aktuell Nr. 32 vom 17.08.2015 ( PDF , 3,6 MB)

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aktuell Nr. 32 vom 17.08.2015 ( PDF , 3,6 MB)
D 8512
51. Jahrgang
Nr. 32
Montag, 17. August 2015
NACHRICHTEN
MINISTERIUM
Hilfe für Flüchtlinge
Soldaten haben Dutzende Zelte
aufgebaut – und die Verteidigungsministerin Flüchtlinge in
einer Kaserne besucht. Seite 3
STREITKRÄFTE
Nahkämpfer
Auf dem
Wasserweg
Ein Hauptfeldwebel ist der erste
Bundeswehrsoldat mit dem französischen Nahkampfabzeichen
„C4 Instructeur“.
Seite 11
Das nasse Element als Kamerad:
Soldaten beim „Waterborne Infiltration Course“.
Eine aktuell-Reportage. Seiten 6 und 7
PERSONAL
Trident Juncture
Generalleutnant Richard
Roßmanith erläutert das größte
NATO-Manöver des Jahres:
„Trident Juncture 2015“. Seite 8
VIDEO DER WOCHE:
Foto: Bienert/RedBw
Startklar für das große
NATO-Manöver: Das Video zur
Übung „Trident Juncture“ gibt
Einblick in die logistische Vorbereitung des Großmanövers. Auf
der Air Base im spanischen Saragossa entsteht ein riesiges Feldlager. Mehr als 1500 Soldaten
sollen dort während der Übung
im Herbst untergebracht werden.
In wenigen Wochen muss das
Feldlager errichtet und betriebsbereit sein. Am Aufbau sind unter
anderem Soldaten des Unterstützungsverbandes Multinationales
Kommando Operative Führung
aus Ulm beteiligt.
(eb)
Der Beitrag „Trident
Juncture – Aufbau der
Zelte“ unter www.youtube.com/bundeswehr.
[email protected]
2
aktuell
INTERN
17. August 2015
Foto: Gura/Bundeswehr
BILD DER WOCHE
Fröhlicher Seefahrer: Bundespräsident Joachim Gauck ist vergangene Woche an Bord der „Gorch Fock“ in See gestochen. Der Wind stand günstig, die Segel wurden
voll gesetzt. Die Reise begann in Rostock und endete im Heimathafen des Segelschulschiffes der Deutschen Marine in Kiel.
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ZITAT
EDITORIAL
„Es liegt in unserer Macht, Boko Haram
endgültig zu schlagen“.
„Trident Juncture 2015“ ist
nicht irgendeine Übung. Dieses
NATO-Manöver mit rund
36 000 Soldaten aus mehr als 30
Nationen, das Anfang Oktober
in Spanien, Portugal und Italien
stattfinden soll, ist für heutige Verhältnisse allein schon
wegen seiner Dimension etwas
­
Besonderes.
Deshalb wendet sich aktuell
dieser bedeutenden Großübung der Allianz zu, bei der
die Bundeswehr mit mehr als
3000 Soldaten vertreten ist. Die
umfangreichen Vorbereitungen
für dieses Manöver sind im vollen
Gange. Wir haben den Befehlshaber des für Deutschland bei
„Trident Juncture 2015“ zuständigen Multinationalen Kommandos Operative Führung in
Ulm für ein Interview gewinnen
können, Generalleutnant Richard
Roßmanith (Seite 8).
Zwar kommt „Trident Juncture
2015“ von seinem Umfang durchaus den großen Manövern in den
Zeiten des Ost-West-Konflikts
nahe, doch wir sollten uns vor
allzu einfachen Vergleichen
hüten. Es griffe viel zu kurz, diese
wichtige Übung nur als sicherheitspolitische Antwort auf die
krisenhaften Entwicklungen im
Osten zu verstehen. Diese Lesart
entspräche nicht den Tatsachen.
Idriss Deby, Präsident des Tschad, über den Kampf gegen die
islamistische Terrormiliz Boko Haram, die seinen Angaben zufolge
deutlich geschwächt ist und nur noch aus Splittergruppen besteht.
KALENDERBLATT
Vor 50 Jahren: Am 19. und 20. August 1965 endet der erste
Auschwitz-Prozess gegen 20 Beschuldigte in Frankfurt am Main.
Die Anklage lautet auf gemeinschaftlichen Mord an 2279 Menschen
im Konzentrationslager Auschwitz bis 1945. Insgesamt werden 358
Zeugen vernommen. Das Gericht verhängt sechs lebenslange sowie
elf Haftstrafen bis zu vierzehn Jahren. Drei Angeklagte werden aus
Mangel an Beweisen freigesprochen.
Vor 55 Jahren: Am 20. August 1960 proklamiert die ehemalige
französische Kolonie Senegal ihre Unabhängigkeit. Das Land wird
zu einem der wenigen demokratischen Staaten auf dem afrikanischen
Kontinent. Dennoch zählt Senegal bis heute zur Gruppe der „Least
Developed Countries“. Diese am wenigsten entwickelten Länder der
Welt werden oft auch als „Vierte Welt“ bezeichnet.
Vor 65 Jahren: Am 22. August 1950 wird die Bundesanstalt
Technisches Hilfswerk (THW) gegründet. Schon zwei Jahre später
kann die Zivil- und Katastrophenschutzorganisation über 300 Ortsverbände aufweisen. Inzwischen gibt es mehr als 660 Ortsverbände
und rund 80 000 ehrenamtliche Helfer.
Vor 105 Jahren: 1905 wird Korea japanisches Protektorat und im
August 1910 vollständig als Kolonie mit dem Namen Chōsen in das
Japanische Kaiserreich durch Annexion eingegliedert. Die Kolonialherrschaft über die Koreanische Halbinsel endet offiziell mit der
Kapitulation Japans am 15. August 1945 (Seite 9).
Denn die Planungen für „Trident
Juncture 2015“ begannen schon
vor der Krim-Krise.
Mit diesem Großmanöver setzt
die NATO vor der Weltöffentlichkeit vielmehr ein unmissverständliches Signal der Handlungsfähigkeit. Diese Botschaft
geht allerdings nicht nur nach
Osten, sondern in alle Himmelsrichtungen. Also auch nach
Süden, aufs Mittelmeer, nach
Afrika und in den Nahen Osten.
Das Bündnis – und damit auch
sein wichtiger Partner Bundeswehr – ist auf 360 Grad orientiert.
Dieses Signal der Stärke ist
zugleich ein Signal der Sicherheit.
Jeder potenzielle Aggressor wird
erkennen müssen, es lohnt nicht,
sich mit dem stärksten Militärbündnis der Welt anzulegen.
Jörg Fleischer
Ressortleiter Streitkräfte
17. August 2015
MINISTERIUM / HINTERGRUND
aktuell
3
Bundeswehr
stellt fast 8000 Plätze
Unter anderem in Doberlug-Kirchhain in Brandenburg
hatten Soldaten des Spezialpionierbataillons 164 aus Husum
am 6. August mit dem Aufbau
von Zelten begonnen. Innerhalb von sechs Tagen wurden
zunächst 95 Tonnen Material
von Schleswig-Holstein nach
Brandenburg transportiert,
anschließend 63 Zelte und 500
Feldbetten aufgebaut. Zeitansatz
pro 40-Quadratmeter-Zelt mit
festem Boden: Nur 90 Minuten.
„Wir haben sechs Tage durchgearbeitet“, sagt Feldwebel
lang beherbergt. Laut Betreuern
des Landratsamtes klappt die
Aufnahme sehr gut. „Bayernweit ist diese Flüchtlingsunterkunft vorbildhaft, die räumliche
Situation ist hervorragend organisiert“, sagt Roland Hölzle, der
beim Landratsamt Oberallgäu für
Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Brand- und Katastrophenschutz zuständig ist.
Schlicht: Ein Schlafraum in der Kaserne in Sonthofen.
Bundeswehr hilft
in ganz Deutschland
Die Asylsuchenden erhalten in
einer Kantine im abgetrennten
Kasernenteil ihr Essen, können
die Sportanlage der Soldaten nutzen. „Zwischenmenschlich funktioniert das nachbarschaftliche
Verhältnis bis zum heutigen Tag
sehr gut“, sagt Hölzle.
Die Bundeswehr unterstützt
die zuständigen Behörden auf der
Basis von Amtshilfeersuchen in
ganz Deutschland. Sie stellt nicht
nur Unterkünfte bereit sondern
auch Personal für Impfungen
und ärztliche Untersuchungen.
Inzwischen bietet die Bundeswehr rund 8000 Menschen eine
vorübergehende Bleibe. Von der
Leyen: „Wir helfen den Flüchtlingen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.“ (eb)
Foto: Becker/Bundeswehr
Zeltstadt in sechs
Tagen aufgebaut
Nowaczyk-Lucht vom Spezialpionierbataillon.
In der Grünten-Kaserne in
Sonthofen ist derzeit eine Erstaufnahmestelle eingerichtet.
Seit Herbst 2014 wohnen dort
etwa 250 Menschen, die nach
ein bis spätestens drei Wochen
auf andere Städte in Deutschland verteilt werden.
Die Asylsuchenden sind
getrieben von der Sorge um ihr
Leben. In der Heimat drohen
ihnen Folter, Gefängnis und Tod.
Das hört die Ministerin wiederholt im persönlichen Gespräch
mit Afghanen, Syrern und Somaliern. „Ich wurde gefoltert und
hatte Angst, dass ich getötet
werde“, sagt der 45-jährige Ali
Mahmoud. Zum Beweis will er
der Ministerin seine Wunden
zeigen. Die dreiköpfige Familie Oluwashuyi mit Vater Joshua (24), Autolackierer, seiner
Frau Fola (21) und Viktor (1) ist
aus Nigeria geflohen.
In Sonthofen wurde eine
Teilfläche der Grünten-Kaserne,
in der unter anderem die Schule
ABC-Abwehr und Gesetzliche Schutzaufgaben und eine
Sportfördergruppe der Bundeswehr untergebracht sind, abgetrennt. Rund 3000 Personen hat
die Erstunterkunft im Allgäu bis-
Im Gespräch: Ministerin von der Leyen mit Flüchtlingen.
Foto: Schroeder/Bundeswehr
Doberlug-Kirchhain/Sonthofen. Die Bundeswehr leistet Hilfe
für Flüchtlinge. Innerhalb weniger Tage haben Soldaten unter
anderem in Hamburg und Brandenburg Zeltstädte aufgebaut,
in denen Hunderte Menschen
unterkommen können. Auch in
verschiedenen Kasernen finden
Flüchtlinge ein Obdach – zum
Beispiel in Sonthofen. Dort hat
sich Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen in der vergangenen Woche vor Ort über die
Situation der Flüchtlinge informiert.
Foto: Koch/Bundeswehr
Zeltunterkünfte für Hunderte Flüchtlinge aufgebaut –
Ministerin besucht Unterkunft in Kaserne in Sonthofen.
Zeltstadt: Unterkunft in Doberlug-Kirchhain mit 500 Betten.
Thesen zur vernetzten Sicherheit
Niederlande bitten
um Hilfe in Mali
Berlin. Das neue Weißbuch zur
deutschen Sicherheitspolitik soll
2016 erscheinen. Um Schwerpunkte für das Grundsatzdokument zu definieren, bindet das
Verteidigungsministerium im
Vorfeld zahlreiche Experten mit
ein.
Karl-Heinz Kamp, Direktor für
Weiterentwicklung an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, hat Thesen zum Thema
vernetzte Sicherheit formuliert:
• „Vernetzte Sicherheit“ – also
die enge Abstimmung ziviler
und militärischer Maßnahmen
in Kriseneinsätzen – ist leichter gesagt als getan: jeder ist
für Koordination aber keiner
möchte koordiniert werden.
• Im gemeinsamen Krisenmanagement außerhalb der Landesgrenzen treffen häufig zwei
Welten aufeinander: hier das
relativ homogene Militär mit
erprobten und bündnisweiten
Verfahren und dort das breite
Spektrum ziviler Akteure und
Nicht-Regierungsorganisationen. Das erfordert Anpassung
auf beiden Seiten.
• „Vernetzung“ ist kein Allheilmittel für Kriseninterventionen sondern lediglich eine
Methode, um den komplexen
„Comprehensive Approach“
genannt – deckt nur einen
Teil deutscher Sicherheitspolitik ab. In einer Welt, in der
Russland sich von der Idee der
Partnerschaft dauerhaft verabschiedet hat, rücken Landesund Bündnisverteidigung wieder in den Vordergrund.
Herausforderungen heutiger
Konflikte gerecht zu werden.
Sie ist vor allem kein Vorwand, sich vor allem auf zivile
Maßnahmen zu konzentrieren
und die gefahrvolleren Militäreinsätze den Bündnispartnern
im Einsatz zu überlassen.
• Vernetztes Handeln – meist
Hintergrund: Nicht nur
Deutschland hat sich in seinem
außen- und sicherheitspolitischen Handeln dem sogenannten „Vernetzten Ansatz“ verpflichtet. Auch die Institutionen
NATO und EU streben eine enge
Verzahnung und Koordination
militärischer und nicht-militä-
rischer Mittel in Kriseneinsätzen an. Das Thema „Vernetzte
Sicherheit“ – und vor allem die
Voraussetzungen, um das Prinzip erfolgreich und nachhaltig
umzusetzen – wird eines der zentralen Themen im neuen Weißbuch sein.
Karl-Heinz Kamp ist seit 2013
Direktor für Weiterentwicklung
an der Bundesakademie für
Sicherheitspolitik in Berlin. Er
war unter anderem Berater in
der „NATO Group of Experts
on the new Strategic Concept“
und sechs Jahre lang als Research
Director am NATO Defense College in Rom tätig. Mehr als 300
Publikationen zu sicherheitspolitischen Themen sind von ihm in
internationalen Medien erschienen.
(eb)
Mehr Informationen zum Weißbuch 2016 gibt es im Internet auf
www.weissbuch.de.
Foto: Klein/Bundeswehr
Wissenschaftler benennt Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Prinzips.
Berlin. Die Niederlande haben
Deutschland um militärische
Unterstützung in Afrika gebeten. Der Verteidigungsausschuss
werde sich im September damit
befassen, ob die Bundeswehr
die Niederländer im unruhigen
Norden des Landes bei der Mission MINUSMA unterstützen
sollte, berichtet die Rheinische
Post. Hintergrund ist, dass sich
die Sicherheitslage verschlechtert hat. Derzeit sind neun Bundeswehrsoldaten an der Mission
beteiligt. Für die Ausbildungsmission „European Training
Mission Mali“ (Foto) befinden
sich zusätzlich 207 deutsche
Soldaten im Süden des afrikanischen Landes.
(vmd)
4
aktuell
POLITIK / HINTERGRUND
Foto: CNES 2015/Airbus DS/38 North
Nordkorea baut
Atomprogramm aus
17. August 2015
Blutzoll
Machtwechsel bei den Taliban – die
afghanische Zivilbevölkerung zahlt den Preis.
von Simon Klingert
in einem Zusammenbruch der
Führungs- und Kommandostrukturen. „Seine größte Sorge ist
vermutlich das Entstehen einer
neuen Generation an Feldkommandeuren, die ihm nicht mehr
hörig sind“, sagt Smith. Eine
Spaltung der Taliban-Bewegung
ist nach Ansicht von Beobachtern
bislang nicht abzusehen. Wahrscheinlich sei aber die Entstehung
von Taliban-Splittergruppen, die
sich anderen, radikaleren Terrorgruppen anschließen, die mit ihren
Anschlägen gezielt die Zivilbevölkerung ins Visier nehmen.
Foto: dpa/pa
Foto: dpa/pa
Foto: dpa/pa
Kabul. 52 Tote, 316 Verletzte
in nur 24 Stunden – mit einer
Pjöngjang. Nordkorea baut nach Serie von blutigen Anschlägen
Einschätzung von US-Waffen- haben die Taliban das Ringen
experten seine Kapazitäten zur um die Führung ihrer Bewegung
Herstellung von Uran aus. Auf in die afghanische Hauptstadt
Satellitenaufnahmen (Foto) sei zu Kabul getragen. Die Anschläge
Trümmerfeld: Polizisten sichern den Ort eines Anschlags in Kabul.
sehen, dass Pjöngjang eine große am 7. August erfolgten nur eine
Produktionsstätte renoviere, hieß Woche nachdem Mullah Akhtar
es in einem am vergangenen Mohammed Mansur offiziell
Mittwoch vom Monterey-Institut die Nachfolge des verstorbenen
für Internationale Studien veröf- Taliban-Führers Mullah Omar
fentlichten Bericht. In der Fabrik übernommen hatte.
werde Uranerz zu UrankonzentDie Attacken in Kabul seien
rat verarbeitet. Dieser Prozess ist eine Folge des Führungswechsels
eine Vorstufe zur Urananreiche- an der Spitze der Bewegung, sagte
Dschihadist mit
rung. Dem Bericht zufolge sei es Taliban-Sprecher ­Zabihullah
Führungserfahrung
möglich, dass Nordkorea mit dem Mujahid der Agentur Reuters.
Material sein atomares Waffen- „Einige der Angriffe waren
Die Bestätigung von Mullah
arsenal ausbauen wolle.
(eb) bereits geplant, aber das Ziel zu Omars Ableben durch die „Quettadiesem Zeitpunkt waren diejeni- Schura“, dem Taliban-Führungsgen, die sagten, die Taliban seien rat, Ende Juli beinhaltete eine
Ukraine: Bruch
in verschiedene Lager zerbro- Überraschung: Der lange Zeit im
chen. Das Islamische Emirat von Schatten agierende Taliban-Chef Zivilisten im Fadenkreuz: Ein Opfer wird medizinisch versorgt.
der Waffenruhe
Afghanistan ist intakt und fähig, soll bereits 2013 in einem KranZiele an gut gesicherten Orten kenhaus in der pakistanischen aufstockung des US-Militärs in schen Regierung nach Murree,
anzugreifen.“
Metropole Karachi verstorben Afghanistan – gesichert und seit- einem Urlaubsort nahe IslamaExperten zufolge muss der neue sein. Seither hatte Mansur als her mehrere Frühjahrsoffensiven bad, entsandt. Die zweite Runde
Taliban-Chef militärische Stärke ehemaliger Stellvertreter Omars durchgeführt“, sagt Ruttig. Mit der Murree-Gespräche, die Dipund Entschlossenheit demonst- de facto die Führung der Taliban der Etablierung des Taliban- lomaten als Erfolg bewertet hatrieren, um seine Macht über die übernommen. Beobachtern Büros in Katar und dem Anstoß ten, sagte Mansur ab. Daraufhin
verschiedenen ­Gruppierungen zufolge fehlen ihm allerdings die von inoffiziellen diplomatischen erklärte Tayeb Agha, der Chef
und Strömungen innerhalb der religiöse Autorität und die eini- Initiativen habe Mansur zudem des Taliban-Büros in Katar, seiKiev. In der Ostukraine ist es Bewegung zu konsolidieren. gende Kraft, die Mullah Omar die Grundlagen für zukünftige nen Rücktritt.
nach Angaben der Regierung in Denn in den Führungszirkeln als Führungssymbol bis über sei- Gespräche gelegt.
Für die afghanische BevölkeKiew in der vergangenen Woche der radikalen Islamisten ist die nen Tod hinaus ausgestrahlt hat.
rung bedeutet die Fortsetzung
zum heftigsten Beschuss durch Nominierung Mansurs umstritAfghanistan-Experte Thomas
Keine weiteren
des Kampfes weiteres Leid. Die
prorussische Rebellen seit dem ten. Der Afghanistan-Experte Ruttig vom Think Tank AfghaUnterstützungsmission der VerFriedensgespräche
Minsker Waffenstillstands-­ Graeme Smith vom Brüsseler nistan Analysts Network hält
einten Nationen in Afghanistan
Abkommen gekommen. Schwer- Think Tank International Crisis Mansur dennoch für einen fähiBis auf Weiteres hat für Mansur (UNAMA) zählte in der ersten
punkt des Bombardements sei das Group sieht die größte Gefahr gen Anführer – zumindest aus allerdings der Dschihad Priorität. Jahreshälfte 2015 insgesamt 1592
Gebiet um den zerstörten Flugha- für Mansur allerdings nicht in Sicht der Taliban. „Er hat das Noch Anfang Juli hatte er auf Tote und 3329 Verwundete unter
fen von Donezk (Foto) gewesen, Rivalen, die ebenfalls einen Füh- Überleben der Bewegung wäh- Druck Pakistans hin Vertreter der Zivilbevölkerung – so viele
sagte der Chef des ukrainischen rungsanspruch erheben, sondern rend des „Surge“ – der Truppen- zu Gesprächen mit der afghani- wie noch nie.
Sicherheits- und Verteidigungsrates, Alexander Turtschinow.
Die Organisation für Sicherheit
und Zusammenarbeit in Europa
(OSZE) gab bekannt, dass sie den
Einsatz schwerer Waffen in den
Kurden und Iraker streiten um Ölgeld – zu Lasten des gemeinsamen Kampfs gegen den IS.
vergangenen Tagen von beiden
Seiten beobachtet habe.
(eb) Bagdad. Im Kampf gegen die
zent des irakischen StaatshausTerrormiliz „Islamischer Staat“
haltes erhalten. Kurdischen
(IS) ist die irakische Regierung
Angaben zufolge seien aus techChina baut
auf die militärische Unterstütnischen Gründen zunächst nur
zung
der
Kurden
angewiesen
–
etwa 40 Prozent des vereinbarten
Militärpräsenz aus
nun droht ein Streit um Ölgelder,
Volumens geliefert worden. Seit
Peking. China plant den Bau die angespannten Beziehungen
April habe die Liefermenge aber
von schwimmenden Inseln, die zwischen beiden Parteien weidem Soll entsprochen. Allerdings
als militärische Stützpunkte auf ter zu belasten.
habe Bagdad daraufhin nicht wie
hoher See eingesetzt werden solDer Grund für den Konflikt ist
vereinbart gezahlt.
len. Die Nachbarstaaten Chinas die Entscheidung der Regierung Ölraffinerie nahe Erbil: Die Pipeline nach Bagdad bleibt zu.
Der Streit hat konkrete Aussehen darin den Versuch Pekings, der Autonomen Region Kurdiwirkungen auf die Sicherheitsseinen Einfluss in der Region stan im Irak, die Lieferung von heitskräfte zu bezahlen, die seit an andere Abnehmer in der lage. So wurde die Errichtung
ausweiten zu wollen. Bereits Erdöl an die Zentralregierung in Monaten im Norden des Landes ­Türkei.
eines gemeinsamen Operationsbei einem Treffen der ASEAN- Bagdad einzustellen. In einem die Stellung gegen den IS halten,
Zu Beginn des Jahres hatten die zentrums zur Koordination zwiStaaten Anfang August forderten Statement warf das kurdische sei die kurdische Regierung in Regierungen in Erbil und Bagdad schen kurdischen und irakischen
die Teilnehmer von China, die Ministerium für Bodenschätze Erbil gezwungen, das Öl auf ein Abkommen geschlossen, mit Sicherheitskräften verschoben –
Aufschüttung von künstlichen der Zentralregierung vor, mit dem freien Markt anzubieten. dem sich die kurdische Regierung dabei hätte die Einrichtung eine
Inseln im südchinesischen Meer den Zahlungen für die Lieferun- Seit vergangenem Juli fließen verpflichtete, pro Tag 550 000 zentrale Rolle bei der Befreiung
sowie deren Ausbau zu militäri- gen im Rückstand zu sein. Vor nun pro Tag etwa 600 000 Barrel Barrel Öl nach Bagdad zu leiten – der Stadt Mosul aus den Händen
schen Basen einzustellen. (kli) allem um die Gehälter der Sicher- Erdöl aus kurdischer Produktion im Gegenzug sollte sie 17 Pro- des IS spielen sollen.
(kli)
Foto: dpa/pa
Kein Öl für Bagdad
14.11.2013 - 31.12.2015
16.10.2013 - unbefristet
21.05.2015 - 31.12.2016
er
ia
ib
ra
er e
Si on
Le L
Guinea
Senegal
28.02.2013 - 30.06.2016
28.02.2013 - 30.05.2016
Ausbildung der malischen Sicherheitskräfte im
Rahmen der Pionier­, Logistik­ und Sanitätsaus­
bildung
European Training Mission in Mali
207
§
EUTM MLI, Mali
Unterstützung beim Transport von Personen und
Material, Wahrnehmung von Führungs­, Verbin­
dungs­, Beratungs­ und Unterstützungsaufgaben
United Nations Multidimensional
Integrated Stabilization
9
§
MINUSMA, Mali
Schutz der Bevölkerung, Unterstützung von huma­
nitären Hilfeleistungen sowie bei der Reform von
Justiz­ und Sicherheitsinstitutionen, Maßnahmen
zur Förderung und dem Schutz der Menschen­
rechte
Elfenbeinküste
Burkina
Faso
Mali
ko
ok
ar
M
Algerien
Frankreich
Spanien
Mauretanien
W
e
sts
a
United Nations Mission Liberia
3
§
UNMIL, Liberia
ha
ra
Unterstützung von vertrauensbildenden Maßnahmen,
Überwachung der Minen­ und Munitionsräumung
United Nations Mission for the
Referendum in Western Sahara
4
§
MINURSO, Westsahara
Entdeckung und Abschreckung von terroristi­
schen Aktivitäten durch Seeraumüberwachung
Operation Active Endeavour
224
§
OAE, Mittelmeer
Sammeln von Informationen über kriminelle Netzwerke der
Schleuser, Seenotrettung als Pflicht eines jeden Seefahrers
Ghana
European Naval Force Mediterranean
Tunesien
Gabun
12.06.1999 - 11.06.2016
Tschad
Libyen
che
Botswana
o
k
S
08.07.2011 - 31.12.2015
Schutz der Zivilbevölkerung, Beobachtung der
Menschenrechtssituation, Sicherung des Zugangs
von humanitärer Unterstützung, Umsetzung des
Waffenstillstandsabkommens
an
01.01.2015 - 31.12.2015
29.01.2015 - 31.01.2016
20.09.2006 - 30.06.2016
19.12.2008 - 31.05.2016
03.04.2014 - 31.03.2016
Unterstützung des Dafur­Friedensabkommens vom
05.Mai 2006 sowie der aktuellen Friedensverhand­
lungen
United Nations / African Union Mission
in Dafur
15.11.2007 - 31.12.2015
UNAMID, Sudan
Unterstützung beim Aufbau der somalischen
Regierung sowie beim Aufbau einer funktions­
fähigen Sicherheitsstruktur, Ausbildung von
somalischen Soldaten
European Union Training Mission for
Somalia
11
EUTM SOM, Somalia
Abschreckung und Bekämpfung der Piraterie,
Schutz der Schiffe des Welternährungsprogramms
sowie weiterer gefährdete Schiffe
European Naval Force Somalia –
Operation Atalanta
50
Atalanta, Horn von Afrika
Seeraumüberwachung im Operationsgebiet und
Ausbildungsunterstützung der libanesischen
Marine
United Nations Interim Force in Lebanon
115
UNIFIL, Libanon
Ausbildung, Unterstützung bei administrativen
Aufgaben, bei der Durchführung des Einsatzes,
sowie der örtlichen Zusammenarbeit
Ausbildungsunterstützung der
Sicherheitskräfte der Regierung
der Region Kurdistan-Irak und der
irakischen
Streitkräfte
Indien
85
Ausbildungsunterstützung Irak, Irak
Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte
bei der Herstellung und Wahrung der inneren
Sicherheit, Ausbildungsunterstützung
Resolute Support
804
RS, Afghanistan
Unterstützung der afghanischen Regierung beim Auf­
und Ausbau rechtsstaatlicher Strukturen, Förderung
der nationalen Versöhnung
Pakistan
8
Unbewaffnet, seit 03/2002
United Nations Assistance
Mission in Afghanistan
3
UNAMA, Afghanistan
Afghanistan
an
enist
United Nations Mission in South Soudan
17
Iran
en
Jem
ia
al
om
Saudi
Arabien
Irak
Turkm
Us
be
kis
t
Schutz der Bevölkerung und des Staatsgebietes im
Rahmen der integrierten NATO­Luftverteidigung
UNAMISS, Südsudan
M
m
sa
bi
Kenia
14.12.2012 - 31.01.2016
Active Fence Turkey
260
AF TUR, Türkei
Äthiopien
a
tre
Eri
Tansania
U
Simbabwe
Sambia
Südafrika
Namibia
Angola
Demokratische
Republik Kongo
a
nd
ga
Südsudan
Sudan
Ägypten
Syrien
Türkei
Aufbau und Erhaltung eines sicheren Umfelds,
einschließlich der öffentlichen Sicherheit und Ord­
nung, Absicherung der Rechtsstaatlichkeitsmission
der Europäischen Union (EULEX Kosovo)
Kosovo Force
679
KFOR, Kosovo
nis
un
lafrika
er ZentraRepublik
m
Ka
Nigeria
Niger
Ita
lie
n
pu
Re
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Deutschland
ng
Ko
bli
k
an
22.06.2015 - 22.06.2016
m
311
Die Bundeswehr beteiligt sich mit Stand
13. August 2015 an 16 Auslandseinsätzen.
Zeitraum des mandatierten Einsatzes
Truppenstärke
Europäische Union (EU)
Vereinte Nationen (UN)
NATO
Zeichenerklärung
China
EINSATZ / BUNDESWEHR
§
§
EUNAVFOR MED, Mittelmeer
§
§
-Übersicht: Einsätze der Bundeswehr
§
M
§
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§
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§
O
§
§
Die
§
§
ada
g
17. August 2015
aktuell
5
6
aktuell BUNDESWEHR
aktuell 7
Das andere Element
Waterborne Infiltration: Heeressoldaten lernen das Wasser schätzen.
von Norbert Stäblein
Havelberg/Grafenwöhr.
„Sie sind ,Task­Unit­Nemesis‘.
Erkunden Sie Auffangstellungen
und Heli­Landing­Site. Annä­
herung muss gedeckt erfolgen;
Kontakt mit Personen ist unbe­
dingt zu vermeiden. Zeitansatz:
Nicht länger als vier Stunden.
Besonderheit: Annäherung nur
von Wasser“. Die Abholung dann
auch.
Wasserübungsplatz Nitzow bei
Havelberg. Große Augen blicken
aus dunkel getarnten Gesichtern
zum Ausbilder, der Lage und
Auftrag ausgibt. Die Augen
gehören den Lehrgangsteilneh­
mern des „Waterborne Infiltra­
tion Course“ (WIC), ein Modul
der Ausbildung für spezialisierte
Kräfte des Heeres mit erweiter­
ter Grundbefähigung (EGB).
Hauptsächlich Fallschirmjäger,
die mit den Elementen Luft und
Erde bestens vertraut sind, lernen
eine weitere Facette der Opera­
tion kennen: Das Wasser ist jetzt
ihr Kamerad.
Die Soldaten stehen unter
Druck: Die Zeit läuft unerbitt­
lich, sie müssen planen, Boote
und Neopren­Anzüge klarma­
chen, das Gelände zeichnen. „Du
hast drei Minuten um eine Skizze
zu erstellen“, schnarrt Tango zu
seinem Kameraden. Schneidig.
Aber irgendwann könnte aus
der Übung Ernst werden. Dann
muss alles automatisch ablaufen.
Mannschaften, Feldwebel und
Offiziere sind im Umsetzungs­
modus.
Wahrhaftig kameradschaft­
lich ist der Umgang miteinander.
Dienstgrade sind zweitrangig, die
Leistung eines jeden einzelnen
zählt. Nur so ist der Auftrag zu
erfüllen. Tango, Chevy, Joker,
und Sven heißen nicht wirklich
so. Sie haben Spitznamen, um
sich schnell und eindeutig zu
verständigen. Leider nutzen die
Soldaten die Namen aber auch,
weil sie Anfeindungen befürch­
ten, würden sie ihre echten in der
Öffentlichkeit preisgeben.
Alle müssen
da durch
Bevor die angehenden EGBler
den Auftrag angehen, hat Hör­
saalleiter Hauptmann Marco G.
andere Aufgaben parat: Die Was­
serhindernisbahn. Im Hafen des
Wasserübungsplatzes dümpelt
ein Parcours. Den müssen die
Soldaten überwinden. Und sich
selbst. „Wasser war noch nie
meine Sache“, murmelt Joker.
Hilft aber nichts: Alle müssen
drüber, sonst geht’s nicht weiter.
Kraft, Ausdauer, Geschicklich­
keit und Überwindung brauchen
die Männer. Sie wollen da durch.
Das sieht man ihnen an. Über­
wacht von Sicherungstauchern
und Schlauchbooten geht jede
Gruppe ins Wasser. Sie tragen
Uniform. Schutzwesten machen
alles noch schwerer. Erstes
Objekt: Ein Gewicht von meh­
reren Kilogramm aus fünf
Metern Tiefe nach oben brin­
gen, zeigen und wieder versen­
ken. Jeder. „Kenne ich, haben
wir beim Jugendschwimmer auch
gemacht“ grinst einer der Solda­
ten. „Nur, dass es hier dunkel ist
und Strömung gibt“. Weiter zu elf
Metern Schlauchboot. Tauchen,
am Rumpf entlang hangeln und
auftauchen – rund 18 Sekunden
Ewigkeit. Manche brauchen zwei
Anläufe, aber sie machen das
Ding. Rauf aufs schmale Brett,
balancieren, wieder ins Wasser.
3,50 Meter Kletterwand, Hecht­
rolle ins Boot, ins Wasser abrol­
len. Wer damit fertig ist, trinkt
erst mal anständig.
Trinken für
die Muskeln
„So merkwürdig es klingt“,
sagt Hauptfeldwebel Mark S.,
„wer im Wasser ist, muss beson­
ders viel trinken. Die Muskeln
arbeiten ständig, verbrennen
unheimlich viel“, ist die einfa­
che Erklärung. Ansonsten bleibt
Mark mit seinen Männern im
Hintergrund – als Sani ist es bes­
ser, nicht eingreifen zu müssen.
Schlauchboote und Bootsfüh­
rer stellt die Luftlandepionier­
kompanie 270. 40­PS­Außen­
border sind zu hören. „Diese
Übungen sind für uns eine Gele­
genheit, Erfahrungen zu sam­
meln“, sagt Hauptfeldwebel
Enrico D. Zum Beispiel, wie
schnell ein Boot noch ist, wenn
Waterborne Infiltration Course
Die Soldaten mit „erweiterter Grundbefähigung“
(siehe Kasten rechts) nehmen während der Ausbil­
dung am Modul „Waterborne Infiltration Course“
(WIC) teil. Dort lernen die Soldaten, die Infiltra­
tion über Wasser. Dazu gehören das Schießen vom
Boot, Planungsverfahren für Patrouillen auf und im
Wasser sowie die Umsetzung wechselnden Umge­
bungen und taktischen Anforderungen.
Zu Beginn des WIC­Trainings müssen Lehr­
gangsteilnehmer einen Schwimmtest ablegen, der
unter anderem 200 Meter Kleiderschwimmen in
Uniform in maximal acht Minuten abfordert. Wei­
tere Voraussetzung ist der erfolgreiche Abschluss
des Lehrgangs Gefechtsdrillschießen am Ausbil­
dungszentrum Spezielle Operationen in Pfullen­
dorf. In diesem Lehrgang schießen die Soldaten
auf stationäre und bewegliche Ziele, von unter­
schiedlichen Plattformen, also auch von Booten,
und trainieren ständig unter wechselnden Belas­
tungen und Aufträgen.
Geschwindigkeit, Präzision und einstudierte Abläufe führen zum Erfolg: Der „Waterborne Infiltration Course“ führt Fallschirmjäger für Operationen aufs Wasser.
Gegen die Strömung: Beim Scout-Schwimmen müssen die Soldaten ständig beobachten und sichern.
Gemeinsam: Planung und Vergabe der Aufgaben.
sich acht Mann darin drängen,
„oder wie ein leichtes Maschi­
nengewehr auf dem Gummiwulst
befestigt werden soll“. Die Lehr­
gangsteilnehmer müssen solche
Probleme gemeinsam mit den
Pionieren lösen.
weichen die Soldaten aus. Die
Handgriffe sitzen genauso wie
die Schüsse. Klappscheiben fal­
len. Über Funk werden die Boote
angefordert, eine Lagemeldung
abgesetzt: „Feindkontakt, vier
Mann, keine Verwundeten!“
Erkennungszeichen vereinbart.
Alles im Gefecht!
Gemeinsam
gegen den Strom
„Wir machen etwas Besonde­
res“ sagt Einer, der gerade ausge­
bildet wird. Wer vom fahrenden
Boot ins Wasser gleitet, mit Tau­
cherbrille, Schnorchel und Flos­
sen, Gewehr und Gummiruck­
sack, um sich dann stundenlang
im Fluss zum Ziel zu bewegen,
weiß wovon er spricht. „Scout
Schwimmen“ heißt das. Die Aus­
bilder haben es selbst durchge­
macht und beobachten das Vor­
gehen genau.
Leise, Umgebung und Kame­
raden ständig im Blick, gleiten
die Soldaten gegen die Strö­
mung. Dann hat der Truppfüh­
rer eine Ausstiegsstelle erkun­
det und will an Land. Aber ein
Mann mit Hund wird als Kontakt
erkannt, und schon verschwinden
die Männer wieder. Gut gemacht.
Im
Gefecht
Neuer Ort, Lage wie zuvor,
aber scharfer Schuss: Swim
Site, Truppenübungsplatz Gra­
fenwöhr in Bayern. Der Tümpel
mit Seerosen und das Schilfufer
könnten idyllisch sein, stünde
nicht der Auftrag vor den Män­
nern. Nach erstem Erkunden
und Schießen vom Schlauch­
boot wird es heikel. Die Gruppe
nähert sich der Erkundungszone
mit dem Boot; der Aufklärungs­
trupp sitzt ab. Die Boote ver­
schwinden in eine Wartezone.
Der Trupp erkundet konzentriert
das Gelände. Es ist still, Mücken
surren. Plötzlich zerreißt eine
Detonation die Ruhe: Die Sol­
daten reagieren sofort. „Kontakt
vermeiden“, lautet der Auftrag.
„Sofort kämpfend ausweichen
zur Aufnahmestelle“, befiehlt
der Truppführer. Schießend,
das Gewehr immer zum Feind,
Alles richtig
gemacht
Kurz danach rasen die Boote
heran, Schützen feuern in der
Bewegung. Eines nähert sich der
durch Rauch gekennzeichneten
Stelle und legt an. „Eins, zwei,
drei, vier und vollzählig“, ruft
der Truppführer, und schon wen­
det das Boot. Die Schützen neh­
men sofort Schießhaltung ein und
unterstützen den Feuerkampf bei
der gemeinsamen Abfahrt aller
Boote. Die letzten Klappschei­
ben fallen, und nach kurzer Zeit
ist es wieder still über dem Tüm­
pel. Die Mücken surren träge.
Marco und die Ausbilder sind
zufrieden: „Bis auf Kleinigkei­
ten alles richtig gemacht“. Auf­
atmen bei Tango, Chevy, Joker
und den anderen. Dieser Teil der
Ausbildung ist geschafft. Für die
Soldaten aber heißt es: Fortset­
zung folgt.
Auf der Havel: Pioniere bringen ihre Kameraden zum Zielpunkt.
Harte Probe: Der sichere Schuss bei rasender Fahrt.
Mehr Informationen
im Internet auf
www.deutschesheer.de.
EGB – die erweitere Grundbefähigung
Wasserhindernisbahn: Geschicklichkeit ist Trumpf auf schwankendem Boden.
Feindkontakt: Der Trupp muss jetzt schnell ausweichen und Deckung suchen.
Patrolling und der Water Infiltration Course (WIC).
Die erlernten Fähigkeiten werden in den jewei­
ligen Einheiten der Soldaten vertieft und schließen
mit „EGB ready“ ab.
Die EGB­Soldaten können „Spezielle Operatio­
nen“ durchführen. Dazu gehören der Kampf gegen
irreguläre Kräfte, die bewaffnete Rückführung,
schnelle Anfangsoperationen und Operationen in
der Tiefe. Die besondere Ausbildung befähigt die
EGB­Kräfte zum Zusammenwirken mit Spezial­
kräften ohne Verzug.
Foto: Bienert/RedBw (4), Schulze/Bundeswehr (4)
Der Ausbildungsgang spezialisierte Kräfte des
Heeres mit erweiterter Grundbefähigung EGB
dauert sechs bis neun Monate und ist modular auf­
gebaut. Das Ausbildungszentrum Spezielle Opera­
tionen in Pfullendorf führt die Module mit seinen
Inspektionen – den Ausbildungsgruppen – durch.
Dazu gehören: Nahkampf Grundmodul, Schieß­
technik und Gefechtsdrillschießen, Combat First
Responder Level A, SERE (Survival, Evasion,
Resistance, Extraction – überleben, ausweichen,
abwehren, herausziehen), urbane Angriffstaktik,
Scharfer Schuss: Im Feuerkampf auf der Schießbahn.
8
aktuell
BUNDESWEHR
17. August 2015
Mit „Trident
Juncture“
Stärke zeigen
Ulm. „Trident Juncture 2015“ –
das größte NATO-Manöver dieses Jahres wirft seine Schatten
voraus. Der Befehlshaber des für
Deutschland zuständigen Multinationalen Kommandos Operative Führung in Ulm, Generalleutnant Richard Roßmanith,
erläutert die Übung und
ihre Bedeutung. „Trident Juncture“ soll
mit rund 36 000
NATO-Soldaten
aus mehr als 30
Nationen Anfang
Oktober in Spanien,
Portugal und Italien
stattfinden.
Herr Generalleutnant ­Roßmanith,
bei „Trident Juncture“ kommt
aus deutscher Sicht dem Multinationalen Kommando Operative Führung eine zentrale Rolle
zu. Wie sieht diese Rolle aus?
Wir haben verschiedene Rollen
bei diesem Manöver. Die Bundeswehr ist mit mehr als 3000 Soldaten aus allen Teilstreitkräften
und Organisationsbereichen
selbst Übungstruppe. Mein Stab
ist samt seinem Unterstützungsverband in diese Übung voll eingebunden. Wir haben eine Führungsrolle. Dabei ist die intensive
Zusammenarbeit mit dem Allied
Joint Force Command in Brunssum unter dem deutschen General
Hans-Lothar Domröse hervorzuheben. Wir sind in die Übungsplanung und Übungssteuerung
involviert – das ist unter dem
Aspekt der Volltruppenübung
besonders bedeutsam. Wir koordinieren alle deutschen Beiträge
zu diesem Manöver. Weiter sind
wir für die Verlegung, die Unterbringung und alle Belange der
Übungsteilnahme der Soldaten zuständig. Und
schließlich zeichnen
wir für die nationale Informationsarbeit verantwortlich und decken
das spezifisch deutsche Informationsinteresse. Ich bin
sicher, „Trident Juncture“
wird großes Interesse weltweit
finden. Insgesamt sehen wir diese
Übung für unser Kommando als
einen sehr wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur weiteren Integration in die NATO.
Wir verfolgen das strategische
Ziel, im Jahre 2018 im Rahmen
der NATO-Anforderungen voll
befähigt zu sein, ein weltweit
verlegbares NATO Joint Taskforce Headquarter stellen zu können. Dieses Manöver ist ein erster
wichtiger Schritt dorthin.
Um welches Szenario geht es bei
„Trident Juncture“?
Das Krisenszenario dieser
Übung spielt in Afrika. In einer
Auseinandersetzung zwischen
Staaten geht es um den Zugang
zu Wasser, einer der wichtigsten
Ressourcen unserer Menschheit.
Foto: Bundeswehr
Generalleutnant Richard Roßmanith
erläutert die größte NATO-Übung 2015.
Im Dialog mit der Truppe: Generalleutnant Richard Roßmanith im Kreise seiner Soldaten.
In dieser Region gibt es Streit,
bis hin zu Krieg ums Wasser.
Die NATO wird zur Hilfe gerufen, um für Ruhe und Ordnung
zu sorgen. Ein sehr brisantes Krisenszenario und ein hoch aktuelles
Thema. Vor diesem Hintergrund
eröffnet sich eine ganze Bandbreite von Ausbildungs- und
Übungsmöglichkeiten.
Was bedeutet Ihnen „Trident
Juncture“ persönlich?
Für mich schließt sich in
gewisser Weise ein Kreis. Als
ich vor über 42 Jahren Soldat
wurde, waren große militärische Übungen an der Tagesordnung. In Süddeutschland, wo ich
aufwuchs, sah ich viele Amerikaner. Große Manöver haben mich
als jungen Offizier und Kompaniechef geprägt. Wenn „Trident
Juncture“ im Detail sicher anders
ist, so reicht dieses Manöver doch
an die Dimension damaliger Großübungen heran. Heute wie damals
erleben wir nicht nur im Osten ein
intensives Übungsgeschehen. Dieses wird die kommenden Jahre prägen. Für mich ist wichtig, dass ich
als Befehlshaber des Multinationalen Kommandos Operative Führung meine Erfahrung in „Trident
Juncture“ intensiv mit einbringen
kann. Darauf bin ich stolz.
Steht dieses Großmanöver in
Zusammenhang mit der veränderten sicherheitspolitischen
Lage in Osteuropa?
Ich betone ausdrücklich, dass
„Trident Juncture“ zu einer Zeit
in Auftrag gegeben worden ist,
als niemand etwas von der KrimKrise geahnt hat. Szenario und
Übungsräume wurden unter
­völlig anderen ­Gesichtspunkten
ausgewählt. Das gilt natürlich
weiterhin. Aber ich sage auch,
dass natürlich die ganze Bandbreit von „Trident Juncture“
die Möglichkeit eröffnet, klassische hoch intensive Gefechtssituationen zu üben, die natürlich
in vielfältigen Zusammenhängen denkbar sind. Es ist
kein Geheimnis, dass Russland
schon jetzt die Vorbereitungen
auf „Trident Juncture“ intensiv
beobachtet und sich damit in seinen Medien befasst – auch unter
Aspekten der Propaganda. Aber
gewiss auch im Blick auf unsere
Fähigkeiten. Doch ich will weiter deutlich sagen: Die NATO
blickt mit diesem Manöver
natürlich auch nach Süden, aufs
Mittelmeer, nach Afrika und in
den Nahen Osten. Die Allianz
ist nach wie vor auf 360 Grad
orientiert.
der Weltöffentlichkeit. Geht es
darum, Stärke zu zeigen?
Wir demonstrieren Handlungsfähigkeit und damit Stärke. Wir
beherrschen unser militärisches
Handwerk. Wir senden auch die
Botschaft aus: Die NATO ist
das stärkste Militärbündnis der
Welt. Von „Trident Juncture“
gehen unmissverständliche Signale der Handlungsfähigkeit,
Reaktionsfähigkeit und des
Zusammenhalts des Bündnisses
aus. Und die wichtigste Botschaft lautet: Jeder sollte sich
gut überlegen, wie er mit uns
umgeht.
Werden unter den obligatorischen Manöverbeobachtern
auch Russen vertreten sein?
Davon gehe ich aus. Wir halten
uns in diesem Punkt an gültige
internationale Vereinbarungen,
wie etwa das Wiener Dokument.
Wir erfüllen die Auflagen und
gehen sogar darüber hinaus. Die
NATO will ein Höchstmaß an
Transparenz.
Die Fragen stellte Jörg Fleischer.
Das vollständige
Interview auf
www.bundeswehr.de.
Die NATO setzt mit „Trident
Juncture“ ein Zeichen vor
Ein gemeinsames Ziel im Visier
Grafenwöhr.
Groß, bedeu tsam und herausfordernd – in dieser Woche
beginnt die größte multinationale Luftlandeübung seit 25 Jahren auf deutschem Territorium.
„Swift Response“ steht unter der
Leitung der US-amerikanischen
82. Luftlandedivision und läuft
vom 17. bis zum 29. August.
Mit dabei ist auch die Division
Schnelle Kräfte (DSK).
Die Dimension: Bis zu 5000
Soldaten aus elf unterschiedlichen
Nationen beteiligen sich – USA,
die Niederlande, Großbritan-
nien, Italien, Spanien, Frankreich,
Polen, Portugal, Griechenland und
Deutschland.
Die Bundeswehr stellt nach
den amerikanischen Streitkräften
das zweitgrößte Truppenkontingent. Das Ziel der Übung: Die
Aufstellung schlagkräftiger multinationaler Eingreifkräfte, die
innerhalb weniger Stunden und
Tage verlegbar sind, um mit ihrer
schnellen Reaktionsfähigkeit
die Bündnispartner in Krisensituationen sofort unterstützen
zu ­können.
Die DSK wird mit rund 650
Soldaten der Luftlandebrigade
Foto (Archiv): Neumann/RedBw
Mehr als 5000 Soldaten aus elf Nationen sind bei der Luftlandeübung Swift Response dabei.
Glück ab: Auch die Division Schnelle Kräfte ist beim Manöver „Swift
Response“ in Hohenfels und Grafenwöhr mit 650 Soldaten dabei.
Stadtallendorf mit einem eigenen
trinationalen luftbeweglichen
Gefechtsverband mit dem Namen
„Task Force CERBERUS“ in
einem multinationalen Umfeld
üben. Während der Großübung
werden die Fallschirmjäger aus
amerikanischen, deutschen, niederländischen und britischen
Luftfahrzeugen springen. (rys)
Mehr Informationen
zu „Swift Response“
1 sowie 150 niederländischen
Soldaten der 11 Luchtmobielen Brigade und 150 polni-
schen Fallschirmjägern an dieser Luftlandeübung teilnehmen.
Erstmalig wird die Division aus
unter www.bundeswehr.de.
17. August 2015
INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE
aktuell
9
Japan verliert den Krieg im Pazifik
Geschichte. Als Vertreter der
japanischen Regierung und des
Militärs am 2. September 1945 auf
dem US-amerikanischen Schlachtschiff „Missouri“ in der Bucht von
Tokio die Kapitulationsurkunde
unterzeichnen, ist der Zweite
Weltkrieg endgültig vorbei.
Fast vier Monate nach Ende der
Kampfhandlungen in Europa und
über zwei Wochen, nachdem der
japanische Kaiser in einer Radioansprache die bedingungslose
Kapitulation vor den Alliierten
bekannt gegeben hatte. Genau
genommen ist er sogar erst vorbei, als die ungefähr eine Million
Mann starke japanische ChinaArmee in Nanking (9. September)
und die Südost-Asien-Armee in
Singapur (12. September) kapitulieren.
Die „Missouri“ liegt heute
als Museumsschiff im Hafen
von Pearl Harbor. 1945 war sie
eines der neuesten Schiffe der
US-Navy, die zusammen mit ihren
Verbündeten die japanischen
Streitkräfte seit 1943 Insel um
Insel zurück auf deren Heimatland gedrängt hatte. Die alliierten Streitkräfte zwangen ihren
Gegner, jede Insel besetzt zu
halten, die als Operationsbasis
gegen die eigene Heimat geeignet sein konnte. Als eine Folge
dieser Strategie hielten einzelne
japanische Soldaten auf abgelegenen Pazifikinseln ihren Posten
noch bis Jahre nach Kriegsende.
Der außergewöhnlichste Fall ist
dabei der des damals 23-jährigen
Nachrichtenoffiziers Leutnant
Onoda Hiro, der zunächst mit
Foto: dpa/pa
2. September 1945: Japan unterzeichnet die Kapitulationsurkunde erst nach Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki.
Japan ergibt sich bedingungslos: Formationsflug von Kampfflugzeugen bei der Kapitulationsunterzeichnung am 2 . September 1945 auf dem US- Schlachtschiff „Missouri“ in der Bucht von Tokio.
drei Kameraden, später allein auf
der Philippineninsel Lubang eine
Art Guerillakrieg weiterführte.
Erst als ihm 1974 sein ehemaliger Kommandeur den Befehl
gab, den Kampf einzustellen, war
auch für ihn der Zweite Weltkrieg beendet.
US-Atombomben
auf Japan
Mit ähnlicher Verbissenheit
kämpfte 1945 die große Mehrheit
der japanischen Soldaten. Nachdem die USA, Großbritannien
und China Japan Ende Juli 1945
ultimativ aufgefordert hatten, entweder bedingungslos zu kapitulieren oder die „schnelle und
vollständige Zerstörung“ zu riskieren, antwortete die Regierung
zusammen mit der militärischen
Führung mit dem Aufruf zu Sieg
oder Selbstaufgabe. Daraufhin
folgten die beiden US-Atombombenabwürfe auf Hiroshima und
Nagasaki. Die Notwendigkeit
dieses Waffeneinsatzes ist bis
heute umstritten. Kritiker werfen
der US-Regierung eine Machtdemonstration vor, mit der sie
die globale Nachkriegsordnung
beeinflussen wollten.
Im Zuge der Kapitulation wurde
Japan von US-amerikanischen
Truppen besetzt, der japanische
Staatsapparat aber ebenso wenig
angetastet wie die Institution des
Kaisers. Gerade die Forderung
nach Absetzung und Auslieferung des Kaisers während des
Krieges hatte zum hartnäckigen
Widerstand der Japaner geführt,
dieser wiederum als Rechtfertigung für den A-Waffen-Einsatz
gedient. Ähnlich wie gegenüber
Deutschland klagten die Siegermächte führende Militärs und
Politiker wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit an. Sieben Angeklagte wurden zum Tode, rund 20
weitere zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt. Die meisten
von ihnen wurden jedoch 1955
nach der Wiedererlangung der
Souveränität freigelassen. 14 dieser verurteilten Kriegsverbrecher
werden seit 1978 im YasukuniSchrein in Tokio als Opfer des
Krieges verehrt, was wiederholt
politische ­Auseinandersetzungen
ausgelöst hat. Wiederum vergleichbar zur Bundesrepublik
brauchte der Westen Japan als
Bundesgenossen gegen die kommunistischen beziehungsweise
sozialistischen Mächte China
Die Schlacht bei den Thermopylen
Im Jahre 480 v. Chr. verlieren die Griechen den todesmutigen Kampf gegen Perserkönig Xerxes.
Geschichte. „Wanderer,
kommst Du nach Sparta, verkündige dort, Du habest uns hier
liegen gesehen, wie das Gesetz
es befahl.“ Die wohl bekannteste
Inschrift auf einem Gedenkstein
der griechischen Antike findet man bei den Thermopylen,
einem Engpass zwischen dem
Kallidromos gebirge und dem
Golf von Malia in Mittelgriechenland. Hier stellen sich vor
knapp 2500 Jahren wenige tausend Griechen dem gewaltigen
Heer des persischen Großkönigs
Xerxes I. entgegen.
In der Niederlage bei Marathon im Spätsommer 490 v. Chr.
hatte Xerxes eine Bedrohung
des persischen Reichs gesehen.
Dagegen plant er sich mit einer
groß angelegten Invasion zu
wappnen, bei der er die Stärken
seiner Flotte und seines Land-
heeres kombiniert. Aus dem
ganzen persischen Großreich
zieht er rund 200 000 Soldaten
zusammen, für die Zeit ein
gewaltiges Unternehmen.
Die meisten griechischen
Stadtstaaten lehnen zunächst
einen Krieg gegen die Perser
ab, doch können Athen und
Sparta einige Staaten zum
Hellenenbund
­
zusammenschließen. Die militärische Führung übernimmt das kampferprobte Sparta, während Athen
einen massiven Ausbau seiner
Flotte erlebt. Die Perser marschieren im Norden, am Hellespont, in Griechenland ein, die
Hellenen ihrerseits beraten, wie
und wo sie sich der Übermacht
entgegenstellen sollen. Sie einigen sich auf den Engpass der
Thermopylen. Ein kleines, etwa
7000 Mann starkes Kontingent
soll dort den Weg nach Süden
blockieren. Angeführt wird die
Armee von Leonidas I., dem
jungen König von Sparta, und
seiner 300 Mann starken Leibgarde.
Die Spartaner und ihre Verbündeten sind sich des Himmelfahrtskommandos durchaus
bewusst. Doch macht ihre strategisch günstige Position die
zahlenmäßige Überlegenheit
der Perser mehr als wett.
Im August 480 v. Chr. treffen
die Kontrahenten bei den Thermopylen aufeinander. Immer
wieder rennen die Perser erfolglos und mit hohen Verlusten
gegen die geschlossenen Reihen
der Griechen an. Schließlich finden die Perser einen Gebirgspfad, auf dem sie die Stellungen
der Griechen umgehen und den
Griechen in den Rücken fallen.
Die Position von Leonidas’
Armee wird unhaltbar. Er ordnet den Rückzug der Truppen
an und bleibt nur mit einer kleinen Streitmacht zurück.
Leonidas will die Thermopylen
so lange wie möglich halten, um
sich die nötige Zeit zum Rückzug zu verschaffen und die zeitraubende Evakuierung Athens
zu ermöglichen. Zudem verbietet das Gesetz Spartas, sich
zu ergeben. Aber die persische
Übermacht kann die Griechen
schließlich unter hohen Verlusten
bezwingen.
Doch sind Leonidas und seine
Männer nicht umsonst gestorben. Wenig später können die
verbündeten Griechen die persische Flotte bei Salamis und bei
Platää auch Xerxes‘ Landheer
besiegen. Die persische Invasion ist gescheitert. (hei/vie)
und UdSSR. Die Wiedererlangung der Souveränität und der
japanische Beitritt zu den Vereinten Nationen (VN) Mitte
der 1950er-Jahre waren ebenso
Konsequenzen wie die vor allem
US-amerikanische Wirtschaftsund Militärhilfe. Mit den meisten
ehemaligen Gegnerstaaten hatte
das Kaiserreich bereits 1951 in
San Francisco Frieden geschlossen, Taiwan folgte 1952 und
China 1978; nur mit der Sowjetunion kam wegen des Streits um
die Inselgruppe der Kurilen kein
Friedensvertrag zustande.
Pazifismus prägt die
Gesellschaft Japans
Japan verfügt heute über einen
der höchsten Militäretats. Dennoch hat sich wegen des Zweiten
Weltkriegs und des Atombombenabwurfs in der japanischen
Gesellschaft ein umfassender
Pazifismus ausgeprägt. Militärische Gewaltanwendung ist
verfassungsrechtlich allein zur
Selbstverteidigung erlaubt.
An Auslandseinsätzen unter
VN-Mandat beteiligt sich das
Land seit 1992. Der erste Einsatz
ohne ein solches Mandat fand
2004 im Irak statt. Fast immer
sind in Japan diese und andere
Einsätze von intensiven öffentlichen Debatten begleitet.
Autor: Oberstleutnant Dr. John
Zimmer mann, Zentrum für
Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr.
Bw Classix
Filmbeiträge aus sechs Jahrzehnten Bundeswehr: Das
sind die Bw Classix. Mal
informativ, mal humorvoll berichten sie über die
damaligen politischen und
gesellschaftlichen
­
Verhältnisse.
Spezialkräfte der Marine: Teil
2 des Themas behandelt die
harte Ausbildung der Kampfschwimmer in den 80er-Jahren: praktische Mutproben
über und unter Wasser, Einsätze bei Tag und Nacht zu
Wasser und Land, aus Booten
heraus und aus der Luft.
Der Beitrag „Spezialtruppe der Bundesmarine, Teil 2 “
unter www.youtube.
com/bundeswehr.
10
aktuell
SPORT
17. August Juli 2015
Über den Wolken
16 Medaillen für
Sportsoldaten
Foto: imago
Zwei Wochen positiver Ausnahmezustand: 17. Internationaler Militärischer Segelflugwettbewerb.
Foto: Lehmann/Bundeswehr
Rettungsschwimmen. Bei der
Europameisterschaft im Rettungsschwimmen in Großbritannien, an
der zwölf DLRG-Sportler teilnahmen, haben fünf Spitzensportler
der Bundeswehr ordentlich abgeräumt. Mit 16 Medaillen heimsten fünf Soldaten 65 Prozent der
Siege ein. Hauptgefreiter der
Reserve Christian Ertel (Foto)
etwa holte Gold über vier Mal 50
Meter Hindernissstaffel, vier Mal
25 Meter Puppenstaffel, vier Mal
50 Meter Gurtretterstaffel und
vier Mal 90 Meter Beach Relay,
der Strandsprintstaffel. In weiteren
Disziplinen gewann er zweimal
Silber und einmal Bronze.
Bei der Puppenstaffel muss
jeder Schwimmer eine Puppe 25
Meter schleppen. Bei der Gurtretterdisziplin hat jeder der vier
Wettkämpfer eine andere Aufgabe zu bewältigen. Der Startschwimmer legt 50 Meter in
freiem Stil zurück. Der zweite
Schwimmer schwimmt ebenfalls 50 Meter Freistil mit
Flossen. Der dritte Schwimmer
schwimmt mit dem Gurtretter
zum vierten Schwimmer. Den
Gurtretter zieht er dabei hinter
sich her.
(vie)
Warten auf den Start: Insgesamt gingen in Holzdorf 74 Teams an den Start, um im Segelflugzeug durch die Luft zu gleiten.
Fallschirmspringen. Beim
vierten Weltcup im Fallschirmspringen im italienischen Belluno waren vier Soldatinnen und
neun Soldaten von insgesamt
20 Teilnehmern des Deutschen
Fallschirmsportverbandes dabei.
Medaillen konnten die 13 Angehörigen der Sportfördergruppe
Altenstadt zwar nicht gewinnen,
aber mehrere siebte Plätze wurden
erreicht: beim Einzelspringen von
Feldwebel Evangelina Warich,
beim Mannschaftszielspringen
von Hauptfeldwebel Wolfgang
Lehner, Oberfeldwebel Elischa
Weber, Feldwebel Christian
Kautzmann und Feldwebel
Daniel Born. Hauptfeldwebel
Stefan Wiesner holte neben dem
siebten Platz im Mannschaftszielspringen noch zusätzlich
einen fünften Platz im Einzelzielspringen.
(vie)
ver Wißing. Sieger in der Standardklasse wurde Robin Sittmann, der auch bester Junior
war. Gewinner in der gemischten Klasse wurde der Doppelsitzer mit den Brüdern Florian
und Maximilian Seibel und bester
ausländischer Pilot war Nicolas
Rossier aus der Schweiz.
Perfekte
Flugbedingungen
Zwei Wochen lang gab es, so
das Fazit des Präsidenten der
Bundeswehr-Flugsportvereinigung Oberstleutnant Jörg Zinnert,
nicht nur guten Flugsport, sondern auch hervorragende
­
Rahmenbedingungen.
Dafür
hatten die rund 30 Helfer aus
den Verbänden des Standortes
und die Geländebetreuung des
Bundeswehr-Dienstleistungszentrums Doberlug-Kirchhain
gesorgt. Beispiel: Die ausgezeichnete Qualität der Grünflächen entlang der Start- und Landebahn, die für die Landungen
der Segler und Schleppflugzeuge
genutzt wurden.
Ein zwölf Mann starkes Team
war für alle Belange erreichbar.
Es koordinierte die Information
an die Teams, insbesondere,
wenn Segelflugzeuge außenlanden mussten und damit nicht
mehr zum Startpunkt nach Holz-
dorf zurückkehrten und vom Feld
abgeholt werden mussten.
Nächster Start
in zwei Jahren
Starthelfer Michael Schröter
zog seine persönliche Bilanz:
„Ich bin seit 2005 dabei und freue
mich jedes Mal, unterstützen zu
können.“ Das zeige den positiven Geist dieser mittlerweile
am Standort Holzdorf etablierten
Großveranstaltung. Herzlichkeit,
die perfekte Organisation und die
vorhandene Infrastruktur trugen
dazu bei, dass der 18. IMGC in
zwei Jahren wieder am Standort
Holzdorf stattfinden wird. (eb)
Ästhetik im freien Fall
Deutsche Springer stellen in Tschechien neuen nationalen Rekord im Formationsspringen auf.
Klatovy. Gemeinsam mit ihren
Teamkollegen haben zwei deutsche Stabsoffiziere, Oberstleutnant Wolfgang Beyer und Oberstleutnant Frank Hölzner, einen
neuen nationalen Rekord im
Sequential Formationsspringen
aufgestellt: 71 Fallschirmspringer bildeten im freien Fall drei
unterschiedliche Formationen.
Bereits am zweiten Sprungtag
konnte im tschechischen Klatovy
der bisherige deutsche Rekord
von 55 Springern, die zwei
Formationen bildeten, übertroffen werden. Am dritten Tag wurde
dieser Erfolg mit 72 Springern und
zwei Formationen abermals überholt. Das Pflichtziel des Teams ist
erreicht. Die beiden Verbindungs-
Foto: Twardy/RedBw
Foto: imago
Mehrere Landungen
auf Platz sieben
Schönewalde/Holzdorf. Alle
zwei Jahre ist das Hubschraubergeschwader 64 in Holzdorf im
Land Brandenburg Schauplatz
des Internationalen Militärischen
Segelflugwettbewerbs (IMGC).
Neben den deutschen Teilnehmern aus 58 Bundeswehr-Flugsportgruppen nahmen in diesem Jahr Gäste aus Slowenien,
Schweiz, Großbritannien, Frankreich, Tschechien und den Niederlanden teil – insgesamt 74
Teams.
Nach 438 Starts und rund
87 000 geflogenen Kilometern
standen die Sieger der Wettkämpfe fest: Den ersten Platz
in der Clubklasse erflog Oli-
Heil gelandet: Die beiden deutschen Soldaten in Klatovy.
offiziere in den USA wollen aber
noch mehr erreichen: „Vier saubere Formationen im freien Fall ist
unser nächstes Ziel“, so Wolly und
Franky, wie die beiden in Springerkreisen genannt werden.
Mehr als 4500 Sprünge haben
beide bisher absolviert und mit
wechselnden Teams mehrere
Rekorde aufgestellt. Ihr internationaler Weltrekord 2014 im
Formationsspringen mit insgesamt 214 Teilnehmern aus 16
Nationen im amerikanischen
Eloy qualifizierte sie für die Herausforderung in Klatovy.
Beim Sequential Formationsspringen verlassen mehrere Fallschirmspringer die absetzenden
Flugzeuge so schnell wie möglich.
Im Freifall bilden sie nacheinander mehrere zusammenhängende
Formationen. Für einen Rekord
sind die Anzahl der Springer und
die der gebildeten Figuren entscheidend.
(jfs/hdr)
17. August 2015
SOZIALES / PERSONAL
aktuell
11
Im Nahkampf
Foto: Privat
Hauptfeldwebel Bert Bauer ist der erste und bisher einzige Bundeswehrsoldat mit dem Abzeichen „C4 Instructeur“.
Volle Konzentration: Hauptfeldwebel Bauer beim Häuserkampf.
Hammelburg. Das ist noch keinem vor ihm gelungen: Hauptfeldwebel Bert Bauer ist der erste und
bisher einzige Bundeswehrsoldat,
dem das französische Nahkampfabzeichen „C4 Instructeur“ verliehen wurde. Die vier „C“ stehen für
„Combat Corps à Corps adapté au
Combat de haute intensité“ – Nahkampf mit hoher Intensität.
Der gebürtige Thüringer ist
Ausbildungsfeldwebel in der
Einzelkämpferausbildung und
Ausbildungsleiter „Militärischer Nahkampf“ in Hammelburg. Körperliche Anstrengungen
und Leidensfähigkeit ist er also
gewohnt. Dennoch war die Teilnahme an der französischen
„Centre National d‘Entraîment
Commando“ (CNEC) im südfranzösischen Mont-Louis eine
andere Hausnummer. Bereits
der Eingangstest hatte es in
sich: Vier Runden im Boxring
mit einem französischen
­Lehrgangsteilnehmer, ebenfalls
Nahkampfausbilder, galt es zu
überstehen. „Das war schon
ordentlich“, sagt Bauer.
Insgesamt nehmen jährlich nur
cicra 30 Soldaten an dem dreiwöchigen Lehrgang teil. Neben
Grundkenntnissen der französischen Sprache sind körperliche
und geistige Fitness sowie langjährige Kampfsporterfahrung Voraussetzungen dafür. Hinzu kommen
die Nachweise als „Ausbildungsleiter militärischer Nahkampf aller
Truppen“ und als Schießlehrer.
Für den sympathischen 30-Jährigen kein Problem. Die dreiwöchige Ausbildung war für ihn
anstrengend, vor allem aber lehrreich. Neben Sparringübungen
und simulierten Patrouillen lag
der Schwerpunkt im zügigen
Lösen aus Kampfsituationen in
einem Bereich von null bis sieben
Metern, um so den schnellen
Schusswaffengebrauch sicherstellen zu können.
Die Anstrengungen haben sich
gelohnt: Am Ende des strapaziösen
Lehrgangs überreichten ihm die
französischen Kameraden das
Abzeichen mit den Worten: „Wir
sind stolz, dass Sie unser Abzeichen tragen.“ Chapeau!
(pfr)
In den Urlaub – mit Soldaten
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Wer glaubt, etwas zu sein, hat
aufgehört, etwas zu werden.
Wozu können Sie nicht „Nein“
sagen?
Wenn mich jemand um Hilfe
­
bittet.
Was sind ihre Hauptcharakterzüge?
Hilfsbereitschaft und Perfektionismus.
Was können Sie besonders gut
kochen?
Kaffeewasser.
Wo möchten Sie am liebsten
leben?
In Schweden.
Mit wem würden Sie gern einen
Monat lang tauschen?
Mit meinem Inspektionschef.
Wo können Sie am besten entspannen?
Beim Training in der Nahkampfhalle.
Chartstürmer
in Uniform
Kinder mit Behinderung genießen unbeschwerten Freizeitspaß mit dem Bundeswehr-Sozialwerk.
Soldat und staatlich
anerkannter Erzieher
„Maxi liest, schreibt und rechnet gut, aber langsamer und
bedachter als andere 10-Jährige.
Sonst ist er aber ein aufgeweckter
Junge und wir haben gemeinsam
viel Spaß“, sagt Retzlaff.
Foto: Bartelsen/Bundeswehr
Bad Saarow. Mit einer großen
Torte, einem Geburtstagsständchen und vielen kleinen und großen Ehrengästen hat das Bundeswehr-Sozialwerk während
der zweiwöchigen Behindertenfreizeit in Bad Saarow den
60. Geburtstag der Bundeswehr und das eigene 55-jährige
­Bestehen gefeiert.
Insgesamt 26 geistig und körperlich behinderte Kinder und
Jugendliche werden auf der Freizeit von ehrenamtlichen Helfern rund um die Uhr betreut,
während ihre Eltern mal Zeit
für sich haben. Auch Oberleutnant Andreas Retzlaff und sein
Schützling Maximilian genießen die Ferien im Badekurort.
Der zehnjährige Junge ist geistig und körperlich behindert.
Maxis Zwillingsschwester ist
gesund. Er hingegen hat bei der
Geburt nicht genügend Sauerstoff bekommen.
Foto: Wilke/RedBw
von Dina Krüger
Urlaub: Die Kinder haben Spaß beim Spielen mit ihren Betreuern von der Bundeswehr.
Das Verhältnis zwischen dem
fröhlichen Jungen und seinem
Betreuer ist sehr eng, obwohl
sie zum ersten Mal die Freizeit
zusammen verbringen. Retzlaff
ist staatlich anerkannter Erzieher,
kennt die Herausforderungen in
der Betreuung von Menschen
mit Behinderung und die Sorgen ihrer Angehörigen. Seine
nützlichen Fähigkeiten wird er
in den nächsten Jahren wieder
unter Beweis stellen. Der Berufssoldat hat noch drei Jahre Dienstzeit vor sich. Aber auch danach
will er sich weiterhin für das Bundeswehr-Sozialwerk einsetzen.
Für die restliche Zeit in Bad
Saarow wünscht er sich noch
viele schöne Momente mit seinem
Schützling. Der sympathische
Soldat lässt Maxi nicht aus den
Augen. Man merkt deutlich:
Maxi soll es während der Freizeit an nichts fehlen. Und auch
der lebhafte Junge hat seinen
Betreuer ins Herz geschlossen
und ihn zu seinem nächsten
Geburtstag eingeladen.
Freude der Kinder
ist Entlohnung genug
Stabsunteroffizier Katrin John
betreut in diesem Jahr die 22-jährige Lisa. Bereits als Jugendliche
sammelte die Soldatin Erfahrungen in einem Integrationskinder-
garten. „Da, wo Unterstützung
benötigt wird, helfe ich sofort.
Letztes Jahr war die Behindertenfreizeit so schön, da wollte ich
dieses Jahr gleich wieder dabei
sein“, sagt die junge Soldatin.
So geht es den meisten Betreuern. Viele von ihnen sind zum
wiederholten Mal dabei. Dass
sie dafür häufig ihren Jahresurlaub nehmen, finden sie
ganz selbstverständlich. „Auch
wenn es mal anstrengend werden kann, wir sind immer mit
Spaß bei der Sache“, sagen die
beiden Soldaten einhellig. Für
sie ist es Entlohnung genug, dass
die Kinder einen unbeschwerten
Urlaub genießen können.
Bonn. Zum ersten Mal steigt ein
Musikkorps der Bundeswehr in
die offiziellen deutschen Charts
ein und zeigt, dass Militärmusik
auch harte Töne anschlagen kann.
Auf Anhieb landete die mit der
Heavy Metal-Band U.D.O. (Foto)
produzierte Live-DVD „Navy
Metal Night“ auf Platz 31 der
deutschen Hitliste. In den schwedischen DVD-Charts gelang
sogar der Sprung auf die 1 und
in Finnland reichte es immerhin
für Platz 2. Sämtliche Verkaufserlöse der DVD kommen dem
Soldatenhilfswerk zu Gute. Keep
on rockin‘!
(eb)
Gewinnauslosung
aktuell 30/2015
Jeweils einen Reiseführer
„Überleben in Natur und
Umwelt“ gewinnen Marco
Thomas, Bastian Schulz.
Bernd Haschker, Julia Neitzel und Simone Dohn.
Herzlichen Glückwunsch an
alle Gewinner!
aktuell
VERMISCHTES
Lass uns
miteinander reden!
Hörbuch.
W i r
alle tun
es. Im
Beruf,
in der
Beziehung und im Alltag: Ständig kommunizieren wir. Nicht
selten entstehen dabei Probleme. Entweder verstehen wir
unser Gegenüber nicht oder wir
werden missverstanden. Das
Hörbuch stellt die verschiedenen
Kommunikationsstile vor.
Wie gehen wir am besten mit
ihnen um? Und wie können
wir dieses Wissen um unseren
eigenen Stil am besten nutzen,
um uns weiterzuentwickeln?
Der Autor, Psychologe und
Kommunikationswissenschaftler, zeigt uns, welche Erkenntnisse die Kommunikationspsychlogie bietet, damit wir uns
auf persönlicher und auf sachlicher Ebene besser verständigen.
Für das unterhaltsame Hörvergnügen, das von Christian Baum
gesprochen wird, empfehlen wir
die „Salamitaktik“: Scheibe für
Scheibe, also CD für CD. So lassen sich Erkenntnisse und Übungen leicht verinnerlichen. (dok)
Schulz von Thun, Friedemann:
„Miteinander reden Teil 2: Stile,
Werte und Persönlichkeitsentwicklung”, 280 min, Argon Verlag, ISBN: 978-3-8398-8071-5
015
32/2
17. August 2015
Es regnet Wünsche
Ende August bescheren bestes Wetter und Sternschnuppenschauer ein Himmelsspektakel.
von Ulrike Jenssen,
Doreen Kinzel und
Dina Krüger
Berlin. Im August ist es wieder
soweit: Sternschnuppen fallen
zuhauf vom Himmel und jeder
darf sich so viel wünschen, wie er
möchte. Aber nur, wenn er dabei
die Augen geschlossen hält und
seinen Wunsch nicht verrät, dann
geht er auch in Erfüllung. Der
Glaube ist jahrhundertealt. Seine
Herkunft aber ist unbekannt.
Jahrhundertelanger
Aberglaube
Verbreitet hat sich, dass die
Menschheit früher glaubte, Sterne
seien göttliche Lichtfunken und
die Sternschnuppen ein Wink
der Götter. Nur auserwählten
Personen schickten die Götter
ein Zeichen vom Himmel.
Daher wurde angenommen, dass
nur diejenigen Menschen mit Glück
beschenkt werden, die eine Sternschnuppe zu Gesicht bekamen.
Doch nicht überall
verbinden die Menschen
etwas Gutes mit den Sternschnuppen. Noch im 19. Jahrhundert
löste ein Sternschnuppenschauer
in den USA eine Massenpanik
aus. Die Menschen fürchteten,
der Mond löse sich in viele kleine
Teile auf und falle auf die Erde.
In der Mongolei gelten die
Sternschnuppen sogar als
Unglückszeichen. Die Steppenbewohner glauben, dass sich
in Sternschnuppen die Seelen
der Verstorbenen zeigen, die
sich auf ihrer Reise ins Jenseits
befinden. Die Ureinwohner der
Andamanen, einer Inselgruppe
im Indischen Ozean, wiederum
fürchten sich vor Sternschnuppen.
Sie sehen in ihnen Fackeln, mit
denen böse Geister nachts Jagd
auf Menschen machen.
Die jeden August wiederkehrenden Sternschnuppenschwärme entstehen, weil der
Komet Swift-Tuttle auf seiner
Bahn um die Sonne winzige
Kometenpartikel im Schlepptau
hat. Kreuzt die Erde die Flugbahn des Kometen, dringen
die millimetergroßen Partikel
aus dem Kometenschweif mit
mehr als 200 000 Kilometern
pro Stunde in die Erdatmosphäre
ein. Dort werden sie abgebremst
und verglühen in rund 100 Kilometern Höhe. Dabei entsteht der
für Sternschnuppen charakteristische leuchtende Schweif.
Bei Berlin
die beste Sicht
Noch bis Ende August können
bis zu 150 dieser Sternschnuppen
pro Stunde beobachtet werden.
Im rund 100 Kilometer nordwestlich von Berlin gelegenen
Gülpe befindet sich ein Geheimtipp für Hobby-Astronomen.
Dort liegt der erste Sternenpark
Deutschlands. Am dunkelsten
Ort der Bundesrepublik gibt es
kaum Streulicht und das Naturschauspiel ist dort am besten zu
beobachten. Auch in der Rhön,
im Dreiländereck zwischen Thü-
ringen, Bayern und Hessen, findet sich ein solcher Sternenpark.
Beide Parks bieten den Besuchern Nachtwanderungen mit
zertifizierten Sternenführern an
und eine von Lichtverschmutzung weitgehend freie Sicht aufs
tiefschwarze Firmament.
Die beste Zeit für den Blick in
den Sternenhimmel ist zwischen
zwei und vier Uhr nachts. Dann
steht die Weltkugel so, dass
Europa dem Sternschnuppenschauer direkt zugewandt ist.
Das Wetter scheint den Sternguckern in jedem Falle wohlgesonnen. Die sommerlichen
Temperaturen und der wolkenfreie Nachthimmel sollen uns
noch eine ganze Weile erhalten
bleiben.
Übrigens, wer die Sternschnuppen im August verpasst, der
bekommt im November erneut
eine Chance. Vom 14. bis zum
21. November lässt der nächste
Komet einen wahren Wunschregen auf uns niederrieseln. Also:
Wünsch dir was!
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
“Sudoku 32/2015” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Der Gewinn:
Ein mobiler Bluetooth-Lautsprecher Creative D100
Lösung der Ausgabe 30/2015:
9 6 8 4
Gewonnen hat:
Christian Pabst
Foto: imago
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Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.