höchstens um ein Jahr. Die Zustimmung des Ausbildenden ist dafür nicht notwendig (§ 21 Abs. 3 BBiG). Sofern der Auszubildende seinen Verlängerungswunsch mündlich oder schriftlich anzeigt, achten Sie bitte darauf, dass die Verlängerung gemäß § 11 Abs. 4 BBiG schriftlich niederzulegen und unverzüglich die Eintragung in das Verzeichnis bei der zuständigen Stelle zu beantragen ist. Hierfür muss der „Antrag auf Änderung des Berufsausbildungsvertrages“ ausgefüllt und der zuständigen Stelle zugeleitet werden.47 Der Antrag ist zu finden unter: http://www.smul.sachsen.de/bildung/80.htm dort unter den Menüpunkten auf der rechten Seite „Formulare/ Merkblätter“ → „Änderungsvereinbarung des Berufsbildungsvertrages“. Zunächst verlängert sich das Ausbildungsverhältnis auf Verlangen des Auszubildenden bis zur nächstmöglichen Wiederholungsprüfung. Das Berufsausbildungsverhältnis endet dann mit Bekanntgabe des Prüfungsergebnisses (egal ob er die Prüfung bestanden oder nicht bestanden hat). Somit ist es auch nicht notwendig, vertraglich ein neues Enddatum festzusetzen.48 Besteht der Auszubildende die erste Wiederholungsprüfung nicht, verlängert sich das Berufsausbildungsverhältnis auf sein Verlangen bis zur zweiten Wiederholungsprüfung, sofern diese noch innerhalb der Frist von einem Jahr nach dem Ende der ursprünglichen Ausbildungszeit liegt.49 Ausbildungsvergütung Bei einer Verlängerung ändert sich das Berufsausbildungsverhältnis in Bezug auf die Dauer der Berufsausbildung. Im Übrigen gelten die zuletzt bestehenden Rechte und Pflichten fort. So ist für den Zeitraum der Verlängerung die Ausbildungsvergütung des letzten Ausbildungsjahres weiter zu zahlen, da es sich nicht um eine fortlaufende, sondern um eine wiederholende Ausbildung handelt.50 47 Auszug aus: http://www.lds.sachsen.de/ausbildung/index.asp?ID=5310&art_param=406. Stand: 3.7.2013. ebd. 49 ebd. 50 ebd. 48 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 93 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Anmeldung in der Berufsschule51/ ÜbA Auszubildende, die während ihrer Ausbildung die Berufsschule besucht haben, sind gemäß § 28 Abs. 3 Sächsisches Schulgesetz bis zum Ende ihrer Ausbildung berufsschulpflichtig. Sie sind demnach wieder bei der Berufsschule anzumelden und durchlaufen erneut das letzte Ausbildungsjahr. Nach § 9 Abs. 4 der Schulordnung Berufsschule-BSO vom 21. August 2006, rechtsbereinigt mit Stand vom 11. Mai 2011, sowie der Aussage des SMK erfolgt die Beschulung der „Wiederholer“, sofern diese in die Klassen des letzten Ausbildungsjahres integriert sind, grundsätzlich in allen Fächern. Muss der Auszubildende nur den praktischen Teil wiederholen, auf den die Berufsschule nicht vorbereitet, besteht unter Umständen die Möglichkeit bei dieser einen Antrag auf Befreiung von der Berufsschulpflicht zu stellen. Hinweis: Die erneute Teilnahme an einer überbetrieblichen Ausbildung ist nicht notwendig und liegt im Ermessen des Ausbildungsbetriebes. Erstellung eines individuellen betrieblichen Ausbildungsplanes zur Vorbereitung auf die Wiederholungsprüfung52 Hier sind Schwerpunkte auf die zu wiederholenden Prüfungsfächer bzw. Prüfungsbereiche zu setzen und eine gezielte Prüfungsvorbereitung einzuplanen. Der Plan dient allein dem betrieblichen Durchlauf und ist nicht bei der zuständigen Stelle einzureichen. Berichtsheftführung Der Auszubildende hat eine Verlängerung des Ausbildungsvertrages wegen nicht bestandener Prüfung verlangt. Seine Zulassung zur Abschlussprüfung besitzt noch volle Gültigkeit. Demzufolge ist die Berichtsheftführung nicht mehr Zulassungsvoraussetzung zur Wiederholungsprüfung. Dies liegt nun in Ihrem Ermessen, ob die weitere Berichtsheftführung verlangt wird oder nicht. Anmeldung zur Wiederholungsprüfung Den Antrag auf Anmeldung zur Wiederholungsprüfung und Prüfungstermine finden Sie unter: http://www.smul.sachsen.de/bildung/80.htm Haben Sie weitere Fragen, wenden Sie sich an Ihre zuständigen Ausbildungsberater im Landkreis und/ oder an die Mitarbeiter der zuständigen Stelle. (siehe Anlage III. 3.) Wird durch den Auszubildenden keine Verlängerung verlangt, so endet das Berufsausbildungsverhältnis mit dem Enddatum des Ausbildungsvertrages. Zur Wiederholungsprüfung meldet sich dann der Auszubildende selbst an. In diesem Fall müssen die damit verbundenen Kosten vom Auszubildenden selbst getragen werden. http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/bbig_2005/gesamt.pdf/BBiG 51 ebd. ebd. 52 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 94 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! 3.15.4. Verlängerung der Ausbildungszeit durch Nicht Zulassung zur Abschlussprüfung Aus Gründen von Ausfallzeiten durch Krankheit oder Ausfallzeiten die der Persönlichkeit des Auszubildenden zuzuordnen sind, kann es zur Nichtzulassung zur Abschlussprüfung kommen. Der §8 BBiG sagt dazu: (2) In Ausnahmefällen kann die zuständige Stelle auf Antrag Auszubildender die Ausbildungszeit verlängern, wenn die Verlängerung erforderlich ist, um das Ausbildungsziel zu erreichen. Vor der Entscheidung nach Satz 1 sind die Ausbildenden zu hören. (3) Für die Entscheidung über die Verkürzung oder Verlängerung der Ausbildungszeit kann der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung Richtlinien erlassen. (zum Thema siehe auch §§ 43, 45 BBiG und Musterurteilsspruch): http://www.hrexperten24.de/arbeitsrecht/auszubildende/ausbildungsende/viele-fehlzeitenzulassung-zur-abschlusspruefung-gefaehrdet.php 3.15.5. Verkürzung der Ausbildungszeit (1) Auf gemeinsamen Antrag der Auszubildenden und Ausbildenden hat die zuständige Stelle die Ausbildungszeit zu kürzen, wenn zu erwarten ist, dass das Ausbildungsziel in der gekürzten Zeit erreicht wird. Bei berechtigtem Interesse kann sich der Antrag auch auf die Verkürzung der täglichen oder wöchentlichen Ausbildungszeit richten (Teilzeitberufsausbildung). (3) Für die Entscheidung über die Verkürzung oder Verlängerung der Ausbildungszeit kann der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung Richtlinien erlassen. (siehe auch BBiG §§ 45, 46 BBiG) BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 95 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Anlagen Anlage III.1. ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ ⃝ Checkliste Ausbildungsbeginn Liegen die unterschriebenen Ausbildungsverträge vor? Sind im Ausbildungsvertrag die zu belegenden Überbetrieblichen Ausbildungskurse (ÜBA) festgeschrieben? Ist der Auszubildende in der Berufsschule angemeldet? Ist eine Personalakte angelegt? Sind persönliche Kontaktdaten in der Personalakte aufgenommen? Liegt bei minderjährigen Auszubildenden die zwingend notwendige ärztliche Bescheinigung der Erstuntersuchung nach JArbSchG § 32 Abs. 1 vor? Ist das JArbSchG im Betrieb veröffentlicht, wenn Minderjährige ihre Ausbildung beginnen? Liegen die Bankverbindungen des Auszubildenden vor? Liegen dem Betrieb die Lohnsteuerabzugsmerkmale vor? Liegen dem Betrieb die Sozialversicherungsdaten vor? Liegt der sachlich und zeitlich gegliederte persönliche Ausbildungsplan vor? Wurde der sachlich und zeitlich gegliederte persönliche Ausbildungsplan mit dem Auszubildenden grob durchgesprochen? Liegt das Berichtheft für den schriftlichen Ausbildungsnachweis bereit? Wurde eine Erstunterweisung zu Verhaltensregeln (auch Alkohol, Rauchen, Drogen) im Betrieb durchgeführt? Wurde eine Unterweisung zum Verhalten im Brandfall durchgeführt? Wurde der Auszubildende in den Unfallverhütungsvorschriften nachweislich unterwiesen? Hat der Auszubildende seine persönliche Schutzausrüstung erhalten? Wurde der Auszubildende über Verhaltensregeln im Umgang mit dem Kunden usw. informiert? Wurde der Auszubildende zur Verschwiegenheitspflicht über Betriebsinterna unterwiesen? Hat der Auszubildende neben dem Ausbilder weitere Ansprechpartner genannt bekommen und deren Telefonnummern erhalten? Hat der Auszubildende einen Übersichtsplan zum Betriebsgelände/zu Betriebsteilen erhalten? BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 96 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Anlage III.2. Lehrgangsdauer jeweils 1 Woche Beruf 1. Ausbildungsjahr Lehrgang Gärtner/-in - Baumschule - Reparaturen im Gartenbau - Pflanzenverwendung für - Friedhofsgärtnerei Gärtner - Gemüsebau - Technik im Gartenbau - Obstbau - Staudengärtnerei - Zierpflanzenbau - Garten- und Landschaftsbau - Erstellen von Belagsflächen - Maschinen und Geräte I - Be- und Entwässerungsarbeiten - Verwendung von Pflanzen ÜbS Angebotene ÜbA - Lehrgänge für Gärtner 2. Ausbildungsjahr Lehrgang Pilln. - Grundkurs für fachspezif. Beraten und Verkaufen Pilln. Pilln. - spezielle Gemüsebautechnik - spezielle Obstbautechnik - spez. Technik Staudengärtnerei - spez. Zierpflanzenbautechnik - der Themengarten ÜbS 3. Ausbildungsjahr Lehrgang ÜbS Pilln. - spezielle Baumschultechnik Pilln. - spezielle Friedhofstechnik - Aufbaukurs fachspezif. Beraten und Verkaufen - Grundlagen der Staudenpflanzung für Gärtner - integrierter Pflanzenschutz Pilln. Pilln. BBW - Bau und Bepflanzg. e. Wasseranlage BBW - Bau- und Vegetationstechnik - Die Pilln. - Dach- und Fassadenbegrünung Pilln. Baustelle im GaLaBau - Naturstein und PflanzenverwenPilln. - Pflanze I (Themengarten) Pilln. dung Pilln. - Maschinen und Geräte II LBC - Pflanze II - Staudenverwendung nach Lebensbereichen - Vermessung u. Baustellenabwicklung Pilln. - integrierter Pflanzenschutz Pilln. BBW Pilln. Pilln. Pilln. Pilln. Pilln. Pilln. = LfULG, Söbrigener Straße 3a, 01326 Dresden, Tel.: 0351 - 2612 8600 BBW = BBW des Sächsischen Garten-, Landschafts- und Wasserbaus e.V., Gompitzer Straße 24, 0157 Dresden, Tel.: 0351 - 2710030 LBC = Ländliche Bildungsgesellschaft Canitz mbH, Nr. 36, 04808 Wasewitz, Tel.: 03425 – 926242 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 97 Pilln. Pilln. Pilln. Pilln. Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Anlage III.3. Adressen der bestellten Bildungsberater an den Landratsämtern in Sachsen (Stand 09/2013) Landratsamt LRA Erzgebirgskreis LK Mittelsachsen LRA Vogtlandkreis LRA Zwickau LRA Bautzen LK Görlitz LRA Meißen Abteilung Sachgebiet Naturschutz/ Landwirtschaft Fachschulzentrum Freiberg-Zug, Referat 14 SG Schulverwaltung, Kultur u. Sport- Ausbildung für Landwirtschaft, Gartenbau und Hauswirtschaft Amt für Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft, SG Landwirtschaft Kreisentwicklungsamt SG Landwirtschaft Schul- und Sportamt Dezernat Arbeit und Bildung, Kreisschul- und Kulturamt LRA Sächsische SchweizOsterzgebirge Abteilung Bau Referat Regionalentwicklung LRA Landkreis Leipzig Vermessungsamt Bereich Landwirtschaft Amt für Wirtschaftsförderung, Landwirtschaft und Tourismus, SG Landwirtschaft LRA Nordsachsen Berater/-in Herr Dieter Schöffler Frau Andrea Sillke Frau Elke Diezel Anschrift Paulus-Jenisius Straße 24, 09456 Annaberg-Buchholz Hauptstraße 150, 09599 Freiberg Neundorfer Straße 94/96, 08523 Plauen Telefon 03771/277-6225 Mail [email protected] 03731/799-4575 [email protected] [email protected] Herr Gunter Goldhan Zum Sternplatz 7, 08412 Werdau Macherstraße 55, 01917 Kamenz Bahnhofstraße 24, 02826 Görlitz Brauhausstraße 21, 01662 Meißen 0375/440226331 [email protected] 03591/525161412 [email protected] 03581/66369318 [email protected] 03521/725-4811 [email protected] 03521/725-4812 03501/515-3234 [email protected] [email protected] 03433/777-1487 [email protected] 03421/758-1085 [email protected] Frau Wilfride Strempel Herr Eberhard Watzlawik Herr Axel Walther Frau Grit Albertowski-Cornelius Frau Helga Gottwald Frau Karin Hebold Frau Silke Scholz Schloßhof 2/4, 01796 Pirna Stauffenbergstraße 4, 04552 Borna Schlossstraße 27, 04860 Torgau 03741/392-1809 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 98 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Anlage III.4.: nach der Probezeit nach dem 2. Ausbildungsjahr Feedbackbogen53 nach dem 1. Ausbildungsjahr nach dem 1.Halbjahr im 3. Ausbildungsjahr Auszubildende/r Alter Klasse –weiter so! Soweit in Ordnung – dran bleiben! Es reicht nicht –aktiv werden! Selbsteinschätzung Auszubildender Fremdeinschätzung durch den Ausbilder Ausbildungsbereitschaft Leistungsbereitschaft Fleiß Eigeninitiative Ausbildungsbefähigung Auffassungsgabe Geschicklichkeit Selbstständigkeit Lernfähigkeit Aufnahmefähigkeit bei Unterweisungen Umsetzung neu gelernter Inhalte Leistungen in der Berufsschule Arbeitsweise Sorgfalt/ Sauberkeit Arbeitsqualität Umgang mit Arbeitsmitteln Verhalten Pünktlichkeit Teamfähigkeit Kritikfähigkeit Umgang mit Mitarbeitern/ Kunden/ Vorgesetzten Gesamtbeurteilung Ort, Datum Beurteiler Unterschrift Auszubildender Unterschrift 53 Vgl.: Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld, S. 3f. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 99 Kapitel III: Wer ausbildet muss auch ausbilden! Anlage III.5. Feedbackbogen mit Zielvereinbarung Auszubildende/r Datum: Wie fühle ich mich in der Ausbildung? Wie schätze ich meinen Ausbildungsstand ein? Wo benötige ich noch Unterstützung? Was sollte innerhalb der Ausbildung noch (besser) gemacht werden? Wie fühle ich mich im Betrieb/ im Team? Zielvereinbarung nächster Termin: Stützunterricht Vermittlung/ Abfragen Pflanzenkenntnis erhöhen erhöhter Übungsbedarf bei sonstiges Auszubildender Ausbilder BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 100 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung IV. Die soziale Komponente der Ausbildung 4.1. Der Auszubildende im Blickpunkt 54 4.1.1. Die Lebensphase „Jugendlicher“ Welche Bedeutung hat die Lebensphase „Jugendlicher“ für die Entwicklung der Auszubildenden? Welche Prozesse und Konflikte sind charakteristisch für diese Lebensphase? Die Phase der Jugend ist geprägt durch Widersprüchlichkeit. Die Auszubildenden befinden sich im Prozess der Ablösung von Elternhaus und prägenden Normen und entwickeln neue, eigene Interessen und Bedürfnisse. Sie sind auf der Suche nach sozialen Bindungen und Aufgaben, nach Werten, Zielen, Normen und Verhaltensmustern in der Gesellschaft. Einerseits sind Jugendliche daran gehalten, eine eigene Identität und Persönlichkeit zu entwickeln und selbstständig zu werden. Andererseits sind sie gefordert, sich in gesellschaftlich gegebene Rollenmuster einzupassen. Diesen Widerspruch gilt es zu bewältigen. Die Ausbildung, der Erwerb der Berufsrolle, macht dabei nur einen gewissen Teil der Lebensphase „Jugend“ aus. Diese Gedanken spielen mit Blick auf Konflikte und Konfliktsituationen eine wichtige Rolle. Die Ursache von Missstimmungen des Auszubildenden oder Problemen zwischen Ausbilder und Auszubildendem sind nicht zwangsläufig im Verhältnis zueinander oder in der Ausbildungssituation zu suchen, sondern liegen auch in der Lebenslage und Lebensphase „Jugend“ an sich und dem Finden der Zugehörigkeit oder dem Abgrenzen begründet. Dies sollten Sie bei Problemen oder Missstimmungen mit Ihrem Auszubildenden immer bedenken und Stimmungsschwankungen nicht gleich auf Ihre Person beziehen! Charakteristische Konflikte der Jugendzeit sind: - Allgemeine Konflikte (ortsunabhängig; durch die Situation der Jugend in der heutigen Gesellschaft begründet; allgemeine Lebensfragen) - Ausbildungskonflikte (Interesse des Betriebes an effektiver Ausbildung steht der Entwicklung der Individualität des Jugendlichen gegenüber) - Persönliche Konflikte (basierend auf zwischenmenschlichen Beziehungen zu Ausbilder/ Mitarbeitern, zu Gleichaltrigen und zu den Eltern) 4.1.2. Der Wunsch nach Struktur, Anerkennung und sinnvollem Tun In der widersprüchlichen und aufwühlenden Jugendphase sind verlässliche und wiederkehrende Strukturen für den Auszubildenden sehr wichtig. Sie geben Sicherheit und bedeuten Orientierung. Diese Strukturen meinen eine räumliche („Wo ist mein Arbeitsplatz?“), zeitliche („Wann ist Pause?“), inhaltliche („Was ist meine Aufgabe?“) und soziale („Wer ist für mich zuständig, an wen kann ich 54 Vgl. Prof. Dr. Wittwer, W. (2013). BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 101 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung mich wenden?“) Orientierung. Diese Klarheit stärkt den Auszubildenden und er kann seine Kraft und Konzentration mehr in seine Lern- und Arbeitsbereitschaft stecken. Insbesondere im Jugendalter ist der Wunsch nach Anerkennung und Kontakt ausgeprägt. Die Suche nach sozialen Bindungen, Normen und Verhaltensmustern ist charakteristisch für die Jugendzeit. „Wie weit kann ich gehen?“ „Bin ich auf dem richtigen Weg?“ „Bin ich gut so wie ich bin?“ sind Fragen, die die Jugendlichen beschäftigen. Der Ausbilder ist dafür ein wichtiges Echo. Sollten Sie einen aufmüpfigen Auszubildenden betreuen, kann es gut daran liegen, dass er zu wenig Aufmerksamkeit, Feedback oder Anerkennung bekommt. Negative Anerkennung ist immer noch besser, als gar keine Beachtung. So oder so ist gute Ausbildung nur möglich, wenn Ausbilder und Auszubildender in Kontakt, bzw. in Beziehung zueinander stehen und wenn der Auszubildende sich anerkannt und respektiert fühlt. Die Feedbacks die der Auszubildende vom Ausbilder erhält sind zusätzlich zu den wiederkehrenden und verlässlichen Strukturen eine wichtige Orientierungshilfe für den jungen Menschen. Das Gefühl der Anerkennung erreichen Sie beim Auszubildenden auch, wenn Sie ihm ansprechende und anspruchsvolle Arbeitsaufgaben zuweisen. Damit erfüllen Sie gleichzeitig den Wunsch nach „sinnvollem Tun“ beim Auszubildenden. Vermeiden Sie Aufgaben wie tagelanges „Unkraut ziehen“ oder „Betriebshof kehren“. Beteiligen Sie den Auszubildenden im Rahmen seiner Möglichkeiten an jeglichen Aufgaben des Tagesgeschäfts! Gewisse weniger spannende Dinge müssen auch getan werden, ganz klar, begrenzen Sie dabei aber die Zeit und belohnen Sie die Mühe mit einer attraktiven Folgeaufgabe. Bei auftretenden Missstimmigkeiten können Sie sich passend zu den Bedürfnissen zunächst drei Fragen stellen55: Frage Ja Passt die Struktur zum Auszubildenden? (Meint: Passt die Art und Weise, wie der Auszubildende in den Arbeitsalltag eingebunden ist, mit Anleitung und Selbstständigkeit, bzw. passt die Art und Weise, wie die Ausbildung organisiert ist zum Auszubildenden?) Erhält der Auszubildende ausreichend Anerkennung? Werden dem Auszubildenden seinem Anspruch entsprechende Aufgaben zugewiesen? Nein Um zu überprüfen, ob Ihr Betrieb die Grundbedürfnisse des Auszubildenden in der Ausbildungsgestaltung berücksichtigt, können Sie sich folgende Fragen stellen56: 55 Vgl. Kluge, M. (2013a), S. 12. Vgl. ebd., S. 11 f. 56 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 102 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Frage Weiß der Auszubildende wo Büro, Toilette, Werkzeuge, Maschinen, die Küchenzeile etc. zu finden ist? Weiß der Auszubildende, welche Aufgabe(n) er hat? Weiß der Auszubildende, wer sein kontinuierlicher Ansprechpartner ist, oder an wen er sich im Bedarfsfall jeweils wenden kann? Weiß der Auszubildende, welche Regeln/ Vorschriften im Betrieb oder auf der Baustelle/ beim Kunden herrschen? Wird der Auszubildende über anstehende Aufgaben/ Baustellen/Aufträge/ Veränderungen informiert? Erfolgen regelmäßig Gespräche/ Feedbackgespräche mit dem Auszubildenden? Erhält der Auszubildende deutliche Anerkennung bei erbrachten Leistungen oder beim Erkennen des Willens? Erhält der Auszubildende abwechslungsreiche Arbeitsaufgaben? Wird der Auszubildende überfordert? Wird der Auszubildende unterfordert? Ja Nein Die Beantwortung der Fragen hilft Ihnen, Schwachstellen zu identifizieren und Ansätze für eine Lösung von Missstimmungen oder Problemen zu finden. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 103 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung 4.2. Auszubildende motivieren 4.2.1. Motivation durch Authentizität und Vorbildwirkung des Ausbilders Aus den Ergebnissen unserer Studie können wir auch herauslesen, dass die Auszubildenden nicht immer mit ihrer Ausbildung zufrieden sind. Die Ursachen hierfür sind in unterschiedlichen Bereichen zu finden. Ein Aspekt, den die Befragten diesbezüglich benannten ist die Vorbildwirkung des Ausbilders. Jugendliche suchen sich selbst, je nach Bildungsstand, ganz unterschiedliche Vorbilder. Neben den Eltern, Sportlern oder Stars aus den Medien gehören auch die Ausbilder zu dem Personenkreis, an dem sich die Jugendlichen orientieren. Vorbilder funktionieren als Wegweiser, zeigen Wege auf und machen Angebote für Lebensrichtungen und Lebensweisen. Sie als Ausbilder müssen sich bewusst sein, dass Sie mit jungen Menschen arbeiten, die ihren Weg noch finden müssen. Der Ausbilder ist in seinem Handeln und seinen Entscheidungen Vorbild für die Auszubildenden. Wenn Sie wollen, dass Ihr Auszubildender selbständig, leistungsfähig, engagiert und selbstkritisch wird und sich auch durch Widrigkeiten nicht unterkriegen lässt, dann müssen Sie mit Ihrem Verhalten, Ihrem Tun und Unterlassen Ihrem Auszubildenden diese sozialen Kompetenzen authentisch vorleben. Ein solches Verhalten wirkt auf Ihren Auszubildenden motivierend. Hier einige Beispiele für nicht authentisches Verhalten: der Auszubildende soll pünktlich sein der Auszubildende soll auf der Raucherinsel rauchen der Auszubildende soll motiviert mitarbeiten der Auszubildende soll engagiert und mit Freude zur Ausbildung kommen der Auszubildende soll ordentlich und sauber sein Berichtsheft führen, sein Herbarium anfertigen und seine Arbeitsmaterialien in Ordnung halten der Auszubildender soll sich gewaltfrei verhalten der Auszubildende soll in schwierigen Situationen kooperativen Umgangston pflegen der Auszubildende soll selbstständig ihm übertragene Aufgabe erledigen der Auszubildende sollen selbstbewusst sein der Auszubildende soll sich an selbst aufgestellte der Ausbilder kommt verspätet zur Ausbildung und/ oder beendet die Ausbildung vorzeitig der Ausbilder raucht ständig und alle in seiner Umgebung sind passive Mit-Raucher der Ausbilder steht lustlos und ohne Engagement dabei der Ausbilder empfindet seine Tätigkeit als Last Sozialräume und Büroräume sind verschmutzt und renovierungsbedürftig, Möbel sind kaputt der Ausbilder reagiert auf fehlerhaftes Verhalten mit Gebrüll Ausbilder reagiert aggressiv auf provokantes Verhalten seines Auszubildenden Ausbilder/ Vorarbeiter redet bei geringsten Schwierigkeiten sofort wieder rein Ausbilder identifiziert sich nicht voll und ganz mit seiner Arbeit Ausbilder sind inkonsequent, sie greifen bei BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 104 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Regeln halten der Auszubildende soll auf seine Leistungsfähigkeit vertrauen einen Regelverstoß nicht ein Ausbilder unterstellt dem Azubi „Nicht Können“ und signalisiert ihm, dass er „DAS“ nie schafft Überzeugen Sie in Ihrem Tun und Handeln, in Ihren Entscheidungen und geben Sie Ihren Auszubildenden eine Orientierung. Setzen Sie auf ihre Erfahrung und wählen Sie bewusst ihren eigenen Ausbildungsstil. Ihre konsequenten Entscheidungen sollen für einen Auszubildenden nachvollziehbar sein. Somit können Sie Ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. (siehe dazu auch Kap. III.3.11.) 4.2.2. Motivation durch Wahrnehmen der Wünsche Auszubildende wünschen sich in ihrer Ausbildung Selbstständigkeit und eigenverantwortliches Handeln und sie wünschen sich, von den Erwachsenen akzeptiert zu werden. Wenn man diese Wünsche wahr und ernst nimmt, werden sich diese auf den Ausbildungserfolg auswirken. Im Folgenden sind ein paar Beispiele von Wunschsituationen aufgelistet, die sich bei Übereinstimmung von Ausbilder und Auszubildenden für den Lernerfolg nutzen lassen:57 Wünsche des Auszubildenden Wünsche des Ausbilders Planbarkeit des Arbeitsalltags Klare Aufgabenstellung (Was wird erwartet?) „selber machen“ dürfen Akzeptierter Teil eines Teams sein Klares Feedback erhalten Eigenverantwortlichkeit erleben Ernst genommen werden Verlässlichkeit des Auszubildenden Brauchbare Ergebnisse Verantwortungsvoll handelnde Auszubildende Teamfähige Auszubildende Kritikfähige Auszubildende Leistungsbereite Auszubildende Verbindliches Auftreten von Auszubildenden Anhand dieser Aufstellung ist zu erkennen, dass Auszubildende klare Erwartungen und Wünsche für ihre Ausbildung haben. Die Ausbilder ihrerseits haben aufgrund ihrer langjährigen, zum Teil unguten, Erfahrung wiederum eigene Erwartungen und Wünsche und passen ihre Entscheidungen und ihr Verhalten diesen an. Hier treffen zwei Fronten aufeinander. Werden Sie sich dessen bewusst, dass jeder Auszubildende als Individuum zu betrachten ist und mit jedem neuen Auszubilden andere Wünsche das Verhalten und den Ausbildungserfolg lenken. Ergebnisse aus unserer Studie bestätigen diese Anregung. Insgesamt 27% der von uns befragten Auszubildenden sprachen sich für mehr Verantwortung im Tätigkeitsbereich, 8% für Selbständigkeit um jeden Preis und 4% für eine interessante Tätigkeit mit neuen Herausforderungen, bei der Auswahl ihres künftigen Arbeitgebers aus. 57 Vgl. Ehlers, I. U./ Schäfer, R. (2013), S. 8. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 105 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Zur Ausbildung im Ausbildungsbetrieb sagten die befragten Auszubildenden folgendes: eigenverantwortliche Bewältigung von Aufgaben sehr gut bis gut ► 62% Integration in das Unternehmen Transparenz im Umgang mit Lob und Tadel Umgang des Ausbilders mit Verhaltensauffälligkeiten sehr gut bis gut sehr gut bis gut sehr gut bis gut ► ► ► 57% 38% 35% Anhand der Ergebnisse ist anzunehmen, dass ein von Motivation geprägtes Ausbildungsmanagement bei der Gärtnerausbildung noch nicht in jedem Ausbildungsbetrieb angekommen ist. Der Individualität eines jeden Jugendlichen muss mit einem situationsgerechten und individualisierten Führungsverhalten des Ausbilders begegnet werden. Damit können wir dem Engagement der Auszubildenden zusätzliche Impulse verleihen und den Ausbildungserfolg in den Firmen verbessern. 4.2.3. Motivation durch Erfolgserlebnisse Die Ausbilder arbeiten mit jungen Menschen zusammen, denen die Chance gegeben werden muss, den richtigen Weg zu finden. Auszubildende möchten gerne Leistungen erbringen, sie brauchen Erfolge, Bestätigung und Anerkennung. Das ist Balsam für die Seele. „Oft hindern Unsicherheiten, schlechte Erfahrung oder Ängste junge Menschen daran erwartete Leistung zu bringen. Eine mögliche Schutzreaktion kann Trotz oder betont flapsiges Verhalten sein. Durch aufmerksames Zuhören, Wertschätzung und Unterstützung durch den Ausbilder lässt sich aber so manche Blockade auflösen.“58 Nehmen wir ein Beispiel aus der Landwirtschaft. Auszubildende bedienen dort eigenverantwortlich hochmoderne Landmaschinen oder Anlagen. Den jungen Leuten wird diese Verantwortung von Anfang an in die Hand gegeben. Die Auszubildenden entwickeln damit ein starkes Verhältnis zu ihrem Beruf, sie identifizieren sich mit ihrem Betrieb und strotzen vor Stolz. Schon aus diesen Tatsachen entwickeln sich wie von selbst sehr wichtige Schlüsselqualifikationen. Diese Erfolgserlebnisse müssen auch Auszubildenden im Gartenbau möglich gemacht werden! 58 Vgl. Meyer, E. (2013), S. 33. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 106 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung 4.3. Mit Auszubildenden kommunizieren Gespräche mit Auszubildenden zu führen oder auch überhaupt zu ermöglichen, sprich zwischenmenschliche Kommunikation, ist eine wichtige Sache in Ihrer Funktion als Ausbilder. Gespräche können ganz unterschiedlicher Natur sein: sie reichen von oberflächlich (Pausengeplänkel) über kritisch (Ermahnung, Hinweis) bis hin zu klärend (Missverständnisse, Konflikte). Gespräche können regulär vorgesehen sein (nach der Probezeit) oder aus einer Situation heraus entstehen. Die Art und Weise wie kommuniziert wird, oder wie Gespräche geführt werden, ist dabei bedeutsam für das Gelingen einer guten Ausbildung. Im Folgenden sind verschiedene Arten bzw. Anlässe von Gesprächen aufgeführt, mit Hinweisen, wie sie gestaltet werden könnten.59 Lob-/ Motivationsgespräch Gesprächsziel Einstieg in das Gespräch Anlass und Verlauf Ende des Gespräches und Fortgang Dokumente Hinweis auf Stärken, Überwinden von Schwächen - Bisher geleistetes, bzw. DAS geleistete aufzeigen/ bewusst machen - Aktuellen Stand des Auszubildenden hervorheben - Anspornen („ Das haben Sie sehr gut gemacht, weiter so.“ „Damit haben Sie bewiesen, dass Sie es (doch) können!“) - Spontan - Zeitnah und konkret auf etwas reagieren - Lob in angemessenem Maß - Gespräch mit Feingefühl führen - Weiterführende Aufgaben, die an den Erfolg anknüpfen und ihn bestärken, ermöglichen („Und weil Sie das so gut geschafft haben, machen wir hiermit gleich weiter. Hier gehen Sie ähnlich vor, machen aber noch einen Schritt weiter.“) - Nachbesprechung zeitnah anbieten - keine 59 Vgl. Dietl, Stefan F.: (2013b). BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 107 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Das Feedbackgespräch Gesprächsziel Anlass und Verlauf Ende des Gespräches und Fortgang Dokumente Rückmeldung Kurzfristige Korrekturen vornehmen oder besondere Leistungen honorieren Aber auch: Entwicklung aufzeigen - eine konkrete Situation betreffend bzw. ein bestimmtes Verhalten/ Ziel betreffend („Bei ihrem Kundengespräch vorhin ist mir aufgefallen, …“ „Als Sie vorhin den Baumschnitt vorgenommen haben, …“) - auf eine konkrete Situation hinführen, bzw. auf ein bestimmtes Ziel/ Verhalten hinführen („Mit diesem Verhalten haben Sie gezeigt, dass Sie dem Lernziel schon ein ganzes Stück näher sind, bzw. es erreicht haben.“) - Feedback in angemessenem Maß, nicht zu oft - Gespräch mit Feingefühl führen - Thema/ Situation/ Ziel/ Verhalten zeitnah noch einmal aufgreifen - keine Kritikgespräch Gesprächsziel Anlass und Verlauf Ende des Gespräches und Fortgang Dokumente Hinweis auf Missstände Zurück zur möglichen Leistung/ Leistungsfähigkeit/ Verhalten - Fehler/ Fehlverhalten an Beispielen aufzeigen - Leistungsziel/ gewünschtes Verhalten benennen - Gespräch ruhig und sachlich führen - Gespräch verbindlich führen - Klare Vorgaben und Erwartungen äußern - Ggf. kurze schriftl. Vereinbarungen treffen - Ggf. Notizen BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 108 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Konfliktgespräch Gesprächsziel Einstieg in das Gespräch Anlass und Verlauf Ende des Gespräches und Fortgang Dokumente Arbeitsbeziehung, bzw. -atmosphäre wieder herstellen Individuelle/ subjektive Sichtweisen darlegen und zu einer (objektiven) Einigung kommen - Konfliktpunkt benennen - Gleichberechtigung aller sicherstellen - Zur Sachlichkeit ermahnen - Zeitnah auf einen Missstand reagieren/ mit dem Missstand konfrontieren - Gespräch sachlich, mit Distanz und Gelassenheit führen - Regelverstöße nicht persönlich nehmen! - Offen kommunizieren, nach geltenden Regeln: aussprechen lassen, keine Vorwürfe, keine Rechtfertigungen, … - Gemeinsam Lösungen entwickeln bzw. Kompromisse suchen - Klare Vereinbarungen treffen, bzw. sich auf Handhabung einigen - Ziele positiv formulieren („Ich werde … tun“ statt „Ich werde nicht mehr …“)bzw. („Wenn Sie das und das tun, dann bin ich sehr zufrieden mit Ihnen.“) - Zeit lassen, den Konflikt zu bearbeiten/ verarbeiten/ sacken zu lassen - Nachbesprechung zeitnah anbieten - Ggf. Notizen/ Zielvereinbarungen Ermahnung/ Abmahnung Gesprächsziel Einstieg in das Gespräch Anlass und Verlauf Ende des Gespräches und Fortgang Dokumente Klare und umfassende Verhaltensänderung - Fehlverhalten/ Missstand aufzeigen - In erster Linie sprechen Sie - An einem geschützten Ort - Sachverhalt sachlich und unmissverständlich darlegen - Rückfragen seitens des Auszubildenden annehmen, Rechtfertigung nicht dulden - Sachlich, distanziert und respektvoll das Gespräch führen - Konsequenzen aufzeigen - Zum Überdenken/ Nachdenken anregen - Ggf. Vereinbarung schriftl. festhalten - Notiz in Personalakte BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 109 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Probezeitabschlussgespräch60 Tipps Fragen Rechtzeitig vor Ablauf der Probezeit einen Termin setzen Gespräch ungestört an einem ungestörten Ort führen - Was haben Sie bisher in der Ausbildung bei uns erlebt? - Wie gefällt es Ihnen bisher in der Ausbildung? - Welche Wünsche/ Anregungen haben Sie? Was wurde bisher gar nicht erfüllt? - Wie geht es aus Ihrer Sicht weiter? - Was können wir tun, um Ihre Ausbildung zum Erfolg zu bringen? Orientierungsgespräch Tipps Fragen Vorab überlegen, welche Fähigkeiten Sie beim Auszubildenden beobachtet haben. - Welche Ausbildungsbereiche haben Ihnen bislang gefallen? - Welche Stärken sehen Sie bei sich und in welchem Bereiche kommen diese persönlichen Stärken besonders zur Geltung? - Was macht Sie so sicher, dass diese Ausbildung das richtige für Sie ist? - Was erfordert dieser Beruf von seinen Arbeitnehmern? Was bringen Sie davon mit? Abschluss eines Lehrjahres Tipps Fragen Gelerntes Revue passieren lassen Gelerntes offen legen (Abgleich mit Ausbildungsplan) - Wie fühlen Sie sich im Unternehmen? Welche Erfahrungen hatten Sie im abgelaufenen Ausbildungsjahr? - Welche Hürden gab es dabei zu überwinden? Wie sind Sie dabei vorgegangen? - Wie können wir Probleme zukünftig erkennen oder gar vermeiden? - Wie schätzen Sie Ihre Leistungen ein? Was glauben Sie, welchen Eindruck haben Ihre Kollegen? - Worauf sind Sie stolz? Worin sehen Sie Ihre bisherigen Stärken? - Was nehmen Sie sich für die kommenden 12 Monate vor? 60 Vgl. ebd. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 110 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Einige Regeln gilt es für das Gelingen guter Gespräche zu beachten: - Achten Sie darauf, dass insbesondere Kritikgespräche auf der Sachebene bleiben und behalten Sie Bedürfnisse und Emotionen des Gegenübers (Beziehungsebene des Gespräches) im Blick Begegnen Sie jedem Auszubildenden mit Wertschätzung Lassen Sie Ihr Gegenüber ausreden und hören Sie zu Zeigen Sie je nach Anlass des Gespräches Feingefühl oder Strenge Versetzen Sie sich in die „Welt“ des Auszubildenden, versuchen Sie, sie zu verstehen und nachzuvollziehen Vermeiden Sie Störungen während des Gespräches - Und bedenken Sie:61 - Gedacht ist noch nicht gesagt - Gesagt ist noch nicht gehört - Gehört ist noch nicht verstanden - Verstanden ist noch nicht einverstanden - Einverstanden ist noch nicht umgesetzt - Umgesetzt ist noch nicht behalten 61 ebd. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 111 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung 4.4. Probleme in der Ausbildung 4.4.1. Umgang mit Ärger Laut Berufsbildungsgesetz haben Auszubildende ein Recht auf die Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Dazu gehört auch der Umgang mit eigenen positiven und negativen Gefühlen – Freude und Ärger. Wichtig ist, beide Gefühlsregungen ausleben zu können – in Maßen versteht sich. Dies wiederum heißt für Sie als Ausbilder, diese Gefühlsregungen zu akzeptieren, zu tolerieren und mit ihnen umgehen zu können. Ärger empfindet jeder anders. Allen gleich ist aber, dass bei Ärger eigene Vorstellungen, Wünsche oder Grenzen verletzt wurden. Typische Reaktionen auf diese Gefühlszustände sind zunächst körperlicher Natur: das Adrenalin steigt, das Denken wird eingeschränkt. Was können Sie tun? - Lassen Sie dem Ärger freien Lauf - Ergründen Sie in einem zeitnah folgenden Gespräch, wo die eigentliche Ursache der Missstimmung liegt - Ein Gesprächsmuster für solche Klärungsgespräche könnte sein: o Wahrgenommenes mitteilen: „Mir ist aufgefallen, …“ „Ich habe festgestellt, …“ o Wirkung mitteilen: „Ich sehe dadurch die Gefahr, …“oder „Das löst bei mir aus …“ o Wunsch äußern: „Ich bitte Sie daher …“ „Ich erwarte in Zukunft von Ihnen …“ - Versuchen Sie das Ärgernis aus der Sicht des Auszubildenden zu betrachten - Sie und Ihr Auszubildender sollten in regelmäßigen Gesprächen offen und zielgerichtet über Unstimmigkeiten reden - Vermeiden Sie, dass sich Unstimmigkeiten unausgesprochen aufstauen und irgendwann unkontrolliert explodieren 4.4.2. Drogen - Konsum erkennen und handeln 62 Wie bereits erwähnt, ist die Lebensphase „Jugendliche“ ein Lebensabschnitt, in dem Jugendliche viel ausprobieren, Grenzen testen und sich riskant verhalten. Das Ausprobieren und Konsumieren von Drogen kann dabei auch eine Rolle spielen und soll deshalb an dieser Stelle kurz beleuchtet werden. Bei dieser Problematik drängen sich für Sie als Ausbilder folgende Frage auf: 1. Wie können Sie als Ausbilder Probleme mit Alkohol und Drogen erkennen? 2. Wie können Sie als Ausbilder mit konsumierenden Auszubildenden umgehen und sowohl in deren Interesse, als auch im Interesse des Betriebes handeln? 3. Welche Möglichkeiten gibt es, Drogenprobleme zu verringern und betrieblich vorzubeugen? 62 Vgl. Hofmann, M. (2013). BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 112 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Drogenkonsum erkennen Sie beobachten bei Ihrem Auszubildenden jetzt häufiger: Andere Stimmung als gewöhnlich - Ungewöhnlich müde - Übermäßig fahrig und unkoordiniert - Übermäßig agil - Besonders still - Besonders laut - Geldprobleme - Neuer Freundeskreis Hinweis: Mögliche Ursachen dafür könnten aber auch psychische Belastungen oder eine Krankheit sein! Was können Sie in dieser Situation tun? - Teilen Sie dem Auszubildenden Ihre beobachteten Fakten mit, was meint, dass Sie ihm sagen, dass er (heute) zu aufgedreht/ unruhig/ fahrig/ unzuverlässig seine Arbeit macht, unsicher spricht, kurz, dass er (heute) nicht in der Lage ist zu arbeiten. - Reagieren Sie unmittelbar und schicken Sie den Auszubildenden an diesem Tag nach Hause (Achtung: Sorgfaltspflicht gilt auch für den Heimweg!) - Vermeiden Sie Behauptungen oder Diskussionen über seinen Drogenkonsum: „Sie haben doch Drogen genommen/ zu viel getrunken.“ - Vermeiden Sie Unterstellungen oder Interpretationen - Unterlassen Sie eigene Diagnosen wie „Sie sind drogenabhängig!“ - Vereinbaren Sie einen zeitnahen Termin für ein Gespräch über diesen Vorfall/ die Vorfälle „Klärungsgespräch“ Wie gehen Sie bei einem solchen Klärungsgespräch vor? - Werden Sie sich vorab bewusst: o Was ist der genaue Gegenstand Ihrer Kritik, was haben Sie wahrgenommen und was ist zweifelsfrei passiert? o Wo hat der Auszubildende gegen geltende Regeln verstoßen? - Im Gespräch: o Erklären Sie dem Auszubildenden die Konsequenzen des Vorfalls und erläutern Sie ihm, was im Falle einer Wiederholung auf ihn zu kommt o Fragen Sie den Auszubildenden nach seiner Sicht des Vorfalls o Fragen Sie den Auszubildenden, ob er garantieren kann, dass der Regelverstoß nicht mehr vorkommt o Treffen Sie evtl. gesondert Vereinbarungen und halten Sie diese schriftlich fest o Äußern Sie Ihre Vermutung, dass er mit Drogen problematisch umgeht in Frageform „Kann es sein, dass Sie …“ so dass der Auszubildende weiß, was Sie denken BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 113 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Was können Sie vorbeugend tun? - Sie können sich unabhängig davon, ob eine Drogenproblematik bei Ihrem Auszubildenden vorliegt oder nicht darüber informieren, wo im Falle eines solchen Falles ein Ansprechpartner, bzw. eine Beratungsstelle zu finden ist - Sie können im Rahmen von Gesundheitsvorsorge und Arbeitsschutzmaßnahmen in Ihrem Betrieb eine Veranstaltung zum Thema „Drogenkonsum“ einfordern bzw. veranlassen Was können Sie tun, wenn Sie Drogen finden? Sie machen sich strafbar, sobald Sie illegale Drogen an sich nehmen. Es ist für Sie nicht möglich legal Drogen auch nur übergangsweise bei sich aufzubewahren. Sorgen Sie dafür, den Fund schnellstmöglich an eine zuständige Stelle weiter zu geben. Dokumentieren Sie Ihre Handlungen und tun Sie dies alles unter Zeugen! Sie können Drogen in der Apotheke oder auch bei der Polizei abgeben. In der Apotheke wird per Schnelltest die Substanz festgestellt und diese dann vernichtet. Darüber wird Protokoll geführt. Dieses dient als Beleg dafür, dass Sie das Betäubungsmittel den Vorschriften gemäß entsorgt haben. Die Polizei wird in aller Regel ein Ermittlungsverfahren einleiten, um die Herkunft der Drogen zu klären. In diesem Falle treten Sie als Zeuge auf. Was müssen Sie sonst beachten? Sucht allein ist kein Kündigungsgrund! Sucht ist eine anerkannte und behandelbare Krankheit und auch als solche einzustufen. Rechtlich relevant sind nur Beeinträchtigungen im Arbeits- und Sozialverhalten, im Gesundheitsverhalten oder besondere Vorkommnisse, die durch vermuteten Drogenmissbrauch verursacht wurden. Zu einer Kündigung kann es erst kommen, wenn der Erkrankte nicht alles tut, um eine dauerhafte Arbeitsunfähigkeit aufgrund seiner Erkrankung zu verhindern. Somit ist fortgesetztes Fehlverhalten oder auch die Verweigerung einer Behandlung ein Kündigungsgrund. Suchtberatungsstellen in Sachsen: http://www.slsev.de/SBB.pdf www.suchthilfe-sachsen.de Drogenberatungsstellen in Sachsen: http://www.hansenbargfueralle.de/Index_htm_files/DBS%20Sachsen.pdf BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 114 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung 4.4.3. Stressbewältigung und Umgang mit Stress in der Ausbildung Sie als Ausbilder sollten auch das körperliche und seelische Wohlbefinden Ihres Auszubildenden im Auge haben. Daher sind auch Stressbewältigung oder Stressprävention ein Thema, mit dem Sie sich beschäftigen sollten. Sie sollten dazu beitragen, die Belastung durch Stress auf ein notwendiges Maß zu reduzieren. Man unterscheidet positiven und negativen Stress. Positiver Stress entsteht dann, wenn man vorübergehend einer höheren Belastung ausgesetzt ist, jedoch davon ausgehen kann, dass man diese bewältigt. Das Ergebnis beflügelt und bestärkt – man hat etwas geschafft und erreicht. Doch Vorsicht! Auch dauerhafter positiver Stress zehrt an den Ressourcen und macht krank. Negativer Stress hat häufig mit Überlastung und Überforderung zu tun. Dauerhafter Stress mindert die Leistungs- und Lernfähigkeit. Im schlimmsten Fall führt er zum Abbruch der Ausbildung und zur Ablehnung des Berufes an sich. Daher sollten Sie Stress erkennen und handeln. Wodurch kommt es zum Stress? Ursache von Stress(empfinden) Was können Sie tun? (zu) hohe Erwartungen an sich selbst erfüllen Eventuell überzogene Eigenanforderungen des wollen Auszubildenden erkennen und abmildern (zu) hohe Erwartungen von anderen erfüllen Anforderungen deutlich machen wollen Hilfestellung geben durch zusätzliche Unterweisungen oder bspw. Freistunden zum Lernen Fehlen „echter“ Pausen Dafür sorgen, dass man in den Pausen und nach Arbeit die Arbeit wirklich Arbeit sein lässt – über Freizeit oder allgemeines Tagesgeschehen reden „Erreichbarkeitsverbot“ in den Pausen und ggf. nach Feierabend Reizüberflutung Den Auszubildenden herausnehmen und ihn separat eine Aufgabe erfüllen lassen oder zuarbeiten lassen Ängste Ängste erkennen und ergründen Versagensängste – Erreichtes und Erledigtes aufzeigen und loben/ Mut zusprechen Angst vor Kollegen – Gespräche und Kontakte ermöglichen/ Kontakte begleiten/ Auszubildenden zur Seite stehen Angst davor, mit den Anforderungen nicht klar zu kommen – Aufgabe in kleine Teilziele untergliedern und alles Schritt für Schritt erreichen/ den Auszubildenden im Tun stetig begleiten und unterstützen BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 115 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Ursache von Stress(empfinden) Überforderung Allgemeiner, nicht ursächlich definierbarer Zustand Was können Sie tun? Hilfestellung geben (Unterweisung; Übungsmöglichkeiten; Lernstunden) Anforderung heruntersetzen Rahmenbedingungen ändern Gutes und konsequentes Zeitmanagement hilft Stress zu vermeiden – Zeiten für Aufgaben/ Aufträge/ Lernen realitätsnah (ein)planen Sport oder Entspannung anbieten oder darauf verweisen – Lieblingssport/ Yoga /Autogenes Training 4.4.4. Umgang mit Prüfungsstress und Prüfungsangst Trotz guter Vorbereitung ist es häufig unvermeidbar, Stress oder Angst vor einer anstehenden Prüfung zu empfinden. Dieser Stress sollte aber so gering wie möglich gehalten werden. Eine gewisse Angst vor einer Prüfung ist gesund und spornt zu mehr Leistung an. In Fällen übergroßer (pathologischer) Prüfungsangst ist es ratsam, sich um professionelle Hilfe zu bemühen. Was können Sie als Ausbilder tun? - Gönnen Sie dem Auszubildenden ausreichend Freiraum zur Vorbereitung auf die Prüfung - Animieren Sie rechtzeitig zur Prüfungsvorbereitung oder erinnern Sie rechtzeitig daran - Geben Sie Hilfestellung und unterstützen Sie das Lernen bei entsprechenden Themen - Trainieren Sie ein sinnvolles Abarbeiten von Aufgaben und Arbeitsaufträgen – leichtes und gut machbares zuerst, danach die „Knobelaufgaben“ - Simulieren Sie Prüfungsaufgaben oder einen Prüfungsablauf - Erinnern Sie den Auszubildenden immer wieder daran was er kann und geschafft hat - Verweisen Sie auf Konzentrations- und Atemübungen zur Entspannung und zum „Runterfahren“ in Angstsituationen - Machen Sie dem Auszubildenden den Rahmen seiner Möglichkeiten klar! (eigene Anforderung vs. Leistungsprofil) - Ordnen Sie die Bedeutung der Abschlussnote realistisch ein (die Ausbildungszeit wird als solche nicht bewertet, es zählt tatsächlich nur die Prüfungsleistung) - Wenn es möglich ist, verschaffen Sie dem Prüfling so viel Informationen wie möglich über die Prüfung oder den Prüfer (z.B. durch Erfahrungen ehemals Auszubildender, Mitarbeit in Prüfungskommission) - Hören Sie dem Prüfling zu und nehmen Sie seinen empfundenen Stress und die Ängste ernst – sprechen Sie ggf. ein zehntes Mal dieselbe Aufgabe durch BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 116 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung 4.4.5. Schwierigkeiten mit dem Lernen – Blockaden und Widerstände erkennen und darauf reagieren Lernschwierigkeiten des Auszubildenden können viele Gründe haben. Sie können in der Person des Auszubildenden zu finden sein, in dessen aktuellen Befindlichkeiten, oder aber durch die Art und Weise der Lernstoff-Vermittlung auftreten, also bei Ihnen als Ausbilder liegen. Stellen Sie sich zunächst folgende Fragen: 1. Ist dem Auszubildenden bewusst, dass er etwas falsch lernt/ falsch macht? 2. Wird der Lernstoff so vermittelt, dass der Auszubildende es versteht? Muss mehr gezeigt oder erklärt werden? Muss er sich selbst mehr ausprobieren oder anlesen? Welcher Lerntyp ist er? 3. Ist dem Auszubildenden der Sinn des Lernstoffs bewusst? Sieht er, in welchem Zusammenhang und in welchem Großen und Ganzen der Lehrstoff steht? Grundsätzlich müssen Auszubildende die Möglichkeit haben, theoretisch Erklärtes und praktisch Gelerntes selbst auszuprobieren und ihr Können und Wissen anzuwenden. Der Lernbereitschaft „Wollen“ und der Lernfähigkeit „Können“ wird damit die Lernmöglichkeit „Dürfen“ gegeben. So unterstützen Sie das Lernen: - Lassen Sie den Auszubildenden ausarbeiten, was die vor- und nachgelagerten Schritte des zu lernenden Aspektes sind - Lassen Sie ihn bei praktischen Aufgaben laut denken und sagen, was als nächstes zu tun ist. - Beachten Sie die tageszeitenabhängige Leistungsfähigkeit - Schaffen Sie eine förderliche Lernumgebung Wenn „wollen“ und „können“ nicht funktionieren Funktioniert das Lernen nicht wie gewünscht, reagieren Ausbilder häufig zunächst mit Ungeduld und Ärger. In zweiter Instanz versuchen Ausbilder den Knoten durch Wiederholen und zusätzliche eingehende Erklärung zum Platzen zu bringen. Doch oft hilft auch das nicht. Übrig bleiben Überforderung und Frust auf beiden Seiten, zwischenmenschliche Nähe und Vertrauen ist verloren gegangen. Der Fehler liegt hierbei darin, dass man versucht, den Lernwiderstand an sich zu verändern, ohne die eigentliche Ursache beachtet zu haben. Es lohnt sich daher, sich mit verschiedenen Widerständen einmal näher zu beschäftigen, sie ernst zu nehmen, um in solchen Situationen entspannter reagieren zu können und ggf. dem Auszubildenden aus dieser Situation zu helfen. Widerstand Ursache Was können Sie tun/ sollten Sie vermeiden? Möglichst nicht Motivation/ Belohnung Lustlosigkeit Konflikt zwischen Erzwungenem (aktueller Lernaspekt) und Ersehntem Kein strenges „Augen zu und durch“ (Ignoranz verstärkt Widerstand) Gespräch „Gibt es etwas, dass Sie regelmäßig mit Freude tun?“ Ein sanftes „Augen zu und durch, dann haben Sie es geschafft, das gehört nun mal dazu.“ BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 117 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Aufschieben/ Verschieben Vermeiden der unangenehmen Lernsituation Faulheit Überforderung Kein strenges „Augen zu und durch“ (Ignoranz verstärkt Widerstand) Rebellion Bedürfnisse des Auszubildenden ignoriert Spaß und Freude bringende Anteile zu lange ignoriert Identitätskrise Konflikt zwischen „sollen“/ Erwartung/ Gehorsam (Ausbildung machen) und „wollen“ Kein strenges „Augen zu und durch“ (Ignoranz verstärkt Widerstand) Wert als Person definiert sich über Erfolg Misserfolg bedeutet persönliche Katastrophe, Verlust der Selbstachtung Angst vor Fehlern Bei Fehler mit Ärger und Unverständnis reagieren Unentschlossenheit Perfektionismus Kein strenges „Reiß dich zusammen und mach einfach los“ Weniger Belastendes zuerst tun/ lernen „Ich-will-nicht-Tag“ zulassen um Energie auftanken zu lassen Gemeinsam lernen oder wenigstens einen Anfang finden Ausgleich zwischen Anstrengung und Freude, zwischen Selbstdisziplin und Belohnung ermöglichen Gespräch „Was willst du?“ Herausfinden, wofür er sich mehr als üblich einsetzen würde Dazu ermutigen seinen Weg zu gehen Fehler zulassen Erreichtes würdigen Beim Üben(!) zeigen, dass auch (noch) nicht perfektes zunächst akzeptiert werden kann Grundsätzlich gilt, bei der Motivation zum Lernen und dem Zulassen des Widerstandes gegen das Lernen einen Kompromiss zu finden. Ein zu strenges Ignorieren des Widerstandes und ein „Augen zu und durch“ verstärkt die Blockadehaltung des Auszubildenden. Jedoch dürfen die Auszubildenden auch nicht mit Samthandschuhen angefasst und „über die Schwelle getragen“ werden. Lernen bedeutet Arbeit, auch Arbeit an sich selbst. Das Leben besteht nicht nur aus „Zucker schlecken“. Versuchen Sie, die Bedürfnisse und Konflikte des Auszubildenden zu ergründen und eine „sowohl-als-auch-Haltung“ einzunehmen hinsichtlich der Aufgaben, die Sie an ihn stellen. Eine ausgeglichene Balance zwischen den Dingen, die nun einmal getan/ gelernt werden müssen und den Dingen, die der Auszubildende gerne tut/ lernt. Treten Sie Ihrem Schützling wohlwollend, verständnisvoll und vorbildhaft gegenüber. Angemessener Umgang mit Fehlern Sie können Ihre Auszubildenden auch stützen, indem Sie gelassen mit Fehlern umgehen, diese zulassen und einen konstruktiven Umgang mit Fehlern pflegen. Zunächst müssen Sie dafür: - Den Auszubildenden dazu ermutigen Fehler unumwunden zuzugeben (größerer Schaden kann so ggf. verhindert werden) - Den Auszubildenden beibringen, Fehler wieder gut zu machen - Den Auszubildenden beibringen, für Fehler Verantwortung zu übernehmen BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 118 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Fehler zu machen, bedeutet Fortschritt und Lerneffekt. Und: Niemand ist perfekt. Reagieren Sie auf Fehler sachlich, ruhig und konstruktiv. Erörtern Sie gemeinsam mit Ihrem Auszubildenden die Fehlerursache und geben Sie Anstoß oder Unterstützung beim selbstständigen Wiedergutmachen des Fehlers. 4.4.6. Ausbildungsabbrüche vermeiden Immer wieder werden Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Nicht in jedem Fall ist ein solcher Schritt vermeidbar. Hier können bspw. gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Allergien die Ursachen sein. Es gibt auch Jugendliche die sich zur Korrektur der Berufswahl entscheiden, um ihre individuellen Ausbildungs- und Arbeitschancen zu verbessern.63 Jedoch gibt es auch Abbrüche, die vermieden werden können und müssen, zum Wohle des Betriebes und des Auszubildenden. Denn den Auszubildenden sind die Folgen einer vorzeitigen Lösung des Ausbildungsvertrages nicht immer im vollen Umfang bewusst. Ein solcher Schritt kann zu einem Bruch in der Erwerbsbiografie führen. Nicht immer wird sofort ein neuer Ausbildungsplatz angetreten. Auf dem Ausbildungsmarkt tauchen diese Jugendlichen dann wieder als „Alt-Nachfrager“ für einen Ausbildungsplatz auf. Das bedeutet Zeitverlust, persönliches Scheitern, Resignation und folgend eine Verschlechterung der Lebenssituation. Im schlimmsten Fall kommt es zum endgültigen Ausstieg aus dem Ausbildungs-/ Erwerbsleben.64 Mit der vorzeitigen Beendigung eines Ausbildungsvertrages erleidet auch die Firma einen Schaden:65 - Kleinere Betriebe besetzen diese freien Stellen nicht wieder nach, da der Aufwand für ein erneutes Bewerbungsverfahren zu aufwendig ist. Im schlechtesten Fall schlagen sich Ausbildungsabbrüche in einer sinkenden Ausbildungsbereitschaft nieder, oder Firmen ziehen sich aus Enttäuschung generell vom Ausbildungsmarkt zurück. - Ein Ausbildungsbetrieb genießt in der Region auch Ansehen. Durch Ausbildungsabbrüche kann sein Ruf Schaden nehmen. - Die „ertragsreichen Phasen“ einer Ausbildung können nicht in Anspruch genommen werden. Vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge verursachen Kosten. Hauptsächliche Ursachen für die Ausbildungsvertragslösung sind:66 - betriebliche Gründe 70% - persönliche Gründe 46% - berufswahlbezogene Gründe 34% - schulische Gründe 19% 63 Vgl.: Prof. Dr. Deuer, E. (2013), S. 7. Vgl.: ebd., S. 8f. 65 Vgl.: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2009), S. 7. 66 Vgl.: Prof. Dr. Deuer, E. (2013), S. 11. 64 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 119 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Betriebliche Kündigungsgründe waren dabei:67 - Konflikte mit dem Ausbilder - ausbildungsfremde Tätigkeiten - fehlende pädagogische Kompetenz der Ausbilder - Qualität der betrieblichen Ausbildung - ungünstige Ausbildungszeiten - fehlende Unterstützung und Betreuung im betrieblichen Lernprozess In unserer Studie zur Fachkräfteentwicklung im Gartenbau http://www.pro-gruene-fachkraefte.de haben wir in Ausbildung befindliche Auszubildende zu ihrer Zufriedenheit mit der Ausbildung befragt (ausgewählter Auszug, Auswahl, Antworten sind vorgegeben). Aussagen ∑ Garten- und Landschaftsbau und Produktionsgartenbau Ausbildung am persönlichen Ausbildungsplan Vorbereitung auf Zwischen- und Abschlussprüfung Transparenz im Umgang mit Lob und Tadel Umgang des Ausbilders mit Verhaltensauffälligkeiten Fach- und sachkundige Lehrunterweisung Note 3 36% 28% 35% 32% 32% Note 4 23,5% 17,0% 18,5% 20,5% 14,0% Note 5 6,5% 6,5% 7,5% 7,5% 3,5% Über 50 % der befragten Auszubildenden bewerten die angegebenen Kriterien nur mit ausreichend bis mangelhaft. Die Antworten unserer befragten Auszubildenden im Gartenbau belegen damit die oben genannten Ursachen für vorzeitige Ausbildungsabbrüche. Da bei den meisten Ausbildungsabbrüchen mit betrieblichen Gründen argumentiert wird, sind vor allem hier die Ansatzpunkte zum Handeln zu suchen! Hinweis: Vgl. http://www.bmbf.de/pub/band_sechs_berufsbildungsforschung.pdf Kapitel 4 Ausbildungsabbruch, Seiten 19-20 Unterstützung durch die Ausbildungsberater Die Ausbildungsberater betreuen mit einem umfangreichen Aufgabenspektrum u.a. auch die Auszubildenden in der dualen Ausbildung. Um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden sollten durch die Ausbildungsberater der Landkreise den Ausbildern und ihren Auszubildenden verstärkt beratende Unterstützung angeboten werden. Natürlich müssen die Betroffenen dafür im Vorfeld Ihren Bedarf beim zuständigen Ausbildungsberater signalisieren. Die Ergebnisse unserer Studie lassen die Vermutung zu, dass den Auszubildenden und ihren Ausbildern die Rolle des Ausbildungsberaters während ihrer Berufsausbildung nicht ausreichend bewusst ist. Hier könnte es durch noch mehr offene und konstruktive Kommunikation zu einer weiteren Qualitätsverbesserung unserer Gärtnerausbildung kommen. 67 Vgl.: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)(2009), S. 13. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 120 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung Verantwortung übergeben Zu Beginn der Berufsausbildung bietet der Ausbilder seinem Auszubildenden in allen Bereichen Unterstützung. Diese Unterstützung wird im Verlaufe der Ausbildung zurückgefahren und dem Auszubildenden zunehmend Verantwortung übertragen. Verantwortung vor allem für sich, seine Ausbildung und seine berufliche Entwicklung. „Wer seine Auszubildenden und ihre Probleme Stück für Stück loslässt, hat die Hände frei für Neues.“68 Die Jugendlichen wissen, dass es wichtig ist im Leben Verantwortung zu übernehmen. Verleihen Sie ihm das Gefühl einen Beruf zu lernen, der Verantwortung abverlangt:69 - - - - Beginnen Sie im ersten Ausbildungsjahr mit einfacheren überschaubaren Praxisaufgaben, steigern Sie dann im Laufe der Ausbildung den Schwierigkeitsgrad, bis hin zu komplexen Arbeitsaufträgen. Lassen Sie Arbeitsaufträge, nach vorheriger klarer Aufgabenstellung, Ihren Auszubildenden völlig selbstständig erledigen. Der Auszubildende soll selbst auf den Lösungsweg kommen. Auswertung nach der Fertigstellung, Feedback geben! Besprechen Sie Aufgaben gemeinsam, setzen Sie Termine: bspw. 1. Kontrolle in 2 Stunden, was muss bis dahin fertig sein, Endkontrolle. Auswertung nach der Fertigstellung, Feedback geben! fordern Sie Ihren Auszubildenden heraus vermeiden Sie monotone Arbeiten Was Sie sonst tun können - verleihen Sie ihrem Auszubildenden Freude an der Arbeit, an gelungenen Aufgaben sorgen Sie für ein angenehmes Betriebsklima lassen Sie Ihren Auszubildenden aktiv im Team mitarbeiten kontrollieren Sie Ihren Auszubildenden, überwachen Sie Ihn jedoch nicht überfordern/ unterfordern Sie Ihren Auszubildenden nicht „melden“ Sie Mehrarbeit vorzeitig an planen Sie Ihren Ausbildungstag/ -woche, verbreiten Sie keinen Stress führen Sie offene Gespräche führen Sie sachliche Aussprachen (nicht zwischen Tür und Angel), keine persönlichen Beleidigungen sein Sie sich Ihrer Vorbildfunktion bewusst 68 Vgl.: Kluge, M. (2013), S. 5. Vgl. Fetz, D. (2004). 69 BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 121 Kapitel IV: Die soziale Komponente der Ausbildung 4.4.7. Grenzen in der Zusammenarbeit – die Kündigung „Die schärfste Konfrontation innerhalb der Berufsausbildung ist die Kündigung. Wer nicht kooperiert, kann auch von seinem Gegenüber keine Kooperation erwarten. Aber man sollte deutlich machen, dass man jederzeit bereit ist zu einem konstruktiven Verhalten, wenn der andere das tut, gleichgültig was zwischendurch gelaufen ist.“ 70 Auszubildende müssen verstehen, dass Verhalten und Konsequenzen in direktem Zusammenhang stehen. Bevor Sie sich von Ihrem Auszubildenden trennen, lassen Sie ihn folgendes wissen: - sie ziehen eine Kündigung in Betracht, haben es aber noch nicht beschlossen - die Entscheidung über eine Kündigung ist in Wirklichkeit seine eigene, weil sein Verhalten ihm die Kündigung einbringt oder ihm den Ausbildungsplatz erhält - da es eine zu schwere Verantwortung für Sie ist, entscheidet der Auszubildende selbst, ob er bleibt, wobei er seine Entscheidung durch entsprechende Taten unter Beweis stellt - dass Sie es gerne sehen würden, wenn seine Arbeit erkennen ließe, dass er sich zum Bleiben entschieden hat. Nun liegen die Entscheidung und die Macht über Änderungen in den Händen des Auszubildenden. 70 Vgl.: Kluge, M. (2013). BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 122 Kapitel V: Qualifizierung und Weiterbildungsangebote für Ausbilder V. Qualifizierung und Weiterbildungsangebote für Ausbilder Der Anspruch an die Ausbildung junger Nachwuchskräfte hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Die Berufsausbildung soll sofort einsatzfähige, dazu sozial kompetente und flexible Facharbeiter hervorbringen. Zu einer modernen Ausbildung gehören nicht nur die Weitergabe von Fachwissen, Fachkenntnissen und fachpraktischer Fähigkeiten, sondern auch ein Erziehungsauftrag. Dieser ist im §14 Abs. 1 Nr. 5 BBiG festgelegt: „Der Ausbildende hat dafür zu sorgen, dass der Auszubildende charakterlich gefördert, sowie sittlich und körperlich nicht gefährdet wird.“ Um diesen Anforderungen einer hochwertigen Berufsausbildung gerecht zu werden, sind Ausbilder und Ausbildungsbeauftragte gefordert, sich entsprechend zu qualifizieren und kontinuierlich neues Wissen anzueignen. Ausbilder und Ausbildungsbeauftragte müssen zudem durch den Betrieb in ihrer verantwortungsvollen Aufgabe unterstützt und mit geeigneten, berufspädagogischen „Werkzeugen“ ausgerüstet werden. Auch die vielfältigen Problemlagen, die bei immer mehr Auszubildenden als Begleiterscheinung während der Ausbildung auftreten, stellen eine gewachsene pädagogische Herausforderung für den Ausbilder dar und machen die berufs- und arbeitspädagogische Qualifikation dringend erforderlich. Die Ausbilder müssen es auch verstehen, Auszubildende zu motivieren, mit ihnen zu kommunizieren, Leistungsfreude in ihnen zu wecken und sie für den Reiz des Neuen zu begeistern. Qualifizierte Nachwuchskräfte im Gartenbau können nur durch eine hohe Qualität in der Ausbildung gewonnen werden. Hohe Ausbildungsqualität kann nur durch entsprechend geschultes Personal vermittelt und sichergestellt werden. Seit dem 1.8.2009 ist die Ausbildereignungsverordnung (AEVO) wieder uneingeschränkt in Kraft. In § 1 der AEVO ist geregelt, dass Ausbilder und Ausbilderinnen aller Wirtschaftsbereiche (mit Ausnahme der freien Berufe) für die Ausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen nach dem BBiG den Erwerb der berufs- und arbeitspädagogischen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten nach dieser Verordnung nachzuweisen haben. Demnach müssen Ausbilder ihre berufs- und arbeitspädagogischen Kenntnisse durch ein Zeugnis belegen. Als ausbildender Betrieb sollten Sie ein Augenmerk darauf haben, dass alle an der Ausbildung Beteiligten, diesen Nachweis haben! Nur dadurch kann Qualität in der Ausbildung gesichert werden. Informationen zur Ausbilder-Eignungsverordnung finden Sie auf den Seiten: http://www.bibb.de/dokumente/pdf/empfehlung_135_rahmenplan_aevo.pdf http://www.bbw-galabau.de/index.php?id=37 Wenn man vom „Erziehungsauftrag“ in der Ausbildung spricht, was ist damit gemeint? Folgende Aufgaben sind dem Ausbilder als „Sekundärerzieher“ für die Zeit der Ausbildung vorgegeben: Erziehung zur Leistungsbereitschaft Erziehung zu Arbeitstugenden (z.B. Sorgfalt und Genauigkeit der Arbeit, Sauberkeit und Ordnung, realistische Selbsteinschätzung) BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 123 Kapitel V: Qualifizierung und Weiterbildungsangebote für Ausbilder Erziehung zu demokratischem Denken und Handeln (z.B. Teilhabe und Mitwirkung an der Gesellschaft) Werteerziehung (Freiheit, Solidarität, Selbstbewusstsein, Selbstverantwortung,…) Gesundheitserziehung Umwelterziehung Sehr gute Texte und einen umfangreichen Fundus zum Herunterladen finden Sie dazu auf der folgenden Seite: http://adalbert-ruschel.de/index.htm http://www.germanspeakers.org/tl_files/articles/Sabine-BleumortierArtikel_Ausbilderqualifizierung.pdf 5.1. Wer sind wichtige Ansprechpartner bezüglich Qualifizierung und Weiterbildung? Die Ausbildungsberater und die Landesverbände sind unterstützende Partner in Fragen der Qualifizierung und Weiterbildung des Ausbildungspersonals. Das Ermöglichen der Weiterbildung des Ausbildungspersonals gilt auch als Wertschätzung ihrer Arbeit und ist zugleich Motivation für die täglich zu bewältigenden Aufgaben. Weiterbildungsthemen/ Workshops könnten u.a. sein: Schlüssel für die einheitliche Bewertung von Auszubildenden Ursachen und Umgang mit Fehlverhalten Auszubildender Handlungsstrategien bei Fehlverhalten von Auszubildenden Führung von Kritikgesprächen Führen von Konfliktgesprächen Führen von Bewertungsgesprächen Motivation von Auszubildenden angemessener Einsatz einzelner Erziehungsmaßnahmen Die veränderte Rolle des Ausbilders von heute Fort- und Weiterbildungsangebote für den Gartenbau finden Sie unter: http://www.bbw-galabau.de http://www.galabau-sachsen.de/sachsen/Seminaruebersicht.aspx http://www.augala.de/weiterbildung-der-ausbilder.aspx http://www.gartenbau-sachsen.de http://www.sächsisches-obst.de http://www.smul.sachsen.de/bildung/80.htm http://www.bildungsstaette-gartenbau.de/ BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 124 Kapitel V: Qualifizierung und Weiterbildungsangebote für Ausbilder 5.2. Was kann zusätzlich zur Weiterbildung getan werden, um Qualität in der Ausbildung zu sichern? Um Ausbildung auf hohem Niveau zu garantieren und mit dem stetigen Wandel in Wissenschaft, Technik und der Gesellschaft Schritt halten zu können, ist es hilfreich, wenn Unternehmer oder ihre mit der Ausbildung beauftragten Personen, in verschiedensten Gremien vertreten sind. Dort wird man nicht nur über die Anforderungen der Ausbildung informiert, sondern kann auch aktiv an der Gestaltung der Ausbildung mitwirken. Hier seien insbesondere genannt: Prüfungskommissionen Bildungsausschüsse der Fachverbände Bildungsausschüsse der zuständigen Stelle Auch die Kooperation der Ausbilder in den Betrieben mit Lehrern an den Berufsschulen ist eine wichtige Verbindung, um das Qualifikationsprofil des Gärtnerberufes in der betrieblichen Ausbildung besser umsetzen zu können. Hier sollte es zu Erfahrungsaustauschen über die neuen Ausbildungsmethoden kommen. In der Berufsschule wird selbstständiges Lernen vermittelt und an Projekten bzw. in Lernfeldern gearbeitet. Es haben sich auch die Erwartungen an das Verhalten des Ausbilders im Betrieb in den letzten Jahren verschoben: Auszubildende sollen heute selbstständig praktische Erfahrungen machen und diese nachher erklären und werten können der Ausbilder orientiert sich am Lernfortschritt des Auszubildenden und stellt diesem reale Arbeitsaufgaben die Arbeiten des Auszubildenden werden intensiv besprochen und beurteilt der Auszubildende plant und führt selbstständig die Lösung einer Aufgabe herbei, dabei entdeckt und korrigiert er seine Fehler selbst der Ausbilder beobachtet diese Lernprozesse, steht für Auskünfte zur Verfügung und wartet ab, ob und wann er eingreifen muss Die Kooperation zwischen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb sollte zukünftig stärker auf der Basis von Geben und Nehmen funktionieren und mehr sein als nur „die Feuerwehr“ in letzter Minute, wie bspw. bei disziplinarischen Angelegenheiten. Hilfreich ist es auch, als Ausbilder immer auf dem neuesten Stand zu sein und Entwicklungen und Trends, Projekte und Regelwerke der Branche mit zu bekommen. Den Betrieben des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus wird durch das Ausbildungsförderwerk AuGaLa dazu einmal im Quartal die „Ausbilder-Info“ angeboten. Diese kann über den Landesverband Sachsen (Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Sachsen e. V.) bestellt oder im Internet unter http://www.augala.de/ausbilderinfo.aspx eingesehen werden. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 125 Kapitel V: Qualifizierung und Weiterbildungsangebote für Ausbilder BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 126 Quellenverzeichnis Quellenverzeichnis Bleumortier, Sabine (2013): Vom Berufsbild zur Versetzungsplanung. In: Cramer/ Dietl/ Schmidt/ Wittwer (Hrsg.): Ausbilder Handbuch. Das Standardwerk zur betrieblichen Ausbildung, Band 2, Kapitel 5.3.3. 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Das Standardwerk zur betrieblichen Ausbildung, Band 1, Kap. 4.1.3. Köln. Deutscher Bauernverband (DBV) Gesamtverband der deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände (GLFA) (Hrsg.): Betriebspraktikum für Schüler allgemeinbildender Schulen. Informationsblatt für Betriebe, 2012, S. 15. Abrufbar im Internet: http://www.mil.brandenburg.de/media_fast/4055/546899.pdf. Stand: 17.6.2013. Dietl, Stefan F. (2013): Ausbildungsbegleitung – Wie sichere ich Unterstützung und Begleitung für die Auszubildenden? In: Cramer/ Dietl/ Schmidt/ Wittwer (Hrsg.): Ausbilder Handbuch. Das Standardwerk zur betrieblichen Ausbildung, Band 1, Kapitel 1.8.11. Köln. Dietl, Stefan F. (2013 a): Der Abschluss der Ausbildung: Wie sie den Übergang vom Auszubildenden zum Mitarbeiter gestalten. In: Cramer/ Dietl/ Schmidt/ Wittwer (Hrsg.): Ausbilder Handbuch. Das Standardwerk zur betrieblichen Ausbildung, Band 1, Kapitel 5.3.8. Köln. Dietl, Stefan F. 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Abrufbar im Internet: http://www.bibb.de/dokumente/pdf/wd_109_ideal_und_realitaet_betrieblicher_ausbildungsqualita et.pdf. Stand: 27.6.2013. Ehlers, Ingrid Ute/ Schäfer, Regina (2013): Auszubildende durch eigenes Verhalten motivieren. In: Cramer/ Dietl/ Schmidt/ Wittwer (Hrsg.): Ausbilder Handbuch. Das Standardwerk zur betrieblichen Ausbildung, Band 1, Kapitel 5.1.11. Köln. Ehlers, Ingrid Ute/ Schäfer, Regina (2013 a): Auszubildende in der Probezeit integrieren und an das Unternehmen binden. In: Cramer/ Dietl/ Schmidt/ Wittwer (Hrsg.): Ausbilder Handbuch. Das Standardwerk zur betrieblichen Ausbildung, Band 1, Kapitel 5.1.10. Köln. Ehlers, Ingrid Ute/ Schäfer, Regina (2013 b): Balance von persönlicher Nähe und professioneller Distanz als Mittel zum Ausbildungserfolg nutzen. In: Cramer/ Dietl/ Schmidt/ Wittwer (Hrsg.): Ausbilder Handbuch. Das Standardwerk zur betrieblichen Ausbildung, Band 1, Kapitel 5.1.21. Köln. Ehlers, Ingrid Ute/ Schäfer, Regina (2013 c): Reviere im Beruf – wie Auszubildende kernen, sie zu erkennen und zu beachten. In: Cramer/ Dietl/ Schmidt/ Wittwer (Hrsg.): Ausbilder Handbuch. Das Standardwerk zur betrieblichen Ausbildung, Band 1, Kapitel 5.1.22. Köln. Fetz, Daniela (2004): Motiviert durch die Lehre. Mit sensibilisiertem Ausbildungsplan. Dornbirn. Abrufbar im Internet: http://www.akademie-ausbilder.eu/fileadmin/user_files/vorarlberg/dermodus/projektarbeit/projektarbeiten-beispiele/fetz.pdf. Stand: 17.7.2013. Dr. Freytag, H.P./ Dr. Grasmeher, F. (2011): Ausbildung erfolgreich abschließen. In: Der Ausbilder im Betrieb. Kapitel D I.1, Kassel. Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld (Hrsg.): Beurteilung nach dem ersten Ausbildungsmonat. In: Inhalt des Beurteilungsheftes. Hannover, S. 3f. Abrufbar im Internet: http://www.handwerkowl.de/Handwerkskammer_Bielefeld/cms_de.nsf/($UNID)/D5B6766D714ADFB2C1257A1E004113F9 ?OpenDocument. Stand: 3.7.2013. Hofmann, Mathias (2013): Umgang mit jungen Konsumenten von Drogen und Alkohol im Ausbilderalltag. In: Cramer/ Dietl/ Schmidt/ Wittwer (Hrsg.): Ausbilder Handbuch. Das Standardwerk zur betrieblichen Ausbildung, Band 4, Kapitel 7.2.2. Köln. Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen (Hrsg.)(2012):Erfolgreich ausbilden. Ratgeber für Ausbildungsbetriebe. Münster, S. 30. Abrufbar im Internet: http://www.ihknordwestfalen.de/fileadmin/medien/02_Wirtschaft/22_Aus_und_Weiterbildung/00_Ausbildungsbetriebe/Ausbildungsberatung/Ratgeber.pdf. Stand: 2.7.2013. Kirchhof, Steffen (2013): Lerncoaching: Lernprozesse und Entwicklungswege begleiten. In: Cramer/ Dietl/ Schmidt/ Wittwer (Hrsg.): Ausbilder Handbuch. Das Standardwerk zur betrieblichen Ausbildung, Band 1, Kapitel 4.2.6. Köln. Kluge, Michael (2013): Das Konzept der Symbiose in der Berufsausbildung – Wege aus der „Rockzipfel-Beziehung“. In: Cramer/ Dietl/ Schmidt/ Wittwer (Hrsg.): Ausbilder Handbuch. 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(Hrsg.)(2010): Papier zur Tagung „Ausbildungsmarketing – roter Teppich für Azubis?“ im Haus der Wirtschaft in Stuttgart am 12.11.2010. Abrufbar im Internet: http://www.schwarzwald-baarheuberg.ihk.de/fileadmin/IHK_root/Berufliche_Ausbildung/2009/Formulare/Aktuelles/Tipps_Ausbildung smarketing.pdf. Stand: 17.6.2013. Prof. Dr. Wittwer, Wolfgang (2013): Der Auszubildende als Jugendlicher. In: Cramer/ Dietl/ Schmidt/ Wittwer (Hrsg.): Ausbilder Handbuch. Das Standardwerk zur betrieblichen Ausbildung, Band 4, Kapitel 7.6.3. Köln. Internet: http://www.bildungsmarkt-sachsen.de/ausbildung/in_ausbildung/probleme_ausbildung.php. Stand: 25.7.2013. http://www.gesetze-im-internet.de/bbig_2005/__16.html. Stand: 18.7.2013. http://www.lds.sachsen.de/ausbildung/index.asp?ID=5310&art_param=406. Stand: 3.7.2013. BBW e.V. – Handreichung für den Ausbildungsbetrieb im Gartenbau 130