aktuell Nr. 32 vom 17.08.2015 ( PDF , 3,6 MB)
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D 8512 51. Jahrgang Nr. 32 Montag, 17. August 2015 NACHRICHTEN MINISTERIUM Hilfe für Flüchtlinge Soldaten haben Dutzende Zelte aufgebaut – und die Verteidigungsministerin Flüchtlinge in einer Kaserne besucht. Seite 3 STREITKRÄFTE Nahkämpfer Auf dem Wasserweg Ein Hauptfeldwebel ist der erste Bundeswehrsoldat mit dem französischen Nahkampfabzeichen „C4 Instructeur“. Seite 11 Das nasse Element als Kamerad: Soldaten beim „Waterborne Infiltration Course“. Eine aktuell-Reportage. Seiten 6 und 7 PERSONAL Trident Juncture Generalleutnant Richard Roßmanith erläutert das größte NATO-Manöver des Jahres: „Trident Juncture 2015“. Seite 8 VIDEO DER WOCHE: Foto: Bienert/RedBw Startklar für das große NATO-Manöver: Das Video zur Übung „Trident Juncture“ gibt Einblick in die logistische Vorbereitung des Großmanövers. Auf der Air Base im spanischen Saragossa entsteht ein riesiges Feldlager. Mehr als 1500 Soldaten sollen dort während der Übung im Herbst untergebracht werden. In wenigen Wochen muss das Feldlager errichtet und betriebsbereit sein. Am Aufbau sind unter anderem Soldaten des Unterstützungsverbandes Multinationales Kommando Operative Führung aus Ulm beteiligt. (eb) Der Beitrag „Trident Juncture – Aufbau der Zelte“ unter www.youtube.com/bundeswehr. [email protected] 2 aktuell INTERN 17. August 2015 Foto: Gura/Bundeswehr BILD DER WOCHE Fröhlicher Seefahrer: Bundespräsident Joachim Gauck ist vergangene Woche an Bord der „Gorch Fock“ in See gestochen. Der Wind stand günstig, die Segel wurden voll gesetzt. Die Reise begann in Rostock und endete im Heimathafen des Segelschulschiffes der Deutschen Marine in Kiel. IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur ( -2420): Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh) Vertreter und Politik ( -2421) Vivien-Marie Bettex (vmd) Streitkräfte/Einsatz: Major Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie), Jörg Fleischer (jf -2860), Major Anika Wenzel (akw), Hauptmann Patricia Franke (pfr) Sport/Vermischtes/Militärgeschichte: Björn Lenz (ble -2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Christiane Tiemann (tie -2850), Ulrike Jenssen (uje) Mediendesign: Eva Pfaender (epf, - 2423) aktuell als E-Paper und im pdf-Format: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoA Prötzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg Telefon: (030) 886 228 - 2670 E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZITAT EDITORIAL „Es liegt in unserer Macht, Boko Haram endgültig zu schlagen“. „Trident Juncture 2015“ ist nicht irgendeine Übung. Dieses NATO-Manöver mit rund 36 000 Soldaten aus mehr als 30 Nationen, das Anfang Oktober in Spanien, Portugal und Italien stattfinden soll, ist für heutige Verhältnisse allein schon wegen seiner Dimension etwas Besonderes. Deshalb wendet sich aktuell dieser bedeutenden Großübung der Allianz zu, bei der die Bundeswehr mit mehr als 3000 Soldaten vertreten ist. Die umfangreichen Vorbereitungen für dieses Manöver sind im vollen Gange. Wir haben den Befehlshaber des für Deutschland bei „Trident Juncture 2015“ zuständigen Multinationalen Kommandos Operative Führung in Ulm für ein Interview gewinnen können, Generalleutnant Richard Roßmanith (Seite 8). Zwar kommt „Trident Juncture 2015“ von seinem Umfang durchaus den großen Manövern in den Zeiten des Ost-West-Konflikts nahe, doch wir sollten uns vor allzu einfachen Vergleichen hüten. Es griffe viel zu kurz, diese wichtige Übung nur als sicherheitspolitische Antwort auf die krisenhaften Entwicklungen im Osten zu verstehen. Diese Lesart entspräche nicht den Tatsachen. Idriss Deby, Präsident des Tschad, über den Kampf gegen die islamistische Terrormiliz Boko Haram, die seinen Angaben zufolge deutlich geschwächt ist und nur noch aus Splittergruppen besteht. KALENDERBLATT Vor 50 Jahren: Am 19. und 20. August 1965 endet der erste Auschwitz-Prozess gegen 20 Beschuldigte in Frankfurt am Main. Die Anklage lautet auf gemeinschaftlichen Mord an 2279 Menschen im Konzentrationslager Auschwitz bis 1945. Insgesamt werden 358 Zeugen vernommen. Das Gericht verhängt sechs lebenslange sowie elf Haftstrafen bis zu vierzehn Jahren. Drei Angeklagte werden aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Vor 55 Jahren: Am 20. August 1960 proklamiert die ehemalige französische Kolonie Senegal ihre Unabhängigkeit. Das Land wird zu einem der wenigen demokratischen Staaten auf dem afrikanischen Kontinent. Dennoch zählt Senegal bis heute zur Gruppe der „Least Developed Countries“. Diese am wenigsten entwickelten Länder der Welt werden oft auch als „Vierte Welt“ bezeichnet. Vor 65 Jahren: Am 22. August 1950 wird die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) gegründet. Schon zwei Jahre später kann die Zivil- und Katastrophenschutzorganisation über 300 Ortsverbände aufweisen. Inzwischen gibt es mehr als 660 Ortsverbände und rund 80 000 ehrenamtliche Helfer. Vor 105 Jahren: 1905 wird Korea japanisches Protektorat und im August 1910 vollständig als Kolonie mit dem Namen Chōsen in das Japanische Kaiserreich durch Annexion eingegliedert. Die Kolonialherrschaft über die Koreanische Halbinsel endet offiziell mit der Kapitulation Japans am 15. August 1945 (Seite 9). Denn die Planungen für „Trident Juncture 2015“ begannen schon vor der Krim-Krise. Mit diesem Großmanöver setzt die NATO vor der Weltöffentlichkeit vielmehr ein unmissverständliches Signal der Handlungsfähigkeit. Diese Botschaft geht allerdings nicht nur nach Osten, sondern in alle Himmelsrichtungen. Also auch nach Süden, aufs Mittelmeer, nach Afrika und in den Nahen Osten. Das Bündnis – und damit auch sein wichtiger Partner Bundeswehr – ist auf 360 Grad orientiert. Dieses Signal der Stärke ist zugleich ein Signal der Sicherheit. Jeder potenzielle Aggressor wird erkennen müssen, es lohnt nicht, sich mit dem stärksten Militärbündnis der Welt anzulegen. Jörg Fleischer Ressortleiter Streitkräfte 17. August 2015 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3 Bundeswehr stellt fast 8000 Plätze Unter anderem in Doberlug-Kirchhain in Brandenburg hatten Soldaten des Spezialpionierbataillons 164 aus Husum am 6. August mit dem Aufbau von Zelten begonnen. Innerhalb von sechs Tagen wurden zunächst 95 Tonnen Material von Schleswig-Holstein nach Brandenburg transportiert, anschließend 63 Zelte und 500 Feldbetten aufgebaut. Zeitansatz pro 40-Quadratmeter-Zelt mit festem Boden: Nur 90 Minuten. „Wir haben sechs Tage durchgearbeitet“, sagt Feldwebel lang beherbergt. Laut Betreuern des Landratsamtes klappt die Aufnahme sehr gut. „Bayernweit ist diese Flüchtlingsunterkunft vorbildhaft, die räumliche Situation ist hervorragend organisiert“, sagt Roland Hölzle, der beim Landratsamt Oberallgäu für Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Brand- und Katastrophenschutz zuständig ist. Schlicht: Ein Schlafraum in der Kaserne in Sonthofen. Bundeswehr hilft in ganz Deutschland Die Asylsuchenden erhalten in einer Kantine im abgetrennten Kasernenteil ihr Essen, können die Sportanlage der Soldaten nutzen. „Zwischenmenschlich funktioniert das nachbarschaftliche Verhältnis bis zum heutigen Tag sehr gut“, sagt Hölzle. Die Bundeswehr unterstützt die zuständigen Behörden auf der Basis von Amtshilfeersuchen in ganz Deutschland. Sie stellt nicht nur Unterkünfte bereit sondern auch Personal für Impfungen und ärztliche Untersuchungen. Inzwischen bietet die Bundeswehr rund 8000 Menschen eine vorübergehende Bleibe. Von der Leyen: „Wir helfen den Flüchtlingen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.“ (eb) Foto: Becker/Bundeswehr Zeltstadt in sechs Tagen aufgebaut Nowaczyk-Lucht vom Spezialpionierbataillon. In der Grünten-Kaserne in Sonthofen ist derzeit eine Erstaufnahmestelle eingerichtet. Seit Herbst 2014 wohnen dort etwa 250 Menschen, die nach ein bis spätestens drei Wochen auf andere Städte in Deutschland verteilt werden. Die Asylsuchenden sind getrieben von der Sorge um ihr Leben. In der Heimat drohen ihnen Folter, Gefängnis und Tod. Das hört die Ministerin wiederholt im persönlichen Gespräch mit Afghanen, Syrern und Somaliern. „Ich wurde gefoltert und hatte Angst, dass ich getötet werde“, sagt der 45-jährige Ali Mahmoud. Zum Beweis will er der Ministerin seine Wunden zeigen. Die dreiköpfige Familie Oluwashuyi mit Vater Joshua (24), Autolackierer, seiner Frau Fola (21) und Viktor (1) ist aus Nigeria geflohen. In Sonthofen wurde eine Teilfläche der Grünten-Kaserne, in der unter anderem die Schule ABC-Abwehr und Gesetzliche Schutzaufgaben und eine Sportfördergruppe der Bundeswehr untergebracht sind, abgetrennt. Rund 3000 Personen hat die Erstunterkunft im Allgäu bis- Im Gespräch: Ministerin von der Leyen mit Flüchtlingen. Foto: Schroeder/Bundeswehr Doberlug-Kirchhain/Sonthofen. Die Bundeswehr leistet Hilfe für Flüchtlinge. Innerhalb weniger Tage haben Soldaten unter anderem in Hamburg und Brandenburg Zeltstädte aufgebaut, in denen Hunderte Menschen unterkommen können. Auch in verschiedenen Kasernen finden Flüchtlinge ein Obdach – zum Beispiel in Sonthofen. Dort hat sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in der vergangenen Woche vor Ort über die Situation der Flüchtlinge informiert. Foto: Koch/Bundeswehr Zeltunterkünfte für Hunderte Flüchtlinge aufgebaut – Ministerin besucht Unterkunft in Kaserne in Sonthofen. Zeltstadt: Unterkunft in Doberlug-Kirchhain mit 500 Betten. Thesen zur vernetzten Sicherheit Niederlande bitten um Hilfe in Mali Berlin. Das neue Weißbuch zur deutschen Sicherheitspolitik soll 2016 erscheinen. Um Schwerpunkte für das Grundsatzdokument zu definieren, bindet das Verteidigungsministerium im Vorfeld zahlreiche Experten mit ein. Karl-Heinz Kamp, Direktor für Weiterentwicklung an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, hat Thesen zum Thema vernetzte Sicherheit formuliert: • „Vernetzte Sicherheit“ – also die enge Abstimmung ziviler und militärischer Maßnahmen in Kriseneinsätzen – ist leichter gesagt als getan: jeder ist für Koordination aber keiner möchte koordiniert werden. • Im gemeinsamen Krisenmanagement außerhalb der Landesgrenzen treffen häufig zwei Welten aufeinander: hier das relativ homogene Militär mit erprobten und bündnisweiten Verfahren und dort das breite Spektrum ziviler Akteure und Nicht-Regierungsorganisationen. Das erfordert Anpassung auf beiden Seiten. • „Vernetzung“ ist kein Allheilmittel für Kriseninterventionen sondern lediglich eine Methode, um den komplexen „Comprehensive Approach“ genannt – deckt nur einen Teil deutscher Sicherheitspolitik ab. In einer Welt, in der Russland sich von der Idee der Partnerschaft dauerhaft verabschiedet hat, rücken Landesund Bündnisverteidigung wieder in den Vordergrund. Herausforderungen heutiger Konflikte gerecht zu werden. Sie ist vor allem kein Vorwand, sich vor allem auf zivile Maßnahmen zu konzentrieren und die gefahrvolleren Militäreinsätze den Bündnispartnern im Einsatz zu überlassen. • Vernetztes Handeln – meist Hintergrund: Nicht nur Deutschland hat sich in seinem außen- und sicherheitspolitischen Handeln dem sogenannten „Vernetzten Ansatz“ verpflichtet. Auch die Institutionen NATO und EU streben eine enge Verzahnung und Koordination militärischer und nicht-militä- rischer Mittel in Kriseneinsätzen an. Das Thema „Vernetzte Sicherheit“ – und vor allem die Voraussetzungen, um das Prinzip erfolgreich und nachhaltig umzusetzen – wird eines der zentralen Themen im neuen Weißbuch sein. Karl-Heinz Kamp ist seit 2013 Direktor für Weiterentwicklung an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin. Er war unter anderem Berater in der „NATO Group of Experts on the new Strategic Concept“ und sechs Jahre lang als Research Director am NATO Defense College in Rom tätig. Mehr als 300 Publikationen zu sicherheitspolitischen Themen sind von ihm in internationalen Medien erschienen. (eb) Mehr Informationen zum Weißbuch 2016 gibt es im Internet auf www.weissbuch.de. Foto: Klein/Bundeswehr Wissenschaftler benennt Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Prinzips. Berlin. Die Niederlande haben Deutschland um militärische Unterstützung in Afrika gebeten. Der Verteidigungsausschuss werde sich im September damit befassen, ob die Bundeswehr die Niederländer im unruhigen Norden des Landes bei der Mission MINUSMA unterstützen sollte, berichtet die Rheinische Post. Hintergrund ist, dass sich die Sicherheitslage verschlechtert hat. Derzeit sind neun Bundeswehrsoldaten an der Mission beteiligt. Für die Ausbildungsmission „European Training Mission Mali“ (Foto) befinden sich zusätzlich 207 deutsche Soldaten im Süden des afrikanischen Landes. (vmd) 4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND Foto: CNES 2015/Airbus DS/38 North Nordkorea baut Atomprogramm aus 17. August 2015 Blutzoll Machtwechsel bei den Taliban – die afghanische Zivilbevölkerung zahlt den Preis. von Simon Klingert in einem Zusammenbruch der Führungs- und Kommandostrukturen. „Seine größte Sorge ist vermutlich das Entstehen einer neuen Generation an Feldkommandeuren, die ihm nicht mehr hörig sind“, sagt Smith. Eine Spaltung der Taliban-Bewegung ist nach Ansicht von Beobachtern bislang nicht abzusehen. Wahrscheinlich sei aber die Entstehung von Taliban-Splittergruppen, die sich anderen, radikaleren Terrorgruppen anschließen, die mit ihren Anschlägen gezielt die Zivilbevölkerung ins Visier nehmen. Foto: dpa/pa Foto: dpa/pa Foto: dpa/pa Kabul. 52 Tote, 316 Verletzte in nur 24 Stunden – mit einer Pjöngjang. Nordkorea baut nach Serie von blutigen Anschlägen Einschätzung von US-Waffen- haben die Taliban das Ringen experten seine Kapazitäten zur um die Führung ihrer Bewegung Herstellung von Uran aus. Auf in die afghanische Hauptstadt Satellitenaufnahmen (Foto) sei zu Kabul getragen. Die Anschläge Trümmerfeld: Polizisten sichern den Ort eines Anschlags in Kabul. sehen, dass Pjöngjang eine große am 7. August erfolgten nur eine Produktionsstätte renoviere, hieß Woche nachdem Mullah Akhtar es in einem am vergangenen Mohammed Mansur offiziell Mittwoch vom Monterey-Institut die Nachfolge des verstorbenen für Internationale Studien veröf- Taliban-Führers Mullah Omar fentlichten Bericht. In der Fabrik übernommen hatte. werde Uranerz zu UrankonzentDie Attacken in Kabul seien rat verarbeitet. Dieser Prozess ist eine Folge des Führungswechsels eine Vorstufe zur Urananreiche- an der Spitze der Bewegung, sagte Dschihadist mit rung. Dem Bericht zufolge sei es Taliban-Sprecher Zabihullah Führungserfahrung möglich, dass Nordkorea mit dem Mujahid der Agentur Reuters. Material sein atomares Waffen- „Einige der Angriffe waren Die Bestätigung von Mullah arsenal ausbauen wolle. (eb) bereits geplant, aber das Ziel zu Omars Ableben durch die „Quettadiesem Zeitpunkt waren diejeni- Schura“, dem Taliban-Führungsgen, die sagten, die Taliban seien rat, Ende Juli beinhaltete eine Ukraine: Bruch in verschiedene Lager zerbro- Überraschung: Der lange Zeit im chen. Das Islamische Emirat von Schatten agierende Taliban-Chef Zivilisten im Fadenkreuz: Ein Opfer wird medizinisch versorgt. der Waffenruhe Afghanistan ist intakt und fähig, soll bereits 2013 in einem KranZiele an gut gesicherten Orten kenhaus in der pakistanischen aufstockung des US-Militärs in schen Regierung nach Murree, anzugreifen.“ Metropole Karachi verstorben Afghanistan – gesichert und seit- einem Urlaubsort nahe IslamaExperten zufolge muss der neue sein. Seither hatte Mansur als her mehrere Frühjahrsoffensiven bad, entsandt. Die zweite Runde Taliban-Chef militärische Stärke ehemaliger Stellvertreter Omars durchgeführt“, sagt Ruttig. Mit der Murree-Gespräche, die Dipund Entschlossenheit demonst- de facto die Führung der Taliban der Etablierung des Taliban- lomaten als Erfolg bewertet hatrieren, um seine Macht über die übernommen. Beobachtern Büros in Katar und dem Anstoß ten, sagte Mansur ab. Daraufhin verschiedenen Gruppierungen zufolge fehlen ihm allerdings die von inoffiziellen diplomatischen erklärte Tayeb Agha, der Chef und Strömungen innerhalb der religiöse Autorität und die eini- Initiativen habe Mansur zudem des Taliban-Büros in Katar, seiKiev. In der Ostukraine ist es Bewegung zu konsolidieren. gende Kraft, die Mullah Omar die Grundlagen für zukünftige nen Rücktritt. nach Angaben der Regierung in Denn in den Führungszirkeln als Führungssymbol bis über sei- Gespräche gelegt. Für die afghanische BevölkeKiew in der vergangenen Woche der radikalen Islamisten ist die nen Tod hinaus ausgestrahlt hat. rung bedeutet die Fortsetzung zum heftigsten Beschuss durch Nominierung Mansurs umstritAfghanistan-Experte Thomas Keine weiteren des Kampfes weiteres Leid. Die prorussische Rebellen seit dem ten. Der Afghanistan-Experte Ruttig vom Think Tank AfghaUnterstützungsmission der VerFriedensgespräche Minsker Waffenstillstands- Graeme Smith vom Brüsseler nistan Analysts Network hält einten Nationen in Afghanistan Abkommen gekommen. Schwer- Think Tank International Crisis Mansur dennoch für einen fähiBis auf Weiteres hat für Mansur (UNAMA) zählte in der ersten punkt des Bombardements sei das Group sieht die größte Gefahr gen Anführer – zumindest aus allerdings der Dschihad Priorität. Jahreshälfte 2015 insgesamt 1592 Gebiet um den zerstörten Flugha- für Mansur allerdings nicht in Sicht der Taliban. „Er hat das Noch Anfang Juli hatte er auf Tote und 3329 Verwundete unter fen von Donezk (Foto) gewesen, Rivalen, die ebenfalls einen Füh- Überleben der Bewegung wäh- Druck Pakistans hin Vertreter der Zivilbevölkerung – so viele sagte der Chef des ukrainischen rungsanspruch erheben, sondern rend des „Surge“ – der Truppen- zu Gesprächen mit der afghani- wie noch nie. Sicherheits- und Verteidigungsrates, Alexander Turtschinow. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) gab bekannt, dass sie den Einsatz schwerer Waffen in den Kurden und Iraker streiten um Ölgeld – zu Lasten des gemeinsamen Kampfs gegen den IS. vergangenen Tagen von beiden Seiten beobachtet habe. (eb) Bagdad. Im Kampf gegen die zent des irakischen StaatshausTerrormiliz „Islamischer Staat“ haltes erhalten. Kurdischen (IS) ist die irakische Regierung Angaben zufolge seien aus techChina baut auf die militärische Unterstütnischen Gründen zunächst nur zung der Kurden angewiesen – etwa 40 Prozent des vereinbarten Militärpräsenz aus nun droht ein Streit um Ölgelder, Volumens geliefert worden. Seit Peking. China plant den Bau die angespannten Beziehungen April habe die Liefermenge aber von schwimmenden Inseln, die zwischen beiden Parteien weidem Soll entsprochen. Allerdings als militärische Stützpunkte auf ter zu belasten. habe Bagdad daraufhin nicht wie hoher See eingesetzt werden solDer Grund für den Konflikt ist vereinbart gezahlt. len. Die Nachbarstaaten Chinas die Entscheidung der Regierung Ölraffinerie nahe Erbil: Die Pipeline nach Bagdad bleibt zu. Der Streit hat konkrete Aussehen darin den Versuch Pekings, der Autonomen Region Kurdiwirkungen auf die Sicherheitsseinen Einfluss in der Region stan im Irak, die Lieferung von heitskräfte zu bezahlen, die seit an andere Abnehmer in der lage. So wurde die Errichtung ausweiten zu wollen. Bereits Erdöl an die Zentralregierung in Monaten im Norden des Landes Türkei. eines gemeinsamen Operationsbei einem Treffen der ASEAN- Bagdad einzustellen. In einem die Stellung gegen den IS halten, Zu Beginn des Jahres hatten die zentrums zur Koordination zwiStaaten Anfang August forderten Statement warf das kurdische sei die kurdische Regierung in Regierungen in Erbil und Bagdad schen kurdischen und irakischen die Teilnehmer von China, die Ministerium für Bodenschätze Erbil gezwungen, das Öl auf ein Abkommen geschlossen, mit Sicherheitskräften verschoben – Aufschüttung von künstlichen der Zentralregierung vor, mit dem freien Markt anzubieten. dem sich die kurdische Regierung dabei hätte die Einrichtung eine Inseln im südchinesischen Meer den Zahlungen für die Lieferun- Seit vergangenem Juli fließen verpflichtete, pro Tag 550 000 zentrale Rolle bei der Befreiung sowie deren Ausbau zu militäri- gen im Rückstand zu sein. Vor nun pro Tag etwa 600 000 Barrel Barrel Öl nach Bagdad zu leiten – der Stadt Mosul aus den Händen schen Basen einzustellen. (kli) allem um die Gehälter der Sicher- Erdöl aus kurdischer Produktion im Gegenzug sollte sie 17 Pro- des IS spielen sollen. (kli) Foto: dpa/pa Kein Öl für Bagdad 14.11.2013 - 31.12.2015 16.10.2013 - unbefristet 21.05.2015 - 31.12.2016 er ia ib ra er e Si on Le L Guinea Senegal 28.02.2013 - 30.06.2016 28.02.2013 - 30.05.2016 Ausbildung der malischen Sicherheitskräfte im Rahmen der Pionier, Logistik und Sanitätsaus bildung European Training Mission in Mali 207 § EUTM MLI, Mali Unterstützung beim Transport von Personen und Material, Wahrnehmung von Führungs, Verbin dungs, Beratungs und Unterstützungsaufgaben United Nations Multidimensional Integrated Stabilization 9 § MINUSMA, Mali Schutz der Bevölkerung, Unterstützung von huma nitären Hilfeleistungen sowie bei der Reform von Justiz und Sicherheitsinstitutionen, Maßnahmen zur Förderung und dem Schutz der Menschen rechte Elfenbeinküste Burkina Faso Mali ko ok ar M Algerien Frankreich Spanien Mauretanien W e sts a United Nations Mission Liberia 3 § UNMIL, Liberia ha ra Unterstützung von vertrauensbildenden Maßnahmen, Überwachung der Minen und Munitionsräumung United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara 4 § MINURSO, Westsahara Entdeckung und Abschreckung von terroristi schen Aktivitäten durch Seeraumüberwachung Operation Active Endeavour 224 § OAE, Mittelmeer Sammeln von Informationen über kriminelle Netzwerke der Schleuser, Seenotrettung als Pflicht eines jeden Seefahrers Ghana European Naval Force Mediterranean Tunesien Gabun 12.06.1999 - 11.06.2016 Tschad Libyen che Botswana o k S 08.07.2011 - 31.12.2015 Schutz der Zivilbevölkerung, Beobachtung der Menschenrechtssituation, Sicherung des Zugangs von humanitärer Unterstützung, Umsetzung des Waffenstillstandsabkommens an 01.01.2015 - 31.12.2015 29.01.2015 - 31.01.2016 20.09.2006 - 30.06.2016 19.12.2008 - 31.05.2016 03.04.2014 - 31.03.2016 Unterstützung des DafurFriedensabkommens vom 05.Mai 2006 sowie der aktuellen Friedensverhand lungen United Nations / African Union Mission in Dafur 15.11.2007 - 31.12.2015 UNAMID, Sudan Unterstützung beim Aufbau der somalischen Regierung sowie beim Aufbau einer funktions fähigen Sicherheitsstruktur, Ausbildung von somalischen Soldaten European Union Training Mission for Somalia 11 EUTM SOM, Somalia Abschreckung und Bekämpfung der Piraterie, Schutz der Schiffe des Welternährungsprogramms sowie weiterer gefährdete Schiffe European Naval Force Somalia – Operation Atalanta 50 Atalanta, Horn von Afrika Seeraumüberwachung im Operationsgebiet und Ausbildungsunterstützung der libanesischen Marine United Nations Interim Force in Lebanon 115 UNIFIL, Libanon Ausbildung, Unterstützung bei administrativen Aufgaben, bei der Durchführung des Einsatzes, sowie der örtlichen Zusammenarbeit Ausbildungsunterstützung der Sicherheitskräfte der Regierung der Region Kurdistan-Irak und der irakischen Streitkräfte Indien 85 Ausbildungsunterstützung Irak, Irak Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte bei der Herstellung und Wahrung der inneren Sicherheit, Ausbildungsunterstützung Resolute Support 804 RS, Afghanistan Unterstützung der afghanischen Regierung beim Auf und Ausbau rechtsstaatlicher Strukturen, Förderung der nationalen Versöhnung Pakistan 8 Unbewaffnet, seit 03/2002 United Nations Assistance Mission in Afghanistan 3 UNAMA, Afghanistan Afghanistan an enist United Nations Mission in South Soudan 17 Iran en Jem ia al om Saudi Arabien Irak Turkm Us be kis t Schutz der Bevölkerung und des Staatsgebietes im Rahmen der integrierten NATOLuftverteidigung UNAMISS, Südsudan M m sa bi Kenia 14.12.2012 - 31.01.2016 Active Fence Turkey 260 AF TUR, Türkei Äthiopien a tre Eri Tansania U Simbabwe Sambia Südafrika Namibia Angola Demokratische Republik Kongo a nd ga Südsudan Sudan Ägypten Syrien Türkei Aufbau und Erhaltung eines sicheren Umfelds, einschließlich der öffentlichen Sicherheit und Ord nung, Absicherung der Rechtsstaatlichkeitsmission der Europäischen Union (EULEX Kosovo) Kosovo Force 679 KFOR, Kosovo nis un lafrika er ZentraRepublik m Ka Nigeria Niger Ita lie n pu Re o Deutschland ng Ko bli k an 22.06.2015 - 22.06.2016 m 311 Die Bundeswehr beteiligt sich mit Stand 13. August 2015 an 16 Auslandseinsätzen. Zeitraum des mandatierten Einsatzes Truppenstärke Europäische Union (EU) Vereinte Nationen (UN) NATO Zeichenerklärung China EINSATZ / BUNDESWEHR § § EUNAVFOR MED, Mittelmeer § § -Übersicht: Einsätze der Bundeswehr § M § ar § ask § O § § Die § § ada g 17. August 2015 aktuell 5 6 aktuell BUNDESWEHR aktuell 7 Das andere Element Waterborne Infiltration: Heeressoldaten lernen das Wasser schätzen. von Norbert Stäblein Havelberg/Grafenwöhr. „Sie sind ,TaskUnitNemesis‘. Erkunden Sie Auffangstellungen und HeliLandingSite. Annä herung muss gedeckt erfolgen; Kontakt mit Personen ist unbe dingt zu vermeiden. Zeitansatz: Nicht länger als vier Stunden. Besonderheit: Annäherung nur von Wasser“. Die Abholung dann auch. Wasserübungsplatz Nitzow bei Havelberg. Große Augen blicken aus dunkel getarnten Gesichtern zum Ausbilder, der Lage und Auftrag ausgibt. Die Augen gehören den Lehrgangsteilneh mern des „Waterborne Infiltra tion Course“ (WIC), ein Modul der Ausbildung für spezialisierte Kräfte des Heeres mit erweiter ter Grundbefähigung (EGB). Hauptsächlich Fallschirmjäger, die mit den Elementen Luft und Erde bestens vertraut sind, lernen eine weitere Facette der Opera tion kennen: Das Wasser ist jetzt ihr Kamerad. Die Soldaten stehen unter Druck: Die Zeit läuft unerbitt lich, sie müssen planen, Boote und NeoprenAnzüge klarma chen, das Gelände zeichnen. „Du hast drei Minuten um eine Skizze zu erstellen“, schnarrt Tango zu seinem Kameraden. Schneidig. Aber irgendwann könnte aus der Übung Ernst werden. Dann muss alles automatisch ablaufen. Mannschaften, Feldwebel und Offiziere sind im Umsetzungs modus. Wahrhaftig kameradschaft lich ist der Umgang miteinander. Dienstgrade sind zweitrangig, die Leistung eines jeden einzelnen zählt. Nur so ist der Auftrag zu erfüllen. Tango, Chevy, Joker, und Sven heißen nicht wirklich so. Sie haben Spitznamen, um sich schnell und eindeutig zu verständigen. Leider nutzen die Soldaten die Namen aber auch, weil sie Anfeindungen befürch ten, würden sie ihre echten in der Öffentlichkeit preisgeben. Alle müssen da durch Bevor die angehenden EGBler den Auftrag angehen, hat Hör saalleiter Hauptmann Marco G. andere Aufgaben parat: Die Was serhindernisbahn. Im Hafen des Wasserübungsplatzes dümpelt ein Parcours. Den müssen die Soldaten überwinden. Und sich selbst. „Wasser war noch nie meine Sache“, murmelt Joker. Hilft aber nichts: Alle müssen drüber, sonst geht’s nicht weiter. Kraft, Ausdauer, Geschicklich keit und Überwindung brauchen die Männer. Sie wollen da durch. Das sieht man ihnen an. Über wacht von Sicherungstauchern und Schlauchbooten geht jede Gruppe ins Wasser. Sie tragen Uniform. Schutzwesten machen alles noch schwerer. Erstes Objekt: Ein Gewicht von meh reren Kilogramm aus fünf Metern Tiefe nach oben brin gen, zeigen und wieder versen ken. Jeder. „Kenne ich, haben wir beim Jugendschwimmer auch gemacht“ grinst einer der Solda ten. „Nur, dass es hier dunkel ist und Strömung gibt“. Weiter zu elf Metern Schlauchboot. Tauchen, am Rumpf entlang hangeln und auftauchen – rund 18 Sekunden Ewigkeit. Manche brauchen zwei Anläufe, aber sie machen das Ding. Rauf aufs schmale Brett, balancieren, wieder ins Wasser. 3,50 Meter Kletterwand, Hecht rolle ins Boot, ins Wasser abrol len. Wer damit fertig ist, trinkt erst mal anständig. Trinken für die Muskeln „So merkwürdig es klingt“, sagt Hauptfeldwebel Mark S., „wer im Wasser ist, muss beson ders viel trinken. Die Muskeln arbeiten ständig, verbrennen unheimlich viel“, ist die einfa che Erklärung. Ansonsten bleibt Mark mit seinen Männern im Hintergrund – als Sani ist es bes ser, nicht eingreifen zu müssen. Schlauchboote und Bootsfüh rer stellt die Luftlandepionier kompanie 270. 40PSAußen border sind zu hören. „Diese Übungen sind für uns eine Gele genheit, Erfahrungen zu sam meln“, sagt Hauptfeldwebel Enrico D. Zum Beispiel, wie schnell ein Boot noch ist, wenn Waterborne Infiltration Course Die Soldaten mit „erweiterter Grundbefähigung“ (siehe Kasten rechts) nehmen während der Ausbil dung am Modul „Waterborne Infiltration Course“ (WIC) teil. Dort lernen die Soldaten, die Infiltra tion über Wasser. Dazu gehören das Schießen vom Boot, Planungsverfahren für Patrouillen auf und im Wasser sowie die Umsetzung wechselnden Umge bungen und taktischen Anforderungen. Zu Beginn des WICTrainings müssen Lehr gangsteilnehmer einen Schwimmtest ablegen, der unter anderem 200 Meter Kleiderschwimmen in Uniform in maximal acht Minuten abfordert. Wei tere Voraussetzung ist der erfolgreiche Abschluss des Lehrgangs Gefechtsdrillschießen am Ausbil dungszentrum Spezielle Operationen in Pfullen dorf. In diesem Lehrgang schießen die Soldaten auf stationäre und bewegliche Ziele, von unter schiedlichen Plattformen, also auch von Booten, und trainieren ständig unter wechselnden Belas tungen und Aufträgen. Geschwindigkeit, Präzision und einstudierte Abläufe führen zum Erfolg: Der „Waterborne Infiltration Course“ führt Fallschirmjäger für Operationen aufs Wasser. Gegen die Strömung: Beim Scout-Schwimmen müssen die Soldaten ständig beobachten und sichern. Gemeinsam: Planung und Vergabe der Aufgaben. sich acht Mann darin drängen, „oder wie ein leichtes Maschi nengewehr auf dem Gummiwulst befestigt werden soll“. Die Lehr gangsteilnehmer müssen solche Probleme gemeinsam mit den Pionieren lösen. weichen die Soldaten aus. Die Handgriffe sitzen genauso wie die Schüsse. Klappscheiben fal len. Über Funk werden die Boote angefordert, eine Lagemeldung abgesetzt: „Feindkontakt, vier Mann, keine Verwundeten!“ Erkennungszeichen vereinbart. Alles im Gefecht! Gemeinsam gegen den Strom „Wir machen etwas Besonde res“ sagt Einer, der gerade ausge bildet wird. Wer vom fahrenden Boot ins Wasser gleitet, mit Tau cherbrille, Schnorchel und Flos sen, Gewehr und Gummiruck sack, um sich dann stundenlang im Fluss zum Ziel zu bewegen, weiß wovon er spricht. „Scout Schwimmen“ heißt das. Die Aus bilder haben es selbst durchge macht und beobachten das Vor gehen genau. Leise, Umgebung und Kame raden ständig im Blick, gleiten die Soldaten gegen die Strö mung. Dann hat der Truppfüh rer eine Ausstiegsstelle erkun det und will an Land. Aber ein Mann mit Hund wird als Kontakt erkannt, und schon verschwinden die Männer wieder. Gut gemacht. Im Gefecht Neuer Ort, Lage wie zuvor, aber scharfer Schuss: Swim Site, Truppenübungsplatz Gra fenwöhr in Bayern. Der Tümpel mit Seerosen und das Schilfufer könnten idyllisch sein, stünde nicht der Auftrag vor den Män nern. Nach erstem Erkunden und Schießen vom Schlauch boot wird es heikel. Die Gruppe nähert sich der Erkundungszone mit dem Boot; der Aufklärungs trupp sitzt ab. Die Boote ver schwinden in eine Wartezone. Der Trupp erkundet konzentriert das Gelände. Es ist still, Mücken surren. Plötzlich zerreißt eine Detonation die Ruhe: Die Sol daten reagieren sofort. „Kontakt vermeiden“, lautet der Auftrag. „Sofort kämpfend ausweichen zur Aufnahmestelle“, befiehlt der Truppführer. Schießend, das Gewehr immer zum Feind, Alles richtig gemacht Kurz danach rasen die Boote heran, Schützen feuern in der Bewegung. Eines nähert sich der durch Rauch gekennzeichneten Stelle und legt an. „Eins, zwei, drei, vier und vollzählig“, ruft der Truppführer, und schon wen det das Boot. Die Schützen neh men sofort Schießhaltung ein und unterstützen den Feuerkampf bei der gemeinsamen Abfahrt aller Boote. Die letzten Klappschei ben fallen, und nach kurzer Zeit ist es wieder still über dem Tüm pel. Die Mücken surren träge. Marco und die Ausbilder sind zufrieden: „Bis auf Kleinigkei ten alles richtig gemacht“. Auf atmen bei Tango, Chevy, Joker und den anderen. Dieser Teil der Ausbildung ist geschafft. Für die Soldaten aber heißt es: Fortset zung folgt. Auf der Havel: Pioniere bringen ihre Kameraden zum Zielpunkt. Harte Probe: Der sichere Schuss bei rasender Fahrt. Mehr Informationen im Internet auf www.deutschesheer.de. EGB – die erweitere Grundbefähigung Wasserhindernisbahn: Geschicklichkeit ist Trumpf auf schwankendem Boden. Feindkontakt: Der Trupp muss jetzt schnell ausweichen und Deckung suchen. Patrolling und der Water Infiltration Course (WIC). Die erlernten Fähigkeiten werden in den jewei ligen Einheiten der Soldaten vertieft und schließen mit „EGB ready“ ab. Die EGBSoldaten können „Spezielle Operatio nen“ durchführen. Dazu gehören der Kampf gegen irreguläre Kräfte, die bewaffnete Rückführung, schnelle Anfangsoperationen und Operationen in der Tiefe. Die besondere Ausbildung befähigt die EGBKräfte zum Zusammenwirken mit Spezial kräften ohne Verzug. Foto: Bienert/RedBw (4), Schulze/Bundeswehr (4) Der Ausbildungsgang spezialisierte Kräfte des Heeres mit erweiterter Grundbefähigung EGB dauert sechs bis neun Monate und ist modular auf gebaut. Das Ausbildungszentrum Spezielle Opera tionen in Pfullendorf führt die Module mit seinen Inspektionen – den Ausbildungsgruppen – durch. Dazu gehören: Nahkampf Grundmodul, Schieß technik und Gefechtsdrillschießen, Combat First Responder Level A, SERE (Survival, Evasion, Resistance, Extraction – überleben, ausweichen, abwehren, herausziehen), urbane Angriffstaktik, Scharfer Schuss: Im Feuerkampf auf der Schießbahn. 8 aktuell BUNDESWEHR 17. August 2015 Mit „Trident Juncture“ Stärke zeigen Ulm. „Trident Juncture 2015“ – das größte NATO-Manöver dieses Jahres wirft seine Schatten voraus. Der Befehlshaber des für Deutschland zuständigen Multinationalen Kommandos Operative Führung in Ulm, Generalleutnant Richard Roßmanith, erläutert die Übung und ihre Bedeutung. „Trident Juncture“ soll mit rund 36 000 NATO-Soldaten aus mehr als 30 Nationen Anfang Oktober in Spanien, Portugal und Italien stattfinden. Herr Generalleutnant Roßmanith, bei „Trident Juncture“ kommt aus deutscher Sicht dem Multinationalen Kommando Operative Führung eine zentrale Rolle zu. Wie sieht diese Rolle aus? Wir haben verschiedene Rollen bei diesem Manöver. Die Bundeswehr ist mit mehr als 3000 Soldaten aus allen Teilstreitkräften und Organisationsbereichen selbst Übungstruppe. Mein Stab ist samt seinem Unterstützungsverband in diese Übung voll eingebunden. Wir haben eine Führungsrolle. Dabei ist die intensive Zusammenarbeit mit dem Allied Joint Force Command in Brunssum unter dem deutschen General Hans-Lothar Domröse hervorzuheben. Wir sind in die Übungsplanung und Übungssteuerung involviert – das ist unter dem Aspekt der Volltruppenübung besonders bedeutsam. Wir koordinieren alle deutschen Beiträge zu diesem Manöver. Weiter sind wir für die Verlegung, die Unterbringung und alle Belange der Übungsteilnahme der Soldaten zuständig. Und schließlich zeichnen wir für die nationale Informationsarbeit verantwortlich und decken das spezifisch deutsche Informationsinteresse. Ich bin sicher, „Trident Juncture“ wird großes Interesse weltweit finden. Insgesamt sehen wir diese Übung für unser Kommando als einen sehr wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur weiteren Integration in die NATO. Wir verfolgen das strategische Ziel, im Jahre 2018 im Rahmen der NATO-Anforderungen voll befähigt zu sein, ein weltweit verlegbares NATO Joint Taskforce Headquarter stellen zu können. Dieses Manöver ist ein erster wichtiger Schritt dorthin. Um welches Szenario geht es bei „Trident Juncture“? Das Krisenszenario dieser Übung spielt in Afrika. In einer Auseinandersetzung zwischen Staaten geht es um den Zugang zu Wasser, einer der wichtigsten Ressourcen unserer Menschheit. Foto: Bundeswehr Generalleutnant Richard Roßmanith erläutert die größte NATO-Übung 2015. Im Dialog mit der Truppe: Generalleutnant Richard Roßmanith im Kreise seiner Soldaten. In dieser Region gibt es Streit, bis hin zu Krieg ums Wasser. Die NATO wird zur Hilfe gerufen, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Ein sehr brisantes Krisenszenario und ein hoch aktuelles Thema. Vor diesem Hintergrund eröffnet sich eine ganze Bandbreite von Ausbildungs- und Übungsmöglichkeiten. Was bedeutet Ihnen „Trident Juncture“ persönlich? Für mich schließt sich in gewisser Weise ein Kreis. Als ich vor über 42 Jahren Soldat wurde, waren große militärische Übungen an der Tagesordnung. In Süddeutschland, wo ich aufwuchs, sah ich viele Amerikaner. Große Manöver haben mich als jungen Offizier und Kompaniechef geprägt. Wenn „Trident Juncture“ im Detail sicher anders ist, so reicht dieses Manöver doch an die Dimension damaliger Großübungen heran. Heute wie damals erleben wir nicht nur im Osten ein intensives Übungsgeschehen. Dieses wird die kommenden Jahre prägen. Für mich ist wichtig, dass ich als Befehlshaber des Multinationalen Kommandos Operative Führung meine Erfahrung in „Trident Juncture“ intensiv mit einbringen kann. Darauf bin ich stolz. Steht dieses Großmanöver in Zusammenhang mit der veränderten sicherheitspolitischen Lage in Osteuropa? Ich betone ausdrücklich, dass „Trident Juncture“ zu einer Zeit in Auftrag gegeben worden ist, als niemand etwas von der KrimKrise geahnt hat. Szenario und Übungsräume wurden unter völlig anderen Gesichtspunkten ausgewählt. Das gilt natürlich weiterhin. Aber ich sage auch, dass natürlich die ganze Bandbreit von „Trident Juncture“ die Möglichkeit eröffnet, klassische hoch intensive Gefechtssituationen zu üben, die natürlich in vielfältigen Zusammenhängen denkbar sind. Es ist kein Geheimnis, dass Russland schon jetzt die Vorbereitungen auf „Trident Juncture“ intensiv beobachtet und sich damit in seinen Medien befasst – auch unter Aspekten der Propaganda. Aber gewiss auch im Blick auf unsere Fähigkeiten. Doch ich will weiter deutlich sagen: Die NATO blickt mit diesem Manöver natürlich auch nach Süden, aufs Mittelmeer, nach Afrika und in den Nahen Osten. Die Allianz ist nach wie vor auf 360 Grad orientiert. der Weltöffentlichkeit. Geht es darum, Stärke zu zeigen? Wir demonstrieren Handlungsfähigkeit und damit Stärke. Wir beherrschen unser militärisches Handwerk. Wir senden auch die Botschaft aus: Die NATO ist das stärkste Militärbündnis der Welt. Von „Trident Juncture“ gehen unmissverständliche Signale der Handlungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit und des Zusammenhalts des Bündnisses aus. Und die wichtigste Botschaft lautet: Jeder sollte sich gut überlegen, wie er mit uns umgeht. Werden unter den obligatorischen Manöverbeobachtern auch Russen vertreten sein? Davon gehe ich aus. Wir halten uns in diesem Punkt an gültige internationale Vereinbarungen, wie etwa das Wiener Dokument. Wir erfüllen die Auflagen und gehen sogar darüber hinaus. Die NATO will ein Höchstmaß an Transparenz. Die Fragen stellte Jörg Fleischer. Das vollständige Interview auf www.bundeswehr.de. Die NATO setzt mit „Trident Juncture“ ein Zeichen vor Ein gemeinsames Ziel im Visier Grafenwöhr. Groß, bedeu tsam und herausfordernd – in dieser Woche beginnt die größte multinationale Luftlandeübung seit 25 Jahren auf deutschem Territorium. „Swift Response“ steht unter der Leitung der US-amerikanischen 82. Luftlandedivision und läuft vom 17. bis zum 29. August. Mit dabei ist auch die Division Schnelle Kräfte (DSK). Die Dimension: Bis zu 5000 Soldaten aus elf unterschiedlichen Nationen beteiligen sich – USA, die Niederlande, Großbritan- nien, Italien, Spanien, Frankreich, Polen, Portugal, Griechenland und Deutschland. Die Bundeswehr stellt nach den amerikanischen Streitkräften das zweitgrößte Truppenkontingent. Das Ziel der Übung: Die Aufstellung schlagkräftiger multinationaler Eingreifkräfte, die innerhalb weniger Stunden und Tage verlegbar sind, um mit ihrer schnellen Reaktionsfähigkeit die Bündnispartner in Krisensituationen sofort unterstützen zu können. Die DSK wird mit rund 650 Soldaten der Luftlandebrigade Foto (Archiv): Neumann/RedBw Mehr als 5000 Soldaten aus elf Nationen sind bei der Luftlandeübung Swift Response dabei. Glück ab: Auch die Division Schnelle Kräfte ist beim Manöver „Swift Response“ in Hohenfels und Grafenwöhr mit 650 Soldaten dabei. Stadtallendorf mit einem eigenen trinationalen luftbeweglichen Gefechtsverband mit dem Namen „Task Force CERBERUS“ in einem multinationalen Umfeld üben. Während der Großübung werden die Fallschirmjäger aus amerikanischen, deutschen, niederländischen und britischen Luftfahrzeugen springen. (rys) Mehr Informationen zu „Swift Response“ 1 sowie 150 niederländischen Soldaten der 11 Luchtmobielen Brigade und 150 polni- schen Fallschirmjägern an dieser Luftlandeübung teilnehmen. Erstmalig wird die Division aus unter www.bundeswehr.de. 17. August 2015 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE aktuell 9 Japan verliert den Krieg im Pazifik Geschichte. Als Vertreter der japanischen Regierung und des Militärs am 2. September 1945 auf dem US-amerikanischen Schlachtschiff „Missouri“ in der Bucht von Tokio die Kapitulationsurkunde unterzeichnen, ist der Zweite Weltkrieg endgültig vorbei. Fast vier Monate nach Ende der Kampfhandlungen in Europa und über zwei Wochen, nachdem der japanische Kaiser in einer Radioansprache die bedingungslose Kapitulation vor den Alliierten bekannt gegeben hatte. Genau genommen ist er sogar erst vorbei, als die ungefähr eine Million Mann starke japanische ChinaArmee in Nanking (9. September) und die Südost-Asien-Armee in Singapur (12. September) kapitulieren. Die „Missouri“ liegt heute als Museumsschiff im Hafen von Pearl Harbor. 1945 war sie eines der neuesten Schiffe der US-Navy, die zusammen mit ihren Verbündeten die japanischen Streitkräfte seit 1943 Insel um Insel zurück auf deren Heimatland gedrängt hatte. Die alliierten Streitkräfte zwangen ihren Gegner, jede Insel besetzt zu halten, die als Operationsbasis gegen die eigene Heimat geeignet sein konnte. Als eine Folge dieser Strategie hielten einzelne japanische Soldaten auf abgelegenen Pazifikinseln ihren Posten noch bis Jahre nach Kriegsende. Der außergewöhnlichste Fall ist dabei der des damals 23-jährigen Nachrichtenoffiziers Leutnant Onoda Hiro, der zunächst mit Foto: dpa/pa 2. September 1945: Japan unterzeichnet die Kapitulationsurkunde erst nach Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Japan ergibt sich bedingungslos: Formationsflug von Kampfflugzeugen bei der Kapitulationsunterzeichnung am 2 . September 1945 auf dem US- Schlachtschiff „Missouri“ in der Bucht von Tokio. drei Kameraden, später allein auf der Philippineninsel Lubang eine Art Guerillakrieg weiterführte. Erst als ihm 1974 sein ehemaliger Kommandeur den Befehl gab, den Kampf einzustellen, war auch für ihn der Zweite Weltkrieg beendet. US-Atombomben auf Japan Mit ähnlicher Verbissenheit kämpfte 1945 die große Mehrheit der japanischen Soldaten. Nachdem die USA, Großbritannien und China Japan Ende Juli 1945 ultimativ aufgefordert hatten, entweder bedingungslos zu kapitulieren oder die „schnelle und vollständige Zerstörung“ zu riskieren, antwortete die Regierung zusammen mit der militärischen Führung mit dem Aufruf zu Sieg oder Selbstaufgabe. Daraufhin folgten die beiden US-Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Die Notwendigkeit dieses Waffeneinsatzes ist bis heute umstritten. Kritiker werfen der US-Regierung eine Machtdemonstration vor, mit der sie die globale Nachkriegsordnung beeinflussen wollten. Im Zuge der Kapitulation wurde Japan von US-amerikanischen Truppen besetzt, der japanische Staatsapparat aber ebenso wenig angetastet wie die Institution des Kaisers. Gerade die Forderung nach Absetzung und Auslieferung des Kaisers während des Krieges hatte zum hartnäckigen Widerstand der Japaner geführt, dieser wiederum als Rechtfertigung für den A-Waffen-Einsatz gedient. Ähnlich wie gegenüber Deutschland klagten die Siegermächte führende Militärs und Politiker wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit an. Sieben Angeklagte wurden zum Tode, rund 20 weitere zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt. Die meisten von ihnen wurden jedoch 1955 nach der Wiedererlangung der Souveränität freigelassen. 14 dieser verurteilten Kriegsverbrecher werden seit 1978 im YasukuniSchrein in Tokio als Opfer des Krieges verehrt, was wiederholt politische Auseinandersetzungen ausgelöst hat. Wiederum vergleichbar zur Bundesrepublik brauchte der Westen Japan als Bundesgenossen gegen die kommunistischen beziehungsweise sozialistischen Mächte China Die Schlacht bei den Thermopylen Im Jahre 480 v. Chr. verlieren die Griechen den todesmutigen Kampf gegen Perserkönig Xerxes. Geschichte. „Wanderer, kommst Du nach Sparta, verkündige dort, Du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“ Die wohl bekannteste Inschrift auf einem Gedenkstein der griechischen Antike findet man bei den Thermopylen, einem Engpass zwischen dem Kallidromos gebirge und dem Golf von Malia in Mittelgriechenland. Hier stellen sich vor knapp 2500 Jahren wenige tausend Griechen dem gewaltigen Heer des persischen Großkönigs Xerxes I. entgegen. In der Niederlage bei Marathon im Spätsommer 490 v. Chr. hatte Xerxes eine Bedrohung des persischen Reichs gesehen. Dagegen plant er sich mit einer groß angelegten Invasion zu wappnen, bei der er die Stärken seiner Flotte und seines Land- heeres kombiniert. Aus dem ganzen persischen Großreich zieht er rund 200 000 Soldaten zusammen, für die Zeit ein gewaltiges Unternehmen. Die meisten griechischen Stadtstaaten lehnen zunächst einen Krieg gegen die Perser ab, doch können Athen und Sparta einige Staaten zum Hellenenbund zusammenschließen. Die militärische Führung übernimmt das kampferprobte Sparta, während Athen einen massiven Ausbau seiner Flotte erlebt. Die Perser marschieren im Norden, am Hellespont, in Griechenland ein, die Hellenen ihrerseits beraten, wie und wo sie sich der Übermacht entgegenstellen sollen. Sie einigen sich auf den Engpass der Thermopylen. Ein kleines, etwa 7000 Mann starkes Kontingent soll dort den Weg nach Süden blockieren. Angeführt wird die Armee von Leonidas I., dem jungen König von Sparta, und seiner 300 Mann starken Leibgarde. Die Spartaner und ihre Verbündeten sind sich des Himmelfahrtskommandos durchaus bewusst. Doch macht ihre strategisch günstige Position die zahlenmäßige Überlegenheit der Perser mehr als wett. Im August 480 v. Chr. treffen die Kontrahenten bei den Thermopylen aufeinander. Immer wieder rennen die Perser erfolglos und mit hohen Verlusten gegen die geschlossenen Reihen der Griechen an. Schließlich finden die Perser einen Gebirgspfad, auf dem sie die Stellungen der Griechen umgehen und den Griechen in den Rücken fallen. Die Position von Leonidas’ Armee wird unhaltbar. Er ordnet den Rückzug der Truppen an und bleibt nur mit einer kleinen Streitmacht zurück. Leonidas will die Thermopylen so lange wie möglich halten, um sich die nötige Zeit zum Rückzug zu verschaffen und die zeitraubende Evakuierung Athens zu ermöglichen. Zudem verbietet das Gesetz Spartas, sich zu ergeben. Aber die persische Übermacht kann die Griechen schließlich unter hohen Verlusten bezwingen. Doch sind Leonidas und seine Männer nicht umsonst gestorben. Wenig später können die verbündeten Griechen die persische Flotte bei Salamis und bei Platää auch Xerxes‘ Landheer besiegen. Die persische Invasion ist gescheitert. (hei/vie) und UdSSR. Die Wiedererlangung der Souveränität und der japanische Beitritt zu den Vereinten Nationen (VN) Mitte der 1950er-Jahre waren ebenso Konsequenzen wie die vor allem US-amerikanische Wirtschaftsund Militärhilfe. Mit den meisten ehemaligen Gegnerstaaten hatte das Kaiserreich bereits 1951 in San Francisco Frieden geschlossen, Taiwan folgte 1952 und China 1978; nur mit der Sowjetunion kam wegen des Streits um die Inselgruppe der Kurilen kein Friedensvertrag zustande. Pazifismus prägt die Gesellschaft Japans Japan verfügt heute über einen der höchsten Militäretats. Dennoch hat sich wegen des Zweiten Weltkriegs und des Atombombenabwurfs in der japanischen Gesellschaft ein umfassender Pazifismus ausgeprägt. Militärische Gewaltanwendung ist verfassungsrechtlich allein zur Selbstverteidigung erlaubt. An Auslandseinsätzen unter VN-Mandat beteiligt sich das Land seit 1992. Der erste Einsatz ohne ein solches Mandat fand 2004 im Irak statt. Fast immer sind in Japan diese und andere Einsätze von intensiven öffentlichen Debatten begleitet. Autor: Oberstleutnant Dr. John Zimmer mann, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Bw Classix Filmbeiträge aus sechs Jahrzehnten Bundeswehr: Das sind die Bw Classix. Mal informativ, mal humorvoll berichten sie über die damaligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Spezialkräfte der Marine: Teil 2 des Themas behandelt die harte Ausbildung der Kampfschwimmer in den 80er-Jahren: praktische Mutproben über und unter Wasser, Einsätze bei Tag und Nacht zu Wasser und Land, aus Booten heraus und aus der Luft. Der Beitrag „Spezialtruppe der Bundesmarine, Teil 2 “ unter www.youtube. com/bundeswehr. 10 aktuell SPORT 17. August Juli 2015 Über den Wolken 16 Medaillen für Sportsoldaten Foto: imago Zwei Wochen positiver Ausnahmezustand: 17. Internationaler Militärischer Segelflugwettbewerb. Foto: Lehmann/Bundeswehr Rettungsschwimmen. Bei der Europameisterschaft im Rettungsschwimmen in Großbritannien, an der zwölf DLRG-Sportler teilnahmen, haben fünf Spitzensportler der Bundeswehr ordentlich abgeräumt. Mit 16 Medaillen heimsten fünf Soldaten 65 Prozent der Siege ein. Hauptgefreiter der Reserve Christian Ertel (Foto) etwa holte Gold über vier Mal 50 Meter Hindernissstaffel, vier Mal 25 Meter Puppenstaffel, vier Mal 50 Meter Gurtretterstaffel und vier Mal 90 Meter Beach Relay, der Strandsprintstaffel. In weiteren Disziplinen gewann er zweimal Silber und einmal Bronze. Bei der Puppenstaffel muss jeder Schwimmer eine Puppe 25 Meter schleppen. Bei der Gurtretterdisziplin hat jeder der vier Wettkämpfer eine andere Aufgabe zu bewältigen. Der Startschwimmer legt 50 Meter in freiem Stil zurück. Der zweite Schwimmer schwimmt ebenfalls 50 Meter Freistil mit Flossen. Der dritte Schwimmer schwimmt mit dem Gurtretter zum vierten Schwimmer. Den Gurtretter zieht er dabei hinter sich her. (vie) Warten auf den Start: Insgesamt gingen in Holzdorf 74 Teams an den Start, um im Segelflugzeug durch die Luft zu gleiten. Fallschirmspringen. Beim vierten Weltcup im Fallschirmspringen im italienischen Belluno waren vier Soldatinnen und neun Soldaten von insgesamt 20 Teilnehmern des Deutschen Fallschirmsportverbandes dabei. Medaillen konnten die 13 Angehörigen der Sportfördergruppe Altenstadt zwar nicht gewinnen, aber mehrere siebte Plätze wurden erreicht: beim Einzelspringen von Feldwebel Evangelina Warich, beim Mannschaftszielspringen von Hauptfeldwebel Wolfgang Lehner, Oberfeldwebel Elischa Weber, Feldwebel Christian Kautzmann und Feldwebel Daniel Born. Hauptfeldwebel Stefan Wiesner holte neben dem siebten Platz im Mannschaftszielspringen noch zusätzlich einen fünften Platz im Einzelzielspringen. (vie) ver Wißing. Sieger in der Standardklasse wurde Robin Sittmann, der auch bester Junior war. Gewinner in der gemischten Klasse wurde der Doppelsitzer mit den Brüdern Florian und Maximilian Seibel und bester ausländischer Pilot war Nicolas Rossier aus der Schweiz. Perfekte Flugbedingungen Zwei Wochen lang gab es, so das Fazit des Präsidenten der Bundeswehr-Flugsportvereinigung Oberstleutnant Jörg Zinnert, nicht nur guten Flugsport, sondern auch hervorragende Rahmenbedingungen. Dafür hatten die rund 30 Helfer aus den Verbänden des Standortes und die Geländebetreuung des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums Doberlug-Kirchhain gesorgt. Beispiel: Die ausgezeichnete Qualität der Grünflächen entlang der Start- und Landebahn, die für die Landungen der Segler und Schleppflugzeuge genutzt wurden. Ein zwölf Mann starkes Team war für alle Belange erreichbar. Es koordinierte die Information an die Teams, insbesondere, wenn Segelflugzeuge außenlanden mussten und damit nicht mehr zum Startpunkt nach Holz- dorf zurückkehrten und vom Feld abgeholt werden mussten. Nächster Start in zwei Jahren Starthelfer Michael Schröter zog seine persönliche Bilanz: „Ich bin seit 2005 dabei und freue mich jedes Mal, unterstützen zu können.“ Das zeige den positiven Geist dieser mittlerweile am Standort Holzdorf etablierten Großveranstaltung. Herzlichkeit, die perfekte Organisation und die vorhandene Infrastruktur trugen dazu bei, dass der 18. IMGC in zwei Jahren wieder am Standort Holzdorf stattfinden wird. (eb) Ästhetik im freien Fall Deutsche Springer stellen in Tschechien neuen nationalen Rekord im Formationsspringen auf. Klatovy. Gemeinsam mit ihren Teamkollegen haben zwei deutsche Stabsoffiziere, Oberstleutnant Wolfgang Beyer und Oberstleutnant Frank Hölzner, einen neuen nationalen Rekord im Sequential Formationsspringen aufgestellt: 71 Fallschirmspringer bildeten im freien Fall drei unterschiedliche Formationen. Bereits am zweiten Sprungtag konnte im tschechischen Klatovy der bisherige deutsche Rekord von 55 Springern, die zwei Formationen bildeten, übertroffen werden. Am dritten Tag wurde dieser Erfolg mit 72 Springern und zwei Formationen abermals überholt. Das Pflichtziel des Teams ist erreicht. Die beiden Verbindungs- Foto: Twardy/RedBw Foto: imago Mehrere Landungen auf Platz sieben Schönewalde/Holzdorf. Alle zwei Jahre ist das Hubschraubergeschwader 64 in Holzdorf im Land Brandenburg Schauplatz des Internationalen Militärischen Segelflugwettbewerbs (IMGC). Neben den deutschen Teilnehmern aus 58 Bundeswehr-Flugsportgruppen nahmen in diesem Jahr Gäste aus Slowenien, Schweiz, Großbritannien, Frankreich, Tschechien und den Niederlanden teil – insgesamt 74 Teams. Nach 438 Starts und rund 87 000 geflogenen Kilometern standen die Sieger der Wettkämpfe fest: Den ersten Platz in der Clubklasse erflog Oli- Heil gelandet: Die beiden deutschen Soldaten in Klatovy. offiziere in den USA wollen aber noch mehr erreichen: „Vier saubere Formationen im freien Fall ist unser nächstes Ziel“, so Wolly und Franky, wie die beiden in Springerkreisen genannt werden. Mehr als 4500 Sprünge haben beide bisher absolviert und mit wechselnden Teams mehrere Rekorde aufgestellt. Ihr internationaler Weltrekord 2014 im Formationsspringen mit insgesamt 214 Teilnehmern aus 16 Nationen im amerikanischen Eloy qualifizierte sie für die Herausforderung in Klatovy. Beim Sequential Formationsspringen verlassen mehrere Fallschirmspringer die absetzenden Flugzeuge so schnell wie möglich. Im Freifall bilden sie nacheinander mehrere zusammenhängende Formationen. Für einen Rekord sind die Anzahl der Springer und die der gebildeten Figuren entscheidend. (jfs/hdr) 17. August 2015 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11 Im Nahkampf Foto: Privat Hauptfeldwebel Bert Bauer ist der erste und bisher einzige Bundeswehrsoldat mit dem Abzeichen „C4 Instructeur“. Volle Konzentration: Hauptfeldwebel Bauer beim Häuserkampf. Hammelburg. Das ist noch keinem vor ihm gelungen: Hauptfeldwebel Bert Bauer ist der erste und bisher einzige Bundeswehrsoldat, dem das französische Nahkampfabzeichen „C4 Instructeur“ verliehen wurde. Die vier „C“ stehen für „Combat Corps à Corps adapté au Combat de haute intensité“ – Nahkampf mit hoher Intensität. Der gebürtige Thüringer ist Ausbildungsfeldwebel in der Einzelkämpferausbildung und Ausbildungsleiter „Militärischer Nahkampf“ in Hammelburg. Körperliche Anstrengungen und Leidensfähigkeit ist er also gewohnt. Dennoch war die Teilnahme an der französischen „Centre National d‘Entraîment Commando“ (CNEC) im südfranzösischen Mont-Louis eine andere Hausnummer. Bereits der Eingangstest hatte es in sich: Vier Runden im Boxring mit einem französischen Lehrgangsteilnehmer, ebenfalls Nahkampfausbilder, galt es zu überstehen. „Das war schon ordentlich“, sagt Bauer. Insgesamt nehmen jährlich nur cicra 30 Soldaten an dem dreiwöchigen Lehrgang teil. Neben Grundkenntnissen der französischen Sprache sind körperliche und geistige Fitness sowie langjährige Kampfsporterfahrung Voraussetzungen dafür. Hinzu kommen die Nachweise als „Ausbildungsleiter militärischer Nahkampf aller Truppen“ und als Schießlehrer. Für den sympathischen 30-Jährigen kein Problem. Die dreiwöchige Ausbildung war für ihn anstrengend, vor allem aber lehrreich. Neben Sparringübungen und simulierten Patrouillen lag der Schwerpunkt im zügigen Lösen aus Kampfsituationen in einem Bereich von null bis sieben Metern, um so den schnellen Schusswaffengebrauch sicherstellen zu können. Die Anstrengungen haben sich gelohnt: Am Ende des strapaziösen Lehrgangs überreichten ihm die französischen Kameraden das Abzeichen mit den Worten: „Wir sind stolz, dass Sie unser Abzeichen tragen.“ Chapeau! (pfr) In den Urlaub – mit Soldaten Wie lautet Ihr Lebensmotto? Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Wenn mich jemand um Hilfe bittet. Was sind ihre Hauptcharakterzüge? Hilfsbereitschaft und Perfektionismus. Was können Sie besonders gut kochen? Kaffeewasser. Wo möchten Sie am liebsten leben? In Schweden. Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen? Mit meinem Inspektionschef. Wo können Sie am besten entspannen? Beim Training in der Nahkampfhalle. Chartstürmer in Uniform Kinder mit Behinderung genießen unbeschwerten Freizeitspaß mit dem Bundeswehr-Sozialwerk. Soldat und staatlich anerkannter Erzieher „Maxi liest, schreibt und rechnet gut, aber langsamer und bedachter als andere 10-Jährige. Sonst ist er aber ein aufgeweckter Junge und wir haben gemeinsam viel Spaß“, sagt Retzlaff. Foto: Bartelsen/Bundeswehr Bad Saarow. Mit einer großen Torte, einem Geburtstagsständchen und vielen kleinen und großen Ehrengästen hat das Bundeswehr-Sozialwerk während der zweiwöchigen Behindertenfreizeit in Bad Saarow den 60. Geburtstag der Bundeswehr und das eigene 55-jährige Bestehen gefeiert. Insgesamt 26 geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche werden auf der Freizeit von ehrenamtlichen Helfern rund um die Uhr betreut, während ihre Eltern mal Zeit für sich haben. Auch Oberleutnant Andreas Retzlaff und sein Schützling Maximilian genießen die Ferien im Badekurort. Der zehnjährige Junge ist geistig und körperlich behindert. Maxis Zwillingsschwester ist gesund. Er hingegen hat bei der Geburt nicht genügend Sauerstoff bekommen. Foto: Wilke/RedBw von Dina Krüger Urlaub: Die Kinder haben Spaß beim Spielen mit ihren Betreuern von der Bundeswehr. Das Verhältnis zwischen dem fröhlichen Jungen und seinem Betreuer ist sehr eng, obwohl sie zum ersten Mal die Freizeit zusammen verbringen. Retzlaff ist staatlich anerkannter Erzieher, kennt die Herausforderungen in der Betreuung von Menschen mit Behinderung und die Sorgen ihrer Angehörigen. Seine nützlichen Fähigkeiten wird er in den nächsten Jahren wieder unter Beweis stellen. Der Berufssoldat hat noch drei Jahre Dienstzeit vor sich. Aber auch danach will er sich weiterhin für das Bundeswehr-Sozialwerk einsetzen. Für die restliche Zeit in Bad Saarow wünscht er sich noch viele schöne Momente mit seinem Schützling. Der sympathische Soldat lässt Maxi nicht aus den Augen. Man merkt deutlich: Maxi soll es während der Freizeit an nichts fehlen. Und auch der lebhafte Junge hat seinen Betreuer ins Herz geschlossen und ihn zu seinem nächsten Geburtstag eingeladen. Freude der Kinder ist Entlohnung genug Stabsunteroffizier Katrin John betreut in diesem Jahr die 22-jährige Lisa. Bereits als Jugendliche sammelte die Soldatin Erfahrungen in einem Integrationskinder- garten. „Da, wo Unterstützung benötigt wird, helfe ich sofort. Letztes Jahr war die Behindertenfreizeit so schön, da wollte ich dieses Jahr gleich wieder dabei sein“, sagt die junge Soldatin. So geht es den meisten Betreuern. Viele von ihnen sind zum wiederholten Mal dabei. Dass sie dafür häufig ihren Jahresurlaub nehmen, finden sie ganz selbstverständlich. „Auch wenn es mal anstrengend werden kann, wir sind immer mit Spaß bei der Sache“, sagen die beiden Soldaten einhellig. Für sie ist es Entlohnung genug, dass die Kinder einen unbeschwerten Urlaub genießen können. Bonn. Zum ersten Mal steigt ein Musikkorps der Bundeswehr in die offiziellen deutschen Charts ein und zeigt, dass Militärmusik auch harte Töne anschlagen kann. Auf Anhieb landete die mit der Heavy Metal-Band U.D.O. (Foto) produzierte Live-DVD „Navy Metal Night“ auf Platz 31 der deutschen Hitliste. In den schwedischen DVD-Charts gelang sogar der Sprung auf die 1 und in Finnland reichte es immerhin für Platz 2. Sämtliche Verkaufserlöse der DVD kommen dem Soldatenhilfswerk zu Gute. Keep on rockin‘! (eb) Gewinnauslosung aktuell 30/2015 Jeweils einen Reiseführer „Überleben in Natur und Umwelt“ gewinnen Marco Thomas, Bastian Schulz. Bernd Haschker, Julia Neitzel und Simone Dohn. Herzlichen Glückwunsch an alle Gewinner! aktuell VERMISCHTES Lass uns miteinander reden! Hörbuch. W i r alle tun es. Im Beruf, in der Beziehung und im Alltag: Ständig kommunizieren wir. Nicht selten entstehen dabei Probleme. Entweder verstehen wir unser Gegenüber nicht oder wir werden missverstanden. Das Hörbuch stellt die verschiedenen Kommunikationsstile vor. Wie gehen wir am besten mit ihnen um? Und wie können wir dieses Wissen um unseren eigenen Stil am besten nutzen, um uns weiterzuentwickeln? Der Autor, Psychologe und Kommunikationswissenschaftler, zeigt uns, welche Erkenntnisse die Kommunikationspsychlogie bietet, damit wir uns auf persönlicher und auf sachlicher Ebene besser verständigen. Für das unterhaltsame Hörvergnügen, das von Christian Baum gesprochen wird, empfehlen wir die „Salamitaktik“: Scheibe für Scheibe, also CD für CD. So lassen sich Erkenntnisse und Übungen leicht verinnerlichen. (dok) Schulz von Thun, Friedemann: „Miteinander reden Teil 2: Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung”, 280 min, Argon Verlag, ISBN: 978-3-8398-8071-5 015 32/2 17. August 2015 Es regnet Wünsche Ende August bescheren bestes Wetter und Sternschnuppenschauer ein Himmelsspektakel. von Ulrike Jenssen, Doreen Kinzel und Dina Krüger Berlin. Im August ist es wieder soweit: Sternschnuppen fallen zuhauf vom Himmel und jeder darf sich so viel wünschen, wie er möchte. Aber nur, wenn er dabei die Augen geschlossen hält und seinen Wunsch nicht verrät, dann geht er auch in Erfüllung. Der Glaube ist jahrhundertealt. Seine Herkunft aber ist unbekannt. Jahrhundertelanger Aberglaube Verbreitet hat sich, dass die Menschheit früher glaubte, Sterne seien göttliche Lichtfunken und die Sternschnuppen ein Wink der Götter. Nur auserwählten Personen schickten die Götter ein Zeichen vom Himmel. Daher wurde angenommen, dass nur diejenigen Menschen mit Glück beschenkt werden, die eine Sternschnuppe zu Gesicht bekamen. Doch nicht überall verbinden die Menschen etwas Gutes mit den Sternschnuppen. Noch im 19. Jahrhundert löste ein Sternschnuppenschauer in den USA eine Massenpanik aus. Die Menschen fürchteten, der Mond löse sich in viele kleine Teile auf und falle auf die Erde. In der Mongolei gelten die Sternschnuppen sogar als Unglückszeichen. Die Steppenbewohner glauben, dass sich in Sternschnuppen die Seelen der Verstorbenen zeigen, die sich auf ihrer Reise ins Jenseits befinden. Die Ureinwohner der Andamanen, einer Inselgruppe im Indischen Ozean, wiederum fürchten sich vor Sternschnuppen. Sie sehen in ihnen Fackeln, mit denen böse Geister nachts Jagd auf Menschen machen. Die jeden August wiederkehrenden Sternschnuppenschwärme entstehen, weil der Komet Swift-Tuttle auf seiner Bahn um die Sonne winzige Kometenpartikel im Schlepptau hat. Kreuzt die Erde die Flugbahn des Kometen, dringen die millimetergroßen Partikel aus dem Kometenschweif mit mehr als 200 000 Kilometern pro Stunde in die Erdatmosphäre ein. Dort werden sie abgebremst und verglühen in rund 100 Kilometern Höhe. Dabei entsteht der für Sternschnuppen charakteristische leuchtende Schweif. Bei Berlin die beste Sicht Noch bis Ende August können bis zu 150 dieser Sternschnuppen pro Stunde beobachtet werden. Im rund 100 Kilometer nordwestlich von Berlin gelegenen Gülpe befindet sich ein Geheimtipp für Hobby-Astronomen. Dort liegt der erste Sternenpark Deutschlands. Am dunkelsten Ort der Bundesrepublik gibt es kaum Streulicht und das Naturschauspiel ist dort am besten zu beobachten. Auch in der Rhön, im Dreiländereck zwischen Thü- ringen, Bayern und Hessen, findet sich ein solcher Sternenpark. Beide Parks bieten den Besuchern Nachtwanderungen mit zertifizierten Sternenführern an und eine von Lichtverschmutzung weitgehend freie Sicht aufs tiefschwarze Firmament. Die beste Zeit für den Blick in den Sternenhimmel ist zwischen zwei und vier Uhr nachts. Dann steht die Weltkugel so, dass Europa dem Sternschnuppenschauer direkt zugewandt ist. Das Wetter scheint den Sternguckern in jedem Falle wohlgesonnen. Die sommerlichen Temperaturen und der wolkenfreie Nachthimmel sollen uns noch eine ganze Weile erhalten bleiben. Übrigens, wer die Sternschnuppen im August verpasst, der bekommt im November erneut eine Chance. Vom 14. bis zum 21. November lässt der nächste Komet einen wahren Wunschregen auf uns niederrieseln. Also: Wünsch dir was! SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 32/2015” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Der Gewinn: Ein mobiler Bluetooth-Lautsprecher Creative D100 Lösung der Ausgabe 30/2015: 9 6 8 4 Gewonnen hat: Christian Pabst Foto: imago 12 Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.